Südtirol Panorama - November 2010

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panorama südtirol

Das Wirtschaftsmagazin

Vers. in Post. - 45% - Art. 1 Abs. 1 - Ges. 353/2003 (abg. Ges. 27.02.2004 Nr. 46) - CNS Bozen Poste Italiane SpA - Taxe percue / Tassa pagata - Abo im Inland: 11 Euro - Abo im Ausland: 20 Euro

www.panorama-online.com – Nr. 06/2010 – 1,80 Euro

November 2010

Tokio, Berlin, Silicon Valley Sieben erfolgreiche Unternehmen im Ausland Gottfried Tappeiner Der scharfe Blick des Wirtschaftstheoretikers Machen Sie Ihr Depot stabiler Vier Risikoklassen im Vergleich

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INHALT

EDITORIAL Artischockensüppchen

Foto: Alexander Alber

Vielleicht bin ich nicht die Einzige, die falsch gelegen hat. Falsch gelegen in der Annahme, wie es um die Südtiroler Gastronomie steht. Genauer gesagt um die gehobene Gastronomie. Um all jene Restaurants, die sich mit Hauben und Sternen rühmen dürfen. Ein Antipasto um 18 Euro, eine Hauptspeise um 30 Euro – wer soll sich das noch leisten können? Geschäftsleute – so dachte ich jedenfalls – wohl etwa nicht mehr. Oder besser gesagt, ihre Chefs lassen sie nicht mehr jeden Deal beim Viergänge-Menü besiegeln. Aber ja, ich habe mich geirrt. Die gehobene Gastronomie kennt keine Krise. Egal mit welchem Spitzenkoch ich rede – von einem Umsatzrückgang will niemand sprechen. Ich frage mich: Bin ich wirklich so blind, dass ich nicht sehe, wie voll die Tische in den Haubenrestaurants sind? Wenn ich den Interviewpartnern Glauben schenken darf – und das möchte ich – dann bin ich es wirklich. Dann gibt es nach wie vor genügend Gäste, die ohne mit der Wimper zu zucken für ein Artischockensüppchen 15 Euro hinblättern. Manchmal ist es gut, wenn man sich irrt. Wenn man falsch gelegen hat. Denn das positive Abschneiden der Spitzengastronomie zeigt, dass sich die Südtiroler nicht die Lust auf gutes Essen haben nehmen lassen. Und es zeigt, dass die Spitzenköche gut daran tun, die Reize der Heimat wieder zu entdecken und anstelle von Kaviar Heukäse aus dem Ahrntal zu servieren. Wir haben uns auf die Spuren der Einfachheit und Regionalität gemacht – mit einer traumhaften Fotostrecke. Einfache Bauernküche, inszeniert von einer Spitzenköchin. Die GodioPreisträgerin Sonja Klotz nimmt Sie ab Seite 58 mit auf eine kulinarische Reise.

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News & Trends Titel

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Südtirols Genussmittelindustrie Die Produktionsmengen werden kleiner, die Umsätze sinken. Südtirol Panorama zeigt die Auf- und Absteiger der heimischen Nahrungsmittelindustrie

38 Wirklich alles Bio? Ein Gastkommentar von Herwig Ertl, dem kulinarischen Querdenker aus Kärnten

40 Die Top-Weine Südtirols Die italienischen Weinführer sorgen für Diskussionsstoff. Das Ranking der besten Weine Südtirols

44 Das große Weingespräch Vier Weinexperten zum Thema: die richtige Vermarktung für einen Markt mit Zukunft

50 Spitzenrestaurants bleiben spitze Für Gourmetköche gibt es trotz Krise keinen Grund zum Jammern. Ein Blick in die Südtiroler Gastronomie

53 Hotellerie: zehn Zukunftsthesen Südtirol Panorama hat mit vier Tourismusexperten zehn Thesen über die Lage der Hotellerie formuliert

58 Raffinierte Bauernküche Godio-Preisträgerin Sonja Klotz auf den Spuren des Michelin-Meisterkochs Giancarlo Godio. Eine kulinarische Verführung in vier Schritten

Unternehmer & Märkte 08 Blick in die Zukunft Wirtschaftstheoretiker Gottfried Tappeiner über künftige Herausforderungen für Unternehmer und Investoren

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Geschäft mit E-Tankstellen Südtiroler Unternehmen plant urbanes Stationennetz

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Sieben Köpfe: erfolgreich selbstständig im Ausland Südtirol Panorama präsentiert sieben innovative Persönlichkeiten, die im Ausland ein Unternehmen gegründet haben

Geld & Finanzen 22 Die richtige Anlagestrategie In welche Anlageformen lohnt es künftig, das Vermögen zu investieren? Südtirol Panorama hat von Südtirols führenden Beratern eine Anlagestrategie mit Risikoprofilen erstellen lassen. Für ein stabiles Depot

VERENA PLIGER

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Learning from the leaders Al Gore überzeugt beim World Business Forum in Mailand

Impressum Erscheinungstermin: 12. November 2010 Leitung: Verena Pliger Verantwortlicher Direktor: Kurt W. Zimmermann Autoren: Herwig Ertl, Michael Liebert, Georg P. Mair, Norbert Vieider, Melanie Ockert Schlussredaktion: Alexandra Fössinger Rückmeldungen an die Redaktion: panorama@ff-bz.com Grafik und Produktionsleitung: Ralf Kohler Marketing und Verkaufsleitung: Edith Benischek, Tel. 0471 30 45 48 Herausgeber: FF-Media GmbH Bozen – Eintrag. Lg. Bozen 20/98 R.P. vom 7.10.98 Südtirol Panorama: Brennerstraße 7a, 39100 Bozen, Tel. 0471 30 45 00, Fax 0471 30 45 11, www.panorama-online.com Druck: Kärntner Druckerei, Klagenfurt (A) Gesamtauflage: 26.000 Stück

Service 24 25 25 80 81 82

Finanzkommentar: Notenbank Fed Portfolio: Hermès Finanzkolumne: Wohin mit dem Private Banking? Up to date: Vier Runner für die Piste Termine des Monats Was macht eigentlich... Knut Ratschiller?

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NEWS & TRENDS

Foto: Rossin

Klaus Pomella: In Tirol auf Einkaufstour

Die Meldung kam über die Presseagentur Apa: Das Südtiroler Polstermöbelunternehmen Rossin hat das Tiroler Traditionsunternehmen Haapo Möbelfabrik aus dem Konkurs gekauft. Klaus Pomella, Inhaber von Rossin, bestätigt diese Meldung: „Haapo war ein langjähriger Mitbewerber von uns, auch wenn er sehr viel ländlichere und rustikalere Möbel produziert hat als wir.“ Es war eine Übernah-

me par excellence: Keine Mitarbeiter mussten entlassen, keine Mitarbeiter vom RossinFirmensitz in Laag bei Neumarkt nach Tirol abgezogen werden. „Um erfolgreich weitermachen zu können, war es unsere Bedingung, dass die Haapo-Führungsmannschaft erhalten bleibt. Da unser Unternehmen sehr stark im Wachsen ist, hätten wir nicht genügend Führungskräfte für die Leitung der Haapo abstel-

len können“, so Pomella. Interessant: Die aus dem Konkurs gekaufte Firma Haapo hatte im Geschäftsjahr 2009/10 mit 3,6 Millionen Euro einen höheren Umsatz als Rossin, dessen Umsatz heuer bei ca. 2,3 Millionen Euro liegen wird. Das international tätige Unternehmen Rossin lässt seine Designmöbel von so prominenten Designern wie Denis Santachiara oder Luca Scacchetti entwerfen.

Illegale Beschäftigung: Südtirol führend Aktuelle Daten der Finanzwache haben ergeben, dass die Schwarzarbeit in Nord-Ost-Italien im laufenden Jahr um 13 Prozent gestiegen ist. Zwischen Jänner und September 2010 wurden allen in diesem Gebiet insgesamt 2.295 Schwarzarbeiter überführt. Davon 1.208 im Veneto, 217 in Friaul-Julisch-Venetien und 870 in Trentino-Südtirol. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es noch insgesamt 2.028 Fälle gewesen. BAUSEKTOR. 693 Schwarzarbeiter konnten

in den ersten neun Monaten des Jahres 2010 von der Finanzwache in Südtirol ausgemacht

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werden. Besonders viele davon waren im Bausektor tätig. Die Provinz Bozen liegt damit an erster Stelle im Vergleich der Regionen. GRÜNDE. Die Baubranche ist eine der am

Schwarzarbeit

meisten von der Krise betroffenen Sektoren. In der Provinz Bozen sind die Zahlen der Beschäftigten im Bausektor in den letzten zwei Jahren etwa von 18.500 auf 16.500 gesunken. Grund dafür: Ausländische Firmen erhalten immer mehr Aufträge, da sie ihre Dienste günstiger anbieten als einheimische Firmen. Solche Dumping-Preise können allerdings nur durch Schwarzarbeit erreicht werden.


KURZ NACHGEFRAGT

Negative Leistung - positives Rating

Astat-Studie überrascht

STANDARD & POOR’S RATING 2010

Quelle: Corriere della Sera

LANGZEITRATING

KURZZEITRATING

AUSSICHT

Frankreich

AAA

A-1+

Stabil

Deutschland

AAA

A-1+

Stabil

Großbritannien

AAA

A-1+

Negativ

Italien

A+

A-1+

Stabil

Portugal

A-

A-2

Negativ

Irland

AA

A-1+

Negativ

Spanien

AA

A-1+

Negativ Negativ

Griechenland

BB+

B

USA

AAA

A-1+

Stabil

China

A+

A-1+

Stabil

Japan

AA

A-1+

Negativ

BBB+

A-2

Stabil

Russland

Foto: Privat

LAND

Thomas Ausserhofer ist Präsident des Kollegiums der Bauunternehmer SÜDTIROL PANORAMA: Nach der Astat-Studie zur Bautätigkeit in Südtirol ist es um Südtirols Bautätigkeit gar nicht so schlecht gestellt. Ist am Ende des Tunnels ein Licht in Sicht?

Die von Standard & Poor’s verwendeten Ratingcodes zur Stabilitätsbeurteilung der Staatsschulden vom höchsten bis zum niedersten Wert: AAA, AA+, AA, AA-, A+, A, A-, BBB+, BBB, BBB-, BB+, BB, BB-, B+, B, B-, CCC+, CCC, CCC-, CC, C, D

THOMAS AUSSERHOFER: Also von STABILITÄT. Italien scheint wieder in eine

Phase der Stabilität zurückzukehren: In den ersten Monaten des Jahres 2010 konnte das Defizit um 11,5 Milliarden auf 72 Milliarden Euro gesenkt werden. Dass dies aber nicht nur ein kurzzeitiges Phänomen ist, bestätigt auch Standard & Poor’s, eine der wichtigsten internationalen Rating-Agenturen. Italien wird in diesem Rating über einen kurz- und langfristigen Zeitraum eine relative Stabilität vorausgesagt. VORAUSSETZUNG dafür ist aber, dass die

italienische Regierung in den kommenden zwei Jahren mit ihrem Programm zur Reduzierung des Defizits fortfährt. Dieses soll im Jahre 2012 drei Prozent unter dem Bruttoinlandsprodukt liegen. Die Schulden hingegen werden sich, nachdem sie 2011 eine Quote von 120 Prozent des BIP erreicht haben, ab 2012 stabilisieren und in Folge wieder sinken. RISIKOFAKTOREN. Trotz der guten Aus-

Silvio Berlusconis instabile Regierung stellt für Standard & Poor’s nach wie vor einen Risikofaktor dar

sichten darf die generelle italienische Instabilität nicht vernachlässigt werden. Die geringe Flexibilität der Wirtschaftspolitik und die allgemeine Instabilität italienischer Regierungen könnten den wirtschaftlichen Aufschwung des ganzen Landes gefährden.

einem Licht am Ende des Tunnels würde ich nicht sprechen. Ich muss auch ehrlich gestehen, dass mich die Studie überrascht. Wobei aus der Studie vor allem hervorgeht, dass die geplante Kubatur zugenommen hat und dies in erster Linie auf den Kubaturbonus sowie auf die 55 Prozent Steuerabsetzbarkeit von Sanierungsmaßnahmen zurückzuführen ist. Es fehlen aber immer noch viele öffentliche Arbeiten, sei es von Seiten der Provinz wie von den Gemeinden. Fakt ist, dass wir im Bausektor im Moment große strukturelle Probleme haben. Wir erleben gerade eine Vollbremsung. Wo hakt es Ihrer Meinung nach?

Die öffentlichen Bauaufträge sind von 350 auf 305 Millionen Euro zurückgegangen, der Landeshaushalt 2011 sieht eine weitere Reduzierung um ca. 20 Prozent vor. Außerdem haben wir in den letzten fünf bis sechs Jahren nahezu 3.000 Arbeitsplätze verloren und insgesamt einen Umsatzrückgang von 20 bis 30 Prozent. Aufpassen müssen wir auch, dass es nicht auf Dauer nur Sieger um jeden Preis gibt. Was gibt es jetzt zu tun?

Wir müssen uns endlich darüber klar werden, dass die Bautätigkeit in Südtirol noch weiter abnehmen wird. Die Zeiten, wie wir sie mit dem Tremontigesetz hatten, sind vorbei. Wenn wir also wollen, dass in Südtirol die Bauwirtschaft auch künftig eine bedeutende Rolle einnimmt, dann müssen sich Südtirols Unternehmen auf strategische Zusammenarbeiten einlassen. Außerdem müssen sich unsere Betriebe vermehrt auf Märkte außerhalb unserer Landesgrenzen konzentrieren.


NEWS & TRENDS PR-INFO

Südtiroler Milch - um eine Idee besser! Dolomilla, die sympathische Botschafterin der Südtiroler Milchwirtschaft, sucht kreative Köpfe: Gestalterische Genies sind gefragt! Die „offizielle Botschafterin“ der Südtiroler Milchwirtschaft gab sich schon immer sehr volksnah: Bereits bei der Namensgebung und der Taufe machte ganz Südtirol mit! Heute sucht die sympathische Kuh, die mittlerweile als Zeichentrickfigur, Online-Spiel oder Maskottchen in Lebensgröße für die Werte der heimischen Milch eintritt, kreative Köpfchen. Alle,

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die malen, basteln, zeichnen, töpfern, fotografieren, filmen, häkeln, reimen oder backen können, sind aufgerufen, ihre eigene Dolomilla zu kreieren! Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt und die besten Werke, die bis spätestens 31. März 2011 an den Sennereiverband Südtirol, Galvanistr. Nr. 38, I – 39100 Bozen eingehen, werden beim Südtiroler Genussfestival vom 2. bis 5. Juni 2011 ausgestellt und natürlich mit tollen Preisen belohnt! Nähere Informationen und Reglement unter: www.meinesuedtirolermilch.com

Neue Partnerschaft ergreift Sterne des Infomanagements!

Mit ecspand der d.velop AG ist systems nun eine weitere wichtige strategische Partnerschaft eingegangen. Mit ecspand wird das Portal SharePoint sinnvoll zur

Enterprise Content Management Plattform erweitert. Enterprise Content Management (ECM) sind die Technologien zur Erfassung, Verwaltung,

Speicherung, Bewahrung und Bereitstellung von Inhalten und Dokumenten zur Unterstützung von organisatorischen Prozessen. ECM Werkzeuge und Strategien erlauben die Verwaltung aller strukturierten und unstrukturierten Informationen und Dokumente eines Unternehmens.Mit ecspand kehrt Odnung in Ihre Verträge, meistern Sie das Qualitätsmanagement, tauschen Sie die E-Mail-Flut gegen eine ausgeklügelte Struktur und haben Ihre Patentrechte im Überblick. Dazu verarbeiten Sie noch Ihre Ein-

gangsrechnungen effizient und schnell und verbessern die unternehmensinterne Zusammenarbeit durch Workflows. Der Nutzen für Unternehmen ist so vielfältig wie die Möglichkeiten der einzelnen ecspand-Module: die Produktivität und Arbeitseffizienz steigt, operative Kosten sinken, Zusammenarbeit wird gefördert, u.v.m. ecspand und systems: jetzt werden die unendlichen Weiten der Information endlich gemeistert! Mehr erfahren Sie unter: www.systems.bz/ecspand



UNTERNEHMER & MÄRKTE

Der Südtiroler Professor Gottfried Tappeiner leitet das Institut für Wirtschaftstheorie, -politik und -geschichte an der Universität Innsbruck

„Jetzt kommt die große Revolution“ Immer dann, wenn die Welt vor einer Umwälzung steht, werden Wirtschaftstheoretiker zu Wort gebeten. Gottfried Tappeiner ist einer davon – er weiß, wie wirtschaftliche Thematiken zusammenhängen und wie sie sich auf ein Land auswirken. Für Südtirol Panorama wirft er einen Blick in die Zukunft.

GOTTFRIED TAPPEINER: Die Chancen stehen heute – nicht nur in Südtirol – so gut wie noch nie zuvor. Wir müssen die Abhängigkeit vom Rohstoff Erdöl aus wirtschaftlichen, ökologischen und politischen Gründen brechen. Dies bedeutet einen gewaltigen technischen Umbruch: einen sogenannten Kondratjew-Zyklus. So bezeichnet die ökonomische Theorie jene Zyklen, die immer dann eintreten, wenn große gesellschaftliche Umwälzungen anstehen. Solche Umwälzungen bringen gleichermaßen Nachfrage wie auch wirtschaftliche Chancen. Für unsere Unternehmen werden sich viele Geschäftsfelder auftun, die es zu nutzen gilt. Wir Südtiroler gelten von unserem Wesen her zwar nicht immer als die innovativsten, dafür als die handwerklich stärksten und besten.

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Wie wird diese Revolution vonstattengehen?

Ein Teil ist bereits passiert, nur um einige Beispiele zu nennen: Fernheizwerke, Biogasanlagen oder Photovoltaik sind in Südtirol schon lange nichts Exotisches mehr. Dennoch: Wir werden auch künftig Kohlenwasserstoffe verbrennen. Das heißt, wir werden auch künftig nach Prettau mit dem Auto und nicht mit dem Fahrrad fahren. Da wir aber gleichzeitig Strom aus erneuerbaren Quellen einspeisen, wird die Bilanz positiv. Mittelfristig kann sich auch der Treibstoff für den privaten Personennahverkehr ändern. Wasserstoff und elektrischer Strom sehen derzeit am attraktivsten aus. Sand in Taufers ist seit 2008 die erste Agenda 21 Gemeinde Südtirols und ist jetzt auf dem Sprung zur ersten Co2neutralen Gemeinde im Land. Was machen die Ahrntaler besser als andere Gemeinden?

In Sand in Taufers hat die Agenda 21 eine Menge loser Fäden gebündelt.

Foto: Alexander Alber

SÜDTIROL PANORAMA: Mobilitätslösungen werden immer mehr zu ethischen Herausforderungen für Unternehmer, Verbraucher und Investoren. Schafft es Südtirol, diese Herausforderungen zu stemmen?

Dies hat zu einer intensiven Diskussion über Energie und Energieeffizienz vor allem im Bereich Mobilität geführt. Die Agenda 21 hat die Energien, die da waren, auf das positiv Gestalterische gerichtet. Damit haben sich Bürger aktiv mit der Entwicklung ihrer Gemeinde auseinandergesetzt. Und in Sand in Taufers wurde nicht nur diskutiert, sondern man hat konkret Projekte umgesetzt: So sind die Häuser thermisch isoliert, und es sind behindertengerechte Rad- und Füßgängerwege gebaut worden. Das sind zwar kleine Schritte, für die Lebensqualität eines Dorfes machen sie aber einen großen Unter-


UNTERNEHMER & MÄRKTE

Der Wirtschaftstheoretiker. „Der Rückgang der Nachfrage wird uns noch 18 bis 24 Monate begleiten“, diese Aussage hat Gottfried Tappeier, Präsident des Centrum PensPlan und Leiter des Instituts für Wirtschaftstheorie, -politik und -geschichte an der Universität Innsbruck, vor zwei Jahren getätigt. Zu einer Zeit, als noch kaum jemand vermutet hat, dass die Krise wirklich so lange anhalten würde. Er hat Recht behalten. Auf das Centrum PensPlan hat sich die Krise besonders stark ausgewirkt. 12 Millionen Euro, so hoch war der Verlust im Jahr 2008. Umso entspannter war Gottfried Tappeiner im April dieses Jahres, als er den Gewinn von 5,7 Millionen Euro für das Jahr 2009 verkünden konnte.

schied. Dabei ist Sand in Taufers nicht die einzige „Pioniergemeinde“. Weitere mir bekannte Gemeinden, die früh innovative Wege gegangen sind, sind Vöran oder noch umfassender Prad am Stilfserjoch. In welche Richtung wird sich die Mobilität entwickeln?

Ich bin kein Techniker, aber ich vermute, dass wir in Zukunft mehr schienengebundene Fahrzeuge haben werden. Fantastisch wäre natürlich, wenn wir in zehn Jahren ein innovatives System entwickeln und umsetzen könnten, um Energie von Leitschienen aus

dem Straßenbelag abzuleiten. Damit könnten sowohl die Energieproduktion als auch der Energieverbrauch dezentral organisiert werden. Ob ein solches oder ein ganz anderes System entwickelt wird, hängt davon ab, ob genügend finanzielle Anreize geschaffen werden. Das heißt: Sobald sich mit solchen Projekten auch Geld verdienen lässt, werden die innovativen Ideen folgen. Denn wo eine Nachfrage ist, bildet sich immer auch ein Markt. Die Zahl der Pendler ist in Südtirol extrem gestiegen: Mittlerweile nutzen 86.000 Personen täglich öffentliche

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UNTERNEHMER & MÄRKTE

Verkehrsmittel. Die Tarife sind laut Landesrat Thomas Widmann die niedrigsten weit und breit. Wie kann sich Südtirol in Zeiten von Einsparungen ein solches System leisten?

In Österreich mag niemand mehr so recht an das Milliardenprojekt Brennerbasistunnel denken – brauchen wir den BBT überhaupt noch?

Südtirol ist hier sicher eine Ausnahme, solch niedrige Preise mit einem so hohen Qualitätsstandard gibt es in der Tat nirgendwo sonst. Der öffentliche Nahverkehr in Nordtirol ist qualitativ wesentlich schlechter als jener von Südtirol. Graubünden dagegen hat einen

Das ist eine schwierige Frage. Ich sehe den BBT vor allem als Versicherung. Stellen wir uns doch mal die Frage, was Italiens Wirtschaft machen würde, wenn die Europabrücke plötzlich wegrutschen oder wegbrechen würde? Die Nord- Südachse wäre damit komplett unterbrochen und das Wirtschaftssystem würde schwe-

„Das praktizierte Prinzip, Höfe und Almen zu erschließen, ist richtig...“

„Der BBT muss sich auch für uns Südtiroler rechnen…“

Prof. Gottfried Tappeiner

Prof. Gottfried Tappeiner

besseren Nahverkehr, ist aber von den Tarifen her gesehen weit teurer. Das sehr attraktive System in Südtirol ist eine Investition in die Zukunft, und über eine Generation gesehen, könnte es sich durchaus rechnen. Denn jedes Auto, das nicht fährt, ist auch ein volkswirtschaftlicher Vorteil und bringt eine Entwicklung von alternativer Mobilitäts-Kultur. Beginnen wir bei den Kindern: Wenn sie von klein auf öffentliche Verkehrsmittel nutzen, werden sie es auch im Erwachsenenalter tun. Erfahrungsgemäß ist der Mensch ein Gewohnheitstier und hat damit ein bestimmtes Verharrungsvermögen. Wenn wir es schaffen, diese Kultur der Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs zu bilden, dann werden die Menschen auch dann das öffentliche Verkehrssystem nutzen, wenn die Transportpreise entsprechend steigen.

re Schäden erleiden. Für eine Region ist es deshalb extrem wichtig, zwei unabhängige Transportnetze zur Verfügung zu haben. Gleichzeitig stehe ich dem BBT aus Südtiroler Sicht durchaus kritisch gegenüber: Denn der BBT muss sich auch für uns Südtiroler rechnen, da der Verkehr ja nicht nur durchgeleitet werden soll. Wir brauchen dringend eine Vorstellung darüber, wie wir die Südtiroler Wirtschaft an diese Transportachse andocken können. Stichwort: Antersasc. Das Verwaltungsgericht hat den Baustopp bestätigt. Der Weg darf also vorerst nicht weitergebaut werden. Wie steht ein Volkswirt dieser Debatte gegenüber?

Also bitte! Der Landeshaushalt wird nicht wirklich knapp. Zum ersten Mal mussten wir in diesem Jahr 80 Millionen Euro einsparen. Das sind gerade mal 1,2 Prozent. Bisher waren die Mittel üppig vorhanden, jetzt müssen wir – vielleicht zu unserem Glück – lernen, Prioritäten zu setzen!

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Fotos: Alexander Alber

Dennoch: Die Mittel aus dem Landeshaushalt werden immer knapper...

Gottfried Tappeiner ist neben seiner Tätigkeit als Uniprofessor Präsident des Centrum PensPlan in Bozen

Natürlich ist eine Straße durch eine unberührte Naturlandschaft nicht gerade eine Zierde, und den Nutzen muss man in jedem Einzelfall genau prüfen. Aber das seit Jahren praktizierte Prinzip, Höfe und Almen zu erschließen, ist richtig. Rund 75 Prozent unserer Bergbauern sind Nebenerwerbsbauern. Im Tal arbeiten können sie nur, weil sie vernünftige Straßen zu ihren Höfen haben. In anderen Regionen, wie in Teilen des Trentinos, mangelt es an solchen Zufahrtsstraßen. Die Folge ist, dass den Bergbauern auf dem Hof keine Überlebenschance bleibt und die regio◀ nale Vielfalt verloren geht. INTERVIEW: VERENA PLIGER


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Strom tanken, bitte! International ist bereits ein Gerangel um die E-Tankstellen ausgebrochen – große Energieversorger wittern Milliardengeschäfte. Jetzt springen auch die ersten Südtiroler Unternehmer auf. Geplant ist ein urbanes Stationennetz, betrieben mit der sauberen Sonnenenergie.

D

ie Förderung alternativer Energien wird zwar forciert, die Ergebnisse lassen in manchen Bereichen aber immer noch zu wünschen übrig. Allen voran bei den elektrisch betriebenen Fahrzeugen – der Start erweist sich als schwerfällig. CO2-freie Mobilität will nicht so richtig in die Gänge kommen. Die Probleme sind bekannt: Der Preis der E-Autos ist hoch, die Batterien sind sperrig und schwer und das Versorgungsnetz, sprich ein richtiges Tankstellennetz, gibt es auch noch nicht. Das soll sich jetzt ändern – und zwar so schnell wie möglich.

Hubert Leitner von Leitner Solar steigt in das E-Tankstellen-Business ein

WIE FUNKTIONIERT DIE E-TANKSTELLE? Der Prototyp, der mit einer Gesamt-

leistung von 1,761 kWp nur halb so viel wie die Hälfte eines herkömmlichen Einfamilienhaushaltes verbraucht, gewinnt seine Energie durch acht integrierte monokristalline Solarmodule. „Um den Sicherheitsbestimmungen und Auflagen an im öffentlichen Außenbereich installierten Objekten zu genügen, wurden sämtliche Bestimmungs- und Auflagenkataloge europäischer Großstädte studiert. Dieser Sammlung entnahmen unsere Ingenieure dann alle relevanten Anordnungen und Normen, vor allem, dass die Station keinerlei Angriffsfläche für Vandalenakte und/oder sonstiges Verletzungspotenzial bietet“, erklärt Hubert Leitner, Inhaber von Leitner Solar in Bruneck.

ENERGIEVERSORGER WOLLEN IHR IMAGE VERBESSERN. Milliardenge-

schäfte wittern vor allem Energieversorger, die sich immer stärker daran machen, dichte Netze von Ladestationen zu planen. Erst Ende Oktober haben der französische Automobilhersteller Renault und der Energieversorger RWE auf der Elektromobilitätsmesse „eCarTec“ in München ihr Konzept der „Solaren Tankstelle“ präsentiert. Zuvor hat der US-Konzernriese General Electric (GE) das Konzept WattStation vorgestellt, ab 2011 sollen die Tankstellen weltweit angeboten werden. Ein kompletter Ladezyklus für ein Elektroauto soll vier bis acht Stunden dauern. Wobei dies immer noch relativ lange ist: Ein japanisches Technologie-Unternehmen hat hier bereits eine schnellere Lösung entwickelt, mit der ein Autoakku in wenigen Minuten aufgeladen ist. SÜDTIROLER WITTERN GROSSES GESCHÄFT. Dass sich mit der E-Mobilität

irgendwann mal gute Geschäfte machen lassen, wittert jetzt auch ein Südtiroler Unternehmen. Die e-move GmbH, an der die drei Unternehmen Leitner Solar AG, Inox Stahlbau und Runggaldier Valentin Prototyp beteiligt sind, haben im September auf dem Gelände der Messe Bozen und

im Oktober am Rathausplatz in Bruneck eine solare Tankstelle installiert, die ausschließlich mit Sonnenenergie betrieben wird.

WIE BEZAHLT MAN FÜR DEN SAUBEREN STROM? Der Verbraucher soll sein Elek-

Wo werden in Südtirol E-Tankstellen errichtet? Allein in Bozen soll mit fünf Tankstellen ein kleines Solar-Tankstellennetz entstehen. Im Unterschied zum Prototypen sollen die Tankstellen nicht mehr aus ganz so wuchtigen Metallkonstruktionen bestehen, sondern ein filigraneres Äußeres haben. „Die Idee ist, dass sich die Ladestation so gut in das Stadtbild einfügt, dass sie zum natürlichen Bestandteil der täglichen Mobilität wird“, erklärt Hubert Leitner von der Firma Leitner Solar, der mit Inox Stahlbau und Runggaldier Valentin den Prototypen entwickelt hat.

trofahrzeug oder auch Laptop über handelsübliche 220V Steckdosen anschließen können. Zu Beginn soll der gewonnene Strom frei verfügbar sein, die e-move GmbH denkt daran, schon bald ein integriertes Zahlungs- und Abrechnungssystem zu installieren, um die Autorisierung und den Verbrauch zu protokollieren und auch zu steuern. Und natürlich sollen sich die solaren Tankstellen irgendwann rechnen. Hierfür ist ein einfaches Payment-System angedacht. Der Zugang soll jedem interessierten Bürger ermöglicht werden. Das Projekt ist ambitioniert und innovativ. Ob sich damit auch gute Gewinne schreiben lassen, muss sich erst noch zeigen. Denn wie ein Test von Eon mit einer BMW-Miniflotte in Deutschland ergeben hat, tanken die meisten Nutzer zu Hause ihren Strom nach. ◀

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Südtirols globale Chefs Beinahe täglich liest man spannende Geschichten über Südtiroler im Ausland. Über steile Karrieren und fremden Welten. Nur wenige sind dort aber auch ihr eigener Chef. Südtirol Panorama hat sich VON GEORG MAIR auf die Suche nach ihnen gemacht – und sieben mutige Unternehmer gefunden.

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arriere machen viele Südtiroler im Ausland. Wer aber hat den Mut, ein eigenes Unternehmen zu gründen? Südtirol Panorama präsentiert auf den folgenden Seiten sieben Unternehmer, die über den ganzen Globus verstreut ihr Glück in der Selbstständigkeit gesucht und gefunden haben: von San Francisco über Paris, Barcelona, Walchwil, Berlin bis hin zu Kathmandu und Kyoto.

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DIE GRÜNDE. Die Reise ins neue Leben

erfolgte für jeden von ihnen aus einem anderen Beweggrund. „Der Drang hinauszugehen ist entweder in dir oder eben nicht“, glaubt die in Paris lebende Dorothea Resch. „Für mich war es irgendwie vorbestimmt, dass ich nicht in Südtirol bleiben würde. Schon in meiner Jugend war der Drang nach außen immer präsent“, meint die Steineggerin. Natürlich spielt

auch das ganze Umfeld in Südtirol eine Rolle. „Ein Land mit 500.000 Einwohnern kann nicht alle Bedürfnisse befriedigen. Da liegt es doch auf der Hand, dass viele junge und wissbegierige Menschen ins Ausland streben“, meint Christian Girardi. Einen weiteren Faktor veranschaulicht Heidi Niedermair, die einen Yachtclub in Barcelona betreibt. „Ich habe in Miami studiert und bin dann wieder nach Süd-


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„In der Geschichte der Menschen war das Streben nach Freiheit immer ein zentrales Thema.“ Zeno Kerschbaumer

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IC HL ER, KYOTO

unsere Situation in einem anderen Kontext ansiedeln. Wir alle sind Kinder des Reichtums und uns bot sich dadurch die Möglichkeit, ins Ausland zu gehen und uns dort zu versuchen.“ Girardi ist der Gründer des Netzwerkes der Auslandssüdtiroler „Südstern“. „Früher verließen viele Menschen ihre Heimat, da sie dort weder arbeiten noch leben konnten und in einem anderen Land auf ein besseres Leben hofften“, meint er.

Seit knapp 20 Jahren arbeitet der Brixner Zeno Kerschbaumer für den Volkswagen-Konzern

HEIMATVERBUNDEN. Diese Situation

spiegelt sich auch in der Einstellung der Auslandssüdtiroler gegenüber ihrer Heimat wider. Niemand von ihnen hat ein gespaltenes Verhältnis zu Südtirol. Alle tragen sie ihre Heimat im Herzen immer mit sich. Zeno Kerschbaumer, seit September letzten Jahres Managing Director der Volkswagen Group Singapore, verdeutlicht: „Ich bin in Südtirol glücklich wie auch außerhalb Südtirols. Im Ausland kann ich meine Wissbegier stillen sowie eine ständige interkulturelle Bereicherung erfahren; in Südtirol heißt das Glück ‚Heimat’ in all seinen Facetten.“

tirol zurückgekommen. Mir fehlte in meiner Heimat aber unheimlich das Großstadtleben, sodass ich beschlossen habe, nach Barcelona zu ziehen.“ KINDER DES WOHLSTANDS. Dass diese

Generation der „Auswanderer“ aber eben nicht mit den „Heimatfernen“ zu vergleichen ist, bringt der Unterlandler Christian Girardi auf den Punkt. „Man muss

KEINE „HEIMATFERNEN“. Wörter wie Heimatferne oder Auswanderer hört er nicht gerne. „Diese Begriffe gehören meines Erachtens der Vergangenheit an“, meint Zeno Kerschbaumer. Dennoch fällt es oft auch schwer, an die Heimat zurückzudenken. „Auf der Schwelle zum fünfzigsten Lebensjahr beginnt bei mir ein Reflektieren über ein Zurücklassen von etwas, das sich ebenso romantisch wie banal Heimat nennt. Ich bin in der Ferne Vater geworden, kann aber diese Ferne schwerlich als Heimat bezeichnen“ erklärt der in Bozen geborene und in Berlin wohnhafte Architekt Christoph Kohl.

ANSEHEN IN DER HEIMAT. Blickt man

einige Jahre zurück, so galten Südtiroler, die ins Ausland abwanderten, oft als verlorene Fachkräfte. In der Politik gab es Bestrebungen, diese „Entflohenen“ wieder ins Land zurückzuholen. Durch die Gründung des Netzwerkes für Auslandssüdtiroler „Südstern“ konnte diese Einstellung geändert werden und viele Auslandssüdtiroler konnten zusammengeführt werden. Es stärkte sich in der Folge die Bindung zwischen den Südtirolern, die entschieden haben, ihr Leben außerhalb ihrer Heimat zu führen. BRAIN-DRAIN ALS CHANCE. Christian

Girardis Bestreben geht aber noch weiter: „Man muss den sogenannten BrainDrain, also die Abwanderung talentierter Menschen, als Chance für jedes Land sehen. Diese Menschen sind wichtige Multiplikatoren und Botschafter für ihre Heimat.“ Als Plattform dient dazu das von ihm neu gegründete Global Forum Südtirol, wo jährlich ein Austausch zwischen Auslandssüdtirolern und Vertretern der heimischen Wirtschaft und Politik stattfindet. ▶

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Foto: Jeroen Dietz

UNTERNEHMER & MÄRKTE

Christoph Kohl hat zwei Kinder und lebt seit 1993 in Berlin

Christoph Kohl ARCHITEKTURBÜRO, BERLIN

Der gebürtige Bozner Christoph Kohl versteht sich selbst als Vertreter einer unmodernen Haltung in der Architektur. „Das klingt paradox, ist es aber nicht. Selbstverständlich mache ich zeitgenössische Architektur. Ich begreife aber im Gegensatz zu vielen Kollegen Traditionalismus nicht als etwas Altes, Vergangenes, sondern als lebendige Überlieferung einer Norm, die Vorbildcharakter besitzt“, verdeutlicht er seine Anschauungen. Mit seinem Schwiegervater Rob Krier hat Christoph Kohl im Jahre 1989 die Möglichkeit ergriffen, ein gemeinsames Architekturbüro in Wien zu eröffnen. Vorangegangen waren Studienjahre in Innsbruck und Wien, eine – wie Kohl es nennt – zweijährige Episode in Venedig und ein Jahr noch zu Mauerzeiten in Westberlin. Ein Wettbewerbsgewinn

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war dann im Jahre 1993 ausschlaggebend, dass Christoph Kohl und das Architekturbüro „Rob Krier Christoph Kohl“ von Wien nach Berlin übersiedelten. „Ende 1991 hatten wir das große Glück, den Wettbewerb für das damals mit 2.800 Wohneinheiten zuzüglich Schulen, Kindergärten, Geschäften und sogar einer Kirche größte Wohnungsbauvorhaben in den neuen deutschen Bundesländern, das Kirchsteigfeld in Potsdam vor den Toren Berlins zu gewinnen“, erklärt Kohl. „Nach gerade mal drei Jahren Berufserfahrung war das für mich damals 30jährigen die ultimative Herausforderung“, schwärmt der 49-Jährige. Nach zwei Jahren städtebaulicher Planung, in denen der Architekt zwischen Wien und Berlin hin- und herpendelte, musste Christoph Kohl die Entscheidung treffen, die weiterführenden Planungen entweder abzugeben oder aber selbst ein Projektbüro in

Berlin zu installieren. In Erinnerung an das Vorwendejahr, das der Architekt in Berlin erlebt hatte, ließ die Zusage nicht lange auf sich warten. „Nachdem 1997 das Projekt Kirchsteigfeld fertiggestellt war, stellte sich die Frage der Rückkehr nach Wien oder gar nach Südtirol nicht mehr“, meint Christoph Kohl. „Ich fürchte auch, dass ich als Städtebauer nicht mehr zu Südtirol passe. So war etwa auch meine Bewerbung um die Neubebauung des Bahnhofareals Bozen nicht erfolgreich. Die Liste der ausgewählten Teilnehmer spricht dafür, dass auch Bozen seinen Hype nach Zeitgeistarchitektur erst noch befriedigen muss“, verdeutlicht der in Berlin lebende Südtiroler. Christoph Kohl ist Südtirol trotzdem noch verbunden. „Ich trage mein altes Leben in Erfahrungen und Erinnerungen in mir. Ich kann – zumindest theoretisch – immer zurück in meine Heimat “, so Kohl. (GM)


Foto: Heidi Niedermair

UNTERNEHMER & MÄRKTE

Heidi Niedermair auf ihrem J-Boat im Hafen von Barcelona

Heidi Niedermair BUSINESS YACHTCLUB, BARCELONA

Wirft man einen Blick auf die schulische Ausbildung der Meranerin Heidi Niedermair, so verwundert ihr berufliches Leben etwas. Was unspektakulär in der Volks-, Mittel- und Handelsoberschule in Meran begann, mit einem Biologiestudium in Miami fortgeführt wurde, hat 2004 seinen Höhepunkt im Business Yachtclub Barcelona gefunden. Yachtclub? Ja, Sie haben richtig gelesen. Wie es dazu kam? Heidi Niedermair versucht es zu erklären. „Mein Studium war unglaublich interessant, aber irgendwie habe ich mich in eine ganz andere Richtung entwickelt.“ Nach abgeschlossenem Studium kam sie nämlich nach Südtirol zurück, arbeitete im Bildungshaus Kloster Neustift und in der Eurac in Bozen. „Mit 29 konnte ich der Sehnsucht nach einer Großstadt aber einfach nicht mehr

widerstehen. Barcelona mit Strand, Sonne und internationalem Flair war die perfekte Destination für mich“, erinnert sich Niedermair. Das Segeln war für sie schon immer ein Inbegriff für Freiheit gewesen und so setzte sie alles auf eine Karte. Zusammen mit einer belgischen Firma baute sie in Barcelona ein Standbein für Eventveranstaltungen auf See auf. Als diese Firma nach Valencia übersiedelte, hob die Meranerin den Business Yachtclub Barcelona aus der Taufe. „Mit diesem Yachtclub habe ich ein bis dato nicht vorhandenes Konzept nach Barcelona gebracht“, verdeutlicht Niedermair. Der Business Yachtclub funktioniert nämlich nach amerikanischem Prinzip: Segeln soll allen zugänglich sein und ein Yachtclub soll keinen elitären Treffpunkt darstellen. „In meinem Club müssen die Mitglieder kein Boot besitzen. Wir haben vier Sportboote, die verliehen werden, und der Mitglieds-

beitrag von 39 € pro Monat beinhaltet bereits einen halbtägigen Segeltrip mit Skipper“, erklärt Heidi Niedermair. Durch diese in Barcelona einmalige Form hat der Business Yachtclub auch keine grundlegende Konkurrenz. „Am ehesten konkurrieren wir mit Bootsverleihern. Wir bieten Mitgliedern aber Aktivitäten wie etwa Flotillas (Anm. d. Red.: Segeltouren) oder Regatten “, so die Meranerin. „Dieses neue Konzept des Segelns erfreut sich einer immer größer werdenden Beliebtheit sowohl unter den Einheimischen als auch unter den Touristen“, sagt Heidi Niedermair stolz. Und dieses positive Feedback braucht es im stark umkämpften Segelmarkt auch. „Um mit spanischen Firmen zu arbeiten, braucht man eine gute Mundpropaganda“, erklärt die Meranerin. Und der Erfolg des Business Yachtclub Barcelona zeigt, dass das Konzept der Südtirolerin in Barcelona aufgegangen ist. (GM)

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Foto: R. Federspieler

„Lesen heißt für mich eintauchen, teilhaben dürfen an der Welt der anderen“, meint Dorothea Resch

Dorothea Resch FREIE FOTOGRAFIN, PARIS

„Ich bin froh, momentan nicht in Paris zu sein“, gibt die in Steinegg aufgewachsene Dorothea Resch zu. Zum Zeitpunkt des Interviews herrscht in Paris das reinste Chaos: Es gibt keinen Sprit und Demonstranten blockieren das Wirtschaftsleben. Seit elf Jahren lebt die freie Fotografin nun in der französischen Hauptstadt. Als Au-pair hatte sie es nach der Matura nach Südfrankreich gezogen. Dort packte sie dann die Lust auf ein Studium. In Salzburg und Oxford studierte sie Germanistik und Publizistik und entdeckte neben ihrer Leidenschaft zum Schreiben auch das Fotografieren. Nach Abschluss des Studiums ging Resch wieder nach Frankreich. Ein Jahr lang erlernte sie an der Pariser Fotoschule „Spéos“ das Handwerk des Fotografierens. „Ich hatte in diesem Jahr viel ge-

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lernt, allerdings fehlte es mir noch an praktischer Erfahrung. Deshalb entschied ich, weiterhin in Paris zu bleiben“, erzählt sie. In Folge arbeitete die Steineggerin in einer Fotoagentur und assistierte mehreren Fotografen, darunter Peter Lippmann und Deidi von Schaewen. Im Jahr 2001 fiel der Startschuss für die Selbstständigkeit. Unternehmerisch fährt die Fotografin heute zwei Wege: Studiofotografie für Kunden wie Dior oder den Kosmetikkonzern Clarins und Reportagen für Zeitschriften und Unternehmen. Diese Reportagen führten sie in den letzten Jahren unter anderem nach Indien, Syrien oder Martinique, wo Resch Aufträge für Presse und Unternehmen übernahm. „Mich faszinieren neue, fremde Welten. Das kann ein exotisches Land sein, aber auch ein mir fremder Stadtteil in Paris, ein chinesisches Produktionsunternehmen oder der Felsenkeller in Pfatten.“ Neues sehen, Men-

schen und ihre Lebensgeschichten: das sind Themen der persönlichen Projekte, an denen die Fotografin neben ihren Aufträgen arbeitet. Bücher spielten schon vor dem Studium eine zentrale Rolle im Leben von Dorothea Resch. „Die ersten in einem Buch veröffentlichten Fotos waren für mich ein großer Moment. Ich hatte ein Hotel in Marrakesh fotografiert und der Verlag ‚Taschen‘ veröffentlichte die Bilder auf 16 Seiten. Ab diesem Moment wusste ich, ich will weiterhin mit Verlagen zusammenarbeiten“, erklärt Resch. Der Weg zum Erfolg war jedoch alles andere als leicht. „Ich habe mit einem Kunden angefangen und dann sukzessive mein Netzwerk ausgebaut, basierend auf persönlichen Kontakten und meinen erworbenen Kenntnissen. Mir fiel es zunächst schwer, meine Ellbogen einzusetzen, aber mein Südtiroler Sturschädel war mir in gewissen Lebenslagen oft sehr hilfreich“, lacht Resch. (GM)


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Foto: Eric David

Silicon Valley bietet laut Alex Nigg unternehmerisch viele Chancen

Alex Nigg INVESTMENT, SAN FRANCISCO

Fertigt man eine Liste von den aktuellen Tätigkeiten des in Meran geborenen Alex Nigg an, so umfasst diese eine gute Din A4 Seite. „Für Silicon Valley ist dies ganz normal“, erklärt der in San Francisco lebende Alex Nigg. Von Silicon Valley, diesem höchst unternehmerischen Standort aus, kontrolliert und delegiert Nigg all seine Unternehmungen. Momentan ist er „hauptberuflich“ Managing Director der Lemnis Inc, der amerikanischen Tochter der Lemnis Lighting, einer Firma, die auf LED-Beleuchtung spezialisiert ist und ihren Hauptsitz in den Niederlanden hat. Dort ist er für den Nordamerikanischen Markt verantwortlich und für den weltweiten Online-Auftritt der Firma. Doch neben dieser aktuellen Hauptaufgabe sind noch einige andere Eisen im

Feuer, wie Alex Nigg selbst sagt. „Ich führe zur Zeit einen eigenen, mikroskopischen Cleantech Venture Capital Fonds – Siderian Ventures. Seit 2008 investieren wir in Cleantech, also in umweltbezogene Technologien“, erklärt er. Doch damit nicht genug: Der Meraner führt nebenbei noch die kleine Cleantech Beratungsfirma Siderian Ventures Advisory. Und last but not least hat Alex Nigg vor etwa acht Jahren das Unternehmen „Walkwire“ gegründet. „Walkwire“ betreibt Internet PCs und Business Centers für Hotels und entwickelt Software zur Automatisierung. Auf die Frage, wie er das alles unter einen Hut bringen kann, muss Alex Nigg zugeben: „Ich vernachlässige immer einige Sachen und verlege im Laufe der Zeit immer wieder meinen Focus. Zudem habe ich fähige Mitarbeiter, auf die ich mich verlassen kann.“ Bis März nächsten Jahres will der 40-Jährige noch Managing Director der Lemnis

Inc bleiben. Danach wird er sich wieder verstärkt auf seinen Investitionsfonds konzentrieren. „Mein Hauptgebiet ist das Venture Capital, und Silicon Valley ist für dieses Gebiet der geeignetste Ort“, sagt Nigg. Er habe sich auch schon überlegt, von Südtirol aus zu arbeiten. „Meine Heimat hat rein strategisch viele Vorteile: Umwelttechnologien werden stark subventioniert und eine Firma hat Zugang zum italienischen und deutschen Markt“, so Alex Nigg. Das Problem sei allerdings die Anbindung an den internationalen Flugverkehr. „Sobald Firmen erkennen, dass es keinen direkten Flug von Frankfurt, London oder Paris gibt, flacht das Interesse sofort ab“, bedauert der Meraner. Natürlich sehe er alles nur als Außenstehender – nach der Uni in London ging er nach Stanford und ist seit 1994 ständig in San Francisco ansässig – Südtirol habe aber viel Potential, das genutzt (GM) werden müsse.

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Foto: Christian Girardi

Christian Girardi hat Südstern, das Netzwerk für Südtiroler im Ausland, initiiert

Christian Girardi BERATUNGSBRANCHE, SCHWEIZ

Wenn eine Person in dieser Runde nicht fehlen darf, dann ist dies Christian Girardi. Warum? Christian Girardi ist Initiator von „Südstern“, dem Netzwerk der Südtiroler im Ausland. Als er 2003 diese Plattform gegründet hat, um Südtiroler auf der ganzen Welt miteinander zu verbinden, war er gerade mal 24 Jahre alt. Vorher hatte Girardi in Innsbruck und New Orleans Betriebswirtschaft studiert und seine berufliche Laufbahn bei PensPlan in Südtirol begonnen. Der Drang nach außen war aber schon immer da. „Vor allem als junger Mensch hatte ich ein starkes Verlangen, rauszugehen und Neues kennenzulernen“, meint der 31-Jährige. Prompt bot sich eine Stelle beim Wirtschaftsprüfer PwC in Mailand an und ab 2003 war Girardi fünf Jahre lang weltweit in der Pensionswirtschaft der Siemens AG tätig.

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„Ich war zwar bereit, Südtirol zu verlassen, doch habe ich keinen spezifischen Moment gewählt. Irgendwie hat es sich einfach ergeben“, meint Girardi rückblickend. Einfach ergeben hat sich auch 2008 die Chance auf eine berufliche Veränderung. Der Gründer von „Südstern“ hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht und gemeinsam mit Zeno Kerschbaumer die Braindock GmbH gegründet. Die Standortwahl war – wiedermal – ein Zufall. „Einige Südtiroler in der Schweiz haben mir den kleinen und internationalen Kanton Zug vorgeschlagen. Ich war sofort begeistert und habe in Walchwil den perfekten Standort für mich gefunden“, ist Girardi überzeugt. Die Firma Braindock berät Regionen in der Umsetzung und Vermarktung von „Regionalen Social Networks“, unter anderem in Niederösterreich, im Kanton Uri, Pordenone und Belluno. „Jede

Region hat individuelle Anforderungen, die zu berücksichtigen sind“, erläutert Girardi. „Durch diesen innovativen Ansatz wurde in vielen Regionen das Bewusstsein gestärkt, dass talentierte Menschen, die im Ausland leben, nicht ,verloren‘ sind, sondern in einer globalen Welt mit Hilfe von Netzwerken eine wichtige Ressource und ,Botschafterrolle‘ für Ihre Heimat darstellen“, unterstreicht er. „Auch in Südtirol ist vor diesem Hintergrund der Wunsch laut geworden, erfolgreiche Auslandssüdtiroler mit Entscheidungsträgern in ihrer Heimat physisch zusammenzubringen.“ Das Global Forum Südtirol – 2008 von Girardi ins Leben gerufen – schafft dafür die Plattform: Einmal im Jahr treffen sich einige Dutzend Auslandssüdtiroler mit führenden Vertretern aus ihrer Heimat. Langfristig sollen dabei Fragen der Zeit, die Südtirol und die Welt betreffen, diskutiert und interdisziplinäre Lösungsansätze erarbeitet werden. (GM)


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Foto: Franz Pichler

In Lederhosen präsentiert sich Franz Pichler mit seiner Tochter Maria und seiner Frau Naoko in Japan

Franz Pichler PRODUKTIMPORT, KYOTO

„Sie isst nur meinen Speck“, scherzt Franz Pichler auf die Frage, ob er sein Business zusammen mit seiner Frau betreibt. Die Japanerin liebt zwar die Südtiroler Produkte, die der Meraner unter seiner Firma „Bontà del Tirolo“ in Japan vertreibt, ist selbst aber Professorin an der Uni Kyushu in Fukuoka. Bereits kurz vor der Beendigung seines Studiums der internationalen Politikwissenschaften hatte Franz Pichler ein Auslandsjahr an der Universität in Osaka gemacht und dort seine zukünftige Frau kennengelernt. Über Umwege wie Lund, Frankfurt, Perth und Großbritannien kam Franz Pichler wieder zurück nach Japan. „Je weiter meine Tätigkeiten im Ausland fortschritten, desto interessanter wurde es, mich im Ausland selbstständig zu machen“, erklärt Pichler sein Bedürfnis, in die Welt hin-

auszugehen. „Die Idee, Südtiroler Produkte in Japan zu vertreiben, war mir schon während des Studiums gekommen. Die Japaner waren etwa total begeistert von meinem Speck“, sagt Pichler. Sich als Unternehmen zu etablieren war aber schwierig. „Die Kundenwünsche der Japaner unterscheiden sich stark von denen der Südtiroler Produzenten. Ich habe die Rolle des Vermittlers inne“, erklärt der Wahljapaner. „Bontà del Tirolo“ funktioniert nämlich auf drei Standbeinen: Import von italienischen, und besonders Südtiroler Qualitätsprodukten; Business Development für europäische Firmen in Japan; Direktmarketing und Verkauf hochwertiger italienischer und besonders Südtiroler Produkte auf dem japanischen Markt. Will eine Südtiroler Firma in Japan möglichst erfolgreich Produkte vertreiben, sollte ein wirklicher Wille da sein. Denn das Problem vieler Unternehmer

sei, dass sie keine Exportstrategie hätten und bis auf sehr wenige Ausnahmen nicht bereit seien, genügend zu investieren. „Hat ein Produzent Interesse, in Japan Geschäfte zu machen, sollte er sich für einen Lokalaugenschein Zeit nehmen. Um die Marktchancen eines Produkts zu erkunden, werden eine Marktanalyse durchgeführt, mögliche Zusatzfaktoren wie Importschwierigkeiten einkalkuliert und bei Bedarf eine Marktstrategie für das Produkt erstellt“, erklärt Pichler die Vorgehensweise. Der Meraner ist überzeugt, dass Südtiroler Produkte ein großes Potential auf dem japanischen Markt haben. „Bietet man ein gutes Produkt mit einem guten Service zu einem günstigen Preis an, so bestehen die Chancen auf einen 120 Millionen Markt.“ Eine jährliche Umsatzsteigerung der Firma „Bontà del Tirolo“ von 100 Prozent bestätigen den Erfolg der Südtiro(GM) ler Produkte in Japan.

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Foto: Navyo Eller

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Erste Ergebnisse des eigenen Anbauversuchs mit Trauben im Kathmandutal

Navyo Eller TOURISMUSAGENTUR, KATHMANDU

Für den Marlinger Navyo Eller war es einfach, sein altes Leben zurückzulassen. „Ich bin durch eine Liebesbeziehung in mein neues Leben gerutscht. Und zu zweit kann man neue Situationen viel besser meistern“, erklärt der Auslandssüdtiroler. Aber alles von Anfang: Zu Beginn der 80er Jahre verlässt der junge Mann seinen elterlichen Hof in Marling. Vorher hatte er in Meran die Handelsschule besucht und anschließend eine Ausbildung zum Sanitärfachmann gemacht. Das Gefühl, vor den engen Blickwinkeln der Täler flüchten zu müssen, und die Abenteuerlust ließen Navyo Eller aber nicht los. „Ich habe aber nicht gleich daran gedacht, woanders mein Glück zu versuchen. Vielmehr war ich gepackt von Abenteuerlust und der Suche nach meinem Weg“, erklärt Eller.

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Nach fast dreißig Jahren in Asien gesteht er sich jetzt ein, dass es nicht einfach war, in Nepal, weit weg von der Heimat, neu zu beginnen und sich ein neues Leben aufzubauen. „Die größte Hürde ist allerdings die europäische Mentalität. Wir haben nämlich keine Zeit, etwas reifen zu lassen“, erklärt Navyo Eller. Ohne diese Geduld kann man aber im wirtschaftlichen Leben in Nepal nicht bestehen. „Die lokalen Gesetze in Nepal sind viel restriktiver im Vergleich zu jenen in Europa. Der Unternehmer muss sich gut informieren und darf nicht zu leichtgläubig sein“, schildert Eller. Seine unternehmerische Karriere begann der Burggräfler im Jahre 1998 mit der Gründung der Tourismusagentur Navyo Nepal Discover Asia. „Ich hatte schon vorher im Tourismus gearbeitet, aber allein in der Profitmaximierung sah ich keine Zukunft“, verdeutlicht er sein Prinzip von Tourismus. Heute

besteht die Haupttätigkeit von Navyo Nepal Discover Asia in der Zusammenarbeit mit Agenturen und privaten Kunden aus Italien. Es werden Trekkings, Mountainbiketouren, Kulturreisen und Bergtouren organisiert. Die ganze Unternehmensphilosophie zielt darauf ab, möglichst wenig Ressourcen zu verbrauchen, die Umwelt nicht zu belasten und besonders auf lokaler Ebene Arbeit und Wertschöpfung zu schaffen. Denn nur durch einen respektvollen Umgang kann man die großartige Natur Nepals schützen. „Wir veranstalten etwa keine Quadtouren oder Helikopterflüge durch Naturschutzgebiete, nur weil es Spaß macht“, präzisiert Navyo Eller. Seine Heimat Südtirol hat der Marlinger aber trotz der vielen Jahre in Asien nie aus dem Herzen ausgeschlossen. „Ich bin und bleibe Südtiroler und wer weiß, ob es mich nicht wieder nach Südtirol (GM) verschlägt“, so Navyo Eller.


PR-INFO

FINANZKARRIERE Freie Universität Bozen: Risiken zu erkennen, zu messen und zu steuern – das ist die Aufgabe von Finanzwirten. Ausgebildet werden sie an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. Der ideale Einstieg in den Finanzmarkt.

Alex Weissensteiner ist Assistant Professor für Ökonomie und Management an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften in Bozen

D

ie Finanzkrise hat gezeigt, dass die Vorhersage von Wertpapierrenditen und künftigen Kursverläufen alles andere als einfach ist. Selbst für bestens ausgebildete Wissenschaftler nicht! Denkt man allein an die Fehlspekulationen des US-amerikanischen Hedgefonds LCTM, für den zwei Nobelpreisträger der Ökonomie beratend tätig waren. Umso wichtiger wird die Entwicklung von Modellen zur Messung des Risikos. Der aus Frangart stammende Alex Weissensteiner hat sich darauf spezialisiert und bildet an der Fakultät für Wirschaftswissenschaften an der Freien Universität Bozen Finanzintermediäre aus. SÜDTIROL PANORAMA: Was unterscheidet Finanzintermediäre von Anlageberatern? ALEX WEISSENSTEINER: Ein Anlageberater analysiert die Risikobereitschaft, die Risikotragfähigkeit und den Anlagehorizont eines einzelnen Anlegers. Der Begriff des Finanzintermediärs ist weiter gefasst. Ein Finanzintermediär kann eine Bank, eine Versicherung, eine Investmentgesellschaft oder auch ein Broker sein. Es sind also Institutionen oder

Personen, die auf den Geld- und Kreditmärkten zwischen Kapitalgebern und Kapitalnehmern als Vermittler tätig sind. Wie ist das Studium aufgebaut? Das Fach wird in den beiden Studienzweigen Ökonomie und Sozialwissenschaften sowie Ökonomie und Management sowohl als Pflichtals auch als Wahlkurs angeboten. Ich möchte den Leuten theoretisch fundiertes Wissen vermitteln, das sie auch in die Praxis umsetzen können. Unsere Studenten lernen, Produktrisiken zu erkennen, zu messen und schlussendlich zu steuern. Also gemäß dem Kreislauf: Identifikation, Messung und Steuerung. Es gibt viele verschiedene Modellrisiken. Wobei sich in Krisenzeiten manches Modell als falsche Strategie erwiesen hat. Wie erkennen Sie die Alltagstauglichkeit eines Modells? Wir sind in der Tat sehr vorsichtig geworden. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass es keine guten oder schlechten Anlagen gibt. Deshalb führen wir immer einen sogenannten Backtest durch. Hierfür wählen wir verschiedene Modelle aus, wägen sie ab und überprüfen unsere

prognostizierten Risiken mit den real eingetreten Ergebnissen. Woran orientieren Sie sich, wenn Sie einen Produktmix zusammenstellen? Einen idealen Produktmix gibt es nicht. Es gilt aber immer noch die alte Faustregel: 100 minus Lebensalter. Damit ergibt sich eine Quote, wie riskant man ein Vermögen veranlagen kann. Das heißt, ein 60-jähriger Anleger sollte nur noch 40 Prozent seines Vermögens riskant veranlagen. Denn je älter man wird, desto schwieriger wird es, bestimmte Verluste aufzuholen. Wichtig bleibt dabei immer, nicht alles auf eine Karte setzen und in verschiedene Wirtschafts- und Währungsräume zu investieren. ❧

infobox

Freie Universität Bozen Universitätsplatz 1 39100 Bozen Tel. 0471 01 21 00 info@unibz.it www.unibz.it

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GELD & FINANZEN

Der große Depotcheck Turbulente Börsenzeiten liegen hinter und voraussichtlich schwierige Wirtschaftszeiten vor uns. Anleger fragen sich: In welche Anlageformen lohnt es, das Vermögen zu investieren? Südtirol Panorama hat von Südtirols führenden Anlageberatern eine Anlagestrategie nach Risikoprofilen erstellen lassen – um Ihr Depot stabiler, krisensicherer und erfolgreicher zu machen.

D

ie Börse hat die Krise abgehakt – das zeigt sich allein am unglaublichen Gewinn der US-amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs. Ihren Jahresgewinn konnte sie im vergangenen Jahr im Vergleich zum Krisenjahr 2008 verfünffachen. Doch nicht nur Goldman Sachs trumpft auf – seit März 2009 haben die Aktienmärkte weltweit um insgesamt 60 Prozent angezogen. Hoch im Kurs sind aber nicht nur die Aktien, sondern auch die Staatsanleihen. Sie haben sogar ein historisches Hoch erreicht – erzielt vor allem durch die Nachfrage nach Anleihen von vermeintlich sicheren Staaten. Genauso ist das Edelmetall Gold weiter auf Erfolgskurs. Vor allem die Sorge der Anleger vor einem Papiergeldverlust treibt den Preis in die Höhe. Die Feinunze hat bei Redaktionsschluss 1.365 Dollar gekostet. ANLAGEFORMEN VERLAGERN SICH.

Doch während die Börsen über täglich neue Hochs jubeln, die Kurse von deutschen und US-amerikanischen Aktien immer weiter steigen und Gold als sicherer Hafen gilt, warnen Ökonomen und Fi-

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Die vier Risikoklassen: - Der zurückhaltende Anleger, Risikoklasse 1 Er zieht solide Investitionen riskanten Spekulationen vor. Zwischenzeitliche Wertschwankungen möchte er vermeiden. Anlageziel: gesicherte Ertragserwartung, stetige Wertentwicklung. - Der konservative Anleger, Risikoklasse 2 Seine Anlage soll eine hohe Sicherheit und eine kontinuierlich steigende Rendite erbringen. Dabei möchte er zwischenzeitliche Wertschwankungen so gering wie möglich halten. Anlageziel: höhere Erträge, mögliche Kursgewinne. - Der gewinnorientierte Anleger, Risikoklasse 3 Seine Anlage soll gute Ertragsaussichten liefern. Dazu nimmt er auch zwischenzeitliche Wertschwankungen in Kauf. Anlageziel: Kapitalzuwachs - Der offensive Anleger, Risikoklasse 4 Seine Anlage muss ganz selbstverständlich eine hohe Renditechance bieten. Dazu ist er auch bereit, hohe Wertschwankungen in Kauf zu nehmen. Des Weiteren investiert dieser Anleger Teile seines Kapitals in sogenannte spekulative Anlageformen. Anlageziel: überdurchschnittlich hohe Ertragserwartungen

nanzexperten vor Euphorie. Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stieglitz meinte kürzlich sogar, dass die Wirtschaft der USA nur durch eine Steigerung der Haushaltsausgaben und nicht durch eine Lockerung der Geld- und Kreditpolitik durch die Notenbank Fed belebt werden könnte. Nach Ansicht des Nobelpreisträgers haben sich die Haushaltsausgaben von 2009 zwar positiv ausgewirkt, waren aber nicht ausreichend. Genauso besorgt sehen Experten das massive Gelddrucken der Notenbanken. Konjunkturprobleme würde es nicht lösen. Rund 30.000 Milliarden Dollar an Steuergeldern haben die Regierungen zur Bekämpfung der Finanzkrise ausgegeben. Wirklich gelöst wurden die Probleme aber nicht. Die Angst, dass weitere Banken pleite gehen, ist immer noch akut. Auch die ausufernde Staatsverschuldung vor allem in Ländern wie Griechenland, Spanien, Portugal oder Italien lässt Sorge aufkommen. In manchen Staaten wachsen die Schulden schneller als die Wirtschaftsleistung. Das Einzige, was kontinuierlich steigt, ist und bleibt die Staatsverschuldung. Nach Berechnungen der Europä-


WIR SETZEN

VERTRAUEN

IN ALLE, DIE VERTRAUEN IN IHRE UNTERNEHMEN SETZEN. REKAPITALISIERUNG PLUS. DIE NEUE FINANZIERUNGSLINIE FÜR UNTERNEHMEN. KAPITALAUFSTOCKUNG UND AUSGLEICH DER FINANZSTRUKTUR. Ricap Moltiplica. · Bis zu 5 Millionen Euro, in Proportion - bis zum maximal 4-fachen – zum Aufstockungsbetrag des effektiv eingezahlten Grundkapitals. · Laufzeit bis zu 5 bzw. bis zu 10 Jahren je nach Sicherstellungen (mit einer tilgungsfreien Zeit von maximal 2 Jahren, wo vorgesehen). · Die Aufstockung des eingezahlten Grundkapitals muss durch das Unternehmen vor Abschluss des Finanzierungsvertrags erfolgt sein.

Ricap Crescita Programmata - Ricap Programmiertes Wachstum. · Bis zu 3 Millionen Euro und in Höhe des 1- bis 2-fachen der betrieblichen Vermögensbestandserhöhung (Aufstockung des Gesellschaftskapitals, Erhöhung des Vermögensbestands, Gewinnrückstellung und Gesellschafterfinanzierung erst nach dem Darlehen). · Dauer 3 bis 5 Jahre, einschliesslich einer tilgungsfreien Zeit von maximal 6 Monaten. · Möglichkeit der Finanzierungsgenehmigung und -auszahlung vor dem Plan zur Erhöhung des Vermögensbestands.

www.btbonline.it

Werbenachricht zu Promotionszwecken. Für die Vertragskonditionen siehe die Informationsbroschüren in den Filialen und die Websites der Banken der Gruppe. Die Gewährung der Finanzierung bedarf der vorherigen Genehmigung seitens der Bank.

Banca del gruppo


KOMMENTAR VON THOMAS AMONN

Aufweichung

ischen Zentralbank (EZB) werden die Staatsschulden allein in Europa bis 2026 auf 150 Prozent der Wirtschaftsleistung steigen. Erlaubt sind gerade mal 60 Prozent.

Mit der Entscheidung, weitere 600 Milliarden US-Dollar für den Ankauf von inländischen Staatsanleihen aufzuwenden, wagt sich die amerikanische Notenbank Fed weiter in monetäres Neuland vor. Nach dem Platzen der Finanzblase 2008 hatte die Fed bereits ihre Bilanz um öffentliche und mit Hypotheken besicherte Anleihen im Wert von 1.700 Milliarden US-Dollar aufgebläht. Als dann, nach Abschluss dieses Stützprogramms, im Sommer 2010 die ersten Tilgungen anfielen, beschloss die von Ben Bernanke geführte Zentralbank, die fällig gewordenen Bonds mit Neukäufen auszugleichen: Ein erster Zwischenschritt, der im übrigen weiter beibehalten wird, so dass sich mit dem Beschluss von November das Aufkaufprogramm auf den Mammutbetrag von 850 bis 900 Milliarden US-Dollar summiert. Der Zweck ist nicht mehr, wie nach 2008, die Bekämpfung einer akuten Liquiditätskrise: Jetzt macht die Fed ausgesprochen Konjunkturpolitik, um mit künstlich niedrig gehaltenen Zinsen Konsum und Investitionen anzukurbeln.

unterschiedlichen Prognosen – in welche

Foto: photocase/Janine Wittig

Nunmehr ist es also offiziell, dass die amerikanische Staatsschuld monetisiert wird: Der öffentliche Haushalt finanziert Ausgaben nicht mit Einnahmen, sondern mit der Gelddruckmaschine. Die Fed setzt ihre gesamte Glaubwürdigkeit aufs Spiel: Sollte ihr das Spiel mit dem Feuer entgleiten, wenn sie bei einem Wiederanstieg von Konjunktur und Inflation nicht kräftig gegensteuert, wäre nicht nur ein Anstieg der langfristigen Zinsen die Folge, sondern auch ein Vertrauensverlust gegenüber der amerikanischen Währung. Die Fed kann sich ihre expansive Politik leisten, weil der US-Dollar weltweit noch die Reserve- und Transaktionswährung Nummer Eins ist: Doch was, wenn ein Vertrauensverlust dazu führt, dass im Welthandel nicht mehr in US-Dollar fakturiert wird? Und wenn ausländische Gläubiger, um private und öffentliche US-Schulden zu finanzieren, eine Denominierung in anderen Hartwährungen verlangen? Eine Abwertung des US-Dollar ist von den Währungshütern in New York sicherlich mit beabsichtigt, um das Leistungsbilanzdefizit von derzeit rund 500 Milliarden US-Dollar jährlich zu reduzieren. Ein solches Bestreben birgt jedoch zusätzliche außenpolitische Brisanz, da aufstrebende Exportmeister wie China vor die Wahl gestellt werden, entweder Inflation aus den USA zu importieren oder eine Aufwertung ihrer Währung hinzunehmen, zum Schaden ihrer internationalen Wettbewerbsposition. Ein Streit ist also vorprogrammiert, in dem alle involvierten Parteien nur verlieren können.

AKTIEN SICHERER ALS STAATSANLEIHEN? Den Anleger verunsichern diese

nicht besser wäre, die eigene Strategie kritisch auf den Prüfstand zu stellen. Fakt ist, dass nicht jeder Anleger über die fachlichen Kompetenten im Bereich Anlage und Investment sowie über die zeitlichen Kapazitäten verfügt, um sich selbst umfassend zu informieren. Damit können viele Chancen ungenutzt vergehen. Der Anleger läuft aber auch Gefahr, Aktien oder

Der finanzielle Erfolg des Anlegers steht und fällt mit der Depotstruktur.

Anlageformen soll er investieren? Früher galten Bargeld, Immobilien, Staatsanleihen und Geldmarktpapiere als sichere Anlagen, während Aktien und Rohstoffe als risikoreich galten. Jetzt deutet vieles darauf hin, dass Staatsanleihen zu inflationieren drohen und Aktien und Rohstoffe sicherer werden. Ein halbes Jahr nach dem 110 Milliarden Euro-Rettungspaket für Griechenland bleibt also nichts als Unsicherheit und die bohrende Frage: Was passiert mit meinem Euro? Die meisten Anleger stellen sich die Frage, ob sie weitermachen sollen wie bisher oder ob es

Anleihen in seinem Depot zu halten, die nichts als Verluste bringen. SÜDTIROL PANORAMA DEPOTCHECK.

Südtirol Panorama hat die führenden Anlageberater um eine Anlagestrategie gebeten. Die Vorgabe lautete, eine Asset allocation, also eine Portfolio-Strukturierung, durchzuführen. Das heißt, mit welcher Gewichtung verschiedene Investmentarten oder Anlageobjekte (engl.: Assets) im Portfolio oder Depot eines Anlegers oder Investors vertreten sein sollen. Laut Vorgabe sollten


BÖRSE AKTUELL

sie ein Vermögen in Höhe von 100.000 Euro in verschiedene Anlageklassen investieren. Um die Wahl der richtigen Anlageformen treffen zu können, wurde von Südtirol Panorama ein grobes Schema von Anlagezielen und Risikoklassen vorgegeben. Insgesamt vier Risikoklassen wurden hierfür ausgewählt (Kasten S. 22). Um Unterschiede in den Anlagestrategien der einzelnen Anlageberater zu erkennen, hat Südtirol Panorama für jede der vier Risikoklassen jeweils zwei Anlageberater um ihre Strategie gebeten.

Diversifizierung vor. 45 Prozent gehen in Anleihen, 35 Prozent in Fonds und jeweils 5 Prozent in Aktien und Rohstoffe. Insgesamt 10.000 Euro würde die Raiffeisen Meran in einem Sparbuch belassen.

UNTERSCHIEDLICHE ERGEBNISSE. Bei

„Je höher die Risikoklasse, umso höher das Verlustrisiko …“

der Suche nach dem richtigen Mix aus verschiedenen Anlageformen sollte jedem Anleger klar sein: Je höher die Risikoklasse und damit auch die Risikobereitschaft eines Anlegers, desto höher die Verlustwahrscheinlichkeit – und desto größer sollte auch die Anlageerfahrung des Anlegers sein. Daher gilt es, seine Geldanlage dahingehend zu optimieren, dass Verlustmöglichkeiten begrenzt und Chancen genutzt werden. Diversifikation, also die Streuung der Anlageformen auf verschiedene Investmentklassen, ist daher neben einer langfristig soliden Wertsteigerung eines der wichtigsten Prinzipien bei der Wahl der richtigen Geldanlage. Denn der finanzielle Erfolg des Anlegers steht und fällt mit der Depotstruktur. Das Vermögen von 100.000 Euro wurde schließlich entsprechend der Risikobereitschaft auf die wichtigsten Investmentklassen gestreut: ▶ - Aktien ▶ - Anleihen ▶ - Immobilien ▶ - Kapitallebensversicherungen ▶ - Rohstoffe ▶ - Sparbuch In maximal drei Produkte durfte jeder Anlageberater pro Investmentklasse investieren. Insgesamt musste die Summe der investierten Produkte immer 100.000 Euro ergeben. Im Feld „Sonstiges“ hatten die Berater die Möglichkeit, Produkte einzutragen, die den fünf von uns vorgegebenen Klassen nicht zuordenbar waren. Die Ergebnisse der Anlagestrategien überraschen, vor allem bei der Risikoklasse 1. Während die Südtiroler Volksbank insgesamt 100 Prozent des Vermögens in Anleihen investiert, nimmt die Raiffeisen Meran für dieselbe Risikoklasse eine

STARKE SCHWELLENLÄNDER. Sehr gut

übereinstimmen dagegen die Portfoliostrukturierungen für die Risikoklassen 2, 3 und 4. Wobei sowohl die Südtirol Bank als auch die Banca di Trento e Bolzano einen Teil der Aktien in Schwellenlän-

der investieren. Deren Kurse schwanken zwar tendenziell stärker, aber es scheint sich immer stärker zu lohnen. Wie eine Studie der Boston Consulting Group ergeben hat, sind Aktien der weitgehend schuldenfreien Länder wie China, Indien und Brasilien im Moment von insgesamt 4.000 Aktien am attraktivsten. RISIKOBEREITSCHAFT DES ANLEGERS DEFINIEREN. Den acht Anlageberatern

ist es wichtig zu betonen, dass sie in einer reellen Anlagestrategie etwas anders vorgehen würden: Das heißt, sie würden sich nicht von Anfang an mit Produkten beschäftigen, sondern zuerst im Detail konkretisieren, was der Kunde überhaupt haben will und welches Risiko er tragen kann. In persönlichen Gesprächen erfassen sie dann die Ziele und Wünsche des einzelnen Kunden, um eine nach seinen Bedürfnissen angelegte Strategie zu erarbeiten. Denn die Wahl der richtigen Geldanlage für einen Investmentsparplan ist besonders für Laien alles andere als einfach. Es müssen verschiedene Faktoren und auch die persönlichen Neigungen sowie die Risikobereitschaft des Anlegers berücksichtigt werden. Zusätzlich müssen je nach Anlageziel und Anlegerinteresse weitere Punkte beachtet werden: der Inflationsschutz, die Nutzung von Steuervergünstigungen, die Übertragbarkeit, die Beleihbarkeit oder die Veräußerbarkeit. ▶

Private Banking, wohin? Bei der Beratung von Unternehmern, traditionsreichen Institutionen aber auch von Privatpersonen stelle ich täglich fest, dass das Finanzvermögen nur einen kleinen Teil des vorhandenen Vermögens ausmacht. Es kommen immer wieder Themen auf den Tisch, die, wenn man sie lösen möchte, die Zusammenarbeit mit Experten aus anderen Fachbereichen notwendig machen. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn es um Beteiligungen geht, um Fragen der Firmennachfolge, um Erbschaften, die Investition in Immobilien und vieles mehr. Nach einer Einschätzung der Unternehmensberatung ZEB Rolfes Schierenbeck, Münster, bietet das Private Banking ein erhebliches Potenzial, das in der klassischen Vermögensberatung ungenutzt bleibt. In einer Studie über die Geschäftsbeziehungen mit vermögenden Privatkunden empfiehlt das Institut den Banken, ihr Beratungsspektrum massiv zu erweitern. Die Autoren kritisieren, dass traditionelle Anlageprodukte wie Anleihen, Aktien, Fonds in der Vermögensberatung eine zu große Rolle spielen, alternative Felder wie Kreditgeschäfte, Immobilien, Altersvorsorge oder Nachlassplanung hingegen vernachlässigt würden. Das ist im Grunde auch nicht verwunderlich, da klassische Retailbanken und deren Private Banking Abteilungen auf den Strukturverkauf aufbauen, bei dem eine intensive Beschäftigung mit dem Kunden nicht eingeplant ist und hier entsprechende Prozesse erst aufgebaut werden müssten. JOSEF PRADER, Gründer und geschäftsfüh-

render Verwaltungsrat der Prader Bank AG

PORTFOLIO

Hermes Porsches heimlicher Einstieg bei Volkswagen hat in Frankreich Nachahmer gefunden. 2008 sicherte sich Bernard Arnaults Luxuskonzern LVMH über Derivate große Aktienpakete des Konkurrenten Hermès. Im Oktober 2010 gab er dann über Nacht den Besitz von 17 Prozent bekannt, ohne dadurch Meldepflichten verletzt zu haben. 210

THOMAS AMONN

200 190 180 170 160 150

21.10.10

22.10.10

25.10.10

26.10.10

27.10.10

28.10.10

Der Einstieg von LVMH hat den Aktienkurs von Hermès beflügelt Südtirol Panorama November | 2010

25


GELD & FINANZEN

Für zurückhaltende Anleger – Risikoklasse 1

D

er zurückhaltende Anleger, der Wert auf stetige und gesicherte Wertentwicklung legt, erwartet vor allem eines: keine bösen Überraschungen. Mein Anlagevorschlag stellt deshalb die Sicherheit in den Mittelpunkt: Das Risiko von Schwankungen soll minimiert werden. Das bedeutet also, dass ich keine Anlageklassen empfehle, die eine stetige, gesicherte Wertentwicklung gefährden. Dies wären Aktien, Edelmetalle, Immobilien, Devisen oder ETF. Den Fokus meines Anlagevorschlages bilden die sicheren Anlageformen: Staatsund Unternehmensanleihen mit einer kurzfristigen Laufzeit oder einer variablen Zinskuponindexierung. Die Stärken dieses Depots sind: Risikominimierung, hohes Maß an Flexibilität (Anpassung bei geänderten Bedürfnissen oder Lebenssituationen).

Anlagestrategie von Michael Schwingshackl, Volksbank

Anlageklasse

Form der Anlage

Anteil in Euro

Anleihen

1. Generali Investment SICAV - Euro Liquidity 2. Südtiroler Volksbank Obligation mit variabler Verzinsung und Mindestzinssatz 2 Prozent 3. Anima Liquiditá

Aktien

1. – 2. – 3. –

0€ 0€ 0€

Rohstoffe

1. – 2. – 3. –

0€ 0€ 0€

Immobilien

1. – 2. – 3. –

0€ 0€ 0€

Kapitallebensversicherungen

1. – 2. – 3. –

0€ 0€ 0€

Sonstiges

1. – 2. – 3. –

0€ 0€ 0€

Sparbuch

0€

TOTALE

100.000 €

Die Volksbank empfiehlt: Die Anlagechancen beschränken sich auf ein gesichertes Zinseinkommen im Bereich kurzfristiger Unternehmens- und Staatsanleihen. Die Substanzerhaltung und die Sicherheit der Anlage eines zurückhaltenden Anlegers stehen für Michael Schwingshackl, Mitarbeiter des Private Banking, im Vordergrund

Anlagestrategie von Markus Gruber, Raiffeisen Meran

Anlageklasse

Form der Anlage

Anleihen

1. CCT EU TV% 15/12/15 2. BTP 15/12/13 3,75% 3. –

Aktien

1. ETF Dax 2. Aberdeen Global Emerging Markets 3. –

2.500 € 2.500 € 0€

Rohstoffe

1. ETFs Lyxor Gold Bullion 2. ETFs Physical Silver 3. –

2.500 € 2.500 € 0€

Immobilien

1. – 2. – 3. –

0€ 0€ 0€

Kapitallebensversicherungen

1. – 2. – 3. –

0€ 0€ 0€

Sonstiges

1. Lyxor ETF Euro Corp. Bond 2. Oyster European Corporate Bonds Black 3. Rock Global Fund Euro Short Duratio

10.000 € 10.000 € 15.000 €

Sparbuch

10.000 €

TOTALE

Anteil in Euro 25.000 € 20.000 € 0€

100.000 €

Die Raiffeisen Meran empfiehlt: „Bei den Rohstoffen habe ich mich für Gold und Silber entschieden, da diese in unsicheren Wirtschaftszeiten eine Rendite aufweisen können und als Beimischung immer zu empfehlen sind. Auch die Aussichten für die Schwellenländer sind weiterhin positiv“, erklärt Markus Gruber seine Anlagestrategie

26

Südtirol Panorama November | 2010

25.000 € 50.000 € 25.000 €

E

ine stetige We r t e n t w i c k lu n g des Vermögens für einen Anlagehorizont von drei bis fünf Jahren haben, das ist das vordergründige Ziel eines jeden zurückhaltenden Anlegers. Ich empfehle 45 Prozent des Kapitals in Wertpapieren mit Zinsscheinen zu veranlagen. Damit hat der Anleger regelmäßige Zinszahlungen, womit die fünfprozentige Aktienquote abgesichert wird. Im Bereich der Aktien würde ich auf den deutschen Index und auf einen globalen Schwellenländerfond setzen. Denn gerade aus Deutschland hat es letzthin positive Zeichen einer Konjunkturerholung gegeben. 35 Prozent des Kapitals würde ich auf drei Anleihenfonds aufteilen, die eine kurze Restlaufzeit aufweisen und somit in einem steigenden Zinsumfeld auch eine angemessene Rendite mit geringen Schwankungen erzielen können.


GELD & FINANZEN

Für konservative Anleger – Risikoklasse 2

D

a jeder Anleger ein anderes Risikoprofil hat, und es dementsprechend viele Risikoklassen gibt, wurde dieses Portfolio für einen Anleger erstellt, dessen Risikoklasse einem VAR (in Prozent ausgedrückter möglicher Verlust) von 3,09 Prozent entspricht. Außerdem ist der Verwendungszweck des Kapitals genau definiert. Die Zusammensetzung der Anlageklassen oder besser gesagt die Form der Anlagen ergibt sich aus der Summe des VAR der einzelnen Assets. Die angestrebte jährliche Rendite bei einer Laufzeit von 5 Jahren beträgt 3,5 Prozent. Die Grundlage des Portfolios bilden kurzfristige europäische Anleihen sowie Anleihen aus Schwellenländern, weil sich diese an zu erwartende Zinssteigerungen anpassen beziehungsweise bereits eine höhere Rendite erzielen. Ein kleiner Teil wird in Aktienfonds der sogenannten BRIC- und Schwellenländer investiert.

Christian Tschurtschenthaler, Banca Fideuram

Anlageklasse

Form der Anlage

Anleihen

1. Gov. Bond Euro Short Term 2. Global Bond Emerging Markets 3. Bond Euro High Yield

35.000 € 17.000 € 13.000 €

Aktien

1. Equity Global Emerging Markets 2. Equity BRIC 3. –

3.000 € 3.000 € 0€

Rohstoffe

1. – 2. – 3. –

0€ 0€ 0€

Immobilien

1. – 2. – 3. –

0€ 0€ 0€

Kapitallebensversicherungen

1. – 2. – 3. –

0€ 0€ 0€

Sonstiges

1. Flexibler Fonds (30 % Aktien, 70 % Anleihen) 2. Flexibler Fonds (70 % Aktien, 30 % Anleihen) 3. –

Sparbuch

24.000 € 5.000 € 0€ 0€

TOTALE

100.000 €

Die Banca Fideuram empfielt: Die Grundlage des Portfolios bilden kurzfristige europäische Anleihen und Anleihen aus Schwellenländern. 29 Prozent des Kapitals würde Anlageberater Christian Tschurtschenthaler in „Flexible Fonds“ veranlagen und 6 Prozent in Aktienfonds der BRIC- und Schwellenländer

Anlagestrategie von Christian Mahlknecht, Hypo Tirol Bank Italien

Anlageklasse

Form der Anlage

Anleihen

1. Hypo Tirol Bank Stufenzinsanleihe 2-4% 2. iShares Euro Inflation Linked Government Bond ETF 3. Templeton Global Bond Fund

25.000 € 20.000 € 10.000 €

Aktien

1. Aberdeen Asian Smaller Companies Fund 2. – 3. –

10.000 € 0€ 0€

Rohstoffe

1. – 2. – 3. –

0€ 0€ 0€

Immobilien

1. – 2. – 3. –

0€ 0€ 0€

Kapitallebensversicherungen

1. – 2. – 3. –

0€ 0€ 0€

Sonstiges

1. Discount Zertifikat auf DJ Eurostoxx 50 Index 2. Ethna Aktiv Mischfonds 3. –

Sparbuch

TOTALE

Anteil in Euro

Anteil in Euro

20.000 € 15.000 € 0€ 0€ 100.000 €

Die Hypo Tirol Bank Italien empfiehlt: Basis des konservativen Depots bilden der ETF Inflation linked Bond, der Templeton Global Bond sowie die Stufenzinsanleihe zwei bis vier Prozent der Hypo Tirol Bank. Diese schützen das Depot vor Inflation Entwertung des Euro und es werden konstante, steigende Erträge erzielt

M

ein Professor für Finanzmärkte tätigte einst den Spruch „Keep it small and simple“. In der Tat haben sich „einfache Lösungen“ in der Vergangenheit als krisenfest und ertragsreich gezeigt. Nach diesem Motto stelle ich meinen Kunden ein individuelles Anlagedepot zusammen. Der Anleihenblock wird durch ein Discountzertifikat auf den Eurostoxx 50 ergänzt. Dieses ermöglicht auch Renditen in einem stagnierenden oder leicht fallenden Markt. Renditen von fünf bis sieben Prozent pro Jahr werden angepeilt. Ähnlich hohe Erträge erzielt auch der mehrfach ausgezeichnete Schweizer Mischfond „Ethna Aktiv“. Abgerundet wird das Depot durch den „Aberdeen Asian Smaller Companies“ Fonds, der beste Asienfonds über die letzten fünf und drei Jahre und auch im letzten Jahr.

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27


GELD & FINANZEN

Für gewinnorientierte Anleger – Risikoklasse 3

F

ür den gewinnorientierten Anleger empfehle ich eine Streuung über mehrere Anlagekategorien und über den Einsatz internationaler Qualitätsfonds. Damit wird das Gesamtrisiko reduziert und die Einzeltitelauswahl wird Vermögensverwaltern mit ausgewiesener Erfolgsrate anvertraut. Im Aktienbereich würde ich in zwei zentrale Bausteine investieren: in internationale Qualitätsaktien mit hoher Dividendenrendite, die als besonders kursstabil gelten, und in Aktien der aufstrebenden Schwellenländer. Der Anleihenbereich ist aufgrund des niedrigen Zinsniveaus komplexer. Hier rate ich zu einer breiten Diversifikation: europäische Staats- und Unternehmensanleihen, Anleihen mit Inflationsschutz, Anleihen der Schwellenländer, Instrumente mit geringer Laufzeit. Als Währungsabsicherung und Diversifikation denke ich eine Anlage in Rohstoffen an.

Anlagestrategie von Vittorio Godi, Südtirol Bank

Anlageklasse

Form der Anlage

Anteil in Euro

Anleihen

1. Axa WF Euro 3-5y EUR 2. Schroder Global Inflation Linked Bond EUR 3. Pictet Global Emerging Debt EUR Hedged

10.000 € 5.000 € 5.000 €

Aktien

1. Pictet High Dividend Selection EUR 2. Aberdeen Global Emerging Markets Equities USD 3. Allianz Rcm Europe Eq Growth EUR

20.000 € 20.000 € 10.000 €

Rohstoffe

1. JPM Natural Resources 2. ETFS Gold Bullion Securities 3. –

Immobilien

1. – 2. – 3. –

0€ 0€ 0€

Kapitallebensversicherungen

1. – 2. – 3. –

0€ 0€ 0€

Sonstiges

1. Pimco Total Return Bond EUR Hedged 2. New Millenium Euro Corporate EUR 3. M&G Optimal Income EUR

Sparbuch

TOTALE

100.000 €

Die Südtirol Bank empfiehlt: Da die Auswahl an Anleihen aufgrund des niedrigen Zinsniveaus sehr komplex ist, rät Vittorio Godi dem gewinnorientierten Anleger, breit zu diversifizieren. Insgesamt 20 Prozent der Anleihen würde Godio in Staatsanleihen und 20 Prozent in Unternehmensanleihen (Sonstiges) investieren

Anlageklasse

Form der Anlage

Anteil in Euro

Anleihen

1. Staatspapiere Eurozone 2. Staatspapiere Schwellenländer 3. Anleihen Corporate UEM/Dollar

16.000 € 5.000 € 9.000 €

Aktien

1. Aktien Europa 2. Aktien Nordamerika 3. Aktien Pazifik und Schwellenländer

19.000 € 29.000 € 13.000 €

Rohstoffe

1. ETFS Edelmetalle 2. ETFS Rohstoffe 3. –

Immobilien

1. – 2. – 3. –

0€ 0€ 0€

Kapitallebensversicherungen

1. – 2. – 3. –

0€ 0€ 0€

Sonstiges

1. – 2. – 3. -

0€ 0€ 0€

Sparbuch

Sparbuch

2.000 € 2.000 € 0€

5.000 € 100.000 €

Die Banca di Trento e Bolzano empfiehlt: mittel- bis langfristige Investitionen, hauptsächlich in den Aktienmarkt, in fixverzinste Anleihen und Währungsanleihen. Investitionen in Rentenfonds wurden von Andrej Boris Fischnaller nicht berücksichtigt, da sie einer genaueren Analyse unterliegen

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10.000 € 5.000 € 5.000 € 0€

Anlagestrategie von Andrej Boris Fischnaller, Banca di Trento e Bolzano

TOTALE

5.000 € 5.000 € 0€

A

uch wenn die Aktienmärkte von einer anhaltenden Volatilität gekennzeichnet sind, rate ich dem konservativen Anleger, Aktien mit in das Depot zu nehmen. Vor allem da die mittel- bis langfristigen Perspektiven weiterhin positiv bleiben. Da die Renditen der Staatspapiere der stabilen Staaten wie Deutschland oder Frankreich niedrig bleiben, halte ich eine Investition in diese Staatsanleihen für uninteressant. Ein gutes Verhältnis von Risiko und Renditen finden wir dagegen bei den italienischen Staatspapieren. Noch höhere Renditen sind bei den Corporateund Schwellenländer-Anleihen zu erwarten. Wobei hohe Renditen natürlich auch immer hohe Risiken verbergen. Grundsätzlich empfehle ich eher auf Europa als die USA zu setzen, denn die Dynamik der kurzfristigen Zinsbewegungen bleibt im Moment beim Euro noch günstiger als beim US-Dollar.


GELD & FINANZEN

Für offensive Anleger – Risikoklasse 4

F

ür den offensiven Anleger halte ich den „8a+ Eiger“ für einen Aktienfonds „par excellence“, vor allem auch, da die Sparkasse die Verwalter persönlich kennt. Außerdem würde ich „Credit Suisse Equity Fund“ mit in das Depot nehmen sowie „Gestielle Emerging Markets“, da die Aktie über eine gute Diversifikation zwischen Asien (besonders dem Pazifik), Osteuropa und Lateinamerika verfügt. Den Fonds „Aberdeen Global” empfehle ich, da er bestens in Rohstoffe investiert. Allerdings sollte der Anleger auch Silber nicht außer Acht lassen, da es im Gegensatz zum Gold im Moment noch kaum beachtet wird. Noch interessanter als die Schwellenländer halte ich die „Frontier Markets“, also den Nachwuchs der Schwellenländer. Allerdings muss die Anlagedauer mindestens sieben Jahre betragen. Die 6 Prozent, die ich im „Depo SPRINT“ der Sparkasse anlegen würde, sehe ich als Liquiditätsklasse.

Anlagestrategie von Simon Kofler, Südtiroler Sparkasse

Anlageklasse

Form der Anlage

Anteil in Euro

Anleihen

1. Sparkassen-Anleihe auf 5 Jahre, 2-5 % Rendite 2. Sparkassen-Anleihe in $ auf 2 Jahre, 1 % Rendit 3. Aberdeen Global - Emerging Markets Bond Fund

12.700 € 3.600 € 2.000 €

Aktien

1. 8a+ Eiger 2. Credit Suisse Equity Fund – USA Value 3. Gestielle Emerging Markets

31.200 € 17.500 € 15.780 €

Rohstoffe

1. Aberdeen Global – World Resources Fund 2. ETF IShares Silber 3. –

Immobilien

1. – 2. – 3. –

0€ 0€ 0€

Kapitallebensversicherungen

1. – 2. – 3. –

0€ 0€ 0€

Sonstiges

1. ETF DB X-Trackers, Frontier Markets 2. Sparkassen-Aktien 288 Euro 3. –

Sparbuch

Sparkasse-Deposprint 3 % Rendite

TOTALE

1.520 € 2.880 € 0€ 6.300 € 100.000 €

Die Südtiroler Sparkasse empfiehlt: 5 Prozent Liquidität, 20 Prozent Anleihen, 75 Prozent Aktien über eine Mindest-Anlagedauer von sieben Jahren. Alle Klassen werden weiters in Europa, Amerika, Pazifik und Emerging Countries (Schwellenländern) untergliedert

Anlagestrategie von Heinold Pider, Alpenbank

Anlageklasse

Form der Anlage

Anleihen

1. Lyxor ETF Euromts 1-3 Y 2. Templeton Global Bond Fund 3. Invesco Euro Corporate Bond Fund

10.000 € 15.000 € 7.000 €

Aktien

1. Carmignac Patrimoine 2. Schroder Global Emerging Opportunities 3. PICTET Megatrend Selection

20.000 € 12.000 € 10.000 €

Rohstoffe

1. ETF Lyxor Commodities 2. Julius Bär Physical Gold Fund 3. -

Immobilien

1. – 2. – 3. –

0€ 0€ 0€

Kapitallebensversicherungen

1. – 2. – 3. –

0€ 0€ 0€

Sonstiges

1. Bonuszertifikat auf Eurostoxx 50 2. PICTET Emerging Local Currencies EUR 3. -

Sparbuch

1. -

TOTALE

3.500 € 3.020 € 0€

Anteil in Euro

8.000 € 5.000 € 0€

8.000 € 5.000 € 0€ 0€ 100.000 €

Die Alpenbank empfiehlt: den Einbau von neuen, nicht unbedingt traditionellen Ertragsquellen, insbesondere Investitionen in die sogenannten Emerging Markets. Denn der geringe Verschuldungsgrad, die zum Teil hohen Rohstoffvorräte und das reale Wachstum bevorteilen hier Finanz- wie Kapitalmärkte

I

ch sehe in den Aktienmärkten auch weiterhin ein attraktives Renditepotential, begründet im anhaltend vorteilhaften Zinsumfeld. Durch die derzeitige asymmetrische Risikowahrnehmung bei den Marktteilnehmern erwarte ich allerdings kaum stabile Verhaltensweisen an den Börsen. Insofern bleibe ich trotz Optimismus vorsichtig und sage: Nur wer streut, gewinnt! Erhöhte Risiken vermeiden wir durch eine umfassende Diversifikation auf spezialisierte Investmentfonds und Anlagestrategien renommierter Häuser. In der Praxis bewährt es sich, diese Anlagestrategien mittels dynamischer Vermögensverwaltungen umzusetzen, da dadurch rasch und flexibel auf neue Markttendenzen reagiert werden kann.

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PR-INFO

ANLEIHEN, AKTIEN, ROHSTOFFE ODER REALINVESTITIONEN WOHIN MIT DEM GELD ? In Zeiten historisch tiefer Zinsen, geringer Inflation, seitwärts gehender Börsen und moderaten Wirtschaftswachstums in den westlichen Industriestaaten ist es nicht ganz einfach, sein eigenes Vermögen fruchtbringend zu investieren.

Heinrich Sparber, Agenturinhaber CFB, Meran

D

ie Agentur „Capital & Finance Banking“ unter der Leitung des Gründers Heinrich Sparber, der auf eine nunmehr 30jährige Branchen-Erfahrung verweisen kann, betreut die privaten wie gewerblichen Agenturkunden in den Geschäftsfeldern Private Investment, Corporate, Finance und Immobilien. Allgemein ist das Vertrauen in die Aktienmärkte durch die große Unsicherheit der konjunkturellen Entwicklung vor allem in den USA immer

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Südtirol Panorama November | 2010

noch moderat. Zum anderen sind liquide Finanzinvestitionen oder Anleihen auf sehr tiefem Zinsniveau,erzeugen daher geringe Liquidität und fragliche Inflationsdeckung, werden aber doch noch von vielen Kunden bevorzugt. Dabei wird der Bonität der Anleihenemittenten (Staat oder Bank) eine bedeutende Rolle zuerkannt. Das Geschäftsfeld „Private Investment für gehobene Privatkunden“ hat innerhalb der Agentur einen immer größer werdenden Stellenwert. Das primäre Ziel von CFB, das Kapital des In-

vestors individuell und gestreut zu investieren, um einen Einklang zwischen Risikoneigung des Kunden, Renditen und Liquidität zu erhalten, spielt dabei eine wesentliche Rolle. Die von CFB erarbeitete Investitionsstrategie, die Finanz- sowie Realkapital betrifft, wird einer Simulation auf Inflation oder Deflation hin unterzogen, um die jeweiligen Auswirkungen auf Kapitalendwerte in unterschiedlichen mittelund langfristigen Zeitperioden zu untersuchen. Eine immer größere Rolle bei größeren Investitionen für anspruchsvolle Investoren spielen strategische Realgüter wie gewerbliche Renditeimmobilien in Form von Einzelobjekten, dazu zählen mittlerweile auch Energieprojekte, aber auch in Form von Beteiligungen, sprich „private Investorengruppen“, wo das Management bei den Investoren selbst liegt. Die Agentur CFB hat diesbezüglich bereits jahrelanges Know-how. Das große Interesse privater Investoren an Energieprojekten, die durch die staatlich garantierten Subventionen „noch“ interessantere Renditeerwartungen haben, hat die Agentur veranlasst, sich über ein Partnernetz dahingehend zu aktivieren. Der Fokus liegt im Bereich von Fotovoltaik und Biogas-Anlagen (zischen 1 u. 5 MGW), vorwiegend in Nord und Mittelitalien. Über CFB läuft, ähnlich wie bei Immobilienprojekten, zum einen die Sondierung nach umsetzbaren Projekten, dann Kapitalfluss und Renditebewertung, um schließlich die Eigenkapitalbeschaffung über private Investoren sowie die Bereitstellung der erforderlichen Bank- oder Leasingfinanzierung in die Wege ❧ zu leiten.

infobox

Capital & Finance Banking c/o Raiffeisenkasse Meran Sitz Freiheitsstraße 40 Tel. 0473 01 14 00 heinrich.sparber@meranbank.it www.cfbanking.com


GELD & FINANZEN

CEOs lernen von Al Gore Learning from the leaders – das ist das Motto des World Business Forum in Mailand. Auch dieses Jahr faszinierten Management-Gurus mit Ideen, Trends und Zukunftsperspektiven. VON NORBERT VIEIDER

Der Ex-US-Präsident Al Gore beim World Business Forum in Mailand

Foto: APA

A

n die 1.800 internationale Manager aus ganz Italien waren beim diesjährigen World Business Forum in Mailand mit dabei. Starredner in diesem Jahr war ohne Zweifel Al Gore. Der Nobelpreisträger und frühere Vizepräsident der USA, hat unter Ausschluss der Presse über den Klimawandel und seine Aktivitäten wie „The Alliance for Climate Protection“ referiert. Letztere ist eine Bildungseinrichtung, die Aufklärung über die Klima-Krise gibt und Wege aus dieser Krise aufzeigt. Auch wenn Al Gore sowie Nobelpreisträger Paul Krugmann die Publikumsmagneten waren, Eindruck hinterlassen hat ein Mann aus Indien. Sein Name ist Ram Charan. Der Harvard Absolvent ist ein angesehener Fachmann im Bereich Ge-

schäftsstrategie. Zu arbeiten begonnen hat er als kleiner Junge im Schuhgeschäft seiner Familie in Indien. Seit über 35 Jahren coacht er mittlerweile einige der einflussreichsten CEOs der Welt. Unter anderem Unternehmen wie GE, Bank of America, Verizon, KLM, DuPont, Novartis und

Thomson Corporation. Er berät sie bei der Strategiefindung und -implementierung. In seinem Vortrag in Mailand ging er auf die Führungscharakteristik eines Unternehmens ein. Alles Handeln und Tun soll klar und einfach sein ganz nach dem Motto: keep it simple and clear! Für eine erfolgreiche Führung hat Ram Charans den Führungskraften folgende Tipps mit auf den Weg gegeben: ▶ Tägliche persönliche Disziplin ▶ Strategiemanagement ▶ Prioritätenfestsetzung ▶ Die richtigen Mitarbeiter am richtigen Arbeitsplatz ▶ Operative Mechanismen wie Motivation und Geschwindigkeit ▶ Ausschauhalten nach Talenten und ◀ Förderung von Talenten

Vor Unterschrift lesen sie bitte unser Informationsblatt.

Von Anfang an.

rung uversiche ler Rohba o ir ichert. T r rs e e d v Mit tenstich a p S n te rs ab dem e

www.tiroler.it Landesdirektion Südtirol, Bahnhofallee 5, 39100 Bozen Telefon 0471 052600, suedtirol@tiroler.it

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PR-INFO

STROMANBIETER MIT SERVICE UND PREISVORTEILEN Die Etschwerke Trading garantiert eine zuverlässige Energieversorgung zu konkurrenzfähigen Preisen. Südtirols größter Energielieferant auf dem liberalisierten Markt hat für Gewerbekunden jetzt ein attraktives Angebotspaket geschnürt.

S

eit der endgültigen Liberalisierung des Strommarktes kann man unter Stromanbietern frei wählen. In Südtirol zählt die Etschwerke Trading GmbH zum bevorzugten Stromlieferanten. Mit einem Verkaufsvolumen von ca. 2 Milliarden kWh und über 13.000 Kunden (65 Prozent davon in Südtirol, 35 Prozent italienweit), wurde im Jahr 2009 ein Umsatz von knapp 200 Millionen Euro erwirtschaftet. „Klein- genauso wie Großbetrieben, Haushalten genauso wie Unternehmen garantieren wir eine zuverlässige Energieversorgung zu konkurrenzfähigen Preisen. Dank auch der Unterstützung in allen technischen und kaufmännischen Belangen, stärken wir die Wettbewerbsfähigkeit unserer Kunden am Markt“, erklärt der Generaldirektor der Etschwerke Trading GmbH, Andrea Lanzingher. „Es kommt sicherlich nicht von ungefähr, dass wir die Ausschreibung für ein Rahmenabkommen mit dem Unternehmerverband und dem Wohnbauinstitut in Südtirol für uns entscheiden konnten“, freut sich der Präsident der Gesellschaft Walter Stirner. „Unsere Serviceleistungen werden ständig verbessert. Durch die Einrichtung der digitalen Stromzähler fakturieren wir nur anhand gemessener Ablesewerte und stellen in der Regel keine Akontorechnung zu. Unsere Stromrechnungen können jederzeit über das Internet auf www.eltrading.it abgerufen werden. Kunden

Ab sofort! Attraktive Angebote für Gewerbekunden Informieren Sie sich jetzt über unsere derzeitigen maßgeschneiderten Lieferungsverträge in unseren Kundenbüros in Bozen und Meran. Ihre persönlichen Ansprechpartner: Herr Emil Waldthaler Tel. 0471 22 58 31 Waldthaler@eltrading.it Herr Herbert Schwienbacher Tel. 0473 28 11 32 Schwienbacher@ae-ew.it

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Generaldirektor Andrea Lanzingher und Präsident Walter Stirner der Etschwerke Trading GmbH

mit mehreren Übergabepunkten – zum Beispiel Unternehmen oder Banken wie die Südtiroler Sparkasse mit über 100 Filialen in Südtirol und italienweit – wird künftig eine einzige Rechnung gestellt“ so Andrea Lanzingher. Ab sofort bieten wir den Gewerbekunden äußerst attraktive Angebote. Informieren Sie sich jetzt über unsere derzeitigen maßgeschneiderten Lieferungsverträge in unseren Kundenbüros in Bozen und Meran (siehe Kasten). Den kostenlosen Wechsel zur Etschwerke Trading machen wir so einfach wie möglich, indem wir die Kündigung beim bisherigen Anbieter übernehmen und den nahtlosen Übergang sicherstellen“, bestätigt Andrea Lanzingher. Also eine

ganze Menge triftiger Gründe, warum ein Kunde die Etschwerke Trading als Stromlieferant wählen sollte. Informieren auch Sie sich jetzt über Ihre per❧ sönlichen Vorteile bei einem Wechsel!

infobox

Etschwerke Trading GmbH Kundenbüro Bozen: Zwölfmalgreiner Straße 8 Kundenbüro Meran: Laurin Straße 1 Grüne Nummer: 800 007645 www.eltrading.it


BRANCHENREPORT GENUSS

Goldene Jahre vorbei?

Foto: suedtirolfoto.com/Franz Brugger

Die Produktionsmengen werden kleiner, die Umsätze der Produzenten sinken. Selten zuvor stand der Nahrungsmittelbereich vor einer so großen Herausforderung wie heute. Südtirol Panorama wirft einen Blick auf die Branche und zeigt die Aufsteiger und Absteiger des Landes.

N

icht umsonst prangert auf der Titelseite dieser Ausgabe Südtiroler Speck. Und zwar nicht ein ganzer Hammen, sondern nur ein kleines Stück. Der Südtiroler Speck ist nämlich der Bereich der Südtiroler Qualitätsprodukte, der im vergangenen Jahr ein deutliches Minus zu vermelden hat. Um insgesamt 11 Prozent ist die Produktion von Südtiroler Speck g.g.A. (geschützte geografische Angabe) im Vergleich zum erfolgreichen Jahr 2008 zurückgegangen. Auch die Gesamtproduktion aller vom Consortium anerkannten Hersteller ist gesunken, um 8 Prozent insgesamt. Damit haben diese 27 Hersteller insgesamt 5,5 Millionen Hammen Speck produziert. Der Anteil von Südtiroler Speck g.g.A. macht damit nach wie vor 39 Prozent der weltweiten Gesamtproduktion aus.

KONSUMENTENVERHALTEN. Das Bera-

tungsunternehmen McKinsey hat in einer Studie die Konsumtrends der kommenden fünf Jahre erhoben. Folgende Trends werden unser Konsumverhalten künftig bestimmen: die Verunsicherung vieler Menschen, das mobile Internet, ein geschärftes ökologisches Bewusstsein, die LifestyleOrientierung sowie neue Lebensmodelle. Für Unternehmen bedeuten diese Ergebnisse, dass sie sich künftig immer stärker darum bemühen müssen, die Klientel vor Ort mit neuen maßgeschneiderten Ladenformaten zu erreichen. Der Trend geht also auch in Südtirol eindeutig in Richtung regionale, naturbelassene und hochwertige Produkte. „Die Verbraucher von heute möchten ohne Reue konsumieren können, sich dabei aber nicht in ihrem modernen, oftmals von

Zeitknappheit und Flexibilitätsanforderungen geprägten Lebensstil einschränken müssen“, meint Axel Liebetrau vom Zukunftsinstitut. LOACKER FÜHRT RANKING AN. Insge-

samt sind in Südtirols Nahrungsmittelverarbeitung 650 Firmen tätig, das sind 1,7 Prozent der gewerblichen Firmen Südtirols. Sie beschäftigen insgesamt 2,6 Prozent der Gesamtbeschäftigten des Landes. Damit liegt die Wertschöpfung bei 350 Millionen Euro, das sind 2,4 Prozent der Gesamtwertschöpfung. Umsatzstärkstes Unternehmen ist der Waffelproduzent Loacker in Unterinn am Ritten. Mit einem Umsatz von 162,7 Millionen Euro liegt das international tätige Unternehmen, dessen Waffeln von Abu Dhabi bis nach Tokio erhältlich sind, auf

Südtirol Panorama November | 2010

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BRANCHENREPORT GENUSS

Fünf kluge Ideen mit Biss Sie zählen nicht zu Südtirols umsatzstärksten Nahrungsmittelherstellern, dafür zu den mutigsten. Wir zeigen, wie fünf kleine Produzenten innovativ und erfolgreich Nischen besetzen. lentin Hofer alles um die rötliche Bohne. Doch nicht die Espresso Gold-Mischung oder die neue 100 Prozent Arabica BIO Mischung aus fairem Handel sind für ihn das innovativste Produkt. Es sind die fachbezogenen Kurse, in denen er versucht, Kaffee zugänglich zu machen und mit denen er sich ein zweites Standbein geschaffen hat.

Stefan Gruber von Alpe Pragas ALPE PRAGAS, PRAGS

Winter-Calville, Champagner-Renette und Weirouge, so die Namen drei seiner neuen Erfindungen. Es sind Fruchtaufstriche, hergestellt aus fast vergessenen speziellen Apfelsorten. Ein Jahr lang hat Stefan Gruber, Inhaber von Alpe Pragas, zusammen mit dem TIS an insgesamt 21 verschiedenen Rezepturen experimentiert. Auf den Zusatz von Obstbränden hat er genauso verzichtet wie auf zusätzlichen Zucker. Auch wenn der leuchtend rote Fruchtaufstrich Weirouge im Geschmack leicht säuerlich schmeckt, Gruber wollte die Authentizität mit 75 Prozent Fruchtanteil beibehalten. Begehrlichkeit schafft der Pragser durch die streng limitierte Auflage von nur rund 3.000 Gläsern pro Sorte. CAFFÈ CAROMA, VÖLS AM SCHLERN

Kaffeetradition hat Südtirol keine. Trotzdem verarbeitet eine kleine Rösterei in Völs 70 Tonnen Kaffee pro Jahr. Damit ist sie eine von drei Kaffeeröstereien in Südtirol. Seit 15 Jahren dreht sich beim Kaffeeröster und Kaffeesommelier Va-

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Südtirol Panorama November | 2010

Das Villnösser Brillenschaf hat dunkle Flecken um Augen und Ohren, es weidet auf über 2.000 Metern Meereshöhe und ernährt sich nur von Bergkräutern. Sein Fleisch ist besonders zart, feinfaserig und mild. Rund 1.000 Schafe werden in Südtirol von 70 Bauern gezüchtet. Der Bestand der Rasse scheint gesichert. Vor allem seit das Villnösser Brillenschaf Einzug in die Gourmetküche gefunden hat. Stefan Unterkircher hat diesen Trend vor einem Jahr erkannt. 500 Brillenschafe hat er allein 2010 ohne Geschmacksverstärker zu im Buchenrauch geräuchertem Schinken, Kaminwurzen, Lammschulter, Lammrücken oder Lammkeule verarbeitet. LÜCH DA P’CËI, ST. KASSIAN

Kräuter, Trüffel, Steinpilze, Rotwein, Weißwein und Bier – wie vielfältig Käse verfeinert werden kann, zeigen die beiden Hoteliers Marina und Luca Crazzolara. Mit der Herstellung von 15 Käsesorten haben sie sich vor neun Jahren ein zweites Standbein geschaffen. Besonders innovativ aber ist ihr Joghurt. Er wird nicht in Plastikbechern sondern in Gläsern abgefüllt. Und die Marmelade wird nicht in den Joghurt gerührt, sondern liegt am Boden des Glases. Bis zu 6.000 Gläser die Woche werden unter anderem nach Rom oder München verkauft. Verwendet wird für alle Produkte die hofeigene Milch, die reich an Omega-3 Fettsäuren ist. „Wir haben wieder den Leinsamen in der Fütterung eingeführt und füttern unsere Kühe nur mit luftgetrocknetem Heu“, erzählt Marina Crazzolara.

Foto: Alexander Alber

Foto: Alexander Alber

FURCHETTA, VILLNÖSS

Valentin Hofer von Caffè Caroma VENUSTIS, LAAS

Schokoladenhersteller gibt es in Südtirol mittlerweile einige. Doch nur einer produziert eine so außergewöhnliche Krokantschokolade: Der Vinschger Thomas Tappeiner lässt die Mandeln, die in Marillenkernen stecken, zerhacken und überzieht sie mit Schokolade. Die Zubereitung ist aufwendig: Seine Mutter hat die vergangen drei Jahre per Hand zigtausende Marillenkerne geknackt und die Mandeln von der Kernschale getrennt. Seit kurzem hat er die Aufgabe einem Unternehmen übergeben. Tappeiners erste Kreation war übrigens die Vinschger Marillenschokolade. Mittlerweile produziert er Geleefrüchte, Pralinen, Fruchtaufstriche, Trockenfrüchte, Laaser Marmorwürfel und seit kurzem auch Vollkornkekse. Neben der Vinschgauer Marille kommen noch weitere spezielle Früchte wie die Marteller Erdbeere oder die Himbeere Vinschger Sonnenberg zum Einsatz. Im Moment tüftelt Tappeiner an einem Marillenstrudel, der zwei Wochen haltbar sein und wie hausgemacht schmecken soll.


BRANCHENREPORT GENUSS

IMMER WENIGER BÄCKER & METZGER.

Neben diesen umsatzstarken Unternehmen existieren aber auch eine Vielzahl an

Handwerksfirmen, insgesamt 520 Metzger, Bäcker, Konditoren und Speisehersteller hat Südtirol. „In den letzten 10 Jahren ist die Zahl der Handwerksfirmen im Nahrungsmittelbereich leicht zurückgegangen, und zwar von 600 auf 520. In allen Bereichen hat also ein leichter, wenn auch nicht dramatischer Konzentrationsprozess eingesetzt“, meint Stefan Perini vom Wifo der Handelskammer Bozen. Positiv zeigt sich dagegen die Arbeitsproduktivität in der Nahrungsmittelherstellung. Sie liegt leicht über dem Südtiroler Durchschnitt. Ein Beschäftigter erzielt dort im Schnitt eine Wirtschaftsleistung von 61.000 Euro, das sind 4.000 Euro mehr als im Südtiroler Schnitt. Produkte im Wert von rund 500 Millionen Euro wurden im vergangenen Jahr exportiert, das entspricht rund 16 Prozent des Südtiroler Exportvolumens.

Foto: Südtirolfoto.com/Helmuth Rier

Platz 12 von Südtirols umsatzstärksten Unternehmen. Um insgesamt 26,7 Prozent ist der Umsatz des Unternehmens im vergangenen Jahr gestiegen. Auf Platz Nummer zwei rangiert der größte Hersteller von glutenfreien Produkten, Dr. Schär in Burgstall. 2009 hat das Unternehmen ein Umsatzplus von 8,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erzielt. Ein Umsatzplus konnte auch die Brauerei Forst vermelden. Während der Umsatz anderer italienischer Brauereien stark rückläufig war, stieg jener der Algunder Brauerei um 4,2 Prozent. Doch bei weitem nicht allen der 25 umsatzstärksten Nahrungsmittelhersteller erging es im vergangenen Jahr so gut. Insgesamt 20 Unternehmen haben einen Umsatzrückgang erlitten, zum Teil im zweistelligen Bereich. Dagegen haben nur vier Unternehmen einen Verlust eingefahren, das spricht dafür, dass bei den meisten die Erträge höher sind als die Kosten.

JOGHURT STEIGT NICHT MEHR SO STARK. Ein schwieriges Jahr war 2009 Die Frischmilch bleibt weiter das Sorgenkind der Südtiroler Milchwirtschaft

für die Südtiroler Milchwirtschaft. Die Produktionsmenge konnte zwar gehalten werden, dafür wurden die Margen für die


Foto: Oliver Oppitz

Foto: Othmar Seehauser

BRANCHENREPORT GENUSS

Den höchsten Umsatz der Nahrungsmittelunternehmen erzielt Armin Loacker

Satte Gewinne für Ulrich Ladurner, den Inhaber der Dr. Schär GmbH

Umsatzplus für Margherita Fuchs von Mannstein von der Brauerei Forst

produzierenden Bauern immer geringer. „Unser Ziel muss immer sein, möglichst viel für unsere Mitglieder zu erwirtschaften. Denn der qualitativ hochwertige Roh-

stoff, also die Milch, ist unsere Stärke. Nur damit können wir gegen unsere Konkurrenten wie Danone oder Nestlé mithalten. Allein mit dem Preis könnten wir es nie

und nimmer. Während es bei den Konzernen darum geht, möglichst billige Rohstoffe zu beziehen, brauchen unsere Genossenschaften möglichst teure Rohstoffe,

Die Top-Produzenten des Landes NR.

FIRMENNAME

1. A. Loacker AG, Ritten K

2. Dr. Schär GmbH , Burgstall K

UMSATZ IN MIO. €

UMSATZZUWACHS 08/09

GEWINN IN MIO. €

PERSONALKOSTEN IN MIO. €

BRUTTOCASHFLOW* IN MIO €

162,7

26,7 %

0,0

130,3

8,8 %

11,0

20,4

20,5

3. Brauerei Forst , Algund

119,8

4,2 %

4,4

21,6

11,7

4. Bayernland GmbH, Sterzing

96,9

-6,2 %

0,4

2,6

1,2

5. Iprona AG, Lana

78,5

-20,0 %

-0,08

6,6

2,3

6. Schenk Italia GmbH, Bozen

66,6

0,5 %

2,2

4,0

3,3

7. Exquisa Italia GmbH, Bozen

60,8

-5,2 %

0,04

2,1

0,9

8. Hans Zipperle AG, Meran1

56,6

-23,2 %

-4,3

10,2

-2,3

9. Julius Meinl Italia AG, Bozen

48,1

-2,2 %

-3,9

5,4

1,7

10. A. Rieper AG, Vintl

43,1

-14,4 %

1,2

5,4

3,4

11. Moser GmbH, Naturns

33,4

24,1 %

0,02

3,3

0,5

12. Fructus Meran AG, Terlan

31,5

-19,0 %

2,0

4,5

2,7

13. Warsteiner Italia GmbH, Bozen

25,8

-0,4 %

0,4

1,8

1,0

14. Pfanner Italia GmbH, Bozen

24,2

-12,5 %

0,1

0,7

0,6

24,0

15,7 %

0,4

2,3

0,9

15. Pircher Brennerei AG, Lana 16. Pompadour Tee Gmbh, Bozen

2

23,8

9,5 %

1,3

2,1

1,6

17. Frulana GmbH, Lana

22,6

-9,3 %

0,3

0,3

0,5

18. Develey Italia AG, Lana

20,3

3,1 %

0,1

0,7

0,3

19. Pan Tiefkühlprodukte GmbH, Leifers

19,5

-5,1 %

0,6

4,9

1,0

20. Meraner Mühle GmbH, Bozen

15,4

-1,9 %

1,0

0,6

1,8

21. Pramstrahler GmbH, Völs am Schlern

14,0

-5,9 %

0,4

0,7

0,8

22. Merano Speck AG, Naturns

13,4

-2,9 %

0,2

1,3

0,4

23. Alpenfrucht GmbH, Kurtinig

12,7

-19,7 %

0,4

1,3

1,5

24. Alois Lageder AG, Margreid1

11,3

-9,1 %

-0,4

1,3

0,0

25. Roner AG Brennereien, Tramin

11,1

-0,8 %

0,3

1,8

0,9

* Bruttocashflow: Gewinn + Rückstellungen (2009 - 2008) + Abschreibungen | K konsolidierte Bilanz der Unternehmensgruppe | 1 Bilanz zum 30.06.09 | 2 31.03.10 | Für das Ranking wurden die Bilanzen 2009 der Kapitalgesellschaften mit Rechtssitz in Südtirol herangezogen

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Südtirol Panorama November | 2010


„Den großen Konzernen geht es nur darum, möglichst billige Rohstoffe zu beziehen. Unsere Rohstoffe müssen möglichst teuer sein…“

Nur eine ist meine: Südtiroler Milch

Anni Kaser

Kommen auch Sie ins

damit den Bauern möglichst hohe Quoten ausbezahlt werden können“, erklärt Annemarie Kaser, Direktorin des Südtiroler Sennereiverbandes. GROSSE SORGE UM MILCHLIEFERANTEN Kasers Sorgenkind ist die Frischmilch. Auch wenn die angelieferte Milchmenge in Südtirol nach Jahren des Rückgangs 2009 um 1,6 Prozent gestiegen ist, bleibt die Frischmilch ein regionales Produkt. Da sie nur eine Haltbarkeit von wenigen Tagen hat, ist der Exportmarkt so gut wie inexistent. Und der Absatz hierzulande wird immer schwieriger, der Konkurrenzdruck steigt, die Anzahl der Lieferanten nimmt von Jahr zu Jahr ab. Nur noch 5.500 Lieferanten hat Südtirol. Das sind 27 Prozent weniger als noch vor 20 Jahren. Besonders dramatisch: Immer mehr kleine Bauern lassen die Milchwirtschaft auf. Langfristig überleben können nur noch die großen Betriebe. Laut einer italienweiten Studie benötigt ein Bauer mindestens 40 Cent pro Liter Milch, um den Hof halten zu können. Im benachbarten Ausland kann dieser Milchpreis so gut wie gar nicht mehr bezahlt werden, in Südtirol liegt er noch bei 46,2 Cent pro Liter Milch. Abgenommen hat in der Krise vor allem Südtirols stärkstes Produkt der Milchwirtschaft: der Joghurt. „Es kommt zwar immer noch jeder vierte in Italien konsumierte Joghurt aus Südtirol, dennoch waren wir bisher Zuwachsraten im zweistelligen Bereich gewohnt, 2009 hatten wir zwar noch einen Zuwachs, allerdings nur noch um 1,3 Prozent“, erklärt Kaser. Damit liegt die Produktionsmenge von Joghurt aus Südtirol bei 99,5 Millionen Kilogramm. Langsam im Steigen begriffen ist der Bio-Joghurt – 2,5 Millionen Kilogramm werden mittlerweile davon produziert.

„… weil der Star in der Küche das Produkt ist.“

SCHLECHTES WETTER – NIEDRIGE ERNTE. Insgesamt wurden

2010 in Südtirol über 13.000 Tonnen Qualitätsgemüse wie Kartoffeln, Blumenkohl oder Radicchio geerntet. Die Menge ging dabei im Vergleich zum Vorjahr leicht zurück, genauso wie die Beeren- und Kirschernte, die von einer Million Kilogramm auf 980.000 Kilogramm zurückgegangen ist. Zurückzuführen ist dies vor allem auf den kalten Juni und den verregneten August. SCHLECHTES WETTER – GUTE ERNTE. Dagegen bekamen die

Witterungsverhältnisse den Südtiroler Äpfeln in diesem Jahr sehr gut. Insgesamt zehn Prozent der europäischen Apfelernte kommen aus Südtirol, das sind durchschnittlich eine Million Tonnen im Jahr. Das hat sich auch auf die Versteigerungspreise ausgewirkt: Lagen sie 2009 noch bei 29 Cent je Kilogramm, lie◀ gen sie in diesem Jahr bei 40 Cent je Kilogramm. VERENA PLIGER

Bestseller-Autor und Sternekoch Gerhard Wieser vom Hotel Castel in Dorf Tirol weiß, dass nur Milch von glücklichen Kühen auch seine Gäste glücklich macht. Sagen auch Sie uns, warum Südtiroler Milch für Sie die einzige ist und sahnen Sie tolle Preise ab. Mehr unter www.meinesuedtirolermilch.com


BRANCHENREPORT GENUSS

Bio - Bin in Ordnung!

Foto: Herwig Ertl

Der selbst ernannte Gourmetnomade Herwig Ertl polarisiert gerne

Ist wirklich alles Bio?! Biologisch? Fragen Sie Ihren Hausverstand! Ist wirklich alles clever? Natur pur, und ein Biomascherl auch noch obendrauf? Ja natürlich, es ist verdammt hart, der Beste zu sein! Ein Gastkommentar von Herwig Ertl, dem kulinarischen Querdenker aus Kärnten.

G

lauben wir wirklich noch alle an die Botschaften, die uns große Werbesponsoren in den Medien verkünden? Warum werden jene Hersteller und Supermärkte zu den reichsten Italienern oder Österreichern, die Bio-Produkte zu Billigpreisen anbieten? Ich lebe nach dem Motto: Wenn wir nicht neidisch sind, haben wir alle genug! Ich gönne jedem Hersteller seinen Erfolg, aber irgendwo versuche ich immer zu hinterfragen, wie es möglich ist, so viele Kunden zu irritieren. Im Grunde geht es diesen Herstellern doch gar nicht darum, den Kunden einen günstigen Preis anzubieten um leichter über die Runden zu kommen.

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Südtirol Panorama November | 2010

Es geht ihnen einzig und allein darum, dem Konkurrenten einen Kunden wegzuschnappen! Geld regiert die Welt! BIO HEISST – BIN IN ORDNUNG. Mein Hausverstand sagt mir, dass Bio nur eines heißen kann: Bio heißt – Bin in Ordnung. Wenn alle Hersteller ehrlich mit dieser Interpretation umgehen würden, bräuchte es kein Bio-Mascherl auf dem Produkt. Es reicht, wenn ein Produzent authentisch ist, die ehrliche Qualität im Fokus hat, hinter dem Produkt steht und ehrlich zu sich selber ist. Es reicht, wenn er die Vertrauenspartner selbst auswählt und mit ihnen einen erfolgreichen, gemeinsamen Weg

einschlägt. Es reicht, wenn er mit Emotion und Begeisterung dem Kunden das Produkt vorstellt. Denn ein Produkt bekommt nur dann einen Wert, wenn man es mit einer Botschaft transportiert. Bio allein ist für den qualitätsorientierten Kunden heute nicht mehr genug. Viele Kunden haben es satt, immer mit dem Wort Bio bombardiert zu werden. Immer mehr Kunden sind sehr gut informiert, sie erkennen, was heute im Handel abläuft und sie lassen sich nicht mehr alles gefallen. HEIMAT HÖRT NICHT BEI DER LANDESGRENZE AUF. Ich lebe nach dem Motto:

„Es gibt Vieles auf der großen weiten Welt.


BRANCHENREPORT GENUSS Den einzig leistbaren Luxus aber nur zu Hause.“ Der einzig leistbare Luxus ist das, was die Region uns bietet, was wir selbst oder unsere Nachbarn produzieren. Es ist ein Luxus, der von vielen noch nicht verstanden und akzeptiert wird. Dabei wäre er überlebensnotwendig. Wir müssen den Neid innerlich bekämpfen. Nur so können wir diesen Luxus akzeptieren und verstehen. Nur dann werden wir in Zeiten, in denen alle Gemeinden energieautark und vor allem Bio werden möchten, unabhängig sein. Heute reicht es nicht mehr, nur bis zur Ortsgrenze zu denken, ja nicht mal nur bis zur Landesgrenze! Wir müssen den Europagedanken leben: Heimat hört nicht bei der Landesgrenze auf. Heimat ist überall dort, wo man das Gefühl hat, „daheim“ zu sein. LERNEN, GRENZENLOS ZU DENKEN.

Allein von den Einheimischen können die Produzenten nicht mehr leben. Deshalb müssen sie sich öffnen, lernen, grenzenlos zu denken. Ein gewisser Patriotismus ist wichtig, aber zum Überleben zu wenig. Zuerst müssen wir hinter der

„Bio allein ist für den qualitätsorientierten Kunden heute nicht mehr genug. …“ Herwig Ertl

Der Gourmetnomade Champagner, Gänseleber oder Kaviar sucht man in seinem Feinkostladen vergeblich. Zwischen seinen Regalen finden sich eigenwillige Kreationen wie Käseschokolade, Marillenkernöl oder Birnenessig. Herwig Ertl ist ein kulinarischer Querdenker, er beschreibt sich als ehrlich, mitreißend, unkonventionell und originell. Bei der Fachtagung „Urlaub auf dem Bauernhof“ in Bozen hat er eindrucksvoll präsentiert, wie die Südtiroler Produzenten ihre Gäste von den hofeigenen Produkten überzeugen können.

Region stehen, damit wir überhaupt wissen, wieviel unsere Produkte wert sind. Falsche Bescheidenheit darf es nicht geben: Tue also Gutes und rede darüber! Wir müssen Emotionen verkaufen, damit sich der Gast wohl fühlt und damit er weiß, warum er gerade zu uns kommt und unser Produkt erleben will. Kommunikation und Betreuung sind heute das Um und Auf im Verkauf. Es ist ein Service, den der Kunde so gut wie nirgends mehr bekommt. Das ist die Stärke jedes einzelnen. Denn der Kunde von heute möchte sich nicht nur informieren, er möchte Aufmerksamkeit und Beratung! Produzenten müssen Ihr Produkt zelebrieren, eine Botschaft verkünden. Dem Kunden sagen, dass sie Bio sind –Bin in Ordnung. Nur so wird der Produzent vom vom Kunden akzeptiert! Ich bin einer der letzten überlebenden Edelkrämer Österreichs aber ich weiß genau warum der Kunde zu mir kommt und gerne für ehrliche Ware zahlt! Weil ich der Meinung bin, dass ich Bio bin. Bin in Ordnung! ◀ HERWIG ERTL

Topmodel by

S t a d t g a s s e 4 4 , B r u n e c k · T u b r i s z e n t r u m , S a n d i n Ta u f e r s Südtirol Panorama November | 2010

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BRANCHENREPORT GENUSS

Foto: Alexander Alber

Im Kreuzfeuer der Weinführer Wenn die Weinführer im Herbst die besten Weine Italiens präsentieren, beginnen in Südtirol die Diskussionen über Sinn und Zweck der Auszeichnungen. Fakt ist, dass Südtirol auch dieses Jahr sehr gut abgeschnitten hat. Südtirol Panorama zeigt das große Ranking der Besten.

D

as Thema Weinführer polarisiert. Die einen behaupten, die Führer hätten den Südtiroler Wein international bekannt gemacht. Die anderen kontern, die Bewertungen seien subjektiv, die Führer würden zu wenig den Winzer als Person sehen. Fakt ist, dass Südtiroler Weine auch in diesem Jahr phantastisch abgeschnitten haben. Und zwar nicht nur bei der „Bibel des italienischen Weins“, also dem Gambero Rosso, sondern auch bei den anderen Weinführern, die in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen sind: Veronelli, L’Espresso, Duemilavini, Luca Maroni oder der Neueinsteiger Slow Wine. DIE BIBEL ITALIENISCHEN WEINES. Im

Gambero Rosso 2011 haben insgesamt 27 Südtiroler Weine Drei Gläser erhalten. Eine gigantische Anzahl, bedenkt

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Südtirol Panorama November | 2010

man, dass Südtirol nur etwa ein Prozent der italienischen Weinmenge produziert, aber als Provinz mit fast sieben Prozent der Auszeichnungen die Nummer eins in Italiens Weinführern stellt. Gerade die Entwicklung im Eisacktal und im Vinschgau wird vom Gambero Rosso in diesem Jahr mit Höchstnoten gefeiert. Und erstmalig in der Geschichte des Gambero Rosso wurde ein Vernatsch mit Drei Gläsern ausgezeichnet. Es ist dies der St. Magdalener 2009 vom Pfannenstielhof. DIE KONKURRENTEN DES GAMBERO.

Neben dem Gambero Rosso gibt es allerdings noch weitere Weinführer von nationaler Bedeutung. Da wäre der Duemilavini zu erwähnen, es ist der Weinführer der selbstbewussten italienischen Sommeliersvereinigung A.I.S. Hier haben Südtirols Winzer im Vergleich zu den Jahren

davor allerdings nicht ganz so gut abgeschlossen. „Nur“ 12 Weine wurden mit den begehrten Fünf Trauben ausgezeichnet. Im Gegensatz zu den anderen Weinführern sind auch deutlich weniger Weine aus dem Eisacktal zu finden. Im „I Vini d’Italia“, den die Zeitschrift L’Espresso publiziert und der sich als volksnah gibt, sind in diesem Jahr genauso wie im Gambero Rosso insgesamt 27 Südtiroler Weine vertreten. Die einsame Spitze wird hier vom Manna 2008 von Hans Haas markiert. Als einziger Südtiroler hat er die Bewertung von 19 Punkten erhalten. So viele Punkte haben insgesamt nur 4 Weine Italiens erhalten. Im Veronelli, der als Vorreiter der Weinführer bezeichnet werden kann, wurden in diesem Jahr auch weniger Südtiroler


BRANCHENREPORT GENUSS Weine mit drei Sternen ausgezeichnet. 11 waren es an der Zahl. Insgesamt haben diese Auszeichnung 415 Weine aus ganz Italien erhalten. Im Gegensatz zu den anderen Weinführern sind hier die Südtiroler Rotweine in der Mehrheit. Die trockenen Weißweine waren den Testern hier also wohl nicht herausragend genug. Interessant: Im Gegensatz zum Gambero Rosso und L’Espresso findet sich hier kein einziger Wein aus dem Eisacktal oder dem Vinschgau.

„Zu sehen, welche Weine in den Führern nicht erwähnt werden, ist oft noch interessanter…“

Schließlich auch der neue Slow WineFührer. Die Organisation Slow Food, die als Gegenbewegung zum Trend des globalisierten Fast Food gesehen wird, möchte die Szene der italienischen Weinführer aufwirbeln und Bewegung in die BioWein-Szene bringen. Der neue Weinführer ist nicht nur auf der Suche nach dem besten Wein, sondern auch interessiert an den guten und bezahlbaren Weinen. Interessant ist der Bewertungsansatz von Slow Wine – nicht mehr der einzelne Wein steht im Vordergrund, sondern das gesamte Umfeld: die Region, die Rebsorten, das umweltbewusste und ökologische

Handeln und die Menschen, die den Wein machen. 11 Weine aus Südtirol haben es in die erste Ausgabe von Slow Wine geschafft. Außerdem wurden insgesamt 12 Südtiroler Qualitätsweine empfohlen, die auch fürs kleine Geld haben sind. Sowie 8 Weine und Winzer, welche die Ideale von Slow Food leben.

Michael Liebert

WETTBEWERB UM DIE GUNST DER LESER. Entstanden ist mit dieser Vielzahl

an Führern ein starker Wettbewerb um die Gunst der Leser. Jeder Herausgeber versucht, sich ein eigenes Profil zu geben. Nicht selten ist es fast spannender, zu seh-

en, welcher Wein oder welcher Winzer in einem Führer nicht erwähnt wird. SÜDTIROLS TOP-WEINE. 4 Weine haben

es geschafft, in drei der fünf Weinführer in die jeweilige Spitzengruppe aufgenommen zu werden. 2 Weißweine, 1 Rotwein und 1 Dessertwein: ▶ Terlaner Weißburgunder Riserva 2007 Vorberg von der Kellerei Terlan ▶ Eisacktaler Veltliner 2009 vom Hoandlhof ▶ Südtiroler Lagrein Riserva 2007 Abtei von der Klosterkellerei Muri-Gries ▶ Goldmuskateller Castel Giovanelli Passito 2007 Serenade von der Kellerei Kaltern Persönlich finde ich weniger die Tatsache so interessant, dass die Auswahl an Spitzenweinen in Südtirol so gewaltig ist, sondern dass sich jeder Weinführer seine Favoriten aussuchen konnte. Insgesamt wurden 65 verschiedene Weine für würdig befunden, als Spitzenweine des Landes Südtirol genannt zu werden. ▶ MICHAEL LIEBERT * MICHAEL LIEBERT IST BERATENDER SOMMELIER UND WEINJOURNALIST AUS MÜNCHEN, WWW.MICHAEL-LIEBERT.DE

Südtirol Panorama November | 2010

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BRANCHENREPORT GENUSS

Die Top-Weine Südtirols

Quelle: Micheal Liebert/Südtirol Panorama

WEINGUT

WEINSORTE

Wein- GAMBERO ROSSO ESPRESSO SLOW WINE VERONELLI gattung* 3 Gläser 5 Bottiglie 3 Sterne

KELLEREI KALTERN

Goldmuskateller Castel Giovanelli Passito Serenade 2007

S

HOANDLHOF - MANFRED NÖSSING

Eisacktaler Veltliner 2009

W

KELLEREI ST. MICHAEL EPPAN

Sauvignon St. Valentin 2009

W

KELLEREI TERLAN

Terlaner Weißburgunder Riserva Vorberg 2007

W

KLOSTERKELLEREI MURI-GRIES

Lagrein Riserva Abtei 2007

R

ELENA WALCH

Gewürztraminer Kastelaz 2009

W

ERBHOF UNTERGANZNER - JOSEPHUS MAYR

Lamarein 2008

R

FALKENSTEIN - FRANZ PRATZNER

Vinschgau Riesling 2009

W

J. HOFSTÄTTER

Südtiroler Gewürztraminer Kolbenhof 2009

W

KELLEREI SCHRECKBICHL

Cabernet Sauvignon 2007 Lafòa

R

KELLEREI TRAMIN

Gewürztraminer Vendemmia Tardiva Terminum 2008

S

KÖFERERHOF – GÜNTHER KERSCHBAUMER

Eisacktaler Sylvaner R 2009

W

KUENHOF - PETER PLIGER

Eisacktaler Riesling Kaiton 2009

W

STIFTSKELLEREI NEUSTIFT

Eisacktaler Riesling Praepositus 2008

W

ALOIS LAGEDER

Chardonnay Löwengang 2007

W

ALOIS LAGEDER

Cabernet Sauvignon Cor Römigberg 2006

R

ALOIS LAGEDER

Cabernet Sauvignon Löwengang 2006

R

BARON DI PAULI

Enosi 2009

W

BRUNO GOTTARDI

Pinot Nero Mazzon Riserva 2007

R

BRUNO GOTTARDI

Pinot Nero Mazzon Riserva 2008

R

ELENA WALCH

Beyond the Clouds 2008

W

FRANZ HAAS

Manna 2008

W

FRANZ HAAS

Sauvignon Schweizer 2008

W

GARLIDER – CHRISTIAN KERSCHBAUMER

Eisacktaler Sylvaner 2009

W

GUMPHOF - MARKUS PRACKWIESER

Sauvignon Praesulis 2009

W

GUMPHOF – MARKUS PRACKWIESER

Weißburgunder 2009

W

HOANDLHOF - MANFRED NÖSSING

Sylvaner 2009

W

IGNAZ NIEDRIST

Mitterberg Trias 2009

W

J. HOFSTÄTTER

Blauburgunder 2007 Vigna S. Urbano

R

J. HOFSTÄTTER

Weißburgunder 2009

W

JOSEF NIEDERMAYR

Passito Aureus 2008

S

KELLEREI ANDRIAN

Gewürztraminer Movado 2009

W

KELLEREI ANDRIAN

Merlot Riserva Gant 2007

R

KELLEREI BOZEN

Weißburgunder Dellago 2009

W

KELLEREI BURGGRÄFLER

Spätlese MerVin 2009

S

KELLEREI GIRLAN

Sauvignon Selection Flora 2009

W

KELLEREI GIRLAN

Vernatsch Fass N° 9 2009

R

KELLEREI GIRLAN

Gewürztraminer Vendemmia Tardiva Pasithea Oro 2008

S

KELLEREI KURTATSCH

Gewürztraminer Brenntal 2008

W

KELLEREI KURTATSCH

Müller Thurgau Graun 2009

W

KELLEREI NALS MARGREID

Weißburgunder Sirmian 2009

W

KELLEREI ST. MICHAEL EPPAN

Blauburgunder St. Valentin 2007

R

KELLEREI TERLAN

Pinot Bianco 2009

W

KELLEREI TERLAN

Terlano Riserva NovaDomus 2007

W

KELLEREI TERLAN

Terlaner Chardonnay 1996

W

KELLEREI TRAMIN

Gewürztraminer Nussbaumer 2009

W

KÖFERERHOF - GÜNTHER KERSCHBAUMER

Eisacktaler Pinot Grigio 2009

W

KUENHOF - PETER PLIGER

Eisacktaler Veltliner 2009

W

LAIMBURG

Col de Rey Rosso 2006

R

LUN H.

Pinot Bianco 2009

W

MANINCOR

Terlaner Weißburgunder Eichhorn 2009

W

MANINCOR

Blauburgunder Mason di Mason 2008

R

MERANER KELLEREI

Goldmuskateller Passito Sissi Graf von Meran 2008

S

PACHERHOF – ANDREAS HUBER

Sylvaner Riserva 2008

W

PETER DIPOLI

Sauvignon Voglar 2008

W

PETER DIPOLI

Iugum 2006

R

PETER SÖLVA & SÖHNE

Terlaner Weißburgunder DeSilva 2009

W

PETER SÖLVA & SÖHNE

Amistar Edizione Rossa MII 2007

R

PFANNENSTIELHOF - JOHANNES PFEIFER

St. Magdalener 2009

R

STIFTSKELLEREI NEUSTIFT

Veltliner Praepositus 2009

W

STRASSERHOF

Eisacktaler Veltliner 2009

W

STROBLHOF - ANDREAS NICOLUSSI-LECK

Weißburgunder 2009 Strahler

W

STROBLHOF – ANDREAS NICOLUSSI-LECK

Blauburgunder Riserva 2007

TIEFENBRUNNER

Feldmarschall 2009

TIEFENBRUNNER

Lagrein Linticlarus Riserva 2007

R

UNTERORTL – MARTIN AURICH

Vinschgau Riesling 2009

W

UNTERORTL – MARTIN AURICH

Vinschgau Weißburgunder 2009

W

WEINGUT WALDGRIES – CHRISTIAN PLATTNER

Lagrein Scuro Mirell 2008

R

WEINGUT WALDGRIES – CHRISTIAN PLATTNER

Cabernet Sauvignon Laurenz 2008

R

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Südtirol Panorama November | 2010

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W

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* Für das Ranking herangezogen wurden folgende Weinführer: Gambero Rosso, L’Espresso, Duemilavini, Veronelli und Slow Wine 4 Auszeichnungen 3 Auszeichnungen 2 Auszeichnungen 1 Auszeichnung

42

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DUEMILAVINI 5 Grappoli

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Lokal pflanzen, global denken „Südtiroler Wein: die richtige Vermarktung für einen Markt mit Zukunft“ – so der Titel der von Südtirol Panorama initiierten Diskussionrunde über Aussichten, Chancen und Risiken des Südtiroler Weines. Eine kontrovers geführte Diskussion mit den polarisierendsten Köpfen der Weinwirtschaft.

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Das Konsortium Südtiroler Wein hat 130 Mitglieder, wobei die 25 größten Mitglieder rund 90 Prozent des Umsatzes abdecken. Wie kann man hier von einem ausgewogenen Verhältnis sprechen?

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Foto: Alexander Alber

iedrigere Erntemengen haben die Weinlese in diesem Herbst bestimmt. Um durchschnittlich 10 bis 15 Prozent ist die Produktionsmenge im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Für die Winzer kam der Rückgang überraschend. Bis August haben sie noch von normalen Erntemengen gesprochen. Die Hagelschäden vom letzten Jahr, das kalte Frühjahr – die Gründe für das geringe Beerengewicht und damit für die Reduktion der Gesamtmenge scheinen vielfältig. Eines ist sicher: Es ist ein immer wiederkehrendes Phänomen der Natur, von den Winzern selbst nicht beeinflussbar. Besorgnis löst die niedrige Erntemenge bei den Verantwortlichen kaum aus. Es gibt wichtigere Themen, die sich zu thematisieren, besprechen, auszudiskutieren lohnte. Die von Südtirol Panorama initiierte Diskussionsrunde „Südtiroler Wein: die richtige Vermarktung für einen Markt mit Zukunft“ sollte die Plattform dafür bieten. Vier Gesprächspartner wurden hierfür ausgewählt: Armin Dissertori, Obmann der Kellerei Kaltern und Präsident des Konsortiums Südtiroler Wein, der Pionier Alois Lageder, dessen Weine seit 1983 in den USA präsent sind, Klaus Gasser, Geschäftsführer der Kellerei Terlan, und Peter Dipoli, Weinhändler und Winzer in Neumarkt.


BRANCHENREPORT GENUSS ARMIN DISSERTORI: Allein die Kon-

stellation, wie wir hier sitzen, deutet ganz klar darauf hin, dass die Gemeinsamkeit der Produzenten gelingt. Dass dies nicht immer ganz einfach ist, ist eine Tatsache. Fakt ist, dass wir international ein kleines Weinbauland sind. Es gibt einige wenige Leaderbetriebe in Südtirol, die übrigen müssen nach außen von einer Gemeinschaft promotet werden. Wobei sich jeder selbst immer wieder messen und nach oben pushen muss. Letztendlich kann ein Weingut aber nur so gut sein wie die Weinregion ist. Auf den internationalen Märkten hat manch ein Winzer heute aber noch immer große Schwierigkeiten.

Die Struktur der Südtiroler Weinwirtschaft ist so gegliedert, dass jeder seinen Platz finden sollte: Genossenschaften, Kellereien und die Freien Weinbauern. Fakt ist, dass die Margen immer knapper werden, wie also kann das Einkommen langfristig für alle garantiert werden? PETER DIPOLI: Alle drei haben ihre Be-

machen heute mehr denn je den Unterschied. Die Unabhängigkeit des Winzers allein ist noch lange keine Garantie für den Erfolg seines Betriebes. Daher sind viele Weinbauern gut darin beraten, Qualitätstrauben zu erzeugen und diese an die Genossenschaft oder den Weinhandel abzugeben.

rechtigung und die Südtiroler Weinwirtschaft braucht auch alle drei. Auch wenn historisch bedingt das Verhältnis etwas unausgewogen ist. Um Erfolg als Freier Weinbauer zu haben, braucht es aber nicht nur Qualität, denn die gibt es heute auf dem Weinmarkt bereits zur Genüge. Die menschlichen Voraussetzungen

Dennoch, hierzulande werden den Bauern wesentlich höhere Traubenpreise ausbezahlt als in anderen Regionen. Wie schaffen es die Kellereien, das Niveau zu halten, vor allem da unsere Weine nicht zu den weltteuersten gehören? KLAUS GASSER: Es hängt einzig und al-

lein von der Positionierung am Markt ab. Dem Konkurrenzdruck in der Region auszuweichen, einen höheren Gewinn zu erzielen und die Winzer dennoch entsprechend zu entlohnen, schafft ein Betrieb heute nur dann, wenn er sich vor 10 bis 15 Jahren strategisch ausgerichtet hat und sich auch auf internationalen Märkten bewegt. Wobei ich betonen möchte, dass es die exzellente Handarbeit unserer Bauern ist, die es uns überhaupt ermöglicht, auf unseren Lagen auf qualitativ höchstem Niveau zu arbeiten. Grundsätzlich gilt aber, dass ein sehr präzises Weinbergmanagement heute ausschlaggebend für den Erfolg ist. Aber sind die Margen nicht niedriger als noch vor zehn Jahren? GASSER: Im Gegenteil, bei uns sind sie

gestiegen. DISSERTORI: Die Kellerei Terlan ist si-

Südtirol Panorama hat im Hotel Laurin in Bozen eine Diskussionsrunde zur Zukunft des Südtiroler Weines initiiert. Es diskutierten Alois Lageder, Klaus Gasser, Armin Dissertori und Peter Dipoli. Moderation: Chefredakteurin Verena Pliger

cher eine Ausnahme, eben weil sie eine strategische Nische gefunden und dort eine bestimmte Positionierung vorgenommen hat. Ansonsten sind die Margen eher verhalten. LAGEDER: Vor 20 bis 30 Jahren sind im Zuge der Förderungen der Genossenschaften die Voraussetzungen geschaffen worden, unrealistisch hohe Traubenpreise zu bezahlen. Für die Bauern bedeutete dies hohe Erlöse, für die Kellereien niedere Margen. Heute ist der internationale Konkurrenzkampf größer geworden und manche Betriebe haben überhöhte Weinlager, die sie auf Biegen und Brechen mit Billigangeboten abzubauen versuchen. In Italien wurde im Zuge der Krise im Weinverkauf zu wahren Guerillametho-

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BRANCHENREPORT GENUSS Wein am Markt feilbieten zu müssen. Damit deklassiert er sein Produkt automatisch. GASSER: Wir müssen die Sichtbarkeit der Weine langsam auf internationale Ebene heben. Die internationalen Märkte müssen bearbeitet werden, die Präsentation auf Messen reicht nicht mehr aus. Unsere Weine müssen heute in London und New York gut positioniert sein, nur dann erreichen wir auch einen gewissen Strahlungseffekt auf den Orient und auf Asien.

„Unsere Weine müssen heute in London und New York gut positioniert sein“, meint Klaus Gasser, Geschäftsführer der Kellerei Terlan

Lassen Sie uns doch einen Blick in Ihr Lager werfen, ist es in diesem Jahr voller als noch die Jahre zuvor? LAGEDER: Wir haben bei einigen Weinen,

die wir vor allem in die USA verkaufen, die neuen Jahrgänge um einen Monat verzögert in den Verkauf gebracht. 70 Prozent unserer Weine verkaufen wir ins Ausland. 2009 hat es am amerikanischen Markt, je nach Bundesstaat, einen Rückgang von 20 bis 40 Prozent gegeben. Die europäischen Märkte haben zum Glück sehr gut gehalten, in Deutschland hatten wir sogar ein leichtes Plus. Deshalb konnten wir einen dramatischen Absatzabsturz vermeiden. 2010 werden wir das Absatzniveau von 2008 jedoch noch nicht erreichen.

Foto: Alexander Alber

Absolut gesehen ist Südtiroler Wein im internationalen Vergleich teuer, qualitativ gesehen günstig. Wie viel ist nach oben überhaupt noch drin? DISSERTORI: Ich denke, dass Südtirol ein

den gegriffen. Ganz nach dem Motto: Zahl eins, nimm zwei! Haben die Südtiroler Nerven bewahrt? DISSERTORI: Ja, im Großen und

Ganzen schon. Der Markt ist immer noch relativ stabil. Unser großer Vorteil ist der Tourismus, er ermöglicht, dass in Südtirol viel direkt und über die Gastbetriebe vermarktet werden kann. DIPOLI: Wobei es in Südtirol sehr wohl einige Betriebe gibt, die ihre Produkte zu Dumpingpreisen anbieten. Ich will keine Namen nennen, aber sie schaden dem Markt.

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Wie kann dieser Preiskampf eingedämmt werden? DIPOLI: Indem sich ein Betrieb auch au-

ßerhalb der Region positioniert. Der inländische Markt ist zu klein. Wir können nun mal nicht unseren gesamten Wein selbst trinken. Ich selbst verkaufe 60 Prozent meines Weines in Märkten außerhalb von Südtirol. Müsste ich diese 60 Prozent in Südtirol verkaufen, dann würde ich meinen Wein inflationieren und damit sein Image zerstören. Einem Weinbauern kann nichts Schlimmeres passieren, als seinen

sehr gutes Preisleistungsniveau hat. Allerdings gibt es immer noch zu wenig Betriebe mit Weine im Premiumsegment. Das heißt, wo die Weine mehr als 20 Euro kosten. LAGEDER: Bei höheren Qualitäten können wir auch höhere Preise bezahlen. Es ist eine Tatsache, dass wir sehr hohe Traubenpreise bezahlen, die Preise unserer Flaschen sind aber auf einem tieferen Niveau als anderswo. DISSERTORI: Wobei wir schon ganz andere Zeiten in Südtirol hatten, Zeiten, in denen wir volle Keller hatten aber die Preise im Keller waren. Worauf sollen sich Südtirols Weinbauern in der Vermarktung also konzentrieren auf den Direkthandel, die Gastronomie, den Weinhandel oder auf die Vertreter? DIPOLI: Der beste Werbeträger ist si-

cher immer noch die mittlere und gehobene Gastronomie. Eine Weinetikette auf


BRANCHENREPORT GENUSS einem Restauranttisch ist die beste Visitenkarte. Hat ein Weinbauer eine entsprechende Struktur, dann ist sicher auch der Ab-Hof-Verkauf interessant. Ich selbst zum Beispiel habe diese Struktur nicht. Deshalb verkaufe ich auch als einer der wenigen keinen Wein direkt ab Hof.

„Ich ziehe es vor, zusammen mit meinen Mitarbeitern den Erfolg aufzubauen statt ihn mit Hilfe der Drei Gläser zu erzielen“, erzählt der Visionär Alois Lageder

Was bringt es einem Freien Weinbauern, in einem Restaurant in New York mit seinem Wein präsent zu sein? DIPOLI: Dort präsent zu sein, ist sicher

nur eine persönliche Genugtuung. Wir Kleinen machen sicher keine Geschichte im Ausland. Wir haben auch nicht die Fähigkeit, die Märkte zu verfolgen. Uns fehlen die Sprachkenntnisse aber auch die notwendige Zeit. Unser großes Glück ist, gesucht zu werden, eben weil wir klein sind und ein Importeur es viel eher schafft, eine begrenzte Menge zu verkaufen. Die Tatsache, dass man uns sucht, ist sicher auch ein Verdienst der Vinitaly und der Weinführer.

beim Gambero Rosso keine Weine mehr ein. Bereut habe ich es keine Minute. Sicher hätte ich in der Vermarktung mit den Drei Gläsern eines Gambero Rosso ein leichteres Spiel gehabt. Ich ziehe es aber vor, zusammen mit meinen Mitarbeitern den Erfolg aufzubauen statt ihn mit Hilfe der Drei Gläser zu erzielen. Für ein kleines unbekanntes Weingut ist der Gambero sicher ein hilfreiches Instrument, um Erfolg am Markt zu haben. Wobei auch mir die Drei Gläser Mitte der Achtziger geholfen haben, unser Weingut bekannt zu machen. DISSERTORI: Das Trentino wäre heilfroh, so viele Auszeichnungen zu erhalten. Das sind Multiplikatoren. LAGEDER: Sobald man in den Führern aber nicht mehr zu finden ist, läuft man Gefahr, sehr schnell abzustürzen. DISSERTORI: Natürlich. Und gewisse Weinführer setzen Trends, das kann gefährlich sein. Ein Beispiel: Ein Weinführer entdeckt den Gewürztraminer und fünf Jahre später den Riesling. Plötzlich wird der Gewürztraminer nicht mehr erwähnt. Heißt das, dass der Gewürztraminer also nicht mehr gut ist?

Foto: Alexander Alber

Stichwort Weinführer. Herr Lageder, Sie haben sich den Weinführern immer wieder kritisch gegenübergestellt und reichen mittlerweile auch keine Weine mehr beim Gambero Rosso ein, warum? LAGEDER: Seit 1997 bereits reiche ich

GASSER: Viel wichtiger ist es doch, in

den internationalen Weinführern als Weinregion wahrgenommen zu werden. Nicht als Trentino-Südtirol, sondern als Südtirol. Der Wine Spectator nimmt Südtirol erst seit kurzem wahr, vorher haben für das amerikanische Magazin in Italien nur die beiden Weinbauregionen Piemont und Toskana existiert. Es werden immer mehr Drei Gläser vergeben. Verliert der Gambero Rosso damit nicht völlig seine Exklusivität? LAGEDER: Heute sind die Führer nicht

mehr so wichtig. Vor zehn Jahren war der Gambero Rosso noch die Bibel des Weins. Die Bewertungen des Gambero sind sehr subjektiv. Was heißt es, wenn ein Wein 90 Punkte hat, ist er weniger gut als einer mit 92 Punkten? Es wäre viel wichtiger zu ermitteln, wie die Weine schmecken, warum der Winzer seine Weine so keltert und wie er seine Rebanlagen bearbeitet. Die Österreicher trinken 86 Prozent ihrer Weine selbst, wird Südtiroler Wein dort immer noch nicht wahrgenommen?

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Peter Dipoli: „Ich fordere eine Überarbeitung der Südtiroler DocRegelung mit einer stärkeren Berücksichtigung der Sortenlagen.“

ausgezeichnet. Wieso schafft es Südtirol nicht, mehr rote Qualitätsweine zu produzieren? GASSER: In Italien sind wir, was die

Qualität des Weißweines angeht, bis auf das Friaul konkurrenzlos. Beim Rotwein dagegen haben wir eine sehr viel größere Konkurrenz. Dort sind uns andere Weinregionen einfach überlegen. Einzig der Pinot Noir, also der Blauburgunder, ist im Moment international im Trend. Auch mit dem Lagrein geht es langsam bergauf. Beim Cabernet ist die Nachfrage bereits sehr viel verhaltener. DISSERTORI: Ich weiß nicht, ob ich das hier laut sagen darf, aber ich glaube nicht, dass der Rest der Welt darauf gewartet hat, dass wir einen Lagrein nach Amerika liefern. Die Kellerei Kaltern hat 39 verschiedene Weine. Ist diese Vielfalt nicht eine marketingtechnische Katastrophe? DISSERTORI: Diese „Magie der Vielfalt“

ist sicher nicht ideal. Wir müssen uns künftig in bestimmten Lagen auf bestimmte Sorten spezialisieren.

Foto: Alexander Alber

Das heißt, Südtirol muss gewisse Sorten reduzieren? DISSERTORI: Ich denke ja. In der nächs-

LAGEDER: Wein aus Südtirol ist in Ös-

terreich immer noch kein Thema, obwohl das Interesse für unsere Weine langsam steigt. Die Österreicher erzeugen selbst ausgezeichnete Weine, die sie sehr selbstbewusst verkaufen. GASSER: Interessanterweise verkaufen wir vier Mal mehr Wein nach Australien als nach Österreich. Die österreichische Weinwerbung hat die letzten Jahre sehr aggressiv gearbeitet. Erstmals ist im Gambero Rosso ein Südtiroler Vernatsch mit den Drei Glä-

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sern ausgezeichnet worden. Ist das der qualitative Durchbruch des Vernatsch? LAGEDER: Durchbruch? Schön wär’s! DISSERTORI: Alois, Du wirst lachen.

ten Weinbaugeneration muss sich ein neues Terroirdenken etablieren, wo wir nicht jedem Trend nachlaufen. Sehen Sie, in jeder zweit- und drittklassigen Lage wird mittlerweile Gewürztraminer angebaut. Das hat keinen Sinn. Deshalb haben wir uns in Südtirol auch auf die sechs Leitsorten beschränkt. LAGEDER: Eine Sortenreduktion auf Südtiroler Ebene ist nicht sinnvoll, wohl aber eine Reduktion pro Weinbaugebiet und pro Winzer und Kellerei. Dies ist jedoch von heute auf morgen nicht realisierbar. Erst sobald alte Anlagen erneuert werden müssen, kann man mit klaren Anbauplänen eine Reduzierung der Sorten anpeilen.

Wir könnten seit der Auszeichnung fast eine eigene Mitarbeiterin engagieren, die ausschließlich Vernatsch-Aufträge aus Italien schreibt. Scherz beiseite: Die Auszeichnung ist absolut wichtig für den Vernatsch.

Die Kellerei Terlan hat einen Müller Thurgau im Angebot, eine Weinsorte, die im Burggrafenamt keine Tradition hat. Warum setzen Sie nicht auf terroirbezogene Rebsorten? GASSER: Das stimmt so nicht, der Mül-

Südtirol produziert seit letztem Jahr mehr Weißwein als Rotwein. Beim Gambero wurden nur vier Rotweine

ler hat sogar eine Terlaner Doc-Unterbezeichnung. Diese bekommen nur jene Sorten, die in einer Gegend eine gewisse Tradition haben. Aber Sie haben


BRANCHENREPORT GENUSS völlig recht, die Gefahr ist groß, sich mit zu vielen Sorten zu verzetteln und die Sichtbarkeit am Markt zu verlieren. Wir sind heute sicher noch nicht dort, wo wir hinwollen, auch wenn wir uns auf vier Leitsorten konzentrieren. In der Summe haben wir noch zu viele Sorten. Als wir 2008 die Kellerei Andrian übernommen haben, haben wir das Sortiment von 40 auf 17 Sorten reduziert.

„Wir müssen in das Humankapital investieren“, meint Armin Dissertori, Präsident des Konsortiums Südtiroler Wein

Wie hat sich das umsatztechnisch ausgewirkt? GASSER: Es war nicht einfach, schließ-

lich sind komplette Linien weggefallen. Es war eine drastische Maßnahme, unser Herz hat geschmerzt, aber wir hätten diese Überzahl an Sorten nicht handeln können.

einfach nur aus Gründen des Verkaufes angepflanzt. Dem Anspruch der Sorte wurde man vielfach nicht gerecht. Heute versteht man, dass wir nur dann große Weine machen können, wenn wir die richtige Sorte am richtigen Ort anpflanzen. Ich fordere deshalb eine Überarbeitung der Südtiroler Doc-Regelung mit einer starken Berücksichtigung der Sortenlagen. Das heißt, dass ein Müller Thurgau nicht unterhalb von 600 Metern angepflanzt werden sollte. In den warmen Lagen auf der Westseite des Südtiroler Unterlandes sollte man dagegen auf Bordeauxsorten wie Merlot oder Cabernet Franc setzen. Die dort erzeugten Weine können schon jetzt in ihrer Qualität italienweit mithalten. Wir müssen stärker auf die Kellereimeister hören, sie wissen ganz genau, wo die beste Lage für welche Sorte ist. Mit einer DocÜberarbeitung würden einzelne Sorten in bestimmten Lagen wegfallen. Wahrscheinlich lässt sich eine solche DocÜberarbeitung aufgrund verschiedener Interessen aber nicht umsetzen. Ist eine Doc-Überarbeitung wirklich notwendig, Herr Lageder?

Ich gebe Dipoli völlig Recht, wir müssen unsere Produktion auf gebietstypische Sorten begrenzen.

Foto: Alexander Alber

Im Gegensatz zu dieser Fülle an Sorten haben in Frankreich sehr viele Winzer nur eine Sorte im Angebot. Was ist denn für einen Freien Weinbauern in Südtirol die ideale Sortenanzahl? DIPOLI: Früher wurden viele Sorten

Herr Lageder, Sie sind einer der Pioniere im biodynamischen Weinanbau. Kann sich ein Qualitätswinzer diesem Trend künftig nicht mehr verschließen?

Wohin muss sich die Südtiroler Weinwirtschaft entwickeln, um auch international Aufmerksamkeit zu erregen? DISSERTORI: Qualität, Qualität, Qua-

Die biodynamische Arbeitsweise ist für mich der sinnvollste Weg, um die Südtiroler Natur zu erhalten und ihr ganzes Potential auszuschöpfen. Wir werden in den nächsten Jahrzehnten infolge der Klimaerwärmung nicht umhin kommen, nachhaltig zu handeln und Ressourcen zu sparen. Wer sich nicht imstande sieht diesen Schritt zu gehen, sollte zumindest auf bioorganischen Weinbau umsteigen.

lität. Und um die Umsätze steigern zu können, brauchen wir kompetente Leute, vor allem im Vertrieb. Wir müssen in das Humankapital investieren, müssen unsere Sprachkenntnisse und die Ausbildungen unserer Mitarbeiter verbessern. Dort haben unsere Winzer oft noch ◀ Handicaps. INTERVIEW: VERENA PLIGER

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Trüffel contra Hefe

Foto: suedtirolfoto.com/Helmuth Rier

Wer glaubt, in wirtschaftlich harten Zeiten verlieren Spitzenrestaurants reihenweise Gäste, der irrt. Während Pizzerias schließen müssen und ihre Rentabilität erschreckend sinkt, gibt es für Gourmetköche keinen Grund zum Jammern. Ein Blick in die Südtiroler Gastronomie.

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ines ist klar: Südtirols Gastronomie steht außergewöhnlich gut da – zumindest gemessen an den Hauben, Sternen und Diamanten. Ob Michelin, Gault Milleau, Feinschmecker oder Gambero Rosso. In all diesen Gourmetführern nehmen Südtirols Spitzenrestaurants eine tragende Rolle ein. Allein im Michelin-Führer, dem Vorreiter der Hotel- und Gastronomieführer, sind 2009 unglaubliche 18 Südtiroler Restaurants mit einem Stern gekürt worden. Das sind drei mehr als noch im Vergleichsjahr zuvor. Für das laufende Jahr stand die Zahl der Sterne bis Redaktionsschluss noch nicht fest. Aber alles weist daraufhin, dass Südtirol auch in diesem Jahr die größte Sternendichte aller italienischen Provinzen erreichen wird. Doch auch Südtirols Gastwirte haben die

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Krise gespürt. Ein Antipasto wird zuzweit gegessen, auf das Dessert wird verzichtet. Das Verhalten der Gäste hat sich verändert. „Am meisten gespürt haben die Krise sicher jene Restaurants, die kein Konzept haben, die keine klare Vorgabe haben, was ein Restaurant vermitteln möchte und welche Bedürfnisse es befriedigen soll. Eine global gekochte Küche hat keine Identität mehr“, meint Herbert Hintner vom Restaurant Zur Rose in Eppan. Er hat seit 15 Jahren den begehrten Michelin-Stern. GOURMET-RESTAURANTS HALTEN UMSATZ. Anna Matscher vom Restaurant

Zum Löwen in Tisens hat ihren MichelinStern nicht ganz so lange. 1997 hat sie ihn zum ersten Mal erhalten. Die Freude war damals hoch: Schließlich hatten die gelernte Masseurin und ihr Mann Alois, ein

gelernter Bankkaufmann, erst zehn Jahre zuvor das Restaurant übernommen. Umso herber die Enttäuschung, den Stern vier Jahre später wieder aberkannt zu bekommen. Seit 2005 schließlich ist auch der Michelin-Führer wieder vom Können der Autodidaktin überzeugt. Das Restaurant zum Löwen hat 2009 von einem krisenbedingten Rückgang nichts gespürt: „Dafür ist die Auslastung 2010 etwas verhaltener. Von einer Krise können wir dennoch nicht sprechen. Wer die letzten Jahre ehrliche Arbeit geleistet hat, wird jetzt belohnt. Wir haben bereits die letzten Jahre auf Qualität gesetzt und haben regionale Produktsuche betrieben.“ Erfolgreich sind also vor allem jene Gastronomen, die mit der Zeit gehen, aber gleichzeitig auf Bewährtes setzen. Sprich: aufgeschlossen sind für neue Einflüsse,


Foto: suedtirolfoto.com/Udo Bernhart

Foto: suedtirolfoto.com/Helmuth Rier

Foto: suedtirolfoto.com/Helmuth Rier

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Norbert Niederkofler vom Restaurant St. Hubertus im Hotel Rosa Alpina

Gourmetkoch Herbert Hintner vom Restaurant Zur Rose in Eppan

Karl Baumgartner vom Restaurant Schöneck hat seit 1996 einen Michelin-Stern

aber nicht auf jeden Zug mit aufspringen und kurzfristig alles auf den Kopf stellen. Es geht nicht mehr darum, Hunger und Durst zu stillen, es geht darum, Emotionen zu wecken, Stimmungen bei den Gästen zu erzeugen. Es geht darum, dem Gast in einer Welt voller Stress und Konkurrenzdruck eine Wohlfühloase zu bieten.

wann werden wir die Qualität nicht mehr halten können“, so Hintner. Er führt das Beispiel eines Espresso an: „Seit vier Jahren liegt der Preis für einen Espresso bei 1,10 Euro. Wir sollen weiter unsere Preise halten, während alle anderen Kosten steigen. Die Rentabilität ist die letzten Jahre stetig zurückgegangen, wer nicht extrem vorsichtig agiert, dem kann schnell der Garaus gemacht werden.“

vertretbar. Nach Aussagen von Reinhard Steger haben bereits einige Restaurants schließen müssen, weitere werden folgen: „Aktuell steht nicht im Raum, wann die nächste Pizzeria eröffnen wird, sondern wann die nächste schließen wird.“ Um am Markt zu bestehen, gebe es für ihn nur zwei Möglichkeiten: „Erstens Stillstand, abwarten und damit oft mittelfristig sterben, oder aktiv auf den Gast zugehen. Vor allem aber ist es wichtig, den Service zu verbessern. Denn die Qualität im Service ist unser größter Schwachpunkt. Wir müssen den Ansatz in der Ausbildung höher ansetzen und das Image aufbessern, ansonsten werden Einheimische den Wettbewerb gegenüber den Mitarbeitern aus dem Ausland verlieren.“

GEWINNE SO NIEDRIG WIE NIE ZUVOR.

So gut die Spitzengastronomie dasteht, umso schwieriger wird es für die einfache Gastronomie. „Dort herrscht ein knallharter Kampf um Gäste und den Preis“, erklärt Herbert Hintner. Vor allem die Preise machen den Gastronomen Südtirols zunehmend Kopfzerbrechen: „Das zur Verfügung stehende Budget der Gäste ist ganz klar geschrumpft. Es ist auch bei uns `in´ geworden, für eine bestimmte Leistung weniger Geld auszugeben“, meint der Gastronomieexperte und Präsident des Südtiroler Köcherverbandes Reinhard Steger. Auch wenn die Preise in der Südtiroler Gastronomie, vor allem in der gehobenen, noch unter jenen der Nachbarn liegen. „In einem Spitzenrestaurant in Südtirol bezahlt ein Gast für ein Menü kaum mehr als 70 Euro. Dieser Preis liegt weit unter dem Preisniveau anderer Regionen. Dieses gute Preis-Leistungsverhältnis mag zwar Gäste in unser Land locken, gleichzeitig wird unser Verdienst immer geringer“, konstatiert Anna Matscher. Ihr Kollege Herbert Hintner pflichtet ihr bei: „Wir brauchen gar nicht lange um den heißen Brei zu reden: Wir machen gute Umsätze, aber keine Gewinne mehr. Irgend-

PREISERHÖHUNGEN GEFORDERT. Um

langfristig die Qualität zu sichern, braucht die Spitzengastronomie laut Aussage der beiden Haubenköche also dringend eine Preiserhöhung. Gleichzeitig, so betont Anna Matscher, sei das in Zeiten der Krise natürlich sehr schwierig realisier- und

„Le guide de L’espresso“: Die besten 10 PUNKTE

RESTAURANT

KÜCHENCHEF

17 Hotel Rosa Alpina/St. Hubertus, St. Kassian Norbert Niederkofler 16,5 Zur Rose, Eppan

Herbert Hintner

16,5 Schöneck, Pfalzen

Karl Baumgartner

16,5 Hotel Grödner Hof/Anna Stuben, St. Ulrich 16 Hotel Castel/Trenkerstuben, Dorf Tirol

Armin Mairhofer Gerhard Wieser

16 Kuppelrain, Kastelbell/Tschars

Jörg Trafoier

16 Hotel Bischofhof/Jasmin, Klausen

Martin Obermarzoner

15 Hotel La Perla/La Stüa de Michil, Corvara

Arturo Sbicocchi

15 Sissi, Meran

Andrea Fenoglio

15 Zum Löwen, Tisens

Anna Matscher

Norbert Niederkofler vom Restaurant St. Hubertus in St. Kassian ist laut dem Gourmetführer „Le guide de L’espresso“ auch 2010 der beste Koch Südtirols

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BRANCHENREPORT GENUSS ständlich, einen Raviolo mit Kartoffeln und Oliven füllen, in Nordtirol führt es zu einer Diskussion.“

Für Karl Baumgartner vom Restaurant Schöneck in Pfalzen, der seit 1996 den Michelin-Stern hält, ist die Basis jedes Erfolgs, dass der Inhaber immer präsent sein sollte: „Damit kann man sich extrem viel Geld sparen. Wenn man so viel arbeitet wie wir, dann muss am Ende des Jahres auch die Kassa stimmen. Wobei: Reich wird man mit dem Gourmetgeschäft nie werden.“

GASTHÄUSER REVITALISIEREN. Fest da-

von überzeugt ist Hintner deshalb, dass es zu einem Wandel in der Gastronomie kommen werde: „Wir haben eine immer seelenlosere Gesellschaft, die zwar durch die Gegend jettet, im Grunde aber die Erdung verloren hat. Eine Bauernstube mit einem Herrgottswinkel, in der ein Selchfleisch mit Sauerkraut und Knödel serviert werden, weckt Emotionen. Die Bereiche Buschenschänke und bäuerliche Kultur sind genau deshalb immer stärker gefragt. Die traditionellen Gasthäuser, die im Moment leider ein Identifikationsproblem haben, könnten noch viel stärker darauf setzen. Den alten Strukturen muss man nur einen kleinen „Schupf “ geben, sie revitalisieren. Sie dürfen nicht von der Industrialisierung überholt werden“, erklärt Hintner. Auch Karl Baumgartner befindet, dass vor allem Osterias und gut geführte Gasthäuser in Südtirol noch großes Aufholpotential hätten.

ten Preiskampf gibt es übrigens im Bereich Catering. Immer mehr Restaurants bieten einen zusätzlichen Cateringservice an, das Restaurant Hubertusstube in St. Cassian bietet ihn genauso an wie das Restaurant Castel Ringberg oder das Restaurant Zur Rose in Eppan. Letzteres ist nur ein Gelegenheitscaterer. „Ich bin priveligiert, nicht bei jeder Ausschreibung mitmachen zu müssen. Ein Catering übernehme ich nur auf persönliche Anfrage meiner Gäste. Es ist aber auf jeden Fall ein Termingeschäft und damit ein gutes Zusatzgeschäft, um die Leerzeiten, also die Nicht-Auslastung des Restaurants, zu kompensieren. Ein Caterer ist nur dann erfolgreich, wenn er es schafft, eine knallharte Kosten-Nutzenrechnung zu machen“, erklärt Zur RoseInhaber Herbert Hintner. Reinhard Steger interpretiert den Bereich Catering als ein offenes Zugehen auf den Gast: „Wenn der Gast nicht zum Gastronom kommt, dann muss der Gastronom eben zum Gast kommen.“ REGIONALITÄT WIRD GASTRONOMIE BESTIMMEN. Das Motto des diesjäh-

rigen Auftritts des Südtiroler Köcheverbands bei der Messe „Hotel 2010“ stand ganz im Zeichen „Zurück zur Natur, zurück zu Südtirol“. Der Trend geht ganz klar hin zu Local Food, auf Basis von regionalen Produkten. „Heute sprechen alle von Regionalität. Für uns ist dieses Wort nichts Neues. Wir haben bereits vor Jahren darauf gesetzt, als uns noch von allen Seiten gepredigt wurde, wir sollten unsere Küche internationalisieren. Für mich ist die momentane Entwicklung eine Bestätigung, dass wir genau das Richtige getan haben“, meint Karl Baumgartner. Herbert Hintner findet es extrem schade, dass nicht noch mehr Restaurants die tollen Produkte unseres Landes einsetzen: „Die alpine und die mediterrane Küche beflügeln uns. Für uns ist es selbstver-

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Foto: suedtirolfoto.com/Anneliese Kompatscher

PREISKAMPF IM CATERING. Den größ-

BEWERTUNGSPORTALE EIN DORN IM AUGE. Verändert hat sich auch die Kom-

Wie wird der Gast 2.0 aussehen? Er möchte Bewährtes und Modernes, er ist mobil, flexibel, kompetent, gut vernetzt, ist an Tempo gewöhnt, besitzt Sinn für Schönes, achtet auf sein Wohlbefinden und trägt Verantwortung beim Konsum. Auf diesen Gästetyp wird sich der Gastronom laut dem Trenddossier von Apollinaris einstellen müssen. Gastronomen selbst sollten die neuen technischen Möglichkeiten nutzen, den Anspruch von Natürlichkeit und Transparenz erfüllen, den Ästhetik-Faktor mehr in den Vordergrund stellen oder Innovationen und Traditionen sinnvoll zusammenbringen. Genuss bewährt sich auch in unruhigen Zeiten, Menschen suchen wieder bewusst Werte, Nähe und Vertrautheit – man rückt und hält zusammen. 2009 verbrachten wir wieder mehr Zeit mit der Familie oder dem Partner, damit gewinnt die Gastronomie als sozialisierendes Element wieder an Bedeutung. Zwar verliert sie damit etwas die Abhängigkeit von rein funktional motivierten Besuchen, sprich, um nur Hunger und Durst zu stillen, aber dafür verlässt man die eigenen vier Wände wieder öfter, um sich mehr in Bars und Restaurants zu treffen.

munikation der Restaurants. Ein zufriedener Gast reicht nicht mehr aus. „Immer mehr Gäste glauben, sie müssten in Portalen wie Tripadvisor kundtun, wo, was und wie sie gegessen haben. Der Gast nutzt diese Portale als Machtmittel. Bislang bin ich dabei noch recht gut weggekommen, wobei ich zugeben muss, dass ich diese Kommentare nicht immer verfolge“, meint Herbert Hintner. Recht kritisch steht auch Anna Matscher den Bewertungen gegenüber: „Kein anderer Dienstleistungsbereich wird so scharf kritisiert wie die Gastronomie und Hotellerie. Manchmal ist man echt perplex, der eine lobt Dich, der andere macht Dich völlig fertig. Ich hoffe, dass diese Äußerungen nicht immer allzu ernst genommen werden.“ Facebook, Twitter & Co, also die Social Medias, nutzt Anna Matscher für die Bewerbung ihres Restaurants bislang nicht. Reinhard Steger findet, dass den Südtiroler Restaurants nichts Besseres passieren könne, als wenn sich Gäste die Zeit nehmen, über sie zu schreiben und sie zu bewerten. „Wir müssen dies positiv sehen und alle Möglichkeiten nutzen, um ◀ uns zu verbessern.“ VERENA PLIGER


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Hotels: Rentabilität sinkt

Foto: suedtirolfoto.com/Udo Bernhart

Die Hotellerie gilt als Rückgrad des Südtiroler Tourismus – dennoch ächzen vor allem immer mehr kleine Hotels über mangelnde Rentabilität. Wie schlimm ist es wirklich? Südtirol Panorama hat mit vier Tourismusexperten 10 Thesen über die Lage der Hotellerie formuliert.

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THESE 1 SÜDTIROLS TOURISMUS STEHT GENERELL GUT DA

Fakt ist, dass die Südtiroler Hotellerie gut dasteht. Im Zeitraum Juli bis August 2010 wurden laut Astat im Vergleich zum Vorjahr Steigerungen von 2,8 Prozent bei den Ankünften und von 2,5 Prozent bei den Übernachtungen verzeichnet. Im Winterhalbjahr 2009/10 lag das Plus bei 2,7 Prozent. Insgesamt hatte Südtirol eine Bettenauslastung von 40,8 Prozent. Die Nachbarprovinz Nordtirol hatte einen knappen Prozentpunkt mehr, das Trentino 7,7 Prozent weniger. „Die Qualität unserer Hotels ist sehr hochwertig und wird in der Wahrnehmung der Gäste auch dementsprechend eingeschätzt. Damit meine ich nicht nur die 4-und 5-Sterne-Hotels, sondern auch die Gastfreundschaft in Klein- und Kleinstbetrieben“, meint Johannes Gruss von TT Consulting in Lana. Auch den internationalen Vergleich muss Südtirol nicht scheuen. „In Tirol ist der Markt deutscher Touristen vor allem im Sommer stark eingebrochen und in italienischen Alpenorten wie Bormio oder Madonna di Campiglio ist die Qualität gesunken. Südtirol hat sich in den letzten 20 Jahren positiv entwickelt und viele Leitbetriebe aber auch spezialisierte Betriebe wie Familien-, Bike- oder Wanderhotels etablieren können“, meint Alois Kronbichler von Kohl & Partner. „Im Vergleich zu Nordtirol hat Südtirol Vorteile im 3-Sterne-Segment was die Ausstattung anbelangt; in der Vermarktung sind uns aber die Tiroler Nachbarn noch eine Nasenlänge voraus!“, ergänzt Alois Kronbichler In Südtirol haben in den letzten Jahren sehr viele Hotels der mittleren und ge-

hobenen Kategorie in die „Hardware“ investiert. Dennoch gibt Johannes Mur von Topconsult in Vahrn zu bedenken, dass dies für den Erfolg nicht allein entscheidend sei: „Die Qualität eines Hauses kann nicht allein anhand der Quadratmeter im Wellnessbereich, der Weinetiketten im Keller oder der Riedl-Gläser im Regal beurteilt werden. Qualität drückt sich auch in der Dienstleistungsbereitschaft, Sprachkompetenz, Individualität und Authentizität eines Betriebs aus! So betrachtet, hat die Qualität der Gesamtleistung vielerorts noch erhebliche Entwicklungspotentiale.“

THESE 2 OHNE STAMMGÄSTE MÜSSEN KLEINE BETRIEBE SCHLIESSEN

Laut Astat erreichten 1- und 2-Sterne-Betriebe im Jahr 2009 mit 27,1 Prozent die niedrigste Jahresauslastung. Die Nächtigungen in diesen Unterkünften haben innerhalb von zehn Jahren um eine Million abgenommen. „Die Ansprüche der Gäste sind gestiegen, 1- und 2-Sterne-Betriebe werden vor allem international nicht mehr wahrgenommen. Die Tendenz geht ganz klar in Richtung 4- und 5-Sterne, wobei der qualitative 3-Sterne-Bereich weiterhin das Rückgrat der Südtiroler Hotellerie bildet“, meint Stefano Cicalò von Michaeler & Partner. „Wir verfügen über viele Betriebe, die 30 oder 40 Jahre lang reine Stammgasthäuser waren. Diesen Stammgast wird es in spätestens fünf Jahren nicht mehr geben. Jetzt müssen diese Hotels neue Gäste finden. Keine leichte Aufgabe, vor allem weil die neue Klientel stets anspruchsvoller wird“, meint Stefano Cicalò. Dazu kommen große Probleme im Bereich Generationsnachfolge: „Wir haben es heute

mit einer schwierigeren jungen Generation zu tun, die nicht diese Aufopferung auf sich nimmt wie noch ihre Eltern. Die Unternehmensnachfolge wird häufig zu spät angegangen, oft mit zu kleinen oder nicht ‚unternehmensfähigen‘ Strukturen, mit denen sich die Nachkommen nicht identifizieren.“ Cicalò sieht aber auch noch ein weiteres Problem: „Viele Hoteliers werden von den Ansprüchen der Gäste überholt. Ihnen fehlt das Gefühl für die modernen Gästeansprüche, für den Basisstandard. Teilweise haben unsere Gäste zu Hause die schöneren Duschen und Badezimmer als in den Hotels, wo sie ihren Urlaub verbringen. Das darf nicht sein, wir müssen die Strukturen attraktiv halten und benötigen eine kontinuierliche Innovation.“

THESE 3 1- UND 2-STERNE-HOTELS MÜSSEN IHRE NISCHE FINDEN

Die allermeisten Südtiroler Betriebe sind familiengeführt. Keine leichte Aufgabe: „Ein Hotelier muss ein multifunktionaler Experte sein. Visionär und Stratege genauso wie Controlling-, Marketing- und Qualitätsexperte. Kein Wunder, dass dies manch einen überfordert“, meint Alois Kronbichler. Um Nächtigungen nicht periodisch zu verlieren, müssen sich diese kleinen Hotels neu positionieren. Doch wie kann das in einem rückläufigen Markt funktionieren? Johannes Gruss: „Sie müssen ihre Nische finden und sich spezialisieren. Zum Beispiel gibt es innerhalb der Zielgruppe der jungen Familien oder bei den Kulturreisenden interessante Positionierungsmöglichkeiten. Eine Zusammenarbeit mit Netzwerkpartnern innerhalb der Destination, Wein- und Genussreisen oder die

Die Top-Hotels des Landes UMSATZ IN MIO. €

UMSATZZUWACHS 08/09

GEWINN IN MIO. €

UMSATZRENDITE*

EIGENKAPITAL IN MIO. €

PERSONALKOSTEN IN MIO. €

25,4

15,7%

2,5

9,7%

4,5

5,1

19,9%

2. Hotel Adler GmbH, St. Ulrich

17,5

26,4%

0,6

3,6%

10,8

5,2

29,9%

1,8

3. Hotel Adler Thermae GmbH, St. UlrichR

14,6

0,5%

1,2

8,0%

3,4

4,8

33,1%

3,2

4.

13,6

11,3%

0,8

5,6%

5,2

4,3

31,5%

2,9

NR.

FIRMENNAME

1. Hotel Palace Betriebs GmbH, Meran

Cavallino Bianco Family AG Grand Hotel, St. Ulrich1

BRUTTOPERSONALCASHFLOW*** KOSTENIN MIO € QUOTE**

3,2

5. Quellenhof GmbH, St. Martin

10,6

0,9%

0,6

5,7%

5,4

2,5

23,9%

1,2

6. Residencehotels AG, Bozen2

6,0

-0,9%

-0,6

-9,8%

26,5

1,8

30,4%

0,7

7. Hotel Erika GmbH, Dorf Tirol

5,1

-5,0%

0,07

1,4%

4,1

1,6

32,2%

0,7

8. Hotel La Perla GmbH, Corvara3

5,0

-14,6%

0,08

1,6%

7,7

1,7

34,1%

2,2

* Umsatzrendite: Gewinn / Umsatz | ** Personalkostenquote: Personalkosten / Umsatz | *** Bruttocashflow: Gewinn + Rückstellungen (2009 - 2008) + Abschreibungen | Für das Ranking wurden die Bilanzen 2009 der Kapitalgesellschaften mit Rechtssitz in Südtirol herangezogen | 1 Bilanz zum 30.04.09 | 2 30.09.09 | 3 31.10.09 | R Nur Rechtssitz in Südtirol

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BRANCHENREPORT GENUSS

Die Top 3 in Südtirol

Suche nach ursprünglicher Erholung sind ebenfalls Chancen für solche Betriebe.“

1.

THESE 4

Das Hotel Palace in Meran

2.

THESE 7 JE BESSER DIE HOTELS, UMSO ERFOLGREICHER EINE DESTINATION Foto: suedtirolfoto.com/Udo Bernhard

Ein Hotel mit 20 Gästebetten kann laut einer Erhebung des Beratungsunternehmens Kohl & Partner heute kaum eine Familie ernähren, dafür sind mindestens 30 bis 40 Betten notwendig. Folglich müssen diese Betriebe oft im „Nebenerwerb“ geführt werden. Erfolgreich sein können die sogenannten „Mama-Papa-Betriebe“ mit 40 bis 50 Gästebetten. Allerdings nur dann, wenn die teuren Mitarbeiterpositionen vom Unternehmerehepaar selbst besetzt werden. Um in allen Bereichen Kaderkräfte zu engagieren und um das Hotel als Marke zu etablieren, brauche es mindestens 90 bis 100 Betten. Einzige Ausnahme der erfolgreich geführten kleinen Strukturen ist das Phänomen Urlaub auf dem Bauernhof. Die Nächtigungen sind so stark gestiegen wie in kaum einem anderen Beherbergungsbereich. Waren es 1999 noch 800.000 Nächtigungen, so waren es 2009 unglaubliche 1,85 Millionen Nächtigungen: „Diese Bauernhöfe vermarkten sich gemeinsam unter der Marke ‚Roter Hahn‘ und bieten dem Gast ein klares und einfaches Produkt, unter dem er sich genau vorstellen kann, was ihm geboten wird.“

Foto: suedtirolfoto.com/Othmar Seehauser

NUR NOCH HOTELS MIT ÜBER 50 BETTEN ARBEITEN RENTABEL

märkte Deutschland, Italien und Schweiz seien nur noch leicht wachsende Volkswirtschaften.

Die meisten Übernachtungen Südtirols wurden 2009 in der Gemeinde Kastelruth getätigt. Knapp mehr als eine Million Nächtigungen wurden erfasst. Damit liegt die Gemeinde am Fuße des Schlerns noch vor Schenna, Wolkenstein und Corvara. Letztere hatte knapp 200.000 Nächtigungen weniger als Kastelruth. „Die Hotels selbst haben immer einen entscheidenden Anteil am Erfolg einer Region. Die Gemeinde Kastelruth mit der Seiser Alm profitiert neben der schönen Natur- und Kulturlandschaft, der guten Erreichbarkeit und Medienpräsenz der Kastelruther Spatzen auch vom Vorteil, eine Ganzjahresdestination mit sehr guten klimatischen Voraussetzungen zu sein“, meint Johannes Gruss. Der einzelne Hotelier ist also nicht nur für den Erfolg seines eigenen Betriebes verantwortlich, sondern beeinflusst auch den Erfolg einer gesamten Region: „Der Hotelier ist die Triebkraft und der Motivator einer Destination, die Leitbetriebe das Schaufenster einer Destination. Sie zeigen das Potential auf, machen den Qualitätsstandard einer Destination sichtbar und wecken so Begehrlichkeit und schaffen Vertrauen – für die Destination!“

THESE 6

THESE 8

DIE 4- UND 5 STERNE-HOTELS SPÜREN KEINE KRISE

DIE RENTABILITÄT DER HOTELS SINKT DRAMATISCH

Insgesamt sind die Nächtigungen in den vergangenen zehn Jahren um vier Millionen auf 22,5 Millionen angestiegen. Am stärksten zugenommen haben die geho-

Alle vier Experten sind sich einig, dass zwischen den einzelnen Hotels große wirtschaftliche Unterschiede bestehen. Einige Hotels stehen aus betriebswirtschaft-

Das Hotel Adler in St. Ulrich

3.

THESE 5 SÜDTIROL HAT NOCH IMMER NICHT ZU VIELE HOTELS

2009 hatte Südtirol insgesamt 4.299 Betriebe. Im Vergleich: Im Trentino waren es 1.553 Betriebe, in Nordtirol 5.674 Betriebe und in Bayern 3.095. Im gesamten Alpenraum hat Südtirol damit mit 20,5 Betten je Quadratkilometer die höchste Beherbergungsdichte. „Wir haben rund 220.000 Hotelbetten im Land und generieren 27 Millionen Nächtigungen. Der qualitative Tourismusmarkt kann sicher noch ausgebaut werden, wenn man bedenkt, dass im gesamten Alpenraum rund 500 Millionen Nächtigungen stattfinden. Derzeit wird aufgrund mehrerer Einflussfaktoren im Land wenig investiert, unsere Alpennachbarn investieren derzeit viel stärker in den Tourismus“, meint Stefano Cicalò. Langfristig gesehen müsse Südtirol laut Johannes Gruss entweder anderen Regionen ihre Gäste abwerben oder neue Märkte ansprechen. Denn die Haupt-

benen Kategorien mit 4 und 5 Sternen. Die Zahl der Nächtigungen ist in diesen Kategorien von 2,8 auf 5,2 Millionen Nächtigungen gestiegen. Mit 57,1 Prozent hatten sie die höchste Bettenauslastung. „Das gehobene Segment hat nicht nur die höchste Auslastung sondern auch die zeitgerechtesten Angebote, die größten Zimmer und die beste Infrastruktur. Südtirol stellt einen sehr hohen Anspruch im Bereich der Qualifizierungen. Das Trentino und das Veneto liegen hier noch darunter“, meint Stefano Cicalò. Südtirols Hotellerie konnte seine Auslastung 2009 aber auch deshalb so gut halten, da Fernreisen auf bessere Zeiten verschoben wurden. „Dieser Trend hin zu sicheren Urlaubszielen und zu kürzeren Urlauben ist uns sicher entgegengekommen“, meint Johannes Gruss.

Das Hotel Cavallino Bianco in St. Ulrich

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THESE 9

Nur mit einzigartigen, individuellen und authentischen Angeboten können die Südtiroler Hotels ihre Position halten

Foto: suedtirolfoto.com/Udo Bernhart

licher Sicht sehr gut da, schreiben zum Teil gute operative Gewinne und schaffen es, die hohen Investitionen abzubezahlen. Gleichzeitig gebe es aber auch sehr viele Betriebe, die sich nur noch von einer Saison zur nächsten schlagen und dabei die betriebswirtschaftlichen Unternehmensziele aus den Augen verlieren. Laut Alois Kronbichler sei das Controlling immer noch ein Stiefkind: „Viele zu kleine Betriebe haben zu große Freizeiteinrichtungen gebaut und sich hoch verschuldet“ Johannes Mur bestätigt, dass der Verschuldungsgrad in den letzten Jahren stark zugenommen hat und in den kommenden Jahren unter Kontrolle gebracht werden muss, um Insolvenzen zu vermeiden.

FACEBOOK UND TWITTER WERDEN ZU WENIG GENUTZT

Um sich von der Konkurrenz abzuheben, müssen Hotelanbieter stärker mit dem Kunden in Dialog treten – die Zukunft heißt Social Media. „Erfolgreiche Hotels brauchen Fans! Vor allem Nischenanbieter sollten sich auch auf der virtuellen Ebene mit ihren Gästen treffen”, erklärt Benjamin Ploppa, Senior Manager Hospitality bei Deloitte. Haben früher Hotels noch mit dem handgeschriebenen Weihnachtsbrief um Stammgäste gebuhlt, erfolgt die Kommunikation heute über das Internet. „Südtirols Gastgeber standen seit jeher in einem starken Dialog mit ihren Stammgästen. Die gehobene Hotellerie setzt heute bereits sehr gekonnt und bewusst auf das Web 2.0. Dennoch reicht ein Konto auf Facebook als Akquisitionsmaßnahme bei weitem nicht aus. Die Seiten muss man kontinuierlich pflegen, hierfür benötigen die Betriebe wachsende Zeit- aber auch Geldressourcen“, meint Stefano Cicalò. Zudem heißt es ständig up to date zu sein. „Im Online- Marketing gilt der Grundsatz ständig am Ball zu bleiben und die im Monatsrhythmus wechselnden Entwicklungen zu verfolgen“, meint Johannes Gruss. Im Vergleich zu anderen Tourismusregionen haben noch lange nicht alle Hoteliers das Potential dieser digitalen Netzwerke erkannt. Facebook & Co begegnen sie noch vielfach mit Ablehnung und Skepsis. „Vor allem für kleinere Betriebe, die nicht die Möglichkeit haben, zwischen vier und sechs Prozent für Marketing auszugeben, könnten die Netzwerke eine ef-

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fiziente und kostengünstige Alternative darstellen“, meint Johannes Mur.

THESE 10 NACH DER KRISE IST INDIVIDUALITÄT GEFRAGT

Laut der Deloitte-Studie „Hospitality 2015 – Game changers or spectators?“ wird ab 2011 mit anhaltendem Wachstum im Tourismus gerechnet. Dabei hatte die Krise auch was Gutes. So schreibt das Zukunftsinstitut in der Trendstudie „Hotel der Zukunft“, dass Krisen die Menschen von der Mühle des in Boomzeiten herrschenden und uns alle in einen hypnotischen Dauerstress versetzenden „Immer-Weiter“ und „Immer-Mehr“ entlasten. Plötzlich werde wieder begonnen, intensiv über die Ziele, Werte und Pläne nachzudenken, die in der Hektik der Boomphase verdrängt wurden. Hotels und Reisedestinationen könnten hier zu den idealen Partnern dieser Rückbesinnung und Neuerfindung werden. „In einer Welt, die ständig Raubbau an der eigenen Lebensgrundlage betreibt, werden die Dolomiten und die von Bauern gepflegte Kulturlandschaft Südtirols zu absoluten Highlights mit Seltenheitswert. Bislang hat die Hotellerie die körperlichen Aspekte der Lebensqualität bedient, was in den exzessiven Ausbau der Wellnessangebote gipfelte. Nun erkennen wir allmählich, dass neben den körperlichen Aspekten auch emotionale und geistige, präventive, psychosoziale und metaphysische Aspekte bedient werden müssen, wenn wir ganzheitliches Wohlbefinden und nachhaltige Erholung anbieten wol-

len. Zum Erfolgsfaktor wird mehr denn je die Ethik, die hinter einer unternehmerischen Vision und dem damit verbundenen Produkt steht“, meint Johannes Mur. Das individuelle Eingehen auf die Bedürfnisse der Gäste wird immer wichtiger. Familien aus den Ballungsräumen werden sich nach gesunden Orten umsehen, nach einem Urlaub mit Human Touch. ◀ VERENA PLIGER

Das Expertenteam Der Businesscoach Johannes Mur ist Inhaber von Topconsult

Johannes Gruss ist Seniorpartner der Tourismusberatung TT Consulting

Stefano Cicalò ist Senior Consultant bei Michaeler & Partner

Alois Kronbichler, Geschäftsführer von Kohl & Partner Südtirol


PR-INFO

DIE NEUE SPRACHE DES PARKHOTEL HOLZNER Wolfgang Holzner, Besitzer des renommierten Parkhotel Holzner in Oberbozen, über die „Winterkunst“, die Symbiose aus ehrwürdigen Strukturen und Stilbrüchen und über die Qual der Wahl

Foto: Parkhotel Holzner

27. November bis 19. Dezember Ausstellung Bildhauer Markus Gasser aus Brixen stellt in unserem Lesesaal aus, während Prints von L. A. Schwazer unseren Salon bereichern. Die ideale Symbiose: Der historische Gastbetrieb Parkhotel Holzner beherbergt in diesem Advent unter dem Titel „Winterkunst“ zahlreiche Südtiroler Künstler.

SÜDTIROL PANORAMA: Herr Holzner, Sie beherbergen in diesem Advent unter dem Motto „Winterkunst“ eine Vielzahl an kulturellen Leckerbissen im Parkhotel Holzner. Was steckt dahinter? WOLFGANG HOLZNER: Nun, das Hotel ist ja für sich schon eine Art Kunstwerk. Die herrliche Architektur des alpinen Jugendstils, die originale Jugendstil-Ausstattung und damit unsere Räumlichkeiten selbst sprechen eine starke künstlerische Sprache. Und so haben wir uns immer wieder überlegt, wie wir dies noch besser vermitteln könnten. Der nächste Schritt lag dann sehr nahe. Wir wollten Künstler in unser Haus einladen, und zwar Künstler aller möglichen Sparten, um unserer einmaligen Struktur durch sie eine neue, aufregende Ausdrucksweise zu verleihen. Wie sind Sie dabei vorgegangen? Wir haben uns mit dem Südtiroler Künstlerbund in Kontakt gesetzt und waren überrascht über das große Interesse, das unserer Vision entgegengebracht wurde. Südtirol hat eine unglaubliche Bandbreite an Künstlern zu bieten und es ist uns sehr schwer gefallen, eine Auswahl zu treffen. Wir freuen uns nun in diesem Advent überaus, dass wir eine Vielzahl von Künstlern bei uns begrüßen dürfen, die – davon sind wir überzeugt – ein besonderer Gewinn für das Haus sind. Und

dann haben wir noch einige Musiker auf die man sich freuen kann. Und zwar… Allen voran das Herbert Pixner Trio, das schon seit Jahren eine Kapazität auf seinem Gebiet ist. Das Helga Plankensteiner Trio, das unter dem Motto „jazzige Weihnacht“ aufspielen wird und natürlich Robert Hager, ein außergewöhnlicher Unterhalter, der auch eine Märchenlesung halten wird. Inwiefern stehen diese Veranstaltungen mit dem Thema „Winterkunst“ in Zusammenhang? Da kann ich nur sagen: Welche Jahreszeit bietet sich am besten dafür an, sich zu verlieren? Die Besinnlichkeit – die zugegebenerweise immer mehr verloren geht, aber unbestreitbar mit dem Winter und im Besonderen mit dem Advent im Zusammenhang steht – bietet in unseren Augen den perfekten Rahmen für die Auseinandersetzung mit Kunst. In unserem Fall mit der „Winterkunst“ im Holzner und der ❧ neuen Sprache unseres Hauses.

infobox

Parkhotel Holzner 39059 Oberbozen, Ritten Tel. 0471 34 52 31 info@parkhotel-holzner.com www.parkhotel-holzner.com

Samstag, 27. November, 20 Uhr Zauberei Zaubermeister Markus Gimbel hext durch ein 4-gängiges Gourmetmenü in unserem Jugendstilrestaurant. Zauberhafte Gala € 65,- pro Person Zauberhafte Gala inkl. Übernachtung und Frühstück € 105,- pro Person

Donnerstag, 2. Dezember, 20.30 Uhr Lesung Selma Mahlknecht liest aus ihrem neuen Roman „Helena“. Schönheit verspricht in Mahlknechts Neuerzählung der griechischen Sage kein Glück.

Freitag, 3. Dezember, 20.30 Uhr Jazz Das Helga Plankensteiner Trio beschert in unserer Hotelbar „jazzige Weihnacht“.

Samstag, 11. Dezember, 17.30 Uhr Märchenlesung Rober Hager liest „Aschenputtel“ in der Originalfassung der Gebrüder Grimm. Konzert, ab 20.30 Uhr Das Herbert Pixner Trio spielt in der Hotelbar auf. Einzigartig, virtuos und unvergesslich!

Freitag, 17. Dezember, 20.30 Uhr Musikalische One-Man-Show Robert Hager gibt sein Repertoire von bemerkenswerter Brandbreite zum Besten.

Nutzen Sie unser Kulturpaket! Sie wollen die Winterkunst besuchen, ein Konzert oder eine Lesung und sich nicht um die Heimfahrt sorgen müssen? Buchen Sie unser einmaliges Kulturpaket: Veranstaltung, Gourmet-Abendessen, Übernachtung und Frühstück für nur € 105,- pro Person.

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Herbs

Sonja Klotz, die Sieg 2010, auf der Spur von kulinarische Verf端hru 58

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bstliebe

gerin des Godio Preises n Giancarlo Godio. Eine ung in vier Schritten. Fotos: Alexander Alber – Texte: Verena Pliger Südtirol Panorama November | 2010

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enn draußen die Wälder im farbenfrohen Herbstkleid leuchten, die Tage kürzer, die Nächte länger werden, dann dürfen Teller auch wieder voller werden. Dann sehnen wir uns nach Herzhaftem, nach aromatisch verführerischer Landküche. Nach einer Küche, wie sie uns Giancarlo Godio im Restaurant Enzian im hintersten Ultental gezaubert hat: gehobene Südtiroler Küche mit Naturnähe, aber auch mit internationaler „bonne cuisine“ nachhaltig verfeinert und bereichert. Kein anderer Koch hat die Südtiroler Gourmetküche so geprägt wie Giancarlo Godio, der Michelin-Meisterkoch aus Gattico im Piemont, der 1994 bei einem Unfall verstarb. 16 Jahre sind seit seinem Tod vergangen. 16 Jahre, in denen Südtirols Spitzengastronomie aus dem Dornröschenschlaf erwacht ist und an die Erfolge von Godio angeknüpft hat. In Hommage an seine Person wurde der Godio Preis ins Leben gerufen. Heute ist er fester Bestandteil des Merano Wine Festivals. Der Preis würdigt und fördert junge Kochtalente. Die bisherigen Preisträger sind das Who is Who der Südtiroler Spitzengastronomie: Von Herbert Hintner über Karl Baumgartner bis hin zu Anna Matscher – alle drei dürfen sich heute mit einem Michelin-Stern rühmen. Mitte Oktober hat sich die Jury wieder versammelt: Auf 2.000 Metern, auf der Schwemmalm im Ultental. Die Vorgabe: eine Ultner Bauernsuppe, ein Karree vom Ultner Lamm mit Steinpilzen und ein Savarin mit Waldbeeren ganz nach Godios Vorstellungen naturnah zu interpretieren. Überzeugt hat eine junge Dame. Ihr Name ist noch nicht so bekannt wie der ihrer Vorgänger. Gerade mal 21 Jahre alt ist sie. Stammt aus der kleinen Gemeinde Pawigl am Eingang des Ultentals. Seit sie 15 ist, steht sie in der Küche des Restaurants Kirchsteiger in Völlan und hat sich dort zur zweiten Köchin emporgearbeitet. Zum Wettbewerb antreten sollte eigentlich ihr Chef. Doch der war verhindert. Das war Sonjas große Chance. „Anfangs war mir etwas mulmig zu Mute, schließlich bin ich gegen einen Eugen Heiss vom Bad Schörgau angetreten“, erzählt sie schüchtern. Sonja Klotz ist keine, die viel spricht, sie ist auch keine, die gerne prahlt. Ruhig, fast unscheinbar ihre Körperhaltung. Klar und wach ihre braunen Augen, Ausdruck ihres unbändigen Willens. Südtirol Panorama gab die frisch gebackene Preisträgerin die Möglichkeit, sie für einen Tag zu begleiten, sie besser kennenzulernen, aber vor allem Einblick in die Kunst ihrer Küche zu nehmen. Sonja Klotz nimmt uns mit auf eine Reise auf den Spuren der Regionalität, zeigt, was authentische Küche wirklich heißt. Ein Herbstgenuss für Augen und Gaumen – für uns eine Vollendung von Godios Werk.

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Topinambur, eine bei uns schon fast in Vergessenheit geratene Knolle

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Was als Armeleuteessen begann…

... ist heute eine Delikatesse: Topinambur-Suppe mit Chips von der Knolle

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Auf Handarbeit ist Verlass …

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raußen regnet es in Strömen, der Wind schüttelt an den Bäumen. Drinnen ist es heimelig warm. Sonja Klotz hat den Holzherd eingeheizt. Das Knistern im Ofen und die angenehme Wärme schaffen eine besonders wohlige Atmosphäre. Wir befinden uns auf einem alten Bauernhof auf dem Berg Juval. Familie Forcher hat uns die Küche des Hofes zur Verfügung gestellt. Eine Küche ohne Mikrowelle und Garkocher, ohne Abspüler und Küchenlehrling. Eine Küche, die an vergangene Tage erinnert. In der Luft liegt ein Duft aus Gebackenem. Geschickt nimmt die Godio-Preisträgerin die kleinen Mohntörtchen aus dem Backofen und lässt sie auf einer schweren Steinplatte auskühlen. Behutsam beginnt sie derweil den Teig für die Steinpilztaschen zu kneten. Immer wieder taucht sie die Hände in den Hartweizengrieß, knetet weiter, bis der eierfarbige Teig richtig geschmeidig ist. Mit sicherem Griff kurbelt sie per Hand den Teig durch die Nudelmaschine. Vier Gerichte wird Sonja Klotz für uns zaubern, vier Gerichte regionalen Ursprungs, präzise, produktbedacht, konsequent verfeinert. Eine Terroir-Küche, aber kein Terroir moderne. Schnörkellos, traditionell. Sonja Klotz beweist, dass das Adjektiv traditionell in der Küche keine Einschränkung bedeutet. Während sie die Steinpilzfüllung auf die Teigflecken platziert, erzählt sie von der Knolle Topinambur, mit der sie die Suppe zubereiten wird: Ein kartoffelähnliches Gewächs, das sie bei ihrer Mutter im Garten im Ultental geerntet hat. Eine Knolle, die in unseren Breitengraden fast schon in Vergessenheit geraten ist. Der Geschmack der Knolle ist süßlich, die Konsistenz wässrig. Geschmacklich erinnert sie an Artischockenböden. „Die Pflanze mit dem exotischen Namen galt früher als Armeleuteessen. Heute wird die Knolle als natürliches Wundermittel gegen Fettpölsterchen eingesetzt. Bereits die Indianer nutzten ihre Vorzüge, denn die Topinambur-Knolle enthält den wertvollen Ballaststoff Inulin, der nicht verdaut werden kann und damit für ein angenehmes Sättigungsgefühl sorgt“, erklärt Sonja. Traditionelle Gerichte zu kochen ist für sie eine willkommene Abwechslung zur Gourmet-Küche. „Mir gefällt es auch, bodenständige Südtiroler Kost zuzubreiten. Vor allem, weil ausschließlich regionale Produkte zum Einsatz kommen. Die Lammstelzen etwa habe ich erst heute morgen bei einem Bauern in Ulten geholt. Die Stelze ist das Haxl beim Lamm. Sie ist extrem zart im Geschmack, relativ preisgünstig und schmort sich im Backofen fast von allein“, so die eifrige Köchin. Sonja Klotz hat zu Produkten gegriffen, die nach Südtirol schmecken. Zubereitet für Gäste, die in einer globalisierten Welt ein verstärktes Bedürfnis nach Heimat, nach Sicherheit und nach Vertrauen haben.

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Ob frisch oder getrocknet: Steinpilze, die Sinnesfreuden im goldenen Herbst

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Der bekannte Duft nach Wald und Erde

Steinpilzteigtaschen: herbstliche Aromen, eingefangen in runden Teigflecken

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Untersch채tzte Stelze: das Haxl beim Lamm, extrem zart im Geschmack

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Gelobt sei das Lamm aus dem Ultental

Ultner Lammstelze im Backrohr geschmort auf Rosmarin-Schupfnudeln

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In den kugeligen Mohnkapseln verstecken sich oft bis zu 30.000 Mohnkörner

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Die Uraltpflanze mit rauschender Wirkung

Mohntörtchen mit heimischen Apfelperlen und Vanillecreme garniert

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Am Ende verschmilzt wieder alpin mit mediterran: Die Godio-Preistr채gerin Sonja Klotz nach getaner Arbeit bei einer Tasse wohlverdientem Espresso

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Raffinierte Bauernküche TOPINAMBUR-CREMESUPPE

GESCHMORTE LAMMSTELZE AUF ROSMARIN-SCHUPFNUDELN

ZUTATEN FÜR 4 PERSONEN:

250g Topinamburknollen 80g Zwiebeln 100g Kartoffeln 60ml Weißwein 500ml Fleischbrühe 200ml Sahne 40g Mehl 70g Milch

ZUTATEN FÜR 4 PERSONEN:

ZUBEREITUNG: 1. Die klein geschnittene Zwiebel in etwas Öl anschwitzen, die in Würfel geschnittenen Topinamburknollen dazugeben, mit Weißwein löschen und einkochen lassen 2. Die in Würfel geschnittenen Kartoffeln dazugeben und mit Fleischbrühe aufgießen 3. Eine Stunde auf kleiner Flamme kochen lassen 4. Zum Schluss die Sahne hinzufügen und mit Mehl und Milch binden 5. In der Zwischenzeit eine weitere Topinambur-Knolle schälen, in dünne Scheiben schneiden und in Öl goldgelb ausbraten. Die Chips auf Küchenkrepp abtropfen lassen und mit etwas Salz würzen 6. In einem Mixgerät die Suppe mixen und passieren 7. Die Suppe mit 1 EL Sahne verfeinern und mit den Chips servieren

STEINPILZTEIGTASCHEN ZUTATEN FÜR 4 PERSONEN:

Steinpilzfüllung: 200g Ricotta 50g Parmesan ½ Zwiebel 2 Stück Steinpilze Schnittlauch 20g geröstete Brösel Salz, Pfeffer ¼ Zehe Knoblauch

Nudelteig: 150g Weizenmehl 50g Hartweizengrieß 1 Ei 60g Eigelb Olivenöl, Salz, Pfeffer

ZUBEREITUNG NUDELTEIG: 1. Das Weizenmehl mit dem Hartweizengrieß vermischen. Mit dem Ei und dem Eigelb, Olivenöl, Salz und Pfeffer zu einem Teig kneten ZUBEREITUNG TEIGTASCHEN: 1. Die Zwiebel in kleine Würfel schneiden und mit den geschnittenen Steinpilzen andünsten. 2. Die Ricotta mit dem Parmesan und den gerösteten Bröseln vermischen. Die Zwiebeln und die Steinpilze pürieren und zu den restlichen Zutaten geben und gut vermischen 3. Mit Salz, Pfeffer, etwas Olivenöl und Knoblauch abschmecken 4. Den Teig noch einmal mit der Hand durchkneten, leicht bemehlen und auf einer bemehlten Arbeitsfläche möglichst dünn ausrollen 5. Mit einer Ausstechform Teigkreise von etwa 7 – 8 cm Durchmesser ausstechen. Mit einem TL etwas Füllung auf die eine Hälfte des Kreises geben. Die andere Seite darüber klappen und mit den Händen die Ränder gut festdrücken 6. Die Teigtaschen im kochenden Salzwasser ca. fünf Minuten kochen 7. Auf einem Teller anrichten, frische Tomatenstücke darüberstreuen und mit einem Thymianzweig garnieren

Lammstelze: 2,8kg Lammstelze (4 Stk) 60g Zwiebeln 40g Karotten 30g Stangensellerie 1 EL Tomatenmark 125g Weißwein 500g Lammbrühe oder Fleischsuppe 80g Tomaten

Mehl, Salz ,Pfeffer, Öl und Kräuter Schupfnudeln: 500g mehlige Kartoffeln 60g Mehl 60g Maizena 4 Eigelb Salz, Pfeffer, Muskat, gehackter Rosmarin

ZUBEREITUNG LAMMSTELZE: 1. Die Lammstelzen mit Salz und Pfeffer würzen und mit Mehl bestreuen 2. In einer Pfanne die Lammstelzen mit etwas Öl anbraten. Das geputzte, gewaschene, kleingeschnittene Gemüse dazugeben und mitrösten. Die Farbe sollte goldgelb sein. Den Lammtopf mit Tomatenmark tomatisieren, etwas rösten und mit Weißwein mehrmals löschen, bis eine braune Farbe entsteht 3. Mit Lammbrühe oder Fleischsuppe aufgießen, die Tomaten dazugeben und mit einem Kräuterbündel zugedeckt auf mittlerer Flamme schmoren lassen 4. Nach 2 Stunden die Lammstelzen herausnehmen, ins vorgeheizte Backrohr geben, die Sauce abseihen und mit etwas Butter verfeinern. ZUBEREITUNG SCHUPFNUDELN: 1. Die gekochten und passierten Kartoffeln mit dem Eigelb mischen und das Maizena und Weizenmehl dazugeben 2. Anschließend den Rosmarin dazugeben, mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken und zu einem Teig zusammenkneten. Dann in der Handmitte zu kleinen Nudeln drehen 2. Die Schupfnudeln in einer Bratpfanne in heißer Butter goldbraun braten

MOHNTÖRTCHEN MIT APFELPERLEN ZUTATEN FÜR 4 PERSONEN:

85g Butter 70g Zucker 3 Eigelb 3 Eiweiß 75g feingeriebener Mohn 45g süße Biskuitbrösel 1 EL Rum

ZUBEREITUNG: 1. Die Butter und 45g Zucker schaumig schlagen, Eigelb hinzufügen. Mohn, Rum und Biskuitbrösel zusammenmischen und unter die Eigelbmasse rühren. Das Eiweiß mit den restlichen 25g Zucker steif schlagen und unter die Mohnmasse geben 2. Die feuerfesten Förmchen füllen, auf ein Blech mit etwas Wasser geben und 20 min. bei 170 C° backen 3. Mit Apfelperlen und Vanillesahne ausgarnieren

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vielfältig-wertvoll-fair …wenn viele kleine menschen, an vielen kleinen orten, viele kleine dinge tun, dann wird sich das gesicht unserer welt verändern… (Afrikanisches Sprichwort aus Burundi)

Bauer zu sein, hat nicht nur mit Bewahren, sondern auch mit Verändern, ja mit Stolz zu tun. Wirklich stolz sein können unsere Bauern auf die Vielfalt an wertvollen Produkten, die sie in den letzten Jahren geschaffen bzw. wiederentdeckt und gestaltet haben. s ner de Gewin s e s i e r tionsp a v o n n i 08

r“ 20 „merku

Bauer zu sein hat auch etwas mit handeln zu tun, mit Werten, mit weitergeben, mit tauschen und verkaufen. Passend verpackt in unserer wertvollen Harrasse aus gut riechendem Zirmholz und Bergheu überreichen wir Ihnen gerne die Vielfalt unseres Landes, die Früchte die durch die Kräfte der Natur und die Mühe des Menschen gewachsen sind.


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Hier ist die Zirmholz-„Harrasse“ erhältlich: Ahrntal Bixner Gemischtwaren - Eder Walter, St. Jakob /Ahrntal Despar Hopfgartner, Luttach/Ahrntal Despar Kohler, St. Johann/Ahrntal Despar Kronbichler, Gais Despar Oberhollenzer, Steinhaus/Ahrntal Desparmarkt Pircher, Sand in Taufers Golmarket Stifter, Luttach/Ahrntal WEWA Markt, Mühlen in Taufers Pustertal Bäckerei Amhof, St. Martin/Gsies BBV Konsumgenossenschaft, Bruneck Bio Bazar, Bruneck Despar Agstner, Olang Despar Schäfer, Innichen Despar Schäfer, Sexten Despar Wachtler, Toblach Gemischtwaren Huber, Pfunders Golmarket Kühbacher, Niederdorf Kapuzinerbäck, Bruneck Metzgerei Senfter, Innichen Obst & Gemüse Moser, Pfalzen/Terenten Gadertal Bio Badia, Pederoa Eisacktal Bäckerei Gasser, Lüsen, Villnöss u. Erhardgasse in Brixen Despar Jocher, St. Andrä Mair Egon, Natz Metzgerei Amort, Vahrn Spezialitäteneck Fischnaller, Meransen Vontavon & Niederstätter, Villnöss Lebensmittel Haniger, Deutschnofen Market Pircher, Tiers

Wipptal Mair Mair - Altstadt, Sterzing Gröden Pitla Stua, St. Ulrich Grappoteca by Riffeser, Wolkenstein Bozen/Unterland Bergdorf Feinkost - Dr.-Streiter-Gasse, Bozen BiomarktTriade - Dominikanerplatz, Bozen Fachgeschäft Bellutti, Tramin Gemischtwaren Kaufmann, Auer Kaufhaus Prossliner, Girlan Metzgerei Windegger Franz, Eppan Supermarkt Donà, St. Pauls/Eppan Conad Market Weger Josef, Penon/Kurtatsch DeSpar Kostner, Girlan Meran/Burggrafenamt C&C Supermarkt Platter, St. Martin i. Pass. Kaufhaus Prunner, Schenna Bäckerei ERB, Meran Passeiertal Despar Pircher - Am Grieß,Lana Metzgerei Holzner - Andreas-Hofer-Str., Lana Pur Südtirol - Kurhaus, Meran Despar Pipra, St. Martin i. Pass. Despar Pipra - Romstr., Meran Gemischtwarenhandlung Kienzl-Greif, Vöran Vinschgau Dorfladen, Schluderns Trient Il Pizzicagnolo, Mezzolombardo

ahrntal natur GmbH, Moserhof 4, I-39030 Steinhaus/Ahrntal · Tel.: +39 0474 65 22 74 · Fax: +39 0474 0474 65 19 43 Mobil: +39 348 35 47 329 · info@ahrntalnatur.com · www.ahrntalnatur.com


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BAHNHÖFE IN SÜDTIROL

Foto: STA/Rene Riller

Sie haben – mit Muße betrachtet – ihren eigenen Charme: Südtirols Bahnhöfe verknüpfen die Pioniergeschichte des Eisenbahnbaus mit modernem Bahnkomfort. Rückblicke und Ansichten mit Einladung zum Verweilen.

1.

Südtiroltakt mit historischem Flair Pustertal: Südtirols Bahnhöfe stammen großteils aus der Zeit des Kaiserreichs Österreich-Ungarn. Als originale Zeitzeugen der Verkehrsgeschichte bilden sie ein in Europa einzigartiges Ensemble. Dank Einsatz des Landesamtes für Bau- und Kunstdenkmäler, STA und Gemeinden wurde die alte Bausubstanz erhalten und denkmalgerecht restauriert. Je nach Bahnlinie sind die Bauten unterschiedlich gestaltet. Sie folgen einem architektonischen Grundkonzept und sind charakteristisch für jede Bahnlinie. Während sich die Bahnhöfe an der ältesten Bahnlinie (Bozen-Verona) an die Architektur italienischer Landvillen anlehnen, nahm man im Pustertal Bezug zur alpinen Bautradition mit einem Mix aus klassizistischen Elementen und Heimatstil. Ein herausragendes Beispiel ist der Bahnhof Toblach, der mustergültig saniert worden ist: die Natursteinfassade mit Eckrustika, die detailreiche, rotbraune und ockerfarbene Holzverkleidung u. a. am Dachgiebel, im Inneren die Repräsentationsräume wie das Vestibül mit dem Fahrkartenschalter und die Wartesäle mit farbenprächtigen Dekorationsmalereien. Knapp 140 Jahre nach der Eröffnung der Bahnlinie Maribor (Slowenien)- Franzensfeste hat nun eine neue Ära begonnen: In den vergangenen zwei Jahren hat die Südtiroler Transportstrukturen AG (STA) im Auftrag der Landesregierung die Pustertaler Bahnlinie komplett modernisiert: erhöhte Bahnsteige mit taktilem Leitsystem, Unterführungen, Aufzüge und neue Kreuzungsstellen wurden errichtet. Neue Bahnsteigüberdachungen, neue Warteräume, Fahrradstellplätze, allesamt im einheitlichen linearen Design und nicht zuletzt acht neue Zuggarnituren spannen den Bogen hin zum modernen Bahnverkehr im Südtiroltakt anno 2010.

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1. Mobilität sanft und sportlich: Die Fahrgäste in Niederdorf können sich vom Fahrradsattel direkt in die neuen „Flirt“-Züge schwingen 2. Bahnsteigunterführungen bringen Sicherheit in den hektischen Pendleralltag

3. Die alten Bahnhofsbauten mit neuen Elementen an der Seite, wie hier in Welsberg, ergeben ein spannendes Wechselspiel zwischen Tradition und Moderne 4. + 5. Gäste mit Rang und Namen aus dem alten Europa und dem Habsburgerreich kamen mit der Bahn ins Pustertal. Diesem Zeitgeist entsprach auch der Bahnhof in Toblach mit der charakteristischen Holzverkleidung an den Giebeln, den hölzernen Verandavorbauten und den farbenprächtigen Dekorationsmalereien


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Foto: STA/Rene Riller

Foto: STA/Rene Riller

Foto: STA/Rene Riller

Foto: STA/Rene Riller

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S端dtirol Panorama November | 2010

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Foto: Alexander Alber

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Foto: Arno Dejaco

Foto: Paolo Bramezza

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Südtirol Panorama November | 2010

Foto: Foto: Paolo Bramezza

Ein Erfolgsmodell Vinschgau: Mit der Wiederinbetriebnahme der Vinschgerbahn am 5. Mai 2005 begann eine neue Ära in der Südtiroler Bahngeschichte. Die alten Bahnhofsgebäude feierten damals bereits ihr Hundertjähriges. Heute sind sie – dank Engagement der Landesabteilung für Denkmalpflege und der Gemeinden- mustergültig wiederhergestellt. Die kleinen, ländlichen Bahnhofsbauten mit Bezug zum Historismus und Heimatstil und mit Holzelementen in den Farben Grün und Rot sind charakteristisch für die damalige Zeit. Die neuen, einheitlich gestalteten hölzernen Warteunterstände fügen sich gut in die Bahnensembles ein. Genau diese Kombination aus Alt und Neu mit der kleinen Vinschgerbahn im bunten SüdtirolDesign wurde in kürzester Zeit zum Sinnbild für eine neue Bahneuphorie in Südtirol.

3.

1. Nicht zu übersehen: der Bahnhof Plaus. Er-

3. Ein harmonisches Nebeneinander von Alt und

höhte Bahnsteige sorgen für barrierefreien Zugang zur Vinschgerbahn

Neu können die Fahrgäste am Bahnhof Kastelbell bewundern

2. Die neuen Warteunterstände sind einheitlich

4. Zum Nur-Vorbei-Fahren viel zu schade: Ein

gestaltet und stellen Informationstafeln mit allerhand Wissenswertem für die Fahrgäste bereit

absolut sehenswertes Ensemble ist der Bahnhof in Spondinig


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Foto: STA/Rene Riller

Norden trifft Süden

Foto: STA/Rene Riller

Bahnhof Leifers mit Buswendeplatz; links darunter der Bahnhof Freienfeld

Brennerlinie: Die älteste Bahnlinie im Lande, Bozen-Verona, wurde 1859 eröffnet. Die Gebäude orientieren sich am Stil der italienischen Landvillen mit verputzten Fassaden und klassizistischen Gestaltungselementen wie Eckrustika, Gesimsen, hohen Rundbogenportalen sowie flachen Walmdächern. Die Bahnhöfe zwischen Bozen und Brenner wurden wenige Jahre später gebaut, hier in Anlehnung an die alpine Bautradition mit vorwiegend Natursteinfassaden, Eckrustika und hölzernen Giebelelementen. Der modernste Bahnhof an der Brennerlinie ist heute jener von Leifers, der 2007 unter der Leitung der STA im zeitgemäßen, urbanen Stil vollständig neu konzipiert worden ist. Bei der Gestaltung des Bahnhofsareals wurde auch hier auf ein nahtloses Umsteigen Bus/Bahn geachtet.

1. Bahnhöfe, auch jener in Untermais, sind Teil der Geschichte unseres Landes und vieler Menschen, die dort ein- und ausgegangen, abgereist und angekommen sind 2. Neueren Datums ist die Gestaltung der 3. Warteunterstände mit Zusatznutzen: Wissenswertes aus der Zeit der Etschregulierung gibt es etwa in Gargazon

2.

Foto: Ressort für Mobilität

Bahnsteigunterführung in Meran

1. 3.

Foto: STA/Rene Riller

Meraner Linie: Im Zug, der hier seit 1881 verkehrt, konnten sich die Gäste auf die Kurstadt Meran einstimmen. Kleine, villenartige Bahnhofsgebäude, teilweise mit Fachwerkelementen unter spitzigen Dächern, säumen die Bahnlinie zwischen Sigmundskron und Untermais. Standesgemäß präsentierte sich der Bahnhof Meran, der optisch an Barockpaläste erinnert. Ein Markenzeichen der Meraner Linie aus jüngster Zeit sind die gläsernen Bahnsteigüberdachungen. Die Unterstände bieten den Fahrgästen an den Bahnsteigen nicht nur Schutz: Unter dem Motto „Unsichtbares sichtbar machen“ sind die Glaswände auch mit Bildern und Texten bedruckt, die Informationen über geschichtliche und kulturelle Besonderheiten der jeweiligen Gemeinde liefern.

Foto: STA/Rene Riller

Auf in die Kurstadt

infobox

Ressort für Mobilität Crispistraße 8 39100 Bozen Tel. 0471 413402 www.suedtirolbahn.info www.provinz.bz.it/denkmalpflege

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LESEZEICHEN DER HERR DES ÖLS Marc Rich, Rohstoffhändler, Milliardär und Gründer von „Glencore“ hatte in seinem Leben einige heiße Geschäfte: Er handelte mit Khomeinis Iran, Castros Kuba und dem Apartheid-Regime Südafrikas. Vom Geheimdienst seiner Heimat USA wurde er 17 Jahre lang wegen „Handels mit dem Feind Iran“ gejagt, bis er sich in die Schweiz absetzte. Im Buch „The King of Oil“ des international renommierten Schweizer Journalisten Daniel Ammann nimmt der einstige Herr des schwarzen Goldes nun zum ersten Mal Stellung. Durch die jahrelange Recherche Ammanns entstand die Biografie eines mysteriösen Mannes, in der die Welt aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet wird.

INFO: Daniel Ammann, „King of Oil“, Orell Fuessli Verlag, 24,90 Euro

REISE INSIDER-TIPP

Abu Dhabi

LUXUS & LIFESTYLE

Mit Schwung in den Winter! Die Tage werden kürzer, die Temperaturen fallen und die weiße Pracht hält Einzug in die Berge. Passend zur kalten Jahreszeit präsentieren wir vier sportliche Runner für die Piste.

„Native“ von Movement Der Ski „Native“ ist die neueste Erscheinung der erst vor elf Jahren gegründeten Skimarke Movement. Durch die beiden Hauptkriterien Gewicht und Handling positioniert sich dieser Ski direkt als sportlicher Feger, der auch dem Allroundanspruch des normalen Skifahrers gerecht wird. Preis: auf Anfrage beim Hersteller

„Nomad Renu“ von Atomic Der „Nomad Renu“ der österreichischen Skimarke Atomic setzt auf Öko: Im Vergleich zu herkömmlichen Skiern werden 30 Prozent weniger Fiberglas und Epoxy-Harz eingesetzt. Auf energieintensive Anbauteile wird sogar gänzlich verzichtet. Perfekt für den öko-bewussten All-Mountain-Skifahrer! Preis: 799,95 Euro

„Super Front Two“ von Vist 100 Prozent italienisch, kompromisslos, zeitlos und innovativ: das ist der „Super Front Two“ von Vist! Dieser leichte und handliche Ski glänzt mit zeitlosem StreifenDesign in Ocean/White. „Super Front Two“ liegt präzise und stabil entlang des gesamten Kurvenradius und ist somit ideal für enge Kurven und Serpentinen. Preis: 1.200 Euro

VON EVA OGRISEG | Die Brixnerin hat in Mailand studiert, in München gearbeitet und lebt und arbeitet heute in Abu Dhabi. In Abu Dhabi kann man Leute aus aller Welt kennenlernen und auch das Wetter ist ein Traum für kälteerprobte Europäer: acht Monate Sommer, Strand und Sonnenschein. Museum: Auf Saadiyat Island stehen die Zeichen auf Zukunft! In einem Museum zeigen die Herrscher dieser Perle der Vereinigten Arabischen Emirate, wie Abu Dhabi in 20 Jahren aussehen soll. Ein Blick in die Zukunft lohnt sich! Szenebar: Für einen chilligen Abend am Strand ist der Hiltonia Beach Club genau das Richtige! Gelegen an der Strandpromenade Corniche Road, gibt es gemütliche Lounge-Möbel und Shisha-Pfeifen in vielen Variationen – dazu erfrischende Cocktails. Einfach relaxed! www.hilton.co.uk/abudhabi Shopping: Die Marina Mall lässt keine Wünsche offen! Auf einer künstlich angeschütteten Insel vor Abu Dhabi gelegen, ist in der Mall von billigen Schnickschnackläden bis zu Gucci und Louis Vuitton alles vertreten! Was will das Shoppingherz mehr? www.marinamall.ae Gegen Heimweh: Für ein Gefühl von Heimat gibt es das Brauhaus im Beach Rotana. Dieses Bayerische Restaurant verwöhnt genauso wie das Oktoberfest mit Schweinshaxn, Wienerschnitzel und natürlich original Bayerischem Bier. www. rotana.com

„TC Race Extrem“ von Blizzard Der „TC Race Extrem“ von Blizzard ist der ideale Begleiter für die härtesten Wettkämpfe und extremsten Alpinbedingungen. Durch die Sandwich-Konstruktion mit dem ultraleichten Paulownia-Holzkern erreicht dieser Ski höchste Widerstandsfähigkeit, ist aber dennoch extrem leicht und somit perfekt für schwierigste Aufstiege! Preis: auf Anfrage beim Hersteller

MUST-HAVE DES MONATS

Sicher, Sportlich, Schön Was passt besser zu sportlichen Skiern als ein sicherer kompromisslos sportlicher Helm? Cool: die Carbon-Optik macht den „uvision pro carbon look“ von uvex unverwechselbar! Eine Sonderrolle ist ihm damit bestimmt! Neben dem sportlichen Design kann der „uvex“ Helm auch funktional überzeugen. Für einen kühlen Kopf sorgt das verschließbare multi air-channel-Belüftungssystem. Für die perfekte Passform sorgen die Zweischalen-Technologie und der uvex Monomatic Komfortverschluss. Für angenehmen, druckfreien Sitz sorgt das im Helm integrierte Komfortpolster. Und für Sicherheit im Falle eines Sturzes verfügt der verdrehsichere Verschluss über einen Öffnungsschutz. Was wollen sicherheitsbewusste Skifahrer denn noch mehr?

INFO: 199,95 €, www.uvex-sports.de


EVENTS & TERMINE 17.11.–21.11. HERBSTMESSE Messe Bozen Ganz nach dem Motto „Leben, wohnen und genießen“ präsentiert sich die Herbstmesse ihrem Publikum. Von Mittwoch bis Freitag ist der Besuch kostenlos, Samstag, Sonntag 4 Euro Eintritt. www.messebozen.it

17.11.-18.11.

Foto: Igeho

26.11.-27.11.

29.11.–30.11.

WEB 2.0 Eberle, Bozen Twitter, Xing oder Facebook? Ein Seminar darüber, wie man das Netz nützt, um den Aktionsradius zu erweitern. Von 9 bis 17 Uhr im Hotel Eberle. Kosten: 333 Euro. Anmeldung erforderlich.

RHETORIK Wifi, Bozen Sie lernen in diesem Kurs ohne Ängste wirkungsvolle Reden zu halten und mit treffenden Gesten und schlagfertigen Antworten zu überzeugen. Kosten: 208 Euro. Anmeldefrist: 19.11. www.wifi.bz.it

GESUNDHEIT Wifi, Bozen Belastungsreduzierung und Gesundheitsförderung: eine Anleitung, was Führungskräfte tun können, um tägliche Herausforderungen erfolgreich zu meistern. Kosten: 398 Euro. Anmeldefrist: 15.11. www.wifi.bz.it

15.12.

TOURISMUS Bruneck Eine Expertenrunde zum Thema „Tourismus: der neue Minimalismus, die neue Spiritualität“, organisiert von Studenten im Rahmen des Management Clubs (TMC). Ab 20 Uhr. Eintritt frei. www. tmc.suedtirol.org

EXKLUSIV Waltherhaus Fürstin Gloria von Thurn und Taxis wird Texte und Weisen der Hildegard von Bingen vortragen. Literatur- und Musikfreunde dürfen sich freuen! Ab 20 Uhr. Karten ab 6 Euro. www.kulturinstitut.org

21.01.–30.01.

27.01.–30.01.

BIATHLON Antholz Spektakuläre Rennen und ein vielseitiges Rahmenprogramm machen den Biathlon World Cup in Antholz zum einmaligen Sporterlebnis Südtirols. Karten ab 15 Euro. www.biathlon-antholz.it

GRÜNE WOCHE Berlin Die Grüne Woche hat Tradition. Sie ist Magnet für internationale Aussteller und Besucher. Auf dieser Messe dreht sich alles um Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau. Eintritt: 12 Euro. www1. messe-berlin.de

ENERGIE Messe Bozen Die KlimahouseMesse ist die führende Fachmesse für energieeffizientes und nachhaltiges Bauen. Begleitet von einem umfangreichen Fach- und Rahmenprogramm. Eintritt: 10 Euro. www.messebozen.it

Foto: Klimahausagentur.it

06.12.

HANDWERK Mailand Die Mailänder „L’ Artigiano in Fiera“ ist eine Messe, die sich der Aufwertung der Handwerksprodukte aus der gesamten Welt widmet. Zu sehen sind authentische und originelle Produkte. www.artigianoinfiera.it

Foto: South Australian Tourism Commission

04.12.–12.12.

20.01.–23.01.

Foto: suedtirolfoto.com/Othmar Seehauser

24.11.–28.11. EINRICHTEN München Dreht sich bei Ihnen alles ums Thema Bauen, Einrichten und Wohnen? Oder wollen Sie sich einfach nur inspirieren lassen? Dann ist die Publikumsmesse Heim + Handwerk ein Pflichttermin. www.messeinfo.de

Foto: suedtirolfoto.com/Helmuth Rier

HOTELLERIE Igeho, Basel Der internationale Branchentreffpunkt für die Gastronomie und die Hotellerie. Informieren Sie sich über Innovationen, Produkte und Dienstleistungen und vertiefen Sie Ihr Fach-Know-how. www.igeho.ch

Südtirol Panorama November | 2010

Foto: APA

21.11.–25.11.

MANAGEMENT Wifi, Bozen Ein Fachseminar mit Anregungen für Ihr Unternehmen: Methoden und praktische Tipps für ein zielführendes Forderungs- und Liquiditätsmanagement. Anmeldung erforderlich. Kosten: 50 Euro. www.wifi.bz.it

25.11.

Foto: stock.xchnt/mrdisaster

GASTSPIEL Waltherhaus Ibsens „Baumeister Solness“ bohrt tief: Ein skrupelloser alter Mann (Peter Simonischek) wird von einer jungen Frau zu Fall gebracht. Ab 20 Uhr in Bozen. Karte ab 19 Euro. www.kulturinstitut.org

Foto: wikimedia commons

19.11.

Foto: Igeho

Foto: stock.xchng/v_hujer

Foto: Ispo

16.11. OUTDOOR TIS, Bozen Eine Fachveranstaltung zu Trends der Hightech-Bekleidung in der Outdoor-Branche und deren Entwicklungspotential. Beginn: ab 17 Uhr, Eintritt frei, Anmeldung erforderlich. www.tis.bz.it

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PERSONALIEN

Was macht eigentlich … … Knut Ratschiller? Seit knapp 20 Jahren lebt der Bozner Knut Ratschiller in Brasilien und führt dort sein eigenes Restaurant. Jetzt hilft er Jungköchen beim Karrierestart und hat ein Austauschprogramm zwischen Südtirol und Brasilien ins Leben gerufen – auf eigene Kosten. SÜDTIROL PANORAMA: Wann beginnen die ersten Südtiroler Jungköche ihre Arbeit in Brasilien?

Spricht da der Weltenbummler aus Erfahrung?

Reisen war für mich schon immer das A und O. Und als Koch kann man seinen Beruf überall ausüben. Mit 18 Jahren bin ich in die Welt gezogen und habe es nicht bereut. Ich habe weltweit und auch für die zweitwichtigste Familie der arabischen Halbinsel gearbeitet oder war auf den großen Kreuzfahrtschiffen über alle Meere unterwegs. Auch heute koche ich häufig noch auf den großen Schiffen. Dann vertritt mich mein Schweizer Küchenchef hier in Goiânia.

KNUT RATSCHILLER: Ab Mitte November kommt der erste Jungkoch aus dem Vinschgau nach Brasilien und wird für sechs Monate in meinem Restaurant und bei befreundeten einheimischen Köchen arbeiten. Was steckt hinter dem Austauschprogramm?

Momentan baue ich ein Netz mit weiteren Restaurants, Hotels und Steakhäusern auf, in denen die Jungköche Erfahrungen sammeln können. Wer für ein halbes Jahr kommt, erhält freie Kost, Logis, einen Sprachkurs und ein kleines Taschengeld. Teilweise werden auch die Reisekosten übernommen. Wer nur drei Monate bleibt, muss zumindest die Reise selbst aufbringen. Und wie ist die Nachfrage?

Es spricht sich langsam herum. Immer mehr Interessenten fragen nach. Wir haben in Südtirol nicht so viele heimatferne Jugendliche, die ins Ausland gehen wollen oder können. Viele Absolventen müssen im elterlichen Betrieb einsteigen oder finden lokal eine Anstellung. Welche Motivation treibt Sie an?

Mir ist es sehr wichtig, den jungen Nachwuchs aus Südtirol zu fördern. Diese Erfahrungen sind unbezahlbar: In einem fremden Land, in fremder Kultur und Sprache zu leben und zu arbeiten, ohne Familie und auf sich selbst gestellt, das macht stark. Ein großer Vorteil ist natürlich meine Präsenz hier vor Ort, damit sollten sich die Südtiroler Jungköche sicher fühlen.

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Südtirol Panorama November | 2010

Letztendlich hat es Sie nach Brasilien geführt. Verträgt sich die Südtiroler Küche mit brasilianischen Vorlieben?

Knut Ratschillers Arbeit als Koch hat ihn auf Kreuzfahrtschiffen rund um den Globus geführt

Der Globetrotter Knut Ratschiller wurde 1960 in Bozen geboren und lebt heute in Goiânia, in der Provinz Goiás in Brasilien. Der Spitzenkoch und Mitglied im Südtiroler Köcheverband kann auf eine spannende Karriere im In- und Ausland zurückblicken. Seine Anfänge sind unter anderem im Familienunternehmen in Bozen zu finden. Früh zog es ihn in die Welt hinaus: Brasilien, Deutschland, Argentinien, Bahrain sind nur einige Stationen. Als Chefkoch ist er seit 2000 immer wieder mit den großen Kreuzfahrtschiffen auf den Weltmeeren unterwegs. Wurzeln geschlagen hat der fünfsprachige Weltenbummler mittlerweile in Zentralbrasilien. Sein Restaurant „Chef Knut Gastronomia“ eröffnete im Dezember 2009. Aktuell organisiert er ein Austauschprogramm für Jungköche zwischen Südtirol und Brasilien. Knut Ratschiller ist verheiratet.

Meine Schweinshaxen mit Knödel kommen auch bei 40 Grad gut an. Im Restaurant gibt es 60 Plätze und eine Showküche, in der wir live die Gerichte zubereiten. Die Leute geben hier ihr Geld für gutes Essen aus, das freut mich als leidenschaftlicher Koch. Und der Mensch Knut Ratschiller?

Ich bin hier immer noch ein Exot, aber ein zufriedener. Persönlich schätze ich sehr die große Lebensfreude und Freundlichkeit der Menschen, die immer einen Weg finden, glücklich zu leben. Die Landschaft und die Menschen sind unglaublich und es herrscht eine große Aufbruchstimmung. Fachkräfte sind hier rar, daher steckt ein großes Potenzial in diesem Markt. Gar kein Heimweh?

Ja, Heimweg gibt es immer wieder, das ist normal. Nach Südtirol zieht es mich immer wieder. Meine Eltern und meine Schwester mit Nichte leben in Südtirol. ◀ MELANIE OCKERT



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