PUNKTmagazin Afrika

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Anlage-Gurus lassen tief blicken

MOBILER LIFESTYLE Beliebt und wachstumsstark

CHINA & INFRASTRUKTUR Das eine braucht das andere

SICHERHEIT & CO. Keine Angst vor der Angst

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26

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HEFT-N˚26JAHRGANG05

AUSGABEJULI/AUGUST2010

JIM ROGERS & MARK MOBIUS


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003

VERLAGS- UND REDAKTIONS-

WORTERINOBORINI&CYRILSCHICKER BILDELIASULLISOOZFOTOGRAFIE

Chefredaktor Kaum-Pigmentierter, wusstest du, dass John F. Kennedy schon in den frühen 60-er Jahren sagte, Europa sei Vergangenheit, USA Gegenwart und Afrika Zukunft? Das renommierte britische Wirtschaftsmagazin The Economist prognostizierte gar, dass zu Anfang des neuen Jahrzehnts sieben der zehn weltweit am schnellsten wachsenden Nationen aus Afrika stammen. Verlagsleiter Der eben zurückgetretene deutsche Bundespräsident Horst Köhler hingegen sieht die Afrika-Thematik hauptsächlich aus einer ethischen Sichtweise. So meinte er unlängst, die Menschlichkeit «unserer» Welt entscheide sich am Schicksal Afrikas. Chefredaktor Naja, etwas gar pathetisch. Doch bislang kurvten tatsächlich vor allem Negativschlagzeilen in unseren Gedankenstuben. Bleischwer liegt der negative psychologische Effekt auf den Schultern Afrikas. Das nie-

STARTPUNKT

derländische Forschungsinstitut Fondad erachtet dies als nicht zu unterschätzende Gefahr für die Entwicklung des Kontinents. Verlagsleiter Zudem gehen da­ rob wundersame Fakten verges­ sen, etwa das überdurchschnitt­ liche Wirtschaftswachstum des Kontinents. Alleine zwischen 1997 und 2002 betrug es im Durch­ schnitt und pro Jahr 4,8 Prozent.

Chefredaktor Das war ein hartes Stück Arbeit, aber es hat sich gelohnt. Doch zurück zu deinen Zahlen – und leider zu Negativem. Genauer gesagt zum Gesundheitswesen, wo die Lage schon fast dramatisch ist. Laut OECD und der Wirtschaftskommission UNECA sind pro 10 000 Afrikaner nur gerade mal 13 in dieser Branche beschäftigt. In den Industrienationen sind es im Durchschnitt 115.

Chefredaktor Lass mich noch aktueller sein und dir sagen, dass sich das jährliche Wachstum seit­ her auf fast sieben Prozent er­ höht hat. Nicht minder imposant sind die seit 2002 stetig steigenden Direkt­investitionen. Bereits 2007 wurde die 50-Milliarden-Grenze geknackt.

Verlagsleiter ... da gilt es einiges an Aufholarbeit zu leisten. Besser sieht es bezüglich Tourismus aus. So wird beispielsweise Südafrika, eines der gefährlichsten Länder weltweit, Jahr für Jahr von zehn Millionen Menschen bereist. Ist das nicht paradox?

Verlagsleiter Zu den ländertech­ nischen Höhepunkten gehören in dem Zusammenhang bekanntlich Ägypten und Südafrika. Der Tief­ flieger ist Angola. Ach, Zahlen sind doch einfach sexy. Kannst du mir noch mehr davon liefern? Du hast dich researchmäs­sig ja bis nach Kapstadt gebuddelt.

Chefredaktor Ganz Afrika scheint eine wahre Herberge für Paradoxes zu sein, wie du siehst. Dies gilt vor allem auch im Hinblick auf Rohstoffe. Mali etwa ist auf gutem Weg, sich dank Mangos gesund zu stossen, handkehrum schaffen es Kongo, Botswana und Südafrika nicht, die bei ihnen la-

gernden 60 Prozent des weltweiten Diamantenvorkommens positiv umzumünzen. Verlagsleiter Apropos Rohstoffe ... da fallen mir die Chinesen ein, die sich irgendwie krud, aber auch geschickt verhalten. Ohne Anspruch auf Ethik und Moral geschäften sie mit Afrika, indem sie Arbeitskräfte, Geld und Know-how liefern. Chefredaktor Und im Gegenzug kriegen sie ihren riesigen Rohstoffhunger gestillt – und das auf Jahrzehnte hinaus. Das Land des Lächelns hat alleine in den ersten drei Monaten 2009 satte 20 Milliarden Franken in Afrika investiert. China hält überdies 20 Prozent an der Standard Bank of South Africa. Verlagsleiter Vielleicht machen die Chinesen aus dem Schwarzen Kontinent ja den Kontinent des Lächelns. Was hast du sonst noch auf Lager? Chefredaktor Entwicklungshilfe, Heldenratten, Abfallentsorgung, mobiler Lifestyle, Tourismus, Währungen, Geologisches ... punktmagazin.ch | No26/2010


INHALTE N˚26 2010 JULI/ AUGUST

WIRTSCHAFTLICHES | S009-035 KURZ & BÜNDIG

024 DANK MOBILEM ZEIT­

009 Nebst den Aussichten für den afrikanischen

Kunstmarkt werden unter anderem Land Grabbing, der Biermarkt, das Duo Infernale und die Königin des Fortschritts thematisiert ... TITELGESCHICHTE

012

AFRIKAS BISSIGE ZAHMHEIT Oftmals wird Afrika gleichgesetzt mit Armut, Korruption, Bürgerkriegen, hohen Aids-Raten und unzähligen Malaria-Toten. Dieses Bild ist zwar nicht ganz falsch, jedoch zu einseitig gezeichnet. Seit der Jahrtausendwende nämlich zeigt der Schwarze Kontinent ein eindrückliches Wirtschaftswachstum auf. Afrika ist überdies ...

AUF DEN PUNKT

020

HEISSES INVESTITIONSKLIMA In den meisten Staaten südlich der Sahara ist die politische Lage instabil. Soziale Spannungen, Konflikte und Korruption sind an der Tagesordnung und trüben das (Investitions-)Klima. Politische Instabilität und eine ungewisse ...

023 VON DER STRASSE ZUM HYPER­ MARKT Supermärkte nach westlichem Vorbild sind wichtige Indikatoren für den Zustand einer Infrastruktur. Denn sie funktionieren ...

GEIST AUS DER ARMUT

Weltweit ist fast jeder vierte Mensch online, in Afrika sind es nicht einmal sechs Prozent der Bevölkerung. Dafür besitzt jeder zweite Erwachsene ein Handy. Auf dem Schwarzen Kontinent ist das Mobiltelefon das wichtigste digitale Werkzeug überhaupt. Der afrikanische ...

026 BRENNPUNKT ABFALL 028 DRACHE BESIEGT FLUCH Um die Entwicklung Afrikas zu fördern, haben Europa und Amerika eine Unmenge Entwicklungshilfe geleistet, diese ist aber nicht über alle Zweifel erhaben. Die neuen Ritter ...

030 WASSER, AGRONOMIE, WOHL­ STAND Der Agrarsektor könnte für Afrika die Basis eines eigenständigen Entwicklungsweges und eine Alternative zur Abhängigkeit von mineralischen und fossilen Rohstoffen ...

032 MEHR ALS STRAND, BUSCH UND BALLSPIELE Trotz politischen und wirtschaftlichen Problemen befindet sich der Tourismus in Afrika im Aufwind. Dies ist nicht nur der reichaltigen Flora und Fauna ...

034 NICHT JEDE HILFE HILFT Klassische Entwicklungshilfe hat in Afrika nur teilweise gefruchtet – wenn nicht gar komplett versagt. Auch die Umbenennung in ...

024 MITEINGEBUNDENES Crescendo S003 Impressum S006 Rückblick S007 Gedankengang S035

012 004

Descendo S080 PUNKTinterna S082


005

INDEX

060

052

INVESTIERBARES | S036-051

KOPFLASTIGES | S052-064

GENÜSSLICHES | S066-079

PRODUKTE

PORTRAIT

AKTIVISMUS

036 DER ENTFESSELTE

052

ELÍSIO MACAMO

Prof. Dr. Elísio Macamo vom Zentrum für Afrikastudien Basel verfügt nicht nur über einen Professorentitel und PhD, sondern auch über einen Master in Translation and Interpreting sowie in Soziologie und Sozialpolitik. Macamo forscht, doziert, schreibt und berät rund ums Thema Afrika. Der umtriebige Kosmopolit findet dennoch Zeit, ausgiebig über Persönliches, Humanitäres, Ökologisches, ...

RIESE

Die Länder Afrikas haben Armut und Korruption den Kampf angesagt. Noch hat sich der Schwarze Kontinent aber keine weisse Weste verdient. Dank der zahlreichen Massnahmen ...

040 PRODUKTE IN KÜRZE Diversifikation, Renditesuche, strukturierte Profite, Rohstoffe, Geologie ...

043 BÖRSENKOTIERTES «AFRIKA» Gelistete Aktien, Anlagefonds, Exchange Traded Funds, kapitalgeschützte Produkte ...

045 AFRIKAS INDEXUNIVERSUM STANDPUNKTE

046 EIN THEMA, ZWEI STANDPUNK­TE Mark Mobius (Franklin

in Afrika zu engagieren, ist nicht nur über Börsenmärkte möglich. Mittels lokalen Distributionspartnern oder einem Joint Venture stehen einem weitere Opportunitäten zur Verfügung. Doch ganz so einfach ist es nicht, denn Risiken gibt es viele – seien dies soziale, politische, kulturelle oder unternehmerische ... LEBENS-ART

iPUNKT

070

060 WUNDE PUNKTE

JENSEITS VON KLISCHEES

Von Zürich nach Dakar, der Hauptstadt Senegals, beträgt die Luftlinie über 4300 Kilometer. So entfernt Westafrika ist, so viel Unbekanntes damit einhergeht. Wahre und tiefe Einblicke sind da herzlich willkommen. Ein Top-Model und ein Schmuckdesigner – jeweils von Weltformat ...

STIMMUNGSBILD

066 MARKTPENETRATION Sich finanziell

Afrika gilt als Magnet für Gräueltaten wie Menschenrechtsverletzungen und Mineralienausbeutungen, dazu kommen Rohstoffabhängigkeiten, Armut und mangelnde Bildung. Gewiss, aber da ist noch mehr. Eine hohe Kindersterblichkeitsrate zum Beispiel oder eine beispiellose Wissens- und Bildungsflucht ...

KOLUMNE «DER QUERBANKER MEINT …»

075 GADGETS Handy-Luxus, Nachtsichtgerät, famose Jackenpracht, edler Tropfen, Kalaha, Wildlife-Möbel, Mandarin Granat ...

Templeton) & James B. Rogers ausgefragt ...

064 KEKAWNGDU Die malawische Erfolgsstory PANORAMA

048 VIELVERSPRECHENDES NORD­ AFRIKA Eines vorweg: Die sogenannten

von William K. begann vor rund zwanzig Jahren mit seiner auf Windräder spezialisierten Firma Wintec. Bereits 2014 verkaufte er sein ...

078 AFRIKANISCHE FERIEN Exquisiter Safari-Genuss, Gold und Wein, Dschungel und ewiger Schnee, unvergesslicher Badeurlaub ...

Frontier Markets finden bei Investoren zunehmende Beachtung. Frontier Markets ...

050 EIN KONTINENT MIT VIELEN AN­ LAGESCHÄTZEN Afrika hat in den vergangenen Jahren mächtige Fortschritte gemacht. Der zweitgrösste Kontinent, den derzeit mehr als eine Milliarde Menschen bevölkern ... punktmagazin.ch | No26/2010


AUSGABE N˚26 2010 JULI/ AUGUST

IMPRESSUM

PUNKTCOVER N˚26 BILDELIASULLISOOZFOTOGRAFIE MODELLARAOLJACA STYLINGLARAOLJACA

ERSCHEINUNG6X JÄHRLICH, ISSN NR. 1661-8068

HAIR&MAKE-UPNATALIEKAUER

AUFLAGE10 000 PRINT-EXEMPLARE

POSTPRODUKTIONBORISGASSMANN

19 500 EMAIL-ABONNENTEN

DANKSAGUNGAFRICANQUEENZÜRICH

INSERENTEN

BILDNACHWEIS

S002 Commerzbank, S008

S009artknowledgenews.com,

VERLAG & REDAKTION

KREATION & MARKETING ABONNE­ UMSETZUNG & VERKAUF MENT

Goldman Sachs, S019 Scoach,

S010 BILD 01 Julie Leung,

HERAUSGEBERIN

ART DIRECTION, KONZEPT

ANZEIGENLEITUNG

ABO-SERVICE

S039 BlackRock, S041/065 Club

BILD 02 Reini Widmer, S011

financialmedia AG

Boris Gassmann

Patrick M. Widmer

info@punktmagazin.ch

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BILD 01 Sibylle Dahrendorf,

CH-8005 Zürich

artdirection@punktmagazin.ch

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Telefon: +41 (0)44 277 75 30

field, S074 Swiss, S081 Hel-

BILD 02 Christophe Cox, S016

info@financialmedia.ch

vetas, S083 investchannel.ch,

BILD 01 Jon Rawlinson, BILD

financialmedia.ch

S084 Royal Bank of Scotland

02 treeaid.org.uk, S017 eart-

Telefon: +41 (0)44 277 75 31 LAYOUT, GRAFIK

Rino Borini

PREISE PRO JAHR

Boris Gassmann

borini@financialmedia.ch

Inland: CHF 32.00

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Ausland: CHF 68.00

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VERLAGSLEITUNG

gassmann@financialmedia.ch

Karin Bitterli, S022 BILD 01

Rino Borini

Fabian Widmer

baylor.edu, BILD 02 wikime-

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Rino Borini

Anders Pettersson, S053-

CHEFREDAKTION

FOTOGRAFIE

borini@financialmedia.ch

PROBE-LESEN

056/058 Privatfundus, S057

Cyril Schicker

Elias Ulli / Sooz Fotografie

Patrick M. Widmer

2 Gratis-Ausgaben

Dieter Neubert, S071 BILD

schicker@financialmedia.ch

sooz@gmx.ch

widmer@financialmedia.ch

com, BILD 02/03 Privatfun-

REDAKTOREN

POSTPRODUKTION BILD

dus, S072 BILD 01/02/04 Ka-

Mark Baer (MB)

Boris Gassmann

rin Bitterli, BILD 03 CCR Uni-

Valerio Bonadei (VB)

Fabian Widmer

versal Entertainment Ltd.,

Rino Borini (RB)

S073 BILD 01/02 CCR Univer-

Olivier Bühler (OB)

ILLUSTRATION

ligorio@financialmedia.ch

sal Entertainment Ltd., S075-

David Fehr (DF)

Ian David Marsden

Telefon: +41 (0)44 277 75 30

077 PR-Bilder der Anbieter,

Dmitrij Gawrisch (DG)

marsdencartoons.com

Fax: +41 (0)44 277 75 35

S077 BILD 07 Barbara Graf

Barbara Kalhammer (BK)

Patric Sandri

Horka, S078 BILD 01-05 PR-

Karin Ligorio (KL)

patricsandri.com

Bilder der Anbieter, BILD 06

Fabrice Müller (FM)

sxc.hu, S079 BILD 01-03 Rino

Matthias Niklowitz (MN)

DRUCK

Borini, BILD 04-06 PR-Bilder

Cyril Schicker (CS)

Swissprinters NZZ Fretz AG

der Anbieter

Patrick M. Widmer (PMW)

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006

Ihren Anregungen, Tipps und/


007

RÜCKBLICK

SPORT, GELD, LEIDENSCHAFT Sport ist etwas Gutes. Sport begeistert Menschen und bringt sie zusammen. Sport bringt Geld. Sport schafft Arbeitsplätze. Sport fördert die Gesundheit. Kurzum: Sport schafft sowohl sozia­ len wie auch wirtschaftli­ chen Mehrwert.

WORTERINOBORINI

M

ehr als sechs Milliarden Zuschau­­er (kumuliert) verfolgten die Fussball-Weltmeisterschaft im Jahre 2006 vor den Fernsehgeräten. Für das Turnier in Südafrika soll die Zahl noch einmal gesteigert werden. Der Fussball-Weltcup ist ein Fest für die Menschen und ebenso ein Fest für die Wirtschaft. Auch der Schwarze Kontinent profitiert zweifelsohne von der Grossveranstaltung. Doch der grösste Ertrag der Fussball-Weltmeisterschaft für Südafrika liegt wohl eher auf der gesellschaftlichen Ebene. Die Hoffnung auf einen ökonomischen Aufschwung ist eher gering, zumindest zeigte dies jüngst eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin. Infrastruktur als Dividende Rund 40 Milliarden Rand, umgerechnet sechs Milliarden Franken, hat sich der südafrikanische Steuerzahler die Ausrichtung des Spektakels nach Regierungsangaben kosten lassen. Ökonomen erwarten durch den Turnier-Effekt im Frontier-Markt Südafrika eine Sonderkonjunktur von 0,2 bis 0,4 Prozent des Brutto­ inlandprodukts (BIP). Das wären gerade mal fünf bis zehn Milliarden Rand (0,7 bis 1,5 Milliarden Franken). Für den südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma bringt die Weltmeisterschaft aber einen wichtigen langfristigen Er-

folg, daher erläuterte er gegenüber der internationalen Presse: «Eine sehr offensichtliche Dividende der Weltmeisterschaft ist die Infrastruktur.» Zürcher Geldmaschine Das grösste Fussballfest der Welt ist zugleich das grösste In­ frastrukturprogramm in der Geschichte Südafrikas. Dazu zählen der Ausbau des Schienen- und Strassensystems sowie von Flugund Schiffshafenanlagen. Diese Investitionen lohnen sich für das Gastgeberland nur dann langfristig, wenn ihre Nutzung einer breiten Schicht der Bevölkerung zu einem vertretbaren Preis ermöglicht wird. Gutes Geld verdienen tun aber viele andere, insbesondere der in Zürich domizilierte Weltfussballverband Fifa. Der Dachverband rechnet mit Einnahmen von vier Milliarden Franken. Die Fifa nimmt aus TV-, Sponsoren- und Hospitality-Geldern das Dreifache ihrer Kosten ein. Am Ende dürften für Joseph Blatter und seine Mannen eine Milliarde Franken übrigbleiben. Das ist viel Geld. Aber so sicher wie das Amen in der Kirche war die Durchführung der Weltmeisterschaft auf dem Schwarzen Kontinent lange Zeit nicht. Die Fifa hat das Turnier im Vorfeld für 650 Millionen Franken abgesichert. Steuren Fehlanzeige Grösster Versicherungsgeber ist mit 54 Prozent die Munich Re. Weil sich auch die Teams der Gastgeber und zahlreiche an dem Turnier beteiligte Unternehmen gegen diverse mögliche Schäden abgesichert haben, schätzen Experten, dass die fällige Gesamtsumme im schlimmsten Falle über vier Milliarden Franken betragen hätte. Das Geschäft kann sich lohnen. Bislang ging immer alles gut und so-

mit war es für die Versicherungsbranche stets ein gutes Geschäft. Die Fifa schwimmt regelrecht im Geld. In der abgelaufenen vierjährigen Finanzperiode (2007 bis 2010) hat der Verband 3,2 Milliarden Dollar (3,7 Milliarden Franken) eingenommen. Allein der Verkauf der Medienrechte brachte rund zwei Einnahme-Drittel. Dazu kamen Erträge aus Marketing-Geschäften von über einer Milliarde Franken – Hospitality spülte fast 140 Millionen Franken in die Kassen. Die Fifa profitiert aber auch von ihrem Sitz in der Schweiz. Der Fussballweltverband zahlt ebenso viele Steuern wie das Internationale Olympische Komitee: nämlich gar keine. Die Politiker in Bern wollen an diesem Sonderstatus nicht rütteln und argumentieren mit der wichtigen sozialen Rolle der internationalen Sportverbände.

hat. Leichtathleten dopen, aber auch Skispringer, Boxer und Velorennfahrer sind, überspitzt gesagt, ohne Doping kaum noch leistungsfähig. Allein auf dem Dopingmarkt werden weltweit jährlich geschätzte 20 Milliarden Franken umgesetzt. Dabei konzentriert sich der Dopingkonsum nur zu einem Bruchteil auf den Leistungssport. Gemäss Experten nutzen zirka 30 bis 40 Millionen Menschen weltweit regelmässig Dopingpräparate. Eine weitere Gefahr lauert im Spielwettenbereich. Immer raffiniertere Manipulationsversuche gefährden die Integrität aller Sportarten. Und hier geht es ebenso um Millionen und Milliarden, leider.

DIE LETZTE AUSGABE VERPASST? Bestellen Sie die Druckausgabe ein­ fach und bequem – zum Vorzugspreis von fünf Franken (inkl. Porto). Sen­

Mehr Wirtschaft, mehr Gefahr Sport ist jedoch mehr als nur Fussball. Durch den kontinuierlichen Anstieg der Professionalisierung und Kommerzialisierung, wie aber auch der zunehmenden Bedeutung des Breitensports, flies­sen Milliardenbeträge in das System und manifestieren sich im Bruttoinlandprodukt. Eine Studie des hiesigen Bundesamts für Sport (BaSpo) analysierte die gesamte Sportwirtschaft Schweiz und kam zum Schluss, dass dieses Gesamtsystem einen Beitrag von 1,8 Prozent ans BIP abwirft. Damit übertrifft die Wertschöpfung beispielsweise jene der Landwirtschaft oder des gesamten Verlagsund Druckgewerbes. Sport bringt nicht nur Positives zum Vorschein, Sport hat auch eine düstere Schattenseite. So gibt es scheinbar keine Sportart mehr, in der Doping noch keinen Einzug gehalten

den Sie eine SMS mit dem Keyword PUNKTREVIEW und Ihrer Postadres­ se an 919. Das Angebot ist nur schweizweit gültig.

punktmagazin.ch | No26/2010


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20.08.2010

20.91 CHF

0.25

0.35 CHF

Credit Suisse

CSGYN

Call

45 CHF

18.03.2011

45.04 CHF

0.1

0.67 CHF

Nestlé

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Call

55 CHF

18.03.2011

53.85 CHF

0.4

1.18 CHF

Novartis

NOVHF

Call

55 CHF

18.03.2011

54.75 CHF

0.1

0.34 CHF

Swiss Re

RUKJU

Call

50 CHF

18.03.2011

49.72 CHF

0.1

0.54 CHF

UBS

UBSKX

Call

15 CHF

18.03.2011

15.90 CHF

0.1

0.29 CHF

ABB

ABBFL

Put

20 CHF

18.03.2011

20.91 CHF

0.25

0.49 CHF

Credit Suisse

CSGYX

Put

45 CHF

18.03.2011

45.04 CHF

0.1

0.58 CHF

Novartis

NOVHO

Put

50 CHF

18.03.2011

54.75 CHF

0.1

0.27 CHF

UBS

UBSLM

Put

14 CHF

18.03.2011

15.90 CHF

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1) Diese Produkte sind bereits an der Scoach Schweiz AG handelbar. * Stand: 18.06.2010

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SM

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KURZ & BÜNDIG

009

WIRTSCHAFTLICHES

012 AFRIKAS BISSIGE

ROSIGE AUSSICHTEN FÜR AFRIKANISCHE KUNST

DER AFRIKANISCHE KUNSTMARKT IST EINE NISCHE FÜR LIEBHABER. AUFSEHEN ERREGENDE ARCHÄOLOGISCHE FUNDE UND DAS FORTSCHREITENDE INTERESSE DES WESTENS KÖNNTEN IHM JEDOCH NEUE IMPULSE BESCHEREN. In Bezug auf seine Länder, Sprachen, Ethalle. Dessen für einmal ungeachtet, wie lenbalsam wirken dürfte: «Es ist an und nien, Gruppierungen und Farben ist Afrihat sich Afrika durch die Kunstbrille befür sich schwierig, die Entwicklung der ka ein wahres Quodlibet. Das Kunterbuntrachtet entwickelt? Und wie steht es um Märkte für afrikanische Kunst abzuschätte überträgt sich auch auf die Kunst. Nur Nachfragetrends? Boll dazu: «Afrikanizen. Die generelle Verknappung von Obschon die unzähligen Geheimbunde wie sche Kunst wird seit über einem Jahrhunjekten wird für Werke hoher Qualität mit Poro (für Männer) und Bundu (für Fraudert gesammelt. In den letzten zwei Dekagrosser Wahrscheinlichkeit einen Wertzuen) mit ihren kunstvollen Masken. So indiden gab es starke Impulse für ihre Märkte. wachs bedeuten, denn die Zahl der Käufer viduell das Maskenwesen der GeheimgeEinerseits stieg das Bewusstsein für den steigt nach wie vor. Obgleich Sammler von sellschaften ist, gemein ist ihnen jeweils Einfluss afrikanischer Kunst auf Künst‹Arts Premiers› eher selten zeitgenössider ideelle Wert – und für gewisse Kunstler der Moderne wie Picasso oder Braque. sche Kunst aus Afrika sammeln, wird das interessierte zunehmend der monetäre. Anderseits gab es grössere Museumszunehmende Interesse der internationalen Afrikanische Kunst geht aber Szene an nicht-europäischer, weit über das Maskenwezeitgenössischer Kunst den sen hinaus. Dr. Dirk Boll, LeiKontinent in den Fokus rüter Christie’s Schweiz, über cken. All das verspricht eine die zentralen Eigenschaften: überdurchschnittliche Wert«Der westliche Betrachter ist beständigkeit.» Der in Züin seiner Rezeption generell rich ansässige Deutsche abauf die Autorenschaft fixiert, schliessend (und dabei den eine Folge des Geniekults der Stellenwert afrikanischer Renaissance. Die afrikaniKunst bei Christie’s ins Spiel sche Kunst hingegen ist unbringend): «Afrikanische signiert, man kann die WerKunst wird von Christie’s seit ke einer Region oder einem dem 19. Jahrhundert verStamm, aber in aller Regel steigert und ist ein klassinicht einem einzelnen Meister sches Sammelgebiet für den zuordnen. Inzwischen hat die kenntnisreichen, erpichten, kunsthistorische Forschung weltoffenen und grenzüberaber von diversen Künstlern eine Handschreitend denkenden Sammler. Unseaktivitäten wie die Neupräsentationen in schrift, das heisst Gestaltungs- und AusBerlin-Dahlem und London oder die Erre englischen Kollegen würden vom sogeführungsmerkmale, identifiziert. Damit öffnung des Musée du quai Branly in Panannten Gentleman Collector sprechen, kann es Zuschreibungen zu einem Künstquasi ein Traumkunde. Zudem gibt es in ris. All das hat zu einer Interessens- und ler geben, der aber nach wie vor anonym diesen Sammlungen häufig auch WerNachfragezunahme geführt.» Renditeist. Vor allem bei frühen Bronzearbeike der westlichen Kunst des 20. Jahrhunjäger und monetäre Trophäensammler ten ist die Ausführungsqualität überwälderts, das wichtigste Gebiet der Kunstkönnen sich afrikanische Kunstobjektigend, wenn man die Entstehungsepoche te übrigens ohne Gewissensbisse auf den märkte überhaupt. Nicht zuletzt ist das bedenkt – eine Überraschung für jeden, Feld der afrikanischen Kunst auch komRadarschirm holen. Denn (nicht nur) für der romantische Ideen des ‹wilden Afrimerziell hochinteressant, wie Verkäusie hat der sympathische Kunst-Aficionaka› hat.» Überraschungen lieben wir doch fe im Millionenbereich zeigen.» CS do Boll eine Antwort parat, die wie See-

ZAHMHEIT Oftmals wird Afrika gleichgesetzt mit Armut, Korruption, Bürgerkriegen, hohen AidsRaten und unzähligen Malaria-Toten ...

020 HEISSES INVESTITIONSKLIMA In den meisten Staaten südlich der Sahara ist die politische Lage instabil. Soziale Spannungen, Konflikte …

023 VON DER STRASSE ZUM HYPERMARKT Supermärkte nach westlichem Vorbild sind wichtige Indikatoren …

024 DANK MOBILEM ZEITGEIST AUS DER ARMUT Weltweit ist fast jeder vierte Mensch online, in Afrika sind es nicht einmal sechs Prozent …

026 BRENNPUNKT ABFALL Abfallbewirtschaftung, auch Waste Management genannt, ist vielerorts unausgegoren ...

028 DRACHE BESIEGT FLUCH Um die Entwicklung Afrikas zu fördern, haben Europa und Amerika eine Unmenge …

030 WASSER, AGRONOMIE, WOHLSTAND Der Agrarsektor könnte für Afrika die Basis eines eigenständigen Entwicklungsweges und eine ...

032 MEHR ALS STRAND,

(BIER-)WELTMARKT SÜDAFRIKA

BEI MULTINATIONALEN KONZERNEN HALTEN SICH VERKAUFSANTEILE AUF DEM AFRIKANISCHEN KONTINENT NORMALERWEISE IN GRENZEN. EINE AUSNAHME STELLT DER BIERBRAUER SABMILLER DAR. Der Bierbrauer, der rund einen Fünftel seines Umsatzes in mal sechs Liter. Das Potenzial nach oben ist riesig. In dieSüdafrika generiert, ist 2002 durch die Fusion der South Afsen Ländern will SABMiller daher stark wachsen, was mitrican Breweries und der Miller Brewing Company entstantels bezahlbaren Alternativen zum vielerorts selber gebrau­ den. Mit 2009 über 210 Millionen verkauften Hektolitern Bier ten Bier bewerkstelligt werden soll. Es wird geschätzt, dass ist SABMiller nach Anheuser-Busch der zweitgrösste Brauder Schwarzmarkt in den zwölf Ländern, in denen der Koner überhaupt und grösster Afrikas (Marktanteil von 96 Prozern vertreten ist, viermal grösser ist als der offizielle. Über zent!). Dabei konzentriert sich der Konzern vor allem auf Län40 Millionen Hektoliter sollen in den Hinterhöfen gebraut werder wie Südafrika, China und Kolumbien – über 90 Prozent der den, was einem Umsatz von drei Milliarden Franken entspräGewinne werden dort erwirtschaftet. Möglich ist dies dank che. Die Bierpalette in Afrika kommt einem bunten Blumenausgeklügelten und vielfältigen Distributions­s ystemen. Rund strauss gleich. Über 45 verschiedene Marken werden geführt, 17 Prozent des Ausschanks finden wie gesagt in Südafrika so zum Beispiel das Safari aus Tansania, das «wahre Männstatt, wo der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch knapp 60 Liter belichkeit» definiert, oder das Chibuku aus Sambia, das in eiträgt. Im Vergleich zum (Bierkonsum-)Weltmeister Tschechinem weissen Tetra Pak daherkommt (Verwechslungsgefahr en, wo pro Jahr und Kopf fast 160 Liter getrunken werden, ist mit Milch?) und vor dem Konsum geschüttelt werden muss. das nicht viel, doch laut Experten ist der südafrikanische Markt Die Aussichten für die nahe Zukunft sind gut, zumal Bierweitgehend gesättigt. Dies gilt jedoch nicht für den Kontinentkonsum nicht als hinterherhinkender, sondern als aktuelresten. Dort beträgt der durchschnittliche Bierkonsum gerade­ ler Indikator für die Wirtschaftsentwicklung gilt. Prost! DF

BUSCH UND BALLSPIELE Trotz politischen und wirtschaftlichen Problemen befindet sich der Tourismus in Afrika ...

034 NICHT JEDE HILFE HILFT Klassische Entwicklungshilfe hat in Afrika nur teilweise gefruchtet, wenn nicht ...

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KURZ & BÜNDIG

VERTRAUTE FREMDE

DANK RIESIGEN INVESTITIONEN MACHT CHINA ZURZEIT IN AFRIKA VON SICH REDEN. UMGEKEHRT FINDET AUCH AFRIKA IN CHINA STATT, WENN AUCH NUR ALS PAVILLON AN DER WELTAUSSTELLUNG.

Tritt man in den Afrika-Pavillon der zurzeit in Shanghai stattfindenden Weltausstellung ein, macht alles einen sehr entspannten, fast schon kühlen Eindruck. Gut 40 Staaten sind in der angenehm klimatisierten Halle einträchtig vertreten. Der Afrika-Pavillon weist zahlreiche Merkmale auf, die geradezu sinnbildlich für die vielfältigen und überraschenden Aspekte des Schwarzen Kontinents stehen. Die Sammlung der Staaten ist thematisch überzeugend, gruppiert sind die Stände der einzelnen Länder nach soziokulturellen Kriterien. Kriege, Grenzstreitigkeiten, Zwiste? Kennt man hier nicht. Waffenhandel, Frauenhandel oder Drogen? Aber bitte, doch nicht bei uns. Auch sind die jeweiligen Präsidenten nur spärlich mit Bildern in Jubelpose vertreten, obwohl in den Heimatländern ja be-

kanntlich die Devise gilt: Je weniger Demokratie desto mehr Portraits des Staatschefs in den Strassen. Der afrikanische Pavillon braucht weder Anti- noch richtige Helden. Dies im Gegensatz zum Pavillon eines bestimmten mitteleuropäischen Landes, wo Besucher die Aussenministerin, den Chef des Branchenverbandes aus dem Geldwechslergewerbe oder Nationalhelden auf Knopfdruck und in Lebensgrös­ se sprechen lassen können. Dafür bietet Afrika zahlreiche Stände mit Kunstgewerbe, die sich von den Plastikkitsch-Souvenirs (made in China) der offiziellen SouvenirShops deutlich abheben. Normalerweise zieren solche Kunst- und Kultgegenstände die Wohnzimmer der wohlhabenden Einwohner der industrialisierten Länder. So vertraut kann Fremdes sein. MN

BAUER, LANDLOS, SUCHT

«LAND GRABBING» WIRD IMMER BELIEBTER. LAUT NICHTREGIERUNGSORGANISATION GRAIN WURDEN IN AFRIKA BEREITS ÜBER 20 MILLIONEN HEKTAR LAND AN AUSLÄNDISCHE INVESTOREN VERPACHTET. Land Grabbing heisst salopp ausgedeutscht «Land an sich reissen». Der korrekte Terminus für den Vorgang lautet jedoch «ausländische Direkt­ investitionen in die Landwirtschaft». Befürworter wie IFC (Weltbank-Able­ ger) und FAO (UN -Ableger) sprechen von einer Win-Win-Situation: der Bo­ den wird genutzt, Arbeitsplätze werden geschaffen und Devisen fliessen ins Land. Kritiker hingegen sprechen von «Neokolonialismus» und wollen der Landverscherbelung einen Riegel vorschieben, denn abschreckende Bei­ spiele gibt es zuhauf. So etwa Äthiopien, das in den vergangenen Jahren ge­ mäss Denkfabrik The Oakland Institute über drei Millionen Hektar Land an ausländische Investoren verpachtete – obwohl das Land Millionen unter­ ernährter Bürger aufweist und Nahrungsmittelhilfe bezieht. Da die produ­ zierten Agrargüter mehrheitlich für den Export bestimmt sind, bleibt den Einheimischen oft nicht viel mehr als die Verrichtung von Hilfsjobs. Kriti­ sche Stimmen meinen zudem, dass häufig nur korrupte Beamte, die das Land unter Preis verscherbelten, profitierten. Auch die Schweiz ist ihnen ein Dorn im Auge, denn Schweizer Firmen, zum Beispiel Addax Bioenergy, sind aktiv dabei. Die Bioenergiefirma hat in Sierra Leone für die nächsten 50 Jahre 10 000 Hektar gepachtet. Entschädigung pro Jahr und Hektar: zwölf Franken. Diese doch eher kleinen Beträge sind nur ein Aspekt. Ob der öko­ nomischen Dimension darf nicht vergessen werden, dass Afrika ein spiri­ tueller Kontinent ist. Land ist nicht einfach Land, sondern verfügt über eine fast schon mystische Bedeutung, stiftet Identität und beeinflusst die sozi­ alen Strukturen. Landbesitzer verpachten ihr kostbares Gut nicht aus ei­ ner Laune heraus, sondern aus Not. Gründe für den starken Anstieg des Land Grabbing sind in der Nahrungsmittelkrise von 2007 zu suchen, als sich die Preise für Grundnahrungsmittel praktisch verdoppelten. Von Lebens­ mittelimporten anhängige Staaten wie China und Indien haben mehr denn je ein Interesse, ihre Grundversorgung selber sicherzustellen. Die Finanz­ krise schliesslich hat das Ihrige getan, da Anleger seither vermehrt nach si­ cheren Investitionen fährten. Und gegessen wird schliesslich immer. DF

SÜSSGETRÄNKE UND MEDIZIN

GETRÄNKEHERSTELLER COCA-COLA VERFÜGT IN AFRIKA ÜBER EIN VIELFÄLTIGES UND EFFIZIENTES DISTRIBUTIONSNETZ. DER ENGLÄNDER SIMON BERRY SIEHT DARIN DIE MÖGLICHKEIT, MEHR ALS NUR SÜSSGE­TRÄNKE ZU VERTEILEN. Als Simon Berry 1988 in Sambia als Entwicklungs- Welt zu tragen, aufgrund der schlechten Kommunihelfer tätig war, wies das Land eine Kindersterbkationsmöglichkeiten jedoch scheiterte seine Konlichkeit von rund 20 Prozent auf. Die Todesursataktaufnahme mit Coca-Cola und die Idee versanchen waren oft leicht behandelbare Krankheiten dete. Vorerst. Gut 20 Jahre später – Berry wohnte wie Durchfall. Doch meist fanden billige und wirkmit seiner Familie seit längerem wieder in England same Medikamente den Weg in die entlegenen – publizierte er die Idee in seinem Blog sowie eiDörfer nicht. Berry merkte jedoch schnell, dass nem Forum der BBC erneut. Dieses Mal wurde der der Weg durchaus zu meistern war, denn einer Aufruf erhört, die BBC vermittelte und schliessschaffte es schliesslich immer: Coca-Cola. Das lich erhielt Berry in der Europa-Zentrale von Cocaausgeklügelte Netz müsste auch für die VerteiCola in Brüssel einen Termin. Mit einem Namen lung von Medikamenten nutzbar sein, dachte sich (ColaLife) und dem sogenannten Aidpod (eine Eider Engländer. Rund 80 Prozent wird in standardigenerfindung, die es erlaubt, den Leerraum zwisierten Harassen transportiert, der Leerraum zwischen den Flaschenhälsen optimal zu nutzen) schen den Flaschenhälsen bleibt jedoch ungenutzt. machte er sich auf den Weg. Die Idee gefiel, zusamVon Afrika aus versuchte Berry, seine Idee in die men mit der Academy for Educational Development 010

(AED) und den Logistikexperten von Coca-Cola wird dieser Tage ein Konzept erarbeitet, das in Tansania getestet werden soll. Eine grosse Herausforderung, sind doch in ganz Afrika rund 13 000 Distributoren verantwortlich für die Verteilung an die etwa 450 000 Verkaufstellen. Welche Medikamente wohin gebracht werden sollen und wer die Verantwortung für deren Verteilung übernimmt, soll kein weltweit agierendes Hilfswerk und schon gar nicht Coca-Cola bestimmen, sondern lokal ansässige Organisationen. Man fragt sich, was gewesen wäre, hätte Berry seinen Geistesblitz schon früher hartnäckiger verfolgt, denn gemäss WHO starben seit 1988 in ganz Afrika 30 Millionen Kinder allein an den Folgen von Durchfallerkrankungen. DF


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WIRTSCHAFTLICHES

KULTUR IN DER EINÖDE

CHRISTOPH SCHLINGENSIEF PLANT IN BURKINA FASO DIE ERRICHTUNG EINES OPERNDORFES. TROTZ KRITIKEN DÜRFTE DAS KÜNSTLERISCHSOZIAL GEPRÄGTE UNTERFANGEN VON ERFOLG GEKRÖNT SEIN.

Er ist bekannt für Narretei und Provokation, aber auch für Aufsehen erregende Kunstaktionen: Kultregisseur und Theatermacher Christoph Schlingensief. Der gebürtige Deutsche hat nach überstandener (Lungenkrebs-)Erkrankung einem neuen Projekt Leben eingehaucht. Er möchte in Burkina Faso, eine Autostunde von der Hauptstadt Ouagadougou entfernt, ein Operndorf errichten. Kritiker heulen auf. Doch es ist kein Unding und auch kein Spass, sondern gemäss Eigenaussage Schlingensiefs ein «soziales Kunstprojekt». Architekt ist der lorbeergeschmückte (Aga-Khan-Preis) Francis Kéré. Geplant ist eine kreisförmige Siedlung, in deren Mitte das Fest-

spielhaus steht. Rund um den Zentralbau gruppieren sich spiralförmig weitere Gebäude. So zum Beispiel eine Schule, eine Krankenstation, Wohnungen, ein Restaurant und Künstlerwerkstätten. Tausendsassa Schlingensief sammelte für das Projekt um die eineinhalb Millionen Franken. Er erachtet das Ganze übrigens nicht als Entwicklungshilfe, denn die habe gewissermassen etwas Hoheitliches, etwas gnädig Gewährtes. Er hingegen erhalte etwas zurück, nämlich den Reichtum fremder Kulturen sowie Kraft und Spiritualität der Menschen, die diese Kulturen hervorgebracht haben. «Von Afrika lernen» ist das offizielle Motto – tun wir es ihm doch gleich! CS

DUO INFERNALE – SYNONYM UND AKRONYM

SYNONYME UND AKRONYME HABEN HOCHKONJUNKTUR. ZU RECHT, DENN HINTER IHNEN VERSTECKEN SICH OFT WUNDERBARE INSTITUTIONEN. SO ETWA DAS PROJEKT APOPO, WO GEWÖHNLICHE RATTEN ZUR MINEN- UND TUBERKULOSE-AUFSPÜRUNG ABGERICHTET WERDEN. Für Stereotypisierte ist der Schwarze Kontinent auch heute noch oft Sy­ nonym für Drogen, Gewalt, Armut, Kriege, Voodoo und (Frauen-)Beschnei­ dungen. An den Klischees ist sicher etwas Wahres dran, doch sollte da­ neben auch den unzähligen Akronymen, die Afrika mit sich bringt – in welcher Form auch immer – Augenmerk verliehen werden. OPEC, die Or­ ganisation erdölexportierender Länder, gehört sicherlich zu den bekann­ testen. In dieselbe Kategorie fallen UNO (Vereinte Nationen), IWF (Inter­ nationaler Währungsfonds, auch bekannt unter IMF), OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), Unesco (Organi­ sation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur) und Unctad (Konferenz der Vereinten Nationen über Handel und Entwick­ lung). In der Aufmerksamkeitsskala eher weiter unten befinden sich Aegis (Schweizer Afrikaforschung im europäischen Netz von Afrika­ Codesria (Development of Social Science Research in Africa),zentren), Nepad (New Partnership for Africa’s Development) und MEND (Movement for the Emancipation of the Niger Delta). Währenddem letztere einen staatlichen Hintergrund aufweisen, kommt der Impetus für Apopo von einer Privat­ person (Stichwort Social Entrepreneurship). Das vom Niederländer Bart Weetjens initiierte Projekt ist darauf ausgerichtet, Landminen aufzuspü­ ren. Doch weder Mensch noch Maschinen stehen, nebst Minen natürlich, im Fokus, sondern unser aller Lieblinge: (speziell trainierte Helden-)Rat­ ten. Sie verfügen über ein dem Menschen um Welten überlegenes Riech­ organ und werden ihres niedrigen Gewichts wegen selten bis nie in die Luft gesprengt. Heldenratten können täglich ein bis zu 16 Mal grösseres Gebiet abgrasen als ein Mensch und erfüllen inzwischen sogar die Inter­ national Mine Detection Standards. Die intelligenten Tiere leben im Schnitt acht Jahre lang, sind kostengünstig im Unterhalt und ausserdem dazu be­ fähigt, sofern so trainiert, Tuberkulose (jede Sekunde infiziert sich ein Mensch mit ‹Morbus Koch›) zu erschnüffeln. Apopo wird inzwischen von Privaten und vom Staat finanziert, mit dem Jahresbudget von 1,5 Millio­ nen Franken konnten schon hunderte von Menschenleben gerettet wer­ den. Doch wie vielerorts gilt: Das ist noch immer weitaus zu wenig. CS

KÖNIGIN DES FORTSCHRITTS

EINE GEBÜRTIGE DEUTSCHE REGIERT ÜBER MEHR ALS 200 000 UNTERTANEN. TROTZ IHRER HAUTFARBE WIRD KÖNIGIN MAMAGA NYONUVIAGA AKOSUA VON IHREM VOLK VEREHRT. Ursprünglich stammt die Monarchin aus Hamburg und heisst Cornelia von Wülfling. Seit ihrer Krönung 2007 wird sie auch Mamaga Nyonuviaga Akosua (zu Deutsch: Königin des Fortschritts) genannt, denn die 56-Jährige regiert Alavanyo, eine Region des westafrikanischen Landes Ghana. Die agile Deutsche fand schon immer Gefallen an Afrika und bereist den Schwarzen Kontinent seit mehr als 20 Jahren. Schnell einmal begann sie, afrikanische Heilpflanzen nach Deutschland zu importieren, um damit Potenzmittel herzustellen. Einen stattlichen Teil des Gewinnes investierte sie in die lokale Entwicklungshilfe, wodurch Kindergärten, Schulen, Mädchenwohnheime sowie ein Patenschaftsprojekt für fast 100 Kinder ins Leben gerufen werden konnten. Obwohl sie pro Jahr nur jeweils fünf bis sechs Mal einige Wochen in ihrem Königreich verbringt, ist das Leben der Monarchin in Afrika nicht immer einfach. Sie dazu: «Beim Angebot war ich zuerst fassungslos und wollte aus Angst vor der Verantwortung ablehnen. Dann ist mir aber bewusst geworden, dass ich als Königin den Menschen noch effektiver helfen kann. Inzwischen bin ich Oberhaupt mit dem grössten Hoheitsgebiet Ghanas.» Die Königin weiter: «In Ghana bin ich nie alleine, selbst wenn ich nur einen Schritt mache, ist mein Hofstaat dabei. Doch das stört mich kaum, ich zehre vor allem an der Dankbarkeit der Menschen. Denn das ist das schönste an meiner Arbeit.» CS punktmagazin.ch | No26/2010


012


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WIRTSCHAFTLICHES

TITELGESCHICHTE

Oftmals wird Afrika gleichgesetzt mit Armut, Korruption, Bürgerkriegen, hohen Aids-Raten und unzähligen Malaria-Toten. Dieses Bild ist zwar nicht ganz falsch, jedoch zu einseitig gezeichnet. Seit der Jahrtausendwende nämlich zeigt der Schwarze Kontinent ein eindrückliches Wirtschaftswachstum auf. Afrika ist überdies eine wahre Rohstoffherberge, ein fantastisches Kunstkunterbunt und ausserdem demografisch inte­ ressant. Immer mehr und immer unterschiedlichere Wege dürften künftig nach Afrika führen. WORTERINOBORINI&CYRILSCHICKERPORTRAITELIASULLIMODELLARAOLJACA ARRANGEMENT/MONTAGE/POSTPRODUKTIONFABIANWIDMER

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TITELGESCHICHTE

s S I i e E n N

A a

chon Anfang der 60-er Jahre trug der damalige US-Präsi- rungsfonds (IWF) legte die Wirtschaftsleistung seit 2000 jährlich um dent John F. Kennedy Afrika verbal auf Händen, als er sag- durchschnittlich fünf Prozent zu. Auch 2009, als die Weltwirtschaft te, Europa sei Vergangenheit, USA Gegenwart und Afrika um ein Prozent schrumpfte, wuchs diejenige Afrikas um 1,7 Prozent. die Zukunft. Horst Köhler, kürzlich zurückgetretener Bundespräsi- 2010 dürfte laut IWF-Experten rund drei Prozent mit sich bringen. dent Deutschlands, spricht Afrika auf der Globalbühne ebenfalls ei- Selbstverständlich hat die Wirtschaftskrise ihren Schatten auch auf ne Schlüsselrolle zu: «Die Menschlichkeit unserer Welt entscheidet Afrika geworfen. Rückläufige (Rohstoff-)Exporte und geringere Kasich am Schicksal Afrikas.» Eine der renommiertesten Wirtschafts- pitalzuflüsse wie etwa Auslandinvestionen führen alles in allem zu eizeitschriften, The Economist, hat Afrika schon länger auf dem Radar ner Verschlechterung der makroökonomischen Bilanzen. und attestiert dem sogenannten Schwarzen Kontinent ein beispiello- Unter den 53 Staaten Afrikas, wovon 24 ein Mehrparteiensystem pflegen und über demokratisch gewählte Regierungen verfügen, gibt ses Wirtschaftswachstum. Die erfolgreiche englische Wochenlektüre prognostizierte un- es kaum ein Land, das nicht auf westliche Finanzhilfen angewiesen längst, dass zu Anfang des neuen Jahrzehnts sieben der zehn am ist. Am deutlichsten war der wirtschaftliche Einbruch 2009 im südschnellsten wachsenden Nationen lichen Afrika, wo die Staaten wenider Welt aus (Sub-Sahara-)Afrika ger als zwei Prozent gewachsen sind. «ICH GEBE ZU, DASS ICH SELBER stammen werden. Diese Ansichten Damit lagen sie deutlich unter dem kommen nicht von ungefähr: AfriBevölkerungswachstum von drei NICHT FREI VON KLISCHEES BIN. EINES ka ist der zweitgrösste Kontinent der Prozent – das bereits niedrige ProWelt, ungefähr so gross wie Europa, Kopf-Einkommen fiel weiter. DageDAVON IST: LASST AFRIKA SO WERDEN die USA und China zusammen. Mit gen stieg die Arbeitslosigkeit. Afrika gut einer Milliarde Menschen ist es ist auch in der Moderne noch imWIE WIR, KOMPLETT KAPITALISTISCH. dreimal so bevölkerungsstark wie mer Sinnbild für traurige Geschehganz Westeuropa. nisse, Unvermögen und sinistre ANSONSTEN WERDEN SIE NIE FÄHIG Fatalitäten. Die allgemeine WahrPositives wie Negatives Wirtnehmung ist geprägt von Hunger, SEIN, SICH AUF DER WIRTSCHAFT­schaftlich betrachtet befindet sich von Elend, von Bürgerkriegen. der Kontinent auf einem noch niedLICHEN BÜHNE ZU MESSEN.» rigen Entwicklungsniveau. Afrika Keine Macht dem Klischee Der stellt zwar rund einen Fünftel der damit verbundene Negativeffekt Weltbevölkerung, seine wirtschaftliegt zementschwer auf den Schulliche Leistung macht aber gerade tern Afrikas. Das niederländische einmal drei Prozent der globalen Forschungszentrum Fondad dazu: Wertschöpfung aus. Das Bruttoin«... er hält westliche Entscheidungslandprodukt (BIP) liegt bei gerade mal 1,3 Billionen Franken – unge- träger davon ab, was sie in erster Linie und in aller Bescheidenheit fähr ein Zehntel des US-BIP. Auch der Vergleich mit Deutschland fällt hätten tun sollen: Afrikanischen Politikern helfen, um mit effizienten ernüchternd aus. Obwohl unser Ländernachbar «nur» rund 84 Millio- Massnahmen das Leiden der afrikanischen Bevölkerung zu beenden.» nen Einwohner beherbergt, ist die Wirtschaftsleistung dreimal grösser Selbstverständlich sind wir alle nicht gefeit vor Stereotypen, das ofals diejenige Afrikas mit seiner guten Milliarde Einwohner. fenbart in selbstkritischer Manier sogar einer der Fondad-ExponenDer «Frontier Market» hat in den letzten Jahren eine insgesamt be- ten: «Ich gebe zu, dass ich selber nicht frei von Klischees über Afrika eindruckende Entwicklung vollbracht und kann sich (nicht nur) bin. Eines davon ist, dass ich oft denke: ‹lasst Afrika so werden wie in Sachen Wirtschaftswachstum mit dem Gros der hochgelobten wir, komplett kapitalistisch. Ansonsten werden sie nie fähig sein, sich Schwellenländer messen. Nach Angaben des Internationalen Wäh- auf der weltpolitischen und wirtschaftlichen Bühne zu messen›.» ¬ 014


015

WIRTSCHAFTLICHES

ZEHN AFRIKANISCHE LÄNDER IM FOKUS

ÄGYPTEN

82 Mio. Einwohner

13 Mio. Einwohner

MALI

$

1

13 3 0

151 Mio. Einwohner

2

$

$

$

$

NIGERIA

0

2

400

GAS GAS

1 $

$

3 6 Mio. Einwohner

1

1

Al

2

Ti

GAS GAS

SIERRA LEONE

14 4 0

$

900

21 Mio. Einwohner

GHANA

DEM. REP. KONGO

1 2

1

3

$

$

800

Mn

1

Co

1

300

2

80 000 Einwohner

2

700

BEVÖLKERUNG STADT BEVÖLKERUNG LAND 2008

= 1 MILLION

SEYCHELLEN 3

= 1 MILLION $

BIP 2008

$

0

100

23 Mio. Einwohner

$

$ = 1000 CHF pro Pers.

$

$

$

$

$

$

$

$

$

$

$

-17 0

$

$

$

$

$

$

$

$

0

GESUNDHEITSAUSGABEN

$

1

= 10 CHF pro Pers.

2006

AUSLÄNDISCHE DIREKTINVESTITIONEN (FDI) in Mio. CHF / 2007

18 Mio. Einwohner

ANGOLA

42 Mio. Einwohner

TANSANIA

HAUPTEXPORTGÜTER 2007 $

GAS

DIAMANT

ALUMINIUM

Al

MANGAN

Mn

FISCH

KAKAO

SESAM

OLIVENÖL

KOBALT

Co

GAS GAS

ERDÖL

TITANIUM

GOLD

PLATIN

$

$

$

$

$

$

650 0 $

Pt BAUMWOLLE

Pt

3

Ti KAFFEE

$

TABAK

50 Mio. Einwohner

SÜDAFRIKA

2

MANGO

$

$

$

$

$

$

$

$

$

$

DER GESAMTE KONTINENT ANTEIL GLOBALE ROHSTOFF-RESERVEN

BIP-WACHSTUM

100%

8%

Afrika

(Real)

Welt

*erwartet

50

6%

40

5%

30

4% 3%

20

2%

10

1%

2002 *2012

*2011

2009

*2010

2007

2008

2006

2004

2005

2003

2002

2001

2000

Platin Diamant Kobalt Phosphat Chrom Gold Magnesium Titan Ackerland Öl Naturgas

-1%

2007

0

0%

2006

0%

2004

20%

2005

40%

2003

60%

(FDI / in Mrd. CHF) 60

7%

80%

DIREKTINVESTITIONEN

Quelle: UN, Unctad, IMF, Credit Suisse, African Economic Outlook

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TITELGESCHICHTE | AFRIKAS BISSIGE ZAHMHEIT

Damit ist gleich ein wunder Punkt ins Feld geführt worden. Denn der industrialisierte Westen neigt dazu, sein System auf jedwede andere Nation übertragen zu wollen – unabhängig der jeweiligen Historie. Xavier Sala-i-Martin, ein viel beachteter Wachstumstheoretiker, unterstreicht diese Aussage in seiner an der New Yorker Columbia University veröffentlichten Studie «The African century: Namibia as a pacesetter». In dieser zeichnet der spanische Wirtschaftsprofessor gemeinsam mit Co-Autor Maxim Pinkovskiy ein völlig neues Bild von Afrika. Er betreibt dabei keine Augenwischerei, und selbstverständlich ist Blutweinen völlig richtig, wenn man Schauergeschichten lesen muss, in denen mehr als 500 Christen von muslimischen Nomaden regelrecht gemeuchelt werden. Sinkende Armut, steigendes Einkommen So geschehen Anfang 2010 in Nigeria. Doch ist es immer einfach, zu kritisieren und nur das Schlechte zu sehen. Scheuklappen stehen Pferden gut, uns Menschen nicht. Exemplarisch für die vielerorts als spektakulär bezeichneten Studienergebnisse darf Mosambik aufgeführt werden. Das südostafrikanische Land – über die «Strasse von Mosambik» kommt man auf den Inselstaat Madagaskar – hat einen Strukturwandel vollzogen, der seinesgleichen sucht. Seit 1992 sind um die 1200 Staatsfirmen privatisiert worden, die jährlichen Wirtschaftswachstumsraten lagen in jüngerer Vergangenheit nie unter acht Prozent und die Kindersterblichkeit ging innert Kürze um 40 Prozent zurück. Allgemein vollzieht sich in Afrika ein kaum beachteter, aber rasanter wirtschaftlicher Aufholprozess. Davon profitiert nicht nur die korrupte Elite. Besonders wenig betuchte Nationen südlich der Sahara haben Mitte der 90-er Jahre eine einschneidende und anhaltende Trendwende eingeläutet respektive vollzogen. Stagnation auf breiter Front, das war einmal. Die durchschnittliche Wirtschaftsleistung der insgesamt 48 untersuchten Länder wächst seither unentwegt. Das Pro-Kopf-Einkommen beispielsweise ist zwischen 1995 und 2006 von kaum 2000 auf über 2400 Franken gestiegen. Zum Thema Armut sagt Sala-i-Martin: «Sie sinkt in Afrika viel schneller, als alle glauben. Die positive Entwicklung ist bemerkenswert.» Bemerkenswert ist vor allem, dass die Armut nicht nur in Staaten zurückgeht, die von ihrer günstigen geografischen Lage profitie-

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ren (Nigeria, Angola) oder von ihrer Rohstofffülle, sondern auch in solchen, die mit generell schlechten Bedingungen konfrontiert sind. Viele haben es geschafft, sich von einzelnen Branchen oder Exportprodukten unabhängig zu machen. Als Beispiel sei Tansania erwähnt, das zwar noch immer stark in der Landwirtschaft zugegen ist, sich aber mit Tourismus zunehmend ein zweites Standbein aufbaut. M & M, Mali und Mango Für zehn Prozent des BIP zeichnen inzwischen ausländische Gäste verantwortlich. Selbst die viel gescholtene Entwicklungspolitik – auch hierbei ist eine differenzierte Betrachtungsweise unabdingbar – treibt immer wieder schöne Blüten. Mali, das zwischen Niger, Mauretanien, Burkina Faso und Algerien liegt, darf da herausgestrichen werden. Bis vor wenigen Jahren wurden hauptsächlich Baumwolle, Vieh und Gold ausgeführt. Die ebenso in Mali angebauten Mangos – sie zählen zu den hochwertigsten weltweit – konnten nicht exportiert werden, da der Früchtetransport zu teuer war. Über einen eigenen Meereszugang verfügt Mali nicht. Die Transportfähigkeit war erst gegeben, als mit Unterstützung der Weltbank ein innovatives Container-System eingeführt wurde. Seither stieg die jährliche Ausfuhrmenge um 25 Prozent. In Tonnen ausgedrückt enterten im letzten Berichtsjahr fast 12 000 die Landesgrenze. Obige Beispiele repräsentieren kaum Afrika als Ganzes. Doch sie zeigen, dass etwas passiert und eingeläutete Änderungen greifen. Sala-i-Martin glaubt sogar, dass (zumindest Sub-Sahara-Afrika betreffend) das eine UN-Millenniumsziel (Millennium Development Goals, MDG), die Beseitigung von Armut und Hunger, pünktlich erreicht werden kann. MDG beinhalten insgesamt sieben Ziele, unter anderem die Senkung der Kindersterblichkeit und die Gewährleistung von Schulleistung für alle Kinder. Rohstoffe, aber nicht nur Der Bericht «The Millennium Development Goals» des African Economic Outlook, einer gemeinsamen Plattform der African Development Bank, dem OECD Development Centre und der UN Economic Commission for Africa, ist diesbezüglich um einiges düsterer. Dort heisst es, dass die Ziele bis 2015 kaum zu erreichen sind (Ausnahmen stellen einzelne nordafrikanische Länder dar). Gründe seien einerseits das global schrumpfende Wirtschaftswachstum und andererseits generelle Preissteigerungen für Esswaren des täglichen Gebrauchs. Überdies trügen die Klimakapriolen eine Mitschuld. Wie überall klaffen Expertenmeinungen auch in Bezug auf Afrika oft auseinander. Afrika ist aber nicht gleich


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WIRTSCHAFTLICHES

Bild 01: Auch wenn HIV allgegenwärtig ist, wissen nur wenige Afrikaner wirklich etwas über das tödliche Virus. Bild 02: Düster präsentiert sich die Lage vielerorts, dennoch hat das Lachen oft Hochkonjunktur. Ein fröhliches Damentrio bei der Verarbeitung von «shea nuts». Bild 03: Diese charmante Vogelperspektive treibt wohl jedem Ornithologen die Schamesröte ins Gesicht. Zu sehen ist der stark ausgetrocknete Faguibine-See.

Afrika. Der Kontinent muss differenziert betrachtet werden. Des Weiteren ist zu berücksichtigen, dass der Wirtschaftsaufschwung seit etwa 15 Jahren besteht. Die in den letzten zwei Dekaden entstandenen politischen Fortschritte vieler afrikanischer Länder blieben nur Rahmenbedingungen für den Aufstieg. Der wirkliche Hintergrund für die Erfolge ist vielmehr die Hausse der Rohstoffpreise wie auch -nachfrage. Der Kontinent ist gesegnet mit Bodenschätzen. So finden sich beispielsweise unter den zehn weltgrössten Erdölproduzenten gleich drei Afrikaner: Angola, Nigeria und Algerien. Nigeria weist die grössten Erdölressourcen Afrikas auf und überholt damit wesentlich bekanntere Erdölländer wie Brasilien oder Kasachstan. Somit wird klar, dass Erdöl das wichtigste Exportprodukt Afrikas ist – per Ende 2007 mit einem Anteil von beinahe 50 Prozent. Gold (25 Prozent der globalen Bestände), Metallerze wie Zink, Magnetit, Wolfram und Diamanten (50 Prozent der Weltreserven) machen einen weiteren Mammutanteil aus. Auch wenn der Rest vergleichsweise klein ist, überzeugt die Vielfalt der Ausfuhrgüter. Das sind unter anderem Nickel, Kobalt, Silber, Kupfer, Zement, Olivenöl, Tabak, Kaffee, Meerestiere, Titan, Vanille, Tee, Sesam, Zucker, Kautschuk, Nüsse, Sesam und Aluminium. Nicht minder überzeugend zeigt sich Afrikas Exportmengenwachstum (2003 bis 2007), das per annum gut 34 Prozent betrug. Ungleich gefüllte Waagschale Die Schattenseite der (Rohstoff-)Medaille ist, dass der Reichtum ungleich verteilt ist. Manche Länder haben kaum Commodities, während man bei anderen quasi nur mit einem Löffel ein wenig Erde abschöpfen muss, um darauf zu stossen. Rohwaren bergen zudem die Gefahr der Begünstigung gewisser Anti-­ Strukturen: extreme Bürokratie, Vetternwirtschaft, Ausbeutung von Menschen, Missbewirtschaftung fruchtbarer Ländereien. Inzwischen sickern Rohstoff-Einnahmen auf unterschiedlichste Art und Weise auch in andere Wirtschaftsbereiche durch. Aber man darf sich nicht

täuschen lassen. Der Schwarze Kontinent hängt am Rohwaren-Tropf. Rund 80 Prozent aller Exporte aus Afrika sind Rohstoffe oder verwandt mit den Rohwaren. Doch welche Treiber werden zukünftig dafür besorgt sein, einen weiterhin flotten Anstieg der Wirtschaftsleitung zu gewährleisten? Einer der stärksten ist sicher das «Land des Lächelns». Die chinesische Wiederentdeckung Afrikas fand just dann statt, als die Einflüsse anderer Grossmächte ständig zurückgingen. Mit der Wiederentdeckung der weltpolitischen und wirtschaftlichen Bedeutung Afrikas begann die Regierung in Peking, dem Kontinent mehr politische, wirtschaftliche und diplomatische Aufmerksamkeit zu widmen. Mittlerweile leben in Afrika um die 800 000 Chinesen, alleine in Namibia sind es mehr als 10 000. Viele Strassennamen stehen dort längst auch in Mandarin geschrieben. Die Schilder wurden von der Regierung Chinas als Ausdruck des intimen Verhältnisses zwischen den beiden Staaten gestiftet. Einige mögen sich zu Recht fragen, weshalb denn China derart (strategisch) stark mit Afrika verschachtelt ist. Das Reich der Mitte hat ein starkes Interesse, den Kontinent nach chinesischer Art und Weise zu industrialisieren, zu modernisieren. China sichert sich auf Jahrzehnte hinaus Anteile der schier unerschöpflichen Rohstoffvorkommen, liefert im Gegenzug nicht nur Arbeitskräfte und Know-how, sondern investiert auch kräftig in die afrikanische Infrastruktur und bearbeitet einen weiteren Absatzmarkt für Konsumgüter. In der letzten Dekade stieg das chinesisch-afrikanische Handelsvolumen jährlich um 30 Prozent, alleine zwischen 2000 und 2008 hat es sich verzehnfacht – auf um die 120 Milliarden Franken. Harsche Gefahren, keine Frage Die gewieften Chinesen möchten aber nicht nur ihren Rohstoffhunger stillen. Sie sind ebenso darauf erpicht, möglichst rasch mit der immer kaufkräftiger werdenden Mittelschicht anzubandeln. So haben etwa chinesische Plastiksandalen ¬ punktmagazin.ch | No26/2010


TITELGESCHICHTE | AFRIKAS BISSIGE ZAHMHEIT

Epizentrum in Somalia liegt, ist nur eine der unzähligen Gefahren. Dazu gehören ebenso Bürgerkriege, wobei diese bezüglich Anzahl rückläufig sind. Kindersoldaten, Korruption, Armut, Frauenbeschneidungen, Sklaverei und Krankheiten fallen ebenso in diese Kategorie. Ein nicht zu unterschätzendes Ungemach ist überdies der Bildungsmangel. Und die Bildungsflucht. Denn wenn ein Afrikaner über eine gute Bildung verfügt, ist der erträumte Schritt ins Ausland nur einen Katzenwurf von der Realität entfernt. Speziell Exponenten aus dem Gesundheitswesen, Lehrer und Ingenieure emigrieren ins Ausland. Laut United Nations Development Programme käme es zwischendurch soweit, dass es – Sierra Leone ist ein Beispiel – in gewissen Ländern Afrikas weniger einheimische Ärzte vor Ort als im Ausland gäbe.

Eingang in jedes afrikanische Dorf gefunden und damit das alltägliche Erscheinungsbild auffallend verändert. China ist jedoch nicht der Einzige Afrika-Interessent. Der Frontier-Markt steht hoch oben in der Gunst unzähliger global operierender (Konsum-)Güterhersteller. Der im Mai 2010 veröffentlichte Global-Investor-Bericht der Credit Suisse unterstreicht diese Aussage. Unternehmen wie Reisehändler Dufry, Tabakkonzern British American Tobacco, Luxusgüterfirma Richemont oder Lebensmittelgigant Danone seien in Afrika sehr gut aufgestellt. Das gilt ebenso für das Mammutkonglomerat Nestlé mit seiner «Popularly-Positioned-Products-Strategie». Sie alle profitieren (nebst Rohstoff-Boom und kaufkräftigem Binnenmarkt) von florierenden Hauptindustriezweigen wie Tourismus und Landwirtschaft. So zukunftsträchtig alles auch ist, besteht doch auch ein gewaltiges Negativ-Potenzial. Die Hochsee-Piraterie, deren

AFRIKOHOL Gemäss Adrian Botha hat Afrika ein Alkohol­ problem wie jeder andere Kontinent oder jedes andere Land auch. Botha ist Execu­ tive Director von ARA, der Industry Association for Re­ sponsible Alcohol Use. Wirft man gemeinsam mit Botha einen Blick auf die World Drink Trends 2005, so sieht man, dass der Deutsche 10,2 Liter pro Kopf und Jahr rei­ nen Alkohol (Umrechnungs­ wert, der als Vergleich he­ rangezogen wird) getrunken hat, der Südafrikaner deren 4,6. Herr und Frau Schwei­ zer, diesmal gemäss Eidge­ nössischer Alkoholverwal­ tung (EAV), konsumierten im selben Jahr 8,5 Liter reinen Alkohol. Dass die Lage in Af­ rika aber dennoch nicht ro­ sig ist, zeigt auf die eine Sei­ te Bothas finstere Miene und auf die andere Seite seine 018

Die wirkliche Afrika-Story Für jeden, ob Tourist, Anleger, Lehrer oder Allgemeinwissensdurstiger, gilt es, Pro und Kontra abzuwägen. Das heisst, jeder soll sich ein eigenes Afrikabild zeichnen. Es soll betont sein, dass die Gefahren in, mit und um Afrika nicht aus Zuckerwatte sind. Handkehrum soll man sich nicht dahinter verstecken und den Kontinent unüberlegt verballhornen. Mit Afrika ist zu rechnen, sowohl kurz-, mittel- als auch langfristig. Dafür dürfte – zusätzlich zu all den bereits erwähnten Positivpunkten – das gigantische Bevölkerungspotenzial sorgen, Stichwort Demografie. Das Durchschnittsalter der fünf bevölkerungsreichsten Nationen Afrikas (Nigeria, Ägypten, Äthiopien, Kongo, Südafrika) mit einer Gesamtbevölkerung von gut 424 Millionen Menschen beträgt 20,3 Jahre. Das ist unglaublich niedrig. Helvetien weist beispielsweise ein durchschnittliches Alter von 41 Jahren und Deutschland gar von 43,8 Jahren auf. Man muss also kein Prophet sein, um zu erkennen, wo die Zukunft liegt – sofern sich die bisherige Entwicklung in Zukunft weiter positiv fortsetzt. Sind wir nicht alle ein bisschen Afrika?

darauf folgende Antwort: «Jedoch, und das kommt von der Apartheid her, be­ steht ein riesiger Schwarz­ markt.» Marktkenner und Experten schätzen, dass je­ der fünfte Alkoholkauf unter der Hand geschehe. Extrem gefährlich seien insbeson­ dere die Surrogate, also der nicht ganz vollwertige Alko­ hol, der mitunter stümper­ haft selber hergestellt wird. Selbstverständlich muss die Alkoholindustrie trotzdem nicht darben, schliesslich ist (Süd-)Afrika ein viel beach­ teter Fleck auf der Wein­ landkarte. Mammutkonzerne wie SABMiller, Distell Group Ltd. und Brandhouse – letz­ terer ist ein lokaler Distribu­ tionskanal, der mit Diageo und Heineken zusammen­ spannt – sind die dominan­ ten Marktteilnehmer. Die an der Johannesburg-Stock-

Verschiedenste Videobeiträge zum Thema Afrika sind zu finden unter: www.investchannel.ch

Exchange gelistete Distell Group Ltd. beschäftigt über 4000 Mitarbeiter und unter­ hält Marken wie Klipdrift, Durbanville Hills und Neder­ burg. Brandhouse verfügt laut Botha über eine Beleg­ schaft von knapp 1000 Per­ sonen. Sie sorgen dafür, dass Brands wie etwa John­ nie Walker, Smirnoff, J&B, Jose Cuervo, Baileys und Amstel auf dem Schwarzen Kontinent beliebt (-er) wer­ den respektive weiterhin be­ liebt bleiben. Dies wird vor allem bei ausländischen Bieren nicht sonderlich schwer sein, denn inländi­ sche Traditionsprodukte dürfen einen 3,5-ProzentAlkoholwert von Gesetzes wegen nicht übersteigen. Apropos (Alkohol-)Gesetze, davon gibt es einige in Afri­ ka. Unter anderem den «Ea­ stern Cape Liquor Act 10 of

2003». Dieser verbietet ei­ gentlich Trunkenheit als sol­ che, denn angesäuselt darf man nicht sein auf der Stras­se, in Gassen, in La­ gerhäusern, in Einkaufszen­ tren, auf öffentlichen Plät­ zen, in Parks, auf den Märkten, in Parkhäusern, im öffentlichen Transportwe­ sen, in Kaffees, in Restau­ rants, auf Rennbahnen, an Unterhaltungsorten (was auch immer damit gemeint ist) und, jetzt kommts: «any other premises or place to which the public is granted access». Bleibt also nur noch zu hoffen, dass das ei­ gene Privatgrundstück ir­ gendwo alleine in der Wüste oder im Dschungel liegt. Oder man trinkt zeitlebens nur noch Kaffee, RooiboschTee, Mangosaft, Wasser und wem es schmeckt: Kokos­ nussmilch. Lecker!? CS


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WIRTSCHAFTLICHES

AUF DEN PUNKT

In den meisten Staaten südlich der Sahara ist die politische Lage instabil. Soziale Spannungen, Konflikte und Korruption sind an der Tagesordnung

s S I i e E n N

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und trüben das (Investitions-)Klima. Politische Instabilität und eine ungewisse Sicherheitslage sind für viele ein arg rotes Tuch, des Rätsels Lösung heisst Diversifikation.

WORTEVALERIOBONADEIBILDMARTINHARVEY

n den letzten drei Dekaden entwickelte sich die Wirtschaft afrikanischer Länder südlich der Sahara im Vergleich zu anderen unterentwickelten Weltregionen (Asien ex China, Zentral- und Südamerika) langsamer. Afrika errang im Jahre 2006 innerhalb der Gruppe der Low Developed Countries anteilsmässig nur gerade mal 1,8 Prozent aller Weltexporte respektive 1,5 Prozent der Importe. Die UNO und die Weltbank indes versuchen, die wirtschaftliche Entwicklung Afrikas zu forcieren. Über die Heilmethoden sind sich alle klar: Verringerung der Armut, ökonomische Reformen, Schuldenreduktion, regionale Integration und die Diversifikation von Volkswirtschaften. Die Kreditvergabe knüpfen beide Institutionen an Massnahmen, die entwicklungshemmende soziale und politische Spannungen lindern sollen.

Die für die wirtschaftliche Entwicklung nötigen politischen Veränderungen gehen aber nur schleichend voran. Viele Staaten bemühen sich jedoch, mit demokratischen Strukturen eine solide politische Ordnung herzustellen. Obwohl demokratische, Heil bringende Regierungsformen jeweils eine starke Zustimmung in der Bevölkerung geniessen, mangelt es zunächst an ausgegorenem Demokratieverständnis. Die «Volksherrschaft» wird auf ein Wahlsystem reduziert, das politische Führer mit Ämtern beschmückt und Individuen als aneinandergereihte Marktteilnehmer sieht. Indes fehlen klare demokratische Regeln und eine organisierte Zivilgesellschaft. Forscher sehen den mangelnden Meinungspluralismus (Einbezug unterschiedlicher Positionen) als entscheidendes Element im Heilungsprozess. Es erstaunt kaum, dass Wahlen sehr oft in Aufstände oder gar Bürgerkriege und militärische Interventionen münden. ¬

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AUF DEN PUNKT | HEISSES INVESTITIONSKLIMA

Die Schwäche afrikanischer Regierungen äus­sert sich insbesondere in der Korruption. Kürzlich alarmierte die Weltbank, dass die ausufernde «stille Korruption» (Vernachlässigung von Pflichten durch Staatsbedienstete) die Ausbreitung der Armut fördere.

Bild 01: Als hätte Korruption Widerhaken, die afrikanische Gesellschaft bringt sie einfach nicht los. Das gilt auch für den Ort Chipata, Sambia. Bild 02: Mutter und Kind auf der Flucht von den toxischen Klauen ­Robert Mugabes, dem präsidialen Schreckensherrn.

Akzeptierte Korruption In mehreren AfrikaStaaten kommt unter anderem die Bildung zu kurz, weil Lehrer bis zu 25 Prozent ihrer Arbeitszeit versäumten. Im Gesundheitsbereich könnten durch eine Verbesserung dieser eher unspektakulären Korruptionsart viele Todesfälle durch Krankheit vermieden werden. Auch in der Landwirtschaft sind die Folgen deutlich sichtbar. Nur wenige Bauern verwenden Dünger, da dieser meist von minderwertiger Qualität sei. Laut Report der Weltbank enthalten 43 Prozent der in Schwarzafrika hergestellten Düngemittel nicht die notwendigen Nährstoffe, da Produktion und Vertrieb mangelhaft kontrolliert würden.

Die Weltbank – sie berichtet regelmässig über die Lage in Entwicklungsländern – ist allerdings selbst in die Kritik geraten. Geschäftsführer der Nichtregierungsorganisation Development Gap, Doug Hellinger, wirft der Kreditinstitution vor, zur Verschärfung der Probleme beigetragen zu haben. Die Bank habe Afrika Strategien des Nordens übergestülpt und damit die Ausbreitung von Korruption begünstigt. Darlehen seien so lange zurückgehalten worden, bis die Länder die von der Weltbank vorgeschriebenen neoliberalen Strukturanpassungsprogramme vollständig umgesetzt hätten. Die dadurch vorangetriebene Privatisierung von Unternehmen und der Abbau von Zöllen hätten vor allem Firmen aus Industriestaaten Vorteile verschafft, kritisiert er. Korrupte Praktiken seien kulturell bedingt, also eine Folge der Schenk-Kultur. In Afrika sei es völlig normal, dass man Staats022

dienste mit Nebenleistungen abgelte. Die Akzeptanz korrupter Praktiken ist auch mit Umfragen belegt. Von rund 100 000 befragten Afrikanern finden es 37 Prozent mindestens verständlich, wenn ein Beamter öffentliche Aufträge an Freunde und Bekannte vergibt. 23 Prozent finden es in Ordnung, wenn dieser Beauftragte keine genügenden Qualifikationen für die Auftragserfüllung hat. 21 Prozent können nachvollziehen, dass ein Beamter zusätzliche Zahlungen für eine Dienstleistung verlangt, die zu seinem Job gehört. Der zitierte Kilian Reber von der UBS sieht in der Korruption eine grosse abschreckende Wirkung für Investitionen: «Korruption ist in Afrika, vor allem in den sub-saharischen Ländern, leider noch immer weit verbreitet und wird nicht von heute auf morgen verschwinden.» Konflikte und Bürgerkriege Zwischen 1990 bis 2005 wurden in 23 afrikanischen Staaten über 284 Milliarden Dollar für bewaffnete Konflikte ausgegeben. Dies entspricht eineinhalb Mal den Ausgaben für Bildung und Sicherheit respektive 15 Prozent des afrikanischen Bruttosozialprodukts. Vielerorts leiteten Militärdiktaturen ihre Legitimation von marxistischen Ideologien ab. Auch in der Bevölkerung überwiegt die Ansicht, dass militärische Gewalt das beste disziplinierende Mittel und ein effizientes politisches Instrument sei. Die Opferzahlen sind haarsträubend: 3,3 Millionen Menschen starben alleine im ruandischen Genozid 1994. Die Anzahl indirekter Opfer durch die ökonomischen und sozialen Folgen ist rund 14 Mal höher. Für die Forscher Diamond, Linz und Lipset hängen sämtliche Konflikte mit ethnischer Zersplitterung, schwachen politischen Strukturen, Legitimationsdefiziten, unterminierten lokalen Institutionen, staatlichen Monopolen über der ökonomischen Entwicklung und schwach ausgeprägten privatwirtschaftlichen Strukturen zusammen. Auch die Beendigung von einigen Bürgerkriegen, wie etwa in Angola, Mosambik, Sierra Leone und Liberia, hat die Besorgnis über zunehmende Gefahren neuer bewaffneter Konflikte nicht gelindert. Instabilität ist vor allem im wieder aufgeflackerten Spannungsfeld zwischen Äthiopien und Eritrea, der Auseinandersetzung in der Demokratischen Republik Kongo*, den Staatsstreichen in Mauretanien und Guinea sowie der tiefen politischen Krise auf Madagaskar zu erwarten. Mitunter haben die aktuellen Proteste rund um die Verteuerungen von Lebensmitteln die Regierungen von Burkina Faso, Äthiopien, Kamerun, Elfenbeinküste und Senegal in Bedrängnis gebracht.

* Die Demokratische Republik Kongo ist nicht zu verwechseln mit der Republik Kongo (vormals Mittelkongo respektive Volksrepublik Kongo).


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WIRTSCHAFTLICHES

AUF DEN PUNKT

VON DER STRASSE ZUM HYPERMARKT

Supermärkte nach westlichem Vorbild sind wichtige Indikatoren für den Zustand einer Infrastruktur. Denn sie funktionieren nur mit ausgebauten Transportwegen sowie einer guten Strom- und Wasserversorgung. Afrika hat Aufholpotenzial.

WORTEMATTHIASNIKLOWITZ BILDEVERYTHINGSPOSSIBLE.WORDPRESS.COM

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wischen Abrechnungen und Einstellungsgesprächen findet Anton Wagenaar, Chef von Shoprite, einem der grössten Supermärkte in Nigerias Hauptstadt Lagos, die Zeit für eine kurze Betriebsführung. Spätestens beim zweiten Regal jedoch verlieren die raren westlichen Besucher die Orientierung – und den Bezug zum Land sowieso. Hypermärkte wie diesen hat Shoprite bereits in Südafrika aufgebaut – jetzt soll Nigeria erschlossen werden. «Unser grösstes Problem ist die Verbesserung der Supply Chain», dämpft Wagenaar die hohen Erwartungen in Westafrika. «Im Retailhandel kumulieren sich alle Infrastrukturprobleme und -lücken des Kontinents», sagt Kirsty Laschinger, ihres Zeichens Analystin bei Investec, einem Broker aus Südafrika. Sie weiter: «Denn hier braucht man allwettertaugliche Strassen für die Distribution und den Kundenzugang, eine gute Stromversorgung für Kühlung und Kassensysteme und eine Wasserversorgung für die Nebenbetriebe wie Restaurants.» Mammutanteile für Nigeria und Südafrika Wo diese Voraussetzungen fehlen, ist es laut einem Bericht der Weltbank teilweise einfacher und billiger, Lebensmittel zu importieren. Bis heute dominieren auf dem Kontinent die fliegenden Strassenverkäufer. In grösseren Dörfern und urbanen Gebieten werden sie ergänzt durch kleine Lebensmittel­geschäfte. «Auf die Supermärkte, so wie wir sie kennen, entfällt erst zehn Prozent des Umsatzes», erklärt Laschinger weiter, «und alleine auf Nigeria und Südafrika entfallen 160 Milliarden Franken. Dies entspricht rund 53 Prozent des gesamten afrikanischen Supermarkt-Lebensmittelumsatzes.» Lediglich in Südafrika gibt es dank der Infrastruktur auch ein Supermarktsystem, das sich mit vergleichbaren aufstrebenden Ländern wie den Philippinen, Mexiko oder Chile messen kann. Aber auch hier wird erst jeder sechste Rand für Lebensmittel im Supermarkt ausgegeben. Es mutet paradox an, dass auf dem Kontinent mit der schlechtesten Verkehrsinfrastruktur, welche die Mobilität überall behindert, mobile Zahlungsdienste via Handy mit dem SIM-Guthaben als Bankkonto- und Debitkartenersatz vergleichsweise weit verbreitet sind. Für Supermärkte sind solche Systeme wichtig – denn erst sie er-

möglichen die Abkehr von der Tauschwirtschaft. Über 70 Prozent der Einwohner leben in Reichweite einer Basisstation. Aber lediglich ein Viertel der Bewohner verfügt zu Hause über elektrischen Strom. Gemäss einem im Mai 2010 veröffentlichten Bericht der Weltbank müssten in Afrika über eine Dekade jährlich 93 Milliarden Franken investiert werden, um auf das Niveau der aufstrebenden Länder Asiens zu gelangen. Zum Vergleich: China investierte in den letzten 20 Jahren sowohl gemessen an der eigenen Wirtschaftskraft als auch an den absoluten Geldbeträgen mehr als das Doppelte. Wichtigste Schwachpunkte des Kontinents sind laut dem jüngsten Bericht der Africa In­ frastructure Country Diagnostics (AICD) die Energie- und die Wasserversorgung sowie das Verkehrs­system. So muss mehr als ein Fünftel der Bevölkerung von Kamerun, Ghana, Mauretanien, Niger oder Tansania mehr als zwei Kilometer bis zur nächsten sauberen Trinkwasserquelle laufen.

se eta­blieren. Die Entwicklung hängt auch von den Direktinvestitionen der vier Supermarktketten Massmart, Pick n Pay, Shoprite und Spar in den einzelnen Ländern ab. Das Management von Massmart gibt sich selbstbewusst. «Wir haben gesehen, dass es in jeder grösseren afrikanischen Stadt Nachfrage nach einem Supermarkt gibt», meinte Finanzchef Guy Hayward anlässlich des letzten Analystengesprächs, «aber wir haben auch gesehen, dass ein breites Warenangebot wichtiger ist als die Konzentration auf verderbliche Lebensmittel, die bei Pannen aufgrund der schlechten Infrastruktur verderben können.» Älteren Schweizer Konsumenten mag das bekannt vorkommen. Das wichtigste westliche Vorbild von Shoprite? «Migros, natürlich!»

Die an der Börse Südafrikas (JSE) gelistete Ge­ mischtwarenladenkette Shoprite trat auch schon in den indischen Markt ein. Für einmal war eine Shop­

Migros, natürlich! «Es ist verführerisch, die rasche Entwicklung, die wir in anderen aufstrebenden Regionen der Welt gesehen haben, auch auf Afrika zu übertragen», warnt Laschinger. Und sie ergänzt: «Wir gehen deshalb davon aus, dass dieser Infrastruktur-Aufbauprozess mit Supermärkten erst mittelfristig die grossen Städte erreicht.» Denn neben der Infrastruktur mit Strassen, Strom- und Wasserversorgung muss sich auch eine Mittelklas-

rite-Aktion aber nicht erfolgreich. Shoprite erwirt­ schaftete jüngst eine Umsatzrendite von fünf Pro­ zent, womit sie vielerorts seinesgleichen sucht. www.shoprite.co.za

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AUF DEN PUNKT

DANK MOBILEM ZEITGEIST AUS DER ARMUT WORTERINOBORINIBILDFABIANWIDMER

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ährend hierzulande verzweifelt neue Geschäftskonzepte für den Mobilfunk gesucht werden und täglich zweckmässige und auch weniger sinnvolle Applikationen für Smartphones entstehen, ist das Handy in Afrika ein – wenn nicht das – (Überlebens-)Instrument des Alltags­ lebens. Viele Bewohner des Schwarzen Kontinents haben für unser Verständnis sehr fremde Herausforderungen zu meistern. Die Mobilfunktechnologie erweist sich dabei als wichtigster Entwicklungshelfer. Wie keine andere Erfindung ist das Mobile auf Afrika mit seiner mangelhaften Infrastruktur – die Strassen sind schlecht, es mangelt an Fahrzeugen und ein Festnetz fehlt oft gänzlich – zugeschnitten. Die Vereinten Nationen sehen die Verbreitung mobiler Telekommunikation in armen, strukturschwachen Regionen als einen wichtigen Schritt zur Beseitigung der Armut. Wer Zugang zu Kommunikationsmedien hat, dem eröffnen sich auch wirtschaftliche Chancen. Achtung Elefanten! So lassen sich Bauern in Kenia beispielsweise per Kurzmitteilung vor Elefanten, die ihre Ernte bedrohen, warnen. Farmer und Fischer informieren sich über Marktpreise und können so ihre Lagerhaltung und Verkäufe weitaus profitabler als zuvor organisieren. In Nigeria bekommen Jobsuchende die neusten Stellenanzeigen per SMS und in Südafrika nutzen die weniger Betuchten die «call me»-Funktion, mit der sie gratis bis zu fünf Kurzmitteilungen pro Tag versenden können. Der Grund ist einfach: Der Empfänger wird um Rückruf gebeten, somit erspart man sich den Anruf, falls auf der Karte nicht genügend Guthaben vorhanden ist. Der Radius an Einsatzmöglichkeiten geht weiter: Ägyptische Aktivisten nutzen das Mobiltelefon seit Jahren, um ihr Engagement für Menschenrechte zu koordinieren. Per Handy vernetzen sie sich in Echtzeit, Videos von Folterungen werden innert Kürze ins Internet gestellt. Auch die Politik hat die Mobiltechnologie für sich entdeckt: Bei der Präsidentenwahl in Ghana Ende vergangenen Jahres waren HandyKurznachrichten der Kandidaten an die Wähler ein beliebtes Wahlkampf-Instrument. Mobiles Geld In Afrika werden Handys noch für ganz andere Dinge genutzt. Eine besonders erwähnenswerte Innovation ist das 024

Weltweit ist fast jeder vierte Mensch online, in Afrika sind es nicht einmal sechs Prozent der Bevölkerung. Dafür besitzt jeder zweite Erwachsene ein Handy. Auf dem Schwarzen Kontinent ist das Mobiltelefon das wichtigste digitale Werkzeug überhaupt. Der afrikanische Mobiltelefonmarkt verfügt denn auch über die weltweit höchsten Wachstumsraten. Eine Erfolgsgeschichte, die sich weiter fortsetzen dürfte. «mobile Geld». Dessen Siegeszug begann bereits im März 2007, als der Anbieter Safaricom ein Angebot lancierte, das Geldtransfers per Mobile erlaubte. Vorher mussten oftmals lange Reisen angetreten werden, um an Bargeld zu kommen. Es wurde etwa von Verwandten oder vom Ehemann per Post in die nächste Stadt geschickt, Überfälle waren an der Tagesordnung. Durch den Verzicht auf Bargeld ist diese Gefahr deutlich gesunken. Inzwischen werden sogar Löhne mit dem Handy bezahlt. Das Verfahren ist denkbar einfach. Der Kunde lässt sich registrieren, bekommt eine Nummer und ein Passwort und verfügt damit über ein (Geld-)Konto. Ist Guthaben vorhanden, kann er von zu Hause oder unterwegs Überweisungen tätigen. Für Ein- und Auszahlungen sorgen kontinentweit lizenzierte Service-Shops wie Tank­ stellen, Internet-Cafés oder Lebensmittel­ geschäfte. Die südafrikanische First National Bank betreut bereits über 1,4 Millionen Kunden, die ihr Handy für Bankgeschäfte nutzen. Eine rasante Nachfrage erlebt dieser Dienst derzeit in Kenia, wo ihn – bei seinen 40 Millionen Einwohnern – bereits über zehn Millionen Kunden nutzen. In allen Schwellenländern zusammen könnten Mobilfunkanbieter bis 2012 gemäss dem Weltverband der Mobilfunkunternehmen, GSM Association, mit Finanztransaktionen via Handy an die 7,9 Milliarden Franken verdienen. Alleine der grösste afrikanische Anbieter MTN hat weltweit eine Zielgruppe von rund 1,7 Milliarden Menschen ohne Bankzugang im Visier. 600 Millionen Neukunden Der afrikanische Mobilfunkmarkt ist der am schnellsten wachsende überhaupt, die Raten sind doppelt so hoch wie auf dem Weltmarkt. Viele Unternehmen wollen sich die Handy-Revolution zunutze machen. Angesichts einer Penetrationsrate von erst 40 Prozent ergibt sich ein Potenzial von rund 600 Millionen Neukunden. Diesem Potenzial kommt eine expandierende Wirtschaft entgegen. Zwei Effekte dürften das Wachstum des afrikanischen Telekommarkts weiterhin beflügeln. Erstens wächst mit steigendem Einkommen die Zahl der Kunden, auch für die neue Mittelschicht wird Telefonieren erschwinglich. Zweitens geben bestehende Kunden bei steigendem Wohlstand mehr Geld für Telekomdienstleistungen aus. Der intensivere Gebrauch und die damit verbundene Effizienzsteigerung stimuliert

auch die Wirtschaft – eine Wachstumsspirale entsteht. Eine Studie der renommierten Harvard University besagt, dass Menschen mehr verdienen, wenn sie Zugang zu einem Handy erlangen. So haben zum Beispiel Fischer in Südindien rund acht Prozent mehr Gewinn erzielt, nachdem sie damit begonnen hatten, mögliche Käufer für ihren Fang unterwegs mit mobilen Telefonen zu kontaktieren. Ins gleiche Horn bläst eine Studie der London Business School aus dem Jahre 2005. Diese besagt, dass pro zehn zusätzliche Mobiltelefone auf 100 Personen das Bruttoinlandprodukt eines Landes um 0,5 Prozent höher ausfällt. Gesättigtes Europa In den vergangenen 15 Jahren haben sich die afrikanischen MobileBetreiber ungleich innovativer gezeigt als etwa europäische oder nordamerikanische. Mittlerweile haben auch internationale Anbieter den bedeutenden Zukunftsmarkt entdeckt. Während die Märkte in Europa sowie den Vereinigten Staaten gesättigt sind und die Auflagen der Regulatoren die Margen sinken lassen, sehen Telekombetreiber wie Vodafone, Vivendi oder auch die spanische Telefónica neue Wachstumsquellen durch Zukäufe in Emerging- und Frontier-Märkten. Die Weltkonzerne reiben sich bereits die Hände, jedoch ist ein heftiger Konkurrenzkampf entbrannt. Jüngst sagte der neue Chef von France Télécom dem Nachrichtendienst Bloomberg, sein Unternehmen werde mittels Zukäufen in den Regionen Westafrika und Nahost in den nächsten fünf Jahren knapp zehn Milliarden Franken investieren. Der Markt ist in Bewegung, im vergangenen März verleibte sich die indische Bhartie Airtel die afrikanischen Telekomtöchter der kuwaitischen Holding Zain ein, Kaufpreis: rund neun Milliarden Franken. Auch Vivendi hatte sich für Zains Afrika-Geschäft interessiert, wegen des hohen Preises aber abgewinkt. Vivendi kaufte stattdessen die brasilianische GVT. Das Ringen um den afrikanischen Mobilfunkmarkt hat erst richtig begonnen. Platzhirsche wie MTN oder Orascom kämpfen um ihre Position gegenüber neuen Wettbewerbern aus Europa. Für den Schweizer Riesen Swisscom ist Afrika übrigens kein Thema. «Aufgrund unserer strategischen Ausrichtung ist kein Wachstum in afrikanischen Ländern geplant. Wir beschäftigen uns mit den dortigen Märkten nicht intensiv genug», liess der nationale Telefonkonzern verlauten.


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WIRTSCHAFTLICHES

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WIRTSCHAFTLICHES

AUF DEN PUNKT

BRENNPUNKT ABFALL WORTECYRILSCHICKERBILDLISAROBINSON

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an könnte meinen, selbst das schreibtechnische Wühlen im Abfall täte die Sinnesorgane arg strapazieren. Doch weit gefehlt. Abfallbewirtschaftung alias Waste Management kennen wir nur schon auf der Mikroebene – und das scheinbar sehr gut. Wühlt man im Bundesamt für Umwelt (Bafu) herum, sieht man relativ rasch, dass Schweizer Haushalte (und zuweilen das Gewerbe) ausserordentlich darauf erpicht sind, Abfall zweckmässig zu entsorgen. Dies ermöglicht denn auch eine grösstenteils wunderbare Wiederverwertung. Vom entsorgten Altpapier wurden 2008 beispielsweise 82 Prozent rezykliert, vom entsorgten (Hohl-)Glas über 325 000 Tonnen, das entspricht knapp 95 Prozent des Landesverbrauchs. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen, ändert sich aber im Grossen und Ganzen nicht. Mutter Helvetia zeigt sich diesbezüglich in einem löblich-schönen Kleid. WEEE und Empa im Fokus Was man von vielen anderen Nationen, allen voran Schwellenländern und Frontier-Märkten, kaum behaupten kann. Viele von ihnen haben sich aus fast jedweder Sicht als wahrhaftige Wachstumsraketen in den Weltfokus gerückt. Das Rampenlicht haben sie oft verdient und sie sehen derart «bestrahlt» auch oftmals prachtvoll aus. Aber eben, nicht immer, denn gerade im Bereich der Abfallbewirtschaftung ähneln diese Regionen einem Hinkebein. Besonderes Augenmerk verdient WEEE, das Akronym für Waste Electrical and Electronic Equipment. Laut Daniel Ott, Project Manager an der Forschungsanstalt Empa und operativer Leiter diverser e-waste-Projekte, ist damit jedes Gerät gemeint, das mittels Kabel oder Batterie mit Strom versorgt werde und das Ende der Lebensdauer erreicht habe. Unter anderem ICT-Equipment wie Computer, Mobiltelefone, Bürogerätschaften und Consumer-Elektronik wie Fernseher, iPod/iPad, HiFi-Anlagen sowie Haushaltgeräte fallen in diese Kategorie. Die Frage nach der Gigantomanie dieses Marktes erwidert Ott mit einem deutlichen Nicken und lässt tief einblicken: «Das Marktwachstum für elektronische Produkte hat in den letzen Jahren wirklich gigantische Ausmasse angenommen. Man spricht allgemein von der ‹biggest industrial expansion of the history›. So kam der Handel mit ICT-Gütern 2004 auf erstaunliche acht Prozent des gesamten Welt-BIP. Logischerweise leiden zurzeit auch die Elektronik-Märkte unter den

Abfallbewirtschaftung, auch Waste Management genannt, ist vielerorts unaus­ gegoren oder gar nicht vorhanden. Während die Schweiz als gutes Beispiel vo­ rangeht, hinken Schwellenländer und Frontier-Märkte oft sträflich hinterher. Das bevölkerungsreiche und handygeile Afrika liegt stark im Fokus, doch Schuld an den afrikanischen Unzulänglichkeiten haben auch andere Regionen. Folgen der globalen Wirtschaftseinöde. Sie erholen sich im Normalfall aber auch wieder sehr schnell, etwa deshalb, weil unterdessen rund die Hälfte der ICT-Produktion aus Entwicklungs- und Schwellenländern kommt.» 600 Wachstumsprozente Waste-Management-Spezialist Ott komplettiert: «Zudem haben diese Länder in Sachen Nachfrage das grösste Wachstumspotenzial. Jene Märkte sind nicht einmal zu zehn Prozent ausgeschöpft, gerade was Computer betrifft. Jedes zweite Gerät wird in einem Entwicklungsland verkauft, 15 Jahre davor waren es jedes achte. Hinsichtlich der Anzahl Internet­-User sieht man, dass Lateinamerika zwischen 2000 und 2007 mit 600 Prozent klar das stärkste Wachstum vorzuweisen hatte. Im Bereich Mobiltelefonie ist die Verbreitung auf allen FAKTEN, DIE BERÜHREN Schweizweit fallen per annum über 100 000 Tonnen e-waste an. Lateinamerika zeichnet 2015 für geschätzte 120 000 Tonnen e-waste verantwortlich. Weltweit beträgt das jährliche e-waste-Massiv zirka 50 Millionen Tonnen. Zwischen 1994 und 2004 wurden rund 500 Millionen PC zu Abfall. Nimmt man an, dass jedes Gerät auch über Prozessor und Monitor verfügt und reiht man diese Gerätschaften aneinander, ergibt das einen sechsspurigen «Gürtel» rund um den Erdball. Quelle: Empa

Kontinenten erstaunlich, sei es Lateinamerika, Asien oder Afrika.» Apropos Afrika, in Bezug auf die globale e-waste-Problematik stünde der Schwarze Kontinent, so Ott, ganz im kritischen Zentrum. Kritik müssten sich aber auch andere gefallen lassen. Ott dazu: «Einige Industriestaaten liefern containerweise alte Elektrogeräte etwa nach Nigeria oder Ghana, die wiede­ rum an den meist Bietenden weiterverkauft werden. Viele der Produkte sind jedoch nicht mehr reparaturfähig, geschweige denn funktionstüchtig. Sie werden informell und unsachgemäss ‹ausgeschlachtet› oder verbrannt. Entstehen tun dadurch oft hochgiftige Emissionen. Die USA, ebenso gewisse Exponenten Europas, verschärfen das Ganze durch ‹leckende› oder schlichtweg fehlende e-wasteSysteme.» Es ist zwar von Teilen Europas die Rede, doch kann man die Schweiz (auch da) als Paradebeispiel heranziehen. Daniel Ott ist derselben Meinung: «Man kann mit gutem Gewissen behaupten, die Schweiz ist in

dieser Thematik ein absolutes Pionierland.» Wir seien die einzige Nation, die zuerst das System gehabt hätte und erst dann ein damit korrespondierendes Gesetz. Andernorts werde in der Regel zuerst ein entsprechendes Gesetz durchgeboxt, welches schliesslich das System erzwinge. Ein Klang für Götter Was sich für helvetische Ohren anhört wie ein Klang für Götter, bedarf mehr Informationen. Der Experte ohne gross Luft zu holen: «Der Bund hat sich dafür entschieden, dem Privatsektor (also Herstellern und Importeuren) möglichst viel Spielraum zu gewähren, falls dieser ein freiwilliges und effizientes System aufbaut. Durch die Verordnung über die Rückgabe, die Rücknahme und die Entsorgung elek­ trischer und elektronischer Geräte (VREG) wurde jedoch im Nachhinein noch der gesetzliche Rahmen dazu gegeben. Ein solch ‹wohlwollendes Korsett› haben die meisten anderen Länder nicht. Konkret betrachtet sind es vor allem südeuropäische Länder, die am weitesten fortgeschritten sind.» Abfallbewirtschaftung, speziell e-wasteManagement, werde im Gleichschritt mit den Technologiesprüngen aber immer komplex­ er. Entsprechend, so der Empa-Exponent, sei das Ganze zu einer Art Management sekundärer Ressourcen und seltener, sprich strategischer Metalle geworden. Viele Nationen, insbesondere Entwicklungsstaaten, hätten im Vergleich zur Schweiz (unter anderem auch die USA sowie Japan), wo nur schon die Elektroschrottbewirtschaftung zirka 1500 Arbeitsplätze geschaffen hat, denn auch keine adäquaten (Hilfs-)Mittel zur sachgerechten Handhabung. Wir alle tun also gut daran, uns nicht immer an die Fersen neuester Elektronikgeräte zu heften. Auf dem Schulplatz wird man deshalb vielleicht noch verprügelt, in der Berufswelt höchstens ein wenig verspottet. Doch blaue Augen können sexy sein und ein bisschen Hohn ist auch ganz schick.

In der Schweiz bezahlt jeder Käufer eines Elek­ trogerätes eine vorgezogene Recycling-Gebühr, sie deckt die sachgemässe Geräteentsorgung ab. Folglich kann es in Elektronik-Fachgeschäften und Sammelstellen der Gemeinden gratis zurück­ gegeben werden. Die «Producer Responsibility Organisations» SWICO und SENS senden Altgerä­ te zu zertifizierten Elektroschrott-Recycling-Fir­ men, wo die verschiedenen Materialien getrennt und die resultierenden Stoffströme weiterver­ wendet werden.

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AUF DEN PUNKT

DRACHE BESIEGT FLUCH Um die Entwicklung Afrikas zu fördern, haben Europa und Amerika eine Unmenge Entwicklungshilfe geleistet, diese ist aber nicht über alle Zweifel erhaben. Die neuen Ritter dagegen investieren auf verschiedene Art und Weise, doch effizient. Ein Wirtschaftsmärchen erster Güte.

WORTEDIMITRIGAWRISCHBILDFABIANWIDMER

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s war einmal ein Kontinent. Gar nicht so weit weg lag er, bloss ein Mittelmeer von dem unseren entfernt. Ein riesiger Kontinent, ganze 30 Millionen Quadratkilometer gross. Er beherbergte 53 Reiche, von denen einige tatsächlich noch einen König hatten. Sagenumwoben üppig an Rohstoffen war dieser Kontinent, nicht nur an Erdöl und Silber, auch an Kupfer und Gold. Selbst Diamanten und Uran liessen sich ohne weiteres aus dem Boden graben.

Finsterer Fluch Wer jetzt denkt, dieser Kontinent, Afrika genannt, hätte dank seiner Bodenschätze glücklich und fröhlich in den Tag hinein gelebt, irrt. Das Gegenteil war der Fall. Denn ein finsterer Fluch lag auf Afrika. Hunger, Kriege und Krankheiten, Dürren sowie ethnische und religiöse Konflikte hatten den Kontinent erschüttert und verarmen lassen. Zuletzt konnte nicht einmal mehr das göttliche Geschenk der Bodenschätze die Menschen erfreuen. Viele von ihnen mussten (und müssen noch immer) im Elend leben. Die Wirtschaftsweisen, auch Experten genannt, schätzen, dass nur jeder fünfte Afrikaner Zugang zu Strom hat – in ländlichen Gebieten ist es gerade noch jeder fünfzigste. Es fehlt an sauberem Trinkwasser, Schulen, Krankenhäusern und befahrbaren Stras­ sen. Bloss 19 Prozent von ihnen sind asphaltiert. Rund 2500 Flughäfen soll es auf dem Kontinent geben – für den regulären Lini-

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enverkehr sind kaum 170 geeignet. Europäer und Amerikaner versuchten das Elend der Bewohner Afrikas zu mildern. Geschätzte zwei Billionen Franken an Entwicklungshilfe sendeten sie in den letzten 50 Jahren. An der Lebensqualität der Menschen änderte sich aber wenig. Die Lage blieb hoffnungslos. Hoffnung aus dem Osten Doch nun sind drei strahlende Ritter am afrikanischen Horizont erschienen, die ihr Glück im Kampf gegen Afrikas Fluch versuchen wollen. Jung sind sie, beweglich und aufstrebend, anders als Europa und Amerika haben sie noch keine Fettpolster angesetzt. Über Wüsten und Täler bis auf die Spitze des Kilimandscharo erschallen ihre ruhmreichen Namen: Indien (das Tapfere), Brasilien (das Kühne) und der grösste und mächtigste Ritter von allen: China (der Drache). Während westliche Staaten die Hände in den Schoss legen und darauf warten, dass Afrika sich selbst des Fluchs entledigt, zaudern China und seine Mitstreiter nicht. In den kommenden drei Jahren will allein das Reich der Mitte ausgewählten afrikanischen Staaten mit Krediten in der Höhe von zehn Milliarden Franken unter die Arme greifen. Eine weitere Kredit-Milliarde geht an lokale kleine und mittelgrosse Firmen. Gleichzeitig hat China angekündigt, 31 afrikanischen Ländern ihre bisherigen Schulden stark zu reduzieren oder sogar ganz zu erlassen. Weitere Entwicklungsschübe kommen von chinesischen Unternehmen. Allein im vierten Quartal 2009 haben diese in Afrika Investitionen in der Höhe von 20 Milliarden


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WIRTSCHAFTLICHES

Bild 01: Chinesische Produktdominanz im angolanischen Luanda. Viele der Immigrierten essen nur die gewohnten Leibspeisen und sprechen ausschliesslich ihre Muttersprache. Bild 02: Das notwendige Material inklusive Humankapital kommt aus dem Reich des Lächelns. Diese Eisenbahnstrecke ist 500 Kilometer lang.

Franken getätigt – drei Mal mehr als im Jahr zuvor. Die Chinesen setzen alles daran, die Infrastruktur auf Vordermann zu bringen. So asphaltieren sie Strassen, errichten Brücken, Kraftwerke und Häfen, verlegen Eisenbahnlinien, bauen Schulen und Spitäler. Made in China Chinesische Firmen liefern günstige Waren des täglichen Bedarfs wie Kleidung und Unterwäsche, Schuhe, Koffer und Taschen, Matratzen, Kinderwagen, Spielzeug, Fahrräder und Motorräder, Plastikgeschirr und -eimer. Selbst Kofferradios «made in China» finden in Afrika reissenden Absatz. Damit schliesst China erfolgreich eine Marktlücke, denn die meisten westlichen Produkte sind für Afrikaner unerschwinglich, und für die eigene Produktion fehlen oft Know-how und Kapital. Der Einsatz macht sich für China bezahlt. Waren im Wert von 56 Milliarden exportiert der asiatische Riese jährlich nach Afrika. Auch Afrika erzielt dank China-Unterstützung Fortschritte. Mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 5,6 Prozent gehörte der Kontinent in den letzten zehn Jahren zu den am schnellsten wachsenden Regionen der Welt. Das moderne Rittertum Doch das chinesische Engagement hat für Afrika auch Schattenseiten. Bei modernen Rittern ist es leider üblich, nicht einzig aus Edelmut zu handeln, sie verlangen nach einer Gegenleistung. Und was hat der verarmte Kontinent wirtschaftlich anderes zu bieten als seine kostbaren Rohstoffe, nach denen die ganze Welt und eben vor allem China lechzt? Angola hat mittlerweile Saudi-Arabien und den Iran als Chinas wichtigste Erdöllieferanten abgelöst. Zudem haben sich staatliche chinesische Erdölkonzerne Förderrechte in Nigeria gesichert. Mit geschätzten Reserven von 35 Milliarden Barrel verfügt das Land nach Libyen mit 44

AUCH AUSTRALIEN MISCHT MIT Australische Minenunternehmen wie Rio Tinto sind immer öfter in Afrika tätig. Über 20 Milliarden Franken haben australische Firmen bisher in afrikanische Rohstoffprojekte investiert. Dank ihrer Expertise rangieren sie im Bereich der Exploration neuer Rohstoffvorkommen hinter Südafrika und Kanada mittlerweile auf Platz drei. Fuss gefasst haben die Australier erstmal im entwicklungsstarken Südafrika, von wo aus sie dann weiter nach Mosambik, Kenia und Sambia expandiert haben. Zu namhaften Projekten australischer Firmen in Afrika gehört das Mbalam-Projekt von Sundance Resources zur Förderung von Eisenerz in Kamerun. Riverside Mining fördert Kohle in Mosambik, während Ferrum Crescent für eine Milliarde Franken in Südafrika ein Roheisenwerk errichten will. Doch Illusionen über die Rolle Australiens auf dem afrikanischen Kontinent sollte man sich nicht machen. Wie Peter Drysdale, Professor an der Nationalen Universität in der Hauptstadt Canberra, weiss, fliesst der Grossteil der Rohstoffe, die Australien in Afrika fördert, schnurstracks nach China.

Milliarden Barrel über die zweithöchsten Erdölreserven Afrikas. Auch Eisenerz, Kupfer, Gold, Mangan, Chrom, Platin und Kobalt aus afrikanischen Minen erfreuen sich in China einer grossen Beliebtheit. Allein 2008 gab China fast 60 Milliarden Franken aus, um sich Rohstoffquellen zu sichern, vorrangig in Afrika, Australien und südasiatischen Staaten. Aus diesem Blickwinkel betrachtet erstaunen Chinas Investitionen in die Infrastruktur nicht. Irgendwie müssen die geförderten Bodenschätze ja abtransportiert werden. Selbst das drohende Problem der weltweiten Nahrungsmittelknappheit geht China offensiv an. Aus gutem Grund. Auf das Fünftel der Welt­bevölkerung, das in China lebt, kommen lediglich neun Prozent der weltweiten Ackerflächen. Heute stehen einem Men-

schen im Weltdurchschnitt 0,25 Hektar Ackerland zur Verfügung. Bis ins Jahr 2050 dürfte sich die Erdbevölkerung auf über neun Milliarden erhöhen, so dass nur noch 0,19 Hektar einen Menschen ernähren müssen. Agronomie ad absurdum China ist ein Ritter der Superlative – auch was Landkäufe betrifft. So hat der Riese kürzlich drei Millionen Hektar Land im Kongo erstanden. Aus Sambia sollen bald weitere zwei Millionen Hektar besten Ackerlandes in chinesischen Besitz übergehen. Und das auf einem Kontinent, wo 43 von 53 Ländern nicht in der Lage sind, für eine ausreichende Ernährungs­situation zu sorgen. Ihren Gipfel erreicht die Absurdität im Sudan, freilich vorerst ohne chinesische Beteiligung. Die sudanesische Regierung hat vor kurzem 1,5 Millionen Hektar Farmland für 99 Jahre an Golfstaaten, Ägypten und Südkorea verpachtet. Dabei ist der nordafrikanische Staat der grösste Hilfsempfänger der Welt, fast sechs Millionen Menschen überleben nur dank den Nahrungslieferungen aus dem Westen. Chinesische Billigwaren machen den lokalen afrikanischen Produzenten zunehmend den Garaus. Auch der Kleinhandel wird nach und nach von China dominiert. Grund dafür sind Chinesen, die im Schlepptau des Geldes nach Afrika gekommen sind. Als das Handelsvolumen vor zehn Jahren noch rund zehn Milliarden Franken betrug, lebten etwas über 100 000 Chinesen in Afrika. Heute werden Waren und Rohstoffe im Wert von 107 Milliarden umgesetzt, und in Afrika zählt man bereits über 800 000 Chinesen. Durch Dumpingpreise und ihren Arbeitseifer verdrängen die umtriebigen Asiaten die lokale afrikanische Konkurrenz immer mehr. Zaghaft versuchen sich Afrikaner gegen die Invasion zu wehren. Aber der chinesische Ritter ist zu mächtig. Und aus­serdem wird er noch gebraucht, denn der afrikanische Fluch ist noch immer nicht besiegt. punktmagazin.ch | No26/2010


AUF DEN PUNKT

WASSER, AGRONOMIE, WOHLSTAND WORTEMATTHIASNIKLOWITZ BILDEARTHOBSERVATORY.NASA.GOV

D

avid Cowan, Afrikaexperte bei der Citigroup, trifft den Nagel auf den Kopf: «Rohstoffe in Afrika werden oft auf Rohöl in Nigeria und Angola sowie Gold und Diamanten aus Südafrika reduziert.» Er ergänzt seine treffende Aussage: «Dabei wird oft unterschätzt, dass und wie wichtig der Agrarsektor in den Ländern südlich der Sahara geworden ist.» Tatsächlich hat die landwirtschaftliche Produktion einen Teil der Wirtschaftskrise absorbiert. Die Weltbank wies für den Kontinent im letzten Jahr eine Wachstumsrate von vier Prozent aus, der Internationale Währungsfonds (IWF) kam auf 4,5 Prozent. Einige arme und bevölkerungsreiche Länder wie Ghana, Tansania oder Uganda kamen trotz eines Rückgangs der Wachstumsraten auf fünf bis sogar sieben Prozent vergleichsweise gut weg. Am stärksten von der Krise betroffen waren Südafrika und seine Nachbarn. Laut IWF ist dies auf die starke Verzahnung mit der Weltwirtschaft zurückzuführen. Kein Einbruch bei Agrarrohstoffpreisen Laut Iyabo Masha, Ökonom bei der Weltbank, führte eine globale Krise zum ersten Mal nicht auch zu einem lang anhaltenden Kollaps der Rohstoffpreise in Afrika. «Ein wichtiger Grund war hier die starke Nachfrage aus Asien und insbesondere China sowie Indien, welche die Schwäche Europas und Nordamerikas mehr als ausglich», stellt Masha fest. Ein weiterer stabilisierender Faktor waren die konstanten Entwicklungshilfebudgets sowie die kaum zurückgegangenen Geldüberweisungen von Afrikanern, die ausserhalb ihres Kontinents arbeiten. Hinzu kommen weitere kleine Besonderheiten. So bestehen laut Masha beträchtliche Unterschiede zwischen der städtischen und der ländlichen Bevölkerung. Auf dem Land spürte die Bevölkerung die Krise weitaus weniger, weil sie ihre Agrargüter zur Not auch tauschen oder selber verbrauchen konnte. Unter Druck war hingegen die urbane Bevölkerung, die sich auch in guten Zeiten mit schlecht bezahlten Dienstleistungs- oder Verwaltungsjobs über Wasser halten muss. Steigende Nahrungsmittelpreise gelten inzwischen als Hauptsorge der Regierungen. Denn als zwischen 2006 und Mitte 2008 die Preise vieler Agrargüter stark stiegen, begannen auch viele Regierungen in Asien, über die Versorgung ihrer Bevölkerung mit günstigen Lebensmitteln nachzudenken. Dies sollte die 030

Der Agrarsektor könnte für Afrika die Basis eines eigenständigen Entwicklungsweges und eine Alternative zur Abhängigkeit von mineralischen und fossilen Rohstoffen bilden. Denn die Nachfrage, insbesondere aus Asien, steigt. Ein wichtiges Hindernis ist indes die Infrastruktur, vor allem die Wasserversorgung. Gefahr politischer Konflikte wegen steigender Preise bannen. Das weltweit bekannte (Ernährungs-)Muster trifft auch auf Afrika zu: Agrargüterpreise steigen, weil die Bevölkerung wächst – und auch das Konsummuster und insbesondere der Fleischkonsum verändern sich aufgrund steigender Einkommen. Hinzu kommt, dass die Produktion aufgrund limitierter günstiger Anbauflächen beschränkt ist. Afrika ist (nicht) anders Die für die lokalen Märkte bestimmte Produktion in Afrika konkurriert laut Paul Collier, Experte am Centre of the Study of African Economies, auch mit dem von internationalen Konzernen betriebenen Anbau von Agrargütern für den Export. «Solche oft opaken Investments, die nur einen sehr beschränkten Nutzen für das Land selber haben, werden von der Bevölkerung oft als feindselige Landnahme betrachtet», teilt Lorenzo Cotula, Senior Researcher am International Institute for Environment and Development in Edinburgh, mit. PRODUKTION IN SUB-SAHARA-AFRIKA (in Mio. Tonnen) PRODUKT

Weizen Zucker Milch Grobkorn Schweinefleisch

2017

2019

1,73 1,83 2,07 2,37 6,31 6,60 7,05 7,46 22,49 23,90 25,23 26,68 74,22 77,80 81,79 85,81 0,71 0.75 0,80 0,85

2011

2013

2015

2,67 7,96 28,18 89,81 0,90

Quelle: OECD / FAO

Ein Vorbild für den nächsten Entwicklungsschritt der Agrarwirtschaft könnte das Multi Fibre Agreement (MFA) darstellen, das von 1974 und bis 2004 zwischen den asiatischen Staaten bestanden hatte. Dieses führte über die Steigerung der Produktion von Baumwolle zum Aufbau einer exportorientierten Textilindustrie, die dann wiederum den Grundstein für die verarbeitende Industrie in Asien legte. In Afrika versuchte lediglich der Inselstaat Mauritius – mit bescheidenem Erfolg –, diesen Weg zu gehen. Kopieren erlaubt oder gar nötig Gemäss Bericht der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB) dürfte der weltweit steigende Lebensmittelbedarf für afrikanische Staaten jetzt eine Gelegenheit bringen. Afrika könnte die Entwicklung anderer Regionen kopieren, die sich ebenfalls stark auf Rohstoffe abstützen und darauf zunächst eine verarbeitende, später eine ergänzende und teilweise von Rohstoffen unabhängige Industrie etabliert haben. Als Beispiele können hier Australien und Kanada sowie, in jüngerer Zeit, Brasilien und Chile erwähnt werden.

Dieser Weg ist eine Alternative zum asiatischen Entwicklungspfad, der sich vor allem auf die industrielle Güterherstellung abstützt. Der Auf bau einer Wirtschaft, die sich auf Herstellung und Verarbeitung von Gütern konzentriert, ist in Afrika jedoch besonders schwierig, weil dafür auch eine minimal gebildete und mobile Bevölkerung eine wichtige und hier fehlende Voraussetzung darstellt. Auch bei Agrarrohstoffen sind wertsteigernde Verarbeitungsschritte in den Anbauländern möglich. Solche Prozesse gehören laut Weltbank zu den wichtigen Voraussetzungen für den nachhaltigen Erfolg einer auf Agrarrohstoff gestützten Wirtschaft, die sich in die globale Wirtschaft einfügt. Erste Erfolge gibt es bereits. So werden die in Westafrika angebauten Früchte, die in Ostafrika angebauten Kaffee- und Teepflanzen sowie Zierpflanzen zunehmend in den «eigenen vier Wänden» für den Verkauf in den Zielländern fixfertig verpackt, gebündelt, geröstet oder getrocknet. In Kenia beispielsweise ist mit der Zierpflanzenproduktion eine Industrie entstanden, in die auch zahlreiche kleinere Betriebe eingebunden sind. Intaktes Potenzial nach oben Allerdings ist die Geschichte Afrikas reich an Fehlschlägen bei der Entwicklung, und Agrarrohstoffprojekte unterscheiden sich in dieser Hinsicht nur wenig von der Erschliessung einer Mine. In beiden Fällen kommt es meist zu einem raschen, aber nur kurz anhaltenden positiven Impuls für die Wirtschaft, der sich nicht bestätigen lässt. Eine wichtige Voraussetzung für einen nachhaltigen Erfolg wäre, da sind sich die Autoritäten der Welternährungs­ organisation FAO einig, der Aufbau einer In­ frastruktur für die Wasserversorgung. Das Problem besteht in starken Schwankungen der Niederschlagsmengen in vielen möglichen Anbaugebieten. Bis heute sind laut Weltbank erst sieben Millionen Hektar (entsprechen fünf Prozent der kultivierten Fläche) so erschlossen. Auf dieser Fläche wird aber bereits ein Fünftel des Gesamtwertes der Agrargüter angebaut. «Das Potenzial für eine weitere Entwicklung auf der Basis von Agrargütern ist weiterhin da», schreiben Experten der AfDB, «und auch während der Krise der letzten 24 Monate hat sich an den fundamentalen Voraussetzungen nichts geändert.»

Mehr Informationen zu den unzähligen Aktivitä­ ten der AfDB lassen sich hier finden: www.afdb.org


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WIRTSCHAFTLICHES

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WIRTSCHAFTLICHES

AUF DEN PUNKT

MEHR ALS STRAND, BUSCH UND BALLSPIELE WORTEFABRICEMÜLLERBILDFABIANWIDMER

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arah Mhlangu ist nicht die einzige, die aus dem Nichts ein einladendes Tourismusangebot hervorzaubert. «Something Out of Nothing» heisst ihre Werkstätte, die im südafrikanischen Mhluzi bei Middleburg Abfälle sammelt, aus Blechdosen Kunst und aus Lumpen Gewänder herstellt. Mit ihrem Recycling- und Kunstzentrum hat Mhlangu nicht nur für sich und weitere Anwohner Arbeit geschaffen, sondern auch eine Touristenattraktion: «Immer mehr Gäste besuchen die Werkstätte, geniessen die von ihr zubereiteten Speisen und lassen sich von ihrer Tochter die verschiedenen Facetten des Lebens im Township zeigen», erzählt Christine Plüss, Geschäftsführerin des Arbeitskreises Tourismus & Entwicklung in Basel.

Trotz politischen und wirtschaftlichen Problemen befindet sich der Tourismus in Afrika im Aufwind. Dies ist nicht nur der reichaltigen Flora und Fauna zu verdanken, sondern auch innovativen Angeboten, jenseits von Safaris und Badeplausch. ne beeindruckende Vielfalt an traditionellen Kulturen wie auch neuem Kulturschaffen. Die Fussball-Weltmeisterschaft dürfte für Zusatz­ impulse sorgen, auch wenn – wie jüngste Berichte zeigen – die einheimischen Betriebe und Händler ohne Verträge mit der Fifa höchstens am Rande profitieren werden. «Die Kluft zwischen Arm und Reich ist gerade in Südafrika in den letzten Jahren immer grösser geworden. Da braucht es noch grosse politische Veränderungen, um die Folgen der Apartheid zu überwinden. Ich bin daher skeptisch, inwiefern Einheimische gerade auch vom Tourismus im Sog des Weltturniers profitieren können, solange dieser nicht von gezielten Massnahmen dafür begleitet wird», so Plüss. Berechnungen des Arbeitskreises TOURISTISCHE ZUGPFERDE (Besucher in 1000) LAND

Richtlinien für Tourismusentwicklung Seit Abschaffung der Apartheid sind Tourismusangebote in Südafrika vielfältiger geworden. Wobei angefügt werden muss, dass die überwiegende Angebotsmehrheit nach wie vor in weisser Hand ist. Mit Richtlinien für eine verantwortungsvolle Tourismus­ entwicklung will die Regierung erreichen, dass die lokale Bevölkerung an diesem Wirtschaftszweig teilhaben kann. Die Umsetzung geht zwar nur langsam vor sich, doch die Bemühungen treiben an gewissen Orten bereits erste Blüten. So bietet die früher unterdrückte schwarze Bevölkerungsmehrheit attraktive Alternativen und Ergänzungen zu herkömmlichen Safaris und Badeferien an. Lokale Fremdenführer bringen den Gästen die Townships Südafrikas näher, Einheimische organisieren in ehemaligen Homelands Wanderungen, Reitausflüge und kulturelle Darbietungen; Dorfgemeinschaften halten Gasthäuser und Zeltplätze bereit. «Die lokale Bevölkerung soll im Tourismus mitwirken und davon profitieren. Man will gute Arbeitsbedingungen schaffen, setzt auf Angebote, die lokale Traditionen respektieren und die Umwelt schonen», erklärt Plüss. WM als mögliche Chance Südafrika gilt als Wirtschaftslokomotive für den gesamten Kontinent. Der Tourismus gehört zweifelsfrei zu den wichtigsten Devisenbringern – rund zehn Millionen Menschen besuchen das Land pro Jahr. Tatsächlich hat die Regenbogen­ nation touristisch enorm viel zu bieten: spektakuläre Naturlandschaften, Wildreservate, pulsierende Städte und ei-

Ägypten Botswana Kenia Marokko Mauritius Namibien Nigeria Südafrika Tunesien

2001

2006

%-STEIGERUNG

4357 1193 828 4380 660 670 850 5787 5387

8646 1843 1644 6558 788 833 1111 8396 6550

98 54 99 50 19 24 31 45 22

Quelle: African Statistical Yearbook 2010

Tourismus & Entwicklung zeigen, dass nur gerade 42 Prozent der für Pauschalreisen in Südafrika eingesetzten Beträge letztlich dem Land zugute kommen. Der Rest landet bei Reiseanbietern, Fluggesellschaften und internationalen Hotelketten, die oftmals steuerbefreit sind. «Bush and Beach» Neben Südafrika erleben derzeit auch Namibia, Botswana und Mosambik einen starken Tourismus-Aufschwung. In Namibia etwa entwickelt sich ein gemeinde­ orientierter Tourismus. Gemeinden einer Region schliessen sich zu einem Netzwerk zusammen, um touristische Angebote aktiv zu fördern. Sie achten gleichzeitig darauf, dass die Umwelt geschont wird. Ausserdem hat sich über den Tourismus die Bindung an die frühere Kolonialmacht vertieft: Deutschsprachige prägen die Branche und das Marketing zielt primär denn auch auf den deutschsprachigen Markt ab. Laut Olivier Mollet vom Reiseunternehmen Travel Africa in Zürich befindet sich auch Tansania in touristischem Aufwind. Der ostafrikanische Staat erfreue sich dank seinen

tierreichen Nationalparks, einem Mix aus os­ manischer Geschichte und afrikanischer Kultur sowie den Verbindungen zum Bade­ paradies Sansibar – nach dem Motto «Bush and Beach» – steigender Beliebtheit. In Tansa­ nia ist der Tourismus meist in privater Hand, der Staat sorgt lediglich für die Rahmen­ bedingungen. In Westafrika entwickelt sich der Tourismus unterschiedlich. Während Se­ negal gemäss einem Bericht des Schweizer Af­ rikakomitees einen drastischen Rückgang an Touristen beklagt, steigen die Zahlen in den nicht speziell auf Tourismus ausgerichteten Staaten Mali und Burkina Faso. Politische Probleme in Ostafrika In Ma­ li leben heute bereits 10 000 Personen vom Tourismus, der aber lediglich fünf Prozent des BIP ausmacht. Senegal zählte im vergan­ genen Jahr 366 000 Reisende, über 100 000 weniger als im Vorjahr. Aufbruchsstimmung herrscht dafür in Gambia. In dem kleinen Land mit 1,6 Millionen Einwohnern schlies­ sen sich zahlreiche Hotels zusammen, um spezifisch die Situation der Frauen im Tou­ rismus zu verbessern. Der westafrikanische Überflieger ist Kapverde mit Zuwachsraten von jährlich 20 Prozent und einem Umsatz von etwa 350 Millionen Franken. Schwieriger scheint die Situation aufgrund politischer Unsicherheiten im einst boomen­ den Kenia sowie Teilen Ostafrikas zu sein. Für Reisende bedeutet das gewisse Vorsichts­ massnahmen wie das Meiden grosser Städte. Gleichzeitig müsse man aber die Informati­ onen über Afrika relativieren, findet Mollet: «Afrika wird oft einseitig dargestellt. Wenn in Thailand Unruhen herrschen, gehen die Tou­ risten trotzdem hin. Passiert so etwas in Af­ rika, sind die Leute äusserst zurückhaltend.» Der Fachmann für Afrikareisen ist überzeugt, dass der Tourismus in Afrika weiter an Be­ deutung gewinnen wird, sofern die Preisspi­ rale nach oben gestoppt werden kann.

Verstärkt in den Fokus rücken dürfte zukünftig wohl auch das senegalesische Saly. Dafür ver­ antwortlich zeichnet u.a. Chili Palmer’s, das et­ was andere Touristik-Konzept: www.chilipalmers.com

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AUF DEN PUNKT

NICHT JEDE HILFE HILFT WORTEDAVIDFEHRBILDBORISGASSMANN

A

ls 1960 gleich 17 afrikanische Staaten oder Republiken in die Unabhängigkeit entlassen wurden, bezeichnete man dies als das Afrikanische Jahr. Vor diesem Hintergrund ist auch die Gründung der Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) im Jahr darauf zu sehen. Das Ziel bestand primär darin, internationale Entwicklungshilfe zu koordinieren und besser aufeinander abzustimmen. Neben staatlichen Organisationen stiessen mit den Jahren unzählige private dazu – es entstand eine regelrechte Hilfsindustrie. Bilanz, ähm ... Die Bilanz klassischer Entwicklungshilfe ist – fünfzig Jahre und zirka zwei Billionen Franken später – gelinde gesagt ernüchternd. Die gut gemeinten Unterstützungsleistungen haben die Bevölkerung vielerorts in Abhängigkeiten geführt und manch ohnehin korrupten Politiker vollends zur Karikatur seiner selbst werden lassen. Zaires ehemaliger Präsident Mobutu beispielsweise soll über vier Milliarden Franken an Entwicklungshilfe abgezwackt und anschlies­ send eine Zinsreduktion für die fünf Milliarden Schulden seines Landes verlangt haben. Namhafte Ökonomen fordern alleine schon deshalb die Abkehr von der Entwicklungshilfe, sie wollen «afrikanische Lösungen für afrikanische Probleme» – und nicht jene von den Musikern Bono oder Bob Geldof. Dies wünscht sich zum Beispiel Dambisa Moyo aus Sambia, die mit der Veröffentlichung ihres Buches «Dead Aid» (Anspielung auf Geldofs «Live Aid» ist offensichtlich) für Furore sorgte. Gemäss der ehemaligen Investmentbankerin verursacht Entwicklungshilfe vor allem Inflation, Schulden, Bürokratie und Korruption. Die Vermischung von Katastrophen- und Entwicklungshilfe habe ausserdem dazu geführt, dass afrikanische Politiker temporäre Hilfsgelder als permanente Einkommensquelle betrachteten, die es zu schützen gelte. Für die Bevölkerung jedoch sei der Nutzen marginal, oder eben negativ. Geschenke ohne Wert Ins gleiche Horn bläst der Kenianer James Shikwati, Gründer der Denkfabrik Inter Region Economic Network. Der Akedemiker plädiert für die sofortige Einstellung jeglicher Entwicklungshilfe. Seiner Ansicht nach liegt das Hauptproblem in der Korruption, die nur aufgrund der ausländischen Gelder überhaupt erst entstehe. Da die Verteilung über lokale politische Eliten geschieht, verwendeten die Einwohner ihre Energie darauf, sich mit den Entscheidungsträgern gut zu stellen, anstatt produktiv 034

Klassische Entwicklungshilfe hat in Afrika nur teilweise gefruchtet – wenn nicht gar komplett versagt. Auch die Umbenennung in Entwicklungszusammenarbeit hat kaum etwas verändert. Wirkliches Umdenken ist gefragt. Dies wird nicht zuletzt auch von afrikanischen Ökonomen gefordert. zu sein. Die massive Verschwendung der Gelder werde vom Volk nur toleriert, weil es keine afrikanischen Steuergelder seien, sondern Almosen aus dem Westen – Geschenke halt. Laut einer Weltbankstudie werden 85 Prozent der Gelder für andere Zwecke als vorgesehen verwendet, manches Hilfswerk ist folglich nicht mehr als ein grosser Verwaltungsapparat, der die Spesenabrechnungen für weltweit stattfindende Kongresse bezahlt. Hauptzweck ist die Legitimation des eigenen Treibens. Die verheerende Folge: Wenn in Afrika ein Pro­ blem vorliegt, werden zuerst ausländische Helfer gerufen, statt dass endogene Lösungen gesucht werden. Afrika hat nicht gelernt, für sich selber zu sorgen – und scheinbar jegliches Vertrauen in die eigenen Kräfte verloren. Zudem verdrängt die «Hilfe» oftmals einheimische Produkte. So hat die Schauspielerin Sharon Stone am WEF 2007 Spenden für Moskitonetze in Tansania gesammelt. Was nett gemeint war, mündete in ein Desaster, da die importierten Netze schliesslich das lokale Anbietergeschäft zerstörten. Handel statt Protektionismus Anlass für Beschwerden gibt auch der Umgang mit der Landwirtschaft. Ökonomen fordern schon länger, die westlichen Märkte endlich für afrikanische Produkte zu öffnen. Gemäss Moyo gingen dem Kontinent wegen Handelsembargos jährlich 500 Milliarden Franken durch die Lappen. Dies, weil sich die G8- und EU-Staaten abschotten und ihre Landwirtschaft stark subventionieren, jede einzelne Kuh der EU erhält mit 2,5 Franken pro Tag eine ordentliche Kapitalspritze. Handel mit gleich langen Spiessen dürfte Afrika weit mehr nützen als undurchdachte, gewissensberuhigende Hilfe. Die Forderungen, etwa von Shikwati, gehen noch weiter. Er fordert die Abkehr von der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds. Diese Institutionen sind aus seiner Sicht Überbleibsel aus der Kolonialzeit, die sich Diktatoren gleich aufführen und letztlich mehr schaden als nützen. Afrika müsse eigene Institutionen gründen, fordert er. Um Preisstabilität zu garantieren, verlangt er zudem einen eigenen Goldstandard für Afrikas Währungen. Zusammengefasst wünscht sich der Kenianer nicht weniger als die komplette Abkehr vom «Hilfs-Paradigma». Mikrokredit mit Makrowirkung Nichtsdestotrotz ist der Kontinent auf immense Investitionen angewiesen, doch in welcher Form? Neben «normalen» Geschäften bieten Mikrokredite eine Möglichkeit, die Effizienz zu steigern. Statt grosse Beträge in grossen Organisationen verpuffen zu lassen, werden kleine Beträge direkt an Wirtschaftssubjekte

verliehen. Keine Almosen, sondern Kredite, die entsprechend dem Risiko verzinst werden – wobei die Ausfallraten erstaunlich gering sind. Bei der von Nobelpreisträger Muhammad Yunus gegründeten Grameen Bank standen Ende 2009 gerade mal 3,7 Prozent der ausgeliehenen Kredite «at risk». Auch Dambisa Moyo spricht den Mikrokrediten eine positive Wirkung zu, vor allem, weil es sich eben nicht um bedingungslose Almosen handelt, sondern um Kredite. Dies zeitigt auch psychologische Effekte. Man ist nicht Empfänger, sondern Geschäftspartner. Mittlerweile bieten verschiedenste (Finanz-) Unternehmen Mikrokreditprodukte an. Sie bedienen einen Markt mit gigantischem Potenzial. Finanzberaterin, Mikrokreditspezialis­tin


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und Buchautorin Naoko Felder-Kuzu spricht ihn ihrem Buch «Making Sense» davon, dass rund 90 Prozent der Menschen in Entwicklungsländern keinen Zugang zu institutionalisierten Bankdienstleistungen hätten. Laut CGAP, eine Beratungsgruppe für die Unterstützung der Ärmsten, hätten mehr als eine Milliarde Menschen Bedarf. Aber man muss nicht Fondsanteilseigner sein, um seinen Fuss in die Mikrokredittüre zu stellen. Wohltätigkeit 2.0 respektive einen Auftritt als direkten Mikrokreditgeber ermöglichen Dienste wie www.myc4.com. Auf dessen Homepage werden Suchende mit Bild, Geschäftsidee und der Höhe des gewünschten Kredits vorgestellt. Wer die niedrigste Zins­ offerte macht, erhält den Zuschlag, trägt aber

auch das Ausfallrisiko. Ob man nun dem Mkamede Pub in Tansania den Ankauf von mehr Getränken (960 Franken) oder Erama Tax Cabs aus Kenia die Anschaffung eines zweiten Motorrades (760 Franken) ermöglichen will, ist jedem selber überlassen. Nötig sind lediglich Mausklicke und eine Kreditkarte. Jeder kann ein kleiner Yunus sein.

PPP, Popularly Positioned Products, werden für kaufschwache Märkte hergestellt. Oft enthal­ ten sie Zusatznährstoffe wie Eisen. Auch diese (umsatzstarke) Entwicklungshilfe wird kritisiert. Nestlé ist einer der Big Player.

as inflationäre Schreckgespenst verbreitet weltweit immer wieder Angst und Bestürzung. Wenn es nicht die Inflation ist, dann ist es wahlweise die Stagflation oder gar Hyperinflation. Letztere ist in Afrika kein unbeschriebenes Blatt, die zwei vorangegangenen Jahre zum Beispiel rückte sich Simbabwe diesbezüglich unrühmlich ins Rampenlicht. Wegen einer Inflationsrate von 231 Millionen Prozent wurden 100-Billionen-Simbabwe-Dollar-Geldscheine gedruckt. Sommers 2008 etwa konnte man für einen solchen sechs Dutzend Brote kaufen. Nicht überall auf dem Schwarzen Kontinent herrschen aber derart traumatische Zustände. Definitiv im Argen steht per Ende 2009 die Republik Kongo mit einer Inflationsrate von 44 Prozent. Die gesamt­a frikanische Inflationsrate aus Sicht des Medians betrug Ende 2008 «lediglich» 11,6 Prozent, 2009 dann «nur» noch 8,1 und für das laufende Jahr sind 6,5 prognostiziert. Gerade Schwellen- und Entwicklungsländern droht im Vergleich zu fortgeschrittenen eine zusätzliche Inflationsgefahr. Dies besagen zumindest die Herren Balassa und Samuelson. Ihnen zu Ehren fand der Ausdruck «Balassa-Samuelson-Effekt» den Weg in die Lehrbücher. Doch was zum Henker beschreibt der Effekt genau? Kurzversion gefällig? Dank ihm können Inflationsdifferenzen eines (Wirtschafts-)Raumes erklärt werden. Hm, nun gut. Sie haben noch mehr Erklärungs­bedarf? Ihren volkswirtschaftlichen Wissensdurst dürfte Folgendes stillen: Nationen, die sich noch in einem Aufholprozess befinden, weisen im Industriesektor häufig überdurchschnittliche Produktivitätsentwicklungen auf. Bei offenen Märkten werden die Preise für handelbare Industriegüter aber am Weltmarkt bestimmt, wodurch Produktivitätssteigerungen oft Lohnerhöhungen mit sich bringen. Lohnsteigerungen bleiben aber nicht auf industrielle Bereiche beschränkt. Bei entsprechender Mobilität des Faktors Arbeit oder einer Lohnführerschaft der Industrie wird es auch in Bereichen mit niedrigen Produktivitätsgewinnen, etwa im Dienstleistungssektor, zu Lohnerhöhungen kommen. Da Dienstleistungen international weniger gehandelt werden als Industriegüter, können Anbieter die Lohnsteigerungen zumindest teilweise über Preisanpassungen an die Endverbraucher weitergeben. Da­ raus resultiert eine insgesamt höhere Inflationsrate auch im Verhältnis zu höher entwickelten Volkswirtschaften des einheitlichen Wirtschaftsraums. CS


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INVESTIERBARES 040 PRODUKTE IN

KÜRZE Diversifikation, Renditesuche, strukturierte Produkte, Rohstoffe, Geologie ...

043 BÖRSENKOTIER­

PRODUKTE

TES AFRIKA Gelistete Aktien, Anlagefonds, Exchange Traded Funds, kapitalgeschützte Produkte, Index-/Basket-Zertifikate, Barrier-Reverse-Convertibles ...

Die Länder Afrikas haben Armut und Korruption den Kampf angesagt. Noch hat sich der Schwarze Kontinent aber keine weisse Weste verdient. Dank der zahlreichen Massnahmen und Reformen entwickelt sich Afrika jedoch zunehmend von einem blinden Fleck auf der Investmentlandkarte zu einer aussichtsreichen Anlage-Region.

045 AFRIKAS INDEX­ UNIVERSUM So riesig und vielfältig Afrika auch ist, börsentechnisch oder besser gesagt indextechnisch ist der Schwarze Kontinent noch ...

046 EIN THEMA, ZWEI STANDPUNKTE Mark Mobius (Franklin Templeton) & James B. Rogers

WORTEBARBARAKALHAMMERILLUSTRATIONPATRICSANDRI

ausgefragt ...

048 VIELVERSPRECHEN­ DES NORDAFRIKA Eines vorweg: Die sogenannten Frontier Markets finden bei Investoren zunehmende Beachtung ...

050 KONTINENT MIT VIELEN ANLAGESCHÄT­ ZEN Afrika hat in den vergangenen Jahren mächtige Fortschritte gemacht. Der zweitgrösste Kontinent ...

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PRODUKTE

Afrika's Aktienmärkte Länder mit mehr als 1 Mrd. CHF in den Aktienmärkten.

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rika

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Mobilfunknutzung und die damit verbundenen wirtschaftlichen Effizienzen ermöglichten das weitere Konjunkturwachstum, 3 schreibt die Credit Suisse. Studien belegen zudem, dass das Einkommen von Menschen 4 Nigeria (31 Mrd.) steigt, sobald sie Zugang zu Mobiltelefonen haben. Die grössten in Afrika angesiedel5 Kenya (12 Mrd.) ten Firmen sind MTN Group, Telekom und 6 Tunesien (10 Mrd.) Orascom Telecom. Ebenfalls an der Börse 7 Mauritius (8 Mrd.) sind Safaricom und8 Zain. Elfenbeinküste (7,4 Mrd.)

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och vor zehn Jahren titelte The Economist «Afrika – der hoffnungslose Kontinent». Ein Erdteil heimgesucht von Dürren und Epidemien, beherrscht von Kriegen und Korruption, gequält von Armut und Hunger. Dieses Bild von Afrika ist antiquitiert und hat mittlerweile eine dicke Staubschicht angesetzt. In den Jahren 2002 bis 2008 lag das Wachstum des Kontinents bei jährlich über sechs Prozent, damit erzielte die Region das zweitstärkste Wachstum weltweit. Im vergangenen Jahr, als die Weltwirtschaft um ein Prozent schrumpfte, erzielte Afrika ein Plus von immerhin 1,7 Prozent. Für 2010 erwartet der Internationale Währungsfonds ein Wachstum von 4,3 Prozent. Laut einer Studie der Deutsche Bank sind die wichtigsten nachfrageseitigen Wachstums­t reiber die zunehmende Bedeutung lokaler institutioneller Investoren, Finanzrückflüsse der afrikanischen Diaspora und das wachsende internationale Investoreninteresse. Der Ausbau der Infrastruktur, bessere Regulierung und verstärkte regionale Integration würden den Märkten zusätzlichen Auftrieb verleihen. Seit 1989 ist die Zahl der Börsenplätze von 5 auf 19 gestiegen. Die Börsen sind jedoch noch immer klein, wenig entwickelt und volatil.

4

8

11 5 stark, wenn die Eltern ihre Aktien verkaufen mussten, um die Schulgebühren der Kinder 12 zu bezahlen. 10 Aktuell liegt die Marktkapitalisierung der 9 Börsen Afrikas laut der Credit Suisse1 bei 634 Milliarden Franken. 92 Prozent davon machen allein Südafrika, Ägypten, Marokko und Nigeria aus. Die Marktkapitalisierung der Schweizer Börse beträgt im Vergleich da1 zu 977 Milliarden Franken. Die wichtigsten börsennotierten Unternehmen kommen aus den Bereichen Rohstoffe, Infrastruktur, Mobilkommunikation und Finanzdienstleistung. Die langfristigen Wirtschaftsaussichten seien stark von den ersten drei Sektoren abhängig, so die Credit Suisse.

Wohlstand durch Kommunikation Der afrikanische Mobilfunkmarkt ist einer der wachstumsstärksten weltweit, insbesondere da die Marktpenetration bei nur 40 Prozent liegt. Die Bank erwartet, dass dieser Anteil bis 2014 auf 75 Prozent steigen wird, das entspricht 350 Millionen Neukunden. Steigende Einkommen ermöglichen immer mehr Afrikanern die Nutzung von Telekommunikation, und den bereits bestehenden Kunden höhere Ausgaben für die Nutzung. Eine höhere

Verhängnisvoller Rohstoffreichtum 9 Botsuana (5 Mrd.)Eine 10 Simbabwa bedeutende Rolle in Afrika spielen (4,3 dieMrd.) Roh11 Ghana (2ErdölMrd.) und stoffe. Der Kontinent ist reich an 7 12 Sambia (1,9 Mrd.) Erdgasvorkommen, aber auch an Industrieund Edelmetallen. So machen beispielsweise Gold und Kakao jeweils 30 Prozent der Exporte von Ghana aus. Anfang des Jahres forderte der Wirtschafts-Nobelpreisträger Joseph E. Stiglitz an einer Konferenz in Tunis die rohstoffreichen Nationen Afrikas auf, ihre Volkswirtschaften aus der Abhängig= BIG 4 (93% des Totals) keit vom Export zu befreien. «Viele Staaten des Kontinents leiden unter einem Fluch der Rohstoffe», warnte er. Positiv wirke sich der Rohstoffreichtum aber dank der Erholung der Weltwirtschaft aus, folgert die Credit Suisse. Anleger sollten beachten, dass viele Rohstoffkonzerne auch an anderen Börsen oder in Südafrika gelistet sind. Dazu zählen die Minenkonzerne Impala, Anglo American, Lonmin, Gold Fields und Harmony Gold Mining. Im Energiebereich finden sich Sasol, Tullow Oil und Andarko Petroleum. Wichtig ist auch die Finanzdienstleistungsbranche, wo die Standard Bank Group, die First Bank und Investec zu den grössten Gesellschaften zählen. Das Wirtschaftswachstum in Afrika könn-

AKTIENMÄRKTE

Liquiditätsprobleme Die Gründe dafür sind unter anderem mangelnde Transparenz und Börsenaufsicht. Zum Teil ist der Handel nicht elektronisch und findet nur stunden- oder sogar tageweise statt. Ausserdem ist die Zahl der börsennotierten Gesellschaften bislang noch sehr gering. Der Kurseinbruch 2008 führte den Anlegern die Liquiditätsprobleme vor Augen. In Ghana beispielsweise war kaum mehr an einen Handel zu denken. Derzeit sind dort nur gerade 34 Unternehmen gelistet, wobei der Goldproduzent Anglo Ashanti drei Viertel der Marktkapitalisierung bündelt. Bis vor wenigen Jahren machten alle schwarzafrikanischen Handelsplätze zusammen in einem Jahr soviel Umsatz wie die Johannesburger Börse an einem Tag. Oder die Wall Street in einer Stunde. 2008 war die Umschlagshäufigkeit an Afrikas zweitliquidester Börse, der Nigerian Stock Exchange (NSE), nur halb so hoch wie die in Südafrika. Darüber hinaus gibt es länderspezifische Eigenheiten. So waren bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges in der Elfenbeinküste sehr viele Kleinanleger aktiv. Die Kurse schwankten darum immer dann besonders

Länder mit mehr als 1 Mrd. CHF in den Aktienmärkten.

2

Mr d (115 pten Äg y

.)

BIG-4 (92% des Totals)

3 Marok ko ( 79 M rd.

4

Nigeria (31 Mrd.) Kenia (12 Mrd.)

5

6

3

)

2

Tunesien (10 Mrd.)

6 7 8

8

Mauritius (8 Mrd.) Elfenbeinküste (7,4 Mrd.)

4 11

5

Botswana (5 Mrd.) Simbabwe (4,3 Mrd.) 11 Ghana (2 Mrd.) 12 Sambia (1,9 Mrd.) Alle Weiteren (Total 2 Mrd.) 9

10

12 9 1

daf

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a (4

1

48 M

10

7

rd .)

Quelle: Bloomberg / Credit Suisse, Stand: 2010

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039

INVESTIERBARES

te noch deutlich grösser sein, wäre da nicht die mangelhafte Infrastruktur, die das jähr­ liche Wirtschaftswachstum um zwei Prozent vermindert. Gemäss Schätzungen der Welt­ bank müsste Afrika pro Jahr 93 Milliarden Franken aufwenden, um seine Infrastruktur auf ein akzeptables Niveau zu heben. Bislang fliessen 45 Milliarden Franken in Bereiche wie Wasser, Telekommunikation und Ener­ gie. Sowieso hat Afrika noch viele Aufgaben zu meistern. Laut Steffen Dyck, Volkswirt der Deutsche Bank, müssen die Regierun­ gen die makroökonomische Stabilisierung fortsetzen und politische Stabilität Aufrecht erhalten. Darüber hinaus sollte die Kapital­ marktinfrastruktur weiter verbessert werden. Die Massnahmen dürften auch dazu beitra­ gen, dass die Märkte offener für ausländische Investoren werden. Damit verbunden wären höhere Handelsaktivitäten und eine wach­ sende Liquidität. Afrika-Zertifikate Diese Aspekte erschwe­ ren auch Aktieninvestments. Es ist daher sinnvoll, diversifiziert in den afrikanischen Markt zu investieren. Dazu bieten sich Fonds und strukturierte Produkte an, so zum Bei­ spiel der Aktienfonds DWS Invest Africa,

dessen Schwerpunkt auf Ägypten und Süd­ afrika liegt. Darüber hinaus wird in Nigeria, Sambia, Mali und Ghana investiert. Auch Swiss & Global Asset Management, Bellevue Asset Management, JP Morgan und Nordea haben den Schwarzen Kontinent als Anlage­ ziel entdeckt. Mit dem Zertifikat auf den FT­ SE/JSE-Africa-Top40-Index von RBS inves­ tieren Anleger in die grössten Unternehmen Südafrikas, darunter Richemont, BHP Billi­ ton und MTN Group. Zusätzlich bietet die Bank ein Produkt auf den RBS-Africa-ex-South-Africa-Resour­ ces-TR-Index an. Die grössten Positionen sind Randgold Resources, Tullow Oil und Red Back Mining. Ebenfalls im Angebot ist ein Produkt auf den S&P-Africa-40-Index. Dieser bildet die 40 grössten und liquides­ ten börsennotierten Unternehmen Afrikas ab. Weitere Anbieter von Afrika-Zertifikaten sind Goldman Sachs, Merrill Lynch, Julius Bär und die Deutsche Bank. ETF gibt es bis­ lang nur auf Südafrika und die EMEA-Regi­ on. Auch für Schweizer Firmen ist Afrika ein wichtiger Markt. Bereits vertreten sind un­ ter anderem ABB, Nestlé, Novartis, Roche, Credit Suisse, UBS, Zurich FS, Swiss Re und Xstrata. Weitere dürften folgen.

WERBUNG


PRODUKTE

DIVERSIFIKATION ALS SCHLÜSSEL

DER (ANLAGE-)KONTINENT AFRIKA BIETET VIELE CHANCEN, DOCH SIND DIE RISIKEN NICHT ZU UNTERSCHÄTZEN. UNTER EINBEZUG RELEVANTER DETAILS KANN JEDOCH ECHTER MEHRWERT ERZIELT WERDEN. Die Liquidität an Afrikas Börsen nen Fokus auf nordafrikanische ist sehr gering, ein Kauf von AktiUnternehmen. Knapp 40 Prozent en bringt daher hohe Gebühren mit ist der Fonds in Ägypten investiert, sich. Afrika-Anlagen erfordern Gerund 20 Prozent macht die Regiduld und ein stabiles Nervenkoson Sub-Sahara aus. Über 50 Protüm. Die einzige Möglichkeit, die Rizent werden in den Sektoren Finanz siken in einem direkten Investment und Rohstoffe angelegt. Die Rendiin der Region zu kontrollieren, heisst te des Fonds kann sich im Vergleich Diversifikation. Viele Anleger wollen zum breiten S&P-Pan-Africa-Invon den Chancen der vier «C» prodex durchaus sehen lassen. Wähfitieren: Commodities (Rohstoffe), rend der Index in diesem Jahr knapp Construction (Infrastruktur), Con2,7 Prozent (per Ende Mai 2010) zusumption (Konsum) und China. Dagelegt hat, erreichte der Fonds eizu bieten sich Index-Zertifikate, ETF ne ansehnliche Kurssteigerung von und Anlagefonds an. Die Zahl der über 15 Prozent. breit gestreuten Afrika-Fonds, in die auch mit kleineren Summen invesGesamtkosten-Falle Die meisten tiert werden kann, ist in den letzAfrika-Produkte der jüngeren Geneten Monaten gestiegen. Das Ziel der ration investieren über den ganzen Anlagefonds besteht darin, dem InKontinent. Ihre Macher sprechen davestor einen Mehrwert zu bieten. her von Pan-Afrika-Produkten. Zu Nebst einer breiten Diversifikation ihnen zählt der JPM-Africa-Equitywünscht sich der Anleger ein besseFund oder auch der Bellevue-Afrires Abschneiden als beispielsweise can-Opportunities. Beide Fonds legdasjenige eines Indexfonds. Immerten in diesem Jahr um die 19 Prozent hin zahlt der Käufer eines Anteilzu. Betrachtet man die Renditeentscheines diese aktive Komponente wicklung auf ein Jahr hinaus, genein Form einer höheren Verwaltungsrierten beide Anlagevehikel um die gebühr. 35 Prozent. Der MSCI-Africa-Index hingegen legte während dem gleiAlpha gesucht Die Suche nach dem chen Zeitraum lediglich rund 22 ProAlpha, also dem echten Mehrwert zent zu. Hier wurde Mehrwert für für einen Fondsanleger, wird immer den Investor geschaffen. Der grössschwieriger. Insbesondere in hoch te zugelassene Fonds ist der DWSeffizienten Märkten schaffen es vieInvest-Africa, der rund 200 Millionen le Fondsverwalter nicht, einen VerEuro verwaltet. Bei den Gebühren gleichsindex langfristig zu schlagen. herrschen teilweise frappante UnAlpha-Generierung (Überrendite terschiede. Für den Endkunden sind zum Vergleichsbarometer) ist in wedie Gesamtkosten (Total-Expenseniger stark ausgebauten KapitalRatio) relevant. Diese sind teilweimärkten einfacher. Ein Blick auf die se zwischen 30 bis 40 Basispunkte Renditeentwickung aller zugelassehöher als die angegebene Managenen Afrikafonds zeigt klar, dass es ment-Gebühr. Es lohnt sich daher, einigen Fondsverwaltern durchaus diese Kennzahl bei einem Afrikagelang, eine Überperformance zu Investment jeweils genauer zu begenerieren. In der Schweiz sind jetrachten. Eine Geldanlage in Afrika doch nur wenige Anbieter zu finden, sollte ohnehin nur eine Beimischung die Investments auf dem Schwarim Depot sein. Neben den Gewinnzen Kontinent anbieten, wobei sich chancen ist eben auch das Risiko die Fonds stark unterscheiden. Der längerfristig hoch. RB Julius-Bär-MultistockNorthern-­Africa bei«RENDITE-OPTIMIERUNG MIT FONDS» spielsweise setzt seiFONDS / ETF ISIN TER BB African Opportunities USD LU0437409112 1,60% DWS Invest Africa USD LU0329761075 1,80% JPM Africa Equity USD LU0355584466 1,90% JB Multistock Northern Africa CHF LU0303756885 1,60% Plenum Africa Fund EUR LI0100387252 1,60% Lyxor FTSE/JSE Africa Top 40 FR0010464446 0,65% Quelle: Anbieter / fundinfo.com / 10x10.ch

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MIT ANLEIHEN AUF RENDITESUCHE

NOCH SIND AFRIKAS ANLEIHENMÄRKTE KLEIN UND WENIG LIQUIDE. DER STEIGENDE FINANZIERUNGSBEDARF ABER KÖNNTE DAS KÜNFTIGE WACHSTUM V ­ ORANTREIBEN. Afrikanische Anleihenmärkte zeichGhana. Wie bei den Börsen muss nen sich durch eine besonders junaber auch bei den Anleihen berückge Geschichte aus. Erst vor wenigen sichtigt werden, dass die AnleihenJahren begannen nach Südafrika märkte klein und wenig liquide sind. weitere Länder, Staatsanleihen zu Ebenfalls eine wichtige Rolle für die emittieren. Ghana beispielsweise Obligationenmärkte spielen suprahat im September 2007 eine in Dolnationale Institutionen. Sie bieten lar denominierte Staatsanleihe mit ausländischen Investoren unter anFälligkeit 2017 begeben – die Nachderem den Zugang zum Anleihenfrage der Investoren war enorm. markt in afrikanischen Währungen. Nach dem Testlauf mit 750 Millionen So hat die Afrikanische EntwickDollar folgte 2008 eine weitere Anlungsbank Anleihen in ghanaischen leihe über 300 Millionen. Ende 2007 Cedis emittiert. 2007 folgte eine in zog Gabun mit einer Milliarden-Dolnigerianischen Naira denominierlar-Anleihe nach. Weitere Anwärte Euro-Anleihe. Diese sind jedoch ter sind derzeit Tansania, Uganaufgrund der hohen Mindestanlageda, Nigeria, Kenia und Sambia. Das summen für Privatanleger wenig atist erfreulich, allerdings besteht traktiv. die Schwierigkeit darin, dass viele Staaten noch nicht über ein LänHoher Zinsvorteil Da die Zinsen in der-Rating verfügen. Anfang des 21. Afrika deutlich höher sind als in EuJahrhunderts waren nur Südafrika, ropa, sind die Anleihen des afrikaSenegal und Mauritius bewertet, innischen Kontinentes durchaus inzwischen hat sich diese Zahl jedoch teressant. Anleger sollten sich deutlich erhöht. Der Schulden­erlass aber der Risiken von Investments in und eine stabilitätsorientierte WirtSchwellenländern und aufstrebenschaftspolitik hätten dazu beigeden Nationen bewusst sein. Positiv tragen, die makroökonomischen zeigt sich Sven Schubert, DevisenZahlen der Staaten zu verbessern, experte der Credit Suisse, für den schreibt die Deutsche Bank in einer südafrikanischen Rand, der die liAfrika-Studie. Aufgrund des hohen quideste Währung Südafrikas darstaatlichen Finanzierungsbedarfs stellt. Gemäss Schubert biete der und der zunehmenden Zahl inlänRand nach der Korrektur ein attrakdischer Pensionsfonds sei in den tives Einstiegsniveau. Der relativ nächsten Jahren ein starkes Wachs- hohe Zinsvorteil – die Leitzinsen des tum der lokalen Anleihenmärkte zu Landes liegen derzeit bei 6,5 Proerwarten, folgert die Bank. zent – ziehe viel Kapital an, wodurch die südafrikanische Währung relativ Unternehmensanleihen Durch das stark vom Risikoappetit der InvestoBegeben von internationalen Staats- ren abhänge, erklärt der Devisenexanleihen sollen nicht nur die öffentperte. Mit einer weiteren Erholung lichen Haushalte finanziert, sondern der Konjunktur und einem wachauch Richtwerte für sogenannte senden Risiko­appetit der Investoren Corporate Bonds geschaffen werwerde auch die Währung steigen, den. Bislang gibt es nur wenige Unerwartet die Credit Suisse. BK ternehmensanleihen, in Ghana beispielswei«SCHULDVERSCHREIBUNGEN» se von Barclays Bank OBLIGATIONEN ISIN WÄHRUNG of Ghana und Stand­ Ghana DL-Bonds 2007 XS0323760370 Dollar ard Chartered Bank Gabun DL-Bonds 2007 XS0333225000 Dollar South Africa EO-Notes 2003 XS0168670478 Euro South Africa 2020 ZAG000024738 Südafrik. Rand STRUKTURIERTE PRODUKTE

ISIN

ANBIETER

X-pert Zertif. auf südafrik. Zinsen DE000DB6ZAR1 Südafrik. Rand Zins Zertifikat CH0021614364 Money Mark. Note Open-End auf ZAR CH0111005853

DB RBS Vontobel Quelle: Anbieter / onvista.de


041

INVESTIERBARES

STRUKTURIERTE PROFITE

DANK STRUKTURIERTER PRODUKTE KÖNNEN ANLEGER SEIT VIELEN JAHREN VON DER DYNAMISCHEN WIRTSCHAFTSENTWICKLUNG AFRIKAS PROFITIEREN. SOWOHL BREITE LÄNDER- UND REGIONENINDIZES WIE AUCH RENDITETRÄCHTIGE EINZELANLAGEN SIND ERHÄLTLICH. Für Investoren war es lange Zeit schwierig, anlagetechnisch auf den Schwarzen Kontinent zu setzen. So sind kollektive Anlagen (Fonds/ ETF) auf afrikanische Aktienmärkte in der Schweiz erst seit ein bis zwei Jahren zugelassen. Die Branche der strukturierten Produkte jedoch hat bereits viel früher auf Afrika gesetzt und den FTSE/JSE-Africa-Top-40Index schon 2004 mittels TrackerZertifikaten investierbar gemacht. Seit dem Start hat das Index-Zertifikat der Royal Bank of Scotland (RBS) bereits über 115 Prozent an Wert gewonnen. Das Produkt «trackt» den Index eins zu eins ab und notiert in Dollar. Für Franken-Anleger hat die amerikanische Goldman Sachs 2006 einen Tracker auf denselben Index lanciert.

grosse (Rohstoff-)Unternehmen wie BHP Billiton, Anglo America, Anglogold Ashanti oder Orascom Development Holding sind dagegen einige Barrier-Reverse-Convertibles (BRC) erhältlich. Immerhin sind dies Weltkonzerne und weisen eine hohe Liquidität auf. Bis zu 20 Prozent Rendite Inte­ ressant ist beispielsweise der BRC auf BHP Billition (Ticker VON1MX), herausgegeben von der Bank Vontobel. Das Zertifikat zahlt bei Verfall am 15. April 2011 einen Coupon von 10,05 Prozent auf sicher. Solange die Aktie die Schwelle von 15,80 Pfund nicht unterschreitet, wird das Produkt zu 100 Prozent zurückbezahlt. Derzeit notiert die Aktie bei 22,40. Glaubt also ein Investor nicht, dass BHP Billiton bis zum Frühling 2011 unter der Schwelle notiert, und geht er ebenso nicht von stark steigenden Aktienkursen aus, sondern sieht vielmehr eine Lethargie in diesem Titel, könnte er eine maximale Rendite von knapp 20 Prozent erreichen (Kurs Zertifikat 92 GBP). Anleger, die sich ein bisschen mehr Afrika-Pep wünschen, können auch direkt in ein entsprechendes Länder-Zertifikat investieren. Die RBS hat hierzu die Kapitalmärkte von Nigeria, Marokko oder Ägypten investierbar gemacht. Das jüngste Afrikakind ist ein Index-Zertifikat auf den MSCI Kenia. Damit partizipiert der Käufer eins zu eins an der Entwicklung dieses Börsenbarometers. Zu beachten ist hier, dass dieser Börsenindex gerade mal sechs Firmen abbildet. Eine der bekanntesten dabei ist sicherlich der Mobilfunk-Pionier Safaricom. RB

Südafrika im Zentrum Die meisten Produkte, ob nun in der Welt der ETF oder der Zertifikate, konzen­ trieren sich auf Südafrika. Eine Ausnahme bildet ein Index der Royal Bank of Scotland. Dieser investiert in afrikanische Unternehmen, die im Bereich Rohwaren tätig sind, und klammert die südafrikanischen Aktien aus. Diese Strategie ist aufgegangen, zumindest wenn man die Performance-Entwicklung der letzten drei Jahre betrachtet. Das Produkt mit dem Ticker AFRIU konnte eine Wertsteigerung von über 44 Prozent generieren, währenddem Instrumente auf die breiten Aktienindizes in derselben Periode im tiefen zweistelligen Prozentbereich Renditepunkte abgaben. Nebst dem Vorteil, Märkte schnell investierbar zu machen, können die Strukis individuelle Auszahlungsprofile erzeugen. Die Auswahl an «ERGÄNZENDE (ANLAGE-)BAUSTEINE» Produkten für die RenSTRUKTURIERTE PRODUKTE ISIN ANBIETER diteoptimierung oder FTSE/JSE Africa Top 40 (USD) CH0018707015 RBS solchen, die einen KaFTSE/JSE Africa Top 40 (CHF) GB00B12YS799 Goldman Sachs pitalschutz gewährleisten, ist jedoch weiAfrica ex South Africa Resources CH0030393208 RBS terhin sehr gering. Auf BRC auf BHP Billiton CH0112158057 Vontobel MSCI Kenia Index CH0111494792 RBS RBS Nigeria Index CH0036150404 RBS Morocco Casablanca Index CH0024999333 RBS

Quelle: Anbieter

W E R B U N G


PRODUKTE

UND EWIG LOCKEN DIE ROHSTOFFE

DER AFRIKANISCHE KONTINENT IST ZWAR REICH AN BODENSCHÄTZEN, VIELFACH SIND DIESE ABER NOCH NICHT ERSCHLOSSEN. EIN GEFUNDENES FRESSEN FÜR INTERNATIONALE KONZERNE. Afrika hat sich einen Namen als der Lange Zeit stand Südafrika ganz Rohstofflieferant schlechthin geoben auf dem Siegertreppchen macht. Der Kontinent verfügt über der Goldproduzenten der Welt, beeinen enormen Reichtum an Indusvor China diesen Rang eroberte. trie- und Edelmetallen, aber auch Laut Angaben der südafrikanischen an Erdöl- und Gasvorkommen. ZuChamber of Mines ist das Land sammen entfallen rund zwei Dritdurch einen weiteren Rückgang der tel der Exporte auf landwirtschaftliGoldproduktion 2009 auf den vierten che Erzeugnisse und Bodenschätze. Platz zurückgefallen. SpitzenplätSteigende Rohstoffpreise sind soze belegt Südafrika aber auch bei mit ein Segen für Afrika. Die ResChrom und Platin-Metallen. Darüsourcenvielfalt hat aber auch einen ber hinaus sei das Land in Afrika der Wettlauf um die Bodenschätze ausgrösste Produzent von Blei, Eisengelöst. Besonders für China sind erz und Nickel, heisst es in der Studie Rohstoffe des Schwarzen Kondie weiter. tinents interessant, aber auch Indien engagiert sich in der Erdöl- und Gold, Silber, Kupfer Die DemokraGasgewinnung. Ein Beispiel dafür tische Republik Kongo hat bei der ist die Regelung «infrastructure for Kobaltproduktion die Nase vorn und oil». Weiters sind grosse Ölkonzerverfügt über beträchtliche Reserne wie Chevron, BP, Shell und Toven an Diamanten, Kupfer, Silber tal schon lange vor Ort aktiv. Auch und Zinn. 2008 lagen die ausländizahlreiche kleinere Unternehmen schen Direktinvestitionen in Afrika haben den Weg nach Afrika eingebei rund 88 Milliarden Franken. 20 schlagen, darunter Afren, Bowleven Prozent davon flossen in den Metallund Heritage. und Minensektor. Die Credit Suisse erwartet, dass 2014 die ausländiFossile Brennstoffe Afrika verschen Investitionen in diesen Befügt über 9,5 Prozent der weltweireich 100 Milliarden Franken betraten Erdölreserven, 8,2 Prozent der gen werden. Auch im Bergbau sind Erdgas- und 4 Prozent der Kohleviele ausländische Konzerne enreserven. Dies geht aus Statistiken gagiert. Amadeus gewinnt Gold in von BP hervor. Nigeria ist die klaGhana und Teal Exploration fördert re Nummer eins unter den ErdölKupfer und Gold in Namibia, Sambia produzenten des Kontinents. Die und in der Demokratischen Repu­blik Vorkommen sind zweimal so gross Kongo. Ebenfalls bedeutend für Afwie jene Angolas, schreiben die Berika ist die Landwirtschaft. Knapp renberg Bank und das Hamburgizwei Fünftel der Gesamtfläche sind sche Weltwirtschaftsinstitut (HWlandwirtschaftlich nutzbar. So beWI) in der Studie «Strategie 2030». stehen bei vielen Ländern die AusIn Angola wird aber die Fördermenfuhren vor allem aus Agrargütern. ge ständig erhöht. Konzerne wie BP, In Burundi beispielsweise ergeben Chevron und Total arbeiten mit nasich 85 Prozent der gesamten Extionalen Firmen in Joint Ventures porterlöse allein durch Kaffee. BK oder mit Production Sharing Agreements «ROHSTOFFLIEFERANTEN» an neuen Projekten. AKTIEN ISIN DIV.-RENDITE Diese sollen bis 2011 Adamus Resources AU000000ADU5 11,7% die Produktion aufnehSasol ZAE000006896 3,2% men. AngloGold Ashanti ZAE000043485 0,4% Impala Platinum ZAE000003554 1,2% STRUKTURIERTE PRODUKTE

ISIN

ANBIETER

Africa ex South Africa Resourc. TR CH0030357716 RBS FTSE/JSE Süda. Gold Mining Index NL0000189884 RBS Afrika Opportunity DE000LBB1Y08 Landesb. Berlin Quelle: Anbieter / Telekurs

MIT DEN AUGEN EINES GEOLOGEN

AFRIKANISCHE ROHMATERIALIEN SIND IN ALLER MUNDE UND VIELE DAVON IN UNSEREN PRODUKTEN ENTHALTEN. EINE GEWISSE ABHÄNGIGKEIT IST NICHT ZU LEUGNEN, EIN GEOLOGISCHER EINBLICK NUR SCHON DESHALB HERZLICH WILLKOMMEN. Schnell einmal sieht man interesren bestehen bei Abbauarbeiten in sante Anlagemöglichkeiten und ganz bis zu 4000 Metern Bodentiefe. Auf viele Dollar-Zeichen in den eigenen die kaum erträgliche Hitze kommt ein Augen stehen. Diese trüben oft den von der Gesteinsmechanik herrühWeitblick, was mitunter zu Täuschun- render hoher Druck.» gen und schliesslich zu Enttäuschungen führen kann. Das Thema RohÜbler Missetäter Genf Auch nicht stoffe ist ein passendes Beispiel. Man ganz Ohne dürften Ausbeutungen liest und hört vieles über Afrika als sein. Kramers schüttelt als erste ReRohstoffherberge. Manchmal sieht aktion den Kopf: «Die Gesetzgebung man eine Dokumentation am Fernist hierbei sehr modern. Raubbau gesehen, man sitzt gebannt vor dem hört der Vergangenheit an, Umsied– rohstoffgespickten – TV. Wunderlungen müssen kompensiert und bar, spannend. Nicht minder attrakUmweltschäden behoben werden. Es tiv ist allerdings die afrikanische Ingibt heute keinen Bergbau mehr ohvestmentoase, wenn man sie durch ne eingehende Untersuchungen auf die Augen eines Geologen sieht. Prof. den ‹environmental impact›.» Mit der Dr. Jan Kramers, lange Zeit am InFolgereaktion geht jedoch ein Nicken stitut für Geologie der Universität einher: «Sogenannte Blut-Diamanten Bern tätig, hat sich mit Haut und Haa- gibt es leider deshalb noch, weil die ren Südafrika verschrieben. Dort, Gewinnung von alluvialen Prachtstüwo ein Mangel an Spezialisten bestecken mit wenig Technologie und Kahe, forscht er seit Jahrzehnten und pital vorangetrieben werden kann.» wohnt er seit Jahren. Er weiter: «Eine unsägliche Wildwest-Mentalität herrscht ausserMögliche Verstaatlichungen Was dem im östlichen Kongo, das reich ist meint der gestandene Geochemian Coltan. Coltan sind für Hightechker zur südafrikanischen Rohwaren­ Geräte verwendete Niob-Tantal-Mivarietät und zu den Fördermögneralien. Die Ausbeuter haben ihlichkeiten? «Alles, was problemlos ren Firmensitz übrigens oft in Genf.» gefördert werden konnte, wurde geSo abstossend dies ist, etwas dagefördert. So etwa drei Viertel der glogen getan wird scheinbar nicht, obbalen Goldbestände. Es gibt hier aber schon man immer wieder davon hört. noch immer ‹Weltklasse-Vorräte› an Apropos Hören, in Bezug auf erneuGold und Platin (über 50 Prozent der erbare Energien hört man wenig aus bekannten Vorkommen), Mangan (gut der afrikanischen Ecke. «Hydroelek70 Prozent der bekannten Menge), trisches gibt es speziell in WestafriDiamanten, Kupfer, Eisen und Kohka, da liegt enormes Potenzial brach. le. Ja, eigentlich alles ausser ErdSonnenenergie betrifft eher die Reöl.» Das hört sich lukrativ an, damit gion Sahel. Das südliche Afrika ist aber die Dollar-Zeichen nicht (noch) ebenfalls vielversprechend, aber mit grösser werden, ist es Zeit, sich um hohen Investitionskosten verbunden. mögliche Gefahren zu kümmern. Windenergiemöglichkeiten gibt es eiKramers führt aus: «Finanzielles Rigentlich nur am Kap und an der Südsiko birgt die von gewissen Politikern küste Südafrikas», so der Professor immer wieder erwähnte Möglichkeit abschliessend. CS von Minen-Verstaat«SÜDAFRIKANISCHE PRÄSENZ» lichungen. Die ChanAKTIEN ISIN DIV.-RENDITE cen dafür sind aber gering, Südafrika gilt als Anglo American GB00B1XZS820 N.A. eher bergbaufreundRio Tinto GB0007188757 0,96 lich. Physische GefahTrans Hex Group ZAE000018552 N.A. BHP Billiton AU000000BHP4 3,51 Gem Diamonds VGG379591065 N.A. FONDS / ETF

Lyxor ETF South Africa

ISIN

TER

FR0010464446

0,65% Quelle: Telekurs / 10x10.ch

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INVESTIERBARES

BÖRSENKOTIERTES «AFRIKA»

AKTIEN

Untenstehende Aktiengesellschaften werden alle an einer afrikanischen Börse gehandelt. Einzeltitel, also Aktien (auch Dividendenpapiere genannt), bergen ein relativ hohes Risiko. Aber auch ein entsprechendes Renditepotenzial. Durch den jeweiligen Aktienbesitz werden Aktionäre zu Firmeninhabern. Vergangene (Kurs-)Erfolge stellen jedoch keine Garantie für zukünftige Entwicklungen dar. KURSERWARTUNG STEIGEND INVESTORPROFIL PERFORMANCE RISIKO

UNTERNEHMEN

WÄHRUNG

ISIN

African Bank Investments African Rainbow Minerals Anglo American AngloGold Ashanti BHP Billiton Firstrand Gold Fields Growthpoint Properties Investec Ltd Kumba Iron Ore MTN Group Mondi Ltd Naspers Nedbank Group Pick›N Pay Stores Pretoria Portland Cement Co RMB Holdings SABMiller Sanlam Sasol Shoprite Holdings Standard Bank Group

ZAR ZAR GBP ZAR GBP ZAR ZAR ZAR ZAR ZAR ZAR ZAR ZAR ZAR ZAR ZAR ZAR GBP ZAR ZAR ZAR ZAR

ZAE000030060 ZAE000054045 GB00B1XZS820 ZAE000043485 GB0000566504 ZAE000066304 ZAE000018123 ZAE000037669 ZAE000081949 ZAE000085346 ZAE000042164 ZAE000097051 ZAE000015889 ZAE000004875 ZAE000005443 ZAE000125886 ZAE000024501 GB0004835483 ZAE000070660 ZAE000006896 ZAE000012084 ZAE000109815

52-W-LOW

25.19 116.51 15.58 3.11 12.75 12.76 83.10 12.50 41.80 162.33 95.02 29.54 190.07 90.00 31.55 27.85 21.16 12.10 16.30 255.56 52.00 79.12

52-W-HIGH

37.28 205.99 30.16 346.79 23.46 21.00 116.46 15.75 66.49 381.50 162.94 58.75 324.90 144.50 45.95 36.50 35.05 20.90 25.75 318.00 86.35 118.75

KURS

PERFORMANCE YTD

DIV-RENDITE

7.62% 3.86% -2.03% 10.27% -2.58% 7.84% 8.78% 9.72% 8.60% 11.22% -4.08% 16.76% -7.10% 3.53% 10.69% -3.95% 13.09% 10.90% 10.06% -3.48% 29.77% 6.45%

5.93% 0.97% N.A. 0.39% 3.04% 2.91% 1.23% 7.65% 2.88% 4.38% 1.75% 2.01% 0.75% 3.44% 3.92% 6.08% 3.01% 1.96% 4.34% 3.05% 2.51% 3.62%

31.17 180.48 26.58 336.90 19.44 19.46 106.00 15.33 57.83 332.07 111.15 49.04 278.55 126.30 44.54 32.89 32.91 20.25 23.93 285.00 83.69 106.20

P / E

13.95 70.98 19.46 N.A. 16.99 14.71 24.75 9.30 11.38 15.27 13.82 46.00 31.62 12.48 20.81 18.25 13.70 24.40 10.66 20.04 19.81 13.69

EPS

2.24 13.55 2.02 -7.65 1.06 1.34 2.29 -4.90 0.44 21.88 7.91 -0.06 23.87 11.40 2.51 2.10 2.07 1.23 2.23 22.90 3.97 7.58

Quelle: Telekurs, Stand 18.06.2010

ANLAGE­ FONDS

Die ausgewählten Anlagefonds investieren direkt in Unternehmen der definierten Anlagepolitik. Durch ein aktives Management versucht der jeweilige Fondsmanager, eine bessere Rendite zu erzielen als der zugrunde liegende Vergleichsindex. Der Investor profitiert durch einen umfassenden (Gegenparteien-)Schutz dank dem Kapitalanlagegesetz (KAG) und erreicht überdies Diversifikationsvorteile. KURSERWARTUNG STEIGEND INVESTORPROFIL PERFORMANCE RISIKO

FONDS

WÄHRUNG

ISIN

ANBIETER

Bellevue Fonds BB African Opp Credit Suisse One Equity Middle East/North Africa DWS Invest Africa Franklin MENA JPM Africa Equity Julius Baer Multistock Northern Africa Magna Africa Fund Nordea African Equity Fund Pictet Middel East & North Africa Plenum Africa Fund SGAM Fund Equities MENA

CHF USD USD EUR EUR CHF EUR EUR USD EUR EUR

LU0433847679 LU0385787824 LU0329761075 LU0366004207 LU0355584979 LU0303756885 IE00B0TB5201 LU0390856580 LU0413357343 LI0100387252 LU0357743516

Bellevue Asset Mgmt Credit Suisse DWS Franklin Templeton J.P. Morgan Julius Baer Charlemagne Capital Nordea Pictet Plenum Investments Société Générale

NAV

RENDITE YTD

MGMT. FEE P.A.

WEITERE INFOS

16.17% 5.09% 10.13% -5.03% 16.73% 14.30% 9.81% 6.68% 11.83% 4.11% 9.64%

0.90% 1.92% 1.80% 1.50% 1.50% 1.60% 1.75% 1.50% 1.20% 1.60% 2.00%

bellevue.ch credit-suisse.com dws.com franklintempleton.lu jpmorgan.com swissglobal-am.com charlemagnecapital.com nordea.ch pictetfunds.com caiac.li sgam.fr

154.58 9.54 96.85 2.59 16.10 79.08 8.99 13.94 46.34 123.81 65.33

Quelle: Anbieter / Lipper Reuter, Stand 18.06.2010

KAPITALGE­ SCHÜZTE PRODUKTE

Kapitalgeschützte Produkte erlauben in risikobehaftete Anlagen zu investieren, da sie ein Sicherheitsnetz bieten. Entwickelt sich der Basiswert negativ, erfolgt eine Rückzahlung in Höhe des eingesetzten (nominellen) Kapitals - multipliziert mit dem Kapitalschutzfaktor. Steigen hingegen die Kurse, partizipiert der Anleger zu einem bestimmten Grad am positiven Kursverlauf. Diese Anlageform eignet sich für eher konservativere Investoren. Nachfolgend eine kleine Auswahl an Produkten hinsichtlich der behandelten Themen dieser Ausgabe. KURSERWARTUNG STEIGEND INVESTORPROFIL DEFENSIV RISIKO

BASISWERT

WÄHRUNG ISIN

Africa Lions Index Africa Resources Capital Protected

USD USD

SYMBOL

XS0330035444 MLAPU CH0032677475 AFRUS

EMITTENT

LAUFZEIT

SCHUTZ / PARTIZIPATION

Merrill Lynch Royal Bank Scot.

10.12.2012 15.08.2011

90% / 90% 100% / 84%

KURS

83.10 112.60

RENDITE YTD

WEITERE INFOS

3.62% 8.39%

merrillinvest.ml.com markets.rbsbank.ch

Quelle: financialmedia AG / Anbieter, Stand: 18.06.2010

punktmagazin.ch | No26/2010


BÖRSENKOTIERTES «AFRIKA»

EXCHANGE TRADED FUNDS

Exchange Traded Funds (ETF) sind Anlagevehikel, die an der Börse kotiert sind und permanent gehandelt werden. Sie stellen ein ebenso flexibles und liquides Anlagevehikel wie Aktien dar. Da auf ein aktives Management verzichtet wird, können ETF mit einer deutlich geringeren Management-Fee angeboten werden, als dies bei Anlagefonds üblich ist. Mittlerweile sind an der Schweizer Börse ETF für alle wichtigen Aktienmärkte und Anlageklassen verfügbar. KURSERWARTUNG STEIGEND INVESTORPROFIL PERFORMANCE RISIKO

BASISWERT

WÄHRUNG

ISIN

SYMBOL

ANBIETER

FTSE JSE Top 40 FTSE JSE Top 40 SGI PAN Africa MSCI EM EMEA S&P Select Frontier MSCI Emerging Markets MSCI Emerging Markets MSCI Emerging Markets MSCI Emerging Markets

EUR EUR EUR USD USD USD USD USD USD

FR0010464446 LU0270000028 FR0010636464 LU0292109005 LU0328476410 FR0010435297 IE00B0M63177 LU0254097446 LU0292107645

LYAFS MFAI LYXPAF DBX1EA DBX1A9 LYLEM IEEM XMMEM XMEM

Lyxor Royal Bank Scot. Lyxor db x-trackers db x-trackers Lyxor iShares CS ETF db x-trackers

DIVIDENDE

ausschüttend thesaurierend ausschüttend thesaurierend thesaurierend ausschüttend ausschüttend ausschüttend thesaurierend

NAV

26.58 27.97 11.15 29.41 9.73 9.51 35.90 94.62 34.79

RENDITE YTD

MGMT. FEE P.A.

WEITERE INFOS

12.06% 13.47% 10.72% -3.41% -0.18% -4.33% -8.48% -3.50% -3.97%

0.65% 0.70% 0.85% 0.45% 0.75% 0.65% 0.75% 0.45% 0.70%

lyxoretf.ch markets.rbsbank.ch lyxoretf.de dbxtrackers.ch dbxtrackers.ch lyxoretf.ch ishares.net csetf.com dbxtrackers.ch Quelle: 10x10.ch, Stand 18.06.2010

INDEXZERTIFIKATE

Index- und Basketzertifikate geben die Wertentwicklung des Basiswertes eins zu eins an den Anleger weiter. Bei Verfall richtet sich die Kapitalrückzahlung nach dem Kurs des Basiswertes. Zudem bieten diverse Anbieter sogenannte Open-End-Zertifikate an. Der Vorteil: Diese Zertifikate laufend endlos, haben also keinen fixen Verfalltermin. Bei der Auswahl sollte auf eine gute Bonität des Anbieters geachtet werden. KURSERWARTUNG STEIGEND INVESTORPROFIL PERFORMANCE RISIKO

BASISWERT

WÄHRUNG

ISIN

SYMBOL

EMITTENT

LAUFZEIT

KURS

RENDITE YTD

WEITERE INFOS

INDEXZERTIFIKATE (TRACKERS) EGX 30 Index USD CH0023158071 CAIRO Royal Bank Scot. Open-End 11.15 -2.19% markets.rbsbank.ch FTSE / JSE Afrika TOP 40 USD CH0018707015 JTOPI Royal Bank Scot. Open-End 3.25 -3.30% markets.rbsbank.ch FTSE / JSE Afrika TOP 40 CHF GB00B12YS799 AFROE Goldman Sachs Open-End 36.60 5.00% goldman-sachs.ch Morocco Casablanca CFG25 Index USD CH0024999333 MAROK Royal Bank Scot. Open-End 27.85 1.46% markets.rbsbank.ch MSCI Kenya Index CHF CH0111494792 KENIA Royal Bank Scot. Open-End 104.70 N.A. markets.rbsbank.ch RBS Africa ex South Africa Resources Index CHF CH0030357716 AFRIC Royal Bank Scot. Open-End 143.30 15.10% markets.rbsbank.ch RBS Nigeria Price Return Index USD CH0036150404 NGRIA Royal Bank Scot. Open-End 37.10 23.67% markets.rbsbank.ch S&P Africa 40 Index USD CH0038610157 SPAFU Royal Bank Scot. Open-End 83.15 5.13% markets.rbsbank.ch Südafrikanischer Rand CHF CH0021614364 ZARZZ Royal Bank Scot. Open-End 114.60 8.50% markets.rbsbank.ch S-BOX Africa Performance Index CHF DE000DB3EPZ4 AFEDB Deutsche Bank Open-End 158.70 17.21% xmarkets.ch Money Market Note auf Südafrikanische Rand ZAR CH0111005853 VXZAD Bank Vontobel Open-End 1022.00 N.A. derinet.ch Quelle: financialmedia AG / Telekurs, Stand: 18.06.2010

BARRIER-REVERSE-CON­ VERTIBLES

Barrier-Reverse-Convertibles sind renditeoptimierende Produkte, die einen Coupon auszahlen und mit einem bedingten Kapitalschutz ausgestattet sind. Wird während der Laufzeit der bedingte Kapitalschutz nicht durchbrochen (Barriere), erhält der Anleger nebst dem Coupon den Nominalbetrag zurückerstattet. KURSERWARTUNG STAGNIEREND INVESTORPROFIL RENDITE RISIKO

BASISWERT

WÄHRUNG

ISIN

SYMBOL

EMITTENT

BHP Billiton Orascom AngloGold Ashanti Ltd. Anglo American

GBP CHF USD GBP

CH0112158057 CH0110365407 CH0109111770 CH0111272032

VON1MX VON1HD AUSBR AALBC

Bank Vontobel Bank Vontobel Clariden Leu Clariden Leu

LAUFZEIT

COUPON P.A.

15.04.2011 11.03.2011 20.01.2011 24.03.2011

10.05% 11.85% 10.50% 9.50%

AUSÜBUNGSPREIS

GBP 21.10 CHF 77.20 USD 39.30 GBP 27.42

BARRIERE

GBP 15.80 CHF 54.00 USD 23.18 GBP 17.82

WEITERE INFOS

derinet.ch derinet.ch myproducts.ch myproducts.ch

Quelle: financialmedia AG / Anbieter, Stand: 18.06.2010

044


045

INVESTIERBARES

STIMMUNGSBILD

AFRIKAS INDEX­­ UNIVERSUM

So riesig und vielfältig Afrika auch ist, börsentechnisch oder besser gesagt indextechnisch ist der Schwarze Kontinent noch nicht sonderlich gut abgedeckt. Dank Standard and Poor’s und FTSE gibt es aber die eine oder andere Möglichkeit, die der risikoorientierte Anleger durchaus unter die Lupe halten darf.

WORTEOLIVIERBÜHLER

A

partheid, Bürgerkriege und Piraterie auf der einen Seite, Rohstoffreichtum, demografische Vorteile und enorme Wachstumschancen auf der anderen Seite – das ist Afrika. Wirtschaftlich gesehen birgt der Schwarze Kontinent viele Schätze. Rund zwölf Prozent der globalen Erdölproduktion steuert Afrika bei. In den westafrikanischen Staaten liegen schätzungsweise 110 Milliarden Barrel Erdöl, die noch nicht einmal angezapft worden sind. Rohstoffe wie Gold, Silber, Kupfer, Nickel, Platin und Diamanten, die in der Industrie, Technologie und Luxusindustrie benötigt werden, sind auf dem Kontinent ebenso vorhanden. Dieser Rohwarenreichtum spiegelt sich auch in den wenigen Börsenindizes wider. In diesen Barometern findet man jedoch auch zunehmend wachstumsstarke Branchen wie Telekommunikation und Finanzdienstleistung. Die afrikanische Grossmacht Südafrika ist eine der am weitesten entwickelten Nationen Afrikas und führt auch seit Jahren ein eigenes Börsenbarometer, den FTSE-JSE-Top40-Index. 1995 wurde dieser von der Börse in Johannesburg (JSE) aufgelegt, 2002 wurde er vom Indexanbieter FTSE übernommen. Derzeit setzt sich der Index aus 42 Unternehmen zusammen. Betrachtet man die sektorielle Allokation, ist erkennbar, dass Rohstoff-Firmen mit knapp 45 Prozent dominieren. Weitere 16 Prozent fallen auf den Finanzdienstleistungssektor, der Bereich Lebens- und Nahrungsmittel macht zehn Prozent aus. Zu den Indexschwergewichten zählen BHP Billiton (Rohstoffe), Anglo American (Rohstoffe), SABMiller (Lebens-/Nahrungsmittel), MTN Group (Telekommunikation) und Standard Bank Group (Bankenwesen). Die Basis des FTSE-JSE-Top-40-Index bildet der FTSE-JSE-All-Share-Index. Letzterer umfasst alle Gesellschaften, die an einer afEmMa SCHLÄGT AFRIKA FTSE-Africa-Top-40 11.2008 - 06.2010

rikanischen Börse mit einem von der Börse JSE akzeptierten Handelssystem kotiert sind. Ebenso sind Holdinggesellschaften, deren Geschäftszweck die Beteiligung an anderen Gesellschaften ist, vertreten. Ausgeschlossen hingegen sind Dachfirmen. Ein weiteres Barometer, der SGI-Pan-Africa-Index, wurde 2008 von Société Générale in Zusammenarbeit mit Standard and Poor’s lanciert. Als Basis dient eine wirtschaftliche Teilung des FOKUS INDEX-ANBIETER FTSE (phonetisch «Fuzzi») gehört zu den weltweit führenden Providern, wenn es um das Lancieren und Verwalten von Indizes geht. Ableger gibt es auf der ganzen Welt, so etwa in London, Frankfurt, Hongkong, Boston, Shanghai, Paris, San Francisco und Sydney. Das unabhängige Unternehmen gehört zu jeweils gleichen Teilen der Financial Times sowie der London Stock Exchange. «Fuzzi» hat schon etliche Auszeichnungen eingeheimst und ist im Charity-Bereich nicht ganz untätig. Die Ratingagentur Standard and Poor’s (S&P) gehört ebenso zu den global wichtigsten Index-Akteuren. Egal, ob es um Festverzinsliches, Strategisches, Rohstoffliches, Spezialthematisches o.ä. handelt, Anlagehungrige werden bei S&P fündig. S&P, in 23 Ländern vertreten, feierte 2007 das 50-JahrJubiläum. SGI steht für Société-Générale-Index und ist ebenfalls keine Unbekannte (mehr) im Finanzuniversum. Neutralität wird bei SGI, gemäss Eigenaussage, gross geschrieben, weshalb Index-Berechnungen in Zusammenarbeit mit S&P und Dow Jones erfolgen. SGI ist der Société Générale Gruppe zugehörig.

Kontinents in drei Regionen: Nordafrika (mit den Staaten Marokko und Ägypten), Südafrika und die Sub-Sahara-Region.

SGI-PAN-Africa in %

205

Nigerias Löwenanteil Für risikofreundlichere Anleger bietet sich ein anderes Börsenbarometer an, der S&P-Africa-Frontier-Index von Standard and Poor’s. Dieser konzentriert sich auf Staaten, deren Märkte noch unterentwickelt und illiquide sind. Derzeit werden im Index die Länder Botswana, Elfenbeinküste, Ghana, Kenia, Mauritius, Namibia und Nigeria repräsentiert, wobei letzteres mit mehr als 75 Prozent den Löwenanteil ausmacht. Prinzipiell werden im Index alle lokal kotierten Unternehmen, die eine bereinigte Marktkapitalisierung von mehr als 115 Millionen Franken aufweisen, berücksichtigt. Sollte die Summe dieser Firmen weniger als 80 Prozent der Marktkapitalisierung eines bestimmten Landes ausmachen, werden soviele weitere Unternehmen mit kleinerer Marktkapitalisierung hinzugefügt, bis die Minimalgrenze erreicht oder überschritten wird. Zurzeit werden insgesamt 43 Unternehmen berücksichtigt. In unseren Breitengraden sind die meisten wenig bekannt. Den Index-Mammutanteil machen Finanzdienstleister aus, mit der First Bank of Nigeria an der Spitze.

Mehr Risiko, höhere Rendite Insgesamt setzt sich der Index aus 30 Unternehmen zusammen, jeweils aus den zehn grössten der definierten Regionen – sofern überhaupt AFRIKA UND EmMa GLEICHAUF

MSCI-Emerging-Markets

zehn Firmen pro Region zur Verfügung stehen. Jede berücksichtigte Gesellschaft kann pro Region eine maximale Gewichtung (gemessen an deren Marktkapitalisierung) von zehn Prozent erlangen. Das Reglement sieht aber vor, dass die regionale Gewichtung aufgrund von Liquiditätsengpässen variieren kann. Die Gewichtung einer Region darf aber nie weniger als 25 Prozent respektive mehr als 50 Prozent betragen. Obwohl das Barometer eine «gerechte» regionale Verteilung anstrebt, steht es vor allem unter dem Einfluss der drei Staaten Südafrika, Marokko und Ägypten, die zusammen mehr als 60 Prozent der Index-Marktkapitalisierung ausmachen.

11.2008 - 06.2010

Videobeiträge zum Thema Afrika unter: www.investchannel.ch

EmMa SCHLÄGT AFRIKA

MSCI-Emerging-Markets

S&P-Africa-Frontier in %

205

11.2008 - 06.2010

MSCI-Emerging-Markets in %

200

190

190

180

175

175

160

160

160

140

145

145

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130

130

100

115

115

80

100

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60

85

85

40

70

70

20

Quelle: Telekurs, Angaben indexiert, Grafik: fm AG

Quelle: Telekurs, Angaben indexiert, Grafik: fm AG

Quelle: Telekurs, Angaben indexiert, Grafik: fm AG

punktmagazin.ch | No26/2010


STANDPUNKTE | DR. MARK MOBIUS & JAMES B. ROGERS

EIN THEMA, ZWEI STANDPUNKTE NACHGEFRAGTBARBARAKALHAMMER&CYRILSCHICKER

D er

p r ei s ge kr ön in g a te D pur, r. M ar k r en v er f . Ne Mob olgt bs t i u s, S ch s ein ein E xe w el jap a er A len c u ti ve C naly nis c un d h air te r g seher Fr o man nt i e und C om ese r -M ll sc M b ei T i c a w nag är k t h af t ww u emp r d e w.fr e se de s e ih r t ät l e to ank i t nu m US i g ke n AM g l i nte e nme F it is w id ond mp l hr 3 t m s an er B e e to n t 0 Ja . b i et Tem uch .ch h­ er s a u to p let Fr a on A r. S o n kl i M is gar n Te t eine mpl e to n Toc h­ In v e s tm e nt s .

PUNKTmagazin AFRIKA, EIN BAUCHLADEN VOLLER ROHWAREN, VERFÜGT ÜBER SCHIER UNERSCHÖPFLICHE RESERVEN. WORAUF SOLLTE MAN DEN FOKUS LEGEN?

in S

Jam es B . Ro ge S ger or o sw s de ur d dem e in nQ uan den ak ti tum 70v e n C olu er J Fon H a nde ahr mbi ds g l en b aU sge r ün kan ni v e eka s d e te chä nte r sit n nt , . Mi f t zu er d y, u al s t 37 r üc mr u der a er m s k un Jah w ir t n so nde r en it G dw sch t w ie e eor zo g u d af tl r de ie W die Ro g ­ er s i beg che Gas er s elt u ich r tpr o Wac in S enz n d aus i te V ww fe s s sch hs tu w.jim ngapur er f ü r or a ieb msp . gb a Büc n de ro g e ote n r ke i her. r rs.co zial t ein Fr ü m von iger h er S ch Ro h ­ w el s to f lenl fe. S än ­ eit 2 008 lebt

Dr. Mark Mobius (MM) Nebst der «Republiek van Zuid-Afrika», also Südafrika (zirka 50 Millionen Einwohner), haben wir uns auch die weniger bekannten Grenzmärkte Afrikas angeschaut. Einige davon sind sehr gross, so etwa Nigeria. Das westafrikanische Land bewohnen übrigens mehr als 140 Millionen Menschen, die Hälfte davon sind Muslime, um die 40 Prozent leben einen christlichen Glauben. Andere Märkte der Region wie Ägypten und Kenia wirken allmählich ebenfalls attraktiver und wir beobachten, wie in diesem Raum neue und zukunftsträchtige Märkte entstehen. In Bezug auf bestimmte Rohstoffe konzentrieren wir uns – weltweit – vor allem auf Kohle, Erdöl, Nickel, Gold, Platin und Eisenerz. In Afrika haben Kohle, Eisenerz, Gold und Platin eine besonders wichtige Bedeutung. James B. Rogers (JR) Die besten Möglichkeiten sehe ich bei den sogenannten Agrarrohstoffen wie Kakao, Mais, Holz, Weizen, Soja und Zucker. Sie sind zurzeit vor allem deshalb sehr attraktiv, weil die Notierungen deutlich nachgegeben haben. Der Preis von Zucker zum Beispiel liegt 80 Prozent unter dem Niveau von 1974. Doch auch bei anderen Rohstoffen gibt es durchaus Chancen, wobei sich die Investoren primär auf «schwache» Rohstoffe fokussieren sollten. Gold beispielsweise ist sehr teuer und erreicht fortlaufend neue Rekordpreise. Aber nicht alle Edelmetalle verhalten sich identisch, Silber etwa befindet sich auf eher tiefem Kursniveau. Wenn man Energie betrachtet, so sieht man, dass Naturgas momentan günstig ist, Erdöl hingegen nicht. Achten sie auf tiefe Preise; kaufen sie tief, verkaufen sie hoch. Ich weiss natürlich, dass dies nicht so einfach ist wie es sich anhört – aber möglich ist es insbesondere dann, wenn man sich intensiv mit den Märkten auseinandersetzt. CHINA HAT DEN FUSS FEST IN DER AFRIKA-TÜRE DRIN. WESHALB UND INWIEFERN KANN DER INVESTOR DAVON PROFITIEREN? MM Chinesische Investitionen werden sich aufgrund grosser Infrastrukturprojekte, an denen sie beteiligt sind, positiv auswirken. Davon profitieren alle Investoren. Wir gehen davon aus, dass der Ausblick im Wesentlichen aus drei Gründen sehr gut ist: reichlich Naturressourcen, eine junge Bevölkerung und steigendes Interesse der reichen EmMa. Afrika hat einige der grössten Rohstoffvorkommen, bislang wurde jedoch erst ein Bruchteil erschlossen. Ausserdem kann es mit einer jungen und wachsenden Bevölkerung aufwarten, die ihr Bildungs- und Kompetenzniveau ausbaut und für Produktions- sowie Bergbaufirmen nach der Expansion zum wertvollen Aktivposten werden könnte. Diese Faktoren haben das Interesse von China und Indien geweckt, die für ihr eigenes Wachstum mehr Rohwaren brauchen, aber auch von Russland und Brasilien, deren Unternehmen global expandieren möchten. Länder in allen Teilen der Welt sind zunehmend daran interessiert, für den afrikanischen Markt zu produzieren. Dies gilt vor allem für Firmen aus Schwellenländern, die es gewohnt sind, unter schwierigen politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen zu arbeiten.

046


047

INVESTIERBARES

JR Überlegen sie sich, welche Länder am meisten davon profitieren, und investieren sie in diese. Ich persönlich würde aber ehrlich gesagt momentan nirgendwo in Aktien investieren. In manchen Ländern haben sich die Aktienpreise verdoppelt. Aktuell sehe ich weltweit keinen Aktienmarkt, an dem die Kurse tief genug wären, um jetzt Dividendenpapiere zu kaufen. Chancen können sich bieten, wenn die Aktienkurse weiter respektive wieder fallen. Dann ist es aber äusserst wichtig, sich das Management des Unternehmens genau anzusehen. Da ich jeweils direkt in Rohstoffe investiere, muss ich mich nicht um Fragen des Managements kümmern. Wenn ich zum Beispiel weiss, dass China Baumwolle und Nickel kaufen muss, würde ich, statt in Aktien der Unternehmen, direkt in jene Rohwaren investieren. ÜBER EINE MILLIARDE MENSCHEN BELEBEN DEN KONTINENT. SIE BEDÜRFEN EINER GEWISSEN INFRASTRUKTUR. WO SCHLUMMERN DA OPPORTUNITÄTEN? MM Wie angesprochen, werden die gezielten und intensiven Investitionen der strategisch-gewieften Chinesen in die Infrastruktur eine zentrale Rolle spielen. Mit Infrastruktur meine ich beispielsweise Strassen, Brücken, Bahnstrecken und (Flug-)Häfen. In Bezug auf direkte Investmentchancen gibt Infrastruktur für mit Afrika liebäugelnde Privatanleger allerdings nicht viel her. Solche Projekte stehen meist unter staatlicher Schirmherrschaft und sind bislang nur höchst selten privatisiert worden. Das dürfte in Zukunft kaum anders sein. Selbstverständlich gibt es dennoch Möglichkeiten, an der Afrika-Entwicklung zu partizipieren. Potenzielle Gelegenheiten für gelungene Aktienengagements ergeben sich bei infrastrukturnahen Unternehmen, die schwere Gerätschaften und Materialien, zum Beispiel Zement, liefern. Nur um das Bild deutlicher zu zeichnen, ohne aber damit Investmenttipps geben zu wollen: Caterpillar (USA) oder Holcim (Schweiz) beliefern den Schwarzen Kontinent mit entsprechenden Produkten. JR Auf dem Schwarzen Kontinent (lange hat man diesen auch als den «Vergessenen Kontinent» bezeichnet) gibt es diesbezüglich enorme Investitionsmöglichkeiten, denn die Infrastruktur des Landes befindet sich – noch immer beziehungsweise auch nach der «chinesischen Investitionswut» – in einem sehr schlechten Zustand. Autobahnen, Flughäfen, Eisenbahnen und vieles mehr werden mehr oder minder dringend benötigt. Was immer sie auch bezüglich Infrastruktur in Afrika machen, sie werden damit Geld verdienen. Unternehmen, die Infrastrukturen in welcher Art auch immer errichten, sind grossartige Anlageopportunitäten. Profitieren werden dabei alle, die in irgendeiner Form an einer Anlage beteiligt sind. Bei einem Flughafen beispielsweise sind dies Eigentümer, Betreiber, Fluggesellschaften, Logistik … Sie alle bieten grossartige Möglichkeiten, um Geld gewinnbringend anzulegen. ES GIBT VON TELEKOMMUNIKATION ÜBER TOURISMUS HIN ZUR SICHERHEIT EINIGE ZUKUNFTSTRÄCHTIGE INVESTMENTGEBIETE. WAS KONKRET HOLEN SIE SICH AUF DEN RADARSCHIRM?

Position, Orascom Construction Industries, zur Orascom Group. JR Schauen sie sich in ihrem eigenen Leben(-sraum) herum. Das ist genau das, was Afrikaner erstreben. Sie wollen so leben wie sie. Und genau darum sollten sie sich auf Firmen konzentrieren, welche die Afrikaner mit eben jenen Gütern versorgen, die auch sie besitzen. Wenn ich Recht habe, dann wird der Wohlstand in Afrika weiterhin steigen. Dies vor allem aufgrund der Rohstofffülle und wegen der ausgeklügelten chinesischen Engagements auf dem Kontinent. Alles, was sie also in ihrem Haus, ihrem Büro, ihrem Leben sehen, bietet eine Chance. Auch der Tourismus ist natürlich interessant. Würde man es schaffen, den Tourismus in Afrika sicherer zu machen, würden noch viel mehr Leute den Kontinent bereisen. Es ist schliesslich ein faszinierender Ort. Wer über ein grosses Wissen verfügt, kann auch in afrikanische Währungen investieren, wobei es sehr schwierig ist, diese zu kaufen und zu verkaufen. Das können Experten wohl am besten. Ich sehe für Privatanleger passendere Möglichkeiten in anderen Währungen, zum Beispiel im Dollar. IN VIELEN ANLAGEVEHIKELN, WELCHE DIE WIRTSCHAFTSRÄUME «MENA» UND «EMEA» ABDECKEN, IST AFRIKA NUR MARGINAL VERTRETEN. WESHALB? MM Sie haben Recht, Afrika ist oft untervertreten. Das ist in unserem MENA-Fonds, der von unserer Tochtergesellschaft Algebra Capital (Anteile von 40 Prozent) verwaltet wird, nicht anders. Aber zu den grössten Positionen gehören doch immerhin einige Afrika-Exponenten (Ägypten) wie etwa Orascom Construction Industries sowie Talaat Mostafa Group. Erstere kann der Investitionsgüter-Branche zugeordnet werden und Talaat Mostafa Group fällt in die Immobilien-Kategorie. In Bezug auf die «besten Beiträge zur Wertentwicklung» gilt es einmal mehr die Talaat Mostafa Group zu erwähnen. Sehr erfreulich haben sich überdies EFG Hermes Holding (Finanzdienstleister) sowie Commercial International Bank (Ägypten) entwickelt. Wir sind überzeugt, dass unsere Frontier-Market-Fonds gut geeignet sind, um grössere Beträge in Afrika zu investieren. Unsere MENA- und EMEA-Produkte haben deutlich mehr Unternehmen mit guten Bewertungen und grossen Marktkapitalisierungen im Portfolio. JR Diese Positionen sind jeweils so klein, weil für diese Regionen sowohl der Wissensstand tief als auch die Anlagemöglichkeiten gering sind. Für Personen, die heute schon genügend Musse haben, um ihre Hausaufgaben zu erledigen, ist Afrika allgemein betrachtet ein fabelhaftes Investitionsfeld. Viele Länder öffnen sich zusehends, aber die dort angesiedelten Unternehmen und die unterschiedlichen Märkte sind noch sehr klein. Das heisst aber überhaupt nicht, dass man sich vom Schwarzen Kontinent abwenden soll. Denn wer sich die Zeit nimmt, ein Afrika-Spezialist zu werden und sich mit der Materie wirklich vertieft auseinandersetzt, der wird in 20 Jahren vermutlich unerhört reich sein.

MENA steht für «Middle East & North Africa» und bezeichnet die Region von Ma­ rokko bis hin zum Iran.

MM Die Bankenbranche in Afrika ist meines Erachtens besonders bedeutsam. Dies nicht nur wegen der Zunahme von Mikrokrediten, sondern auch deshalb, weil die dortigen Finanzinstitute kontinuierlich wachsen – an Expertise, Können und aus organischer Sicht – und ins Verbraucherbankgeschäft vorstossen. Per Ende April 2010 hält der Templeton-Frontier-Markets-Fund als eine der grössten Positionen MTN Group Ltd. Das südafrikanische Unternehmen ist in der Telekommunikation zu Hause. Ebenfalls den Top-10 zugehörig ist von der Grösse her die in Nigeria angesiedelte United Bank for Africa Plc. Auch Samih Sawiris ist seit seinem Tourismus-Engagement in Andermatt in der Schweiz kein unbeschriebenes Blatt mehr. Der ägyptische Geschäftsmann und «Schweizer Unternehmer des Jahres 2009» ist CEO der Orascom Development Holding. Diese gehört wie eine weitere grosse Fund-

EMEA bezeichnet die Wirtschaftsregionen «Europe, Middle East & Africa». EMEA steht für die Dreiteilung der Weltwirtschaft, wobei Europa das wirtschaftliche Zentrum darstellt.

Die zwei Anlage-Gurus haben sich auch schon vor laufender Kamera auf den Zahn fühlen lassen: www.investchannel.ch

punktmagazin.ch | No26/2010


PANORAMA | SWISS & GLOBAL ASSET MANAGEMENT

VIELVERSPRECHENDES NORDAFRIKA

Tommaso Bonanata ist seit Ende 2007 Portfoliomanager bei SGAM. Er gilt unter anderem als Nordafrika-Spezialist. Bonanata, Associate Director, studierte in Monaco (Baccalaureate in Economics) sowie in London (Bachelor of Art).

WORTETOMMASOBONANATA

E

ines vorweg: Die sogenannten Frontier Markets finden bei Investoren zunehmende Beachtung. Frontier Markets wurden lange Zeit übergangen, entwickeln sich aber zu einer eigenständigen Anlageklasse. Diese Nationen sind dabei, sich einen Status als Schwellenland zu erobern. Sie verfügen langfristig über attraktives strukturelles Wachstumspotenzial. Besonders Nordafrika verspricht dank seinen wachsenden Volkswirtschaften, umfangreichen Rohstoffvorkommen und der günstigen demografischen Entwicklung attraktive Anlagechancen. Die geringere Liquidität, höhere politische Unsicherheit, häufig mangelhafte Transparenz der Unternehmen und stärkere Anfälligkeit gegenüber globalen makroökonomischen Schocks hatten allerdings zur Folge, dass Frontier Markets im vergangenen Jahr kurstechnisch hinter den Schwellenmärkten zurückblieben. Heute notiert noch rund die Hälfte dieser Märkte deutlich unter ihren Höchstständen von 2007 und 2008. Die Lücke dürfte sich jedoch nicht zuletzt wegen der geringen Korrelation zu den schuldengeplagten Industrienationen Schritt für Schritt schliessen. Eine der zukunftsträchtigsten Regionen ist der afrikanische Kontinent, und besonderen Fokus legen wir momentan auf die Staaten Nordafrikas. Zahlreiche Faktoren sprechen für diese Märkte. Widerstandsfähigkeit und Wachstum Obwohl sich Afrika in der weltweiten Rezession als widerstandsfähig erwiesen hat, ganz entziehen konnte sich der Kontinent ihr nicht. Doch seine einzigartige Position dank dem Reichtum an natürlichen Ressourcen, die kontinuierlich ausländische Direktinvestitionen anziehen, eine günstige demografische Entwicklung sowie eine deutliche Binnenmarktexpansion verhalfen dem Kontinent 2009 zu einem bescheidenen, aber insgesamt doch positiven BIP-Wachstum. Steigende Rohstoffpreise sind dabei der grösste Wachstumstreiber Afrikas. Sie leisteten einen wichtigen Beitrag zur jüngeren Wachstumsentwicklung, denn der Kontinent verfügt über fast zehn Prozent der weltweit nachgewiesenen Erdölreserven, acht Prozent der Erdgasreserven, 54 Prozent der Goldvorkommen sowie über umfangreiche Vorkommen weiterer Edel- und Indus­ triemetalle. So kommt es nicht von ungefähr, dass Afrikas Rohstoffproduzenten zu den Nutzniessern des enormen Rohstoffhungers in den Schwellenländern, insbesondere in China und Indien, gehören. China ist mittlerweile zum grössten ausländischen Anleger auf dem afrikanischen Kontinent avanciert und investiert Kapital in Infrastrukturprojekte wie Strassenbau. Wirtschaftsreformen in zahlreichen Staaten begünstigen solch ausländische Direktinvestitionen.

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Enormes Potenzial birgt überdies die demografische Entwicklung des Kontinents. Laut UNO dürfte Afrika bis 2015 mit einer jährlichen Rate von 2,2 Prozent das weltweit höchste Bevölkerungswachstum ausweisen. Eine Folge dieses Wachstums ist – vor allem in Nordafrika – die rasche Urbanisierung. Vorwiegend junge Afrikaner drängt es in die Städte, wo ihre Chancen auf Arbeit und bessere Löhne deutlich grösser sind als in ländlichen Regionen. Das höhere Lohnniveau, gekoppelt mit einer von tiefem Level aus steigenden Privatkreditvergabe, ermöglicht diesen Leuten einen besseren Lebensstandard – mit entsprechend positiven Impulsen für Sektoren wie zum Beispiel Finanzdienstleistung und Konsum. Starke Treiber In Anbetracht dieser Faktoren überrascht es kaum, dass internationale Anleger ihr Augenmerk auf Afrika richten. Sie reizt die weitgehende Unerschlossenheit der Märkte, die Vielzahl brachliegender Flächen und der Überschuss an Arbeitskräften. Dank diesen starken Treibern dürfte sich der Schwarze Kontinent in den kommenden Jahren zu einer der weltweit am schnellsten wachsenden Regionen entwickeln. Infolge der verhältnismässig geringen Liquidität afrikanischer Finanzmärkte müssen sich Anleger jedoch der gesteigerten Risiken eines Engagements in den zugänglichen Märkten des Kontinents bewusst sein. Wie so oft lautet die Devise, das Risiko durch eine möglichst breite Diversifikation über verschiedene Länder, Sektoren und Unternehmen zu minimieren. Mit Anlagefonds kann diesen Punkten Rechnung getragen werden. Sie sind eine attraktive Gelegenheit, das Potenzial Afrikas und insbesondere der Länder nördlich der Sahara zu erschliessen. Finanzmarkterfahrung Der Julius-BärNorthern-Africa-Fund bietet Investoren risikogestreuten Zugang zu den schnell wachsenden Volkswirtschaften Nordafrikas. Sein Anlageschwerpunkt liegt auf Marokko, Ägypten, Tunesien und Nigeria sowie auf anderen Ländern nördlich des Äquators. Der Fonds investiert jedoch nicht in Südafrika, denn die Börse in Johannesburg ist mit einer Marktkapitalisierung von rund 200 Milliarden Dollar der weitaus grösste Markt auf dem Schwarzen Kontinent und müsste im Fonds entsprechend stark gewichtet werden. Das erfahrene Fondsmanagementteam fokussiert sich bewusst auf die Identifizierung solider Unternehmen in Nordafrika, die von der rasch wachsenden Nachfrage nach Finanzdienstleistungen, Infrastruktur und Konsumgütern profitieren. Insgesamt ergibt sich eine attraktive Auswahl, mit der langfristig orientierte Anleger trotz der zu beachtenden Risiken auf das attraktive Rendite­ potenzial der Region setzen können.


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INVESTIERBARES

NACHGEFRAGTCYRILSCHICKER

PUNKTmagazin WIE DEFINIEREN SIE DEN BEGRIFF GRENZMÄRKTE? UND WIE UNTERSCHEIDEN SICH DIESE VON SCHWELLEN- UND INDUSTRIEMÄRKTEN? Tommaso Bonanata Das sind Volkswirtschaften im Entwicklungsstadium. Deren Aktienmärkte sind zwar für Auslandsinvestoren geöffnet, sie sind aber noch zu klein und illiquide, um zu «Emerging Economies» gezählt zu werden. Die meisten Grenzmärkte werden von Anlegern vernachlässigt und sind in den breiter angelegten Schwellenmarktindizes nicht vertreten. In den letzten 20 Jahren verzeichneten Schwellenmärkte ein starkes Wachstum und strukturelle Verbesserungen, sie wurden daher von Investoren allmählich als ernstzunehmende Anlageklasse betrachtet. Hinsichtlich Korrelation zum Weltrest gibt es eine Faustregel. Je liquider ein Markt ist, desto stärker korreliert er mit den Globalmärkten. In anderen Worten bedeutet dies, dass mit wachsender Beteiligungsgrösse die Korrelationsstärke grös­ser wird. Schwellenmärkte verhalten sich in der Regel volatiler als Industrieländer. Bei einer Eintrübung der Marktstimmung erleiden sie für gewöhnlich einen stärkeren Ausverkauf als industrialisierte Märkte. Dagegen gelten Grenzmärkte als nicht mit globalen Märkten korreliert. IM FONDSPROSPEKT WERDEN EINE BOTTOM-UP-STRATEGIE UND TOPDOWN-ANALYSEN ERWÄHNT. KÖNNEN SIE DIES NÄHER ERLÄUTERN? Hierbei ist es wichtig, die Unterschiede zwischen den verschiedenen Regionen des Kontinents zu kennen. Im Norden herrscht ein höheres Mass an wirtschaftlicher und sozialer Stabilität als im Zentrum. Zurzeit sind drei Afrika-Staaten in den breit aufgelegten Schwellenmarktindizes vertreten. Zwei von ihnen liegen im Norden: Ägypten und Marokko. Dem tragen wir mit unserem Top-Down-Ansatz Rechnung. Die genannten Volkswirtschaften profitieren von einer bestehenden starken Binnennachfrage und einem guten makroökonomischen Umfeld. Je tiefer man nach Zentralafrika vordringt, je eher trifft man auf Länder, die unter zahlreichen strukturellen Problemen leiden (starke Armut, niedrige Lebenserwartung, sehr niedriges Durchschnittsalter). In dieser Region verfolgen wir eher den Bottom-Up-Ansatz, indem wir in ausgewählte Unternehmen investieren und nicht insgesamt in die Wirtschaft bestimmter Nationen. Unser Engagement in Zentralafrika bezieht sich überwiegend auf Rohstoffe – nach wie vor einer der wichtigsten Wachstumstreiber. DER JB NORTHERN AFRICA FUND ORIENTIERT SICH AN KEINER BENCHMARK. WARUM IST DAS SO, UND WIE KANN MAN DIE FONDSENTWICKLUNG MIT ANDEREN VEHIKELN VERGLEICHEN? Die Region findet unter internationalen Anlegern nach wie vor keine starke Beachtung, so-

dass die Liquidität in manchen Fällen weiterhin eine Herausforderung darstellt. Im Gegensatz zu vielen anderen Schwellen- respektive Frontier-Markt-Regionen gibt es für unseren Fokus auf Nordafrika derzeit noch kein eigentliches Vergleichsbarometer. Einige der öffentlichen afrikanischen Indizes werden nach wie vor durch südafrikanische Aktien dominiert, was nicht unserer Anlagethese entspricht. Die Fondsperformance lässt sich jedoch relativ gut bewerten, indem man sie mit der Wertentwicklung der zugrunde liegenden Märkte – Ägypten, Marokko, Tunesien und Nigeria – vergleicht, auf die insgesamt rund 70 Prozent der Fondspositionen entfallen.

PRÄSENTIERT VON

NORDAFRIKA BZW. DER GESAMTE KONTINENT IST FÜR SEINEN REICHTUM AN BODENSCHÄTZEN BEKANNT. FLUCH ODER SEGEN? Der rohstoffreiche Kontinent erlebt seit einiger Zeit eine massive Investitionswelle. Alle wichtigen globalen Konzerne sind in Afrika präsent, und dieser Trend wird sich zweifellos weiter fortsetzen. Im letzten Jahrzehnt haben neben internationalen Unternehmen auch ausländische Regierungen investiert, die unter langfristigen Erwägungen eine Präsenz auf dem Kontinent aufgebaut haben. Zu den grössten Investoren in dieser Region gehört China, dessen Ansatz durch das starke Streben geprägt ist, sich einen direkten Zugang zu den natürlichen Ressourcen zu sichern. Seit 2007 hat China bilaterale Hilfsabkommen mit 49 afrikanischen Ländern und Kreditvereinbarungen mit 22 afrikanischen Ländern abgeschlossen. Investitionen in den Rohstoffsektor sind mit Investitionen in die Wirtschaft der relevanten Länder verbunden. Üblicherweise fliesst das Kapital in Infrastrukturbereiche. Solche Engagements sind von vitaler Bedeutung, um den Lebensstandard vieler Menschen zu verbessern und das Wirtschaftswachstum zu beschleunigen. DIE MEISTEN GRENZMÄRKTE SIND GEOGRAFISCH UND IN KULTURELLER HINSICHT WEIT VON EUROPA ENTFERNT. IST DAS FONDSMANAGEMENT AUCH VOR ORT ZUGEGEN? Für uns ist es äusserst wichtig, sich vor Ort umzusehen. Zu diesem Zweck besuchen wir mehrmals jährlich die entsprechenden Länder, allen voran jene, zu denen der Fonds ein besonders starkes Exposure aufweist. Noch wichtiger sind jedoch Gespräche mit dem jeweiligen Firmenmanagement. Wir reisen daher regelmässig nach London, dem Finanzzentrum Nummer Eins in Europa, um an einer Vielzahl von regionalen oder länderspezifischen Konferenzen teilzunehmen.

Weiterführende Informationen sind zu finden unter: www.swissglobal-am.com

punktmagazin.ch | No26/2010


PANORAMA | BELLEVUE ASSET MANAGEMENT

KONTINENT MIT VIELEN ANLAGESCHÄTZEN

Jean-Pierre Gerber trat 2009 bei Bellevue Asset Management als Senior Product Specialist im Range eines Partners ein. Davor wirkte er in leitenden Funktionen bei Julius Bär sowie Ernst&Young. JeanPierre Gerber verfügt über einen Masterabschluss in Wirtschaftswissenschaften nach Studien an den Universitäten Bern und Warwick (UK).

WORTEJEAN-PIERREGERBER

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frika hat in den vergangenen Jahren mächtige Fortschritte gemacht. Der zweitgrösste Kontinent, den derzeit mehr als eine Milliarde Menschen bevölkern, befindet sich in Aufbruchstimmung. Privatisierungen und Liberalisierungen werden durchgeführt, die Fremdverschuldung kann laufend und stark abgebaut werden, die Inflation ist allgemein unter Kontrolle und die Fiskaldisziplin hat sich merklich verbessert. Dies – und mehr – führt mitunter dazu, dass Afrika in Bezug auf das Wirtschaftswachstum hinter China und Indien an dritter Stelle rangiert. Seit nunmehr zehn Jahren in Folge überflügelt der Schwarze Kontinent die Wachstumsraten der Weltwirtschaft. In Durchschnittszahlen ausgedrückt sind es 5,8 Prozent per annum. Die 53 afrikanischen Staaten konnten ihr Bruttoinlandprodukt (BIP) während diesen zehn Jahren nahezu verdoppeln, teilweise sogar mehr. Die Weltwirtschaftskrise hat Afrika weniger zugesetzt als den meisten anderen Regionen. Dies nicht zuletzt deswegen, weil die dortigen Banken mit der internationalen Finanzwirtschaft nicht so eng verflochten sind, wofür der Kontinent in der Vergangenheit belächelt wurde. In der Krise hingegen kam ihm dies stark zugute, da die Auswüchse Afrika nur über Umwege erreichten. Entscheidende Treiber Parallel zu dieser Entwicklung konnten die Regierungen ihre Schuldenlast verringern, die Auslandkredite fielen von 37 BIP-Prozenten auf deren 12. Ein weiterer wichtiger Fortschritt ist die Marktöffnung für Privatinvestitionen, die insbesondere der Sub-Sahara-Region kräftige Impulse übertrug. Aber auch das Gros der Einwohner, allen voran die neue junge afrikanische Elite, ist bestrebt, den Kontinent vorwärtszubringen und zu erneuern. Sie ist dabei, politische und wirtschaftliche Reformen durchzusetzen – und dürfte dafür sorgen, dem oftmals sträflich vergessenen Kontinent die nötige Schubkraft zu verleihen. Ebenso wichtige Wachstumstreiber sind zweifelsohne die Rohstoffvorkommen. Schier unerschöpfliche Reserven gibt es bei Rohwaren wie Erdöl, Erdgas, Kupfer, Gold und Kobalt. Afrika profitierte während Jahren von der weltweit hohen Nachfrage nach Rohwaren, insbesondere aus dem asiatischen Raum. Ein weiterer Treiber sind die zunehmenden Direktinvestitionen aus Asien und dem Nahen Osten. Speziell China liegt ganz vorne an der Investorenspitze. Das Reich der Mitte bringt Afrika voran, was sich unter anderem in massiven Infrastrukturprojekten wie Stras­ senbauten, Eisenbahnstrecken, Kraftwerken und Telekommunikations­a nlagen zeigt. Der chinesische Investitionshunger gibt dem Kontinent das nötige Rüstzeug für ein langfristiges und nachhaltiges Wachstum. Ein letzter und sehr wichtiger Punkt ist der Zu-

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gang zu modernen Informations- und Telekommunikationslösungen. Damit wurde eine Basis geschaffen, dass sich Afrika in Bezug auf Ausbildung und mobilen Lifestyle weiter entwickeln kann. Afrika – ein «Commodity Play» Es gibt Länder, die sehr stark von der Rohstoffnachfrage abhängig sind, beispielsweise Nigeria, Angola oder Ghana. Nordafrikanische Staaten wie Ägypten, Marokko oder Tunesien zeigen ein anderes Bild. In diesen Staaten ist die Volkswirtschaft viel weiter entwickelt und um einiges besser diversifiziert. So lagern bereits heute grosse europäische Automobilhersteller gewisse Teilanfertigungen nach Tunesien aus. Dank der Mehrsprachigkeit der Tunesier befinden sich dort ebenso etliche europäische Hotline-Service-Zentren. Die ägyptische Wirtschaft wiederum profitiert vom Tourismus, von Bankdienstleistungen sowie Bauindustrie-, Agrar- und Konsumgütersektoren. Es gibt wissenschaftlich fundierte Studien, die dem Schwarzen Kontinent eine Rohstoffabhängigkeit von lediglich 30 Prozent attestieren. Ebenfalls positiv herauszustreichen, gilt es den Binnenmarkt, das langfristige Konsumpotenzial ist gewaltig. Einerseits beherbergt Afrika rund eine Milliarde Menschen, andererseits weist die Bevölkerung nebst steigender Kaufkraft eine positive Demografie auf. Afrika kann man in Bezug auf das Konsumpotenzial mit Indien und China vor 15 Jahren vergleichen. Hinsichtlich mittelständischer Bevölkerung herrscht nach wie vor ein Mangel, jeder zweite Afrikaner muss auch heute noch mit weniger als zwei Dollar pro Tag auskommen. Heute investieren Privatanleger primär in Südafrika. Die Börse Johannesburg (JSE) kommt per Ende 2009 auf eine Marktkapitalisierung von rund 800 Milliarden Dollar, in Franken ausgedrückt sind das etwa 910 Milliarden. Südafrika ist sogar mit bis zu acht Prozent in den wichtigen Schwellenländer-Indizes vertreten. Zum ersten Mal seit 17 Jahren befindet sich die Regenbogennation nun aber in einer Rezession und es sind vorwiegend Länder in Nord- und Sub-Sahara-Afrika, die über ein starkes Wachstumsmomentum verfügen. Insofern lohnt sich bezüglich Renditechancen und Diversifikationspotenzialen auch ein Blick auf die jungen Wachstumsmärkte Afrikas.

NACHGEFRAGTRINOBORINI

PUNKTmagazin HERR GERBER, WIESO SETZT BELLEVUE ASSET MANAGEMENT AUF AFRIKA? Jean-Pierre Gerber Afrika ist in unseren Augen ein junger Markt, der über enormes Wachstumspotenzial verfügt. Von vielen Investoren wird er aber noch weitgehend vernachlässigt. Verschiedene afrikanische Börsen erfüllen auch


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INVESTIERBARES

IN AFRIKA INVESTIEREN Produkt BB African Opportunities B-CHF Investment Advisor Bellevue Asset Management ISIN LU0433847596 Management Fee 1,60% p.a. Volumen per 31.05.10 CHF 32,2 Mio. Rendite YTD per 31.05.10 +18,68% Rendite seit Start +26,43%

erst seit zwei bis drei Jahren die Mindeststandards bezüglich Transparenz. Einem Anleger, der langfristig und diversifiziert denkt, stehen bei entsprechender Risikobereitschaft alle Chancen offen. HIERZULANDE GIBT ES ERST EINE HANDVOLL AFRIKA-FONDS. WIE LAUTET DIE ANLAGEPHILOSOPHIE «IHRES» FONDS? Mit dem BB-African-Opportunities-Fonds bieten wir einen Anlagebaustein an, den Investoren zur Optimierung ihres Schwellenländer-Engagements einsetzen können. Der Fonds investiert in börsennotierte Unternehmen aus aufstrebenden Ländern Afrikas. Es sind dies insbesondere Länder Nordafrikas und der SubSahara, die von Infrastruktur­investitionen und zunehmenden Wirtschaftsreformen, aber auch von hohen Rohstoffvorkommen profitieren – und noch weitgehend unerschlossene Anlagepotenziale eröffnen. Der Fonds investiert aber auch in attraktive Anlageopportunitäten im weiter entwickelten Südafrika, wobei wir auch da meist auf Unternehmen setzen, die den Grossteil ihrer Erträge in der Region Sub-Sahara erwirtschaften. Erfahrene Frontier-Markt-Spezialisten, die mit der Region bestens vertraut sind, fokussieren auf profitable gross-, mittelund kleinkapitalisierte Firmen, die in besonderem Masse von der starken Wachstumsdynamik der Region profitieren. WIE UNTERSCHEIDET SICH DER FONDS VON ANDEREN AFRIKA-FONDS? Viele Investment-Fonds sind typischerweise auf Südafrika und Rohstoffe fokussiert. Wir legen wie erwähnt unseren Schwerpunkt in Nord- und Sub-Sahara-Afrika und sind akribisch auf der Suche nach attraktiven Wachstumsunternehmen, die von den fundamentalen Entwicklungen profitieren. Ebenso setzen wir weniger auf Rohstoffunternehmen, sondern diversifizieren unser Portfolio vielmehr über Sektoren wie Banken, Versicherungen, Telekommunikation, Infrastrukturzulieferer und Konsum. Und, zu guter Letzt, wird der Fonds von Spezialisten verwaltet, die mitunter selbst aus der Region stammen, in die sie investieren und vor Ort sehr gut vernetzt sind. WIESO DÜRFEN AFRIKA-INVESTMENTS AUF DEM SPEISEZETTEL DES ANLEGEHUNGRIGEN NICHT FEHLEN? Afrika ist ein noch weitgehend unberührter Kontinent. Die primären Wachstumstreiber sind struktureller Wandel, wirtschaftliche und politische Reformen, riesige Rohstoffvor-

kommen und stark zunehmende Infrastruktur­ investitionen. Letztere sind bereits im Gange, dürften sich aber mittel- bis langfristig weiter intensivieren. Eine geringe Korrelation, insbe­ sondere der Aktienmärkte von Nordafrika und der Sub-Sahara im Vergleich zu den Aktien­ märkten anderer Schwellenländer, optimiert eine Depotstruktur. Robert Zoellik, Präsident der Weltbank, bezeichnete Afrika unlängst als den kommenden Wachstumspol, der sich aus der «tektonischen Plattenverschiebung», das heisst der Verlagerung der Wirtschaftsschwer­ gewichte von den Industrie- in die Schwellen­ länder, ergibt. Wir teilen diese Meinung.

PRÄSENTIERT VON

FRONTIER-MARKET-ANLAGEN BERGEN AUCH HÖHERE RISIKEN. WIE SIEHT ES DIESBEZÜGLICH AUS? Punkto Risiko kann sich ein Anleger heutzu­ tage genauso die Frage stellen, ob es nicht risiko­ reicher sei, in europäische Staatsanleihen oder Unternehmen zu investieren. Im Jahresverlauf per Ende Mai korrigierten europä­ische Akti­ enmärkte rund fünf bis sechs Prozent, während der BB-African-Opportunities-Fonds (EUR-­ Anteilsklasse) rund 24 Prozent zuzulegen ver­ mochte. Aber in der Tat gehört Afrika zu den Frontier-Nationen, die naturgemäss nicht über dieselbe politische, wirtschaftliche und soziale Stabilität verfügen wie die Industrieländer. Afri­ ka ist eine junge, aufstrebende Region und dürf­ te typischerweise ähnliche Risiko­eigenschaften aufweisen wie China oder Mittel- und Osteuro­ pa vor 10 bis 15 Jahren. Investoren müssen sich bewusst sein, dass sie in einen Wachstumsmarkt investieren und der Preis, den sie für potenzielle Renditechancen zahlen müssen, sind vergleichs­ weise höhere Kursschwankungsrisiken. Aber ei­ nem aktienfähigen Anleger und Schwellenland­ kenner steht nichts im Wege, zwecks Steigerung der Renditechancen und Diversifikation seines Schwellenländer-Portfolios, ein Afrika-Invest­ ment als Beimischung zu tätigen. BRINGT DIE WELTMEISTERSCHAFT DIE OFT ZITIERTEN WACHSTUMSIMPULSE? Die zusätzlichen positiven wirtschaftli­ chen Effekte, die sich durch die WM ergeben, sind bereits im BIP-Wachstum eskomptiert. Ökonomen gehen davon aus, dass der World Cup ungefähr 0,5 bis 0,8 Prozent zusätzliches Wachstum beisteuert. Sollte Südafrika den Si­ cherheitsstandard in den kommenden Jah­ ren auf diesem Niveau halten können, dürfte sich das positiv auswirken. Aber ich denke, ein wichtiger und nicht zu unterschätzender As­ pekt ist, dass der ganze Kontinent ins Rampen­ licht der weltweiten Bevölkerung gerückt ist. Heute betrachten Medien, Unternehmer und Investoren den Kontinent viel differenzierter und positiver als noch vor wenigen Jahren. Das schafft weiteres Vertrauen.

Weiterführende Informationen sind zu finden unter: www.bellevue.ch

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PORTRAIT

KOPFLASTIGES

060 WUNDE PUNKTE Afrika gilt als Magnet für

HINGEBUNGSVOLL, WISSENSSTARK, ERFOLGREICH

Gräueltaten wie Menschenrechtsverletzungen und Mineralienausbeutungen, dazu kommen Rohstoffabhängigkeiten ...

064 KEKAWNDGU Die malawische Erfolgsgeschichte von William K. begann vor rund zwanzig Jahren mit seiner auf Windräder spezialisierten …

WORTECYRILSCHICKERILLUSTRATIONBORISGASSMANN

Prof. Dr. Elísio Macamo vom Zentrum für Afrikastudien Basel verfügt nicht nur über einen Professorentitel und PhD, sondern auch über einen Master in Translation and Interpreting sowie in Soziologie und Sozialpolitik. Macamo forscht, doziert, schreibt und berät rund ums Thema Afrika. Der umtriebige Kosmopolit findet dennoch Zeit, ausgiebig über Persönliches, Humanitäres, Ökologisches, (Inter-) Nationales, Politisches, Kulturelles, Gefährliches, Chancenreiches, Ethisches, Gesundheitliches und Chinesisches zu diskutieren.

punktmagazin.ch | No25/2010


PORTRAIT

s S I i e E n N

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ein ursprünglicher Name, Mutsenga Mpoyombo-Nhlavi, wurde unter der portugiesischen (Schreckens-)Herrschaft «zivilisiert», das heisst, es musste kurzerhand eine «christliche Anrede» her. Mutsenga, aus Mosambik stammend und nach seinem Grossvater väterlicherseits benannt, nennt sich seither Elísio Macamo. Er hat etliche Studiengänge erfolgreich abgeschlossen und ist nun Assistenzprofessor am Zentrum für Afrikastudien Basel (ZASB). Macamo, der mit Tsonga, Portugiesisch, Spanisch, Englisch, Deutsch und Französisch sechs verschiedene Sprachen fliessend spricht, lebt derzeit in Lörrach und hat drei Töchter. Eine lebt in Maputo, Hauptstadt von Mosambik, die anderen beiden in Deutschland. Macamo, ein wahres Perpetuum mobile, ist stets auf Achse und mit Arbeit eingedeckt, aber dennoch bereit, sich in die Karten blicken zu lassen. Und wie sich im Gespräch herausstellt, sind das äusserst gute Karten. Ein spannendes Blatt, gewiss. Wie gut aber wurden die Karten in Bezug auf seinen Schweiz-Aufenthalt gemischt oder ausgeteilt? Wie wohl fühlt sich hier der Professor? Er dazu: «Ich bin noch dabei, herauszufinden, was ich über die Schweiz wissen muss, um behaupten zu können, dass ich das Land gut kenne. Ich fühle mich aber sehr gut aufgenommen.» Macamo hat zwar bereits in Bayreuth, London, Berlin und Portugal gearbeitet, dennoch nimmt es wunder, was ihn gerade hierher führte. «Die berufliche Herausforderung und das Interesse, Teil der ZASB-Erfolgsgeschichte zu sein», so der Mosambikaner eher sec. Afrikanische Tour d’horizon Westafrika würde er übrigens als Wohnort wählen – seinen Geburtsort ausgeschlossen – müsste er ein neues Plätzchen suchen. Dessen ungeachtet hat er auf jeden Fall dazu beigetragen, den sogenannten brain drain (Wissensabfluss) zu verstärken. Klar, mit seiner umfassenden und auf Afrika fokussierten Arbeit macht er dies mehr als nur wett. Doch der Kontinent ist bildungstechnisch jetzt schon arg beschnitten und läuft immer weiter Gefahr, an Wissensstärke zu verlieren. Wie sieht das Mpoyombo-Nhlavi? «Es gibt in der Tat viele hochgebildete Afrikaner, die nicht in ihren Ländern arbeiten. Das hat viele Gründe, allen voran politische und wirtschaftliche. Ich weiss aber nicht, warum gebildete Afrikaner die einzigen sein müssten, die ihre beruflichen Entscheidungen von ihrer nationalen Verpflichtung abhängig machen sollten. Wenn die Welt von ihnen profitieren kann, werden ihre Heimatländer sicher auch in einer Form profitieren.» «Profitieren» mausert sich hierbei zu einem Schlagwort, denn speziell dann, wenn es um die strategischen Schachzüge Chinas geht, herrscht keine Einhelligkeit, ob und wie Afrika tatsächlich davon profitiert. Macamos Antwort ist aber klar: «Ich finde das gut. China gibt Afrika dadurch mehr Optionen und zwingt Europa sowie die USA dazu, ihre Afrika-Beziehungen zu überdenken.» Bleiben wir beim Profitieren respektive gehen wir der Frage nach, weshalb es der Kontinent nicht überall und immer versteht, sich dank der gigantischen Rohstoffvorkommen gesund zu stossen. Der Sprachvirtuose mit einer quasi afrikanischen Tour d’horizon:

Bild 01: Der Professor noch ganz klein aber fein und wohl schon damals schalkhaft wie jetzt. Bild 02: Mutsenga Mpoyombo-Nhlavi stillt seinen Wissensdurst (auch) an der Uni Basel.

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KOPFLASTIGES

«Es gibt Staaten, für die der Ressourcenreichtum zunächst ein Fluch war. Angola und die Republik Kongo zum Beispiel. Es gibt andere wie Botswana, die es wiederum verstanden haben, besser damit umzugehen. Es gibt auch Beispiele für Länder, die an der Rohstofffülle zerbrochen sind, etwa Südafrika während der Apartheid. Eine Nation, die das Beste daraus gemacht hat, ist Mauritius. Libyen ist dagegen ein Land, das nicht weiss, was es mit dem Reichtum machen soll. Somalia ist überdies ein Afrika-Vertreter, der von Mutter Natur stiefmütterlich behandelt worden ist.» Mpoyombo-Nhlavi fügt an, dass der Sachverhalt komplex und vielschichtig sei und sich daher nicht auf eine einfache Formel reduzieren liesse. Der Komplexität förderlich sind sicher auch die klimatischen Ungemache, von welchen selbstverständlich der ganze Planet betroffen ist. Der vife Professor nickt: «Recht haben sie, wir alle leiden unter dem Klimawandel. Extreme Naturereignisse haben in der Wahrnehmung von vielen Afrikanern allerdings enorm zugenommen. Sie haben aufgrund der oft prekären Lebenslage verheerende Folgen.» Ist diese Lebenslage mitunter Grund dafür, dass der Schwarze Kontinent kaum Zeit oder Musse hat, sich ökologisch vorbildlich zu verhalten? «Das hängt davon ab, in welchem weltwirtschaft-

lichen Kontext Afrika seine Existenz sichern muss. Das global zunehmende ökologische Bewusstsein wird schon dafür sorgen, dass Entscheidungen zugunsten eines vernünftigen Ressourcen­u mgangs getroffen werden», meint er optimistisch.

«ES GIBT STAATEN, FÜR DIE RESSOURCENREICHTUM ZUNÄCHST EIN FLUCH WAR. ANGOLA UND DIE REPUBLIK KONGO ZUM BEISPIEL.»

Einfallslose Welt ... Ein gesunder Optimismus ist nie verkehrt. Ein wenig mehr Fürsprache würde wohl aber den erneuerbaren Energien gut tun. Afrika hat zwar immense Wasservorkommen, starken Wind und viel Sonne, das Zukunftsgebiet fristet trotzdem ein unsägliches Dörnröschen-Dasein.

Mit Witz oder Biss, je nach Betrachtungsweise, kontert Macamo die Frage nach dem Wieso mit einer Gegenfrage: «Vielleicht weil die Welt einfallslos ist?» So falsch liegt er damit sicher nicht. Dagegen dürften seine Ausführungen zu einer möglichen hoffnungsvollen politischen Situation für Stirnrunzeln sorgen: «Überall dort, wo Zuversicht herrscht. Und das ist allerorts in Afrika. Auch in den Kriegsgebieten, denn selbst dort wird ausgehandelt, wie Menschen miteinander leben sollen.» In welchen Ländern brennen denn die politischen Gefahrenherde auf Mittel- und Höchststufe? Macamo bleibt allgemein: «Mit dem richtigen zeitlichen Massstab ist jede Friedensphase die Ruhe vor dem Sturm und jede instabile Phase Regen vor dem Sonnenschein. Nach Jahrhunderten der Fremdbestimmung erleben afrikanische Staaten seit 50 Jahren Selbstbestimmung. Und es funktioniert, wenn auch mit grossen Schwierigkeiten.» In diverse Schwierigkeiten oder besser gesagt in Sackgassen führen doch auch viele Entwicklungshilfsversuche. Welche Art von Support ist nützlich und welche schiesst am Ziel vorbei? «Keine, denn es ist nicht an mir, diesbezüglich etwas zu fordern. Ich wünsche mir aber, dass diejenigen, die Afrika helfen möchten, mehr Geduld aufbringen. Fehlende Geduld führt unweigerlich dazu, dass der ¬ punktmagazin.ch | No26/2010


PORTRAIT | PROF. DR. ELÍSIO MACAMO

Kontinent ob neuer Ideen, Massnahmen und scheinbarer Allheilmittel überfordert ist.» Apropos, der Kontinent ist in vielerlei Hinsicht überfordert. So etwa im Gesundheitsbereich, bei dem Macamo die mangelhafte medizinische Versorgung als grösste Gefahr sieht. Den gesundheitlichen Gefahren stark ausgesetzt seien nicht nur Kinder und ältere Menschen, sondern auch erwachsene Frauen und Männer – also alle zu ziemlich gleichen Teilen. Selbst die über ganz Afrika erstreckte Religiosität scheint dem Ungemach kaum abträglich zu sein. Kommt der mentale Griff zu einer höheren Macht einer schwer zu handhabenden Räuberpistole gleich, mit der man sich gleich selber ins Knie schiesst? Der Familienvater geht der Provokation geschickt aus dem Weg, nicht aber, ohne dabei seine angenehme Redseligkeit zu vernachlässigen: «Das Christentum ist stark vertreten und erfreut sich grosser Beliebtheit, zum Beispiel in Form von Pfingstbewegungen. Überdies werden sogenannte traditionelle Religionen praktiziert.» Entgegen «Mozarts» Einstellung Er weiter (Geert Wilders, niederländischer Rechtspopulist, würde sich hierbei seine Mozart ähnlichen Haare raufen): «Der Islam ist in vielen Gesellschaften wohl am stärksten verankert, stellt aber keine Gefahr dar. Andersartigkeit ist nur dort eine Gefahr, wo die Menschen nicht daran gewohnt sind, mit Vielfalt zu leben. Und Vielfalt gehört nun einmal zu unserem Alltag. In meiner Geburtsstätte XaiXai, dort wuchs ich auch auf, wurden in der Nachbarschaft verschiedenste Religionen praktiziert (katholisches, evangelisches und

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synkretistisches Christentum, Islam, Hinduismus, traditionell Afrikanisches). Ich empfand das als eine Bereicherung.» Er selber wende sich heute eher keiner Religion zu, seine Eltern gaben sich dem Katholizismus hin, seine Töchter ebenso.

«DIE ART UND WEISE WIE MAN IN EUROPA ÜBER MUSLIME ODER ‹WIRTSCHAFTSFLÜCHTLINGE› SPRICHT UND SIE BEHANDELT, SOLLTE UNS DAVOR WARNEN, SELBSTZUFRIEDEN ZU SEIN.»

Zaubermittel Albinos Voodoo sei, man kann es sich denken, nicht sein Steckenpferd. Entsprechend verurteilt er die schändliche Hetze nach Albino-Afrikanern und führt zugleich gastgeberfreundlich durch seine Gedankengänge: «Es hat zum Beispiel in Tansania Fälle gegeben, die darauf zurückzuführen sind, dass manche Leute den Irrglauben pflegten, aus Organen der Albinos starke Zaubermittel herstellen zu können. Ich sehe das als extreme und abscheuliche Form einer in allen Gesellschaften vorhandenen Neigung, Menschen, aus welchen Gründen auch immer, auszu-

grenzen. Die Art und Weise wie man in Europa über Muslime oder ‹Wirtschaftsflüchtlinge› spricht und sie behandelt, sollte uns davor warnen, selbstzufrieden zu sein. Ich sehe da durchaus gewisse Parallelen.» Die Problematik berührt ihn sichtlich. Weniger berührt, dafür leicht ungeduldig reagiert er auf die Frage, wie Afrika in England, Deutschland und Portugal wahrgenommen werde: «Es gibt in jedem Land völlig unterschiedliche individuelle Betrachtungen. Ich kann daher nicht von einer typisch englischen, deutschen oder portugiesischen Sichtweise sprechen. Aber es fällt auf, dass die Verteilung dummer Ansichten ziemlich gerecht ist.» Der Weltgewandte hat durchaus eine kritische Ader, aber ebenso eine witzige und zuweilen ironische. Dies etwa, wenn es darum geht, nebst Rohstoffen, Tourismus und Finanzdienstleistungen weitere Wirtschaftswachstumsstützen zu evaluieren. Er humoristisch: «Fussballspieler.» Ja, und welche Afrika-Staaten stehen eigentlich konkret in Schieflage? Macamo nicht minder scharfzüngig: «Es hängt davon ab, wie man die Karte hält.» Keine Vorbilder Nun gut, ganz wird der Schlendrian nicht heraufbeschwört, denn zu ernst ist das Ganze beziehungsweise die Frage nach Nationen, die dabei sind, sich zu einem Schwellenland zu entwickeln. Der Akademiker gibt sich wieder sachlich: «Alle, langfristig betrachtet. Welche es früher und welche es später schaffen, kann man nicht sagen, denn die Welt ist ungerecht. Es bedarf einer bestimmten Konstellation in der Weltwirtschaft, und selbst ein Schurkenstaat kann vom Zufall profitieren.» Gut gebrüllt, Löwe! Wie lernbereit ist denn der Kontinent überhaupt, beziehungsweise was kann Afrika von den Emerging Markets lernen, et vi-


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KOPFLASTIGES

Bild 01: Ein Sympathieträger mit ehrvollen Zielen und Aufgaben, hier ist für einmal Brasilien im Fokus. Bild 02: Scharfsinnig, scharfzüngig und «scharfklingig». Bild 03: Elísio Macamo tauscht sich mit einem Heiler zum Thema Schulmedizin vs. traditionelle Afrika­-Heilkunst aus.

ce versa? «Wenig. Von solchen Vergleichen lernt man eher etwas über die Menschen, die sie anstellen. Es sind Menschen, die an einer Vorstellung der Welt festhalten, in der diese geordneter und gerechter ist, als sie es in Wirklichkeit ist. Man kann aber immerhin Hoffnung schöpfen, dass es möglich ist, voranzukommen.» Herrschendes Europa Trifft das ebenfalls zu, wenn es um Industriestaaten geht? Wo besteht welcher Lernbedarf? «Afrika kann sich einschustern, mit weniger Anstrengung Wohlstand zu schaffen, und Industrienationen können sich beibringen, mehr aus ihrer Freizeit zu machen.» Das Sprichwort «Der Westen hat die Uhr und Afrika die Zeit» passt auch da sehr gut ins Bild. So oder so, was meint er zu entwickelten Staaten, die dazu neigen, ihr jeweiliges System auf andere Emerging oder Frontier Markets zu übertragen, ohne dabei Rücksicht auf Entwicklungsstand, Kultur, Religion et cetera zu nehmen? «Jedes Land und jede Kultur ist von sich überzeugt. Man will, dass sich die Welt nach einem richtet. Wenn man Ressourcen dazu hat, fällt es einem leichter, dies in die Tat umzusetzen. Europäer haben die letzten 500 Jahre beherrscht. Aber die Welt ist noch nicht am Ende. Die Zeit sorgt für Gerechtigkeit.» Letzteres deckt sich auch mit

dem inzwischen fast überbordenden ausländischen Interesse gegenüber dem Kontinent. Afrika war lange Zeit gefürchtet. Nur Visionäre und Abenteurer getrauten sich, dort zu investieren. Weshalb ist das Afrika-Verlangen

«AFRIKA KANN SICH EINSCHUSTERN, MIT WENIGER ANSTRENGUNG WOHLSTAND ZU SCHAFFEN, UND INDUSTRIENATIONEN KÖNNEN SICH BEIBRINGEN, MEHR AUS IHRER FREIZEIT ZU MACHEN.»

jetzt so gross und vor allem branchenübergreifend? «Afrika galt für vorausschauende Geschäftsleute immer schon als Geheimtipp, und viele haben sich dort eine goldene Nase verdient. Seit einigen Jahren wächst die

Wirtschaftsleistung Afrikas schnell, der chinesische Hunger nach Rohstoffen beflügelt den Aufschwung und die nationalen Märkte konsolidieren sich immer mehr.» Konkrete Investitionsmöglichkeiten sieht der stark Engagierte in der Produktionsindustrie. Insbesondere jene Bereiche seien zukunftsträchtig, welche die lokalen Märkte belieferten. Sensationslust Es ist schon erstaunlich. Je mehr man über den Schwarzen Kontinent in Erfahrung bringt, desto mehr legt sich ob dem dominierenden Negativbild Afrikas die Stirn in Sorgenfalten. Weshalb verbindet man unverblümt Frauenbeschneidungen, Kindersoldaten, Sklaverei, Piraterie, Bürgerkriege, Armut, Vetternwirtschaft, Malaria und Aids mit Afrika? «Diese Dinge gab es wahrlich und gibt es leider immer noch. Afrika ist einfach einer bestimmten Medienkultur, die schlechte Nachrichten besser findet als gute, ins Messer gelaufen. Niemand kauft ein Magazin, das jeden Tag darüber berichtet, wie sich in Afrika Menschen verlieben, welche Geschenke sie machen und was jeden Morgen unter der Dusche gesungen wird», so Mpoyombo-Nhlavi realitätsnah. Das folgeschwere Leid der Sensationslust darf selbstverständlich nicht da­r über hinwegtäuschen, dass Afrika über eine traumhafte Mannigfaltigkeit verfügt. ¬


PORTRAIT | PROF. DR. ELÍSIO MACAMO

HÜ ODER HOTT? Winter oder Sommer?

REGENZEIT

Bratwurst und Rösti oder Fisch?

POULET IN ERDNUSSSAUCE Velo oder Auto?

ZU FUSS Klassik oder Pop/Rock?

MARRABENTA Fussball oder Rugby?

FUSSBALL Stadt oder Land?

STADT Kino oder Theater?

KINO Badeanstalt oder See?

STRAND Blumen oder Pflanzen?

OBSTBÄUME Silber oder Gold?

HOLZ Schwarz oder Weiss?

BLAU Belletristik oder Fachbuch?

BELLETRISTIK Sport oder Bildung?

BILDUNG

Leidig aber da – Schmelztiegelmetapher Die von sämtlichen Afrika-Befürwortern und -Spezialisten ins Feld geführte kulturelle Vielfalt sei hier exemplarisch erwähnt. Inwiefern ist denn Afrika vielschichtiger als andere Erdflecken? «Ihre Frage zielt in die richtige Richtung, denn alle Kontinente sind kulturell vielfältig. Europa tut sich nur schwer daran, sich dessen bewusst zu werden. Die Politik hemmt dieses Bewusstsein zusätzlich. Amerika dagegen ist sich der kulturellen Vielfalt viel bewusster, versucht sie aber mit der Schmelztiegelmetapher zu überwinden. In Afrika besteht jedoch die Chance, der Vielschichtigkeit Entfaltungsfreiheit zu gewähren. Afrikaner sind viel offener als es sich viele vorstellen können. Manchmal wird uns diese Offenheit zum Verhängnis. Doch mir ist sie lieber als die häufig in Europa anzutreffende Art, andere nur dann ernst zu nehmen, wenn sie einem ähnlich sind. Der nigerianische Schriftsteller Chinua Achebe sagte einst, dass er sich keinen Igbo (ethnische Gruppe) vorstellen könne, der 3000 Kilometer reisen würde, nur um anderen mitzuteilen, dass ihre Religion falsch sei.» Chuzpe! Richtig! Und in die richtige Richtung scheint laut Macamo auch das GenderThema, Womenomics, zu laufen: «Gut sieht es diesbezüglich aus. Gleich bei der Unabhängigkeit in den 60-er Jahren erhielten Frauen das Wahlrecht zugesprochen. Und das ohne Volksabstimmung. Ich vermute, dass es mehr Frauen in Führungspositionen in Politik und Wirtschaft gibt als in Europa. Es gibt aller058

dings auch viele Männer, die das nicht gerne sehen. Dieses schändliche Verhalten ist wohl universell.» Der Wissenschafter fügt an: «Sie müssen bedenken, dass sich die meisten Berichte, die wir hier in Europa über die Situation der Frau in Afrika bekommen, auf soziale Milieus beziehen. Dort entspricht die Stellung der Frau unseren Idealvorstellungen überhaupt nicht. Wenn umgekehrt afrikanische Beobachter ständig über soziale europäische Verhältnisse im ländlichen Raum, im Arbeitermilieu und in bestimmten religiösen Kreisen berichten würden, hätte Afrika ebenso ein völlig anderes Bild der Verhältnisse.» DES PROFESSORS ABSCHLUSSPLÄDOYER «Die Welt funktioniert nicht nach einem Drehbuch, sie ist eine von vielen möglichen Welten. Die Position, die ein Land oder ein Kontinent in dieser einen Welt einnehmen kann, hat nicht immer damit zu tun, dass die Menschen etwas getan oder unterlassen haben. Abgefälschte Schüsse können, müssen aber nicht im Tor landen. Mit dieser Aussage werbe ich für mehr Verständnis afrikanischer Pro­bleme und plädiere dafür, dass wir mit Urteilen zurückhaltender werden. Es gibt nur wenige Menschen, die tatsächlich wissen, was das Problem in Afrika ist.»


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KOPFLASTIGES

PORTRAIT | NACHGEFRAGT

ETHISCH, SOZIAL ... NACHGEFRAGTCYRILSCHICKER

PUNKTmagazin HABEN SIE NEBST IHREN TÄTIGKEITEN ZEIT FÜR HOBBYS? Prof. Dr. Elísio Macamo Ja, etwa, wenn ich eine Tagungsreise mit einem Museumsbesuch kombinieren kann. Um gut zu unterrichten, muss ich nicht nur leben, sondern auch viel erleben. ÜBER WELCHE SOZIALEN SKILLS VERFÜGEN AFRIKANER IM VERGLEICH ZU EUROPÄERN? Soziale Fertigkeiten hängen immer vom Kontext und von individuellen Fähigkeiten ab. Generell aber würde ich die Vermutung anstellen, dass Afrikaner zum einen dazu neigen, anpassungsfähiger zu sein und zum anderen, sich der Bevormundung durch den Staat zu widersetzen. WERDEN ETHISCHE UND MORALISCHE WERTE IN AFRIKA ÖFTERS ÜBER BORD

GEWORFEN ALS ANDERSWO? Diese Werte müssen sich überall ständig beweisen. Sie werden laufend neu ausgehandelt, das ist normal. Oder meinen Sie, dass ein Schweizer Grenzbeamter ein Auge zudrückt, wenn er einen illegalen Migranten erwischt, nur weil er getreu seiner christlichen Erziehung dem in der Not stehenden Nächsten helfen sollte? SCHAFFT ES AFRIKA, SICH VOM KLUMPENRISIKO ROHSTOFFE ABZUWENDEN? Wir haben es mit unterschiedlichen Ländern zu tun. Manche werden es schaffen, manche nicht. Entscheidend wird sein, wie sich die Beziehungen mit China, Indien und Brasilien entwickeln. WAS KONKRET MACHT DAS ZASB? Das Zentrum bringt unterschiedliche Fächer, die sich in Forschung und Lehre mit Afrika befassen, zusammen. Es ist ein interdiszi­plinäres Zentrum, das Afrika an der Universität Basel ein Gesicht gibt. WIE BEGEHRT IST UND WAS BIETET DER MASTER-STUDIENGANG IN AFRICAN STUDIES? Wir sind ein eher kleiner Studiengang mit zirka 40 Studierenden. Trotz den hohen Anfor-

derungen, machen dies viele als ergänzende, zusätzliche Qualifikation. Unsere Schwerpunkte sind Sozial-, Kultur-, Geistes- und Umweltwissenschaften, aber auch öffentliche Gesundheit. WELCHER PERSONENTYP EIGNET SICH ALS ZASB-STUDENT? Grundsätzlich Menschen, die sich mit der Vorstellung anfreunden können, dass es wichtigeres im Leben gibt, als nach Lösungen zu suchen. Oft scheitern wir dabei, weil wir das Problem nicht kennen. Am ZASB beschäftigen wir uns mit der Formulierung von Problemen. WIE FINANZIERT SICH DAS ZASB? In erster Linie über die Universität. Weitere Mittel kommen von privaten Stiftungen und der staatlichen Forschungsförderung. APROPOS FORSCHUNG, WELCH’ NENNENSWERTE ERGEBNISSE FÖRDERTE DAS KOMPETENZZENTRUM ZUTAGE? Unsere Forschung ist meist lokal bezogen, das heisst, wir zielen nicht auf allgemeingültige Aussagen ab. Gleichwohl zeugen unsere Forschungsergebnisse von der Vitalität und enormen Kreativität des afrikanischen Kontinents und seinen Völkern.

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einem Totalverlust kommen. Die Fonds Lyxor ETF MSCI Europe Real Estate, Lyxor ETF MSCI USA Real Estate, Lyxor ETF MSCI AC Asia ex Japan Real Estate, Lyxor ETF MSCI World Real Estate sind zum öffentlichen Vertrieb in der Schweiz oder von der Schweiz aus im Sinne von Artikel 120 des Bundesgesetzes über die kollektiven Kapitalanlagen vom 23. Juni 2006 zugelassen. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht FINMA hat Société Générale, Zweigniederlassung Zürich, als Vertreter und als Zahlstelle des Fonds in der Schweiz bewilligt. Der entsprechende Prospekt, Statuten, Jahres- und Halbjahresberichte des Fonds, sowie die Aufstellung der Käufe und Verkäufe, welche die Fondsleitung im Berichtsjahr für Rechnung des Fonds abgeschlossen hat, können mittels einfacher Anfrage kostenlos beim Vertreter in der Schweiz (Société Générale, Zweigniederlassung Zürich, Talacker 50, Zürich, Schweiz) bezogen werden. Die Verkaufsprospekte können unter www.lyxoretf.ch heruntergeladen werden.


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KOPFLASTIGES

iPUNKT

Afrika gilt als Magnet für Gräueltaten wie Menschenrechtsverletzungen und Mineralienausbeutungen, dazu kommen Rohstoffabhängigkeiten, Armut und mangelnde Bildung. Gewiss, aber da ist noch mehr. Eine hohe Kindersterblichkeitsrate zum Beispiel oder eine beispiellose Wissens- und Bildungsflucht. Doch auch wenn zuweilen harsche Zustände den Kontinent erschüttern, die Betrachtungs­ weise darf nicht zu einseitig ausfallen.

s S I i e E n N WORTCYRILSCHICKERBILDFABIANWIDMERPUPPENDESIGNMAYUKA.CH

pinnen, Flusspferde, Schakale, Nashörner, Schlangen, Bienen, Geparde, Hyänen, Leoparden, Krokodile, Löwen, Gorillas und Warane sind nur ein Bruchteil der unzähligen Tierarten Afrikas. Sie alle sind auf ihre eigene Art für den Menschen gefährlich. Wirklich gefährlich sind sie aber eigentlich erst dann, wenn der Mensch sich mal wieder überschätzt und das Tier respektive dessen Verhaltensweise oder natürlichen Lebensraum beeinträchtigt. Afrikareisende tun also gut daran, sich nur schon der Fauna wegen vor-, ein- und weitsichtig zu geben. Selbstverständlich gelten diese Verhaltensregeln auch für den Umgang mit der Flora – Milch- und Tropenbusch, Yamswurzel und Purgiernuss (Jatropha-Pflanzenfamilie) lassen grüssen. Letztere, auch Brechnuss genannt, enthält übrigens bis zu 60 Prozent hochwertiges Pflanzenöl. Sie eignet sich daher hervorragend zur Herstellung von Kraftstoffen als Dieselersatz. Sklaverei und Preissteigerungen Mit der Kultivierung dieser anspruchslosen, dürreresistenten Ölpflanze soll brachliegendes und verödetes Land wieder nutzbar gemacht und neue Arbeitsplätze in den ärmsten Regionen Afrikas geschaffen werden. Mit der Entstehung von Plantagen würde sich die Winderosion verringern, durch die Pflanzenwurzeln liesse sich die Wassererosion eindämmen. Der als Nebenprodukt aus der Pflanzenölgewinnung entstehende Presskuchen ist ein effektiver organischer Dünger, der zur Bodenverbesserung beitragen kann. Wie vielerorts in Afrika gehen das Positive und das Negative Hand in Hand. Mit Jatropha verhält es sich nicht anders. Tausende moderne Sklaven bringen tagein, tagaus immens fleissig und fernab jegli-

A a

cher Menschenrechte Landhektaren zum Blühen. Dabei brechen sie förmlich weg wie Tischbeine mit Materialfehler. Oft ist es auch so, dass das Land den ursprünglichen, meist armen und wehrlosen Bauern unzimperlich «entrissen» wird. Wer Glück hat, kriegt als Gegenleistung einen mickrigen Preis angeboten. Wer dann noch die Courage hat, dessen Höhe zu bemängeln, dem wird schnell einmal die Kehle durchgeschnitten. Schändliche Blut- und Machtgeilheit. Die Folgen der (kommerziellen) Agrarkraftproduktion oder besser gesagt des stark vorangetriebenen Energiepflanzenanbaus, das macht eine Studie des Forums für Internationale Agrarpolitik (FIA) klar, müssen kritisch betrachtet werden. Dass die Auswirkungen dieser Entwicklung nicht einfach so dahingeschwatzt, sondern drastisch sind, lässt sich an von der Food and Agriculture Organization (FAO) veröffentlichten Zahlen der Unterernährten ablesen. Sie seien besonders in jüngster Vergangenheit stark gestiegen, hauptsächlich bedingt durch hohe Nahrungsmittelpreise. Laut International Food Policy Research Institute (IFPRI) seien Agrarkraftstoffe im Zeitraum 2000 bis 2007 für satte 30 Prozent Preissteigerung bei Getreide verantwortlich. Darunter leiden derzeit fast eine Milliarde (unterernährte) Menschen. Kindersterblichkeit, Analphabeten ... Wissenschafter haben berechnet, dass jeder Prozentpunkt steigender Grundnahrungsmittelpreise die Zahl der Mangelernährten um 16 Millionen nach oben treibt. Schlussfolgernd meinen sie, dass es bis 2025 weltweit etwa 1,2 Milliarden Hungernde geben dürfte. Afrika gehört zu den am härtesten betroffenen Regionen. In den letzten Jahren siedelten sich ausländische Unternehmen zunehmend in Tansania, Nigeria, Uganda, Kenia, Äthiopien, der Republik Kongo und Südafrika an, um fruchtbare Flächen für den Treibstoffpflanzenanbau zu erwerben. Dabei handelt ¬ punktmagazin.ch | No26/2010


iPUNKT | WUNDE PUNKTE

es sich keineswegs um Brachland, sondern um natürliche Ökosysteme wie Wälder, Savannen, Steppen und Flächen, die bereits der Viehhaltung beziehungsweise dem Nahrungspflanzenanbau dienen. Am meisten unterernährte Menschen zählen in Konflikte verwickelte Staaten wie Äthiopien, Mauretanien, Nigeria oder die Republik Kongo. Im Vergleich zu mehr oder minder konfliktlosen Ländern weisen sie eine im Schnitt 15 Prozent höhere Rate auf. Ihnen stehen weit über zehn Prozent weniger Nahrungsmittel pro Person zur Verfügung. Überdies haben sie als direkte Folge eine um fünf Jahre tiefere Durchschnittslebenserwartung. Nicht minder erschreckend ist die, wiederum den Durchschnitt betrachtend, um 50 Prozent höhere Kindersterblichkeit. Laut der Plattform African Economic Outlook weisen Afrika-Exponenten wie Tschad, Angola, die Elfenbeinküste und Sierra Leone per Ende 2008 eine überdurchschnittlich hohe Rate aus. Die Sterblichkeitsrate von Kindern unter fünf Jahren ist – nebst obigen Beispielen – unter anderem in den Regionen Burundi und Mali sehr hoch. Ebenso wenig ruhmreich ist die unterdurchschnittliche Bildungsrate beziehungsweise die hohe Analphabetenquote. Diese ist bei den Männern schon hoch, bei den Evastöchtern gar noch höher. Liberien, Benin, Lesotho, Mali, Mauretanien, Niger, Senegal und Sierra Leone sind da erwähnenswert. Fehlender animal spirit Während sich entwickelte Nationen an einem sogenannten brain gain (Bildungs-/Wissenszuflucht) gesund stos­sen, zeichnen sich schwach entwickelte Länder – dazu gehören die eben angefügten – durch einen starken brain drain (Bildungs-/Wissensflucht) aus. Wenn ein Afrikaner über eine gute (Aus-)Bildung verfügt, dann ist der erträumte Schritt ins Ausland nur einen Wimpernschlag von der Realität entfernt. Speziell Personen aus dem Gesundheitswesen sowie Lehrer und Ingenieure emigrieren ins Ausland. Laut dem United Nations Development Programme käme es zwischendurch so weit, dass es in gewissen Ländern – Sierra Leone ist ein Beispiel – weniger einheimische Ärzte vor Ort als im Ausland gäbe.

Von zehn in diesem Zusammenhang stark in Mitleidenschaft gezogenen Nationen befinden sich deren sechs in Afrika. Ein Negativum erster Güte. Als äusserst negativ darf man in Bezug auf Afrika auch die Problematik des «animal spirit» taxieren. In Anlehnung an die jahrelange – aus heutiger Sicht falsche Keynes’ianische – Annahme, nicht-ökonomische Motive und irrationale Verhaltensweisen hätten keinen Platz in der Ökonomie, brachten zwei der weltweit renommiertesten Volkswirtschafter, die Professoren George Akerlof (Berkeley) und Robert Shiller (Yale), das Buch «Animal Spirits» heraus. In der Vergangenheit gingen Wissenschafter eben davon aus, Menschen würden rational reagieren und hätten nur ihre ökonomischen Interessen im Sinn. Dabei wurde (sträflich) von der menschlichen Neigung zu Fairness und übermässigem Optimismus abstrahiert, ebenso von sozialen Normen und dem Hang zur Geld-Illusion. Akerlof und sein kongenialer Schreibpartner Shiller machen in ihrem Buch deutlich, dass die sogenannten animal spirits weitaus wichtiger seien für die wirtschaftliche Entwicklung als rational-ökonomische Faktoren: «Die Wellen von Optimismus und Pessimismus verursachen grosse Veränderungen der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage.» Akerlof und Shiller schlussfolgern, dass der Staat in der Wirtschaft eine aktive Rolle einnehmen muss, um die durch animal spirits verursachten Schwankungen zu reduzieren. Der Markt dürfe nicht sich selber überlassen werden. Der Vergleich mit Jericho Den Kapitalismus an sich stellen die Autoren keineswegs in Frage. Er habe der Menschheit einen Wohlstand beschert, der in vergangenen Jahrhunderten unvorstellbar gewesen sei. Damit dieser jedoch seine Wunder vollbringen könne und auf Dauer stabil sei, müsse es staatliche Regeln geben. Die Märkte Afrikas, das Auffangbecken für Emotionalitäten und Stereotypisierungen, wurden mehr oder minder seit jeher sich selber überlassen. Richtig entwickeln konnten sie sich dadurch lange nicht. Und auch wenn dies langsam aber sicher erkannt wird, gibt es noch viel aufzuholen, auch andern-

BILDUNGS- & WISSENSFLUCHT Südafrika gehört mit 13,1% zu den Ländern mit den höchsten Raten an qualifizierter Auswanderung. ANALPHABETISMUS In Afrika südlich der Sahara leiden rund 40% der Bevölkerung an Analphabetismus.

ROHSTOFF-AUSBEUTUNG Der Kimberley-Prozess verfolgt ein wohlwollendes Ziel, KORRUPTION

Blutdiamanten wechseln dennoch schrecklich oft den Besitzer.

Ob still oder schleichend spielt keine Rolle, Korruption kostet Afrika unzählige Milliarden Franken, p.a. versteht sich. HUNGER Täglich sterben weltweit bis zu 30 000 Menschen an den Folgen von Unterernährung, Afrika ist am stärksten betroffen. SKLAVEREI In 1300 Jahren wurden insgesamt rund 50 Millionen Afrikaner versklavt. Die Dunkelziffer liegt aber weit höher.

KINDERSTERBLICHKEIT Pro Jahr scheiden über 9 Millionen Kinder dahin, insbesondere südlich der Sahara ist die Lage prekär.

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KOPFLASTIGES

orts. Nebst der verallgemeinert tiefen Sparquote, die wohl nicht höher ist als Jericho über dem Meeresspiegel liegt, gibt es Negativindikatoren, die nicht-monetäre Dimensionen der Armut erfassen. Der Human Development Index 2009 (HDI) des United Nations Development Programme (UNDP) beispielsweise verkommt in der Kategorie Low Human Development zu einer Trauerweide. Die letzten Plätze – Rang 159 bis 182 – belegen (mit Ausnahme von Afghanistan) ausschliesslich afrikanische Nationen. Der HDI ist ein beachtetes Barometer, das die positive Entwicklung dreier Basisbedürfnisse eines jeden Landes misst: Gesundheit, Wissen sowie den «decent standard of living». Überraschenderweise sind das streitsüchtige Lybien (Rang 55), die Seychellen (57) sowie der schmucke Inselstaat Mauritius die Länder Afrikas, die am weitesten vorne rangieren. Die interne Silbermedaille geht an Tunesien (98. Rang), Bronze kriegt Gabon übertragen (103. Platz). Ach ja, Norwegen ist Spitzenreiter, die Schweiz belegt Rang 9. Jesses, die Armutsfalle! Und wenn schon Ranglisten jongliert werden, darf der Korruptionsindex von Transparency International nicht fehlen. Botswana befindet sich nach Israel und mit Taiwan auf Rang 37. Mauritius (42) ist im Vergleich zu anderen Afrika-Nationen ebenfalls positiv weit vorne angesiedelt. Südafrika ist auf Rang 55 anzutreffen, Namibia auf Rang 56. Das (noch) negativbehaftete(-re) Somalia stellt (Platz 180) das Indexschlusslicht dar. Auffallend ist die afrikanische Dominanz im hintersten oder untersten Indexviertel. Transparency International untersucht regelmässig ganze Wirtschaftsregionen. Dazu gehört auch die Region Sub-Sahara. Diesbezüglich seien die Herausforderungen in der Entwicklung immens. Es sei der einzige Flecken auf dem Globus, der innert den letzten 25 Jahren einen Zuwachs an Armut erlitten habe. Zwei Drittel der weltweit 38 «höchst verschuldeten, armen Länder» (HIPC, Highly Indebted Poor Countries) befänden sich auf dem afrikanischen Kontinent.

Ebenfalls zu wenig Freudentaumel führen dürfte die von Jeffrey Sachs (er leitet das UN-Millenniumsprogramm) ausgearbeitete Hypothese der Armutsfalle. Der Kern dieses ökonomisch-demografischen Modells, das schon in den 50-er Jahren entwickelt wurde, besagt, dass die Ersparnisse in Ländern mit sehr niedrigen Einkommen derart gering sind, dass die damit finanzierbaren Investitionen Wachstumsraten erzeugen, die kleiner sind als die Bevölkerungswachstumsrate plus Abschreibungsrate des Kapitals. Unter diesen Bedingungen bleibe ein Land in der Armutsfalle. Sich dieser zu entledigen sei, so das Modell, nur mit einem «big push», also einem kräftigen Investitionsschub von Aussen, möglich. Kapitalstock-Schwelle Jedes Modell und jede Hypothese hat aber immer auch Kontrahenten – in Form einer Gegenuntersuchung oder zumindest in Form einer kritischen Diskussion. Das ist mit der Armutsfalle nicht anders, gewisse empirische Tests verleihen ihr keine überzeugenden Noten. Dessen ungeachtet und aber den gesamten Kontinent betrachtend (mehr Informationen dazu lassen sich in der Titelgeschichte auf Seite 12 nachlesen), steht Afrika in Bezug auf Kapitalzufluss (FDI) nicht ganz so schlecht da. Ausländische (Direkt-) Investitionen steigen kontinuierlich und vor diesem Hintergrund besteht durchaus die Möglichkeit, dass gewisse Volkswirtschaften die kritische Schwelle des Kapitalstocks überwinden können und auf einen anhaltend nach oben führenden Wachstumspfad gelangen. Was die Wundertüte Afrika tatsächlich zu bieten vermag, ist sehr schwierig abzuschätzen. Vorsicht ist auf jeden Fall geboten. Und ¬

UNIVERSELLER TERROR Der (islamische) Terror hat sich längst auch in Nigeria niedergelassen. Auch wenn die nigerianische Regierung sich verbal dagegen wehrt, ist es Fakt. Das zumindest macht die Untersuchung «Critical Questions» des Zentrums für Strategische und Internationale Studien deutlich. Islamische Extremisten sind stark mit Bin Ladens al Kaida verschachtelt, was erwähnens-

wert ist. Nicht aber lobenswert. Eine breit abgestützte Umfrage des «Pew Global Attitudes Project» aus dem Jahr 2009 hat übrigens ergeben, dass 43 Prozent der in Nigeria wohnhaften Muslimen die Länder, Städte, Dörfer, Bezirke und Familien erschütternden Bombenattentate befürworten. Und über die Hälfte der Befragten Muslime bringen Osama Bin Laden ihr Vertrauen entgegen. punktmagazin.ch | No26/2010


iPUNKT | WUNDE PUNKTE

DER QUERBANKER MEINT ...

(mehr) Vorsicht sollte auch walten, wenn es um das Abtragen der heiss begehrten Bodenschätze geht. Abtragen ist ein sanftes Wort, Ausbeutung und Missbrauch treffen eher ins Schwarze. Diamanten geben das Paradebeispiel ab. Nichtregierungsorganisation Global Witness (unter vielen anderen) pocht schon lange darauf, die Europäische Union solle Gesetze verabschieden, welche die Rohstoff-Einfuhr, namentlich (Blut-)Mineralien, aus der Republik Kongo verbieten. Lizzy Parsons von Global Witness und ihre Mitarbeiter hätten gewichtige Informationen sammeln können, die beweisen, dass der Blutmineralien­ verkauf Rebellengruppen unterstützt. Blutüberströmte Rohwaren Aufständische würden ihre Waffenkraft dank jenen Erlösen zementieren und ausbauen – die Zivilbevölkerung werde regelrecht gefoltert. Das Ziel von Global Witness sei es in erster Linie, die Lieferanten dazu zu bewegen, endlich einmal durchs Band offen zu legen, aus welcher Mine sie die Waren tatsächlich bezögen. Parsons kritisiert: «Zahlreiche Unternehmen und Abnehmer, darunter der Computerhersteller Apple, sind überhaupt nicht bereit, sich mit diesem Problem auseinanderzusetzen.» Dass Parsons kein Seemannsgarn strickt oder furios mit einer Räuberpistole herumfuchtelt, bestätigt Jennifer Cook. Cook ist Afrika-Direktorin des Zentrums für Strategische und Internationale Studien (CSIS) in New York. Sie sagte unlängst, die Ausbeutung von Mineralien sei Mittel und Zweck jener Konflikte geworden. Rebellen kämpften um das Land, um die darunter liegenden Bodenschätze fortnehmen zu können. Doch um welche Rohwaren, nebst Diamanten, handelt es sich dabei? Gemäss Jennifer Cook sind es insbesondere Kassiterit, Koltan und Wolfram, die von Afrika aus gerne nach Asien verschifft werden. Dort wiederum gewinne man wertvolle Metalle wie Zinn und Tantal daraus. Dieses Duo wird für die Herstellung von Elektronik­artikeln wie iPod, Digitalkameras, Mobiltelefonen und Notebooks benötigt. Glücklicherweise sind verschiedene Bestrebungen (EU, Vereinte Nationen ...) im Gange, dem Ganzen einen Riegel zu schieben. Diverse bereits verabschiedete Resolutionen ermöglichen es zum Beispiel, bekannte Firmen-Vermögenswerte, die bewaffnete Konfliktparteien unterstützen, einzufrieren. Noch aber scheinen diese Bemühungen kaum den Kinderschuhen entwachsen zu sein, bekanntlich aber stirbt die Hoffnung zuletzt. Was bleibt, ist ein Paradoxon. Denn die Republik Kongo gehört trotz ihrer Rohstofffülle zu den ärmsten Ländern Afrikas. Dies ist die unrühmliche Folge jahrzehntenlanger Missbräuche und Misswirtschaft. Die Republik kann durchaus als Spiegel des Kontinents angesehen werden, der vom Weltresten oft als Magnet für Bürgerkriege, Vergewaltigungen, Korruptionen, Vetternwirtschaft und sonstigen Gräuel bezeichnet wird. Ist er gewissermassen auch, doch wer sich nur diesem Negativstrudel hingibt, der ersäuft. Denn Afrika vermag stark zu faszinieren und zu entzücken.

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überdies nie auf. Nadeln sind inklusive, auf Anfrage und gegen einen Unkostenbeitrag von CHF 30.- werden sogar lange Nägel geliefert: redaktion@punktmagazin.ch

Der Querbanker hat sich die «etwas andere Informationsvermittlung» auf seine Fahne geschrieben. Diese ist stets gehisst, also auch dann, wenn der Wind eisig bläst. Des Querbankers Blick ist skeptisch, seine Schreibschritte sind zuweilen ungehobelt. Der Querbanker möchte neue Horizonte eröffnen.

D

ie malawische Erfolgsstory von William K. begann vor rund zwanzig Jahren mit seiner auf Windräder spezialisierten Firma Wintec. Bereits 2014 verkaufte er sein Unternehmen und erwarb im Gegenzug Land in Mali, dass er dank libyscher Finanzierung urbar machte. Man nannte ihn den Kornbaron Afrikas. Wenig später investierte er in eine kenianische Softwarefirma, die mobile e-banking-Lösungen entwickelte. Das aus seiner IT-Firma entstandene Finanzinstitut mit dem Namen MoBank gehört zwischenzeitlich zu den grössten Retailbanken des Landes. Heute zählt der afrikanische Pionier zu den reichsten Menschen weltweit. Das Wirtschafts­ magazin Forbes nannte ihn und seine Mitstreiter «Gentlemen of Bacongo». Halt! Es ist doch irgendwie wie einst im Film Forrest Gump. Die Geschichte ist nämlich frei erfunden. William Kamkwamba hingegen ist mit seinen 23 Jahren bereits heute ein Star. Was derzeit passiert, ist unglaublich aber wahr, denn es schallt laut und deutlich aus der African Investors League. Nigeria wird Südafrika als grösste afrikanische Volkswirtschaft bereits in wenigen Jahren ablösen. Man spricht bereits vom «african Alpha». Aus BRIC wird BARIC. Doch sind wir ehrlich. Alte Gewohnheiten streift man nicht so schnell wieder ab. Insbesondere in Bezug auf Afrika scheint unser Wahrnehmungsdefekt fast schon pathologische Züge anzunehmen. Das Afrikabild von vor vierzig Jahren scheint im Kühlfach vor sich hinzugammeln. Es mieft gewaltig, ist aber noch da. Erinnern wir uns an die unerträglichen Bilder aus den 70-er Jahren, die aufgeschwemmte, dickbäuchige nach Hunger schreiende und durch Lepra gepeinigte Biafra-Babys mit ihren durch Malaria getrübten Augen zeigten. Dazu gesellen sich Stammeskriege, Despoten, Flüchtlingsdramen und Piraten. Ruanda, Somalia und Sudan prägen hierzulande das Afrika-Bewusstsein in einem schon fast zum Himmel schreienden Ausmass. Selbst vom afrikanischen Menschenzoo ist hin und wieder die Rede. Würde man in gleicher Weise über China berichten, so wollte man heute noch glauben, Mao-Zedong sei nie gestorben. Die Aids-Raten steigen aber nicht mehr und Malaria gilt in bestimmten Regionen gar als ausgerottet. Erstaunlich ist insbesondere der Fakt, dass die Investoren-Mehrheit den Afrikaboom zu Beginn des neuen Jahrtausends vollständig ignorierte. Für sie scheint afrikanisches Wachstum, Armutsverbesserung und die damit verbundenen überdurchschnittlichen Renditeerwartungen weiterhin eine Fata Morgana zu sein. Der IWF bestätigt das Gegenteil. Selbst Inflationsraten sind auf ein Niveau geschrumpft, die sich mancher G8-Staat in zwei Jahren wünschen wird. Was muss sich also ändern, damit in Afrika anstelle von Hilfsentwicklung nachhaltig investiert wird? Bedarf es vielleicht der Erfindung eines optimistischen Marc Fabers, der uns den Schwarzen Kontinent richtig ausleuchtet? Oder eine Naomi Campbell bei Goldman Sachs vielleicht? Oder braucht es Rainmaker wie Mubarak oder Obama? Ich werde das Gefühl nicht los, dass Anleger dem blinden Löwen Clarence aus Daktari ähneln, zumindest in ihrer mangelnden Weitsicht, das ökonomische Afrika so zu sehen, wie es wirklich ist. Oder wird erst investiert, wenn Hans-Rudolf Merz gegen Max Göldi ausgetauscht wurde? Klar, das Anlegen in Afrika ist herausfordernd, das ist der hiesige Strassenverkehr aber auch, und damit tun wir uns nicht so schwer. So oder so, lange Hälse sind vorprogrammiert, sei es im Falle verpasster Investment-Chancen oder durch Fehlspekulationen.


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070 JENSEITS VON KLISCHEES Von Zürich nach Dakar, der Hauptstadt Senegals, beträgt die Luftlinie über 4300 Kilometer. So entfernt Westafrika ist,

Sich finanziell in Afrika zu engagieren, ist nicht nur über Börsenmärkte möglich. Mittels lokalen Distributionspartnern oder einem Joint Venture stehen einem weitere Opportunitäten zur Verfügung. Doch ganz so einfach ist es nicht, denn Risiken gibt es viele – seien dies soziale, politische, kulturelle oder unternehmerische. Diese sollen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich lohnen kann, seinen Geschäftsfuss in die Afrikatüre zu stellen.

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AKTIVISMUS

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A a uf der Weltwirtschaftsbühne wird fast täglich ein neues Theaterstück vorgetragen. Einige enden mit Buhrufen und sind der Absetzung nahe, andere wiederum werden frenetisch gefeiert und dürfen mit einer längeren Gastspielzeit rechnen. Derzeit werden faule Eier und stinkende Fische nach den sogenannten PIGS-Staaten (Portugal, Irland, Griechenland, Spanien) geworfen, der Frontier-Markt Afrika hingegen wird mit immer mehr Lob überschüttet. Afrika widerfährt ein stark strömender Zuschauerauflauf, Tendenz steigend. Doch es ist nicht nur der Tourismus, der vom global erstarkten Fokus profitiert. Mit dem weltweiten Interessenshöhenflug werden auch neue, zuweilen lukrative Geschäftsfelder umgepflügt und bewirtschaftet. War früher Afrika das Tummelfeld für Menschen wie Prof. Dr. Dr. hc Bernhard Grzimek – das Grab des mit einem Oscar prämierten Tierforschers liegt am Rande der Serengeti in Ngorongoro – ist es heute Dreh- und Angelpunkt für den Entrepreneur jedweder Couleur. Es sind (bis auf wenige Ausnahmen) keine neuzeitlichen Goldgräber, sondern vielmehr Geschäftsmänner mit Weltformat. Afrika als Mass aller Dinge Jahrelang hat man Emerging Markets, so zum Beispiel die BRICExponenten Brasilien, Russland, Indien und China, über den grünen Klee gelobt, jetzt ist es der Schwarze Kontinent. Michael Rheinegger – er arbeitete unter anderem auf der Schweizer Botschaft in Chile, beim Seco und für die Handelsabteilung der südafrikanischen Botschaft in Bern – ist Mitinhaber der Rainbow unlimited GmbH. In einfachen Worten gibt er Auskunft: «Die immer grösser werdende Aufmerksamkeit Afrika gegenüber erklärt sich, weil der Kontinent eine interessante Nische ist und man in vielen Ländern noch etwas aufbauen und bewegen kann. Ein weiterer Grund ist, dass sich das Wirtschaftsklima in verschiedenen Ländern Afrikas massiv verbessert hat. Darüber hinaus schrecken anhaltende Krisen in den traditionellen Absatzmärkten ab.» Der studierte Politikwissenschafter ergänzt: «Wir fokussieren uns auf diejenigen Geschäftspartner, die es verstanden haben, dass es sich zumindest mittelfristig lohnt, in und mit Afrika Business zu tätigen. Wir können es uns nicht leisten, uns nicht mit Afrika zu beschäftigen. China hat das schon lange begriffen. Bis 2050 werden zwei Milliarden Menschen in Afrika wohnen, das sind zwei Milliarden Konsumenten.» Rheineggers Rainbow unlimited bringt Geschäftsleute aus Afrika (Schwerpunkt Sub-Sahara) und der Schweiz sowie ganz Europa zusammen. Zu ihren Dienstleistungen gehören die Organisation von Geschäftsanlässen in der Schweiz, die Durchführung von Unternehmerreisen für hiesige KMU in verschiedene Länder sowie die Beratung für Schweizer KMU bei der Erschliessung neuer afrikanischer Märkte. Die in Bern angesiedelte Firma übernimmt ausserdem die Geschäftsführung sowie Interessenvertretungsmandate im Zusammenhang mit Geschäftsbeziehungen zwischen der Schweiz und Afrika. Markteintritte sind oft beschwerlich und mit etlichen Unsicherheiten verbunden. Noch beschwerlicher und noch unsicherer dürfte es werden, wenn eine kontinentübergreifende Penetration ins Auge gefasst wird. Welche Geschäftsfelder sind derzeit überhaupt fruchtbar? Rheinegger dazu: «Jedes Land muss separat betrachtet werden. Pauschale Aussagen sind unmöglich. Die Staaten sind bezüglich ihrer Ökonomie unterschiedlich diversifi-

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ziert. Was ich aber sagen kann – eine Publikation von McKinsey & Company vom Juni 2010 zeigt es schön auf – ist, dass das Wirtschaftswachstum in den letzten Jahren nur zu zirka 30 Prozent vom Rohstoffboom abhängig war. Retail, Telekommunikation, verarbeitende Industrie, Finanzdienstleistungen und Tourismus haben ebenso erheblich dazu beigetragen.» Mutter Helvetia auf dem 1. Rang Möglichkeiten, sein Geld in Afrika zu investieren, gibt es zuhauf, Börsen-Engagements für einmal ausgenommen. Beispielsweise mittels Joint Ventures stehen einige zur Verfügung. Kann man über einen Kamm geschert sagen, welche Art sich am besten eignet? Rheinegger winkt ab: «Das hängt von den Produkten und Dienstleistungen des Unternehmens ab. Beim klassischen Exporteur etwa wird man als ersten Schritt am besten einen lokalen Distributionspartner suchen, um so den Markt kennenzulernen, ohne allzu grosse eigene Risiken und Kosten in Kauf zu nehmen. Generell kann man immerhin sagen, dass es schwierig ist, ohne einen ortsansässigen Partner auch die nötige Marktnähe aufzubauen.» Auch wenn gerade die Schweizer Unter-

nehmerszene momentan einen regelrechten Boom erlebt – das prestigeträchtige US-Magazin Red Herring hat Mutter Helvetia auf den ersten Rang gestellt – unterschätzen viele (Jung-)Unternehmer die überall lauernden Gefahren. Die Anzahl konkursiter Firmen wächst stark. Dessen ist sich selbstverständlich auch Rheinegger bewusst, der auf weitere zu überspringende Hürden hinweist: «Ganz wichtig ist die volle Unterstützung der Geschäftsleitung im Headoffice. Ein Markteintritt braucht Zeit, Energie und Geld. Ohne diesen Support und die damit verbundenen finanziellen wie personellen Ressourcen wird es schwierig. Die unternehmerischen Risiken in Afrika sind grundsätzlich aber nicht anders als sonstwo.» «Auge sieht, Geist versteht» Letzteres dürfte beruhigend wirken. Wie beruhigend sind aber kulturelle Unterschiede? Prallen da nicht gänzlich andersartige Kulturwelten aufeinander? Der «Regenbogen-Geschäftsführer» relativiert: «Die Unternehmer-Kulturen sind nicht so unterschiedlich, wie man sich das womöglich vorstellt. In all den Ländern findet man Geschäftsleute, die es gewohnt sind, auf internationaler Basis Ge-

schäfte zu tätigen. Schwierig wird es teilweise im Bezug auf lokales Know-how für Installationsarbeiten und vor allem auch hinsichtlich Service- oder Unterhaltsleistungen.» An Orten, wo der Familiengedanke quasi mit Samt ausgestattet wird, könnte man überdies meinen, es sei Frevel, ohne adäquate soziale Fähigkeiten zu versuchen, sein eigenes Business aufzuziehen. Gemäss Rheinegger sind soziale Skills durchaus nötig, aber nicht das A und O. Er zudem: «Afrikaner haben weniger Hemmungen, Fremde zu akzeptieren und willkommen zu heissen. Interessanterweise ist der Umgang in Afrika formeller als hierzulande. Die Krawatte darf eigentlich nie fehlen.» Weitaus wichtiger für einen möglichen Geschäftserfolg sei das absolute Muss, sich vorab und vor Ort selbst ein Bild zu machen. Eine (Geschäfts-)Beinamputation sei vorprogrammiert bei jenen, die sich zu wenig seriös mit dem Markt und der Umgebung auseinandersetzen. Mit Afrika könne man nicht einfach «ein bisschen geschäften». Das afrikanische Sprichwort «Das Auge sieht, der Geist versteht» passt hierbei bestens ins Bild – und soll sich ruhig in des Unternehmers Kopf einnisten.

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Von Zürich nach Dakar, der Hauptstadt Senegals, beträgt die Luftlinie über 4300 Kilometer. So entfernt Westafrika ist, so viel Unbekanntes damit einhergeht. Wahre und tiefe Einblicke sind da herzlich willkommen. Ein Top-Model und ein Schmuckdesigner – jeweils von Weltformat – machen es möglich. Sie erzählen alles zu Tagesstrukturen, Magie, Ess- und Freizeitgewohnheiten, Regierungs(-schand)taten, Familiengeborgenheit,

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Himmelsbrücken, Stereotypen ...

WORTECYRILSCHICKERBILDKARINBITTERLI

frika ist je länger je mehr in aller Munde und mit dieser Entwicklung schiessen (selbsternannte) Kenner, Spezialisten und Experten wie Pilze aus dem Boden. Doch wie wir alle wissen, sind gewisse Pilze ungeniessbar. An denen wollen wir uns nicht versuchen, lieber strecken wir die Fühler direkt nach Westafrika aus. Vor Ort werden wahre Gegebenheiten erfühlt. Ja, selbst «die Brücke zum Himmel» wird emporgestiegen. Die Kardinalsfrage, was denn konkret anders sei als in der industrialisierten Welt, vorweg. Dji Dieng, internationales Top-Model mit den längsten Beinen der Welt, bringt es auf den Punkt: «Die soziale Ausprägung ist in Afrika sehr viel stärker als etwa in Europa. Hier lebt die gesamte Familie zusammen, von der Grossmutter bis zum Kleinkind.» Ergänzend meint die Senegalesin: «Das ist eine der fest verankerten Traditionen, jeder hilft jedem – und das von Herzen.» Der erfolgreiche Schmuckdesigner Mickael Kra zur selben Frage: «Zugleich mit dem ersten Schritt, den du auf afrikanischem Boden machst, spürst du die Andersartigkeit des Kontinenten.» Familie, Familie, Familie Mickael, in Lausanne aufgewachsen, aber längst schon zu seinem Vater an die Elfenbeinküste ausgewandert, führt in blumiger Manier weiter aus: «Man kriegt die Kraft der Natur unweigerlich zu spüren. Es ist eine völlig andere Luft, es sind andere Farben und die vielen Geräusche, die dich förmlich umarmen. Dazu kommt die Luftfeuchtigkeit und die Herzlichkeit der Leute.» Ei-

ne wahre Antwortkaskade, eine durchaus angenehme, prasselt auf einen nieder: «Abidjan, Hauptstadt der Elfenbeinküste, gilt als sehr modern. Viele kommen mit der Modernisierung aber nicht wirklich klar. Zwei unterschiedliche Kulturen krachen da zusammen, was immer wieder zu seltsamen Begegnungen führt. Es ist zum Beispiel keine Seltenheit, dass in der urbanen Hypermoderne plötzlich eine Rinderherde auftaucht.» Beide reisen oft und haben denn auch viele schöne Erdflecken gesehen und genossen. Was genau machen und fühlen sie, wenn sie in Mama Afrikas Schoss zurückkehren? Einhellig trägt das sympathische Duo den Familiengedanken auf Händen, erwähnt dabei die Wärme der Menschen, den respektvollen Umgang miteinander, die Gelassenheit, überdies die zuweilen arge Hitze. Selbst Einheimische leiden also unter der starken Sonne. Entsprechend stünden sie relativ früh auf, denn aller Fürsprachen zum Trotz haben sie wie auch ihr Umfeld einen geordneten Tages­ ablauf, den es zu bestreiten gilt. Unterteilt werde der Tag allerdings nicht. Es ist so gesehen immer Morgen respektive (Nach-)Mittag respektive Abend respektive Nacht. Au Backe, Stereotypen Dieng dazu: «Die Zeit ist nicht wirklich essenziell, wichtig sind insbesondere die Beziehungen, das Miteinander.» Mickael komplettiert: «Die meisten Afrikaner machen und nehmen nur das ¬

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LEBENS-ART | JENSEITS VON KLISCHEES

Notwendige. Energieerhaltung und Genusssicherung heisst, ganz allgemein gehalten, unser Lifestyle.» Er keck: «Der Westen hat die Uhr, wir haben die Zeit!» An dieser Stelle kristallisiert sich die Frage nach der Freizeitgestaltung wie von selber heraus. Und als hätten sie das beide gespürt: «Freizeit bedeutet beieinander sitzen, sich unterhalten, an den Strand gehen, einfach zusammen sein», so Dji. Mickael weiter: «Mit dem Boot ins Meer hinausfahren, fischen, zelten, durch den Regenwald streifen oder einfach auch nur den weisssandigen Stränden entlanglaufen.» Da sich das alles schon fast märchenhaft anhört, ist die Zeit wohl reif für das Thema Klischee. Sind die Tage in Afrika nicht eher darauf ausgerichtet, das eigene Überleben zu sichern? Wie fühlt man sich denn, dauernd gefangen zu sein unter einer «Glocke des Sinistren»? Mickael erwidert: «Afrika muss oft herhalten als Kontinent der Kriege, Korruption, Gewalt und Krankheiten. Klar, das gibt es, Gier und das Streben nach Macht ebenfalls, doch Afrika ist vielmehr Sinnbild für Rhythmus, Freude, Lachen und Magie. Selbst die ärmeren Leute sind stolz, Afrikaner zu sein und teilen gerne.» Ein anderer Stereotyp fördert sich mit der Frage nach speziellen Vorlieben oder Riten in Bezug auf Ess- und Trinkgewohnheiten geradezu selber ans Tageslicht. Des Top-Models Antwort ist der Grund: «Ich koche sehr gerne und auch sehr gut.» Hm, eine der extra-

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vagantesten Laufstegkostbarkeiten schwingt gut und gerne die Kochkelle? Da will man mehr wissen, was kitzelt den afrikanischen Gaumen? Sie dazu: «Riz au poisson, so heisst das auf Französisch, meiner Muttersprache. Ebenso lecker ist Yassa d’Agneau.» Den Hungrigen, Wissensdurstigen und Hobbyköchen sei hier ein grosser Teil der Zutaten- und Beilagenschwemme verraten: Kohl, Reis, Tomaten, Karotten, Zwiebeln, Lorbeeren, Pfeffer, Nussöl – und Fisch sowie Lamm versteht sich wohl von selbst. Von Voodoo hin zur Magie Doch nicht nur Dji kocht gerne, auch Mickael: «Westafrikanisches Essen ist sehr nahrhaft und geschmacksintensiv. Die damit verbundene Vielfalt liebe ich, das Kochen sowieso. Ingwer-Bier schmeckt eigentlich zu jedem Gericht köstlich.» So weit so gut. Was ist in (West-)Afrika sonst noch populär aus­ ser Essen, Kochen, Strandgenüsse und Diskussionsrunden? Der Schmuck-Virtuose dazu: «Fussball, Fussball, Fussball. Daneben sind Theater und Tanz beliebt, aber eigentlich Kunst generell. Kunst ist fester Bestandteil der afrikanischen Gesellschaft.» Als die naivste aller Fragen präsentiert sich diejenige nach Feierlichkeiten, Ferien und Freitagen. Dji übernimmt das Wort: «Gearbeitet wird, wenn man es sich nicht anders leisten kann, von Montag bis Samstag. Und ja, selbstverständlich gibt es bei uns auch Ferien, am

wichtigsten sind die freien Tage im Dezember. Die Kinder haben am meisten Ferien in der Hitzezeit zwischen Juli und September.» Was meint Mickael dazu? «Weihnachten, Ostern und muslimische Feierlichkeiten gibt es bei uns wie bei euch. Dabei stürzen wir uns förmlich in Schale und geben uns auch Stammesritualen hin.» Apropos, wie steht es um Voodoo oder besser gesagt (schwarze) Magie? Er erwidert: «Afrika ist ein Kontinent des Zaubers. Die Magie schwebt in der Luft, das Mystische begleitet uns alle. Das liebe ich und lasse es oft in meine Kollektionen einfliessen.» Die zwar sehr grosse, aber doch auch sehr zierliche Dji ist weniger Feuer und Flamme: «Magie spielt sicher eine gewisse Rolle in Afrika, manchmal ist die Rolle sogar äusserst zentral. Es gibt ‹wichtige› Marabous, einige unter ihnen gelten als heilig. Ich für meinen Teil glaube weder daran noch praktiziere ich sie.» Sie zudem: «Die eigentliche Magie ist für mich in der Natur selber, in den Pflanzen, Kräutern, im Menschen.» Kind, oh Kind ... Nun gut, der magische Moment soll genutzt sein respektive soll voller Elan die «Brücke zum Himmel» (damit sind übrigens Kinder gemeint) emporgestiegen werden. Was erwarten Erwachsene von ihren Sprösslingen, was ist des Kindes Aufgabe nebst Erwachsenwerden? «Ich hätte es nicht besser ausdrücken können, Kinder sind fürwahr die Zukunft unseres Planeten. Doch so sehr sie


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auch unsere Zukunft sind, so schwierig ist das Thema.» Djis Ausführung steigert die Wissbegier: «Wir wissen alle, dass Armut in Afrika stark präsent ist. Auch wenn hier nur die wenigsten wirklich offen da­rüber reden. Die Kinder tragen immer dazu bei, das Überleben einer ganzen Familie zu sichern. Wie gesagt, es ist hier wunderschön, aber die Kleinsten müssen schon ganz früh in eine Rolle schlüpfen, die Geld einbringt und die nicht wirklich gesund ist für die persönliche Entwicklung.» Konkret meint Dji Arbeiten wie das Sammeln von zuweilen giftigem Abfall, PET- und Plastikflaschen sowie den Verkauf von Nüssen, Früchten et cetera. Mickaels Antwort kommt gemischt-positiv(-er) daher: «Bei uns gehen heutzutage fast alle Mädchen und Jungen zur Schule. Schwieriger wird es mit den jungen Erwachsenen, ihnen bleibt eine höhere Ausbildung meist vermehrt, denn es gibt nur wenige Universitäten.» Der Bildungsmangel ist über den Kontinent hinweg betrachtet erschreckend. Er ist wie ein Zahnrad, das in ein weiteres Zahnrad – die vielmals maroden Regierungsapparate – greift. Und so läuft die Maschine in Form der sonst schon grassierenden Armut einfach weiter und weiter und weiter. Soziale Unruhen sind vorprogrammiert, sie gehören ohnehin schon zu den heisseren Gefahrenherden, sieht doch auch ein Afrikaner seine Erwartungen gerne erfüllt. Korruptionen, Seilschaften und Konsorten helfen da kaum.

Wandel braucht Zeit Dji nimmt die Regierungen in den Schutz: «Ja, die Situation ist nicht selten unerträglich. Doch so einfach haben sie es nicht. Afrikaner wollen laufend mehr Geld, bessere Schulen, bessere Berufe, mehr Ferientage – und das innert Kürze. Sie orientieren sich diesbezüglich gerne an Europa, vergessen aber dabei, dass alles seine Zeit braucht. Der europäische Wohlstand, nun gut, einige Staaten stehen heute arg in der Bredouille, ist auch nicht über Nacht gekommen.» In Senegal sei die politische Situation ohnehin weniger dramatisch und seit mehreren Jahren stabil. Davon und generell von einem weniger einschnürenden Restriktionskorsett profitieren auch ausländische (Direkt-)Investoren. Dji will niemandem Sand in die Augen streuen, sieht denn auch in der Moderne noch viel Nachholbedarf: «Da müssen enorme Aufgaben angegangen und bewältigt werden. Dies in Kooperation, nicht in ausbeutender Art und Weise, mit erfahrenen Global­u nternehmen aus aller Herren Länder. Ich bin überzeugt, Afrika kann ganz weit oben ausschwingen, doch wir brauchen Zeit.» Mickaels Worte für die derzeitige Situation in seiner Heimat sind wenig frohlockend: «Die Elfenbeinküste galt lange Zeit als westafrikanisches Wunder. Als unser ‹Vater der Nation›, der erste Präsident Félix Houphouët-Boigny, starb, brach ein schlimmer Bürgerkrieg vom Zaun, der das Land jahrelang ausser Gefecht setzte. Und so versuche ich – wenn auch in

ganz kleinem Stil – der Elfenbeinküste etwas Gutes zu tun, indem ich Traditionelles in meine Schmuckstücke einfliessen lasse und es dadurch quasi positiv in die Welt hinaustrage.» Auf bauendes hat nicht nur die Côte d’Ivoire nötig. Der Kontinent, über einen Kamm geschert, benötigt weiterhin Kreatives, Fruchtbares, Kontinuierliches, Bejahendes, Fortschrittliches. Dji und Mickael gehen mit gutem Beispiel voran, sie präsentieren der Welt das schöne Gesicht Afrikas, nicht aber ohne auf einzelne Missstände hinzuweisen. Und schliesslich, so Dji und Mickael gleichgesinnt, sei Afrika die Geburtstätte der Menschheit, Kultur, Mode und Musik. Auch wir müssen ihr Sorge tragen ...

Dji Dieng ist nicht nur Laufstegwunder, sondern auch Gründerin und Hauptaushängeschild von ZeroMalaria, einer Stiftung, die dieser unsägli­ chen Krankheit den Kampf angesagt hat. www.zero-malaria.org

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LEBENS-ART | AFRIKANISCHE FERIEN

EXQUISITER SAFARI-GENUSS Luxustourismus und Naturschutz verschmelzen selten, bei den Singita-Naturreservaten ist das jedoch der Fall. Singita steht in der südafrikanischen Shangaan-Sprache für «Ort der Wunder». Es verwundert auch kaum, dass die spektakulären Safari-Lodges preisgekrönt sind. Gäste der SingitaGame-Reserves werden förmlich auf Händen getragen und sind gleichzeitig Zeuge einer atemberaubenden Wildnis mit seltensten Naturschauspielen. Singita-Game-Reserves findet man in Südafrika (Sabi Sand, Kruger Nationalpark), Tansania (Grumeti) und Zimbabwe (Malilangwe). Der König, ähm, Kunde hat die Möglichkeit, individuelle Safaris zu Fuss, zu Pferd, per Mountainbike oder mit dem Auto zu geniessen. In Bezug auf Architektur, Design und Ausstattung setzen die Lodges immer wieder neue Standards, die Gourmetköche sind international anerkannt. Jedes der Luxushotels hat seinen eigenen Charakter und sprühfreudigen Charme. Charmant ist überdies der starke Fokus, der auf den Umweltschutz gelegt wird. Oberstes Ziel ist selbstverständlich die Kundenzufriedenheit, was Singita aber nicht davon abhält, soziale und ökologische Projekte ins Leben zu rufen. So zum Beispiel EEC, das Environmental Education Centre, das sich auf die Fahne geschrieben hat, in der Bevölkerung Umweltbewusstsein zu schaffen, um der bisherigen Lebensraumzerstörung ans Bein zu treten und dem Klimawandel entgegenzuwirken. Der sozialökonomisch-ökologische Triangel ertönt wundersam hell. Hören Sie ihn nicht auch? CS GOLF UND WEIN

Obwohl Weinanbau in Südafrika bereits seit 300 Jahren einen wichtigen Wirtschaftszweig darstellt, konsumieren wir die edlen Tropfen in unseren Breitengraden erst seit Beendigung der Apartheid (und den damit einhergehenden Handelsbeschränkungen). Fast die Hälfte der dortigen Produktion geht ins Ausland. Warum nicht für einmal den umgekehrten Weg nehmen? Sogenannte Premium-Wein-Reisen erfreuen sich steigender Beliebtheit, wobei vor allem die Provinz Westkap zum Handkuss kommt. An und für sich ist es dort für den Weinbau zu warm, dennoch werden edelste Tropfen kredenzt. Dies dank der kühlenden Wirkung des BenguelaStroms. Angebaute (rote) Traubensorten sind vor allem Cabernet Sauvignon (An-/Ausbau-Tendenz stabil), Shiraz (steigend) und Pinotage (fallend). Die herrlichen Landschaften ermöglichen allerdings nicht nur exzellenten Rebbau, auch Golf­ anlagen werden in der Regenbogennation vermehrt errichtet. Unter dem Motto Golf und Wein lassen sich die beiden exquisiten Aktivitäten zu einem sportlich-genüsslichen Duo verbinden – zum Beispiel im Devondale Golf & Wine Estate im beschaulichen Stellenbosch. Das Resort verfügt über einen 18-Loch-Platz, der mit über 45 verschiedenen Baum- und Pflanzenarten gespickt ist. Abgerundet wird das visuelle Erlebnis durch ein Arboretum, laut Eigenwerbung das weltweit einzige auf einem Golfplatz. Wein (Provoyeur, Cabernet Sauvignon) wird im Resort aber erst seit zehn Jahren produziert, die Lernphase dauert noch an.­ «Wine under construction» sozusagen. DF 078


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DSCHUNGEL UND EWIGER SCHNEE Mit 5895 Meter über dem Meeresspiegel ist der in Tansania gelegene Kilimandscharo nicht nur das höchste Bergmassiv von ganz Afrika, sondern der weltweit höchste freistehende Berg. Das Dach von Afrika ist ein «überschaubarer» Berg. Um den Gipfel zu erklimmen, ist keinerlei technische Ausrüstung erforderlich – weder Seil noch Pickel, geschweige denn Steigeisen oder gar Erfahrung. Doch ganz so einfach ist es doch nicht, denn die Höhe hat schon manchen Wanderer zur Rückkehr bewogen. Innerhalb weniger Tage gelangt man von 1000 auf fast 6000 Meter über Meer. Es drohen Höhenkrankheit in Form von Lungen- oder Hirnödemen. Wer von der glühend heissen Savanne auf den arktischen Gipfel steigt, durchläuft sämtliche Klima­zonen. In Shorts gekleidet bricht man im tropischen Dschungel auf und beendet die Tour nur gerade fünf Tage später im ewigen Schnee, bei minus 20 Grad Celsius. Verschiedene Routen führen auf den Gipfel. Die am stärksten frequentierten sind die Marangu-Route, auch Coca-Cola-Route genannt, sowie die Machame-Route (WhiskyRoute), die steiler und daher weniger beliebt ist. Startpunkt bildet eine typisch afrikanische Grasund Baum-Savanne, danach folgt ein heisser und feuchter Regenwald. Mit zunehmender Höhe wird die Pflanzenwelt immer karger, die Temperaturen nehmen rapide ab. Man erlebt eine Hochwüste und endet am Schluss auf dem Gipfel. Was in den Köpfen hängen bleibt, sind die völlig verschiedenartigen Landschaften und Lebensformen. Eine Reise um (auf) die Welt in sechs Tagen. RB

UNVERGESSLICHER BADEURLAUB Nach Safari-Ausfahrten, Golf-Runden, Wein-Genüssen und Bergsteigen ist die Zeit reif für Strand und Shopping. Ein passender Ort ist Mauritius. Die schmucke Insel im Indischen Ozean liegt knapp 900 Kilometer östlich von Madagaskar und 1800 Kilometer vom afrikanischen Festland entfernt. Das (politische) Vorzeigekind Afrikas ist vulkanischen Ursprungs und bietet nebst Tropen-Klima hervorragende Einkaufsmöglichkeiten. Die Wohlfühloase ist bekannt für Textil’sche Kostbarkeiten, die inzwischen bis zu 50 Prozent des Exportvolumens ausmachen. So oder so, Shopping-Aktivitäten füllen sicher die Koffer, leeren aber gleichzeitig den Geldbeutel – und knabbern halt doch am Energiehaushalt. Umso wichtiger sind seelenbalsamierende Strandtage. Und die sind wahrhaftig traumhaft. Dafür sorgen unvergessliche Plätze, die überdies von einer seit 2000 befolgten nationalen Umweltstrategie, ebenso von einem weiteren Umweltschutzgesetz profitieren. Gewisse südliche Gebiete gelten inzwischen sogar als Nationalpark. Zahlreiche Ressorts bieten – nicht biedern! – sich an, so zum Beispiel das One&Only Le Saint Géran. Es spielt keine Rolle, welch’ Zimmerkategorie man sich gönnt, die Exklusiv-Herberge verspricht einen für dortige Verhältnisse beispiellosen Botanikgarten (800 unterschiedliche Palmenarten auf 37 Hektaren), allgemein betrachtet den höchsten Komfort überhaupt. Dieser schliesst natürlich beste Relax-Möglichkeiten mit ein. Ein RundumService, den man sich verdient hat respektive den man sich urlauben, ähm, erlauben muss. CS punktmagazin.ch | No26/2010


VERLAGS- UND REDAKTIONS-

WORTERINOBORINI&CYRILSCHICKER BILDELIASULLISOOZFOTOGRAFIE

Verlagschef Afrika-Spezialist, was sagst du zur Ausgabenpracht? Brennt dir was unter den Fingernägeln? Chefredaktor Na, meine Fingerkuppen sind einfach noch glühend heiss vom Buddeln und Schreiben. Es war ein wiederum interessantes Lehrstück, insbesondere die Aussage, dass die industrialisierte Welt Uhren habe – und Afrika Zeit. Das tägliche Haken schlagen und die gedanklichen Purzelbäume haben sich aber gelohnt. Afrika scheint ja sogar ein gewichtiger konsumtechnischer Wachstums­ treiber zu werden. Verlagschef Da hast du Recht, nicht nur viele Schwellennationen, sondern eben auch die sogenannten Frontier Markets dürften für eine gewaltige Konsumkraft verantwortlich zeichnen. Chefredaktor Apropos Zeichnen, du schwingst den Pinsel zwar nicht gerade wie Jackson Pollock, aber doch gekonnt. Was ma080

AUSSICHTSPUNKT

len wir für ein Konsumbild in der nächsten Ausgabe? Verlagschef Der eine Pinselstrich führt zu den Konsumstützen. Das heisst, wer kauft verstärkt was und wo, welche Trends akzentuieren sich. Luxus zum Beispiel. Hat sich etwa der Begriff Luxus verändert? Ist der klassische Luxus in Form von Status, Prestige, Geldvermehrung und sozialer Differenzierung überhaupt auf breiter Front erstrebenswert? Chefredaktor Ich bin mal so frei und behaupte, es liege nicht mehr jeder Stein auf dem anderen. Geld und Prestige sind sicher noch das Ziel vieler. Das bleibt wohl hartnäckig bestehen. Vermögenswerte der Superreichen HNWI steigen in absehbarer Zeit auf stattliche 48,5 Billionen Dollar an, Capgemini und Merrill Lynch verdeutlichen dies. Unter anderem deshalb kommen starke Marken auch zukünftig zum Handkuss. Je länger je mehr zeichnet sich jedoch ab, dass eine gesteigerte Qualität hinsichtlich Service und Erlebnis mindestens

ähnlich oder gar gleich wichtig wird. Think Tank GDI spricht ja davon, dass die Sehnsucht nach klassischen Werten neue Märkte schaffe. Verlagschef Da kann ich nur nicken respektive anfügen, dass die aktuelle Währungssituation überaus interessant ist, nicht nur für den Anleger, sondern auch für die Konsumwelt. Und da allerorts auf der Welt gigantische Mengen an Waren hin- und hertransportiert werden, gilt es, den Sicherheits­ gedanken ebenfalls zu pflegen. Chefredaktor Jesses! Die Sicherheit hat schöne Gesichtszüge, aber auch fiese fratzenhafte Ausdrücke. Sollen wir uns in ein Sicherheitskorsett stürzen und Atemzüge sparen, und das erst noch im Sommer? Verlagschef Das Korsett können wir uns sparen, die Welt liegt nicht ganz so im Argen, keine Sorge. Aber eine gesunde Vorsicht ist kaum verkehrt. Selbst wenn die Weltwirtschaftssituation noch unsicher auf ihren dünnen Bei-

nen steht: Ich denke, die Talsohle ist durchschritten. Chefredaktor Ich bin derselben Meinung und jongliere als Ausdruck meiner Freude gleich noch mit Worthülsen: Baby-Boom-, Millennial- und Swing-Generation, Fusion von Technik und Natur, negative Vermögenseffekte, Urbanisierung, Ökologie, Trojanische Warenpferde, Womenomics ... Verlagschef ... was mich wiederum dazu verleitet, einige Fakten ins Spiel zu bringen. Die USA repräsentieren fünf Prozent der Weltbevölkerung, kaufen aber mit knapp zehn Milliarden Dollar einen stolzen Drittel aller verkauften Konsumgüter. Spielt man ein wenig mit den Zahlen, kommt man zum Ergebnis, dass 11,5 Weltbevölkerungsprozente für weit über die Hälfte der globalen Konsumausgaben besorgt sind. Die Schweiz ist da, schenkt man dem Seco Glauben, mit einem Konsumausgabenmehr von 1,3 in diesem Jahr und 1,5 Prozent 2011 einfach herzig. Chefredaktor Immerhin!


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21.6.2010 16:37:28 Uhr


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Afrika im Fokus Ein Kontinent erwacht Viele afrikanische Länder konnten ihr Wirtschaftswachstum in den letzten Jahren deutlich steigern. Der vermehrte Einsatz moderner Informationstechnologie sowie der Ausbau des Mobilfunknetzes ermöglichen Kommunikation auch in entlegenen Gebieten. Positiven Einfluss hat ferner die rückläufige Inflation in vielen afrikanischen Ländern. Die vielerorts durchgeführten Finanz- und Kapitalmarktreformen beginnen die Attraktivität für ausländische Investoren zu erhöhen. RBS bietet Anlegern eine grosse Produktauswahl, um in Afrika zu investieren. Börsentäglich handelbar Produkt

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Valor

CFG 25 Index Open End Zertifikat (Marokko) Open End USD 2‘499‘933 EGX 30 Index Open End Zertifikat (Ägypten) Open End USD 2‘315‘807 FTSE / JSE Afrika TOP 40 Index ETF Open End USD 2‘874’624 FTSE / JSE Afrika TOP 40 Index Open End Zertifikat Open End USD 1‘870‘701 MSCI Kenya Index Open End Zertifikat Open End CHF 11‘149‘479 RBS Africa Resources Index Open End Zertifikat Open End CHF 3‘035‘771 RBS Africa Resources Index Open End Zertifikat Open End USD 3‘039‘320 RBS Nigeria Index Open End Zertifikat Open End USD 3‘615‘040 S&P Africa 40 Index Open End Zertifikat Open End CHF 3‘861‘016 S&P Africa 40 Index Open End Zertifikat Open End USD 3‘861‘015 Südafrikanischer Rand Zins Zertifikat Open End CHF 2‘161‘436 Emittent: The Royal Bank of Scotland N.V. – Rating: A+ (S&P) / A2 (Moody’s) / AA- (Fitch)

Hier informieren! www.rbsbank.ch/markets markets.ch@rbs.com Tel. 044 285 58 58

Wir machen Sie darauf aufmerksam, dass die Gespräche auf der angegebenen Linie aufgezeichnet werden. Bei Ihrem Anruf gehen wir davon aus, dass Sie mit dieser Geschäftspraxis einverstanden sind. Risikohinweis: Dieses Werbeinserat stellt keinen vereinfachten Prospekt im Sinne von Art. 5 des Bundesgesetzes über die kollektiven Kapitalanlagen (KAG) oder Emissionsprospekt im Sinne der Artikel 652a und 1156 des Schweizerischen Obligationenrechts (OR) dar. Die in dieser Anzeige beschriebenen Wertpapiere werden von der The Royal Bank of Scotland N.V. („RBS N.V.”) mit Hauptsitz in Amsterdam emittiert und sind derivative Finanzinstrumente. Der alleinverbindliche Prospekt in englischer Sprache kann direkt bei The Royal Bank of Scotland N.V., Amsterdam, Zweigniederlassung Zürich, unter der Tel. 044/285 58 58 bezogen werden. Die Produkte qualifizieren nicht als Anteile einer kollektiven Kapitalanlage im Sinne des Bundesgesetzes über die kollektiven Kapitalanlagen (KAG) und sind daher auch nicht der Aufsicht der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA) unterstellt. Die Anleger sind dem Konkursrisiko der Emittentin ausgesetzt. Den Verkaufsprospekt sowie die Jahres- und Halbjahresberichte des ETF erhalten Sie kostenfrei beim Vertreter in der Schweiz, RBC Dexia Investor Services Bank S.A., Esch-sur-Alzette, Zweigniederlassung Zürich, Badenerstrasse 567, 8048 Zürich. FTSE/JSE Africa Top 40 Index und seine Marken sind geistiges Eigentum der FTSE International Limited (der “Lizenzgeber”) und werden unter Lizenz genutzt. Der Fonds wird von dem Lizenzgeber in keiner Weise gesponsert, verkauft oder vermarktet. Der Lizenzgeber übernimmt keinerlei Haftung. Die Produkte sind weder für den Vertrieb in den Vereinigten Staaten, Grossbritannien oder den Niederlanden, noch an US-Personen bestimmt. © The Royal Bank of Scotland N.V. Alle Rechte vorbehalten.


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