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Spezielle Korrekturprinzipien des Originalsystems Schroth
VII. Ruhephasen
Die Ruhephasen erfolgen möglichst in flacher Rückenlage mit angestellten Beinen, ohne Kopfkissen auf den Korrekturkissen liegend, sodass sich die in aufrechter Position bei maximaler Rumpfmuskelspannung gedrückten Bandscheiben wieder füllen können. Die Kissenlagerung soll ein Gefühl für die Korrekturhaltung vermitteln, welches durch immerwährende Wiederholung ins Unterbewusstsein übergeht, sodass die Entdrehung der Rumpfabschnitte auch im Alltag gefördert wird (LehnertSchroth 2007).
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Spezielle Korrekturprinzipien des Originalsystems Schroth
I. Der Drehsitz
Ausgangsstellung: Die Patientin sitzt mit der linken Beckenhälfte (Beckenhälfte der thorakalen Konkavseite) auf einem Stuhl. Die rechte Beckenhälfte kann etwas seitlich überhängen (dritte Beckenkorrektur). Das rechte Bein ist nach hinten ausgestreckt und im Hüftgelenk außenrotiert (vierte Beckenkorrektur). Die Ferse schiebt weiter distal (fünfte Beckenkorrektur). Der Oberkörper wird schräg nach vorne eingestellt in Verlängerung des nach hinten gestreckten Beines (Die erste und zweite Beckenkorrektur ergeben sich dadurch von selbst) sowie etwas nach links. Beide Hände drücken während der Ausatmungsphase entweder zwei Stäbe in den Boden, oder die Hände ziehen eine entsprechend hohe
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185 Abbildung 130: Drehsitz in der Ausführung mit Schultergegenzug auf der Paketseite.LESEPROBE
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Sprosse heran. Als weitere Möglichkeit liegen die Hände auf der Lehne und ziehen diese „auseinander“. Die Übungsausführung beginnt mit dem Hinterkopfschub und der Öffnung der konkaven Seite bei gleichzeitiger Weitung der schwachen Stelle rechts unterhalb des Rippenbuckels. 1. Schwache Stelle (unechte Rippen rechts) seitwärts-kopfwärts + Zwerchfell senken.
Beim Ausatmen halten. Nächste Einatmung die freien Rippen zusätzlich rückwärts-kopfwärts + Zwerchfell senken. Beim Ausatmen auch dieses Ergebnis halten. 2. Schwache Seite (links) seitwärts nach außen wölben und kopfwärts + Zwerchfell senken. Auch dieses Ergebnis beim Ausatmen halten. Die gleichen Rippen nach hinten und kopfwärts + Zwerchfell senken. Beim Ausatmen halten. 3. Rechts vorwärts und kopfwärts atmen, jeweils mit Hinterkopfschub und Zwerchfell senken. 4. Wenn die Patientin sich korrigiert im Spiegel sieht, wird beim Ausatmen der ganze
Körper in bestmöglicher Korrektur durch isometrische Spannung „fest und hart“ gemacht (Zwölferspannung). Da dies anstrengend ist, legt sich die Patientin anschließend in Rückenlage mit angestellten Beinen auf Korrekturkissen, die beim Entdrehen des Rumpfes helfen, und lässt die Übungen im Anschluss noch einmal wie einen Film an sich vorüberziehen.
II. Die 50×-Übung
Diese Übung ist eine der wichtigsten Übungen, um den Rippenbuckel zu korrigieren. Die Patientin sitzt im Schneidersitz vor der Sprossenwand; das rechte Knie ist (als vierte Beckenkorrektur) gegen die Sprosse gelehnt. Die Hände ergreifen über Kopfhöhe eine Sprosse, an welcher sich die Patientin mit Hinterkopfschub hoch räkelt, sodass alle konkaven Rumpfabschnitte entlastet sind. Nun wird in die rechte verengte Brustseite nach vorne und im rechten Winkel nach oben (kopfwärts) geatmet, was den Rippenbuckelansatz – und somit „die Wurzel des Rippenbuckels“ – aufrichtet. Der Kopf wird dagegen mit gestrecktem Nacken so weit wie möglich nach hinten geführt, was den Rippenbuckel von oben her abflacht. Das kann mit mehreren Atemzügen geschehen, wobei jeweils während der Ausatmung das vorherige Korrekturergebnis gehalten werden soll. Nach Korrektur wird das im Spiegel erkannte, beste Übungsergebnis festgespannt, d. h. die gesamte Rumpfmuskulatur wird in bestmöglicher Korrekturstellung angespannt, was ein asymmetrisches Spannungs-/Haltungsgefühl erzeugt. Als Katharina Schroth die Wirkung dieser neu entwickelten Übung bei einem Patienten sah, rief sie begeistert: „Diese Übung musst du 50 Mal am Tage machen!“ Daher hat diese Übung ihren Namen. Zweckmäßig ist, im Anschluss an diese Übung gleich nach der Ruhephase den „großen Bogen“ für die Konkavseite zu üben, um die Entdrehung des Oberkörpers noch zu vervollständigen (Lehnert-Schroth 2007).LESEPROBE
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Abbildung 131a: 50×-Übung im Schneidersitz vor der Sprossenwand. Links Ausgangsstellung, rechts Übungssituation mit Verschiebung des Rumpfes nach links.
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187 Abbildung 131b: Die 50×-Übung (rechts) im Vergleich mit der unkorrigierten Haltung (links).LESEPROBE
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Das Schroth Best Practice-Programm® III. Muskelzylinder
Diese Übung kann im Stand, im Kniestand oder unter besonderen Umständen (Schmerz, muskuläre Schwäche) auch als besondere Modifikation auf dem Stuhl sitzend ausgeführt werden.
Im Stand
Die Patientin steht mit erster und zweiter Beckenkorrektur auf dem linken Bein. Das rechte Bein ist in Streckung abgespreizt und außenrotiert (vierte Beckenkorrektur) auf einem Stuhl oder einer Sprosse der Sprossenwand. Der Oberkörper wird in Verlängerung des Beines leicht nach vorne und nach links geneigt (dritte Beckenkorrektur), sodass ihn die rechten Taillenmuskeln tragen müssen. Die rechte Ferse schiebt distal (fünfte Beckenkorrektur). Diese Ausgangsstellung wird während der Übung nicht verändert: Die Dreh-Winkel-Atmung erfolgt für die rechten freien Rippen unterhalb des Rippenbuckels, die linke schwache Seite, die enge Vorderseite rechts, die Achselhöhlenrippen rechts. Bei Hüftstütz kann die linke Schulter evtl. zu stark nach außen-oben gezogen oder geschoben werden, deshalb erfolgt dann gleichzeitig noch der Schultergegenzug rechts nach schräg außen-oben-hinten.
Im Kniestand
Zur Übung geht die Patientin mit dem linken Knie in den Kniestand. Das rechte Bein ist in Streckung abgespreizt und außenrotiert (vierte Beckenkorrektur). Ansonsten Übungsausführung wie oben.
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Abbildung 132: Der Muskelzylinder im Kniestand (rechts) im Vergleich mit der unkorrigierten Haltung (links). LESEPROBE
IV. Türklinken-Übung
Die Türklinken-Übung erhielt ihren Namen, da Katharina Schroth anfangs mangels einer Sprossenwand eine Türklinke als Halt benutzte. Ausgangsstellung ist der Fersensitz. Die Patientin kniet mit der linken Seite zur Sprossenwand und erfasst mit der linken Hand bei ausgestrecktem Arm die höchstmögliche Sprosse über Kopfhöhe. Der rechte Unterschenkel steht zur Entdrehung der Hüfte etwa 5 cm weiter hinten. Die Knie stehen also ungleich. Die rechte Hüfte (Beckenhälfte) wird weit nach außen-hinten gesenkt (erste, zweite und dritte Beckenkorrektur). Der Oberkörper steht jetzt schräg nach links und vorne geneigt (Abbildung 133a). Als Übung zieht der linke Arm durch Ellenbogenbeugung gegen den Widerstand des entdrehten Beckens den Oberkörper zum Kniestand mit der Dreh-Winkel-Atmung hoch. Der Hinterkopf zieht in die gleiche schräge Richtung nach links zum Kniestand. Nun wiederum gibt der linke Arm Widerstand, während die rechte Hüfte nach außen-hinten und unten strebt und der Arm sich langsam streckt (Abbildung 133b).
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Abbildung 133a: Die Ausgangsstellung der Türklinken-Übung.
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189 LESEPROBE
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Abbildung 133b: Die Endposition der Türklinken-Übung (rechts) im Vergleich mit der unkorrigierten Haltung (links).
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Abbildung 134: Die Hüftschleife (rechts) im Vergleich mit der unkorrigierten Haltung (links).LESEPROBE