MIT EMPATHIE ZUM ERFOLG Baumeister Stefan Graf
VERMITTLUNG | VERWALTUNG BEWERTUNG | BAUMANAGEMENT www.ehl.at www.ehl.at
P1 (Headline), Innsbruck
P2, Innsbruck
P3, Innsbruck
Haus am Schottentor, Vienna
Geerdete Perspektiven „Bei neuen Projekten ist für die PEMA Gruppe besonders wichtig, eine moderne und kreative architektonische Lösung zu schaffen, die unseren hohen ästhetischen Ansprüchen gerecht wird. Erfolgreich ist eine Immobilienentwicklung aus unserer Sicht, wenn nach der Fertigstellung oder Revitalisierung eines Gebäudes ein Mehrwert für die Mieter, die Investoren und die BürgerInnen am jeweiligen Standort realisiert wurde.Wir sind bestrebt, einen urbanistischen Mehrwert für Generationen zu schaffen.” Mag. Markus Schafferer, Gründer und Mehrheitseigentümer PEMA Gruppe
PEMA Gruppe | Bruneckerstraße 1, 6020 Innsbruck | Stock im Eisen Platz 3, 1010 Wien | T +43 512 251276-10Winter | E offi ce@pema.at 2018 03
Rubrik
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BauTecFokus
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Rubrik
Schüco ASS 77 PD Mehr DeSign: Rahmenlose Ansicht, maximale Transparenz für optimalen Lichteinfall, öffenbare 90°-Ecke. Mehr KoMfort: Flache Bodenschwelle für barrierefreien Zutritt. Mehr Antriebs- und Verriegelungstechnologie einfach zu pflegen und warten. 06innoVAtion: BauTecFokus
Mehr vom Leben sehen. Mit innovativen Falt-, Hebe- und Schiebelรถsungen.
mehrvomlebensehen.com Winter 2018 07
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ZIMA purelivin
Rubrik
Stefan Graf INHALT
LEYRER + GRAF-CHEF IM GESPRÄCH
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WINTER
Rubriken
Bauen & Technik aus der Theorie und der Praxis
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VOM HERAUSGEBER EDITORIAL KURZ&BÜNDIG VORSCHAU / IMPRESSUM
ImFokus 38 52 58 88 146 148 152
BAUKAUFMANN BAUMARKETING VOX FEMINA ZU TISCH MIT ... PROJEKT IM FOKUS INNOVATION IM FOKUS AUFSTEIGER / ABSTEIGER
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NEUE WIENER BAUORDNUNG
Die Branche reagiert gespalten
BAUMODULE
purelivin setzt auf Holzmassiv-Konzept
ONLINETOOL GBuilder optimiert Prozesse
100 BAUTECH TALKS
"Build for more with less"
102 ZUKUNFSFIT
Baulehre wird modernisiert
104 COSENTINO
High-Tech Oberflächen aus Spanien
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NEUE DACHMARKE
108 TUNNELBAU
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REKORDJAHR
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IWC MANUFAKTUR
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BETON BAUPREIS
Die TU Graz gräbt tief
Alpacem von Wietersdorfer Stahlspezialist PEM Buildings
Ausdruck der Marke ÖAMTC-Zentrale gewinnt
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IG Lebenszyklus präsentiert Leitfaden
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BauTecFokus
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Zutrittssicherheit
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Prämiertes Paneum
Arbeitschutzkleidung
AUSGABE Im Brennpunkt: Sicherheit
Positionen & Meinungen
Kommentare
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ARBEITEN IN LUFTIGER HÖHE
Sicherheitsmaßnahmen gegen Absturz
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SMARTE SCHUTZKLEIDUNG
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ZUTRITTSLÖSUNGEN
Wenn die Hose Leben rettet Die neuesten Systeme
FACHBEITRAG BIM: Eine zweischneidige Situation
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BEGEISTERUNG WECKEN Projektleiter Christoph Lienhart
BranchenService 128 130 132 134 154
FUTURE:PROPTECH GBB-AWARD ALUMINIUM ARCHITEKTUR BAUHERRENPREIS 2018 BUCHTIPPS
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Geschafft und noch viel mehr vor „Visionen ohne Umsetzung bleiben geträumt.“
HENRIK SCHALLER Neuer Verlagsleiter
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ir haben geliefert und aus der Vision eines Magazins für die Bauwirtschaft ist 2018 Realität geworden. Ich bin meinem Leitspruch „Visionen ohne Umsetzung bleiben geträumt“ treu geblieben und träume nicht mehr von einem Baumagazin – Sie halten die neue Ausgabe in Ihren Händen. Was für ein gutes Gefühl! Die FokusRedaktion hat recherchiert und geschrieben, unser einzigartiger Art-Director Jelio Stefanov hat mit seinem jungen Team gestaltet und designt, das Team hat Veranstaltungen organisiert und durchgeführt. Wir alle haben Stunden an dieser Ausgabe gearbeitet und dies alles mit einem Ziel: Sie sollen daran viel Freude haben und persönlich davon profitieren, denn wir wollen Ihnen Wissen für Profis vermitteln; wenn es uns gelungen ist, dass Sie eine Idee mitnehmen, die sie beruflich umsetzen können, hat sich alles gelohnt. Dafür brennen wir!
Wir sind übersiedelt Parallel zur Arbeit an dieser neuen Ausgabe war das Team doppelt gefordert. Wir haben uns entschieden, das Redaktionsbüro in Wien innerhalb des Millennium Towers zu übersiedeln. Wir sind abgestiegen und zwar vom 34. Stock in den 17., jedoch erfolgte gleichzeitig ein Upgrade, denn jetzt ist unser Büro deutlich heller, freundlicher und offener. Mit anderen Worten: wir übersiedelten und genießen unsere neuen Räumlichkeiten. Mit den neuen Räumlichkeiten erleben wir selbst, dass eine Übersiedelung trotz aller Kraftanstrengung ein toller Neustart ist. Diese Energie und Freude war deutlich spürbar und ich bin mir sicher, Sie finden diese in diesem BauTecFokus. Nicht nur unser Wie-
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BauTecFokus
ner Büro ist neu, auch in der Führungsriege kann ich von Veränderungen berichten.
Henrik Schaller: Willkommen an Bord! Mit Jahreswechsel wird uns leider Christian Call als Verlagsleiter verlassen. Diese Trennung schmerzt und ich hätte noch gerne länger mit ihm zusammengearbeitet. Sein Entschluss steht leider fest und daher gilt es, einen neuen Verlagsleiter zu suchen. Mit Henrik Schaller ist es uns gelungen, einen würdigen Nachfolger zu finden. Viele in der Branche kennen ihn und alle anderen wird er mit seinem Charme und seinem Kommunikationstalent begeistern. Ich bin mir sicher, mit ihm eine tatkräftige Verstärkung im Team zu haben und sein Wirken wird sicherlich in der nächsten Ausgabe im Frühjahr 2019 zu sehen sein.
2019 kann kommen Für 2019 sind wir gut gerüstet: neues Büro, neuer Verlagsleiter und viele Ideen, die darauf warten, umgesetzt zu werden. Eines kann ich Ihnen vorweg versprechen: wir verwirklichen unsere Träume und Visionen sind da, um umgesetzt zu werden – hier bleiben wir uns treu! Abschließend wünsche ich Ihnen viele spannende Stunden mit dieser neuen Ausgabe und lassen Sie sich von dem einen oder anderen Artikel inspirieren! Herzlichst
Philipp Kaufmann Herausgeber
Einfach professionell. Passt! Professionalität, auf die man bauen kann.
Schindler Your First Choice
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Sicher ist sicher
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an kann nicht vorsichtig genug sein“, eine Floskel, die auf die Baubranche besonders zutrifft, zählt doch Arbeiten in luftiger Höhe, auf Dächern oder Fassaden zu den „gefährlichsten“ Tätigkeiten, wie Statistiken belegen. Rechtliche Vorgaben gibt es viele, die entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen werden in der Praxis aber nicht immer umgesetzt. (S. 72) Übrigens: Auch eine Hose kann Leben retten. Spezielle berufsgerechte Kleidung schützt nicht nur, sondern wird auch zunehmend „smarter“. (S. 76) Die fortschreitende Technologisierung findet nun auch in der Lehrlingsausbildung ihren Niederschlag. Das Projekt „Baulehre 2020“ setzt nicht nur inhaltlich, sondern auch bei der Wissensvermittlung künftig auf Digitalisierung. (S. 102) Über die Zukunft der Bildung im Zeitalter der Digitalisierung ging es auch beim diesjährigen Trockenbautag, wo Strategien gegen den akuten Fachkräftemangel diskutiert wurden. Ein Weg: Mehr Frauen für die Berufssparte zu begeistern (S. 144) „Ein Gebäude ohne Digitalen Zwilling ist wie ein Computer ohne Betriebssystem und wird in Zukunft nicht mehr verkaufbar sein,“ ist Karl Friedl, Sprecher der IG Lebenszyklus Bau, überzeugt. Es ist unter anderem der digitale Gebäudezwilling, der die Art und Weise der Zusammenarbeit aller Gewerke bei Immobilienprojekten derzeit massiv verändert. (S. 122) Auch Baumeister Stefan Graf liebt die Digitalisierung, ordnet sich ihr aber nicht unter. Im Cover-Interview mit dem BauTecFokus spricht der geschäftsführende Gesellschafter
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BauTecFokus
von Leyrer + Graf über Werte eines Familienunternehmens, warum das Bestbieterprinzip gescheitert ist und wieso er das Wort „WorkLife-Balance“ nicht verträgt. (S. 40) Bauingenieur Christoph Lienhart ist in Stuttgart sehr erfolgreich: Der Steirer verantwortet mit einem Budget von rund 1,9 Milliarden Euro den wohl komplexesten Bauabschnitt beim deutschen Megaprojekt Stuttgart 21. BauTecFokus hat ihn zu den Herausforderungen im Projekt Management befragt. (S. 112) Zu Tisch waren wir mit Peter Giffinger. Er ist seit über 30 Jahren in der Baustoffindustrie und steht an der Spitze von Rigips, Saint-Gobain Isover Austria und Saint-Gobain Weber Terranova. Sein Credo: „Probleme zu lösen – das ist wichtiger als ehrgeizig zu sein“. (S. 88) Die genaue Rezeptur für seine High-TechOberflächen verrät der Hersteller Cosentino nicht, Einblicke in sein Werk im andalusischen Cantoria gewährt das global aufgestellte Familienunternehmen jedoch gerne. Beeindruckend wie „engineered stones“ entstehen und was sie alles können. Ein Lokalaugenschein.(S. 104)
Viel Spaß beim Lesen,
Birgit Salomon Chefredakteurin
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Kurz & Bündig > Unternehmen & Märkte Ausbaustrategie
Beteiligung
Interpane Häsen
Expansion n Mit einem Investition von 1,8 Millionen Euro wird die Produktion der Interpane Glasgesellschaft im brandenburgischen Häsen erweitert. „Wir stellen uns auf die steigende Nachfrage nach Sicherheitsglas ein. Darum schaffen wir Raum für einen zusätzlichen Schneidtisch und verdoppeln unsere Lagerkapazität. Mit dem Produktionsausbau stocken wir künftig auch unsere Mitarbeiterzahl im Zuschnitt, in der Isolierglasfertigung und im Versand auf. Eine Investition in die Zukunft!“, erläutert Sandro Thiel, Geschäftsführer des Unternehmens. Derzeit produzieren 65 Mitarbeiter die unterschiedlichen Produkte an Isolierverglasung. Derzeitwird nach Verstärkung gesucht.
Übernahme
Swietelsky wächst weiter n Die Swietelsky hat 100 Prozent der Ing. Baierl Gmbh übernommen und so die 45 Arbeitsplätze im Bereich Elektrotechnik, Photovoltaik, Sanitär- Heiz- und Klimaanlagen gesichert. „Die Firma Baierl wird als weitgehend eigenständige Organisationseinheit erhalten bleiben und vom Konzern Swietelsky wirtschaftlich profitieren. Mit ihren bestens ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern möchten wir unsere Wert-
schöpfungskette im Hochbau weiter vertiefen“, versichert Karl Weidlinger, Geschäftsführer von Swietelsky. Nach einer geordneten Übergabe des Unternehmens wird sich die Familie Baierl zurückziehen. Das Familienunternehmen wurde seit 1989 von Erich und Brigitte Baierl geführt. Engelbert Schwank wurde mit der Position als neuer Geschäftsführer der Ing. Baierl GmbH betraut.
Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig
Markus Wiesner, Geschäftsführer und Eigentümer von Wiesner-Hager, blickt auf einen der seiner erfolgreichsten Geschäftsjahre zurück.
Alexandre Grellier, CEO von Drooms, freut sich über den European Property Finance Award 2018 in der Kategorie Innovator of the Year.
Als neuer PROJECT PI Real Estate CEE AG Vorstand verantwortet Dieter Schmahel die Bereiche Projektsteuerung und PM sowie Recht, HR und Finanzen.
News Ticker Ausgezeichnet: MELJAC, Marktführer für High-End-Schalter, ist nationaler Gewinner der 9. Ausgabe des Preises PME Bougeons-nous in der Kategorie „Made in France“. Verkauf: Saint-Gobain plant, sich im Rahmen einer Umstrukturierung von der Saint-Gobain Building Distribution Deutschland GmbH zu trennen.
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BauTecFokus
Fotos: Swietelsky; GTech; Tiroler Edelschmiede; Goldbeck Rhomberg
n Die CG Gruppe hat an der GEM Ingenieurgesellschaft, ansässig in Karlsruhe, eine Mehrheitsbeteiligung erworben. Das Netzwerk der CG Gruppe erstreckt sich über die Top-Städte in Deutschland – Berlin, Leipzig, Dresden, München, Stuttgart, Karlsruhe und Köln. Aus der jetztigen Akquisition wollen beide Unternehmen Synergien ausschöpfen. Christoph Gröner, Vorstandsvorsitzender der CG Gruppe: „Das ausgewiesene Vertrauensverhältnis zwischen dem Vorstand der CG Gruppe und der Geschäftsführung der GEM ist eine hervorragende Basis, um die unterschiedlichen Stärken der beiden Unternehmen miteinander zu verbinden.“ Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Das Geschäftsvolumen in Karlsruhe beläuft sich auf rund 1,1 Milliarden Euro sowie eine Nutzfläche von rund 230.000 Quadratmeter.
Kurz & Bündig > Unternehmen & Märkte GTech
Jugend und Beruf n Der Rieder Automatisierungsspezialist GTech war von 10. bis 13. Oktober auf der Messe „Jugend und Beruf“ in Wels mit einem Messestand vor Ort. „Wir waren heuer das erste Mal mit einem Messestand auf Österreichs größter Messe für Beruf und Ausbildung vertreten und es war auf allen Linien ein toller Erfolg“, so GTech Eigentümer Josef Gebeshuber. Der Unternehmen wurde durch 14 Mitarbeiter, drei Lehrlinge sowie die gesamte GTech-Geschäftsführung repräsentiert. Interessierte konnten sich nicht nur über die 15 angebotenen Lehrstellen des Unternehmens informieren, sondern auch an der „B-Ball Challange“ teilnehmen und tolle Preise gewinnen.
Tiroler Edelschmiede
Ambossfest n Mit dem Grundgedanken des Zusammenkommens wurde am 19. Oktober das erste Ambossfest in der Werkstätte der Tiroler Edelschmiede begangen. „Beim Reden kommen d‘Leut zsamm, heißt es im Volksmund. Mit dem Ambossfest konnten wir unsere Werkstätte in Waidring einen Abend lang in einen stimmungsvollen Ort der Kommunikation verwandeln. Dabei entstanden auch ein paar schneidige Ideen für künftige Projekte“, so das Faziet von Stefan
Schwentner, Geschäftsführer der Tiroler Edelschmiede. An diesem Abend waren nicht nur die Nachbarn des Unternehmens, sondern auch Lieferanten, Kunden und Partner geladen. Für musikalische Untermalung sorgte der Lehrling Tobias Wurzenrainer auf seiner Steirischen Harmonika. Für Schwentner gab es ein spezielles Geschenk: die druckfische Eintragung als Geschäftsführer in das Gewerberegister.
Goldbeck Rhomberg
Nachwuchsförderung n Der Industriespezialist Goldbeck Rhomberg finanziert ein Bauwesen-Stipendium an der TU Graz. Ralph Stöckl, Student im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen-Bauwesen, nahm auf dem Baufeld des zu errichtenden Service- und Logistikzentrums von kika und Leiner einen symbolischen Scheck von Niederlassungsleiter Alexander Liebewein entgegen. Das Stipendium beinhaltet neben einer finanziellen Unterstüztung von 3.000 Euro
pro Semester auch fachliche Hilfen beim Studium und zu wissenschaftlichen Arbeiten, Ferialpraktika sowie die Möglichkeit zum Ausbau des fachlichen Netzwerks. „Ich bin sehr stolz darauf, von Goldbeck Rhomberg ausgewählt worden zu sein“, erklärt Stöckl. „Systembau kennt keine Grenzen, erleichtert die Arbeit und ermöglicht es, Gebäude in kürzester Zeit zu errichten. Eines ist sicher: Ich sehe meine Zukunft im Bereich Industriebau.“
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Kurz & Bündig > Unternehmen & Märkte Wiesner-Hager
Rekordjahr
SW Umwelttechnik
Dritter Standort n Mit der Niederlassung in Cristeşti im Nord-Osten Rumäniens konnte das kärtner Unternehmen SW Umwelttechnik den insgesamt dritten Standort in Rumänien eröffnen. Das Werk liegt rund 90 Kilometer von der Kreishauptstadt Iași entfernt. Damit soll eine noch bessere Marktabdeckung und Betreuung der Kunden ermöglicht werden. „Die Produktion in Cristeşti ist bereits wenige Wochen nach der Inbetriebnahme sowohl im Geschäftsbereich Wasserschutz als auch im Geschäftsbereich Infrastruktur voll angelaufen“, erläutert Klaus Einfalt, Vorstandsmitglied der SW Umwelttechnik.
Getzner Werkstoffe goes USA
Neuer Produktionsstandort n Getzner Werkstoffe, Experte für Schwingungs- und Erschütterungsschutz, hat bereits Mitte dieses Jahres einen neuen Produktionsstandort in Decatur, Illinois, eröffnet. Vor Ort werden Produkte für Bahn und Bau, beispielsweise Zweischenplatten und Gebäudelagerungen, hergestellt. Die benötigten Rohstoffe werden aus den Vereinigten Staaten bezogen, damit Getzner den Anforderungen des Buy in America Acts nachkommt. Somit wird das Produktportfo-
lio in Nordamerika erweitert. „Die Produktionsanlage eröffnet uns viele neue MöglichkeitenindenUSA.UnserKnow-how-Zentrum samt Forschung und Entwicklung bleibt jedoch in Bürs. Das ist uns wichtig und das soll auch so bleiben“, unterstreicht GetznerGeschäftsführer Jürgen Rainalter. Ebenso wurde aufgrund des Wachstums die US-Zentrale in Charlotte, North Carolina, ausgebaut. Damit wurde Platz für neue Mitarbeiter geschaffen.
Von Massivbau bis zu VR
Erlebniswelt n Das Weizer Unternehmen Strobl ist als neuestes Mitglied in der „Erlebniswelt Wirtschaft“ vertreten und durfte das Gütesiegel von Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl entgegennehmen. In der Erlebniswelt lassen sich Unterschiedliche Materialen und Bauteile aus nächster Nähe kennenlernen. Neben einem Rundgang ist auch die Besichtigung neuer Wohnungen via VRBrille möglich.
News Ticker Auf Erfolgskurs: Die PORR AG setzt mit einem guten dritten Quartal den Trend im Jahresverlauf weiter fort. Wiederholt erzielen sowohl Produktionsleistung als auch Auftragsbestand neue Höchstwerte. Die Produktionsleistung steigt wie erwartet in den ersten neun Monaten um 21,3 Prozent auf 4.055 Miollionen Euro.
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BauTecFokus
Fotos: VZI; CIS/Lunghammer; Getzner Werkstoffe; Ingo Bartussek
n Das österreichische Unternehmen Wiesner-Hager kann auf ein erfolgreiches Wirtschaftsjahr 2017/18 zurückblicken. Mit einer Umsatzsteigerung von zwölf Prozent auf 41,5 Millionen Euro konnte ein neuer Rekordwert erreicht werden. Der Spezialist für Büromöbel, Office Consulting und Innenarchitektur verzeichnete eine positive globale Konjunkturlage. Dies zeigt sich in der hohen Exportquote von 56 Prozent. Ebenso spiegelt die Anzahl der Mitarbeiter den Unternehmenserfolg der vergangenen Jahre wider: Die Belgschaft wurde in den letzten zwei Jahren um 10 Prozent auf einen derzeitigen Stand von 336 Personen gesteigert. Als Hauptgründe für die hohen Wachstumszahlen des Unternehmens werden internationale Großprojekte, innovative Produktfamilien und ein starker Fokus auf die strategische Weiterentwicklung gesehen.
Kurz & Bündig > Unternehmen & Märkte Baudienstleistungsmängel
Alternative Wege n Bei einer Diskussionsrunde des Verbandes des Ziviltechniker und Ingenieurbetriebe (VZI) wurde nicht mit Kritik an den Zahlungsmodalitäten bei Projekten der öffentlichen Hand gespart. Bund und Länder würden mit einer durchschnittlichen Zahlungsdauer von 37 Tagen gegen die von ihnen selbst festgelegten Zahlungsfristen verstoßen. Während der Veranstaltung wurden neue Lösungsansätze diskutiert, die zur Optimierung auf beiden Seiten führen sollen. Die Expertise des Bauherren sei entscheidend. Partnerschaftliche Verträge, laufendes Controlling sowie die Einrichtung einer unabhängigen Schlichtungsstelle sollen eine Besserung der Situation herbeiführen.
Dämmstoffmarkt
Trendumkehr
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n Eine aktuelle Marktstudie der GDI 2050 (Gebäudehülle+Dämmstoff Industrie 2050) hat ergeben, dass wieder mehr gedämmt wird. Insgesamt wurden im Jahr 2017 6,155 Millionen Kubikmeter Dämmstoff in Österreich verkauft und verbaut. Im Vorjahresvergleich zu 2016 entspricht das einer Steigerung von 49.000 Kubikmeter (0,8 Prozent). Seit dem Jahr 2008 schrumpfte der Dämmstoffmarkt kontinuierlich. Das erneute Plus im vorangegangen Jahr ist in erster
Linie auf die vermehrten Neubauaktivitäten zurückzuführen. Dennoch fehle es nach wie vor an neuen Impulsen in der Dämmstoffindustrie. Schaumstoffe stagnieren weiterhin, hingegen Mineralwolle ein leichtes Wachstum verzeichnen kann. Alternative Dämmstoffe, basierend auf Zellulose, Schafwolle oder Hanf, hielten mit 220.000 das Niveau. Mit 20.000 Kubikmetern blieb auch der Absatz von HolzwolleLeichtbauplatten konstant.
Bauen Sie auf uns. Versichern Sie mit uns. VerCon ist als Versicherungsberater und -makler Ihr verlässlicher Partner für sämtliche Versicherungsangelegenheiten der Immobilienwirtschaft und für gewerbliche Risiken. Nutzen Sie unsere langjährige Erfahrung und das exquisite Service! Weitere Informationen auf www.vercon.at.
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Das Beste, was Ihnen passieren kann.
Kurz & Bündig > Technik & Wissen Aluminium 2018
Innovationen n Auf der diesejährigen Fachmesse Aluminium in Düsseldorf präsentierte das Unternehmen Fill Maschinenbau innovative Maschinen-Neuheiten. Eine davon war die Aluminium-Plattensäge alu preciser. In Zusammenarbeit von Fill und Briganto entstand nicht nur eine sehr präzise – bis auf Zehntelmillimeter – sondern auch stabile Alluminium-Plattensäge. Anwenderfreundlich ist dabei die Touchscreen-Bedienoberfläche, die den Nutzer intutiv durch das Pro-
gramm führt. Eine weitere Innovation aus dem Hause Fill ist der profile transformer. Dabei handelt es sich um eine Streckbiegemaschine, die das horizontale Umformen nahe an der idealen Biegeline ermöglicht. Die hohe Wiederholgenauigkeit des profile transformer garantiert ein gutes Ergebnis. Bei diesem Verfahren ist das Umrüsten auf andere Bauteile kostengünstig möglich. Als führender Maschinenbauer unterstützt Fill seine Kunden somit mit Spitzentechnologie.
Steora-Straßenbank
Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig
Manfred Blöch, feiert 40-jähriges Jubiläum mit Facilitycomfort und lud zur Feier in der Firmenzentrale Spittelau.
Maximilian Allmayer-Beck, ist ab sofort Product Owner beim Projektmanagement-Tool docu tools.
Martin Lackner, übernimmt mit November die Geschäftsführung der der Abau NÖ/W/K/ Stmk und folgt damit auf Ewald Unterweger.
n Das Hauptmerkmal von Steora sind Lademöglichkeiten zum Aufladen unterschiedlicher mobiler Endgeräte. Die Bank bietet zwei USB Anschlüsse mit blauer Ambientebeleuchtung zum Aufladen von Geräten per USB Kabel. Eine induktive Ladestation ist in die Plexiglasoberfläche integriert und ermöglicht das Aufladen ohne Kabel. Man legt das Gerät einfach auf die Ladestation und schon lädt sich der Akku.Wi-Fi Geschwindigkeit von bis zu 433 Mbits macht das Surfen zum einmaligen Erlebnis. und optional sogar mit einer Sitzheizung ausgestattet. Im Sommer kann Steora ihr Batteriesystem innerhalb von 1 Tag aufladen, während es im Winter bis zu 10 Tage dauern kann. Aus diesem Grund ist Steora im Winter meist im Standby-Modus - dies bezieht sich nur auf Steora Standard, während alle anderen Modelle am Stromnetz angeschlossen und das ganze Jahr aktiv sind.
News Ticker Nachwuchsmaurer: Michael Hofer aus der Steiermark gewinnt in Linz den diesejährigen Bundesjungmaurerwettbewerb. Standortentwicklungsgesetz: Auch laufende Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) wie zum Beispiel fürden Lobautunnel oder die dritte Piste am Flughafen Wien sind betroffen.
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BauTecFokus
Fotos: Fill, Alen Purtic, Abau, facilitycomfort, hertha-hurnaus, Baumit
Bank lädt auf
Kurz & Bündig > Technik & Wissen Intelligentes Assistenzsystem für Architekten und Planer
Schüco-Spin-Off Plan.One geht an den Markt n Plan.One geht mit seiner interaktiven Such- und Vergleichsplattform für Architekten und Planer nach intensiven Zielgruppentests optimiert und mit zahlreichen neuen Funktionen an den Markt. Die Plattform des Start-ups ermöglicht das schnelle Auffinden und herstellerübergreifende Vergleichen von Bauprodukten und schlägt so die digitale Brücke zwischen Planern und Herstellern im Bauwesen. Die Produktdetails und technischen Planungsinformationen können zusätzlich direkt in die gängige BIM-Planungssoftware übernommen werden. Außerdem unterstütz Plan.One mit aktuellen Brancheninformationen, Beratungsdienstleistungen und einem Partnernetzwerk die digitale Transformation der Branche.
Der Markt für Bauelemente ist gekennzeichnet durch eine Vielzahl von Herstellern und Produkten – diese Komplexität führt zu einer hohen Intransparenz. Dadurch ergibt sich ein zeit- und kostenintensiver Rechercheprozess für Architekten und Planer. Plan.One ermöglicht es, diesen zu digitalisieren und damit zu optimieren. Durch die Möglichkeit, eine große Zahl von Bauelementen unterschiedlicher Hersteller auf Basis ihrer technischen und gestalterischen Spezifikationen an einem Ort zu vergleichen, schafft Plan. One eine höhere Transparenz, spart Zeit für aufwändige Recherchen, vereinfacht und beschleunigt den Workflow. „Während der Architekt seine neue KfZ-Versicherung bequem auf Check24 oder Verivox vergleicht und abschließt, trägt er Informa-
tionen zu Bauprodukten immer noch mittels Katalogrecherche und Webseiten-Hopping in unübersichtlichen Excel-Tabellen zusammen. Hier sehen wir dringenden Handlungsbedarf“, so Patric de Hair, CEO von Plan.One. „Der Einsatz von digitalen Werkzeugen im privaten Umfeld erzeugt einen stetig wachsenden Bedarf an digitalen Pendants im Berufsalltag. Planungs- und ausführungsrelevanten Informationen kommt diesbezüglich eine Schlüsselrolle zu. Mit unserem Angebot schaffen wir eine Win-Win-Situation sowohl für Planer als auch für Hersteller.“ Plan.One wurde als Initiative der Schüco International KG gegründet und beschäftigt heute mehr als 40 Mitarbeiter. Das Start-up entwickelt umfassende Services von Architekten für Architekten.
Wasserzähler schlägt Alarm
IoT-Funkzähler
HTL Pinkafeld
Kaderschmiede für Stahlbaufachkräfte n Das Thema Stahlbau hält immer stärker an den HTL’s Einzug. Vorreiter auf diesem Gebiet ist die HTL in Pinkafeld in der burgenländisch-steirischen Grenzregion. Mit Beginn des Schuljahres 2019/20 werden dort die Stahlbau-Fachkräfte der Zukunft ausgebildet. „Wir sehen einen zunehmenden Bedarf an qualifizierten Fachkräften im Bereich Stahlbau. Als innovative Ausbildungsstätte wollen wir diesem Um-
stand Rechnung tragen und eine dementsprechende Ausbildung anbieten“, erläutert Prof. Peter Derler von der HTL Pinkafeld. Gemeinsam mit Vertretern von renommierten Stahlbauunternehmen rief Peter Derler eine Arbeitsgruppe ins Leben. Dabei wurde ein eigener Lehrplan für Stahlbau erarbeitet, der sich stark an den praxisorientierten Bedürfnissen der Wirtschaft orientiert.
n Über 80 Prozent der Schadensfälle von Haushaltsversicherungen sind Wasserschäden. Sie können nicht nur ein überflutetes Bad verursachen, sondern auch ziemlich teuer werden. Nicht allein aus diesem Grund hat das Unternehmen, Gewinner des Innovation World Cups 2018 in Barcelona, in neue Fixed-Network-Lösungen investiert. Ausgestattet mit entsprechenden Bernhardt’s LoRa-Funkmodulen können Wasserzähler in das IoT-Netzwerk integriert werden. Bei Wasserverlust wird unverzüglich eine Alarmmeldung übermittelt. „Man kann Schäden zwar nicht zu hundert Prozent vermeiden, aber den Großteil rechtzeitig erkennen. Schleichende Wasserverluste sind beispielsweise bei Mietwohnungen für Vermieter relevant, wenn Mieter defekte WC-Spülungen nicht melden. Hier gibt es ein enormes Einsparungspotenzial“, erklärt Geschäftsführer Peter Mittner. Die serienmäßige Produktion der modernen Funkzähler läuft seit Anfang 2017 und wurde im Herbst 2018 bei den ersten Projekten installiert.
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Kurz & Bündig > Technik & Wissen Urbaustoff Lehm
Ökologisch, wohngesund und vielfältig verbunden ist auch eine deutliche Kosteneinsparung bei der Verwendung des „Systems Lehmputze“. Dank einer Rohdichteklasse von 1,6 bietet die Agaton Lehmplatte einen außergewöhnlich guten Schallschutz und ist damit leichteren Werkstoffen weit voraus. Lehm ist nicht brennbar. Ideal ist zudem auch eine mögliche Kombination mit eingearbeiteten Wandflächenheizungs-Rohren. Die Oberfläche der Agaton Lehmplatten werden mit einer nur fünf bis acht Millimeter starken Oberputzschicht versehen. Als vollflächige Armierung dient Glasseidengewebe.
Wiener Bauordnung
Aus für Ölheizungen bei Sanierung n „In der Entwurfsfassung vom vergangenen April war bereits das Aus für Ölheizungen und dezentrale Gasheizungen im Neubau vorgesehen, der Vorschlag von Global 2000 zu den Ölheizungen wurde zusätzlich aufgenommen. 30.000 Ölheizungen gibt es aktuell in Wien, die großteils veraltet seien und durch klimafreundliche Heizsysteme ersetzt werden müssten. Der Einbau einer neuen Ölheizung sei dabei die klimaschädlichste Variante und ist nun bei größeren Sanierungen, die mindestens 25
Prozent der Gebäudehülle betreffen, nicht mehr erlaubt sein. „Mit der neuen Wiener Bauordnung wird ein Anlauf genommen, fossile Energie zurückzudrängen. Eine vergleichbare Regelung, die den Tausch von Öl auf Öl einschränkt, ist bisher noch in keinem anderen Bundesland etabliert“, sagt Johannes Wahlmüller, Klimasprecher von Global 2000. Der nächste logische Schritt sei für die Umweltorganisation nun die Vorbereitung einer neuen Sanierungsoffensive für Wien.
Holzfassaden
Dreidimensional n Derzeit besonders beliebt sind vertikal verlegte Holzfassaden, die das Haus optisch strecken und höher erscheinen lassen. Passend dazu hat Mocopinus ein neuartiges Fassadenkonzept entwickelt. Das System R3D punktet mit einer 3D-Optik und vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten. Das System ermöglicht die Kombination von unterschiedlichen Profilvarianten und -stärken. Erhältlich sind drei Profile in den Stärken 27 und 44 Millimetetern, die verschiedene Oberflächenstrukturen besitzen. Sie lassen sich einfach und ganz nach Wunsch zusammenstecken. Wird beispielsweise nur eine Profilstärke und -form verwendet, entsteht eine einheitliche Optik. Wesentlich abwechslungsreicher wird die Fassade, wenn verschiedene Stärken verwendet werden. Mocopinus verwendet das Holz der sibirischen Lärche, die aufgrund ihres langsamen Wachstums besonders widerstandsfähig und formstabil ist. Farblich sind zwei Varianten möglich. Naturbelassen ist die Sibirische Lärche rötlich-braun bis gelblich-weiß, vergraut aber über die Jahre. Endbehandelt mit einer Vergrauungslasur wird dieser Prozess übersprungen und die Fassade besitzt vom ersten Tag an ein homogenes Farbbild.
News Ticker Standortentwicklung: Rhomberg Bau kauft Rattpack-Areal in Dornbirn: Verpackungsspezialist verlegt Stammsitz bis 2022 nach Wolfurt. Auszeichnungen: ÖkoFen wurde in Anerkennung für die Verdienste um die Elektromobilität und die stromerzeugende Pelletsheizung mit dem Regionalitäts- und Solarpreis ausgezeichnet.
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BauTecFokus
Fotos: Jenner Egberts Fotofrafie, Thermo Natur, Martin Mischkulnig
n Lehm ist der Baustoff, der die Anforderungen an Ökologie und Baubiologie am vollständigsten erfüllt. Lange Zeit führte das traditionelle Baumaterial ein Schattendasein. Mit der Agaton Lehmplatte hat der aus dem bayerischen Nördlingen stammende Naturbaustoffhersteller Thermo Natur eine zeitgemäße Ergänzung zu Lehmputz entwickelt. Lehm lässt sich in Form von Platten deutlich besser und schneller verarbeiten und reduziert durch die nur noch geringe Einbringung von Baufeuchtigkeit beim Verputzen die Trocknungszeiten auf etwa eine Woche. Damit
Kurz & Bündig > Technik & Wissen Serien- und Mehrfachzertifizierung
Nachhaltig zertifizierte Gebäude in Serie n Jedes Gebäude ist ein Unikat. Dennoch gibt es eine Reihe von Bauvorhaben, bei denen die Projektentwicklung sowie die verschiedenen Planungs- und Bauprozesse in hohem Maße standardisiert ablaufen. Für die Nachhaltigkeitsqualität dieser Projekte bietet das echte Chancen, wie das Prinzip der Serien- oder Mehrfachzertifizierung der DGNB zeigt. Die Beispiele für typische, wiederkehrende Bauaufgaben sind vielfältig: Eigenheime, Verbrauchermärkte, Logistikimmobilien, Hotels oder Shoppingflächen, um nur einige zu nennen. Für Bauherren und Entwickler von Gebäuden gleicher Nutzung und vergleichbarer Typologie gibt es mit der DGNB Serien- und Mehrfachzertifizierung eine effiziente und gleichzeitig individuelle Möglichkeit, ihre Bauvorhaben nachhaltig zu planen und umzusetzen.
Dabei wird eine Musterbaubeschreibung über ein sogenanntes Basiszertifikat bewertet, die für weitere Objekte dieses Bauvorhabens als Zertifizierungsgrundlage dient. Jedes Einzelprojekt, das auf diesem Weg zertifiziert wird, erhält eine individuelle Auszeichnung und profitiert gleichzeitig von einem stark reduzierten Dokumentationsaufwand und geringeren Zertifizierungsgebühren. Hintergrund ist, dass bis zu 80 Prozent der für die Zertifizierung notwendigen Nachweise über ein Basiszertifikat bereits abgedeckt werden können. Der Aufwand der Einzelzertifizierung verringert sich dadurch enorm, weil die nur noch die Dokumentation zu den noch offenen Kriterien sowie zu möglichen Abweichungen vom Basiszertifikat erfolgen muss.
Die Serien- und Mehrfachzertifizierung ist ein wirksamer Hebel für mehr Nachhaltigkeit in der gebauten Umwelt. Rund 60 Prozent der über 4.000 Zertifikate, die mittlerweile von der DGNB vergeben wurden, gehen auf diese Methode zurück. Tendenz weiter steigend. Im Bereich der Verbräuchermärkte ist REWE ein solcher Pionier. Über 100 Green Buildings hat das Unternehmen bereits nach den Vorgaben der DGNB gebaut und zertifiziert. Viele weitere wie Penny, Edeka, Lidl, Netto oder toom haben inzwischen auch Basiszertifikate erfolgreich erhalten und setzen bei ihren neuen Bauvorhaben die Nachhaltigkeitsqualität im Sinne der DGNB um.Der Pionier im Bereich der nachhaltigen Nutzung und Bewirtschaftung von Shoppingcentern ist die ECE.
Digital Building Solutions
DBS-Club
Passivhaus-Datenbank
Weltspitze n Die internationale Passivhaus-Datenbank umfasst 4.444 Objekte und stellt somit die weltweit umfangreichste und detaillierteste Erfassung höchst energieeffizienter Gebäude dar. Allein 1.000 – 22,5 Prozent – der dokumentierten Gebäude in der PassivhausDatenbank befinden sich in Österreich. Das heißt, Österreichs Gemeinden sind Weltspitze – in allen Klassen und nehmen es somit locker mit Deutschland (52 Prozent) und Frankreich (6 Prozent) auf. Waren 2012 noch 85 Prozent aller dokumentierten Ob-
jekte aus Deutschland, sind es 2018 nun 52 Prozent. Betrachtet man die einzelnen Gemeinden, so ist die Gemeinde Krumbach in Vorarlberg mit 5,63 Quadratmeter dokumentierter Energiebezugsfläche Passivhaus pro Einwohner Weltmeister. Unter den Landeshauptstädten führt Innsbruck mit Abstand. Mit 1,22 Quadratmeter dokumentierter Energiebezugsfläche Passivhaus pro Einwohner liegt Innsbruck gleich um den Faktor Fünf vor Frankfurt und Wien mit 0,26 und 0,24 m2/EW.
n In der Seestadt Aspern wird fleißig daran gearbeitet, dass die Baubranche Österreichs leuchtendes Vorbild in Sachen Arbeitsproduktivität, Digitalisierung und Innovation wird. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den digitalen Lösungen für Gebäudelebenszyklen. Diese Lösungen umfassen Prototypen für die digitale Planung, Errichtung, Finanzierung und den Betrieb von Gebäuden. Die Lösungen wurden am DBS Future Demo Day in der Seestadt Aspern einem Testing unter insgesamt rund 120 Teilnehmern branchenund gewerksübergreifend unterzogen. Das Entscheidungsfindungstool Global Real Estate Assistance Tool (GREAT) und die mobile Facility-Management-Plattform Building Efficiency Treatment on Time for You (B.E.T.T.Y) sind nur zwei der 2018 entwickelten Konzepte. Ab 2019 fungiert der DBS-Club als permanentes Innovationszentrum für die österreichische Bau- und Immobilienwirtschaft, um die Lösungen zu marktfreien Produkten weiterzuentwickeln und weitere Prototypen zu generieren.
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Kurz & Bündig > Gebäude Ausrüstung Managment Smart Home
Sarah2
Immobilienwertsteigerung
Grüne Mobilität n Wie selbstverständlich das tägliche Benutzen eines Aufzugs ist, wird den meisten Bewohnern erst bewusst, wenn dieser nicht mehr funktioniert. Eine schnelle Instandsetzung ist jedoch meist keineswegs selbstverständlich. Der Schindler 6300 verschafft mit seinem ready-to-go-Konzept Abhilfe. Sicherheit, Effizienz und Wertsteigerung vereinen sich hier in nur einem Produkt. Auch Stil, Farben und Optionen lassen sich je nach Gebäude passend wählen. Ohne den Schacht zu verändern, kann die Kabine we-
sentlich vergrößert werden, um mehr Personen zu transportieren. Automatische und breite Schachttüren erleichtern das Ein- und Aussteigen. Dank moderner Tableaus können auch Menschen im Rollstuhl oder mit einer Sehbehinderung die Aufzugsanlage problemlos steuern. Gleichzeitig punktet der Schindler 6300 in Sachen Nachhaltigkeit: Die Leichtbauweise, frei von Schadstoffen sorgt für einen niedrigen Energieverbrauch. Somit ist der Aufzug fast zu hundert Prozent recyclebar.
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Philipp Tomaselli, entscheidet sich für Soluto Franchise-System und ergänzt sein ServicePortfolio mit Leistungen aus dem Hause Soluto
Kari Lehtinen, leitet ab Anfang 2019 die Geschäfte von Oras und Hansa. Lehtinen war zuvor als CEO beim Dämmstoffunternehmen Paroc Group tätig.
Harald Koppler, wird Vertriebsleiter und kompetenter Ansprechpartner im Großhandel der oberösterreichischen Niederlassung von Odörfer.
News Ticker Innovation: Das Smart Lock 2.0: Damit wird das Nuki-Türschloss nun auch Apple Homekit-fähig. Auszeichnung: ecop Technologies GmbH erhilet für ihre Wärmepumpe, die ohne schädlichem Kältemittel arbeitet mit dem diesjährigen „Staatspreis für Umwelt- und Energie-Technologie“ ausgezeichnet.
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BauTecFokus
Fotos: Schindler Aufzüge und Fahrtreppen GmbH, ikp, Karl Huber, Fakro, hubware, docu-tools
n Die hubware AG stellt in Nürnberg auf dem Smart Home-Kongress das neue Schweizer Smart Home-System Sarah2 vor. Die Plattform verbindet – im Gegensatz zu handelsüblichen Insellösungen – beliebig viele Haushalts- und IoT-Geräte. Gleichzeitig ist Sarah2 mit den gängigen Hausautomations-Systemen und mit dem deutschen Marktführer Homematic kompatibel. Auch das Thema Sicherheit wird bei Sarah2 groß geschrieben. Lokale Datenhaltung und eine Ende-zu-Ende verschlüsselte Kommunikation garantiert einzigartige Sicherheit. Die übersichtliche App ist für Android- und iOSGeräte verfügbar und ermöglicht es den Bewohnern, Stimmungen und Automationen einzurichten und zu individualisieren. Seit Ende Oktober ist Sarah2 in der Schweiz, in Deutschland und Österreich erhältlich und bietet darüber hinaus fünf Jahre Garantie.
Kurz & Bündig > Gebäude Ausrüstung Managment Multifunktionale Rollläden
Alleskönner n Energieeffizienz durch Sonnenschutz? Der Bundesverband Sonnenschutztechnik (BVST) empfiehlt Rollläden. Denn sie schützen nicht nur vor unerwünschtem Tageslicht oder den Blicken der Nachbaren, sondern sorgen auch dafür, dass der Klimatisierungsaufwand im Sommer reduziert wird und im Winter die Räume nicht durchgehend geheizt werden müssen. „Studien belegen, dass sich mit smartem Sonnenschutz der Energieverbrauch von Wohngebäuden durch passives Heizen und Kühlprävention um 20 Prozent und mehr reduzieren lässt,“ so Ing. Johann Gerstmann, Sprecher des Bundesverbandes Sonnenschutztechnik. Das Smart Home-Konzept ermöglicht dem Nutzer die komforable, ortsunabhängige Nutzung.
FTT U8 Thermo
Gebäudesanierung n Der Tausch von Dachflächenfenstern zählt zu den energieeffizientesten Sanierungsmaßnahmen. Rund 30 Prozent der Heizwärme gehen aufgrund alter Fenster verloren. Das Schwingfenster FTT U8 Thermo ist ein Dachflächenfenster, das über eine Vierfachverglasung verfügt und nicht nur vor der Winterkälte, sondern auch vor der Sommerhitze schützt. Dieses Fenster eignet sich auch für Passivhäuser und dämmt mit einem fünffachen Dichtungssystem. „In Verbin-
dung mit seinen wärmegedämmten Eindeckrahmen erreicht es einen Spitzenwert mit dem Wärmedurchgangskoeffizienten von Uw = 0,58 Wärmedurchgangskoeffizient – und das schützt vor der Kälte des Winters und der Hitze des Sommers gleichermaßen,“ so Carsten Nentwig, Geschäftsführer von Fakro Österreich. Gleichzeitig gelten die Niedrigenergiestandards des Fakro Schwingfenster-Modells bereits für die EUGebäuderichtlinien 2021.
docu tools
Innovation Challenge n docu tools geht als Gewinner der ersten Innovation Challenge der TU Wien hervor und präsentierte das Produkt zu Beginn des IFM Congress an der TU Wien. Der Gewinner wurde von einer Fachjury, bestehend aus Wolfgang Gleisner, BIG, Thomas Malloth, Malloth & Partner Immobilien, Rudolf North, WKW und Alexander Redlein, TU Wien eruiert. docu tools ist eine cloudbasierte Software für Baudokumentation, Mängelund Aufgabenmanagement und verbindet
langjährige Expertise am Bau mit intuitiver Software-Entwicklung. Dass die Daten ab dem Projektstart verfügbar sind, stellt für den späteren Eigentümer einer Immobilie einen immensen Mehrwert dar. Doch docu tools versteht sich nicht nur als Tool für Mängelmanagement, sondern auch als Kommunikationsplattfrom für alle Projektbeteiligten über den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie. docu tools gibt es in 21 Sprachen und wird europaweit eingesetzt.
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Kurz & Bündig > Gebäude Ausrüstung Managment Haus der Geschichte
Neugestaltung
Hilton Vienna
Modernisieriung n Österriechs größtes Meeting- und Konferenzhotel, das Hilton Vienna am Stadtpark soll mit Hilfe des Wiener Immobilienunternhemens Invester United Benefits und Hilton International LLC umfassend modernisiert werden. Die Modernisierung des Hotels wird den gesamten Innenbereich, alle bestehenden Zimmer und Konferenzflächen sowie den gesamten Lobby- und Gastrobereich im Erdgeschoss umfassen. So soll das drittgrößte Hilton Hotel Europas
mit einer Gesamtfläche von rund 50.000 Quadratmetern bei laufendem Betrieb ausgebaut werden. Ziel ist es, zusätzliche Zimmer für Kongressveranstaltungen zu schaffen – 600 um genau zu sein. Doch auch die öffentlichen Flächen inklusive aller Konferenz-, Meeting- und Veranstaltungsflächen sollen mit neuster Technik ausgestattet werden und nach dem Vorbild internationaler Trends eine Verbindung von Hotel und belebter Innenstadt schaffen.
Smartset App
Steuerung n Um die Heizung bequem von unterwegs zu steuern, muss man nur die Smartset App von Wolf auf dem Handy installieren. Der Installteur Wolf ermöglicht damit seinen Kunden die Ferndiagnose und Einstellung ihrer Anlage. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch bares Geld. Die Wolf Smartset App gewann bereits den Plus X Award 2017/18 und wurde wurde für Design, Bedienkomfort, Funktionalität und Ökologie ausgezeichnet.
News Ticker Nominierung: Das Brauquartier Puntigam heizt mit bBier 800 Wohnungen und ist für den steirischen PR-Panther 2018 nominiert. Erweiterung: Das Hightech-Unternehmen erweitert seinen Standort in Villach und investiert am österreichischen Hauptsitz über 1,6 Milliarden Euro eine Chipfabrik für Leistungselektronik sowie neue Flächen für Forschung & Entwicklung.
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BauTecFokus
Fotos: Otis, Hertha Hurnaus, Invester United Benefits GmbH, Warema, Wolf, Adobe Stock/romaset
n 100 Jahre Geschichte auf 60 Laufmetern werden von BWM Architekten neu gestaltet. Das Haus der Geschichte Österreich am Wiener Heldenplatz soll dominante imperiale Räume und republikanische Gegenwart vereinen, so das Konzept der BWM Architekten. Der Aufgang im Prunkstiegenhaus inszeniert die historische Architektur und wird im ersten Ausstellungsraum gezielt als erzählerischer Hintergrund instrumentalisiert und schließlich im modernen Geschichts-Laboratorium komplett ausgeblendet – als neutraler Raum und ganz in Weiß gehalten, soll es die Entfaltung neuer, heutiger Blickwinkel unterstützen. BWM Architekten haben bereits zahlreiche Projekte im Kulturbereich erfolgreich realisiert, unter anderem den österreichischen EXPO-Pavillon 2017 in Astana/Kasachstan das Salzburg Museum oder die Virgil Kapelle Wien.
Kurz & Bündig > Gebäude Ausrüstung Managment Sonnenschutz
Lichtgestaltung n Flexible Lichtgestaltung bei eleganter Optik. Warema schafft mit den Raffstoren die ideale Sonnenschutzlösung für die Grundschule Rahewinkel. Die flexible Lichtgestlatung ermöglicht eine blendfreie Nutzung, die sich anregend auf die Lernumgebung auswirkt und die Konzentration sowie das allgemeine Wohlbefinden der Schüler positiv beeinflusst. Auch optisch fügen sich die Raffstoren in das Erscheinungsbild der Außenfassade ein und führen die Lamellenstruktur der Holzfassade am Fenster fort. Via Wisotronic 3-Kanal von Warema erfolgt die Steuerung des Sonnenschutzes automatisch. Mit Hilfe eines Zentralsteuerungssystems können verschiedene Sonnenschutzprodukte je nach Umwelteinflüssen wie Helligkeit, Temperatur oder Windgeschwindigkeit hoch und runter gefahren werden.
Signature Service
Kundenerlebnis n In Zeiten der Digitalisierung setzt nun auch der Weltmarktführer bei Aufzügen Otis auf das Kundenerlebnis mittels Signature Service. Mit der Gen20 Technologie wurden bereits vor knapp 20 Jahren neue Maßstäbe hinsichtlich Nachhaltigkeit gesetzt. Schon damals wurden verschiedene Messpunkte integriert, die potentiell mehr als 6000 Datensätze abrufen konnten. Signature Service bei der Betreuung von Auf-
zugsanlagen ermöglicht eine vorausblickende und flächendeckende Wartung. Signature Service ist laut Roman Teichert, Geschäftsführer Otis Österreich eng mit dem Internet der Dinge (IoT) verbunden. Step-by-Step soll das Kundenerlebnis umgesetzt werden und Echtzeitzugriff mittels App auf alle Daten rund um den Aufzug zu ermöglichen. So kann der Nutzer zukpnftig auch mit anderen Aufzugsnutzern kommunizieren.
Gesamtpaket
LoRaWAN n Kelag und Minol gründen kelmin GmbH und bieten integrierte Lösungen im Rahmen der Heizkostenabrechnungen für die Wohnungswirtschaft an. „Mit der Kelmin erweitert die KELAG ihre Services für die Wohnungswirtschaft und bietet außer Wärme auch sämtliche Abrechnungs-Dienstleistungen auf Haus- und Wohnungsebene“, sagt Adolf Melcher, Geschäftsführer der KELAG Energie & Wärme GmbH. So können sich Verwalter
künftig für Wärme und Abrechnung direkt an die Kelag Energie & Wärme wenden und ein Gesamtpaket beziehen. Auch die smarte Heizkostenabrechnung mit dem Schwerpunkt Funkablesung soll mit der Funktechnologie LoRaWAN weiter ausgebaut werden. Mit Hilfe von LoRaWAN können viele Geräte und Sensoren bei geringem Energieverbrauch eigebunden werden, die einfach und komfortabel aus der Ferne auslesbar sind.
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Kurz & Bündig > Materialien & Maschinen Sonnenschutz
Clearvision
German Design Award
Lamellendächer n Das ganze Jahr den Lieblingsplatz im Freien nutzen? Die Lamaxa Lamellendächer der Firma Warema ermöglichen das. Das unaufdringliche Design passt sich in der Wunschfarbe sowohl der Natur als auch der Architektur an und kombiniert dabei Sonnen- und Regenschutz. So lassen sich die flexiblen Lamellen je nach Modell ein- und ausfahren oder wenden, um Licht und Schatten optimal dosieren zu können. Sind die Lamellen
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Franz Kolnerberger, wird Präsident der Plattform Dachvisionen und will die bereits gut etablierte Plattform weiter fördern.
Andrea Eder-Gitschthaler, ist die neue Aufsichtsratsvorsitzende beim Bausparerheim. Damit steht erstmals eine Frau an der Spitze des Wohnbauträgers.
Engelbert Schwank, wird im Zuge der Übernahme der Ing. Baierl in Linz durch Swietelsky neuer Geschäftsführer.
vollständig geschlossen, leiten sie das Wasser, im Fall von Regen, vollständig ab. Zusätzlich bietet die Ausstattung mit LED-Beleuchtung, Heizstrahlern und Fenster-Markisen Möglichkeiten zur Individualisierung. Am 8. Februar diesen Jahres wurden die Lamaxa Lamellendächer in der Kategorie „Building and Elements" mit dem German Desing Award ausgezeichnet.
Messe Bau 2019
Lumon
n Das finnische Unternehmen Lumon präsentiert von 14. bis 19. Januar auf der Messe Bau 2019 in München am Messestand 109 in Halle C3 ihre rahmenlosen Verglasungssysteme für Balkone und Terrassen sowie Glas- und Aluminiumgeländer. Das Dreh-/ Schiebsystem der rahmenlosen Verglasungs ermöglicht eine platzsparende und variable Nutzung des Balkonraums. Die Maximierung des Wohnkomforts durch Schallschutz und Energieeinsparung sind die Hauptanliegen des bereits seit 40 Jahren bestehenden Unternehmen.
News Ticker Markterweiterung: Mit der Übernahme der Alpine Bau CZ a.s. kann die Porr ihre Markposition in Tschechien weiter ausbauen. Eröffnung: Das Kärntner Unternehmen SW Umwelttechnik feierte offizielle Eröffnung des des dritten Standorts in Rumänien. Dort werden unter anderem Produkte für Gewerbe und Industrie hergestellt.
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BauTecFokus
Fotos: Warema; Kaldewei; Wienerberger Hafenscher
n Die richtige Verglasung hilft Energie effizient zu sparen. „Stopray Ultra-60 on Clearvision“ und „Stopray Ultra-60T on Clearvision“ der Firma AGC Interpane sind dabei der ideale Partner. Mit einer hohen Selektivität (> 2) reduzieren die dreifach silberbeschichteten Gläser im Sommer nicht nur den Aufwand für die Klimatisierung, sondern sorgen dabei auch noch für ganzjährig lichtdurchflutete Räume. Der Ug-Wert von nur 1,0 W/(m2K) verhindert im Winter, dass die Räume zu sehr auskühlen und spart somit Heizkosten. Die Variante Stopray Ultra-60T on Clearvision kann gebogen und mit anderen Techniken zusätzlich verdelt werden. Ein entscheidender Vorteil ist jedoch, dass die Produkte „matchabel" sind und sie somit problemlos in einer Fassade verbaut werden können und sich vor allem für den Einsatz in der gehobenen Objektarchitektur eignen. So wurden zum Beispiel im Austro-Tower in Brüssel Glasscheiben von „Stopray Ultra-60 on Clearvision“ und „Stopray Ultra60T on Clearvision“ der Firma AGC Interpane verbaut.
Kurz & Bündig > Materialien & Maschinen
Von den Besten lernen. Jetzt anmelden – ars.at
Explosionsschutzglas
glasstec n AGC Interpane präsentiert auf der diesjährigen glasstec in Düsseldorf eine neue Generation von Vakuum-Isoliergläsern und Explosionsschutz auf Dünnglasbasis. Sichtbare Evakuierungsöffnungen sind mit dem neuen Vakuum-Isolierglas (VIG) von AGC passé. Auch die Gesamtdicke ist deutlich geringer als bei jenem VIG anderer Hersteller und beginnt bei zehn Millimetern. Mit sechs Millimetern Gesamtdicke kommt das Explosionsschutzglas vor allem in historischen Gebäuden zum Einsatz. Verglichen mit einer herkömmlichen Dreifachverglasung, ist die Tageslichttransmission um rund 15 Prozent höher. Auch der Schallschutz verbessert sich im Durchschnitt um drei Dezibel. Mit „Falcon" bringt AGC ein zusätzliches, noch dünneres Explosionsschutz auf den Markt.
GLASSTÄRKE (MM) 0
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ER1 ER2 ER3 ER4
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30 Neue AGC-Technologie (Explosionsschutz) Herkömmlicher Kaltnatronaufbau (Explosionsschutz)
Die BAU 2019 23 Seminare & 4 Tagungen an 5 Tagen Themenbereiche – praxisbezogen & innovativ ✔
Bauwirtschaft & Finanzen
✔
Rechtsfragen rund um Bauprojekte
✔
Claims – Nachträge – Mehrkostenforderungen
✔
Building Information Modeling
✔
Baupraxis & bautechnische Herausforderungen
✔
Bauleitung, Örtliche Bauaufsicht, Baumanagement
✔
Immobilien-Projektentwicklung, -bewertung
✔
Bauen in Wien & Niederösterreich – Bauordnungen, OIB-Richtlinien
✔
Arbeits- & Sozialrecht – Personalmanagement
von 28. Jänner – 01. Februar 2019, Wien
Highlights der BAU 2019
Jahrestagung Sicherheitsrelevante Bauteile & daraus entstehende Haftungen mit RA Dr. RIEPL | M. HOFER | Ing. TSCHIRK | Ing. KRAUS am 31.01.19, Wien
Vollwärmeschutz – Neuerungen
Schadensschwerpunkt Anschlüsse und Durchdringung
Kaldewei
Traumbad
n Wie soll das Traumbad aussehen? Laut einer repräsentativen forsa-Umfrage , die im Auftrag von Kaledewei durchgeführt wurde, wünschen sich drei Viertel der Befragten eine bodenebene Dusche. 68 Prozent legen Wert auf ein helles freundliches Ambiente. 62 Prozent bevorzugen ein Bad mit Badewanne und Dusche. Perfekt aufeinander abgestimmte Badlösungen in puncto Raumgestaltung spielt für 57 Prozent der Befragten eine entscheidende Rolle, wobei nur mehr 55 Prozent hochwertiges Material bevorzugen. Gerade bei kleinen Bädern, ist die Planung das Entscheidende. So können die Kunden bei Kaldewei aus einem Angebot von über 600 Duschflächen, Waschtischen und Badewannen ihre idealen Badlösungen wählen. Emaillierte Duschflächen, wie etwa die Kaldewei Conoflat, öffnen durch fließende Übergänge zum Fußboden den Raum optisch.
mit ZT DI BENESCH am 01.02.19, Wien
OIB-Richtlinien 3 und 4 „Ausgabe 2019” Hygiene, Gesundheit & Umweltschutz – Nutzungssicherheit & Barrierefreiheit mit SR DI SCHLOSSNICKEL am 28.01.19, Wien
Nutzungsdauer von Bauteilen und Baustoffen
Fenster, Türen, WDVS, Spengler- & Dachdeckerarbeiten mit RA Dr. RIEPL | Ing. TSCHIRK | M. HOFER | Sen.-Rat DI POMMER am 30.01.19, Wien
Übergabe von Bauwerken
Verdeckte Mängel & andere Fallen mit RA Ing, DDr. WENUSCH Arch. Univ.-Prof. DI Dr. PRIEBERNIG am 01.02.19, Wien Winter 2018
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Von den Besten lernen.
Kurz & Bündig > Materialien & Maschinen Dachziegel
Vintage
Ausgezeichnete Bau-Fachkräfte
Euro Skills n Österreich holte bei den diesjährigen Euro Skills in Budapest in der Kategorie Betonbau EM-Gold und -Silber. Sebastian Frantes und Markus Haslinger holten sich nach drei anstrengenden Tagen und insgesamt 16 Stunden konzentrierter Wettbewerbszeit den ersten Platz. Die beiden Schalungsbauer der Firma Leyrer + Graf mussten unter anderem die Aufgabe, eine Sichtbetonschalung mit dem Konterfeu von Marylin Monroe und
dem Logo der Euro Skills meistern. Bei den Maurern freute sich der Steirer Marc Berndorfer von Karl Pucleitner Bauges. m. bH. über Silber. Er setzte mit seiner Silbernen die langjährige Tradition regelmäßiger Top-Platzierungen der Maurer bei internationalen Berufswettbewerben fort. Als Aufgabe hatte den Heldenplatz in Budapest sowie die Széchenyi-Kettenbrücke als Mauerwerk abzubilden.
n Der Vintage-Trend macht auch vor den Dach-Ziegeln nicht Halt. Die Firma Wienerberger ergänzt mit Oktober ihr Vintage-Dachziegelsortiment um drei neue Farben: engobe sand, engobe sand-antik und engobe dunkelbraunmatt. Trendbewusste Bauherren und innovative Architekten können nun dank der neuen Vintage Farbnuancen moderne Objekte einzigartig und mit allen Vorteilen des klassischen Ziegels realisieren. Einen regelrechten Boom erlebt derzeit die Anwendung von Dachziegeln in der Fassade, wie unter anderem im Wienerberg Referenzprojekt, der Buschenschank Wutte in der Südsteiermark. Unterschiedliche Oberflächen und Längen ermöglichen bei jedem Projekt eine einzigartige Fassade – ähnlich wie bei einem Mosaik. In knapp drei Monaten ist die Produktlinie im Werk Gleinstätten entstanden. Hier werden neben der Serienfertigung auch Sonderwünsche manuell hergestellt und Ziegel per Hand kontrolliert.
V Tower Prag
n Mit 115 Badewannen hat die Firma Kaldewei Tschechiens höchstes Wohngebäude ausgestattet. Im 104 Meter hohen V Tower befinden sich Luxus-Appartements, in denen bei der Gestaltung neben Stahl-Email verschiedene hochwertige und natürliche Materialien zum Einsatz kamen. Neben freistehenden Badewannen in den Penthäusern, fiel die Wahl in den meisten Bädern vor allem auf die Kaldewei Badewanne Classic Duo, die aufgrund ihrer Beschaffenheit mit Langlebigkeit punktet.
News Ticker Architect@Work: Ab 5. Dezember findet in Suttgart bis einschließlich 6. Dezmber auf dem Messeglände in Stuttgart die Messe Architect@Work statt. Straßenbau: Die PORR wurde mit Planung und Bau des S3 Schnellstraßenabschnitts Bolków – Kamienna Góra beauftragt.
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BauTecFokus
Fotos: ots; PSJ Invest; AGC Glass Europe; Kaldewei
Luxusbad
Kurz & Bündig > Materialien & Maschinen „Glassiled Uni“
Aktivglas n In Zukunft ergänzt das Aktivglas „Glassiled Uni“ die Produktreihe „Glassiled“ der Firma AGC Interpane. Im Unterschied zu den anderen Aktivglas-Produkten werden hier die LEDs nicht auf der Scheibenoberfläche angebracht, sondern in den Rahmen integriert. Farbe und Lichttemperatur sind dabei frei wählbar, sodass die Fassade problemlos an das Corporate Design angepasst werden kann. Doch auch das Design der Innenräume kann mit Aktivglas gestaltet werden und zusätzlich Privatsphäre schaffen. So ist die Verglasung mit „Glassiled Uni“ mit herkömmlichen Rahmenkonstruktionen kompatibel, leicht zu warten und kann bei Tageslicht augeschalten werden.
Artclear Glas
Duschgläser n Eine schnelle Reinugung nach dem Duschen versprechen die Artclear-Duschgläser der Firma Atweger. Die UV-Aushärtung der Glasoberfläche macht den Unterschied im Vergleich zu Duschgläsern anderer Hersteller und weist somit nicht nur Wasser ab, sondern auch Kalk und Schmutz – und das ein Duschleben lang. Deshalb ist es nach dem Duschen völlig ausreichend, die Glasfläche mit Wasser abzuspülen. Auch das tägliche Abziehen des Duschglases ist nicht mehr nötig, denn Kalkreste lassen sich einmal pro Woche mit Hilfe eines feuchten Tuchs entfernen. Somit sind die Duschgläser des Bad Ischler Unternehmen nicht nur wasserabweisend und widerstandsfähig, sondern auch umweltschonend. Aber nicht nur die spezielle Glasoberfläche sorgt für eine schnelle Reinigung. Auch die Scharniere und Silikonfugen sind außenseitig verklebt und verdeckt und bieten damit noch weniger Fläche für Kalkablagerungen. Bereits seit Frühjahr 2018 haben sich die ArtclearDuschgläser zum echten Renner entwickelt, denn auf Komfort im Bad verzichtet man nur ungern.
Waschtische
Coordinated Colours n Eine klare und harmonisch abgestimmte Designsprache machen das Bad zur Wohlfühloase. Die Coordinated Colours Collection von Kaldewei umfasst nun auch Waschtische, die nicht nur in zeitlosem Design, sondern auch in klassischen matten und natürlichen Farben überzeugen. Zusätzlich zum Alpinweiß, kann der Kunde zwischen zwölf weiteren Farben wählen – von warmen Brauntönen über Grauschattierungen bis hin zu
softem Creme oder edlem Schwarz. Ein individuelles „perfect match“ ist somit garantiert. Neben der vielseitigen Wirkung der einzelnen Farbtöne, überzeugen die fünf Designlinien der Kaldewei Waschtische ebenso wie die Badewannen und Duschflächen in puncto Materialqualität. Die Waschtische von Kaldewei wurden bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Red Dot Award und dem Iconic Award.
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Kurz & Bündig > Praxis & Lösungen Digitales Angebotsverfahren
DAVE n RE/MAX bringt nach einem einjährigen Entwicklungsprozess gemeinsam mit AuctionTech das digitale Angebotsverfahren DAVE auf den österreichischen Markt, ein Tool, das sowohl Käufern als auch Verkäufern einer Immobilie eine faire und transparente Preisfindung ermöglicht. Damit der Verkauf einer Immobilie beispielsweise nicht an zu hohen Erwartungen seitens des Verkäufers scheitert, kann ein potenzieller Käufer mittels DAVE sein verbindliches Kaufangebot innerhalb einer Angebotsfrist bequem und stressfrei online abgeben. Am
Ende entscheidet der Verkäufer. So spart dieser mit der Nutzung von DAVE nicht nur Zeit und Geld, sondern erhöht auch seine Chance, die Immobilie entsprechend der Marktsituation zu verkaufen, wobei keine Verkaufspflicht besteht. Der Käufer hingegen profitiert nicht nur von der klaren Strukturierung des Ablauf der Angebotslegung, sondern auch von der erhöhten Rechtssicherheit, die im Zuge des Dokumetationsprozesses entsteht. RE/MAX bietet eine „geschlossene“ und eine „offene“ DAVE-Variante an.
Ribag
Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig
Marco Romahn ist neuer Geschäftsführer der Umdasch NewCon, ein Tochterunternehmen der Umdasch Ventures.
Der „Licht-Pionier“ Christian Bartenbach wurde jüngst mit dem „Staatspreis Patent“ für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
Die bisherige Richterin am Bundesverwaltungsgericht, Erika Pieler, wurde per Jänner 2019 zur Leiterin des Bundesdenkmalamts bestellt.
n Matt-schwarze VERTICO Leuchten mit goldenem Fokussierring der Draft & Craft Collection und ARVA Pendelleuchten von RIBAG kamen im Zuge der Raumgestaltung des Hotel Monte Mare in Andernach und im Lyceum Alpinum in Zuoz zum Einsatz. Dirk Haubrich zeigt sich für das Lichtkonzept in dem Wellness- und Business Hotel Monte Mare verantwortlich. Dabei galt es vor allem die verwendeten Naturmaterialien im Empfangsbereich in Szene zu setzen. So sorgen nun nach unten strahlende VERTIGO Pendelleuchten über der Rezeption für ein angenehmes Ambiente. Auch im restlichen Foyer wurden VERTICO Anbaustrahler-Elemente desselben Materials eingesetzt. Raumkonzeption sowie Design und Farbwahl waren für Roberto Albasini entscheidene Gründe, die Lichtplanung des Speisesaals des Lyceum Alpinum mit der ARVA Pendelleuchte umzusetzen. Gleichzeitig unterstützt die stromsparende LED-Lichtlösung von RIBAG das Lyceum Alpinum auf seinem Weg zu einem CO2-neutralen Campus.
News Ticker Leiser: Im vergangenen Jahr hat LUNOS Lüftungstechnik den Außenwand-Luftdurchlass „ALD-S“ auf den Markt gebracht. Nun wurde das Dämmelement von der firmeninternen Technikabteilung überarbeitet, sodass die Schallschutzwerte von 62 dB auf 70 dB verbessert werden konnten.
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BauTecFokus
Fotos: RE/MAX, ASFINAG/Mike Wolf, Hans Hofer, ECOPHON/Adam Houghthon, BECK Fastener Grop
Lichtlösungen
Kurz & Bündig > Praxis & Lösungen Deckensegel Ecophon Solo
Raumakustik n Eine permanente Geräuschkulisse umgibt den Menschen auch in Innenräumen – im Büroalltag. David Lasselsberger, Vertriebsleiter bei Ecophon weiß: „Die uns umgebenden Geräusche werden durch Reflexionen an harten Wänden und glatten Decken immer lauter. Daher befinden wir uns – rein physiologisch und aus unserer Geschichte heraus – in permanentem Alarmzustand.“ Das Deckensegel Ecophon Solo verschafft dem Abhilfe und kann die Raumakustik unterschiedlichster Gebäude deutlich verbessern. Dabei sind auch der gestalterischen Freiheit in Sachen Innendesign keine Grenzen gesetzt. Das Deckensegel ist in zahlreichen
Farben und Formen verfügbar und ermöglicht so eine individuelle Gestaltung der Innenräume. Dank sogenannten Baffeln, die auch an der Wand befestigt werden können ist ebenfalls eine nachträgliche akustische Optimierung von Räumen möglich. Bei Ecophon Solo vereinen sich somit Design und Funktionalität und tragen zu einem Umfeld bei, das sowohl Auge als auch Ohr ansprechen. Zusätzlich steht eine positive Ökobilanz ganz oben auf der Agenda des skandinavischen Unternehmens. So werden die Ecophon Schallabsorber zu 80 Prozent aus Recyclingmaterial (Glas) und zu 100 Prozent mit einem ökologischen Binder hergestellt.
Innovationsprodukt
Neue Dimension n Die Beck Fastener Group entwickelt das Holznagelsystem des preisgekrönten LignoLoc weiter und bringt mit Anfang Dezember ein neues F60-System auf den Markt. Das neue System bietet mehr Möglichkeiten für den ökologischen Holzbau und bessere Auszugs- und Scherwerte. Der magazinierte Holznagel F60 LignoLoc umfasst einen Druckluftnagler der Tochtergesellschaft
Fasco und Buchenholznägel mit einer Länge von 45 bis 90 Millimeter bei Durchmessern von 4,7 und 5,3 Millimetern. Neben den Vorteilen für den ökologischen Holzhausbau sind die LignoLoc Holznägel zudem auch noch recyclefähig und verursachen laut einer Studie des Nova-Instituts bei der Produktion nur ein Viertel der Treibhausgase als die eines technisch vergleichbaren Stahlnagels.
Vöestbrücke
Baufortschritt n Auf einer Gesamtlänge von rund 2,5 Kilometern ersteckt sich der Ausbau der beiden zusätzlichen Bypassbrücken an der Linzer Vöestbrücke. Erklärtes Ziel ist es, Stau zu reduzieren. Mit Fertigstellung der Brücken rollt lediglich der Durchzugsverkehr auf der Hauptbrücke. Auch während der Baustelle kam es bisher zu keiner zusätzlichen Staubelastung, laut Berichten der ausführenden Baufirmen Swietelsky und Granit. Bereits seit Januar 2018 wurde mit dem Bau der Zusatzbrücken sowie dem Umbau sämtlicher Rampen begonnen. Nachdem die bei-
den Pfeilerfundamente, die sich unterhalb des Wasserspiegels der Donau befinden, erstellt wurden, werden derzeit die ersten Brückenpfeiler der Bypassbrücken errichtet. Ab März 2019 soll dann das Brückentragewerk mit einem Gewicht von ca. 3.500 Tonnen von einem Kran eingeschwommen und eingehoben werden. Bereits ab April 2019 wird der Verkehr in Richtung Freistadt teilweise über die neue Brücke geleitet. Die Gesamtkosten der Ausbauarbeiten belaufen sich auf ca. 180 Millionen Euro, wobei die Fertigstellung der Vöest-Brücke für Sommer 2020 geplant ist.
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Kurz & Bündig > Praxis & Lösungen Hohlkehlenwinkel
Innenabdichtung n Veinal hat ein System zur Innenabdichtung entwickelt, das gleich ein ganzes Paket an Maßnahmen enthält. Ein entscheidendes Detail ist der Hohlkehlenwinkel. Eine defekte oder gar nicht vorhandene Feuchtigkeitssperre im Keller ist oftmals die Ursache für feuchte und schimmelige Mauern – vor allem in älteren Häusern. Unkalkulierbare Kosten und ein womöglich hoher Zeitaufwand schrecken viele Hausbesitzer vor einer Sanierung ab. Veinal bietet eine clevere Lösung aus Glasfaserbeton an,
die den Hohlkehlenwinkel zwischen Wand und Boden ohne großen Zeitverlust verschließt. Vor allem bei bewohnten Häusern ist das ein entscheidender Vorteil. Denn normalerweise wird die Abdichtung aus Frischbeton oder Mörtel vor Ort gefertigt und braucht dementsprechend lange, bis es durchgehärtet ist. Das vorgefertigte Teil aus Glasfaserbeton kann nachträglich eingesetzt werden und wirkt gleichzeitig einem möglichen Schwund, wie bei herkömmlichen Hohlkehlenabdichtungen, entgegen.
Naturfaser-Optik
Baustellenlogisitk
U-Bahn-Sanierung n Die Habau Group stellt sich zusammen mit dem Argepartner Leyrer + Graf den Herausforderungen einer U-Bahn-Sanierung im innerstädtischen Bereich – über dem Wienfluss. Im Zuge der U2-Verlängerung wird die U4 Station Pilgramgasse zum Umsteigeknoten. Vorbereitend werden die Gleisabschnitte sowie die Ober- und Unterbauten zwischen Margaretengürtel und Karlsplatz saniert. Um dem Platzmangel zu umgehen, wird in knapp zehn Metern Höhe eine temporäre
Platte „über“ dem Wienfluss installiert. Die Plattform soll über hundert Meter lang und 13,5 Meter breit sein. Ausgehend von dieser Plattform sollen rund 80.000 Kilogramm Stahl und ca. 7.000 Kubikmeter Beton verbaut werden. Auch die Abbrucharbeiten mit ca. 20.000 Kubikmetern Stahlbeton und Mauerwerk sollen über diese Baustelleneinrichtungsfläche abgewickelt werden. Das denkmalgeschützte Stationsgebäude von Otto Wagner bleibt dabei vollständig erhalten.
n Ob im Office oder im Hotel – mit der neue Naturfaser-Kollektion Native Fabric der Firma Interface ergeben sich zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten für den Boden. So lassen sich die sich die Bodenbeläge mit eingewebten Metallfäden zusätzlich mit anderen modularen Interface-Designs und auch mit Teppichfliesen kombinieren. Die modulare Systematik ermöglicht es, dass beide Bodenbeläge so geplant und verlegt werden, dass sie nahtlos und ohne Übergangsleisten ineinander übergehen. Native Fabric ist der erste von Interface eigens entwickelte LVT-Bodenbelag mit Webstruktur. Das wiederrum vermittelt den Eindruck von Bewegung, Tiefe und Weichheit. Die Kollektion umfasst eine neutrale Farbpalette, darunter Bluegrass, Flax und Seagrass. Interface verspricht nicht nur eine 15-jährige Garantie, sondern auch eine vollständige Recyclebarkeit der Materialien.
News Ticker Rubner Holzbau: Der neue Flughafen auf den Philippinen, mit der ersten, komplett aus Brettschichtholz hergestellten DachKonstruktion in Asien, wurde termingerecht in Betrieb genommen. Isolenawolle: Der österreichische Hidden Champion bietet Dämmmaterialien aus 100 Prozent reiner Schafschurwolle.
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BauTecFokus
Fotos: Veinal, Interface, polystyvert
Interface
| BA12-16G |
Kurz & Bündig > Praxis & Lösungen Recycling
Facility Manager. Eine Steuerung für alle Gewerke: Gebäudeautomation von Beckhoff.
Polystyvert n Recyclebare Dämmstoffe spielen in Zeiten von Nachhaltigkeit eine immer zentralere Rolle. In Montréal eröffnete kürzlich das Technologie-Startup „Polystyvert“ die weltweit erste Anlage für eine lösemittelbasierte Aufbereitung von Styropor. Das von Polystyvert entwickelte Verfahren ist in der Lage Verunreinigungen, aber auch Farben, Gerüche, Graphit und vor allem HBCD aus dem Alt-Styropor zu entfernen. „Mit diesem Technologie-Startup- Unternehmen kommt nun zusätzlich Bewegung in den Recyclingprozess von Styropor, denn die kanadischen Newcomer planen acht Werke mit einer Leistung von je 20.000 bis 30.000 Tonnen pro Jahr in Europa zu errichten“, weiß Dr. Clemens Demacsek, Geschäftsführer der GPH Güteschutzgemeinschaft Polystyrol-Hartschaum. 2019 soll in Terneuzen, in Holland eine technologisch vergleichbare Anlage in Betrieb gehen.
www.beckhoff.at/building
Innovatives Wassersparsystem
Ecoturbino n Vor allem in Hotels ist der Wasserverbrauch beim Duschen besonders hoch. Die Walchhofer Hotelbetriebe in Zauchensee stellten sich vor kurzem der Herausforderung, diesen Kostenfaktor zu minimieren und dabei den Duschkomfort der Gäste nicht zu beeinträchtigen. So entschied sich Geschäftsführer Michael Walchhofer für das innovative Wassersparsystem Ecoturbino, eine kleine Turbine, die bei jeder Duscharmatur eingebaut werden kann und ein stark verwirbeltes Wasser-Luftgemisch erzeugt. „Damit können rund 36 Prozent Wasser und Energie eingespart werden. Der Duschstrahl ist so – bei deutlich geringerem Wasserverbrauch – gleich stark wie zuvor“, erklärt Mag. Ulrike Rabmer-Koller, geschäftsführende Gesellschafterin der Rabmer-Gruppe.
Das ganze Gebäude zukunftssicher im Griff: Mit der integralen Gebäudeautomation von Beckhoff implementieren Sie eine PC-basierte Steuerungslösung, mit der Sie heute schon an den nachhaltigen Betrieb von morgen denken. Alle Gewerke der TGA werden von einer einheitlichen Hard- und Softwareplattform gesteuert: Ganz gleich, ob es um die nutzungsgerechte Beleuchtung, die komfortable Raumautomation oder die hocheffiziente HLK-Regelung geht. Die Steuerungslösung besteht aus leistungsstarken Industrie-PCs, Busklemmen zur Anbindung aller Datenpunkte und Subsysteme sowie der Automatisierungssoftware TwinCAT. Für alle Gewerke stehen vordefinierte Softwarebausteine zur Verfügung, die das Engineering enorm vereinfachen. Funktionserweiterungen oder -änderungen sind jederzeit möglich. Die Systemintegration erfolgt über die gängigen Kommunikationsstandards Ethernet, BACnet/IP, OPC UA oder Modbus TCP.
Skalierbare Steuerungstechnik – von der ARM-CPU bis zur x86-CPU mit 2,3 GHz auf 4 Cores
Embedded-PCs (ARM)
Embedded-PCs (x86)
Industrie-PCs (x86)
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Kurz & Bündig > Hoch & Tiefbau QBC Nachfolgeprojekt
Am Donaukanal
Niedrigstenergiegebäude
Züblin baut Schule n Die Strabag-Tochter Züböin erhält nach einjährigem Auswahlverfahren den Auftrag zur Neugestaltung der Bertolt-Brecht-Schule in Nürnberg. „Die Schulgebäude wurden als Niedrigstenergiegebäude mit einer sehr hohen Eigenbedarfsdeckung durch erneuerbare Energien geplant“, so Thomas Birtel, Vorstandsvorsitzender der Strabag SE. So erfolgt die Energieversorgung primär über Fern- und Erdwärme. Diese wird sowohl zum Heizen als auch Kühlen verwendet. Der Strombedarf der Schule wird über Ökostrom gedeckt. Die Auftragssumme beträgt 108 Millionen Euro. Bis November 2021 ist die Fertigstellung geplant.
„Am Hafen“ Neusiedl am See
Baufortschritt n Nachdem im Juni 2018 die Tiefbauarbeiten abgeschlossen wurden, sind die Hochbauarbeiten seit September bereits in vollem Gange. Bis Weihnachten sollen vom Haputprojekt bestehend aus 19 Seehäusern direkt am Ufer des Neusiedlersees, sämtliche Erdgeschosse und die Hälfte der Obergeschosse im Rohbau fertiggestellt sein. Die Hochbauarbeiten der beiden vermarkteten Gartenhäuser sind bereits abgeschlossen.
Nahezu alle Leistungen für das Projekt sind bereits vergeben worden. 70 Prozent des Gesamtvolumens der Aufträge konnte im Burgenland vergeben werden. Die restlichen 30 Prozent gingen an oststeirische Unternehmen. Individuelle Besichtigungstermine für eines der bereits vermarkteten Gartenhäuser können bereit vereinbart werden. Derzeit ist die Fertigstellung aller Seehäuser für Juni 2019 geplant.
Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig
Rudolf Kolbe, wird neuer Präsident der Bundeskammer der Ziviltechniker und vertritt die Interessen von knapp 9.000 Architekten und Zivilingenieure.
Karl-Heinz Strauss, freut sich, über das Closing der Übernahme ALPINE Bau CZ a.s. nach Freigabe durch die zuständigen Wettbewerbsbehörden.
Sabine Herlitschka, Infineon Technologies Austria AG, baut den den Standort Villach groß aus. Es wird Österreichs größtes Investitionsprojekt.
News Ticker Transaktion: Strabag erhöht Anteil an BAB A8-Betreiberin Pansuevia von 50 Prozent auf 100 Prozent. Vergabe 1: Dietz baut 10 ha großen Logistik- und Industriepark nahe Gießen Vergabe II: PORR baut Teilabschnitt der polnischen Schnellstraße S3. Auftragsvolumen rd. EUR 320 Mio.
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BauTecFokus
Fotos: BUWOG; BWM Architekten; Neusiedl am See Projektentwicklung GmbH
n Mit einer Entwicklungsfläche von über 23.000 Quadratmeter sichert sich der führende Hotelentwickler Europas, UBM Development in Wiens Top-Lage das Nachfolgeprojekt für das Quartier Belvedere Central (QBC), „… das sowohl hinsichtlich Größe als auch Qualität eine nahtlose Fortsetzung darstellt“, kommentiert Gerald Beck, Geschäftsführer UBM Development Österreich und Mitglied des Executive Committee. So befindet sich das Areal, auf dem neue Hotelund Wohnbauentwicklungen entstehen sollen am Donaukanal im zweiten Bezirk. Das Grundstück wurde im Juli 2017 von der Reitenburg GmbH erworben, welche mit 10 Prozent an der Projektgesellschaft beteiligt bleibt. „Mit diesem Großprojekt decken wir die derzeit wohl heißesten Asset-Klassen – Hotel und Wohnen – ab“, ergänzt Beck.
Kurz & Bündig > Hoch & Tiefbau Nachhaltigkeit
ERnteLAA n Mit dem Baubeginn des Buwog-Projekts ERnteLAA entstehen in der Meischlgasse 15 im 23. Wiener Gemeindebezirk 160 Wohnungen im Rahmen der Wiener Wohnbauinitiative und 31 freifinanzierte Mietwohnungen. Das gesamtökologische Konzept des Projektes wurde bereits im November 2016 mit dem GBB-Award ausgezeichnet. So steht vor allem die Verwendung von nachhaltigen Energien, Urban Gardening sowie Stromtankstellen für die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner bei der Realisierung des Projekts im Mittelpunkt. Für die Architektur des Projekts zeichnet das Büro Mascha & Seethaler ZT GmbH verantwortlich. Neben den zwei Baukörpern, die Mitte 2020 fertiggestellt werden sollen, werden großzügige Freiflächen geboten, die zur Begegnung und zum sozialen Austausch einladen. Das Erdgeschoss bietet genügend Platz für einen Kindergarten, einen Nahversorger und eine Apotheke. Auch die unmittelbaren Nähe zur U6 überzeugt.
Nachhaltigkeit & Diversität
Wohnbau-Projekte n Soziale und kulturelle Nachhaltigkeit verbunden mit Diversität sind jene Punkte, die den BWM Architekten besonders am Herz liegen.„Wir versuchen eine konzeptlastige, eine resiliente Architektur zu machen, die nicht so einfach kaputt gespart werden kann. Hauptherausforderung für uns ist, dass es aufgrund der hohen Grundstückspreise immer schwieriger wird, in den ökonomischen Rahmenbedingungen Architektur zu realisieren. Wir wollen keine zu laute Architektur machen, gleichzeitig aber auch keine langweilige“, so Kaplan. Die praktische Umsetzung dieses Vorsatzes lässt sich vor allem am Projekt in der Leyserstraße 2 beobachten. Hier wurden Freiräume in alle Richtungen umgesetzt und das gesamte Areal entwickelt, da es sich um keine typische Baulücke handelt und das freistehende Wohnhaus somit eine ganz eigene gestalterische Kraft ent-
wickeln konnte. Gleichzeitig passt sich das Gebäude der Natur an: Eine treppenförmige Architektur schmiegt sich an die Hanglage und auch der gewachsene Baumbestand konnte durch entsprechende Maßnahmen erhalten werden. Die ökonomischen Grundrisse der 80 Wohnungen auf sechs Stockwerken sollen großteils durch den Anteil und die Größe der Balkone und Freiflächen kompensiert werden. Neben dem Projekt in der Leyserstraße 2 realisiert BWM Architekten derzeit auch Wohn-Projekte auf der Brigittenauer Lände, in der Traungasse, Schönbrunnerstraße, Arndtstraße oder am Modenapark. So werden z.B. auf der Brigittenauer Lände 42 und in der Traungasse 12 jeweils ehemalige Bürogebäude adaptiert. In der Schönbrunnerstraße 63 entsteht ein Wohnhaus bestehend aus zwei Gebäuden.
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Kurz & Bündig > Hoch & Tiefbau Nachhaltiges Institut
Alles neu
Ferrarischule Innsbruck
Sanierung n In der Innsbrucker Weinhartstraße 4 begann das Schuljahr an der Ferrarischule in einem erweiterten und frisch sanierten Gebäude. „Seit Beginn des neuen Schuljahres stehen den Schülerinnen und Schülern sowie dem Lehrpersonal der „Ferrarischule“ moderne, helle Unterrichtsräume und attraktive Internatsflächen zur Verfügung“, sagt BIG Geschäftsführer Wolfgang Gleissner. So wurde zunächst für die Sanierung und Erweiterung des Schul- und Internatsgebäudes die Tragkonstruktion des Hauses ertüchtigt. Es folgten Ausbauten für ein neues Obergeschoss. Rund 14 Millionen Euro wurden in die Sanierung und Erweiterung des Gebäudes investiert.
Großauftrag
Carlsberg-Quartier n Das dänische Tochterunternehmen Züblin des Bauunternehmen Strabag konnte mit der Unterzeichnung des Vertrags zur schlüsselfertigen Errichtung eines Gebäudeensembles im Kopenhagener CarlsbergQuartier einen weiteren Großauftrag an Land ziehen. Auf dem ehemaligen Brauereiareal im Stadtteil Valby soll ein Projekt enstehen, das eine Geschossfläche von 49.000 Quadratmetern umfasst. Der Spatenstich soll noch bis Ende dieses Jahres erfolgen
und stellt den Baubeginn eines 80 Meter hohen Hochhauses samt zweier Nebengebäude dar. Die Bauwerke – Vogelius Tower, Kjeldahl House und Djørup House – umfassen Wohnungen, Büros und eine Tiefgarage. Die Fertigstellung ist für 2021 geplant. Bereits wenige Monate zuvor erfolgte der Spatenstich durch ZÜBLIN und Carlsberg Byen für einen anderen Großauftrag auf dem gleichen Areal – den 80 Meter hohen Dahlerup Tower.
Karrée Korneuburg
Revitalisierung n Mit der Neugestaltung des ehemaligen Gerichtsgebäudes und der Erweiterung um einen Neubautrakt im historischen Stadtzentrum von Korneuburg gelang es dem Immobilienentwickler NOE Immobilien Development GmbH (NID) 37 Wohnungen zu schaffen. Das Projekt „Karrée Korneuburg“ bietet zusätzlich 2.680 Quadratmeter Büro- und Geschäftsflächen und 212 PKW-Stellplätze. Das Gesamtinvestitionsvolumen betrug rund 33,5 Millionen Euro.
News Ticker Hermes.Wirtschafts.Preis: Platz 2 in der Kategorie „Bestes Industrie Unternehmen“ ging dieses Jahr an Glorit. Erweiterung: Fast zeitgleich eröffnet Delta drei neue Standorte in Prag, Lemberg und Fischamend und bezieht unter anderem in der Shota Rustaveli Street 12, in der Ukraine ein Büro.
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BauTecFokus
Fotos: PR Foto Strabag; Walter Ebenhofer; Buwog; Josef Bollwein
n Nach knapp zwei Jahren Bauzeit wurde das neue Türkenwirtgebäude (TÜWI) in Wien Döbling durch die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) und die Universität für Bodenkultur (BOKU) eröffnet. Auf einer Fläche von 5.650 Quadratmetern vereint der Neubau drei Institute und bietet neben modernen Arbeitsräumen auch einen Hörsaal für 400 Personen. Im Zuge der Bauarbeiten wurden nach den Plänen von Baumschlager Hutter Partners drei oberirdische Stockwerke und zwei Untergeschoße errichtet. Die Österreichische Gesellschaft für nachhaltige Immobilienwirtschaft zeichnete den Neubau bereits mit der Fertigstellung mit ÖGNI-Platin aus. Denn die Kühlung und Heizung der Räume wird über eine Wärmepumpe mit Erdwärme unterstützt und auch Teile das Stroms und des Warmwassers werden nachhaltig produziert.
Kurz & Bündig > Hoch & Tiefbau Eröffnung
BG/BRG St. Pölten n Am 5. November 2018 fand die offizielle Eröffnungsfeier für das sanierte und erweiterte BG/BRG St. Pölten in der Josefstraße 84 statt. Wolfgang Gleissner, Geschäftsführer der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) überreichte den Schlüssel zum neuen Schulhaus an Bildungsminister Heinz Faßmann, Bildungsdirektor Johann Heuras und Schuldirektorin Silvia Klimek. Das Schulhaus wurde im Zuge der Bauarbeiten nicht nur um rund 2.000 Quadratmeter und eine große Doppelturnhalle erweitert, sondern auch umfassend saniert. So wurden rund 8.300 Quadratmeter des Bestandes generalsaniert. „Das Schulhaus ist nun hell und offen gestaltet und bietet mehr Raum für Stammklassen sowie eine großzügige Aula mit Lern- und Aufenthaltsbereichen“, sagt Wolfgang Gleissner, Geschäftsführer der BIG. Mit März 2018 wurden die umfassenden Bauarbeiten, für die rund 25 Millionen Euro investiert wurden, abgeschlossen.
cargo-partner
Logistik-Holzbau n High Tech Logistik verpackt in nachhaltigen Holzbau mit gigantischen Ausmaßen. Das kann man nun in Niederösterreich bestaunen – genau genommen in Fischamend. Nach einem Jahr Planung und einem weiteren Jahr Bauzeit eröffnete das von Poppe*Prehal Architekten geplante iLogistics Center der cargo-partner. Das Center besticht durch eine innovative Holzkonstruktion und eine Nutzfläche von 12.250 Quadratmetern. Insgesamt wurden 4.200 Kubikmeter Holz
verbaut, wobei ein Träger mit 23 Metern Länge das größte Holzelement darstellt. „Das iLogistics Center ist mit seiner signifikanten Architektur aus Holz auch nach außen klar sichtbar als Zeichen für Nachhaltigkeit und eine besondere Kultur des Gewerbebaus im Kontext innovativer Architektur“, so Architekt Helmut Poppe. Nach dem Logistikzentrum LT1 und dem 2017 eröffneten Metro Großmarkt in St. Pölten ist das iLogistics Center ein weiterer Meilenstein der Steyrer Architekten.
Leistbarer Wohnraum
Bauvorhaben n Im Nordbanhhofviertel – in der Vorgartenstraße 98-106 entwickelt die Buwog Goup derzeit ihr bereits zweites Projekt. So wurde am 4. Oktober diesen Jahres die Dachgleiche für 164 Wohnungen und vier Reihenhäuser – errichtet im Rahmen der Wohnbauinitiative – gefeiert. Unter den 120 Gästen befand sich neben Herwig Teufeldorfer auch Uschi Lichtenegger, Bezirksvorsteherin des zweiten Bezirks. „Der Buwog Group ist es nicht nur ein Anliegen, Wohnraum für die Einwohner Wiens zu schaffen – dieser Wohnraum muss auch für eine breite Bevölkerungsschicht leistbar sein. Wir freuen uns daher sehr, hier im Rahmen der Wiener Wohnbauinitiative gemeinsam knapp 170 Wohneinheiten geschaffen zu haben und bedanken uns bei allen Projektbeteiligten, die für die zukünftigen Mieterinnen und Mieter Großartiges auf die Beine gestellt und den Rohbau planmäßig fertiggestellt haben“, so Bu-
wog Vorstand Herwig Teufelsdorfer. Neben den 164 Mietwohnungen umfasst das Projekt in der Vorgartenstraße auch ein Geschäftslokal im Erdgeschoss. Die Zweibis Vier-Zimmer-Wohnungen verfügen über ca. 45 Quadratmeter bis 99 Quadratmeter und werden sowohl mit Freiflächen wie Terrasse, Loggia oder Eigengarten ausgestattet. Das Architekturbüro BEHF Ebner Hasenauer Ferenczy ZT GmbH gestaltet mit der modernen und hellen Klinkerfassade ein Projekt aus fünf Bauteilen, das sich optimal in die Umgebung einfügt. Großzügige Grün- und Freiflächen mit einem Kleinkinder- und Jugendspielplatz sorgen für ausreichend Erholung. Auch mit der hervorragenden Infrastruktur kann das Projekt punkten: Autofahrer sind in wenigen Minuten am Handelskai und erreichen über die Reichsbrücke rasch die A23. Die Fertigstellung ist für Sommer 2019 geplant.
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BauKaufmann
#3
Regelmäßige Kolumne über Fakten und Inhalte, die verändern und prägen.
Disruption und Bauen: trifft es die Branche? Kommentar: Philipp Kaufmann, Herausgeber des BauTecFokus
Branchen verändern sich Im Gegensatz dazu etablieren sich junge Unternehmen mit innovativen Ideen und digitalen Lösungen, welche ganze Branchen umkrempeln und von Grund auf verändern. Hier denke ich an Spotify oder Netflix. War die Plattensammlung ein Statussymbol und kauften wir alle CDs, um Musik legal zu hören, haben wir uns nun daran gewöhnt, eine monatliche Pauschale zu bezahlen. Mit Spotify oder eben auch Amazon Music stehen uns geradezu alle Musiktitel zur Verfügung. Einzig: die jeweiligen Lieder gehören uns nicht mehr, sondern wir nutzen sie nur. Wer nicht mehr zahlen will, verliert seine „Sammlung“ und all seine Einstellungen. Denn die neue Welt ist so einfach und spielerisch. Sobald Spotify unsere Vorlieben „gelernt“ hat, wird der User mit immer mehr davon „versorgt“ und kommt gar nicht mehr auf die Idee außerhalb nach seiner Musik zu suchen. Wie wunderbar die neue Welt doch sein kann. Gleichzeitig steigt die legale Nutzung von Musik und Spotify ist zu einem etablierten Unternehmen geworden. Gleiches gilt für Netflix: wer kann sich noch erinnern, eine Videothek besucht zu haben? Dieser Typus ist einfach zur Gänze verschwunden und keiner vermisst die Probleme, Videos nicht rechtzeitig zurückgebracht zu haben. Die Angebote von Netflix und Amazon verändern aber auch unsere Fernsehgewohnheiten: die bisherigen Angebote von ORF bis Sat. 1 verlieren an Attraktivität und viele, gerade junge Freunde und Bekannte, schauen fast ausschließlich ihre Serien und Filme zu Zeiten, wo sie wollen – wer braucht hier noch eine Programmzeitschrift? Gerade bei Serien bietet das Wochenende oder die Urlaube die Chance völlig „hineinzukippen“ und nicht nur eine Folge, sondern
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BauTecFokus
eine ganze Staffel oder mehr zu sehen. Was für ein völlig neues Nutzerverhalten? Einzig Live-Events, wie Skifahren oder Fußball oder die große Samstagabendshow, haben noch das Potential, uns zu einer bestimmten Zeit vor den Fernseher zu „fesseln“. Aber auch hier sind nicht mehr alle Inhalte frei und kostenlos empfangbar, das ist aber ein anderes Thema.
Disruption und die Immobilie Jetzt stellt sich die Frage, wie ist die Immobilie davon betroffen? Welche Geschäftsmodelle werden sich in der Bauwirtschaft verändern? Auf den ersten Blick fallen mir viele richtig gute Lösungen ein, welche ein einzigartiges Potential haben. Beispielsweise finde ich Nuki Smartlock richtig großartig. Ich habe ohnehin schon seit langem nicht mehr verstanden, warum es noch Schlüssel gibt. Diese sind derart antiquiert, dass sie schon längst abgelöst gehören. Spätestens bei der Rückgabe eines Büros habe ich noch immer einzelne Schlüssel gesucht und zugeben müssen, nicht mehr alle zu haben. Offen gesprochen: Kann ein Chef von seinem Mitarbeiter verlangen, die wahren Kosten zu tragen, wenn dieser seinen Schlüssel verloren hat? Ich denke kaum. Denn im Sinne der Sicherheit wäre nicht nur das einzelne Schloss betroffen, sondern ein verlorener Schlüssel ist ein Sicherheitsrisiko für das gesamte Haus bzw. die gesamte Anlage. Hier bietet Nuki eine einzigartige Lösung und kann vor allem problemlos nachträglich eingebaut werden. Wir sind begeisterte Kunden und wenn jetzt eine Mitarbeiterin ihre Handtasche verliert, ist es nur ein Klick im Browser und nichts ist passiert, zumindest für unseren Office-Zugang – denn die Handtasche ist auch weiterhin weg und wahrscheinlich für die Mitarbeiterin das größere Übel. Keine zusätzlichen Kosten, kein zusätzlicher Aufwand und vor allem kein Sicherheitsrisiko fürs Unternehmen. Was für eine schöne neue Welt. Beim BauTecFokus wollen wir 2019 viele weitere Lösungen finden und vor den Vorhang bringen und dafür brauche ich Sie. Wenn Sie eine Lösung kennen, die Sie so lieben, wie ich Nuki, schreiben Sie mir und wir werden darüber berichten. „Wer kennt die besten Lösungen“ – Top die Wette gilt, aber diese Aussage ist auch schon längst Geschichte.
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n Mit „Disruption“ geistert seit langem ein neues Modewort durch alle Management-Vorträge und Fachartikel. Dank der Digitalisierung brechen gewohnte Geschäftsmodelle in sich zusammen und langsame Unternehmen, welche die Zeit übersehen haben, schlittern in massive Probleme, wenn sie nicht völlig von der Bildfläche verschwinden. Nokia ist so ein Beispiel oder Kodak – beide Unternehmen, die einst für Handys bzw. Kameras standen, haben diese Geschäftsbereiche verkauft, gingen in Konkurs oder haben sich völlig neu aufgestellt.
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„Die Idee von BIM finde ich genial!“ Hochkonjunktur. Baumeister Stefan Graf liebt die Digitalisierung, ordnet sich ihr aber nicht unter. Im Interview mit dem BautecFokus spricht der geschäftsführende Gesellschafter von Leyrer + Graf über Werte eines Familienunternehmens, warum das Bestbieterprinzip gescheitert ist und wieso er das Wort „Work-Life-Balance“ nicht verträgt.
Die Baubranche ist im Höhenflug – Ihr Unternehmen auch? Stefan Graf: Ja, ganz klar. Wir spüren die Hochkonjunktur. Sie ist im Laufe des vorigen Jahres relativ plötzlich angesprungen, wir sind herausgefordert und am Limit. Die Mitarbeiter gehen teilweise sehr über ihre persönlichen Grenzen hinaus. Das ist auf der einen Seite ein sehr guter Zustand, auf der anderen Seite merkt man schon auch die Überlastung, übrigens auch die der Lieferanten.
viele Aufträge besser sind als zu wenige, aber das richtige Mittelmaß gibt es wahrscheinlich sowieso nicht.
Gibt es zu viele Aufträge? Wie definiert man zu viel? Ich habe das Gefühl, es gibt nur zu viel oder zu wenig. Man ist nie zufrieden. Dennoch denke ich, dass zu
Wie sieht das in der Praxis aus? >> So ziemlich das, was auch alle anderen Unternehmen machen: Wir versuchen uns als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Was wir
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BauTecFokus
>> Überlastete Mitarbeiter – Stichwort Fachkräftemangel: Das wird wohl in Zeiten mit guter Auftragslage noch akuter? >> Das ist ein Henne-Ei-Problem. Kommt zuerst der Fachkräftemangel und dann die Hochkonjunktur oder umgekehrt? Natürlich spüren wir es verstärkt. Man muss damit umgehen.
Fotos: Michael Hetzmannseder
Das Gespräch führte: Birgit Salomon
„Wenn ich ein fixes System habe, scheitert es an der Starrheit.“
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Positionen & Meinungen
„Das Bestbieterprinzip für den Bau ist gescheitert.“ wirklich bieten können, ist eine entsprechende Unternehmenskultur. Darauf legen wir einen sehr hohen Wert und diese ist auch spürbar. Ich glaube, das ist das einzig wirklich Wesentliche. Also klassische Eigenschaften eines Familienbetriebs? >> Ich hoffe. Zumindest ist es meine These. Ich glaube, dass es leichter ist familiäre Werte – und das macht eine Familie aus – in das Unternehmen zu bringen. So ist es bei uns: ich bin Miteigentümer und Geschäftsführer. Das Unternehmen gehört meinen Eltern, meinem Bruder und mir. Mein Vater und mein Bruder sind im Aufsichtsrat.
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Mein Vater ist Aufsichtsratsvorsitzender. Da ist eine ganz enge Verbindung. So wie wir es in der Familie leben, geben wir es automatisch auch in das Unternehmen weiter. Und das ist gut so und soll auch so sein. Ab welchem Zeitpunkt haben Sie beschlossen in den elterlichen Betrieb einzusteigen? Von klein an? >> Da gebe ich Ihnen die präziseste Antwort, die ich habe: Jein. Es war immer klar und gleichzeitig auch nicht immer klar. Als Kind habe ich immer gesagt, ich werde einmal Baumeister und Leyrer + Graf führen, ohne auch nur in den Ansätzen zu ahnen, was das bedeutet. Ich habe auch als Erstkommuni-
onsgeschenk einen Zimmererhammer bekommen. Aufgewachsen bin ich eigentlich am Bauhof, weil ich als Kind immer runtergegangen bin und mitgeholfen habe. Insofern war es immer klar. Ich war immer der Baubranche treu, es gab nie eine Frage, es anders zu machen. Nur während meinem Studium habe ich die Liebe zur Tragwerksplanung entdeckt und bin den Weg eine Zeit lang gegangen. Ich habe in der Zeit auch geglaubt, ich werde auf dieser Schiene bleiben. Aber es gab dann einige Anlässe, die mich dann wieder zurückgeführt haben. 2010 habe ich meinen Kindheitstraum wahr gemacht. Bei der diesjährigen Berufsmeisterschaft EuroSkills holten in der Sparte Betonbau zwei Ihrer Mitarbeiter Gold. Machen Sie im Vergleich bei der Ausbildung etwas anders? >> Ich hoffe, dass wir etwas anders machen. Genau weiß ich es nicht, dafür habe zu wenig Einblick in andere Unternehmen. Jedenfalls bemühen wir uns sehr und versuchen die
Nachwuchskräfte an allen Ecken und Enden zu fördern. Gleichzeitig schauen wir sehr genau, wer bei uns beginnen darf. Wie viele Lehrlinge bewerben sich jedes Jahr? >> Bewerbungen haben wir rund 200 pro Jahr. Es sind auch viele dabei, die es einfach probieren, aber zu wenig Interesse zeigen. Im Schnitt nehmen wir zwischen 30 und 40 pro Jahr auf. Und die Mitarbeiter bleiben im Unternehmen? >> Wir haben in den ersten drei Monaten während der Probezeit schon den einen oder anderen Drop-Out. Wenn wir der Meinung sind, das wird nichts, müssen wir uns auch von dem einen oder anderen trennen. Aber die große Mehrheit bleibt im Unternehmen und das sehr lange. Über die geringe Fluktuation sind wir sehr stolz. Ein Arbeitsleben lang bei Leyrer + Graf – gibt es das? >> Ja, wir haben jedes Jahr einen großen Mitarbeiterevent, wo Lehrlinge die, die Lehrabschlussprüfung machen und mit Auszeichnung abschließen, geehrt werden. Auch Berufsjubilare, die 20, 30, 40 Jahre dabei sind werden gefeiert. Hier ist immer wieder jemand dabei, der wirklich sein ganzes Leben lang bei Leyrer + Graf war. Das macht einen wirklich stolz und ist eine große Freude. Die Baulehre wird gerade modernisiert. Welche Skills müssen Junge heute haben, die sie vor 20 Jahren nicht gebraucht haben? >> Das ist natürlich das ganze Thema Digitalisierung. Das ist wirklich das Wesentliche, hier hinterlässt der große Megatrend in jeder Ebene seine Spuren. Nicht nur auf die Lehrlinge bezogen, das betrifft und fordert die gesamte Gesellschaft. Mit allen positiven Effekten und auch den Schattenseiten – das darf man nicht vergessen. Ich glaube, dass die Lehre in Österreich grundsätzlich gut aufgestellt ist. Das merkt man auch, weil wir in regelmäßigen Abständen und auch bei internationalen Bewerben gut abschneiden. Das ist sehr gut. Natürlich merken wir schon die Veränderungen in der Gesellschaft. Deshalb haben wir es uns zum Ziel gesetzt, der Jugend näher zu
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„Wohlstand kann nur durch Leistung erwirtschaftet werden.“
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WORDRAP mit Stefan Graf Nehmen Sie gerne Risiko? Ja. Gerne. Nicht wirklich immer, dann wäre ich fahrlässig. SMS, WhatsApp oder Telefon? Sowohl als auch. Am liebsten Telefon, weil es noch immer der persönlichste Kontakt ist. Welches Buch liegt auf Ihrem Nachttisch? Gerald Hüther „Etwas mehr Hirn, bitte“. Wenn Sie das Radio im Auto aufdrehen, was läuft? 88,6. Haben Sie Ihr persönliches Traumhaus schon gebaut? Ja. Eines habe ich gebaut, eines gekauft und beides sind Traumhäuser. Das gekaufte ist 100 Jahre alt. Mit welcher Person (lebend oder bereits verstorben) würden Sie gerne einen Abend verbringen? John F. Kennedy. Wenn Sie zehn Millionen Euro im Lotto gewinne würden, was machen Sie damit? In die Firma investieren. Ihr größtes Laster ist…? Ungeduld. Lieblingshobby? Mountainbiken. Morgen- oder Abendmensch? Beides. Ich stehe um fünf Uhr früh auf und arbeite bis in die Nacht und es macht beides Spaß. Womit haben Sie ihr erstes Geld verdient? Wie ich als Kind am Bauhof mit meinem Zimmererhammer ein bisschen mitgehämmert habe, habe ich damals hin und wieder fünf Schilling bekommen. Ihren Kaffee trinken Sie am liebsten…? Mit viel Milch und Schaum. Also Capucchino ohne Zucker. In den nächsten zehn Jahren möchte ich unbedingt…? Meinen Lebensweg weitergehen, wohin das auch ist. Das werde ich erst sehen, wenn es soweit ist.
bringen, dass es für den Wohlstand Leistung braucht. Als Unternehmen ist es relativ schwer, Einstellungen, die in den ersten Jahren nicht klar platziert wurden, später bei den Jugendlichen nachzuholen. Sie meinen, dass die jungen Leute anders ticken und eine andere Arbeitseinstellung haben? >> Ja, das ist ein Punkt. Es gibt ein Wort, das ich nicht vertrage – das ist die Work-Life-Balance. Es kommt so unterschwellig durch, als würde Work nicht zum Life gehören. Aber was damit ausgedrückt werden soll – diese zentrale Zeit der Freizeit und das Gleichgewicht – das hat es schon immer gegeben und das wird es auch in Zukunft immer geben. Ich glaube, dass gerade die Digitalisierung und die neuen Technologien sehr positiv darauf wirken, weil Arbeit und Freizeit stärker verschwimmen. Der Mensch wird selbstbestimmter und das finde ich grundsätzlich gut. Das ist auch bei uns im Unternehmen so. Wir haben keine offiziellen HomeofficeArbeitsplätze, aber selbstverständlich kann jemand, weil etwa sein Kind erkrankt ist, von zu Hause aus arbeiten. Da habe ich überhaupt kein Problem damit.
„Wie ich das Werkzeug einsetze, entscheidet immer noch der Mensch.“ Andererseits, da bin ich zutiefst davon überzeugt, wird die Sehnsucht nach Freizeit immer größer. Das können wir teilweise durch Produktivitätssteigerungen kompensieren. Aber die grundsätzliche Einstellung, dass Wohlstand nur durch Leistung erwirtschaftet werden kann und nicht durch soziale
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Leistung, dieses Verständnis nimmt, so wie ich es wahrnehme, in der gesamten Gesellschaft immer mehr ab.
individuell – Gott sei Dank. Man wird immer Menschen brauchen, die hingehen und anpacken.
Denken Sie, dass eines Tages Roboter ein Haus bauen? >> Unterstützend natürlich. Aber den Menschen wird es sicher noch brauchen. Ich glaube nicht, dass es so sein wird, wie man es in der Autoindustrie erlebt, dass ganze Hallen automatisiert produzieren und nur noch zwei Leute gebraucht werden, die den Computer einschalten oder überspitzt formuliert Nachwächter sind. Die Baustelle ist
Die Prozesse laufen aber zunehmend digitalisiert? >> Ja, natürlich. Ich liebe die Digitalisierung. Ich glaube sogar, dass ich zumindest zu 98 Prozent das papierlose Büro habe. Alles was ich erhalte, kommt elektronisch. Es ist sowieso bereits im Computer entstanden. Und wenn es nicht anders geht, wird es eingescannt und abgelegt. Man kann überall einen Hotspot aufbauen und es elektronisch machen.
Ich versuche auch immer ein Alpha-Tester zu sein – bei uns hausintern. Eines dürfen wir aber nie vergessen: Alles, was digital ist, ist Werkzeug. Wie ich das Werkzeug einsetze, entscheidet immer noch der Mensch. Deswegen finde ich die Digitalisierung super, aber ich ordne mich ihr nicht unter. Ihr erstes großes BIM-Projekt ist unlängst gestartet. Wie viel Herz hängt daran? >> Es wird von unserem Auftraggeber, der Asfinag, auch als Pilotprojekt bezeichnet. Wir haben uns ganz normal an der Ausschreibung beteiligt, weil ich der Digitalisierung sehr anhänge und wir uns beim Thema BIM sehr engagieren. Es ist natürlich ein Prestigeprojekt und eines, wo wir lernen können. Die Idee von BIM ist hervorragend, ich finde das genial. Auch hier liegt der Teufel im Detail. Damit es wirklich auf die Straße gebracht wird und man damit arbeiten kann, muss noch viel Erfahrung gesammelt werden. Das kann und soll man auch nicht schön reden. Deshalb haben wir uns um das Projekt sehr bemüht und viel überlegt. Und offensichtlich auch den besten Preis gebildet. Wir sind gerne vorne mit dabei. Wie beurteilen Sie den Kunden „Staat“ generell? >> Da kann ich mit Überzeugung sagen: er ist ein guter Kunde. Man muss natürlich differenzieren. Es herrschen schon verschiedene Kulturen und Philosophien, beispielsweise wenn es kritisch wird, weil irgendwelche Parameter der Baustelle sich verändern. Wenn es zu den berühmten Mehrkostenforderungen kommt, wie geht man damit um? Es gibt Auftraggeber aus staatlicher Sicht, die sehr streng sind und schon auch einmal intensiv in der Diskussion. Aber im Großen und Ganzen gibt es überhaupt keine Zahlungsprobleme. Natürlich ist der Sparzwang der letzten Jahre auch merkbar. Auf der anderen Seite ist zu spüren, dass verstärkt Investitionen kommen. Wir sind sehr zufrieden und arbeiten sehr gerne für staatliche Institutionen. Gibt es Ausschreibungen, bei denen Sie generell nicht mitmachen? >> Wenn, dann liegt es an einer gewissen Größenordnung, die für unser Unternehmen zu groß und zu komplex sind. Das ist schwer festzumachen. Es gibt viele Kriterien, die heranzuziehen und zu prüfen sind. Wir
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schauen uns jedes Projekt, das nur halbwegs in unserem Interesse ist, sehr genau an und dann entscheiden wir spezifisch, ob wir anbieten oder nicht. So ein Angebotsverfahren ist eine Riesenaufwand firmenintern? Sehr viele Mannund Fraustunden? >> Ja, das ist so. Das nimmt auch zu. Das Bestbieterprinzip, dass im Bundesvergabegesetz geregelt ist, die Fülle an Nachweisen, die zu bringen sind, das ist wirklich eine Leistung. Die nimmt überproportional sehr stark zu. Ist aber oft sehr schwer abzuschätzen, weil es von Projekt zu Projekt unterschiedlich ist. Ein großer Hochbau GU beispielsweise. Hier ist es schon ein enormer Aufwand, bis man alle Professionisten zusammen hat. Hier wird es schwierig, wenn dann nur zwei Wochen Zeit sind. Wie stehen Sie generell zum Bestbieterprinzip? >> Super Idee, ich glaube aber, dass es nicht umsetzbar ist.
Weil…? >> …die Baubranche so spezifisch ist, dass es nicht wirklich greifen kann. Ich glaube, dass ein Markt generell nur dann funktioniert, wenn sich Anbieter durch ihr Produkt unterscheiden können. Und zwar in der Qualität ihres Produktes. Das ist technische Qualität oder eine Funktionalität. Hier können sich die Anbieter unterscheiden. Am Bau ist es so: wir können uns nicht in der technischen Qualität unterscheiden. Das ist in den Leistungsbeschreibungen, Ausschreibungen und Plänen komplett determiniert. Es hat keinen Sinn eine höhere Betonqualität anzubieten, wenn das der Auftraggeber nicht braucht und nicht bereit ist dafür zu zahlen. Man kann gar nicht differenzieren? – Beim Thema Nachhaltigkeit beispielsweise? >> Die Nachhaltigkeit ist auch mit der Funktionalität verbunden. Diese ist wieder durch
Architekten und Ziviltechniker festgelegt. Ich kann den Straßenverlauf einer Straße nicht ändern. Das ist lange vorher fixiert worden. Ich kann die Funktionalität eines Gebäudes nicht verändern, ich kann nicht den Dämmwert verändern, weil das innerhalb von fixen Normen bereits festgelegt ist, in dem Moment, in dem wir in den Prozess einsteigen. Technisch und funktional können wir uns nicht von der Konkurrenz unterscheiden. Dann bleibt nur mehr der Preis. .Und deshalb haben wir so enorme Preiskämpfe im Bau. Das ist für mich die Wurzel des Übels. Dann bleiben neben dem Preis nur noch irgendwelche Soft-Facts zur Differenzierung der Qualität: Wie verlässlich ist der Auftragnehmer? Wie viele Mitarbeiter über 50 gibt es? Gibt es eine Verlängerung der Gewährleistungsfrist? Das sind zum Teil messbare Parameter. Nur, das ist ein Titel ohne Mittel. Dann schreibt man statt fünf halt zehn Jahre hin. Das ist ein Versprechen für die Zukunft und im Moment der Angebotslegung eigentlich egal.
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Positionen & Meinungen
Leyrer + Graf Leyrer + Graf ist ein aufstrebendes Bauunternehmen mit Firmensitz im niederösterreichischen Gmünd. Das Familienunternehmen, 1926 von Anton Leyrer gegründet, steht seit 1964 im Besitz und unter der Führung der Familie Graf. Seit 2013 ist Stefan Graf geschäftsführender Gesellschafter. Heute beschäftigt Leyrer + Graf rund 2.000 Mitarbeiter und zählt mit einem Jahresumsatz (2017) von rund 308 Millionen Euro zu den Top-Bauunternehmen Österreichs. Ausgehend vom zentralen Firmensitz in Gmünd betreibt Leyrer + Graf 17 Standorte in Österreich und Tschechien, darunter Asphaltwerke in Schrems, Lassee und Sierning sowie Betonwerke in Gmünd, Trebon und Chotoviny. Kernbereiche der Produktion von Leyrer + Graf sind der Hoch- und Tiefbau, die Holztechnik sowie die Asphalt- und Betonerzeugung.
Das ist alles nicht wirklich messbar. Und wir diskutieren schon vier Jahre über dieses Bestbieterprinzip. Wir hatten vor kurzem eine Veranstaltung zum Thema Bestbieterprinzip und wir haben über die gleichen Dinge diskutiert wie vor vier Jahren. Es stabilisiert sich nicht. Ich behaupte sogar, da stelle ich mich gerne jeder Diskussion, das Bestbieterprinzip für den Bau ist gescheitert. Warum wird dieser Problematik so wenig Aufmerksamkeit geschenkt? >> Ich glaube, man braucht ein tiefes Verständnis, wie der Bau funktioniert und die Spezifika, wie ich sie gerade versucht habe zu formulieren mit dieser technischen und funktionalen Differenzierung, wo wir keine Möglichkeit haben, weil das so in der österreichischen Baukultur vorgesehen ist. Wir dürfen gar nicht in die Planung schon einbezogen werden. Das ist in Österreich nicht üblich, dass man Baufirmen sehr früh miteinbezieht, damit sie auch ihr Know-how einbringen können. Nur, wenn ich ein fixes System habe, scheitert es an der Starrheit. Man
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muss ein gutes Verständnis haben, wie Dinge ineinandergreifen. Ich glaube schon, dass verstärkt Gehör geschenkt wird, weil es sich eben nicht stabilisieren kann. Die Preise sind deswegen ja nicht angestiegen. Bauen wird laut Statistiken doch immer teurer? >> Wenn Sie sich den Baupreisindex und des Baukostenindex anschauen – hier geht eine Spange auseinander. Weder die Hochkonjunktur noch die geforderte höhere Qualität, die sich normalerweise auch in höhere Preisen niederschlagen sollte, sind wirksam. Das zeigt eigentlich ein Systemproblem auf. Das heißt, das Bauen ist nur teurer aufgrund der steigenden Grundkosten und der Materialien? >> Ja, und aufgrund steigender Löhne. Aber die Marge der Baufirmen ist dadurch nicht höher geworden. Wobei aber interessanterweise die Baukosten steigen, der Bitumenpreis steigt
enorm, der Stahlpreis steigt. Die Zuliefererfirmen und ihre Produkte werden durch die technologische Weiterentwicklung auch teurer. Aber man sieht es eindeutig an diesen Indizes, dass der Baupreis selbst nicht wirklich steigt. Genau dieses Delta wird in den Firmen aufgefangen, zum Teil durch höhere Produktivität. Auf der anderen Seite kann man aber nicht alles abfangen. Im Schwerpunktthema des BauTec-Magazins geht es diesmal um die Sicherheit. Wie viele Arbeitsunfälle passieren bei Ihnen am Bau? >> Das passiert leider. Jeder Arbeitsunfall ist einer zu viel. Gerade am Bau, wo es natürlich immer wieder zu Situationen kommt, wo automatisch kritische Situationen entstehen. Wir sind nicht in einer Hochsicherheitszone. Wir haben jährlich einen Arbeitsschutzausschuss, wo wir uns intensiv mit dem Thema beschäftigen. Traditionell ist unsere Unfallhäufigkeit sehr gering. Das ist ein gewisser Kennwert, der die absolute Zahl umlegt auf die produktiven Stunden. Da sind wir in den
Highlight-Projekte: meisten Bereichen unterhalb der durchschnittlichen Kennzahlen, die wir zur Verfügung haben. Welche Pläne und Ziele verfolgen Sie mit Ihrem Unternehmen? >> Für das Gesamtunternehmen ist es, uns so prosperierend weiterzuentwickeln in einem Umfeld, wo das Arbeiten Spaß macht, Freude bereitet und Herausforderungen bietet. Auch Schwierigkeiten bietet und Lösungen zu finden sind. Die Lösungen zu feiern sind. Auf gut Deutsch, dass wir uns in einem Umfeld befinden, wo wir als ganzes Team unserer Vision folgen können, einzigartige Lebensräume zu schaffen und Menschen zu verbinden.
„Die Idee von BIM ist hervorragend, ich finde das genial.“ Was wäre so eine Herausforderung, eine besondere Hürde? >> Das fängt bei jeder Baustelle an, weil jede Baustelle anders ist. Das ist eigentlich das Schöne bei der ganzen Sache. Es wird nie langweilig. Jede Ausschreibung ist anders, jeder Boden ist anders, jedes Gebäude ist anders, jede Straße ist anders. Sich in veränderten Umwelten zu bewegen ist ebenfalls eine Herausforderung, die Spaß macht. Das ist am Bau natürlich sehr speziell. Und es geht weiter bis zur Unternehmensorganisation: das Unternehmen fit zu halten, vorzubereiten auf die Zukunft, was immer die Zukunft bringt. Einen Lebensraum zu bieten, in dem sich Menschen verbinden können. Gibt es ein Projekt, auf das Sie besonders stolz sind? >> Wenn ich das spontan beantworte, sind das wir n
• Austria Campus Wien Bauzeit: 2015 – 2016 (beauftrage Bauleistung - Rohbaufertigstellung) Neubau eines Bürokomplexes (Baufeld 8) für die UniCredit Bank Austria AG (in ARGE) Bauherr: Signa Real Estate Management GmbH, Wien • Autostadt Porsche Wien, Liesing Bauzeit: 2017 - 2018 Neu- und Umbau von Schauräumen mit Parkdeck, von Werkstätten, einem Karosseriezentrum, einer Kantine und Sozialräumen auf einem 110.000 m² großen Gelände Bauherr: Porsche Holding Gesellschaft m.b.H., Salzburg •
Wohnhaus Mariahilfer Straße 182 Bauzeit: 2017 Dachgeschoßausbau des Wohnhauses nach einer Gasexplosion Architekt: Architekturbüro Kronreif_Trimmel & Partner Bauherr: Eigentümergemeinschaft DI Sigrid Hildebrandt u. Dr. Doris Krappinger, Wien
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Umfahrung Zwettl Bauzeit: 2015 – 2017 Bau einer 10,7 km langen Umfahrungsstraße um die Stadt Zwettl (in ARGE) Bauherr: ASFINAG, Wien
• Sanierung Tunnel Hirschstetten und Stadlau Bauzeit: 2016 - 2017 Sanierungs- und Umbauarbeiten der Tunnel Hirschstetten und Stadlau sowie der Anschlussstelle Hirschstetten auf der Südosttangente (A23) bzw. der Wiener Nordrand-Schnellstraße (S2) als Generalunternehmer (in ARGE) Bauherr: ASFINAG BMG, Wien •
Flughafen Wien-Schwechat Bauzeit: 2016 Erneuerung der gesamten elektrotechnischen Anlagen auf der Piste 11/29 Bauherr: Flughafen Wien AG, Wien
• G3 Shopping Resort Gerasdorf Bauzeit: 2011 - 2012 Errichtung eines Shopping-Resorts mit geschlossener Shopping-Mall (teilweise 2-geschoßig) auf ca. 90.000 m², Tiefgarage und 4.000 Außenparkplätzen; 60.000 m² großes, geschwungenes Holzdach (Errichtung durch die Graf-Holztechnik) Architekt / Generalplanung: ATP Wien Planungs GmbH, Wien Bauherr: HY Immobilien Ypsilon GmbH, Wien (Tochter der BAI Bauträger Austria Immobilien GmbH) • bahnorama Bauzeit: 2009 - 2010 Errichtung des damals höchsten begehbaren Aussichtsturmes Europas (66,72 m) und einer Ausstellungshalle im Zuge des Projektes 'Hauptbahnhof Wien' Architekt: RAHM architekten ZT-KG, Wien Statik: RWT Plus ZT GmbH und Hans Matzinger, Wien Bauherr: ÖBB Infrastruktur Bau AG und Stadt Wien
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Zum Autor Harald Greger ist Geschäftsführer des AFI – AluminiumFenster-Institut. Der 1987 gegründete Verein ist eine spartenübergreifende Kooperation österreichischer Gewerbe-, Industrie- und Handelsunternehmen.
Sicherheit für Architekten & Bauherren Kommentar: Harald Greger
n Das AFI - Aluminium-Fenster-Institut bietet Architekten, Bauherren und Auftraggebern die Sicherheit bei der Vergabeentscheidung bestmögliche Metallbau-Lösungen zu erhalten. Dafür steht die Gemeinschaftsmarke Alu-Fenster mit den in Österreich führenden AluminiumProfilsystemen und lizensierten Metallbaubetrieben. Die Richtlinien Metallbau und eine umfangreiche Fensterstudie bekräftigen die Kompetenz und Zuverlässigkeit der Unternehmen und Produkte, die die Gemeinschaftsmarke Alu-Fenster führen.
Fensterwerkstoffe im Vergleich
wurden nicht – wie meist üblich – nur die Investitionskosten betrachtet. Vielmehr flossen die gesamten finanziellen Auswirkungen unterschiedlicher Fenstermaterialien über den gesamten Gebäudelebenszyklus ein.
Ökobilanz überzeugt Die Untersuchung der ökologischen Auswirkungen erfolgte mittels Ökobilanzberechnung. In der vorliegenden Potenzialanalyse wurden das Ozonbildungs-, Versauerungs- und Treibhauspotenzial sowie der Primärenergiebedarf betrachtet. Die Studie kommt durch den lebenszyklischen Ansatz zu einem überraschenden Ergebnis: Das Aluminiumfenster weist in der langfristigen Betrachtung die geringsten Umweltauswirkungen auf. Dies kommt vor allem daher, dass das Grundmaterial Aluminium nach einer langen Lebensdauer einem hochwertigen stofflichen Recycling zugeführt werden kann.
Da Fenster einen bedeutenden Kostenbestandteil im Wohnbau darstellen, lohnt sich ein Blick nicht nur auf die Erstinvestition, sondern auf alle im gesamten Lebenslauf anfallenden Aufwendungen. Die zur Gemeinschaftsmarke Alu-Fenster zählenden Aluminium-Profilsysteme verursachen im Vergleich zu anderen Fenstern weniger Kosten und belasten die Umwelt in einem Gemeinschaftsmarke Alu-Fenster geringeren Ausmaß. Das sind die Geringster Kostenanteil Ökobilanz überzeugt Ergebnisse der von bauXund und M.O.O.CON durchgeführten PoOzonbildung Versauerung 4 4 tenzialanalyse „Fensterwerkstoffe 3 3 im Vergleich“. Der entscheidende 2 2 Grund für das gute Abschneiden 1 1 dieser Systeme ist ihre lange Le0 0 bens- und Funktionsdauer. Kunstoff/Alu
7,5%
Alu-Fenster rechnen sich Verglichen wurden in der Analyse die wirtschaftlichen und ökologischen Potenziale von Aluminium-, Holz-Aluminium-, Holz-, Kunststoff- und KunststoffAluminiumfenstern im Wohnbau innerhalb unterschiedlicher Anwendungszeiträume. Dabei
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Alu
Bei Ozonbildungs-, Versuerungs- und Treibhauspotenzial sowie Primärenergiebedarf weist das Aluminiumfenster über den Gebäudelebenszyklus von 60 Jahren im Vergleich zu anderen Fenstern die geringsten Auswirkungen auf.
6,7% Holz 6,3 % Kunststoff 3,8 % 6,1 % Aluminium
Holz/Alu
Anteil von Fensterwerkstoffen an den Lebenszykluskosten eines Gebäudes über 60 Jahre.
Quelle: www.alufenster.at
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BauMarketing Gedankensplitter zum Marketing als regelmäßige Kolumne.
Ein Newsroom für jeden? Regelmäßiger Kommentar von Alexander Bosak & Philipp Kaufmann
n Jetzt wird es noch toller und ich behaupte, jedes Unternehmen braucht einen Newsroom! Was für eine Forderung, was für ein eigenwilliges Wort? Nach meinem letzten Kommentar zum H4-Kommunikationsmodell nun eine neue Forderung? Dem Grunde nach ist es keine neue, sondern eine konsequente Weiterentwicklung – wer sich als Bauunternehmer an „Hero-Content“ und Web 2.0, wie Facebook oder Twitter heranwagt, wird im Alltag schnell an seine Grenzen stoßen. Die Gründe für dieses Scheitern werden mannigfaltig sein. Ganz gewiss stößt jedes Unternehmen unserer Branche nicht nur an Verständnisfragen, sondern auch an organisatorische Hürden. Die Wissenslücken sind überwindbar und spätestens mit neuen, meist jugendlichen Mitarbeitern sind diese geschlossen.
keitsarbeit zu spielen ist. Völlig anders ist es bei einem Katastrophenfall, bei einem Ereignis, welches außerhalb der Kontrolle eines Unternehmens ist. Denken wir an einen Unfall auf einer Baustelle oder einen unerwarteten Aufschrei von Anrainern bei einem Bauprojekt. In diesen Fällen kommt die „Krisen-PR“ zum Einsatz und eigene Spezialisten, welche sich genau auf derartige Fälle vorbereitet haben, werden gerufen. Diese beherrschen das Chaos, versuchen die Lufthoheit zu erlangen und verlassen nach getaner Arbeit wieder die Bühne. Sie sind in der Lage, schnell zu agieren und es gewohnt, unangenehme Themen zu „reframen“, sprich in einem anderen Licht darstellen zu lassen. In diesen Situationen gilt es, offen zu kommunizieren, erreichbar zu sein und die eigene Sicht zu veröffentlichen.
Diese Abläufe haben wir in den letzten Jahrzehnten gelernt und viele Unternehmen wissen, wie dieses „Klavier“ der Öffentlich-
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Der wichtigste Tipp, der mir gegeben wurde war, in derartigen Gemengelagen authentisch zu bleiben. Oftmals ist es Unternehmen gelungen, aus einer scheinbar unendlichen Katastrophe geradezu als Sieger zurückzukommen. In ewiger Erinnerung bleibt uns allen Niki Lauda, der es wunderbar verstanden hat, nach dem Absturz der Mozart alles menschlich Mögliche zu machen, dass diese einzigartige Katastrophe seiner Fluglinie nicht das Ende seines Unternehmens bedeutete. Von ihm können wir heute noch lernen.
Web 2.0 = Krisen-PR im Dauereinsatz Bei Web 2.0 erleben wir nun, dass die Fähigkeiten der Krisen-PR zum Dauereinsatz kommen. Beispielsweise bei Facebook, Instagram oder Blogs reicht es nicht, sich lange auf ein Posting vorzubereiten. Vielmehr verlangt die Community umgehende Reaktion und schnelle Antworten. Bei diesen Forderungen sind derzeit noch viele Unternehmen nicht nur gefordert, sondern geradezu überfordert. Die einzige Antwort ist ein Newsroom, bei dem alle Informationen zusammenlaufen, bei dem gut geschulte Mitarbeiter wissen, wie sie auf Nachrichten, ob gut oder schlecht, antworten. Eine hohe Anforderung und nun gilt es für 2019 dies umzusetzen. Viel Erfolg bei dieser Herausforderung!
Foto: wettbewerbsbeitrag für den ORF Rosenhügel von querkraft architekten| miss3
Neues Wissen, neue Abläufe Das Wissen ist im Unternehmen oftmals schnell vorhanden, jedoch wie wird im Web 2.0 gearbeitet? Welche Abläufe sind hier zu beachten? Diese Fragen zu beantworten ist für viele Bauunternehmen schmerzhaft. Bei der bisherigen Kommunikation hatten wir alle Zeit der Welt und konnten uns in Ruhe vorbereiten. Eine Presseaussendung beispielsweise konnte von einer PR-Agentur über Tage erarbeitet werden. Jeglicher Input wurde dabei berücksichtigt, anschließend fand ein Freigabeprozess statt, bei dem die gesamte Geschäftsführung und oftmals leitende Angestellte des Unternehmens eingebunden waren. Wenn es sich um ein sensibles Thema gehandelt hat, wurde auch noch ein Anwalt eingebunden, der über die Texte lesen konnte; wenn nötig wurden einige Wörter ausgetauscht und problematische Formulierungen nochmals überdacht. Die Entscheidung, wann was wie veröffentlich wird, lag unter Kontrolle der Unternehmensführung. Wenn der große Tag gekommen ist, wurde der Text veröffentlicht und alle waren bereit für Rückfragen. Bei großen „Geschichten“ wurden Interviews „initiiert“ bzw. waren ausgesuchte Gesprächspartner gut vorbereitet, bereit mit Medienvertretern in einem besprochenen Setting zu reden.
Innovation, Transformation und Sicherheit brauchen und Experten zeichnen sich durch langjährige Erfahrung, erstklassige inhaltliche Kompetenz und breite Expertise in den Bereichen Audit, Tax, Advisory sowie Business Services & Outsourcing aus.
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Photo by gdtography on Unsplash
Wir arbeiten hands-on im Team und begegnen komplexen Aufgabenstellungen mit maßgeschneiderten Lösungen für Ihr Unternehmen. Unser Ziel ist Ihr nachhaltiger Erfolg – österreichweit und in über 162 Ländern weltweit. bdo.at
Zum Autor Andreas Gobiet ist Präsident der Kammer für Architekten und Ingenieurkonsulenten für Wien, Niederösterreich und Burgenland, österreichischer Vertreter in der EFCA und Vorstandsmitglied in der FIDIC.
Kostensicherheit im Bau Kommentar: Andreas Gobiet
n Grundsätzlich ist die Kostensicherheit ein entscheidender Faktor für das Gelingen eines Bauvorhabens. Insbesondere ist das Budget so zu gestalten, dass für noch nicht ganz klar definierte Projektinhaltenausreichende Reserven für Änderungen bzw. Unvorhergesehenes vorgesehen werden. Es gilt, je größer die Planungssicherheit, desto größer die Kostensicherheit. Während einer Projektdurchführung ist eine entsprechende Kostenkontrolle essenziell, um eine Kostensicherheit gewährleisten zu können. Hierfür stehen verschiedenste Software-Produkte zur Verfügung, welche die Kostenverfolgung und damit auch die Prognoseerstellung erleichtern. Zu Beginn eines Projektes entsprechen die Prognosewerte den Budgetwerten und werden
dann mit Fortdauer des Projektes laufend in die vergebenen Aufträge, die Nachträge sowie die entsprechenden Reserven eingepflegt. Die entscheidende Frage in der Kostenfragen ist immer: Was tun, wenn die Prognosewerte die Budgetwerte überschreiten. Hier gibt es im Wesentlichen nur vier entscheidende Maßnahmenmöglichkeiten: • Änderung der Herstellungsart auf eine günstigere • Änderung der Herstellungsqualität • Adaptierung der Gebäudeinhalte • Adaptierung des Budgets Um eine Kostensicherheit zu gewährleiten, spielen im Bauvorhaben einige andere Abrechnungskriterien eine bedeutende Rolle: • Bauschadensabwicklung und Kostenzuordnung • Umlage von Infrastrukturkosten während der Bauzeit • Vergabesicherheit insbesondere auch von Nachträgen, etc. Es wäre zu begrüßen, dass Bauvorhaben erst nach 100-prozentiger Planungssicherheit realisiert werden. Im angloamerikanischen Raum ist es üblich, erst bei Vorliegen der vollständigen Planung und eindeutiger Definition aller Nutzungen das Bauvorhaben in die Umsetzung zu bringen. In unserer Planungskultur wird leider erst während der Bauumsetzung geplant, was auch dazu führen kann, dass die Planung dem Baufortschritt hinterherhinkt. In solchen Situationen ist naturgemäß keine Kostensicherheit mehr gegeben. Die allseits bekannten Probleme großer Projekte der öffentlichen Hand in der Kostensicherheit liegen genau darin, dass zu Baubeginn wesentliche Kostenfaktoren noch variabel bleiben, wie z.B.: • Nutzungssicherheit • Projektabwicklungs organisation • Betriebskonzept (Facilitymanagement) • Budgetklarheit
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Zum Autor Clemens Hecht. Sprecher der ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme, Referent an der WKO; Mitinitiator des Fachverbandes Innendämmung e.V. und des Bundesverbandes Schimmelsanierung und technische Bauteiltrocknung e.V.
Qualitätssicherung durch WDVS-Experten auf den Baustellen Kommentar: Clemens Hecht
n Österreichs Bauwirtschaft arbeitet unbestritten auf hohem Niveau. Eine fehlerhafte Ausführung oder der Einsatz falscher Materialien hat aber eklatante Folgen. Wer also mit einem Hightech-Produkt am Bau pfuscht, darf sich nicht über spätere Schäden wundern. So geschieht es immer wieder mit Wärmedämmverbundsystemen (WDVS). Diese haben sich in den vergangenen zwanzig Jahren zu einem technisch ausgefeilten Produkt entwickelt, bei dessen Planung und Verarbeitung es vor allem auf die Details ankommt. Es heißt ja: Der Teufel steckt im Detail! Produkt- und Verarbeitungswissen ist da ein wesentlicher Faktor und hier kommt der ZFV ins Spiel: Seit 2008 bietet die ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme (QG WDS) eine Zertifizierung für Fachverarbeiter von WDVS an. Die Schulung zum zertifizierten Fachverarbeiter (ZFV) wurde in Kooperation mit den österreichischen BAUAkademien und WIEN-ZERT ins Leben gerufen. Sie zielt auf das Vermitteln von Qualitätsstandards in der Verarbeitung von WDVS. Denn eben nur professionelle Planung und Ausführung der komplexen Wärmedämmverbundsysteme schützt vor künftigen Schäden. Bestätigt werden wir in dieser Qualitätsoffensive dadurch, dass öffentliche Auftraggeber immer häufiger den Nachweis einer bestehenden Zertifizierung einfordern und dies zu einem Zuschlagskriterium machen. Auch gemäß der Leistungsbeschreibung Hochbau ist für die Verarbeitung von WDVS qualifiziertes Personal vorzusehen. Geschult wird der ZFV an den acht BAUAkade-
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mien in Österreichs Bundesländern, wobei das Burgenland von der BAUAkademie Steiermark mitbetreut wird. WIEN-ZERT (Zertifizierungsstelle für Bauprodukte, MA 39), als ein Kooperationspartner der ZFV-Initiative, nimmt die Zertifizierung vor. Dadurch werden Unabhängigkeit und Qualität garantiert. Die Zertifizierung ist drei Jahre gültig und kann in einem Auffrischungskurs erneuert werden – das gewährleistet die Aktualität der Lehrinhalte und berücksichtigt technische Neuerungen und Entwicklungen sowie geänderte Rechtsgrundlagen. Dabei werden die Lehrinhalte laufend vom Technikerkreis QG WDS bearbeitet, gemeinsam mit Kooperationspartnern wie WIEN-ZERT, der österreichischen Arbeitsgemeinschaft Putz (ÖAP) und der Güteschutzgemeinschaft WDVS-Fachbetrieb (GSG). Mit Letzterer machten wir uns 2015 in einem Positionspapier stark für eine entsprechende Ausbildung und Qualifizierung von Verarbeitern. Denn Bauen, das auf Qualität, Ökologie und Langlebigkeit ausgerichtet ist, muss unbedingt umgesetzt werden, nicht zuletzt um Klimaschutzziele zu erreichen. Weiters bleibt die Fassade eines Gebäudes über die gesamte Nutzungszeit des Gebäudes erhalten und prägt dessen Erscheinungsbild. Wir wissen: Die Investition in die Qualität des Wärmedämmverbundsystems ist Basis für dessen Sicherheit und Dauerhaftigkeit. Unter Anbetracht der Jahreszeit formuliere ich den Wunsch ans Christkind: Mindestens ein qualifizierter Arbeiter je Partie zu maximal drei bis vier Mann auf der Baustelle. Für das Erreichen dieses Ziels ist viel Zeit erforderlich. Doch nur wenn qualifiziertes Personal zur Verfügung steht und beauftragt wird, kann die gewünschte Qualität erreicht werden!
Advertorial
Ready to Connect KONE 24/7. Gebäude werden zunehmend mit Sensoren versehen, vernetzt und flexibel gesteuert, um Sicherheit und Komfort der Mieter und Nutzer zu erhöhen und die Gebäude fit für die Zukunft zu machen. Damit sich Menschen in Gebäuden noch einfacher, sicherer und komfortabler bewegen können, sind vernetzte Lösungen auch für Aufzüge und Rolltreppen gefragt. KONE setzt genau hier mit seiner digitalen Lösung an. Alle neuen Anlagen des Herstellers können an dieses System angeschlossen werden – und sind somit „Ready to Connect“.
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ereits Anfang 2017 startete man die Anbindung von Aufzügen an die KI-Plattform Watson von IBM, um durch prädiktive Wartung die Sicherheit und Verfügbarkeit der Anlagen zu erhöhen und Betreibern absolute Transparenz zu gewähren: KONE 24/7 Connect. Neue Aufzüge, und seit 2018 auch Rolltreppen, werden ab Werk mit der entsprechenden Technologie ausgerüstet. Ist
die Anlage „Ready to Connect“, kann sie auf Wunsch des Betreibers an die Cloud angebunden werden. Man kann aber auch Anlagen von Drittherstellern problemlos nachrüsten. Die Anlage meldet über Sensoren laufend Informationen über ihren Zustand an die Cloud. Watson erkennt daraus nicht nur aktuelle Störungen. Auf Basis hoch entwickelter Algorithmen, die laufend trainiert werden, erkennt KONE 24/7 Connect vorausschauend Ursachen
möglicher Störungen, bevor es zum Stillstand kommt. Der Kundendienst erhält die Diagnose gemeinsam mit Empfehlungen zur Fehlerbehebung, um die Abläufe zu beschleunigen. Denn mit der Vorabdiagnose durch die KI-Plattform von IBM weiß der Servicetechniker bereits, wo er nach dem Fehler suchen muss – gegebenenfalls kann er sogar bereits mit dem passenden Ersatzteil zur Anlage fahren. Auch kann der Reparaturtermin mit dem Gebäudebetreiber abgestimmt werden oder – je nach Dringlichkeit – im Rahmen des nächsten regulären Besuchs an der Anlage durchgeführt werden. So gibt es keine bösen Überraschungen mehr, weil eine Anlage gerade nicht läuft – denn Ausfälle können durch präventive Maßnahmen vermieden werden. Watson lernt – und das täglich: Je mehr Anlagen weltweit an die Cloud angeschlossen sind und je mehr Berichte über behobene Störungen und Wartungen von den Servicetechnikern an die Cloud gemeldet werden, desto präziser fallen die Empfehlungen von Watson in der Zukunft aus. Darüber hinaus können Gebäudebetreiber ihre Aufzüge und Rolltreppen komfortabel über smarte Applikationen analysieren und kontrollieren. n
KONE AG T +43 (0)1 863 67-0 office.at@kone.com www.kone.at
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Zum Autor Die Kennerin der Digitalisierungsszene im Immobilienbereich verantwortet beim PropTech docu tools den Bereich Business Development & Sales und blickt auf langjährige fundierte Erfahrung im Projekt-/ Prozessmanagement der Baubranche zurück.
BRANDaktuelle Dokumentationssicherheit Kommentar: Anita Körbler
n Sicherheit am Bau ist eine hochsensible Angelegenheit, bei der rasche Entscheidungen erforderlich sind. Diese sollten im Rahmen einer zeitgemäßen Planung in den Abläufen optimal bis aufs kleinste Detail durchdacht werden, um etwaigen Unfällen rechtzeitig vorbeugen zu können. Als enorm wichtig stellt sich in der Bau- und Immobilienwirtschaft das Thema Brandschutz dar: hier muss jeder Handgriff exakt sitzen, nur ein kleiner, falscher Schritt kann schwerwiegende Folgen haben.
Hypothesen zurückgreifen müssen. Was hier zählt – im schlimmsten Fall auch vor dem Strafrichter – ist eine nicht manipulierbare, dokumentierte Beweissicherung, welcher heute auch bei Gericht eine viel intensivere Bedeutung beigemessen wird als noch vor etwa zehn Jahren. Zum Glück hat sich der Brandschutz in den letzten beiden Jahrzehnten sehr stark verbessert und in den letzten Jahren sehr an Bedeutung gewonnen.
Im Ernstfall zählt nur, im richtigen Moment das Richtige tun!
Unsere Partner verwenden docu tools neben der einfachen Dokumentationstätigkeit sehr oft für das mit wiederkehrenden Tätigkeiten verbundene, bequeme Aufgabenmanagement und genießen die zahlreichen, individuellen Berichtmöglichkeiten. Insbesondere ist eine durchgängige Dokumentation aller Brandschutz-/ Sicherheitstüren in einem Gebäude sowohl für den Sicherheitsaspekt als auch für regelmäßige Überprüfungen sowie für die Gewährleistung ein wichtiger Faktor. Gleichzeitig ist es im Bereich der Brandabschottung sinnvoll, bereits in der Bauphase mit der Dokumentation der Brandschotte zu beginnen, da es in einem späteren Stadium zu zahlreichen Hindernissen kommen kann, Durchbruchstellen etwa, die durch abgehängte Decken verborgen sind, müssten im Nachhinein erst mühsam gesucht und freigelegt werden. Branchenverantwortung bedeutet daher – vor allem im Bereich der laufenden Überprüfung – dafür Sorge zu tragen, dass der Brandschutz entsprechend verantwortungsvoll dokumentiert und verwaltet wird, indem auf alle Dokumentationsund Überprüfungs-ergebnisse sofort von allen Beteiligten von überall aus zugegriffen werden kann. Daher: gehen wir diesen zukunftsreichen Weg der weiteren Verbesserung, um unsere Sicherheitsstandards gemeinsam noch stärker auszubauen.
Unterschätzte Gewährleistung
Brandschutz ist daher nicht nur von einer exorbitanten technischen Entwicklung geprägt, sondern erfordert gerade deshalb auch einen immens hohen Ausbildungsstand der handelnden Personen: nur das Wissen darüber, wie im Ernstfall zu handeln ist, hilft bei der Entscheidung, im richtigen Moment das Richtige zu tun. Aus der Sicht der Planer, des Facility Management und der Sachverständigen, die laufend mit Situationen des Brandschutzes konfrontiert sind, liegt neben der Verbesserung der Sicherheit und Maßnahmen des baulichen und anlagentechnischen Brandschutzes nach wie vor großes betrieblich-organisatorisches Potential in der durchgängigen Dokumentation von Brandschutzmaßnahmen.
Nachweisbare Überprüfungen Nicht nur der Baukoordinator ist in die Meldepflicht zu nehmen, wenn es um die Sicherheit von Menschen geht, ebenso kann eine verlässliche Dokumentation die Haftung eines Bauschaffenden abwenden. Während der Planungs- und Ausführungsphase sowie im laufenden Betrieb und der Überprüfung erfordert eine Brandschutzsituation oft Nachweise, dass etwas zu einem gewissen Zeitpunkt „tatsächlich so gewesen ist“ – hier sollten die entsprechenden Projektbeteiligten in der heutigen Zeit nicht auf
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Zum Autor Hannes Gerstmann ist Sprecher des Bundesverbandes Sonnenschutztechnik Österreich. Den Bezug zur Praxis hält er durch sein Planungsbüro, das sich mit der nutzerorientierten Optimierung transparenter Flächen beschäftigt, aufrecht.
Sicherheit inklusive – smarter Sonnenschutz! Kommentar: Hannes Gerstmann
n Moderne Beschattungen schützen nicht nur vor Hitze, sondern auch vor Lärm, unerwünschten Blicken und ungebetenen Gästen. Die Variabilität und Multifunktionalität von Rollläden & Co. wurde oft kopiert, aber nie erreicht. Auch wenn die Tage jetzt ohnehin kürzer sind: Eine vollständige Verdunkelung ist die beste Voraussetzung für erholsamen Schlaf. Diese ist wichtig, um die Nachtstunden wirklich zur Regeneration zu nutzen und dem Körper zu signalisieren: Jetzt ist Erholung angesagt. Fenster also bei Bedarf vollflächig verschließen zu können, ist vor allem dort wichtig, wo es um Ruhebedürfnis, Sicherheit und Privatsphäre geht. Zeitgemäße Produkte sind intelligent, das heißt, sie können sich den äußeren klimatischen Bedingungen genauso gut anpassen wie den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer.
Sensibel und sicher Fenster und Türen gehören zu den sensibelsten Stellen eines Hauses, das betrifft deren Energieeffizienz genauso wie die Sicherheit. Herr und Frau Österreicher schützen ihr Heim daher immer effektiver und greifen dafür gerne auf Altbewährtes und neu Entwickeltes zurück. Das schlägt sich hierzulande auch in Zahlen nieder: In der ersten Hälfte dieses Jahres ging die Anzahl der gemeldeten Wohnraumeinbrüche zurück – und zwar um 10 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der Trend setzt sich auch im 2. Halbjahr fort. Eine Studie des Kuratoriums Sicheres Österreich, unterstützt vom Verband der Versicherungsunternehmen sowie vom Verband der Sicherheitsunternehmungen Österreichs, hat festgestellt, dass zwei Drittel der Einbrüche auf Spontantäter zurückzuführen sind. Also Personen, die nur zufällig vorbeikommen und ohne lange Vorbereitung und Planung einbrechen. Ing. Johann Gerstmann, Sprecher des Bundesverbandes Sonnenschutztechnik: „Diese Spontantäter lassen sich mit relativ einfachen Mitteln von der Tat abhalten, aber auch Profis nehmen nicht jedes Risiko in Kauf.“
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Die Sonnenschutztechnik bietet zwei Strategien an, das Einbruchsrisiko zu mindern. Zum einen mechanische Maßnahmen wie verstärkte Endleisten, verdeckt geschraubte Führungsschienen, spezielle Profile und Hochschiebesicherung – eine Hürde, die kaum schnell und leise überwunden werden kann. Zum anderen wird die Automatisation als Einbruchsprävention genutzt, indem der Sonnenschutz bei Abwesenheit den Eindruck eines bewohnten Gebäudes erzeugt, bspw. durch scheinbar individuelle Fahrbefehle in Kombination mit der Beleuchtung. So ist es von außen noch schwieriger herauszufinden, ob sich Bewohner im Haus befinden. In Kombiniert mit einem Näherungssensor, der unerwünschten Gästen signalisiert, dass sie detektiert wurden, wird ein smarter Sonnenschutz zum wichtigen Bestandteil des Sicherheitskonzepts eines Hauses.
Advertorial
Eine ernstzunehmende Gefahr Krebsgefahr. Im Sinne ihres Präventionsauftrages widmet die AUVA ihren Schwerpunkt 2018 bis 2020 der Information und Bewusstseinsbildung rund um krebserzeugende Arbeitsstoffe.
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rebs liegt bei arbeitsbedingten Todesfällen an erster Stelle. Der Präventionsschwerpunkt soll Betriebe dabei unterstützen, Risiken durch krebserzeugende Arbeitsstoffe zu erkennen und wirksame Schutzmaßnahmen zu setzen. In Österreich sterben jedes Jahr etwa 20.000 Menschen an Krebs. Nimmt man hochgerechnete EU-Daten als Basis, dann sind rund 1.800 dieser Fälle auf den Kontakt mit krebserzeugenden Arbeitsstoffen zurückzuführen – das ist etwa das Fünfzehnfache aller durch die AUVA im Jahr 2017 anerkannten Arbeitsunfälle mit Todesfolge. Krebs wird häufig nicht als Berufskrankheit erkannt, da es meist viele Jahre dauert, bis die Erkrankung ausbricht und weil Krebs fast immer mehrere Ursachen hat. Durch die richtige Prävention wären viele dieser Erkrankungen vermeidbar, doch das Bewusstsein zum sicheren Umgang mit krebserzeugenden Arbeitsstoffen ist oft noch gering. Es fehlt vor allem dann, wenn diese Stoffe erst während des Arbeitsprozesses entstehen.
Schutz durch Wissen
Fotos: Fotolia.com – Ecology
Krebserzeugende oder krebsverdächtige Stoffe werden als zugekaufte Produkte in einer Vielzahl unterschiedlicher Branchen eingesetzt. Manche entstehen aber auch erst während des Arbeitsprozesses oder werden dabei freigesetzt. Im Bau- und Baunebengewerbe sind das beispielweise Asbestfasern oder alte künstliche Mineralfasern (KMF) in Baustoffen, aber auch Schweißrauch, Holzstaub u.v.m. Die Voraussetzung für einen effizienten Schutz vor krebserzeugenden Stoffen ist daher ausreichendes Wissen darüber, wo diese vorkommen, wie sie freigesetzt werden, über welche Wege sie in den Körper gelangen und wie wichtig konsequente Prävention ist.
Gefährdungsbeurteilung und Prävention Die AUVA hat sich mit dem Präventionsschwerpunkt „Gib Acht, Krebsgefahr!“ zum Ziel gesetzt, Informationen rund um krebserzeugende Arbeitsstoffe zu verbreiten und das Bewusstsein für Risiken und Schutzmaßnah-
SICHERHEIT HAT VORRANG Durch richtige Schutzmaßnahmen, wie hier beim Abbau eines asbesthaltigen Daches, wären viele berufsbedingte Krebserkrankungen vermeidbar.
men zu steigern. Damit knüpft die AUVA an die Kampagne „Gesunde Arbeitsplätze – Gefährliche Substanzen erkennen und handhaben“ der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz an. Für Betriebe bietet die AUVA Beratungen, Informationsveranstaltungen sowie eine breite Palette an Materialien zur Unterstützung von Gefährdungsbeurteilung und Unterweisung an. Betriebe sollen so in die Lage versetzt werden, fundierte, an ihr Unternehmen angepasste Maßnahmen zu setzen und folglich die mit krebserzeugenden Stoffen verbundenen Gefahren zu minimieren. Kurze Erklärungsfilme zum Thema findet man darüber hinaus auf www.auva.at/youtube.
Infobox
Alle Informationen und Serviceangebote zum AUVA-Präventionsschwerpunkt „Krebserzeugende Arbeitsstoffe“ finden Sie unter: www.auva.at/krebsgefahr
Winter 2018
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Zum Autor Thomas Pils, Gruppenleiter in der Abteilung Bau Ost und stellvertretender Leiter der Abteilung. in der ASFINAG Bau Management GmbH, eitet den Ausschuss „Arbeitssicherheit“ in der Österreichischen Bautechnikvereinigung.(ÖBV).
Arbeitssicherheit in Planung und Bau Kommentar: Thomas Pils
n Die Arbeitssicherheit ist ein ganz wesentlicher Punkt in der Bauabwicklung. Im Spätsommer 2015 wurde auf Initiative der Österreichischen Bautechnikvereinigung eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Interessensvertretungen, Auftraggeber- und Auftragnehmervertretern konstituiert, die sich gewerkeübergreifend diesem Thema widmen soll. Das Ziel war, ein Merkblatt mit folgendem Fokus zu entwickeln: Die Arbeitssicherheit noch stärker im Verständnis und in der Projektabwicklung zu verankern um damit die Unfälle zu reduzieren. Dieses Merkblatt richtet sich sowohl an öffentliche wie auch private Auftraggeber und wurde gemeinsam zwischen Vertretern der Bauindustrie, Vereinigung der Baustellenkoordinatoren, AUVA, Arbeitsinspektorat und Auftraggeber-Vertretern entwickelt. Eine wesentliche Zielsetzung bestand darin, in möglichst kompakter Form einen guten Überblick zu geben. Damit soll allen Projektbeteiligten ein praktikables Werkzeug in die Hand gegeben werden. So wurden die einzelnen Projektschritte (Planung, Ausschreibung und Ausführung) abgebildet und somit konnte das Thema Arbeitssicherheit gut in einem Projektablauf dargestellt werden. Damit wurde auf die einzelnen Projektphasen eingegangen und Beispiele so angesetzt, dass diese sowohl für den Tiefbau sowie auch für den Hochbau anzuwenden sind. Eine gute Arbeitsvorbereitung, und dazu gehört auch die Arbeitssicherheit, ist ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor. Dass bei Bauvorhaben ein zeitliches Korsett vorgegeben ist, liegt in der Natur der Sache. Mit einer entsprechenden Vorbereitung und einer gut geplanten Vorlaufphase wird man sich gut auf das Projekt einstellen können. Wesentlich ist bereits
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BauTecFokus
zu einem frühen Zeitpunkt, und das bereits in der Planungsphase, auf die Arbeitssicherheit zu achten. Es war uns wichtig sowohl auf die einzelnen Projektphasen Rücksicht zu nehmen und die Beispiele auch so anzusetzen, dass diese sowohl für den Tiefbau wie auch den Hochbau anzuwenden sind. Natürlich gibt es immer wiederkehrende Themen, vor allem die Nutzung von gemeinsamen Schutzmaßnahmen. Darum muss sich der Planer oder Architekt bereits frühzeitig Gedanken machen. Was technisch für die Arbeitssicherheit notwendig ist, hängt von der Art des Bauvorhabens und dem Projekt ab. Es können vielleicht sehr einfache Maßnahmen sein, wie die Beachtung von Sicherheitsabständen, bis hin zu komplexen Sicherungen. Das ist bei jedem einzelnen Projekt gesondert zu betrachten. Jedenfalls ist die Nutzung der persönlichen Schutzausrüstung ein Mindestmaß. Ein Mindestmaß der technischen Schutzmaßnahmen ist die Ausrüstung mittels PSA (persönlicher Schutzausrüstung). Zielführend ist es, die Schutzmaßnahmen nicht als Pauschalen auszuschreiben, sondern konkret zu definieren und entsprechende Leistungspositionen vorzusehen. Alle Schutzmaßnahmen, die schwere und tödliche Unfälle verhindern könnten wie z.B. Absturzsicherungen, Schutzmaßnahmen bei Erdarbeiten wie Baugrubensicherungen, Kanalverbauten sowie technische Schutzmaßnahen gegenüber dem fließenden Verkehr, bringen eine wesentliche Erhöhung des Sicherheitsniveaus. Mit der Veröffentlichung des Merkblattes ist der nächste Schritt, es einer breiteren Öffentlichkeit wie Bauträgern, Wohnbaugenossenschaften, Gemeinden, Baufirmen, Technischen Büros, Architekten und Zivilingenieurbüros näher zu bringen.
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www.angst.at Winter 2018 63
DIE BAUTECFAKTEN Daten und Fakten für und über die Bauwirtschaft
DURCHSCHNITTLICHER AUFTRAGSBESTAND BAUWIRTSCHAFT IN WOCHEN (AUFTRAGSPOLSTER)
2018 Q3
2018 Q3
3. Quartal 2013 bis 2018
Wochen
Δ Wochen zu 2017
Entwicklung
Burgenland
15,0
2,4
Kärnten
12,4
2,8
Niederösterreich
16,8
0,7
Oberösterreich
16,5
1,9
Salzburg
15,9
0,4
Steiermark
17,1
2,8
Tirol
16,3
2,7
Vorarlberg
20,9
0,3
Wien
16,9
2,4
Österreich
16,6
1,8
Quelle: Bundesinnung Bau und KMU-Forschung
BAUWIRTSCHAFT – HOCH- UND TIEFBAU
Juli 2018 in Mio. € Bauproduktion
19.562,9 in Prozent
Bauproduktion Anteil öffentlich
35% Anzahl
Beschäftigte
92.398 in Mio. €
Bruttolöhne und -gehälter
350,5
% VJM*
Aprilwerte 2014 bis 2018 Entwicklung
17,2% % VJM*
Entwicklung
-6,4% % VJM*
Entwicklung
4,6% % VJM*
Entwicklung
9,9%
Quelle: WKO Geschäftsstelle Bau, Statistik Austria VJM = zu Vorjahresmonat
*
KREDITE
2018 Q2
2017 Q2
Quartalswerte 2014 Q2 bis 2018 Q2
€ Mio.
% VJQ*
Entwicklung
Bauwesen
13.652,0
22,2%
Gesamtwirtschaft
739.788,0
-0,2%
(NACH ZKRM-V**)
Quelle: OeNB Österreichische Nationalbank VJQ = zu Vorjahresquartal ** Zentralkreditregistermeldungs-Verordnung *
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BauTecFokus
Die BauTecFakten erscheinen regelmäßig im BauTecFokus und bringen erstmals Daten und Fakten für und über die Bauwirtschaft. Diese Serie erscheint in Kooperation mit dem Institut für Immobilienwirtschaft (IFI). Diese
und viele weitere Auswertungen sind in den ImmoFakten veröffentlicht, welche zweimal im Jahr erscheinen und im Abo vertrieben werden. Gerade die Bauwirtschaft hat sich oftmals nicht durch eine besondere Liebe zu
BAUKLIMA – AUFTRAGSEINGANGSERWARTUNGEN FÜR DAS NÄCHSTE QUARTAL*
Zahlen und fundierten Entscheidungen ausgezeichnet; umso mehr sollen die BauFakten Gedankenanstöße bieten und vielleicht sogar überraschende Zusammenhänge beleuchten, die zum Schmunzeln führen.
2013 Q3
2014 Q3
2015 Q3
2016 Q3
2017 Q3
2018 Q3
Österreich
0%
-16%
-18%
-1%
2%
4%
Burgenland
-18%
6%
-23%
24%
8%
2%
Kärnten
-17%
-35%
-46%
-18%
-22%
-14%
Niederösterreich
-6%
-22%
-16%
-12%
-3%
-25%
Oberösterreich
-11%
-23%
-22%
3%
27%
9%
Salzburg
0%
-2%
-23%
16%
3%
2%
Steiermark
-7%
-5%
-4%
4%
-12%
48%
Tirol
34%
-12%
-7%
6%
33%
15%
Vorarlberg
24%
-2%
16%
28%
-3%
-1%
Wien
-19%
-22%
-24%
-14%
-19%
-1%
Quelle: Bundesinnung Bau und KMU-Forschung Saldo aus steigend zu sinkend in % der befragten Unternehmen
*
INSOLVENZEN BAUWIRTSCHAFT
2018 Q3 % VJQ*
Fälle Eröffnete Insolvenzen
141,0
-0,7 %
in Mio. €
% VJQ*
53,7
-15,3 %
in Prozent
% VJQ*
Eröffnete Insolvenzen Anteil Bau am Gesamt
6%
-70,3 %
Passiva Anteil Bau am Gesamt
4%
-74,3 %
Gesamtwirtschaft
Quartalswerte 2017 Q3 bis 2018 Q3 Entwicklung
Entwicklung
Entwicklung
Quelle: WKO Geschäftsstelle Bau, Statistik Austria VJQ = zu Vorjahresquartal
*
BAUKOSTENINDEX** (BASIS 2015 =100)
Oktober 18
Monatswerte 01 2014 bis 10 2018
Ø 2016
Ø 2017
Entwicklung
zu Vorjahr in %
zu Vorjahr in %
Index
% VJM*
Wohnhaus- und Siedlungsbau
107,7
2,6%
0,6%
3,5%
Straßenbau
109,1
5,8%
-1,0%
3,6%
Brückenbau
110,4
4,2%
-0,6%
5,2%
Siedlungswasserbau
107,3
3,7%
0,5%
2,4%
Quelle: WKO Geschäftsstelle Bau, Statistik Austria VJM = zu Vorjahresmonat ** Entwicklung der Kosten, die den Bauunternehmern bei der Ausführung von Bauleistungen durch Veränderung der Kostengrundlagen (Material und Arbeit) entstehen. *
Herbst 2018
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Bauen & Technik
Wirbel Eine Branche in Aufruhr. Ende November wurde im Wiener Landtag die lang vorbereitete und vielfach angekündigten Bauordnungsnovelle beschlossen. Die Branche reagiert gespalten. Autor: Michael Neubauer
S
peziell die mittlerweile auch medial breit beleuchtete Einführung der Widmungskategorie „geförderter Wohnbau“ sorgt für Aufsehen. Die Schaffung dieser neuen Widmung hatte der Österreichische Verband der Immobilienwirtschaft (ÖVI) im Einklang mit vielen Bauträgern im Hinblick auf die bodenpreisdämpfende Wirkung von Beginn an dem Grunde nach positiv beurteilt. Anspannung herrschte allseits hinsichtlich der näheren Umsetzungsrichtlinien, die von der Stadtregierung bisher nur in Grundzügen vorgestellt wurden. Intensiv diskutiert
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BauTecFokus
wird seither die Anhebung der Quote von knapp über der Hälfte auf zwei Drittel für die geförderten Wohnungen. Diese rechtsstaatlich bedenklich kurzfristige Nachschärfung könnte den Wohnbau-Motor zum Stocken bringen. Denn Grundeigentümer werden kaum noch an Entwickler verkaufen. Seit der Finanzkrise trennt man sich nur mehr schwer von Grund und Boden. „Wer verkauft, wenn der Preis gegenüber den letzten Jahren drastisch einbricht?“, fragt sich Wolfinger. Die explizit beabsichtigte Senkung der Bodenpreise auf einen Bruchteil wird auch nicht das Problem jener Schlüssel-
liegenschaften in den angekündigten Stadtentwicklungsgebieten lösen, die die Stadt Wien selbst bereits über Jahre vergeblich zu akquirieren versucht. Diese Grundeigentümer werden ausharren und auf bessere Zeiten warten.
Übergangsphase gefordert Deutlich wahrnehmbar ist diese Anspannung auch auf dem heute erstmals stattfindenden 1. ÖVI Stadtentwicklungstag mit mehr als 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, der sich am Beispiel Wien mit den aktuellen Herausforderungen einer wachsenden Stadt
Fotos: Michael Buechling
beschäftigt und auch einen Schwerpunkt auf die Novelle der Wiener Bauordnung 2018 gelegt hat. „Soweit die Richtlinien zur tatsächlichen Handhabung der neuen Widmungskategorie mittlerweile erkennbar sind, bereitet vor allem die Übergangsphase sowohl gewerblichen Bauträgern als auch gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaften Sorge. Denn einige haben im Vertrauen auf die bisherigen Rahmenbedingungen Grundstücke erworben. Jedenfalls dann, wenn im Dialog mit der Stadt Wien konkrete Abstimmungen im Laufen sind, braucht es faire
Übergangsbestimmungen, damit diese Projekte tatsächlich umgesetzt werden können“, beschreibt ÖVI Bauträgersprecher Klaus Wolfinger die Stimmung.
Abbruch massiv erschwert Offensichtlich misslungen ist aus Sicht des ÖVI die im Juni per Initiativantrag vorgezogene Maßnahme, die den Abbruch von vor 1945 errichteten Gebäuden auch außerhalb von Schutzzonen massiv erschwert. Nicht nur, dass versucht wird, über die Wiener Bauordnung Mietrecht zu gestalten. Die
„Planwirtschaftliche Zwangsmaßnahmen helfen niemandem.“ Martin Prunbauer, Österreichischen Haus- und Grundbesitzerbundes (ÖHGB)
Winter 2018
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Bauen & Technik
„Man fragt sich schon, ob außer Symbolpolitik überhaupt ernsthafte Wohnpolitik betrieben wird.“ Wolfgang Louzek, Verband der Institutionellen Immobilien-investoren
Herausforderungen liegen in der faktischen Umsetzung, die nun zwischen den lauernden Klippen „Eigentumseingriff“, „Gleichbehandlungsgrundsatz“ und „Vertrauensschaden" navigieren muss. Das Fehlen von Übergangsfristen und eilig erstellte Stadtbild-Gutachten der MA19 haben einige Unruhe gestiftet und auch gut begründete Schadensersatzforderungen nach sich gezogen. Man sollte denken, dass diese erst noch zu lösenden Härtefälle in der Stadt Wien Bewusstsein geschaffen haben, dass Investitions- und Planungsentscheidungen, die auf Basis einer langen bestehenden Rechtsgrundlage und einer kontinuierlichen Verwaltungspraxis getroffen wurden, nicht mehr revidiert werden können und in einigen Fällen existenzgefährdende Konsequenzen drohen. Aber die Anfang November angekündigten „Planungsgrundlagen“ zur Anwendung des neuen Widmungszusatzes „geförderter Wohnbau“ lassen befürchten, dass es die Stadt neuerlich auf gerichtliche Auseinandersetzungen mit Projektwerbern ankommen lässt, die im Vertrauen auf städtische Leitinitiativen wie das „Fachkonzepte Produktive Stadt“ und die Widmungspraxis der letzten Jahre Investitionen getätigt und im Dialog mit der Stadt bereits Planungsprozesse durchgeführt haben.
Martin Prunbauer spricht gar von einem bedenklichen Angriff auf das Privateigentum: Planwirtschaftliche Zwangsmaßnahmen helfen niemandem. Um tatsächlich leistbaren Wohnraum zu schaffen, müsste die Stadt zunächst einmal das eigene Potential nutzen und soziale Wohnpolitik richtig, nämlich nicht mit der Gießkanne, betreiben.“ Gehe es darum, einkommensschwachen Menschen zu leistbarem Wohnraum zu verhelfen, müsste die Stadt zunächst einmal ihre eigenen Möglichkeiten ausschöpfen, bevor sie mit eigentumsfeindlichen Eingriffen über den Preismechanismus vorgeht. Mit der geplanten Regelung wird die Fortführung der bisher regen Bautätigkeit in Wien zunichte gemacht.
Soziale Treffsicherheit erhöhen Prunbauer ist nicht der einzige, der in dieser Diskussion auf die längst fällige Beseitigung der mangelnden Treffsicherheit im Gemeindebau hinweist: „Ein beträchtlicher Teil der dort lebenden Bewohner verdient mittlerweile so gut, dass er auf eine Unterstützung durch die Stadt nicht oder nicht mehr angewiesen ist. Großzügige Eintrittsrechte vervielfachen aber immer noch diese Fehlbelegung. „Wer entsprechend gut verdient, sollte im sozialen Wohnbau einfach mehr für das Wohnen zahlen. Mit diesen Mehreinnahmen kann man dann wirklich förderbedürftige Wohnungssuchenden bzw. Mietern helfen.“
ben wird. Der jüngste Vorstoß in Wien, neue Bauflächen bei der Umwidmung zwanghaft damit zu belasten, dass zwei Drittel davon geförderte Wohnungen sein müssen, lässt diese Vermutung leider zu“, kommentiert Wolfgang Louzek, Präsident des Verbandes der Institutionellen Immobilieninvestoren (VII) die Widmungskategorie „Geförderter Wohnbau“. „Dass damit alle neuen Bauflächen betroffen sein sollen, entbehrt jeder Logik. Denn wenn man die geringeren Ertragskosten der geförderten Wohnungen auf die restlichen Wohnungseigentümer übertragen muss, dann wird wohl kaum ein Bauträger unter diesen zwangswirtschaftlichen Aspekten Wohnraum schaffen wollen. Denn diese nicht als Sozialwohnungen ausgewiesenen Wohnungen müssten wesentlich teurer kommen“, so Louzek. „Und wer soll das dann bezahlen? Das ewige ImmobilieninvestorenBashing muss endlich eingestellt werden und ein vernünftiger Diskurs ohne Scheuklappen zum Thema Wohnen erfolgen.“ Erwin Hübl, Geschäftsführer von Hübl & Partner Immobilien fordert Übergangsfristen. Die neue Bauordnung entwerte hunderttausende Quadratmeter Boden, der sich bereits in Bauträgerhand befindet – und damit die Errichtung tausender leistbarer Wohnungen unmöglich machen. „Dieser juristische Schlag gegen den freifinanzierten Wohnbau wird massive Verwerfungen hervorrufen", warnt Hübl davor, dass insbesondere mittel-
Angriff auf das Privateigentum
Eine weitere Möglichkeit liegt in der Nachverdichtung von bereits bestehenden Gemeindewohnungen, die sich auch in zentralen Lagen befinden. Auf diese Weise könnte den Wünschen der Politik nach leistbarem Wohnraum für einkommensschwache Personen auch in innerstädtischen Lagen nachgekommen werden. Schließlich verfügt die Stadt Wien auch über beträchtliche Baulandreserven, die ungenützt den verbleibenden Markt einschränken und damit die Kosten für Grundstücke hochtreiben. Mit der stärkeren Vergabe von Baurechten und der Errichtung von kommunalen Wohnungen auf diesen Flächen könnte eine weitere Schiene für die Schaffung von leistbaren Wohnungen geschaffen werden und hohe Grundstückskosten vermieden werden.
Mit dieser Kritik steht Wolfinger nicht alleine da. Der Präsident des Österreichischen Haus- und Grundbesitzerbundes (ÖHGB)
„Übergangsphase bereitet gewerblichen Bauträgern als auch gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaften Sorge.“
„Man fragt sich schon, ob außer Symbolpolitik überhaupt ernsthafte Wohnpolitik betrie-
Klaus Wolfinger, ÖVI Bauträgersprecher
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BauTecFokus
„Dieser juristische Schlag gegen den freifinanzierten Wohnbau wird massive Verwerfungen hervorrufen.“ Erwin Hübl, Hübl & Partner Immobilien ständische Unternehmen in ihrer Existenz gefährdet werden. „Ohne die Bauleistung von uns gewerblichen Bauträgern wird sich die Krise auf dem Wohnungsmarkt nicht lösen lassen. Eine verantwortungsvolle Politik darf hier nicht auf ideologische Maßnahmen setzen, sondern muss das Ganze im Auge haben“, mahnt Hübl Verantwortungsbewusstsein ein. Letztlich arbeiten gewerbliche und gemeinnützige Bauträger für dasselbe Ziel, nämlich leistbares Wohnen“, so Hübl.
Einschnitte längst überfällig
Fotos: EHL, Richard Tanzer,Kurt Keinrath, Simon Rainsborough
„Immobilien sind langfristige Güter und dürfen nicht Gegenstand kurzfristig spekulativer Überlegungen sein“, betont Winfried Kallinger, geschäftsführender Gesellschafter der Kallinger Projekte, der mit seinen Unternehmen zahlreiche außergewöhnliche Bauvorhaben im geförderten Wohnbau realisiert hat. „Wohnen muss für Junge und weniger Begüterte einfach wieder bezahlbar werden.“ Die Explosion der Grundstückspreise in den letzten zehn Jahren habe dies immer schwieriger werden lassen. Die Schaffung der Widmungskategorie „Geförderter Wohnbau“ ist deshalb aus seiner Sicht längst überfällig. Preissteigerungen von 47 bis 67 Prozent bei Bauland in den Flächenbezirken seien inakzeptabel. „Die Umwidmung von Grünland in Bauland ist ein hoheitlicher öffentlich-rechtlicher Akt, entsprechend ist das öffentliche Interesse zu würdigen, nicht nur die Renditeerwartung eines Grundstückseigentümers“, betont Kallinger, Das öffentliche
Interesse liege nun einmal darin, leistbare Wohnungen für jeden Einkommenssektor zu schaffen. Deshalb übt Kallinger auch Kritik an offiziellen Vertretern der Immobilienbranche, die die Profitmaximierung der Grundstückseigentümer verteidigen. Die enorm gestiegenen Kosten für Bauland seien der wahre Grund für die enorm gestiegenen Wohnungskosten. Die Folge: Menschen müssen sich mit immer kleineren Wohnungen ihr Auslangen finden – in einem der reichsten Länder der Welt. Kallinger unterstützt die Initiative der Wiener Rathauskoalition, denn „die Zukunft städtischer Wohnbaupolitik kann nicht darin liegen, Wohnbau dem teuren Einheitsbrei des Anleger-Vorsorgewohnbaues zu überlassen.“ Er ist überzeugt, dass sich durch die neue Widmungskategorie eine Win-win-Situation für die Stadt, die Immobilienwirtschaft und vor allem für die Wohnungssuchenden ergibt.
Keine Verfahrensvereinfachung Keine allzu großen Effekte erwartet sich Bauernfeind: „Die Erwartung der Stadt, dass dadurch der geförderte Wohnbau massiv anziehen wird, kann ich bislang nicht teilen“, so Sandra Bauernfeind, Geschäftsführende Gesellschafterin der EHL Wohnen GmbH. „Ich rechne vielmehr damit, dass so gewidmete Liegenschaften nur in geringem Maß an Bauträger veräußert werden und umgekehrt große potenzielle Flächenreserven für den freifinanzierten Wohnbau wegfallen. Kurzund mittelfristig wird das den Neubau sogar dämpfen, Wachstumsimpulse sind allenfalls auf lange Sicht zu erwarten“, Sandra Bauernfeind, Geschäftsführende Gesellschafterin der EHL Wohnen GmbH. Die größte Schwäche der Bauordnungsreform ortet Bauernfeind aber in den Bereichen, in denen notwendige Änderungen nicht angegangen wurden. Insbesondere fehlten Impulse für eine rasche und substanzielle Steigerung der Fertigstellungszahlen durch die Angebot und Nachfrage wieder ins Gleichgewicht gebracht werden könnten. „Leider hat offenbar der Mut zu einer spürbaren Erleichterung und Beschleunigung von Widmungs- und Bauverfahren gefehlt. Eine Vereinfachung der Verfahren brächte auch keinerlei Verschlechterungen der städtebaulichen Qualität, da der weit überwiegende Teil aller verzögernden Einsprüche zu keinerlei Veränderungen an den Bauplänen führt – es wäre nur eine Beschleunigung der Verfahren dringend notwendig.“ n
„Die Zukunft städtischer Wohnbaupolitik kann nicht darin liegen, Wohnbau dem teuren Einheitsbrei des AnlegerVorsorgewohnbaues zu überlassen.“ Winfried Kallinger, Kallinger Projekte
„Kurz- und mittelfristig wird die neue Bauordnung den Neubau sogar dämpfen, Wachstumsimpulse sind allenfalls auf lange Sicht zu erwarten.“ Sandra Bauernfeind, EHL Wohnen GmbH
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Rubrik
Wohnen weiter gedacht „plug & play". purelivin setzt auf, in Holzmassivbauweise seriell vorgefertigte, komplette Raummodule, die zu multifunktionalen, flexiblen Wohneinheiten kombiniert werden. Autor: Andreas Altstädter
A
uf die Veränderungen und Herausforderungen im modernen Wohnbau hat die ZIMA Unternehmensgruppe gemeinsam mit dem Know-how-Partner Kaufmann Bausysteme einen revolutionären Ansatz für die Zukunft des mehrgeschossigen Bauens entwickelt. Die Innovation: Ein modulares Holzmassivbau-Konzept reduziert die Bauzeit und schafft ressourcenschonend hochwertigen, leistbaren Wohnraum. Die ZIMA Unternehmensgruppe hat in über 45 Jahren über 7.000 Neubauwohnungen gebaut und Betriebsansiedelungen für über 6.000 Ar-
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BauTecFokus
beitsplätze geschaffen. ZIMA ist spezialisiert auf die Entwicklung von Immobilien- und Wohnprojekten sowie einer der größten privaten Bauträger im deutschsprachigen Alpenraum. Kaufmann Bausysteme gilt als Pionier bei der Entwicklung und Produktion voll ausgebauter Wohnmodule in Massivholz. Bis dato wurden bereits zahlreiche Projekte realisiert und insgesamt rund 2.500 Module verbaut. Gemeinsam verfügt man über acht Standorte im DACH-Raum, rund 200 Mitarbeiter und ein Umsatzvolumen von 215 Millionen Euro. „Wir haben in den letzten Jahren viel über die Zukunft des Wohnens und Bauens nachgedacht“,
so Alexander Nußbaumer, CEO und Inhaber der ZIMA Unternehmensgruppe. „Dabei sind wir zum Ergebnis gekommen, dass wir revolutionär anders denken und agieren müssen. Und zwar nicht nur aus betriebswirtschaftlicher Sicht, sondern auch aus ökologischen und gesellschaftlichen Gesichtspunkten“, so Nußbaumer weiter. Mit dem Holzbaupionier Kaufmann Bausysteme wurde viel Entwicklungsarbeit in die Industrialisierung des Wohnhauses investiert mit dem erklärten Ziel, die Entwicklung, Produktion und Errichtung von modularen mehrgeschossigen Wohnbauten zu realisieren. So war es nur ein logischer
Schritt, dass die beiden Unternehmen unter dem Namen „purelivin“ eine gemeinsame Gesellschaft gegründet haben, um wechselseitiges Know-how und Synergien noch besser zu bündeln. „purelivin ist ein revolutionär neuer Ansatz für Bauen und Wohnen. Seriell vorgefertigte, komplette Raummodule werden mit der Holzmassivbauweise nach dem Prinzip „plug & play" zu multifunktionalen, flexiblen Wohneinheiten kombiniert. Das Ergebnis sind Räume, die nicht nur ein modernes und besonderes Ambiente garantieren, sondern auch ganz entscheidende Vorteile in Sachen Gesundheit, Raumklima und Werthaltigkeit haben“, erklärt Christian Kaufmann, Geschäftsführer von Kaufmann Bausysteme das Neue an purelivin. Die so entstehenden Gebäude sind zu 95 Prozent natürlich, die Bauzeit vor Ort beträgt lediglich ein Drittel, der Betonanteil wurde auf 10 Prozent reduziert und das gesamte Gebäude kann zu 100 Prozent rückgebaut und recyclet werden. Zudem hat Holz als Baustoff belegbare gesundheitsfördernde Eigenschaften, reguliert das Raumklima, ist haptisch und optisch angenehm. „Kurzum: purelivin steht für natürliches, klimapositives Bauen“, so Kaufmann.
Klare Vorteile für Bauherren
Fotos: MARC LINS PHOTOGRAPHY, Klaus Titzer
purelivin soll im gemeinnützigen Wohnbau genauso eingesetzt werden wie für Gesundheits- und Sozialzentren, Studentenheime – ein erstes Projekt hat Kaufmann Bausysteme bereits in Hamburg realisiert – oder für Nachverdichtungen im urbanen Raum. Für Nußbaumer steht fest, dass sich der Wohnbau insgesamt in den nächsten Jahren massiv ändern wird: „Es braucht neue Konzepte, um Ressourcen zu schonen, effizienter und schneller zu werden und dabei die Qualität für die Bewohner weiter zu erhöhen, purelivin ist unsere Antwort auf diese Herausforderungen.“ Dank der seriellen Fertigung haben Bauherren zahlreiche Vorteile: Sie bekommen gleichbleibend hohe Qualität, was die Investitionssicherheit erhöht und die Lebenszykluskosten senkt. Es gibt keine Verzögerungen durch klimatische Einflüsse, ein klares Zeit- und Kostenmanagement durch die Vorfertigung sowie eine Reduktion möglicher Fehler durch handwerkliche Arbeiten. Gleichzeitig bleiben die Flexibilität und der hohe Qualitätsanspruch im Innenausbau erhalten.
Die positiven Auswirkungen des Baustoffs Holz auf Mensch und Umwelt sind bereits hinlänglich bekannt. So werden die gesundheitsfördernden Eigenschaften von Holz besonders für Allergiker, Kinder und ältere Personen nicht mehr in Frage gestellt. Holz reguliert auf natürliche Weise das Raumklima, sorgt für gleichbleibende Luftfeuchtigkeit und schafft ein angenehmes Raumgefühl. Daneben bietet sich ein haptisches Erlebnis – rundum Wohlfühlwohnen eben. Selbst in punkto Schallschutz brauchen Holzkonstruktionen den Vergleich nicht scheuen.
„Der Wohnbau wird sich in den nächsten Jahren massiv verändern. Es braucht neue Konzepte, um Ressourcen zu schonen, effizienter und schneller zu werden.“ Alexander Nußbaumer, ZIMA Unternehmensgruppe
Es gibt drei unterschiedliche Grundmodule, an das Wohnraummodul können die anderen Räume „angedockt“ werden. Auf diese Weise entstehen barrierefreie 2-, 3- oder 4-Zimmer-Einheiten mit Flächen von 51 bis 75 Quadratmetern.
Quartierslösungen leicht gemacht Durch Stapeln oder Aneinanderreihen der Module sind verschiedene Gebäudeformen realisierbar. Daher können die Module für Quartierslösungen flexibel und vielfältig eingesetzt werden, es bietet sich eine Kombination aus Punkt- und Zeilenbebauung an, mit der Möglichkeit, um Balkon-Elemente zu erweitern. Ende August 2018 feierte das Unternehmen in Kalwang, Steiermark, das Richtfest für die neue, 8.000 Quadratmeter große Produktionshalle, die mit Jahreswechsel den Betrieb aufnehmen wird. Damit wird die Kapazität für die Vorfertigung der Holzmodule verdoppelt. Parallel werden die bereits entwickelten Gebäudetypen weiter verfeinert und die Variantenvielfalt ausgebaut. Die Verkaufsinfrastruktur ist über die ZIMA Gruppe bereits gegeben und Gespräche mit ersten Auftraggebern stehen kurz vor dem Abschluss. „Wir sind startklar“, so Nußbaumer. „Mit purelivin schaffen wir hochwertigen, leistbaren Wohnraum. Die nachhaltige, massive Bauweise in Holz schont Ressourcen, wirkt klimapositiv und schafft für Bauherren zahlreiche attraktive Möglichkeiten. Mit Kaufmann Bausysteme haben wir für unsere Vision, das Bauen der Zukunft nachhaltig zu verändern, einen perfekten Partner gefunden.“ n
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Im Brennpunkt: Sicherheit
Sicher hoch oben Absturzsicherheit. Arbeiten in luftiger Höhe, wie auf Dächern oder Fassaden - zählen zu den gefährlichsten Tätigkeiten der Bau- und Immobilienbranche. Entsprechende Sicherheitsmaßnahmen unter Berücksichtigung rechtlicher Vorgaben werden in der Praxis nicht immer umgesetzt. Autor: Erika Hofbauer
S
türze vom oder durch ein Dach oder Abrutschen von der Dachfläche sind die Horrorszenarien für alle Beteiligten bei Bauprojekten. Dazu kommen noch Akut-Einsätze im Rahmen von Instandhaltungs- oder Störungsbeseitigungsarbeiten wie z.B. Abflussverstopfung oder Schneeansammlungen, die Arbeiten bei schlechten Witterungsbedingungen – und damit noch widrigeren Arbeitsbedingungen – notwendig machen. Auf all diese Gefährdungen muss bereits in der Bauplanung eines Gebäudes in Form von physischen Sicherungen Rücksicht genommen werden. Dazu zählen permanente Sicherungen (Seil- oder Schienensicherungssysteme, Einzelanschlagpunkte), kollektive Sicherungen wie Geländer oder Lichtkuppeldurchsturzsicherungen und temporäre Sicherungen wie beispielsweise Sicherheitsnetze. „Für jedes Gebäude oder Projekt ist jedenfalls ein individuelles Sicherheitskonzept auszuarbeiten, das auch die Planung der Sicherheitslösung beinhaltet“, beschreibt Gerald Reiter
die übliche Vorgangsweise. Der Geschäftsführer der Innotech Arbeitsschutz GmbH ist auch in einer internationalen Arbeitsgruppe, die sich mit Dach-Sicherheitslösungen auf NormenNiveau beschäftigt und außerdem Co-Autor des AUVA-Leitfadens „Planungsgrundlagen von Anschlageinrichtungen auf Dächern“, eine Art „Sicherheits-Bibel“ der Dachplanung. Freilich gibt es – je nach Dachart – Unterschiede bei den möglichen Sicherheitslösungen, für alle gelten jedoch hinsichtlich Planung und Ausführung die Regelungen nach der ÖNORM B 3417 („Sicherheitsausstattungen auf Dächern“). Diese beinhaltet die Anforderungen an Sicherheitsausstattungen, die Planung von ständigen Sicherheitsausstattungen sowie die Planung von temporären Maßnahmen und Informationen über Ausführung, Dokumentation, Nutzung und Prüfungen dieser Einrichtungen. Zu den häufigsten Dachformen zählen das Steil- und das Flachdach. „Beim Flachdach ist die Hauptanwendung eine kollektive Sicherung wie z.B. eine Geländersicherung oder eine Seilsicherung, beim Steildach kommen neben der Seilsicherung auch Einzelanschlagpunkte zum Einsatz“, erzählt Reiter. Das von ihm 2001 gegründete Unternehmen zählt heute zu den größten Herstellern von Anschlageinrichtungssystemen in Europa.
Bester Schutz
LICHTKUPPELSICHERUNGEN
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BauTecFokus
Bei der Auswahl der Schutzmaßnahmen muss dem kollektiven Gefahrenschutz Vorrang vor individuellen Schutzmaßnahmen, z.B. persönlicher Schutzausrüstung gegen Absturz, eingeräumt werden, heißt es im AUVA-Planungsleitfaden. Für Bauspengler-
meister Alexander Eppler wäre prinzipiell eine Rundum-Absicherung z.B. mit einem Geländer das Beste für sicheres Arbeiten auf dem Dach. Der Geschäftsführer des familieneigenen Spengler- und Dachdeckerbetriebes ist auch Innungsmeister der Dachdecker, Glaser und Spengler in Wien und kennt die Praxis in Sachen Sicherheit
Fotos: innotech
am Bau zur Genüge: „Aus verschiedensten Gründen – Kosten, Architektur, technische Möglichkeiten – ist diese Art der umfassenden Absicherung meist nicht umsetzbar. Wann immer es aber möglich ist, wäre ein Seilsystem, bei der sich der Arbeitende am Dach nur einmal einhängen muss und durch das mitlaufende System bei jedem Schritt
gesichert ist, das Vernünftigste.“ Auch er sieht je nach Dachart Unterschiede bei den Sicherheitsmaßnahmen: Beim Satteldach wäre dies ein durchgehendes Seil, an den Eckpunkten jeweils mit Einzelanschlagpunkten versehen. „Auch wenn man das bei einem Flachdach nicht für möglich halten würde, gibt es auch hier Absturzgefahren“,
erzählt Eppler. Denn gerade im urbanen Bereich werden Flachdächer gerne als Terrasse genützt: „Erhöhte Mauern und Geländer sind da zwingend notwendig.“ Aber auch für ungenutztes Dächer gelten dieselben Regeln, denn: „Man ist ja nicht immer nur in der Dachmitte mit Arbeiten beschäftigt. In dem Moment, wo z.B. Rinnen gereinigt
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Im Brennpunkt: Sicherheit
EINZELANSCHLAGPUNKTE (EAP)
werden müssen, ist man wieder an der Absturzkante.“
Umfassende Regelungen
„Sicherheitsmaßnahmen gegen Absturzunfälle müssen rechtzeitig geplant werden.“ Gerald Reiter, Innotech Arbeitsschutz
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BauTecFokus
Die Planung und der Einbau dieser Anlagen und Vorrichtungen sowie die Zuständigkeiten sind ebenfalls gesetzlich bzw. über Normen und Verordnungen geregelt (ArbeitnehmerInnenschutzgesetz, Bauarbeiterschutzverordnung, Bauarbeitenkoordinationsgesetz, VO zur Persönlichen Schutzausrüstung PSA). Arbeitsschutzexperte Reiter weiß, was der Bauherr bzw. der Gebäudeeigentümer bei Installation einer Absturzsicherung zu beachten hat: „Der Einbau muss laut Herstellervorgaben erfolgen, dabei ist die vorangegangene Planung bzw. das Sicherheitskonzept einzuhalten.“ Zusätzlich ist sowohl eine Montagedokumentation für die jährlich wiederkehrenden Kontrollen zu erstellen, als auch nach der Fertigstellung eine Unterweisung des Sicherungssystems an den Betreiber erforderlich, erzählt Reiter: „Wir bieten z.B. sowohl praktische Dokumentationslösungen über unser Tool INNOdoc an als auch die entsprechenden Schulungen für die Anwender über unsere hauseigenen Trainings INNOSchool.“ In der Praxis sieht der Alltag oft etwas anders
aus, wie Spenglermeister Eppler berichtet: „Natürlich muss der Bauherr bzw. Auftraggeber einen Plan für spätere Wartungsarbeiten erstellen. Hier muss verzeichnet sein, wie er gedenkt, sichere Arbeiten an absturzgefährdeten Teilen des Hauses durchzuführen.“ Derzeit läuft es meist so, dass Hauseigentümer in diesen Plan hineinschreiben, „sollte einmal die Rinne gereinigt werden, wird ein Gerüst aufgestellt“, erzählt Eppler von eher realitätsfremden Vorhaben, denn: „Für eine Rinnenreinigung wird selten ein Gerüst aufgebaut, da die Arbeit selbst nur einen Bruchteil der Gerüsterrichtungskosten ausmacht.“ Was leider daraufhin öfter passiere, sei, dass der Auftraggeber hofft, „einen Dienstleister zu finden, der ohne Sicherheitsmaßnahmen wie z.B. Anschlagpunkten, arbeitet“. Wenn man dennoch „als redlicher Professionist“ beauftragt wird, müsse man sich mobile Anschlagpunkte schaffen. Das heißt konkret: „Die Dacheindeckung wird geöffnet, an der Dachunterkonstruktion wird der Anschlagpunkt befestigt und der Arbeiter ist gesichert. Das wird natürlich verrechnet“. Epplers Ansicht nach würde es sich daher relativ rasch amortisieren, fixe Sicherungen wie z.B. Anschlagpunkte gleich zu Baubeginn vorzusehen. n
SEILSICHERUNGSSYSTEME
Dach-Sicherheitslösungen Einzelanschlagpunkte (EAP) schaffen dort Sicherheit auf Flach- und Steildächern sowie an Fenstern, wo ein Seilsicherungssystem nicht sinnvoll integriert werden kann. Sie sind geeignet für Dächer unterschiedlicher Neigungen, für Flachdächer sowie für verschiedene Untergründe wie Beton, Holz, Trapezbleche oder Stahl. Seilsicherungssysteme garantieren Personen bei Dacharbeiten größte Bewegungsfreiheit. Bei guten Konstruktionen kann unterbrechungsfrei gearbeitet werden, ohne dass man sich um- oder auszuhängen braucht.
Fotos: innotech, LI Wien DGS
Alexander Eppler, Bauspenglermeister
Schienensysteme ermöglichen es, Personen, die an absturzgefährdeten Standorten arbeiten, sich überall am beweglichen Anschlagspunkt einzuhängen und sich ungehindert im gesamten Schienenverlauf zu bewegen.
Quelle: Innotech
„Auch wenn man es bei einem Flachdach nicht für möglich halten würde, es gibt auch hier Absturzgefahren.“
Lichtkuppelsicherungen unterscheidet zwischen speziellen Sicherheitsmaßnahmen (Gitter, Netze), die auch nachträglich eingebaut werden können. Geländersicherungen eignet sich für Flachdächer. Gute Konstruktionen passen sich auch den unterschiedlichsten Dachgegebenheiten und der Architektur an.
GELÄNDERSICHERUNGEN
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Im Brennpunkt: Sicherheit
Wenn die Hose Leben rettet… Smarte Schutzkleidung. Hightech und Digitalisierung machen auch vor der Bekleidungsbranche nicht Halt. Gemeint ist aber nicht Industrie 4.0 in der Produktion, sondern die Textilien – speziell Arbeitsschutz-Kleidung, die zunehmend smart wird. Vorerst setzen die Hersteller noch auf intelligente Stoffe. Autor: Erika Hofbauer
A
b nächstem Jahr soll es für LKWFahrer im Falle eines Unfalles besser werden. Bei Scania wird an einer Hightech-Weste gearbeitet, die mit diversen Features wie Beleuchtungssteuerung oder Unfall-Warnmelde-Funktion ausgestattet ist, die sie direkt mit dem Fleetmanagement-System verbindet. Demnach soll ein Sensor eine etwaige Inaktivität des Fah-
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rers erkennen und Alarm schlagen. Gesteuert wird das Ganze über eine App. In Deutschland entwickelte ein junges Start-up einen Datenhandschuh mit aufgesetztem Infrarot-Scanner, der bereits von Automobilherstellern eingesetzt wird. Damit sollen die Arbeiter in der Produktion den Einsatz von Fertigungsteilen schneller dokumentieren können, was wiederum die Arbeitsabläufe effizienter macht. Auch Schmerz-
mittel könnten künftig aus der Kleidung kommen, geht es nach Wissenschaftern aus der Schweiz. Diese forschen nämlich gerade an smarten Textilfasern, die auf Temperaturwechsel reagieren Blutdruck und Atmung messen. In einem weiteren Schritt könnten diese Fasern, die aus Polymeren bestehen, mit Antibiotika oder Schmerzmitteln angereichert werden, die dann wohldosiert die Wirkstoffe an den Träger abge-
Foto: Engelbert Strauss
ben können. Bei 3M gibt es bereits Schutzhelme mit integriertem UV-Sensor, der anzeigt, wann der Helm wegen übermäßiger UV-Einstrahlung seine Schutzwirkung verloren hat und ausgetauscht werden muss.
Potenzial Smarte Kleidung hat also durchaus Potenzial – auch im professionellen Bereich. „Smarte
Textilien haben seit Anfang des Jahres 2017 Hochkonjunktur“, erzählt Bernd Feketeföldi, kaufmännischer Geschäftsführer bei Textil-Dienstleister MEWA Österreich. Mit der Kleidung, die mitdenkt, beschäftigen sich derzeit alle, die mit Entwicklung, Herstellung, Pflege und Vertrieb von Schutzkleidung zu tun haben. Schlagworte wie „intelligente PSA“ und „smarte Bekleidung“ beherrschen
die Diskussion von Verbänden und Arbeitsschützern, aber auch von Herstellern und Händlern, weiß Feketeföldi: „Kein Wunder, denn smarte Kleidung wird unsere Tragegewohnheiten revolutionieren. Bereits jetzt reicht das Angebotsspektrum von Outfits mit heizbaren Elementen, die Arbeiten bei Kälte angenehmer machen, bis hin zu Feuerwehrkleidung mit Sensoren, die Vitalpunkte von
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Im Brennpunkt: Sicherheit
„Smarte Kleidung wird unsere Tragegewohnheiten revolutionieren.“ Christian Klaffenböck, Reindl Berufsbekleidung & Arbeitsschutz GmbH
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Menschen erfassen und damit Rettungsaktionen unterstützen.“ Petra Gerl, Produktmanagerin Berufskleidung bei CWS-boco, setzt bei der im Mietservice angebotenen Wäsche auf „klassische Digitalisierung“: „Jedes Wäscheteil ist mit einem Chip oder Barcode ausgestattet. Wenn die Kleidung in unseren Wäschereien eingelesen wird, erkennen wir die Waschhistorie und wissen, ob das Teil z.B. ausgetauscht werden muss. Außerdem hilft die digitale Ausrüstung der Arbeitskleidung, jedem Träger seine eigene Kleidung wieder anzuliefern.“ Ähnlich verfährt man auch bei MEWA, wie Geschäftsführer Feketeföldi erzählt: „Berufskleidung im Full-Service zu beziehen, sorgt für Zeiteinsparung, logistische Entlastung sowie Kostentransparenz. Besonders bei Schutzkleidung kommt es nicht nur auf professionelles Waschen und fachgerechte Instandsetzung alle Schutzfunktionen an. Bequem ist es für die Unternehmen, die frisch gewaschene Arbeitskleidung im vereinbarten Rhythmus sauber und ordentlich geliefert zu bekommen.“ So wird jedes Klei-
dungsteil nach jeder Wäsche überprüft: Bei fehlenden Knöpfen, defekten Reißverschlüssen, Löchern oder Dünnstellen werden die Teile in der eigenen Näherei instand gesetzt. „Alle Abläufe werden digital erfasst und dokumentiert. Und falls es zu einem Unfall kommt, kann eine fachgerechte Ausstattung und Pflege nachgewiesen werden. Das erhöht die Rechtssicherheit“, so Feketeföldi.
Innovative Materialien Für die meisten Hersteller und Händler von Arbeitsschutzkleidung und Berufskleidung steht derzeit noch anstelle der sicherlich forschungsintensiven Smart-Kleidung eher die Materialtechnologie im Vordergrund, wenn es um Sicherheitsaspekte geht. Der österreichische Hersteller Ötscher hat beispielsweise in der Entwicklungspipeline textile Innovationen, die mit neuen Multinorm-Stoffen arbeiten. Kürzlich wurde die Schnittschutzlinie „strongoflex_ultra“ auf den Markt gebracht. „Die Hose erfüllt bei geringem Gewicht sogar die Schnittschutzklasse 2 der EN 381-5“,
erzählt Prokuristin Ditha Götzl-Guthrie. Das Neue an diesem Modell: „An besonders strapazierten Stellen wird abriebfestes Material durch eine innovative Sonderbeschichtung erzielt.“ Neu im Portfolio ist Kleidung aus Tencel-Fasern, die aus dem Rohstoff Holz gewonnen werden. Prinzipiell sind den Herstellern bei der Entwicklung ihrer textilen Schutzmaßnahmen aber keine Grenzen gesetzt – sofern sie die erforderlichen Schutznormen erfüllen (siehe Kasten „Gefahren und Schutz“). „Baugewerbe ist ja ein weitreichender Begriff, auch Maler und Platten- und Fliesenleger gehören dazu“, empfiehlt CWS-boco-Produktmanagerin Gerl für das Baugewerbe „eine dickere, widerstandsfähige Berufskleidung, da der Abnutzungsrad in dem Gewerbe relativ hoch ist“. Spezielle Schutzfunktionen sind ihrer Ansicht nach nicht nötig, Kniepolstertaschen und Verstärkungen an den Knien jedoch von Vorteil. Anders sieht es bei Arbeiten im Freien aus: „Insbesondere bei schlechten Witterungsverhältnissen empfiehlt sich der Einsatz einer Warnschutzkleidung für die bessere Sichtbarkeit des Mitarbeiters. Die Kleidung muss nach der Norm DIN EN ISO 20471 zertifiziert sein.“ Arbeitsschuhe schützen Mitarbeiter vor Verletzungen von beispielsweise herabfallenden Gegenständen: „Meist ist dort eine Stahlkappe integriert“, so
Gerl. Ob ein Mitarbeiter Handschuhe bei seiner Arbeit benötigt, hänge davon ab, welche Arbeiten er verrichtet und mit welchen Stoffen er in Berührung kommt, so die Expertin. Gleiches gelte für Masken, die bei Malern ebenso wie bei Beschäftigten auf dem Bau wichtig sein können.
Spezielle Kleidung Pragmatisch sieht die Schutzkleidungs-Ausstattung Christian Klaffenböck, Verkaufsleiter der Reindl Berufsbekleidung & Arbeitsschutz GmbH: „Für das Baugewerbe gibt es grundsätzlich keine Mindestanforderung an die Arbeitsbekleidung.
Sie muss den Träger in erster Linie vor Schmutz schützen.“ Sollte es sich um Bauarbeiten im Straßenverkehr handeln, so ist hier das Tragen einer Warnschutzbekleidung nach CE EN 20471:2013 unumgänglich, weiß Klaffenböck: „Die Norm gibt sogar an, welche Schutzbekleidung bei welchen Verkehrsgeschwindigkeiten getragen werden soll.“ Die unterschiedlichen Klassen bestimmen, wie viel Mindestfläche von fluoreszierendem Hintergrundmaterial und retroreflektierendem Material auf einer Kleidung enthalten sein muss.
Tragekomfort Neben den baustellen-spezifischen Bestandteilen der Persönlichen Schutzausrüstung
Gefahren und Schutz Wenn alle technischen und organisatorischen Maßnahmen zum Schutz der Arbeiter auf potenziell gesundheitsgefährdenden Arbeitsplätzen erschöpft sind, kommt sie: die Persönliche Schutzausrüstung (PSA). Persönliche Schutzausrüstungen erfüllen verschiedene Schutzfunktionen: • Fuß- und Beinschutz • Kopf- und Nackenschutz • Augen- und Gesichtsschutz • Gehörschutz • Hand- und Armschutz • Hautschutz • PSA gegen Absturz, Ertrinken und Versinken • Atemschutz • Schutzkleidung
Fotos: Engelbert Strauss, Reindl, Mewa
Welche Schutzausrüstung zum Tragen kommt, wird im Zuge der „Arbeitsplatzevaluierung“ (Beschreibung der Tätigkeiten, Feststellen der jeweiligen Schutzmöglichkeiten) festgelegt. Bei der Auswahl der Schutzmaßnahme (Kleidung, Kopfschutz, Schuhe etc.) ist zu beachten, dass die CE-Kennzeichnung angebracht und Verwenderinformationen seitens der Hersteller vorhanden sind. Aufgrund dieser Zertifizierungen kann der Arbeitgeber erkennen, welche potenziellen Gefahren (mechanische, thermische, elektrische, chemische Einwirkungen etc.) durch das Verwenden der Schutzausrüstung verhindert oder zumindest vermindert werden können:
„Haben viele textile Innovationen in der Entwicklungspipeline.“ Ditha Götzl-Guthrie, Ötscher
EN ISO 343+A1:2007: Regenschutzkleidung, EN ISO 11612:2015 Code A1, B1, C1, E2, F1: Hitze- und Flammschutzkleidung, EN ISO 11611:2015 Klasse 2-A1: Schutzkleidung für Schweißen und verwandte Verfahren, EN 1149-5:2008: Elektrostatisch ableitende Schutzkleidung, IEC 61482-2 Klasse 2: Schutzkleidung gegen die thermischen Gefahren eines elektrischen Lichtbogens, EN ISO 13034+A1:2009 Typ 6: Chemikalienschutzkleidung, EN ISO 20471:2013 Klasse 3: Warnkleidung, Im Baugewerbe besteht generell Bauhelmpflicht mit der Norm CE EN 397.
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„Im Baugewerbe ist der Abnutzungsgrad relativ hoch.“ Petra Gerl, CWS-boco
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(Schutzhelm, Gehör- und Gesichtsschutz, Schutzbrille, Filtermasken, Schutzhandschuhe, Sicherheitsschuhe, Auffangschutz usw.) spielen auch Funktionalität und Tragekomfort der Schutzkleidung eine wesentliche Rolle, wissen die Hersteller. Denn: „Wichtig ist vor allem, dass die Persönliche Schutzausrüstung auch getragen wird“, daher legt man bei Hersteller und Händler engelbert strauss Wert auf Design und Tragekomfort. Viele Kollektionen gebe es daher zusätzlich in einer „Winter-Version“ mit Wasserdichtheit, Atmungsaktivität und Wärmeisolierung, die zusätzlich auch mit am Bau wesentlichen Warnschutz-Ausstattungen ausgeführt sind. Neu im Programm sind Arbeitsschuhe mit einer besonders griffigen Sohle, die auch Halt auf nassem Eis geben. Das spezielle GummiKomposit haftet auch auf rutschigsten Untergründen – selbst unter extremen Bedingungen und Temperaturen bis zu -40 °C, heißt es. Auch der S3 Sicherheitsschuh Nereus setzt auf High-Tech: Die durchtrittsichere Sohle
ist aus keramisch behandelten Textilfasern. Mit den UV-Funktionsshirts kann bei vielen Outdoor-Jobs, etwa bei Arbeiten auf dem Dach, auf Gerüsten oder im Landschaftsbau der Sonnenschutz quasi gleich angezogen werden. Den Bequemlichkeitsfaktor will man auch bei Textildienstleister MEWA nicht unterschätzen: „Ein Arbeitgeber sollte nie vergessen, dass es mit der alleinigen Anschaffung der Schutzbekleidung nicht getan ist. Er hat dafür zu sorgen, dass sie auch getragen wird. Viele schwere Unfälle passieren nur deshalb, weil Schutzbekleidung nicht wie vorgeschrieben getragen wird“, weiß MEWABoss Feketeföldi. Wer Schutzbekleidung anschafft, achtet deshalb am besten auch auf den Tragekomfort, nicht nur auf den Schutzfaktor. Deshalb habe man eine eigene Berufskleidungskollektion – MEWA Dynamic Construct – entwickelt, erzählt Feketeföldi: „Diese Kleidung bietet extreme Bewegungsfreiheit, hält Strapazen aus – und sieht so cool aus wie moderne Outdoor-Kleidung.“ n
Zahlen & Daten Arbeitsunfälle am Bau
Fotos: Engelbert Strauss, Ötscher, CWS-boco, Mewa
Im Jahr 2017 gab es laut AUVA rund 92.000 Arbeitsunfälle (ohne Arbeitswegunfälle), 18 Prozent davon, nämlich 17.000, entfielen auf Unfälle am Bau. 25 dieser Unfälle verliefen tödlich. Trotz dieser Zahlen ist die Tendenz im 5-Jahres-Vergleich fallend.
„Smarte Kleidung wird unsere Tragegewohnheiten revolutionieren.“ Bernd Feketeföldi, MEWA Österreich
Mehr als die Hälfte der Bauunfälle geschah im Zuge von Baustellenvorbereitungen, Bauinstallationen und baugewerbliche Tätigkeiten (Heizungs- und Elektroinstallationen, Dachdecker/Bauspenglerarbeiten, Zimmerer- und Malertätigkeiten). Der Rest entfiel auf den Hochbau (29 Prozent) und Tiefbau (15 Prozent). Diese Zahlen spiegeln aber auch die Anzahl der Beschäftigtenverhältnisse wider: Den 176.000 Baugewerbe-Arbeitern standen 65.000 Beschäftigte im Hochbau und 29.000 Arbeiter im Tiefbau gegenüber. Stellt man die Unfallrate (pro 1.000 Beschäftigtenverhältnisse) gegenüber, machen die Arbeitsunfälle unter den Gewerbebetrieben den geringsten Anteil aus: 86 (Tiefbau) zu 75 (Hochbau) und 51 (Baugewerbe), die durchschnittliche Bau-Unfallrate betrug 61. Die durchschnittlichen Kosten pro Arbeitsunfall am Bau lagen bei 28.000 Euro (2015, aktuellste Zahl), die jährlichen Kosten, die aus Arbeitsunfällen resultieren lagen bei knapp mehr als 500 Millionen Euro, davon entfielen 67 Millionen Euro auf die Betriebe.
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Gebäude sicher sichern Zutrittssicherheit. Die Lösungen an mechanischen und elektronischen Systemen – von Kabel, über Funk, Schlüssel, Karte bis zu Smartphone sind schier unendlich. Die neuesten Systeme wollen mit noch einfacherem Einbau, problemlosem Nachrüsten und zusätzlichen Features punkten. Autor: Erika Hofbauer
Fotos: exos, EVVA
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lastüren, Drehtüren, Garagentore, Schiebetüren – die Zugangsarten zu Gebäuden sind so verschieden wie die Möglichkeiten, Zutritte zu steuern. Auch die Anforderungen an kontrollierte Eingangsbereiche variieren, wie die Hersteller solcher Sicherheitslösungen wissen. Oft soll nämlich nicht nur der berechtigte Zutritt zu einem Gebäude gesteuert, sondern auch gleich das Kantinenessen bezahlt, die Arbeitszeit erfasst oder die Parkschranken geöffnet werden. Dazu braucht es – vereinfacht gesagt – lediglich die passende Software, um die Berechtigungen festzulegen und dazu gehördende bzw. nachgerüstete Schlösser und Beschlägen, die die entsprechenden Berechtigungen erfassen und richtig zuordnen können. Hier ermöglicht die Digitalisierung verschiedene Lösungen, wie Christoph Lückl, Global B2B– Development Manager der Grazer Nuki Home Solutions GmbH weiß: „Beim Produktportfolio von Nuki handelt es sich um nachrüstbare Zutrittslösungen. Damit wird der physische Schlüssel obsolet – der Zutritt erfolgt über digitale Zutrittsberechtigungen.“ Das Smartphone wird zum digitalen Schlüssel, die Komponenten „Smart Lock 2.0“ und „Nuki Bridge“ eignen sich zur Selbstinstallation an der Türinnenseite über dem bestehenden Schließzylinder und Schlüssel, erzählt Lückl: „Der Zugriff auf das Türschloss ist dank App und Bridge jederzeit und von überall aus möglich. Auch die individuell einstellbaren digitalen Zutrittsberechtigungen können auch aus der Ferne an Berechtigte vergeben werden.“ Neu ist die „Nuki Box“,
die nachrüstbare Zutrittslösungen für Haupteingangstüren von Mehrparteienhäusern bietet. Aktuell wird das System gerade mit der Wohnbaugenossenschaft Sozialbau umgesetzt, so Lückl. Auch in der Seestadt Aspern sollen künftig Bewohner, Dienstleister und auch Mitarbeiter die Haustüren per App sperren, so der Nuki-Manager.
Individuelle Kombi-Lösungen Auf Geräte- und Systemkombinationen setzen auch andere Hersteller von Zutrittslösungen, wie beispielsweise Bosch. „Unsere Zutrittskontrollsysteme bestehen grundsätzlich immer aus einer zentralen Software, die auf
„Standardisierte Schnittstellen ermöglichen die bidirektionale Kommunikation mit anderen Systemen.“ Helmut Steiner, EVVA
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„Bei einer elektronischen Zutrittskontrolle reicht ein Mausklick im System und das betroffene Zutrittsmedium wird sofort gesperrt.“ Anton Kreitner, EHL Facility Management
einem Server installiert wird. Diese Software bedient die Controller, die das Herzstück des Zutrittskontrollsystems darstellen“, erläutert Reinhard Mauk, Vertriebsmitarbeiter der Abteilung Energy & Building Solutions bei Bosch. An die Controller können unterschiedlichste Peripheriegeräte, wie beispielsweise Kartenleser, Code-Tastaturen oder Handvenen-Scanner, angeschlossen werden. Neben verkabelten Lösungen gibt es auch batteriebetriebene Offline-Komponenten (elektronische Schließzylinder und Türbeschläge), wenn eine Verkabelung nur aufwändig oder gar nicht möglich ist. Neben den reinen Zutritts-Controllern können auch Hardware-Plattformen genutzt werden, die Alarm- und Zutrittskontrollanlage in einem Gerät vereinen. Mauk: „Die Software ist auf nahezu jedem Endgerät bedienbar. Zusätzlich zur reinen Zutrittskontrolle bietet das System auch eine umfangreiche Besucherverwaltungs- sowie auch Zeiterfassungslösung.“ Bei dormakaba bildet das Basissystem Kaba exos 9300 das Fundament einer professionellen Zutrittsmanagementlösung. „Damit erhält der Kunde eine Systeminfrastruktur, die vom mittelständischen Unternehmen bis zur konzernweiten Lösung mit zahlreichen Standorten mitwächst“, verweist Thilo Deutsch, Leiter des Geschäftsbereichs Zutritts- und Zeiterfassungssysteme, auf die angebotenen Lösungen für unterschiedlichste Zugänge – von mechanischen und elektronischen Schließsystemen, über mobile bis hin zu biometrischen Zutrittskontrollsystemen. Mit der exos-Systemplattform werden aber noch Aufgaben, die über die klassische Zutrittskontrolle hinausgehen, abgedeckt, so Deutsch weiter: „Die Absicherung des Firmengeländes, diverse Türsicherungen, Mitarbeiter-, Besucher- und Lieferantenmanagement sowie Aufzugsteue-
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rungen und die Möglichkeit, diverse Anbindungen zu Drittsystemen wie z.B. SAP oder Leitstandsysteme zu ermöglichen, können damit abgedeckt werden.“
Anzeige des aktuellen Sicherheitsstatus des Objektes. Eine standardisierte Schnittstelle ermöglicht die bi-direktionale Kommunikation mit anderen Systemen und somit die Integration von Xesar in große und komplexe Anlagen.“ Auf der Hardware-Seite gibt es Beschläge und Wandleser, die zum Teil auch universell einsetzbar sind, auch auf Rohrrahmentüren. „Wird der Wandleser mit einer OnlineSteuereinheit ausgestattet, ist er die zentrale Schnittstelle im virtuellen Netzwerk, überwacht den Türstatus und kann – bei Bedarf – die Tür aus der Ferne öffnen“, beschreibt Steiner die Möglichkeiten. Auch das Nachrüsten einer mechanischen Schließanlage ist möglich.
Problemlose Verwaltung
Sicherheit zählt
Ähnlich komplex verhält es sich mit dem System Xesar von Anbieter EVVA. Dabei handelt es sich um ein browserbasiertes Client Server Zutrittssystem, das einen unbeschränkten Mehrplatzbetrieb mit definierbaren Benutzerrollen erlaubt, erzählt Helmut Steiner, zuständiger Produktmanager bei EVVA: „Das strukturierte Dashboard erleichtert die Verwaltung der Anlage und ermöglicht zu jeder Zeit die
Bei so viel digitalisierten Vorgängen wird der Ruf nach der Sicherheit schon einmal laut. Neben der Frage, wie sichergestellt wird, dass nur Berechtigte Eintritt erhalten, muss auch beantwortet werden, wie mit etwaigen Hackerangriffen oder Code-Spionage umgegangen wird. Bosch-Vertriebsmitarbeiter Mauk hat einige Erläuterungen: „Zutrittskontrollierte Türen werden grundsätzlich mit einer elektro-
XESAR Leichte Bedienung durch farbliche Zustands-Infos und Short Cuts.
Fotos: xesar, exos, nuki
nischen Sperreinrichtung, wie beispielsweise einem Motorschloss, zugehalten, die von der Zutrittskontrollanlage angesteuert werden. Je nach Anwendungsfall und Sicherheitslevel muss sich eine Person am Identifikationspunkt – z.B. Kartenleser – identifizieren. Ist die Person zu dieser Zeit an dieser Türe berechtigt, wird die Türe freigegeben.“ Um diese Systeme vor Manipulationen und Überwindungsversuchen zu schützen, wird eine Vielzahl von Sicherheitsmechanismen eingesetzt. Diese beginnen bereits bei der verschlüsselten Datenübertragung zwischen Zutrittsmedium und Leser, reichen weiter über eine gesicherte BUS-Übertragung bis zum Controller und wiederum weiter zur Software. „Zusätzlich kann bei jeder Manipulation – beispielsweise beim Durchtrennen von Kabeln – unverzüglich Alarm ausgelöst werden“, so Mauk. Das unbemerkte Ausspionieren oder Kopieren von Zutrittsmedien ist ein wesentlicher Faktor: „Bei der Auswahl des Leseverfahrens wird auf den üblichen Technologiestand gesetzt. Systeme wie Mifare Desfire oder Legic Advant gelten, wenn richtig implementiert, bis dato als nicht kopierbar“, erklärt der Bosch-Experte. Zusätzlich zur hochsicheren Technologie des Zutrittsmediums, empfiehlt sich, vor allem in
Hoch- bzw. Höchstsicherheitsbereichen, eine Mehrfaktor-Authentifizierung mittels materiellem Medium (z.B. Karte) sowie zusätzlichem geistigen oder persönlichem Medium (z.B. Code oder Biometrie-Merkmal) einzusetzen. Bei dormakabas System exos werden die Zutrittsrechte gemäß Sicherheitsanforderungen strukturiert und organisationsspezifisch vergeben. So ist sichergestellt, dass Mitarbeiter, Fremdfirmen oder Lieferanten gemäß Aufgaben, Projekten oder dem Auftragsverhältnis ihre Zutrittsrechte erhalten. „Kaba exos erfasst und dokumentiert alle Ereignisse lückenlos“, erläutert Bereichsleiter Deutsch: „Das schafft Transparenz und jederzeitige Rückverfolgbarkeit der Ereignisse.“ EVVA-Produktmanager Steiner argumentiert ebenfalls mit Transparenz des Xesar-Systems: „Mit der automatischen Echtzeit-Auswertung ist man im Gebäude immer up-to-date. Mit einem Blick auf das Dashboard sehen die Benutzer, ob an alle Türen die sogenannte Blacklist übertragen wurde und welche Türen noch unsicher sind. Zusätzlich sieht man, welche Identmedien gesperrt wurden. Man erkennt auch, ob der Batteriestatus einen Batterietausch notwendig macht.“ Wird mit einem gesperrten Identmedium versucht, eine Tür zu öffnen,
wird es von der Türkomponente gelöscht und kann anschließend auch Türen ohne aktuelle Blacklist nicht mehr öffnen. Steiner: „Andere Identmedien nehmen diese Information mit und geben sie über den Online-Wandleser an
„In der Seestadt Aspern werden künftig Bewohner, Dienstleister und Mitarbeiter die Haustüren per App sperren.“ Christoph Lückl, Nuki Home Solutions
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Kreitner, Leiter Facility Management bei EHL Immobilien Management, die Thematik. Für ihn gilt im Neubau: je komplexer eine Immobilie hinsichtlich Mietermix, Serviceangebot (Betriebsküchen, Printshops, externe Konferenzräume) unter Einbindung der Allgemeinheit in die Gebäudeinfrastruktur bezüglich gemeinsamer Nutzung von Serviceleistungen wie Gastronomie, Eventbereichen, Shopping und dergleichen ist, umso größer sind die Anforderungen an ein Zutrittssystem in Sachen Flexibilität.
Facility-Sicht
„Mit der automatischen EchtzeitAuswertung ist man im Gebäude immer up-to-date.“
„Wir unterscheiden zwischen drahtgebunden und funkgebundenen Anlagen idealerweise mit zentralem Schnittstellenpunkt, welcher sowohl gegen unerlaubten Zugriff als auch gegen Stromausfall gut gesichert sein muss“, erläutert Kreitner diesbezügliche Überlegungen. Im Falle von Adaptierungen, Erneuerungen bzw. Modernisierungen seien funkgebundene Anlagen aufgrund fehlender Verkabelung im Verhältnis zu drahtgebundenen Systemen einfacher zu verwirklichen: „Der Austausch von rein mechanischen Systemen auf elektronische stellt heute keine besondere Herausforderung mehr dar.“ Als Zutrittsmedium werden in der Regel Zutrittskarten mit NFC (Near Field Communication) oder Chips für den kontaktlosen Austausch von Daten (Zutrittsberechtigungen) verwendet. Kreitner: „Der Vorteil liegt ebenfalls darin, dies mit Bezahldiensten kombinieren zu
Helmut Steiner, EVVA
die Software zurück. So wird die Anlage rasch wieder sicher.“ Auch bei EVVA setzt man auf Identmedientechnologie Mifare Desfire: „Jeder Benutzer-Login der Software ist mit einem Benutzerpasswort gesichert. Der Datentransfer zwischen Benutzer, Client und dem Server ist verschlüsselt. Für jede Anlage wird bei der Installation ein einmaliger und einzigartiger Anlagenschlüssel generiert, der für systemrelevante Aktionen, wie beispielsweise Komponenten oder Identmedien hinzufügen, benötigt wird. Dieser Schlüssel wird auf der AdminCard gespeichert.“ Die Daten am Server sind genauso hochsicher verschlüsselt wie jeglicher Datentransfer
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über die internen und externen Kommunikationsschnittstellen im System, versichert Steiner.
Kosten im Blick Neben der Frage der Sicherheit ist auch jene der Kosten solcher Zutrittssysteme für Gebäudebetreiber oder –errichter immer eine wesentliche. „Projektentwickler müssen bereits in einer frühen Phase der Planung über die Erhaltung der Sicherheit, der Lenkung von Besucherströmen, den Ansprüchen an Fluchtwegen und der Sicherstellung des Verschlusses der Außenhaut bzw. Mietbereichen entscheiden“, umreisst Anton
„Projektentwickler müssen bereits in einer frühen Phase der Planung über Sicherheitslösungen entscheiden.“ Anton Kreitner, EHL Facility Management
Facts
„Kunden erhalten eine Systeminfrastruktur, die vom mittelständischen Unternehmen bis zur konzernweiten Lösung mit zahlreichen Standorten mitwächst.“ Thilo Deutsch, dormakaba
Fotos: exos, ehl, dormakaba
können. Die Nachvollziehbarkeit der Bewegungen ist somit jederzeit möglich.“ Der Einsatz von rein mechanischen Systemen stellt meist einen enormen zeitlichen Aufwand in der Verwaltung sowohl in der Beschaffung, Abwicklung bei Verlust oder Diebstahl, als auch in der Dokumentation von Über- und Rückgaben dar“, stellt Kreitner die unterschiedlichen Systemkosten aus Facility-Sicht gegenüber: „Schlussendlich stellt auch der Verlust des physischen Zutrittsmediums ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Weiters ist im Falle des Verlusts mit hohen Folgekosten aufgrund eines Austausches der Schließanlage zu rechnen“. Da Investitionen in Erneuerungen nicht an den Nutzer abgewälzt werden können, werden aus diesem Grund oftmals Kompromisse eingegangen, führt der Facility Manager einen oft übersehenen Kostenaspekt an: „Das führt im Betrieb zu hohen Aufwendungen in der Verwaltung und Unzufriedenheit aufgrund hoher Kosten und Lieferzeiten beim Nutzer.“
Kostenunterschiede Die Kosten für einen optimalen Gebäudezutritt via Hightech sind naturgemäß von
Fallbeispiel Die Siemens-Sparte Gebäudetechnik bietet bei großen Bauvorhaben nicht nur die Zutrittssicherheit, sondern auch gleich die passende Gebäudetechnik dazu, was sie von Herstellern wie EVVA unterscheidet. Das gesamte Security Portfolio („Siveillance Suite“) ist integriert und lässt sich flexibel und nach Bedarf in Applikationen anpassen, heißt es. Neben diesen Lösungen will Siemens auch noch mit einer 24/7-Erreichbarkeit der Servicetechniker im gesamten Bundesgebiet Vorteile bieten. Genutzt wurde dies z.B. bei Neubauprojekten wie der WU Wien oder auch beim 2017 fertiggestellten neuen Headquarter von Seilbahnhersteller Doppelmayr. Dort ist das System „SiPass“ im Einsatz. Das Vorarlberger Vorzeigeunternehmen benötigte in der Zentrale die Integration der Zutrittskontrolle in den gesamtheitlichen eigenen Prozess hinsichtlich: - - - -
Active Directory Anbindung flexibler Besucherlösung automatisierter Lieferantenlösung und einen Mehrfachnutzen der Zutrittsmedien für die Mitarbeiter.
Bei größeren Projekten (Multisite-Lösungen), die eine optimale IT-Architektur benötigen, kann auf das Enterprise-System „SiPort“ gesetzt werden.
Projekt zu Projekt verschieden. „Die Nuki Box kostet inklusive Einbau 310 Euro. Bei diesem Preis sind die Datengebühren für die Nutzung über zehn Jahre bereits inkludiert“, erklärt Nuki-Manager Christoph Lückl. Bedenkt man die Kosten für Schlüsselfahrten von Dienstleistern, würde sich die Box also schon nach wenigen Fernöffnungen rentieren. „Grundsätzlich sind die Initialkosten eines rein mechanischen Schließsystems mit Schlüssel und Zylinder wesentlich geringer“, vergleicht auch Bosch-Vertriebsmitarbeiter Mauk die Kosten: „Mit solchen Systemen stößt man aber recht bald an Grenzen. Beispielsweise sperren rein mechanische Schlüssel immer alle Türen, die in ihrem Schließplan vorgesehen sind. Zeitliche Einschränkungen oder temporäre Sperrung sowie Daueröffnung sind nicht möglich.“ Relativiert wird der Preisvorteil spätestens dann, wenn ein hochrangiger mechanischer Schlüssel verloren oder gar gestohlen wird, bestätigt Mauk damit auch die Sicht von EHLFacility Manager Kreitner: „Derartige Vorfälle haben bei mechanischen Systemen im schlimmsten Fall zur Folge, dass das gesamte Schließsystem getauscht werden muss. Bei
einer elektronischen Zutrittskontrolle hingegen reicht ein Mausklick im System und das betroffene Zutrittsmedium wird sofort gesperrt.“ EVVA-Produktmanager Steiner beurteilt das Szenario ähnlich: „Bei EVVA gibt es auch die Möglichkeit von kostenoptimierten kombinierten Zutrittssystemen. Dabei wird die Außenhaut des Objektes mit elektronischen Zutrittskomponenten abgesichert und im Innenbereich kostengünstige mechanische Schließzylinder verbaut. Mit Hilfe von Kombischlüsseln können sowohl die elektronisch als auch mechanisch abgesicherten Türen gesperrt werden. Der verfügbare Hybridzylinder ermöglicht zusätzlich ein elektronisches Sperren von einer und ein mechanisches Sperren von der anderen Seite.“ Die Xesar-Software ist prinzipiell kostenlos. Für den Betrieb ist es möglich, so genannte KeyCredits zu erwerben: „Bei einer kleinen Schließanlage mit wenigen Berechtigungsänderungen empfehlen wir ein Mengenguthaben zu 10, 50 oder 100 Keycredits. Bei einer großen Schließanlage mit häufigen Berechtigungsänderungen empfehlen wir das Zeitmodell KeyCredit Xesar Lifetime“, erläutert der EVVA-Produktmanager. n
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Zu Tisch mit …
Peter Giffinger
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Der Problemlöser. Kontinuität bedeutet Verlässlichkeit. Seit über 30 Jahren in der Baustoffindustrie steht Peter Giffinger nun an der Spitze von Rigips, Saint-Gobain Isover Austria und Saint-Gobain Weber Terranova. Sein Credo: „Probleme zu lösen – das ist wichtiger als ehrgeizig zu sein“. Das Gespräch führte: Michael Neubauer
PETER GIFFINGEER Nehmen Sie gern Risiko? Vor allem wenn es um meine Gesundheit geht versuche ich Risiken zu vermeiden.
Wir treffen einander im Kupfer-Dachl in Katzelsdorf (Zu Gast auf der Sunnleit‘n) bei Wiener Neustadt, besser gesagt in Eichbüchl, einem beliebten Ortsteil der Kultur- und Genussgemeinde Katzelsdorf, wie es auf der Homepage des von der Familie Görg betriebenen Restaurants heißt. Das Kupfer-Dachl – eine vortreffliche Wahl, wie sich später herausstellen sollte. Aber der Reihe nach. Die Anfahrt war schneller als gedacht, obwohl wir uns für ein Abendessen an einem Freitag entschieden hatten. Ich wäre sogar noch schneller gewesen, hätte ich nicht die Autobahnabfahrt verpasst. Vielleicht hätte ich das Navi doch früher einschalten sollen.
Mittagspause – Fehlanzeige Peter Giffinger wohnt hier schon seit mehr als 20 Jahren. „Für mich ist so ein Termin am Freitag ein Hineingleiten ins Wochenende. Das Essen gibt mir italienisches Urlaubsgefühl.“ Unter der Woche ist der 45-jährige
Manager viel unterwegs – am Wochenende hat die Familie oberste Priorität. „Die mediterrane Küche hat es mir angetan. Spanien, Frankreich, Italien – da kann man nichts falsch machen.“ Unter der Woche kommt der Herr über drei Unternehmen kaum zum regelmäßigen Essen. Mittagspause – Fehlanzeige. „Daher ist es für mich umso wichtiger, einen schönen Wochenausklang zu haben.“ Und den haben wir zweifellos. Was Giffinger am Kuper-Dachl besonders schätzt ist, dass auf regionale Produzenten zurückgegriffen wird und dass mit den beiden Söhnen Stefan & Martin zwei absolute Spitzenköche am Herd stehen. „Einer der beiden hat sich auf die vegetarische Küche spezialisiert.“ Mein Gast greift zu einer vegetarischen Vorspeise – Rote Rüben mit Haselnuss und Apfel. Ich kann der Gansl-Einmach-Suppe nicht widerstehen. Zum Hauptgang ordert Giffinger Wildschweinsfilet mit Pilzrisotto, Speck und Salbei, für mich kommt eine Siglesser Lachs-
SMS, WhatsApp oder Telefon? Alle drei. Wo liegen Ihre Stärken und Schwächen? Ausdauer und Ungeduld Womit kann man Sie aus der Fassung bringen? Dummheit Bier – Wein- Champagner? BioWein aus Österreich Welches Buch liegt auf Ihrem Nachttisch? Der Dreißigjährige Krieg: eine europäische Tragödie, Buch von Peter H. Wilson Wenn Sie im Auto das Radio aufdrehen – welcher Sender läuft? Ö1 Wenn ich heute zehn Millionen im Lotto gewonnen hätte, dann würde ich vermutlich mein Leben auch nicht ändern. Mit welcher lebenden oder bereits verstorbenen Person würden Sie gerne einen Abend verbringen? Da gäbe es viele, die mich interessieren würden – Gahndi wäre wohl spannend. Hund - Katze – Kanarienvogel? Keine Tiere
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forelle mit Rosenkohl, Speck und Erdäpfelpüree aus der Küche. Nachtisch – lassen wir noch offen. Zum Wildschweinsfilet ordern wir ein Glas Merlot und zur Forelle ein Glas Riesling. „Heute bin ich meistens in Österreich unterwegs“, erklärt Giffinger. Das war nicht immer so. Seine unterschiedlichen Funktionen und Karriereschritte im Konzern haben ihn oft auch ins benachbarte Ausland geführt. Seine ersten Karriereschritte führten ihn ins tiefste Waldviertel nach Neunagelberg an die tschechische Grenze. „Ich hatte die Ausbildung Silikattechnik abgeschlossen. Viele meiner Kollegen blieben in Wien und begannen in Labors zu arbeiten. Das war für mich nichts. Ich war 19. Ich wollte was erleben. Ich war auf Abenteuer aus. Also raus aus Wien.“ Da kam ihn ein Stellenangebot gerade recht. „Ich ging zur Stölzle Oberglas AG in Neunagelberg. Damals eine richtige große Glashütte. Von Anfang an ein Job mit
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Mitarbeiterverantwortung. Eine Position, die ich mir heute in dieser Situation nicht geben würde.“ Karriereplanung kennt Giffinger nicht. „Vieles ist einfach passiert. Vieles war einfach Zufall.“ Seine Karriere habe sich ergeben. Die Definition „ehrgeizig“ treffe nicht auf ihn zu. „Lösungsorientiert“ passe besser auf ihn. „Probleme zu lösen – das ist wichtiger als ehrgeizig zu sein“.
Viele Jahre in CEE unterwegs Die Stölzle Oberglas AG war durch eine Fusion der Stölzle AG mit der Oberglas AG 1978 entstanden. Die Aktienmehrheit war im Besitz der Creditanstalt-Bankverein. Ende der 80er Jahre erfolgte die Übernahme der Stölzle-Oberglas AG durch die Dr. Cornelius Grupp (CAG-Holding). „Da war es Zeit zu wechseln“, so Giffinger. Wieder war es eine Annonce. „Ich wurde zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen. Bei diesem Gespräch wurde mir schnell klar, das ist keine Position für mich. Kein idealer Einstieg. Aber: Man
hatte mich gar nicht für diese Position eingeladen. Es gab eine weitere, die gar nicht ausgeschrieben war. Mein Gesprächspartner und ich waren einander gleich sympathisch. Wir haben einander einfach von Anfang an gut verstanden. Ein gemeinsames Mittagessen – und ich hatte den Job bei RIGIPS.“ 20 Jahre später stand Giffinger an der Spitze des Unternehmens. In diesen Jahren bekleidete er unterschiedlichste Funktionen – von den Bereichen F&E und Qualitätsmanagement in den Vertrieb. Nach der Ostöffnung war Giffinger viele Jahre in CEE unterwegs. „Mit der Übernahme von RIGIPS durch SaintGobain hat sich der Kreis geschlossen. Auch Saint-Gobain hat seine Wurzeln im Glas“, blickt Giffinger auf seine Berufsanfänge zurück. Anfang 2017 übernahm Giffinger die Geschäftsführung von Saint-Gobain ISOVER Austria, einem Komplettanbieter von Mineralwolle-Dämmstoffen mit einem besonders breiten Sortiment an Glas- und Steinwolle. Im Oktober 2017 wechselte auch
die Geschäftsführung von Saint-Gobain Weber Terranova, einem Anbieter von Wärmedämm-Verbundsystemen. Mit diesem Schritt stehen nun die Saint-Gobain Unternehmen RIGIPS, ISOVER und Weber Terranova unter seiner Führung.
Giffinger souverän diplomatisch. Das ähnelt der Frage nach dem Lieblinkskind. Jedes Unternehmen sei ihm gleich viel wert. „Es gibt allerdings Phasen, in denen Unternehmen unterschiedlich starke Aufmerksamkeit benötigen.“
Kontinuität bringt Erfolg
Die Mischung macht am meisten Freude. Es sind auch die unterschiedlichen Herausforderungen, die Giffinger an diesem Job reizen. Isover sei ein gutes Beispiel, merkt Giffinger an. „Es war eine große Herausforderung, als wir das Werk in Stockerau stilllegen mussten. Aber es hat uns stärker gemacht. Wir waren 2015 zu diesem drastischen Schritt gezwungen. Es gab deutliche Überkapazitäten auf dem europäischen Dämmstoffmarkt, hohen Preisdruck und einen starken Absatzrückgang. Die Glaswollefertigung konnte daher nicht mehr kostendeckend durchgeführt werden. Das hat sich einfach nicht mehr gerechnet. Dass wir das Werk stilllegen mussten, war ein Schock für alle Mitarbeiter, aber auch für den Markt. Wir sind aber gestärkt mit neuen Produkten aus der Krise gekommen – und haben keinen
Dass Mitarbeiter seit mehr als 20, 30 Jahren im Unternehmen tätig sind, ist bei Saint-Gobain keine Seltenheit. „Die hohe Kontinuität ist sicher auch ein Schlüssel zum Erfolg. Wir sind eine konservative Branche. Da schätzt man Kontinuität. Kontinuität bedeutet Verlässlichkeit.“ Man habe aber auch viele junge Mitarbeiter, die nach eigenen Angaben bei RIGIPS in Pension gehen wollen. „Das ist das tollste Kompliment, dass ein Mitarbeiter seinem Unternehmen machen kann.“ Facharbeitermangel kennt Giffinger nicht. „Wir bilden Lehrlinge aus, die wir auch übernehmen. Dieses Problem sehen wir aber bei unseren Kunden. Arbeiten am Bau ist nicht sexy. Das Image ist einfach nicht attraktiv genug. Wir haben eher das Problem hochqualifizierte Mitarbeiter – Maschinenbauer, Montanisten - von Wien oder Graz nach Bad Aussee zu bringen.“ Für Giffinger führt an einer seriellen Fertigung kein Weg vorbei. „Wir könnten schlanker und nachhaltiger produzieren, das Qualitätsniveau könnte deutlich angehoben werden – zudem sind nicht der Witterung ausgesetzte Arbeitsplätze deutlich attraktiver.“ Die Baubranche würde neue Ideen brauchen, aber Giffinger ist in diesem Fall pessimistisch. „Wir werden noch lange so weiter tun wie bisher“, ist er überzeugt. „BIM ist in aller Munde. In der Planung hat BIM seine Vorteile, darüber müssen wir nicht diskutieren. Aber bis BIM auf der Baustelle angekommen ist, wird es sicher noch dauern.“
Mitarbeiter im Vertrieb verloren. Heute steht ISOVER nicht mehr nur für Glaswolle, sondern für innovative Dämmstofflösungen.“ Man habe sich getraut, neue Produkte für den Markt zu entwickeln. „Da war auf einmal eine Dynamik da: neue Produkte und neue Systeme wie Ultimate, ein Holzbaufilz aus Mineralwolle und die Tiefgaragen- und Kellerdämmung Topdec auf den Markt zu bringen.“
Erklärungsbedarf Keine Frage: Neue Produkte haben Erklärungsbedarf. „Die große Herausforderung dabei ist, dass wir viele unterschiedliche Ansprechpartner haben. Architekten, Verarbeiter, Endkonsumenten alle haben unterschiedliche Anforderungen an ein- und dasselbe Produkt. Die Macht des Handels ist nicht zu unterschätzen. Das hießt, wir müssen die Produktkommunikation vielschichtig führen. Wir müssen für einen Holzbauer die Vorteile des neuen Produktes anders herausarbeiten und kommunizieren als für einen Trockenbauer.“
Globale Herausforderung Nachhaltigkeit ist für Giffinger ein Gebot der Stunde. „Wir stehen vor der globalen Her-
Schock für alle Mitarbeiter Die Frage, welches der drei Unternehmen ihm am meisten am Herzen liegt, pariert
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ausforderung der Ressourcenverknappung und werden auch in Zukunft den Themen Energieeffizienz und Rohstoffbeschaffung viel Aufmerksamkeit schenken müssen. Rigips Austria erreicht seit Jahren eine ständige Reduktion der spezifischen Verbräuche, das Werk Bad Aussee zählt im internationalen Gruppen-Benchmark zu den energieeffizientesten Anlagen in Europa. „Wenn wir die Agenda 2030 der UN mit den Sustainable Development Goals ernst nehmen, so wird nachhaltiges Wirtschaften zukünftig eine wichtigere Rolle spielen. Das kann für ein Unternehmen sicherlich mit Chancen verbunden sein, gerade wenn man sich wie bei SaintGobain Rigips dem nachhaltigen Hochbau in seinen vielfältigen Facetten verschrieben hat.“ Wobei der Baustoff Gips einen wesentlichen Vorteil hat. „Gips ist als einziger Baustoff voll recyclebar“, so Giffinger „Wir sind uns bewusst, dass die Rohstoffvorräte begrenzt sind, daher ist die Rückführung und Verwertung von Baustellenverschnitten eines unserer wichtigsten Themen, da Gips als einziger Baustoff voll recyclebar ist.“ Aktuell arbeite man an einem Rückholsystem für Abfälle und Verschnitte. Bei der Nachhaltigkeit gehe es darum, wirklich etwas zu bewegen. „Da gibt es kein Kochrezept. Jedes Unternehmen ist gefragt, die ideale Lösung zu finden. Nachhaltigkeit bedeutet nicht
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nur Energieeffizienz, Nachhaltigkeit bedeutet auch Arbeitsunfälle zu vermeiden, schonender Umgang mit den Ressourcen und vieles andere mehr“, so Giffinger, der sich seit 2014 als Vorstand beim austrian business council for sustainable development - respACT engagiert. „Nachhaltigkeit darf kein Sahnehäubchen sein. Wer Nachhaltigkeit ernst nimmt, muss die gesamte Wertschöpfungskette betrachten. Wofür sind wir verantwortlich? Was können wir wie beeinflussen? Warum habt ihr keine Photovoltaik am Dach? Das ist nicht die entscheidende Frage. Entscheidend ist, dass man dort, wo man die größte Verantwortung hat, eingreift. Bei uns heißt das: Produktion und Lieferkette. Jedes Unternehmen muss für sich definieren, was nachhaltig wirtschaften konkret für das Unternehmen bedeutet – und dann dementsprechend Maßnahmen setzen. Nachhaltige Baustoffe und das Recycling derselben wird in Zukunft eine zentrale Rolle spielen."
Nachhaltigkeit ernst nehmen Ein gutes Beispiel dafür sei die Materialseilbahn zwischen dem Bergbau im Wienern/
Grundlsee und dem Gipsplattenwerk in Bad Aussee. Ende 2017 konnte RIGIPS Austria, Teil der Saint-Gobain Gruppe, sein derzeit größtes Investitionsprojekt erfolgreich abschließen. „Dieses umweltfreundliche Fördermittel produziert keinen Staub und ermöglicht jährliche Einsparungen von ca. 20.000 LKW-Fahrten und ca. 350 Tonnen CO2. Der gesamte Rohgips für unser Plattenwerk in Bad Aussee wird mit der Materialseilbahn transportiert", betont Giffinger, um zu unterstreichen, dass RIGIPS Austria sein Nachhaltigkeitsversprechen sehr ernst nimmt. Ziel der Sanierung war es aber auch, die Mitarbeitersicherheit zu erhöhen. „Das Entladesystem der Hunte erfolgt nun automatisch, die Bewegung der Hunte wird ab sofort von einer zentralen Warte aus gesteuert. Ein neu installiertes Not-Aus-System kann in Gefahrensituationen die Hunte jederzeit stoppen. Im Ein- und Ausfahrtsbereich überwachen Lichtschranken den Brems- und Beschleunigungsvorgang. Die Materialseilbahn ist durch die Sanierung nicht nur am letzten Stand der Technik, sondern bietet den
Mitarbeitern auch eine optimierte Sicherheit am Arbeitsplatz – auch das sei ein Aspekt der Nachhaltigkeit.
Schritt zur Standortsicherheit Kleiner Nebeneffekt. Durch das Investitionsprojekt konnten die Gemeinden am Ostufer des Grundlsees – Wienern, Schachen und Gößl – an das Glasfasernetz angeschlossen und mit Breitband-Internet versorgt werden. Dies gilt sowohl für die Wirtschaft als auch den Fremdenverkehr als ein wichtiger und notwendiger Schritt zur Standortsicherheit.
SAINT-GOBAIN RIGIPS AUSTRIA GESMBH Saint-Gobain RIGIPS Austria ist einer der führenden innovativen Anbieter für nachhaltige Systeme im Innenaus- und Holzbau. Die Zentrale befindet sich im steirischen Bad Aussee, wo der in Grundlsee gewonnene Gips zu Gipsplatten verarbeitet wird. Im niederösterreichischen Puchberg am Schneeberg produziert RIGIPS Pulverprodukte, die in über 30 Länder exportiert werden. Seit 2007 berichtet Saint-Gobain RIGIPS Austria regelmäßig über Aktiviäten im Bereich der Nachhaltigkeit: Das Unternehmen ist Mitglied bei „respACT“ und „UN Global Compact Netzwerk Österreich“ sowie Preisträger des Trigos Steiermark 2017, des Nachhaltigkeitspreises des Forums Rohstoffe. Managing Director Ing. Peter Giffinger wurde als „Nachhaltiger Gestalter 2016“ ausgezeichnet. Seit 2005 ist RIGIPS Austria Teil der internationalen Saint-Gobain Gruppe. www.rigips.com
So, aber jetzt noch einen kleinen Nachtisch. Giffinger ordert TopfenJoghurt-Nockerl mit Himbeermark und Nougatknödel mit Butternussbrösel. Dazu starken Espresso. Das muss einfach sein. Bei einem dichten Arbeitspensum stellt sich die Frage: Wie erholt sich Giffinger? Wo nimmt er die Kraft her? „Wandern und Lesen. Bewegung zu haben, ist mir wichtig geworden. Beim Lesen halte ich es wie Hermann Hesse, der einmal sinngemäß gesagt haben soll, dass alles Gelesene wie selbst Erlebtes sei. Lesen hilft, die Persönlichkeit zu entwickeln und den Horizont zu erweitern. Aktuell liest Giffinger ein Buch über den Dreißigjährigen Krieg.
„Spannend. Jetzt weiß ich, woher die Begriffe abgeblitzt und von der Pike auf kommen. Verbrannte bei den Gewehren die Zündschnur ohne dass ein Schuss losging, wurde von abgeblitzt gesprochen. Die Pike war die typische Waffe der einfachen Rekruten. Diente sich solch ein Soldat in der militärischen Rangfolge nach oben, hatte er das Kriegshandwerk von der Pike auf gelernt.“ Inspiriert durch das Buch von Paulo Coelho „Auf dem Jakobsweg: Tagebuch einer Pilgerreise nach Santiago de
Compostela“ wollte er mit einem guten, alten Freund „in der Pension“, den Jakobsweg erwandern. „Mein Freund wollte aber nicht auf meine Pension warten – daher haben wir die letzten 300 Kilometer einmal vorgezogen.“ Und so machte er sich auf die Reise. Eine Woche ohne E-Mail. „Einfach einmal Zeit für sich selbst nehmen.“ Für dringende Fälle war er allerdings erreichbar. „Ein Chef sollte auch einmal eine Woche nicht erreichbar sein können“, ist er überzeugt. n
SAINT-GOBAIN Saint-Gobain gehört zu den 100 größten Industrieunternehmen weltweit. Führend in der Gestaltung von Lebensräumen entwickelt, produziert und vertreibt Saint-Gobain innovative Baustoffe sowie Hochleistungsmaterialien. Die Unternehmensgruppe bietet nachhaltige Lösungen für die Herausforderungen Wachstum, Energiesparen und Umweltschutz. Beinahe 170.000 Mitarbeiter in 66 Ländern erwirtschafteten 2015 einen Umsatz von 39,6 Milliarden Euro. Was Sie schon immer wissen wollten Der Firmenname setzt sich zusammen aus „RI“ wie Riga, der lettischen Hauptstadt, wo in den 1930er Jahren das erste Werk errichtet wurde, und „GIPS“ für Gipskarton.
ZWEI HAUBEN IM GAULT MILLAU UND MIT EINER GABEL IM FALSTAFF AUSGEZEICHNET! Falstaff (84 von 100 Punkten): Stefan und Martin Görg zelebrieren eine kreative Regionalküche ohne Firlefanz. Gault Millau (15 von 20 Punkten): Hier kochen Stefan und Martin Görg – bei Obauers, Landhaus Bacher und im Triad geschult der eine, im Steirereck der andere – eine mitreißend saisonale, von Wildkräutern aus dem eigenen Garten geprägte Küche.
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Die zweischneidige Situation von BIM Fachbeitrag. Es besteht kein Zweifel daran, dass BIM (Building Information Modeling) als Schlüssel für die digitale Transformation der Construction & Engineering (C&E)-Industrie geeignet ist, um einige scheinbar inhärente Herausforderungen wie Budgetüberschreitungen, Projektverzögerungen und Qualitätskontrollprobleme zu bewältigen. Autor: Joachim Bause
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as Thema BIM ist europaweit inzwischen zur Regierungssache geworden. Staatlicherseits wurde der Einsatz von BIM in Infrastrukturprozessen angeordnet, um auf diesem Weg große Projekte zu rationalisieren und die Produktivität der C&E-Industrie zu steigern. Inzwischen sind sogar zahlreiche BIM-bezogene Berufsbezeichnungen wie BIM-Manager, BIM-Koordinator und BIMSpezialist entstanden. Ein Beleg dafür, dass die Branche die Methodik übernimmt. Und das, obwohl nicht allen klar ist, was sich eigentlich hinter den drei Buchstaben verbirgt. Einige halten BIM lediglich für den Oberbegriff für 3D-Modellierung, andere glauben, dass BIM nur von einem Bruchteil der Teams in einem Entwicklungsprojekt verwendet wird. In der Realität ist beides falsch. Stellt sich die Frage: Wenn nahezu alle Experten glauben, dass BIM positiv für die Branche ist, warum gibt es dann immer noch so widersprüchliche Aussagen?
BIM ist derzeit noch unterbewertet und nicht in großem Stil genutzt Eine der großen Herausforderungen für BIM besteht darin, dass es derzeit noch von Mythen umgeben ist. Das verhindert eine klare Positionierung und führt dazu, dass verschiedene Personen und Teams, die an einer Entwicklung beteiligt sind, davor zurückschrecken, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Wie bereits erwähnt, sehen viele Menschen BIM im-
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mer noch ausschließlich als 3D-Modellierung, die hauptsächlich von Design- und Konstruktionsteams verwendet wird. Modernes BIM ist jedoch so viel mehr. Es bildet einen wichtigen Bestandteil einer gemeinsamen Datenumgebung (CDE – Common Data Environment), nämlich die Erfassung, Speicherung und gemeinsame Nutzung wichtiger Informationen über eine Anlage hinweg. Eine BIM-Lösung kann auch Daten und Dokumentationen verknüpfen, um bereits an einem Modell wichtige Überprüfungen zu ermöglichen. Natürlich leidet die zügige Verbreitung von BIM unter den typischen Geburtswehen, die der Einsatz von Softwarelösungen in Unternehmen mit sich bringt. Nicht immer ist der Unternehmensleitung klar, dass die Kosten für die Installation eine Investition darstellen, die sich erst nach einer undefinierten Zeitspanne amortisiert. Das gilt auch für die indirekten Kosten, die sich über eine reduzierte Produktivität der Mitarbeiter ergeben, da diese zum Thema BIM geschult werden müssen. Altbekannt auch die Angst ein Produkt zu kaufen, das morgen schon veraltet ist. Das ist die Krux in der schnelllebigen, digitalisierten Welt. Der große Vorteil von BIM ist, dass erfassten Daten einen wichtigen Pool Informationen im Zusammenhang mit Anlagenübergabe, sowie eine Basis, die
die für der bei
der Planung oder Vorbereitung künftiger Projekte verwendet werden können. Eine Veralterung von BIM wird es nicht geben, weil die Lösungen durch ständige Updates auf dem neuesten Stand gehalten werden. Ein häufig geäußerter Kritikpunkt an BIM ist, dass es sich nur für große Projekte oder große Unternehmen eignet. Das mag am Anfang so gewesen sein, aber mit der Weiterentwicklung der Methodik hat sich auch die Funktionalität entwickelt. Eine vernetzte BIM-Lösung soll helfen, alle Informationen über eine Entwicklung zu verwalten. Es muss von sämtlichen Teams in einem Projekt verwendet werden können, unabhängig davon, wie groß oder klein dieses ist. Es muss mit mehreren Datenquellen, Dateiformaten,
Standards (IFC, BCF, COBie) und branchenweit anerkannten Tools zusammenarbeiten können. Und es sollte auch auf möglichst allen Geräten zugänglich sein, egal ob sich jemand in einem Büro oder vor Ort befindet.
Fotos: Masterfile (Royalty-Free Division)
Wie lässt sich die aktive Nutzung von BIM fördern? Um BIM endgültig flächendeckend zum Durchbruch zu verhelfen, muss es eine bessere Ausbildung rund um BIM und seine vielfältigen Einsatzmöglichkeiten geben. Dies wird dadurch unterstützt, dass immer mehr digitale Fähigkeiten und eine größere Abhängigkeit von der Technologie in die Branche einfließen. Es besteht allerdings auch die Verpflichtung, dass sich die BIM-Lösungen selbst
weiterentwickeln, um mit den Anforderungen Schritt zu halten. Moderne BIM-Lösungen müssen Sicherheit, Zertifizierungen (FedRAMP etc.) und Disaster Recovery bieten, um das Vertrauen der Anwender zu stärken. Sie müssen schnell, zuverlässig und in der Lage sein, sich im Technologie-Ökosystem eines Unternehmens zu integrieren, unabhängig davon, wo sie eingesetzt werden. Berichte und Dashboards sollten verfügbar sein, um mehr Informationen und Kontrolle zu ermöglichen. Die Lösung muss für alle Teams unabhängig von der Größe relevant sein – mit Daten, Dokumenten, Messungen und Standorten für jedes Objekt in einem digitalen Model – egal ob Fenster, Verkleidung
oder Feuerlöscher. Am wichtigsten allerdings ist, dass eine BIM-Lösung leicht zu bedienen ist, damit kein IT-Experte vonnöten ist, um das zu erreichen, was Unternehmen von der Lösung erwarten.
Erste Erfolge können sich sehen lassen Unternehmen, die bereits BIM-Lösungen im Einsatz haben, warten mit durchaus beeindruckenden Zahlen auf. CODAH (Communauté de l'agglomération havraise – Gemeindeverband der französischen Stadt Le´Havre) nutzt BIM und Oracle Aconex, um die RFI-Zyklen (RFI – Request For Information) zu halbieren und die Zeit für den Austausch großer Dateien auf nur zwei bis drei Minuten zu reduzieren. Das ist ein Zehntel der Zeit, die früher für
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Projekte wie „Digital City“ und „Normandy Business School“ benötigt wurde. Auch Pingat XD (das französische Unternehmen organisiert, konzipiert und verwaltet den Austausch zwischen Teams, die digitale Modelle erstellen, über den Bauzyklus hinweg) hat Aconex Connected BIM implementiert. Hierdurch verkürzt sich die Modellverteilungszeit um 75 Prozent, RFI und der Austausch von Modellen zwischen Team und Kunden lassen sich um 20 Prozent beschleunigen. Die Turner & Townsend Company (ein Immobilienentwickler) implementierte Aconex für ihre Kunden und konnte so den Zeitaufwand bei Überprüfungszyklen für Modelle um 92 Prozent senken. Das Erstaunliche: Die durchschnittliche Einführungszeit für ein BIM-Projekt lag bei nur drei Stunden.
einen „Single Point of Truth“ und entwickelt sich so zu einem wertvollen Datenpool, der als Wettbewerbsinstrument genutzt werden kann. An dieser Stelle ist dem Einsatz neuer Technologien wie KI (Künstlicher Intelligenz) Tür und Tor geöffnet.
BIM-Trends 2019: Künstliche Intelligenz Projektteams der Construction & Engineering-Branche interagieren quasi täglich mit KI, auch wenn sie es nicht bemerken. Das fängt bei Wortvorschlägen beim Schreiben von Textnachrichten an und geht über die Suche nach einem Standort bis hin zur Auswahl von Routen und Transportmitteln. Daten sind zu einem integralen Bestandteil unseres täglichen Lebens und Geschäfts geworden. Die Fähigkeit der Maschinen, große Datenmengen genau zu analysieren, wird einen großen Einfluss auf die Konstruktion und das BIM haben.
„Der jährliche Umsatz mit BIM soll laut Studie von 3,52 Milliarden Dollar im Jahr 2016 auf 10,36 Milliarden Dollar im Jahr 2022 steigen.“ Joachim Bause, Regional Sales Director Central Europa bei Oracle Construction & Engineering
BIM-Trends 2019: Vernetzte Daten
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Die sich daraus ergebenden Vorteile sind: • Höhere Qualität, intuitives Design durch erlernte Muster und generatives Design. Maschinen erzeugen eine Vielzahl von Designlösungen, testen die Konfigurationen und iterieren sie schneller als menschenmöglich, um früher die beste Option zu finden. • Baurisiken werden bereits vor dem Spatenstich vorhergesagt und vermieden. DesignTools werden intelligenter und greifen Konflikte auf, bevor die Arbeit vor Ort beginnt.
• Intelligente Anlagenautomatisierung und -verbesserungen konzentrieren sich stärker auf den Endverbraucher. Technologische Fortschritte regeln bereits die Gebäudetemperatur oder verwalten automatisch Wartungsprobleme.
IoT – Alles ist miteinander verbunden Laut McKinsey wird einer der fünf Trends bei der Gestaltung von Bau- und Investitionsprojekten das Internet der Dinge (IoT) sein, das die Kommunikation zwischen Geräten, Ausrüstungen und Anlagen ermöglicht. IoT wird auch tiefgreifende Auswirkungen auf BIM haben. Bei allen Arten von Bauprojekten werden heute Geräte angeschlossen, eingebettet und eingebaut, von Gebäuden über Straßen bis hin zu Anlagen. Durch die Kombination von BIM und IoT wird der „digitale Zwilling" – also ein digitales Abbild eines Bauprojekts – effektiv zu einem lebendigen Modell. Informationen von der Planung über die Konstruktion bis hin zum Betrieb werden markiert und mit dem Modell verknüpft, sodass stets eine aktuelle Version zur Verfügung steht. Das IoT verändert sogar die Unternehmen. Fabrice Didier, BIM World Speaker und Marketing Director bei Saint Gobain, stellte fest, dass sich sein Unternehmen durch die Integration von Sensoren in die hergestellten Glasprodukte von einem Hersteller zu einem Dienstleistungsund Datenanbieter entwickelt hat. n
Fotos: Have a nice day Photo, Oracle Construction & Engineering
Im Rahmen der BIM-World 2018 in Paris definierten Experten jüngst drei wichtige Trends, wie sich BIM künftig entwickelt. Demnach wird BIM zum Mittelpunkt für vernetzte Daten im gesamten digitalen Ökosystem von Unternehmen im Umfeld von Construction & Engineering. Je mehr Daten diese Unternehmen erfassen und zu ihrem Vorteil nutzen, desto besser könnten sie Ergebnisse entwerfen, erstellen und vorhersagen, so der Tenor. Um wirklich BIM-fähig zu sein, müssen Unternehmen über ein CDE verfügen. Ein CDE fördert nicht nur die Zusammenarbeit, es schafft auch
DIE BIM-KOMPATIBLE ONLINELÖSUNG DIGITALISIERT WOHNBAUPORTFOLIOS IN SKALIERBARE 3D/VR-MODELLE
Prozesse im Griff Software. Mit GBuilder bringt der finnische Bauunternehmer Harri Majala ein Onlinetool auf den österreichischen Markt, das bei der Prozessoptimierung von der frühen Planungsphase an helfen soll.
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eder, der sich ein bisschen in der Baubranche auskennt, wird mir zustimmen: Fehler sind dem Gewerbe nicht fremd, ganz im Gegenteil – da ist noch Luft nach oben“, erklärt Harri Majala, der mit SONELL Oy eines der am schnellsten wachsenden Bauunternehmen Finnlands besitzt. „Fehler sind nicht nur nervenaufreibend, sondern kosten bares Geld.“ Vor sechs Jahren machte sich Majala auf die Suche nach einer passenden Softwarelösung, die nicht nur die Prozesse aller Beteiligten optimiert, sondern die eigenen Wohnbauprojekte im Kundengespräch anschaulich visualisiert. Nach vergeblicher Suche nahm Majala das Problem selbst in die Hand und erfand GBuilder – sein eigenes Bauunternehmen wurde zum Versuchskaninchen.
BIM kann mehr
Fotos: GBuilder
„Viele Bauunternehmen gehen mit der Implementierung von BIM den ersten Schritt in Richtung Prozessoptimierung. Hier setzen wir an: GBuilder bietet einen neuen Zugang zu BIM-Dateien und holt mehr aus den Daten heraus“, erklärt Majala. Die Onlinelösung gibt dem Datenpool eine intelligente Benutzeroberfläche, schlägt mit integralen Projektmanagementfunktionen die Brücke zwischen den einzelnen Projektbeteiligten und schafft eine Art „digitale Kundenreise“, die auch mit
VR-Brille erlebbar ist. „Wenn keine BIMDatei vorhanden ist, dann reicht auch eine CAD-Planungsdatei“, so Majala.
über Virtual-Reality-Brille geplant und per Link verschickt werden.
Europaweites Rollout
Gleichzeitig werden Kundenentscheidungen, wie Geräte- und Materialauswahl sowie Änderungswünsche gleich mit einem integrierten dynamischen Preistool quotiert und für alle Ausführenden vermerkt. Als digitale Informationsdrehscheibe sind in dem Programm Materiallisten und -details, Kosten- und Ressourcenplanung sowie alle relevanten Dokumente gespeichert. GBuilder sorgt damit nicht nur für transparentere und reibungslosere Prozesse, sondern auch für deutlich geringeren administrativen Aufwand, während Fehler und der klassische Papierkram reduziert werden. Darüber hinaus führt das Tool in der Regel zu einem deutlich erhöhten Umsatz von Material- und Geräteupgrades: „Die einfache Visualisierung unterschiedlicher Materialien und Ausstattungen, die Projektentwickler ihren Kunden individuell anbieten, führt zu einem Anstieg von bis zu 90 Prozent verkaufter Upgrades“, so Majala. „Ein wirklich netter Nebeneffekt, der uns selber überrascht hat. Kunden können fern von einem Verkaufsgespräch daheim unterschiedliche Optionen auswählen, sie optisch auf sich wirken lassen und ganz entspannt entscheiden.“ n
Weniger Fehler, weniger Papierkram Das Konzept ging auf: Innerhalb weniger Jahre eroberte die Software den finnischen Markt, etablierte sich in Norwegen und betreut mittlerweile die größten skandinavischen Projektenwickler wie Skanska, Bonava, PEAB, Hartela, Lehto und YIT. Bereits mit ersten österreichischen Entwicklern und Bauträgern im Gespräch, expandiert das Unternehmen neben Österreich zurzeit nach Deutschland, England und die Vereinigten Arabischen Emirate. Gleichzeitig verschaffte das Tool auch der eigenen Firma den ersehnten Durchbruch: Innerhalb von nur zehn Jahren konnte Majalas Firma seinen Umsatz verdreifachen. „Der Kauf einer Wohnung ist oft eine große Investition für den Käufer. GBuilder sorgt dafür, dass die Prozesse transparent sind und der Käufer genau weiß, was mit seiner Investition geschieht, damit auch das Bauchgefühl stimmt“, so Majala. Trotz aufwendiger Renderings fehlt vielen potenziellen Immobilienkäufern oft die Phantasie, sich ihr zukünftiges Zuhause vorzustellen. Ausstattungen, Möblierung und Wandfarbe können von jedem Browser gleich im Modell ausprobiert,
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BERNHARD AUER UND LUTZ WEBER Beide Geschäftsführer von Wietersdorfer Alpacem,„Unter dem Alpacem-Dach werden gemeinsame Vertriebsaktivitäten gestartet.“
Einheitliche Dachmarke Wietersdorfer Gruppe. Das Geschäftsfeld Zement und Beton tritt einheitlich mit neuer Dachmarke auf und will damit seine Marktführerschaft ausbauen.
Die Namensgebung der neuen Dachmarke war für Wietersdorfer eine bewusste Entscheidung, um das Zusammengehörigkeitsgefühl der Mitarbeiter zu stärken und gegenüber den Kunden als eine schlagkräftige Einheit in der Region wahrgenommen zu werden. Dabei stehe das „Alpa“ für Alpe-Adria, die Region aus der die sechs Unternehmen des Bereiches Zement und Beton stammen. „Cem“ steht schließlich für Zement & Beton. Nach Firmenangabe lag in diesem Segment schon in der Vergangenheit die Kernkompetenz und werde dies auch in Zukunft sein.
Länderübergreifend Mit der neuen Dachmarke soll auch ein stärkerer Markenauftritt in der Alpe-
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Adria-Region einhergehen. Die Dachmarke Alpacem wird künftig gemeinsam mit den regionalen Marken in den drei Ländern sichtbar werden. Das Geschäftsfeld Zement und Beton der Wietersdorfer Gruppe ist mit sechs regional verwurzelten Unternehmen in Österreich, Slowenien und Italien vertreten. Dazu zählen neben den österreichischen Unternehmen w&p Zement und w&p Beton, die beiden slowenischen Unternehmen Salonit Anhovo und Rokava Beton sowie die italienischen Unternehmen w&p Cementi und Friulana Calcestruzzi. Gemeinsam erwirtschafteten diese im Geschäftsjahr 2017 mit insgesamt 19 Standorten im Alpe-Adria-Raum einen konsolidierten Umsatz von 155 Millionen Euro. Alpacem beschäftig derzeit rund 640 Mitarbeiter.
Kompetenzentwicklung Synergieeffekte durch die Bündelung der Zement- und Betonkompetenzen erwartet sich Alpacem vor allem im Bereich Forschung & Entwicklung sowie in der Produktions- und Anwendungstechnik. „Wir haben insbesondere an den Standorten in Wietersdorf und Anhovo in den letzten Jahren innovative Technologien für die Zementproduktion entwickelt und umgesetzt und werden nun durch ein Zusammenrücken der gesamten
Organisation diese Innovationen all unseren Standorten zugänglich machen. Wir wollen in Zukunft über Ländergrenzen hinweg unsere Kompetenzen entwickeln und damit unsere Marktführerschaft stärken“, sagt Lutz Weber, Geschäftsführer der Wietersdorfer Alpacem.
Bauprojekte im Alpe-Adria-Raum Vor 125 Jahren legten die Gebrüder Knoch in Wietersdorf/Kärnten mit einem Zementwerk den Grundstein für die Wietersdorfer Gruppe. Daraus entwickelten sich im Laufe der nächsten zwölf Jahrzehnte fünf Geschäftsfelder. Das älteste dieser Geschäftsfelder – Zement und Beton – ist heute im Alpe-Adria-Raum Marktführer. Bereits jetzt sind die sechs regionalen Unternehmen von Alpacem an wichtigen Bauprojekten im Alpe-Adria-Raum beteiligt: So liefert w&p Zement aus Kärnten Beton und Bindemittel für den Ausbau der Koralmbahn sowie für den S36-Bau bei Unzmarkt. In Slowenien wurde mit Beton von Salonit Anhovo das Magna Steyr-Werk in Maribor/ Hoče errichtet sowie die Verteilerzentren der Lebensmittelketten Lidl und Spar. Die Krankenhäuser in Pordenone, Triest und Udine sowie der Autobahnausbau zwischen Venedig und Triest wurde von w&p Cementi aus Italien mit Baustoffen versorgt n
Foto: Gert Eggenberger
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m die Marktposition weiter auszubauen, tritt die Wietersdorfer Gruppe mit ihrem Geschäftsfeld Zement und Beton künftig unter der einheitlichen Dachmarke Alpacem auf. Alle Aktivitäten rund um Entwicklung, Produktion, Weiterverarbeitung und Vertrieb werden unter dem Alpacem-Dach gebündelt. „Unter dem Dach Alpacem bilden wir mit den lokalen Marken eine zukunftsorientierte und wettbewerbsfähige Einheit. Damit ermöglichen wir schließlich die Grundlage für ein nachhaltiges Wachstum im Alpe-Adria-Raum“, erklärt Wietersdorfer AlpacemGeschäftsführer Bernhard Auer.
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Rekordjahr Erfolg. Der oberösterreichische Stahlspezialist PEM Buildings profitiert vom Osteuropa-Engagement.
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ährend das renommierte Wiener Stahlbauunternehmen Waagner-Biro mit seinen Tochterfirmen gegen den Untergang kämpft, verkündet im Stahlbausegment das oberösterreichische Unternehmen PEM Buildings ein besonders erfolgreiches Jahr: Der Stahl- und Hallenbauspezialist rechnet für heuer mit einem Rekordumsatz von 45 Millionen Euro – so viel wie noch nie in der 42-jährigen Unternehmensgeschichte. Österreich, Deutschland und die Slowakei sind die Hauptmärkte des Generalunternehmers. 60 Prozent des Umsatzes werden in Deutschland erzielt, wobei PEM zunehmend von seinem kontinuierlichen Engagement am osteuropäischen Markt profitiert: „Wir haben immer an den wirtschaftlichen Aufschwung geglaubt. Im Gegensatz zu unseren Mitbewerbern sind wir mit unseren Tochtergesellschaften vor Ort geblieben“, kommentiert Geschäftsführer Thomas Ennsberger die diesjährige Umsatzverdopplung am Ostmarkt.
VORZEIGEPROJEKT In Norddeutschland realisiert PEM Buildings etwa eine Bootseinstellhalle mittels einer mehrschiffigen Stahlkonstruktion.
Auch für das kommende Jahr ist aufgrund des bereits hohen Auftragseingangsstandes mit einem weiteren Wachstum zu rechnen. Verfolgt werde ein gesunder Wachstumskurs. „Als Partner mit Handschlagqualität setzen wir uns im Wettbewerb vermehrt als Bestpreisbieter durch und können uns über einen Stammkundenanteil von 60 Prozent freuen. Unser 10-jähriges Garantieversprechen auf Flachdächer ist ein aktuelles Beispiel dafür, wie wir im Stahlhallenbau neue Wege beschreiten", so Ennsberger. In den letzten Jahren adaptierte der Stahlhallenspezialist seine Strategie in Osteuropa. So erbringen die PEM Tochtergesellschaften ihre Leistungen – von der Planung und Fertigung bis hin zur Montage – zu 100 Prozent lokal. Im Unterschied zu lokalen Anbietern greifen die regionalen PEM-Niederlassungen jedoch auf 40 Jahre Erfahrung und Know-how aus über 3.000 Referenzen innerhalb der PEM-Gruppe zurück. „Wir realisieren sowohl lokale Bauprojekte für internationale Unternehmen, aber gewinnen verstärkt auch mittelständische Unternehmen als Kunden“,
beschreibt Ennsberger die Marktentwicklung im Osten. Der slowakische Kunde PAP-PEX Slovakia, s.r.o. ist ein Beispiel für ein mittelständisches Unternehmen, das seit drei Jahren auf PEM Buildings vertraut. Der Immobilieninvestor realisierte bereits drei Hallenobjekte mit der PEM-Tochter PEM Haly s.r.o.
Zehn Jahre Dichtheitsgarantie „Etwa die Hälfte unserer Hallenbauprojekte realisieren wir mit Flachdächern. Demnach verfügen wir über eine enorme Expertise, damit die Dächer über Jahre qualitativ hochwertig ausgeführt sind. Unsere jährliche Wartung sichert zusätzlich die Dichtheit. Um den Kunden diese Kompetenz klar zu verdeutlichen und ihnen ein weiteres Argument für die Partnerwahl zu bieten, geben wir dieses 10-jährige Garantieversprechen auf die Dichtheit nun ab sofort ab.“ Die 10-jährige Dichtheitsgarantie auf Flachdächer ist in allen PEM-Märkten ein Verkaufsargument. In Österreich und Deutschland verlängert das Garantieversprechen die gesetzliche Gewährleistung, die bei drei bzw. vier Jahren liegt.
Fotos: PEM Buildings
PEM Buildings beschäftigt insgesamt 183 Mitarbeiter, davon 80 in Österreich. Das Unternehmen ist in sieben weiteren europäischen Ländern mit zehn Niederlassungen vertreten. 2003 wurde das Unternehmen in die Firmengruppe Zeman integriert.
GESCHÄFTSFÜHRUNG VON PEM BUILDINGS v.l.n.r.: Günter Reisinger (Prokurist und Leitung Technik), Tomas Ennsberger (Geschäftsführer) und Peter Urban, (Prokurist und Leitung des Geschäftsfeldes Generalunternehmung).
PEM Buildings aus Mauthausen ist seit mehr als 40 Jahren am europäischen Markt vertreten und seit 2003 Teil des Wiener Stahlbau-Unternehmens Zeman. Zu den PEM-Kunden zählen etwa BMW und voestalpine. n
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VERANTWORTUNGSVOLLER UMGANG MIT RESSOURCEN
„Build for more with less“ Bautech Talks. Stararchitekt Werner Sobek fordert in Wien ein Umdenken in Politik und Baubranche.
M
omentan wächst die Weltbevölkerung um 2,6 Menschen pro Sekunde“, erklärte der Architekt und Bauingenieur Werner Sobek gleich zu Beginn seines Vortrags im Rahmen der neuen Veranstaltungsreihe Bautech Talks. Und: „Wenn wir jedem davon einen durchschnittlichen Baustandard von 300 Tonnen verbautem Material zugestehen, könnten wir mit dieser Menge jedes Jahr eine 40 cm dicke und 2100 Meter hohe Mauer rund um die gesamte Erdkugel bauen“, so die Rechnung des deutschen Stararchitekts, der auf Einladung der Österreichische Bautechnik Vereinigung (öbv) zu den Themen „Urban Mining“ und „Hochbau auf Zeit“ referierte.
Knappes Gut Baumaterial Dieser enorme Materialverbrauch ist laut Sobek deshalb so problematisch, weil dadurch
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riesige Mengen Energie verbraucht werden, der CO2-Ausstoß steigt und die Menschheit bald schlicht nicht mehr genug Baumaterial hat. „Viele Menschen glauben, dass in den Wüsten genug Sand für die Herstellung von Beton lagern würde. Aber dieser Sand ist nicht geeignet, weil er aus sphärischen, glatt geschliffenen Kügelchen besteht.“ Das Resultat sei, dass vor allem in Asien und im mittleren Osten mittlerweile die Küstenregionen durch Sandraubbau stark geschädigt würden. Seinen Lösungsansatz verkürzt Sobek, der unter anderem die Fassade des DC-Towers geplant hat, auf die Formel: „Build for more with less.“ Während seines Vortrags zeigt er für seine Leichtbau-Projekte viele Beispiele, wie etwa Fassaden aus Stoff oder Betonstrukturen, für die die Lastverteilung so berechnet ist, dass sie nicht mehr massiv
ausgeführt werden müssen und von vielen kleinen Löchern durchzogen sind.
Die Urban Mining and Recycling Unit Sein spannendstes Projekt ist aber gleichzeitig auch das aktuellste. Die Urban Mining and Recycling (UMAR) Unit ist ein Wohnmodul, das Anfang 2018 in eine der Etagen der experimentellen NEST-Plattform am Campus der schweizerischen Material- und Prüfanstalt (Empa) in Dübendorf bei Zürich eingebaut wurde. Sobek und seine Kollegen Dirk E. Hebel und Felix Heisel wollen damit zeigen, dass der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen weder ansprechende Architektur ausschließt noch unökonomisch ist. Die zentrale Herausforderung des Projekts ist die Vorgabe, dass alle eingesetzten Baumaterialien wiederverwendbar, recyclingfähig
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oder kompostierbar sein müssen. Es soll dabei ein geschlossener Kreislauf entstehen, bei dem kein noch so kleines Element des Gebäudes entsorgt werden muss. Die dahinterliegende Idee: Materialien werden für ein Gebäude lediglich „ausgeliehen“ und nach dem Ende von dessen Lebenszyklus für andere Bauvorhaben wieder nutzbar.
Hemmschuh für progressives Bauen Diesen revolutionären Ansatz diskutierten anschließend die Teilnehmer einer Podiumsdiskussion: Strabag-Vorstand Peter Krammer ist etwa der Meinung, dass sich durch Ansätze wie Urban Mining auch die Frage der Nutzungszyklen von Gebäuden neu stellt: „Eine Elbphilharmonie bauen wir für 100 Jahre und mehr. Bei solchen Projekten ist die Wiederverwendbarkeit von Baumaterialien weniger interessant. Aber ist das auch bei einem Einfamilienhaus so oder im Wohnbau?“, fragt er provokant. „Wir wollen für die gesamte Bevölkerung gut und billiger bauen, aber gleichzeitig ökologisch handeln. Materialtechnologisch sehe ich darin kein großes Problem. Wir können es relativ kurzfristig schaffen, dass jeder Baustoff auch trennbar und wiederverwertbar ist. Aber wir brauchen mehr Freiheiten, die Vielzahl an Regulierungen in Österreich ist für progressives Bauen ein Hemmschuh“, unterstreicht der Strabag SE Vorstand.
413 sich teilweise widersprechende Brandschutznormen Ähnlich sieht das auch Wolfgang Gleissner, Geschäftsführer der BIG Bundesimmobiliengesellschaft m. b. H.: „Die Frage ist, wie intensiv und wie lange wir nutzen. Hier brauchen wir mehr Flexibiltät. Wir haben etwa 600 nationale Baunormen und allein 413 Regelungen zum Brandschutz, die sich teilweise widersprechen. Diese Vielzahl an Vorschriften sollte vereinfacht werden, um zum Beispiel jungen Menschen günstigere Angebote machen zu können.“ Fotos: Toni Rappersberger
ÖVP-Stadtrat Markus Wölbitsch schließt sich der Forderung an, die Stadt noch mehr als sich selbst erhaltendes Ökosystem zu sehen und in den Ausbau von PV-Anlagen zu investieren. „Außerdem glaube ich, dass wir bei Neuprojekten dokumentieren sollten, welche Baustoffe wirklich verbaut wurden,
DIE ERSTEN „BAUTECH TALKS“ v.l.n.r “: Kurt Stürzenbecher (Stadt Wien), Karl Weidinger (Swietelsky Bauges.m.b.H.), Peter Krammer (Strabag SE), Werner Sobek (Werner Sobek Stuttgart AG), Daniela Zeller, Markus Wölbitsch ( Stadt Wien), Wolfgang Gleissner (BIG - Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H.), Michael Pauser (öbv)
um später auch zu wissen, welche wiederverwendbar sind.“
Wien auf gutem Weg? Sein SPÖ-Kollege Kurt Stürzenbecher, im Gemeinderat Vorsitzender des Ausschusses für Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung, sieht Wien dagegen schon auf einem guten Weg. „Wir setzen diese Gedanken jetzt schon um“, meint er. „Bei der Vergabe von Wohnbauprojekten ist etwa neben Ökonomie und Architektur die Ökologie und soziale Nachhaltigkeit einer der wichtigsten Faktoren.“ Als Beispiel für „Urban Mining“-Ansätze
in der Stadt nennt er die Umgestaltung des Philips-Hochhauses, bei der die tragende Betonkonstruktion und die Fassade erhalten blieb, das Gebäude innen aber mit noblen Apartments komplett umgestaltet wurde. Für Swietelsky-Chef Karl Weidlinger sind das gute Pilotprojekte, aber noch lange nicht genug: „Im Tiefbau sind wir beim Thema Recycling schon wesentlich weiter. Aber im Hochbau und vor allem beim Wohnbau müssen wir mehr zulassen und Vorschriften zurückschrauben, damit wir als Bauunternehmen diese Ansätze erfolgversprechend umsetzen können.“ n
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NEUE WEGE IN DER AUSBILDUNG v.l.n.r. Karl Weidlinger, Harald Mahrer, Hans-Werner Frömmel
Digital & zukunftsfit Baulehre. Baugewerbe und Bauindustrie modernisieren die Baulehre. Nicht nur inhaltlich, sondern auch bei der Wissensvermittlung setzt die Ausbildung künftig auf Digitalisierung.
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m den Ansprüchen der modernen Berufswelt gerecht zu werden, wurde die Lehrlingsausbildung für das Baugewerbe und die Bauindustrie neu ausgerichtet. So schreitet die Digitalisierung auf Österreichs Baustellen voran und mit Building Information Modeling etwa werden zunehmend alle relevanten Bauwerksdaten digital erfasst, kombiniert und bearbeitet. Auch bei Vermessungsarbeiten ist digital unterstütztes Equipment schon heute fixer Bestandteil. Der Einsatz von zahlreichen weiteren digitalen Tools sei ein Beleg dafür, dass die Digitalisierung bei der Aus- und Weiterbildung von Bau-Fachkräften eine wichtige Rolle spielen
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wird, erklärten die Fachexperten bei der Präsentation des Projekts „Baulehre 2020“.
Mahrer: „Bau-Initiative als Best-Practice-Beispiel“ „Der Bau ist eines der Zugpferde in der heimischen Lehrlingsausbildung mit einem sehr deutlichen Plus der Lehrlinge im ersten Lehrjahr. Dass nun Baugewerbe und Bauindustrie mit der ‚Baulehre 2020‘ ein vollkommen neues, an den Erfordernissen der künftigen Berufswelt ausgerichtetes Konzept zur Ausbildung präsentieren, ist umso erfreulicher, als der Bau damit eine Signalwirkung für viele anderen Branchen in der dualen Ausbildung hat,
die Bildungsinhalte systematisch zu modernisieren. Diese Initiative verstehe ich vor diesem Hintergrund als Best-Practice-Beispiel, denn die Skills aus der Lehre sind am heimischen Arbeitsmarkt hoch gefragt. Gleichzeitig wird damit ein weiterer Baustein im Rahmen des Bildungsschwerpunkts der WKÖ gesetzt: Wir wollen die Basis der Lehrausbildung erweitern, neue Bildungswege ermöglichen und damit Imageanreize für die Zukunft setzen", betonte WKÖ-Präsident Harald Mahrer.
Maurer wird zum Hochbauer Eine Expertengruppe aus Baugewerbe und Bauindustrie hat seit Anfang des Jahres am
Bauen & Technik
„Ab 2019 erhalten alle Lehrlinge im 2. Lehrjahr ein Tablet.“
Konzept ‚Baulehre 2020‘ gelungen“, so Karl Weidlinger, Obmann-Stv. des Fachverbandes der Bauindustrie.
Digitale Lernmethoden und gratis Tablets für Baulehrlinge
Fotos: Mag. Barbara Lachner
Konzept „Baulehre 2020“ gearbeitet. Die Ergebnisse dieser strategischen Neuausrichtung der Baulehre wurden bei einer Pressekonferenz präsentiert. So werden u.a. neue Arbeitstechniken (z.B. digitale Vermessung, elektronisches Daten-Management etc.) in die Lehre einfließen. Um diese neuen Berufsbilder mit einem angemessenen Erscheinungsbild zu versehen, sind Umbenennungen geplant: der Maurer soll künftig Hochbauer heißen und bildet damit das begriffliche Pendant zum Tiefbauer. Der bisherige Schalungsbauer wird in Hinkunft – der internationalen Nomenklatur entsprechend – zum Betonbauer. „Der Beruf hat sich in den letzten Jahren stark verändert: die Digitalisierung, moderne Technologien und die dynamische Marktentwicklung stellen neue Anforderungen an unsere Fachkräfte. Es gilt, den Lehrberuf an die moderne Arbeitswelt anzupassen und die Lehrinhalte umfassend zu adaptieren. Das ist uns mit dem
Neben der strategischen Neuausrichtung der Baulehre werden in Zukunft Akzente im Bereich E-learning gesetzt. Hier werden beginnend ab 2019 Lernvideos, Online-Trainings und Wissens-Checks auf einer Internetplattform angeboten. Damit werden Baulehrlinge optimal auf die Lehrabschlussprüfung vorbereitet und die Lehrinhalte aus BAUAkademie, Lehrbetrieb und Berufsschule vertieft. Auch im Hardware-Bereich wird aufgerüstet: ab 2019 erhalten alle Baulehrlinge im 2. Lehrjahr kostenlos ein Tablet mit Internetzugang und vorinstallierten E-learning-Programmen sowie weiteren Applikationen zu den Themen Arbeitssicherheit, Normen, Baustellendokumentation, umweltgerechte Entsorgung etc. Das Gerät kann nicht nur in der Schule,
sondern auch in der Praxis, konkret auf der Baustelle, eingesetzt werden und in die EDV-Struktur des Lehrbetriebs eingebunden werden. Die Kosten für das Tablet tragen Baugewerbe und Bauindustrie. Weiters ist die Einführung einer „Kaderlehre“ mit einer vertieften baubetriebswirtschaftlichen Ausbildung sowie einem zusätzlich wählbaren technischen Schwerpunkt vorgesehen. Bei einem bundesweiten „Bau-Lehrlings-Casting“ Ende November 2018 wurden bereits junge Nachwuchskräfte gesucht. Die besten Teilnehmer werden an regionale Baufirmen vermittelt. Das jährliche Casting findet an den BAUAkademien, die es in allen Bundesländern (außer im Burgenland) gibt, statt. „Das Konzept ‚Baulehre 2020‘ kann durchaus als Impuls in Richtung Digitalisierung der gesamten Branche verstanden werden. Mit dem Maßnahmenpaket geht der Bau in der Ausbildung neue Wege und leistet Pionierarbeit“, sagt Bundesinnungsmeister Hans-Werner Frömmel. n
MODELL BAULEHRE 2020
Neubau
4. LJ
1 wählbarer Schwerpunkt
2. 3. LJ HOCHBAU
TIEFBAU
Sanierung
Stahlbeton hochbau konstruktiver Betonbau
Verkehrswegebau Siedlungswasserbau Baumaschinen betrieb
HOCHBAU SPEZIALIST
BETONBAU SPEZIALIST
TIEFBAU SPEZIALIST
HB+BB Grundlagen
BB+TB Grundlagen
TB+HB Grundlagen
BETONBAU
1. LJ
Baubetriebswirtschafts-Inhalte
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Plattentektonik Cosentino. Quarzmehl vermengt mit geheimnisvollen Mineralien, Wasser, viel Hitze und enormer Druck. Das Ergebnis: hochwertige und trendige Oberflächen für Architektur und Design. Ein Lokalaugenschein.
D
ie genaue Rezeptur für seine High-Tech-Oberflächen verrät der Hersteller Cosentino nicht, Einblicke in sein Werk im andalusischen Cantoria gewährt das global aufgestellte Familienunternehmen jedoch gerne. Beeindruckend – die Dimension des Areals. Die Produktionstätte erstreckt sich auf mehr als eine Million Quadratmeter, umgeben vom kargen Hinterland im Südwesten Spaniens. Hier entstehen in einem komplizierten Verfahren Platten aus unterschiedlichen mineralischen Grundstoffen mit unterschiedlicher Größe und ei-
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BauTecFokus
ner Stärke von ein bis drei Zentimetern. Die Masse, ein Gemisch aus Quarz und anderen Stoffen wird auf einem Fließband aufgetragen. Darauf gleiten die Pulverblöcke, laut Cosentino, unter die stärkste Hydraulikpresse der Welt. Mit 25.000 Tonnen Druck wird die Masse zu einer dicht geschlossenen Struktur komprimiert und danach in einem hundert Meter langen Ofen bei 1.200 Grad gebrannt. Das Innovative: Ohne weitere Zusatzstoffe, wie etwa Polymere oder Harze verbindet sich die Mixtur zu einem hochwertigen Produkt, das den Namen „Dekton“ trägt. Die Anwendungsmöglichkeiten sind
vielfältig: Cosentino nennt Eigenschaften wie Bruch-, Stoß- und Kratzfestigkeit, eine sehr geringe Porosität sowie eine unbegrenzte Zahl an Varianten der Färbung, Bedruckung und Verarbeitung. Von Schieferoptik, über Beton-, Marmor-, bis hin zu Granitoptik, nach Wunsch in matt, glänzend und anderen Oberflächen-Nachbildungen, sind unzählige Varianten erhältlich.
Mit Marmor begann´s Vor fünf Jahren hat Cosentino 128 Millionen Euro in die Erweiterung seines Produktionsareals für die „Dekton“-Herstellung
Foto: Cosentino
SPANIENS GRÖSSTES QUARZFERTIGUNGSWERK MIT EINER GESAMTFLÄCHE VON ÜBER EINER MILLION QUADRATMETER
HINTERLÜFTETE „DEKTON“ FASSADE DES NEUEN BÜROKOMPLEX KAP WEST IN MÜNCHEN
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SILESTONE: natürlicher Quarz mit breitgefächterten Anwendungsmöglichkeiten
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DEKTON: PORENFREIE ULTRAKOMPAKTE OBERFLÄCHE AUCH FÜR KÜCHE
Fotos: OFB Projektentwicklungs GmbH, Chesco Lozano
investiert. Eine Summe, von der die Firmengründer Eduarda und Eduardo Cosentino im Jahre 1940 wohl niemals geträumt hätten. Sie begannen damals – unweit des heutigen Produktionsareals im nahegelegen Steinbruch – Marmor abzubauen und als Steinmetz zu bearbeiten. Schon bald tüftelten sie darüber, wie sie die Reste, die beim Brechen von Marmor anfallen, weiterverarbeiten und verwerten könnten. Schon in den 1980ger Jahren brachten die Cosentinos erste industriell vorgefertigte Steinplatten aus einem Marmormehl-Gemisch auf den Markt.
Für höchste Ansprüche Der große Erfolg stellte sich dann in den 1990er Jahren ein, als die Marmor-Basis durch ein Quarzgemisch ersetzt wurde und das Produkt „Silestone“ auf den Markt gebracht wurde. Die innovative Oberfläche entwickelte sich zum Umsatzrenner. Silestone zeichnet sich durch seine Beständigkeit und Leichtigkeit aus und kommt mittlerweile weltweit vor allem in Bädern
und Küchen zum Einsatz. In Österreich leider noch viel zu wenig, wie CosentinoÖsterreich-Chef Oliver Reitter betont. Bei Küchenoberflächen würden sich die Österreicher hinsichtlich Material noch viel zu konservativ zeigen. Unter Architekten hätten sich allerdings die Vorteile, allen voran von „Dekton“ schon herumgesprochen. Dazu zählen maximale Hitze- und Feuerbeständigkeit, das große Plattenformat, hohe Biegefestigkeit und ein verhältnismäßig niedriger Quadratmeterpreis. Ab 1.000 Quadratmeternkann „Dekton“ sogar individuell gestaltet und bedruckt werden. Neben der ästhetischen Qualität will Cosentino mit „Dekton“ aufgrund der herausragenden technischen Eigenschaften auch im Anwendungsgebiet Fassade punkten. Eine schlagfeste Oberfläche mit extremer Witterungsresistenz sowie hoher mechanischer Widerstandsfähigkeit sei die Grundvor-
aussetzung für eine langlebige Fassadenverkleidung.
Fugenarme Verkleidung „Dekton“ sei gegenüber dickerem Naturund Betonwerkstein mit nur 12 Millimetern Stärke sehr dünn und somit verhältnismäßig leicht. Der Einsatz der kompakten Oberfläche ermöglicht feine Schnittkanten ohne Ausbruch und auch Ecken können scharf auf Gehrung geschnitten und verklebt werden. Aufgrund der Befestigung mit Hinterschnittankern und rückseitigen Aluminiumaufhängungen entstehe letztlich eine einheitliche, fugenarme Verkleidung, die sich völlig frei von sichtbaren Bohrungen oder anderen optischen Beeinträchtigungen zeigt. Als Beispiel nennt Cosentino das Bürogebäude Kap West im zentral gelegenen Münchener Quartier „Am Hirschgarten“. Mit den Oberflächen von Dekton wurde eine „ideale Lösung zur Gestaltung einer urbanen, hochtechnologischen und architektonisch anspruchsvollen Fassade“ gefunden. n
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Wer andren einen Tunnel gräbt ... Tunnelbau. Die TU Graz gräbt tief – und ist mit mehreren Instituten an fast allen wichtigen Tunnelprojekten Österreichs beteiligt. Beforscht wird neben dem Bau und der Geologie vor allem das Thema Sicherheit. Autor: Birgit Baustädter
W
ulf Schubert vom Institut für Felsmechanik und Tunnelbau hat sein Büro im Erdgeschoss der Alten Technik in Graz. Auf seinem Tisch stehen zahlreiche Bleistifthalter aus Stein. „Alles Bohrkerne von den diversen Baustellen, an denen wir gearbeitet haben“, erklärt er lachend. „Dieser ist aus dem Koralmtunnel, wenn ich mich recht erinnere. Und den habe
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BauTecFokus
ich aus dem Semmering bekommen.“ Im Kasten hinter seinem Schreibtisch stehen noch viele Gesteinsproben mehr und zeugen von den zahlreichen Bergen, die Wulf Schubert bereits von innen gesehen hat. Seit 26 Jahren ist er Teil der TU Graz, baute 1992 das Institut für Felsmechanik und Tunnelbau von Grund neu auf: „Ich bin quasi direkt von der Baustelle weg auf den Lehrstuhl gesetzt worden. Da ist natürlich ganz viel Praxiserfahrung
vorhanden und ich hatte große Lust, mich stärker mit dem theoretischen Hintergrund des Tunnelbaus zu beschäftigen."
Auf Österreichisch Das Institut ist auf den alpinen Tunnelbau fokussiert – wegen der Alpen, die sich in unmittelbarer Nähe befinden. „Die Alpen sind zwar schön, aber von gebirgsmechanischer Seite her nicht von besonders großer Qualität.
EIN ARBEITSPLATZ DER TU GRAZ-FORSCHENDEN Das Innere des Koralmtunnels und ähnliche Baustellen
Fotos: IGMS – TU Graz
Diese Situation ist eine ganz besondere Herausforderung und es war abzusehen, dass wir in diesem Bereich viele Forschungsaufgaben haben werden.“ Und tatsächlich: Bei fast allen namhaften Tunnelprojekten Österreichs sind Forschende der TU Graz beteiligt. „Der Semmering-Basistunnel etwa begleitet mich seit ich 37 Jahre alt bin“, erklärt Schubert, der schon seine Ausbildung an der TU Graz absolviert hat.
Eine der derzeit gängigsten Tunnelbauweisen kommt aus Österreich – die Neue Österreichische Tunnelbauweise oder New Austrian Tunneling Method (NATM). Sie wurde vor mittlerweile fast 60 Jahren entwickelt und war ein wichtiger Schritt hin zu einer wirtschaftlichen und vor allem sicheren Methode, einen Tunnel zu bauen. Vor dieser Entwicklung wurde dem Druck des Gesteins von oben und von der Seite mit verschiedens-
ten Stützkonstruktionen entgegengewirkt. Bei der NATM geht es darum, Tunnel so zu bauen, dass sich das Gestein weitgehend selbst tragen kann. Hauptelemente der Stützung und Gebirgsverbesserung sind Spritzbeton und Felsbolzen. Auch heute kommen wichtige Entwicklungen im Tunnelbau aus Österreich – viele davon von der TU Graz. Zum Beispiel Weiter-
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entwicklungen an Stauchelementen, die wie Stoßdämpfer in die Auskleidung eingebaut werden und den verwendeten Spritzbeton vor zu hohen Belastungen schützen, oder die Weiterentwicklung von Methoden zur Messdatenauswertung und Interpretation. „Und wir beschäftigen uns intensiv mit der Verbesserung von Erkundungsmethoden, die die Basis eines jeden Tunnelprojekts darstellen“, sagt Schubert. Zu Beginn eines jeden Tunnelprojekts werden Erkundungsbohrungen gemacht, die den Planerinnen und Planern ein umfassendes Bild der vorliegenden geologischen Verhältnisse geben sollen. Auf deren Basis wird ein geologisches Modell erstellt, das während des Baus laufend adaptiert und vervollständigt wird. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Maschinelles Sehen und Darstellen der TU Graz nutzt man die Photogrammetrie – also die Möglichkeit aus mindestens zwei Bildern ein 3D-Modell zu rekonstruieren – um ein wesentlich genaueres, computergeneriertes Bild der vorhandenen Gegebenheiten zu bekommen. „Aus diesem Projekt hat sich in weiterer Folge das StartUp 3GSM entwickelt, das das System heute weltweit vertreibt“, verweist Schubert auf die Leistungen seines Teams.
Nervensystem für Tunnelschalen Wichtige zukünftige Entwicklungen im Structural Tunnelbau sieht Schubert vor
„Der Semmering-Basistunnel etwa begleitet mich seit ich 37 Jahre alt bin.“ Wulf Schubert , Institut für Felsmechanik und Tunnelbau
allem im Health Monitoring von Tunnelbauten. In diesem Bereich arbeiten die Forscher vom Institut für Felsmechanik und Tunnelbau eng mit Werner Lienhart und seinem Team vom Institut für Ingenieurgeodäsie und Messsysteme zusammen, die sich gezielt mit der Überwachung von Tunnelkonstruktionen beschäftigen. „Bei modernen Tunnelbaumethoden ist zentral, dass sich das Gestein bewegen darf, aber die Deformationen wieder abklingen müssen, um die Tragfähigkeit weiterhin aufrecht zu erhalten“, erklärt Lienhart. „Diese Verformungen wirken sich aber auf die Stabilität der Betonschale eines Tunnels aus. Und das wollen wir flächendeckend überwachen können.“ Derzeit werden nur punktuell Messungen an der Oberfläche mit konventionellen Vermessungsgeräten ausgeführt, die aber wiederum beim Bau oder Betrieb im Weg sein können. Gemein-
WULF SCHUBERT UND NACHFOLGER THOMAS MARCHER Institut für Felsmechanik und Tunnelbau
sam mit der Montanuni Leoben, Lehrstuhl für Subsurface Engineering, entwickelten Lienhart und sein Team mit Unterstützung der Forschungsabteilung der ÖBB Infrastruktur AG und der Fachabteilung Tunnelbau, eine neue Idee bis zur Patentreife: eine Art Nervensystem aus Sensorkabeln, das direkt in die Tunnelelemente eingebettet wird und eine lückenlose und nicht betriebsstörende Überwachung des Zustands der Bauten möglich macht. Die Messstation muss dann nicht mehr an Ort und Stelle aufgebaut werden, sondern kann an einem zentralen Punkt auch mehrere Kilometer weit entfernt liegen. Gearbeitet wird mit Glasfaserkabeln, die in den Tübbingen verbaut werden. Tübbinge sind einzelne Betonfertigteile, aus denen die Tunnelschale wie ein Puzzle zusammengesetzt wird und die statt Spritzbeton verbaut werden können. Ein Messgerät schickt dann Lichtimpulse durch die Glasfaserkabel. Anders als bei der Telekommunikation ist man aber nicht an der Datenübertragung ans andere Ende interessiert, sondern an den Verlusten und Rückstreuungen, die Aufschluss über Temperatur und Dehnung am Messort geben. „Wenn wir einen Impuls hineinschicken, dann wissen wir durch die Charakteristik der Rückstreuung über den Zustand jedes Zentimeters Bescheid – das Nervensystem sagt uns quasi, wie es dem Tübbing an jedem Punkt gerade geht und welchen Einflüssen er ausgesetzt ist“, erklärt Lienhart. „So kann ich wirklich lückenlos messen.“ Das System wurde bereits am Tübbingprüfstand an der Montanuni erfolgreich getestet und in einem Tunnel eingebaut.
Neuer Leiter, neuer Fokus Thomas Marcher, der mit Oktober die Institutsleitung von Wulf Schubert übernommen hat, sieht die Zukunft des Instituts nicht ganz so „tief“. Marcher will sich zusätzlich zum alpinen Tunnelbau auf den sogenannten seich-
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BOHRKERN VIELFACH BEFORSCHT
ten Tunnelbau fokussieren. Dieser gewinnt in urbanen Gebieten immer mehr an Bedeutung. „Platz wird ein immer rareres Gut – Städte wachsen seit Jahren vor allem in die Breite und in die Höhe. Langsam stoßen Städte dabei an ihre Grenzen und entdecken nun eine neue Richtung, um Platz zu schaffen: die Tiefe“, erklärt der Wahl-Grazer. „Es geht dabei vor allem um Einrichtungen, die nicht unbedingt Sonnenlicht brauchen – wie zum Beispiel Indoor-Sporteinrichtungen, Lagerräumlichkeiten oder andere Infrastruktur.“
Fotos: schubert-macher cms
Tunnelbautechnisch seien hier die Herausforderungen ganz anders gelagert als bei Tunnelbauten in extremer Tiefe. Es sind nicht die hohen Spannungen, die auf das Gebirge wirken, sondern vor allem die besonderen mechanischen Eigenschaften des weniger festen Untergrundes in seichter Lage. Neben Lockermaterial spielen hier vor allem auch sogenannte Übergangsgesteine eine wesent-
liche Rolle. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht mehr als klassisches Bodenmaterial beschrieben werden können, jedoch auch die üblichen Felsklassifizierungen nicht mehr greifen. Am Institut will man zur Untersuchung dieser speziellen Materialien ein spezielles Laborversuchsgerät entwickeln. Darüber hinaus will man modelltechnisch neue oder weiterentwickelte Materialgesetze für dieses Materialverhalten entwickeln.
Digitalisierung im Tunnelbau Auch ein anderes Zukunftsthema will Marcher intensiv beforschen: Wie sich BIM (Building Information Modelling) und KI (Künstliche Intelligenz) im Tunnelbau optimal einsetzen lassen und welche neuen Möglichkeiten sich daraus ergeben. „Künstliche Intelligenz ließe sich zum Beispiel für eine Verbesserung der derzeitigen Erkundungsprognosen einsetzen, um die geologische Situation objektiver interpretieren und die Pläne laufend adaptieren
zu können“, meint Thomas Marcher. „Das Ziel dabei ist es, laufend adaptierte und damit immer genauere Prognosen zu bekommen, um Risiken zu minimieren und die Wirtschaftlichkeit immer weiter zu erhöhen.“
Die Zukunft in Berg und Boden Dem Tunnelbau als Forschungsgebiet sagen alle drei Forschenden eine große Zukunft voraus: „Vor allem die Infrastruktur für Transport von Waren und Personen erlebt gerade sowohl im urbanen Raum als auch auf weiten Distanzen eine unglaubliche Renaissance. Im Vergleich zu Kurzstreckenflügen ist die Eisenbahn wesentlich komfortabler und zuverlässiger", begründet Wulf Schubert diese Einschätzung. „Dafür müssen die Hochgeschwindigkeitsstrecken quer durch Europa wesentlich ausgebaut werden. Und dafür braucht man Tunnel, um die Streckenführung so gerade und eben wie möglich gestalten zu können." n
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Positionen & Meinungen
„BIM bietet die Möglichkeit, dreidimensional die Abhängigkeit der einzelnen Abläufe abzustimmen.“
Zur Person Christoph Lienhart, 40, studierte an der Technischen Universität Graz und der Universität Granada in Spanien Wirtschaftsingenieurswesen im Bauwesen und absolvierte Executive MBA-Programme an der CEU Business School in Budapest und der EBS Business School in Mannheim. Zudem unterrichtet Lienhart das Modul „Projektmanagement“ an der TU Darmstadt. Berufliche Wege führten ihn von der Porr AG zur ÖBB Infrastruktur AG und über Bernard Ingenieure bis hin zur Deutschen Bahn AG. Der gebürtige Fürstenfelder war u.a. beim Bau des neuen Wiener Hauptbahnhofs dabei sowie bei der Konstruktion des knapp zehn Kilometer langen Bahntunnels unter dem Lainzer Tiergarten. Seit September 2015 ist Lienhart Projektleiter der DB für Stuttgart 21. Auf sein Konto gehen bereits vier erfolgreiche Tunneldurchschläge, die 4-gleisige Neckarbrücke in Bad Cannstatt sowie diverse naturschutzrechtliche Planänderungsverfahren mit Beteiligung der Europäischen Kommission.
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BauTecFokus
Positionen & Meinungen
Begeisterung wecken Ein Österreicher erfolgreich in Stuttgart. Der steirische Bauingenieur Christoph Lienhart verantwortet mit einem Budget von rund 1,8 Milliarden Euro den wohl komplexesten Bauabschnitt beim deutschen Megaprojekt Stuttgart 21. Der BauTecFokus bat ihn im Rahmen einer Projekt Management Austria-Veranstaltung zum Gespräch. Das Gespräch führte: Birgit Salomon
Was hat Sie nach Stuttgart verschlagen? Christoph Lienhart: Das war Zufall. Es gab vor drei Jahren den Wunsch, mich zu verändern. Das Angebot war verlockend und Stuttgart ist nicht ganz aus der Welt. Was haben Sie so spannend gefunden an Stuttgart 21? >> Einerseits die Möglichkeit einzusteigen, wo man richtig etwas verändern kann. Andererseits auch die Größe des Projekts. In jungen Jahren, damals mit 37, für so einen bedeutenden Bereich verantwortlich zu sein, weckte meinen persönlichen Ehrgeiz. Hatten sie keine Angst? Das Projekt war ja eher negativ besetzt? >> Respekt ja, wobei, als ich 2015 die Entscheidung getroffen habe, nach Stuttgart zu gehen, war schon ein positiver Trend bemerkbar - nicht mehr das komplette Chaos. 2013 wurde die Projektgesellschaft gegründet. Die großen Unruhen waren 2010, der politische Wechsel 2011. Im Jahr 2015 hat sich gezeigt, dass das Projekt gewollt wird. Es war ganz klar: Es gibt einen Auftrag, und die Finanzierung ist gesichert. Aber es gab auch noch genug unbekannte Parameter.
Fotos: Katharina Schiffl
Was waren diese Unbekannte? >> Die Auskömmlichkeit des Budgets und viele technische Parameter, wie die Geologie. Gerade in meinem Projektabschnitt mit den Tunneln Feuerbach und Bad Cannstatt herrscht mitunter die schwierigste Geologie, die man im Tunnelbau nur haben kann. Auch das Thema Kommunikation und Medien hat mich gereizt. Ich habe gewusst, man wird auf Schritt und Tritt beobachtet. Aber
solange nicht nur negative Kritik auf einen einprasselt, macht es Spaß. Wenn die Leute sehen, es verändert sich etwas. Als Österreicher in Baden-Württemberg einen derart großen Einfluss auf so ein wichtiges Projekt zu haben, macht auch stolz. Wie lange haben Sie gebraucht, um in das Projekt hineinzufinden? >> Das geht sehr schnell. Organisation funktioniert nicht nur durch einen Projektleiter, der alles macht. Einerseits ist mein Vorgänger nicht von heute auf morgen davongelaufen, andererseits gibt es ein wirklich starkes Team, das selbstständig arbeitet. Aber man springt schon ein bisschen ins kalte Wasser. Ein Monat nach meinem Jobantritt gab es eine Bürgerinformationsveranstaltung mit 300 Leuten, darunter auch viele Gegner, und ich stand auf dem Podium. Die Menschen dachten: `Aha, er kennt sich wahrscheinlich aus mit dem Tunnelbau. Er kommt aus Österreich.´
Projektgegner nie nur mit Gesprächen zum Befürworter machen. Das ist nicht realistisch. Aber man kann die Begeisterung für die Technik wecken. Welchen Einfluß hat der Führungsstil bei solchen Großprojekten? >> Einen sehr wichtigen. Man führt als Projektleiter sein eigenes Team, das an einem Strang ziehen muss. Ich habe ca. 50 Mitarbeiter, die auch begeistert vom Projekt sind.
„Das Eintreten eines Risikos passiert meistens spontan.“
Welche Maßnahmen haben Sie im Speziellen gesetzt? >> Viel Öffentlichkeitsarbeit. Nicht nur informieren, sondern auch begeistern. Wir haben eine sehr professionelle Abteilung, die sich um die Kommunikationsagenden kümmert. Meine Mitarbeiter und ich machen viele Führungen für interessierte Leute. Es ist beeindruckend zu sehen, wie anfangs skeptische Leute lächeln, nachdem sie tief im Tunnel drinnen waren und mitbekommen haben, was die Arbeiter auf der Baustelle tagtäglich leisten. Man wird einen absoluten
Die Stimmungskurve eines Projekts tangiert nicht nur die Öffentlichkeit. Gerade bei schwierigen Projekten braucht es begeisterte Mitarbeiter, damit sie auch mit Rückschlägen umgehen können. Generell sollte ein offener Führungsstil vorherrschen, wo fähige Ingenieure, die große Kompetenz mitbringen, die Möglichkeit haben, selbst Entscheidungen zu treffen. Wie schafft man den Spagat zwischen klaren Vorgaben und Öffentlichkeit? >> Das wichtigste ist, dass die Informationen transparent sind und man seinen Auftrag nie aus den Augen verliert, bei all den vielen Schnittstellen rundherum.
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Positionen & Meinungen
Es gibt gegenläufige Erwartungen der einzelnen Stakeholder. Es jedem recht zu machen, ist unmöglich. Aber wenn die Partner merken, dass ein Projektleiter am Werk ist, der ihre Sorgen und Wünsche ernst nimmt und mit Kompetenz an die Sache heran geht, dann wird auch Verständnis entgegengebracht. …auch auf politischer Ebene? >> Die Herausforderung ist oft die lange Laufzeit bei großen Projekten von 10, 20 oder 30 Jahren inklusive Planungsphase. Das übersteigt die Amtszeit oder Legislaturperiode eines Politikers. Als Projektmanager möchte man Entscheidungen treffen, die nachhaltig sind und auch in 20 Jahren ihre Gültigkeit haben, während politische Aussagen oft das Stimmungsbild der Bürger berücksichtigen müssen. Es ist wichtig, dass nicht nur mit der regierenden Partei kommuniziert wird, sondern auch mit dem politischen Umfeld. Dazu zählt die gesamte Region. Was wären Besonderheiten von Großprojekten, wo die öffentliche Hand im Spiel ist? >> Natürlich die Vergaberichtlinien und -vorschriften - wir wenden zumeist das Billigstbieterprinzip an. Wenn öffentliche Gelder ausgegeben werden, wird sehr intensiv und genau beobachtet. Ich bin in meinem Bereich verantwortlich für ein Budget in der Höhe
Deutschlands größte Baustelle Stuttgart 21 ist eines der größten Verkehrsinfrastrukturprojekte Europas. Die komplette Neuordnung des Bahnknotens Stuttgart umfasst unter anderem 4 Bahnhöfe, 16 Tunnel und 18 Brücken. Nach Planungen ab 1994 und Genehmigung der größten Abschnitte in 2005/06 wurde das Gemeinschaftsprojekt 2009 beschlossen. Baubeginn war 2010, seit 2014 laufen die Arbeiten auf Hochtouren. Die Gesamtkosten werden mit 7,7 Milliarden Euro beziffert. Das Megaprojekt umfasst Stuttgart 21 und die Neubaustrecke Wendlingen-Ulm. Das Bauvorhaben realisieren die Deutsche Bahn AG, das Land Baden-Württemberg, der Verband Region Stuttgart, die Stadt Stuttgart, der deutsche Bund sowie die Europäische Union.
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von ungefähr 1,8 Milliarden Euro. Das bedeutet eine große Verantwortung. Punkto Budget: Für Stuttgart 21 waren ursprünglich 4,5 Milliarden Euro veranschlagt. 2013 waren es dann 6,5. Jetzt sind es 7,7 Milliarden. Wie kommuniziert man das? >> Es gibt interne und externe Gründe für die Anhebung des Budgets. In jedem Projekt gibt es Kosten, die sich auf ein bestimmtes Projektziel beziehen. Der Inhalt kann sich im Laufe der Zeit verändern, und das Projekt Stuttgart 21 hat sich in den letzten zehn Jahren auch mitverändert. Es kommen Projektteile dazu, was Mehrkosten zur Folge hat. Die politisch bedingten Verzögerungen, die es am Anfang gab, führten zusätzlich zu höheren Kosten, da die Preise mit fortwährender Projektlaufzeit steigen. Jede Prognose baut auf einem gewissen Wissensstand auf. Momentan ist der Markt stark gesättigt, die Preise befinden sich auf einem hohen Niveau. Ein weiterer Grund sind technische Risiken und wenn diese tatsächlich eintreten, führt dies zu höheren Kosten. Dazu zählen Themen wie z.B. die Geologie. Man kann immer nur Prognosen abgeben. Aber tatsächlich ist es so, dass gerade Stuttgart mit einer besonders komplexen Geologie konfrontiert ist. Der Anhydrit – ein sulfathal-
tiges Gestein, das bei Berührung mit Wasser aufquillt – ist sehr selten. Diesen gibt es nur in wenigen Regionen in Österreich, er kommt etwas häufiger in Baden-Württemberg sowie in der Schweiz vor. Dass dieses Gestein in der ungünstigsten Formation im Projekt Stuttgart 21 vorkommt, ist ein Umstand, der zu erheblichen Kosten geführt hat. Ab welchem Zeitpunkt kann man mit Mehrkosten rechnen? >> Grundsätzlich ist es so, dass am Anfang eines Projekts die Kosten in einem groben Detailierungsgrad ermittelt werden. Es wird ein relativ hoher Risikozuschlag draufgelegt. Umso länger das Projekt dauert, desto geringer wird die Anzahl der verbleibenden Risiken, die eintreten können. Zum Projektende ist das verbleibende Risiko definitionsgemäß null. Man kann nicht generell sagen, zu welchem Zeitpunkt man Risiken im Vorhinein erkennt. Gerade im Tunnelbau gilt das alte Sprichwort „Vor der Harke ist es dunkel.“ Eine geologische Störungszone kann von heute auf morgen unvorhergesehen aufgefahren werden, was zu Mehrkosten führt. Bei veränderlichen Preisen oder der Wirtschaftslage kann man schon längere Trends erkennen, z.B. zwei Jahre im Vorhinein. Das Eintreten eines Risikos passiert oft spontan. Inwieweit ist „Stuttgart 21“ digitalisiert – Stichwort BIM? >> Digitalisierung spielt eine große Rolle. Bei einem Teil von Stuttgart 21, bei der Neckarbrücke verwenden wir Building Information Modeling, weil die Abhängigkeiten zu den angrenzenden Verkehrsträgern sehr komplex sind. Wir bauen gleichzeitig mit der Stadt Stuttgart, die einen neuen Bundesstraßentunnel herstellt. Wir errichten zeitgleich die Brücke. Das heißt, nachdem wir die Fundamente der Brücke erstellt haben, wird der Trog der B10 darüber gelegt. Danach fahren wir mit dem Stahlbau fort. Wir haben eine sehr verzahnte Bauweise. Gleichzeitig haben wir eine Schnittstelle mit der SSB Stuttgarter Stadtbahn, der oberirdisch verlaufenden UBahn. Zusätzlich kreuzen Straßen und selbstverständlich der Neckar unsere Baustelle. Der Neckar ist ein beschiffter Fluss. Wir haben als weiteren Nachbarn den Rosensteinpark bzw. die Wilhelma, einen der ältesten Tierparks Europas. An allen Seiten wird gebaut, und BIM bzw. die Digitalisierung bietet die
„Störungszonen bedeuten Mehrkosten.“
Möglichkeit, die Abhängigkeit der einzelnen Abläufe mehrdimensional miteinander abzustimmen. Dies ist ein großer Vorteil. Ein weiterer Vorteil ist, dass man ein Modell hat, das allen Projektpartnern gleichzeitig zur Verfügung steht. Es gibt noch viele offene Fragen und ungeklärte Dinge, wie z.B. die aktuelle Rechtsprechung, Copyright-Themen usw. Auch wieder viele Schnittstellen. Aber wir planen und bauen diese Brücke dreidimensional, verwenden das BIM-Modell und alle Attribute dieser Brücke, ob dies Materialeigenschaften, Gewährleistungsfristen der einzelnen Bauteile, Mängel- oder Abnahmeprotokolle sind. Wir haben mit BIM alles in einem Modell gemeinsam erfasst. Ihr Spezialgebiet ist Tunnelbau – wie rasant ist hier ist der technologische Fortschritt? >> Man muss unterscheiden zwischen konventionellem und maschinellem Vortrieb. Beim maschinellen Vortrieb der Tunnelbohrmaschinen hat sich die letzten 20 bis 30 Jahre sehr viel getan, die Durchmesser werden immer größer, die Geschwindigkeiten immer schneller. Aber das System hat dort seine Grenzen,wo es wechselhafte Geologie und Störungszonen gibt. Das sieht man an vielen Projekten. Wir verwenden bei Stuttgart-Ulm auch teilweise Tunnelbohrmaschinen, z.B. von Herrnknecht, einem Familienunternehmen im Rheintal, das weltweit die besten Maschinen für Großpro-
jekte herstellt. Aber dort, wo unterschiedliche Gesteins- und Wasserverhältnisse vorherrschen sowie unterschiedliche Querschnittsformen notwendig sind, kommt die konventionelle Bauweise zur Anwendung. Das ist die mittlerweile über sehr lange Zeit verwendete (fast schon alte) Neue Österreichische Tunnelbauweise, die NÖT oder NATM (New Austrian Tunneling Method). Die Grundsätze dieser haben sich kaum verändert, Baumaterialien und Maschinen aber schon. Diese Grundsätze werden nach wie vor weltweit umgesetzt. Es ist immer noch ein großes Markenzeichen für die österreichische Bauwirtschaft. Österreichische Baufirmen und Ingenieure im Tunnelbau sind weltweit sehr gefragt. Haben Sie ein Lieblingsprojekt, das Sie im Laufe Ihrer Karriere begleitet haben? >> Ich finde, dass der Hauptbahnhof Wien wirklich toll gelaufen ist, weil alle Projektpartner an einem Strang gezogen haben. Wir haben es geschafft, das Projekt on time in budget umzusetzen. Das Projekt hat eindeutig einen Mehrwert für alle Projektpartner und die Öffentlichkeit geschaffen. Ich bin jedes Mal stolz, wenn ich am Hauptbahnhof ein- oder umsteige. Was war hier für den Erfolg ausschlaggebend? >> Eine gute politische Grundstimmung zum Projekt und eine tolle, langjährige Projektvorbereitung mit einer guten Planung, mit
der man in die Ausführung gegangen ist, gute Projektpartner sowie ein kompetenter Bauherr, die ÖBB. Beobachten Sie Unterschiede zwischen österreichischer und deutscher Arbeitsweise bezüglich Projektmanagement? >> Einer der größten Unterschiede ist, dass in Deutschland das Arbeiten prozessorientierter ist als in Österreich. In Österreich werden Lösungen oft unkonventioneller gefunden – ohne Wertung, ob das Eine oder das Andere besser oder schlechter ist. Zudem herrscht in Deutschland eine sehr starke Konsensorientierung vor. Hier ist es schwierig, Dinge umzusetzen, die nicht von allen mitgetragen werden. Konsens ist grundsätzlich etwas Gutes, aber es ist auch wichtig, dass Entscheidungen zügig getroffen werden. Blick in die Zukunft? Was liegt Ihnen am Herzen? >> Wir sind momentan in einer unglaublich produktiven Phase. Wir haben viele Unklarheiten im Projekt ausgeschalten und arbeiten jetzt sehr intensiv daran, unsere Projektziele zu erreichen. In vier Jahren, 2022, wird die Neubaustrecke in Betrieb gehen, 2025 dann Stuttgart 21. Wir sind aktuell auf einem sehr guten Weg, und ich bin stolz darauf, als Österreicher an diesem großen Projekt entscheidend mitwirken zu können. n
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IWC MANUFAKTUR Hier wird für Interessierte der gesamte Entstehungsprozess einer Luxusuhr sichtbar.
Ausdruck der Marke Produktion & Showroom. Was in den Studios von ATP Zürich mit Building Information Modeling (BIM) in Form eines digitalen Zwillings integral geplant wurde, können heute Besucher im IWC Manufakturzentrum hautnah erleben.
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ie zum Luxusgüterkonzern Richemont gehörende Uhrenfirma IWC hat Ende August ihr neues Manufakturzentrum eröffnet. Der edle Bau, in den 42 Millionen Franken investiert wurden, soll laut IWC nicht nur eine moderne Fabrik sein, sondern auch Ausdruck der Marke und Besucher begeistern. Entsprechend stilvoll und durchdacht wurde das Gebäude von ATP Zürich gestaltet.
Corporate Design Das IWC Manufakturzentrum fügt sich elegant und schlank in die hügelige Landschaft bei Schaffhausen am Rhein. In seiner Form soll es an pavillonartige Gebäude der Moderne erinnern und berücksichtig insbesondere das Hochwertigkeit ausstrahlende Corporate Design der Luxusuhrenmarke IWC. So wie der Hersteller Handwerkskunst und technische Innovationen vereint, um Uhren der Sonderklasse zu fertigen, so lässt sich auch das neue
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Manufakturzentrum als „Kombination von baulicher Handwerkskunst und technischer Innovation lesen“, wird von ATP betont. Schon beim Entrée betritt der Besucher die edle IWC Welt. Über eine imposante, breite Beton-Freitreppe unter einem filigranen, neun Meter ausladenden Vordach kommt man in die hochwertig gestaltete Eingangshalle, wo ein überdimensionales Präzisionsuhrwerk hinter dem Empfang als „ewiger Kalender” die Zeit anzeigt. Die Farben Schwarz und Weiß dominieren und kontrastieren in den Innenräumen. Hellgraue Böden, schwarz lasierte Betonwände und Holzwände mit einer feinen, dezenten Maserung ergänzen die edle Materialwahl. Da auf Wunsch des Bauherrn von außen keine Haustechnik, etwa für Ab-und Zuluft, sichtbar ist, erweckt das Gebäude keineswegs den Eindruck einer herkömmlichen Fabrik. Auch im Inneren setzt sich dieser stringente
gestalterische Ansatz fort. So fand ATP eine einheitliche optische Lösung für alle Medienanschlüsse durch spezielle, flexibel belegbare Mediensäulen.
Produktion & Showroom Großen Wert legte der Bauherr auf eine langlebige und wirtschaftliche Ausrichtung des Gebäudes. Bis zu 450 Mitarbeitende können zukünftig in den neuen Hallen arbeiten. Die Produktionsflächen, welche für Möblierung und Maschinenaufstellung zur Verfügung stehen, sind aufgrund eines durchgehenden Konstruktionsrasters flexibel zu nutzen. Auch die Einbringung und der Austausch großer Haustechnikanlagen ist für alle Räume so geplant, dass Maschinen später ohne Mehraufwand getauscht bzw. aufgestockt werden können. Der integral geplante Gebäudekomplex, wurde laut ATP Zürich „in time and cost“ realisiert. n
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Fotos: IWC Schaffhausen
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Internationale Auszeichnung Betonbaupreis. Die ÖAMTC-Zentrale in Wien gewinnt den European Concrete Award 2018.
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er alle zwei Jahre verliehene Europäische Betonbaupreis ging heuer nach Österreich und die Niederlande. Eine international besetzte Jury bewertete die 18 Nominierungen aus Deutschland, Finnland, Irland, Italien, Österreich, Niederlanden, Norwegen, Schweden und Tschechien nach den Kriterien Design, Konstruktion und Form, Nachhaltigkeit, Innovation und harmonisches Einbinden in die Umgebung. In der Kategorie „Building“ ging der Preis an die „ÖAMTC-Zentrale“ nach Wien. Michael Pauser, Geschäftsführer der Österreichischen Bautechnik Vereinigung, gratulierte in seiner Funktion als Vorsitzender der ECSN (European Concrete Society Network) dem Siegerprojektteam zu seinem multifunktiona-
len Hochbau, der als eine Ikone an der meistbefahrensten Straße Österreichs bewundert wird, alle Kriterien der Jury zu 100 Prozent erfüllt hat und darüber hinaus auch als eines der Vorzeigeprojekte für BIM gilt. In der Kategorie „Civil Engineering“ gewinnt das Team der Catharina Bridge in Leiden, die derzeit als dünnste und längste UHPC-Brücke der Niederlande gilt. Pauser lobte das Siegerprojektteam, das höchste Herausforderungen in der Betontechnik mit UHPC und im Design mit einem S-förmigen Grundriss gemeistert hat. Mit dem Umbau Knoten Prater, der zweiten Nominierung aus Österreich und nur 300 Meter entfernt vom Siegerprojekt ÖAMTC, erzielte das PreisträgerTeam rund um die ASFINAG den 3. Platz in der Kategorie „Civil Engineering“. n
CATHARINA BRIDGE Niederlande, Gewinnerprojekt des Europäischen Betonbaupreises 2018 in der Kategorie „Civil Engineering“
UMBAU KNOTEN PRATER, ÖSTERREICH
PREISVERLEIHUNG
3. Platz des Europäischen Betonbaupreises 2018 in der Kategorie „Civil Engineering“
3. Platz in der Kategorie „Civil Engineering“, v.l.n.r Brigitte Müllneritsch (ASFINAG), Erwin Stangl (ste.p ZT), Michael Pauser (ECSN)
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ÖAMTC-ZENTRALE Gewinnerprojekt des Europäischen Betonbaupreises 2018 in der Kategorie „Building“
GEWINNER-TEAM ÖAMTC-ZENTRALE Foto: Hummelfotografie, Toni Rappersberger
v.l.n.r Harald Preinsberger & Patrick Ritz (Granit), Hannes Traupmann & Christoph Pichler (Pichler&Traupmann Architekten), Wolf-Dietrich Denk & Christian Nüssel & Christian Eckerstorfer & Dieter Pichler (FCP ZT), Michael Pauser (ECSN)
Gewinner-Team ÖAMTC-Zentrale Sieger Project ÖAMTC, Wien Architekt: Pichler&Traupmann Architekten, Wien Ziviltechnik: FCP Fritsch, Chiari & Partner ZT, Wien Bauausführung: Granit, Graz ATRIUM DES SIEGERPROJECTS
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RĂźckblick Rubrik
Martina K., ratlose Immobilienmanagerin
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ImmoFokus | Herbst 2017 ImmoFokus
Martina K., glĂźckliche Immobilienmanagerin, die gerade wichtige Zahlen und Daten in den neuen ImmoFakten gefunden hat.
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2018 Herbst 2017Sommer | ImmoFokus
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Fotos: IG Lebenszyklus Bau
Bauen & Technik
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Verkaufserfolg Digitaler Zwilling K.O.P.T.-Modell. IG Lebenszyklus Bau präsentiert neue Leitfäden und Modelle als Unterstützung für Bauherren und Projektbeteiligte. Autor: Andreas Altstädter
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D „Individuellen Mehrwert von Schlagworten wie Kosteneffizienz, Produktivität und Skalierbarkeit durch die richtigen Fragestellungen sichtbar machen.“ Erich Thewanger, KPMG
ie digitale Transformation treibt das Tempo fast aller Geschäftsprozesse in allen Branchen an und sorgt zeitgleich für mehr Komplexität. Parallel dazu steigt die Fähigkeit, diese Komplexität durch digitale Lösungen zu bewältigen. Um Bauherren und Projektbeteiligte von Gebäuden in technischer, organisatorischer, rechtlicher und kultureller Hinsicht zu unterstützen, hat die IG Lebenszyklus Bau neue Modelle und Leitfäden erarbeitet, die Mitte November im Rahmen des jährlichen Herbstkongresses präsentiert wurden. „Ein Gebäude ohne Digitalen Zwilling ist wie ein Computer ohne Betriebssystem und wird in Zukunft nicht mehr verkaufbar sein,“ ist Karl Friedl, Sprecher der IG Lebenszyklus Bau, M.O.O.CON, vom Siegeszug des Digitalen Zwillings in der Baubranche überzeugt. Es ist unter anderem der digitale Gebäudezwilling,
Pyramidenkogel erhält Lebenszyklus-Award 2018 Der Aussichtsturm am Pyramidenkogel der Gemeinde Keutschach am See in Kärnten ist Wahrzeichen und Symbol, Architekturdenkmal und Infrastrukturprojekt zugleich. 2006 entschied die Gemeinde, das bisherige Ausflugsziel, einen Beton-Aussichtsturm aus den 1960er Jahren, zu ersetzen. In einem intensiven Prozess mit dem Gemeinderat entwickelte Hans Steiner ein kooperatives Wettbewerbsverfahren (Architektur/Ingenieurbau). Entstanden ist die starke Vision eines Holzturms – für den Bau wurde das Holz aus der Region (Glocknerholz) verwendet – der inzwischen rund 350.000 BesucherInnen jährlich nach Keutschach bringt.
der die Art und Weise der Zusammenarbeit aller Gewerke bei Immobilienprojekten derzeit massiv verändert. Er erfordert stärkeres integrales Arbeiten der beteiligten Unternehmen und führt zu Transparenz und zu einem Aufweichen traditioneller Gewerkelogiken. Während Simulationen erleichtert werden und Systeme früher oder später lernen, autonom zu agieren (Kl), fordert der digitale Wandel vom Bauherrn und seinem Team, sich auch kulturell und strukturell vorzubereiten.
K.O.P.T.-Modell: Grundlage für erfolgreiche Projektarbeit Um dies zu erleichtern, wurde nun aufbauend auf den bereits von der IG Lebenszyklus Bau erarbeiteten Säulen Kultur, Organisation und Prozesse, das K.O.P.T.-Modell erarbeitet. Als Abkürzung stehend für Kultur, Organisation, Prozess und Technologie beschreibt dieses Modell anhand von klar definierten Leitplanken, wie erfolgreiche Projektarbeit in einer zunehmend volatilen, dynamischen, vernetzten und vor allem digitalisierten Immobilienwelt funktionieren kann. „Mit dem K.O.P.T-Modell schließen wir den Kreis vom kulturellen Wandel zu technologischen Entwicklungen. Erfolgreiche und zukunftsweisende Immobilienprojekte setzen ein Arbeiten mit agilen und klassischen Methoden sowie das Denken im Digitalen Zwilling voraus,“ betont Wolfgang Kradischnig, DELTA, der gemeinsam mit Karl Friedl die Arbeitsgruppe leitete und als DBS-Club-
Gerhard Oleschko, Bauherr der Gemeinde Keutschach und Unternehmensberater Friedrich Morri, als ehemaliger Geschäftsführer der Errichtungsgesellschaft, nahmen gemeinsam mit Hans Steiner, als Vorsitzender des Baubeirates den Preis persönlich entgegen. „Mit der Verleihung dieses überregionalen Preises erhält die hohe Planungs- und Ausführungsqualität dieses Sonderbauwerks Sichtbarkeit über die Landesgrenzen hinaus. Wir hoffen, dass wir damit auch andere Bauherren davon überzeugen können, dass innovative Wege auch bei öffentlichen Gebäuden zielführend sind,“ betont Gerhard Oleschko stellvertretend für das Team aus Kärnten.
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„Ein Gebäude ohne Digitalen Zwilling ist wie ein Computer ohne Betriebssystem und wird in Zukunft nicht mehr verkaufbar sein.“ Karl Friedl IG Lebenszyklus Bau
Fotos: IG Lebenszyklus Bau
„Das kooperative Ideenfindungsverfahren in der Initiierungsphase zeugt von Mut und Innovation im Vergabeprozess. Zudem wurde das Projekt über alle Phasen der Planung, des Baus und Betriebs bis zur Nachnutzung hinweg gut geplant. Hinsichtlich der Organisation sind sowohl der Einsatz eines Digitalen Zwillings als auch eine Nutzung von Sensitivitätsmodellen und WindkanalVersuchen hervorzuheben,“ begründet Juryvorsitzender Gerald Goger, TU Wien, die Prämierung des Projekts.
von Immobilien“ einen praxisnahen Einstieg in die Entwicklung einer Digitalstrategie – unter Berücksichtigung von Plattform-Architektur und Cloud-Migration. Ebenso werden Grundlagen zum Thema Datenschutz und Datensicherheit im Gebäudelebenszyklus behandelt.
„Die Digitalisierung ist angekommen – auch im Recht.“ Stephan Heid, Heid und Partner Rechtsanwälte
mitglied federführend an der Entwicklung des neuen Modells beteiligt war.
Strategien für neue Geschäftsmodelle So unterschiedlich Geschäftsmodelle und individuelle Ziele der einzelnen Marktteilnehmer in der Immobilienwirtschaft auch sind, die wesentlichen Vorteile der Digitalisierung sind für alle Branchenteilnehmer gleichermaßen nutzbringend. „Unser Leitfaden soll Branchenteilnehmern dabei helfen, den individuellen Mehrwert von Schlagworten wie Kosteneffizienz, Produktivität und Skalierbarkeit durch die richtigen Fragestellungen sichtbar zu machen,“ betont Erich Thewanger, KPMG. So bietet der Leitfaden „Digitale Geschäfts- und Betriebsmodelle in der Wertschöpfungskette
gieversorger sowie Bauträger und sämtliche Akteure, die bei der Entstehung neuer Energienetze in der Stadt beteiligt sind. Er zeigt die Herausforderungen sowie die Chancen und den Nutzen bei der Umsetzung und auch die Handlungsfelder einzelner Akteure, die eine raschere Umsetzung erleichtern. n
„Digitalisierung & Recht“: vergabeund vertragsrechtliche Grundlagen Die von der Plattform 4.0 initiierte und von der IG Lebenszyklus Bau entsprechend begleitete Schrift „BIM in der Praxis: Digitalisierung und Recht" verschafft Überblick zu vergabeund vertragsrechtlichen Grundlagen, die rund um BIM im Gebäudelebenszyklus zu beachten sind. „BIM stellt eine wirklich tolle Chance für die Baubranche dar, dabei darf aber die Regelung der für BIM notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen mit klarer Zuweisung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten sowie die Beschreibung der für BIM neuen Leistungsbilder auf keinen Fall unterschätzt werden,“ betont Thomas Anderl, Wolf Theiss Rechtsanwälte, der die Schrift federführend für die Plattform 4.0 koordinierte. „Die Digitalisierung ist angekommen – auch im Recht: Fragen des Leistungsbildes und der Haftung, des Urheberrechts, des Datenschutzes – und generell der neuen Kooperationsformen – sind vorausschauend in den Verträgen zu klären,“ ergänzt Stephan Heid, dessen Kanzlei Heid und Partner Rechtsanwälte die Schrift von Seiten der IG Lebenszyklus Bau begleitet hat.
„Regelung der für BIM notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen mit klarer Zuweisung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten sowie die Beschreibung der für BIM neuen Leistungsbilder dürfen auf keinen Fall unterschätzt werden.“ Thomas Anderl, Wolf Theiss Rechtsanwälte
Gebäudeübergreifende Energiesysteme
„Mit dem K.O.P.T-Modell schließen wir den Kreis vom kulturellen Wandel zu technologischen Entwicklungen.“ Wolfgang Kradischnig, DELTA
Die Energiewirtschaft ist im Umbruch. Durch die Verknappung von Ressourcen und durch die Bestrebungen, die Klimaziele zu erreichen, müssen neue Wege in der Energieversorgung gegangen werden. Lokale Energiesysteme, die mit vor Ort verfügbaren erneuerbaren Energieträgern betrieben werden, sind daher gefragt. Margot Grim, e7 Energie Markt Analyse GmbH: „Die Technologien für solche Energiesysteme sind vorhanden, jedoch gibt es eine Fülle von organisatorischen, rechtlichen, ökonomischen und auch technischen Herausforderungen, die eine verstärkte Umsetzung erschweren." Der unter der Leitung von Margot Grim, e7, entwickelte Praxisleitfaden dient als Unterstützung für Entscheidungsträger und richtet sich an Stadtentwickler, Ener-
„Die Technologien für solche Energiesysteme sind vorhanden, jedoch gibt es eine Fülle von organisatorischen, rechtlichen, ökonomischen und auch technischen Herausforderungen, die eine verstärkte Umsetzung erschweren.“ Margot Grim, e7 Energie Markt Analyse
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V. Nutzung
VI. Rückbau …
… Neuentwicklung
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Datenschutz und Datensicherheit über den Lebenszyklus eines Bauprojektes
IV. Ausführung
I. Strategie
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II. Initiierung
III. Planung
KVP Der kontinuierliche Verbesserungsprozess ist ein optimales Werkzeug zur Erreichung der Datenschutz- und IT-Sicherheitsziele. Organisationen, die sich einem KVP verschreiben, arbeiten unter der charakteristischen und stetigen Verbesserung von Produkt-, Prozess- und Servicequalität. Sie erreichen dadurch Verbesserungen jeder Art, von der Kleinstaufgabe bis zum zentralen Prozessablauf. KVP erschließt sich von regelmäßigen Software-Updates über kontinuierliche Überprüfungen der IT-Infrastruktur auf Schwachstellen bis hin zur Auditierung bzw. Überarbeitung sämtlicher getroffenen Maßnahmen. Einer der bekanntesten Regelkreise für einen KVP ist der sogenannte PDCA-Ansatz: Plan: Ausgangsposition identifizieren, Verbesserung planen, Prioritäten festlegen. Do: Umsetzung festgelegter Maßnahmen aus der Planungsphase. Check: Erhebung der Ergebnisse der Maßnahmen und Prüfung, ob gesetzte Ziele erreicht wurden. Act: Lessons Learned (Abgleich der erreichten mit den gesetzten Zielen und ggf. Änderung oder Verbesserung der geplanten Maßnahmen).
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Am Start steht immer eine Strategie Bei der Erarbeitung der unternehmerischen Projektstrategie sind Datenschutz- und IT-Sicherheitsstrategien mit zu berücksichtigen. Gewerbe wie die Immobilienwirtschaft hegen ein Interesse am Schutz derer Daten. Somit bietet es sich an, bereits in der Startphase die Thematik zu berücksichtigen und Verantwortlichkeiten zu klären. Dem Art. 25 der EU-Datenschutzgrundverordnung, welcher Datenschutz durch Technikgestaltung und datenschutzfreundliche Voreinstellung vorschreibt, kann dadurch beispielsweise Sorge getragen werden. Durch Privacy by Design lassen sich bereits im Vorfeld, also vor Projektstart, die Grundsteine für Datenschutz und Datensicherheit legen. Dies führt später, bei Beginn und während eines Projekts zu Kostenersparnis und Stressreduktion. Die Datenschutz- und IT-Sicherheitsstrategien sollten die folgenden Kernthemen beinhalten: Erstellung einer Leitlinie für Datenschutz und Informationssicherheit, Erstellung von Compliance-Richtlinien zum Datenschutz, Richtlinien zur Umsetzung von Datenschutzmaßnahmen, Richtlinien für den Umgang mit gesetzlichen Datenschutz (Auftragsverarbeitung, Betroffenenrechte, Datensicherheitsmaßnahmen, Datenschutzfolgeabschätzung und Risikomanagement, Umgang mit Datenschutzvorfällen, Datenübermittlung), Notfallpläne. Eine kompakte Checkliste für die Umsetzung der DSGVO finden Sie bei den privacy officers: https://www.privacyofficers.at/Privacyofficers_Checkliste_Umsetzung_DSGVO_v2.0.pdf Für die Einführung eines Informationssicherheitsmanagements bietet der BSI-Standard 200-2 eine gute Hilfe: https://www.bsi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/BSI/Grundschutz/Kompendium/standard_200_2.pdf?__blob=publicationFile&v=6
Plattform
Big Data
Überlegungen für den Einsatz einer entsprechenden Plattform sind möglichst bald anzustellen. Aufgrund verschiedener Anforderungen wie beispielsweise Archivierung und Verteilung von Daten stellt sich die Frage nach einer geeignete Plattform. Neben der Regelung des sicheren Zugriffs (wie etwa Verschlüsselung der Daten und des Datenzugriffs, Benutzerberechtigung usw.) ist zu bestimmen, ob auf eigene Plattformen für die firmenübergreifende Zusammenarbeit oder auf Cloud-Services gesetzt werden. Weiters ist sicherzustellen, dass die entsprechenden Daten während und über den gesamten Lebenszyklus zur Verfügung stehen bzw. gestellt werden können. Wichtige Kriterien: intelligentes Datenmanagement, strukturiertes Arbeiten, performante Suchfunktion, Sicherheit, effektive Kommunikation und Flexibilität. Eine webbasierte Plattform für intelligentes Datenmanagement und speziell für die Baubranche entwickelt, bietet beispielsweise der Datenpool: https://datenpool.at
Daten fallen von Anfang bis zum Ende des Lebenszyklus an, daher sind sicherheitsrelevante Prozesse zu standardisieren, um einen Überblick der Dateisysteme behalten zu können. Überlegungen, an welchen Stellen Daten anfallen werden bzw. können, sind für digitale als auch Daten in Papierform anzustellen. Als gutes Beispiel lässt sich BIM heranziehen. Alle Phasen eines Bauwerks werden in einem digitalen Modell abgebildet. Von der Entwicklung (Vision) über die Planung und Bauausführung bis hin zur Verwaltung und Nutzung, dient das Datenmodell als ein Dateisystem. Durch neue Regularien sind neben der Wahrung der Schutzziele künftig auch Überlegungen zur Löschung der Daten nötig. Personenbezogene Daten dürfen als Beispiel nur mehr für die Dauer, so lange ein konkreter Zweck besteht, aufbewahrt werden. Dies ist ein elementarer Bestandteil von Art. 5 der EU-DSGVO.
CIA Datenqualität Das Schutzbedürfnis (hoch / mittel / niedrig) der zu verarbeitenden Daten ist zu bestimmen und aufrechtzuerhalten. Bestandteil in Bauprojekten sind jedenfalls Projektdaten, Unternehmensdaten und personenbezogene Daten. Hier richtet sich der jeweilige Schutzbedarf nach der Sensitivität der zu verarbeitenden Daten. Vergleichsweise bedeutet dies, dass Kontaktdaten niedriger einzustufen sind als der Stromverbrauch von einem jeweiligen Haushalt. Um den konkreten Schutzbedarf bestimmen zu können, ist eine Risikoanalyse der Daten notwendig. Einen bewährten Ansatz bietet hier ebenfalls der BSI-Standard 200-2. https://www.bsi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/BSI/Grundschutz/Kompendium/standard_200_2.pdf?__ blob=publicationFile&v=6
Kollaboration Durch die Heranziehung bzw. Beteiligung anderer Unternehmen, Zusammenarbeit mit Behörden, anderen Gewerken und Zulieferern, ist an ein Arbeiten ohne Datenaustausch nicht mehr zu denken. Die Zusammenarbeit und der nötige Austausch von Daten und Informationen bringt neben Effizienzsteigerung auch entsprechende Herausforderungen mit sich. Um ein Beispiel zu nennen, es ist speziell darauf zu achten, dass die Beteiligten mit den eigenen Policies compliant sind. Weiters sind Beteiligte in den Richtlinien zu unterweisen bzw. zu verpflichten, da bei einer Datenweitergabe die Verantwortung für den Umgang trotzdem oft beim Erheber bleibt.
Es gibt drei Grundwerte in der Informationssicherheit: - Vertraulichkeit (Confidentiality) - Integrität (Integrity) - Verfügbarkeit (Availability) Für einen Großteil anfallender Daten gilt es vor allem die Vertraulichkeit (Confidentiality) zu wahren. Je nach Anwendungsfall (Beispiel BIM) spielt zusätzlich Integrität (Integrity) und Verfügbarkeit (Availability) eine Rolle. Überlegungen, an welchen Stellen Daten anfallen werden bzw. können, sind für digitale als auch Daten in Papierform anzustellen. Vertraulichkeit: Vertrauliche Informationen sind vor unbefugter Preisgabe zu schützen. Beispielsweise sind im als auch außerhalb des Unternehmens differenzierte Zuteilungen von Zugriffsrechten auf Daten bzw. Informationen zu gewährleisten. Integrität: Die Daten sind vollständig und unverändert. Eine Möglichkeit zur Wahrung der Integrität ist die Protokollierung aller wesentlichen Aktivitäten und Versionierung im Umgang mit Daten und Informationen. Verfügbarkeit: Informationen stehen zum geforderten Zeitpunkt zur Verfügung. Um ein Beispiel zu nennen ist die Verfügbarkeit von Daten und Informationen für mobiles Arbeiten 24 Stunden 7 Tage die Woche von hoher Bedeutung. Weiters sind Aspekte wie Datensicherung, Datenwiederherstellung und Bereitstellung von Daten in 5, 10, 20 Jahren und später in die Überlegungen mit einzubeziehen. Einen guten Leitfaden zu dem Thema bietet die BSI-Broschüre IT-Grundschutz kompakt. https://www.bsi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/BSIZschutz/LeitfadeGrund/ GS-Leitfaden_pdf.pdf?__blob=publicationFile
Awareness Um ein Scheitern der Datenschutz- und IT-Sicherheitsorganisation vorzubeugen, ist eine regelmäßige Sensibilisierung der Belegschaft bzw. Beteiligten unabdingbar. Regelmäßige Schulungen im Umgang mit digitalen Prozessen, Kommunikationstools und Medien sollten essentieller Bestandteil einer Datenschutz- und IT-Sicherheitsstrategie darstellen.
Agilität Mit agilen Strukturen und Strategien Datenschutz- und IT-Sicherheit schaffen. Bedenkt man den Lebenszyklus eines Bauobjekts in Kombination mit der schnelllebenden Technik, so wird ersichtlich, dass Strukturen und Strategien entwickelt werden müssen, die entsprechend auf Änderungen reagieren können. Die folgende Methodik hat sich bei Delta Netconsult GmbH bewährt: Schritt 1 – Voraussetzungen und Wissen schaffen (beispielsweise durch Bildung von Teams für Datenschutz und IT-Sicherheit, Rollenvergabe, Workshops für Wissensaufbau durchführen) Schritt 2 – Analyse der Ist-Situation und Entwicklung eines belastbaren Fundaments (beispielsweise mittels SWOT-Analyse, in der die Stärken, Schwächen, Chancen und Bedrohungen der Datenschutz- und IT-Sicherheitsorganisation ermittelt werden) Schritt 3 – Anlage, Priorisierung und Pflege eines Themenpools (hier lassen sich beispielsweise aus den Ergebnissen der SWOT-Analyse Listen mit Themen ableiten, die zu leisten sind) Schritt 4 – Themen abarbeiten und Ziele erreichen (im Wesentlichen sollte in Projektzyklen mit realistischen Zielen gearbeitet werden)
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Die Welt zu Gast in Wien Digital trifft Imperial – so könnte der Untertitel der Future:PropTech in den Wiener Sofiensälen lauten. Oder Disruption trifft Establishment, wenn etablierte Immobilienunternehmen lauschen, was sich die Revolutionäre der PropTech-Szene Neues einfallen haben lassen.
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ie internationale Konferenz zu Innovation und Digitalisierung in der Immobilienbranche fand heuer am 28. November zum zweiten Mal statt – und wurde damit nach österreichischer Usance schon zur Tradition. International ist hier durchaus wörtlich zu verstehen, waren doch Teilnehmer tatsächlich aus allen Kontinenten inklusive Australien angereist, um die ausschließlich in englischer Sprache gehaltenen Vorträge zu hören. Nicht nur deshalb fühlten sich die Sofiensäle ein wenig nach exterritorialer Zone an. Glaubt man den Keynote Speakers, so wird in der Real Estate Industrie nicht nur „alles digital“, sondern die Hälfte der jetzigen Tätigkeiten wird uns in Zukunft durch Ar-
tificial Intelligence abgenommen werden. Begriffe wie Big Data, Blockchain in der Immobilienbranche, Portale und Maklersoftware oder Bautechnologien und BIM beherrschten die Szene. Österreichische Unternehmen und Start-ups brauchten sich nicht zu verstecken. Gilbert Hödl ist so ein heimischer, leidenschaftlicher Entrepreneur. Als CEO und Co-Founder von Tapkey präsentiert er eine Plattform für Smartphone-basierte Zugangslösungen. Damit braucht man nicht nur keinen Schlüssel mehr, sondern auch keinen RFID-Chip, sondern öffnet einfach mit seinem Handy alle Türen und Schlösser. Natürlich nur jene, zu denen man in dem vorher bestimmten Zeitraum und Ort auch die Berechtigung für sein Smartphone erhal-
ten hat. Bezüglich Sicherheit vertraut man hier auf große Partner, die die Identität ihrer Nutzer aus Eigeninteresse besonders schützen. Also wird hier die Google-Identity genutzt, die nur einmal eindeutig an eine Person vergeben wird und vom Internetriesen Google mit dementsprechenden Ressourcen geschützt wird. Um als traditionelles Unternehmen den Anschluss nicht zu verpassen und von einem Disruptor vom Markt gefegt zu werden, empfiehlt beispielsweise der Wiener Martin Bittner von Acccoi sein strukturiertes Co-Innovation-Programme namens „SCOAP“. Mit klar definierten Prozessschritten werden gemeinsam mit PwC große Unternehmen begleitet, wie sie mit Start-ups und deren eigener – sagen wir oft chaotischen, jedenfalls aber wendigen und schnellen – Entwicklungskultur zusammen-
MODERATOR UND PROPTECH-EXPERTE JAMES DEARSLEY: FRAGEN AUS DEM PUBLIKUM WURDEN MIT EINEM MIKROFON IN DER CATCH-BOX GESTELLT
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GOLDENER STUCK UND DIGITALE THEMEN
arbeiten können. Das bringe für beide Seiten Profit und ermögliche, erfolgsversprechend auf neue Kundenanforderungen zeitgemäß zu reagieren.
Fotos: apti/Jana Madzigon, apti/Christian Fischer
Michael Mack von Raiffeisen Immobilien hat mit ImmoNow.at so ein Start-up quasi im eigenen Haus. Immonow bietet einen Turbo für Projektentwickler und Bauträger beim Verkauf oder der Vermietung von Immobilien. Die einzelnen Arbeitsprozesse werden durch innovative Tools wie etwa automatisierte Grundrissüberarbeitung, 360 Grad Virtual Reality Rundgänge optimiert und beschleunigt. Viele gute Keynotes, renommierte Speaker, Spannendes in der Pitch-Box, viel Raum zum Netzwerken und zum Kontakte knüpfen am Marktplatz der PropTechs – der Dreiervorstand der apti Austrian PropTech Initiative Julia Arlt von PwC, Jörg Buß von checkmyplace und Ferdinand Dietrich von StoreMe kann sich zu recht auf die nächste Future: PropTech Vienna 2019 freuen. Und wir können gespannt sein. n
CORPORATES AND STARTUPS
„SICHERHEIT“ BEIM PITCH VON DOOZER: Digitalisierung von Renovierungs-Prozessen
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Rubrik
GBB-Awards 9. Green & Blue Building Conference. Bonsai Pfefferbäume gingen an joulie und mineroom Leoben. Autor: Andreas Altstädter
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Am 14. November 2018 hat die Ghezzo GmbH in Kooperation mit Drees & Sommer zum siebten Mal die GBB-Awards an Projekte und Produkte aus dem Immobilienbereich vergeben, die einen speziellen Fokus auf Nachhaltigkeit legen. Eine hochkarätige Jury hat unter einer Vielzahl an Einreichungen die Gewinner ermittelt. In der Kategorie „Projekte“ wurden aap.architekten ausgezeichnet für das Projekt mineroom Leoben. mineroom Leoben ist ein hoch energieeffizientes Gebäude und wurde unter Verwendung von ökologischen Baustoffen errichtet. In der Kategorie „Produkte“ ging der Award an die EVN für joulie, ein Photovoltaik-Komplettsystem, das Kunden die größtmögliche Energieunabhängigkeit bietet. Vergeben wurden die GBB-Awards im Rahmen der 9. GBB Green & Blue Building Conference am 14. November. Bei der Konferenz trafen einander 160 Immobilienmanager, um über alle Aspekte der Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft zu diskutieren. Veranstalter Alexander Ghezzo freut sich über den starken Zulauf zur GBB: „Nach und nach verändert sich das Verständnis von Unternehmenserfolg. Der
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Beitrag zum allgemeinen Wohl und zur ökologischen Gesundheit zählt genauso wie Umsatz und Gewinn. Die GBB-Conference und der GBB-Award sind Teil dieser Entwicklung.“ Die hochkarätige Jury unter der Leitung von Marc Guido Höhne (Drees & Sommer) bestand aus Philipp Kaufmann (GNK Media House), Gunther Maier (WU Wien) und Christian Polzer (FH Campus Wien). Sie hat die Einreichungen nach Innovationskraft, gesellschaftlichem und sozialem Engagement sowie ökologischem Wirkungsgrad bewertet. Höhne ist sich der schwierigen Aufgabe der Jury bewusst. „Ich durfte mir zum zweiten Mal in Folge als Juryvorsitz die eingereichten Produkte und Projekte sehr genau anschauen, natürlich auch mit der Brille des ‚the blue way‘ von Drees & Sommer. Der ökologische, ökonomische und innovative Charakter spiegelt sich in den Preisträgern wider.“ Traditionell werden bei den GBB-Awards keine Statuetten oder Pokale verliehen, sondern die Gewinner bekommen einen edlen Bonsai Pfefferbaum, der extra für diesen Zweck vom Bonsaimuseum in Seeboden gepflanzt wird.
Dies soll die Verantwortung in der Immobilienwirtschaft symbolisieren, denn Verantwortung übernimmt der Preisträger für seinen lebenden Preis. Der ist nicht nur schön, sondern auch nützlich: Die Blätter des Baumes sind gleichzeitig raffinierte Gewürze. Und die Töpfe stammen aus liebevoller Handarbeit des Ghezzo-Teams und dem Jury-Vorsitzenden Marc Guido Höhne. Preisträger in der Kategorie „Projekte“ sind aap.architekten mit dem Projekt mineroom Leoben. Das Projekt besticht insbesondere durch seine hohen Umsetzungsstandards in Bezug auf Energieeffizienz, städtebauliche Einbindung sowie Verwendung von ökologischen Baumaterialien und bietet internationalen Studenten komfortablen Wohnraum. Das Gebäude ist zum größten Teil in Holzbauweise errichtet. Viel Wert wurde auf die Gestaltung von sozialen Räumen gelegt. So gibt es einen Musikübungsraum, einen Waschsalon und mit der großzügigen Eingangshalle eine Art erweitertes Wohnzimmer. Juryvorsitzender Marc Guido Höhne begründet die Entscheidung der Jury: „Besonders in der Rubrik ‚Soziokulturelle Qualität‘ konnte dieses Projekt überzeugen.“
Martina Feirer, aap.architekten zum BauTecFokus: „Die Tatsache, dass sich alle Beteiligten auf Augenhöhe begegneten und alle nur auf das Erreichen eines Zieles fokussiert waren, nämlich das Gebäude in bestmöglicher Qualität zum vorgegebenen Zeitpunkt fertigzustellen, ermöglichte eine nahezu reibungslose Abwicklung des Projektes und ein in der Baubranche leider selten gewordenes partnerschaftliches Arbeiten.“ In der Kategorie „Produkte/Services“ konnte die EVN den GBB-Award für sich ergattern. Das Produkt joulie ist ein Photovoltaik-Komplettsystem, das u.a. das den bisher nur für Großkunden zugänglichen ganzheitlichen Service aus einer Hand von der Beratung bis zur abschließenden Umsetzung auch Haushaltskunden zugänglich macht. Jörg Sollfelner, EVN: „Je nach persönlicher Situation und Vorliebe gibt es unterschiedliche Wege, den eigenen Sonnenstrom zu nutzen. Deshalb bietet joulie dazu auch vielfältige Möglichkeiten. Nach eigenen Wünschen können Sie ganz einfach und schnell Ihr individuelles Photovoltaik-Komplettsystem kombinieren. Je mehr Sonnenstrom Sie selber nutzen, desto wirtschaftlicher arbeitet Ihre Anlage.“ „Die EVN hat mit joulie ein innovatives Produkt mit ökologischer Breitenwirkung geschaffen. Das hat uns überzeugt,“ so Höhne in der Laudatio für dieses Projekt. Die Auszeichnungen in der Kategorie Produkt gingen an Kallco und Strabag Property and Facility Services.
Fotos: Milagros Martinez-Flener (Milifotos)
Kallco überzeugte die Jury mit dem KlimaLoop: Dabei geht es um die Wärme- und Kältebereitstellung mit Hilfe eines Erdsondenfeldes, das mit saisonaler Speicherung im Winter Heizwä-
rme an die Wärmepumpe Save the Date: abgibt und im Sommer Kühlwärme im „FreecooSave the Date: Am 12. November 2019 werden die ling“ aufnimmt. Die InnoGBB-Awards erneut vergeben. vation ermöglicht einen Weitere Infos: www.gbb-award.at. einzigartigen Funktionszyklus im großvolumigen Wohnbau zu kostengünstigen Konditionen und führt zu einer signifikanten Reduktion der BetriebsIC Projektentwicklung mit Studio Zwei – Micro und Wartungskosten. „Als verantwortungsvolApartments mit begrünter Fassade und nachler und innovativer Bauträger strebt Kallco den haltiger Energieversorgung. Am Standort wird Einsatz von alternativen Ergiekonzepten zur mittels erneuerbarer Energiequellen grüne Verringerung des Ressourcenverbrauchs an. Energie gewonnen – aus dem Grundwasser Unter diesem Aspekt soll KlimaLoop weiterentüber Grundwasserbrunnen, Erdwärme über wickelt werden, um großvolumigen Wohnbau Erdwärmesonden, sowie aus Abwasser und letztlich gänzlich ohne fossile Energieträger Abwärme der einzelnen Gebäude im Quartier. versorgen zu können“, erklärt dazu Stefan Zusätzlich sorgen Photovoltaikanlagen dafür, Eisinger-Sewald, Kallco. dass der Strombedarf für den Betrieb der Energiegewinnungsanlagen gedeckt wird. Strabag Property and Facility Services punktete mit LED-Retrofit Modulen. Beim „ReMegatabs architekten ZT mit dem BORG freshing” bzw. „Regenerationsumbau“ von Oberndorf bei Salzburg: Das Schulgebäude dm-Filialen in ganz Europa entwickelte und geht mit dem nahen Rathaus eine Energiesetzt die Strabag PFS das LED-Retrofit Modul symbiose ein und die aus diesen Systemen ein, sodass kosteneffizient und gebäudeschogewonnene Energie wird in Pufferspeichern nend der Technologiewechsel von konventimit einem Fassungsvermögen von 12.000 onellen Halogen-Metalldampf-Strahlern auf Liter zwischengespeichert und kann bedarfsLED vollzogen werden kann. Stefan Babsch, orientiert ausgegeben werden. BauteilaktivieStrabag PFS: „Das nachhaltige und energierung, Lüftungsanlagen mit hoch effizienten effiziente Managen von Gebäuden bekommt Wärmetauschern und weitere technische einen immer höheren Stellenwert. Hier werEinrichtungen sorgen für die optimale Nutden von uns bedarfsgerechte Optimierungszung der vorhandenen Energie zu Heiz- und maßnahmen ergriffen, um den Kunden die auch Kühlzwecken. „Die räumliche Nähe der höchstmögliche Effizienz zu garantieren.“ beiden Projekte zueinander und die zeitgleiBereits ca. 9.000 Strahler wurden so schnell che Errichtung boten eine einmalige Chance, und ressourcenschonend gewechselt. In der Synergiepotentiale in Hinblick auf NachhalKategorie „Projekt" konnten sich die IC Protigkeit und Energieeffizienz optimal zu nutjektentwicklung und Megatabs architekten ZT zen“, so Daniel Hora, Megatabs architekten über Auszeichungen freuen. bei der Preisübergabe. n
GBB AWARD ÜBERGABE
GBB AWARD ÜBERGABE
Martin Holper, Andrea Edelmann, Jörg Sollfelner und Katrin Schretzmayer (alle EVN)
Alexander Ghezzo, Martina Feirer und Alexandra Frankel von aap.architekten, Günther Jedliczka (OeAD-Wohnraumverwaltung) und Marc Guido Höhne (Drees & Sommer).
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AluminiumArchitektur-Preis 2018 Das Jahr der Schulprojekte. Der erste Preis ging an wiesflecker-architekten & das Projekt HBLA für Tourismus in St. Johann in Tirol, den Anerkennungspreis konnten sich fasch&fuchs.architekten für die Bundesschule Aspern sichern. Autor: Andreas Altstädter
Profilsysteme sind vielfältig und innovativ eingesetzt. Über den Anerkennungspreis konnten sich fasch&fuchs. architekten freuen. Die Bundesschule Aspern von fasch&fuchs.architekten bietet ein vielfältiges Angebot an Innen- und Außenräumen, durchlässig und transparent. Auf rund 13.800 Quadratmetern Nettoraumfläche wurden die Theorieklassen sowie Sonderunterrichtsräume, Verwaltung, SIEGER 2018: Pausen- und Sportflächen HBLA für Tourismus St. Johann/Tirol: wiesflecker-architekten für rund 1.100 Schüler errichtet. Die Stammklassen der AHS (Sekundarstufe I) keine Stammklasse, sondern werden in einem sind nach dem Clustersystem – ähnlich wie in der BHAK/BHAS Polgarstraße – angeordnet. Raum des jeweiligen Departments – ähnlich Hier werden mehrere Klassenzimmer um einen einer Universität – unterrichtet. Die Zertifizierung offenen Raum gruppiert, der beispielsweise für mit ÖGNB Gold unterstreicht die nachhaltige Gruppenarbeiten genutzt werden kann. In der Planung und Ausführung. Die Materialwahl ist Sekundarstufe II wiederum sind die Lehrbereisubtil auf die Erfordernisse abgestimmt. che im Departmentsystem gegliedert. Die Lehrerzimmer sind hier dezentral im jeweiligen Übrigens: Bauherr beider Projekte war die BIG Department integriert und die Schüler haben Bundesimmobiliengesellschaft. n
ANERKENNUNG: Bundesschule Aspern Seestadt Wien: fasch&fuchs.architekten
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Fotos: David Schreyer, Hertha Hurnaus, Aluminium-Fenster-Institut/APA-Fotoservice/Juhasz
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itte November war es wieder soweit: Das AluminiumFenster-Institut (AFI) hatte ins Justizcafe am Schmerlingplatz – hoch über den Dächern der Wiener Innenstadt – zur Preisverleihung des Aluminium-Architektur-Preis 2018 geladen. In Summe waren 28 Projekte für den gemeinsam von AFI in Zusammenarbeit mit der Architekturstiftung Österreich und der IG Architektur ausgelobten Architekturpreis von der Jury auf Herz und Nieren geprüft worden. Das Preisgeld von 10.000 Euro holte sich schlussendlich das Architekturbüro wiesflecker-architekten für den Erweiterungsbau und die allgemeine Funktionssanierung der HBLA für Tourismus in St. Johann in Tirol. Dabei überzeugte das Schulgebäude, das nahe dem Ortszentrum von St. Johann steht, mit seiner stadträumlichen Situierung sowie dem gelungenen Materialeinsatz. Mit dem Umbau und der Erweiterung erfahren sowohl das Umfeld als auch das Schulgebäude eine Aufwertung. Die beidseits raumhohen Verglasungen der neuen Klassenzimmer lassen viel Licht ein und bieten eine freundliche und anregende Atmosphäre. Verspiegelte Deckenuntersichten erzeugen Weite und Verbindung zur Umgebung. Insgesamt ist ein homogenes Ensemble entstanden, in dem sich alt und neu sinnfällig ergänzen. Aluminium-
DER BAUMINATOR Druckt freigeformte Elemente aus Beton
JÜRGEN GEISSLER, MARC BOHMANN, ALEXANDER HORWATH (FIRMA AURA) Begeistert von den 3D-Druck-Möglichkeiten
„BauMinator“ in Aktion 3D-Betondruck. Live-Demonstration zeigt wie aufwendige, freigeformte Elemente hergestellt werden.
S Fotos: Baumit
peziell für Architekten und Planer bietet 3D-Druck mit Beton neue Gestaltungsmöglichkeiten. Was der „BauMinator“ vom Unternehmen Baumit in kurzer Zeit möglich machen kann, konnten rund 60 Gäste im Rahmen der Veranstaltungsreihe „ArchIdea“ in der Unternehmenszentrale in Wopfing live miterleben. Das innovative Drucksystem im „BauMinator" vereint das 3D-Druck-Verfahren mit einem Spezialmörtel. Damit können hochkomplexe Bauteile und Formen aus Beton einfach und kostengünstig hergestellt werden. Vom „BauMinator“-Team wurden in Theorie und Praxis die nahezu grenzenlosen Möglichkeiten des 3D-Drucks gezeigt. „Wir werden damit dem zunehmenden Wunsch nach Individualisierung gerecht und bieten die technischen Voraussetzungen, Formen zu generieren, die mit herkömmlichen Methoden bislang nicht realisier-
bar waren“, sagte Eduard Artner, Leiter von Baumit BauMinator. Das 3D-Betondrucksystem vereine Kreativität mit Funktionalität und eröffne dadurch völlig neue und leistbare Gestaltungsmöglichkeiten. Für Architekten, Planer und Designer besonders interessant: die Möglichkeit einer besonderen Haptik und Oberflächengestaltung. Im Anschluss an die Live-Vorführung präsentierte Kooperationspartner Feasible eindrucksvolle Projekte mit besonders komplexen Geometrien aus der Baupraxis. Ein Vortrag zu modernen Fassaden abseits der Konvention rundete die Veranstaltung ab. Baumit ArchIdea richtet seinen Schwerpunkt ganz auf die spezifischen Anforderungen der Architekten und planenden Baumeister. n
„Wir generieren Formen, die mit herkömmlichen Methoden bislang nicht realisierbar waren.“ Eduard Artner, Leiter Baumit BauMinator
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Die sechs Siegerprojekte ZV-Bauherrenpreis 2018. Von der Wunderkammer des Brotes, „Paneum”, über einen durchdachten Schulbau, bis hin zu drei Blockhäusern auf der Turracher Höhe. Die österreichische Architektur ist äußerst vielfältig, wie die ausgezeichneten Projekte des ZV-Bauherrenpreises zeigen. Jurytexte: Gabriele Kaiser
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edes Jahr vergibt die Zentralvereinigung der Architekten (ZV) die Bauherrenpreise, diesmal fand die Preisverleihung am 19. Oktober in Graz statt. Ausgezeichnet wurden herausragende Bauten, Freiraumgestaltungen und vorbildliche städtebauliche Lösungen. „Mit den Nominierungen und Preisträgern werden vor allem die innovativen, architektonischen Qualitäten gewürdigt, die durch das gelungene Zusammenspiel von Bauherren und Planern entstehen können”, verwies ZV-
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Präsidentin Maria Auböck auf die Intention der Initiative. Die Bauherrenpreise wurden heuer zum 51. Mal vergeben. Seit Bestehen der Auszeichnung wurden schon 300 Bauten prämiert, ein Großteil von ihnen sei zu einem fixen Bestandteil der österreichischen Architekturgeschichte der jüngeren Vergangenheit geworden, wird seitens der ZV erklärt. Insgesamt sind in diesem Jahr 106 Einreichungen beim ZV eingegangen und aus 22 nominierten Projekten hat die Hauptjury bestehend aus Gabriele Kaiser, (Architektur-
publizistin und Kuratorin, Wien), Andreas Bründler, (Architekt Basel) und Stefan Marte, (Architekt Vorarlberg), sechs Siegerprojekte ermittelt. Die Preisträgerbauten, wie auch alle weiteren nominierten Bauwerke, wurden zuerst im Grazer Haus der Architektur (HDA) anhand von Fotos, Plänen und Modellen vorgestellt. Ab dem 10. Dezember ist die Austellung im Wiener Ringturm zu sehen und wird dann in weiteren österreichischen Architekturhäusern gezeigt. n
PANEUM – WUNDERKAMMER DES BROTES
Fotos: Markus Pillhofer, Gernot Gleis, Paul Ott, Hertha Hurnaus, Adolf Bereuter
OBERÖSTERREICH Paneum – Wunderkammer des Brotes 4481 Asten, Kornspitzstraße 1 Bauherr: backaldrin International The Kornspitz Company/Peter Augendopler Architektur: Coop Himmelb(l)au, Wolf D. Prix Ausstellungsgestaltung: Gruppe Gut, Bozen Fertigstellung: 10/2017 Die glühende Leidenschaft für Brot hat backaldrin-Firmeninhaber Peter Augendopler in alle Welt geführt und zum Sammler gemacht. In drei Jahrzehnten hat er – aus unterschiedlichen Kontinenten und Epochen – rund 15.000 Kunst- und Kulturobjekte rund um das Thema Brot, Getreide und Backen zusammengetragen. Mit der Sammlung wuchs auch der Wunsch, die faszinierende
Welt des Brots mit anderen zu teilen. Der gelernte kenschiff denken lassen, an eine „Arche Noah, mit (und nach alter Handwerkstradition stets weiß der wertvolle Objekte gleichsam in eine andere gekleidete) Bäcker, Erfinder des Kornspitz und Welt gerettet werden sollen.“ In diese andere international agierender Produzent von Back- Welt, die hinter schillernder Fassade unerwartete mittelmischungen hat auf dem Gelände des Raumruhe bereithält, werden nun die Besucher Stammsitzes in Asten eine „Wunderkammer des geführt: Über einer schlichten Sichtbetonbox, die Brotes“ errichtet, die dem „essenziellsten Produkt das Foyer, das Kundeninformationszentrum und dieser Welt“ gewidmet ist. Der Entwurf für das ein Veranstaltungsforum für 120 Gäste beherkleine Spezialmuseum, dessen Freiform schon bergt, erhebt sich die eigentliche Wunderkammer von weitem die Phantasie beflügelt, stammt von – eine gebauchte Figur aus 3D CNC-gefrästen Coop Himmelb(l)au Architekten, die das uneinge- Brettsperrholzelementen, deren 88 Schichten schränkte Vertrauen des Auftraggebers genossen. durch Stahlschrauben miteinander verzahnt sind. Schon beim ersten Treffen habe Wolf D. Prix so- Im Innenraum bleibt die lasierte Oberfläche der fort die richtigen Fragen gestellt und eine Skizze kreuzverleimten Lagen sichtbar, außen wurde angefertigt, die die wesentlichen Parameter des der konstruktive Holzbau mit über 3.000 rautenKonzepts definierte. Die intensive Schilderung förmigen Edelstahlschindeln bekleidet. des Bauherrn habe den Architekten an ein Wol- (Auszug Jurybegründung)
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KÄRNTEN Häuser im Wald 9565 Turracher Höhe 12 Bauherr: Robert Hollmann, Klagenfurt Architektur: Winkler + Ruck, Klagenfurt Tragwerksplanung: Klaus Gelbmann, Villach Fertigstellung: 12/2017
die Namen seiner Kinder gab sowie eine straßenseitig in Holzständerbauweise errichtete Gemeinschaftsscheune samt Garage bilden in 1.700 Meter Seehöhe ein hotelähnlich geführtes Refugium, das seinen Gästen die Erfahrung gönnt, inmitten eines Waldes zu wohnen.
Luki, Toni und Franzi stehen aufrecht zwischen den Zirben- und Lärchenbäumen, ohne nach der Weite des Ausblicks zu streben, die auf dem Plateau der Turracher Höhe zu Füßen liegt. Die drei Blockhäuser, denen der passionierte Bauherr
Für die Errichtung der behutsam auf dem Grundstück platzierten Häuser, die nur minimale Grundfläche beanspruchen, mussten lediglich drei Bäume weichen. In der Holzblockbauweise der Wohnräume und in der Eindeckung der Dächer
HÄUSER IM WALD
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mit Brettern haben Winker + Ruck Architekten bei regionalen Bauernhäusern, wie man sie auf der Fahrt auf die Turrach noch vereinzelt sieht, Anleihen genommen. Der pure handwerkliche Umgang mit Material, Raumorganisation und Konstruktion ist in jedem der drei Häuser fühlbar, die mit Stube, Eckbank und Ofen Intimität und Geborgenheit ausstrahlen. Eine unbändige Liebe zum Detail ist vonseiten des Bauherrn in das Projekt eingeflossen, der den Beruf des Gastgebers mit Leib und Seele verkörpert. (Auszug Jurybegründung)
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VORARLBERG Volksschule Dorf Lauterach 6923 Lauterach, Schulstraße 5 Bauherrin: Marktgemeinde Lauterach/ Vizebürgermeisterin Doris Rohner Architektur: Feyferlik/Fritzer, Graz Tragwerksplanung: Johann Birner, Graz Fertigstellung: 5/2018 Ein ebenerdiges Pavillon-Gefüge, locker zwischen die ehrwürdigen Bäume gestreut, umspielt das alte Schulhaus, verschafft Bewegungsfreiheit, breitet Lern- und Erlebnisräume aus, in denen Kinder uneingschränkte Entfaltung genießen. Mit einem für Vorarlberg architektonisch untypischen Gebäude betrat die stark wachsende Gemeinde Lauterach Neuland. Der Prozess von der Formulierung eines innovativen pädagogischen Konzepts, über den EU-weit ausgeschriebenen zweistufigen Wettbewerb bis zur Umsetzung des Projekts in drei
Bauabschnitten erforderte Mut und Ausdauer aller Beteiligten. Für Diskussionsstoff hatte nicht nur der pädagogische Neuansatz gesorgt, sondern auch der mögliche Umgang mit dem 80 Jahre alten Bestand sowie die Eingeschossigkeit des Siegerprojekts selbst. Das Wagnis hat sich gelohnt, längst hat das offene Raumkonzept der in vier Clustern zu je vier Klassen organisierten Schule die Bewährungsprobe bestanden. „Heute lieben selbst die früheren Skeptiker unter den Lehrkräften die Schule, die Kinder sowieso“, sagt die Direktorin. Mit ihrem offenen Raumkonzept und den verschränkten Freiflächen ist die Schule für kommende Formen der Ganztagsbetreuung bestens gerüstet. Jeweils vier Klassen öffnen sich nach innen zu einem zentralen „Marktplatz“ für schulstufenübergreifende Aktivitäten und nach außen zu vorgeschalteten Wintergärten (Klimapuffern) mit direkten Austritten ins Freie. Dazwi-
VOLKSSCHULE DORF LAUTERACH
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schen eingeschobene Ruhebereiche federn den Bewegungsdrang ab, ein gedeckter Gang stellt die Verbindung zum sanierten Altbau her, in dem sich nun die Werk- und Verwaltungsräume befinden. Etwas abgesenkt im Rücken des Bestands liegt ein zusätzlicher Bewegungsraum bzw. Mehrzwecksaal mit separatem Zugang. Die vorhandene Durchwegung auf dem Areal ist Teil des umfassenden Erschließungsangebots der Schule, deren Cluster jeweils direkt von außen begehbar sind. Die begrünten, von alten Bäumen beschatteten Dächer geben den Kindern die verbaute Bodenfläche als Spielwiese zurück. Im durchlässigen Kontinuum des Holz-Beton-Hybridbaus mit seinen abwechslungsreichen Nutzungsangeboten ist auch der Umgang mit Materialien unverkrampft. Sie bleiben haptisch präsent, sind was sie sind. Die Architektur macht den Kindern nichts vor, sondern schenkt ihnen einfach Raum für Erfahrung.
GEORUNDE RINDBERG
VORARLBERG Georunde Rindberg 6952 Sibratsgfäll, Rindberg Bauherr: Gemeinde Sibratsgfäll/Konrad Stadelmann Architektur: Innauer-Matt Architekten, Bezau Konzeption und Idee: Super–Büro für Gestaltung, Egg Fertigstellung: 5/2015 Dem Ereignis, das im Mai 1999 einen Berghang im vorderen Bregenzerwald ins Rutschen brachte, gingen heftige Regenfälle voraus. Zuerst seien einige Zaunpfähle plötzlich schief gestanden. „Am Anfang wusste man nicht genau, was eigentlich los war“, sagt Konrad Stadelmann, Ex-Bürgermeister und Obmann des Vereins Bewegte Natur Sibratsgfäll. Durch die stetige Verschiebung von Erdmassen
rutschten auf einer Fläche von 1,8 Quadratkilometer allmählich 18 Wohn- und Wirtschaftsgebäude bis zu 240 Meter talwärts; so auch die Kapelle, das Wahrzeichen des Rindbergs, das nach 180 Meter Wanderung in sich zusammenfiel. Dank rechtzeitiger Evakuierung der Parzelle kamen keine Personen zu schaden, doch die Großrutschung hinterließ tiefe Spuren in der Landschaft und im Bewusstsein des 400-Seelen-Dorfs. Geologische Untersuchungen ergaben, dass der Hang in bis zu 70 Meter Tiefe von einer Lehmschicht durchzogen wird, die ein Absorbieren des Schmelz- und Regenwassers verhindert. Wird der Druck auf die oberste Bodenschicht zu groß, gerät das Erdreich in Bewegung – ein Naturereignis, das sich statistisch alle 300 Jahre
wiederholt. Noch heute kommt der Boden in Sibratsgfäll nicht zur Ruhe, aber die Bewohner haben gelernt, mit der bewegten Natur umzugehen. Sie haben mit dem Erinnerungspfad einen erstaunlichen Weg beschritten, ihre traumatische Geschichte zu erzählen und in etwas Positives umzudeuten. 2014 schrieb die Gemeinde einen geladenen Wettbewerb aus, den das Architekturbüro Innauer-Matt mit dem Designteam Super BfG für sich entschied. Ausgehend von „Felbers schiefem Haus“, bei dessen Betreten der konditionierte Raumsinn aus dem Gleichgewicht kippt, wurden an ausgewählten Punkten in der Landschaft acht Objekte platziert, die das Leben in der Schräge, die Kraft der Natur und die Akzeptanz der steten Veränderung sinnlich erlebbar machen. (Auszug Jurybegründung)
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WIEN Bundesschule Aspern 1220 Wien, Maria-Trapp-Platz 5 Bauherrin: Bundesimmobiliengesellschaft/ Gottfried Flicker, Wien Architektur: fasch&fuchs.architekten, Wien Freiraumplanung: Pflanz! Garten&Freiraum OG, Obersdorf Tragwerksplanung: Werkraum Ingenieure ZT GmbH, Wien Farbgestaltung: Hanna Schimek und Gustav Deutsch Fertigstellung: 7/2017 Während die neuen Wohnquartiere in der Seestadt Aspern noch damit ringen, die eingeräumten Freiflächen mit Sinn und Leben zu erfüllen, greift das Bundesschulzentrum am HannahArendt-Park im Südwesten der Seestadt beherzt in die Umgebung. Der terrassierte lichtdurchlässige Baukörper, durch dessen Membranhaut die schlanke Stahlkonstruktion schimmert, wurde
BUNDESSCHULE ASPERN
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an drei Seiten direkt an die Grundgrenze gerückt. Department zum anderen. Zusätzlich finden sie Im Vorfeld des zweistufigen Wettbewerbs war ihren individuellen Arbeitsplatz in vier separaten ein fortschrittliches Raum- und Funktionspro- „Homebases“ mit wohnlicher Atmosphäre und gramm erarbeitet worden, mit dem Österreich direktem Zugang zu den Terrassen, die zugleich an internationale pädagogische Standards als Fluchtwege dienen. Die mehrgeschossige im Schulbau anschließt. Das Bundesministe- Aula mit ihren Freitreppen und Lerninseln wird rium für Bildung hatte sich eine Arbeits- und von einem hohen Sheddach mit einer TragLernlandschaft gewünscht, „die individuelle konstruktion aus Holz überspannt, ein seitlicher Förderung, Arbeiten in unterschiedlichen Grup- Innenhof bringt zusätzliches Grün ins Innere. Die pengrößen, selbstorganisiertes Lernen sowie weitläufige Halle bildet den Ausgangspunkt unProjektunterricht“ unterstützt. Dieses Konzept zähliger Durchquerungen, die die Idee der räumsah vor, die Unterstufe als Cluster-System zu lichen Entgrenzung sinnlich erlebbar machen. organisieren, wobei sich jeweils vier Klassen Zahlreiche Blickbeziehungen, etwa zwischen einen offenen Lernbereich teilen. In der Ober- Cafeteria und den eingesenkten Turnsälen, stufe gilt das sogenannte Department-System, verknüpfen konzentrierte und offene, sitzende in dem die Unterrichtsräume den Fachgruppen und bewegte Szenarien in einem gemeinsamen (Sprachen, Naturwissenschaften, Wirtschaft und Erfahrungsraum. Die „moderate Palette“ von Informatik) und Lehrenden zugeordnet sind. Die Gustav Deutsch und Hanna Schimek setzt farSchülerinnen und Schüler der Oberstufe haben bige Akzente und schafft Orientierung in einem somit keine Stammklassen mehr, sondern Raumgefüge, das das Attribut Lernlandschaft wandern je nach Unterrichtsfach von einem wirklich verdient.
PRINZESSIN VERANDA
STEIERMARK Prinzessin Veranda 8020 Graz, Grüne Gasse 7/9 Bauherrin: Prolend Projektentwicklung/Klaus Jeschek, Graz Architektur: Pentaplan, Graz Fertigstellung: 7/2017 In den peripheren Neubauquartieren rasch wachsender Städte bleibt urbane Vielfalt oft ein Phantom. Demgegenüber haben gegebene Strukturen – seien es auch schlecht beleumundete Problemzonen – bessere Chancen, die Qualitäten eines lebendigen Stadtteils anzunehmen. Die Transformation des Lendviertels in Graz vom schwierigen Stadtteil zur begehrten Adresse hat in kleinen Schritten begonnen und
ist längst nicht abgeschlossen. Das Projekt mit dem klingenden Namen „Prinzessin Veranda“ beweist in heterogen bebauter Umgebung, dass nicht nur gute Grundrisse, konsequente Materialisierung und hochwertige Ausstattungsdetails den Stellenwert eines Stadtbausteins bestimmen, sondern vor allem seine städtebauliche Strahlkraft im Kontext der Entfaltungsmöglichkeiten eines Quartiers. Ein Merkmal des Gebäudes, das in der Umrundung des Blocks gleich auffällt, ist das ausgewogene Verhältnis von Offenheit und Zurückhaltung sowie das Selbstverständnis, mit dem die Kubatur auf dem Areal Fuß gefasst hat. Eine selbsttragende skulpturale Fassadenschicht aus
Sichtbeton – durch die Verwendung von Weißzement veredelt – umfängt den Baukörper auf allen Seiten. Sie definiert im für Büronutzung vorgesehenen Erdgeschoss einen offenen Arkadengang und rahmt in den Obergeschossen die Loggien und Veranden der Wohnungen, die mit einer Raumhöhe von 2,8 Meter und der Großzügigkeit der Freiräume weit über dem Standard liegen. In der Tiefe des Baublocks erhellt ein elliptisches Atrium mit umlaufenden Laubengängen die Erschließung. Diese durchlichtete Mitte des Gebäudes, in die beide Stiegenhäuser münden, bildet in zerfranster Quartiers-Umgebung einen starken Ruhepol – selten hat man die Nutzung einer Parzellentiefe so elegant gelöst gesehen. (Auszug Jurybegründung)
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„Der Anspruch war simpel.“ DI Sebastian Spaun, Geschäftsführer VÖZ
Mehr Frauen erforschen Zement und Beton Visonär. Beim Kolloquium „Forschung & Entwicklung für Zement und Beton“ im November präsentierten Experten Ergebnisse zu neuen Prüfverfahren, Recycling- oder Ökobetonen.
„Die Ergebnisse der neuesten Forschungsprojekte zeigen die Nachhaltigkeit von Zement und Beton, aber auch wie der Lebenszyklus von Bauten weiter verlängert werden kann“, so Sebastian Spaun, Geschäftsführer der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ). In der Praxis wird gerade zur Energieversorgung im Wohnbau ein neues Kapitel geschrieben. Die thermische Bauteilaktivierung hält Einzug in Einfamilienhäu-
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ser, Reihenhausanlagen und soziale Wohnbauten. Besonders freut sich Spaun über die Expertisen der Wissenschaftlerinnen, die erstmals 20 Prozent der Vortragenden des Kolloquiums ausmachten. Rund 300 Führungskräfte der Bauindustrie tauschten sich zu den Projekten und Themen aus. „Der Anspruch war simpel“, betont Spaun bei der Präsentation der Ergebnisse des
Monitorings zum Haus H. „Wir wollten ein normales Haus zu einem normalen Preis mit ökologischer und kostengünstiger Energieversorgung bauen.“ So wurde 2016 mit der Fertigstellung des bauteilaktivierten Einfamilienhauses H ein neues Kapitel für die Energieversorgung im privaten Wohnbau gestartet. Betonbauteile werden thermisch aktiviert, in Teile der Betondecke wird Windenergie, die zu günstigen Preisen eingekauft
wird, eingespeichert und erst bei Bedarf genutzt. Mit den Ergebnissen des seither erfolgten Monitorings zeigt sich Spaun zufrieden: „Die Versorgung der Wärmepumpe erfolgte zu 80 Prozent aus Überschüssen des Windstroms, in den Räumen selbst herrscht angenehmer Temperaturkomfort. Selbst an den heißesten Sommertagen blieb die Raumtemperatur unter 26 Grad Celsius.“
Reihenhäuser und Generationenhaus in NÖ mit Bauteilaktivierung Nach dem gleichen Prinzip wird im niederösterreichischen Sommer eine Wohnanlage mit 14 geförderten Reihenhäusern und 22 Wohneinheiten eines Generationenhauses gebaut, die Ende 2019 bezugsfertig sein wird. Ing. Jörg Hoffmann, Erste Burgenländische Siedlungsgenossenschaft: „Es war komplettes Neuland für uns, heute sind wir von der Bauteilaktivierung völlig überzeugt. Es wird die erste Wohnanlage Niederösterreichs, die damit geheizt und gekühlt wird.“ Das Wohnprojekt wird einem Monitoring unterliegen, um Erkenntnisse über Energieeinsätze, Verbräuche und Speicherung zu gewinnen.
Wohnungen mit niedrigen Energiekosten in 1220 Wien
Fotos: Thomas Schwentner
In der Wiener Mühlgrundgasse werden 160 Wohnungen, die über Bauteilaktivierung in Kombination mit der Nutzung alternativer Energien temperiert werden, errichtet. Die Fertigstellung wird 2019 erfolgen. „Die Umsetzung erfordert eine notwendige Bereitschaft sich auf etwas Neues einzulassen. Ein innovatives, experimentelles Energiekonzept das nur mit Personen möglich ist, die visionär und ausdauernd dahinter stehen“, resümiert Architekt Peter Thalbauer von Sophie und Peter Thalbauer ZT. Die jährlichen Energiekosten für eine 70 bis 80 Quadratmeter Wohnung sollten um die 300 Euro liegen – ein wesentlicher Faktor für „leistbares Wohnen“.
FRAUENPOWER Im Bild v.l.n.r. DI Anja Ebenschweiger, Head of Buidling Segment Lafarge, DI (FH) Cornelia Bauer, Produktqualität und Sicherheit VÖZ, DI Birgit Achleitner, Smart Minerals, Prof. Agathe Robisson, PhD, TU Wien, Mag. Dr. Helga Zeitlhofer, Smart Minerals, DI Claudia Dankl, GF Zement+Beton, VÖZ
lage gering halten“, erzählt Stättner. Mit der gleichen Logik verfuhren sie beim eigenen Quartiershaus aus Sichtbeton im Wiener Sonnwendviertel. Beton wirkt als Speichermasse, Kühlung und Minimallüftung erfolgen über Betondecken. „Wir führen Beton an seine baulichen und ästhetischen Grenzen“, meint Stättner.
Sichere Öl- und Erdgasgewinnung Die aus Frankreich stammende und neu an der TU Wien (Fakultät für Bauingenieure) tätige Professorin Agathe Robisson beeindruckte mit ihren Erkenntnissen der Materialforschung zu benötigten Tiefbohrzementen für die Öl- und Erdgasgewinnung in den USA. Robisson unterzog diese Spezialzemente umfangreichen Tests zu z.B. rheologischen Materialeigenschaften unter verschiedenen Druck- und Temperaturbedingungen. Aufbauend auf diesen Experimenten sollen die Zement- und Betonsysteme schrittweise weiter optimiert werden.
Gleiche Logik, ob Forschungszentrum Tirol oder Sichtbeton-Bürohaus Wiener Sonnwendviertel
Einführung von Öko–Zementen soll in allen EU Staaten leichter werden
„Je komplexer die Anforderungen, umso simpler muss die Lösung sein“, ist Architekt Erwin Stättner, Franz&Sue ZT, überzeugt. Das Büro errichtete das Forschungszentrum der Tiroler Landesmuseen: „Mit Beton und Bauteilaktivierung konnten wir den technischen Aufwand mit einer minimalen Lüftungsan-
Erste Resultate, wie künftig Entwicklung und Markteinführung neuer, ökologisch vorteilhafterer Zemente rascher und kostengünstiger werden können, präsentierte die Forscherin Helga Zeitlhofer von Smart Minerals, einer gemeinsamen Tochter der TU Wien und VÖZ. Dafür haben sich die Forschungs-
einrichtungen der Zementindustrie aus Österreich, Deutschland und Belgien im Rahmen des europäischen Projektes DURAFOR zusammengeschlossen. Spaun ist überzeugt: „Forschungsziele sind oft länderübergreifend zu betrachten, die Einbindung in internationale Netzwerke daher unverzichtbar.“
Modernste Spurenanalytik für sichere Recyclingbetone Um natürliche Ressourcen zu schonen, werden industrielle Rohstoffe und RecyclingGesteinskörner als alternative Rohstoffe bei der Herstellung von Beton eingesetzt. Dieser Ersatz darf sich allerdings nicht negativ auf Sicherheit und Qualität der Betone auswirken. Birgit Achleitner, Forscherin mit Schwerpunkt Chemie bei Smart Minerals, demonstrierte wie mittels Spurenanalytik bewertet und erweitert werden kann.
Luft dämmt am besten Ein völlig neues Dämmverfahren präsentierte DI Anja Ebenschweiger, Head of Building Segment bei Lafarge: „Wir haben eine mineralische, hydraulische Dämmung entwickelt, deren Hauptbestandteil Luft ist. Diese dämmt nämlich am besten. In der Konsistenz ein Proteinschaum mit Bindemitteln, der vor Ort, zum Beispiel direkt auf die oberste Geschoßdecke aufgebracht wird.“ Der Schaum kann auch in Sandwichwände oder in Leichtbetonsteine gefüllt werden. n
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Rubrik
VÖTB Forum 2018 Quo vadis Trockenbau. Ob Lehrlinge oder bereits ausgebildete Fachkräfte, Unternehmen klagen über den Facharbeitermangel.
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er Trockenbau ist das Schlüsselgewerk im Hochbau“, so VÖTBPräsident Gregor Todt bei der Eröffnung des Trockenbautages. Alle Schnittstellenproblematiken laufen beim Trockenbauer zusammen, er sichert Brand- und Schallschutz und hat damit große Verantwortung.“ Todt betonte zudem, dass die wichtige Bedeutung dieser Aufgaben vom Handwerk selbst in der Vergangenheit zu wenig beachtet und nicht nachhaltig bestärkt wurde.
Auf Unerwartetes vorbereitet sein Über die Zukunft der Bildung im Zeitalter der Digitalisierung philosophierte Univ. Prof. Konrad Paul Liessmann in seiner EröffnungsKeynote. Der Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien ließ zunächst die Entwicklungen von der Dampfmaschine als Beispiel für Industrie 1.0 bis hin zur umfassenden Automatisierung 4.0 Revue passieren. Dass die Digitalisierung nicht nur klassische Handwerksberufe bedroht, zeigen Entwicklungen, die selbst hochpräzise chirurgische Aufgaben und Pflegeaufgaben in Zukunft übernehmen können. Er wies unter anderem auf eine Studie der Oxford University hin, die prognostiziert, dass in zehn bis fünfzehn Jahren bis zu 40 Prozent der gegenwärtigen
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BauTecFokus
Bauen 2025
dass BIM zwar der Stand der Technik sei, aber es trotzdem keiner verwende. Bedankt man, dass es in Skandinavien bereits fast jeder benutzt und 2020 etwa in Deutschland BIM bei Projekten mit öffentlichen Geldern Pflicht werden soll, wird man sich in Zukunft diesem Trend nicht entziehen können. Das Bedürfnis nach leistbarem Wohnen, der Trend zu nutzen und teilen statt besitzen, selbstfahrende Autos, all das wird unser Leben verändern und damit auch die Anforderungen an die Baubranche.
Welche Trends, Veränderungen, Chancen und Risken auf die Bauwirtschaft in Zukunft zukommen werden, verrieten Zukunftsforscher und Innovationsexperte Michael Dell und Claus Stadler, Generalbevollmächtigter der UBM Development AG. Stadler stellte fest, dass die klassische Baubranche von einer traditionellen Kultur geprägt sei und sie viel mutiger sein könnte. Denn die Baubranche befindet sich im ständigen Wandel: Amazon steigt ins Immobiliengeschäft ein, Google kauft Nest. In Zukunft wird die Blockchain-Technologie die Dokumentation erleichtern und die Vorgänge transparenter machen. Zum Abschluss riet er den Teilnehmern: „Werden Sie Teil des Veränderungsprozesses, weil passieren wird er trotzdem.“ Dell zeigte spannende Beispiele aus der ganzen Welt auf, die unsere Zukunft maßgeblich verändern werden. Er betonte,
Victoria Engelhardt von der Abteilung Personalentwicklung Filialorganisation – Lehrlingsausbildung bei Spar veranschaulichte wie sehr sich Berufsbildung verändert hat und sich ständig im Wandel befindet. Heute nutzen die Lehrlinge bei Spar Online-Plattformen, profitieren von Zusatzausbildungen und lernen durch Praxisseminare die Fähigkeiten für eine erfolgreiche Karriere. Durch die Digitalisierung werden Ausbildungspläne aktualisiert, E-Learning-Inhalte adaptiert bzw. neu erstellt. Ein Ausbildungsplan sowie Lehrlingsseminare helfen den Jugendlichen bei der Orientierung durch die verschiedenen Stationen bis zur ihrer Lehrabschlussprüfung. Es gibt sogar eigene Berufsschulseminare mit ausschließlich Spar-Lehrlingen mit Praxisseminaren
Berufe verschwinden. Solche Studien seien zwar mit Vorsicht zu genießen, aber die Entwicklungen dürfe man trotzdem nicht ignorieren. Liessmann betonte, dass Bildung über berufsorientierte Bildung hinausgehen müsse. Junge Menschen müssten so ausgebildet werden, dass sie auf Unerwartetes vorbereiten sind und kompetent mit den Problemen der Digitalisierung umgehen können.
Nachwuchs finden, fördern und fordern
und Persönlichkeitstraining. Eine E-LearningPlattform soll die Lehrlinge unterstützen und Anreize fürs Lernen schaffen. Auch Prämien und Benefits für gute Zeugnisse sollen die Ausbildung bei Spar attraktiv machen. Um potentielle Lehrlinge zu finden, sucht Spar auch den Kontakt zu den Eltern und Lehrkräften. Dabei setzt die Handelskette auf Berufsmessen, Printmedien, Facebook, TV-/Radio-/ LKW-Werbung sowie Kooperationen mit Schulen und Job Tours. Um die Jugendlichen gezielt anzusprechen ist Spar auf Whatsapp, Social-Media-Kanälen und Youtube präsent und bietet Möglichkeiten zum Schnuppern an. Dies hilft sowohl dem Unternehmen als auch dem Jugendlichen herauszufinden, ob der Beruf und das Unternehmen zu einem passen. Auch Berufsvideos mit echten Lehrlingen als Protagonisten sollen andere Gleichaltrige ansprechen und so authentisch und attraktiv auf die richtige Zielgruppe wirken.
Mehr Frauen in die Bauwirtschaft! Das Thema Frauen in der Bauwirtschaft haben Lisa Tobler, Stuckateurin und Trockenausbauerin bei der Strabag und Strabag-Vorstandsmitglied Manfred Rosenauer in den Mittelpunkt gerückt. Rosenauer betonte, dass unter anderem der Fachkräftemangel erfordert, dass der Sektor in Zukunft stärker als bisher auf die Arbeitskraft von Frauen setzt. Wenn es gelingt, mehr Frauen für eine berufliche Tätigkeit im Bauwesen zu begeistern, wird damit auch die Basis für eine höhere Repräsentation von Frauen in den Führungsgremien gelegt. Aus Unternehmenssicht gibt es laut Strabag dazu drei Hebel: Gezieltes Marketing im Hochschulbereich, aber auch schon früher durch Initiativen wie den Girls' Day. Beim Thema Vereinbarkeit von Karriere und Familie gilt es, Flexibilität zu bieten, wenn man als Arbeitgeber Flexibilität fordert.
Stärken der Generationen
Mentoring-Modelle. Für den Mentor besteht die Aufgabe darin, sein Erfahrungswissen zu kommunizieren, vorzuzeigen und vorzuleben und damit verfügbar zu machen. Umgekehrt werden aber auch junge Mitarbeiter eingesetzt, um etwa technische Neuerungen älteren Kollegen zu veranschaulichen.
Trocknet der Trockenbau aus? Diese Frage stellte Kurt König, Director Human Resources Doka und Member of the Management Board. Als große langfristige Herausforderung sieht er die Ansprüche der neuen Mitarbeitergeneration. Diese Bedürfnisse präsentierte er in einem unterhaltsamen Vergleich der unterschiedlichen Generationen von Babyboomern, Generation X, Y und Z. So verschieden jede Generation ist, jede hat ihre Stärken. Deshalb gilt es, diese gegenseitig zu ergänzen. Um Gegensätzlichkeiten zu Erfolg zu machen, schlägt König Generationen-Workshops vor, um gemeinsame Werte zu definieren. Damit soll die Aufmerksamkeit für die unterschiedlichen Bedürfnisse der einzelnen Generationen geweckt werden. Die Wertschätzung der Generationen dient als Basis einer produktiven Zusammenarbeit. Neben den Workshops gibt es auch Tandem- und
Wissenswertes über militärische Erfahrungen und ihre Nutzung im modernen Wirtschaftsleben erfuhren die Teilnehmenden in der Keynote von Christian Ortner, Direktor Heeresgeschichtliches Museum. Ortner gab einen unterhaltsamen Einblick in interessante Schlachten und die Hintergründe, die zu Sieg oder Niederlage führten. Zuletzt fragte er: „Können aus der (österreichischen) Militärgeschichte 'zivile' Erfahrungen gewonnen werden?“ Ja, wenn bestimmte Rahmenbedingungen stimmen. Dazu gehört die richtige Perspektive zu wählen, die Probleme richtig zu erkennen, eine zeitgemäße Beurteilung der Verhältnisse anzuwenden und Verklärungen und Mythenbildungen zu vermeiden. n
es anfangs ungewöhnlich gewesen, mit vielen Männern auf der Baustelle zu arbeiten, aber sie habe nie schlechte Erfahrungen gemacht. Für sie gibt es kein Hindernis, den Beruf als Frau nicht zu erlernen.
„Sieg und Niederlage“
Fotos: Michael Hetzmannseder
2017 zählte die Wirtschaftskammer unter allen Trockenbau-Lehrlingen einen ernüchternden Frauenanteil von 1,9 Prozent. Eine davon ist Lisa Tobler. Sie bewarb sich bei unterschiedlichen Unternehmen und erhielt ausschließlich von der Strabag eine Rückmeldung. 2013 startete sie dort ihre Lehre zur Stuckateurin/Trockenausbauerin, derzeit arbeitet sie als Bautechnikerin bei der Strabag und hat schon drei von fünf Modulen der Meisterprüfung absolviert. Tobler wurde gefördert, nahm an Wettbewerben teil und erzielte dabei tolle Erfolge. Zwar sei
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Projekt im FOKUS Factbox
DAS 125 METER HOHE GEBÄUDE WIRD 638 HOTELZIMMER BEHERBERGEN.
Hard Rock Hotel and Casino Standort: Hollywood/Florida, USA Bauwerksart: Hotel und Kasino Höhe: 125 m Stockwerke: 38 Anzahl der Hotelzimmer: 638 Bauauftraggeber: Seminole Gaming and Hard Rock International Bauausführende Firma: Suffolk Construction Concrete Contractor: Liberty Baker JV Architekt: Klai Juba Wald Baubeginn: 2017 Geplante Fertigstellung: 2019
Hard Rock Hotel Wohnen wie ein Rockstar
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as neue Hard Rock Hotel in Florida lässt die Herzen aller Musikfans höher schlagen. Erstmals wird weltweit ein Gebäude in Form einer Gitarre errichtet. Das 125 Meter hohe Hotel ähnelt zwei Rücken an Rücken stehenden Gitarren und wird 638 Hotelzimmer beherbergen. Das Instrument ist ein beliebtes Motiv von Hard Rock Cafe International, Inc., aber dies ist das erste Gebäude des Unternehmens, das dem eigentlichen Instrument so ähnlich ist. Senkrechte Lamellen in der Mittellinie des Turms ähneln Saiten, während horizontale Streifen als „Bünde“ wirken. Mit der geplanten Fertigstellung 2019 bietet der neue Gebäudekomplex, zusätzlich zum Hotel, eine Hard Rock Live-Konzerthalle mit 6.500 Sitzplätzen, in der sich ein eigenes Fernsehstudio
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und ein Sendezentrum befinden, ein Wellnessbereich auf einer Fläche von knapp über 31.000 Quadratmeter sowie Restaurants und Geschäfte auf einer Fläche von circa 5.600 Quadratmeter. Das Kasino wird um einen 1.672 Quadratmeter großen Pokerraum erweitert und mit 3.000 neuen Spielautomaten ausgerüstet.
Klettern auf Knopfdruck Die selbstkletternde Schalungs- und Arbeitsplattform Super Climber SCP von Doka ist für dieses Projekt geradezu prädestiniert. Mit diesem modularen Schalungssystem für Hochhauskerne kann jeder Grundriss rasch und flexibel geschalt werden. Auf Knopfdruck heben leistungsstarke Hydraulikzylinder Wandschalung – bei diesem Projekt die Trägerschalung Top 50 – und Arbeitsplattform mit einem Hub in den nächsten
Betonierabschnitt. „Einer der Hauptvorteile bei der Arbeit mit dem Super Climber SCP von Doka ist, dass die Pumpe im System enthalten ist und somit zusätzliche Arbeit und unnötige Bewegungen vermieden werden“, betont Ronal Esquivel, Project Manager von Liberty Baker. Neben der beidseitigen Verankerung am Bauwerk wie bei Schächten, kann die Ableitung der auftretenden Kräfte mit der erweiterten Lösung auch einseitig erfolgen. Dadurch ist der Einsatz bei fehlenden Wänden oder gegenüberliegenden Wandöffnungen einfach möglich. Für noch schnellere Taktzeiten können die Bewehrungsarbeiten auch über der Plattform verrichtet werden. Das System ermöglicht das tiefe Abhängen von Arbeitsbühnen in den Schächten, um parallel zu den Betonierarbeiten bereits Finalarbeiten verrichten zu können. n
Foto: Klai Juba Wald
Hollywood. In Florida entsteht ein Hard Rock Hotel und Kasino mit Symbolcharakter. Weltweit wird erstmals ein Gebäude in Form einer Gitarre gebaut. Die Schalungssysteme von Doka verleihen dem Hotel die signifikante Form.
DAMIT IHR IMMOBILIENPROJEKT KEINE ÜBERRASCHUNG WIRD. Mehr dazu im Kurzfilm auf scwp.com
RECHTSANWÄLTE, ERFAHREN UND KREATIV.
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Innovation im FOKUS
UTRECHT
TILBURG
Dieses Mehrfamilienhaus (Utrecht, NL) wurde zu einem komfortablen und bezahlba- Dieses Mehrfamilienhaus in Tilburg, Niederlande, ist eines der ersten mehrgeren Zuhause umgebaut, das keine fossilen Brennstoffe mehr benötigt und als Prototyp schossigen Häuser, die nach dem Energiesprong-Prinzip saniert wurden. Es gilt als für andere Gebäude in der Nachbarschaft dient. Interessantes Detail: Hier wurden die Prototyp für die gesamte Nachbarschaft. Balkone vor die Schale gelegt.
Serielles Sanieren – das Energiesprong-Prinzip
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sam mit der Bauindustrie und der Immobilienwirtschaft unter Einbindung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (kurz BMWi) und der holländischen Initiative „Energiesprong“ das Projekt „Serielle Sanierung von Mehrfamilienhäusern“. Energiesprong ist ein neuartiger Sanierungsstandard, der für hohen Wohnkomfort, minimale Sanierungszeiten und ein innovatives Finanzierungsmodell steht. Ziel ist eine Sanierung auf NetZero, also darauf, dass ein Gebäude über ein Jahr so viel Energie erzeugt, wie es verbraucht. Und das, ohne dass die Mieter von Baulärm oder steigenden Mieten belastet werden. Dazu setzt das Energiesprong-Prinzip auf standardisierte Lösungen mit vorgefertigten Elementen und bringt Bauherren mit ähnlichen Gebäudetypen und umsetzungsstarke Bauunternehmen zusammen. Energiesprong wurde in den Niederlanden entwickelt und dort bereits in mehr als 4.500 Gebäuden umgesetzt. Zusammen mit innovativen Wohnungs-
und Bauunternehmen bringt die Deutsche EnergieAgentur GmbH (dena) das Energiesprong-Prinzip auf den deutschen Massenmarkt. Eine industrielle Fertigung ist grundsätzlich für alle Gebäudetypen denkbar. Für die nächsten drei Jahre wird der Fokus jedoch auf den Bestand von Wohnungsunternehmen (meist Mehrfamilienhäuser) gerichtet sein, da bei ihnen nur eine relativ kleine Zahl von Entscheidern über die Sanierung einer sehr großen Zahl von Gebäuden befinden kann. Eine große Zahl von Sanierungsobjekten ist Voraussetzung, um wirtschaftlich attraktive Produktionsbedingungen erreichen zu können.
Das bringt das Ganze Die in serieller Fertigungsweise sanierten Gebäude heben sich durch niedrigere Kosten, eine kurze Sanierungsdauer (ca. 3 bis 10 Tage), ansprechendes Design und eine Funktions- und Einspargarantie grundlegend von bisherigen Sanierungsangeboten ab. n
Fotos: DENA, Energiesprong-Initiative; Ronald Tilleman
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uch wenn Deutschland im Klimaschutz vielfach Vorreiter ist und viele Länder Deutschland zum Vorbild nehmen, ist der Weg zu einem klimaneutralen Gebäudebestand noch weit, denn der Großteil ist noch nicht oder nur kaum energetisch saniert. Bestandsgebäude verbrauchen das Drei- bis Fünffache dessen, was technisch heute möglich ist. Zudem findet energetische Sanierung bisher mit einem sehr hohen Anteil handwerklicher Arbeit auf der Baustelle statt. Durch die Komplexität des etablierten Bauprozesses ist selbst bei kleinen Gebäuden kaum eine Kostensicherheit zu Beginn der Maßnahmen gegeben. In Summe bedeuten diese Aspekte ein erhebliches Hindernis für die schnellere energetische Sanierung des Gebäudebestands. Um diese Punkte aufzulösen, mit den relevanten Akteuren gemeinsam den Markt für hocheffiziente, innovative Komplettsanierungen zu bereiten und damit die Sanierung zum klimaneutralen Gebäudebestand weiter anzutreiben, startet die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) gemein-
Ăœber den Raumcontroller wird wie gewohnt die Einzelraumregelung durchgefĂźhrt.
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IMPRESSUM
„ Vorschau
Media
r e d n i e i S n e s e L : e b a g s u A n e t s h c nä d in der Baubranche un ds en Tr en st ue ne ie t& Future: D & Innovation, Zukunf g un ch rs Fo k. ni ch te u ist, Gebäude 2M. Nicht alles, was ne M T, Io & M BI , ng ru ie g Digitalis t, wird vor den Vorhan ha ee Id te gu ne ei er t. ist gut. W vom Weizen getrenn u re Sp e di ird w r ie H e gebeten. Tisch mit … - Das groß Zu 19 20 u Ba e di ar - Das w Interview mit …
Medieneigentümer GNK Media House GmbH Breitwiesergutstraße 10 A-4020 Linz Tel. +43.1.813 03 46-0 office@media-house.at www.media-house.at Redaktionsanschrift Handelskai 94-96 A-1200 Wien Geschäftsführer Philipp Kaufmann, Michael Neubauer Chefredaktion Birgit Salomon Artdirector Jelio Anton Stefanov Design & Layout Jelio Anton Stefanov, Johanna Hinterdorfer, Annalena Hofinger, Lukas Brunmayr Lektorat Amelie Miller Autoren dieser Ausgabe Andreas Altstädter, Angelika Fleischl, Erika Hofbauer, Michael Neubauer, Philipp Kaufmann
MIN: März R E T S G N U IN E H C S ER
2019
Anzeigen Christian Call, Martin Sellner Photos wenn nicht anders angegeben: GNK Media House / Katharina Schiffl, GNK Media House / Michael Hetzmannseder Druck Ferdinand Berger & Söhne GmbH DER BAUTECFOKUS WENDET SICH IM SINNE DER GLEICHSTELLUNG GLEICHERMASSEN AN FRAUEN UND MÄNNER. AUS GRÜNDEN DER ÜBERSICHTLICHKEIT UND VERSTÄNDLICHKEIT KANN ES BEI DEN BEITRÄGEN VORKOMMEN, DASS NUR DIE MASKULINE ANSPRECHFORM VERWENDET WIRD. BauTecFokus ist Mitglied bei:
www.bautecfokus.at 150
BauTecFokus
Advertorial
Baustellensicherheit – ein schwindendes Risiko?
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or mir steht ein Mann in voller Adjustierung: Bauhelm, Gehörschutz, Visier heruntergeklappt, Schnittschutzhandschuhe, Schnittstutzhose, Sicherheitsschuhe. Es hat gerade 32°C, keine Wolke weit und breit, nichts was Schatten spendet und er schneidet Holzplanken mit einer Kettensäge auf das erforderliche Maß. Ich frage ihn, ob er das angesichts der Hitze nicht übertrieben findet? Er schaut mich verständnislos an, zuckt nur mit den Schultern und schneidet mit der Kettensäge weiter. Zur Erklärung: der Mann ist Schwede, die Baustelle ist in Schweden. Dort ist Baustellensicherheit seit vielen Jahren in den Genen der Unternehmen verankert. Und bei uns? Nun, wir nähern uns dem an, die Selbstverständlichkeit des „alten Schweden“ fehlt noch. Viele Schlampigkeiten oder Unaufmerksamkeiten begleiten daher die Baukoordinatoren auf ihren Rundgängen über die Bauprojekte.
„Wer schreibt, der bleibt!“
Foto: David Kratochvil
Eine alte Volksweisheit ist im Bauwesen immer schon wichtig gewesen. Hunderte Änderungen finden bei jedem Projekt statt. Diese zu dokumentieren und an alle zu kommunizieren ist tägliches Brot eines guten Managements der Baustelle. Das BauKG (Bauarbeitenkoordinationsgesetz) legt die Verantwortlichkeiten des Bauherrn für die Sicherheit und den Gesundheitsschutz der Arbeitnehmer auf Baustellen fest. Natürlich delegiert er nach Möglichkeit diese Verantwortung an den Projektleiter, den Planungskoordinator, den Baustellenkoordinator oder die örtliche Bauaufsicht. Wenn diese Kette brüchig ist, dann greift der Gesetzgeber (in Österreich) in letzter Konsequenz auf den Bauherren zurück. Es ist ja seine Baustelle. Vielen Bauherren ist das bewusst und sie
sichern sich durch entsprechende Fachleute und Verträge ab.
Der Platz für die kleinen Schlampereien, für das Spiel mit der Sicherheit von Leib und Leben, wird kleiner. Es wird auch jährlich besser. Die Rechtsprechung geht heute davon aus, dass bei einer Baustelle mindestens einmal pro Woche der Baukoordinator vor Ort zu sein hat. Da ist es oft sehr hilfreich den Nachweis erbringen zu können, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt eines Tages die Baustelle betreten und zu einem anderen Zeitpunkt wieder verlassen wurde. Dazwischen liegt ein Rundgang – wie ein nachvollziehbarer Pfad – über die Baustelle und zahlreiche Veranlassungen – meist an die ÖBA – Absturzsicherungen anzubringen, Sägeblattabdeckungen nicht zu entfernen, Schutzausrüstungen auch bei 35°C zu tragen usw. Den Nachweis zu erbringen, wann der Baukoordinator genau wo war, was er dabei festgestellt hat, welche Veranlassungen er unmittelbar getroffen hat, können über das Leben eines Bauarbeiters entscheiden. Auch wenn deren Ausbildung in dieser Hinsicht jedes Jahr besser wird, sind die meisten von ihnen noch keine „Schweden“. Seit die Digitalisierung auf den Baustellen Einzug hält, wird diese Aufgabe immer leichter und sicherer.
„Ohne eine vernünftige Doku geht heute nichts mehr“, meint Architekt Vavrovsky, ein Baukoordinator im Goldenen Quartier-Projekt in Wien. Ein jüngstes Beispiel betrifft fünf einfache Schrauben, die im Mai nicht korrekt angezogen waren. Der Zustand wurde mit der Dokumentationssoftware docu tools fotografisch verortet, festgehalten und entsprechend markiert. Als drei Monate später die Firma behauptete, dass
GERHARD SCHUSTER, geschäftsführender Gesellschafter der docu tools GmbH, gründete 2006 die Sustain Consulting GmbH. Seine Zusammenarbeit bei der Beweissicherung Skylink (Flughafen Wien) mit Matthias Rant führte ihn zur Entwicklung einer Baudokumentationssoftware, die er seit 2012 ständig weiterentwickelte.
das längst passiert sei – und es betraf fünf äußerst „sicherheitsrelevante Schrauben“, konnte mit einem simplen weiteren Foto nachgewiesen werden, dass aufgrund der Verortung des ersten Fotos, dies nicht der Fall gewesen sein konnte. Natürlich war dazu keine weitere Diskussion mehr nötig. Die Fakten sprachen für sich. Der Bauherr war froh, denn der drohende Schaden durch fünf schlecht angezogene Schrauben wäre teuer gewesen. n
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Aufsteiger Absteiger
Wilhelm Greiner Vermächtnis. Wilhelm Greiner, Mitbegründer der Delta Gruppe, die als Welser Drei-Mann-Betrieb klein anfing und sich inzwischen zu einer internationalen Unternehmensgruppe mit Standorten in Wien, Wels, Salzburg, Hagenberg, Fischamend, Trebic, Kiew, Lemberg, Prag und Bratislava entwickelt hat, zieht sich als HoldingGeschäftsführer zurück.
Angefangen hat Wilhelm Greiners Karriere mit der Ausbildung in der HTL in Mödling. Für ihn war immer schon klar, dass sowohl der Bereich Bauen und Technik als auch der Weg in die Selbstständigkeit das Richtige für ihn sind. Nach ersten Erfahrungen in der Statik und der Planung machte er auch die Baumeisterprüfung. Dann bekam er die Chance, für die Brüder Drugowitsch Projekte umzusetzen und so auch unternehmerisch tätig zu sein. Nach zehn Jahren wurde er dank seiner Begeisterung und Einsatzbereitschaft mit Zustimmung seiner beiden Partner Miteigentümer und ist bis heute bei Delta geblieben.
österreichischen Unternehmen in den Bereichen Architektur, Generalplanung und Baumanagement. Mit rund 175 Mitarbeitern ist die Delta Gruppe in Österreich, Tschechien, der Slowakei und der Ukraine vertreten. Jährlich betreut Delta Bauprojekte im Gesamtwert von mehr als vier Milliarden Euro. n
Dies ist dem Unternehmer gelungen, der auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken kann und nun sein Vermächtnis unbesorgt an die nächste Führungsgeneration weitergibt. Diese wird durch seine Söhne David und Dieter Greiner sowie Andreas Dopplmair, Wolfgang Gomernik, Ingo Huber, Wolfgang Kradischnig, Konrad Scheibl, Erik Štefanovič und Rudolf Stürzlinger gebildet, die sich die Aufgaben standort- und dienstleistungsbezogen teilen. Wilhelm Greiners ehemalige Funktion als Geschäftsführer der Delta Projektconsult Wels wird ab jetzt Ingo Huber neben seiner Funktion als Geschäftsführer der Delta Baumanagement gemeinsam mit Dieter Greiner übernehmen. Delta zählt zu den führenden
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Fotos: DELTA
„Ich bin ein Mensch, der Wissen weitergeben will.“
Advertorial
Erfolg aus Herzblut Die Menschen mit ihren Anliegen, Sorgen und Wünschen zu verstehen. Das ist wohl eine jener Eigenschaften, die Reinhard Götze zu einem der erfolgreichsten Makler Österreichs machten.
Vom Kopfrechenknirps zum strategischen Broker Nr. 1 in Österreich: Die Eltern von Reinhard Götze (Jg. 1957) betrieben in der Vorarlberger Gemeinde Lauterach bei Bregenz einen Kiosk, einen Holzhandel, eine Frächterei und eine Landwirtschaft. Unternehmergeist wurde Reinhard Götze quasi in die Wiege gelegt. Während Mutter Anna als Lauteracher Institution Fremdenzimmer und die Tabaktrafik managte, saß der Junior oft im Verkaufsraum. Er rechnete die getätigten Transaktionen bereits im Kopf durch, um seine Ergebnisse von der Kasse bestätigt zu wissen. Das enorme Gedächtnis hat sich Reinhard Götze als „Datenbank für tausende Details“ bis heute bewahrt. Auch im digitalen Zeitalter kann er sich getrost auf diesen Kopfspeicher verlassen, er hat ihm stets bei der idealen Zusammenführung von Interessent und geeignetem Objekt gedient.
schen 1982 und 1993 arbeitete der exzellente Netzwerker bei einer Vorarlberger Spedition als Prokurist, um 1994 in die Baubranche umzusteigen. Bei einem Vorarlberger Traditionsunternehmen baute er die dortige Immobilienabteilung auf, bevor er seine Talente im eigenen Unternehmen Götze Immobilien einbrachte und 2008 einen großen Schritt setzte: Seither gehört er dem Maklernetzwerk RE/MAX mit seinen Vorarlberger Büros an. In seinem Unternehmen RE/MAX Immowest eilt Götze von Erfolg zu Erfolg. Seit Jahren wird er regelmäßig als bester Makler Österreichs ausgezeichnet oder führte – obwohl im kleinsten Bundesland beheimatet – bereits die „Spur der Besten“ für den österreichweit höchsten RE/MAX-Monatsumsatz mehrmals an. Selbst in Europa-Rankings erreicht er immer wieder sensationelle Platzierungen unter den ersten fünf.
Menschenkenntnis und Geschäftssinn
Filmlocationfinder und Kosmopolit
Bei der angesehenen Familie verkehrten in den 60er und 70er Jahren rund um die Uhr Gäste der Frühstückspension, Arbeiter oder Kunden. Sich einen Überblick verschaffen, zupacken und zu Ende bringen – das war ein Prinzip im Hause Götze. Die kaufmännische Schulbildung erwarb Reinhard Götze an der Handelsakademie, die er 1976 mit der Matura in der Tasche verließ. Drei Jahre später emanzipierte er sich vom väterlichen Betrieb und wurde selbständiger Spediteur. Zwi-
Das Netzwerk, das sich der erfolgreiche Gründer in- und außerhalb des Landes aufgebaut hat, ist legendär. Wenn in Vorarlberg eine Filmproduktion von Rang und Namen auf der Suche nach geeigneten Immobilien ist, wendet man sich vertrauensvoll an Reinhard Götze. Dasselbe gilt, wenn jemand eine Premium-Immobilie kaufen oder verkaufen möchte. Der Immobilienprofi mit dem markanten weißen Schnurrbart wickelt luxuriöse Eigenheim-Deals im Millionenwert
Reinhard Götze, Geschäftsführer RE/MAX Immowest
ebenso gekonnt ab, wie Industrie-Flächen oder eine kleine Mietwohnung für Singles. Neben seinen Hobbies Skifahren, Reisen und Golf hat der Vielbeschäftigte gemeinsam mit Ehefrau Cornelia die Erinnerung an die Familie vornehm bewahrt: Die alte Trafik und die legendären Fremdenzimmer wurden stilvoll modernisiert, daneben eine elegante Gartenoase gestaltet und ein hochkarätiges Seminarzentrum errichtet. Dieses trägt in Erinnerung an Götzes Mutter den Namen „ANNA“ und ist eines der neuesten Projekte von Vorarlbergs Makler Nr. 1. Denn: „Erfolg wird“, so Götze „von Herzblut befeuert!“ n
Firmensitz RE/MAX Immowest Schulgasse 3, 6900 Bregenz +43 5574 534 34 vorarlberg@remax-immowest.at Kontakt Reinhard Götze Geschäftsführer RE/MAX Immowest +43 664 443 70 58 r.goetze@remax-immowest.at
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Buchtipps
EDITOR´S CHOICE: Lesenswert!
Cay Oertel
Quantitatives Risikomanagement in der Immobilienwirtschaft Autor: Cay Oertel Seiten: 302 ISBN: 9-783-658-239718 Springer Fachmedien Wiesbaden Preis: 44,20 Euro inkl. MwSt.
Dieses Buch gibt erstmals einen Überblick über den aktuellen Stand des quantitativen Risikomanagements in der Immobilienwirtschaft. Es wendet sich damit an alle, deren Aufgabe die Entwicklung, Anpassung und Umsetzung von Risikomanagementsystemen im Immobilienbereich ist. Es hilft ganz wesentlich bei der Umsetzung regulatorischer Vorgaben, wie zum Beispiel der korrekten Risikoaggregation. Die bestehenden gesetzlichen Anforderungen an das Risikomanagement sind weitgehend an das Wertpapiergeschäft angelehnt und berücksichtigen die Besonderheiten der Anlageklasse Immobilien kaum. Die Etablierung einer auf quantitativen Modellen basierenden Risikoaggregation, wie regulatorisch gefordert, ist damit eine der zentralen Herausforderungen. Immobilien sind sehr individuell und werden seit jeher vor allem qualitativ beurteilt. Die dadurch bedingte Heterogenität hat bis heute den Aufbau von umfassenden immobilien- und marktbezogenen Datenreihen verhindert, die für den Aufbau quantitativer Risikomodelle benötigt werden. Dieses Buch leistet einen wichtigen Beitrag zur Lösung dieses Problems.
Gruber | Harrer (Hrsg.)
Lampert
GmbHG
Einführung in das Vorarlberger Baugesetz
Autor: Herbert Gartner; Christoph Kothbauer; Karl Poschalko Seiten: 308 Seiten ISBN: 978-3-707-333527 Linde Verlag Preis: 348,00 Euro inkl. MwSt.
Der Praxiskommentar zum GmbHG: Jetzt in der 2. Auflage. Orientierungshilfe, Nachschlagewerk und Ratgeber. Der aktuelle und vollständige GmbH-Kommentar inkl.Deregulierungsgesetz 2017. Alles in einem Band – Kommentierung aller relevanten Rechtsvorschriften zum GmbH-Recht mit besonderem Fokus auf den Geschäftsführer. Übergreifende Themen sind dort mitbehandelt, wo Sie sie suchen. Profunde Kommentierung mit Blick auf das Wesentliche, zahlreichen Praxistipps und weiterführende Hinweise. Von Experten für Praktiker – ein breit aufgestelltes Autorenteam bietet Ihnen umfassenden Zugang zum GmbH-Recht und nimmt auch zu neuen Fragen Stellung.
Autor: Dr. Stefan Lampert Seiten: 216 ISBN: 978-3-707-33872-0 Linde Verlag Preis: 46 Euro inkl. MwSt
Das Vorarlberger Baugesetz kurz und prägnant für die Praxis auf den Punkt gebracht bietet Ihnen die „Einführung in das Vorarlberger Baugesetz“. Wie wird eine Berufung im Vorarlberger Baurecht richtig verfasst? Was muss beim Einreichen einer Beschwerde beachtet werden? Wie ist eine Fertigstellungsmeldung korrekt zu erstatten? Die Antworten dazu und noch mehr bietet die „Einführung in das Vorarlberger Baugesetz“. Praktisch und verständlich fasst der Autor alle relevanten Grundlagen zu einem kompakten Überblick über das Baugesetz zusammen – für jeden, der in Vorarlberg mit Bauangelegenheiten befasst ist. Berücksichtigt wird auch die mit 1.1.2018 in Kraft getretene Novelle. Den Gesetzestext samt dazugehörigen Verordnungen finden Sie direkt im Buch abgedruckt.
Herbert Gartner; Christoph Kothbauer; Karl Poschalko
Haftung für Gebäudesicherheit
Autor: Herbert Gartner; Christoph Kothbauer; Karl Poschalko Seiten: 308 Seiten ISBN: 978-3-214-06768-7 Manz Verlag Preis: 48,00 EUR inkl. MwSt.
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BauTecFokus
An das Zusammenwirken mehrerer Unternehmer bei Großbaustellen, aber auch an die Sicherheit von Gebäuden und deren Anlagen und Einrichtungen werden immer zahlreichere und strengere Anforderungen gestellt. Gerade für Bauherrn und Baustellenkoordinatoren, Eigentümer, aber auch für Verwalter und andere Personen, die im Namen der Eigentümer die Liegenschaft bewirtschaften und betreiben, ist es daher von besonderer Bedeutung, die notwendigen Instandhaltungsmaßnahmen nach dem Stand der Technik zu kennen, die sie treffende haftungsrechtliche Verantwortung richtig einschätzen zu können und eben dieser auch gerecht zu werden, um einerseits die Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer, Bewohner, Anrainer und Passanten größtmöglich zu wahren als auch das Risiko von Schadenersatzansprüchen und strafrechtlichen Konsequenzen zu minimieren. Ziel des vorliegenden Praxishandbuches ist es, die typischen Mängel und häufigsten Risken und Probleme aufzuzeigen und dem Leser die Bestimmungen der einschlägigen ÖNORMEN (B 1300 und B 1301) und OIB-Richtlinien, die relevanten sicherheitstechnischen Prüfroutinen und sowie die daraus abzuleitenden Handlungserfordernisse zu erläutern.
Bauen ist ein People Business. Der Einsatz und das Können aller Projektbeteiligten entscheiden hier über den Erfolg. Seit fast 150 Jahren steht die PORR für Kompetenz, Engagement, Teamstärke und Vielfalt – und ist laufend auf der Suche nach klugen Köpfen. porr-group.com/karriere
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