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Allgemeine Korrekturprinzipien des Originalsystems Schroth

Allgemeine Korrekturprinzipien des Originalsystems Schroth

I. Die fünf Beckenkorrekturen

Jede Übung aus diesem Programm sollte die im Folgenden aufgeführten fünf Beckenkorrekturen enthalten:

1. Becken nach hinten, möglichst über die Mittelstellung hinaus, sodass der Oberkörper leicht in die Vorneige kommt. 2. Vorderen Beckenrand heben, sofern eine Lendenlordose vorliegt. 3. Die nach außen stehende Hüfte (Beckenhälfte) vom Trochanter major aus „hineinraffen“. Falls das Becken in Mittelstellung ist, entfällt diese Beckenkorrektur. 4. Die Hüfte (Beckenhälfte) unterhalb des Rippenbuckels nach hinten, die andere nach vorn drehen, um den Beckengürtel als Fixpunkt und Widerlager für die dreidimensionale Korrektur des Brustkorbs zu entdrehen. 5. Die Hüfte unterhalb des Rippenbuckels senken, um die sogenannte schwache Stelle zu weiten und zu beatmen (Lehnert-Schroth 2007).

Das Schroth Best Practice-Programm®

II. Dreh-Winkel-Atmung

Jede Übung erfolgt in Verbindung mit der Dreh-Winkel-Atmung auf der thorakalen Konkavseite, wobei entlang der Schenkel eines rechten Winkels geübt oder geatmet wird. Die erste Richtung (der erste Schenkel) geht in die gewünschte Übungsrichtung (nach links), der zweite Schenkel erfolgt kranialwärts (kopfwärts) zusammen mit dem sogenannten Hinterkopfschub (Hals ist hinten lang). Der dritte Schenkel richtet sich nach dorsal und entdreht die konkavseitig nach ventral verdrehten Rippen. Jede dieser Atembewegungen im rechten Winkel erfolgt mit dem bewusst abwärtsgehenden Zwerchfell. Das muss aber zunächst eingeübt und erspürt werden. Die Patienten sollen dies fühlen und sich einprägen (Lehnert-Schroth 2007).

III. Korrekturkissen

Korrekturkissen (etwa 200 Gramm schwere Reis-Säckchen in Waschlappengröße) werden in fast allen Ausgangspositionen als willkommene, passive Korrekturhilfen verwendet, damit die Betroffenen auch im Alltag und in Ruhe an das entdrehende Gefühl erinnert werden. Auf die richtige Platzierung ist zu achten: In Rückenlage liegt ein Kissen längs am M. Glutaeus der thorakalen Konkavseite, um das Becken einseitig nach vorne zu drehen. Ein Kissen liegt direkt unter dem Schulterblatt der thorakalen Konkavseite, sodass nicht die Schulterhöhe isoliert, sondern der gesamte 183 Schultergürtel auf dieser Seite nach vorne gedrückt wird. Am Rippenbuckel (thorakale Konvexseite) liegt das Kissen quer unter dem unteren Schulterblattwinkel, damit die sich darüber und darunter befindlichen Rippen und auch der gleichseitige Schultergürtel nach hinten sinken können (Lehnert-Schroth 2007). LESEPROBE

Das Schroth Best Practice-Programm® IV. Schultergegenzug

„Schultergegenzug“ und „Schulterzug“ beschreiben die Bestrebung des Patienten, mit den Ellenbogen streng in der Frontalebene nach außen zu streben. Der Schultergegenzug findet auf der thorakalen Konvexseite statt und ist die kraniale Widerlagerung gegen die Rippenbuckelkorrektur in der Frontalebene (Rippenbuckel nach innen, Schultergürtel nach außen). Der Schulterzug hingegen hilft, die thorakale Konkavseite zu öffnen und damit den thorakalen Shift zur thorakalen Konkavseite einzuleiten. Beim Schultergegenzug wird der Ellenbogen gebeugt und 90° abgespreizt, wobei die Hand die gleichseitige Schulter umfasst. Der Ellenbogen schiebt dabei nach außen (Abbildung 130).

V. Der Hinterkopfschub

Der Hinterkopfschub wird in jede Übung eingebaut. Der Patient räkelt bzw. schlängelt sich mit seiner Wirbelsäule kopfwärts über den Nacken hoch bis zum Hinterhaupt. Das erzeugt ein Längegefühl. Das Kinn wird so weit herangezogen, als ob man das Gefühl eines Stehkragens hätte (Lehnert-Schroth 2007).

VI. Die Zwölferspannung

Nach Korrektur wird das im Spiegel erkannte, beste Übungsergebnis festgespannt, d. h. die gesamte Rumpfmuskulatur wird in Korrekturstellung angespannt, was ein asymmetrisches Spannungs-/Haltungsgefühl erzeugt: 1. In der ersten Einatmungsphase erfolgt die Dreh-Winkel-Atmung in der schwachen

Stelle im Lendenbereich unterhalb des Rippenbuckels. Beim Ausatmen wird das muskuläre Ergebnis gehalten. Dabei kann beispielsweise eine Sprosse nach unten gedrückt werden. 2. In jeder weiteren Einatmungsphase wird das Korrekturergebnis der Dreh-Winkel-

Atmung verbessert und die Luft in die thorakale Konkavseite weitergeleitet.

Anschließend erfolgt in der Ausatemphase wieder die Rumpfmuskelspannung.

Dabei können je nach Übung beispielsweise auch zwei Stäbe gegen den Boden gedrückt werden. 3. Danach wird die enge Vorderseite ebenfalls vorwärts-aufwärts geatmet und am

Ende wieder alles stabilisiert, indem der Patient in bester Korrektur bis vier zählend bei maximal möglicher Rumpfmuskelspannung ausatmet.

Bei der nächsten Einatmung wird noch einmal korrigiert und wieder bis vier gezählt; beim Ausatmen wird die Korrekturstellung mit Spannung gehalten. Bei der dritten Ausatmung wird wieder bis vier gezählt (daher der Name Zwölferspannung) und z. B. beim Drehsitz die Lehne isometrisch „auseinander“ gezogen. Danach muss eine Pause in Rückenlage erfolgen (Lehnert-Schroth 2007). LESEPROBE

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