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Live-Stream-Events

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Geniale Ideen

Geniale Ideen

Markus Frings

Kernbusiness: TV-Produktion und audiovisuelle Kommunikation Corona-Business: Liveübertragungen von Events

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Verschobene oder sogar geplatzte Aufträge: Zu Beginn der Coronakrise stand Markus Frings vor einer völlig neuen Situation. Der charismatische Journalist, Moderator und Filmemacher ist ein Routinier in der Medienbranche. Trotzdem: Der Covid-19-Notstand stellte auch ihn vor noch nie dagewesene Herausforderungen. Seit Mitte der Neunzigerjahre ist der gebürtige Deutsche in Südtirol beheimatet. Hier führt er neben seiner TV-Produktionsrma Mediaart Productions auch eine eigene Agentur für audiovisuelle Kommunikation. Mit Movie.Mento hat er sich auf Image- lme, Werbespots, Sendereihen und Onlinevideos für Unternehmen spezialisiert. Zu seinen Kunden gehören auch einige Big Players der Südtiroler Unternehmenswelt. Gemeinsam mit seinem erfahrenen Team aus größtenteils freien Mitarbeitern setzt er sie gekonnt in Szene. Mit Corona kam plötzlich alles anders: „Unsere Videos sind für Unternehmer kein Muss und wenn sie Geld einsparen wollen, dann verzichten sie darauf “, so Frings.

ABWARTEN UND Hände in den Schoß legen, war noch nie sein Stil. Die Coronapandemie als historisches Ereignis war zu bedeutend, sie gehörte erzählt und festgehalten. Also holte er sich die nötigen Sondergenehmigungen und reiste mitten im Lockdown nach Bergamo und Venedig. Die Bilder der menschenleeren Städte gingen um die Welt: „Ich bin für ORF und RTL durch Italien gedüst, hatte aber keine Ahnung, dass die Reportage so erfolgreich sein würde. Die Deutsche Welle hat den Beitrag übernommen, später wurde er sogar ins Spanische und Arabische übersetzt. Plötzlich hatte ich aus beruicher Sicht die nächste Stufe erreicht.“

ZURÜCK IN BOZEN, stürzte er sich auf die Entwicklung neuer Produkte – in einer Zeit, in der Experten im Fernsehen über Zoom oder Microso zugeschaltet wurden und selbst Ministerpräsident Conte live über Facebook die neuen Notverordnungen verlas. Die schlechte Qualität dieser Übertragungen störte ihn, und doch war diese Art der Kommunikation von heute auf morgen zur Bühne einer neuen Realität geworden. Also machte er sich auf die Suche nach einem System, das es ihm ermöglichen würde, partizipative, digitale Veranstaltungen auf die Beine zu stellen und diese online für sämtliche Endgeräte zu übertragen. „Wir haben lange gesucht, bis wir die richtige Technik gefunden hatten, auch was die Übertragungseinheit und die Stabilität der Internetver

Foto: Alexander Alber

Journalist, Moderator und Filmemacher: Markus Frings ist ein Routinier in der Medienbranche. Hände in den Schoß legen, war noch nie sein Stil. In der Krise stürzte er sich auf die Entwicklung neuer TV- und Livestream-Projekte.

bindung angeht. Wir brauchten einen reibungslosen Datenuss. Das Signal musste so konvertiert werden, dass es auf Plattformen mit sehr viel Trac, wie zum Beispiel Youtube, standhalten würde“, erklärt Frings, der schlussendlich bei einem Anbieter auf dem Markt fündig wurde: „Wir haben sämtliche Problemfelder analysiert und dann ein geeignetes Gerät gekau, das bei Sportübertragungen zum Einsatz kommt.“ Laut Frings keine große Investition, aber eine Lösung, die sich schon bald bewähren sollte.

DIE FEUERTAUFE fand im Mai statt, beim ersten virtuellen Forum des Hoteliers- und Gastwirteverbandes: „Die Umsetzung unter Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen vor Ort war nicht einfach, aber es ist uns gelungen, reibungslos auch externe Gäste in die Livesendung mit einzubauen“. Durch die Übertragung via Youtube konnten sogar mehr Personen erreicht werden als bei einem herkömmlichen Event. „Wir haben nichts neu erfunden, aber es ist gelungen, bestehende Fähigkeiten mit einem neuen Angebot zu vereinen und so neuen Bedürfnissen gerecht zu werden. Neben der technischen Lösung, die wir entwickeln konnten, war auch die Tatsache ausschlaggebend, dass so ein Format kostenezient ist.“

DAS POSITIVE FEEDBACK führte zu einigen Folgeaurägen, die umgehend umgesetzt wurden. „Ich habe diese LiveEvents nicht wie die warmen Semmeln verkau, aber wir haben es ein paar Mal gemacht, und ich bin überzeugt, dass auch in Zukun die Nachfrage da sein wird“, so Frings. Events, wo viele Menschen vor Ort eng beieinanderstehen, kommen laut Frings ohnehin nicht mehr infrage. In abgeänderter Form möchte man das aus der Not entstandene Sendeformat weiter anbieten. „Ich denke da an Produktpräsentationen für Unternehmen, die international operieren und beispielsweise ein neues Transportmittel im urbanen Kontext vorstellen möchten.

Oben: Mitten im Lockdown reiste Markus Frings für ORF und RTL nach Venedig. Die Bilder der menschenleeren Stadt gingen um die Welt. Unten: Markus Frings stellte das erste virtuelle HGV-Forum auf die Beine.

Statt einer großen Einweihungsfeier mit zahlreichen Gästen vor Ort kann man das in Form einer Livestream-Show machen. Denkbar wären auch Produktvideos mit erklärendem Content, einer moderierenden Figur und Experten, die zugeschaltet werden. An solchen Formaten basteln wir bereits.“ Trotzdem ist Frings überzeugt, dass solche Formate allein nicht reichen werden, um genügend Umsatz zu generieren. „Die allgemeine Auragslage ist verhalten. Auf dem Markt wird generell weniger zu holen sein, und wir werden dieses Jahr einen Rückgang haben. Dank der neuen Formate, so hoen wir, werden die Umsatzeinbußen aber nicht bei 45 bis 50 Prozent, sondern eher bei 30 Prozent liegen.“ Frings ist überzeugt: Gerade in diesen schwierigen Zeiten sei es wichtig, nicht stehen zu bleiben und mit Kreativität die negativen Eekte abzufedern. „Weniger ist mehr. Damit müssen wir uns anfreunden, aber es braucht auch Leute in kleinen Nischen, die sagen: Jetzt geben wir erst recht Gas!“ ◀

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