Das Magazin der O per Köln 2010 › Oktober, November, dezember
oper / pur \ köln
05 haben wollen Über Gier & Übermaß › Premieren: »Elektra«, »Die Krönung der Poppea«, »Die Entführung aus dem Serail«, »Die Zauberflöte «, »Die Csárdásfürstin« › Tanzgastspiele: Sasha Waltz und María Pagés › Im Interview: Catherine Foster › Mit Seiten des Gürzenich-Orchesters Köln
mehr ist mehr.
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Auftakt EDITORIAL
auftakt
Editorial text Uwe Eric Laufenberg
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Opernfreunde, am rande › Wenn ein Seemann giert, dann ganz ohne schlechtes Gewissen. Den Begriff »gieren« verwendet die Nautik im Sinne von Drehbewegung um die Hochachse des Schiffes. So bezeichnet die Gierstellung in der Seefahrt die Position eines Schiffs, in der allein die Strömung eines Gewässers dazu ausreicht, das Schiff vom einen Ufer an die andere Seite zu bringen, also ohne eigene Kraft.
eigentlich sollte die Saison 2010 . 2011 die erste von drei »Unterwegs« - Spielzeiten sein, in denen unser Opernhaus der dringend notwendigen Renovierung unterzogen werden sollte – aber dann kam doch alles anders. In der nun beginnenden – und auch in der darauffolgenden Spielzeit 2011 . 2012 – kann mit den Sanierungsarbeiten noch nicht begonnen werden, was zur Folge hat, dass wir weiterhin (zumindest) einzelne Werke am Offenbachplatz zeigen können, zum Beispiel die große »Elektra«-Neuproduktion zur Saison-Eröffnung. Gleichzeitig werden wir »unterwegs« sein – mit Monteverdis »L’incoronazione di Poppea« im Gerling-Quartier, mit Mozarts »Die Zauberflöte« in der schon in der Nachkriegszeit als Opern-Ersatzspielstätte genutzten Uni-Aula. Das Palladium in Mülheim wird in der ersten Spielzeithälfte der Aufführungsort für Mozarts »Die Entführung aus dem Serail« und für die Neubelebung der Kálmán-Operette »Die Csárdásfürstin« sein. Das Abenteuer unseres großen China-Gastspiels mit Richard Wagners Tetralogie »Der Ring des Nibelungen« bei der EXPO in Shanghai und mit »Don Giovanni« in Beijing haben wir bravourös bestanden. Jetzt freuen wir uns auf die Wiederbegegnung mit unserem Kölner Publikum im Rahmen der zwei
Eröffnungspremieren am 16. Oktober (»L’incoronazione di Poppea«) und 17. Oktober (»Elektra«). Es bleibt eine Zeit der Ungewissheit, weil noch kein Ratsbeschluss vorliegt, wie es weitergeht. Fest steht, dass bei der Vollsanierung mindestens fünf Jahre Interim bevorstehen. In der letzten Spielzeit haben Sie, liebes Publikum, uns mit Ihren begeisterten Reaktionen den Mut gegeben, auch diese bevorstehende schwierige Phase engagiert und künstlerisch ambitioniert zu gestalten, denn wir alle sind überzeugt davon, dass Köln eine ausstrahlungsstarke Oper verdient hat und auch dazu in der Lage ist, eine solche zu präsentieren. Wollen wir den Politikern, die in diesen Wochen über das weitere Schicksal unseres Institutes entscheiden, denselben Mut wünschen! Mit einem herzlichen Gruß, Ihr
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haben wollen LEIDENSCHAFT
inhalt › Ausgabe 05. 2 010 AUFTAKT 1
Editorial › Uwe Eric Laufenberg
LEIDENSCHAFT › haben wollen 4
Das Mantra des Mehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Wie Gier zerstört – und schafft
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Geberkonferenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Die Anti-Gier-Strategie der Indianer Nordamerikas
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Begehrlichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Wenn die Gier einkaufen geht
Premieren
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l’incoronazione di poppea . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Monteverdis Polit-Thriller im Gerling-Quartier
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› Amor vincit omnia – Die Liebe besiegt alles › Die Romantik hinter der Tragödie
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elektra . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Der Bühnenklassiker neu interpretiert
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› Der Rächerin neue Kleider . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Kostümentwürfe für die Neu-Inszenierung der »Elektra«
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› Rache ist ein schwarzes Loch . . . . . . . . . . . . . . . › »Elektra«-Regisseurin Gabriele Rech im Interview
tanz 24
› María Pagés: Autorretrato . . . . . . . . . . . . . . . . . . › 20 Jahre Compañía María Pagés
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› »Love hurts … Petrushka« ein Dancical . . . . . › Die Ballets Russes im Battle-Modus
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› Travelogue I – Twenty to Eight . . . . . . . . . . . . . › Das Sasha Waltz-Debüt wieder im Programm
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die entführung aus dem serail . . . . . . . . . . . . › Den Osmanen auf der Spur – in Mülheim
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› Das Josephinische Jahrzehnt . . . . . . . . . . . . . . . . › Mozart und der Geist der Freiheit
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die zauberflöte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Mozart im letzten Herbst seines Lebens
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› Im Bann der Aula . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › »Die Zauberflöte« Bühnenbildnerin Hyun Chu im Gespräch
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die csárdásfürstin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Eine Operette bringt das Palladium zum Funkeln
ANTRIEB 46
› Fundstück › Ausgeklinkt
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Oper für Kinder & Jugendliche › Kinderoper
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› Spielplatz Opernhaus / › Oper Köln meets Schüler & Jugendliche
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› Was will Ilsebill eigentlich? Kinder: Mehr!
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› Unser größtes Thema: Integration
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Gürzenich-Orchester
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Service
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› Arien-Abend mit Max Emanuel Cencic / › Liederabend mit Johannes Martin Kränzle
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› Spielplanüberblick
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› Vor der Premiere
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› Der Intendant hört …
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Stand der Dinge › Mit gemischten Gefühlen nach China
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In der Garderobe mit Catherine Foster
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Hinterbühne › Die Tanzabteilung
Impressum
IMO-COC-029380
»Oper pur« 05.2010 herausgeber Oper der Stadt Köln, Offenbachplatz, 50667 Köln intendant Uwe Eric Laufenberg (V. i. S. d. P.) geschäftsführender direktor Patrick Wasserbauer redaktionsleitung Georg Kehren (gk) autoren Dr. Birgit Meyer ( bm), Tanja Fasching (tf ), Nora Verena Hülsen, Hanna Koller ( hk), Till Schröder (ts), Elena Tzavara (et), Johannes Wunderlich, Gastautoren siehe jeweilige Beiträge anzeigen & druck Köllen Druck und Verlag GmbH, Bonn gestaltung & konzept formdusche, Berlin › In einigen Fällen konnten Bildrechte nicht ausfindig gemacht werden. Wir bitten, sich bei bestehenden Ansprüchen an uns zu wenden. Stand: 4. Oktober 2010, Änderungen vorbehalten
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Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug. Epikur, Philosophie der Freude
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haben wollen
Das Mantra des Mehr text Till Schröder fotos Jo.Sephine / photocase.com (S. 4) › giftgruen / photocase.com (S. 6)
depeche mode – everything counts The handshake Seals the contract From the contract There’s no turning back The turning point Of a career In Korea Being insincere The holiday Was fun packed The contract Still intact The grabbing hands Grab all they can All for themselves After all It’s a competitive world Everything counts in large amounts The graph On the wall Tells the story Of it all Picture it now See just how The lies and deceit Gained a little more power Confidence Taken in By a sun tan And a grin The grabbing hands Grab all they can All for themselves After all It’s a competitive world Everything counts in large amounts Everything counts in large amounts
Wer will noch mal, wer hat noch nicht: Gier ist eine Kulturkonstante. Eine der unsympathischeren Sorte wie Egoismus und Krieg. Sie zerstört Menschen, kann sie aber auch befreien. Echt wahr.
Fragt man die Gier nach ihrem Sinn, wird sie mit der Schulter zucken und den Fragesteller auf dessen eigene kompromittierte Existenz hinweisen – Wissbegier sei schließlich auch eine Form des Haben Wollens. Das Anhäufen von Erkenntnis habe Menschen wie Archimedes oder Madame Curie auch nicht vor deren vorzeitigen Toden bewahrt. Ganz schön zynisch, diese Gier. Aber auf ihre Art auch verständlich, steht ihr doch tagtäglich das unausweichliche Ende ihres Wirkens vor Augen: der stete Raubbau an der eigenen Existenz. Ob nun König Midas kurz vor dem Hungertod steht, weil ihm die Götter seinen Wunsch, alles durch Berühren in Gold zu verwandeln, erschreckend wörtlich gewährten. Ob sich das Römische Reich in seinem niemals endenden Landhunger unregierbar macht. Ob Casanova zwischen Bett und Kerker pendelnd eine gesamte Lebenszeit der Schürzenjagd widmet. Oder ob Monty Pythons Mr. Creosote seinen in einer Schubkarre vor sich her bugsierten Wanst durch das berühmt gewordene »hauchdünne Minz-Oblätchen« zum Bersten füllt – und dies keineswegs bloß sprichwörtlich. Immer sägt die Obsession mit dem Mehr-MehrMehr am Ast, auf dem sie sitzt. Die letzte Konsequenz aller Gier ist und bleibt die Selbstzerstörung. Warum aber gibt es einen natürlichen Trieb, der sich selbst abschafft? Denn schließlich ist Gier nicht nur der Grundfehler der Krebszellen. Auch Viren und Parasiten übertreiben gern einmal und lassen ihre Wirte, und damit sich selbst, verenden. Für die Evolution, die viel gepriesene Intelligenz der Äonen, ist die Gier ein schwer auszumerzender Betriebsunfall mit eingebauter Überlastungsgarantie. Krebs, Adipositas, Diktatoren: Den Hals nicht voll zu kriegen, endet fast immer tödlich. Das scheint kein wirklicher Überlebensvorteil für das Individuum an sich. Für das große Ganze dagegen schon: Populationsdynamisch gesehen ähnelt die Gier den Epidemien – ein Korrektiv der Natur, darauf aus, im jeweiligen Lebensraum ein Gleichgewicht seiner Bewohner zu bewahren. Nur mit dem Unterschied, dass Gier selbstverschuldet ist. Mit dem Abwägen der Folgen ihres Tuns jedoch hielt es die Menschheit noch nie so genau. »Schreiben Sie’s auf, ich beschäftige mich später damit!« Didi hatte das Grundproblem schon ganz richtig erkannt.
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Dem Hypnotischen der Gier entgeht niemand. Wahre Stärke zeigt sich erst in der Geschwindigkeit, mit der wir wieder von ihr wegkommen.
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Der Konsumismus fesselt und befreit zu gleich. Es ist alles eine Kette der Verführung, an der wir nur den Verschluss öffnen müssen.
Die drei Archetypen der Gier till schröder ist Jahrgang 1974, er lebt und arbeitet in Berlin als freier Journalist. Auch er hat ein Gier-Trauma: Im Kindergarten stahl er einem Jungen ein Spielzeugauto und schlug ihm dafür eine blutige Nase. Obwohl nun in seinem Besitz, hat Schröder mit dem Auto nie wieder gespielt.
Gier ist eine Kontamination der Sinne und des Verstandes. Wie das Verliebtsein. Sie blendet Abhängigkeiten aus, ignoriert den Zusammenhang zwischen Aktion und Reaktion, klopft Wünsche selten auf deren Realisierungspotenzial ab. Der Drang nach Mehr drangsaliert das Ego – so lang, bis das Ich am Ende die Begierde mehr liebt als das Begehrte. Das jedenfalls konstatierte bereits Nietzsche in »Jenseits von Gut und Böse«. Die Jagd ist das Ziel, nicht die Beute. Doch Gier ist nicht gleich Gier. Wir gieren nach Macht, Reichtum, Sex, Ruhm und dem neuesten Konsum-Hype auf sehr unterschiedliche Weise. Unsere Gier-Intensität variiert gewaltig. Der bettelnde »haben«-Befehl eines Kleinkindes und der Machthunger eines Diktators teilen zwar die Kategorie, aber nicht die Ausprägung. Steckt im »haben« des Kindes eine gehörige Portion Erkenntnisdrang, geht es dem Usurpator um Besitz und Kontrolle. Sie beide wollen mehr, aber nicht um den gleichen Preis. Gier ist ein archaisches Konzept mit mannigfaltigen Synonymen. Und als Erinnerung, aus welchen Holz sie wirklich geschnitzt ist, zeigte sich die Gier im Laufe der Geschichte ihrem Naturell entsprechend dergestalt raffsüchtig, dass ihr eine Todsünde allein nicht reicht. Mir nichts, dir nichts füllt sie gleich drei Posten im katholischen Katechismus. Da ist zuvörderst die gewöhnliche Habgier, die sich vor allem auf Reichtum kapriziert. Verewigt als eine der sieben Todsünden und noch dazu pathologisiert als Habsucht. Also irgendwie krankhaft und nicht normal, jedoch anscheinend der menschlichen Natur innewohnend. Schließlich schuf Gott den Menschen nach seinem Bilde. Sonst würde das mit dem Ablasshandel und der Absolution ja auch nicht so reibungsfrei funktionieren.
Dann gibt es die Begierde. Die als Begehren und Verlangen verklausulierte Lust auf puren Sex ohne Fortpflanzungszwang. Als Wollust betitelt, genießt sie ebenfalls Todsünden-Status und war schon lange vor der Erfindung der Pornographie ein moralisches Dilemma des stets zwischen Mono- und Polygamie schwankenden Homo Sapiens. Folgt noch die Völlerei, die krankhafte Fresssucht und ihr Folgeprodukt die Fettleibigkeit. Auch biblisch verewigt. Wir geißeln sie wahlweise als ausschweifendes Gelage spätrömischer Dekadenz oder lassen sie als Raupe Nimmersatt unseren Kindern den Sinn des Sättigungsgefühls vermitteln. In jedem Fall gilt sie als lebensbedrohlich und nicht nur einfach als unverzeihlich.
0190-BESTELL-MICH Jenseits der Bibel dürfen wir auch noch zwischen zwei weiteren Giertypen wählen: Geltungssucht und Konsumhörigkeit. Als Schopenhauer einmal sagte: »Der Reichtum gleicht dem Seewasser: je mehr man davon trinkt, desto durstiger wird man. – Dasselbe gilt vom Ruhm.«, da war das Wort Aufmerksamkeitsökonomie noch nicht erfunden. Geltungssüchtige gab es aber auch schon damals zuhauf. Der Warholschen 15-Minuten-Berühmtheit bieten sich heute so viele ungefilterte Plattformen, dass immer mehr Menschen schon ein C-Promi-Status zum Glücklichsein genügt. Das Scheinglück kurzeitiger Aufmerksamkeit im Rampenlicht lockt und lockt und lockt … So wie der Warenüberfluss. Im antrainierten »Haben Wollen« unserer Konsumgesellschaft steckt zu allererst der Drang, seinen gesellschaftlichen Status nach außen zu manifestieren. Was die Müllers haben, brauchen wir auch. In der Verführbarkeit zum Erwerb unnötiger Produkte liegt unsere Schwäche. Sozusagen das Modell
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quergeschaut
Geber- konferenz text Till Schröder
Die Ureinwohner Nordamerikas besitzen ein effektives Antiserum für Gier: Sie verschenken einfach regelmäßig Hab und Gut.
Neureicher und der damit verbundene Hang zur demonstrativen Zurschaustellung seiner Leistungsstärke. Die fortgeschrittenere Methode ist Status durch Abwesenheit von Statussymbolen. Die Weniger-ist-mehr-Methode des alten Geldadels, der sein Leben eher in gedeckten Tönen hält. Glaubt man der Marktforschung und den Soziologen, liegt im Konsumieren aber auch eine emanzipative Komponente. Der Anteil der Postmateriellen steigt, also jener Gruppe von Menschen, die zwar bewusst genießen, aber nicht um jeden Preis konsumieren. Man sei ja nicht mehr nur eine monolithische Persönlichkeit mit festgelegten Statussymbolen. Heute ist man Bildungsbürger, morgen Aussteiger und ein anderes Mal Romantiker. Produkte sind dabei Zeichen wechselnder Gemütsverfassung. Wenn man so will, eine Gier nach Multiplizität unserer Psyche. Durch bewusste Wahl der Waren schafft sich dieser Typus Freiräume, in denen er sich auslebt, aber in der Rolle nicht gefangen bleiben muss. Es ist das abgesicherte Update des Bohème. Lebensgier ist ein ganz gewaltiger Faktor, besonders im Kulturbereich. Exzess und Gier liegen dicht bei einander. Die Sehnsucht nach einem Mehr an Freiraum und ausgelebter Emotion bestimmt das Handeln und Streben vieler, die wir gern halb bemitleidend, halb bewundernd als Lebenskünstler bezeichnen. Ihre Gelüste nach dem angeblich wahren Geschmack des Lebens bricht Konventionen auf, vor deren Fall sich die anderen fürchten. Freiheit ist nicht gleichbedeutend mit Sicherheit. Es bedarf schon einigen Muts, Freiheit zu wählen und Sicherheit aufzugeben. Getrieben vom Hunger nach Erlebnis eröffnet uns die Lebensgier so Entdeckungen und Erfahrungen, die einem das Angestelltenverhältnis der sicheren Existenz sonst verwehrt. High Fidelity statt Mono. Mit all seinen Risiken. Gier sei Dank.
Auch der Indianer kennt den süßen Ruf des Mehr, Mehr, Mehr – nur häuft er an, um zu verschenken, statt zu horten. Im jahrhundertealten Ritual des Potlatch erringt nur derjenige gesellschaftlichen Status, der reichlich gibt. Je mehr, umso besser. Ein Potlatch (ein Wort aus dem Chinook Pidgin, der Verkehrssprache der pazifischen Nordwestküste Amerikas, das »geben« bedeutet) findet immer anlässlich wichtiger Ereignisse statt wie der Geburt eines Sohnes oder dem Tod eines Angehörigen und dient der Bestätigung oder Vererbung von Titeln und Privilegien. Meist ausgerichtet von Häuptlingen in Namen des gesamten Stammes, bezeugen und legitimieren hochrangige Gäste diese Abstammungsrituale, die durch die Gabe reichhaltiger Geschenke entlohnt werden. Je wertvoller und erlesener die Gaben ausfallen, desto bedeutender gilt in der Folge die Position und Abstammungslinie dessen, der den Potlatch gegeben hat. Und das kann ganz schön teuer werden. Es kam vor, dass die Erben eines ranghohen Verstorbenen ihr gesamtes ererbtes Wirtschaftsvermögen im Rahmen eines derartigen Festes hingaben, um ihrem Vorfahren ausreichend zu huldigen und in der spirituellen wie rituellen Wertschätzung ihrer Zeitgenossen einen ihrer Abstammung entsprechenden Rang einnehmen zu können. Oder man zerstörte ostentativ Besitztümer. Es beeindruckt natürlich, wenn jemand so freizügig signalisiert, es sei ihm ein Leichtes, solche Werte wieder zu beschaffen. In der Logik dieser Schenkökonomie entsteht so ein soziales Gleichgewicht, in dem es nur selten zu einer dauerhaften Häufung von Reichtümern in den Händen einzelner Personen oder Familienzweige kommen kann. Doch auch der Gutmensch kann die gute Tat übertreiben. Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich ein wahres Geschenke-Wettrüsten. Der Kontakt mit europäischen Händler verlieh den Häuptlingen vollkommen neue materielle Weihen. Statt Kanus und Ziegenhaardecken verschenkte man plötzlich Sklaven, mechanische Nähmaschinen oder besonders gern reich verzierte Kupferplatten. Ganze Stämme verschuldeten sich im ständigen Versuch des Übertrumpfens. 1884 verbot die kanadische Regierung kurzerhand die Tradition, nachdem einige Stämme von jungen Häuptlingen vollkommen in den Ruin getrieben wurden. Erst seit 1951 ist das »Fest des Verschenkens« wieder auferstanden – anlässlich von Abitur, Hochzeit und Geburten. Jahrelange Planung, bis zu 10. 000 Dollar Investitionsvolumen und hunderte Gäste machen sie weiterhin zu den gesellschaftlichen Ereignissen der Saison – nur ohne Risiko des Offenbarungseids.
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begehrlichkeiten fotos moritz / photocase.com ( S. 9)
Mit der Gier auf Einkaufsbummel – Eine Schwelgerei im Überangebot
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L’incoronazione di Poppea LEIDENSCHAFT
»Die Leidenschaft ist eine schlechte Ratgeberin, sie hasst die Gesetze und verachtet die Vernunft.« seneca, »l’incoronazione di poppea«
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Premiere 16. okt. 2010 › GerlinG-Quartier Vorstellung 19., 21., 24., 27., 29., 30. okt. 2010, 1., 3., 5., 7. noV. 2010 (zum letzten mal)
l’iNCoroNaZioNE di PoPPEa diE KrÖNUNG dEr PoPPEa
› opera musicale › text von Giovanni Francesco Busenello › musik von Claudio monteverdi › in italienischer Sprache mit deutschen übertiteln
musikalische leitung Konrad Junghänel regie dietrich Hilsdorf bühne dieter richter kostüme renate Schmitzer dramaturgie Nora Verena Hülsen licht Nicol Hungsberg poppea Sandrine Piau nerone Franco Fagioli ottone david dq lee
Monteverdis polit-Thriller im Gerling-Quartier.
adresse Gerling-Quartier Hildeboldplatz 20 50672 Köln anreise Bahn 3 / 4 / 5 / 12/15 ›
Friesenplatz
Parkmöglichkeiten nächstgelegenes Parkhaus: Parkhaus im Klapperhof wussten sie schon, dass die Gesamtanlage aufgrund ihrer Größe schon bald den Spitznamen »Gerling-Viertel« bekommen hat?
Am Ende von Claudio Monteverdis Oper wird PoPPEa, die Geliebte des römischen Kaisers nEronE, zur Kaiserin gekrönt. Der traditionsbewusste Politiker und Philosoph sEnEca lässt wegen seines Widerstandes gegen diese Entwicklung sein Leben, PoPPEas Ex-Liebhaber ottonE wird verbannt. Auch der bisherigen Kaiserin ottavia bleibt nichts anderes übrig, als der jungen Aufsteigerin resigniert das Feld zu überlassen. Claudio Monteverdis 1642 in der Republik Venedig uraufgeführte Oper verbindet Politik und Erotik mit Verbrechen – und das auf eine Weise, wie man es allenfalls aus modernen Psycho-Polit-Thrillern kennt. Das alles ändert jedoch nichts daran, dass der 74-jährige Komponist für die leidenschaftliche Liebe des skrupellosen Kaisers zu seiner berechnenden Bettgespielin eine Musik entwickelte, die hinsichtlich der Ernsthaftigkeit der Gefühle keinen Zweifel zulässt. Die Geschichte über einen ungeheuren gesellschaftlichen Aufstieg in Zeiten der Dekadenz und des »Anything goes« wird von der Oper Köln in den leerstehenden, eindrucksvollen Gebäuden des Gerling-Quartiers gezeigt. Die so nüchterne wie elegante Raumarchitektur, die in ästhetischer Hinsicht die Philosophie des »rheinischen Kapitalismus« spiegelt, bietet dieser Oper, in der es um weitreichende Verwerfungen innerhalb eines sich selbst auflösenden totalitären Machtsystems geht, eine wirkungsvolle Kulisse. (gk)
ottavia romina Boscolo Katrin Wundsam › 30. oKT., 1., 3., 5., 7. Nov. seneca Wolf matthias Friedrich drusilla Claudia rohrbach nutrice andrea andonian arnalta / famigliare daniel lager fortuna Ji-Hyun an virtù / damigella adriana Bastidas Gamboa amore / valetto maike raschke littore / tribuno / famigliare Sévag Serge tachdjian lucano / 1. soldato / famigliare Gustavo Quaresma ramos liberto / 2. soldato / consule John Heuzenroeder amorino martina Sigl Gürzenich-orchester Köln & Gäste
oPErNBaromEtEr ========== liEBE 100% ======== tod 80% ==== tEUFEl 40%
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biographisches Konrad Junghänel › Musikalische Leitung Seit über einem Jahrzehnt ist Konrad Junghänel gefragter Gastdirigent im In- und Ausland, im Konzertbetrieb und vor allem bei Opernproduktionen des Barock und der frühen Klassik. Das Resultat seiner intensiven Probenarbeit mit spezialisierten Barockorchestern wie auch mit modernen Klangkörpern findet einhelliges Echo in der Kritik. Opernproduktionen leitete er u. a. in Holland, Belgien, Österreich, der Schweiz und an der Komischen Oper Berlin. An der Oper Köln war er in der Spielzeit 2009 . 2010 Dirigent der Neuproduktion von Glucks »orfeo ed euridice«.
Dietrich Hilsdorf › Regie Der ausgebildete Schauspieler hat seit 1978 mehr als 130 Inszenierungen in den Sparten Oper, Musical und Schauspiel vorgelegt. Seine Arbeiten waren an den großen deutschen Häusern sowie in Catania und Wien zu sehen. An der Oper Köln inszenierte er in der Spielzeit 2009 / 2010 Verdis »la traviata«. Dieter Richter › Bühne studierte Bühnen- und Kostümbild am Mozarteum Salzburg. Erste eigene Bühnenbilder entwarf er ab 1990 für die Opern- und Schauspielhäuser in Köln, Bonn und Innsbruck. Folgeengagements und Gastspiele führten ihn nach Barcelona, Berlin, Bonn, Essen, Wiesbaden, Leipzig, Frankfurt a. M. und das Sydney Opera House. An der Oper Köln entwarf er in der Saison 2009 / 2010 das Bühnenbild zu »La Traviata«. Renate Schmitzer › kostüme studierte Kostümgestaltung in Köln. Sie arbeitet freiberuflich in den Sparten Oper, Ballett und Schauspiel. Stationen ihrer beruflichen Laufbahn sind Bern, Zürich, Genf, Frankfurt, München, Berlin, Wien, Kopenhagen, Paris, London und die Oper Köln, wo sie zuletzt die Kostüme zu »La Traviata« entwarf. Sandrine Piau › Poppea Die französische Sopranistin gilt als eine der wichtigsten Interpretinnen der Barockmusik und des lyrischen Repertoires. Sie gastiert an den großen Bühnen der Welt und bei namhaften Festivals, wie den Salzburger Festspielen, am Royal Opera House Covent Garden, in der Berliner Philharmonie und im Lincoln Center New York. Dabei arbeitete sie mit Dirigenten wie William Christie, Christophe Rousset, Marc Minkowski, René Jacobs, Kurt Masur und Daniel Harding zusammen. Die zahlreichen cd-Aufnahmen, die von ihrem besonderen Timbre Zeugnis geben, werden international gewürdigt. Franco Fagioli › Nerone Den Startschuss zur erfolgreichen internationalen Karriere des argentinischen Countertenors gab der Gewinn des bedeutenden BertelsmannGesangswettbewerbs 2003. Seither führten ihn Opern- und Konzertauftritte an das Teatro Colón Buenos Aires, zu den Händel-Festspielen in Halle und Karlsruhe, den Schlossfestspielen Ludwigsburg, an das Opernhaus Zürich, die Staatsoper Stuttgart, nach Essen, Bonn und Chicago. Er arbeitete mit Dirigenten wie Nikolaus Harnoncourt, Alan Curtis, René Jacobs und Riccardo Muti zusammen. Seine Diskographie umfasst ein Sängerporträt mit Händel- und Mozart-Arien sowie Gesamtaufnahmen von Opern Glucks und Händels.
david DQ Lee › Ottone Der kanadische Countertenor mit koreanischen Wurzeln ist seit dem Gewinn mehrerer bedeutender Gesangswettbewerbe weltweit ein gefragter Gast auf den Opernbühnen und Konzertpodien. So war er u. a. bei den Händel-Festspielen in Halle, an der Semperoper Dresden (Händel »Giulio Cesare«), der Deutschen Oper am Rhein (dito), der Hamburgischen Staatsoper (Britten »Death in Venice«, Händel »Radamisto«), am Opernhaus Zürich (Händel »Orlando«), Theater Basel (Vivaldi »Orlando Furioso«), an der Komischen Oper Berlin (Händel »Teseo«), der Koreanischen Nationaloper (Cherubino in »Le nozze di Figaro«) sowie in Amsterdam, Pamplona und Santiago de Chile zu erleben. Romina Boscolo › Ottavia Nach ihrem Gesangsstudium in Turin und am Mozarteum Salzburg war die mit vielen Preisen ausgezeichnete junge Mezzosopranistin (u. a. Beste Nachwuchssängerin beim Renata-Tebaldi-Gesangswettbewerb 2005 in San Marino) u. a. mit großem Erfolg als Ramiro in Mozarts »Finta Giardiniera« in Genf und als Isabella in Rossinis »L’italiana in Algeri« in Turin zu hören. Weitere Rollen ihres Repertoires sind Adalgisa (»Norma«), Melibea (»Il viaggio a Reims«) und die Titelpartie in »Carmen«. Katrin Wundsam › Ottavia Die österreichische Mezzosopranistin, ausgebildet am Mozarteum Salzburg und in Amsterdam bei Prof. Margreet Honig, kam über die Stationen Linz, Passau, Bonn und Bregenzer Festspiele in der Saison 2009 . 2010 als festes Ensemblemitglied an die Oper Köln, wo sie seitdem u. a. als Muse / Nicklausse in »Hoffmanns Erzählungen«, Fuchs in »Das schlaue Füchslein«, Suzuki in »Madama Butterfly« und Floßhilde im »Ring des Nibelungen« zu erleben war. Konzertauftritte führten sie u. a. nach Italien, Schweden und Chile. Wolf Matthias Friedrich › Seneca war Mitglied des Opernstudios der Staatsoper Dresden. Er gastierte bei den Schwetzinger Festspielen, den Festwochen der Alten Musik Innsbruck, in Leipzig, am Nationaltheater Prag, bei den Göttinger Händelfestspielen und der Potsdamer Winteroper. Dem Publikum der Oper Köln ist er u. a. als Masetto (»Don Giovanni«) und Taddeo (»L’italiana in Algeri«) bekannt. Claudia Rohrbach › Drusilla siehe bei »Die Csárdásfürstin« › S. 44 Daniel Lager › Arnalta/Famigliare Der an der Musikhochschule Hannover ausgebildete Countertenor abeitete u. a. mit den Dirigenten Philippe Herreweghe, Jos van Veldhoven und Nicol Matt zusammen. Sein Bühnendebüt gab er 2009 als Endimione in Cavallis »La Calisto« am Theater Pforzheim, wo er seitdem auch als Conférencier in John Kanders »Cabaret« zu erleben war. Konzertauftritte führten ihn in viele Länder der Welt, regelmäßig auch nach Harare / Zimbabwe. (gk)
L’incoronazione di Poppea LEIDENSCHAFT
› Franco Fagioli (Nerone) › FOTO Marco Borggreve
»Mein Schicksal regiert nicht mehr der Himmel, sondern das herrliche Rot deiner Lippen.« nerone, »l’incoronazione di poppea«
› Sandrine Piau (Poppea) › FOTO Antoine Le Grand
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L’incoronazione di Poppea LEIDENSCHAFT
AMOR VINCIT OMNIA – DIE LIEBE BESIEGT ALLES text Nora Verena Hülsen
»Die Liebe besiegt alles«, so vordergründig schön könnte man den Inhalt der Poppea auf den Punkt bringen …
Als eine »amoralische Oper« wird Claudio Monteverdis »L’incoronazione di Poppea« gerne bezeichnet, da doch die moralisch höchst fragwürdige Liebe des Kaisers Nerone zu Poppea, einer Kurtisane, begleitet von Intrigen und Mordversuchen Mittelpunkt der Handlung ist. Und zweifellos handelte es sich bei diesem Spätwerk Monteverdis (1567 – 1643), seiner letzten Oper, mit seiner differenzierten musikalischen Charakterisierung der Figuren und der sehr beredten instrumentalen Musik um ein wahres Meisterwerk. Uraufgeführt wurde es in der Karnevalssaison 1642 / 43 am Teatro dei SS. Giovanni e Paolo (auch: Teatro Grimani) in Venedig, das von den Brüdern Giovanni und Antonio Grimani geleitet wurde. Ersterer hatte 1642 dem Librettisten Giovanni Francesco Busenello (1598 – 1659) den Auftrag für das Libretto erteilt. Venedig selbst war zu dieser Zeit das Zentrum der Oper schlechthin, in dem die noch junge Gattung Mitte des 17. Jahrhunderts eine wahre Hochblüte erlebte. Die »Poppea« war ihrerseits so erfolgreich, daß sie gleich mehrere Jahre lang auf dem venezianischen Spielplan blieb und in zeitgenössischen Berichten mehrfach gewürdigt wurde. Vor historischem Hintergrund – nämlich vorwiegend angeleht an den Bericht im 14. Buch in den Annalen des Tacitus – wird nun eine Liebes geschichte ins Zentrum der »Poppea« gerückt. Im Prolog streiten die allegorischen Figuren Fortuna und Virtù, Glück oder Schicksal einerseits und Tugend andererseits, darum, welche von ihnen den stärkeren Einfluß auf die Menschen ausübe, als Amor sie unterbricht und ankündigt zu zeigen, daß allein seine Macht jede andere übersteige: Im Zentrum aller amourösen Verstrickungen und Intrigen, gespickt mit komischen Nebenfiguren, steht Nerones Liebe zu Poppea, der er verspricht, seine Gattin Ottavia zu verstoßen, um sie zu heiraten und sie zur Kaiserin krönen zu lassen. Der Philosoph Seneca, einst Nerones Erzieher, steht in dieser Handlung für Moral und Tugendhaftigkeit ein, doch wird er verleumdet und zum Tode verurteilt. Poppeas früherer Liebhaber Ottone wird wegen eines versuchten Attentats auf Poppea aus Rom verbannt, und mit einem
ergreifenden Lamento, »A Dio Roma«, verabschiedet sich die gestürzte Kaiserin Ottavia von ihrer Heimat, bevor sich in überdeutlichem Kontrast zuerst Poppeas Amme höchst zufrieden (und für den Zuschauer höchst amüsant) ihren sozialen Aufstieg vor Augen führt, worauf die Krönungsszene der Poppea folgt und die Oper kurz darauf mit dem zauberhaften Liebesduett »Pur ti miro, pur ti godo« von Nerone und Poppea schließt. In dieser dreiaktigen Oper schlägt sich – nach nunmehr knapp einem halben Jahrhundert Operngeschichte – in ausgereiftestem Stil erneut all das kompositorisch nieder, was Monteverdi schon in seinen früheren Opern und anderen Werken musikalisch angestrebt und umgesetzt hat. In seinen eigenen Worten: »ein Komponieren auf dem Fundament der Wahrheit, wobei der Textvortrag die Herrin über den musikalischen Satz sein solle und nicht dessen Sklavin. Mit einer höchst treffenden textorientierten und zugleich hochmusikalischen Vertonung erzielt Monteverdi eine eindrucksvoll einheitliche vokal-instrumentale Gestik. Und mit solch verfeinerter, den Textinhalt nicht nur verdeutlichenden, sondern zugleich auch interpretierenden Kompositionsweise erreicht Monteverdi wieder sein höchstes Ziel, Gefühle darzustellen und seine Zuhörer emotional zu bewegen.« Für die Titelrolle dieser brillanten Oper ist es gelungen, die herausragende Sopranistin und Spezialistin für Alte Musik, Sandrine Piau zu gewinnen; die Rolle des Nerone wird der Countertenor Franco Fagioli verkörpern. Unter der musikalischen Leitung von Konrad Junghänel und in der Inszenierung von Dietrich Hilsdorf wird L’incoronazione di Poppea – die zuletzt 1993 in Köln auf der Bühne zu erleben war (Jacobs / Hampe) – im Gerling Quartier am 16. Oktober 2010 die erste Premiere der Saison 2010.2011 der Kölner Oper sein, der man mit Spannung entgegensehen darf.
L’incoronazione di Poppea LEIDENSCHAFT
› Nicht nur aus Zucker: Liebe ist erstaunlich robust
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› FOTO knallgrün / photocase.com
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Elektra LEIDENSCHAFT
» Ich habe Finsternis gesät und ernte Lust über Lust.« elektra, »elektra«
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Elektra LEIDENSCHAFT
premiere 17. okt. 2010 › Opernhaus Vorstellung 20., 23., 28., 31. OKT. 2010, 6. NOV. 2010 (zum letzten mal)
elektra
musikalische leitung Markus Stenz
regie Gabriele Rech bühne Matthias Schaller
kostüme Tobias Hoheisel
› Tragödie in einem Aufzug › Text von Hugo von Hofmannsthal › Musik von Richard Strauss
dramaturgie Birgit Meyer licht Andreas Frank chor
Der Bühnenklassiker neu interpretiert.
Andrew Ollivant
klytämnestra Dalia Schaechter
»Elektra« ist ein hochkomplexes Familiendrama: Klytämnestra und ihr Geliebter Aegisth haben Agamemnon, König von Mykene, nach seiner Rückkehr aus dem Trojanischen Krieg getötet. Elektra wartet jahre-
adresse Oper der Stadt Köln Offenbachplatz 50667 Köln www.operkoeln.com Anreise Bahn 1/3/4/6/7/8/9/16/18/19 › Neumarkt Bus 136/146 › Gürzenichstraße Parkmöglichkeiten: Nächstgelegenes Parkhaus: Theaterparkhaus, Parkhaus Krebsgasse (Sondertarif für Opernbesucher!) wussten sie schon, dass der Vorgänger des Opernhauses seit 1902 am Habsburgerring stand?
lang darauf, den Tod ihres Vaters rächen zu können. Als der schon tot geglaubte Bruder Orest endlich zurückkehrt, ist ihre Stunde gekommen: Mit elektras Hilfe tötet orest ihre Mutter Klytämnestra und Aegisth. Der Wirklichkeit schon entrückt, bricht Elektra auf dem Höhepunkt ihres Triumphtanzes zusammen … Der »Elektra«-Stoff wurde bereits in der Antike mehrfach dramatisiert, und auch spätere Komponisten und Schriftsteller ließen sich durch die besondere Aura der Figur Elektras gerne inspirieren. Hugo von Hofmannsthals Schauspiel-Tragödie »Elektra« erlebte 1903 ihre Uraufführung in Berlin. Richard Strauss erkannte darin einen »glänzenden Operntext«, doch schreckte ihn so kurz nach seiner »Salome« (1905) der »Gedanke, daß beide Stoffe in ihrem psychischen Inhalt viel Ähnlichkeiten hatten«, und er zweifelte, ob er »ein zweites Mal die Steigerungskraft hätte, auch diesen Stoff erschöpfend darzustellen.« Der Dichter versuchte, Strauss’ Zweifel zu zerstreuen und legte ihm die Vertonung der »Elektra« weiterhin ans Herz: »… die Farbenmischung scheint mir in beiden Stoffen eine so wesentlich verschiedene zu sein: bei der »Salome« soviel purpur und violett gleichsam, in einer schwülen Luft, bei der »Elektra« dagegen eine Gemenge aus Nacht und Licht, schwarz und hell. Auch scheint mir die auf Sieg und Reinigung hinauslaufende, aufwärtsstürmende Motivenfolge, die sich auf Orest und seine Tat bezieht – und die ich mir in der Musik ungleich gewaltiger vorstellen kann als in der Dichtung –, in »Salome« nicht nur nicht ihresgleichen, sondern nichts irgendwie Ähnliches sich gegenüber zu haben …« (Brief vom 27. Mai 1906 ) »Elektra« entsprang der ersten Zusammenarbeit von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal. Fünf weitere Opern sollten folgen. Die Uraufführung fand am 25. Januar 1909 an der Dresdner Hofoper statt, von wo aus sich das Werk schnell sämtliche großen Bühnen der Welt erobern konnte. (bm)
elektra Catherine Foster chrysothemis Edith Haller aegisth René Kollo
orest Samuel Youn der pfleger des orest Dennis Wilgenhof die vertraute Susanne Niebling die schleppenträgerin Cordelia Weil
ein junger diener Martin Koch ein alter diener Werner Sindemann
die aufseherin Machiko Obata 1. magd Hanna Larissa Naujoks
2. magd Sandra Janke
3. magd Regina Richter
4. magd Csilla Csövári 5. magd Kathleen Parker Chor der Oper Köln Gürzenich-Orchester Köln OPERNBAROMETER == LIEBE 20% ========== TOD 100% TEUFEL 0%
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Elektra LEIDENSCHAFT
premiere: elektra
Der Rächerin neue Kleider figurinen Tobias Hoheisel
Tobias Hoheisel gewährt Einblicke in die Kostümskizzen zu »Elektra«.
› Kostümentwürfe für OREST, AEGISTH und Chrysothemis
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› Kostümentwurf für ELEKTRA
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Elektra LEIDENSCHAFT
premiere: elektra
Rache ist ein schwarzes Loch interview Dr. Birgit Meyer
Regisseurin Gabriele Rech über gepeinigte Monster, die Leere nach dem Muttermord und was Mäuse damit zu tun haben. Strauss’ Oper zeigt die Titelfigur elektra wartend auf den großen Moment der Rache. Welche Vorgeschichte hat das musikalische Drama, das die erste Zusammenarbeit zwischen Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss darstellt? Die Geschichte der Atriden, von dessen Geschlecht Elektra abstammt, ist durchzogen von Mord, Inzest, Ehebruch und Kannibalismus. Tantalos, Urvater des Geschlechts, hat seinen eigenen Sohn ermordet und den Göttern zum Essen aufgetischt, um ihre Allwissenheit zu testen. Die Götter durchschauten ihn, haben ihm die Tantalosqualen auferlegt und die Atriden mit einem Fluch belegt. Atreus, der Enkel des Tantalos, tötete die Kinder seines Bruders, da der seine Frau entführt hat. Palopeia, seine zweite Frau, ist die Mutter von Aegisth, den sie vom eigenen Vater empfangen hat. Agamemnon opfert, nachdem er den ersten Mann Klytämnestras und ihr Neugeborenes tötete, seine Tochter Iphigenie, um die Ausfahrt des Heeres gegen Troja zu ermöglichen. Er selbst wird, als er aus dem trojanischen Krieg zurückkommt und seine Geliebte Kassandra als Kriegsbeute mitbringt, von Klytämnestra und Aegisth ermordet. Sophokles, Aischylos, Euripides, Hauptmann bis hin zu Sartre, O‘Neill und Sylvia Plath verarbeiteten den Stoff. Hofmannsthal hat sich bei der Bearbeitung des Stoffs sehr bald von den Vorlagen gelöst, er nannte seine Version »nach Sophokles«. Er nimmt in seiner Version, ganz unter dem Einfluss Freuds, die Humanisierung des Griechenbilds, wie z. B. bei Goethe, zurück. Elektra ist bei ihm Opfer und Täter zugleich, ihr Dasein ist ausschließlich auf Rache und Vergeltung ausgerichtet. Welches besondere Ereignis will elektra rächen? Agamemnon, der Vater Elektras, Chrysothemis’ und Orests, wurde von Klytämnestra und ihrem Geliebten Aegisth im Bade erschlagen. Sie warfen ein Netz über ihn und erschlugen ihn mit einer Axt. Das hat das Trauma ausgelöst. Elektra will den Vatermord rächen, wartet jahrelang auf ihren damals fortgeschickten Bruder, der die Tat ausführen soll. Als sie von seinem vermeintlichen Tod hört, versucht sie zunächst, die Schwester Chrysothemis zur Tat zu überreden, um dann, als diese verweigert, selbst zur Axt zu greifen. Man muss allerdings wissen, dass Agamemnon, wie oben aufgeführt, nicht nur unschuldig und Klytämnestra nicht nur schuldig ist. Immerhin hat Agamemnon Klytämnestras ersten Mann und ihr Kind getötet und war bereit, ihre älteste gemeinsame Tochter Iphigenie zu opfern. Das erfahren wir aber bei Hofmannsthal nicht, ihm ging es, wie schon gesagt, um die psychopathologischen Strukturen der Familie.
Der Zuschauer ist also Zeuge einer äußerst dramatischen Familiengeschichte. Wir erleben Familienmitglieder, die auf unterschiedliche Art und Weise mit einem Mord innerhalb der Familie umgehen. Und: die dabei quasi auf engstem Raum zusammenleben. Inwiefern spielt die Vorgeschichte in Ihre Inszenierung hinein? Sicherlich insofern, als wir versuchen, keine der Figuren nur zu denunzieren, sondern mit all ihren Facetten zu zeigen. So gebärdet sich z. B. Klytämnestra nicht nur als Monster, sondern auch als eine von ihren Alpträumen gepeinigte Frau, die alle Mittel anwendet, ihre Schuld zu verdrängen und Rat bei ihrer ärgsten Feindin – Elektra – sucht, weil sie nicht mehr aus noch ein weiß. Das heißt noch lange nicht, dass sie nicht auch schreckliche Züge aufweist. Ohne mit der Wimper zu zucken ist sie bereit, ihre Dienerinnen zu opfern, sie zu »schlachten« und zu töten. Ebenso machen wir aus Elektra nicht nur eine Heldin. Die Familienmitglieder leben in einer korrumpierten Gesellschaft und verkörpern zugleich selbst deren schlimmste Ausformungen. Elektra ist aber vor allem einsam und verlassen und versagt sich ein freies, besseres Leben, weil sie vollkommen von dem Rachegedanken besetzt ist und glaubt, nur so Erlösung finden zu können. Wie würden Sie die Seelenverfassung von Elektra beschreiben? Elektra hält sich die Gräueltat immer wieder vor Augen und erinnert auch die anderen Familienmitglieder immer wieder an den Mord. Sie hat sich mit allen Fasern der Rache verschrieben, es ist das einzige, was sie am Leben hält; aber so einfach ist es nicht, die eigene Mutter zu töten. In ihrer Phantasie ist Tod interessanterweise immer auch mit Lust und Eros verbunden, sie verkörpert Nietzsches dionysisches Prinzip in Reinkultur. Doch sieht man auch, dass ihr die selbst auferlegte Rache nicht nur leicht fällt. Im ersten Monolog z. B. erfährt man von ihrer anderen Seite, von ihrer Einsamkeit: sie vermisst den Vater wie ein kleines Kind. Am Ende gelingt die Rache. elektra tanzt ekstatisch und weltabgewandt. Im Klavierauszug lesen wir: »Es ist ein namenloser Tanz.« Ganz am Ende heißt es in der Regieanweisung: »elektra liegt starr«. Ist sie tot? Weder entspricht es dem Mythos, noch steht es im Klavierauszug, dass sie stirbt. Die viel größere Folter ist ja weiterzuleben – und zwar ohne Lebens inhalt. Das ist das Interessante am Ende des Stücks, es gibt zwar den namenlosen Tanz, aber gleichzeitig sagt Elektra: »Alle warten, weil ich den Reigen führen muss – und ich kann nicht, der Ozean, der ungeheure, der zwanzigfache Ozean begräbt mir jedes Glied mit seiner Wucht, ich
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kann mich nicht heben!« – Der große Triumph, den die Musik suggeriert, löst sich im Text nur partiell ein. – Wie ist das, wenn man ein Leben lang auf etwas wartet und dann trifft es ein? Man hat, nach vielleicht anfänglicher Euphorie, keinen Lebensinhalt mehr. Die Welt hört schlagartig auf, sich zu drehen. – Und was heißt das: Der Mord ist gerächt? Das Gemetzel geht weiter, die Welle der Gewalt ist längst nicht beendet. Auch im Mythos finden wir zwei verschiedene Fassungen des Endes: In einer Version wird Orest von den ERINNYEN verfolgt, also dem schlechten Gewissen. In einer anderen Version wird er vor Gericht gestellt und von Athene freigesprochen – der scheinbare Beginn der Demokratie. Ich würde mich auf jeden Fall für die Version mit den ERINNYEN entscheiden, also Rache ohne Erlösung! Die drei Geschwister haben zwar ein gemeinsames Schicksal, gehen aber jeder völlig anders damit um. – Wahrscheinlich werden sie bemerken, dass nachdem die eigene Mutter »beseitigt«, das vermeintliche Übel »ausgerottet« wurde, nicht automatisch alles geklärt ist, sondern dass sie zurückbleiben mit demselben Trauma, das schon immer eine Rolle in ihrem Leben gespielt hat … Das sehe ich genauso. Es ist ja eher ein weiteres Trauma dazugekommen, nämlich jetzt noch ein Muttermord. Elektras Vision, dass alle drei Geschwister freudig um das Grab des Vaters tanzen, löst sich entsprechend auch nicht ein. Sie sind weit davon entfernt. Weil sie das erste Trauma nie reflektierend bearbeitet haben, schaffen sie jetzt ein weiteres. Sie führen die Geschichte der Familie, geprägt von Mord und Gewalt, fort, ohne es wirklich zu bemerken. Ganz genau, nichts hat sich geklärt – aber sie wissen es gar nicht. Die Rache ist nur eine scheinbare Lösung. Und das stellen sie zum Schluss, jeder für sich getrennt, fest. Wie soll das Leben jetzt weitergehen? Hat der Muttermord zu irgendeiner Lösung geführt oder setzt sich die Gewalt einfach nur weiter fort, unter anderen Vorzeichen? An der Universität Zürich hat man ganz aktuell erforscht, dass Traumata wie Vernachlässigung, körperliche Gewalt oder sexueller Missbrauch während der Kindheit an die folgenden Generationen vererbt werden können. Der Stress verändere das Methylierungsprofil bestimmter Gene im Gehirn und in den Spermien männlicher Mäuse.
› Regisseurin Gabriele Rech
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biographisches Markus Stenz › Gürzenich-Kapellmeister und GMD der Oper Köln gastiert an den wichtigsten internationalen Opernhäusern und Festivals, in Mailand, Brüssel, San Francisco, Salzburg, Stuttgart, München, Berlin u. a. Mit der Oper Köln und dem Gürzenich-Orchester verwirklichte er im September 2010 das China-Gastspiel mit »Der Ring des Nibelungen« und »Don Giovanni«. Gabriele Rech › Regie Die in Duisburg geborene Regisseurin studierte Germanistik und Anglistik an der Ruhruniversität Bochum. Nach anfänglichen Assistenzen am Musiktheater im Revier Gelsenkirchen machte sie sich bald als freischaffende Regisseurin selbständig und erarbeitete seitdem über 50 Musiktheaterinszenierungen an Bühnen des In- und Auslands, u. a. in Köln, Nürnberg, Wiesbaden, Mannheim, Bremen, Weimar, Dortmund, Graz, Antwerpen und Kassel. Für ihre Inszenierung »Madame Butterfly« am Musiktheater im Revier erhielt sie den Theaterpreis, ihre Inszenierungen »Die Zauberflöte« in Weimar, »Winterreise« in Bielefeld und »Hoffmanns Erzählungen« in Kassel wurden von der Zeitschrift »Opernwelt« im Vergleich mit anderen Inszenierungen dieser Werke zur jeweils besten gewählt. Außerdem erhielt sie zahlreiche Nominierungen zur »Inszenierung des Jahres«. Im April 2010 übernahm sie eine Professur für szenischen Unterricht und Projektkoordination an der Hochschule für Musik und Tanz Köln, Standort Aachen. Jüngste Regiearbeiten von ihr sind »Elektra« am Teatro Massimo Bellini in Catania und »Carmen« am Nationaltheater Mannheim. Matthias Schaller › Bühne Die Bühnenlaufbahn des in Schölln / Thüringen geborenen Ausstatters begann als Bühnentechniker am Maxim-Gorki-Theater Berlin. Seit 1994 als freischaffender Bühnenbildner tätig, waren Ausstattungsarbeiten von ihm u. a. am Staatstheater Braunschweig, Badischen Staatstheater Karlsruhe, Maxim-Gorki-Theater Berlin und am Bayerischen Staatsschauspiel München zu sehen. Unter der Intendanz von Uwe Eric Laufenberg war er von 2007 bis 2009 Ausstattungsleiter am Hans Otto Theater Potsdam. Tobias Hoheisel › kostüme ist – seit seinem Debüt als Kostümbildner an der Oper Köln bei Stawinskys »The Rake’s Progress« – als Ausstatter an allen großen Bühnen des Inund Auslandes gefragt. Eine enge Bindung besteht zu den Festspielen von Glyndebourne. Auch als Regisseur ist er in den vergangenen Jahren hervorgetreten. In der Spielzeit 2009 . 2010 entwarf er an der Oper Köln Bühne und Kostüme für »Die Meistersinger von Nürnberg«. Catherine Foster › Elektra Biographie siehe Seite 69
Dalia Schaechter › Klytämnestra Die in Israel geborene Sängerin ist seit 1995 Ensemblemitglied der Oper Köln. Nach ihrem Gesangsstudium und einem zweijährigen Engagement am Studio der Wiener Staatsoper (1988 – 90) arbeitete sie schon früh mit namhaften Dirigenten wie Daniel Barenboim, Lorin Maazel, Georg Solti
und James Levine. Sie trat u. a. an der Wiener Staatsoper, Berliner Staatsoper Unter den Linden, Deutschen Oper Berlin, am Théâtre de Châtelet in Paris, am Teatro Comunale di Bologna sowie bei den Salzburger und Bayreuther Festspielen auf. An der Kölner Oper war sie in vielen Rollen des dramatischen Fachs, zuletzt als Lady Macbeth in »Macbeth«, als Josefa Miranda in »Love and Other Demons« sowie als Fricka und Waltraute in »Der Ring des Nibelungen« zu erleben. Sowohl in Bologna als auch an der Bayerischen Staatsoper München steht sie 2010 als Herodias in »Salome« auf der Bühne.
Edith Haller › Chrysothemis Die in Meran geborene Sopranistin absolvierte ihr Gesangsstudium am Mozarteum Salzburg. Bei dem italienischen Gesangswettbewerb »Mario Lanza« in Filignano gewann sie 2003 den ersten Preis. Seit der Spielzeit 2004.2005 ist sie dem Badischen Staatstheater Karlsruhe fest verbunden, wo sie u. a. Senta (»Der fliegende Holländer«), Agathe (»Der Freischütz«) und Desdemona (»Otello«) verkörperte. Unter Riccardo Muti gastierte sie – als 1. Dame in Mozarts »Die Zauberflöte« – 2005 erstmals bei den Salzburger Festspielen. An der Bayerischen Staatsoper München war sie als Helmwige (»Die Walküre« ) und Gutrune (»Götterdämmerung«) zu Gast, in Tokyo in der Titelpartie von »Ariadne auf Naxos«, an der Vlaamse Opera Antwerpen als Hanna Glawari in »Die lustige Witwe«. Nachdem sie seit 2006 alljährlich bei den Bayreuther Festspielen in Partien wie Gutrune, Freia, Helmwige und Dritte Norn auf sich aufmerksam gemacht hatte, verzeichnete sie dort im Sommer 2010 mit ihrer weithin gefeierten Sieglinde in »Die Walküre« einen besonderen Erfolg. Samuel Youn › Orest Der Bassbariton studierte Gesang in Seoul, Mailand und an der Musikhochschule Köln. Er ist Preisträger zahlreicher internationaler Gesangswettbewerbe. Sein Operndebüt in Italien gab er als Mefistofele in »Faust« am Teatro Communale di Treviso. Seit 1999 / 2000 ist Samuel Youn Mitglied im Ensemble der Oper Köln. Hier war er u. a. als Haraschta (»Das schlaue Füchslein«), Escamillo (»Carmen«), Kaspar (»Der Freischütz«), Kurwenal (»Tristan und Isolde«) und Jochanaan (»Salome«) zu hören. Gastengagements führten ihn u. a. nach Seoul, Sevilla, Barcelona, Valencia, Lissabon, Toulouse, Amsterdam, an die Oper Leipzig und an die Deutsche Oper Berlin. Er ist alljährlich bei den Bayreuther Festspielen zu Gast, u. a. in »Parsifal«, »Tannhäuser«, »Lohengrin«, unter Dirigenten wie Pierre Boulez und Christian Thielemann. Weitere Auftritte führten bzw. führen ihn als Donner in »Das Rheingold« an die Opéra Bastille Paris und als Geisterbote in »Die Frau ohne Schatten« an die Mailänder Scala und – unter der musikalischen Leitung von Zubin Mehta – an das Maggio Musicale Fiorentino. Als Orest in »Elektra« ist er am Teatro Real in Madrid zu hören, als Wanderer / Wotan und Gunther in Turin. Mit der Oper Köln trat er im September 2010 als Donner (»Das Rheingold«) und Gunther (»Götterdämmerung«) bei der EXPO in Shanghai auf.
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René Kollo › Aegisth Der in Berlin geborene Tenor, ein Enkel des Komponisten Walter Kollo, ist einer der renommiertesten deutschen Opernsänger aller Zeiten. Mit seinem Namen verknüpfen sich seit über 40 Jahren Opernereignisse von internationalem Rang. 1965 trat er am Staatstheater Braunschweig sein erstes Engagement an, wechselte dann an die Deutsche Oper am Rhein und gastierte bald an den Opernhäusern in München, Frankfurt a. M., Mailand und Lissabon. Sein erstes Engagement bei den Bayreuther Festspielen, im Jahr 1969 als Steuermann in »Der fliegende Holländer«, darf als Beginn seiner Weltkarriere gesehen werden. Auf dem Grünen Hügel sang er fortan Lohengrin, Stolzing, Siegfried im legendären Chéreau-Boulez-Ring, Parsifal und Tristan. Seine Karriere führte ihn an alle großen Bühnen der Welt – von der Metropolitan Opera New York über Covent Garden und Tokyo zu den Salzburger Festspielen und weiteren bedeutenden Zentren. Eine besondere Bindung pflegte der an der Spree Geborene stets zu der Deutschen Oper Berlin. Zu den Dirigenten, mit denen er gearbeitet hat, zählen Leonard Bernstein, Herbert von Karajan, Carlos Kleiber, Erich Leinsdorf, Wolfgang Sawallisch, Sir Georg Solti, Heinrich Hollreiser. An der Oper Köln war er im Frühjahr 2010 nach längerer Zeit wieder zu Gast – als ein in seine Erinnerungen versponnener, todessehnsüchtiger Don Ygnacio in »Love and Other Demons« von Peter Eötvös. (gk)
› Dalia Schaechter (Klytämnestra)
› Edith Haller (Chrysothemis)
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María Pagés: Autorretrato LEIDENSCHAFT
adresse Oper der Stadt Köln Offenbachplatz 50667 Köln www.operkoeln.com Anreise Bahn 1/3/4/6/7/8/9/16/18/19 › Neumarkt Bus 136/146 › Gürzenichstraße Parkmöglichkeiten: Nächstgelegenes Parkhaus: Theaterparkhaus, Parkhaus Krebsgasse (Sondertarif für Opernbesucher!)
› FOTO River Wang
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María Pagés: Autorretrato LEIDENSCHAFT
Vorstellung 3. und 4. nov. 2010 › 19:30 Uhr › opernhaus
María Pagés: Autorretrato › Compañia María Pagés
Die Jubiläumswelttournee in Köln.
»Autorretrato« ist auf Einladung von Michail Baryschnikow entstanden, der María Pagés 2007 die Möglichkeit gab, im Baryschnikow Art Centre (BAC) in New York City zu tanzen und eine Choreografie zu kreieren, die sie nicht nur als Tänzerin, sondern auch als Mensch zeigt. Das Ergebnis ist ein fulminantes, offenes, sehr feinfühliges Selbstbildnis einer der besten Flamencotänzerinnen der Welt.
María Pagés beginnt ihre professionelle Tanzkarriere als Mitglied der Antonio Gades Company. Sie wirkt unter anderem in den Filmen »Carmen«, »El Amor Brujo« und »Flamenco« von Carlos Saura mit. Die Tanzwelt, in der sie einen besonderen Platz hat, spricht von ihr als der »Tänzerin mit den endlosen Armen«. Als Choreografin ist sie eine der führenden Erneuerinnen des modernen Flamenco. Ihre Arbeit basiert auf den Wurzeln des klassischen Flamencos, der sich bei ihr anderen Formen der Kunst nähert und neue Wege begeht, wie zum Beispiel in der Zusammenarbeit mit dem zeitgenössischen Choreografen Sidi Larbi Cherkaoui im vergangenen Jahr. Sie hat zahlreiche Preise gewonnen u. a. the National Choreography Award 1996 und den National Dance Award 2002. Begleitet wird María Pagés von ihrer Compania María Pagés, acht ausgezeichneten Tänzern und sechs wunderbaren Musikern. Die Companía Maria Pagés wird 1990 gegründet und ist seitdem auf den angesehensten Bühnen der Welt aufgetreten. Anlässlich ihres 20-jährigen Jubiläums sind sie auf Weltournee. (hk)
choreographie & regie María Pagés mitwirkung bei der choreographie Farruca José Barrios original-musik Rubén Lebaniegos, José Antonio Carillo, Isaac Muñoz, María Pagés
musik & texte Alberto Cortez, Miguel Hernández, José Saramago, María Pagés, traditional folk. beleuchtung Pau Fullana bühnenbild & kostüme María Pagés
kostüme Luis F. Santos färben & bemalen der textilien María Calderón
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Love hurts … Petrushka LEIDENSCHAFT
adresse Palladium – Köln Event Schanzenstraße 40 / Gebäude 197 51063 Köln www.palladium-koeln.de Anreise shuttleservice vom Wiener Platz Bahn 13 / 18 › Wiener Platz Bahn 4 › Keupstraße Bus 151 / 152 / 153 › Keupstraße Parkmöglichkeiten Parkplätze vorhanden wussten sie schon, dass das Palladium hochbelastbare Deckenpunkte hat, die es ermöglichen, ein Auto »schweben« zu lassen?
› FOTO Sascha Eilert
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Love hurts … Petrushka LEIDENSCHAFT
Vorstellung 7., 8., 9. Dez. 2010 › 19:30 Uhr › Palladium
»Love hurts … Petrushka« ein Dancical › Musik von Igor Strawinsky: »Petrushka« / Mike Dietrich aka DJ Opossum › Ballett in vier Bildern
Die Ballets Russes im Battle-Modus
Lassen sich die Tanzwelten der Ballets Russes und des Streetdance zusammenführen? Diese Frage beantwortet das Projekt »Love Hurts … Petrushka« mit einem klaren Ja, denn beide Tanzbewegungen eint das gleiche Grundgefühl. Anfang des 20. Jahrhunderts überwanden die Ballets Russes die künstlerische Stagnation. Neue, junge, wilde Tänzer, Choreographen, Musiker, bildende Künstler und Komponisten belebten das Ballett auf bis dahin unvorstellbare Weise und entfachten sowohl heftigen Protest als auch riesige Begeisterungsstürme. Protest und Auflehnung wiederum sind die Themen des Streetdance, dessen Ursprung die Straße ist, die gesäumt ist von Verzweiflung, Unterdrückung und Demütigung. Der Tanz, der hier entsteht, bietet den Akteuren ein Ventil, um ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Das Lebensgefühl dieser jungen Kultur unterwandert mit der ihr eigenen Sprache über den Tanz und die Musik die traditionelle Bühnenform des Balletts, verfremdet, ergänzt und bereichert sie. Dabei steht der Tanz nicht für sich, sondern eine starke Emotion wird in den Mittelpunkt gerückt: Das Leiden der Liebe, das Leiden Petrushkas in seiner Liebe zu einer schönen Ballerina. Seine Liebe bleibt unerwidert und führt schließlich zu einem tragischen Ende. Petrushka spielt vor dem Hintergrund einer bunten Jahrmarktwelt, die sich auch in der Musik widerspiegelt. Der Musiker und DJ Opossum (Mike Dietrich) untermalt und ergänzt Strawinskys Musik mit Elementen des HipHop, Techno und anderen modernen Formen und musikalischen Ausdrucksweisen. Theaterzauber und die magische Welt des Puppentheaters gehen in die moderne Großstadtkultur über. Das Gegenund Miteinander unterschiedlicher Ästhetiken und Stile machen den Reiz dieses Projektes aus. (hk)
idee, konzept & gesamtleitung Dirk Elwert choreografie & szenische leitung Mario Schröder co-choreografie Julie Pecquet ausstattung Claus Stump
koproduktion von The Lab Art und Norddeutsche Konzertdirektion M. Grevesmühl in
koproduktion mit Theater im Pfalzbau und Oper Köln
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Travelogue I – Twenty to eight LEIDENSCHAFT
Vorstellung 7., 8. Jan.2011 › 19:30 Uhr › Palladium
TRAVELOGUE I – TWENTY TO EIGHT › Sasha Waltz & Guests
Das Sasha Waltz - Debüt – wieder im Programm.
1993 kam Sasha Waltz auf Einladung des Künstlerhauses Bethanien nach Berlin, um ein interdisziplinäres Projekt mit dem Titel »Dialoge« zu erarbeiten. In einer Koproduktion zwischen dem Grand Theatre Groningen und der neugegründeten Compagnie Sasha Waltz & Guests entstand im Anschluss daran der erste Teil der TravelogueTrilogie »Twenty to eight«. In den beiden folgenden Jahren entwickelte Sasha Waltz mit wechselnden Gasttänzern in Berlin die weiteren Teile der Trilogie, »Tears Break Fast« und »All Ways Six Steps«. Alle drei Stücke wurden auf zahlreichen Gastspielen vor einem begeisterten Publikum in der ganzen Welt gezeigt und legten vor 15 Jahren den Grundstein für die Karriere von Sasha Waltz. Im Mittelpunkt von »Twenty to Eight« steht die Küche. Sie wirkt wie ein Spiegel, in dem Rituale, Gewohnheiten und Verhaltensweisen schonungslos bloßgelegt werden. (hk) »Mir gefällt es, konkrete Objekte wie einen Kühlschrank, ein Telefon, ein Bett zu verwenden, da sie meine choreographische Forschung herausfordern. Dies ist ein Stück über uns, unser Leben, wie wir leben, über die banalen Tätigkeiten und die Einfachheit der Dinge. Ich möchte die Schönheit der alltäglichen Gegenstände, deren Wertschätzung wir verloren haben, aufzeigen.«
› Sasha Waltz
regie & konzept Sasha Waltz bühnenbild Barbara Steppe musik Tristan Honsinger Quintett JeanMarc Zelwer »Le Tourment de Vassilissa la Belle« / cd Made to measure
lichtdesign Tomski Binsert, André Pronk koproduktion von Sasha Waltz & Guests und dem Grand Theatre Groningen, nl. Mit freundlicher Unterstützung der Senatsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten / Berlin, des Fonds Darstellende Künste e. V. und der Initiative Neue Musik Berlin e. V. Sasha Waltz & Guests wird gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds
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Travelogue I – Twenty to eight LEIDENSCHAFT
adresse Palladium – Köln Event Schanzenstraße 40 / Gebäude 197 51063 Köln www.palladium-koeln.de Anreise shuttleservice vom Wiener Platz Bahn 13 / 18 › Wiener Platz Bahn 4 › Keupstraße Bus 151 / 152 / 153 › Keupstraße Parkmöglichkeiten Parkplätze vorhanden
› FOTO Sebastian Bolesch
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Die Entführung aus dem Serail LEIDENSCHAFT
» Ob ich’s wage? Ob’s ich trinke? Ob’s wohl Allah sehen kann?« osmin, »die entführung aus dem serail«
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Die Entführung aus dem Serail LEIDENSCHAFT
premiere 26. nov. 2010 › Palladium Vorstellung 28. NOV. 2010 1., 3., 5., 10., 12., 15., 17., 19., 21., 23., 26. DEZ. 2010 (zum letzten mal)
DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL › Singspiel in drei Aufzügen – kvk 384 › Text von Johann Gottlieb Stephanie d. J. › nach einem Libretto von Christoph Friedrich Bretzner › Musik von Wolfgang Amadeus Mozart
Den Osmanen auf der Spur – in Mülheim.
Bei einem Überfall auf das Schiff des vornehmen Spaniers Belmonte Lostados fielen dessen Verlobte Konstanze, deren Dienerin Blonde sowie Belmontes Diener Pedrillo in die Hände von Seeräubern. Bassa Selim kaufte die drei auf einem Sklavenmarkt
adresse Palladium – Köln Event Schanzenstraße 40 / Gebäude 197 51063 Köln www.palladium-koeln.de Anreise shuttleservice vom Wiener Platz Bahn 13 / 18 › Wiener Platz Bahn 4 › Keupstraße Bus 151 / 152 / 153 › Keupstraße Parkmöglichkeiten Parkplätze vorhanden
und lässt sie nun in seinem Serail gefangen halten. Belmonte gelingt es mit Pedrillos Hilfe, in den Palast zu gelangen. Von seinem Diener erfährt er, dass Bassa Selim sich in Konstanze verliebt hat. Verweigert sich diese zunächst auch standhaft dem Begehren des mächtigen Mannes, erliegt sie dann doch nach und nach dem Werben des Bassa. Das Fremde lockt, verführt, irritiert Konstanze – bald ist sie sich ihrer Liebe zu Belmonte nicht mehr in jedem Moment gewiss. Blonde hingegen macht aus ihrer Abneigung gegenüber dem Palastaufseher Osmin keinen Hehl. Sie spielt mit seinen Gefühlen, macht sich lustig über ihn und treibt ihn somit an den Rand der Verzweiflung. Während sich die beiden Frauen mit Männern einer ihnen fremden Kultur auseinandersetzen, planen Belmonte und Pedrillo die Flucht. Endlich kommt es zum lang ersehnten Wiedersehen zwischen Konstanze und Belmonte. Doch das große Glück will sich nicht einstellen. Bassa Selim hat Konstanzes Gefühle zu sehr durcheinander gebracht. Belmonte quält die Eifersucht. Osmin verhindert den Gang in die Freiheit und liefert die vier Bassa Selim aus. Dabei stellt sich heraus, dass Belmonte der Sohn des größten Todfeindes des Bassa ist. Konstanzes Fluchtversuch empfindet er als Verrat. Dennoch verhängt er nicht das von Osmin erhoffte Todesurteil, sondern schenkt den Europäern die Freiheit: Es bereite ihm mehr Vergnügen, Ungerechtigkeiten durch Wohltaten zu vergelten als Laster mit Lastern. Die Gefühle für Konstanze sind ihm wertvoller als jeder Machtanspruch. (tf) ›
musikalische leitung Konrad Junghänel
regie Uwe Eric Laufenberg bühne Matthias Schaller
kostüme Antje Sternberg
licht Andreas Frank chor Andrew Ollivant
bassa selim Ishan Othman konstanze Olesya Golovneva › 26., 28. Nov., 1., 3., 5., 10., 12. Dez. Anna Palimina belmonte Brad Cooper › 26., 28. Nov., 1., 3., 5., 10., 12., 15., 23. Dez. Mirko Roschkowski blonde Anna Palimina › 26., 28. Nov., 1., 3., 5., 10., 12. Dez. Csilla Csövári pedrillo John Heuzenroeder osmin Wolf Matthias Friedrich Dennis Wilgenhof › 23., 26. Dez.
Chor der Oper Köln Gürzenich-Orchester Köln
OPERNBAROMETER ========== LIEBE 90% ===== TOD 50% ===== TEUFEL 50%
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Die Entführung aus dem Serail LEIDENSCHAFT
» Ha, wie will ich triumphieren, Wenn sie euch zum Richtplatz führen Und die Hälse schnüren zu!« osmin, »die entführung aus dem serail«
› Fortsetzung von S. 31 Die Eroberungszüge der Osmanen waren vom späten Mittelalter bis in das frühe 18. Jahrhundert hinein eine fortwährende – und zugleich die größte – Bedrohung für die abendländischen Dynastien. Das Türkische war gleichbedeutend mit dem »Fremden«, der »Gefahr«, der feindlichen Religion. Im 18. Jahrhundert, mit dem Abflauen der akuten Kriegsängste, begann sich allmählich auch eine Faszination für das Exotische des fremden Kulturkreises durchzusetzen. »A la Turquie« wurde Mode. Bei Empfängen osmanischer Gesandtschaften an den Höfen von Wien, Paris und Berlin ließ sich an der Prachtentfaltung ein Eindruck von Reichtum und Geschmack der auswärtigen Gäste gewinnen. Für die europäischen Würdenträger war es, als hätten sie teil an den Geschichten der Scheherezade aus »Tausendundeine Nacht«. Hochgestellte Persönlichkeiten, auch Kaiserin Maria Theresia oder Madame Pompadour, die Geliebte des französischen Königs Ludwig xv., ließen sich von den Hofmalern in türkischen Gewändern malen. Türkisch wurde »schick«, auch was Ausstattung, Accessoires und die Auftritte von Janitscharenkapellen an den abendländischen Fürstenhöfen anging. Der mit Abstand größte türkische »Importschlager« allerdings war der Kaffee. Nicht nur in Mozarts »die entführung aus dem serail«, auch in vielen anderen Opern des 18. Jahrhunderts – etwa in Christoph Willibald Glucks »Die Pilger von Mekka«, wurde diese Thematik aufgegriffen und als Synonym für die Kluft der Kulturen, wenn auch exotisch verbrämt, verwendet. Die Thematik des Aufeinandertreffens unterschiedlicher Kulturkreise erhält durch die Wahl des Spielortes für diese Neuproduktion, des Palladiums im türkisch geprägten Kölner Bezirk Mülheim, eine aktuelle Komponente. (gk)
Die Entführung aus dem Serail LEIDENSCHAFT
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DAS JOSEPHINISCHE JAHRZEHNT text Dr. Joachim Großkreutz, ehemals Komische Oper Berlin
Mozart und der Geist der Freiheit.
»Ein gewisser Mensch namens Mozart in Wien hat sich erdreistet, mein Drama »Belmont und Constanze« zu einem Operntexte zu missbrauchen. Ich protestiere hiermit feierlichst gegen diesen Eingriff in meine Rechte und behalte mir weiteres vor.«
› Christoph Friedrich Bretzner (1782) Mozart hatte das Textbuch sofort gefallen. »Das Sujet ist türkisch und heißt: Bellmont und Konstanze oder Die Verführung aus dem Serail« schrieb er am 1. August 1781 an seinen Vater in Salzburg. Schon im April, noch als Angehöriger des Salzburger Erzbischöflichen Hofstaates, war er mit Stephanie d. J. übereingekommen, dass er für das Nationalsingspiel eine Oper schreiben wolle. Der Schauspieler Stephanie d. J. – als »Inspicient« Mitglied des leitenden Ausschusses des »deutschen Nationaltheaters«, zu dem der Kaiser 1776 das »nächst der Burg« gelegene Theater ernannt hatte – galt viel bei Kaiser Joseph und war auch als Autor eine der Säulen des Burgtheaters. Das literarische Niveau seiner Stücke wurde zwar vielfach angegriffen, aber sie boten den Darstellern dankbare Rollen und gefielen dem Publikum. Das war das Entscheidende an einem Theater, das zwar allen Menschen offenstand, aber in erster Linie Hof und Adel unterhalten sollte. Entsprechend wurde das Repertoire aufgebaut, das orientiert war auf die »Zufriedenheit des allerhöchsten Hofs, der K.K. obersten Hofdirektion, des Publikums und der Schauspieler selbst«. Die Dramatik des Sturm und Drang fehlte in diesem Spielplan, bei dessen Aufstellung es als unschicklich galt, »gewisse Freyheit-Sentiments in monarchischen Staaten ausbreiten zu wollen«. Stücke mit einer geistlichen oder gottesdienstlichen Person der katholischen oder protestantischen Kirche waren nicht zugelassen. So ist Lessings »Nathan der Weise« im Josephinischen Jahrzehnt und erst recht noch lange danach nicht auf die Bühne des Burgtheaters gekommen. (…)
Gewiss hatte Joseph II. das nicht gewollt, als er im Oktober 1781 sein Toleranzpatent erließ, das historisch längst überfällig war, aus ökonomischen Gründen dringend gebraucht wurde und ohnehin nur einem Teil der Nichtkatholischen Duldung versprach. – Aber war es ein Zufall, dass die entscheidende Korrektur im Bauplan von Mozart / Stephanies »Entführung«, vorgenommen im Herbst 1781, eine solche aufklärerische Wendung erhielt? Im gleichen Jahr hatte der Kaiser die Zensurbestimmungen vereinheitlicht und weitgehende Pressefreiheit eingeführt für Publikationen »und Kritiken, wenn es nur keine Schmähschriften sind, sie mögen nun treffen, wen sie wollen, vom Landes-Fürsten an bis zum untersten, besonders wenn der Verfasser seinen Namen dazu drucken läßt, und sich also für die Wahrheit der Sache und dadurch als Bürge darstellt. Für jeden Wahrheit liebenden muß es eine freude seyn, wenn ihm selbe auch auf diese Art zukömmt.« Das Josephinische Jahrzehnt stand an seinem Beginn – erleuchtet von der »Morgenröte der Vernunft«, die alle Probleme als lösbar erscheinen ließ. Diesen Geist atmet auch Mozarts »Entführung aus dem Serail«, die am 16. Juli 1782 im Burgtheater einen eindeutigen Erfolg errang. Bereits acht Jahre später war der Kaiser tot, sein Reformwerk in wesentlichen Teilen gescheitert oder zurückgenommen, der »aufgeklärte Absolutismus« – ein Widerspruch in sich – an seine Grenzen gestoßen. Zwei Jahre später starb Mozart. Seine letzte Vision der Möglichkeit humanen Zusammenlebens, »Die Zauberflöte«, kam nicht mehr am höfischen Burgtheater, sondern an einer Vorstadtbühne zur Aufführung.
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Die Entführung aus dem Serail LEIDENSCHAFT
biographisches Konrad Junghänel › Musikalische Leitung siehe Seite 12 (bei »L’incoronazione di Poppea«)
Uwe Eric Laufenberg › Regie war als Schauspieler und Regisseur am Schauspiel Frankfurt, am Schauspiel Köln (1990 – 93) und am Schauspielhaus Zürich tätig, anschließend als Oberspielleiter am Maxim-Gorki-Theater Berlin (1996 – 2000). Gastinszenierungen von ihm waren ab 1993 u. a. am Deutschen Theater Berlin, Residenztheater München und Burgtheater Wien zu sehen. Operninszenierungen legte er u. a. an der Semperoper Dresden, am Gran Teatre del Liceu Barcelona und an der Hamburgischen Staatsoper vor. Von 2004 bis 2009 war er Intendant des Hans Otto Theaters Potsdam. Seit Herbst 2009 Intendant der Oper Köln, inszenierte er hier »Die Meistersinger von Nürnberg« und »Don Giovanni«. Matthias Schaller › Bühne siehe Seite 22 (bei »Elektra«) Antje Sternberg › kostüme studierte Kostümgestaltung in Dresden. Zehn Jahre lang war sie am Berliner Metropol-Theater tätig, bevor sie 1999 als Kostümdirektorin an das Hans Otto Theater Potsdam wechselte. An der Oper Köln schuf sie die Kostüme für Mozarts »Don Giovanni«. Olesya Golovneva › Konstanze wurde am Staatlichen Konservatorium in St. Petersburg ausgebildet und gewann bereits in dieser Zeit zahlreiche Preise. In St. Petersburg hatte sie auch ihre ersten Bühnenauftritte, als Barbarina – später Susanna – in »Le Nozze di Figaro« und als Violetta in Verdis »La Traviata«. 2005 wurde die junge Sängerin Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper, wo sie als Königin der Nacht (»Die Zauberflöte«) debütierte und in Partien wie Giannetta (»L’elisir d’amore«), Frasquita (»Carmen«), Blumenmädchen (»Parsifal«) und Najade (»Ariadne auf Naxos«) auftrat. Eine umfangreiche Reisetätigkeit pflegte sie als Königin der Nacht – eine Partie, die sie u. a. nach Berlin (Deutsche Oper Berlin und Staatsoper Unter den Linden), Stuttgart, Leipzig, Hannover, Luxembourg und Aix-en-Provence führte. Als Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos« wurde sie 2008 im Rahmen einer Neuproduktion der Oper Leipzig gefeiert. Weitere Gastspiele beinhalteten u. a. Auftritte an der Semperoper Dresden (»La Traviata«), an der Deutschen Oper am Rhein (Gilda in »Rigoletto«) und am Nationaltheater Prag. An der Oper Köln wurde sie in der vergangenen Saison – als »Einspringerin« – im Rahmen einer »La Traviata«-Vorstellung gefeiert. Anna Palimina › Blonde & Konstanze Die Sopranistin absolvierte zunächst ein Studium an der Staatlichen Kunstschule ihrer Heimatstadt Chinsinau / Moldawien. Seit 2001 lebt sie in Deutschland, wo sie an der Hochschule für Musik »Carl Maria von Weber« in Dresden Gesang studierte. Ihr erstes Engagement führte sie an das Staatstheater am Gärtnerplatz München, wo sie u. a. als Königin der Nacht und Blonde auf der Bühne stand. Konzertauftritte führten sie zu den Dresdner Musiktagen, in die Philharmonie Dresden, zum Haydn-Festival
nach Brühl sowie nach Frankreich und Spanien. Im Schlosstheater Potsdam debütierte sie als Servilia in Mozarts »La clemenza di Tito«. Seit 2009 / 2010 Ensemblemitglied der Oper Köln, gestaltete sie hier u. a. Amore in »Orfeo ed Euridice«, Olympia in »Hoffmanns Erzählungen«, Stimme vom Himmel in »Don Carlo« sowie die anspruchsvolle Hauptpartie der 12-jährigen Sierva María in »Love and Other Demons« von Peter Eötvös.
Csilla Csövári › Blonde Die junge Koloratursopranistin stammt aus Kiskörös / Ungarn. Von 2001 bis 2006 studierte sie in Budapest an der Franz Liszt-Musikakademie. Ab der Spielzeit 2008 / 2009 war sie Mitglied des Internationalen Opernstudios der Oper Köln. Neben ihrer Mitwirkung in verschiedenen Produktionen der Kinderoper – zuletzt als Kleine Krabbe in der Uraufführung »Vom Fischer und seiner Frau« von Ingfried Hoffmann – war sie an der Oper Köln bislang u. a. als Papagena (»Die Zauberflöte«), Italienische Sängerin (»Capriccio«) und Tebaldo (»Don Carlo«) zu erleben. Am Staatstheater Cottbus debütierte sie in der vergangenen Saison in einer Neuproduktion der Operette »Die Fledermaus«. Mit Beginn der Spielzeit 2010 / 2011 wechselte sie vom Opernstudio in das Ensemble der Oper Köln. Brad Cooper › Belmonte Der australische Tenor studierte in seiner Heimatstadt Sydney sowie in London und Kalifornien. Gastengagements führten ihn u. a. an die National Opera in England (»L’incoronazione di Poppea«), die Nationale Reisopera (»Die Zauberflöte«, »La Traviata«), die Opera Holland Park (»Il barbiere di Siviglia«), in die Sydney Town Hall (»Messiah«), zum Wexford Festival (Pedrotti »Tutti in maschera«) und zum Grachtenfestival Amsterdam (Dove »Siren Song«, Marschner »Der Vampyr«). Sein Frankreich-Debüt gab er am Théâtre du Châtelet in Paris unter Marc Minkowski als Gunther in Richard Wagners »Die Feen«. Sein Deutschlanddebüt folgte 2009 an der Oper Köln als Lindoro in Rossinis »L’italiana in Algeri«. Mirko Roschkowski › Belmonte Der lyrische Tenor, geboren in Dortmund, war – nach ersten Engagements in Detmold und Bremerhaven – bis 2009 Ensemblemitglied der Deutschen Oper am Rhein. Gastengagements führten ihn u. a. an die Staatsoper Stuttgart, die Oper Bonn, das Staatstheater am Gärtnerplatz München, das Staatstheater Braunschweig und an die Semperoper Dresden. Für 2011 sind Gastauftritte als Belmonte an der Berliner Staatsoper Unter den Linden geplant. An der Oper Köln war er bisher als Italienischer Sänger (»Der Rosenkavalier«), Froh (»Das Rheingold«) und als Don Ottavio in Uwe Eric Laufenbergs Neuproduktion »Don Giovanni« zu erleben. John Heuzenroeder › Pedrillo Der australische Tenor studierte u. a. am Victorian College of the Arts in Melbourne. Einen Schwerpunkt seiner Laufbahn bilden Mozart-Partien wie Ferrando, Marzio (»Mitridate«), Don Ottavio, aber auch
Die Entführung aus dem Serail LEIDENSCHAFT
Rollen wie Werther (Massenet), Candide (Bernstein), Rodolfo in »La Bohème«, Graf Almaviva (Rossini), Fenton in »Falstaff« und Tom Rakewell (»The Rake’s Progress« ). Seit 2009 / 2010 Ensemblemitglied der Oper Köln, war er hier u. a. als Malcolm in »Macbeth«, Gastone in »La Traviata«, Gastwirt / Dackel in »Das schlaue Füchslein« und Ulrich Eisslinger (»Die Meistersinger von Nürnberg«) zu erleben.
Wolf Matthias Friedrich › Osmin siehe Seite 12 (bei »L’incoronazione di Poppea«) Dennis Wilgenhof › Osmin Der niederländische Bass studierte am Konservatorium in Maastricht. Er wirkte als Mephistopheles an der Uraufführung von Julius Röntgens Oper »Aus Goethes Faust« sowie als Qin Shi I Huangd in der Uraufführung von »Hotel de Pékin« mit und sang die Partie des 2. Geharnischten (»Die Zauberflöte«) unter der Leitung von Sebastian Weigle an der Nationale Reisopera Enschede. Seit 2009 Ensemblemitglied der Oper Köln, sang er hier u. a. den Nachtwächter (»Die Meistersinger von Nürnberg«), Crespel (»Hoffmanns Erzählungen«), Mörder (»Macbeth«), Zuniga (»Carmen«), Don Toribio (»Love and Other Demons«) und Mönch (»Don Carlo«).
› Olesya Golovneva (Konstanze) › FOTO Prinzjakowitsch
Ishan Othman › Bassa Selim Der irakische Schauspieler war zuletzt in Theaterproduktionen in Berlin zu sehen und wirkte bei verschiedenen Filmprojekten mit. An der Potsdamer Winteroper entwickelte er die Sprechrolle des Bassa Selim in Mozarts »Die Entführung aus dem Serail«. (gk)
› Anna Palimina (alternierend Konstanze & Blonde)
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» Bald prangt, den Morgen zu verkünden, Die Sonn’ auf goldner Bahn, – Bald soll der finstre Irrwahn schwinden, Bald siegt der weise Mann.«
die drei knaben, »die zauberflöte«
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Die Zauberflöte LEIDENSCHAFT
premiere 11. dez. 2010 › Uni-aula Vorstellung 14., 16., 18., 20., 22., 25., 27., 29. DEZ. 2010 (zum letzten Mal)
DIE ZAUBERFLÖTE › Eine deutsche Oper in zwei Aufzügen – kv 620 › Text von Emanuel Schikaneder › Musik von Wolfgang Amadeus Mozart
musikalische leitung Modestas Pitrenas
regie René Zisterer bühne Hyun Chu
kostüme Susanne Füller
dramaturgie Birgit Meyer licht Nicol Hungsberg chor Andrew Ollivant
pamina
Mozarts letzter Herbst.
adresse Uni-Aula – Universität zu Köln Albertus-Magnus-Platz 50923 Köln Anreise Bahn 9 › Universität Bus 142 / 143 › Universität wussten sie schon, dass die Aula der Universität bereits in den 40er und 50er Jahren als Übergangs-Spielstätte der Oper gedient hat?
Ende September 1791 wird die »Zauberflöte« zum ersten Mal in Wien gegeben. Im Herbst reist Konstanze noch einmal zur Kur, und er schreibt ihr seine letzten Briefe. »Eben komme ich von der Oper; – Sie war eben so voll wie allzeit, Sie haben das Duett (…), wiederholt, auch das Glöckchenspiel im ersten Akt. Am meisten freut mich jetzt der stille Beifall. Aus Prag gibt es gute Nachrichten, der ›Tito‹ erhielt viel Applaus«. Daher schlendert er jetzt etwas freier, daher macht er Konstanze in diesen Herbstbriefen noch einmal einen weiten Spaziergang vor, er geht aus, setzt sich wieder in Bewegung, empfindet auch wohl einen inneren Ausgleich, streckt sich, spielt Billard, trinkt schwarzen Kaffee, raucht eine Pfeife, geht beim Stubentor hinaus, macht seinen Lieblingsspaziergang, erreicht das Theater. Jetzt ist er beim Nachtessen – es schlägt gerade 11 Uhr – schläfst Du schon? St! St! St! Anderntags kommt er wieder aus der Oper, er muss beinahe jeden Tag hin, das Theater ist voll. Er vergnügt sich, er gibt zu, dass er sich einige Delikatessen geleistet habe, Fisch und Wein, sein Appetit ist plötzlich wieder stark, er schreibt auch wieder an einer Komposition, vielleicht an einem Requiem, das ein Unbekannter bei ihm bestellt hat, am liebsten aber schleicht er sich in die Oper – schleiche ich mich, ducke ich mich in eine Loge, gehe in eine andere, oder ich schleiche sehr heimlich hinter die Bühne, um dort das Glockenspiel selbst zu spielen, dingding, dongdong, du weißt, wie es mir gefällt, und Schikaneder hat es verwirrt, ich mache ja gern so einen Spaß und einen Narren aus den Menschen, du weißt es, man muss aber nahe heran an die Musik, wenn man gut hören will, ganz nahe ans Orchester – auch unseren Sohn habe ich mitgenommen, damit er staunen kann, auch Deiner Mama hat die Oper gefallen, wem gefällt sie auch nicht, dass Du mir aber zwei Tage nicht geschrieben, das ist unverzeihlich, ich werde bald kommen, Dich zu sehen, Dich zu küssen, lebe wohl, liebe – und jetzt? – St! St! St! – Stu’ Stu’ Stri’ – Stille, stille! Stille, stille – stille, stille … hanns-josef ortheil »Wolfgang Amadeus Mozart starb am 5. Dezember 1791 kurz nach Mitternacht.«
Mojca Erdmann › 11., 14., 16. dez. Krenare Gashi
tamino Lothar Odinius Brad Cooper › 22., 25., 27., 29. Dez. königin der nacht Jeanette Vecchione
1. dame Susanne Niebling 2. dame Regina Richter Adriana Bastidas Gamboa 3. dame Katrin Wundsam papageno Miljenko Turk papagena Maike Raschke sarastro Stefan Kocán Roman Polisadov › 25., 27., 29 dez. sprecher Wilfried Staber Jan Buchwald monostatos Martin Koch 1. geharnischter / 1. priester Alexander Fedin 2. geharnischter / 2. priester Yong Doo Park drei knaben Solisten des Tölzer Knabenchors Chor der Oper Köln Gürzenich-Orchester Köln OPERNBAROMETER ======== LIEBE 80% === TOD 30% === TEUFEL 30%
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interview
im bann der Aula interview Birgit Meyer fotos Hyun Chu
Wie Bühnenbildnerin Hyun Chu für »Die Zauberflöte« die Wärme der Universitäts-Aula rettet und einen Orchestergraben erfindet.
Haben Sie schon einmal ein Bühnenbild für einen Spielort außerhalb des »normalen« Theaters gemacht? Im Jahr 2008 war ich für gleich zwei Arbeiten in der Schweiz als Bühnenbildnerin verantwortlich, die außerhalb des gewohnten »normalen« Theaters stattgefunden haben. Bei der ersten Arbeit handelte es sich um die Tellspiele 2008 in Altdorf – hierzu entschied ich mich, den ehrwürdigen, traditionell besetzten Spielort, das Theater Uri, auch Tellspielhaus genannt, aus der gewöhnten herkömmlichen Guckkastenbühne in eine nie zuvor da gewesene Arenabühne zu verwandeln. Der Raumeindruck, der durch diesen aufwendigen Bühnen-Tribünenbau entstand, war unglaublich erfrischend. Zumal es die normale Sehgewöhnheit eines Zuschauers vollständig aufgehoben hat und das Publikum eine gänzlich neue Perspektive zum Sprechtheater bekam. Die darauf folgende Arbeit stand in unmittelbarer Verbindung mit einer architektonischen Spielorteröffnung bzw. Einweihung eines neuen Kulturzentrums in Luzern. Die einmalige Gelegenheit, die sich hier durch eine Einweihung einer Architektur im Zusammenspiel mit Kultur und Theater anbot, rief in mir neue Formen von Raum-Szenarien hervor. Das Erlebnis des Zuschauers war eine aktive, intermediale Teilnahme am Theater-Geschehen. Es war mir ein Anliegen, das Publikum sowohl sinnlich als auch szenisch neue Räumlichkeiten durchschreiten zu lassen. Als Sie die Uni-Aula zum ersten Mal gesehen haben, was ging Ihnen durch den Kopf? Einen ersten Eindruck verschaffte ich mir im Frühjahr 2010 - das Betreten dieses durchaus großen, weiten und zugleich warm gehaltenen Raums war ein sehr freudiger Moment. Ich war von Anfang an sehr beeindruckt und fasziniert, vor allem von der Größe und Höhe der gesamten Aula. Die Aula der Universität zu Köln hat drei wesentliche Vorteile: eine optimale Raumakustik, eine konzentrierte Raumausstattung und eine fokussierte Raumausrichtung. Wesentliche Eigenschaften, die ein Grundraum erfüllen muss, um ein großes Werk, wie es die »Zauberflöte« ist, aufführen zu können.
Wie haben Sie den Raum jetzt genutzt? Auf Grund der ausdrucksstarken Grundform der Aula habe ich mich einerseits der perspektivisch zulaufenden Raumform angepasst, andererseits bewusst gewählte Gestaltungsformen hinzugefügt. Da die Universitätsaula über keinerlei Orchestergraben verfügt, war es wesentlicher Bestandteil des Bühnenbildentwurfes, die Größe eines Orchesters mit zu bedenken, des Weiteren die vor Ort gegebene räumliche Distanz zwischen der ursprünglichen Bühne der Universität zum Zuschauersaal zu verdichten. Insofern habe ich versucht, das Bühnenbild so weit wie möglich in den Zuschauerraum hineinzuziehen, um die Großzügigkeit der Aula gestalterisch zu nutzen. Was war Ihnen hinsichtlich des Zuschauers wichtig? Was soll er in Ihrem Raum sehen/ fühlen/ erleben? Ich wünsche mir, dass sich jeder einzelne Zuschauer, der die Aula der Universität Köln betritt und dem Abend der Zauberflöte bewohnt, sich eingeladen fühlt, in bezaubernde, wundervolle Welten hineinzuschauen. Ich hoffe, dass es uns, dem Künstlerischen Team, gelingt, das Kölner Publikum an einem außergewöhnlichen Spielort, in diesen »heiligen Hallen« der Universität zu Köln, sowohl musikalisch als auch szenisch eine märchenhafte Oper auf sinnliche Art erleben zu lassen.
Die Zauberflöte LEIDENSCHAFT
› oben: Bühnenbild 1. Aufzug: Königin - Welt › unten: Bühnenbild 2. Aufzug: Sarastro - Welt
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Die Zauberflöte LEIDENSCHAFT
biographisches Modestas Pitrenas › Musikalische Leitung Der im Jahr 1974 geborene Dirigent, der am Mozarteum Salzburg studierte und zahlreiche Preise bei namhaften Dirigierwettbewerben erhielt, ist Musikalischer Direktor und Chefdirigent an der Litauischen Nationaloper Riga, außerdem Künstlerischer Direktor des Sinfonieorchesters Kaunas / Litauen und der Litauischen Musikakademie. Konzerttourneen führten ihn nach Frankreich, Ungarn, Italien, Österreich, Dänemark, außerdem auf die Konzertpodien des New Yorker Lincoln Centers und des Atlanta Festivals. Seit Jahren widmet er sich auch intensiv der pädagogischen Arbeit, u. a. mit dem Landesjugendorchester nrw. 2010 / 2011 wird er an der Deutschen Oper am Rhein die Wiederaufnahme von Puccinis »Trittico« leiten, außerdem an der Litauischen Nationaloper Riga eine Neuproduktion von Rossinis »Il barbiere di Siviglia«.
René Zisterer › Regie Der Innsbrucker studierte Musiktheaterregie an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien. Zwischen 2000 und 2006 fungierte er als künstlerischer Leiter des von ihm gegründeten Augenspieltheaters, an dem er zahlreiche Tiroler Erstaufführungen – von Pirandello (»Die Riesen vom Berge«) über Thomas Bernhard, Peter Turrini (»Alpenglühen«) bis hin zur viel beachteten Bühnenfassung von Robert Musils »Der Mann ohne Eigenschaften« inszenierte. Gastspiele eigener Inszenierungen führten ihn u. a. nach Metz, Straßburg und Paris. Seit 2007 ist er freischaffender Regisseur mit Regietätigkeit in Deutschland, Italien und Österreich. An der Volksoper Wien inszenierte er sehr erfolgreich Carl Orffs »Die Kluge«. Ab der Spielzeit 2010 / 2011 ist er Direktionsmitglied der Wiener Staatsoper. Hyun Chu › Bühne Die in Hamburg geborene Ausstatterin ist – nach Assistenzen u. a. im Mainz und Schwerin – seit 2006 als freischaffende Bühnen- und Szenenbildnerin tätig. Bisherige Arbeiten führten sie u. a. an die Bühnen in Bern, Luzern, Basel, Schwerin, Baden-Baden, Essen, an das Thalia Theater Hamburg und das Volkstheater Wien. In Vorbereitung sind – in Zusammenarbeit mit dem Regisseur Stephan Müller – u. a. Produktionen von »Antigone« am Volkstheater Wien und »a.n.d.y.«, ein Stück über Andy Warhol, am Theater am Neumarkt in Zürich. Susanne Füller › kostüme ist als freie Kostüm- und Szenenbildnerin tätig; u. a. arbeitete sie am Theater im Rathaus in Essen, am Hans Otto Theater Potsdam, bei den Potsdamer Hofkonzerten und am Theater Meiningen. Mojca Erdmann › Pamina Die in Hamburg geborene Sopranistin, die ihre Gesangsausbildung u. a. an der Musikhochschule Köln bei Hans Sotin erhielt, zählt nicht erst seit ihren Erfolgen bei den Salzburger Festspielen zu den gefragtesten Vertreterinnen des lyrischen Opern- und Konzertrepertoires. Noch während ihres Studiums wurde sie Ensemblemitglied an der Komischen Oper Berlin. Ihr Debüt bei den Salzburger Festspielen gab sie 2006 unter Ivor Bolton in der Titelpartie von Mozarts »Zaide«, woran sich ebendort weitere Verpflichtungen – u. a.
ab 2007 als Zelmira in Haydns »Armida« sowie in der von Ingo Metzmacher geleiteten Uraufführung »Dionysos« von Wolfgang Rihm im Sommer 2010 – anschlossen. An der Staatsoper Stuttgart feierte sie als »Rosenkavalier«-Sophie in der Neuproduktion von Stefan Herheim Erfolge, am Theater an der Wien als »Freischütz«-Ännchen, am Theater Amsterdam als Blonde in Mozarts »Entführung«, an der Berliner Staatsoper Unter den Linden in der von Kent Nagano geleiteten Uraufführung »Takemitsu – My Way of Life«. Auf Einladung von Simon Rattle sang sie den Waldvogel im Rahmen einer »Siegfried«Neuproduktion in Aix und bei den Salzburger Osterfestspielen 2009. Ihr Konzertrepertoire ist vielfältig, auch ihre Erfahrung mit zeitgenössischen Werken. So konzertierte sie u. a. mit den Berliner Philharmonikern (u. a. »L’enfant et les sortilèges« unter S. Rattle), dem Orchester der Mailänder Scala, den Wiener Symphonikern, dem Mahler Chamber Orchestra, um nur einige zu nennen. 2009 verkörperte sie die eigens für sie komponierte Titelpartie im Monodrama »Proserpina« von Wolfgang Rihm, außerdem verbindet sich ihr Name mit der Uraufführung mehrerer Konzertstücke Aribert Reimanns. Weitere Projekte beinhalten ihr Met-Debüt als Zerlina in »Don Giovanni« unter James Levine sowie Auftritte in Baden-Baden als Zerlina und Despina (»Così fan tutte«).
Krenare Gashi › Pamina Die in Prishtina / Kosovo geborene junge Sopranistin, ausgebildet in ihrer Heimatstadt und an der Musikhochschule Detmold, machte beim renommierten Bertelsmann-Gesangswettbewerb »Neue Stimmen« 2007 auf sich aufmerksam und erobert seitdem die Bühnen des In- und Auslands, u. a. als Micaela (»Carmen«) in Chicago, Lucia (»The Rape of Lucretia«) an der Oper Frankfurt. Im Herbst 2008 wurde sie in der Dresdner Semperoper mit dem 2. Preis beim Internationalen Gesangswettbewerb »Competizione dell’Opera« ausgezeichnet und erhielt außerdem den Publikumspreis. Lothar Odinius › Tamino Der in Berlin ausgebildete Sänger, der zu Beginn seiner Karriere Ensemblemitglied am Staatstheater Braunschweig war, ist ein international gefragter Vertreter des lyrischen Tenorfachs. Einen Schwerpunkt bilden naturgemäß die Mozart-Partien, mit denen er u. a. beim Glyndebourne Festival (Tamino), bei den Mannheimer Mozartwochen (Lucio Silla) und der Potsdamer Winteroper (Titus, Don Ottavio) gastierte. Weitere Engagements führten ihn zu den Schwetzinger Festspielen (Benda »Il Buon Marito«), an das Opernhaus Zürich (Schubert »Alfonso und Estrella« unter Nikolaus Harnoncourt), zu den Haydn-Festspielen Eisenstadt (Haydn »La vera costanza« unter Adam Fischer), an das Royal Opera House Covent Garden (Steffani »Niobe«) und nach Kopenhagen (Kurt Weill »Lindberghflug«). Daneben nimmt er viele Konzertauftritte in den Zentren des internationalen Konzertbetriebs wahr, u. a. das Mozart-Requiem mit der Academy of St. Martin in the Fields unter der Leitung von Sir Neville Marriner sowie Auftritte in Madrid, Granada, Mailand, Budapest, Toronto und Israel.
Die Zauberflöte LEIDENSCHAFT
Brad Cooper › Tamino siehe Seite 34 (bei »Die Entführung aus dem Serail«) Jeanette Vecchione › Königin der Nacht Die amerikanische Koloratursopranistin wurde an der renommierten Juilliard School ausgebildet, wo sie ihr Studium 2008 mit Auszeichnung abschloss. Im Rahmen ihrer Ausbildung hatte sie bereits Gelegenheit, sich u. a. in Partien wie Zerbinetta (»Ariadne auf Naxos«), Madame Herz (»Schauspieldirektor«) und Despina (»Così fan tutte«) vorzustellen. Sie ist Gewinnerin zahlreicher Gesangswettbewerbe (u. a. 1. Preis beim Mario Lanza Competition in Philadelphia). Am Opera Theatre St. Louis war sie als Lilla in »Una cosa rara« zu erleben. Ihr erfolgreiches Europadebüt gab sie im Mai 2010 an der Opéra de Bastille in Paris als Olympia in »Les contes d’Hoffmann«. Als Königin der Nacht wird sie an der Staatsoper Wien, am Théâtre des Champs-Elysées in Paris und an der Oper Nizza gastieren. Stefan Kocán › Sarastro Der junge slowakische Bass ist Preisträger zahlreicher Wettbewerbe, z. B. des Internationalen Lucia Popp-Gesangswettbewerbs in Bratislava und des Belvedere-Wettbewerbs. Nach ersten Festengagements in Linz und Basel wurde er bald zu einem viel gefragten Gast an allen großen Opernbühnen der Welt, häufig an der Wiener Staatsoper (u. a. Sarastro in »Die Zauberflöte«, König Philipp in »Don Carlo«), aber auch in Barcelona, Nizza, Paris, Tokyo, an der Metropolitan Opera New York (Debüt als König in »Aida«), in Chicago und an der Bayerischen Staatsoper München. An der Oper Köln stellte er sich in der vergangenen Saison als Banquo in Verdis »Macbeth« vor.
› Mojca Erdmann (Pamina am 11., 14., 16. Dez.) › FOTO F. Broede
Miljenko Turk › Papageno studierte in Graz und an der Hochschule für Musik Köln. Von 2001 bis Sommer 2010 gehörte er fest dem Ensemble der Oper Köln an, wo er u. a. als Wolfram von Eschenbach (»Tannhäuser«), Marcello (»La Bohème«), Sharpless (»Madama Butterfly«), Graf von Eberbach (»Der Wildschütz«), Billy Budd, als Father Caetano DeLaura (»Love and Other Demons«) sowie in »Jonny spielt auf«, »Capriccio«, »L’italiana in Algeri« und »Die Gärtnerin aus Liebe« große Erfolge feierte. 2006 sang er im Mozart-Zyklus bei den Salzburger Festspielen, mehrfach gastierte er auch bei den Bayreuther Festspielen. Der Volksoper Wien ist er durch regelmäßige Engagements verbunden. Maike Raschke › Papagena Die in Berlin geborene junge Sopranistin begann ihr klassisches Gesangsstudium in Hannover und schloss es 2008 an der UdK Berlin bei Kammersänger Peter Maus ab. Schon während der Ausbildung sammelte sie Bühnenerfahrung und absolvierte zahlreiche Konzertauftritte, u. a. in Russland, China und Japan. Mittlerweile ist sie Mitglied des Internationalen Opernstudios der Oper Köln und war hier u. a. in der Sparte »Kinderoper« als Frau Ilsebill in der Uraufführung »Vom Fischer und seiner Frau« und als Katerkatze in »Die feuerrote Friederike« sowie in den Opern »Hoffmanns Erzählungen« (Stella), »Das schlaue Füchslein« (Hahn / Specht) und »Don Carlo« (Tebaldo) zu erleben. Martin Koch › Monostatos siehe Seite 45 (bei »Die Csárdásfürstin«) (gk)
› Miljenko Turk (Papageno) › FOTO Rolf Franke
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» Mag die ganze Welt versinken, hab ich dich!« sylva & edwin, »die csárdásfürstin«
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Die Csárdásfürstin LEIDENSCHAFT
premiere 30. dez. 2010 › palladium Vorstellung 31. dez. 2010 2., 5., 9., 14., 20., 27. JAN. 2011 2., 4., 6., 8., 10., 12., 15., 20., 25. FEB. 2011 (zum letzten Mal)
DIE CSÁRDÁS FÜRSTIN
musikalische leitung Gerrit Prießnitz
regie Bernd Mottl bühne & kostüme Friedrich Eggert choreographie Otto Pichler
dramaturgie Georg Kehren licht Andreas Frank chor Andrew Ollivant
› Operette in drei Akten von Leo Stein und Béla Jenbach › Musik von Emmerich Kálmán › Musikalische Einrichtung von Gerrit Prießnitz & Béla Fischer
Pünktlich zum Jahreswechsel: Das Palladium in Köln-Mülheim verwandelt sich in eine glitzernde Varietébühne. Hochkarätige Gesangsdarsteller aus der E- und der U-Branche entdecken eine altbekannte Operette neu – und treffen dabei mitten ins Herz. Edwin von Lippert-Weylersheim liebt Sylva Varescu, den umschwärmten Mittelpunkt eines Varieté-Theaters.
adresse Palladium – Köln Event Schanzenstraße 40 / Gebäude 197 51063 Köln www.palladium-koeln.de Anreise shuttleservice vom Wiener Platz Bahn 13 / 18 › Wiener Platz Bahn 4 › Keupstraße Bus 151 / 152 / 153 › Keupstraße Parkmöglichkeiten Parkplätze vorhanden
Eine dauerhafte Verbindung, wie sie der Adelsspross mit der Halbwelt-Diva Sylva anstrebt, verstößt gegen die herrschende Moral, derzufolge – Diskretion vorausgesetzt – vornehme junge Herren zwar mit Revuetänzerinnen schlafen dürfen, von ernsteren Schritten jedoch tunlichst absehen sollten. Edwins fürstliche Eltern sehen ihn denn auch bereits als Bräutigam der Komtesse Stasi – und als Sylva in der Verwirrung der Ereignisse davon ausgehen muss, auch Edwin sei mit dieser elterlichen Vorgabe einverstanden, wendet sie sich von ihm ab. Ein Verwirrspiel der Gefühle vor dem Hintergrund eines scheinheiligen gesellschaftlichen Arrangements nimmt seinen Lauf – bis zum genretypischen Doppel-Happy-End, bei dem sich die »richtigen« Paare endlich vor aller Welt zueinander bekennen. Und für Sylva und Edwin stellt sich bis zuletzt die Frage, ob es nun die eigenen oder die Gefühle des jeweils Anderen sind, denen mehr zu misstrauen ist. Emmerich Kálmáns 1915 – vor dem Hintergrund der untergehenden k. u. k.-Monarchie – in Wien uraufgeführte Operette handelt nicht nur von einer unstandesgemäßen Liaison, sondern von der Vertrauensfrage aller Liebenden: »Wie hart ist die Währung, in der die Gefühle geprägt sind?« Regisseur Bernd Mottl, der sich an der Oper Köln jüngst mit »La voix humaine«/»Herzog Blaubarts Burg« der Erkundung von Paar-Landschaften angenommen hat, führt Regie. Die Rolle des Revuestars Sylva Varescu verkörpert – als Garant für »Glamour mit Herz« – Christoph Marti, besser bekannt als »Ursli Pfister«. (gk)
sylva varescu Christoph Marti alias Ursli Pfister edwin Carsten Süß › Dez., Jan. und 6. Febr. Miljenko Turk fürst leopold maria Ludwig Sebus Reinold Louis
anhilte, seine gemahlin Andreja Schneider stasi Claudia Rohrbach Csilla Csövári › 27. Jan. 2011, 4., 8., 10., 25.feb.2011 graf boni káncsianu Martin Koch feri von kerekes Alexander Fedin tänzer / mädchen vom chantant Pierre Alexandre, Lionel Drouget, Jesco Himmelrath, Igor Kirov, Sven Niemeyer, Richard Patrocinio, Marcell Prét, Frank Wöhrmann u. a.
Chor der Oper Köln Gürzenich-Orchester Köln
OPERNBAROMETER ========== LIEBE 100% TOD 0% ======== TEUFEL 80%
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biographisches Gerrit PrieSSnitz › Dirigent Der gebürtige Bonner, Jahrgang 1975, ist derzeit der Wiener Volksoper als fester Dirigent verbunden und zugleich Künstlerischer Leiter der Wiener Akademischen Philharmonie. Nach seinem Studium an der Salzburger Universität Mozarteum war er von 2001 bis 2006 Kapellmeister am Theater Erfurt, wo er bereits ein breites Opernrepertoire dirigiert. Gastspiele führten ihn u. a. nach Luzern, Bologna und mehrfach in renommierte Konzertsäle Japans.
Bernd Mottl › Regie Als Opern- und Schauspielregisseur war der gebürtige Mönchengladbacher bisher u. a. in Berlin, Kiel, Braunschweig, Kassel, Schwerin, Cottbus, Brandenburg und Baden-Baden tätig. Dabei inszenierte er Werke wie Puccinis »Madama Butterfly« und »Tosca«, Verdis »La Traviata«, Mozarts »Die Entführung aus dem Serail« und Flotows »Martha«. An der Oper Leipzig inszenierte er eine Neufassung der Operette »Schwarzwaldmädel«, an der Staatsoper Hannover Turnages »Greek« und »My Fair Lady«, am Theater Bern die Operette »Die Fledermaus« und Poulencs »Dialogues des Carmélites«. An der Oper Köln konnte er in der Spielzeit 2009 / 2010 mit dem Poulenc-BartókDoppelabend »Die menschliche Stimme« / »Herzog Blaubarts Burg« einen besonderen Erfolg erzielen. Friedrich Eggert › Bühne & kostüme Der gebürtige Schleswig-Holsteiner, der an der Oper Köln in der vergangenen Saison die Ausstattung für den Doppelabend »Die menschliche Stimme« / »Herzog Blaubarts Burg« entwarf, ist als freier Bühnenund Kostümbildner für Oper und Schauspiel tätig. Engagements führten ihn u. a. an die Oper Kiel, das Staatstheater Cottbus und das Saarländische Staatstheater. Mit Regisseur Bernd Mottl arbeitete er zuletzt u. a. für »Die Fledermaus« am Stadttheater Bern, für »Schwarzwaldmädel« an der Musikalischen Komödie Leipzig und für »My Fair Lady« am Staatstheater Hannover zusammen. Otto Pichler › Choreograph Der gebürtige Österreicher erhielt seine Tanzausbildung an der Ballettschule des Landestheaters Salzburg sowie am Studio des Theaters an der Wien. Als Choreograph arbeitete er u. a. am Theater Linz (»Die Grossherzogin von Gerolstein«, »Im Weissen Rössl«), Staatstheater Hannover (»Anatevka«), Staatstheater Wiesbaden (»Orpheus und Eurydike«), Schauspielhaus Wien (»Das Schloss«), Semperoper Dresden (»Die Fledermaus«, »Penthesilea«) und bei den Salzburger Festspielen (»Mitridate«). An der Oper Köln entwickelte er zuletzt die Choreographie für Cole Porters »Kiss me, Kate«. Christoph Marti / Ursli Pfister › Sylva Varescu Der Schweizer Sänger und Schauspieler erhielt seine Ausbildung am Konservatorium für Musik und Theater Bern. Nach Engagements am Berliner Schillertheater und an der Schaubühne am Lehniner Platz wurde er in Gestalt des »Ursli« zu einem glamourösen Bestandteil der erfolgreichen Musik-Kabarett-Formation »Geschwister Pfister«, deren künstlerische
Leitung er seitdem zugleich einnimmt. Mit ihren Show-Programmen in der Berliner »Bar jeder Vernunft«, aber auch bei zahllosen Gastspielen und Fernseh-Auftritten wurden die »Pfisters« zu einer festen Größe in der gehobenen Unterhaltungsbranche. Bei der überaus erfolgreichen Produktion »Im weissen Rössl« in der Berliner »Bar jeder Vernunft«, bei der die Operette eine so erfrischende wie berührende Neubelebung erfuhr, verkörperte Christoph Marti den »schönen« Sigismund und führte selbst Regie. Als Sänger und Darsteller auch außerhalb der Pfister-Produktionen viel gefragt, war er zuletzt am Theater St. Gallen im Musical »Bibi Balù« als Emma Weideli-Oggenfuss zu erleben.
Carsten SüSS › Edwin Der in Mainz geborene Tenor gab sein internationales Debüt beim »Maggio musicale« in Florenz als Gomatz in Mozarts »Zaide«, gefolgt von Debüts in Wien, Prag und Graz. Ab 1997 verband ihn eine mehrjährige Ensemblezugehörigkeit mit der Sächsischen Staatsoper Dresden. Als Liedsänger ist er regelmäßiger Gast der Schubertiaden in Hohenems und Schwarzenberg. Gastverträge führten ihn an zahlreiche Bühnen des In- und Auslandes. So wirkte er bei der Deutschen Erstaufführung der Oper »The Tempest« von Thomas Adès an der Oper Frankfurt sowie in der Titelrolle von Benjamin Brittens »Albert Herring« beim 35. Cantiere Internationale d’Arte Montepulciano mit – beide Male in der Regie von Keith Warner. An der Oper Köln stellte er sich bislang als David in »Die Meistersinger von Nürnberg« und Loge in »Das Rheingold« vor. Claudia Rohrbach › Komtesse Stasi Nach ihrem Engagement am Luzerner Theater wechselte die Sopranistin in das Ensemble der Oper Köln. Als Gast war sie u. a. in Hannover, bei den Bregenzer Festspielen und an der Bayerischen Staatsoper München zu erleben. Sie arbeitete mit Dirigenten wie Markus Stenz, Claus Peter Flor, Friedrich Haider sowie mit Regisseuren wie Uwe Eric Laufenberg, Christof Loy, Günter Krämer und Helmuth Lohner zusammen. An der Oper Köln begeisterte sie jüngst als Zerlina (»Don Giovanni«) und in der Titelpartie des »Schlauen Füchsleins«. Csilla Csövári › Komtesse Stasi (siehe »Die Entführung aus dem Serail«) › S. 34 Ludwig Sebus › Fürst Leopold Maria Er ist nicht nur eine Institution in Sachen Kölner Karneval, den er als Sänger und Galionsfigur seit Beginn der 1950-er Jahre wesentlich mit geprägt hat, er ist zugleich auch einer der größten Kenner des Kölner Liedgutes. Die besondere Bedeutung und Wertschätzung, die der Träger der »Goldenen Ostermann-Medaille« sich im Verlaufe der Jahrzehnte geschaffen hat, ließ sich nicht zuletzt neulich an den umfangreichen Festlichkeiten am Tanzbrunnen anlässlich seines 85. Geburtstags ablesen. Am 11. 11. 1953 fand bei den Roten Funken im Sartory sein erster Auftritt statt, heute gilt er als einer der letzten großen Krätzchen-Sänger. Als seinen Durchbruch bezeichnet er heute sein Lied aus der Saison 1954 / 55 »Jede Stein in Kölle eß e Stöck vun deer«, dessen Text Bezug auf die damalige Situation im kriegszerstörten Köln nahm. Seitdem hat Ludwig Sebus, der
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in seinem »bürgerlichen« Beruf bis zur Rente als Industriekaumann tätig war, über 250 kölsche Lieder selbst gedichtet, komponiert und gesungen. Auch wenn er sich vor wenigen Jahren von der aktiven sängerischen Laufbahn zurückgezogen hat, um an der Seite seiner Frau den wohlverdienten Ruhestand zu genießen, gelingt es hin und wieder doch noch, ihn für Bühnenauftritte zu gewinnen. Die Oper Köln freut sich, mit der »Csárdásfürstin« zu diesen Gewinnern zu gehören.
Andreja Schneider › Fürstin Anhilte Einem großen Publikum ist sie innerhalb der Formation »Geschwister Pfister« als charmantes »Fräulein Schneider« ein Begriff. In der Berliner »Bar jeder Vernunft« – und auch auf dem Bildschirm – konnte man sie als Rössl-Wirtin in Benatzkys Operette »Im weissen Rössel am Wolfgangssee« erleben. Auch außerhalb der Pfister-Auftritte war bzw. ist sie regelmäßig auf der Bühne zu erleben, etwa an der Seite von Katharina Thalbach in »Zwei auf einer Bank« und in Shakespeares »Wie es euch gefällt«. Daneben steht eine umfangreiche Tätigkeit im Bereich Film und Fernsehen. Martin Koch › Boni Nach Engagements in Pforzheim, Oldenburg, am Staatstheater Kassel und an der Deutschen Oper am Rhein (2006 – 2009) ist der Tenor, der auch als Oratoriensänger international gefragt ist, seit der vergangenen Spielzeit Ensemblemiglied der Oper Köln. Gastengagements im Bereich Oper führten ihn u. a. nach Bremen, Hamburg, Dessau, an die Bayerische Staatsoper München sowie – in der Titelrolle der Operette »Der Vogelhändler« – nach Münster und Luzern. An der Oper Köln stand er u. a. als Dancairo in »Carmen«, Goro in »Madama Butterfly«, Valzacchi in »Der Rosenkavalier« und in den vier Dienerrollen in »Hoffmanns Erzählungen« auf der Bühne. Beim China-Gastspiel der Oper Köln bei der expo in Shanghai verkörperte er Mime in »Das Rheingold« und »Siegfried«. In der Neuproduktion »Die Zauberflöte« ist er als Monostatos zu erleben.
› Christoph Marti alias Ursli Pfister ist Sylva Varescu › FOTO Agentur
Alexander Fedin › Feri Ausgebildet am Moskauer Konservatorium, war der russische Tenor in den vergangenen Jahren an allen großen Bühnen der Welt (u. a. Royal Opera House Covent Garden, Wiener Staatsoper, Deutsche Oper Berlin, Hamburgische Staatsoper, Oper Zürich, Staatstheater Stuttgart, Bolschoi Theater Moskau) ein viel gefragter Gast, mit Vorliebe in den großen Partien des italienischen und russischen Fachs, u. a. als Alfredo (»La Traviata«), Rodolfo (»La Bohème«), Don Carlo, Faust, Lenski (»Eugen Onegin«) und als Schujski / Dimitri / Narr in »Boris Godunow«. An der Oper Köln, deren lang jähriges Ensemblemitglied er ist, kennt man ihn in den großen Fachpartien wie auch in Charakterrollen, etwa als Spalanzani in »Hoffmanns Erzählungen«, als Wirt in »Der Rosenkavalier« und als Remendado in »Carmen«. (gk)
› Ludwig Sebus ist Fürst Leopold Maria › FOTO ZIK-Express
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Fundstücke ANTRIEB
fundstücke
Ausgeklinkt text Till Schröder foto Matthias Baus
Das Detail erzählt die eigentliche Geschichte, sagt nicht nur der Kriminalist. Auf Streifzug durch die Ecken und Nischen der Oper Köln.
am rande Der schönste Name für das Sinnbild des gierigen Kapitals erfindet Mel Brooks in seiner Komödie »Silent Movie«. Der Konzern, der Brooks Filmstudio in feindlicher Absicht übernehmen will, heißt »Gierschlund und Raffke« (engl: »Engulf & Devour«)
Eine Tür im Gerling-Quartier gibt Rätsel auf. Erstens verstört die Annahme, dass selbst dem simplen Mechanismus der Türklinke noch eine Betriebsanleitung beigelegt werden muss. Einzig gelten lassen kann man in diesem Zusammenhang die Hypothese, die Zielgruppe dieser verschalten Maueröffnung wären ausschließlich Amerikaner, deren Heimat ja bekanntlich wirklich keine Klinken kennt, sondern nur drehbare Knäufe. Doch dann hätte man höflicherweise Panik mit »c« schreiben sollen. Ich persönlich kenne eine Amerikanerin, die nach 14 Jahren in Deutschland immer noch regelmäßig mit ihrem Ärmel in Klinken hängen bleibt, weil sie es einfach nicht gewohnt ist, dass da ein Bügel aus der Tür ragt. Und Knäufe sind in den USA auch viel tiefer am Türblatt angebracht. Da kann kein Ellenbogen dran stoßen. Ihr würde dieses Schild einige Erleichterung im Alltag verschaffen. Doch noch verstörender ist die Tatsache, dass überhaupt jemand innerhalb der Konzernzentrale eines Versicherungsgiganten die Notwendigkeit sah, ein Panikschild aufzuhängen. Warnhinweise kommen ja bekanntlich nur dann zum Einsatz, wenn die Gefahr real und mit gewisser Regelmäßigkeit auftritt. In welcher Paranoia der Gerling-Konzern in den 1950ern sein Hauptquartier baute, mag man sich gar nicht ausmalen. Noch dazu ist eine Panik-Phobie auch nicht gerade die zuträglichste Methode, das Geschäftsmodell Versicherung an den Mann zu bringen. Und die Frage stellt sich: Weswegen bestand die akute Angst vor Stampeden? Verfehlter Quartalsabschluss? Der Russe steht vor der Tür? Oder in ferner Zukunft ein frenetisch johlendes Opernpublikum, das in seinem Jubel ob der gelungenen Aufführung seinen Weg nicht aus den Gängen findet? Testen Sie es doch einmal.
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Oper für Kinder & Jugendliche ANTRIEB
oper / für Kinder & Jugendliche \ Köln
Spielplatz opernhaus text Dr. Birgit Meyer, Tanja Fasching Fotos Klaus Lefebvre
Diese Spielzeit gehen wir einer Entführung auf den Grund und bringen die Oper nach Köln-Mülheim
kinderrätsel
Du kannst gut beobachten und genau hinhören? – Dann ist das Kinderrätsel genau das richtige für Dich! Bei der Vorstellung von Wolfgang Amadeus Mozarts »Die Entführung aus dem Serail« am 12. Dezember 2010 (Vorstellungsbeginn 16: 00 Uhr) im Palladium in Mülheim bekommst Du vor Vorstellungsbeginn eine für Dich gestaltete Handlung des Werkes sowie einen bunten Fragebogen zum Geschehen auf der Bühne. Kreuze die jeweils richtige Antwort an, trage Deine Anschrift ein und wirf den Fragebogen in die goldene Box im Foyer des Palladiums – so nimmst Du an einer Verlosung teil! Viel Vergnügen und viel Glück!
kinderrätsel »Die Entführung aus dem Serail« › 12. Dez. 2010 › 16 Uhr › Palladium, Köln.Mülheim, SchanzenstraSSe 40, Gebäude 197
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› Viel Theater ums Kostüm: Kinder im Opernworkshop
Kinderworkshops
Nach den vier erfolgreichen Kinderworkshops der Spielzeit 2009 / 2010 – »Orfeo ed Euridice«, »Kiss me, Kate«, »Madama Butterfly« und »Don Giovanni« – gibt es auch im Verlaufe der Saison 2010 / 2011 die Gelegenheit, im Rahmen von Kinderworkshops mehr über die Handlung einer Oper und darüber, wie eine Opernaufführung entsteht, zu erfahren. Im ersten Workshop der Spielzeit 2010 / 2011 geht es um Mozarts Singspiel »Die Entführung aus dem Serail«, das ab 26. 11. 2010 im Palladium in Köln-Mülheim zu sehen sein wird. Die Teilnehmer werden mehr darüber erfahren, wie Konstanze, Blonde und Pedrillo in einem fremden Land gefangen wurden, wie sie sich gegen den Wächter Osmin zur Wehr setzen müssen und wie sie schließlich versuchen, gemeinsam mit Belmonte zu fliehen. Der erste Teil des Nachmittags dient der Einführung in die Handlung. Gemeinsam mit Künstlern aus dem Haus werden den Kindern Figuren und Musik des Werkes spielerisch näher gebracht. Nach der Pause, in der für Speise und Trank gesorgt ist, beginnt der »aktive« Teil mit Singen, Spielen, Tanzen oder Malen.
› Kinderworkshop »Die Entführung aus dem Serail« › 20. Nov. 2010 › 14 – 17 Uhr › für Kinder von 8 – 14 Jahren › Preis Euro 15,–/ Kind › Palladium, Köln.Mülheim, SchanzenstraSSe 40, Gebäude 197 Vorkenntnisse sind nicht erforderlich! / Für einen Imbiss ist gesorgt. Sichern Sie sich rechtzeitig Ihre Karten – die Teilnehmerzahl bei den Kinderworkshops ist begrenzt. Gesamtleitung: Dr. Birgit Meyer Anmeldung unter theaterpaedagogik@buehnenkoeln.de
Oper im Veedel – Oper Köln meets Schüler & Jugendliche in Köln-Mülheim
Die Oper Köln wird den neuen, vorübergehenden Standort Köln-Mülheim nutzen, um die Oper an ein Publikum heranzutragen, das bislang vielleicht noch nicht so viel Berührung mit dem Genre gehabt hat. Es gibt bereits eine gut funktionierende Jugendkulturarbeit in Mülheim. Jürgen Wojke und Angelika Tritt, Jugendpfleger im Amt für Kinder, Jugend und Familie des Bezirksamtes Mülheim, haben mittlerweile ein umfangreiches Netzwerk geknüpft, dem u. a. 14 Jugendzentren und zahlreiche Schulen in Mülheim angehören. Gleichzeitig versucht die Jugendkulturarbeit auch Kinder und Jugendliche unabhängig von Zugehörigkeit zu Jugendzentren oder Schulen anzusprechen. Schwerpunkt der Arbeit ist beispielsweise die Vermittlung von Musik und Theater. Hier wird es zukünftig zu einer engen Verzahnung von Oper mit Schulen und außerschulischen Jugendbildungseinrichtungen kommen. Geplant sind zahlreiche Workshops sowie ein großes Schulprojekt unter Beteiligung verschiedener Mülheimer Schulklassen. Wir freuen uns auf den Erfahrungsaustausch vor Ort und hoffen, den Kindern und Jugendlichen in Zusammenarbeit mit den Jugendkulturzentren so viel wie möglich von der Faszination des Theaters weitergeben zu können. Das erste Projekt ist bereits fixiert: eine Kooperation mit der EllyHeuss-Knapp-Realschule in Köln-Mülheim. Wir gestalten gemeinsam eine musikalische Einführung mit Schattentheater in »Die Entführung aus dem Serail« (termine: 15., 17., 21. dez. 2010) .
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Was will Ilsebill eigentlich? Kinder: Mehr! Fotos Matthias Baus
Wie funktioniert so eine Welt-Uraufführung eigentlich? Ein Blick zurück auf die Premiere von Ingfried Hoffmanns »Vom Fischer und seiner Frau« in der Kinderoper Köln am 16. Mai 2010.
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› Sévag Serge Tachdjian als Butt
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Unser gröSStes Thema: Integration
Wie die Gesellschaft selbst befindet sich auch das Themenfeld »Menschen mit Behinderung« im Prozess ständiger Veränderung, Umwandlung und Neuakzentuierung. Dies wird zum Beispiel deutlich an den Auseinandersetzungen um die schulische Integration von Kindern mit Behinderungen oder auch an der Umbenennung der »Aktion Sorgenkind« in »Aktion Mensch«. Die Sichtweise von Behinderung ändert sich mit gelungener sozialer Integration: Integration und Entstigmatisierung bedingen sich gegenseitig. Die Kinderoper Köln hat sich gemeinsam mit ihrem Gründungssponsor YAKULT einem Projekt verschrieben, das nun auch geistig behinderten und vor allem gehörlosen Kindern ermöglicht, durch ein ergänzendes pädagogisches Programm die Kinderoper zu besuchen. Dabei geht es darum, dass komplette Vorstellungen einer Integrativen Institution zugänglich gemacht werden (die nicht öffentlich sind) und durch einen Gebärdendolmetscher an der Seite der Bühne der gesungene und gesprochene Text gestisch übersetzt wird. Musik wird von Gehörlosen über die taktile Wahrnehmung erfasst. Dabei können Musikschwingungen z. B. über einen aufgeblasenen Luftballon aufgenommen und so quasi »begreifbar« gemacht werden. (et)
Freude, Feuer, Forte. Das Beste aus der Welt der Musik.
wdr 3. Aus Lust am Hören.
› Aus dem Wunschbuch der Oper Köln.
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IM AKTUELLEN SPIELPLAN der kinderoper im alten Pfandhaus am Kartäuserwall 20, Nähe Chlodwigplatz
repertoire
premiere
Vom Fischer und seiner Frau
Aschenputtel / Cenerentola
› Neukomposition für die Kinderoper Köln › Jazzoper für Kinder von Ingfried Hoffmann › Libretto von Barbara Hass ›Nach dem Märchen von Philipp Otto Runge
› Von Ermanno Wolf-Ferrari › Märchenoper in drei Aufzügen nach den Versen von Maria Pezzè-Pascolato › Uraufführung 1902 in Bremen › Freie deutsche Übersetzung von Franz Rau › Kölner Fassung von Christian Schuller › Orchesterbearbeitung von Reiner Schottstädt
Der Fischer und seine Frau Ilsebill wohnen in einem Pisspott nahe eines Sees. Eines Tages fängt der Fischer einen großen Butt, der aber um sein Leben bittet, da er ein verwunschener Prinz sei. So lässt der Fischer den Butt wieder frei. Als der Fischer nach Hause kommt und seiner Frau Ilsebill diese wundersame Geschichte erzählt, fragt sie ihn, ob er sich denn im Tausch gegen die Freiheit nichts gewünscht habe. Sie drängt ihren Mann, den Butt erneut zu rufen, um sich ein richtiges Haus zu wünschen. Der Butt erfüllt diesen Wunsch. Ilsebill ist aber noch nicht zufrieden und wünscht sich immer mehr … .
Es war einmal ein König, dessen Sohn unter allen Mädchen des großen Reiches keines fand, das ihm gefiel. Also wurde ein Ball veranstaltet, zu dem die schönsten Mädchen eingeladen wurden. Darunter waren auch zwei Schwestern, die mit ihrer Mutter kamen. Eine dritte, ihre Stiefschwester Aschenputtel durfte nicht mitgehen und musste zu Hause am Herd sitzen bleiben. Ohnehin wurde sie von den zwei Stiefschwestern und der Stiefmutter immer schon schlecht behandelt. Während die anderen schon beim Ball sind, kommen drei Elfen zu Aschenputtel und zaubern ihr ein herrliches Ball-Kleid und wunderschöne Tanzschuhe. Sie ist glücklich und eilt rasch zum Fest. Der König ist von ihr bezaubert und der Prinz sofort verliebt. Um Mitternacht, das weiß Aschenputtel, ist der Zauber vorbei. Als es soweit ist, muss sie sehr schnell fliehen und verliert dabei einen ihrer feuerroten Schuhe … .
› regie Elena Tzavara › bühne Conrad Moritz Reinhardt › kostüme Elisabeth Vogetseder › dramaturgie Tanja Fasching empfohlen für kinder ab 5 Jahren aufführungsdauer ca. 60 Minuten mit Jazz-Ensemble »Altes Pfandhaus«
Wiederaufnahme premiere: 30. sep. 2010 Weitere Vorstellungen: 2., 3., 4., 5., 6., 7., 9., 10. OKT. 2010
› regie Brigitta Gillessen › bühne & Kostüme Ute Lindenbeck › dramaturgie Tanja Fasching empfohlen für kinder ab 5 Jahren aufführungsdauer ca. 60 Minuten mit Musikern des Gürzenich-Orchester
premiere: 13. nov. 2010 Weitere Vorstellungen: 16., 17., 19., 22., 23., 24. NOV. 2010 › 1., 2., 4., 8., 12., 21., 28. DEZ. 2010 › 13., 14., 18., 19., 21., 22. JAN. 2011 Alle Kinderopern werden für Kinder ab 5 Jahren empfohlen. Die Stücklänge beträgt ca. 1 Stunde. Kartenvorverkauf ab dem 10. des Vormonats an der Kasse der Oper Köln.
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»Alles, nur keine Langeweile!« text Johannes Wunderlich foto Brigitte Lacombe
Alles, nur keine Langeweile – das könnte auch das Motto der neuen Konzertsaison des Gürzenich-Orchesters sein. Im großen Galakonzert zur Eröffnung sind Katia und Marielle Labequé zu erleben.
Felix Mendelssohn-Bartholdy: Wir kennen und schätzen ihn vor allem wegen seiner Oratorien wie »Elias«, wegen seiner eleganten Sinfonien und Ouvertüren. Seine Zeitgenossen dagegen erlebten ihn dagegen auch als einen Pianisten, der sich selbst ein meisterhaftes Repertoire schrieb. Bei seinem Doppelkonzert für zwei Klaviere waren ihm die beiden Interpreten, für die es bestimmt war, bestens vertraut: seine Schwester Fanny, der er das Werk zu ihrem 14. Geburtstag widmete, und er selbst. Das pianistische Niveau der beiden Geschwister muss beeindruckend gewesen sein. Das schwungvolle Konzert fordert eine ordentliche Portion Brillanz und Virtuosität, um zur Geltung zu kommen: genau das Richtige für die beiden Schwestern Katia und Marielle Labequé, die als Solistinnen im Galakonzert des GürzenichOrchesters zur Saisoneröffnung zu erleben sind. Seit nunmehr 40 Jahren bezaubern sie weltweit ihr Publikum, seit sie 1968 nach ihrem Abschlusskonzert die Tore des Pariser Conservatoire aufstießen, um mit ihrem verspielten, überschäumenden Temperament ehrwürdige Konzertrituale zu unterminieren. Immer mit stupend präziser Technik, Klarheit, aber eben auf ihre Art: »Alles, nur keine Langeweile!«, beschrieben die beiden jüngst in einem Zeitungsinterview ihr Motto. Alles, nur keine Langeweile – das könnte auch das Lebensmotto von Wolfgang Amadeus Mozart gewesen sein. Er wiederholte sich nicht gerne. Stets war er bereit, für einen von ihm geschätzten Solisten oder ein inspirierendes Orchester ein neues Werk zu schreiben. Dennoch, mag zwar eine günstige Gelegenheit jeweils der Anlass gewesen sein,
es waren das keine Gelegenheitswerke, die keine zweite Aufführung verdient hätten. Seine Sinfonie A-Dur KV 201 schrieb er mit 18 oder 19 Jahren in Salzburg. Ein faszinierendes Stück, mit dem er neue Maßstäbe für die Form der Sinfonie setzte. Mozart schätzte es so sehr, dass er es noch zehn Jahre später, als er in Wien als freischaffender Komponist lebte, auf das Programm einer seiner Akademiekonzerte setzen ließ. Mozart hat über 40 Sinfonien hinterlassen, von denen er viele innerhalb weniger Tage komponiert hatte. Für Johannes Brahms dagegen lagen 24 Jahre voller Selbstzweifel und immer wieder abgebrochener Versuche zwischen den ersten Skizzen und der Reinschrift seiner 1. Sinfonie. Er arbeitete sich an Beethoven ab, seinem großen Vorbild, und an seinem musikalischen Gewissen, das ihm eine Komposition ersten Ranges abverlangte, wie sie ihm schließlich mit seiner 1. Sinfonie gelang.
galakonzert Wolfgang Amadeus Mozart › Sinfonie A-Dur KV 201 Felix Mendelssohn Bartholdy › Konzert für zwei Klaviere und Orchester E-Dur Johannes Brahms › Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68 Katia & Marielle Labèque Klavier › Markus Stenz Dirigent › Gürzenich-Orchester Köln › So., 10. okt. 2010, 11 Uhr
Gürzenich-Orchester Köln ANTRIEB
› Katia und Marielle Labèque
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gürzenich-orchester
»Musik einer anderen Dimension« interview Andreas Fasel foto Sisi Burn
Markus Stenz über die Sinfonien Gustav Mahlers.
Vor 150 Jahren wurde der Komponist Gustav Mahler geboren. GürzenichKapellmeister Markus Stenz führt mit dem Gürzenich-Orchester sein sinfonisches Gesamtwerk auf, parallel dazu entstehen cd-Einspielungen. Im Gespräch mit Andraes Fasel erklärt er, warum ihn gerade die Musik Mahlers so fasziniert und was es mit seiner 2. Sinfonie auf sich hat, die er im 1. Sinfoniekonzert der neuen Saison aufführen wird. Es ist jetzt rund 50 Jahre her, dass der Dirigent Leonard Bernstein die Sinfonien Gustav Mahlers zu einer Art Kultgegenstand gemacht hat. Seither ist die Begeisterung für diese Musik ungebrochen. Wie erklären Sie sich das? Da kommt vieles zusammen. Mahlers Musik ist hochgradig emotional, zugleich bietet sie Futter für die Intellektuellen. Wann hat Sie das Mahler-Fieber zum ersten Mal gepackt? Da war ich 19. Im Radio hörte ich zufällig die letzten zehn Minuten einer Übertragung seiner Zweiten, der Auferstehungssinfonie. Ich hörte da Harmonien, die ich bis dahin nicht mal zu träumen gewagt habe. Und dann diese großen Ausbrüche. Ich war völlig aus dem Häuschen und habe mich sofort schlau gemacht, wo es die nächste Aufführung dieses Stücks gab. Das war auf der Waldbühne in Berlin mit Claudio Abbado. Ich habe mich ins Auto gesetzt und bin 500 Kilometer hin- und wieder zurückgefahren, nur um dieses Stück zu hören. Mit 19 kannten Sie die Klassiker vermutlich aus dem Effeff. Was war so anders bei diesem Mahler? Ich habe gespürt, dass man es bei Mahler mit einer weiteren, einer anderen Dimension zu tun hat. Es gibt den berühmten Streit zwischen Sibelius und Mahler, in dem Sibelius unter anderem die Wichtigkeit der klassischen Form betont. Mahler hingegen sprengt die Form. Musik ist mehr, eine Sinfonie ist die ganze Welt! Das kann jeder ganz unmittelbar hören. An welchem Werk würden Sie das Phänomen Mahler erklären? Ich bleibe da bei meiner eigenen biografischen Prägung: die Zweite Sinfonie. Sie ist als Einstiegsdroge bestens geeignet. Da ist bereits alles angelegt, was in den anderen Sinfonien noch weiterentwickelt wird. Sie hat die Größe der Achten, sie atmet aber auch die Spiritualität der Neunten. Außerdem enthält sie Gesangspassagen auf Texte aus »Des Knaben Wunderhorn«, die bei Mahler immer wieder eine große Rolle spielen. Mit ihrem Trauermarsch schließlich verweist sie auf die Fünfte und Sechste.
Diese Trauermärsche und ihr etwas morbider Weltschmerz sind vermutlich auch ein Grund dafür, dass viele Jugendliche so auf Mahler abfahren. Vorsicht! Man sollte es nicht übertreiben mit dem Morbiden. Wir Dirigenten arbeiten ja seit Jahrzehnten gegen Visconti an ... Sie meinen Luchino Viscontis Verfilmung der Thomas-Mann-Novelle »Tod in Venedig«. Visconti untermalt die Geschichte eines dahinsiechenden Künstlers mit dem langsamen Satz der fünften Sinfonie. Genau. In Wirklichkeit ist dieses Adagietto aber keine Beerdigungsmusik, sondern eine innige, glühende Liebeserklärung an Mahlers Frau Alma. Hält Mahler so ein bisschen Film-Verkitschung nicht aus? Sie als Hörer dürfen das meinetwegen sagen. Aber für einen Interpreten ist das ein gewaltiger Unterschied. Wenn ein Dirigent diesen Satz auf 15 Minuten Morbidität zerdehnt, dann bleibt nicht mehr viel von Mahlers Intention übrig. Bei der Beerdigung von John F. Kennedy war das Adagietto sogar 16 Minuten lang. Mahler selbst hat aber nur neun Minuten dafür gebraucht, sein Schüler Bruno Walter sogar nur acht Minuten. Mahlers Partituren sind voll von Anweisungen, wie schnell und wie laut diese und jene Passage zu spielen ist. Das geht ja so weit, dass er den Dirigenten Anweisungen gibt, wie sie dirigieren sollen. Und dann gibt es sogar noch Fußnoten, in denen Bemerkungen stehen wie: »Klang nicht scharf abreißen.« Ist es nicht lästig, in einem so engen Korsett musizieren zu müssen? Nein. Das ist ja das Schöne – man fühlt sich trotzdem völlig frei. Wie das? Man muss sich nur die Aufnahmen der Herren Otto Klemperer, Willem Mengelberg und Bruno Walter anhören. Alle drei haben Mahler bei seinen Proben erlebt. Alle drei haben mit ihm Kaffee getrunken. Alle drei können für sich in Anspruch nehmen, ganz dicht an der Quelle gewesen zu sein. Trotzdem könnten die Aufnahmen der drei kaum unterschiedlicher sein.
Gürzenich-Orchester Köln ANTRIEB
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› Markus Stenz, Gürzenich-Kapellmeister und Generalmusikdirektor der Stadt Köln
Musikwissenschaftler sprechen gern von der Gebrochenheit dieser Musik, nicht alles darin ist schön. In seiner ersten Sinfonie lässt Mahler einen Kontrabassisten ein unangenehmes Solo spielen. Seine Absicht war es wohl, dass diese Passage kläglich klingen sollte. Auf alten Aufnahmen kann man das auch so hören. Es stimmt schon, heutige Bassisten spielen das Solo eigentlich viel zu gut. Aber man darf das auch nicht überbewerten. Ein guter Schauspieler hat ja auch keine Probleme damit, einen schlechten Schauspieler darzustellen. Heutige Musiker beherrschen das genauso. Also sehen Sie keinen Widerspruch darin, dass Sie in Mahlers Musik Gebrochenheit zeigen sollen – mit den Mitteln der Klangschönheit? Gerade eben haben wir den Schlusssatz der dritten Sinfonie geprobt. Mahler hatte ursprünglich vor, diesem Satz eine Überschrift zu geben: »Was mir die Liebe erzählt«. Für mich mündet diese Musik in eine vollkommene Affirmation, ein bedingungsloses Ja-Sagen. Aber es gibt unter den theoretischen Mahler-Exegeten einige, die sagen, dass die Pauken-Schläge am Schluss des Satzes dieses Ja zerstören würden. Aber meiner Ansicht nach löst sich eine solche Interpretation zu sehr von der Musik. Also lasse ich die Pauke so spielen, dass sie sich in dieses Ja der Musik einfügt.
sinfoniekonzert 01
Franz Schubert / Detlev Glanert › Einsamkeit D 620 › Bearbeitung für Sopran und Orchester (2009) › Deutsche Erstaufführung Gustav Mahler Sinfonie Nr. 2 c-Moll »Auferstehungs-Sinfonie« › Konzerteinführung › So. 10 Uhr, Mo. & Di. 19 Uhr Christiane Oelze Sopran, Michaela Schuster Mezzosopran, Kartäuserkantorei Einstudierung Philipp Ahmann, Bach-Verein Köln Einstudierung Thomas Neuhoff, Madrigalchor der Hochschule für Musik Köln Einstudierung Prof. Rainer Schuhenn, Kammerchor der Hochschule für Musik Einstudierung Prof. Marcus Creed, Figuralchor Bonn Einstudierung Prof. Rainer Schuhenn › So., 24. Okt. 2010, 11 Uhr › Mo., 25. okt., & Di., 26. okt. 2010, 20 uhr › Kölner Philharmonie
Mahler war einer der besten Dirigenten seiner Zeit. Und als Interpret schreckte er nicht davor zurück, Partituren von Schumann oder Beethoven umzuschreiben. Wenn Sie das heute machen würden ... ... dann wäre der Aufschrei groß. Das Tolle an Mahler ist aber, dass er von den Dirigenten der Nachwelt verlangte, sie sollen auch seine Partituren ruhig korrigieren, wenn etwa die instrumentalen Möglichkeiten sich weiterentwickelt haben sollten. Entscheidend ist nur, dass seine Idee klar umgesetzt wird. Wann also werden wir von Ihnen einen Mahler hören, der mithilfe der Möglichkeiten elektronischer Musik an unsere Zeit angepasst ist? Gar nicht. Ich glaube nicht, dass man Mahler in unsere Zeit übersetzen muss. Die Menschen verstehen ihn doch auch so. Ich halte es für besser, das Original in seinen schönsten Farben leuchten zu lassen. Zuerst erschienen in der »Welt am Sonntag«. Wir danken Autor und Verlag für die freundliche Überlassung des Textes.
Gustav Mahler › Sinfonie Nr. 4 Gürzenich-Orchester Köln, Christiane Oelze Sopran, Markus Stenz Dirigent, Hybrid-SACD, OehmsClassics OC 649 Gustav Mahler › Lieder aus »Des Knaben Wunderhorn« Christiane Oelze Sopran, Michael Volle Bariton, Gürzenich-Orchester Köln, Markus Stenz Dirigent, Hybrid-SACD, OehmsClassics OC 657
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Arien-Abend ANTRIEB
»Le Dernier Castrat« Arien-Abend mit Max Emanuel Cencic & orchester text Georg Kehren
Ein Countertenor zwischen Händel und Vivaldi. Max Emanuel Cencic hat sich in den letzten Jahren zu einem der angesehensten Countertenöre der internationalen Musikszene entwickelt. Seine Auftritte begeistern Publikum und Fachpresse gleichermaßen. Bereits als Kind musikalisch ausgebildet, war Max Emanuel Cencic von 1987 bis 1992 Mitglied der Wiener Sängerknaben. In den Jahren danach gab Cencic als Sopranist erfolgreich Liederabende in Japan, Amerika und Europa und wirkte daneben in zahlreichen Opernproduktionen mit. 2001 wechselte er in das Stimmfach des Countertenors. Wichtige Stationen in dieser Zeit waren u. a. sein Auftritt als Nerone in Monteverdis »L’incoronazione di Poppea« unter der musikalischen Leitung von Konrad Junghänel am Theater Basel, wofür er vom Magazin »Opernwelt« zum besten Nachwuchssänger des Jahres 2003 gekürt wurde, und als Perseo in Vivaldis »Andromeda Liberata« in der New Yorker Carnegie Hall und in Japan. Er ist ein gern gesehener Gast auf den internationalen Konzertpodien und gastierte u. a. in Lissabon, Amsterdam (Concertgebouw), London (Barbican Centre), Paris, Tokyo, Mailand, Avignon, bei den Händel-Festspielen in Halle, den Ludwigsburger Schlossfestspielen, den Musikfestspielen Potsdam-Sanssouci und vielen weiteren Festspielzentren. Mit Dirigenten wie William Christie, René Jacobs, Konrad Junghänel, Christopher Moulds, Rinaldo Alessandrini und vielen weiteren verbindet ihn eine regelmäßige Zusammenarbeit. Opernauftritte der jüngeren Zeit führten in an das Théâtre de la Monnaie in Brüssel (»Satirino«, »La Calisto«), an die Bayerische Staatsoper München (»Tamerlano«), die Sächsische Staatsoper Dresden (»Giulio Cesare«), die Wiener Staatsoper (»Medea«, Aribert Reimann) und an das Teatro Real in Madrid (»Die Krönung der Poppea«). Seine Stimme ist auf zahlreichen Opern- und Solo-CDs festgehalten. Der Schweizer Dirigent Diego Fasolis zählt zu den führenden Spezialisten im Bereich Barock-Musik und Mozart. Gastauftritte führten ihn u. a. an die Scala di Milano, an das Teatro dell’opera di Roma, Teatro Carlo Felicedi Genova, Teatro Comunale di Treviso, Théâtre du Champs-Elysées und an die Opéra de Lausanne. Mit seinem Ensemble I Barocchisti konzertiert er regelmäßig bei namhaften Festivals und in den internationalen Musikzentren. »Cencic ist mit der zur Zeit schönsten Stimme im Fach Countertenor begabt.« › opernwelt, mai 2008 Die Veranstaltung ist ein Beitrag zum Kölner Fest für Alte Musik › Solist Max Emanuel Cencic, Countertenor › Dirigent Diego Fasolis › Orchester I Barochisti
programm Händel – Rinaldo – Ouvertüre Händel – Floridante – »Alma mia« Händel – Tamerlano – »Benche mi sprezzi« Albinoni – Il nascimento dell’aurora – Ouvertüre Albinoni – Il nascimento dell’aurora – »Con cetra piu Sonora« Albinoni – Il nascimento dell’aurora – »Questa fronda« Vivaldi – Farnace – Ouvertüre Vivaldi – Farnace – »Ricordati che sei« Vivaldi – Farnace – »Gelido in ogni vena« Vivaldi – Concerto per archi in re minore – RV 128 Vivaldi – Farnache – »Godi pur, ingiusta Roma« Händel – Xerxes – »Se bramate d’amar chi vi sdegna« - Änderungen vorbehalten 22. Okt. 2010 › 19:30 Uhr › Gerling-Quartier
Liederabend ANTRIEB
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»Romantische Balladen« Liederabend mit Johannes Martin Kränzle text Georg Kehren
Bariton mit Herz. Der Bariton JOHANNES MARTIN KRÄNZLE, der vom Deutschen Bühnenverein für seine herausragende Leistung als Beckmesser in Uwe Eric Laufenbergs Inszenierung »Die Meistersinger von Nürnberg« an der Oper Köln für den Deutschen Theaterpreis »Der Faust« 2010 nominiert worden ist, stellt sich an diesem Haus nun auch erstmals als Liedsänger vor. Er ist Preisträger der internationalen Wettbewerbe von Vercelli, Rio de Janeiro, Perpignan und Paris (Plácido Domingo). Seit 1998 ist Johannes Martin Kränzle Ensemblemitglied der Oper Frankfurt. Dort gestaltete er Partien wie Papageno (»Die Zauberflöte«), Grigori Grjasnoi (»Die Zarenbraut«), Conte Almaviva (»Le nozze di Figaro«), Paolo Albiani (»Simon Boccanegra«), Don Alfonso (»Così fan tutte«), Heerrufer (»Lohengrin«), Giovanni Morone (Pfitzners »Palestrina«), den Geisterboten (»Die Frau ohne Schatten«) und Don › Nominiert für den Deutschen Theaterpreis DER FAUST: Johannes Martin Kränzle Giovanni. Sein mehr als 90 Rollen umfassendes Opernrepertoire be- › FOTO Monika Rittershaus inhaltet das gesamte lyrische-, Kavaliers- und zunehmend Charakterbaritonrepertoire von Mozart bis Aribert Reimann. Gastengagements programm führten ihn nach München, Hamburg, Stuttgart, Berlin, Wien, BreRobert Schumann – »Frühlingsfahrt« – v. Eichendorff genz, Spoleto, Sofia und mehrfach nach San Francisco. Im Sommer 2009 gastierte er bei den Salzburger Festspielen als Valens in Händels Robert Schumann – »Der Schatzgräber« – v. Eichendorff »Theodora« sowie 2010 in der Titelrolle der Uraufführung »Dionysos« Carl Loewe – »Edward« – Herder von Wolfgang Rihm, wofür er überragende Kritiken erhielt. Für 2010 Carl Loewe – »Herr Oluf« – Herder sind außerdem Auftritte als Alberich in »Der Ring des Nibelungen« Franz Schubert – »Die Bürgschaft« – Schiller an der Mailänder Scala und der Staatsoper Unter den Linden, Berlin unter der musikalischen Leitung von Daniel Barenboim geplant – außerdem als Graf Danilo in »Die lustige Witwe« am Grand Théâtre de Ge- Gustav Mahler – »Antonius Fischpredigt« – nève. Beim Glyndebourne Festival ist er für 2011 als Beckmesser in Arnim / Brentano Wagners »Die Meistersinger von Nürnberg« unter Vertrag – eine Partie, Gustav Mahler – »Lob des Hohen Verstandes« – in der er an der Oper Köln im September 2009 mit überragendem Erfolg debütierte. An der Oper Köln überzeugte er zuletzt außerdem als Arnim / Brentano Förster in »Das schlaue Füchslein« und in der Titelpartie der Neupro- Franz Liszt – »Der König in Thule« – Goethe duktion »Herzog Blaubarts Burg«. Neben seiner Operntätigkeit nimmt Franz Schubert – »Der Zwerg« – Colin die Beschäftigung mit Lied und Oratorium von jeher einen breiten Carl Loewe – »Hochzeitslied« – Goethe Raum in seinem sängerischen Betätigungsfeld ein. Der Pianist Hilko Dumno hat sich als Liedbegleiter u. a. von Christoph Prégardien, Christine Schäfer und Hedwig Fassbender einen – Änderungen vorbehalten Namen gemacht. In diesem Zusammenhang trat er beispielsweise bei 19. nov. 2010 › 20:00 Uhr › Opernhaus der Schubertiade Schwarzenberg, beim Schleswig-Holstein Festival, den Dresdner Musikfestspielen, dem Lucerne Festival sowie in Nordamerika und Japan in Erscheinung. Außerdem nimmt er einen Lehrauftrag für Liedgestaltung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main wahr.
mit Johannes Martin Kränzle (Bariton) › Hilko Dumno (Klavier)
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Service ANTRIEB
IM AKTUELLEN SPIELPLAN
oper / Spielplan \ köln L’INCORONAZIONE DI POPPEA Die Krönung der Poppea
DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL
› Opera musicale
› Singspiel in drei Aufzügen – kv 384
› Text von Giovanni Francesco Busenello
› Text von Johann Gottlieb Stephanie d. J.
› Musik von Claudio Monteverdi
› nach einem Libretto von Christoph Friedrich Bretzner
› in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
› Musik von Wolfgang Amadeus Mozart
› musikalische leitung Konrad Junghänel › Regie Dietrich Hilsdorf › Bühne Dieter Richter › Kostüme Renate Schmitzer › Dramaturgie Nora Verena Hülsen › Licht Nicol Hungsberg
› musikalische leitung Konrad Junghänel › Regie Uwe Eric Laufenberg › Bühne Matthias Schaller › Kostüme Antje Sternberg › Licht Andreas Frank › Chor Andrew Ollivant
› mit Sandrine Piau › Franco Fagioli › David DQ Lee › Romina Boscolo /
› mit Ishan Othman › Olesya Golovneva (26., 28. Nov., 1., 3., 5., 10., 12. Dez.) /
Katrin Wundsam (30. Okt., 01., 03., 05., 07. Nov.) › Wolf Matthias Friedrich
Anna Palimina › Brad Cooper (26., 28. Nov., 1., 3., 5., 10., 12., 15., 23. Dez.) /
› Claudia Rohrbach › Andrea Andonian › Daniel Lager › Ji-Hyun An
Mirko Roschkowski › Anna Palimina (Blonde 26., 28. Nov., 1., 3., 5., 10., 12. Dez.) /
› Adriana Bastidas Gamboa › Maike Raschke › Gustavo Quaresma Ramos
Csilla Csövári › John Heuzenroeder › Wolf Matthias Friedrich /
› John Heuzenroeder › Martina Sigl
Dennis Wilgenhof (23., 26. Dez.) › Chor der Oper Köln
› Gürzenich-Orchester Köln & Gastmusiker
› Gürzenich-Orchester Köln
premiere: 16. okt. 2010 Vorstellungen: 19., 21., 24., 27., 29., 30. OKT. › 1., 3., 5., 7. NOV. 2010 (zum letzten Mal) Spielort: Gerling-Quartier (Hildeboldplatz 20, Köln-Innenstadt) › Anreise: Bahn 3 / 4 / 5 / 12 / 15 › Haltestelle: Friesenplatz › Parkmöglichkeiten: Parkhaus im Klapperhof
premiere: 26. nov. 2010 Vorstellungen: 28. NOV. › 1., 3., 5., 10., 12., 15., 17., 19., 21., 23., 26. DEZ. 2010 (zum letzten Mal) Spielort: Palladium (SchanzenstraSSe 40 / Gebäude 197, Köln-Mülheim) › Anreise: Shuttleservice vom Wiener Platz (Köln-Mülheim), Bahn 13 / 18, Haltestelle: Wiener Platz › Bahn 4, Haltestelle: KeupstraSSe › Bus 151/152/153, Haltestelle: KeupstraSSe › Parkmöglichkeiten vorhanden
elektra
DIE ZAUBERFLÖTE
› Tragödie in einem Aufzug › Text von Hugo von Hofmannsthal › Musik von Richard Strauss
› Eine deutsche Oper in zwei Aufzügen – kv 620 › Text von Emanuel Schikaneder › Musik von Wolfgang Amadeus Mozart
› musikalische leitung Markus Stenz › Regie Gabriele Rech › Bühne Matthias Schaller › Kostüme Tobias Hoheisel › Dramaturgie Birgit Meyer › Licht Andreas Frank › Chor Andrew Ollivant › mit Catherine Foster › Dalia Schaechter › Edith Haller › René Kollo › Samuel Youn › Dennis Wilgenhof › Susanne Niebling › Cordelia Weil › Martin Koch › Werner Sindemann › Machiko Obata › Hanna Larissa Naujoks › Sandra Janke › Regina Richter › Csilla Csövári › Kathleen Parker › Chor der Oper Köln › Gürzenich-Orchester Köln premiere: 17. okt. 2010 Vorstellungen: 20., 23., 28., 31. OKT. › 6. NOV. 2010 (zum letzten Mal) Spielort: Opernhaus (Offenbachplatz) › Anreise: Bahn 1 / 3 / 4 / 6 / 7 / 8 / 9 / 16 / 18/ 19 › Haltestelle: Neumarkt; Bus 136 / 146 › Haltestelle: GürzenichstraSSe › Parkmöglichkeiten: Theaterparkhaus, Parkhaus Krebsgasse (Sondertarif für Opernbesucher)
› musikalische leitung Modestas Pitrenas › Regie René Zisterer › Bühne Hyun Chu › Kostüme Susanne Füller › Dramaturgie Birgit Meyer › Licht Nicol Hungsberg › Chor Andrew Ollivant › mit Mojca Erdmann (11., 14., 16. Dez.) / Krenare Gashi › Lothar Odinius / Brad Cooper (22., 25., 27., 29. Dez.) › Jeanette Vecchione › Susanne Niebling › Regina Richter / Adriana Bastidas Gamboa › Katrin Wundsam › Miljenko Turk › Maike Raschke › Stefan Kocán / Roman Polisadov (25., 27., 29. Dez.) › Wilfried Staber / Jan Buchwald › Martin Koch › Alexander Fedin › Yong Doo Park › Tölzer Knabenchor › Chor der Oper Köln › Solisten des Tölzer Knabenchors › Gürzenich-Orchester Köln premiere: 11. Dez. 2010 Vorstellungen: 14., 16., 18., 20., 22., 25., 27., 29. DEZ. 2010 (zum letzten Mal) Spielort: Uni-Aula (Albertus-Magnus-Platz) › Anreise: Bahn 9, Haltestelle: Universität › Bus 142/143, Haltestelle: Universität
Service ANTRIEB2010 septeMBer Di. 21.09. 19:30 Mi. 22.09. 19:30
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Vor der Premiere: L’incoronazione di Poppea L’incoronazione di Poppea Elektra L’incoronazione di Poppea Elektra L’incoronazione di Poppea Arienabend Max Emanuel Cencic Elektra L’incoronazione di Poppea L’incoronazione di Poppea Elektra L’incoronazione di Poppea L’incoronazione di Poppea Elektra
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L’incoronazione di Poppea L’incoronazione di Poppea Autorretrato › taNZ Autorretrato › taNZ L’incoronazione di Poppea Elektra L’incoronazione di Poppea Liederabend Johannes Martin Kränzle Rotkreuz Benefiz-Martinée Die Entführung aus dem Serail Die Entführung aus dem Serail
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Die Entführung aus dem Serail Die Entführung aus dem Serail Die Entführung aus dem Serail Love hurts … Petrushka › taNZ Love hurts … Petrushka › taNZ Love hurts … Petrushka › taNZ Die Entführung aus dem Serail Die Zauberf löte Die Entführung aus dem Serail Die Zauberflöte Die Entführung aus dem Serail Die Zauberflöte Die Entführung aus dem Serail Die Zauberflöte Die Entführung aus dem Serail Die Zauberflöte Die Entführung aus dem Serail Die Zauberflöte Die Entführung aus dem Serail Die Zauberflöte Die Entführung aus dem Serail Die Zauberflöte Die Zauberflöte Die Csárdásfürstin Die Csárdásfürstin
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Die Csárdásfürstin Die Csárdásfürstin Travelogue I – Twenty to eight › taNZ Travelogue I – Twenty to eight › taNZ Die Csárdásfürstin Die Csárdásfürstin Aida Aida Aida Aida Die Csárdásfürstin Aida Aida Aida Aida Aida Die Csárdásfürstin Aida Aida Aida
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oktoBer 2010
DIE CSÁRDÁSFÜRSTIN
› Operette in drei Akten › Libretto von Leo Stein und Béla Jenbach
so. 10.10. sa. 16.10. so. 17.10. Di. 19.10. Mi. 20.10. Do. 21.10. Fr. 22.10. sa. 23.10. so. 24.10. Mi. 27.10. Do. 28.10. Fr. 29.10. sa. 30.10. so. 31.10.
11:00 19:30 20:00 19:30 20:00 19:30 19:30 20:00 16:00 19:30 20:00 19:30 19:30 17:00
› Musik von Emmerich Kálmán
noveMBer 2010
› Musikalische Einrichtung von Gerrit Prießnitz und Béla Fischer
Mo.01.11. Mi. 03.11 Mi. 03.11 Do. 04.11 Fr. 05.11. sa. 06.11. so. 07.11. Fr. 19.11. so. 21.11. Fr. 26.11. so. 28.11.
› musikalische leitung Gerrit Prießnitz › Regie Bernd Mottl › Bühne & Kostüme Friedrich Eggert › Choreographie Otto Pichler › Dramaturgie Georg Kehren › Licht Andreas Frank › Chor Andrew Ollivant › mit Christoph Marti alias Ursli Pfister › Carsten Süß (Dez., Jan., 6. Febr.) / Miljenko Turk › Ludwig Sebus / Reinold Louis › Andreja Schneider › Claudia Rohrbach / Csilla Csövári (27. Jan., 4., 8., 10., 25. Febr.) › Martin Koch › Alexander Fedin › Chor der Oper Köln › Tanzensemble › Gürzenich-Orchester Köln premiere: 30. Dez. 2010 Vorstellungen: 31. dez. 2010 › 2., 5., 9., 14., 20., 27. JAN. 2011 › 2., 4., 6., 8., 10., 12., 15., 20., 25. FEB. 2011 (zum letzten Mal) Spielort: Palladium (SchanzenstraSSe 40 / Gebäude 197, Köln-Mülheim) › Anreise: Shuttleservice vom Wiener Platz (Köln-Mülheim), Bahn 13 / 18, Haltestelle: Wiener Platz › Bahn 4, Haltestelle: KeupstraSSe › Bus 151/152/153, Haltestelle: KeupstraSSe › Parkmöglichkeiten vorhanden
Besuchen Sie unsere Einführungen, die eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn am jeweiligen Spielort stattfinden. Wir freuen uns auf Sie!
kartenservice Theaterkasse im Opernhaus › Offenbachplatz › 50667 Köln Die Abendkasse öffnet jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn, für die Kinderoper 30 Minuten vorher. Bitte haben Sie Verständnis, dass der Abendkassen-Verkauf Vorrang hat gegenüber dem Vorverkauf.
ÖFFNUNGSZEITEN
ABENDKASSE
SPIELPLANANSAGE
Mo. – Fr. 10:00 – 19:30 Sa. 11:00 – 19:30
tel 0221.221 28248
tel 0221.221 28460
kartenBESTELLUNG Bühnen Köln / Kartenservice › Postfach 10 10 61 › 50450 Köln
ÖFFNUNGSZEITEN
TICKETS
ONLINE
Mo. – Fr. 10:00 – 19:30 Sa. 11:00 – 19:30
tel 0221.221 28400 fax 0221.221 28249
tickets @ buehnenkoeln.de
Spielorte 01 Opernhaus 05 Trinitatiskirche 02 Palladium 06 Kölner Philharmonie 03 Gerling-Quartier 07 Staatenhaus am rheinpark 04 Uni-Aula 08 Roncalliplatz
18:00 19:30 19:30 19:30 19:30 20:00 18:00 20:00 11:00 19:30 19:30
DeZeMBer 2010 Mi. 01.12. Fr. 03.12. so. 05.12. Di. 07.12. Mi. 08.12. Do. 09.12. Fr. 10.12. sa. 11.12. so. 12.12. Di. 14.12. Mi. 15.12. Do. 16.12. Fr. 17.12. sa. 18.12. so. 19.12. Mo.20.12. Di. 21.12. Mi. 22.12. Do. 23.12. sa. 25.12. so. 26.12. Mo.27.12. Mi. 29.12. Do. 30.12. Fr. 31.12.
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Januar 2011 so. 02.01. Mi. 05.01. Fr. 07.01. sa. 08.01. so. 09.01. Fr. 14.01. sa. 15.01. so. 16.01. Di. 18.01. Mi. 19.01. Do. 20.01. Fr. 21.01. sa. 22.01. so. 23.01. Di. 25.01. Mi. 26.01. Do. 27.01. Fr. 28.01. sa. 29.01. so. 30.01.
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Babel › taNZ Babel › taNZ
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Service ANTRIEB
veranstaltungsserie
vor der Premiere
In der Reihe mit Einführungsveranstaltungen werden auch in der Saison 2010 / 2011 Gäste aus den Bereichen Literatur, Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft Vorträge halten, Gespräche mit Mitwirkenden führen und musikalische Beispiele präsentieren. Der Eintritt ist frei.
l’incoronazione di poppea – die krönung der poppea Mitwirkende: u. a. die Musikwissenschaftlerin Silke Leopold und der musikalische Leiter der Neuproduktion, Konrad Junghänel. 10. OKT. 2010 › 11:00 Uhr › Opernhaus / Foyer
› Silke Leopold
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Neumarkt 18 –24 50667 Köln Tel. 0221-227-2899 Di –Fr 10 –18 Sa/So, feiertags 11–18 www.kollwitz.de
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Service ANTRIEB
empfehlungen des hauses
der Intendant hört … text Uwe Eric Laufenberg foto Wilfried Böing
Uwe Eric Laufenberg gibt CD- und DVDTipps zu den aktuellen Produktionen.
› Uwe Eric Laufenberg
L’ICORONAZIONE DI POPPEA (Die Krönung der Poppea) Es gibt aus der Bayerischen Staatsoper München einen Live-Mitschnitt mit der hinreißenden Anna Caterina Antonacci, die am 26. 03. 2011 auch einen Barock-Liederabend bei uns im Opernhaus geben wird, den Sie auf keinen Fall versäumen sollten. Bei dieser Poppea-Aufnahme dirigiert Ivor Bolton, und auch alle anderen Rollen sind trefflich besetzt (Barbara Daniels, Kurt Moll, Dorothea Röschmann). Auch die Aufnahme unter dem Dirigat von René Jacobs kann sehr empfohlen werden. Und als Film auf DVD gibt es die Pioniertat von Jean-Pierre Ponnelle und Nikolaus Harnoncourt aus Zürich, eine von barocker Lust und Sinnlichkeit sprühende Aufführung, die dieses Stück vor mehr als 30 Jahren wieder ins weltweite Opernrepertoire zurückgebracht hat.
ELEKTRA Als Studioaufnahme ist Georg Soltis legendäre Einspielung von 1967 mit Birgit Nilsson unerreicht geblieben. Als interes-
sante, spannungsgeladene Live-Mitschnitte von den Salzburger Festspielen alten Stils, pathetisch und wortgewaltig, können die Aufnahmen von Dimitri Mitropoulos aus dem Jahr 1957 (mit Inge Borkh als Elektra, Lisa Della Casa als Chrysothemis und Jean Madeira als Klytämnestra) und von Herbert von Karajan aus dem Jahr 1964 (mit Martha Mödl, Astrid Varnay und Hildegard Hillebrecht) wärmstens empfohlen werden. Auf dvd ist die Götz-Friedrich-Verfilmung ein Denkmal: für Leonie Rysaneks einzige Elektra-Interpretation (auf der Bühne war sie nie in der Titelpartie, sondern stets als hoch gerühmte Chrysothemis, später als Klytämnestra zu erleben) und für Karl Böhms letztes Dirigat.
DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL Drei sehr gegensätzliche Aufnahmen seien empfohlen: 1. › Konventionell im Klangbild, aber mit viel »Drive«: Georg Soltis Aufnahme mit Edita Gruberova; 2. › Wild und ungestüm, hart und rasselnd »türkisch«: die Aufnahme unter Nikolaus Harnoncourt mit Yvonne Kenny, Peter Schreier, Matti Salminen; und 3. › »Leicht«, historisch rekonstruiert und beseelt: unter William Christie mit Christine Schäfer und Ian Bostridge.
DIE ZAUBERFLÖTE Hier gibt es so viele Aufnahmen! Eine der ersten ist Sir Thomas Beechams Aufnahme mit den Berliner Philharmonikern von 1937 (ohne Dialoge). Karl Böhms Aufnahme aus dem Jahr 1964 bleibt hörenswert, auch und vor allem wegen Fritz Wunderlich. James Levines Aufnahme aus Salzburg höre ich aus alter Erinnerung an die Ponnelle-Aufführung gerne, und natürlich wegen der Pamina von Ileana Cotrubas (!) Nikolaus Harnoncourts Aufnahme wiederum
ist völlig anders – mit einer Erzählerin statt Dialogen. Arnold Östmans Aufnahme mit Kurt Streit und Barbara Bonney befindet sich auf der Suche nach dem historischen Klang. Und, als eine der neuesten musikalischen Interpretationen: Claudio Abbados Aufnahme, die manchmal ungewohnt und fremd klingt, aber so viele Aspekte dieses zwar oft gespielten, gleichwohl unergründlichen Werkes zu vereinen sucht. Auf dvd bleibt für mich die Verfilmung von Ingmar Bergman aus dem Jahr 1974 unerreicht, aber Achtung: alles auf Schwedisch!
DIE CSÁRDÁSFÜRSTIN Für Operettenaufnahmen waren die 50er und 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts die letzte Blütezeit: zum einen, weil es noch Dirigenten wie den Komponisten Robert Stolz gab, die die Entstehung dieser Operetten selbst erlebt und mitgestaltet hatten (hier ist an die Aufnahme unter Robert Stolz mit den Operetten-FernsehLegenden Margit Schramm und Rudolf Schock zu denken), oder weil große Stilisten wie der Tenor Nicolai Gedda (im Falle der »Csárdásfürstin«: unter Willy Mattes, mit der kürzlich verstorbenen Anneliese Rothenberger in der Titelrolle und mit dem unvergessenen Kölner Bariton Wolfgang Anheisser als Feri) sich dieses Genres als einer eigenen großen Kunst annahmen.
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Service ANTRIEB
karl rahner akademie köln
Seminar zu »L’incoronazione benef di Poppea« leitung Dr. Hans-Gerhard Neugebauer
Im Rahmen der Reihe »Oper im Gespräch« der Karl Rahner Akademie bietet sich allen Teilnehmern die Möglichkeit zu noch mehr Information und zum Austausch mit Fachleuten und Opernliebhabern. Als Zusammenarbeit mit der Oper Köln und der Theatergemeinde Köln werden eine Einführung in das Werk, der gemeinsame Besuch einer Vorstellung und abschließend ein Gespräch über diese Neuproduktion angeboten.
Einführung dozentin Ulrike Gondorf, Kulturjournalistin
5. nov. 2010 › 15:30 Uhr – 17:30 Uhr › Karl Rahner Akademie Besuch der Aufführung »l’incoronazione di poppea«
5. nov. 2010 › 19:30 Uhr › Gerling-Quartier
Gespräch über die Aufführung
gesprächsleitung Dr. Hans-Gerhard Neugebauer gesprächsteilnehmer Ulrike Gondorf › Dietrich Hilsdorf › Konrad Junghänel
6. nov. 2010 › 15:00 Uhr – 17:00 Uhr › Karl Rahner Akademie adresse Die Karl Rahner Akademie Jabachstraße 4 –8 50676 Köln Anreise liegt in der Stadtmitte › Nähe Neumarkt gegenüber den Kirchen › St. Cäcilia / Museum Schnütgen › St. Peter / Kunst-Station Sankt Peter / Köln FuSSweg › vom Neumarkt ca. 5 Minuten › vom Dom /Hbf. ca. 20 Minuten
› gebühr Euro 48,- einschl. Opernkarte (Platzkategorie I) › Schüler und Studenten: Euro 20,› Alternative: Seminar ohne Opernkarte Euro 12,-/ euro 8,Anmeldung unter Karl Rahner Akademie Jabachstraße 4 –8 50676 Köln fon 0221. 80 10 78 0 fax 0221. 80 10 78 22 mail info@karl-rahner-akademie.de web www.karl-rahner-akademie.de
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Service ANTRIEB
rotkreuz benefiz-matinée gestaltung und moderation Dr. Birgit Meyer
Am 21. 11. 2010 findet um 11. 00 Uhr zum 31. Mal die Rotkreuz Benefiz-Matinée statt. Seit Jahrzehnten ist es Tradition, dass die Oper Köln für das Rote Kreuz mit Solistinnen und Solisten, sowie dem Chor des Hauses, ein anspruchsvolles und gleichzeitig unterhaltsames Konzert zusammenstellt. Die Einnahmen der Gala gehen zu 100 % an das Rote Kreuz. Auch in diesem Jahr dürfen Sie sich, liebes Publikum, auf einen außergewöhnlichen Musikgenuss freuen! Da das Operhaus nur noch teilweise bespielbar ist, wird die Rotkreuz Benefiz-Matinée in diesem Jahr erstmals und ausnahmsweise im Palladium in Köln-Mülheim stattfinden. 21. nov. 2010 › 11:00 Uhr › Palladium › eintritt Euro 15,- / euro 22,Karten unter fon 0221. 54 87 33 3
sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen der Oper Köln.
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Service EDITORIAL
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› Die Sanierung bleibt immer noch im Schwebezustand
Stand der Dinge APPLAUS
Stand der Dinge APPLAUS
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stand der dinge
Mit gemischten Gefühlen nach China text Mit Uwe Eric Laufenberg sprach Hartmut Wilmes Kölnische Rundschau, 6. September 2010 (Auszug) Abdruck mit freundlicher Genehmigung foto Matthias Baus
Im Interview mit der »Kölnischen Rundschau« äußerte sich Intendant Uwe Eric Laufenberg über das China-Gastspiel der Oper Köln und wurde in diesem Zusammenhang auch auf den derzeitigen Planungsstand in Sachen Sanierung angesprochen. OPER PUR veröffentlicht hier nochmals Auszüge dieses Gesprächs, die sich auf das bevorstehende Interim der nächsten Jahre beziehen. Sind Sie auch ein wenig froh, den Kölner Sanierungswehen für eine Weile zu entkommen? Das ist gemischt. Die ganze Debatte bis zum 7. Oktober läuft in meiner Abwesenheit, da hat man kein ganz ruhiges Gefühl. Das wäre nur anders, wenn ich in China bliebe … Sie sehen das Interim bis 2015 als »totale Katastrophe« für die Oper. Werden Sie denn nicht durch die Errungenschaften der Sanierung getröstet? Nein, das Hauptmanko bleibt, dass das Opernhaus nicht selbständig wird. Wir werden eine neue Probebühne haben, einen verbreiterten Orchestergraben. Aber eben nicht die große Vormontagehalle. Wenigstens sollen ja zusätzliche Büros geschaffen werden. Momentan gibt es bei uns noch nicht einmal ein Einsingzimmer. Hier werden die Standards jeder Provinzoper unterschritten. Und das ist keine Sache zwischen mir und Frau Beier. (…) Aber Sie bekommen auf jeden Fall ein spielfähiges Haus. Ja, und ich bin unbedingt für den Sanierungsbeschluss im Oktober. Obwohl ich befürchte, dass wenn wir 2015 hierhin zurückkehren, werden die Leute sagen: Sieht ja aus wie früher, nur frisch gestrichen. Danach zahlen wir das, was man nicht sieht, jahrzehntelang mit 20 bis 25 Millionen pro Jahr über den Bühnenetat zurück. Und wenn 2025 die nächsten Schäden kommen, fehlt das Geld wieder. Das ist ein Todeskreislauf. Das Verhältnis der Intendanten sieht nicht unbedingt nach inniger Freundschaft aus. Die muss zwischen Schauspiel- und Opernleitung auch nicht unbedingt herrschen. Aber es gibt eine große gemeinsame Verantwortung. Wobei vieles in der Binnen-Organisation nicht sauber geregelt ist. Wir erbringen 85 Prozent der Einnahmen, die aber nicht so aufgeteilt werden. Das könnte zwischen Frau Beier und mir ein Streitpunkt sein, der aber gar nicht forciert wird. Dafür hielte ich jedoch ein gutes, faires Miteinander für wichtig. (…)
Es wird überlegt, wie man die Sanierung abspeckt. Was wäre, wenn’s die Kinderoper träfe? Die Vorstellungen sind immer rasch ausverkauft, es sind zu wenige, und wir können vor allem nicht für die Kinder in Problembezirken spielen. Das wäre aber wichtig, und wenn die Politik das genau so sieht, muss sie der Kinderoper einen Etat und ein Haus geben. Und ich bezweifle, dass letzteres anderswo billiger würde. Ein anderes Szenario ist die Streichung der Schlosserei … Ich glaube, dass das Schauspiel eine Studiobühne braucht und irgendwo auch bekommt. Hätte man mich je gefragt, ob ich die Kinderoper in den Opernterrassen für wichtiger hielte, hätte ich ganz klar ja gesagt. Wenn aber die Politik sagt, dort kommt die Studiobühne hin, fange ich keinen Krach an. Die Theatergemeinde meldet glänzende Opernzahlen auch fürs Interim, das zunächst noch zur Hälfte am Offenbachplatz stattfindet. Tröstet Sie das? Schon, und wir arbeiten ja hart daran, danach eine feste Ersatzspielstätte mit möglichst 1400 Plätzen zu haben. Das klingt nach Musical Dome – ist das schon entschieden? Nein, aber es gibt Chancen für eine Oper am Rhein oder am Dom. Wenn das gelingt, kann man mit größerer Zuversicht ins Interim gehen. Doch habe ich immer noch den Albtraum, dass das Interim womöglich noch viel länger dauert. Haben Sie schon mal erwogen, die Brocken hinzuwerfen? Die Situation im letzten Jahr war fast schizophren. Anfangs hatten wir Sorge, ob das Publikum überhaupt kommt. Dann konnten wir uns ab Oktober am täglichen Jubel berauschen. Gleichzeitig begannen die Querelen um Neubau oder Sanierung. Trotzdem will man dem Erreichten unbedingt eine Perspektive geben. Wenn es die irgendwann nicht mehr gibt, weiß ich auch nicht weiter.
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In der Garderobe mit APPLAUS
in der garderobe mit …
CATHERINE FOSTER interview Georg Kehren
Kein Ort am Theater ist intimer als die Künstlergarderobe. Opernstars eilen, glänzen und entschwinden: stets beschäftigt, stets kreativ, stets im Rampenlicht. Nur in der Garderobe, ihrem Refugium auf Zeit, können sie ein wenig Atem holen – bis zum nächsten Auftritt. Für Oper pur öffnen sie einen Moment lang die Tür. Einen Spalt breit nur, aber genug, um die Welt hinter den Kulissen kurz erahnen zu dürfen. Diesmal: Sopranistin Catherine Foster, die Titeldarstellerin in der Oper »Elektra«.
Von was hätten Sie gerne »mehr«? Eigentlich fühle ich mich vom Leben sehr beschenkt, aber man möchte immer noch mehr erleben, mehr Erfahrungen sammeln, auch durch die Rollen auf der Bühne. Als hochdramatische Sopranistin gehen Sie einer kräftezehrenden Tätigkeit nach. Sie verkörpern höchst leidenschaftliche, auch »gierige« Charaktere, die häufig Extremzustände durchleben, wie z. B. Elektra, Isolde, Brünnhilde. Ist das gesund? (lacht) Gute Frage! Ich kann sie leider nicht beantworten. Vielleicht wissen wir in 10 Jahren mehr. Dann können wir uns noch mal darüber unterhalten. Wie gehen Sie mit dem Druck vor einer wichtigen Aufführung um? Und: Worauf freuen Sie sich nach einer anstrengenden Vorstellung besonders? Am Tag der Aufführung: Ruhe, totale Konzentration und – ganz wichtig – eine Badewanne. Nach der Vorstellung: einfach nur nach Hause – oder eben ins Hotel. Sind Ihnen in Ihrem bisherigen Leben außerhalb der Oper auch Elektren, Klytämnestren, Siegfriede und »fliegende Holländer« begegnet? Aber natürlich! Ich sehe sie jeden Tag: auf der Straße, an der Bushaltestelle, überall. Da findet man sie alle. Die Operngestalten sind ja nicht von einem anderen Stern, wir tragen sie in uns.
Psychologen sagen, in der Kindheit eines Menschen entscheide sich, wie er später mit seinen Wünschen, seiner »Gier« umgehe. Was für ein Kind waren Sie? Wir waren zu dritt: ein älterer Bruder, eine jüngere Schwester. Zuhause war ich die Expressive, Temperamentvolle, auswärts aber zurückhaltend und leicht zu mobben. So blieb das, bis ich erwachsen war. Dann begann meine Bühnenlaufbahn, und die hat mich auch »draußen« stärker gemacht. Sie haben früher als Krankenschwester und Hebamme gearbeitet. Wie ergab es sich da, dass Sie Sängerin wurden? Das ergab sich nicht, es war schon immer mein Wunsch. Schon als Dreijährige hatte ich diese beiden Berufsziele – Krankenschwester und Sängerin. Es gibt noch einen Aufsatz von mir als Zehnjährige, wo ich das so angekündigt habe. Ich habe immer gesungen, egal wo ich war. Aber wie ließen sich die Tätigkeit als Krankenschwester und das Gesangsstudium praktisch miteinander vereinbaren? Um das möglich zu machen, habe ich meine Fest-Anstellung als Hebamme gekündigt. Ich habe aber weiterhin frei gearbeitet, immer am Wochenende, um mir das Gesangsstudium zu finanzieren. Bei wie vielen Geburten waren Sie dabei? Ich habe 257 Kinder zur Welt gebracht. Und dann noch – vor sieben Jahren – meine eigene Tochter.
In der Garderobe mit APPLAUS
› Catherine Foster
Gibt es Erfahrungen aus Ihrem früheren Beruf, die Sie – ganz in Ihrer Tätigkeit als Künstlerin / Sängerin nutzen können? Ja, bei jeder Rolle versuche ich ausgehend von all meinen Erfahrungen und meiner Persönlichkeit den Punkt zu finden, den ich auf der Bühne weiterentwickeln kann. Auch die Erfahrung mit dem Tod? Nicht nur, was den Tod betrifft. Alles, was mit Menschen zu tun hat. Meine Erfahrungen reichen von der Geburt bis zum Tod. Das ganze Leben ist eine Reise, und der Tod ist eigentlich nur eine vorläufige Endstation.
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catherine foster Die Sopranistin, die mittlerweile häufig im hochdramatischen Gesangsfach anzutreffen ist, wurde in Nottingham / Großbritannien geboren. Ihre Gesangsausbildung erhielt sie am Birmingham Conservatoire und in London. Am Anfang ihrer Laufbahn sang sie Mozart-Partien wie »königin der nacht«, donna anna in »don giovanni« und elettra in »idomeneo«. Ihr Debüt am Deutschen Nationaltheater Weimar, dem sie seit 2001 als Ensemblemitglied angehört und von wo aus sie seitdem ihren zahlreichen Gastier-Verpflichtungen nachgeht, gab sie als mimì in »la bohème«, bald gefolgt von elisabeth in Verdis »don carlo« bzw. in Wagners »tannhäuser«. Im Verlaufe der vergangenen Jahre erarbeitete sie sich viele Partien des dramatischen und hochdramatischen Fachs (fidelio-
leonore, abigaille, senta, brünnhilde, turandot Isolde stirbt den Liebestod, Brünnhilde vollzieht den Weltuntergang und stürzt sich in die Flammen, Elektra bricht im Rachetaumel zusammen. Mehr geht gar nicht. Was – glauben Sie – nimmt sich der Zuschauer von diesen »Grenzüberschreitungen« mit in sein eigenes, alltägliches Leben? Wenn es gelingt, erlebt er einen besonderen Moment, der seine Seele berührt – das erzeugt positive Energie. Wohin gehen Sie bzw. was unternehmen Sie, wenn Sie ganz im Einklang mit sich sein wollen? Entweder bin ich im Einklang mit mir oder nicht, dafür gibt es keinen besonderen Ort. Auf der Bühne jedenfalls fühle ich mich sehr wohl.
u. a.), mit denen sie unter anderem an den Opernhäusern in Dresden (Debüt als kaiserin in »die frau ohne schatten« ), Bremen, Hamburg, Budapest, Tokyo, Hannover, Essen, an der Deutschen Oper Berlin und in den usa zu erleben war. In dieser Saison sind an der Oper Frankfurt ihre Rollendebüts als isolde und wally (»la wally«) vorgesehen. Mit der Oper Köln reiste sie im September 2010 als brünnhilde (»der ring des nibelungen«) zur expo nach Shanghai, um anschließend ihr Kölner Hausdebüt als elektra in der gleichnamigen Oper von Richard Strauss zu geben (Premiere: 17. 10. 2010, Opernhaus).
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Hinterbühne APPLAUS
hinterbühne
Tänzerin auf vielen Hochzeiten text Dr. Birgit Meyer foto Paul Leclaire
»Bretter, die die Welt bedeuten« – doch wer zimmert, putzt und bewegt sie eigentlich? Ein Besuch hinter den Kulissen.
› Hanna Koller, Leiterin der Tanzabteilung an den Bühnen Köln
1991 war das entscheidende Jahr: Hanna Koller hängte die berühmten Tanzschuhe an den Nagel und begann als Choreografin im Kölner Schauspielhaus. Damals begegnete sie auch erstmals Uwe Eric Laufenberg, der unter Günter Krämer Hausregisseur des Schauspiels war und erarbeitete für zwei seiner Inszenierungen die Choreografie. Ausgebildet als Tänzerin in Stuttgart und München, war Koller schnell klar, dass ihr berufliches Glück langfristig nicht auf der Bühne, sondern hinter den Kulissen liegen würde. Der Weg führte sie weiter als Pressereferentin zum Tanzforum Köln, sie bekam zwei Kinder, arbeitete eine Weile frei, bis sie schließlich 1999 / 2000 wieder fest an die Bühnen der Stadt Köln kam. Die Tatsache, dass Hanna Koller am Haus eine relativ schwierige Aufgabe zu erfüllen hat – die Sparte Tanz zu leiten, ohne dass die Bühnen Köln eine feste Compagnie am Haus haben – sieht sie gelassen. »Ich genieße es, weiterhin mit Tanz zu tun zu haben. Eigentlich ist es auch ein Geschenk, aus einer Vielfalt auswählen zu können und das nach Köln zu bringen.« Die Tanzexpertin macht die Vorschläge, die Auswahl der von ihr eingeladenen Tanzgastspiele geschieht in Ab-
sprache mit den Intendanten – von Oper und Schauspiel. Koller leitet für beide Institutionen gleichzeitig das Tanztheater. Auch ohne eigene Compagnie gibt es genug zu tun: Zwar bringen die Gäste alles mit – Musik, Kostüme, teilweise spezielle technische Geräte – trotzdem gilt es vor dem großen Auftritt alles zu koordinieren und das ein oder andere muss dann eben doch vor Ort bereit gestellt werden. Marketing und Presse nicht zu vergessen, die in Zusammenarbeit mit Koller in kurzer Zeit das Besondere der Compagnien einem breiten Publikum bekannt machen müssen. Doch der Traum einer eigenen Compagnie schlummert nur: Ein festes Ensemble und ein leitender Choreograf würden an einer eigenen Handschrift arbeiten und dem Haus auf Dauer ein eigenes Profil verleihen: » … was auch sehr schön ist. Man hat eine Beziehung zu den Tänzern und sieht eine Entwicklung.« Koller wünscht sich ein Tanzhaus, das nur für den Tanz da ist. Denn dass solch eine Institution in Köln Erfolg haben würde, zeigen die große Akzeptanz und hohe Auslastung der bisherigen Tanzgastspiele. Köln dürstet nach mehr Tanz.