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Die Messung der Wirbelrotation

Befunderhebung

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Prognose ein wichtiges Kriterium. Es stellt sich allerdings die Frage, ob die Beurteilung und Verlaufskontrolle eines Flachrückens nicht auch klinisch durch Anwendung von Oberflächenvermessungssystemen erfolgen kann (Weiss und Verres 1998). Aus Gründen des Strahlenschutzes wird heute empfohlen, sich auf die nötigen Wirbelsäulenabschnitte zu beschränken (ROI, Region of Interest) und Seitenaufnahmen nur noch dann durchzuführen, wenn dadurch eine entscheidende Information für die Behandlung gewonnen werden kann (Weiss und Seibel 2013). Vor wenigen Jahren kam ein neues Stereo-Röntgensystem zur Marktreife. Das sogenannte EOS® Imaging System ermöglicht eine strahlensparende dreidimensionale Rekonstruktion der Wirbelsäule und eine automatische und damit objektive Messung der Krümmungswinkel. Es ermöglicht nicht nur eine halbautomatische Auswertung und Ausmessung der Röntgenbilder (Abbildung 53), sondern auch eine halbautomatische Befunddokumentation (Abbildung 54). Die hohen Kosten dieser Technologie haben allerdings bislang eine weite Verbreitung des Systems verhindert. Die Strahlenreduktion führt zu einem zweifach halbierten Risiko für eine Krebserkrankung in Folge der Strahlenbelastung. Mädchen haben dabei aber ein deutlich höheres Expositionsrisiko als Jungen (Branchini et al. 2018; Law et al. 2018).

Die Messung der Wirbelrotation

Als alleiniges Kriterium für eine Verlaufsbeurteilung ist der Cobb-Winkel nicht uneingeschränkt zu empfehlen, da er die Krümmung nur in einer Zufallsebene misst und dem dreidimensionalen Charakter der Deformität damit nicht gerecht werden kann. Aus diesem Grunde hat sich zunächst die Rotationsmessung nach Nash und Moe (1969) durchgesetzt, während heutzutage die Wirbelrotation mit größerer Messgenauigkeit nach Perdriolle (1985) oder auch nach Raimondi (Weiss 1995) ermittelt werden kann (Abbildungen 55 und 56). Bei beiden Messverfahren wird zunächst der Abbildung 52b: Ein Skelettmodell dieses Zustandes.LESEPROBE

Abbildung 53: Mit dem EOS-System erstellte Röntgenbilder mit der automatisierten Kalkulation der Krümmungswinkel (mit freundlicher Genehmigung von Daniel Comerford, Melbourne).

Abbildung 55: Ermittlung der Wirbelkörperrotation in der Messtechnik nach Perdriolle. Die durch Längsstriche markierten Wirbelkörpertaillen werden mit den dicken schwarzen Seitbegrenzungslinien des Messreglers in Übereinstimmung gebracht und die Pedikelmarkierung – hier ziemlich mittig – lässt dann unten auf der Skala im vorliegenden Falle eine Rotation von 40° erkennen. Abbildung 54: Auszug aus einem EOS-Bericht (mit freundlicher Genehmigung von Daniel Comerford, Melbourne).

Befunderhebung

83 Abbildung 56: Ermittlung der Wirbelkörperrotation in der Messtechnik nach Raimondi. Die Wirbelkörperbreite wird im unteren Sichtfenster des Reglers eingestellt. Anschließend kann neben dem in mm eingestellten Abstand der Pedikelhalbierenden von der konvexseitigen Wirbelkörperbegrenzung auf dem Deckblatt des Schiebereglers die Gradzahl abgelesen werden. LESEPROBE

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