Südtirol Panorama - Januar 2010

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Vers. in Post. - 45% - Art. 1 Abs. 1 - Ges. 353/2003 (abg. Ges. 27.02.2004 Nr. 46) - CNS Bozen Poste Italiane SpA - Taxe percue / Tassa pagata - Abo im Inland: 11 Euro - Abo im Ausland: 20 Euro

www.panorama-online.com – Nr. 01/2010 – 1,80 Euro

Januar 2010 südtirol

panorama Das Wirtschaftsmagazin

MATTEO THUN

Der Stararchitekt, der eigentlich keiner sein möchte

DER REVOLUTIONÄR

Der neue EOS-Präsident Federico Giudiceandrea

LAGE AM BAU

Exklusive Studie über die Bauwirtschaft in Südtirol

GRÜ NDE

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Ganz egal wie Sie wohnen, eines sollte perfekt sein: Sonnen- und Wetterschutz mit Energiesparfunktion!

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INHALT

EDITORIAL 4

News & Trends Titel

Ein Jammerland?

26 Ein Star, der keiner sein möchte Matteo Thun zählt zu den Stars in der internationalen Architektur- und Designszene. Er selbst möchte davon nichts wissen. Im Interview fordert er das Ende der Stararchitekten und die Abschaffung der Sterne-Kategorien in Hotels.

Unternehmer & Märkte

Wer im Herbst einen Handwerker, ganz egal ob einen Zimmerer, Elektriker oder Maler, engagieren wollte, musste Geduld beweisen: Die Handwerker hatten alle Hände voll zu tun. Da frage ich mich, wie es kommt, dass im Moment nirgendwo so heftig gejammert wird wie in der Bauwirtschaft? Die Gemeinden würden nicht mehr ausschreiben, die Hoteliers nichts mehr investieren, die privaten Bauherren hätten die Lust am Bauen verloren. Dazu komme, dass die Banken den Geldhahn zudrehen und Niedrigstpreise den Markt zerstören. Steht es wirklich so schlimm um die Südtiroler Bauwirtschaft oder erleben wir ein Jammern auf einem hohen Niveau – ganz nach dem alten Sprichwort „Es sind nicht alle krank, die ach und wehe schreien.“ Wir sind genau dieser Frage nachgegangen: Mit einer Online-Umfrage haben wir Südtirols Firmen im Bausektor nach ihrer Meinung gefragt. Das Ergebnis verblüfft: Gerade einmal 9,7 Prozent der Befragten sprechen 2009 von einer schlechten Auftragslage. Dafür fürchten sie finanzielle Engpässe: Über 40 Prozent der Befragten klagen über eine schlechte Zahlungsmoral, gar über 60 Prozent über den Preiskampf. Aufträge sind zwar hier, aber die Gewinne werden weniger. In diesen Fall sprechen wir nicht von Jammern auf hohem Niveau, sondern Klagen um das finanzielle Überleben. Doch Jammern allein füllt keine Kammern. Es gilt also aktiv zu werden und neue Lösungen zu suchen. Wie diese aussehen können und wie die Politik, Verbände und Großunternehmer die Zukunft der Bauwirtschaft einschätzen, lesen Sie ab Seite 14 im umfassenden Branchenreport. Ein Beitrag für den künftigen Erfolg am Bau.

08 Nullrunde: Das Jahr danach

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Blick in die Zukunft Wann Ökostädte Realität werden und warum Südtirols Unternehmer zu verschlossen sind. Ein Gespräch mit dem Trendforscher Andreas Steinle.

Branchenreport Bauindustrie 14

Exklusiv: Studie zur Bauwirtschaft Steckt die Baubranche tatsächlich in einer tiefen Krise? Die Südtirol PanoramaStudie gibt einen Überblick, wie schlimm es wirklich ist, welche Probleme den Markt am stärksten zu schaffen machen und wie sie gelöst werden können.

24 Der Revolutionär Wie sich der neue EOS-Präsident Federico Giudiceandrea mit der Firma Microtec zum weltweiten Leader in der Holzvermessung emporgearbeitet hat.

36 Fassadenspiel Fernheizwerke setzen in Südtirol nicht nur energetische, sondern auch architektonische Zeichen. Ein Paradebeispiel ist das Fernheizwerk Meran.

Spezial Gründerzeit 38 Endlich der eigene Chef Vier Jungunternehmer, die den Schritt der „Existenzgründung“ gewagt haben und mit ihrer Geschäftsidee bereits heute Erfolge feiern.

44 Finanzierung schwer gemacht Neue Kredite sind auch in Südtirol Mangelware. Welche Alternativen es zum Darlehen gibt und welche Finanzierung sich für welchen Gründertyp eignet.

47 So klappt das Bankgespräch Was Gründer bei Kreditverhandlungen mit der Bank beachten müssen.

50 Der perfekte Businessplan Wie Sie mit einem gut durchdachten Businessplan überzeugen.

54 Von der Idee zum Patent Tipps, wie Gründer ihre genialen Ideen sichern können.

Steuern & Recht 56 Tremontis Neuerungen Die „legge finanziaria“ ist in Kraft und überrascht mit einigen wenigen neuen Bestimmungen im Steuerbereich. Welche dies sind und was sie bringen sollen.

Geld & Finanzen

Foto: Ludwig Thalheimer

Lohnverhandlungen waren 2009 so schwierig wie kaum zuvor. Doch auch für 2010 geben Unternehmen geringe Aussichten auf wesentliche Erhöhungen.

Verena Pliger

58 Der Siegeszug der ETFs Der Zertifikatemarkt ist eingebrochen und erholt sich nur langsam. Einen wahren Boom erleben dafür die Exchange Traded Funds (ETFs). Wie interessant sie für Investoren wirklich sind, erklärt der Börsenexperte Oliver Hans.

Service 59 59 60 63 65 66

Finanzkommentar: Ausblick 2010 Portfolio: Shanghai Composite Index Finanzkolumne: Europa wie Japan Up to Date: Die feinsten Champagner – Travel-Insidertipp Zürich Events & Termine Was macht eigentlich … Klaus Dubis?

Impressum Erscheinungstermin: 22. Januar 2010 Projektleitung: Verena Pliger Verantwortlicher Direktor: Kurt W. Zimmermann Autoren: Oliver Kainz, Ariane Löbert, Silvia Oberrauch, Melanie Ockert Korrektur: Claudia Savelli Rückmeldungen an die Redaktion: panorama@ ff-bz.com Grafik und Produktionsleitung: Ralf Kohler Marketing und Verkaufsleitung: Michael Maria Disertori Herausgeber: ff-Media GmbH Bozen – Eintrag. Lg. Bozen 20/98 R.P. vom 7.10.98 Südtirol Panorama: Brennerstraße 7a, 39100 Bozen, Tel. 0471 30 45 45, Fax 30 45 11, www.panorama-online.com, panorama@ff-bz.com Druck: Kärntner Druckerei, Klagenfurt (A) Gesamtauflage: 26.000 Stück

Südtirol Panorama Januar | 2010

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Foto: Alexander Alber

NEWS & TRENDS

Wintertourismus: Gute Bettenauslastung Walter Meister, Präsident des Hoteliers- und Gastwirteverbands, ist zufrieden: Südtirols Hoteliers hatten in der Weihnachtszeit volle Betten. Bisher deute auch vieles darauf hin, dass die Wintersaison weiterhin gut verlaufen wird und die Buchungssituation für die kommenden Wochen und Monate erfreulich bleibt. Doch eine Prognose zu wagen, ist schwierig. „Die Gäste buchen immer kurzfristiger und planen auch nur noch für eine kurze Aufenthaltszeit“, weiß Walter Meister. Wie auch in

den vergangenen Jahren kommt der Löwenanteil der Touristen einmal mehr aus Italien und Deutschland. „Etwas nachgelassen hat der Gästezustrom aus den USA, Großbritannien und Russland“, so die Einschätzung von Walter Meister. Dies liege daran, dass diese Länder die Wirtschaftskrise besonders stark getroffen hat. Rückläufig seien laut Meister auch die Zahlen der tschechischen und slowakischen Touristen, da die osteuropäischen Länder zunehmend selbst Skigebiete bauen.

Bei all der Freude über die gute Bettenauslastung vergisst Meister nicht auf das Problem der Dumpingpreise hinzuweisen. „Wir leben zwar in einer freien Marktwirtschaft, aber durch Dumpingpreise einiger Hoteliers wird nicht nur der eigene Betrieb, sondern der ganze Markt kaputt gemacht“, kritisiert der Präsident des HGV. Vor allem Hotels mit zwei oder drei Sternen würden dadurch unter Druck geraten und es entstehe somit ein unfairer Wettbewerb.

Trotz Krise niedrige Arbeitslosenquote

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Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereich und Geschlecht im 3. Trimester 2009

Männer

Frauen 6,3 %

9,6 %

8,8 %

35,2 % 55,2 % 84,9 %

Landwirtschaft

Prod. Gewerbe

Dienstleistungen

Quelle: ASTAT/ff-Media

Die Arbeitslosenquote in Südtirol bewegt sich auch weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau. Im dritten Trimester 2009 ist sie laut Astat mit 2,4 Prozent gleich hoch wie im Vergleichsraum des Vorjahres. Es handelt sich hier um gleitende Mittelwerte, bei denen die Zahlen des jeweiligen Trimesters mit jenen der drei vorhergehenden Trimester gemittelt werden. Die Quote der Männer liegt bei 2,0 Prozent, jene der Frauen bei 3,0 Prozent. Der Abstand zwischen der höheren Arbeitslosigkeitsquote der Frauen und jener der Männer hat auch in der Vergangenheit immer ein bis zwei Prozentpunkte betragen. Insgesamt beteiligen sich drei Viertel der Südtiroler Bevölkerung im Alter zwischen 15 und 64 Jahren am Erwerbsleben. Die Erwerbsquote der Männer (82,3 Prozent) ist nach wie vor deutlich höher als jene der Frauen (64,7 Prozent). Hervorstechend ist mit 67,9 Prozent die hohe Zahl der Dienstleister.


KARRIERESPRUNG

In Südtirol … An der Spitze der Unternehmer

Foto: Alexander Alber

JOSEF NEGRI, Nachfolger von Udo Perkmann als Direktor des Unternehmerverbandes.

Pietro Calò, Geschäftsführer der Etschwerke, und LeitnerChef Michl Seeber setzen nun gemeinsam auf Windenergie

Etschwerke steigen in Windenergie ein

Schon seit 1987 hat Josef Negri den Unternehmerverband Südtirol und das Kollegium der Bauunternehmer mitgeprägt. Dank dieser langjährigen Erfahrung weiß Negri genau, welche Probleme es zu bewältigen gilt: „Das Jahr 2010 wird vor allem für den Bausektor ein schwieriges Jahr, weil dieser Sektor die Auswirkungen der Wirtschaftskrise erst verspätet spüren wird.“ Und wie kann der Bausektor die Krise überstehen? „Erstens ist es wichtig, dass die öffentliche Hand weiterhin im Bausektor investiert. Und zweitens müssen die Banken Vertrauen in die Südtiroler Unternehmen haben. Die mangelnde Liquidität ist eines der größten Probleme, das nicht nur den Bausektor, sondern auch andere Wirtschaftsbereiche betrifft“, ist Negri überzeugt.

Foto: stock.xchng/ohzara

Weiters hat sich der neue Direktor des Unternehmerverbandes vorgenommen, das Dienstleistungsangebot für die Betriebe auszubauen. Negri will auch verstärkt Synergien zu verschiedenen Beziehungspartnern entwickeln, wie z.B. zum Kollegium der Bauunternehmer, zu den Universitäten Bozen, Innsbruck und Trient, zum TIS innovation park, zum Fraunhofer-Institut, zur EURAC und anderen Einrichtungen.

… und anderswo

Foto: Alexander Alber

DIGITAL MARKETING FÜR NIKE

Anton Seeber, Geschäftsfüher von Leitwind

Es ist ganz klar eine große Sache. Insgesamt 96 Millionen Euro investiert eine neu gegründete Gesellschaft in die Entwicklung, Errichtung und Verwaltung von Windparks. Die Gesellschafter sind keine Unbekannten: Es sind das Unternehmen WPP, das zur Leitwind AG (Gruppe Leitner) ge-

hört, und die Etschwerke AG. Damit sind sie eines der größten Joint Venture im Bereich Erneuerbare Energien in der Südtiroler Wirtschaftsgeschichte eingegangen. Die Aufteilung ist klar: Leitwind wird sich für die Lieferung, Installation sowie die Instandhaltung der Windkraftanlagen verantwortlich zeigen. Die Etschwerke AG für den Vertrieb, der in den Windparks erzeugten elektrischen Energie, und die Ausstellung der entsprechenden Grünen Zertifikate. „Wir starten zunächst mit der Verwaltung von fünf Windparks, die 11.000 MWh erzeugen werden. Ein Windpark ist in der Toskana bereits in Betrieb. Die anderen vier werden ebenfalls in der Toskana und am Brenner folgen“, erklärt Anton Seeber, Geschäftsführer von Leitwind, der sich trotz anderer italienischer und ausländischer Interessenten für eine Zusammenarbeit mit der Etschwerke AG entschieden hat.

DAVIDE COSTANZO arbeitet in der Digital Marketing Abteilung bei Nike Italy in Bologna.

Durch millionenschwere Werbekampagnen hat sich Nike an die Spitze der Sportartikelhersteller katapultiert. Jährlich pumpt Nike Hunderte von Millionen Dollar in die Werbung, um die Konkurrenten Adidas und Reebok abzuhängen. „Kleckern statt klotzen“ lautet die Devise. Das Digital Marketing ist dabei zu einem wichtigen Werbekanal geworden. Wie es funktioniert, das weiß ein 28-jähriger Bozner. Davide Costanzo ist seit Kurzem in der Digital-Marketing-Abteilung von Nike Italy in Bologna tätig. Täglich führt er Videokonferenzen mit seinen Kollegen am Hauptsitz der Firma Nike in Beaverton, Oregon. „Werbung ist zwar ein elementarer Bestandteil des digitalen Marketings, jedoch nur ein Aspekt im gesamten Marketingbeziehungsgefüge. Geschäftsleute müssen ihre Kunden nicht nur von ihrem Angebot überzeugen, sondern sie dabei auch unterhalten. Als Plattformen für digitales Marketing dienen hier vor allem soziale Netzwerke wie „Facebook“, so der gelernte Webdesigner, der in den Jahren zuvor für das Jeanslabel Diesel gearbeitet hat.


KURZ NACHGEFRAGT

NEWS & TRENDS

Ende der Krise?

Martin Pichler

Foto: hds

Wann wird die Euphorie an den Börsen ein Ende nehmen und wie wird sich das auf die Südtiroler Wirtschaft auswirken? Wir haben vier Südtiroler Unternehmen nach ihrer Einschätzung gefragt.

MARTIN PICHLER: Zu den wichtigsten

Zielen und Aufgaben des Verbandes gehört es vor allem, die Qualität der Dienstleistungen der angeschlossenen Reisebüros stetig zu steigern. Derzeit garantieren 65 Geschäftsstellen südtirolweit eine professionelle Dienstleistung. Unsere Kunden erwarten sich eine individuelle Beratung und eine umfassende Information. Durch entsprechende Weiterbildung der Reisebüroinhaber und deren Mitarbeiter will unser Verband diesem Ziel entsprechen. Aber es gilt auch, illegale Reiseveranstalter in die Schranken zu weisen. Was muss man sich unter illegalen Reiseveranstalter vorstellen?

Es ist eine Tatsache, dass es immer wieder Privatpersonen gibt, die Reisen ohne entsprechende Lizenz und ohne Haftpflichtversicherung veranstalten. Veranstalter, die ohne Lizenz und ohne Versicherung eine Reisebürotätigkeit ausführen, können die Qualität nicht garantieren und bringen durch ihre mangelhafte Arbeit auch die seriösen Reisebüros in Verruf. Bedauernswerterweise gibt es unter den illegalen Veranstaltern auch Betrüger. Erst letztes Jahr wurde in Leifers ein Fall bekannt, wo ein Reiseveranstalter seine Kunden um ihr Geld betrogen hat. Und wie wollen Sie das Problem in den Griff bekommen?

Es geht in erster Linie darum, dass das Amt für Tourismus mehr Kontrollen durchführt. Wir vom Verband der Südtiroler Reiseveranstalter werden deshalb in Zukunft versuchen, in dieser Hinsicht noch stärker mit dem Amt für Tourismus zusammenzuarbeiten. ◀ OK

Das Unternehmen Selva lässt mit gleich zwei Neueröffnungen aufhorchen: in Shanghai und in Dubai. Bis Philipp Selva, Inha- 2011 sollen insber der Selva AG in gesamt 20 weitere Flagshipstores in Bozen den wichtigsten Metropolen der Welt folgen. „Wir haben 2009 in Russland und Großbritannien Umsatzrückgänge von 25 Prozent verzeichnet. Das ist ein schwerer Schlag. Dafür hat sich unser Hauptabsatzmarkt Deutschland halten können. Das stimmt uns zuversichtlich.“ Allerdings hatten die Rückgänge zur Folge, dass Selva alle Mitarbeiter auf 35-Stunden-Woche umstellen musste. In der Möbelbranche erwartet Selva 2010 eine große Bereinigung.

Hans Krapf gibt sich zufrieden. Bis auf wenige Abstriche konnten seine beiden Unternehmen, die Duka AG in Brixen und Hans Krapf leitet Provex in Bruneck, die Duka AG und 2009 gut abschliedie Provex GmbH ßen. Das Jahr 2010 bezeichnet der Klausner Unternehmer als Jahr der Prüfung, ganz nach seinem Motto: Mehr dienen, weniger verdienen. „Die aktuelle wirtschaftliche Situation wird sich 2010 zwar nicht erholen, aber es wird auch nicht noch weiter nach unten gehen.“ Sein Immobilienunternehmen Haka AG wird Hans Krapf auch künftig noch etwas ruhen lassen „Die Bauwirtschaft ist die Branche, aus der im Moment wirklich wenig zu holen ist.“

Foto: Bettina Ravanelli

MEHR DIENEN, WENIGER VERDIENEN.

AUTOBRANCHE IN PREKÄRER LAGE.

NUR MINIMALE ZUWÄCHSE.

Große Änderungen wird es für Peter Thun 2010 nicht geben, ganz im Gegenteil: „Die Kaufkraft wird noch weiter zurückgehen, die KonPeter Thun, Inhaber der Thun AG in junkturprogramme werden auslaufen Bozen und die Arbeitslosenraten werden noch weiter steigen.“ Besonders gefährdet sieht er den spanischen Markt, wo die Arbeitslosenrate bei 20 Prozent liegt. Deshalb versucht die Thun AG diesen Markt nur mehr mit Shop-in-ShopAnlagen zu bearbeiten. „Für die Thun AG erwarte ich keinen Umsatzrückgang, leider aber auch nur minimale Zuwächse. Das ist natürlich schlecht, denn wir haben die letzten Jahre sehr stark investiert, allein 2009 haben wir 50 neue Shops eröffnet.“

Für die Autobranche gibt Franz Staffler eine schlechte Prognose für 2010 ab: „2010 wird sich sicher noch schlechter entwickeln, da Zu Franz Stafflers die italienische ReIFI-Gruppe zählen gierung mit Dezem15 Unternehmen ber die Abwrackprämie hat auslaufen lassen. Zudem haben wir weltweit in jedem Segment des Automobilmarktes Überkapazitäten, das heißt, der Automarkt muss schrumpfen.“ Mit „Centralauto“ und „Ama“ musste Staffler selbst bereits 2009 zwei seiner Unternehmen schließen. Zusätzlich musste Staffler die Fiat-Konzession sowohl für LKWs wie auch für PKWs an die Konkurrenz abgeben. Rund 50 Mitarbeitern kosteten diese Maßnahmen ihren Arbeitsplatz.

Foto: Alexander Alber

SÜDTIROL PANORAMA: Sie wurden auf der Generalversammlung als Präsident des Verbandes Südtiroler Reisebüros bestätigt. Was haben Sie sich für die nächsten vier Jahre vorgenommen?

UMSATZEINBRUCH IN RUSSLAND.

Foto: Alexander Alber

Der Präsident des Verbandes Südtiroler Reisebüros sagt illegalen Reiseveranstaltern den Kampf an.


BUSINESS PR-INFO

10 Jahre IT-Know-how Das Unternehmen Alpin GmbH mit Sitz in Bozen hat sich zum Kompetenzzentrum für rechtssichere digitale Archivierung und Dokumentenmanagement entwickelt. Im Interview spricht Vertriebsleiter Walter Persiani über die größten Herausforderungen der letzten 10 Jahre. SÜDTIROL PANORAMA: Die Firma Alpin GmbH hat im letzten Jahr ihr 10-jähriges Bestehen gefeiert. Inwiefern hat sich Ihr Beratungsfeld in diesen Jahren verändert? WALTER PERSIANI: Als das Unterneh-

men von Joachim Pfeifer, Christof Moar und Andreas Rier gegründet wurde, lag der Schwerpunkt vor allem im Bereich Beratung. Es ging darum, den Unternehmen aus der am Markt verfügbaren Fülle an Softwarelösungen die jeweils richtige auszuwählen. Heute haben wir uns auch zu Experten im Bereich der digitalen Archivierung und des e-Commerce entwickelt. Alpin gilt als der Spezialist in Südtirol im Dokumenten- und Workflow-Management. Was genau kann man sich darunter vorstellen?

Unser Informatikunternehmen liefert auf der Basis des eigens dafür entwickelten Softwaresystems „d3“ Lösungen für die digitale Aufbewahrung und Weiterbearbeitung von Dokumenten. Damit können

S o f t w a r e ,

C o n s u l t i n g

unsere Kunden nicht nur Kosten einsparen, sondern auch Durchlaufzeiten von Prozessen reduzieren und damit effiziente Abläufe schaffen. Auch im Bereich e-Commerce ist Alpin führend. Welche Lösung können Sie hier Ihren Kunden anbieten?

Firmen wie Sportler AG, Dr. Schär GmbH oder A. Loacker AG ebenso wie der Südtiroler Gemeindenverband, der Landesverband der Handwerker sowie die Bezirksgemeinschaften der Provinz ◀ Bozen.

Wir können damit für unsere Kunden eine effiziente und flexible Verkaufsplattform im Internet realisieren, mit automatischen Schnittstellen, die an die verschiedensten Warenwirtschaftssysteme angebunden sind. Das heißt, dass einerseits Kunden gleich online über das Netz bestellen und bezahlen können, ohne dass Mitarbeiter dabei ans Telefon gebunden sind. Aber auch, dass etwa Vertreter nicht erst einem anderen Mitarbeiter Bestellungen durchgeben müssen, sondern diese direkt in das ERP-System einspeisen können. Das spart Zeit und verhindert vor allem Fehler. Welche Unternehmen in Südtirol machen bereits Gebrauch von Ihrer Lösung?

&

S t r a t e g y

Walter Persiani ist Vertriebsleiter bei Alpin

infobox

Alpin GmbH Lanciastraße 8/B 39100 Bozen Tel. 0471 056004 www.alpin.it

Für manche Prozesse benötigt man auch weiterhin Papier. Für alle anderen nicht.

e rung pliancail Archivie m o C il Emassichere Em t h c e R tiva ostitu2 0 0 0 S e n o 445/ iviazi Archä ß D P R Gem

Do k u m e n t e n m a n a ge m e n t · R e ch t s s i ch e re A rch i v i e r u n g

alpin gmbh srl lanciastr. 8b tel 0471 056000 info@alpin.it

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UNTERNEHMER & MÄRKTE

Nach der Nullrunde Lohnverhandlungen in Zeiten der Krise gestalten sich mehr als schwierig. Nach Nullrunden und stagnierenden Tarifverhandlungen hoffen Arbeitnehmer und Gewerkschaften auf neue Bewegung, während die Unternehmer noch verhaltene Aussagen geben.

N

ullrunde, so lautet das scheinbar häufigste Resümee über das vergangene Wirtschaftsjahr 2009, wenn nach den Lohnentwicklungen auf der mittleren und führenden Management-Ebene gefragt wird. Während es bei den „Normalsalären“ geringe Lohnangleichungen und Anpassungen auf der Grundlage der Kollektivverträge gab, stagnieren die Erhöhungen der Gehälter im Topmanagement. KAUM LOHNERHÖHUNGEN 2009. Doch ganz ohne Lohnsteigerungen sei auch das vergangene Jahr nicht ausgegangen. „Bei den Privaten gab es durchaus Steigerungen, und zwar mehr als den Inflationsausgleich“, so Richard Stampfl, Geschäftsführer der Dr. Schär GmbH in Burgstall. Die Wirtschaftssituation des vergangenen Jahres machte allerdings größere Anstiege kaum möglich. Dass dabei kaum Forderungen laut wurden, sei vor allem auf das Verständnis der Manager für die aktuellen Entwicklungen zurückzuführen. Gerade in den Führungsebenen sei das Bewusstsein dafür gegeben. Eigentlich kaum überraschend, laufen hier die entsprechenden Informationen zum Unternehmen zusammen, die den genauen Istzustand widerspiegeln. MEHRWERT SCHAFFEN. Aber nicht nur

die monetäre Entlohnung stand bei der Dr. Schär GmbH im Vordergrund. „Zum einen konnten wir im Krisenjahr unseren Angestellten den Arbeitsplatz garantieren. Zum anderen haben wir in die Weiterbildung unserer Mitarbeiter investiert und für beide Seiten einen Mehrwert geschaffen“, erklärt Stampfl. Für 2010 bleibt für ihn abzuwarten, wie sich der Markt und die Auftragslage entwickeln. „Wir rechnen mit einem guten Jahr. Vielleicht wird es uns auch möglich sein, die Verzichte aus den beiden vergangenen Jahren wieder aufzuholen“, gibt er sich optimistisch. Bei der Torggler-Gruppe waren im Einver-

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Südtirol Panorama Januar | 2010

Richard Stampfl, Geschäftsführer der Dr. Schär AG in Burgstall

Tony Tschenett ist Vorsitzender des Gewerkschaftsbundes ASGB

nehmen mit den Mitarbeitern im vergangenen Jahr ebenfalls weniger Lohnverhandlungen zu verzeichnen. Gerade in der Riege der Topmanager werde es zumindest im privatwirtschaftlichen Bereich keine großen Erhöhungen geben, da dieser Bereich zunächst auf Konsolidierung bedacht sei. Wenn überhaupt, dann würden sich Gehaltserhöhungen in diesem Bereich auf variable Anteile konzentrieren, die direkt mit dem Erfolg des Unternehmens zusammenhängen. Schärfer in die Kritik geht Stefan Schwarz mit der öffentlichen Hand. „Hier scheint das öffentliche Geld einfach da zu sein und muss nicht erwirtschaftet werden. Manager können hier besser pokern“, meint er.

Mitarbeitern 14 Gehälter, obwohl der Kollektivvertrag nur 13 vorsieht“, so der Torggler-Personalleiter. Für das Management bei der GKN Driveline AG mit Sitz in Bruneck brachte das Jahr 2009 eine Nullrunde oder nur minimale Anpassungen. Auch hier hätten sich die Mitarbeiter verständnisvoll gezeigt. „Sie sind immerhin direkt dran am Thema und wissen um die Unternehmensentwicklung“, erklärt Personalleiter Andreas Rogger. Die Situation für das neue Jahr sei noch schwer einschätzbar. Es sei schwierig, in Jahren mit Umsatzeinbrüchen die tariflichen Erhöhungen umzusetzen. Für das Unternehmen ergeben sich dadurch hohe Belastungen, die an anderen Stellen kompensiert werden müssen. „Bei den Tariflöhnen zahlen wir weit mehr als die Minimalgrenze vorsieht. Die zusätzlichen Monatsgehälter entsprechen dem Marktwert“, so Rogger weiter. In den vergangenen Jahren habe es besonders auf der Ebene der Angestellten eine starke Veränderung gegeben. In den angebotenen, unternehmensgeförderten Fortbildungsmaßnahmen sieht Rogger weniger Benefits für den Mitarbeiter, sondern eine Wettbewerbsnotwendigkeit.

ERGEBNISPRÄMIEN & ZUSATZLEISTUNGEN. Ohne die Gewerkschaften, aber mit

ihren Betriebsräten wird in der TorgglerChimica Spa eine jährliche Ergebnisprämie ausgehandelt. Diese berücksichtige jeweils den Trend der Produktivität und der Produktionsmenge. Hinzukommen Zusatzleistungen wie eine Mensavergütung, Weiterbildungsangebote wie Sprachkurse oder auch Weihnachts- und Urlaubsgeld. „Wir zahlen somit auch unseren chemischen


UNTERNEHMER & MÄRKTE Für die etwa 600 Angestellten am Standort Bruneck gebe es allerdings eine Reihe von lohnenswerten Zusatzleistungen. Der eigene Supermarkt werde zu 80 Prozent, die Betriebsmensa sogar bis zu 99 Prozent genutzt. Außerdem biete das Unternehmen Versicherungen und einen Solidaritätszuschlag im Todesfall. Die Betriebskrankenkasse werde laut Rogger von der gesamten Belegschaft genutzt.

hen Lohnverhandlungen für verschiedene Berufssparten im Privatsektor an. Auch im öffentlichen Dienst warten fast 43.000 Bedienstete seit 31. Dezember 2008 auf einen neuen Kollektivvertragsabschluss. „Hier ist der Hinweis auf den sicheren Arbeitsplatz nur ein kleiner Trost“, so Tschenett. „Es ist gleichzeitig eine unhaltbare Situation, dass das Land viel Geld für Beraterverträge ausgibt, während es in Südtirol durchaus viele Leute gibt, die die gleiche Leistung für ein angemessenes Gehalt erbringen könnten“, meint der Gewerkschaftsvorsitzende. VERHANDLUNGSMACHT. Eine gute Ver-

Andreas Rogger, Personalleiter der GKN Driveline AG in Bruneck

EINKOMMEN UNTER 1.200 EURO. Doch

nicht alle Betriebe in Südtirol können solche Zusatzleistungen in Zeiten der Krise bieten. Tony Tschenett sieht die gesamte Situation sehr kritisch. „Fünfzehn Prozent der Angestellten in Südtirol haben ein monatliches Einkommen unter 1.200 Euro. Das reicht kaum, um den Lebensunterhalt zu decken. Mit dem Euro sind die Lebenshaltungskosten gestiegen, nicht aber die Gehälter. Vor allem die Arbeitnehmer haben dies zu spüren bekommen“, so der Vorsitzende des Autonomen Südtiroler Gewerkschaftsbundes (ASGB). In der OECD-Übersicht des durchschnittlichen jährlichen Nettoeinkommens eines alleinstehenden Arbeiters ohne Familie nimmt Italien mit knapp über 16.000 Euro (Stand 2008) den 23. Rang ein, sogar noch unter dem OECD-Durchschnittswert von etwa 19.500 Euro. NEUE LOHNVERHANDLUNGEN. Durch die Krise ist in Südtirol die Arbeitslosigkeit zwar nicht gestiegen, Unternehmen und Gewerkschaften haben aber Abkommen getroffen, um die Krise einigermaßen abzufedern. Doch die Krise ist längst noch nicht vorbei. Für das erste Quartal 2010 ste-

handlungsmacht hätten laut Karl Gudauner, Direktor des Arbeitsförderungsinstituts Bozen (AFI-IPL), die qualifizierten Arbeitnehmer. „Individuelle Aufbesserungen, die über die kollektivvertraglich garantierten Standards hinausgehen, sind hierbei durchaus üblich, auch wenn es keine öffentlichen Erhebungen dazu gibt. Auf einem Arbeitsmarkt, wo bestimmte Qualifikationen nur unzureichend vorhanden sind, gehen die Entlohnungen tendenziell in die Höhe. Da dies seit vielen Jahren in Südtirol der Fall ist, konnten bestimmte Kategorien von Arbeitnehmern höhere Löhne aushandeln“, so Gudauner.

Die wichtigsten Tipps für Lohnverhandlungen ▶ Initiative ergreifen und um einen Termin bitten: Denn nur die wenigsten Chefs warten auf derartige Gespräche. ▶ Geben Sie auch Ihrem Chef Zeit, sich auf das Gespräch vorbereiten zu können. ▶ Gehen Sie gut vorbereitet in das Gespräch: Verzichten Sie dabei auf sachfremde Argumente. ▶ Sprechen Sie erst über Ihre Leistungen und Erfolge, danach erst über die Entlohnung. ▶ Überschätzen Sie Ihren Wert nicht: Bei Ihren Gehaltsvorstellungen müssen Sie auch individuelle Faktoren wie Alter, Berufserfahrung und Dauer der Betriebszugehörigkeit berücksichtigen. ▶ Bereiten Sie sich auf die Marktsituation: Wie geht es Ihrer Firma und Ihrer Branche? ▶ Überlegen Sie vorher, welche möglichen Zusatzleistungen oder Boni für Sie interessant wären. ▶ Vereinbaren Sie einen Zieltermin für eine Entscheidung – für beide Seiten. ▶ Keine Drohungen „Mehr Geld oder ich gehe“. Damit haben Sie meist das Nachsehen.

DIE ROLLE DER GEWERKSCHAFTEN.

Wenig qualifizierte Arbeitnehmer sind auf die Erfolge der Gewerkschaften angewiesen. Befragungen zeigen, dass viele Arbeitnehmer nur die kollektivvertraglichen Mindestlöhne beziehen. Auf der Niedriglohnebene erfüllt die Gewerkschaft eine wichtige Funktion zur Sicherung angemessener Einkommen. „Die Unternehmerverbände sollten ihre Verantwortung wahrnehmen und für die Verteilung der Produktivitätszuwächse durch den Abschluss von lokalen Zusatzverträgen sorgen. Schließlich ist das in den gesamtstaatlichen Sektorenkollektivverträgen so vorgesehen, die ihre Vertretungen unterzeichnet haben. Vielfach werden solche Abkommen auf lokaler Ebene nicht abgeschlossen und wenn, dann mit geringen Erträgen von ein paar Hundert Euro brutto“, so Gudauner. Die Lohnpolitik der Unternehmen habe laut Gudauner auch volkswirtschaftliche Auswirkungen. „Wir brauchen eine Verbesserung für die Menschen, die mit den Niedriglöhnen nicht mehr auskommen. Es ist dafür zu sorgen, dass die Unternehmen die Produktivitätszuwächse anteilig an die Mitarbeiter weitergeben. Das ist laut unseren Erhebungen nur bei einem kleinen Teil der Unternehmen der Fall.“ GEWINNER 2010. So bleibt nur ein ver-

haltener Ausblick auf mögliche Gewinner des neuen Jahres. Für Tony Tschenett sind es immer noch die Topverdiener, die sich auch weiterhin gute Einzelverträge und weitere Vergünstigungen aushandeln können. Trotz optimistischer Wirtschaftsprognosen für 2010 erwartet Karl Gudauner dennoch schwierige Tarifverhandlungen und wenig Bereitschaft für neue Kollektivvertragsgespräche. „Der Mehrwert wird wohl eher in den Unternehmen bleiben“, so der AFI-Direktor. Für die Unternehmen stehen die Gewinner ganz klar fest: jene Arbeitnehmer, die auch in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten zu ihrer Firma gestanden haben. „Mitarbeiter, die diesen Prozess mitgegangen sind, konnten somit ihre Position stärken“, meint Richard Stampfl. Und Andreas Rogger ergänzt: „Die Gewinner sind sicherlich diejenigen, die einen Mehrwert geschaffen haben und diesen für sich gel◀ tend machen konnten.“ MELANIE OCKERT

Südtirol Panorama Januar | 2010

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UNTERNEHMER & MÄRKTE

Foto: Alexander Alber

Andreas Steinle ist Leiter der Zukunftsakademie des Zukunftsinstituts in Frankfurt

Die Zukunft verspricht ... ... nicht nur Gutes! In welche Richtung sich die Wirtschaft entwickeln wird, warum Ökostädte das Potenzial der Zukunft bergen und warum Südtiroler Unternehmer zu verschlossen sind – eine Einschätzung des international bekannten Trendforschers Andreas Steinle vom Zukunftsinstitut.

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or acht Monaten noch hat die Welt einen Kollaps des internationalen Finanzsystems gefürchtet. Große Banken könnten pleitegehen und

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Südtirol Panorama Januar | 2010

die Sparvermögen der Bürger vernichten. Von dieser apokalyptischen Stimmung ist heute wenig übrig: Anleger kaufen wieder Anleihen, sie kaufen Rohstoffe, sie kaufen

Gold. Wie wird sich diese Euphorie auf die Innovation auswirken? Ein Gespräch mit Andreas Steinle, dem führenden Trendforscher Deutschlands.


UNTERNEHMER & MÄRKTE 1.

2.

3.

1. Ohne Autos, ohne Hochhäuser, ohne Shopping-Malls – 2016 soll die Ökostadt Masdar City in der Nähe von Abu Dhabi bezugsbereit sein. Die Ölscheichs des Emirats wollen globale Vorreiter auf dem Gebiet erneuerbare Energien werden 2. Anstelle von Shopping-Malls werden Beduinenzelte installiert 3. Wohn- und Einkaufsflächen sollen mit einer perfekten Ökobilanz glänzen

SÜDTIROL PANORAMA: Lässt sich von der momentanen Euphorie an den Börsen ein Signal ableiten, wie die Welt aus der Finanzkrise hervorgehen wird?

ternehmen, das sich global anbietet, eine sehr große Nachfrage ergeben.

oder Elektroauto in Erwägung gezogen und auch entwickelt werden.

Wer wird von diesem Aufwärtstrend in den Schwellenländern profitieren?

Woher werden die Innovationen dafür kommen?

ANDREAS STEINLE: Nein, nicht wirklich. Denn im Moment sind vor allem kurzfristige Spekulanten am Werk, die nicht an langfristiges Wirtschaftswachstum, sondern nur an ihr schnell verdientes Geld denken.

Wir haben heute zwei Milliarden Menschen, die einen westlichen Lebensstandard führen. Im Jahre 2050 werden es fünf Milliarden sein. Auf der einen Seite sind die Grundbedürfnisse noch nicht gedeckt, auf der anderen Seite brauchen diese Länder die innovativsten Produkte – und zwar sofort. Sofort einen Flachbildschirm und sofort ein Auto.

Diese können aus Europa, aus Deutschland, aber auch aus Südtirol kommen. Sie können aber auch aus den Schwellenländern selbst können. Denn dort wachsen das Wissen und der Bildungsgrad. Allein in China werden pro Jahr über 400.000 Ingenieure ausgebildet.

Wie realistisch ist es, dass Länder wie Indien oder China dabei auf umweltschonende Innovationen setzen?

Sicher vom Bereich Energie. Die spannendsten Projekte hierfür werden im Moment in Asien realisiert. So arbeitet man bereits seit Jahren am sehr avantgardistisches Projekt Dongtan, einer Ökostadt, die in der Nähe von Shanghai entstehen soll. Eine autofreie Stadt, die vollständig ohne Hochhäuser auskommt. Das Ziel ist eine 100 Prozent energieautarke Stadt. Das heißt, dass die gesamte Energie, die in der Stadt

Wenn nicht die Börse, wer wird dann die treibende Kraft in der Krise werden?

Teile der Welt entwickeln sich nach wie vor sehr rasant und dynamisch. So bedeutet die Wirtschaftskrise in China nicht 12 Prozent Rückgang, sondern 8 Prozent Wachstum. In Indien sieht es ähnlich aus. Wir haben also in den Schwellenländern eine aufstrebende globale Mittelschicht, die sich im dreistelligen Millionenbereich bewegt und ständig wächst. Da sie künftig immer stärker ihre Ansprüche und Bedürfnisse stellen wird, wird sich schließlich für jedes Un-

Sie werden darauf setzen müssen, denn ansonsten kracht es und ihnen fliegt alles um die Ohren. Wenn sich diese drei Milliarden Menschen alte Autos anschaffen, dann werden wir ein globales Erderwärmungsproblem haben. Also muss bei den Entwicklungen von Anfang an das beste energiesparende Solar-

Von welcher Branche dürfen wir die spannendsten Entwicklungen erwarten?

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UNTERNEHMER & MÄRKTE

Beispiel für eine gelungene Kooperation: Das „Nike+iPod Sport Kit“, ein Gerät für Jogger, entwickelt von Nike und Apple

benötigt wird, auch direkt selbst produziert wird. Wird die urbane Architektur der Zukunft also ohne Verkehr und Hochhäuser auskommen?

Das wäre jedenfalls der Wunsch. Auch im arabischen Raum wird an einem sehr ambitionierten Projekt gearbeitet. Dort möchte man Masdar City in Abu Dhabi zu einer Ökostadt umfunktionieren. Anstelle von Shoppinghäusern wird es Beduinenzelte geben, anstelle von Autoboulevards eine mittelalterlich verwinkelte Stadt. Das hat auch klimatisch sehr viele Vorzüge: Denn der Wind weht und der Staub fegt nicht mehr so stark. Weg vom exzessiven Luxus hin zu Einfachheit?

Ja, genau. So wird der neue Luxus definiert werden. Wir beginnen wieder, von der Natur zu lernen und wir beginnen wieder, nach menschlichen Maßstäben Dinge zu entwickeln, nach menschlichen Maßstäben auch Luxus neu zu definieren. Wann werden die reichen Araber oder Russen auf diesen neuen Trend der Einfachheit aufspringen?

In vielen Orten hat man bereits damit begonnen. Wo vorher luxuriöse ShoppingMalls standen, steht heute in den arabischen Ländern ein Guggenheim- oder ein Louvre-Museum. Auch die russische Elite hört auf, sinnlos ihr Geld zu verprassen. Vielmehr investiert sie jetzt in Kunst. Weil Russland so viele reiche Kunstförderer hat, ist die Kunstbewegung dort auch gerade so attraktiv. Werden Luxusprodukte künftig gar nicht mehr gefragt sein?

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Südtirol Panorama Januar | 2010

„Keine Sorge: Nicht alle Reichen werden zu Philosophen …“ Andreas Steinle

Die Leute werden auch künftig sehr viel Geld ausgeben und sich mit schönen Dingen wie Motorjachten umgeben. Also, keine Sorge: Nicht alle Reichen werden zu Philosophen. Sie werden ihren Fokus aber auf andere Produkte verlegen. Der exzessive Luxus wird nachhaltigen Luxus nicht total ablösen, aber es wird eine Verschiebung geben. Klotzen und protzen war gestern. In der Krise ist eine neue Tugend gefragt?

Ja, auf jeden Fall. Ein schönes Beispiel ist die Automobilindustrie. Einige große Marken ziehen sich aus der Formel 1 zurück, da sie sagen, dass ihre Kunden den Premiumanspruch heute anders definieren. Die Kunden empfinden immer stärker, dass es nicht zum Status eines Luxusautos passt, wenn diese Marke die Formel 1 sponsert. Kunden erwarten heute von Unternehmen eine gesellschaftliche Verantwortung gegenüber der Umwelt. Heißt das nicht auch, dass es einen Mentalitätswandel braucht, um Erkenntnisse auszutauschen und fremde Ideen anzuerkennen?

Es braucht in der Tat ein Umdenken in den Unternehmen. Eines, dem dies erfolgreich gelungen ist, ist das deutsche Unternehmen Tchibo mit der Aktion Tchibo Ideas: Verbraucher schildern ihre Alltagsprobleme, Erfinder und Designer bieten Lösungsvorschläge und Produktideen an. Der Vorteil für Tchibo: Das Unternehmen lernt die Wünsche der Verbraucher kennen und kann auf diese noch besser eingehen. Auch die Nutzer profitieren: Designer haben die Möglichkeit, ihre Ideen in enger Zusammenarbeit mit Tchibo zu produzieren. Auch Apple hat eine ähnliche Aktion gestartet und eine technologische Plattform geöffnet. Hier kann jeder Kunde eine Application für das iPhone entwickeln, diese wird von Apple geprüft und je nach Interesse der Kunden umgesetzt. Wird die Application realisiert, erhält der Entwickler 70 Prozent des Verkaufpreises, Apple hingegen nur 30 Prozent. Mittlerweile hat Apple einen Pool von 130.000 freiberuflichen Entwicklern, die für ihre Leistungen kein Grundgehalt beziehen. Damit konnte Apple bereits einen Umsatz von 200 Millionen Dollar erzielen. Eines der größten Probleme in Firmen ist, dass Mitarbeitern zu wenig Freiraum gewährt wird, um neue Ideen einzubringen und dann auch umzusetzen. Wie kann dieses Problem gelöst werden?

Sicher spielt auch heute noch das Leistungsentgelt eine große Rolle; die wichtigere Frage für Mitarbeiter ist aber jene, ob sie sich selbst entfalten können, ob sie ihre Ideen einbringen können und ob sie flexibel arbeiten können. Bei Google etwa entstehen Innovationen,


UNTERNEHMER & MÄRKTE indem Mitarbeiter 15 Prozent ihrer Arbeitszeit für individuell ausgewählte Projekte aufbringen können. In dieser Zeit können sie machen, was sie wollen. Die Unternehmer sind in Zukunft also gefordert, ihren Mitarbeitern Zeitfreiheit zu geben, um kreativ sein zu dürfen. Es muss Spaß machen, an solchen Projekten zu arbeiten.

hen Designanspruch zu verfolgen. Allerdings wird der Kooperationsgedanke noch stark vernachlässigt. Das heißt, Unternehmen tauschen sich untereinander noch zu wenig aus und Kunden werden noch zu wenig stark in die Entwicklung von neuen Produkten mit eingebunden. Sind wir Südtiroler zu verschlossen?

Leichter gesagt als getan! Wie sieht es bei Ihnen im Zukunftsinstitut aus?

Foto: Alexander Alber

Wir geben unseren Mitarbeitern etwa die Möglichkeit, Zeit anzusparen. Außerdem spielt es für uns keine Rolle, ob

In einem gewissen Sinn ja, aber das ist nicht nur ein Problem Südtiroler Unternehmer. Offenheit, Ehrlichkeit und Authentizität gehören grundsätzlich nicht immer zur Unternehmensphilosophie.

Kooperationen zwischen Firmen sind dazu da, ein Produkt attraktiver zu vermarkten. Denn viele Produkte sind als isoliertes Produkt nicht mehr interessant genug und bedürfen deshalb eines zusätzlichen Services. Um trotz immer kürzerer Produktlebenszyklen und steigender Innovationsgeschwindigkeit wettbewerbsfähig zu bleiben, sollte deshalb bewusst auf das Prinzip der sogenannten Cross-IndustryInnovations zurückgegriffen werden. Dabei integrieren Firmen unterschiedliches Wissen und Technologien aus anderen Industrien in die eigenen Arbeitsprozesse.

In Südtirol werde der Kooperationsgedanke noch zu wenig verfolgt. Davon ist Trendforscher Andreas Steinle überzeugt

ein Mitarbeiter in bestimmten Lebenssituationen, etwa bei einer Vaterschaft, lieber von zu Hause aus als im Büro arbeiten möchte. Wie sehen Sie die Chancen von Südtiroler Unternehmen, sich im Bereich Innovation zu etablieren?

Südtirol hat sehr gute Chancen, weil es eine große handwerkliche Tradition gibt, in der das Experimentieren und Tüfteln noch eine große Rolle spielt. Und handwerkliche Qualität bietet nun mal eine gute Voraussetzung, sich auch in hochpreisigen Ländern am globalen Markt zu etablieren. Südtirol hat zudem den Vorteil, über eine besondere Melange aus deutscher Professionalität und italienischer Lebensfreude zu verfügen und darüber hinaus noch einen sehr ho-

Wobei es doch so wichtig wäre: Etwa indem der Unternehmer sich selbst an Konversationen beteiligt, hinter die Kulissen blicken lässt und sein Gesicht nach außen trägt. Der Kunde muss sich einen Inhaber als Menschen vorstellen können. Das heißt, marketingtechnisch wird es immer wichtiger, dass der Unternehmer seine eigenen Gedanken wiedergibt und nicht in einer von Agenturen vorgegebenen Imagesprache spricht, die nichts mit der Realität zu tun. Dennoch: Viele Unternehmer stehen Kooperationen immer noch kritisch gegenüber, da sie die Sorge haben, nicht mehr unabhängig zu sein und Kompromisse eingehen zu müssen. Was antworten Sie diesen Unternehmern?

So wie es etwa der Sportartikel-Hersteller Nike mit Apple gemacht hat?

Ja genau. Gemeinsam haben sie den „Nike+iPod Sport Kit“, ein neues Gerät für Jogger, auf den Markt gebracht und bieten dem Kunden damit eine Gesamtlösung. Und zwar indem ein Sensor im Turnschuh die Laufdaten misst und diese dann an den iPod überträgt. Schließt der Nutzer den iPod dann an seinen Laptop an, werden die Daten auf die Website nikeplus.com übertragen, dort ausgewertet und der Nutzer erhält Zugang zu diversen Lauf-Communities. Indem der Sportschuh gleich auch eine Lauf-Community mitliefert, bietet er auch einen großen Motivationsvorteil. ◀ INTERVIEW: VERENA PLIGER

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BRANCHENREPORT BAUINDUSTRIE

Foto: Alexander Alber

Insgesamt müssen 90 Prozent der Südtiroler Wohnungen in den kommenden Jahren auf KlimaHaus-Standard gebracht werden. Das Gebäude der Handelskammer Bozen ist hierfür ein Vorzeigeobjekt

Kampf um jeden Bau Die Bauwirtschaft gilt als eines der größten Opfer der Krise. Doch wie schlimm ist es wirklich? Südtirol Panorama hat eine Studie ausgearbeitet, um einen Überblick darüber zu schaffen, welches die VON VERENA PLIGER größten Probleme sind und wie sie gelöst werden können.

D

ie Börsen sind auf Höhenflügen, als wäre nichts gewesen, und Banken machen Gewinne fast wie zuvor. Doch immer noch ist das Wort „Krise“ ein Dauerbrenner. Die Aussichten für 2010 sprechen laut Studienzentrum der Confindustria für eine sanfte

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Südtirol Panorama Januar | 2010

Trendwende in Italien: Das Bruttoinlandsprodukt soll nach dem starken Minus von 4,8 Prozent im Jahre 2009 im heurigen Jahr um 0,8 Prozent wieder steigen. In Südtirol spricht man im Tourismus von Rekordzahlen, in der Bauwirtschaft dagegen von der größten Krise der letzten Jahr-

zehnte. Die von den Arbeitern im Baugewerbe geleisteten Arbeitsstunden haben in den letzten zwei Jahren um insgesamt 16 Prozent abgenommen. Das sind laut aktuellen Zahlen der Bauarbeiterkasse der Autonomen Provinz Bozen rund 1,5 Millionen Arbeitsstunden weniger.


BRANCHENREPORT BAUINDUSTRIE EXKLUSIVE STUDIE. Mit einer exklusiven

zeitlich begrenzt sind, wie zum Beispiel das Tremonti-Dekret, würden immer nur Strohfeuer entfachen und keine langfristige Verbesserung des Marktes mit sich bringen. „Zudem haben es viele Unternehmer versäumt, Eigenkapital aufzubauen. Heute, in Zeiten der Krise, wo Rendite gleich null sind, und Banken bei Finanzierungen strenge Basel-II-Prüfungen durchführen, wird diese mangelnde Liquidität für viele zu einem großen Problem“, so Ausserhofer weiter.

Momentane Wirtschaftslage

33,3 %

37,6 %

29 %

SCHWIERIGE AUFTRAGSLAGE. 20 Jahre

Quelle: Dr. Gruber & Partner

es geht aufwärts es geht abwärts es gibt keine Veränderung Die Südtiroler Bauindustrie sieht im Moment noch keinen Aufschwung

FLAUTENSTIMMUNG. Die Mehrheit der

Befragten (37,6 Prozent) sieht im Moment keine Veränderung in der wirtschaftlichen Entwicklung. Immerhin 33,3 Prozent erkennen einen Abwärtstrend und wesentlich weniger (29 Prozent) sprechen von einem Abwärtstrend. Wie kommt es zu dieser Resignation? „Wir befinden uns in einer Rezensionsphase, die Aufträge sind weniger geworden und das Konkurrenzdenken hat dramatisch zugenommen. Diese Umstände wirken sich nun auf den Preiskampf aus. Viele Unternehmen schaffen es aufgrund der billigeren Preise nicht mehr, einen Gewinn zu erzielen“, erklärt Markus Bernard, Obmann der Berufsgruppe Bau im LVH. Allerdings betont Bernard auch, dass die zunehmend rückläufige Entwicklung vor allem im Bereich Wohnungsbau bereits vor der internationalen Finanzkrise spürbar war. Wie stark ist also genau der Einfluss des Faktors „Finanzkrise“ auf die zurückhaltenden Erwartungen der Betriebe? Nach Ansicht der meisten Experten fällt die Finanzkrise zwar ins Gewicht, doch ist sie keineswegs einzige Ursache.

Thomas Ausserhofer, Inhaber von Unionbau und Präsident des Kollegiums der Bauunternehmer. Sonderprogramme, die

Wie beurteilen Sie 2009 in Bezug auf … schlecht

ausreichend

befriedigend

gut

exzellent

die Zahlungsmoral

44,1 %

24,7 %

20,4 %

8,6 %

2,2 %

die Liquidität

32,3 %

30,1 %

23,7 %

12,9 %

1,1 %

den Preiskampf

63,4 %

23,7 %

8,6 %

4,3 %

0,0 %

7,5 % ausreichend befriedigend

gut

3,2 %

Quelle: Dr. Gruber & Partner

schlecht

Auftragslage Umsatzentwicklung

24,7 %

26,9 % 17,2 %

25,8 %

31,2 %

9,7 %

19,4 %

Wie beurteilen Sie 2009 die Auftragslage und Umsatzentwicklung?

TREMONTI UND DER EXZESSIVE BOOM.

„Wir spüren die Krise bereits seit Ende 2006. Unter anderem wegen des Tremonti-Dekrets aus dem Jahre 2002 hat die Branche in Südtirol bis 2006 einen exzessiven Boom erlebt. Anfang 2007 war es dann aber vorbei: Seither müssen die aufgebauten Kapazitäten abgebaut werden, oder es müssen neue Märkte außerhalb von Südtirol erschlossen werden“, so

lang war Südtirols Bauwirtschaft verwöhnt, das Wort Krise existierte in Europa – nicht aber in Südtirol. Die Mehrheit der Befragten spricht 2009 von einer guten Auftragslage, gleichzeitig ist sie für 31,2 Prozent gerade ausreichend. „Wir hatten über 20 Jahre eine kontinuierliche Steigerung, jeder Betrieb hat über seine Leistungskapazität hinaus geleistet“, so Markus Bernard. Schwierig war das Jahr 2009 nicht nur wegen der Krise, sondern auch wegen des harten Winters, weshalb an vielen Baustellen selbst im März

34,4 %

Studie ist das Wirtschaftsmagazin Südtirol Panorama der Frage nachgegangen, wie stark die Unternehmen der Baubranche tatsächlich von der Krise betroffen sind. Mithilfe einer Online-Umfrage, ausgeführt von der Beratungsagentur „Dr. Gruber & Partner“, konnte unser Wirtschaftsmagazin eine Analyse erstellen, wie sich das schwierige Jahr 2009 gestaltet hat, wie die Bauunternehmen die kommenden Jahre einschätzen, welches die größten Probleme der Branche sind und wie sie gelöst werden können – als Anreiz und Motivation für jenes Gewerbe, das 16.000 Mitarbeiter beschäftigt und 8 Prozent des Südtiroler BIP ausmacht. Insgesamt 93 der größten Südtiroler Bauunternehmen haben ihre Stimme abgegeben und in einem Fragebogen Auskunft über ihre Auftragslage, Umsatzentwicklung aber auch ihre Kreditanträge gegeben.

exzellent

Die Mehrheit der Befragten befand die Umsatzentwicklung im Jahr 2009 als zufriedenstellend. Die Auftragslage wurde wider Erwarten als gut eingesschätzt

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BRANCHENREPORT BAUINDUSTRIE Quartalen nach unten, dank der Initiativen wie KlimaHaus und energetische Altbausanierung gibt es aber positive Signale. 2008 haben im Hochbauhandwerk 80 Prozent der Firmen positive Erträge erwirtschaften können.

Thomas Ausserhofer ist Präsident des Kollegiums der Bauunternehmer

noch nicht mit den Arbeiten begonnen werden konnte. Zudem wurden zu Anfang des Jahres keine öffentlichen Ausschreibungen verabschiedet, da der Landeshaushalt aufgrund der Landtagswahlen im Herbst 2008 erst im April genehmigt wurde. „Die öffentliche Hand ist unser größter Auftraggeber. Leider aber schreiben die Gemeinden im Moment überhaupt nichts mehr aus“, so Thomas Ausserhofer. TIEFBAU BESONDERS BETROFFEN. Die

Markus Bernard ist Obmann der Berufsgruppe Bau im LVH

von rund 700 Kilometern bedient und vor allem Großaufträge in den Städten Mailand, München oder Wien realisiert. 2009 hat das Unternehmen ein Plus von 20 Prozent erzielt. Damit wird der Umsatz des Unternehmens aus Sand in Taufers auf 115 Millionen steigen.

ERSCHLIESSUNG NEUER MÄRKTE NOTWENDIG. Besser gehe es nur jenen Bauun-

KAUM NEUE BAUTEN VON PRIVATEN.

ternehmen, die neue Märkte bearbeiten. „Wir hatten 2009 nie mit einem Angebotsmangel zu kämpfen, da wir ein sehr breites Marktumfeld haben und nicht mehr auf den Südtiroler Markt angewiesen sind. Wären wir weiterhin nur im Pustertal tätig, sähe die Situation erschreckend anders aus“, so Werner Zimmerhofer vom Generalbauunternehmen ZH, das seit dem Zusammenschluss der beiden Baufirmen Zimmerhofer und Hobag Großaufträge in einem Radius

Mit einem Aufschwung rechnet Zimmerhofer erst ab dem Jahre 2012. Bis dahin werde es eine Marktsäuberung geben müssen, denn im Moment gebe es eindeutig zu viele Anbieter. „2010 werden es Unternehmen, die nur in Südtirol tätig sind, sicher noch schwieriger haben, da die Hotellerie und die Industrie ihre Investitionen noch weiter zurückstellen werden. Es wird also auch 2010 weiterhin nur Großaufträge und öffentliche Aufträge geben“, so Zimmerhofer.

Foto: Archiv

Lage im Hochbau ist laut LVH besser als jene im Tiefbau. Im Tiefbau haben zum einen die öffentlichen Bauaufträge abgenommen und zum anderen fallen die Ertragsbeurteilungen extrem schwach aus. Zwar zeigen auch im Hochbau die Baukonzessionen – ein Indikator für die Neubautätigkeit auf dem lokalen Markt – seit mehreren

man den Experten, so hätte Südtirol im weltweiten Vergleich mit einer schlechteren Auftragslage zu kämpfen. Denn die internationale Baubranche hat die Finanzkrise relativ gut überstanden. Zu diesem Schluss kommt die aktuelle KPMG-Studie „Global Construction Survey 2009“, für die Bauunternehmen in über 30 Ländern befragt wurden. 53 Prozent der weltweit Befragten meldet höhere oder zumindest gleichbleibende Auftragsbestände gegenüber dem Vorjahr. Ist den Bauherrn in Südtirol die Lust am Bauen erstmal vergangen? „Im Moment haben Südtiroler Unternehmen zwar noch Aufträge, allerdings nur deshalb, weil sie noch Arbeiten fertigstellen können, die vor Ausbruch der Finanzkrise genehmigt wurden“, so Thomas Ausserhofer.

Foto: LVH

Foto: Kollegium der Bauunternehmer

LUST AM BAUEN VERGANGEN? Glaubt

Die Südtiroler Experten fürchten, dass es auch 2010 weiterhin nur Großaufträge und öffentliche Aufträge geben wird

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Südtirol Panorama Januar | 2010


In eine ähnliche Kerbe schlägt Markus Damiani vom Brixner Holzbau-Unternehmen Damiani. Auch sein Betrieb tätigt 98 Prozent seines Umsatzes außerhalb von Südtirol. „2009 werden wir kein Umsatzminus haben, da wir den Vorteil hatten, in den Abruzzen zusammen mit der Firma Cosbau einen Auftrag für 10 HolzhausKondominien für die Erdbebenopfer zu realisieren. Für 2010 rechnen wir trotz der interessanten Angebote aber mit einem leichten Rückgang“, so Markus Damiani. Sein Unternehmen bedient jene Nische in Italien, die in den kommenden Jahren noch weiter an Potenzial dazu gewinnen wird und der es im Moment besser geht als der traditionellen Bauwirtschaft: den Holzbau. HOLZBAU HAT ZUKUNFT. Eine große

Chance für die kommenden Jahre wird vor allem dem Holzbau gegeben, Das „grüne

Material“ soll ein positives Fundament für den Absatz der Zukunft legen. Markus Damiani, der eines der führenden Unternehmen im Holzbau führt, freut sich hier vor allem über die Sensibilisierung der Landesregierung, fügt aber hinzu, dass es derzeit noch keine verlässlichen Zahlen gebe, wie hoch der Anteil der Bauherren ist, die in Holzbauweise bauen. „Die Tätigkeiten der KlimaHaus-Agentur kommt uns sehr zugute, allerdings wäre es von Vorteil, wenn alle Regionen Italiens eine einheitliche Zertifizierung hätten“, so Damiani. Die Krise wird sich seiner Meinung nach in Italien noch länger hinziehen. „Würde der Piano Casa, also der Kubaturbonus der italienischen Regierung, effektiv greifen, dann hätten unsere Techniker volle Auftragsbücher. Aber leider kann jede Gemeinde den Piano Casa individuell verändern und damit herrschten sehr viel Chaos und Unsicherheit“, so Damiani weiter.

Holzbau-Thoma, Innenausbau... der Kunde sucht nach einem kompetenten Partner der ihm jede Sorge abnimmt. GUFLER ist seit Jahrzehnten der kompetente Partner für: • Beratung und Planung • Baumanagement • schlüsselfertige Realisierung

Wie beurteilen Sie 2010 in Bezug auf …

die Auftragslage die Umsatzentwicklung den Preiskampf

viel schlechter als 2009

eher schlechter als 2009

wird gleich bleiben wie 2009

wird eher besser als 2009

wird deutlich besser als 2009

10,8 %

23,7 %

44,1 %

19,4 %

2,2 %

7,6 %

33,7 %

34,8 %

22,8 %

1,1 %

30,4 %

35,9 %

26,1 %

7,6 %

0,0 %

Wie beurteilen Sie 2010 die Zahlungsmoral und Liquidität?

wird gleich bleiben wie 2009

wird eher besser als 2009

0,0 %

4,3 % eher schlechter als 2009

5,6 %

45,6 %

37 %

37,8 %

11,1 %

viel schlechter als 2009

... und es entsteht Besonderes

1,1 %

Quelle: Dr. Gruber & Partner

14,1 %

43,5 %

Zahlungsmoral Liquidität

wird deutlich besser als 2009

Vom Jahr 2010 erhoffen sich die Südtiroler Bauunternehmen wenig Besserungen. Vor allem die Zahlungsmoral wird sich im laufenden Jahr noch weiter verschlechtern

Kuperionstr. 26, Meran,Tel. 0473 448 259 info@gufler.com, www.gufler.com

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BRANCHENREPORT BAUINDUSTRIE


BRANCHENREPORT BAUINDUSTRIE

hat die Südtiroler Landesregierung im Frühjahr 2009 ein Investitionsprogramm von 900 Millionen Euro verabschiedet. Darin findet sich ein Bauprogramm, das den Bau von 1000 Wohnungen für den Mittelstand, vorgezogene Investitionen beim Bau von Wohnungen innerhalb der Kasernen, die Schaffung neuer Heime und Krankenhausbauten, aber auch die Möglichkeiten zur Kubaturerweiterung bei gleichzeitiger energetischer Sanierung vorsieht. Dennoch halten sich private Bauherrn oder Hoteliers mit neuen Baumaßnahmen noch zurück. Wie lange noch? „Das wird mit Sicherheit noch zwei bis drei Jahre anhalten, denn es vergehen allein Jahre für Projektierungen und Genehmigungen. Wir müssen wieder das Vertrauen in den privaten Markt stärken, denn die öffentliche Hand kann die privaten Investoren nicht ersetzen, sie kann nur versuchen Bauvorhaben vorzuziehen“, so Ausserhofer. Dazu komme, dass die Investitionsfreude durch die bürokratischen Auflagen eingebremst werde. „Kürzlich hat mir ein Bauherr erzählt, dass er für die Realisierung eines Zubaus allein 35.000 Euro Spesen für Planung, Projektierung, Baukostenabgaben und Infrastrukturplanung aufwenden musste, bevor überhaupt ein Handwerker auf der Baustelle mit der effektiven Arbeit begonnen hat“, so Ausserhofer.

Haben Sie im Jahr 2009 einen Kreditantrag gestellt? Ja

47,3 %

Nein

52,7 %

RISIKO SOA-ZERTIFIZIERUNG. „Künftig

können sich nur mehr jene Betriebe um öffentliche Aufträge über 150.000 Euro bewerben, die über eine sogenannte SOAZertifizierung verfügen. Im Moment haben nur vier Prozent der heimischen Betriebe diese Zertifizierung“, so Markus Bernard. Darunter könnten vor allem Südtirols Handwerker sehr stark leiden. Auf Vorschlag von Landesrätin Barbara Repetto hat die Landesregierung nun einen finanziellen Beitrag gutgeheißen, der für die Betriebe bis zu 70 Prozent der Ausgaben für die SOA-Zertifizierung übernehmen soll. PREISKAMPF NIMMT ZU. Über 60 Pro-

zent der befragten Bauunternehmen sehen für 2010 eine Verschärfung des Preiskampfes. Wenn aber Aufträge knapp sind, bleibt vielen Betrieben kein anderer Ausweg, als ihre Dienstleistungen unter Preis anzubieten. Das heißt, dass immer mehr heimische Betriebe ihre Angebote unter den Kosten anbieten müssen. Ihr Inkasso wird sich somit zunehmend verschlechtern. Als Ursache hierfür können die Richtpreisverzeichnisse genannt werden: „Richtpreise werden zwar zur Kenntnis genommen, in der Angebotsphase dann aber total manipuliert“, so Markus Bernard, der eine stärkere Verbindlichkeit fordert um dem

Wurde Ihr Kreditantrag angenommen? Ja

Nein

90,5 %

9,5 %

In welcher Form hat sich die Kreditvergabe verändert?

Quelle: Dr. Gruber & Partner

erleichtert

0,0 %

64,3 %

erschwert

gleichgeblieben

35,7 %

Nur knapp die Hälfte der Befragten hat 2009 einen Kredit beantragt, die Mehrheit der Kredite wurde zwar gewährt, wenn auch unter erschwerten Bedingungen

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Südtirol Panorama Januar | 2010

Foto: Alexander Alber

MASSNAHMEN DER LANDESREGIERUNG. Um die Konjunktur anzukurbeln,

Keinen Auftragsrückgang gab es für Werner Zimmerhofer von der ZH

Preisdumping den Garaus zu machen. „Denn jeder Unternehmer hat gegenüber seinem Betrieb und seinen Mitarbeitern die Pflicht, bei jedem auch einen Gewinn zu erzielen, damit das Unternehmen auch morgen noch existieren kann.“ Markus Damiani fordert deshalb eine Ausweitung der Ausschreibungen auch auf private Bauprojekte. Nur so könne der Kunde die Gründe für die Preisunterschiede klar erkennen. „In Italien gibt es anders als in Südtirol keine Richtpreisverzeichnisse. Das hat zur Folge, dass Bauherren und Investoren nur die Preise der Angebote vergleichen, nicht aber hinterfragen ob der Betrieb überhaupt in der Lage ist, dieses Bauvorhaben auszuführen“, so Markus Damiani. Thomas Ausserhofer fügt hinzu: „Letztendlich ist Preisdumping immer noch günstiger, als Maschinen ungenutzt stehen zu lassen. Dennoch: Die Preise sind total im Keller. Wer bauen möchte, solle es jetzt tun, denn die Preise für Baukosten müssen die nächsten Jahre steigen.“ GRUNDSTÜCKSPREISE KÜNSTLICH HOCH GEHALTEN. Obwohl die Baukosten

so niedrig sind, fällt auf, dass sich immer weniger Südtiroler ein Eigenheim leisten


BRANCHENREPORT BAUINDUSTRIE

SONDERPROGRAMME WENIG ZIELFÜHREND. Auch das Sonderprogramm der

1000 Wohnungen, das im Frühjahr 2009 von der Landesregierung für den Mittelstand verabschiedet wurde, hält Ausserhofer für wenig effizient: „Was passiert eigentlich mit dem 1001. Antragsteller? Mit Sicherheit wird man wieder ein neues Förderprogramm auferlegen, anstatt den freien Anteil zu erhöhen. Würde dieser erhöht, könnte sich auch ein Mittelständler ein Eigenheim bauen und müsste nicht zum Zwecke der Förderung heiraten. In Südtirol werden 80 Prozent der Wohnungen gefördert. Meine Frage ist: Haben wir in Südtirol wirklich 80 Prozent Bedürftige? Dazu kommt, dass all jene Personen, die an einer Förderung interessiert sind, den Ort ihres Wohnungsbaus gar nicht selbst bestimmen können. Sie müssen sich an die Vorgaben des Bürgermeisters halten, der entscheidet, wer wo und wann bauen darf. Würden wir die Leute bauen lassen, dann würden sich auch der Markt und der Preis entwickeln.“

Foto: Archiv

können. Markus Bernard führt dies auf die knappe Kubatur von 6 Prozent zurück. Damit seien Gründe in Südtirol wahnsinnig teuer geworden. Ganz anderer Meinung ist Thomas Ausserhofer: In Südtirol würde es nicht an Grundstücken fehlen, sondern der Gesetzgeber habe in der Vergangenheit die Grundstückspreise künstlich hoch gehalten habe. „Wenn es darum geht, eine Schule oder einen Gewerbepark auszuweisen, dann ist plötzlich Grund vorhanden. Das bedeutet für mich, dass Grundstücke falsch und zu wenig für Private ausgewiesen werden.“ Das Übel für die hohen Immobilienpreise liegt für Ausserhofer im Enteignungsgesetz begraben: „Dort steht, dass der Anteil für den geförderten Wohnbau zu Marktpreisen minus 50 Prozent enteignet werden muss. Denn der Grundstücksbesitzer könne ja auf dem freien Markt dafür einen höheren Preis erzielen. Dazu kommt, dass in Südtirol angesichts der hohen Immobilienpreise so gut wie gar kein Mietmarkt existiert. Das Land drängt die Bevölkerung mit den Förderungen ja regelrecht dazu, in eine Eigentumswohnung zu investieren.“

Markus Damiani tätigt 98 Prozent seines Umsatzes außerhalb von Südtirol

MISERABLE LIQUIDITÄT UND ZAHLUNGSMORAL. Zum harten Preiskampf

FOTO: WICONA ITALIA

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BRANCHENREPORT BAUINDUSTRIE und zu den mangelnden Aufträgen hat sich für die Südtiroler Unternehmer der Bauwirtschaft vor allem das Problem der Liquidität verschlechtert: Nur 12,9 Prozent der Befragten geben an, 2009 über eine gute Liquidität verfügt zu haben. Über 6o Prozent jammern über schlechte bis ausreichende flüssige Mittel. „Ich finde es nicht korrekt, dass sich die Banken jetzt so strikt von den Unternehmern abwenden. Obwohl es Basel II und Ratings bereits seit Langem gibt, haben die Banken bis zur Krise auf Teufel komm raus Darlehen gewährt. Seit der Insolvenz von Lehman Brothers ziehen sie die Notbremse. Banken finanzieren nur mehr jene Unternehmen, die über gutes Eigenkapital verfügen. Und hier beginnt die Problematik: Wird kein Kredit mehr gewährt, können keine Bauten mehr realisiert und natürlich auch keine Immobilienverkäufe getätigt werden“, so Markus Bernard.

CHANCE KLIMAHAUS. Südtirol wird ein

Foto: Alexander Alber

KREDITVERGABE ERSCHWERT. Das Ergebnis der Umfrage sieht anders aus: Von all jenen 47,3 Prozent Akteuren, die einen Kreditantrag gestellt haben, wurden 90,5 Prozent der Anträge gewährt. Allerdings geben 64,3 Prozent an, dass sich die Kreditvergabe erschwert habe. Sehr zufrieden mit Liquidität und Zusammenarbeit mit den Banken ist Werner Zimmerhofer. „Wir haben dafür ein anderes Dilemma: Die Kunden verlängern die Zahlungsfrist von 60 auf 90 Tage und die Lieferanten fordern die Zahlung gleichzeitig nicht mehr in 60 Tagen, sondern in 30 Tagen.“ Dazu kommt die miserable Zahlungsmoral: 32,3 Prozent der befragten Akteure klagen, dass Rechnungen zu spät beglichen werden. Für 2010 erwarten sich die Befragten keine Besserung.

Den Rest versuchen sie durch Darlehen oder Förderungen zu finanzieren. Am Ende sind sie über Jahrzehnte hoch verschuldet. Von daher fände ich es sinnvoll, wenn in Italien, ähnlich wie es in Deutschland oder Österreich bereits gang und gäbe ist, Bausparverträge eingeführt würden“, so Thomas Ausserhofer.

Die Kosten für Investitionen im Bereich Arbeitssicherheit sind extrem gestiegen

ES MANGELT AN LIQUIDITÄT. Es mangelt

nicht nur den Bauunternehmern selbst an Liquidität, sondern auch ihren Kunden. Vor allem den jungen Familien, die sich den Traum einer Eigenheimwohnung realisieren wollen. „Ich erlebe Kunden, die gerade mal 10.000 Euro angespart haben.

POTENZIAL BEI ALTBAUSANIERUNGEN. Man spricht in der Landesre-

Wie zufrieden sind Sie mit der Unterstützung von:

Quelle: Dr. Gruber & Partner

gar nicht zufrieden

eher nicht zufrieden

eher zufrieden

ganz und gar zufrieden

Summe

Politik

32,61 %

44,57 %

19,57 %

3,26 %

100 %

Verbände

23,86 %

35,23 %

40,91 %

0,0 %

100 %

Banken

39,13 %

33,7 %

22,83 %

4,35 %

100 %

Finanzgesellschaften

37,33 %

34,67 %

28,0 %

0,0 %

100 %

36,0 %

38,67 %

20,0 %

5,33 %

100 %

Tis

22,06 %

36,76 %

33,82 %

7,35 %

100 %

Eurac

22,73 %

36,36 %

36,36 %

4,55 %

100 %

32,0 %

46,67 %

20,0 %

1,33 %

100 %

Gewerkschaften

Inps

Die Bauunternehmer sind mit der Unterstützung von Seiten der Politik und Banken unzufrieden. Lediglich die Verbände konnten etwas mehr zufriedenstellen

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Klimaland, das hat die Landesregierung am 14. Dezember beschlossen. Das Klimaschutzpaket, das hierfür geschnürt wurde, soll die Energieeffizienz des Landes steigern. Galt bisher bei Neubauten die Verpflichtung, den KlimaHaus-Standard C zu erreichen, so muss es ab 1. Juni 2010 KlimaHaus-Standard B sein. Für den Bau eines KlimaHauses B+ wird zudem ein Kubaturbonus von zehn Prozent gewährt, für ein KlimaHaus A+ sogar ein Bonus von 15 Prozent. Ab 2015 soll der KlimaHaus-Standard A dann für alle Neubauten vorgeschrieben werden, ab 2020 sogar der Standard A+. Doch was bedeuten diese Maßnahmen tatsächlich für die Südtiroler Baubranche? Sind sie tatsächlich Inspiration genug, um die kommenden Jahre die Bauwirtschaft anzuheizen und die Bauherren zu mehr Investitionen zu motivieren? Beim Klimagipfel in Kopenhagen sprachen die Delegierten von 3 Prozent an energetischen Sanierungen im Jahr, Landesrat Laimer erhofft sich für Südtirol aufgrund der Förderungen mindestens zweistellige Prozentsätze. Für das heimische Handwerk und die heimische Baubranche eine große Chance, vor allem da sie über das Know-how für die energetische Sanierungen verfügen und damit optimal vorbereitet sind.

gierung von 150.000 Wohnungen, die in der energiereichen Zeit gebaut wurden, das heißt in jenen Jahrzehnten, in denen Energie noch grenzenlos zur Verfügung stand. Italienweit sollen es sogar 28 Millionen Wohnungen sein. „Für Neubauten fehlen uns die Gründe, also müssen wir das Bestehende erweitern. Es ist ein enormer brachliegender Acker, den es zu bearbeiten gilt. Man muss bedenken, dass Häuser, die vor zwanzig oder noch mehr Jahren gebaut wurden, sowieso saniert werden müssen. Da bietet es sich doch an, diese Arbeiten mit en-


Fotos: Alexander Alber

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Norbert Lantschner von der KlimaHaus-Agentur und Landesrat Michl Laimer sehen durch die energetische Sanierung von

ergetischen Verbesserungen zu kombinieren. Vor allem angesichts der Tatsache, dass der mittlere Verbrauch eines Hauses aus den 80er- oder 90er-Jahren dreimal so hoch ist wie ein Klimahaus mit Standard C“, erklärt Norbert Lantschner von der KlimaHaus-Agentur.

die heimische Bauwirtschaft von den anstehenden Sanierungen erwarten kann, gibt es keine – weder vom Wifo, noch vom Energieressort oder der KlimaHaus-Agentur. „Wir brauchen gar keine Studien, denn im Prinzip müssen die kommenden Jahre all jene Wohnungen, die vor dem Januar 2005, also vor Einführung des KlimaHaus-Standards gebaut wurden, energieeffizient saniert werden. Insgesamt werden es 90 Prozent der Südtiroler Wohnungen sein. Wenn alle Wohnungen auf KlimaHaus-Standard gebracht würden, hätten wir Einsparungen in Höhe von 150 Millionen Euro“, so der euphorische Landesrat Michl Laimer. Die Fördermaßnahmen für energetische Sanierungen sind in Italien EU-weit einzigartig: Wer bis Ende 2010 Sanierungsmaßnahmen tätigt und bezahlt, darf 55 Prozent der Investitionskosten von der Steuer abschreiben. Trotz dieser Förderungen ist Italien jenes Land der EU, in dem die Bürger am wenigsten Interesse für energetische Sanierung zeigen. Woran liegt dieses mangelnde Interesse? „Einerseits müssen sich die Banken mehr öffnen, denn im Moment ist die Liquidität der Bauherren nicht gerade optimal. Zweitens muss die öffentliche Hand das Angebot attraktiver gestalten, das heißt mit Erleichterungen bei Kubaturverlegungen oder größeren Kubaturerweiterungen“, so Lantschner. Von Gesprächen mit den Banken hält Landesrat Laimer wenig. „Man kann das Thema nicht mit Geld lösen. Es geht darum, die Bewusstseinsbildung zu stärken. Techniker verwenden heute eine Sprache, die niemand versteht und die keine Emotionen auslöst.“

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so weitergehen wie 2009? „Wir werden in den nächsten Jahren sicher nur eine langsame Steigerung erleben und die Krise wird eine Säuberung auf dem Markt mit sich bringen. Das bedeutet, dass die Südtiroler auch bei weniger Aufträgen wieder genug zu tun haben werden. Eine klare Chance bietet die Krise für die Immobilienbranche: Man erkennt, dass Anleger ihr Vermögen wieder von der Börse zurückholen und in Ziegel und Boden investieren“, so Markus Bernard. Von Werner Zimmerhofer gibt es eine Rüge an die Handwerksverbände: „In den letzten Jahren wurde verkündet, dass Südtirol eine Insel der Seligen sei. Damit hat man fahrlässig und zu wenig weitsichtig gehandelt.“ Er fordert gleichzeitig mehr Flexibilität bei den Südtiroler Baufirmen. „Wir suchen für Projekte außerhalb von Südtirol oft kleine Firmen, die uns zuarbeiten, aber wir finden niemanden, weil diese Firmen Südtirol nicht verlassen wollen. Die Südtiroler wären überall gerne gesehen, denn alle Südtiroler haben diese tolle Eigenschaft der deutschen Qualität und italienischen Flexibilität. Aber leider ist niemand dazu bereit, drei Tage die Woche auswärts auf einer Baustelle zu arbeiten. Wir sind einfach zu verwöhnt“, so Zimmerhofer. Für Thomas Ausserhofer gilt es jetzt, die Überkapazitäten der vergangenen Jahre abzubauen oder das Angebot auf neue Märkte auszuweiten. „2010 werden die einen oder anderen Kooperationen entstehen. Für Unternehmen bietet die Krise die große Chance, die internen Abläufe neu zu überdenken“, so der Pus◀ tertaler Bauunternehmer.

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BRANCHENREPORT BAUINDUSTRIE PR-INFO

Südtirol braucht eine neue Wohnbaupolitik Die Wohnungspreise in Südtirol sind mit jenen in europäischen Hauptstädten vergleichbar, Mietwohnungen sind Mangelware. Die Südtiroler Wohnbaupolitik muss sich dringend ändern, davon ist das Kollegium der Bauunternehmer überzeugt und hat hierfür ein Grundsatzpapier ausgearbeitet.

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ber Jahrzehnte hinweg war die Südtiroler Wohnbaupolitik darauf ausgerichtet, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen gefördertem und privatem Wohnbau zu gewährleisten. In den vergangenen Jahren wurde der Anteil des privaten Wohnbaus aber immer weiter zurückgedrängt, sodass mittlerweile der geförderte Wohnbau auf neu ausgewiesenen Flächen zwischen 80 und 100 Prozent ausmacht. Für Familien, die keine Landesförderung erhalten, ist der Traum vom Eigenheim somit praktisch unerfüllbar. Sind etwa beide Partner berufstätig, so liegen sie schnell über der festgesetzten Einkommensgrenze. Auch die Landesregierung hat dieses Problem erkannt und will mit einem Sonderwohnbauprogramm dem Mittelstand leistbare Wohnungen zur Verfügung stellen. „Das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber sicher keine langfristige Lösung des Problems“, ist der Präsident des Kollegiums der Bauunternehmer, Thomas Ausserhofer (Unionbau GmbH), überzeugt. „Mietwohnungen sind Mangelware in Südtirol. Ganz einfach deshalb, weil die hohen Wohnungspreise von Immobilieninvestitionen abhalten. Doch Mietwohnungen bedeuten Unabhängigkeit für junge Menschen und mehr Flexibilität“, so Ausserhofer. WOHNEN ERSCHWINGLICH MACHEN.

Bereits seit geraumer Zeit beschäftigt man sich im Kollegium der Bauunternehmer daher mit der Wohnbaupolitik. Eine Arbeitsgruppe, zusammengesetzt aus sieben Unternehmern, hat unter der Leitung von Roberto Caser (Caser & Söhne GmbH), Vizepräsident des Kollegiums, Maßnahmen für eine moderne und zukunftsorientierte Wohnbaupolitik ausgearbeitet. „Wohnen muss für alle Südtiroler leistbar sein und der Mietmarkt muss belebt werden. Dies ist nur möglich, wenn wieder ein Gleich-

Roberto Caser und Thomas Ausserhofer vom Kollegium der Bauunternehmer haben der Landesregierung ein Grundsatzpapier übergeben

gewicht zwischen gefördertem und privatem Wohnbau hergestellt wird“, ist Caser überzeugt. Auch die Einführung der ewigen Konventionierung hält er für einen völlig überzogenen und gänzlich unberechtigten Einschnitt in das private Eigentum. „Bedenkt man, dass der geförderte Wohnbau nur einer 20-jährigen sozialen Bindung unterliegt, so ist die ewige Konventionierung beim privaten Wohnbau völlig abwegig“, so Caser. GRUNDSATZPAPIER. Das Grundsatzpa-

pier des Kollegiums der Bauunternehmer, das alle Südtiroler Landtagsabgeordneten erhielten, wurde kürzlich der Öffentlichkeit vorgestellt. Konkret sieht es vier zentrale Säulen vor, auf denen eine moderne und zukunftsorientierte Wohnbaupolitik aufbauen muss: ▶ Gleicher Zugang zu Bauland für alle: Die enormen Preisunterschiede zwischen einer geförderten und einer konventionierten Wohnung liegen einzig und allein an den unterschiedlichen Preisen für den Grundkauf. Bei geförderten Wohnungen liegt dieser bei rund 200 bis 250 Euro pro Quadratmeter, bei konventionierten Wohnungen ist mit einem Vielfachen zu rechnen. Wohnbauinstitut, Wohnbaugenossenschaften und private Baufirmen müssen daher den gleichen Zugang zu ausge-

wiesenem Bauland erhalten, wobei sich Letztere mittels Wettbewerb verpflichten müssen, qualitativ hochwertige Wohnungen zu angemessenen Preisen zu errichten und zu verkaufen. ▶ Förderung für Bau und Kauf: Die Förderungsmöglichkeiten für die niedrigste Einkommensstufe sollen unbedingt beibehalten werden. Für Wohnungen, die ohne jegliche Förderung gebaut bzw. gekauft wurden, soll die Konventionierung höchstens 10 Jahre betragen. ▶ Anregung des Mietmarkts: Die Reduzierung der Kosten für die Baulandbeschaffung würde die Investitionen in Immobilien anregen, was zu einer Belebung des Mietmarktes führen würde. ▶ Sonderprogramme sind nicht zielführend: Die langfristige Lösung des Wohnungsproblems für den Mittelstand muss über die Schaffung eines Gleichgewichts beim Zugang zu Baugrund er◀ folgen.

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Das industrielle Auge Bäume, Stämme, Äste: Keiner kennt das Innenleben des Holzes so gut wie er. Federico Giudiceandrea ist mit der Firma Microtec weltweit die Nummer eins, wenn es darum geht, die Struktur von Holz zu messen und zu deuten. Jetzt wurde der Pionier zum neuen EOS-Präsidenten gewählt.

Foto: Alexander Alber

Federico Giudiceandrea auf der Goldeneye, dem Herzstück von Microtec. Mit diesem Multi-Sensor-System wird jeder Stamm bereits vor dem Einschnitt auf geometrische Fehler sowie auf optische und strukturelle Qualität geprüft

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BRANCHENREPORT BAUINDUSTRIE

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uhig, ja geradezu gelassen sitzt er in seinem Sessel, die Hände ruhen auf seinen Knien. Auf seinem Gesicht macht sich ein breites, freundliches Lächeln breit. Es ist der Tag danach. Der erste Tag als Nachfolger des redegewandten Benedikt Gramm. Seit heute ist Federico Giudiceandrea Präsident der EOS. Also der Export Organisation Südtirol, der er bereits seit vier Jahren als Vizepräsident vorsteht. EXPORTMEISTER. Federico Giudicean-

drea ist der ideale Kandidat für das Amt. Er kennt das internationale Geschäft. Seit 30 Jahren erstreckt sich seine Kundschaft von Neuseeland und Australien über Russland und Skandinavien bis hin nach Kanada und in die USA. Also in all jene Länder, wo Nadelholz wächst. Wo es wächst und wo es in Sägewerken verarbeitet wird. Auf diesem Markt hat er sich mit seinem Unternehmen Microtec zum weltweiten Leader emporgearbeitet. Microtec ist die Nummer eins im Bereich der Dimensionsvermessung und Bestimmung optischer und struktureller Qualität von Holz. Oder einfacher gesagt: Microtec holt mit der von ihr entwickelten Sägewerkstechnologie das Maximum aus einem Holzstamm raus und erhöht somit die Produktivität eines Sägewerks. Ingenieure forschen rund um die Uhr, um dem Holz die letzten Geheimnisse zu entlocken.

Die ersten Jahre von Microtec waren von gleich zwei Schicksalsschlägen geprägt: Nur zwei Jahre nach der Gründung im Jahre 1980 verunglückt sein Partner Paul Durst tödlich. Wiederum zwei Jahre später zieht sich auch der dritte Partner Hansjörg Thaler aus dem Geschäft zurück. Doch Giudiceandrea macht weiter. Er entwickelt und baut rund um die Uhr Hochleistungs-Sortiersysteme für Rund- und Schnittholz. „Bisher hatten die Maschinen der Sägewerke nur dann gut funktioniert, wenn sie homogenes Holz verarbeiten mussten. Durch unser System, das auf Optoelektronik und elektromagnetischem Messbereich basiert, konnten sie ab sofort auch inhomogenes Holz einfach und schnell sortieren und messen. Für die Holzwirtschaft ein tief greifender Wandel“, so Giudiceandrea. Entscheidend für die Weltmarktführung war die Beteiligung der österreichischen Springer Maschinenfabrik AG. Heute hält

„Nur wer sich anderen Kulturen und Märkten anpasst, hat international Erfolg …“

REVOLUTIONÄR DER HOLZINDUSTRIE.

Und wieder ist es da. Dieses Strahlen in seinen Augen und dieses verschmitzte Lächeln in seinem Gesicht. Es wird klar, woher dieser freundliche Gesichtsausdruck rührt: Es sind sein Enthusiasmus und seine unbegrenzte Arbeitslust. Federico Giudiceandrea gilt in Branchenkreisen als Revolutionär der Holz verarbeitenden Industrie. Das künstliche Auge industrietauglich zu machen, das war es, das den jungen Federico Giudiceandrea bereits während seines Studiums der Automationstechnik in Padua vorgeschwebt ist. Eine Idee, an der er festgehalten hat. Eine Idee, die ihm heute einen Gesamtumsatz von über 28 Millionen Euro einbringt. Es gibt in der Holzindustrie keinen Prozess, der nicht durch Microtec rationalisiert, optimiert und beschleunigt wird. Und das, obwohl das Unternehmertum nicht in seiner Natur lag: „Schließlich war ich Sohn eines Griechischprofessors.“ WELTWEITER LEADER. Der Weg zum welt-

weiten Leader war alles andere als einfach.

Federico Giudiceandrea

diese Firma 70 Prozent an Microtec, die restlichen 30 Prozent blieben in Giudiceandreas Hand. „Durch diese Kooperation ist es uns gelungen, den Sägewerken eine Komplettlösung anzubieten“, so der Unternehmer. Das Ergebnis sind eine konstante Wachstumskurve – das Umsatzplus von Microtec betrug Jahr für Jahr 10 bis 15 Prozent – und die Eröffnung von Niederlassungen in Mestre, Linz, Kanada und Australien. SÜDTIROLER HARTNÄCKIGKEIT. Als sei-

nen größten Erfolg bezeichnet Giudiceandrea die Marktführerschaft in Skandinavien. Also in jenem Land, in dem das wertvollste Holz der Welt wächst: „Man muss sich vorstellen, ein schwedisches Unternehmen kauft von einem Italiener ein Holzmessgerät. Das ist genauso kurios, als ob ein Italiener von einem Schweden eine ‚Gelati-Ma-

schine‘ kaufen würde. Aber wir Südtiroler sind hartnäckig und schrecken auch vor schwierigen Aufgaben nicht zurück.“ Die aktuelle wirtschaftliche Situation ist eine Bewährungsprobe. Im Moment werden weltweit keine neuen Sägewerke gebaut. „Wir waren es gewohnt, zwei Jahre im Voraus ausgebucht zu sein, das sind wir jetzt nicht mehr. Im Verkauf müssen wir einen Verlust von 20 Prozent hinnehmen. Unsere Strategie lautet jetzt: den Verkauf stärken und die Lieferzeiten verkürzen“, so der Unternehmer, der akzentfreies Deutsch spricht, obwohl seine Vorfahren aus Kalabrien stammen. Eine Geste, die für seine Weltoffenheit spricht: „Nur wer sich anderen Kulturen und anderen Märkten anpasst, kann international Erfolge generieren.“ HAND IN HAND MIT DER MEDIZIN. In den

kommenden 15 Jahren möchte er die Holzindustrie um ein weiteres Mal revolutionieren: Er wird die Computertomografie, wie wir sie aus der Medizin kennen, in all ihren Aspekten in den Prozessen des Sägewerks einführen. Er möchte das virtuelle Schneiden von Holz ermöglichen, das heißt, jeder Holzstamm wird zuerst auf dem Computer virtuell zugeschnitten. Damit soll nicht nur das Volumen maximiert werden, sondern auch der Wert des Holzes. Jeder Stamm soll so geschnitten werden, dass das Optimum an Qualität rausgeholt werden kann. 15 Jahre Zeit gibt er sich für diese Revolution, erst dann wird er sich zur Ruhe setzen. Er wird Hand in Hand mit der Medizin zusammenarbeiten: „Die technische Medizin ist meine Inspiration. Früher oder später wird es nicht nur für den menschlichen Körper, sondern auch für das Holz Techniken wie Kernspintomografie oder Magnetresonanz geben.“ Während er über diese Nachbildung der physiologischen Prozesse spricht, leuchten seine Augen. VERSCHMITZTES LÄCHELN. Zum Ende

des Gesprächs bitten wir den EOS-Präsidenten zu einem Fototermin. Unser Vorschlag: Ein Foto auf der Goldeneye, einer drei Meter hohe Multi-Sensor-Maschine. Sein Marketingleiter ist skeptisch: Er zweifelt, ob sein Chef hier mitmachen würde. Federico Giudiceandrea betritt die Produktionshalle. Er selbst zweifelt keine Sekunde, nimmt die Leiter zur Hand und besteigt sein Herzstück. Dort gibt er sein Markenzeichen zum Besten: sein unverkennbares, ◀ verschmitztes Lächeln. VERENA PLIGER

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Der Regisseur

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chwarze Hose, schwarzes Hemd, schwarzes Jackett. Warum Architekten bevorzugt Schwarz tragen, bleibt ein Mysterium. Umso schöner, jenem Mann gegenüberzusitzen, der als einer der wenigen mit diesem Stereotyp bricht. „Bunt gekleidet“, wäre zu viel gesagt. „Naturfarben“ würde es eher treffen. In Farben, die ein Wohlfühlen generieren. 14 Uhr in einem Winkel in Mailands Stadtviertel Brera. Matteo Thun sitzt mir an einem langen Holztisch gegenüber. Der Blick vom Konferenzraum fällt auf einen Innenhof. 50 Leute schwirren in seinem Studio umher. Eine winzige Struktur, wie er sagt. Matteo Thun bedient eine sehr kleine Nische. Nicht mehr als fünf bis sechs große Projekte realisiert er pro Jahr – jedes von ihnen schlüsselfertig. Qualität steht vor Quantität. Der 57-jährige Matteo Thun spricht langsam. Jedes Wort ist wohlüberlegt. Er gilt als Pionier des ökologischen Bauens. Mit dem Griffner-Haus „O sole mio“ hat er Ende der 90er-Jahre das erste Niedrige-

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nergiesparhaus realisiert. Großgeworden mit Designentwürfen für Alessi, Illy, Bulgari oder Swatch bestimmt heute Design aus Holz das Schaffen von Matthäus Graf Thun-Hohenstein, wie Matteo Thun eigentlich heißt. Seine Hoteleinrichtungen folgen dem Prinzip des Genius Loci, also dem Geist des Ortes. Nur Eingeweihte sollen verstehen, wessen Handschrift die Projekte tragen. An Wettbewerben nimmt er seit vielen Jahren nicht teil, die Zeiten, in denen er Tassen noch signiert hat, sind vorbei. Der Großteil seiner Entwicklungen – egal ob in der Architektur oder im Produktdesign – liegt heute im anonymen Bereich. Damit möchte er sich von jenen Designern abgrenzen, die mit genialer Kommunikation kurzfristig Produkte auf den Markt werfen. „Wir machen es genau umgekehrt. Von wem diese Lampe ist, interessiert niemanden. Sie muss nur ein angenehmes Licht geben“, so der Sohn aus der adeligen und international erfolgreichen Bozner Keramikfamilie Thun. ▶

Foto: Alexander Alber

Er ist einer der Großen in der internationalen Architektur- und Designszene. Seit über 30 Jahren baut der Südtiroler Architekt Matteo Thun luxuriöse Hotels, entwirft Uhren, Schmuck und Brotkörbe. Akademische Würden sind für ihn überflüssig. Sein Bestreben gilt der Abschaffung des Nutzlosen: Er fordert das Ende der Sterne-Kategorie in Hotels und das Ende der Stararchitekten.


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Matteo Thun und sein Faible für die Haptik, Sinnlichkeit und Schönheit des Holzes. In seinem ansonsten nüchtern gehaltenen Studio in Mailand dient genau deshalb ein altes Wartehäuschen aus Holz als Empfangsraum für die Kunden

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Foto: Matteo Thun & Partners

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Foto: Matteo Thun & Partners

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1. Matteo Thun hat den Hugo Boss Concept Store im New Yorker Meatpacking District entworfen. Die Holzrautenstruktur, die auch die Fassade der Hugo Boss Unit (2. und Titelfoto dieser Ausgabe) in der Schweiz charakterisiert, symbolisiert die Vernetzung der unterschiedlichen Linien der Marke 3. F체r den Skiort Katschberg (A) hat Matteo Thun bewusst zwei vertikale Geb채ude entworfen, um eine weitere Zersiedelung des Gebietes zu vermeiden

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Foto: Matteo Thun & Partners

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Foto: Alexander Alber

Foto: Matteo Thun & Partners

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1. Matteo Thun im Konferenzraum seines Studios 2. Das Vertical-Village-Hotel in Zermatt ist der Versuch Thuns, ein Walserdorf vertikal zu bauen 3. Alles Überflüssige wird im „Bad Rapsel“ weggelassen 4. Die Leuchtenserie „Arba“ von Belux strahlt eine warme Einfachheit aus 5. Die puristische Form der Badewanne „Ofurò“ aus Lärchenholz. 6. Das Missoni-Hotel in Edinburgh

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BRANCHENREPORT BAUINDUSTRIE Scheich von Abu Dhabi hat hingegen die Inseln in den letzten 12 Monaten künstlich aus der Wüste ausgegraben und das Meerwasser sukzessive einfließen lassen. Das heißt, es ist nicht eine künstliche Insel, sondern ein echtes Stück Festland.

SÜDTIROL PANORAMA: Architekturbüros weltweit klagen, dass den Investoren das Geld fehle. Haben auch Sie Grund zum Klagen? MATTEO THUN: Für uns ist die Krise

nicht ein Zusammenbruch, sondern vielmehr die Chance einer radikalen Reorganisation unseres Geschäftes. Den Architekten, wie wir ihn heute kennen, der seine Ausbildung genauso wie ich an einer Universität gemacht hat, wird es künftig nicht mehr geben. Er wird arbeitslos sein. Ich zitiere Professor Werner Sobek von der Universität Stuttgart, der sagt: Der Architekt ist durch einen Life-Cycle-Manager ersetzt worden. Das heißt, die Architektur hat eine Komplexität erhalten, die von einer Einzelperson nicht mehr bewältigt werden kann. Architekturbüros sind zu einem hochkomplexen Netzwerk geworden. Der Architekt wird zum Regisseur, er muss sein Ego zurücknehmen und Soziologen, Psychologen und Physiker an einen Tisch bringen.

Sie arbeiten seit Jahren in Dubai. Wie hat sich der beinahe Staatsbankrott auf Ihr Büro ausgewirkt?

Wir haben alle Projekte verloren und uns mit unserem Büro aus Dubai zurückgezogen. Wir gehen davon aus, dass all diese eingestampften Baustellen nie mehr fertiggestellt werden. Gleichzeitig ist 2008 Ihr Projekt Greene Island mit 60 Luxury Villas in Abu Dhabi an den Start gegangen. Werden diese Inseln weitergebaut?

Das Projekt ist zwar in einer verlangsamten Entwicklungsphase, geht aber im Unterschied zu Dubai weiter. Denn der Staat Abu Dhabi beweist im Gegenteil zum Nachbarstaat Dubai Nachhaltigkeit, arbeit langsam aber besser. Der Scheich von Dubai hat für seine Palmen-Inseln Sand aus der Wüste holen lassen und damit versucht, die Inseln zu konsolidieren. Der

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Liquidität schafft man nicht durch Quantität, sondern nur durch Quali-

Foto: Alexander Alber

Ich bin bereits Regisseur. Als eines der wenigen Büros in Europa arbeiten bei uns Architekten, Innenarchitekten, Lichtplaner, Landschaftsplaner oder Designer bei der Planung unserer Hotels ab der ersten Stunde simultan zusammen. Damit übe ich bereits seit Langem nicht mehr den klassischen Architekturberuf aus.

Gleichzeitig stocken im Moment viele Hotelprojekte, da den Hoteliers die Liquidität fehlt …

Sie bieten für die Hotelindustrie schlüsselfertige und gesamtheitliche Planungen an. Der Schlüssel zum Erfolg in wirtschaftlich schwierigen Zeiten?

Foto: Alexander Alber

Können Sie sich ein solches Leben als Regisseur vorstellen?

bauweise und lässt die Erdbebenopfer von Aquila in Schnee und Regen sitzen, oder – und diesen Beweis haben Südtiroler Firmen geliefert – die Opfer erhalten rechtzeitig im Herbst Fertigholzhäuser.

Kurz nach unserem Rückzug aus Dubai Anfang 2009 haben wir uns gefragt, wie es weitergehen soll. Im April haben wir schließlich ein neues Patent entwickelt, dank dessen wir in den kommenden Jahren sehr gut dastehen werden. Unser neuer Ansatz lautet: Alle modultauglichen Funktionen von Hotelzimmern, Senioren- oder Studentenheimen werden in der Fabrik vorgefertigt und in ihren Ausführungen stark vereinfacht. Damit belaufen sich die Bauzeiten nicht mehr auf 20 Monate, sondern auf zwei Monate. Gleichzeitig hat damit das Ärgernis auf der Baustelle ein Ende. Denn bisher war es so, dass der Maurer dem Elektriker Fehler hinterlassen hat und dieser wiederum dem Hydrauliker. Diese Fehler lösen eine Kettenreaktion von Mehrkosten und Verspätungen aus und halten jeden Bauherren davon ab, ein zweites Mal in seinem Leben zu bauen. Werden die Vorfertigungen in der Fabrik die Zukunft des Bauens bestimmen?

Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder man baut in der herkömmlichen Beton-

tät. Wir setzten bei jedem Projekt den Geschäfts- und Rentabilitätsplan vor die eigentliche Architekturplanung. Denn es hat keinen Sinn, in eine Planung zu investieren, wenn wir nicht wissen, welche Rentabilität das Produkt am Ende generiert. Sie werden es nicht glauben, aber unsere besten und erfolgreichsten Projekte der letzten drei Jahre kommen von Privaten, die zum ersten Mal, dafür mit großer Überzeugung und fantastischem Geschäfts-Knowhow, in das touristische Business eingestiegen sind. Ich denke hier etwa an Ulrich Ladurner. Er hat mit dem Vigilius Mountain Resort eine gute Auslastung und eine gute Rendite. Und das, obwohl er vom Hotelgeschäft keine Ahnung hatte. Werden künftig also Quereinsteiger die rentablen Hotels führen?

Nicht zuletzt deshalb, da das Vertrauen an der Börse die letzten zwei Jahre stark gesunken ist und Hotels nun mal jenes Geschäft darstellen, das mitteloder langfristig gute Rendite generiert.


BRANCHENREPORT BAUINDUSTRIE

Sie arbeiten am Zero-Star-Konzept, das heißt an Hotels, die auf geräumige Zimmer und üppige Frühstücksbuffets verzichten. Werden diese Hotels den Tourismus nachhaltig beeinflussen?

langes Wochenende in Berlin, wenn man im herkömmlichen Sterne-System übernachten, speisen und wohnen würde?

Wie bereits das Wort sagt, arbeitet unser Konzept mit null Sternen. Das heißt, wir haben dem Sterne-System den Kampf angesagt. Alles, was wir wollen, ist ein fairer Umgang mit dem Gast. Und siehe da: In Krisenzeiten erweist sich diese

Es ist für einen Familienvater beinahe unbezahlbar.

Genau, es ist unbezahlbar. Das SterneSystem ist für den modernen Reisenden also nicht mehr tauglich. Denken Sie nur an die Millionen Geschäftsreisen-

Sie haben auf der Messe Hotel09 das neue Gütesiegel KlimaHotel vorgestellt. Was unterscheidet diese Hotels von den anderen Öko- und Biohotels?

Luxus bedeutet für uns Architekten und Planer, Wohlfühlen zu generieren und damit sind wir beim Thema Nachhaltigkeit. Bei der Zertifizierung geht es genau darum: Es geht um Leben, Natur und Transparenz. Drei Maßstäbe, die in den vielen Ökohotels nicht berücksichtigt werden. Architekt Matteo Thun hat mit dem Entwurf des Griffner-Hauses „O sole mio“ Ende der 90er-Jahre den Trend von Niedrigenergiesparhäusern in Fertigbauweise gesetzt. Sein eigenes Studio liegt in einem Hinterhof im Viertel Brera (Mitte).

Foto: Alexander Alber

Mit dem KlimaHotel bewegen wir uns auf einem neuen Gebiet: Technische Parameter oder K-Werte (Anm. d. Red.: Isolations- oder Akustikwerte) machen nur noch 25 Prozent der Werteskala aus. Das zeigt, dass die Zukunft nicht mehr nur aus einem reinen Zahlengerüst besteht.

„Ich übe bereits seit Langem nicht mehr den klassischen Architekturberuf aus …“ Matteo Thun

neue Kategorie als die einzige Kategorie mit zweistelligen Umsatzpluszahlen. Im Moment haben wir drei solcher Projekte im Bau, eines in Abu Dhabi und zwei in der Schweiz. Also kein kurzfristiges Modephänomen?

Nein, denn das Konzept zeigt, dass Value for Money an Bedeutung dazu gewinnt. Sie müssen sich vorstellen: Ein jung verheiratetes Ehepaar möchte mit seinen drei Kindern zu einem Popkonzert nach Berlin. Wie viel kostet ein

Und welchen Vorteil generiert der Gast?

den, zu denen auch ich mich zähle. Ich checke sehr oft erst gegen Mitternacht in ein Hotel ein und muss um 7 Uhr morgens bereits wieder weiter. In diesen sieben Stunden bin ich gar nicht in der Lage, die Quadratmeter des Zimmers zu vermessen, geschweige denn zu genießen. Man nimmt in dieser Zeit nur zwei Dinge wahr: die Qualität des Bettes und die Qualität der Dusche. Es geht also nur noch um den Erlebniswert und das Wohlfühlen. Das vordergründige Erlebnis, ob man in einem 4- oder 5-SterneHotel wohnt, zählt nicht mehr. Es geht also darum, alles wegzulassen, was man weglassen kann.

Alles was zählt, ist die hervorragende Qualität des Bettes und der Nasszelle. Die Budgets für solche Hoteleinrichtungen sind noch dazu bis zu 50 Prozent niedriger als die traditionellen Investmentschlüssel. Etwa indem wir bereits zwei Jahre vor Baugrubenbeginn die Nasszelle planen und sie dann mit Kränen fix und fertig in die Baustelle einsetzen können.

Er erlebt das Wohlbefinden. Er merkt, dass er von einem lokalen Wirt bedient wird, der die Sprache des Ortes spricht, er merkt, dass die Kartoffeln aus der Umgebung kommen und nicht aus Spanien, er merkt, dass das Trinkwasser aus der Erde kommt, auf dem das Hotel steht. Unsere Aufgabe als Architekten ist es, dieses ultimative Wohlfühlen ernst zu nehmen. Zu verstehen, dass Leute Gefühle haben. Es geht aber auch darum, ein Gebäude zu bauen, an dem man sich auch Jahrzehnte später nicht sattsehen kann. Damit komme ich auf meinen Lehrmeister und früheren Partner, den gebürtigen Ladiner Ettore Sottsass, zu sprechen, der genau diese Thesen postuliert hat. Leider 60 Jahre zu früh. Teure Projekte haben immer auch große Namen als Architekten gebraucht. Wird das auch künftig so sein?

Das architektonische Starsystem ist eskaliert. Es gibt an die zehn Superstararchitekten, die weltweit operieren, die weltbekannte Marken aufgebaut haben mit atemberaubenden Dimensionen. So hat ein englisches Büro (Anm.d.R.: Norman Foster) trotz Krise immer noch rund 200 Büros und trotz eines Stellenabbaus von 1500 Mitarbeitern immer noch 1000 An-

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BRANCHENREPORT BAUINDUSTRIE gestellte. Diese Dimensionen gehen nicht mit dem Individualisierungsprinzip unserer Mikrostruktur einher. Heute kommt eine fantastische junge Generation nach, die erkennen lässt, dass die hohe Komplexität von einem anonymen Team besser bewältigt werden kann.

Zwischen New York und Abu Dhabi Matteo Thun, geboren 1952 in Bozen, war Schüler Oskar Kokoschkas an der Akademie von Salzburg und promovierte 1975 an der Universität Florenz zum Doktor der Architektur. Sein Lehrmeister war Ettore Sottsass. Mit ihm zusammen gründete er 1981 die Memphis-Gruppe, eine Gruppe von aufstrebenden Entwerfern, die sich Möbelstücke ausdachten, die möglichst weit weg waren von der herkömmlichen Form. Es war eine Gegenbewegung zum Bauhaus. Seit 1984 hat Matteo Thun ein Studio in Mailand. Mit seinem 50köpfigen Team entwirft er Architektur- und Designprojekte auf der ganzen Welt: vom Vigilius Mountain Resort auf dem Vigiljoch und der Residence Pergola in Algund über das Side-Hotel in Hamburg, den Prominententreff P1 in München, die Pasta-Schnellrestaurants Vapiano bis hin zu dem Bürogebäude Tortona 37 in Mailand, dem Hugo Boss Business Unit in Stuttgart oder zu der Insel Green Island in Abu Dhabi. Im Moment arbeitet er an der Realisierung des Klimahotels Bellavista Trafoi von Skilegende Gustav Thöni. Matteo Thun ist verheiratet mit der Vorarlbergerin Susanne Benger und hat zwei Söhne im Alter von 23 und 19 Jahren.

Ist die Generation der Superstars in der Architektur also ein Auslaufmodell?

Ja, und zwar allein deshalb, weil alle letzten ganz großen Stars bereits über 60 und die Super-Superstars bereits über 70 sind. Die Starsysteme haben Vor- und Nachteile: Sie realisieren Produkte, die einen hohen Wiedererkennungswert haben, die aber auch eine starke Abnutzung haben. Entwürfe dieser Stararchitekten nutzen sich also zu schnell ab?

Ich war letztlich auf der Hungerburg und auf dem Hafelekar oberhalb von Innsbruck und ich möchte mich nicht darüber äußern, wie nachhaltig die Umgebung mit Ausnahme der Natur selbst war.

Sie meinen den Bau der Nordkettenbahn von Stararchitektin Zaha Hadid?

Wir wissen, dass die Patina vorherzusehen und als Positivum bei Projekten miteinzubauen ist. Die Patina ist die Qualität, die sich auf der Oberfläche eines Gebäudes oder Objektes entweder negativ oder positiv niederlässt. Das heißt, wir wissen, dass die Tiroler Lederhose nach 10 Jahren schöner ist als die neue Lederhose. Und wir wissen genauso, dass ein Walser hus aus Lärche nach 500 Jahren schöner ist als nach 50 Jahren. Und da muss ich mich fragen, ob die englische Dame aus Bagdad dem Phänomen des hochalpinen Klimas Rechnung tragen kann. Das Erscheinungsbild der Bahn spricht auf jeden Fall bereits heute Bände: Der Zeitgeist nutzt sich ab und die Bahn sieht heute bereits alt und schmutzig aus. Herr Thun, ich danke Ihnen herzlich für ◀ das Gespräch! INTERVIEW: VERENA PLIGER

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Foto: DC-Statik

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ie bisher geltende Berechnungsnorm für Holzbauten wurde 2009 außer Kraft gesetzt. Seitdem gilt der neue Eurocode 5. Eine ausschließlich anzuwendende Grundlage für die Bemessung und Konstruktion von Hochbauten und Ingenieurbauwerken aus Holz. Für Zimmereien, Ingenieure und Architekten ein tief greifender Wandel, der mit einem erhöhten Mehraufwand einhergeht. Manuelle Bemessungen gehören damit endgültig der Vergangenheit an. Um den Klein- und Mittelbetrieben den Umstieg auf den Eurocode 5 zu ermöglichen, hat sich das etablierte Holzbausoftwarehaus Dietrich’s AG zusammen mit der Europäischen Vereinigung Holzbau (EVH) und dem renommierten Professor François Colling mit der Schaffung ei-

DC-Statik ermöglicht eine effiziente und sichere statische Bemessung

erste Statik-Software, die für Südtiroler Anwender an das nationale italienische Anwenderdokument NTC 2008 angepasst wurde, automatisch das statische System ab. Das bedeutet, dass Südtiroler Schneeund Windlasten automatisch berücksichtigt und kombiniert werden. Durch die Ermittlung der idealen Holzquerschnitte können Angebote damit präziser, sicherer und effizienter vorbereitet werden. ◀

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ner gewerbefreundlichen Lösung befasst. Die Berechnung von Sparren, Pfetten oder Pfosten können damit einfach und kostengünstig durchgeführt werden, ohne dafür einen Statiker beauftragen zu müssen. Aus den Daten der Konstruktion leitet diese

DC-Statik Hauptstraße 37, D-85573 Neubiberg, Vertretung Italien: 348 55 375 60 oder 348 26 907 84 kontakt@dietrichs.com www.dc-statik.com


BRANCHENREPORT BAUINDUSTRIE PR-INFO

KlimaHaus bringt radikale Energiewende Die Bilanz nach sieben Jahren KlimaHaus ist äußerst positiv: Insgesamt konnte in Südtirol dadurch eine Gesamteinsparung von 6 Millionen Liter Heizöl und 12.000 Tonnen CO2 pro Jahr erreicht werden. Jetzt wurde die KlimaHausidee um das KlimaHotel und das KlimaHaus Nature bereichert.

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er Wunsch nach dem Eigenheim durch Kauf, Bau oder Sanierung ist in Südtirol nach wie vor ungebrochen. Dabei ist ein stetig zunehmender Trend nach einem umweltgerechten, klimaverträglichen und energieeffizienten Wohnen zu verzeichnen. „Gut für’s Klima, aber auch gut für die eigene Brieftasche“, so Landesrat Michl Laimer. Deshalb gewinnen innovative und ökologische Gebäudelösungen zur effizienten Energienutzung angesichts schwindender fossiler Energieträger und explodierender Preise massiv an Bedeutung. Umweltverträgliches und energiesparendes Bauen ist aber auch ein effektives Mittel, um den Kohlenstoffdioxid-Ausstoß langfristig zu minimieren und dem Klimawandel entgegenzusteuern. Der Schlüssel dazu liegt im KlimaHaus.

wollen wir die Vernetzung mit einschlägigen Forschungseinrichtungen vorantreiben. Aus raumordnerischer Sicht gibt es das Bestreben, künftig ganze Bauzonen unter einen Mindestenergiestandard zu stellen und damit die Raumpolitik auf eine neue und hohe Qualitätsebene zu bringen. „Unser oberstes Ziel ist es aber, einen konstanten Druck auf die energetische Sanierung des Altbestandes auszuüben“, betont Landesrat Laimer. ENERGETISCHE SANIERUNG. Für Sanie-

ersten sieben Jahren an Erfahrungswerten ist die Bilanz äußerst positiv. Dass Südtirol mit dem KlimaHaus richtig fährt, beweisen die enorme Einsparung von klimaschädigenden CO2-Emissionen, aber auch die Anerkennungen aus dem In- und Ausland. So konnte vor wenigen Tagen das 2.059ste KlimaHaus zertifiziert werden, wobei der Trend steil nach oben geht. Das bedeutet eine Gesamteinsparung von 6 Millionen Liter Heizöl und 12.000 Tonnen CO2 pro Jahr allein in unserem Land.

Foto: Abt. 29

SIEBEN JAHRE KLIMAHAUS. Nach den

„Um Südtirol zu einem Klimaland zu machen, müssen wir unseren Energieverbrauch und unsere CO2-Emissionen radikal drosseln. Ein großes Potenzial liegt im Gebäudebereich, sowohl beim Neubau als auch und besonders bei der energetischen Sanierung der Altbauten“, meint Landesrat Michl Laimer

KONSTANTER PROZESS. Und die Ent-

wicklung bleibt nicht stehen: Die Weiterentwicklung der KlimaHausidee ist ein konstanter Prozess, der in Zukunft neue Gebäude- und Wirtschaftskategorien betreffen wird und sich zuletzt in der Ausdehnung auf den Hotelbereich (KlimaHotel) manifestiert hat, bald gefolgt vom Gewerbebereich. Auch von der Materialseite her sind die Weichen bereits gestellt: Mit dem Kli-

maHaus Nature werden die Baumaterialien aus ökologischer Sicht unter die Lupe genommen und die Innovation vorangetrieben. Noch in diesem Jahr werden wir den gesetzlichen Mindestenergiestandard bei Neubauten auf KlimaHaus B anheben und spätestens 2015 auf A. Um mit den technologischen Entwicklungen mitzuhalten,

rungsarbeiten an bestehenden Gebäuden gibt es noch bis Ende 2010 die staatlichen Steuerabsetzbeträge von 55 Prozent für energetische Sanierungen, von 36 Prozent für Instandhaltungs-, Renovierungs- und Umbauarbeiten. Das Land Südtirol gewährt bei energetischen Sanierungen außerdem einen Kubaturbonus von 200 Kubikmetern. Dadurch kann bis zu 70 qm neuer Wohnraum geschaffen werden. Voraussetzung dafür ist die energetische Sanierung des Hauses im Standard KlimaHaus C. Dies bedeutet, das Gebäude darf einen Heizwärmebedarf von 70 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr nicht überschreiten. „Mit dem Kubaturbonus schlagen wir mehrere Fliegen mit einer Klappe: Energiekosten werden enorm gesenkt, Bürger kommen mit relativ wenig Geld zu neuem Wohnraum, Unternehmer zu neuen Aufträgen, und wir tun Gutes für unsere Umwelt und unser Klima“, sagt Landesrat Michl Laimer. ◀

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Autonome Provinz Bozen Ressort für Raumordnung, Umwelt und Energie Rittnerstraße 4, 39100 Bozen info@energie-sparen.it

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BRANCHENREPORT BAUINDUSTRIE PR-INFO

Foto: Serisolar

Die Grundschule in Rovereto wurde mit den Klebefolien der Firma Serisolar versehen

Sonnenschutz und Sicherheit in einer Folie Glasfassaden sind im Bausektor absolut angesagt. Aber nur Serisolar macht zerbrechliche Glasflächen sicher: Mithilfe einer innovativen Klebefolie, die herkömmliches Glas in zertifiziertes Sicherheitsglas umwandelt und gleichzeitig als Sonnenschutz dient.

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er sich in Städten wie New York oder Tokio umsieht, kommt nicht umhin, den massiven Einsatz von Glas als Baumaterial zu bemerken. Vom Wolkenkratzer zum Unternehmenssitz wird Glas verwendet, um den Eindruck von Modernität, Eleganz und Wohlstand zu vermitteln. In Italien entsprechen Glasflächen meist nicht den gängigen Normen, nicht zuletzt, weil man sich ihrer potentiellen Gefahr nicht bewusst zu sein scheint. Brüche, Explosionen, Vandalenakte und unwillkürliche Stöße können große – wenn auch leicht vermeidbare – Schäden anrichten. Nachdem das Legislativdekret 626/94 durch den Einheitstext 81-08 zum Thema Sicherheit von Arbeitsbereichen und Anwendung der EWG-Bestimmungen er-

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setzt wurde, ließen sich merkliche Verbesserungen feststellen. Die verpflichtende Garantie und Absicherung für öffentliche und private Arbeitsbereiche gegenüber den potentiellen Gefahren von Glas wurde tatsächlich erst mit den Normen EN12543-12600 und UNI7697 (2002 und 2007) eingeführt. Mit Sicherheitsfolien kann nun herkömmliches Glas rasch, einfach und sicher in zertifiziertes Sicherheitsglas umgewandelt werden. Ohne alte Scheiben zu ersetzen, Änderungen am Rahmen vorzunehmen oder die normale Arbeitstätigkeit im Bereich unterbrechen zu müssen, können die Folien einfach angebracht werden und halten Glassplitter und Scherben zurück, die andernfalls bei einem Bruch des Glases in der Um-

gebung verteilt würden. Hierzu wurden zahlreiche Stoßtests und Laborversuche an zertifizierten Instituten (Institut Giordano in Bellaria und Versuchszentrum Marghera) vorgenommen. Beratung, Planung, Lieferung und Anbringung der Sicherheitsfolien werden mit Zertifikaten belegt, weshalb es besonders wichtig ist, die Arbeiten gemäß der Bestimmungen des Einheitstextes 81-08 von Fachleuten durchführen zu lassen. Das oben genannte Dekret sieht außerdem vor, dass der betroffene Bereich arbeitsgerecht gestaltet werden muss und alle der Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten abträglichen Umstände (überhöhte Temperatur, Treibhauseffekt, Blendung, Spiegelung) beseitigt werden müssen. Die Anbringung besonderer Sonnenschutzfolien ist


BRANCHENREPORT BAUINDUSTRIE

Foto: Serisolar

Foto: Serisolar

PR-INFO

Die Experten von Serisolar überprüfen das Glas mit einem Laserinstrument und wandeln es durch das Anbringen einer Klebefolie in Sicherheitsglas um

folglich ideal, um allen Bestimmungen gerecht zu werden. UNBESORGT MIT GLAS BAUEN: Seriso-

lar, ein Unternehmen mit Sitz in Trient und Filialen in Mailand und Rom, zählt zu den Marktführern im Bereich durchbruch-, hitze- und spiegelungshemmende, UV-sichere Folien und bietet eine rasche und praktische Alternative zum Austausch nicht normgerechter Glasscheiben zugunsten einer sicheren und angenehmen Arbeitsumgebung. Die Folien verhindern, dass gesplitterte Scheiben brechen und bilden damit einen Schutzschild für die Umgebung. Die Gemeinde Rovereto löste so bereits 2002 das Sicherheitsproblem der Glasflächen in Kindergärten und beauftragte Serisolar 2005 und 2009 mit der vollständigen Umwandlung nicht normgerechter Glasscheiben in Grundund Mittelschulen. Dank der Professionalität und der guten Beratung der Experten von Serisolar konnten geeignete Arbeitspläne und somit ein korrektes Umwandlungsprogramm für die zu behandelnden Glasflächen ausgearbeitet werden. WIE WIRD IN DERARTIGEN FÄLLEN VORGEGANGEN? Am Beginn der Arbei-

ten steht ein Beratungsgespräch, in dessen Rahmen die Leiter des technischen Büros zusammen mit den Sicherheitsverantwortlichen des betreffenden Gebäudes alle technischen und gesetzlichen Aspekte klären. Die Glasflächen werden mittels zertifizierter Laserinstrumente geprüft, die anhand von Position und Verwendungszweck des betroffenen Raums den gesetzlich vorgeschriebenen Sicherheitsgrad bestimmen. Anschließend können normale Glasscheiben durch die Anbringung besonderer transparenter oder strahlungsabweisend getönter Polyesterfolien in bruchsichere, hitze- und spiegelungshemmende Flächen umgewandelt werden. KEIN AUSTAUSCH NOTWENDIG! Die Fo-

lien werden auf bestehenden Glasflächen angebracht. Die Experten von Serisolar können die Montage, wie im Beispiel Rovereto, ohne Behinderungen für die Lernoder Arbeitstätigkeit auch während des Schuljahres vornehmen. Als Garantie für die korrekte Abwicklung der Arbeiten wird ein halbtransparentes Siegel mit dem Montagedatum, der jeweiligen Gesetzesgrundlage und der erreichten Widerstandsklasse angebracht. Weiters wird ein Konformitätszertifikat mit zehnjähri-

ger Garantie gegen Ablösung oder Bruch der Folien ausgestellt – die effektive Lebensdauer der Folien beträgt jedoch mehr als 20 Jahre. WIE WIRD DER TREIBHAUSEFFEKT IN DEN INNENBEREICHEN BESEITIGT?

Durch die professionelle Montage neuer Folien mit 75 Micron kann Serisolar auch an großen Gebäuden bestehende Glasfassaden ohne Austauschen der Scheiben bearbeiten. So wird das Problem der Sonneneinstrahlung und des daraus entstehenden Treibhauseffekts definitiv behoben. Je nach Fall wählt Serisolar aus einer Palette langlebiger Folien jene mit der höchsten Energieeffizienz und der korrekten Tönungsstufe aus und montiert jährlich mehr als 38.000 qm Sonnenschutzfolien mit EN12600-Zertifizierung. ◀

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Serisolar Srl 38121 Trient Tel. 0461 95 00 65 info@serisolar.com www.serisolar.com Zone Südtirol: Engelbert Rassler Mobiltelefon: 335 66 194 44

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BRANCHENREPORT BAUINDUSTRIE

Foto: Etschwerke

Das Fassadenspiel

Fernheizwerke setzen in Südtirol nicht nur energetische, sondern auch architektonische Zeichen. Ein Paradebeispiel ist das Fernheizwerk Meran: Paneele aus gelochtem Wellblech verhüllen den Betonkern des Gebäudes und verändern die ästhetische Wirkung der Fassade je nach Tageslicht.

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a mit Fernheizwerken eine effiziente Verwertung der verschiedenen Brennstoffe wie Hackschnitzel, Biogas oder Erdgas möglich ist, stellen sie einen konsequenten Beitrag zur Reduzierung des Heizenergiebedarfs dar. Bereits heute ist der Anteil an Fernheizwerken gemessen an der gesamten Energieerzeugung in keiner anderen Provinz Italiens so hoch wie in Südtirol.

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ARCHITEKTONISCHER HINGUCKER. Wa-

ren es anfangs noch einfache Gebäude, so setzen die Fernheizwerke von heute auch aus architektonischer Sicht Meilensteine. Ein Paradebeispiel hierfür ist das Fernheizwerk in Meran, das von der Etschwerke AG neben dem Fruchtsafthersteller Hans Zipperle AG in der Gewerbezone in Meran Untermais errichtet wurde. „Ausgehend von der Energiebedarfsstruktur von Zipperle hat uns die Etschwerke AG bereits im

Frühjahr 2004 mit einer Machbarkeitsstudie zum Einsatz einer Gasturbinenanlage beauftragt“, erklärt Alexander Dorfmann von „dorfmann ingenieure“ aus Brixen. Entstanden ist schließlich ein Fernheizwerk mit Gasturbine und Wärmerückgewinnung mitsamt elektrischem Generator und Mittelspannungsanlage. Versehen mit zwei Heizkesseln, einer Dampfleitung zur Firma Zipperle sowie einem Fernwärmenetz mit Wärmeübergabestationen für Wär-


Foto: Etschwerke

Foto: Etschwerke

Foto: Etschwerke

BRANCHENREPORT BAUINDUSTRIE

Die nach Süden geneigte Dachfläche ist mit einer Fotovoltaikanlage ausgestattet

Der Künstler Josef Rainer hat mit seinen Figuren das Fernheizwerk „besucht“

Durch die Fassadenverkleidung ergibt sich ein kompakter Gesamteindruck

mekunden wurde es schließlich im Oktober 2006 seiner Bestimmung übergeben. Seitdem versorgt es mit einer Jahresproduktion von 12.700 MWh an Fernwärme und einem rund sieben km langen Fernwärmenetz rund 1600 Haushalte, zwei Schulen und mehrere Betriebe im Meraner Gemeindegebiet. 40.000.000 MWh pro Jahr werden in Form von Dampf an die Firma Zipperle geliefert.

nach Blickwinkel verändert sich die ästhetische Wirkung der Fassade, die zugleich verschlossen und transparent – und somit dynamisch – erscheint“, erklärt der Brixner Architekt Luca Canali, der mit der Planung und Bauleitung des Gebäudes beauftragt wurde. Die Formensprache des Baukörpers, der Fassadenverkleidung und der internen Struktur folgen einem klaren architektonischen Konzept, das die komplexen Anforderungen der Anlagentechnik widerspiegelt. Auf der exakt nach Süden geneigten und begrünten Dachfläche wurde eine 43,4 kW-Fotovoltaikanlage installiert. Im Gebäude konnten so die vielschichtigen Anforderungen von Anlagetechnik, Sicherheit, Sparsamkeit im Verbrauch von Baugrund und nicht zuletzt Wirtschaftlichkeit ohne den Verzicht auf eine klare Architektur umgesetzt werden.

einzigartig, was die Zusammensetzung der Maschinenteile und die Reduzierung des Feinstaubs betrifft. Durch den kombinierten Einsatz von Dampf und Fernwärme wird Warmwasser zentral bereitgestellt. Der in der Anlage produzierte Dampf wird mit einer Temperatur von ca. 190 °C und einem Druck von 14 bar über eine unterirdische Leitung an die Zipperle AG abgegeben. Über Fernwärme-Übergabestationen werden dann die Heizanlagen der Gebäude mit Wärme und Warmwasser versorgt.

FARBSPIEL AN DER FASSADE. Wäre da

nicht der 20 Meter hohe Kamin, so würde man das in der Sonne schwarz schimmernde Fernheizwerk gar nicht als solches definieren. Unauffällig fügt es sich in die Untermaiser Umgebung ein. Die Farben der Fassade wechseln je nach Sonneneinstrahlung. Das Farbspektrum reicht von schwarz über anthrazit bis hin zu violett. „Vertikal angebrachte Paneele aus gelochtem Wellblech verhüllen den massiven Betonkern des Gebäudes und lassen den Baukörper je nach Tageslicht unterschiedlich in Erscheinung treten. Je

EINMALIG IN SÜDTIROL. Es ist das erste

Fernheizwerk im Land, das mit einer Gasturbine betrieben wird. Es ist aber auch

KOSTENGÜNSTIG. Da es keine Wartungs-

kosten für Heizanlagen sowie Speicher für das Heizöl braucht, entfallen für die öffentliche Hand und die privaten Abnehmer eine Menge an Kosten. Die Etschwerke AG selbst konnte durch die Produktion von Wärme nicht nur ihre Angebotspalette erweitern, sondern durch die Kombination für Gewerbe und Wohnungen auch eine gute Auslastung der Anlage und eine erhöhte Rentabilität generie◀ ren.

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GRÜNDERZEIT

Mein Chef bin ich

Foto: Photocase kallejipp

Eigener Chef zu sein, ist ein faszinierender Gedanke. Doch wie sieht Selbstständigkeit in der Realität aus? Wir stellen vier Jungunternehmer vor, die den Schritt der „Existenzgründung“ gewagt haben TEXT: SILVIA OBERRAUCH FOTOS: ALEXANDER ALBER und mit ihrer Geschäftsidee bereits heute Erfolge feiern.

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o manch einer hat eine gute Idee, aber nur den wenigsten gelingt es, diese auch in ein profitables Unternehmen zu verwandeln. Der Schritt in Richtung Selbstständigkeit bedeutet mehr, als der eigene Chef zu sein. Allein der bloße Wunsch, in Selbstbestimmtheit zu leben, reicht nicht aus, denn sie bringt in diesem Fall auch eine gehörige Portion Eigenverantwortung mit sich. Man

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ist nun für den Erfolg, aber auch für den Verlust selbst verantwortlich und muss für diesen einstehen. Man lässt die Sicherheit, die mit einem Angestelltenverhältnis einhergeht, hinter sich. Wir stellen vier junge Südtiroler vor, die all diese Risiken nicht gescheut haben, weil der Wunsch nach Selbstverwirklichung stärker war. Vier Menschen – die ein Risiko eingegangen sind – wenn auch

ein kalkuliertes. Manch einer hat jahrelang auf diesen Schritt hingearbeitet, während anderen sich die Geschäftsidee nach und nach erschlossen hat. Mögen die Schwierigkeiten, Voraussetzungen und Erfahrungen auch unterschiedlichster Natur sein: Alle vier stehen nicht nur hinter ihrem Entschluss, sondern vor allem mit Leidenschaft hinter ihrer Geschäftsidee.


GRÜNDERZEIT

Embawo OHG BRIXEN

▶ Branche: Mode ▶ Startkapital: 60.000 € Gutes Gespür für Mode, handwerkliches Talent, zeichnerische Fertigkeiten und kreatives Potenzial: Diese Eigenschaften zeichnen den gelernten Tischler Norbert Öttl, 28, der im Passeiertal geboren ist und auch als Model arbeitet, und die Brixner Architektin Verena Lusser, 27, aus. Im Juni 2009 gründen sie die Firma „Embawo OHG“. Seither produzieren sie

Handtaschen aus speziell verleimtem Furnierholz. Seit Kurzem haben sie auch Brillenfassungen in ihrem Portfolio, mit denen sie bereits über die Landesgrenzen hinaus bekannt sind. Während Verena Lusser für die grafischen Entwürfe der Modelle verantwortlich ist, kümmert sich Norbert Öttl um deren Fertigung aus Holz. „Wir haben ein riesengroßes Glück, weil so viele Leute um uns herum an unser Projekt glauben und uns helfen“, erklären die beiden. Um eine gute Geschäftsidee auch umsetzen zu können, bedarf es jedoch mehr als bloßer Begeisterung: „Die Finanzierung“, so Öttl, „war schon ein großes Pro-

blem. Es war sehr schwierig, überhaupt einen Kredit zu bekommen. Als Produzenten – wie wir es sind – müssen wir ja alles vorfinanzieren. “ Doch die beiden scheuen weder Kosten noch Mühen, wenn es um ihr Projekt geht. Wahrscheinlich ist das auch das Geheimnis ihres Erfolges: „Wir wollen nur das Beste präsentieren. Das fängt bei den Werbefotos und bei unserem Internetauftritt an und hört bei dem Endprodukt auf “, so Lusser. Die beiden haben sich dafür entschieden, von Anfang an gleich in die Vollen zu gehen. „Deshalb müssen wir in anderen Dingen halt mal zurückstecken“.

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GRÜNDERZEIT

Ivan Rampelotto BOZEN

▶ Branche: Rechtsanwalt ▶ Startkapital: maximal 15.000 € Ivan Rampelotto, 40, hat zusammen mit einem Kollegen im September 2008 den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und eine eigene Kanzlei in Bozen eröffnet. Beide können auf eine langjährige Erfahrung in namhaften Bozner Anwaltssozietäten zurückblicken: Mit dem Abenteuer Selbstständigkeit verließen beide also den sicheren Hafen eines Angestelltenverhält-

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nisses. Er habe schon immer gespürt, dass dies sein Weg sei, erklärt der Anwalt. „Es ist ein großer Schritt, weil man nicht wirklich einschätzen kann, wie die Geschäfte laufen werden, verbunden damit ist die Angst, ob man über die Runden kommt. Man wägt natürlich auch ab, ob man nicht dort bleiben soll, wo man ist.“ Dem Zufall wollte der Anwalt so wenig wie möglich überlassen: „Ich habe beschlossen, ein Coaching zu machen, um herauszufinden, wo meine Stärken und Schwächen liegen. Ich habe in meine Entscheidung also nicht nur wirtschaftliche, sondern auch menschliche Faktoren miteinbezogen.“ Rampelot-

to kann auf 15 Jahre Arbeitserfahrung zurückblicken. „Erfahrungswerte sind extrem wichtig, will man sich in meinem Beruf selbstständig machen. Ich hatte die Möglichkeit interessante Rechtsfälle anzunehmen und mir Wissen anzueignen. Wissen, das ich heute in meine Zukunft investiere.“ Die Anfangsschwierigkeiten waren laut Rampelotto eigentlich eher organisatorischer Natur. „Ich war das ganze Drumherum, die Boten- und Gerichtsgänge, nicht gewohnt: In einer Großkanzlei muss man sich um solche Dinge nicht kümmern, aber mittlerweile habe ich auch das im Griff.“


GRÜNDERZEIT

Riskprotect Gmbh BOZEN

▶ Branche: Produktentwicklung ▶ Startkapital: 8.000 € Ulrich Schwingshackl, 35, schwimmt mit seiner Firma auf der Erfolgswelle: Für die ISPO 2010 hat er einen Finalistenplatz bei dem hochkarätigen „Ispo-Brand-NewAward“ gewonnen – und das knapp zwei Jahre nach der Gründung seines Unternehmens. Schwingshackl, seit seinem 21. Lebensjahr Bergführer, hat Geschichte und Kunstgeschichte studiert und eine einjähri-

ge Spezialausbildung im Bereich Produktmanagement absolviert, bevor er bei der Firma Salewa eine Anstellung als Produktmanager fand. Vier Jahre hat er dort gearbeitet, bevor er sich selbstständig gemacht hat. „Dort habe ich mich vom Konzept bis zum Endprodukt um alles gekümmert und mir so das notwendige Basiswissen erarbeitet.“ Die Firma „Riskprotekt GmbH“ ist ein flexibles Netzwerk von Designern und Ingenieuren, das zusammen mit externen Kunden Produkte für Bergsport und Arbeitssicherheit entwickelt. Die Anfangsschwierigkeit lag darin, erklärt Schwingshackl, mit ge-

ringen finanziellen Mitteln auszukommen. Schulden wollte er partout keine machen. Auch einen gewissen Bekanntheitsgrad zu erreichen und eine Systematik, beispielsweise im Warenwirtschaftssystem, auszuarbeiten, erwies sich als nicht ganz einfach. Den Schritt in die Selbstständigkeit hat er akkurat geplant, denn „Risikobereitschaft, ja, die gehört dazu, aber eine gut durchdachte. Es ist wie beim Klettern: Man plant die Route, in der Wand ist die Realität dann aber oft eine andere. Dann muss man sein erworbenes Wissen nur nutzen und wird auch noch so schwierige Situationen meistern“, so der Jungunternehmer.

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GRÜNDERZEIT

Easymailer OHG BOZEN

▶ Branche: Informatik für Hotelerie ▶ Startkapital: ca. 25.000 € Patrick Bergmeister, 26, und Thomas Alber, 25, haben mit ihrem virtuellen, vollautomatisierten Rezeptionsassistenten eine innovative Software geschaffen und gleichzeitig eine Marktlücke geschlossen. Die Idee hierfür hatte Bergmeister. Sechs Jahre lang war er während seines Wirtschaftsstudiums in Bozen und Trient in einem Hotelbetrieb an der Rezeption tätig. „Als der rie-

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sen Andrang an elektronischen Anfragen nicht mehr zu bewältigen war, suchte ich nach einer Lösung, um möglichst schnell grafisch und inhaltlich ansprechend auf die Anfragen reagieren zu können“, so der junge Grödner. Nach diversen Absagen von Softwarehäusern begann er schließlich, selbst an einem Programm zu tüfteln. Konkret wurde das Projekt, als Bergmeister den Informatiker Thomas Alber kennenlernte. Als die beiden beim BusinessplanWettbewerb „Adventure X“ teilnehmen, kommt der Stein in Richtung Selbstständigkeit erst richtig ins Rollen: Die Easymailer OHG wird am 1. Jänner 2009 gegründet.

Von der Geschäftsidee bis zur Firmengründung war es ein langer Weg. „Gute eineinhalb Jahre. Wobei unser Projekt heute noch nicht endgültig ausgereift ist, da jeder Hotelier individuelle Anforderungen an das Programm stellt“, erklärt Alber. Die Anfangsschwierigkeiten waren nicht nur finanzieller Natur – die beiden haben das Unternehmen gänzlich eigenfinanziert –, sondern auch die Skepsis der Hoteliere war da, die einem vollautomatisierten Programm anfangs kein großes Vertrauen entgegenbringen wollten. „Sind wir dann aber beim Kunden und erklären ihm unsere Software, ist er hellauf begeistert“, so Bergmeister.


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Die finanziellen Hilferufe für die Realisierung des eigenen Business werden von den Banken vielfach nicht gehört

... ich brauche Geld! Die Zusammenarbeit zwischen Bank und Unternehmern hat auch in Südtirol Risse bekommen und neue Kredite werden kaum noch gewährt. Besonders hart haben es jetzt die Neugründer. Wir zeigen, VON VERENA PLIGER wie sich Ihren Traum vom Start-Up auch künftig realisieren können.

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ereits die Ratingkriterien von Basel II haben es Unternehmen mit geringer Bonität zunehmend erschwert, an frisches Kapital zu kommen. Umso schwieriger ist es, ohne Historie und Sicherheiten eine klassische Fremdfinanzierung durch einen Bankkredit zu erhalten. „Für Neugründer lässt sich vor allem in der Entwicklungsphase nur schwer voraussagen, mit welchem Erfolg ein neues Produkt auf den Markt gehen wird. Kann ein Neugründer nicht mindestens 20 bis 30 Prozent der Investitionssumme an Eigen-

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kapital aufbringen, ist für die Banken ein Darlehen also viel zu riskant“, meint der Bozner Wirtschaftsberater Peter Göller. Doch gerade das verfügbare Eigenkapital stellt bei Existenzgründern eine immer größer werdende Hürde dar: „Kaum ein junger Kreditsteller kann heute diese Summe an Eigenkapital aufbringen. Südtirols Neugründer bauen ihr Business also vor allem auf Fremdfinanzierung auf “, so Jasmin Da Rui vom Gründerzentrum im TIS. „Manche Neugründer können nicht mal 10.000 Euro an Eigenkapital vorweisen.

In solchen Fällen wird eine Fremdfinanzierung über eine Bank schwierig. Denn Wertsicherstellungen, wie eine Bürgschaft des Vaters, überzeugen heute keinen Kreditsachberater mehr,“ so Wilhelm Obwexer, Steuerberater in Klausen. Umso wichtiger ist es, dem Kreditsachbearbeiter eine gut kalkulierte Finanzierung im Businessplan vorzulegen. Der Gründer sollte also eine realistische Ergebnisrechnung oder Liquiditätsplanung vorlegen, aus der hervorgeht, wie rentabel seine Geschäftsidee ist, für welche Investitionen er wie viele


GRÜNDERZEIT

Bankdarlehen

eine Bankbürgschaft oder Versicherungspolizze, können eingebracht werden. Allerdings warnt Wilhelm Obwexer vor dieser Art und Weise der Eigenkapitalabdeckung: „Wer seinen Start ausschließlich über immaterielle Werte oder nur mit 25 Prozent

▶ Vorteile: Persönlicher Kontakt, flexible Anpassung an die individuelle Situation des Unternehmens. ▶ Nachteile: Strenge Eigenkapitalvorschriften und Bonitätsprüfung.

Foto: stock.xchng/orchid85

finanzielle liquide Mittel benötigt und in welchem Zeitraum er sie wieder zurückzahlen kann. „Keine leichte Aufgabe, da der Erfolg des eigenen Business auch vom Markt und Wettbewerb abhängig ist. Viele schätzen die Investitionen am Anfang zu niedrig

Foto: photocase.com/complize

Die Hausbank ist in Südtirol nach wie vor die Nummer 1 bei Kapitalbeschaffung

Südtirols Neugründer finanzieren ihr Business vor allem über Kredite und Darlehen

ein, da sie unterschätzen, wie viel Kapital sie später noch ins Wachstum investieren müssen“, so Obwexer. OHG ODER GMBH? Wie viel Eigenkapi-

tal ein Neugründer aufbringen muss, hängt auch davon ab, für welche Rechtsform er sich entscheidet. Während für eine Personengesellschaft (Einfache Gesellschaft, OHG oder KG) nur ein geringfügiges Mindestkapital ausreicht, muss bei einer Kapitalgesellschaft (GmbH oder AG) sofort ein Mindestkapital gezeichnet werden. Um den Gläubigern einen gewissen Schutz zu gewähren, fordert der italienische Gesetzgeber bei einer GmbH eine Mindestkapitaleinlage von 10.000 Euro. Bei einer AG, die von Neugründern meistens nur im Zusammenhang mit Private-Public-Projekten gegründet werden, sind 120.000 Euro erforderlich. Bei einer GmbH müssen bei der Gründung mindestens 25 Prozent des Mindestkapitals sofort eingezahlt werden. Die restlichen 75 Prozent können auch zu einem späteren Zeitpunkt auf Verlangen der Verwalter eingezahlt werden. Auch Arbeitsleistungen oder immaterielle Werte, gesichert durch

Eigenkapital in Angriff nimmt, der hat sicher bedeutend weniger Chancen, bei der Bank oder einem Lieferanten eine weitere Fremdfinanzierung zu erhalten. Von daher rate ich jedem Neugründer sofort, den vollen Betrag von 10.000 Euro Eigenkapital einzubringen“. GRÜNDUNGSSPESEN. Auch wenn sich im Moment immer mehr Gründer für die Rechtsform einer GmbH entscheiden, erweist sich dies nicht immer als Vorteil: Denn zum Mindestkapital kommen allein 4.000 Euro an Gründungsspesen für Wirtschaftsberater und Notar hinzu. Zudem ist der Gründer dazu verpflichtet, eine Bilanz zu hinterlegen und ein Gesellschafterbuch zu führen. „Diese Kosten und dieser Mehraufwand fallen bei den Personengesellschaften weg – dafür übernimmt der Gründer die volle Haftung auch auf sein Privatvermögen“, so Peter Göller. FREMDFINANZIERUNG. Alternativen zum

herkömmlichen Darlehen der Banken gibt es viele. Wir klären auf und zeigen, welche Form der Finanzierung sich für welchen Gründertyp eignet.

Nach wie vor ist für Südtirols kleine und mittelständische Unternehmen die Zusammenarbeit mit der Hausbank bei der Finanzierung von entscheidender Bedeutung. Auch wenn es durch die strengen Ratingsysteme immer schwieriger wird, die Banken zu überzeugen. Denn der Basel-II-Akkord schreibt den Banken einen strengeren Überprüfungsprozess und höhere Eigenkapitalforderungen als noch vor wenigen Jahren vor. Banken bieten Investitionskredite an, finanzieren über Kreditlinien aber auch das Umlaufvermögen. Es gibt die unterschiedlichsten Varianten: tilgungs- oder endfällige Darlehen mit variablen oder festen Zinssätzen. Den Banker interessiert beim Erstgespräch vor allem: Wie viel Eigenkapital bringt der Unternehmer mit? Und wie viel Fremdkapital braucht die Existenzgründung? Diese beiden Kriterien müssen in einem professionellen Businessplan mit einer durchdachten Finanzstrategie aufgelistet sein. „Banken merken allerdings sofort, wenn der Plan nicht eigenhändig, sondern ausschließlich von einem Wirtschaftsberater erstellt wurde. Denn letztendlich geht es ja darum, dass der Gründer auch die kaufmännische Fähigkeit hat, den Businessplan umzusetzen“, so Wilhelm Obwexer. Seiner Meinung nach würden den Neugründern häufig die kaufmännischen Fähigkeiten fehlen.

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Mezzanine-Kapital

Leasing

▶ Vorteile: Aufnahme von zusätzlichem Fremdkapital wird erleichtert, gute Netzwerke und Kontakte. ▶ Nachteile: Die Gesellschaftsverhältnisse verändern sich.

▶ Vorteile: Stärkung der Eigenkapitalposition, ohne den Investoren dafür volle Gesellschaftsrechte einzuräumen. ▶ Nachteile: Hohe Gesamtkosten, nicht für kleine Unternehmen geeignet.

▶ Vorteile: Steuerlich voll absetzbar, keine Veränderung der Eigenkapitalquote in der Bilanz. ▶ Nachteile: Höhere Kosten als beim Kauf, unkündbar, kein Eigentum.

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Private Investoren

Private Investoren unterstützen mit Beteiligungskapital und Kontakten

Mezzanine-Finanzierung für Neugründer mit hohen Wachstumszielen

Dank Leasing haben Gründer mehr Spielraum für andere Investitionen

„Nach Alternativen zu den traditionellen Finanzierungsformen sehen sich in Südtirol kaum Unternehmer um. Südtiroler sind in dieser Hinsicht Eigenbrötler und wollen ihre innovative Idee allein realisieren“, davon ist Wirtschaftsberater Wilhelm Obwexer überzeugt. Außerdem gebe es im Moment nur wenige Großunternehmen, die sich dazu bereit erklären, Überschüsse aus ihrem Betrieb abzuziehen um damit ein anderes Unternehmen zu unterstützen. Eine Meinung, die Frank Saviane vom TIS nicht teilt. „Sieht man sich die Vermögenswerte der Südtiroler Unternehmen an, dann ist das sicher nicht das Hauptproblem, vielmehr mangelt es am Interesse der Gründer, die in der Regel selbst das Gewinnpotenzial des Unternehmens ausschöpfen wollen.“ In diesem Zusammenhang hat das TIS, das seit 1998 mehr als 80 Existenzgründer beim Aufbau und bei der Umsetzung ihres Geschäftsmodells unterstützt hat, einen Business-Angels-Club gegründet. Insgesamt 10 bis 15 Business Angels hat das TIS. Es sind dies vermögende Privatpersonen, die Neugründer nicht nur mit Kapital unterstützen, sondern darüber hinaus auch mit ihrem Wissen, ihrer Erfahrung und ihren Kontakten. Personen also, die ihr Kapital nicht brachliegen lassen, sondern in innovative Konzepte investieren. Natürlich möchte ein Business Angel auch eine Rendite erzielen, er geht ja ein erhebliches Risiko ein“, erklärt Frank Saviane.

Grundsätzlich ist diese Finanzierungsmöglichkeit vor allem für solche Unternehmen von Interesse, die hohe Wachstumsziele verfolgen und dafür viel Kapital benötigen. „Wichtig ist in diesem Fall, dass das Unternehmen eine solide Ausgangsposition hat. Für Unternehmen, die nur einen geringen Kapitalbedarf haben, oder kleine Unternehmen, ist Mezzanine-Finanzierung also nur bedingt geeignet. Das Volumen von Mezzanine-Finanzierungen liegt in der Regel ab 1 Million Euro“, so Jasmin Da Rui vom TIS in Bozen. Bei den Kapitalgebern kann man zwischen institutionellen Investoren und privaten Investoren unterscheiden. Dies können Unternehmensbeteiligungsgesellschaften, Banken, Versicherungen oder VentureCapital-Gesellschaften sein. In der Südtiroler Realität spielen Mezzanine-Investoren bis dato kaum eine Rolle, da sie nur selten zur Frühphasenfinanzierung eines Unternehmens herangezogen werden. Dennoch: Bei Projekten, die bereits in der Anlaufphase des Projektes einen hohen Investitionsbedarf haben und erst spät mit Erträgen rechnen können, kann Mezzanine-Kapital eine lukrative Finanzierungsform sein. Eingesetzt wird Mezzanine-Kapital, um vorhandene Finanzierungslücken zu schließen und damit ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Eigen- und Fremdkapital zu schaffen.

Leasing oder Kauf? Eine Frage, die sich Unternehmensneugründer bei der Anschaffung von Investitionsgütern häufig stellen. Es ist eine interessante Alternative zum herkömmlichen Darlehen, da der Gründer eine Leasinggesellschaft nicht erst von der Investitionsnotwendigkeit überzeugen muss. Falls die Raten ausfallen, fordert die Leasinggesellschaft den Leasinggegenstand einfach zurück und vermittelt diesen an einen anderen Leasingnehmer. Außerdem sind Leasingraten als Betriebsausgaben steuerlich voll absetzbar und scheinen nicht in der Bilanz des Leasingnehmers auf. „Da ausschließlich die Leasingraten als Betriebsausgaben in der Gewinn-und-Verlust-Rechnung verbucht werden, verändert sich damit in der Bilanz weder die Eigenkapitalquote noch der Verschuldungsgrad. Damit hat der Gründer einen größeren Spielraum für andere Investitionen“, so Frank Saviane vom TIS. Allerdings sei laut Saviane zu beachten, dass die Leasingraten oft noch höher sind als der effektive Kauf des Investitionsgutes, der Leasingvertrag nicht leicht kündbar ist und der Leasinggegenstand nach Ablauf der Vertragslaufzeit wieder an die Leasinggesellschaft zurückgeht. Damit bleibt dem Gründer keine Möglichkeit, das Auto oder auch die Immo◀ bilie wieder weiterzuverkaufen.

Südtirol Panorama Januar | 2010


GRÜNDERZEIT

So klappt´s mit dem Banker Wer in Südtirol für seine Idee Kredite benötigt, spricht in den meisten Fällen mit seiner Hausbank. Wir zeigen, was Gründer bei Kreditverhandlungen mit der Bank unbedingt beachten sollten.

muss sich die Bank auf Ihren guten Eindruck und auf Ihre überzeugenden Pläne verlassen. Das Erscheinungsbild und das Verhalten des Kreditsuchenden machen bis zu 60 Prozent der Entscheidung des Bankers aus. Achten Sie also darauf, dass Ihre Sprache, Ihr Auftreten und auch Ihre Kleidung zu Ihnen und zu Ihrem Vorhaben passen. Ein Tischler muss also nicht zwingend im Anzug erscheinen, sondern sollte sich so kleiden, wie er sich später auch im Unternehmeralltag repräsentieren wird. Auch die Art und Weise der Präsentation spielt für den Banker eine wichtige Rolle. Denn er wird sich im Laufe Ihrer Präsentation die Frage stellen, ob er Ihnen etwas abkaufen würde. Überzeugen Sie also nicht nur mit Ihrer Idee, sondern versuchen Sie Ihr Gegenüber auch zu fesseln. Denn, auch wenn heute Kreditentscheidungen in internen Kreditgremien getroffen werden, so geht es darum, den Banker in der Filiale zu überzeugen – schließlich leitet er Ihren Kreditantrag zur Analyse in das Backoffice der Bank weiter.

1. BEREITEN SIE SICH VOR!

2. BUSINESSPLAN Das Herzstück einer professionellen Vorbereitung auf ein Bankgespräch bildet nach wie vor der Businessplan mit klaren operativen und strategischen Zielen verbunden mit einer Markt- und Konkurrenzanalyse, einer Ertragsvorschau, Liquiditätsplanung sowie einer Kapitalbedarfs- und Finanzierungsplanung. Das sind die notwendigen Bedingungen, um den Kapitalgeber zu überzeugen. Eine grobe Aufstellung der Investitionen, Start- und Fixkosten reicht also nicht aus. Nur exakte Angebote können die Geschäftsidee untermauern. Ihr

4. VERKAUFEN SIE SICH!

Foto: photocase.com/Thomas K

Existenzgründer haben bei Bankgesprächen keinen leichten Stand. Schließlich können Sie noch keine Bilanzen vorweisen, die ihre Kreditwürdigkeit untermauern. Je besser sich der Gründer also auf das Bankgespräch vorbereitet, umso besser kann er seine Geschäftsidee verkaufen und seine Rolle als Bittsteller vermeiden. Vereinbaren Sie rechtzeitig telefonisch einen Gesprächstermin mit einem Kreditsachbearbeiter. Viele Unternehmer kommen erst wenige Wochen vor Gründungsstart zu ihrer Bank und können ihren Finanzierungspartner zunächst nicht überzeugen und geraten somit schnell in eine Notlage. Um nicht schlecht organisiert zu wirken, sollten Sie ihrem Berater aber mindestens fünf Tage Zeit für den Termin geben. Vergessen Sie nicht, sich zu erkundigen, welche Unterlagen sie zum Gespräch mitbringen sollen. Bei einem Erstgespräch empfiehlt es sich nicht, Ihren Wirtschaftsberater mitzunehmen – überzeugen Sie selbst mit Ihrer Idee.

Eine gute Idee braucht Kapital: Das Erstgespräch kann darüber entscheiden

Businessplan sollte aussagekräftig und leicht nachvollziehbar sein, damit auch jemand, der nicht in das Projekt involviert ist, den Plan versteht. Bleiben Sie bei Ihren Kalkulationen realistisch. Damit sind Sie am ehesten in der Lage, das Vertrauen des Bankers zu wecken. Wichtig: Setzen Sie Ihre Kalkulationen nicht zu gering an, ansonsten sorgt sich der Banker gleich um Folgekredite.

3. PROFESSIONELLES AUFTRETEN Da Sie noch keine unternehmerischen Erfolge und Erfahrungen aufweisen können,

Sehen Sie sich als gleichwertiger Geschäftspartner des Bankers und treten Sie auch dementsprechend auf. Geben Sie sich also nicht als Bittsteller aus, sondern als Verkäufer Ihrer Geschäftsidee. Bleiben Sie ehrlich, aber kämpfen Sie um Ihr Anliegen. Stellen Sie die Zielgruppe Ihres künftigen Unternehmens realistisch dar und bringen Sie plausible Beispiele, wie Sie Ihr Produkt verkaufen wollen und vor allem an wen. Bei den Fragen rund ums Marktumfeld sollten Sie es vermeiden, schlecht über die Konkurrenz zu sprechen. Indem Sie sich während des Gesprächs Notizen machen, zeigen Sie Interesse und Motivation. Sollten Sie bereits einen Prototypen entwickelt haben oder einen unterzeichneter Auftrag in der Tasche haben, so bringen Sie ihn zum Gespräch mit – damit verblüffen Sie Ihren Berater und erreichen ein Aha-Erlebnis.

5. KONKRETE ABMACHUNGEN Formulieren Sie am Ende des Gesprächs unbedingt die kommenden Schritte. Wer kontaktiert wann und wen als nächstes? Welcher Zeitplan und welche Fristen müssen eingehalten werden? ◀

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GRÜNDERZEIT PR-INFO

Starthilfe ins Glück Der Weg in die Selbstständigkeit ist kein leichter Weg. Um Menschen zu motivieren, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen, hat das Land Südtirol gleich mehrere Förderprogramme initiiert. Welche es gibt und für welche Zwecke sie in Frage kommen – ein ausführlicher Überblick.

D

Das Spektrum der Förderungen für Existenzgründer ist breit gefächert und reicht von zinsgünstigen Darlehen über Zuschüsse und Maßnahmen, unter Berücksichtigung der Gemeinschaftsregelung für staatliche Forschungs- und Entwicklungsbeihilfen, um die Infrastruktur zu verbessern. Mit der Förderung für Existenzgründung soll sichergestellt werden, dass die Unternehmensgründer die Gründungsphase ihres Unternehmens ohne finanzielle Schwierigkeiten überstehen. Schließlich sind bei vielen Existenzgründungen liquide Mittel knapp und es gelingt nur den allerwenigsten Neugründern, von Anfang an mit ihrem Geschäft so viel Geld zu verdienen, dass sie eine Rentabilität erzielen. FÖRDERPROGRAMME FÜR SÜDTIROLER UNTERNEHMEN. Mit dem Landes-

gesetz vom 13.Februar 1997, Nr.4, wurden die neuen Maßnahmen des Landes Südtirols zur Förderung von Forschung und Entwicklung erlassen. Damit vergibt die Südtiroler Landesregierung eine Reihe von

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Foto: fotolia.com/ ioannis kounadeas

as Thema Existenzgründung erfreut sich einer zunehmenden Beliebtheit und das Interesse vieler Leute an Themen wie Selbstständigkeit oder Unternehmensgründung ist enorm gestiegen. Allerdings ist der Weg in die Selbstständigkeit kein einfacher Weg. Die größte Herausforderung für Existenzgründer ist die Kapitalbeschaffung. Zum einen, um das Unternehmen zu finanzieren, zum anderen, um in einer späteren Phase zu expandieren. Dies resultiert aus der Tatsache, dass bei Gründern, anders als bei etablierten Unternehmen, eine Prognose über die Erfolgschancen sehr schwierig ist. Denn es fehlen sowohl Historie als auch Sicherheiten. Um Südtiroler zu motivieren, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen, stellt die Abteilung für Innovation, Forschung, Entwicklung und Genossenschaften mehrere Förderprogramme zur Verfügung.

Die Autonome Provinz Bozen gewährt mit ausgewählten Förderprogrammen Starthilfe ins berufliche Glück

Förderungen für Unternehmen. Unter Berücksichtigung der Eigenschaften der Investitionsvorhaben, der Branche und der Größe können junge Unternehmen Beihilfen in Anspruch nehmen, die einen Beitrag für den unternehmerischen Aufbau und Erfolg leisten sollen. BEIHILFEN FÜR FORSCHUNG & ENTWICKLUNG. Die jährlich förderungsfä-

hige Höchstausgabe für Forschungs- und Entwicklungsprojekte darf bei Unternehmen mit bis zu zehn Beschäftigten 300.000

Euro nicht überschreiten. Unternehmen mit mehr als zehn Beschäftigten dürfen jährlich höchstens 30.000 Euro pro Beschäftigten beantragen. Die Förderung für Forschung und Entwicklung kann für folgende Investitionen gewährt werden: - für Investitionen bis zu 250.000 Euro in Form eines Beitrages; - für Investitionen von 250.000 Euro bis in der Regel 2.000.000 Euro zur Hälfte in Form eines Beitrages und zur anderen Hälfte in Form eines begünstigten Darlehens.


GRÜNDERZEIT PR-INFO

Gefördert werden: a) Personalkosten (Forscher, Techniker und sonstige Personen für die Zeitdauer der Beschäftigung mit dem Forschungsvorhaben). b) Kosten für Auftragsforschung, für Beratungen und gleichartige Dienstleistungen, die ausschließlich der Forschungs- und Entwicklungstätigkeit dienen. Inbegriffen sind die marktüblichen Kosten für Forschung, technische Kenntnisse sowie Patente und sonstige gewerbliche Schutzrechte, die aus Fremdquellen hinzu erworben werden oder für deren Nutzung Lizenzen erworben werden, vorausgesetzt der Erwerb der Rechte geschieht nach handelsüblichen Regeln und ohne unerlaubte Absprache. Die Kosten werden höchstens bis zu einem Anteil von 70 Prozent der beihilfefähigen Gesamtkosten des Vorhabens anerkannt. c) Kosten für Instrumente und Ausrüstung, soweit und solange sie für das Forschungsvorhaben genutzt werden. d) Materialkosten, Lieferungen, Bedarfsmittel und dergleichen, die unmittelbar durch die Forschungstätigkeit entstehen. e) Die allgemeinen Spesen sind bis zu 5 Prozent der anerkannten Ausgaben als Pauschale förderungsfähig. BEIHILFEN FÜR GEWERBLICHE SCHUTZRECHTE:

Folgende Kosten sind bei gewerblichen Schutzrechten beihilfefähig: a.) Sämtliche Kosten, die der Erteilung des gewerblichen Schutzrechts in der ersten Rechtsordnung vorausgehen, einschließlich der Kosten für Vorbereitung, Einreichung und Durchführung der Anmeldung sowie der Kosten für die Erneuerung der Anmeldung vor Erteilung des Schutzrechts. b.) Die Kosten für die Übersetzung und sonstige im Hinblick auf die Erlangung oder Aufrechterhaltung des Schutzrechts in anderen Rechtsordnungen anfallende Kosten. c.) Zur Aufrechterhaltung des Schutzrechts während des amtlichen Prüfverfahrens und bei etwaigen Einspruchsverfahren anfallende Kosten, selbst wenn diese nach der Erteilung des Schutzrechts entstehen. Die vorgesehene Förderung kann für Großunternehmen bis zu 25 Prozent, für Mittelunternehmen bis zu 35 Prozent und

Die beihilfefähigen Ausgaben für die Einführung oder Verbesserung von Qualitätssystemen dürfen für KMU 150.000 Euro und für Großunternehmen 200.000 Euro nicht überschreiten. Die vorgesehene Förderung kann für Großunternehmen bis zu 25 Prozent, für Mittelunternehmen bis zu 35 Prozent und für Kleinunternehmen bis zu 40 Prozent der förderungsfähigen Ausgaben erreichen. BEIHILFEN FÜR BERATUNGSDIENSTLEISTUNGEN:

Maurizio Bergamini, Direktor der Landesabteilung Innovation, Forschung, Entwicklung und Genossenschaften

für Kleinunternehmen bis zu 40 Prozent der förderungsfähigen Ausgaben erreichen. BEIHILFEN FÜR TECHNISCHE DURCHFÜHRBARKEITSSTUDIEN:

Beihilfefähige Kosten sind die Kosten der Studie bis zu einem Höchstbetrag von 50.000 Euro. Die Beihilfeintensität darf folgende Prozentsätze nicht überschreiten: a.) Bei KMU: 75 Prozent der beihilfefähigen Kosten für Studien im Vorfeld der industriellen Forschung und 50 Prozent der beihilfefähigen Kosten für Studien im Vorfeld der experimentellen Entwicklung. b.) Bei Großunternehmen: 65 Prozent der beihilfefähigen Kosten für Studien im Vorfeld der industriellen Forschung und 40 Prozent der beihilfefähigen Kosten für Studien im Vorfeld der experimentellen Entwicklung.

Die Begünstigten sind KMUs und die zur Förderung zugelassene Ausgabe darf in einem Zeitraum von einem Jahr 60.000 Euro pro Begünstigten nicht überschreiten – bei einer maximalen Beihilfeintensität von 65 Prozent der beihilfefähigen Kosten. Beihilfefähige Ausgaben: a. ) Bei Innovationsberatungsdiensten sind die Kosten betreffend Technologietransferdienste, Beratung im Zusammenhang mit der Einführung des Innovationsprozesses und im Zusammenhang mit Erwerb und dem Schutz mit Rechten des geistigen Eigentums und im Zusammenhang mit Lizenzvereinbarungen sowie die Beratung bei der Nutzung von Normen zugelassen. b.) Bei innovationsunterstützenden Dienstleistungen sind die Kosten für Marktforschung, die auf die Einführung von neuen Produkten oder Dienstleistungen ausgerichtet ist, sowie Tests und Zertifizierung für neue Produkte zugelassen. INFORMIEREN SIE SICH:

Welche Fördermaßnahmen für Ihre Situation angemessen sind, sollten Sie mit Ihrem Berater ermitteln. Informationen zu den Förderkriterien sowie die entsprechenden Formulare finden sich im Südtiroler Bürgernetz unter www.provinz. bz.it/foerdermassnahmen. ◀

BEIHILFEN FÜR QUALITÄTS- UND SICHERHEITSSYSTEME:

Die Einführung oder Verbesserung von Qualitätssystemen umfasst die Einführung der ISO Zertifizierungen. Voraussetzung für den Erhalt der Beihilfe ist die a.) erfolgte Zertifizierung (z.B. ISO, SOA, OHSAS). b.) Weiters sind auch die Produkt- und Dienstleistungszertifizierung zur Förderung zugelassen.

infobox

Landesabteilung für Innovation, Forschung, Entwicklung und Genossenschaften Raiffeisenstraße 5 39100 Bozen Tel. 0471 41 37 20 oder 41 37 36 innova-gen@provinz.bz.it www.provinz.bz.it/innovation

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GRÜNDERZEIT

Perfekt kalkuliert

Foto: photocase/steffne

Zuerst systematisch planen, dann konsequent erfolgreich werden: Nur ein gut durchdachter Businessplan verleiht dem Gründer die nötige Schlagkraft. Er ist die Grundlage für eine optimal geplante Existenzgründung. Wie ein solcher ausgearbeitet wird, hier die wichtigsten acht Punkte.

N

iemand würde ein Haus bauen, ohne vorher einen detaillierten Plan auszuarbeiten. Bei einer Unternehmensgründung verhält es sich nicht anders. Denn nur, wer im Vorfeld die einzelnen Unternehmensbereiche durchdenkt, kann anschließend Erfolge generieren. Durch die schriftliche Fixierung werden Entscheidungen konkret und präzise formuliert. Der Businessplan ist aber vor allem eines: ein Arbeitsinstrument, das den Gründern hilft, andere von ihrem Vorhaben und ihren Fähigkeiten

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zu überzeugen. Kurzum: Der Businessplan ist eine zwingende Voraussetzung für die Kapitalbeschaffung. Deshalb ist eine übersichtliche und geordnete Struktur ist einem Businessplan unumgänglich – nur so kann sich der potenzielle Geldgeber im Dokument orientieren. Ein guter Businessplan überzeugt durch Sachlichkeit, Vollständigkeit in all seinen Teilen, Konzentration auf das Wesentliche sowie durch klare und eindeutige Aussagen. Umfangreiche technische Details und eine allzu werbetextähnliche Auf-

arbeitung der Geschäftsidee sind in einem Businessplan fehl am Platz. Lesen Sie, wie ein perfekter Businessplan aufgebaut ist und welche Schwerpunkte gesetzten werden sollten.

ten die wichtigsten Punkte des Businessplans gebündelt dargestellt sein, also Aufschluss über das Produkt oder die Dienstleistung, den Kundennutzen, relevante Märkte und quantitative Ziele geben.

1. EXECUTIVE

2. PRODUKT ODER DIENST-

SUMMARY/ ZUSAMMENFASSUNG

Dieses erste Kapitel ist nicht mit einer Einleitung zu verwechseln. Aufgabe der Zusammenfassung ist es, die möglichen Kapitalgeber – möglichst kurz und prägnant formuliert – über das Vorhaben zu informieren und zu begeistern. Hier soll-

LEISTUNG

Die Basis für ein Unternehmen ist die Dienstleistungs- oder Produktidee. In diesem Kapitel soll geklärt werden, welchen Nutzen diese Idee dem potenziellen Kunden bringt. Es gilt auch zu verdeutlichen, wie sich das Produkt oder die Dienst-


INVESTITIONEN

Der Finanzplan Im Finanzplan müssen alle Analysen und Vorhaben, die in den anderen Kapiteln des Businessplans angeführt wurden, in konkrete Zahlen umgewandelt werden. Die Angaben, die in diesem Kapitel gemacht werden, sollten daher immer wieder mit den Aussagen an anderer Stelle abgeglichen werden. Der Finanzplan enthält drei Teile: die Gewinn- und Verlustrechnung, den Investitionsbedarf (Bilanz) und die Liquiditätsplanung (Cashflow). Die Finanzplanung sollte Voraussagen über drei bis fünf Jahre enthalten und mindestens ein Jahr über den Break-Even-Punkt reichen, also den Zeitpunkt, an dem die Erlöse die Kosten übersteigen. Wir zeigen, wie ein Finanzplan aussehen könnte.

leistung von den Angeboten der Konkurrenz abgrenzt. Außerdem sollte in diesem Teil ein Überblick über den Stand der Entwicklung, die notwendigen Voraussetzungen (z.B. behördliche Genehmigungen) und die erforderlichen Schritte enthalten sein.

3. UNTERNEHMERTEAM Ohne ein gutes Managementteam kann die beste Idee nicht umgesetzt werden. Kapitalgeber und Geschäftspartner wollen wissen, wem sie ihr Geld geben und ob genügend Erfahrung und Kenntnisse für eine erfolgreiche Unternehmensgründung mitgebracht werden. Von daher sollte dieser Teil des Businessplans den Teammitgliedern und ihren spezifischen Qualifikationen gewidmet sein.

GRÜNDUNGSJAHR

Anlagevermögen Gründungskosten Lagerwert Kundenforderung Kapitalbedarf

54.600 2.500 47.500 0 104.600 FINANZIERUNG

GRÜNDUNGSJAHR

Cash flow aus laufender Geschäftstätigkeit Eigenkapital und/oder Gesellschafterbeteiligung zinslose Kredite von Verwandten oder Freunden öffentliche Förderung Finanzierung aus Eigenkapital Lieferantenverbindlichkeiten vorhandenes Kapital Differenz Kapitalbedarf und vorhandenes Kapital Kreditbedarf insgesamt BERECHNUNG DER FREMDKAPITALZINSEN

-7.699 30.000 0 0 30.000 30.608 52.909 51.691 51.691 GRÜNDUNGSJAHR

verzinsliches Fremdkapital kumuliert Zinssatz Zinsen

faktor, deshalb sollte in diesem Teil genau auf Marktgröße und Marktwachstum, auf die Marktsegmentierung und die Konkurrenz eingegangen werden.

Produktion, Marketing, Vertrieb und Service einzugehen. Wo hier Schwerpunkte gesetzt werden, hängt natürlich von der jeweiligen Branche ab.

5. MARKETING UND VER-

Die Umsetzung einer Geschäftsidee ist immer mit Risiken verbunden, die im Unternehmen selbst oder am Markt entstehen können. Da Risiken nie ausgeschlossen werden können, sollten sie immer miteingeplant werden. Um Risiken und Chancen zu

TRIEB

Unentbehrliches und zentrales Element eines Businessplans ist eine schlüssige Planung der Marketing- und Vertriebsaktivitäten. Denn: Marketing ist mehr als Werbung. Es fasst alle Maßnahmen zusammen, die ergriffen werden, damit die Zielgruppe auf das Produkt aufmerksam wird – und es erwirbt. Neben einer Markteintritts- und Marketingstrategie sollten konkrete Aussagen zur Preis- und Vertriebspolitik und zur Werbestrategie gemacht werden.

7. CHANCEN UND RISIKEN

51.691 5,0% 2.585

JAHR 2

JAHR 3

0 0 15.200 0 15.200

0 0 9.719 0 9.719

JAHR 2

JAHR 3

15.387 0 0 0 0 8.000 23.387 -8.187 0

27.944 0 0 0 0 5.115 33.059 -23.341 0

JAHR 2

JAHR 3

43.503 5,0% 2.175

20.163 5,0% 1.008

Foto: Handelskammer Bozen

GRÜNDERZEIT

simulieren, empfielt sich die Erstellung eines „Best case“und eines „Worst case“-Szenarios, in das die wichtigsten Parameter wie Absatzmenge, Preis oder Kosten einfließen.

8. FINANZPLANUNG Ein wichtiges Element des Businessplans ist eine ausführliche und gut recherchierte Darstellung der Finanzierung der Geschäftsidee. Hier wird überprüft, ob das Geschäftskonzept rentabel ist und ob es ◀ sich finanzieren lässt.

4. MARKT UND WETTBE- 6. GESCHÄFTSSYSTEM UND WERB

ORGANISATION

Wer sich mit seinem Produkt behaupten will, muss seine Kunden und deren Bedürfnisse sehr genau kennen. Eines ist gewiss: Nur mit den entsprechenden Kunden wird eine Idee auch zum wirtschaftlichen Erfolg. Die gute Kenntnis von Markt und Wettbewerb ist daher ein wichtiger Erfolgs-

Die unternehmerische Tätigkeit besteht aus einem Zusammenspiel einer Reihe von Einzeltätigkeiten: Erst wenn diese systematisch in ihrem Zusammenhang aufgezeichnet werden, kann das Geschäftssystem erkennbar werden. Dabei ist es sinnvoll, auf die Bereiche Forschung und Entwicklung,

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GRÜNDERZEIT

Foto: fotolia.de

PR-INFO

Individuelle Starthilfe Sie haben eine Geschäftsidee, aber noch offene Fragen zur Umsetzung? Der Service für Unternehmensgründung der Handelskammer Bozen nimmt Gründer an die Hand und begleitet sie auf dem Weg zum eigenen Business. In diesem Jahr feiert die Servicestelle ihre eigene Gründung vor 10 Jahren.

D

ie Servicestelle für Unternehmensgründung der Handelskammer Bozen ist die zentrale Anlaufstelle für alle Gründer in Südtirol. Mit Fachwissen begleitet sie Unternehmensgründer auf ihrem Weg hin zum eigenen Unternehmen. Anlässlich des zehnjährigen Bestehens hat Südtirol Panorama ein Interview mit Sabine Platzgummer, der Verantwortlichen dieser Servicestelle, geführt.

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SÜDTIROL PANORAMA: Welche Unterstützung geben Sie Unternehmensgründern? SABINE PLATZGUMMER: Jeder Interessierte kann zu einem Orientierungsgespräch zu uns kommen, bei dem erste, allgemeine Fragen zum Thema Unternehmensgründung geklärt werden. Im Gespräch werden die einzelnen Schritte besprochen, die nötig sind, um ein Unternehmen

zu gründen. Welche beruflichen Voraussetzungen beispielsweise erforderlich sind und welche Kosten eine Unternehmensgründung und die unternehmerische Tätigkeit mit sich bringt. Zusätzlich erhält jeder Unternehmensgründer ein kostenloses Startpaket, das den Leitfaden, Unternehmensgründung – wie mache ich mich selbstständig und viele weitere nützliche Informationen beinhaltet.

Kann jeder eine Beratung in Anspruch nehmen?

Ja, wir sind eine neutrale Anlaufstelle, bei der jeder die Möglichkeit hat, eine individuelle Beratung zu erhalten. Wir sind branchenunabhängig und bieten unsere Dienste kostenlos an. Seit wann gibt es den Service der Handelskammer?

Den Service für Unternehmensgründung gibt es seit


GRÜNDERZEIT PR-INFO

Gründer den Businessplan noch einmal mit einem Experten besprechen und erhalten dabei wichtige Tipps und Hinweise. Gibt es außer diesen Beratungen noch andere Hilfestellungen?

Foto: Alexander Alber

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass Unternehmensgründer an den Weiterbildungsveranstaltungen teilnehmen, die wir in Zusammenarbeit mit dem WIFI-Weiterbildungsservice der Handelskammer anbieten. Diese Informationsveranstaltungen, Lehrgänge und Abendvorträge stellen für viele Unternehmensgründer eine hilfreiche Begleitung bei ihrem Schritt in die Selbstständigkeit dar.

Sabine Platzgummer, eine kompetente Ansprechpartnerin in Sachen Unternehmensgründung

10 Jahren. Gestartet sind wir im Herbst 1999 mit der Vorstellung des Leitfadens ‚Unternehmensgründung‘ und mit dem Beginn der Orientierungsgespräche. In der Zwischenzeit wurden bereits über 1.800 Gespräche durchgeführt. Raten Sie Unternehmensgründern auch ab, ein Unternehmen zu gründen?

Im Gespräch mit dem Unternehmensgründer stellt sich heraus, ob die Geschäftsidee gut durchdacht ist und ob bereits eine erste finanzielle Kalkulation durchgeführt worden ist. Nur wenn das Unternehmen am Markt eine Chance haben kann, ist eine Unternehmensgründung sinnvoll. Wir können aber auch auf eine Vielzahl von Unternehmern zurückblicken, die durch unsere Orientierungsgespräche und zusätzlichen Angebote den

Schritt in die Selbstständigkeit erfolgreich durchgeführt haben. Wie sehen diese zusätzlichen Angebote aus?

Seit dem Jahr 2004 bieten wir auch Beratersprechstunden mit externen Experten wie Steuerberatern, Unternehmensberatern oder Juristen an. Je nachdem, welche Bereiche genauer geklärt werden müssen. Diese Sprechstunden werden durch eine Zusammenarbeit mit der Autonomen Provinz Bozen und der ‚Koiné‘, der Dienstleistungsgenossenschaft der Freiberufler im Wirtschafts- und Rechtsbereich ermöglicht. Im Jahr 2006 haben wir eine Businessplan–CD erarbeitet, mit der die Unternehmensgründer die Möglichkeit haben, selbst einen individuellen Businessplan zu erstellen. Anschließend können die

Welche Ziele hat sich der Service für Unternehmensgründung für die nächsten Jahre gesetzt?

Die Handelskammer wird den Service auch in Zukunft anbieten, da er sich am Markt konsolidiert und bewährt hat und von den Gründern immer öfter in Anspruch genommen wird. Zudem wird Ende dieses

Jahres die fünfte, überarbeitete Auflage des Leitfadens ‚Unternehmensgründung – wie mache ich mich selbstständig‘ veröffentlicht. Somit bietet der Service für Unternehmensgründung der Handelskammer Bozen auch in Zukunft spezifische Dienstleistungen für die Südtiroler Unternehmensgründer an. Abschließend noch eine Frage: Kommen mehr interessierte Männer oder Frauen zu Ihnen?

Das Verhältnis ist in den letzen Jahren relativ gleichgeblieben: 60 Prozent der interessierten Personen sind Männer und 40 Prozent sind Frauen. Diese Zahlen spiegeln aber nicht den Anteil der effektiv gegründeten männlichen oder weiblichen ◀ Unternehmen wider.

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Service für Unternehmensgründung der Handelskammer Bozen Südtirolerstraße 60 39100 Bozen Tel. 0471 94 56 71 startup@handelskammer.bz.it


Foto: fotolia.de

GRÜNDERZEIT

Schützen Sie Ihre Idee Geniale Ideen sind das wertvollste Kapital jeder Technologiegründung. Aber nur mit einem guten Patent können die Entwicklungen auch wirksam vor Ideenklau geschützt werden. Wir erklären, wie VON SILVIA OBERRAUCH junge Unternehmen mit Patenten Ihren Entwicklungsvorsprung sichern.

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„Ein Patent bedeutet Wertsteigerung“

Foto: Frutop

m Anfang war die Idee. Als solche ist diese zwar nicht schützbar, wohl aber sind es Ausgestaltung und genaue Anleitung, wie ein technisches Problem gelöst werden kann. Das weiß auch Emanuel Tamanini von der Firma Frutop. Sein Unternehmen hat bereits mehrere Erfindungen patentieren lassen. „Der erste Schritt“, so der Jungunternehmer, „sollte in jedem Falle in Richtung Patentanwalt gehen.“ Ohne Patentanwalt steht man in der Tat auf verlorenem Posten. Denn er ist es, der im Rahmen einer Patent-

Neueste Erfindung von Frutop: Die „Anti-Einsinkplatte“

Erst jüngst hat die Firma Frutop die „Anti-Einsinkplatte“, die das Absinken der Betonsäulen von Hagelschutzanlagen verhindert, als Patent auf nationaler Ebene anmelden lassen. „Ein weltweites Patent ist meiner Meinung nach wenig sinnvoll, weil eine Kontrolle über eventuelle Plagiate sowieso fast unmöglich ist. Anstatt Geld in die Patentierung zu stecken, investieren wir lieber in die Entwicklung, um technische Neuheiten auf den Markt zu bringen“, erklärt Emanuel Tamanini.

schrift die Erfindung in jedem ihrer Teile so detailgetreu wie möglich zu Blatte bringen muss, damit ein umfangreicher Schutz gewährleistet ist. Da eine Erfindung technischer Natur ist, braucht es für die Ausarbeitung auch Hilfsmittel wie Simulationsprogramme. „Die haben wir in unserem Fall vom TIS zur Verfügung gestellt bekommen“, so Tamanini. Welche Punkte bei der Anmeldung eines Patentes zu berücksichtigen sind, erklärt Professor Laura Valle, Dozentin an der Universität Bozen, im Interview.


SĂœDTIROL PANORAMA: Kann eine ErďŹ ndung jeglicher Art durch ein Patent geschĂźtzt werden? PROF. LAURA VALLE: Diese Annahme ist nur teilweise richtig. Nur jene Erfindung kann durch ein Patent geschĂźtzt werden, die eine neuartige LĂśsung fĂźr ein technisches Problem darstellt und somit einen gewerblichen Nutzen mit sich bringt. Was kann nicht durch ein Patent geschĂźtzt werden?

Nicht durch ein Patent geschßtzt werden kÜnnen beispielsweise wissenschaftliche Theorien, mathematische Verfahren, chirurgische und therapeutische Behandlungsmethoden sowie Diagnosetechniken. Softwareprogramme sind auch nicht patentfähig, wobei in diesem speziellen Fall noch eine rege Diskussion herrscht. Welchen konkreten wirtschaftlichen Nutzen haben Patentinhaber?

Ein Patent gibt dem Patentinhaber das alleinige Recht – ab dem Hinterlegungstag der Patentanfrage maximal 20 Jahre – auf die wirtschaftliche Nutzung seiner Erfindung. Er hat also das Recht, anderen die gewerbliche Nutzung der durch das Patent geschĂźtzten Erfindung zu untersagen. Ist das Patentrecht veräuĂ&#x;erbar?

Das Patentrecht kann jederzeit an Dritte Ăźbertragen werden. AuĂ&#x;erdem kann die wirtschaftliche Nutzung der Erfindung durch einen Lizenzvertrag an Dritte gestatten werden, wobei dem Patentinhaber eine VergĂźtung, also eine LizenzgebĂźhr, zusteht. Welche Voraussetzungen mĂźssen erfĂźllt werden, damit ein Patent erteilt wird?

Damit eine Erfindung zum Patent angemeldet werden kann, muss sie gewerblich anwendbar, neu und zulässig sein. Des Weiteren muss eine sogenannte erfinderische Tätigkeit nachgewiesen werden. Diese ist dann gegeben, wenn sich die vorgeschlagene technische LĂśsung deutlich vom Stand der Technik absetzt. Das heiĂ&#x;t, fĂźr einen Fachmann darf sich die Erfindung nicht als naheliegend ergeben. Wo kann ich ein Patent anmelden?

Das Patentansuchen kann beim Italienischen Patentund Markenamt in Rom oder bei einer Handelskammer eingereicht werden. Seit 2006 besteht auĂ&#x;erdem die MĂśglichkeit der telematischen Hinterlegung. Europäische Patentanmeldungen erfolgen beim Europäischen Patentamt mit Sitz in MĂźnchen. Ein Patent gilt immer nur in jenen Ländern, in denen es angemeldet und erteilt worden ist. Besteht die MĂśglichkeit, eine ErďŹ ndung in mehreren Staaten patentieren zu lassen?

Ja, allerdings ist dies eine komplexe Thematik, weil ein Patent eben nur eine räumlich begrenzte, auf einen Staat bezogene Wirksamkeit besitzt. Das Europäische Patent, das mittels eines einheitlichen europäischen Patenterteilungsverfahrens erteilt wird, ist hinsichtlich einer auf rechtlicher Ebene einheitlichen Wirksamkeit keine wirkliche LĂśsung. Man muss es sich vielmehr wie ein BĂźndel nationaler Patente vorstellen, das seinem Inhaber in jedem Vertragsstaat dieselben Rechte erteilt, die ihm ein in diesem Staat erteiltes nationales Paâ—€ tent gewähren wĂźrde.

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STEUERN & RECHT

Legge finanziaria 2010

Foto: APA/Claudio lomgo/pool

Wirtschaftsminister Giulio Tremonti strebt für 2010 eine Reform des Steuersystems an und spricht von Maßnahmen gegen Finanzspekulationen. Im Haushaltsgesetz 2010 (legge finanziaria) ist davon noch keine Rede, dafür gibt es einige neue Steuerbestimmungen und Verlängerungen. Ein Überblick.

Italiens Wirtschaftsminister Giulio Tremonti hat gute Vorsätze für 2010: Er plant eine Reform des veralterten Steuersystems

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ristgerecht zum 1. Januar 2010 ist in Italien das Haushaltsgesetz für das Jahr 2010, die legge finanziaria, in Kraft getreten. Der Staatshaushalt sieht für 2010 Ausgaben in Höhe von 532 Milliarden Euro vor, das Budgetdefizit dürfte rund 19 Milliarden Euro betragen. Einige wenige neue Bestimmungen gibt es auch im Steuerbereich. Südtirol Panorama gibt einen Überblick über diese Neuerungen.

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Südtirol Panorama Januar | 2010

1.

WIEDERGEWINNUNGSARBEITEN: ABSETZBARKEIT IRPEF UM 36 PROZENT

Die Frist für die Inanspruchnahme der Steuerbegünstigung in Höhe von 36 Prozent für Wiedergewinnungsmaßnahmen an Wohngebäuden ist bis zum 31.12.2012 verlängert worden. Unter folgenden Bedingungen können die Aufwendungen weiterhin abgesetzt werden:

▶ Die durchführende Baufirma muss die Kosten für die erbrachten Arbeiten gesondert in der Rechnung anführen. ▶ Die Höchstgrenze für die Berechnung sind getätigte Spesen in Höhe von 48.000 € je Wohneinheit. Verlängert worden ist auch der Steuerabsetzbetrag im Ausmaß von 36 Prozent für die Käufer oder Empfänger von Wohngebäuden, die zuvor von Bauun-


STEUERN & RECHT ternehmen oder Genossenschaften renoviert wurden. Weiterhin gelten folgende Voraussetzungen: ▶ Die Sanierungsarbeiten müssen zwischen dem 01.01.2008 und dem 31.12.2012 durchgeführt werden. ▶ Der Kauf oder die Zuweisung der Immobilie muss innerhalb 30.06.2013 erfolgen. Der für Energiesparmaßnahmen vorgesehene Absetzbetrag in Höhe von 55 Prozent der Aufwendungen wurde nicht verlängert. Diese Kosten können daher nur mehr bis zum 31.12.2010 abgesetzt werden.

2.

INSTANDHALTUNGSARBEITEN: MEHRWERTSTEUERSATZ VERMINDERT

Der verminderte Mehrwertsteuersatz in Höhe von 10 Prozent auf ordentliche und außerordentliche Instandhaltungsarbeiten an Wohngebäuden wird zwar nicht mehr verlängert, dafür aber als permanente Regel eingeführt. Diese Reduzierung betrifft sowohl Arbeitsleistungen als auch Materiallieferungen: Die Lieferungen dürfen nicht mehr als 50 Prozent der Gesamtleistung betragen, ansonsten werden sie mit 20 Prozent Mehrwertsteuer besteuert. Als Beispiele für bedeutende Lieferungen seien erwähnt: Aufzüge und Lastenzüge, Heizkessel, Sicherheitsanlagen oder Klimaanlagen.

3.

STEUERGUTHABEN FÜR FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG

Für die Jahre 2010 und 2011 ist das Steuerguthaben für die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung verlängert worden. Die Durchführungsbestimmungen für die Inanspruchnahme des Steuerguthabens müssen noch festgelegt werden.

4.

STEUERLICHES SCHUTZSCHILD

Bis Mitte Dezember 2009 sind durch das dritte italienische Steuerschutzschild „scudo 3“ insgesamt 93,1 Milliarden Euro an illegal im Ausland gehaltenen Vermögen nach Italien zurückgekehrt. Der Erfolg veranlasste den Wirtschaftsminister die Rückführung von ausländischen Vermögenswerten bis zum 30. April zu verlängern. Die vertrauliche Erklärung für die Rückführung oder Legalisierung kann nun innerhalb folgender Fristen und zu folgenden Steuersätzen erfolgen: ▶ Innerhalb 28.02.2010 durch Zahlung einer außerordentlichen Steuer in Höhe von 6 Prozent. ▶ Vom 01.03. bis 30.04.10 durch Zahlung einer außerordentlichen Steuer in Höhe von 7 Prozent.

5.

AUFWERTUNG VON GRUNDSTÜCKEN UND BETEILIGUNGEN

Wieder eingeführt wurde die Möglichkeit zur Aufwertung von nicht quotierten Beteiligungen und Grundstücken (sowohl Bauland als auch landwirtschaftliches Grün), die von natürlichen Personen, einfachen Gesellschaften und nicht gewerblichen Körperschaften gehalten oder besessen werden. Zu diesem Zweck muss eine Ersatzsteuer entrichtet werden, die sich am ermittelten Schätzwert eines eigens beeidigten Gutachtens orientiert: ▶ Die Beteiligungen oder die Grundstücke müssen sich zum 1.1.2010 im Besitz des Steuerzahlers befinden. ▶ Die Aufwertung muss innerhalb 30.10.2010 mittels einer beeidigten Schätzung erfolgen.

se Ersatzsteuer beträgt 4 Prozent für wesentliche Beteiligungen und Grundstücke und 2 Prozent für nicht wesentliche Beteiligungen.

6.

BRANCHENKENNZAHLEN

Die Branchenkennzahlen (Studi di settore) sollen für die Jahre 2009 und 2010, unter Berücksichtigung der Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf bestimmte Branchen, jeweils innerhalb 31.03.2010 (Steuerjahr 2009) und 31.03.2011 (Steuerjahr 2010) veröffentlicht werden.

7.

STEUERERLEICHTERUNGEN FÜR PRODUKTIONSPRÄMIEN

Die Produktionsprämien für Arbeitnehmer unterliegen auch für 2010 einer Ersatzsteuer in Höhe von 10 Prozent anstelle der progressiven Einkommenssteuer IRPEF und der regionalen und kommunalen Steuerzuschläge. Die Steuererleichterungen können unter folgenden Voraussetzungen beansprucht werden: ▶ Das Jahreseinkommen des Arbeitnehmers darf im Jahre 2009 nicht mehr als 35.000 Euro betragen. ▶ Die Höchstgrenze für die Berechnung der Ersatzsteuer von 10 Prozent beträgt 6.000 Euro.

8.

GRENZPENDLER

Grenzpendler mit Wohnsitz in Italien, die ihre Einkünfte aus unselbstständiger Arbeit im Ausland nicht in der Steuererklärung angegeben haben, können innerhalb 30.04.2010, unter Anwendung einer reduzierten Verwaltungsstrafe, eine nachträgliche Steuererklärung für 2008 einreichen. ◀ HANNES PRANTL*

Die Neubewertung bedingt die Einzahlung der Ersatzsteuer innerhalb 30.10.2010. Die-

*Hannes Prantl ist Wirtschaftsprüfer und Steuerberater in Bozen

DIE WICHTIGSTEN STEUERTERMINE IM FEBRUAR UND MÄRZ DIENSTAG, 16. FEBRUAR: ▶ Monatliche Mehrwertsteuerabrechnung: telematische Überweisung F 24 der Mehrwertsteuerschuld des Monats Januar ▶ Lohnsteuer: telematische Überweisung F 24 der Lohnsteuer des Monats Januar ▶ Steuereinbehalt Freiberufler: telematische Überweisung F 24 der Steuereinbehalte für die im Monat Januar bezahlten Rechnungen von Freiberuflern ▶ INPS: telematische Überweisung F 24 der Sozialbeiträge des Monats Januar ▶ Steuereinbehalt Kondominien: telematische Überweisung Zahlungsvordruck F 24 der Steuereinbehalte für die im Mo-

nat Januar bezahlten Rechnungen für Lieferungen und Leistungen von Unternehmen oder Freiberuflern ▶ INPS: Einzahlung der vierten Rate der Rentenversicherung für das Jahr 2009 für Handwerker und Kaufleute

FREITAG, 19. FEBRUAR: ▶ Intrastat: Abgabe der INTRA-Meldung für innergemeinschaftliche Lieferungen und Veräußerungen, die im Monat Januar getätigt wurden

SONNTAG, 28. FEBRUAR: ▶ Steuerliches Schutzschild: Abgabe der

vertraulichen Erklärung und Zahlung der außerordentlichen Steuer in Höhe von 6 Prozent

MONTAG, 1. MÄRZ: ▶ Mehrwertssteuer Jahresmeldung: telematische Übermittlung der Jahresmeldung 2009 ▶ CUD 2010: Bestätigung an die Arbeitnehmer über die Jahreseinkommen vom abgelaufenen Jahr 2009 ▶ Bestätigung Freiberufler: Bestätigung an die Freiberufler sowohl über die einbehaltenen als auch über die eingezahlten Steuereinbehalte des Jahres 2009 Südtirol Panorama Januar | 2010

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GELD & FINANZEN

Transparent & günstig

Foto: stock.xchng/svillen

Die Märkte für Zertifikate und Aktien sind seit der Pleite von Lehman Brothers zeitweise völlig ausgetrocknet. Dafür hatten die Anleger von Exchange Traded Funds (ETFs) Grund zum Feiern. Ein Überblick über die Top-Performance der ETFs und die reizvollen Vorteile für Investoren.

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BÖRSE AKTUELL

Foto: Börse Stuttgart

Ausblick 2010

Die gute Performance der ETFs ist für die Börsen ein positives Signal

W

ährend viele Anleger in den vergangenen Jahren vorzugsweise in Aktien, Anleihen oder Derivaten investiert haben, wurde von vielen eine wichtige Anlageklasse übersehen: ETFs. Sie gelten als transparent, sicher und haben deshalb einen neuen Höchststand erreicht. Während klassische Fonds seit Ausbruch der Finanzkrise Marktanteile verloren haben und sich nur langsam wieder erholen, stieg der Geldzufluss in die Exchange Traded Funds (ETFs) in den vergangenen zwölf Monaten weiter. ETFs sind Investmentfonds, deren Börsenkurs laufend aktualisiert wird. Das weltweit in ETFs verwaltete Vermögen hat einen neuen Rekordstand erreicht. Ende September 2009 betrug das globale ETF-Vermögen 933 Milliarden US-Dollar, das zeigen Zahlen von Barclays Global Investors (BGI). Die Branche ist in den vergangenen 16 Jahren von null auf knapp 1000 Milliarden Euro gewachsen. Im Jahr 2008 hatten Anleger unterm Strich erstmals mehr neues Kapital in ETFs als in aktiv gemanagte Produkte investiert. Wie sich die Lage der ETFs auf den internationalen Finanzmärkten weiter entwickeln wird, darüber hat Südtirol Panorama mit Oliver Hans, dem Geschäftsführer der Börse Stuttgart, gesprochen. SÜDTIROL PANORAMA: Herr Hans, wie hat sich die Insolvenz von Lehman Brothers auf den Handel an der Börse Stuttgart ausgewirkt?

OLIVER HANS: Die Börse Stuttgart ist der größte Handelsplatz für strukturierte Produkte in Europa. Sie hat insofern ein sehr turbulentes Jahr hinter sich, da sich die Umsätze am Zertifikatemarkt stark verminderten. Die Pleite der USBank Lehman Brothers hat zu einer sehr großen Unsicherheit der Anleger geführt und viele haben ihre Zertifikate panikartig verkauft. An der Börse führte das zwar zunächst im Herbst 2008 zu steigenden Umsätzen, allerdings nur als Konsequenz der vielen Verkäufe. Seit März ist die Branche aber wieder dabei, sich zu stabilisieren. Da wir breit aufgestellt sind, konnten wir die Rückgänge in den anderen Marktklassen recht gut kompensieren.

Konjunkturprogramme und tiefe Zinsen haben der Wirtschaft ein früher als erwartetes Rezessionsende beschert und den Börsen zu einem Höhenflug verholfen. Trotz dieser Zuversicht muss doch eindringlich vor Euphorie gewarnt werden. Denn in erster Linie sind die positiven Entwicklungen auf das vehemente und gut ausgerichtete Einschreiten der verschiedenen Staaten und Notenbanken zurückzuführen. Ob wir auch 2010 und darüber hinaus mit Staatshilfen und tiefen Zinsen rechnen können, daran muss vor allem wegen der ausufernden Staatsverschuldungen gezweifelt werden. Die Notenbanken, allen voran die Europäische Zentralbank, werden bei den ersten Anzeichen einer steigenden Inflation gezielt vorgehen. Somit wären bereits zwei wesentliche Triebfedern der aktuellen wirtschaftlichen Erholung eliminiert. Ob sich die Wirtschaft ohne diese starken Impulse selbst tragen kann, muss bezweifelt werden – zumal am Arbeitsmarkt weiterhin noch mit durchwachsenen Zahlen zu rechnen ist. Für Anleger ist es zurzeit schwierig, eine reale Wertsteigerung unter Berücksichtigung der Geldentwertung zu erzielen. Ja sogar aussichtslos, wenn man nur in kurzfristige „sichere“ Anleihen investiert. Wer dies trotzdem schaffen möchte, muss gezielt und gut diversifiziert verschiedene Anlageklassen (Staats- und Unternehmensanleihen, Rohstoffe, Zertifikate, Aktien von etablierten und aufstrebenden Ländern) nutzen und diese strategisch und im Sinne einer persönlichen Finanzplanung auf die eigenen Bedürfnisse ausrichten. HEINOLD PIDER ist Direktor der AlpenBank-

Niederlassung in Italien

PORTFOLIO Aber gerade Zertifikate sind doch eine der Hauptursachen der Finanzkrise?

Zertifikate haben an der Bankenkrise genauso wenig Schuld wie Staatsanleihen oder Fonds. Es handelt sich in allererster Linie um eine Finanz- oder Liquiditätskrise, die von Verwerfungen auf dem Immobilienmarkt in den USA ausging und in einem massiven Vertrauensverlust der Banken untereinander gipfelte.

SHANGHAI COMPOSITE Nachdem 2009 in China ein Stimulationspaket von 586 Milliarden US-Dollar einen Investitions- und Spekulationsboom ausgelöst hatte, führte die Zentralbank jetzt erste Abkühlungsmaßnahmen ein. Die chinesischen Aktienmärkte reagierten zunächst nur kurzfristig erschrocken. THOMAS AMONN 3600 3400 3200

Warum profitieren gerade ETFs in diesem schwierigen Marktumfeld?

Manche Anleger ziehen ETFs beispielsweise den Indexzertifikaten unter anderem deswegen vor, weil sie als Sondervermögen im Falle eines Konkurses

3000 2800 2600 2400

Juni 2009

Januar 2010

Der Shanghai Composite Index lässt sich nicht so schnell abschrecken

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KOMMENTAR VON THOMAS AMONN

Europa wie Japan

Differenz zwischen An- und Verkaufskurs, also den sogenannten Spread. Sind es allein die günstigen Gebühren, die Anleger zum Kauf von ETFs motivieren?

Nein, Gründe für das Wachstum gibt es viele. Traditionelle aktive Investmentfonds stellen ihren Anlegern in der Regel nur auf monatlicher, vierteljährlicher oder gar halbjährlicher Basis Informationen über die Zusammensetzung des Portfolios zur Verfügung. Die Zusammensetzung eines ETFs kann hingegen zu den handelsüblichen Börsenzeiten fortlaufend abgefragt werden und än-

Foto: Börse Stuttgart

Womit rechnen Sie in den kommenden Jahren eher: Inflation oder Deflation? Das Ergebnis einer solchen Umfrage wäre wohl eindeutig: Die meisten Menschen sehen die konkrete Gefahr in einer bevorstehenden Geldentwertung. Als Hauptargument dürfte die im Zuge der Krisenbekämpfung massiv ausgeweitete Staatsverschuldung dienen: Indem die Regierungen eine höhere Inflation zulassen, würde sich die reale Last der Schulden verringern, obwohl Zins und Tilgung nominal honoriert würden. Im vergangenen Jahr sind die Notenbanken – namentlich in den USA und in Großbritannien – dazu übergegangen, öffentliche wie private Anleihen im Wert von Hunderten von Milliarden Euro anzukaufen: Es wurde also die Geldpresse in Gang gesetzt, um Schulden zu finanzieren. Inflationsauguren sind nicht verlegen, Präzedenzfälle zu nennen – von Weimar über Argentinien bis Zimbabwe. Was aber, wenn sich diese Erwartung als falsch herausstellt? Es fehlt nämlich nicht an Hinweisen, die für eine eher deflationäre Zukunft sprechen: Da wären zum einen die enormen Überkapazitäten weltweit: In der Autobranche etwa ist die Auslastung auf unter 60 Prozent gefallen. In China sind Hunderte von Regierungsmilliarden in den Ausbau der ohnehin schon unterausgelasteten Produktionskapazitäten geflossen – womit sich mittelfristig ein großer Druck auf die Weltpreise aufbaut. Ein zweiter deflationärer Faktor ist demographischer Natur: Auf Grund der niedrigen Geburtenraten wird die werktätige Bevölkerung in Europa, aber auch in China, in wenigen Jahren tendenziell eher abnehmen. Was dies bedeutet, kann man in Japan beobachten: Hier sinkt – nicht zuletzt, weil das ethnisch homogene Land keine Einwanderungspolitik zulässt – die Zahl der Erwerbstätigen seit Ende der 90er Jahre. Parallel dazu gehen die Preise seit zwei Jahrzehnten zurück, obgleich der Staat laufend Konjunkturpakete auf Pump finanziert. Ein Katastrophenszenario? Nicht unbedingt, wie der strategische Analyst Dylan Grice von Société Générale in seiner Publikation „Popular Delusions“ darlegt: Pro Kopf gerechnet, ist das japanische BIP in den vergangenen zehn Jahren real gleich stark gewachsen wie in den USA (durchschnittlich +1,5 Prozent pro Jahr). In den vergangenen fünf Jahren sogar noch leicht stärker (+1,7 Prozent versus 1,3 Prozent jährlich). Es ist nicht unplausibel, auch für das geburtenschwache Europa eine Entwicklung wie in Japan anzunehmen: Der Einzelne wird reicher, weil sich das BIP auf weniger Köpfe verteilt. Zugleich aber auch ärmer, weil dasselbe für die nationalen Schulden gilt.

des Emittenten geschützt sind. Zudem spricht für ETFs, dass sie im Vergleich zu aktiven Fonds in der Regel kostengünstiger sind. ETFs sind börsengehandelte Fonds, die den Index abbilden, der ihm zugrunde liegt. So entwickelt sich ein Dax-ETF genauso wie der Deutsche Aktienindex. Einer der größten Unterschiede gegenüber vielen aktiv gemanagten Fonds besteht darin, dass ETFs direkt über die Börse gehandelt werden. Es existiert daher kein Ausgabeaufschlag, so dass nur eine sehr geringe jährliche Verwaltungsgebühr anfällt. ETFs werden passiv gemanagt, das heißt, im Unterschied zu den klas-

„Selbst wir an der Börse trauen der Euphorie der vergangenen Monate nicht“, meint Oliver Hans, Geschäftsführer der Börse Stuttgart

sischen Fonds fallen keine Kosten für einen Fondsmanager an, der entscheidet, wie sich der Fonds zusammensetzt und die Anlagen je nach Börsenlage umschichtet. Anleger werden immer sensibler für solche Transaktionskosten, wie viel kann man mit ETFs einsparen?

Die jährlichen Gebühren passiv gemanagter europäischer Aktien-ETFs liegen im Schnitt bei 0,47 Prozent. So kosten etwa ETFs auf den Standardindex Euro Stoxx 50 nicht mehr als 0,5 Prozent. Bei den aktiv gemanagten Fonds dagegen fallen allein zwischen zwei und vier Prozent für die Verwaltung und das Management an. Zudem zahlen ETFKäufer an der Börse nur eine geringe

dert sich im Zeitablauf ja naturgemäß nur sehr selten. Die Anleger können diese Papiere wie Aktien während der üblichen Börsenzeiten kaufen und verkaufen. Damit bieten sie eine deutlich höhere Flexibilität als herkömmliche Investmentfonds. Zudem kann man mit ETFs in sehr viele Bereiche investieren: in verschiedene Länder, in nahezu beliebige Branchen, in Rohstoffe, Renten und Währungen. Mittlerweile kann der Anleger aus Hunderten von Produkten auswählen. Das Risiko eines ETF-Investments ist geringer als das von einzelnen Aktien oder Anleihen, da die Anlage über mehrere Titel gestreut ist. Dank dieser Diversifizierung ist der Anleger in der Regel breiter aufgestellt.


GELD & FINANZEN

Treffen die ETFs also den Nerv der Zeit – weniger Risiko zu geringeren Kosten?

Welche Indexfonds werden im Moment denn am stärksten nachgefragt?

Ja, auch wenn es Nachteile gibt. Denn die Rendite eines ETFs hängt immer vom zugrunde liegenden Index ab. Falls es zu starken Kursverlusten des Index kommt, können sie bei einer Anlage in ETFs nicht abgemildert werden, da es keinen Fondsmanager gibt, der aktiv eingreifen kann, um das Portfolio umzuschichten. Laut Studien schlagen sich ETFs meist besser als aktiv gemanagte Fonds, da es wohl nur wenige Fondsmanager geschafft haben, ihren Vergleichsindex in Sachen Wertentwicklung zu schlagen.

Beliebt sind vor allem ETFs auf die großen europäischen Standardindices wie Dax oder Stoxx. Sie werden in allen Abbildungsvarianten sehr stark gehandelt: Aber auch Indexes von den Emerging Markets wie Indien oder China sind beliebt. Noch vor wenigen Jahren interessierten sich fast ausschließlich institutionelle Anleger für Indexfonds. Hat sich das geändert?

Die Zahl der institutionellen Anleger, die ETFs nutzen, ist im vergangenen Jahr

Wie hat sich der schwache US-Dollar auf die ETFs ausgewirkt?

ETFs werden langfristig sicher noch stärker von privaten Anlegern genutzt. Das Angebot ist inzwischen so umfassend, dass Privatanleger damit einfache, aber auch professionelle Anlagestrategien umsetzen können – sogar mit wenigen Anlagen. Aber gleichzeitig werden auch Zertifikate wieder mehr gefragt sein und eine neue Renaissance erleben. Aber können mit ETFs überhaupt langfristig Renditen erwirtschaftet werden, da sichere Devisenkursprognosen kaum möglich sind?

Langfristige Renditen sind nicht nur bei Devisen, sondern allgemein schwierig zu erwirtschaften. Da der Devisenmarkt in der Tat ein sehr schwieriger Markt ist, sind viele Anleger in der Regel eher kurzfristig investiert. Langfristig investieren nur jene Investoren, die sich gegen Devisenschwankungen absichern müssen.

Wird es in Zukunft noch mehr Anbieter auf dem ETF-Markt geben?

Die steigende Anzahl der Anbieter ist eine ganz logische Konsequenz. Denn sobald ein Produkt attraktiv wird, weckt es Begehrlichkeiten und bringt natürlich neue Anbieter aufs Parkett. In Zukunft wird die Zahl der Anbieter sicher noch weiter steigen und es wird eine noch größere Produktvielfalt geben.

Da sich ETFs nicht nur auf eine Währung beschränken, sondern oftmals in verschiedenste Länder investiert sind, ergibt sich eine größere Sicherheit durch Diversifizierung. Aber grundsätzlich gilt, dass bei Schwankungsbreiten der Währungen auch ETFs eher schwankungsbereit sind. Für Anleger, die in Währungen investiert haben, sind die Kursschwankungen der vergangenen Monate eine Motivation und stellen gleichzeitig auch einen Reiz dar. Die Aussicht auf kurzfristige Spekulationsgewinne ist damit höher.

Wie verhalten sich die Anleger denn im Moment bei der Zusammenstellung ihrer Portfolios?

Im Allgemeinen investieren die meisten eher nicht so sehr in hochspekulative, sondern in defensive Werte. Es geht den Anlegern um Stabilität. Darum investieren sie ihr Geld in mehrere Produkte – vor allem Anleihen und ETFS – und streuen es weltweit. Damit erzielen sie eine ausgewogene Mischung.

Foto: Börse Stuttgart

Werden sich ETFs weiter durchsetzen können oder kehren die Investoren wieder zu bekannten Anlagen zurück?

weltweit um 12 Prozent gestiegen. Gerade wir, als die führende Privatanlegerbörse in Deutschland, stellen fest, dass sich derzeit aber auch immer mehr private Anleger für ETFs interessieren. Hierzu trägt sicherlich auch seit Beginn der Einführung des Internets der erleichterte Zugang zum börslichen Handel über die Onlinebroker bei. Wir bieten mit einer Anzahl von über 600 ETFs in Stuttgart alle in Deutschland handelbaren ETFs an sowie einige weitere, die sonst nur an der französichen Börse Euronext handelbar sind.

Exchange Traded Funds (ETFs) Exchange Traded Funds (ETFs) sind passiv gemanagte börsengehandelte Fonds, deren Wertentwicklung einem Index folgt. Der Anleger partizipiert also in steigenden wie auch in fallenden Märkten identisch mit der Entwicklung des dem ETFs zugrunde liegenden Index. Das können nationale oder internationale Aktienindices, Rohstoff- und Immobilienindices oder auch Rentenindices sein. Man unterscheidet passiv gemanagte Indexfonds und aktiv gemanagte Indexfonds. Die Mehrheit der gehandelten ETFs sind passiv gemanagte Aktienfonds. Damit können Investoren durch eine einzige Transaktion alle im Index enthaltenen Werte erwerben. Ein Index streut das Risiko regelbasiert in eine Vielzahl von Einzelwerten. Dadurch ist auch das Verlustrisiko in ETFs wesentlich geringer als bei Einzelaktien. Bei einem „aktiv gemanagten ETF“ erfolgt ein aktives Portfoliomanagement, das heißt Manager des Emittenten analysieren die Märkte und versuchen, den Fonds über eine Aktienauswahl aktiv zu optimieren. (Quelle: Börse Stuttgart)

Der „Dubai-Schock“ hat die Börsen nach monatelanger Rallye auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Müssen sich Anleger auf härtere Zeiten einstellen?

Selbst wir an der Börse trauen der Euphorie der vergangenen Monate noch nicht so ganz. An Dubai und auch am drohenden Staatsbankrott in Griechenland kann man deutlich erkennen, wie schnell die Rallye an den Börsen zu Ende sein kann. Im Moment mahnen alle zur Vorsicht. Börse ist manchmal wie Autofahren. Wer vorsichtig fährt, der kann einen Unfall viel eher vermeiden, als ein Autofahrer, der zu schnell unterwegs ist. Deshalb werden wir keine weitere Schockwelle befürchten müssen. Es wird aber auch davon abhängen, wie schnell die Zentralbanken ihre Zinsen wieder ◀ anheben. INTERVIEW: VERENA PLIGER

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VON VERENA GROSS | Lebt seit fünf Jahren in Zürich und ist Bankerin bei Pictet & Cie. Ich bin vor fünf Jahren aufgrund eines Jobangebots von Goldman Sachs nach Zürich gezogen und die Stadt hat mich gleich überzeugt. Zürich ist eine internationale Stadt mit vielen Möglichkeiten und einer super Lebensqualität. Im Sommer hat man den See vor der Haustür und im Winter ist man in kurzer Zeit auf den Skipisten. Museum: Das Kunsthaus (Heimplatz 1) wurde bereits 1909 eröffnet und beinhaltet eine große Sammlung von alten Meistern bis zur neuzeitlichen Kunst. Shopping: Die Bahnhofstraße, „Mutter der Shoppingmeilen“, garantiert einen Shoppingbummel auf höchstem Niveau. Ich empfehle jedoch auch eine Entdeckungsreise im Niederdorf auf der anderen Seite des Flusses, wo man Buchhandlungen und Antiquitätengeschäfte findet. Restaurant: Für einen Zwischenstopp beim Einkaufsbummel ist der Zeughauskeller (Bahnhofstraße 28) mit deftigen, aber schmackhaften Gerichten in einem riesigen Biersaal immer gut. Für den Abend empfehle ich die Seerose, die sich im Bootshafen Wollishofen befindet. Man kann draußen gemütlich am See sitzen und etwa Eglifilets genießen. Nightlife: Das „Kaufleuten“ in der Pelikanstraße 18 ist ein Muss für trendbewusste Nachtschwärmer. Neben der Lounge und dem Nachtclub gibt es manchmal auch Livekonzerte.


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Südtirol Panorama Januar | 2010

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Foto: Grüne Woche

EVENTS & TERMINE


EVENTS & TERMINE

Gemeinsam nach vorn

Weitsicht und Stärke haben Südtirols Unternehmer auch im Krisenjahr 2009 gezeigt. Das war das Resümee des Unternehmerempfangs zu Jahresbeginn in der Universität Bozen. Dennoch waren sich die Unternehmer gewiss: Auch 2010 stehen der heimischen Wirtschaft schwierige Zeiten bevor. Uni-Rektor Walter Lorenz und Udo Perkmann, ehemaliger Direktor des Unternehmerverbandes

Christof Oberrauch, Präsident des Unternehmerverbandes, und Direktor Josef Negri Margarethe Fuchs von Mannstein wurde zur Managerin des Jahres gekürt

Andreas Rogger, Antonio Sebastiani und Enrico Valentinelli

Heiner Oberrauch, Michael Grüner und Zenone Giacomuzzi von der Raiffeisen Landesbank

Josef Prader und Peter Rosatti von der Prader Bank

Fotos: Alexander Alber

EOS-Präsident Federico Giudiceandrea und Barbara Repetto

Georg Pardeller, Engelbert und Margit Schaller neben LVH-Präsident Walter Pichler

Gerhard Brandstätter, Landesrat Florian Mussner und Norbert Plattner

Südtirol Panorama Januar | 2010

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PERSONALIEN

Was macht eigentlich … … Klaus Dubis Er hat vor dreißig Jahren das Wochenmagazin ff gegründet und zuvor bereits der Rundfunkanstalt Südtirol auf die Sprünge geholfen. Nach seinem Rücktritt als Staatsrat in Rom ist der rührige Rechtsanwalt Klaus Dubis Universitätsprofessor in Innsbruck geblieben. tung mit kulturellem Schwerpunkt und ausführlichem Fernsehprogramm, gestartet. Aber auch bei den gedruckten Medien ging es damals darum, die Vielfalt im Land zu vergrößern. Es gab bis dahin ja nur die Dolomiten und den Volksboten. Also habe ich mit dem Bozner Geschäftsmann Christoph Amonn und mit Gottfried Solderer, der zum Chefredakteur bestellt wurde, etwas auf die Beine gestellt.

SÜDTIROL PANORAMA: Herr Dubis, wie kam es eigentlich dazu, dass Sie vom Anwalt zu einem Wegbereiter moderner Medien in Südtirol wurden? KLAUS DUBIS: Angefangen hat alles mit der Ras, der Rundfunkanstalt Südtirol. Da hat man mich als Staats- und Verwaltungsrechtler mit einem Gutachten beauftragt, ob und wie es gelingen könnte, in Südtirol die Ausstrahlung deutschsprachiger Fernsehprogramme aus Österreich, Deutschland und der Schweiz zu ermöglichen. Das war Anfang der Siebzigerjahre, damals gab es noch kein Satellitenfernsehen und die Rai sendete gerade mal eine halbe Stunde täglich Nachrichten in deutscher Sprache.

Heute gibt es eine gewachsene Medienlandschaft in Südtirol und eine gewandelte ff. Ihr Fazit?

Die ff ist quasi erwachsen geworden. Damals war sie eher eine kulturrelevante Zeitung, heute ist sie ein etabliertes politisches Magazin mit Anspruch und Einfluss auf die Meinungsbildung im Land.

Ihr Gutachten fiel positiv aus und es ging los mit der Medienvielfalt in Südtirol?

Nein, es hat noch eine ganze Weile gedauert, bis es möglich wurde, ORF, ZDF und Schweizer Fernsehen zu übertragen. Ich bin damals x-mal nach Rom gefahren, um das durchzuboxen. Erst 1973 wurde ein öffentlicher Rundfunkdienst, mit dem Auftrag Hörfunk- und Fernsehprogramme aus dem deutsch- und ladinischsprachigen Kulturraum in Südtirol zu verbreiten, in einer Durchführungsbestimmung zum Autonomiestatut verankert. Ich habe dann der Ras als Gründungspräsident vorgestanden, bis sie 1975 endlich senden konnte. Wie kamen Sie fünf Jahre später vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk zur Gründung einer Wochenzeitung?

Das war eigentlich sehr naheliegend, denn damals gab es eine wesentlich deutlichere Verbindung von der Ras zur ff als heute. Schließlich ist sie ja als „Freizeit und Fernsehen“, also als Wochenzei-

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Klaus Dubis war vor genau 30 Jahren der Initiator für die Gründung des Wochenmagazins ff

Der Medien-Pionier Klaus Dubis ist 1938 in Meran geboren und lebt als Anwalt mit Spezialisierung auf Staats- und Verwaltungsrecht in Bozen. Bis 1975 war er Gründungspräsident der Rundfunkanstalt Südtirol (Ras) und ab 1980 erster Verwaltungsratspräsident der Wochenzeitung ff. Von 1973 bis 1983 war er Landtagsabgeordneter und Fraktionssprecher der SVP, zuvor Referent im Meraner Gemeinderat. Im April 2009 ist er nach 25 Jahren als Staatsrat in Rom zurückgetreten. Nach wie vor ist er Professor am Institut für Italienisches Recht der Universität Innsbruck. Außerdem ist Klaus Dubis Vorsitzender des Arbeitskreises Sprachen des Südtiroler Bildungszentrums und Autor diverser Publikationen zum italienischen Verwaltungsrecht. Jüngste Veröffentlichung: „Der Schutz des Rechts auf den Gebrauch der Sprache“.

Während sich „Ihre Kinder“ also prächtig entwickeln, ist es um Ihre Person in letzter Zeit etwas ruhiger geworden. Was machen Sie heute?

Ich bin immer noch Professor für italienisches Staats- und Verwaltungsrecht an der Universität Innsbruck. Außerdem bin ich Vorsitzender des Arbeitskreises Sprachen beim Südtiroler Bildungszentrum, der sich um den Gebrauch der Muttersprache, aber auch um die Verbesserung der Zweitsprachenkenntnisse in Südtirol kümmert. Meinen Posten als Staatsrat habe ich im April vergangenen Jahres niedergelegt. Das ständige Pendeln zwischen Rom, Bozen und Innsbruck wurde mir einfach zu viel. Und was macht Klaus Dubis privat?

Dadurch, dass ich weniger reisen muss, habe ich mehr Zeit für Familie und Enkel. Ich wandere sehr gerne, bin derzeit durch einen Unfall aber etwas eingeschränkt. ◀ ARIANE LÖBERT


20 Jahre systems, 20 Jahre effizienter IT-Service, über 1.000 Kunden, auf die wir stolz sind: …danke für Ihr Vertrauen! 20 Jahre sind eine lange Zeit, in denen systems sich entwickelt hat und gewachsen ist. Heute sind knapp 30 Mitarbeiter an drei verschiedenen Standorten in Südtirol im Einsatz. systems ist somit eines der führenden IT-Unternehmen mit einzigartigen Zertifizierungen, Kompetenzen und Partnerschaften. Möglich wurde dies alles jedoch erst durch das Vertrauen unserer Kunden. Daher bündeln wir unsere Anstrengungen für die Zukunft im Hinblick auf ein großes Ziel: Wir wollen die Serviceleistungen für unsere Kunden noch weiter ausbauen und optimieren, dass Sie Ihre Leistung und Produktivität noch mehr steigern, sich sorglos auf Ihre Kerntätigkeit konzentrieren können und wir unserem neuen Anspruch in puncto Kundenwert gerecht werden: IT Service Leader in Südtirol!

info@systems.bz www.systems.bz

BOZEN 0471 631142

BRUNECK 0474 555530

SCHLANDERS 0473 740083


© Foto: Filz Alex


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