PRaktivium Ausgabe 7: Produkt PR

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Per App für mehr Nachhaltigkeit

Stefanie Krenn

Seit Österreich-Launch im August 2019 versucht das Team von Too Good To Go gemeinsam mit Restaurants, Bäckereien und Cafés, übergebliebene Lebensmittel per App an UserInnen zu vermitteln und somit vor der Verschwendung zu retten. „Essen gehört gegessen“, findet Florian Schleicher, Head of Marketing, im Gespräch mit „PRaktivium“. © Claudia Mann

Stefanie Krenn: Sie haben bereits bei McDonald’s gearbeitet, wo es im weitesten Sinne auch um Lebensmittel ging, allerdings in einem anderen Kontext. Im Vergleich dazu: Was sind die Chancen und Schwierigkeiten, für ein Start-up wie Too Good To Go zu arbeiten?

Florian Schleicher: Ein großer Vorteil ist aus meiner Sicht, dass du viel flexibler bist. Das Team ist extrem jung, da liegt auch viel mehr eine gewisse Leidenschaft dahinter. Man kann schneller reagieren, weil es keine großartigen Hierarchien gibt, mit denen wir viel abstimmen müssten. Wir sind ein internationales Unternehmen, aber im Wesentlichen selbstständig verantwortlich für den österreichischen Markt und müssen keine weiten Wege gehen, von Pontius zu Pilatus. Wir haben aber natürlich das Backup von internationaler Seite, in diesem Fall unserem Hauptquartier in Kopenhagen, und bekommen gute Erfahrungswerte. Krenn: Gibt es spezielle Kommunikationsziele für Österreich, die Sie mit der PR verfolgen wollen?

Schleicher: Für uns in Österreich ist PR der wichtigste Kanal. Das ist einerseits deshalb so, weil es uns hilft, neue Betriebe an Bord zu bekommen. Die Restaurants sehen uns in der Berichterstattung und denken: Okay, das ist tatsächlich etwas, das funktioniert. Etwas, das auch eine mediale Präsenz hat. Natürlich ist es andererseits gut für uns, um Aufmerksamkeit von EndkonsumentInnen zu bekommen. Die merken: Da gibt es eine App, mit der kann ich Lebensmittel retten. Die kann man sofort installieren – sprich, wir bekommen unmittelbar Reichweite. Drittens, für die Medien ist das auch sehr gut. Ganz ehrlich: Es gibt die ganze Woche über schlechte Nachrichten, gerade in Bezug auf die Klimakrise. Wir geben den Medien aber eine positive Geschichte, deshalb läuft für uns auch die Pressearbeit gut. Es gibt einfach eine WinWin-Win-Situation für alle Beteiligten.

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Krenn: Wie viel Erklärungsbedarf hat die App? Wie kommunizieren Sie das?

Schleicher: Wir nehmen in der Kommunikation immer mit, wie die App funktioniert. Weil wir wissen natürlich nicht, wer den Artikel im Endeffekt liest: Das kann eine interessierte Großmutter genauso sein wie jemand Junges, Technik-Affines. Im Vordergrund steht aber nie die technische Lösung, sondern immer das, worum es geht, nämlich: Lebensmittel retten. Gleichzeitig ist die App relativ einfach, wir bauen ja auf bekannte Mechanismen auf, die man von anderen Online-Shops auch kennt. Davon profitieren wir. Krenn: Sie wollen Omas ebenso wie junge Menschen gleichermaßen ansprechen. Wie erreichen Sie das?

Schleicher: Auf der einen Seite natürlich mit nationalen Medien und klassischer Pressearbeit, weil das Thema Lebensmittelverschwendung einfach ganz Österreich betrifft. Auf der anderen Seite treten wir auch verstärkt an lokale Medien heran. Die haben eine große Community, eine gewisse lokale Relevanz. Aus meiner Sicht: Essen ist etwas total Emotionales und Persönliches, und dabei eben auch etwas sehr Lokales. Deshalb ist es schön, wenn man in der Pressearbeit auf unterschiedliche Städte und deren Bräuche und Einstellungen eingehen kann. Krenn: Sie haben schon angesprochen, Nachhaltigkeit ist aktuell ein sehr großes Thema – von Politik bis Unternehmenskommunikation. Was bedeutet das für Ihre Kommunikationsmaßnahmen?

Schleicher: Das Thema Nachhaltigkeit ist schon vorbereitet, sprich, es ist schon am Tisch. Das ist ein großer Vorteil für uns. Was dabei allerdings selten thematisiert wird, und das versuchen wir jetzt stärker zu forcieren, ist das Thema Lebensmittelverschwendung. Unser Ziel ist es, zu einem Thought-Leader in diesem Bereich zu werden. Damit man in Zukunft weiß: Alles klar, Lebensmittelverschwendung, da kenne ich Too Good To Go. Die kennen sich aus in dem Bereich.


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