PUNKTmagazin SchwarzWeiss

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das Invest-Magazin mit Zukunft!

4. Jahrgang Heft N˚ 17 Januar/Februar 2009 CHF 6,00 punktmagazin.com 9 771661 806003 17

VON VORNE BIS HINTEN

SCHWARZWEISS

LEADSTORY:

So verdreht – und doch ganz normal AUF DEN PUNKT: Schwarze oder weisse Schwäne auf Nationenebene | Schattige und sonnige Branchen | Über den Erdball verstreute Firmen im Schafspelz | Himmel/Hölle im Anlageuniversum KOPFSACHE: Professor Walter Wittman – der «Schwarz-Weiss-Seher» lässt sich auf den Zahn fühlen


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INDEX SCHWARZ

CONTENT «SCHWARZ» N˚ 17 JANUAR/FEBRUAR 2009 06

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24

26

05 DIESE WÖLFE IM

16 VON SCHMETTER-

22 SPEZIALISTEN IM

26 PROFESSOR WALTER

SCHWARZ-WEISSEN SCHAFSPELZ Schwarz gilt

LINGEN ZU SCHWARZEN SCHWÄNEN Die Welt

zumindest in unseren Breitengraden als die Farbe der Leere, der Trauer ...

sieht derzeit alles schwarz. Die Stimmung liegt auf dem Tiefpunkt und Anleger brauchen ...

GESPRÄCH: HANS KAUFMANN UND ALFONS CORTÉS In Län-

WITTMANN – DER «SCHWARZ-WEISSSEHER» Der grossgewach-

06 ALLES VERDREHT UND DOCH NORMAL Die

17 SCHWARZE UND WEISSE BRANCHENSCHÄFCHEN Solange noch

dern, wo die Regierungen derzeit Banken und Industrieunternehmen mit Milliardenbeträgen unterstützen, ist eine grassierende Staatsverschuldung vorprogrammiert. Diese wird früher oder später zu ...

sene, emeritierte Wirtschaftsprofessor Walter Wittmann steht oft Kopf, wenn er das internationale Finanzgebaren betrachtet. Just zum Zeitpunkt, an dem die globalen Finanzmärkte lichterloh brennen, sind die zuweilen visionären Bücher des notorischen Skeptikers ...

weitreichenden Folgen der globalen Finanzkrise verändern das Weltgeschehen. Die ursprüngliche Ordnung auf der Weltbühne wird je länger je mehr völlig ...

schwarze Wolken über den Finanzmärkten hängen, ist es wichtig, vor allem auf weisse Branchen zu setzen. Welche Sektoren im ...

12 SCHATTIGES

20 PERSONEN IM

MEXIKO HINKT SONNIGEM SCHWEDEN HINTERHER EmMas sind für

FOKUS: HELLE, ILLUSTRE KÖPFE UND DEREN KONZEPTE Die USA steht

Anleger seit längerem enorm reizvoll, so auch Mexiko. Dem Wirtschaftswachstumspotenzial zum Trotz: Die Gefahren sind hünenhaft. Wer weniger Risiko schultern ...

seit dem aktuellen Präsidentenwahlergebnis relativ gut da. Die Vereinigten Staaten machen auch weniger positiv von sich reden etwa, wenn es um den einstigen Lehman-Brothers ...

24 DER (ANTI-)CHRIST AM HEITEREN BIS WOLKIGEN BÖRSENHIMMEL Mit gottesnahen Anlagen kann sich der Investor prima Asche aufs Haupt schütten, gelten diese doch als moralisch vertretbar. Die Investmentvorgaben allerdings befinden ...

30 «KONTRASTPUNKTE» Bebildert von Olivier Brandenberg

25 GEDANKENGANG MIT CYRIL SCHICKER Sonne und Betrübnis. Zebras. Yin und Yang. Misanthropen ...

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«Schwarz»

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&5$T Bei der Anlage in Rohstoffe ist die Wahl des richtigen Instrumentes entscheidend. Exchange Traded Commodities (ETCs) auf die UBS Bloomberg CMCI Total Return Indizes Familie bieten Ihnen die Möglichkeit, diversifiziert oder punktuell auf der Terminkurve zu investieren. So können Sie bei tieferer Volatilität und potenziell besserer Rollperformance als bei herkömmlichen Indizes optimal an der Entwicklung der Rohstoffmärkte teilhaben - dies bei tiefen und transparenten Verwaltungsgebühren. Ausserdem sind diverse Basiswerte auch währungsgesichert in CHF und EUR erhätlich. Interessiert? Für weitere Auskünfte wenden Sie sich an 044-239 77 40*, derivatives@ubs.com oder besuchen Sie unsere Website www.ubs.com/etc

Performance

Basiswert

Ausgewählte ETCs Kontrakte

Valor

SIX Symbol

All-in Gebühr p.a.

Gesamtindex CMCI Composite

Diversifiziert über alle Laufzeiten

3 179 426

TCMCI

0.38%

CMCI Composite 3M

3 Monate konstant

3 179 421

TCM3M

0.30%

CMCI Composite 6M

6 Monate konstant

3 179 420

TCM6M

0.30%

CMCI Composite 1Y

1 Jahr konstant

3 179 744

TCM1Y

0.30%

CMCI Energie

Diversifiziert über alle Laufzeiten

4 299 044

TENCI

0.40%

CMCI WTI Erdöl

Diversifiziert über alle Laufzeiten

3 333 332

TCLCI

0.30%

CMCI Brent Erdöl

Diversifiziert über alle Laufzeiten

3 266 168

TCOCI

0.30%

CMCI Gasöl

Diversifiziert über alle Laufzeiten

3 778 759

TQSCI

0.40%

CMCI Benzin

Diversifiziert über alle Laufzeiten

3 683 490

TXBCI

0.40%

CMCI Heizöl

Diversifiziert über alle Laufzeiten

3 778 760

THOCI

0.40%

CMCI Erdgas

Diversifiziert über alle Laufzeiten

3 778 765

TNGCI

0.40%

CMCI Industrie Metalle

Diversifiziert über alle Laufzeiten

3 565 741

TIMCI

0.37%

CMCI Aluminium

Diversifiziert über alle Laufzeiten

3 778 757

TLACI

0.37%

CMCI Kupfer

Diversifiziert über alle Laufzeiten

3 778 758

TLPCI

0.37%

CMCI Blei

Diversifiziert über alle Laufzeiten

3 778 762

TLLCI

0.37%

CMCI Nickel

Diversifiziert über alle Laufzeiten

3 778 766

TLNCI

0.37%

CMCI Zink

Diversifiziert über alle Laufzeiten

3 778 771

TLXCI

0.37%

CMCI Edelmetalle

Diversifiziert über alle Laufzeiten

4 299 010

TPMCI

0.49%

CMCI Gold

Diversifiziert über alle Laufzeiten

3 699 142

TGCCI

0.26%

CMCI Silber

Diversifiziert über alle Laufzeiten

3 699 143

TSICI

0.37%

CMCI Platin

Diversifiziert über alle Laufzeiten

3 919 421

TPLCI

0.49%

Energie

Industrie Metalle

Edelmetalle

Diese strukturierten Produkte stellen keine Beteiligung an einer kollektiven Kapitalanlage im Sinne von Art. 7 ff. des schweizerischen Bundesgesetzes über die kollektiven Kapitalanlagen (KAG) dar und unterstehen somit nicht der Bewilligung der Eidgenössischen Bankenkommission. Deshalb besteht für den Investor in diese Produkte kein Anlegerschutz nach dem KAG. Dieses Inserat stellt keinen vereinfachten Prospekt im Sinne von Art. 5 KAG sowie kein Kotierungsinserat im Sinne des Kotierungsreglementes dar. Die massgebende Produktdokumentation kann direkt bei UBS Investment Bank im 24-h-Service unter Tel. 044-239 47 03, Fax 044-239 69 14 oder über E-Mail swiss-prospectus@ubs.com bezogen werden. Verkaufsbeschränkungen für Europa, Hong Kong, Singapur, USA, US-Personen und Vereinigtes Königreich (die Emission unterliegt schweizerischem Recht). * Wir machen Sie darauf aufmerksam, dass Gespräche auf den mit * bezeichneten Anschlüssen aufgezeichnet werden können. Bei Ihrem Anruf auf diesen Linien gehen wir davon aus, dass Sie mit dieser Geschäftspraxis einverstanden sind.

Weitere Informationen zu Chancen und Risiken: www.ubs.com/etc

You & U s

UBS Investment Bank ist ein Unternehmensbereich von UBS AG. © UBS 2008. Das Schlüsselsymbol und UBS gehören zu den geschützten Marken von UBS. UBS Bloomberg CMCI und CMCI sind geschützte Marken von UBS und/oder Bloomberg. Patent angemeldet. Alle Rechte vorbehalten. UBS übernimmt alleinige Verantwortung für den Inhalt dieses Dokuments, der von Bloomberg nicht rezensiert worden ist.


ENTRÉE

DIESE WÖLFE IM SCHWARZWEISSEN SCHAFSPELZ txt: CS] Schwarz gilt zumindest in unseren Breitengraden als die Farbe der Leere, der Trauer und des Nichts. Andernorts allerdings geht damit das Zeichen des Lebens einher. Weiss ist unter anderem der Ausdruck für Reinheit, Wahrheit und Friede. Physikalisch gesehen ist Weiss sogar die Summe aller Farben und die Inuit verwenden mehr als 200 verschiedene Namen für die sogenannte «Ausgewogenheit aller Farben». Im Land des Lächelns hingegen wird Weiss mit Trauer und Tod in Verbindung gebracht. Die Koreaner beispielsweise tragen bei Abdankungen vornehmlich weiss. Folgerichtig oder krud? Ganz normal oder total inkonsequent? So oder so, Farben nehmen massiv Einfluss auf unser Wohlbefinden, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht. Insbesondere das überall anzutreffende Duo Schwarz/ Weiss macht uns freudig, wütend, glücklich oder traurig zugleich. Aber wie es doch so schön heisst: Gegensätze ziehen sich an – und alles gleicht sich in etwa wieder aus. Ganz nach dem Prinzip «Wo Sonne ist, da ist auch Schatten» kann das eine nicht sein ohne das andere. Eine ausgeglichene Waagschale also ... Im Wechselspiel und Miteinander zeigt sich auch die (wirtschaftliche) Weltordnung. Nichts

ist tatsächlich überlegen, wichtiger oder gar antagonistisch, sondern alles ist vielmehr komplementär. Dabei spielen auch individuelle Präferenzen oder subjektive Betrachtungsweisen eine Rolle. Die Ihnen vorliegende Ausgabe hat sich auf die Fahne geschrieben, das Wirtschaftsgebaren, teilweise aber auch das Kunst- und das Sporttreiben, durch die «Yin-Yang-Brille» zu betrachten. Auf Länder-, Branchen-, Firmen- sowie Personenebene werden illustre, jedoch ebenso spannende, zukunftsträchtige und bisher wohl auch unbekannte Gegebenheiten in den Fokus gerückt. Praxisnahe Lösungsansätze (Tipps und Tricks) fehlen genauso wenig wie extravagante Schweizer Köstlichkeiten aus dem himmlischen Lifestyle-Universum. Ausserdem werden des Teufels Zeugs und Gottes Beiträge untersucht sowie gegenübergestellt. Dabei stellt sich die Frage, ob kirchennahen Finanzengagements die Hörner aufgesetzt oder engelsgleich die schützenden Performanceflügel zuteil werden. In der PUNKTschwarzweiss-Ausgabe gibt scheinbar Negatives dem scheinbar Positiven die Klinke in die Hand und mögliche Skandalzustände werden mit etwaigen Bauchpinseleien aufgewogen.

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LEADSTORY

Die weitreichenden Folgen der globalen Finanzkrise verändern das Weltgeschehen. Die ursprüngliche Ordnung auf der Weltbühne wird je länger je mehr völlig auf den Kopf gestellt. Global agierende Institutionen, Staaten, Unternehmen sowie Steuerzahler und Konsumenten spüren diese Wandlung in vielerlei Hinsicht. Dabei gibt es aber nicht nur Verlierer à gogo, sondern ebenso eine ganze Reihe von mehr oder weniger glücklichen Gewinnern.

txt: Rino Borini & Cyril Schicker] Bereits der Jahresstart liess nichts Gutes erhof-

fen, vorausgesetzt man stützte sich auf eine Börsenweisheit: «As January goes, so goes the year», ein doch bekannter Wall-Street-Slogan. Betrachtet man die Statistik, hat die Regel doch einiges für sich, denn die Trefferquote lag in den letzten 51 Jahren – zumindest was die USA betrifft – bei 75 Prozent. Und auch der Januar 2008 bestätigte diese Regel, denn es war der fünftschlechteste Start seit 1950. Und wie sieht es heute aus? Weltweit brennen die Finanzmärkte lichterloh: Ob ›››

ALLES VERDREHT UND DOCH NORMAL

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Beteiligungs- oder Schuldpapiere aus etablierten Ländern oder den aufstrebenden Nationen, ob Rohstoffe oder Währungen, beinahe alles, was ein Investor in den letzten Monaten anfasste, ging zu Tale. Die meisten Börsenengagements standen so gesehen nicht unter einem Goldsegen, sondern waren einem dauerhaften Pechregen ausgesetzt.

LEADSTORY

Ramsch als Auslöser Dieses Szenario hat auf so ziemlich jede Anlageklasse übergegriffen, fast keine konnte die Anlegerherzfrequenz in Bezug auf positive Renditen erhöhen – oder aber ganz fest, je nach Betrachtungsweise. Der Grund dafür liegt im Flächenbrand der weltweiten Finanzmärkte. Das Gros der Börsenvehikel mauserte sich unerwartet zu derart heissen Eisen, dass sich momentan wenige getrauen, diese in die Finger zu nehmen. So oder so, der Anstoss für die Krise liegt weit zurück. In grossem Umfang kaufen sich Amerikaner seit dem Jahr 2000 Eigenheime und finanzieren diese mit zinsgünstigen Darlehen. Üblicherweise ganz ohne Eigenkapital und ohne erstklassige Bonität. Dies führte zu einem diabolischen Kreislauf: Der Immobilienwert in den Boomgebieten stieg jeweils stark. Über den Wertzuwachs gönnten sich Immobilienbesitzer erneut einen Kredit, um sich Konsumwünsche zu erfüllen. Finanzdienstleister verbrieften diese dadurch entstandenen «Ramschhypotheken» in sogenannte ABS – asset backed securities – und witterten den grossen Reibach. Die Gier war nicht minder gross, weshalb aus den ABS ein neues Anlagekonstrukt gebildet wurde, mit anders besicherten Krediten, die sogenannten CDO (collateralized dept obligations). So niedlich diese Abkürzungen auf den ersten Blick auch sein mögen, vermehrte Zahlungsausfälle bei Hypothekenkrediten in den Vereinigten Staaten lenkten die negative Aufmerksamkeit auf diese spezielle Art der Subprimedarlehen. Sie wurden im Laufe der Jahre zu Hunderttausenden an nicht solvente Hausbauer und -besitzer vergeben. Aus CDO wurden ABS und die Subprimekrise begann wild um sich zu schlagen. Auch Ikonen können fallen Furios wurde dies im April 2007 und das erste grosse Firmenopfer, der US-Hypothekenfinanzierer New Century Financial, strauchelte. Die Immobilienseuche hat sich inzwischen wie eine Epidemie ausgebreitet, namhafte Bankinstitute, darunter die stolze UBS, mussten (Schrott-)Papiere in Milliardenhöhe abschreiben. Die Angst vor einer Finanzkrise zwang die Notenbanken weltweit zum Eingreifen. Die «Quasi-Garantie» der USA für die Hypothekar-Riesen Fannie Mae und Freddie Mac, von der das Finanzministerium überzeugt war, dass sie die Märkte beruhigen würde, war ein Schuss in den heissen Ofen. Mit dem Niedergang der weltweit viertgrössten Investmentbank aka Lehman Brothers ist dann das wohl Schlimmste eingetroffen, war diese Pleite doch die grösste Firmeninsolvenz in der amerikanischen Geschichte. Der Zusammenbruch der einstigen Investmentikone brachte eine drastische Ver-

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«Schwarz»

PUNKTmagazin N˚ 17/09

schärfung der Krise mit sich: Die Misere schwappte nun definitiv und mit voller Wucht auf Europa über, weshalb rasch und umfassend Rettungspakete geschnürt wurden. Die globalen Geld- sowie Kapitalmärkte waren verstopft und die Zahlungsfähigkeit vieler Länder wurde daraufhin sogar infrage gestellt. Mit einer weiteren Milliardenspritze (Citigroup kam zum unrühmlichen Handkuss) im November 2008 signalisierte dann Ben Bernanke, wirklich alles zu unternehmen, um das Schiff wieder flott zu trimmen. Sprich, die Banken sind wohl derzeit so sicher, wie das Amen in der Kirche. Apropos: Das Wirtschaftsdrangsal treibt die Menschen vermehrt in die Kirchen, weil sie dort auf frohe Botschaft oder zumindest auf Wegweisung hoffen. Kirchennahe Investments, siehe auch Seite 24 ff., zeigen einen Weg auf, halten diesen aber selber nicht immer ein. Wie dem auch sei, das bislang grösste lancierte Rettungspaket überhaupt bedeutet, dass Banken praktisch alle faulen Kredite loswerden können und dafür bei der US-Notenbank Dollars erhalten. Oh weh, Schrottpapiere Doch damit haben sich die Finanzinstitute noch nicht ihres Schuldenmantels entledigt. Für sie gilt es weiterhin, trockenes Brot zu kauen. Denn nebst den Schrottpapieren ist das Hauptproblem der Vertrauensverlust aller (Finanz-)Akteure. Einerseits hat die Vertrauenseinbusse seitens der Anleger die grösste Bankenpleite in der US-Geschichte zusätzlich heraufbeschworen. Insgesamt brachen in diesem Jahr bisher unglaubliche 22 amerikanische Banken zusammen. Anderseits sind durch die Abflüsse von Kundengeldern in Milliarden-Höhe viele Institute stark geschwächt, auch hierzulande. Aber die Kreditkrise geht gar noch weiter. Denn der Ursprung des Banking ist im Kreditwesen zu finden. Das Wort «Kredit» stammt vom lateinischen «credere» und bedeutet vertrauen. Und genau dieses Fundament des Bankgeschäfts belastet aktuell den Sektor: Insbesondere die Gläubigkeit der Banken untereinander schwindet, was sich in einer unsäglichen Liquiditätskrise und einem begrenzten Wachstum manifestierte. Der omnipräsente Herdentrieb Dieses «zähe» Phänomen ist weltweit zu betrachten. Entsprechend sieht die Majorität der Investoren nur noch schwarz. Rabenschwarz. Es zeigt sich da wieder, dass das Gros der Anlegerschar nicht rational ist und genau dazu tendiert, sich filigran in den vermaledeiten Herdentrieb einzufügen. Alle wollen raus, raus, raus. Dieses Verhalten ist typisch in Krisensituationen. Um diese Negativspirale zu stoppen, versuchten sich die führenden Notenbanken weltweit in Zinssenkungen. Niedrigere Leitzinsen verbilligen Kredite für Unternehmen sowie Konsumenten und nähren somit die Investitions-/Kauflust. Das ist allerdings das Wunschszenario. Derzeit ist die Situation verwegener und etwa dem oft zu hörenden Sinnspruch gleichzusetzen: «Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin.» Die Lage ist um einiges


konfuser, die mediale Negativberichterstattung trug mitunter zum Negativum bei. Kein Investor will sich engagieren und nur wenige Banken erteilen – sowohl Privatkunden als auch Banken – Kredite im üblichen Mass. König Bargeld als Gewinner Die Anlegerflucht hat ziemlich alle Börsen rund um den Erdball einbrechen lassen. Zudem nistet sich vielerorts eine Rezession ein, hin und wieder macht das Wort «Depression» die Runde. Unsicherheit und Panik haben sich als Folge deutlich verschärft. Aber die Welt geht nicht unter, im Gegenteil, kommen doch aus Notsituationen etliche Personen, Firmen, Branchen, Nationen gestärkt heraus! Aufgrund des massiven Kurszerfalls sind die jetzigen Aktienbewertungen auf historisch sehr tiefe Niveaus gefallen. Doch nicht nur Dividendenpapiere gehören zu den Kursverlierern. Fast keine Anlageklasse blieb im Jahr 2008 von Verlusten verschont. Die Kursgewinner der Krise können fast an einer Hand abgezählt werden. Geldmarktanlagen und Staatsanleihen erwiesen sich als Fels in der Brandung. Dem Ausverkauf an den Aktienmärkten stand eine Flucht in die Staatsanleihen gegenüber. Die Marktteilnehmer lehnen sich an die simple Überlegung an, dass der Staat schon nicht pleitegehen wird, bei Unternehmen diese Gefahr aber besteht. Doch der Bullenmarkt für Staatsanleihen dürfte langsam an seine Grenzen stossen. Gravierend waren die Kursverluste in den Schwellenländern, die besonders unter den massiven Kapitalabflüssen litten. Von Osteuropa über Russland nach Südafrika bis Asien und Lateinamerika (Mexiko wird auf Seite 12 ff. beleuchtet) – überall rumort es (siehe auch «Performance Aktienmärkte», Seite 10). Die ehemals hoch gelobten und zu beispiellosen Wachstumskräften hoch sterilisierten EmMas drohen nun zum «zweiten Epizentrum der globalen Finanzkrise» zu werden. Osteuropäischer Flächenbrand Einer der zentralen Krisenherde liegt direkt vor der Haustür. In vielen osteuropäischen Ländern stehen die Zeichen auf Alarm. Spätestens seit Ungarn, die Ukraine und Weissrussland aus Furcht vor einem Staatsbankrott den Internationalen Währungsfonds (IWF) um milliardenschwere Kredithilfen ersuchten, ist das Vertrauen in die bis dato boomenden östlichen Wachstumsmärkte dahin. Was die Lage noch prekärer macht: Eine Menge dortiger privater Haushalte haben sich ihre Häuser und Autos mit Krediten finanziert. Nun drohen Kreditausfälle und Privatinsolvenzen. Konsum und Investitionen dürften merklich zurückgehen. Arg gebeutelt wurde auch die russische Börse. Und sobald in Russland der Wodka-Umsatz zurückgeht, ist die Lage (bier-)ernst. Anfang November 2008 waren nämlich die Lagerbestände sechsmal höher als noch vor einem Jahr. Das teilte der Nationale Alkoholverband mit. Die Finanzkrise bescherte der Moskauer Börse im Jahresvergleich ein Minus von über 70 Prozent. Besonders stark sind Banken, Baufirmen, Immobi-

lienentwickler und Einzelhändler betroffen. Und die Aussichten sind wenig positiv. Die Krise trifft Russland gleich doppelt hart. Zum einen hat sich der Preis für das «schwarze Gold» in den vergangenen Monaten mehr als halbiert. Zum andern sind die Preise anderer Rohstoffe abgesackt. Russische Handelsbilanz wankt Das bringt die russische Handelsbilanz ins Ungleichgewicht und weniger ausländisches Geld fliesst in die Wirtschaft des Landes. Es kommt hinzu, dass das schwach entwickelte Bankensystem so stark wie kaum ein anderes unter der Krise leidet. Es ist völlig unklar, wie stark das Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr ausfallen wird. Auch China galt lange Zeit als Retter der Wirtschaftswelt. Doch das Blatt hat sich innert Kürze gewendet. Wie alarmiert die Führung in Peking über die Folgen der Finanzkrise ist, zeigte sich an der kräftigsten Zinssenkung seit elf Jahren (im November 2008). Zudem hatte die Regierung ein Konjunkturprogramm über fast eine halbe Billion Dollar auf den Weg gebracht. Ein staatliches Wirtschaftsforschungs institut prognostizierte, dass sich die Wachstumsrate auf acht Prozent abschwächen wird und 2009 unter acht Prozent liegen dürfte. Doch die Chinesen und übrigens auch die ölproduzierenden Staaten haben in den letzten Jahren zumindest Handelsüberschüsse eingefahren. Die USA und Europa hingegen haben in den vergangenen Jahrzehnten mehr konsumiert als produziert und dabei Schulden en masse geäufnet. Die Chinesen haben viel eher gespart und Reichtum geschaffen. So wird den Chinesen, mit wachsender Tendenz, eine Menge mehr von der Welt gehören, weil sie ihre Dollarreserven und US-Staatsanleihen in echte Aktivposten umwandeln werden (siehe auch PUNKTmagazin #12 – alles zum ambivalenten China). Dem Samba fehlt der Rhythmus Das verändert das Machtgefüge. Dieses Umkrempeln zugunsten Asiens ist die Folge der «US-Wirtschaftssünden» aus den vergangenen 25 Jahren. Stichwort (Süd-)Amerika: Den südamerikanischen Aktienmärkten etwa erging es nicht sonderlich gut. Brasilien, Peru oder Argentinien beispielsweise liegen gar am Ende der Börsenrangliste. Eine lange, sehr lange Zeit hat in Lateinamerika das Selbstbewusstsein dominiert. Wachstumsraten von durchschnittlich knapp sechs Prozent in den letzten zwei Jahren und eine ›››

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TOP «SWISS-PERFORMANCE-INDEX» (PER 01.12.08) Name

FLOP «SWISS-PERFORMANCE-INDEX» (PER 01.12.08)

Performance YtD

Kurs in CHF

Performance YtD

Kurs in CHF

Acino Holding

+39,49%

225,80

Arpida

-95,74%

0,87

Card Guard

+28,12%

7,70

Gottex

-94,96%

3,50

Valiant Holding

+13,92%

198,20

4M Technologies

-94,76%

0,11

BEKB/BCBE

+13,19%

222,40

OC Oerlikon

-82,79%

81,45

Schweiter Technologie

+12,64%

389,50

Schmolz + Bicken

-80,05%

18,00

sia Abrasives Holding

+11,65%

433,50

Valartis Group

-79,93%

15,95

+9,30%

189,00

Tec-Sem Group

-79,69%

0,66

Performance YtD

Kurs in EUR

Performance YtD

Kurs in EUR

Volkswagen

+90,19%

294,00

Fortis

-96,23%

0,70

Münch. Rückversicherung

-15,73%

107,00

Renault

-81,79%

16,60

France Telecom

-17,77%

19,60

ING Groep

-77,79%

5,70

Deutsche Telekom

-24,16%

10,60

Aegon

-69,78%

3,50

GDF Suez

-24,52%

29,40

Deutsche Bank

-69,75%

25,30

Leclanche

TOP «DJ-EURO-STOXX 50» (PER 01.12.08) Name

FLOP «DJ-EURO-STOXX 50» (PER 01.12.08)

-26,30%

25,90

ArcelorMittal

-68,58%

16,70

Vivendi

-26,40%

21,90

Unicredit

-68,48%

1,70

Performance YtD

Kurs in USD

Performance YtD

Kurs in USD

Family Dollar Store

+37,81%

26,40

AIG

-96,85%

1,80

Rohm & Haas Co.

+34,57%

71,00

Genworth Financial

-94,94%

1,30

UST Inc.

+26,41%

68,60

Prologis REIT

-94,91%

3,10

Barr Pharmaceutical

+20,30%

63,90

XL Capital

-91,54%

4,20

Amgen

+18,41%

55,00

Hartford Financial

-91,52%

7,10

Wal-Mart Stores

+14,42%

54,20

National City

-89,50%

1,70

General Mills

+10,01%

62,30

Developers Divers. Realty

-88,40%

4,40

Performance YtD

Kurs in USD

Performance YtD

Kurs in USD

+17,94%

54,80

Sirius XM Radio

-94,38%

0,20

Celgene Corp.

+3,48%

48,30

Liberty Media Interactive

-88,21%

2,30

Apollo Group

+1,30%

71,10

Focus Media

-87,31%

6,70

Cephalon

-4,06%

17,00

Seagate Technology

-84,62%

3,90

Gilead Sciences

-7,72%

42,60

Sun Microsystems

-84,39%

2,80

FLIR Systems

-8,63%

27,30

Amylin Pharmaceutic

-83,62%

6,10

Vertex Pharmaceutic

-8,70%

21,00

Garmin

-83,25%

15,00

Performance YtD

Kurs in YEN

Performance YtD

Kurs in YEN

+23,45%

9790,00

+7,79%

166,00

Name

FLOP «S&P 500» (PER 01.12.08)

TOP «NASDAQ 100» (PER 01.12.08) Name

Amgen

Name

Fast Retailing Sanyo Electronic

Name

FLOP «NASDAQ 100» (PER 01.12.08)

TOP «NIKKEI 225» (PER 01.12.08)

Name

FLOP «NIKKEI 225» (PER 01.12.08) Name

CSK Holdings

-84,78%

545,00

Pioneer

-80.95%

192,00 113,00

Nippon Meat Packers

+3,62%

1155,00

Isuzu Motors

-77,55%

Shionogi & Co.

+1,91%

2000,00

Clarion Co.

-76,74%

66,00

Kansai Electr. Power

+0,08%

2575,00

Taiyo Yuden Co.

-76,15%

428,00

Tokyo Electr. Power

+0,08%

2860,00

HINO Motors

-75,38%

177,00

Odakyu Electr.

-1,31%

699,00

Nikon Corp.

-75,26%

953,00

Performance YtD

Kurs in HKG

Performance YtD

Kurs in HKG

CLP Holdings

+1,05%

53,30

Foxconn Intl. Holdings

-88,40%

2,00

Hongkong Electric

-4,97%

42,10

CITIC Pacific

-85,97%

6,00

Tencent Holdings

-26,97%

43,00

Sino Land Co.

-79,06%

5,60

ICBC

-32,14%

3,80

Alum Corp.

-78,57%

3,50

China Overseas

-33,90%

10,60

New World Dev. Co.

-78,15%

5,80

Hang Seng Bank

-36,88%

100,30

HongKong Exchange

-72,20%

60,00

China Construct. Bank

-37,97%

4,10

Cosco Pacific

-71,53%

5,80

TOP «HANG-SENG» (PER 01.12.08) Name

PUNKTmagazin N˚ 17/09

Name

SAP

TOP «S&P 500» (PER 01.12.08)

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FLOP «HANG-SENG» (PER 01.12.08) Name


Kriselndes Osteuropa Vor diesem Hintergrund sind China, Thailand oder auch die Philippinen besonders attraktiv. Dagegen werden es speziell osteuropäische Staaten in naher Zukunft schwer haben. Doch allen Erschwernissen zum Trotz gilt es nun, auch Zuversicht auszustrahlen. Grosser Optimismus ist aber noch verfrüht. Doch diese unverschämt tiefen Bewertungen rings um den Erdball eröffnen viele Chancen. Es spielt dabei keine Rolle, ob man die Betrachtungsweise auf Länder-, Branchen-, Firmen- oder Personenebene ansetzt. Überall lauern positive Tatbestände, die – wenn sich die Marktlage beruhigt – noch vor dem eigentlichen «Turnaround» überproportional Freude bereiten werden. Insbesondere für langfristig orientierte Anleger bieten einige Länder, Branchen, Firmen oder von Koryphäen geprägte Unternehmen schon zum jetzigen Zeitpunkt günstige Einstiegsmöglichkeiten. Seinen Fuss in der Börsentüre drin zu haben, bevor die Kurse auf breiter Front gestiegen sind, ist sexy. INDEXPERFORMANCE 2008 (IN %, PER 01.12.08)

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Japan

Far East

Europe

Quelle: MSCI BARRA Grafik: fm AG

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Protektionismus ist nicht zwingend gut Verlieren werden hingegen jene Konzerne, die unter den staatlichen Schutzschild kriechen müssen. Ihr Spielraum wird dadurch vehement beschnitten, das Sagen haben in Zukunft die Regierungen. Vor allem die Bankenlandschaft wird sich stark verändern. Experten sehen aber in gewissen Bankentiteln eine Chance, zumal diese extrem unter die Räder kamen. Die spanische Santander, die französische BNP Paribas oder auch die englische HSBC sind alle starke Retailbanken, bieten in grossen Finanzmärkten eine umfassende Palette an Dienstleistungen an und sind dadurch viel breiter abgestützt

TIERISCHES SEELENTHERMOMETER

Nach dem Regen kommt die Sonne Auch Santander ist clever. In England haben die Spanier vor einiger Zeit Abbey National erworben. Mitten im grossen Sturm kaufte Santander weiter hinzu. Inzwischen ist das Institut die drittgrösste Bankengruppe Englands. In Lateinamerika ist der Finanzkonzern längst eine Macht. Die Strategie von Santander, in grossen Märkten den vollen Service für alle Kunden anzubieten, scheint Früchte zu tragen. Derzeit stochern alle Anleger (noch) im Nebel. Keiner weiss wirklich, was passiert, ob das Schlimmste der Finanzkrise schon hinter uns liegt. Einige Staaten leiden unter den sinkenden Rohstoffpreisen, für andere ist das gut. Einige brauchen Geld und bekommen deshalb Probleme, andere haben hohe Devisenreserven. Dagegen profitieren Nettoimporteure von Rohstoffen wie China, Indien oder die Türkei von den sinkenden Preisen. Nationen mit einem hohen Defizit (Aussenhandelsbilanz und Verschuldung) laufen Gefahr, dass ihre Heimwährung abgewertet wird. Eine hohe kurzfristige Verschuldung im Ausland kann ebenso zu Schwierigkeiten bei Refinanzierungen führen.

East Europa

Veränderte Bankenlandschaft als Opportunität Auch innerhalb der Branchen sieht das Bild im Jahr 2008 schattig aus. Die meisten Sektoren (als Beispiel sei der Biotechnologiesektor genannt) notieren tief im Minus. Am besten konnten sich die Bereiche «Basis-Konsumgüter» und «Gesundheitswesen/ Health Care» halten. So notieren AstraZeneca, Amgen oder auch die schweizerische Actelion per Anfang Dezember 2008 mit einem positiven Vorzeichen. Auch im Konsum-, Mode- und Luxusgütersegment bringen einige Unternehmen wie Wal-Mart, General Mills, Zara oder Hermès Licht ins Dunkle. Wie immer, wenn die Welt Kopf steht, resultieren Gewinner und Verlierer. Das wird in der globalen Finanzindustrie nicht anders sein. Das Rennen werden jene Institute machen, die ohne Hilfe des Staats über die Runden kommen und trotz Krise die Kraft haben, Übernahmen zu tätigen.

als die Institute, die einseitig ausgerichtet waren und nun gerettet werden müssen/mussten. Unbemerkt mausert sich beispielsweise die französische BNP Paribas zur Gewinnerin. Die BNP ist eine Macht in Frankreich, konnte sich bisher aus dem US-Hypothekenstrudel raushalten und geht mit voller Kasse auf Einkaufstour. Kürzlich hat sie den belgischen Teil der illiquiden Fortis erworben.

Russia

bis dahin nicht erlebte makroökonomische Stabilität waren die Gründe. Die Wirtschaftswachstumsprognosen für das immer noch stark von RohstoffExporten lebende Lateinamerika wurden stark nach unten korrigiert. Der Internationale Währungsfonds geht nun von einer Zunahme des Bruttoinlandprodukts von 3,25 Prozent (gegenüber prognostizierten 4,5) im nächsten Jahr aus. Doch diese Vorhersagen sind mit Vorsicht zu geniessen. Noch ist unklar, wie sich Konsum und Investitionen in Lateinamerika entwickeln. So basiert etwa der brasilianische Aufschwung stark auf einem kreditfinanzierten Konsumboom. Die Zentralbank versucht nun mit verschiedenen Massnahmen, genügend Liquidität zu gewährleisten, doch es ist möglich, dass sich die Kredite stark verteuern und somit ein wichtiger Konjunkturmotor abgewürgt wird. Nicht zu vergessen ist aber, dass genau die Börsen der schnellwachsenden Nationen in den vergangenen Jahren stark zulegten und schon seit einiger Zeit die Gefahr einer Überhitzung aufwiesen. Im Zehn-Jahres-Vergleich schneiden nämlich die Schwellenländer besser ab als die meisten Industrienationen. Und immer wurde auch auf die hohen Risiken der EmMas hingewiesen. Das gilt ebenso für Mexiko, jedoch türmen sich gerade in diesem Land die Risiken zu einem sphärisch hohen Turm, der nur darauf wartet, einzubrechen und alle Renditeträume unter sich zu begraben.

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AUF DEN PUNKT

EmMas sind für Anleger seit längerem enorm reizvoll, so auch Mexiko. Dem Wirtschaftswachstumspotenzial zum Trotz: Die Gefahren sind hünenhaft. Wer weniger Risiko schultern möchte, dem sei zum Beispiel das für wohlige Zukunftsaussichten besorgte Königreich Schweden ans Herz gelegt.

txt: Cyril Schicker] Traumhaft! Mexikos Leitindex,

der Indice de Precios y Cotizaciones (Abkürzung IPC), haussierte in den letzten fünf Jahren wahrhaftig. Bis Mitte 2008 stieg das Börsenbarometer um ein Fünffaches. Selbstverständlich, die weltweite Wirtschaftsmisere hat auch da ihre Spuren, ja gar Furchen hinterlassen; die erreichten 31 000 Punkte sind

inzwischen fernab der Realität. Unterdessen stehen die Preise rund ein Drittel tiefer, trotz alledem kann die Steigerung – auf einer Fünfjahresbasis – des «Next-11-Komponenten» (ein Konstrukt ähnlich den BRICs von Goldman Sachs, das gemäss dem US-Investmenthaus ein Überflieger sein wird) als überdurchschnittlich taxiert werden. ›››

SCHATTIGES MEXIKO HINKT SONNIGEM SCHWEDEN HINTERHER punktmagazin.com

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Der lateinamerikanische Traum Und vor diesem Hintergrund überrascht es auch nicht, dass einer der intimsten Schwellenlandkenner, Dr. Mark Mobius von Franklin Templeton, das Land fast schon über den grünen Klee lobt. Sein «lateinamerikanischer» Fund weist denn auch per Ende September 2008 (aktuellere Daten standen Anfang Dezember nicht zur Verfügung) ein Mexiko-Exposure von knapp 26 Prozent aus. Das ruft ganz automatisch auch viele Anleger auf den Plan. Immerhin gelten Schwellenländer seit längerem als galoppierende Spitzenreiter, wenn es um Wirtschaftswachstum und somit auch erhoffte Renditepunkte für das Portfolio geht. Per Ende 2007 und gegenüber dem Vorjahr stiegen die Auslandinvestitionen um knapp 23 Prozent – auf gut 23 Milliarden Dollar. Die Regierung Mexikos erwartet aufgrund der lahmenden US-Wirtschaft für 2008 zwar etwas weniger, nämlich rund 20 Milliarden, ist aber generell zuversichtlich. Das sonnige Bestechungsparadies Dass die Investorenschar Mexiko gegenüber derart hold gestimmt ist (80 Prozent der Exporte gehen in die Vereinigten Staaten), hat mitunter damit zu tun, dass die alljährlichen OECD-Berichte von steten Reformfortschritten sprechen. Das tönt alles wunderbar, jedoch ist nicht alles in Mexiko wohlig-blumig duftend. Der aktuelle OECD-Report gibt Auskunft darüber, dass beispielsweise die Armutsrate noch immer bei rund 20 Prozent liegt. Ein Fünftel der mexikanischen Einwohner verdient also weniger als 50 Prozent des an und für sich schon relativ niedrigen Durchschnitts. Des Weiteren befindet sich die dortige Korruption auf dem Höhepunkt. Transparency International, das regelmässig einen Korruptionsindex veröffentlicht, warnt schon seit jeher, dass Bestechungen in armen Ländern zu einem humanitären Desaster führen können. Mexiko steht da immer auf unrühmlichen Plätzen, schneidet jeweils sogar schlechter ab als etwa Kuwait, die Türkei, Botswana, Uruguay oder Kolumbien. Die «präsidiale Bundesrepublik» befindet sich – wohl nicht ganz überraschend – tatsächlich im Würgegriff. Dies speziell von Seiten des Patriarchen Carlos Slim Helú, einem der reichsten Menschen weltweit. Der mexikanische Milliardär verfügt über einen legendären Geschäftssinn und ein Firmenimperium, das auf der globalen Weltbühne wohl seinesgleichen sucht. Machtkonzentration als Hemmschuh In sein Refugium gehört der Telefoniebereich, die Tabakindustrie, der Detailhandel, die Hotellerie, das Halbleiter-Wesen, die Finanzdienstleistung, das Infrastrukturdiversi-

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kum et cetera. Über seine zahlreichen Unternehmen kontrolliert Helú über einen Drittel des an der mexikanischen Börse gehandelten Kapitals. Wenn der schwerreiche Mann die Regierung in positive Bahnen zwängt, dann kommt es ihm in irgendeiner Form zugute. Es ist gerade diese geballte Macht und der mangelnde Wettbewerb, den sowohl die OECD als auch die Weltbank kritisieren. Beide Institute sehen hauptsächlich dies als Grund für das lahmende Wirtschaftswachstum. Gemäss EIU (Economist Intelligence Unit’s) hinkte das BIP-Wachstum Mexikos 2007 alleine im Vergleich zu Brasilien, Chile oder Argentinien stark hinterher. Widriger Landesrekord Der Regierung fehlte bislang aber trotzdem der Mut, sich gegen das «inoffizielle Oberhaupt» durchzusetzen. Ebenfalls fehlender Mut beweisen die mexikanischen Behörden, wenn es um die sieben Drogenkartelle und generell die Gewaltbereitschaft in dem – zumindest in diesem Zusammenhang vermaledeiten – Schwellenland geht: In Gefängnissen werden Polizisten und Wärter mit Benzin übergossen sowie angezündet. Teilweise müssen bis zu 500 Beamte solchen Greueltaten ein Ende bereiten. Überfüllte Gefängnisse, systematische Foltervorwürfe und interner Drogenhandel gehören zum leidigen Alltag in den Haftanstalten. Erst kürzlich wurde ein schändlicher Rekord aufgestellt, bei dem im Kampf gegen das organisierte Verbrechen das grösste Waffenversteck in der Geschichte Mexikos ausgehoben wurde: Gewehre, Munition, Sprengstoff, Handgranaten und so weiter. Frivoler Waffengebrauch Die Drogenbarone – jährliche Einnahmen von insgesamt etwa 20 Milliarden Dollar – benutzen ihre Waffen relativ oft und fast schon frivol. Anders sind die durchschnittlich neun Massakrierten pro Tag nicht zu erklären. Mexiko ist und bleibt ein brandheisses Pflaster, das gilt auch für die risikoorientierte und langfristig disponierende Anlegerschar. Der Investor sollte sich bei einem Entscheid für ein mexikanisches (Direkt-)Engagement stets vor Augen führen, dass seine (wohl verdiente) Anlage über Nacht pulverisiert werden kann. Klar, wo Gefahren schlummern, da befinden sich auch Chancen. In Anbetracht der Tatsache aber, dass der IPC viel Kurspotenzial nach oben verbraucht hat, stellen Mexiko-Investments nur schon deshalb grosse Risikopositionen dar.

Sprache sowie die anlagetechnischen Voraussetzungen total anders sind: das Konungariket Sverige. Die «parlamentarische Monarchie» gehört ohne Zweifel zu den stärksten Wirtschaften (trotz dem leichten Schrumpfen im dritten Quartal 2008 gegenüber dem Vorquartal) im Raum Europas. Im OECD-Vergleich liegt Schweden kontinuierlich über dem Durchschnitt. Das Königreich, dies macht eine weitere OECD-Umfrage deutlich, profitiert insbesondere von seinen innovatorischen Fähigkeiten. Es gibt nicht viele Länder, die derart ihre Forschung vorantreiben (eigentlich gewichtige Reformen im Allgemeinen) und so viele Wissenschafter oder Akademiker in den eigenen Reihen haben. Tatsächliches Geschlechtergleichgewicht Zu den freudigen Tatsachen kommt hinzu, dass Schweden nicht gerade als Wohlfahrtsstaat gilt, aber seinen Einwohnern gegenüber durchaus sozial eingestellt ist. Dies zeigen etwa die überdurchschnittlichen sozialen Leistungen, die der Staat jeweils entrichtet. Fast schon beispiellos ist das schwedische Verhalten, wenn es darum geht, die Frau ins Wirtschaftsgeschehen einzuflechten. Schweden führt im Vergleich (58 Staaten, «The Global Gender Gap Report 2007») diese wohlwollende Rangliste vor Norwegen, Finnland, Island und Dänemark an, Helvetia rangiert auf Platz 40, Ägypten hält den letzten Rang inne. Die «Economic Survey of Sweden» von der OECD setzt in ihrer Untersuchung viele positive Glanzpunkte und spricht zuweilen von exzellenter makroökonomischer Performance, hoher Wirtschaftswachstumsrate, tiefer Arbeitslosigkeit sowie stabilen Inflationszahlen. Es versteht sich von selbst, dass auch da einige Risiken vorhanden sind, so etwa die Immigrationspolitik oder die relativ hohe Krankheitsrate der schwedischen Arbeitnehmer. Zudem konnte sich auch das Leitbörsenbarometer Schwedens (OMX) dem weltweiten Abwärtssog nicht entziehen. Kurstechnisch befindet sich der OMX Anfang Dezember 2008 ungefähr auf dem Niveau von 2003. Doch die Regierung ist gewappnet, teilweise gar visionär und dürfte entsprechend weiterhin alles daran setzen, ihr Land an einem wirtschaftlichen Sonnenplätzchen unterzubringen. MEXIKO UND SCHWEDEN IM VERGLEICH (INDEXIERT) 400 350 300 250

Quelle: Telekurs Grafik: fm AG

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«Konungariket Sverige» im Fokus Ganz anders sieht es bei einem anderen Land aus, das sich auch geografisch ganz woanders befindet, wo das Klima und die

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VON SCHMETTERLINGEN ZU SCHWARZEN SCHWÄNEN

Es herrscht überwiegend die Meinung vor, dass Anleger, die rechtzeitig von «Zyklikern» zu defensiven Werten und umgekehrt wechseln, die Benchmark schlagen. Was durchaus Berechtigung hat oder von Erfolg gekrönt sein kann, ist in der Praxis aber gar nicht so einfach wie es den Anschein macht.

txt: Matthias Niklowitz] Wer seit Frühjahr 2008 zyklische Schweizer Aktien hielt, verlor etwa mit Chemiewerten 30 und mit Bankentiteln 50 Prozent. Anleger, die Pharmawerte führten, büssten lediglich deren 4 ein. Innert Jahresfrist (per November) verloren diese Werte nur 7 Prozent. Dafür legten sie im Aufschwung zwischen 2003 und 2007 auch deutlich weniger zu als Banken oder Industrieaktien. Wer also rechtzeitig den Wechsel von zyklischen in defensive Werte respektive von Wachstums- in Substanztitel schafft, verdient ungleich mehr als die Verfechter der «buy-and-hold»-Strategie. Citigroup-Analyst Keith Miller hat die Sache für US-Aktien durchgerechnet. Von 1989 bis 1991 gewannen Wachstumswerte 51, Substanztitel 17 Prozent. In den anderthalb Jahren danach stagnierten hingegen die «Zykliker» und die defensiven Werte legten zu.

besten bedient, in der zweiten einer Rezession dann mit zyklischen Konsumgütern und Finanzwerten. Der Wechsel von Zyklikern zu defensiven Aktien wurde auch unter dem Stichwort «Sektorrotation» bei strukturierten Produkten verbrieft. Die Bank Vontobel hat dazu eine Reihe von Produkten herausgegeben. Diese verwenden aber andere Entscheidungskriterien als die Citigroup. Zunächst wird eine Risiko-Rendite-Erwartung für jeden Sektor ermittelt. Dann werden Sektorengewichte und darauf Einzelgewichte von attraktiven Aktien ermittelt. Dass übrigens ausgerechnet der letzte September/Oktober die über die Jahre aufgebaute positive Performance einiger Zertifikate ruiniert hatte, ist kein Zufall.

Bewertung der Titel beider Stilrichtungen im Vergleich zu den Cashflows. Lag die Bewertung im historischen Vergleich zu den Cashflows niedrig, ist eine gute Performance von Wachstumsaktien wahrscheinlich. Kurzfristige Zinsen: Fallen diese, werden die Wachstumswerte kurzfristig überlegen sein. Überproportionales Wachstum der Wachstumswerte. Wenn sich eine der beiden Richtungen zu stark von der anderen unterschied, war dies ein gutes Wechselsignal. Paralleles Wachstum beider Richtungen. Wenn dieses Signal kam, empfahl es sich in der Vergangenheit, in der Richtung investiert zu bleiben, in der man gerade war. Landläufig heisst es auch «the trend is your friend».

Schmetterlingsgleich Während des Booms zwischen 1993 und 2000 vervierfachten sich Wachstumsaktien, defensive hingegen gewannen «nur» 161 Prozent. Im Durchschnitt aller Phasen war mit Zyklikern 62 Prozent Gewinn zu machen, mit defensiven lediglich 40. Wer in den letzten 20 Jahren in den USA ausschliesslich in Wachstumswerten engagiert war, kam auf eine Performance von 2,5 Prozent bei Zyklikern und 2,35 bei defensiven Aktien. Für Investoren ist die Differenz gleichsam das Flattern eines Schmetterlings. Die Depots jener Anleger, die zum richtigen Zeitpunkt wechselten, gewannen pro Quartal durchschnittlich 3,3 Prozent hinzu. Aus einem Startkapital von 100 Dollar vor knapp 20 Jahren wurden je rund 500 Dollar, ganz gleich, ob sich wer für die eine oder die andere Strategie entschied. Anleger, die rechtzeitig gewechselt haben, haben jetzt hingegen 900 Dollar. Ein kleiner Effekt mit grosser Wirkung, der erst auf lange, ganz lange Sicht zu einem Sturmlauf mutiert.

Wer eine solche Strategie mit einfachen Mitteln kopieren möchte, kann etwa den Indextracker auf den ABN USA Fundamental Value Index mit einem der vielen NasdaqIndextracker kombinieren und hin und her wechseln. «Spreads» und Transaktionskosten dürften indes die theoretisch erreichbare Gesamtperformance empfindlich schmälern.

Die Zeit im Brennpunkt Entscheidend für den Erfolg einer solchen Strategie ist der Zeitpunkt des Wechsels. Keith Miller hat dafür ein zweistufiges Modell entwickelt. Dabei spielen fünf Faktoren eine Rolle:

ZYKLISCHE WERTE

Monatsveränderung «Credit Spreads»: Liegen diese sehr hoch, sind ValueAktien besser.

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Rezessive und/oder florierende Phasen Vermögende Anleger, die besonders günstige Konditionen erhalten, können die Strategien verfeinern. Gihyung Kim, Analyst bei Hyundai Research, hat für drei Phasen der wirtschaftlichen Expansion und für zwei Phasen der Rezession die jeweils optimalen Branchen ermittelt: In der ersten Expansionsphase sollten Anleger auf Technologie und Transport setzen, in der zweiten auf Baumaterialien, Kapitalgüterhersteller und Dienstleister. In der dritten Phase sind dann Konsumgüter und Energietitel die erste Wahl. In der ersten Zeit einer Rezession ist man mit Versorgern und Telcom-Netzbetreibern am

Nassim Talebs schwarzer Schwan Viele Rotationsstrategien nehmen Veränderungen auf Monatsbasis vor und sind damit in extrem volatilen Zeiten zu wenig flexibel. Kurzfristige Fehlentscheidungen werden in solchen Phasen mit aussergewöhnlichen Schwankungen nicht gleich korrigiert. Nassim Taleb (siehe auch PUNKTausgabe #15 «Finanzmarktstrategien im Brennpunkt») hatte für solche vermeintlich ganz selten eintretenden Ereignisse den Begriff «Black Swan» geprägt. Die massiven Marktverwerfungen, die von den Modellkonstrukteuren für ganz selten gehalten und deshalb vernachlässigt wurden (aber dennoch oft genug vorkommen), dürften zu neuen Modellansätzen führen. Der Druck ist beträchtlich. Denn mit diesem Problem des richtigen Timings und den Richtungswechseln schlugen sich auch viele Investmentbanken herum. Schnippchen schlagen Ihre internen Hedge Funds, die in guten Börsenzeiten einen schönen und stabilen Gewinnbeitrag, ausgewiesen unter der Rubrik «Eigenhandel», erwirtschafteten, versagten ebenfalls meistens. Wenigstens haben die Modellkonstrukteure, die mit dem Schmetterlingseffekt dem «schwarzen Schwan» ein Schnippchen schlagen wollten, mit der hohen Volatilität der Volatilität das «schwarze Schaf» gefunden. Mehr zu den Zyklikern – konkrete Anlageempfehlungen respektive nicht empfohlene Werte – lassen sich übrigens auf Seite 17 ff. – nachlesen.


Solange noch schwarze Wolken über den Finanzmärkten hängen, ist es wichtig, vor allem auf weisse Branchen zu setzen. Welche Sektoren im momentan volatilen Umfeld positiv und welche eher schwarz und unattraktiv erscheinen, wollte das «PUNKTmagazin» von ausgewiesenen Experten wissen.

txt: Mark Baer] «Risk seeking» ist vorerst passé. In den nächsten Monaten werden auf dem Aktienparkett wohl eher konservative respektive tief bewertete Anlagen «en vogue» sein. Die erwartete Erholung der Wirtschaft sollte sich laut Experten bereits im nächsten Jahr durch die vielfältigen Hilfspakete der Regierungen einstellen. Es ist zu hoffen, dass die

grossen Stabilitätspakete ihre positive Wirkung mit Verzögerung auch in der Realwirtschaft entfalten werden. Nach den üblen Verwerfungen an den Finanzmärkten dürfte laut der unabhängigen Vermögensverwaltungsund Beratungsgesellschaft Hinder Asset Management AG die in den letzten Monaten schwärzeste Branche vielleicht schon bald ›››

DIE SCHWARZEN UND WEISSEN BRANCHEN-SCHÄFCHEN

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AUF DEN PUNKT

zu einem weissen Sektor werden. CEO Alex Hinder geht davon aus, dass die Finanzbranche zwar noch bis zum Tiefpunkt der Rezession unter Druck bleiben wird. «Sobald der Tiefpunkt der gegenwärtigen Rezession aber durchschritten ist, werden Finanzwerte überdurchschnittlich abschneiden, das war historisch gesehen immer so», so der Investmentstratege gegenüber «PUNKTmagazin». Verzögerte Erholung Und Hinder weiter: «Diesmal dürfte dies nicht anders sein.» Viele Finanzwerte haben bis zu 80 Kursprozente eingebüsst und sind deutlich unterbewertet. Trotzdem bestehen noch gewisse Gefahren. Die Krise kann laut Hinder viel länger dauern als im Moment angenommen, sodass sich die Konjunkturerholung immer wieder hinauszögert. In der Vergangenheit sind die Kurse jeweils rund drei bis sechs Monate vor dem Ende der Rezession wieder gestiegen. Wie können nun Privatinvestoren von der möglichen Auferstehung des Finanzsektors profitieren? Der Finanzprofi Hinder empfiehlt, bei einer sich abzeichnenden Erholung in einen Branchen-ETF zu investieren. Sowohl in Europa als auch in den USA gibt es eine breite Auswahl davon. Mit einem Indexfonds investiert man in einen diversifizierten Korb von Einzeltiteln. «Dadurch ist man nur dem Sektorrisiko ausgesetzt, nicht aber der unberechenbaren Entwicklung von Einzeltiteln», so Alex Hinder. Auf Nahrungsmittel und Energie setzen Die Credit Suisse zählt die defensive Nahrungsmittelindustrie zu den «weissen Sektoren». Dies, weil die Nachfrage nach Nahrungsmitteln nur wenig vom Konjunkturzyklus abhängig sei. Zudem weise die Industrie eine gute Cashflow-Generierung auf und dies sei jeweils gut vorhersehbar. Angesichts der immer noch schwierigen Lage auf den Kreditmärkten mag die Grossbank auch die grundsätzlich guten Finanzprofile der Unternehmen innerhalb dieser Industrie, insbesondere in Europa. «Der Sektor ist im Vergleich zum Markt eher teuer bewertet, bewegt sich aber im Rahmen seines historischen Durchschnitts», sagt Olivier P. Müller, Leitender Analyst im europäischen Credit-Suisse-Aktienresearch. Da sich der Sektor in den vergangenen zwei bis drei Jahren strukturell deutlich verbessert hat, verdiene er gegenüber dem Markt auch eine etwas höhere Bewertungsprämie. Auf Aktien der Nahrungsmittelindustrie sollten laut dem Analysten Müller Investoren setzen, die defensive Werte bevorzugen, aber auch über einen etwas längeren Horizont verfügen, der über mehr als einen Konjunkturzyklus reicht.

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Nestlé, Danone, Unilever ... Hingegen sollten sich Anleger auch bewusst sein, dass defensive Aktien in einer Phase mit positivem Markttrend grundsätzlich weniger intensiv nach oben tendieren. So oder so, Müllers konkrete Empfehlungen, abgegeben Ende November 2008: «Unsere bevorzugten Titel sind momentan Nestlé, Danone und Unilever. Dies wegen ihres Produktportfolios, ihrer Bewertung und ihrer Bilanzstruktur.» Positiv dürfte sich laut Alex Hinder übrigens auch die Öl-Branche entwickeln. Die Energiepreise sind in den letzten Monaten massiv unter Druck geraten und befanden sich zeitweise wieder auf dem Stand von 2005. Die Preisbaisse im November führe nicht nur zu weiteren Produktionskürzungen der OPEC, sondern bremse auch die Suche nach neuen Quellen. «Mittelfristig dürften die Energiepreise deshalb wieder deutlich ansteigen, was sich sehr positiv auf die mit einem Kursgewinnverhältnis von 7,3 günstig bewerteten Energieaktien auswirken wird», wie Hinder ausführt. Als Folge der globalen Konjunkturabschwächung und der vorherigen Übertreibungsphase könne der Erdölpreis kurzfristig noch weiter untertauchen. «Wir sind jedoch überzeugt, dass sich der Preis längerfristig wieder deutlich oberhalb der 50-Dollar-Marke bewegen wird.» Neben Erdölaktien könne man auch direkt auf Energierohstoffe setzen. In beiden Bereichen kann die Strategie sehr gut mit ETFs umgesetzt werden. «Direktanlagen in Energierohstoffe sollten aber erst dann wieder ins Auge gefasst werden, wenn sich ein klarer Aufwärtstrend etablieren wird», wie Hinder weiter zu bedenken gibt. Vorsicht bei Versorgern und Konsumgüter Eher schwarz sieht die Zürcher Finanzboutique für die Utility-Branche. Dies, weil der Versorgungsbereich (Elektrizität, Gas, Wasser) wegen seiner defensiven Qualitäten (ho-

he Dividendenrenditen, stabile Cashflows) an einer Wirtschaftserholung nur unterdurchschnittlich partizipieren werde. Ausserdem dürften laut Hinder mittelfristig steigende Obligationenzinsen sowie höhere Kreditprämien die Finanzierungskosten belasten. Auch die Konsumgüterbranche, mit ihren ebenfalls ausgezeichnet defensiven Eigenschaften, sollte von Investoren nun eher gemieden werden. «Angesichts einer kräftig steigenden Arbeitslosigkeit dürfte die Kaufkraft insgesamt sinken.» Besonders der USKonsument wird – ist Alex Hinder überzeugt – in den kommenden Jahren seine Konsumlust dämpfen müssen. Generell ist der Vermögensverwalter gegenüber Luxusgüter-Produzenten zurückhaltend: «Die Krise hat das Vermögen vieler Käufergruppen gerade auch in den Schwellenländern arg dezimiert.» Ausgabenoptimierung Auch die CS betrachtet vor allem zyklische Konsumgüterwerte im momentanen Umfeld als die schwarzen Schafe auf der Aktienwiese. In einer rezessiven Phase neigen Konsumenten dazu, ihre Ausgaben für «diskretionäre Konsumgüter» zu reduzieren. Während es bei Getränken, Nahrungsmitteln,Tabak und Körperpflegeprodukten nur wenig Spielraum gibt, den Konsum zu reduzieren, leiden zyklische Konsumgüter wie Automobile, Luxusprodukte, Medien, Einzelhandel sowie Hotels/Restaurants/Freizeit überdurchschnittlich, da in diesen Bereichen Einsparungen gut möglich sind. Weil Müller davon ausgeht, dass der zyklische Abschwung in diesen Industrien noch nicht vollständig in der Bewertung «eingepreist» ist, setzt er auf diesen Sektoren grundsätzlich ein «Untergewichten»: «Wir sind gegenüber BMW, Henkel, Marks & Spencer, Debenhams, Valora, Calida und Charles Vögele vorsichtig eingestellt, raten Investoren, diese sogar zu verkaufen.»


Was, wenn das Weihnachtsgeschäft dieses Jahr schlecht läuft? Duftet die Schweiz dann wie ein Kräutergarten? Was, wenn das Weihnachtsgeschäft dieses Jahr schlecht läuft? Liegen dann Tausende Uhren, Parfüms und Ringe unberührt in den Läden? Werden sie nach dem Fest zu Aktionspreisen verkauft? Überraschen Männer ihre Frauen mit Schmuck und Kleidern, als Ausgleich für die mangelnden Weihnachtsgeschenke? Vermuten die Damen dahinter andere Gründe? Weibliche Gründe? Gibt es dann viel Streit? Der die Nachbarn nervt? Fangen diese deshalb auch an zu streiten? Und die Nachbarn der Nachbarn ebenfalls? Bis alle heiser sind? Lutschen die Menschen darum ständig Ricola, um den Hals zu beruhigen? Duftet die Schweiz dann wie ein Kräutergarten? Dranbleiben.


PERSONEN IM FOKUS: HELLE, ILLUSTRE KÖPFE UND DEREN KONZEPTE

Die USA steht seit dem aktuellen Präsidentenwahlergebnis relativ gut da. Die Vereinigten Staaten machen auch weniger positiv von sich reden etwa, wenn es um den einstigen Lehman-BrothersCEO Richard Fuld geht. Und es gibt noch weitere global operierende Akteure – im Positiven wie im Negativen.

txt: Andreas Hohn] Der «wind of change» weht kräf-

Heuschrecke und Robin Hood Mit ganz anderen Summen hantiert beispielsweise ein Mann, der selbst gestandene Firmenchefs zum Zittern bringt. Mit seinem 2003 gegründeten Hedge-Fonds «The Children’s Investment Fund» (TCI) ist Christopher Hohn zu einem der gefürchtetsten Firmenjäger im Londoner Finanzviertel aufgestiegen. Sein Gesellenstück als rebellischer Investor lieferte Hohn im Frühjahr 2005 ab, als er den damaligen Chef der Frankfurter Börse, Werner Seifert, zum Rücktritt brachte. Geschickt taktierte er, um den Plan zur Übernahme der Londoner Börse (LSE) zu verhindern. Gleichzeitig zwang er die Deutsche Börse dazu, einen grossen Teil ihrer Barreserven an die Aktionäre auszuschütten. Seine Hand im Spiel hatte der Mann auch bei der spektakulären Übernahme der niederländischen Traditionsbank ABN Amro. Seine dreiprozentige Beteiligung an der Bank nutzte er, um den damaligen Unternehmenschef Rijkman Groenink mit Brandbriefen an den Aufsichtsrat vor sich her zu treiben. Nach einer zermürbenden Übernahmeschlacht ging schliesslich ein Konsortium unter Führung der Royal Bank of Scotland (RBS) als Sieger hervor. Hohn konnte sein Aktienpaket an ABN Amro nach der Übernahme mit einem kräftigen Gewinn abstossen und stand einmal mehr als lachender Dritter da. Sein Erfolg drückt sich denn auch in beeindruckenden Zahlen aus.

tig, wenn mit Barack Obama der 44. US-Präsident sein Amt antritt. «Yes we can» lautet sein Credo, Veränderungen wird es einige geben. Obama will zum Beispiel im Eilverfahren ein milliardenschweres Konjunkturprogramm auf die Beine stellen. Trotz Schieflage des Immobiliensektors will er Zwangsversteigerungen von Häusern stoppen, durch gezielte Steuererleichterungen neue Arbeitsplätze und Investitionen kleiner Unternehmen fördern, mehr Geld in den Ausbau der Infrastruktur stecken und die Kreditzusagen für Automobilhersteller verdoppeln. Dienstalter schützt vor Torheit nicht Bei der geplanten strengeren Regulierung der Finanzmärkte wird es entscheidend auf die Rolle der Amerikaner ankommen. Und mit Ben Bernanke als Notenbank-Chef an seiner Seite gilt es für den charismatischen Obama zu zeigen, dass er mehr kann als Wahlkampf und Lokalpolitik. Sein Landsmann Richard Fuld hätte heute wohl zu gerne die Möglichkeit, Dinge anders zu machen. Der tief gefallene Ex-CEO von Lehman Brothers war noch vor wenigen Monaten der dienstälteste Banker an der Wall Street und fast eineinhalb Jahrzehnte Chef der einstigen Traditionsbank, bei der er 1969 anheuerte. Nun ist nichts weiter übrig geblieben als der Schmerz der Angestellten, Aktionäre und Gläubiger. Anderthalb Jahrhunderte Unternehmensgeschichte endeten Mitte September 2008 im Bankrott. Heute sinniert der unter anderem als «Gorilla» titulierte Fuld über die Gründe für die Pleite und muss sich unangenehme Fragen von Kongressabgeordneten gefallen lassen. Zum Beispiel, warum sich das Management für fünf Milliarden Dollar die exorbitanten Boni gönnte, als sich bereits im Januar 2008 der Liquiditätsengpass abzeichnete. Fünf weitere Milliarden investierte die Bank in Aktienrückkäufe und die Ausschüttung von Dividenden, anstatt die Kapitalbasis zu stärken. Mit verheerenden Folgen – das Ende ist bekannt. Lehman ist tot, es lebe die ... Wo das Vertrauen in Banken derart gestört ist und einige Institute quasi über Nacht von der Bildfläche verschwinden, dort können auch neue Geldhäuser aus dem Boden spriessen.

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Das zumindest hat sich Lisa Duehring gedacht. Sie ist fest entschlossen, in ihrem kalifornischen Heimatort Burlingame ein neues Bankenhaus zu gründen. Die grüne Idylle des Ortes in der Nähe von San Francisco (USA) kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch Burlingame unter dem Bankensterben leidet. Im Jahr 2008 hat die Pleitewelle viele kleinere Institute vom Markt gespült, die regional verwurzelt sind. Die Käufer sind Bankengiganten wie J.P. Morgan Chase oder Wells Fargo. Sie aber kennen die Bedürfnisse der Kunden vor Ort oft nicht, sodass Lisa Duehrings Entschluss schnell feststand: Eine neue Gemeindebank muss her, die auch kleinen und mittelständischen Unternehmen einen Kredit gibt, ohne darin in erster Linie ein Risiko zu sehen. Weiblicher «Hypothekendinosaurier» Dabei bringt sie die Erfahrung von 23 Jahren aus der Hypothekenindustrie mit: Im Juni 2006 rückte sie auf den Chefsessel von Alliance Bancorp. vor, einem Baufinanzierer, der allerdings wenig später ebenfalls Konkurs anmelden musste. Duehrings Spezialität sind hypothekenbesicherte Anleihen, sogenannte «Mortgage Backed Securities» (MBS). Diese Instrumente haben während der Kreditkrise besonders gelitten, was die Unternehmerin jetzt als Chance begreift. Duehring und 27 weitere Mitstreiter brauchen für die Gründung ihrer «Community Bank» ein Kapital von 35 bis 40 Millionen Dollar. 80 Prozent davon könnten allein von den Bürgern von Burlingame gestemmt werden, die damit Mehrheitseigentümer würden. Bei der neuen Bank wird es neben Sparkonten und Firmenkrediten vor allem solide Baudarlehen geben. TCI

Spendeonkel (mit) Hohn So erzielte sein mehr als zehn Milliarden Dollar schwerer Hedge Fund im vergangenen Jahr laut Wall Street Journal eine überdurchschnittliche Rendite von knapp 40 Prozent. Davon spendet er jährlich mindestens 0,5 Prozent des Anlagevermögens an die von seiner Ehefrau Jamie geleitete Organisation «Children’s Investment Fund Foundation» (CIFF). Etwa eine Milliarde Dollar kamen in den letzten fünf Jahren zusammen. Die Stiftung CIFF finanziert mit dem Grossteil der Spendengelder Projekte zur Bekämpfung der Kinderarmut in der Dritten Welt. So oder so, Hohn steht eine Bewährungsprobe durch die Finanzkrise bevor. Der Mann hat sich im Frühsommer kräftig verspekuliert, als Anlagen wegen des Börseneinbruchs billig schienen, dann aber entgegen seiner Prognose noch billiger wurden.



SPEZIALISTEN IM GESPRÄCH Geben Sie uns doch bitte auf Länderebene Anlagetipps und Hinweise auf Nationen, von denen der Investor besser seine Finger lassen sollte – inklusive Erklärung. txt: Cyril Schicker]

Hans Kaufmann (HK): In Ländern, wo die Regierungen derzeit Banken und Industrieunternehmen mit Milliardenbeträgen unterstützen, ist eine grassierende Staatsverschuldung vorprogrammiert. Diese wird früher oder später zu Steuererhöhungen führen. Solche Länder könnten auch an den «Forex-Märkten» abgestraft werden. Zudem werden Firmen aus solchen Ländern höhere Zinsen bezahlen müssen. Dort, wo die Banken besonders hohe Verluste verkraften müssen, wird das Kreditwachstum versiegen, was sowohl die Investitionen als auch den Privatkonsum dämpfen wird. Solche Nationen sollten in nächster Zukunft gemieden werden. Die USA wird sich dank flexiblem Arbeitsmarkt wahrscheinlich rascher erholen als Europa und einige EmMas. Es ist nicht auszuschliessen, dass die Rezession in der EU zu sozialer Unrast führen wird. Überkapazitäten in der Produktion werden vor allem die EmMas treffen, die unter den hohen Fixkosten leiden werden. Deshalb sollten auch Zuliefer- und Rohstoffländer aus Fernost sowie Osteuropa vorderhand umgangen werden.

2 Wie sieht es da im Hinblick auf die Branchen weltweit aus, welchen Industriezweigen attestieren Sie eine rosige/düstere Zukunft und wieso? 2 HK: Die derzeitige Rezession wird länger und tiefer ausfallen als die bisherigen, weil es nicht nur um die Korrektur von Überkapazitäten geht, sondern um eine Kreditkrise. In einem solchen Umfeld werden Gesellschaften mit gesunden Bilanzrelationen und grosser Liquidität zu den Gewinnern gehören. Solche Unternehmen können die gedrückten Aktienpreise für Übernahmen von Konkurrenten oder sogenannten Know-how-Firmen nutzen. Würde die Rezession nach dem klassischen Muster ablaufen, wären kurzfristig Nahrungsmittel-, Pharma-, Versicherungs- und Versorgungswerte zu favorisieren. Wenn die Rezession sich vertieft, dann kämen Banken-, Bau-, Konsumgüter- und Tourismusaktien zum Zuge. Die sich abzeichnende mehrjährige Tiefzinsphase zur Entlastung der Banken könnte gelegentlich zu einer Liquiditätshausse führen. Da die Investoren aber immer noch verängstigt und äusserst risikoavers sind, werden wohl die defensiven Standardwerte aus dem Nahrungsmittel- und Pharmabereich in einer ersten Phase davon profitieren.

HK

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Alfons Cortés (AC): Wie stets, aber jetzt mit besonderem Nachdruck, rate ich dazu, nur in Ländern zu investieren, die Rechtssicherheit und transparente, liquide Märkte bieten. Somit entfallen für mich alle südamerikanischen und afrikanischen Märkte inklusive Südafrika. In Asien kommen aus dieser Perspektive lediglich Japan, Südkorea, Taiwan, Hongkong und Singapur in Betracht, sodann noch Australien und Neuseeland. Viele mögen vergessen haben, dass etwa Malaysia im Nachgang zur Asienkrise von 1989 eine Transfersperre für Erlöse aus Wertschriftenverkäufen an der malaysischen Börse einführte. Gerade in einer kritischen Phase wie der momentanen ist es wichtig, dass man über seine liquiden Mittel frei verfügen kann. Das ist ein Grund für die hohe Bedeutung, die ich der Rechtssicherheit zumesse. Ein anderer ist, dass ich möglichst nicht Opfer von Insidermanipulationen werden möchte. Und schliesslich ist Liquidität an der Börse wichtig, die gerade das Anlagemedium Aktie bietet. Seit April dieses Jahres und bis Mitte November ist der SMI übrigens der relativ stärkste Index unter allen liquiden Märkten, während die Richtung unverändert in New York vorgegeben wird. 2 AC: Im Moment zeichnet sich lediglich eine Stabilisierung ab, aber nirgendwo eine rosige Zukunft – weder geografisch noch sektoriell betrachtet. Besondere Zurückhaltung ist weiterhin bei Bank- und Versicherungsaktien geboten, ferner in allen konsumnahen Sektoren. Erste Anzeichen einer Stabilisierung sind in Energie- und Rohstoffaktien zu erkennen. Ob diese auch zu Erholungen führt, ist noch offen. Das mag erstaunen angesichts der eingehenden Meldungen aus Wirtschaft und Unternehmen. Doch sei daran erinnert, dass Aktienmärkte der Konjunktur und damit auch den Unternehmensgewinnen vorauseilen. So hat beispielsweise auch die aktuelle Baisse rund 12 Monate vor Beginn der konjunkturellen Abkühlung eingesetzt. Wirtschaft und Börse sind nicht zwei Seiten der gleichen Münze. Sie sind zwei Münzen, die durchaus aneinander reiben, aber nicht ineinander aufgehen. Daran muss gedacht werden, wenn sich antizyklische Chancen angesichts düsterer Konjunkturszenarien bieten.

AC


3 Brechen wir den Anlagefokus auf global aktive und börsenkotierte Firmen herunter. Wo schlummern Opportunitäten, die unbedingt gepackt werden müssen, wo sind die «Eisen» zu heiss?

3 HK: In den letzten sechs bis sieben Zyklen haben Aktienmärkte jeweils nach dem ersten Quartal, in dem das BIP unter dem Vorjahr lag, zu einer Erholung angesetzt – selbst wenn dann noch mehrere Rezessionsquartale folgten. Von diesem Zeitpunkt sind wir nicht mehr weit entfernt. In Krisenperioden werden die Analyseaktivitäten von Nebenwerten von den Banken aus Spargründen zurückgefahren. Deshalb findet man hier zahlreiche Trouvaillen in Form von günstig bewerteten, innovativen Unternehmen. In der ersten Phase des Aufschwungs profitieren jedoch immer zuerst die Blue Chips, die insbesondere von Käufen institutioneller Anleger profitieren. Branchen wie Automobil, Fluglinien, Rohstoffe und Investitionsgüter dürften für einige Zeit noch ums Überleben kämpfen und sollten deshalb gemieden werden.

4 Die Firmenentwicklung hängt stark mit der Führungsetage zusammen: Können Sie uns einige Beispiele nennen, wo das Management sich zulasten des «Stakeholder Value» in den Mittelpunkt rückte? Gibt es auch positive Exempel? 4 HK: Die Beurteilung von Managements ist wohl eine der schwierigsten Aufgaben für Analysten und Investoren. Die Ausrichtung eines Unternehmens auf den «Stakeholder Value» ist eine neblige Zielsetzung und noch lange keine Garantie für eine überdurchschnittliche Performance. Erfahrungsgemäss scheiden jene Gesellschaften über längere Frist überproportional gut ab, bei denen ein Mehrheitsaktionär gleichzeitig auch die Führung innehält. Solche unternehmerischen Konzerne haben auch den Mut, antizyklisch zu investieren, während die Manager sehr oft dem Herdentrieb zum Opfer fallen und in schwierigen Zeiten zuerst versuchen, ihre eigenen Interessen zu wahren. Dass unternehmerisch geführte Konzerne überdurchschnittlich positiv abschneiden, zeigt beispielsweise die relativ bessere Performance des «BB Entrepreneurial Fund» in der Schweiz. Positive Beispiele solcher Gesellschaften sind Holderbank, Ems Chemie oder Bachem.

5 Zu guter Letzt fragen wir uns in dieser elegischen Wirtschaftsphase nach der Daseinsberechtigung der fundamentalen sowie der charttechnischen Analyse. Worauf setzen Sie und weshalb? 5 HK: Wirtschaftliche Krisensituationen führen immer zu Bewertungsnotständen und deshalb auch zu falschen Bewertungen. Wer sich heute die Zeit nimmt und ungeachtet aller Stürme eine seriöse Analysearbeit tätigt, wird bei einer Erholung der Märkte überproportional profitieren. Fundamentale Untersuchungen, ergänzt durch technische Analysen für die Optimierung des Timings, haben somit keineswegs ausgespielt, im Gegenteil. Persönlich wende ich seit Jahren sowohl einen 1986 entwickelten konjunkturellen Frühindikator als auch ein spezifisches Aktienbewertungsmodell an, das die Risiken mitberücksichtigt.

AUF DEN PUNKT

3 AC: Die einzigen Titel, die ich seit Monaten neu auf die Anlageliste genommen habe, sind Ende Oktober Apple und anfangs November Myriad Genetics. Die Zeit ist einfach noch nicht reif für eine substanzielle Erhöhung der Aktienquoten. Auf der Liste zur besonders intensiven Beobachtung stehen hingegen einige Papiere. Wenn die Rezession, von der jetzt alle sprechen und welche die Börsen im Sommer 2007 vorwegzunehmen begannen, nicht in eine Depression mündet, ist der nächste zu erwartende Schritt nach oben und nicht nach unten. Vor allem Aktien aus den obgenannten Sektoren geniessen mein spezielles Augenmerk. Dass im Markt noch Konflikte zwischen den beiden Visionen «Rezession» – die von den Börsen wahrscheinlich ausreichend eskomptiert wurde – und «Depression» ausgefochten werden, kann man an der nach wie vor hohen Volatilität und an der Rotation zwischen Sektoren und einzelnen Titeln erkennen. Daher sollte man sich noch in Geduld üben und seine Gaben vor allem als Beobachter einsetzen.

4 AC: Soll ich die Namen der Top-Manager nennen, die – noch kurz bevor die von ihnen geführten Firmen nahezu ruiniert waren – als besonders tüchtig galten? Lieber nicht, die unrühmliche Liste wäre für diese Publikation zu lange. Man weiss zu wenig über die wirklichen Fähigkeiten der einzelnen Unternehmensleitungen, um sie kompetent zu beurteilen. Wer es trotzdem tut, überschätzt die Bedeutung der eigenen Wissensfragmente ganz gewaltig! Ich jedenfalls beteilige mich an solchen Übungen nicht. Im Übrigen kann auch ein tüchtiges Management nichts gegen eine Börsenbaisse ausrichten. Wenn zum Beispiel hoch verschuldete Anleger – private wie auch institutionelle, insbesondere Hedge Funds – Aktien in ein Nachfrageloch hinein verkaufen müssen, fallen die Kurse auch billig gewordener Titel weiter. Damit erschrecken sie weite Kreise, die nicht so schnell wagen, billig gewordene Titel zu erwerben. Wie übrigens Konrad Adenauer sagte: «Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind. Andere gibt’s nicht.» 5 AC: Selbstverständlich auf beide. Sie erfüllen unterschiedliche Funktionen. Die fundamentale Analyse geht in die Tiefe. Mit ihrer Hilfe lassen sich Einschätzungen über die Bedeutung der Informationen für einzelne Gesellschaften anstellen. Richtig eingesetzt geht die technische Analyse in die Breite. Mit ihrer Hilfe lässt sich ermitteln, welche Schlüsse andere aus dem Meldefluss ziehen. Überdies ist die Börse ein sogenanntes «non-ergodisches» System. Die Vergangenheit prägt nicht nur die künftigen Erwartungen, sondern bestimmt auch, welche Meldungen als wichtig wahrgenommen und welche weitgehend ignoriert werden. Und schliesslich können kaskadenähnliche Prozesse mit der technischen Analyse frühzeitig erkannt werden. Für diese drei Funktionen gibt es keinen besseren Informanten als die Veränderungsrate einer grossen Zahl relativer Preise, wie uns schon der Nobelpreisträger für Ökonomik F.A. von Hayek lehrte. > unifinanz.li

> kaufmann-research.ch

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DER (ANTI-)CHRIST AM HEITEREN BIS WOLKIGEN BÖRSENHIMMEL

Mit gottesnahen Anlagen kann sich der Investor prima Asche aufs Haupt schütten, gelten diese doch als moralisch vertretbar. Die Investmentvorgaben allerdings befinden sich in einer Grauzone. Das ebnet dem Pharisäertum den Weg. Anders sieht es aus mit sündhaften Finanzengagements.

txt: Cyril Schicker] Christ zu sein ist heutzutage

mehr sonderlich, sondern räumen einen regelrechten Freiraum ein. Anders ist es nicht zu erklären, dass etwa der CS-Fonds Christian Values (Valorennummer 3015922, Tranche B) per Ende Oktober 2008 fast 20 Prozent seines Vermögens im Finanzsektor untergebracht hat. Nicht dass das Bankenuniversum schlecht ist, im Gegenteil, doch die Finanzindustrie gilt als Auslöser für die weltweite und beispiellose Kreditkrise, keine Frage.

überhaupt nicht einfach. Nebst inflationären Schreckgespenstern lauern hinter jeder rezessiven Ecke vor allem sündige Verlockungen. Standhaftigkeit ist also angesagt, ja – wird vom «Bibeltreuen» sogar verlangt. Doch keine Bange, das Festklammern am Glauben hat schon manchen Versuchten vor einem Eintrag ins biblische Sündenregister bewahrt. Gott behüte, wenn dem nicht so wäre. Vorsichtig sein mit Gottesgeld Ein Dankesgebet an der Stelle für diese Treue scheint angebracht zu sein. Gleichzeitig darf aber auch die Frage aufgeworfen werden, wie es um die Bedingungslosigkeit im Anlageverhalten steht. Wird der Fragenstrick konsequent weitergeflochten, trifft man automatisch auf die Ungewissheit der himmlischen Performance. So weit so gut. Bevor jetzt allerdings ein «Ave Maria» angestimmt werden kann, gilt es zu klären, wie ein Christ investiert respektive was genau kirchennahe Investments sind. In diesem Zusammenhang trifft man oft auf das prinzipielle «erste Gebot», man solle ein guter Verwalter sein mit dem Geld, das

Gott einem und der Familie bereitgestellt habe. Würden nämlich die Mittel ohne Wenn und Aber jesusgetreu investiert, gingen unausweichlich alle nötigen Familienwünsche in Erfüllung. Und diese Wunschherberge beheimatet Dinge wie zum Beispiel ein Zuhause, Fahrzeuge oder Schulgeld für ein christliches Lerninstitut. Himmlische Grauzone Selbstverständlich sind nicht diese profanen Sachen Haupttriebfeder für das sogenannte «christian investing». Viel mehr ist es die Leitvorgabe, man solle (Gottes-)Geld nur in Firmen investieren, die ethisch vertretbar sind und kompromisslos das Ziel verfolgen (auf welche Art auch immer), die Arbeit Gottes zu verrichten. Das heisst aber nicht, dass die Mittel nur in Kirchen oder «benachbarte Institutionen» fliessen sollen. Investieren sollte der Gottesfürchtige in gute und solide Gesellschaften, deren Wirken dazu beiträgt, unsere liebe, nicht mehr ganz so heile Welt zu verbessern. Doch das ist eine relative Grauzone, in der sich der gläubige Anleger aufhaltet. Die göttlichen Leitplanken «leiten» nun nicht

Bedenkliche Allokation Der Länder-Mammutanteil – knapp 50 Prozent! – desselbigen Anlagevehikels betrifft die Vereinigten Staaten. Ob aber die einstige Weltwirtschaftslokomotive USA in letzter Zeit zu einer Weltbesserung beigetragen hat, darf bezweifelt werden. Die Skepsis klingt auch dann nicht ab, wenn von Land und Branche die Betrachtungsweise auf Firmen heruntergebrochen wird. Zu den grössten Aktienpositionen (gemäss Anlagepolitik werden mindestens 80 Prozent in Dividendenpapiere investiert) gehören per Ende Oktober 2008 mit rund zwei Prozent Procter & Gamble. Der amerikanische Mischwarenkonzern jedoch, der Marken wie etwa Bounty, Braun,

ENGLISCHE KIRCHENEMPÖRUNG txt: CS] Geld zieht immer, da sind die himmlischen Vorgaben Hürden kaum genug, um sich der scheinbar omnipräsenten Gier zu verschliessen. Dass dem so ist, beweist der Fall «England», dort suhlen sich die kirchlichen Oberhäupter aber trotzdem in ihrer Unantastbarkeit. Doch alles der Reihe nach. Wussten Sie schon, dass die sogenannten Leerverkäufe (Spekulation auf fallende Kurse, ebenso bekannt unter dem Ausdruck «short selling»), des Teufels sind? Nein? Wenn nicht, dann ist das wahrlich nicht so schlimm; kann man diesbezüglich doch davon ausgehen, dass die «wahren Kenner» eine mikroskopisch kleine Anzahl Personen darstellen.

Infernales Duo unter Beschuss Zu diesem Grüppchen gehören zum Beispiel auch englische Erzbischöfe, allen voran Rowan Williams, der Erzbischof von Canterbury, aber auch die Nummer zwei der Anglikaner, der Erzbischof von York, John Sentamu.

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Das kirchliche Duo verkündete unlängst vor einer Versammlung internationaler, erfahrener Banquiers, man müsse sich vor kollektiver Götzenanbetung hüten, was Geld und Kapital betrifft. Die beiden «donnerten» weiter von der «Kanzel», zu viele Menschen beteten den «falschen Mammon-Gott» an. «Bankräuber» und «Ausschlachter» waren in Bezug auf Leerverkäufer weitere «Wortauswüchse» aus den göttlichen Kehlen. Medialer Rundumschlag Gesegnet fühlte sich die anwesende Bankerschar logischerweise nicht, ebenso wenig die anwesende und renommierte Wirtschaftszeitung «Financial Times». Und die mediale Schelte liess auch nicht lange auf sich warten. Es scheint, als hätte das Duo ihre Aussagen unterschätzt. Die (gewaltige) Medienantwort fiel nämlich für die Würdenträger gar höchst unerfreulich aus, denn die Staatskirche Englands bediente sich schon immer

umstrittener Investment-Methoden. Fragwürdiger Erfolg Die knapp 6 Milliarden Pfund, das sind rund 12 Milliarden Franken, wurden nämlich zu grossen Teilen für eben solche diabolischen Leerverkäufe sowie Erdöl- und Bergwerktitel verwendet. Im Portfoliokonstrukt befand sich sogar ein Londoner Hedge Fund, der im Währungsbereich leer verkauft hat. Diese alternativen Anlagevehikel werden mitunter auch «Heuschrecken» genannt und sind dafür bekannt, ohne Kompromisse Wertsteigerungen anzuvisieren. Die Kirchenoberhäupter wiesen die Schuld von sich und stammelten etwas von «ethischer Vertretbarkeit» sowie von «moralisch einwandfrei». Der kirchliche Finanz-Streich warf allerdings alleine nur schon wegen der spekulativen Manöver (Öl, Gold, Kupfer) eine äusserst zufriedenstellende Rendite ab, insgesamt waren es pro Jahr fast 10 Prozent.


Dash, Oral-B, Vidal Sassoon, Old Spice, Wella und Gillette in seinem Portfolio führt, kommt regelmässig wegen Tierversuchen im Kosmetikbereich in die Schlagzeilen. Ausserdem hagelt es wegen der aggressiven Bewerbung von Kosmetikprodukten und dem damit einhergehenden Schönheitsideal massenhaft Kritik. Selbstverständlich provoziert meis-

«Antichrist» in Anlageform Das Management legte sich unter anderem Raytheon, Diageo, Boeing, BAT und Wynn Resorts in den Portfoliokorb. Der «investmentartige Antichrist» erblickte Ende August 2002 das Licht der Welt, seine Performance beträgt seither – bis und mit Ende Oktober diesen Jahres – plus knapp 7 Prozent. Angesichts der

txt: Cyril Schicker] Sonne und Betrübnis. Zebras. Yin

CSF-(LUX)-CHRISTIAN-VALUES (PER 31.10.08) Handelswährung: EUR TER: 1,87% Fondsvolumen: 39,68 Mio. Performance YTD: - 9,73% Benchmark: - 9,05% MSCI-World-Total-Return-Index

Quelle: Credit Suisse Grafik: fm AG

Anlagetechnischer Sündenpfuhl Da gäbe es sicherlich adäquatere Firmen. Auf der weiteren Suche nach moralisch vertretbaren und kirchentauglichen Anlagemöglichkeiten lassen sich – Ave-Maria-Opportunity-Fund (AVESX) sei Dank – weitere Unternehmen finden, die vor dem «göttlichen Hintergrund» stutzig machen. So etwa ein Portfoliobestandteil, nämlich die Energiefirma Holly Corporation, deren Produkte Motorenbenzin und Dieselkraftstoff sind. Auch da ist es nicht zwingend ersichtlich, wie genau Holly die Welt «rettet» oder zumindest für einen generationenübergreifenden, gesunden Lebensraum sorgt. Kristallklar hingegen ist es bei den sogenannten Sündenfonds. Da wird nicht Weihwasser gepredigt und Wein getrunken, sondern ganz offen kommuniziert, dass insbesondere mit Engagements in Rüstungskonzerne, Tabak- und Alkoholfirmen sowie Kasinobetreiber geliebäugelt wird. Ein gutes Beispiel gibt das Fondsvehikel namens Vice Fund (VICEX) des Mutual Advisors in den USA her.

Tatsache, dass der Fonds regelrecht aktienschwanger ist, ist dies per se kein schlechtes Resultat. Ob aber dieser Fonds den gottesnahen Börseninstrumenten hinsichtlich der Wertsteigerung die Hörner aufsetzt, kann nicht abschliessend gesagt werden, zumal völlig differenzierte Ansätze verfolgt werden (auch «Apfel-Birnen-Syndrom» genannt). Offensichtliches Pharisäertum Was allerdings nicht von der Hand zu weisen ist: Jesus-Investments tauchen erschreckend oft ins Pharisäertum ein. Je nach Auslegung oder Konsequenz kann sich der «Kircheninvestor» ungewollt im Sündenpfuhl wiederfinden. Und ob man daraufhin beim nächsten Kapellenbesuch eine Hostie kriegt ... Auch sei die Problematik Marketingmissbrauch angetönt, denn mit dem «Kirchenstempel» kann noch immer viel Geld an Land gezogen werden. Weniger gottesfürchtige Investoren kennen dagegen den eingeschlagenen «Sünden-Approach» gleich von Beginn weg. Unsicherheiten gibt es in ihrem Fall nur eine – und zwar die marktbedingte. Diese allerdings haben kirchennahe Finanzengagements zusätzlich. AVE-MARIA-OPPORTUNITY-FUND (PER 31.10.08) Handelswährung: Dollar TER: 1,24% Fondsvolumen: 13,50 Mio. Performance YTD: - 33,72% Benchmark: - 34,16% Russell-2000-Index

Quelle: Schwartz Investment Counsel Grafik: fm AG

tens der Erfolg Kritiken oder Schlagzeilen, allerdings ist es doch fraglich, wie sehr das Konglomerat die Welt verbessert.

und Yang. Misanthropen und Philanthropen. Gut und Böse. Mephitidae. Jack White und Jack Black. Dalmatiner. Ebony und Ivory. White man can’t jump. Fiat Lux. Dunkelheit. Leere. Pessimismus. Wimbledon. Fruchtbarkeit. Johnny Cash. Hochzeit. Araber und Schimmel. Hölle. Schach. Varis. David Bowie und Iman Abdulmadjid. Unschuld. Gothik. Peter. Reinheit. Friede. Machtanspruch. Rassenfrage. Perlen. Freitag. Schornsteinfeger. Kühe. Computerspiel. Lieder(-cover). Fluch. Coiffeur. Afrika. Hinterziehung. Schattenwirtschaft. Gott. Dreizehn. Maleficium. Tiger Woods. Tod. Schafe. Yellow Man. Fotoautomaten der frühen Stunde. Magie. Ungerechtigkeit. Präsident der Vereinigten Staaten. Unbuntes. Klassische Tinktur. Krieg. Milch. Augenringe. Eis und Schnee. Kühle Reserviertheit. Kreide. Melancholie. Ohnmacht. Ei. Pech. Tauben. Zähne. Eis. Glück. Krähen. Illustrissimi. No- und Kabuki-Schauspieler. Bäckerkleidung und Malertenue. Karfreitag und Ostersamstag. Das Nichts. Trauer. Basketball. Lampenruss. Madonnen. Wahrheit. Humor. Fahne. Zahlen. Depression. Pessimismus. Güte. Tugend. Magie. Reinigend. Klarheit. Himmel. Weibsbild. Geheimnisumwittertes. Würde und Ansehen. Unergründlichkeit. Freundlichkeit. Distanz und Nähe. Lesbarkeit. Martin Luther King. Ordnung. Ku Kux Klan. Unglück. Die beiden sogenannten Hexadezimalcodes 000000 sowie FFFFFF. Symbolik. Widerschein des Absoluten. Mann und Frau. Finsternis. Kreativität. Urteilskraft. Transparenz. Festliches. Über Assoziationen wirken Farben aufgrund menschlicher Ureindrücke und überlieferten kulturellen Bedeutungen. Leben und Farben sind auch heute noch untrennbar miteinander verbunden. Farben werden bewusst für bestimmte Zwecke verwendet und haben zuweilen längst ebenso eine magische Bedeutung erlangt. Schwarz und Weiss zum Beispiel wurden von Anbeginn der Menschheitsgeschichte eine grosse Kraft zugeschrieben, sie verkörpern verschiedenste Prinzipien sowie wohl die grössten und menschenbewegenden Gegensätze überhaupt. Spannung verspricht dieses illustre Duo auf jeden Fall. Und, was ganz wichtig ist, beides zusammen ist erst das Sein in seiner Gesamtheit, dieses Weltbild liegt uns allen zugrunde. Tragen wir diesem Sorge ...

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KOPFSACHE

Der grossgewachsene, emeritierte Wirtschaftsprofessor Walter Wittmann steht oft Kopf, wenn er das internationale Finanzgebaren betrachtet. Just zum Zeitpunkt, an dem die globalen Finanzmärkte lichterloh brennen,

sind die zuweilen visionären Bücher des notorischen Skeptikers gefundenes Fressen. Wittmann sieht zwar oft ganz schwarz, und dennoch sieht er durch seine Brille immer wieder Lichtblicke am Horizont.

txt: Rino Borini] «Spekuliere nicht, lass nicht zu, dass die Zeit gegen Dich arbeitet, kaufe nur das, was Du verstehst, diversifiziere, investiere nur in liquide Märkte, veranstalte keine Aufholjagd, arbeite mit Stop-loss und bleibe handlungsfähig.» Diese und weitere Regeln hat der 72jährige Wirtschaftsprofessor in seinem neusten Werk «Wie man erfolgreich investiert» niedergeschrieben. Wenn gestandene Profis schon auf dem internationalen Börsenparkett ausrutschen, dann benötigen private Investoren erst recht eine Anleitung für eine aus- ›››

WALTER

WITTMANN

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gefeilte Strategie. «Jeder Anleger kann sich trösten, denn selbst renommierte Nobelpreisträger haben den LTCM-Hedge-Fund mit in den Sand gesetzt», stellt der Wirtschaftsprofessor trocken fest. Akademisches Zockerherz Seine zehn goldenen Regeln sollen dem Privatanleger praktikable Strategien für den Anlageerfolg vermitteln. Der Erscheinungszeitpunkt passt, denn die Finanzmärkte rund um den Erdball brennen gefährlich. Der Professor, der selber nach seinen aufgebürdeten Regeln verwaltet, ist mit seinem Anlageerfolg zufrieden. Wittmann bezeichnet sich selber nicht als Langfristanleger. Er sieht sich als Trader. Sein «Zockerherz» schlägt für Erdölfirmen und Goldminenaktien. So zum Beispiel stehen GoldCorp oder Barrick auf seiner Favoritenliste. Unternehmen, die in Kasachstan, Usbekistan oder sonst irgendwo im «Nirwana» tätig sind, werden prinzipiell nicht angefasst, das sei ihm viel zu unsicher.

Bereits im Mai 2007 habe ich fast alles verkauft und habe zu 90 Prozent mein Kapital in Liquidität geparkt.

Auf seinen Anlageerfolg 2008 angesprochen, meint der kühle Rechner trocken: «Bereits im Mai 2007 habe ich fast alles verkauft und habe zu 90 Prozent mein Kapital in Liquidität geparkt.» Bis zum Sommer 2008 verzeichnete sein Depot noch ein Plus, doch die starke Börsenkorrektur der letzten Wochen habe selbst ihn überrascht. Der Freidenker ist jedoch optimistisch, dass er bis Ende Jahr ein ausgeglichenes Ergebnis erreicht. «Emotionen gehören nicht ins Börsengeschäft», propagiert der Schwarzseher. Deswegen habe er auch nie schlaflose Nächte. Gezielte Informationen sammeln Wittmanns erste goldene Regel: «Informiere Dich richtig!» In der Flut der Finanzinformationen wird es für Anleger zunehmend schwieriger, einen Spagat zwischen Intelligentem und Blödsinn durchzuführen. Er steht Kopf, wenn ein Wirtschaftsblatt tituliert, dass ein Titel noch Kurspotenzial habe. Das Grauen kommt ihm auch bei Headlines wie etwa: «In dieser Aktie ist noch Musik drin». Da frage er sich, ob es sich dabei um einen Trauermarsch oder ein Hallelujalied handelt. «Es gibt zu viel Blödsinn, deshalb habe ich in meinem Buch versucht, die besten Informationsmedien aufzuführen. Das, was am Schluss dieser Aufstellung steht, ist dann für Anleger, die überhaupt keine Ahnung haben», so der emeritierte Wirtschaftsprofessor. Übrigens: Der profunde Finanzkenner liess sich auch von der Anlegerplattform investchannel.ch in die Karten blicken. So oder so, Wittmann sieht in Anlehnung an die aktuelle Börsenmisere insbesondere das Problem, dass Privatanleger erst dann einsteigen, wenn der Zug eigentlich schon längst abgefahren ist. Dazu gesellt sich das Verpassen des richtigen Ausstiegszeitpunkts. Auch die Banken und Versicherungen verhalten sich gemäss Wittmann falsch. Sie reduzieren ihre Aktienquoten meist erst, wenn die Baisse durchgeschlagen hat und fahren ihre Aktienquoten erst hoch, wenn die Hausse schon längst läuft. Dieses Spiel beobachtet er seit vielen Jahren: «Die Investoren und Banken handeln prozyklisch», und er doppelt nach: «Wer mit der Herde geht, der geht mit der Herde unter.» Behavioral Finance ist trivial Der Herdentrieb ist mitunter ein Aspekt, der in der «Behavioral Finance» (mehr dazu in der PUNKTausgabe #15 – «Die krude Welt der Verhaltensökonomik») untersucht wird. Doch für den Professor seien damit Trivialitäten verbunden und der Begriff als solcher sei eine hochgestochene Formulierung. «Der Ursprung dieser Theorie kommt aus den USA und dort geht ohne ein gutes Label anscheinend nichts.» Die Inhalte in diesen Büchern seien nicht grundsätzlich falsch, doch der erfolgreiche Buchautor würde sich schämen, so etwas unter die-

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sem Label zu schreiben respektive zu verkaufen. Für ihn ist klar, dass ein Aktienanleger den Mut aufbringen sollte, vorzeitig zu verkaufen, denn durch das Realisieren von Gewinnen würde niemand alt werden. Sein Lösungsvorschlag an die Finanzakrobaten: antizyklisches Anlegen. Das heisst kaufen, wenn sich eine untere Wende abzeichnet und bei einer oberen Wende verkaufen. «Wer nicht verkauft, landet wieder im Keller», so Wittmann. Um eine Trendwende zu erkennen, kann die technische Analyse sicherlich gute Indikatoren liefern, darunter der sogenannte Moving Average Convergence/Divergence (MACD). Der MACD ist ein eben solcher Trendfolge-Indikator, mit dem vorherrschende Entwicklungen früh erkannt beziehungsweise früh ihr Ende bestimmt werden kann. Damit sind Kauf- und Verkaufssignale, überkaufte Situationen oder Kursrutsche erkennbar. Übrigens gehört der MACD-Indikator zu Wittmanns Anlage-Toolbox. Unwissenheit lohnt sich nicht Auch gegenüber den unzähligen Anlageprodukten ist Wittmann äusserst kritisch, obwohl sein Sohn zur Bank-Elite der Schweiz zählt. Im Hause Wittmann wird aber nicht über das Geschäft gesprochen. Das sei tabu und er widerspiegle ja schlichtweg eine andere Generation. Seine Kritik lässt er trotzdem gerne gegenüber den strukturierten Produkten aus. Das Hauptproblem sieht er in der Komplexität dieser Instrumente. «Viele Bankberater verstehen nicht einmal, wie das Produkt funktioniert, wie soll denn ein Privatanleger das verstehen können?» Für ihn ist klar, dass der Berater gar nichts dafür kann, sein Job ist es, Produkte zu verkaufen und daran werde er gemessen. Dabei bieten strukturierte Produkte spannende Rendite-RisikoProfile und eben für private Anleger neue Möglichkeiten, sich in Märkten und Themen zu engagieren. Nicht die Produkte sind schuld, wenn ein Investor plötzlich Aktionär wird. Hier gilt: Wenn ein Wirbelsturm den Apfelbaum im Garten umreisst, ist nicht der Apfelbaum schuld, sondern der Wirbelsturm. Aber auch das sieht der Professor ganz anders. Damit ein Investor eben nicht ins Nichts greift, gilt für ihn: «Man investiert nicht in Produkte, wenn man sie nicht versteht – und schon gar nicht in strukturierte Produkte.» Aber auch gegenüber den klassischen Anlagefonds ist er differenziert. Es sei empirisch nachgewiesen, dass die Mehrzahl der Fondsmanager den Markt nicht schlagen. Auch dort schiebt er das Problem dem zyklischen Verhalten zu. «Ein Fondsmanager sollte eben auch mal den Mut haben, gar nicht investiert zu sein.» Vor allem in diesem weltweiten Börsensturm, den die Anlegergemeinde zu spüren bekommt, kann eine tiefe Aktienquote nicht schaden. Chinesische Peitschenhiebe Auf die aktuelle Krise angesprochen, ist der Ökonom selber vom Ausmass überrascht, jedoch konnte man die platzende Blase bereits im Frühling 2006 erkennen. Damals startete er mit dem Manuskript seines Buchs «Der nächste Crash kommt bestimmt». Das Grundproblem sei der über Jahre hinweg aufgebaute «Leverage» und dass die Papiere immer wieder weiterverkauft würden. Die Amerikaner seien aber bestrebt, dieser Krise als starke Kraft entgegenzuwirken. Der Professor geht weiter und wird sinnbildlich: «Die Chinesen haben rund 400 Milliarden Dollar an Papieren von Fannie Mae und Freddie Mac und die Amerikaner spüren die Peitsche der Chinesen sehr wohl im Nacken.»

Die Amerikaner sind ja bekannt, dass sie Dollar drucken wie Hakle-Klopapier.

Zudem würden weltweit die Notenbanken Kapital in den Markt spülen, bis sich das System irgendwann wieder stabilisiert habe. «Man wird die Märkte überschwemmen, bis man von den Ruinen nichts mehr sieht. Die Amerikaner sind ja bekannt, dass sie Dollar drucken


wie Hakle-Klopapier», schmunzelt der Schwarz-Weiss-Seher. Lächeln musste Wittmann auch wegen einer Headline, gesehen in der NZZ. «Wachstumsinsel Schweiz» stand in grossen Lettern in der Zeitung. «Dabei haben wir die schwächste Wachstumsdynamik von allen vergleichbaren Nationen, und das seit 1975. Und jetzt haben wir eine nicht offizielle Rezession. Aber eben, die NZZ weiss ja sowieso immer alles besser», kritisiert der Weltbürger. Eine Rezession stünde auch in der Schweiz vor der Tür. Bereits sind einige Länder wie Japan oder die Vereinigten Staaten in die Rezession und damit in die Krise gerutscht. Apropos: Sein nächstes Buchprojekt handelt sich um Finanzkrisen. Wittmann hat sich schon seit Jahrzehnten mit Wirtschaftsgeschichte und -zyklen auseinandergesetzt. Geschrieben hat er übrigens auch das neuste Werk mit seiner elektronischen Schreibmaschine. Den Versuch, mit Computer seine Gedanken niederzuschreiben sei fehlgeschlagen, er könne sich damit einfach nicht anfreunden, trotz eines PC-Kurses. Für den Notfall habe er aber noch zwei mechanische Schreibmaschinen und würde ein paar Hundert Farbbänder kaufen und diese dann tiefkühllagern. Die Schweiz ist noch nicht «entfilzt» Zur Situation auf dem Schweizer Finanzplatz meint der «alte Finanzhase», dass die beiden Grossbanken ihr Investmentbanking abstossen und zum traditionellen Banking zurückfinden sollen. «Konzentration auf die Vermögensverwaltung ist der richtige Weg, denn das können die Schweizer Banken», fordert der Professor. «Und in der Wertschriftenabwicklung sowie im Zahlungsverkehr sind wir weltweit vorbildlich.» Ein weiteres Problem in diesem Bankendebakel ortet er in der Unprofessionalität der Verwaltungsräte. «Das Problem ist doch, dass man keine lästigen Leute um sich scharen möchte, die dann heikle Fragen stellen.»

KOPFSACHE

Wittmann selber hält kein VR-Mandat. Man hätte ihn eben nie angefragt, denn man wisse vermutlich, dass er sehr kritische Fragen stellen würde. Das Miliz- und Filzsystem in der Schweiz ist auch ein immer wieder beliebtes Thema des Professors. Mit seinem Schmankerl «Der helvetische Filz» beleuchtete Wittmann nicht polemisch, aber engagiert den Schweizer Filz. Das Werk bringe ihm heute noch viel Genugtuung, äusserte er sich gegenüber PUNKTmagazin. Der Filz Helvetiens hat zwar sehr wohl seine Stärken, aber unter marktwirtschaftlichen und demokratischen Aspekten vermag er als die geschlossene Gesellschaft, die er nun eben einmal ist, immer weniger zu überzeugen. Er beschreibt auch das Milizsystem als dessen Nährboden.

Es kommt mir so vor, als ob es verboten ist, professionell tätig zu sein.

Das Milizsystem ist mitunter auch bei unseren Vorsorgesystemen für das elende Debakel mitverantwortlich. Die Stiftungsräte sind unprofessionell und wir haben immer noch zu viele Kassen (siehe auch PUNKTmagazin #15 – «Schweizer Pensionskassen müssen ordentlich in die Pedale treten»). «Es kommt mir so vor, als ob es verboten ist, professionell tätig zu sein. Wir wollen keine Elite in diesem Land! Deswegen haben wir auch im Vorsorgeuniversum nur ein mittelmässiges System. Einen weiteren Kritikpunkt findet er in den Unternehmen, die gemäss Wittmann letztendlich gar kein grosses Interesse bekunden, starke helvetische Pensionskassen zu haben: «Sonst würden die bei Generalversammlungen reinreden und deshalb stützen die Firmen Tausende von Trotteln, die als Stiftungsräte fungieren.»

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4. Jahrgang Heft N˚ 17 Januar/Februar 2009 CHF 6,00 punktmagazin.com

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VON VORNE BIS HINTEN

WEISSSCHWARZ

iPUNKT:

Schwarzer Kontinent als vermeintlich weisser Anlagefleck PRODUKTE: KlassischNeuzeitlich mit Kostenfokus | Renditehandkuss dank Überresten AKTIVISMUS: Sport und das Schwarz-Weiss AUSBLICK: Mehr Sicherheit gleich Chance LEBENS-ART: Pointiert, stilbildend und harsch – Thomas Otts Kunst | Licht, Schatten für die eigenen vier Wände


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INDEX WEISS

CONTENT «WEISS» N˚ 17 JANUAR/FEBRUAR 2009 04

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04 AM SCHWARZEN

11 GROSSES RISIKO,

KONTINENT SCHEIDEN SICH DIE GEISTER Afrika

CHANCEN ZU VERPASSEN Die Welt sieht derzeit

gilt anlagetechnisch als noch weisser Fleck auf der Landkarte. Viele Experten und Strategen loben den Kontinent über alle Massen, allerdings treibt dieser auch grausamste Blüten. Kriege, Vergewaltigungen, ...

alles schwarz. Die Stimmung liegt auf dem Tiefpunkt und Anleger brauchen ...

13 DER LABYRINTHFÜHRER Um vom Berg he-

09 KARL-HEINZ CRASS-

runterzukommen, muss man erst einmal nach oben gelangen. Am Ende des Tunnels ist ...

MÄN WÜNSCHT SICH «WEISSE ZEITEN» Alles malt schwarz. Natürlich mit Vorliebe auf weissem Hintergrund. Darin sind wir auch besonders geübt. Unsere eigentlich ...

10 KUNTERBUNT DER BÖRSENBAROMETER Wer sich die Indexwelt ein bisschen von näher anschaut, wird relativ rasch mit Ausdrücken wie etwa «Kurs- und PerformanceIndex» sowie ...

20 SCHWARZE KÜHE

24 INSTINKTIV, POIN-

GEBEN WEISSE MILCH

TIERT, STILVOLL Zumeist stumme sowie eichenharte Szenarien und eine unverwechselbare Bildsprache bringt der Zürcher Thomas Ott aka t.o.t.t. mittels einer ...

Der internationale Sport schürte schon immer äusserst viele Hoffnungen und wird es auch weiterhin tun. Auf den Schultern des Sports liegt daher ein enormes Weltgewicht. Sport ist aber alles andere ...

22 LETZTE AUSGABE «METALLE DE LUXE» Die

KLASSISCH-NEUZEITLICH INKLUSIVE KOSTENFOKUS

Schwingen der Finanzmarktkrise breiten sich über immer mehr Wirtschaftssektoren aus. Was ursprünglich als ...

«HAUSMANNSKOST», STABILE ERTRÄGE

23 SICHERHEITSFAKTOR BIRGT CHANCEN

RENDITEHANDKUSS DANK ÜBERRESTEN DISCOUNTS/BONI MIT STRUKTURIERTEN PRODUKTEN

Äusserst unbarmherzige, oft fatale Katastrophen und aufeinanderprallende, unterschiedlichste Welten wie auch feindliche Kulturen begleiten uns auf Schritt und Tritt. Das jetzige Wirtschaftsungemach ...

26 WIE ALICE IM WUNDERLAND Alice und ihre Traumwelt haben erstmals Mitte 1865 Kinderherzen erobert, aber ...

28

WISSEN, DASS ... USForscher der staatlichen Universität Pennsylvania herausgefunden haben, was beim Menschen über eine schwarze oder weisse Hautfarbe entscheidet. Verantwortlich dafür ist das ... ... es auch weisse Löcher gibt. Schwarze Löcher sind ja bereits in aller Munde. Nicht zuletzt wegen den apokalyptischen ...

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iPUNKT

Afrika gilt anlagetechnisch als noch weisser Fleck auf der Landkarte. Viele Experten und Strategen loben den Kontinent über alle Massen, allerdings treibt dieser auch grausamste Blüten. Kriege, Vergewaltigungen, Verstüm-

melungen, turmhohe Inflationsraten und/oder das Rohstoffparadoxon sind nur einige Positionen in dieser Bilanz der Tragik. Moral und Ethik stehen im krassen Gegensatz zu den erhofften Renditepunkten.

txt: Cyril Schicker] Afrika hat eine Fläche von über 30 Millionen Quadratki-

lometern, was mehr als 20 Prozent der Erdfläche ausmacht. Afrika oder besser gesagt das Kongobecken beherbergt nach Amazonien das grösste Regenwaldgebiet. Der längste Strom Afrikas ist zugleich der längste Fluss der Erde und exporttechnisch deckt der «Schwarze Kontinent» etwa 70 Prozent (Kakao) oder gut 50 Prozent (Diamanten) des Weltmarkts ab. In den Staaten Nordafrikas wie zum Beispiel Algerien, Marokko, Tunesien, Sudan bringt vor allem die Förderung von ›››

AM SCHWARZEN KONTINENT SCHEIDEN SICH DIE GEISTER

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Geldsegen dank König Fussball Darüber hinaus schlummert am Nil und in weiteren fruchtbaren Gebieten ein schier unerschöpfliches Potenzial in Bezug auf die Landwirtschaft. Im sportlich-positiven Sinne darf die Fussball-Weltmeisterschaft, die Mitte Juni 2010 beginnt, erwähnt werden. Denn der «König Fussball» zeichnet dafür verantwortlich, dass gigantische Investitionen, man spricht in diesem Zusammenhang von satten 825 Millionen Dollar, vom Stapel gelassen werden. Die Gelder werden insbesondere in die Infrastruktur – Transport, Telekommunikation, Sicherheit, Stadien et cetera – und den Tourismus fliessen. Apropos Geldfluss: Speziell die südafrikanische Regierung kontrolliert den Devisenstrom rigoros, was seitens westlicher Nationen laufend harsche Kritik nach sich zieht. Immerhin aber verhinderte die Obrigkeit damit, dass sich die dortigen Finanzinstitute am globalen Spiel mit unzureichend abgesicherten Hypotheken beteiligten. Rigorose Kontrollen und das Positive Das Dornröschendasein zahlte sich für einmal aus, spricht man doch davon, dass die direkten Folgen der weltweiten Kapitalschmelze in Afrika minimal ausgefallen sind. Afrikas Kredithäuser halten lediglich 0,2 Prozent aller Schuldtitel und nicht einmal ein Prozent des gesamten Bankenvermögens. Es scheint, als sei der Schwarze Kontinent mit allen Wassern gewaschen und mit Siebenmeilenstiefeln am Ablaufen des Wirtschaftswachstumswegs. Selbst der Internationale Währungsfonds (IWF), eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, hat in einer kürzlich erschienenen Untersuchung die verbesserten makroökonomischen Daten löblich erwähnt sowie die endlich greifenden Strukturrefor«AFRICAN TOP-NOTCH» Fakt

Wo

Grösste Fläche

Sudan

Kleinste Fläche

Seychellen

Höchste Einwohnerzahl

Nigeria

Geringste Einwohnerzahl

Seychellen

80 832 Pers.

Extremste Bevölkerungsdichte

Mauritius

603 pro km2

Niedrigste Bevölkerungsdichte

Namibia

2,4 pro km2

Höchster Berg

Kibo, Tansania

5 895 M.ü.M

Grösster See

Viktoriasee, Ostafrika

68 870 km2

Tiefster See

Tanganjikasee, Ostafrika

Längster Fluss

Nil, Nordafrika

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Zahl

2 505 810 km2 455 km2

1 470 m 6 671 km

Quelle: Diverse Grafik: fm AG

135 031 000 Pers.

men herausgestrichen. Costa Vayenas, Analyst UBS Wealth Management Research, dazu: «Politische und volkswirtschaftliche Reformen wurden stark vorangetrieben, was wiederum das Anlageumfeld attraktiv macht.» Der IWF, mit der Weltbank-Gruppe übrigens auch Bretton-Woods-Institution genannt, attestiert zudem den afrikanischen Staaten für die nahe Zukunft durchschnittliche BIPWachstumsraten zwischen 3 und 6 Prozent. IWF

Anderswo auf der Welt kann man davon nur träumen oder sich deshalb den Schlaf rauben lassen. Schlafapnoe hin oder her, all diese rosigen Tatsachen und Vorschusslorbeeren sind selbstverständlich nicht an den Haaren herbeigezogen respektive das Ergebnis von ökonomischen Traumtänzern. Die logische Konsequenz: Der Schwarze Kontinent gilt – da ist sich das Gros der Experten einig – als letzter weisser Fleck auf der Investmentlandkarte. Gefahrentechnischer Flächenbrand Wahrhaftig haben «Afrika-Engagements» in der Vergangenheit bauchpinselnde Renditepunkte in des Anlegers Portfolio gespült – und dürften der langfristig disponierenden Investorenschar auch weiterhin positiv ins Auge springen. Es verwundert daher kaum, dass etliche Banken mit Anlagemöglichkeiten, egal, ob strukturierte Produkte oder klassische Investmentvehikel, gen Afrika aufwarten. Franklin Templeton etwa lancierte Mitte 2008 einen Aktienfonds (minus rund 25 Prozent innert drei Monaten!) mit grossem Nordafrika-Exposure und spricht in diesem Zusammenhang von grossen sowie rasch wachsenden Volkswirtschaften. Für den privaten Marktteilnehmer ist das wie Balsam für die geschundene (Börsen-) Seele, denn mitunter vermittelt ein solches Investment durchaus auch Pioniergeist. Sowohl diesem als auch den beweihräucherten

Zukunftsauguren zum Trotz, Afrika ist ein heisses Pflaster. Dies nicht nur wegen den zuweilen tropischen Temperaturen, sondern ebenfalls wegen dem mannigfaltigen Gefahrenherd. UBS-Analyst Vayenas macht entsprechend deutlich auch auf die Gefahren aufmerksam: «Afrika-Investments sind noch immer hürdenreich, das Risiko überdurchschnittlich.» Mit dem «Frontier Market» ist fürwahr nicht immer gut Kirschen essen, machen doch seit Urzeiten Drangsale wie Bürgerkriege und Kindersoldaten, die desolate Menschenrechtssituation, die fehlende Demokratie, die mangelnde Politikstabilität und fehlende Fachkräfte die Runde. Negativ schlagen auch die unzähligen Wegzölle (hausgemachte Handelsbarrieren) zu Buche. Uniformierte Wegelagerer erstellen Strassensperren und berauben die Durchreisenden ihres Geldes und ihrer Wertgegenstände. Zwielichtiger Obolus Dieser Obolus ist zwar zumindest für unsereinen nicht hoch, gemäss einer Untersuchung der Westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsgemeinschaft (UEMOA) schaffen diese sogenannten «rocket routier» unangenehme, gewichtige Verzögerungen. Gerade wenn der Entwicklungsgrad des Binnenhandels so tief wie in Afrika liegt, sind solche Zusatzhürden – teilweise bestehen auf 100 Kilometer 25 Kontrollen – überdurchschnittlich belastend. Der «Dritte Kontinent» steht sich aber auch anderweitig im Weg. Nämlich dann, wenn es sich um Rohstoffe (damit verbunden um Geld und somit auch Macht) handelt. Afrika ist diesbezüglich eine wahre Schatzkammer. Gerade der Ostkongo macht zurzeit von sich reden beziehungsweise ist das Paradebeispiel für das «Ressourcenparadoxon», dessen Gesetzmässigkeit besagt, dass rohstoffschwangere Nationen in der wirtschaftlichen Entwicklung besonders schlecht abschneiden. Solche Länder werden zum brutal ausgeplünderten Gegenstand der Begierde, die nachhaltige Prosperität ist entsprechend fernab der Realität. Nicht von der Realität entfernt, dafür aber weg vom Festland ››› REICHSTE / ÄRMSTE NATIONEN (PRO-KOPF-EINKOMMEN) Land

Dollar

01

Äquatorial Guinea

18 100

02

Seychellen

9 200

03

Libyen

8 400

04

Gabun

6 800

05

Botswana

5 700

06

Liberia

200

07

Guinea-Bissau

200

08

Malawi

170

09

Äthiopien

170

10

DR Kongo

150

Quelle: Weltbank, Wikipedia Grafik: fm AG

wichtigen Rohstoffen (Erdöl/Erdgas) turmhohe Einnahmen. Afrika verfügt ausserdem über zirka 10 Prozent der gesamten Erdölreserven. Ferner beheimatet der «Vielvölkerkontinent» rund die Hälfte der globalen Goldreserven sowie beträchtliche Vorkommen an Industriemetallen wie Nickel, Zink, Eisen, Kupfer, Aluminium oder Stahl.


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txt: CS] Reichtum, Erfolg und ewige Liebe ist ein Triumvirat, das wohl viele unter uns anstreben. Das ist sehr wahrscheinlich auch an verschiedenen Plätzen auf dem Schwarzen Kontinent nicht anders. Ganz sicher so ist es im ostafrikanischen Staat Tansania. Im Land, das am Indischen Ozean liegt und unter anderem an Kenia, Uganda, Ruanda sowie Mosambik angrenzt, ist das Fährten nach diesem Dreierlei derart kompromisslos, dass Menschen nicht davor zurückschrecken, sich von ihrer fürchterlichsten Seite zu zeigen.

Heissgelaufene Tötungsmaschinerie Wie schrecklich die eine Gesichtshälfte Tansanias ist, zeigt die traurige Tatsache, dass seit Jahresanfang mindestens 30 Albinos (Swahili für Gespenster: «Zerus») getötet worden sind. Ob Erwachsene oder Kleinkinder ist den Jägern egal, sie entführen, ermorden brutal, lassen die harmlosen Opfer ausbluten oder mit abgehackten Gliedmassen irgendwo offen herumliegen. Mehr und mehr Albinos müssen um ihr Leben fürchten. Doch was ist los mit der dortigen Menschheit, was macht die Albinos derart zu Verfolgungsopfern? Albinismus ist eine seltene Pigmentstörung, die über ein rezessives Gen vererbt wird und im Schnitt eine von 20 000 Personen betrifft. Albinos leiden, des fehlenden Pigmentschutzes wegen, vielmals an Hautkrebs und Augenkrankheiten. Selbstverständlich aber haben sie unter der widrigen Hetzjagd mehr zu leiden. Abergläubische Hetze Dass die Hetze immer wieder aufkeimt, hat insbesondere mit Aberglaube zu tun. Das heisst, in Afrika werden die am Rande der Gesellschaft lebenden Albinos für unsterbliche Geister gehalten. Teilweise wird ihnen sogar attestiert, sie seien von Dämonen besessen. Lebenslang werden sie gepeinigt: Wenn sie nicht Opfer von Tötung oder Verstümmelung werden, sind sie dem Hohn, manchmal auch der Verstossung durch die eigene Familie ausgesetzt. Im nördlichen Tansania leben rund zehnmal so viele wie im weltweiten Durchschnitt. In vielen Dörfern sieht man mindestens eine Person mit dem Gendefekt; die hohe Zahl führen Experten auf Ehen unter Verwandten zurück. Und hoch ist auch die von der Polizei erwähnte Dunkelziffer der Ermordungen; die bislang 30 Toten seien nur die Spitze des Bergs. Die meisten Überfallenen sterben, weil ihnen mit Macheten Gliedmassen abgeschnitten und sie einfach liegen gelassen werden – daraufhin verbluten die Opfer jeweils kümmerlich.

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Medizinmänner als verkappte Alleskönner Gliedmassen und insbesondere auch Knochen der Albinos erzielen auf dem Schwarzmarkt horrende Summen, die zuweilen das Fünffache eines Monatslohns betragen. Die – selbstverständlich für afrikanische Verhältnisse – astronomische Höhe hat insbesondere damit zu tun, dass der Verzehr mitunter Reichtum, Erfolg und ewige Liebe verspricht. Die damit hantierenden Medizinmänner, in den tansanischen Dörfern sind sie die Mächtigsten/Angesehensten, können mit Hilfe der Geister aber eigentlich alles Erhoffte «heilen». Durch dieses unbarmherzige Schüren der Hoffnung prosperiert auch das «AlbinoJagd-Milieu». Und damit gehen auch vermehrte Kontrollen seitens der Polizei einher, obschon nicht wenige in der Regierung Tansanias andere afrikanische Kräfte dafür verantwortlich machen. Oft hört man sogar davon, dass sich der allgemeine Aberglaube bisweilen auch stark in den Regierungsköpfen manifestiert. Dabei verhexen Politiker sich untereinander laufend. Tansanias Präsident Jakaya Kikwete spricht in Bezug auf den Aberglauben immer wieder von der «Geissel des Kontinents». Das «Tier» in mir Viele Regierungsvertreter bezichtigen hinter vorgehaltener Hand aber gerade ihn als den Abergläubigsten aller Tansanier. Die polizeilichen Untersuchungen machen die «Szene» zumindest nervös. Die Jäger und Händler kämen aber immer mehr unter Druck und dadurch seien sie noch unberechenbarer, meint ein führender Anthropologe, der diese Greueltaten seit längerem verfolgt. Das Lukrative – quasi eine Abkürzung zum Reichtum – macht aus den Jägern erbarmungslose «Tiere« und lässt sie jegliche Menschlichkeit vergessen. Grosse Hoffnung, dass das Land diese Schandtaten aus der Welt schaffen kann, besteht nicht. Glücklicherweise beginnen viele der Einwohner zu begreifen, dass Albinismus keine bösartige Krankheit ist. Zum (zögerlichen) Umdenken geführt hat auch der afrikanische Weltmusiker Salif Keita. Der «kunstschaffende Albino» ist international bekannt und hat bereits eine Stiftung gegründet – Fondation Salif Keita (FSK) – mit dem Ziel, die «weissen Schwarzen» vor weiteren menschenverachtenden Übergriffen zu schützen. Das scheinbar zukunftsträchtige Tansania, dessen BIP 2011 gemäss Internationalem Währungsfonds knapp 18 Milliarden Dollar betragen soll, tut gut daran, sich an die Fersen Keitas zu heften.

Barbarische Kalamitäten ziehen an Das internationale Schifffahrtsbüro (International Maritime Bureau, IMB) liess unlängst eine andere erschreckende Nachricht verkünden: Alleine im vergangenen Jahr stieg die Piraterie um mehr als zehn Prozent! Dass die neuzeitlichen Räuber nicht mehr mit Säbel, Holzbeinen, Augenklappen und auf Schultern kackende Papageien herumtollen, sondern nüchtern Lagen aussondieren, um dann mit Kalaschnikows und Raketenwerfern zur Brutalität überzugehen, fördert die barbarische Kalamität noch mehr. Ins Zentrum der Seeräuberei hat sich die afrikanische Küste gesetzt. Nigeria beispielsweise belegt da den weniger ruhmreichen ersten Platz, ist doch dessen Gewässer äusserst piratenverseucht. Das von Bürgerkriegen stark betroffene Somalia gehört ebenso zur Hochburg der Freibeuter. Ein weiteres Land Afrikas zieht die Aufmerksamkeit in einer völlig anderen Sache auf sich, Simbabwe und das Schreckgespenst namens Inflation. Ende 2007 betrug die Inflationsrate gemäss dem Statistikamt satte 100 580 Prozent. In den vergangenen sieben Jahren ist Simbabwes Bruttoinlandprodukt um 40 Prozent geschrumpft und die Landeswährung auf 0,000005 Prozent ihres damaligen Wertes gesunken. Dem ist nicht genug, in der «ehemaligen Kornkammer Afrikas» beträgt die momentane Arbeitslosigkeit ungefähr 80 Prozent. Mitte 2007 versuchte die Regierung feste Preise einzuführen, Ende 2008 wurden schliesslich Geldscheine gedruckt, die 200 Millionen Simbabwe-Dollar wert sind. Hetzjagden, Verstümmelungen ... Im Panoptikum des Schwarzen Kontinents befindet sich, so schlimm das bisher aufgeführte auch ist, gar noch Grausameres. Nämlich die Hetze auf Ausländer, bei der die Jagd in Johannesburg begann und eine Massenflucht auslöste. Verfolgt, verstümmelt und getötet wird auf dem Kontinent, vor allem in Tansania, eine andere Gruppierung: die Afrikaalbinos. Die Verfolger trachten nach deren AFRIKANISCHE INVESTMENTMÖGLICHKEITEN Aktienfonds

Ticker

UBS Equity South Africa

278 573

Anbieter

MENA Fund (thesaur.)

3 884 279

Franklin Templeton

JB Northern Africa

3 130 136

Bank Julius Bär

ETFs

Ticker

Market Access FTSE/JSE Africa Top 40

2 874 624

UBS

Anbieter

ABN Amro

Strukturierte Produkte

Ticker

ML Africa Lions Index

3 543 618

Merrill Lynch

Anbieter

EUR Africa Investments Certificate

3 481 339

Goldman Sachs

S&P Africa 40 Index

3 861 016

ABN Amro

Quelle: 10x10.ch, fundinfo.com, div. Anbieter Grafik: fm AG

DAS LEIDEN DER «ZERUS»

wütet eine andere Unart – die Piraterie. Experten beziffern den von «Seeräubern» verursachten Schaden 2007 für die Weltwirtschaft auf über 16 Milliarden Dollar.


Haut und Knochen, um daraus Zaubertränke herzustellen. So absurd das auch klingen mag, der dort vorherrschende Aberglaube sowie das mangelhafte System treiben die seltsamsten und erbarmungslosesten Blüten. So ist die Anzahl der mit Aids infizierten Personen unvergleichlich hoch, ebenso die Analphabetenquote, und ein Mammutteil der Hilfsgelder versandet im Getriebe der Korruption. Wachstumsrakete Afrika Selbstverständlich darf trotz alledem nicht vergessen gehen, dass Afrika derzeit die stärkste Wirtschaftswachstumsphase seit der Unabhängigkeit erlebt. Das Bruttoinlandprodukt konnte Ende 2007 zum vierten Mal in Folge überdurchschnittlich gesteigert werden. Die ausländischen Direktinvestitionen (FDIs) betrugen 2005 29,6 Milliarden Dollar, 2006 35,5 und 2007 35,6 Milliarden – eine kontinuierliche Steigerung, die auf einem starken (Investoren-)Vertrauen fusst. Eine spezielle Rolle fällt auch den Staatsfonds in den Schoss, denn bislang konzentrierte sich deren Asset-Allokation auf die OECD-Länder. Zukünftig dürfte aber die Umschichtung in Richtung Schwellenländer oder Frontier Markets von der Hand gehen. Frontier Markets sind aufstrebende Volkswirtschaften, die sich noch nicht sehr lange im Blickfeld von Investoren befinden. Eine rechtzeitige Positionierung in Ländern wie etwa Kasachstan, Peru oder Vietnam soll es unter anderem Anleger ermöglichen, die Vorteile eines frühen Markteintritts langfristig zu nutzen sowie am erwarteten überdurchschnittlichen Wirtschaftswachstum zu partizipieren. Sollten die schwerreichen Staatsfonds während der nächsten Dekade auch nur zehn Prozent ihrer Portfolios derartig verlagern, entspräche das einem spektakulären Zufluss von 1,4 Billionen Dollar. Die Ökonomen, Befürworter, Experten und Anlagestrategen betätigen ja nicht grundlos die afrikanische Zukunftsklaviatur. Denn sie wollen sich mit ihren Prognosen ja alles andere als in die Nesseln setzen. Über einen Kamm scheren ist falsch Es gilt im Zusammenhang mit etwaigen Afrika-Investments ohnehin, nicht alles – oder besser gesagt jedes Land – in einen Topf zu werfen. Ausserdem wird die (nahe) Zukunft zeigen, wie der rohstoffreiche und damit stark rohstoffabhängige Kontinent negative Preisentwicklungen auffangen kann. Die Zeit heilt nicht alle Wunden, aber man sollte den afrikanischen Regierungsvertretern die Möglichkeit einräumen, Unsitten aus dem Weg zu schaffen. Zu guter Letzt muss sich der Anleger die Ethik vor Augen halten und abwägen, ob Moral und Tugend in seinem Empfinden beeinträchtigt werden.

KOLUMNE iPUNKT

GEBT UNS BITTE UNSER WEISS ZURÜCK! txt: KHC] Alles malt schwarz. Natürlich mit Vor-

liebe auf weissem Hintergrund. Darin sind wir auch besonders geübt. Unsere eigentlich geliebte Medienlandschaft verbreitet noch mehr negative Stimmung, als bereits herrscht. Zudem stimmen grosse Verlagshäuser, wen wunderts, ein Jammerlied über fehlende Werbeeinnahmen an. Wenn man schon schwarzmalt beziehungsweise -schreibt, dann bitte effizient. Mein Vorschlag: Noch mehr überteuerte Journalisten per sofort auf die Strasse stellen und weiter den Pessimismus schüren. «Schwarz» schreiben transportiert in etwa den gleichen Informationsgehalt wie das negative Blabla der letzten Wochen. Folgend ein Muster: Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz

Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz Schwarz. Und wenn «Schwarz» klein geschrieben wird, spart man zusätzlich Druckerschwärze!

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STIMMUNGSBILD

DAS KUNTERBUNT DER BÖRSENBAROMETER txt: Olivier Bühler] Bekannt sind SMI, DAX, Dow Jones oder Nikkei-225-Index, zumal darüber des Öfteren in den weltweiten Nachrichten – und dies nicht erst seit der Finanzkrise – zu hören und zu lesen war. Nur, was steckt hinter diesen Indizes, was genau sind sie und wie werden sie erstellt? Allen Indizes ist eines gemeinsam: Sie fungieren als sogenanntes Barometer, das die Wertentwicklung eines Marktes spiegelt. Ein Index ist nichts anderes als eine Komponenten- Zusammensetzung, die einen signifikanten Einfluss auf einen bestimmten Markt hat.

Wer sich die Indexwelt ein bisschen von näher anschaut, wird relativ rasch mit Ausdrücken wie etwa «Kurs- und Performanceindex» sowie «preis- und kapitalgewichtet» konfrontiert. Was genau hat dies zu bedeuten und welchen Einfluss haben diese Indizes auf das jeweilige Börsenbarometer?

als die Summe aller im Index vorhandenen Komponenten. Der grosse Nachteil dieser Gewichtungsart ist, dass der Bestandteil mit hohem Kurswert eine grössere Auswirkung auf den Index hat, als dies bei einer Komponente mit tiefem Kurswert der Fall ist. Multiplikation, Addition ... Steigt also der Kurswert einer teuren Aktie um ein Prozent, so wird dieser Anstieg stärker in den Indexwert einfliessen, als wenn der Kurs einer billigen Aktie um den gleichen Prozentsatz steigt. Auch haben Kapitalmassnahmen wie Aktiensplits oder «Spin-offs» eine direkte Auswirkung auf den jeweiligen Indexstand. Eine zweite Art ist die sogenannte Marktkapitalgewichtung. In dem Fall wird der Aktienkurs mit der Anzahl der sich im Markt befindenden Titeln multipliziert und aufaddiert. Auch da ist es so, dass teure Papiere einen stärkeren Einfluss auf den Indexkurs haben. Im Gegensatz zur Preisgewichtung haben Aktiensplits aber keinen weiteren Einfluss, da sich das Marktkapital der Komponente nicht ändert. Eine Abwandlung der Marktkapitalgewichtung ist die sogenannte Marktkapitalgewichtung im Streubesitz (Freefloat). In dem Zusammenhang wird nicht die ganze Marktkapitalisierung einer Firma berücksichtigt, sondern nur die Aktienanteile, deren Eigentümer weniger als fünf Prozent der betreffenden Papiere besitzen.

und der Kapitalisierungsgewichtung. Bei dieser Art werden die stärksten Aktien bei einem bestimmten Gewichtungsniveau des Gesamtkapitalindex gekappt und der Gewichtungsüberschuss auf die anderen Aktien gleichgewichtet verteilt. Somit wird sichergestellt, dass kein Übergewicht eines einzelnen Titels vorhanden ist.

MSCI-WORLD (IN %)

Indizes und ihre Vielfalt Das ist es aber schon an Gemeinsamkeiten. Denn die Zusammensetzung sowie die Berechnung eines jeden Index sind äusserst unterschiedlich, komplex. Unser «Haus-Index» SMI etwa ist ein Kursindex, gewichtet nach der jeweiligen Börsenkapitalisierung im Streubesitz. Der Dow-Jones-Industrial-Index wiederum ist ein preisgewichteter Kursindex. Der DAX stellt den Performanceindex dar, gewichtet nach der Börsenkapitalisierung im Streubesitz. So weit, so gut, doch was bedeutet das? Die Gewichtung in einem Index beschreibt, auf welche Art und zu welchem Anteil eine Komponente in den Index einfliesst. Die häufigsten Formen sind: Preis- oder Kursgewichtung Marktkapitalgewichtung Marktkapitalgewichtung im Streubesitz Modifizierte Marktkapitalgewichtung

9000

165

9500

8000

150

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7000

135

7500

6000

120

6500 5500 4500 3500 01.1999 SMI

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12.2008

PUNKTmagazin N˚ 17/09

Quelle: Telekurs Grafik: fm AG

DAX (PERFORMANCEINDEX IN EUR)

Quelle: Telekurs Grafik: fm AG

SMI (KURSINDEX IN CHF) 10500

5000 4000 3000 2000 01.1999 DAX

12.2008

Quelle: MSCI Barra Grafik: fm AG

Die einfachste Form ist die sogenannte Preisoder Kursgewichtung. Hier fliesst der aktuelle Kurs der Bestandteile, beispielsweise einer Aktie, eins zu eins in den Index ein. Der Indexwert spiegelt demnach nichts anderes

Weiterentwicklung ... Der Grund erscheint folgerichtig, da Grossaktionäre einen direkten Einfluss auf das politische Geschehen eines Unternehmens haben. Eine weitere Entwicklung der Marktkapitalgewichtung ist die modifizierte Marktkapitalisierungsgewichtung. Es handelt sich da um einen «Hybrid» zwischen der Gleich-

Berechnungsarten eines Index Eine weiteres Unterscheidungsmerkmal besteht in der Berechnung. Man unterscheidet unter Preis-/Kurs- und Performanceindex. Der Kursindex berücksichtigt nur die Kursentwicklung der im Index vorhandenen Komponenten, Ausschüttungen werden im Indexpreis nicht berücksichtigt. Der Nachteil ist, dass Dividenden, die dem Aktionär ausgeschüttet worden sind, im Index als Marktbarometer nicht nachgewiesen werden. Ganz anders beim Performanceindex, der die ausgeschütteten Dividenden berücksichtigt. Dabei geht man davon aus, dass die gesamte Dividende in den Markt respektive in die jeweilige Gesellschaft reinvestiert wird. Einen Haken hat diese Indexberechnung trotzdem, denn die Steuern, die wegen der Kapitalerträge anfallen, werden auch gleich reinvestiert. Aus diesem Grund unterscheidet man zudem zwischen einem Brutto-Performance- (total return gross) und einem Netto-Performanceindex (total return net). Ersterer entspricht genau dem oben beschriebenen Beispiel. Beim zweiten wird den Kapitalertragsteuern Rechnung getragen. Wie dies jeder einzelne Indexanbieter handhabt, ist ebenfalls unterschiedlich. MSCI Barra beispielsweise nimmt als Basis den Steuersatz für in Luxemburg ansässige Holdinggesellschaften, weil Luxemburg die höchsten Steuersätze kennt.

105 90 75 60 12.2004 Total-Return-Gross-Index

12.2008 Total-Return-Net-Index

Price-Index


FAZIT

txt: Rino Borini] Die Welt sieht derzeit alles schwarz. Die Stimmung liegt auf dem Tiefpunkt und Anleger brauchen weiterhin starke Nerven. Die Finanzmarktkrise hat sich innert Kürze breit gemacht. Das Ungemach hat eine neue Dimension erreicht, noch nie gab es einen solchen Vertrauens- und Wertverlust.

Die Krise nährt sich selbst Die Abwärtsspirale beschleunigt sich von allein, sie steckt im Adrenalinrausch. Ob nun Spekulanten, die getrieben von Gier, Angst und Fehler Kurse bewegen, oder Hedge Funds (extremer Abgabedruck), die in den letzten Monaten unter die Räder kamen, das Negative hat sich in den Hirnen eingenistet. Dieser Trend setzt sich noch über mehrere Monate hinweg fort. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Abschwung in der Folge zumindest verlangsamt, ist aufgrund zahlreicher Rettungspakete gestiegen. Zudem scheint es, dass die meisten Panikverkäufer aus dem Markt raus sind. Investoren müssen sich mit dieser Krise auseinandersetzen und sich bewusst werden, dass durchaus noch «mehr» kommen kann. Aber die Geschichte lehrt, dass in turbulenten Phasen die grossen Wendepunkte gebildet werden. Wann dies der Fall ist, weiss niemand. Schon zur Krise 1929 hatte niemand das Desaster und die anschliessenden Auswirkungen (Depression) kommen sehen, kein Politiker, kein Guru, erst recht kein Experte. Die Skepsis gegenüber Prognosen und Verfassern ist heute – 80 Jahre später – eher noch gewachsen. Fiat Lux – es werde Licht! Aber dennoch blinken immer wieder spannende Anlagemöglichkeiten auf dem Radar auf, Investoren müssen nicht den Kopf in den Sand stecken. Bekanntlich gibt es nebst einer dunklen, schwarzen Seite immer wieder helles Licht, das jede Situation im schönen Kleid erscheinen lässt. Kürzlich liess in dem Zusammenhang auch der Selfmade-Milliardär Warren Buffet verlauten: «Sei ängstlich, wenn andere gierig sind, sei gierig, wenn andere ängstlich sind.» Doch kann man es wagen, sich wieder den Wertpapiermärkten zuzukehren? Will man wieder vermehrt Risikopositionen, etwa einzelne Aktien, aufbauen und die möglichen Renditepotenziale nutzen? Eine Alternative – zulasten des Aufwärtspotenzials – ist, das Vermögen in Bar- und Sachwerte wie Immobilien und physisches Gold zu investieren.

interessante Schnäppchen (über die ganze Angebotspalette hinweg) an. Wer Mut und Geduld hat, kann es wagen, denn die Gefahr, Chancen zu verpassen, ist ebenso ein Risiko. Der Entscheid muss jeder für sich bestimmen und bevor ein Anleger sich in etwas stürzt, sollte er seine Anlagestrategie überprüfen und sich über sein Risikobewusstsein im Klaren sein. Denn weltweit sind erstklassige Valoren ungerechtfertigt abgestraft worden. Aufgrund dessen bieten sich Einstiegschancen, viele Bewertungen notieren auf einem historischen Tief. Einige Börsenplätze haben zudem bis zu drei Viertel oder mehr ihres Werts eingebüsst. Überhaupt kein Geheimnis ist mehr, dass die S&P-500-Firmen bereits im fünften Quartal fallender Gewinne stecken. Das ist übrigens die längste solche Phase seit dem «Dotcom-Taumel». Nicht zu vergessen ist der Umstand, dass bei etlichen Indizes bereits eine «saftige» Rezession mit eingepreist ist.

Unterbewertete Unternehmen Für mittel- bis langfristig orientierte Anleger bieten sich jetzt äusserst

Krisen gibt es immer wieder Die derzeitige Krise ist heftig, aber viele Unternehmen sind im Gegensatz zum «Dotcom-Ungemach» weder überschuldet noch basieren ihre Modelle auf illusorischen Prognosen. Nebst den gesunden Firmen kommt hinzu, dass heute Schwellenländer eine wesentlich grössere Rolle zukommen. Die Hoffnung darauf, dass sie die Schwäche der USA et cetera ausgleichen, dürfte zwar auf absehbare Zeit hinaus vergeblich sein. Aber immerhin können sie den Fall abfedern. Indien, China, Brasilien: Diese Volkswirtschaften wachsen, hohe Devisenreserven geben ihnen Macht und bei der Neuordnung der Finanzarchitektur werden sie künftig mitreden. Wer bereit ist, Risiko auf sich zu nehmen, der kann 2009 langsam beginnen, Positionen aufzubauen. Und übrigens gab es Krisen in der Vergangenheit schon zuhauf und allen ist eines gemeinsam gewesen: Es ging anschliessend immer wieder bergauf! Jedoch weiss niemand, wann genau die Talsohle erreicht wird oder gar worden ist.

PLUS ...

MINUS ...

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Auch bärbeissige Märkte bieten Chancen

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PRODUKTE

DER LABYRINTH-FÜHRER txt: Rino Borini & Cyril Schicker] Um vom Berg herunterzukommen, muss man

erst einmal nach oben gelangen. Am Ende des Tunnels ist vielmals Licht. Nach dem Regen scheint sicher auch die Sonne wieder. Neigt sich die Nacht dem Ende zu, beginnt der Tag. Und auf ein rückwärtsgetriebenes Weltwirtschaftswachstum folgt eine – oder sogar mehrere – Phase(-n) des Anstiegs. Zurzeit werden Negativszenarien um Negativszenarien medial und auch nicht medial durchgereicht. Dabei wird vielmals die Opferrolle hochgehalten, ja fast schon zelebriert und der Fakt sträflich vernachlässigt, dass in der jetzigen (Dürre-)Periode auch Geld gemacht werden kann. Wo Verlierer sind, sind ebenso Ge-

winner zugegen. Darüber hinaus sind momentan vorherrschende Zustände der Impetus für Umstrukturierungen. Aus einer Krise kommen daher unendlich viele Firmen gestärkt heraus. Und so verhält es sich auch mit den Finanzmärkten. Entsprechend gilt es, jetzt nicht Trübsal zu blasen, sondern seine Strategie zu überdenken und gegebenenfalls anzupassen. Es gibt etliche Trouvaillen sehr günstig zu haben. Es sind enorm viele Gesellschaften für die Zukunft gerüstet, und es hat hoffentlich ein Umdenken (weg von der Gier und hin zum fortwährenden Wirken) stattgefunden. Flächenbrände können auf lange Sicht hinaus gesehen auch etwas Gutes haben.

KLASSISCH-NEUZEITLICH MIT KOSTENFOKUS In regelmässigen Abständen respektive je nach Marktverfassung werden Stimmen laut, die den klassischen Finanzvehikeln (Aktien-, Obligationenfonds et cetera) entschieden das Ende attestieren. Zu teuer, zu träge oder zu unsicher seien sie, heisst es jeweils. Seit einiger Zeit weht der eisige Wind in Richtung strukturierte Produkte, entsprechend werden diese modernen Finanzvehikel durchs Band gepiesackt. Die «ehemaligen Wunderkinder» bescheren den Besitzern im Negativfall eben nicht nur sinkende Kurse, sondern machen gleich auch noch aus «scheinbaren» (Hochzins-)Obligationen Dividendenpapiere.

Selbstverständlich ist es für die eingeschlagene Strategie nicht sehr vorteilhaft, wenn urplötzlich die Aktienquote (zulasten der Bond-Rate) zunimmt – und das in äusserst volatilen Phasen. Allen Unkenrufen zum Trotz: Wer sich intensiv mit den entsprechenden Instrumenten, egal welche, auseinandersetzt und darüber hinaus Berater, Freunde oder Mitarbeiter mit gezielten Fragen «löchert», dem dürften solch unheilvolle Transformationen nicht passieren. Ganz wichtig in diesem Zusammenhang ist auch die Tatsache, dass sich der Anleger nicht von überhöhten Renditeversprechungen hinter dem Ofen hervorlocken lässt. Und ist die versprochene Wert-

steigerung nun halt doch überdurchschnittlich, wird auch das damit verbundene Risiko überproportional sein. Der Kausalzusammenhang ist ein ungeschriebenes, anhaltendes Gesetz an den Finanzmärkten. Dies auszublenden und vor dem geistigen Auge bereits Euroscheine – ohne eingegangene Risiken versteht sich – flattern zu sehen, ist salopp ausgedrückt fast schon Frevel. Vermessen ist es auch, die eine oder andere beständige Anlageklasse den Todgeweihten zu widmen. Die komplexen und schwer einzuschätzenden Märkte bedürfen einer ausgeklügelten, individuellen Strategie/Taktik (vertiefte Einblicke in diese Thematik bietet

«HAUSMANNSKOST» SORGT FÜR STABILE ERTRÄGE Das Anlegerleben ist speziell während der aktuellen Marktsituation nicht ganz einfach. Die Risikoflamme der Investoren lodert denn auch nur spärlich. Doch was tun, damit das Feuer wieder richtig brennt und Licht am Ende des Tunnels erscheint? Nicht Öl oder Ölinvestments sind da wohl das Richtige, sondern die fast schon in Vergessenheit geratene und teils belächelte Dividendenstrategie. In Profikreisen

wird «dieser Klassiker» zu Unrecht und lapidar als Hausmannskost abgetan. Das hat mitunter aber auch damit zu tun, dass gerade im Hinblick auf die EmMas, Frontier Markets sowie Next-11Staaten zweistellige Wirtschaftswachstumsraten und dadurch heiss ersehnte Performancepunkte in Aussicht gestellt wurden. Das momentane Börsenungemach hat uns allen aber unbarmherzig gezeigt, dass etwaige

Glanzlichter nicht zwingend glorreich am Kurshimmel erscheinen müssen. Auf lange Sicht, da ist sich das Expertengros einig, dürften insbesondere etablierte und solid finanzierte Gesellschaften Krisen am ehesten meistern. Renommierte und buchhalterisch gesunde Firmen mit langjährigem Track-Rekord und ausgereiftem Produktportfolio dürften die nach den Sternen greifenden «Schnellstarter» vor allem in tur-

die Sonderbeilage #1 «PUNKTuell – die neuzeitlichen Finanzvehikel», bestellbar bei der Redaktion, auch Download über punktmagazin.com möglich). Dazu gehören grundsolide Portfoliobausteine, Absicherungsmechanismen sowie mit einem Hebel ausgestattete Depotexponenten. Die Mischung (für jeden ist sie anders) macht es aus, das komplementäre Denken beziehungsweise Wirken führt am ehesten zum Erfolg. Und um am Ende des Jahres zudem nicht total überrascht etwaige Performancebeschneidungen hinnehmen zu müssen, ist es ratsam, das wachsame Investorenauge kontinuierlich über die Kostenstruktur schweifen zu lassen: Die jeweiligen Verkaufsund Kaufpreise, Managementgebühren und Depotführungskosten nagen vielmals und eifrig an der (hart erarbeiteten) positiven Wertentwicklung.

bulenten Perioden überdauern. Selbstverständlich muss man sich nicht schämen, wenn man den Worten des Schulbuch-Ökonomen Keynes («Langfristig sind wir alle tot!») zuhört oder glaubt, hat seine Aussage doch durchaus ihre Berechtigung. Langfristigkeit darf nicht alles erklären. Oder anders ausgedrückt: Wenn all die Strategen die Märkte schon nicht zu zügeln respektive deren kurzfristiges JoJoVerhaltensmuster nicht zu prognostizieren vermögen, bringt es überhaupt nichts, sich an die Langfristigkeit zu klammern. Grundsätzlich ist es aber schon so, dass sich mögliche wirt- ›››

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sicher, dass etliche Firmen unter ihnen ihre ursprünglich geplanten Dividendenzahlungen kürzen müssen. So oder so, viele «dividendenschwangere Firmen» befinden sich womöglich auch nach dem Kupieren über dem Durchschnitt. Und übrigens: Eine aktuelle M&G-ManagementStudie zeigt einmal mehr deutlich auf, dass Dividenden den Löwenanteil der Aktienrendite ausmachen.

RENDITEHANDKUSS DANK ÜBERRESTEN Unter Abfallwirtschaft (oder etwas «sexyer» Waste Management) versteht man Tätigkeiten oder Aufgaben, die das Verwerten,Vermeiden, Verringern sowie Beseitigen von Abfällen betreffen. In denselben Bereich fallen auch Planung, Ausführung und Kontrolle. Waste Management gilt sogar als eine angewandte Naturwissenschaft und hat nichts mit verdrecktem Berufsalltag ohne Perspektiven zu tun. Hoher Stellenwert Im Gegenteil. Abfallbewirtschaftung ist komplex, konjunkturunabhängig und geniesst gerade im Hinblick auf das stark steigende Bevölkerungswachstum sowie das verbesserte Umweltbewusstsein seitens der Bevölkerung einen immer höheren Stellenwert. Nach dem Motto «Rendite schau-

feln aus der Mülltonne» passen sich die Gewinner von morgen den Veränderungen unseres Planeten Erde an. Firmen schaffen sich, indem sie sich rasch an die neuen «ÖkoGegebenheiten» angleichen, einzigartige Wettbewerbsvorteile. Davon profitiert natürlich auch der gewiefte Investor, denn selbst mit Abfall lässt sich auf dem Börsenparkett viel Geld machen. Und dass unsere Welt nicht gleich in Finsternis versinkt, dafür sorgen abfallfokussierte Firmen wie zum Beispiel «Waste Management». Das an der NYSE gelistete Unternehmen ist überall in den USA, Kanada sowie Puerto Rico daheim oder besser gesagt aktiv. Monetäre Gigantomanie Und geschäftig muss man in der Branche auch sein, produzieren

doch alleine schon die Vereinigten Staaten gemäss Statistik der US-Umweltbehörde EPA rund 251 Millionen Tonnen Abfall per annum. Aber es lohnt sich. Alleine schon die private Abfallwirtschaft Amerikas, so schätzen Experten, generiert im Jahr mehr als 50 Milliarden Dollar. Diesen Mammut-Geldbetrag teilen sich insbesondere die drei «Grossen» Waste Management, Allied Waste sowie Republic Services untereinander auf. Vielfältigkeit Investoren brauchen sich nicht zwingend Einzeltitel- oder Währungsrisiken auszusetzen. Die Finanzindustrie hat auch diese Branche mit verschiedensten Anlageprodukten eingekleidet. So etwa Lombard Odier Darier Hentsch mit dem LODH Invest –

DISCOUNTS/BONI MIT STRUKTURIERTEN PRODUKTEN Strukturierte Produkte gelten inzwischen bei vielen Investoren (oder eher bei einigen Medien?) als «Maleficium». Doch dem ist nicht so. Obwohl die Branche heftige Kritik (nach dem Zerfall von Lehman Brothers) einstecken musste, offerieren diese neuzeitlichen Börseninstrumente äusserst spannende Chancen. Und genau in turbulenten Marktphasen bieten sie Rendite-Risiko-

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PUNKTmagazin N˚ 17/09

Profile an, die herkömmliche Anlagen nicht erfüllen können. Strukturierte Produkte können genauso wenig dafür, wenn ein Basiswert in den Keller rutscht, wie ein Aktienfonds. Zudem sollte hinsichtlich des Gegenparteienrisikos längst jedem Investor bewusst sein, dass man auch bei Schuldverschreibungen, also bei Obligationen und ebenso strukturierten Produkten, das Vermö-

gen auf diverse Anbieter verteilt (Diversifikation). In diesem Zusammenhang ist übrigens festzuhalten, dass besonders die Banken als Schuldner nie so sicher waren wie heute. Das globale Finanzsystem könnte sich weitere Pleitefälle nicht mehr leisten. Kursschwankungen ausnützen Durch die hohen Marktvolatili-

DIVIDENDENPRODUKTE Aktien CH

Ticker

Geberit

GEBN

Anbieter

N.A.

Sulzer

SUN

N.A.

BCV

BCV

Fonds / ETFs

Ticker

N.A. Anbieter

DJ Euro STOXX Select Divid.

IDVY

iShares

FTSE UK Dividend Plus

IUKD

iShares

DJ Asia/Pacific Select Divid.

IAPD

iShares

ETF DJ STOXX Select Divid. 30 LYSEL

Lyxor

DJ EURO STOXX SELECT D.

XDIE

db x-trackers

DJ STOXX Global SELECT D.

XGSD

db x-trackers

Quelle: 10x10.ch, Telekurs, Bloomberg Grafik: fm AG

äusserst vorsichtig sein mit Dividendenperlen, die aufgrund der krisengeschüttelten Situation nur scheinbare Bijous sind. Die immer grösser werdende Verunsicherung über die künftige Konjunktur führt rigoros zu starken Renditeverzerrungen verschiedener Papiere. Gerade wegen den krassen Kursrückschlägen sind die momentanen Dividendenrenditen in sphärische Höhen gestiegen. Es gilt allerdings als

Clean Tech I. Hierbei gilt es zu wissen, dass dieser Aktienfonds auch in Solarenergie, Windkraft, Wasser et cetera investiert. Im Bereich der strukturierten Produkte, BNP Paribas sei Dank, gibt es beispielsweise das Kapitalschutzzertifikat Salzburger Klima Garant (handelbar an der Börse Scoach Deutschland). Jenes läuft bis zum 21. November 2012. Investmentmöglichkeiten ohne eine fixe Laufzeit offeriert ABN Amro mit einem Zertifikat namens Waste Management TR Index (EQ) Certificate. Dieses ist in Euro denominiert. «ABFALLPRODUKTE» Aktien

Ticker

Waste Management

UWS

N.A.

Allied Waste

AWA

N.A.

Republic Services

RPU

Strukturierte Produkte

Ticker

Klima Garant

DE000BN5RVS2 BNP Paribas

Waste Management TR

NL0000838134

SGI Global Waste

DE000SG02WM9

Fonds / ETFs

Ticker

Clean Tech I.

LU0324971364

Anbieter

N.A. Anbieter

ABN Amro SoGen Anbieter

LODH

Quelle: Scoach, diverse Anbieter Grafik: fm AG

schaftliche Frostvorboten mehr an die Fersen von firmentechnischen Neulingen heften. Über einen Zyklus hinweg glätten sich die Wogen meistens wieder. Wer also den nötigen (finanziellen) Schnauf sowie Fachwissen, Marktmacht, ausgereifte Produktpalette hat und das Firmenschiff auch durch stürmische Zeiten hindurch auf Kurs halten kann, dem gehört die Zukunft. Allerdings muss der Anleger

täten können übrigens äusserst spannende Auszahlungsprofile erzeugt werden. So bieten beispielsweise Discountzertifikate attraktive Konditionen an. Es geht hierbei darum, dass ein Investor eine Aktie mit «discount» erwerben kann. Dahinter steckt eine bei professionellen Investoren seit Jahren etablierte Strategie. Im Detail sieht das wie folgt aus: Beim sogenannten Discounter kauft der Emittent nicht nur den Basiswert, sondern er verkauft gleichzeitig auch eine CallOption auf denselben Titel. Eine steigende Volatilität erhöht nun den Verkaufspreis der


Mit Bonus investieren Capped-Bonuszertifikate liegen ebenso einem Basiswert wie etwa einem Dividendenpapier zugrunde. Ein solches Vehikel bringt dem Investor dann etwas, wenn die Märkte seitwärts und/oder

steigend tendieren. Capped-Bonuszertifikate weisen eine Pufferfunktion (Barriere) auf. Wenn nämlich der Basiswert während der gesamten Laufzeit nie auf diese im vornherein fixierte Barriere fällt, kommt ein Anleger in den Genuss einer Bonuszahlung. Das kürzlich auf ABB begebene Zertifikat VZABC hat einen Cap von 13 Franken und einen Schutzlevel, der bei 7,15 Franken liegt. Sollte während der Laufzeit (bis 16.11.2009) die ABB nie unter die Marke von 7,15 Franken fallen, dann ist dem Anleger eine Rückzahlung von 14,56 Franken auf sicher. Das entspräche einer Rendite von stolzen 12 Prozent seit Emission. Sollte die ABB-Aktie die Barriere berühren, jedoch bei Verfall über dem Cap-Preis von 13 Franken liegen, dann erhält der Investor ebenfalls sein eingesetztes Kapital zurück. Nur wenn die Barriere verletzt würde und ABB bei Verfall unter dem Cap

ERLAUCHTE LIQUIDITÄT Während neue schlechte Nachrichten die Kurse verstärkt nach unten treiben, suchen Anleger nach Orientierung. Bis sie sich jedoch durch das Dickicht von Negativneuigkeiten durchgekämpft haben, lassen sie derzeit lieber ihr Kapital im Geldmarkt liegen. Die Unsicherheit liess diese Anlageklasse wieder zu dem werden, was sie lange Zeit war: sichere Investments mit mikroskopisch kleinen respektive tiefen Zinsen. Zurzeit verzichten Anleger lieber auf die letzten Basispunkte «Sonderperformance». Dieser Trend «raus aus Risiko und rein in Sicherheit» hat den weltweiten Geldmarktprodukten Milliarden frischen Kapitals beschert. Allein Exchange Traded Funds (ETF) verzeichnen ein Vermögenszuwachs seit Jahresbeginn und bis anfangs Dezember von über 217 Prozent. Der db x-trackers auf den EONIA-Index etwa sammelte ein Vermögen von über drei Milliarden Euro ein. Dieser ETF bildet den EuroOvernight-Index-Average, der wiederum den Euro-Tagesgeld-

zins darstellt, eins zu eins ab. Auch der französische ETF-Anbieter Lyxor AM hat auf denselben Index einen ETF im Angebot. Mit beiden ETFs kann der Investor börsentäglich ein-/aussteigen, mit einer Transaktion. Beide Vehikel belasten eine jährliche Gebühr von 15 Basispunkten. Der Lyxor-ETF ist ebenso an der Schweizer Börse handelbar. Kostengünstig parkieren Franken-Investoren finden aber ebenso bei traditionellen Geldmarktfonds einen Parkplatz für ihr Vermögen. Der Raiffeisen Swiss Money investiert in Franken-Anleihen mit hoher Bonität (Mindestrating A3) und überwiegend in kurze Laufzeiten. Der Fonds belastet eine Verwaltungsgebühr von 0,30 Prozent und erreichte 2008 (bis Anfang Dezember) eine Performance von 2,48 Prozent. Das Bankhaus Pictet bietet mit seinem Geldmarktfonds eine sogar etwas günstigere Anlagemöglichkeit an. Dieses Instrument kostet lediglich 15 Basispunkte pro Jahr

und erreichte – wiederum per 1. Dezember 2008 – eine Rendite von knapp zwei Prozent. Mit diesem Fonds investieren sicherheitsorientierte Anleger in erstklassige Franken-Geldmarktanlagen. Die durchschnittliche «Duration» (Restlaufzeit) des Fondsportfolios beträgt höchstens ein Jahr. Eine Erfolgsstory konnte Bank Vontobel mit ihren Trackerzertifikaten auf diverse GeldmarktBasiswerte feiern. Mit der Money-Market-Note auf einen 6Monats-Euro-Index konnte die Zürcher Privatbank an der Börse Scoach über 10 Milliarden Umsatz generieren und somit den absoluten Spitzenplatz unter den strukturierten Anlageprodukten belegen. Zinsen, Zinsen, Zinsen ... Dieser Tracker bietet die Verzinsung in der Höhe des 6-MonatsLibor-Satzes an und offeriert börsentäglich eine hohe Liquidität. Nebst dem Euro-Satz finden risikoaverse Anleger unter anderem auch Franken- oder Dollar-Zinssätze. 2008 konnten Investoren mit dem Franken-Zertifikat eine

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notiert, wird der Inhaber zum ABB-Aktionär. Ob nun ein Discount- oder Capped-Bonuszertifikat, auf alle Fälle muss sich der Investor mit dem Basiswert vertraut machen und sich überlegen, ob die Titel bei einer allfälligen Lieferung auch ins Portfolio passen würden. Wenn ja, dann ist dies eine spannende Möglichkeit für aktienorientierte Anleger, auch in seitwärtstendierenden Märkten hohe Renditen zu erzielen. ZERTIFIKATEDIVERSIKUM Discountzertifikate

Ticker

Nestlé (Cap CHF 41,82)

NESBK

Anbieter

Roche (Cap CHF 150,50)

ROGKB

Basler KB

ABB (Cap CHF 10,60)

DCABB

ABN Amro

Credit Suisse (Cap CHF 25)

DCCSG

ABN Amro

Capped-Bonuszertifikate

Ticker

Anbieter

ABB (Barriere CHF 7,15)

VZABC

Vontobel

Nestlé (Barriere CHF 31,50)

BNEDB

D-Bank

Novartis (Barriere CHF 40,88) BNODB

D-Bank

Basler KB

Quelle: Div. Anbieter Grafik: fm AG

Aktienquote stetig erhöhen Nimmt man als Beispiel das kürzlich lancierte Discountzertifikat der Basler KB auf Nestlé, dann ist der maximale Rückzahlungsbetrag («Cap-Niveau») bei 41,82 Franken fixiert. Der Emissionspreis lag bei 37,08 Franken. Notiert bei Verfall am 20. November 2009 Nestlé über dem Cap-Niveau, dann erhält der Inhaber sein eingesetztes Kapital

komplett zurückerstattet – und hat somit eine Rendite von über 12 Prozent vereinnahmt (innert Jahresfrist!). Würde jedoch Nestlé unter dem Cap-Niveau notieren, dann wird der Käufer halt eben Nestlé-Aktionär. Solange der Titel nicht unter dem Emissionspreis notiert, hat er aber bereits verdient. Aber damit nicht genug, gibt es doch noch eine weitere spannende Handhabe, von den aktuellen Marktverhältnissen zu profitieren – «Capped-Bonuszertifikaten» sei Dank. Diese Anlageform ermöglicht es, ein bestehendes Aktienengagement auszubauen und das zu attraktiven RenditeRisiko-Konditionen.

Rendite von knapp 2,5 Prozent erwirtschaften. Vierteljährlich wird eine Gebühr zwischen 7,5 und 17,5 Basispunkten belastet. Julius Bär bietet ähnliche Parkierungsmöglichkeiten an. Die «Bärenlösung» ist jedoch ein Basketzertifikat, das verschiedene kurzfristige Zinsen abbildet. Im Franken-Produkt wird, das gilt es herauszustreichen, der Overnight-Franken-Zins am stärksten gewichtet (80-ProzentGewichtung). Ein Marktteilnehmer in strukturierten Produkten wie diesem trägt, analog einer Obligation, das Ausfallrisiko des Anbieters. Bei der Bank Vontobel und der Bank Julius Bär ist dies allerdings als eher geringe Gefahr einzustufen. «BARGELDPRODUKTE» Strukturierte Produkte

Ticker

Anbieter

Money-Market-Notes EUR

VXEUD

Vontobel

Money-Market-Notes CHF

VXCHD

Vontobel

JB CHF Overnight Basket

JFCVH

Bank Bär

JB EUR Overnight Basket

JFOBH

Bank Bär

Fonds / ETFs

Ticker

db x-trackers EONIA

LU0290358497

D-Bank

Lyxor Euro Cash

FR0010510800

Lyxor AM

Raiffeisen Swiss Money

LU0049808164 Raiffeisen

Pictet Money Market CHF

CH0011292312

punktmagazin.com

Anbieter

Pictet

Quelle: 10x10.ch, div. Anbieter Grafik: fm AG

Call-Option und damit kann der Emittent das Discountzertifikat mit «discount», also mit grösserem «Puffer», anbieten. Der Nutzen: Sobald der Markt sich wieder stabilisiert und unter geringeren Schwankungen seitwärts oder aufwärts läuft, verliert der Faktor Volatilität für die Discounter an Bedeutung – und die Kurse der Zertifikate klettern im Vergleich zum Basiswert. Wichtig bei diesen Zertifikaten ist der maximale Gewinn, der auf den Cap-Preis begrenzt ist.

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Verwaltungsgebühr

Ertragsverwendung

Valoren

Börsenplatz Ticker

Reuters

Bloomberg

Bloomberg iNAV (in Handelswährung)

Handelswährung

Fondswährung

0.15% 0.60% 0.85% 0.65% 0.50% 0.65% 0.65% 0.30% 0.85% 0.30% 0.35% 0.30%

reinvestierend reinvestierend reinvestierend reinvestierend reinvestierend reinvestierend reinvestierend reinvestierend reinvestierend ausschüttend ausschüttend ausschüttend

2825575 3067374 3614093 3067317 2825426 3067371 3067312 2825453 3067365 2825593 3613620 2825604

XDAX XXXI XFVT XMBR XMJP XMKO XMTW XMUS XNIF XMIB XSLI XSMI

XDAX.S XXXI.S XFVT.S XMBR.S XMJP.S XMKO.S XMTW.S XMUS.S XNIF.S XMIB.S XSLI.S XSMI.S

XDAX SW XXXI SW XFVT SW XMBR SW XMJP SW XMKO SW XMTW SW XMUS SW XNIF SW XMIB SW XSLI.SW XSMI SW

XDAXINVC XX25INVU XFVTINAC XMBRINVU XMJPINVU XMKOINVU XMTWINVU XMUSINVU XNIFINVU XMIBINVC XSLIINAVC XSMIINVC

CHF USD CHF USD JPY USD USD USD USD CHF CHF CHF

EUR USD USD USD USD USD USD USD USD EUR CHF CHF

0.15% 0.65% 0.65% 0.65% 0.65% 0.30% 0.40% 0.40% 0.45% 0.95%

ausschüttend reinvestierend reinvestierend reinvestierend reinvestierend reinvestierend reinvestierend reinvestierend reinvestierend reinvestierend

2825565 3067298 3067309 3067303 3067289 2825415 3614455 3614480 2825395 3614486

XESX XMAI XMEA XMLA XMEM XMEU XEUM XXSC XMWO XSFR

XESX.S XMAI.S XMEA.S XMLA.S XMEM.S XMEU.S XEUM.S XXSC.S XMWO.S XSFR.D

XESX SW XMAI SW XMEA SW XMLA SW XMEM SW XMEU SW XEUM SW XXSC SW XMWO SW XSFR SW

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CHF USD USD USD USD USD CHF CHF USD CHF

EUR USD USD USD USD USD USD USD USD USD

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3067379 3067384

XDIE XGSD

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XDIE SW XGSD SW

XD3EINVC XGSDINVC

CHF CHF

EUR EUR

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3071334 3613625 3067452

XSSX XUKS XSDX

XSSX.S XUKS.S XSDX.S

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XSSXINAV XUKXINAC XSDXINAV

CHF CHF CHF

EUR GBP EUR

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3614442

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Leistung aus Leidenschaft. 1 Übliche Transaktionskosten und weitere Vergütungen können jedoch anfallen. © Deutsche Bank AG 2008. Stand: 5. Dezember 2008. State Street Bank Europe Ltd. London, Zürich Branch, Beethovenstrasse 19, 8027 Zürich agiert als Vertreter und Zahlstelle für den Vertrieb der Fonds in der Schweiz. Der Prospekt, der vereinfachte Prospekt, die Gesellschaftssatzung, sowie der Jahres- und der Halbjahresbericht sind kostenlos auf einfache Anfrage am Sitz des Vertreters in der Schweiz erhältlich. db x-trackers ETFs wurden in Luxemburg aufgelegt. Die Fonds bilden jeweils die Wertentwicklung des in ihrem Namen enthaltenen Index ab. Die jeweiligen Fonds werden von den Sponsoren der Indizes (ausser der Deutsche Bank AG) nicht empfohlen, verkauft oder beworben, noch geben die Sponsoren der Indizes sonstige Zusicherungen zu den jeweiligen Fonds ab. Die Sponsoren der hier aufgeführten Indizes (einschliesslich der Deutsche Bank AG) geben keinerlei Zusicherungen oder Gewährleistungen in Bezug auf Ergebnisse, die durch die Nutzung ihrer Indizes und/oder der Indexstände an einem bestimmten Tag erzielt wurden, oder in anderer Hinsicht.


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Zyklische Werte BASF BHP Billiton DuPont Holcim Lafarge Newmont Mining Novartis Rio Tinto Solvay Syngenta Antizyklische Werte Harley-Davidson Indus Holding AG Infineon K-Swiss OMV Konzern

Währung

ISIN

52-W-Low

52-W-High

Kurs

Performance YTD

Div-Rendite

P/E

EPS

EUR GBP USD CHF EUR USD CHF GBP EUR CHF

DE0005151005 GB0000566504 US2635341090 CH0012214059 FR0000120537 US6516391066 CH0012005267 GB0007188757 BE0003470755 CH0011037469

18.01 7.32 21.33 42.00 32.13 21.17 45.62 10.98 52.62 158.00

52.81 22.05 52.34 130.00 127.40 57.55 66.25 71.67 101.17 349.25

30.20 10.60 23.70 54.55 42.56 30.43 56.70 10.87 54.91 202.00

-57.16% -30.50% -45.46% -53.48% -64.59% -37.45% -5.92% -79.39% -41.43% -28.89%

7.77% 2.57% 6.54% 4.79% 9.26% 1.19% 3.52% 6.41% 4.14% 3.15%

4.16 5.50 n.a. 14.86 10.37 -0.26 2.81 34.18 9.46 11.56

3.12 1.93 3.50 6.66 8.07 -0.23 4.77 4.31 6.61 20.62

USD EUR EUR USD EUR

US4128221086 DE0006200108 DE0006231004 US4826861027 AT0000743059

11.54 10.55 0.95 9.94 16.70

50.04 25.50 9.00 20.76 58.80

16.60 10.60 0.98 13.24 18.10

-64.21% -53.70% -87.91% -26.64% -66.59%

7.58% n.a. n.a. 1.56% 6.76%

3.23 n.a. n.a. 0.97 6.37

3.24 2.73 -0.38 0.97 5.31

Kurserwartung:

·

ANLAGEFONDS

·

Unternehmen

·

Profil Investor: Performance

Risikostufe:

• • • • •

Die ausgewählten Anlagefonds investieren direkt in Unternehmen der definierten Anlagepolitik. Durch ein aktives Management versucht der jeweilige Fondsmanager eine bessere Rendite zu erzielen als der zugrunde liegende Vergleichsindex. Der Anleger profitiert durch einen umfassenden Schutz dank dem Schweizerischen Anlagefondsgesetz und erreicht Diversifikationsvorteile. Fonds

Währung

ISIN

Anbieter

Clariden Leu Money Market Fund CS Bond Fund Inflation Linked USD CS Bond Fund Short-Term USD JB Helvetbär CHF Parvest Short Term CHF Pictet Money Market CHF Raiffeisen Fonds Swiss Money SGAM Fund Money Market USD Swisscanto Bond Invest Medium Term Swisscanto Bond Invest Medium Term CHF VANGUARD US-Government Bond Index Fund

USD USD USD CHF CHF CHF CHF USD USD CHF USD

GB0002271335 LU0175164267 LU0049544835 CH0002769898 LU0048188063 CH0011292312 LU0049808164 LU0066759050 LU0085501079 LU0085500857 IE0007471927

Clariden Leu Credit-Suisse Credit-Suisse Bank Julius Baer BNP Paribas Banque Pictet Raiffeisen Schweiz SG Asset Management Swisscanto Swisscanto Vanguard Investment Europe

·

Kurserwartung:

·

EXCHANGE TRADED FUNDS

·

NAV

Performance YTD

Mgmt. Fee p.a.

weitere Infos

17 493.42 109.58 282.85 1530.99 306.11 982.04 1264.75 15.72 113.09 100.84 146.81

10.06% 1.62% 8.89% 6.02% 2.11% 1.95% 2.31% 10.97% 14.72% 2.15% 7.95%

0.50% 1.00% 0.90% 1.00% 0.50% 0.15% 0.30% 0.30% 1.00% 1.00% 0.14%

claridenleu.com/funds credit-suisse.ch credit-suisse.ch jbfundnet.com bnpparibas-am.com pictetfunds.com raiffeisen.ch sgam.com swisscanto.ch swisscanto.ch global.vanguard.com

Profil Investor: Performance

Risikostufe:

• • • • •

Exchange Traded Funds (ETF) sind Anlagefonds, die an der Börse kotiert sind und permanent gehandelt werden. Sie stellen ein ebenso flexibles und liquides Anlagemedium wie Aktien dar. Da auf ein aktives Management verzichtet wird, können ETF mit einer deutlich geringeren Management-Fee angeboten werden, als dies bei Anlagefonds üblich ist. Mittlerweile sind an der Schweizer Börse ETF für alle wichtigen Aktienmärkte und Anlageklassen verfügbar. Basiswert

Währung

Barclays EUR Govt Bond 1-3Y EUR Barclays EUR Govt Bond 3-5Y EUR Barclays USD Treasury Bond 1-3Y USD Barclays USD Treasury Bond 7-10Y USD SBI DOM Government 3-7 P CHF SBI DOM Government 7+P CHF EONIA TR* EUR EUROMTS EONIA Investable* EUR * nicht in CH zugelassen zum Vertrieb

ISIN

Symbol

Anbieter

IE00B14X4Q57 IE00B1FZS681 IE00B14X4S71 IE00B1FZS798 CH0016999846 CH0016999861 LU0290358497 FR0010510800

IBGS IBGX IBTS IBTM XTBID XTBIG n.a. LYXCSH

iShares iShares iShares iShares Credit Suisse Credit Suisse Deutsche Bank Lyxor

Dividende

NAV

Performance YTD

Mgmt. Fee p.a.

weitere Infos

halbjährlich halbjährlich halbjährlich halbjährlich halbjährlich halbjährlich thesaurierend thesaurierend

133.83 142.93 129.37 176.57 97.16 106.40 137.15 104.85

4.75% 5.73% 4.44% 4.32% 4.93% 3.90% 3.62% n.a.

0.20% 0.20% 0.20% 0.20% 0.15% 0.15% 0.15% 0.15%

ishares.eu ishares.eu ishares.eu ishares.eu xmtch.ch xmtch.ch dbxtrackers.de lyxoretf.de

punktmagazin.com

«Weiss» 17


+ONGRESSHAUSæ:ßRICH ænæ æ&EBRUARæ 4AGæDERæ&ACHBESUCHER -ITTWOCH æ æ&EBRUAR n æ5HR 0UBLIKUMSTAGE $ONNERSTAG æ æ&EBRUARææ n æ5HR &REITAG æ æ&EBRUAR n æ5HR WWW FONDS MESSE CH INFO FONDS MESSE CH

-ARKETæOUTLOOKæ æ&EBRUARæ æ n æ5HR

6ERANSTALTER

+EITHæ7ADE æ 3CHRODERSæ#HIEFæ%CONOMIST 2ICHARDæ5RWIN æ #HIEFæ%CONOMISTæ"LACK2OCK $AVIDæ3HAIRP æ )NVESTMENTæ3TRATEGIST æ*0æ-ORGANæ!SSETæ -ANAGEMENT

-ESSEPARTNER

-ARKæ0EARCE æ 3ENIORæ)NVESTMENTæ3PECIALIST æ4HREADNEEDLE -ODERATION -ARKæ$ITTLI æ ,EITERæ2ESSORTæ!USLAND æ i&INANZæUNDæ7IRTSCHAFTw

/NLINE -EDIENPARTNER

-EDIENPARTNER

(AUPTSPONSOREN

#O 3PONSOREN !RTEMISæ)NVESTMENTæ-ANAGEMENTæ,IMITEDæ æ"ANQUEæ0RIVÎEæ%DMONDæDEæ2OTHSCHILDæ3 ! æ'ENÑVEæ æ""æ")/4%#(æ æ""æ-%$4%#( ".9æ-ELLONæ!SSETæ-ANAGEMENTæ æ#LARIDENæ,EUæ!'æ æ'!-æ!NLAGEFONDSæ!'æ æ)0#ONCEPTænæ$IEæ&ONDSDESIGNER ,IECHTENSTEINISCHEæ,ANDESBANKæ!'æ æ0ICARDæ!NGSTæ æ0-'æ&ONDSæ-ANAGEMENTæ!'æ æ1UADRIGAæ!SSETæ-ANAGEMENTæ!' 2%!,34/.%æ3!æ æ3WISSQUOTEæ"ANKæ æ7EGELINæ æ#O æ0RIVATBANKIERS


PRODUKTE

·

Kurserwartung:

·

KAPITALGESCHÜZTE PRODUKTE

·

Profil Investor: Defensiv

Risikostufe:

• • • • •

Kapitalgeschützte Produkte erlauben in risikobehaftete Anlagen zu investieren, da sie ein Sicherheitsnetz bieten. Entwickelt sich der Basiswert negativ, erfolgt eine Rückzahlung in Höhe des eingesetzten (nominellen) Kapitals mal dem Kapitalschutzfaktor. Steigen hingegen die Kurse an, partizipiert der Anleger zu einem bestimmten Grad am positiven Kursverlauf. Diese Anlageform eignet sich für eher konservativere Investoren. Nachfolgend eine kleine Auswahl an Produkten auf die behandelten Themen dieser Ausgabe. Währung

ISIN

Symbol

Emittent

ClaridenLeu Food Basket ClaridenLeu Healthcare Basket DB Healthcare Basket Devisen USD/CHF Devisen USD/CHF GS Energy Basket GS Energy Basket Nearest Crude Oil Future Nestlé / Novartis / Roche GS

CHF USD EUR CHF CHF USD CHF USD CHF

CH0036841036 CH0031406900 DE000DB3PYZ2 GB00B39J0X17 CH0039661969 CH0031327916 CH0031811083 CH0042505815 CH0045177125

FOOPN HCAPN BHCDB USDOD ZKB885 CPCEA CPCCC VUCRU RAPRQ

ClaridenLeu ClaridenLeu Deutsche Bank Goldman Sachs ZKB Goldman Sachs Goldman Sachs Bank Vontobel BCV

Kurserwartung:

·

INDEX-/BASKETZERTIFIKATE

Laufzeit

25.01.2011 21.06.2010 31.05.2011 21.05.2010 07.05.2013 01.06.2010 28.06.2012 27.05.2011 26.02.2010

·

Basiswert

·

Schutz / Partizipation

100% / 80% 100% / 80% 100% / 100% 100% / 100% 100% / 50% 95% / 130% 100% / 100% 90% / 85% 100% / 100%

Kurs

Performance YTD

weitere Infos

98.35 97.00 97.60 1082.00 105.75 82.90 78.50 107.00 98.78

-1.99% -2.22% n.a. n.a. n.a. -20.97% -20.30% n.a. n.a.

myproducts.ch myproducts.ch dbxmarkets.ch goldman-sachs.ch zkb.ch/aktienprodukte goldman-sachs.ch goldman-sachs.ch derinet.ch bcv.ch/sw

Profil Investor: Performance

Risikostufe:

• • • • •

Index- und Basketzertifikate geben die Wertentwicklung des Basiswertes 1:1 an den Anleger weiter. Bei Verfall richtet sich die Kapitalrückzahlung nach dem Kurs des Basiswertes. Zudem bieten diverse Anbieter so genannte Open-End-Zertifikate an. Der Vorteil: Diese Zertifikate laufend endlos, haben also keinen fixen Verfalltermin. Bei der Auswahl sollte auf eine gute Bonität des Anbieters geachtet werden. Die Auswahl an Index- und Themenzertifikate an der Börse Scoach ist sehr vielfältig. Viele Produkte werden übrigens in mehreren Währungen angeboten, teilweise mit Währungsschutz. Es lohnt sich bei den jeweiligen Banken sich zu erkundigen. Währung

ISIN

Symbol

EUR USD CHF CHF CHF CHF CHF EUR USD USD CHF USD

CH0021614380 CH0021614414 CH0036150966 CH0020494354 CH0020494370 CH0020494388 CH0020494404 CH0014361486 DE0001742328 DE0001742278 CH0037042113 CH0037042121

USD USD USD EUR USD CHF

CH0044993910 CH0043606877 XS0380072032 CH0044950126 CH0044948450 CH0030950817

Laufzeit

Kurs

Performance YTD

weitere Infos

EURZZ USDZQ CHFZI VXCHD VXCHS VXCHM VXCHL FTGUT DJHEC DJFIS VZCRC VZCRU

ABN Amro ABN Amro ABN Amro Bank Vontobel Bank Vontobel Bank Vontobel Bank Vontobel UBS Dresdner Kleinwort Dresdner Kleinwort Bank Vontobel Bank Vontobel

Open-End Open-End Open-End Open-End Open-End Open-End Open-End Open-End Open-End Open-End Open-End Open-End

111.90 115.30 100.94 105.90 105.90 106.70 106.10 39.85 23.55 12.95 91.45 86.40

3.52% 2.12% 0.88% 2.42% 4.77% 7.58% 9.38% -29.59% -28.85% -63.55% n.a. n.a.

abnamromarkets.ch abnamromarkets.ch abnamromarkets.ch derinet.ch derinet.ch derinet.ch derinet.ch ubs.com/keyinvest drkw.ch drkw.ch derinet.ch derinet.ch

RUSSI VZBBU MLUSD JFOVH JFOBH BANKM

Merrill Lynch Bank Vontobel Merrill Lynch Julius Bär Julius Bär ZKB

12.08.2011 08.06.2011 Open-End Open-End Open-End 12.05.2010

30.30 101.20 101.50 10 102.50 10 050.00 24.85

n.a. n.a. n.a. 0.95% 0.45% -67.32%

mlinvest.ch derinet.ch mlinvest.ch derivatives.juliusbaer.com derivatives.juliusbaer.com zkb.ch/aktienprodukte

Kurserwartung:

·

BONUSZERTIFIKATE

Emittent

·

Basiswert

Indexzertifikate (Trackers) Euro Zins Zertifikat Dollar Zins Zertifikat Franken Zins Zertifikat CHF 6 Months Total Return Swap Index CHF 2 Years Total Return Swap Index CHF 5 Years Total Return Swap Index CHF 10 Years Total Return Swap Index FTSE Global Utilities Index DJ TITAN Healthcare Index DJ TITAN Financial Services Index VT Managed Risk Index TR Switzerland VT Managed Risk Index TR USA Basketzertifikate ML Russian Oil ADRs an GDRs Basket VT USD Bond Basket ML 1M USD LIBOR Basket +1.25% JB Overnight Basket EUR JB Overnight Basket USD ZKB Banken Basket

·

Profil Investor: Rendite

Risikostufe:

• • • • •

Bonuszertifikate vereinen Partizipation, Performance und einen bedingten Schutz. Der Basiswert kann bis zu der Barriere fallen, ohne dass ein Kapitalverlust eintritt. Hat der Basiswert während der Laufzeit die Barriere nie berührt oder durchbrochen, erhält der Anleger per Verfall eine Auszahlung mindestens in Höhe des Bonus-Niveaus. Basiswert

Währung

ISIN

Symbol

ABB N Novartis N Roche GS Deutsche Bank S&P 500 Index

CHF CHF CHF EUR USD

CH0048018706 CH0048018789 CH0048018805 CH0047980195 CH0048551938

VZABN VZNOR VZROH VZDBK PPSPP

Emittent

Laufzeit

Bank Vontobel Bank Vontobel Bank Vontobel Bank Vontobel UBS

19.11.2010 19.11.2010 19.11.2010 19.11.2010 21.11.2011

Bonus / Barriere

15.09 / 7.22 68.68 / 44.18 213.64 / 132.15 29.79 / 13.48 1087.82 / 460.54

Performance YTD

weitere Infos

n.a. n.a. n.a. n.a. n.a.

derinet.ch derinet.ch derinet.ch derinet.ch ubs.com/keyinvest

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AKTIVISMUS

SCHWARZE KÜHE GEBEN WEISSE MILCH txt: Cyril Schicker] Sport war noch nie eine Insel der Seligkeit. Dass dem so

ist, beweist das Fussball-WM-Qualifikationsspiel 1969 zwischen El Salvador und Honduras. Dort kam es zu schweren Ausschreitungen. Das Eingreifen der salvadorianischen Armee löste eine bis heute selten gesehene Mobilmachung der Bevölkerung aus und führte zu einem wahren Krieg. Dieser kostete rund 5000 Personen das Leben. Jesse Owens und die Herrenmenschen Die Ursachen für Revolten im Sport sind unterschiedlicher Natur. Einmal fussen sie auf latent vorhandenen sozialen Ungleichheiten, ein andermal können durchaus Rohstoff-Besitzansprüche die Triebfeder sein. So geschehen 1962, als die Republik Kongo gegen Gabun Fussball spielte. Natürlich muss man für tragische Vorfälle nicht derart weit zurückgreifen und nicht Fussball in den Fokus rücken. Aber auch wenn man Sport im Generellen betrachtet, darf die Gewalttätigkeit nicht von der Hand gewiesen werden. Darüber hinaus ist es legitim, die «integrative Kraft des Sports» infrage zu stellen. Es ist zwar schon eine kleine Ewigkeit (1936) her, seit der schwarze Läufer und Weitspringer Jesse Owens an der Olympiade in Berlin die wohlbehütete Herrenmenschenthese heldenhaft überrannte. Lobesbeispiel Super Bowl Mehr als 70 Jahre später stellt man auch Fortschritte fest. Als Exempel sei hier die diesjährige, erstmalige (!) Schiedsrichter-Nomination eines Afroamerikaners, Mike Carey, anlässlich des US-Milliardenspektakels «Super Bowl» erwähnt. Generelle Diskriminierungen sind aber heute noch festzustellen, nur nicht mehr in demselben Ausmass oder derselben Intensität. Schwarz jubelt, tanzt und träumt aber immer mehr. Und so soll es auch sein. Schwarz hofft, weint vor Glück und atmet je länger je mehr auf, denn zu lange hat Schwarz zu hören bekommen, dass auch im Sport gilt, was für die Orgel in der Kirche gilt: Die weissen Tasten sind für die Hochzeiten und die schwarzen für die Beerdigungen. Getrost kann man heute von dieser Unsinnigkeit absehen. Dabei sein ist alles Schwarz feiert, ist wie erlöst und zieht am gemeinsamen Strick der Hoffnung. Jetzt, wo sich also Schwarz auf gleicher Augenhöhe wie Weiss befindet, darf getrost die Ungewissheit in den Raum gestellt werden, wer von beiden denn eigentlich die besseren Sportler oder besser gesagt Leichtathleten stellt. Laufen beispielsweise ist eine wahrhaftige Domäne dunkelhäutiger Athleten. Der 100-Meter-Endlauf bei Olympia 2008 fand zum fünften Mal in Folge ohne weisse Sportler statt. Zudem sind alle Weltrekorde über diese Distanz «schwarz». Für Weisse gilt scheinbar: «Dabei sein ist alles.» Immerhin lässt sich unter den 60 besten Sprintern aller Zeiten kein einziger Weisser finden. Die Zeiten, in denen der Italiener Pietro Mennea über 200 Meter dominierte oder wo sich die Briten Ovett und Coe duellierten, sind längst gelaufen. Jeder Weltrekord, von jenem über 100 Meter bis hin zum Marathon, gehört einem Läufer mit afrikanischen Wurzeln.

Der internationale Sport schürte schon immer äusserst viele Hoffnungen und wird es auch weiterhin tun. Auf den Schultern des Sports liegt daher ein enormes Weltgewicht. Sport ist aber alles andere als eine Insel der Seligkeit, vielmals sogar eher ein unpopulärer Impetus für Ungereimtheiten – gerade hinsichtlich der immer wieder aufkeimenden und nicht unterzukriegenden «Schwarz-Weiss-Frage».

Genetische Überlegenheit Der einzige weisse Läufer, der seit Jahren an der Spitze mitmischt, ist der Texaner Jeremy Wariner. Ein anderer Weisser – eher ein untersuchender denn sportlich ambitionierter –, Bengt Salin, hatte in den 90er-Jahren vergleichend geforscht. Salin, seines Zeichens Physiologe und Leiter des Kopenhagener Zentrums für Muskelforschung, kam zum Schluss, dass Afrikaner mit der gleichen Sauerstoffmenge um 10 Prozent weiter laufen können als Europäer. In dieselbe Richtung tendiert Jon Entine. Im Buch «Taboo» schreibt er, dass Schwarze nicht nur im Sprint, sondern in sämtlichen Laufdisziplinen genetisch überlegen seien. Damit stemmt er sich auch gegen die häufig kolportierte «Wald-und-Wiesen-Meinung», dass Schwarze vom Ghetto-Effekt (Spitzensport als Sprungbrett oder Fluchtmöglichkeit aus der Gosse) profitieren. Gleicher Meinung ist der einstige CBS-Kommentator Jimmy Snyder, der sich 1988 am TV «erdreistete», die Gossen-These zu verwerfen. Ursprung in den 20er-Jahren So oder so, unzählige Studien zum Schwarz-Weiss-Unterschied gibt es interessanterweise schon seit den 20er-Jahren und deren Ergebnisse sind erstaunlich homogen: Schwarze mit westafrikanischen Wurzeln haben eine grössere Knochen- und damit eine grössere Muskelmasse. Damit gehen «schnelle» Muskelfasern sowie mehr anaerobe Enzyme einher, was die «Explosivität» erhöht. Zudem sind Testosteron- und Wachstumshormonspiegel bei schwarzen Männern leicht höher. Und Afrikaner haben proportional längere Beine, breitere Schultern sowie schmalere Hüften. Auch unter den Afrikanern scheint es genetische Differenzen zu geben, einige davon seien auf die Region (Entwicklung im Tiefland oder in bergigem Terrain) zurückzuführen. In all den Forschungsarbeiten wird mit Zahlen und Sachverhalten jongliert, die zwar spannend, aber auf den ersten Blick an den Haaren herbeigezogen sind. Fehlende Progression Kurzweilig ist es auf jeden Fall, keine Frage, und Sinn macht es teilweise halt schon. Doch was in der Angelegenheit vergessen geht, ist der Fakt, dass die Sportaustragungen anderweitig unterhalten, mitreissen, gelegentlich betören sollen – nicht etwelche Divergenzen ans Tageslicht fördern oder Spekulationen über die Genetik nähren. Im Sport sollte doch ohnehin alles möglich sein. Sowohl die Genetik als auch die Rassenfrage wird sich dem hoffentlich irgendwann einmal beugen müssen. Im gleichen Atemzug sollte man sich darauf besinnen – auch wenn die Rassenfrage zu diskutieren politisch korrekt ist –, dass die Welt doch noch nicht sehr weit gekommen ist. Solange solche Unterschiede (das gilt übrigens auch für die Geschlechterdiskussion) überhaupt thematisiert werden, hemmt man automatisch etwaige Vorwärtsentwicklungen. Wir alle sind davon betroffen und vergessen wir nicht: Auch eine schwarze Kuh gibt weisse Milch.

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KCÜR

LETZTE AUSGABE «METALLE DE LUXE»

Die Schwingen der Finanzmarktkrise breiten sich über immer mehr Wirtschaftssektoren aus. Was ursprünglich als amerikanisches Immobilientrauma begann, verbreitete sich gar schneller als die Spanische Grippe 1918. Hiobsbotschaften überschwemmten den Markt geschwinder, als der Kolibri seine Flügel schlägt. Alternativen wurden nachgefragt und Metalle präsentierten sich zumindest zu Beginn, noch als «sicherer Hafen».

txt: Patrick M. Widmer] Im weiteren Sog der (Rezessions-)Ängste fielen auch

Edelmetalle den Marktunsicherheiten zum Opfer. Der starke Dollar und die fallenden Ölpreise belasteten die Stimmung am Markt für «Metalle» ebenso. Entsprechend erlebte der Goldmarkt eine Zäsur. Während die Bear-Stearns-Pleite im März noch mit steigenden Goldpreisen einherging, beeinflusste die jüngste Krisenwelle die Metalle eindeutig negativ. In diesem Zusammenhang spielte die GreenbackEntwicklung eine massgebliche Rolle, traditionellerweise entwickelt sich der Goldpreis nämlich entgegengesetzt zur US-Währung. Ausserdem wurde das Gold in den letzten Monaten durch einen kräftigen Rückgang der Rohölpreise belastet. Während die heftigste Finanzkrise aller Zeiten tobt und Aktienkurse zeitweise massiv purzelten, zogen Edelmetalle im Gleichschritt mit atypisch starken Verlusten mit. Goldener Gewinner Viele Edelmetall-Experten haben keine plausible Erklärung für den auffällig starken Rückgang. Einige Spezialisten argumentierten mit Deflation, andere ziehen Hedge Funds, die stark deinvestieren mussten/ müssen, als Erklärung herbei. Trotz alledem bleibt das Gold auf der Gewinnerseite. Der Preis stand anfangs Dezember 2008 mit knapp über 760 immer noch deutlich über dem Niveau vom Januar 2007, als er um die 600-Dollar-Marke scharwenzelte. Jetzige Schwächephasen sollten gemäss Experten bereits wieder als Kaufgelegenheit in Betracht gezogen werden. Übrigens: Mit über 10 Dollar liegt auch der aktuelle Silberpreis wieder auf dem gleichen Niveau wie vor zwei Jahren. Nur Bares ist wahrer Aber nicht nur Edelmetalle waren stark im Fokus, ebenso der «König Bargeld». Nachdem Nationalbanken die Märkte mit Liquidität zuschütteten, wurde ein neuer (Cash-)König erkoren. So weit, so gut, doch nur auf die Liquiditätsschiene zu setzen, ist genauso wenig ratsam, wie sich nur von Big Macs zu ernähren. Mit der erhöhten Aufmerksamkeit ging – speziell in den Krisenmonaten Oktober/November – auch die physische Nachfrage nach Gold stark nach oben, trotz schwächeren Goldnotierungen. Der Schweizer Vorzeige-Gold-ETF (ZKB) weist mittlerweile ein investiertes Vermögen von über drei Milliarden Franken auf. Es erstaunt daher nicht, dass das Vehikel gar internationale Anerkennung fand. Das Haus Julius Bär hat ebenso einen solchen Gold-ETF ins Leben gerufen – mit steigendem Vermögensvolumen. Doch es ist nicht nur Silber oder Gold, das in jeden Anlegerjargon gehört. Gerade die «P-Metalle» Platin und Palladium sind nicht minder interessant. Die DIE LETZTE PUNKTAUSGABE VERPASST?

22 «Weiss»

PUNKTmagazin N˚ 17/09

starke Verwurzelung im Industriesektor liess deren Preise – danke Rezessionsangst – trotz der Wichtigkeit ebenso purzeln. Kupferräuber und Preisrückgänge «Das Duo» befindet sich auf respektive knapp unter dem Preisniveau von 2003. Platin- und Palladiumproduzenten, etwa Norilsk Nickel, betätigen aufgrund dessen die Bremse und kürzen die Palladiumproduktion. Sie erwarten im Jahr 2009 einen Rückgang auf gut 2,6 Millionen Unzen. Auch der weltweit drittgrösste Platinproduzent Lonmin entschlackt beziehungsweise kündigte massive Stellenstreichungen in Südafrika an. So unbeliebt Rückgänge oder Entlassungen sind, immerhin tragen solche Massnahmen zur Stabilisierung der Preise bei. Weitere in der Industrie benötigte Metalle verloren ebenfalls an Wert, hauptsächlich aufgrund des zu erwartenden Nachfrageeinbruchs. Der Aluminiumpreis beispielsweise befindet sich wieder auf dem Stand von 2004 (rund 1800 Dollar). Auch Kupfer darf diesbezüglich erwähnt werden. Den Weg in die Medienlandschaft schaffte das Metall speziell aufgrund steigender Diebstähle. Mit dem Erreichen des Preisniveaus von 2004 bei 3720 Dollar gingen auch die Diebstahlmeldungen zurück. Ähnliche Kursverläufe finden sich eigentlich durchs Band wieder. Einsteigen, nicht einsteigen ... Da die Nachfrage nach (Industrie-)Metallen stark vom Wirtschaftswachstum beeinflusst wird, darf eine weitere Konsolidierung durchaus erwartet werden. Die Verlangsamung des Wirtschaftsmotors in Asien und die rückläufigen Produktionsleistungen in den westlichen Industrienationen ist aktuell bislang nicht ausgestanden und der Blick ins kommende Jahr wenig erhellend. So erscheint die weitere Entwicklung der Metalle nicht mehr im derart güldenen Licht. Und der Schattenwurf der Konjunkturschwäche bleibt weiterhin vorhanden, wie weit jedoch der Schattenwurf reicht oder reichen wird, hängt von den Leistungen, der Flexibilität und Kreativität der Marktteilnehmer ab. Wagemutige und langfristig disponierende Investoren können jetzt aber durchaus mit etwaigen Finanzengagements liebäugeln.


AUSBLICK

SICHERHEITSFAKTOR BIRGT CHANCEN txt: Cyril Schicker] Wir leben in einer Zeit wachsender Besorgnis. Dies in Bezug auf schwindende Naturressourcen und Energieknappheit, auch zunehmend im Hinblick auf Gesundheit sowie Umwelt allgemein. «Unser» Bundesamt für Statistik (bfs) weist da etwa darauf hin, dass aufgrund der Klimaveränderungen Intensität und geografische Verteilung meteorologischer Extremereignisse zu erhöhter Unsicherheit sowie Risiken führen. Dasselbe gilt gemäss bfs für den helvetischen Verkehr. Zum ersten Mal seit 2003 ist im 2007 die Zahl der Todesopfer und Schwerverletzten gestiegen. Die «Promille-Regelung», die bislang Wirkung zeigte, scheint, das kommt erschwerend hinzu, nun an ihre Grenzen zu stossen. Apropos (Landes-)Grenzen: Im Vergleich zum Rest der Welt steht die Schweiz in vielerlei Hinsicht noch immer gut da. Das bedeutet aber nicht, dass Helvetia unantastbar ist und das ganze Jahr die Sonne scheint. Im Gegenteil: Es reicht in einer derart eng verflochtenen Wirtschaft, wie wir sie erleben, längst nicht mehr aus, sich nur darum zu kümmern, was innerhalb der «eigenen vier Wände» passiert.

Kollektive Betroffenheit ... Denn was auf der Weltbühne geschieht, spüren wir in irgendeiner Form alle – nur auf unterschiedliche Weise. Und genau diese kollektive Betroffenheit zwingt uns laufend dazu, uns gemeinsam mit all den Unsicherheiten, Änderungen und Forschungsgegenständen auseinanderzusetzen. Es spielt auch keine Rolle, ob es sich zum Beispiel um ökologische Problemstellungen (Naturkatastrophen), um die Folgen der demografischen Entwicklung (Überalterung), um die Auswirkungen der politischen wie wirtschaftlichen Neuordnungen (Machtballungen, Machtverluste) oder das sich in einer krassen Transformationsphase befindende Finanzverhalten handelt. Dabei prallen derart viele und unterschiedlichste Einflüsse oder Welten respektive Kulturen aufeinander. Die «internationale Auseinandersetzung» führt automatisch zu Reibungsflächen. Das «unverhoffte Miteinander» zieht den zwischenmenschlichen Spannungsbogen aufs Extremste auf. Das «kulturelle Hand-in-Hand» nährt die Flammen des Unverständnisses, was rasch zu einem kaum kontrollierbaren Flächenbrand führen kann. Es ist ganz natürlich, dass sich viele Menschen plötzlich unsicher fühlen. Nach oben geschraubte Sicherheitsspirale Denn die Angst, des normalen Lebensalltags und Freiraums beraubt zu werden, sitzt ihnen im Nacken. Und mit der geschürten Angst wird die Sicherheitsspirale unaufhaltsam nach oben geschraubt. Mit diesem Trend im Gleichschritt entwickeln sich Unternehmen, die etwa für Datensicherheit, Technologieprotektionismus, Objekt- und Personenschutz sorgen. Es verwundert nicht, dass Experten da von einem Industriezweig sprechen, der für die kommenden zehn bis fünfzehn Jahre überdurchschnittliche Expansions- und Ertragschancen, sowohl für Firmen als auch Investoren, offeriert. Schenkt man einer Untersuchung

Äusserst unbarmherzige, oft fatale Katastrophen und aufeinanderprallende, unterschiedlichste Welten wie auch feindliche Kulturen begleiten uns auf Schritt und Tritt. Das jetzige Wirtschaftsungemach trägt ebenso dazu bei, dass sich Sicherheit zum zentralen Lebensaspekt bei uns allen mauserte. Vom erhöhten Schutzbedürfnis auf globaler Ebene profitiert ein Kunterbunt an Nationen, Branchen, Firmen und (Finanz-)Produkten.

der Berenberg Bank (in Zusammenarbeit mit dem Weltwirtschaftsinstitut in Hamburg HWWI) Glauben, so dürften die Anlegeraugen glänzen: In der Zeitspanne von 2005 bis 2015 werde sich das Marktvolumen weltweit auf rund 231 Milliarden Dollar nahezu verdoppeln. Waagschale zugunsten des Positiven Eine solch selten gesehene oder prognostizierte Wachstumsstärke hat aber auch die eine oder andere Schattenseite. Der Markt insgesamt ist zum Beispiel nicht sonderlich gut entwickelt. Das HWWI spricht zuweilen sogar von typischen Eigenschaften wie bei gewissen EmMas. Auch wenn Grosskonzerne (Siemens, Raytheon) mit von der Partie sind, mischen überwiegend auch sogenannte Nischenplayer oder mit Venture-Kapital ausgestattete Gesellschaften mit. Das heisst selbstverständlich nicht, dass aufgrund des erhöhten Risikos keine Anlegergewinne eingefahren werden können. Der Sektor als solcher ist äusserst breit gefasst – Personen- sowie Gebäudeschutz, innere Sicherheit, Grenzsicherung, Flughafenkontrolle, ITNetzwerksicherheit, Infrastrukturschutz, Warensicherheit, Katastrophenschutz sowie sogar Gefängnisbetreiber und so weiter. befinden sich darin. Dies dürfte die Diversifikationsgelüste befriedigen. Darüber hinaus geht mit der hohen Wachstumsdynamik die Unabhängigkeit von konjunkturellen Schwankungen einher. NÄCHSTE PUNKTAUSGABE

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LEBENS-ART

INSTINKTIV, POINTIERT, STILVOLL txt: Cyril Schicker] Der Tausendsassa Thomas Ott gehört zu den Schweizern, die nicht etwelche vergammelte Klischees in die Welt hinaustragen, sondern «Schwarz-Weiss-Extravaganzen». Diese tragen gewaltige Namen wie zum Beispiel Tales of Error, Greetings from Hellville, Dead End, t.o.t.t., Cinema Panopticum – und den aktuellsten Paukenschlag taufte der Zürcher The Number 73304-23-4153-6-96-8. Was ein wenig nach Sackgasse respektive Endzeitstimmung tönt, ist in erster Linie ein gewiefter Comic. In zweiter Linie – und das wohlgemerkt auf der Weltbühne – ist es ein Husarenstück, reissen sich doch Comicfans aus Frankreich, Deutschland, Spanien, Italien, den USA oder Brasilien jeweils gegenseitig den letzten Band aus den Händen. In diesem Zusammenhang erwähnt der Vater von zwei kleinen Kindern die Vielschichtigkeit seiner Fans: «Was mir wirklich Freude macht, ist die Tatsache, dass Personen jeden Alters und aller Berufsgattungen Gefallen finden an meinen Werken.»

Wandelndes Bilderbuch voller Erlebnisse Und er fügt an: «An den Ausstellungen kommen Teenager auf mich zu, aber auch ältere Paare, Grafiker oder Expressionisten.» Dass Ott eine derart breit gefächerte Anhängerschaft erreicht, hat sicherlich auch damit zu tun, dass wenig bis keine Worte die ausdrucksstarken (und morbiden) Bilder begleiten. Diese universelle Verständlichkeit in Kombination mit der sogenannten Schabkartontechnik (setzt Licht, nicht Schatten!) tragen sicher zum weltweiten Erfolg bei. Der sympathische Virtuose, der nebenbei auch noch Frontmann der Rockabilly-Punk-Band «Beelzebub» ist, stimmt dem zu, meint aber: «Was ebenso wichtig ist, das ist die Ehrlichkeit, die Natürlichkeit.» Und der Schwarz-weiss-Aficionado weiter: «Ich setze sofort alles Erlebte, Gedachte oder Geträumte in Schwarz-Weiss um.» Dass er viel erlebt, ist kaum verwunderlich, denn nebst Papi, Lebensabschnittspartner, Comiczeichner und Musiker ist Ott auch noch Illustrator, Filmschaffender sowie Dozent. Seltene Bescheidenheit eines Zwinglianers Trotz all seiner Steckenpferde und Erfolge ist er nicht abgehoben. Im Gegenteil, Ott wirkt sehr beständig und sieht sich selber nicht einmal als wirklicher Künstler. Welche Bescheidenheit. So oder so, man merkt ziemlich schnell, dass alles, was er anpackt, von einem persönlichen Bedürfnis herrührt. Entsprechend glaubwürdig erscheint er, der während sieben Jahren in Paris wohnte, auch. Otts Untertreibung wird allerdings noch viel deutlicher, wenn man einen Blick auf seinen Palmarès wirft. Schon in relativ jungen Jahren heimste der ausgebildete Grafiker beispielsweise den renommierten Max-und-Moritz-Preis ein. Diese Trophäe stemmten neben ihm etwa schon Ralf König, Marjane Satrapi oder Albert Uderzo freudig in die Höhe. Im vergangenen Jahr widmete zudem das internationale Comix-Festival Fumetto, das jeweils über 50 000 Besucher anzieht, Ott eine Werkschau und liess ebenso seine Band Beelzebub auftreten. Aktuell ist der Kreativmann

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Zumeist stumme sowie eichenharte Szenarien und eine unverwechselbare Bildsprache bringt der Zürcher Thomas Ott aka t.o.t.t. mittels einer speziellen Schab-Technik zu Papier. Eine Fangemeinde, verstreut über den gesamten Erdball, dankt es ihm mit überschäumender Begeisterung und beispielloser Treue. Wir auch. Der Comic-Virtuose, Vater von zwei Kindern und Leadsänger einer Rockabilly-Punk-Band kann aber noch viel mehr.

auch noch für den Prix Toepfer (Welschland) nominiert. Preise als solche bedeuten ihm jedoch nicht sonderlich viel. Monetäre Dürreperioden Ott zu diesen Ehrerweisungen beziehungsweise zu Preisen im Allgemeinen: «Damit lassen sich leider nicht zwingend mehr Bücher verkaufen, doch für die Biografie sieht es ganz gut aus.» Zuweilen vermögen Trophäen und Lobeshymnen aber auch zu behindern, sei damit halt vielmals Druck in Form etwa einer hohen Erwartungshaltung verbunden. An dieser Stelle drängt sich gleich die Frage auf, wie viel denn Thomas Ott verdient: «Das ist immer sehr unterschiedlich, aber generell kann ich sagen, dass es überhaupt nicht viel ist.» Das hört sich erstaunlich an, insbesondere wenn man bedenkt, dass jedes neue Ott-Werk als Grossereignis gefeiert wird. «Finanzielle Durststrecken habe ich laufend, zumal ich während den aufwendigen Comicarbeiten keine anderen Aufträge annehmen kann.» Ganz offen wie er ist, lässt Ott sich noch tiefer in seinen (klitzekleinen) Geldbeutel schauen: «Ich erhalte oft sogar Werkbeiträge oder Stipendien – unter dem Strich bleibt jeweils nichts mehr, sodass ich in letzter Zeit auch wenig bis keine Steuern zahlen musste.» Die etwas andere Schwelgerei Luxus aber ist für den David-Lynch-Fan ohnehin nichts Monetäres, sondern viel mehr die Zeit als solche. Gerade auch wenn es darum geht, mit seiner Familie zusammen zu sein und gemeinsam den Tag zu bestreiten. Insbesondere der Kinder wegen sei es allerdings nicht ganz einfach, entlang finanziellen Engpässen wandern oder seiltanzen zu müssen. Die damit verbundene Verantwortung und sein eigener Schaffensdrang treiben ihn denn auch immer wieder dazu, in irgendeiner Form Geld zu verdienen. Für die absehbare Zukunft – und von den Beelzebub-Auftritten etwa abgesehen – bedeutet das eine Skizzensammlung, die Ott mit seinem Hausgaleristen Stephan Witschi (Galerie Witschi in Zürich) herausgibt. Im Jahr darauf dürfte eine Kompilation der ersten drei Bücher folgen. Wir alle können aber sicher sein, dass Thomas Ott noch genügend Gestaltungspfeile im Köcher hat, die er kunstvoll verschiesst. Vielleicht trifft er damit ja auch ins «kritische Auge» der Zollbeamten, die ihm weniger gut gesinnt sind respektive ihm alles unterstellen – ausser dem Fakt, dass er ein Künstler ist. HANDSIGNIERTE AUSGABE VON «THE NUMBER» ZU GEWINNEN!

Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Die Gewinner/-innen werden schriftlich benachrichtigt. Gewinnberechtigt sind ausschliesslich Leser-/innen der PUNKTprintausgabe. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.


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SCHLUSS-PUNKTE

WISSEN, DASS ...

IMPRESSUM

txt: NM] ... US-Forscher der staatlichen Universität Pennsylvania herausgefunden haben, was beim Menschen über eine schwarze oder weisse Hautfarbe entscheidet. Verantwortlich dafür ist das SLC24A5-Gen, das bei hell- und dunkelhäutigen Menschen in unterschiedlichen Zustandsformen, sogenannten Allelen, vorkommt. Die dunkle Hautfarbe hat ihren Ursprung bei den Urahnen der Menschen, die vor rund 1,5 Millionen Jahren auf dem «Schwarzen Kontinent» lebten. Als diese sich nach und nach ihres dichten Fells entledigten, war ihr Körper unbedeckt der ultravioletten Strahlung der Sonne ausgesetzt, welche gesundheitliche Schäden verursachte. Um dem vorzubeugen, entwickelte sich die dunkle Hautfarbe, die starke Sonneneinstrahlung abwehren kann. +++

Jahrgang 04 | Ausgabe N˚ 17 Januar/Februar 2009 Erscheint 6 x jährlich | ISSN Nr. 1661-8068 Auflage: 10 000 Print-Exemplare | 18 000 Email-Abonnenten HERAUSGEBERIN financialmedia AG, Zürich VERLAG & REDAKTION PUNKTmagazin, c/o financialmedia AG Pfingstweidstrasse 6, CH-8005 Zürich

... es auch weisse Löcher gibt. Schwarze Löcher sind ja bereits in aller Munde. Nicht zuletzt wegen den apokalyptischen Prophezeiungen eines deutschen Professors zum Start der Forschungen mit dem Protonenbeschleuniger am CERN in Genf. Bekanntlich saugen die schwarzen Löcher Materie ein respektive nehmen sie in sich auf. Im Gegensatz dazu geschieht bei den weit unbekannteren weissen Löchern das genaue Gegenteil – eine Substanz wird ausgestossen. Die Existenz von weissen Löchern ist aber rein hypothetisch. Ausserdem geben Kritiker der «Weiss-Loch-Theorie» an, dass ein weisses Loch innerhalb kurzer Zeit so viel Materie ausstossen würde, dass dieses wiederum zu einem schwarzen Loch kollabieren würde. +++

info@punktmagazin.com, punktmagazin.com CHEFREDAKTION Rino Borini: borini@financialmedia.ch REDAKTIONSLEITUNG Cyril Schicker: schicker@financialmedia.ch REDAKTION

... die weisse Frau ein Gespenst war, das zwischen dem 15. und dem 20. Jahrhundert in den Schlössern europäischer Adelsfamilien herumgeisterte. Sie war ein guter Geist, also hatten die Schlossbesitzer nichts von ihr zu befürchten. Sie unterstrich vielmehr den Status der jeweiligen Familie und war ein geachtetes Standesattribut. Oft wurde sie als eine verstorbene Angehörige der betroffenen Familie beschrieben und wie der Name schon sagt, war sie stets in Weiss gekleidet. Die weisse Frau zeigte den Schlossbewohnern sogar wichtige familiäre Ereignisse in naher Zukunft an, wie zum Beispiel Geburten und Todesfälle. Einige Überlieferungen besagen jedoch, dass sie bei der Prophezeiung von Todesfällen schwarze Kleidung trug. Zuletzt wurde die weisse Frau bei der Zerstörung eines deutschen Schlosses im Jahr 1945 gesichtet. +++

Mark Baer (MB), Rino Borini (RB), Olivier Bühler (OB) Karl-Heinz Crassmän (KHC), Andreas Hohn (AH) Karin Ligorio (KL), Niklaus Merker (NM), Matthias Niklowitz (MN) Cyril Schicker (CS), Patrick M. Widmer (PMW) ART DIRECTION Boris Gassmann: gassmann@financialmedia.ch LAYOUT, GRAFIK Boris Gassmann, Serge Meierhofer

... Zebras eine für Säugetiere einzigartige Zeichnung haben. Die charakteristischen Streifen haben neben einer guten Tarnung im hohen Gras einen riesigen Vorteil gegenüber anderen in Afrika ansässigen Säugetieren. Zebras bleiben dank ihrer speziellen Fellzeichnung von der berüchtigten Tsetsefliege verschont. Die Fliege nimmt Zebras nicht war, da ihre Facettenaugen dieses Muster nicht einem potenziellen Opfer zuordnen. Die Tsetsefliege überträgt die lebensbedrohliche Schlafkrankheit, die in Afrika jährlich viele Menschen- und Tierleben fordert. +++

KORREKTORAT Das Korrektorat, Dieter Lüdin, CH-4118 Rodersdorf dl@daskorrektorat.ch, daskorrektorat.ch MARKETING & VERKAUF Rino Borini: borini@financialmedia.ch Urs Bai: bai@financialmedia.ch

... es potenzielle Käufer des neuen MacBooks nicht einfach haben. Anders als bei den Vorgängermodellen ist das neue MacBook nicht nur im weissen, sondern auch im schwarzen Gewand erhältlich. Nostalgische Mac-User werden sicher die klassische, weisse Variante wählen. Obwohl dieses Modell im Vergleich zur schwarzen Version einige Nachteile mit sich bringt: Es wird schneller dreckig und neigt dazu, sich zu verfärben – vor allem bei rauchenden Besitzern. Aber auch das schwarze MacBook hat seine Tücken. Es heizt sich im Sommer viel schneller auf und sieht schnell abgegriffen aus. Dafür ist der Schmutz nicht so schnell zu erkennen und macht zudem einen seriöseren und exklusiveren Eindruck als das weisse Pendant. Im Innenleben gibt es eine zusätzliche Differenz, das Schwarze ist ausschliesslich mit einem 2,16-GHz-Prozessor erhältlich; beim Weissen hat man die Möglichkeit, auf einen 2GHz-Prozessor zurückzugreifen, was den Preis um zirka 225 Franken verringert. +++

Telefon: +41 (0)44 277 75 30, Fax: +41 (0)44 277 75 35 ANZEIGENLEITUNG Mediabox Print GmbH, Nico Keramaris, CH-8045 Zürich Telefon: +41 (0)44 205 50 27, Fax: +41 (0)44 205 50 21 DRUCK NZZ Fretz AG, Zürcherstrasse 39, CH-8952 Schlieren nzz-fretz.ch ABONNEMENTENPREISE PRO JAHR Inland: CHF 29.50 (inkl. 2,4% MwSt)

... wenn Schwarz und Weiss gemischt werden, Grau resultiert. Es ist weder schwarz noch weiss, es ist ein Zwischenton und steht symbolisch auch für eine Mischung, ein Zwischending. So spricht man in der Ökonomie auch vom sogenannten grauen Markt. Er definiert sich durch den Handel von Gütern, die nicht über die konventionellen Distributionswege an die Konsumenten gelangen – beispielsweise der Strassenverkauf von verschreibungspflichtigen Medikamenten. In gewissen Fällen touchiert der graue Markt auch die Grenze zum Schwarzmarkt (die Zigarette gilt übrigens als weltweit meistgeschmuggeltes und für den Schwarzmarkt bestimmtes Gut, dabei gehen den Staaten jährlich gut 40 Milliarden Dollar flöten) oder überschreitet sie gar. Grundsätzlich gilt das Geschäft im grauen Markt aber als längst nicht so lukrativ wie das im Schwarzmarkt, ist aber zumindest mit geringeren Risiken verbunden. +++

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Ausland: CHF 64.50 (inkl. 2,4% MwSt) Einzelpreis: CHF 6.00 (inkl. 2,4% MwSt) punktmagazin.com/abo DISCLAIMER / RISIKOHINWEIS Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlegers. Für unverlangte Zusendungen wird jede Haftung abgelehnt. Die im Magazin veröffentlichten Angaben dienen der Information und sind keine Aufforderung zum Kauf und/oder Verkauf von Anlagevehikeln.


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