PRaktivium Ausgabe 7: Produkt PR

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„Gute Kooperationen, aber nicht um jeden Preis.“

Lisa Volkert

Manuela Raidl-Zeller, Geschäftsführerin in den Bereichen Marketing, Produktentwicklung, Vertrieb, Franchise und Tourismus der Firma Sonnentor, über die Relevanz von Storytelling und den direkten Kontakt zu KundInnen.

© Claudia Mann

Lisa Volkert: Sonnentor-Gründer Johannes Gutmann wurde anfangs oft belächelt, weil er Vorreiter für biologische Produkte in Österreich war. Wie ist es trotz der großen Skepsis gelungen, eine so starke Marke aufzubauen?

Manuela Raidl-Zeller: Ich glaube, das ist teilweise einfach passiert. Johannes Gutmann hatte von Anfang an eine klare Vision, er wollte einen Arbeitsplatz für sich und seine Familie schaffen. Und von dieser Vision geleitet hat er immer versucht, dass die Produkte ihren richtigen Platz finden und auch gut verkauft werden. Sprich, er hat sich früh damit beschäftigt, wie er denn überhaupt die Produkte verpacken muss. Da kam er auf die Idee, ein Sichtfenster bei den losen Tees zu machen, sodass man auch sehen konnte, was drinnen ist. Außerdem hat er viele Tipps von außen erhalten, eine der Ursprungsbäuerinnen, die Oma Zach, gab ihm den Tipp, eine Blüte, zum Beispiel eine Ringelblume, in die Verpackung zu stecken, um die Produkte noch attraktiver zu machen. Und siehe da, diese Blume vorne in der Verpackung ist irrsinnig gut angekommen. Er hat sich auch sehr früh schon mit dem Thema Markenaufbau insgesamt beschäftigt. Auch der Logoentwurf war ihm sehr wichtig. Er wollte nicht irgendeine Sonne abbilden, sondern es musste eine sehr charakteristische, besondere Sonne sein. Die Sonne hat 24 Strahlen, die für die 24 Stunden am Tag stehen und auch der Name Sonnentor hat eine besondere Bedeutung, da die Sonnentore im Waldviertel ein Symbol für die freien Bauern bzw. Bäuerinnen sind. Johannes wollte also mit freien Bauern bzw. Bäuerinnen zusammenarbeiten und ihre Produkte vermarkten. Volkert: Also würden Sie sagen, dass das individuelle Produktdesign auch bereits damals eine wichtige Rolle gespielt hat?

Raidl-Zeller: Johannes hat immer gewusst, dass er nicht in diese klassische Birkenstockschlapfen-Bio-Schublade gesteckt werden möchte, sondern etwas Eigenständiges, etwas Attraktives, etwas Besonderes mit Strahlkraft erschaffen möchte. Außerdem war es ihm auch immer 13

wichtig, Geschichten zu erzählen. Die Faszination von Geschichten hat er schon als Kind erkannt, als er beim örtlichen Greißler einkaufen war. Geschichten sind es, die die Leute begeistern. Auf den Bauernmärkten hat er die Geschichten der Bauern und Bäuerinnen und der Produkte erzählt und gemerkt, wie gut das ankommt. Darum sind auch die Illustrationen auf den einzelnen Produkten entstanden, weil jede Illustration wirklich eine eigene Geschichte erzählt. Das war für die Produkte, aber auch für die Marke selbst, sehr wichtig. Dieses Geschichtenerzählen ist etwas ganz Besonderes von Sonnentor, das hat er schon ganz früh erkannt. Volkert: Sonnentor ist wenig aus der Werbung bekannt. Konzentrieren Sie sich daher stärker auf die PR-Arbeit?

Raidl-Zeller: Wir haben in der Kommunikation und der gesamten Vermarktung immer starken Wert darauf gelegt, unsere Zielgruppe direkt anzusprechen, unter dem Stichwort ethisches Marketing. Wir gehen in keine klassischen Massenmedien hinein und fahren riesige Kampagnen, sondern wählen unsere Partner ganz bewusst aus. Das sind im Printbereich hauptsächlich die Biofachmedien. Auch in der PR-Arbeit versuchen wir gute Kontakte zu den Medien und Journalis-tInnen aufzubauen und – noch wichtiger – gute Geschichten zu erzählen, relevante Inhalte zu bringen und die Menschen nicht mit irgendetwas zuzuspammen. Diese guten Inhalte sind auch sehr relevant als Content für unsere vielen Fans, die wir auf „Facebook“, „Instagram“ und „Pinterest“ haben. Wir wollen nicht einfach irgendetwas posten, sondern überlegen ganz gezielt, was unsere Fans brauchen, welche Informationen wichtig und relevant sind. Wir recherchieren unglaublich viel und generieren sehr viele Inhalte selbst. Das zahlt nicht unmittelbar auf Produkte ein, aber es ist ein wichtiger Wissenstransfer da. Von Do it yourself-Themen bis zu Rezepten bieten wir verschiedene Serviceleistungen für unsere Fans und KundInnen.


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