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Desinfektionstunnel
Foto: EmiControls
Open-Air-Dusche: EmiControls hat mitten in der Krise diesen Desinfektionstunnel entwickelt – Personen können sich von Kopf bis Fuß desinfizieren.
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EmiControls
Kernbusiness: Staubbindung und Brandbekämpfung Corona-Business: Desinfektionsmaschinen
Was tun, wenn Kunden und Lieferanten plötzlich wie vom Erdboden verschluckt sind? Zeit, kreativ zu werden und eine neue Nische zu nden, dachte sich Francesco Fritz. Bereits vor der Covid-19-Krise war sein Blick nach China gerichtet. Neben Europa, Amerika, Südafrika und Australien gehört Asien zu den wichtigsten Märkten von EmiControls. Die Technoalpin-Tochterrma mit Sitz in Bozen, an deren Spitze er als Geschäsführer steht, ist auf maßgeschneiderte Lösungen zur Bekämpfung von Feuer, Staub und Geruch mithilfe von Wassernebel spezialisiert. Weltweit kommen die Maschinen von EmiControls auf Baustellen, in Industrie- und Recyclinganlagen sowie Tunnels und Minen zum Einsatz. Seit Kurzem gehört auch die Bekämpfung von Bakterien und Viren zum Repertoire des 20-köpgen Unternehmens. Eine Marktnische mit großem Potenzial, entstanden als Reaktion auf die Coronapandemie.
SÜDTIROL PANORAMA: Herr Fritz, innerhalb von nur wenigen Wochen haben Sie auf die aktuellen Umstände reagiert und Desinfektions maschinen
produziert. Wann ist die Idee dazu entstanden?
FRANCESCO FRITZ: Die Idee dazu hatten wir bereits im Februar, als es in China so richtig losging. Dabei dachte niemand, dass das Virus bis nach Südtirol kommen könnte. Plötzlich waren wir genauso betroen. Betriebe mit einem bestimmten ATECO- Kodex duren weiterarbeiten, und dazu gehörten auch wir, doch die Kollegen in der Produktion hatten Angst, zur Arbeit zu kommen. Also haben wir die Idee einer Desinfektions maschine konkretisiert, um zunächst eine interne Lösung zu nden.
Wie gestaltete sich die Umsetzung?
Innerhalb von nur einer Woche hatten wir den Prototypen fertig. Man muss dazu sagen, dass diese Desinfektionsmaschine keine Neuentwicklung ist. Wir sind mit einer Turbine zur Geruchsbekämpfung gestartet, die bereits zu unserer Produkt palette gehörte. Diese erzeugt Wassernebel, ähnlich wie Aerosol-Maschinen. Wir mussten sie also nur etwas anpassen, um Desinfektions mittel einsetzen zu können. Durch die Zerstäubung des Desinfektionsmittels zu vielen winzigen Tröpfchen bildet sich ein feiner Nebel. Dieser legt sich über sämtliche Oberächen und erreicht durch seine geringe Sedimentationsgeschwindigkeit auch sehr versteckte Winkel einer Produktionsstätte. Das dauert je nach Hallen größe zwischen 15 und 60 Minuten. Wir wollten aber auch die Wirksamkeit messen und sehen, wie gut das Ergebnis ist, also haben wir von einem unabhängigen Labor Abstriche machen lassen und bestätigt bekommen, dass die Methode zum Desinzieren sehr wirksam ist.
Sind Sie dann gleich mit der Serienproduktion gestartet?
Im Grunde ja, aber das Problem war, dass während der Lockdown- Phase unsere Lieferanten nur schwer erreichbar waren. Es hat also Engpässe gegeben. Vier bis sechs Wochen lang war es schwer, das Material für unsere Maschinen zu bekommen. Mittlerweile sind die Desinfektionsmaschinen lagernd und sowohl in Südtirol als auch im Ausland im Einsatz.
Wurde damit auch der Grundstein zur Eroberung neuer Märkte gelegt?
Die Prototypenphase und die Serienproduktion waren sehr hektisch. Wir haben jetzt aber eine Lösung und sind gerüstet, das Potenzial ist also da. Es besteht eine akute Notwendigkeit, und solange es keinen Impfsto gibt, weiß niemand, wie es weitergehen wird. Das ema Viren- und Bakterienbekämpfung wird uns aber auch in nächster Zeit begleiten. Mit den Desinfektionsmaschinen haben wir einen ersten Schritt gesetzt, für den keine größere Investition notwendig war, aber wir haben auch in ein völlig neues Produkt investiert.
Worum handelt es sich dabei?
Im Gespräch mit unseren Mitarbeitern ist die Idee für einen Desinfektionstunnel entstanden. Eine Art Open-Air-Dusche, mit deren Hilfe sich Personen von Kopf bis Fuß desinzieren können. Das Desinfektionsmittel wird über Düsen zu einem feinen Wassernebel zerstäubt und ist für den menschlichen Organismus unbedenklich. Die Funktions weise des Tunnels erinnert an einen Körperscanner am Flughafen: Die Person betritt den Tunnel und bleibt mit ausgestreckten Armen stehen. Dabei legt sich das Desinfektionsmittel auf Haut, Kleidung, Taschen oder auch Smartphones. In 15 Sekunden ist der Vorgang abgeschlossen, die Wirkung hält bis zu 24 Stunden. Der Prototyp ist an nur einem Wochenende entstanden. Das war nur dank der hohen Motivation der Mitarbeiter möglich.
War für die Herstellung eine bestimmte Investition notwendig?
Im Gegensatz zur Turbine für das Desinzieren von Produktionshallen
Francesco Fritz ist Geschäftsführer der Technoalpin-Tochter EmiControls.
war beim Tunnel eine größere Entwicklungsarbeit notwendig. Die Investition hielt sich aber in Grenzen. Wir mussten zwar Geld in die Hand nehmen, doch wir sehen dieses Geld gut in die Zukun investiert. Der Desinfektionstunnel ist bereits bei einer Bozner Privatklinik zum Einsatz gekommen, denkbar sind aber auch andere Einsatzbereiche in der Industrie oder bei Events und Konzerten als Teil der Präventionsmaßnahmen.
Geht Ihr Unternehmen durch diese Neuentwicklungen gestärkt aus der Krise hervor?
Bis April haben wir nicht viel von der Krise gespürt, wir haben gut gearbeitet und konnten auch noch viele Maschinen ausliefern. Im Mai waren unsere traditionellen Kunden aber plötzlich nicht mehr erreichbar, sie waren einfach weg. Die Baustellen waren geschlossen und auch die Schotterwerke. Unsere Lösung im Bereich Desinfektion hat die Verluste aber recht gut kompensiert, daher können wir uns nicht beklagen. In unserem Fall hat die Krise zu einem neuen Innovationsschub geführt, daher bin ich, was die Zukun betri, vorsichtig optimistisch. ◀