BauTecFokus Herbst 2018

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Gedacht. Geplant. Gebaut. Genutzt.

Universalisten mit Leidenschaft Heinz Neumann, Oliver Oszwald und Florian Rode

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Rubrik

P1 (Headline), Innsbruck

P2, Innsbruck

P3, Innsbruck

Haus am Schottentor, Vienna

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BauTecFokus


Geerdete Perspektiven „Bei neuen Projekten ist für die PEMA Gruppe besonders wichtig, eine moderne und kreative architektonische Lösung zu schaffen, die unseren hohen ästhetischen Ansprüchen gerecht wird. Erfolgreich ist eine Immobilienentwicklung aus unserer Sicht, wenn nach der Fertigstellung oder Revitalisierung eines Gebäudes ein Mehrwert für die Mieter, die Investoren und die BürgerInnen am jeweiligen Standort realisiert wurde.Wir sind bestrebt, einen urbanistischen Mehrwert für Generationen zu schaffen.” Mag. Markus Schafferer, Gründer und Mehrheitseigentümer PEMA Gruppe

05 PEMA Gruppe | Bruneckerstraße 1, 6020 Innsbruck | Stock im Eisen Platz 3, 1010 Wien | T +43 512 251276-10Herbst | E offi2018 ce@pema.at


Rubrik

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BauTecFokus


Herbst 2018

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Warenverfügbarkeit On Demand

Rubrik

HNP architects INHALT

INTERVIEW

28

HERBST

Rubriken

Bauen & Technik aus der Theorie und der Praxis

10 12 14 174

110

VOM HERAUSGEBER EDITORIAL KURZ&BÜNDIG VORSCHAU / IMPRESSUM

ImFokus 26 38 46 134 170 172 176

BAUKAUFMANN BAUMARKETING VOX FEMINA ZU TISCH MIT ... PROJEKT IM FOKUS INNOVATION IM FOKUS AUFSTEIGER / ABSTEIGER

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BauTecFokus

GEBÄUDEPLANUNG

132

Simulationstool für Raumtemperatur

112 118 122

WELLEN AUS HOLZ

BAUROBOTER

Wienerberger mit Fastbrick Robotics

142 MATADOR FÜR GROSSE

Airportprojekt von Rubner Holzbau

Mobiles Baukastensystem

MAGISCHE GLASFASSADEN

152

BETONFERTIGTEILE

Kolleger Metallbau realisiert Senkfronten

LIZENZ ZUM BETONIEREN James Bond in Sölden

128 ENERGIEKICK

Zweites Leben für E-Auto-Batterien

Lange Lieferzeiten

158 AUF SCHIENE Infrastruktrur Ausbau 154 ZEMENTPRODUKTION Emissionen senken


104

112

134

Parkhauskonzepte

Wellen aus Holz

Zu Tisch mit …

AUSGABE Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität 78 86

Kommentare

54

40 GOBIET 42 GREGER 44 HECHT 46 RIST 48 GERSTMANN 50 SILBERKNOLL 52 THURNHOFER

Effizienzsteigerung und Kostensenkung

60 MEHR BEWUSSTSEINSBILDUNG Werner Moldaschl im Interview

ON DEMAND

92

DIE PÜNKTLICHE SCHRAUBE

98

VOLLE LADUNG

Baustellenkoordination

Elektromobilität einplanen

104 MEHR ALS EIN STELLPLATZ Flexible Parkhäuser

NISCHENSPEZIALIST Soluto-Chef Martin Zagler

SMARTE BAUSTELLE

Baumaterial Beschaffung

Positionen & Meinungen

64

PERFEKTE STREITVERMEIDUNG Präsident Mathias Rant im Gespräch

68

HERAUSFORDERUNG LOGISTIK Andreas Liebsch & Carmen Dilch

72

PROJEKT OHNE EITELKEITEN

Doppelgespräch Danner und Kaplan

BranchenService 152 156 166 178

BETONFERTIGTEILE KONJUNKTUR AUSZEICHNUNG BUCHTIPPS

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Auch ein Rücken kann entzücken „Visionen ohne Umsetzung bleiben geträumt.“

D Gedacht. Geplant. Gebaut. Genutzt.

Neu

Universalistehnaft mit Leidensc

e d und Florian Rod n, Oliver Oszwal Heinz Neuman

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Gedacht. Geplant. Gebaut. Genutzt.

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BauTecFokus

Wir haben den Sommer genutzt: die FokusRedaktion hat sich nach der Entwicklungsarbeit in die Branche geschmissen und ist den Neuigkeiten und berichtenswerten Ereignissen gefolgt. Wir haben Hintergründe recherchiert, waren den Innovationen auf der Spur und vor allem haben wir mit Menschen gesprochen. Das Ergebnis liegt vor – die zweite Ausgabe ist geschafft. Noch bunter, noch runder, mit noch mehr Tiefgang.

Noch ansprechender: unser Cover

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d und n, Oliver Oszwal Heinz Neuman

er BauTecFokus hat das Licht der Welt erblickt und die Reaktionen waren überwältigend. Selten zuvor hat das Team derart positives Feedback erhalten. Danke an alle, die sich gemeldet haben und danke für die konstruktiven Rückmeldungen. Bei all den Gesprächen gab es auch den einen oder anderen Verbesserungsvorschlag, aber gerade diese brauchen wir, damit wir besser werden können. Wir nehmen jeden einzelnen Vorschlag ernst – versprochen.

Florian Rode

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Unser Artdirector leistet eine großartige Arbeit und seit seiner Übersiedelung nach Linz herrscht Aufbruchstimmung. Dieses Mal zeigt unter anderem das Cover seine einzigartige Handschrift. Mit dieser Ausgabe sind wir erstmals weniger eckig sondern flächiger. Aus dem bisherigen Konzept entstand ein besseres Design. Der Vergleich zwischen dem Cover im bisherigen Stil und dem neuen überzeugt. Ich war begeistert und Sie sind es hoffentlich auch.

Wir haben den BauTecFokus bewusst als Schwestermagazin vom ImmoFokus gestartet und die prägenden Stilelemente übernommen. Nun wird es so sein, dass beim BauTecFokus erstmals eine Verbesserung vorhanden ist und erst danach auch beim ImmoFokus. Alle, die auch den ImmoFokus lesen, können sich schon auf das neue, verbesserte Design freuen.

Wir zeigen Rückgrat Unser BauTecFokus ist umfassend und gerade dieser Umfang wird geliebt: wir haben viel Platz für tiefgründige Recherchen und einfach mehr Möglichkeiten, um komplexen Inhalten den notwendigen Raum zu bieten. Die Konsequenz ist ein Rücken, der viel breiter ist als die meisten anderen Branchenmagazine. Bisher haben wir es uns geleistet, diese Fläche weiß zu lassen. Doch dann besuchte ich einen Freund und er hat alle, wirklich alle Ausgaben vom ImmoFokus gesammelt. Aufgereiht standen sie in seinem Regal und die Optik war schön, aber bot Verbesserungspotential. Was wäre, wenn die Rücken zusammengestellt, ein Bild ergeben? Was wäre, wenn die Fläche nicht einfach weiß wäre? Aus der Idee folgte die Umsetzung und mit dieser Ausgabe entzückt unser Rücken! Wissen Sie schon was es sein wird? Herzlichst

Philipp Kaufmann Herausgeber


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Schnellere Prozesse

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ie Produktivität in der Bauindustrie hat in den vergangenen 50 Jahren mit der produzierenden Industrie nicht mithalten können, sagen Studien. Mangelhafte Standardisierung, geringe Automatisierung und fehlende vertikale Integration der Zulieferindustrie nennt die Unternehmensberatung Horváth & Partners als Grund. Ihrer Meinung nach muss und wird sich das in Zukunft rasant ändern. Die Baustelle von morgen ist voll digitalisiert. BauTecFokus ist der Frage nach gegangen, wie es nun in der Praxis aussieht und hat dem Thema Baulogistik und Materialbeschaffung ein breites Feld eingeräumt. Kurzfristigkeit, Digitalisierung und schlankere Prozesse haben schon Einzug gehalten (Seite 80). Von schnelleren Prozessen anderer Art erzählt Matthias Rant, Präsident des Hauptverbandes der allgemein beeideten und gerichtlich zertifizierten Sachverständigen Österreichs. Beleuchtet wird auch die Rolle der Baustellen-Dokumentation, was hinter elektronischen Pins steckt und worin die Stärke einer digitalen Beweissicherung liegt. (Seite 64) Eine Immobilie gilt in den Köpfen vieler Besitzer und Betreiber nach wie vor als wartungsfrei, wundert sich Soluto-Chef Martin Zagler im Gespräch mit dem BauTecFokus (Seite 56) Zagler hat sich mit seinem Unternehmen auf Kanal-, Wasser- und Brandschadensanierung spezialisiert und gibt sein Know-how im Franchise-System weiter. Mehr Bewusstseinsbildung für Gebäudesicherheit wünscht sich auch Werner Moldaschl,

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BauTecFokus

Geschäftsführer der WISAG Gebäudetechnik. Im Interview (Seite 60) verrät er warum Betreiber-Risken nicht zu unterschätzen sind und externe Dienstleister viel kritischer kontrollieren. Zu Tisch waren wir mit Reinhard Poglitsch, Commercial Director Continental Europe bei ISS World Services (Seite 134). Über mangelnde Aufgaben kann sich der ausgewiesene Steakliebhaber nicht beschweren. Sein Bereich zeichnet für 40 Prozent der im Konzern erwirtschafteten Wertschöpfung von elf Milliarden Euro verantwortlich. In ganz Asien gibt es kein weiteres Flughafengebäude, dessen Tragwerk und Dachstruktur komplett aus Holz gefertigt wurden: Rubner Holzbau hat vom niederösterreichen Standort Ober-Grafendorf aus beim Mactan Cebu International Airport beeindruckende Arbeit geleistet (Seite 112). Architekten Ur-Gestein Heinz Neumann vermisst mitunter die Wertschätzung gegenüber Architektenleistung. Ab Seite 28 verrät er gemeinsam mit seinen geschäftsführenden Partnern Oliver Oszwald und Florian Rode, wie gute Architektur entsteht und warum Multifunktionalität die Zukunft ist. Viel Spaß beim Lesen,

Birgit Salomon Chefredakteurin


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Kurz & Bündig > Unternehmen & Märkte Cree und ELK bündeln Wissen

Kooperation

Halbjahresbilanz

Umsatzplus n Glorit kann auf ein erfolgreiches erstes Halbjahr zurückblicken. Der Umsatz wuchs auf 34 Millionen Euro, ein Plus von 58 Prozent. Im aktuellen Jahr wurden bereits zehn neue Jobs geschaffen – mit 143 Angestellten und Arbeitern erreichte man einen neuen Beschäftsungshöchststand. Ebenso werden drei Millionen Euro in die Infrastruktur durch den Bau eines Musterhauses und der Neugestaltung des Verwaltungsgebäudes am Standort GroßEnzersdorf investiert. Der Fertigstellung ist für November 2018 geplant. „Mit dieser Entwicklung zum Halbjahr konnten wir die Erwartungen der Unternehmensleitung sogar deutlich übertreffen“, freut sich Geschäftsführer Stefan Messar.

Goldenes Erdmännchen

Auszeichnung n Der Verband der Ziviltechniker und Ingenieurbetriebe (VZI) feierte mit 200 Gästen im Kursalon Hübner sein 30-jähriges Jubiläum. Die Verleihung des CCC-Awards war Höhepunkt der Veranstaltung. Erstmals wurden vier Einzelpersonen in der jeweiligen Kategorie ausgezeichnet, die sich in besonderer Art und Weise für erhöhte Kooperation und Kommunikation bei Immobilienund Infrastrukturprojekten in Österreich engagiert haben. Für ihren Einsatz erhielten

die Preisträger eine Trophäe in Form eines vergoldeten Erdmännchens, eine Erdmännchen-Patenschaft und eine Jahreskarte des Tiergartens Schönbrunn. Die Preisträger waren Renate Schraml, Elisabeth von Thüringen GmbH (Kategorie „Bauherren“), Leonidas Gerald Schafferer, bau.raum („Architekten, Planer & Projektsteuerer“), Klaus Reisinger, vormals ENGIE Gebäudetechnik („Ausführende“) und Ulla Unzeitig, Open House Wien („Sonderbeteiligte“).

Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig

Dietmar Eiden hat die operative Geschäftsführung aller B2B-Messen im Österreich-Portfolio von Reed Exhibitions übernommen.

Ab sofort zeichnet Anita Körbler für den Bereich Business Development & Sales beim SaaS-Anbieter docu tools verantwortlich.

Bernd Oswald wird Chief Operation Officer bei Cree. Er ist für den Ausbau der digitalen Plattform, sowie Strategieumsetzung zuständig.

News Ticker Boden: SCHUBERT STONE eröffnet zusätzlich zu der Naturstein-Terrassenausstellung eine Feinsteinzeug-Terrassenausstellung mit mehr als 100 verschiedenen Sorten und somit Österreichs größte Feinsteinzeug-Ausstellung für Terrassen. Nominierung: Die Nominierungen für den ZV-Bauherrenpreis 2018 sind fixiert. Die Jurys haben sich für 22 von 106 Projekten entschieden.

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BauTecFokus

Fotos: Ernst Haas; Reed Exhibitions/Andreas Kolarik; helenedevun

n Holz-Hybridbauspezialist Cree und Fertighaus-Marktführer ELK bündeln ihre Kompetenzen und starten gemeinsame Projekte. Cree wird seine SystemplanungKompetenzen sowie die langjährige Erfahrung im mehrgeschossigen Holzbau einbringen. ELK bereichert die Partnerschaft mit fast 50 Jahren Erfahrung im Fertighausbau und der hochmodernen Infrastruktur für die industrielle und damit effizientere Vorfertigung. „Mit der Zusammenarbeit schaffen wir für die Errichtung von mehrgeschossigen Holz-Hybridgebäuden erstmals eine durchgängige, umfassende Abwicklung von der Planung und der Vorproduktion bis hin zur Montage“, erklärt Hubert Rhomberg, CEO und Gründer der Cree GmbH. Besonders attraktiv dürfte der neue Player daher für gewerbliche Wohnbauträger und den gemeinnützigen Wohnbau werden.


Kurz & Bündig > Unternehmen & Märkte Prämierung für Meissl Architects

Award n Meissl Architects wurden mit dem Iconic Architecture Selection Award 2018 für das PAULY in Seefeld in Tirol, in der Kategorie INTERIOR, ausgezeichnet. Das Architekten-Team von Meissl Architects überzeugte mit seiner besonderen Herangehensweise bei der Gestaltung des Lokals. Der hohe Designanspruch, ohne dabei auf bekannte Klassiker zu setzen, die Gemütlichkeit und das LIVING LA DOLCE VITA haben die Jury überzeugt. „Das PAULY ist ein Unikat für die Ferienregion Seefeld – fernab von Tiroler Kitsch und Pizzabäckerei. Bodenständig, aber raffiniert, authentisch und geprägt vom LA DOLCE VITA und den hochwertigen Zutaten der Regionen Italiens“, so Alexander Meissl.

Ausbaustrecke Oldenburg-Wilhelmshaven

Großauftrag n Eine Arbeitsgemeinschaft (ARGE) aus STRABAG AG, Ed. Züblin AG und STRABAG Rail GmbH wurde von der Deutsche Bahn AG mit dem Ausbau einer insgesamt 5,7 Kilometer langen Bahnstrecke auf dem Gebiet der niedersächsischen Gemeinde Sande (Landkreis Friesland) beauftragt. Der Auftrag ist Bestandteil der Ausbaustrecke Oldenburg–Wilhelmshaven. Durch die Baumaßnahmen wird der Anschluss des Container-Terminals Wil-

helmshaven an das überregionale Bahnnetz verbessert und die Bahnstrecke an das steigende Güterverkehrsaufkommen angepasst. Der Streckenabschnitt „Bahnverlegung Sande“ beinhaltet eine vier Kilometer lange zweigleisige Neubaustrecke sowie die Erweiterung einer bestehenden 1,7 Kilometer langen Trasse um ein zweites Gleis. Der Auftragswert beträgt rund 115 Millionen Euro, die Bauzeit voraussichtlich 3,5 Jahre.

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Das Beste, was Ihnen passieren kann.


Kurz & Bündig > Technik & Wissen Update auf 32 Meter

Neue Reichweiten n Die COMPACT Präsenz- und Automationsserien werden vom Hersteller ESYLUX einem umfangreichen Update unterzogen. Das Produkt wird um Varianten mit einer Reichweite von 32 Metern ergänzt. Bei der Bewegungserfassung setzt das Unternehmen auf die bewährte strahlungsfreie PassivInfrarot-Technologie. „Wo sich Menschen längere Zeit aufhalten, wie am Arbeitsplatz, möchten wir jede Form von Elektrosmog unbedingt vermeiden“,

erklärt Marcus Pabsch, Leiter des ESYLUXProduktmanagements. Damit passt man sich für die bedarfsgesteuerte Gebäudeautomation an die individuellen Umgebungsanforderungen an. Dies verschafft mehr Flexibilität in großen Räumen. Als Beispiel für den Einsatz stehen Großraumbüros im Fokus. Insgesamt handelt es sich bei den neuen Ausführungen um sechs Melder für unterschiedliche Betriebstechnologien.

Synco IC

Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig

Rund 30 Architekten und Planer aus ganz Österreich fanden sich Ende August in Kollerschlag ein. Loxone hatte zum ersten Real-Smart-Home-Event für Branchenexperten geladen. Verschiedene Workshops und Impulsvorträge eröffneten die Welt des smarten Zuhauses – und begeisterten. Die Loxone-Geschäftsführer Thomas Moser, Rüdiger Keinberger und Martin Öller freuten sich über das große Interesse der Gäste während der Veranstaltung.

n Die Synco IC-Cloud-Plattform der Siemens-Division-Building Technologies wurde um neue Funktionen für die Fernüberwachung von Heizungs-, Lüftungs-, und Klimaanlagen ausgebaut. Seit Juli ist eine Fernablesung von Zählern für die Energieabrechnung, die Fernüberwachung von Energiekennzahlen und die Fernintervention zur Senkung des Energieverbrauchs möglich. Das cloudbasierte System ist für einen kosteneffizienten Betrieb und Management von HKL-Anlagen in kleinen und mittelgroßen Gebäuden geeignet. Ein Ziel ist es, den Energieverbrauch zu reduziert. Bis zu 2.500 Funkmessgeräte oder 250 verdrahtete Zähler können von dem System umfasst werden. Durch eine automatische Datenerfassung werden Ablesefehler minimiert und eine Zählermanipulation oder Datenfälschung verhindert. Es können bis zu 100 Standorten kostenlos angebunden werden

News Ticker Tagung: buildingSMART Austria und Heid & Partner laden am 11.10.2018 zur Veranstaltung nach Salzburg unter dem Motto „In der Praxis angekommen: Fallbeispiele zu Building Information Modeling entlang des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes“ ein. Erfolg: PORR gewinnt in Polen bislang größten Bahnbauauftrag mit einem Auftragsvolumen von rund 116 Millionen Euro.

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BauTecFokus

Fotos: RabmerGruppe, Siemens; ESYLUX; GRÜNSTATTGRAU;

Neue Funktionen


Kurz & Bündig > Technik & Wissen GRÜNSTATTGRAU

Innovationslabor n Bei der Eröffnung des ersten mobilen Experimentierraums für Bauwerksbegrünung MUGLI am Wiener Hauptbahnhof präsentiert das Start-up seine Zielsetzung: 20 Prozent der Potenzialflächen in Innerfavoriten zu begrünen. Mit diesem groß angelegten Projekt wird Bauwerksbegrünung erstmals breitenwirksam im Bestand umgesetzt. Gemeinsam mit über 300 Netzwerkpartnern will das Innovationslabor eine Reihe von gebündelten Aktivitäten starten, um mehr Pflanzen auf Österreichs Dächer und Fassaden zu bringen und die Städte nachhaltiger und lebenswerter zu gestalten. Dies soll vor allem extremen Wetterergeignissen, wie Hitze und Starkregen, entgegenwirken. „Hier setzt unser Innovationslabor an: Bauwerksbegrünung hilft, diese und weitere drängende Herausforderungen in unseren Städten zu lösen“, so Vera Enzi, eine der beiden Geschäftsführerinnen von GrünStattGrau. Marcus Franz, Bezirksvorsteher von Wien-Favoriten, ergänzt: „Mehr Grün bedeutet mehr Lebensqualität. Deswegen erhält die Initiative vom Bezirk volle Unterstützung. Das Kreta-Viertel als Zielgebiet wird von den positiven Effekten der Bauwerksbegrünung profitieren.“

Wasser sparen

Balkonfassaden

Hitzewelle

Schlaues System

n Wasser sparen wird aufgrund des Klimawandels und extremerer Hitzeperioden immer mehr zum Thema. Vor allem beim Duschen kann man den Wasserverbrauch im Haushalt reduzieren. Von den 130 Litern des durchschnittlchen Gesamtwasserverbrauchs entfallen bis zu 80 Liter auf das Duschen. Für die Reduktion des verbrauchten Wasservolumens greifen viele zu herkömmlichen Spar-Duschköpfen oder Durchflussmengenbegrenzern, bei

denen jedoch der Duschkomfort reduziert wird. Dafür hat Raber ein Wassersparsystem namens ECOTURBINO entwickelt. Es handelt sich um eine kleine Turbine, die bei jeder Duscharmatur eingebaut werden kann und mit einer patentierten Technologie ein stark verwirbeltes Wasser-Luftgemisch erzeugt. Damit können rund 36 Prozent Wasser und Energie eingespart werden, ohne dass die Duschstrahlintensität abnimmt.

n Beim Balkonfassadensystem von Lumon werden Glas- und Aluminiumstabgeländer mit aufklappbaren und verschiebbaren Glasscheiben komibniert. Das System kann komplett an die Gebäudekonstruktion und die Wünsche des Auftraggebers angepasst werden. Es gibt zahlreiche Variationsmöglichkeiten in der Anordnung der Glaselemente, Farbgebung und der Wahl des Zubehörs. Im geschlossenen Zustand schützt das Produkt vor Lärmeinflüssen und bietet einen zusätzlichen Wärmepuffer am Balkon. Das reduziert zusätzlich die Heizkosten. Das Highlight dieser Verglasung ist das Dreh-/Schiebe-System, das ein einfaches Öffnen und Schließen der Konstruktion ermöglicht. Alle Glaswände lassen sich, je nach Wetterlage, Sonnenstand oder Belüftungswunsch individuell bewegen. Zum Öffnen der ersten Scheibe ist ein Griff vorgesehen, alle weiteren Scheiben können in die Anschlussposition geschoben und zusammen parallel zur Wand verstaut werden. Ein Zuschlagen durch Wind wird duch eine Verriegelung verhindert. Die Reinigung kann einfach vom Balkon aus durchgeführt werden.

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Kurz & Bündig > Gebäude Ausrüstung Management Neue Kollektion

Lichtblicke n RIBAG bringt mit der neuen Draft & Craft Collection die Möglichkeit, sich durch individualisierte Lichtlösungen in der Gestaltung zu differenzieren. Die Beleuchtung kann optimal mit der Architektur und dem Design der Innenausstattung abgestimmt werden. Es werden Sondereditionen mit persönlicher Handschrift hergestellt und neue Materialisierungen wie Leder oder Holz eingesetzt. Die unterschiedlichen Leuchten eigenen sich für einen vielseitigen Einsatz im Wohn-, Hotellerie- und Restaurantbereich. Für die neue ARVA Draft & Craft Collection wird die schwarze Linsenpendelleuchte mit einer individuellen Blende kombiniert. Zur Auswahl stehen die zwei Ledervarianten „Rancho Terra“ und «Velluto Lava» sowie die beiden Holzarten Eiche und Schwarznuss.

Kurt-Masur-Schule

Farbenfroh n Ästetik, Funktionalität sowie kind- und lerngerechte Räumlichkeiten stehen bei den Anforderungen der Kurt-Masur-Grundschule weit oben. Dazu zählt auch ein farbenfroher Fensterschutz von Warema, der in strahlenden Sonnengelb das Gebäude freundlich und anregend wirken lässt. Rund 620 Schüler besuchen täglich das Schulgebäude, welches einen umliegenden Hort und eine Dreifach-Sporthalle beinhaltet. Mensa und Mehrzweckräum werden mit

dem Foyer zu einem offenen Komplex verbunden. Auf dem Dach befinden sich zusätzliche Spielflächen für die Schüler. Das Gebäude wurde nach Passivhausstandard konzipiert und überzeugt durch seine Energiebilanz. Ein weißes WärmedämmVerbundsystem an den Außenfassaden wird von horizontalen Fensterbändern unterbrochen. Für Blend- und Wärmeschutz spielen die textilen Fenster-Markisen von Warema eine wichtige Rolle.

Bernhard Hirschmüller ist neuer Vertriebsleiter bei VELUX Österreich und wird sich auf den Ausbau der starken Marktposition von kümmern.

Alexander Ghezzo freut sich auf zahlreiche Einreichungen im Rahmen der siebten Green and Blue Awards für nachhaltige Immo-Projekte.

Andreas Schierenbeck, CEO von thyssenkrupp Elevator, ist stolz auf das Projekt des neuen Hauptsitzes und des weltweit höchsten Aufzugtestturms.

News Ticker Erweiterung: TÜV AUSTRIA baut mit Tecnotest Werkstoffkompetenz im Rheinland aus. TÜV AUSTRIA Deutschland übernimmt den ZfP-Prüfdienstleister Tecnotest mit 34 Mitarbeitern und Sitz in Leverkusen. Jubiläum: Die Geschwister Carola MeisslHandle und Alexander Meissl, beide Geschäftsführer von MEISSL ARCHITECTS, feiern 60 Jahre erfolgreiche Firmengeschichte.

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Fotos: Warema, VELUX, Thomas Mayer

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Kurz & Bündig > Gebäude Ausrüstung Management Mehr Raum

Raumakustik optimiert

Sanierung

Lärmpegel

n Aufgrund der steigenden Nachfrage bei der Firma Landgarten in Bruck an der Leitha, musste der Hersteller von Bio-Snacks ein neues Rohwarenlager und eine neue Produktionshalle errichten. Somit soll ausreichend Raum für die Produktionsanforderungen gewährleistet werden. BRUCHAPaneel® PU Wand - WP Platten im Stecksystem ermöglichen eine saubere Lösung für Wände und Dächer. Vollflächig verklebte Dachabdichtungsbahnen von Sika sollen für die richtige Dachabdichtung sorgen. Die Module können einfach und schnell verlegt werden, für die Montage sind keine offenen Flammen nötig. Sie bieten hervorragende Witterungsbeständigekti auch bei permanenter UV-Belastung.

n Im Heurigenlokal „Zum Martin Sepp“ finden bis zu 200 Gäste Platz. Um den Geräuschpegel zu verbessern, entschied sich Romana Martin für Solo Deckensegeln vom Raumakustik-Spezialisten Ecophon. Für dieses raumakustische Upgrade verantwortlich zeichnet Akustik-Spezialist Thomas Mayer mit seinem Unternehmen raumecho - Agentur für Raumakustik. Einerseits sollte die Nachhallzeit und damit der empfundene Geräuschpegel deutlich reduziert werden, auf der anderen Seite sollte kein schalltoter Raum entstehen und auch der optische Raumeindruck erhalten bleiben.

Fit für die Zukunft

Neue Arena

Wanda Lanzer Schule

Neue Mittelschule Stammersdorf n Diesen September wurde in Stammersdorf eine ganztägige Neue Mittelschule eröffnet. Bereits Mitte August wurde das Gebäude von Herrn Josef Stadlinger, Division Head Siemens Building Technology Österreich feierlich an die Schulleitung Katja Kraml übergeben. Projektverantwortlich zeigten sich Siemens Gebäudemanagement & Services G.m.b.H. (SGS) gemeinsam mit der Baufirma Granit und Raiffei-

sen Leasing. „Lebenszyklusorientierte Modelle wie in der Wanda Lanzer Schule sind die beste Garantie für Nachhaltigkeit mit Auswirkung auf die Lebenszykluskosten und die übergreifende Planung, Errichtung und den Betrieb“, erklärt Manfred Völker, Geschäftsführer der SGS. Die Wartungen, Instandhaltungen und Inspektionen werden die nächsten 25 Jahre von der SGS betreut.

n Der österreichische Fußballbundesligaverein CASHPOINT SCR Altach will sich für zukünftige sportliche Herausforderungen stellen. Im Rahmen der Masterplanung für eine neue Spielstätte mit dem Arbeitstitel „Vorarlberg Arena“ sollen saisonal- oder eventunabhängige Nutzungsmöglichkeiten berücksichtig werden. „So wie wir auch unsere Organisation ständig hinterfragen und verbessern müssen, haben wir auch an unserer gesamten Sportanlage und an ihrem Herzstück, der CASHPOINT Arena, noch vieles zu verbessern und zu ergänzen. Dabei stellen wir uns die Frage, ob und wie wir insbesondere die Infrastruktur der Arena über die Bundesliga-Heimspiele hinaus nutzbar machen oder durch gezielte Ergänzungen für andere Events attraktiv machen können“, sagt Karlheinz Kopf, Präsident des CASHPOINT SCR Altach. Partner des Verbands sind u.a. Steilpass – The Brand Experience Consultants, Maxmakers – International Real Estate Consulting, Drees & Sommer und Blackforesters. Durch das Mischnutzungsprinzip soll ein möglichst großer Mehrwert für den Verein entstehen.

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Kurz & Bündig > Materialien & Maschinen Universitätsklinikum St. Pölten

Hygienefaktor

Glas mit pyrolytischer Beschichtung

Saubere Sache

Metallbau

ÖNORMEN n Das Aluminium-Fenster-Institut (AFI) hat eine Aufstellung der wichtigsten Normen aus dem Bereich Metallbau online gestellt. Die aktualisierte Auswahl von über 300 ÖNORMEN für den Metallbau soll Planer, Architekten, Bauherren und Metallbaubetriebe in ihrer Arbeit unterstützen. Neu ist die zusätzliche Leistung von Normenentwürfen. Durch die direkte Verlinkung mit Austrian Standards kann man sich rasch über die Details der Norm oder des Entwurfes informieren.

verschmolzen, nutzt sich nicht ab und versiegelt die Oberfläche dauerhaft – das Glas wird auch nach Jahren nicht stumpf oder trüb. Darauf gibt das Unternehmen eine zehnjährige Korrosionsschutzgarantie. So wird auch der Reinigungsaufwand minimiert: Klares Wasser genügt, scharfe Badreiniger werden überflüssig – das schont nicht nur die Umwelt, sondern spart zusätzlich Geld.

Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig

Die zwei neuen Geschäftsleiter von Hacksteiner-Metall Thomas Ablinger und Wolfgang Ebner unterstützen Geschäftsführer Wilhelm Rinnerthaler bei seinen Agenden. Ablinger ist MetallbauProjektleiter und vertritt als Geschäftsleiter mit Handlungsvollmacht ab sofort das Unternehmen nach außen.

Stephan Bothen ist neuer Geschäftsführer von Zeppelin Österreich. Er verantwortet das Gebiet in Wien, Graz, Linz, Innsbruck und Villach.

News Ticker Baustellen-Werbung: Baustellen erregen das Interesse von Passanten. Ein effektiver Weg für Werbung ist die plakative Gestaltung von Bauzäunen. Durchlässiges Mesh-Gewebe sei besonders geeignet. Hitzeschutz: Massiv Bauen unterstützt den Kühleffekt und steigert das Wohlbefinden. Das belegen Langzeitmessungen im Viva Forschungspark von Baumit.

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BauTecFokus

Fotos: AGC Glass Europe, Schönhofer, Hacksteiner-Metall/Stefan Zauner, Schoeck

n Als neutrales Glas mit unsichtbarer pyrolytischer Beschichtung (Hardcoating) ist „Luxclear Protect“ von AGC Interpane perfekt für Duschanwendungen geeignet. Die Beschichtung schützt die Glasoberfläche langjährig vor sichtbaren Kalkablagerungen und dem Anhaften von Seifenresten und Schmutz. Anders als bei herkömmlichen Dusch-Verglasungen ist das Hardcoating mit dem Glas

n Der sogenannte zweite Bauabschnitt des Universitätklinikums in St. Pölten ist das größte Klinik-Bauprojekt Österreichs. Mit den Trockenbauarbeiten wurde Lieb Bau Weiz beauftragt. Das Auftragsvolumen umfasste sämtliche nichttragende Innenwände, Unterkonstruktionen für Portale, Türen und diverse medizinische Geräte sowie abgehängte Decken im gesamten Gebäude. Für ein angenehmes Arbeitsklima und die rasche Genesung der Patienten setzten die Architekten in der Gestaltung auf großzügige Glasflächen an der Fassade und im Innenbereich. In Zonen mit Patientenverkehr entschied man sich für die Fixverglasung Planline von Saint-Gobain Rigips Austria. Diese Elemente sind absolut flächenbündig mit den tragenden GipskartonStänderwandsystemen und rundum hermetisch versiegelt. Es kann also zu keinerlei Verunreinigung in den bereits werkseitig gereinigten Glaselementen kommen. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Glaselemente unterschiedlichen bauphysikalischen Anforderungen gerecht werden können.


Kurz & Bündig > Materialien & Maschinen ASB LumiFlex

Außergewöhnliches Shoppingerlebnis n ASB LumiFlex ist ein Videofußboden. Der gesamte Bodenbereich dient als multifunktionaler Monitor, durch den jeder Raum zu einem einzigartigen visuellen Erlebnis wird Indoor- oder Outdoor-Event, Ausstellungen, Atrien von Einkaufszentren und Hotels, Konzertsäle, Marketing-Stunts und Produktpräsentationen. Architekten und Innenarchitekten suchen manchmal noch nach dem besonderen Eyecatcher. Das deutsche Unternehmen ASB, kurz für Aluminium SystemBau Horst Babinsky GmbH, hat den flächenelastischen Voll-LEDVideofußboden aus Glas LumiFlex entwickelt und optimiert. Seine Eigenschaften: wasserabweisend, elastisch, strapazierfähig, rutschfest, auch bei Tageslicht sichtbar und als portables System mit vorkonfigurierten

Neue Bewilligungen nötig

Fassadenbefestigung

Gesteinsabbau

Neuerung

n Rund vier Millionen Tonnen Kies und Gestein werden von der Vorarlberger Bauwirtschaft jährlich verbraucht. Um den Bedarf weiterhin decken zu können, müssen in nächster Zeit neue Bewilligungen erteilt werden, so eine Bedarfsstudie zur Baurohstoffversorgung. Je nach Möglichkeit wird empfohlen, bestehende Abbaufelder zu erweitern und Nassbaggerungen einzuplanen. Die entsprechenden Potenzialien sollen in einer Folgeuntersuchung erhoben werden, so Landeshauptmann Markus Wallner und Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser. Von heimischen Betrieben mit bewilligten Abbaufeldern in den Regionen Walgau, Rheintal und Bregenzerwald wird der größte Teil des Gesamtbedarfs beigesteuert. Insgesamt werden von ihnen rund 2,75 Millionen Tonnen an mineralischen Rohstoffen geliefert. In den nächsten Jahren wird sich diese Abbaumenge drastisch reduzieren – bis zu drei Viertel in den kommenden zehn Jahren. Wenn keine Maßnahmen ergriffen werden, ist man in Vorarlberg von Importen aus Deutschland und Tirol abhängig.

n Combar, ein hochwertiger Glasfaserstab, wird seit heuer vom Produkthersteller Schöck auch in Österreich verwendet. Aktuell wurde die Produktlinie Schöck Isolink geschaffen, die alle Fassadenbefestigungen vereint. Glasfaserbewehrung hat im Vergleich zu Betonstahl einige Vorteile: es ist nicht nur leichter, sondern gleichzeitig belastbarer und verfügt über hervorragende statische, chemische und bauphysikalische Eigen-

Elementen von 1,5 x 2,5 m sehr flexibel – per Plug & Play einsatzbereit. Der LumiFlex von ASB ist in einer Basis- und einer Premiumvariante, erhältlich. Die Premiumversion verfügt über einen Pixelabstand von 6,25 Millimetern, der hochauflösende Videodarstellung ermöglicht. Das heißt, in der höheren Auflösung sind in einem Quadratmeter ASB LumiFlex 25.600 RGB-LEDs verbaut. Die Basisausführung ist mit einem Pixelabstand von 8,9 Millimetern erhältlich, hier sind 12.500 RGB-LEDs pro Quadratmeter verbaut. Dass große Erlebnisse keine komplizierte Technik brauchen, beweist die Bedienung des LumiFlex. Per HDMI- oder DVISchnittstelle kann der Boden von jedem Computer als sekundärer Monitor gesteuert werden.

schaften. Außerdem zeichnet sich Schöck Combar durch seine geringe Wärmeleitung aus und benötigt eine geringe Betondeckung. Das Produktportfolio von Schöck wird so erweitert und in einer neuen Produktfamilie zusammengefügt. Alle Fassadenbefestigungen von Schöck tragen ab sofort den Namen Schöck Isolink. Im Zuge dessen wird auch der bisherige Thermoanker umbenannt.

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Kurz & Bündig > Praxis & Lösungen Photovoltaik beim Lagerhaus Kufstein

Sonnenkraft n Am Standort in der Raiffeisenstraße in Kufstein entsteht eine neue Lagerhausfiliale. Die Nutzung von Tageslicht und grüner Energie aus einer Photovoltaik-Anlage, die in die Dachfensterlösung VELUX Modular Skylights integriert ist, stehen dabei im Fokus. Bei VELUX Modular Skylights handelt es sich um ein innovatives Oberlichtkonzept, dessen Elemente je nach Anforderung individuell kombiniert werden können. Eine Möglichkeit sind öffenbare Module, die eine

Frischluftversorgung garantieren. Im neuen Lagerhaus in Kufstein werden in zwei Sattellichtbändern mit 40 Grad Neigung insgesamt 92 Module der VELUX Modular Skylights verbaut. Das südseitig ausgerichtete Lichtband besteht aus 46 voll belegten Photovoltaik-Modulen, die zur Deckung des Energiebedarfs beitragen. Die Fertigstellung der Bauarbeiten ist bis Dezember 2018 geplant. Die Eröffnung soll im Frühjahr 2019 stattfinden.

Karawankentunnel

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Stefan Fehle verstärkt das Führungsteam des LED-Anbieters LEDON und wird neuer Finanzchef. Im Juni wurde ihm die Prokura erteilt.

Ehrentraud Schreck übernimmt die Position der Geschäftsführung von Conrad Electronic Österreich und löst damit Thomas Schöfmann ab.

Holger Engelbrecht Produktmanager bei reichelt elektronik, begrüßt die neue EU-Beleuchtungsverordnung hin zu energieeffizienteren Geräten.

n Heuer startet die ASFINAG zeitgleich mit dem slowenischen Autobahnbetreiber DARS den Vollausbau des Karawankentunnels. Der Grenztunnel zwischen Österreich und Slowenien ist Teil der 7,9 Kilometer langen A11 Karawankenautobahn. Als erster Schritt ist der Neubau einer zweiten Tunnelröhre vorgesehen. „Der Auftrag über den Neubau einer zweiten Röhre beim Karawankentunnel hat ein Volumen von rund 90 Millionen Euro. Er ist eine Auszeichnung für die SWIETELSKY-Baugesellschaft und ihr TunnelbauUnternehmen, die in diesem Fall gemeinsam als ARGE beauftragt wurden. Wir sind auf Untertagebauprojekte hochspezialisiert und können auf jahrzehntelange Erfahrung zurückgreifen“, betont SWIETELSKY-Sprecher Karl Weidlinger. Als besondere Herausforderung gelten die schwierigen geologischen Verhältnisse sowie erwarteten Wasserzutritten.

News Ticker Licht: RIBAG Licht hat für die Linie AROA eine Stehleuchte sowie neue Farberweiterungen im Chrom-Look und Goldbraun gelauncht. Vergaberecht neu: Ziviltechnikerkammer legt Leitfaden für die Vergabe von Planungs- und Beratungsleistungen vor. Auftraggeber leiden weiterhin unter der Komplexität des Gesetzes.

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BauTecFokus

Fotos: RIBAG Licht AG; IG Lebenszyklus Bau; Lisa Mathis; Lagerhaus; Zeppelin/Sabine Gassner

Tunnelröhre Nr. 2


| BA12-15G |

Kurz & Bündig > Praxis & Lösungen Aluminiumfenster

Nachhaltigkeit & Design n Wicona ist weltweit der erste Anbieter eines thermisch getrennten Aluminiumbausystems, welches zur Gänze aus recycelten Material beseteht. Das Wicline 75 Max Aluminiumfenster soll Nachhaltigkeit mit Design verbinden. Mit einer filigranen Profilansicht erfüllt es die Ansprüche einer modernen Architektur. Es hat für seine versenkbaren Fenstergriffe mehrere Design-Preise erhalten. Darüber hinaus ist es kostengünstig, fast wartungsfrei und besitzt eine lange Lebensdauer. Der verantwortungsvolle Umgang mit der Umwelt ist ein weiterer Aspekt, der bei modernen Bauwerken zum Tragen kommt. Aluminium ist ein nachhaltiger Werkstoff, der immer wieder recycelt und erneut verwendet werden kann. „Mit dem Wicline 75 Max Aluminiumfenster kommt Hydro Building Systems Austria dem Anspruch auf Nachhaltigkeit in einer Art und Weise nach, die weltweit einzigartig ist“, sagt Jörg Meiche, Vertriebsleiter Hydro Building Systems Austria.

Der erste Controller, der in jedem Raum willkommen ist. Integrale Gebäudeautomationslösungen: z. B. mit dem BC9191.

www.beckhoff.at/building

DBS-Club

Prototyp n In einer neu gegründeten Initiative der IG Lebenszyklus Bau, dem sogenannten DBS-Club (Digital Building Solutions), ziehen Buwog Group, Delta, Engie, Microsoft, Siemens, UBM Development AG, Umdasch Group Ventures, Wien Energie, Wienerberger, Wirtschaftsagentur Wien, Wien 3420 aspern Development AG, WeXelerate und Austrian Institute of Technology an einem Strang, um gemeinsam mit technologieaffinen Start-Ups Lösungen für jene Felder zu entwickeln, denen das größte Innovationspotenzial in der Branche zugeschrieben wird. Es werden gemeinsam Prototypen für die digitale Planung, Errichtung, Finanzierung und den Betrieb von Gebäuden entwickelt. Am 3. Oktober werden die erarbeiteten Konzepte in der Seestadt Aspern im Rahmen des DBS Future Demo Days getestet. Dabei sollen neue, innovative Denkansätze und Ideen zur Optimierung der Konzepte geschaffen werden.

Der Raum-Controller BC9191 bündelt die Standardfunktionalitäten zur Einzelraumsteuerung in einer kompakten Bauform. Zentrale Informationen werden per Ethernet mit der übergeordneten PC-Ebene ausgetauscht. Damit ist der BC9191 ein exzellentes Beispiel für die integrale Gebäudeautomation von Beckhoff auf der Grundlage der offenen, PC-basierten Steuerungstechnik: Alle Gewerke werden von einer einheitlichen Hard- und Softwareplattform gesteuert, bestehend aus skalierbaren Steuerungen, passgenauen I/O-Lösungen und der Automatisierungssoftware TwinCAT. Durch die optimale Abstimmung aller Gewerke werden die Energieeinsparpotenziale über die Energieeffizienzklassen hinaus voll ausgeschöpft. Für alle Gewerke stehen vordefinierte Softwarebausteine zur Verfügung, die das Engineering enorm vereinfachen. Funktionserweiterungen oder -änderungen sind jederzeit möglich. Die Systemintegration erfolgt über die gängigen Kommunikationsstandards Ethernet, BACnet/IP, OPC UA oder Modbus TCP.

Die ganzheitliche Automatisierungslösung von Beckhoff:

Flexible Visualisierung/ Bedienung

Skalierbare Steuerungstechnik, modulare I/O-Busklemmen

Modulare SoftwareBibliotheken

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Kurz & Bündig > Hoch- & Tiefbau Deutsche Einheit Nr. 15

Verkehrsprojekt

Wohnanlage Seeblick

Baustart n In Lochau wird ein weiteres Projekt von i+R Wohnbau und Rhomberg Bau realisiert. 52 Wohnungen sollen zwischen Schanzgraben und Seeschanze errichtet werden. Die Vorbereitungsarbeiten für das Wohnbauprojekt „Seeblick“ haben auf dem rund 4.500 Quadratmeter großen Grundstück bereits gewonnen. Die bereits bestehende Tankstelle wird neu errichtet. Im Ergeschoss wird der dazugehörige Tankstellenshop untergebracht. Die Wohnungen mit zwei bis vier Zimmern sowie Penthäusern finden in den fünf darüberliegenden Stockwerken Platz. In einer Tiefgarage befinden sich 71 Stellplätze für PKWs und zehn für einspurige Fahrzeuge. Die Fertigstellung ist für 2021 geplant.

Brenner Basistunnel

Tunnel-Jahrhundertprojekt n Das Auftragsschreiben über das Bauvorhaben H51 Pfons-Brenner wurde im August von den Vertretern des PORR Konsortiums, bestehend aus der PORR, Hinteregger, Joint Venture Partnern aus Italien und dem Vorstand der Brenner Basistunnel Gesellschaft unterzeichnet. Der Verwaltungsgerichtshof hat den Zuschlag an die PORR für das größte Baulos in der österreichischen Geschichte erneut bestätigt. Für das gesamte Projekt ist eine Bauzeit von

rund sechs Jahren angesetzt. Das Auftragsvolumen beträgt ca. eine Milliarde Euro. „Wir sind sehr stolz darauf, den Zuschlag für das bislang größte Tunnelprojekt Österreichs erhalten zu haben. Das rund 18 Kilometer lange Baulos ‚Pfons-Brenner‘ stellt aufgrund der komplexen geologischen Gegebenheiten und den beschränkten Platzverhältnissen eine anspruchsvolle Herausforderung dar“, so PORR CEO Karl-Heinz Strauss.

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Marc Schreiber ist neuer Bereichsleiter Berlin der STRABAG Real Estate GmbH. Der diplomierte Architekt ist seit 10 Jahren im Unternehmen tätig.

Bei der ZIMA Wohn Baugesellschaft mbH Vorarlberg kam es per Juli zu einer personellen Rochade: Die bisherigen Prokuristen und langjährigen Mitarbeiter Claudio Kohler und Herwig Bertsch übernehmen die Geschäftsleitung der ZIMA Wohn Baugesellschaft mbH.

News Ticker VÖB Konjunkturbarometer: Trotz eines herausragenden Vorjahres konnte die Betonfertigteilbranche in Österreich im ersten Halbjahr 2018 den Umsatz noch einmal deutlich spürbar steigern. Copacabana: Mit dem neuen Großprojekt in Karlsdorf bei Graz schafft die C&P Immobilien AG einen Wohn- und Lebensraum mit 165 Wohneinheiten inklusive privatem Seezugang.

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BauTecFokus

Fotos: BBT SE; PORR; ZIMA Holding AG; STRABAG Real Estate GmbH; DMAA / SIGNA

n ZÜBLIN wurde für den rund sechs Kilometer langen dritten Bauabschnitt der BAB 44 zwischen Kassel und Herleshausen von der DEGES (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) beauftragt. Die Straße ist Teil des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit Nr. 15. Die Auftragssumme beträgt rund 183 Millionen Euro. Herzstück des Auftrags ist der ca. 1,7 Kilometer lange Tunnel Boyneburg, der aus zwei jeweils zweispurigen Tunnelröhren besteht. Diese sind über fünf Rettungsquerschläge miteinander verbunden und verfügen über je zwei Pannenbuchten. Nördlich und südlich des Tunnels werden zwei 2,3 bzw. 2,1 Kilometer lange Streckenabschnitte der BAB 44 gebaut. Insgesamt sind fünf Unterführungsund Rampenbauwerke, sieben Stützmauern und Böschungsbauwerke sowie drei Brücken zu errichten.


Kurz & Bündig > Hoch- & Tiefbau A1 in Polen

Rund 164 Millionen Euro

Teilstrecke

Infrastruktur

n Die polnische Tochter der STRABAG SE wird in einem Konsortium den 16 Kilometer langen Streckenabschnitt der A1 zwischen Tuszyn und Bełchatów in Polen bauen. Der Auftrag wurde als Design&Build-Vertrag vergeben. Es entstehen zwei Fahrspuren je Fahrbahn, zwei Anschlussstellen, 17 Brückenbauwerke, Quer- und Zufahrtsstraßen, Lärmschutzwände und Tierübergänge. Das Auftragsvolumen liegt bei etwa 111 Millionen Euro. Die STRABAG hat einen Anteil von 50 Prozent. „Die A1 in Polen ist eine wichtige Verbindung zwischen den Häfen im Norden des Lands und dem Süden Europas. Wir freuen uns, im Rahmen des Ausbaus der A1 erneut einen Auftrag für eine Teilstrecke erhalten zu haben“, so Thomas Birtel, Vorstandsvorsitzender der STRABAG SE.

n Der Vertrag über die Palnung und den Bau für den letzten Teilabschnitt der Schnellstraße S61 in der Woiwodschaft Ermland-Masuren wurde im August mit der PORR unterzeichnet. Ein Konsortium aus PORR und UNIBEP S.A. Bielsk Podlaski wird die 23 Kilometer lange Teilstrecke von Szczuczyn nach Ełk realisieren. Die Bauarbeiten werden rund 29 Monate betragen und sollen im dritten Quartal 2019 abgeschlossen sein. Neben dem Neubau der Schnellstraße werden auch lokale Straßen renoviert, technische Strukturen sowie Umweltschutzeinrichtungen umgesetzt. Das Auftragvolumen umfasst rund 163,6 Millionen Euro.

Smart Commercial Building

Zentrales Gehirn

Wohnen am Schweizergarten

Großauftrag n Leyer + Graf darf sich nach dem Abschluss der Bauarbeiten am Baufeld 8 des AUSTRIA CAMPUS über den nächsten Großauftrag in Wien freuen. In unmittelbarer Nähe zum neuen Hauptbahnhof werden sie das Projekt „Wohnen am Schweizergarten“ der SIGNA umsetzen. Auf einem rund 12.000 Quadratmeter großem Areal wird ein Wohn- und Bürogebäude errichtet. Der Gebäudekomplex be-

steht aus drei Türmen mit 17 bzw. 18 Stockwerken und wird rund 450 Wohnungen, ein Büro, ein Hotel sowie Einzelhandelsflächen umfassen. Das Gebäude selbst besteht aus zwei Untergeschoßen mit je ca. 10.000 Quadratmetern. Darauf entstehen die Türme mit einer Höhe von ca. 60 Metern. Mit den Erdarbeiten wurde bereits begonnen, der Rohbau soll Ende 2019 fertiggestellt sein.

n Bis Ende 2019 entsteht mitten in Berlin das digitalisierte Bürogebäude cube berlin. Der cube lernt über eine Art zentrales Gehirn von seinen Nutzern und passt sich als sogenanntes Smart Commercial Building deren Bedürfnissen an. Der von 3XN Architects entworfene Neubau wird von der CA Immo mit rund 100 Millionen Euro realisiert. Für das ganzheitliche Digitalisierungskonzept des Gebäudes werden sie von Drees & Sommer beraten, die das Projekt mit Generalfachplanungsleistungen wie Fassadentechnik, Energiedesign und Green-BuildingZertifizierung begleiten. Die künstliche Intelligenz des Gebäudes verknüpft unter den höchsten Sicherheitsstandards alle technischen Anlagen, Sensoren sowie Planungs-, Betriebs- und Nutzerdaten miteinander. So werden die Prozesse der Immobilie optimal gesteuert. Bereits zwei Jahre vor der Fertigstellung des Gebäudes hat die CA Immo begonnen, Hard- und Software des Smart Commercial Buildings in Betrieb zu nehmen und ausführlich zu testen. So wurde von Digitalisierungsexperten die Kompatibilität der Produkte untersucht. Ein besonderes Augenmerk wurde auf Cyber Security gelegt.

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BauKaufmann

#2

Regelmäßige Kolumne über Fakten und Inhalte, die verändern und prägen.

Klare Ansage – kleine Schritte – große Wirkung Wo bleibt der Spirit von Sophie Karmasin? Kommentar: Philipp Kaufmann, Herausgeber des BauTecFokus

n Bis 18. Dezember 2017 war die Welt für mich besser, deutlich besser. Grundsätzlich bin ich nicht vergangenheitsverklärt, aber in diesem Fall ist es leider so: mit 18. Dezember 2017 kam Frau Juliane Bogner-Strauß ins Amt und im Bereich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie kam es zum Bruch. Unter Sophie Karmasin, die als Parteilose dem Bundesministerium für Familie und Jugend vorstand, gab es klare Ansagen. Bundesministerin Karmasin war umtriebig, viel unterwegs und wollte Österreich zum familienfreundlichsten Land Europas machen. Ihr Ziel war es, nicht nur unsere Nachbarn zu überflügeln, sondern auch noch die skandinavischen Länder, welche geradezu Musterländer waren und sind, zu überholen. Was für ehrgeizige Ziele! Aus der Privatwirtschaft kommend hat sie einfach Vieles richtig gemacht: sie investierte in aussagekräftigen Research und war akribisch im Faktensammeln. Dank ihr wissen wir, dass 86 Prozent der Österreicher sich eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf wünschen, während die Situation aktuell für nur 24 Prozent als sehr gut oder gut empfunden wird. Dieser Gap schreit nach Veränderung und politischem Handeln. Gleichzeitig kämpfen Unternehmen im immer härter werdenden internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe. Sie verstand: Für Österreich geht es als rohstoffarmes Land um unsere Zukunft, somit um Alles. Denn wie kann Infineon internationale KnowhowTräger nach Kärtnen (!) bringen, damit dort auf Weltniveau gearbeitet wird, wenn wir bei der Kinderbetreuung nachhinken. Im internationalen Vergleich sind die Klügsten der Welt gewohnt, schon sehr früh Kinder in Krabbelstuben betreut zu wissen. Bietet Österreich das? Unternehmen, wie beispielsweise der REWE-Konzern, können nur reüssieren, wenn Anreize Quelle: www.unternehmen-fuer-familien.at

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BauTecFokus

geschaffen werden, um den Bedarf an Arbeitskräften und Experten zu decken. Familienfreundlichkeit ist längst nicht mehr nur eine Frage des sozialen Engagements, sondern von elementarer Bedeutung für den unternehmerischen Erfolg. Höhere Motivation und Mitarbeiterbindung sowie weniger Fluktuation und Krankenstände sind dabei nur einige positive Argumente, die sich durch eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf erreichen lassen. Nicht nur in der Bau- und Immobilienbranche sind Fachkräfte bereits Mangelware. In absehbarer Zeit werden sich die qualifizierten Mitarbeiter das Unternehmen aussuchen können, wo sie arbeiten wollen. Menschen wollen eine andere Form der Work-Life-Balance. Die Bau- und Immobilienbranche ist kein Vorreiter bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Herausfordernde Arbeitszeiten oder die zahlreichen, in der Branche üblichen Beschäftigungen auf Werksvertragsbasis erschweren die Familienfreundlichkeit erheblich. Mit 87 Prozent ist es jener Berufszweig mit dem höchsten Männeranteil und zugleich auch das Gewerbe mit der niedrigsten Teilzeitquote (12,5 Prozent). Derzeit haben weniger als 50 Unternehmen das Audit berufundfamilie absolviert. Vorreiter war die von mir gegründete Österreichische Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI), welche selber mit gutem Beispiel vorangegangen ist und auditiert wurde. Viele Themenstellungen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind bei den Unternehmen der Bau- und Immobilienwirtschaft nicht angekommen bzw. teilweise besteht noch nicht einmal ein Problembewusstsein. „Der Kampf um Talente“ macht es auch für die Bau- und Immobilienwirtschaft notwendig, sich der Herausforderung zu stellen. Dr. Karmasin hat diese Themen erkannt und sich die Vereinbarkeit von Beruf und Familie auf ihre Fahnen geschrieben. Mit unzähligen Initiativen, wie dem Netzwerk „Unternehmen für Familien“ und laufenden Aktivitäten hat sie die Landschaft nachhaltig geprägt und hat Spuren hinterlassen. Offen gesprochen, vermisse ich sie und hätte mir gewünscht, dass sie noch weiterwirken darf. Jetzt bin ich gespannt, was ihre Nachfolgerin bewegt und dem Thema geschuldet hat sie weiterhin eine Chance verdient. Ich freue mich auf mehr.


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Positionen & Meinungen

HNP ARCHITECTS Doyen Heinz Neumann, Florian Rode, Oliver Oszwald

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BauTecFokus


Multifunktionalität ist die Zukunft „Wenn Sie über Architektur sprechen wollen, rufen Sie uns an“, steht unübersehbar auf der Homepage von HNP Architecs. Das haben wir getan und sofort eine Einladung zum Gespräch bekommen. Bürogründer und Architekten-Urgestein Heinz Neumann und seine geschäftsführenden Partner Oliver Oszwald und Florian Rode gaben dem BauTecFokus Einblicke in ihre Architekturpraxis. Das Gespräch führte: Birgit Salomon

Viele Ihrer Bauten prägen das Wiener Stadtbild. Dazu zählen der Uniqa Tower, der neue Wiener Westbahnhof, der Ares Tower oder das Euro Plaza. Wie würden Sie Ihre Bauten beschreiben? Neumann: Wir machen Bauten der Selbstverständlichkeit, die hin und wieder sogar architektonische Highlights sind. Architektur soll benutzbar sein und wenn die Nutzer zufrieden sind, dann ist das der beste Indikator. Die schönste Auszeichnung ist, dass Bauherren immer wieder mit uns weiterbauen.

Fotos: Jasmina

Kann Architektur eine Gesellschaft verändern? Neumann: Natürlich, aber sie ist auch Spiegelbild. Die Gesellschaft verändert die Architektur, weil sie sich selber verändert. Ein Geben und Nehmen sozusagen. Beispiel: Ritter haben Burgen gebaut. Nun gibt es keine Ritter mehr, daher bauen wir keine Burgen.

Heute bauen wir Krankenhäuser und Pensionsversicherungsanstalten, das ist die heutige Gesellschaft. Was verlangt die Gesellschaft? Was müssen Gebäude heute erfüllen? Oszwald: Die Zukunft liegt in der Multifunktionalität. Es geht um die unterschiedliche Nutzbarkeit im Lebenszyklus eines Gebäudes. Derzeit sind meist nur Büro- oder reine Wohnbauten zu finden. Dass Büros später bei Bedarf zu Wohnungen umfunktioniert werden können, ist jedoch essenziell. Das bedeutet, es muss nachhaltig gedacht und geplant werden. Das klingt nach großen planerischen Herausforderungen… Oszwald: Ja, es ist sehr kompliziert, Gebäude zu entwickeln, die multifunktional nutzbar sind, aber das ist heute ein ganz wesentlicher Bestandteil unseres Denkens.

Rode: Der Office Park 4 am Wiener Flughafen ist beispielsweise von uns so entworfen worden, dass Umbauten im Mietbereich schnell und unkompliziert möglich sind. Die Kommunikationszonen, Küchen, Stiegenhäuser und WC-Anlagen sind darauf ausgerichtet. Kleine Einheiten, aber auch große Flächen können im Handumdrehen geschaffen werden. Das betrifft auch die Haustechnik – Schächte, Versorgung, Entsorgung – alles ist komplett auf Flexibilität ausgelegt. Die Technikfrage scheint besonders kompliziert zu lösen zu sein? Oszwald: Zum einen betrifft es die Bautechnik, zum anderen die Gebäudetechnik. Es ist eine Gratwanderung: Wie viel Gebäudetechnik ist notwendig, um die heutigen Anforderungen abdecken zu können? Und: Wie können diese technischen Einrichtungen später transformiert werden?

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Positionen & Meinungen

„Gutes entsteht, wenn gute Honorare bezahlt werden.“

Rode: Momentan ist sehr viel Technik in einem Gebäude verbaut und eigentlich sollten wir hier wieder etwas reduzieren, damit man flexibler wird. Zu viel Technik? Dies in Zeiten rasant fortschreitender technischer Entwicklungen und Möglichkeiten? Rode: Ja, teilweise sind die Lösungen zu hochgezüchtet. Beispielsweise finden sich oft voll konditionierte Räume, wo nach Wunsch der Bauherren auch die Fenster geöffnet werden können. Wenn die Nutzer das in der Praxis machen, rebelliert in Folge das Klimasystem.

Einerseits wird viel Geld in die Technik gesteckt, damit sie uns alle Wünsche erfüllt, auf der anderen Seite werden Dinge praktiziert, die sich mit der Gebäudetechnik schlichtweg nicht vertragen. Teure Systeme werden dann einfach abgeschalten – das ist doch nicht im Sinne des Erfinders. Wie steht es mit der Handhabung moderner Lösungen in Ihrem eigenen Haus? Oszwald: Wir wollen immer am Puls der Zeit sein. In der Büroplanung und Struktur sind wir sicherlich weit voraus. Auch beim Thema BIM spielen wir groß mit. Viele reden darüber, aber wir planen damit. Rode: BIM verbinden viele nur mit einem 3D-Modell. Aber BIM bedeutet eigentlich interdisziplinäres Arbeiten. Auch bei Statik und Haustechnik arbeiten alle Projektbeteiligten gemeinsam mit den Architekten an einem Modell. Aktuell realisieren wir unter anderem das Projekt am Wiener Flughafen mit BIM. Branchenexperten behaupten Österreich hinke im internationalen Vergleich punkto BIM weit hinten nach? Wie sehen Sie das? Oszwald: Momentan ist es in Österreich so, dass − bis auf ein paar wenige Ausnahmen − BIM bei der Planung aufhört und nicht in die Ausführung übertragen wird. Viele heimischen Firmen sind dafür noch nicht wirklich gerüstet. Rode: Die Frage ist auch, wie viel dem Bauherrn BIM wert ist. Wenn die ausführenden Firmen die BIM-Planung nicht mitmachen, gibt es Lücken und das Facilitymanagement arbeitet künftig mit nicht aktuellen Plänen. Oszwald: Ein Hindernis gibt es noch. Nicht alle Branchensoftware-Programme können miteinander kommunizieren. Die Schnittstellen bereiten mitunter

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BauTecFokus


„Die Gesellschaft gibt die Architektur vor.“

Schwierigkeiten. Wir haben eigene BIM-Manager im Büro, die damit beschäftigt sind, die jeweiligen Kompatibilitätsprobleme zu lösen. Herr Neumann, Sie haben vor vielen Jahren gesagt, dass der Computer die Ästhetik der Bauvorhaben verändert. Sehen Sie das heute auch noch so? Immerhin gibt es mittlerweile wirklich gute CAD-Programme? Neumann: Ja sicher, ein Computer zeichnet immer noch anders als ein Mensch, der sich zuerst mit einem 6B Stift hinsetzt, eine Skizze macht und dann verfeinert. Beim Computer ist alles präzise. Dadurch entsteht eine andere Ästhetik.

Oszwald: Auf jeden Fall. Als erstes gehen wir mit einer Bleistiftskizze an das Projekt heran. Ohne dem Gefühl, die Strichstärke auf das Papier zu bringen, funktioniert es nicht. Erst später werden die Ideen im Computer übersetzt. Hier sind wir Traditionalisten. Inwieweit verändern sich in der Architektur die beruflichen Anforderungen? Oszwald: Wir planen interdisziplinär. Das bedeutet wir lassen von Anfang an alle Parameter von Haustechnik, Bauphysik, über Brandschutz, Lichtplanung, bis hin zu Spezialdisziplinen wie Akustik, Interior Design, usw. in die Planung einfließen. Nur so

können wir ein Gebäude errichten, das allen Ansprüchen gerecht wird. Rode: Wenn wir auf den bisher stattgefundenen Planungsprozesse zurückblicken, sehen wir eindeutig, dass Architektur in jeder Richtung nur durch interdisziplinäre Arbeit im Team zu meistern ist. Was stehen Sie zu Architekturwettbewerben? Immerhin haben Sie schon einige gewonnen? Neumann: Eine sehr heikles Thema. Eine Wertschätzung gegenüber Architektenleistung ist offensichtlich nicht vorhanden, anders ist es nicht zu erklären, dass man

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Positionen & Meinungen

einen Berufsstand herausfordert, Arbeiten zu leisten, die nicht bezahlt werden. Derzeit sind Ausschreibungen reine Kapitalvernichtung sowie eine ungeheure Verschwendung von menschlicher Energie und Kreativität. Auch wenn man als Sieger aus dem Wettbewerb hervorgeht, heißt das ja noch lange nicht, dass man das Projekt auch realisieren wird. Oft folgen mühselige Verhandlungsverfahren oder das Projekt wird verschoben, verkauft oder schlicht begraben. Es ist eine amoralische Vorgangsweise, als Auslober so etwas von den Architekten zu verlangen. Ein angemessenes Honorar sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Fakt ist: Gute Architektur entsteht nur aus dem perfekten Zusammenspiel zwischen Bauherr und Architekt, sicher nicht durch Wettbewerbe. Rode: Die Wettbewerbsausschreibungen sind zudem heillos überfrachtet. Sie lesen sich bisweilen wie ein Auszug aus dem Allgemeinen bürgerlichem Gesetzbuch und sind ein Sammelsurium an Regeln. Es finden sich oft widersprechende und unrealistische Vorgaben und wir Architekten spielen hier mit – ohne Kostenersatz. Ein akzeptabler Weg wäre? Neumann: Ganz einfach: Man bittet zehn Architekten ein Vorprojekt zu machen, einen Entwurf sozusagen und bezahlt sie adäquat für die Leistung. Dann kann der Auftraggeber in Ruhe seine Wahl treffen. Baubudgets sind meist knapp kalkuliert. Welchen Anteil nehmen Architektenleistungen hier ein? Neumann: Das ist auch ein wichtiger Punkt. Die Kammer ist seit 2002 – da gab es die letzte Gebührenordnung – nicht in der Lage ein neues Regulativ herauszugeben, das für Behörden und professionelle Bauherren eine Orientierung für eine zeitgemäße Gebührenordnung bietet. Wir zahlen die Gehälter für 2018 und haben eine Gebührenordnung aus dem Jahr 2002. Ich versuche allen Kollegen immer weiterzugeben: Umso besser das Honorar, desto besser ist die Architektur. Wenn ein Bauherr das Honorar reduziert und man keine Zeit hat, Alternativen zu prüfen, bekommt er meist eine schlechtere Architektur. Gutes Honorar bedeutet auch gute Architektur.

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BauTecFokus

Was ist für Sie schlechte Architektur? Oszwald: Wenn das Gebäude seinen Nutzen nicht erfüllt und städtebaulich nicht kompatibel ist. Es kann total schön sein und trotzdem die Umgebung erschlagen. Es gibt aktuelle Projekte, wo 25 Jahre alte Gebäude abgerissen werden, deren Substanz noch gut ist, aber niemand will sie mehr sehen. Gebäude benötigen Flexibilität und sollten ein wenig Understatement haben, damit man sich nicht in fünf Jahren sattgesehen hat. Zu den Themen Stadtplanung, aber auch Verordnungen und Bauordnung gibt es relativ wenig öffentliche Statements aus der

„Architektur muss den Anforderungen der Zeit entsprechen.“ Architekturszene. Neumann: Zur Bauordnung muss ich etwas Wesentliches sagen: Wir erdulden für jedes Bundesland eine andere Bauordnung, mit jeweils unterschiedlichen Regelungen. Eine Zusammenführung zu einer österreichweiten einheitlichen Bauordnung wäre für unser kleines Land sicher gut. Zum Vergleich: In Bayern – etwa gleich groß wie Österreich – funktioniert das bestens. Rund um die Wiener Bauordnung gab es diesen Sommer viel Aufregung. Wie beurteilen Sie die Neuregelung bezüglich schützenswerter Altbauten? Oszwald: Die Abruchverordnung ist eindeutig über das Ziel hinausgeschossen. Ein riesiger Unsicherheitsfaktor für alle, die bestehende Häuser haben oder vielleicht eines kaufen und abreißen wollen. Es gibt keinen Leitfaden, wie das funktionieren soll. Die Betroffen stehen völlig im Nebel. Rode: Für Investoren ist es nun wirklich schwierig. Vor allem für diejenigen, die vor


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Positionen & Meinungen

zwei Jahren gekauft haben, mit dem Gedanken, dort ein neues Projekt zu realisieren. Viele Vorhaben können nicht mehr umgesetzt werden, weil es sich einfach nicht mehr rechnet. Vor allem bei Altbauten, wo noch der alte Mietrechtszins zur Anwendung kommt, wird die Rendite extrem geschmälert. Ich bin der Feind meines eigenen Geldes, wenn ich in ein altes Gebäude - gebaut vor 1945 - viel Geld hineinstecken würde. Das hilft dem Wiener Wohnungs-Markt überhaupt nicht.

„Gebäude haben später vielleicht eine andere Nutzung.“

HNP architects Bürogründer Heinz Neumann, Jahrgang 1941 zählt zu den ganz großen heimischen Architekten. Er bezeichnet sich selbst als Traditionalist und arbeitet so wie Architekten früher als Universalist. Der gebürtige Wiener begann 1960 sein Architekturstudium an der Technischen Universität in Wien, anschließend arbeitete er unter anderem im Büro von Eugen Wörle und später von Karl Schwanzer. Seit Erlangen seiner Ziviltechnikerbefugnis 1973 ist Neumann als Architekt selbständig. Mit seinem Büro HNP architects, das jahrelang unter dem Namen Neumann & Partner firmierte, ist er vorwiegend in Wien tätig. Seine Bauten prägen das Stadtbild. Neben Wohn- und Büroanlagen gehören zu Neumanns Entwürfen auch bekannte Großprojekte in der Hauptstadt, wie etwa der Uniqa Tower am Donaukanal, der Saturn Tower (entworfen mit Hans Hollein) und der Ares Tower in der Donau City, der Geschäftspark Euro Plaza am Wienerberg oder die Anund Umbauten beim Westbahnhof. In Linz zeichnete das Büro für das Landesdienstleistungszentrum verantwortlich. „HNP architects“ tritt oft auch als Generalplaner auf – etwa bei Teilen des „Goldenen Quartiers.“ Neben dem Erste Campus und Wiener Hauptbahnhof „Am Quartier Belvedere“ steht u. a. auch ein Hotel und Bürohaus, das die Handschrift Neumann trägt. Ein aktuelles Großprojekt des Büros HNP architecs – mittlerweile stehen Neumanns Partner Oliver Oszwald und Florian Rode geschäftsführend zur Seite – liegt am Flughafen Wien: Mit dem Office Park 4 entsteht direkt neben dem Tower ein Bürogebäude mit Konferenzräumen, Gastro und Geschäften. HNP architects entwickelt mit rund 70 Mitarbeitern jährlich etwa 20 bis 25 Projekte – mit Leidenschaft, wie Heinz Neumann betont.

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BauTecFokus

Die Bauflächen sind knapp und Microliving wird immer mehr zum Thema? Wie sehen Sie diesen Trend? Neumann: Der Trend spiegelt die Gesellschaft wider. Es gibt immer mehr allein lebende Menschen. Die Baupreise werden immer höher, die Anforderungen der Bauordnung und Behörden werden immer teurer. Da können sich die Leute keine großen Wohnungen mehr leisten. Der Architekt hat die Aufgabe, diese Anforderungen in zeitgemäßer Form umzusetzen, die


für die Gesellschaft brauchbar ist. Die Gesellschaft gibt die Architektur vor und es sind nicht die Architekten, die die Gesellschaft verändern. Stichwort „Adaptierbar“: Modulare Bauweise ist vielfach Branchenthema. Wie stehen Sie dazu? Oszwald: Sehr spannend. Einmal geplant, 100 Mal gebaut, geht das wirklich so? Rode: Das ist etwas, das nicht funktioniert, weil jeder Bauplatz für sich eine eigenständige Lösung braucht. Ich glaube nicht, dass man ein Modul 100 mal wo hinbauen kann. Oszwald: Ein Systembau funktioniert auf der grünen Wiese, aber Wien ist doch eine große Stadt, wo die Bauplätze nicht immer die gleichen Proportionen haben und oftmals speziell sind. Mit der modularen Bauweise ist man sehr schnell eingeschränkt. Die Kunst liegt in der optimalen Ausnutzung: Flächeneffizientes Planen spezifisch für jeden Bauplatz. Was würden Sie niemals bauen? Neumann: Alles ist Architektur. Wir haben Aschenbecher entwickelt, Papierkörbe, Schwammerlhütten – und vieles mehr. Nur die Aufgabenstellung des Bauherrn muss unserer Intention entsprechen. Wenn der etwas will, das uns nicht gefällt, werden wir ihm raten einen Kollegen von der Kammer zu suchen.

„Bauten der Selbverständlichkeit“ Heinz Neumann hat das Wiener Stadtbild maßgeblich geprägt: Auswahl an ProjektHigh-Lights, aus den vergangenen Jahrzehnten seines Schaffens.

Quartier Belvedere Central Wien 2016

Am Hof 2 Wien 2012

Wien Mitte Arch Arge Wien Mitte 2012

PS 1 Leopoldstadt Wien 2010

Oszwald: Ich würde nicht ein Projekt herausziehen. Jedes Projekt ist „ein Baby.“ Man entwickelt es von der ersten Handskizze bis

Tuchlauben Wien 2012

DIVA Immobilienpreis Wien 2011

Rompetrol Bukarest 2009

Saturn Tower Donauc City 2008

LX2 Wien 2008

k 6_Hochhaus Haus der Forschung

Haben Sie ein Lieblingsprojekt? Neumann: Jedes Projekt, wo der Bauherr zufrieden ist, macht auch uns zufrieden.

Leed PLATIN zertifiziert 2013

Westbahnhof

„Teilweise sind Techniklösungen zu hochgezüchtet.“ Oszwald: Ein kleines Stellwerk zu bauen, ist für uns genauso interessant, wie ein großes Büro- oder Theatergebäude.

Haus an der Wien

Kundratstraße 2007

Baupreis der Immobilien Privatstiftung 2006

Uniqa Tower Bauherrenpreis / Greenbuilding 2004

Ares Tower DIVA Immobilienpreis 2001

Verlagshaus Staatspreis 1988

Muthgasse 109 Adolf Loos Architekturpreis 1990

Herbst 2018

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Positionen & Meinungen

zur Fertigstellung. Da kann man nicht sagen: „Dich mag ich, dich mag ich nicht.“

in Wien aufwächst, kommt man nicht umhin, Architektur zu fühlen, zu spüren und zu sehen.

Rode: Das ist wie bei Kindern, man hat hoffentlich alle gleich lieb. Man kann und soll nicht werten. Jedes Projekt ist anders, so soll es auch sein. Jedes steht für sich.

Rode: Ich bin Architekt aus Leidenschaft. Ich habe mich immer mit diesem Thema beschäftigt. Schon in der Kindheit, als ich zu zeichnen begann, war der Wunsch vorhanden Architekt zu werden. Andere wollten Feuerwehrmann werden, ich habe Häuser gezeichnet. Mein Traumjob. Das ist das schönste, wenn man seinen Wunsch verwirklichen kann.

Wann und wie kamen Sie mit Architektur in Berührung? Gab es ein Schlüsselerlebnis? Neumann: Architektur ist allgegenwärtig. Von der frühsten Jugend an, gerade wenn man

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BauTecFokus

Oszwald: Mir hat es auch schon von Kind an Spaß gemacht, Sachen aufzuzeichnen. Ich bin durch den Vater immer in den Büros und auf den Baustellen gewesen und habe gesehen, dass es toll ist, was er aufzeichnet. Also beeinflusst durch die Eltern? Oszwald: Nein, die waren am Anfang gar nicht so glücklich. Rode: An einem meiner ersten Tage an der Universität hat einer der Professoren gesagt:


„Wettbewerbe vernichten Kapital“ „Überlegt euch das ganz genau mit der Architektur, es ist kein leichter Job.“ Stimmt das, was zeigt die Erfahrung heute? Oszwald: Es ist Leidenschaft, die Leiden schafft (lachend). Aber wir sind sehr leidensfähig.

Rode: Das ist überall so: wenn man eine Sache halbherzig macht, wird man keine Freude daran finden. Das wäre dann keine Berufung im ursprünglichen Sinn. Wie sieht es mit dem Architektennachwuchs aus? Oszwald: Auf den Hochschulen wird das Bild vermittelt, man kommt raus und kann entwerfen, aber das stimmt nicht. Die wenigsten können Bauordnung, Bautechnik und den Entwurf gut abdecken. Man muss zuerst viel

lernen und dann sieht man, wo die Stärken liegen. Was sind Ihre Stärken im 3er Team? Oszwald: Wir ergänzen uns perfekt. Neumann: Das wichtigste ist, wir halten zusammen. Rode: Jeder hat seine Stärken und Schwächen, aber wir sind ein Team und arbeiten sehr gut zusammen. n

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BauMarketing Gedankensplitter zum Marketing als regelmäßige Kolumne.

Lasst uns von Google lernen: Das Hero-Hub-Hygiene-Modell! Regelmäßiger Kommentar von Alexander Bosak & Philipp Kaufmann

n Bei Google gibt es The Zoo und dahinter „versteckt“ sich das kreative Inhouse-Team von Google, welches einzigartige Werbung macht und immer auf der Suche nach Innovationen ist. Vor ungefähr sechs Jahren haben die smarten Mitarbeiter bei The Zoo von YouTube-Stars, wie Felix Kjellberg (>58 Millionen Follower), Michelle Phan (>8,9 Millionen Follower), Jenna Marbles oder Bianca Heinicke, gelernt und verstanden, dass das Geheimnis erfolgreicher Kommunikation Regelmäßigkeit und der kontinuierliche Aufbau einer Community bedeutet. Die deutschsprachige Bianca beispielsweise begeistert mehr als 5 Millionen Follower und ist ein wirklicher Star der Jugend, wie wir etwas Älteren uns es kaum vorstellen können. Für viele, welche sich mit der Materie nicht beschäftigen, postet Bianca oftmals völlig Belangloses und fast schon Banales – der regelmäßige Content bindet die Fans und erhöht laufend die „Fangemeinde“. Dies wurde von The Zoo als „Hygiene“ bezeichnet und bedeutet, mit „Hygiene-“ (oder „Help-“) Content laufend User ,basierend auf Research und deren Interessen, anzuziehen und zu binden.

Hero braucht „Hygiene“ und umgekehrt Gleichzeitig braucht es aber einzigartigen, überwältigenden Content, der von den Menschen begeistert wahrgenommen und geteilt (verbreitet) wird. Dieser virale Effekt erzeugt Begeisterung und bildet den Markenkern. Derartiger Content wird als „Hero“ bezeichnet und muss nicht regelmäßig präsent sein, sondern immer wieder. Oftmals unregelmäßig, aber doch derart häufig, damit die Identität langfristig aufgebaut werden kann.

wo ein Kunde immer wieder hilfreiche und nützliche Inhalte findet und von sich aus, freiwillig, gerne vorbeikommt. Dieser Ort kann aber auch eine Erlebniswelt sein, wo eine Marke erlebbar wird und Mehrwerte geschaffen werden. Dieser Hub kann aber auch gezielt ausgebaut bzw. inszeniert werden: frage nach Feedback, bitte um die Meinung des Kunden oder aktualisiere regelmäßig deinen Internetauftritt mit Inhalten, welche für den Kunden von Relevanz sind. Wenn du ihn darüber informierst, kommt er wieder vorbei und bald wieder und wieder, wieder und nochmals wieder. Der Beginn einer intensiven Beziehung – der Kunde wird dein Produkt kaufen und lieben. Das Geheimnis ist: ändere deine Einstellung von Passivität auf Partizipation. Dafür ist es notwendig, mehr Content zu produzieren, als wir es uns jemals vorstellen konnten: Backstage-Infos, nicht verwendete Szenen oder Hintergrundgeschichten – alles bietet für den Interessierten einen Fundus, ein Meer an Informationen, das er sucht und woran er Spaß hat. Das H3-Modell wird mittlerweile von vielen Unternehmen, von Volvo bis Honda, von Google bis Red Bull, angewendet. Ist es in unserer Branche schon bekannt? Wer verwendet es? Ich bin auf Feedback gespannt und der BauTecFokus wird zu einem Runden Tisch einladen. Wer daran Interesse hat, auch weil er einfach mehr erfahren will, ist herzlich eingeladen – einfach unter h3@BauTecFokus.at melden.

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Das Spannende ist: es braucht beides. In der klassischen Kommunikation setzen wir derzeit immer noch auf einmalige Highlights, auch als Kampagnen bezeichnet. Zwei- oder dreimal im Jahr kommt eine wirklich kreative Umsetzung zum Einsatz und schafft Aufmerksamkeit – dies reicht aber einfach nicht mehr. Es geht darum, immer wieder Impulse zu setzen und gleichzeitig laufend zu kommunizieren.

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BauTecFokus

HUB

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HYGIENE Attention

Hub: Gib Menschen einen Grund zur Rückkehr Das dritte Element ist ein Ort, an dem Besucher/Fans oder Kunden regelmäßig vorbeikommen bzw. laufend in Kontakt bleiben. Der Marketer beherrscht dieses Feld, wenn er beispielsweise eine Internetseite entwickelt,

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Zum Autor Dipl.-Ing. Andreas Gobiet ist Präsident der Kammer für Architekten und Ingenieurkonsulenten für Wien, Niederösterreich und Burgenland, Österreichischer Vertreter in der EFCA und Vorstandsmitglied in der FIDIC.

Check: Qualitätssicherung von Bauleistungen bei öffentlichen Bauprojekten Kommentar: Andreas Gobiet

n Der Verband der Ziviltechniker- und Ingenieurbetriebe (VZI) vertritt die größeren Architektur- und Ingenieurbüros Österreichs. Die Qualitätssicherung von Baudienstleistungen und Bauleistungen ist uns daher ein wesentliches Anliegen. Beim Bundesvergabegesetz 2018 (BVergG), das am 21. August in Kraft getreten ist, wurde diesem Thema besondere Aufmerksamkeit zuteil. Als Präsident des VZI begrüße ich daher die aktuelle Weiterentwicklung des BVergG, in der es gelungen ist, Qualitätssicherungsmaßnahmen einen hohen Stellenwert einzuräumen.

des Qualitätsangebotes ein viel zu geringer Spielraum eingeräumt. Dies führt dazu, dass in weiterer Folge der Preis noch immer wesentlich höher bewertet wird und damit ein reines Preisangebot ausschlaggebend ist und nicht – wie vorgesehen und gewünscht – ein Preis-Leistungsangebot. In diesem Zusammenhang wären entsprechende Qualitäts- bzw. Referenzkriterien zu entwickeln, welche es der auslobenden Stelle ermöglichen, durch entsprechende Punktevergabe auch der Qualität entsprechenden Einfluss auf das Vergabeprozedere zu ermöglichen.

Zugegebenermaßen ist es nach wie vor schwierig, die Qualität von zu erbringenden Dienstleistungen anhand von abgeschlossenen Leistungen und Referenzen zu beurteilen, allerdings ist die Einführung des sogenannten 'Qualitätssicherungsmodells', wie sie nun erfolgt ist, ein erster positiver Ansatz.

In Zukunft wird unseres Erachtens die Zusammenführung von Dienstleistung und Bauleistung eine erhebliche Rolle spielen – dies unter dem Begriff kooperative Bauabwicklung. Um diese Entwicklung entsprechend zu ermöglichen, wird es von erheblicher Bedeutung sein, für die Vergabe von Einzelleistungen unter dem Aspekt der kooperativen Abwicklung (siehe auch Partnerschaftssitzungen etc.) entsprechende Beurteilungsgrundlagen zu entwickeln.

So ist der Auftraggeber unter gewissen Voraussetzungen dazu verpflichtet, bestimmte 'qualitätsbezogene Aspekte' bei der Erstellung der Ausschreibungsunterlagen zu inkludieren und muss somit gewisse qualitative Mindestanforderungen berücksichtigen.

Der VZI ist gerne dazu bereit, an dieser Weiterentwicklung mitzuwirken, um der Qualitätssicherung von Baudienstleistungen bei öffentlichen Gebäuden auch in Zukunft jenen Stellenwert zuzuordnen, der erforderlich ist.

Was unserer Erfahrung nach in der Praxis leider immer wieder zu Schwierigkeiten führt, ist die Tatsache, dass Auftraggeber, die eine (Bau-)Dienstleistung in Anspruch genommen haben und nicht bezahlen wollen, bei diversen Auseinandersetzungen teils die Referenz nicht bestätigen. Hier sollte seitens des Gesetzgebers ein Passus gefunden werden, der es ermöglicht, bei geeigneten Nachweisen durch das Dienstleistungsunternehmen (z.B.: durch entsprechende Belege) dies als eine entsprechende Ersatzreferenz gelten zu lassen. Etwas schwieriger gestaltet sich die Frage nach der Qualitätsbeurteilung von ausführenden Unternehmen. Hier wurde nach wie vor der Bewertung

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BauTecFokus


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(Environmental Product Declaration EPD)


Zum Autor Harald Greger ist Geschäftsführer des AFI AluminiumFenster-Institut. Der 1987 gegründete Verein ist eine spartenübergreifende Kooperation österreichischer Gewerbe-, Industrie- und Handelsunternehmen.

Gemeinschaftsmarke ALU-FENSTER steht für hochwertige Oberflächenveredelung Kommentar: Harald Greger

Nahezu grenzenlos sind die gestalterischen Möglichkeiten bei der Pulverbeschichtung. Die gewünschten Farben können aus standardisierten RAL- oder NCS-Farbsystemen in verschiedenen Glanzgraden und Oberflächen ausgewählt werden. Unterstützt wird der Trend zur Farb- und Strukturvielfalt durch anlagetechnische Konzepte, die einen Pulverwechsel innerhalb von wenigen Minuten ermöglichen. Eloxieren – auch als anodische Oxidation bekannt – ist ein elektrolytisches Verfahren, durch das eine Oxidschicht auf der Aluminiumoberfläche erzeugt wird. Diese Oxidschicht ist gegenüber der natürlich gebildeten Schicht um über das Hundertfache verstärkt. Es wird so die Widerstandsfähigkeit gegenüber den Witterungseinflüssen und auch gegen den Angriff durch chemische Belastungen dauerhaft sichergestellt. Zusätzlich wird der metallische Charakter der Profile über lange Zeit konserviert. Aluminiumprofile erhalten durch die Oberflä-

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BauTecFokus

chenveredelung Farbe und Schutz. Es muss bereits vor der Veredelung klar definiert sein, ob die Profile für eine Innen- oder Außenanwendung vorgesehen sind und welche Vorgaben es betreffend der Farbanpassung gibt. Bereits bei der Anlieferung der Profile werden diese einer Sichtkontrolle unterzogen, um mögliche Herstellerfehler vor der Veredelung ausschließen zu können. Wesentlich für qualitativ hochwertige Oberflächenveredelung ist die fachgerechte Vorbehandlung der Aluminiumoberfläche. Auch hier ist die Kontrolle ein unumgänglicher Qualitätsfaktor. Und bevor es zum Beschichten bzw. zum Eloxieren geht wird visuell auf Gleichmäßigkeit und durch Wischversuch auf Abrieb überprüft. Bei externen, unangekündigten Audits werden die gesamte Produktion und Eigenüberwachung kontrolliert. Passende Verpackung, fachgemäßer Transport zum Metallbaubetrieb und zur Baustelle sowie entsprechender Schutz selbst nach dem Einbau stellen ein qualitativ hochwertiges Fertigungsergebnis sicher. Durch Pulverbeschichtung und Eloxierung werden Aluminiumprofile veredelt und somit die Oberfläche geschützt. Die Qualität der Veredelung kann durch Konservierung und Reinigung verstärkt und auf lange Sicht erhalten werden. Architekten und Bauherren arbeiten seit Jahrzehnten mit den vom Aluminium-Fenster-Institut empfohlenen Partnerbetrieben für Oberflächenveredelung. Diese Anbieter sind nach den wichtigsten nationalen und internationalen Güterichtlinien zertifiziert und bieten entsprechende Service- und Garantieleistungen an. Oberflächenveredelung allgemein www.alufenster.at/oberflaeche Pulverbeschichtung www.alufenster.at/pulverbeschichtung Gemeinschaftsmarke ALU-FENSTER www.alufenster.at/ueber_uns

Fotos: Fotolia/ HURCA!, cityfoto/Roland Pelzl

n Pulverbeschichtung und Eloxierung bieten nicht nur gestalterische Vielfalt, sondern sind essentiell für die Langlebigkeit und Werterhaltung moderner Aluminiumkonstruktionen. Für beide Verfahren gilt, dass die Einhaltung der Qualitätskette "Planung und Kontrolle – richtige Vorbehandlung – sorgfältige Lagerung von der Fertigung bis zur Montage“ sicherstellt, dass die Erwartungen des Endkunden an die jeweilige Aluminiumkonstruktion sowohl hinsichtlich Funktionalität als auch hinsichtlich der optischen Eigenschaften erfüllt werden.


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Sommer 2018

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Zum Autor Clemens Hecht. Sprecher der ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme, Referent an der WKO; Mitinitiator des Fachverbandes Innendämmung e.V. und des Bundesverbandes Schimmelsanierung und technische Bauteiltrocknung e.V.

Aktualisiertes Standardwerk für zukunftsfites Bauen mit WDVS Kommentar: Clemens Hecht

n Schlägt man im Duden nach, wird Mobilität mit Beweglichkeit gleichgesetzt. Das Ergebnis des Bauens selbst ist nun nicht gerade beweglich, aber das Bauen leistet einen wesentlichen Beitrag an der technischen Mobilität. Umgekehrt kann nur durch Mobilität gebaut werden. Für zukunftsfites Bauen müssen alle am Bau Beteiligten auch beweglich sein. Nur so können folgende Anforderungen an das Bauen (Neubau wie Bestandssanierung) erfüllt werden: die energetische Sparsamkeit, um Klimaziele zu erreichen, das Schaffen von Behaglichkeit für ein angenehmes Wohn- und Arbeitsklima rund ums Jahr. Um diese Ziele zu erreichen, müssen Planer, Produkthersteller und Verarbeiter entsprechend zusammenarbeiten. Außenwand-Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) eignen sich für Neu- ebenso wie für Altbauten. Sie verbessern nachweislich, nachhaltig den Energiehaushalt (sehen Sie auch die Ergebnisse der preisgekrönten ETHOUSE Siegerprojekte – der Preis für energieeffiziente Sanierungen). Doch nur die richtige Ausführung garantiert optimale Ergebnisse. Schon bei der Planung sollten daher die grundlegenden Regeln berücksichtigt werden. Um die Zusammenarbeit der Beteiligten zu ermöglichen, gibt es seit 1999 die Verarbeitungsrichtlinie (VAR) für WDVS der ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme (ARGE QG WDS). Die VAR ist die technische Richtlinie zum Thema und sie bringt Wissen dorthin, wo es umgesetzt wird. Praxis-

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BauTecFokus

nah und anschaulich erklärt die VAR Details zur Planung, Vorbereitung und Umsetzung. Basis dafür sind die aktuellen Normen und Vorschriften in Österreich sowie Richtlinien und Merkblätter, die das Thema WDVS umfassen. Warum dieser Aufwand? Das WDVS ist ein Produkt, bei dem sehr viele Gewerke zusammenlaufen und berücksichtigt werden müssen. Es ist ein Hightechprodukt und muss immer geplant werden, so spielt klarer Weise die Planung im Vorfeld eine ausschlaggebende Rolle für die Qualität. Die VAR wird von den Mitgliedern der ARGE QG WDS erstellt. Als Standardwerk am Bau richtet sie sich an Planer, ausschreibende Stellen, Generalunternehmer und Verarbeiter, insbesondere an zertifizierte WDVSFachverarbeiter (ZFV). Sie stellt Lösungen zur Verfügung, die zur Wertsteigerung jedes Gebäudes beitragen – vorausgesetzt, sie werden von allen am Bau Beteiligten gemeinsam umgesetzt. Die neue VAR erscheint im Herbst 2018 komplett neu überarbeitet, mit allen relevanten Inhalten: Untergründe, Befestigungen, Anschlüsse und Durchdringungen, Oberflächen, Gestaltung bis hin zur Pflege und Wartung sowie Detailzeichnungen und Checklisten. Die Verarbeitungsrichtlinie der ARGE QG WDS enthält somit alle relevanten Inhalte zum Thema WDVS in einem Werk. Sie ist künftig kostenlos zum Download erhältlich. Besuchen Sie unsere Webseite und abonnieren Sie unseren Newsletter, in dem Sie erfahren, wann es soweit ist: www.waermedaemmsysteme.at


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Zur Autorin Elisabeth Rist, CEO der Lagerfux Storage GmbH, einem auf Storagelösungen für Private und Unternehmen spezialisiertes Unternehmen. Zuvor war Rist Geschäftsführerin WPB Immobilienmakler GmbH.

Räum! Dein! Leben! Auf! Kommentar: Elisabeth Rist

n „Der Keller ist aber schon im Kaufpreis inkludiert, oder?“ „Ist der Keller mitparifiziert?“ „Wo stelle ich mein Fahrrad/den Kinderwagen/ die Skier hin?“ Alltag eines jeden Immobilienmaklers bei Besichtigungen, oftmals sogar ein Ausschlusskriterium bei Neuankäufen/ Anmietungen. Ich erinnere mich, mit einem einzigen Koffer bei meinen Eltern ausgezogen zu sein. Zu diesem Zeitpunkt habe ich gar nicht auf so etwas wie Stauraum geachtet, aber man lernt aus Fehlern und nachdem ich jahrelang über meine Sachen gestolpert bin, ist die Frage nach Platz bzw. Stauraum immer relevanter geworden. Der Rucksack wird immer größer: Wir sind von Natur aus Jäger und Sammler und im Laufe eines Lebens sammelt sich schon einiges an, das man lieb gewinnt und von dem man sich nicht trennen will. Warum auch? Jedes Stück verbindet man mit Erinnerungen.

Nur wohin mit den Sachen? Die Quadratmeterpreise steigen kontinuierlich seit 20 Jahren, unser Einkommen leider nicht immer mit. Die logische Konsequenz? Die Wohnungen werden kleiner, Abstell- oder Schrank-

räume werden eingespart. Keller sind oftmals feucht, jedenfalls unheimlich und selten wirklich sicher. Durch die Veränderung unserer gesellschaftlichen Strukturen und Lebensweisen ziehen wir heute viel öfter um. Wir sind flexibler, mobiler, ja unsteter geworden. Unser gesamtes Hab und Gut bei jeder Übersiedlung mitzunehmen, bedarf neben hohen Transportkosten auch einer ausgeklügelten Logistik.

Warum hier nicht auch outsourcen? Self Storages boomen: In Europa ist der Bestand allein in den letzten drei Jahren um 25 Prozent gestiegen. Anlagen mit ca. 8,7 Millionen Quadratmetern Lagerflächen (Wobei hier eine höhere Zahl anzunehmen ist, da nicht alle Lagerflächen statistisch erfasst werden). Die durchschnittliche Miete/Quadratmeter/ Monat in Deutschland liegt bei 18 Euro, in Dänemark sogar bei 25 Euro (Quelle: Federation of European Self Storage Associations). Ein Mekka für Investoren? Mitnichten! Hohe Anfangsinvestitionen, enormer Marketingaufwand und last but not least gewerbliche Lagervermieter haben derzeit noch mit der Konkurrenz von Papas Garage, Mamas Dachboden oder der Gutmütigkeit von Freunden zu kämpfen. Langfristig werden wir jedoch auch bei der Einlagerung unserer liebgewonnenen Erinnerungen dem Trend der Zeit folgen: Daten werden nicht mehr lokal, sondern in der Cloud gespeichert; riesige externe Rechenzentren haben dem lokalen Server den Rang abgelaufen. Wenn du übersiedelst, wandern deine Daten automatisch mit dir. Auch Self Storages bieten bereits die Möglichkeit, standort- bis länderübergreifend deine Sachen mit dir mitwandern zu lassen ...

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BauTecFokus


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20. Juni 2018 18:00 Uhr | MAK Wien Weiskirchnerstraße 3 | 1010 Wien Anmeldung bis 13. Juni 2018 unter

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Zum Autor Hannes Gerstmann ist Sprecher des Bundesverbandes Sonnenschutztechnik Österreich. Den Bezug zur Praxis hält er durch sein Planungsbüro, das sich mit der nutzerorientierten Optimierung transparenter Flächen beschäftigt, aufrecht.

Endlich mehr Tageslicht im Schulbau! Kommentar: Hannes Gerstmann

n Im Herbst beginnt nun wieder in ganz Österreich die Schule. Grund genug, diese auch in Sachen Tageslicht unter die Lupe zu nehmen, denn viele dieser Gebäude datieren noch auf Josef II und weisen die Stärken und Schwächen dieser Bauepoche auf. Was sich in all der Zeit jedoch nicht geändert hat, ist der wesentliche Einfluss von Tageslicht auf Leistung und Lernerfolge. Alte, hohe Klassenräume mit großen Fenstern wurden und werden mit Tageslicht durchflutet und brauchen wenig Kunstlicht. Dafür jedoch umso mehr Heizwärme. Seit ein paar Jahrzehnten leistet man sich im Schulbau jedoch weder den Luxus immenser Heizwärmeverluste noch den Luxus großer Kubaturen. Die Gebäudehülle und damit auch deren Fenster werden mit dem entsprechenden Wärmeschutz ausgestattet. Das spart zwar Energie, geht aber zu Lasten der Versorgung mit Tageslicht während der Schulstunden. Und das wiederum mindert die Vitalität und Leistungsfähigkeit. Die Bauphysik schreibt in der Regel für transparente Bauteile den Energiedurchlassgrad (g-Wert) und den Wärmedurchgangskoeffizienten (UWert) vor, aber keinen Kennwert für die eigentliche Funktion von Fenstern – nämlich die Qualität der Sichtverbindung und der Belichtung. Ein Manko in der Planung, denn Tageslicht ist zwar keine nachhaltige Energie, eine suboptimale Nutzung erhöht jedoch den Energieverbrauch! Durch den Einsatz komplexer Verglasungen werden Lichtversorgung und Tageslichtqualität oftmals deutlich beeinträchtigt. Es bedurfte einer gewissen Rückbesinnung, um die eigentliche Funktion von Fenstern und Verglasungen in den Vordergrund zu rücken: Sicht und Licht!

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BauTecFokus

Das Österreichische Institut für Schul- und Sportstättenbau, kurz ÖISS hat heuer die überarbeitete Richtlinie für die Belichtung und Beleuchtung von Schulen veröffentlicht. Darin wurde die Bedeutung von Sonne und Licht für die Leistungsfähigkeit, das Wohlbefinden und die Gesundheit der in Schulen arbeitenden und lernenden Menschen als zentrales Thema verankert. Damit entspricht man auch einem Vorschlag der EU, der besagt, dass alle Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz genauso der Verbesserung des Innenraumklimas für die Bewohner dienen sollen. Die ÖISS-Richtlinie verfolgt einen modernen, ganzheitlichen, aber einfachen Ansatz für eine gute Tageslichtversorgung und die darin enthaltenen Empfehlungen optimieren zugleich die Energiebilanz von transparenten Bauteilen. Neben dem bedarfsgerechten Managen solarer Energie wird erstmals auch die Ressource Tageslicht mitberücksichtigt. Die Richtlinie zeigt, dass es keinen Widerspruch darstellt, guten Schutz vor Überwärmung und optimale Tageslichtversorgung unter SCHULE einen Hut zu bringen. Denn es ist durchaus möglich, Schulen so zu planen, dass auf Klimaanlagen oder Klimageräte verzichtet werden kann, um nicht die im Winter eingesparte Energie in der warmen Jahreszeit wieder zu vergeuden und zudem noch das Sick-BuildingRisiko in Kauf zu nehmen. Variabler außenliegender Sonnenschutz ist die beste Methode, die Wärme vom Gebäude untertags fernzuhalten. Alle anderen Formen einer Kühlprävention, wie beispielsweise Überstände, reduzieren den Lichteinfall und sind zudem an Ost- und Westfassaden unwirksam.


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Zum Autor Jürgen Silberknoll ist in der Österreichischen Bautechnik Vereinigung (öbv) mit der Koordination und Betreuung der Forschungsprojekte und der Arbeitskreise zur Richtlinien- und Merkblatterstellung betraut.

Abdichtung mit Schmalwand – Eine wirtschaftliche Alternative Kommentar: Jürgen Silberknoll

n Mithilfe von Dichtwandverfahren kann z.B. verhindert werden, dass Schadstoffe oder kontaminiertes Grundwasser aus Deponien und Ähnlichem entweichen oder Wasser, Dämme und Deiche durchdringen. Sind die betroffenen Böden rüttelbar, können dazu, als wirtschaftliche Variante, Schmalwände hergestellt werden. Schmalwände sind Dichtwände im Untergrund ohne statische Funktion, bei denen eine Suspension in einen Hohlraum im Baugrund eingebracht wird, der zuvor mittels eingerammten und wieder gezogenen Stahlträgern hergestellt wurde. Dies bedeutet, dass Schmalwände im Gegensatz zu Schlitzwänden ohne Bodenaushub erstellt werden können – daraus ergibt sich ihre hohe Wirtschaftlichkeit! Als Dichtungsmedien dienen entweder Fertigprodukte oder Mischungen aus Tonen, Bindemitteln (z.B. Zement) und Zusatzstoffen (z.B. Steinmehl), die vor Ort aufbereitet und mit Wasser angemischt werden und nach dem Herstellungsvorgang im Untergrund erhärten. Abhängig von der Bodenart können Wandtiefen bis ca. 30 Meter erreicht werden.

Bei der Herstellung von Schmalwänden wird in der Achse der geplanten Wand, im Untergrund eine Rüttelbohle mit Hilfe eines mäklergeführten Vibrationsbären, in diesen eingerüttelt. Als Rüttelbohlen werden dabei, je nach Geräteausrüstung, Walzprofile in der Regel von 500 bis 1.000 Millimetern, mit aufgeschweißtem Injektionsrohr verwendet. Der zusätzlich gepanzerte Fuß der Bohle, in dem sich auch die Austrittsöffnung für die Schmalwandsuspension befindet, hat eine Dicke von ca. 50 bis 80 mm, was auch der theoretischen Wanddicke der Schmalwand entspricht. Nach dem Einrütteln der Bohle erfolgt unter geringem Überdruck das Verfüllen des im Boden erzeugten Spalts mit der Schmalwandsuspension. Durch nacheinander, mit einem Überlappungsmaß in der Größe einer Flanschdicke, abgeteufte Bohlenstiche entsteht somit nach und nach eine geschlossene Wand.

Neue öbv-Richtlinie Der Arbeitskreis „Schmalwände“ der Österreichischen Bautechnik Vereinigung (öbv) hat in Zusammenarbeit mit Vertretern der Auftraggeber, Bauunternehmer, Planer, Prüfanstalten sowie Lehre und Forschung die Erstauflage der ÖVBB-Richtlinie „Schmalwände“ aus dem Jahr 2002 für die Ausführung von Schmalwandarbeiten überarbeitet, welche diese nun ersetzt. In der nun vorliegenden Überarbeitung wurde der aktuelle Stand der Normung und der derzeitige Stand der Technik eingearbeitet. Dabei wurde zur Unterstützung bei der Entscheidungsfindung, Planung, Ausführung und Qualitätskontrolle von Schmalwandarbeiten v.a. das Kapitel „Voraussetzungen für die Ausführbarkeit von Schmalwänden“ überarbeitet. Die Technologie der Schmalwanderrichtung ist seit mittlerweile mehr als 60 Jahren bekannt und hat sich als wirtschaftliches und effektives Verfahren für die Abdichtung von Stauräumen, Hochwasserschutzmaßnahmen, aber auch für Abdichtungsmaßnahmen im Deponiebau bewährt. Dies zeigen die tausend ausgeführten Quadratmeter. Mit der neuen Richtlinie wird diese Tradition weitergeführt und die Technologie der Schmalwand weiter verbessert werden.

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BauTecFokus


Gut geplant von Beginn an

Mit der ersten Ausgabe des BauTecFokus beginnt eine neue Ära und wir gratulieren dem gesamten Team zum gelungenen Magazin für die Bauwirtschaft. Wir sind von Beginn an dabei, so wie wir von Beginn an unsere Bauherren auf ihrem Weg begleiten. Diese können sich auf uns verlassen. Gemeinsam entstehen Gebäude für Generationen, welche optimal für ihre Nutzer geplant und gebaut sind. Nachhaltigkeit, Lebenszyklus, Wirtschaftlichkeit und Aufenthaltsqualität sind bei unser Arbeit keine Lippenbekenntnisse. Starten auch wir gemeinsam durch! www.kaufmann.at

• Architektur • Bauleitung • Projektsteuerung • Projektentwicklung • Projektmanagement Sommer 2018

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Rubrik Zum Autor

Echt schräg

Philosoph und Querdenker Hubert Thurnhofer hat den Kunstraum in den Ringstrassen Galerien zu einer Top Ten Galerie Wiens aufgebaut. Der Kunstraum ist ein offenes Forum der Zivilgesellschaft, das öffentliche Förderungen nicht ablehnt, aber trotzdem keine bekommt.

Pragmatismus oder Dogmatismus? Kommentar: Hubert Thurnhofer

n Alleen Alleen und Blumen Blumen Blumen und Frauen Alleen Alleen und Frauen Alleen und Blumen und Frauen und ein Bewunderer.

Dieses Gedicht des Begründers der Konkreten Poesie, Eugen Gomringer, ziert seit 2011 die Fassade der ASH Berlin, Deutschlands größter Hochschule für Soziale Arbeit, Gesundheit und Erziehung. Und nun, im Herbst 2018, soll es weg. 65 Jahre hat es gedauert, bis StudentenvertreterInnen dieses Gedicht, das der Autor im spanischen Original erstmals 1953 veröffentlicht hat, als „frauenfeindlich“ erkannt, diffamiert oder ganz einfach missverstanden haben.

die DDR-Zensurbehörde: „Die U-Bahn-Station Hellersdorf und der Alice-Salomon-Platz sind vor allem zu späterer Stunde sehr männlich dominierte Orte, an denen Frauen* sich nicht immer wohl fühlen können. Dieses Gedicht dabei anzuschauen, wirkt wie eine Farce und eine Erinnerung daran, dass objektivierende und potentiell übergriffige und sexualisierende Blicke überall sein können.“ Noch ein Glück, dass an die Stelle von Gomringers Gedicht nun ein Werk der Poetin Barbara Köhler kommt und kein Zitat aus dem offenen Brief. Etwas gelassener und pragmatischer als die Berliner gehen die Wiener mit ihren Fassaden um. Den aktuellen Umbauarbeiten am Haus des Meeres, das sich bekanntlich in einem Flakturm befindet, muss ein Anti-Kriegs-Statement des Konzeptkünstlers Lawrence Weiner weichen: "Zerschmettert in Stücke im Frieden der Nacht". Diese künstlerische Intervention war ein Projekt der Wiener Festwochen 1991 und sollte der Verwitterung überlassen werden. Nun verschwindet der Schriftzug komplett – im Konsens mit dem Künstler.

Erkenntnis, Diffamierung oder Missverständnis? Typisch für unsere Zeit, dass sogar diese Frage nicht auf Anhieb beantwortet werden kann. Im Gefolge der #Me Too-Welle haben StudentenvertreterInnen in einem offenen Brief darauf hingewiesen, das Gedicht stehe in einer patriarchalen Tradition, die Frauen ausschließlich als schöne Musen betrachte, und erinnere „zudem unangenehm an sexuelle Belästigung, der Frauen* alltäglich ausgesetzt sind“.

Der 93-jährige Eugen Gomringer kann sich indessen freuen, deutlich an Popularität gewonnen zu haben. Mehrere Privatpersonen und das Museum der Stadt Rehau, seit vielen Jahren Wahlheimat des Autors, haben das Gedicht nun plakativ an ihre Wände gemalt. Und soeben teilt Alice Salomon Hochschule Berlin mit: „avenidas von Herrn Eugen Gomringer wird auf einer Tafel, die Eugen Gomringer gestalten wird, auf der Fassade erhalten bleiben“. Also alles nur Show? Wenn das der Fall sein sollte, so gilt: The show must go on!

Jedes Gedicht kann unterschiedliche Assoziationen auslösen. Dass eine Liebeserklärung an das „schöne Geschlecht“ (vorsichtshalber hier unter Anführungszeichen) als Aufforderung zum sexuellen Missbrauch verstanden werden kann, ist aber sicher keine Erkenntnis, die sich die Jugendlichen in Seminaren zur Political Correctness angeeignet haben. Hier handelt es sich um ein ideologisch-dogmatisches Missverständnis eines Werkes, das in logischer Konsequenz zur Diffamierung des Autors dieser Zeilen führt. Der krude Duktus des offenen Briefes, der mittlerweile sogar von der Webseite der StudentenvertreterInnen gelöscht wurde, erinnert an

Wenn Sie und Ihre Architekten demnächst wieder vor der Entscheidung stehen, wie Sie eine Fassade gestalten sollen, so können Sie eine dezente Variante wählen: blau, türkis, rot oder pink, monochrom oder nach Ihren persönlichen Vorlieben gemischt – natürlich nur aus Freude an schönen Farben. Oder Sie suchen die gezielte ProGREEN vokation, dann können Sie es mit einem GREEN bislang unveröffentlichten poetischen GREEN Werk probieren. (Anfragen über die GREEN GREEN Autorenrechte bitte beim Verlag!)

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BauTecFokus


Wie man am besten baut. Steht im neuen BauTecFokus. www.bautecfokus.at

Das Magazin fĂźr Innovation, Benchmarks, Trends in Bau & Technik

Herbst 2018

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DIE BAUTECFAKTEN Daten und Fakten für und über die Bauwirtschaft

DURCHSCHNITTLICHER AUFTRAGSBESTAND BAUWIRTSCHAFT IN WOCHEN (AUFTRAGSPOLSTER)

2018 Q1

2018 Q1

1. Quartal 2013 bis 2018

Wochen

Δ Wochen zu 2017 Q4

Entwicklung

Burgenland

14,0

3,4

Kärnten

9,7

1,0

Niederösterreich

12,7

0,0

Oberösterreich

18,5

3,6

Salzburg

14,4

0,2

Steiermark

na

na

Tirol

15,5

2,8

Vorarlberg

23,5

3,5

Wien

16,7

1,4

Österreich

16,0

1,4

na

Quelle: Bundesinnung Bau und KMU-Forschung

BAUWIRTSCHAFT – HOCH- UND TIEFBAU

April 2018 in Mio. € Bauproduktion

1.553,6 in Prozent

Bauproduktion Anteil öffentlich

Beschäftigte

33%

% VJM*

Entwicklung

-6,4% % VJM*

84.420

10,7%

301,5

Entwicklung

17,4%

Anzahl

in Mio. € Bruttolöhne und -gehälter

% VJM*

Jännerwerte 2014 bis 2018

% VJM*

Entwicklung

Entwicklung

10,7%

Quelle: WKO Geschäftsstelle Bau, Statistik Austria VJM = zu Vorjahresmonat

*

KREDITE

2017 Q4

2017 Q4

Quartalswerte 2014 Q1 bis 2017 Q4

€ Mio.

% VJQ*

Entwicklung

Bauwesen

12.957,0

18,6%

Gesamtwirtschaft

734.051,0

-1,3%

(NACH ZKRM-V**)

Quelle: OeNB Österreichische Nationalbank VJQ = zu Vorjahresquartal ** Zentralkreditregistermeldungs-Verordnung *

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BauTecFokus


Die BauTecFakten erscheinen regelmäßig im BauTecFokus und bringen erstmals Daten und Fakten für und über die Bauwirtschaft. Diese Serie erscheint in Kooperation mit dem IFI unter der Leitung von Robert Neuberger. Diese

und viele weitere Auswertungen sind in den ImmoFakten veröffentlicht, welche zweimal im Jahr erscheinen und im Abo vertrieben werden. Gerade die Bauwirtschaft hat sich oftmals nicht durch eine besondere Liebe zu

BAUKLIMA – AUFTRAGSEINGANGSERWARTUNGEN FÜR DAS NÄCHSTE QUARTAL*

Zahlen und fundierten Entscheidungen ausgezeichnet; umso mehr sollen die BauFakten Gedankenanstöße bieten und vielleicht sogar überraschende Zusammenhänge beleuchten, die zum Schmunzeln führen.

2013 Q1

2014 Q1

2015 Q1

2016 Q1

2017 Q1

2018 Q1

Österreich

-6%

1%

-17%

-2%

10%

18%

Burgenland

-1%

9%

-12%

4%

9%

7%

Kärnten

-5%

-17%

-19%

-1%

12%

38%

Niederösterreich

9%

3%

-19%

2%

12%

14%

Oberösterreich

6%

5%

-19%

-20%

13%

12%

Salzburg

1%

-11%

10%

24%

17%

22%

Steiermark

-8%

-5%

-34%

-10%

10%

Tirol

24%

13%

-14%

10%

16%

19%

Vorarlberg

49%

39%

27%

37%

20%

32%

Wien

-2%

1%

-25%

-19%

-5%

14%

Quelle: Bundesinnung Bau und KMU-Forschung Saldo aus steigend zu sinkend in % der befragten Unternehmen

*

INSOLVENZEN BAUWIRTSCHAFT

2018 Q2 % VJQ*

Fälle 79,0

-41,9 %

in Mio. €

% VJQ*

65,1

-11,1 %

in Prozent

% VJQ*

Eröffnete Insolvenzen Anteil Bau am Gesamt

5%

-71,7 %

Passiva Anteil Bau am Gesamt

7%

-64,0 %

Eröffnete Insolvenzen

Gesamtwirtschaft

Quartalswerte 2017 Q1 bis 2018 Q1 Entwicklung

Entwicklung

Entwicklung

Quelle: WKO Geschäftsstelle Bau, Statistik Austria VJQ = zu Vorjahresquartal

*

BAUKOSTENINDEX** (BASIS 2015 =100)

März 18

Jännerwerte 2014 bis 2018

Ø 2016

Ø 2017

Entwicklung

zu Vorjahr in %

zu Vorjahr in %

Index

% VJM*

Wohnhaus- und Siedlungsbau

106,3

2,3%

0,6%

3,5%

Straßenbau

104,3

1,6%

-1,0%

3,6%

Brückenbau

107,6

3,4%

-0,6%

5,2%

Siedlungswasserbau

104,6

1,7%

0,5%

2,4%

Quelle: WKO Geschäftsstelle Bau, Statistik Austria VJM = zu Vorjahresmonat ** Entwicklung der Kosten, die den Bauunternehmern bei der Ausführung von Bauleistungen durch Veränderung der Kostengrundlagen (Material und Arbeit) entstehen. *

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Positionen & Meinungen

KOMPLETTER CHANGE Riskanter wäre gewesen, nichts zu ändern.

„Man könnte Instandhaltungs-, und Reparaturkosten immens minimieren.“ Martin Zagler, Soluto Vertriebs GmbH

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BauTecFokus


„Zu wenig Vorsorgegedanken“ Nischenspezialist. Eine Immobilie gilt in den Köpfen vieler Besitzer und Betreiber nach wie vor als wartungsfrei, wundert sich Soluto-Chef Martin Zagler im Gespräch mit dem BauTecFokus. Das Gespräch führte: Birgit Salomon

Spezialisierung im Bereich Wasser- und Brandschaden, warum? Wie kommt man dazu? Martin Zagler: Ganz trivial. Ich war vor sechs Jahren in New York. Weihnachtsshopping mit meiner Frau. Und da waren, es klingt banal, UBahn-Stationen überschwemmt. Dabei kamen diese riesen Trucks von BELFOR zum Einsatz, die sind Weltmarktführer im Bereich Brand, Wasser und Sturm. Das fand ich so cool und dachte, das will ich auch. Bei der Rohr- und Kanalsanierung, war meine Mutter indirekt Auslöser. Sie ist relativ sparsam und an einem Sonntag komme ich zu ihr und sie erzählt mir begeistert, dass bereits eine Firma da war und ihr Problem im Keller, wo Wasser zurückgedrückt wurde, nun gelöst sei. Es arbeiteten zwei Leute an einem Sonntagnachmittag und es hat 1.200 Euro gekostet. Das fand sie super. Da dachte ich „Halt Stopp!“ Meine Mutter zahlt ein Vermögen für zwei Leute, die einen halben Tag da sind und findet es auch noch super? Und so bin ich auf den Bereich – also nicht nur Verstopfung, sondern zerstörungsfreie Rohr- und Kanalsanierung aufmerksam geworden. Das machen nicht viele, das will ich auch.

Fotos: Katharina Schiffl

Sie waren ja damals klassisch in der Baubranche unterwegs? >> Ja, mit der artbau Zagler GmbH, wir haben ein paar tausend Kleinaufträge pro Jahr und große Sanierungen mit Partnern gemacht. Das hat mir aber nicht wirklich Spaß bereitet, obwohl wir erfolgreich waren. Im Prinzip ist die Baubranche eine Lowtech-Branche, wo alles über den Preis geht, ich wollte aber lieber etwas in Richtung Hightech machen. Meine Vorstellung

war, dass uns die Leute nehmen sollten, weil wir so gut sind und wo es vielleicht, gar keinen anderen gibt. Daher sind wir vor fünf Jahren aus dem Baubereich komplett rausgegangen und konzentrieren uns nur mehr auf die zwei Spezialgeschäftsfelder, die wir vorher gerade begonnen hatten; das eine Brand-, Wasserschadensanierung mit Leckortung und das andere zerstörungsfreie Rohr- und Kanalsanierung. Das hat reibungslos geklappt? Einfach so? >> Es war nicht unriskant. Wir haben wirklich einen kompletten Change gemacht und aus einer Firma mit damals so 20,5 Millionen Euro Umsatz im Jahr auf einmal nur 4,9 Millionen Euro im darauffolgenden gemacht. Wobei, riskanter wäre gewesen, nichts zu ändern, glaube ich. Viele meiner damaligen Partner gibt es jetzt gar nicht mehr oder sie fahren ihre Firma geregelt runter. Wir waren aber relativ schnell erfolgreich in diesen Geschäftsfeldern. Was war das Geheimnis dieses schnellen Erfolges? >> Nun, es gibt nicht viele Firmen, die das machen und in diesem Sektor sind die Einstiegsinvestitionen aufgrund der Technik sehr hoch – man muss zuerst einmal mindestens eine Million Euro investieren. Dann benötigt man noch gut ausgebildete Leute. Wir haben hier schnell entsprechende Skills entwickelt, allerdings sind wir mit unserem alten Namen aus der Bauecke nicht rausgekommen. Inwieweit war der Firmenname nachteilig? >> Nun, die Leute haben uns immer noch mit „Bauen“ in Verbindung gebracht. Also haben

wir ein halbes Jahr mit der Agentur Habesohn, Doucha eine Markenentwicklung gemacht und sind bei „Soluto“ gelandet. Ab 1. November 2015 hat es nirgends mehr artbau gegeben. Wir haben an zwei Tagen alle, damals 39 Autos umbeschriftet, die Logos im Gebäude geändert, im Internet etc. – einfach wirklich alles umgebrandet. Das war echt gut, muss ich sagen. Der Name ist bestens angekommen, wobei wir auch Glück hatten. Glück, inwiefern? >> Medial beispielsweise. Bei Günther Nussbaum in der Sendung „Pfusch am Bau“ suchten unzählige Firmen erfolglos den Fehler, dann kamen wir und fanden das Leck in 20 Minuten. Das war schon super. Das allein reicht ja auf Dauer nicht, oder? >> Nein, wir entwickeln uns ständig weiter und dürfen nicht stehen bleiben. Es gibt wenige Firmen auf dem Markt, die das Metier gut beherrschen. Mit den vielen kleinen Wasserschäden, die immer noch Umsatzträger sind, werden wir in zehn Jahren nichts mehr verdienen, denke ich. Ich bin aber ein Zahlenmensch und trivial gesprochen, ist es immer schön, wenn man viele Kunden hat, die den Schaden nicht von ihrem eigenen Kapital bezahlen müssen. 95 Prozent unserer Rechnungen zahlen Versicherer. Welche Schäden beziehungsweise Sanierungsfälle treten am häufigsten auf ? >> Alterserscheinungen. Leitungen und Kanäle, die einfach in die Jahre gekommen sind und nun saniert werden müssen.

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Positionen & Meinungen

Handwerker-Pfusch bzw. Gewährleistungen spielen keine Rolle? >> Also, man muss ganz ehrlich sagen, die Qualität bei Neubauten ist schon enden wollend. Unsere Kollegen sorgen immer für Nachschub, auch in der nahen Zukunft. Das ist beruhigend, aber auch diese Fälle werden meist über Versicherungen abgewickelt Beobachten Sie spezielle Entwicklungen in Ihrem Bereich? >> Nun, wir haben so Ideen. Wenn wir zum Beispiel eine Rohrsanierung machen, könnte man Sensoren mit einlaminieren. Das heißt,

Immobilie in den Köpfen der ganzen Immobilienbranche und vieler Besitzer nach wie vor als wartungsfrei. Das heißt, man schaut jahrelang nur oberflächig und wenn ein Schaden entdeckt wird, stemme ich mich durch zehn Bäder und habe einen Schaden von zigtausend Euro. Dass man vielleicht alle fünf Jahre mit der Kanalkamera durchschaut und somit vorrausschauend feststellen könnte, jetzt wäre eine zerstörungsfreie Sanierung angesagt, passiert nicht. Das würde aber nur ein Zehntel kosten. Damit könnte man Instandhaltungs-, und Reparaturkosten immens minimieren.

„95 Prozent unserer Rechnungen zahlen Versicherer.“ man könnte rechtzeitig feststellen, wenn es wieder beginnt, undicht zu werden, oder für Druckschwankungen oder schlicht, dass irgendwas nicht in Ordnung ist. Aber diese Prävention interessiert bei Sanierungen noch keinen Menschen. Generell herrscht bei uns noch wenig Vorsorgegedanke. Inwiefern? >> Während ein Auto ganz selbstverständlich jährlich zum Service gebracht wird, gilt eine

Denken Sie es wird zu einem Umdenken kommen? >> Ich habe zum Beispiel von einer Versicherung die Anfrage gehabt, ob wir nicht tausende WLAN-gesteuerte Wasserventile einbauen könnten. Sie errechneten, wenn sie all ihre Kunden mit so einem Ventil ausrüsten würden und der Sensor einfach melden würde, wenn es einen Defekt gäbe, dann könnten sie, glaube ich, ihre Wasserschäden um 56 oder 54 Prozent im Jahr senken.

ALTERSERSCHEINUNGEN Leitungen und Kanäle, die einfach in die Jahre gekommen sind und nun saniert werden müssen.

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BauTecFokus

Das heißt, im Versicherungsbereich geht es schon mehr in Richtung Präventionen, beziehungsweise es ist schon am Laufen. Besagtes Versicherungunternehmen macht es vorerst nicht, weil sie nicht wissen, wie sie das logistisch anpacken sollen. Aber ich glaube, dass in solchen Technologien – wo jemand eine Nachricht auf das Smartphone kriegt, wenn zuhause oder im Betrieb irgendetwas nicht stimmt, die Zukunft liegt. Das wird schnell gehen und auch Geschäftsmodelle werden sich dahingehend verändern. Sind andere Länder schon weiter? >> Ja, definitiv. Vor allem die nordischen Staaten. Hier wird erstens viel präventiver gedacht, und auch im technischen Bereich, – angefangen von zerstörungsfreien Rohrsanierungen über Flutungsverfahren oder Inliner – sind Schweden, Norwegen und Holland Vorreiter. Japan ist aufgrund der Erdbebengeschichte technologisch auch weit vorne. Logisch, man kann ja nicht jede zweite Woche, immer wenn ein kleines Erdbeben war, kilometerlang aufgraben. Worin besteht der technologische Vorsprung? >> Bei uns in Österreich wird beispielsweise noch überall aufgestemmt und rausgerissen. Das ist meist nicht mehr notwendig. Wir machen zum Beispiel Sanierungen von Heizungsleitungen mit einem Flutungsverfahren und stemmen nicht mitten im Raum den Parkettboden auf. Da wird, vereinfacht gesagt, die Heizung ausgeleert und ein Dichtmittel eingefüllt. So moderne Verfahren kennt noch kaum jemand. Mittlerweile schulen wir Sachverständige von Versicherungen diesbezüglich. Es macht nämlich schon einen Unterschied, ob ich Kosten von 30.000 Euro oder 6.000 Euro habe. Wie kam die Idee zum Franchise-System? >> Wenn ein Geschäft gut funktioniert, will man es erweitern. Es gibt auch verschiedene Auftraggeber. Ob das jetzt Supermarkthandelsketten sind oder Versicherungen, die gerne österreichweit einen Partner wollen und nicht in jedem Bundesland einen anderen. Also haben wir uns gefragt, was machen wir? Wir könnten Niederlassungen gründen, aber dafür bin ich nicht der Typ. Wir haben jetzt, eine überschaubare Größe und ich möchte selber nicht 400 Leute haben. Man-


Zur Person Martin Zagler hat sich mit seinem Unternehmen Soluto auf Kanal-, Wasser- und Brandschadensanierung spezialisiert und gibt sein Knowhow im Franchise-System weiter. Zagler sind selbständige Partnerbetriebe lieber, als ein eigener Großbetrieb. In die Baubranche kam Zagler vor dreißig Jahren als sein Vater unerwartet starb und er mit 19 Jahren zwei Baufirmen erbte. Eigentlich wollte er damals Biologe werden und exotische Tiere und die Pflanzenwelt erforschen. Heute ist er ein erfolgreicher Nischenplayer.

che würden sagen, „das ist geil.“ – Ich kriege Magenschmerzen. Die Grundidee im Handwerk, einmal erdacht, hundertmal gemacht, hat mir sehr zugesagt. Wie viele Franchise-Partner gibt es mittlerweile? >> Voriges Jahr haben wir begonnen es zu bewerben und jetzt haben wir zwei in Oberösterreich, die sind schon seit Februar operativ tätig. Aktuell ist eine Franchise-Partnerin im Bezirk Wiener Neustadt dazugekommen und in Vorarlberg gibt es auch schon ernsthafte Gespräche. Wir wollen Ende nächsten Jahres in jedem Bundesland voll sein. Österreichweit sind das 15 bis 20 Franchise-Partner. Gibt das der Markt wirklich her? >> Die Partner bekommen jeweils ein Franchise-Gebiet mit einem Marktvolumen von 35 bis 40 Millionen Euro. Wir vereinbaren, sie müssen am Ende des fünften Jahres zehn Prozent des Marktvolumens mindestens erhoben haben. Das heißt, sie haben dann schon eine gewisse Größe, mit drei, vier Millionen Euro Umsatz und rund 30 Mitarbeitern. Daher müssen wir bei der Auswahl der Franchise-

Partner selektiv sein. Die Partner benötigen Managementqualitäten. Wie wird das entsprechende Knowhow vermittelt? >> Jeder Mitarbeiter, der bei uns oder einem Partner anfängt muss entsprechend ausgebildet werden. Sonst können wir das Qualitätsniveau nicht hochhalten. Also wir werden zu einem riesen Schulungszentrum. In drei Jahren haben wir so 120 bis 140 Auszubildende pro Jahr bei uns. Im Prinzip ist man als Franchise-System ein riesen Ausbildungsbetrieb, ein riesen Vertriebsbetrieb und ein riesen Innovationsbetrieb. Das ist wichtig. Weil, mit dem, wie wir es jetzt machen, werden wir alle in ein paar Jahren nichts mehr verdienen. Wir müssen uns ständig weiterentwickeln. Stichwort Mitarbeiter. Woher und wie bekommen Sie spezialisierte Leute? Facharbeitermangel ist in der Branche ja omnipräsent. >> Man muss als Arbeitgeber viel bieten. Das heißt, dass wir auch als Soluto-Franchise-System ein attraktiverer Arbeitgeber sein müssen. In die Baubranche gehen viele nur, wenn sie

woanders nichts finden. Das muss man ganz ehrlich sagen. Wir stellen uns auch immer mehr die Frage, was braucht es in Zukunft? Wie verändert sich das Anforderungsprofil an unsere Mitarbeiter in den nächsten Jahren. Brauchen wir nicht beispielsweise mehr Verfahrenstechniker? Leute, die aus der Mechatronik kommen? Mit all den HightechGeräten, mit denen wir heute arbeiten, bedarf es da nicht viel mehr an Verständnis und Wissen? Das diskutieren wir gerade. Ich glaube auch, dass heutzutage kein 20- oder 25-Jähriger mehr lebt, um zu arbeiten, was auch gut ist, sondern man will einen interessanten Job. Das heißt, wir, wie auch die gesamte Baubranche müssen viel mehr in Richtung Employer Branding tun. Sehen das die Anderen auch so? >> Nun, ein Franchise-Partner von uns war unlängst ganz entsetzt. Da waren sich zwei Techniker bei ihm vorstellen und beide sind unabhängig voneinander, zwei Stunden zeitversetzt zum Vorstellungstermin gekommen. Danach sind sie aufgestanden und haben zu ihm gesagt: „Herr Baumeister, ja, wir melden uns in den nächsten zwei Wochen.“ Er war fassungslos. n

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Positionen & Meinungen

Mehr Bewusstseinsbildung Technisches Facilitymanagement. „Anspruch ist, dass Objekte einfach unaufällig funktionieren“, sagt Werner Moldaschl, Geschäftsführer der WISAG Gebäudetechnik im Gespräch mit dem BauTecFokus. Das Gespräch führte: Birgit Salomon

Was bedeutet für Sie technisches Facilitymanagement? Werner Moldaschl: Eigentlich das vorausschauende Betreiben der technischen Anlagen eines Betreibers beziehungsweise eines Eigentümers, um für ihn die Werterhaltung und die Lebensdauer der Anlagen so zu gestalten, dass sie auch kostengünstig und effizient betrieben werden können. Weiters die Übernahme und

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BauTecFokus

das Abnehmen eines Teils der Betreiberverantwortung und Risiken für den Eigentümer. In welche Richtung verändert sich der Markt, die Branche? >> Momentan findet nach meiner Beobachtung ein strukturelles Anpassen oder eine strukturelle Veränderung im Bereich des FM sowie überhaupt im Immobilienmanagement statt.

Auf der einen Seite statten sich die Asset Manager mit zusätzlichen technischen Ressourcen aus, das heißt, sie erbringen auch einen Teil der Technikleistungen und andererseits drängen die ausführenden Firmen teilweise auch in den FM-Bereich, durch gebündelte Leistungserbringung. Es gibt momentan von beiden Seiten ein wenig Druck. Oben der Asset Manager, der draufdrückt und sagt, „ich mach mal einen Teil


Fotos: Katharina Schiffl

„Schichtbetrieb ist für uns eine Selbstverständlichkeit.“ Werner Moldaschl, WISAG Gebäudetechnik

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Positionen & Meinungen

Kinderschuhen. Wir versuchen diesbezüglich mit Forschungseinrichtungen zusammenzuarbeiten. Erst kürzlich hatte ich zum Thema ein Gespräch mit der technischen Universität Wien. Gerade beim Thema IT sowie der Digitalisierung von Prozessen, vor allem von internen Prozessen, müssen wir uns weiterentwickeln.

der Leistungen selber, ich übernehme das im Auftrag des Eigentümers" und auf der anderen Seite die ausführenden Firmen, die von unten in den FM-Markt reindrängen. Mit welchen Serviceleistungen? Werden heute spezifischere Dienste benötigt beziehungsweise nachgefragt? >> Nein, das sehe ich jetzt nicht. Das Thema hängt natürlich vom Investor ab, welche Ziele er mit seinem Objekt verfolgt. Aber im Wesentlichen geht es darum, dass Objekte unauffällig funktionieren. Also auffällig wird es dann, wenn es Probleme mit Mietern oder in unserem Fall mit Hotelgästen gibt. Der Anspruch ist, dass die Geräte einfach funktionieren müssen. Sie erwähnten Hotels. Ihr seid stark in diesem Segment vertreten – wie kommt das? >> Weil wir von der Qualität her bestens auf Hotels konditioniert sind. Bei den Audits der Hotelketten schneiden wir immer mit Top-Werten ab. Das bedeutet, wir können quasi in allen Assetklassen, mit Ausnahme Krankenhausbetrieb, wirklich professionelles Facilitymanagement auf sehr hohem Niveau anbieten – inklusive rund um die Uhr Einsatzbereitschaft. Schichtbetrieb ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Lagern Hotels den Technikbereich zunehmend komplett aus? Beobachten Sie hier einen Trend? >> Ich würde hier keinen Trend erkennen. Es gibt die unterschiedlichsten Modelle. Es gibt

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BauTecFokus

Leute, die sagen, sie stellen sich einen technischen Manager ein und wir arbeiten zu. Andere Hotels sagen, „nein, du bist für mich der Chefingenieur“. Die überwiegende Anzahl der Hotels in Österreich arbeitet aber noch mit Inhouse-Mitarbeitern – gerade auch für die Technik. Dort, wo outgesourct wird, vergibt man, so kenne ich es jetzt von unseren Kunden, durchaus nach Segmenten.

Können Sie hier konkrete Beispiele nennen? >> Das Problem ist, dass man bestehende Prozesse nicht eins zu eins digitalisieren kann. Es ändern sich auch die Prozesse, wenn sie digital abgebildet werden müssen. Was natürlich Thema ist, bei all den Messungen möglichst viel digital abzubilden. Ich spreche davon, Geräte mit Sensoren zu versehen, QR-Codes zu verwenden, um Dinge auszulesen etc. – schlicht Prozesse elektronisch abzubilden. Etwa, dass Geräte rechtzeitig anzeigen, bevor sie auf Störung gehen. Das sind Ansätze, die durchaus machbar sind. Die Technologie dazu gibt es. Die Frage ist nur, wie kann ich sie wirtschaftlich einsetzen.

Hat das Thema 'Kosten einsparen' immer noch oberste Priorität bei den Kunden? >> Nicht ausschließlich. Es gibt durchaus Auftraggeber, die mittlerweile auch auf Qualität schauen. Aber das Qualitätskriterium könnte durchaus, sag ich mal, prominenter vertreten sein.

Sind Kunden schon bereit, auch etwas dafür zu bezahlen? >> Momentan sehe ich das nicht. Derzeit geht es wirklich darum, Kosten zu optimieren. Ich glaube, diese Technologie ist noch nicht so wirklich im allgemeinen Bewusstsein. Das Thema IoT muss sich erst in den Köpfen der Leute festigen. Auch wenn in den Medien Smart Home mit dem quasi selbstbefüllenden Kühlschrank, Alexa, Siri und Konsorten präsent sind, die Menschen vertrauen der Technologie noch nicht und auch die Datenschutzthematik im Sinne der DSVGO ist hier nicht förderlich.

Stichwort Digitalisierung, IoT (Internet of Things) ist ja aktuell das Branchenthema? Wo steht hier die WISAG beziehungsweise wie denken die Kunden darüber? >> Ich glaube, dass Digitalisierung in jeder Branche ein Thema ist. Auch für die WISAG. Aber meines Erachtens steckt hier noch viel in den

Hinkt Österreich technologisch hinten nach. Sind andere Länder hier fortschrittlicher? >> Nun, unsere Mutter WISAG Deutschland mit über 32.000 Mitarbeiter beschäftigt sich schon intensiver mit dem Thema. Aber das ist ja unser Vorteil als WISAG Österreich, dass wir

„Das Qualitätskriterium könnte durchaus prominenter vertreten sein.“


von diesem Know-how durchaus mitpartizipieren können. Diese Technologie hat nichts mit irgendwelchen Grenzen zu tun, maximal noch mit Einschränkungen aufgrund der Ö-Normen und der österreichischen Gesetzgebung. Für die angebotene Dienstleistung benötigt man gut ausgebildete Fachkräfte. Woher kommen eure Mitarbeiter? >> Wir haben momentan einen Facharbeitermangel. Ich höre auch von vielen Branchenkollegen und Kollegen aus dem Baunebengewerbe, dass sie derzeit keine, oder nur ganz schwer, qualifizierte Mitarbeiter finden. WISAG bekommt, Gott sei Dank über Kontakte einzelner Mitarbeiter und durch Empfehlungen noch Mitarbeiter, aber es ist schwierig. Die Branche kann es sich nämlich nicht leisten, Mitarbeiter von anderen Unternehmen abzuwerben. Das würde nur über den Lohn gehen und das gibt der Markt nicht her. Hat das vielleicht auch mit dem Image der FM-Branche zu tun? >> Nein, das glaube ich weniger. Ich denke, in Österreich ist das Facilitymanagement per se noch nicht so angekommen wie im englischsprachigen Raum oder auch in Deutschland. In Österreich regiert noch immer relativ stark die eigene Dienstleistung also die Inhouse-Dienstleistung beziehungsweise, dass das Management beim Kunden angesiedelt ist und dieser sich einzelner Dienstleister wie Elektriker oder Installateur bedient. Viele wollen einfach die Betreiberrisken noch selber nehmen.

Fotos: Katharina Schiffl

Wo liegen die größten Risiken? >> Nun, in einigen Fällen, beim Brandschutz zum Beispiel, handelt es sich durchaus um persönliche Haftungsthemen. Das Thema Gebäudesicherheit ist generell noch nicht bei den Eigentümern angekommen. Ich bin der Überzeugung, dass ein Externer viel kritischer kontrolliert, weil er ja auch die Verantwortung übernimmt. Nichts ist schlimmer als den Tod oder die Verletzung von Menschen verantworten zu müssen. Das will, glaube ich, keiner von uns. Dafür tragen wir Sorge. Wir schauen permanent, dass das Gebäude in einem sicheren Zustand ist.

Was sagen Sie potentiellen Kunden noch? Warum sind sie bestens bei der WISAG aufgehoben? >> Wir können ein hohes Maß an Spezialisierung vorweisen. Vor allem in der Assetklasse Beherbergungsbetriebe. Hier hat man 365 Tage im Jahr 24 Stunden pro Tag Gäste. Und der Gast ist der kritischste Kunde, wenn es nicht ausreichend kühl im Sommer oder warm im Winter, die Lüftung zu laut oder zu leise ist oder schlicht der Gast seinen Safe nicht aufbringt, weil er sich den Code nicht gemerkt hat usw. Das heißt, wir decken hier wirklich die ganze technische Palette ab. Das Thema Energieeffizienz ist bei Hotels auch enorm wichtig. Hier sind laufend Maßnahmen notwendig, um die Benchmark zu erfüllen. Da sind wir Spezialisten. Ihre Pläne für die kommenden Jahre? >> Ziel ist es, die WISAG Gebäudetechnik österreichweit in der gesamten Branche interessanter zu machen. Vor allem im Gewerbe-

bereich. Natürlich auch das Segment Hotel weiter auszubauen, eben weil wir hier das meiste Know-how haben. Insgesamt wollen wir regional wachsen. Momentan sind wir in der Gebäudetechnik nur in Wien und Niederösterreich präsent. Künftig wollen wir zumindest in den Landeshauptstädten tätig sein. Wie weit ist dieses Vorhaben? >> Es gibt konkrete Pläne für Linz und Salzburg. Ein nächster Schritt wäre dann Graz und die Gegend Klagenfurt. Konkret gibt es schon Objekte, die wir in der Pipeline haben. Sie sagten Sie wollen den Gewerbebereich forcieren, warum nicht auch den Bereich Wohnen? >> Je mehr Technik verbaut ist, desto lieber ist es uns. Wir sind ein Technikunternehmen und wir wollen unsere Mitarbeiter auch ein bisschen fordern und fördern. Das heißt, sie sollen herausfordernde technische Anlagen betreuen. Das ist bei Wohngebäuden nicht so der Fall. n

Zur Person Werner Moldaschl ist seit Juli dieses Jahres Geschäftsführer der WISAG Gebäudetechnik mit Sitz in Wien. In seiner bisherigen Laufbahn war Werner Moldaschl in leitenden Positionen für das Facility Management und die Immobilienund Objektentwicklung für Finanzunternehmen verantwortlich. Zuletzt war er als selbständiger Unternehmensberater in den Bereichen Immobilienstrategie und Facility Management tätig. Seit 2017 studiert er an der Donau Uni Krems und besucht den Universitätslehrgang „Real Estate Management, MSc“ am Department für Bauen und Umwelt.

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Rubrik Positionen & Meinungen

Perfekte Streitvermeidung Im Gespräch. Matthias Rant, docu tools-Geschäftsführer und Präsident des Hauptverbands der allgemein beeideten und gerichtlich zertifizierten Sachverständigen Österreichs über die Rolle der BaustellenDokumentation, was hinter elektronischen Pins steckt und worin die Stärke einer digitalen Beweissicherung liegt. Das Gespräch führte: Birgit Salomon

„docu tools ist die Realisierung einer Vision, die ich immer hatte.“ Matthias Rant, docu tools-Geschäftsführer

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BauTecFokus

Was zeichnet docu tools aus? Was darf man sich unter digitaler Dokumentation vorstellen? Matthias Rant: Lassen Sie mich etwas ausholen. Ein ganz wesentlicher Punkt: Dokumentation im Baugeschehen ist heute inhaltsmäßig etwas ganz anderes als die Dokumentation im Baugeschehen vor fünf Jahren. Der Wortinhalt und die Begrifflichkeit sind ganz anders. Früher hat man tausende Fotos gemacht und hunderte Mails geschrieben. Diese wurden auf einen Server gespeichert und das war dann die Dokumentation. Heute ist die Bauwirtschaft, die Bauindustrie

genauer gesagt, voll im Digitalisierungsprozess. Das läuft schon seit drei Jahren und wird noch rund drei Jahre andauern, dann wird der Prozess abgeschlossen sein. Das heißt nicht, dass die Bauwirtschaft früher nicht bereits digitalisiert hat, aber sie hat lauter Insellösungen fabriziert. Mit welchen Folgen? Worin lagen die Risken? >> Kostspielige, ewige Streitereien. Wenn Sie eine gute Baudokumentation – als Bauherr oder auch als Nutzer – haben dann können Sie Streit vermeiden. Das ist die beste Streit-


vermeidung, weil ich relativ einfach sofort den Sachverhalt so wie er ist darlegen kann. Dann muss ich mich nur mehr über die rechtliche Situation streiten. Heute streitet man ja immer noch in den ersten fünf bis zehn Verhandlungen über den Sachverhalt. Der eine sagt, "Ja, das war so." und der andere sagt: "Nein.", da müssen wir dann den Zeugen holen oder noch ein Gutachten beauftragen. Das kostet ein irres Geld und bringt eigentlich niemandem etwas. Wenn man eine gute Dokumentation hat, dann werden im Vergleich, je nach Projekt, sechzig, siebzig, achtzig Prozent eingespart.

Fotos: Katharina Schiffl

Sachverhalt quasi auf Knopfdruck? Wie funktioniert das in der Praxis? >> Wenn ich alle Informationen pro Raum und Punkte im Raum speichere, und das ist die Grundidee unserer Lösung, dann habe ich immer alles bei der Hand. Das heißt wir speichern mit sogenannten Pins am Plan, und das medienübergreifend. Jedes Foto etwa kann eindeutig zugeordnet werden. Eine Fassade mit Fensterdokumentation beispielsweise. Bei uns sieht man ganz genau, zu welchem Fenster das Foto gehört. Auch wenn alle Fenster gleich ausschauen? >> Ja, genau. Die Lösung ist urkundenecht und funktioniert einfach: Sie gehen mit dem Tab-

let oder Smartphone durch das Gebäude und machen von allem, was dokumentiert werden muss, einen Pin und danach auch gleich das Foto dazu. Sie setzen den nächsten Pin und machen wieder ein Foto. Die Lösung erwartet

später ein Problem gibt, dann kann der Prozess exakt nachvollzogen werden. All die Daten liegen beim jeweils gesetzten Pin. Im Baugeschehen gilt, sage ich gern spaßhalber, auch: "Von der Wiege bis zur Bahre" eines Ge-

„Von der Wiege bis zur Bahre eines Gebäudes sollte eigentlich alles dokumentiert sein.“ das Foto vor dem nächsten Pin. Das heißt Sie müssen das Bild machen. Sie können an dieser Stelle auch kein Foto einfügen, was ja bei den meisten anderen Lösungen möglich ist. Niemand kann etwas austauschen oder nachträglich hinzufügen oder löschen. Sie können jede Handlung, die gemacht worden ist, auch Jahre später nachvollziehen. Auch Anweisungen? >> Natürlich. Schriftlich oder mündlich, alles kann dokumentiert werden: Wann wer wem etwas angewiesen hat. Was genau besprochen oder erklärt wurde, oder worauf man später beim Betrieb achten sollte. Wenn es

bäudes sollte eigentlich alles dokumentiert sein. Dort liegt Geld, dort liegt Technologie, dort liegt Effizienz. Wie kam es zur Software-Lösung? >> Sie ist im Rahmen des "Skylink"-TerminalGerichtsverfahrens zur Beweissicherung am Flughafen Wien entstanden. Bei diesem Großprojekt hat man damals 2.500 technische und bauliche Mängel vermutet. Es gab 120.000 Fotos für 3.600 Räume in unterschiedlichen Bauzuständen. Unvorstellbare Dimensionen. Im Format A4 ausgedruckt hätten die Bilder nebeneinander gelegt eine Strecke von 42 Kilometern ergeben. Das Be-

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Rubrik Positionen & Meinungen

Daten und Fakten docu tools wurde auf Initiative von Matthias Rant und Gerhard Schuster über ihre Firma Sustain Solutions 2012 zur Marktreife entwickelt. Die Software ermöglicht, komplexe Projekte fälschungssicher zu dokumentieren. Per Anfang September 2018 zählte docu tools kundenseitig 4.000 Projekte mit ca. 106.000 Plänen, in denen bisher knapp 370.000 Pins mit eben so vielen Aufgaben gesetzt wurden. Die Anzahl der Fotos belief sich auf 700.000. Und täglich werden es mehr …

weissicherungsgutachten für nur eine Partei hätte in Papier ausgedruckt eine Tonne gewogen. Es mussten aber vierzehn Parteien beliefert werden. Stellen sie sich das mal vor! Ich habe damals zur Justiz gesagt: "Da kommt ein Tieflader und stellt Ihnen das alles hin." Wie soll das gehen? Zudem gab es einen enormen Zeitdruck, weil die Verträge damals nur mehr ein Jahr gültig waren. Das heißt, die Streitigkeiten, Schadensersatzforderungen und Mängel mussten innerhalb eines Jahres beseitigt werden. Wie haben Sie diese Aufgabenstellung schlußendlich gelöst? >> Nun, ich war auch schon Jahre vorher mit der Idee befasst, einen Sachverhalt eindeutig darzustellen. Wenn ich das kann, dann brauche ich über Vieles nicht mehr diskutieren, wie das gewesen sein könnte. Es ist einfach so. Also hat unser Büro damals parallel eine Software entwickelt, sodass man sagen

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BauTecFokus

konnte, beispielsweise der Raum 1029 hat so ausgeschaut, das sind die Urkunden dazu, das sind die Schriftsätze und das alles konnte am Bildschirm abgelesen werden. Der Flughafen hat ungefähr 10.000 Pläne gehabt. Wir sind mit einem Tablet über die riesige Baustelle des Flughafen gegangen und wo immer wir hingekommen sind, genügte ein Tastendruck und wir hatten sofort den richtigen Plan. Also Heizung, Lüftung etc. Das ist bei der Justiz sehr gut angekommen. Wer genau hat die Software entwickelt? Das geht ja nicht so einfach nebenbei? >> Wir haben ein Team von ca. 30 Leuten aufgebaut. Experten aus den verschiedensten Branchen, Stahlbau und Gebäudetechnik bis hin zu IT-Spezialisten sowie aus den Bereichen Foto und Video. Das war eine Herausforderung und sehr spannend. Eigentlich die Realisierung einer Vision, die ich immer hatte, nämlich die Abwicklung einer Bau-

stelle effizienter zu gestalten. Und das kann ich nur, wenn ich eine gute Dokumentation habe. Heute sind wir eine Softwarefirma – docu tools eben. Wird es künftig mehr digitale Gutachten beziehungsweise Beweissicherungen geben? Wohin geht der Trend? >> Also zum Beispiel, ich habe vor einigen Jahren die bislang umfangreichste Beweissicherung in Österreich gehabt. Da kam wieder die Justiz und meinte, "Sie haben den Flughafen gemacht! Wir haben wieder einen Fall mit ungeheurem Datenvolumen": Zwei internationale Konzerne haben im Zuge einer Fusion ein Schiedsgericht angerufen, das eine gerichtliche Beweissicherung von einem österreichischen Gericht benötigte. Aufgabenstellung war die Dokumentation von 5.000 Bauwerken nach 94 Kategorien, die detailliert nach allen möglichen diffizilen Parametern systematisch nach Mängeln und Abnützung


„Ein Quantensprung in der Dokumentation, den es früher nicht gab.“ zu bewerten waren. Mit Hilfe der Parteien wurden 160 Leute engagiert, die in Deutschland und Österreich herumgefahren sind und alles dokumentiert haben. Unser Team hat live via Internet kontrolliert und geschaut, passt die Dokumentation oder nicht. Wir haben etwa 40 Millionen Urkunden gehabt. Sie konnten trotzdem die Frage stellen, "Ok, zeige mir die Feuerlöscher, im zweiten Geschoss von Gebäude X am Tag Y." Nach diesen Gesichtspunkten erfolgte die Beweissicherung und die Konzerne konnten sich entspannter vergleichen. Das ist schon ein Quantensprung in der Dokumentation, den es früher nicht gab.

mittlerweile in 21 Sprachen, einfach zum Umschalten. Das gibt es in ganz Europa kein zweites Mal. Auch die Caverion oder MotelOne sind unsere Kunden, aus Sicherheitsgründen die Stadt Wien und auch Hausverwaltungen. Bei der Umsetzung der Önorm B 1300 ist eine Dokumentation zur Überwachung der Immobilien sehr sinnvoll, weil ich die ganze Entwicklung des Gebäudes dokumentiert habe. Rentiert sich die Lösung auch für einen kleineren Handwerker? >> Natürlich. Die Kosten sind ja im Grunde genommen lächerlich. Für wenige Projekte kos-

tet die Lizenz 49 Euro pro Monat. Das hat eigentlich ein kleiner Installateur schon bei einem Nachtrag wieder verdient. Da rede ich noch gar nicht von der Tatsache, dass er einen Gewährleistungsmangel abwehren kann. Wird die digitale Dokumentation zunehmend zum Ausschreibungskriterium? >> Viele Bauherren beziehungsweise vor allem Bauträger verlangen bereits, dass ihre Subunternehmer mit docu tools dokumentieren. Die Auftraggeber haben schon die Projektlizenzen und laden ihre Partner einfach ein. Das kostet die Ausführenden nichts, sie müssen sich nur verpflichten zu dokumentieren. Damit werden auch die kleinen und mittleren Betriebe, die meinen das brauchen sie nicht, umdenken. Wenn sie es dann bei einer Baustelle einmal gemacht haben, erkennen sie sofort den Riesenvorteil. Die Bauwirtschaft wird in drei Jahren ganz anders ausschauen. Das ist einfach so. n

Es sind ungeheure Mengen an Daten im Spiel. Wo liegen diese mitunter doch sehr sensiblen Daten? Die Daten liegen in der Cloud, im Frankfurter Raum bei einem sehr sicheren Unternehmen. Damit können die User jederzeit, wo auch immer sie sind, auf die Lösung und die Daten zugreifen. Mit welchen anderen BranchenLösungen ist docu tools kompatibel. Stichwort Schnittstelle? >> Wir haben mit unserem neuen Release den Weg einer offenen Schnittstelle gewählt. Das heißt es kann sich jedermann mit seiner Lösung dranhängen und kooperieren. Wir sehen das als den besseren Weg in die Zukunft. Wer sind die User? Wie wird die Lösung von der Wirtschaft angenommen? >> Mittlerweile verwenden große Bauunternehmen wie etwa die Strabag docu tools als Konzernsoftware in allen Ländern. Unsere Software gibt es

Zur Person Matthias Rant studierte Wirtschaftingenieurwesen an der TU Graz. Seit 1973 ist er Gerichtssachverständiger, seit 1978 selbständiger Ziviltechniker. Rant ist Verfasser zahlreicher Veröffentlichungen und Fachbuchautor auf den Gebieten Projektmanagement, Controlling, Kalkulation und Immobilienbewertung. Neben seiner Funktion als Präsident der österreichischen und europäischen Sachverständigen sowie als Geschäftsführer von docu tools findet Rant noch Zeit für die Kunst. Er ist seit Jahrzehnten leidenschaftlicher Maler. Seine Werke waren bereits bei mehreren Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen.

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In Österreich fehlen die Produkte Logistikimmobilien. Andreas Liebsch führt gemeinsam mit Carmen Dilch das Unternehmen Go Asset, das sich seit zehn Jahren auf die Entwicklung von Logistikimmobilien spezialisiert hat. Im BauTec-Interview erklären sie, warum hierzulande kaum große Logistikprojekte realisiert werden und der Faktor Preis so bestimmend ist. Das Gespräch führte: Birgit Salomon

„In der Slowakei bekommen sie den gleichen Standard wie in Österreich, allerdings günstiger.“

Was ist das Besondere an Ihrem Unternehmen, was ist Ihre Stärke? Liebsch: Unser USP ist, dass wir schlank, flexibel und schnell sind. Ich glaube, dass wir uns sehr genau auskennen, bei dem was wir machen. Projektentwicklung können Einige, hinsichtlich Logistikimmobilien, glaube ich, gibt es kaum ein weiteres Unternehmen in Österreich, das solche Projekte realisiert, wie wir es tun. Was sind das für Projekte? Liebsch: Das sind große Logistikprojekte, leider ganz selten in Österreich, aber im benachbarten Ausland, wo wir durchaus Großkonzerne betreuen. Das kommt sehr gut an und funktioniert sehr gut. Dilch: Wir haben kürzlich in der Slowakei unser größtes Projekt mit 56.000 Quadratmeter Nutzfläche fertiggestellt. Das ist wirklich groß. Hier ist der Textilkonzern KiK Mieter.

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Mieter oder Käufer? Liebsch: Mieter. In den Ostländern herrscht ein anderes Denken. Hier wird entwickelt, um das Objekt zu vermieten. Das ist ein Unterschied zu Österreich, wo es fast nur Lagerobjekte gibt, die gekauft werden oder worden sind. Der Nutzer errichtet sie selber oder hat sie bereits selbst gebaut. Dilch: Das ist aus der Historie heraus so entstanden. Also ich denke in Österreich sind 80 Prozent im Eigentum und nur 20 Prozent sind eingemietet. Im benachbarten Ausland ist das Verhältnis genau umgekehrt. Das wahre Geschäft ist außerhalb von Österreich? Dilch: In Österreich fehlen die Produkte, die Investoren wären schon da. Aber es können auch gar nicht so viel neue Produkte entstehen, weil hierzulande die Grundstückspreise, Baukosten sowie Auflagen sehr hoch sind.


Liebsch: Mir fällt ein Vorzeigeprojekt in Niederösterreich, genauer in Hagenbrunn ein. Das Projekt hat einen Vorlauf von zig Jahren gehabt. Ein wirklich gut entwickelter Standort mit Flächen, die sehr modern gebaut sind. Projekte können auch in Österreich funktionieren, aber man muss es schaffen, Grundstücke richtig und rechtzeitig einzukaufen. Später vielleicht noch eine Umwidmung machen. Das dauert aber enorm lang, bei einem erheblichen unternehmerischen Risiko.

Fotos: Katharina Schiffl

Wo liegen noch relevante Unterschiede zwischen dem Ausland und Österreich? Liebsch: Vor allem in den Baukosten. In der Slowakei bekommen sie den gleichen Standard wie in Österreich, allerdings um 300 Euro pro Quadratmeter, während es hierzulande 550 Euro sind. In Südosteuropa ist es auch wesentlich einfacher gute Bauunternehmen zu finden, weil der Bauboom hier

gerade erst beginnt und die Auslastung bei den Qualitätsanbietern noch nicht ganz so groß ist. Hinzu kommen unterschiedliche rechtliche Bestimmungen. Dilch: Bei uns in Österreich muss der Lagerarbeiter beispielsweise immer freie Sicht nach außen haben, egal in welcher Reihe er steht. Dementsprechend viele Fenster benötigt eine große Halle. Auch in punkto Klimatisierung, Raumtemperatur gibt es strengere Auflagen als anderswo. Von sehr großer Bedeutung und teuer in der Umsetzung sind die österreichischen Brandschutzbestimmungen, um nur einige der Kostentreiber zu nennen. Liebsch: Ich sage das gerne so: Die Logistikbranche ist die preisintensivste Branche, die es überhaupt gibt. Da geht es um jeden Cent. Und da kann man sich schön verkalkulieren. Das Spektrum ist sehr eng.

Wie sieht es mit der heimischen Nachfrage aus? Liebsch: Ein wichtiger Punkt ist, dass die bestehenden Hallen in Österreich meist sehr alt und teilweise kaputt sind, aber immer noch betrieben werden. Das wird in dieser Form nicht mehr lange funktionieren. Es wird eine Transformation geben. Weg von den alten Gebäuden, rein in moderne Hallen. Sozusagen den Bestand verbessern? Liebsch: Ob das genau auf derselben Fläche passiert, ist die große Frage. Das kann nur der Eigentümer machen. Das Mieterpotenzial wird sicherlich in den nächsten Jahren größer. Eine Verlagerung von Eigentum in Richtung Mieten ist auch schon bemerkbar. Dilch: Neue Mieter gäbe es sehr wohl. Viele Unternehmen würden gerne umsiedeln und wollen sich verbessern, nur bekommen sie keine geeigneten Flächen angeboten.

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Was ist heute ein geeigneter Standort? Inwieweit spielt die Digitalisierung eine Rolle? Dilch: Nun, die Logistik rutscht immer näher an den Kunden heran. Soeben ist eine neue Studie herausgekommen, wonach Herr und Frau Österreicher jetzt 7 Milliarden Euro im Internet umsetzen. Wir haben jetzt, glaube ich, ein Plus von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei der Paketzustellung reden wir von

„Das Thema Belieferung in der Stadt wird künftig elektrisch erfolgen.“ 70

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einem Plus im zweistelligen Bereich und wenn man merkt, wie schnell sich das entwickelt – in diesem Teilbereich der Logistik kommt noch Einiges auf uns zu. Sie sprechen das City-Logistik Thema an? Liebsch: Es geht in diese Richtung, ja. Dass man künftig zentraler in der Stadt und nicht am Rande der Stadt Flächen anbieten kann, die dazu geeignet sind, dass wesentlich schneller zugestellt werden kann, auch mit Fahrraddiensten und Ähnlichem. Das ist eine große Herausforderung, sich hier Lösungen einfallen zu lassen, die funktionieren. Wir versuchen auf diesem Gebiet natürlich auch mitzuwirken. Spielt in diesem Zusammenhang auch EMobility eine Rolle? Dilch: Wir glauben fix, dass in Zukunft das Thema Belieferung in der Stadt nur mit EMobilität passiert. Liebsch: Das sehen wir unter anderem schon alleine bei der österreichischen Post.

Sie haben mittlerweile eine beachtliche Prozentzahl der Flotte erfolgreich durch Elektro-Lieferwagen ersetzt. Und wo könnten in der Stadt Flächen für Ladestationen und genügend Stellplätze entwickelt werden? Liebsch: Das ist genau der Knackpunkt an dem Ganzen. Deswegen gibt es ja die Lösung noch nicht. Wenn es so leicht wäre, hätte man Projekte schon umgesetzt. Dilch: Städtische Flächen sind sehr teuer. Wie bereits erwähnt, die Logistik ist ungeheuer preissensitiv. Der Kunde ist ja nicht bereit nur einen Cent mehr für die Zustellung zu zahlen. Sehen Sie in den vielzitierten brachliegenden Sockelzonen Flächenpotenzial? Liebsch: Ja, aber da denken wir ein bisschen anders. Ich würde unterscheiden zwischen den City-Hubs, wo man wirklich Lagerflächen anbietet und der letzten Meile der Zustellung. Als Zustellboxen, Abholstationen


wären Flächen in Sockelzonen gut denkbar. Das Thema für Paketdienste ist immer die doppelte Zustellung, die wirklich teuer ist. Auch die Retouren sind ein großes Thema. Das könnte man in diesen Zonen, wenn genügend solcher Paketstationen vorhanden sind, beziehungsweise entsprechend in den nächsten Jahren aufgerüstet wird, gut in den Griff bekommen. Das großflächige Logistikthema kann natürlich niemals mitten in der Stadt stattfinden, sondern das wird immer etwas außerhalb der Stadt stattfinden. Inwieweit ist Nachhaltigkeit in Richtung Ökologie bei Logistikimmobilien von Relevanz? Dilch: Nachhaltig bauen müssen sie heute schon in jeder Assetklasse. Das hat auch vor der Logistik nicht Halt gemacht.

„Bei Logistikimmobilien kann man sich schnell verkalkulieren.“ Und in Österreich? Liebsch: Österreich ist klassisch ein Transitland und durch die geostrategische Lage ohnehin schon sehr stark vernetzt in alle Richtungen. Da sehe ich nicht mehr sehr viele Ausbaumöglichkeiten. Weiters spielen noch andere Faktoren mit hinein, wenn ich ein großes Logistiklager baue, muss ich natürlich auch viele Mitarbeiter einkalkulieren. Diese kosten

in Österreich viel Geld. Das niedrigere Preisund Lohnniveau in den Ostländern ist viel attraktiver. Zudem geht es im Osten viel schneller Großbauprojekte zu realisieren, vor allem aufgrund der rascheren Genehmigungen. Dilch: Österreich ist definitiv kein Standort für Logistiker, um sternenförmig auszuschwärmen und die Länder drumherum zu bedienen. n

Auch hinsichtlich Energieversorgung? Einsatz von alternativen Energien wie Solar beispielsweise? Die großen Dachflächen der Hallen würden sich hier wohl anbieten? Liebsch: Ja, für den Eigenverbrauch schon, aber das hängt stark von den Rahmenbedingungen ab. Es muss vor allem wirtschaftlich sein. Oft rechnet es sich nicht, meist aufgrund der unattraktiven Einspeisebedingungen der Energieversorger. In diesem Business dreht sich wirklich alles um den Preis. Dilch: Es wird bei der Errichtung neuer Hallen mittlerweile schon in diese Richtung mitgedacht, und die Tragfähigkeit des Daches so gestaltet, dass sie mit Photovoltaik-Paneelen besetzbar ist – auch später im Nachhinein.

Fotos: Katharina Schiffl

Anhand Ihrer Standortanalysen – welche Regionen sind noch ausbaufähig? Unter anderem die Slowakei, deshalb sind wir so gerne dort. Das Land hat in den vergangenen 15 Jahren eine enorme Wirtschaftskraft entwickelt. BMW siedelt sich gerade neu an und vor Kurzem ist Jaguar neu in Nitra. Das sind echte Innovationsschübe, die man am BIP merkt.

Andreas Liebsch und Carmen Dilch, Go Asset Nach über 10-jähriger intensiver Tätigkeit in verschiedenen leitenden Positionen in der Immobilienwirtschaft wurde Go Asset Development im Jahr 2006 von Andreas Liebsch gegründet. CoGesellschafterin und Prokuristin Carmen Dilch hat ein Studium im Bereich „Bauingenieurwesen - Baumanagement” und absolvierte den RICS-akkreditierten Universitätslehrgang „Immobilienmanagement und -bewertung.” Bevor Dilch zu Go Asset kam war sie u.a. bei ECC Projektconsult GmbH, LC Buildings GmbH und bei ps.focas tätig. Das Duo hat zahlreiche Immobilienprojekte erfolgreich abgewickelt und das Unternehmen als „Nischenplayer“ im In- und benachbarten Ausland positioniert. Allein in den letzten fünf Jahren wurden über 30 Projekte erfolgreich abgeschlossen. Kernmärkte des Developers sind Österreich, die Slowakei, und Tschechien.

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Projekt ohne Eitelkeiten Refurbished. Der Modenapark bekommt ein neues altes Gesicht. Die beiden Architekten Elmar Danner (F+P ARCHITEKTEN ZT) und Markus Kaplan (BWM Architekten), die sich das ambitionierte Projekt teilen im BauTecFokus-Interview. Das Gespräch führte: Michael Neubauer

Was ist/war das Interessante an dem Projekt? Elmar Danner: Eindeutig die Herangehensweise an das Projekt durch den Bauherren. Es ist ein einzigartiges Projekt. Wo sonst gibt es in Innenstadtlage eine 100 Meter lange Baulücke.

„Fokus Zitat, Tisa Pro 20Pt, Zeilenabstand 24Pt.Hier wird ein Zitat geschrieben.“ Diversität durch zwei verschiedene Handschriften. „Aus unserer Sicht ist dies durchaus gelungen."

Fotos: Katharina Schiffl

Fokus Zitat Autor. Tisa Pro 9Pt, Z ARCHITEKTENDUO DANNER & KAPLAN 11Pt; Name

Markus Kaplan: In einem ersten Schritt wurde untersucht, ob das Gebäude erhalten werden kann. Es gab mehrere Gutachten. Zum Schluss stand fest, dass das Gebäude aus bauphysikalischer Sicht nicht erhalten werden kann. Nicht nur, aber auch wegen der einzuhaltenden Brandschutzvorschriften. Jetzt hatte man eine 100 Meter lange Baulücke, das ist sehr spannend. Wenn man beim Modenapark rundherum schaut, gibt es Gebäude, die eine gewisse Dimension haben, eine gewisse Parzellengröße. Dieser Parzellengröße würde es widersprechen, dort ein neues Wohngebäude hinzubauen, das – wie das Amtsgebäude 100 Meter lang ist. Da ist die Idee entstanden, es in vier Gebäudeteile zu parzellieren. Eigentlich sind es nur drei Gebäude, aber von der Fassade werden sie als vier aufgenommen. Eigentlich ist es eine Rückführung, so wie man es ursprünglich gebaut hätte. Danner: Was auch besonders spannend ist, ist die zentrale Lage. In dieser Lage gibt es ganz wenig in Wien. Direkt am Park. Ich glaube, auch das ist einzigartig an diesem Projekt.

Einzigartig an diesem Projekt ist auch die Tatsache, dass zwei Architekten mit der Planung beauftragt wurden, mit dem Ziel, Diversität durch zwei verschiedene Handschriften zu erreichen. Aus unserer Sicht ist dies durchaus gelungen. Unsere Ansätze sind unterschiedlich, greifen aber ineinander. Wie haben Sie einander gefunden? Wie ist Daniel Jelitzka auf Sie beide gekommen? Danner: Es wurden mehrere Entwürfe von verschiedenen Büros präsentiert. Unsere beiden Entwürfe sind ausgewählt worden. Im Projektprozess haben wir uns angenähert. Die Aufgabenstellungen bedingen eine gewisse gemeinsame Sprache. Das andere ist aber auch, dass man grundsätzlich auf den Nachbarn reagiert. Kaplan: Wir beide arbeiten im innerstädtischen Bereich sehr viel. Man schaut immer, was in der Nachbarschaft vorkommt. Wie kann ich auf die Umgebung reagieren? Man muss miteinander kommunizieren. Die Ideen entwickeln sich im Dialog weiter. Ein zutiefst spannender Prozess. Danner: Das halte ich auch für die Stadtentwicklung an sich für äußerst wichtig. Wenn man große städtebauliche Areale entwickelt bzw. neu interpretiert, geschieht dies teilweise

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in kooperativen Verfahren, in denen mit mehreren Architekten gearbeitet wird. Damit wird verhindert, dass ein Areal nur eine Handschrift kennt. Das halte ich auch persönlich für wichtig. Kaplan: Bei diesem Projekt haben wir freiwillig eine Art kooperatives Verfahren gemacht. Es ist ein Projekt ohne Eitelkeiten. Wir haben viele Aspekte aufgegriffen, die schon in historischen Gebäuden rundherum präsent sind. Da sind ganz tolle Gebäude – zum Beispiel das Eckgebäude aus den 30er Jahren, mit diesen großen schönen Fenstern und den horizontalen Gliederungen – dabei. Rund um den Modenapark finden sich viele Gebäude mit horizontalen Gliederungen. Dieses Stilelement haben auch wir aufgegriffen. TINY, KOMPAKT BEREITS AB 24 QUADRATMETERN

Was spricht gegen ein schön gegliedertes 100-Meter-Gebäude? Danner: Es gab Studien für ein 100 Meter langes Gebäude, das in unterschiedliche Fassadenbuchtungen gegliedert wurde. Trotzdem wäre es ein 100 Meter langes Gebäude geblieben. Aus unserer Sicht, ein Störfaktor. Unser Plan sieht vier Stiegen mit vier Adressen vor – das entspricht in Summe einer 100 Meter langen Fassade. Dies hat natürlich auch vermarktungstechnische Gründe. Man wollte keine Wohnhausanlage in dieser Dimension schaffen, sondern das Areal in kleinere Portionen teilen – auch für eine übersichtliche Nachbarschaft. Kaplan: Beim sozialen Wohnbau wird ganz ähnlich vorgegangen. Parzellierung im Sinne der Adressierung. Dadurch wird die Anonymität aufgehoben. Im gehobenen Segment, wo das Thema „Soziale Nachhaltigkeit“ eigentlich gar nicht immanent ist, spielt die Vermarktung eine wesentliche Rolle. Wenn ich im gehobenen Segment ein Produkt verkaufen möchte, dann tue ich mir leichter, wenn ich sage, das ist eine Adresse, die aus einer Stiege besteht und nur 25 Meter breit ist und nicht 100 Meter lang mit hunderten Wohnungen. Danner: Einen Sondertypus bildet das Haus A, wo generell ganz kleine Mikroapartments geplant sind, die auch an der Fassade ablesbar sind. Das ist relativ neu in Wien. Da kann man nur ein Lob an den Daniel Jelitzka aussprechen. Er hat sich wirklich mit diesem Thema intensiv befasst. Er ist nach New York geflogen und hat

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„Eine schlecht geplante 60-Quadratmeter-Wohnung funktioniert nicht so gut, wie eine durchorganisierte 45-Quadratmeter-Wohnung."

sich angesehen, wie das dort gemacht wird. Wie klein kann eine Wohneinheit sein, damit sie noch alles bietet, was man braucht, weil einfach die Fläche das wertvollste Gut ist in der Stadt.

boten. Wobei es bei diesen Projekten wieder verstärkt um die Lage, genauer gesagt um die zentrale Lage geht. Der Trend geht in Richtung lieber zentraler wohnen und kleiner, als in der Peripherie.

Wie klein ist die kleinste Wohnung bei diesem Projekt? >> Ich glaube 24 Quadratmeter. Tiny, kompakt und kann aber alles in Wirklichkeit. Mit aufklappbaren Betten. Es hat viele Studien gegeben, wie man aus diesen engen Raumkonditionen das Beste herausholt.

Danner: Beim Projekt Modenapark haben wir vier verschiedene Stiegen, aber drei verschiedene Produkte. Hier finden sich Familienwohnungen, die klassischen Double-Income-NoKid-Wohnungen. Wohnen im sehr gehobenen Standard. Im selben Haus gibt es auch 18-Quadratmeter-Einheiten, die ich kurzfristig dazumieten kann, entweder als Besuchereinheit, als Arbeitseinheit oder als Erweiterungsmöglichkeit der Wohnung. Es sind nicht alles MikroApartments. Es ist ein Produkt, das einen sehr großen Blumenstrauß bietet. Das Novum ist, dass man alle Wohnformen, die momentan in Wien relevant sind, gemeinsam entwickelt hat.

… und ist wohl nur als bereits voll eingerichtetes Apartment realisierbar. Der Einzelne wäre wahrscheinlich überfordert, sich das so optimal einzurichten? Danner: Ja, das ist das Konzept. Die Einrichtung, Küchen sind vorhanden – ein SorglosPaket in Wirklichkeit. Man kann die Wohnung kaufen und am nächsten Tag dort einziehen. Kaplan: Das ist ein Produkt, das es im angloamerikanischen Raum schon länger gibt. Das nennt man Branded Address. Das wird von Hotels auch gemacht und Immobilienentwickler von der anderen Seite machen das. Im deutschsprachigen oder zentraleuropäischen Raum werden diese Konzepte vermehrt ange-

Als Architekt finde ich es sehr spannend sowohl im sozialen als auch im freifinanzierten Wohnbau tätig sein zu können. Das ist ein breites Spektrum. Sowohl im freifinanzierten als auch sozialen Wohnbau haben sich die Ansprüche in den vergangenen Jahren, bedingt durch Markteinflüsse und demografische Entwicklung verändert. Die Wohnungen werden grundsätzlich kleiner. Das hat jeder in Wien


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WOHNEN AM MODENAPARK Gottfried-Keller-Gasse 3-5/Am Modenapark 1-2, 1030 Wien Baubeginn: April 2018 (Geplante Fertigstellung: 2019) Auftraggeber Am Modenapark 1-2 Immobilienentwicklung und -verwertung GmbH (Dr. Jelitzka+Partner) Planung F+P ARCHITEKTEN ZT GMBH BWM Architekten und Partner ZT GmbH Quadratmeter Bruttogeschossfläche: ca. 14.000 m² Anzahl Wohnungen: 162 (Bauteile A/B/C) An Stelle des Bürogebäudes am Modenapark 1-2 wurden in einem gemeinsamen Projekt von F+P ARCHITEKTEN ZT GMBH und BWM Architekten und Partner ZT GmbH 3 Häuser auf getrennten Liegenschaften konzipiert. Diese Dreiteilung nimmt den ursprünglichen städtebaulichen Maßstab des Modenaparks wieder auf. Die Kleinteiligkeit und Adressenbildung sollte auch in verschiedenen architektonischen Sprachen ablesbar werden. Auf der nördlichen Liegenschaft werden Appartements von ca. 25 Quadratmetern errichtet. Die architektonische Gestaltung ist geprägt von rasterartig angeordneten, rahmenartigen Vorbauten, die sich auch in der Dachlandschaft fortsetzen und dem Gebäude eine unverwechselbare Identität verleihen. In der mittleren Liegenschaft sind Vorsorgewohnungen geplant, ein vorgelagerter, durchgehender Freibereich, der in der Dachlandschaft seine Entsprechung erfährt, fungiert als Puffer zum Platzraum.

schon festgestellt. Wir sind aber noch nicht dort, wo wir in Paris oder London sind. Wir folgen einem internationalen Trend. Wollen wir wirklich auf so kleinem Raum leben – oder treiben die hohen Grundstückspreise die Entwicklung? Kaplan: Das hat natürlich mit den Grundstückspreisen zu tun. Das wirkt sich auf die Wohnungen aus. Andererseits hat es auch damit zu tun, dass die zeitgemäßen Wohnformen nicht mehr davon ausgehen, dass ich ein Paar bin oder eine Familie bin und ein Auto habe – das ist sowieso kein Thema mehr. Danner: Wir kennen das auch vom sozialen Wohnbau. Aber das Wesentliche ist, es soll nicht nur klein sein, sondern auch intelligent.

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Mehr Details zum Projekt: www.facebook.com/dieparkbankimmodenapark

Wir schauen auch immer, wie viel Schranklänge in den Apartments möglich ist. Das ist das Wichtigste: Der Stauraum. Eine schlecht geplante 60-Quadratmeter-Wohnung funktioniert nicht so gut, wie eine durchorganisierte 45-Quardatmeter-Wohnung. Da ist auch die Architektenschaft gefordert neue Ideen zu entwickeln. Danner: Mittlerweile stellt man sich dem Thema ganz gut.

räume. Wobei die zurückgesetzten Bereiche als Büro mit Wohnen funktionieren würden – sofern Bedarf da ist und der Markt es verlangt. Wohnen im Erdgeschoß ist kein Tabuthema mehr. Nicht nur Amsterdam kann das, auch wir. Man muss es nur entsprechend gestalten. Für das klassische Gewerbe – Stichwort Greissler – gibt es zu wenig Laufkundschaft. Der Modenapark ist eine ruhige Oase, aber mit wenig Durchzug, was auch als großer Vorteil und Qualitätsmerkmal betrachtet werden kann.

Das Problem in der Stadt sind oftmals Sockelzonen. Wie wird dieses beim Projekt Modenapark gelöst? Kaplan: Die Sockelzone am Modenapark ist ganz speziell. Wir haben auch in der Sockelzone großteils Wohn-, Lobbyzonen und Kinderspiel-

Apropos Qualität: Für uns ist es auch ein Privileg, dass wir bei diesem Projekt Qualitäten verwenden dürfen. Ich rede nicht von Luxus, wie man es sich früher vorgestellt hat. Dort wird nicht einfach Vollwärmeschutz-Styropor auf die Fassade geklebt.


… oder Plastikfenster eingebaut? Danner: Das ist jetzt nicht wie im sozialen Wohnbau in Wien, wo das Korsett so eng geworden ist, dass es inzwischen schon Luxus ist, wenn ich ein großes Fenster habe. Die neue Wohnbauförderungsrichtlinie sagt inzwischen, ich darf Kunststofffenster verwenden. Freuen tut es mich nicht. Kaplan: Man muss auch dazu sagen, dass die Architektur das aushalten muss. Wenn man ein gutes, architektonisches Konzept macht, muss es egal sein, ob es Holz-Alu oder Kunststoff-Alu-Fenster sind. Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass Plastik als mineralbasierter Rohstoff nicht gut ist. Das ist meine persönliche Meinung. Wenn ich es mir aussuchen kann, sage ich nein. Was auch gezeigt hat, diese Holz-Aluminium-Verbundfenster sind gerade aufgrund dessen, dass die Förderrichtlinie das verlang hat, extrem günstig geworden in Wirklichkeit. Weil sozusagen eine Masse produziert werden muss …

„Aber das Wesentliche ist, es soll nicht nur klein sein, sondern auch intelligent.“ Danner: Trotzdem hat es die Benachteiligung der sozialen Wohnbauträger gegeben, die um Wohnbauförderung angesucht haben. Die haben das nicht verwenden dürfen. Nicht nur im sozialen Wohnbau wird aktuell jeder Cent umgedreht. Die Baukosten explodieren. Man kann nicht einmal mehr sagen, dass sie steigen. Kaplan: Wobei, die Baukosten sind das geringste Übel. Hauptsächlich sind es die Grundstückspreise. Die Baukosten, die 10 bis 20 Prozent in den letzten Jahren gestiegen sind, sind natürlich nicht nett, aber es ist verkraftbarer als die Grundstückspreise. n

IM GESPRÄCH „Man muss miteinander kommunizieren. Die Ideen entwickeln sich im Dialog weiter. Ein zutiefst spannender Prozess.“

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Smarte Baustelle Reibungslose Logistik. Hohe Ansprüche in Sachen Effizienzsteigerung und Kostensenkung rücken das Thema Baustellenlogistik immer mehr in den Vordergrund.

Foto: Rhomberg

Autor: Erika Hofbauer

Das zeitgerechte Zur-Verfügung-Stellen von Mensch, Material und Maschinen ist nur ein Aspekt einer optimal funktionierenden Baustelle. Während früher – mit Ausnahme einiger zentraler Baustelleneinrichtungsmaßnahmen – die Baustellenlogistik fast ausschließlich dezentral bei den Firmen lag, wird heute versucht, durch Zentralisierung das Effizienzpotenzial zu heben und Reibungsverluste zu minimieren, weiß Wolfgang Kradischnig. Der Geschäftsführer der Delta Bau tritt auch immer wieder als Seminarreferent zum Thema Logistik und Bau in Erscheinung. „Am Beginn ist ein Containerdorf für Materialcontainer bzw. Besprechungscontainer zu organisieren und so zu positionieren, dass eine Abänderung der Positionierung während der Bauphase vermieden werden kann.“ Das Umstellen der Baustelleneinrichtung schafft unnötige Kosten, die jedoch bei vorausschauender Planung oft vermieden werden können, betont Kradischnig: „Es

müssen nicht nur Containerdörfer für Personal, sondern auch für Material – Lager für Elektro, HKLS, Fassaden, etc. – geplant und ausgeschrieben werden. Die Firmen werden dazu aufgefordert, nur so viel Material zu liefern, wie in einem bestimmten Zeitraum eingebaut werden kann.“ An- und Zulieferungen werden grundsätzlich über den Baustelleneinrichtungsplan geregelt. In diesem sind die Materiallagerflächen, Zufahrtswege, Schwenkbereiche der Kräne, Parkplätze für Baufahrzeuge, falls notwendig Reifenwaschanlagen, Baustromverteiler und Sanitäreinrichtungen geregelt. „Einschränkungen bei den Arbeitszeiten wegen der Lärmbelastung im innerstädtischen Bereich sind im Baubescheid geregelt“, so der Baustellen-Experte.

Verkehrschaos vermeiden Was außerdem noch notwendig ist: „Pufferlager sind von Anfang an miteinzuplanen, damit die LKWs zügig entladen werden

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können, sonst entsteht ein Verkehrschaos“, erläutert Kradischnig. Das können Gerüstbühnen sein oder oberhalb von Containerdörfern angebrachte Lager und natürlich Möglichkeiten in den Geschoßen selbst: „Dafür sind lotrechte Aufzüge und Zugänge zu errichten. Es ist besser, mindestens zwei unabhängige Seiten eines Gebäudes zu nutzen, damit man mit dem Warenfluss jonglieren kann“, empfiehlt der Delta Bau-Geschäftsführer. Nicht zu unterschätzen sind die An- und Abfahrtszeiten, die ebenfalls geregelt werden müssen: „Im innerstädtischen Bereich sind die Routen und die Zeiten mit den Verkehrsabteilungen abzustimmen und eine Genehmigung ist einzuholen. Darin sind Einbahnregelungen, Routen, Warte- und Aufstellflächen, Anlieferund Abholzeiten und auch Parkverbotszonen

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geregelt. Der Abtransport sollte über einen eigenen Weg erfolgen und sich nicht mit der Anlieferung kreuzen.“ Bei Materialanlieferungen für den Rohbau sind Betonierabschnitte wichtig, rät Baulogistik-Experte Kradischnig: „Hier ist zu bewerten, welche Kubatur in welchem Zeitraum eingebaut werden muss. Dementsprechend sind Pumpen bzw. Taktungen der Mischbetonwagen zu koordinieren. Ähnlich verhält es sich bei Bauteilen aus Fertigteilen, hier sind die einzelnen Fertigteile in der richtigen Reihenfolge und im richtigen Zeitabstand zu liefern.“ Ziel ist es, dass keine Wartezeiten bei den Anlieferungswagen auf der Baustelle entstehen. „Bei sehr wenig Platz auf der Baustelle ist es auch möglich, dass eine Wartezone außerhalb des Bauplatzes in unmittelbarer Nähe organisiert wird und die

Zufahrt nur nach Anweisung des Einbaupersonals erfolgt“, so Kradischnig weiter.

Logistiktools Ohne Plan geht also nichts im Baustellenverkehr. Klaus Lipsmeier, technischer Bereichsleiter der zum Strabag-Konzern gehörenden Züblin Baulogistik, weiß um die täglichen Anforderungen – und praktischen Lösungen: „Mit Hilfe eines webbasierten Logistikmanagementtools für die Ver- und Entsorgung in Verbindung mit einem integrierten Flächenmanagement lässt sich der gesamte Stoffstrom – Material und Abfall – vom Hof des Lieferanten bis zum Einbauort im Gebäude just-in-time steuern.“ Zentral bereitgestellte Be- und Entladehilfen vor Ort sorgen für einen reibungsarmen Be- bzw.


Entladevorgang der Lkw im Bereich ausgewiesener Logistikumschlagflächen: „Diese sind integraler Bestandteil einer unter baulogistischen Gesichtspunkten optimierten Baustelleneinrichtung. Eine ausreichende Dimensionierung der Vertikaltransportkapazitäten – außen- und innenliegende Bauaufzüge, Treppenhäuser für die Personenbeförderung – und eine koordinierte arbeitstägige Taktung der Aufzüge für den Material- und Personaltransport verhindern unnötige Wartezeiten der Bauakteure am Aufzug.“ Zusätzlich, so Lipsmeier, sorgt eine Verlagerung von aufzugsintensiven Material- und Abfalltransporten in die Baunebenzeiten, z.B. in den Spät- und Nachtbetrieb, für eine Entlastung der Aufzugskapazitäten in der baubetrieblichen Kernzeit. Der optimale Personaleinsatz ist von elementarer Bedeutung für eine produktive Bauausführung. Lipsmeier: „Zur Vermeidung von Wartezeiten am Aufzug ist gerade bei Hochbauten die Personenbeförderung in der Kernarbeitszeit vorrangig zu bedienen. Voraussetzung ist die Feststellung der arbeitstägig am Bau tätigen Mitarbeiter.“ Für diese Feststellung setze man bei Züblin eine hauseigene entwickelte Personenzutrittskontrolle – bestehend aus einem Hard- und Softwaremodul – ein: „Auf dieser Grundlage wird dann eine angepasste Disposition des Bauaufzugeinsatzes von Personal und Material vorgenommen.“ Er ortet zusätzliche Vorteile beim Einsatz des Personenzutrittssystems, eine geschlossene Umzäunung der Baustelle vorausgesetzt, nämlich den legitimierten Zugang des Baustellenpersonals: „Vandalismus und Diebstähle können so vermieden werden. Vor Aushändigung eines personengeführten Baustellenausweises, mit dem die Vereinzelungsanlage freigeschaltet wird, erfolgt die Legitimationsprüfung: Firmenzugehörigkeit, Mindestlohnprüfung, Sozialversicherung usw. Gleichzeitig mit dem Ausweis erhält die Person zudem die erforderlichen Sicherheitsbelehrungen.“

Prozess-Workflow

Foto: Rhomberg

Komplexe Bauvorhaben erfordern ein Höchstmaß an Prozessmanagement und Logistik-Knowhow, damit eine termingerechte und kosteneffiziente Abwicklung gewährleistet werden kann, bestätigt auch Josef Pein, Geschäftsführer der Porr Bau:

„Smarte Baulogistik ist einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren. Wir definieren bereits vor Beginn des Bauvorhabens spezifische Prozess-Workflows, erstellen umfassende Anforderungsanalysen und stellen sicher, dass der permanente Soll-Ist-Datenabgleich über alle Beteiligten bzw. Phasen der Bauabwicklung hinweg gewährleistet ist. Darüber hinaus stellt unser internes Expertennetzwerk sicher, dass die spezifischen Anforderungen sämtlicher Bauphasen berücksich-

„Wir setzen verstärkt auf eine umfassende Planung und frühzeitige Einbindung aller Beteiligten.“ Rupert Grienberger, Geschäftsführer Rhomberg Bau

tigt werden.“ Gibt es auch Spezialwissen, wodurch Baustellen ganz besonders optimal organisiert sind? Pein: „Um die Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten zu intensivieren, Transparenz zu schaffen und mit agilem Projektmanagement den kontinuierlichen Projektfortschritt sicherzustellen, setzen wir auf ausgewählten Baustellen auf Lean Construction. Die dabei gelebte kurzzyklische Evaluation und Vorausplanung stellt eine wesentliche Basis für die Steuerung unserer Material- und Informationsflüsse dar.“ Mithilfe agiler Ressourcenvorausplanung gewährleiste man so eine flussgesteuerte Beschaffungslogistik, in welcher Materialien möglichst „just-in-time“ geliefert und eingebaut werden, erläutert der Porr BauGeschäftsführer: „So stellen wir sicher, dass Baustellen mit knappen Lageflächen effizient abgewickelt werden.“ Ähnlich handhabt man auch bei der Habau Group den Baustellenverkehr. „Anlieferungen werden gestaffelt abgewickelt, so wird der Parkplatz und auch der schnelle vertikale Transport der angelieferten Güter sichergestellt“, erzählt Hubert Wetschnig, CEO der Habau Group. Hilfreich sei, dass vor der tatsächlichen Bauabwicklung die geplanten Schritte als digitales Abbild erstellt werden. Falls doch unvorhergesehene Probleme auf-

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treten, z.B. eine Lieferung kommt nicht im geplanten Zeitslot an, wird flexibel in den ursprünglichen Ablauf eingegriffen, wie Wetschnig erläutert: „Es wird der nächste freie Slot gesucht bzw. bei priorisierter Anlieferung gegebenenfalls mit anderen Anlieferungen getauscht.“

Pläne, Pläne, Pläne Für Rupert Grienberger ist das Thema Baustellenkoordination erst im Großbaubereich ein Thema. Der Geschäftsführer der Rhomberg Bau GmbH ist für die Bereiche Bau und Ressourcen (Hochbau, Tiefbau, Steinbruch mit Bauhof, Recycling, Asphalt und Beton) im Vorarlberger Konzern zuständig: „Ab einer gewissen Größenordnung – für ein Einfamilienhaus macht es wenig Sinn, bei einer Baustelle wie beispielsweise dem Neubau des Blum Werkes 8 in Dornbirn ist ein solcher Plan aber existenziell – braucht es einen genauen Baustelleneinrichtungsplan, in dem alle Zu- und Abfahrtsmöglichkeiten sowie die Kranstandorte und die Umschlagplätze eingeplant sind.“ Und danach richten sich in Folge sämtliche Zuliefermöglichkeiten der Baustelle. Außerdem, so Grienberger weiter, brauche jede Baustelle einen vernünftigen Terminplan, um die Bestellungen rechtzeitig abrufen zu können: „Fertigteile müssen beispielsweise schon drei bis sechs Wochen vor ihrem Einsatz produziert und abgerufen werden. Beton- und Ziegelbestellungen er-

„Softwaretools in der Abwicklung der Baustellenlogistik sind derzeit nur wenig im Einsatz. Wir sehen hier durchaus Nachholbedarf.“ Wolfgang Kradischnig, Geschäftsführer Delta Bau

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BauTecFokus

folgen in der Regel zwei bis drei Tage vorher, Bewehrungsstahlbestellungen zwei bis drei Wochen vorher.“ Sämtliche Bestellungen ergeben sich aus dem Bauzeitplan sowie aus den Überlegungen für den Baustellenablauf, der vom Polier gemeinsam mit dem Bauleiter mindestens einmal wöchentlich besprochen und geplant wird, erzählt der Rhomberg BauManager. Ein weiterer wichtiger Punkt sind die Planvorlaufzeiten: „Fertigteilpläne müssen rechtzeitig angefordert werden und bei uns zur Prüfung vorliegen. Stahllisten und Eisenverlegepläne müssen ebenfalls mindestens drei Wochen im Voraus aufliegen, damit die Bestellungen rechtzeitig erfolgen können.“

Digitales Geländemodell Dabei ist beim Vorarlberger Bauunternehmen der Zugang prinzipiell ein anderer: „Wir setzen verstärkt auf eine umfassende Planung und frühzeitige Einbindung aller Beteiligten sowie auf Holz als Baustoff. Das heißt für uns: Die einfache Vorfertigung ermöglicht bessere Qualität und kürzere Baudauer, Holz ist

leichter zu transportieren, Rohstoff und Verarbeiter sind noch dazu in der Regel direkt vor Ort. Dies kann man besonders gut an verschiedenen Projekten sehen, die wir gemeinsam mit der Wohnbauselbsthilfe im Rahmen des Sonderwohnbauprogrammes des Landes Vorarlberg errichtet haben bzw. die wir gerade errichten.“ Hinzu kommen aber noch „kleinere, clevere Kniffe“, wie Grienberger erzählt: „Bei einer Anlage wurden die Gebäude hintereinander errichtet, um den Aushub des zweiten für die Außenraumgestaltung des ersten zu verwenden. Dies ist z.B. beim Projekt Lerchenstraße der Fall.“ Richtig viel gespart habe man schließlich beim Bau der Raststation Bodensee Hörbranz: „Hier haben wir mit digitalen Geländemodellen „DGM“ gearbeitet und so unter anderem exakt berechnen können, wo wie viel Aushubmaterial vorhanden ist und wo dieses im Gelände aufgeschüttet werden muss.“ Ergebnis: Anstatt 16.000 Kubikmeter Material auf eine Deponie zu fahren, habe man lediglich 1.000 Kubikmeter Aushub entsorgt, der Rest wurde direkt wiederaufbereitet und verbaut – und


hat zugleich Zeit, LKW-Fahrten und Kosten gespart, so Grienberger.

Materialumschläge vermeiden Eine intelligente Baulogistik soll das Bauen im Idealfall günstiger machen, ist auch Züblin-Experte Lipsmeier überzeugt: „Materiallager sind grundsätzlich immer mit einem zusätzlichen Materialumschlag verbunden. Vor dem Hintergrund, kostenoptimal zu arbeiten, gilt es, im Rahmen der Baulogistik Materialumschläge zu vermeiden.“ Aufgrund des benötigten Materialvolumens für die Gebäudeerrichtung sind Materialzwischenlager im Vergleich mit einer Just-intime-Versorgung im Regelfall nur die „zweitbeste Lösung“, glaubt Lipsmeier. Im Rahmen einer City-Logistik kann jedoch ein externes Materiallager, insbesondere für die Kleinteilelieferungen, sinnvoll sein: „Der Einsatz wird im Einzelfall von unserem Baumanagement geprüft und mit Partnerunternehmen umgesetzt. Hierfür kommen spezielle Softwaretools der Baupartner zum Einsatz.“ So setze man Tracking-Tools bei ausgewählten

Projekten ein: Bauteile mit einem hohen Vorfertigungsgrad und individueller Ausprägung der Einzelelemente, wie z.B. Fassadenelemente, verbunden mit einer getakteten Vor- und Nachlaufkette bei der Montage, lassen sich mit Hilfe des Tracking-Tools optimal von der Herstellung bis zum Einbau on demand steuern, erzählt Lipsmeier: „Die Betonversorgung unserer Baustellen ist eine zentrale Aufgabenstellung der Arbeitsvorbereitung. Gerade bei großen Bauvorhaben kann die Einbindung einer mobilen Betonmischanlage als Beispiel für eine individuelle Materialbeschaffung sinnvoll sein.“ Der Einsatz von individuellen Materialbeschaffungslösungen ist häufig bei der Errichtung von Hochhäusern notwendig. Hintergrund: Die Wetterfestigkeit des Gebäudes ist Voraussetzung für einen ungestörten Ausbau des Gebäudes, die Fassadenschließung ist dafür ein wichtiger Meilenstein. „Die Bauablaufplanung sieht in einem solchen Fall eine vorgezogene Materialeinlagerung über die außenliegenden Bauaufzüge in die Etagen vor. Ausbaumaterialien werden vorfristig

„Smarte Baulogistik ist einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren.“ Josef Pein, Geschäftsführer Porr Bau

über den Einkauf beschafft und im Rahmen eines Flächenbelegungsplanes je Etage gelagert. Um ein mehrfaches Umlagern der Materialien in den Etagen bei den späteren Ausbauarbeiten zu vermeiden, erfolgt die Lagerung nach einem genauen Belegungsplan“, führt Züblin-Experte Lipsmeier aus, was alles berücksichtigt wird: die zulässige Decken-

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last, die Verkehrswege und Entfluchtung, die Ausbaurichtung in der Etage, die Fahrwege von Rollrüstungen für die Deckenarbeiten und die Entsorgungsflächen für die Abfallsammlung.

Verkehrstelematik Neben den Beispielen zur Logistik-Steuerung kommt bei Züblin auch der Einsatz von GPSgestützten On-Board-Units (OBU) im Rahmen der Verkehrstelematik zum Tragen, wie Baulogistik-Experte Lipsmeier erzählt: „Das ist ein wichtiges Steuerungstool für eine optimale Just-in-time-Versorgung der Baustelle. Im Logistikbereich dient die Verkehrstelematik der effizienten Organisation und dynamischen Planung von Transportprozessen.“ Gerade bei großen Flächenbaustellen, wie z.B. dem Neubau von Flughäfen, dem Bau von Autobahnen oder U-Bahnen mit einer Vielzahl von Haltestellen, ist die dadurch mögliche Fahrdatenerfassung ein wichtiger Bestandteil für

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BauTecFokus

die Logistiksteuerung. „Das Tool ermöglicht neben der Terminkontrolle eine zielgenaue Anfahrt an den Lieferort bei gleichzeitig hoher Taktung der Lieferungen.“ Seiner Meinung nach haben sich die onlinebasierten Logistikmanagementtools und die Instrumente der Verkehrstelematik in der baubetrieblichen Praxis bereits bewährt: „Sie sind integraler Bestandteil der Bauausführung.“ Delta Bau-Chef Kradischnig sieht Digitalisierung und Software-Einsatz auf der Baustelle zur Optimierung von Prozessen noch in den Kinderschuhen: „Aus unserer Sicht sind Softwaretools in der Abwicklung der Baustellenlogistik derzeit noch nicht bzw. nur wenig im Einsatz. Wir sehen hier durchaus Nachholbedarf, weil Kommunikationsplattformen in der Verständigung der vor Ort beteiligten Mitarbeiter sehr sinnvoll sind. Wir sind gerade in der Testphase mit einem von uns entwickelten Tool, der Delta Connected App.“ n

„Mit Hilfe eines webbasierten Logistikmanagementtools für die Ver- und Entsorgung in Verbindung mit einem integrierten Flächenmanagement lässt sich der gesamte Stoffstrom - Material und Abfall - vom Hof des Lieferanten bis zum Einbauort im Gebäude just-in-time steuern.“ Klaus Lipsmeier, technischer Bereichsleiter Züblin Baulogistik

Foto: Foto-Studio Hoffmann, Strabag

Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität


Advertorial

7. Europäischer Kongress Über die Nutzung, Bewirtschaftung und Erhaltung historisch bedeutender Gebäude: 14.-15.11.2018.

Fotos: Georgios Tsichlis (Fotolia)

1. Kongresstag: 14. November 2018: Wirtschaftsfaktor Kulturerbe - Good Governance und Digitalisierung 09:00 - 10:00 Empfang & Registrierung 10:00 - 10:15 Grußworte Schirmperson, Begrüßung HR Mag. Reinhold Sahl 10:15 - 11:00 3H Spot (Historic House Hot Spot): Südtiroler Burgeninstitut Dr. Carl Philipp Baron Hohenbühel / Südtiroler Burgeninstitut 11:00 - 11:45 UNESCO World Heritage - Bedeutung und Verbreitung Dr. Sabine Haag / Österreichische UNESCO-Kommission 11:45 - 12:30 European Heritage Label Significance and Commonness NN / NN 12:30 - 14:00 Mittagspause inkl. Networking Parallele Workshop-Streams Stream 1 - Stream 2 - Stream 3 14:00 - 15:35 Stream 1: Management-Tools für Kulturerbe Lightning Talk 1.1: The Concept of "Spirit of Place" - Implementation at National Trust of England Rory Cullen, MSc cert. MHA / CullenConservation Paul Wankiewicz, cert. MHA / National Trust of England Lightning Talk 1.2: Using a Conservation Management Plan – At the Example of Somerset House Mick Figg, FCIOB / Somerset House Trust

Prof. John Edwards, MA, DipBldgCons, CEnv, FCIOB, FRICS / EdwardsHart Stream 2: Managementaufgabe Digitalisierung Lightning Talk 2.1: Digitale Baubestandserfassung in der Hofburg Wien - Erfahrungen Dipl.-Wi.-Ing. (FH) Peter Eckhardt, MSc, zert. MHA / BHÖ Lightning Talk 2.2: Roadmap Digitalisierung Bau in Österreich Hon. Prof. Dipl.-Ing. Dr. Wilhelm Reismann / Planen.Bauen. 4.0 Stream 3: 3. EHL Networking Day Programm: wird von den EHL-Stätten gestaltet Teilnahme: für Vertreter von EHL-Stätten und nationale EHLKoordinatoren 15:35 - 15:50 Pause 15:50 - 17:30 Stream 1: Management-Tools für Kulturerbe Lightning Talk 1.3: Bestimmung des Alterswerts - Grundlage für die Vermittlung von Kulturerbe? Mag.a Astrid Huber / Bundesdenkmalamt (angefragt) Lightning Talk 1.4: Management von Konflikten im (gebauten) Kulturerbe DI( FH) DI Friederike Landrichter / friedland consulting e.U. Mag. Gerda Ruppi-Lang / Mag. Gerda RUPPI-LANG Stream 2: Managementaufgabe Digitalisierung

Lightning Talk 2.3: NN NN / NN Stream 3: 3. EHL Networking Day Fortsetzung 17:30 - 18:00 Podiumsdiskussion: Zukunft Kulturerbe - Welche? Diskussionsteilnehmer: HR. Mag. Reinhold Sahl / BHÖ, NN, NN, NN 2. Kongresstag: 15. November 2018 Wirtschaftsfaktor Kulturerbe Europäische Beispiele 09:00 - 09:15 Begrüßung 09:15 - 10:00 Erfolgsfaktoren für das Management von Kulturerbe aus akademischer Sicht Prof. Dr. Marie-Theres Albert / Internationale Akademie Berlin 10:00 - 10:45 Management of Cultural Heritage - The Nordic Way Dr. Terje Nypan / Directorate of Cultural Heritage Norway 10:45 - 11:00 Pause 11:00 - 11:45 Management von Kulturerbe - am Beispiel MuseumsQuartier Wien Dr. Christian Strasser / MuseumsQuartier Wien 11:45 - 12:30 Management von Kulturerbe - am Beispiel der Schlösser Augustusburg und Falkenlust (Weltkulturerbe) Christiane Winkler M.A. / Schlösser Brühl 12:30 - 13:00 Führung im neuen Info Center Hofburg Wien

(Anmeldung und Treffpunkt bei der Registrierung) 12:30 - 14:00 Mittagspause inkl. Networking 14:00 - 14:45 Kultur, Kommunen und Kommerz; England’s Kirchen als wertvolles Kulturerbe neu betrachtet Dr. Joseph Elders / Church of England 14:45 - 15:30 National Digital Heritage Strategy Netherlands Maaike Verberk / Netwerk Digitaal Erfgoed (NDE) , Netherlands 15:30 - 15:45 Pause 15:45 - 16:30 Nation Branding - Wie kann das Kulturerbe dazu beitragen? HR Mag. Reinhold Sahl / BHÖ 16:30 - 17:00 Europäisches Jahr des Kulturerbes 2018 - ein Resümee Dr. Uwe Koch / Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz 17:00 - 17:30 Interview: Europäisches Jahr des Kulturerbes 2018 - Was hat es gebracht? mit: Dr. Uwe Koch / Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz HR Mag. Reinhold Sahl / Burghauptmannschaft Österreich Dr. Anna Steiner / Bundeskanzleramt Österreich Kontakt Kongressbüro: Mag. Karin Novotny T: +43 1 53649-814600 M: kongress@burghauptmannschaft.at

HOFBURG

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On-Demand Baumaterialien. Kurzfristigkeit, Digitalisierung und schlanke Prozesse haben in jedem unternehmerischen Bereich Einzug gehalten – so auch bei der Baumaterial-Beschaffung. Bei auftretenden Störungen im Beschaffungsprozess sind Händler und Industrie besonders gefordert. Autor: Erika Hofbauer

D

ie Warenverfügbarkeit ist in Zeiten, wo Kurzfristigkeit und Schnelligkeit den Ton angeben, eine besondere Aufgabe: „Natürlich stellt dies eine gewisse Herausforderung dar, zumal wir ja hier auch von anderen abhängig sind“, meint René Rieder, Geschäftsführer der Quester Baustoffhandel GmbH. „Die schlanken Prozesse dürfen kei-

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nesfalls die Beratung und die unterschiedlichsten Services negativ beeinflussen. Die Fachberatung, das Baustellenservice, der Lade- und Lieferservice sind enorm wichtig für unsere Stellung am Markt – aber eben auch fordernd, weil sie weit über reine Produktanlieferung hinausgehen.“ Der Baustofffachhandel wird auch in Zukunft vor allem durch seine Beratung und seine hohe Warenverfügbar-

keit punkten, ist Rieder überzeugt, der auch in der schwierigen Personalsituation eine Problemursache für mögliche Just-in-Time-Anforderungen sieht: „Die am besten passenden Mitarbeiter für diese Bereiche zu finden ist ebenfalls nicht immer einfach.“ Den deutlichen Trend zu raschen Prozessen bestätigt auch Ardex-Geschäftsführer Gunther Sames: „Wir befinden uns in einer schnell-lebigen Zeit. Kurzfristige Lieferungen werden wesentlich häufiger angefragt als früher. Das ist schon seit einigen Jahren spürbar.“ Diese Entwicklung spiegle auch den Zeitdruck auf Baustellen wider und rechtfertige in weiterer Folge auch die Notwendigkeit von Bauwerksdatenmodellierungs-Systemen und ProduktinformationsmanagementSystemen: „In diesem Zusammenhang hält die Digitalisierung auch langsam Einzug in den Verkauf von Bauprodukten“, so Sames. Wobei bau-chemische Produkte davon noch nicht unmittelbar besonders stark betroffen sind. Da Ardex ausschließlich über den Fachgroßhandel verkauft, führt Sames weiter aus,


Fotos: Fotolia, ardex, quester, wienerberger, Thomas Preiss/ APA

lassen sich digitale Themen momentan gut handhaben: „Zunehmend werden Bauprodukte über Internetportale und Shops von Drittanbietern angeboten. Ein Trend, den wir im Auge behalten müssen.“ Eine interessante Herausforderung ortet Sames darin, diesem Trend gerecht zu werden und gleichzeitig der eigenen Vision und Strategie treu zu bleiben: „Daran werden wir auch in Zukunft festhalten. Aus unserer Sicht ist das nur durch eine starke Partnerschaft mit unseren Kunden möglich.“

Konsequente Planung Bei Wienerberger will man in der Digitalisierung eine große Chance erkennen, wie Mike Bucher, Geschäftsführer der Wienerberger Ziegelindustrie GmbH, erläutert: „Generell ist zu bemerken, dass unsere Produkte immer kurzfristiger nachgefragt werden. Wir sehen in der Digitalisierung der Bestellprozesse und -abwicklung eine große Chance.“ Man wolle sowohl im Ziegelgeschäft (Wienerberger Ziegelindustrie GmbH) als auch im Rohrgeschäft (Pipelife Austria) die Nase vorne haben: „Daher setzen wir in diesem Bereich viele

„Zunehmend werden Bauprodukte über Internetportale und Shops von Drittanbietern angeboten.“

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„Bei Betonfertigteilen haben die Elemente für Wände und Decken aktuell eine Lieferzeit von mehreren Monaten bis zu einem halben Jahr!“ René Rieder Geschäftsführer Quester

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Projekte um.“ Im Ziegelgeschäft antworte man auf die zunehmende Kurzfristigkeit mit einer konsequenten Produktionsplanung, wodurch etwaige Lieferengpässe abgefedert werden können, erklärt Bucher: „Das gelingt uns, weil wir jahrelange, gut funktionierende Partnerschaften mit unseren Kunden haben, einen sehr erfahrenen Verkaufsaußendienst und unser neues Objektmanagement-Team, das im Vorverkauf agiert. Daher können wir auf Signale des Marktes entsprechend rasch reagieren.“ Für die Tochterfirma Pipelife ist die Kursfristigkeit ein Vorteil, meint Geschäftsführer Franz Grabner: „Dank einer sehr flexiblen Produktion, eines breiten Lagersortiments und rascher Zustellung vom Zentrallager oder von den 20 Verkaufsniederlassungen aus sind wir bestens gerüstet.“

Was Kunden wollen Die Digitalisierung ist das zentrale Element in den Geschäftsprozessen: „Wir müssen dies als Chance sehen und sie nutzen“, ist QuesterGeschäftsführer Rieder überzeugt, wobei er die unternehmerische Kernkompetenz nicht nur bei Bestellvorgängen und der dazugehörigen Logistik sieht, sondern eben auch bei Beratung und Services: „Diese müssen zum einen weiter vertieft werden und vor allem Neukunden

gegenüber auch besser unterstrichen werden. Hier muss man einfach dran bleiben, um als wesentlicher Partner in der Wertschöpfungskette gesehen zu werden.“ Das persönliche Gespräch sieht er durch BIM & Co. nicht ersetzt: „Es gibt ja auch – trotz aller Digitalisierung – noch immer nicht das papierlose Büro.“ Rieder sieht noch viel Arbeit vor sich, denn: „In Zukunft wird es nur noch Händler geben, die entweder so groß sind, dass sie die Digitalisierung selbst bewerkstelligen können, oder sie gehören einem Verbund an, der das für sie erledigt.“ Der stationäre Fachhandel wird sich also in seiner Grundaufgabe ändern müssen. Rieder: „Die Digitalisierung der Produkte ist industrieabhängig, nämlich inwieweit die Industrie die Daten zur Verfügung stellt, aber Augmented Reality und virtuelle Showrooms in Kombination mit dem klassischen stationären Handelskonzept werden die Zukunft massiv beeinflussen. Hier haben wir beispielsweise schon begonnen, indem der Fliesenstandort auf der Heiligenstädter Lände digitalisiert wurde. So kann man diesen Standort schon jetzt virtuell auf der Website besichtigen.“

Digitaler Fortschritt Digitalisierung spielt eine Rolle – brandneu sei das Thema jedoch nicht, beschreibt Ardex-


Geschäftsführer Sames die neuen Aufgaben: „Kurzfristig, flexibel und rasch – es ist deutlich bemerkbar, dass Kunden eher kurzfristig bestellen. Dadurch hat sich die Lagerhaltung vor Ort aus Kostengründen reduziert. Das führt in weiterer Folge dazu, dass die Waren bedarfsgerecht abgefragt werden bzw. es steigt die Anzahl von Mischpaletten“ – womit ein höherer Aufwand für die Bearbeitung der Aufträge verbunden sei, so Sames. Um mit dem digitalen Fortschritt mithalten zu können, habe man innerhalb der Ardex-Gruppe ein Projektteam zusammengestellt: „So können wir weltweit gemeinsam an Lösungen arbeiten, um den Beschaffungsprozess für alle Beteiligten in der Lieferkette zu optimieren. Das sind wir uns und unseren Partnern

„Kurzfristige Lieferungen werden wesentlich häufiger angefragt als früher.“ Gunther Sames Geschäftsführer Ardex

schuldig“, erklärt der Ardex-Geschäftsführer. Kunden bestellen kurzfristiger, geben ihre Anforderungen auch kurzfristiger bekannt und brauchen zusätzlich rascheren Support, bestätigt auch Wienerberger Ziegelindustrie-Chef Bucher die Anforderungen, zeitgemäße Services zu bieten: „Im Ziegelgeschäft werden wir den digitalen Lieferschein, also Sign-on-Glass, in Kürze flächendeckend in allen österreichischen Werken einführen. Das erleichtert unseren Kunden und auch unseren Mitarbeitern in der Disposition und in den Werken die Auftragsabwicklung.“ Pipelife biete bereits heute einen umfassenden elektronischen Produktkatalog, erzählt Geschäftsführer Grabner: „Dieser enthält nicht nur alle notwendigen Informationen zu mehr als 7.600 Artikeln, sondern auch Links zu weiterführenden Unterlagen wie zum Beispiel Handbüchern. Außerdem können registrierte Kunden über diesen Katalog jederzeit Dateien für ihre individuelle Preiswartung – Datanorm mit kundenspezifischen Rabatten – beziehen.“ Mittelfristig erwarten sich die WienerbergerManager für die Baustoffbranche eine ähnliche Entwicklung, wie sie in den benachbarten Branchen Elektro und Sanitär bereits stattgefunden hat: „Die Bestellabwicklung erfolgt dort bereits mehrheitlich online.“

Engpässe abfedern Können trotz aller Vorbereitung auf kurzfristige Bestell- und Lieferwünsche Materialknappheiten und Lieferengpässe auftreten? Und wie kann man Qualität und letztlich auch den Preis halten? „Im Bereich Baustahl kommt es vor allem bei Ring-

„Wir sehen in der Digitalisierung der Bestellprozesse und -abwicklung eine große Chance.“ Mike Bucher Geschäftsführer Wienerberger Ziegelindustrie

material, das für Betonfertigteile benötigt wird, zu Engpässen“, berichtet Quester-Geschäftsführer Rieder. „Eine andere Situation, die es bis dato in dieser Form noch nicht gab, betrifft die Betonfertigteile: Die Elemente für Wände und Decken haben aktuell eine Lieferzeit von mehreren Monaten bis zu einem halben Jahr! Und schließlich gibt es auch bei Zement, der bisher als Massenartikel innerhalb weniger Tage geliefert wurde, Probleme mit den Lieferzeiten.“ Generell herrscht derzeit eine starke Nachfrage nach Rohbaumassenartikeln wie Bewehrungsstahl, Betonfertigteile, Schalsteine, Estrichplatten sowie Zement – und dementsprechend gibt es auch verzögerte Lieferzeiten, erzählt

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Rieder weiter: „Preis und Qualität zu halten, liegt ja in erster Linie bei den Herstellern. Aber im Sinne unserer Kunden ist uns die Stabilität natürlich wichtig. Daher trachten wir stets nach einer guten Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten.“

Lückenlose Dokumentation

„Bei Kunststoffrohrsystemen für Hochund Tiefbau sind eine ausreichende Rohstoffverfügbarkeit sowie genügend Produktionskapazitäten gegeben.“ Franz Grabner Geschäftsführer Pipelife

DIGITALER WORKFLOW

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Ähnlich beurteilt dies auch Ardex-Geschäftsführer Sames: „Zu Lieferengpässen kommt es zum Glück äußerst selten. Wir planen unsere Kapazitäten sehr sorgfältig und langfristig. Auf Bedarfsveränderungen können wir dennoch rasch reagieren.“ Das gelinge zudem, weil die eigenen Abläufe ständig optimiert oder zum Teil auch gänzlich hinterfragt werden, um sich frühzeitig an die Veränderungen anzupassen: „Für uns steht die einwandfreie Qualität der Produkte an oberster Stelle. Dafür nehmen wir uns auch die notwendige Zeit und die notwendigen Ressourcen.“ Gerade in Zeiten wie diesen müsse Qualität in allen Bereichen bestehen bleiben, beschreibt Sames aufwändige Kontrollprozesse im Haus: „Um sicherzustellen, dass die Produkte die Vorgaben und Richtlinien erfüllen, prüfen wir beispielsweise jede einzelne Charge zu 100 Prozent. Erst nach positiv abgeschlossener Prüfung kann das Produkt in den Verkauf gelangen. Unsere Intern-Prozesse geben hier ein klares, sehr enges Korsett vor.“ Sämtliche Daten, Dokumente sowie Prüfergebnisse zu Dienstleistungen, Produkten oder Rohstoffen werden digital erfasst:

„Das ermöglicht die lückenlose Rückverfolgbarkeit und garantiert die einwandfreie Qualität unserer Produkte und Leistungen.“ Als Herausforderung sieht der Ardex-Chef den permanenten Preiskampf auf Kosten der Wirtschaftlichkeit: „Ein Qualitätsprodukt hat eine andere Performance als ein Billigprodukt. Da hinkenoberflächlicheVergleicheschnell.DerPreisalleine spiegelt falsche Tatsachen wider. Viel wichtiger ist es, die gesamte Leistung im Vergleich auch nachhaltig zu beurteilen. Das wird gerade unter erschwerten Bedingungen, wie Zeitdruck oder Knappheit, immer wichtiger.“ Aufgrund der Unternehmensgröße gelingt es der Wienerberger-Gruppe freilich, viele Herausforderungen durch Dezentralisierung zu meistern, wie Ziegelindustrie-Geschäftsführer Bucher erzählt: „Wir sind als Hersteller mit unseren lokalen Werken – in Summe zehn Hintermauer- und Dachziegelwerke – in ganz Österreich vertreten. Somit können wir sicherstellen, dass unsere Produkte trotz hoher Nachfrage regional verfügbar sind. Die Nachfrage nach Ziegeln ist 2018 generell hoch. Das freut uns und zeigt, dass der Trend zum nachhaltigen Bauen weiterhin anhält.“ Bei Kunststoffrohrsystemen für Hoch- und Tiefbau sind eine ausreichende Rohstoffverfügbarkeit sowie genügend Produktionskapazitäten gegeben, beschreibt Pipelife-Chef Grabner die aktuell gute Nachfrage-Situation, die mit „prompter Lieferfähigkeit“ beantwortet werden könne. n


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Die pünktliche Schraube Baustellenkoordination. Die An- und Zulieferungen von gerade benötigtem Material, Personal und Maschinen auf die Baustelle müssen einem zeit- und kostenoptimierten Ablauf folgen. Ausgeklügelte Lösungen helfen. Autor: Erika Hofbauer

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„Gerade innerstädtische Bauvorhaben stellen alle Beteiligten, inklusive Anrainer, auf eine harte Probe.“

Urbane Lösung Bei Schachinger Baulogistik habe man speziell für den urbanen Bereich eine alternative Lösung gefunden: „War es früher so, dass der Glaser, Tischler oder andere Gewerke einzeln die diversen Baustellen angefahren haben, wird nun am Lkw kombiniert“, erklärt Ahamer weiter: „An Logistik-Hubs, die der jeweiligen Stadt vorgelagert sind, liefern die verschiedenen Gewerke an, wir bündeln die diversen Waren und fahren mit kombinierten Lkw die Baustellen an.“ Mit steigendem Bauvolumen wird auch die Logistik zunehmend komplexer, weiß Ahamer: Sind zehn Lkw pro Tag noch relativ gut zu koordinieren, so bedarf es bei Großbaustellen mit einer Frequenz von 100 Lkw und mehr schon einer ausgeklügelten Logistik, um massive Verkehrsbeeinträchtigungen zu verhindern: „Neben den strengen gesetzlichen Verordnungen betreffend die Entsorgung bereitet die möglichst effiziente

Foto: Austria-Campus

Baulogistiker sprechen in ihrer Materie gerne von Flüssen: Material, Personal, Strom, Maschinen. „Alles muss zur Baustelle gelangen, wird dort verarbeitet oder eingesetzt und muss anschließend wieder abtransportiert werden. Die logistischen Abläufe einer Baustelle sind dabei äußerst vielschichtig“, erzählt Klaus Ahamer. Der Branchenleiter Baulogistik beim Transportkonzern Schachinger Logistik weiß um die Vorteile eines ausgeklügelten Systems: „Korrekte Planung im Vorfeld spart den Bauherren Nerven – und die Umwelt freut’s auch“, so Ahamer. Konkret umfasst die Baulogistik dabei viele Bereiche: Aushub, Rückbau, Recycling und Entsorgung. „Im Idealfall greifen die Abläufe wie Zahnräder ineinander. Stehzeiten verursachen Kosten, die sich rasch potenzieren“, so der Baulogistik-Experte weiter. Können die einzelnen Gewerke nicht planmäßig mit ihrer Arbeit beginnen, löst das unweigerlich eine Kette von Verzögerungen aus: „Bei widrigen Witterungsbedingungen steigen Zeit- und Kostendruck noch einmal enorm an.“ Sinnvollerweise wird die Logistik schon in der Planungsphase mitgedacht, betont Ahamer:


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werden können. Die optimale Bestückung, so Frenzel, erspart Ad-hoc-Bestellungen und unnötige Transportwege: „Das Einsparungspotential ist enorm. Wir hören immer wieder von unseren Kunden, dass sie sich jetzt viel stärker auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können, effizienter arbeiten und so Zeit und Geld sparen.“ Für häufig benötigte C-Teile müssen Kunden die Baustelle somit nicht mehr verlassen, die Stationen bestückt Würth je nach Bedarf drei bis fünfmal pro Woche.

Genaue Abstimmung

die Kontaktperson über den Anlieferungszeitpunkt informiert. Bei Nichterreichen erfolgt eine erneute Kontaktaufnahme.“ Beim Service Baustellenlogistik sei besonders wichtig, dass das Paket nicht nur zum richtigen Zeitpunkt ankommt, sondern auch die richtige Person erreicht, so der DPD-Chef.

Auch Rainer Schwarz, Geschäftsführer von DPD Austria, sieht in der Baustellenlogistik ein weites und anspruchsvolles Betätigungsfeld. Der Startschuss für DPD als BaulogistikDienstleister kam dabei von Kundenseite: „Das Service Baustellenlogistik wurde von DPD gemeinsam mit einem Kunden aufgrund einer damaligen Projektanforderung etabliert und anschließend als fixes Service auf den Markt gebracht.“ Durchgeführt wird seitdem die Dienstleistung über die Premium- und Express-Schiene im DPD-Verbund "primetime". Die Zustellung der Pakete erfolgt bei diesem speziellen Service direkt an die definierte Ansprechperson auf der Baustelle oder z.B. auch auf dem Gelände von Großveranstaltungen. Schwarz: „Baustellen können zuweilen sehr unübersichtlich wirken, vor allem dann, wenn mehrere Firmen gleichzeitig dort arbeiten. Zumeist gibt es auch keinen fixen bzw. einen nur temporär besetzten Wareneingang. Darum wird von uns rund eine Stunde vor Zustellung

Mit welchen Services und Angeboten können Bauunternehmer und Baustellenkoordinatoren rechnen? Der deutsche BaubedarfsHändler Würth setzt ebenfalls schon in der Planungs- und Beschaffungsphase eines Bauprojektes an: Mit dem markenrechtlich geschützten System BAULOC (steht für „Baustellen-Logistik-Center“) soll das Baustellenmanagement effiziente Hilfe erhalten, erzählt Karl Frenzel, Divisionsleiter Holz/Bau bei Würth: „Wer im Vorfeld seine Beschaffungsprozesse optimiert, setzt seine Fachkräfte am effizientesten ein und vermeidet so hohe Zusatzkosten.“ Vom BAULOC-Magazin (bestückter Container) über die BAULOC-Station (Container-Niederlassung vor Ort) bis hin zur BAULOC-Service-Box (individuell bestückter Rollcontainer) führen alle Komponenten dazu, dass die benötigte Befestigungstechnik, Arbeitsschutz, Werkzeuge oder Maschinen unmittelbar am Montageplatz griffbereit gelagert

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Unterstützung für Baupartner

„Gerade innerstädtische Bauvorhaben stellen alle Beteiligten auf eine harte Probe.“ Klaus Ahamer, Leiter Baulogistik bei Schachinger Logistik

Foto: Austria-Campus, Schachinger, Zeppelin

Nutzung von Zufahrten, Lagerflächen und Baugeräten den Planungsverantwortlichen mitunter Kopfzerbrechen.“ Natürlich hat die Digitalisierung – und somit diverse Tools und Programme – schon längst auch in die Baulogistik Einzug gehalten, bestätigt LogistikExperte Ahamer den Trend.

Auch für Dominik Müller, Geschäftsführer des deutschen Baustelleneinrichters Zeppelin Rental Österreich, stehen Effizienz und optimale logistische Abläufe im Fokus: „Als Dienstleister rund um die Baustelle stimmen wir Baustellenplanung, Bauverfahren, Anforderungen der Baubeteiligten, Baustelleneinrichtung, Materialfluss und Bausituation vor Ort genau aufeinander ab. Ein durchdachtes Baulogistikkonzept schafft die Grundlagen für reibungslose Abläufe auf dem Baufeld und in angrenzenden Bereichen sowie die Einhaltung von Terminen und Budgets.“ Im Zuge der Baulogistikplanung werde auch die optimale Dimensionierung der Baustelleneinrichtung und deren Anordnung auf der Baustelle festgelegt. „Wir schaffen ein Umfeld, in dem alle Beteiligten sicher und effizient arbeiten können“, so Müller: „Der Bauherr profitiert von nur einem Ansprechpartner, was bei der Vielzahl an Gewerken, speziell auf Großbaustellen, einen enormen


Vorteil bietet.“ Zeppelin Rental stellt ebenso Mietmaschinen und Geräte auf dem Baufeld durch eine temporäre Mietstation zur Verfügung: „Zentral für alle Gewerke verfügbare Gerätepools reduzieren Transportvolumen und -kosten“, betont Müller. Temporäre Infrastruktur, z.B. Bauzaun, Strom, Beleuchtung, zählen ebenfalls zum Baulogistik-Portfolio. Welche Leistungen konkret auf der Baustelle benötigt werden, hänge von der Art und Größe des Projekts ab, erzählt Zeppelin Rental Österreich-Chef Müller: „Es gibt die volle Bandbreite an Leistungen bei Großbaustellen wie Austria Campus oder Parkapartments am Belvedere. Prinzipiell gilt aber das ‚Baukastenprinzip‘, d.h. es ist oft auch nur die Inanspruchnahme von Einzelleistungen, z.B. Zutrittskontrolle oder Entsorgungsmanagement, möglich.“

BIM-Projekt Die Digitalisierung macht natürlich auch vor der Baustelle nicht halt. Die oft umfangreichen

Bestellprozesse können durch entsprechende Lösungen und Online-Möglichkeiten nochmal optimiert werden. Baubedarfs-Anbieter Würth bietet beispielsweise mit dem ORSY-Scan oder mit der Würth App einfache Bestellverfahren, wie Würth-Divisionsleiter Holz/Bau Karl Frenzel erzählt: „Der Würth Scanner ist ein modernes Bestellsystem, das Artikeldaten per Internet überträgt. Die Barcodes der jeweiligen Artikel können mittels eines Laserscanners erfasst und die einzelnen Bestellpositionen gesammelt werden. Auch mit der Würth App können Produktbarcodes gescannt oder die Artikelnummer manuell eingegeben und bestellt werden.“ BIM nimmt allerdings in diesem Bereich derzeit noch eine untergeordnete Rolle ein, so Frenzel weiter, wird in den kommenden Jahren aber bestimmt stark an Bedeutung gewinnen. „Wir arbeiten derzeit in Niederösterreich gemeinsam mit der Wirtschaftskammer bzw. EcoPlus an einem Projekt, um Erfahrungen mit BIM auszutauschen,

„Der Bauherr profitiert von nur einem Ansprechpartner, was bei der Vielzahl an Gewerken einen enormen Vorteil bietet.“ Dominik Müller, Geschäftsführer des deutschen Baustelleneinrichters Zeppelin Rental Österreich

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FINDEN OHNE SUCHEN:

damit wir die notwendigen Daten in Zukunft zur Verfügung stellen können.“

Baustelle von morgen

„Beim Service Baustellenlogistik ist besonders wichtig, dass das Paket nicht nur zum richtigen Zeitpunkt ankommt, sondern auch die richtige Person erreicht.“ Rainer Schwarz, Geschäftsführer DPD Austria

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Bei der Steuerung der Prozesse wie Logistik, Zutrittskontrolle, Flächenmanagement oder Entsorgung setzt man bei Zeppelin Rental ebenfalls auf digitale Lösungen, wie z.B. auf das Zutrittskontrollsystem Zeppelin Insite 3.0, Online Logistics Control Center (OLCC) oder auch Online-Waste-Management. „Baulogistik ist schon heute ein integraler Bestandteil der Baustellenorganisation, die Bedeutung nimmt aufgrund voranschreitender Digitalisierung und der Erhöhung des Vorfertigungsgrades am Bau weiter zu“, ist Dominik Müller, Geschäftsführer von Zeppelin Rental Österreich, überzeugt. „Die Zuführung des richtigen Materials zur richtigen Zeit am richtigen Ort wird noch wichtiger als bisher werden und

Baulogistik damit ein entscheidender Erfolgsfaktor auf der Baustelle von morgen.“ Auch mit BIM wird die Einbettung der Bauprozesse in das jeweilige verkehrstechnische, produktionsbezogene und organisatorische Umfeld ein elementares Erfordernis bleiben, so Müller. Bei Zeppelin Rental sammle man bereits seit Jahren „unendlich viele Informationen“, wie es auf Baustellen tatsächlich läuft: „Wir können heute alles dokumentieren und z.B. vergleichen, wofür wie viel geplant war und wie lange es tatsächlich gedauert hat – und das über zig Baustellen hinweg.“ Diese baubetriebliche Verwertung der Daten biete großes Potential für die Zukunft (z.B. für Optimierung Terminplanung, Flächenbedarfsanalyse etc.), ist Müller überzeugt. Auch heute schon profitieren die Kunden von diversen Online-Tools: „Dank Echtzeitdaten können Störungen im Bauablauf frühzeitig erkannt und Ausweichmög-

Foto: Würth

Der abschließbare BAULOC® Service-Regalschrank schafft eine übersichtliche Aufteilung des Werkzeugs.


lichkeiten organisiert werden. Das minimiert Staus vor der Baustellenzufahrt, Leerlaufzeiten und damit verbundene Kosten.“

Lösungen on demand Mit dem Würth Lagermanagementsystem ORSY (steht für ORdnung mit System) bringe man schon seit Jahrzehnten Effizienz in das Kleinteile-Management, erzählt WürthDivisionsleiter Frenzel: „Kunden wählen nach spezifischen Wünschen und Anforderungen jene Module aus, die sie im Arbeitsalltag am besten unterstützen. Sie profitieren von einem individuellen, rund um die Uhr verfügbaren Materiallager, montageplatzbezogenen Entnahme- und Bereitstellungssystemen, Just-inTime-Lieferungen vorkonfektionierter Ware und erhalten eine ausführliche Lieferungsdokumentation. Das gilt auch für die Baustelle, denn besonders hier liegt großes Einsparungspotential im Beschaffungsprozess.“ Mit besagten Systemen liefere man vorkonfektionierte und vorkommissionierte Ware auf das Baufeld und transportiere diese direkt an den Montageplatz, so Frenzel weiter. Auch können die einzelnen Varianten als mobiles Materiallager in unterschiedlichen Bauphasen im Innen- und Außenbereich eingesetzt werden: „Dank der Verschließbarkeit steht auch bei Abwesenheit eine sichere Aufbewahrungsmöglichkeit für Werkzeug und Montagematerial zur Verfügung.“ So waren beispielsweise die BAULOCContainer in der Seestadt Aspern im Einsatz, berichtet Frenzel: „Das mit ORSY-Regalen bestückte, stationäre Materiallager war für die Aufbewahrung von Montagematerial, Befestigungstechnik, Arbeitsschutz, Werkzeugen und Maschinen optimal geeignet, vor allem in der Rohbauphase im Außenbereich.“

Alles im Takt Ohne Just-in-Time-Steuerung würde Ver- und Entsorgungslogistik kaum mehr funktionieren. Online-Tools bzw. die Digitalisierung der Prozesse sind dabei entscheidend, weiß Dominik Müller, Geschäftsführer von Zeppelin Rental Österreich, und erläutert anhand eines Beispiels aus der Versorgungslogistik die Funktionsweise: „Zufahrten, Entladestellen, Lagerflächen, Stapler und Etagenlogistik werden via Online Logistics Control Center (OLCC) just-in-time getaktet: Lieferanten melden ihre Transporte online an, bekommen ein Zeitfenster und die Zufahrt zugewiesen und buchen Ladezone und Ladehilfen online. Ein

angebundener Messengerdienst informiert die beteiligten Personen, z.B. Polier, Staplerfahrer oder Aufzugsführer, ebenfalls just-in-time über die tatsächliche Ankunft des Transportes.“ Der Effekt: bessere Nutzung von Ressourcen, keine Wartezeiten, keine Rückstaus bei der Baustellenzufahrt und die Entzerrung der Verkehrsbelastung. Ähnliches passiert auch beim Entsorgungsmanagement: „Zeppelin Rental ist zertifizierter Abfallsammler, wir planen und organisieren die gesamte Entsorgungslogistik mit sortenreiner Trennung und verursacher-

webbasierte Tool Zeppelin Insite 3.0, erzählt Müller weiter: „Die Bündelung von Personen-, Firmen- und Projektdaten erfolgt somit in Echtzeit und reduziert damit die Kettenhaftung.“ Das Personal wird vorab online registriert, das baubetriebliche Berichtswesen bietet schnellen Überblick über die wichtigsten Ressourcen und erlaubt volle Kontrolle über den Baufortschritt, berichtet der Zeppelin Rental Österreich-Chef: „Damit ist die Steuerung von 1.200 Personen und mehr bei nur einer Baustelle komplett online möglich.“ n

BAULOC SEESTADT ASPERN.

gerechter Abrechnung“, führt Müller aus. So werden z.B. die Abfallbehälter mit RFID-Label an die einzelnen Gewerke ausgegeben. Die RFID-Codes sind mit Baustellenausweisen verknüpft. Bei Übergabe der Abfallbehälter auf dem auf der Baustelle zentral eingerichteten Entsorgungshof wird der RFID-Code gescannt und kann so genau dem jeweiligen Gewerk bzw. ausführenden Unternehmen zugeordnet werden. Müller: „Alle Abfalldaten werden direkt auf der Baustelle elektronisch erfasst und in das hauseigene Waste Management Tool eingespielt. Die nahtlose Datenübertragung zu eADok, einer Hilfssoftware zur Erstellung von Abfallbilanzen, erfolgt über eine implementierte Schnittstelle und schafft so auch zugleich eine lückenlose Dokumentation.“ Auch die Zutrittskontrolle auf der Baustelle erfolgt transparent und zuverlässig über das

„Wer im Vorfeld seine Beschaffungsprozesse optimiert, setzt seine Fachkräfte am effizientesten ein.“ Karl Frenzel, Divisionsleiter bei Würth

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Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität

Volle Ladung eMobility. ist zwischenzeitlich ein wesentlicher Faktor in der Verkehrsplanung geworden. Auch Bauvorhaben müssen zunehmend die Elektromobilität in Planung und Umsetzung berücksichtigen. Autor: Erika Hofbauer

Elektromobilitäts-Dienstleister sind immer mehr gefordert: Noch mehr Ladestationen, noch größere Reichweiten, noch schnellere Ladezeiten. Der Konsument verlangt immer mehr – und die Anbieter folgen dem Ruf. Netzanbieter SMATRICS beispielsweise – mit mehr als 450 Ladepunkten, davon rund 250 Highspeed mit Leistungen von 43 bzw. 50 kW – bietet als Big Player der Branche etwa alle 60 km entlang der Autobahn und in Ballungszentren selbst Möglichkeiten, elektronisch zu tanken. Ganz neu sind die vier ersten Hochleistungsladestationen (HPC) Österreichs, die in Kooperation mit der Wien Energie errichtet wurden und seit Mai in Wien-Favoriten am so genannten Verteilerkreis mit bis zu 350 kW Ladeleistung für eine neue Alltagstauglichkeit von E-Autos sorgen sollen. „Weitere 12 Ladepunkte folgen in Graz, Salzburg und Innsbruck. Die Ladezeit reduziert sich damit auf 5 Minuten für bis zu 100 km“, erzählt SMATRICS-Sprecherin Birgit Wildburger. SMATRICS setzt als Managed Infrastructure Dienstleister zudem immer mehr Projekte für Unternehmen, etwa die ÖBB, Merkur, Billa, IKEA oder MacDonald’s, um. „Hotels, die mit unserem Kooperationspartner Greenstorm zusammenarbeiten, aber auch die Post, deren neuer Standort der Unternehmenszentrale mit Ladeinfrastruktur sowohl für die eigene Flotte als auch für Kunden ausgestattet wurde, gehören zu den Projekten“, so Wildburger weiter. Auch die OMV Routexkarte wurde um Ladungen an SMATRICS Stationen erweitert. Nach der Errichtung der HPC-Station in Favoriten plant

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BauTecFokus

man mit der Wien Energie weitere Standortkooperationen.

Solarstrom als Kombi-Partner Besonders gut funktioniert die Koppelung von E-Tankstelle und Sonnenstrom-Erzeugung. „Die Speisung der Ladestation mit Strom aus der eigenen Photovoltaikanlage ist eine optimale Kombination“, bestätigt die SMATRICS-Sprecherin. Unternehmens- oder Fabrikdächer etwa bieten jede Menge Platz für die Errichtung einer neuen, umweltfreundlichen Solaranlage, die Unternehmen hilft, ihren CO2-Footprint kleiner zu machen: „Der von den Anlagen erzeugte Solarstrom kann dabei nicht nur für das Laden der E-Fahrzeugflotte verwendet werden, sondern kann ebenso für die Versorgung von Büro und Produktionsanlagen eingesetzt werden“, erzählt Wildburger. Die Österreichische Post hat solch ein Modell umgesetzt: Das Unternehmen hat im Herbst 2013 eine der größten Photovoltaikanlagen Österreichs im Rahmen des Programms „E-Mobility Post“ auf dem Briefzentrum in Wien errichtet. Das Logistikzentrum verfügt über eine Dachfläche von rund 30.000 Quadratmetern. Die Photovoltaikanlage mit 882 Kilowatt Peak beansprucht dabei etwa die Hälfte der Dachfläche. Im Jahre 2014 wurde zudem eine zweite Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 496 kWp auf der Dachfläche des Logistikzentrums in Allhaming in Oberösterreich errich-

tet. Mit der so gewonnenen Energie kann die gesamte E-Flotte der Post, die bereits mehr als 1.000 Fahrzeuge umfasst, mit Strom aus Sonnenenergie versorgt werden.

Lösungen für die Straße Fleißig ist man auch bei der Straßeninfrastruktur, um diese mit E-Ladestationen zu bestücken. „Insgesamt werden wir ab Mitte 2019 weitgehend eine Netzabdeckung erreicht haben, wo es ca. alle 100 km eine Schnell-Ladestation gibt. In der noch ‚freien‘ Region Oberösterreich und für die A 13 wird mit unseren Partnern intensiv an Lösungen gearbeitet“, erzählt Hubert Resch, Projektleiter für den Ausbau der E-Ladestationen


Fotos: cetus Baudeveolpment GmbH , Petair

der Asfinag. Die Energiebereitstellung und Dimensionierung der Ladeleistung ist weitgehend an allen Standorten zukunftsorientiert geplant, sodass ein Nachrüsten vorerst – also für die nächsten drei bis fünf Jahre – nicht notwendig sein wird, so Resch weiter. Auf Grund der Dimensionierung der Energiebereitstellung sollte das auch dann kein wesentliches Problem darstellen, „eine Erweiterung muss allerdings auch für unsere Partner wirtschaftlich sein“. Zu diesen Partnern gehören auch die Raststationen. Aktuell sind zwölf Schnell-Ladestationen für Elektroautos auf Raststationen in Betrieb. Bis Ende 2018 stehen insgesamt 23 Stromtankstellen entlang der Autobahn zur Verfügung,

„Bei Neubauprojekten sollten E-Ladestationen zur selbstverständlichen Grundausstattung gehören.“ Caroline Palfy, Geschäftsführerin cetus Baudevelopment

also im Schnitt alle 100 Kilometer. Sämtliche Ladestationen sind mit den weltweit verfügbaren Steckertypen (CHAdeMO, Combo2 und Typ2) ausgestattet und erlauben so die Ladung aller heute am Markt befindlichen E-Autos und von Plug-in Hybrid Fahrzeugen. Zukunftsvision: Mit bis zu 150 kW in nur 30 Minuten Strom für die nächsten 300 bis 500 Kilometer „tanken“, damit ist eine Reise an die obere Adria, in die Schweizer Berge oder ein spontaner Städtetrip kein Problem mehr, heißt es bei der Asfinag.

In der Planungsphase Nicht nur urbane und außerhalb von Ballungszentren liegende E-Lademöglichkeiten

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„Werden ab Mitte 2019 weitgehend eine Netzabdeckung erreicht haben.“ Hubert Resch, ASFINAG

rechtlichen Rahmenbedingungen auf andere Bundesländer wäre insofern zu begrüßen, als sie Umbau- und Installationskosten für eventuelle Nachrüstungen ersparen würden.“ Freilich kann immer nachgerüstet werden, so die Smatrics-Sprecherin weiter: „Die Nachrüstung mit Infrastruktur hängt sehr individuell von der Situation vor Ort ab, insbesondere der Leistung am Standort, gewünschten Anschlüssen in Garagen etc. Grundsätzlich kann natürlich auch im Nachhinein Ladeinfrastruktur installiert werden, wie wir das etwa in vielen bestehenden Garagen unseres Standortpartners APCOA gemacht haben. Ein Mitplanen der Ladeinfrastruktur von Anfang an ist natürlich immer sinnvoller.“

Änderungen im Wohnrecht sind in Zukunft notwendig, auch bei Bauprojekten muss zunehmend die Elektromobilität mitgeplant und umgesetzt werden. „Für Immobilienprojekte bietet Smatrics sogenannte Managed Infrastructure an, dies beinhaltet alle Schritte von der Errichtung über den Betrieb der Ladestationen inklusive Lademanagement, also Abrechnung bzw. Zuordnung der Ladung zu einzelnen Nutzern oder Nutzergruppen“, erzählt Smatrics-Sprecherin Wildburger: „Grundsätzlich ist die Einbeziehung der Ladeinfrastruktur in die Planung weitaus günstiger als eine Neuerrichtung, deshalb wird das bei fast allen ImmobilienGroßprojekten so gehandhabt, wie etwa am Hauptbahnhof Wien, am neuen Standort der Unternehmenszentrale der Österreichischen Post AG oder am Erste Campus Wien.“ Im ländlichen Raum hängt der Ausbau bzw. die Installation von Ladeinfrastruktur oftmals von der Initiative des Bürgermeisters ab, weiß Wildburger, wobei die Zahl der Gemeinden, die Ladeinfrastruktur, E-Carsharing bzw. EAutos für den Gemeindedienst anbieten, stetig zunimmt. Als Musterbundesland nennt sie Niederösterreich: „Hier sieht die Bauordnung bereits jetzt vor, dass bei neuen Bauprojekten Anschlüsse für Ladeinfrastruktur mitgeplant werden müssen. Ein Ausrollen dieser

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Ähnliches beobachtet auch Roland Ziegler. Der Sprecher der Bundesverbands Elektromobilität Österreich (BEÖ) sieht überhaupt gleich Änderungen im Wohnrecht als notwendig an: „Damit die Errichtung von privaten Ladestationen für E-Autos leichter wird.“ Denn bei der geplanten Expansion der E-Mobilität muss zunehmend die private Infrastruktur mitziehen – und da hapert es, so Ziegler, am wichtigsten Ort: zuhause. „Grundsätzlich kann jedes Elektroauto mit einem entsprechenden Kabel an einer Haushaltssteckdose geladen werden, allerdings sollten diese Steckdosen bei häufigem Gebrauch für die Dauerbelastung abgesichert sein. Besser ist also in jedem Fall die Installation einer Wallbox. Das Laden mit selbst produziertem Sonnenstrom funktioniert bei allen Autos gleich gut.“ Technisch gesehen macht es keinen Unterschied, wie und wo der Strom produziert wird. Für die erforderliche Qualität hinsichtlich Spannung und Frequenz sorgt bei selbst erzeugtem PV-Strom der Wechselrichter der PV-Anlage.

Zustimmung der Eigentümer Die Steckdose braucht man zuhause oder am Arbeitsplatz. „Am praktischsten wäre ein Strom-Ladeanschluss für das E-Auto direkt am Wohnort“, ist Ziegler überzeugt. Doch was

für private Hausbesitzer relativ einfach machbar ist, kann für jene, die in einer Wohnung leben, fast unmöglich sein. Vor allem dann, wenn es sich um ein Mehrparteienhaus oder eine Wohneigentümergemeinschaft handelt. Denn ohne die Zustimmung aller Eigentümer geht meist gar nichts. Ziegler: „Sie müssen ihre Zustimmung geben – und in der Regel auch die mobilitätstechnische Aufrüstung der Immobilie zahlen.“ Es geht aber auch anders, erzählt der BEÖ-Sprecher, der bei der EVN für Energie-Dienstleistungen verantwortlich ist: „Im Mai 2018 hat die EVN AG im Rahmen eines Neubauprojektes für junges Wohnen die Errichtung von Ladeinfrastruktur in einem großvolumigen Gebäude in St. Pölten umgesetzt. Für die insgesamt 61 Wohneinheiten stehen fortan vier Ladepunkte mit maximal 11 kW Ladeleistung zur Verfügung.“ Eine umfassende Änderung beim Wohnrecht sieht er als unumgänglich an: „Ähnlich wie bei der Wohnrechtsnovelle 2002, bei der der Zugang zum Internet erleichtert wurde, ist es jetzt notwendig, das Wohnrecht wieder einem Modernisierungs-Check zu unterziehen. Die Umsetzung gewünschter technologischer Entwicklungen wie Elektromobilität oder die Einführung intelligenter dezentraler Energiesysteme wird ohne die entsprechenden Gesetzesänderungen im Wohnrecht nicht funktionieren.“ Die Nachrüstung einer privaten Ladeinfrastruktur muss ähnlich wie die Privilegierung von Multimediadiensten im Wohnungseigentumsgesetz (§ 16) und Mietrechtsgesetz (§ 9) einfacher werden, damit der Umstieg auf Elektromobilität gelin-

„Das Vorhandensein der nötigen Anschlusswerte kann auch für den Netzbetreiber eine Herausforderung sein.“ Johannes Endl, Vorstand der ÖRAG


„E-Stationen gleich in der Projektierungsphase vorzusehen, würde später im Betrieb des Hauses zahlreiche Probleme und Abstimmungsarbeit ersparen.“ Sandra Bauernfeind, Geschäftsführerin EHL Wohnen GmbH

gen kann. Ein Beispiel für erfolgreich umgesetzte Ladeinfrastruktur in Bestandswohngebäuden ist ein Projekt der Energie Steiermark AG, wo das „ENW Messequartier“ in Graz mit Ladeinfrastruktur ausgestattet wurde, erzählt Ziegler: „Derzeit stehen zwei Ladepunkte zur Verfügung, die bei Bedarf auf vier Ladepunkte erweiterbar sind. Der Anschlusspunkt der Anlage ist dabei in die Hausanlage der Kunden integriert.“

Intensive Diskussion

Fotos: Bernhard Schmerl, electriceye, ASFINAG, ehl1, EVN, ÖRAG

Diese Tendenzen bei Bauprojekten orten auch zunehmend die Developer. Peter Ulm, CEO der 6B47 Real Estate Investors AG, sieht die Entwicklung zwar erst am Anfang, aber: „Vor allem im urbanen Raum wird die Implementierung von eMobility-Infrastruktur bereits in der Planung intensiv diskutiert. Denn es müssen die notwendigen Räumlichkeiten oder Stellplätze eingeplant oder beispielsweise die Di-

mensionierung der Elektroanlagen – Trafo etc. – mitgedacht werden.“ Bei 6B47 lege man das Hauptaugenmerk auf Neubauprojekte: „Derzeit wird u.a. bei den Wohnbauprojekten „3rdBerg“ im dritten Wiener Gemeindebezirk sowie „Ost.“ in Graz eine eMobility-Infrastruktur auf mehreren Ebenen umgesetzt.“ Caroline Palfy, Projektleiterin HoHo Wien und Geschäftsführerin cetus Baudevelopment GmbH, sieht sich ebenfalls am Puls der Zeit: „Ein strukturierter vorausschauender Eigentümer und Bauherr beschäftigt sich bereits während der Phase der Immobilienentwicklung mit dem Thema Nachhaltigkeit und Zertifizierungen. Alle am Markt gängigen Öko-Labels messen zwar nach unterschiedlichen Kriterien, der Schwerpunkt liegt jedoch überall beim Lebenszyklus, der Energieeffizienz und bei den Kosten. Vor allem bei Neubauprojekten sollten E-Ladestationen zur selbstverständlichen Grundausstattung gehören.“ Die Seestadt Aspern als „neue“ moderne Stadt wird mit 42 Ladepunkten für E-Autos ausgestattet, so Palfy: „Ich denke, dass der Trend in eine positive Richtung geht, wir sollten jedoch an unsere Kinder denken und das Umdenken beschleunigen.“ Eine Nachrüstung bei Bestandsimmobilien ist natürlich möglich und liegt in einem preislichen Rahmen, so Palfy weiter: „Es ist einfach alles eine Sache der Planung. So müssen z.B. erhöhte Kilowatt-Werte berücksichtigt werden, um nur ein Detail zu nennen. Die interessantere Frage ist die nach der Sinnhaftigkeit, die beim nachträglichen Ausbau im hochpreisigen Segment wohl eher gegeben ist.“

Abstimmungsarbeit ersparen Das Vorhandensein von E-Ladestationen in Objekten ist derzeit leider nicht die Regel, sondern noch immer eher die Ausnahme, berichtet Sandra Bauernfeind von eigenen Beobachtungen. Die Geschäftsführerin der EHL

Wohnen GmbH würde gerne mehr Voraussicht erkennen wollen: „Diese Stationen, wenn auch nur bei einem gewissen Anteil der Stellplätze, gleich in der Projektierungsphase vorzusehen, würde später im Betrieb des Hauses zahlreiche Probleme und Abstimmungsarbeit ersparen. Im urbanen Bereich treiben vor allem die nachfragenden Kunden die Entwicklung in Richtung Ladestationen voran. Im ländlichen Gebiet, wo noch immer das Einfamilienhaus die beliebteste Wohnform ist, kann der jeweilige Eigentümer ohne weiteres rasch die Ladestation in der Garage nachrüsten.“ Wie auch in allen anderen Bereichen ist das nachträgliche Einbauen von entsprechenden Versorgungsleitungen mit mehr Arbeiten verbunden und daher teurer. „Bei Wohn- und Bürohäusern, die der Vermietung dienen, sind diese Themen allerdings nur technischer Natur und damit leicht zu klären“, erläutert Bauernfeind. So ist zum Beispiel zu berücksichtigen, dass diese Steckdosen über eigene Stromzähler verfügen und so unabhängig vermietet werden können.

„Ohne die Zustimmung aller Eigentümer geht meist gar nichts.“ Roland Ziegler, Bundesverband Elektromobilität Österreich

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„Entwicklung erst am Anfang“ Peter Ulm, CEO der 6B47 Real Estate Investors AG

bescheidener Anteil an Elektrofahrzeugen in unserem Land unterwegs und daher der konkrete Bedarf in der Regel – noch – überschaubar. Andererseits sind die Kosten bei der Errichtung natürlich ein Thema.“ Bei einer großzügigen Ausstattung mit KFZ-Ladestationen, die rasches Laden mehrerer Fahrzeuge gleichzeitig ermöglichen, sind entsprechend hohe Strom-Anschlusswerte unabdingbar – mit den entsprechenden Herstellungs- und Anschlusskosten. „Bei E-Bikes ist das naturgemäß deutlich einfacher und über "normale" Steckdosen und Hausanschlüsse machbar.“

E-Stellplätze vorgesehen

Im Falle der Wohnungseigentumsobjekte sind jedoch dazu vor allem beim Einbau noch die Regelungen des Wohnungseigentumsgesetzes zu berücksichtigen, falls diesbezüglich im Wohnungseigentumsvertrag keine entsprechenden Vorkehrungen getroffen worden sind.

Elektromobilität und "lokal emissionsfreies Fahren" sind in den Ballungszentren aber jedenfalls ein riesiges Zukunftsthema, Ladestationen vorzusehen daher aus Nachhaltigkeits-, aber natürlich auch aus Marketinggründen eine echte Notwendigkeit, ist der ÖRAGVorstand überzeugt. Bei Wohnprojekten im Eigentum wird in der Minimalvariante eine Leerverrohrung bei den KFZ Stellplätzen vor-

bereitet, damit der Ladeanschluss im Bedarfsfall unkompliziert hergestellt und mit dem Wohnungszähler verbunden werden kann. „Im urbanen Raum geht der Trend stark in Richtung Carsharing – bei großen Projekten werden entsprechende Stell- und Ladeplätze in der Garage eingeplant“, so Endl weiter. Bei Bürogebäuden werden im Neubau üblicherweise ca. 10 Prozent der Stellplätze mit Lademöglichkeiten ausgestattet: „Derzeit ist das in der Regel ein jedenfalls ausreichender Anteil. Sollte die Anzahl der E-Autos in den nächsten Jahren stark zunehmen, werden die Netzbetreiber vor der Herausforderung stehen, die gesamte Netz-Infrastruktur entsprechend aufzurüsten. Damit das E-Auto nicht nur ein Feigenblatt für Umweltschutz ist, wird man auch die Produktion sauberen Stroms deutlich ausbauen müssen“, blickt Endl in die Zukunft. Schlaues Lademanagement, Integration der E-Autos in das gesamte Gebäude-Energiesystem, Nutzung lokal erzeugter Sonnenergie mit Zwischenspeicherungslösungen – „es gibt eine große Anzahl von Lösungsansätzen“, so Endl. Für ihn

Überschaubarer Bedarf

„In Niederösterreich sieht die Bauordnung bereits jetzt vor, dass bei neuen Bauprojekten Anschlüsse für Ladeinfrastruktur mitgeplant werden müssen.“ Birgit Wildburger, Smatrics

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Baurechtliche Aspekte Die Ausführung der elektrischen Installationen für Elektro-Ladeinfrastruktur für E-Mobile ist entsprechend der geltenden ÖVE-Vorschriften, ÖNORMEN und TAEV6 herzustellen und muss durch einen konzessionierten Elektrofachbetrieb erfolgen. In diesem Zusammenhang sind je nach Anschlussleistung ggf. weitere elektrotechnische Gesetzesmaterien zu beachten (z.B. ElWOG, Länder-ElWOGs, Starkstromwegegesetze etc.). Bei der Ladung von Elektrofahrzeugen in geschlossenen Garagen ist das Thema Belüftung zu beachten. Hier ist zwischen der Ladung von modernen Lithium-Ion-Batterien und BleiSäure-Batterien zu unterscheiden. Bei modernen Elektrofahrzeugen werden Lithium-IonBatterien eingesetzt, bei denen die Hersteller garantieren, dass während des Ladevorgangs keine Ladegase austreten. Somit ist Laden von E-Fahrzeugen mit modernen Lithium-IonBatterien in geschlossenen Räumen unbedenklich. In einigen Bundesländern verlangt die Baubehörde eine Hinweisbeschilderung „Laden verboten für E-Fahrzeuge mit Blei-SäureTraktionsbatterien“, wodurch weitere Belüftungsmaßnahmen entfallen. Die anzuwendenden Bauvorschriften besagen in Bezug auf die Erstellung von Elektro- Ladeinfrastruktur für Heimladung (Langsamladung), dass diese in den meisten Bundesländern bewilligungsfrei ist. Eine übersichtliche Darstellung von Genehmigungsverfahren für Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge liefern folgende Dokumente des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie: „Leitfaden Genehmigung Ladeinfrastruktur für Betriebe“ (https://www.bmvit.gv.at/verkehr/elektromobilitaet/downloads/eTankstelle_leitfaden_betriebe.pdf) „Leitfaden Genehmigung Ladeinfrastruktur für Private“ (https://www.bmvit.gv.at/verkehr/elektromobilitaet/downloads/eTankstelle_leitfaden_ private.pdf)

Quelle: e7 marktanalyse/WU Wien

Ähnlich sieht dies auch Johannes Endl, Vorstand der ÖRAG: „Das Thema E-Ladestationen wird in jedem größeren Neubauprojekt bereits mitgedacht und eingeplant, sowohl im Bereich Wohnen als auch im Bürobereich.“ Über das Wie (und Wieviel) bei der Umsetzung gibt es allerdings durchaus Diskussionen, räumt Endl ein: „Einerseits ist – gemessen am Gesamtbestand an Fahrzeugen – noch ein


liegt derzeit die größte Herausforderung noch in den Kosten: „Konventionelle Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor sind noch viel billiger.“

Offene Fragen Die nachträgliche Herstellung von Ladeinfrastruktur ist eine große Herausforderung und mit Sicherheit deutlich teurer als der Einbau

im Zuge eines Neubaus, glaubt auch der ÖRAGVorstand: „Einerseits geht es dabei um die Schaffung der nötigen Zuleitungen inklusive der Kosten für allenfalls nötige Grabe- und Stemmarbeiten. Das Vorhandensein der nötigen Anschlusswerte kann auch für den Netzbetreiber eine Herausforderung sein. Andererseits gilt es auch, juristische Fragen

zu berücksichtigen: Wer bezahlt die Herstellungskosten in einer Wohnhausanlage im Wohnungseigentum? Kann ein Mieter eine Nachrüstung erwirken? Sobald ein in die Jahre gekommenes Gebäude durchgreifend saniert wird, bietet es sich an, den Einbau von entsprechenden Ladeinrichtungen gleich mit einzuplanen.“ n

Anzuwendende Bauvorschriften BUNDESLAND

ALLGEMEINE VORSCHRIFTEN

DERZEIT ANGEWANDTE BAUVERFAHREN FÜR E-LADESTATIONEN 3 IM FREIEN

IN GEBÄUDEN/GARAGEN

BGLD

E-Ladestationen sind im Burgenländischen BauG nicht explizit genannt, werden aber als Bauwerke mit Ver- und Entsorgungsleitungen verstanden. Diese sind gemäß §1 Abs. (2) Z. 4 des Burgenländischen BauG vom Geltungsbereich ausgenommen. Somit bedarf es keiner Bewilligung bei Errichtung einer Ladestation, sofern keine ergänzenden Bauten wie z.B. Fundamente miterrichtet werden.

Frei ohne Fundament, Bewilligung falls mit Fundament

Frei

KTN

Für E-Ladestationen besteht grundsätzlich keine Bewilligungs- oder Anzeigepflicht nach Kärntner Bauordnung. Davon eingeschlossen sind auch Ladestationen, die mit einem Fundament ausgeführt werden.

Frei

Frei

Quelle: Scenari Immobiliari- Istituto Indipendente di Studi e Ricerche

Fotos: Smatrics, 6b47

Ladepunkte und Ladestationen für beschleunigtes Laden sind meldepflichtig.

Ladepunkte und Ladestationen für beschleunigtes Laden sind meldepflichtig gemäß §16 Abs. 1 Z. 6 NÖ BO 2014.

Für E-Ladestationen besteht grundsätzlich keine Bewilligungspflicht nach OÖ Baurecht. Davon eingeschlossen sind auch Ladestationen, die mit einem Fundament ausgeführt werden.

Zu berücksichtigen ist eine Hinweisbeschilderung „Laden verboten für E-Fahrzeuge mit Blei-Säure-Traktionsbatterien“ gemäß Leitfaden (2015). http:// www.ecoplus.at/sites/default/files/ leitfaden- zur-errichtung-vonladestationen-fuer-e- fahrzeuge.pdf Frei

Frei

SBG

Für E-Ladestationen besteht grundsätzlich keine Bewilligungspflicht nach Salzburger Baurecht, auch nicht für jene, die mit Fundament ausgeführt werden. Eine Bewilligungspflicht besteht allerdings, falls gemäß Baupolizeigesetz 1997 §2 Abs. 1 Z2 das Vorhaben z.B. Auswirkungen auf die Brandsicherheit haben kann.

Frei

Frei Bei Vorhaben mit größerer Ladeleistung sollte jedenfalls mit der Baubehörde Kontakt aufgenommen werden (Brandschutz).

STMK

Gemäß §3 Z. 7 Stmk. BauG sind E-Ladestationen, soweit es sich nicht um betretbare Gebäude handelt, vom Anwendungsbereich des Stmk. BauG ausgenommen. Es ist also keine gesonderte Baubewilligung notwendig.

Frei

Frei

T

Für E-Ladestationen besteht grundsätzlich keine Bewilligungspflicht nach Tiroler Baurecht. Die Errichtung bzw. Änderung von Ladestationen für Elektrofahrzeuge mit Ausnahme von Gebäuden sind jedenfalls anzeigepflichtig (§21 Abs. 2 lit. g Tiroler BauO).

Anzeigepflichtig

Frei

VBG

E-Ladestationen sind im Vorarlberger BauG nicht explizit genannt. Sie werden in der Regel als sonstige ortsfeste technische Einrichtungen (§2 Abs. 1 lit. e) zu qualifizieren sein, die, sofern sie nicht die Sicherheit oder Gesundheit von Menschen gefährden oder Nachbarinnen und Nachbarn belästigen können, freie Bauvorhaben sind.

W

Die Schaffung von Ladeplätzen im Inneren von Bauwerken, auch von Garagen, bedarf einer Bauanzeige gemäß §62 Abs. 1 Z. 4 der Bauordnung für Wien (BO). Ladestationen für Elektrofahrzeuge (Stromtankstellen) auf öffentlichen Verkehrsflächen sind gemäß §62a Abs. 1 Z. 10 BO bewilligungsfrei. Sofern Ladestationen in Form von Säulen, Lichtmasten udgl. sonst im Freien errichtet werden, ist für diese im Sinne des §62a Abs. 1 Z. 25 dann keine Bewilligung erforderlich, wenn sie eine Höhe von 3 m nicht überschreiten.

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Mehr als ein Stellplatz Ein gutes Parkhaus ist mehr als ein Dach überm Auto. Es ist im Idealfall ein durchdachtes, nutzerfreundliches System. In der Planung ist vor allem Flexibilität gefragt, da nicht alle zukünftigen Mobilitätskonzepte absehbar sind. Autor: Erika Hofbauer

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Fotos: XXX

„Flexibilität in der Planung ist gefragt, da nicht alle zukünftigen Mobilitätskonzepte absehbar sind."

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Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität

E

in Parkhaus ist heutzutage nicht mehr nur ein Platz, wo man sein Fahrzeug abstellen kann. Das wäre mittlerweile schon zu wenig an Mehrwert, weiß man bei Parkraummanagement-Anbieter Goldbeck Parking. Das seit 2017 auch in Österreich tätige deutsche Unternehmen setzt bei dieser Assetklasse auf Zusatznutzen: zuverlässige Leit- und Kontrollmechanismen, differenzierte NutzungsdatenErfassung, Cash Management, technische und personelle Sicherheitssysteme, eine über 24 Stunden besetzte Parkleitzentrale. Mithilfe dieser Grundpfeiler einer modernen Parkraumbewirtschaftung soll aus einer einfachen Immobilie ein intelligenter Mobilitäts-Hub werden. Am Wiener Hauptbahnhof beispielsweise setzt Goldbeck Parking ein interdisziplinäres Mobilitätskonzept mit dem Fokus auf Services und Dienstleistungen rund ums Parken um: Einfache Buchungssysteme für verwandte Dienste, E-Ladestationen für Elektrofahrzeuge, Car- und Bikesharing, sicheres Aufbewahren von Fahrrädern sowie erweiterte „Grätzeldienste“ sollen die Benutzererfahrung unterstützen. Wie steht es generell um das Marktpotenzial dieser vielfältigen Assetklasse? Matthias Prichzi, Prokurist der Goldbeck Parking GmbH, findet Garagen und Parkhäuser ganz besonders spannend: „Zwar verändert sich aktuell das Mobilitätsverhalten der Menschen, es wird aber die persönliche Flexibilität und dadurch die persönliche Mobilität immer ein wichtiger Bestandteil bleiben.“ Prichzi glaubt an unterschiedliche Ausprägungen zwischen Stadt und Land und auch an

unterschiedliche Veränderungsgeschwindigkeiten, aber: „Der Trend ist der gleiche.“ Das Interesse ist seiner Wahrnehmung nach bei Investoren und Errichtern daher steigend. „Bei der Standortentwicklung bin ich der Meinung, dass nicht die Entwicklungen im Bereich Car Sharing oder eMobility den Standort beeinflussen, sondern dass der Standort auf das jeweils angefragte Angebot reagieren muss."

Garage der Zukunft Goldbeck ist im Schlüsselfertigbau als Goldbeck Rhomberg und in der Parkraumbewirtschaftung mit Goldbeck Parking am österreichischen Markt vertreten. Prokurist Prichzi: „Aktuell realisieren wir mehrere Parkdeckprojekte in unserer Systembauweise und erweitern unser Portfolio an bewirtschafteten Parkflächen laufend.“ Die Garage der Zukunft wird noch „ein wenig brauchen“, aber über kurz oder lang werden die Autos autonom einfahren, ist der Goldbeck-Prokurist überzeugt: „Nach meinem Gefühl wird die Technologie dafür weniger im Parkdeck zu finden sein, sondern wird in den Fahrzeugen integriert sein.“ Goldbeck hat zu diesem Thema mehrere Kooperationsprojekte mit namhaften Partnern aus der Industrie am Laufen: „Wie überall sonst auch ist beim Parken der „Wohlfühlfaktor“ für den Kunden ganz wesentlich.“ Zur effizienten Auslastung des bestehenden Parkraums arbeite man bei Goldbeck aktuell mit mehreren Bauträgern und Immobilieneigentümern zusammen, um die Parkräume für eine breitere Nutzerfamilie zu öffnen und dadurch Leerstände zu reduzieren, erzählt Prichzi: „Weiters haben wir uns dem Thema Mobilität verschrieben und versuchen, aus unseren Parkdecks und Garagen Mobility Hubs zu machen – also nicht nur Stellplätze zur Verfügung zu stellen, sondern gebündelt und mit niedrigschwelligem Zugang ausgestattete Services und Dienstleitungen anzubieten.“

Software Tools

„Beim Parken ist der Wohlfühlfaktor für den Kunden ganz wesentlich.“ Matthias Prichzi, Prokurist Goldbeck Parking

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So kommen in den von Goldbeck bewirtschafteten Parkdecks verschiedene Video- und Sprachkomponenten zum Einsatz. Diese ermöglichen direkte Hilfestellung durch die Leitstelle auf Kundenanfragen vor Ort, sorgen für optimierte und berührungslose Parkraumbewirtschaftung (z.B. Kennzeichenerkennung) und stärken das Wohl- und Sicherheitsgefühl des Kunden, ist man bei Goldbeck überzeugt. Mit der unternehmenseigenen Parking App werden die Endkundenservices auf ein mo-

biles Endgerät gebündelt und ergänzen ein ganz spezielles e-commerce-System: Stellplätze können so einfach und schnell gebucht sowie die entsprechenden Verträge online abgeschlossen werden. Die erforderlichen Parkkarten erreichen die Kunden per Post – ein zusätzlicher Weg zum Parkraumbewirtschafter entfällt. Auch das energieautarke Parkhaus ist keine Zukunftsvision mehr: Die Kombination aus gebäudeintegrierten Solaranlagen und Elektrotankstellen bietet schon heute ein hohes Wirtschaftlichkeitspotenzial, heißt es weiter. Der Einsatz von Photovoltaikanlagen auf den verfügbaren Dachflächen erzeugt und speichert Strom für den Eigenbedarf. Durch Rückeinspeisung überschüssiger Energie in das lokale Netz verringert das Parkdeck den


„Als wirtschaftliches Nachnutzungskonzept für Garagen bietet sich die Lagernutzung.“ „Garagen und Parkhäuser übernehmen bereits heute zahlreiche neue Funktionen und werden sich künftig weiter zu Mobility und Logistic Hubs wandeln.“ Stefan Sadleder, Geschäftsführer Apcoa Parking Österreich

tionierung von Car Sharing Fahrzeugen, Forecourt Management für autonome Fahrzeuge oder als Logistikzentren für die Verteilung von Gütern auf der letzten Meile. Sadleder: „Mit unserem Traffic Management System leisten wir darüber hinaus einen wichtigen Beitrag zur Reduktion von CO2 Emissionen – Stichwort Reduktion von Parksuchverkehr und intelligentes Taxi Management an Verkehrsknoten wie Flughäfen, Bahnhöfen oder Häfen.“

Transformationsprozess CO2-Ausstoß und trägt neben reduzierten Energiekosten auch noch zum Umweltschutz bei. Kann ein Parkhaus auch einmal anderen Nutzungszwecken dienen? Goldbeck-Prokurist Prichzi: „Die Umnutzung von Parkdecks in andere Assetklassen erscheint mir persönlich als schwierig. Die bautechnischen, bauphysikalischen und widmungstechnischen Anforderungen unterscheiden sich ja grundsätzlich.“

Zukunftsweisende Technologien Investoren finden Österreich interessant. Auch in Sachen Parkraumbewirtschaftung. „Hier suchen internationale Partner schnell passende Lösungen“, erzählt Stefan Sadleder, Geschäftsführer von Apcoa Parking Österreich.

Generell sieht er aufgrund der sich nun rasant entwickelnden Digitalisierung auch in „seinem“ Metier einen Wettbewerbsvorteil für die europaweit tätigen Marktteilnehmer, da nur diese die Ressourcen aufbringen werden können, die notwendig sind, um an eigenständigen und zukunftsweisenden Technologien zu arbeiten. Und diese sind künftig erforderlich. „Die Entwicklungen rund um die Trends Urbanisierung, Digitalisierung und Mobilität haben alle einen starken Einfluss auf unser Geschäft“, so Sadleder weiter: „Garagen und Parkhäuser übernehmen bereits heute zahlreiche neue Funktionen und werden sich künftig weiter zu Mobility und Logistic Hubs wandeln.“ Zu den zusätzlichen Funktionen neben dem Parken zählen das Laden von E-Fahrzeugen, die Sta-

Für den Apcoa-Geschäftsführer sind die Trends Urbanisierung, Digitalisierung und Innovation im Rahmen der Mobilität relevant und sorgen aktuell für einen Transformationsprozess in der Parkbranche. „Wir möchten in Europa die Zukunft der Mobilitätsbranche mitgestalten und Endkunden ein möglichst reibungsloses Mobilitätserlebnis ermöglichen.“ Dazu habe man bereits jetzt eine offene, skalierbare und digitale (API basierte) Plattform geschaffen: „Darauf basierend haben wir für Endkunden eine neue App entwickelt und bereits in Deutschland eingeführt, die ein Parken ohne Ticket, ohne Bargeld und ohne Stress ermöglicht. Schon seit Mai sind in Deutschland über 200 Parkhäuser mit über 100.00 Stellplätzen über dieses System verfügbar. Aktuell ist der Roll-out in allen 13 europäischen Märkten und

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Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität

„Künftig sehe ich die Digitalisierung des Parkvorganges als die größte Herausforderung.“ Ernst Gassner, Geschäftsführer UBM Development Österreich

neue Funktionen wie die Parkplatzreservierung oder Bezahlfunktionen für Straßenparken geplant. Die neue Plattform ermöglicht darüber hinaus neue Geschäftsmodelle und Kooperationen in den Bereichen E-Mobilität, Car-Sharing und Space-Sharing für Logistikdienstleistungen“, so Apcoa-Geschäftsführer Sadleder. Erstes Beispiel ist die Kooperation mit Volkswagen, wo das digitale Parkservice Apcoa Flow 1,5 Millionen Leasingkunden aus dem VW-Konzern zugänglich gemacht wurde. Der Roll-out für dieses Produkt in Österreich ist momentan in Vorbereitung. Glaubt er an eine sinnvolle Konvertierung von Garagen & Parkhäusern? Sadleder: „Garagen zu Wohnbauten umzuwandeln, kann nur eine aufwändige Lösung weit weg vom Optimum

sein. Wir beraten unsere Geschäftspartner jedenfalls dahingehend, im Zuge der Errichtung die spätere Ausstattung mit Lademöglichkeiten, passenden Zutrittskonzepten für externe Nutzer von Car-Sharing und Space-SharingKonzepten sowie eine teilweise Umnutzung für zukünftige urbane Micro-Logistik-Systeme vorzusehen.“

Parken beeinflusst Kosten Auch für Bauträger und Developer ist das Thema Parken ein großes. „Vor allem durch die räumliche Nachverdichtung in allen europäischen Großstädten ist Parken ein wichtiges Kriterium“, erzählt Ernst Gassner, Geschäftsführer von UBM Development Österreich. Aus Investorensicht: „Natürlich zählen, wie auch im Wohnbau und in der Assetklasse Büro, Lage und Frequenz zu den entscheidenden Einflussfaktoren für eine Kaufentscheidung der Investoren. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf die Gestaltung und damit auch auf die Errichtungskosten ist eMobility. Dieser Faktor muss beim Neubau von Garagen auf jeden Fall berücksichtigt werden.“ Zu Wiens größten aktuellen Stadtentwicklungsgebieten zählt das Areal rund um den Hauptbahnhof Wien. Einen Teil davon bildet das Quartier Belvedere Central (QBC). UBMGeschäftsführer Gassner: „Auf einer Fläche von rund 130.000 Quadratmetern entstehen sechs oberirdische Bauteile QBC 1 bis QBC 6

„In Zukunft ist auch die Garage entsprechend mit Breitbandkapazität und perfekter Kommunikationsverbindung auszustatten.“ Walter Hammertinger, Geschäftsführer IC Development

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„eMobility muss beim Neubau von Garagen auf jeden Fall berücksichtigt werden.“

mit Büros, Wohnungen, Hotels und Serviced Apartments sowie eine Tiefgarage mit rund 680 PKW Stellplätzen, die teilweise fertiggestellt ist.“ In der Planungsphase war es besonders wichtig, sowohl den Zukunftstrend der eMobility als auch den größtmöglichen Komfort für die Kunden zu berücksichtigen, erzählt Gassner. So wurden einzelne PKW Stellplätze mit einer E-Tankstellen-Funktion ausgerüstet und weitere Stellplätze so vorinstalliert, dass bei einer steigenden Nachfrage nach E-Tankstellen die Kapazität sehr rasch ausgebaut werden kann. „Um den Komfort wesentlich zu erhöhen, haben wir ein „Comfort Parking“ System umgesetzt. Damit ist ein bequemes Ein- und Ausparken sowie Einund Aussteigen gewährleistet – und zwar ohne zusätzlichen Flächenverlust. Künftig sehe ich die Digitalisierung des Parkvorganges als die größte Herausforderung“, betont der UBM-Chef. Er ist davon überzeugt, dass es auch längerfristig Bedarf an Parkgaragen und -häusern geben wird: „Dies auch deshalb, weil in den Ballungsräumen sowohl die Ein-

wohnerzahl als auch der PKW-Bestand unverändert steigen. Die Herausforderung ist hier, langfristig Vorkehrungen zu treffen, um auf einen Rückgang des Individualverkehrs flexibel reagieren zu können.“ In der Umnutzung z.B. in Büro- und Wohnhäuser sieht er wenig Phantasie, schon alleine aufgrund der geringen Geschoßhöhen in den Garagen: „In der Planung hält man sich allerdings die Option offen, später Stellplätze zu Lagerflächen umwandeln zu können.“

Autofrei? Besonders spannend findet auch Walter Hammertinger das Thema „Garage der Zukunft“. Der Geschäftsführer der IC Development und Viertel Zwei-„Erfinder“ stellt sich dazu verschiedene Fragen: „Wie muss eine Garage in zehn Jahren aussehen? Welche Anforderungen werden Entwicklungen wie Elektromobilität, autonomes Fahren oder Automated Valet Parking an die Garage stellen? Das beschäftigt uns aktuell bei unseren neuen Projekten im Viertel Zwei wie Korso, Grünblick oder Weit-

blick. Rund 15.000 Menschen werden bis 2023 in diesem Grätzel leben und arbeiten – dabei bleibt das Viertel an der Oberfläche weiter autofrei.“ Darum sind die Anforderungen an die Garage der Zukunft vielfältig: Dauerparker, Kurzparker, Anlieferung, Carsharing, Müllentsorgung und vieles mehr. Hammertinger: „Hier braucht es durchdachte Konzepte. Dabei ist Flexibilität in der Planung gefragt, da nicht alle zukünftigen Mobilitätskonzepte absehbar sind.“ Das bedeutet u.a. auch, die Stützen in der Garage auf ein Minimum zu reduzieren. Auch die Vernetzung ist der Erfolgsschlüssel in Zukunft und von daher ist auch die Garage entsprechend mit Breitbandkapazität und perfekter Kommunikationsverbindung auszustatten, so der IC Development-Geschäftsführer. Zur Nachnutzung fällt ihm auch etwas ein: „Unter anderem bietet sich als wirtschaftliches Nachnutzungskonzept für Garagen eine Lagernutzung an. Das Thema innerstädtische Logistik – Last Mile Hub – ist auch noch eine Nutzungsalternative für Tiefgaragen.“ n

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An die Sommerhitze denken Gebäudeplanung. Als Ergebnis einer Dissertation an der TU Wien steht ein Simulationstool kostenlos zur Verfügung, mit dem man die Temperaturentwicklung in Wohnräumen während hochsommerlicher Hitzeperioden bereits im Zuge der Planung abschätzen kann.

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enn es im Hochsommer in der überhitzten Wohnung kaum noch auszuhalten ist, nützt oft nur noch die Flucht ins Freibad. Bauliche Maßnahmen zu setzen, um die Temperaturentwicklung zu kontrollieren, ist nachträglich oft kaum noch möglich und wenig wirksam – abgesehen vom Einbau einer Klimaanlage. Man kann allerdings von vornherein darauf achten, dass das Problem gar nicht erst entsteht: Bei der Planung neuer Gebäude lassen sich zahlreiche Maßnahmen anwenden und sinnvoll kombinieren, um Wohnräume im Sommer angenehm kühl zu halten. Als Ergebnis einer an der TU Wien durchgeführten Dissertation steht nun kostenlos und für die Allgemeinheit frei zugreifbar ein Raumsimulationstool zur Verfügung, mit dem man schon im Planungsprozess einer Überhitzung von Räumen während Hitzeperioden gezielt entgegensteuern kann. Da dieses Tool auch dazu geeignet ist, die Gründe von Überhitzungen zu analysieren und die Wirksamkeit von Gegenmaßnahmen zu quantifizieren, ist es durchaus nicht nur für

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den Bereich der Bauplanung, sondern auch allgemein von Interesse.

Sommerhitze ist kompliziert „Die Temperaturentwicklung in einem Raum während sommerlicher Hitzeperioden hängt von vielen Einflüssen ab, die sehr komplex zusammenhängen“, sagt Joachim Nackler, der sich im Rahmen seiner Dissertation bei Professor Klaus Krec, Institut für Architektur und Entwerfen, intensiv mit diesem Thema beschäftigt hat. „Gebäudestandort und Orientierung des Raumes spielen genauso eine Rolle wie die Größe und Art der Fenster, die Nutzung von Verschattungseinrichtungen oder Wärmequellen im Raum, wie etwa elektrische Geräte.“ Auch die Baukonstruktion selbst, etwa die Wärmespeicherfähigkeit der verwendeten Materialien, beeinflusst die Temperaturentwicklung maßgeblich. „Bisher war es nur Spezialfachleuten möglich, die Temperaturentwicklung in einem Raum schon während der Planung abzuschätzen“, erklärt Joachim Nackler. „Man benötigte teure Spezialprogramme und auch die lieferten oft keine verlässlichen Ergebnisse, weil sie teil-

weise mit vereinfachten Normverfahren arbeiteten, anstatt auf fundierte, physikalische Simulationen zu setzen.“ Daher wurde nun das Programm „Thesim 3D“ entwickelt – speziell abgestimmt auf die Bedürfnisse von Architekten und Planern. Es generiert automatisch eine physikalisch fundierte thermische Gebäudesimulation und berechnet den Temperaturverlauf der Raumluft sowie der Oberflächen im Raum. Gleichzeitig wurde auf eine einfache Eingabe und eine selbsterklärende Benutzeroberfläche Wert gelegt.

Erfahrung sammeln „Der große Vorteil ist, dass der Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung bei der Planung auf einen Blick erfasst werden kann“,


sagt Joachim Nackler. „Man kann ganz leicht ausprobieren, wie sich bauliche Maßnahmen, etwa Fenstergröße, Art der Verglasung oder Verschattung, auf den Tagesverlauf der im Raum empfundenen Temperatur auswirken.“

Besonders wichtig ist, dass das Programm die Auswirkung der Bauweise und der damit verknüpften Wärmespeicherfähigkeit der Baukonstruktion auf das sommerliche Temperaturverhalten sehr genau abbildet. „So kann das

Fotos: Fotolia

„Bisher war es nur Spezialfachleuten möglich, die Temperaturentwicklung in einem Raum schon während der Planung abzuschätzen.“ Joachim Nackler, Disserdant

Programm auf fast spielerische Weise schon im Planungsprozess wichtige Erfahrungen in Hinblick auf thermische Optimierung vermitteln“, betont Nackler. In einem Testlauf wurde „Thesim 3D“ bereits im Zuge von Joachim Nacklers Dissertation von 50 Experten in Österreich, Deutschland und der Schweiz auf seine Benutzerfreundlichkeit getestet und als „ausgezeichnet“ bewertet. „Wir erwarten und hoffen daher, dass Thesim 3D als allgemein und kostenlos zugängliches Tool im Internet positive Auswirkungen auf die Planungspraxis hat und damit Teil der dringend notwendigen Entwicklung einer zukunftsfähigen Baukultur ist“, sagt Joachim Nackler. Service: Thesim 3D steht unter www.thesim.at kostenlos zur Verfügung. n

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Wellen aus Holz

Foto: Rubner Holzbau

Holzbau. Der Mactan Cebu International Airport auf den Philippinen ist Asiens einziges Flughafengebäude, dessen Tragwerk und Dachstruktur komplett aus Holz gefertigt wurden. Produziert und montiert von Rubner Holzbau am niederÜsterreichischen Standort Ober-Grafendorf.

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pen auf die Philippinen verschifft und in Lapu-Lapu City auf der Insel Mactan unter der Leitung von Rubner Holzbau in nur drei Monaten montiert.

Weitgespannte Tonnendach-Tragstruktur Der dreigeschoßige Bau besteht aus einer zentralen, dreischiffigen Eingangshalle mit 48, auf 74 erweiterbaren Check-in-Countern, dem größten Duty-free-Bereich in einem Abflugbereich auf den Philippinen, einem Spa, Restaurants, Bars und vielem mehr. Die seitlich anschließenden Gebäudeflügel setzen die wellenförmige Dachkonstruktion als Symbol für die Brandung an Mactans Küsten fort und bieten Zugang zu den Gates. Der Ankunftsbereich befindet sich im Erdgeschoß und im zweiten Geschoß, der Abflugbereich im ersten Geschoß. Natürliche Materialien finden sich im

gesamten Terminalbereich. So kommt neben unterschiedlichen Holzarten an den Wänden der sanitären Anlagen Moos aus Italien zum Einsatz. Der polierte Steinbodenbelag mit glitzernden Perlmutteinlagen soll den Sand an den sonnigen Stränden Cebus symbolisieren.

Vorleistungen mit Testaufbau Überzeugend für das Auftraggeber-Konsortium waren laut Rubner Holzbau die umfangreichen Vorleistungen. Im Rahmen eines Design+Build-Vertrages wurden dem Angebot bereits detaillierte Konstruktionspläne beigelegt. Vor Start der eigentlichen Produktion wurde am Standort Ober-Grafendorf als vertrauensbildende Maßnahme in die Kompetenz und Leistungsfähigkeit ein Testaufbau mit einigen Brettschichtholzbögen

WELLENFÖRMIGE TONNENDACH-TRAGSTRUKTUR MIT EINER HÖHE VON 15 METERN UND SPANNWEITE VON 30 METERN

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Fotos: Rubner Holzbau

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ie Erweiterung des zweitgrößten Flughafens der Philippinen um einen neuen Terminal mit einer Fläche von 65.000 Quadratmetern ist termingerecht fertiggestellt worden. Das Besondere am Terminal 2 des Mactan Cebu International Airport: In ganz Asien gibt es kein weiteres Flughafengebäude, dessen Tragwerk und Dachstruktur komplett aus Holz gefertigt wurden. 4.500 Kubikmeter Brettschichtholz wurden für die innen wie außen architektonisch prägende, wellenförmige Tonnendach-Tragstruktur mit einer Höhe von 15 Metern und Spannweite von 30 Metern benötigt. Die dazu notwendigen 23 Meter langen Bogenbinder-Hälften wurden von Rubner Holzbau am Standort Ober-Grafendorf vorgefertigt. Die Bauteile wurden in drei Tranchen über den Rhein-Main-Donau-Kanal und Antwer-


DAS TRAGWERK IST AUF HOHE ERDBEBEN- UND WINDLASTEN AUSGELEGT.

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in Originalgröße zur Begutachtung und Abnahme durch die Auftraggeber realisiert.

Hohe Erdbeben- und Windlasten Die Hauptanforderungen an das Tragwerk resultieren aus den hohen Erdbeben- und Windlasten. Stürme können in der Hurrikansaison Geschwindigkeiten bis zu 200 km/h erreichen. „Die Herausforderung in der Konstruktion ist die Ausführung der Gebäudefugen für die Bewegungen im Erdbebenfall sowie die Verankerung der Hauptträger am Betonbau, da der Aussteifungsverband in 6,5 Meter Höhe endet und nicht bis zum Boden geführt werden konnte“, so Anton Wanas, verantwortlicher Projektleiter bei Rubner Holzbau in Ober-Grafendorf. „Neben unserer technischen Kompetenz konnten wir damit überzeugen, international Projekte auch rechtlich, kaufmännisch und vertraglich auf

höchstem Niveau und unter den jeweils regional gültigen Rahmenbedingungen umsetzen zu können“, ergänzt Roman Fritz, Geschäftsführer von Rubner Holzbau. Gebaut wurde übrigens nicht nach asiatischen, sondern europäischen Normen, die weltweit zu den strengsten zählen. Für Rubner Holzbau war dies der größte Auftrag in der Unternehmensgeschichte für eine Konstruktion aus Brettschichtholz.

Holzkonstruktion schlägt Stahlbau Der Terminal 2 war von den Planern in Hongkong ursprünglich auf Stahlbau ausgerichtet. Man wollte den ankommenden und abfliegenden Gästen jedoch etwas Besonderes bieten, Besucher in einer ganz speziellen, ressortähnlichen Atmosphäre empfangen und verabschieden. In einer lichten Architektur und den Baumaterialien sollten sich „Freundlichkeit,

GEBAUT WURDE NICHT NACH ASIATISCHEN, SONDERN EUROPÄISCHEN NORMEN

Offenheit und Warmherzigkeit der Kultur der Philippinen“ widerspiegeln. Die Wahl fiel aus „gestalterischen, ökologischen und traditionellen Gründen auf den nachhaltigsten aller Baustoffe, Holz“, wie Rubner Holzbau erklärt. Die Holzverarbeitung ist seit Jahrhunderten auf den Philippinen stark verankert. Der Mactan Cebu International Airport war das erste Public-Private-Partnership-Projekt des philippinischen Staates mit einer internationalen Betreibergesellschaft. Der Flughafen ist der zweitgrößte auf den Philippinen und fungiert als Gateway zu den touristischen und wirtschaftlich aufblühenden Inseln im Süden. Mit dem neuen Terminal wurde die Kapazität auf jährlich 12 Millionen Passagiere mehr als verdoppelt. Der Flughafen zählt nun zu den modernsten in Südostasien. n

Fakten, Größen & Mengen Bauherr: Konsortium GMR MEGAWIDE Cebu Airport Corporation (GMCAC), Philippinen Architekt: IDA – Integrated Design Associates Ltd., Hongkong Holzbau: Rubner Holzbau Ober-Grafendorf, Österreich Terminalfläche: 65.000 m2 Brettschichtholz: ca. 4.500 m3 in Fichte Hauptträger: 800/12.780 mm Bogenhöhe: 15 m über dem fertigen Fußboden

Spannweite: 30 m

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Fotos: Rubner Holzbau

Montagebeginn Holzbau:

Anfang Dezember 2016


Rubner Holzbau Individuelle Großbauten in Holz sind die Kernkompetenz von Rubner Holzbau. Pro Jahr entstehen an den Produktionsstandorten etwa 300.000 Quadratmeter Dach-, Wand- und Fassadenelemente sowie rund 85.000 Kubikmeter Sonderbauteile aus Brettschichtholz. Damit zählt das Südtiroler Unternehmen zu den führenden Ingenieurholzbauunternehmen Europas. Die werkseitige, zertifizierte Vorfertigung der Holzbauelemente unter Werkstattbedingungen und große Kapazitäten an drei Produktionsstandorten ermöglichen eine flexible Anlieferung der Bauelemente „just-in-time“. Rubner Holzbau ist Teil der Rubner Gruppe. Die Geschäftsfelder Holzindustrie, Ingenieurholzbau, Objektbau, Holzhausbau und Holztüren decken vom Rohmaterial aus dem eigenen Wald bis zum fertigen Objekt alle Prozesse und Arbeitsschritte einer lückenlosen vertikalen Wertschöpfungskette ab. Der Familienbetrieb in vierter Generation beschäftigt in Italien, Österreich, Deutschland und Frankreich etwa 1.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

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Magische Glasfassaden Senkfronten. Sie gleiten auf Knopfdruck geräuschlos nach unten und öffnen magisch den Raum. Die Kollegger Metallbau GmbH aus der Steiermark hat sich als Partner der HIRT swiss descending windows bestens etabliert.

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enn die Architektur das Verschmelzen von innen und außen erlaubt, sorgen Glasfassaden, die per Knopfdruck im Untergeschoß verschwinden, für Begeisterung. Und das weltweit in den unterschiedlichsten Klimazonen. Die randlose Transparenz ist beeindruckend: Keine Naht, kein Pfeiler, nichts stört den Ausblick. Das steirische Unternehmen Kollegger Metallbau hat erfolgreich schon viele Senkfront-Projekte rund um den Globus umgesetzt und ist seit der Gründung der Schweizer HIRT swiss descending windows AG 2016 Teilhaber des Schweizer Unternehmens. Geschäftsführer Josef Kollegger ist nicht immer am Firmensitz im steirischen St. Radegund anzutreffen. Er ist beruflich viel unterwegs. Von Moskau bis Texas, von den Bermudas oder Doha bis Wien reicht das Einsatzgebiet seiner Projekte.

Gefragter Außenbereich Die Senkfronten funktionieren mit Fassaden aus den unterschiedlichsten Materialien, auch aus Metall, Stein oder Holz, und sind sowohl in Privathäusern als auch in Geschäftsgebäuden, allen voran in der Gastronomie, im Einsatz. Neben ihrer beeindruckenden Optik vergrößern Senkfronten binnen Sekunden die bewirtschaftete Außenfläche. Was eben noch ein normaler Innenplatz war, ist jetzt ein

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gefragter Platz im Freien. In Breitengraden, wo das Wetter nicht immer outdoortauglich ist, sind Senkfronten aus Glas oder Fassadenmaterial eine willkommene Lösung – auch in Österreich. Das Restaurant Aiola auf dem Grazer Schlossberg ist so ein Referenzprojekt und auch das Seecafe in Velden, wo die erste Ecklösung realisiert wurde.

20 Meter Länge „Für jedes Objekt wird ein Unikat entworfen und gefertigt. Der Quadratmeterpreis startet bei 3.500 Euro und kann je nach Ausführung auch bis zum Doppelten gehen“, erklärt Kollegger. Die größte bis jetzt realisierte Senkfront hat eine Länge von 20 Metern und ein Gewicht von 7.500 Kilogramm. „Aber mehr ist immer möglich“, wird betont. Bis zu einer Größe von 40 Quadratmetern Fläche können StandardKomponenten eingesetzt werden.

ist quasi unlimitiert und kann gigantische Maße erreichen.„Die Maße hängen lediglich von den Standortbedingungen und den Ausmaßen des Schachtraumes ab", so Kollegger. Weshalb auch mehrere Fronten aneinandergereiht werden könnten.

Platz im Untergeschoß Das kleine Modell HIRT SF 90 hat eine Breite und eine Höhe von je maximal 6 Metern und eine Fläche von maximal 18 Quadratmetern. Das maximale Gewicht beläuft sich auf 1.500 Kilogramm. Das Modell HIRT SF XL dagegen

Für den Technikraum – als Parkraum für die geöffnete Senkfront und für die Unterbringung des Gegengewichts – wird im Untergeschoß Platz benötigt. Dort befinden sich auch Motor, Antriebswelle sowie Kompressor und


Fotos: Hirt

„Openair-Feeling der besonderen Art“

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Dank thermisch getrennter Bauweise sind, je nach Glas, Wärmedurchgangswerte bis U-Wert Fenster UW0,75 W/m2K möglich, verweist Kolleger auf eine hervorragende Wärmedämmung. Bei der Ausführung stehen eine große Auswahl und Kombinationsmöglichkeiten zur Verfügung: Vollflächig fensterverglaste Glasfüllung, mit Eingangstüren, Hebeoder Schiebfenstern, mit Sprossen oder als Ganzglasfassade, mit Holzelementen oder

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Mauerwerk. Bewegt werden die Senkfronten elektromechanisch mit einem Gewichtsausgleichsystem und können bei einem Stromausfall natürlich auch manuell bedient werden. Die Wartung der Steuerung kann via Modem von der Ferne aus erfolgen.

Inspiration Übrigens: Ludwig Mies van der Rohe war es, der die erste Senkfront der Geschichte bauen ließ. Die Villa Tugendhat in Brünn entstand um 1930 und gilt als Meilenstein der modernen Architektur. Zur Straße hin ein unscheinbarer Pavillon, doch Richtung Süden – mit Blick über die Altstadt von Brünn – öffnet sich eine riesige Fensterfront, die sich versenken lässt. Hier holte sich Stefan Hirt die Inspiration für HIRT swiss descending windows. n

SCHWELLENLOSE ELEGANZ Diese Schwelle ist absolut eben, barrierefrei, begehbar, befahrbar, belastbar. Als Sonderfertigung können auch andere Materialien — Holz, Stein oder ein individueller Bodenbelag — verwendet werden. Fotos: Hirt

Pneumatik. Für geringe Wassermengen, die sich in der dafür vorgesehenen Rinne in der Senkfront sammeln, muss ein Ablauf oder eine Pumpe eingerichtet werden.


„Versenkbare Glasfassaden“

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Lizenz zum Betonieren Bauen im hochalpinen Raum. Eine neue Attraktion aus Beton soll nicht nur James Bond Fans nach Sölden locken: die Installation „007 Elements“. Hoch oben am und im Berg bietet die Erlebniswelt nun kalte Einblicke in die Abenteuer des Geheimagenten.

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Foto: Christoph Noesig

SCHEINBAR GEKIPPTER BAUKÖRPER

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ber einen kleinen Pfad zwischen dem Gourmet-Gipfelrestaurant ice Q auf 3.048 Metern Seehöhe und der aufsteigenden Felswand des Gaislachkoglgipfels erreicht man das Portal der neuen Bond-Erlebniswelt in Sölden. Der aus sieben Elementen bestehende und über Rampen verbundene Bau ist nur zu einem kleinen Teil sichtbar. Der größte Teil des Museums befindet sich im Berginneren. Analog zu einem Geheimversteck verteilt sich die Installation „007 Elements“ unterirdisch auf 1.300 Quadratmeter und eines wird beim Betreten gleich klar: Auf einem Alpengipfel dieser Höhe ist es kalt, man befindet sich schließlich auf über 3.000 Metern. Selbst coole Bond-Enthusiasten sollten warme Kleidung tragen – auch in den Sommermonaten herrschen hier niedrige Temperaturen. Die Entscheidung des Innsbrucker Architekten Johann Obermoser,

auf den Einsatz von Klimatisierung bewusst zu verzichten, war nach eigenen Angaben auch Teil des Designkonzeptes. Die Location und die umliegende Natur im hochalpinen Raum sollten in den Innenräumen ständig präsent sein. Zudem wird der sensible Permafrost nicht gefährdet. Mit seinen nüchternen, reduzierten Räumlichkeiten will der Tiroler Architekt an die Formenklassiker des legendären Bond-Designers Ken Adam erinnern. Das Ambiente ähnelt auch dem Quartier, das der MI6 nach Skyfall und in Spectre im Londoner Untergrund bezog. Der architektonische Charakter wird von der reduzierten Wahl der Materialien geprägt: Beton und Stahl. Insgesamt 350 Tonnen Stahl und 2.700 Kubikmeter Beton. Ausstellungsräume und Einrichtungsgegenstände bestehen aus schalreinem Beton. Große Türen aus rostfreiem Stahl (Black Inox) sollen die Übergänge zwischen den Raumkuben betonen,

während perforierte schwarze Stahlpaneele für abgehängte Decken und schalltechnische Verkleidungen gewählt wurden.

Schwierige Betoneinbringung Eine große Herausforderung bei der Planung und beim Bau des Museums war vor allem die geologische Situation, wie Obermoser erzählt. Viele tausend Kubikmeter Stein mussten aufwändig bewegt werden. Vor allem auf die Ausführung des Fundaments wurde viel Augenmerk gelegt. Dabei galt es vor allem, den im Sommerhalbjahr auftauenden Permafrost sowie die wechselnden extremen Windund Wetterbedingungen übers ganze Jahr zu berücksichtigen. „Betoniert wurde bei bis zu minus 28 Grad, was nur möglich war, weil die Schalungen beheizt wurden“, erklärt Baumeister Franz Thurner, der auch schon das ice Q auf den

„Betoniert wurde bei bis zu minus 28 Grad.“ Baumeister Franz Thurner

Berg stellte und die Gaislachkoglbahn errichtete. Bevor die Kälte zugeschlagen hat, wurde der Beton mit entsprechenden Lkws bis zur Mittelstation transportiert, umgeladen und mit allradgetriebenen Fahrmischern mit Kettenausstattung an die Baustelle gefahren. Dies war übrigens nur bei trockener Straße möglich, so Thurner. Ab Herbst wurde der Beton bis zum Tiefenbachgletscher transportiert, um eine möglichst geringe Höhendifferenz zum Einbauort herzustellen. Zwei Helikopter flogen den Beton dann zum Gipfel. Die Kräne, mit denen der Beton eingebaut wurde,

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Foto: KRISTOPHER GRUNERT, Wolfgang Lackner

NÜCHTERN REDUZIERTE RÄUMLICHKEITEN

MEDIENTECHNIK: HIGH-END INSTALLATIONEN

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konnten wegen des frühen Schneefalles im Herbst nicht mehr abgebaut werden und wurden daher im Winter am Gipfel zwischengelagert. Somit waren sie im Winter 2017/18 Europas höchstgelagerte Baustellenkräne und konnten erst wieder im Frühjahr eingesetzt werden.

Kostspielige Technik Eröffnet wurde der futuristische Bau am 12. Juli dieses Jahres im Beisein der Schauspielerin Naomie Harris – sie spielte die Rolle der Moneypenny in „Spectre“ und „Skyfall“. Die Idee, die Kultfigur Bond für den Tourismus im Ötztal nachhaltig zu nutzen – der Tiro-

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„Die geologische Situation war eine große Herausforderung.“ Architekt Johann Obermoser

ler Urlaubsort war im Jänner 2015 Drehort für den 24sten James-Bond-Film – stammt von Jakob Falkner, Geschäftsführer der Bergbahnen Sölden. Er holte sich auch die Zustimmung von EON Productions und Metro-Goldwyn-Mayer (MGM), die gemeinsam die Bond-Filmrechte besitzen. Die Gesamtkosten von rund 15 Millionen Euro tragen die Bergbahnen Sölden. Der Bau selbst wird mit rund 4,5 Millionen beziffert. Der restliche, größere Teil der Kosten entfällt auf die medientechnisch ausgeklügelten Installationen. Aufgrund der Seehöhe und der Kälte mussten spezielle Klimagehäuse für die Technik entwickelt werden. n

Foto: KRISTOPHER GRUNERT, 007 Elements

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Energie-Kick Alternative Energiespeicherung. Als erstes Stadion der Welt sichert die Johan Cruijff ArenA, Heimat von AFC Ajax in den Niederlanden, ihre Energieversorgung durch ein Speichersystem aus neuen und gebrauchten Elektrofahrzeugbatterien.

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2,8 Megawattstunden verbaut. Das entspricht der Batteriekapazität von 148 Nissan Leafs. „Im Falle eines Stromausfalls steht der ArenA dank des Batteriespeichers zukünftig eine erhebliche Menge Energie zur Verfügung. Damit erhöht das Stadion seine Versorgungssicherheit und leistet darüber hinaus einen Beitrag zur Stabilisierung des Stromnetzes in den Niederlanden und in Europa.“

Flexible Speicherkapazität Der Energiespeicher übernimmt in der Johan Cruijff ArenA eine zentrale Rolle und soll den idealen Ausgleich von Energieangebot und -nachfrage schaffen. Mit einer Gesamtleistung von 3 Megawatt kann das Speichersystem die Energie der 4.200 Solarmodule auf dem Dach der ArenA optimal speichern und nutzen. Die Energie, die dabei gespeichert wird würde ausreichen, um 7.000 Amsterdamer Haushalte für eine Stunde mit Strom zu versorgen. Vor allem bei Großveranstal-

Fotos: Jorrit Lousberg-Light at Work Photography

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in einzigartiges Projekt in den Niederlanden zeigt, wie die Speicherung von Energie alternativ funktionieren kann und die Wirtschaftlichkeit der Fahrzeugbatterien steigert. In der Johan Cruijff ArenA soll ein 3 Megawatt Batteriespeicher zur Energieversorgung dienen: „Dank des Energiespeichersystems kann das Stadion seinen selbst erzeugten Solarstrom nachhaltiger und intelligenter nutzen und die gespeichert Energie als `Amsterdam Energy ArenA BV´ an den Energiemärkten vermarkten“, sagt Henk van Raan, Director of Innovation bei der Johan Cruijff ArenA. Das System besteht aus bidirektionalen Wechselrichtern von Eaton und Elektroautobatterien. Ein großer Teil der Batterien war zuvor in Elektrofahrzeugen im Einsatz. Die Batterien haben das Ende ihres CO2-Lebenszyklus bereits erreicht und seien daher erheblich nachhaltiger als Systeme aus Neubatterien. Insgesamt sind Batteriezellen mit einer Kapazität von


INNOVATIV & NACHHALTIG Die John Cruijff ArenA in Amsterdam

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tungen sorgt das Energiespeichersystem für Backup-Strom, reduziert den Einsatz von Dieselgeneratoren und entlastet das Stromnetz, in dem es die auftretenden Lastspitzen bei Konzerten verhindert.

Neue Technologie Für den Betrieb des Energiespeichersystems kommt eine neuartige Hard- und Softwarelösung von The Mobility House zum Einsatz, die die Elektrofahrzeugbatterien intelligent

managt. Auch die notwendigen Schnittstellen zum Energiemanagementsystem der ArenA und dem niederländischen Netzbetreiber TenneT wurden von The Mobility House entwickelt und eingebunden. Im nächsten Schritt sollen bis zu 200 uni- und bidirektionale Ladestationen in die Johan Cruijff ArenA integriert werden, um Elektrofahrzeuge mittels Vehicleto-Grid Anwendungen in das Stromnetz einzubinden. „Mit der eingesetzten Technologie vermarkten wir bereits heute weit über 2000

Fahrzeugbatterien als Stationärspeichersysteme in unterschiedlichen Projekten an den Energiemärkten. Die Vorstufe Elektrofahrzeuge intelligent ins Netz zu integrieren, um Netzdienstleistungen zu erbringen, ist demzufolge heute schon technisch machbar. Die Energie- und Automobilwelt wird dadurch noch näher zusammenrücken und ebnet den Weg für innovative und nachhaltige Geschäftsmodelle“, sagt Thomas Raffeiner, CEO und Gründer von The Mobility House. n

FLEXIBLE SPEICHERKAPAZITÄT

Fotos: Jorrit Lousberg-Light at Work Photography

Der 3 Megawatt Batteriespeicher ermöglicht eine nachhaltigere und intelligentere Nutzung des selbsterzeugten Solarstroms.

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Advertorial

Smartes Heimkommen KONE Residential Flow. Eines der global führenden Unternehmen der Aufzugs- und Rolltreppenindustrie stellt seine neueste Produktlösung für Immobilienprojekte im Wohnsektor vor. Das Produkt bietet ein völlig neues Komfortlevel für Wohnungseigentümer und Bewohner, denn durch die Nutzung mobiler Technologien und Cloud-Lösungen werden Automatiktüren, Aufzüge, Informationskanäle und Gegensprechanlagen mittels einer Smartphone Applikation miteinander verbunden.

Fotos: Kone

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ür diese Entwicklung hat man mehr als 200 Facility Manager, Projektentwickler und Gebäudebewohner weltweit befragt, um ihre Wünsche und Herausforderungen betreffend den Personenverkehr im Wohnbereich in den Fokus zu rücken. Dabei stellte es sich heraus, dass es oft die Kleinigkeiten sind, die eine große Auswirkung auf den Komfortlevel der Bewohner haben: eine Tür zu öffnen, wenn man die Hände voller Einkaufstaschen hat oder eine Lieferung annehmen zu wollen, wenn man nicht zu Hause ist. Auch für Gebäudeeigentümer und Facility Manager bringt die Lösung mehr Flexibilität und Komfort mit sich, denn Gebäudeinformationen können leichter geteilt werden und Zutrittsrechte überall und jederzeit verwaltet und vergeben werden. So wird das Gebäude zum smartesten im Wohnbezirk und steigert so automatisch seinen Wert. KONE Access kontrolliert und öffnet Gebäudetüren und ruft automatisch einen Aufzug um den Bewoh-

ner zu seinem Stockwerk zu befördern – all das ohne einen klassischen Schlüssel verwenden zu müssen. KONE Visit inkludiert eine vernetzte Gegensprechanlage, die es Bewohnern ermöglicht, Besucher zu empfangen und ihnen per Smartphone App Zutritt zu gewähren. Hier bringt der Aufzug den Besucher ebenfalls direkt in das gewünschte Stockwerk. Bewohnern ist es zudem möglich, Zutrittsrechte in das Gebäude per Fernzugriff zu erteilen, was wiederum sehr hilfreich für Situationen wie Paketzustellungen ist. Das Online-Schlüsselmanagement unterstützt auch Hausverwaltung und Einsatzbereiche wie beispielsweise Kurzzeitvermietung. Mit dem KONE Information Paket können Facility Manager relevante, gebäudebezogene Informationen direkt per Push-Nachricht auf die Smartphones der Bewohner einspielen, und ebenso auf die Infobildschirme im Eingangsbereich und im Aufzug. KONE Residential Flow ist sowohl für Neubauten als auch für Bestandsgebäude verfügbar. n

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Schneller und günstiger Mauern Bau-Roboter. Die Wienerberger AG will gemeinsam mit Fastbrick Robotics Limited Ziegellösungen entwickeln, mit denen Häuser schneller und günstiger gemauert werden können.

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igentlich sieht Roboter Hadrian X gar nicht so spektakulär aus. Ist er aber. Der Roboter besticht durch ein, in der Baubranche noch recht einzigartiges Können. Er verbaut mehr als 1000 Steine pro Stunde und soll ein kleineres Haus in nur zwei Tagen mauern. Üblicherweise benötigt man in traditioneller Bauweise dafür vier bis sechs Wochen. Hinter dieser zukunftsweisenden Roboter-Technologie steht Fastbrick Robotics Limited (FBR), ein an der australischen Börse gelistetes Unternehmen. Die Wienerberger Gruppe hat nun ein Partnerschaftsabkommen mit FBR unterzeichnet. Ziel der Partnerschaft sei die Entwicklung, Erprobung und Herstellung von Ziegeln, die speziell für den Bauroboter Hadrian X von Fastbrick optimiert sind. Diese sollen in Folge in einem Pilotprojekt in Europa getestet und bei einem erfolgreichen Abschluss gemeinsam mit dem Hadrian X auf Wienerberger-Märkten eingeführt werden. „Mit dem Hadrian X verfügen wir über eine zukunftsweisende Technologie, die den

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BauTecFokus

Wohnbau in weiten Teilen der Welt revolutionieren kann. Wir sind daher sehr glücklich, mit Wienerberger als größten Ziegelhersteller weltweit, einen global agierenden Partner gewonnen zu haben, um Ziegel für unseren Bauroboter zu entwickeln und unsere Technologie weiter zu skalieren. Diese Partnerschaft gibt uns in Zukunft die Möglichkeit, unseren Kunden einzigartige, auf ihre Märkte zugeschnittene Ziegellösungen zu bieten und sichert uns zudem die nachhaltige Versorgung mit speziell für den Hadrian X hergestellte Ziegeln", erklärt Mike Pivac, CEO von Fastbrick Robotics Limited

Vollautomatisiert Das Robotik-Unternehmen Fastbrick entwirft, entwickelt und produziert dynamisch stabilisierte Roboter für die Bauindustrie. Der Bauroboter Hadrian X wurde für die Arbeit im Freien entwickelt und verwendet eine besondere, von Fastbrick entwickelte Stabilisierungstechnologie – Dynamic Stabilisation Technology (DSTTM). Dadurch ist es dem Hadrian X möglich, Bewegungen, die durch

Wind, Virbrationen oder Gegenbewegungen verursacht werden, in Echtzeit zu messen und auszugleichen. So kann er vollautomatisiert Wohnbauten mit höchster Präzision und Qualität bei gleichzeitig optimiertem Materialeinsatz errichten, heißt es firmenseitig. Die Montage des ersten Hadrian X wurde im Sommer 2018 abgeschlossen.

Weniger Arbeitsaufwand „Die Bauindustrie steht in Zeiten der Digitalisierung, der hohen Nachfrage nach leistbarem Wohnraum und dem vorherrschenden Facharbeitermangel vor großen Herausforderungen. Gemeinsam mit Fastbrick wollen wir auf Basis der zukunftsweisenden Hadrian X-Technologie Lösungen entwickeln, mit denen Wohnraum schneller und günstiger realisiert werden kann. Und das bei gleichzeitig geringerem Ressourceneinsatz und weniger Arbeitsaufwand. Die Kooperation ist damit ein weiterer Schritt in unserer Strategie, unseren Kunden innovative Produkte, Dienstleistungen und Lösungen anzubieten“, sagt Heimo Scheuch, CEO der Wienerberger AG. n


HADRIAN X BESTEHT AUS EINEM ROBOTERARM, der auf einem Lastwagen angebracht ist. Auf Basis von 3D-Modellen schneidet er die Ziegel selbst zu. Auf einem Förderband werden die Stücke dann an den Roboterarm weitergeleitet, der sie verlegt.

HADRIAN X: Basierend auf einem 3D-CAD-Plan konstruiert der Bauroboter die Struktur eines Hauses mit Ziegeln. Dabei werden sämtliche Vorgänge vom System automatisch erledigt – unter anderem das Aufladen, Schneiden sowie die Platzierung der Ziegel.

Fotos: Fastbrick Robotics Limited

„Hadrian X: Mehr als 1.000 Ziegel pro Stunde.“

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Zu Tisch mit …

Reinhard Poglitsch

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Experience Manager. Es war nicht ganz einfach, dann hat es aber doch geklappt. Reinhard Poglitsch, Commercial Director Continental Europe bei ISS World Services ist viel unterwegs. Der BauTecFokus hat ihn im Dstrikt Steakhouse im Ritz-Carlton getroffen.

REINHARD POGLITSCH COMMERCIAL DIRECTOR CONTINENTAL EUROPE BEI ISS WORLD SERVICES Nehmen Sie gern Risiko? Ja, absolut. SMS, WhatsApp oder Telefon? WhatsApp Wo liegen Ihre Stärken und Schwächen? Konsequent Dinge umzusetzen. Schwäche: Ungern nein zu sagen.

Das Gespräch führte: Birgit Salomon

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in Steak – was sonst“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. Poglitsch ist ein absoluter Steakliebhaber. Hier gebe es, seiner Meinung nach, das beste Steak der Stadt. Das Geheimnis sei der Holzkohlengrill. Für ein Steak stehe er auch selbst gerne in der Küche. „Wenn ich Zeit habe, koche ich sehr gerne.“ Doch Zeit ist Mangelware. Bis zu vier Flüge stehen pro Woche auf dem Programm. „Am Markt tut sich sehr viel“, meint Poglitsch – vor allem wenn man über die Grenzen schaut. Am heimischen, nationalen Markt herrsche business as usal, schaue man aber über die Grenzen hinweg, werde es interessant. „Vor allem dann, wenn es sich um länder- und regionenübergreifende Projekte handelt“, weiß der FM-Profi zu berichten. Aktuell ist der gebürtige Südburgenländer Commercial Director Continental Europe. „Wir haben bei ISS die Welt in

vier Regionen aufgeteilt. Ich bin für den Vertrieb in 20 Länder, darunter auch Osteuropa und Israel verantwortlich.“ Israel, wird der Region Europa zugezählt – wie bei der UEFA ist man versucht zu sagen, der wahre Grund ist ganz ein anderer. „In jeder Region ist ein Exot dabei. Da geht es auch um Wissenstransfer, um Know-how-Transfer im positiven Sinne.“ Denn international gebe es kaum ein Projekt, das nur ein Land betreffe.

Zu wenig Headquarter in Österreich Aus Sicht von Poglitsch sind UK und Deutschland die mit Abstand bedeutendsten Märkte. „Allein in Deutschland sind 300 der Top 500 Unternehmen der Welt vertreten. Entweder durch das Europa-Headquarter oder ein SubHeadquarter.“ Österreich habe hier kaum etwas zu bieten. „Was Headquarter betrifft, ist Österreich leicht zweistellig. Österreich hat

Womit kann man Sie aus der Fassung bringen? Wenn sich Menschen überschätzen. Das kann im Berufsleben gefährlich werden. Bier – Wein- Champagner? Wein, ich bin Burgenländer. Welches Buch liegt auf Ihrem Nachttisch? The Art of Action von Stephen Bungay Wenn Sie im Auto das Radio aufdrehen – welcher Sender läuft? Ö1 Wenn ich heute zehn Millionen im Lotto gewonnen hätte, dann...würde ich bei ISS etwas leiser treten, nur mehr von Montag bis Donnerstag arbeiten und mich mehr um meine Familie kümmern. Mit welcher lebenden oder bereits verstorbenen Person würden Sie gerne einen Abend verbringen? Mit Falco. Er war für mich der Picasso der Musik und ist viel zu früh verstorben. Hund - Katze – Kanarienvogel? Hase

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seinen Platz als Standort für CEE-Headquarters verloren. Viele ehemalige Headquarter sind woanders hingezogen.“ Die Rahmenbedingungen in Österreich seien im internationalen Vergleich für internationale Firmenzentralen zu komplex, teuer und kompliziert. „Das kann auch Wien mit seiner Auszeichnung als lebenswerteteste Stadt nicht auffangen. Andere Länder bieten – gerade für Headquarter deutlich bessere steuerliche Rahmenbedingungen. Leider“, wie Poglitsch hinzufügt.

Türkei geht durch die Decke Doch Poglitsch kann sich über mangelnde Aufgaben nicht beschweren. Seine Region zeichnet für 40 Prozent der im Konzern erwirtschafteten Wertschöpfung von 11 Milliarden Euro verantwortlich. „Auch wenn in Asien deutlich mehr Mitarbeiter beschäftigt sind“, wie Poglitsch betont. Wenn es um das Ranking geht, hat seine Region die Nase vorn. Die Türkei ist ein prosperierender Markt. „Der geht durch die Decke.“ „Die Türkei zählt seit Jahren zu den erfolgreichsten Ländern im Konzern. Heuer beträgt das organische Wachstum 35 Prozent.“ Dieses würde allerdings durch die Inflation aufgefressen. „Das tut verdammt weh“, sieht Poglitsch die Entwicklung mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Die liebste Beschäftigung ist Shopping Treiber 1 sei der Health & Care Bereich. Da werde nicht gekleckert, sondern ordentlich geklotzt. „Die Türkei hat im Health & Care Bereich einen Nachholprozess gestartet – gerade im stark fragmentierten Spitalsbereich. Da werden von Städten gemeinsam Regionalspitäler mit tausenden errichte.t“ Aber: „Ziel ist mit Ärzten und Pflegepersonal einzuziehen. Der Rest, wenn man hier von Rest sprechen darf, wird outgesourced. Dafür werden Dienstleister gesucht. Wir sind einer davon.“ Und der Treiber Nummer 2? „Das ist eindeutig Retail. Retail findet in der Türkei in einer anderen Dimension statt. Allein in Istanbul gibt es nicht ein Shopping-Center, in dem Louis Vuitton vertreten ist. Da gibt es gleich ein paar davon. Die liebste Beschäftigung in Istanbul ist und bleibt Shopping.“ Dazu kommen noch Produk-

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tionsbetriebe und Büroimmobilien. „Allen ist gemein, dass sie – auch bei der Reinigung – bereit sind für Qualität mehr zu bezahlen. Das ist ganz anders als in Mitteleuropa.“ Ein Grund dafür ist aber auch die Tatsache, dass ganz andere Materialien verbaut sind. „Da gibt es Marmorfußböden und goldene Griffe oder Handläufe, die intensiver gepflegt werden müssen. Ein weiterer Wachstumstreiber ist der Bereich Security. „Der hat einen ganz anderen Stellenwert wie in Mitteleuropa. In Wien gibt es Security beinahe ausschließlich in High Street Shops – in der Türkei beinahe überall.“ Fazit: ISS beschäftigt allein in der Türkei 7.000 Mitarbeiter in diesem Teilsegment.

Concierge-Service für Mitarbeiter Aus Kroatien hingegen habe man sich vor einige Jahren zurückgezogen. „Da gibt es nur Zagreb und im Süden Zadar. 6 bis 7 Monate Tourismus – unsere Stärken sind wiederkehrende Services und kein Projektgeschäft.“ In Österreich ist der Bereich Pharma das am stärksten wachsende Segment. Da sei die Bereitschaft, sich mit Innovationen auseinanderzusetzen höher. Diese Unternehmen wollen sich auch auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können. Alles, was nicht dazu gehört, wird externen Profis überlassen. „… und wir profitieren von dieser Entwicklung“, betont Poglitsch. „Im Pharmabereich gehe es für die Kunden auch darum, die besten Mitarbeiter zu finden, diese aber auch halten zu können. Für uns gilt es herauszufinden, welchen Beitrag Facility Management dazu leisten kann, dort zu unterstützen. Wie kann Facility Management ein Unternehmen so attraktiv gestalten, dass sie bleiben. Da ist man ganz schnell weg vom reinen Servicegeschäft. Das hören wir in jüngster Vergangenheit immer wieder. Machen sie uns einen Vorschlag. Wie können wir unser Unternehmen attraktiver machen.“ Aber wie macht man das? „Wir definieren sogenannte Touchpoints. Welche Berührungspunkte hat der Mitarbeiter mit dem Unternehmen – und welche Qualität erwartet er dann. Diese Erwartungen können von Büro zu Büro, aber auch Mitarbeiter zu Mitarbeiter verschieden sein. Wir begleiten den Mitarbeiter in seinem Tagesablauf im Büro. Das sind zum Teil ganz simple Dinge. Für


Mitarbeiter mit einem eigenen Fahrzeug oder einem Dienstfahrzeug kann es zum Beispiel wichtig sein, einen eigenen Parkplatz zu haben. Gibt es ein Parkleitsystem – auch für Kunden wichtig – ist der Parkplatz sauber, sind die Grünflächen in Ordnung.“ Ein ganz wichtiges Thema ist auch die Verpflegung – Liebe geht halt auch durch den Magen. „Der Kaffee ist ein absolutes Topthema geworden“ – und geht über spezielle Dienstleistungen wie Bügelservice bis hin zu Paketdiensten. Man ist fast versucht zu sagen: „Dienstleistungen, die in einem Top-Hotel vom Concierge-Service übernommen werden.“ Wobei – kommt Poglitsch noch einmal auf das Thema Kaffee zurück – es keine Seltenheit ist, dass Unternehmen Kaffeemaschinen um 10.000 bis 15.000 Euro anschaffen und den Kaffee aus Privatröstereien beziehen. Er selbst trinkt am liebsten Filterkaffee. „Starken Filter-

kaffee mit ein wenig Milch.“ Gerade die Verpflegung hat international einen ganz neuen Stellenwert bekommen. „In Skandinavien ist es keine Seltenheit mehr, dass Michelin-Sterneköche in Betriebsküchen stehen. Was sind schon Mehrkosten von ein paar Tausend Euro im Monat für einen Superkoch.“ Dass es eine Betriebsverpflegung gibt, ist in Nordeuropa eine Selbstverständlichkeit, ebenso dass die Kosten vom Unternehmen übernommen werden. Dass derartige Services sich erst ab einer kritischen Größe rechnen, versteht sich von selbst und ist vor allem dort umsetzbar, wo eine größere Anzahl an Mitarbeitern an einem Ort konzentriert werden. „Da sind die Einsparungseffekte gleich anders darstellbar“, so der FM-Profi. Für Poglitsch bewege sich Facility Management immer mehr in Richtung Human Resources. „Spätestens

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„In Skandinavien ist es keine Seltenheit mehr, dass MichelinSterneköche in Betriebsküchen stehen.“ Reinhard Poglitsch

10. Oktober 2018 Austria Center Vienna www.pma.at

über Zeit und Geschwindigkeit im Projektmanagement

#pmafocus2018

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2030 wird der FM-Manager gleichzeitig der Human Resources Manager sein. Es geht den Menschen in der Immobilie zu erfassen.“

Man lernt aus Fehlern und korrigiert Poglitsch hat auch gleich ein Beispiel parat. „Das Logo eines Unternehmens steht auch für dessen Qualität. Wer bei Google arbeitet, will in einem schicken Büro sitzen und nicht in einem Hinterhof arbeiten. Er erwartet einfach mehr Qualität als bei einem anderen Un-

ternehmen – auch von der Immobilie.“ – Und New World of Work? Neue Arbeitsformen gehören für Poglitsch einfach dazu, auch wenn man in einigen Unternehmen bereits wieder zurückrudert. „In einigen Fällen ist man zu weit gegangen. Man lernt aus Fehlern und korrigiert. Yahoo ist hier ein gutes Beispiel. Mitarbeiter, die nur zu Hause abreiten verlieren den Kontakt zum Unternehmen. Dies bedeute gleichzeitig, dass die Loyalität zum

„One size fits all – das ist nicht umsetzbar.“ ISS ISS (Integrated Service Solutions) wurde 1901 in Kopenhagen gegründet und hat sich zu einem der weltweit führenden Unternehmen für Facility Services entwickelt. ISS bietet seinen Kunden ein breites Serviceportfolio: Reinigungsservices, Technische (Gebäude-) Services, Business Catering, Sicherheit Services, Support Services sowie Integrated Facility Services (IFS). ISS beschäftigt aktuell rund 500.000 Mitarbeiter und betreibt lokale Niederlassungen in mehr als 75 Ländern in Europa, Asien, Nordamerika, Lateinamerika sowie im Pazifischen Raum. ISS betreut Privatkunden wie auch Kunden im öffentlichen Bereich. In Österreich ist ISS mit 12 Niederlassungen und rund 7.627 Mitarbeitern (Stand 01/2018) vertreten und damit einer der größten privaten Arbeitgeber Österreichs.

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Unternehmen sinkt, die Wechselbereitschaft wird größer.“ Eines aber ist auch klar, one size fits all – das ist nicht umsetzbar. „Alle Services werden in regelmäßigen Abständen abgefragt. Short and simple – sonst macht niemand mit.“ Die Zeiten allerdings, in denen jeder Mitarbeiter einen eigenen Schreibtisch hatte, die sind vorbei. „Untersuchungen zeigen, dass maximal 80 Prozent aller Mitarbeiter tatsächlich auch zum selben Zeitpunkt im Unternehmen sind.“

Transparenz bei den Honoraren Diese Entwicklung werde auch dazu führen, dass sich die Branche weiter konsolidieren wird. „Es wird die Trennung, der auf Reinigung und ähnliche Services fokussierten FM-Unternehmen und jenen, die die Spezialisierung in Richtung Human Resources gehen, geben.“ Im unteren Bereich der Skala wird wohl weiterhin vermehrt über den Preis, am anderen Ende über die Qualität und Lösungen verkauft werden. „Diese Entwicklung ist bereits in einigen Ländern spürbar.“ Transparenz heißt das neue Modell bei den Honoraren. „Die FM-Branche wird in Zukunft viel mehr bei den eigenen Honoraren ins Risiko gehen. Aufträge, bei denen 50 Prozent des Honorars auf Risiko gebucht werden.“ Einsparungspotential sieht Poglitsch in der gewachse-


nen, aber nie evaluierten Supply Chain. Facility Management relevante Leistungen werden pro Standort bei unterschiedlichsten Lieferanten eingekauft. In einigen Fällen sogar von unterschiedlichen Abteilungen im Unternehmen selbst. Da sind in Einzelfällen schon mal 30 Prozent drinnen.“ Eine derartige Vorgehensweise brauche eine exakte Kalkulation.“ Daher kommt der Performance- und CalculationExcellence immense Bedeutung zu.

Flache, gelebte Hierarchien Was macht die Stärke von ISS aus? „Flache, gelebte Hierarchien und schnelle Entscheidungswege. Wir sind in der Lage 200-Millionen-Euro-Projekte in einer halben Stunde in einem Bid- or No-Bid-Process zu entscheiden. Wollen wir den Kunden haben, haben wir die benötigten Ressourcen, können wir alle Aspekte, die der Kunde will abbilden“, bringt es Poglitsch auf den Punkt. „Es gibt 10 standardisierte Power-Point-Folien. In etwa rund 25 Teilnehmer via Skype – nach 30 Minuten steht fest, ob wir es machen wollen oder nicht. Das geht aber auch nur weil alle Teilnehmer topvorbereitet in das Meeting gehen. Und man wird bald zum Buhmann, wenn man unangebrachte Fragen stellt, denn das kann nur heißen, dass man unvorbereitet in das Meeting gegangen ist.“ Aktuell werden so viele Projekte angefragt,

dass man international 50 Prozent ablehnen muss. „Wir wollen keine Projekte halbherzig betreuen.“ Was nicht immer auf Verständnis auf Kundenseite stößt. „Dann hören wir oft: Wir sind Euch nicht wichtig genug. In allen Fällen, in denen wir ablehnen müssen, suchen wir in persönlichen Gesprächen zu erklären, warum. Auch das ist ISS-Kultur.“ Die flache Hierarchie zeigt sich auch im Büro. „Bei uns sitzt der Präsident bei seinen Mitarbeitern und holt sich seinen Kaffee wie jeder andere auch selbst. Sekretärinnen: Fehlanzeige. Selbst Jacob Götzsche, der Vorgesetzte von Poglitsch, der 145.000 Mitarbeiter unter sich hat und einen Umsatz von 3,5 Milliarden Euro verantwortet, hat keine. Auch das sei ISS-Kultur.“

Seit 30 Jahren im Unternehmen Entspannung findet der Fünfzigjährige, der bereits seit 30 Jahren für ISS tätig ist, bei Aktivitäten mit der Familie an seinem Wohnsitz im Südburgenland und beim Radfahren. Da kennt er kein Halten. „Ich habe 7 Stück in der Garage stehen – vom Straßenrennrad bis zum Mountainbike.“ Noch fährt Poglitsch nicht elektrisch, aber das kann ja noch werden. Erste Überlegungen dazu gibt es bereits. Sein Lieblingsstück ist ein österreichisches SIMPLON-Rennrad aus Carbon. „Ich genieße die Stunden mit der Familie, denn unter der Woche ist Poglitsch un-

terwegs. „Bis zu 4 Flüge pro Woche sind keine Seltenheit“, kommentiert Poglitsch, der als Alarmanlageninstallateur in Graz bei ISS begonnen hatte. Seitdem kennt sein Karriereweg nur eine Richtung – aufwärts. Denn zwei Jahre später war er Leiter der Sicherheitstechnik, 5 Jahre danach Leiter der Security-Regionaldirektion Steiermark Graz und unter anderem für die Kurzparkzonenbewirtschaftung in Graz verantwortlich. Zwischen 1997 und 2006 war Poglitsch am Aufbau der Märkte in Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien und Kroatien beteiligt. Zurück in Österreich war er für den Aufbau dort – in den vergangenen Jahren waren zahlreiche Unternehmen aufgekauft worden – mitverantwortlich. Vor zwei Jahren dann der große Karrieresprung. „Man bot mir an, den österreichischen Erfolgsweg im Bereich Commercial auf europäischer Ebene umzulegen.“ Im Schnitt alle 2 Jahre ein neuer Job, im selben Unternehmen. Wer weiß, wo ihn der BauTecFokus das nächste Mal trifft. Zum Schluss nehmen wir – Sie haben es erraten – Kaffee. Starken Espresso. Ich „Schwarz“, ohne alles, mein Gegenüber mit einem Schuss Milch. Ob der Kellner nur deshalb hier arbeitet, weil der Kaffee ausgezeichnet ist? Eine interessante Frage. Beim nächsten Besuch hole ich mir eine Antwort. n

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RĂźckblick Rubrik

Martina K., ratlose Immobilienmanagerin

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ImmoFokus | Herbst 2017 ImmoFokus


Martina K., glĂźckliche Immobilienmanagerin, die gerade wichtige Zahlen und Daten in den neuen ImmoFakten gefunden hat.

Wie Sie mit den neuen ImmoFakten glĂźcklich werden: www.ifi.immo

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2018 Herbst 2017Sommer | ImmoFokus

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Bauen & Technik

Matador für Große Baukastensystem. Mit den Ersatzräumlichkeiten des Parlaments rund um die Hofburg sorgte ein kreatives Bau-Team für erhöhte Aufmerksamkeit, auch in einer breiteren Öffentlichkeit. Lukas Lang Building Technologies (LLBT) nennt sich das Wiener Unternehmen, das mit einem Baukastensystem der besonderen Art Bauprojekten einen nachhaltigen Innovationsschub verschaffen will. Autor: Erika Hofbauer

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tandardisiert und trotzdem individuell. So könnte man den „Lukas-Lang-Systembaukasten“ kurz beschreiben. „Unser Modell ist ein standardisierter, gesamtheitlich durchdachter und abgestimmter Baukasten für schlüsselfertige Gebäude. Aus einer Vielzahl vordefinierter, industriell vorgefertigter Komponenten werden individuelle, schlüsselfertige Bauwerke in unterschiedlichster Konfiguration errichtet“, konkretisiert Christian Leitner, LLBT-Geschäftsführer und Sprecher des Unternehmens, das neuartige Konzept. Im Gegensatz zu Raummodulen (Container) oder Flächenmodulen (manuell vorgefertigte Wandscheiben) basiert der Systembaukasten auf flexiblen, kleinteiligen Bauteilen, wie Säulen, Träger- oder Fassadenelementen, die formschlüssig verbunden

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werden und jederzeit zerstörungsfrei lösbar und somit wiederverwendbar sind. „Die Produktion erfolgt auftragsunabhängig auf Basis von Gleichteilen, hoch automatisiert und qualitativ optimiert. Potentielle Fehler- und somit Kostenquellen, die sonst auf Baustellen Usus sind, werden somit ausgeschlossen und die Bauteile liegen jederzeit abrufbereit auf

Lager“, führt Leitner die Vorteile des Baukastens aus.

Vielfältigkeit in der Gestaltung Wesentliche Produktfeatures sind die Kleinteiligkeit des Bausystems, die zerstörungsfreie Lösbarkeit, die werterhaltende Wiederverwendung der standardisierten


„Die Bauweise passt sich an die wechselnden Bedürfnisse der Nutzer an.“ Christian Leitner, LLBT-Geschäftsführer

Fotos: markus bstieler

Bauteile, sowie die Trennung von Tragwerk und Gebäudehülle, so Leitner weiter: „Diese Eigenschaften erlauben eine vielfältige architektonische Gestaltung, da mit ein und denselben Teilen unterschiedlichste Architektur errichtet werden kann. Hinzu kommt eine hohe Flexibilität, wenn man nachträglich verändern möchte: Sei es in Richtung einer

Erweiterung, Verkleinerung, Adaption oder auch einer veränderten Nutzung an einem anderen Ort.“ Das sei ein besonders wichtiger Aspekt, argumentiert der LLBT-Sprecher, denn durch die Wiederverwendung der Bauteile sei es möglich, die Lebenszykluskosten eines Bauwerkes sehr gering zu halten: „Die kleiner dimensionierten Bauteile

erleichtern zudem die Logistik ungemein. So können beispielsweise alle Komponenten eines 40-Quadratmeter-Gebäudes in einem Container weltweit verschifft, dann mit einem gewöhnlichen LKW in die betreffende Region verbracht und schließlich mit einem Pritschenwagen an einem schwerzugänglichen Bauplatz in den Bergen transportiert

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IM AUFBAU Jedes Modul wird je nach Kundenwunsch maßangefertigt.

werden.“ Leitner selbst weiß um den USP „seiner“ Bauweise, obwohl Mitbewerber teilsweise ähnlichen, modularen Charakter haben. „Großteilige Flächenmodule oder Raumzellen werden zumeist projektspezifisch, teils maschinell, teils mit vielen manuellen Arbeitsschritten im Werk für eine bestimmte Gebäude- und Raumplanung, sprich Nutzungsart, vorgefertigt. Jedes Modul wird somit je nach Kundenwunsch ausge-

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stattet, sprich maßangefertigt und ist somit ein Prototyp. Verlassen die in der Planung exakt vordefinierten Flächenmodule oder Raumzellen einmal das Werk, sind nachträgliche Änderungen bei Bedarf nur bedingt bis gar nicht möglich“, lautet Leitners Begründung. Einmal auf der Baustelle angelangt, werden die großformatigen Flächenmodule oder Raumzellen anhand von Nägel, SpaxSchrauben, Kleber, Spachtel, Putze und Far-

ben nach genauen Vorgaben fix miteinander verbunden und fertigestellt. „Daher sind Gebäude aus herkömmlichen Modulbauweisen während der Nutzung sowie in der Nachnutzung unflexibler als Bauwerke aus einem kleinteiligen System.“ Den „herkömmlichen“ Konzepten fehlt somit Einiges: „Während der Nutzung fehlt es den bestehenden Konzepten an einfachen Umbau-, Erweiterungs-, Verkleinerungs- und Abbaumöglichkeiten.


Da die Individualität der Einzelkunden im Vordergrund steht, wird hierbei der Gedanke der Systematisierung eher auf die Produktion gelegt, nicht jedoch auf einzelne Bauteile. Somit sind herkömmliche und alternative Bauweisen meist gar nicht oder nur zu einem geringen Teil zerstörungsfrei wiederver-

wie schrumpfende Haushalte, Unternehmen, Kindergärten oder Gemeinden gleichermaßen profitieren, da sich die Bauweise auf die wechselnden Bedürfnisse der Nutzer anpassen kann. Nebenbei erleichtert das flexible Bausystem Facility Managern, Elektrikern oder Installateuren das Leben, denn die In-

„Wir hoffen auf eine Harmonisierung der Bauvorschriften, die innovative und nachhaltige Bautechnologien zumindest nicht behindern.“ wendbar und vor allem schwer recyclebar.“ Die LLBT-Gebäude hingegen können durch ihre formschlüssigen Verbindungen sowie der Kleinteiligkeit des Systems am Ende ihrer Lebensdauer wesentlich einfacher in all ihre einzelnen Baukomponenten und Grundmaterialien wie Holz, Glas, Metall zerlegt und umweltschonend in den Naturkreislauf rückgeführt werden, erläutert Leitner – weshalb es auch wichtig sei, den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks und die damit verbundenen Kosten zu betrachten: „Nur so kann nachhaltiges Bauen betrieben werden.“

Flexibles Leben der Immobilie Fotos: markus bstieler

Mit der LLBT-Bauweise lassen sich Adaptionen, ob es die Raumaufteilung, das Tragwerk oder die Gebäudehülle betrifft, auch während der Nutzung mit wenig Aufwand rasch, leise und sauber durchführen. Davon profitieren vor allem die Nutzer, weiß Leitner: „Von der hohen Systemflexibilität können wachsende

stallationsebene ist leicht zu erreichen und die notwendigen Wartungs- oder Instandhaltungsarbeiten können unproblematisch durchgeführt werden.“ Dies spare Zeit, Geld und Nerven, da die hierfür normalerweise notwendigen Arbeitsprozesse, Arbeitsmittel oder Baustoffe wegfallen, so der LLBT-Sprecher. Vorteile, die sich ein recht auffälliger Auftraggeber in Österreich zunutze gemacht hat, verweist Leitner stolz auf das jüngste Projekt: „Spektakulär waren zuletzt ganz sicher die temporären Bürogebäude für das österreichische Parlament. Das Besondere daran war, dass es sich um einen exponierten Standort im Herzen Wiens handelte und somit das öffentliche Interesse sehr groß war.“ Die Entscheidung, dieses Projekt mit Lukas Lang Building Technologies zu realisieren, resultiere aus den USPs des Systems, erklärt Leitner: „Es war das nachhaltigste Bausystem im Wettbewerb mit der höchsten Flexibilität, der zerstörungsfreien Rückbaubarkeit und

Wiederverwendbarkeit der Baukomponenten für neue Gebäude an einem anderen Standort mit vielleicht veränderter Nutzung. Die hohe Funktionalität gepaart mit den angenehmen Raumproportionen und Oberflächen, die dem Arbeitsklima förderlich sind, gefällt den Nutzern.“ Was ihn besonders freut sei das „regelmäßig positive Feedback von den Nutzern der Parlamentpavillons: „Das bestätigt unsere Denkweise, das architektonische Feingefühl und die Nutzerfreundlichkeit unseres Systems.“

Marktpotenzial vorhanden Aber Österreich soll nicht alleine vom Baukastensystem profitieren. „Besonderes Marktpotenzial bieten in erster Linie Deutschland und andere europäische Länder, in welchen eine prekäre Situation zum Thema leistbarer Wohnraum herrscht“, so Leitner. Obwohl zunächst der Fokus auf Österreich und Deutschland liegt, wurden aber bereits EU-weit Projekte ausgeführt: „Und dies soll sich auch fortsetzen.“ Auch im gewerblichen Bereich sieht man bei Lukas Lang Building Technologies viel Potenzial, wie Geschäftsführer Leitner erklärt: „Wir sehen dies speziell im Bereich Bürobau, da diese die hohe Flexibilität während der Nutzung und eine ausgezeichnete Raumqualität verlangen, die unser System bietet. Der Lukas-Lang-Systembaukasten ist aber für viele Nutzungen ausgelegt und eignet sich neben dem Büro- und Wohnbau auch sehr gut für den Bau von Kindergärten, Schulen und auch Einfamilienhaussiedlungen.“ Die Kunden sind fast überall zu finden: „Unternehmer, Investoren, öffentliche Auftraggeber, Gemeinden, öffentliche und private Bildungsanbieter, Projektentwickler und auch Privatpersonen, die das schlüssige nachhaltige Gesamtkonzept, die Flexibilität und damit verbundenen Vorteile schätzen.“

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LLBT-BAUWEISE „Leicht lassen sich Adaptionen, ob es die Raumaufteilung, das Tragwerk oder die Gebäudehülle betrifft, auch während der Nutzung mit wenig Aufwand rasch, leise und sauber durchführen.“

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Denn bisher bedeutete, ein Haus zu bauen, langfristig planen zu müssen, weiß Leitner: „Mit unserem System heißt Bauen, jederzeit geänderten Bedürfnissen rasch, leise und flexibel durch An-, Um- oder Abbau begegnen zu können.“

Leistbares Wohnen ein Push-Thema

Fotos: Bernhard Zofall

Dennoch bleibt Leitner gegenüber etwaigem Mitbewerb aufmerksam. Insbesondere im Bereich Modulbau tue sich Einiges: „Die eklatanten Probleme der europäischen Städte, leistbaren Wohnraum zu schaffen, sind nun eine Chance für den effizienten Modulbau mit hohem Vorfertigungsgrad.“ Da ist es kaum verwunderlich, dass der Markt für Wohnmodule, auch bekannt als Mirco oder Tiny Houses, eine starke Nachfrage erfährt. So macht sich Leitner keine richtigen Sorgen um ernsthafte Konkurrenten: „Nennenswerte Mitbewerber gibt es keine, da die LLBTVorteile eben einzigartig sind.“ Worauf wird es in Zukunft auf ein Unternehmen wie Lukas Lang Building Technologies ankommen? „Es wird auf die Struktur und die entsprechende Optimierung sowie Forschung und Entwick-

lung in Hinblick auf Holzbaustrukturen und Systembau ankommen. Bei LLBT beschäftigen wir uns seit vielen Jahren mit dem Thema BIM und setzen auch in Zukunft dahingehend Schwerpunkte.“ Die noch intensivere und integriertere Planung von Gebäuden werde in Zukunft jedenfalls eine bedeutende Rolle spielen, ist Leitner überzeugt: „Auch die Synergie der Planung in der Ausführung durch BIM-Strukturen wird ein wesentlicher Punkt sein, im Hinblick auf Facility Management die kostengünstige Wartung- und Instandhaltung wie auch die flexible Nutzung und Umnutzung von Gebäuden. Abgesehen davon wird es noch wichtiger werden, leistbares Wohnen an erste Stelle zu stellen und die Möglichkeit zu bieten, alles aus einer Hand zu bekommen.“ Freilich hoffe man auch auf die Harmonisierung der Bauvorschriften, die innovative und nachhaltige Bautechnologien zumindest nicht behindern.

Positive Signale Und positive Signale gebe es genug, so der LLBT-Geschäftsführer weiter: „In Deutschland hat 2017 der Bundesverband deutscher

Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. in gemeinsamer Vorbereitung mit dem Umweltministerium, den Architekten und der Bauindustrie eine Rahmenvereinbarung europaweit ausgeschrieben. Im Fokus des grundsätzlich technologieoffenen Ausschreibungsverfahrens standen innovative serielle und modulare Bauweisen des mehrgeschossigen Wohnungsneubaus. Es sollen Konzepte entwickelt werden, die mit hoher architektonischer Qualität für die jeweiligen Nutzungserfordernisse variabel ausgerichtet werden können. Dabei waren wirtschaftliche sowie Nachhaltigkeitsaspekte zu berücksichtigen.“ Unter 50 Einreichungen ging LLBT dank der technischen, ökologischen und funktionalen Qualität und auch dank der Kosten sowohl bei der Errichtung als auch bei der Instandhaltung als einer der neun Sieger hervor, erzählt Leitner stolz: „So ist es uns als einziges österreichisches Unternehmen gelungen, eine Rahmenvereinbarung für serielles Bauen von mehrgeschossigem Wohnbau abzuschließen.“ Damit leistbarer Wohnraum auch tatsächlich denjenigen zur Verfügung gestellt werden kann, die ihn

„Die eklatanten Probleme der europäischen Städte, leistbaren Wohnraum zu schaffen, sind eine Chance für den effizienten Modulbau mit hohem Vorfertigungsgrad.“

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auch wirklich benötigen, müsse die Politik rechtzeitig die passenden Rahmenbedingungen schaffen, betont Leitner: „In Deutschland ist beispielsweise die Politik nun gefordert, die Grundstücksvergabe zu vereinfachen und zu beschleunigen sowie eine bundesweite Typengenehmigung für Wohngebäude zu verabschieden. Wo sieht Leitner „sein“ Unternehmen in zehn Jahren? „Unsere Planung setzt auf gesundes Wachstum mit hohem Bekanntheitsgrad, wobei wir uns gebäudespezifisch speziell im Büro-, Wohn- und Bildungsbau se-

hen. Weiterer Fokus liegt auf dem Ausbau des Vertriebsnetzwerks in den Kernmärkten wie auch im Export in außereuropäische Märkte. Der Bau von Bildungseinrichtungen liegt uns insofern besonders am Herzen, als wir die nächste, bereits sehr umweltaffine Generation für unsere flexible und nachhaltige Bauweise, die gleichzeitig für angenehme Lern- und Arbeitsatmosphäre sorgt, begeistern und ihnen die Vorteile von reduzierten und optimierten Lebenszyklus- und Wartungskosten im alltäglichen Leben vermitteln wollen.“ n

Lukas Lang Building Technologies in Kürze 1995: Start mit der Vision des Unternehmers Hans-Christoph Prutscher, werterhaltende Gebäude als flexibles, industriell gefertigtes Baukastensystem zu entwickeln, gepaart mit den Ideen des holzaffinen Architekten Lukas Lang. 2003: Der erste Baukasten-Pavillon am Stephansplatz. Antrieb war der Wunsch, wertvolle, brauchbare Teile über die Lebensdauer eines Gebäudes hinaus zu erhalten und Wohnraum durch Serienfertigung nach dem Vorbild der Autoindustrie leistbar zu machen. 2005: Erstes Musterhaus in Wien 13. Aus den Einzelteilen sollten viele unterschiedliche Bauvarianten ermöglicht werden und weltweit transportiert und vermarktet werden können.

CHRISTIAN LEITNER

Fotos: markus bstieler, Kurt Hoerbst

2008: Mit der Beteiligung Hans-Peter Haselsteiners und der Gründung der Lukas Lang Building Technologies GmbH wurde der Grundstein für die industrielle Serienfertigung in großen Stückzahlen gelegt.

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FUNKTIONALITÄT & ANGENEHME RAUMPROPORTIONEN Das temporäre Bürogebäude des österreichischen Parlaments.

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Rubrik

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ImmoFokus

Einschaltung ermรถglicht durch CC Real / Fabian Kaufmann


WIEN NORD

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XXX FOKUS BILDTEXT FOKUS_Bildtext. mt noch ein Text hier kommt noch ein Text hier kommt noch ein Text hier kommt noch ein Text.

Bauboom und seine Schattenseiten Konjunktur. Die Betonfertigteilbranche boomt und konnte in Österreich im ersten Halbjahr 2018 den Umsatz deutlich steigern. Aufgrund der gestiegenen Nachfrage werden die Ressourcen bereits knapp. Die Lieferzeiten sind lang. Autor: Birgit Salomon

B „Die Betonfertigteilbranche hat zu einem großen Teil erhebliche Lieferzeiten.“ Franz Josef Eder VÖB-Präsident

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etonfertigteile werden nachgefragt wie noch nie: Laut dem Konjunkturbarometer des VÖB gehen zwei Drittel der Beton- und Fertigteilwerke von einer erneuten Umsatzsteigerung von durchschnittlich 5 Prozent für 2018 gegenüber dem Vorjahr aus. Hat sich in den vergangenen Jahren noch das Wachstum als durchwegs positiv dargestellt, werden mittlerweile aber auch Schattenseiten des Baubooms sichtbar. „Zwar brachte 2018 erneut ein Plus in den Auftragsbüchern der Beton- und Fertigteilbranche, jedoch führt dies inzwischen in vielen Bereichen zu einer Ressourcenverknappung,

verschärft durch hamsterartiges Verhalten einzelner Kunden und Auftraggeber. Beispiele gibt es auch bei anderen Gewerken wie bei Schalungsfirmen, Gerüstverleihern und anderen Betrieben genug“, erklärt VÖB Präsident Josef Eder.

Peak noch nicht erreicht Grundsätzlich kann die Branche nicht klagen: Aufgrund der guten Baukonjunktur konnten 83 Prozent der Unternehmen schon im ersten Halbjahr 2018 mindestens gleich gebliebene oder gar gestiegene Umsätze verzeichnen. Gründe für die volle Auslastung in den Un-


„Ein besser geplantes Bestellmanagement der Auftraggeber könnte Lieferzeiten verkürzen.“

ternehmen sind die gute Wirtschaftslage sowie eine gesteigerte Nachfrage. So schätzen 78 Prozent, dass der Peak hinsichtlich der Nachfrage nach Betonfertigteilen noch nicht erreicht ist. Des Weiteren trägt auch die noch immer hohe Investitionsbereitschaft im Immobiliensektor, die sich insbesondere in den Ballungsgebieten äußert, zur Spitzenauslastung in den Betrieben bei.

Mangelndes Interesse bei den Lehrlingen Ein positiver Effekt dieser Entwicklung sei, dass drei von vier Betrieben nun stark in die Zukunft investieren, zum einen durch technologische Modernisierungsmaßnahmen, zum anderen mit Ausbildungsplätzen. Zwar bildet im Durchschnitt jeder zweite Betrieb auch aus, jeder dritte hat jedoch Schwierigkeiten damit, auch wirklich Lehrlinge zu finden, und gibt mangelndes Interesse an den Lehrberufen an. Insbesondere der Beruf des Betonfertigungstechnikers ist trotz der hohen Nachfrage in dem Sektor stark unterbesetzt. „Mitarbeiter fehlen nicht nur am Bau, sondern auch in unserer Branche. Die Herausforderungen an die Mitarbeiter

sind schon durch die volle Auslastung sehr hoch. Hinzu kommt, dass terminlich unkoordinierte Bestellungen und inhaltlich oft wechselnde ‚baubegleitende Planung‘ zu Überlastung auch erfahrener Mitarbeiter und damit zu sehr schwierigen Arbeitsbedingungen führen“, so Eder.

Planungschaos sorgt für längere Lieferzeiten Die Umsätze würden nicht im gleichen Maße wachsen, wie sich die Auftragsbücher füllen, und er bemerkt: „Die Betonfertigteilbranche hat zu einem großen Teil erhebliche Lieferzeiten. Dabei ist die Situation auch vonseiten

UMSATZSCHÄTZUNG – STEIGERUNGEN IM 1. HALBJAHR 2018

der Auftraggeber durch ein terminliches Planungschaos geprägt. Die Folgen: Die Umsätze steigen nur mehr teilweise, weil die Kapazitäten auch schon 2017 weitestgehend ausgelastet waren und die Preise bisher nur geringfügig anziehen“, erklärt Eder. Dabei könne die Situation durchaus entschärft werden. „Mit Hilfe einer durchdachteren Planung ließen sich Bauabläufe deutlich verbessern. Damit kämen auch die Mitarbeiter der Branche wieder zu einem normalen und attraktiven Arbeiten“, appelliert Eder an die Liefer- und Wertschöpfungskette im gesamten Bauwesen. n

OFFENE LEHRSTELLEN IN DER BETONFERTIGTEILBRANCHE

Umsatzentwicklung 1. Halbjahr 2018 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum

30 %

Wir haben offene Lehrstellen. gesunken 13 % keine Angabe 4 % gestiegen 47 %

Fotos: aka111; VOEB

gleich geblieben 36 %

35 %

Wir haben ausreichend Auszubildende.

Wir haben viele Interessenten, jedoch beginnen bzw. schließen nur wenige davon eine Ausbildung ab.

Wir bieten keine Lehrstellen an.

9%

26 %

Quelle: VOEB

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Bauen & Technik

Zementproduktion wird sauberer Emissionen senken. Der Versuchsbetrieb bei w&p Zement zeigt ein jährliches Einsparungspotenzial von 6.000 Tonnen CO₂.

A

uf dem Weg zu einer umweltfreundlicheren Zementproduktion erzielt w&p Zement im Görtschitztal weitere Erfolge: Bereits nach der ersten Periode des zweijährigen Versuchsbetriebs zeigt sich mit den gewonnenen Erkenntnissen ein CO2Einsparungspotenzial von rund 6.000 Tonnen pro Jahr. Dies entspricht dem jährlichen CO2Ausstoß von ca. 3.000 Autos. Möglich ist dies vor allem durch den Einsatz von kohlendioxidarmen Brennstoffen, deren optimaler Einsatz derzeit in Wietersdorf getestet wird.

BERTRAM JURITSCH, abfallrechtlicher Geschäftsführer von w&p Zement und Florian Salzer, w&p Zement Betriebsleiter sparen künftig u.a. mit Papierund Pappabfällen mehr CO₂-Emissionen ein. Auch Holzabfälle (oben) sind kohlendioxidarme Brennstoffe und werden nun im Zementwerk Wietersdorf verstärkt eingesetzt.

„Die ersten Ergebnisse zeigen auch ein Potenzial zur Reduktion von Stickoxiden. Erfreut sind wir zudem, dass trotz der CO2 optimierten Brennstoffzusammensetzung keine Veränderung in der Produktqualität festgestellt werden konnte“, so Florian Salzer, Betriebsleiter im w&p Zementwerk Wietersdorf und verantwortlich für den Versuchsbetrieb. In

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BauTecFokus

der ersten Versuchsperiode wurde im Vergleich zum Vorjahr der biogene Anteil bei den Brennstoffen um sieben Prozent erhöht.

Stetige CO₂-Reduktion als Unternehmensziel „Wir sind alle gefordert, Maßnahmen zu ergreifen, um den CO2-Ausstoß kontinuierlich zu reduzieren. Mit unserem Versuchsbetrieb werden wir umfangreiche Erkenntnisse gewinnen, um einen nachhaltigen Beitrag für eine emissionsarme Produktion von Zement zu leisten“, so w&p Zement Geschäftsführer Lutz Weber. Das Zementwerk in Wietersdorf ist nach den getätigten Investitionen der letz-

ten Jahre auf dem Weg, das sauberste Zementwerk Europas zu werden. Der Versuchsbetrieb in Wietersdorf, der in enger Abstimmung mit der Behörde durchgeführt wird, läuft noch bis November 2019. Bis dahin soll es u.a. zu einer weiteren Erhöhung des biogenen Anteils bei den genutzten Brennstoffen kommen. Zu Brennstoffen mit höherem biogenen Anteil zählen Holz-, Papier- und Pappabfälle, welche nicht stofflich verwertet werden können, sowie trockene Klärstoffe. Damit sollen kohlendioxidreiche Brennstoffe, wie beispielsweise Steinkohle, ersetzt werden. n

Fotos: w&p Zement

Vielversprechende erste Versuchsperiode Der derzeit laufende zweijährige Versuchsbetrieb soll die bestmögliche Brennstoffzusammensetzung aufzeigen, um den Anteil von fossilen CO2-Emissionen nachhaltig zu reduzieren. Die Erkenntnisse aus der ersten Versuchsperiode, die den Zeitraum zwischen November 2017 und März 2018 umfasste, wurden nun ausgewertet und sind vielversprechend. Durch die Erhöhung des biogenen Anteils bei den Brennstoffen sowie durch die optimierte Betriebsweise der in den letzten Jahren errichteten thermischen Nachverbrennungs- und Quecksilberreduktionsanlage ergibt sich bereits jetzt ein hohes Einsparungspotenzial.


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Bauen & Technik

Europas Baubranche im Hoch Studie. Die europäische Baubranche befindet sich im Höhenflug, wie ein aktueller Deloitte Report zeigt. Demnach konnten die 20 umsatzstärksten Bauunternehmen Europas ihren Gesamtumsatz im Vorjahr steigern. Mit Strabag und Porr finden sich gleich zwei österreichische Vertreter im Ranking.

D

ie Studie „Global Powers of Construction“ des Beratungsunternehmens Deloitte zeigt: Die Top 20 Baukonzerne Europas konnten 2017 eine Umsatzsteigerung von 5 Prozent verzeichnen, der Börsenwert stieg um beachtliche 21 Prozent. „Die europäische Baubranche befindet sich in einer Hochphase. Die guten wirtschaftlichen Daten geben den Unternehmen einen ordentlichen Schub. Wir rechnen bis 2019 mit einem weiteren Investitionsanstieg“, erklärt Ale-

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BauTecFokus

xander Hohendanner, Partner bei Deloitte Österreich.

Frankreich führt Das europäische Deloitte Umsatzranking verzeichnet drei klare Sieger. Die französische VINCI liegt wie im Vorjahr mit einem Jahresumsatz von mehr als 40 Milliarden Euro auf Platz 1. Die ACS mit Sitz in Spanien erwirtschaftete rund 35 Milliarden Euro Umsatz und behauptet sich auf Platz 2. Die Bouygues bringt es auf einen Jahresumsatz von fast

33 Milliarden Euro und schafft es damit als weiteres französisches Unternehmen unter die Top 3. Auf globaler Ebene liegt ein Land klar an der Spitze: Die vier umsatzstärksten Baukonzerne der Welt stammen allesamt aus China. Sie erzielten gemeinsam einen Gesamtumsatz von 378 Milliarden Euro.

Österreich mit Strabag und Porr unter Top 20 Unter Europas umsatzstärksten Top 20 finden sich gleich zwei heimische Bauun-


„Für Österreich erwarten wir für die nächsten Jahre ein stabiles Wachstum auf gleichbleibendem Niveau.“ Alexander Hohendanner, Partner bei Deloitte Österreich.

Top 10 der umsatzstärksten europäischen Bauunternehmen RANG

UNTERNEHMEN

LAND

UMSATZ 2017 (EURO)

1

Vinci

Frankreich

40,248 Mrd.

2

ACS

Spanien

34,898 Mrd.

3

Bouygues

Frankreich

32,904 Mrd.

4

Skanska

Schweden

16,387 Mrd.

5

Eiffage

Frankreich

15,263 Mrd.

6

Strabag

Österreich

13,509 Mrd.

7

Ferrovial

Spanien

12,208 Mrd.

8

Balfour Beatty

Großbritannien

9,427 Mrd.

9

Acciona

Spanien

7,254 Mrd.

10

BAM Group

Niederlande

6,604 Mrd.

Quelle: Scenari Immobiliari- Istituto Indipendente di Studi e Ricerche

Fotos: Fotolia Smileus

ternehmen. Die Strabag landet mit rund 13,5 Milliarden Euro Jahresumsatz auf Platz 6. Die Porr konnte sich um vier Plätze steigern und belegt aktuell Rang 18. „Die österreichischen Vertreter Strabag und Porr weisen eine beachtliche Performance auf. Beide Unternehmen sind sehr international ausgerichtet, was ihnen im globalen Wettbewerb zugute kommt. Für die Strabag ist vor allem Deutschland ein Kernmarkt. 51 Prozent des Umsatzes wurden allein dort erwirtschaftet“, betont Alexander Hohendanner. Am Börsen-

wert gemessen verliert die Strabag zwar zwei Plätze, zählt aber nach wie vor zu den Top 20. Mit einer Marktkapitalisierung von knapp 3,5 Milliarden Euro findet sich der Bauriese aktuell auf Platz 14.

Investitionsfreude steigt Investitionen in Bauprojekte nehmen in weiten Teilen der EU zu. Vor allem Irland, Zypern und Slowenien setzen jetzt auf Wachstum. Investitionsfreudig zeigte man sich 2017 auch in Großbritannien: Trotz der anhaltenden

Brexit-Verhandlungen steigerte das Vereinigte Königreich seine Bauinvestitionen um rund 7 Prozent. Künftige Steigerungsraten werden immerhin auf 2 Prozent geschätzt. „Die Prognosen für Bauinvestitionen innerhalb der EU sind vielversprechend. Für 2018 und 2019 rechnen wir mit einer durchschnittlichen Investitionssteigerung von rund 3 Prozent“, ergänzt Hohendanner. „Auch für Österreich erwarten wir für die nächsten Jahre ein stabiles Wachstum auf gleichbleibendem Niveau.“ n

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Bauen & Technik

Auf Schiene … Infrastruktur. Die ÖBB investieren jährlich rund 2,5 Milliarden Euro in die Modernisierung ihrer Netze. Bis 2022 werden laut Rahmenplan 2017 etwa 15,2 Milliarden Euro großteils in die Reinvestitionen bzw. den Ausbau von Bahnhöfen, Park&Ride-Anlagen oder Terminals sowie in Streckenausbauten fließen. Die regionale Wertschöpfung für ansässige Klein- und Mittelbetriebe ist überschaubar. Autor: Erika Hofbauer

D

ie Aufträge der ÖBB spannen sich über viele Aufgabengebiete sowie auf alle Größenordnungen in Bezug auf den Auftragswert. Von den Ausgaben der Staatsbahnen profitieren Unternehmen durch Aufträge und Umsätze – und zwar vom Großbetrieb bis zum Klein- und Mittelunternehmen (KMU), betont man bei den ÖBB. Die zu erbringenden qualitativen Anforderungen sind für alle Unternehmen gleich, da diese im Wesentlichen auf gesetzlichen Vorgaben oder entsprechenden Normen und Richtlinien beruhen, wird argumentiert. „Die Eignungsanforderungen an die Unternehmen hingegen sind unterschiedlich, da sich diese am Auftragswert bzw. am Auftragsgegenstand orientieren“, wird eingeräumt. Dennoch werden zum Teil Leistungen von Großaufträgen an Subunternehmen weitergegeben, sodass auch hier KMU die Chance haben, bei Großaufträgen zu partizipieren: „Somit profitieren auch bei großen Aufträgen kleinere Unternehmen und damit der eher regionale Markt“, ist man beim Bahnunternehmen überzeugt.

Vorteile für Gemeinden Darüber hinaus haben auch die Gemeinden etwas von den Investitionsbemühungen, betont man bei den ÖBB weiter: „Sie profitieren einerseits über die Kommunalsteuer der dort beschäftigten Betriebe – gerade bei Großbaustellen auf Gemeindegebiet ist das sehr lukrativ. Andererseits kommen viele regionale Betriebe zum Zug. Direkt bei Vergaben von

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BauTecFokus

kleineren Leistungen oder als Subauftragnehmer der größeren Arbeitsgemeinschaften, indirekt in den lokalen Betrieben durch Ausgaben der Mitarbeiter für Übernachtungen, Mittag- und Abendessen oder Dinge des täglichen Bedarfs.“ Das „Mitzahlen“ seitens der Gemeinde sei eine Aufteilung der Finanzierung auch für die Vorteile, die einer Gemeinde erwachsen: „Ein barrierefreier Bahnhof ist beispielsweise durchaus eine Standortfrage, wenn neue Gemeindebürger zuziehen. Dadurch steigen auch die Grundstückspreise und die Gemeinden erhalten mehr Geld aus dem Finanzausgleich.“

Unterschiedliche Anforderungen Kann das aus Gemeindesicht bestätigt werden? „Ich möchte unterstreichen, wie wichtig Investitionen in Infrastruktur, speziell im ländlichen Raum und dazu zähle ich Liezen, sind“, bestätigt Roswitha Glashüttner, Bürgermeisterin der Stadtgemeinde Liezen, deren Bahnhof gerade modernisiert wurde. „Für den gesamten Bezirk ist es von enormer Relevanz, dass im Bereich des öffentlichen Verkehrs investiert und modernisiert wird. Der neue Bahnhof Liezen wurde durch den Totalumbau nicht nur hundertprozentig barrierefrei, sondern bietet mit der Park & Ride-Fläche auch für Pendler eine komfortable Erweiterung.“ Als Kommune liegen ihr zwar kein detailliertes Zahlenwerk und Hintergrundinformationen, die eine Bezifferung erlauben, vor, führt Glashüttner weiter aus: „Fakt ist, große Bauvorhaben bedeuten in den meisten Fällen auch eine Beteiligung regionaler Unternehmen“, ist die

Bürgermeisterin überzeugt. Denn unter dem Aspekt des Bundesvergabegesetzes können alle Unternehmen, die die ausgeschriebenen Anforderungen erfüllen, Offerte abgeben.

An Grenzen stoßen Bei sehr großen Bauvorhaben stoßen regionale Anbieter allerdings sehr häufig an unüberwindbare Kapazitätsgrenzen, räumt die Gemeindechefin ein: „Das Beispiel Neubau Bahnhof Liezen zeigt jedoch, dass sich die ÖBB Infrastruktur bemüht hat, mit regionalen Part-


Foto: OEBB Robert Deopito

nern in die Umsetzung zu gehen. So wurden sämtliche Vermessungsarbeiten von einem örtlichen Ziviltechniker durchgeführt und eine örtliche Schlosserei kam ebenfalls zum Zug.“ Den Overhead bildete die Regionalniederlassung eines großen Bauunternehmens, die wiederum Subaufträge an lokale Firmen, wie zum Beispiel Erdbau- und Frachtunternehmen, vergeben hat, zieht Glashüttner das Resümee, „dass im Falle der Stadt Liezen die regionale Wirtschaft definitiv von diesem Bauvorhaben profitiert hat“. n

„Fakt ist, große Bauvorhaben bedeuten in den meisten Fällen auch eine Beteiligung regionaler Unternehmen.“ Roswitha Glashüttner, Bürgermeisterin Liezen

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Übersicht ÖBB-Investitionen in Die Milliardeninvestitionen sind zweifelsohne beachtlich, wenig überraschend ist jedoch der Blick auf die „Big Player“, die den Modernisierungsschub der Staatsbahnen vorantreiben. VORARLBERG Geplante Investitionen bis 2022: 356 Mio. Euro Investitionen 2017 (für die Modernisierung der lokalen Bahnstrecken, Bahnhöfe und Park&Ride-Anlagen): 80 Mio. Euro Aktuelle Projekte: Attraktivierung Nahverkehr zwischen Bregenz und Feldkirch, nahverkehrsgerechter Ausbau der Strecke St. Margrethen-Lauterach, Ausbau des Güterzentrums Wolfurt, Umbau der Bahnhöfe Lustenau und Rankweil, Erneuerung von Gleisen zwischen Wolfurt und Dornbirn, Modernisierung der Bahnsteige in den Haltestellen Haselstauden und Schwarzach, Planungen für Umbau Götzis und Bregenz Hbf Regionale Wertschöpfung: Die ÖBB beschäftigen Vorarlberger Betriebe wie die i+R Gruppe GmbH aus Lauterach, die an der Errichtung des Hauptbahnhofs in Wien mitgearbeitet hat und die ebenso wie die Bregenzer Rhomberg Bau am Ausbau des Güterbahnhofs Wolfurt beteiligt ist. Die Feldkircher Hilti & Jehle GmbH arbeitet für die ÖBB im Klostertal aktuell an drei Lawinenverbauungsprojekten. Ein weiterer wichtiger Auftragnehmer der ÖBB ist die Jäger Bau GmbH aus Schruns. Aktuell ist der Tunnelbauspezialist am Bau des Koralmtunnels für die Hochleistungsstrecke Graz-Klagenfurt im Einsatz (siehe Kasten). In Vorarlberg sind rund 1.160 Beschäftigte für die ÖBB tätig, davon 90 als Lehrlinge. Die ÖBB bilden derzeit in der Lehrwerkstätte in Feldkirch Lehrlinge in den Bereichen Elektrotechnik, Mechatronik, Maschinenbautechnik und Gleisbautechnik aus. Der Neubau einer Lehrwerkstätte in Bludenz ist in Planung.

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den Bundesländern

TIROL Geplante Investitionen bis 2022: 3 Mrd. Euro

Geplante Investitionen bis 2022: 2,8 Mrd. Euro

Investitionen 2017 (für die Modernisierung der lokalen Bahnstrecken, Brenner-Basistunnel, Bahnhöfe und Park&Ride-Anlagen): 250 Mio. Euro

Investitionen 2017 (für die Modernisierung der lokalen Bahnstrecken, Bahnhöfe, Tunnel und Park&Ride-Anlagen): 348 Mio. Euro

Fotos: OEBB Alexandra Wallner, Christian Zenger, Wesenauer, Wolf

Aktuelle Projekte: Laufender Ausbau des Brenner-Basistunnels, Bahnhofsumbauten wie etwa in Seefeld, neue Vorplätze und Busterminals in Kitzbühel und Kufstein, Anschaffung neuer Cityjets Regionale Wertschöpfung: Zu den Tiroler Auftragnehmern der ÖBB gehören die Bodner Gruppe, die in Hall das neue Betriebsgebäude der ÖBB baut, oder die Raffl Stahlbau GmbH, die Stahlbrücken für die Koralmbahn errichtet hat. Weitere Auftragnehmer sind die Empl Baugesellschaft mbH aus Mittersill, die für die ÖBB Mastenfundamente für die Freileitung im Kraftwerk Enzingerboden anfertigte, sowie die IBPA ZT GesmbH, die Gleisplanungen oder statisch konstruktive Planungen von Bahnbauwerken und Bahnhöfen wie den Bahnhof Kitzbühel durchführt. In Tirol sind knapp 3.200 Beschäftigte für die ÖBB tätig, rund 150 als Lehrlinge. Die ÖBB bilden in der Lehrwerkstatt in Innsbruck Lehrlinge in den Bereichen Elektrotechnik und Mechatronik aus. Derzeit investieren die ÖBB in den Neubau der Lehrwerkstätte in Innsbruck.

STEIERMARK

Aktuelle Projekte: Bau des Semmering-Basistunnels und der Koralmbahn, Einsatz 18 neuer Cityjets zwischen Mürzzuschlag-Bruck-Graz und Spielfeld, Attraktivierung der Strecke und der Bahnhöfe zwischen Bruck/Mur und Graz, Modernisierung der Bahnhöfe Kapfenberg, Wartberg, Fehring, Langenwang, Graz-Puntigam und Scheifling. Regionale Wertschöpfung: Die ÖBB beauftragen verschiedene steirische Betriebe wie die Prüfbau, die den ÖBB Qualitätsprüfungen in den Bereichen Asphalt, Beton, Gestein und Umweltanalytik liefert, etwa beim Bahnhofsumbau Frohnleiten, oder die Bauunternehmung Granit, die sich auf Neubau und Erhaltung von Unterbau spezialisiert hat. Weiterer Lieferant ist die Hereschwerke Regeltechnik GmbH mit rund 130 Mitarbeitern, die bei der Errichtung der 50Hz-Anlage des neuen Grazer Hauptbahnhofs Auftragnehmer der ÖBB war. Die BRM-Recycling GmbH ist als Spezialist für Entsorgung und Herstellung von Recyclingbaustoffen beim Umbau des Bahnhofs Frohnleiten für die ÖBB tätig. In der Steiermark sind knapp 4.300 Beschäftigte für die ÖBB tätig, 303 als Lehrlinge. Die ÖBB bilden in den Lehrwerkstätten in Graz und Knittelfeld Lehrlinge in Bereichen wie Elektrooder Metalltechnik aus. Aktuell wird die Lehrwerkstätte in Knittelfeld ausgebaut.

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NIEDERÖSTERREICH Geplante Investitionen bis 2022: 3,3 Mrd. Euro Investitionen 2017 (für die Modernisierung der lokalen Bahnstrecken, Bau des Semmering-Basistunnels, Bahnhöfe und Park&RideAnlagen): 0,5 Mrd. Euro Aktuelle Projekte: Bau des Semmering-Basistunnels, zweigleisiger Ausbau der Pottendorfer Linie (Wien-Wr. Neustadt), Sanierung der Semmering-Bestandsstrecke, Lückenschluss Güterzugumfahrung St. Pölten-Loosdorf, Modernisierung des Bahnhofs Tulln, Ausbau Wien-Bratislava Regionale Wertschöpfung: Hunderte Betriebe in Niederösterreich werden direkt oder indirekt von den ÖBB beauftragt. Dazu zählen z.B. das Weichenwerk Wörth, welches Weichensysteme und Oberbaumaterial fertigt, das Bauunternehmen Leyrer + Graf, das ÖBB Bahnhöfe modernisiert und umbaut, oder die Niederösterreich-Tochter der Swietelsky Baugesellschaft m.b.H., die im Bereich Neubau und Erhaltung von Gleisanlagen tätig ist. Auch für Unternehmen der Bahnindustrie wie die Knorr-Bremse GmbH oder Plasser & Theurer sind die ÖBB ein wichtiger Leitbetrieb. In Niederösterreich sind mehr als 5.600 Beschäftigte für die ÖBB tätig, knapp 140 als Lehrlinge. St. Pölten soll 2021 Bildungshauptstadt der ÖBB für Erwachsenenbildung sein. Um rund 70 Millionen Euro errichten die ÖBB einen Bildungscampus und ein Lehrlingsheim.

Weltrekord Nach mehr als 17 Kilometern Vortrieb ist Mitte August der Durchschlag 1.200 Meter unter der Erdoberfläche in der südlichen Röhre des Koralmtunnels geglückt. Seit insgesamt 15 Jahren wird an dem Projekt gearbeitet, nun fehlen in der Nordröhre noch knapp sechs Kilometer. Genau 17.127 Meter hat der Tunnelbohrer „Mauli 1“ seit 2013 vom steirischen Leibenfeld aus zurückgelegt. Nach Angaben der ÖBB sind diese 17 Kilometer Vortrieb der Bohrer ein Weltrekord. Der zweite steirische Bohrer in der Nordröhre ist schon seit Februar fertig. Der 2015 von Kärntner Seite aus gestartete Tunnelbohrer „Kora“ hat noch knapp sechs Kilometer vor sich. Insgesamt arbeiten rund 800 Menschen an der Herstellung des sechstlängsten Eisenbahntunnels der Welt. Die Gesamtinbetriebnahme der Koralmbahn wird für Dezember 2025 angepeilt. Die Strecke Graz-Klagenfurt soll dann in einer Fahrzeit von rund 45 Minuten bewältigt werden.

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KÄRNTEN

BURGENLAND

Geplante Investitionen bis 2022: 1,9 Mrd. Euro

Geplante Investitionen bis 2022: rund 93 Mio. Euro

Investitionen 2017 (für die Modernisierung der lokalen Bahnstrecken, Bahnhöfe und Park&Ride-Anlagen): 280 Mio. Euro Aktuelle Projekte: Bau der Koralmbahn, Modernisierung mehrerer Bahnhöfe entlang der Südbahnstrecke wie Velden, Pörtschach oder Krumpendorf, Bau neuer Park&Ride-Anlagen wie am Bahnhof Finkenstein sowie Erweiterung und Erneuerung wie am Bahnhof Velden, Anschaffung 15 neuer Cityjets bis 2018, Elektrifizierung der Gailtalbahn

Fotos: OEBB Franz Georg Pikl

Regionale Wertschöpfung: Die ÖBB beschäftigen Kärntner Betriebe wie die Strabag AG (10.000 Mitarbeiter in Österreich). Der Konzern ist aktuell an der Strecke Aich-Mittlern an der Herstellung des Bahnkörpers der Koralmbahn beteiligt. Die Haslinger Stahlbau GmbH aus Feldkirchen/Kärnten war Generalunternehmer für die Dachkonstruktion des Grazer Bahnhofs und baut aktuell an der Stahlkonstruktion für den neuen Bahnhof in Seefeld in Tirol. In Kärnten sind knapp 2.900 Beschäftigte für die ÖBB tätig, 13 Kärntner absolvieren gerade eine Lehre.

Investitionen 2017 (für die Modernisierung der lokalen Bahnstrecken, Bahnhöfe und Park&Ride-Anlagen): 6 Mio. Euro Aktuelle Projekte: Fahrzeitverkürzung der Strecke Eisenstadt-Wien (von derzeit 60 auf 45 Minuten) durch Schleife Eisenstadt, Schleife Ebenfurth und Pottendorfer Linie. Regionale Wertschöpfung: Die Unger Stahlbau Ges.m.b.H. (390 Mitarbeiter im Burgenland) baute im Auftrag der ÖBB das Rautendach am Wiener Hauptbahnhof. Im Burgenland sind 380 Mitarbeiter für die ÖBB tätig. 18 burgenländische Lehrlinge werden in den Lehrwerkstätten in Wien etwa zu Elektrotechnikern oder Mechatronikern ausgebildet.

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Fröschnitzgraben: komplexe Logistik Der Semmering-Basistunnel (SBT) gilt als wichtiges Infrastruktur-Großprojekt im Herzen Europas und ist Teil der neuen österreichischen Südbahn, die als zentrale Achse auf der transeuropäischen Route von der Ostsee an die Adria führt. Der oberösterreichische Baukonzern Swietelsky baut gemeinsam mit der Schweizer Implenia das rund 13 Kilometer lange Mittelstück. Der Auftrag der ARGE hat ein Volumen von rund 623 Millionen Euro und ist eine Auszeichnung für die Tunnelbau-Sparte von Swietelsky. Diese sei auf Untertagebauprojekte hochspezialisiert und könne dabei auf jahrzehntelange Erfahrung zurückgreifen, betont Swietelsky Geschäftsführer Karl Weidlinger. Dennoch, unter allen großen Tunnelbauprojekten, bei denen der Baukonzern engagiert ist – von Stuttgart 21 über den Albaufstieg der Bahnstrecke Wendlingen Ulm bis hin zum Tunnel Wolf beim Brenner-Basistunnel – sei der „Fröschnitzgraben“ zweifellos ein herausragendes. „Die Besonderheiten liegen unter anderem in der komplexen Logistik, nach der das gesamte

Tunnelsystem über zwei ca. 400 Meter tiefe Vertikalschächte aufgeschlossen und angedient wird. So werden über die Schächte mehr als fünf Millionen Tonnen Ausbruchsmaterial nach oben gefördert und die Versorgung mit Geräten und Baustoffen durchgeführt", so Weidlinger. Die Anlagen seien derart ausgelegt, dass auch die schwersten Teile der Tunnelbohrmaschine mit einem Maximalgewicht von 109 Tonnen im Förderkorb an- und abtransportiert werden können. Beachtlich ist auch die installierte Leistung an den Schachtförderanlagen. Mit 10.100 KW entspricht sie dem Leistungsbedarf von ca. 1.000 Einfamilienhäusern. „Jetzt bekommen unsere Arbeiter, die sich in der bisherigen Bauphase förmlich in Handarbeit in die Tiefe des Berges sprengten, Unterstützung von Großmaschinen“, verweist Weidlinger stolz auf zwei 120 Meter lange und 2.500 Tonnen schwere Maschinen – je eine pro Tunnelröhre – die sich beim Semmering-Basistunnel vom Fröschnitzgraben (Stmk.) rund neun Kilometer in Richtung

Gloggnitz durch den Berg fressen werden. Schließlich werden noch 50.000 Stück so genannte Tübbinge durch die Versorgungsschächte gebracht. Das sind jeweils sieben Tonnen schwere Betonfertigteile, die Swietelsky in Niederösterreich als Lieferant für die ARGE produziert. Je sechs Tübbingsteine ergeben einen Tübbingring und somit zwei Meter Eisenbahntunnel. Diese Betonfertigteile werden von der Tunnelbohrmaschine direkt nach dem Ausbrechen des Gebirges zur Stützung des Hohlraumes eingebaut. Der Großteil des 27 Kilometer langen Bahntunnels sowie alle Zugänge werden „in Handarbeit“ im klassischen Bagger- und Sprengvortrieb errichtet. Die Geologie entscheidet, wo Tunnelbohrmaschinen zum Einsatz kommen können. Beim Semmering-Basistunnel ist das in rund einem Drittel des Tunnels der Fall. Die Maschinen wurden in Frankreich gebaut und legten vor ihrem Einsatz eine 1.000 Kilometer lange Reise bis zum Semmering zurück. Aus Gründen der Transportlogistik werden sie in Einzelteilen angeliefert und 400 Meter unter der Erde zusammengebaut.

OBERÖSTERREICH FRÖSCHNITZGRABEN Feierliches Andrehen der 2.500 Tonnen schweren Maschinen

Geplante Investitionen bis 2022: 1,7 Mrd. Euro Investitionen 2017 (für die Modernisierung der lokalen Bahnstrecken, Bahnhöfe und Park&Ride-Anlagen): 180 Mio. Euro Aktuelle Projekte: Viergleisiger Ausbau der Osteinfahrt am Linzer Hauptbahnhof, Ausbau der Strecken Linz-Wels, Wels-Passau, Errichtung eines Parkdecks am Hauptbahnhof Wels, Modernisierung mehrerer Bahnhöfe entlang der Pyhrn-, der Ennstal- und der Summerauer-Strecke, Erhöhung der Sicherheit auf Eisenbahnkreuzungen, z. B. auf der Donauuferbahn, Streckenausbauten und -sanierungen der Mattigtalbahn von Braunau am Inn bis Steindorf bei Straßwalchen Regionale Wertschöpfung: Die ÖBB beschäftigen oberösterreichische Betriebe wie das Bauunternehmen Swietelsky, das sich unter anderem auf die Bereiche Neubau und Erhaltung von Gleis- und Weichenanlagen spezialisiert hat. Die SSL-Schwellenwerk und Steuerungstechnik Linz GmbH baut für die ÖBB vorgespannte Stahlbetonschwellen, die Bahnbau Wels GmbH widmete sich dem Gleisbau. In Oberösterreich sind knapp 5.400 Beschäftigte für die ÖBB tätig, rund 280 als Lehrlinge. Die ÖBB bilden in den Lehrwerkstätten in Linz und Attnang-Puchheim Lehrlinge zu Elektrotechnikern sowie zu Mechatronikern aus.

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„Über Schächte werden mehr als fünf Millionen Tonnen Ausbruchsmaterial nach oben gefördert.“ Karl Weidlinger, Swietelsky-Geschäftsführer

SALZBURG Geplante Investitionen bis 2022: 470 Mio. Euro Investitionen 2017 (für die Modernisierung des Lärmschutzes, Ausbau des Mobilfunknetzes, von Bahnhöfen und Park&Ride-Anlagen): 71 Mio. Euro

Geplante Investitionen bis 2022: 659 Mio. Euro

Aktuelle Projekte: Dreigleisiger Ausbau zwischen Salzburg HbfFreilassing, Lärmschutzmaßnahmen z.B. Straßwalchen, Seekirchen, Bad Gastein, Erneuerung der Wienerdammbrücke am Salzburger Hbf, Streckenausbauten und -sanierungen der Mattigtalbahn von Steindorf bei Straßwalchen bis Braunau am Inn, Neue P&R-Anlagen bei den Bahnhöfen St. Johann im Pongau, Schwarzach-St. Veit, Seekirchen und Neumarkt-Köstendorf

Aktuelle Projekte: Ausbau der Pottendorfer Linie (Wien-Wiener Neustadt), Ausbau der Strecke Wien-Bratislava, Anschaffung 31 neuer Cityjets, die seit 2016 innerhalb von Wien zum Einsatz kommen, Verdichtungen von S-BahnVerbindungen in Wien, Lärm-und Emissionsschutzmaßnahmen, Ausbau von P&R-und B&R-Anlagen, neues Wegeleitsystem für Wiener S-Bahnen.

Fotos: Swietelsky

Regionale Wertschöpfung: Zu den größten Auftragnehmern der ÖBB in Salzburg gehören die IGT Geotechnik und Tunnelbau mit Sitz in der Landeshauptstadt, die am Bau des Koralmtunnels beteiligt ist, sowie die GTB Bau GmbH & Co KG in Anif bei Salzburg, die etwa die Brückenerneuerung für die ÖBB in Hallein durchgeführt hat, und die Geoconsult ZT GmbH in Wals, die an der Planung des Lainzer Tunnels in Wien mitgewirkt hat. In Salzburg sind rund 2.400 Beschäftigte für die ÖBB tätig, knapp 120 als Lehrlinge. In der Lehrwerkstätte Salzburg bilden die ÖBB je nach Bedarf bis zu 110 Lehrlinge in den Bereichen Gleisbautechnik, Elektrotechnik oder Mechatronik aus.

WIEN

Investitionen 2017 (für die Modernisierung der lokalen Bahnstrecken, Bahnhöfe und Park&Ride-Anlagen): 108 Mio. Euro

Regionale Wertschöpfung: In der Bundeshauptstadt arbeiten für die ÖBB Betriebe wie die Strabag SE (72.000 Mitarbeiter), die Porr AG mit rund 16.000 Beschäftigten oder die Pittel & Brausewetter GmbH mit 1.000 Beschäftigten. Diese drei Unternehmen waren maßgebliche Partner der ÖBB bei der Errichtung des Wiener Hauptbahnhofs. Federführend für die Realisierung und Detailplanung des neuen Hauptbahnhofs waren die in Wien tätigen Architekten Ernst Hoffmann und Albert Wimmer. In Wien sind mehr als 11.000 Beschäftigte für die ÖBB tätig, knapp 600 als Lehrlinge. Die ÖBB bilden derzeit an drei Wiener Standorten in den Bereichen Elektronik, Mechatronik, Maschinenbautechnik oder Gleisbautechnik aus. Mit der Zentrallehrwerkstätte am Hebbelplatz entsteht gerade eines der größten Ausbildungszentren Österreichs für mehr als 700 ÖBB Lehrlinge.

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Bauen & Technik

Wirkung im Stadtraum Auszeichnung. Jährlich wird der Wiener Architekturpreis „Schorsch“ an herausragende Wiener Projekte vergeben. Als innovative und beispielhafte Lösung prämierte die Magistratsabteilung 19 u. a. das von den Architekten kunath_trenkwalder ZT OG geplante Doppelhaus in Wien 10.

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Fotos: Pez Hejduk


Bauen & Technik

D

ie Projekte müssen immer einen Bezug zum Stadtbild haben, wird seitens des Dezernats Architektonische Begutachtung der MA 19 anlässlich der Preisverleihung betont. Dabei wird besonders auf das äußere Erscheinungsbild und die Wirkung geachtet. Das prämierte Doppelhaus erfüllt diese Kriterien in allen Belangen.

Wunsch des Bauherrn, keinen Vollwärmeschutz an der Fassade einzusetzen. Daher kamen ausschließlich Hochlochziegel mit einer Wandstärke von 50 cm zur Ausführung. Die Decken sind in Ortbeton ausgeführt. Beide Objekte werden über einen gemeinsamen Hof an der Nordseite erschlossen, der auch als Abstellfläche für zwei Pkw ausgelegt ist.

Wohnen und Arbeiten

Haus 1 (Wohnung):

Das in Zusammenarbeit mit kunath_trenkwalder ZT OG realisierte Projekt liegt am Stadtrand von Wien in einer durch den öffentlichen Verkehr zunehmend erschlossenen Lage. Der Reiz der Gegend liegt in der grünen Lage an der renaturierten Liesing, die ihrer Länge wegen einen beachtlichen Naherholungsraum darstellt. Eine angrenzende öffentliche Parkanlage sowie die agrarischen Ausläufer der Stadt mit Biobetrieben, die Felder Selbstversorgern zur Verfügung stellen, sorgen für einen ländlichen Charakter. Trotzdem ist das Gebiet verkehrstechnisch bestens angebunden. Die mittlerweile nach Oberlaa verlängerte U1-Station ist nur fünf Minuten entfernt und die Anschlussknoten an das übergeordnete Autobahn- bzw. Schnellstraßennetz sind in unmittelbarer Nähe.

Im Erdgeschoß befindet sich ein großzügiger Wohn-Essbereich, ein Arbeitszimmer und ein Gästebad; das Arbeitszimmer kann zur Einliegerwohnung umfunktioniert werden. Arbeitszimmer und Wohnbereich liegen an einer zweigeschoßigen Loggia, die den Aufenthalt im Freien auch bei Schlechtwetter ermöglicht.

Das Doppelhaus wurde für einen Bauherrn errichtet, der einen Hausteil (Haus 1) bewohnt und den anderen Bereich (Haus 2) als Firmensitz verwendet. Das Gebäude ist ein reiner Massivbau und entspricht dem

Projektdaten Haus 1: Nutzfläche: Wohnfläche 149 m² Loggia 24 m² Terrasse 50 m² Balkon 8 m² Haus 2: Nutzfläche: Wohnfläche 139 m² Terrasse 40 m² Balkon 7 m² Funktion: Doppelhaus Fertigstellung: Dezember 2017 Architekten: kunath_trenkwalder architekten ZT OG www.kunathtrenkwalder.at

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Das Obergeschoß nimmt den Schlafbereich auf, der aus Schlafzimmer, Bad, Schrank-

raum und Wintergarten besteht. Schlafzimmer und Wintergarten liegen ebenfalls an der Loggia.

Haus 2 (Büro): Im Erdgeschoß befinden sich der Empfang, der Büroraum des Bauherrn, das Besprechungszimmer und der Büroraum des Außendienstmitarbeiters sowie eine WCGruppe. Im Obergeschoß sind Büroräume für Mitarbeiter und die Teeküche sowie eine 2. WC-Gruppe. Beide Ebenen sowie das Untergeschoß sind über ein zentrales Stiegenhaus erschlossen. Der Großteil der Aufenthaltsräume sind zum südseitigen Garten hin orientiert und werden über raumhohe Fenster bzw. Schiebetüren belichtet. Beide Ebenen haben vorgelagerte Freibereiche – im Erdgeschoß Terrassen, im Obergeschoß ein durchlaufender Balkon. n


Die Architekten

Das Dezernat „Begutachtung“ der Abteilung Architektur und Stadtgestaltung (MA 19) sucht jedes Jahr verborgene, unentdeckte, aber qualitativ hochwertige architektonische Projekte, die im Jahr davor fertiggestellt wurden. Zu Anfang jedes Jahres werden Architektinnen und Architekten sowie Planerinnen und Planer dazu aufgerufen, Neu-, Zu- und Umbauten im Wiener Stadtgebiet, die auf privaten Grundstücken realisiert wurden, einzureichen. Die Projekte sollen aus Sicht der Stadtgestaltung innovative, anregende und beispielhafte Lösungen darstellen. So werden jährlich etwa 20 Projekte ausgewählt, die im Rahmen einer Gangausstellung in der MA 19 gezeigt werden.

kunath_trenkwalder ZT OG wurde 2003 von den Architekten Birgit Trenkwalder und Martin Kunath gegründet. Eine wichtige Basis ihrer Arbeit ist das Hinterfragen der Vorgaben und die Klärung der Bedürfnisse im Vorfeld eines Projekts. Funktionelle, strukturelle und wirtschaftliche Angemessenheit bildet neben hohen Ansprüchen an die Ästhetik ein wesentliches Kriterium bei Vorbereitung, Entwurf und Umsetzung. Das Büro wurde bereits vielfach ausgezeichnet, darunter mit dem Holzbaupreis der Stadt Wien und dem Preis „Die besten Einfamilienhäuser in der Stadt“.

Die aktuelle Ausstellung „gebaut 2017“ ist bis Juni 2019 in den Räumen der MA 19 zu sehen.

Info: www.kunathtrenkwalder.at

Fotos: Pez Hejduk

Aktuelle Ausstellung „gebaut 2017“

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Projekt im FOKUS

AMBITIONIERTES TUNNELPROJEKT IM WÜSTEN-EMIRAT DUBAI

Factbox Projektname: UAE Dubai Stormwater System Auftraggeber: Dubai Municipality (DM) ARGE: PORR Bau GmbH (Dubai Branch); Belhasa Six Construct Fertigstellungsfrist: 36 Monate Projekttyp: Tunnelbau Vertragswert: rd. 300 Millionen Euro

Porr erstmals in Dubai Pionierprojekt. Mit dem Bau des „Deep Tunnel Storm Water Systems“ betritt die Porr erstmals den zukunftsträchtigen Wirtschaftsraum der Vereinigten Arabischen Emirate.

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ubai ist einer der zentralen Orte für den arabischen Wirtschaftsraum. „Der Markteintritt in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist ein echter Meilenstein für die Porr“, kommentiert PorrChef Karl-Heinz Strauss den Auftrag zum Bau des Tunnelprojekts „Deep Tunnel Storm Water System.“ Dabei handelt es sich um eine Tunnelkonstruktion mit 10,4 Kilometer Länge und bis zu 45 Meter tiefen Zulaufschächten. Der Innendurchmesser des Tunnels, der mit zwei Tunnelbohrmaschinen mit Tübbingauskleidung aufgefahren wird, beträgt 10 Meter. Mithilfe des Tunnels wird Grund- und Niederschlags-

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BauTecFokus

wasser in Richtung eines Pumpwerks am Meer geleitet. Nach der Fertigstellung werden rund 40 Prozent des Stadtgebiets von Dubai mittels des Tunnels entwässert: unter anderem Dubai South, der Al Maktoum International Airport, das Gelände der Expo 2020 sowie benachbarte Ortschaften.

Rekordjagd in der Stadt der Superlative Dubai ist bekannt für seine Rekorde und seine eindrucksvollen architektonischen Wahrzeichen. Auch beim Tunnelprojekt sollen neue Maßstäbe gesetzt werden: Die beiden Bohrköpfe der Tunnelbohrmaschinen, die in der Ausführungsphase zum Einsatz kommen, sind mit einem Durchmesser von jeweils 11,05 Meter die größten, die jemals in

den Vereinigten Arabischen Emiraten eingesetzt worden sind. Die beiden Startschächte sind laut Porr bereits ausgehoben und die Arbeiten an den Vorstollen zur TBM-Montage haben schon begonnen. Auch die Werksabnahme der Tunnelbohrmaschinen ist bereits erfolgt und bis Mitte Oktober werden die Maschinen erwartet. Bis zum geplanten Andrehtermin errichtet die ARGE noch die Tübbingfabrik. Das gesamte Team – mehr als 600 internationale Mitarbeiter der ARGE sind an dem Projekt beteiligt – ist sich sicher, „dass das Projekt pünktlich bis zur Expo 2020 umgesetzt wird.“ Porr realisiert gemeinsam mit Belhasa Six Construct das 300 -Millionen-Euro-Projekt. n


© alphaspirit - stock.adobe.com

Fokus Bauen, Wohnen, Sanieren

Die Special-Interest-Serie in der „Presse“ deckt modern und unterhaltsam alle Themen ab, die beim Hausbau schlagend werden: von der Auswahl des Grundstücks über Versicherungen, Kredite und Förderungen bis hin zur Entscheidung zwischen Fertighaus oder Architektenbau, Abriss oder Sanierung, Holzheizung oder Erdwärme. Erscheinungstermin: Samstag, 27. Oktober 2018 Anzeigen- und Druckunterlagenschluss: 10 Tage vor Erscheinungstermin Kontakt: Roman Schleser Geschäftsbereichsleiter Immobilien Tel. +43/(0)1/514 14-203/ Fax DW 405 roman.schleser@diepresse.com

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Innovation im FOKUS

INNOVATIV

Infobox

Kabelpflug Kabel verlegen ohne Gräben auszuheben. Metalltechniker aus Mank machen aufwendige Grabungsarbeiten obsolet.

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er von Metall Präzision Halbwachs aus Mank und Schönhofer Bau aus Purgstall an der Erlauf entwickelte Kabelpflug verlegt Glasfaserkabel im Boden, ohne einen Graben ausheben zu müssen. Aufwendige Grabungsarbeiten sind damit nicht mehr notwendig. Der Prototyp wurde bereits getestet. Aktuell arbeiten MPH und Schönhofer an der Weiterentwicklung des Kabelpflugs.

Kabel kommen einfach in den Boden Um Kabel ins Erdreich zu bringen, wird die Kabelpflug-Innovation an einer großen Baumaschine befestigt. Durch die neue Technik muss kein Graben ausgehoben werden, um Kabel zu verlegen. Stattdessen dringt der Pflug direkt

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in den ungeöffneten Boden ein. Das Kabel wird nach unten geleitet und direkt im Boden verlegt. Bei diesem Vorgang treten enorme Kräfte auf, diese müssen von der Pflugkonstruktion auf die Baumaschine übertragen werden. Um dies zu ermöglichen, hat MPH Stahlbleche mit mehr als 50 Millimeter Dicke zugeschnitten, gebohrt und geschweißt. Die Herausforderung lag darin, die entstehenden Kräfte zu übertragen, ohne dass das Material Schaden nimmt. „Stahlbleche dieser Stärke zu bearbeiten, ist eine Herausforderung für Maschinen und Mitarbeiter. Unsere jahrelange Erfahrung, das Wissen um die Metallverarbeitung und die gute Zusammenarbeit mit der Schönhofer Bau hat die Umsetzung dieser Innovation ermöglicht“, freut sich Manfred

MPH Metall Präzision Halbwachs GmbH ist ein Metallbetrieb in Mank, Niederösterreich, der seit 1960 als Familienbetrieb geführt wird. MPH setzt auf höchste Qualität bei seinen Mitarbeitern und beim Leistungsangebot. Dieses reicht von Metalltechnik mit Planung und Fertigung individueller Komponenten aus Aluminium, Stahl und Edelstahl über Montage von Maschinen und Anlagen bis hin zu Wartung und Instandhaltung von Klein- und Großprojekten samt statischer Berechnung. Die MPH Metall Präzision Halbwachs GmbH beschäftigt derzeit rund 50 Mitarbeiter.

Halbwachs, Geschäftsführer der Metall Präzision Halbwachs GmbH.

Prototyp erfolgreich getestet Dank der neuen Technik wird der Kabelpflug nicht hinter einer Baumaschine gezogen, das Kabel kann stattdessen seitlich neben der Baumaschine im Boden verlegt werden. Der Kabelpflug muss somit nicht auf einer Kabeltrasse fahren – das ist technisch auch nicht immer möglich – sondern kann auch neben der Kabeltrasse fahren. „Die ersten Testläufe mit dem Prototypen waren bereits äußerst vielversprechend“, sagt Manfred Halbwachs. „Jetzt unterstützten wir die Firma Schönhofer mit unserer Expertise, um dieses innovative Projekt voranzutreiben.“ n

Fotos: Schönhofer

Mit dem neu entwickelten Kabelpflug von MPH und Schönhofer können Kabel ohne Gräben in den Boden verlegt werden.


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IMPRESSUM

Vorschau Media

r e d n i e i S n e s e L : e b a g s u A n e t s h c nä große icherheit' steckt eine rbeir Gesundheit der Baua de n Vo . te ei br nd ba erThemen laubtem Zutritt in Bauw er un r vo tz hu Sc n de im ter über r Gebäudesicherheit de a em Th en oß gr m erden ke bis zu hkeiten und Trends w lic ög M , en ng su Lö – Betrieb projekte präsentiert. vorgestellt, Leuchtturm „im große Interview "? er od " ... it m h sc Ti u Wer ist „Z Wer wird es sein?

agwort 'S Sicherheit. Im Schl

ezember 2018 D : IN M R E T S G N U ERSCHEIN

Medieneigentümer GNK Media House GmbH Breitwiesergutstraße 10 A-4020 Linz Tel. +43.1.813 03 46-0 office@media-house.at www.media-house.at Redaktionsanschrift Handelskai 94-96 A-1200 Wien Geschäftsführer Philipp Kaufmann, Michael Neubauer Chefredaktion Birgit Salomon Artdirector Jelio Anton Stefanov Design & Layout Jelio Anton Stefanov, Johanna Hinterdorfer Lektorat Amelie Miller, Ulrike Riedl Autoren dieser Ausgabe Andreas Altstädter, Angelika Fleischl, Erika Hofbauer, Michael Neubauer, Philipp Kaufmann, Reinhard Krémer. Anzeigen Christian Call, Leander Haidacher Photos wenn nicht anders angegeben: GNK Media House / Katharina Schiffl, GNK Media House / Michael Hetzmannseder Druck Niederösterreichisches Pressehaus DER BAUTECFOKUS WENDET SICH IM SINNE DER GLEICHSTELLUNG GLEICHERMASSEN AN FRAUEN UND MÄNNER. AUS GRÜNDEN DER ÜBERSICHTLICHKEIT UND VERSTÄNDLICHKEIT KANN ES BEI DEN BEITRÄGEN VORKOMMEN, DASS NUR DIE MASKULINE ANSPRECHFORM VERWENDET WIRD. BauTecFokus ist Mitglied bei:

www.bautecfokus.at 174

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Aufsteiger Absteiger

Klaus Haberfellner Austrotherm verstärkt Management. Klaus Haberfellner, zuletzt Managing Director bei Mondi Eschenbach, wurde per 1. August zum Geschäftsführer der Austrotherm GmbH in Österreich bestellt.

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laus Haberfellner startete nach seinem BWL-Studium an der Karl-Franzens-Universität in Graz seine Karriere als Finanzanalyst bei General Motors Austria. Im Jahr 2000 wechselte er zur Mondi Group, einem Global Player der Papier- und Verpackungsindustrie, wo er in den folgenden 17 Jahren eine Reihe verantwortungsvoller Positionen bekleidete – unter anderem im Verkauf, Logistik, Produktion und Finanz. Seit 2016 war der gebürtige Steirer bei Mondi Eschenbach als Managing Director tätig. Klaus Haberfellner zeichnet als Geschäftsführer der Austrotherm GmbH in Österreich für die Austrotherm-Stammwerke in Pinkafeld und Purbach, für den Außen- und Innendienst, die Anwendungstechnik und Architektenbetreuung sowie das Personalwesen verantwortlich. Klaus Haberfellner: „Nach mehr als zehn Jahren im Ausland freue ich mich, meine Konzernerfahrung nun in der Heimat in einem international erfolgreich tätigen österreichischen Familienunternehmen einbringen zu können.“ Alle Austrotherm-Beteiligungs- und Tochtergesellschaften sowie die Geschäftsbereiche Rechnungswesen, Marketing, Internationalisierung, IT und F&E verbleiben im Verantwortungsbereich von Gerald Prinzhorn, der seit 2016 die Alleingeschäftsführung der Austrotherm-Gruppe innehat. Die in österreichischem Familienbesitz befindliche Austrotherm-Gruppe verfügt aktuell in 11 Ländern über insgesamt 21 Produktionsstandorte

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für Dämmstoffe. Neben der Zentrale in Wopfing, Produktionsstandorten in Pinkafeld und Purbach, ist der Dämmstoffpionier mit Unternehmen in Deutschland, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Serbien, Bulgarien, Polen, Rumänien, Slowakei, Ungarn und der Türkei vertreten. Die Austrotherm-Gruppe zählt, ebenso wie die Baumit- und Murexin -Gruppe, zur Schmid Industrieholding, die per 31. Dezember 2017 mit 5.900 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,7 Milliarden Euro erzielte. n


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Buchtipps EDITOR´S CHOICE: Lesenswert!

Kodex des Österreichischen Rechts

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Der neue Kodex in 11. Auflage (Stand 1. Juni 2018) enthält die Vergaberechtsreform 2018 inkl.: - Bundesvergabegesetz 2018 - BVergG – Konzessionen 2018 - BVergG – Verteidigung und Sicherheit und mit den amtlichen Erläuterungen sowie den - Vergabe-Nachprüfungsgesetzen der Länder und - EU-Richtlinien. Kodex Vergabegesetzte 2018 Werner Doralt/ Georg Konetzky 1046 Seiten Linde Verlag 52,00 Euro

Wissenschaftliche Erkenntnisse über die Wirkungsweise von Baustoffen aus dem Viva Forschungspark

Vom Elfenbeinturm zum offenen Universitätscampus

Architektur des Wissens

Gesund Bauen. Gesund Leben.

Elmar Schübl, Johannes Sachslehner 192 Seiten ISBN: 978-3-222-15014-2 Molden Verlag 40,00 Euro

Julia Posch/ (Hrsg.) Viva Forschungspark der Baumit Beteiligungen GmbH 147 Seiten kostenlos

„Gesund Bauen. Gesund Leben." ist das druckfrische Werk zu VIVA, dem größten Forschungspark Europas für vergleichbare Baustoffe und Bauweisen. Auf 150 Seiten finden sich für Bauherrn, Planer, Architekten und Verarbeiter die neuesten und interessantesten Forschungsergebnisse zum gesunden Bauen und konkrete bauphysikalische, bauchemische und medizinische Erkenntnisse über das Zusammenwirken von Baustoffen. Laut Autorin Julia Posch soll das Buch die Stärken und Schwächen jeder Bauweise aufzeigen und eine Entscheidungshilfe für das individuell richtige Haus und die passenden Baustoffe sein. Das Buch „Gesund Bauen. Gesund Leben.“ kann im Baumit Jubiläumsjahr 2018 kostenlos bei Baumit bezogen werden.

Michael Bodmann/ Martin Haas 122 Seiten ISBN: 978-3-214-02190-0 Manz Verlag 32,00 Euro

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Wer mit dem Studium an einer Universität beginnt, taucht ein in neue Sphären und Räume, in eine Welt, in der die Freiheit des Denkens zuhause ist. Dafür braucht es Denk- und Lernräume, in denen die effiziente Begegnung mit Wissenschaft und Kunst, je nach Interesse und Begabung, möglich ist. Elmar Schübl und Johannes Sachslehner setzen sich grundlegend mit der Bedeutung von Architektur für die Universitäten auseinander und bieten spannende Einblicke in den Universitätsbau des 21. Jahrhunderts. In Kooperation mit der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) gibt das Werk einen Überblick über die organisatorische, wissenschaftliche und damit einhergehende architektonische Entwicklung der Universitäten.

Der Weg zur Baubewilligung Je nach Art des geplanten Bauprojekts sind vor der Durchführung des Vorhabens unterschiedliche Bewilligungen einzuholen. Dieses Werk bietet grundlegende und verständliche Informationen über den Ablauf des Baubewilligungsverfahrens in den einzelnen Bundesländern, die gesetzlichen, aber auch technischen Anforderungen an ein Bauprojekt sowie die Vorgehensweise bei Planänderungen. Ebenso sind eine übersichtliche Darstellung der Grundlagen und des Ablaufs des Verfahrens, der Nachbarrechte und möglicher Rechtsmittel enthalten. Veranschautlicht werden die Informationen durch die Aufbereitung mit vielen Tipps, Hinweisen und Tabellen.


Energiespeicher Beton Innovativ, zukunftssicher und nachhaltig.

In der Decke integrierte Rohrleitungen speisen den Betonspeicher und sorgen für eine effiziente Raumtemperierung.

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Beton ist ein hervorragender Wärmespeicher und ein sehr guter Wärmeleiter. Eine thermisch aktivierte Geschoßdecke aus Beton sorgt für wohlige Wärme im Winter und angenehme Frische im Sommer.


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