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Andere klinische Messverfahren
Befunderhebung
Gerade bei im Wachstum befindlichen Menschen kann die Beinlänge in DreiMonats-Abständen recht variabel sein. Auch wenn das Messverfahren an sich relativ einfach erscheint, so sind doch bei einem Mangel an Erfahrung Ungenauigkeiten zu erwarten, welche das Messergebnis deutlich variieren lassen können. Murrell et al. (1993) geben eine Messgenauigkeit bei Untersuchungen durch dieselbe Messperson zwischen 1,2° und 1,6° an. Der Scoliometerwinkel ist direkt proportional zur Wirbelkörperrotation im Röntgenbild und lässt bei schlanken Menschen in gewissen Grenzen gar einen Rückschluss auf den zu erwartenden Cobb-Winkel zu (Weiss und El Obeidi 1994). In der Hand des Erfahrenen ist das Scoliometer™ ein wertvolles Hilfsmittel, welches mit geringem Aufwand eine Verlaufskontrolle ermöglicht, ohne dass grundsätzlich in vierteljährlichen Abständen die Anfertigung neuer Röntgenbilder erforderlich wäre.
Kurzvideo zur Messung des CobbWinkels und des Skoliometerwinkels
Andere klinische Messverfahren
Zur Ermittlung der Ergebnisqualität der konservativen Skoliosebehandlung sind neben der Ermittlung des Scoliometerwinkels sowohl weitere vergleichbare antropometrische Angaben wie auch die Messdaten der Lungenfunktion sinnvoll. Diese Daten werden vor und nach der Behandlung erhoben und protokolliert. Gemessen werden z. B. das Körpergewicht, die Körperlänge im Stand in Ruheposition und entsprechend korrigiert, die Körperlänge im Sitzen in Ruheposition und entsprechend korrigiert, die Armspannweite sowie die Lotabweichung und – wie bereits erwähnt – auch der Scoliometerwinkel nach Bunnell.
Ein spirometrisches Minimalprogramm bietet als wichtigste Messparameter die Vitalkapazität und das forcierte exspiratorische Volumen (FEV). An Funktionsparametern werden ansonsten noch die Ausatmungszeit und der Atemhub ermittelt, welcher direkt als Indikator für die Beweglichkeit der Rippen angesehen wird (Weiss 1991). Neben dem Volumen des Atemhubes gibt es auch die Möglichkeit, mit einem Messzirkel den Atemhub in frontaler und sagittaler Ebene festzustellen (siehe Abbildungen 60a–b). Es empfiehlt sich, zusätzlich das klinische Erscheinungsbild der Patienten fotografisch festzuhalten, um die Behandlungsziele am Bildmaterial erklären und mögliche Veränderungen im Behandlungsverlauf sichtbar machen zu können. Bei positiven kosmetischen Veränderungen können solche Fotoserien auch ein wichtiger Motivationsfaktor sein. Die Ermittlung dieser Erfolgsparameter hat sich jedoch als aufwendig erwiesen, zumal die dafür notwendigen diagnostischen Hilfsmittel einer Physiotherapiepraxis nicht regelmäßig zur Verfügung stehen. Mit dem Smartphone lassen sich allerdings auch Korrekturen und Verläufe fotografisch festhalten. In manchen Spezialzentren wird eine umfangreiche Diagnostik und Befunderhebung durchgeführt. Zumindest das Scoliometer™ sollte in keinem Spezialzentrum für die Behandlung von Wirbelsäulendeformitäten fehlen.LESEPROBE