FF BAUEN

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BAUEN

MITTENDRIN

Wie gekonnt Architekten mit historischen Gebäuden umgehen

BOZNER SELIGKEIT

Wie Franz Kosta ein Sommerfrischhaus am Ritten renoviert hat

ARBEITEN IM HANG

Wie Daniel Ellecosta in Truden ein Büroatelier in den Hang gebaut hat

ÖKOLOGISCHES BAUEN

Architekt Matthias Delueg über die Häuser der Zukunft

EDITORIAL

LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER,

die Ereignisse der letzten Wochen und Monate haben es uns gezeigt: Der Klimawandel ist präsenter, als uns allen lieb ist. Die Augen davor zu verschließen, ist längst schon keine Option mehr. Zu dieser Überzeugung gelangt auch die internationale Baubranche, immerhin der Klimasünder Nummer eins, wenn es um den globalen CO2-Ausstoß geht. Lösungen scheinen bereits parat zu stehen. So brach der deutsche Stararchitekt Werner Sobek vor Kurzem in Brixen eine Lanze für die Verwendung von Gradienten-Beton und Baustahl. Für mehr ökologisches Bewusstsein im Bauwesen steht auch der Sterzinger Architekt

Matthias Delueg. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU München forscht er gezielt zum Thema Einfaches Bauen. Er sagt: „Der Abbruch von Beständen muss zum Tabu werden!“

Wie in Südtirol historische Bestände architektonisch aufgewertet werden können – wir zeigen Ihnen auf den folgenden Seiten zwei gelungene Beispiele im Vinschgau und am Ritten. Und geben Ihnen spannende Einblicke in das Büroatelier des Trudner Architekten Daniel Ellecosta. Er hat sein Architekturstudio – aus Respekt zur Natur – in den Hang gebaut. Seien Sie gespannt.

Viel Freude beim Lesen! Verena Spechtenhauser

INHALT

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BOZNER SELIGKEIT

Die behutsame Renovierung eines denkmalgeschützten Sommerfrischhauses am Ritten.

16

ZURÜCK ZUM EINFACHEN

Der Sterzinger Architekt Matthias Delueg über die Architektur der Vergangenheit und die Häuser der Zukunft.

28

ARBEITEN IM HANG

Der Architekt Daniel Ellecosta hat sich in Truden ein Büroatelier in den Hang gebaut.

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DER BETON MACHT’S

Emissionsfrei und recycelbar: Stararchitekt Werner Sobek über die Vorteile vom Bauen mit Beton.

44

MITTENDRIN

IMPRESSUM

„ff – Bauen“, 14.11.2024, Beilage zu ff 46, Herausgeber: FF-Media GmbH, Eintragung Landesgericht Bozen 9/80 R.ST. vom 27.08.1980, Nr. ROC 06262, Beiträge nach GvD Nr. 70/2017 erhalten. Presserechtlich verantwortlich: Verena Pliger; Konzeption: Verena Spechtenhauser; Redaktion: Verena Spechtenhauser, Heiko Schoberwalter; Grafik & Layout: Sabine Rainer; Titelseite: Modunita Architects; Werbung: Elisabeth Forer-Naumann, Roswitha Rauter, Michael Disertori, Bernhard Elzenbaumer.

© ® FF-Media GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf mit grafischen, mechanischen, elektronischen oder mit digitalen Mitteln reproduziert werden. Jeglicher Missbrauch wird im Rahmen des Gesetzes verfolgt.

Modunita Architects verwandeln ein leer stehendes Gebäude in ein modernes Mehrfamilienhaus. Und revitalisieren so einen Ortskern.

Rittner Ansichtskarte: Die denkmalgeschützte Villa Kinsele liegt zwischen Oberbozen und Maria Himmelfahrt. Sie bildet zusammen mit der Kirche Maria Schnee, mit dem angebauten Wegerhaus und mit einem ehemaligen Bauernhaus eine idyllische Sommerfrischesiedlung.

Erneuert: Das Krüppelwalmdach mit typischem Rittner Knick gehört zu den Besonderheiten der Rittner Architektur. Aufgrund des schlechten Zustandes des Originaldaches konnte beim Umbau nur die Hauptstruktur erhalten bleiben. Das Dach wurde im alten Stil wieder aufgebaut und mit Schindeln neu eingedeckt. Die Dachrinne aus Kupfer wurde – wie damals üblich – in zehn Zentimeter Entfernung zum Dach angebracht.

OBERBOZEN

BOZNER SELIGKEIT

Mit Feingefühl und Fachwissen hat ein denkmalgeschütztes Sommerfrischhaus

Entstanden ist ein historisches

Text: Verena Spechtenhauser

SELIGKEIT

der Salurner Architekt Franz Kosta Sommerfrischhaus am Ritten renoviert. historisches Kleinod.

Spechtenhauser | Fotos: Alexandra Clement

1. Wiederbelebt: Sowohl die Fensterläden von 1750 als auch der Balkon stammen aus dem Originalbestand. Um den Originalton des Gebäudes so genau wie möglich zu treffen, ließ der Architekt an der Fassade Farbanalysen vornehmen. Der exakte Rhythmus der Fenster sowie die langgezogenen, grauen Lisenen, die zur optischen Gliederung der Fassade dienen, runden das Gesamtbild ab.

2. Neu arrangiert: Im Erdgeschoss befindet sich der private Wohnbereich der Eigentümer. Eine Treppe führt von dort in das obere Geschoss, wo sich eine Ferienwohnung sowie ein ganzjährig bewohntes Apartment befinden. Für den Boden im Gangbereich wurden die originalen Rittner Sandsteinplatten wiederverwendet. Die Küchentür mit Butzenscheiben stammt aus dem 18. Jahrhundert.

Die Sommerfrische am Ritten hat Tradition. Bereits im 16. Jahrhundert zog es wohlhabende Bozner Familien von der Hitze der Stadt in die Kühle des Hochplateaus oberhalb von Bozen. Die „Frische“, wie der Brauch früher genannt wurde, dauerte zumeist 72 Tage und ging von Peter und Paul im Juni bis zu Mariä Geburt Anfang September. Dann machten die Städter ihre geliebten Häuser winterfest und kehrten mit Sack und Pack wieder heim ins Tal. Wie

wichtig diese Häuser für das Ansehen der Bozner waren, davon zeugt das Gedicht „Die acht Bozner Seligkeiten“ von Karl Theodor Hoeniger aus dem Jahr 1933. Dort heißt es: „Ganz unerlässlich [für jeden richtigen Bozner] ist ein Sommerfrischhaus am luftigen Ritten ...“. Mehr als 500 Jahre später prägen diese stattlichen „Sommerfrischhäuser“ nach wie vor den Charakter der Rittner Ortschaften Klobenstein und Oberbozen und vor allem Maria Himmelfahrt.

GLÜCKLICHE ERINNERUNGEN an die Sommerfrische hat auch der Eigentümer der denkmalgeschützten Villa Kinsele. Die meisten Sommer seiner Kindheit und Jugend verbrachte er in diesem altehrwürdigen Gebäude, das sich seit 1943 im Besitz seiner Familie befindet. Gemeinsam mit dem angebauten Wegerhaus, der barocken Kirche Maria Schnee und einem ehemaligen Bauernhaus bildete es im 17. Jahrhundert die erste

Oberbozner Sommerfrischesiedlung. Die dortige Atmosphäre sowie das Ambiente, so erzählt er, hätten sein Wesen mitgeprägt. Benannt ist die Villa Kinsele nach der früheren Besitzerfamilie – wohlhabende Bozner Bürger mit Vinschgauer Wurzeln. Die Geschichte des Hauses geht hingegen auf die Mitte des 16. Jahrhunderts zurück, als es noch ein Nebengebäude des angrenzenden Bauernhofs war. 1779 ersteigerte es die Familie

1. Antik neben modern: Die Trennwand zwischen Küche und Vorratskammer wurde entfernt. So konnten die Räumlichkeiten vergrößert werden und es entstand Platz für einen neuen Essbereich mit Tisch und Holzbank. Optisch wunderschön ist das antike „Kuchenkastl“, das in der einstigen Vorratskammer gefunden wurde und nun als Dekoelement dient. Dort findet sich auch das Grün der modernen und funktionalen Küche wieder.

2. Wunderkammer: Bei Grabungen während der Umbauarbeiten wurden seltene Funde gemacht. In einer Tiefe von rund fünfzig Zentimetern wurden etwa diese originalen sechseckigen Fliesen von Villeroy & Boch aus dem 19. Jahrhundert entdeckt. Sie harmonieren nun wunderbar mit den neu verlegten Fliesen aus Möltner Sandstein.

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Kinsele aus einer Konkursmasse. Seither war es ihr barockes Sommerfrischhaus.

DIE ZEIT HINTERLÄSST bekanntlich ihre Spuren. Und so blieb auch die Villa Kinsele in all den Jahrhunderten von architektonischen Neuerungen nicht verschont. Zuletzt wurde das in die Jahre gekommene Haus zu Beginn der 1970er-Jahre

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1. Fenster in die Vergangenheit: So bezeichnet Franz Kosta die vielen historischen Originalstücke in der Villa Kinsele. Darunter das historische Fenster aus dem 18. Jahrhundert, das zusammen mit dem originalen Rittner Sandsteinboden im oberen Gang wieder eingebaut wurde. Die restlichen Fenster im Haus sind zweifach verglaste Wärmeschutzfenster.

2. Kunstwerk: Die Stube im Stil der deutschen Gründerzeit ist für Südtirol untypisch. Sie muss um das Jahr 1880 entstanden sein. Die bemalten Holzbalken wurden durch Zufall während des Umbaus unter verputzten Schilfmatten entdeckt. Dadurch blieben die Bemalungen perfekt erhalten und mussten nicht restauriert werden. Die hohe Qualität der Farben lässt darauf schließen, dass sie von Kirchenmalern gefertigt wurden.

3. Ungewöhnlich: Im Erdgeschoss befand sich eine zweite Stube. Auf Wunsch des Bauherrn wurde sie in ein Schlafzimmer umgewandelt. Die Decke wurde mit Gipskarton verkleidet, eingebaute Spots sorgen für eine gute Grundbeleuchtung des Raumes.

umgebaut und erstmals auch für die Wintermonate bewohnbar gemacht. Obwohl bereits unter Denkmalschutz stehend, spielte die Erhaltung historischer Bausubstanz dabei nur eine zweitrangige Rolle. Unter anderem wurden historische Fenster, Türen und Jalousien ausgetauscht, über die Holzböden in den Schlafräumen wurden Teppichböden geklebt, es wurde eine Wandtäfelung entfernt und die alten Sandsteinböden auf den Gängen und im Außenbereich wurden durch pflegeleich-

tere Klinker- und Porphyrplatten ersetzt. Mit dem Umbau, der vor allem den damaligen architektonischen Trends entsprach, gingen wertvolle und einzigartige architektonische Eigenschaften verloren. Als der jetzige Eigentümer das zweistöckige Haus schließlich erbte, war es sein Wunsch, den früheren Zustand der Villa Kinsele auf behutsame Art und Weise wiederherzustellen und zugleich dem heutigen Wohnstandard anzupassen. Mit dem Anliegen wandte er sich an den Salurner Architekten

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Franz Kosta, einem Spezialisten für denkmalgeschützte Bauten. „Nachdem ich seine Arbeiten über die Jahre hinweg verfolgt hatte, war mir klar, dass ich mit ihm zusammenarbeiten möchte, auch weil er über ein profundes Geschichtswissen verfügt“, erzählt der Bauherr. Bereits bei der Erstbesichtigung erkannte der Architekt das Potenzial des jahrhundertealten Gebäudes. „Die hervorragende Bausubstanz, vor allem aber die Leidenschaft des Eigentümers für die architektonische Vergangenheit des Hauses haben mir sehr imponiert. Und natürlich sein Wille, den vorgefundenen Bestand zu verstehen und behutsam zu renovieren“, so Kosta.

DER ARCHITEKT

Bodenheizung ausgestattet. Den oberen Stock, in dem sich zwei weitere Wohnungen befinden, betritt man über eine historische Treppe im Eingangsbereich. „Ursprünglich wollten wir die Treppe nach außen verlegen, um für die Eigentümer mehr Privatsphäre zu schaffen. Dieser Vorschlag wurde vom Landesdenkmalamt leider abgelehnt. Gott sei Dank stellte das für den Bauherrn kein Problem dar“, erklärt der Architekt.

Franz Kosta hat Architektur in Venedig und Wien studiert und seine Diplomarbeit in Beirut im Libanon verfasst. 2013 hat er sich mit seinem Architekturbüro studiofranz in Salurn selbstständig gemacht. Seit 2024 ist Kosta Mitglied im Landesdenkmalbeirat. Seine Projekte reichen von modernen Hotelbauten über private Einfamilienhäuser bis hin zu denkmalgeschützten Gebäuden. Seine Leidenschaft für Menschen und ihre Geschichten stehen im Mittelpunkt seiner Architektur.

DIE GEMEINSAME REISE mit dem Bauherrn begann schließlich im Herbst 2022. In Absprache mit dem Landesdenkmalamt wurden die Bausünden aus den 1970er-Jahren behutsam wieder zurückgebaut. Für die Eigentümerfamilie wurde im Parterre der Wohnbereich mit moderner Küche, einer Stube, einem Bad sowie einem nach hinten ausgerichteten Schlafzimmer geplant und komplett mit

SICH

LANGSAM der Kultur nähern und wieder etwas Schönes daraus machen. Darin liegt für Franz Kosta der eigentliche Reiz bei der Arbeit an denkmalgeschützten Bauten. Die Villa Kinsele hat es dem Architekten in dieser Hinsicht leichtgemacht, denn das Gebäude erwies sich als wahre Schatztruhe. „Wir sind an mehreren Stellen im Haus auf bemalte Holzträger gestoßen, die zum Teil durch Schilfmatten verdeckt waren. Die darauf zu sehenden farbigen Abbildungen der Villa haben uns bei der Gestaltung der Fassade inspiriert. Im ehemaligen Musikzimmer im oberen Stock konnten wir

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Farbenfroh: Aufgrund von Analysen entschieden sich Besitzer und Architekt für ein kräftiges Rot als vorherrschenden Farbton –angelehnt auch an die historischen Ansichten des Hauses und die Balkenbemalungen im Inneren. Die Holzbank im Freien wurde im originalen Stil nachgebaut und auf die bereits vorhandenen Steinsockel montiert. Passend dazu wurde vor dem Haus ein rötlicher Sandstein verlegt.

Glücklich: Architekt Franz Kosta lobt die gute Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt: Das Denkmalamt hat uns bei der Renovierung großes Vertrauen entgegengebracht. Es wäre schön wenn eine so wichtige Institution mehr finanzielle und menschliche Ressourcen zur Verfügung hätte. Denn genau diese Vorzeigebauten sind auch wichtige Tourismusmagnete für unser Land.“

Detailreich: Im und am Haus finden sich sorgfältig gesetzte Details, die den historischen Charme des Gebäudes unterstreichen.

Darunter die elegante Sonnenuhr mit farblich passendem roten Strich oder der unauffällige handgemachte Fenstergriff.

außerdem Teile einer Wandbemalung freilegen. Und in der Küche haben wir bei Grabungen originale sechseckige Villeroyund-Boch-Fliesen von 1880 entdeckt“, erzählt Franz Kosta begeistert.

DANKBAR IST KOSTA auch, dass der Vater des Bauherrn die alten Türen, Fenster, Fensterläden und Steinböden sowie Teile des Mobiliars nicht zerstört, sondern über all die Jahre auf dem Dachboden aufbewahrt hat. So konnten nicht nur die Originaltüren aus dem 18. Jahrhundert wiederverwendet werden,

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sondern auch Fensterläden, zwei Originalfenster und der originale Plattenboden aus Rittner Sandstein. Um die Rekonstruktion des Gebäudes so detailgetreu wie möglich zu gestalten, zogen Architekt und Bauherr außerdem historische Fotos des Gebäudes heran, die sie auf dem Dachboden entdeckten. „Als Architekt gibt es nichts Schöneres, als wenn man dem denkmalgeschützten Haus nach Abschluss der Arbeiten nicht anmerkt, dass ich da war“, lacht Franz Kosta.

Beim knapp zweijährigen Umbau an der Villa Kinsele ist ihm dieses Kunststück mit Bravour gelungen. n

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Sterzinger Stadthaus: Im historischen Stadtkern von Sterzing gibt es viel Leerstand und damit großes Potenzial, alte Bestände zu reaktivieren. Das Haus 6 ist ein Beispiel dafür. Das denkmalgeschützte Stadthaus steht mitten im dichten mittelalterlichen Kern von Sterzing. Die Delueg Architekten haben es vor einem Jahr für ein junges Paar saniert – mit geringen Kosten und einem straffen Zeitrahmen.

NACHHALTIG BAUEN

ZURÜCK ZUM EINFACHEN

Für den Architekten Matthias Delueg liegt der Schlüssel für ökologisches Bauen in der Rückkehr zum Wesentlichen. Ein Gespräch über die Architektur der Vergangenheit und die Häuser der Zukunft.

Interview: Verena Spechtenhauser

Matthias Delueg: Der 33-jährige Sterzinger studierte Architektur in Wien, Innsbruck und München sowie Bildhauerei in Porto. Nach einem Abstecher ins Zimmerei-Handwerk und einem Master mit Schwerpunkt Holzarchitektur ist er heute wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsgruppe „Einfach Bauen“ am Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren bei Professor Florian Nagler an der TU München. Außerdem ist Matthias Delueg fester Bestandteil des Architekturbüros Delueg Architekten in Sterzing.

ff: Herr Delueg, wenn wir uns die Architektur der letzten Jahrzehnte ansehen, stoßen wir zu einem großen Teil auf Gebäude, die mit der Zeit immer komplexer geplant wurden. Sehen Sie das genauso?

Matthias Delueg: Durchaus. Und das liegt vor allem an unseren seit Jahrzehnten stetig wachsenden Ansprüchen an

Wärme-, Feucht-, Brand- und Schallschutz, Energieeffizienz und vor allem Nutzungskomfort. Beantwortet werden diese Anforderungen fast ausschließlich mit Technologie – sei es in der Gebäudetechnik als auch in der Konstruktion. Leider werden diese Anforderungen nicht mit den grundlegenden Mitteln der Architektur beantwortet. Bauliches Wissen – wie die Frage nach der richtigen Orientierung oder dem ange-

Fotos:

HAUS 6

Mit nur wenigen Eingriffen haben die Delueg Architekten die ursprüngliche Typologie dieses Stadthauses in Sterzing wiederhergestellt. Dafür wurden vor allem bereits vorhandene Materialien wieder verwendet. Nur wo nötig, wurden neue Materialien verbaut. Das Besondere: Diese ausschließlich lokalen Materialien wurden so verbaut, dass sie jederzeit wieder rückgebaut werden können. Um die Haustechnik möglichst gering zu halten, wurde der alte Heizkreis beibehalten. Der genagelte, massive Dielenboden aus lokaler Lärche soll die Fußbodenheizung ersetzen.

messenen Öffnungsgrad eines Gebäudes – werden bei der Planung willkürlichen Formalismen unterworfen. Um eine gewisse Energieeffizienz zu erreichen, müssen Gebäude dann mit Haustechnik vollgepackt werden. Diese pauschale Technisierung ist auf vielen Ebenen kontraproduktiv: Sie verkompliziert Planung, Nutzung und Wartung und verkürzt obendrein die Lebenszeit von Gebäuden. Ganz zu

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HAUS DER BERGE

Das Haus der Berge ist ein optischer Hingucker mitten in Sexten. Das Besucherzentrum wurde von den Delueg Architekten geplant und 2023 fertiggestellt. Für den fünfgeschossigen Holzturm wurden rund 220 Kubikmeter Fichten und Lärchen verbaut. Verwendet wurde ausschließlich Holz aus gemeindeeigenen Wäldern, unter anderem Schadholz vom Sturmtief Vaia. Verbaut wurde das Holz plastik- und leimfrei und auch nahezu metallfrei. Bis auf einen in den Hang gesetzten Betonsockel ist das Gebäude komplett aus Holz errichtet. Die Außenfassade, Böden und Treppen bestehen aus Lärche, die Konstruktion und die Einrichtung aus Fichte.

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schweigen vom katastrophalen ökologischen Fußabdruck. Schlussendlich schaffen wir so hochtechnisierte und kurzlebige Häuser. Unsere „Smart Homes“ tolerieren nicht, dass wir etwa lüften, wenn uns danach ist.

Ein Gegentrend ist jener des Einfachen Bauens, zu dem sie an der TU München forschen. Was können wir uns unter dieser sogenannten Lowtech-Architektur vorstellen? Beim Einfachen Bauen geht es darum, langlebige und leistungsfähige Gebäude zu planen und die Nutzung von Haustechnik zu minimieren. Und zwar mithilfe einfacher baulicher Maßnahmen. Oder um es vereinfacht zu sagen: Beim Einfachen Bauen entstehen Häuser, die es schaffen, aus sich selbst heraus die Bedürfnisse nach Wärme, Kühle, Licht, frischer Luft und Behaglichkeit zu erfüllen.

Wir besinnen uns also wieder zurück zu den Wurzeln … Der Ansatz des Einfachen Bauens ist natürlich nicht neu, sondern über die Jahrhunderte in den lokalen Bauweisen gereift. Unsere Vorfahren haben uns ja überall auf der Welt ein sinnvolles ökologisch verträgliches Bauen vorgelebt. Zu erkennen auch hier in Südtirol, wir müssen uns dafür nur die Bauweise der autark funktionierenden Bergbauernhöfe ansehen. Bereits vor Hunderten von Jahren wurden Häuser mit einem gewissen Wohnkomfort gebaut. Und das ganz ohne die technischen Möglichkeiten von heute, sondern allein mit den unmittelbar verfügbaren Ressourcen. Damit wir uns nicht falsch verstehen, es geht nicht darum, wieder zu mittelalterlichen Baustandards zurückzukehren. Ein gesundes Maß an effizient eingesetzter Technologie kann die baulichen Maßnahmen durchaus bereichern.

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Das Sterzinger Büro Delueg Architekten wurde von Siegfried Delueg (Zweiter von rechts) 1989 gegründet. Im Laufe der Jahre wurde es unter anderem drei Mal mit dem Südtiroler Architekturpreis ausgezeichnet. Seit einigen Jahren sind die beiden Söhne Michael (Zweiter von links) und Matthias (rechts) sowie Mitarbeiter Luca Zacchino (links) fester Bestandteil des Büros.

Wie ökologisch ist das Südtiroler Bauwesen?

Auch wenn der Begriff Nachhaltigkeit mittlerweile schon sehr abgenutzt ist, kann man sagen, dass er im Südtiroler Bauwesen durchaus angekommen ist. Doch weder in Südtirol noch in anderen Teilen der Welt kann man einen ökologischen Wandel im Bauen in Zahlen ablesen. Das Gegenteil

ist der Fall. Unsere Bauindustrie ist unter den Spitzenreitern, was den hohen Flächen- und Ressourcenverbrauch, den CO2-Austoß und die Müllproduktion betrifft. Tendenz steigend, wie in den meisten Industrieregionen. Um nur ein Beispiel zu nennen: In Südtirol kommen auf einen Einwohner rund 380 Quadratmeter versiegelte Fläche. In Österreich,

Foto: Delueg

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dem europäischen Spitzenreiter in absoluter versiegelter Landesfläche, kommt man auf 260 Quadratmeter pro Person. Das sind erschreckende Zahlen.

Können wir uns mit Blick auf diese Zahlen einen Neubau überhaupt noch leisten?

Unsere Haltung zu Neubau muss sich sicher verändern. Sanierung und Nutzung von Bestandsgebäuden müssen oberste Priorität haben. Vor allem der Abbruch von Beständen muss zum Tabu werden. Wobei ich nicht nur die historisch wertvollen Bestände meine. Wir müssen dringend lernen, auch mit scheinbar „wertlosen“ Gebäuden umzugehen und diese an unsere Bedürfnisse anzupassen. Ein erstes positives Signal in diese Richtung sind die Leerstandserhebungen, die im Rahmen des neuen Raumordnungsgesetzes erstellt werden. Ich hoffe, dass wir ein verlässliches Ergebnis bekommen, damit wir in Zukunft ein gutes Werkzeug im Umgang mit unserer gebauten Umwelt haben. Wir müssen uns dringend Gedanken machen, wie wir in Zukunft unseren Gebäudebestand sanieren wollen. Um die europäischen Klimaziele zu erreichen, sind Sanierungen in Klimahaus-Standard nicht leistbar – weder finanziell noch in Hinsicht auf Ressourcen.

Wie sollen wir also in Zukunft bauen?

Wenn wir ernsthaft ökologisch bauen wollen, dann müssen wir uns ehrlich fragen: Wie viel reicht uns aus? Wir sollten im Bauwesen wieder zu einer inhaltlichen Einfachheit zurückfinden und dadurch langlebige, robuste Gebäude schaffen. Etwa durch die konsequente Trennung von Systemen. Zum Beispiel sollten wir Leistungssysteme zugänglich verbauen, damit sie auch wieder austauschbar sind. Und wir müssen unseren Fokus dringend auf kreislauffähige, lokale und biogene, also nachwachsende Materialien setzen.

„DER ABBRUCH VON BESTÄNDEN MUSS ZUM TABU WERDEN.“
MATTHIAS DELUEG

Werfen wir kurz einen Blick auf das Material Holz. Seit diesem Jahr fördert das Land den Holzbau bei öffentlichen Gebäuden und Bauwerken. Sind wir damit auf einem guten Weg?

Bauen mit lokalem Vollholz macht in Südtirol absolut Sinn und ist im Hochbau eine sehr vernünftige Antwort auf unsere ökologischen Fragen. Wobei Holzbau nicht gleich Holzbau ist. Leider werden heute – aus purer Bequemlichkeit – nahezu ausschließlich industrialisierte Leimholzprodukte verwendet. Dabei sind sie selten notwendig. Uns muss klar sein: Je stärker wir unser Holz industriell bearbeiten, umso mehr CO2 produzieren wir. Dazu kommt: Wir wissen heute

Fotos: Matthias
Delueg

SCHULZENTRUM „ALEX ANDER LANGER“

Das Schulzentrum Alexander Langer in Sterzing gilt als Vorreiterprojekt für das Bauen mit lokalem Vollholz im öffentlichen Raum. Die Schule aus den 1960er-Jahren wurde 2021 vom Architekturbüro Delueg Architekten umfangreich saniert und um ein Geschoss erhöht. Die Er weiterung erfolgte in Holzmassivbauweise, verwendet wurde dafür Pusterer Kiefer. Die Bauweise mit vorfabrizierten, leimfreien Holzwänden ermöglichte eine kurze Bauzeit und niedrige Baukosten. Ebenfalls interessant: Die Schulhofflächen wurden entsiegelt und der Baumbestand wurde erhalten und erweitert.

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MOOSSTADEL

Der Moosstadel dient als Beispiel für minimalinvasives Bauen. Der 140 Quadratmeter große Stadel steht seit acht Jahren im Sterzinger Moos. Das komplett in lokalem Holz entstandene Gebäude wurde von Matthias Delueg im Rahmen seiner Bachelorarbeit geplant und zusammen mit einer lokalen Zimmerei in drei Wochen erbaut. Die dafür verwendeten Fichten und Lärchen wurden im hauseigenen Wald des Bauherrn ausgesucht und nach althergebrachter Manier zum richtigen Mondzeichen geschlagen. Das lokale, sägeraue Material wurde traditionell und einfach verbunden. Der darunterliegende Boden wurde durch die Aufständerung nicht versiegelt. Der Stadel wurde bis vor Kurzem vom Kulturverein Lurx bespielt.

„JUNGE LEUTE SOLLTEN BEREITS IN DER SCHULE FÜR BAUKULTUR SENSIBILISIERT WERDEN.“

noch nicht, wie sich der oft schadstoffhaltige Leim über die Jahrzehnte entwickelt. Ein schwieriges Thema, das niemand gerne anspricht.

Aber wenn wir immer stärker auf den Holzbau setzen, geht das nicht zulasten unserer Wälder?

Natürlich kann und soll Holz nicht die globale Klimakrise lösen. Das verwendete Material muss dringend aus nachhaltiger und lokaler Forstwirtschaft kommen. Da es aber immer mehr Druck durch Klima und Schädlinge gibt, müssen wir unsere Wälder dringend umbauen. Das heißt Schadholz – etwa von Borkenkäfer befallene Bäume – und teilweiße Fichtenmonokulturen entnehmen und den Wald mit resistenteren Sorten bestücken. Dieser Umbau wird in den kommenden Jahren große Holzgewinne zur Folge haben. Wir müssen wissen: Das Borkenkäfer-Schadholz eignet sich

großteils einwandfrei als Bauholz. Das heißt, wir werden die kommenden Jahre ausreichend lokales Bauholz zur Verfügung haben, das wir sogar unbedingt langlebig verbauen sollten.

Bei wem liegt also die Verantwortung für ökologisches Bauen?

Wir dürfen uns nicht gegenseitig den Schwarzen Peter zuschieben. Gefragt sind wir als Gesellschaft insgesamt. Die Verantwortung liegt sowohl bei Bauleuten als auch bei den Planenden und natürlich auch bei der Politik. Wir müssen uns zu diesen Themen sicher besser fortbilden. Junge Leute sollten bereits in der Schule für Baukultur sensibilisiert werden. Und auch eine lokale Forschungsanstalt in Form einer unversitären Einrichtung würde ich für extrem sinnvoll halten. Ganz grundsätzlich ist es mir wichtig, dass wir lernen, mit den aktuellen Herausforderungen besser umzugehen. n

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TRUDEN IM NATURPARK

ARBEITEN IM HANG

Der Architekt Daniel Ellecosta hat sich ein Studio in den Hang gebaut. Das Büroatelier spiegelt seine Architektur wider.

Text: Verena Spechtenhauser | Fotos: Gustav Willeit

1. Büroatelier: Offene Räume und Werkstoffe im Rohzustand wie Beton und Holz spiegeln die Arbeitsphilosophie des Architekten wider. Das als Rechteck aufgebaute Großraumbüro besteht aus offen gehaltenen Arbeitsbereichen inklusive Besprechungszimmer, Technik­ und Serviceräumen sowie einem Tages­WC. Am Ende des Raumes befindet sich das abgetrennte Hauptbüro. Eine an der Fensterfront entlanglaufende Fensterbank lädt zum Blick in die Natur ein. Der 200 Kilogramm schwere Block aus Beton dient als Zutritt zur Wiese vor dem Büro.

2. Homeoffice: Oben wohnen, unten arbeiten. Geschickt hat Daniel Ellecosta das Büroatelier in den bereits vorhandenen Geländesprung direkt unter seinem Wohnhaus geschoben. „Ich empfinde es als unglaublich praktisch und zeitsparend, dass ich von meinem Wohnhaus direkt ins Studio komme.“

Im beschaulichen Dorf Truden im Südtiroler Unterland lebt und arbeitet der Architekt Daniel Ellecosta. Und am südlichen Dorfrand des Ortes hat sich der 35-Jährige vor sieben Jahren sein privates Wohnhaus errichtet. 2024 folgte nun, auf dem gleichen Grundstück, sein eigenes Architekturstudio: das Büroatelier ED. Die Idee dazu, so erzählt Daniel Ellecosta, trug er schon lange mit sich herum. Eigentlich, seit er sich selbstständig gemacht hat. „Am Anfang hatte ich als EinMann-Betrieb in meinem Homeoffice alles, was ich zum Arbei-

ten brauchte. Mittlerweile beschäftige ich aber auch zwei Mitarbeiter. Da finde ich es sinnvoll, dass wir uns einen Arbeitsplatz teilen“, erklärt Ellecosta.

Als Standort für sein Büroatelier hat Daniel Ellecosta einen ungewöhnlichen und doch naheliegenden Ort gewählt: einen leicht abfallenden Hang, direkt unter seinem Wohnhaus. „Den bestehenden Geländesprung als natürliche Hülle für das Architekturstudio zu nutzen, stellte in meinen Augen die nachhaltigste Lösung für diesen Ort dar. So musste ich im abfallenden

Gemustert: Der Arbeitsbereich von Daniel Ellecosta liegt am oberen Ende des Studios. Der Raum ist mit einer Wand mit integrierter Tür vom restlichen Büro abgetrennt. Bei der Verwendung der Materialien blieb der Architekt konsequent: Möbel und Trennwände bestehen aus Spanplatten, die Lampen sowie der Boden aus Beton, in diesem Fall aus geglättetem Zementestrich. Für eine bessere Akustik wurde die Gebäudehülle aus Beton mit OSB­Platten geschalt. So entstand ein charakteristischer Abdruck in der Betonwand, der fast wie eine Mustertapete wirkt.

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Gelände auch keine Hangverformung vornehmen“, erklärt Ellecosta seine Entscheidung.

NACH EINGEHENDEN GEOLOGISCHEN Machbarkeitsstudien begann Daniel Ellecosta mit den Bauarbeiten. Der Architekt ließ erst den Hang ausheben. Dann schob er ein 17 Meter langes und 75 Quadratmeter großes Rechteck aus Beton rund sieben Meter in den Geländesprung hinein. Die Höhe des Raumes passte sich dabei an die natürliche Höhe der Bö-

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1. + 2. Gerundet: Der Zugang aus Sichtbeton weist den Kunden den Weg zum Büroatelier. Die Wendeltreppe dient dabei als vertikale Verbindung zwischen Hang und Büroatelier. „Ich habe die runde Form der Stiege bewusst gewählt, um dem Kunden nicht das Gefühl zu vermitteln in einen Schacht hinabzusteigen.“

3. Filigran: Die Wendeltreppe aus Cortenstahl wird von einer Röhre in der Mitte getragen. Ein zwei Zentimeter breiter Handlauf folgt der Rundung nach oben. Damit die Konstruktion möglichst leicht wirkt, wurden die Treppenstufen horizontal geöffnet. Durch ein mit Ornamenten geschmücktes Tor wird der Raum nach vorne hin geöffnet und mit Luft versorgt. Durch die Blumenausfräsung gelangt Licht in den Raum.

Foto:

schung an. Um den Blick auf die umliegende Landschaft freizugeben und Licht von außen in die Räumlichkeiten zu bringen, hat Ellecosta die nach Süden ausgerichtete Fassade komplett verglast. Der so entstandene Blick aus dem Studio in die unverbaute Trudner Natur inspiriert den Architekten bei seiner Arbeit. Außerdem, fügt er augenzwinkernd hinzu, würden er und seine Mitarbeiter beim Arbeiten so gar nicht bemerken, dass sie buchstäblich in die Erde eingegraben sind.

sie als vertikale Verbindung zwischen Hang und Büroatelier und zum anderen ist ihr Konstrukt äußerst platzsparend. So musste möglichst wenig Grünfläche verbaut werden.“

DER ARCHITEKT

Daniel Ellecosta hat in Innsbruck Architektur studiert und sich 2018 mit seinem eigenen Büro in Truden selbstständig gemacht. Nachhaltigkeit, Lokalität und die Neuinterpretation traditioneller Architektur sind wichtige Säulen seiner Arbeit. Mit seinen Projekten bewegt er sich in den unterschiedlichsten Bereichen. Dafür schaut er auch gerne über den Tellerrand hinaus. Im Moment arbeitet der 35­Jährige an verschiedenen öffentlichen sowie privaten Projekten in und außerhalb von Südtirol. Für sein Büroatelier wurde er mit dem „Big See Architecture Award 2024“ ausgezeichnet.

WER DANIEL ELLECOSTA in seinem Büroatelier besuchen möchte, der findet sich zuallererst auf einer grünen Wiese wieder. Nur eine schlichte Rundung aus Sichtbeton, die aus dem Boden hervortritt, weist den Zugang zur unteren Ebene. Über diesen Zugang führt eine äußerst filigran wirkende Wendeltreppe aus Cortenstahl in einen kleinen, überdachten Vorraum. „Die Wendeltreppe erfüllt gleich zwei wichtige Funktionen bei diesem Projekt“, erklärt Ellecosta im Gespräch. „Zum einen dient

Vom kubusförmigen Vorraum, der aus glatt geschaltem Beton gefertigt wurde, gelangen die Besucher über eine schlichte Eingangstür – erneut aus Cortenstahl – in das langgezogene offene Großraumbüro. Gleich hinter der Eingangstür wurde ein kleiner Raum miteingeplant, in dem ein WC sowie eine Garderobe untergebracht sind. So hat Ellecosta zugleich eine Art Puffer zwischen Eingangs- und Arbeitsbereich geschaffen.

GUT DURCHDACHT IST AUCH die Aufteilung des Büroateliers. Kompakt positionierte, offene Arbeitsbereiche mit großen Besprechungstischen bieten Platz für bis zu sechs Mitarbeiter. Service- und Technikräume sowie ein abgetrenntes Hauptbüro am Ende des Raumes vervollständigen das Open Space. „Ich wollte den Hauptraum bewusst offen und großzü-

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1. Zurückhaltend:

Der überdachte Vorraum ist ein Kubus aus glatt geschaltem Beton. Die schlichte Eingangstür aus Cor tenstahl führt in das Großraumbüro.

2. Abgedichtet:

Die Betonwanne am Ende der Wendeltreppe dient an Regentagen als Abfluss im Eingangsbereich. Sie wurde mit rötlichbraunem Porphyr aus dem Fleimstal aufgefüllt.

Der Staubsauger, der sich selbst wegräumt

Gesünder atmen. Sauberer Leben.

gig gestalten. Der Raum spiegelt auch meine Art des Arbeitens wider. Als Architekt will ich nicht zehn Stunden stur vor dem PC sitzen und weder nach links noch nach rechts schauen“, erklärt Daniel Ellecosta. Vielmehr, so fügt er hinzu, wolle er seine Projekte auch mal aus der Ferne betrachten und zugleich Kontakt mit seinen Arbeitskollegen halten. Dies sei ein wesentlicher Bestandteil seiner Arbeit.

Zum Betrachten lädt auch die Fensterbank ein, die sich entlang der Panoramafensterfront zieht – beliebt sowohl bei den Architekten als auch bei den Kunden. „Da der Raum aufgrund der natürlich vorgegebenen Höhe nach oben hin limitiert war, habe ich ihn nach unten hin vertieft. So haben wir mehr Höhe hinzugewonnen. Jetzt liegt das Niveau des Bürobodens rund 45 Zentimeter unter jenem der Wiese vor dem Büro.“ Genau diese 45 Zentimeter hat der Architekt äußerst clever für die Bank aus Beton genutzt. Wer nun am Fenster sitzt, befindet sich auf einer Linie mit dem Außenbereich. Die Natur findet so ins Studio zurück.

HOLZ, BETON, CORTENSTAHL UND GLAS. Die ausschließlich im Rohzustand verwendeten Materialien ziehen sich wie ein roter Faden durch das gesamte Projekt und sind von der Fassade über den Boden bis hin zu den selbst entworfenen und gebauten Möbeln und Trennwänden überall wiederzufinden. Auch hier spielt die Einstellung des Architekten zu seinem Beruf eine wichtige Rolle: „Ich bin kein Freund von zweckentfremdeten Materialien. In meiner Architektur stelle ich mir immer die Frage, welcher Werkstoff sich für welche Nutzung am besten eignet“, erklärt Daniel Ellecosta. Das größte Kompliment? „Wenn sich Mitarbeiter und Kunden im Büroatelier wohl fühlen.“ n

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Schlanders und Meran

DER BETON MACHT’S

Emissionsfrei und recycelbar heißt das Gebot der Stunde. Warum hier gerade Beton punkten kann – Stararchitekt Werner Sobek inspiriert und animiert.

Text: Heiko Schoberwalter

Werner Sobek: Für den Stararchitekten aus Stuttgart sind emissionsfreies Bauen und recycelbare Gebäude die wichtigsten Faktoren für mehr Klimaschutz.

Die Baubranche ist der größte Umweltverschmutzer der Welt. Der Rat für Nachhaltige Entwicklung in Berlin weist darauf hin, dass sie für 40 Prozent des globalen CO2-Ausstoßes und für 60 Prozent des globalen Mülls verantwortlich ist. Gleichzeitig wird – Stand 2023 –nur ein Prozent der verbauten Materialien wiederverwendet. Zeit zum Handeln also. Oder zumindest zum Diskutieren. Die Progress Group, die in 80 Ländern mit 700 Mitarbeitern aktiv ist und Gesamt-

lösungen für Betonfertigteilwerke in Europa, Nordamerika und Ostasien entwickelt – vom Bau von Maschinen und Anlagen bis zur Entwicklung von Bausystemen –, lud dafür Expertinnen und Experten zwei Tage lang nach Brixen ein. Sie diskutierten, wie Emissionen und der CO2-Ausstoß vermieden und die Energieeffizienz gesteigert werden kann. Das Ergebnis: Ausgerechnet der Beton, häufig als schwarzes Schaf unter den Baustoffen genannt, bietet hier ungeahnte Möglichkeiten.

HAUPTREDNER DER TAGUNG WAR der bekannte Architekt und Ingenieur Werner Sobek. Der 71-jährige Planer realisierte Projekte auf der ganzen Welt – vom Sony Center in Berlin bis zum Flughafen in Bangkok. Sein Credo lautet: nachhaltig und emissionsfrei bauen, für mehr Menschen mit weniger Material. „Wenn wir von Emissionen sprechen, denken wir meist an die Emissionen, die im Gebäudebetrieb entstehen. Die eigentliche Herausforderung der Baubranche ist aber die Reduzierung von

Lebendiges Fassadenbild: Ein 12-stöckiger Neubau aus Betonfertigteilen ergänzt seit 2023 die historischen Gebäude des Hotels Straubinger in Bad Gastein.

Fertigteilbauweise in Beton: Beim Progress-Bürogebäude in Brixen liegt der Materialverschnitt unter einem Prozent. Zudem wurden die Bauzeit und Emissionen halbiert.

Beton – Kronprinz Rudolfs letzte Liebe: Das Smart-Hotel „Rudolf“ in Meran besticht durch viel Grün und Glas. Bei den Wänden und Decken gibt Beton den Ton an.

Foto: Alex Filz
Foto: Davide
Perbellini

Emissionen beim Bau eines Gebäudes“, wurde Werner Sobek nicht müde zu betonen. Vor allem da Bauen, so Sobek, in Zukunft immer wichtiger werde. „Derzeit leben acht Milliarden Menschen auf der Erde. In 25 Jahren werden es 10 Milliarden sein. Die brauchen alle ein Zuhause“, brachte es der Architekt auf den Punkt.

DAS WELTWEITE BEVÖLKERUNGSWACHSTUM bedeute auch, dass wir in Zukunft mehr Baustoffe benötigen. Baustoffe, die im Umfang von Abermillionen Tonnen aus der Erde gerissen werden müssten. Aus diesem Grund sei das emissionsfreie Bauen und das recycelbare Gebäude das Gebot des Jahrzehnts. Rein technisch hätten wir dafür bereits einen guten Werkzeug- und Methodenkasten zur Verfügung. „Nun geht es darum, Werkstoffe eigenschaftsoptimal einzusetzen, die Vorteile des Leichtbaus zu nutzen und vor allem keine Werkstoffe zu verteufeln“, sagte Sobek in Brixen. Konkret

sprach er den Baustahl an, ein zu 100 Prozent recycelbarer Werkstoff ohne klimaschädliche Emissionen. Ein grüner Stahl also.

Eine Lanze brach der Architekt speziell für den Einsatz des sogenannten Gradienten-Betons. Bei diesem Beton variieren die physikalischen Eigenschaften je nach Raumrichtung. Dort, wo die Beanspruchung hoch ist, ist der Beton massiv, dort wo die Beanspruchung niedrig ist, befinden sich Hohlräume. Das Besondere: Der Beton weist eine hervorragende Temperaturresistenz auf. Sobek: „Der hält 1.200 Grad Celsius für eine halbe Stunde aus.“ Diese Art des Betons könne künftig bei vielen unterschiedlichen Bauaufgaben eingesetzt werden – und sowohl Material als auch Emissionen einsparen.

Auch das Progress-Tochterunternehmen, die Green Code GmbH, hat sich dem Thema „emissionsfrei und recycelbar“ verschrieben. Die Green Code GmbH, die sich auf die industrielle Fertigung von

Betonhalbfertigteilen spezialisiert hat, hat Decken- und Wandsysteme mit einem besonders hohen Umweltfaktor entwickelt und bei der Fachtagung vorgestellt. Bei den Decken etwa ist das System in der Lage, bei gleicher Leistung und Deckenstärke bis zu 25 Prozent Beton zu sparen. Dadurch werden die Bauteile leichter und es kann bis zu 20 Prozent CO2 eingespart werden. Zusätzlich sind die Decken und Wände zu 100 Prozent recycelbar. „Wir verbauen nur Baustoffe, die danach wieder getrennt und recycelt werden können. Wir haben mehrere Tests mit Recyclingfirmen gemacht und es funktioniert sehr gut“, erklärt Bernhard Leitner, der Geschäftsführer von Green Code. Das Besondere ist der Workflow in der Entwicklung. Architekten, Ingenieure, Anlagenbauer und Gebäudenutzer werden von Anfang an in die Projektplanung eingebunden. Schließlich legen die Nutzerinnen und Nutzer Wert auf ein gutes Raumklima, einen niedrigen Ener-

gieverbrauch und bezahlbaren Wohnraum. Planer und Architekten dagegen schätzen einen kontrollierten Prozess, der gleichzeitig ausreichend Gestaltungsfreiheit bietet. Und Investoren wollen Kostensicherheit, eine kurze Bauzeit und eine lange Nutzungsdauer. „Unser Bausystem erlaubt es, individuell zu planen und dann industriell zu fertigen“, erzählt Piero Bernabé, Geschäftsführer der Progress AG. Er plädiert für mehr Effizienz am Bau, sie sei maßgeblich für die Reduzierung von Emissionen. „Wichtig ist es, nicht jedes Mal das Rad neu zu erfinden und jedes Bauwerk als Prototypen zu denken“, so Bernabé.

ES SEI HÖCHSTE ZEIT, das Anwachsen des Baustoffverbrauchs und der Emissionen zu dämpfen. Dazu rief auch Werner Sobek in seinem Vortrag immer wieder auf. „Und wo wir es nicht hinbekommen, müssen wir es durch das Pflanzen von Bäumen und das Anlegen von Grünflächen kompensieren“, sagt Sobek. Al-

lerdings müsse man sich im Klaren sein, dass ein durchschnittlicher Baum über 100 Jahre vielleicht 30 Gramm CO2 pro Tag bindet. „Das ist extrem wenig, be-

„WIR TUN JA BESCHÄMEND WENIG FÜR DIE CO2KOMPENSATION IN WESTEUROPA.“
WERNER SOBEK

denkt man, dass ein SUV pro Kilometer 300 Gramm emittiert“, so Sobek weiter. CO2-Kompensation müsse in viel größerem Maße gedacht werden. „Wir tun

dafür ja beschämend wenig in Westeuropa.“ Das liege auch daran, dass wir nicht kleiner, sondern immer größer bauen. Tendenz steigend. „In Deutschland etwa hat sich der Wohnraum pro Einwohner in den letzten 40 Jahren verdoppelt – von 24 auf 48 Quadratmeter. Von den Menschen in Afrika aber erwarten wir, dass sie mit sechs Quadratmetern zurechtkommen“, sagte Sobek.

Letztendlich geht es also um eine Diskussion rund um Baustoffe, Bauweise und Bedarf. Hier sprach Sobek das große Thema Flächenversiegelung an. „Ein deutscher Bürger besitzt mehr Straßenfläche als Wohnfläche und hat im Schnitt zehn Parkplätze. Einen in der Garage, einen vor dem Haus, einen in der Firma, einen Teil-Parkplatz vor dem Supermarkt, einen vor dem Zahnarzt. Egal wo er hinfährt, es geht immer um die Frage: ‚Wo ist mein Parkplatz‘? Hier müssen wir zu anderen Lösungen kommen und der Versiegelung Einhalt gebieten.“ ≥

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Starredner: Werner Sobek packte in der Progress viele heiße Eisen an: Bodenversiegelung, Bürokratie, CO2-Kompensation, teures Wohnen. Bauen, so zeigte er sich überzeugt, werde in Zukunft immer wichtiger: „In 25 Jahren leben 10 Milliarden Menschen auf der Erde. Die brauchen alle ein Zuhause“.

AUCH DAS THEMA HEIZEN sprach Sobek an. „Warum legen wir Dämmung und Heizanlage für die zwei kältesten Tage im Jahrzehnt aus? Kann ich an diesen Tagen nicht einfach einen Pullover anziehen?“, fragte er provokant und führte das Beispiel Frankreich an. Das

neue französische Gebäudeenergie-Einspargesetz besage, dass es jedem Bürger zumutbar sein müsse, an sechs Tagen im Jahr in der Wohnung zu kalt zu haben. „Dadurch sparen Sie jede Menge Wärmedämmung und jede Menge Auslegung von Heizkapazität“, resümierte Sobek.

Dieselbe Frage lasse sich auch auf den akustischen Komfort übertragen. „Wenn ich wirklich gar nichts von meinem Nachbarn im unteren Stock hören möchte, muss ich eine 30 bis 35 Zentimeter dicke Stahl-Beton-Decke einziehen, dabei würden rein statisch 22 Zentimeter reichen. Das heißt, wir brauchen für unseren akustischen Mehrkomfort 50 bis 80 Prozent mehr Beton. Ist es der Gesellschaft da nicht zumutbar, dass sie vielleicht ab und zu einmal etwas hört?“, fragte Sobek.

AUCH ÜBER DAS HEISSE EISEN „teures Wohnen“ gab Sobek seine Einschätzungen ab. Und führte Wien als Vorbild an. „Die Stadt Wien ist ein gigantischer Grundstücksbesitzer, sie vergibt Grundstücke an gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaften mit einer ganz klaren Auflage: Du darfst bauen, die Miete darf einen bestimmten Wert aber nicht übersteigen“, erklärte Sobek. Das Modell funktioniere. „Plötzlich sind Wohnungen baubar, die gemeinnützigen Gesellschaften gehen nicht bankrott und ein Mieter bezahlt bei einem Familien-Nettoeinkommen von bis zu 68.000 Euro im Jahr gerade mal 6,60 Euro Miete pro Quadratmeter“, erklärte Sobek. Die freie kapitalistische Art im Markt zu wüten könne laut Sobek also durchaus ein bisschen eindämmt werden. „Und indem ich das sage, bin ich noch lange kein Kommunist“, so Sobek. n

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Im Geschehen: Die Lage ist nicht gerade ideal: Das Gebäude liegt an einer stark befahrenen Durchzugsstraße mitten im Dorfkern von Taufers im Münster tal. Dank der klugen Planung der Architekten wurde aus dem historischen Gebäudeensemble ein Mehrfamilienhaus mit großem Wohnkomfort. Zugleich wurde das Ortszentrum architektonisch aufgewertet.

TAUFERS IM MÜNSTERTAL

MITTENDRIN

Martin Pinggera und Andri Linard verwandeln ein leer stehendes Gebäude in ein modernes Mehrfamilienhaus. Und revitalisieren so den Ortskern.

Text: Verena Spechtenhauser | Fotos: Modunita Architects

Haus im Haus: Aus Respekt zum Bestand ließen die Architekten die historischen Mauern von Wohnhaus und Stadel stehen. Im Inneren errichteten sie einen neuen Körper aus gedämmtem Ziegel. Der obere Teil des Mehrfamilienhauses wurde mit Lärchenholz verkleidet. Die großen Fensterfronten sorgen für helle Innenräume.

Die richtige Lage ist wohl eines der wichtigsten Kriterien für viele Bauherren, wenn es um die Errichtung des eigenen Hauses geht. Eine alte Immobilie in schlechtem Zustand, die direkt an einer viel befahrenen Hauptstraße mitten im Dorfzentrum liegt und darüber hinaus über keine Grünfläche verfügt, gehört eigentlich nicht wirklich in diese Kategorie. Genau so eine Immobilie hat ein junges Geschwisterpaar aus dem kleinen Vinschgauer Dorf Taufers im Münstertal von ihren Großeltern geerbt. Trotz dieser denkbar ungünstigen Voraussetzungen wagten die beiden den Schritt zum Eigenheim. Fachlich unterstützt wurden sie dabei von dem Südtirolerisch-Schweizerischen Architektenteam Martin Pinggera und Andri Linard von Modunita Architects.

ALS BEI DEN ARCHITEKTEN die Anfrage für das Projekt einging, waren sie sofort begeistert. Der Wunsch der Bauherren: Das ehemalige Wohnhaus der Großeltern mit angrenzendem Stadel sollte in ein Mehrfamilienhaus mit zwei getrennten Wohnungen verwandelt werden. Ein Vorhaben, das genau in ihre eigene Vorstellung von Architektur passte. „Alte Gebäude zu revitalisieren und dadurch das Gesamtbild im Dorf aufzuwerten, ist für uns eine wichtige Funktion der Architektur. Das Projekt haben wir sofort als Chance verstanden, den Leuten zu zeigen, dass durch gut gedachte Architektur leistbares Wohnen auch im Ortskern möglich ist“, erklärt Architekt Martin Pinggera. Von der ursprünglichen Idee, sowohl die innere als auch die äußere Struktur des Gebäudeensembles beizubehalten, mussten die beiden Architekten jedoch schweren Herzens abrücken. „Leider

1. Einfache Formgebung: Um die historische Struktur des Wohnhauses zu imitieren, wurde die alte Dämmung zurückgebaut. Und die bestehende Fassade wurde mit einem mineralischen Putz aus Kalk und Zement verputzt. Die bestehenden Fensteröffnungen wurden nicht verändert. Ein über Eck führendes Garagentor aus Cortenstahl dient als Garageneinfahrt.

2. Geschützter Raum: Um für die Bewohner mitten im Dorf einen Rückzugsort zu schaffen, haben die Architekten im ehemaligen Stadel eine Freifläche in Form eines Innenhofs konzipiert. Begrenzt wird er durch die historischen Mauern des alten Stadels. Mithilfe eines Betonkranzes werden die bestehenden Steinmauern zusammengehalten. Zum Schutz vor Nässe wurden die Mauern mit einem verzinkten Blech abgedeckt. Die hölzernen Lüftungsjalousien stammen aus dem alten Bestand.

war durch willkürliche Umbauarbeiten in den 1970er-Jahren im Inneren des Hauses viel zerstört worden. So wurde damals zum Beispiel die alte Stube entfernt und entsorgt. Es gab eigentlich nichts mehr, das sich gelohnt hätte zu konservieren“, beschreibt Architekt Andri Linard die vorgefundene Situation.

ALS ABSOLUT ERHALTENSWERT erachteten die beiden Architekten jedoch die historischen Mauern des bäuerlichen Gebäudekomplexes. „Wir wussten von den Bauherren, dass es ihnen am Herzen lag, einen Teil des Bestandes und somit den Charakter des Hauses zu erhalten“, erinnern sich Pinggera und Linard. Also unterbreiteten sie ihnen einen durchaus unkonventionellen Vorschlag: Die bestehenden Gebäude sollten ausgehöhlt werden und die Außenmauern sollten stehen bleiben. Und in das so gewonnene Volumen sollte ein neues Haus aus gedämmtem Ziegelmauerwerk gestellt werden. Das Wohnen wollten sie dabei soweit als möglich auf die Fläche des ehemaligen Wohnhauses begrenzen. Um den Bewohnern zusätzlich einen ruhigen und

1. Privatspäre: Über den offenen Küchen­ und Wohnbereich gelangen die Bewohner der Erdgeschosswohnung direkt in den geschützten Innenhof. Hier bleiben sie vom Lärm der belebten Straße verschont. Interessant: Der Esstisch wurde aus den Brettern des alten Lärchenbodens gezimmert.

2. Einblicke: Für mehr natürliches Licht wurden die neuen Fenster im Verhältnis zu den Bestandsöffnungen leicht vergrößert. Die alte Steinmauer und der Holzbalken bilden einen sichtbaren Bezug zur Vergangenheit des Hauses.

abgeschiedenen Rückzugsort zu bieten, konzipierten sie im Bereich des ehemaligen Stadels eine Freifläche in Form eines Innenhofs. „Leider mussten wir uns gegen den Erhalt des Giebels entscheiden, da dieser die Sonneneinstrahlung, vor allem für die untere Wohnung, stark eindämmte. Das ist sicher einer der Wehrmutstropfen bei diesem Projekt“, so Linard.

Wie erhofft, fand der Vorschlag vom Haus im Haus beim jungen Geschwisterpaar den gewünschten Anklang: „Die Vorstellung, einen privaten Innenhof als Refugium an diesem verkehrsreichen Standort zu bekommen, hat uns total überzeugt. Vor allem in Kombi mit dem Erhalt der Außenmauern und den überschaubaren Baukosten“, so die Bauherren.

DIE ARCHITEKTEN

Der Südtiroler Martin Pinggera und der Schweizer Andri Linard haben 2019 das Architekturbüro Modunita Architects mit Sitz in Müstair im Schweizer Kanton Graubünden gegründet. Heute beschäftigen sie zehn Mitarbeiter und betreiben eine Außenstelle in Chur. Das Studio arbeitet länderübergreifend und hat verschiedene Projekte zwischen Oberitalien und der Schweiz verwirklicht. Ihre Architektur zeichnet sich durch eine einfache Formensprache, Natürlichkeit und Funktionalität aus. Ihre Projektpalette ist breit gefächert. Neben Neubauten für private und öffentliche Auftraggeber sowie Hotel­ und Industriebauten kümmer t sich das Studio vor allem auch um die Sanierung und Revitalisierung historischer Gebäude.

WO FRÜHER DIE GROSSELTERN ihr Zuhause hatten, leben heute die Enkelkinder in einem auf drei Ebenen aufgeteilten modernen Mehrfamilienhaus mit zwei getrennten Wohnungen. Betreten wird das Haus noch immer über den ursprünglichen Eingangsbereich. „Uns war wichtig, dass die Erschließung im neuen Haus identisch mit jenem des Vorgängerhauses bleibt“, sagt Pinggera. In die etwas kleinere Wohnung im Erdgeschoss wurden zwei Schlafzimmer, ein Bad, eine Waschküche sowie ein großer Wohnraum mit offenem Küchenbereich integriert. Der Innenhof, der den Bewohnern auch als Terrasse dient, kann über eine verschiebbare Fensterfront direkt betreten werden. Die etwas größere Wohnung im Obergeschoss wurde hingegen auf

Unterm Dach: In der Obergeschosswohnung wird unten geschlafen, oben gewohnt. Eine Stiege aus Sichtbeton und Tritten aus Eiche führt vom Nachtbereich in den offenen Küchen­ und Wohnbereich auf der zweiten Wohnebene. Die Einbauküche ist in einem feinen Grau­Braun gehalten, der Küchenblock liefert mit seinem etwas dunkleren Braunton einen unaufgeregten Kontrast. Die kegelförmigen Pendelleuchten sorgen für genügend Licht. Der Ofen im Wohnbereich wurde mit einem Steinputz in Betonoptik verputzt.

zwei Stockwerke aufgeteilt. Auch hier wurde im Dachgeschoss ein Open Space mit Wohnküche, Essbereich und Wohnzimmer verwirklicht, das sich in Richtung Innenhof ausrichtet.

MIT STOLZ blicken die Architekten auf das abgeschlossene Projekt zurück: Ein Haus in einer solch schwierigen Lage so zu planen, dass es für die Kunden attraktiv und gleichzeitig leistbar

ist, war nicht einfach. Umso schöner ist es jetzt zu sehen, wie zufrieden sie mit dem Endergebnis sind“, erklärt Andri Linard. Und Martin Pinggera ergänzt: „Für uns hat das Projekt Vorzeigecharakter. Wir hoffen, dass es auch andere Menschen dazu animiert, bestehende Strukturen in Ortszentren zu nutzen.“ Nur so, zeigt er sich überzeugt, würden wir langfristig das Verwaisen von Dörfern verhindern. n

Holzhäuser. Dächer. Renovierungen.

Ärts and Crafts ist eine Schmiede für Kreativitat ..

WIR LIEBEN ES NEUE DIMENSIONEN DER ÄSTHETIK ZU ENTDECKEN

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