Südtirol Panorama - März 2010

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panorama südtirol

Vers. in Post. - 45% - Art. 1 Abs. 1 - Ges. 353/2003 (abg. Ges. 27.02.2004 Nr. 46) - CNS Bozen Poste Italiane SpA - Taxe percue / Tassa pagata - Abo im Inland: 11 Euro - Abo im Ausland: 20 Euro

www.panorama-online.com – Nr. 02/2010 – 1,80 Euro

März 2010

Das Wirtschaftsmagazin

mit

DIE EISERNE LADY Renate Holzeisen und ihr revolutionäres Steuermodell für Südtirol

DIE TOP 100 STEUERZAHLER Das große Ranking: Wer zahlt am meisten an den Fiskus?

RENTE: KEIN THEMA Umfrage belegt: Jugend droht Altersarmut

MAX OTTE Der „Crash-Prophet“ im Interview

S FINA ÜDTIRO NZIN L DUS S TRIE



INHALT

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News & Trends

EDITORIAL

Titel 20 Steuerhoheit für Südtirol

Wir harren aus!

Dem „System Südtirol“ ein Ende setzen: Die ehemalige Grünen-Kandidatin Renate Holzeisen präsentiert innovatives Steuersystem für Südtirol.

Unternehmer & Märkte

Griechenland: Es ist das „Wort des Monats“ – ohne Frage. Eine Schlagzeile jagt die nächste: „Griechisches Roulette“, „Droht dem Euro das Aus?“, „Rentner protestieren gegen Sparpläne“. Lange Zeit haben die Griechen weit über ihre Verhältnisse gelebt. Heute wird ihnen die Rechnung auf dem Silbertablett präsentiert: Die Rentenkassen sind leer, das Vertrauen ist dahin, Ministerpräsident Papandreou völlig am Ende: Kann das Land 2010 nicht 53 Milliarden Euro zur Ablösung aufbringen – dann ist Griechenland pleite. Der Volkszorn ist entfacht, täglich blockieren Tausende erzürnter Bürger die Bürgersteige Athens. Die Europäische Kommission hat das Land derweil unter Zwangsverwaltung gestellt. Sicher ist sicher! Und was machen wir in Italien? Wir harren aus. Kosten es aus, dass Griechenland von unseren eigenen leeren Kassen ablenkt. Sind glücklich darüber, dass es Italien erstmals geschafft hat, in der EU nicht mehr die Nummer eins zu sein, was die höchsten Schuldenquoten betrifft. 116 Prozent des BIP ist, verglichen zu den 125 Prozent Griechenlands, doch ein guter Stand, oder? Es ist verheerend – das wissen wir genau. Wir wissen auch, dass wir so nicht mehr weitermachen können, sonst droht unserem Stiefelstaat dasselbe Fiasko wie Griechenland. Es ist nur noch eine Frage der Zeit. Aber wo bleiben die Proteste, wo die Maßnahmen der Regierung, wo bleibt der Volkszorn der Rentner? Wir harren aus! Der „Crash-Prophet“ Max Otte, der ab Seite 60 die nächste Blase ankündigt, meinte nach unserem Gespräch in Bozen, er würde Griechenland sofort in den Staatsbankrott schicken. Damit würde ein Exempel statuiert. Wir in Italien würden uns wohl auch davon nicht drausbringen lassen – und harren weiter aus!

08 Der Durchbruch der BRIC-Staaten Ein Überblick über die Investitionschancen Südtiroler Firmen in den Staaten Brasilien, Russland, Indien, China. Kunden zahlen immer unpünktlicher: Wir zeigen vier Instrumente, mit denen sich Ihre Forderungen eintreiben lassen.

30 Die Last des Erben Norbert Schweitzer war ein Patriarch: Wie es seinem Sohn Bernhard gelingt, diese schwierige Nachfolge zu meistern.

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Mut zur Führung Weniger kuscheln, mehr führen: Burkhard Schwenker und seine Anleitung für verantwortungsvolle Unternehmensleitung.

36 Was darf es sein, Herr Frasnelli Tischgespräch mit Südtirols im Moment wohl umstrittensten Privatunternehmer: Hellmuth Frasnelli.

Branchenreport Finanzindustrie 40 David gegen Goliath Die Renaissance der „kleinen“ Finanzinstitute. Wie sie sich in der Nische etablieren, um zu den „Großen“ aufzurücken.

45 Wann kommt die Regulierung? Die Direktoren der Lokalbanken antworten auf die Vorschläge Barack Obamas zur Regulierung der Finanzmärkte.

50 Zusatzrente Bei der Jugend ist das Thema Zusatzrente noch nicht angekommen. Das ist das Ergebnis einer Südtirol Panorama-Umfrage. Ein Branchenreport über die dramatische Entwicklung.

Geld & Finanzen 60 Wann kommt der nächste Crash? Warum sich gerade jetzt ein Investment in Aktien und Gold lohnt. Der bekannte Crash-Prophet Max Otte im Interview.

Luxus & Lifestyle 64 Mode pompös inszeniert Wie der Vinschger Modefotograf Markus Pritzi Models mit Millionengagen vor die Linse holt.

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Up to Date Nostalgisch auf zwei Rädern | Travel-Insidertipp Kopenhagen

Steuern & Recht 14

VERENA PLIGER

Die 100 größten Steuerzahler Welches Unternehmen 2008 am meisten Steuern bezahlt hat und warum personalintensive Firmen bestraft werden.

Service 61 61 62 72 73

Foto: Karin Thaler

26 So kommen Sie an Ihr Geld

Portfolio: US-Dollar Finanzkommentar: Inflationsängste Finanzkolumne: Griechische Schuldenkrise Termine des Monats Event des Monats: Crashkurs mit Otte

Impressum Erscheinungstermin: 12. März 2010 Projektleitung: Verena Pliger Verantwortlicher Direktor: Kurt W. Zimmermann Autoren: Oliver Kainz, Ariane Löbert, Edit Meraner, Silvia Oberrauch Schlussredaktion: Claudia Savelli Rückmeldungen an die Redaktion: panorama@ff-bz.com Grafik und Produktionsleitung: Ralf Kohler Marketing und Verkaufsleitung: Michael Maria Disertori Herausgeber: ff-Media GmbH Bozen – Eintrag. Lg. Bozen 20/98 R.P. vom 7.10.98 Südtirol Panorama: Brennerstraße 7a, 39100 Bozen, Tel. 0471 30 45 45, Fax 30 45 11, www.panorama-online.com Druck: Kärntner Druckerei, Klagenfurt (A) Gesamtauflage: 26.000 Stück

Südtirol Panorama März | 2010

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NEWS & TRENDS

Foto: Photocase/IS 109-024

Das geforderte Gleichstellungsgesetz wurde im Landtag nur teilweise angenommen

Kein Ende der männlichen Dominanz Das Vorhaben klang ambitioniert: Martha Stocker, Maria Hochgruber Kuenzer, Veronika Stirner Brantsch und Rosa Thaler Zelger haben im Landtag ein Gleichstellungs- und Frauenförderungsgesetz eingereicht. Darin wurde die

Bekämpfung der Diskriminierung von Frauen im Erwerbsleben gefordert, sowie gezielte Frauen- und Familienfördermaßnahmen und eine ausgewogene Vertretung in den Gremien. „Obwohl die italienische Gesetzgebung gleichen

Lohn für gleiche Arbeit festlegt, gibt es sehr wohl immer noch Gehaltsunterschiede.“ Dem Land Südtirol fehlten für diese Materie bislang die geeigneten Zuständigkeiten“, erklärt Martha Stocker von der SVP. So schnell wird sich dar-

an auch nichts ändern. Der Landtag jedenfalls hat einen großen Teil des Antrags abgelehnt. Einstimmig angenommen wurde lediglich die Forderung nach einer regelmäßigen Erhebung der Lohnentwicklung der beiden Geschlechter.

Foto: Alexander Alber

Aus für „Billig“-Benzin

Die Preise für Benzin und Diesel sind seit einem Monat wieder kontinuierlich angestiegen

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Südtirol Panorama März | 2010

Jetzt ist endgültig Schluss mit den niedrigen Treibstoffpreisen: Die Konzerne in Italien haben pünktlich zur Oster-Urlauberreisezeit eine kontinuierliche Erhebung der Treibstoffpreise durchgesetzt. Seit Februar ist der Benzinpreis immer mehr gestiegen. Zuletzt hat er die Marke von 1,3 Euro pro Liter überschritten. Der Preis an den Zapfsäulen hat damit wieder jenen Wert erreicht wie noch vor drei Jahren. Beim Diesel sieht es ähnlich aus, der Preis liegt Anfang März bei rund 1,2 Euro pro Liter.

„Wir erwarten nun tägliche Steigerungen. Vor 18 Monaten noch lag der Preis für Benzin bei 1,6 Euro pro Liter, ist dann aber zwischenzeitlich sogar auf 1,05 Euro pro Liter gesunken“, erklärt Manfred Steiner von der Q8-Tankstelle in Klausen. Für Richard Kompatscher, Präsident der Vereinigung Freier Tankstellen, kamen die Erhöhungen ziemlich überraschend. Zurückzuführen sei der erneute Preisanstieg an den Zapfsäulen für ihn aber auf das spekulative Verhalten der Mineralölkonzerne.


KARRIERESPRUNG

In Südtirol …

Die Kleinen dominieren

DIE FIGUR DES ANLAGEBERATERS STÄRKEN 6 %1 %

CASEROTTI ist neuer regionaler Koordinator des ANASF RICCARDO

Größenordnung Südtiroler Unternehmen 93 % Kleinstunternehmen (0 – 9 Beschäftigte) Unternehmen mit 10 – 29 Beschäftigten Unternehmen mit 30 und mehr Beschäftigten

Foto: Wifo/ff-grafik

Die Christdemokraten im Europäischen Parlament wollen beschließen, dass Kleinstunternehmen von der Pflicht zum Jahresabschluss ausgenommen werden. Wenn Italien diese Möglichkeit nutzen würde, könnte der Großteil der Südtiroler Betriebe davon profitieren. Wie aus einer aktuellen Erhebung der Handelskammer Bozen hervorgeht, haben von den 34.829 Unternehmen in Südtirol insgesamt 93 Prozent weniger als neun Beschäftigte. Größere Unternehmen gibt es im Vergleich nur wenige: Nur 303 Unternehmen in Südtirol haben mehr als 30 Beschäftigte.

Kommunikationsexpertin Anne M. Schüller. Umso erfreulicher ist es, dass insgesamt acht Südtiroler Hotels mit dem HolidayCheck Award ausgezeichnet wurden. HolidayCheck ist das größte unabhängige HotelbewertungsDas Hotel Andreus ist einer der 8 Sieger portal im deutschsprachigen Raum. Insgesamt Ein schlecht geführtes Hotel ver- 81.702 Hotels weltweit wurden liert heute aufgrund von Kom- von 307.764 Reisenden bewertet; mentaren im Internet jeden fünf- diese Bewertungen waren Grundten Gast“, dieser Meinung ist lage für die Auszeichnung.

KONZEPTSCHMIEDE IM TRIVENETO SEBASTIANO BERGAMASCO

ist Leiter des neuen Sitzes der Agentur hmc in Verona Während seiner dreijährigen Erfahrung als Area Manager bei der Kommunikationsagentur hmc, konnte Sebastiano Bergamasco sein Führungs-Know-how ständig ausbauen. Jetzt haben ihm Paolo Ferretti und Marco Fontanesi, die beiden Inhaber der Agentur, die Leitung des neuen Firmensitzes in Verona anvertraut. Denn hmc hat ihren bisherigen Mailänder Agentursitz nach Verona verlegt.

Relativ reiches Südtirol Die aktuellen Daten des Statistik- armen Regionen Bulgariens und amtes, die sich auf das Jahr 2007 Rumäniens sehr gut ab. Mit einem beziehen, zeigen wieder ein deut- BIP von 38.000 Euro pro Einwohliches Bild: Die Verteilung zwi- ner hatte Südtirol im Vergleich schen arm und reich klafft immer zum Vorjahr sogar ein Plus von weiter auseinander. Während Lon- 1.800 Euro. don ein Bruttosozialprodukt (BIP) von 96.000 Euro je Einwohner hat, liegt jenes im bulgarischen Severozapaden bei nur 2600 Euro. Im Vergleich zum Vorjahr konnte sich London sogar um 16.000 Euro steigern. Südtirol schneidet im Vergleich zu den sehr Südtirols BIP liegt über EU-Durchschnitt

Die nationale Vereinigung der Anlageberater zählt um die 12.000 Mitglieder, Caserotti selbst ist seit 2002 Mitglied des regionalen Rates der ANASF. „Erklärtes Ziel unserer Vereinigung“, so Caserotti, „ist unter anderem, das Berufsbild des Anlageberaters in der Öffentlichkeit weiter zu festigen.“ „Denn“, erklärt er weiter, „jeder weiß, welche die Tätigkeitsbereiche eines Rechtsanwaltes oder Notars sind. Bei der Figur des Anlageberaters dagegen tappen viele noch im Dunkeln.“ Natürlich möchte er vor allem dem Sparer die Figur des Anlageberaters näher bringen und begreiflich machen. „Die Skepsis der Sparer uns gegenüber ist teilweise auch dadurch bedingt, dass wir Anlageberater in den Medien einfach zu oft mit Negativ-Schlagzeilen in Verbindung gebracht werden“, so Caserotti.

… und anderswo

Foto: Alexander Alber

Foto: Hotel Andreus

Wichtiger Publikumspreis

Riccardo Caserotti wurde beim ersten Treffen des neu gewählten regionalen Rates der nationalen Vereinigung der Anlageberater (ANASF – „Associazione nazionale dei Promotori Finanziari“) unisono zum neuen regionalen Koordinator gewählt. Er wird nun für die nächsten drei Jahre die Geschäfte des regionalen Ablegers der ANASF leiten.

„Verona ist ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt, an dem Menschen, Produktionen und Innovationen aufeinandertreffen“, erklärt Bergamasco. Sein Anliegen ist es, die Wirtschaft bei der Neudefinition des Verhältnisses Marke-Verbraucher zu begleiten und zu unterstützen. „In diesem Zusammenhang haben wir bereits in unserer Start-upPhase, mit Kampagnen und Marketingaktivitäten für national und lokal führende Marken, beachtliche Ergebnisse erzielt“, erklärt der Kommunikationsexperte. Beispiele solcher erfolgreichen Kooperationen im Triveneto sind Marken wie Borgo del Mobile, Rossimoda, Il Mercante und Il Pastificio Rana.


KURZ NACHGEFRAGT

NEWS & TRENDS

Markus Weishaupt

Markus Weishaupt ist Geschäftsführer der Unternehmensberatung Weissman & Cie. SÜDTIROL PANORAMA: Wie haben sich die Spielregeln für den Vertrieb durch die Krise verändert?

Foto: Alexander Alber

Foto: Weissman

Nächtigungen in Südtirol: Ein Drittel wird von Inländern, sprich Italienern, gebucht

Frankreich vor Italien und Spanien

MARKUS WEISHAUPT: Absatz ist nicht

mehr das Zauberwort! Nun machen die herausragenden Kompetenzen und Fähigkeiten einer guten Verkaufsmannschaft den wirklichen Unterschied. Was zunehmend an zentraler Bedeutung gewinnt, sind das Kundenrisiko und Risikomanagement. Nur so kann das Erfolgspotenzial des Kunden richtig bewertet werden.

Das Eurostat Jahrbuch 2009 zeigt eine sehr interessante Entwicklung für Südtirols Tourismus auf. 8 Millionen der insgesamt 23 Millionen Übernachtungen in Südtirol wurden im Jahre 2007 von Inländern getätigt. Inländer heißt in diesem Zusammenhang: von Italiener. Die Eurostat-Statistik zeigt auch die Dominanz dreier Tourismusländer: Absoluter Spitzenreiter, was die Anzahl von Übernachtungen in den wichtigsten Tourismusregionen betrifft, ist Frankreich vor Italien und Spanien. Laut einer kürzlich erschienen Astat-Statistik sind auch 2009 die Nächtigungszahlen in Südtiroler Gemeinden weiter gestiegen: Erstmals

Und wie kann ein Verkäufer vermeiden, in Kunden zu investieren, die weder Umsätze noch Gewinne bringen?

Er alleine wird es nicht schaffen! Das Unternehmen muss nun seine Verkäufer unterstützen, bewusste Kundeneinschätzungen vorzunehmen. Es gilt, gemeinsam den Risikograd eines Geschäftes oder eines Kunden und dessen Erfolgspotenzial zu ermitteln. Dabei sind Bilanzfaktoren wie Eigenkapitalausstattung, Verschuldungsgrad und Cashflow ebenso maßgeblich wie weichere Faktoren: Marktstellung, Positionierung, Innovationsgrad, Kundenstruktur, Vertriebskanäle, Pricing, Kooperationen und auch die Integrität der Kapitalgeber.

konnten über 28 Millionen (unabhängig ob Ausländer oder Inländer) gezählt werden – und das trotz Wirtschaftskrise. Sogar ein Wachstum von 1,3 Prozent im Vergleich zu 2008 konnte die Tourismusbranche verbuchen. Die Zahlen verbreiten Optimismus, sollten allerdings kritisch hinterfragt werden. Denn der leichte Wachstum im Jahr 2008 verteilte sich nicht gleichmäßig auf alle Kategorien von gastgewerblichen Betrieben: Während sich die Anzahl der Nächtigungen in Vier- bis Fünfsternehotels tatsächlich ordentlich steigerte, mußten Ein- bis Dreisternehäuser Einbußen hinnehmen. in Mio.

Großraum Paris – FR Katalonien – ES Balearische Inseln – ES Andalusien – ES Kanarische Inseln – ES Venetien – IT Emilia Romagna – IT Region Provence-Alpes-Côte Azur – FR Toskana – IT Region Valencia – ES

Ist Kundenzuteilung in Verkaufsteams noch nachhaltig?

Lombardei – IT Region Rhône-Alpes – FR Region Languedoc-Roussillon – FR Oberbayern – DE Autonome Provinz Bozen – IT Region Aquitanien – FR Quelle: Eurostat

Um es auf den Punkt zu bringen: Ein Unternehmen, das dies zulässt, handelt fahrlässig! Denn es ermöglicht Verkäufern, Kunden vom Unternehmen abzugrenzen. Das Unternehmen hat also die Aufgabe, zu definieren, wie die Gesamtdienstleistung an den Kunden zu erbringen ist und wer für welche Bereiche in der Organisation Verantwortung übernimmt. Das stärkt die Kundenbindung, den Verkäufer, die Kompetenzentwicklung im Unternehmen und vor allem schärft es den Blick der gesamten Unternehmensorganisation auf die Belange der Kunden! ◀

Tirol – AT Latium – IT

Inländer

Kampanien – IT

Nichtinländer

Region Madrid – ES 10

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30

40

50

60

Die 20 wichtigsten Tourismusregionen der EU-Staaten: Die Zahlen wurden aufgrund der Übernachtungen in Hotels und Campingplätzen erhoben

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Mercedes-Benz ist eine Marke der Daimler AG.

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UNTERNEHMER & MÄRKTE

Brasilien Russland Indien China Samba, Wodka, Curry und kräftige Renditen: Die BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China sind längst keine Entwicklungsländer mehr. Die Wachstumsraten sind hoch, und das Interesse ausländischer Investoren steigt kontinuierlich. Wir zeigen, wie interessant Investitionen für Südtiroler Firmen sein können, und welche Südtiroler sich in den BRIC-Staaten bereits angesiedelt haben.

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UNTERNEHMER & MÄRKTE

3,4 1,4 1,8 2,1

2,9

-0,4

4,5

-0,4

0,5

Euro-Zone

Russland

Großbrittanien 1,5 1,8

2,2

-1,0 3,5 3,6

Deutschland Japan

-0,1

Erwartetes Wachstum in Prozent

3,2

0,5

10,3 10,7

USA

7,5

2010 2011 5,6

2012

7,6

China 2,2

Wirtschaftswachstum 2010 weniger als 0 Prozent

6,9

3,1 3,4

Indien Brasilien

0 bis 2 Prozent Quelle: IWF

2 bis 4 Prozent 4 bis 6 Prozent mehr als 6 Prozent

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Prognose für die Weltwirtschaft für das Jahr 2010 merklich angehoben. Im Jahr 2010 dürfte die Weltwirtschaft daher um 3,9 Prozent wachsen. Im Oktober war der IWF von 3,1 Prozent ausgegangen. Das stärkste Wachstum erwartet der IWF für die Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien und China

Z

wischen fünf und zehn Prozent Wachstum, so viel haben die BRICStaaten die letzten Jahre erwirtschaftet. Die Abkürzung BRIC/ steht für die Anfangsbuchstaben der vier Staaten Brasilien, Russland, Indien und China. Geprägt hat dieses Wort Jim O´Neill, der Chefvolkswirt von Goldman Sachs. Mit „Dreaming with the Brics – The Path to 2050“ wollte der Goldman-Sachs-Chefvolkswirt bereits 2003 aussagen, dass dieses Schwellenländer-Quartett in den kommenden Jahrzehnten die größten Wachstumschancen haben wird. Bis 2050 würden diese vier Märkte laut O´Neill sogar knapp die Hälfte des weltweiten Aktienvolumens ausmachen. Bis zum Jahre 2032 würden sie sogar zu den sieben größten Industriestaaten nachrücken. Erste Anzeichen, dass es mit den vier Staaten steil nach oben geht, gibt es bereits – vor allem an den Börsen: Allein zwischen Jänner und November 2009 konnten die BRIC-Aktienfonds laut einer Untersuchung des Branchendienstes EPFR Global einen Zufluss von 20 Milliarden Dollar verzeichnen. Das ist doppelt so viel wie noch zwei Jahre zuvor. Für 2010 erwartet man eine Steigerung der Kurse um 20 bis 25 Prozent. Die Frage bleibt, wie lange dieser Höhenflug an den Börsen anhalten wird. Internationale Experten meinen, es könnte erst

„Schwellenländer werden noch eine Weile auf europäische Märkte angewiesen sein …“ Hansjörg Prast

der Anfang eines noch nie da gewesenen Aufstiegs sein. Viele Regierungen westlicher Industriestaaten, allen voran Griechenland und Spanien, kämpfen mit Rekorddefiziten in den öffentlichen Haushalten und einem rapiden Anstieg der Staatsverschuldung. Die Verschuldung der BRIC-Staaten ist dagegen auch nach der Finanzkrise nahezu unverändert und auch die Steuerpolitik ist tragbar. Brasilien und Indien sind in etwa gleich hoch verschuldet wie die G-3-Länder, China und Russland sogar noch deutlich geringer. Die BRIC-Staat konnten aufgrund ihrer guten finanziellen Reserven auch den Aufholprozess beschleunigen und gleich mehrere Jahre gegenüber den Industrienationen aufholen.

Länder wie China und Indien wollen künftig nicht mehr nur Billiglohnstandorte sein, sondern beim internationalen Wettbewerb um die besten Technologiestandorte auch erfolgreich mitbieten. „Schwellenländer werden sicher noch eine Weile auf Europa als Exportmächte angewiesen sein, das bedeutet, dass zentrale Investitionsgüter auch noch für mindestens zehn Jahre in der EU eingekauft werden“, sagt Hansjörg Prast, Direktor der Export Organisation Südtirol. Die BRIC-Staaten haben einen enormen demografischen Vorteil: Derzeit entfallen auf die vier Staaten etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung, aber nur 20 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung. Dieser hohe Bevölkerungsanteil bedeutet langfristig gesehen aber auch, dass mehr produziert und konsumiert werden kann und muss. Das ökonomische Potenzial der BRICStaaten haben nicht nur Fondsmanager als sicheren Hafen für ihr Geld, sondern längst auch expansionsfreudige Unternehmen entdeckt. Beteiligt am Boom dieser aufstrebenden Volkswirtschaften sind auch einige Unternehmen aus Südtirol. Wer diese sind, ob sich ihre Produktionen in diesen Ländern lohnen und warum Senfter seinen Produktionsstandort aus Brasilien abgezogen hat, das zeigt Südtirol Panorama auf den kommenden Seiten.

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Foto: stock.xchng/seesky

BR A SI LI EN

UNTERNEHMER & MÄRKTE

CHANCEN: Starke Renditen, das dürfen

Anleger in Brasilien erwarten. Die Börse von São Paulo führt die Liste der Kursgewinner weltweit an. Die Zentralbank des südamerikanischen Landes rechnet mit einem Wirtschaftswachstum von 5,8 Prozent im laufenden Jahr. Der Kapitalmarkt funktioniert derweil so gut, dass er fast OECD-Standard erreicht. Brasiliens Finanzminister Guido Mantega sieht bis

zum Jahre 2017 ein jährliches Wirtschaftswachstum von 6,0 bis 6,5 Prozent. Mit einem schnellen Wachstum des Konsummarkts versucht Präsident Lula da Silva, nun den Kampf gegen die Armut voranzutreiben. Die Zahl der Arbeitsplätze konnte 2009 damit vor allem in konsumnahen Sektoren um fast eine Million ansteigen. In diesem Jahr soll sich die Zahl sogar um 1,5 Millionen Arbeitskräfte er-

höhen. Angeheizt werden diese guten Zahlen vor allem durch die Olympischen Spiele 2016 und die Fußball-WM 2014. Allein für Olympia möchte die Regierung 300 Milliarden Dollar in Infrastrukturen investieren. Insgesamt 47 Milliarden Dollar flossen nach einer Schätzung von Credit Suisse bereits als Auslandskapital ins Land. Der hohe Leitzins von 8,75 Prozent macht Brasilien für ausländische Investoren so interessant, dass sich die Regierung 2009 veranlasst sah, für Ausländer, die Aktien oder Anleihen kaufen wollen, eine Steuer von 1,5 Prozent zu erheben. BARRIEREN: Die Weltbank setzt Brasilien

in ihrem Bericht „Doing Business 2010“ nur auf Platz 129. Damit liegt das südamerikanische Land im Länderranking noch hinter Nigeria. Ein schlechtes Rating gibt es vor allem für das Steuersystem und die Genehmigungsverfahren, ein besseres für Kreditvergabe und Investorenschutz.

SÜDTIROL IN CHINA & BRASILIEN

Senfter ▶ Niederlassung China: Seit 1995 Umsatz 2009: 3 Millionen Euro

Foto: Ludwig Thalheimer

▶ Niederlassung Brasilien: Zwischen 2002 und 2007

Helmuth Senfter mit einem chinesischen Geschäftspartner in Venedig

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as Innichner Unternehmen Senfter war eines der ersten Südtiroler Unternehmen, das auf das Potenzial der BRIC-Staaten aufmerksam wurde. „Wir haben bereits im Jahre 1995 in China ein Joint Venture eröffnet und im Jahre 2002 eine Produktionsstätte in Brasilien. In China sind wir weiterhin präsent, die Produktionsstätte in Brasilien dagegen mussten wir vor drei Jahren an den größten lokalen Konkurrenten verkauft“, erklärt Helmuth Senfter, General Manager der Niederlassung in Schanghai. In dieser chinesischen Metropole hat die Innichner Senfter Holding, die mittlerweile zu 50 Prozent das Unternehmen Grandi Salumifici Italiani kontrolliert, im Jahr 2005 ein neues Werk eröffnet. Mit

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100 Mitarbeitern werden Kochschinken, Salami, Würstchen, Rohschinken, Brühwürste und Speck ausschließlich für den chinesischen Markt produziert. Der Umsatz beträgt 3 Millionen Euro. „In Brasilien glaubten wir, ähnliche Bedingungen wie in China vorzufinden, wir haben ein bereits bestehendes Werk mit 500 Mitarbeitern übernommen, haben es in den fünf Jahren aber nicht geschafft, die bestehenden Probleme zu lösen“, so Senfter. Die größten Probleme stellten laut Senfter die enorme Steuerlast und die extrem hohen Zinsen dar. „Da wir kein Exportbetrieb sind, mussten wir 4 Prozent Umsatzsteuer bezahlen, ganz egal, ob wir einen Gewinn oder einen Verlust erzielten. Dazu kamen die IVA und die IRES. Da wir in unserer

Branche eher auf Menge anstatt auf fette Margen abzielen, können diese Steuerbeträge ans Eingemachte gehen.“ Seit dem Rückzug aus Brasilien setzt Senfter vor allem auf Europa und China. „China hat den langfristigen Plan, in 25 Jahren die USA zu überholen und zur Weltmacht aufzusteigen. Da es in China keine politischen Reibereien zwischen Opposition und Regierung gibt, müsste China in zehn Jahren sein Ziel bereits zu 50 Prozent erreicht haben“, so Helmuth Senfter, der Sohn von Präsident Franz Senfter. Die neue Lohnpolitik des Landes sei für Senfter nur ein Vorteil: „Höhere Löhne bedeuten für uns neue Konsumenten, die sich unserer Qualitätsprodukte leisten können.“


SS LA

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UNTERNEHMER & MÄRKTE

Foto: stock.xchng/seesky

RU

Börse in Moskau ist 2009 um unglaubliche 120 Prozent angestiegen. Das ist die beste Performance innerhalb der BRIC-Staaten. Auch die zehn reichsten Russen konnten in nur einem Jahr ihr Eigenkapital wieder verdoppelt: So wuchs das Vermögen von Abramovich wieder auf 17 Milliarden Dollar an. Der IWF und die OECD trauen dem Land im Jahre 2010 sogar ein Wachstum von 3,6 bis 5 Prozent zu. Derweil setzt Präsident Dmitrij Medwedew auf die Modernisierung und wirbt für mehr Auslandsinvestitionen in seinem Land. Vor allem für die Olympischen Winterspiele in der Schwarzmeerstadt Sotschi 2014.

CHANCEN: Am schlimmsten hat die Fi-

nanzkrise innerhalb der BRIC-Staaten Russland getroffen: Der Verfall der Rohstoffpreise und die Abwertung des russischen Rubels hatten 2008 zu einem Einsturz der Börsenkurse um mehr als 70 Prozent geführt. Russische Oligarchen haben Milliarden an der Börse verloren. So fiel das Vermögen des Jetset-Milliardärs Roman Abramovich von 24,3 auf 13,9

Milliarden Dollar. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ging laut IWF im vergangenen Jahr um 9 Prozent zurück. Da aber der Staat schnell reagierte und Sonderkredite gewährte, konnten vor allem Russlands Reiche ihre Vermögenswerte vor dem Zugriff ausländischer Banken retten. Begünstigt vom steigenden Ölpreis und der Erholung der Weltwirtschaft folgte auch der Aufschwung erstaunlich schnell: Die

BARRIEREN: Laut OECD schrieb der

Staatshaushalt im vergangenen Jahr ein Minus von 6,7 Prozent des BIP. Dazu kommt, dass Russland durch die starke Abhängigkeit vom Rohstoff- und Energieexport auch künftig nicht gegen weitere externe Schocks gefeit sein dürfte.

SÜDTIROL IN RUSSLAND:

▶ Umsatz 2009: 8 Millionen Euro, 1/10 des Gesamtumsatzes von Stahlbau Pichler

W

eltweit hoffen Investoren auf Aufträge für die Winterolympiade 1914 in Sotschi. Ein Unternehmen, das sich bereits einen Auftrag sichern konnte, ist das Bozner Unternehmen Stahlbau Pichler. Konkret handelt es sich um einen Planungs- und Bauauftrag für die Eishalle für Curling und einen Planungsauftrag für das Eishockeystadion. Insgesamt 10.000 Zuschauer sollen in den beiden Hallen Platz finden. „Das besondere an den Bauten ist, dass sie montier- und demontierbar sind. Das heißt, sie können nach den Olympiaden eventuell an einem anderen Ort wieder aufgebaut werden“, erklärt Inhaber Walter Pichler. In Russland ist Pichler mit dem eigens gegründeten Unternehmen „Pichler Rus“ bereits seit

Foto: Alexander Alber

▶ Niederlassung: Seit 2008 in Moskau

Foto: Stahlbau Pichler

Pichler Rus Firmenchef Walter Pichler

Planungsauftrag für Sotschi 2014

April 2008 mit insgesamt sieben Mitarbeitern tätig. „Im ersten Jahr konnten wir noch keine Aufträge akquirieren. Sie kamen erst, als in Russland die Wirtschaftskrise so richtig zu tragen kam. Wir bekamen den Zuschlag für eine Logistikhalle für Mercedes in Moskau, ein großes Fassadenprojekt für einen Büro- und Kaufhauskomplex in Sankt Petersburg und ein Wellnesscenter mitten in Moskau. 2009 konnten wir bereits 10 Prozent unseres Umsatzes in Russland realisieren“, so Pichler, dessen Unternehmen gerade ein eigenes Büro in Moskau bezieht. Schwierigkeiten beim Aufbau der Geschäftsstruktur in Russland waren für Pichler, neben Kultur und Sprache, vor allem die Denkart, die Geschwindigkeit und der Überbürokratis-

mus. „Abläufe, die bei uns und unseren Außensitzen in Österreich, Deutschland, Kroatien oder England eingespielt waren, gestalteten sich in Russland als komplizierter und vom Staat eingeschränkter. Wenn man oft dringend einen Projektleiter auf einer Baustellen braucht, so kann er nicht einfach anreisen, da er eine Woche auf sein Visum warten muss“, erzählt der Inhaber. Die Wirtschaftskrise hat Russland besonders hart getroffen – auf die Goldgräberstimmung folgten brachliegende Baustellen. „Für uns war es von Vorteil, da die vorher extrem hohen Kosten, etwa für Mieten oder Hotels, sich wieder auf für uns normale Preise einpendelten“, so Pichler.

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UNTERNEHMER & MÄRKTE

Foto: stock.xchng/seesky

men enorme Chancen bieten. Die Infrastrukturpläne sind enorm: Das aktuelle fünfjährige Infrastrukturprogramm Indiens sieht ein Volumen von 550 Milliarden Dollar vor. Laut dem IWF wird Indien eines der sehr wenigen Länder der Welt sein, dessen Wirtschaft nicht schrumpfen wird. Denn rund 30 Prozent der 1,2 Milliarden Inder sind jünger als 15 Jahre, nur sechs Prozent älter als 65 Jahre. An Börsen schlagen sich diese Entwicklungen positiv nieder. Der Sensex 30, also der Hauptindex der Börse von Mumbai, konnte seit März 2009 beinahe 120 Prozent zulegen.

CHANCEN: Im September 2009 hat Süd-

tirol Panorama von einer „Euphorie am Ganges“ gesprochen. Heute, ein halbes Jahr später, hält das Wachstum weiter an. Indiens Handelsminister Anand Sharma prognostizierte beim österreichischen Wirtschaftsforum Ende Februar für die nächsten 25 Jahre Wachstumszahlen von bis zu neun Prozent pro Jahr. 2010 liegt seine Prognose bei 6,5 Prozent.

Derzeit sind noch 40 Prozent der 1,2 Milliarden Inder Analphabeten und 220 Millionen Kinder gelten als unterernährt. Um auch diesen Teilen der Bevölkerung den Sprung aus der Armut zu ermöglichen, werden die Entwicklung von erneuerbarer Energie, die Abfallentsorgung oder der Straßenbau vorangetrieben. Laut dem indischen Handelsminister würden sich hier besonders europäischen Unterneh-

BARRIEREN: Indien verzeichnet bei den

Exporten den größten Einbruch seit 2003. Dazu kommt, dass aufgrund der schwersten Monsun-Saison seit fast 30 Jahren und erheblichen Ernteausfällen im Moment eine Lebensmittelkrise droht. Die letzten zwölf Monate sind die Grundnahrungsmittelpreise um 18 Prozent gestiegen.

SÜDTIROL IN INDIEN:

Leitwind ▶ Niederlassung: Seit 2009 in Chennai

D

emokratie funktioniere langfristig besser als Diktatur oder diktatorisches Regime. Das war einer der Gründe, warum sich Anton Seeber, Geschäftsführer des Sterzinger Unternehmens Leitwind, beim Aufbau der asiatischen Produktionsstätte für Indien entschieden hat. Seit einem halben Jahr tritt Leitwind in Indien mit einem eigenen Standort auf, es soll dem Unternehmen Wachstumschancen bieten für das langfristige Überleben und die nachhaltige Zukunft. 1,5 MW-Windkraftanlagen werden in der Stadt Chennai hergestellt, die Kapazität liegt derzeit bei rund 150 pro Jahr. Das Produktionsgelände erstreckt sich auf neun Hektar mit einer überbauten Fläche von insgesamt 16.700

12

Südtirol Panorama März | 2010

Foto: Leitwind

Foto:Alexander Alber

▶ Umsatz 2009: 30 Millionen Euro

Leitwind-Geschäftsführer Anton Seeber

Das Werk im indischen Chennai

Quadratmetern. Insgesamt 250 Mitarbeiter sind hier beschäftigt. Geführt wird die 16 Millionen Euro teure Produktionsstätte von der Firma Leitner Shriram Manufacturing Ltd, einer Joint Venture zwischen Leitner Technologies und dem indischen Unternehmen Shriram EPC. „Mit dieser Investition können wir unser Ziel von 100 Millionen Euro Umsatz in Indien bis 2011 erreichen“, erklärt Anton Seeber. Bereits 2009 hat der Umsatz 30 Millionen Euro betragen – Tendenz steigend. Produziert werden die Windkraftanlagen vor allem für den indischen und thailändischen Raum. Erste Erfahrungen im asiatischen Raum hat die Leitner Gruppe, zu der auch Leitwind gehört, bereits mit dem „Dolomiti

Mountain Resort“ in China gesammelt. „Der Vorteil Indiens gegenüber China ist der, dass die Leute sehr gutes Englisch sprechen, das Rechtssystem noch vom angelsächsischen Raum abstammt und das Land aufgrund der vielen Religionen eine gute Gesellschaftsmoral hat“, erklärt Anton Seeber. Zufrieden zeigt sich Seeber mit den Mitarbeitern: Inder seien sehr fleißig und wissenshungrig, sie würden langfristig denken und seien fantastische Theoretiker. „Jedes Jahr werden 250.000 Ingenieure alleine im Staat Tamil Nadu ausgebildet, dadurch kann Indien im Bereich neue Technologien andere Länder schnell überholen“, so Seeber, der ca. einmal pro Monat in Indien persönlich vor Ort ist.


CH IN A

UNTERNEHMER & MÄRKTE

Foto: stock.xchng/seesky

Weg vom Export, hin zur Förderung des Binnenkonsums, das ist das Ziel von China. Dafür baut China etwa sein Kommunikations- und Transportnetz aus. Dass es gelingen konnte, zeigen die Einzelhandelsumsätze, die in den letzten Monaten um 15 Prozent gestiegen sind. BARRIEREN: Das Wachstum mag zwar

CHANCEN: Mitten in der Finanzkrise hat China die ökonomischen Strukturprobleme des Landes angepackt. Dank staatlicher Investitionen in Höhe von 500 Milliarden Euro konnte das Land bereits 2009 mit einer Wachstumsrate von 8,7 Prozent glänzen. Für dieses Jahr erwartet sich Goldman Sachs einen Anstieg des chinesisches Bruttoinlandsprodukts von 10,9 Prozent; so würde es Japan als zweitgrößte

glänzen, nicht aber über die riesigen sozialen Unterschiede zwischen Stadt und Land hinwegtäuschen. Über 150 Millionen Menschen leben nach wie vor in Armut. Während in Schanghai oder Peking Hightech das Leben der Chinesen prägt, leben Bauernfamilien auf dem Land mit einer stagnierenden Landwirtschaft. Dazu befürchten Ökonomen aufgrund der expansiven Politik des billigen Geldes 2010 einen weiteren Finanzcrash. Ihre Sorge ist berechtigt. Experten fürchten das Entstehen einer vom Staat gefütterten spekulativen Blase.

Volkswirtschaft der Welt ablösen. Erreicht werden konnte diese gute Performance unter anderem aufgrund des weltweit größten Konjunkturprogrammes. Die chinesischen Banken konnten damit ihr Kreditvolumen seit Ende 2008 mehr als verdoppeln. Künftig möchte China nicht mehr nur billige Massengüter produzieren, sondern den strukturierten Umstieg auf hochwertige Hightechprodukte weiter forcieren.

▶ Niederlassung: Seit 2007 in Shanghai

A

uf seine Geschäftsidee ist Simon Karner bereits während seines Studiums gestoßen: „Besonders kleinere Unternehmen haben Schwierigkeiten, aus Billigländern, wie China eben eines ist, Waren zu importieren. Diese Lücke“, so der smarte Jungunternehmer, „wollten wir schließen.“ Heute lebt und arbeitet der 26-Jährige abwechselnd drei Wochen in Schanghai und eine Woche in Hongkong. Vor drei Jahren hat Karner das Wirtschaftsstudium an der Freien Universität Bozen abgeschlossen. Nach dem Studium setzte er sich sofort an die Umsetzung seiner Idee und absolvierte ein Praktikum in China: So konnte er vor Ort erste Vorbereitungen treffen. 2007 gründete

Foto: Privat

„Shanghai to Milan“

Foto: Ludwig Thalheimer

SÜDTIROL IN CHINA:

Jungunternehmer Simon Karner

Schanghai ist Karners Arbeitsplatz

er in Schanghai mit seinem in Südtirol ansässigen Partner die Firma „Shanghai To Milan“. „Eigentlich sind wir eine chinesische Firma“, sagt Karner schmunzelnd. Ohne die Unterstützung vonseiten der Südtiroler Kunden wäre sie so aber nicht zustande gekommen. „Wir haben sehr große Unterstützung von Südtiroler Unternehmen erhalten. Diese waren gewillt, uns die Waren vorzufinanzieren. Ohne diesen Vertrauensvorschuss wäre der Traum einer eigenen Firma wohl ein Traum geblieben.“ „China hat ein enormes Potenzial: Die Wirtschaft explodiert zurzeit geradezu“, erklärt Karner. China konnte, trotz Weltwirtschaftskrise, ein Exportplus von 9 Prozent verzeichnen. „Sicher wird die-

ser Aufwärtstrend auch irgendwann stagnieren, aber China versucht, eine nachhaltige Wirtschaft aufzubauen“, führt er weiter fort. Insbesondere die Baubranche boomt zurzeit: „Schanghai wächst wahnsinnig schnell, was wohl auch damit zusammenhängt, dass 2010 die Expo dort stattfinden wird.“ Der findige Unternehmer hat bereits eine weitere Nische entdeckt: der Export Südtiroler Lebensmittel nach China. „Für die Chinesen ist Ernährung sehr wichtig. Sie achten auf qualitativ hochwertige Produkte und bevorzugen vor allem jene aus dem Ausland. Denn in letzter Zeit gab es vermehrt Lebensmittelskandale.“ Für Karner also erneut eine Lücke, die es zu schließen gilt.

Südtirol Panorama März | 2010

13


STEUERN & RECHT

DIE GRÖSSTEN

100

STEUERZAHLER SÜDTIROLS Wer hat 2008 am meisten Steuern bezahlt? Südtirol Panorama präsentiert – erstmalig für Südtirol – die 100 größten Steuerzahler des Landes und erklärt, warum vom Gewinn oft kaum mehr etwas übVON VERENA PLIGER rig bleibt und gerade personalintensive Unternehmen vom Staat bestraft werden.

E

s ist ein Thema, das Emotionen hervorruft. Bei Arbeitnehmern genauso wie bei Unternehmen. Das hohe Steueraufkommen in Italien, so klagen Verbände, Oppositionsparteien und Gewerkschaften, sei der Grund für die immer geringeren Einkommen der Arbeitnehmer und für die mangelnde Konkurrenzfähigkeit der heimischen Unternehmen im internationalen Vergleich. Laut dem Südtiroler Unternehmerverband hängt die Attraktivität eines Wirtschaftsstandortes wesentlich von der jeweiligen Steuer- und Abgabenbelas-

14

Südtirol Panorama März | 2010

tung ab. Wie hoch die Steuerbelastung für jedes einzelne Südtiroler Unternehmen ist, darüber wurde bis dato nicht diskutiert. Das Wirtschaftsmagazin Südtirol Panorama hat diese Aufgabe übernommen und hat nun – erstmalig für Südtirol – die 100 größten Steuerzahler des Landes ermittelt. Das Ranking präsentiert auf den folgenden Seiten, welche Kapitalgesellschaften mit Rechtssitz in Südtirol wie viel Euro an den italienischen Fiskus abgegeben haben. Südtirol Panorama hat hierfür die Top-250Unternehmen (laut Umsatz 2008, Ausga-

be 08/2009, Südtirol Panorama) nach der Höhe der entrichteten Steuern analysiert. Für die Bewertung wurde die letzte hinterlegte Bilanz 2008 herangezogen. Genossenschaften, Konsortien, Banken und Leasinggesellschaften wurden nicht bewertet. Weiters wurden aus den Einzelbilanzen keine Firmengruppen gebildet. WELCHES UNTERNEHMEN IST DER GRÖSSTE STEUERZAHLER? Es ist die

Etschwerke AG, mit entrichteten Steuern in Höhe von 15,1 Millionen €. Auf Platz


Nummer zwei findet sich die Aspiag Service GmbH mit 12, 8 Millionen € wieder, auf Platz Nummer drei die Sel Edison AG mit 7,5 Millionen €. Insgesamt 46 Unternehmen Südtirols haben für das Bilanzjahr 2009 über eine Million € an Steuern an den italienischen Fiskus entrichtet. Aus welchen Steuern sich diese Summen ergeben und welche Problematiken damit verbunden sind, lesen Sie in der folgenden Übersicht: Die Höhe der zu entrichtenden Steuern setzt sich laut italienischem Fiskalsystem aus zwei verschiedenen Steuern zusammen: Die Körperschaftssteuer IRES und die regionale Wertschöpfungssteuer IRAP. KÖRPERSCHAFTSSTEUER IRES. Von

2007 auf 2008 haben neun Industrieländer die Körperschaftssteuer für Kapitalgesellschaften gesenkt. Ein starker Rückgang fand mit 5,5 Prozentpunkten in Italien statt. Seither gilt ein Steuersatz von 27,5 Prozent.

Foto: Etschwerke AG

STEUERN & RECHT

Die Etschwerke AG ist mit 15,1 Millionen Euro der größte Steuerzahler Südtirols

BEISPIEL IRES: Bei einem Gewinn von

egal ob der Umsatz der Realität entspricht oder nicht, um einen Konflikt mit der Finanzbehörde zu vermeiden“, erklärt der Bozner Steuerberater Walter Steinmair.

100.000 € beträgt die IRES (27,5Prozent) 27.500 €.

WERTSCHÖPFUNGSSTEUER IRAP. Im in-

„Wenn der Gewinn thesauriert wird, das heißt, wenn der Gewinn in der Kapitalgesellschaft bleibt und nicht an Gesellschafter, Inhaber oder Aktionäre ausgeschüttet wird, dann ist dieser Steuersatz im europäischen Vergleich recht vernünftig. Allerdings ist Italien, was die Bemessungsgrundlage angeht, klar benachteiligt: Denn es sind auch die Branchenrichtwerte, auch Studi di settore genannt, zu berücksichtigen, bei denen einfach theoretische Umsätze errechnet werden. Wenn also ein Unternehmen einen Umsatz von 1 Million € erzielt, die Branchenrichtwerte aber einen theoretischen Umsatz von 1,1 Millionen € vorgeben, so kann (sollte) die Firma diesen Differenzbetrag von 100.000 € ebenfalls besteuern, ganz

ternationalen Vergleich steht Italien, und damit Südtirol, bezüglich IRES, relativ gut da. Steuerliche Schwierigkeiten ergeben sich für Unternehmen erst durch die regionale Wertschöpfungssteuer IRAP mit einem nationalen Nominalsatz von 3,9 Prozent. Die „Imposta regionale sulle attività produttive“ (IRAP) ist eine regionale Steuer, die im Jahre 1997 vom damaligen italienischen Finanzminister Vincenzo Visco zur Finanzierung des nationalen Gesundheitsdienstes eingeführt wurde. Seither wird sie von verschiedenster Seite immer wieder stark kritisiert und ihre Abschaffung wird gefordert. Umstritten ist vor allem der Berechnungsmodus, da die Steuer auf den Gewinn oder auch den Verlust zusätzlich auf die Personalkosten und die

Expertenpool für Ranking „Die 100 größten Steuerzahler Südtirols“ Steuer- und Wirtschaftsberater Stefan Klotzner, Bozen Stefan Klotzner kennt Italiens Steuersystem nicht nur als Wirtschafts- und Steuerberater, sondern auch als Unternehmer. Der Bozner hat 2004 zusammen mit seiner Frau Verena Ellecosta den Südtiroler Pressedienst SPV übernommen.

Steuer- und Wirtschaftsberater Walter Steinmair, Bozen Der Lehrbeauftragte für Italienisches Steuerrecht an der Universität Innsbruck ist Teilhaber der Bürosozietät „Interconsult“ in Bozen und Autor zahlreicher Publikationen. Erst kürzlich erschien“: „Italien im internationalen Wettbewerb der Steuerstandorte“.

gezahlten Verschuldungszinsen berechnet wird. „Es kann einfach nicht sein, dass ein Unternehmen auf negative Elemente, das heißt auf Personalkosten, Steuern zahlen muss. Dazu kommt, dass erst seit Kurzem 10 Prozent der bezahlten IRAP in Abzug gebracht werden kann“, erklärt der Bozner Wirtschafts- und Steuerberater Stefan Klotzner. In Südtirol wurde der Forderung der Unternehmer stattgegeben und der IRAP-Satz im letzten Jahr von 3,9 auf 3,4 Prozent reduziert. BEISPIELRECHNUNG:

▶ Bei einem Gewinn von 100.000 € werden zusätzlich Personalkosten und Zinsen (z.B. 900.000 €) addiert. Damit steigt das zu versteuernde Einkommen auf 1 Million €. Nimmt man nun den IRAP-Satz von 3,4 Prozent her, sind das 34.000 € an IRAP-Zahlungen. ▶ Werden die 34.000 € an IRAP-Zahlungen in Bezug gebracht zum realen Gewinn von 100.000 €, so bedeutet das eine IRAP-Belastung nicht mehr von 3,4 Prozent sondern von 34 Prozent. Hat ein Unternehmen aber keine Personalkosten und Zinsen, so macht die IRAP-Belastung weiterhin nur 3,4 Prozent aus. ▶ Werden nun die 34 Prozent IRAP zu den 27,5 Prozent IRES addiert, so ergibt sich eine Steuerbelastung von 61,5 Prozent. Für das Unternehmen bleiben damit nur mehr 39.500 € an Gewinn nach Steuern übrig. Im Vergleich: Deutsch-

Südtirol Panorama März | 2010

15


STEUERN & RECHT NR.

GEWINN NACH STEUERN 2008

STEUERAUFKOMMEN IN % DES GEWINNS

UMSATZ 2008 IN MIO. €

PERSONALKOSTENQUOTE 2008

Etschwerke AGK, Bozen

15.060.553

35.163.634

20.103.081

42,8%

345,9

6,9%

2.

Aspiag Service GmbH, Bozen

12.761.869

26.064.589

13.302.720

49,0%

1.406,3

11,9%

3.

Sel Edison AGK, Kastelbell

7.535.087

20.592.085

13.056.998

36,6%

32,2

1,8%

K

4.

Würth GmbH , Neumarkt

6.930.000

6.576.000

-354.000

105,4%

680,5

28,3%

5.

Technicon AGK, Brixen

6.601.365

27.990.164

21.388.799

23,6%

176,0

24,0%

6.

Gkn Sinter Metals, Bruneck

4.276.764

11.077.540

6.800.776

38,6%

102,5

29,5%

K

7.

Verlagsanstalt Athesia AG , Bozen

4.272.742

11.278.734

7.005.992

37,9%

105,8

32,0%

8.

Technoalpin AGK, Bozen

4.002.037

4.207.282

205.245

95,1%

88,4

9,1%

Doppelmayr Italia GmbH, Lana

3

3.932.999

9.404.002

5.471.003

41,8%

36,2

17,1%

10.

Brauerei Forst AGK, Algund

3.654.593

9.669.451

6.014.858

37,8%

115,0

17,4%

11.

Fri-el Campania GmbH, Bozen

3.637.643

11.393.939

7.756.296

31,9%

17,9

0,7%

K

12.

Markas Service GmbH , Bozen

3.498.619

6.351.058

2.852.439

55,1%

123,0

64,8%

13.

B.f.e. AG, Bozen

3.302.115

9.496.264

6.194.149

34,8%

108,0

9,5%

14.

Sparim AG, Bozen

3.108.697

13.865.387

10.756.690

22,4%

29,3

7,2%

15.

Fri-el S. Agata GmbH, Bozen

3.060.166

11.288.429

8.228.263

27,1%

19,6

1,5%

2.953.777

6.823.423

3.869.646

43,3%

119,8

16,5%

K

16.

Dr. Schär GmbH , Burgstall

17.

Jenbacher GmbH, Bozen

2.760.702

8.527.609

5.766.907

32,4%

56,3

5,9%

18.

Recla GmbH, Schlanders

2.666.972

5.893.213

3.226.241

45,3%

67,1

10,1%

19.

Samofina - (Progress-Gruppe), Brixen

2.661.867

7.394.199

4.732.332

36,0%

111,8

15,2%

20.

Plose Sistem Service AG, Brixen

2.211.276

6.134.912

3.923.636

36,0%

17,3

5,5%

21.

Alupress AG, Brixen

2.176.877

8.274.615

6.097.738

26,3%

53,2

29,1%

K

22.

Pichler Hochbau/Stahlbau , Bozen

2.130.395

7.379.831

5.249.436

28,9%

57,0

21,4%

23.

Sel AGK, Bozen

1.979.262

8.981.595

7.002.333

22,0%

139,6

4,7%

24.

Intercable GmbH, Bruneck

1.847.854

6.175.854

4.328.000

29,9%

28,5

23,4%

25.

Durst Phototechnik AG, Brixen

1.830.029

7.425.401

5.595.372

24,6%

53,5

19,4%

26.

Watts Industries Italia GmbH, Bozen

1.723.852

5.935.246

4.211.394

29,0%

78,3

11,4%

27.

Kuen Falca GmbH, Meran

1.715.564

4.410.028

2.694.464

38,9%

180,5

0,4%

28.

Miele Italia GmbH, Eppan

1.654.612

4.454.553

2.799.941

37,1%

90,1

8,8%

29.

Progress Maschinen & Automation AG, Brixen

1.549.526

2.812.328

1.262.802

55,1%

33,4

13,0%

30.

Hans Zipperle AG, Meran1

1.513.768

3.484.852

1.971.084

43,4%

73,7

15,1%

31.

Maico GmbH, St. Leonhard in Passeier

1.512.174

4.377.276

2.865.102

34,5%

73,4

8,5%

32.

Ladurner AG, Dorf Tirol

1.497.978

3.952.651

2.454.673

37,9%

32,3

18,3%

33.

Bignami AG, Auer

1.364.469

4.007.469

2.643.000

34,0%

33,8

9,3%

57,3%

87,7

19,0%

K

34.

Obfinim AG , Bozen

1.352.424

2.358.594

1.006.170

35.

Duka AG, Brixen

1.338.309

3.829.101

2.490.792

35,0%

44,1

15,6%

36.

Fercam Finance AGK, Bozen

1.337.213

209.583

-1.127.630

638,0%

451,1

14,2%

37.

Thun AG, Bozen

1.329.777

2.744.357

1.414.580

48,5%

115,6

10,9%

38.

Sportler AG, Bozen2

1.207.632

1.877.688

670.056

64,3%

83,0

17,3%

1.179.920

2.871.047

1.691.127

41,1%

60,3

17,3%

39.

K

Torggler AG , Meran K

40.

Gruber Invest GmbH , Auer

1.158.169

2.328.986

1.170.817

49,7%

173,6

11,6%

41.

Elektrisola Atesina GmbH, S. in Taufers

1.157.618

3.091.824

1.934.206

37,4%

74,9

13,0%

42.

Schweitzer Project AGK, Naturns

1.135.759

2.566.074

1.430.315

44,3%

37,9

18,7%

43.

Ineco Auto AGK, Bozen

1.083.000

3.365.000

2.282.000

32,2%

41,3

2,2%

1.053.613

2.370.124

1.316.511

44,5%

35,2

25,1%

44.

K

Alpi AG , Welsberg

45.

Selgas AG, Bozen

1.016.690

2.778.984

1.762.294

36,6%

28,8

5,1%

46.

Atzwanger AGK, Branzoll

1.016.000

1.225.000

209.000

82,9%

69,9

19,4%

47.

Fendt Italiana GmbH, Lana

993.315

3.138.382

2.145.067

31,7%

64,9

2,7%

48.

Maxi GmbH, Bozen

986.516

3.194.760

2.208.244

30,9%

234,9

0,2%

49.

A. Loacker AG, Ritten

980.694

4.928.778

3.948.084

19,9%

128,4

11,8%

50.

Gasser Paul GmbH, St. Lorenzen

947.489

4.193.450

3.245.961

22,6%

25,4

10,4%

Bilanz zum 30.06.08 | 2 29.02.09 | 3 31.03.09 | 4 30.09.08 | 5 31.03.08 | 6 30.04.08 |

16

GEWINN VOR STEUERN 2008

1.

9.

1

ENTRICHTETE STEUERN 2008

FIRMENNAME, ORT

Südtirol Panorama März | 2010

K

Konsolidierte Bilanz der Unternehmensgruppe


STEUERN & RECHT NR.

ENTRICHTETE STEUERN 2008

GEWINN VOR STEUERN 2008

GEWINN NACH STEUERN 2008

STEUERAUFKOMMEN IN % DES GEWINNS

UMSATZ 2008 IN MIO. €

PERSONALKOSTENQUOTE 2008

51.

Velta Italia GmbH, Terlan

937.636

2.522.050

1.584.414

37,2%

20,9

9,3%

52.

Dreika AG, Bozen

918.045

2.431.464

1.513.419

37,8%

31,9

9,5%

53.

Fructus Meran AG, Terlan

911.658

2.950.254

2.038.596

30,9%

38,9

11,3%

54.

Zh - General Construction Company AG, S. in Taufers

907.885

986.378

78.493

92,0%

76,1

14,8%

55.

Hoppe AG, St. Martin in Passeier

901.713

1.085.385

183.672

83,1%

106,6

27,5%

56.

Seab AG, Bozen

900.538

1.949.406

1.048.868

46,2%

32,8

31,7%

57.

Superdistribuzione GmbH, Bozen

870.992

2.503.120

1.632.128

34,8%

67,3

6,3%

58.

Selectra AG, Bozen

836.609

2.176.935

1.340.326

38,4%

54,3

10,5%

59.

Hans Klotz GmbH, Bozen

832.252

2.677.861

1.845.609

31,1%

45,8

0,2%

60.

Rubner Haus AG, Kiens

808.724

2.669.761

1.861.037

30,3%

47,9

21,7%

61.

Tunap Italia GmbH, Terlan

788.888

2.314.220

1.525.332

34,1%

15,1

21,8%

62.

K

Oberosler Cav. Pietro AG , St. Lorenzen

787.000

893.000

106.000

88,1%

75,2

13,8%

63.

Knoll Dental GmbHK, Bozen

785.255

1.907.879

1.122.624

41,2%

51,0

5,8%

5

64.

Gasser GmbH, St. Lorenzen

778.613

1.969.229

1.190.616

39,5%

47,4

7,9%

65.

Hotel Palace Betriebs GmbH, Meran

769.895

1.985.520

1.215.625

38,8%

22,0

21,6%

66.

Riwega GmbH, Neumarkt

740.903

2.139.506

1.398.603

34,6%

15,9

3,5%

67.

Apparatebau GmbH, Neumarkt

733.880

1.398.354

664.474

52,5%

21,6

27,8%

68.

Kronplatz Seilbahn AG, Bruneck1

725.486

3.223.221

2.497.735

22,5%

13,7

14,1%

69.

Röfix AG, Partschins

724.312

1.423.566

699.254

50,9%

65,7

10,5%

70.

Rothoblaas GmbH, Kurtatsch

711.174

1.628.550

917.376

43,7%

25,9

15,2%

71.

Tecno Spot GmbH, Bruneck

701.121

2.078.839

1.377.718

33,7%

54,4

1,4%

K

72.

Wörndle Interservice GmbH , Bozen

680.721

1.601.915

921.194

42,5%

56,6

9,2%

73.

Schenk Italia AG, Auer

677.037

2.009.502

1.332.465

33,7%

66,3

5,5%

74.

AL-KO Kober GmbH, Vintl

650.946

2.928.474

2.277.528

22,2%

58,2

13,3%

75.

S.e.t.a. AG, Bozen

638.000

931.897

293.897

68,5%

20,4

56,2%

76.

Palfinger Gru Idrauliche GmbH, Bozen

630.902

1.757.530

1.126.628

35,9%

38,1

7,9%

77.

Bauexpert GmbH, Bruneck

628.173

-954.475

-1.582.648

87,6

11,0%

78.

Oberalp AG, Bozen

627.101

3.120.423

2.493.322

20,1%

67,4

10,7%

79.

Computerlinks AG, Bozen

622.865

2.031.239

1.408.374

30,7%

33,4

5,4%

80.

J.F. Amonn Holding AGK, Bozen

605.375

1.096.555

491.180

55,2%

37,0

17,0%

81.

Frutmac GmbH, Nals

591.313

1.760.373

1.169.060

33,6%

14,3

4,3%

82.

Niederwieser AG, Leifers

580.263

3.416.131

2.835.868

17,0%

29,1

8,0%

83.

Schönhuber Franchi AG, Bozen

577.186

867.810

290.624

66,5%

24,5

16,6%

84.

Julius Meinl Italia AG, Bozen

569.772

-943.161

-1.512.933

49,2

9,2%

85.

Gartner Sports GmbH, Bozen

563.491

1.412.464

848.973

39,9%

14,6

5,7%

86.

Bautechnik GmbH, Bozen

556.462

1.383.201

826.739

40,2%

27,9

12,0%

87.

Auto Brenner AG, Bozen

556.331

690.873

134.542

80,5%

59,1

5,1%

88.

Gastrofresh GmbH, Ritten

555.281

1.613.044

1.057.763

34,4%

33,3

9,0%

89.

P.a.c. AGK, Bozen

547.276

809.178

261.902

67,6%

40,5

16,7%

90.

Italtrade GmbH, Meran

537.162

1.443.266

906.104

37,2%

34,1

3,0%

91.

Pan Tiefkühlprodukte GmbH, Leifers

532.400

1.441.487

909.087

36,9%

20,6

24,3%

92.

Pompadour Tee GmbH, Bozen3

495.100

1.900.672

1.405.572

26,0%

21,7

8,9%

93.

Cea Italia GmbH, Bozen

491.173

1.380.683

889.510

35,6%

26,1

1,2%

94.

Css AG, Bozen

488.812

533.718

44.906

91,6%

16,9

75,3%

95.

Italienische Parkgaragengesellschaft AG, Bozen

480.681

337.765

-142.916

142,3%

13,0

22,0%

96.

Agrochimica AG, Bozen

476.811

1.119.429

642.618

42,6%

42,5

3,8%

6

97.

Zumtobel Illuminazione GmbH, Vahrn

466.891

661.450

194.559

70,6%

41,8

5,0%

98.

Frener & Reifer Metallbau GmbH, Brixen

463.950

889.173

425.223

52,2%

29,4

22,2%

99.

Lunch Time AG, Bozen4

453.574

1.163.522

709.948

39,0%

20,0

1,0%

Rabensteiner GmbH, Brixen

446.489

785.060

338.571

56,9%

21,3

10,3%

100. 1

FIRMENNAME

Bilanz zum 30.06.08 | 2 29.02.09 | 3 31.03.09 | 4 30.09.08 | 5 31.03.08 | 6 30.04.08 |

K

Konsolidierte Bilanz der Unternehmensgruppe

Südtirol Panorama März | 2010

17


STEUERN & RECHT

Südtirol 100.000

Gewinn Körperschaftssteuer (IRES)

-27.500

-27,5 % =

Quelle: Hilpold/Steinmair/Rier - ff-Grafik

-15,8 % =

-15.800

Österreich 100.000 -25 % =

-25.000

84.200

75.000

-16.000

-34.000 (z.B. 900.000 Personalkosten + 100.000 Gewinn) x 3,4 %

Gewerbesteuer Sozialabgaben

100.000

72.500

Gewinn nach IRES IRAP (3,4 %) Grundlage: Wertschöpfung*

Deutschland

-16 % =

verschiedene Sozialversicherungsmodalitäten der Länder beachten

Gewinn nach Steuern

38.500

68.200

75.000

Steuerbelastung

61,5 %

31,8 %

25 %

Regionen frei verfügen können. Seither können die Regionen den IRAP-Satz um höchstens 0,92 Prozentpunkt heben oder senken. Südtirol ist die einzige Provinz Italiens, die die IRAP um 0,92 Prozent gesenkt hat. Davon Gebrauch machen können bis dato aber nur jene Unternehmen, die dazu bereit sind, auf Landesbeiträge zu verzichten. „Dass Südtirol diese Steuersenkung voll ausgenutzt hat, muss man unserer Landesregierung wirklich lobend zugute halten. Vor allem da diese 0,92 Prozent in sehr personalintensiven Unternehmen auch 15 oder 20 Prozent an Steuererleichterung ausmachen können“, erklärt Walter Steinmair.

* Wertschöpfung: Gewinn + Fremdkapitalzinsen + Personalkosten

Angenommen, ein Betrieb hat 100.000 € Gewinn und 900.000 € Personalkosten: Bei diesem Vergleichsbeispiel würde in Italien eine Besteuerung von 61,5 Prozent anfallen, in Deutschland dagegen von nur 31,8 Prozent und in Österreich von gar nur 25

BEISPIELRECHNUNG:

▶ Bei einem Gewinn von 100.000 € plus Personalkosten und Zinsen in Höhe

Betrachtet man das Ranking der 100 größten Steuerzahler Südtirols, so fällt auf, dass drei Unternehmen eine Steuerbelastung von über 100 Prozent aufweisen. Das Unternehmen Fercam Finance AG sogar von 638 Prozent. Das Beispiel zeigt, dass Unternehmen mit vielen Mitarbeitern bei der Entrichtung der Steuern klar benachteiligt sind. „Sind hohe Personalkosten und hohe Zinsen vorhanden, dann wirkt die Belastung IRAP ganz anders, als wenn ein Unternehmen ohne Zinsen und ohne Personalkosten auftritt“, erklärt der Steuerberater Stefan Klotzner. DIVIDENDENAUSSCHÜTTUNG. „Das ist

ein exorbitant hoher Steuersatz. Der reale Gewinn fällt damit für die Kapitalgesellschaften sehr gering aus. Um am internationalen Markt zu bestehen, hat das Unternehmen damit kaum Möglichkeiten, genügend Eigenkapital aufzubauen um Investitionen zu tätigen“, erklärt Walter Steinmair. Dazu kommt im Falle einer Dividendenausschüttung eine weitere progressive Besteuerung des Gewinnes nach Steuern:

Foto: Alexander Alber

land hat bei diesem Vergleichsbeispiel eine fiktive Steuerbelastung von 32 Prozent, Österreich von 25 Prozent (siehe Grafik oben).

Die Höhe der zu entrichtenden Steuern setzt sich in Italien aus der Körperschaftssteuer IRES und der regionalen Wertschöpfungssteuer IRAP zusammen

noch einmal persönlich besteuert. Bei Gesellschaftern mit nicht wesentlicher Beteiligung sind es 12,5 Prozent. ▶ Je nach Einkommen werden 19.142 € (z.B. bei wesentlichen Beteiligungen: 38.500 € mal 49,72 Prozent) dann noch progressiv mit mindestens 23 und maximal 43 Prozent besteuert. ▶ Bei einer Besteuerung von 43 Prozent wären dies 8.231 €. Dieser Betrag wird von den 38.500 € abgezogen und macht den Gewinn nach Steuern aus. Dem Unternehmer bleiben von 100.000 € Gewinn vor Steuern also nur noch 30.269 € nach Steuern übrig.

BEISPIELRECHNUNG:

▶ Der Gewinn nach Abzug von IRES und IRAP beträgt also 38.500 €. Wird diese Summe an einen Gesellschafter mit wesentlicher Beteiligung ausgeschüttet, so werden 49,72 Prozent dieses Betrages

18

Südtirol Panorama März | 2010

SÜDTIROL VERSUS ITALIEN. Von 4,25 auf

3,9 Prozent hat der Staat im Jahre 2009 die IRAP herabgesetzt. Diese Senkung hat auch die Hebesätze der Regionen beeinflusst, also jenen Anteil am IRAP-Satz, über den die

von 900.000 beträgt die IRAP nicht mehr wie im Rest Italiens 39.000 € (3,9 Prozent), sondern 29.800 € (2,98 Prozent). ▶ Das ist eine Steuerersparnis nicht von 1 Prozent, sondern von 10 Prozent. HIN ZUM STEUERFÖDERALISMUS. Im-

mer wieder kommt die Frage auf, warum Südtirol die IRAP nicht zur Gänze abschaffen könne. „Südtirol hat im Moment nur die Möglichkeit, die IRAP auf maximal 2,98 Prozent zu reduzieren und dieses Potenzial wurde gänzlich ausgeschöpft. Möglich könnte dies erst durch den Steuerföderalismus werden, der zwar bereits per Gesetz beschlossen wurde, allerdings erst noch mit Inhalt gefüllt werden muss. Das wird mindestens noch zwei Jahre dauern“, meint der Steuerexperte Walter Steinmair. ◀


BUSINESS PR-INFO

Roundly minded Manager

Foto: Alexander Alber

Professor Michael Neugart ist Studienverantwortlicher für den Studiengang „Ökonomie und Sozialwissenschaften“

Seit sechs Jahren gibt es den kleinen, aber feinen Studiengang „Ökonomie und Sozialwissenschaften“ an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften in Bozen. Für einige Absolventen war dieser Studiengang bereits das Sprungbrett für einen Karrierestart auf internationalem Terrain.

D

ie Ausbildung von Experten in den Bereichen Wirtschaft, Politik, Philosophie und Sozialwissenschaften, das ist Ziel des Studienganges „Ökonomie und Sozialwissenschaften“ an der Freien Universität Bozen. In Europa wird ein solches „studium generale“ nur noch in Oxford und Bayreuth angeboten. Der Studienverantwortliche Michael Neugart erklärt im Interview, warum dieses Studium gerade in Bozen so einzigartig ist. SÜDTIROL PANORAMA: Den Kern des Studiums macht der Bereich Economics aus. Ergänzt wird dieser mit Politikwissenschaften und Philosophie. Welche Vorteile ergeben sich für den Studierenden? PROF. MICHAEL NEUGART: Wir möch-

ten unsere Studenten zu Roundly minded Managern ausbilden. Also zu Ökonomen, die auch einen Blick über den Tellerrand hinaus werfen können. Denn um das umsetzen zu können, was in der Volkswirtschaftslehre entwickelt wird, bedarf es eben auch eines Wissens über das politische Umfeld. Das Fach Philosophie ist insofern wichtig, weil Ökonomie mit Wertvorstellungen verbunden ist. Die Philosophie gibt das entsprechende Rüstzeug dafür.

Wie ist das Studium aufgebaut?

Nachdem im ersten Jahr Einführungen in die Mikro- und Makroökonomie, in die Politikwissenschaft, in die Mathematik und in die Statistik vermittelt werden, folgen im zweiten und dritten Jahr die vertiefenden Fächer. Außerdem verpflichten wir unsere Studenten, ein Praktikum zu machen und für ein Semester im Ausland zu studieren. Womit hebt sich der Studiengang von seinen Mitbewebern ab?

Ganz klar, mit unserem Alleinstellungsmerkmal, der Dreisprachigkeit. Der Unterricht wird also in deutscher, italienischer und englischer Sprache geführt. Für viele Studenten aus Nicht-EU-Ländern leider eine Hürde, weil sie oft drei Sprachen neu erlernen müssen. Welche Voraussetzungen braucht es, um in diesen relativ kleinen Studiengang mit 60 Studenten aufgenommen zu werden?

Studenten müssen vor allem Interesse und Talent für Sprachen mitbringen, an gesellschaftlichen Themen interessiert sein und keine Scheu vor formalen mathematischen Argumentationen haben. Aufnahmeprüfung gibt es keine, dafür laufen im März und im Juni Be-

werbungsfristen, in denen die Schulzeugnisse der letzte zwei Jahre, ein Motivationsschreiben und wenn möglich auch ein Fremdsprachenzertifikat eingereicht werden können. Und wie steht es um Karrierechancen?

Die meisten Absolenten belegen nach ihrem dreijährigen Bachelorabschluss ein Masterprogramm. Wobei wir es immer wieder schaffen, unsere Studenten in sehr renommierten Programmen unterzubringen, wie erst kürzlich eine Studentin an der Hertie-School in Berlin. Da unsere Absolventen ihren Arbeitgebern aber nicht nur inhaltliche Kompetenz, sondern auch einen internationalen Hintergrund bieten können, hatten wir auch schon Absolventen, die in der Botschaft in Berlin gearbeitet haben oder in jener PR-Agentur in Washington, die den USWahlkampf der Demokraten gemanagt ◀ hat.

infobox

Freie Universität Bozen Universitätsplatz 1, 39100 Bozen Tel. 0471 01 21 00 info@unibz.it www.unibz.t

Südtirol Panorama März | 2010

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STEUERN & RECHT

Die Reformerin Dem „System Südtirol“ ist sie im Wahlkampf zu den Europaparlamentswahlen empfindlich auf die Pelle gerückt. Jetzt ist Renate Holzeisen zurück – und präsentiert in einem kritischen Interview ein innovatives Steuersystem für Südtirol.

SÜDTIROL PANORAMA: Sie bieten mit Ihrer Kanzlei ausländischen Unternehmen Wirtschafts- und Rechtsberatung für deren wirtschaftliche Tätigkeiten in Italien an. Wie attraktiv ist Südtirol für ihre Mandanten? RENATE HOLZEISEN: Fakt ist, dass

Foto: Alexander Alber

wir in Südtirol einen optimalen Mix aus hoch qualifizierten Produktionsunternehmen und diversifizierten Dienstleistungsunternehmen bräuchten, der genau auf unser Gebiet zugeschnitten ist. Südtirol bietet bislang aber immer noch eine Reihe von zum Teil selbst gemachten Standortnachteilen: Ein Nachteil sind der äußerst begrenzte Grund und Boden und die daraus resultierenden, im Vergleich zu anderen Gegenden sehr hohen Grundstückspreise. Ein weiterer Nachteil ist die beschwerliche Suche nach motiviertem und qualifiziertem Personal. Sie gestaltet sich aufgrund eines viel zu lange aufgebauschten und den Arbeitsmarkt aufsaugenden öffentlichen Sektors oft als sehr schwierig und ist gerade für ausländische Unternehmen nicht akzeptabel.

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Die niedrige Arbeitslosigkeit stellt also einen Nachteil für Südtirol dar?

Südtirol Panorama März | 2010

Die derzeit noch niedrige Arbeitslosigkeit rührt daher, dass wir einen unverhältnismäßig hohen Anteil der im öffentlichen Verwaltungsapparat Tätigen haben. Von den insgesamt 190.000 Beschäftigten in Südtirol sind 50.000 im öffentlichen Dienst beschäftigt. Dieser aufgeblähte Verwaltungsapparat ruiniert den Arbeitsmarkt dahin gehend, dass gewisse Anreize in Südtirol verkümmern. Das ist eine höchst bedenkliche Entwicklung, vor allem weil sie automatisch ein Absinken der Motivation und der Professionalität mit sich bringt. Solange es für die Südtiroler ein erstrebenswertes Lebensziel ist, „beim Land“ unterzukommen, können wir einer wettbewerbsfähigen und erfolgreichen Privatwirtschaft nicht jenen Arbeitsmarkt bieten, den sie braucht. Und wie sieht es mit der Zweisprachigkeit aus, ist die denn kein Wettbewerbsvorteil mehr?

Welche Zweisprachigkeit? Fakt ist, dass die Sprachkenntnisse sehr vieler Südtiroler – sowohl deutscher als auch italienischer Muttersprache – leider sehr begrenzt sind. Oberschulabgänger, ja sogar Akademiker zu finden, die ein angemessenes Deutsch


STEUERN & RECHT

Weitsicht: Renate Holzeisen in ihrer Kanzlei am Waltherplatz in Bozen

S체dtirol Panorama M채rz | 2010

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STEUERN & RECHT und Italienisch sprechen, ist leider keine Selbstverständlichkeit. Selbst mit der eigenen Muttersprache haben viele deutschsprachige Südtiroler zu kämpfen. Aber solange unsere Landespolitik sich immer wieder wochen- und monatelang mit absolut überflüssigen Themen, wie etwa der Doppelstaatsbürgerschaft oder dem Siegesdenkmal in Bozen, auseinandersetzt, wird es uns nie gelingen, hoch qualifiziertes „Humankapital“ zu schaffen und zu fördern. Die Südtiroler täten gut daran, sich vor Augen zu halten, dass die Immigranten von heute sehr schnell die hoch qualifizierten Arbeitnehmer und Unternehmer von morgen sein werden.

Aber eine Abschaffung der Förderungen in Form von Beiträgen würde doch zu einem Kollaps der Wirtschaft führen?

Nein, nicht notwendigerweise. Hätte Südtirol in Zukunft eine Steuerhoheit und könnte somit über die Art und Höhe der Besteuerung selbst entscheiden, könnte gerechter und besser gefördert werden. Funktionieren würde dies, indem man nicht mehr nur den üppigen Landeshaushalt verteilt, sondern förderungswürdige Unternehmer wie auch Privatpersonen über entsprechend gestaltete Steuerabzüge unterstützt. Für

Sie meinten eingangs auch, dass die künstlich hochgetriebenen Grundstückspreise für Standortniederlassungen in Südtirol hinderlich seien. Wer ist schuld an den hohen Preisen – der knappe Grund oder die immer öfter kritisierte Förderpolitik?

Wie bereits gesagt, die Knappheit des Grundes ist ein Tatsache. Daran können wir nichts ändern. Wohl aber die absurde Eigenheimförderpolitik, die in den letzten Jahrzehnten praktiziert wurde. Grundsätzlich sollte eine radikale Abkehr von dieser Beitragsmentalität erfolgen. In Südtirol wird ja generell jede Geschäftsidee, jede Initiative, jedes Ereignis und jedes Bauvorhaben vom Gedanken begleitet: Welchen Landesbeitrag bekomme ich dafür? Das gibt es anderswo nicht! Anderswo müssen die Idee und das Projekt überzeugen, damit sie die finanziellen Mittel am Markt finden. Das schafft eine Steigerung der Motivation und damit Professionalität und echte Innovation!

Ja, denn unser Beitragswesen schafft Abhängigkeiten und stellt eine Bevormundung der Bürger dar. Deshalb brauchen wir eine radikale Abkehr vom Prinzip des „Sammelns und Verteilens“ hin zu einem „Leistungs- und Bedürftigkeitsprinzip“. Die Perversion des Machtinstrumentariums „Beitrag“ im „System Südtirol“ wird durch die Schlange an Bittstellern, die sich morgens ab 6 Uhr vor dem Büro des Landeshauptmanns bildet, verdeutlicht.

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Südtirol Panorama März | 2010

Fotos: Alexander Alber

Sie fordern also eine radikale Abkehr von der Förderpolitik?

Unternehmen etwa mittels einer flotten steuerlichen Abschreibungsmöglichkeit von Immobilien und sonstigen Investitionen – und zwar mit möglichst rascher Auszahlung von eventuell dadurch entstehenden Steuerguthaben. Eine analoge steuerliche Abzugsfähigkeit könnte auch für förderungswürdige Privatpersonen bei Anschaffung der Erstwohnung eingesetzt werden. Die Abwicklung eines solchen Systems würde über die Steuerverwaltung, sprich die Agentur der Einnahmen, laufen, was gleichzeitig wohl den Effekt einer grö-


STEUERN & RECHT ßeren Transparenz hätte. Das würde einen enormen Verwaltungsapparat des „Landes“ überflüssig machen und hätte den extrem positiven Effekt, Unternehmer und Bürger generell von der politischen Abhängigkeit zu befreien.

ohne „autonome“ Steuerpolitik eigentlich unmöglich. Aufgrund der über das Autonomiestatut zugestandenen primären Gesetzgebungskompetenzen ist die Steuerhoheit eine logische Entwicklung.

Um den Wirtschaftsstandort Südtirol zu stärken, führt an der Steuerhoheit also kein Weg vorbei.

Und warum ist die Steuerhoheit bis heute nicht Realität?

Grundsätzlich ist die Steuerhoheit eine notwendige Voraussetzung für wirtschaftspolitische Maßnahmen. Denn eine „autonome“ Wirtschaftspolitik ist Steuerhoheit für Südtirol: Das ist die Forderung von Renate Holzeisen

Ganz einfach: Damit fiele das allzu oft von der Landesregierung missbrauchte Alibi eines in Korruption gefangenen und in seiner Steuer- und Wirtschaftspolitik festgefahrenen italienischen

„Die große Farce des ständig wachsenden Landeshaushaltes muss ein Ende haben …“ Renate Holzeisen

Die Systemkritikerin. Manchen in Politik und Wirtschaft ist Renate Holzeisen ein Dorn im Auge: Mit ihrer Kritik zum „System Südtirol“ traut sie sich, Tabus zu brechen. Der Kampf um Gerechtigkeit prägt ihr Leben. Jetzt muss sie dafür vor Gericht. Bekannt geworden ist die 43-Jährige vor allem, als sie die Interessen von 10 Mila-Bauern gegen Milkon-Gastrofresh in einem Zivilprozess vertreten hat. Die Klage wurde abwiesen, die Bauern zu Prozesskosten verdonnert. Milkon hat jetzt zum Gegenschlag ausgeholt: Die Staatsanwaltschaft hat in der Zwischenzeit Anklage gegen Holzeisen erhoben. Die Milkon fühlte sich durch von ihr getätigte Aussagen im Wahlkampf zu den Europaparlamentswahlen im Frühjahr 2009 diffamiert. Holzeisen schlägt zurück: „Mit dieser Verleumdungsklage des Herrn Alfons Alber eröffnet sich somit indirekt die Möglichkeit, den Milkon-Fall neu strafrechtlich aufzurollen. Gleichzeitig hat auch Ex-Anwaltskammerpräsidentin Maria Carmela Carriere Strafanzeige gegen Holzeisen erhoben: ebenfalls wegen Rufschädigung während des Wahlkampfes. Renate Holzeisen ist als Rechtsanwältin, Wirtschafts- und Steuerberaterin sowie Rechnungsprüferin seit 2003 Partnerin der Kanzlei Rimbl, Holzeisen & Partners in Bozen und berät internationale Unternehmen in rechtlichen und steuerlichen Belangen. Seit 2009 lehrt sie wieder an der Universität Innsbruck Italienisches und damit Internationales und speziell Europäisches Steuerrecht.

Zentralstaates weg. Und wir Südtiroler müssten schlagartig endlich die längst überholte und höchst peinliche „Opferrolle“ aufgeben, die mittlerweile südlich wie nördlich des Brenners mit berechtigtem Unverständnis wahrgenommen wird. Fakt ist, dass wir mit einer Steuerhoheit unser Land eigenverantwortlich, transparent und sachkompetent wirtschaftspolitisch bestimmen und damit auch den derzeit viel zu hohen Steuerdruck senken könnten. Solange sich in Südtirol aber nicht viele wesentliche Rahmenbedingungen radikal ändern, bleibt die Steuerhoheit nur eine Zukunftsvision. Sie lehnen sich sehr weit aus dem Fenster …

Wissen Sie, man hat in Südtirol als aufmerksamer Beobachter allzu oft den Eindruck, dass Investitionen der öffentlichen Hand vorwiegend dann mit großem Engagement getätigt werden, wenn sich dadurch Möglichkeiten eröffnen, gewisse Interessensgruppen, aber auch einzelne Unternehmen oder Personen indirekt zu subventionieren. Denken wir doch an das Beispiel Sel AG: Was nützt den Bürgern eine Sel AG, wenn sie sich gleichzeitig keinen direkten Vorteil etwa in Form von billigem Strom erwarten dürfen? Warum gründet man eine derartige Gesellschaft mit Landesbeteiligung? Als Machtinstrument? Als Spielwiese und Versorgungsstelle von Parteisoldaten? Als pseudoprivatwirtschaftliches Parkett, damit einige wenige unter systematischer Ausschaltung der Transparenz enorme Beträge bewegen können? Warum sticht eine Gesellschaft mit Landesbeteiligung die Gemeinden bei der Konzessionsvergabe aus? Man will also die Bürgernähe nicht? Wollen Sie damit ausdrücken, dass das Land also nicht alles und jeden unterstützen sollte?

Die große Farce des ständig wachsenden Landeshaushaltes muss ein Ende haben. Es muss festgestellt werden, dass der ständig wachsende, weil von den Politikern entsprechend so gesteuerte öffentliche Finanzbedarf, letztendlich von nur einem Teil der Einkünfte beziehenden Bevölkerung getragen wird. Das hat als logische Konsequenz ein stetiges Anziehen der Steuerschraube. Und zwar

Südtirol Panorama März | 2010

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STEUERN & RECHT für alle jene, die nicht in die Schattenwirtschaft flüchten können oder wollen. Aber ganz konkret: Wie könnte denn die Steuerlast drastisch reduziert werden?

Grundvoraussetzung ist ein radikales wirtschaftspolitisches Umdenken. In jedem spezifischen Fall muss die Frage gestellt werden, ob ihn die öffentliche Hand effektiv besser lösen kann als die Privatwirtschaft. Außerdem muss die Frage erlaubt sein und sie muss auch offen diskutiert werden, ob bestimmte Projekte wirklich so viel Nutzen bringen, dass eine Finanzierung mit Steu-

schaft samt Genossenschaftswesen genießen, einer transparenten Kontrolle zu unterwerfen. Das gehört auch zum Stichwort Steuergerechtigkeit und verantwortungsvoller Umgang mit öffentlichen Mitteln.

Im Wahlkampf haben Sie schwere Geschütze gegen das System Südtirol aufgefahren. Jetzt liegen zwei Strafanzeigen wegen Rufschädigung und Diffamierung gegen Sie vor. Wer Sie kennt, der weiß, dass Sie das nicht auf sich sitzen lassen werden, oder?

Als Standortnachteil Südtirols wird immer wieder die fehlende Erreichbarkeit angegeben. Wo müsste hier angesetzt werden?

Meine Äußerungen waren und sind stets wohlüberlegt und begründet und daher sehe ich etwaigen gerichtlichen Verfahren mit größter Gelassenheit entgegen. Zudem habe ich meine Verteidigung einer „systemexternen“, im Medienrecht spezialisierten, hochqualifizierten Anwältin anvertraut.

In Bereichen, wo tatsächlicher Investitionsbedarf besteht, wie attraktive und moderne Bahnverbindungen, wird in Südtirol kaum gehandelt. Wir können es uns nicht leisten, auf den Bren-

„Wir wissen alle, dass Steuerhinterziehung schon lange den gesellschaftlichen Grundkonsens gefunden hat. Auch in Südtirol – in speziellen Branchen ganz besonders …“ Renate Holzeisen

ergeld zu rechtfertigen ist. Es geht also um einen transparenten und verantwortungsvollen Umgang mit öffentlichen Geldern bei einer gleichzeitigen Verschärfung der Kontrollen, die für alle im selben Maße gelten müssen. Wollen Sie damit sagen, dass Steuerhinterzieher zu leichtes Spiel haben?

Wir wissen alle, dass Steuerhinterziehung schon lange den gesellschaftlichen Grundkonsens gefunden hat. Auch in Südtirol – in speziellen Branchen ganz besonders. Zur Folge hat dies, dass die ständig wachsende Steuerlast noch ungerechter verteilt wird. Eine Akzeptanz des Steuerdrucks in der Bevölkerung kann also nur über eine Reduzierung der Steuerlast erreicht werden und mit einer verstärkten Kontrolle für alle. Werfen wir doch einen Blick auf die USA: Aufgrund des nicht überzogenen Steuerdrucks wird dort Steuerhinterziehung gesellschaftlich geächtet. Wir hingegen befinden uns in der genau umgekehrten Situation. Letztendlich muss es auch in Südtirol möglich sein, bestimmte Privilegien, die etwa die Landwirt-

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Südtirol Panorama März | 2010

nerbasistunnel zu warten, um eine anständige Zugverbindung in die angrenzenden nördlichen Regionen gewährleistet zu bekommen. Ganz abgesehen davon, dass der BBT die Probleme im lokalen Nahverkehr und in der Verbindung in den Süden auch nicht lösen wird. Ich frage mich, weshalb die Südtiroler Landesregierung nicht mit aller Vehemenz für die Gründung einer Kapitalgesellschaft ähnlich der Autobahngesellschaft für den Eisenbahnsektor eintritt. Eine Gesellschaft für die Trasse Bozen–Verona, Bozen–Innsbruck oder noch besser, Innsbruck–Verona. Warum investiert man nicht in modernes, mit hoher Frequenz fahrendes Rollmaterial? Warum investiert man nicht in attraktive, moderne Bahnhöfe? Warum investiert man nicht in einen Shuttledienst zu den nächstgelegenen Regionalflughäfen? Weil es sich dabei eben um keine landesfürstlichen Projekte handelt, sondern um ein Projekt, in dem man sich ernsthaft und transparent über Ziele und Mittelverwendung mit landesexternen gleichwertigen Partnern auseinandersetzen müsste.

Abschließend noch zu Ihrem politischen Engagement. Ihr EU-Wahlkampf war durch einen Frontalangriff auf das „System Südtirol“ gekennzeichnet. Wird man Sie auch in Zukunft auf der politischen Bühne sehen?

Ich bin ein politisch denkender Mensch und werde, wie ich es immer getan habe, meine Meinung, allein meinem Gewissen verpflichtet, kundtun. Ich gehöre einer Generation an, die den Klassenkampf und damit die politischen Links-rechts-Modelle als total überholt betrachtet. Mit meiner grünliberalen Einstellung eigne ich mich weder zum Herdenmenschen noch zum Parteisoldaten und werde stets auch andere dazu motivieren, ihre begründete Meinung als mündige Bürger kundzutun. Politik ist nämlich nicht ein Privileg der gewählten Politiker und Parteisprecher, sondern sollte in erster Linie ständig von Herz und Verstand mündiger Bürger bestimmt sein. Nur so kann die Einhaltung ethischer Grundregeln, die es gerade auch für eine langfristig erfolgreiche Wirtschaft braucht, gewährleistet ◀ werden. INTERVIEW: VERENA PLIGER


Foto: Alexander Alber

STEUERN & RECHT

Der Kampf um Gerechtigkeit pr채gt das Leben von Renate Holzeisen

S체dtirol Panorama M채rz | 2010

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UNTERNEHMER & MÄRKTE

Foto: ff-Grafik

In Südtirol bezahlen Firmenkunden erst nach durchschnittlich 70 Tagen ihre Rechnungen – also erst 19 Tage nach dem Zahlungsziel

Das Bangen ums Geld Immer mehr Unternehmen warten heute sehr lange auf die Begleichung ihrer Rechnungen oder bleiben gar auf offenen Rechnungen sitzen. Das muss nicht sein: Südtirol Panorama erklärt, welche Instrumente es gibt, mit denen man verspäteten Zahlungen oder Forderungsausfällen vorbeugen kann.

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echnungen werden immer später bezahlt und Zahlungsausfälle nehmen zu. Dieser Trend war schon im Jahr 2008 spürbar, wie das Wirtschaftsforschungsinstitut der Handelskammer im Rahmen einer Studie zur Zahlungsmoral belegt hat. Gewährten beispielsweise die Unternehmen damals ein Zahlungsziel von durchschnittlich 51 Tagen, so haben die Firmenkunden erst durchschnittlich nach 70 Tagen ihre Rechnungen bezahlt, also 19 Tage nach dem Zahlungsziel.

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tigt, „dass in den letzten zwei Jahren die Inkassoschwierigkeiten zugenommen haben“. „Im Einzelhandel, wo die Ware sofort bezahlt wird, besteht dieses Problem nicht. Genauso wenig wie im Autohandel, der mit speziellen Finanzierungsmodellen arbeitet, wohl aber im Lebensmittelgroßhandel. Allerdings ist dort die Situation nicht dramatisch, im Gegensatz zum Baustoffhandel. Die Auswirkungen sind in diesem Sektor so stark, dass es bereits zu Betriebsschließungen gekommen ist.“

BETROFFENE BRANCHEN. Die größten

STÄRKE ZEIGEN. Dem Unternehmens-

Zahlungsausfälle gemessen am Umsatz verzeichnete in der obgenannten Studie das Baugewerbe mit 3,2 Prozent. „Wenn auch die übrigen Handwerksbranchen wie Holz, Metall, Körperpflege oder Textilhandwerk mit einem Anteil von 1,5 Prozent knapp über dem gesamtwirtschaftlichen Schnitt liegen, so macht sich die schlechte Zahlungsmoral überall bemerkbar, meint Walter Pichler, Präsident des LVH. In dieselbe Kerbe schlägt auch Walter Amort, Präsident des hds, der bestä-

berater Horst Völser vom Roi Team Consultant, fällt auf, dass jene Unternehmen Inkassoschwierigkeiten haben, die es versäumt haben, sich frühzeitig mit diesem Thema auseinanderzusetzen. „Es ist wichtig, dass Unternehmen von Beginn an mit sehr klaren Vorgaben arbeiten: Dies bedeutet, dass die Unternehmen die Kunden, mit denen sie zusammenarbeiten, genau unter die Lupe nehmen: beispielsweise Referenzen über ihre Zahlungsmoral und ihre Kreditwürdigkeit einholen. Dies kann

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unter anderem über eine Kreditauskunft geschehen. Weiters müssen Kunden, die einmal nicht pünktlich bezahlt haben, bereits vor Fälligkeit der Rechnung auf den anstehenden Zahlungstermin hingewiesen werden und das nicht nur einmal, sondern mehrmals.“ Horst Völser rät seinen Kunden, sich einen Ruf zu erarbeiten und diesen klar zu kommunizieren: „Dies ist bei revolvierenden Verkäufen mit Stammkunden eine sehr gute Vorbeugemaßnahme, sodass es gar nicht zu verspäteten Zahlungen kommt. Die Kunden müssen wissen, dass sie keine Lieferungen mehr bekommen, wenn sie die Rechnungen nicht pünktlich bezahlen und dass bei einer ausbleibenden Zahlung der Rechtsweg beschritten wird.“ Allerdings dürfe man keine Zeit verlieren, bevor man einen Rechtsanwalt einschaltet, denn wer zu lange wartet, kann sich oft nur mehr in eine lange Reihe von Gläubigern einreihen, sodass sich die Chancen, zu seinem Geld zu kommen, verschlechtern würden. Aus diesem Grund sei es auch besser, vorzubeugen, als zu sanieren.


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Kreditauskunft

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reditauskünfte (in Deutschland Schufa genannt) werden von spezialisierten Unternehmen erteilt, die Zahlungsverzögerungen und -schwankungen von Unternehmen beobachten und eine Risikoeinschätzung vornehmen. Alle Mitglieder im Verbund der Kreditauskunftsgesellschaft sind verpflichtet, säumige Schuldner zu melden, um für die Bonitätseinschätzungen das tatsächliche Zahlungsverhalten der Unternehmen zu berücksichtigen. Die Dienstleistungen der Kreditauskunftsgesellschaften reichen von der Überprüfung von Wechselprotesten bis hin zur Erstellung von Ratings. Die zur Verfügung gestellten Daten können Schwächen im Forderungsmanagement aufzeigen, dienen aber vor allem als Frühwarnindikator für Liquiditätsprobleme und Insolvenzen. In den meisten Fällen zeichnen sich jedoch Liquiditätsprobleme schon früh ab: „In allen mir bekannten Fällen haben sich die Liquiditätsprobleme bereits vorher abgezeichnet“, bestätigt Horst Völser.

Factoring

B

eim Factoring werden die Kundenforderungen an eine Factoring-Gesellschaft übergeben. In der Regel werden 80 Prozent des Rechnungsbetrages oder der vereinbarten Höhe dem Unternehmer, der die Forderung verkauft, sofort gutgeschrieben. Die restlichen 20 Prozent erhält der Zessionär, nachdem der Schuldner die Rechnung bezahlt hat. Spätestens aber innerhalb eines bestimmten Zeitraumes, unabhängig davon, ob der Schuldner bezahlt hat oder nicht. Somit wird das Unternehmen durch die entsprechende Risikoübernahme durch den Factor vor Forderungsausfällen geschützt. Es gibt zwei Arten des Factorings: Während beim echten Factoring der Factor das Ausfallrisiko übernimmt, sorgt beim unechten Factoring der Factor nur für die Eintreibung. Diese Finanzierungsform wird in Deutschland vor allem von mittelständischen Unternehmen genutzt. „Südtiroler Banken sind nicht im Factoring-Geschäft aktiv. Es gibt aber einige italienische Banken mit Sitz in Südtirol, die es über ihre eigenen Factoring-Gesellschaften außerhalb Südtirols anbieten“, sagt Horst Völser.

VORTEILE:

▶ Der Unternehmer erhält Informationen über die Zahlungsmoral und über die Einschätzung des Ausfallrisikos aufgrund des tatsächlichen Zahlungsverhaltens eines Kunden. NACHTEILE:

▶ Die wahren Gründe für eine ausbleibende Zahlung werden bei der Kreditauskunft oft nicht bekannt. Außerdem kommen Unternehmen, die plötzlich in Zahlungsschwierigkeiten geraten sind, nicht zum Zug.

VORTEILE:

▶ Der Factor übernimmt das Forderungsmanagement. Damit verbessert Factoring die Liquidität des Unternehmens, da die Forderung verkauft wird und der entsprechende Betrag sofort kassiert wird. NACHTEILE:

▶ Je risikoreicher die Branche des Schuldners und je geringer seine Bonität, desto höher die Kosten des Factors und desto geringer der Betrag, für den er das Ausfallrisiko übernimmt.

Geldeintreiber

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läubiger, die beim Inkasso von Forderungen nicht weiterkommen, suchen nach Alternativen und bedienen sich des Geldeintreibers, der die Forderung für den Gläubiger einholt. Dabei wird von seriösen Geldeintreibern eine Fixgebühr von 25 bis 100 Euro verlangt, sowie 10 bis 20 Prozent der Inkassosumme. In der Regel können 20 bis 25 Prozent der Forderung bei Forderungen bis zu 10.000 Euro, eingetrieben werden. In dieser Größenordnung würde dieses System, – laut Horst Völser – relativ gut funktionieren. Aufträge mit höheren Summen würden selten angenommen. Allerdings rät Völser, auf jeden Fall Referenzen über den Geldeintreiber einzuholen: „Unseriös sind mit Sicherheit jene Geldeintreiber, die hohe Anzahlungen verlangen. Denn oft sind Geldeintreiber ,Bauernfänger‘, die den Frust von Gläubigern ausnutzen und Beträge kassieren, ohne dafür eine Dienstleistung zu bieten.“ VORTEIL:

▶ Das lästige Eintreiben von Forderungen wird an Dritte übertragen. NACHTEIL:

▶ Wenn der Schuldner kein Vermögen hat, nutzt auch der Geldeintreiber nichts. ▶ Der Weg über den Geldeintreiber kann zudem das Image des Auftraggebers nachhaltig schädigen. So kommt es vor, dass solvente Kunden die Zusammenarbeit mit jenen Unternehmen kündigen, die Geldeintreiber beauftragen.

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UNTERNEHMER & MÄRKTE VORBEUGUNG. Das kann der Unterneh-

mer, indem er bei Neukunden Vorsicht walten lässt. „Bei unbekannten Kunden oder Kunden, bei denen der Unternehmer eine schlechte oder gar keiner Auskunft erhalten hat“, so Völser, „sollte ein Verkauf nur gegen Vorkasse erfolgen. Im Investitionsgüterbereich, in dem das Unternehmen das Verhalten des Neukunden nicht kennt, kann auch mit Kreditversicherungen gearbeitet werden. Bei Kunden mit geringer Kreditwürdigkeit muss das Unternehmen die Härte haben, nicht zu verkaufen.“

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Kreditversicherung

„Der Kunde muss entscheiden, ob er die Kosten in Zusammenhang mit einem Gerichtsverfahren auf sich nehmen will …“ Markus Wenter

RECHTSWEG. Bevor der Rechtsweg be-

stritten wird, holt Rechtsanwalt Markus Wenter bei einem Kreditauskunftsunternehmen Informationen über den Vermögensstand der Schuldner ein, um zu überprüfen, ob die Forderung überhaupt eingebracht werden kann, oder ob der Schuldner nicht bereits zahlungsunfähig ist. „Gutem Geld soll man nicht schlechtes Geld nachwerfen, deshalb muss der Kunde entscheiden, ob er die Kosten in Zusammenhang mit einem Gerichtsverfahren auf sich nehmen will.“ Denn es nütze nichts, den Rechtsweg zu bestreiten, um einen vollstreckbaren Titel zu erhalten, der am Ende nichts wert ist, weil der Schuldner kein Vermögen mehr hat. „Bei einer Forderung von 2.000 bis 3.000 Euro zahlt es sich oft einfach nicht aus, die Forderung einzuklagen, da die Spesen von ungefähr 800 Euro im Verhältnis zum einzuklagenden Betrag zu groß sind – vor allem geringe Chancen bestehen, das Geld zu erhalten. Anderseits ist es leichter, eine kleine Forderung einzutreiben, weil

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Mit einer Kreditversicherung entschädigt die Versicherungsgesellschaft je nach vereinbarter Höhe oder Berücksichtigung des Selbstbehaltes bei Forderungsausfall den Versicherten. „Eine Kreditversicherung ist sinnvoll, wenn ein Unternehmen das Risiko tragen muss, dass zwischen der Lieferung einer Ware oder der Erbringung einer Dienstleistung und deren Bezahlung ein zeitlicher Abstand liegt. Zudem ist eine solche Versicherung für Unternehmen sehr ratsam, die ihre Abnehmer nicht persönlich kennen oder stark im Exportgeschäft tätig sind“, sagt Gregor Stimpfl. Die Versicherungsprämie wird dabei von der Branche, der Bonität, der Anzahl der Kunden oder der Höhe des zu versichernden Forderungsbestandes beeinflusst. Generell könne man von einem Satz zwischen 0,5 bis 1,5 Prozent ausgehen. VORTEIL:

▶ Entschädigung bei Forderungsausfällen. ▶ Verbesserung des Kundenstammes aufgrund der Bonitätsbewertungen der Kreditversicherung. NACHTEIL:

▶ Man muss von einer relativ hohen Prämie ausgehen. ▶ Aufgrund der genauen Kredit- und Bonitätsprüfung der einzelnen Unternehmen fallen gerade jene Strukturen, die durch ihre angeschlagene finanzielle Situation auf eine Kreditversicherung angewiesen wären, durch das Raster des Kreditversicherers.

genügend pfändbare Gegenstände oder Vermögen vorhanden sind.“ Bei größeren Forderungen rät Markus Wenter jedenfalls zu klagen: „Denn die Anwaltskosten von ungefähr 1.500 Euro fallen im Vergleich zu einer offenen Forderung nicht mehr so ins Gewicht. Außerdem kann die Forderung in steuerlicher Hinsicht nur ausgebucht werden, wenn der Gläubiger beweisen kann, dass er sich bemüht hat, seine Forderung einzutreiben.“ KOSTEN. In der Regel vergehen in Südti-

rol von der Mahnung durch den Rechtsanwalt bis zum Erhalt eines rechtskräftigen Exekutivtitels vier bis fünf Monate. In Italien sind es durchschnittlich 1.280 Tage, deshalb sind eine gute Kenntnis der Vermögenslage des Schuldners und eine gute Beratung durch einen Rechtsanwalt wichtig. Markus Wenter empfiehlt, mit den Rechtsanwälten eine Gebührenvereinbarung abzuschließen. Damit wird vor Intervention des Rechtsanwaltes dessen Honorar festgelegt oder ein Prozentsatz der eingebrachten Forderung als Honorar vereinbart. Mit dieser Vereinbarung, die seit zwei Jahren auch in Italien möglich ist, wird der Rechtsstreit nicht nach der Gebührenordnung, sondern aufgrund einer Gebührenvereinbarung abgerechnet. GEFÄHRLICHE KETTENREAKTION. Mar-

kus Wenter hat seit Herbst 2009 eine starke Zunahme von Zahlungsverzögerungen und Zahlungsausfällen festgestellt. „Es betrifft nicht nur Großbetriebe in Italien, sondern auch Klein- und Mittelbetriebe in Südtirol, die nicht mehr die Möglichkeit haben, ihre Schulden zu bezahlen.“ Mit den verspäteten Zahlungen beginnt eine gefährliche Kettenreaktion, die dazu führt, dass die betroffenen Unternehmer ihrerseits ihre Lieferanten erst später bezahlen. Dies führt immer mehr zu hohen Zinskosten, Ertragseinbußen bis hin zu Liquiditätsengpässen und Betriebsauflassungen. Die Handelskammer ist deshalb dazu übergegangen, ihren Geschäftspartnern die Rechnungen sofort zu bezahlen. „Andere Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung sollten dem Beispiel folgen. Dies würde etwa der Bauwirtschaft stärker helfen als die im Konjunkturpaket der Landesregierung für diese Branche aufgelisteten Maßnahmen“, ist Stefan Perini vom Wifo der Handelskammer überzeugt. ◀ EDIT R. MERANER


BUSINESS PR-INFO

Fit für grüne Zukunft Die Etschwerke AG setzt seit mehr als 100 Jahren auf erneuerbare Energien: Nach Wasser und Wind soll jetzt auch aus Sonne und Biomasse Strom erzeugt werden. Wie sich Südtirols Top-Energielieferant künftig fit für die grüne Zukunft macht – ein Interview mit Pietro Caló.

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Neuvergabe der Stromkonzessionen nicht bedacht. Wir wollen dieses Vergabeverfahren jetzt gerichtlich prüfen lassen, sind aber grundsätzlich an einer außergerichtlichen Einigung interessiert. Es bedarf einer klugen Lösung, die berechtigte wirtschaftliche Interessen ebenso berücksichtigt wie die der Talschaften, der Gemeinden und der Bürger. Die Politik hat hier bislang einen zu großen und leider auch negativen Einfluss ausgeübt.

ie Zahlen sprechen für sich: Vier Wasserkraftwerke – zwei im Schnalstal und je eines an der Etsch und in Kardaun – produzieren 500 Millionen Kilowattstunden Energie. Das bedeutet Strom für 140.000 Kunden. Insgesamt werden rund 260.000 Südtiroler mit Energie versorgt, hinzu kommen 43.000 Kunden, die mit Gas beliefert werden. Damit sind die Etschwerke Südtirols größter Energieversorger. Gleichzeitig sind sie auch der erfolgreichste: Im Jahr 2008 haben die 430 Mitarbeiter einen Nettogewinn von 20 Millionen Euro erwirtschaftet. Ein Gewinn, der den Eigentümergemeinden Bozen und Meran zugute kommt. Neben der Wasserkraft wird jetzt auch der Wind zur umweltfreundlichen Energiegewinnung genutzt. Pietro Caló, beauftragter Verwalter der Etschwerke AG, erläutert, wie sich Südtirols Top-Energielieferant fit für die grüne Zukunft macht.

Foto: Alexander Alber

Wie sind Ihre Aussichten für das aktuelle Geschäftsjahr?

SÜDTIROL PANORAMA: Herr Caló, Sie beschreiten mit Ihrem Unternehmen Neuland – zum einen durch die Nutzung der Windenergie und zum anderen durch Projekte außerhalb der Landesgrenzen ...

Und wenn Sie noch weiter in die Zukunft blicken? Pietro Caló, beauftragter Verwalter der Etschwerke AG

mit dem Trentiner Unternehmen Petrolvilla haben wir ein Wasserkraft-Projekt in Bulgarien gestartet. Wir realisieren dort insgesamt neun Hydrokraftwerke, von denen zwei bereits am Netz sind.

Foto: Alexander Alber

PIETRO CALÓ: Das stimmt. Wir haben

gemeinsam mit der Firma Leitner ein Joint Venture zur Windkraftnutzung gegründet. Geplant sind fünf Windparks – vier in der Toskana und einer am Brenner – mit denen insgesamt 56 Megawatt Strom erzeugt werden sollen. Der erste Windpark in Montecatini ist bereits in Betrieb, ein weiterer soll Anfang 2011 folgen. Am Sattelberg nahe dem Brenner sollen sich ab Ende 2011 die Windräder drehen.

Nach dem Topgewinn von 2008 mussten wir im Krisenjahr 2009 durch das geringere Energiepreisniveau etwas zurückstecken. Wir erwarten uns aber immer noch einen Gewinn von 15 bis16 Millionen Euro. Denn wir haben uns dank unserer großen Erfahrung gut auf dem schwierigen Markt bewegt. Bis jetzt läuft die Produktion auch 2010 gut und die Preise sind ähnlich wie im Vorjahr. Nun hoffen wir, dass die Investitionen des vergangenen Jahres gute Ergebnisse liefern.

Wir werden weiter auf die Wasserkraft setzen, die Windkraft wie geplant ausbauen und verstärkt auch über Fotovoltaik und Biomasseanlagen nachdenken. Die erneuerbare Energie war schon immer unser täglich Brot und sie wird in Zukunft immer wichtiger ◀ werden.

infobox

Etschwerke AG Die Wasserkraft bleibt aber weiterhin Ihr stärkstes Standbein?

Selbstverständlich. Auch bei der Nutzung der Wasserkraft bauen wir unser Geschäftsfeld weiter aus. Gemeinsam

Apropos Wasserkraft: Wie bewerten Sie die Konzessionsvergabe durch die Südtiroler Landesregierung?

Wie Sie wissen, wurden wir, ebenso wie viele andere Bewerber, bei der

Zwölfmalgreiner Straße 8 39100 Bozen Grüne Nummer: 800-225420 info@ae-ew.it www.ae-ew.it

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Foto: Alexander Alber

Bernhard Schweitzer ist seit dem plötzlichen Tod seines Vaters Norbert im Herbst 2008 Präsident der international erfolgreichen Schweitzer Gruppe

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Die Last des Erben Stechend blaue Augen, perfekt geschnittener Anzug, fließendes Business-English: Die Zeiten des „Bulldozers“ sind vorbei. Bernhard Schweitzer ist erwachsen geworden. Wie ihn sein Vater auf die Unternehmensleitung vorbereitet hat und wie es ihm gelingt, das Erbe erfolgreich weiterzuführen.

F

ür den Manager Bernhard Schweitzer ist ein Anzug die Synthese aus perfektem Schnitt, feinstem Material und präziser Verarbeitung. Sein Anzug ist schmal geschnitten, das Sakko leicht tailliert. Die Schultern gerade, das Revers nicht zu breit. Krawatte trägt er keine. Der Inhaber der Schweitzer-Gruppe weiß, wann ein Anzug perfekt geschnitten ist. Der 41-Jährige kennt nicht nur die Trends in der Mode, sondern vor allem die Labels, deren Philosophie und Strategie. Wie man zuletzt etwa beim neuen 2500 qm großen Flagshipstore von Giorgio Armani an der 5th Avenue in New York sehen konnte: Von der Projektausführung bis hin zur Montage trägt das Luxus-Geschäft die Handschrift seines Unternehmens. Ob Modebranche oder Food-Bereich – das Naturnser Familienunternehmen konzipiert und realisiert Stores rund um den Globus – von EdekaSupermärkten in der Schweiz bis hin zu Duty-free-Shops in St. Petersburg.

Unternehmen eingeführt und auf die Unternehmensleitung vorbereitet hat. Für Norbert Schweitzer waren Werte wie Authentizität, Standorttreue und Mitarbeiterloyalität immer von großer Bedeutung. Seinen Sohn und Nachfolger hat er schrittweise auf seine Position vorbereitet und keiner leichten Schule unterzogen. „Mein Vater hat mich von Beginn an angetrieben und motiviert. Ganz nach dem Motto: Das geht noch besser. Das kann in manchen Momenten zwar wahnsinnig anstrengend und ner-

venaufreibend sein. Wenn ich aber an die Zeit zurückdenke, dann fehlt mir heute manchmal dieser Ansporn“, so Bernhard Schweitzer. „Natürlich hat es auch Krach gegeben“, gibt der Nachfolger zu, „wenn zwei sehr emotional und mit viel Begeisterung dabei sind, lässt sich das nicht vermeiden.“ GERADLINIG. Heute liegt die Verant-

wortung über 16 Gesellschaften und über 314 Mitarbeiter in den Händen von Bernhard Schweitzer. Die Schweit-

Bocconi-Absolvent die erste operative Aufgabe im Unternehmen übernommen, mitgeholfen hatte er aber schon immer. Damals, nach seinem Einstieg, hatte er 30 Kilogramm mehr auf den Rippen. Heute wirkt er durchtrainiert. Ein Mann mit Disziplin und Selbstbeherrschung. Eigenschaften, um das Erbe seines Vaters Norbert erfolgreich weiterzuführen. Keine leichte Aufgabe: Schließlich war Norbert Schweitzer der Patriarch in der Familie, ein Visionär weit über die Südtiroler Grenzen hinaus. Angesprochen auf den Tod seines Vaters wirkt Bernhard Schweitzer etwas angespannt. Das unerwartete Ableben hat ihn hart getroffen. Sein Vater war für ihn nicht nur Vater, sondern auch unternehmerischer Lehrmeister, der ihn Stück für Stück in das ANGETRIEBEN.

Foto: Alexander Alber

DISZIPLINIERT. Vor 14 Jahren hat der

Norbert Schweitzer († 2008), hat das Unternehmen zu einem der europaweiten Leader im Ladenbau geführt

Internationale Expansion Sieben Niederlassungen zählt die Naturnser Schweitzer Gruppe heute. Damit tritt die Gruppe als Generalunternehmen auf. „Durch unsere Tochterunternehmen Interstore Design und Interforce sind wir in der Lage, ein Projekt von der Konzeptentwicklung bis zur Eröffnung durchzuführen. Das heißt, wir können Kunden wie Edeka, Armani oder Migros eine 360-Grad-Lösung anbieten, und zwar von der Planung, Konzeption und Architektur über die Produktion von individuellen und hochwertigen Einrichtungssystemen bis zur Durchführung, also der Montage auf der Baustelle“, erklärt Präsident Bernhard Schweitzer. Den Hauptumsatz macht heute mit 80 Millionen Euro die Schweitzer AG, während die Interstore GmbH, die sich für das Design der Geschäfte verantwortlich zeigt, 3 bis 4 Millionen Euro erwirtschaftet und die Interforce, die als General Contractor alle Arbeiten von der Bauleitung über die Installation bis hin zur Montage übernimmt, 2 Millionen Euro.

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UNTERNEHMER & MÄRKTE zer Gruppe ist mittlerweile breit gestreut: Neben dem Hauptsitz in Naturns hat die Gruppe Niederlassungen in Basel, Venedig, Hannover, Moskau, Niederndorf (A), Mailand aber auch England. „Bei uns geht es darum, Konzepte für den Einzelhandel zu entwickeln, zu realisieren und zu multiplizieren, den von uns entworfenen Prototyp eines Geschäftes also bestmöglich auf alle Filialen umzusetzen“, so Bernhard Schweitzer.

alen im Jahr sein. Unser großer Vorteil ist eben die eigene Produktion und Fertigung, dadurch können wir flexibel auf verschiedene Situationen reagieren.“ SCHLAGKRÄFTIG. Bernhard Schweit-

zer und seine Teams müssen die Züge des Handelsmarketings kennen. Denn das Konzept des Ladens muss sowohl auf die Ware als auch auf die Käufergruppe zugeschnitten sein. Einkaufen zum Erlebnis zu machen, wie es in Deutschland, Dänemark oder der Schweiz längst gang und gäbe ist, das fehle großteils in Südtirol. Überhaupt bemängelt er, dass es im Food-Bereich kaum einen Supermarkt gebe, der ein wirkliches Einkaufserlebnis suggeriere und beim Kunden ein sogenanntes Aha-Erlebnis hervorrufe. „In kaum einem Land wird so wenig in Ambiente in die Supermärkte investiert wie in Italien“, so Schweitzer, der damit auch eine Lanze für ein Einkaufszentrum in Südtirol bricht. „Es müssen endlich Orte geschaffen werden, in denen Südtiroler zu günstigen Preisen den Grundbedarf abdecken können. Wenn wir in der Peripherie ein Einkaufszentrum ansiedeln würden, dann würden einzelne Qualitätsgeschäfte auch aus der Bozner Innenstadt nicht wegziehen. Denn damit würden die Billigketten raus aus der Stadt und rein in die Einkaufszentrum gehen und die Mietpreise unter den Lauben würden wieder sinken.“

AKTUELL. Der Extrembergsteiger Rein-

hold Messner schreibt in der vor einem Jahr erschienenen Jubiläumsschrift „80 Jahre Schweitzer“: „Das Unternehmen hat gezeigt, dass man auch von der Provinz aus etwas weiterbringen kann.“ Über Bernhard Schweitzer steht im 120seitigen Buch geschrieben, dass er rennt, wenn er geht. Nur manchmal sehe er zurück, um zu erkunden, wo die anderen bleiben. Zeit zurückzusehen habe er im Moment keine. Auch die Schweitzer Gruppe blieb von der Krise nicht verschont. „2009 wurden kaum Stores und nur wenige neue Einkaufszentren erschlossen. Dazu kommt, dass unsere Kunden im Luxussegment wie Giorgio Armani, Prada oder Max Mara die Handbremse ziehen mussten“, so der Firmeninhaber. Wenige Jahre zuvor haben gerade diese Labels noch über hohe Budgets verfügt und entsprechend investiert. Vor allem im Mittleren Osten und in Russland sind die Aufträge aber rapide zurückgegangen.

WEITSICHTIG. Innovation ist ein wich-

waren von kontinuierlicher Expansion und von Aufträgen in Millionenhöhe geprägt. Auch 2009 konnte das Naturnser Unternehmen noch ein leichtes Plus von 3 bis 5 Prozent vermelden. 2010 rechnet aber auch Schweitzer mit einem Rückgang. „Der Kunde fährt zwar seine Budgets um 20 Prozent zurück, nicht aber seine Ansprüche. Unsere Ambition muss es nun sein, mit kleineren Budgets dennoch das Maximum für unsere Kunden herauszuholen. So haben wir Lösungen vereinfacht und optimiert, um damit neue Prototypen für Tchibo, Edeka oder H&M zu entwickeln. Wenn der Endkunde diese Testfilialen annimmt, dann sind wir in der Lage, diese entsprechend zu vervielfältigen und auf dem Markt einzuführen“, so Schweitzer „und das können bei H&M dann schon mal bis zu 45 Fili-

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Foto: Privat

ANGRIFFSLUSTIG. Die letzten 15 Jahre Der Koffer ist, wie hier in London, der ständige Begleiter von Bernhard Schweitzer

„Mein Vater hat sich einmal amüsiert zurückgelehnt, als ich durch einen Fehler ein kleineres Vermögen versenkt hab…“ Bernhard Schweitzer

tiges Thema für Schweitzer und das nicht nur im Einzelhandel. So wird im Moment an einer Telekommunikationslösung gearbeitet, die das grenzübergreifende Arbeiten zwischen den Strukturen auf ein Minimum an Mehraufwand reduzieren soll. Ob sich diese Innovation am Ende auch wirklich lohnt oder ob es bei einem teuren Experiment bleibt, wird sich wohl erst in den kommenden Jahren zeigen, aber Bernhard Schweitzer meint zuversichtlich: „Ich habe immer gelernt, auch Fehler zu machen, denn nur wenn man auch etwas riskiert, kann man dazugewinnen. Und durch Fehler ist schließlich auch Weitentwicklung möglich. Mein Vater hat sich einmal amüsiert zurückgelehnt, als ich durch einen Fehler ein kleineres Vermögen versenkt habe. Ich halte es mit Fehlern genauso.“ ◀ VERENA PLIGER


UNTERNEHMER & MÄRKTE

M

Gastautor Burkhard Schwenker ist Chef der Unternehmensberatung Roland Berger Strategy Consultants

jeden Tag nach Kräften darum bemühen, ihren Beitrag zu leisten. Ziel dieser Führung ist das Etablieren einer Meritokratie — Führung durch Kompetenz.

utige Führung erfordert mutige Führer. Das klingt selbstverständlich, ist es aber nicht. Ob man Führung als Handwerk oder als Kunst begreift – stets ist sie eine Herausforderung an den Einzelnen, der mit seinen Schwächen sichtbar und kritisierbar wird.

Wie kann man verantwortungsbewusste Führung entwickeln? Mir sind drei Punkte wichtig:

MUTIGE FÜHRER. Wir brauchen also ganz

▶ EINE BREITE BETEILIGUNG. Alle

besonders den Mut, Vorbild sein zu wollen – mit allen Pflichten und Verantwortlichkeiten. Und bewusst zu führen.

Mitarbeiter sollten die Chance haben, ihre Ideen für die Lösung von Problemen einzubringen. Geheime Zir-

Foto: Photocase

Weniger kuscheln, mehr führen

Führungskräfte von heute müssen nicht nur strategisch denken, sie müssen vor allem mutiger führen: Das meint Burkhard Schwenker in seiner Anleitung für verantwortungsvolle Führung. MUT ZUR „KLAREN KANTE“. An die Stel-

le des Wohlfühlunternehmens muss das Leistungsunternehmen treten. Und an die Stelle des „Kuschelns“ muss der Respekt treten, der Respekt vor dem Einzelnen und vor seinem Beitrag zum Ganzen. Das schulden wir nicht nur den Unternehmen, das schulden wir auch den vielen, die sich

kel oder gar Seilschaften sollte es nicht geben. Natürlich bieten kleine Zirkel eine höhere Effizienz, es ist auch gut, wenn die richtigen Leute zusammenkommen. In einer größeren Runde ist es immer schwieriger, zu einem Ergebnis zu kommen, weil die Ergebnisse größerer Brainstormings häufig

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UNTERNEHMER & MÄRKTE kaum verwendbar und schwer kommunizierbar sind. Gute Führung zeichnet sich hier dadurch aus, die Balance zwischen Einbezug und Entscheidung zu finden. ▶ EINE ANGEMESSENE, DIREKTE KOMMUNIKATION. Insgesamt muss

der Kommunikationsstil direkter werden. Jede Führungskraft muss in wichtigen Situationen persönlich vor ihren Mitarbeitern stehen und offensiv kommunizieren. Wir müssen uns von der „virtuellen“ Kommunikation via Business-TV etc. verabschieden. Auch das erfordert Mut und Standing, ist im Augenblick aber der einzige Weg, durch persönliche Präsenz und Kommunikation Vertrauen zurückzugewinnen. Das bedeutet nicht, dass die indirekten Formen per se schlecht sind. Kommunikation muss sich aber immer wieder verändern, weil sie sich schnell „einläuft“ und zur Routine wird. Deswegen haben wir auch den Wechsel von der direkten Kommunikation hin zur Nutzung des Internets, zur Nutzung von Zeitungen und Zeitschriften bis hin zu Business-TV erlebt — und müssen jetzt wieder umschalten, um neue Aufmerksamkeit zu gewinnen. ▶ PHYSISCHE PRÄSENZ.

Vertrauenswürdigkeit der Führung setzt auch physische Präsenz voraus. Nur wenn die Führungskräfte innerhalb eines Unternehmens greif- und erlebbar sind, wenn sie ihre Strategien und Ziele persönlich vermitteln, können sie ihre Mitarbeiter motivieren und überzeugen. Mitarbeiter merken aber auch schnell, wenn die Führung selbst nicht genau weiß, wohin die Reise geht. Ich denke, es kommt am Ende darauf an, durch ein hohes Maß an Transparenz, Ehrlichkeit und Kompetenz die Menschen in den Unternehmen mitzunehmen. Es muss nicht gleich ein umwerfendes Charisma sein. Es kann auch mal ein Schuss Humor sein, der die Leute mitnimmt. Eine persönliche Botschaft, deren Inhalt emotional und rational überzeugt, kann manchmal mehr bewirken als der beste Plan.

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MUT, ABZUGEBEN. Viele Jahre lang war es

richtig, zu zentralisieren, weil sich durch neue Technologien große Kosteneinsparungspotenziale realisieren ließen. Das muss sich ändern. Unternehmen mit zu starren Strukturen werden in einer komplexeren Welt mit schnelleren Unternehmen nicht lange mithalten können. Die Vorteile der Dezentralisierung sind also offensichtlich: Ergebnisverantwortung dort, wo die Geschäfte stattfinden, Freiräume und Anreize, Schnelligkeit, Flexibilität und Marktnähe.

„Mitarbeiter merken schnell, wenn die Führung nicht genau weiß, wohin die Reise geht …“ Burkhard Schwenker

Die Aufgabe der Führung besteht darin, die Dezentralisierung richtig zu organisieren. Mut, abzugeben, geht aber erheblich über die organisatorische Dezentralisierung hinaus. Im Kern geht es um das Delegieren, denn auch in dezentralen Organisationen kann wieder viel zentralisiert werden. Dezentralisierung kommt nur dann zur Wirkung, wenn innerhalb der Organisation auch delegiert wird. Das setzt Vertrauen voraus — und damit auch Commitment und Meritokratie. MUT ZUR GESELLSCHAFTLICHEN VERANTWORTUNG. Milton Friedmans

Feststellung „the business of business is business“ gilt weiterhin. Denn „the business“ muss sich auch Gedanken über die Geschäftsmöglichkeiten der Zukunft machen. Wer heute also nachhaltig handelt, tut das nicht auf Kosten seines Geschäfts, sondern in dessen Sinne. Auf der ersten Ebene geht es darum, Geschäfte abzusichern und auf Dauer zu erhalten. Im Vordergrund steht hier zunächst, gesetzlich geforderte Normen einzuhalten. Dazu gehört auch, ein funktionierendes internes Frühwarn-

system zu etablieren, um die Risiken geschäftsschädigender Skandale zu minimieren. Die Mitarbeiter müssen dabei die Möglichkeit erhalten, unter Wahrung ihrer Anonymität auf destruktive Aktivitäten innerhalb ihres Unternehmens und bei Geschäftspartnern hinweisen zu können. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Unternehmensspitze tatsächlich daran interessiert ist, Negativmeldungen aus der Belegschaft zu erhalten — und Fehlverhalten nicht sogar aktiv einfordert. Es gibt noch immer zu viele Unternehmen, die interne Kritiker als Nestbeschmutzer und Querulanten behandeln, statt ihre Beobachtung zur Verbesserung der Strukturen zu nutzen. Auf der zweiten Ebene geht es darum, Geschäfte konkret zu fördern. Die Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung kann entscheidend dazu beitragen, Marke und Image eines Unternehmens positiv aufzuladen und Ressourcen optimal einzusetzen. Ein solches „Responsibility Branding“ ist eine sichere Investition in die Zukunft des Unternehmens. Angesichts des rasanten Anstiegs von „Socially Responsible Investments“ (SRI) wird auch die Position des Unternehmens in Indizes immer wichtiger, in denen „weiche Faktoren“ wie Diversity, Familienfreundlichkeit und Corporate Citizenship bewertet werden. Alle diese guten Konzepte kommen allerdings erst dann zum Tragen, wenn zur „Corporate“ die „Personal Responsibility“ hinzukommt. Manager müssen deswegen auch den Mut haben, Position zu beziehen. Wer zum Beispiel überzeugt ist, dass Klimaschutz wichtig ist und deswegen harte Regulierungen für notwendig erachtet, sollte diese Haltung auch aktiv vertreten, selbst wenn Freunde — oder gar Kunden — aus betroffenen Industrien mit am Tisch sitzen. MUT ZUM NEUEN. Wenn wir kaum noch

feste Prognosen abgeben können, brauchen wir mehr Mut, uns auf unser unternehmerisches Gespür zu verlassen. Natürlich sind die Beharrungskräfte meist stärker als der Mut, Neues auszuprobieren. Auch dafür gibt es schöne Beispiele. Der Chef der 20th Century Fox sagte 1946: „Das Fernsehen wird sich keine sechs Monate am Markt halten. Die Menschen werden es bald satthaben, jeden Abend in eine Sperrholzkiste zu starren.“


UNTERNEHMER & MÄRKTE Manchmal allerdings erfordert es mehr Mut, das scheinbar Konservative, das vermeintlich Langweilige zu tun — und Mitarbeiter und Geldgeber davon zu überzeugen. Viele Leser können sich sicher noch erinnern, wie die „Visionäre“ des Dotcom-Booms gern und häufig übers Ende der alten Ökonomie spotteten — Wachstum schien unbegrenzt, vage Ideen waren mehr Wert als konkrete Unternehmen. Ohne Pferdeschwanz, Sneaker und T-Shirts gab es kein Geld, Anzugträger galten als ebenso outdated wie jeder, der auf ein paar Grundgesetze der Ökonomie bestand. Damals gehörte Mut dazu, sich selbst treu zu bleiben, seine Büros nicht in „Business Accelerators“ umzutaufen und auf sein Handwerkszeug zu vertrauen. Dass Management in den Augen vieler vor allem mit der großen Geste, dem umfassenden Wurf zu tun hat, ließ sich wenig später auch bei der Telekom beobachten. Ron Sommer galt als kühner Visionär, die Strahlkraft seiner Ideen sollte dem ehemaligen Staatskonzern den Weg in die Zukunft weisen. Vielleicht hat man ihm nicht genug Zeit für die Umsetzung seiner Visi-

onen gelassen, denn auf die großen Hoffnungen folgte die große Enttäuschung. Nun verlangte man nach einem Manager mit Talent für das Handfeste. Und KaiUwe Ricke galt als exzellenter Handwerker. Bis sich Kapitalmärkte und Eigentümer erneut abwandten — Handwerk war ja schön und gut, aber sooo langweilig ... Es gehört Mut dazu, die eigenen Vorstellungen und Ideen zu vertreten. Und sich nicht zu schnell entmutigen zu lassen. Mir gefällt in diesem Zusammenhang ein Ausspruch von Winston Churchill sehr gut: „Ein Pessimist sieht in jeder Chance ein Risiko, ein Optimist sieht in jedem Risiko eine Chance.“ Ich glaube daran, dass Topmanager Optimisten in diesem Sinn sein müssen.

en und erst anschließend den Betriebsrat über eine geplante Werksschließung informiert, muss sich nicht wundern, wenn die ganze Öffentlichkeit über ihn herfällt. Egal ob es aus Naivität oder aus Feigheit vermieden wird, sich unangenehmen Fragen zu stellen, der Imageschaden kann immens sein. Es gehört Mut dazu, sich einer aufgebrachten Betriebsversammlung zu stellen. Es gehört Mut dazu, aus klaren Erkenntnissen die Konsequenzen zu ziehen und anschließend auch dazu zu stehen und bittere Wahrheiten auszusprechen. ◀

MUT, SICH ANGREIFBAR ZU MACHEN

Mitarbeiter zu motivieren, setzt Vertrauen voraus. Wer Vertrauen schaffen will, muss sich nicht nur authentisch verhalten, er muss seine Ziele außerdem klar und glaubwürdig vermitteln. Und dabei gilt es zuerst, grundlegende Regeln des Anstands zu beachten. Wer zuerst die Medi-

WER NICHT LESEN WILL, SOLL HÖREN.

BURKHARD SCHWENKER

NEUERSCHEINUNG. Um wirklich erfolgreich zu sein, müssen Manager gerade jetzt ihren Kopf für strategisches Denken frei machen und ihre Unternehmen zukunftsfähig aufstellen.

INFO: Burkhard Schwenker, „Strategisch denken. Mutiger führen“, Bruno Media, 14,90 Euro

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TISCHGESPRÄCH

Was darf es sein, H Zu Gast beim im Moment wohl umstrittensten Privatunternehmer Südtirols: Beim ersten Südtirol Panorama-Tischgespräch spricht Hellmuth Frasnelli über seinen Wandel vom Baulöwen zum Energieunternehmer und darüber, warum er für jedes einzelne Projekt bis zum Schluss kämpfen wird.

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5 Prozent Schwein, 15 Prozent Rind und die restlichen 10 Prozent Muli. Allein die Farbe signalisiert, dass diese Wurst ganz ohne Konservierungsstoffe auskommt. Es ist eine hausgemachte Wurst – der ganze Stolz des Hausherren Hellmuth Frasnelli. Die „Facklen“ für die Wurst seien eine spezielle Rasse. Das Aufziehen habe er einem Bauern im Eggental überlassen, das Verarbeiten einem befreundeten Metzger. Entstanden ist eine originale „Luganega Trentina“. Eine typische Spezialität aus seiner Heimatregion rund um Leifers. Mit einem scharfen Messer schneidet er auf einem Holzbrett dünne Scheiben von der rötlichen 20 cm langen Salami ab. Stolz rückt er das Brett in Richtung seiner Gäste. GANZ PRIVAT. „Tischgespräch“, so nennt

Foto: stock.xchng/menornerd

sich die neue Rubrik im Südtirol Panorama. Präsentiert soll eine besondere Art der Gesprächskultur werden: direkt, offen und unkompliziert, in einem Ambiente, das nicht der Journalist vorgibt, sondern der Interviewpartner: ein Restaurant, ein Bistroe, eine Alm oder eine Osteria. Erster Gesprächspartner: Hellmuth Frasnelli, ein Unternehmer, der im Moment in aller Munde ist. War er es doch, der bei der Vergabe der Enel-Konzessionen als einziger Privatunternehmer in den Ring gestiegen ist. Was als

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Südtirol Panorama März | 2010

„Tremerá il governo, ma il Frasnelli neanche d´inverno …“ Hellmuth Frasnelli

einfacher Fight begann, hat sich in der Zwischenzeit zur Landesaffäre hochgeschaukelt. Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft über die Vergabepraxis des Landes. ZU GAST IM KELLER. Für die Location des Gesprächs hatte der Baulöwe seine ganz eigenen Vorstellungen. Ganz nach dem Motto „Für ein gutes Tischgespräch kommt es nicht nur darauf an, was sich auf dem Tisch, sondern was sich auf den Stühlen befindet“ hat uns Frasnelli nicht sein Stammlokal gezeigt, sondern jenen Ort, wo er sich mit Freunden und Geschäftspartnern am liebsten aufhält: seinen Keller in der Bozner Gerbergasse. Ein großer Holztisch in der Mitte, hinten im Eck eine über sechzig Jahre alte, rote Prosciutto-Aufschnittmaschine. An den Wänden stehen Weinregale und ein


TISCHGESPRÄCH

Herr Frasnelli? Kühlschrank mit einer großen Auswahl an italienischen und heimischen Weinen. Daneben stehen Holzkassetten mit Sassicaia der toskanischen Tenuta San Guido. DER UNBEKANNTE. Privates lässt sich

Hellmuth Frasnelli nur ungern entlocken. Er macht keinen großen Rummel um sei-

sich Hellmuth Frasnelli auch dieser Tage nicht verderben. Frasnelli ist nicht der Typ Mann, der klein beigibt. Wie bereits erwähnt, die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft laufen. Eingeleitet aufgrund der Causa „Vergabe der Wasserkonzessionen“ am 30. Dezember 2009. Elf Wasserkonzessionen hat die Landesregierung

Foto: Alexander Alber

Seit dem Jahre 2003 ist Hellmuth Frasnelli im Energiegeschäft tätig

LOCATION

ne Person. Nur über die Energie, darüber redet er gerne und viel. Dazwischen raucht er eine Zigarette, trinkt ein Glas Weißwein und steckt sich immer wieder eine feine Salamischeibe in den Mund. Den Appetit lässt

an diesem Tag vergeben. Hellmuth Frasnelli hatte ein Projekt für das Kraftwerk in St. Anton bei Bozen eingereicht. Er hoffte, seinen Sieg vom 16. November 2009 wiederholen zu können. Er wollte damit seinen

Rustikal Hellmuth Frasnelli ist Gastgeber in seinem Privatkeller in der Gerbergasse in Bozen

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TISCHGESPRÄCH heute in der Landesregierung nicht behandelt worden. Die Aussichten auf eine Genehmigung stehen für ihn schlecht: Denn Anfang 2010 wurde genau dieser Trakt der Rienz unter Schutz gestellt.

Konkurrenten, ausnahmslos öffentliche Gesellschaften, beweisen, dass auch Private etwas vom Energiegeschäft verstehen. DER PRIVATE IN DER ENERGIE. Denn im

besagten November hatte er das geschafft, was kaum einer im Land für möglich gehalten hat: Ausgerechnet Hellmuth Frasnelli hat als einziger privater Interessent die erste zu vergebende Konzession, die EnelKonzession für das Kraftwerk in Mühlbach, erhalten. Der Landeshauptmann zeigte sich nach der Vergabe verärgert. Schließlich soll die Konzession dem Bauunternehmer in den 30 Jahren Laufzeit 120 Millionen Euro einbringen. So ein Fall sollte sich nicht mehr wiederholen. Hat er sich auch nicht. Mit dem Kraftwerk in St. Anton hat man Frasnelli keine Chance gelassen. Er ging leer aus. Den Zuschlag hat die Landesenergiegesellschaft Sel AG erhalten.

Foto: Alexander Alber

Ein bitterer Schlag für den gebürtigen Leiferer, den bisher die Bevölkerung vor allem als Bauunternehmer gekannt hatte. Zumal laut Gutachten, das am 4. Februar 2010 in der Wochenzeitschrift ff veröffentlicht wurde, alle Vergabekriterien für ihn gesprochen hätten: der energetische Wirkungsgrad des Kraftwerks, die Produktionssteigerung und die Umweltmaßnahmen. „Unser Projekt sollte Meilensteine in der Südtiroler Energiepolitik setzen“, so der enttäuschte Unternehmer.

NIEDERLAGEN MACHEN IHN STÄRKER.

KAMPF GEGEN DIE WINDMÜHLEN.

Wenn Hellmuth Frasnelli an die Qualität eines Projektes glaubt, so zieht er es bis ans Ende durch. Ganz nach seinem Sprichwort: „Tremerá il governo, ma il Frasnelli neanche d´inverno“. Den Einstieg in den Energiesektor im Jahre 2003 habe er bis heute nicht bereut, auch wenn es für ihn ein Kampf gegen Windmühlen sei. Insgesamt sieben Projekte habe er bis heute eingereicht, genehmigt wurde nur eines: die Konzession für das Kraftwerk in Mühlbach. Alle weiteren Projekte seien entweder abgelehnt oder nicht behandelt worden. Insgesamt 2,5 Millionen Euro hat er in die Projektierungen bis heute investiert. Besonders schmerzen Frasnelli die beiden Projekte Hydropower und Eisackwerk. Das Kraftwerksprojekt an der Rienz, das eine unterirdische Ableitung vom Kniepass bis zum Stausee Mühlbach vorsah, und laut Frasnelli dem Land Südtirol auf ewig insgesamt 146 Millionen Kilowatt pro Jahr an Strom bringen soll, sei von ihm im Mai 2005 eingereicht, aber bis

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Der Unbeugsame. Seit 34 Jahren ist Hellmuth Frasnelli in der Immobilienbranche tätig und verkauft Luxuswohnungen. Allein in Bozen und Umgebung tragen 51 Objekte seine Handschrift. Jedes Objekt ist exklusiv, an den Ausführungen wird nicht gespart. Eines seiner Prestigeobjekte ist der Reichrieglerhof oberhalb von Bozen. Gegründet hat er die Planungsfirma Investa zusammen mit seiner Frau Renate im April 1984. Bereits zehn Jahre zuvor war er in der Baubranche als Projektsteurer mit Beteiligung an der Immobilienoperation beteiligt. Er selbst bezeichnet sich als Revoluzzer, politisch angesiedelt sei er weder links noch rechts. Aufgewachsen auf einem Bauernhof in Leifers, war er mit 13 Vollwaise. Mit 18 Jahren ist er von zu Hause weggezogen, die Gewerbeoberschule hat er abgebrochen, um sein eigenes Business aufzubauen: In Mailand hat er Südtiroler Spezialitäten vertrieben, die Südtiroler Gastronomie mit Champignons aus einer eigenen Zucht beliefert, nach Italien hat er die erste Schuhputzmaschine importiert und für Wurstproduktionen in ganz Italien hat er Gewürze verkauft.

Ähnlich sieht es bei der Wasserkraftanlage „Eisackwerk“ aus. Damit wollte Frasnelli einen Coup in der Südtiroler Stromgeschichte landen. Das Projekt war ambitiös. Von Mauls bis zur Villnösser Kreuzung sollte ein unterirdischer Zuleitungsstollen verlaufen. Das Stauseeareal in Franzensfeste sollte zu einer Freizeit- und Erholungszone umgewidmet werden – inklusive Rückhaltebecken für den Hochwasserschutz. Ähnlich wie beim Projekt an der Rienz sei auch dieses Projekt in der Landesregierung nicht behandelt worden. Die Aussichten auf Erfolg stehen auch hier schlecht: 2009 wurde der Eisack unter Schutz gestellt und der Coup Frasnellis erstmal im Sand begraben. „Ich weiß nicht, mit welcher Courage diejenigen, die dieses Projekt gekippt haben, ihren Kindern in die Augen schauen können. Es wäre ein Zukunftsprojekt. Das Nordtiroler Studio Bernhard, das zu den führenden Ingenieurbüros Europas im Berich der Wasserkraft zählt, bezeichnet es als eines der umweltfreundlichsten Projekte Europas“, erklärt Frasnelli und fügt energisch hinzu: „Mit den rund 210 Millionen Kilowatt Mehrproduktion jährlich hätte man in 30 Jahren rund 6 Millionen Tonnen Kohle und 5,5 Millionen Tonnen CO2-Emissionen einsparen können. Nach 30 Jahren wäre das Kraftwerk dann gratis an die Bevölkerung übergegangen und die Landesregierung hätte das Werk an den Höchstbieter verpachten können.“ ZÄH BIS ANS ENDE. Während er das sagt,

schlägt er seine geballte Faust auf den Tisch. „Es gibt noch Richter in Berlin“, habe einmal ein aufsässiger Müller König Friedrich dem Großen von Preußen entgegengehalten, als dieser ihm seine Rechte beschneiden wollte. Impulsiv sei er nicht, aber sobald er merkt, dass er ungerecht behandelt werde, könne schon der Revoluzzer in ihm hochkommen. Man muss Frasnelli nicht kennen, um zu deuten, dass sein letzter Kampf um den Strom noch lange nicht ausgefochten ist. „Ein Frasnelli kämpft bis ans Ende“, betont er noch einmal zufrieden und fährt sich mit seiner Hand langsam über seinen ◀ Bauch. VERENA PLIGER


SÜDTIROLS FINANZINDUSTRIE PR-INFO

Mit Leasing in grüne Energie investieren Die Zahl der energiebewussten Gemeinden und Betriebe nimmt zu. Eine attraktive Finanzierungsform für Investitionen in grüne Energie ist Leasing – als kompetenter Finanzierungspartner steht die Hypo Vorarlberg Leasing AG Gemeinden und Unternehmen mit gebündeltem Know-how zur Seite.

Die Anlage von Fontino Sole in der Toskana ist mit 1 MW einer der größten Solarparks Italiens

Die Hypo Vorarlberg Leasing hat für Glurns ein Projekt in Höhe von 400.000 Euro finanziert

Das Sonnenkraftwerk produziert umweltfreundlichen Strom für das öffentliche Netz der Stadtgemeinde Glurns

G

singfinanzierer in der Region SüdtirolTrentino, verfügt über umfassendes Knowhow, wenn es darum geht, Gemeinden bei der Finanzierung von Fotovoltaiktechnologie zu unterstützen. „Wir haben beispielsweise für die Stadtgemeinde Glurns ein Projekt mit einem Investitionsvolumen von mehr als 400.000 Euro finanziert“, berichtet Meyer. Seit einem Jahr sind zwei Anlagen auf dem Gemeindebauhof und auf dem Sportgebäude neben dem Fußballplatz in Betrieb, die zusammen 93,5 Kilowatt Peak leisten. Während die Leistung auf dem Sportgebäude rein für den Eigenverbrauch genützt wird, speist die Vinschgauer Stadt den Strom des zweiten Sonnenkraftwerks ins öffentliche Netz ein.

Südtiroler Ifa-Consult umgesetzt wurde, produziert umweltfreundlichen Strom für das öffentliche Netz. Das Finanzierungsvolumen für einen der größten Solarparks Italiens, der 1 MW leistet, belief sich auf sechs Millionen Euro. „Auch 2010 werden wir das Geschäftsfeld grüne Energie ausbauen – für Unternehmen und für Gemeinden“, kündigt Meyer an.

rüner Strom liegt im Trend: So entscheiden sich immer mehr Gemeinden dafür, öffentliche Gebäude wie Schulen, Kindergärten oder Sporthallen mit Fotovoltaikanlagen auszustatten und damit Stromkosten in erheblichem Maße einzusparen. Eine attraktive Finanzierungsform für nachhaltige Investitionsprojekte ist Leasing, erläutert Michael Meyer, Delegierter des Verwaltungsrates der Hypo Vorarlberg Leasing AG. „Die Gemeinden sind verpflichtet, den Stabilitätspakt einzuhalten, was durch eine Leasingfinanzierung gewährleistet wird. Gleichzeitig können die Kommunen staatliche Förderungen lukrieren.“ Sowohl Anlagen mit Circa 29 kWp für die Abdeckung des Energiebedarfs der gemeindeeigenen Immobilie als auch größere Anlagen deren produzierter Strom ins öffentliche Netz eingespeist wird, sind aus ökonomischer und ökologischer Sicht für Gemeinden sehr interessant. UMFASSENDES KNOW-HOW. Die Hypo

Vorarlberg Leasing AG, der größte Lea-

VORZEIGEPROJEKT IN DER TOSKANA.Aber nicht nur Gemeinden setzen

auf nachhaltige Energieerzeugung – auch immer mehr Unternehmen bauen auf Fotovoltaik. Ein Referenzprojekt der Hypo Vorarlberg Leasing AG befindet sich in der Toskana: Die Anlage von Fontino Sole in Massa Marittima, die gemeinsam mit der

ÜBER DIE HYPO VORARLBERG LEASING. Die Hypo Vorarlberg Leasing be-

schäftigt am Hauptsitz in Bozen sowie in Como, Bergamo und Treviso 36 Mitarbeiter. Das Unternehmen ist eine 100-prozentige Tochter der Vorarlberger Landes- und Hypothekenbank AG. ◀

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GROSS

SÜDTIROLS FINANZINDUSTRIE

GEGEN klein

Die Situation erinnert an die Geschichte „David gegen Goliath“. Die kleinen Südtiroler Finanzinstitute erleben eine Renaissance und rüsten gegen die vier „Großen“, Raiffeisenkasse, Sparkasse, Banca di Trento e Bolzano und Volksbank, auf. Südtirol Panorama zeigt, warum das nur mit einer Konzentration auf Nischenmärkten und auf eine ausgewählte Klientel funktionieren kann. Eine VON OLIVER KAINZ Übersicht.

S

üdtirol ist ein Spezialfall – auch im Bankensektor. Während sich in anderen Regionen internationale Konzerne etabliert haben, dominieren hierzulande weitgehend die Lokalbanken Raiffeisenkasse, Sparkasse, Banca di Trento e Bolzano und Volksbank das Geschehen. Immerhin teilen sich drei Banken 90 Prozent des Südtiroler Finanzmarkts. Woran liegt diese starke Marktkonzentration? Grundsätzlich gilt, dass sich das Bankgeschäft nur langsam über Jahre entwickelt und vor allem vom Vertrauen seiner Kunden abhängig ist. Ist ein Kunde zufrieden, wechselt er im Normalfall nicht die Bank. Dies bedeutet, dass bei der Machtverteilung im Bankensektor die Karten nicht jedes Jahr neu gemischt werden. Hinzu kommt die Tatsache, dass die oben genannten Lokalbanken auf eine lange Tradition zurückblicken können und entsprechend eine kulturelle Verankerung in der Bevölkerung und im Verwaltungsbe-

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reich vorfinden. Dies wird dadurch verstärkt, dass bei den Genossenschaftsbanken die Verwaltungsräte direkt aus der Ortschaft gewählt werden. Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Faktor für die Dominanz des „Triumvirats“ liegt im dichten Filialnetz auch in der Peripherie Südtirols. Auf dem ersten Blick scheinen dies also denkbar schlechte Voraussetzungen für zusätzliche Banken im Land zu sein. Und doch: Während sich die Banca di Trento e Bolzano, die Raiffeisen, die Südtiroler Sparkasse und die Südtiroler Volksbank vom Sparbuch bis zur Kreditvergabe eine möglichst breite Dienstleistungspalette für jedermann anbieten, konzentrieren sich die AlpenBank, die Hypo Tirol Bank, die Südtirol Bank und die Prader Bank auf sogenannte Nischenprodukte. DIE RENAISSANCE DER KLEINEN. Zu-

nächst muss festgehalten werden, dass die vier „kleineren“ Banken völlig unter-


SÜDTIROLS FINANZINDUSTRIE

Die Big Player

schiedliche Strukturen aufweisen. Die Prader Bank ist eine Universalbank auf privater Basis und die Südtirol Bank ist aus einer SIM entstanden und besteht vor allem aus freiberuflichen Anlageberatern. Die AlpenBank ist hingegen eine Tochter der Landesbank Tirol und der Raiffeisen Landesbank Südtirol und die Hypo Tirol Bank Italien ist zu 100 Prozent eine Tochter des Bankenkonzerns Hypo Tirol Bank, der in Besitz des Landes Tirol ist. Doch es gibt durchaus eine Gemeinsamkeit: Alle vier Banken versuchen sich von den Retailbanken ganz bewusst durch eine ausgesuchte Zielklientel und eine professionelle Spezialisierung abzugrenzen. KRISE GUT ÜBERSTANDEN. Die Auswir-

kungen der Finanzkrise haben die Privatbanken nach eigenen Aussagen relativ gut überstanden. „Da wir keine toxischen Wertpapiere für unsere Kunden gekauft haben und mit dem Eigenkapital nicht spekuliert haben, sind wir auch in der Krise gesund gewachsen. Das Wachstum ist sicherlich langsamer als in wirtschaftlich starken Zeiten, dafür aber solide und ausgewogen“, sagt Josef Prader, Gründer der Prader Bank.

Ähnliche Meinung vertritt auch die AlpenBank: „Die Marktumstände waren schwierig, aber das Vermögen der Kunden konnte durch saubere Risikoerhebungen im Vorfeld und durch aktives Handeln in den Vermögensverwaltungen auch in der Krise geschützt werden“, beteuert Norbert Alber, der zusammen mit Heinold Pider Direktor der Niederlassung in Bozen ist. Hinzu kommt, dass alle vier Banken aufgrund der Diskretion und der spezialisierten Fachkräfte stark vom Steuerschutzschild Scudo Fiscale profitieren, der den Rückfluss vom widerrechtlich im Ausland gehaltenen Vermögen gegen eine geringe Abgeltungssteuer ermöglichte. „Im Rahmen des Private Banking ist es uns gelungen, das Vermögen unserer Kunden erfolgreich zu verteidigen und auch dank des großen Erfolges des Scudo Fiscale verloren wir nicht an Volumen, sondern konnten dazugewinnen. Bei der Immobilienfinanzierung oder beim Immobilienleasing haben wir die Projekte gut selektiert und so große Verluste vermieden“, erklärt Franz-Josef Mayrhofer, Vorstandsvorsitzender der Hypo Tirol Bank Italien. Um Rückgängen entgegenzuwirken sei dies aber nicht genug. „Wir befinden uns als neue italienische Bank noch

in unserer Startphase und tragen derzeit noch die Kosten des Projektes Vollbank“, räumt Mayrhofer ein. Mit schwierigen Marktsituationen hatte auch die Südtirol Bank zu kämpfen: „Im Verhältnis zu aktuellen Lage mussten unsere Kunden aber nur bescheidene Verluste hinnehmen. Die Bank selbst kann Zuwächse verzeichnen“, erklärt Präsident Peter Mayr. ALPENBANK: FOKUS AUF PRIVATKUNDEN. „Der Fokus der AlpenBank liegt

ganz klar im Wertpapierbereich und in der Vermögensbetreuung“, erklärt Norbert Alber von der AlpenBank in Bozen. Die AlpenBank betreut gehobene Privatkunden. Auch wenn die Einstiegsbeträge nicht ausdrücklich festgelegt sind, geht es dabei doch um größere Investitionsbeträge. „Wer ein hohes Vermögen besitzt, hat automatisch hohe Ansprüche, die eine Universalbank meist nicht so spezialisiert erfüllen kann“, ist Norbert Alber überzeugt. „Im Private-Banking-Bereich konzentrieren wir uns in erster Linie auf die individuelle Beratung als Dienstleistung – nicht so sehr auf dem Produktverkauf “, unterstreicht Alber. „Wenn wir eine Anlagestra-

Die vier GROSSEN Finanzinstitute im Vergleich

Foto: Südtirol Panorama

Beschreibung

Südtiroler Sparkasse AG Südtiroler Volksbank AG Banca di Trento e Bolzano AG Raiffeisen Landesbank AG

Bilanzsumme

7.933.593.000

5.141.292.551

2.891.850.498

1.849.447.707

Kredite an Kunden

6.764.143.000

4.393.699.691

2.691.716.724

1.521.293.624

Kundeneinlagen

3.001.949.000

2.330.794.299

2.026.156.851

1.221.639.480

595.604.000

449.358.361

159.290.039

127.589.544

26.457.000

32.236.049

10.909.656

4.754.081

Eigenkapital Gewinn des Geschäftjahres

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SÜDTIROLS FINANZINDUSTRIE

Die Alternativen zu den Großen tegie ausgewählt haben, dann legen wir großen Wert auf eine laufende Betreuung. Nur so können wir uns in dieser Nische langfristig etablieren.“ Die AlpenBank hat seit dem Jahr 2000 eine Niederlassung in Bozen und ist zur einen Hälfte im Besitz der Raiffeisen Landesbank Tirol und zur anderen Hälfte im Besitz der Raiffeisen Landesbank Südtirol. Sie verwaltet zwischen Bozen und Innsbruck im reinen Anlagebereich ein Kundengeschäftsvolumen von rund einer Milliarde Euro.

ter. Der Bezugspunkt der Kunden ist der Anlageberater. Der Bezugspunkt der Kunden ist der im Berufsalbum eingetragene Anlageberater, der den Kunden vor Ort betreut. Bei der Kreditvergabe beschränkt sich die Südtirol Bank auf wertpapiergesicherte Kredite und auf einige wenige Hypothekarkredite. Die Südtirol Bank hat 48 Aktionäre von Wien bis Genua, wobei der Raiffeisenverband Salzburg mit 25 Prozent der Hauptaktionär ist. Endgültig unter Dach

PRADER BANK: FOKUS AUF UNTERNEHMER. „Riesige Kolosse sind nicht

mehr steuerbar. Die Banken müssen sich auf ihre Aufgabe als Dienstleister besinnen. Es wird zu einer Renaissance der kleinen Banken kommen“, ist Josef Prader, Gründer und geschäftsführender Verwaltungsrat der Prader Bank, überzeugt. Für eine Privatbank hat die Prader Bank ein recht breites Dienstleistungsangebot: Sie bietet Lösungen im Bereich des Corporate Banking, des Private Banking und im

Foto: Oliver Kainz

weist die Südtirol Bank auf. Sie ist eng mit dem Namen ihres Gründers und Präsidenten Peter Mayr verbunden. Mayr, seit 30 Jahren im Wertpapierbereich tätig, wandelte 2008 die Alpi Sim in die Südtirol Bank um. Die Südtirol Bank hat seitdem eine Vollbanklizenz und könnte agieren wie jede andere Bank auch. De facto konzentriert sie sich aber – wie zuvor auch schon die Alpi Sim – auf die Verwaltung von Wertpapieren. Im Gegensatz zu der Prader Bank oder der AlpenBank ist die Südtirol Bank sehr stark in Richtung Nord- und Mittelitalien ausgerichtet. Dadurch lässt sich auch die beträchtliche Kundenanzahl von 8.000 Klienten erklären. Eine Milliarde Euro an Vermögenswerten verwaltet die Südtirol Bank für ihre Kunden. „Wir haben ganz bewusst nicht die Filialstrategie gewählt, um Kosten zu sparen“, erklärt Peter Mayr. Stattdessen stützt sich die Südtirol Bank neben den 30 Mitarbeitern in Südtirol vor allem auf die Arbeit der 200 freiberuflichen Anlagebera-

Foto: Alexander Alber

SÜDTIROL BANK: FOKUS AUF WERTPAPIERE. Eine vollkommen andere Struktur

Heinold Pider ist zusammen mit Norbert Alber Direktor der AlpenBank in Bozen

Peter Mayr hat im Jahre 2008 die Alpi Sim in die Südtirol Bank umgewandelt

und Fach ist die Übernahme der Wertpapiervermittlungsgesellschaft „Laurin Capital Management“. Konkret bedeutet dies, dass die Südtirol Bank durch die Übernahme um rund 10 bis 12 Prozent wächst, wobei sich die Zunahme hauptsächlich auf Südtirol konzentriert.

Leasing an. Zielklientel sind Unternehmer und ihre Familien, traditionsreiche Institutionen und wohlhabende Private. Die Prader Bank stützt sich bei der Kundenberatung auf einige wenige Experten. „So ermöglichen wir auch weiterführende Lösungen für komplexe Anliegen, die

Die vier HERAUSFORDERER im Vergleich Beschreibung

Hypo Tirol Bank Italien AG

Südtirol Bank AG

161.472.825

56.513.352

55.818.208

538.199.498

126.885.753

40.094.458

49.224.585

Kundeneinlagen

529.169.113

141.008.279

25.923.388

33.963.172

Eigenkapital

30.255.560

14.780.972

20.815.699

16.495.382

802.006

389.347

-976.551

18.223

Kredite an Kunden Quelle: Südtirol Panorama

Prader Bank AG

562.393.545

Bilanzsumme

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AlpenBank AG

Gewinn des Geschäftjahres

Südtirol Panorama März | 2010


SÜDTIROLS FINANZINDUSTRIE

Nischenanbieter bank in den Bereichen Private Banking sowie Immobilienfinanzierungen und -leasing. In diesen Bereichen kann sie auf ein Kundenvolumen von 1,4 Milliarden Euro setzen, was bedeutet, dass die Hypo Tirol Bank Italien die drittgrößte Bank Südtirols nach Kundenvolumen ist. Trotzdem vergleicht sie sich weder in Größe noch in Struktur und Organisation mit einer Sparkasse oder Volksbank. „Wir stehen nicht im direkten Wettbewerb zu den traditionellen Ban-

Foto: Alexander Alber

Foto: Hypo Tirol Bank Italien

eine Retailbank nicht anbietet“, erklärt Josef Prader. Einen besonders hohen Stellenwert nehmen bei der Prader Bank ein qualifizierter Beratungsprozess und vor allem eine außerordentliche Diskretion ein. „Auskünfte über die Anzahl der Kunden geben wir nicht“, winkt Josef Prader ab. Die Prader Bank hat keine Filialen und keine Schalterhalle. Sie betreut ihre Kunden in diskreten Beratungsräumen der beiden Kundencentern in Bozen und Tri-

Franz Josef Mayrhofer, Vorstandsvorsitzender der Hypo Tirol Bank Italien AG

ent. Die Prader Bank ist eine unabhängige, private Vollbank. Das Fundament bilden 57 Aktionäre aus Südtirol, dem Trentino und aus Tirol, sowie ausgewählte Personen aus dem übrigen Italien.

ken in Südtirol, die universal agieren, sondern sehen unsere Position komplementär zu deren Geschäft“, hält der Vorstandsvorsitzende Franz-Josef Mayrhofer fest. „Unsere Stärke liegt darin, dass wir als spezialisierte Nischenbank flexibler, schneller und kreativer auf neue Marktsituationen reagieren können“, so Mayrhofer. Als Spezialist im Bereich Private Banking sind die Klienten vermögende Privatkunden; im Bereich Liquiditätsmanagement arbeitet die Bank mit Körperschaften und Unternehmen zusammen. Die Geschäftsstelle Bozen, die Beratungszentren in Meran und Brixen sowie die Südtiroler Anlageberater betreuen mehr als 2.000 Kunden. Derzeit beschäftigt die Hypo Tirol Bank über 100 Mitarbeiter, von denen knapp über 80 ihren Arbeits◀ platz in Südtirol haben.

AG entstand am 1. Juni 2009 durch den Zusammenschluss aller italienischen Geschäftsbereiche des österreichischen Bankenkonzerns Hypo Tirol Bank AG. Als neue Bank bündelt sie die Kompetenzen der Unternehmen Save Sim und Hypo Tirol Bank Leasing Italia AG, um sie in einem einzigen Unternehmen zu konzentrieren. Die Bank positioniert sich am italienischen Markt nicht als Universalbank, sondern agiert als spezialisierte Nischen-

Heinrich Sparber von CFB in Meran

HEINRICH SPARBER: Im Gegen-

satz zu unseren Mitbewerbern ist unsere Agentur Capital&Finance Banking nicht nur im Sektor des Private Banking und Corporate Banking tätig, sondern investiert für die Kunden auch in Realinvestitionen vor allem im Bereich Immobilien. Unsere Agentur erhebt den Kapitalstatus des Kunden in all seinen Kapitalfeldern – also Real- und Finanzkapital, Beteiligungen, Einkommen und Steuern. Zudem macht sie eine Rentabilitäts-, Liquiditätsund Risikoanalyse des bestehenden Kundenvermögens. Sofern der Privatkunde auch Unternehmer ist, wird überprüft, ob es Synergieeffekte zwischen Privat- und Betriebskapital gibt. Wie viel Kapital bringt Ihr durchschnittlicher Klient mit?

Josef Prader ist Gründer und Geschäftsführender VR der Prader Bank

HYPO TIROL: FOKUS AUF PRIVATE BANKING. Die Hypo Tirol Bank Italien

SÜDTIROL PANORAMA: Worin unterscheidet sich eine Finanzagentur von herkömmlichen Finanzinstituten?

Wir haben ein sehr ausgesuchtes Zielkundensegment von vermögenden Privatkunden. Die durchschnittliche Kapitalstruktur sollte nicht unter einer Million Euro liegen. Durch unsere selektive Kundschaft mit bedeutendem Investitionsvolumen haben wir auch viel größere Möglichkeiten uns rechtzeitig an die Marktveränderungen ebenso wie an Veränderungen der Kundenbedürfnisse anzupassen. Sind Ihre Kunden aufgrund der Krise weniger investitionsfreudig?

Unsere Kunden investieren trotz moderaterer Renditen im Mietbereich vermehrt in Immobilien. Grundsätzlich gibt es aber keine einheitlich zu empfehlende Investmentstrategie. Man muss den Kunden durchleuchten und die Investitionen auf seinen Bedarf oder seine Risikofreudigkeit an◀ passen.

Südtirol Panorama März | 2010

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SÜDTIROLS FINANZINDUSTRIE PR-INFO

Rohbau und Bauherr richtig versichern! Bereits ein erst im Rohbau befindliches Gebäude sollte, gleich wie ein fertiggestelltes Gebäude, gegen Gefahren versichert werden. Welche Vorteile sich dadurch auch für den Bauherren ergeben, erklärt Versicherungsfachmann Alois Kaiser, Landesdirektor der TIROLER VERSICHERUNG in Südtirol. sern oft findet. Auf welche Versicherungen man schon beim Hausbau achten sollte, erklärt Versicherungsfachmann Alois Kaiser, Landesdirektor der TIROLER VERSICHERUNG in Südtirol. VERSICHERUNG DES ROHBAUS. Bereits

Gut abgesichert mit Alois Kaiser, Landesdirektor der TIROLER VERSICHERUNG

D

ie TIROLER VERSICHERUNG bietet bisher als einziges Versicherungsunternehmen in Trentino-Südtirol ein spezielles Versicherungspaket „Für’s Klimahaus“ an. Darin werden zum Beispiel auch Schäden an Fotovoltaik-, Solar- und Klimaanlagen mitversichert, wie man sie vor allem bei Klimahäu-

Factbox: Für’s Klimahaus. Die Wohnhausversicherung der TIROLER VERSICHERUNG – ohne Zusatzprämie bei Holzbauweise – beinhaltet: ▶ Feuerversicherung ▶ Leitungswasserversicherung ▶ Sturmversicherung ▶ Glasversicherung ▶ Fotovoltaikanlagen ▶ Haftpflichtversicherung (Privat und für Kondominien) ▶ Einbruchdiebstahlversicherung (inklusive Beraubung)

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Südtirol Panorama März | 2010

ein erst im Rohbau befindliches Gebäude sollte, gleich wie ein fertiggestelltes Gebäude, gegen Gefahren versichert werden. Hier bietet die sogenannte Rohbauversicherung Absicherung gegenüber Schäden, die ab Baubeginn bis zur Bezugsphase entstehen können. Sie bietet Schutz gegen dieselben Schäden, die durch eine Gebäudeversicherung abgedeckt werden. Dies sind die finanziellen Folgen durch Feuer-, Leitungswasser-, Sturm- und Hagelschäden. Im Unterschied zur Gebäudeversicherung sind hierbei nicht nur das im Bau befindliche Gebäude, sondern auch die auf dem Grundstück befindlichen Baumaterialien versichert. GUT GESCHÜTZT GEGEN FEUER. Eine

Feuer-Rohbauversicherung sollte im Normalfall der eigentlichen Wohnungs- oder Gebäudeversicherung vorgeschaltet sein. Bei der TIROLER VERSICHERUNG ist die Rohbauversicherung dann kostenlos (zumindest gegen Feuer), wenn man mit dem Einzug auch eine Gebäudeversicherung bei derselben abschließt. Ist das Gebäude bezugsfertig, wird automatisch von der Rohbauversicherung auf die eigentliche Gebäudeversicherung umgestellt. Prämienpflichtige Rohbauversicherungen enthalten in der Regel neben Feuer, Naturgefahren und Haftpflicht für Haus- und Grundbesitz noch weitere Absicherungen. Je nach Vorstellung der Eigentümer kann bei der Absicherung auch die Bauherrenhaftpflicht, Glasbruch und Diebstahl mit berücksichtigt werden.

Die TIROLER VERSICHERUNG bietet in Schadensfällen den Aufbau des kompletten Gebäudes ohne zusätzliche Eigenmittel

BAUHERREN-HAFTPFLICHTVERSICHERUNG. Im Normalfall trägt der Bauherr

die Verantwortung oder zumindest Mitverantwortung für die Sicherheit auf seiner Baustelle. Er ist auch für die dort tätigen Personen und vor allem Privatpersonen verantwortlich, die zu Arbeitszwecken, aber auch nach Feierabend das Baugrundstück betreten. Die Bauherren-Haftpflichtversicherung dient hierbei der Deckung verursachter Schäden, die durch die Bautätigkeit entstehen und schützt auch bei Schadensersatzansprüchen durch Dritte. So haftet die Bauherren-Haftpflichtversicherung zum Beispiel, wenn jemand sich durch herabstürzendes Material verletzt, oder in eine nicht ausreichend gesicherte Baugrube stürzt. ◀

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Obama, zu hart? Mit seinen Regulierungsvorschlägen hat Barack Obama weltweit für Aufruhr gesorgt. Was die Direktoren der Lokalbanken davon halten - Südtirol Panorama hat ihnen 10 Fragen gestellt.

D

ie Marktwirtschaft funktioniert noch nicht und die großen Finanzinstitute stellen immer noch eine bedrohliche Gefahr dar. Für US-Präsident Barack Obama ist jetzt Schluss damit. Er hat einen Vorschlag unterbreitet: Er möchte e i n e B a n kensteuer auf das Fremdkapital der Banken einsetzen. Zur Kassa gebeten sollen nicht alle Finanzinstitute werden. Nur die ganz großen sollen nach Obamas Vorschlag 0,15 Prozent der Bilanzsumme pro Jahr an Steuern abgeben. Südtirols Banken wären davon nicht betroffen. Keine der Südtiroler Banken kann Vermögenswerte von mehr als 50 Milliarden Dollar aufweisen – denn nach dieser Summe soll entschieden werden, wer die Steuer abführen müsste. 117 MILLIARDEN US-DOLLAR erhofft sich Barack Oba-

ma mit diesem Konzept in den kommenden 10 Jahren. Sein eigentliches Ziel ist es aber, so schätzen Experten, bei den großen Banken durch die Besteuerung eine Senkung des Fremdkapitals zu erreichen. Es sollte ein Anstoß an die Banken sein, sich zu verkleinern. Die deutsche Bundesregierung möchte sogar noch einen Schritt weitergehen: Sie möchte diese Bankenabgabe nicht einfach nur in den nationalen Haushalt einfließen lassen, sondern in einen eigens konstru-

ierten europäischen Notfallfonds. Dieser könnte dann als Kapitalgeber einspringen, sobald es zu einer weiteren BankenNotlage käme. Ein Schutzschild also, wenn ein Finanzriese scheitert und die Politik dann wieder nur sagen kann: „Too big to fail.“ Derweil hat Obama noch einen weiteren Vorschlag unterbreitet: Er möchte allen Geschäftsbanken, die normale Kundeneinlagen halten, untersagen, riskante Spekulationsgeschäfte auf eigene Rechnung zu tätigen.

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zu diesen ambitionierten Vorschlägen stehen und ob damit ein Wachstum der Finanzinstitute eingeschränkt werden könnte, dazu hat Südtirol Panorama die Direktoren der größten heimischen Banken in einem Fragebogen mit 10 identischen Fragen befragt. Peter Schedl, Generaldirektor der Südtiroler Sparkasse und damit des größten Finanzinstituts Südtirols, wollte zum Fragebogen nicht Stellung nehmen. Dafür haben die Generaldirektoren der Südtiroler Volksbank und des Raiffeisenverbandes, Johannes Schneebacher und Paul Gasser, überzeugende Argumente geliefert, ob und wie eine Regulierung der Finanzmärkte überhaupt gelingen könnte. ▶

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SÜDTIROLS FINANZINDUSTRIE


GENERALDIREKTOR RAIFFEISENVERBAND

1.

Die Gefahr einer Staatspleite Griechenlands drückt den Wert des Euro. Wird der Euro zu einer Weichwährung?

Spitzen sich die angespannten Haushaltssituationen und das Defizit von Staaten wie Portugal, Spanien, Irland oder Italien weiter zu, ist die Gefahr einer Schwächung des Euro nicht auszuschließen. Die Stabilität der gemeinsamen Währung kann langfristig nur gehalten werden, wenn es der EU gelingt, eine rigorose Haushaltspolitik der einzelnen Mitgliedsstaaten einzufordern.

2.

Die Notenbanken fluten seit Monaten die Finanzmärkte mit frischen Dollar und Euro. Wie beurteilen Sie die Politik des billigen Geldes?

Die Politik des billigen Geldes wird in den USA schon seit Jahrzehnten betrieben, und man muss betonen, dass sie einer der Hauptgründe ist, die zur Finanzkrise geführt hat. Genau diese Politik wird heute aber als Mittel zur Bekämpfung der Krise eingesetzt, auch in Europa. Kurzfristig kann dies durchaus als richtige Strategie gelten, langfristig muss man aber darauf achten, nicht den Teufel mit dem Belzebub auszutreiben.

3.

Droht durch die expansive Geldpolitik der Notenbanken die Bildung einer neuen Liquiditätsblase?

Die Frage ist, ob es die Staaten schaffen, die öffentliche Verschuldung dauerhaft einzudämmen und ob die Notenbanken imstande sind, die Finanz- und Geldmärkte wieder zu straffen und somit auch die Zinsen wieder zu erhöhen. Wenn nicht, scheint das Fundament für die nächste Krise schon gelegt.

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um die heute üblichen Kapitalverschiebungen zwischen den Kontinenten zu decken.

5. Nach den Wünschen von US-Präsident Obama sollen Banken keine Hedgefonds oder Private-Equity-Fonds besitzen. Was halten Sie von diesen Plänen?

Der Ansatz von Präsident Obama ist gut gemeint. Allerdings bringt es in der globalen Welt wenig, wenn ein Land im Alleingang solche Verbote einführt. Zudem spielen Hedge- und Privat-Equity-Fonds in der Liquiditätsgebarung der Märkte eine bedeutende Rolle, sodass einseitige Einschränkungen oder sogar Verbote für die Banken, Hedge- und Private-EquiteFonds mit Krediten zu versorgen, Auswirkungen auf die Finanzmärkte hätten.

6.

Könnte mit der Verkleinerung der Finanzinstitute das Problem „too big to fail“ gelöst werden?

In der Finanzkrise waren die massiven Garantie- und Stützungsmaßnahmen der öffentlichen Hand eine Aktion ohne Beispiel in der Geschichte. Nach Lehman Brothers wurde mit allen Mitteln versucht, systemrelevante Banken nicht in Konkurs gehen zu lassen, um den Zusammenbruch des gesamten Finanzsystems zu verhindern. Dies hat aber auch die Grenzen der Garantieleistungen der Staaten offengelegt, da in manchen Staaten die Größe einzelner Banken jene des Staatshaushaltes weit übertrifft. Aus den Gefahren, die ein solches Ungleichgewicht mit sich bringt, müssen die richtigen Schlüsse gezogen werden.

7.

4.

Sind die G-20-Staaten und der internationale Währungsfonds gegen neue Fehlentwicklungen gewappnet?

In einer globalisierten Welt kann ich mir das nicht vorstellen. Die heutige Vernetzung der Finanzmärkte setzt ein funktionierendes Währungssystem voraus. Aus Gold eine Krisenwährung der letzten Minute zu machen, die auch in einem Hochinflationsumfeld den Wert erhält, ist nicht möglich. Zudem sind die Goldbestände der Welt zu gering,

An der Stabilisierung der Finanzmärkte wird intensiv gearbeitet und man wird mit strengeren Regulierungsmaßnahmen rechnen müssen. Dazu gibt es bereits erste Arbeitspapiere, deren konkrete Umsetzung noch ansteht. Allerdings zeigt die Geschichte, dass es immer wieder Fehlentwicklungen gegeben hat und solche somit wohl auch in Zukunft nicht ausgeschlossen werden können.

Könnte das Edelmetall Gold zur ultimativen Krisenwährung werden?

Südtirol Panorama März | 2010

Foto: Alex ande

Paul Gasser,

r Alber

SÜDTIROLS FINANZINDUSTRIE

8.

Ließe sich die Krise mit einer totalen Regulierung des Finanzsystems eindämmen?

Es geht weniger um die Anzahl der Regulierungsmaßnahmen als vielmehr um deren Vereinheitlichung und wirkungsvolle Anwendung durch eine international abgestimmte Bankenaufsicht.

9.

Den Südtiroler Banken wird vorgeworfen, trotz Senkung des Referenzzinssatzes die Zinssenkungen zu langsam an den Kunden weiterzugeben. Stehen Sie zu Unrecht im Kreuzfeuer der Kritik?

Diese Diskussion wird immer noch sehr emotional geführt. Tatsache ist, dass die Kreditzinsen in der Nachkriegszeit noch nie so niedrig waren und dass die von den zentralen Stellen vorgenommenen Zinssenkungen sehr wohl an die Kunden weitergegeben wurden. Auch können wir belegen, dass das Kreditzinsniveau in Südtirol wesentlich niedriger ist als im Rest Italiens und dass dieser Umstand der Wirtschaft und den Familien in Millionenhöhe zugute kommt.

10.

Südtiroler Unternehmen und Verbände stöhnen über restriktive Kreditvergaben. Haben Sie Verständnis dafür?

Wenn man bedenkt, dass allein bei Raiffeisen der Kreditzuwachs im abgelaufenen Jahr in etwa 4 Prozent beträgt, so hat bei einer Inflationsrate von 1,8 Prozent eine reale Kreditausweitung von 2,2 Prozent stattgefunden. Eine solche Zuwachsrate bestätigt, dass die Banken auch in Krisenzeiten sehr wohl die Wirtschaft und die Familien mit Krediten versorgt haben. Allerdings ist bei einer Verschlechterung der Kreditqualität eine größere Vorsicht in der Kreditbeurteilung erforderlich. Dass sich die Kreditqualität in den letzten Jahren wesentlich verschlechtert hat, zeigen die vermehrten Ausfälle, die unsere Bilanzen belasten.


Foto: Alex ande

Johannes Schneebacher,

r Alber

SÜDTIROLS FINANZINDUSTRIE

SÜDTIROLER VOLKSBANK

1.

Die Gefahr einer Staatspleite Griechenlands drückt den Wert des Euro. Wird der Euro zu einer Weichwährung?

Eine Währung ist der Ausdruck der Volkswirtschaft, die dahintersteht. Ist diese disziplinlos und verschwenderisch, gibt laufend mehr aus, als sie einnimmt, so wird die Währung weich. Griechenland ist ein starkes Warnsignal für Europa zur Rückkehr zu den Werten gesunden Wirtschaftens, das Europa verstanden hat. Ich rechne damit, dass die ergriffenen Maßnahmen den Euro wieder stärken werden.

2.

Die Notenbanken fluten seit Monaten die Finanzmärkte mit frischen Dollar und Euro. Wie beurteilen Sie die Politik des billigen Geldes?

Die Erhaltung der Liquidität ist die Basis für das Wirtschaften. Die Notenbanken haben das verstanden und in der Krise richtig reagiert. Sobald die grundsätzlichen Sanierungsmaßnahmen zur Stabilität der Finanzmärkte greifen, wird die Politik des expansiven Geldwachstums ein Ende haben.

3.

Droht durch die expansive Geldpolitik der Notenbanken die Bildung einer neuen Liquiditätsblase?

Die Gefahr besteht, und das ist den handelnden Personen in den Notenbanken sehr deutlich bewusst.

4.

Könnte das Edelmetall Gold zur ultimativen Krisenwährung werden?

Gold war und ist immer eine Krisenalternative. Zum Teil zu Recht, weil es inflationsresistent ist, zum Teil zu Unrecht, weil es eine Scheinsicherheit vermittelt. Versuchen Sie, wenn Sie Hunger haben, von Gold etwas abzubeißen.

5.

Nach den Wünschen von US-Präsident Obama sollen Banken keine Hedgefonds oder Private-Equity-Fonds besitzen. Was halten Sie von diesen Plänen?

Spekulation ist für sich gesehen weder gut noch böse. Es ist der Versuch, mit den vorhandenen Informationen zur Entwicklung der Zukunft seine eigenen Ressourcen zu optimieren. Diese legitime Absicht findet ihre Grenze dort, wo andere, wichtigere Werte, wie z. B. die Stabilität des Finanzsystems, gefährdet werden. In diesem Zusammenhang hat die Politik die Pflicht, ordnend in das Wirtschaftssystem einzugreifen. Restriktivere Maßnahmen im genannten Bereich sind sicher sinnvoll, die sich nicht über Verbote, sondern über erhöhte Kapitalunterlegungspflichten durchsetzen lassen.

6.

Könnte mit der Verkleinerung der Finanzinstitute das Problem „too big to fail“ gelöst werden?

Ja, das wäre unbedingt notwendig. Die staatlichen Unterstützungen waren ja deswegen erforderlich, weil einzelne Schieflagen das gesamte weltweite Wirtschaftssystem existenziell bedroht haben. Jedes Unternehmen darf nur so groß sein, dass es in Konkurs gehen kann, ohne eine Systembedrohung zu werden.

7.

Sind die G-20-Staaten und der internationale Währungsfonds gegen neue Fehlentwicklungen gewappnet?

Ich hoffe es sehr und kann es doch nicht glauben. Ich bin schon sehr froh, wenn wir die Fehler der Jahre vor Ausbruch der Subprime-Krise nicht wiederholen.

8.

Ließe sich die Krise mit einer totalen Regulierung des Finanzsystems eindämmen?

Nur dann, wenn wir der Meinung sind, dass das System der Marktwirtschaft als solches schlecht wäre. Und das ist doch nicht der Fall. Unser Problem ist vielmehr, dass die Politik ihrer Ordnungs- und Aufsichtspflicht nicht nachgekommen ist und die Akteure in der Wirtschaft aus unterschiedlichsten Gründen ihren Aufgaben nicht gewachsen waren.

9.

Den Südtiroler Banken wird vorgeworfen, trotz Senkung des Referenzzinssatzes die Zinssenkungen zu langsam an den Kunden weiterzugeben. Stehen Sie zu Unrecht im Kreuzfeuer der Kritik?

Die Zinssenkungen wurden weitergegeben, das wird man demnächst aus den Bilanzen der Südtiroler Banken schwarz auf weiß sehen, und die meisten Unternehmen haben davon profitiert. Was hinzugefügt werden muss, ist, dass das Kreditrisiko auch in Südtirol gestiegen ist, dass die Mittelbeschaffung sich generell verteuert und dass ständig zusätzliche Kosten durch Maßnahmen des Verbraucherschutzes, des Risikomanagements aufgrund von Aufsichtsanweisungen, durch Pflichtinvestitionen in einen europaweiten Zahlungsverkehr und durch die Übernahme von polizeilichen Aufgaben im Bereich der Geldwäsche entstanden sind und entstehen, die zu Spreaderhöhungen geführt haben und führen.

10.

Südtiroler Unternehmen und Verbände stöhnen über restriktive Kreditvergaben. Haben Sie Verständnis dafür?

Die Finanzkrise wurde ausgelöst, weil das Bankensystem Risiken, und zwar vor allem Bonitätsrisiken, unterschätzt hat. Nun hat das Bankensystem aus dieser Krise gelernt und kehrt zu den alten Tugenden der gründlichen Bonitätsbeurteilung zurück. An diese — rasche — Anpassung hat sich so manches Unternehmen noch nicht so richtig gewöhnt und verwechselt gründlich mit restriktiv. Aber hier gilt das Gleiche wie in vielen anderen Bereichen: Die guten Unternehmen haben sich ebenfalls längst angepasst, denn sie profitieren von der neuen Lage. Sie stöhnen nicht.

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SÜDTIROLS FINANZINDUSTRIE PR-INFO

Foto: AlpenBank

Begleitung für die ganz persönliche Finanz- und Vermögensplanung: AlpenBank Private Banking

Der Hauptsitz der AlpenBank in Innsbruck

Trotz Unsicherheiten zum Anlageerfolg Konjunkturprogramme und Zinsen haben den Börsen zu neuen Höheflügen verholfen. Vor Euphorie müsse aber trotz Zuversicht gewarnt werden. Wie Anleger auf die aktuelle Situation auf den Finanzmärkten reagieren sollten, erklärt Heinold Pider, Direktor der AlpenBank Bozen, im Interview. SÜDTIROL PANORAMA: Herr Pider, wie sehen Sie die aktuelle Situation auf den Finanzmärkten?

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noch weit von den Höchstständen von 2007 entfernt sind.

HEINOLD PIDER: Die Aktienmärkte ha-

Und wie hat sich der Markt der Unternehmensanleihen entwickelt?

ben sich – ausgehend von den Tiefständen im März 2009 – sehr gut erholt. So haben wir etwa im Eurostoxx-Index eine Steigerung von rund 50 Prozent – bei einigen „Emerging Markets“ Zuwächse in dreistelligem Bereich gesehen. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass wir in einigen Märkten

Dieser Markt hat sich nach den extremen Abstürzen von 2008 auf jeden Fall gut erholt. Auch die Rohstoff- und Immobilienmärkte scheinen den Boden gefunden zu haben, wobei durchaus zu sagen ist, dass die Kurse von einigen Rohstoffen bereits Ansätze einer Übertreibung aufweisen.

Südtirol Panorama März | 2010

Worauf führen Sie diese Entwicklung zurück?

In erster Linie auf die massiven Interventionen der Staaten und der Notenbanken. Die Situation war nach dem Ausfall der Bank Lehmann Brothers wirklich sehr prekär. Es ist erstaunlich, wie gut ein Ausufern der Krise vermieden werden konnte. Was erwarten Sie sich für die Zukunft?

Für die nahe Zukunft erwarten wir uns insgesamt eine Seitwärtsbewegung der


SÜDTIROLS FINANZINDUSTRIE PR-INFO

Finanzmärkte – allerdings mit zunehmenden Schwankungen. Nachdem 2009 starke Steigerungen der Unternehmensgewinne sowie eine starke Wirtschaftserholung in die Aktienkurse eingepreist wurden, steht dieses Jahr im Zeichen der Konsolidierung. Nach unten scheinen die Aktienmärkte durch die wesentlich verbesserten Unternehmensgewinne und Konjunkturdaten gut abgesichert zu sein.

„Gerade bei großem Vermögen ist eine spezialisierte Vermögensbetreuung unerlässlich ...“

Kann ein weiteres Ausufern der Finanzkrise also ausgeschlossen werden?

Heinold Pider

Nun ja, nach oben kann ich mir nicht sehr viel Potenzial vorstellen. Dies vor allem deshalb, da sich die stimulierenden Maßnahmen der Staaten und Notenbanken aufgrund der angespannten Staatsbilanzen und drohenden Inflationsszenarien wahrscheinlich in Grenzen halten werden. Langfristig kann ein weiteres Abrutschen in die Krise also nicht ausgeschlossen werden, denn die extrem angestiegenen Staatsverschuldungen, die weiterhin hohe Arbeitslosigkeit und das gedrückte Konsumverhalten könnten zu Schwierigkeiten führen.

Dabei legen Herr und Frau Südtiroler ihr Geld bereits grundsätzlich vorsichtig an, oder?

Das stimmt ohne Zweifel. Die Aktienquoten sind bei den Südtiroler Anlegern traditionell eher tief. Allerdings erfüllen Anleihen mit kurzer Laufzeit und guter Qualität die Erwartungen hinsichtlich Verzinsung kaum. Wer sein Geld zumindest vor der Geldentwertung schützen will, muss also Anlageformen wählen, die ein höheres Wachstumspotenzial aufweisen. Leider wird aber immer noch zu wenig auf das richtige Maß und die Gesamtkonzeption des Portfolios geachtet.

Natürlich geht es auch einfacher. Aber lassen Sie mich ein Beispiel aus einem anderen Lebensbereich anführen: Für einfache ,Wehwehchen‘ genügt der Weg in die Apotheke. Wer aber eine komplexe Krankheit selbst therapiert, ohne die professionelle Analyse seines Arztes einzuholen, wird wohl nur mit großem Glück wieder gesund. Gerade bei großem Vermögen sind deshalb eine spezialisierte Beratung und Vermögensbetreuung unerlässlich. Schwierige Zeiten benötigen also umso mehr Professionalität im Vermögensmanagement?

Foto: AlpenBank

Wie sollten sich Anleger in diesem Umfeld bewegen?

Möglichst umsichtig, mit einem klaren Blick auf mögliche Risiken. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Vermögensanlage gerade in der aktuellen Situation eine detaillierte Betrachtung der persönlichen Ausgangssituation und der individuellen Erwartungen sowie einer profunden Chancen- und Risikoanalyse der Finanzmärkte bedarf. Spezialisierte Anlageberatung, bei der die Interessen des Kunden im Mittelpunkt stehen, ist hierbei fundamental.

Für viele Anleger klingt das wohl etwas aufgeblasen – geht es nicht einfacher?

Heinold Pider ist Direktor der AlpenBank-Niederlassung in Bozen

Ja, dieser Aussage stimme ich ausnahmslos zu. Auf volatile Finanzmärkte muss man zudem mit einem aktivem Vermögensmanagement antworten. „Buy and Hold“-Strategien werden sich, wie bereits die letzten Jahre gezeigt haben, kaum mehr auszahlen. Schnelles und richtiges Handeln kann allerdings auch in schwierigen Marktphasen interessante Renditen bringen – vor allem können dadurch Risiken reduziert werden. Neben der Veranlagung in aktionäre und obligationäre Anlageformen geht es dabei vermehrt auch um Investitionen in Rohstoffe, Zertifikate, Immobilien und Unternehmensanleihen, die gerade in Vermögensverwaltungen und Fonds vernünftig diversifiziert werden können. Die Zeit ist also reif für eine professionelle Anlageberatung?

Was sollte man, Ihrer Meinung nach, bei Geldanlage im Moment unbedingt berücksichtigen?

Die Basis aller Anlageentscheidungen sollte die persönliche Finanzplanung sein. Die Ausgangssituation, das Vorhaben, die Ziele, die Renditeerwartungen sowie die Risikotragfähigkeit jedes Anlegers spielen dabei eine wesentliche Rolle. Auch spezielle Anforderungen wie Vermögensübertragung, Steueroptimierung oder besonders Ansprüche auf Diskretion sollten umfassend besprochen werden. Ausgehend von dieser Analyse kann eine Anlagestrategie erstellt werden. Dabei wird die Vielzahl interessanter Anlagemöglichkeiten so kombiniert, dass Risiken möglichst reduziert und Renditechancen ausgebaut werden.

Ohne Zweifel ist es zurzeit eine große Herausforderung, Vermögen professionell anzulegen. Aber genau das ist unser Job. Als AlpenBank verfügen wir über spezialisierte Berater, international ausgerichtete Vermögensverwaltungen und über eine Vielzahl spezieller Anlagelösungen. Wir sind überzeugt, unsere Kunden bei der Bewältigung der Anlage-Herausforderungen durch die individuelle Betreuung ◀ bestens unterstützen zu können.

infobox

AlpenBank AG Raingasse 20 39100 Bozen Tel. 0471 30 14 61 info@alpenbank.it www.alpenbank.it

Südtirol Panorama März | 2010

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SÜDTIROLS FINANZINDUSTRIE

Heute verprasst, morgen verarmt Bei der Jugend ist das Thema Zusatzvorsorge noch nicht angekommen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage von Südtirol Panorama. Ein Branchenreport über die dramatischen Folgen dieser EntwickVON VERENA PLIGER lung und was jeder Einzelne konkret für seine private Altersvorsorge tun kann.

D

Heute, fünf Jahre später, hat sie wieder in den Sommermonate gearbeitet. Sie möchte sich Geld sparen für ein eigenes Auto. 8.000 Euro, mehr möchte sie nicht ausgeben. Eine private Zusatzrente abzuschließen, daran hat sie auch im vergangenen Sommer nicht gedacht. Ihre Eltern auch nicht. „Ein Vater muss seinen Kin-

Foto: suedtirolfoto.com / Udo Bernhard

ie Eltern haben allen Grund, stolz auf ihre Tochter zu sein: Matura mit 90 Punkten, die Prüfung im ersten Semester Politikwissenschaften an der Universität Salzburg mit lauter Einsen erfolgreich bestanden. Trotz ihrer guten Noten haut Petra auch mal gerne auf den Putz, spielt Volleyball, ist auf Facebook, hört gerne harte Musik. Ganz normal für eine 20-Jährige eben. Wenn Michael Atzwanger, der Direktor des Zusatzrenten-Instituts PensPlan, von der Jugend von heute spricht, dann meint er die Generation von Petra. „Jeder muss sich an seinem ersten Arbeitstag, ganz egal ob das auch nur der Aushilfsjob im Sommer auf der Alm ist, Gedanken über seine Zukunft im Rentenalter machen. Denn nur dann kann man eine perfekte Zusatzrente aufbauen und sich für das Alter absichern. Wer bis 45 nie in einen Zusatzfonds einbezahlt hat, kann die Lage im Alter auch nicht mehr ändern.“ Petra hatte ihren ersten Ferialjob im Sommer 2004. Damals war sie gerade 14. Unheimlich froh, zum ersten Mal ihr eigenes Geld zu verdienen. Beim Kauf der neuen Playstation nicht mehr die Mama oder den Papa um Geld zu betteln. Dass sie irgendwann mal eine private Zusatzrente brauchen würde, davon wusste sie zu der Zeit noch nichts.

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dern am Mittagstisch erklären: Du musst deine Zähne putzen, damit du morgen keine Probleme mit deinen Zähnen hast und du musst in einen Zusatzfonds einbezahlen, damit du im Alter kein finanzielles Problem hast“, erklärt Atzwanger. Petras Eltern haben dies versäumt. Das Thema hat wie in den meisten Südtiroler Familien

auch in Petras Elternhaus noch nicht Einzug gehalten. Auch wenn sie ihrer Tochter vermittelt haben, sparsam zu leben. Gehört, dass es im Alter eine private Zusatzrente braucht, das hat Petra mittlerweile. Schließlich ist sie politisch interessiert. Dennoch ist sie der Meinung: „Bis ich in Rente gehe, werde ich eh nichts mehr abbekommen.“ Mit dieser Aussage ist sie nicht alleine. „Immer wieder höre ich von jungen Leuten diesen Satz. Sie machen sich einfach noch keine Gedanken darüber, was im Alter passieren wird. Sie haben andere Probleme, müssen sehen, wie sie ihre berufliche Karriere auf die Reihe kriegen, müssen beginnen, für das Eigenheim zu sparen“, erzählt Alfred Ebner, der Vorsitzende der Rentnergewerkschaft im AGB/CGIL. In dieselbe Kerbe schlägt Kurt Seeber von der Volksbank: „Das Schlimme ist, dass viele diese Einstellung haben, aber nichts dagegen unternehmen. Da mangelt es an Interesse und Aufklärung. Das Problem besteht dann darin, dass bei vielen von ihnen später, sobald erst mal eine Wohnung gekauft oder das Haus gebaut ist, wenig finanzieller Spielraum besteht, etwas fürs Alter zur Seite zu legen.“ UMFRAGE. Laut einer telefonischen Re-

präsentativerhebung unter 700 Südtiro-


SÜDTIROLS FINANZINDUSTRIE UM

FR AG E

Haben Sie sich mit dem Thema Altersvorsorge auseinandergesetzt? über 55 Jahre

69 %

45 bis 55 Jahre

70 %

35 bis 44 Jahre

29 %

60 %

39 %

56 %

25 bis 34 Jahre

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22 %

18 bis 24 Jahre

Foto: ff-Archiv

Michael Atzwanger, Generaldirektor des Zusatzrentenfonds PensPlan

26 %

Ja

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72 %

Nein

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keine Angabe

Wenn ja, haben sie auch eine Altersvorsorge abgeschlossen?

Aber warum ist es so notwendig, eine private Zusatzrente abzuschließen? „Bereits heute beziehen immer mehr Pensionäre ihre Rente von immer weniger Beitragszahlern. Dabei stehen heute einem Rentner immerhin noch vier Erwerbsfähige gegenüber. In dreißig Jahren werden auf einen Pensionär nur noch zwei Erwerbsfähige kommen. Und die Zeit wird kommen, wo das Verhältnis eins zu eins ausmachen wird“, erklärt Alfred Ebner. WAS MUSS PETRA DRINGEND TUN?

Die gesetzliche Rente wird angesichts steigender Lebenserwartung und sinkender Geburtenzahlen zukünftig lediglich eine Basisversorgung gewährleisten. Damit Petra aber auch noch ab 65 Jahren ein angenehmes Leben führen kann, sollte sie sich neben der gesetzlichen Rente mindestens zwei weitere Sparformen zu eigen machen: die betriebliche und die private Altersversorgung. Zusammen mit der öffentliche Rente ergeben sich die drei Säulen der Altersvorsorge, die für ein unbeschwertes Leben auch im hohen Alter notwendig sind.

über 55 Jahre

56 %

45 bis 55 Jahre

43 % 75 %

35 bis 44 Jahre Quelle: Gruber & Partner / ff-Grafik

lern, die das Beratungsunternehmen Dr. Gruber & Partner im Auftrag des Wirtschaftsmagazins Südtirol Panorama durchgeführt hat, haben sich 72 Prozent der 18- bis 24-Jährigen mit dem Thema Altersvorsorge noch nicht auseinandergesetzt. Dazu kommt, dass sich von denen, die sich auseinandergesetzt haben, erst 49 Prozent konkret eine Zusatzrente abgeschlossen haben. Insgesamt haben sich 63 Prozent der Südtiroler mit dem Thema auseinandergesetzt, überraschende 34 Prozent haben sich mit dem Thema überhaupt noch nie beschäftigt.

23 %

64 %

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25 bis 34 Jahre

43 %

49 %

18 bis 24 Jahre

Ja

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2% 2% 4% 3%

keine Angabe

Am stärksten setzen siech die 45- bis 55-jährigen Südtiroler mit dem Thema Altersvorsorge auseinander. Kaum ein Thema ist die Vorsorge für die junge Generation. Von den 22 Prozent der Interessierten, hat nur die Hälfte eine Vorsorge abgeschlossen

1. SÄULE:

GESETZLICHE RENTE Die Politik hat auf die demografische Entwicklung reagiert: Das italienische Rentensystem ist im Jahre 1995 grundlegend umgestaltet worden. Für jüngere Arbeitnehmer erfolgte damit der Übergang von der lohnbezogenen zur beitragsbezogenen Rente (siehe Kasten). „Wer eine flache Karriere hinlegt, der profitiert von diesem System. Ein Beispiel dafür können Reinigungskräfte sein. Sie werden zu Beginn ihrer Tätigkeit nicht wesentlich weniger Lohn beziehen als die letzten Jahre vor ihrer Pensionierung. Jene Arbeitnehmer hingegen, bei denen es zwischen Anfangsentlohnung und Endentlohnung einen großen Unterschied gibt, werden mit der Reform den Kürzeren ziehen“, so Martha Stocker, zuständige Regionalassessorin für die Zusatzvorsorge. „Besonders groß ist die Vorsorgelücke bei gut verdienenden Akademikern. Denn diese starten wegen der längeren Ausbildungszeiten vergleichsweise spät in den Beruf. Mit entsprechender

Wie wird die Rente berechnet? 1995 wurde in Italien eine nachhaltige Rentenreform durchgesetzt: der Übergang von der lohnbezogenen (sistema retributivo) auf die beitragsbezogene Rente (sistema contributivo). 18 Versicherungsjahre bis zum 31. Dezember 1995: Rente wird noch nach dem lohnbezogenen System berechnet. Der aufgewertete Lohn der letzten zehn Jahre wird als Grundlage für die Berechnung der Rente herangezogen. Keine 18 Versicherungsjahre bis zum 31. Dezember 1995: Rente wird nach dem gemischten System (sistema misto) berechnet: für die Zeit vor dem 31.12.1995 nach dem lohnbezogenen System, für die Zeit nach diesem Datum nach dem beitragsbezogenen System. Für die Arbeitnehmer bedeutet dies durchschnittlich 15 Prozent weniger an Rente. Eintritt ins Berufsleben nach 1. Januar 2006: Rente wird nach dem beitragsbezogenen System berechnet. Alle eingezahlten Beiträge des Arbeitslebens werden für die Berechnung der Rente herangezogen. Das kann eine Rentenkürzung von 33 bis 50 Prozent im Vergleich zum lohnbezogenen System bedeuten.

Südtirol Panorama März | 2010

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SÜDTIROLS FINANZINDUSTRIE

„Ich habe richtig gelitten“ Seit sieben Jahren kämpft Martha Stocker für das Thema Zusatzrente. Wie sie während der Krise um die Renten der Südtiroler gezittert hat und warum die Jugend zu wenig ans Alter denkt. mit 30 wird es sehr froh darüber sein. Außerdem könnten Eltern die Steuervorteile des Staates in Höhe von 5.164 Euro viel stärker nutzen.

SÜDTIROL PANORAMA: International fürchten viele Anleger von Rentenfonds um ihre Rendite und angesichts der Bankenpleiten sogar um ihr eingezahltes Kapital. Wie gut steht PensPlan da?

Der Fonds Profi wurde für Unternehmer eingerichtet und hat bis heute erst 298 Eingeschriebene. Warum?

MARTHA STOCKER: Nach schrecklich

Hätten die einzelnen Verbände den Fonds besser vermarktet, stünde er

mageren Jahren vor allem aufgrund des 11. Septembers und der Pleite von Lehman Brothers konnten wir 2009 bei Laborfonds zum ersten Mal positive Ergebnisse präsentieren. Das zeigt, dass Investitionen in einen Rentenfonds langfristig gesehen werden müssen.

Jeder Versicherte muss sich bewusst sein, dass sein einbezahltes Geld auf den internationalen Finanzmärkten investiert wird und damit natürlich auch der Finanzpolitik und der Wirtschaftsentwicklung ausgesetzt ist. Auch wir sind gegen diese Schwankungen nicht gefeit. Das heißt, es kann auch ein Jahr geben, wo die Renditen absacken. 2008 war ein solches Jahr. Im Krisenjahr saß ich täglich wie gebannt vor dem Fernseher und habe die Aktienkurse studiert. In der Zeit habe ich richtig gelitten, schließlich trage ich selbst ja auch eine große Verantwortung, wenn es mit den Geldern der Bevölkerung immer weiter nach unten geht. Warum investieren junge Leute so wenig in das Thema Zusatzvorsorge?

Es ist in gewisser Weise verständlich, ich habe mir mit 17 oder 18 Jahren auch keine Gedanken gemacht, wann ich wie viel Rente bekommen werde. Allerdings musste man sich zu der Zeit auch noch keine so großen Sorgen machen. Ich würde den Eltern dringend raten, für ihre Kinder einen Pensionsfonds zu eröffnen. Anstelle der vielen Geschenke wäre es sinnvoller, immer wieder einen Teil in den Fonds einzubezahlen. Das wird das Kind anfangs zwar nicht verstehen, aber spätestens

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Südtirol Panorama März | 2010

Foto: Alexander Alber

Und wie steht es um die Renditen?

Martha Stocker ist zuständige Regionalassessorin für die Zusatzrente

heute sicher besser da. Aber es scheint, dass es den Verbänden ausreicht, zwei offene Fonds zur Auswahl zu haben. Wichtig ist mir, dass Unternehmer überhaupt irgendetwas im Bereich Zusatzrente unternehmen. Heißt das, dass sich Unternehmer zu wenig absichern?

Teilweise ja. Deshalb werden gar einige Unternehmer mit niedrigen Renten im Alter dastehen. Das Problem ist, dass Unternehmer ihre INPS-Beiträge aufgrund ihrer Umsätze einbezahlen. Ich bin nicht die Steuerbehörde, aber wer seine Umsätze nicht ordnungsgemäß anführt, darf sich auch nicht erwarten, später eine ordentliche Rente zu erhalten.

2007 mussten die Beschäftigten über die Verwendung der eigenen Abfertigung entscheiden. Wie haben die Unternehmer darauf reagiert?

Ganz unterschiedlich. Für größere Betriebe war es kein Thema, sehr wohl aber für kleinere Betriebe und Handwerker. Es war vor allem ein Denkproblem: Denn über Jahre wurden die Abfertigungen der Beschäftigten als Betriebskapital verwendet. Dies war natürlich bequem, somit musste bei der Bank nicht jedes Mal Fremdkapital beantragt werden. Allerdings kam für viele dann der Schock, wenn etwa drei langjährige Mitarbeiter ziemlich zeitgleich den Betrieb verlassen haben und der Unternehmer gleich mehrere Tausend Euro auszahlen musste. Dank der Reform hat man sicher verstanden, dass Abfertigungen kein Betriebskapital sind, sondern das Geld des Arbeitnehmers, über das er frei verfügen kann. PensPlan lässt 100 Millionen Euro vom holländischen Pensionsriesen APG verwalten. Sind die Gelder der Südtiroler dort in sicheren Händen?

Ich mische mich grundsätzlich nicht in technische Details ein. Ich kann nur sagen, dass es sich bei der APG um Profis im Rentenbereich handelt, die für uns eine total diversifizierte Anlagestrategie einsetzen. Das heißt, es wird nicht mehr eine Obligation von einem Staat gekauft, sondern mindestens 15 bis 20. Außerdem kann PensPlan auch von den Größenvorteilen eines solchen Fonds profitieren. Aber natürlich können auch Profis bei Investitionen danebenliegen. Man dürfte es nicht sagen, aber teilweise ähnelt die Finanzwelt einem Husarenspiel. Durch die Komplexität der heutigen Weltwirtschaft und vor allem der Jongleure auf den Finanzmärkten müssen wir das Beste nach bestem Gewissen versuchen, aber eine exakte Sicherheit, wie gut sich die Renditen entwickeln, gibt es nicht. ◀ INTERVIEW: VERENA PLIGER


SÜDTIROLS FINANZINDUSTRIE E AG FR

UM

Nur noch 40 Prozent zeigen sich sehr besorgt über die staatliche Rente. 33 Prozent sehen die obligatorische Rente als sicher an. Dieser Optimismus könnte im Alter gravierende Folgen haben

1%

40 %

33 %

Sorgen Sie sich um Ihre staatliche Rente?

26 %

kaum besorgt

etwas besorgt

weiß nicht

Foto: suedtirolfoto.com / Helmuth Rier

sehr besorgt

Fall sein. Renten werden immer ausbezahlt werden. Aber der Staat wird die Rentenjahre immer weiter erhöhen. Am Beispiel Griechenland sehen wir, dass sehr plötzlich das Rentenalter nach oben gesetzt wurde, da die EU Griechenland unter Druck gesetzt hat, um den Euro zu halten“, erklärt Michael Atzwanger. Die Höhe der öffentlichen Rentenanhebung hängt also nicht nur von objektiven Parametern, wie dem Wirtschaftswachstum und der Inflation ab, sondern auch von politischen Faktoren.

Wie viel staatliche Rente gibt es für Petra und ihren Vater? Die einbezahlten Beiträge werden zusammengezählt und mit einem bestimmten Koeffizienten Jahr für Jahr aufgewertet. Sobald das Rentenalter erreicht ist, wir je nach Alter des Antragstellers die Summe der einbezahlten Beiträge mit einem bestimmten Koeffizienten multipliziert. Das ergibt die Jahresbruttorente. So viel wird Petra, 20, an Rente erhalten: Petra ist erst ab 1996 in das Erwerbsleben eingetreten. Insofern wird ihre Rente nach dem beitragsbezogenen System berechnet. Um in Rente gehen zu können, muss sie: ▶ 60 Jahre alt sein (Männer 65), ▶ 35 Beitrittsjahre erreicht haben, ▶ das Jahreseinkommen beträgt im letzten Beitrittsjahr 30.500 Euro brutto, (2.346,15 Euro monatlich), ▶ 32,7 % von diesem Einkommen wurden von Petra in den Rententopf einbezahlt, ▶ der Koeffizient beträgt 6,136 Prozent (die Höhe des persönlichen Koeffizienten finden Sie auf www.inps.it unter „Il calcolo della pensione“) Beispielrechnung für Petra: € 30.500 (Jahreseinkommen) x 32,7% (Einbezahlte Beiträge) = € 9973,5 € 9973,5 x 35 Beitrittsjahre = € 349.072,5 € 349.072,5 x 6,136 % (Koeffizient) = € 21.419

Petra ist nach 1996 in das Berufsleben eingestiegen: Ihre staatliche Rente wird um 30 Prozent niedriger sein als die ihres Vaters

Verzögerung beginnt also auch die Einzahlung in die gesetzliche Rentenversicherung. Zudem steigen viele von ihnen mit vergleichsweise niedrigen Löhnen in das Berufsleben ein, müssen erst Praktika absolvieren und können ihr Entgelt erst im Laufe der Jahre oder Jahrzehnte steigern. Das bedeutet auch, dass ihre Rente mit dem beitragsbezogenen Rentensystem in Italien um knapp ein Drittel geringer ausfällt als die Bezüge, die Akademikern heute bezahlt werden“, fügt Alber Ebner hinzu. ERHÖHUNG

DES

RENTENALTERS.

Deutschland hat sie bereits, die „Rente mit 67“, jetzt sollen Spanien und auch Frankreich folgen. In Italien liegt das durchschnittliche Rentenalter noch bei 65 Jahren für Männer und 60 für Frauen. Die Frage ist, wie lange noch? „Viele sorgen sich, dass die INPS irgendwann mal pleitegehen könnte, aber das wird sicher nicht der

2. SÄULE:

BETRIEBLICHE ALTERSVORSORGE – PENSPLAN Bisher ging es bei der betrieblichen Altersvorsorge nicht um Existenzsicherung, sondern vielmehr um die Wahrung des Lebensstandards im Rentenalter. Doch angesichts der teilweise sehr niedrigen gesetzlichen Renten könnte der Abschluss einer betrieblichen Altersvorsorge, wie PensPlan sie anbietet, bereits heute Rentner vor einem privaten Konkurs retten. Allein in Südtirol haben sich die Pfändungen unter Rentnern in den letzten Monaten von fünf auf 14 pro Woche fast verdreifacht. Das Thema Altersarmut hat also auch Einzug in Südtirol gehalten. Laut dem Rentenexperten Helmuth Renzler würden knapp 67.500 Südtiroler Rentner im Schnitt nur 488 Euro beziehen. Besonders traurig: Laut einer Erhebung der Wirtschaftszeitung „Il Sole 24

Monatliche Bruttorente: € 21.419 / 13 Monatsgehälter = € 1647,6

So viel wird Petras Vater Richard, 55, an Rente erhalten: Petras Vater Richard ist 55 Jahre alt. 1974 ist er in das Erwerbsleben eingetreten. Deshalb wird seine Rente nach dem lohnbezogenen System berechnet, da er bei der Rentenreform 1996 bereits über 18 Beitrittsjahre erreicht hat. Um in Rente gehen zu können, muss er: ▶ 57 Jahre alt sein, ▶ 35 Beitrittsjahre erreicht haben, ▶ sein Jahreseinkommen im letzten Beitrittsjahr beträgt 30.500 Euro brutto, (2.346,15 Euro monatlich), ▶ Wie viel in den Rententopf einbezahlt wurde, wird berechnet nach dem indexierten Durchschnittsentgelt der letzten zehn Jahre x Dienstaltersfaktor x Anzahl der Beitragsjahre. Im Bestfall beträgt dies 80 Prozent. ▶ Durchschnittliches Jahreseinkommen der letzten 10 Jahre = € 30.500 Beispielrechnung für Petras Vater: € 30.500 – 80% = € 24.400 Monatliche Bruttorente: € 24.400 / 13 = € 1876,9

Südtirol Panorama März | 2010

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SÜDTIROLS FINANZINDUSTRIE

18 Versicherungsjahre bis zum 31. Dezember 1995: Männer und Frauen können mit 57 Lebensjahren und 35 Beitrittsjahren in den Ruhestand gehen. Wer auf 40 Beitragsjahre verweisen kann, darf unabhängig von seinem Alter sofort in Pension gehen. Keine 18 Versicherungsjahre bis zum 31. Dezember 1995: Seit Anfang des Jahres gilt: 35 Beitrittsjahre und 61 Lebensjahre für Lohnabhängige und 35 Beitrittsjahre und 63 Lebensjahre für Selbstständige. Ab 2014 wird das Lebensalter für beide Kategorien um ein Jahr auf 62 bzw. 63 Jahre erhöht. Eintritt ins Berufsleben nach 1. Januar 2006: Seit der Rentenreform im Jahre 2008 gilt: Männer können erst mit 65 in Rente gehen, Frauen erst mit 60. Wer aber mehr als 40 Arbeitsjahre aufweisen kann, der darf auch vor diesen Altersgrenzen in den Ruhestand eintreten. Frauen haben aber auch die Möglichkeit, mit 35 Beitragsjahren und 57 Lebensjahren in Rente zu gehen. Allerdings wird die Rente dann nicht nach dem gemischten System berechnet, sondern zur Gänze nach dem beitrittsbezogenen System. Dies kann eine Kürzung von 33 bis 50 Prozent bedeuten.

ore“ liegen die Renten in Südtirol weit unter dem italienischen Durchschnitt. So bezieht ein vormals Selbstständiger mit 659 Euro zwar durchschnittlich 23 Euro mehr als im Rest Italiens, die Rente von Arbeitnehmern ist mit 786 Euro aber um 100 Euro niedriger als im Rest Italiens. Zum Vergleich: In Mailand bezieht ein Rentner durchschnittlich 513 Euro mehr als in Südtirol und selbst in Neapel sind es noch 81 Euro mehr im Monat.

Das Zusatzrenteninstitut PensPlan ist die Schachtel, in der die verschiedenen Fonds der Arbeitnehmer und Arbeitgeber enthalten sind, wobei jeder Fonds völlig eigenständig arbeitet. Bei Laborfonds kümmert sich PensPlan etwa auch um die Buchhaltung und Kommunikation, führt das Risikomanagement durch und berät den Fonds in Finanzfragen. „Wir haben als PensPlan die Aufgabe, dass die Zahlen der Eingeschriebenen steigen und genau das haben wir erreicht. Jetzt gilt es diese weiter zu steigern“, erklärt Generaldirektor Atzwager.

POLITISCHE MASSNAHMEN. Dass pri-

IST PENSPLAN ANGEKOMMEN? „Grund-

vate Maßnahmen zur Altersvorsorge un-

sätzlich ja. Die Frage ist nur: Wer ist informiert und wer schreibt sich effektiv in einen Fonds ein? Da es von der Information hin zum effektiven Abschluss ein weiter Weg ist, braucht es viel Basisarbeit“, so Martha Stocker. Insgesamt 143.000 Mitglieder sind bis heute in einen der vier Rentenfonds eingeschrieben (siehe Kasten S. 44). Den stärksten Zulauf hat mit 111.000 Mitgliedern der Laborfonds. Allerdings herrscht bei der Kommunikation über die Zahl der Eingeschriebenen selbst bei PensPlan ziemliche Unklarheit: Generaldirektor Michael Atzwanger spricht davon, dass 60 Prozent jener Personen, die morgen in der Region Trentino-Südtirol in Rente gehen werden, sich bereits in einen der Rentenfonds eingeschrieben haben. Das sei doppelt so hoch

Wie viel bezahlt jeder in den staatlichen Rententopf ein? Eintritt ins Berufsleben ab 1. Januar 2006: ▶ Arbeitnehmer in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst: 32,7 Prozent der pensionierbaren Entlohnung. ▶ Selbstständige, abhängig von der Kategorie: rund 16,5 Prozent des besteuerten Einkommens. ▶ Personen ohne Anspruch auf eine eigene Rentenabdeckung (z.B. Projektaufträge oder co.co.): 14,5 Prozent. ▶ Jene, die bereits in einer anderen allgemeinen Pflichtversicherung eingetragen sind oder eine Rente beziehen und eine kontinuierliche und koordinierte Tätigkeit ausüben: 10 Prozent

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verzichtbar sind und dass eine zweite Rentensäule notwendig ist, das hat die Politik in Südtirol frühzeitig erkannt: Seit 13 Jahren nunmehr ist das Regionalgesetz vom 27. Februar 1997, Nr. 3, in Kraft. Es sieht die Errichtung von Rentenfonds auf regionaler Ebene für Arbeitnehmer, für selbstständig Erwerbstätige und für Freiberufler vor. Derzeit unterstützt die Region durch das Zusatzrenteninstitut PensPlan vier Zusatzrentenfonds: ▶ „Laborfonds“: Zusatzrente für Arbeitnehmer. ▶ „Plurifonds“: offener Rentenfonds für selbstständig Erwerbstätige und Freiberufler. Entstanden mit der Versicherungsgesellschaft Itas Vita AG. ▶ „PensPlan Profi“: offener Rentenfonds für Handwerker, Landwirte, Kaufleute oder Freiberufler. ▶ „Raiffeisen“: offener Rentenfonds für Arbeitnehmer. Entstanden mit der Raiffeisen Organisation.

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Foto: suedtirolfoto.com/ Udo Bernhart

Wann kann ich in Rente gehen?

Die betriebliche Altersvorsorge könnte bereits heute vielen Rentnern die Existenz sichern

wie im Rest Italiens. Martin von Malfèr von Raiffeisen dagegen spricht von über 50 Prozent der Werktätigen, die sich für die eine oder andere Form der Vorsorge entschieden hätten. Das sei einer der höchsten Prozentsätze Europas. Währendessen spricht die zuständige Regionalassessorin Martha Stocker von gerade mal 39,2 Prozent der Bevölkerung, die PensPlan erreicht habe. „Wir können nicht


SÜDTIROLS FINANZINDUSTRIE

PRIVATE ZUSATZRENTEN IM REGIONEN-VERGLEICH Region

Männer

Gesamt

Trentino Südtirol

35,34

31,09

33,71

Lombardei

34,48

22,17

28,99

Aosta

23,51

24,98

27,24

Emilia Romagna

31,17

20,38

25,13

Latium

28,92

17,36

23,96

Piemont

29,27

16,95

23,37

Venetien

27,7

17,75

23,29

Toskana

26,24

16,55

21,73

25,5

16,27

21,55

Durchschnitt Italien

25,14

16,42

21,32

Ligurien

24,47

13,09

18,94

Umbrien

22,35

12,73

18,47

Marken

21,07

12,77

16,63

Abruzzen

18,98

10,86

16,15

Molise

14,68

8,19

13,78

Sardinien

15,85

9,35

13,19

Sizilien

14,59

5,28

12,86

Kampanien

15,42

7,54

12,54

Apulien

13,66

7,57

11,42

Basilikata

13,63

6,91

10,28

Kalabrien

10,02

6,49

9,21

Friaul Julisch Venetien

Foto: Il sole 24 ore

Frauen

Südtirol hat mit 33,71 Prozent im August 2009 den höchsten Anteil an Eingeschriebenen in betriebliche oder private Zusatzrenten im italienweiten Vergleich

möchte, genauso wie Michael Atzwanger, irgendwann die 100 Prozent erreichen. Die Frage bleibt, wie dieses Ziel erreicht werden kann. „Das kann nur mithilfe der Sozialpartner und mit unseren 69 Infopoints gelingen. Vor allem müssen wir es schaffen, die kleinen Betriebe zu erreichen. Denn hier kommt es immer wieder vor, dass Mitarbeiter darum gebeten werden, ihre Abfertigung im Betrieb zu lassen. Wir müssen diese Arbeitgeber dazu bringen, ihre Beschäftigten aufzuklären“, erklärt Atzwanger. die Saisonsarbeiter und Erwerbstätigen in atypischen Arbeitsverhältnissen mitrechen, das verzerrt das Bild total, vor allem, wenn wir den Vergleich mit Italien anstellen.“ Laut Il Sole 24 ore (siehe Grafik) hatte Südtirol im August 2009 mit 33,71 Prozent die höchsten Prozentsätze in ganz Italien. Das spricht dafür, dass Martha Stocker mit ihrer realistischen Einschätzung richtig liegt. Aber auch sie

RÜCKGANG DER MITGLIEDER BEI LABORFONDS. Im Jahre 2007 mussten die

Beschäftigten über die Verwendung der eigenen Abfertigung entscheiden. Ob die Abfertigung im Betrieb bleibt oder in einen Rentenfonds einbezahlt wird. Dies hat sich positiv auf die Mitgliederzahlen von PensPlan ausgewirkt, die 2007 und 2008 den höchsten Zuwachs hatten. 2009

dagegen gab es erstmals einen Rückgang der Mitgliederzahlen: Zählte Laborfonds Ende September 2009 noch circa 112.000 Mitglieder, so waren es Ende des Jahres ganze 1.000 Mitglieder weniger. Welches waren die Gründe dafür? „Der Hauptgrund ist, dass sehr viele Leute in Rente gehen und keine Neuen mehr nachkommen. Wir haben beim Laborfonds bereits ein sehr hohes Niveau erreicht, der Fonds wird sich also künftig nicht mehr so schnell entwickeln. Irgendwann kann es aber auch nicht mehr unsere Schuld sein, wenn es nicht genug Eingeschriebene gibt. Dann muss Italien endlich die Sozialpolitik anpassen“, so Atzwanger. WIE SICHER IST PENSPLAN? Internati-

onal fürchten viele Anleger von Rentenfonds eine weitere Welle der Finanzkrise mit abermaligen Bankenpleiten und damit eine Beeinträchtigung der Lebensversicherten. Wie sieht die Situation in Südti-

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SÜDTIROLS FINANZINDUSTRIE

ZAHL DER IN PENS-PLAN EINGESCHRIEBENEN Rentenfonds

Trient

Gesamt

Laborfonds

59.897

44.939

111.792

Plurifonds

3.893

14.710

18.603

298

0

298

Raiffeisen

12.283

30

12.313

Gesamtzahl der Eingeschriebenen

76.371

59.679

143.006

PensPlan Profi Quelle: PensPlan

Bozen

Rentenexperten gehen davon aus, dass das Rentenalter der jüngeren Generation um bis zu sieben Jahre höher sein wird als jenes der heutigen Rentner

STARKE RENDITEN MIT HOLLÄNDERN?

Die PensPlan Invest SGR AG hat sich im Herbst 2009 mit dem IPE Award „Best Small European Pension Fund: PensPlan Pension Funds“, einen Ehrenplatz unter den besten Vermögensverwaltern europäischer Rentenfonds erworben. Ausgezeichnet wurde PensPlan für die Zusammenarbeit mit dem holländischen Fonds APG Group, der in Holland das Vermögen von rund 4.000 Arbeitgebern und 2,7 Millionen Arbeitnehmern verwaltet. „Als erster Pensionsfonds Europas ist es gelungen, mit der APG zusammenzuarbeiten. Trentino-Südtirol hat damit die Chance, europaweit ein Exportschlager im Bereich Welfare-Politik zuwerden. Leider wird dieses Potenzial in Südtirol noch nicht verstanden. Das PensPlanProjekt hat die letzten Jahre 20 Millionen Euro an Steuergeldern gebracht“, so Atzwanger.

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Zusatzvorsorge zum Exportschlager zu machen, das ist Michael Atzwangers großes Ziel: „Um die maximalen Renditen für Laborfonds erzielen zu können, bedienen wir uns heute derselben Informationen und Riskpools wie die APG. Jeder von uns ist dazu da, das Maximum an Renditen zu erzielen.“ Allerdings hat die APG, wie aus einer Recherche der Wochenzeitschrift ff hervorgeht, allein 2009 40 Milliarden Euro verloren. Wie sinnvoll ist also diese Kooperation? „Wir unterbreiten dem Laborfonds lediglich Anlagevorschläge. Keiner kann von uns verlangen, dass wir das Geld investieren und höhere Renditen erzielen, als die Märkte abwerfen.“ Grundsätzlich seien die Anleger laut Atzwanger auch während der Krise wenig besorgt gewesen: „Unsere Mitglieder sind ja nicht dumm. Sie wissen, dass mit einem langfristig angelegten Fonds nicht alles passieren kann.“

Finanzmärkte profitierten 2009 von den Stützungsmaßnahmen der Zentralbanken. Ab dem Tiefpunkt im März sorgten sehr viele institutionelle Anleger schon bald wieder dafür, dass die Kurse von Firmen- und Staatsanleihen Unterstützung fanden und die Kurse von Aktien stark nach oben getrieben wurden. Zudem gelang es der Verwaltung besagter Linien durch die Konzentration auf liquide europäische Vermögenswerte, die Klippen des vergangenen Jahres zu umschiffen. Die Linie Activity hatte zudem den Aktienanteil bevorzugt, was auch die relativ gute Performance erklärt“, so Martin von Malfèr.

ERSTMALS STEIGEN RENDITEN. Labor-

fonds konnte nach den starken Einbrüchen der letzten Jahre, 2009 erstmals ein positives Ergebnis erzielen: In jeder der vier Investitionslinien gab es Zuwächse. Mit plus 9,11 Prozent hat der „VorsichtigEthische Fonds“ am besten abgeschnitten. Beim PensPlan Plurifonds sieht es ähnlich aus: Die Investitionslinie SummITAS legte gar um 15,03 Prozent zu. Seit 2003 allerdings immer noch eine zum Teil unterdurchschnittliche Rendite. Auch beim Raiffeisen Pensionsfonds können sich 2009 die Zahlen sehen lassen: So gab es etwa bei der Activity-Linie ein Plus von 9,94 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Wie lassen sich diese positiven Ergebnisse trotz Finanzkrise erklären? „Die

Foto: Alexander Alber

rol aus? „Da PensPlan zu 100 Prozent der Region Trentino-Südtirol gehört, fühlen sich die Anleger relativ sicher. Ich muss aber auch sagen, dass in Italien grundsätzlich die Rentenfonds nicht so sehr von der Krise getroffen wurden, da die Bankenaufsichten sehr rigoros sind. Dafür sind auch die Aussichten auf Renditen entsprechend geringer“, so Alfred Ebner. Eine weitere Baisse an den Finanzmärkten könne man laut Martin von Malfèr, Finanzexperte der Raiffeisen Landesbank, grundsätzlich aber nicht ausschließen. Pensionsfonds würden sich aber dadurch auszeichnen, dass sie sehr stark diversifizieren, Risiken auf jeden Fall begrenzen, indem sie Werte mit Negativnotizen tunlichst meiden und auch bei Ratingsverschlechterungen sehr schnell agieren.

Foto: suedtirolfoto.com/Helmuth Rier

Insgesamt 143.006 Eingeschriebene haben die vier Fonds, welche die Region durch das Zusatzrenteninstitut PensPlan unterstützt. PensPlan Profi ist mit nur 298 Eingeschriebenen bislang der unattraktivste Fonds, Laborfonds mit insgesamt 143.000 Eingeschrieben ganz klar der attraktivste

Martin von Malfèr ist Finanzexperte der Raiffeisen Landesbank


SÜDTIROLS FINANZINDUSTRIE den Lebensstandard zu halten – vor allem für die junge Generation nicht mehr. Im Moment beobachten wir noch ein geringes Interesse der jungen Leute an einem monatlichen Sparprogramm zu Vorsorgezwecken. Es gibt wenige, die sich 100 Euro monatlich für 40 Jahre beiseitelegen, um mit 65 eine schöne Zusatzrente zu erzielen. Zumeist wird das gesamte Ersparte in Haus und Familie investiert, für die Altersvorsorge bleibt kaum mehr was übrig“, erklärt Kurt Seeber von der Südtiroler Volkbank. Wobei allein 100 Euro monatlich das Rentenalter versüßen würden: Über 40 Jahre gerechnet könnten 48.000 Euro plus Rendite angespart werden. Positive Erfahrung mit jungen Rentensparern hat der Raiffeisen Offene Pensionsfonds gemacht: „Bereits über 30 Prozent der Eingeschriebenen sind weniger als 30 Jahre alt“, so Martin von Malfèr. Das Problem laut Kurt Seeber sei in Südtirol nicht, dass zu wenig gespart werde, sondern ohne System: „Wir haben in Südtirol sehr fleißige Fondssparer. Allerdings ist der Südtiroler etwa im Vergleich zu Deutschland sehr kurzfristig orientiert. So hat etwa das Bausparen, wie wir es aus Deutschland mit einer Ansparphase von 15 Jahren und eine Rückzahlphase von 15 Jahren kennen, noch nicht Fuß fassen können. Im Gegensatz zu Deutschland kauft sich der Südtiroler sein Eigenheim früher, verschuldet sich dafür aber stärker“, so Seeber.

3. SÄULE:

PRIVATE ALTERSVORSORGE Die private Altersvorsorge umfasst alle Beitragsleistungen, die unabhängig von Staat und Arbeitgeber in die Wege geleitet werden. Zu dieser Gruppe zählen beispielsweise Kapital-Lebensversicherungen, private Rentenversicherungen, Sparpläne aller Art und natürlich auch der Kauf der eigenen vier Wände.

IM ALTER MIETFREI LEBEN. Das ist die

Hauptmotivation der meisten Menschen, die sich für den Bau oder Kauf einer Immobilie entscheiden. Immobilien gelten als sichere und solide Geldanlage mit ei-

KLEINER BEITRAG – GROSSE WIRKUNG.

„PensPlan hat für die zweite Säule sehr gute Arbeit geleistet, allerdings wird auch diese Säule in Zukunft nicht mehr ausreichen,

ner langfristigen Wertsteigerung und einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von einigen Prozentpunkten. In Südtirol gelten Investitionen in Immobilien, nicht nur in eine Erstwohnung, sondern auch in eine Zweit- oder Drittwohnung, immer noch als sichere Vorsorge. Eigenkapital könnten heute nur noch wenige junge Leute für den Kauf einer Immobilie selbst miteinbringen: „Studienabgänger steigen erst mit 25 bis 28 Jahren ins Berufsleben ein und der durchschnittliche Wohnungskäufer ist knapp 30 Jahre alt. Wie soll hier jemand die Möglichkeit haben, Geld anzusparen? So kommt es vor, dass Leute bei Banken vorstellig werden, die gerade mal 10.000 Euro angespart haben und einen Vorvertrag für eine 200.000 Euro teure Wohnung unterschrieben haben. In den meisten Fällen könnten sich junge Leute ohne das Eigenkapital von den Eltern oder Großeltern nur schwerlich eine Wohnung leisten, außer mit sehr langen Finanzierungslaufzeiten von weit über 20 Jahren“, erklärt Kurt Seeber. Diesen Laufzeiten steht der Experte mit einer gesunden Skepsis gegenüber: „Wer über die Laufzeit von 30 Jahren einen Kredit zurückzahlen muss, wird nie mehr schuldenfrei. Denn in dieser Zeit muss er bereits wieder zweimal Renovierungsarbeiten durchführen.“ Alfred Ebner, Vorsitzender der Rentnergewerkschaft im AGB/CGIL, hebt vor allem für Frauen die Notwendigkeit einer privaten Zusatzvorsorge hervor: „Hausfrauen und Mütter, die sich um ihre Kinder kümmern, zahlen beispielsweise oft jahrelang weder in die gesetzliche noch in die betriebliche Vorsorge ein. Für viele selbstständige Frauen gilt dies das ganze Berufsleben hindurch. Umso wichtiger ist in diesen Fällen die private Altersvorsorge.“

Alfred Ebner ist Generalsekretär der Rentnergewerkschaft im AGB/CGIL

Foto: Südtiroler Volksbank

Foto: Alexander Alber

FAZIT & AUSBLICK. Wie Sie vielleicht ge-

Kurt Seeber von der Südtiroler Volksbank fordert systematischeres Sparen

sehen haben, ist Altersvorsorge mehr als nur eine nüchterne Kalkulation mit Zahlen. Es geht darum, wie Sie später einmal leben wollen — und wie viel Geld Sie dafür brauchen. Informieren Sie sich über Ihren aktuellen Stand, die drei Säulen der Altersvorsorge und über die Rolle Ihres Lebensalters. Wer alle drei Säulen gleichzeitig nutzen kann, sollte dies tun, sobald der finanzielle Spielraum da ist. Das heißt: Je früher Sie aktiv werden, umso besser. Sparen Sie im Zweifelsfall einfach so viel Sie können, auch wenn es am Anfang vielleicht nur 30 Euro im Monat sind. Die Zeit arbeitet für Sie. ◀

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Euro(pa) quo vadis? Das Wirtschaftsbarometer zeigt weltweit wieder nach oben. Doch wie ist dieser momentane BIP-Zuwachs angesichts dieser scheinbar überstandenen Jahrhundertskrise einzuschätzen? Heinrich Sparber von der Finanzagentur Capital & Finance Banking findet darauf klare Antworten.

F

ür die europäische Währungsunion wird für 2010 ein BIP-Zuwachs von rund 0,7 Prozent prognostiziert. Diese scheinbare konjunkturelle Erholung steht aber im Kontrast zu den täglichen Botschaften der Realwirtschaft: Schließung von Betrieben, Erhöhung der Arbeitslosenzahlen oder eine weitere Belastung der Staatskassen.

sich diese Staaten unter anderem durch die laufenden Steuereinnahmen einigermaßen über Wasser halten. Doch in Zeiten der Rezession oder Stagnation treten die argen unterschiedlichen Probleme dieser Länder ans Licht. Bereits in Ihrer „Gesamtgewichtung“ werfen sie einen großen Schatten über die Währungsunion. STRUKTURREFORMEN. Nun stellt sich die

Foto: APA/Boris Roessler

Frage, inwiefern jedes einzelne Land durch Sparmaßnahmen und Strukturreformen sich selbst helfen kann und welche Unterstützung die restlichen Staaten der Währungsunion geben können oder wollen. Zur Zeit geht es primär um Griechenland, das jahrelang mit gefälschten Nummern die Staatsbilanzen verschönert hat und mit einem Haushaltsdefizit von über 10 Prozent und sozialen Aufständen im ganzen Land sehr schwierig alleine wieder einen Weg in die Genesung findet. Die angekündigte konsistente Intervention von 30 Milliarden Euro seitens Frankreich und Deutschland hat die Märkte zwar kurzfristig beruhigt, das Problem von Griechenland durch diese Neuverschuldung aber nicht behoben.

Ist die Gemeinschaftswährung Euro ernsthaft in Gefahr?

Da die Betriebe weiterhin auch von den krisengeschüttelten Banken zu wenig Liquidität erhalten, riskieren wir weiterhin eine stagnierende Wirtschaft, auch in den großen und wirtschaftsstarken Euroländern wie Deutschland und Frankreich. VERSCHLECHTERUNG EUROPÄISCHER STAATSHAUSHALTE (PIIGS). Dazu gesellt

sich für die EU ein neues Phänomen und zwar die bedeutende Verschlechterung von diversen Eurostaaten – angeführt von den sogenannten PIIGS-Staaten Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien. In einer von Wirtschaftswachstum geprägten Konjunktur des Vorjahrzehntes konnten

AUSWIRKUNGEN AUF DEN EURO. Durch

diese Ungewissheit einer Gesamteuropäischen Strategie gerät der Euro immer stärker unter Druck und hat gegenüber dem USD und anderen Währungen bereits deutlich an Boden verloren. Für die europäische Exportwirtschaft könnte das sogar ein Vorteil sein. Allerdings wäre diese Folge auch mit riskanten Verteuerungen der Importe, vor allem des in USD quotierten Erdöls, gekoppelt. Problematisch könnte es für den Euro werden, wenn sich – wie zur Zeit bereits erkennbar ist – die großen Spekulanten, darunter vorwiegend „Hedgefonds“, den Euro ins Visier nehmen. Leider gibt es noch keine politische Intervention zur weltweiten Einschränkung dieser gefährlichen Finanzprodukte. Damit könnte für den Euro eine gefährliche Abwertungsspirale beginnen, die

Heinrich Sparber von der Agentur Capital & Finance Banking in Meran

möglicherweise nur durch Interventionen der europäischen Zentralbank – wie in der Vergangenheit Japan für den Yen – gestoppt werden könnte. WÄHRUNGSABSICHERUNGEN FÜR IMPORTE UND FINANZINVESTITIONEN.

Damit zusammenhängend sind bestehende und künftige Finanzinvestitionen des Euro neu zu überdenken oder zu bewerten. Wenn auch der direkte europäische Investor durch die Abwertung des Euro keine direkte Kapitalreduzierung erfährt, entgeht ihm dennoch – sofern die Übergewichtung im Euro verbleibt – der eventuelle Zuwachs anderer Währungen. Für größere Finanzinvestitionen in den Euro empfiehlt es sich, eine Währungsabsicherung des Grundgeschäftes über ein Termingeschäft in dieser für den Euro delikaten Phase in Erwägung ◀ zu ziehen.

infobox

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GELD & FINANZEN

P

ropheten eilt der Ruf voraus, ihre Visionen seien nicht greifbar, nicht realistisch und würden sich jedem rationellen Denken entziehen. Professor Max Otte wird auch ein Prophet genannt – ein Crash-Prophet wohlgemerkt. Als Visionen kann man seine Thesen nicht bezeichnen. Prognosen würde es wohl eher treffen. Mit seinem Bestseller „Der Crash kommt“ hat er bereits 2006 als einer der wenigen vorausgesagt, dass die Blase am amerikanischen Hypothekenmarkt platzen und eine weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise auslösen wird. Anfangs wurde er dafür belächelt, beim Eintreffen der Krise mit Staunen bewundert. Als Professor an der Fachhochschule Worms hat er sich für drei Jahre ohne Entgelt beurlauben lassen. Seither gibt er Interviews – 300 waren es bislang. Eines davon hat er mit Südtirol Panorama in Bozen geführt.

platzen und das ganze System der Weltwirtschaft gefährden. Ist unser System im Moment immer noch gefährdet?

Es kann im Moment nur zwei Szenarien geben: Inflation oder Deflation. Auch wenn es die Notenbanken nicht zugeben wollen, versuchen sie aber, auf Biegen und Brechen eine Inflation heraufzubeschwören. Mir persönlich wäre eine jährliche Inflationsrate von fünf bis sieben Prozent auf jeden Fall lieber als eine Deflation. Inflation bedeutet, dass das Geld an Wert verlieren würde. Das heißt, Verbraucher würden ihre Geldbörse öffnen und damit die Kaufkraft steigern. Aber leider sehe ich die Deflation noch immer nicht ganz vom Tisch. Wie gefährlich wäre denn eine Deflation?

Sehr gefährlich. Wir würden in eine ganz große Abwärtsspirale reinrutschen:

Die Banken würden kaum noch Geld verleihen und das würde zu einer Kreditklemme führen. Die Folge wäre: Leute konsumieren nicht mehr und die Wirtschaftskraft bricht ein. Löhne würden fallen, die Arbeitslosigkeit dramatisch steigen. Nicht mal Alan Greenspan hat es geschafft, die Subprime-Krise und damit die Finanzkrise so klar zu prognostizieren wie Sie. Was konnten Sie besser?

Mich hat es wirklich gewundert, dass zu der Zeit, als sich die verheerende USPolitik und Kreditvergabe abgezeichnet hat, so wenige den Mund aufgemacht haben. Für mich ist das Finanzsystem wie eine Brücke. Wird die Brücke ständig überbelastet, bricht sie irgendwann ein. Nach diesem Prinzip habe ich in meinem Buch den Zusammenbruch der

Es ist noch nicht vorbei Wer das Wort Krise nicht mehr hören kann, sollte noch einmal ganz genau hinhören: Die Krise ist nicht zu Ende, in fünf bis sieben Jahren könnte die nächste Blase platzen. Das sagt der Mann, der bereits die aktuelle Finanzkrise als einer der wenigen vorausgesehen hat: Professor Max Otte.

Hypothekenkrise in den USA prognostiziert.

SÜDTIROL PANORAMA: Die beiden amerikanischen Ökonomen Carmen Reinhart und Kenneth Rogoff schreiben in ihrem Bestseller „This time is different“, dass auf jeden Boom ein Crash folgt. Kann es also eine Weltwirtschaft ohne Crash gar nicht geben?

Wenn also die Habgier der Investoren in Furcht umschlägt, dann können Blasen

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Unsere Regierungen sind im Moment einfach noch zu schwach und lassen sich von der Finanzindustrie um den Finger wickeln. Welche Regeln gäbe es denn im Sinne eines gesunden Kapitalismus?

Foto: Ullstein

MAX OTTE: Wie die beiden Autoren in ihrem wirklich großartigen Buch schreiben, gehören Blasen oder Spekulationen zum Kapitalismus. Die Frage ist nur, wie diese Exzesse eingebremst werden können. Funktionieren kann das nur mit vernünftigen Regeln. Denn Banker haben zusammen mit internationalen Organisationen, Wirtschaftsprüfungsbehörden und Politikern ein System geschaffen, das die Spekulation belohnt und Pleitegänge nicht bestraft.

Politiker wie Angela Merkel oder Barack Obama wollen aufräumen: Es soll Schluss sein mit dem wilden Auf und Ab auf den Finanzmärkten, die die Weltwirtschaft an den Rand des Ruins geführt hat. Werden sie Erfolg haben?

„Der Crash kommt“ von Max Otte wurde zum internationalen Bestseller

Wir brauchen eine vernünftige Eigenkapitalquote von acht Prozent, alle Geschäfte aller Banken müssen innerhalb der Bilanz stattfinden, wir brauchen starre Eigenkapitalregeln für alle Finanzakteure inklusive Hedgefonds, ein Insolvenzverfahren für Banken und ganz


BÖRSE AKTUELL

Inflationsängste Die Notenbanken haben weltweit ihre Leitzinsen auf historische Tiefstände gesenkt und die Kapitalmärkte mit Geld überflutet. Zugleich haben sich die Industrieländer hoch verschuldet, um ihre Konjunkturprogramme zu finanzieren. Noch ist das Preisniveau zwar vergleichsweise stabil, die rasant gestiegene Geldmenge dürfte jedoch mittelfristig auf die Inflationsrate durchschlagen. Sollte sich eine Besserung der Wirtschaftslage abzeichnen, wird dies, früher oder später, einen Zinsanstieg auslösen. Anlegern stellt sich daher die Frage, wie sie ihr Portfolio vor anziehenden Inflationsraten schützen oder sogar davon profitieren können. Neben Investitionen in Rohstoffe, Immobilen und fundamental starke Aktien können risikoscheue Anleger als Depotbeimischung auch sogenannte inflationsindexierte Anleihen aufnehmen. Zudem bieten auch sogenannte „Floater“ einen gewissen Schutz vor Inflation. Denn der Kupon dieser variabel verzinslichen Anleihen richtet sich nach den Geldmarktzinsen (z.B. Euribor-Zinssatz). Und diese steigen, wenn die entsprechende Zentralbank die Leitzinsen zur Inflationsbekämpfung erhöht. Ein Anstieg der Inflation und Zinsen birgt jedoch auch gewisse Risiken bei bestehenden Portfolios. So würden beispielsweise zinssensible Anleihen mit fixer Verzinsung und langer Restlaufzeit stark an Wert verlieren. Es steht wohl außer Frage, dass es früher oder später zu einem Anstieg des Zinsniveaus kommen wird. Entscheidend ist, dass das Portfolio überprüft wird und vor Inflation schützt. ARTHUR LECHNER ist Leiter von Private Ban-

king der Hypo Tirol Bank Italien

PORTFOLIO

US-Dollar Innerhalb von drei Monaten hat der Euro gegenüber der amerikanischen Währung um zehn Prozent an Wert verloren, von 1,51 auf 1,36. Der treibende Faktor war die griechische Schuldenkrise: Die Angst, auch Portugal, Irland, Italien, Spanien könnten erfasst werden, ließ Zweifel an der Stabilität der Eurozone aufkommen. THOMAS AMONN

1,50

Foto: Alexander Alber

1,45

Wann kommt der nächste Crash? „In rund fünf bis sieben Jahren“, so lautet die Antwort des als „Crash-Prophet“ bekannten Prof. Max Otte

1,40

1,35

September 2009

März 2010

Der US-Dollar hat in drei Monaten um zehn Prozent an Wert verloren

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KOMMENTAR VON THOMAS AMONN

Im klassischen Drama bezeichnet die Peripetie den Umschwung der Handlung, durch den die Lösung oder die Katastrophe eingeleitet wird. Auf einem solchen Höhepunkt befindet sich die griechische Schuldenkrise: In der einen oder anderen Form wird sie ein Ende finden. Allein aus eigener Kraft wird sich Athen kaum retten können: Da der griechische Staat – anders als etwa der italienische – seine turmhohen Verbindlichkeiten weitgehend aus dem Ausland finanziert, müsste er sich auf Zinsen von sechs, sieben oder mehr Prozent einstellen, welche die Schuldenfalle unentrinnbar machen würden. Also braucht es Hilfe von außen. Der klassische Deus ex Machina wäre der Internationale Währungsfonds (IWF): Es ist seine Kernkompetenz, günstige Kredite auf der Basis eines gemeinsam vereinbarten Sanierungsprogramms auszureichen. In letzter Zeit kamen unter anderem Ungarn, Rumänien und Lettland in den Genuss von IWF-Hilfen. Doch an dieser Stelle hat sich der Konflikt zusätzlich verknotet: Griechenland ist nicht nur Mitglied der EU, sondern auch der Eurozone. Deren Mitglieder– angeführt von Deutschland und Frankreich – haben es sich auferlegt, eine europäische Lösung zu erarbeiten. Es geht hier nicht um politische Eitelkeit, wie viele Kritiker argwöhnen. Die Eurozone ist ein hybrides Konstrukt, in dem die Mitgliedstaaten auf eine eigene Zinsund Währungspolitik verzichtet haben, die Budgetpolitik jedoch weiterhin national verantwortet wird: Um die Glaubwürdigkeit des Euro nicht aufs Spiel zu setzen, muss die Eurozone beweisen, dass sie strukturell in der Lage ist, Problemsituationen wie die griechische Schuldenkrise in den Griff zu bekommen. Die Lösung kann nun aber nicht darin bestehen, dass Athen einen Teil seiner finanziellen Verpflichtungen auf die restliche Eurozone abwälzt: Andere hoch verschuldete Länder wie Irland, Portugal, Spanien, Italien würden auf eine „implizite Garantie“ für ihre Schulden bauen und die Zügel ihrer Budgetpolitik stärker schleifen lassen. Die potenziellen Kosten für die übrigen Mitglieder würden damit so hoch, dass langfristig die Zukunft des Euro erst recht gefährdet wäre. Es gibt keinen Weg zurück: Damit die Krise nicht in eine Katastrophe mündet, braucht es ein neues Regelwerk für die Eurozone: nicht nur eine reformierte Fassung der berüchtigten Maastrichter Kriterien, sondern auch eine stärkere Koordination der nationalen Wirtschaftsund Fiskalpolitik. Und dies bedeutet letztlich: Innerhalb der EU entwickelt sich die Eurozone zum Kerneuropa weiter – wie von ihren Gründern gewünscht.

nach Obamas Forderung ein Verbot des Eigenhandels von Banken. Die Banken würden dagegen natürlich Sturm laufen.

Der Finanzexperte Max Otte hat sich beim Interview mit Südtirol Panorama im Four Points by Sheraton in Bozen als großer Südtirolfan geoutet

Dem Wildwuchs an Schulden stehen noch kaum gesicherte Vermögenswerte gegenüber: Sind die Geldmittel der Regierungen und Notenbanken damit nur vergeudete Liebesmüh?

Es ist klar, dass sich damit die nächste Blase ankündigt. Wer glaubt, niedrige Zinsen würden die Wirtschaft ankurbeln, der schafft spekulative Strukturen. Begünstigt werden damit nur diejenigen, die Kredite aufnehmen. Die Sparer werden benachteiligt. Bereits der Erzkapitalist Adam Smith hat gesagt, dass die Wirtschaft dort blühen wird, wo gespart wird. Wo hingegen alles ausgegeben wird, da wird es keinen Wohlstand geben. Gleichzeitig war es im Oktober 2008 sicher notwendig, Liquidität in das System zu pumpen. Sonst hätten wir heute einen Massenkollaps. Hat man also nur versäumt, das Geld wieder schnell aufzusaugen?

Ja, und es gibt noch immer keine Anzeichen dafür, wann die Zinsen wieder steigen werden. Das heißt, wir machen weiter wie bisher. Unsere Wirtschaft ist noch nicht gesund, sie ist langfristig nur auf Kredit und nicht auf das Ersparte aufgebaut. Der Finanzsektor muss zusammengeschrumpft werden, das haben wir noch nicht gemacht. Die drei bis vier Bauernopfer – eines davon war Lehman Brothers – die wir erbracht haben, waren noch lange nicht genug. Für wann prognostizieren Sie den nächsten Crash?

Ich sehe ihn in fünf bis sieben Jahren kommen. Allerdings ist grundsätzlich die Zeit nach dem Platzen von Blasen sehr schwer prognostizierbar. Das hängt viel damit zusammen, wie die einzelnen Regierungen reagieren. Viele Anleger fragen sich, ob sie Aktien wieder trauen können. Haben Anleger den besten Moment bereits verpasst?

Natürlich haben sie die beste Zeit bereits versäumt. Die wäre bereits im Frühjahr 2009 gewesen. Trotzdem ist es noch nicht zu spät, denn mit Aktien kann man zwar zocken, man kann damit aber auch ganz solide langfristig investieren. Sie brauchen sich nur die Entwicklung der

Fotos: Alexander Alber

Am Höhepunkt


GELD & FINANZEN Aktien in den letzten zehn Jahren anzusehen. Sie werden feststellen, dass die Aktienwerte 2010 nach dem Auf und Ab auf dem gleichen Niveau sind wie noch im Jahre 2000. Das heißt für mich: Man hat in den Jahren zwar nichts verdient, aber auch nichts verloren. Irgendwann wird es wieder nach oben gehen. Wie können Sie sich da so sicher sein?

Es kann gar nicht mehr dramatisch nach unten gehen. Wichtig ist nur, in Unternehmen zu setzen, deren Produkte und Dienstleistungen Sie auch verstehen. Denken Anleger bei der Zusammenstellung ihres Depots noch immer zu kompliziert?

Ja, leider. Ich war vor zwei Jahren zu Gast bei einer Private Ecquite Gesellschaft auf Mallorca und habe versucht zu erklären, wie Value Investment funktioniert: gesunde Unternehmen billig kaufen und dann wieder teuer verkaufen. Das hat keiner verstanden, sie haben nur über gehypte Projekte gesprochen. Gibt es Aktien, mit denen Anleger nichts falsch machen können?

Nestlé ist so ein Produkt, mit dem man nichts falsch machen kann. Nestle ist global aufgestellt und partizipiert damit auch an der Kaufkraftsteigerung in den Schwellenländern. Es wird immer eine Nachfrage nach Produkten dieses Unternehmens geben. Der Titel ist inflationsgeschützt und Sie bekommen als Anleger eine Dividende von drei Prozent – so viel gibt es auf dem Sparkonto nicht.

Der „Prophet“ in Krisenzeiten Max Otte wird als „Crash-Prophet“ in die Geschichte eingehen. Schließlich war er einer der wenigen, der bereits 2006 vor einer großen Krise gewarnt hat. Mit dem Bestseller „Der Crash kommt“ hat der heute 45-Jährige, der in Princeton promoviert hat, vor den Verwerfungen auf dem globalen Markt gesprochen. Neben seiner Professur an der Fachhochschule Worms (im Moment ist er beurlaubt) ist Otte der Gründer der „Privatinvestor-Gruppe“, eines Verbundes von Unternehmen in den Bereichen Finanzinformation, Vermögensberatung und -verwaltung und Fondsmanagement. Im November 2009 wurde er von Börse Online zum Börsianer des Jahres 2009 gewählt. Kürzlich ist sein neues Buch „Der Informationscrash“ erschienen. Hier geht Otte Unternehmen aus allen möglichen Branchen hart an, die uns Bürger für dumm verkaufen.

Haben Sie keine Angst, in Zeiten wie diesen, wo Millionen von Anlegern Geld verloren haben, solch klare Empfehlungen für Aktien abzugeben?

Nein, wieso sollte ich? Es ist auch keine Empfehlung, sondern eine Idee, die ich weitergebe. Sehen Sie, früher war die Börse nur etwas für ganz wenige. Das ist heute nicht mehr so. Deshalb empfinde ich es als wichtig, ein paar banale Titel wie eben Nestlé, L’Oréal oder Procter & Gamble zu nennen. Um den Leuten eben klar zu machen, dass sie sich von den komplizierten Produkten nicht verrückt machen sollen. Den Leuten zu sagen, dass Modethemen wie alternative Energie oder Edelhölzer nur dazu da sind, Geld in die Taschen der Finanzbranche zu spülen. Den Leuten zu sagen, dass sie einen Blick auf die Versicherungen werfen sollen, denen im Moment keine Beachtung geschenkt wird, obwohl sie gerade saubillig sind. Sie sind wie Warren Buffet nicht nur ein Aktien- sondern auch ein Goldfan. Wo ist Gold am besten aufgehoben – im Garten oder im Banksafe?

Im Grunde ist es egal, Sie können Ihr Gold auch auf der Bank deponieren. Wichtig ist nur, in echtes Gold zu investieren. Gold, das Sie anfassen können. Nur nicht in irgendein Gold-Zertifikat. Nur Bares ist Wahres. Für mich ist Gold die alternative Anlageklasse. Die Absicherung gegen schlimmere Szenarien. Ich persönlich handle nicht mit meinem Gold, sondern lasse es liegen, ich betrachte es als meine Versicherung. Mit dem Rest meines Portfolios gehe ich dann in aggressivere Produkte. Die Goldreserven sind sehr begrenzt: Was passiert, wenn die Nachfrage nach Gold dramatisch steigt?

Das passiert nur, wenn das Vertrauen in das Geldsystem völlig zusammenbricht. Dann wird es natürlich eine Explosion des Goldpreises geben. Aber danach sieht es im Moment nicht aus. Dürfen wir uns von Ihnen auch für den nächsten Crash ein Buch erhoffen?

Nein, ich habe immer gesagt, dass ich nur ein Crash-Buch in meinem Leben ◀ schreiben werde. INTERVIEW: VERENA PLIGER

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LUXUS & LIFESTYLE

Unanständig sexy

Markus Pritzi fotografierte Supermodel Iris Strubegger für das Magazin Tush

Mädchenhaft schön: Das amerikanische Model Madisyn Lynn Ritland

„Lass mich!“ Das australische Model Skye Stracke im Kunstmagazin Tush

M

drucksmöglichkeiten aus den jeweiligen Modellen zu locken, muss ein Modefotograf auch über alle technischen Finessen dieser Kunst verfügen“, so versucht dieVogue den Beruf zu skizzieren. Markus Pritzi bringt genau dieses Know-how mit – nicht umsonst engagiert den 33-Jährigen etwa die italienische Vanity Fair für Modestrecken oder das deutsche Modelabel Strenesse für die aktuelle weltweite Kampagne.

Es ist bis zur Brust aufgeknöpft. Mit dabei hat er eine Mappe so groß wie ein Koffer. Mindestens 20 Zentimeter dick ist sie, in schwarzem Leder gebunden. Es ist seine Visitenkarte. Sein Schlüssel zum Erfolg. Die schönsten seiner Modestrecken sind hier sorgfältig in Folien gesammelt. „Ich habe immer darauf geachtet, nur Aufträge von hochwertigen Magazinen anzunehmen. Denn fotografiert man auch nur einmal für ein mittelmäßiges Heft, ist der Weg in die guten Hefte versperrt“, so der Fotograf. Zurückhaltend steht er im Raum, versucht seine Mappe hinter seinem Rücken zu verstecken. Es sei ihm unangenehm, damit rumzulaufen. Klingt nach Bescheidenheit. Ganz untypisch für die von schönen Frauen, Koks, Sex und einer Menge Glamour dominierte Welt.

ode sei ihm nicht das Wichtigste. Das Foto und dessen Sprache ständen bei ihm Vordergrund. Markus Pritzi will Geschichten inszenieren. Moderne Märchen schaffen, dem Betrachter für eine kurze Weile die Realität entziehen. Markus Pritzi ist Modefotograf, ein Beruf, der so vielfältig wie die Mode selbst ist. Denn damit die neu kreierte Designertasche wirklich zum Trendsetter wird, reichen gewöhnliche Fashion-Aufnahmen längst nicht mehr aus. Innovativ, stilvoll und extravagant müssen die Werbe-Shootings sein. Das Fashion-Victim erreicht Mode heute über Provokation und pompöser, Inszenierung. „Neben einem untrüglichen Gespür für Mode und Trends, einem sicheren Blick für ungewöhnliche Details und der Fähigkeit, ungeahnte Aus-

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Foto: Markus Pritzi

Foto: Markus Pritzi

Foto: Markus Pritzi

Erotisch wird Mode erst, wenn die besten Fotografen die schönste Mode an den schönsten Frauen fotografieren. Genau das macht Markus Pritzi: Der Vinschger holt Topmodels mit Millionengagen vor die Linse und präsentiert sie in Modestrecken renommierten Modemagazinen – frech, frivol, betörend.

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UNAUFFÄLLIG. München, an einem trüben

Dienstagvormittag. Wir treffen den Modefotografen zum Interview. Die Luft im Freien ist klirrend kalt. Auch in Münchens Szenecafé „Schumanns Tagesbar“ will die Luft nicht so recht aufwärmen. Ein schmal gewachsener Mann betritt das Lokal. Das Karohemd steckt lässig in seiner Jeans.


LUXUS & LIFESTYLE Der Vinschger Modefotograf Markus Pritzi lebt seit 13 Jahren in München

UNKONVENTIONELL. Markus Pritzi ist

eben anders. Ein Stiller in einer schrillen Welt. Einer, der ganz unten angefangen und sich verbissen, Stück für Stück, nach oben gearbeitet hat. In Tartsch geboren, hat er im Fotostudio Wieser in Schlanders gelernt und sich in 13 Jahren vom Assistenten für Versandhauskataloge zu einem der bestgebuchten Modefotografen Europas hochgearbeitet. München war sein Sprungbrett. „Wer kommerziell arbeiten möchte, ist in Städten wie München oder Mailand gut bedient. Für meine künstlerische Laufbahn wäre es sicher besser, nach Paris oder London zu ziehen. Aber irgendwie kann ich mich nicht von München trennen“, so Pritzi. Eigenes Studio besitzt er keines. Es würde sich nicht lohnen. Zu oft ist er für Shoots rund um den Globus unterwegs. An den schönsten Stränden in der Karibik oder in den luxuriösesten Penthouses in New York rückt er Models, die zum Teil ein Jahreseinkommen von mehreren Millionen Euro haben, ins beste Licht. Auf seinen Fotos erscheinen sie dann auf den Titelseiten von einflussreichen Modemagazinen oder gut bezahlten Werbekampagnen von Saks Fifth Avenue oder Bloomingdales über Strellson, Joop, Swarovski, Escada oder Marco Polo.

en, äolisch geformte Männergesichter, ob Verfemte oder Angebetete, Siegreiche und Verlierer, Vips oder Nobodys – all das springt ins Auge, als Markus Pritzi durch die schwere Mappe blättert. Immer wieder bleibt der Blick hängen bei Frauen in lasziver Pose. Ihre Namen kennen die Modein-

Foto: Alexander Alber

UNWIDERSTEHLICH. Ob schöne Frau-

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Foto: Markus Pritzi

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Foto: Markus Pritzi

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3. Foto: Markus Pritzi

Foto: Markus Pritzi

1.

Foto: Markus Pritzi

Foto: Markus Pritzi

Foto: Markus Pritzi

LUXUS & LIFESTYLE

4.

5.

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LUXUS & LIFESTYLE

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Foto: Markus Pritzi

8.

1. Sadomaso-Monturen haben 2009 die Laufstege dominiert. Auch Markus Pritzi hat dieses Thema in seinen Shootings aufgefangen 2. Das Supermodel Madisyn Lynn Ritland in der französischen Zeitschrift Le Monde 3. „Es mag egoistisch klingen, aber ich benötige ein Mädchen, das sich bewegen kann“, so Pritzi 4.+5. Markus Pritzi fotografierte die Frauen- und Männerkampagne für Joop 6. Sadomaso-Style im Lifestyle-Magazin Feld Hommes. 7. Das schwedische Model Isa Asklov im Kunstmagazin Tush 8. Nur Provokation schafft Aufmerksamkeit

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Foto: Markus Pritzi

Foto: Markus Pritzi

LUXUS & LIFESTYLE

2.

3.

Foto: Markus Pritzi

1. Markus Pritzi hat die aktuelle weltweite Kampagne des deutschen Modelabels Strenesse fotografiert. 2. Auch Wolfgang Joop setzt in Werbekampagnen auf den 33-jährigen Vinschger 3. Himmlisch sexy: Die Kampagne von Marco Polo

1.

teressierten: Anja Rubik, Raquel Zimmermann oder Iris Strubegger. Diese Mädchen zählen heute zur Elite der Models. „Eine Naomi Campbell oder Claudia Schiffer kennt jeder. Sie sind Berühmtheiten. Zu ihren Zeiten gab es maximal zehn Topmodels, heute sind es mindestens 30 an der Zahl. Die Russin Natalja Wodjanowa etwa stammt eigentlich aus armen Verhältnissen, belegt mit 5,5 Millionen Euro Jahreseinkommen heute aber den 7. Platz der bestverdienenden Models weltweit“, erzählt Pritzi. UNVERFÄLSCHT. Der Vinschger spielt mit

den Möglichkeiten der digitalen Fotografie

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„Ein weibliches Model ist wie eine Karosserie, die einfach funktionieren muss …“ Markus Pritzi

genauso wie er sich der Einflüsse vergangener Jahrzehnte bedient. Seine Bilder sind halb dokumentarisch, manchmal ironisch und vielleicht ab und zu sogar schockierend. Sie erinnern an die provokante Kälte eines Helmuth Newton genauso wie an die Natürlichkeit eines Juergen Teller, der bereits vor Jahren ganz bewusst Wahrheit und Ehrlichkeit hinter die Fassaden der inszenierten Schönheit gesetzt hat. Auf der Suche nach der natürlichen Schönheit bedient sich Markus Pritzi — im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen — nicht einer intensiven nachträglichen Bearbeitung am Computer. „Da durch die digitalen Mittelformate die Bilder heute im Ge-


LUXUS & LIFESTYLE gensatz zum klassischen Filmmaterial sehr detailreich erscheinen und eine teils unangenehme Schärfe und einen technischen Look mitbringen, füge ich nachträglich Filmkorn hinzu, um den Aufnahmen einen schöneren, echteren Schmelz zu geben. Mit Photoshop passe ich die Farben an und retuschiere hie und da ein paar Pixel, aber Poren und Muttermale bleiben“, so Pritzi.

gefragt. „Ich erinnere mich noch an meinen ersten Auftrag, es war eine Strecke für die Frauenzeitschrift Madame. Ich habe in der Nacht vorher vor Aufregung keine einzige Sekunde schlafen können. Ich wusste, wenn ich patze, war das meine erste und letzte Chance“, erzählt Pritzi. Chancen hatte er seither viele. Verdienstmöglichkeiten auch, nicht zuletzt durch seine Agentur Shotview in Berlin, die sich um viele seiner internationalen Aufträge kümmert: „Schafft man es, eine weltweite Werbekampagne zu produzieren, kommen zum Tagessatz noch einige hundert Prozent Buyouts dazu, da sich das Honorar immer nach dem genauen erblichen Einsatz der Bilder richtet“, erzählt er und fügt hinzu, „auch wenn es mir nie ums Geld gegangen ist, so braucht man es ganz einfach, um weiterzukommen. Um eigene Produktionen oder Ausstellungen zu realisieren.“

UNERGRÜNDLICH. Ein weibliches Model

sei wie eine Karosserie, die einfach funktionieren muss. Rein geschäftlich jedenfalls: „Es mag zwar egoistisch klingen, aber ich benötige ein Mädchen, das sich bewegen kann“, so Pritzi. Rein menschlich hat Markus Pritzi ganz andere Ansichten: „Manche Mädchen tun mir wahnsinnig leid, sie jetten von einem Termin zum nächsten, arbeiten wahnsinnig viel, greifen zu Hilfsmitteln um wach zu bleiben, jeder legt ihnen den roten Teppich aus und wenige Jahre später sehen sie alt und verbraucht aus und keiner schenkt ihnen Beachtung. Es sei denn, man heißt Kate Moss: Obwohl sie für das Business bereits zu alt ist, hat ihre Person Kultstatus erreicht und sie kann sich an der Spitze halten.“ Bei männlichen Models sei das anders: Diese seien laut Pritzi zwar einfacher zu fotografieren, würden gleichzeitig aber auch wesentlich weniger verdienen als Frauen.

UNAUFDRINGLICH. Zu Hause im Vinsch-

gau ist er recht oft. Immer wieder sucht er die Nähe zu seiner Heimat. Seine Welt im harten und zugleich illustren Modebusiness versucht er dort außen vor zu lassen: „Klarerweise wissen meine Eltern und Freunde über meine Arbeit Bescheid, aber ich mache kein großes Aufhebens davon. Ich bin einfach nur froh, wenn ich mal in Ruhe Ski fahren kann“, so Pritzi. Irgendwann, so denkt er, könnte er sich auch vorstellen, nach Südtirol zurückzukehren. Erst habe er aber noch einiges vor. Ob Paris oder London – das wird sich zeigen. Nur New York, das weiß er bereits heute, wird es ganz sicher nicht sein. ◀

UNAUSWEICHLICH. Wie in jedem künst-

VERENA PLIGER

Der Modefotograf.

Foto: Alexander Alber

lerischen Beruf müssen auch Modefotografen damit leben, anfangs sehr unregelmäßig Geld zu verdienen. „In meiner Zeit als Assistent habe ich mit meinem Ersparten immer wieder in Eigenproduktionen für meine Mappe investiert. Eine Modestrecke selbst zu produzieren heißt, mindestens acht Leute zu organisieren und das kostet am Tag zwischen 5.000 und 6.000 Euro“, so Pritzi. Kommen die Aufträge dann regelmäßig, bedeutet das ein Leben aus dem Koffer: Bikini-Moden in Florida, Cover-Shoots in New York, Modestrecken in Monte Carlo. Vor Ort ist Teamwork mit Redakteuren, Stylisten, Visagisten und Fotografen angesagt. Die Anspannung ist groß. Für fünf bis sechs Fotos vergehen schnell bis zu acht Stunden. Für das Auslösen des Fotos selbst, oft nicht mehr als zehn Minuten. Abgeschlossen ist ein Projekt erst, wenn es vom Chefredakteur oder vom Werbekunden abgesegnet ist. Hier sind starke Nerven

Der 33-jährige Tartscher Markus Pritzi hat das Fotografieren von der Pieke auf gelernt — und zwar fernab vom Modejetset. Direkt im Anschluss an die Mittelschule hat er für sechs Jahre im Fotostudio Wieser in Schlanders den Umgang mit Technik und Linse gelernt. Parallel dazu besuchte er die bekannte Fotoschule in Hall in Tirol. Als er vor 13 Jahren nach München zog, heuerte er über das Telefonbuch bei einem Modefotografen an und assistierte anfangs bei Modeproduktionen für Versandhauskataloge. Heute arbeitet er selbstständig und produziert Modestrecken für renommierte Modezeitschriften wie Numero Magazine, Vanityfair, GQ oder für Kunstmagazine wie Tush oder Feld Hommes. Für die bekannten Modelabels Saks Fifth Avenue, Bloomingdales, Strellson, Escada oder Marco Polo hat er Werbekampagnen realisiert.

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LUXUS & LIFESTYLE

Ein Hauch von Nostalgie Erste warme Sonnenstrahlen lassen den Sommer erahnen: Wir zeigen vier nostalgische Räder, mit denen Sie besonders stilvoll in den Sommer treten. „Fairfax“ von Nirve Wer stylisch von A nach B kommen will, liegt mit diesem klassischen City-Bike goldrichtig. Farbe („Vintage Cream“) und liebevolle Details aus Leder sind im angesagten Retro-Stil. Die 8-Gang-Schaltung sorgt dafür, dass Aufstiege nicht nur lässig, sondern auch locker bewältigt werden können. Ab 1.149 Euro.

LESEZEICHEN ZUKUNFT = WISSEN Gunter Dueck gibt eine stramme Marschrichtung vor: Mit aller Kraft voraus in die Exzellenzgesellschaft, „Aufbrechen!“ also. Damit meint der Mathematiker und Cheftechnologe bei IBM eine Wissensgesellschaft, denn „jeder muss und kann studieren!“ Was ein wenig nach Utopie schmeckt, hat er gründlich durchdacht. Laut Dueck stehen Dienstleistungsberufe vor dem Niedergang. Die Überlebensperspektive für die Zukunft liegt in einer Hochbildungskultur, in Brain-Jobs im Bereich der IT-, Umwelt-, Gen,- und Biotechnologie. Gefragt ist in Zukunft jede Menge Gehirnschmalz .

INFO: Gunter Dueck, „Aufbrechen! Warum wir eine Exzellenzgesellschaft werden müssen“, Eichborn Verlag, 2010, 19,95 Euro

„Country Tour“ von Sparta Auf einsamen Landstraßen, vorbei an blühenden Wiesen: Mit diesem Fahrrad ein wahres Vergnügen. Zur hübschen geschwungenen Rahmenform gesellt sich ein Hingucker am Lenker: der Flechtkorb. Details im Lederlook runden das Bild ab und machen das Country zu einem echten Blickfang. Ab 699 Euro.

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Kopenhagen „Amsterdam“ von Patria Ob Sie durch die City cruisen oder eine Landpartie mit Stil planen, mit diesem eleganten Gefährt können Sie sich sehen lassen. Seine Rahmenform folgt klassischen Vorbildern, die Ausstattung aber ist modern: wartungsarme Bremsen, ein gekapselter Antrieb und Felgen aus Edelstahl machen das Rad voll alltagstauglich. Ab 1.200 Euro.

VON THOMAS WALCHER | Aufgewachsen ist er in Bozen, studiert hat er in Mexiko und in Finnland, heute lebt er in Kopenhagen, wo er im Bereich Devisenhandel tätig ist.

„Sveltina Uomo“ von Abici „Wow“-Effekt inklusive: Mit diesem Fahrrad rollen sie stilsicher durch die Stadt. Der Rahmen ist handgearbeitet und die reflektierenden Rennreifen lassen Sie auch nachts im hellen Licht erscheinen. Die ledernen Handgriffe und die 8-Gang-Schaltung sorgen für zusätzlichen Komfort. Ab 1.300 Euro.

MUST-HAVE DES MONATS

Hauptsache chic Es ist chic, elegant, flach, weitgehend intuitiv zu bedienen – und bald auch bei uns zu haben: Das neue Hightechgerät „iPad“ von Apple. Der sogenannte Tablet-Rechner deckt ein breites Spektrum an Funkionalitäten ab: im Internet surfen, E-Mails verschicken, Musik und Filme abspielen, Fotos darstellen und E-Books lesen. Und mit 680 Gramm alles bequem von der Couch oder vom Frühstückstisch aus. Das „iPad“ muss als zusätzliches Gerät gesehen werden, es ersetzt kein Notebook, denn ohne Tastatur ist es für ernsthafte Anwendungen kaum zu gebrauchen. Aber das war auch nicht das erklärte Ziel: Das iPad soll nach den Worten von Firmenchef Steve Jobs die Lücke zwischen MacBook und iPhone beziehungsweise Laptop und Smartphone schließen. Keine Frage von Notwendigkeit also – schick sieht das Ganze dennoch aus.

INFO: 16 Gigabyte ab 499 Euro, www.apple.com,

Die aufgeschlossene, herzliche Art der Dänen hat es mir angetan. Dazu kommt, dass Kopenhagen eine Stadt ist, die einerseits sehr überschaubar ist, andererseits aber auch wahnsinnig vielfältig – vor allem in der Auswahl von kulturellen und gastronomischen Angeboten. Unkonventionell: Das meat-packing-district oder Flæsketorvet, also Schlachthofviertel, verwandelt sich abends in den hot-spot, Bars und Clubs reihen sich aneinander. Besonderes Highlight: Die Karrierebar! www.karrierebar.com Für Gourmets: Das „Noma“, munkelt man, ist eines der besten Restaurants – weltweit. Will man skandinavische Küche auf höchstem Niveau genießen, sollte man die Gunst der Stunde nutzen. Denn dank Krise ist es nicht mehr ganz so ausgebucht. www.noma.dk Shopping: Wer Einkaufszentren mag, wird das „Fields“ lieben. Mehr Flair hat die im Zentrum gelegene Fußgängerzone „Stroget“, mit 1,1 km eine der längsten Einkaufsstraßen Europas. Unbedingt: Der Frühlingsbeginn im Viertel „Nyhaven“ – bei den ersten warmen Sonnenstrahlen trifft sich dort halb Kopenhagen. Und im Sommer ist der „Amagerstrand“ in nur zehn Minuten mit der Metro zu erreichen.


16.03.

17.03.

18. – 19.03.

19.03.

ARREDO Messe Bozen Zum 10. Mal bietet heuer die einzige Fachausstellung Südtirols zum Thema Wohnen einen ausführlichen Überblick über die aktuellen Wohntrends. Von 10 bis 18 Uhr. www.messebozen.it

BIG DAYS Innsbruck Die größte mobile IT-Fachmesse Österreichs macht auch in diesem Jahr wieder halt in Innsbruck und zeigt die aktuellen Trends rund um IT. Beginn um 9 Uhr. www.microsoft. com/austria

TOP-TRENDS Bozen Das Seminar von Alexander Schell beleuchtet die Trends in Marketing, Werbung und Kommunikation und vermittelt aktuelle Änderungsansätze. Beginn um18 Uhr. www.wifi.bz.it

MANAGEMENT Eurac Mit Strategie zu vielversprechenden und aussagekräftigen Ergebnissen — das verspricht der Kompaktlehrgang unter der Leitung von Günther Cologna. Beginn um 9 Uhr. www.eurac.edu

NIKI LAUDA Forum Brixen Erfolg durch Mut, Umdenken und Innovation. Internationale Experten, unter anderem Niki Lauda, referieren über Erfolgsstrategien. Beginn ab 13.30 Uhr. www.wirtschaftsforum.it

25.03.

PRO WEIN Düsseldorf Die internationale Leitmesse der Weinund Spirituosenwirtschaft bietet in kürzester Zeit einen Einblick in aktuelle Entwicklungen rund um den Wein. Von 9 bis 18 Uhr. www.prowein.de

CHEFETAGE Lichtenburg Dieser Intensivlehrgang bietet Frauen in Führungspositionen eine solide Grundlage für mehr Selbstsicherheit und Überzeugungskraft in der Chefetage. Beginn um 17 Uhr. www.lichtenburg.it

LEAD LIMBIC Bozen Ein Informationsabend, der über neueste Erkenntnisse der Neurowissenschaften und deren Bedeutung für die Mitarbeiterführung berichtet. Beginn um 18 Uhr. www.wifi.bz.it

Foto: stock.xchng/juliaf

24.03. – 10.09.

14.04.

15.04.

VINITALY Verona Die größte und bekannteste italienische Weinschau für Weine und Destillate ist für alle Weinexperten und Weinliebhaber ein Pflichttermin. Von 9.30 bis 18.30 Uhr. www.vinitaly.com

VERHANDELN WIFI In diesem Exklusiv-Seminar werden Verhandlungstechniken weitergegeben, die im Geschäftsleben direkt angewendet werden können. Beginn um 9 Uhr. www.wifi.bz.it

MEISTER LBS Brixen Am Tag der Meister in der LBS „Hellenstainer“ werden Beschäftigten in der Lebensmittelbranche Tipps zur Verwirklichung innovativer Ideen vermittelt. Beginn um 9 Uhr. www.provinz.bz.it

TEAMWORK Bozen In diesem Seminar im Business Training Center sollen Teamwork und Zusammenhalt im Betrieb erfolgreich verbessert werden. Ab 15 Uhr. www.businesstrainingcenter.net

Foto: stock.xchng/bizior

09.04.

Foto: stock.xchng/giuseppe

08. – 12.04.

23. – 24.04.

05. – 06.05.

TIPWORLD Bruneck Die Messe präsentiert exklusive Produkte, Neuheiten und Entwicklungen aus den Bereichen Gastronomie, Hotellerie, Bauen und Wohnen. 9.30 bis 18 Uhr. www.tipworld.it

SPRACHLOS Bozen Nach zwei Tagen Schlagfertigkeitstraining für gekonntes Kontern in Beruf und Privatleben werden Ihnen nie wieder so schnell die Worte fehlen. Beginn um 9 Uhr. www.wifi.bz.it

INTERPART Karlsruhe Die Interpart ist eine Zuliefermesse für Systemlösungen, Komponenten und Teile für die Fahrzeug-, Maschinenund Feinstanzindustrie. www.messeinfo.de/ interpart

Foto: stock.xchng/sarej

17. – 20.04.

Foto: stock.xchng/ilco

Foto: Alexander Alber

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21. – 23.03.

Foto: stock.xchng/mmackinven

Foto: stock.xchng/chopstixx00

13. – 14.03.

Foto: Flyniki

EVENTS & TERMINE

13. – 16.05.

15.05.

SOLAR EXPO Verona Italiens führende Handelsmesse für erneuerbare Energie und Stromerzeugung zeigt auch dieses Jahr aktuelle News aus dem Bereich Green Energy. Von 9 bis 18 Uhr. www.solarexpo.com

EXPORT Bozen Erfahren Sie, wie durch richtigen Vertrieb im Ausland die Vertriebsqualität Ihres Betriebes verbessert werden kann um mehr Ertrag zu erzielen. Beginn um 9 Uhr. www.eos-export.org

WEINKOST Bozen Die Weinkost ist die traditionell wichtigste Weinverkostung des Landes und präsentiert sich auch heuer wieder mit den besten Tropfen aus Südtirol. Beginn um 17 Uhr. www.weinkost.it

HOLZKONGRESS Bozen Das Event für alle Tischler, Drechsler, Restauratoren, Sägewerker, Waldarbeiter, Maschinenschnitzer und Zimmerer. Der Kongress findet im Hotel Four Points by Sheraton statt. www.lvh.it

Südtirol Panorama März | 2010

Foto: EOS

10.05.

Foto: stock.xchng/alla-14

06. – 08.05.


EVENTS & TERMINE

Crashkurs mit Otte

„Der nächste Crash kommt bestimmt“, so könnte man den Vortrag von Professor Max Otte im Hotel Four Points by Sheraton in einen Satz fassen. Südtirols Wirtschaftsvertretern hat der viel diskutierte Finanzexperte einfache Tipps gegeben, wie sie ihr Geld sicher durch die Krise bringen können.

In einer Podiumsdiskussion unter der Leitung von Evelyn Kirchmaier debattierten Andreas Rogger und Nikolaus Tribus (beide GKN Driveline) und Heinold Pider (AlpenBank) zusammen mit Professor Max Otte über die Zukunft der Finanzmärkte

Manuel Ventivoglio und Klaus Gasser von der VOG

Fotos: Four Points by Sheraton

Heinrich Dorfer vom Hotel Quellenhof in Passeier und Robert Weissensteiner

Wirtschaftsmediator und ehemaliger Landtagsabgeordneter Alexander von Egen

Starke Frauen in der Wirtschaft: Maria Niederstätter und Micky Gruber

Franz Solderer, Maria Pulsch, Andrea di Benedetto und Michele Kerschbaumer

Thomas Plank, Direktor des Four Points by Sheraton, und Walter Pichler, Inhaber von Stahlbau Pichler. Plank war es übrigens, der Max Otte für den Vortrag gewinnen konnte

Südtirol Panorama März | 2010

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PERSONALIEN

Was macht eigentlich … … Willi Seeber? Er hat den Kunststoff in der Autoindustrie salonfähig gemacht. Er hat die Industrialisierung Südtirols vorangetrieben und er hat Großwild gejagt. Heute genießt er seinen Ruhestand: Willi Seeber, der Gründer der heutigen Röchling AG. SÜDTIROL PANORAMA: Sie haben 1955 Ihre Firma als Zweimannbetrieb in einer Garage in Bozen-Rentsch gegründet. Diese Firma ist heute einer der wichtigsten Zulieferer von Kunststoffteilen. Wäre so eine Karriere heute möglich?

dem Unternehmen lange Jahre treu gedient haben.

WILLI SEEBER: Nein, sicher nicht. Das

war damals eine Art Gründerzeit im Nachkriegseuropa. Südtirol hatte kaum Industrie, viele Arbeitslose und war bitterarm. Das machte es zu einem idealen Standort für meine Idee einer kleinen Kunststofffabrik.

Ich bin früher viel gereist – ich habe halb Afrika bereist, die Mongolei oder das Eismeer. Überall dort habe ich gejagt. Meine Trophäensammlung umfasst rund 500 Stück, darunter viele wertvolle Stücke wie Eisbären, Löwen, Elefanten, Krokodile oder Büffel. Heute gehe ich allenfalls noch in Steinegg auf Gämsen.

Vor fast 25 Jahren haben Sie Ihr erfolgreiches Unternehmen mit damals 600 Mitarbeitern an die Firma Röchling verkauft. Haben Sie es jemals bereut?

Hat Ihnen die Arbeit noch Zeit für weitere Hobbys gelassen?

Nein. Es war die Einsicht, dass es in der Zeit der beginnenden Globalisierung gar nicht anders ging: entweder verkaufen oder personell ausbluten. Waren Ihre Kinder, die auch im Familienbetrieb tätig waren, mit dem Verkauf sofort einverstanden?

Zu Beginn nicht so ganz, aber dann haben auch sie eingesehen, dass es die einzig richtige Entscheidung war. Einer meiner Söhne ist übrigens immer noch im Unternehmen – als eine Art ,Feuerwehr‘ ist er im Leiferer Werk immer da, wo es ,brennt‘. Der andere Sohn hat sehr bald erkannt, das seine wahre Berufung das Theater ist. Sind Sie Ihrem ehemaligen Unternehmen noch ein bisschen verbunden?

Ich schaue ab und an in Leifers vorbei, denn einige von meinen ehemaligen Mitarbeitern arbeiten ja immer noch im Werk. Und jedes zweite Jahr veranstalte ich ein großes Gartenfest für alle, die

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Südtirol Panorama März | 2010

Neben dem Kunststoff galt Ihre Liebe immer auch der Jagd. Sie waren in den entlegensten Winkeln der Welt auf Pirsch. Sind Sie noch aktiver Jäger?

Willy Seeber hat die Seeber AG mit 600 Mitarbeitern im Jahre 1986 an die Firma Röchling verkauft

Der Selfmademan Willi Seeber, Jahrgang 1922, ist in ZellaMehlis in Thüringen geboren. 1945 ist er vor der russischen Besatzung nach GarmischPartenkirchen geflohen. Dort hat er einen Großhandel für Fahrräder und Fahrradteile aufgebaut. 1955 schließlich ist er nach Bozen übersiedelt und hat dort eine Firma für Kunststoffprodukte – von der Wäscheklammer bis zur Salatschüssel – gegründet. Ab 1960 ist schrittweise der Übergang zur Fertigung von Kunststoffteilen wie Kühlwasserbehälter, Schläuche, Ventilatoren oder Düsen für Fahrzeuge erfolgt. Um immer komplexere Kunststoffteile wie Fahrzeuginnenverkleidungen zu produzieren, ist die Firma erst nach Kardaun und später nach Leifers übersiedelt. 1986 hat Seeber das Unternehmens an die Mannheimer Firma Röchling verkauft.

Meine Frau und ich haben die Mitgliedsnummern 33 und 34 im Golfclub Petersberg. Aber auch für das Golfspielen bin ich nicht mehr gut genug zu Fuß. Ich müsste mehr spazieren gehen, um beweglicher zu bleiben, aber dazu habe ich immer noch zu viel zu tun. Sie arbeiten auch mit 87 Jahren noch?

Ich verwalte mein Vermögen und habe diverse Bankgeschäfte zu erledigen, dafür beschäftige ich halbtags auch eine Sekretärin. Gibt es noch Zukunftsprojekte?

Wir sind gerade dabei, aus unserem Wein-Grundstück ein Waldgrundstück zu machen. Meine Frau und ich trinken beide keinen Wein und mussten immer die Bauern im Dorf dazu überreden, uns die Trauben abzunehmen. Jetzt haben wir anstelle der Reben Bäume gepflanzt. Bis jetzt sind wir ganz zufrieden und sind bereits gespannt, wie sich unser Wald ◀ weiterentwickeln wird. INTERVIEW: ARIANE LÖBERT


„Kompetenter IT-Service sichert uns Produktivität und garantiert effizientes Controlling aller Arbeitsabläufe. Daher sind wir systemsKunde.“ Egon Rauch, Geschäftsführer Rauch Gartenmöbel KG

„systems ist für uns der richtige IT-Partner: direkt ansprechbar, kompetent und zuverlässig!“ Roland Zelger, Geschäftsführer Zelger Hörgeräte GmbH

„Seitdem wir mit systems zusammenarbeiten, werden Probleme in der IT nicht mehr zur Chefsache: systems kümmert sich vorher darum.“ Christian Walzl, Geschäftsführer Kunstdünger GmbH

„Wir sind Kunde bei systems weil wir gerne auf die Schnelligkeit, Flexibilität, und Kundenorientierung der systems-Mitarbeiter bauen.“ Sebastian Plattner, Geschäftsführer Plattner Bau AG

20 Jahre systems, 20 Jahre effizienter IT-Service, und viele Kunden, auf die wir stolz sind: …danke für Ihr Vertrauen! 20 Jahre sind eine lange Zeit, in denen systems sich entwickelt hat und gewachsen ist. Heute sind knapp 30 Mitarbeiter an drei verschiedenen Standorten in Südtirol im Einsatz. systems ist somit eines der führenden IT-Unternehmen mit einzigartigen Zertifizierungen, Kompetenzen und Partnerschaften. Möglich wurde dies alles jedoch erst durch das Vertrauen unserer Kunden. Daher bündeln wir unsere Anstrengungen für die Zukunft im Hinblick auf ein großes Ziel: Wir wollen die Serviceleistungen für unsere Kunden noch weiter ausbauen und optimieren, dass Sie Ihre Leistung und Produktivität noch mehr steigern, sich sorglos auf Ihre Kerntätigkeit konzentrieren können und wir unserem neuen Anspruch in puncto Kundenwert gerecht werden: IT Service Leader in Südtirol!

info@systems.bz www.systems.bz

BOZEN 0471 631142

BRUNECK 0474 555530

SCHLANDERS 0473 740083


800-225420


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