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Objektive Formanalyse des Rumpfes durch Oberflächenvermessung

Objektive Formanalyse des Rumpfes durch Oberflächenvermessung

Manchmal ist es der zufällig auftretende Rückenschmerz, in der Mehrzahl der Fälle jedoch die Veränderung der Rückenform, welche die Patienten mit einer Skoliose zum Arzt führt. Röntgenaufnahmen der gesamten Wirbelsäule im Stehen sind unter standardisierten Bedingungen die traditionelle Methode, um eine Wirbelsäulenverkrümmung einschätzen zu können. Befunderhebung Patienten, die sich einer Korsettbehandlung unterziehen, werden im Laufe von drei Jahren manchmal weit mehr als 22 Röntgenuntersuchungen über sich ergehen lassen müssen (Sridhar et al. 1984; Doody et al. 2000; Don 2004; Ronckers et al. 2010; Yoshinaga 2012). Dementsprechend ist die Belastung mit Röntgenstrahlen gerade für die Patientengruppe mit Wirbelsäulenverkrümmungen so hoch, dass bei den betroffenen Frauen ein überdurchschnittlich hohes Brustkrebs- (Nash und Mitarbeiter 1979) und Leukämierisiko (Sridhar und Mitarbeiter 1984) festgestellt wurde. Die Brustkrebshäufigkeit bei Patienten mit Skoliose war in einer weiteren Untersuchung zum selben Thema doppelt so hoch wie in der Normalbevölkerung (Hoffmann et al. 1989). Aus diesem Grunde sind unterschiedliche Oberflächenvermessungsverfahren entwickelt worden. Einerseits, um die Zahl von Röntgenaufnahmen zu verringern und andererseits, um dem dreidimensionalen Charakter der Wirbelsäulendeformitäten besser gerecht zu werden. Man spricht von zwei unterschiedlichen Konzepten der Oberflächenvermessungsverfahren: das Linienprojektionsverfahren und das Linienscanningverfahren. Beim Linienprojektionsverfahren wird das ganze Messobjekt durch ein Muster aus parallel verlaufenden Linien beleuchtet und in einem einzigen Zeitrahmen aufgenommen, wozu nur eine kurze Messzeit von etwa 40 Millisekunden benötigt wird (Hierholzer 1993). Durch die automatisierte Oberflächenvermessung wird das mit einer CCD-Kamera aufgenommene Bild zunächst im Computer gespeichert, die verschiedenen Rasterlinien identifiziert und eine automatische 3D-Rekonstruktion des Rückens mit Formanalyse durchgeführt. In einem typischen Fall wird eine Auflösung von 25.000 Oberflächenpunkten pro 0,5 mm gemessen (Abbildung 63). Bei der veralteten Linienscanning-Methode (z. B. ISIS: Turner-Smith 1988) wird der Rücken mit einer einzigen sich bewegenden Lichtlinie gescannt, wodurch die automatische Oberflächenvermessung zwar sehr einfach, jedoch auch fehleranfälliger wird (Weiss 2000) (Abbildung 64).1 Heutzutage hat sich die Rasterstereografie und hier vor allem das Formetric®-System 89 durchgesetzt. Dies ist besonders dem Umstand zu verdanken, dass mit diesem System die zur Berechnung des Wirbelsäulenverlaufes notwendigen topografischen Bezugspunkte mit hoher Treffgenauigkeit automatisch erkannt werden und somit ohne manuelle Eingriffe am Rumpf des Patienten und ohne Aufkleben entsprechender Messmarker die gewünschten Messwerte ermittelt werden können. Andere Systeme der Oberflächenvermessung können heutzutage nicht mehr empfohlen werden, zumal sich auch international das Formetric®-System durchgesetzt hat. Die LESEPROBE

Befunderhebung

Messfehlergrenzen sind bekannt; die Auswertungs-Algorithmen des Systems sind beschrieben (Drerup 1993; Hierholzer 1993) und es zeichnet sich für das Formetric®System weltweit wohl der größte Anwenderkreis ab.

Abbildung 63: Formetric®-Ausdruck einer Patientin mit thorakal rechtskonvexer Skoliose. Oben links sind die Messdaten aufgeführt, unten die grafische Auswertung mit Seitprofil, Seitabweichung und Oberflächenrotation und rechts die grafische Darstellung des errechneten Wirbelsäulenverlaufs.

Abbildung 64: Computerausdruck eines ISIS-Scans, der mit der veralteten LinienscanningMethode erstellt wurde. LESEPROBE

Befunderhebung

91 LESEPROBE

„Die Indikation zur spezifischen Physiotherapie während des Hauptwachstumsschubs hängt von mehreren Faktoren ab.“LESEPROBE

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