PUNKTkonsum

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Gänzlich im Erbrausch

Emerging Markets Ungleiche Kräfteverteilung der BRIC

Virtueller Roundtable Kultur, Reisen, Technologie & Finanz

Blickfang Körperkult Die Welt der BodyModifikationen

Konsum GEHAMSTERT WIRD immer.

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KostenCHF8,00

Webpunktmagazin.ch

Heft-N˚27Jahrgang05

AusgabeSeptember/Oktober2010

ist mehr.

Wirtschaft

Mutter Helvetia


Spitzenleistung. Made in Switzerland. 3.8 km schwimmen, 180 km biken, 42.2 km laufen – beim Ironman werden jedem Athleten beeindruckende Leistungen abverlangt. Ansporn genug für uns, Ihnen als Investor mit unserem neuen Angebot an Warrants in der Schweiz aussergewöhnliche Chancen bei jeder Marktentwicklung zu bieten. Sie möchten investieren? Unsere Warrants erhalten Sie bei Ihrem Online-Broker oder Ihrer Hausbank. Mehr Informationen zu Warrants, weiteren Strukturierten Produkten und ETFs: www.zertifikate.commerzbank.ch zu unserem Engagement im Bereich Triathlon: www.commerzbank.de/triathlon

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StartPunkt

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WorteRinoBorini&CyrilSchicker BildEliasUlliSoozFotografie

Verlagsleiter Lieber Cyril, die Welt verändert sich rasant. Sag mir, hamstern wir auch in zehn Jahren noch? Und was? Chefredaktor Naja, wie zuverlässig sind Auguren, die Konsumtrends zehn Jahre im Voraus anvisieren? Die Welt dreht sich so geschwind, da wird mir schwindelig. Tendenzen, für die nahe Zukunft zumindest, sehe ich bei gesteigerter Lebensqualität in Form von mehr Freizeit und Gesundheit. Verlagsleiter Da hast du wohl nicht ganz Unrecht. Doch gerade wenn wir von der sogenannten Gold-Generation, auch Silver Ager genannt, oder von aufstrebenden Nationen, sprechen, dann dürften die Konsumtreiber von morgen klar sein. Chefredaktor Gülden, silbern – diese Bezeichnungen sind doch ­albern. Doch es stimmt schon, die Generation 50+ ist kaufkräftig und als Zielkundschaft beliebt.

Sie geben sich nicht mehr vornehmlich Gartenarbeit und Klosterfrau Melissengeistern hin, sondern Outdoor-Aktivitäten ... Verlagsleiter ... und zunehmend entdecken sie die Technologie, Stichwort iPad. Spannend ist diese Generation auch bezüglich Erbschaften. Chefredaktor Genau. Das ErbKarussell dreht sich unverschämt schnell. Weit mehr als ein Drittel der europäischen Vermögen stammt aus Erbschaften, schweizweit sind es gar zwei Drittel – Schenkungen sind da noch nicht mit eingerechnet. Verlagsleiter Auf der einen Seite ältere Generationen und auf der anderen eine stark wachsende junge Bevölkerung in Emergingund Frontier-Märkten. In Europa werden 2050 noch drei bis vier Prozent der Weltbevölkerung leben. Vor 50 Jahren waren es noch über 21 Prozent, heute sind es zirka 10. Dafür werden in Afrika und Asien rund zwei Milliarden mehr Menschen leben als heute.

Chefredaktor In Asien werden insbesondere klassische LuxusBrands gekauft. Russland habe ich ja persönlich kennengelernt. Das einstige Zarenreich ist ein zweischneidiges Schwert. Opulent und spannend, aber einhellig ist die Meinung präsent: Russland kann nicht funktionieren; allesamt sind korrupt. Aber die Oberschicht ist kaufstark und kaufgeil. Verlagsleiter Ja, das hört man immer wieder. Ebenso, dass immer mehr Konsumgüterkonzerne, ob Luxus oder nicht, diese Märkte anpeilen. Nestlé zum Beispiel möchte in den BRIC-Staaten schneller wachsen als deren eigene Wirtschaftsleistung. Das ist ambitiös. Chefredaktor Und Danone generiert mittlerweile über 40 Prozent des Gesamtumsatzes in Indien, Indonesien und in Afrika. Vor diesem Hintergrund ist das Nestlé-Ziel nicht bar jeder Vernunft. Verlagsleiter Auch Adidas peilt diese Zielkundschaft an. Der Sportartikelhersteller plant in Bangladesch den Verkauf eines

Schuhs für weniger als einen Euro. L’Oréal verkauft hüben wie drüben Körperpflegeprodukte in sogenannten Probiergrössen. Die sind jeweils nicht teurer als ein paar wenige Cents. Chefredaktor Interessant, welche Erzeugnisse wo nachgefragt werden. Wer etwa hat Bedarf bei Technologie-Produkten? Wie geht China mit seinen Little Emperors um? Wie steht es um Grundnahrungsmittel und damit verbundene Knappheiten? Verlagsleiter Und wer braucht am meisten medizinische Dienstleistungen? Was bewirken Zertifizierungen oder Labels wie Fair Fashion? Tierversuche und ... Chefredaktor ... verkommt das Thema Nachhaltigkeit wie so oft zur inhaltsleeren Worthülse? Wie sind Tabak- oder Alkoholfirmen aufgestellt? Wie sieht es aus in der Porno- und Drogenwelt? Verlagsleiter Auf jeden Fall wird es wieder vielfältig und spannend, ja, gar noch leserfreundlicher. PunktmagazinN°27Konsum


Index I

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inhalt N˚27 / 2010 konsum

wirtschaftliches

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September/ Oktober

PUNKTcover N˚27 BildEliasUlliSoozFotografie ModelKonsumHamster

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PostproduktionBorisGassmann

Konsumvielfalt Konsum gilt vielerorts als wichtigstes Wirtschaftswachstumsfundament. Die globale Konsumlokomotive, die USA, wird auch weiterhin verhältnismässig stark Güter und Dienstleistungen nachfragen. Aufstrebende Nationen sowie Frontier-Märkte laufen der Grossmacht jedoch je länger je mehr den Rang ab.

DanksagungZooThun

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Kurz & bündig Tierversuche / Pornohöhenflüge / Digitale Drogenschwangerschaft / Prosumer & Co / Vampirstrom ...

Schweizer im erbrausch Der Tod ist unausweichlich und oft unappetitlich. Gewissermassen würzig kann er werden, wenn eine Geldschwemme damit einhergeht. Hierzulande werden jahrein, jahraus zweistellige Milliardenbeträge vererbt. Noch profitieren davon die unter 55-Jährigen am meisten, 2020 sieht es ganz anders aus. Doch wie?

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Inserenten 02 05 07 19 39

Commerzbank Swisscanto Swiss&Global AM Scoach Swiss

KonsumN°27Punktmagazin

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Women’s Finance Rohstoff-Fokus Lyxor Club 25+ UBS

aufstrebende länderraketen Sowohl Schwellen- als auch Frontier-Märkte sind längst schon in aller Munde. Doch gerade die kleinen und noch unscheinbaren Staaten dürften zukünftig am stärksten von sich reden machen. Das ruft Konzerngiganten wie Nestlé, Unilever und L’Oréal jetzt schon auf den Plan.

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«B» wie brasilianischer bonvivant Die grösste Volkswirtschaft Lateinamerikas ist längst nicht mehr nur Synonym für Samba und Zuckerhut. Für Furore sorgen Stabilitäts- und Lohnniveausteigerungen, ebenso Demografievorteile sowie eine starke Binnennachfrage.

«r» wie russischer rotzlöffel Das einstige Zarenreich zieht zwar enorm viele positiven (Wachstums-)Auguren nach sich, ist in Tat und Wahrheit aber wohl eher zum Scheitern verurteilt.

«I» wie indische irreleitung Der gigantische Erdfleck ist Herberge für feuchte Renditeträume. Überdurchschnittlich stark wachsenden Industrien wie Automobil, Körperpflege und Elektronik stehen aber täglich 7000 abgetriebene weibliche Föten gegenüber.

«C» wie cholerische crux Alles China oder was? Jein, denn das einstige Fälscherparadies wird als Produktionsland immer unattraktiver. Steigende Lohnkosten geben sinkenden Margen die Klinke in die Hand.

technologische us-einblicke Die Produkte von US-Konzernen wie Apple, Hewlett Packard und Microsoft sind omnipräsent. US-Smartphone-Technologien sind der ­europäischen Konkurrenten um Längen voraus.


Geld macht gl端cklich (Nr. 69), wenn man es in Firmen investiert, die sich der Umwelt gegen端ber verantwortungsvoll verhalten und gleichzeitig gute Renditechancen erm旦glichen. Gerne informiert Sie der Kundenberater Ihrer Kantonalbank 端ber unsere mehrfach ausgezeichneten Nachhaltigkeitsfonds.

Videos zu Fondsthemen: www.swisscanto.ch/multimedia


Index II

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Investierbares

Kopflastiges

Genüssliches

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Ob industrialisiert oder aufstrebend: Konsum und Chancen winken von überall her.

Konsum – wachstum wachstum – konsum Lust und Zwang zeichnen für eine ungebrochene Kauflust verantwortlich. Eine immer bedeutendere Funktion bekommen die imposanten aufstrebenden Nationen, die den Westen nachahmen. So oder so, dem Investor steht eine Fülle an Opportunitäten zur Verfügung.

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Produkte in Kürze IPO und M&A / Indexiertes / Dividendenhochburgen / Luxus / Starke Marken / Immobilien

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schmerzende schwänze Bei Akronymen wie RPI, PPI, CPI, CCI, CES, IPI und LIK kommt nicht immer Stimmung auf. Hier schon, denn es wird viel erklärt und darüber hinaus wird alles rund ums Thema Vertrauen, Preise et cetera bildlich dargestellt.

EIN THEMA, ZWEI STANDPUNK­TE

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Sportlich-elegant: Jean-Christophe Babin, CEO TAG Heuer, steht Red und Antwort.

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jean-christophe babin Das dem Luxusgüterkonzern LVMH zugehörige Schweizer Traditionsunternehmen TAG Heuer hat seinen Platz bei Weltsportarten wie Formel 1 oder Tennis und Weltberühmtheiten wie Leonardo DiCaprio oder Brad Pitt auf sicher. Der langjährige Geschäftsführer Babin zeigt sich offenherzig und interessiert.

verbales experten-dinner

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An einem Tisch wird über Ferienreisen, KulturAusflüge, Technologie-Schritte und FinanzFahrten diskutiert. Gewichtige Manager aus eben diesen Industrien geben sich gemeinsam redselig und lassen tief blicken.

Wett(-b)rüsten Vom Menschwerdungsprozess über Konsumkotze hin zur Gesetzlosigkeit, Porzellan-Sau, Überziehungskredit und Klassenkampf. Der Querbanker kleckert nicht, nein, er klotzt!

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Alfred Ritter (Basler KB) & Peter Casanova ­(Luzerner KB) ausgefragt.

panorama bank vontobel

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Die international ausgerichtete Schweizer Privatbank richtet mit dem neuen VONCERT die Schweinwerfer auf Brasilien.

panorama bank Wegelin & Co.

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Ein bisschen gesellschaftlicher und physischer Schmerz muss sein: Tätowierungen.

lernen und karriere Weiter- wie Ausbildungen gelten als äusserst beliebtes Konsumgut. Das ist erstaunlich, wenn man bedenkt, dass überall Budgets zusammengestrichen und Löhne gekürzt werden. Was wird überhaupt momentan angefragt? Welche Exoten stehen hoch im Kurs? Wie steht es um unser duales Bildungssystem?

körperverstümmelungsmethode Die beliebteste Art der Körpermodifikation ist noch immer das Tätowieren. Die Tätowierkunst hat längst schon jede Branche, jeder Menschentyp und jede (Einkommens-)Klasse erobert. Dem universellen Höhenflug zum Trotz werden noch immer Unkenrufe laut. Teilweise zu Recht.

pompös Grey-Goose-Wodka, Rotwild-Zweirad, Montblanc-Füllfeder, Triumph-Kleiderkostbarkeiten, iPad-Gucci-Hüllen, A7-Audi.

quotidian Panasonic-Kamera, Appelt-Schmuck, Stradedel­ sole-Sonnenbrille, Navyboot-Stiefel, PopolFruchtmarktessig, S.T-Dupont-Feuerzeug, Invescribe-Computerstift.

apart Keinundaber-Fragebuch, Alpienne-Lotion, Pronto-­Kondom, Puppia-Skianzug, CreambianceNespressolampe, USB-Typewriter.

das. kauf. ich. mir.

Mit dem Realo® versucht die Schweizer Privatbank, die langfristige Vermögens- und Kaufkraft zu erhalten.

unter anderem 03 08 09 KonsumN°27Punktmagazin

Crescendo Impressum Rückblick

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Gedankengang Descendo


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Rechtlicher Hinweis: Die Angaben in diesem Inserat gelten nicht als Angebot und dienen lediglich der Information. Für die Richtigkeit und die Vollständigkeit des Inhalts wird keine Haftung oder Gewähr übernommen. Anlagen sollen erst nach der gründlichen Lektüre der aktuellen Versionen von Rechtsprospekt, Kurzprospekt, Satzungen sowie Jahres- und Halbjahresbericht sowie nach einer Beratung durch einen unabhängigen Finanz- und Steuerspezialisten getätigt werden. Der beschriebene Subfonds der Julius Baer Multistock (SICAV nach Luxemburger Recht) ist in der Schweiz zum öffentlichen Anbieten und Vertreiben zugelassen. Die erwähnten Dokumente erhalten Sie kostenlos beim Vertreter in der Schweiz: Swiss & Global Asset Management AG, Hohlstrasse 602, Postfach, CH-8010 Zürich. Zahlstelle: Bank Julius Bär & Co. AG, Bahnhofstrasse 36, Postfach, CH-8010 Zürich. Swiss & Global Asset Management ist kein Teil der Julius Bär Gruppe.


Impressum

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Ausgabe N˚27 / 2010 konsum September/ Oktober

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Rückblick

afrikas bissige zahmheit

WorteRinoBorini

Auch wenn die schlechten Nachrichten dominieren, vollzieht sich in Afrika ein kaum beachteter, aber rasanter wirtschaftlicher Aufholprozess. Der Aufschwung hat die Armut deutlich reduziert und den Wohlstand breiter Schichten nachweisbar vermehrt.

D

ieses Jahr begehen 17 afrikanische Staaten das 50-jährige Jubiläum ihrer Unabhängigkeit. Auch die erste Fussballweltmeisterschaft auf dem Kontinent lieferte einen Grund zum Feiern. Das Veranstalterland Südafrika widerlegte mit dem (fast) pannenfrei organisierten Sportfest das Vorurteil, Afrika errege Aufmerksamkeit nur mit dem Drillingsgespenst – Krisen, Kriege, Katastrophen. Südafrika hat viele Zweifler eines Besseren belehrt. Jenseits des noch immer vorherrschenden, schaurig-schönen afrikanischen Bildes gibt es noch ein anderes. Das grosse Fragezeichen ist, welchen Nutzen das Land und der Kontinent aus der Weltmeisterschaft ziehen können. Auf der Habenseite stehen die internationale Medienpräsenz und die Infrastrukturausbauten. Fraglich ist jedoch, ob der Grossteil der meist ärmlichen Bevölkerung davon profitiert. Obwohl Afrika viele tolle Geschichten bietet, dürfen die kritischen Aspekte nicht ausser Acht gelassen werden. In 20 von 53 Staaten herrschen Diktatoren, die Anzahl der blutigen Konflikte beträgt 15. Sechs Millionen Afrikaner sind auf der Flucht, 25 Millionen vegetieren als Vertriebene im Nirgendwo. Das sind drei Prozent der kontinentalen Bevölkerung. Dies bedeutet keineswegs, dass die restlichen 97 Prozent «gut» leben, sollte aber das Vorurteil widerlegen,

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dass Somalia, Simbabwe oder gar Darfur typisch für Afrika sind. Die Ausrichtung der Wirtschaft auf Monokulturen, wie sie in vielen Volkswirtschaften Realität ist, und eine Demokratisierung, die nur darin besteht, Wahlen zu organisieren, verändern nichts Essenzielles. Viel wichtiger ist, dass sich ein Verantwortungsbewusstsein gegenüber dem eigenen Staat entwickelt und eine ­Zivilgesellschaft entsteht. Der (Wirtschafts-)Motor läuft Dennoch, der Wirtschaftsmotor auf dem Schwarzen Kontinent brummt. Schon länger erzielen viele afrikanische Länder hohe Wachstumsraten. Afrika ist eine der am schnellsten wachsenden Wirtschaftsregionen weltweit. 27 der 30 grössten Volkswirtschaften des Kontinents hatten in den vergangenen zehn Jahren ein spürbares Wachstum erzielt. Das durchschnittliche Plus von 2,7 Prozent pro Jahr erstreckt sich über alle Sektoren. Insgesamt hat der Kontinent im vergangenen Jahrzehnt sein Wachstumstempo im Vergleich zu den 80-er und 90-er Jahren verdoppelt. Laut McKinsey-Studie liegen die Schlüsselfaktoren in der rasanten Verstädterung, dem wachsenden Anteil produzierender Firmen und der wachsenden Mittelschicht. So weist Afrika zwar weniger Einwohner, aber mehr Mittelschichthaushalte als etwa Indien auf. Diese Verbraucher fragen in hohem Masse lokale Produkte nach und kurbeln das Wachstum an. Ein weiterer wichtiger Grund für das afrikanische Wachstum seien die direkten Investitionen, hält die Studie fest. Von 9,5 Milliarden Franken im Jahr 2000 sind sie auf 65 Milliarden Franken im Jahr 2009 gestiegen. Das besondere daran: Längst geht es nicht mehr nur um eine Ausbeutung der natürlichen

Ressourcen. Sehr viel Geld fliesst auch in den Tourismus, in den Bausektor sowie in den Bankenund Telekommunikationsbereich. Nicht jeder Stern leuchtet Doch der afrikanische Glanz strahlt nicht in jedem der 53 Länder gleichmäs­ sig stark. So wird das Wachstum vor allem von den nordafrikanischen Staaten Marokko, Tunesien und Ägypten, vom industrialisierten und ressourcenreichen Südafrika sowie den Ölstaaten Nigeria und Angola verursacht. Für Übergangsvolkswirtschaften wie Ghana, Kenia, Senegal, Uganda, Sambia oder Mosambik sind eine wirtschaftliche Diversifizierung und der innerafrikanische Handel der Schlüssel für den weiteren Aufschwung. Auch die Experten von der Boston Consulting Group sind fasziniert von Afrika. Die Berater haben sich die grössten afrikanischen Unternehmen genauer angeschaut. Ergebnis: Die Top-500 seien seit 1998 durchschnittlich um mehr als acht Prozent jährlich gewachsen. Die 40 grössten von ihnen würden auf dem Weltmarkt sogar als Konkurrenten zu brasilianischen, chinesischen und indischen Grossunternehmen auftreten. Langfristig ist das Potenzial des Schwarzen Kontinents durchaus sehr attraktiv. Bis 2040 werde jeder fünfte junge Mensch in Afrika leben, die schiere Masse an Arbeitskräften werde selbst diejenige Chinas übersteigen, so die Studie weiter. Ausserdem verfügt Afrika über 60 Prozent der ungenutzten Landwirtschaftsflächen weltweit und über ein gewaltiges Reservoir an Rohstoffen. Sobald die jungen Afrikaner ein höheres Einkommen aufweisen, verfügt der Kontinent über ein gewaltiges Binnenmarktpotenzial. Man muss also kein ­Nobelpreisträger sein, um zu erkennen, wo die Zukunft liegt.

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PunktmagazinN°27Konsum



CoverstoryWirtschaftliches

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Vielfältiger Konsum WorteRinoBorini&CyrilSchickerBilderEliasUlliSoozFotografie

Wir alle hamstern gewissermassen. Auch wenn die Gepflogenheiten national variieren und sich stets leicht ändern, gehört der Konsum zu den wichtigsten Stützen der Wirtschaft. Während die USA langsam aber sicher einem konsumtechnischen Schwangerschaftsabbruch entgegen schauen, zeichnen die wachstumsfreudigen Schwellen- und Frontier-Nationen immer stärker für Konsumschwangerschaften verantwortlich. So oder so, die weltweite Konsumentenstimmung zeigt seit längerer Zeit keinen eindeutigen Trend. Es ist und bleibt also spannend.

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Heidi B. ♥ Spanischen Wein

Alexander S. ♥ Flugreisen

Maria Dolores L. ♥ Schweizer Waschmittel

Sina G. ♥ Apfelsaft

Jennifer H. ♥ iPhone G4

Demian U. ♥ x-Box

Reini W. ♥ Bier

Arsène S. ♥ Musik

Fran S. ♥ Käse

KonsumN°27Punktmagazin


Vielfältiger KonsumWirtschaftliches

D

as Weltgeschehen ist einem steten Wandel unterworfen. Mal herrscht Mangel, mal Überfluss. Mal dominiert Armut, die wiederum nur darauf wartet, von Wohlstand abgelöst zu werden. Von Paupertas zu Prosperitas, et vice versa. Egal, in welcher Lage wir uns befinden, Dreh- und Angelpunkt ist und bleibt der Konsum. Seit jeher werden Güter gebraucht, um die eigene Existenz zu sichern. Heutzutage wird aber nicht nur des Überlebens willen konsumiert. Vielmehr wird das Ziel eines «schöneren» Lebens anvisiert. Der schlichte Erwerb von Gütern rückt in den Hintergrund. Individualisierung, (Kosten- und Zeit-)Effizienz sowie Substanz stehen dagegen im Rampenlicht – auch Ethik und Moral sind längst keine Randphänomene mehr. Erik Assadourian, Wissenschafter am US-amerikanischen Worldwatch Institute, bezeichnet die heute in den Industriestaaten vorherrschende Kultur als «Konsumismus». Der Wert der weltweit verbrauchten Konsumgüter lag 2006 bei rund 32 Billionen Franken. In diesen Ausgaben ist selbstverständlich auch die Befriedigung der Grundbedürfnisse wie Nahrung und Unterkunft enthalten. Doch je mehr das frei verfügbare Einkommen steigt, desto kräftiger ziehen nicht-diskretionäre Konsumgüterausgaben an. Das beginnt bei reichhaltigerer Nahrung, führt über grössere Häuser, Plasma-TV, luxuriösere Autos, leistungsstärkere Computer und geht hin zu exklusiven Flugreisen. Allein 2008 wurden global 68 Millionen Fahrzeuge, 85 Millionen Kühlschränke, 297 Millionen Computer und 1,2 Milliarden Mobiltelefone gekauft. USA auf absteigendem Ast Assadourians Bericht «Zur Lage der Nation» macht deutlich, wie stark die weltweiten Konsumausgaben innert den letzten fünf Jahrzehnten gestiegen sind. Gegenüber 1996 beträgt das Wachstum satte 28 Prozent. Dreht man das Rad der Zeit noch zurück bis ins Jahr 1960, so sind es mehr als 625 Prozent. Ein Teil dieses Anstiegs ist selbstredend auf das Bevölkerungswachstum zurückzuführen, wobei die Weltbevölkerung zwischen 1960 und 2006 lediglich um den Faktor 2,2 gestiegen ist. Die Ausgaben für den Konsum pro Kopf haben sich also noch immer beinahe verdreifacht. Dabei zeichnen die Indus­triestaaten (noch) für den Mammut­anteil verantwortlich. 16 Prozent der Weltbevölkerung, verteilt auf 65 Länder mit hohem Einkommensniveau, sind allein für 78 Prozent des globalen Konsums besorgt. Der Konsum hat eine enorm wichtige volkswirtschaftliche Bedeutung und ist zentraler Bestandteil des Bruttoinlandprodukts (BIP). Die Wichtigkeit variiert allerdings von Land zu Land. Die hiesige Volkswirtschaft wird von den Verbrauchern dominiert. 2008 gaben Schweizer Privathaushalte knapp 310 Milliarden Franken für den Konsum von Gütern und Dienstleistungen aus. Mit einem Anteil von 56,7 Prozent ist dies die mit Abstand wichtigste BIP-Verwendungskomponente. So hoch diese auch ist, viel ausgeprägter ist der Anteil im Konsumland schlechthin, den USA. Sie bestreiten rund 32 Prozent der weltweiten Konsumausgaben, stellen aber gerade mal fünf Prozent der Weltbevölkerung. Doch die Wirtschaftslokomotive verliert an Kraft. James Russo, Vizepräsident von Global Consumer Insights The Nielsen Company, erklärt: «Viele Amerikaner sind noch immer dabei, die hauseigenen Finanzen zu sanieren. Wenn sie dann noch etwas übrig haben, legen sie es auf die hohe Kante.» Er weiter: «Solange sich die Arbeitsmarktsituation nicht fortwährend verbessert, wird auch das Konsumausgabenniveau nicht nachhaltig sein.» 2006 notierte der Konsumanteil des US-BIP auf einem Spitzenwert von 76 Prozent, dieser wird sich jedoch wieder auf seinen langfristigen Mittelwert von 66 Prozent zurückbesinnen. Der Rückgang zur Normalität würde gemäss Schätzung der Credit Suisse mehr als sieben US-BIPProzente und 1,6 Prozent des weltweiten BIP ausmachen. Die Amerikaner sind gezwungen, ihre Verschuldungsrate in eine gesunde Relation zu ihrem Einkommen zu bringen. Laut Stephen Mills, CEO Bank Schroders Schweiz, steht das Land vor einem radikalen makroökonomischen Umbruch: dem Wandel von einer konsumorientierten (2007 hatte der durchschnittliche US-Verbraucher Konsumkredite in Höhe von 129 Prozent seines verfügbaren Einkommens aufgenommen) zu einer exportorientierten Wirtschaft.

Das Billionen-Loch Dabei entsteht ein (Konsum-)Loch von 1,5 Billionen Franken. Konsumbezogene Branchen haben in den USA stark gelitten. Nach dem letztjährigen Wirtschaftsleistungsrückgang von 2,4 Prozent mussten gemäss Stephen Mills unter anderem der Wohnungsbau, die Automobilindustrie und der Einzelhandel arg Federn lassen. Das «Consumer Sentiment» leidet nicht weniger, sackte doch der Konsumentenvertrauens-Index von Thomson Reuters und der Universität Michigan im Juli 2010 um fast zehn Punkte ab. Der Index gilt als wichtiges Konjunkturbarometer, das sowohl die Stimmung als auch das Kaufverhalten zum Ausdruck bringt. Trotz diesem Rückgang sind die USA immer noch das wichtigste Konsumland überhaupt. Doch auch wenn momentan mehrere Barometer eine Entwicklung nach oben zeigen, wird die von den US-Verbrauchern verursachte Billionenlücke nur schwer zu schliessen sein. Die neuen kauffreudigen Konsumenten kommen hauptsächlich aus den Schwellennationen, allen voran China. Laut Dr. Venkatesh Bala, Chefökonom bei The Cambridge Group, sei in asiatischen Staaten wegen Inflation und Preisrückgängen ein immer stärkerer Gegenwind auszumachen. Dies gelte allerdings nicht für China und Indien. Generell betrachtet reift in den aufstrebenden Volkswirtschaften eine neue dynamische und rasant wachsende Mittelklasse heran. Die sogenannten Emerging Markets (EmMa) – inklusive Frontier Markets – beherbergen rund 82 Prozent der Weltbevölkerung. 5,4 Milliarden der dort wohnhaften Menschen verfügen über insgesamt 19 Billionen Franken. Es sind allesamt potenzielle Kunden – speziell im Fokus ist hierbei die Erstarkung der Frauen. Gemäss Untersuchung der Boston Consulting Group «kon­ trollieren» sie bald einen Drittel des globalen Vermögens. Da sind natürlich auch Frauen aus den hochgelobten EmMa mit berücksichtigt. Für Andreas Steinle, Geschäftsführer des Deutschen Zukunfts­ instituts, ist die fest anziehende (Konsum-)Kraft der jungen Nationen so sicher wie das Amen in der Kirche: «In China, Indien und anderen aufstrebenden Ländern ist in den letzten Jahren eine neue globale Mittelschicht von etwa 1,2 Milliarden Menschen mit einem gigantischen Nachfragepotenzial entstanden.» Glaubt man den Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF), soll ihr Anteil an der globalen Wirtschaftsleistung bis 2013 pro Jahr um 5,3 Prozent wachsen. Das Wachstum der Industriestaaten betrug gemäss IWF-Studie im selben Zeitraum lediglich 1,3 Prozent. Prognostizierte Nahrungsmittelknappheit Bereits jetzt ist der Absatz, beispielsweise von Autos, in den Schwellenländern höher als in den USA, Europa und Japan zusammen. In diesem Zusammenhang verdeutlicht der Chef des Deutschen Zukunftsinstituts: «Volkswagen verkauft heute schon mehr Autos in China als in Deutschland. Fahrzeuge ‹made in Germany› stehen in diesen Ländern für ‹Premium› und erfreuen sich wachsender Beliebtheit.» Experten erwarten, dass China die USA bis 2020 als grösste Konsumentenmacht weltweit ablöst. Und sie geben sich nicht einfach mit Billigprodukten ab. Eine Analyse der Boston Consulting Group von 2008 zeigt, dass diese Käufer zwar preisbewusst sind – aber dennoch auf Qualität setzen. Das ruft international operierende Konzerne auf den Plan. So ist auch Nestlé seit Jahren in den Schwellenländern aktiv. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete der Lebensmittelgigant in diesen Ländern mit Maggi, Nescafé, Nespresso, Perrier, Vittel und Konsorten umgerechnet rund 32 Milliarden Franken. Konzernchef Paul Bulcke will in diesen Märkten sogar schneller wachsen als das dortige BIP. Die Zahl der Menschen mit einem Jahreseinkommen über 3000 Dollar soll laut Weltbank-Daten von 2008 bis 2018 um 40 Prozent wachsen. Diese Quelle will Nestlé anzapfen. Dabei schlägt der Schweizer Multi auch unkonventionelle Wege ein. So fährt auf dem Amazonas beispielsweise seit kurzem ein Verkaufsboot, mit dem rund 800 000 neue Kunden erreicht werden können. Bis dato konzentrieren sich die meisten Unternehmen auf die Einkommensklassen zwischen 3000 und 20 000 Dollar. Doch dieses Segment stellt nur einen Viertel der Gesamtbevölkerung in den Schwellenländern dar. Die grösste unerschlossene Konsumentengruppe (die vier Milliarden Menschen, die ein Einkommen unter 3000 Dollar aufweisen) bleibt bei den Unternehmensstrategen aussen vor. Deren Bedürfnisse konzentrieren sich primär auf Lebensmittel, Kleidung ¬ PunktmagazinN°27Konsum

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WirtschaftlichesVielfältiger Konsum

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und Brennstoffe. Geld für andere Güter bleibt wenig übrig. Das World Resources Institute schätzt das Marktpotenzial dieses Teilsegments auf über fünf Billionen Franken. Doch Landnicht alles, was mit Wachstum zu tun hat, wird goutiert. Gemäss Nachhaltigkeitsexpertin Isabelle Cabie von Dexia wird die Weltbevölkerung bis 2050 doppelt soviele Nahrungsmittel benötigen. Die langfristige SicherheitBder Nahrungs­ mittelversorgung sei bei weitem nicht mehr gegeben. Demografie entscheidet Vom zukünftigen Dreh- und Angelpunkt, den Emerging Markets, einmal abgesehen: Konsumentscheide werden stark von der Demografie, konkret von einer stets wachsenden Weltbevölkerung sowie einer immer ärgeren Überalterung, beeinflusst. Letztere wird verstärkt durch einen massiven Rückgang der Gesamtfruchtbarkeitsrate. Nichtsdestotrotz wird die Anzahl Erdenbürger bis 2050 auf über neun Milliarden steigen. Nur erklärt sich dieses Wachstum im Gegensatz zu vorangegangen Zeiten auch mit der gestiegenen Lebenserwartung. Es kommt also zu dramatischen Veränderungen in der Altersstruktur der Bevölkerung. Dieses Muster ist auch in der Schweiz zu beobachten. Im Jahr 1900 kamen 76 Jugendliche unter 20 Jahren und 10 Personen über 65 Jahren auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter. 2008 waren es nur noch 34 Jugendliche, dafür 26 Personen über 65 Jahren. Der Altersquotient wird sich bald verdreifacht haben, währenddem sich der Jugendquotient um mehr als die Hälfte verkleinert. Unter Berücksichtigung dieser Komponenten lassen sich mit Blick auf die nächsten 50 Jahre zwei verschiedene Gruppen von Ländern bilden. Solche mit wachsender Bevölkerung, wie beispielsweise Indien, Brasilien und Afrika, und solche mit schrumpfender Bevölkerung, wie beispielsweise Deutschland, Japan und die Schweiz. Die graue Revolution Dass diese Alterung der Gesellschaft auch das Konsummuster verändert, gilt als ausgemacht. Der demografische Wandel bringt denn auch eine Verschiebung der Marktsegmente mit sich. So führt die immer geringer werdende Anzahl Kinder zu Nachfragerückgängen bei kinderspezifischen Produkten. Steigen tut hingegen der Bedarf nach Bildung – und zwar altersunabhängig. Gleichzeitig erhöht sich die Nachfrage nach Produkten, die verstärkt von älteren Personen konsumiert werden. Dabei stehen besonders die sogenannten Baby-Boomer im Mittelpunkt der Geschäftsaufmerksamkeit. Diese Generation ist enorm aktiv, konsumorientiert und wohlhabend. Mit der Pensionierung kommt zusätzlich die neu gewonnene Freizeit hinzu. Dies macht den «Silbermarkt», das sind Menschen ab 50 Jahren, besonders interessant. Andreas Steinle vom Deutschen Zukunftsinstitut knotet verbal den Präferenzstrick: «Ältere Menschen haben andere Prioritäten. Mit Produkten sind sie ausreichend ausgestattet, sodass sie verstärkt Dienstleistungen nachfragen.» Als Reaktion auf die Alterung und die damit aufkommenden Bedürfnisse entstehen neue Industrien. Dabei werden Erzeugnisse, Technologien und Dienstleistungen adaptiert oder neu entwickelt. «In einer alternden Gesellschaft gewinnt der Erfahrungskonsum an Bedeutung», verdeutlicht der Zukunftsforscher. Dennoch, moderne Senioren haben, im Gegensatz zu früheren Zeiten, ähnliche Bedürfnisse wie jüngere Kundengruppen. Das bestätigt auch Martina Bosshard, Mediensprecherin der Migros, des grössten Schweizer Detailhändlers: «Im Super- und Fachmarkt sprechen wir mit keiner Produktlinie eine spezielle Altersgruppe an, so auch nicht ältere Personen». Sie fügt an: «Produkte mit einem Zusatznutzen wie beispielsweise die Linie Actilife sprechen junge Frauen und ältere Personen an. Auch eine wettertaugliche Trekkingjacke kann nicht einer bestimmten Altersgruppe zugeschrieben werden, sie kann von einem jungen Erwachsenen genauso gut getragen werden wie von einem Rentner». Magister Thomas Fresser, Direktor der einzigen Fünf-Sterne-Wellness-Oase im Tiroler Stubaital, dem charmanten (Luxus-)Hotel Jagdhof, sieht die Sache gleich und richtet seinen Blick in die Zukunft: «Unabhängig des Alters werden sich zunehmend Gesundheit und ‹Medical Wellness› in den Vordergrund stellen. Und ein nachhaltig erholsames wie auch erfrischendes Urlaubserlebnis wollen wir schliesslich alle haben.» ¬ KonsumN°27Punktmagazin

Konsum: 7 Länder im Vergleich BIP pro Kopf

Wirtschaftswachstum

Konsumentenvertrauen

(Kaufkraftbereinigt / Jahresdurchschnitt) Schweiz 2009

2010*

2009

2010* +10

2009 (Q3)

2009 (Q4)

2010 (Q1) 130

0

100 70

-10

Starke Kaufkraft

43'007 $

43'903 $

-1,5%

2009

2010*

2009

+1,5%

85

83**

92

2010*

2009 (Q3)

2009 (Q4)

2010 (Q1)

Mexiko +10

130

0

100

-10

Mittlere Kaufkraft

13'628 $

14'151 $

-6,5%

2009

2010*

2009

70

+4,2%

77

83

87

2010*

2009 (Q3)

2009 (Q4)

2010 (Q1)

Brasilien +10

130

0

100

-10

Mittlere Kaufkraft

10'514 $

11'065 $

-0,2%

2009

2010*

2009

70

+5,5%

110

108

108

2010*

2009 (Q3)

2009 (Q4)

2010 (Q1)

Russland +10

130

0

100 70

-10

Mittlere Kaufkraft

14'920 $

15'738 $

-7,9%

2009

2010*

2009

+4%

85

86

86

2010*

2009 (Q3)

2009 (Q4)

2010 (Q1)

Indien +10

130

0

100 70

-10

Schwache Kaufkraft

2'941 $

3'176 $

+5,7%

2009

2010*

2009

+8,8%

120

117

127

2010*

2009 (Q3)

2009 (Q4)

2010 (Q1)

China +10

130

0

100 70

-10

Schwache Kaufkraft

6'567 $

7'240 $

+8,7%

2009

2010*

2009

+10%

101

103

107

2010*

2009 (Q3)

2009 (Q4)

2010 (Q1)

Vietnam +10

130

0

100 70

-10

Schwache Kaufkraft

2'942 $

* = erwartet ** = nicht bestätigt von The Nielsen Company

3'104 $

+6,2%

+6%

109

105**

101

Quelle: World Economic Outlook 2009, IMF, CIA Factbook & World Economic Outlook Database, The Nielsen Company


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Hoch

DIE KONSUM-MASCHINERIE

Niedrig KONSUMENTENVERTRAUEN

D

C

B

A

WIRTSCHAFTSWACHSTUM

BIP

KONSUMENTEN-TYP

1

Hoch

Niedrig Hoch

Starke Kaufkraft

Niedrig

BEDIENUNGSANLEITUNG: Jeweiligen Konsumenten-Typ (

vertrauenswerte (

D

A

) ins Hamsterrad setzen. BIP-Daten (

3

2 B

Mittlere Kaufkraft

), Wirtschaftswachstumszahlen (

Schwache Kaufkraft

C

) und Konsumenten-

) werden von der Maschine automatisch evaluiert und ausgespuckt.

PunktmagazinN째27Konsum


WirtschaftlichesVielfältiger Konsum

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Single sein liegt im Trend Wie dem auch sei, Konsumausgaben hängen nicht nur von der Kopfzahl und dem Alter einer Bevölkerung ab, sondern auch von der Anzahl sowie Art der Haushalte. Um das Jahr 1900 herum prägte die Grossfamilie das Gesellschaftsbild – 70 Prozent aller Menschen vereinte diese Haushaltsform. In den 60-er Jahren bildete die Ein-Kind-Familie die Majorität. Im Laufe der letzten Jahre stieg der prozentuale Anteil der Einpersonenhaushalte in den meisten Ländern der westlichen Welt von 10 auf über 30 Prozent. In Grossstädten erreicht die Single-Rate inzwischen locker 50 Prozent. In unseren Breitengraden sind zirka 36 Prozent aller Haushalte Einpersonenhaushalte, Tendenz steigend. Das Bundesamt für Statistik schätzt den Anteil der Single-Haushalte für 2030 auf 41 Prozent. Für Produktanbieter (Dienstleister gehören mitunter auch dazu) ist diese Entwicklung ein gefundenes Fressen, denn Einpersonenhaushalte konsumieren pro Kopf rund 38 Prozent mehr Produkte und Dienstleistungen als Familien. Bei Waschmaschinen, Kühlschränken, Elektrogeräten, Kaffeemaschinen, Reisen et cetera greifen Singles öfters zu. Von dieser Situation profitieren ebenso gekühlte kochoder servierbereite Nahrungsmittel, auch Convenience Food genannt. «Dieser Bereich spricht stark die Zielgruppe Singles an. Die FertigMenüs sind so konzipiert, dass keine zusätzlichen Zutaten nötig sind», so Migros-Pressesprecherin Bosshard. Die Kehrseite der Medaille: Singles sind ein Umweltproblem. Britische Forscher haben herausgefunden, dass Einpersonen-Haushalte im Durchschnitt 1600 Kilogramm Abfall produzieren, ein Vierpersonenhaushalt pro Kopf und im Schnitt nur deren 1000.

viduell zu gelten. Dies trägt zur Emanzipation des Kunden bei. Laut Deutschem Zukunftsinstitut werden sich Verbraucher je länger je mehr vom Herdentrieb verabschieden und verstärkt auf eigene Bedürfnisse fokussieren. Das Verwalten des persönlichen Wohlbefindens rückt also immer stärker ins Rampenlicht. Im Vordergrund steht nicht länger die kurze Befriedigung, sondern ein nachhaltiger Effekt des Einkaufserlebnisses oder -objekts. Eine wichtige Rolle spielt vermehrt auch der technologische Fortschritt. «Moderne Kommunikationstechnologien überwinden die Kluft zwischen Online- und Offline-Welten und führen zu einer grösseren Nähe zum Kunden», so Andreas Steinle. Dabei spielen künftig die sogenannten Social Communities eine immer wichtigere Rolle. Steinle bringt es auf den Punkt: «Selbst kleine Unternehmen wie beispielsweise der lokale Metzger vor Ort können Twitter nutzen, um bei Sonnenschein auf das Grillangebot aufmerksam zu machen und ein geeignetes Rezept gleich mitzuliefern. Online-Medien holen die Kunden in die Läden.» Selbstverständlich gilt das auch für die klassischen Medien, denn die haben längst noch nicht ausgedient.

Zukunftstrend 2020 Single-Haushalte verfügen über einen Kamm geschert über insgesamt mehr Wohlstand (keine Familienpflichten, monetär wie auch nicht-monetär) und sind darauf erpicht, als indi-

KUnstfokus Wirtschaft kann oft mehr sein als nur sogenannte harte Faktoren, sprich betriebswirtschaftliche Kennzahlen wie Deckungsbeitrag, Cashflow, EBIT(-DA), Eigenkapitalquote, ROI, Umsatzrendite, Verschuldungsgrad et cetera. Da-

Bild 01: «Nude 12; a moment for inner contemplation». Bild 02: «Globalisierung»; Ein symbolischer Cartoon über die wirtschaftliche Globalisierung, in der die Erde leider oft nur eine Nebenrolle spielt.

KonsumN°27Punktmagazin

von überzeugt ist auch das überaus verheissungsvolle Casa Borsani (Borsani sei Form gebend für Ästhetik, Casa stünde symbolisch für die Art und Weise, wie zusammengearbeitet werde, nämlich familiär). Das Start-up-Unternehmen um Silvio Erni, Künstler und Jungunternehmer mit abgeschlossenem Wirtschaftsstudium und mehrjähriger Beratungserfahrung in einem, führt einen hohen Anspruch an sich selbst spazieren. Casa Borsani verdient ein starkes Augenmerk. «Mittels methodischer Verknüpfung von Wirtschaft und Kunst sollen nicht nur durch Visualisierung kreative Perspektiven, sondern auch durch künstlerische Gestaltung Brücken in Verständigungsund Orientierungsprozessen der Orga-

nisationsentwicklung gebaut werden», so der Mitbegründer. Die Kunst als solche sei dabei das vermittelnde und gestaltende Medium – die Bereicherung durch Kunst in Beratungsprozessen eine kreative Alternative zu herkömmlichen Beratungsmethoden. Zielkundschaft sind sowohl Privat- als auch Firmenkunden. Bedient werde nicht nur der Kunstspezialist, sondern vor allem auch der Kunstgeniesser. Silvio Erni zum Borsani-Angebot, das über die Beratung hinausgeht: «Bei der ‹Kunst auf Auftrag› binden wir den Kunden in den Gestaltungsprozess mit ein. Es entsteht eine kreative Einheit, woraus eine gemeinsam gestaltete Realität resultiert. In der Beratung durch Kunst werden eigene Gestaltungsressourcen, kreative Perspektivenwechsel und die Visualisierung diverser Firmenaspekte aktiviert. Dabei eröffnet sich die Chance, den Organisationsalltag mit Kunst zu bereichern.» Der Geschäftsführer führt eine passende Aussage Pablo Picassos ins

Feld: «Art washes away from the soul the dust of everyday life.» Selbstverständlich sei diese Art von Geschäftstätigkeit nicht die alleinige Wahrheit. Natürlich können auch auf nackte Zahlen fokussierte Firmen durchaus von Erfolg gekrönt sein. Der gebürtige Schweizer mit italienischen Wurzeln abschlies­send: «Es kommt darauf an, was man genau als Erfolg definiert. Ich bin der Meinung, man sollte sich als Entscheidungsträger einfach bewusst auf das festlegen, was in der eigenen betrieblichen Realität Platz haben soll. Und bei mir stehen sowohl Kunst als auch Zwischenmenschliches im Vordergrund.» Auf dass viele weitere einen solchen oder ähnlichen Weg einschlagen – das heisst, nebst Hard Facts auch softe Skills wie Respekt, Dialog­fähigkeit, Einsicht sowie Wertschätzung an den Tag legen. Man wird erstaunt sein, wie sonnig sich solche Tage präsentieren können. Gülden, glanzvoll, schillernd ... ein bisschen Daylong gefällig? CS


Kurz&BündigWirtschaftliches

Vom skippie zum woopie

Do it yourself 2.0

Menschen mögen Ordnung sowie Schubladen, denn so lassen sich allerlei Dinge ablegen und kategorisieren. Marketing-Verantwortlichen aus der Konsumwelt ergeht es da nicht anders.

Immerhin tragen die Schubladen, in denen Marketing-Spezialisten die verschiedenen Zielgruppen verstauen, lustige Namen in Form von Akronymen. So zum Beispiel Skippie (school kid with ­income and purchase power), als das man vorzugsweise seine Jugend verbringt. Teure Geschenke zu ­Geburtstag, Weihnachten und eigentlich das ganze Jahr über sind garantiert – Spielzeug- und Kinderbekleidungsindustrie reiben sich die Hände. Den jungen Erwachsenen stehen mehrere Möglichkeiten offen. Der Bobo (bourgeois and bohemian) vereint bis dato nicht zusammenpassende Eigenschaften wie Reichtum und Rebellion, Idealismus und Mate­rialismus – ein Konservativer in Jeans ­sozusagen. Er kauft viele, hauptsächlich coole (und überteuerte) Produkte von Apple. Ebenfalls einfach einzuschätzen ist der Yuppie (young urban professional). Für Autos, Uhren, Designer­ anzüge, Wochenendtrips nach Ibiza und Wodka Red Bull gibt er sein Geld aus. Wenn er im VIP-­ Bereich des Nachtclubs dann doch die richtige Frau findet, wird er zusammen mit dieser schneller als ihm wohl lieb ist zum Dink (double income no kids). Ferienreisen, teure Essen und noch teurere Entschuldigungsgeschenke sind die Konsequenz. Wer danach Kinder auf die Welt stellt, ohne das Einkommen markant zu steigern, verschwindet für zwanzig Jahre aus der Marketing-Kommode. Andere können den Schritt zum Lohas (lifestyle of health and sustainability) – legt grossen Wert auf

Gesundheit und Nachhaltigkeit – in Erwägung ziehen. Als solcher bezieht man seine Produkte im guten Fall von lokalen Bauern und bezahlt gerne auch mal ein bisschen drauf, um das Gewissen zu beruhigen. Im schlechten Fall kauft man Actifit-­ Produkte oder lässt sich von den Nahrungsmittelmultis mit anderen «gesunden» Erzeugnissen veräppeln. Den grossen Reibach aber verursachen andere, nämlich die Best Ager (auch Generation Gold, 50+, Silver/Golden/Third Ager genannt). Darunter versteht man Menschen ab dem 50. ­A ltersjahr, die aufgrund der demografischen Entwicklung in unseren Breitengraden immer zahlreicher werden. Sie haben oft Geld und Musse, sich die schönen Dinge des Lebens etwas kosten zu lassen und kaufen daher gute Langlauf-Skis, mehrere Sets Thermo-Unterwäsche und was immer der nette Verkäufer im Outdoor-Laden sonst noch für unverzichtbar hält. Ganze Kreuzfahrtgesellschaften leben ausschliesslich von dieser Ziel­g ruppe. Und der Prius von Toyota. Den Lebensabend schliesslich verbringt man optimalerweise als Woopie (well-off older people). Je nach Gesundheitszustand (dem eigenen oder demjenigen des Partners) verbringt man seine Zeit weiterhin auf Kreuzfahrtschiffen oder im Krankenhaus. Letzteres ist niemandem zu wünschen. Dann doch lieber ein paar Jahre mehr als Lohas verbringen. DF

Der Begriff Prosumer, eine Kombination aus Producer und Consumer, hat sich bislang nicht durchgesetzt. Ganz im Gegensatz zum Produser, der je länger je mehr ins Scheinwerferlicht tritt. Produser. Hierbei handelt es sich nicht um ­einen Schreibfehler, denn nicht der englische Producer ist gemeint, sondern halt eben der Produser (zu Deutsch: Produtzer), wobei sich der zweite Wortteil vom englischen user ableitet. Das Original-Modell des amerikanischen Futurologen Toffler stammt aus dem ­Industriezeitalter und ist daher stark auf den klassischen Konsum in Form von Verbrauch fokussiert. Konkret sind die On-Demand-Produktion oder die frühe Einbindung von Kundenwünschen gemeint, die traditionelle Produktionslogik (Produzent – Vertreiber – Konsument) jedoch wird nicht tangiert. Der Einsatzradius des Konzepts ist somit beschränkt, vor allem High-End-User sind aktiv dabei, gemeint sind damit Nerds und Tüftler. Nicht so die Produser, die tatsächlich Einfluss auf den Erstellungsprozess nehmen. In gewissen Fällen bewerkstelligen sie ihn komplett autonom – Computer- und Internet­revolution sei Dank. So zum Beispiel bei den ­Wiki-­Netzwerken, die durch unzählige Autoren graduell verbessert werden; bei Restaurantführern, die mit steigender Anzahl Bewertungen aussagekräftiger werden oder bei Open-Source-Projekten im IT-Bereich. Solche Netzwerke zeichnen sich aus durch eine offene Teilnehmerschaft, gemeinsame Bewertungen, fliessende Heterarchien (Herrschaft der Anderen) und Ad-hoc-Kontrollen. Oft sind User nur an Teilprozessen beteiligt, der Output aber ist jedermann zugänglich, das Credo lautet daher: gemeinsamer Besitz – persönlicher Ruhm. Auch in anderen (ebenfalls nicht-materiellen, digitalen) Bereichen manifestiert sich die schwindende Unterscheidung zwischen Hersteller und Nutzer zusehends. So werden grosse Forschungsaufträge der Pharmabranche vermehrt auf Netzwerken wie innocentive.com ausgeschrieben. Auch die NASA veröffentlicht schwer lösbare Probleme auf solchen Plattformen, wo jeder seine ­Lösungsvorschläge präsentieren kann. Der Beste gewinnt das Preisgeld. Das ganze nennt sich Crowdsourcing (unser Buchtipp: «The Wisdom of Crowds» von James Surowiecki). Ein Grossteil des Web 2.0 (3.0 dann sowieso) funktioniert vereinfacht gesagt also nach dem Motto «Ich bin auch ein Produser». DF

PunktmagazinN°27Konsum

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WirtschaftlichesKurz&Bündig

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Vampir aus der Dose Tanz der Vampire, Twilight, Vampirstrom – das Thema Vampir ist wahrhaftig en vogue. Nicht alle aber haben diese Aufmerksamkeit verdient. Dass Vampire derzeit

Pornografie auf dem Weg zur Normalität Die meisten konsumieren sie, auch wenn bei weitem nicht alle dazu stehen. Pornografie ist ein bedeutender Konsumzweig. Studien schätzen das weltweite Umsatzvolumen auf 40 Milliarden Franken. Können Sie sich noch an den Macquarie-

Analysten erinnern, der sich während eines LiveInterviews im Handelsraum auf seinem Computer nackte Frauen anschaute? Die Reaktionen reichten von peinlich berührt über belustigt bis hin zu empört. Natürlich ist es weder der richtige Ort noch die richtige Zeit, aber wenn wir uns an der Nase nehmen und zu uns selbst ehrlich sind, die «Tat» an sich war doch normal. Wissenschafter der Universität Montreal beispielsweise versuchten Männer zu finden, die noch nie Pornos gesehen haben. «Wir haben für unsere Untersuchung Männer zwischen 20 und 30 gesucht, die noch nie Pornografie konsumiert haben. Wir konnten aber keine finden», so Professor Simon Louis Lajeunesse. Kein Wunder, denn laut Studie sehen sich Single-Männer durchschnittlich drei Mal die Woche je 40 Minuten lang Pornofilme an, Männer in Beziehungen 1,7 Mal je 20 Minuten. Eigentlich sollte der Konsum von Pornofilmen somit kein Tabu mehr sein. «Ist es aber bei den meisten immer noch, es ist peinlich und wird totgeschwiegen», sagt Lars Rutschmann, PR-&Marketing-Verantwortlicher bei Mascotte Film. Anders ist die Situation in den

KonsumN°27Punktmagazin

USA. Hier sei das Bild des Schmuddelpornos verschwunden. «Porno ist etwas cooles, worüber auch gesprochen wird», meint er. «Die Darsteller haben sich von unwiderstehlichen Schönlingen zu Männern von nebenan mit hohem Identifikationsgrad gewandelt.» Verändert haben sich auch die Vertriebswege. Heute werde zwar gleich viel verdient wie noch vor zehn Jahren, jedoch laufe der Verkauf nicht mehr nur über DVD und Video. Das Geschäft verteilt sich auf Lizenzhandel, Pay-TV, Handy­clips, DVD, Internet und weitere Zweige. ­Eine entscheidende Rolle spielt dabei das Internet. Der weltweit bekannte Umsatz mit Online-Pornografie beträgt jährlich rund fünf Milliarden Franken. 1,6 Milliarden Franken setzte die US-Pornoindustrie im letzten Jahr allein mit Filmen für Mobiltelefone um. Für 2011 rechnen Experten mit 3,3 Milliarden Franken. Das Geschäft mit der nackten Haut ist also deutlich aufwendiger geworden. «Die schnelllebige Konsumwelt fordert von den Unternehmen eine hohe Anpassungsfähigkeit», so Rutschmann. War die Grösse eines Konzerns, wie der in Zürich ansässigen Mascotte Film, früher ein Vorteil, so fällt es den grossen Produzenten heute schwerer, den neuen Herausforderungen nachzukommen. Die Reaktionszeiten auf aktuelle Ereignisse werden immer kürzer. Und davon lebt Porno schliesslich: Mit der Zeit zu gehen. BK

Hochkonjunktur haben, verdeutlicht beispielsweise der TeenagerKlamauk Twilight. Inzwischen gibt es bereits die Fortsetzung. Und auch eine Fortsetzung der Fortsetzung hat sich zum Ziel gesetzt, die Leinwand zu erobern. Die Fortsetzung der Fortsetzung der Fortsetzung dürfte ebenfalls baldigst das Licht der Welt erblicken. Oh weh und halt doch kein Wunder, hat doch der erste Wurf, dessen Produktionskosten mit gut 42 Millionen Franken zu Buche schlugen, bislang weltweit knapp über 415 Millionen Franken eingespielt. Vampire erleben aber nicht nur dank der US-Traumschmiede Hollywood einen Höhenflug. Auch der sogenannte Vampir­ strom boomt, wenngleich dieser Aufschwung negativbehaftet ist. Die ganze Welt fährtet, scheinheilig oder nicht, nach Möglichkeiten, die Umwelt zu schützen. Der Energieverbrauch elektronischer Geräte, die angeschlossen, aber nicht in Gebrauch sind, wird dabei vielmals sträflich übersehen. Das ist frevelhaft, denn alleine in Europa werden damit rund 15 Milliarden Euro, also mehr als 20 Milliarden Franken, vergeudet – und das per annum. iGo, an der Technologiebörse Nasdaq kotiert, gehört zu den führenden Anbietern von Energiesparlösungen. Das US-Haus hat unlängst eine neue Reihe ökologischer Notebook-Ladegeräte lanciert – und zwar für den EMEAMarkt. Europa, der Nahe Osten und Afrika können aufhorchen res­ pektive der Stromvergeudung ans Bein kicken. Wobei man das ruhig auch bei Twilight versuchen sollte, obschon da die Beine fehlen. Aber wer denkt schon an Beine, wenn die Einnahmequelle sprudelt, sprudelt und sprudelt ... CS


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Geübte Konsumenten blenden Werbung, in welcher Form auch immer, so gut als möglich aus. Die Werbenden versuchen daher, ihre Zielkunden auf neuem und ungewohntem Terrain zu überraschen. Um der Werbung zu ent-

kommen, ist Aktivität gefragt. Je mehr und beliebiger die Produkte sind, desto stärker müssen sie beworben werden – noch mehr umschalten, umblättern und wegklicken also. Interessante Fakten zur Entwicklung der Werbeausgaben liefert eine Studie des englischen Marktforschers Warc. Gemäss dieser war 2008 das «Jahr der Werbung» schlechthin. Nie in den vorhergehenden und nachfolgenden Jahren waren die Werbe­ausgaben in den untersuchten Ländern (AUS, BRA, KAN, CHN, FRA, DEU, IND, ITA, JAP, RUS, USA, UK) höher als die fast 390 Milliarden Franken im ­a ngesprochenen Jahr. Die jüngste Wirtschaftseinöde sorgte allerdings für einen beträchtlichen (minus 13,2 Prozent) Rückgang. Das Gesamttotal ist jedoch nur halb so interessant, folgt es mit etwas Verspätung doch mehr oder weniger brav dem Konjunkturverlauf. Spannend sind andere zu Tage geförderte Tatsachen. Etwa, dass mehr als die Hälfte aller Ausgaben in den untersuchten Ländern in den USA getätigt werden. Oder dass sich die Ausgaben in Russland im Jahr 2000 im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelten. Überall verändert hat sich über die Jahre die Art der Ausgaben. Während Zeitungen und Magazine (autsch) stets verlieren, legen Fernseh- und Kino­ werbung kontinuierlich zu. Wer hätte das gedacht? Der Autor jedenfalls nicht, dafür ist er ein zu geübter Zapper. Der absolute Gewinner unter den Werbekanälen ist selbstredend das Internet. Von ­etwas über zehn Milliarden Franken im Jahr 2000 steigen die Ausgaben auf geschätzte 63 Milliarden im Jahr 2011, was durch jährliche Wachstumsraten von bis zu 49 Prozent ermöglicht wird. Obwohl inzwischen sicher auch weniger geübte user wissen, wie man ein lästiges Pop-up wegklickt. DF

KonsumN°27Punktmagazin

Der Tierische Preis Kosmetika, Textilien, Physiologisches, Esswaren. Viele Konsumgüter, die unseren Alltag dominieren, haben Tierversuche als unrühmliches Kapitel in ihrer Entwicklungs­ geschichte stehen. Für viele unter uns sind Falten des Teu-

fels. Sie geziemen sich, als müssten sie den mit einem Dreizack herumfuchtelnden Beelzebub im Gesicht spazieren führen. Dabei geht sträflich vergessen, dass, so die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche, jährlich und weltweit über 600 000 Mäuse in Tests für Botox-Produkte einen qualvollen Tod ­erleiden. Diese «paar Mäuse» sind aber nichts im Vergleich zu den 8 bis 54 Millionen Tieren, die in den nächsten Jahren im Rahmen der neuen EU-Chemikalienrichtlinie REACH ­dahingerafft werden. Diese doch unanständig breite (geschätzte) Spannweite soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Tierversuche ein arg scharfes zweischneidiges Schwert sind. Tatsächlich geschnitten werden oft auch Affen, wenn es beispielsweise um Hirnforschung geht. Über Jahre hinweg werden sie gefesselt und permanentem Durst ausgesetzt. Ihre Hirne werden durchbohrt, Gerätschaften werden implantiert und Tests durchgeführt. Die Gräuel-Vorstellung kann man nur schwer ausblenden, das gilt ebenso für den Fakt, dass – Neurologen aus den USA haben etliche Bücher darüber veröffentlicht – die Affenhirn-Hauptentwicklungsphase im Vergleich zur menschlichen um 70 Prozent kürzer ist. Ein arges Unverhältnis zuungunsten der Primaten besteht auch bei der Hirnrinde, deren Oberfläche bei einem Menschen bis zu zehnmal grösser ist als bei einem Affen. Dass das Menschenhirn bis zu 10 000 Synapsen aufweist, das Affenhirn jedoch nur bis maxi-

mal 6000, spricht auch nicht unbedingt für diese Art von Tierversuchen. Augenbluten und Herzschmerz verursachte während zwei Dekaden auch die Abteilung Neurologie des Universitätsklinikums Ulm. Die Arbeitsgruppe Gravitationsphysiologie versuchte sich dort an Tieren, um die Schwerkraft auf die Entwicklung des Gleichgewichtsystems zu studieren. Einige Tiere katapultierte man dafür ins Weltall, anderen wiederum wurde mit Elektroden in Augen, Beine, Leib und Hirn gestochen. Verdammt, nur schon ein simpler «paper cut» tut fies weh. Man stelle sich mal vor, wie es ist, eine Nadel ins Auge gestochen zu kriegen. Und der Zyklop, der war einmal! CS


Kurz&BündigWirtschaftliches

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Darf's noch ein bisschen mehr sein? Bis 2050 wird sich der Lebensmittelbedarf der Menschheit verdoppeln, schätzt die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO. Wie diese Nachfrage befriedigt werden soll, weiss niemand. Die

Digitaler Rausch Konsumgepflogenheiten ändern sich im Laufe der Zeit. Das gilt selbstverständlich auch für den Gebrauch respektive Missbrauch illegaler Substanzen. Drogenkonsum hat Hochkonjunktur. Die unmittelbar damit

verbundene Kriminalität fordert denn auch immer mehr Menschen­leben – so zum Beispiel in Mexiko. Waren es dort 2005 und 2008 rund 1500 res­ pektive 6300 Personen, fielen dem Ungemach 2010 über 7700 Einwohner zum Opfer. Auch wenn trotz üblem Drogengemetzel «nur» 11,5 Morde auf 100 000 Einwohner fallen (in Brasilien ist der Wert zweimal, in ­Kolumbien zirka viermal und in der US-Jazz-Metropole New Orleans gar siebenmal so hoch) und als Direktfolge des Drogenhandels ein zweistelliger Milliardenbetrag ins Land fliesst, darf man die fatale Steigerungsrate von mehr als 500 Prozent innert vier Jahren nicht ausser Acht lassen. Tut Mexiko scheinbar auch nicht, den unrühmlichen Wildwuchs bekämpfen inzwischen bis zu 45 000 Soldaten. Dies wohl kaum nur wegen philanthropischen Gefühls­ regungen, immerhin belaufen sich die Folgekosten der Kriminalität auf insgesamt 15 BIP-Prozente. In Europa ist die Situation nicht ganz in derselben Schieflage. Laut DBDD (Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht) ist sogar Cannabiskonsum rückläufig. Konsumgepflogenheiten, die in Richtung härterer Drogen abzielen, seien dagegen steigend. Problematische Opioid-Konsumenten gäbe es derzeit um die 1,5 Millionen. Zwölf Millionen gäben sich Amphetaminen hin und etwa zehn Millionen Ecstasy. Regelmässig nähmen überdies um die 13 Millionen Europäer Kokain zu sich. Zu diesen Abermillionen Missbräuchen von «tangible drugs» gesellt sich ein absolut modernes Rauschmittel, die sogenannt digitalen Drogen. Onlinesucht ist in unseren Breitengeraden zwar bekannt – wenn auch nicht so lange wie in Übersee – doch bereits treibt ein neues Schreckgespenst sein Unwesen. Speziell auf jüngere User haben Web-Anbieter den Fokus gelegt. Sie ködern Teenager mit kostenlosen Digital-Drogen. Das heisst, verschickt werden spezielle Audiodateien, die beim Zuhören drogenrauschartige Zustände hervorrufen sollen. Diese Art von (neuzeitlicher) Dröhnung sei alles andere als Humbug und ernst zu nehmen, meint Mark Woodward, Sprecher Oklahoma Bureau of Narcotics and Dangerous Drugs (OBNDD). Ob dem tatsächlich so ist, sei jetzt mal dahingestellt, interessant dürfte sein, welch’ Form des Rausches uns als nächstes heimsucht. In Terpetin getränkte Popel? CS

FAO (Food and Agriculture Organization) liefert auch die Gründe für den starken Anstieg. Es sind unter anderem höhere Bevölkerungs­ anzahl und steigendes verfügbares Einkommen. Schon 2008 stieg das Lebensmittelangebot um ein bis zwei Prozent, während die Bevölkerung im selben Zeitraum um vier Prozent anzog. Überdies besteht ein Kampf um Anbauflächen, was gewissermassen den Biokraftstoffen zu «verdanken» ist. Eine Folge davon heisst Landgrabbing, das Pachten von (fremdem) Agrarland zur Sicherstellung des (eigenen) Bedarfs. So oder so gleicht die Befriedigung der 100-Prozent-Bedarfssteigerung einer Herkulesaufgabe. Durch zusätzliche Landflächen sollen 20 Prozent, durch Anbauintensivierungen 10 Prozent mehr produziert werden, die fehlenden 70 Prozent müssen demnach durch ­Effizienzsteigerungen erreicht werden. Eine Teil-Linderung des Problems könnte durch Ausmerzung globaler Ineffizienzen wie Einfuhrzölle, Kontingente und Handelsverbote erzielt werden. Auch genverändertes Saatgut wird zwangsläufig zum Thema. Problematisch ist aus­ serdem die Preisspirale nach oben. So kostet Getreide heute kaufkraft­ bereinigt bis zu 20 Prozent mehr als in der Zeit von 1997 bis 2006. In Ländern wie Indien, Malawi oder Sri Lanka geben Haushalte bis zu 80 Prozent ihres Gesamtbudgets nur für Grundnahrungsmittel aus. Um der globalen Mangelernährung ein Ende zu setzen, müssten die entwickelten Nationen gemäss Weltgesundheitsorganisation WHO über 42 Milliarden Franken jährlich in Agrikultur investieren. DF

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KonsumN째27Punktmagazin


Wirtschaftliches

Tells Erben WorteMarkBaerBildFabianWidmer

Im vergangenen Jahr wurden in der Schweiz geschätzte 36 Milliarden Fran­ ken vererbt. Am meisten profitiert ha­ ben die Generationen ab 50 aufwärts. Zwar verfügen sie über eine grösse­ re Affinität zum Konsum als ihre Eltern, nutzen das Geld aber meistens brav für die Altersvorsorge. Häufig wird das ­Erbe auch in Immobilien investiert.

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en Woopie (well-off older people) in der Schweiz geht es immer besser. Jahr für Jahr erbt die «neue Turnschuhgeneration» etwas mehr. Ein Forschungsprojekt vom Büro für Arbeits- und Sozialpolitische Studien in Bern (BASS) ermittelte für das Jahr 2000 ein Erbvolumen von über 28 Milliarden Franken. Dieses Volumen machte damals 6,8 Prozent des Brutto­ inlandprodukts (BIP) aus. Nimmt man den gleichen Prozentsatz des BIP auch für das Jahr 2009, hätte das Erbvolumen im letzten Jahr 36,6 Milliarden Franken betragen. Hinzu kämen rund 25 Prozent für Schenkungen, also weitere 9,2 Milliarden. Die Nutzniesser dieses Geldsegens sind die sogenannten Silver Ager. Diese Gruppe von Menschen, die lieber Fitnesszentren als Altersheime bevölkert, knöpft der jüngeren Generation jedes Jahr etwas mehr vom Erbkuchen ab: Im Jahr 2000 erhielten die unter 55-Jährigen 49 Prozent des Erbvolumens. 2010 sind es laut BASS-Studie noch 38 Prozent und 2020 werden es noch 33 Prozent sein. Anders formuliert werden in zehn Jahren zwei Drittel des Erbvolumens an Personen über 55 Jahren vererbt. Das führt automatisch dazu, dass der Reichtum älterer Leute weiter zunimmt. Dies gilt umso mehr, als man weiss, dass das geerbte Vermögen in der Schweiz 1,3 Mal grösser ist als das selbst ersparte Vermögen. Gespart wird immer Dass das geerbte Geld heute schneller ausgegeben werde als früher, kann Daniel A. Aegerter, Leiter Markt Zürich der Bank Julius Bär, nicht bestätigen: «Das Sparverhalten hat sich unwesentlich verändert, dennoch hat die heutige Erbgeneration eine grössere Affinität zum Konsum als noch ihre Eltern.» Ins gleiche Horn stösst Gerhard Hofmann, CEO des bankenunabhängigen Vermögensverwalters Straightline Investment AG: «Eine Entwicklung, dass das geerbte Geld heute mehr als früher ausgegeben wird, kann ich nicht feststellen. Wohl sind mir einige Fälle bekannt, wo das Erbe in eine Reise oder in ein Auto investiert worden ist. Doch handelte es sich hierbei meist um kleinere

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Erbschaften. Gerade weil die meisten Erben 50 und älter sind, gehen sie verantwortungsvoll mit dem Geld um.» Früher diente das Erbe primär dazu, die eigene Existenz und dann eine Familie aufzubauen. Mit 55 Jahren ist diese Gründungsphase jedoch vorbei. Ältere Personen investieren mehr in ihre Gesundheit. Zudem dürften Silver Ager laut Hofmann ihr Geld eher für teurere Güter ausgeben. Die Sparneigung ist bei älteren Personen also grösser als bei jungen, die das Geld in die Familie investieren. Reiche Leute, die dann auch noch viel erben, verändern ihren Lebensbedarf übrigens kaum. Sie kaufen laut Hofmann vor und nach dem Erben höherwertige Güter. Dass diese Schlussfolgerungen korrekt sind, spiegeln auch die Werbung und die Zunahme der Luxusgeschäfte beziehungsweise der Geschäfte für den gehobenen Gebrauch. Gerade in der Werbung wird der ältere Mensch generell als Zielkunde entdeckt. Beliebte Immobilien Wie die Erfahrung des Straightline-Experten zeigt, werden die geerbten Gelder häufig auch zur Rückzahlung von Hypotheken verwendet. Manchmal wird ein neues Renditeobjekt erworben. In vielen Fällen aber werden Immobilien vererbt, die bei den Erben verbleiben und wiederum an deren Erben weitergegeben werden. Es gibt denn auch sehr viele Erbgemeinschaften, die Immobilien besitzen, oft an bester Lage. Gerade im aktuellen Zinsumfeld sind Immobilien laut Aegerter als Realwert und Renditeobjekt eine attraktive Anlageklasse mit entsprechend hoher Nachfrage. Im Privatkundengeschäft stehen Werte wie Tradition, Kontinuität und Kundennähe im Vordergrund. Was aber, wenn der Kunde einer Bank verstirbt und sein Vermögen an die nächste Generation vermacht? Stirbt mit dem Erblasser auch die Verbindung zur Bank, weil der Beerbte sein neues Vermögen direkt zu seiner Hausbank transferiert? Die Herausforderung besteht darin, die bestehenden Kunden und deren Erben bei diesem wichtigen Schritt bestmöglich zu unterstützen, sagt Aegerter. «Zentral dabei ist, dass Kunden­berater frühzeitig eine Beziehung zur Erbgeneration aufbauen und die Banken ihr Dienstleistungsanbot den neuen Kundengruppen anpassen.»

tigen Konsum investiert wird, sollte man die Gelegenheit wahrnehmen und mit seinem Vorsorgeberater in Kontakt treten: Zusammen mit dem Berater wird die Sicherstellung der finanziellen Zukunft geplant. «Dies setzt eine vertiefte Bedarfsanalyse voraus, wobei die individuellen Ziele, zum Beispiel Frühpensionierung, und das zur Verfügung stehende Budget die Grundlage bilden», wie Thomas Bahc, Leiter Privatkunden von Swiss Life, erklärt. Aufteilung der geerbten SummeN nach Alter der Erbenden unter 55 55 bis 74 unter 75 und 55 mehr 55 bis 74 1980

69%

1990

66%

2000

49%

2010

38%

2020

33%

75 und älter

23%

8%

26%

9%

38% 45% 48%

13% 17% 19% Quelle: Forschungsprojekt NRP 52

«Die Vorsorge- und Ruhestandsplanung zeigt auf, welcher Teil der Erbschaft für die Sicherung der persönlichen Vorsorge auf die Seite gelegt werden sollte und welcher Teil für den freien Konsum zur Verfügung steht.» Anschliessend wird festgelegt, welche Vorsorge- und Anlageinstrumente geeignet sind, um die vereinbarten Ziele sicher zu erreichen. Neben traditionellen Anlageinstrumenten wie steuerbegünstigten Einmaleinlage-Versicherungen oder privaten Altersrenten, stehen heute vermehrt moderne Produkte zur Verfügung, wie beispielsweise Entnahmepläne mit garantierten Auszahlungen. Und nicht vergessen: Oft ist auch ein Einkauf in die Pensionskasse möglich.

Verwendungsmöglichkeit(-en) Im Durchschnitt wurden im Jahr 2000 pro Erblasser 456 000 Franken vererbt. Das durchschnittlich erhaltene Erbe betrug 178 700 Franken. Allerdings verteilen sich die Erbschaften sehr ungleich. Der Mittelwert ist also nicht sehr aussagekräftig. Bevor alles Geld in kurzfrisPunktmagazinN°27Konsum


Wirtschaftliches

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die kommenden milliarden(-märkte) WorteRinoBoriniBildFabianWidmer

Es sind die Kleinen und Unscheinbaren, die zukünftig für Furore sorgen werden, denn sie treten in die Fussstapfen der grossen Schwellenländer wie Brasilien, Russland, Indien und China. So vielfältig die aufstrebenden Nationen sind, so unterschiedlich sind auch ihre Konsum­ bedürfnisse.

B

rasilien, Russland, Indien und China sind mittlerweile jedem Anleger bekannt. Sie gelten als die Länder mit der kaufkräftig(-st)en Mittelschicht. Gerade diese Nationen haben in den letzten Jahren nachhaltige Spuren in der globalen Wirtschaft hinterlassen – und sie werden es auch künftig tun. Hinter diesen Grossen wachsen aber viele weitere, junge Volkswirtschaften heran, die sich wie kleine Krieger aufrüsten. Meist zeigen diese sogenannten Frontier Markets ein identisches Bild: eine junge und wachsende Bevölkerung, ein enormes technologisches Auf holpotenzial, ausgeprägte Produktionslücken, mangelnde Infrastrukturen sowie Konsummärkte, die noch in den Kinderschuhen stecken. Noch können diese Märkte nicht mit etablierten Schwellenländern mithalten, was das Pro-Kopf-Einkommen oder der Binnenkonsum deutlich zum Ausdruck bringen. Wenn diese Volkswirtschaften jedoch die Phase der Industrialisierung durchlaufen und die Einkommen ansteigen, bleibt schliesslich mehr Geld übrig für Sparen und Konsum. In der Aufholphase Auf der Überholspur sind laut jüngstem Ausblick des Internationalen Währungsfonds Katar, Vietnam, Nigeria, Sri Lanka und Kenia. Bei all diesen Nationen erwartet die Weltbank bis ins Jahr 2015 ein durchschnittliches jährliches BIP-Wachstum von sechs Prozent und mehr. Dieser (Wachstums-)Kurs belebt den Binnenkonsum, die ausländischen Direkt­i nvestitionen nehmen zu und die Infrastrukturengpässe werden weniger. Letzteres ist für Konsumunternehmen wichtig. Schliesslich müssen die Produkte zum Endkonsumenten gelangen. Mit der Steigerung der Wirtschaftskraft wächst aufgrund erhöhter Einkommen ebenso die Aussicht auf einen expandierenden Binnenkonsum. Die einzelnen Grenzmärkte unterscheiden sich aber gewaltig. Besonders gut behaupten sich derzeit Länder, die vergleichsweise unabhängig vom Export sind. In Ägypten steuerte die hohe Inlandnachfrage 2009 fast die Hälfte zum Wirtschaftswachstum bei. Auch KonsumN°27Punktmagazin

Indonesien, das einwohnerstärkste muslimische Land der Welt, weist bei einem jährlichen Pro-Kopf-Einkommen von gut 2300 Franken einen Konsumanteil am BIP von 62 Prozent auf. Sogar im Krisenjahr 2009 legte er um 4,9 Prozent zu. Mit 240 Millionen Einwohnern weist das Land ein enormes Konsumpotenzial auf. Eindrücklich entwickelt sich im asiatischen Raum ebenso Vietnam. Das Land ist mit 80 Millionen Einwohnern in etwa so bevölkerungsstark wie Deutschland, verfügt aber aufgrund einer überaus günstigen Demografie über eine stärkere Wachstums­ dynamik. Die Banken- und Infrastrukturbranchen boomen in diesem Weltecken schon seit längerem, und auch der Konsum zieht kräftig an. Im ersten Quartal 2010 sind die Einzelhandelsumsätze gegenüber dem Vorjahr um über 26 Prozent gestiegen. Noch aber fällt auch in Vietnam kein Geld vom Himmel. Die Regierung zeigt sich jedoch äus­serst spendabel. So hat sie 2009 für sechs Monate sämtliche Einkommenssteuern erlassen. Diese etwas spezielle Massnahme zur Konjunkturankurbelung reisst zwar Löcher in die Staatskasse, lässt aber den Binnenkonsummotor sofort anspringen. Westliche Vorbilder Die vietnamesische Vision ist es, ein reiches Volk, eine starke Nation und eine zivilisierte Gesellschaft zu erschaffen. Die Bevölkerung ist jung, konsumhungrig und weist ein Pro-Kopf-Einkommen von rund 1150 Franken auf. Damit hat das Land den Schritt zum «middle-income country» vollzogen – beste Aussichten also für Konsumgüterhersteller und Einzelhandelskonzerne. Je nach Nation dauert es jedoch noch eine Dekade, bis der Binnenkonsum auf Hochtouren läuft. Mit den steigenden Einkommen in diesen Ländern steigt auch stetig das Bedürfnis nach westlichem Lebensstil. Das westliche (Konsum-)Vorbild haben die Menschen im vorderasiatischen Staat Libanon bereits vor Augen. Das Land, immer wieder geprägt von politischen Unruhen und Kriegen, weist seit Jahren ein starkes Wirtschaftswachstum auf. 2009 waren es zirka 9,5 Prozent. Der Konsumdurst ist gross und geprägt vom Schönheitswahn. In der libanesischen Gesellschaft ist in Bezug auf Schönheit ein unglaublicher Wettstreit entbrannt. Rund zehn Millionen Liftings und 1,5 Millionen Schönheitsoperationen werden jährlich durchgeführt. Dies bei gerade mal vier Millionen Einwohnern. In der libanesischen Hauptstadt sind Frauen und Männer fast genauso oft beim Schönheitschirurgen anzu-

treffen wie beim herkömmlichen Arzt. Damit dies finanziert werden kann, bieten Banken mittlerweile sogar eigens Kredite an. «Nämed sie dä Quick vom Leisi» International aufgestellte Konzerne wie Nestlé, L’Oréal, Unilever oder Swatch verdienen überall mit, wo mehr konsumiert wird. So auch bei den muslimischen Erdbürgern. Ein Grossteil von ihnen lebt in jungen Märkten wie Malaysia, Indonesien, Pakistan oder wie eingangs erwähnt Libanon. Muslime stehen auch bei den Konsumgüterherstellern weit oben in der Gunst, immerhin schätzen Experten das Potenzial dieses Segments auf 635 Milliarden Franken. Nestlé setzte mit auf Muslime zugeschnittenen Produkten im letzten Jahr rund 5,5 Milliarden Franken um. Gemäss Speisevorschriften des Korans dürfen Menschen muslimischen Glaubens keine Lebensmittel konsumieren, die Schweinefleisch, Blut oder Alkohol enthalten. Der Schweizer Multi hat darum diverse Fabriken errichtet, die nach den Vorschriften des Korans produzieren. Eine dieser Produktionsstätten ist die Teigfabrik Leisi, ansässig in Wangen bei Olten, das durch sein Minarett eine hohe Bekanntheit erlangte. Die Nestlé-Tochter Leisi liefert unter anderem Blätterteig in Halal-Qualität. Allgemein stellen sich Firmen auf die neuen Konsumenten ein. Ab einem Pro-Kopf-Einkommen von ungefähr 3175 Franken steigen offenbar, weltweit betrachtet, Konsum und Nachfrage nach Dienstleistungen multiplikativ an. Wasser, Kaffee, Milchprodukte, Fertiggerichte oder Schokolade – eine herkömmliche Einkaufsliste, auf der nichts fehlt.


Der Grossteil des Einkommens wird für ­Nahrungsmittel ausgegeben. Die an breiter Front ­steigenden Lebensmittelpreise und harschen Wetter­kapriolen dürften den Anteil in Zukunft gar noch erhöhen.

5-MilliardenKonsummarktSplit der ärmsten Nationen

18,6 0,4 6,6 diverses

wasser

wohnen

1,0 57,9 3,6 3,2 technologie

%

%

Ernährung

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%

transport

%

8,7 energie

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Gesundheit

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%

Quelle: World Resources Institute

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KonsumN째27Punktmagazin


Wirtschaftliches

brasilien – mehr als nur fleisch am knochen WorteDmitrijGawrischBildLiviaCorona

Anhaltende wirtschaftliche Stabilität hat in Brasilien eine breite Mittelschicht hervorgebracht, die ungeachtet der Re­ zession munter konsumiert. Aber auch auf die Bedürfnisse der Armen wird je länger je mehr Rücksicht genommen und eingegangen.

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s scheint gewiss: Auch wenn der Fussball seit einigen Jahren nicht mehr ganz so rund rollt wie in der ruhmreichen Vergangenheit und auch beim jährlichen Samba-Umzug keine rechte Freude aufkommen mag, braucht Brasilien nicht zu verzagen. Denn ausgerechnet wirtschaftliche Statistiken zaubern ein strahlendes Lächeln auf das Gesicht des grössten Landes Lateinamerikas. «Brasilien hat sich in den letzten 20 Jahren fundamental verändert», sagt Matt Hochstetler, Analyst der Investmentgesellschaft Janus Capital. Hochstetler rechnet damit, dass die brasilianische Wirtschaft 2010 real um sechs bis sieben Prozent zulegen wird. Dies dank des weltweiten Rohstoffbooms, insbesondere der steigenden Nachfrage nach Eisenerz und Zucker, Soja und Rindfleisch. Experten erwarten, dass das kräftige Wirtschaftswachstum die brasilianische Zentralbank veranlassen dürfte, umso stärker auf die Inflationsbremse zu treten. So schätzen Experten der Credit Suisse fürs laufende Jahr eine Teuerungsrate von sechs Prozent. Was aus europäischer Perspektive nach einem unverschämt hohen Wert klingt, ist für Brasilien ein Erfolg. Bis Mitte der 90-er Jahre betrug die durchschnittliche jährliche Inflation 200 Prozent; in manchen Monaten mussten die Brasilianer gar mit Preisanstiegen von über 1000 Prozent rechnen. Blühendes Kreditgeschäft Stabile Güterpreise machen sich nicht zuletzt bei den Zins­raten bemerkbar. Diese seien seit 2003 von knapp 30 auf unter 10 Prozent gesunken, sagt Hochstetler. Als Folge davon können die Brasilianer erstmals langlaufende Kredite aufnehmen – auch für Konsumgüter. Es werden nicht nur Waschmaschinen und Autos auf Pump gekauft, sondern auch Stereoanlagen, Mobiltelefone, Fernseher und Küchengeräte. Ebenso ist von den Banken Geld erhältlich, um Apartments oder Häuser zu erwerben. Die Baubranche boomt, am Horizont der brasilianischen Grossstädte ragen zig Baukräne in den Himmel. Bis zu 200 000 Franken kosten Drei-Zimmer-Appartements in Gegenden, in denen bis vor kurzem noch Blechhütten standen.

Auch Kreditkarten gehören mittlerweile zum Alltag an der Copacabana. Das Geschäft mit dem Plastikgeld boomt, Banken reissen sich förmlich um potenzielle Kunden, berichten Experten. Nach Angaben der brasilianischen Bankenvereinigung Febraban verdoppelte sich zwischen 2000 und 2008 die Zahl der Bankkonten – die Zahl der ausgegebenen Kreditkarten wuchs im selben Zeitraum um 16 Prozent pro Jahr. Heute sind in Brasilien, bei einer Bevölkerung von 190 Millionen, über 124 Millionen Kreditkarten im Umlauf. Überalterung kein Thema Stetiges Wirtschaftswachstum, stabile Preise, solide Devisenreserven, ein ausgeglichener Staatshaushalt, eine geringe Staatsverschuldung und nicht zuletzt der Zugang zu Krediten haben den brasilianischen Konsum beflügelt. 2009 wurden 2,2 Millionen neue Personenwagen gekauft, und die Passagierzahlen der einhei-

Nestlé hat 2009 in Brasilien einen Umsatz von 5,8 Milliarden Franken (etwa 5,4 Prozent des Gesamt­umsatzes) erzielt und ist in lokaler Währung um 10,5 Prozent gewachsen. Nur in China wuchs Nestlé mit 10,7 Prozent mehr. Electrolux ist in Brasilien der zweitgrösste Produzent von Haushaltsgeräten und hat im vergangenen Jahr rund zwei Milliarden Franken erwirtschaftet. Das grösste Fiat-Werk liegt nicht etwa in Italien, sondern in Belo Horizonte, Bra­ silien, wo Jahr für Jahr 800 000 Autos produziert werden. Mit einem Verkaufs­ anteil von fast 20 Prozent ist Fiat klarer Marktführer in Brasilien.

mischen Fluggesellschaften stiegen von rund 80 Millionen Franken im Jahr 2005 auf über 100 Millionen im vergangenen Jahr. Der Telekom-Anbieter Vivo erwartet, dass 2012 landesweit über 200 Millionen Mobil­ telefone in Betrieb sein werden. 2009 wurden über neun Millionen Fernsehgeräte nach Brasilien geliefert, 2010 dürfte der Umsatz mit Fernsehern aufgrund der Fussball-Weltmeisterschaft um etwa 60 Prozent zugelegt haben. Insgesamt seien die Konsumausgaben in den letzten Jahren um jährlich fünf Prozent gewachsen, schätzen Credit-Suisse-Analysten. Nach einer Untersuchung der Marktforscher Bain & Company werden Brasiliens Konsumenten ihre Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen in den nächsten fünf Jahren

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ebenso stark steigern wie US-Amerikaner. Anders als beispielsweise in China ist der brasilianische Binnenkonsum ein wichtiger Pfeiler der wirtschaftlichen Stabilität. Ähnlich wie in der Schweiz konnte er in Brasilien die Auswirkungen der weltweiten Rezession abfedern. Und noch etwas hat Brasilien dem mächtigen Reich der Mitte voraus: die Demografie. «Aufgrund der Ein-Kind-Politik beginnt die chinesische Gesellschaft zu überaltern», erklärt Hochstetler. Brasilien dagegen verfügt seiner Ansicht nach über eine der attraktivsten Altersstrukturen weltweit. 30 Millionen produktive Menschen dürften bis 2040 zusätzlich auf den Arbeitsmarkt strömen. Dem Konsum dürfte das noch grössere Flügel verleihen. Mehr als Fussbälle Schon heute nimmt die brasilianische Erwerbsbevölkerung jährlich um 2,3 Prozent zu. Auch die Zahl der Arbeitsplätze wächst – um 2,5 Millionen pro Jahr. Hierbei handelt es sich nicht mehr um Gelegenheitsjobs, sondern um reguläre Arbeitsplätze mit geregelten Arbeitszeiten und Urlaubsanspruch. Es dürfte daher nicht überraschen, dass sich nach einer Untersuchung des Marktforschers Ipsos in den letzten zwei Jahren rund 23 Millionen Menschen aus der Armut befreien konnten – als arm gilt in Brasilien, wer pro Tag weniger als elf Franken verdient. Mehr als 30 Millionen Menschen verfügen neu über ein Mittelschichteinkommen von mehr als 16 Franken pro Tag. Aber auch die ganz Armen nehmen einen wichtigen Platz ein in der brasilianischen Konsumhierarchie. Im Armenviertel Paraisópolis in Sao Paulo leben geschätzte 80 000 Menschen. Die Armen von heute sind die Kunden von morgen, denken sich westliche Firmen. Konzerne wie Johnson & Johnson, Carrefour oder Electrolux erforschen Konsumgewohnheiten in den brasilianischen Slums. Lippenstifte bieten sie an, sauberes Wasser in PETFlaschen, Spielzeug, Jeans und die äusserst beliebten Tütensuppen. So erstaunt es nicht, dass Brasilien für den Nahrungsmittelriesen Nestlé inzwischen der zweitwichtigste Markt überhaupt ist. Und auch für Anleger hat Brasilien weitaus mehr zu bieten als Fussbälle.

Brasilien ist der wichtigste lateinamerikanische Wirtschaftspartner der Schweiz. Hiesige Firmen beschäftigen dort rund 90 000 Mitarbeiter.

PunktmagazinN°27Konsum


Wirtschaftliches

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trotzender russen-bengel WorteCyrilSchickerBildLouiePsihoyos

Russland hat zwei Gesichter. Gewisse Metropolen sind zwar hübsch anzusehen, andere Regionen dagegen präsentieren ein Gesicht, das Erbrechen provoziert. Ein flauer Magen ist nie ­angenehm, gehört bei ausländischen Russlandinvestoren aber fast schon zum Alltag. Staatliche Enteignung, ­Korruption, Kriminalität und ein seltsam anmutender Marktprotektionismus sprechen eine deutliche Sprache.

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in Sprichwort besagt, dass Gast zu sein schön ist, es zu Hause aber halt noch schöner sei. Auf Russisch liest sich der Sinnspruch so: «ГОСТЯХ ХОРОШО, А ДОМА ЛУЧШЕ». Die meisten unter uns können mit dem kyrillischen Alphabet, der offiziellen Amtsschrift, aber kaum etwas anfangen. Das ist verständlich und zugleich ein Abbild unseres Empfindens Russland gegenüber. Der Vielvölkerstaat ist zwar riesig, spannend und omnipräsent, dennoch ist es schwierig bis unmöglich, mit dem G-8-Exponenten richtig «warm» zu werden. Dies hat selbstverständlich mit der Sprachbarriere zu tun, jedoch nur zu gewissen Teilen. Stärker ins (Ungleich-)Gewicht fallen andere Differenzen, so zum Beispiel die eklatant weit aufgerissene Einkommens­schere zwischen Arm und Reich und die daraus resultierenden Folgen: unheilvolle Korruption, Menschenrechtsverletzungen oder immer wieder aufkeimende Allgemein-Drohgebärden gegenüber dem Weltresten. Wer den russischen Bären streichelt, läuft Gefahr, dessen Pranke ins Gesicht geschmettert zu kriegen – oder gar gefressen zu werden. Bizarrerien – auch in der Moderne Wer das Land schon einmal selber bereist hat, dürfte erfahren haben, wie Nicht-Russen von Rus­ sen verschmäht oder gar negiert werden. Die oft anzutreffende Ablehnung hat viele Gründe, die wiederum von Person zu Person unterschiedlich sind. Dies zu berücksichtigen, ist Anstandssache. Wenn aber beispielsweise Wechselstuben-Mitarbeiter, Taxifahrer oder Kassiererinnen sich weigern, auch nur einen Wimpernschlag zu machen, darf das Verständnis ruhig an seine Grenzen stossen. Ähnliches gibt es fernab der Mikroebene zur Genüge. Offiziell bewegt sich die Wirtschaft Russlands seit zwei Dekaden in Richtung klassischer Marktwirtschaft, zuweilen bizarre Eigenheiten bleiben jedoch selbst heute noch bestehen. KonsumN°27Punktmagazin

Kyrill Pomelov, selbständiger Unternehmer im Bereich Filmproduktion, zur allgemeinen Lage im Land: «Russland ist völlig im Arsch. Die Metropolen Moskau, Sotschi, St. Petersburg, Krasnojarsk, Ekaterinburg und Kazan sind Ausnahmen. Es gibt ansonsten kein Gebiet, das ich als befriedigend bezeichnen kann.» Der auslanderfahrene Russe weiter: «Es werden auch keine neuen Strassen oder Krankenhäuser gebaut. Alles ist renovations- oder ausbaubedürftig. Die Sommer­ hitze sorgte sogar in Millionen-Städten wie Samara oder Woronej dafür, dass innert Kürze Trinkwassermangel – nicht einmal Leitungswasser fliesst richtig – auftrat.» Ein weiteres Beispiel liefert der Kommunikationsmarkt. Global operierende Grosskonzerne wie Apple oder Nokia haben sich bislang geweigert, das russische Navigationssystem Glonass mit ihren Produkten zu verschmelzen. Holz, Korruption, Milliarden Dies mit wohl verheerenden Folgen. Der russische Mischkonzern AFK Sistema, dessen Telekommunikations-Revenues mit knapp 70 Prozent per Ende 2007 – neuere Zahlen sind nicht verfügbar – den Mammutanteil ausmachen und der den Glonass-Entwickler NIS kontrolliert, möchte das nicht hinnehmen. Vergeblich hat die «Moskau AG» (Verballhornung, die in Wahrheit nicht ganz so verballhornend ist) in der Vergangenheit versucht, sich an westlichen Tech-Firmen zu beteiligen. Hauptaktionär, Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender in Personalunion, Wladimir Jewtuschenkow, stösst quasi Hand in Hand mit Ministerpräsident Wladimir Putin vor, um jenen ausländischen Herstellern von Mobiles und Navigationssystemen, die sich gegen Glonass stellen, ein Einfuhrverbot zu verhängen. Noch fehlt die Gesetzesgrundlage für die Prohibition, der Wind aber bläst eisig. Doch nicht nur der Kommunikationsmarkt ist für Ausländer «grusigs Brot», das zuweilen ungeniessbar bis schädlich ist. Die Möbelindustrie, prominentes Beispiel ist IKEA, weist ähnliche Mängel auf. Jahrelang wurde der schwedische Möbeldiscounter laut Eigenaussage Opfer von Korruption. Auch wenn per Ende 2005 ein Produktionsvolumen von «nur» zirka 1,9 Milliarden Franken resultierte, ist dieser Industriezweig mit seinen rund 150 000 Angestellten nicht ganz unerheblich. Laut russischem Innenministerium liegt der Pro-Kopf-Möbelkonsum in Russland bei rund drei Prozent des EU-Durchschnitts. Russland – speziell im Premium-Segment, in das allerdings lediglich fünf Prozent aller Einheimischen vordringen – hat Nachhol­ ¬


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In der Banja, der russischen Sauna, wird natürlich auch ein bisschen ­geschwitzt. Aber auch die Mauscheleien, mit denen sich russische ­Geschäftsmänner «genieren», sind wichtiger Bestandteil des Dampfvergnügens.

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Trotzender Russen-BengelWirtschaftliches

bedarf und ist entsprechend gierig nach Möbeln (ebenso nach Pflege- und Haushaltartikeln, so der Russland-Ableger des Marktforschungsinstituts The Nielsen Company). Experten schätzen den ImportmöbelMarktanteil auf stolze 40 Prozent. Nach Angaben des Föderalen Zolldienstes betrug das Einfuhrvolumen in der Zeitspanne von Januar bis September 2006 rund 626 Millionen Franken. So wenig taufrisch die Daten fast immer und überall sind, so wenig bis überhaupt nicht darf Korruption als Kavaliers­ delikt gelten. Der amtierende Präsident Medwedew hat dieses Übel schon in einer seiner ersten Reden nach dem Wahlsieg als Hauptgefahr deklariert. Beflügelte Kaufkraft Die Erkenntnis zielt in die richtige Richtung. Doch schon vor seiner «formal inauguration» haben 74 Prozent der russischen Bevölkerung angegeben, das Korruptionsniveau sei hoch bis sehr hoch. Das Image als Propagandamaschinerie wird Medwedews Truppe diesbezüglich wohl nicht so schnell wieder los. Wassili Piskarev, stellvertretender Leiter des Investigations Committee of the Prosecutor General’s Office spricht von einem jährlichen Fluss korrupter Gelder, der gut 35 Milliarden Franken «tief» sei. Die Dunkelziffer sei um ein Zigfaches höher. Den Milliarden zum Trotz, Russland gilt wegen der Marktgrösse, des erheblichen Nachhol-

bedarfs und Modernisierungsstaus sowie der noch immer rosigen wirtschaftlichen Wachstumsperspektiven als sexy. 2008 hat das europaweit operierende Institut GfK GeoMarketing 39 russische Städte untersucht und sah die Weltmetropole Moskau an unangefochtener Spitze, gefolgt von den ebenfalls kaufkräftigen Städten St. Petersburg, Ekaterinburg und Samara. Die Kaufkraft Russlands sei aber, so die Handels- und Industriekammer HIK, längst nicht mehr mit anderen BRIC-Staaten zu vergleichen. Russland schwingt vergleichsweise oben aus, entsprechend verwundert es auch nicht, dass dem Markt eine hohe Attraktivität beschieden wird. Studien von The Nielsen Company gehen davon aus, dass das Land 2025 der grösste Verbrauchermarkt Europas sein wird. Bei Mobiltelefonen und Waschmaschinen ist es jetzt schon der wichtigste europäische Nachfrager. Stark von den krisengeschüttelten Konsumgepflogenheiten profitieren derzeit vor allem Hyper- und Supermärkte, obgleich sparen in der Oberschicht noch immer tabu ist. (K-)ein Privateigentum Das traditionelle Retail-Geschäft (auch wenn das BRIC-Quartett laut diesjährigem World-Wealth-Report von Merrill Lynch und CapGemini das sogenannte HNWI-Wachstum erneut anführen werden) verliert gemäss Nielsen-ShopperTrends-2010 an Terrain. Auchan, Kopejka und

Pjaterochka seien zukunftsträchtigste Unternehmen, wohingegen Lenta am meisten Federn lassen musste und werde. Das Konsumentenvertrauen ist momentan zwar stabil, allerdings sind die Einwohner nach wie vor unsicher, ob die Wirtschaftsleistung stark genug anzieht. Gegenteiliges verkündete unlängst Wirtschaftsministerin Elvira Nabjullina. Im Gemeinschaftskollegium des Finanzministeriums und des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung kündigte sie bis 2013 unter anderem ein BIP-Wachstum von 16 Prozent und ein Investitionsvolumenwachstum von über 28 Prozent an. Kyrill Pomelov sieht vieles kritischer: «Das kann nicht sein bei latenten Gefahren wie allgemein fehlenden Spielregeln, mangelnder Glaubwürdigkeit dem Staat gegenüber, hohen Kriminalitätsraten und dem erschreckenden Fakt, dass es hier kein eigentliches Privateigentum gibt.» Der Filmproduzent abschliessend: «Wenn die Regierung dein Geschäft haben will, dann kriegt sie es auch.» Fazit: Der russische Staat verhält sich oft wie kleine Kinder es tun – nur kriegen diese nicht zwingend immer alles, was sie wollen.

Das russische Aussenhandelsvolumen fiel 2009 um 36 Prozent und belief sich auf 496 Milliarden Dollar. Der Schweizer Anteil betrug 1,8 Prozent.

Russland gehört weltweit zu den wichtigsten SüsswarenMärkten und ist – auch da – anders als Europa, verbindet man in Russland mit dem Verzehr von Süsswaren doch Freizeit und Ferien. Marktführer Obyedinennye konditery beziffert den Umsatz 2007 mit knapp 13 Milliarden Franken. Hersteller wie Nestlé, Mars, Kraft Foods und Sladko haben ihre Füsse bereits in die Süsswarentüre gestellt. Jedoch scheint Russland mehr Frust als (Süsswaren-)Lust zu haben, sind doch gemäss Nielsen-Retail-Measurement einzelne Produktionsvolumina 2009 im zweistelligen Bereich zurückgegangen. Die jüngste Feuergewalt bei Moskau, obschon der Torf alljährlich brennt, sucht vom Ausmass her bislang seinesgleichen, dürfte aber die Lust nach Süssem zusätzlich dämpfen. Natalia Bolotova, COO Simargl Capital, einem in Russland heimischen Investment Manager, sieht dafür markant steigende Absatzzahlen bei Klimaanlagen, Gesichtsschutzmasken sowie Flugreisen.

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die zwei gesichter indiens WorteDavidFehr

Indien, die militärische Vormacht in Südasien und grösste Demokratie der Welt, befindet sich seit längerem auf dem wirtschaftlichen Vormarsch. Die­ ser schlägt sich in verändertem Kon­ sumverhalten nieder, dafür verantwort­ lich zeichnen mitunter auch die Frauen. Für die Produzenten gilt es so oder so, den Spagat zwischen Stadt und Land zu vollführen sowie die nach wie vor star­ ken Einflüsse von Tradition und Religion zu berücksichtigen.

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emäss Schätzungen der Uno wird China im Jahr 2045 von Indien als bevölkerungsreichste Nation der Welt abgelöst. Bis dahin fliesst noch viel verdrecktes Wasser den Ganges hinunter, schon heute aber ist die Entwicklung in Indien bemerkenswert. Während privilegierte Teile der städtischen Bevölkerung – auch und gerade in Bezug auf Konsum – westliche Gepflogenheiten nachahmen, leben auf dem Land hunderte von Millionen in ärmlichen Verhältnissen. Doch auch diese haben Bedürfnisse und sind nur schon dank ihrer schieren Masse ein zu beachtender Absatzmarkt.

Stadt, Land, Konsum Obwohl nur zirka ein Viertel der Bevölkerung in Städten lebt, sind diese Märkte für Hersteller – vor allem im Premium-Bereich – aufgrund der im Schnitt höheren Einkommen interessanter als die ländlichen. Diese jedoch gänzlich zu vernachlässigen, wäre sträflich, wie ein Blick auf die Absatzverhältnisse zeigt. So werden beispielsweise 46 Prozent der Softgetränke, 53 Prozent der Alltagsgüter und gar 59 Prozent der Zigaretten in ländlichen Gegenden abgesetzt. Man schätzt, dass die ruralen Märkte ums Jahr 2030 herum grösser sein werden als diejenigen Südkoreas oder Kanadas heute. Für Hersteller sind somit beide Zielgruppen interessant. Gemäss Harish Bijoor, selbstständiger Markenstratege mit internationaler Präsenz, werden die ländlichen Gebiete aber von den städtischen dominiert. Er zieht den Vergleich zur Apatheid in Südafrika, wo ebenfalls eine Minderheit über die Mehrheit bestimmte. Dass die Verkaufsstrategien für urbane Bereiche aber nicht «tel quel» auf die ruralen adaptiert werden können, illustriert er am Beispiel des bio-fresh TV von Samsung. Die Werbung wollte weismachen, dass Fernschauen tatsächlich erfrischend wirkt, was mit einer aus dem Bildschirm herauswachsenden Blüte dargestellt KonsumN°27Punktmagazin

wurde. In den Städten ging die Rechnung auf, die ersten 180 000 Einheiten waren innert zwei Monaten verkauft. Auf dem Land hingegen wurden lediglich 60 Geräte an den Mann gebracht. Grund war, dass die Werbung dem ländlichen Menschenverstand widersprach, aus einem TV können schliesslich keine Blüten wachsen. Bijoor dazu lapidar: «They felt that the ad was cheating them.» White dreams Auch bei Kosmetika – insbesondere bei Bleichungsmitteln – spielt Werbung eine wichtige Rolle, wobei die Basis des Verkaufserfolgs auch in der Vergangenheit zu suchen ist. Denn obwohl die Dominanz der Kasten abnimmt, beeinflussen sie noch immer stark das indische Alltagsleben. Traditionell galt: je höher die Kaste desto heller die Hautfarbe. Die Hindu-Filmindustrie wirkt dem mit hauptsächlich hellhäutigen Hauptbesetzungen noch immer entgegen. Über 40 Prozent der gesamten Kosmetika-­ Verkäufe entfallen auf Bleichungsprodukte, jährliche Wachstumsraten von 20 Prozent sind Normalität. Weltkonzerne wie Nivea, Garnier, L’Oréal, Estée Lauder und Chanel sind mit von der Partie. Die Hindustan Lever (Tochterfirma von Unilever) hat passend zum Produkt gar eine eigene Foundation gegründet, das hehre Ziel: «... to give an opportunity to as many women as they can to realize their dreams.» Der «Traum» wird erst einmal vor allem im urbanen Indien gelebt, aber die Landbevölkerung holt auf. Genaue Absatzzahlen sind zwar nicht bekannt, als Indikator kann aber der Anteil Frauen, der Lippenstift benutzt, betrachtet werden. In der Stadt sind es 22, auf dem Land 11 Prozent. In Kombination mit der absoluten Grös­se der Märkte bedeutet dies, dass eine städtische Konzentration auch hier töricht wäre. Mehrverkehr Ob Stadt oder Land – Indien ist in Bewegung. Denn mit steigendem Einkommen erhöht sich ebenso der Appetit auf Autos. Verglichen mit der Vorperiode wird für 2010/11 bei Privat- und Nutzfahrzeugen mit Wachstumsraten von bis zu 14 Prozent, bei Lastkraftwagen gar bis zu 20 Prozent gerechnet. Deshalb, und wegen hohen Importsteuern für ausländische Vehikel (oft höher als der Kaufpreis selber), haben internationale Hersteller in den vergangenen Jahren vermehrt Produktionsstätten in Indien eröffnet. So etwa der bayerische Automobilhersteller Audi, der 2010 rund 2400 Stück verkaufen konnte. Bis 2015 wird mit einer Erhöhung auf 6000 Einheiten gerechnet. Zusammen mit dem chinesischen gilt der indische Automarkt als einer der

zukunftsträchtigsten überhaupt. Einige westliche Hersteller verkaufen in China absolut gesehen bereits jetzt mehr Fahrzeuge als in den angestammten Absatzgebieten. Für Hersteller interessant ist überdies auch da wieder die Segmentierbarkeit. So werden die schmucken Kleinwagen von Maruti Suzuki zu 90 Prozent in urbanen Gebieten verkauft. Hero Honda, ein Motorrad-Hersteller, wiederum setzt über die Hälfte seiner Maschinen in ländlichen Regionen ab. Nebst Autos verzeichneten langlebige Güter wie TV-Geräte einen Absatzanstieg von rund 30 Prozent. Bei Kühlschränken und Klimaanlagen betrug er sogar 50 Prozent. Gemäss Prashant Khemka, Chefinvestmentstratege von Goldman Sachs Indien, wächst das verfügbare Einkommen jährlich um 15 Prozent. Auch bei einer hohen Sparquote von 35 bis 40 Prozent führe dies zu jährlich steigenden Konsumausgaben. Alles gut, oder doch nicht? Einzig Menschenrechtsaktivisten stimmen nicht in das Loblied auf den indischen Konsum ein. So zum Beispiel Utsa Patnaik, Wirtschaftsprofessorin an der Jawaharlal Nehru Universität in Neu Dehli. Gemäss ihrer Aussage ist die Lage in Indien (zirka 20 Prozent gehören der oberen Kaste an) himmeltraurig: «Die allgemeine Auffassung, dass vom Wirtschaftswachstum für alle etwas abfällt, ist falsch.» Gemäss ihr geht es – entgegen den offiziellen Verlautbarungen – heute mehr Indern schlecht als vor den neoliberalen Reformen im Jahr 1991. Zwar habe sich durchaus eine kaufkräftige Mittelschicht gebildet, der Grossteil und vor allem die ländliche Bevölkerung aber profitierte nicht davon. Ebenfalls in Schieflage ist das Verhältnis der Geschlechter. Oft gelten Mädchen einzig als Last, da man Brautgeld bezahlen muss, um sie «loszuwerden». Man hört zwar immer wieder vom Erstarken der Frau, dies unter anderem dank der Astronautin, Kalpana Chawla, der Miss World Priyanka Chopra und der Banken-Konzernchefin Chanda Kochhar. Doch Indien brüstet sich gerne mit seinen weiblichen Aushängeschildern. Die tatsächliche Lage ist erschreckend. Das Kinderhilfswerk Unicef berichtet, dass in Indien täglich 7000 weibliche Föten abgetrieben werden, die Folge davon: Auf 1000 Männer kommen 927 Frauen, im weltweiten Durchschnitt sind es 1050. Dies, obwohl frühzeitige Geschlechterbestimmung eigentlich per Gesetz verboten ist. Solch demografischen Trends hinterlassen ihre Spuren und mit jedem abgetriebenen Mädchen wird das Ungleichgewicht grös­ser. Eine demografische Zeitbombe beginnt sich zu entwickeln.


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PunktmagazinN째27Konsum


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MarktAnteile Populärer Luxusmarken in China

Chanel

Giorgio Armani

Gucci

Louis Vuitton

Dior Versace

Ports 1961 and Only sind die einzigen chinesischen ­Luxus-Brands, die es unter die Top-10 schaffen. Auch wenn Chanel und Konsorten vom Marktanteil her ­führen ­– das Geld reicht oftmals nur für einheimische Marken, wie die eingangs erwähnten.

Ports 1961

ONLY

Prada Calvin Klein

KonsumN°27Punktmagazin

Quelle: Mastercard Worldwide Insights «Brand Preference of the China Affluent»


Wirtschaftliches

selber konsumieren macht feiss WorteMatthiasNiklowitzBildBorisGassmann

Bisher war China vor allem ein Fäl­ scherparadies. Die stark steigenden Löhne jedoch verteuern die Produktion stetig. Profiteure sind lokal orientierte Markenhersteller sowie westliche Luxusgüterhersteller, die schon immer nur in Europa produzieren liessen.

A

ls sie zum ersten Mal in Shanghai den Textilshopping-Komplex an der North Henan Road sah, resümierte eine junge Studentin, es sei westliche Qualität – zu östlichen Preisen. Unter einem Dach bieten hier sechshundert Händler T-Shirts, Jeans und Turnschuhe an. «Die Sachen riechen alle nach Plastik», meint sie weiter, «und es gibt nur auffällige Kleidung, die teuer aussehen muss. Doch wenn man sie anfasst, merkt man, dass alles aus Kunstfasern besteht.» Westliche Besucher verirren sich kaum hierher, und wenn doch, werden sie entweder ignoriert oder besonders hartnäckig umworben. Einige Händler haben sich spezialisiert und verkaufen beispielsweise Produkte der Marke Shanghai Polo Club. Das Design und die Stoffe gleichen denen der bekannten grossen westlichen Marken wie Polo Ralph Lauren oder Tommy Hilfiger. Plumpe Fälschungen sieht man kaum noch in der chinesischen Handelsmetropole. «Hier kam vor zwei Jahren eine Delegation der Welthandelsorganisation durch und liess viele Sachen konfiszieren», sagt Li Yeung, Besitzer des Shanghai-PoloClub-Geschäfts. Einige Händler würden unter dem Ladentisch aber noch immer verbotene Waren ­– meist Fälschungen von Louis-Vuitton-, Gucci- oder Prada-Artikeln – bereithalten. Auch die grossen Märkte an der Hongmei Road sind inzwischen geschlossen. Wer jetzt noch eine fast echte Rolex oder Textilien kaufen möchte, muss dies im Fake Market an der West Nanjing Road versuchen. Beinharter Wettbewerb Allerdings haben sich die Verhältnisse für Konsumenten und Hersteller in den letzten fünf Jahren, auch an der berühmten Einkaufsstrasse Nanjing Road, geändert. Neben bekannten westlichen Herstellern buhlen nun auch chinesische Anbieter um Kunden. Der Wettbewerb ist beinhart. Laut einer Übersicht des chinesischen Handelsministeriums gibt es 1269 Hersteller von Wollbekleidung, 1623 Hersteller von Seidenhemden und -Blusen sowie 3477 Fabriken, die Baumwollhemden produzieren. Wer sich hier durchsetzen möchte, muss etwas Spezielles bieten, niedrige Preise alleine reichen nicht mehr.

Die Wirtschaftskrise ist auch in China nicht spurlos vorbeigegangen. 2009 verloren zwischen 10 und 20 Millionen chinesische Wanderarbeiter im Perlflussdelta, dem wichtigsten Produktionsgebiet, ihre Jobs. Dabei ist die Arbeitskraft bei weitem nicht der wichtigste Kostenfaktor der Kleiderproduzenten. Die Lohnkosten von Herstellern wie Texhong, Victory City, Pacific Tex und Texwinca liegen gemäss Analysten der Credit Suisse lediglich zwischen drei und sieben Prozent. Die Reingewinnmargen zwischen 7 und 15 Prozent. Das ist zwar mehr als bei etlichen westlichen Anbietern, aber deutlich unter dem Niveau der französischen oder italienischen Luxusgüterhersteller. Luxuriöses Stelldichein Zurück zur berühmten Nanjing Road. Einige Schritte westlich des Fake Markets liegen drei kleine, exklusive und mit viel Marmor ausgekleidete Einkaufszentren. Hier geben sich westliche Marken wie Hermes, Cartier, Gucci und Mont Blanc ein Stelldichein. Direkt vor dem Hermes-Geschäft spielt ein Kammerorchester klassische Stücke – die wohl denkbar gehobenste Form der Musik­b erieselung in Shopping-Centern. Louis Vuitton liess hier gleich die ganze Fassade als Koffer mit dem bekannten Logo verzieren. Allerdings ist es hier viel leerer als in den Geschäften der North Henan Road. Die Preise einer Speedy-Handtasche von Louis Vuitton entsprechen dem Doppelten des Jahreslohnes eines chinesischen Textilarbeiters. Auch wenn China die Wachstumsregion par excellence ist, LVMH, der Mutterkonzern von Louis Vuitton, setzt in China laut Analysten von CA Chevreux erst sechs Prozent der Produktion ab, gleich viel wie Puma und teilweise deutlich weniger als Swatch (15 Prozent), Richemont oder Bulgari (beide neun Prozent). Man sieht hier kaum Besucher mit Einkaufstaschen, es wird vor allem geschaut. Folgen für Europa Mehr gekauft wird in der New World City Mall direkt am Volkspark. Hier bieten westliche und chinesische Anbieter ihre Waren gleichermassen an. Im TextilStockwerk verkaufen die Hersteller ihre Kleidung in kleinen Kojen, die dem westlichen Shop-in-Shop-Konzept ähneln. Hier bahnt sich etwas an, was auch die Konsumenten in Europa in den kommenden Jahren zu spüren bekommen könnten: Wenn die Produktionskosten in China weiterhin steigen und die Landeswährung aufgewertet wird, dürfte sich die Produktionsauslagerung für die westlichen Marken H&M und Inditex (Zara, Massi-

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mo Dutti) nicht mehr lohnen. Sie lassen heute 32 beziehungsweise 17 Prozent ihres Angebotes in China produzieren. Auch für Adidas und Puma dürfte es, so die Analysten, zu einem beträchtlichen Druck auf die Margen kommen, wird doch jeder zweite Schuh und jedes zweite Sporttrikot in China hergestellt. 30-Prozent-Wachstum Umso mehr profitieren chinesische Konsumenten von den jüngsten makroökonomischen Verschiebungen. Laut einer Übersicht von CLSA, einem Broker aus Taiwan, sind die Löhne in Städten wie Guangzhou, Shenzen und Wuhan seit Mai 2010 zwischen 20 und 29 Prozent gestiegen. Das National Bureau of Statistics of China verkündete, dass die Textil-Einzelhandelsumsätze im ersten Halbjahr 2010 um 23,8 Prozent gewachsen sind, fast doppelt so stark wie die Produktion. Dies führte zu einem Kaufkraftanstieg, paradoxerweise profitieren jetzt wiederum die westlichen Luxusgüterhersteller, die vor allem in Europa produzieren lassen und gleich drei Entwicklungen spüren: Stärkere Nachfrage aus China, höhere Preise auf Euro-Basis und relativ fallende Produktionskosten. Sportmarken Marke

%-Anteil

Adidas Nike Li Nang Anta 361 Degrees

30 26 12 5 4 Quelle: China Reality Research

In Sachen Prestige stehen Ausländer hoch im Kurs. Gekauft werden oft aber chinesische Marken wie Li Nang und Anta.

Genau diese Faktoren hatten vor zehn Jahren den Textilboom in China ausgelöst. Die eingangs erwähnte Studentin fand an der Henan North Road übrigens doch noch ein schönes Polo-Shirt für ihren Freund. Der Preis betrug umgerechnet 15 Franken, soviel, wie sie auch in einem US-Outlet bezahlt hätte. Östliche Preise sind nicht mehr, was sie einmal waren.

PunktmagazinN°27Konsum


Wirtschaftliches

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Technologie, what else?!

WorteMatthiasNiklowitz BilderApple&Getty

Bezüglich Smartphone-Technologien haben US-Anbieter wie Apple und Palm die europäische Konkurrenz abgehängt. Vor allem bei der Netzabdeckung und mobilen Datenübermittlungskapazitä­ ten aus­serhalb der Ballungsgebiete ist der Vorsprung gross. Während die Prei­ se der Smartphones fast täglich sinken, werden die Applikationen immer teurer.

J

edes Mal, wenn Sue Martin mit ihrer Tochter Eliane («Mama, der Knopf auf dem Bildschirm lässt sich ja gar nicht vergrössern!») am Flughafen Denver zum Ticket-Automaten geht, muss sie ihr erklären, dass die letzten Features von Smartphones noch längst nicht die Boarding-Pass-Geräte erreicht haben. Schuld sind mitunter einige Patente. Anfangs Mai 2004 reichte der US-Computerkonzern Apple das Patent Nummer 20060097991 ein. Die dahinter steckende Technologie ermöglicht es TouchscreenMonitoren, mehrfache Berührungen zu erkennen. Während darin also die Vergrös­ serungsbewegungen des Bildschirminhaltes durch Fingerspreizen patentiert sind, verbirgt Patentnummer 20060022955 Zoom-Kon­ trollfunktionen. Wer die Überlegungen hinter diesem Patent falsch einschätzte, verpasste den letzten Technologiesprung bei Smartphones – und das waren die meisten Hersteller. Smart, smarter, iPhone «Das iPhone ist ein Durchbruch», frohlockte der berühmte Technologie-Kolumnist Walt Mossberg im Sommer 2007, nachdem er ein erstes Gerät zwei Wochen lang testen konnte. «Die meisten der bisher entwickelten Smartphones haben eine lausige Software, verwirrende Bedienungsoberflächen und umständliche Video- sowie Musikwiedergabefunktionen», fasste Mossberg sein Unbehagen gegenüber anderen Smartphones zusammen. Beim iPhone war alles anders. Anstelle der breiten Produktvielfalt – Hersteller wie Nokia stellen ihren Kundengruppen unterschiedliche Modelle zur Verfügung – trat eine einzige Hardwareplattform. Auf individuelle Bedürfnisse abgestimmt wird das iPhone durch die Käufer selber – durch das Herunterladen der App­likationen (Apps genannte Kleinprogramme). «Apple hat die wichtigsten Faktoren der Mobilkommunikation erkannt und als erster und bisher einziger für sich konseKonsumN°27Punktmagazin

quent umgesetzt», meint James Covello, Analyst bei Goldman Sachs. Beliebt trotz Pannen Parallel zum Erfolg wurde allerdings Kritik laut an Apple. Apps von Drittentwicklern werden bei Apple einem rigiden Test- und Bewilligungsprogramm unterzogen. Mit AT&T wählte Apple zudem just den in den USA unbeliebtesten Partner unter den Netzwerkanbietern. Und mit dem Kommunikations- und Pro­ blemlösungshandling der Panne um die Antenne beim neusten 4G-Modell (inklusive Seitenhieben gegen die Konkurrenz) hat sich der Konzern in der Branche weitere Feinde geschaffen. Mit Google und HP stehen zwei US-Konzerne bereit, die den Kampf aufnehmen wollen und auch über ausreichend gefüllte Budgets für teure Marketing-Schlachten verfügen. Google gilt als Gegenmodell des geschlossenen Apple-Modells: Prinzipiell ist die Android-Plattform offen und genauso leistungsfähig wie das Betriebssystem von Apple. Allerdings verdutzt Google die Smartphone-Hersteller ständig mit neuen Features. Der «Suchmaschinenkönig» legt keine Roadmap über zukünftige Entwicklungen vor und versucht Herstellern, seinen Chrome-Browser aufzudrängen, obwohl das Produkt laut Experten noch nicht ausgereift ist. Panik im Boardroom HP seinerseits gilt nur deshalb als vielversprechender Anbieter, weil die Kombination mit Palm die Stärken von Apple (die Palm-Plattform wurde von einem ehemaligen iPhone-Entwicklungschef eingeführt, sie gilt als dem iPhone ebenbürtig) aufgreift und die Schwächen (Apples geschlossenes System und ein diktatorisches Auftreten gegenüber Netzbetreibern und App-Entwicklern) mit Offenheit und Zurückhaltung gegenüber diesen Parteien ausnutzt. Allerdings sind viele Palm-Entwickler aufgrund der enttäuschenden Entwicklung der letzten 18 Monate ins Google-Android-Lager abgewandert. Microsoft wiederum gilt als pures Gegenteil von Google und Apple: Man möchte «nur» ein gutes Betriebssystem bereitstellen, dessen Software mit den Office-Anwendungen nahtlos funktioniert und die aus einem Smartphone ein kleines Arbeitsgerät machen. Bei solchen Arbeitsgeräten hatte Research in Motion mit dem Blackberry bisher die Nase vorn. Allerdings untergraben CEO mit eigenem iPhone diese Vormachtstellung. «Schliesst das bitte an unser Email-System an», gehört bei den amerikanischen Infor- ¬

Apple trumpft mit der PodiumsSerie «Meet The Filmmaker» immer wieder von neuem gross auf und lockt so Publikum in den Flagship-Store in Soho, New York.

Bild 01: Leinwandzauberer Ethan und Joel Coen. Bild 02: Schauspielerin Meryl Streep. Bild 03: Regisseur und Produzent Marc Forster


Apple mag in der Vergangenheit immer wieder, teils krasse, Fehler begangen haben. Bezüglich Marketing jedoch ist das «sexy Unternehmen» der Konkurrenz meilenweit voraus. Apple dürfte die Welt ­d aher auch in Zukunft begeistern.

PunktmagazinN°27Konsum

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WirtschaftlichesTechnologie, What else?!

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matikchefs zu den meistgefürchteten Sätzen im Boardroom. Denn das iPhone liegt hinsichtlich der Datensicherheit weit hinter dem Blackberry zurück. Diese fünf nordamerikanischen Konzerne (Apple, Google, HP, Microsoft und Research in Motion) dürften laut Analysten die Zukunft der Mobilkommunikation in den USA und dem Rest der Welt bestimmen. Die Spitzenposition bei den Endgeräten kontrastiert in den USA mit der Netzabdeckung, der Übertragungsqualität und der Bandbreite. AT&T beispielsweise, der erste Netzwerk-Partner und exklusive Wiederverkäufer des iPhones in den USA, deckt laut Übersicht der GSMA, dem weltweiten Branchenverband der Mobilkommunikationsindustrie, lediglich die Westküste und den Osten ab. T-Mobile, der kleinste der grossen Anbieter, weist auch im Osten ein löchriges Netz auf und Verizon ist genau da stark, wo das AT&T-Netz Lücken hat. Mehr Daten, weniger Gespräche Bemerkenswert ist, dass sich die technologische Vormachtstellung der US-Anbieter nicht in den Ausgaben niederschlägt. Laut Marktforschern von Chetan Sharma Consulting verzehnfachten sich die Ausgaben der US-Konsumenten für mobile Daten zwischen 2004 und 2009 auf jährlich 26 Franken, gleichzeitig aber sanken die Auslagen für Gespräche von durchschnittlich 57 auf 39 Franken. Im letzten Jahr sank der Gesamtumsatz pro Kunde trotz iPhone und den Konkurrenzmodellen um 45 Cents. Auch bei Smartphones sanken die Preise laut einem Bericht des Marktforschungsinstituts NPD Group gegenüber 2009 um durchschnittlich drei Prozent. Die grössten Preissteigerungen mussten Konsumenten bei den Apps hinnehmen: Hier stieg, so eine

Untersuchung der Yankee Group, der Durchschnittspreis im letzten Jahr um 43 Prozent auf drei Franken. Kunden auf dem AT&TNetz luden durchschnittlich 60, Kunden von T-Mobile 18 Apps von den Netzen. Offen ist, wie die Entwicklung weitergeht. «Wir dürften vermehrt Entwicklungen wie das iPad sehen, bei dem eine Lösung präsentiert wird, die sich ihre Probleme in Form von Anwendungen selber sucht», meint John Brandon, Experte bei Digital Trends, «Smartphones werden Notebooks hinsichtlich der Funktionen immer ähnlicher.» Smartphones werden über alle möglichen Kanäle (Mobilnetze, WiFi, Bluetooth) ständig untereinander kommunizieren, sie können mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigen (Spiele, Email, Musik, Social Networks), und weil Karten- und Lokalisierungsfunktionen zu den Standardfeatures gehören, werden die ortsbezogenen spezifischen Informationen ihren Durchbruch erleben. Die ihren Kunden vorenthaltenen Datensammlungen von Apple und Google weisen bereits den Weg dahin – was laut Brandon wiederum entsprechende Konflikte um den Schutz der Privatsphäre auslösen wird. Man darf gespannt sein, ob das eintrifft. Denn es fehlt nur schon an einfachen Dingen wie Verbindungen. «Ich warte bereits seit 2001 auf ein Smartphone, das ich mit meinem 24-Inch-Monitor zu Hause verbinden kann, wenn ich von der Arbeit komme», moniert Carl Leigh, Technologieexperte aus Chicago, «und ich benötige auch eine richtige Tastatur und eine Maus, um meine Arbeit erledigen zu können.» Entsprechende Patente sind noch nicht eingereicht worden, wie eine Anfrage beim US Patent Office ergab. Die Industrie konzentriert sich offenbar auf andere Funktionen.

vorzüge und nachteile der smarten Phones

Motorola Android2

BlackBerry Curve 3G

iPhone G4

+ Offenes Betriebssystem

+ Email-Funktionen

+ Auswahl an Applikationen

- Neu am Markt

- Browser

- Sicherheit

KonsumN°27Punktmagazin

D

ie Verstädterung nimmt ihren Lauf und das «Zurück-in-die-Stadt-­ Gefühl» beeinflusst die Entwicklung der Konsummärkte immer deutlicher. Die Stadt entwickelt sich dabei mehr und mehr zu einem Trend-Labor für Unternehmen, Bewohner, Besucher, Marketing und Innovationen. In den USA stehen künstlich inszenierte Kerne, sogenannte Urban Entertainment Centres (UEC) oder Corporate Image Centres (CIC), schon länger hoch im Kurs. Solche Komplexe müssen zwar nicht zwingend in der Stadt angesiedelt sein, sind es aber oft. Europäische Ableger, etwa in Barcelona, Istanbul und Zürich, machen es deutlich. Unabhängig davon, wo sie hingek(-l)otzt werden, haben sie eines gemein; sie kombinieren Elemente aus Freizeit, Handel und Dienstleistung und befriedigen das Bedürfnis nach Abwechslung und Vergnügen. Diese konzipierten Formen passen zum Heute. Sie sind ökonomisch durchgeplant, auch wenn sie sich von der reinen Verkaufsmaschine wegentwickeln. Und die jeweilige Planung ist von der Akribie her kaum zu überbieten. Das beginnt bei der psychologisch geschickten Anordnung bestimmter Flächen, geht über das Angebot hin zu den Marken – und dem Raumduft. Düfte wecken nämlich Erinnerungen. Sie rufen Gefühle hervor. Sie sind mit Emotionen verbunden, wesentlich stärker als Geräusche. Der positive Einfluss des Raumdufts auf das Kaufverhalten wurde bereits in den 90-er Jahren nachgewiesen. Es konnte unter anderem belegt werden, dass Kunden unter Dufteinfluss länger im Shop blieben, sich ausführlicher mit dem Sortiment beschäftigten und offener für Beratung seien. Mit der gesteigerten Kauflust ziehen auch die Umsätze an. HSG-Forscher haben letztes Jahr nachgewiesen, dass Absatzsteigerungen von bis zu knapp zehn Prozent möglich sind. Heutzutage scheint keiner der menschlichen Sinne mehr jungfräulich behandelt zu werden. Man weiss über diese pedantischen Sinnestorpedos ja eigentlich Bescheid, wird aber doch immer wieder Opfer ihrer unterschwelligen Wirkungsweise. Jene, die sich dem modernen Sprachgebrauch hingezogen fühlen, können hierbei «Mood-Management-Tools» ins Vokabular aufnehmen. Jene, die weder Freund von Anglizismen noch von Sinnesmissbräuchen sind, sollten am besten (in die Berge) fliehen. Dabei sollte Österreich, namentlich das Tirol, namentlich das Stubaital, nicht übergangen werden. Sowohl Angebot als auch Herzlichkeit, Natürlichkeit und die Nähe fürsprechen das ländertechnische Fremdgehen. CS


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KonsumN째27Punktmagazin


Investierbares

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Konsum – Wachstum WorteBarbaraKalhammerIllustrationBorisGassmann

Dank der ungebrochenen Kauflust und des fortschreitenden Konsumzwangs der Menschen gewinnt das Wirtschaftswachstum wieder stärker an Fahrt. Eine immer bedeutendere Rolle spielt dabei die Nachfrage aus den Schwellenländern und auch der Bedarf an Luxusartikeln steigt. Für Anleger eröffnet die schillernde Welt der Verbrauchsgüter chancenreiche Investments.

Wachstum – Konsum

PunktmagazinN°27Konsum


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O

b en détail oder en gros, von Kosmetik über Möbel, Bekleidung, Autos, Elektronik und Alkohol bis hin zu Fleisch und Gemüse – konsumiert wird immer. Die jüngste Wirtschaftsdürre führte uns wieder einmal vor Augen, dass der Konsum eine der wichtigsten Konjunkturstützen darstellt. Nach Meinung von Economiesuisse hat die Schweizer Wirtschaft die konjunkturelle Talsohle bereits durchschritten. Für das laufende Jahr erwartet der Verband ein Wachstum von 1,9 Prozent, für 2011 sind es 1,6 Prozent. Credit Suisse berichtet, der Konsum zeige sich seit Jahresbeginn äusserst robust und nähre die Hoffnung, dass die nachlaufenden, konsumnahen Handels-, Dienstleistungsund Industriebranchen ihren zyklischen Tiefpunkt grösstenteils hinter sich gelassen haben. Auch 2010 wird der Konsum wieder einen positiven Beitrag an das Wirtschaftswachstum leisten, so die Grossbank. Anti-Zyklisches Auch an der Börse konnten Konsumthemen überzeugen, die meisten Sparten zeigen seit Jahresbeginn eine positive Performance. Besonders stark entwickelten sich die anti-zyklischen Bereiche wie Nahrungsmittel und Getränke. So legte der Stoxx-600-Food&Beverage-Index seit Jahres-

beginn mehr als acht Prozent zu. Die grösste Position im Index ist Nestlé, gefolgt von Unilever, Diageo, InBev und Danone. Eine langjährige gute Performance verzeichneten die Bereiche Gesundheit und Körperpflege. 2010 kletterte der Stoxx-600-Index der Konsumgüter- und Haushaltswarenbranche um rund 13 Prozent. Im Index finden sich neben Tabakunternehmen wie British American Tobacco auch Firmen wie Reckitt Benckiser (Kukident, Vanish, Clearasil ...), L`Oréal, Philips, Richemont, Beiersdorf, Swatch und Adidas. Deutlich im Plus liegt auch der Stoxx-600Travel&Leisure. Zyklische Güter wie Uhren, Möbel, Bekleidung und Elektronik waren hingegen stärker von der konjunkturellen Abkühlung betroffen. Sobald aber die Konsumzurückhaltung nachlässt, hätten diese Bereiche das Potenzial für eine schnelle Erholung, schreibt die Credit Suisse. Auf den jeweiligen Index dieser Bereiche kann mit ETF von Comstage investiert werden. Für die verschiedenen Branchen werden auch traditionelle Fonds angeboten, wie zum Beispiel der Invest-Food&Beverages-Fonds von ING. Open-End-Zertifikate auf die unterschiedlichen Dow-Jones-Sector-Titans wie Automobil, Food & Beverages und Retail bietet die Commerzbank an.

Wer die Titelauswahl lieber selbst vornimmt, kann Aktien dieser Sparten erwerben. Anhaltspunkte für die Auswahl geben die Top-250-Konsumgüterunternehmen, die jährlich vom Beratungsunternehmen Deloitte gekürt werden. In der Rangliste für das Jahr 2008 finden sich auch drei Schweizer Konzerne: Bronze geht an Nestlé, Richemont liegt auf Platz 102 und Swatch auf Platz 137. Angeführt wird die Liste der grössten Firmen von Hewlett-Packard und Samsung, auf Rang vier liegt Procter & Gamble, gefolgt von den Elektronikkonzernen Panasonic, Nokia und Sony. Die jährlich erscheinende Rangliste basiert auf den Nettoumsätzen der Unternehmen. Gemäss dem Bericht wuchsen die 250 grössten Konsumgüterunternehmen im Geschäftsjahr 2008 um 4,8 Prozent und erzielten einen Gesamtumsatz von 3,4 Billionen Franken. Konsum als Treiber Deloitte ermittelt jeweils auch die 50 schnellst wachsenden Unternehmen. Auf den ersten Rängen finden sich vor allem Nahrungsmittel- und Tabakkonzerne wie Groupe Bigard, die beiden brasilianischen Firmen JBS und Perdigao sowie die britische Imperial Tobacco. Als einziges Technologieunternehmen schafft es Research in Motion (Blackberry) unter die Top-10. Pictet

Gewinnzuwachs im s&P-500 / Prognosen der Banchen

2010

38%

2012

2011

13%

18% S&P-500 (Total)

13% *

3,5%

1,5%

4,3%

1,3%

Finanzwerte

7,5%

2,7% Grundstoffe

1,0%

1,1%

3,8%

IT

4,6%

2,4% Energie

1,6%

1,6%

1,1%

Zyklische Konsumgüter

2,1%

1,8%

1,9% Industrie

1,7%

0.8%

1,0%

0,2%

Basiskonsumgüter

0,4%

1,2%

1,6%

Telekommunikation

0,5%

0,2%

Versorger

0,7%

0,9%

0,5%

Gesundheit Quelle: Pictet & Cie / * Eigenberechnung

KonsumN°27Punktmagazin


Konsum – Wachstum, Wachstum – KonsumInvestierbares

erwartet übrigens, dass Konsumgüterkonzerne auch in den nächsten Jahren stark wachsen werden. Beim S&P-500 wird für 2010 ein Plus von 38 Prozent prognostiziert. In gleichem Ausmass sollen auch zyklische Konsumgüter wachsen. Anlegern steht eine Vielzahl an Produkten zur Verfügung, um von diesem starken Wachstum zu profitieren, beispielsweise das Julius-Bär-Tracker-Zertifikat auf den Consumer-Staples-Basket. Dieser gewichtet zehn Titel in gleichem Ausmass, darunter Danone, Colgate und Kraft Foods (Toblerone, Philadelphia ...). Auch Coca-Cola findet Berücksichtigung, zählt dieser Brand doch zu den wertvollsten der Welt. Die Getränkemarke rangiert laut Marktforschungsinstituten Millward Brown und Interbrand mit einem Markenwert von 67,98 Milliarden Franken auf Rang fünf.

der Credit Suisse wird der chinesische Binnenkonsum den amerikanischen 2020 eingeholt haben. Zum Kauf empfiehlt die Bank unter anderem CapitaLand, China Dongxiang, Indofood, Japan Tobacco, Samsung und Shiseido. Mit Hilfe von Zertifikaten kann breit in den asiatischen Konsumgütermarkt investiert werden. Achten sollten Anleger dabei auf die Zusammensetzung der verschiedenen Indizes. Das Indexzertifikat der Credit Suisse auf den China-Domestic-Consumer-Basket beispielsweise fokussiert auf klassische Konsumgüterbranchen wie Ernährung, Bekleidung, Einzelhandel und Konsumgüterproduktion. Nicht ausschliesslich auf China setzt das Index-Zertifikat von Julius Bär auf den Asian-Consumer-II-Basket sowie das Produkt der Zürcher Kantonalbank auf den Emerging-MarketsConsumer-Basket.

China hat die Nase vorn Innerhalb der Konsumwelt gibt es verschiedene Trends, die das Wachstum der Branche fördern. Ein wichtiger Treiber sind die Schwellenländer, allen voran China. Olivier P. Müller, Research-Analyst bei der Credit Suisse, erwartet, dass Emerging Markets auch in den kommenden Jahren der Wachstumsmotor für den Konsumbereich bleiben werden. Die Gründe für diese Entwicklungen sind vielfältig. So wird die Weltbevölkerung bis 2030 in Afrika, Asien und Südamerika stärker wachsen als in den Industrieländern, in denen mit einem Anstieg von knapp zehn Prozent gerechnet wird. Enormen Zuwachs erwartet die Weltbank auch hinsichtlich des Pro-Kopf-Einkommens bis 2030. Für den Zeitraum von 1999 bis zum Jahr 2030 werden die stärksten Anstiege für Asien prognostiziert, mit jährlichen Zuwachsraten von mehr als 5 Prozent in Ostasien und zwischen 3,9 und 4,3 Prozent in Südasien. Durch die fortschreitende wirtschaftliche Entwicklung der Staaten wächst auch der Bedarf an Basiskonsumgütern. Nach Meinung

Luxus pur Konsum geht wie bereits erwähnt weit über die Produkte des täglichen Gebrauchs hinaus. Oscar Wilde sagte einmal: «Ich habe einen ganz einfachen Geschmack, ich bin immer mit dem Besten zufrieden.» Dieses Motto dürften auch viele Asiaten befolgen. Laut OSEC Business Network Switzerland nähert sich China der Nummer eins im Luxusgütermarkt, Japan, an. Spätestens 2015 dürfte das Land der Mitte mit jährlichen Wachstumsraten von rund zehn Prozent den obersten Treppchenplatz erreicht haben. Momentan leben in China zirka 260 (Dollar-)Milliardäre und 477 000 Millionäre. 2009 wurden in China Luxus­erzeugnisse für mehr als neun Milliarden Franken verkauft – rund 27,5 Prozent des globalen Absatzes. Bis 2015 soll der Wert auf jährlich 15,3 Milliarden Franken steigen. Auch global sind die Aussichten gut. Waren die Gewinne auf Luxusartikel 2009 um acht Prozent zurückgegangen, rechnet die Unternehmensberatung Bain & Company für 2010 wieder mit einem Anstieg um vier Prozent auf 218 Milliarden Franken. Das Thema

Luxus ist auch in der Investitionswelt stark vertreten. Die Bank Vontobel offeriert ein Index-Zertifikat auf den Luxury&Fashion-Basket-IV an. Darin finden sich elf Aktien mit gleicher Gewichtung, darunter vor allem Bekleidungs- und Schmuckkonzerne wie Bulgari, Hugo Boss, LVMH, Tiffany, Richemont und Swatch. Auf der Strecke bleiben die luxuriösen fahrbaren Untersätze. BMW, Porsche und Konsorten werden dafür im RBS-Luxury-TR-Index berücksichtigt. Im Fondsbereich gibt es ausserdem den Clariden-Leu-LuxuryGoods und den Julius-Bär-Multistock-Luxury-Brands-Fonds.

Erwarteter Gewinnanstieg der Luxusartikelhersteller im Jahr 2010:

+ 4%

(auf 218 Mrd. CHF)

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5th Women’s Finance Conference Redlichkeit Am 16. November 2010 findet die 5th Women’s Finance Conference im Hotel Park Hyatt in Zürich statt. Programm und weitere Details unter: www.womensfinance.ch Referierende Dr. Doris Aebi, Pascale Bruderer Wyss, Prof. Dr. Xaver Büeler, Prof. Dr. Kurt Imhof, RA Valentin Landmann, Eduardo Leemann, Corine Mauch, Prof. Dr. Sita Mazumder, Daniela Merz, Hanspeter Portmann, Peter Rothenbühler, Thomas Stenz, Roman Tschäppeler & Mikael Krogerus, Andreas Waespi, Prof. Dr. Gabrielle Wanzenried, Moderation: Susanne Wille Sponsoren Arosa, asia spa, AXA Winterthur, Bank Coop, Bucherer, Ernst & Young, Feldpausch, Hiltl, Import-Handy.ch, LGT, Marsano, Mineralquelle Gontenbad, Mumm Champagne, Pictet, PostFinance, PUNKTmagazin, Raiffeisen, Titan AG, Victoria-Jungfrau Collection, Zürcher Kantonalbank

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Hohe Aktivität bei IPO und M&A

Qualität im Portfolio

Sowohl was die Anzahl europäischer Börsengänge als auch den Markt für Übernahmen und Fusionen betrifft, ist derzeit viel Aktivität zu sehen. Das spricht für ein positives Investitionsumfeld. Das zweite Quartal 2010 hat, europäische Schuldensituation sei dank, nicht sonderlich hübsche Blüten getrieben, bietet aber dennoch ein Umfeld mit ­attraktiven Investmentchancen. Das Haus Invesco erachtet insbesondere das Anlagethema Merger&Acquisition (M&A), das eine allgemein positive Korrelation mit der Aktienmarktperformance aufweist, als interessant. ­Luke Stellini, European Product Director bei Invesco Perpetual, prägnant: «Die Bedingungen für Übernahmen und Fusionen sind günstig.» Invesco-Aktien­ experten halten europäische Dividendenpapiere absolut gesehen, aber auch im Vergleich zu Unternehmensanleihen, aktuell für preiswert. Durch krisenbedingte Aufräumarbeiten seien etliche Bilanzen wieder grundsolide und überdies verfügten viele Firmen inzwischen wieder über ausreichend ­Liquidität zur Finanzierung von Akquisitionen. Entsprechend eröffneten sich reichlich Chancen für (mehr oder minder) preiswerte Übernahmen.

Mit Dividendentiteln können Anleger eine solide Basis für ihr Portfolio schaffen. Angesichts der unsicheren Konjunkturlage und der tiefen ­Renditen anderer Assetklassen sind Dividendenstrategien attraktiver. Nicht nur beim Einkauf von Konsumgütern steht der Qualitätsaspekt ganz oben, auch bei der Wahl der Aktien wird dieses Kriterium immer bedeutender. Ein Zeichen für Qualität ist beispielsweise eine hohe Gewinnausschüttung. Anleger sind angesichts der unsicheren Wirtschaftslage weiterhin auf der Suche nach gewinnbringenden und sicheren Investitionsmöglichkeiten. Bei Dividendentiteln werden sie fündig. In Wachstumsphasen schneiden ­Dividendenstrategien zwar leicht unterdurchschnittlich zum Gesamtmarkt ab, dafür entwickeln sie sich in schwachen Phasen besser. Ausserdem haben sich die Renditeeigenschaften der meisten Anlageklassen massiv verändert. Am auffälligsten sei dabei der starke Zerfall der Zinssätze und der Ertragszahlungen von Staatsanleihen gewesen, schreibt Newton, ein Unternehmen der BNY Mellon Asset-Management-Gruppe. Da die Kursentwicklung von Anlagen kurzfristig ungewiss sei, weist Newton auf die langfristige Attraktivität von Dividendenerträgen bei Aktieninvestitionen hin.

Technologie, Gesundheitswesen Nach den drastischen Kürzungen von ­ nde 2008 und Anfang 2009 interpretiert Invesco die wieder anziehenden E Investitionsausgaben sowie die jüngst wieder zunehmenden M&A-Ankündigungen und -Spekulationen als Hinweis, dass Firmen nicht mehr nur ans Überleben, sondern auch wieder an Wachstum denken. Am schnellsten dürfte sich das M&A-Karussel gemäss Stellini im Technologiesektor drehen, gefolgt von der Gesundheitsbranche. Ins gleiche Horn bläst übrigens die Credit Suisse. Im «Global Investor 1.10» schreibt die Grossbank respektive Equity Research Analyst Paul Danis, dass die M&A-Tätigkeiten wieder deutlich angezogen haben. Dies unter anderem als Folge eines anhaltend stabilen Geschäftsklimas. Letzteres verdeutlicht beispielsweise der sogenannte CEO-Vertrauensindikator, mit dem in jüngster Vergangenheit ein wahrer Höhenflug einherging. Derzeit befinden wir uns laut Danis in der Anfangsphase eines soliden Gewinnzyklus’, der die Bargeldbestände vieler Unternehmen weiter stärkt. London und Warschau Nebst mehr Aktivität im Bereich von Übernahmen und Fusionen zeigt sich auch das europäische IPO-Umfeld lebendig. «Obwohl sich die Zuversicht am europäischen Kapitalmarkt im Vergleich zum ersten Quartal 2010 nicht wesentlich gesteigert hat, sorgten vier grosse Erstemissionen für eine annähernde Verdoppelung des Gesamtvolumens», kommentiert Dr. Philipp Hofstetter, Partner Wirtschaftsberatung von PwC Schweiz. Die gemessen am IPO-Volumen stärkste Börse war laut Studie «PwC IPO Watch Europe» wie im Quartal davor die London Stock Exchange mit 27 Emissionen. Mit geringem Abstand folgt die Warschauer Börse (23 Emissionen). In Polen gab es mit dem Börsengang des Versicherungskonzerns PZU (Volumen knapp zwei Milliarden Euro) gleichzeitig das grösste IPO des zweiten Quartals. Mit grossem Abstand folgen die skandinavische Nasdaq OMX, die Osloer Börse (je fünf Emissionen) sowie die spanische ­Gemeinschaftsbörse BME (drei Emissionen). Die Schweizer Börse SIX verzeichnete im zweiten Quartal 2010 nur deren zwei. CS

«Europäischer Übernahme-Fokus» NL0000009082 US6285301072 CH0037851646 CH0012453913

rendite ytd Div.-Rendite

-5,28% -4,77% -52,57% -4,28%

6,68 N.A. 3,32 N.A.

Fonds / ETF ISIN Anbieter Rendite YtD1) Kosten

Technology Fund Global Technology Healthcare Trends Equity World Health Care

LU0109392836 LU0070992663 CH0037047989 LU0074280149

Franklin Templeton Henderson GI Adamant Biomedical BNP Paribas 1)

KonsumN°27Punktmagazin

Möglichkeiten en masse Dividendenstrategien lassen sich auf unterschiedliche Weise umsetzen. Neben dem direkten Aktienkauf bieten sich zahlreiche Fonds, ETF und strukturierte Produkte an. Die 100 Aktien mit den höchsten Dividendenrenditen finden sich im DJ-Stoxx-­Global-SelectDividend-100-ETF von db x-trackers. Weitere Möglichkeiten sind ETF und strukturierte Produkte auf den DJ-Eurostoxx-Select-Dividend-30. Anleger sollten die Zusammensetzung berücksichtigen. Oftmals sind in den Konstrukten auch Finanzwerte enthalten. Diese weisen zwar eine hohe Dividendenrendite auf, sind aber auch volatiler. Hohe Dividenden können sich Anleger beispielsweise mit dem neuen Tracker-Zertifikat auf einen europäischen High-Dividend-Yield-Basket sichern. BK

«Dividendenhochburg»

Aktien ISIN

KPN NV Mylan Nobel Biocare Temenos

Mehr Stabilität Dividendenwerte haben für Anleger zahlreiche Vorteile, beispielsweise eine regelmässige Rendite. Ausserdem verfügen Unternehmen, die kontinuierlich hohe Dividenden ausschütten, zum grössten Teil über eine solide Ertragsbasis. Ein weiterer Pluspunkt liegt in der geringen Volatilität der Werte. Dividendenaktien sind weniger schwankungsanfällig und können so dem Portfolio eine gewisse Stabilität verleihen. Natürlich sollten bei der Aktienwahl auch andere Faktoren, wie eine stabile Gewinn- und Cashflow-Entwicklung oder das Management, berücksichtigt werden. Starke und stabile Erträge bieten besonders weniger zyklische Wirtschaftszweige wie Versorgung, Konsum, Telekommunikation und Pharma. Das ­gegenwärtige Dividendenniveau dürfte mehr oder weniger stabil bleiben, sofern die Wirtschaft nicht in eine zweite Rezession abrutscht, was gemäss den Salmann-Analysten im Moment nicht zu erwarten ist. Darauf basierend resultiere eine aktuelle Dividendenrendite von 3,5 Prozent. «Damit bekommen die Anlegerinnen und Anleger nicht nur 90 Basispunkte mehr laufenden Ertrag als mit zehnjährigen Staatsobligationen, sondern auch die Chance auf höhere Dividenden in der Zukunft», erklärt Alfred Ernst von Salmann Investment Management.

0,51% -8,20% -2,30% -2,46%

1,85% 2,01% 1,90% 1,88%

Berichtsperiode variiert je nach Anbieter / Quelle: Onvista / Telekurs / Credit Suisse

Fonds / ETF ISIN Anbieter Rendite YtD1) TER

DJ Euro Stoxx Select Dividend 30 TR Stoxx Global Select Dividend 100 ETF Invest Top Dividend Europe European Dividend Maximiser Invest US High Dividend Strukturierte Produkte

LU0378434236 LU0292096186 LU0195137939 LU0319791538 LU0273690650

ComStage db x-trackers DWS Schroder ING

-4,13% 6,90% -11,82 -9,42% 3,34%

0,25% 0,50% 1,75% 2,74% 1,91%

ISIN Anbieter Rendite YtD

Verfall

PERLES Linket to Eur. High Divid. Yield Basket CH0115139849 ZKB Dividendenperlen Basket CH0109540499 EUROPE ALPHA DIVIDEND INDEX CH0028647300

UBS ZKB Vontobel 1)

– 13.08.2013 11,80% 12.02.2013 8,52% Open End

Berichtsperiode variiert je nach Anbieter / Quelle: Anbieter / 10x10.ch


Investierbares

In der Stärke liegt die Macht

krise war gestern ­– heute ist luxus

Starke Marken sind ein Garant für eine gute Geschäftsentwicklung, auch die Krise hat dem keinen Abbruch getan. Der Weg zum Erfolg führt über eine einzigartige Identität und das Vertrauen der Konsumenten. Geht es nach dem Begriff «Branding», dann ist der Weg für eine Markenbildung vorgegeben. Im Wilden Westen wurden die Rinder mit einem heissen Eisenstempel «gebrandmarkt», dadurch erkannte der Besitzer sein Tier sofort. Wünschenswert auch für Unternehmen. Gemäss Christian Belz, Leiter des Institutes für Marketing und Handel der Universität St.Gallen, sind Marken der Zugang des Kunden zur spezifischen Kompetenz der Unternehmung oder des Produktes. Äusserlich seien Marken durch Namen und Symbole bestimmt, mit ihnen verbinde der Kunde besondere Erfahrungen, Einstellungen und Gefühle. Der Konsument wird zum Fan seiner Marke, er erwirbt sie regelmässig, zieht sie anderen Produkten vor und schenkt ihr grosse Loyalität. Gemäss dem Markenguru Kevin Lane Keller sind starke Marken jene, bei denen das vorhandene Marktwissen positive Reaktionen, wie stärkere Weiterempfehlung und höhere Toleranz gegenüber Fehlern, auslöst.

Aktien der Luxusgüterproduzenten zählen zu den Hauptprofiteuren der Wirtschaftserholung. Das Geschäft mit Luxus läuft wieder wie geschmiert, eine wichtige Rolle spielen dabei die luxussüchtigen Chinesen. Bei Betrachtung der jüngsten Semesterzahlen von Luxuskonzernen wie Swatch, PPR, LVMH und Hermès Group könnte man meinen, es hätte nie ­eine Krise gegeben. So hat der weltgrösste Luxusgüterkonzern LVMH im ersten Halbjahr den Gewinn um 33 Prozent gesteigert. Auch die Swatch Group ist auf Erfolgskurs. Erstmals in einem ersten Halbjahr wurde die Umsatzgrenze von drei Milliarden Franken geknackt. Ohne Zweifel hat die Krise auch Edelmarken getroffen. Besonders die USA, Europa und Japan haben mit Umsatzrückgängen von bis zu 15 Prozent massiv dazu beigetragen. Diese drei Märkte allein machen derzeit über 60 Prozent des weltweiten Luxusgüterumsatzes aus. Während in Europa und den USA die Nachfrage nach Luxusgütern verebbte, stiegen die Umsätze in Asien, allen voran ­China, jedoch kontinuierlich. Schwellenländer sind mittlerweile auf einen Anteil von knapp 40 Prozent gewachsen.

Wenn Kunden jubeln Bestes Beispiel ist das iPhone. Kunden und Medien bejubelten das neue Produkt bereits Monate vor der Markteinführung, Käufer campierten vor den Geschäften und auch Produktfehler tun dem Erfolg keinen Abbruch. Viele Unternehmen versuchen solche starken Marken aufzubauen, denn diese tragen zu beschleunigten und gesteigerten Cashflows bei und vermehren somit den Wert des Konzerns. Für Verbraucher hingegen sind starke Marken besonders in Krisen ein Fels in der Brandung. Der Weg zu einer starken Marke jedoch ist weit. Nur gerade jedes fünfte Label ist eine bedeutende Marke. Dies geht aus einer Vielzahl an Winning-BrandsStudien von Nielsen hervor. Jährlich ermittelt das Marktforschungs­ unternehmen Millward Brown die wertvollsten Marken. Das Markenranking BrandZ-Top-100 wird anhand von Finanzkennzahlen und Verbraucher­ befragungen erstellt. Auf Platz eins rangiert Google, gefolgt von IBM, Apple, ­Microsoft und Coca-Cola. Ungeachtet der Turbulenzen an den Finanzmärkten und der Wirtschaftskrise stieg der Wert der 100 kostbarsten Labels kräftig. Der Gesamtwert liegt bei 2,04 Billionen Dollar, ein Plus von 40 Prozent seit 2006, als das Rating erstmals veröffentlicht wurde.

Die Chinesen kommen Insbesondere China ist für viele Multis ein zunehmend wichtiger Absatzkanal. Experten erwarten Wachstumsraten von beinahe 50 Prozent, schliesslich gibt es in keinem anderen Land der Welt mehr Millionäre als in China. Der Trend zu Luxus wird verstärkt durch die allgemein steigenden Vermögen der Privatpersonen. Nachdem auch viele Luxuskonzerne in der Börsenkrise teilweise deftige (Kurs-)Kratzer abbekommen haben, ist die weltweite Luxusbranche eine der Ersten, die nach der Krise wie Phönix aus der Asche emporsteigt, respektive emporgestiegen ist. Das zeigen beispielsweise Kursentwicklungen der verschiedenen traditionellen Fondsvehikel. Beinahe alle Luxusfonds haben in den vergangenen zwölf Monaten Renditepunkte im Umfang von bis zu 40 Prozent eingesammelt. An der Spitze liegt der von der Credit Suisse verwaltete Global-Prestige-Fonds.

Bewährte Klassiker In den Unterkategorien finden sich auch Schweizer Firmen. Nestlé nimmt mit Nescafé und Nespresso die ersten beiden Plätze der Top-Kaffeemarken ein. Zurich rangiert auf Platz vier der Versicherungen und Cartier (Richemont) auf Rang acht der Top-Luxusmarken. Wer das grösste Vertrauen beim Konsumenten geniesst, ermittelt das Magazin Reader’s Digest jährlich in der Studie European Trusted Brands 2010. Mehr denn je achten die Konsumenten darauf, dass eine Marke das in sie gesetzte Vertrauen auch rechtfertigt. In den 35 erhobenen Produktkategorien lagen in der Schweiz vor allem Markenklassiker an der Spitze, darunter Kuoni, Migros, NeoCitran, Nespresso, Raiffeisen, Ricola, Swatch und Swisscom. Für den künftigen Erfolg exklusiver Labels gibt es laut Roland Berger einige Trends wie Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung, Werthaltigkeit der Produkte und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. BK

Luxus-Baskets en masse Mit einer TER von 2,11 Prozent scheint das Anlagevehikel zwar teuer zu sein, die erreichte Rendite in den letzten zwölf Monaten lässt die Kosten jedoch schnell vergessen. Der Fonds hat den Branchendurchschnitt klar übertroffen und auf diese Weise auch Mehrwert für den Anleger geschaffen. Aber nicht nur die CS hatte ein goldenes Händchen. Ebenso die Fonds von Clariden Leu (Luxury Goods), Swiss & Global Asset Management (Luxury Brands) oder Pictet (Premium Brands) verzeichneten hohe zweistellige Kursgewinne. Im Bereich der strukturierten Produkte finden sich ebenfalls spannende Anlagelösungen. So hat die Bank Vontobel kürzlich einen Fashion & Luxury-Basket lanciert. Dieses Zertifikat beinhaltet elf Unternehmen wie Burberry, Estée Lauder und Shiseido. Um das Gegenparteienrisiko auszuschalten, wurde das Produkt als pfandbesichertes Zertifikat (Cosi) lanciert. Mit dem RBS-Luxury-Index offeriert auch die Royal Bank of Scotland eine indexierte Lösung. Über ein Jahr betrachtet legte der Index knapp 30 Prozent zu. Bei diesen beiden Lösungen partizipiert der Investor an der Entwicklung eines statischen Basiswerts und verzichtet dabei auf ein aktives Management. Dafür sind beide Vehikel günstiger als ein traditioneller Fonds und profitieren von einem börsentäglichen Handel. RB

«Top-Brands im Fokus»

«Luxus strahlt im Glanz»

Fonds / ETF ISIN Anbieter Rendite YtD1) TER

Fonds / ETF ISIN Anbieter Rendite YtD1) TER

Invest Global Brands Global Brands Equity Global Brands Consumer Trends Equities Premium Brands Premium Brands Strukturierte Produkte

1,10% 3,50% 7,14% 4,30% 5,89% 5,89%

2,32% 1,00% 0,90% 1,68% 1,20% 1,20%

Global Prestige Luxury Goods Sustainable Lifestyle Brand Luxury Brands Premium Brands Lifestyle & Luxury

ISIN Anbieter Rendite YtD

Verfall

Strukturierte Produkte

CS Great Brands of Tomorrow Basket ML China Consumer Brand Index

LU0121193303 ING LU0360482987 Morgan Stanley LU0111537717 Parvest LU0187079347 Robeco LU0217138485 Pictet LU0217138485 Pictet CH0111191711 XS0315054709

Credit Suisse Merrill Lynch 1)

-2,86% 19.04.2013 12,00% Open End

Berichtsperiode variiert je nach Anbieter / Quelle: Anbieter, 10x10.ch

22.17% 13,72% 12,99% 12,42% 9,95% 12,78%

2,11% 2,24% 1,77% 1,33% 1,99% 1,87%

ISIN Anbieter Rendite YtD

Verfall

Fashion & Luxury Basket RBS Luxury TR Index

LU0254364663 LU0348402537 CH0021561706 LU0329430630 LU0280433847 LU0119214772

Credit Suisse ClaridenLeu Bluevalor JB Pictet ING

CH0113622366 CH0030983313

Vontobel RBS 1)

5,49% 17.06.2013 13,05% Open End

Berichtsperiode variiert je nach Anbieter / Quelle: Anbieter / 10x10.ch

PunktmagazinN°27Konsum

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Investierbares

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Erfolgreiche Bewährungsprobe

gefahren des indexierten anlegens

Die Bau- und Immobilienwirtschaft hat sich trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds gut gehalten. Dank der weiterhin erwarteten ­Robustheit bietet die Branche durchaus attraktive Investitionschancen. Nach Angaben des Bundesamts für Statistik wurde 2009 besonders in den Hochbau investiert. Real nahm das Bauvolumen um 3,3 Prozent zu. Besonders stark gestiegen sind die Investitionen in Wohngebäude (real plus 4,8 Prozent) und in Infrastrukturgebäude wie Spitäler oder Schulen (plus 5,8 Prozent). Schwächer entwickelten sich Investitionen in Industrie-, Gewerbeund Bürogebäude. Mit dieser Entwicklung ist die Schweiz eine von wenigen Ausnahmen, denn nicht überall wurde die Bauwirtschaft von der globalen Wirtschaftsflaute verschont. Euroconstruct, eine Gruppe von Forschungsund Beratungsinstituten aus 15 west- sowie 4 mitteleuropäischen Ländern, bezeichnet 2009 als das «schlimmste Jahr seit mehr als zehn Jahren». ­Gemäss Euroconstruct sollte Europas Bauwirtschaft 2011 die Folgen der Weltwirtschaftskrise weitgehend überwunden haben und sich wieder stabilisieren. Wachstumsraten, wie sie vor der Rezession erzielt worden sind, seien jedoch nicht vor 2012 zu erwarten.

Der Konsumgüterbereich ist äusserst vielseitig. Produktanbieter bieten daher auch diverse indexierte Anlagelösungen an. Diese sind durchaus reizvoll, bei Nichtbeachtung der Details bergen sie jedoch Gefahren. Passives Anlegen hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Dies zeigen auch die verschiedenen Konsumgüterindizes. Mit einer einzigen Transaktion kann ein Investor in einen der diversen Verbrauchsgüter­ sektoren wie Nahrung und Getränke, Automobilhersteller, Konsumgüter und Haushaltsartikel, Reisen und Freizeit sowie Einzelhandel investieren. Mit einer Anlage in einen dieser ETF erreicht der Investor eine breite ­Diversifikation und kann somit auch taktische Ideen kostengünstig umsetzen. Denn je nach Konjunkturverlauf entwickeln sich einzelne Bereiche besser als der Gesamtmarkt.

Renoviert wird immer Trotz des schwierigen Umfelds erwiesen sich die Schweizer Baukonzerne als krisenresistent. «Ende 2008, Anfang 2009 herrschte Weltuntergangsstimmung, trotzdem haben sich Geberit und ­Holcim gut gehalten. Auch bei einer möglichen erneuten Abschwächung wird sich dies nicht ändern», sagt Oskar Schenker, Analyst bei der Bank ­S arasin. Profitieren kann Geberit von ihrem Renovationsgeschäft, das von Krisen kaum betroffen ist. Ausserdem würden in schwachen Börsenphasen solche Investitionen forciert, erklärt Schenker. Geberit selbst rechnet nicht vor 2011 mit einer Erholung der Bauwirtschaft. Mitstreiterin Holcim erzielt über 50 Prozent ihres Umsatzes in Asien und anderen Schwellenländern. «Dank diesem Exposure ist Holcim gut geschützt, sofern es in den Emerging Markets nicht zu einem starken Einbruch kommt», so Schenker. Neben dem Aktienkauf bieten sich Anlegern einige Fonds und ETF auf den Bereich an. Mit dem DJ-Stoxx-600-Construction&Materials setzen Anleger beispielsweise auf die 30 grössten Firmen im europäischen Bausektor. Gute Aussichten für Immobilienmarkt Interessant sind Immobilienwerte besonders wegen der anhaltenden Unsicherheit an den Finanzmärkten, den wachsenden Inflationsängsten und der Schwäche der europäischen ­Gemeinschaftswährung. Immobilien gelten als sichere, inflationsgeschützte und stabile Anlage. Ein grosser Vorteil ist überdies der Diversifikationseffekt. In Stressphasen folgt die Renditeentwicklung von Immobilienaktien jedoch eng derjenigen von Aktienindizes. Bei den Schweizer Werten zeigen sich laut Rainer Skierka, Analyst bei der Bank Sarasin, keine Zeichen einer Krise. Durch die solide Kapitalstruktur und eine attraktive Dividendenrendite untermauert, würden die Titel einen Stabilitätsanker darstellen. Neben Schweizer Werten wie Allreal, Mobimo und PSP Swiss Property bieten auch zahlreiche Fonds und ETF (Einstiegs-)Möglichkeiten. Von der UBS, unter ­anderen, gibt es einen ETF auf den SXI-Real-Estate-Funds-TR. Dieser Index umfasst alle an der SIX-Swiss-Exchange kotierten Immobilienfonds. BK

Gezielt einen Sektor «spielen» Der Sektor Konsum zeigt die Entwicklung einer Volkswirtschaft sehr gut. Geht es ihr besser, dann werden aufgehobene Konsumentscheide reevaluiert und häufig auch umgesetzt. Dies spürt dann beispielsweise die Automobilbranche. Deren Aktien haben in der Wirtschaftskrise ausserordentlich stark gelitten, jetzt profitieren sie vom schweizweit wieder erstarkten Konsumentenvertrauen und ebenso von den steigenden Einkommen in den Schwellenländern. Beinahe die gesamte Branche läuft auf Hochtouren. VW zum Beispiel kann die Nachfrage bei einzelnen Modellen nur decken, wenn an den Wochenenden gearbeitet wird. Dies zeigt sich auch in der Kursentwicklung. Ob es nun um BMW, Volks­ wagen oder Daimler geht, spielt keine Rolle. Jeder Autobauer legte stärker zu als der Deutsche Aktienindex (DAX). Anhänger des indexierten Anlegens können mit einer Transaktion den ganzen Automobilbereich abdecken. Der ComStage-ETF auf den Stoxx-600-Automobil umfasst alle grossen europäischen Autobauer und Zulieferer. Doch – wie eigentlich überall und immer – lohnt es sich, den Index genauer unter die Lupe zu nehmen. So bestimmt das Trio Daimler, BMW und Volkswagen mit beinahe 60 Prozent das Geschehen. Der ETF auf diesen Index ist übrigens sowohl in Euro wie in Franken an der Schweizer Börse zugelassen. Bis zu 20 Prozent Rendite Breiter gefasst ist der Sektor Konsumgüter und Haushaltswaren. Der Stoxx-Index auf diese Branche bildet die Kursentwicklung von 29 europäischen Konsumgüterherstellern ab. So breit dieser Fonds abgestützt ist, so breit ist auch die Unternehmensvielfalt. Im Index sind Tabakunternehmen, Luxusgüterhersteller, Sportartikelproduzenten und Kosmetikfirmen zusammengefasst. Damit erreicht ein Investor zwar ein breites Abbild dieses Segments, ist aber der Konjunktur ausgesetzt. Sollte die Wirtschaft nämlich wieder einbrechen, werden diese Güter eher gemieden. Defensiver aufgestellt ist der Sektor Nahrung und Getränke. Menschen müssen bekanntlich immer essen – selbst in Krisenzeiten. Auch dieser Sektor wird von wenigen Schwergewichten dominiert. Allein Nestlé bestimmt rund 40 Prozent der Kursentwicklung, gefolgt von Unilever und Diageo mit je neun Prozent. Hier ist also zu beachten, dass nicht allfällige (Portfolio-)Klumpenrisiken aufgebaut werden, denn Nestlé ist bei vielen Anlegern allein schon als Einzelaktie stark im Depot vertreten. RB

«immobilien»

«Vielfältiger Konsum»

Fonds / ETF ISIN Anbieter Rendite YtD1) TER

Fonds / ETF ISIN Anbieter Rendite YtD1) TER

Stoxx 600 Construction/Materils Real Estate Fund Interswiss Schroder ImmoPLUS SXI Real Estate Funds MV Immoxtra Schweiz Fonds I

Stoxx 600 Automobiles/Parts Stoxx 600 Food/Beverage Stoxx 600 Personal/Household Goods Stoxx 600 Retail Stoxx 600 Travel/Leisure Stoxx 600 Telecommunication

Strukturierte Produkte

LU0378435639 CH0002769351 CH0007251413 CH0105994401 CH0042616521

ComStage Credit Suisse Schroders UBS LB Privatbank

-19,20% -2,40% 9,21% 2,34% 4,00%

ISIN Anbieter Rendite YtD

Voncert auf CH-Immobilienaktien Basket Proper auf CH-Immobilienfonds Basket Stoxx Construction & Materials Index

CH0019226577 CH0017815017 DE000HV5AHX1

Vontobel ZKB HVB 1)

KonsumN°27Punktmagazin

7,30% -0,20% -12,28%

0,25% 0,71% 0,50% 0,45% 1,06% Verfall

Open End Open End Open End

Berichtsperiode variiert je nach Anbieter / Quelle: Anbieter / 10x10.ch

Strukturierte Produkte

6,77% 1,16% 8,05% 2,91% 8,32% 5,06%

0,25% 0,25% 0,25% 0,25% 0,25% 0,30%

ISIN Anbieter Rendite YtD

Verfall

FTSE Global Automobiles Food & Beverage Bond-Basket

LU0378435043 LU0378435803 LU0378436520 LU0378436876 LU0378437254 FR0010344812

ComStage ComStage ComStage ComStage ComStage Lyxor

CH0014361387 CH0010028360

UBS Vontobel 1)

12,54% Open End 3,89% 29.08.2012

Berichtsperiode variiert je nach Anbieter / Quelle: Anbieter / 10x10.ch


INFOS (KOSTE

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Mit gewieften Rohstoff-Engagements zum Erfolg Im Zuge der Finanzkrise gaben die Preise auf breiter Front nach, so auch Rohstoffnotierungen, die eigentlich eine gewisse Stabilisierung ins Portfolio bringen sollten. In den vergangenen Jahrzehnten brachen nur selten sämtliche Investmentklassen gleichzeitig ein. Wenn doch, dann jeweils in unterschiedlichem Ausmass. Es war darum stets angezeigt, das Anlagevermögen breit zu streuen, da Rohstoffe traditionell die geringste Korrelation zu anderen Anlageklassen aufwiesen. In der Vergangenheit hat dies relativ gut und einfach funktioniert.

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InvestierbaresBörsenkotierteR «Konsum»

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Top Versus Flop Konsum-Aktien Unternehmen Branche

Spielwarenhersteller Hasbro steht für Hassenfeld Brothers. Erste internationale Erfolge wurden dem einstigen Familienbetrieb dank Spielfiguren wie G.I. Joe zuteil. Hasbro vertreibt zudem das universelle Vergnügen Monopoly und vergibt diverse Lizenzen an Comicverlage, so etwa Marvel.

Die englische Firmengruppe Arriva PLC ist in der Transportindustrie heimisch und gilt nach Veolia Transport als zweitgrösstes Verkehrsunternehmen Europas. Arrivas ist in zwölf Ländern präsent.

Nicht alles, was mit Otsuka zu tun hat, bezieht sich auf Computer-Dienstleistungen. Dieses Otsuka hat den Hauptsitz in Tokio und setzt pro Jahr über vier Milliarden Franken um. Zu ­Otsukas Mitstreitern gehören Fujitsu und CCS Global Tech.

Der US-Mammutkonzern ist kein unbeschriebenes Saatgut, ähm, Blatt. Monsanto kann der Agrarindustrie und der Biotechnologiebranche zugesprochen werden. Monsanto, Hauptlieferant des mit Dioxinen kontaminierten Herbizids «Agent Orange», nahm während des Vietnam-Krieges eine wichtige Rolle ein.

Apollo ist nicht nur eine Abart von Apollon, einem Gott in der römischen und griechischen Mythologie. Apollo ist ebenso eine Schmetterlingsart, ein NASA-Weltraumprogramm und eines der grössten privaten Bildungsunternehmen Amerikas.

Symantec galt bei Analysten lange Zeit als das Mass der Dinge. Hatte die US-Firma früher noch für feuchte Rendite­ träume gesorgt, ist sie derzeit ein kurstechnischer Albtraum. 17 000 Mitarbeiter sind mehr oder minder bestrebt, unsere datengesteuerte Welt sicher zu verwalten ...

Verbrauchsgüter Magna International Hermes International SSL International Seb Belle International Burberry Group Nokian Tyres BorgWarner Hasbro Inc. Verbraucherservice Netflix Las Vegas Sands Chipotle Mexican Arriva Family Dollar Store Wynn Resorts Iberia Wynn Macau Kesko Technologie Vmware Arm Holdings Akamai Technologies F5 Networks Sandisk Citrix Systems Cognizant Tech. Otsuka Intuit

52W-Low

52W-High Kurs Rendite YTD Div-Rendite

P/E EPS

Autozulieferer Bekleidung und Accessoires Pflegeprodukte Langlebige Haushaltsprodukte Schuhe Bekleidung und Accessoires Reifen Autozulieferer Spielwaren

CAD EUR GBP EUR HKD GBP EUR USD USD

CA5592224011 FR0000052292 GB0007981128 FR0000121709 KYG097021045 GB0031743007 FI0009005318 US0997241064 US4180561072

42.03 91.80 5.23 33.00 6.55 4.50 14.31 27.62 25.72

83.22 138.70 11.90 59.70 13.80 8.92 24.30 47.67 44.17

82.06 137.90 11.59 56.50 12.96 8.45 23.52 46.94 43.43

54.07% 49.26% 47.64% 45.04% 43.05% 41.90% 41.50% 41.26% 36.24%

0.23% 0.76% 1.06% 1.81% 0.64% 1.95% 1.69% N.A. 2.05%

16.11 50.58 34.45 18.26 39.04 45.04 22.92 23.34 16.49

-4.41 2.75 0.34 3.14 0.30 0.19 0.47 2.00 2.66

Facheinzelhändler Spielhallen Restaurants & Bars Reisen & Tourismus Facheinzelhändler Spielhallen Fluggesellschaften Spielhallen Einzel-/Grossh. Nahrungsm.

USD USD USD GBP USD USD EUR HKD EUR

US64110L1061 US5178341070 US1696561059 GB0002303468 US3070001090 US9831341071 ES0147200036 KYG981491007 FI0009000202

39.28 12.32 79.02 4.28 25.52 51.36 1.63 8.67 19.14

140.88 30.29 155.42 7.83 43.50 93.99 2.84 14.52 31.72

138.35 29.67 146.72 7.72 42.99 89.10 2.66 13.24 30.75

150.91% 98.73% 66.59% 55.30% 54.93% 53.43% 40.07% 38.64% 37.44%

N.A. N.A. N.A. 3.63% 1.34% 5.03% N.A. N.A. 2.94%

54.50 744.00 30.68 14.17 17.34 74.01 N.A. 33.37 N.A.

2.44 0.04 4.82 0.55 2.50 1.21 -0.30 0.41 N.A.

Software USD Halbleiter GBP Internet USD Telekommunikationsausrüstung USD Halbleiter USD Software USD Computer-Dienstleister USD Computer-Dienstleister JPY Software USD

US9285634021 GB0000595859 US00971T1016 US3156161024 US80004C1018 US1773761002 US1924461023 JP3188200004 US4612021034

30.00 1.21 16.77 33.43 16.22 33.93 33.12 4030.00 27.27

82.18 3.70 46.72 92.70 50.54 59.04 63.93 7150.00 40.90

78.28 3.15 44.00 86.73 43.07 58.17 59.06 5850.00 38.79

85.02% 77.63% 73.71% 63.70% 48.57% 39.80% 30.38% 26.35% 26.31%

N.A. 0.85% N.A. N.A. N.A. N.A. N.A. 2.27% N.A.

132.32 62.49 41.49 53.93 9.62 39.81 30.39 19.08 22.46

0.59 0.03 1.07 1.63 4.53 1.47 1.97 277.92 1.75

Unternehmen Subsektor

Verbrauchsgüter Toyota Boshoku JTEKT Skyworth Digital Geely Automobile Bellway Stanley Electric Co. Taylor Wimpey Monsanto Persimmon Plc Verbraucherservice Yell Group ITT Educational Accor Apollo Group Devry DSG International Fast Retailing China Dongxiang JC Penney Technologie NVIDIA Western Digital Micro Focus International Trend Micro Foxconn International Advanced Micro Dev. Tokyo Electron Symantec Marvell Tech Group

Währung ISIN

Währung ISIN

52W-Low

52W-High Kurs Rendite YTD Div-Rendite

Autozulieferer Autozulieferer Unterhaltunselektronik Autozulieferer Hausbau Autozulieferer Hausbau Land- und Fischwirtschaft Hausbau

JPY JPY HKD HKD GBP JPY GBP USD GBP

JP3635400009 JP3292200007 BMG8181C1001 KYG3777B1032 GB0000904986 JP3399400005 GB0008782301 US61166W1018 GB0006825383

1206.00 722.00 2.52 1.75 5.38 1271.00 0.24 44.61 3.40

2239.00 1295.00 9.99 4.84 9.28 2015.00 0.55 87.06 5.35

1229.00 728.00 5.02 2.67 5.42 1283.00 0.28 58.82 3.45

-39.82% -38.10% -37.09% -36.98% -33.80% -30.75% -28.77% -27.63% -26.50%

1.04% 1.51% 2.94% 0.84% 1.92% 1.92% N.A. 1.79% N.A.

Verlagswesen Spez. Verbraucher-Dienstl. Hotelerie Spez. Verbraucher-Dienstl. Spez. Verbraucher-Dienstl. Facheinzelhändler Bekleidung und Accessoires Bekleidung und Accessoires Einzelhändler ohne Spezialis.

GBP USD EUR USD USD GBP JPY HKD USD

GB0031718066 US45068B1098 FR0000120404 US0376041051 US2518931033 GB0000472455 JP3802300008 KYG2112Y1098 US7081601061

0.18 52.86 22.26 38.39 37.91 0.23 10 340.00 4.16 19.44

0.81 121.98 29.21 76.86 74.36 0.40 18 030.00 6.10 37.21

0.19 54.39 23.61 39.71 38.37 0.25 12 760.00 4.42 19.69

-52.82% -43.34% -35.46% -34.45% -32.26% -30.93% -26.47% -26.33% -25.24%

N.A. N.A. 4.45% N.A. 0.52% N.A. 1.56% 4.55% 397.20%

Halbleiter USD Hardware USD Software GBP Software JPY Telekommunikationsausrüstung HKD Halbleiter USD Halbleiter JPY Software USD Halbleiter USD

US67066G1040 US9581021055 GB00B079W581 JP3637300009 KYG365501041 US0079031078 JP3571400005 US8715031089 BMG5876H1051

8.65 23.52 2.74 2134.00 4.60 3.47 4105.00 12.04 13.31

18.95 47.44 5.50 3800.00 11.68 10.24 6670.00 19.16 22.87

9.27 24.40 2.76 2158.00 5.88 6.71 4135.00 12.56 14.84

-50.37% -44.76% -39.43% -38.87% -34.81% -30.61% -30.11% -29.79% -28.48%

N.A. N.A. 4.14% 4.18% N.A. N.A. 0.29% N.A. N.A.

P/E EPS

33.72 N.A. 9.50 14.16 29.52 13.22 1.47 23.57 13.94

37.00 -60.45 0.52 0.17 -0.24 98.25 -0.25 2.51 0.25

9.656 0.03 5.403 9.80 N.A. -1.27 7.90 5.11 9.93 3.87 12.64 0.02 18.79 488.96 15.30 0.26 12.13 1.66 25.05 4.02 11.56 18.67 134.30 N.A. N.A. 11.79 13.66

0.37 6.02 0.38 132.16 0.01 -0.05 -50.47 1.08 1.08

Quelle: financialmedia AG / Telekurs, Stand: 16.08.2010

KonsumN°27Punktmagazin


Investierbares

hund beisst sich in den schwanz WorteOlivierBühler

Die Auswirkung von Produktpreisen auf das Konsumverhalten ist so eindeutig wie die umgekehrte Auswirkung. Das typische Angebots- und Nachfrageverhalten, sprich mangelnde Informationen in Bezug auf den Konsumenten, führt zu Angebots- sowie Preisveränderungen. Diese wiederum beeinflussen die Meinung sowie das Verhalten der Konsumenten.

V

ersucht man die Situation der amerikanischen Konsumenten zu durchleuchten, stösst man bei Recherchen und in Gesprächen rasch auf verschiedenste Stimmungsbarometer. So etwa der RetailPrice-Index (RPI), der Producer-Price-Index (PPI) und der Industrial-Production-Index (IPI), die allesamt die Entwicklung der USWirtschaft aus Unternehmenssicht beschreiben. Mit den Messlatten Consumer-PriceIndex (CPI), Consumer-Confidence-Index (CCI) und Consumer-Expenditure-Survey (CES) werden die Auswirkungen der wirtschaftlichen Situation auf die Konsumenten betrachtet.

49

Zu den Stärken des CCI gehört sicherlich die Tatsache, dass die Daten im aktuellen Monat veröffentlicht werden – er spiegelt also die aktuellen Erwartungen der Konsumenten wider. Die Schwächen des Indikators sind im effektiven Verhalten wie auch im Informationsstand der Konsumenten zu finden. Denn sehr oft haben die Befragten nicht wirklich die nötigen Informationen, um eine korrekte Einschätzung des Einkommens oder des Arbeitsplatzwachstums zu bestimmen. Des weiteren kann das Konsumverhalten in bestimmten Phasen antizyklisch sein. Es kann demnach vorkommen, dass die Konsumabsichten abnehmen, obwohl sich die Wirtschaft im Wachstum befindet und die Arbeitslosigkeit sinkt. Dies, weil die Güternachfrage bereits gedeckt ist.

Mangelhaftes, Zukünftiges Eine Grös­se, die in internationalen Wirtschaftsgefilden immer wieder für Aufruhr sorgt, ist der CCI. Monatlich werden 5000 relevante Haushalte zu ihrer Konsumplanung befragt, insbesondere über ihre Anschaffungsneigung zu langlebigen Konsumgütern. Damit soll das Vertrauen in die US-Wirtschaftsleistung gemessen werden. Das Verbraucher­vertrauen ist von zentraler Bedeutung für die Konsum­ ausgaben, die zwei Drittel der amerikanischen Wirtschaftleistung ausmachen. Zur Indexermittlung werden den Umfrageteilnehmenden verschiedene Fragen zur persönlichen Meinung zu Konjunktur, Einkommen und Arbeitsplatzsituation gestellt.

Konsumentenpreis-Wirrwarr Ein weiterer Index ist der sogenannte Core-CPI-Index. In diesem wird Hochvolatiles, etwa Nahrungsmittel und Erdölprodukte, nicht berücksichtigt. Der Grund für die Berechnung dieses Index liegt in der Tatsache, dass die US-Zentralbank (FED) diese Faktoren bei der Geldpolitik nicht berücksichtigt und daher meistens im Widerspruch mit dem CPI steht. Inwiefern der CPI die effektive Inflation wiedergibt, ist in einigen Kreisen nicht ganz unumstritten. 1995 wurde vom US-Senat eine Kommission einberufen, welche die Fähigkeit des CPI als Inflationsmass ermitteln sollte. Gemäss deren Studie überschätzt der Index die Lebenskosten dramatisch, was dazu führen könne, dass der Rückgang des Reallohnes unbegründet ist. Des weiteren hätte dies auch eine erhebliche Unterbewertung des realen Bruttoinlandprodukts zur Folge. Gemäss der Kommission liegt der Grund der Überschätzung vor allem darin, dass der im Barometer berücksichtigte Warenkorb nicht zeitgerecht angepasst wird. Der CPI kann zum Beispiel mit dem hiesigen Landesindex der Konsumentenpreise (LIK)

US-Konsumentenvertrauen stagnierend

Konsumpreis im stetigen Anstieg

06.1997 - 07.2010 / CCI

in %

06.1990 - 06.2010 / CPI

verglichen werden. Hierbei wird der durchschnittliche Preis von Konsumgütern und Dienstleistungen, die von den Konsumenten gekauft werden, ermittelt. Big Brother ist überall Die dritte statistische Grösse, der Consumer-Expenditure-Survey (CES), soll die Einkaufsgewohnheiten der Amerikaner aufzeigen. Dabei werden Informationen über Ausgaben, Einkommen und demografische Charakteristiken gesammelt. CES wird in zwei Schritten ermittelt. Die eine Erhebung wird mittels Befragungen durchgeführt. Diese soll vor allem Auskunft darüber geben, welche grösseren Anschaffungen von den Konsumenten getätigt werden. Die zweite Erhebungsart, die sogenannte Tagebucherhebung, ist eine selbstadministrierte Befragung. Mehrere Konsumentengruppen führen über einen Zeitraum von zwei Wochen ein Tagebuch über ihre Ausgaben. Damit soll vor allem ermittelt werden, wie viel Geld für Nahrungsmittel, Ausgang, Kleidung und andere Produtkte ausgegeben wird. Das Resultat dieser Ermittlung wird in weitere Untersuchungen einbezogen. Eine der wichtigsten ist die periodische Anpassung des CPI-Warenkorbs. Anhand dieser Befragung wird ermittelt, welche Produkte und Dienstleistungen zurzeit von Bedeutung sind. Marktforscher wiederum nutzen diese Daten, um die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen zu ermitteln. Der Staat wiederum kann mit diesem Instrument messen, wie es um die Wohlfahrt innerhalb einer ­Bevölkerungsschicht steht. Finanzpolitiker benützen das Instrument, um den Einfluss von politischen Änderungen auf die Wohlfahrt unterschiedlicher sozial-ökonomischer Gruppen zu messen.

Mehr Informationen zum LIK unter: www.lik.bfs.admin.ch

Konsumausgaben in Relation zum Nettolohn in %

1984 - 2008 / CES

in %

155

245

140

230

115 110

125

215

105

110

200

100

95

185

95

80

170

90

65

155

85

50

140

80

35

125

75

20

110

70

Quelle: The Conference Board / Daten indexiert

Quelle: Bureau of Labor Statistics / Daten indexiert

Quelle: Bureau of Labour Statistics / Daten indexiert

PunktmagazinN°27Konsum


InvestierbaresAlfred Ritter & Peter Casanova

Ein Thema, zwei Standpunkte

50

NachGefragtCyrilSchicker

PUNKTmagazin Konsum ist nur schwer einzugrenzen. Wie definieren sie Konsum aus finanztechnischer Sicht und welche Branchen spielen mit rein? A lf r ed Ver k Ritter a s g e n u f b e i d t a r te te en J er B 19 96 ahr Rit t e s i a sler K al s L e er i n s t a r b e i s t e r d a n t o n i te r A kt al itu te or S co t e n w t e d a v t i g e r C b ank , s ienm ar ie A tl an kt u o h r i e f I ei t M be B n w w w d RB S) u N A m r i v e r s n v e s t m a i v e r g a d . bk b n o .c h d Ba B an c h i e d ent ­O nnc a ff e k dell (neu: n e n F icer. a Sv inan Ro y i z ze a r a I l B ank z ­ t al ia na ( o f B SI ).

P e te r n er C a s an ov K an l a g e to n a a i s t a l l b an s Le p ol i i te k ti in F r i b o k . N a c h v e r a nt r F i n a n w or ur g in s t s e tl ich z an aly in e wa itu i s t T ti o n el l r e r a b m B e t r f ür di s e d er Lu en e ie re 1 K ind asurer Ver mö 9 9 0 al s bs w ir t taktisc zers ch h er n g d A e An e e n n a r Sw a www . is s s v er w a ly s t im f t s s t u d .lu k C ium l B t FA S u b.ch o c i e n g t ät i e r e i c h g. C der ty u a nd V a te r s a n o v a von f ü nf

Alfred Ritter (AR) Obwohl Konsum meist mit dem Einzelhandel gleichgesetzt wird, ist die Definition aus finanztechnischer Sicht deutlich umfangreicher. Denn nebst dem Einzelhandel zählen verschiedene weitere Dienstleistungen zum Konsum, sofern diese Einzelpersonen angeboten werden. Deshalb werden der Pharmasektor und die Gesundheitsdienstleister, so etwa Spitäler und Krankenversicherer, in den Konsumsektor mit einbezogen. Auch Stellenvermittler und der Tourismussektor inklusive Hotellerie und Fluggesellschaften gelten als Branchen des Konsumsektors. Nicht zu vergessen ist auch der Bereich Automobile. Hinzu kommt, dass beim Konsum zwischen zyklischen und nicht-zyklischen Konsumgütern unterschieden wird. Diese beiden Sektoren weisen über die Aktienmarktzyklen teilweise völlig unterschiedliche Verläufe auf. Die grosse Heterogenität des Bereichs führt somit dazu, dass Produkte, die in diesem Sektor angeboten werden, oft nur schwierig zu vergleichen sind. Peter Casanova (PC) Unter dem lateinischen «consumere» wird der Güterverzehr oder -verbrauch verstanden. Im volkswirtschaftlichen Sinne steht der Begriff für den Güterkauf des privaten Ge- oder Verbrauchs durch Haushalte, sprich Konsumenten. Bei diesen Gütern kann es sich einerseits um dauerhafte (langlebige) Güter, wie beispielsweise Kühlschränke und Möbel, anderseits um nicht-dauerhafte oder Verbrauchsgüter, etwa Esswaren und Energie handeln. Betroffen vom Konsum sind alle Branchen, sei es als Rohstofflieferant, Hersteller, Verteiler, Finanzierer (Banken) oder Abfallverwerter. Daneben bieten Versicherungen Schutz gegen Ereignisse, die Güter zerstören oder Betriebsanlagen lahmlegen und dazu führen, dass (Konsum-)Produkte nicht zu den Konsumenten gebracht werden können. Damit wird klar, dass der Konsum im Zentrum der wirtschaftlichen Zusammenhänge steht und für die Investoren den entscheidenden Bestimmungsfaktor darstellt. Selbst die Herstellung von sogenannten Investitionsgütern dient letztendlich dazu, ­Güter für den zukünftigen Konsum produzieren zu können. Nicht jede Nation ist in gleichem Masse vom Konsum als Wirtschaftswachstumstreiber abhängig. Welche Länder haben ein diesbezügliches Klumpenrisiko und welche sind breiter abgestützt? AR Ich würde Konsum nicht als Klumpenrisiko bezeichnen. Zum einen entwickeln sich die einzelnen Komponenten des Konsums konjunkturunabhängig, zum Beispiel Nahrungsmittel. Zum anderen kann der Konsum auch ein Zeichen der Stärke der heimischen Wirtschaft, Stichwort Wettbewerbsfähigkeit, darstellen. Dies natürlich nur, sofern die Konsumgüter nicht wie in den USA vermehrt aus dem Ausland importiert, sondern von der heimischen Industrie hergestellt werden. Traditionell spielt der private Konsum bei entwickelten Staaten eine stärkere Rolle als bei den sogenannten Emerging Markets. Dies gilt besonders für die USA, wo der private Verbrauch rund 70 Prozent des BIP ausmacht. Zum Vergleich: Der Anteil in der Schweiz beträgt etwa 60 Prozent. Schwellenländer sind dagegen eher vom Export abhängig und somit viel anfälliger auf externe konjunkturelle Schocks. Es ist deshalb wenig

KonsumN°27Punktmagazin


überraschend, dass beispielsweise China alles daran setzt, die Binnenwirtschaft und speziell den Konsum der privaten Haushalte zu fördern. PC In der Tat gibt es grosse Unterschiede. In den USA macht der Konsum mehr als 70 Prozent der Wirtschaftsleistung aus, in China dagegen liegt der Anteil bei weniger als 40 Prozent. In der Schweiz und in Russland sind es rund 60 Prozent. Allerdings sagen diese Zahlen noch nichts darüber aus, wie dieser Konsum finanziert ist. Während der Amerikaner vor der Finanzkrise fast alle seine Einkünfte und darüber hinaus neben Hypotheken auch Kreditkarten und Privatkredite für seinen Güterkauf einsetzte, sparten die Japaner in der Vergangenheit einen grossen Teil ihrer Einkünfte. Für das zukünftige US-Wachstum ist dies eine grosse Bedrohung. Viele Amerikaner haben nicht nur mit tieferen Einkünften zu kämpfen, sondern müssen zudem noch Schulden abbauen und/oder das Eigenheim aufgeben. Dies lastet auf dem Konsum wie ein schwerer Stein im Rucksack und bedroht die Erholung der amerikanischen Wirtschaft trotz aller Konjunkturankurbelungsprogramme der Regierung. Das globale Konsumverhalten ändert sich laufend. Was sind über einen Kamm geschert die neusten Trends, von denen der Anlagehungrige zukünftig profitieren dürfte? AR Die Änderung des Konsumverhaltens ist generell eine Angelegenheit, eine Funktion des Einkommens. Niedrige Einkommen beschränken ihren Konsum auf Grundgüter wie Nahrungsmittel, Kleidung et cetera. Mit steigendem Einkommen verbreitert sich auch das Spektrum der erworbenen Konsumgüter, beispielsweise auf Autos und Fernseh­ geräte, und gar noch weiter auf Luxusgüter. Zudem steigt das Verlangen nach Dienstleistungen wie Ferien. Gerade in den aufstrebenden Märkten Asiens macht sich die Einkommensveränderung beim Konsum besonders stark bemerkbar. So führt beispielsweise der enorme absolute Anstieg der chinesischen Mittelschicht und die Zunahme bei den Millionären zu einer erhöhten Luxusgüter-Nachfrage. Beispiele hierfür sind die Luxusmarken in der Automobilindustrie. Während BMW, Daimler und Konsorten erst eben noch Kurzarbeit einführen mussten, wurden nun wegen der hohen Nachfrage aus Asien sogar Einschränkungen bei den normalen Werksferien angekündigt. Auch die jüngsten Zahlen von Swatch sind Ausdruck dieser Entwicklung. Wir rechnen damit, dass dieser Trend anhalten wird. Aktien aus dem Luxusgütersegment bleiben somit interessant. PC In vielen sich entwickelnden Ländern kann ein Trend von der Befriedigung der Grundbedürfnisse hin zum Konsum oder zur Anschaffung qualitativ besserer und teurerer Produkte beobachtet werden. Dies gilt zum Beispiel für Lebensmittel, wo die höchsten Wachstumsraten im Bereich des Convenience Food erreicht werden. Auch bei «Nice-to-haveProdukten», so etwa Fahrzeugen, ist dieser Trend erkennbar. Das Verkaufswachstum der deutschen Premium-Anbieter Mercedes und BMW ist in asiatischen Ländern phänomenal hoch. Auch die Umsatzzahlen von Louis Vuitton zeigen in Asien im ersten Semester einen Anstieg von 20 Prozent. Ich erwähne diesen globalen Trend, weil es für den «normalen» Anleger nahezu unmöglich ist, von kurzfristigeren Modetrends zu profitieren. Nicht selten müssen Investoren die bittere Erfahrung machen, dass sie erst von einem Trend erfahren, wenn er schon weit fortgeschritten ist. Nachdem sie sich dann entschlossen haben, mit gutem Geld auf diesen Trend zu setzen, zeichnet sich – meist schon nach kurzer Zeit – sein Ende ab. Aber auch davon erfährt der Anleger in der Regel zu spät. Luxus ist sexy, Luxus erhitzt gleichzeitig viele Gemüter. Wo sehen sie da für den Investor Opportunitäten? Wo muss er vorsichtig sein? AR In den entwickelten Märkten – insbesondere in Japan – ist mit Luxusartikeln kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Die Nachfrage in den Industrienationen stagniert auf hohem Niveau. Dagegen legen gerade in den aufstrebenden Märkten die Einkommen stärker zu, was zu einer

weiter steigenden Nachfrage nach Luxusgütern führen wird. Bei Investitionen in diesen Sektor ist deshalb zu berücksichtigen, dass ein gros­ ser Teil der Güter in den Schwellenländern, speziell in Asien, abgesetzt wird. Mit dem Luxusgüterbereich gehen hohe Margen einher, er verfügt ausserdem und in der Regel über hohe Eintrittsbarrieren. Hier gilt: Kopieren macht bezogen auf die anvisierten Käuferschichten keinen Sinn, da es sich bei diesen Produkten um Statussymbole handelt. Zu den Profiteuren zählen aus heutiger Sicht Unternehmen wie BMW und Swatch. Bei der BMW Group ist zu beachten, dass sie als einziges Automobilunternehmen weltweit eine reine Premium-Mehrmarkenstrategie verfolgt. Zudem weist der Konzern den stärksten China-Export aller deutschen Autofirmen auf. Swatch ist dagegen der weltgrösste Hersteller von Luxusuhren. PC Opportunitäten ergeben sich dort, wo sich Unternehmungen gut auf sich neu bildende oder stark anziehende Nachfragen konzentrieren. Das könnte beispielsweise eine Getränkefirma sein, die in der Lage ist, in einem Schwellenland bisherige Brunnenwasserkonsumenten mit ­einem günstigen Mineralwasser zu beliefern. Später könnte es dann ­gelingen, die bisherige Vorliebe für ein lokales, einfaches Bier durch die Lust auf ein teureres Qualitätsbier abzulösen. In beiden Fällen kann das Unternehmen seine Erträge steigern. Für den Investor bieten sich etablierte Firmen an, die in den Nationen, wo solche Nachfrageveränderungen passieren, gut positioniert sind. Swatch freut sich darüber, um ein konkretes Beispiel zu nennen, dass immer mehr Chinesen eine Uhr tragen wollen, und dass es immer mehr Leute gibt, die sich nicht nur eine Swatch, sondern eine etwas teurere Schweizer Uhr leisten wollen. Aber es gibt ebenso Fallgruben. Möglicherweise hat eine Firma einer potenziellen Nachfrage wegen teure Kapazitäten aufgebaut, wird aber aus Qualitäts- oder Preisgründen von einem lokalen Anbieter ausgebootet. Weg vom Luxus und hin zu diskretionärem Konsum; welche Firmen haben sich von den Standorten wie auch von der Produktpalette her optimal positioniert? AR Diese Frage ist schwierig zu beantworten, da speziell die Schweiz kaum diskretionäre Produkte herstellt. Allgemein kann gesagt werden, dass viele europäische Konsumgüterkonzerne ihre Produktion nach ­Asien ausgelagert haben. Ob dies von Vorteil ist, muss kritisch hinterfragt werden. Abgesehen von Qualitätsproblemen dürften die Produktionskosten in diesen Ländern steigen. So werden auch dort zunehmend neue Umweltstandards eingeführt und die Beschäftigten fordern tendenziell mehr Lohn. Hinzu kommen Transportkosten, die heute noch auf äus­serst niedrigem Niveau sind. Als positives Beispiel kommt mir Volkswagen in den Sinn. Der deutsche Autobauer, der schon seit den 80er Jahren in China vertreten ist, produziert für den chinesischen Markt vor Ort, was durchaus sinnvoll und rentabel ist. Als Schweizer Unternehmen ist in diesem Zusammenhang Kuoni zu erwähnen. Der Reiseveranstalter ist besonders in Indien stark positioniert und expandiert derzeit darüber hinaus in China. PC Die Tatsache, dass die Bevölkerung in aufstrebenden Staaten mit steigendem Lohnniveau auch erhöhte Mittel für Ausgaben des täglichen Gebrauchs zur Verfügung hat, eröffnet ein riesiges Potenzial. Hinzu kommt, dass diese Konsumenten auch bei Dingen des täglichen Gebrauchs zunehmend auf Qualität achten. Davon profitieren vor allem Unternehmen, die mit starken Marken ein qualitätsmässig an die Kaufkraft angepasstes Sortiment anbieten können. Dies sind einmal mehr gut etablierte und bekannte Firmen wie Nestlé, Beiersdorf (Körperpflege), Johnson & Johnson (Pharma, Körperpflege), Anheuser Busch (weltweit grösster Bierproduzent, Abfüller von Pepsi-Cola, Mineralwasser, Fruchtsäften), Coca-Cola, McDonald’s und viele andere. Dazu gehört aber auch eine Syngenta, die es den Agrarproduzenten ermöglicht, bessere Ernteresultate zu erzielen.

PunktmagazinN°27Konsum

51


InvestierbaresBank Vontobel

52

Die Zukunft heisst Brasilien Worteericblattmann

Eric Blattmann ist Executive Director bei der Bank Vontobel und Head of Public Distribution Financial Products.

Brasilien steht neben Russland, Indien und China schon länger im Fokus. Dies zu Recht, hat sich die grösste Volkswirtschaft Lateinamerikas doch stark ­gewandelt und verfügt über ein stabiles Finanzsystem. Dies ruft vermehrt Anleger auf den Plan. Nebst geringem Verschuldungsgrad sowie stabilen und vergleichsweise tiefen Inflationsraten profitieren sie ebenso vom Rohstoffreichtum und einer intakten Binnennachfrage.

B

rasilien, Russland, Indien und China (BRIC), die vier Hauptakteure der Schwellenländer, setzen sich immer wieder gekonnt in Szene – nicht zuletzt mit beeindruckenden Wirtschaftswachstumszahlen. Doch dem ist nicht genug, BRICStaaten zeichnen für viele, zuweilen ganz ­u nterschiedliche, auf jeden Fall aber imposante Fakten verantwortlich. Das Quartett gilt zwar als aufstrebend, ist aber bereits heute ein Wirtschaftsriese. Dieser beherbergt über 40 Prozent der Welt­ bevölkerung und bestimmt rund 15 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung. In den letzten zehn Jahren waren die vier BRIC-Staaten zusammen für mehr als einen Drittel des weltweiten BIP-Wachstums verantwortlich. Und weil der Riese die internationale Wirtschaftskrise besser wegsteckte als das Gros der Industrieländer, dürfte er in nächster Zeit für gut 60 Prozent des weltweiten Wirtschaftswachstums verantwortlich zeichnen. Aufstrebende Heterogenität Diesen vier dynamischen Volkswirtschaften ist es überdies zu verdanken, dass im Zuge des Weltwirtschaftsungemachs die Macht der G-7Staaten abnahm – zugunsten des erweiterten Kreises der G-20-Länder. Die BRIC-Staaten weisen zwar einige Parallelen zu Industrie­ nationen auf, allerdings sind diese aufstrebenden Volkswirtschaften alles andere als homogen. Das zeigt unter anderem der Blick auf die Zusammensetzung des jeweiligen BIP. Brasilien gehört übrigens zu jenen Wachstumsmärkten, die nicht stark in den Krisenstrudel gerieten. Selbstverständlich hat auch Brasilien die Auswirkungen zu spüren bekommen, jedoch waren diese verhältnismäs­ sig schwach. Massgeblich verantwortlich für die Resistenz ist die stabilitätsorientierte Wirtschaftspolitik des vergangenen Jahrzehnts. Die wesentlichen Bestandteile sind fiskalische Disziplin, flexible Wechselkurse und KonsumN°27Punktmagazin

­eine Geldpolitik, die sich dem Erreichen eines vorab definierten Inflationsziels verschrieben hat. Brasiliens gestärkte Finanzlage spiegelt sich vor allem im «Investment-­Grade». Inmitten der Wirtschaftskrise erhielten brasilianische Staatsanleihen von Standard & Poors und Fitch das Upgrade und wurden damit aus dem Spekulationsbereich in den Anlagebereich hochgestuft. Brasilien, Austragungsstätte der Fussball-Weltmeisterschaft 2014 und der Olympischen Sommerspiele 2016, präsentiert sich aus Wirtschafts- und Investorensicht höchst sportlich. Die Chancen stehen gut, dass die beiden Grossveranstaltungen wichtige (Wirtschafts-)Impulse liefern werden. Insbesondere hinsichtlich Infrastruktur dürften umfangreiche Investitionen das Wachstum ankurbeln. Noch stellt die Infrastruktur einen wirtschaftlichen Engpass dar. Dies hat mitunter mit der geringen Investitions­quote der vergangenen 10 bis 15 Jahre zu tun, sie ­betrug gerade mal 17 Prozent des BIP. Im Vergleich zu vielen asiatischen Schwellenländern hat Brasilien diesbezüglich Aufhol­ bedarf. Rasantes Wachstum Seit 2003 hat Brasiliens Wirtschaft jedes Jahr um durchschnittlich fünf Prozent zugelegt. Der Anstieg im ersten Quartal 2010 betrug 2,7 Prozent. Bei fortsetzendem Trend entspricht dies einem annualisierten Wachstum von rund elf Prozent. Brasilien ist damit das Land mit dem grössten Wachstum ausserhalb Asiens. Anfangs August 2010 erhöhte der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Wirtschaftswachstumsprognosen für das laufende Jahr sogar von 5,5 auf 7,1 Prozent. Die positiven Auguren sind mitunter auf die langjährige solide Wirtschaftspolitik zurückzuführen. Die Inflation konnte mithilfe einer strengen Geldmarktpolitik eingedämmt und jüngst auf das Level von sechs Prozent gebracht werden. Die OECD glaubt an eine weitere Inflationssenkung – und prognostiziert für 2011 ein Niveau von fünf Prozent. Darüber hinaus kann Brasilien inzwischen auf ein ausgeklügeltes ­Finanzrisikomanagement-System zurück­ greifen, das selbst in OECD-Breitengraden seinesgleichen sucht. Das Bankensystem gilt als äusserst stabil und gut kapitalisiert. Deshalb blieben Brasiliens Banken von der globalen Finanzmarktkrise nahezu unbehelligt. Generell hat die Regierung aus vergangenen Fehlern gelernt und ist bemüht, die vielen bereits greifenden Reformen weiter voranzutreiben. Nichtsdestotrotz bleibt noch immer Raum für mehr Kosteneffizienz. Im Vergleich zu den meisten OECD-Exponenten weist Brasilien einen überdurchschnittlich hohen Anteil an regierungsfinanzierten Programmen (Reformvorstössen) auf, deren Ergebnisse aus Kostensicht nicht immer über alle Zweifel erhaben sind. Schlüssel zu mehr Wachstum An dieser Stelle sei erwähnt, dass Brasilien-Engagements etwas für risikofähige Anleger sind. Diese Art


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von Anleger ist in Brasilien nicht nur gerne, sondern auch oft gesehen. Gemäss Brasiliens Zentralbank werden die ausländischen Direkt­ investitionen (FDI) per Ende 2010 die 45-Mil­ liarden-Dollar-Grenze knacken. 1996 betru­ gen sie lediglich 9,6 Milliarden Dollar, 2002 waren es rund 19 Milliarden. Gründe für diese Strahlkraft seien im allgemeinen Wachstums­ potenzial zu finden, aber auch in der Verfüg­ barkeit von guten Arbeitskräften, im leichten Zugang zu Rohstoffen, im stabilen, geschäfts­ freundlichen Klima sowie in der Stabilität der politischen Demokratie. Eine weitere Triebkraft des brasilianischen Wachstums ist die junge Bevölkerung. Aktu­ ell sind 59 Prozent unter 24 Jahre alt. Die Ver­ einten Nationen schätzen, dass dieser Anteil bis ins Jahre 2020 auf rund 36 Prozent zurück­ gehen und der Anteil der über 65-Jährigen auf zehn Prozent ansteigen wird. Damit bleiben jedoch die demografischen Vorteile weiterhin intakt und der Anteil der arbeitsfähigen Be­ völkerung zwischen 15 und 64 Jahren ist deut­ lich höher als in den Industriestaaten. Zusam­ men mit einer steigenden Kaufkraft führt dies zweifelsohne zu einer immer grösser werden­ den Mittelschicht. Tatsächlich ist der Anteil der Bevölkerung der unteren Einkommens­ gruppen während den letzten sieben Jahren um rund zwölf Prozent gesunken, während der Anteil der mittleren Einkommensgruppen auf über 50 Prozent angewachsen ist. Diese Mittel­ schicht ist gut für den (Inland-)Konsum. Par­ allel dazu wird die Binnennachfrage von einer im Trend rückläufigen Arbeitslosenquote ver­ stärkt. Vom Binnenmarkt profitieren Im Ver­ gleich zu vielen anderen Wachstumsmärkten ist das bevölkerungsreichste Land Lateiname­ rikas wohlhabender und urbanisierter. Mitt­ lerweile leben über 85 Prozent in Städten und das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen 2009 lag kaufkraftbereinigt bei rund 10 500 Dollar. Die achtgrösste Volkswirtschaft der Welt gilt ausserdem als eine der innovativsten und kann darüber hinaus vom mannigfaltigen Rohstoffreichtum profitieren. «Lateinameri­ kas Exportmeister» gibt den Ton vor allem bei ­Zucker, Kaffee, Orangensaft, Tabak und Bio­ kraftstoff an. Für Anleger, die vom Entwicklungspotenzial Brasiliens profitieren möchten, bietet das neue VONCERT auf den Brazilian-Growth-­Basket attraktive Möglichkeiten. Dieses bildet einen statischen Aktienkorb ab, der in 16 börsenko­ tierte brasilianische Unternehmen mit Fokus auf den Binnenmarkt investiert. Mit diesem Anlageprodukt steht dem Investor eine einfach verständliche und transparente Lösung zur Verfügung, die von der vielversprechenden Ent­ wicklung brasilianischer Gesellschaften profi­ tiert. Alle Titel im breit diversifizierten Akti­ enkorb sind an der Sao-Paolo-­Stock-Exchange zugelassen. Das VONCERT-Brazilian-GrowthBasket hat ­eine Laufzeit von vier Jahren und wird in Franken, Dollar und Euro an der Schweizer Börse gehandelt.

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NachgefragtRinoBorini

PUNKTmagazin Herr Blattmann, Bank Vontobel hat ein VONCERT auf einen brasilianischen Aktienkorb begeben. Wieso die Konzentration auf Brasilien? Eric Blattmann Vieles spricht für Brasilien. Aber ein ganz zentraler Faktor, der oft wenig Beachtung findet, ist der gewaltige Binnenmarkt, der mehr als 60 Prozent zum Bruttoinlandprodukt beiträgt. Dieser ist massgeblich verantwortlich für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Binnenmarktorientierte Unternehmen weisen daher vergleichsweise grössere Chancen und attraktivere Bewertungen auf. Mit dieser Lösung hat der risikofähige Investor nun ein einzelnes, gut verständliches Produkt, mit dem er von der Entwicklung der 16 im Basket vertretenen brasilianischen Werten profitieren kann. Mit dieser Anzahl tragen wir dem ­Diversifikationsgedanken Rechnung. Wie ist die Zusammensetzung zustande gekommen? Mittels regelbasiertem Vorgehen? Nein, wir haben weder ein regelbasiertes Verfahren angewendet noch einen spezifischen Branchenansatz gewählt. Die Aktienauswahl hat diskretionär stattgefunden und zwar nach der sogenannten Top-Down-Sektorenanalyse. Die im Aktienkorb enthaltenen Unternehmen sind allesamt sehr stark auf den Binnenmarkt ausgerichtet. Gehen sie doch präzise auf die Selektion ein. Die Auswahl der 16 Aktien wurde zusammen mit einem externen Aktienspezialisten, André Gordon von GTI Investments, und ­arsago Latin Finance vorgenommen. Mit André Gordon haben wir jemanden gefunden, der sich bestens im brasilianischen Markt auskennt. Gordon ist einer der erfolgreichsten Fondsmanager Brasiliens, sein Aktien­fonds gehört wertsteigerungsmässig momentan zu den Top-3. Mittlerweile kann er auf mehr als 15 Jahre Finanzmarkt­erfahrung zurückgreifen. Können Sie uns mehr zu GTI Investments sagen? GTI Investments ist ein unabhängiger Asset Manager, der sich seit Beginn seiner Tätigkeit auf den brasilianischen Aktienmarkt konzen­ triert. Das etablierte und renommierte Institut legt hohen Wert auf Transparenz und richtet bei der Titelauswahl den Fokus unter anderem auf eine überzeugende Corporate Governance.

Weiterführende Informationen sind zu finden unter: www.derinet.ch

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Investierbareswegelin & co. privatbankiers

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realwerte als strategische reserve WortePatrikrüthemann

Patrik Rüthemann ist Teilhaber und Leiter Produkte & Handel bei Wegelin & Co. Privatbankiers.

Das globale Anlagegeschehen konfrontiert sowohl den privaten als auch den institutionellen Investor immer wieder mit neuen Herausforderungen. Dies dürfte trotz fiskalischen und monetären Stimulierungsprogrammen auch zukünftig so sein. Vor diesem Hintergrund ist es nicht zwingend gegeben, dass Nominalwertanlagen «sicher» sind. Eine langfristige Vermögens- und Kaukrafterhaltung ist aber mit Wegelin Realo® dennoch möglich.

I

n der vergangenen Dekade wurden die Nerven der Anleger mehr als einmal auf eine harte Probe gestellt. Nie je­ doch waren die Preisschwankungen drama­ tischer als auf dem Höhepunkt der Finanz­ krise zwischen September 2008 und März 2009. In­stinktiv drehten etliche Investoren den risiko­behafteten Anlagen den Rücken zu und suchten Zuflucht in Nominalwert­ anlagen wie Cash oder Staatsanleihen. Diese Fluchtbewegung löste eine markante relative Preisverschiebung aus. Realwerte wie Aktien oder Rohstoffe büssten deutlich an Wert ein, während die Nominalwertanlagen wertmäs­ sig sogar noch zulegen konnten. Mögliche Geldwertinstabilitäten Dank ausserordentlicher wirtschaftspolitischer Massnahmen gelang es 2009, die Lage an den Finanzmärkten zu stabilisieren. Diverse No­ tenbanken senkten die Zinsen nicht nur auf ein rekordtiefes Niveau, sie bedienten sich zudem neuer geldpolitischer Massnahmen wie der quantitativen Lockerung. Aus fiskal­ politischer Sicht wurde die Wirtschaft mit zahlreichen Stimulierungsprogrammen ge­ stützt. Trotz zwischenzeitlicher Beruhigung sind die langfristigen Folgen der Krise nach wie vor schwer abschätzbar. Die beispiel­ losen fiskalischen und monetären Stimulie­ rungsprogramme bergen nämlich ein hohes «Sucht­potenzial». Wann ist die Wirtschaft tatsächlich stark genug für eine Abkehr von der expansiven Politik? Gelingt das Experi­ ment der quantitativen Lockerung? Aus Anlegersicht stellt sich deshalb die Frage, ob die Nominalwertanlagen tatsäch­ lich der sichere Hafen sind, der sie zu sein scheinen. Sicherheit wird gemeinhin mit ge­ ringen Wertschwankungen assoziiert. Dies bieten die Nominalwertanlagen, allerdings nur unter der Voraussetzung der Geldwert­ stabilität. Das Risiko dieser Anlagen heisst monetäre Entwertung, sei es schleichend

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durch Inflation oder abrupt durch den Zu­ sammenbruch einzelner Währungen. Wer sich zum Beispiel 2008 in Island nur auf Bar­ geld und eigene Staatsanleihen verliess, ge­ noss zwar vorerst den Vorteil tiefer Wert­ schwankungen gemessen in Kronen, verlor aber letztlich wegen des Währungskollapses und der Bonitätsverschlechterung dennoch einen Grossteil seiner realen Kaufkraft. In Anbetracht der lockeren Geldpolitik und der sich markant verschlechternden Verfassung der ohne­h in schon angeschlagenen Staats­ haushalte kann die Geldwertstabilität derzeit nicht vor­ausgesetzt werden. Wegelin Realo® - die Möglichkeit Ein Blick in die Wirtschaftsgeschichte zeigt zudem, dass Krisen in der Vergangenheit jeweils ge­ häuft vorkamen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der grössten Bankenkrise der letzten 80 Jahre weitere Notlagen – wie etwa Währungs­ krisen, Inflation oder Staatsbankrotte – fol­ gen könnten, darf deshalb nicht unterschätzt werden. Die Schuldenkrise in Süd­europa und die Turbulenzen im internationalen Wäh­ rungsgefüge sind Warnsignale genug. Wie soll man mit diesem Szenario, mit dem ein bestimmtes Restrisiko einhergeht und das in seiner Wirkung verheerende finanzielle Fol­ gen hätte, umgehen? Unsere Empfehlung lautet, die vermeintliche Sicherheit von No­ minalwertanlagen gegen die explizite Unsi­ cherheit von Realwerten einzutauschen. Die Bildung einer strategischen Notreserve, deren Anlagen nicht ausschliesslich auf die Wert­ haltigkeit von Geld angewiesen sind, befreit die Gedanken für den Rest der Vermögens­ allokation. Diesen Notvorrat nennen wir Wegelin Realo® und bieten ihn seit März 2009 als Portfolio und seit Mai 2010 als klassischen Anlagefonds an. Primäres Ziel der WegelinRealo®-Strategie ist die langfristige Vermö­ genserhaltung sowie die Bewahrung der re­ alen Kaufkraft. Der Fokus liegt auf Anlagen mit Realwertcharakter wie physischem Gold und Beteiligungspapieren. Das Edelmetall ist nicht «inflationierbar» und dem Zugriff der Politik weitgehend entzogen. In Anbe­ tracht der steigenden Papiergeldunsicherheit und der Schuldenspirale, in der sich derzeit viele Staaten befinden, dürfte die Goldnach­ frage weiter zunehmen. Bei der Aktienselek­ tion spielen Stichworte wie Pricing Power, geringe Schuldenlast und starke Cashflows eine wichtige Rolle. Um die Diversifikation sicher zu stellen, gelangen ausserdem Wäh­ rungsreserven zum Einsatz. Dabei werden insbesondere Länder berücksichtigt, die sich durch Rohstoffreichtum oder stabile Funda­ mentaldaten auszeichnen. Obwohl der Preis der gewählten Anlagen, gemessen in einer bestimmten Referenzwährung, erheblichen Schwankungen unterworfen ist, bieten sie ei­ nen besseren Schutz gegen Inflationsrisiken und Währungsturbulenzen als vermeintlich sichere Nominalwertanlagen mit geringeren Kursbewegungen.


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Nachgefragtcyrilschicker

PUNKTmagazin Was genau versteht man unter Realwertcharakter, Herr Rüthemann? Patrik Rüthemann Realwerte sind Anlagen, die nicht ausschliesslich auf die Werthaltigkeit von Papiergeld angewiesen sind. Eine Obligation zum Beispiel ist ein nominelles Zahlungsversprechen in einer bestimmten Währung. Verliert diese Währung an Kaufkraft, mindert sich der Wert der Anlage. Keimt Inflation auf, verliert der Obligationär ebenfalls. Eine typische Anlage mit Realwertcharakter sind Aktien. Sie bieten eine Beteiligung an der realen Wertschöpfung einer Unternehmung. In einem inflationären Umfeld wird auch der Aktienkurs leiden. Unternehmungen haben jedoch die Chance, auf die veränderten Rahmenbedingungen zu reagieren. Insofern ist die Beteiligung an realen Projekten ein flexibleres Instrument mit dem Nachteil höherer Wertschwankungen. Gold kann als Sachwährung mit Realwertcharakter angesehen werden. Das Edelmetall ist begrenzt, beständig und eignet sich als Zahlungsmittel. Klassische Realwerte sind auch Rohstoffe oder Immobilien. Letztere sind nicht Bestandteil des Portfolios, weil die Möglichkeit der unmittelbaren Investition innerhalb eines Wertschriftenportfolios nur beschränkt gegeben ist und viele Anleger ohnehin schon direkten Immobilienbesitz in ihrem Vermögen halten. Das Spiel mit den Währungen ist nicht ohne Risiko. Inwiefern sind Realwerte sicherer als Nominalwerte? Realwerte bieten einen besseren Schutz gegen einen Verlust an Geldwertstabilität, egal ob dieser durch einen plötzlichen Zerfall der Währung oder schleichend durch Inflation entsteht. Dieser Schutz bezieht sich nicht auf den nominalen Wert der Anlagen, sondern auf die Kaufkraft dieser Vermögenswerte. Wichtig ist an dieser Stelle der Hinweis, dass Währungen nicht zu den Realwerten zählen. Sie sind aus Diversifikationsüberlegungen Bestandteil der WegelinRealo®-Strategie. Aufgrund der breiten Abstützung sollen sie Schutz bieten bei Turbulenzen im Währungssystem.

ben die Wegelin-Realo®-Strategie für das vergangene Jahrzehnt zurückgerechnet. Über Sinn und Unsinn von Backtestings kann man sich lange unterhalten. Im konkreten Fall wollten wir darauf hinweisen, dass die Wertentwicklung der Anlagen, gemessen in einer bestimmten Referenzwährung, erheblichen Schwankungen unterworfen ist. Wir sind davon überzeugt, dass sich die reale Kaufkraft mit diesem Mix in der langen Frist besser bewahren lässt als mit Nominalwerten. Obwohl sie aus dieser Optik Schutz bieten, ist der Hinweis auf die Wertschwankungen sehr wichtig. Anhand eines historischen Charts lassen sich diese Schwankungen am besten visualisieren.

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In welchen Währungen wird Wegelin Realo® angeboten? Der Wert der Anlagen des Fonds wird bisher in Franken gemessen. In Zukunft sind auch ­Euro- oder Dollar-Klassen denkbar. Entscheidend ist jedoch, dass der Anlagemix derselbe bleibt, unabhängig von der Buchhaltungswährung des Fonds. Welcher Anlegertyp eignet sich dafür und wie gross sollte die maximale Depotposition sein? Wegelin Realo® ist als strategische Reserve in Ergänzung zu bestehenden Anlagen gedacht. Wir haben gerade die schwerste Finanzkrise der letzten 80 Jahre hinter uns, die wirtschaftspolitische Herausforderungen in ungeahntem Ausmass mit sich bringt. Geldwertstabilität sollte vor diesem Hintergrund nicht als gegeben hingenommen werden. Ein Notvorrat, mehrheitlich bestehend aus Anlagen mit Real­wertcharakter, ist für jedermann geeignet. Die Bestimmung der Positions­ grösse kann nicht unabhängig von der Analyse der Situation des Anlegers und dem Mix der restlichen Anlagen bestimmt werden.

Weiterführende Informationen sind zu finden unter: www.wegelin.ch

Welchen Währungen attestieren sie ein grosses Kurspotenzial und welche sehen sie eher als negativbehaftet? Mit der Wegelin-Realo®-Strategie verfolgen wir nur ein Ziel: den langfristigen Erhalt der realen Kaufkraft. Kurzfristige Renditeüberlegungen spielen im Konzept keine Rolle. Bei den Währungsreserven ist die Diversifikation oberstes Gebot. Es wird deshalb in einen breiten Basket verschiedener Währungen investiert. Wegelin Realo® ist noch ganz jung. Dem Fact­sheet kann man die Wertentwicklung seit 1999 entnehmen. Wie sinnvoll ist dieses sogenannte Backtesting und wie geht es vonstatten? Die Strategie existiert seit März 2009 in Mandatsform und tatsächlich erst seit Mai 2010 als Anlagefonds nach Schweizer Recht. Wir haPunktmagazinN°27Konsum



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JeanChristophe Babin Beständig & Erfolgreich

WorteCyrilSchickerIllustrationBorisGassmann

Mit der Uhrenmanufaktur TAG Heuer, dem Luxusgüterkonzern LVMH zugehörig, geht eine 150-jährige Firmenhistorie einher. Antiquiert scheint aber nichts zu sein, Innovation dafür der stete Wegbereiter. Jean-Christophe Babin, seit nunmehr zehn Jahren amtierender Präsident und CEO, lässt einblicken in die Welt des (Uhren-)Luxus, des Glamours und des Sports. Eine Tour d’horizon, die von Sponsoring, Kulturschocks und Konkurrenten über Markteroberungs‑ feldzüge, Wachstumszahlen und Evastöchtern hin zu Persönlichem sowie Trendausblicken geht.

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as Luxussegment schien lange Zeit immun gegen die Weltwirtschaftsflaute zu sein. Doch diese Auffassung gilt mittlerweile als obsolet oder besser gesagt einfach nur als falsch. Zwar hat sich die Branche im Vergleich zu manch anderer Branche überdurchschnittlich erholt und wird zuweilen wieder über den grünen Klee gelobt, ist aber mehr oder minder schutzlos bei ökonomischen Dürreperioden. Der auf dem Globalparkett wohl dominanteste Luxusgüterkonzern, LVMH, das von den Buchstaben her etwas herumgewirbelte Akronym für Moët Hennessy Louis Vuitton, bildet da keine Ausnahme. Nicht ausnahmslos, dafür aber wohl beispiellos sind allerdings die unzähligen, zuweilen sexy anmutenden Brands, die das in Paris angesiedelte Konglomerat beherbergt. Wie sonst vielerorts ist hier der Name nicht (nur) Programm. Denn nebst Moët & Chandon, Hennessy und Louis Vuitton gehören unter anderem Marc Jacobs, Givenchy, Dom Pérignon, Zenith und TAG Heuer dazu. Pitt, DiCaprio, Sharapova, Hamilton ... Letzterer wurde 1999 «annektiert» und gilt seither als einer der wichtigeren Konzernpfeiler. Das ist nicht ohne, immerhin hat LVMH im ersten Halbjahr 2010 über zwölf Milliarden Franken erwirtschaftet, was gegenüber dem Vorjahreszeitraum einer Steigerung von 16 Prozent gleichkommt. Zwar hat sich im zweiten Quartal die Umsatzentwicklung der «Division Watches» im Vergleich zum ersten Quartal etwas abgeschwächt, doch der Anstieg von 16 Prozent (deren 32 waren es im ersten Quartal) lässt sich durchaus sehen. TAG Heuer hat seinen Sitz, wie es sich für ein 150-jähriges Traditionsunternehmen gehört, noch immer im ursprünglichen Wirtschaftsstandort im Juragebiet. Die Schweiz als Hochburg von Luxus­ uhren. Dieser Stereotyp – ob berechtigt oder nicht – schreit geradezu nach der Frage, was denn Mutter Helvetia in der Moderne als optimaler Produktionsstandort ausmache. «Die Schweiz offeriert überdurchschnittliche Entwicklungs- und Konstruktionsmöglich­ keiten. Es ist enorm viel Expertise vorhanden», so Jean-Christophe Babin im Gespräch mit PUNKTmagazin. Er schneidet verbal das Thema Konkurrenzstandorte an. Als ärgste Konkurrenten sieht er sowohl Russland als auch China. Das Reich der Mitte gehört gleichzeitig zum anvisierten Zielmarkt, der bislang noch nicht im erwünschten Masse erobert worden ist. Um China scheint man wahrhaftig nicht herum zu kommen, möchte man – weiterhin – zukunftsträchtig sein. Babins Erklärung: «Bald wird China der grösste Uhrenabsatzmarkt sein. Um dort erfolgreich Fuss zu fassen, haben wir längst die nötigen Schritte eingeleitet. Konkret haben wir gewisse Modelle massgeschneidert und produkt- wie firmenseitig entsprechende Kampagnen lanciert. Mit dieser Strategie sind wir zuversichtlich.» Als möchte er der nächsten

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«Vertraglich halten wir immer fest, dass jeder Partner mit dem Kreativprozess verschachtelt ist. Dies kann die Ästhetik betreffen oder die Uhrfunktionen. Eine aktive Beteiligung setzen wir zwingend voraus, mit dem Ziel der absoluten Qualitäts- und Leistungssteigerung.»

Frage ausweichen, bietet er ein antworttechnisches Zusatzschmankerl: «China sollte eigentlich heute schon so gross sein wie die derzeit weltweit führenden Luxusmärkte USA, Japan und die Eurozone. Viele unserer Mitbewerber sind dort schon seit über 15 Jahren präsent, wir erst seit einiger Zeit. Das gibt uns eine fantastische Möglichkeit, in Bezug auf Absatz und Bekanntheit äusserst stark zu wachsen.» Wachsen tut auch die Anzahl der Markenbotschafter, TAG Heuer ist bekannt für deren Vielfalt. Und in China wird gezielt auf den (noch nicht) geläuterten Tiger Woods gesetzt. Babin spricht übrigens nicht von Botschaftern, sondern von Partnern. Als solche amte(-te)n unter anderem Jo Siffert, Leonardo DiCaprio, Lewis Hamilton, Maria Sharapova, Brad Pitt, Steve McQueen, Shah Rukh Khan, Jenson Button und Karun Chandhok. Des Präsidenten Liebling Allesamt stehen weltweit hoch im Kurs, weshalb halten sie gerade am Golfwunder fest? Er dazu: «In Chi-

na ist Tiger Woods noch immer ein absoluter Superstar, der die Massen mobilisiert. Die Zusammenarbeit besteht seit 2002, sie war stets professionell und ergiebig. In der Zukunft dürfte das nicht anders sein.» Bleiben wir beim Thema. Wie schafft man es überhaupt, so viel Glamour ins (Haus-)Boot zu holen und was muss ein Botschafter mitbringen, um trocken ins Boot zu kommen? «Unsere Marke ist Sinnbild für Pionier­arbeit. Diese wiederum ist hauptsächlich von Werten aus der Welt des Sports inspiriert. Wichtig sind für uns demnach Performance und Präzision, aber ebenso Glamour. Unsere Partner stehen nicht nur für diese Werte ein, sie versprühen diese förmlich», so der fünffache Familienvater. Quasi unter den Fittichen von Tiger Woods wurde die «erste professionelle Golfuhr» kreiert und 2004 lanciert. Diese Art von Kollaboration verlangt nach der Frage, wie sehr sich ein Ambassador in die Entwicklungsphase eingibt oder eingeben dürfe. Das TAG-Heuer-Oberhaupt führt aus: «Vor der jeweiligen Werbung kommt das Produkt. Vertraglich halten wir immer fest, dass jeder Partner mit dem Kreativprozess verschachtelt ist. Dies kann die Ästhetik betreffen oder die Uhrfunktionen. Eine aktive Beteiligung setzen wir zwingend voraus, mit dem Ziel der absoluten Qualitäts- und Leistungssteigerung.» Dieses Ziel ist ehrenvoll und für den Erfolg unabdingbar. In Kombination mit weiteren (Schlag-)Wörtern wie Qualität und Innovation, die man dem Internetauftritt der Firma entnehmen kann, wird es allerdings fast schon kitschig. Wir sind demnach so frei, reiben uns den Sand aus den Augen und machen die Probe aufs Exempel. Qualität hat auch viel mit Sicherheit zu tun. So fragen wir uns, ob es in der Firmenhistorie schon einmal Rückrufaktionen gegeben hat und überdies nimmt uns wunder, ob und wie die Nachfolge, das sogenannte Business Continuity Management (auch eine Form von Sicherheit), geregelt ist. Der langjährige CEO geht nicht auf die Frage ein, kommt immerhin auf die produkttechnische Lebensdauer zu sprechen: «Unsere Modelle sind extrem zuverlässig und resistent – und das lebenslang.» Nun gut und apropos Modelle, welches ist ihr absoluter Favorit und wie viele Uhren haben sich inzwischen angehäuft? «Mein ‹Liebling› ist der Chronograph Carrera 1887.» Babin ergänzt: «Die genaue Anzahl Uhren kann ich ihnen nicht sagen. Nicht weil ich nicht will, sondern weil ich es nicht weiss. Da ich aber jedes einzelne lancierte Modell teste, füllt sich mein Safe laufend.» WWF – Weiblich, Wachsend, Florierend Auch wenn wir gerne in den Safe reingelugt hätten, gucken wir lieber durch die Stück­ verkaufszahlenbrille. Welches Modell ist der absolute Absatzkönig und welches hat sich als Hinkebein entpuppt? «Schweizweit ist die Carrera sicherlich am beliebtesten», beantwortet der gebürtige Franzose etwas gar einseitig. Legen wir also diese Brille weg und ¬


Bild 01: Hollywood-Star Leonardo DiCaprio händeschüttelnd mit Jean-Christophe Babin. DiCaprio gehört zu Babins Lieblingsschauspielern. Bild 02: Das Triumvirat Heuer, Hamilton, Babin. Was genau Lewis Hamilton und JeanChristophe Babin diskutieren, ist unklar, aber für Jack Heuer offensichtlich spannend.

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Das Modell Monaco V4 besitzt eine von Fahrzeug­motoren inspirierte Architektur. Der «Zytmesser» kostet rund 100 000 Franken.

Das zweite Jahr in Folge wuchs das Expor tvolumen der Schweizer Uhrenindus trie um

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setzen uns diejenige auf, die uns den typischen TAG-Heuer-Kunden am schärfsten vor Augen führt: «Das sind jene, die vorwärts­ gerichtet sind und mit Freude der Zukunft entgegenschauen. Unsere Klientel zeigt gerne, dass sie jeweils einen Schritt voraus ist, sie verfügt über einen ‹pioneering spirit›.» Aus dem monetären Blickwinkel betrachtet lässt sich der typische TAG-Heuer-Sympathisant nur schwer eingrenzen, reicht doch die Preisspanne von knapp 1000 Franken (das erste Formula-1-Modell) bis 100 000 Franken (Monaco V4). Laut Babin beträfen aber 90 Prozent der Retailverkäufe Uhren zwischen 1000 Franken und 5000 Franken. In dieser Spannweite seien sie weltweiter Marktdominator, darauf würden sie sich denn auch hauptsächlich fokussieren. In den zukunftsgerichteten Fokus gehörten unter anderem die Frauen. Zwar wirkten bereits Uma Thurman, Suzann Petterson und Maria Sharapova als Botschafter­ innen, bislang hätten sie diesbezüglich dennoch wenig unternommen. Das Potenzial sei allerdings riesig. Entsprechend dürfe man auch ein proaktives Verhalten seitens TAG Heuer erwarten, damit der Bereich «Women’s Collection» sich adäquat entwickeln und wachsen könne: «Die Frau steht in der Prioritätenliste für 2011 ganz oben.» In Bezug auf mitarbeitende Evastöchter ist die Uhrenmanufaktur jetzt schon löblich, 316 Damen stehen 163 Männern gegenüber. Wie hoch die Fluktuationsrate ist, sei vertraulich und auch die Durchmischung im Management ist nicht bekannt. Innovativ, qualitativ, beständig Bekannt macht uns der gewiefte Manager dafür mit der momentanen Situation der Uhren­ industrie. Und um diese ist es alles andere als schlecht bestellt: «Das zweite Mal in Folge hat das hiesige Exportwachstum mit einer 30-Prozent-Steigerung für Freude gesorgt. Der Wert der ausgeführten Uhren betrug alleine im Juni 2010 1,4 Milliarden Franken. Gegenüber dem Juni des Vorjahres kommt dies einer Steigerung von 35 Prozent gleich. Das Wertetotal der ersten Jahreshälfte 2010 beträgt 7,3 Milliarden Franken. Das sind knapp 20 Prozent mehr als in der Vergleichsperiode 2009. Wir befinden uns damit ungefähr auf dem Level von 2007.» Diesen steilen Wachstumspfad in Zukunft im gleichen Tempo hinaufzusteigen, kommt fast schon einer Herkulesaufgabe gleich. Jean-Christophe Babin pflichtet dem bei, sieht aber dessen ungeachtet eine gedeihliche Zukunft vor sich: «Die Schweizer Uhrenbranche war meiner Auffassung nach in den vergangenen Jahren noch nie so innovativ, qualitativ hochstehend und beständig wie heute. Wir verfügen über ein beispielloses Knowhow. Wir arbeiten äusserst präzis und wir haben die Schweiz als weltweit angesehene Marke im Rücken. Das Schweizerkreuz in Kombination mit unseren Uhrenkostbarkeiten ist ein Synonym oder besser gesagt eine

Garantie für lebenslange Produkthaltbarkeit. Das stärkt nicht nur, sondern motiviert auch. Überdies ist diese Kraft nicht selbstverständlich.» Design- und Technologiespagat Sowohl die ausgelebte Konsumfreude als auch die steigende Kaufkraft aufstrebender Nationen ­(Indien, China und viele Schwellenländer) sind sicherlich ebenfalls als Trumpf-As anzusehen respektive dem Geschäftsgang förderlich. Erwähnenswert sei darüber hinaus, so der TAG-Heuer-Geschäftsführer, die Kraft, die von der hauseigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung (Research & Development, R&D) ausgehe. Alleine in der Schweiz seien 25 Personen in diesem Bereich angestellt – und längst nicht nur Uhrenmacher. Mitwirkend seien Elektro-Ingenieure und solche, die sich auf Feinstmechanik spezialisiert haben. Hinsichtlich R&D stolpert man unweigerlich über Wörter wie «Kraftübertragung» und «Gangregulierung». Was wohl damit gemeint ist? Babin lässt einblicken: «Der Kunde sucht beim Uhrenkauf meistens nach der richtigen Balance zwischen Design und Technologie. Nehmen wir zum Beispiel unser neustes Modell der Carrera 1887, deren elegantes historisches Design das neuste Carrera-Uhrwerk beherbergt. Es ist ein zeitgemässer Chronograph mit Säulenrad und Schwingantrieb. Von der Mache her ist es eine grossartige Uhr, bei der Prestige und Performance einhergehen.» So weit so gut, lassen wir uns nicht von zu viel Prestige oder von vielversprechenden Chancen blenden. Stellen wir uns den Gefahren. Wie sieht es da aus, Herr Babin? «Als permanentes Risiko für unseren Geschäftsgang ist sicherlich die wachsende Konkurrenz, damit sind auch ausländische Uhrenhersteller gemeint, anzusehen. Sie verwässern einerseits das Marktangebot und drücken anderseits die Marge. Aber damit sind wir schliesslich ja alle konfrontiert. Ein weiteres Risiko sehe ich im immer stärker werdenden Segment der Mobilfunktelefonie. Für viele Leute ist das Mobile heutzutage gleichzeitig Gesprächsmöglichkeit und Uhr.» Es bleibt abzuwarten, was das mobile Telefon auf längere Sicht hinaus alles sein wird. Egal, ob es sich dann etwa zu einem Schiffsdampfer umfunktionieren lässt oder nicht, die Uhr ist und bleibt ein Statussymbol, ein Schmuckstück, ein Prestigeobjekt. Babin dazu abschliessend: «Ich bin überzeugt, dass die Uhr etwas von den wenigen persönlichen Dingen ist, womit sich der Mensch verbunden fühlt, sprich, worüber er sich stark identifiziert. Das Handwerk, die Leistungsfähigkeit, die Langlebigkeit und der Style machen eine Uhr speziell. Das ist auch in Zukunft noch so.»

150 Jahre TAG Heuer in Buchform: http://150yearsbook.tagheuer.com


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Kreative Passion NachGefragtCyrilSchicker

PUNKTmagazin Welche Trends kristallisieren sich in der Uhrenwelt heraus? Jean-Christophe Babin Trends entwickeln sich ja immer relativ langsam. Es ging auch relativ lange bis man anfing, so wie heute akzeptiert, ein Modell länger zu tragen. Selbst bereits getragene Uhren, aus einer Erbschaft zum Beispiel, werden gerne präsentiert. Der Konsument assoziiert mit einer Uhr auch vermehrt Wert, Qualität und Design. Überdies entwickelt er eine immer höhere Preissensitivität. Davon abgesehen wird der Fokus verstärkt auf Zeitloses und Klassisches gelegt, ebenso auf «limited editions». Hoch im Kurs stehen ausserdem modernisierte Vintage-Modelle. Was sind die derzeitigen Hauptabsatzmärkte von TAG Heuer? Als drittgrösste Luxusuhrenmarke sind wir allgemein betrachtet überall gut positioniert.

Am besten aber stehen wir in den USA, Grossbritannien, Singapur und Japan da. Nebst Uhren werden Mobiles und sogenannte Eyewear angeboten. Diversifikationsgrund? Wir sehen das nicht als Diversifikation. Beide Produktsegmente beinhalten den gewünschten Spirit TAG Heuers und führen quasi das Erbgut weiter. Für uns ist die Vergrösserung der Produktpalette einfach ein logischer Schritt. Der Erfolg, dieser spiegelt sich mitunter in den positiven Kundenresonanzen, gibt uns Recht. Zahlen dazu verrate ich aber nicht. Wie unterscheidet sich TAG Heuer von den Mitstreitern? Albert Einstein sagte einst, dass wenn eine Idee anfangs nicht absurd sei, dafür absolut keine Hoffnung bestünde. Unser «Design-Lab» hat sich das zu Herzen genommen. Wir überwinden Grenzen, brechen mit Konventionen und streben stets nach Innovationen. Der Erfolg basiert nicht auf den glamourösen Botschaftern. Wir beschäftigen die besten Uhr­macher und Ingenieure, wir haben uns dem Qualitäts- und Servicegedanken verpflichtet. State of the art ist für uns keine Unbekannte. Wie wohlig ist der Schoss von LVMH für TAG Heuer?

Diese zwei Häuser sind zwar völlig unterschiedlich, doch solange gegenseitig Unternehmenskultur wie auch -philosophie respektiert werden, geht das ganz gut. Und so ist es auch. Seit der Verschmelzung gehen wir den Geschäftsweg dennoch gemeinsam und nach dem Leitsatz «Kreative Passion». Dieser hat sich über die Jahre hinweg als Schlüsselfaktor entpuppt. Welche Vorteile haben sich durch den Schulterschluss ergeben? Als eigenständige Firma war bislang der ­geschichtliche Hintergrund nicht so wichtig, mit LVMH als Mutter hat sich das geändert. Sowohl die Historie als auch die reichlich angesammelten Errungenschaften werden wenn immer möglich nach Aussen getragen. LVMH hat viel Erfahrung im Umgang mit etablierten Marken, das kommt uns völlig unterschiedlich zu Gute. Wem rapportieren Sie? Das ist Philippe Pascal, seines Zeichens Chef der LVMH-Sparte Uhren und Schmuck. Das Bolidenspektakel gehört zu TAG Heuer wie die Butter aufs Brot. Wo ist die Konkurrenz? Wir sind «sportlich» präsent in den Bereichen Golf und Tennis. Wie sie angetönt haben, sind wir aber schon fast omnipräsent im Mo- ¬ PunktmagazinN°27Konsum


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spiriert ist, mit der höchste technologische Qualität und Designansprüche einhergehen.

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torsport. Dem Sport haben wir viel zu verdanken. Die Konkurrenz versucht es immer wieder, ein Teil des Motorsportkuchens zu erhaschen, doch wir sind seit nunmehr 100 Jahren eng damit verbunden. Da bleiben für andere oft nur Krümel. Welcher Sportart kehren Sie liebend gerne den Rücken zu? Mit den jetzigen Verpflichtungen sind wir absolut zufrieden. Zu viele Sportarten machen das Ganze sowieso zu kompliziert. Wir möchten uns auf wenige fokussieren. Was nie in Frage käme, das ist beispielsweise der Fussball. Dieser reflektiert einfach nicht unsere Philosophie oder unsere DNA, die von Sportarten in­

Sie arbeiteten zuerst bei der Henkel Gruppe, jetzt seit nunmehr zehn Jahren bei TAG Heuer. Erlebten sie einen Kulturschock? Ich hatte schon immer ein Uhrenfaible. TAG Heuer war sogar meine Lieblingsuhrenmarke. Dies vor allem, weil sie für mich einmalig Innovation, Tradition und Modernität kombiniert. Ein Unternehmen, das an und für sich schon stark ist, trotzdem aber die Möglichkeit hat, überdurchschnittlich zu wachsen, hat mich stark gereizt. Und ja, die zwei Firmen könnten unterschiedlicher nicht sein. Die eine offeriert emotionsgeladene Statussymbole, die andere bietet Alltagsprodukte an, deren Absatzstärke sich über Preis und Funktionalität definiert. Welche Uhrenmarke täten Sie nimmer kaufen geschweige denn tragen? Da bin ich so frei und setze den mir fiktiv ­zugesprochenen Joker ein.

150 Tage im Jahr geschäftlich unterwegs bin. Aber es ist so. Meine letzten Aufenthalte waren Santo Domingo, Kenia und Tunesien. Nebst Familie und Reisen geniesse ich es gelegentlich, einen Formel-1-Wagen zu fahren. TAG Heuer unterhält eine «Rennschule» in Barcelona.

Hü oder Hott? Alain Silverstein oder Rado?

Alain Silverstein

Fleisch oder Fisch?

Fleisch Strukturierte Produkte oder traditionelle Fonds?

Strukturierte Produkte Ungeduldig sein oder Perfektionist?

Perfektionist Tageszeitung oder Magazin?

Tageszeitung Stadt oder Land?

Stadt China oder USA?

Der Joker ist weg. Grund genug, um Privates anzusprechen. Kinder? Hobbys? Zivilstand? Kinder habe ich fünf und verheiratet bin ich auch. Meine Familie ist gleichzeitig mein Hobby. Wenn es meine sonstige Freizeit zulässt, dann reise ich gerne. Das mag sich komisch anhören, wenn man bedenkt, dass ich mehr als

China Haus oder Wohnung?

Haus Tennis oder Golf?

Tennis Fledermaus oder Maus?

Fledermaus

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www.lyxoretf.ch info@lyxoretf.ch + 41 (0) 58 272 33 44 Bloomberg L Y X O R < G O > Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen haben einen rein indikativen und informativen Charakter, dessen Sinn es einzig und allein ist, die Eckdaten des Fonds aufzulisten. Die Daten stellen in keiner Weise eine Verpflichtung oder ein Angebot seitens der Société Générale („SG“) und/oder Lyxor AM („Lyxor“) dar. Für die Zeichnung von Fondsanteilen ist ausschliesslich der offizielle Verkaufsprospekt massgebend. SG und Lyxor übernehmen keinerlei treuhänderische Verantwortung oder Haftung für finanzielle oder anderweitige Konsequenzen, die sich durch die Zeichnung oder den Erwerb des in dieser Anzeige beschriebenen Fonds ergeben. Der Anleger sollte sich einen eigenen Eindruck über die Risiken bilden und für zusätzliche Auskünfte in Bezug auf eine Zeichnung oder einen Erwerb einen professionellen Berater konsultieren. Vor allem sollte sich der Anleger bei Zeichnung und Kauf von Fondsanteilen bewusst sein, dass der Fonds Risiken beinhaltet und die Rückzahlung unter Umständen unter dem Wert des eingesetzten Kapitals liegen kann, im schlimmsten Fall kann es zu

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einem Totalverlust kommen. Die Fonds Lyxor ETF MSCI Europe Real Estate, Lyxor ETF MSCI USA Real Estate, Lyxor ETF MSCI AC Asia ex Japan Real Estate, Lyxor ETF MSCI World Real Estate sind zum öffentlichen Vertrieb in der Schweiz oder von der Schweiz aus im Sinne von Artikel 120 des Bundesgesetzes über die kollektiven Kapitalanlagen vom 23. Juni 2006 zugelassen. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht FINMA hat Société Générale, Zweigniederlassung Zürich, als Vertreter und als Zahlstelle des Fonds in der Schweiz bewilligt. Der entsprechende Prospekt, Statuten, Jahres- und Halbjahresberichte des Fonds, sowie die Aufstellung der Käufe und Verkäufe, welche die Fondsleitung im Berichtsjahr für Rechnung des Fonds abgeschlossen hat, können mittels einfacher Anfrage kostenlos beim Vertreter in der Schweiz (Société Générale, Zweigniederlassung Zürich, Talacker 50, Zürich, Schweiz) bezogen werden. Die Verkaufsprospekte können unter www.lyxoretf.ch heruntergeladen werden.

04.06.2010 13:00:28


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Stephan Leser CEO Kuoni Schweiz

Thomas Härter Leiter Investment Research Swisscanto

Elisabeth Dalucas CEO KKL Luzern

Moshe Rappoport Executive Technology Briefer IBM

das verbale experten-dinner WortCyrilSchickerillustrationIanDavidMarsden

In unserem Alltag schälen sich immer wieder Konsumgepflogenheiten heraus, die sich auf Reisetechnisches, Technologisches, Kulturelles und Finanzielles beziehen. Vier gewichtige Exponenten dieser Branchen zeigen sich offen und sind willens, ihre Bauchläden voll mit Expertisen, Anekdoten, Einschätzungen und Ausblicken zu öffnen. Reingreifen lohnt sich!

W

er gerne reist, wer mindestens einmal in seinem Leben über das Finanzparkett – aus welchem Grund auch immer – tänzelt, wer nichts gegen das Kulturelle einzuwenden hat und auch keinen Stich im Herzen verspürt, wenn es um Technologie mit Fokus Einzelhandel geht, der soll sich nach vorne lehnen und weiter lesen. PUNKTmagazin hat einen imaginären Roundtable kreiert und spannendste Exponenten aus eben diesen Bereichen «an einen Tisch» gesetzt. Es wurde jedoch weder gespielt noch gegessen und nur ansatz­weise getrunken. Vielmehr wurden dafür interessante Fakten, Aussichten und Einsichten feilgeboten. Stephan Leser, CEO Kuoni Schweiz, ­T homas Härter, Leiter Investment Research Swisscanto, Elisabeth Dalucas, CEO KKL Luzern sowie Moshe Rappoport, Executive Technology Briefer und Trendexperte am IBM-Forschungszentrum sei Dank. Doch lesen sie selbst, das Verbal-Dinner ist eröffnet ... Hochgefühle versus Enttäuschungen Herr Leser, die offiziellen Sommerferien sind langsam aber sicher vorüber. Grund genug, um ihnen als CEO eines der weltweit grössten Reiseanbieters den ersten Diskussionsbissen zu gewähren. Was alles kann die Beliebtheit des Reisens beeinträchtigen? «Die Aktualität spielt eine wesentliche Rolle. Das beginnt ganz banal beim Wetter und endet beispielsweise bei politischen Unruhen an einer Feriendestination. Gerade im ersten Halbjahr 2010 stand die Reisebranche erneut vor einigen Herausforderungen. Ich denke dabei an den Vulkanausbruch im April oder die Unruhen in Bang-

kok, aber auch an die Ausschreitungen in Athen, die Euro-Krise, die Fussball-Weltmeisterschaft, die regnerischen Monate Mai und Juni.» Urlaub ist stark mit Emotionen verschachtelt, Hochgefühle sind vorprogrammiert, doch auch mögliche Enttäuschungen nicht weit entfernt. Wie wird sichergestellt, dass sich dieses ungleiche Duo nicht die Waagschale hält? «Zwei unserer Kernwerte, Authentizität und Passion, sorgen für eine hochstehende Qualität und professionellen Service. Je besser die Ferienbedürfnisse der Kunden erfasst und in Reisen übersetzt wurden, desto grösser ist die Chance auf ‹schönste Momente› in den Ferien. Kundenerwartungen sollen realistisch sein, sodass wir diese auch übertreffen können. Wir kennen dazu eine Qualitätssicherung, die von der Beratung bis hin zur Destination geht.» Qualität und Sicherheit gehen quasi Hand in Hand. Herr Rappoport, sie als Experte für Technologietrends am IBM Forschungszentrum, wie bewerten sie die Abhängigkeit des Menschen gegenüber der Technologie? Ist diese Unfreiheit Fluch oder Segen? «Dank Technologie-­Innovationen hat sich beispielsweise die Versorgung im Gesundheitswesen oder die Lebensmittelsicherheit verbessert, doch mit all den dafür notwendigen Systemen, Services und Prozessen geht eine steigende Komplexität einher. Eine weitere Herausforderung stellen die gewaltigen Datenmengen dar. Der Datenanalytik und dem Informationsmanagement gebührt deshalb ein grosses Augenmerk. Diese Technologien werden entscheidend dazu beitragen, unsere Infrastrukturen und Systeme effizienter und nachhaltiger zu betreiben. Unsere diesbezügliche Vision heisst ‹Smarter Planet›.» Waste Management, Cleantech, Supply ... Welche der Umwelt zuträglichen, technologischen Innovationen – Stichwort Cleantech – sind bezüglich Nachhaltigkeit erwähnenswert? «Cleantech macht langfristig absolut Sinn, ist kurzfristig aber häufig noch sehr kapitalintensiv. Dessen ungeachtet muss das ökologische Denken vom sozialen Standpunkt her betrachtet gleich zu Beginn eines Innovationsprozesses eingebracht werden. Im Einzelhandelsgeschäft ist man immer unter Druck, Produkte anzubieten, die dem ökologischen Zeitgeist ¬ PunktmagazinN°27Konsum


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entsprechen, ohne dass dabei deren Kostenspirale in sphärische Höhen geschraubt wird. Wir versuchen mit verschiedensten Projekten, ‹grüne› Innovationen im Handel mitzugestalten, dazu gehört unter anderem die Optimierung von Lieferketten. Dies beginnt bei kürzeren Transportwegen der Güter, führt über das Minimieren des Abfalls und geht hin zum Bauen von energiesparenden Verkaufsläden.» Apropos Abfallminimierung, auch in der Finanzwelt ist Waste Management kein unbeschriebenes Blatt. Rendite schaufeln aus der Mülltonne quasi. Herr Härter, uns interessiert an dieser Stelle nicht konkret die Abfallbewirtschaftung, sondern Nachhaltigkeit im Generellen. Das Haus Swisscanto hat sich Sustainability längst schon auf die Fahne geschrieben. Was hat sich hierbei im Vergleich zu früher geändert? «Die Käufer haben sich zu mündigen Konsumenten entwickelt, die ökologische und soziale Anforderungen an die Waren und an die Produzenten selber stellen. Dabei werden sie auch von der Politik unterstützt. Mit dem Ziel, nachfolgenden Generationen Natur und Umwelt zu erhalten, hat sich vor allem bei erneuerbaren Energien ­Gewaltiges bewegt. Die Europäische Union hat mit der Schnürung des Energie- und Klimapolitik-Pakets beschlossen, dass bis 2020 der Gesamtanteil der erneuerbaren Energie auf 20 Prozent steigen soll.» Erhöhte Preissensibilität Welchen Energieträgern attestieren sie ein überdurchschnittliches Wachstum? «Solar, Wind und Biomasse sind auf dem Vormarsch. Photovoltaik ist dabei die am stärksten wachsende Industrie. Es liegen Studien vor, dass sich der Solarmarkt 2010 gegenüber 2008 nahezu verdoppeln wird. Vor diesem Hintergrund sind wir sehr zuversichtlich, was Nachhaltigkeit angeht.» Nachhaltigkeit KonsumN°27Punktmagazin

hat auch mit Beständigkeit zu tun. Der weltweit operierende Managementberatungsdienstleister Accenture hat in einer neuen Studie zum Ausdruck gebracht, dass die Kundenloyalität stark strapaziert ist, sich eine höhere Preissensibilität herauskristallisiert hat und dass die Klientel immer öfter die Beziehungen wechselt. Der Wind scheint eisig zu blasen. Hat sich Swisscanto warm genug angezogen? Nein, andere Frage. Wie ist das aktuelle Konsumklima? «Aufgrund der langfristig schlechten Performance von Aktien herrscht eine gewisse Ernüchterung. Das letzte Wort ist jedoch noch nicht gesprochen. Es gibt starke empirische Evidenz einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit, dass auf schlechte Zehnjahresrenditen hohe Zehnjahresrenditen folgen. Wir wissen nur nicht wann. Viele Anleger legen nun mehr Wert auf Sicherheit und Werterhaltung. Die ‹Gier› nach möglichst hoher Rendite ist dagegen in den Hintergrund getreten. Dieses Phänomen beobachten wir über alle Generationen hinweg. Aufgrund des Lehman-Debakels herrscht zudem Ernüchterung bezüglich strukturierter Produkte. Was nützt ein konservatives Produkt mit Kapitalschutz, wenn die Gegenpartei ausfällt und trotz Kapitalschutz alles weg ist? Als ‹Nichtbank› und Anbieter traditioneller, stark regulierter und damit risikokontrollierter Investment-Fonds profitieren wir von den Schwierigkeiten des Markts für strukturierte Produkte.» Unabhängig des (zugegeben: vor einiger Zeit) wissenschaftlich bewiesenen Fakts, dass eine Vielzahl der traditionellen Anlagefonds es nicht schafft, nach Kosten die jeweilige Benchmark zu schlagen, fragen wir uns, welcher «Depot-Schmuck» momentan gerne getragen wird. «Beliebt sind schweizerische Immobilienanlagen. Die Nachfrage nach Geldmarktfonds hat dagegen nachgelassen. Ebenfalls dauer-


das verbale experten-dinnerKopflastiges

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haft gefragt sind unsere Vorsorgeprodukte der zweiten und dritten Säule. Bei Aktienfonds schwankt die Nachfrage dagegen überdurchschnittlich stark. Aufgrund der tiefen Bewertung sehen wir europäische Aktienfonds als langfristigen Depot-Schmuck. Die Euro-Ängste sind unserer Ansicht nach übertrieben, der Optimismus bezüglich Emerging Markets (EmMa) ebenso. Das heisst nicht, dass jene Aktien keine Perlen darstellen, sondern, dass der Preis für die zugegeben nicht ganz lupenreinen Euro-Perlen wesentlich attraktiver ist, als die ebenfalls nicht ganz lupenreinen EmMa. Während Investoren europäische Perlen mit dem Rasterelektronenmikroskop untersuchen und viele Unregelmässigkeiten entdecken, werden EmMa nur mit einem flüchtigen Blick gestreift und oft für lupenrein befunden.»

Leistung wahr. Der Dreiklang von Culture, Convention und Cuisine, wie wir das nennen, unterstützt jedenfalls das Gesamtresultat positiv und schafft eindeutig Synergien.» Sie reden von einem insgesamt positiven Resultat. Das macht uns hellhörig. Zahlen sind sexy, auch wenn sie klein oder gar rot eingefärbt sind. Lassen Sie uns doch ins Zahlen-Dékolleté blicken. «Wir zielen stets auf ein positives Ergebnis und wollen uns wie in den vergangenen sechs Jahren auch in Zukunft betrieblich selbst tragen. In der Planrechnung ging man von rund 150 Veranstaltungen und etwa 150 000 Gästen pro Jahr aus. Heute sind es über 400 Veranstaltungen und mehr als eine halbe Million Gäste. Gemäss einer Studie der Universität St. Gallen generieren wir für die Region eine jährlich wiederkehrende Wertschöpfung von über 60 Millionen Franken.» Die angeKulturoase mit Weltformat Als lupenrein gilt inzwischen auch das sprochene Studie hat inzwischen einen langen weissen Bart, stammt zu Beginn kritisch beäugte und kritisierte KKL Luzern. Frau Dalu- sie doch aus dem Jahre 2002. cas, worauf liegt der Fokus im heutigen schier unerschöpflichen An- Wie steht es um aktuelle Zahlen? «Der Umsatz zum Beispiel stieg gebotsumfeld? «Das KKL Luzern fokussiert auf Qualität. Willkom- in der jüngeren Vergangenheit kontinuierlich und beträgt heute zirmen sind sämtliche Musiksparten von Klassik bis Jazz, von Rock, Pop, ka 25 Millionen Franken. Im Spitzenjahr 2008 erzielte der Betrieb mit World bis Brass – unter der Voraussetzung, dass auftretende Künstler 360 Voll- und Teilzeit-Mitarbeitenden einen Umsatz von 27,6 Milliozu den Besten ihres Fachs gehören und ein qualitativ hochstehendes nen sowie ein Unternehmensergebnis von 302 000 Franken.» Anlässmusikalisches Erleben ermöglichen.» Qualität heisst für viele ein um- lich des Zehnjahres-Jubiläums – herzliche Gratulation an dieser Stelle fassendes Vergnügen. Diesbezüglich dürfen lukullische Höhenflüge – hat das KKL Luzern ein Fundraising gestartet. Wie hoch ist das Mininicht fehlen. Hat jener Veranstaltungsort ausgedient, der gezielt nur mum-Sponsoring und wieviel muss überhaupt eingenommen werden, auf das Schauspiel setzt? «Kultur hat mit Begegnung zu tun und för- um das mittelfristige finanzielle Überleben zu sichern? «Bereits ab 500 dert hoffentlich den Diskurs. Dazu ein gutes Glas Wein trinken oder Franken kann man einen Platz im Konzertsaal symbolisch erwerben sich bei einem Essen auszutauschen, unterstützt das Gesamterlebnis. und mit einer persönlichen Widmung versehen lassen. Wenn wir alUnsere Gäste nehmen das kulinarische Angebot ebenso als kulturelle le Plätze verkaufen, werden der KKL-Luzern-Trägerstiftung gut 4,5 ¬ PunktmagazinN°27Konsum


Kopflastigesdas verbale experten-dinner

Millionen zur Verfügung stehen. Dieses Geld soll in den Werterhalt des Gebäudes fliessen. Die 4,5 Millionen stellen bei einer ursprünglichen Investitionssumme von 230 Millionen einen gewichtigen Beitrag dar, werden aber den gesamten Re-Investitionsbedarf nicht decken.»

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Alleine das Dach beherbergt eine Gesamtfläche von 12 000 Quadratmetern und ein Gewicht von über 2400 Tonnen. Das KKL Luzern ist auf jeden Fall ein Blickfang.

er, Dalucas, Härt r – e L nd se Rappoport u (-er). sehr schick

KonsumN°27Punktmagazin

Vom Kind zum Woopie Rund zehn Mal älter als das KKL Luzern ist Kuoni. Was sind die mittel- bis längerfristigen betriebswirtschaftlichen Ziele des Traditionsunternehmens, Herr Leser? «Wir streben stets Wachstum an, sei dies organisch oder akquisitionsbedingt. Unser organisches Wachstum soll in ‹normalen› Geschäftsjahren 50 bis 100 Prozent über dem weltweiten Wachstum der Tourismusindus­ trie liegen, was uns bis 2008 jeweils gelungen ist. Kuoni zählt in der Branche zu den Firmen mit der höchsten operativen Rentabilität. Gewöhnlich liegt diese bei 18 bis 20 Prozent.» Gerne möchten wir die Kuoni-Kundschaft näher betrachten. Kinder sind nicht nur die Klientel von morgen, sondern auch indirekte Entscheidungsträger. Werden die Sprösslinge denn auch entsprechend umgarnt? «Gewiss. Gerade im Premium-Bereich möchten Eltern ihren Kindern mehr als einen guten Kinderclub bieten, nämlich gemeinsame Abenteuer und Erlebnisse, von denen man auch nach den Ferien noch lange spricht. An solchen Angeboten arbeiten wir verstärkt.» Ebenso hoch im Kurs stehen Silver Ager, auch Best Ager, Generation 50+ oder Woopie genannt. Wie hoch ist der Umsatz-Anteil dieser kaufkräftigen Gruppe? «Wir teilen unsere Kunden nicht in solche Kategorien ein. Vielmehr haben wir Bedürfnis-Segmente kreiert. Menschen über 50 beispielsweise sind heute viel aktiver und vitaler als früher. Oft unternehmen sie Reisen, die auch 30-Jährige machen. Anderseits sehen wir frisch verliebte 25-jährige Pärchen, die romantische, stilvolle Ferien verbringen, genauso wie über 40-Jährige. Konsumenten wollen nicht in erster Linie nach Alter, Kontostand oder ­Zivilstand eingeteilt werden. Sie wollen, dass wir ihre Sehnsüchte und Bedürfnisse erkennen, verstehen und in ‹perfekte Momente› verwandeln.» Liebe und Romantik hin oder her ... ... nehmen Sie uns doch bitte mit auf die Reise in die Vergangenheit. Wie sieht die Retrospektive aus? «Die technologischen Veränderungen der letzten zehn Jahre haben wesentliche Auswirkungen. Kunden sind dank dem Internet bestens informiert. Einfache Buchungen können sogar über ein Smartphone erledigt werden. Wir sehen aber auch, dass sich die stark gestiegenen Kundenbedürfnisse deutlich akzentuieren. Qualität, Service und Kundenfokus sind wichtiger denn je. Die Leichtigkeit, über anonyme, wenig kundenorientierte Internetportale Ferien zu buchen, führt speziell bei anspruchsvollen Kunden oft zu entsprechenden Enttäuschungen.» Damit der Triangel – Qualität, Service, Kundenfokus – möglichst hell ertönt, bedient man sich in der wissenschaftlichen Forschung vielerorts biologischer Strategien und Konstruktionen. So werden beispielsweise Flugzeugtragflächen dem Aufbau von Grashalmen nachgeahmt. Wie konkret überträgt sich dies auf das Technologische, Herr Rappoport? «Im EDV-Universum reden wir von ‹self healing autonomic›. Das sind Systeme, die von der Natur lernen, wie man sich schützt, und Fehler automatisch korrigieren. Die Natur ist sehr effizient, deshalb versuchen wir, sie wo immer möglich zu adaptieren. Aber noch immer sind wir weit davon entfernt, die Komplexität der natürlichen Infrastruktur in unsere Welt zu integrieren. Im Einzelhandel versuchen wir, von der Natur zu lernen und Technologien so weit zu bringen, dass sie auf Visuelles und Tonales gleich reagieren, wie es das menschliche Hirn tut.» Gefahren und Tücken der Technologie Das hört sich spannend an, diese Adaptionsversuche bringen doch aber sicher auch Gefahren mit sich. Welche? «Einige Wissenschafter tendieren etwas zu stark dazu, sich zu extrem und ausschliesslich an die Flora und Fauna anzulehnen. Ihre Forschungsergebnisse leiden dementsprechend darunter. Andere wiederum streben ehrgeizig danach, hochentwickelte Computer lediglich nach menschlicher Denkweise zu konstruieren und verlieren sich dabei vollends.» Das hört sich spannend an, ist dafür wenig erbaulich. So oder so, was gibt es in Bezug auf Sensortechnik zu wissen? Wie schmeichelhaft sind in diesem Zusammenhang technologische Handküsse für den Einzelhandel? «Diese Art von Technik wird schon an-


Der Querbanker meint ...

gewendet und in Zukunft noch viel stärker zur Anwendung kommen. Datenanalytik hat einen grossen Einfluss. Wir werden künftig mit immer mehr und sophistizierteren Systemen zu tun haben, deren Algorithmen Kundenpräferenzen in Echtzeit identifizieren können.» Kundenseitig betrachtet ist die stete Möglichkeit der Informationsbeschaffung erwähnenswert. «Das mobile Internet hat die Konsumenten auf ein höheres Level gestellt. Damit will ich sagen, dass sie je länger je mehr lernen, die omnipräsente Informationsverfügbarkeit zu ihren Gunsten zu nutzen. Wer seine Kunden am besten kennt, kann sich gegenüber der Konkurrenz viel besser abgrenzen. KundenprofilErstellung sowie Loyalitäts-Gewinnung respektive -Erhaltung gehören zu den grössten Herausforderungen.» Letzteres ist ein optimales Stichwort, um langsam zum Gesprächsende überzuleiten. Denn auch wenn sich die Weltwirtschaftswogen gewissermassen wieder geglättet haben, möchten wir mit ihnen durch die Zukunftsbrille lugen. Herr Härter, was dürfen wir von der Zukunft erwarten? «Im Wirtschaftssystem befinden sich noch immer zu hohe Schulden­berge. Deshalb werden Aktien- und Obligationenmärkte auf absehbare Zeit überdurchschnittlich volatil bleiben. Zudem ist der derzeitige Wirtschaftsaufschwung nicht mit einem normalen Aufschwung vergleichbar, da die Rezession durch eine Kreditklemme ausgelöst wurde. Deshalb ist Inflation in den nächsten drei Jahren, von den EmMa abgesehen, noch kein Thema. Die industrielle Unterauslastung dämpft die unternehmerische Preissetzungsmacht, die hohen Arbeitslosenquoten die Lohnverhandlungsmacht der Arbeitnehmer. Erst wenn diese ‹Slacks› durch den Konjunkturaufschwung abgearbeitet sind, besteht Gefahr.» Trends im Brennpunkt Und welche Trends werden sich akzentuieren? «Generell rechnen wir mit stärkeren EmMa-Währungen, da sie die durch die Kreditkrise ausgelöste Rezession besser überstanden haben. Darüber hinaus werden die USA politisch weiter an Einfluss verlieren. Erstarkende Schwellenländer, speziell China, Brasilien und Indien, treten dagegen immer selbstbewusster auf. Die These besteht nicht aus dem Abstieg der USA – denn die werden eine Supermacht bleiben – sondern im ‹Aufstieg der Anderen›.» Wenden wir uns von der Finanzwelt ab und der Reisebranche zu. Herr Leser, welche Allgemeintrends sehen sie auf uns zukommen? «Der Begriff Luxus erhält eine neue Bedeutung. Es ist nicht nur der sichtbare, protzige Luxus, der die Menschen anzieht, sondern immer öfter auch der weniger fassbare. Etwa derjenige nach Begegnungen mit Menschen und Kulturen oder jener, sich Zeit für sich selber und seine Liebsten zu nehmen, exotische Erfahrungen abseits des Alltags zu sammeln sowie auf Reisen das ‹wirklich Schöne› zu erkennen und für immer in Erinnerung zu behalten.» Diese Aussage bestätigt einmal mehr, dass Ökologie, Ethik und Soziales keine Randphänomene mehr sind. Wie dem auch sei, was geben sie uns mit auf den Weg, Herr Rappoport? «Zu den konsumorientierten Trends gehört eindeutig der mobile Lifestyle. Immer stärker nutzen wir dazu unsere Smartphones. Ausserdem verliert traditionelle Werbung an Gewicht. Dafür gewinnen Vertrauen und soziales Shopping an Fahrt. Wir wählen die Produkte aufgrund persönlicher Empfehlungen, oft erfolgen diese durch sogenannte Web-2.0-Kanäle. Zu guter Letzt wird die Reputation immer wichtiger. Schenkt man gewissen Statistiken Glauben, so beziehen sich schon jetzt 30 Prozent aller Interneteinträge auf Produkte und Service.» Das dürfte sicher auch dem serviceorientierten KKL Luzern zu Gute kommen. Was sieht Frau Dalucas am Zukunftshorizont? «Eine zunehmend wichtige Entwicklung sind spartenübergreifende Projekte. Laurie Anderson etwa, die für ihre Performances bildende Kunst, Musik ­sowie Literatur und Sprache gleichermassen in ihre politischen Performance-Konzepte einbindet, gehört in dem Zusammenhang zu den Pionieren. Die Visualisierung der nicht-visuellen Künste – zum Beispiel die bildliche Umsetzung und Begleitung von Musik – ist ebenso eine bedeutsame Entwicklung. Grundsätzlich würde ich sagen, dass Multimedialität und neue Medien zur weiteren Demokratisierung von Kultur beitragen. Sie schaffen eine weitgehende Individualisierung der Kulturrezeption.»

Der Querbanker hat sich die «etwas andere Informationsvermittlung» auf seine Fahne geschrieben. Diese ist stets gehisst, also auch dann, wenn der Wind eisig bläst. Des Querbankers Blick ist skeptisch, seine Schreibschritte sind zuweilen ungehobelt. Der Querbanker möchte neue Horizonte eröffnen.

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ie Erkenntnis, dass der Menschwerdungsprozess erst durch das Geldausgeben beschleunigt wird, ist nicht neu. Ob es sich hierbei um massvolles Brauchtum oder um sinnlose Konsumkotze handelt, spielt zumindest für die Wirtschaft keine Rolle. Für den Ethnologen hingegen deutet die Durchhalteparole «Geiz ist geil!» (hätte der eine Entführer des inzwischen verstorbenen Aldi-Gründers Theo Albrecht sich an dieses Discounter-Prinzip gehalten, wäre er nicht in die Schuldenfalle getreten und als direkte Folge davon in die Gesetzlosigkeit abgedriftet …) auf die Rückbildung menschlicher Entwicklung hin. Somit darf man auf die Beantwortung der meist gestellten Frage dieser Tage gespannt sein: «Konsumierst du wieder, oder sparst du noch?» Der ketzerische Unterton dieses konsumanstiftenden Slogans ist nicht von der Hand zu weisen und zugleich die provokante Gretchenfrage von Wirtschaftspolitikern, An­ thropologen und frivolen Konsum-Stalkern. Haben die Konsumenten nach der weltweiten Finanzflaute wieder Vertrauen geschöpft oder entwickeln wir uns aufgrund der Schuldenkrise wieder zurück in die zur Enthaltsamkeit verdammte Steinzeit? Und warum kauft mein Nachbar einen pastellblauen Lamborghini währenddem meine Frau und ich unsere Kinder noch immer mit dem sargähnlichen Volvo ins Fussballtraining chauffieren? Der Fragerei ist damit aber nun noch nicht genug: Lösen wir die Finanzkrise, die anscheinend keine mehr ist, weiterhin mit fremdfinanziertem Konsum oder doch durch hemmungs­loses Sparen? Dass wir uns im Gegensatz zu den Amerikanern fürs Sparen entscheiden, beziehungsweise entschieden haben, liegt zweifelsfrei an unserem Weltspartag, der uns bereits in die Tugendwiege gelegt wurde. Noch erinnere ich mich daran, wie wir am Konsum-Ramadan die rosageblümte Porzellansau in ehrfürchtiger Weise wie eine Monstranz vor uns hertrugen, um das kollektive Geldausgeben zu vertagen. So wie der immer wiederkehrende, sinnesgewandelte Weltfrauentag ist der Tag des Sparens vom Glaubensweg abgekommen. Seine Mitgliederzahlen schwinden von Jahr zu Jahr wie es die Schuldenkrise nicht eindrücklicher hätte zeigen können. Die heutigen Konsumgewohnheiten richten sich nach dem griechischen It-Girl Antigone, getreu dem Motto: Je veux tout, tout de suite – sinon rien. Es ist wahrhaftig die Ära des Impulskaufes, der nicht an einer mangelnden Kontodeckung scheitern darf. Überziehungskredit sei dank. Er ist nicht das erhoffte Kondom zur Vermeidung übermässigen Konsumvollzugs. Ganz im Gegenteil. Die Zürcher Bahnhofstrasse mutiert(-e) phasenweise zum fremdfinanzierten Konsumstrich. Das Ritsch-Ratschen glühender Kreditkarten wurde (wird noch immer) selbst vom Finanzministerium wohlwollend vernommen. Die Epoche der «Jeunesse dorée» scheint nicht unterzugehen. Das Wettbrüsten unter den Hardcore-Konsumenten hat gerade erst begonnen. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird damit zwar nicht vergrössert, ist aber gefundenes Fressen, um die Sinnlosigkeit masslosen Konsums und die damit verbundenen Ressentiments gegen vermeintliche Kaufkraftinhaber zu rechtfertigen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Volk und «dessen» Politiker von der Luxussteuerdiskussion begeistert sein werden. Wen wundert es bei leeren Staatskassen und einem sich wiederbelebenden Klassenkampf? Wir sind eben nicht Opfer des Konsums, sondern nutzen ihn konsequent für unsere private Imagepflege. Vor diesem Hintergrund scheint Understatement eher eine Schwäche als eine Tugend zu sein und der «Tüüfprisschwur» wirkt auf einmal sympatisch oder wie andere sagen: «Ich bin doch nicht blöd!»

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Genüssliches

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Worte Fabrice Müller

Quer durch alle Branchen, Länder und Abteilungen werden Ausgaben gekürzt und gestrichen. Trotzdem ist die Nachfrage nach Weiterbildungen ungebrochen, wobei sich die Angebotspalette diesem Trend kontinuierlich anpasst.

Wohin geht die Weiterbildungs-Reise?

siehe nächstitee Se

PunktmagazinN°27Konsum


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s gibt zahlreiche Gründe, die für eine sinkende Nachfrage nach Erwachsenenbildung sprächen. Dem ist aber nicht so. Der aktuelle Trend spricht eine andere Sprache. Laut der Studie «Nationale und internationale Trends in der Weiterbildung 2009» der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW ist die Nachfrage nach Weiterbildungsangeboten dennoch – oder vielleicht gerade wegen – der Wirtschaftskrise nicht deutlich zurückgegangen. «Bei einzelnen Programmen wirkt sie sich trotz gekürzter Weiterbildungsbudgets sogar positiv auf die Teilnehmerzahlen aus. Das Bewusstsein um die Notwendigkeit der Erhaltung der Arbeitsmarktfähigkeit ist gestiegen», schreiben die Autoren. Unterschiedlicher Wissensdurst Ähnlich tönt es aus dem Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartement, das vergangenen November in Zusammenarbeit mit dem Departement des Innern einen Bericht über «eine neue Weiterbildungspolitik des Bundes» veröffentlicht hat. «Weiterbildung hat im Zuge des Strukturwandels von Gesellschaft und Wirtschaft stark an Bedeutung gewonnen», betont die Studie und liefert Zahlen. So haben 2005/2006 fast 83 Prozent der Erwerbstätigen im Zeitraum von zwölf Monaten an mindestens einer Weiterbildungsaktivität teilgenommen. Je höher die Bildung einer Person desto wahrscheinlicher eine Weiterbildung. Personen mit einer abgeschlossenen Ausbildung auf Tertiärstufe betreiben zu über 90 Prozent mindestens einen Typ von Weiterbildung. Bei Personen, die als höchste Bildungsstufe die obligatorische Schule aufweisen, beträgt der Weiterbildungsanteil lediglich 51 Prozent. Statistisch gesehen nehmen Männer stärker an Weiterbildungen teil als Frauen. Näher betrachtet relativiert sich das Bild indes, denn Frauen sind in der Arbeitswelt

allgemein weniger stark vertreten. Interessant sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Landesteilen. Deutschschweizer nehmen gemäss dem Bundesbericht häufiger an Weiterbildungen teil als Westschweizer und Tessiner. Innovation durch Weiterbildung Doch warum sollen wir uns weiterbilden, wo doch die demografische Entwicklung in den nächsten Jahren eh zu einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften führen wird? «Die Innovationsanforderungen an die Mitarbeitenden sind in den letzten Jahren gerade in der Schweiz stark gestiegen. Unsere Unternehmen brauchen neue Produkte, schnellere Abläufe und noch mehr Anstrengungen, um konkurrenzfähig zu bleiben», begründet André Schläfli, Direktor des Schweizerischen Verbandes für Weiterbildung SVEB. Innovation wird künftig nicht mehr über den Generationenwechsel gewährleistet, sondern in erster Linie über Weiterbildung auf allen Qualifikationsniveaus. Zudem sind durch technische Automatisierungen viele einfache Arbeiten verschwunden. Wer keine besser qualifizierten Arbeiten übernehmen kann oder will, wird ans Arbeitsamt delegiert. Wer jedoch gewillt ist, sich weiterzubilden, hat Chancen und steigert seine Arbeitsmarktfähigkeit. Deshalb könne heute auch ein 50- oder gar 60-Jähriger nicht auf Weiterbildung verzichten, betont Professor Norbert Thom, Direktor des Instituts für Organisation und Personal (IOP) der Universität Bern. «Aufgrund der demografischen Entwicklung werden wir künftig länger im Arbeitsprozess bleiben als bisher. Durch die rasanten technischen Veränderungen können wir nicht auf lebenslanges Lernen verzichten.» Hinzu kommt, dass Anstellungen auf Lebenszeit zusehends der Vergangenheit angehören. Wechsel durch persönliche Neuorientierung und Wiedereinstieg nach einer Familienphase

werden sich in den nächsten Jahren zum Normalfall entwickeln. Auch hier geht es nicht ohne Weiterbildung. Verliebt in Diplome Weiterbildung ist Zündstoff für die Karriere. Noch extremer ausgedrückt: ohne Weiterbildung keine Karriere. «Die Schweiz ist verliebt in Zertifikate und Diplome. Die Weiterbildungen an Hochschulen erleben derzeit einen regelrechten Boom. Ihre Abschlüsse sind gefragter denn je», berichtet Norbert Thom, stellt diese Tendenz aber gleichzeitig in Frage: «Oft sind die Diplome wichtiger als das konkrete Wissen.» Grundsätzlich müsse man unterscheiden zwischen folgenden drei Arten von Weiterbildungen: Die Anpassungs-Weiterbildung er-

TENZEN NeRELLE KOMPE INTERKULTU in Zeiten der n Themen sind ben technische eiterbildunauch andere W Globalisierung rse über Spra m Beispiel Ku gen gefr agt: zu wa et e wi e re Kulturkreis chen und ande den Orient. In er od en di In , nd China, Russla uskunde stuman Buddhism nn ka ne an us La e Fächer Zent i Bern führ t di Un e di , en er di chaf ten und Kulturwissens ralasiatische bot. Fribourg ge ilologie im An Klassische Ph toromaniiengang der rä bietet den Stud om rechnet Th t er en an. Norb schen Sprach hweiz WeiterExportland Sc damit, dass im Kompetenzen interkulturelle . bildungen für winnen werden Bedeutung ge in Zukunf t an


ZÜNDSTOFF FÜR KARRIERE UND INNOVATIONGENÜSSLICHES

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möglicht es einem, die bisherige Arbeit angesichts der Entwicklungen auch in Zukunft auszuüben; die Ergänzungs- respektive Aufstiegs-Weiterbildungen befähigen zu neuen Aufgaben und einem höheren Amt. «Diese Weiterbildungen sind beförderungsrelevant», so Norbert Thom. «Genauso wichtig wie Weiterbildungen sind aber auch qualifizierte Berufserfahrung, Persönlichkeit und Sozialkompetenz. Wir legen bei den Weiterbildungen grossen Wert auf Branchenkenntnisse, Praxisnähe, vernetztes Denken und Sprachen. Die Weiterbildung muss dem Betrieb einen nachweisbaren Mehrwert bringen und sollte gleichzeitig das betriebswirtschaftliche und strategische Denken fördern. Ein überzeugender Ansatz ist meiner Ansicht nach das ‹Blended Learning›, ein guter Mix aus Selbststudium, Klassenraum-Schulung und webbasierten Technologien», so Chris Dunkel, Leiter HR Zurich Schweiz. Im Hause BASF tönt es ähnlich. CEO Andreas Dür dazu: «Noch mehr als früher wird von Mitarbeitern Flexibilität, Offenheit für Innovationen und gegenüber neuen Herausforderungen sowie lebenslanges Lernen verlangt. Neben rein fachlicher Kompetenzen sind heute zudem weiche Faktoren wie interdisziplinäre Offenheit, Umgang mit Arbeitskollegen, Arbeitsstil und unternehmerisches Denken wichtig.» In den Kreativberufen stellt Simon Santschi von der Hochschule Luzern (Teilschule Design & Kunst) insbesonders fest, dass die Studierenden mit der Weiterbildung ihre Kompetenzen von einer neutralen Stelle bestätigen und zertifizieren lassen wollen. «Die

Hochschule fungiert in diesen Fällen sozusagen als Qualitätsstelle.» Die Anbieter von Weiterbildungen sind gefordert. Sie müssen schnell und flexibel auf die neuen Bedürfnisse der Wirtschaft reagieren. Oder noch besser: mit ihr zusammenarbeiten. Die Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) hat beispielsweise den neuen Master-Lehrgang für Wirtschaftsinformatik zusammen mit der UBS entwickelt, wie Professor Jacques Bischoff, Rektor der HWZ, berichtet. Das Baukastenprinzip «Der Trend geht klar in Richtung Weiterbildung mit inhaltlicher Vertiefung auf Masterebene», erklärt Jacques Bischoff. Bei der Entwicklung von neuen Studiengängen setzen manche Hochschulen auf interdisziplinäre Angebote. Die Teilschule Design & Kunst der Hochschule Luzern etwa wird in Zusammenarbeit mit der Teilschule Wirtschaft demnächst den Master-Studiengang Event Direction, der Management- und Designthemen kombiniert, anbieten. «Gefragt sind heute vermehrt kleinere Weiterbildungseinheiten, die im Baukastenprinzip individuell zusammengestellt werden können und zu einem Master führen», so Simon Santschi. Zu den allgemeinen Dauerbrennern gehören Weiterbildungen in Management, Informatik, Personal und Sprachen. Ebenso wertvoll können aber auch weniger bekannte, ja sogar ausgefallene Bildungsangebote sein, mit denen man sich in einem Nischenbereich spezialisieren kann. An der neu gegründeten CrossMedia-Fachschule Schweiz beispielweise kann man sich zur CrossMedia-Fachperson weiterbilden.


Genüssliches

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Körper, lass dich modifizieren! ein Ende ist nicht abzusehen. Sommers 2009 veröffentlichte die Universität Leipzig unter Die momentan wohl gängigste Form den Fittichen von Prof. Dr. Elmar Brähler eine der ­Körpermodifikation sind Tätowie­ repräsentative Studie, welche die Nachhaltigrungen. Soweit das Auge reicht, sind keit dieser Entwicklung verdeutlicht. Interesdie permanente Körperverzierungen sant ist hierbei der Fakt, dass je länger je mehr zu ­sehen. Dabei spielt es keine Rolle, eine Annäherung der Geschlechter stattfindet. ob man sich in den Bereichen Politik, Nicht mehr nur Männer, sondern auch Frauen Sport, Film, Mode oder Musik befindet. lassen sich vermehrt tätowieren. Gesetze, Direktiven, Regelwerke und Wurden vor einiger Zeit noch kleinere Moein ­höherer Professionalisierungsgrad tive nachgefragt, stehen derzeit grossflächige sind die direkte Konsequenz. Grotesk Sujets hoch im Kurs. Und es scheint kein Ummutet allerdings an, dass Tätowier­ feld mehr davon gefeit zu sein, nicht einmal die te selbst vor diesem Hintergrund man­ (un-)heile Welt der Promis. David Beckham, cherorts noch heute als Spiegelbild Heidi Klum, Angelina Jolie und Konsorten lasdes Diabolischen gelten. sen grüssen. Mit Bettina Wulff, der Gattin des deutschen Bundespräsidenten Christian Wulff, ange Zeit waren Tätowierungen Mar- ebenso das Reich der Politik. Und klar: Auch kenzeichen von Alkoholikern, um- das ach wie innovative Kunst-Universum wehrt herhurenden Seeleuten, furcht­ sich nicht dagegen. Konzeptkünstler Wim Delerregenden Häftlingen und gebrandmarkten voye ist einer der Dreh- und Angelpunkte. Vergewaltigern sowie Kinderschändern. Wer Der gebürtige Belgier erwarb unlängst das sich früher Farbe unter die Haut stechen Recht, ein Kunstprojekt für einen Zürcher Rüliess, war lange Zeit Ebenbild des Teufels, des cken zu entwerfen. Das Motiv wurde tätowierBelzebubs Zwillingsbruder, ein zähflüssig-­ technisch umgesetzt, das finale Werk schliessmiefender Ausfluss des Höllenfürsten, das lich kaufte ein deutscher Kunstsammler – für leidige Resultat Luzifers. rund 240 000 Franken. Damit ging der Zwing Heute werden Tätowierte zwar nicht mehr lianer, der seinen Rücken zur Verfügung stellgeächtet, doch noch immer sind Fragen wie te, die Verpflichtung ein, sich alljährlich und «Was machst du denn, wenn du 50 Jahre alt an einem vorgegebenen Ort auszustellen. Tesbist?» an der Tagesordnung. Kontert man tamentarisch wurde überdies festgehalten, nicht gleich mit einer pfeilschnellen und ziel- dass die tätowierte Haut im Todesfall chirurgerichteten Antwort, werden in ungläubiger gisch entfernt und konserviert werden darf. Manier Augen verdreht oder es wird ein despektierliches «Aha!» ausgerufen. Tätowierte Schweine(-rei) Delvoye ist hauptsächlich bekannt für seine TätowierunMode, Sport, Film, Kunst, Politik Das ist er- gen an Schweinen – und ja, klar, sein Schafstaunlich in einer Welt, in der «Tatauierun- fen ist der gesellschaftlichen (Tätowier-)Akgen» – eine Form der Körpermodifikation – zeptanz alles andere als förderlich. Tatsache permanenten Lifestyle-Schmuck respektive aber ist, dass sich im Laufe der Zeit hat sich Körperverzierungen darstellen, die seit Jahren in der Tätowierwelt ein hoher Professionalistark im Trend sind. Der geschäftliche Höhen- sierungsgrad herausgebildet hat. Damit geflug dauert nun schon rund eine Dekade an, hen auch spezifische Hygienevorschriften ¬ WorteCyrilSchickerbilderEthanOelman

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KonsumN°27Punktmagazin



Genüssliches Körper, lass dich modifizieren!

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Bild 01-04: Susan und Sam (Ink Tank Studio, Zürich) in voller Aktion, die sowohl vom ­Tätowierer als auch vom Kunden selber höchste Konzentration erfordert. Ein Lächeln ist dennoch nie fehl am Platz.

einher. «Anscheinend gibt es noch immer einige schwarze Schafe, welche die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben. Allerdings sehe ich über die Jahre hinweg eine positive Entwicklung der Studiobetreiber hin zur Hygiene. Deutschland steht im Vergleich zu anderen Ländern gut da», so Prof. Dr. med. Burkard Wille. Der auf Hygiene, Umweltmedizin, Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie spezialisierte Professor, der seine Freizeit gerne mit Fahrradtouren und Gartenarbeit verbringt, ist Geschäftsführer am Institut für Krankenhaushygiene und Infektionskontrolle GbR. Seit nunmehr 20 Jahren befasst sich Wille mit dem Tätowieren, er weiss also, wovon er spricht. Entsprechend streut er keinen Sand in die Augen und ergänzt: «Teilweise entspricht das Wissen über Hygiene noch nicht den Wunschvorstellungen.» Und dennoch: Auch wenn jede durch Tätowieren hervorgerufene Infektion zu viel ist, wird das Hygiene-Thema oft übertrieben aufgebauscht. Einem Zahlenspiel aus den «HygieneRichtlinien zum Tätowieren 2008» der UETA (United European Tattoo Artists) kann man beispielsweise entnehmen, dass deutschlandweit die Wahrscheinlichkeit einer infektiösen Komplikation bei unter 0,1 Prozent liegt. Absolut betrachtet kommt dies einer Infektion unter 1000 Tätowiervorgängen gleich. Dass die Wahrscheinlichkeiten nicht grösser werden, dafür sorgen immer mehr Regeln, Gesetze und Direktiven, denen sich Tätowierstudios unterwerfen müssen.

Natalia Garcia, Gründerin und Geschäftsführerin von Eyeco, einem unabhängigen Unternehmen für Hygienekontrolle und -zertifikation, zur Situation: «Hygiene-Standards haben sich sicher verbessert, da es seit 2006 gesetzliche Bestimmungen in der Verordnung des Eidgenössisches Departements des Innern, EDI, gibt. Diesen zu folgen, ist für den Studio-Inhaber Pflicht.» Sie weiter: «2012 folgt eine neue Gesetzesregelung, die ein hohes Mass an Transparenz erfordert. Einige Studios dürften den Anforderungen nicht gerecht werden und als Folge untergehen. Aus­ serdem hat das Bundesamt für Gesundheit, BAG, zusammen mit Fachpersonen Richtlinien für eine gute Arbeitspraxis erarbeitet. Diese sind hierzulande ein wichtiger Leitfaden.» Verband’scher Nachholbedarf Susan Tütsch, Inhaberin des Zürcher Studios Ink Tank und einer der schweizweit wohl besten Tätowierer, haut verbal in die eher skeptische Kerbe: «Es gibt immer wieder neue Verordnungen des BAG. Ich als Tätowierer erfahre davon aber nur, wenn ich mich dort direkt erkundige. Ich hatte in meinen 17 Berufsjahren noch nie mit ihnen Kontakt, ausser dem einen Mal, als ich wegen der grassierenden Tätowierfarben-Hysterie anrief. Unabhängig meiner Frage wurde ich an den Verband Schweizer Berufstätowierer (VST) und an das private Kontrollorgan Eyeco, dessen ‹Gütesiegel› übrigens kostenpflichtig ist, verwiesen. Beim BAG gibt es nicht einmal einen Zuständigkeitsbereich.»

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Tütsch, ursprünglich zur eidgenössisch diplomierten Floristin ausgebildet, kritisiert überdies die vom Verband angebotenen und vom Preis-/Leistungsverhältnis her beklagenswerten Schulungen. Komplettierend meint sie: «Ich bilde mich lieber anderweitig aus, beispielsweise an Seminarien von BMXnet. BMXnet steht für Body Modification Exchange Network. Die Kurse dort sind individuell auswählbar, umfassend und begleitet von kompetenten, unabhängigen Dozenten. BMXnet dient nicht nur dem Austausch und der Fortbildung, sondern ist auch eine ideale Schnittstelle zu wissenschaftlichen Bereichen der Medizin, Hygiene und des Rechts. In der Schweiz hat man oft mit irgendwelchen Verkäufern jeweiliger Hygieneprodukte zu tun.» Das Fazit der zierlichen Unternehmerin mit den langen Dradlocks: «Ich will die Kunden und mich schützen und eine bestmögliche Zufriedenheit erreichen, fühle mich daher der kontinuierlichen Weiterbildung verpflichtet. Dazu gehören aber nicht nur Kurse. Auch die Beschaffung neuster Informationen und Richtlinien sowie der persönliche Austausch mit einer handvoll Berufskollegen sind Teil vom Ganzen. Die sind überall auf der Welt verstreut.» Auf die Frage hin, wie sie tierischen Kunstaktionen à la Delvoye gegenübersteht, meint die Nadel-Virtuosin abschliessend: «Nur dann, wenn das Tier mich persönlich danach fragen würde – und auch dann nur, wenn es volljährig ist.» Chuzpe!


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POMPÖS

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DER GEKRÖNTE WODKA Wodka trinken gehört in vielen Ländern zum täglichen Ritual – und das nicht nur im geselligen Beisammensein. Wodka passt auch hervorragend zu verschiedenen Gerichten.

E

ine beliebte Kombination ist Kaviar und Wodka. Dabei sollte der Wodka eisgekühlt getrunken werden, damit er den Geschmack des Kaviars nicht überdeckt. Zu geräuchertem Lachs passt Wodka ebenfalls sehr gut. Wodka ist ein guter Begleiter und das in jeder Hinsicht. Und wenn schon Wodka, wieso nicht gleich ein Prämierter? Grey Goose ist der einzige Wodka mit eigens angestelltem Maître de Chai (Kellermeister), der für eine beständig hohe SpirituosenQualität verantwortlich ist. Prämiert mit zahlreichen Medaillen und vom US-Beverage-Institute zum «World’s Best Tasting Vodka» erkoren, gilt Grey Goose gar als Begründer des Super-Premium-Segments und wird (nicht nur) von global strahlenden Stars genossen und zelebriert. Übrigens, Wodka muss nicht zwingend aus Russland kommen. Die Qualität von Grey Goose geht aus Frankreichs langjähriger Feinschmecker-Tradition hervor. Mit französischem Weizen von fruchtbaren und sonnenbeschenkten Feldern, der ansonsten lediglich in Delikatessen Verwendung fi ndet, beginnt die Herstellung des Edel-Wodkas. Um das sanfte und weiche Aroma zu erlangen, wird jeder der fünf Destillationsschritte vom Maître de Chai persönlich und im Detail überprüft. RB WETTBEWERB PUNKTmagazin verlost ein Grey Goose-Set bestehend aus: Einem Flaschenkühler, sechs Longdrink- Gläsern sowie sechs Grey GooseStirrer. Eine Email an wettbwerb@punktmagazin.ch mit dem Stichwort «Grey Goose» genügt. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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goldgehäuse ziert eine mit Baguette-Diamanten besetzte Lünette. Insgesamt 122 Brillanten sind überdies aufgesetzt und eingefasst. Die Edelsteine erstrahlen wie Sterne in der Nacht. UHR | GLASHÜTTE | AB CHF 164 500.– www.glashuette-original.com

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den Schutzfolien oder Silikon-Cases ist die Auswahl an Schutzhüllen für das iPad dürftig. Die Luxusindustrie rüstet jedoch auf. Gucci wagt sich mit einer klassischen Schutzhülle vor. iPAD-HÜLLE | GUCCI | AB CHF 250.– www.gucci.com

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Audi wagt den Angriff auf den Mercedes CLS. Mit dem neuen Audi A7 wollen die Ingoldstädter im selben Revier wildern, in dem sich auch Platzhirsche wie Porsche Panorama, Aston Martin Rapide oder auch Maserati Quattroporte tummeln. Der neue A7 will ein neues Luxussegment, eine Mischung aus Limousine, Kombi und Coupé, definieren. Die Schräghecklimousine ist nicht nur bezüglich ihrer Namensgebung zwischen dem Modell A8 und dem im nächsten Jahr auf den Markt kommenden neuen A6 positioniert. Optisch ist der A7 stark mit dem A5 Sportback verwandt. Der 4,97 Meter lange Wagen rollt auf der Plattform des neuen A6, dazu kommen zahlreiche Komponenten wie Fahrwerk, Motoren und Getriebe, die auch in anderen Audi-Modellen erfolgreich ihren Dienst verrichten. Emotionales Design, sportlicher Charakter und modernste Technologie ist man sich gewohnt von Audi. Der neue Fünftürer vereint Eleganz, Sport und Stil. Im Dezember 2010 soll der Verkauf des A7-Sportback in der Schweiz starten. Ein Auto für denjenigen, dem ein A6 zu gewöhnlich und ein A8 zu wenig spektakulär ist. AUTOMOBIL | AUDI | AB CHF 81 500.– www.audi.ch

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Quotidian

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Handgeschmiedet Auch Olympioniken haben

ein feines Händchen und Flair für Schmuck. Ingo Appelts Weissgoldring 585 mit 11,85 Karat Morganit, ein Unikat, macht’s deutlich. Ring | Appelt juwelen | AB Chf 5800.– www.appelt.at

3D-Aufnahmen für Jedermann Spätestens seit Ice-Age 3 und Avatar ist ein regelrechter 3D-Digital-Boom entstanden. In den USA ist die Kino-Anziehungskraft so stark, dass die Filmtheater-Zuschauereinnahmen die DVD- und Blu-ray-Verkaufsumsätze längst überflügelt haben. 3D ist in aller Munde, jeder will dabei sein. Was Hollywood und Konsorten können, kann nun auch der private Filmemacher umsetzen. Panasonic bringt den ersten Consumer Camcorder auf den Weltmarkt. Aufnahmen mit verblüffender Raumwirkung gelingen ganz einfach durch den Einsatz der mitgelieferten 3D-Vorsatzlinse. Damit dies einwandfrei funktioniert, braucht es zwingend zwei perspektivisch unterschiedliche Bilder, für jedes Auge eines, sonst ist keine räumliche Wirkung möglich. Für den 3D-Genuss fehlt nur noch das entsprechende TV-Gerät mit 3DWiedergabe, eine 3D-Brille sowie eine Schachtel Popcorn. Alles 3D oder was? 3d-videokamera | Panasonic | Preis noch unbekannt www.panasonic.ch

Der Büffel am Fuss Navyboots zeigt, was der stilbe-

wusste Mann diesen Herbst/Winter an den Füssen trägt: maskuline Boots aus echtem Büffelleder. lederschuh | navyboot | AB Chf 499.– www.navyboot.ch

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QuotidianGenüssliches

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ne US-Neuheit – der Computer im Stift. Alles, was mit dem Smartpen auf Papier geschrieben wird, wird direkt auf den Computer übertragen. smartpen | unimall | AB Chf 269.– www.unimall.ch

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MiniJet, das puristische Feuerzeug mit High-Tech und Stil, minimiert auf 5,5 Zentimeter sowie 42 Gramm, ist das das kleinste Feuerzeug aus der französischen Luxus-Manufaktur S.T. Dupont.

M

iniJet stösst sicher nicht nur bei Rauchern auf grosses Interesse. Das «Sturmfeuerzeug» ist absolut wettererprobt und zum Anzünden von Wunderkerzen bei Konzerten oder von Windlichtern auf der Terrasse ebenso geeignet wie zum «feurigen Anbandeln» beim Rauchen unter freiem Himmel. Jetzt kommen die schmucken Feuerspender en miniature in vier topaktuellen und leuchtenden Farben auf den hiesigen Markt: Ultramarin, Sonnengelb, Blattgrün und Korallenrot. Schon das vornehme «Klick» beim Zünden begeistert und wenn die Kraft der blauen Flamme, die in jeder Position kerzengerade brennt, freigesetzt wird, dann wird einem warm (ums Herz). Verbrennungen werden so nahezu ausgeschlossen. MiniJet funktioniert wirklich in (fast) jeder erdenklichen Lage. Ausserdem passt es perfekt in jede Tasche, auch in die engste Jeanstasche. Durch sein ergonomisches, elegantes und zeitgemässes Design präsentiert die MiniJet-Schönheit einen dezenten Luxus und dürfte rasch zum Objekt der Begierde werden. Die eingravierte S.T.-Dupont-Signatur steht für Präzision, Innovation und Klasse. CS

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Der Fruchtmarkessig aus Südfrankreich enthält unter anderem. Cassis, Kristallzucker und Apfelpektin. Die Delikatesse kommt aus einer familien-

Wettbewerb Gemeinsam mit S.T. Dupont verlost PUNKTmagazin insgesamt drei MiniJets. Pro Person kann jeweils ein Feuerzeug gewonnen werden. Eine Email an wettbwerb@punktmagazin.ch mit dem Stichwort «S.T. Dupont» genügt. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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GENÜSSLICHESAPART

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Schreibmaschinen können künftig ihr Liebhaberstück als Keyboard für den digitalen Gebrauch weiter nutzen, mit dem USB-Typewriter. TASTATUR | ETSY | AB CHF 75.– (Baukit) www.usbtypewriter.etsy.com

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lange benötigt man, bis das Präservativ einsatzbereit ist. Der etwas andere Quickie. KONDOM | PRONTOKONDOME | AB CHF AB 9,95.– www.prontokondome.ch

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presso? «Jein», Idee und (Einzelstück-) Umsetzung entstammt nämlich einer schnieken Schweizer Kunstschmiede. LAMPE | CREAMBIANCE | AB CHF 630.– www.creambiance.ch

Der Winter kommt bald. Das gilt sowohl für den Menschen als auch für Tiere. Letztere legen scheinbar ebenso Wert auf schöne Dinge. Ästhetik auf vier Beinen quasi, wofür Herr und Frau europaweit gerne tief in den Geldbeutel langen. Also her mit «animalischen Skianzügen». Puppia-Overalls verfügen über ein tolles Design und brauchen auch in Bezug auf die Funktionalität keinen Vergleich zu scheuen. PuppiaExtravaganzen schützen jeden Vierbeiner vor Wind, Schnee, Regen und Hagel. Der nicht alltägliche, für Furore sorgende Bekleidungsspass ist mit einem modernen Aufdruck versehen und die Kapuze mit einem Kunstfell geschmückt. SKIANZUG | PUPPIA | AB CHF 100.– www.sexydogcompany.de

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Genüssliches

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das. Noch keine drei Minuten alt und schon gings los mit Konsumgütern. Nach einem unnötigen Klaps auf den Hintern (wofür war der, Training?) wurde ich in eine samtweiche Veloursdecke aus Bio-Baumwolle eingewickelt.

Ansonsten war alles Hightech im Spital. Soviel Technik auf einmal werde ich nicht mehr so schnell zu Gesicht bekommen. Ist aber gut so, jetzt reise ich viel – standes­ gemäss in einem Bugaboo Cameleon. Das Ding kostet eine vierstellige Summe. Für mich täte es auch ein leichteres Modell, das Geld will ich lieber erben oder geschenkt kriegen. Aber sich darüber Gedanken zu machen, bringt nichts, braucht doch Mami ab und zu nur ein paar Minuten Ruhe von mir. Ein Schnuller von MAM bewirkt Wunder. Mami ist etwas gar übermotiviert, darum habe ich mehrere davon: einen zur Beruhigung, einen zum Fieber messen, einen zum Medikamente saugen und einen, um auf Fotos zu posieren. Sowieso ist es meinen Eltern wichtig, dass ich gut aussehe. Zum Glück ist Babymode – von Esprit über OshKosh B’gosh hin zu s.Oliver – heutzutage nicht mehr nur zweckmäs­ sig. Böse Zungen sagen, ich sei ein Hipsterkind. Aber was kann ich dafür, wenn meine Kleider besser sitzen als so manches Bankers Anzug? Eben. Einen Big Brother brauche ich übrigens (noch) nicht, werde ich doch jetzt schon ständig überwacht, Angelcare Babyphon sei Dank. Dabei bin ich meist brav und spiele Lego. Respektive ich würde gerne damit spielen, Mami gibt mir aber immer nur Duploklötze. «Nächstes Jahr vielleicht», sagt sie immer. DF

kauf.

ich.

mir.

Ach, verdammt, obwohl ich den Duplo-Kinderschuhen schon längst entwachsen bin, schenkt mir mein Grossmami dennoch ein Geduldsspiel zu meinem 18. Geburtstag. Es ist zwar ein Gothic an-

Mit leidigen Budget-/Taschengeldfragen muss ich mich zum Glück nicht quälen. Als Hink (high income no kids) leiste ich mir, was ich will, wann ich will. Und das ist sicher kein Kind, nicht jetzt. Erst letzte

Arbeiten? Zeitlich betrachtet liegt meine Pensionierung einen Katzenwurf vom Jetzt entfernt, nichtsdestotrotz habe ich mich längst ans Nichtstun gewöhnt. Doch was heisst schon nichts tun?

gehauchtes Puzzle und erst noch von Ravensburger, doch hätte ich lieber die neuste Twilight-DVD gekriegt. Überhaupt, wie soll ich meinen Kollegen verklickern, dass ich so etwas geschenkt gekriegt habe ... Eigentlich ist‘s ja nicht so schlimm, denn meine ältere Schwester hat sich kostentechnisch ins Zeug gelegt und mich mit dem neusten iMac von Apple beglückt. Das erfährt jeder, jetzt kann ich «mir einen Wolf surfen», chatten, skypen und gleichzeitig meine Lieblingssongs runterladen. Ich glaube der iMac ist jetzt schon wie meine zweite Haut. Raus gehe ich wohl nur, wenn mir die Haut zu eng wird res­ pektive für meine zweite Leidenschaft, das Kleider shoppen (danke, Mom und Dad, für das stattliche Sackgeld!). Da ich von meiner anderen Schwester eine Evisu-Jeans gekriegt habe, kann ich das restliche Sackgeld in diesem Monat für andere Kleider ausgeben. Es dürfte locker reichen, um mir selber einen Turnschuh zu kreieren, Nike iD wollte ich ja schon immer ausprobieren. Irgendwie scheint mir das Glück hold zu sein, denn bald habe ich sturmfrei. Mein Restgeld investiere ich dann in «White Kiss», «Free Climber» oder «Wodka Lemon» aus der Tube. Hauptsache Alkohol – und Zigaretten. Bei uns in der Clique rauchen übrigens alle Parisienne. Die sind zwar teurer als Selbstgedrehte, aber vielleicht kriege ich ja bald noch mehr Sackgeld! CS

Woche habe ich mir ein BWM-Motorrad, eine K 1600 GT mit sechs Zylindern, 160 Pferden, Traktions­ kontrolle, elektronischer Fahrwerksanpassung gekauft. You name it, my baby has it! Da ich allerdings rund um die Uhr arbeite (woher kommt wohl das «H» in Hink?), vernachlässige ich mein ­Baby leider zu sehr. Nichts geht jedoch über Prestige und, naja, wenigstens ist die Maschine in der meiner Eigentumswohnung zugehörigen Garage gut aufgehoben. Gut aufgehoben bin auch ich dort. Wenn ich mal Zuhause bin, erwarten mich mein sexy Heimkino Jamo Cinemaster (bis 120 Dezibel!), meine sündhaft teure Revox-Stereoanlage, meine einladende Massküche und geschätzte 241 weitere charmante Gegenstände, die ich zwar so gut wie nie benutze, aber haben muss. Ach, etwas benutze ich doch immer wieder, nämlich meine Le-­CorbusierKostbarkeit. Irgendwo muss ich mein Etro-Jacket ja hintun, wenn ich von einem Business-Apéro oder -Dinner heimkomme. Allgemein tu ich mich mit Abwechslung schwer. Darum bezahl ich auch immer mit meiner American Express Centurion. Bargeld mit mir herumzutragen finde ich obszön. Zwar kostet mich nur schon die Jahresgebühr 2000 Franken, dies ist jedoch ein Klacks für die neidischen Blicke der Verkäuferinnen und der Käuferschar. So, jetzt muss ich aber noch ein bisschen arbeiten ... DF

Bedeutet es, dass ich mich nicht mehr in diese unschicklichen und überfüllten S-Bahnen zwängen muss, die zwar immer teurer, aber nicht komfortabler werden? Ohne auf Fahrpläne Rücksicht nehmen zu müssen, steige ich nun täglich auf mein Klein-Fahrrad und düse fast so pfeilschnell umher wie einst Marco Pantani. Die Glatze haben wir gemein, die Konsumgepflogenheiten eher weniger ... Man sah ja, was die Folge davon war. Aber seine «Henkersherberge» in Rimini, das Le Rose Suite Hotel, das gefällt mir gut. In die Pedalen treten lässt sich also durchaus mit gutem Geschmack vereinbaren. So oder so, meine Gesundheit verdanke ich auch meinem steten Drang nach sogenanntem Aktiv-Wellness. Die Tage lassen sich nämlich wunderbar ausfüllen mit diversen Spa-Vergnügen, so etwa Bäder, Massagen, Peelings, und Trekking-Ausflügen. Das Wetter spielt leider nicht immer mit, insofern war ich schon viele Male froh ob meiner schmucken und gleichzeitig zweckmässigen Outdoor-Bekleidung (Label: Fjäll Räven). Immer wieder stellt mir aber die Gesundheit ein Bein. Dann verordnet mir der Hausarzt – könnte ich das Internet bedienen, würde ich mir die nötigen Informationen aus dem Netz holen – eine Zwangspause. Diese nutze ich gerne, um jeweils Geschenke für mein Enkelkind zu finden. Letztes Mal wars ein Bugaboo Cameleon. cs PunktmagazinN°27Konsum


Aussichtspunkt

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WorteRinoBorini&CyrilSchicker BildEliasUlliSoozFotografie

Chefredaktor Wandelnde Konsumwut und all die eifrig geschnürten Konjunkturankurbelungspakete bringen zwar der Schweizer Post nicht viel, dafür gewissen Druckereien. Orell ­Füssli im Glanzlicht? Verlagschef Denen geht es nicht sonderlich gut. Die vom Fed beauftragten Druckereien dürften dagegen in die Hände klatschen. Man kann der hemmungslosen Gelddruckerei mit gemischten Gefühlen gegenüberstehen. Fakt ist, dass die Schuldenlast ­aller EU-Länder sieben Billionen Franken beträgt. Rate mal, wer der Welt-Schuldenkönig ist? Chefredaktor Ich lehne mich jetzt weit aus dem Fenster und führe die USA ins Feld. 13 Billionen Franken sind gar unheilvoll. Das Krisenextrem ist sowieso unglaublich. Der OECD-Verschuldungsgrad liegt bei insgesamt 180 Prozent, bis 2011 werden es geschätzte 204 Prozent sein. KonsumN°27Punktmagazin

Verlagschef Die Prozentsätze sind derart hoch, da wird mir jetzt schwindelig. Schwindelig, aber im positiven, wird mir auch beim Jahresumsatz des europäischen Fussballmarktes. Dieser beträgt inzwischen 20 Milliarden Franken. Das Geld fliesst und fliesst und ... Chefredaktor ... fliesst. Das gilt auch für die Zukunftsindustrie erneuerbare Energien. Sogenannte grüne Stimulierungsunterfangen schlugen in China mit 100 Milliarden Franken zu Buche, in den USA mit 45 Milliarden, in der EU mit knapp 50 Milliarden. Wahnsinn. Ein absoluter Unsinn ist dafür die Verlustquote von 80 Prozent, die zwischen Gewinnung und Konsum der jeweiligen ursprünglichen Fördereinheit verloren geht. Verlagschef Welch’ Aderlass. Um beim Thema zu bleiben: Nicht gerade 80 Prozent, aber immer noch stolze 50 Prozent ging das brasilianische Exportvolumen von Biokraftstoffen 2009 zurück. Über Jahre hinweg wuchs die Biokraftstoffindustrie jährlich um acht

Prozent, jetzt dürfte Ernüchterung vorherrschen. Chefredaktor Die Biokraftstoff­ angelegenheit Brasiliens ist ohne­ hin zweischneidig. Präsident Lula hat diesbezüglich eine Meise. Aber da ist er nicht alleine. Und wer kei­ ne hat, hält zumindest ein Haus­ tier. Könnte man meinen, immer­ hin floriert der Markt. 2009 haben Schweizer Haustierhalter für Er­ nährung und Pflege fast 670 Milli­ onen Franken ausgegeben. Dies zeigt eine Untersuchung des Zent­ ralverbandes Zoologischer Fach­ betriebe Deutsch­­land. Österreich hat nur knapp 530 Millionen aus­ gegeben. In England, waren es gar sechs Milliarden Franken für 25,5 Millionen Tiere. Verlagschef Ich habe mich erst kürzlich verstärkt mit dem ­Devisenmarkt auseinandergesetzt, da verkommen diese tierischen Zahlen zu einem Klacks. Die Na­ tionalbank sitzt auf Währungs­ reserven von knapp 230 Milliar­ den Franken, zwei Drittel in Euro. Der devisentechnische Tagesum­ satz liegt bei rund drei Billionen

Franken. Unvorstellbar. Wie verhalten sich beispielsweise importund exportorientierte Firmen, um sich gegen Währungsschwankungen abzusichern? Chefredaktor Herausfordernd, fürwahr, und zwischen 2004 und 2007 ist der Markt um über 70 Prozent gewachsen. Aber ich bin ja kein Treasurer und kann deine Frage nicht beantworten, sondern leite auf das Frachtwesen über. ­Alleine schon der Militärgütertransport kommt einem anderen Gigantismus gleich. Bereits 2003 machte die Deutsche Bahn AG ­zirka 68 Milliarden Franken Umsatz mit Militär-Transporten. Verlagschef Rüstung, Devisen und Nachhaltigkeit geben ja schon reichlich Stoff für eine weitere spannende Ausgabe. Welche Extreme erwarten den Leser sonst noch? Chefredaktor Das sei jetzt nicht verraten. Sicher aber ist, dass Extremes auf Exzellentes, Exzellentes auf Extravagantes, Extravagantes auf Exzentrisches und Exzentrisches auf Exzessives trifft.


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Basiswert

USD SIX

CMCI Edelmetalle Index CMCI Gold Index CMCI Silber Index CMCI Platin Index

TPMCI TGCCI TSICI TPLCI

1

Valor 4 299 010 3 699 142 3 699 143 3 919 421

All-in Gebühr p.a. 0.49% 0.26% 0.37% 0.49%

SVSP Produktename: Tracker-Zertifikate (1300) EUR währungsgesichert SIX Valor All-in Gebühr p.a. EPMCI 4 299 011 0.61% EGCCI 3 624 899 0.38% ESICI 3 624 900 0.49% EPLCI 3 920 562 0.61%

CHF währungsgesichert SIX Valor All-in Gebühr p.a. CPMCI 4 299 019 0.92% CGCCI 3 624 905 0.66% CSICI 3 624 904 0.80% CPLCI 3 920 560 0.92%

Nur die tägliche Rendite ist dem Währungsrisiko ausgesetzt.

Diese strukturierten Produkte stellen keine Beteiligung an einer kollektiven Kapitalanlage im Sinne von Art. 7 ff. des Schweizerischen Bundesgesetzes über die kollektiven Kapitalanlagen (KAG) dar und unterstehen somit nicht der Bewilligung der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA. Deshalb besteht für den Investor, der in diese Produkte investiert, kein Anlegerschutz nach dem KAG. Dieses Inserat dient ausschliesslich zu Informationszwecken und ist nicht als Angebot, persönliche Empfehlung oder Aufforderung zum Abschluss einer Transaktion auszulegen oder als Anlageberatung anzusehen. Dieses Inserat stellt keinen vereinfachten Prospekt im Sinne von Art. 5 KAG sowie kein Kotierungsinserat im Sinne des Kotierungsreglementes dar. Die massgebende Produktdokumentation kann direkt bei UBS Investment Bank im 24-h-Service unter Tel. 044-239 47 03, Fax 044-239 69 14 oder über E-Mail swiss-prospectus@ubs.com bezogen werden. Diese Emission unterliegt möglicherweise Verkaufsbeschränkungen u.a. für Europa, Hongkong, Singapur, USA und US-Personen (die Emission unterliegt schweizerischem Recht). Vor dem Eingehen von strukturierten Transaktionen empfiehlt sich eine fachkundige Beratung durch Ihre Hausbank. Die Angaben in diesem Inserat erfolgen ohne Gewähr. * Wir machen Sie darauf aufmerksam, dass Gespräche auf den mit * bezeichneten Anschlüssen aufgezeichnet werden können. Bei Ihrem Anruf auf diesen Linien gehen wir davon aus, dass Sie mit dieser Geschäftspraxis einverstanden sind.

Publikumspreis für Kategorie Hebelprodukte und Kategorie Anlageprodukte

Wichtige Informationen zu Risiken und Chancen im Zusammenhang mit diesen Produkten finden Sie unter: www.ubs.com/etc

ab

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