Oper Pur 08

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Das  Magazin  der  O per  Köln 2011.2012 › September, oktober, november, dezember, januar

08 umbrüche Zeitenwechsel und Lebensphasen › Premieren: »Krieg und Frieden«, »La clemenza di Tito«, »Messa da Requiem«, »Ariadne auf Naxos«, »Norma« › Wiederaufnahmen: »La Traviata«, »Die Csárdásfürstin« › Gastspiel: Kun-Oper › Mit Seiten des Gürzenich-Orchesters Köln


the revolution will not be televised Gil Scott-Heron


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Auftakt   EDITORIAL

auftakt

Editorial text Uwe Eric Laufenberg

Sehr geehrte Damen und Herren, liebes Publikum,

haltbarkeitsumbrüche roh (seit 3 Millionen Jahren) pökeln (seit 12000 Jahren) räuchern (seit 12000 Jahren) trocknen (seit 12000 Jahren) kühlen (seit 4000 Jahren) einkochen (seit 311 Jahren) konservieren (seit 201 Jahren) einfrieren (seit 177 Jahren)

Sie halten die achte Ausgabe unseres Opernmagazins »Oper pur« in Händen, das sich diesmal dem Thema »Umbrüche« widmet. Die Oper Köln ist schon seit geraumer Zeit Umbrüchen verschiedenster Art unterworfen. Damit sind wir vor die Aufgabe gestellt, an das Bewahrenswerte anzuknüpfen und gleichzeitig den frischen Wind für Neues zu nutzen. Mit den Renovierungsarbeiten am Offenbachplatz ist nun endgültig ab Mai 2012 zu rechnen; bis dahin bleiben noch etliche Planungs- und Arbeitsschritte zu tun. Das bietet uns die Gelegenheit, am Offenbachplatz zu Saisonbeginn mit »Krieg und Frieden« nochmals »große Oper« zu präsentieren. Die Thematik des Umbruchs ist dem Titel dieses Tolstoischen Werkes eingeschrieben. Sergej Prokofjews Oper, in der Zeit des Zweiten Weltkriegs entstanden, ist eines der am schwersten aufzuführenden Musiktheaterwerke überhaupt. Regisseur Nicolas Brieger zeigt, wie sich die individuellen, persönlichen Schicksale in der Umwälzmaschine von Napoleons Russlandfeldzug verlieren. Mit dem Dirigenten Michael Sanderling steht ein Experte für die hochkomplex-moderne, wiewohl tonal gefügte Partitur Prokofjews bereit. Am Offenbachplatz folgt die Wiederaufnahme der erfolgreichen Dietrich-W.-Hilsdorf-Inszenierung »La Traviata«, bei der man sich auf die bezaubernde Olesya Golovneva in der Titelpartie freuen darf. Fast vier Jahrzehnte nach der gefeierten Kölner Inszenierung der Richard Strauss’schen »Ariadne auf Naxos« durch Jean-Pierre Ponnelle folgt im November am Offenbachplatz erstmals wieder eine Neuproduktion dieses Werkes. Entstanden in der Zeit des Ersten Weltkrieges, führt es uns erneut an eine Um-Bruchstelle des 20. Jahrhunderts. Der Komponist und sein Textdichter Hugo von Hofmannsthal verhandeln dabei nicht zuletzt, wie sich eine Seele aus krisenhafter Situation in ein neues Leben rettet. Im Rahmen zweier konzertanter Aufführungen ist bald darauf die große Primadonna Edita Gruberova, die man als die Norma unserer Zeit bezeichnen darf, in dieser anspruchsvollen Partie von Vincenzo Bellini auf der Bühne unseres Opernhauses zu erleben. Pünktlich zur Karnevals-Saison öffnet sich dann wieder der Vorhang für das Divertissementchen der »Cäcilia Wolkenburg«.

Mit Mozarts »La clemenza di Tito« im Oberlandesgericht am Reichenspergerplatz greifen wir erneut das Motto »Oper unterwegs« auf. Das eindrucksvolle historische Treppenhaus des Gerichts wird zum Verhandlungsort politischer und menschlicher Abrechnungen. Anschlag, Attentat, Verrat, versuchter Umsturz auf der einen Seite, Gnade, Freundschaft und Menschenliebe auf der anderen bilden die Pole des Konflikts in dieser Opera seria. Im Palladium wird Verdis große Requiem-»Oper« szenisch aufgeführt und dabei von Regisseur Clemens Bechtel in einen modernen Kontext gebracht, bei dem die authentischen Schilderungen von Einzelpersonen neben die in der Musik beschriebenen apokalyptischen Visionen des Jüngsten Gerichts gestellt werden. Der Jahreswechsel beschert im Palladium die Wiederbegegnung mit Kálmáns Operette »Die Csárdásfürstin«, natürlich wieder in der frechen TravestieVersion. Liederabende, unter anderem von Matthias Klink und Anne Schwanewilms, reizvolle Wiederbegegnungen, etwa im »Sängerportrait« mit der großen Dame Gwyneth Jones am 14. 11., daneben Einführungs- und Sonderveranstaltungen – nutzen Sie die große Palette, die Ihnen diese Spielzeit bietet! Allen Umbrüchen zum Trotz haben wir mit unserer Arbeit in den letzten zwei Jahren bewiesen, dass Oper in Köln wieder große Erlebnisse, bewegende Momente und musikalischen Hochgenuss bedeuten kann. Bei allen, die dazu beigetragen haben, möchten wir uns für ihren Einsatz bedanken. Als schöne Bestätigung mag dabei gelten, dass die Fachkritik uns in dieser Saison zum »besten Opernhaus NRW« gekürt hat. Unser besonderer Dank gilt aber vor allem Ihnen, unserem Publikum, das uns mit seinem Enthusiasmus jeden Abend für die Zukunft anfeuert. Wir sehen uns in der Oper! Ihr


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Umbrüche LEIDENSCHAFT

inhalt › Ausgabe 08.  2 011 AUFTAKT 1

Editorial › Uwe Eric Laufenberg

LEIDENSCHAFT › umbrüche 4

Zäsur auf Zimmertemperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Warum wir eigene Umbrüche nie als epochal bewundern

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Der schöne Schein des Schwunds . . . . . . . . . . . . . . . › Warum alternde Technik Stress bedeutet

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Technik Tremens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Ein Streifzug durch abgeschaffte Erfindungen

Premieren & Wiederaufnahmen & Repertoire

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krieg und frieden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Prokofjews geschundene Oper

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la clemenza di tito . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Mozarts letzte Oper im Oberlandesgericht Köln

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messa da requiem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Verdis Totenmesse in neuem Gewand

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ariadne auf naxos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Hofmannsthal im Schatten des Ersten Weltkriegs

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norma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Das Belcanto-Feuerwerk

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la traviata . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Im Rausch der Drehbühne

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die csárdásfürstin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Der Reigen der Doppeldeutigkeit

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Tanz in der Oper

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sasha waltz »körper« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Das Erfolgsstück in Köln

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»forellenquintett« und mehr . . . . . . . . . . . . . › Martin Schläpfers umjubeltes Ensemble

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Gastspiel

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kun-oper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Kampfkunst-Oper aus Shanghai

ANTRIEB 44

› Fundstücke › Hick-Hack um Schnick-Schnack

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Oper für Kinder & Jugendliche › Kinderoper

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› Spielplatz Opernhaus / › Theater & Schule

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› Pinocchio

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› Die feuerrote Friederike / › Schneewittchen

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Gürzenich-Orchester Köln

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Service

56

› Sonderveranstaltungen

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› Im aktuellen Spielplan

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› Der Intendant hört ...

APPLAUS 68

Stand der Dinge › Blick in die nahe Zukunft

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In der Garderobe mit Regina Richter

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Hinterbühne › Der Begleiter

Impressum Bookprize  2011

IMO-COC-029380

»Oper pur« 09. 2011 herausgeber Oper der Stadt Köln, Offenbachplatz, 50667 Köln intendant Uwe Eric Laufenberg (V. i. S. d. P.) geschäftsführender direktor Patrick Wasserbauer redaktionsleitung Georg Kehren (gk) autoren Tanja Fasching (tf), Hanna Koller (hk), Dr. Birgit Meyer (bm), Hans Nadolny, Regine Palmai, Till Schröder (ts), Elena Tzavara (et), Johannes Wunderlich, Gastautoren siehe jeweilige Beiträge coverfoto Sandra Hermannsen  anzeigen & druck Köllen Druck und Verlag GmbH, Bonn gestaltung & konzept formdusche, Berlin › In einigen Fällen konnten Bildrechte nicht ausfindig gemacht werden. Wir bitten, sich bei bestehenden Ansprüchen an uns zu wenden. Stand: 9. September 2011, Änderungen vorbehalten


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Alles flieSSt. Heraklit

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Umbrüche LEIDENSCHAFT

umbrüche

Zäsur auf Zimmertemperatur text Till Schröder foto sto.E / photocase.com (S. 5), Flügelwesen (S. 6)

Historische Umbrüche machen uns Angst. Private Veränderung dagegen ordnet permanent unser Sein. Lebensstationen nennen wir sie hasenfüßig. Denn echte Brüche lassen wir nur selten zu.

Der Mensch ist das Produkt vieler Umbrüche. Ein Um-Bruchstück sozusagen. Kriege, Naturkatastrophen, Herrschaftswechsel, technischer Fortschritt oder Epidemien: Ständig ist der Mensch gefordert, sich anzupassen. Ein exogener Dauerreiz, über den sich Personalentscheider und Arbeitsminister schon seit Dekaden den Mund fusselig reden. Dass dies genau die Spezies trifft, die neben Faultier und Qualle noch am leidenschaftlichsten den Status Quo hegt, ist nur eine der schöneren Ironien der Geschichte. Der Mensch an sich ist nämlich reichlich apathisch: essen, schlafen, fortpflanzen. Mehr braucht’s nicht zur Zufriedenheit. Alle anderen Aktivitäten, wie Zivilisationen gründen, Imperien expandieren oder nach verflüssigten Dinosauriern bohren, um daraus Tupperdosen zu machen, entsprangen eigentlich immer nur dem Antrieb genetischer Ausreißer: Unruhegeistern wie dem hirntrunkenen Homo Sapiens, der die gemächliche Welt des gedrungenen Neanderthaler-Craniums abschaffte. Oder narzisstischen Persönlichkeitsstörungen wie Nero, der flugs mal Rom abfackelte, weil ihm die käufliche Baufläche für seinen neuen Palast nicht ausreichend schien. Der Umbruch kommt also entweder hausgemacht oder per Naturgewalt. Auf letztere kann man sich kaum vorbereiten. Sie poltert einfach ohne Rücksicht in unsere Lebensplanung. Vorsichtsmaßnahmen werden zwar immer wieder angemahnt: Keine Häuser in Auen, an Küsten, auf Kontinentalgräben, an Vulkanhängen und in pupstrockenen Koniferenwäldern bauen beispielsweise. Nur besitzen diese Orte eine fast überirdische Lebensqualität, so dass die Warnungen ungehört verhallen – seit Jahrhunderten. Die eigene Verweildauer auf der Erde scheint so kurz, dass der Mensch jedes Risiko in den Wind schlägt. Mich wird’s schon nicht treffen.


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Woanders leuchtet es auch nicht immer heller – aber die Schatten fallen anders.

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Kommt sehr wohl in die Tüte: der erste groSSe Umbruch – die Einschulung.

till schröder Neben Bein- und Stimmbruch hat der Autor auch selbst Brucharbeit geleistet: Als Schüler arbeitete er auf dem Bau und riss das Gebäude der DDR-Bauakademie in Berlin mit ab. Bezeichnenderweise tütete er den politischen Umbruch selber ein: Er schaufelte genau in dem Raum Asbest in Plastiktüten, in dem sein Vater in den 1970ern als Stadtsoziologe arbeitete.

Die menschengemachten Umbrüche bieten mehr Präventionspotential. Man kann permanent den besten Fluchtweg auskundschaften, Reserven für Kriegs- und Besatzungszeiten im Keller bunkern, Eintritte in herrschende Parteien vermeiden, sein Geld im währungsschwankungsfreien Paralleluniversum der beweglichen Waren anlegen, Jugendbewegungen unwidersprochen an sich vorüber ziehen lassen und allen neumodisch piepsenden Maschinchen aufgeschlossen begegnen. Doch der Dauerstress des mitgedachten Was-wäre-wenn würde uns ganz kirre machen. Man hat schon zu viele reale Entscheidungen im Alltag zu treffen, als zusätzlich auch noch die hypothetischen Eventualitäten durchzuspielen. Schließlich sind nur die wenigsten unter uns professionelle Schachspieler, mit der Gabe Trillionen Züge im Voraus zu denken. Wie ein Reh im Scheinwerferkegel des Autos ereilt den normalen Zeitgenossen akute Schockstarre angesichts überreichlicher Optionen. Er vergisst entweder überhaupt zu ziehen, oder entscheidet genau falsch, weil panisch. Der Mensch ist eben nicht digital. Er kennt nicht nur Ja und Nein, sondern optiert genauso oft für Keine Ahnung, was die Vorhersagbarkeit menschlicher Handlungen nicht unerheblich erschwert. Eine schmerzhafte Erfahrung, wie jeder Wahlabend aufs Neue beweist. Wir müssen uns die Verschiebungen in unseren Alltagswelten, denn nichts anderes ist der Umbruch, als ein eBay der Optionen vorstellen. Mal gewinnt der Schnellste. Das ist der Umbruch als Sofortkauf. Diktatoren, Volksbefreiungsarmeen und Naturkatastrophen vertrauen auf dieses Modell. Mal gewinnt der ausdauerndste Bieter. Das ist der Umbruch als Auktion. Auch Reform genannt. Der Überzeugendste gewinnt. Oder der Kaufkräftigste. Politiker, Lobbyisten und Marketingleiter inszenieren dieses Ringen als Dauerwerbesendung fürs Volk. Mein Vater nennt diese markanten Veränderungen ironisch Geschichtsknicke. Historiker wie Historienleser gehen stets vom Linearen aus. Ihnen verdanken wir die

Omnipräsenz des Zeitstrahls – sei es in Lehrbüchern oder Online-Klickstrecken anlässlich von Jubiläen. Veränderung ist zwar unausweichlich, aber sicher nicht vorgezeichnet, wie es uns der Historische Materialismus einzutrichtern suchte. Dessen in der Steinzeit kickstartende und im Kommunismus kulminierende Zeitstrahl bohrte sich mir in Schulzeiten siegesgewiss von der Klassenzimmerwand in den Rücken. Da war der Umbruch keine unwägbare Zukunftskonstante, sondern evolutionäre Gewissheit – Schritt für Schritt dem Paradies entgegen. Dummerweise ist der reale Zeitstrahl kurz vorm echten Kommunismus abgebrochen. Parallelentwicklungen, Rückschritte, Zufall, all dies existierte nicht. Man wird wohl nie erfahren, wohin die Reise wirklich geht. Wenn jedes Ereignis derartig zielführend aufgeladen wird, ist es nicht verwunderlich, dass sich das Individuum angesichts dieser gewaltigen Umwälzungen in Natur und Gesellschaft oft in einen Kokon der privaten Umbrüchche zurückzieht. Als Selbstschutz vor zuviel historischer Wucht und natürlicher Willkür. Sicherlich haben Saurer Regen, Tschernobyl, Perestroika, Fall der Mauer, Deutsche Einheit, Ende der Passkontrollen in Europa, Einführung des Euro, Jahrhunderthochwasser, Krieg gegen den Terror, das Ende der Atomkraft (bisher zweimalig angekündigt) die Gewissheiten über die Struktur der Welt immer wieder über den Haufen geworfen. Doch wirklich abrufbare Erinnerungen sind weitaus privaterer Natur: der erste Sex, das erste selbstverdiente Geld, der Führerschein, der erste Urlaub ohne Eltern. Nur stellen sie noch keine Umbrüche im eigentlichen Sinne dar. Wohnortwechsel, Schule, Ausbildung, Partnerwahl, eigene Kinder: All dies sind die üblichen Haltestellen im Lebensfluss. Sie sind jedoch bloße Reiter im Aktenordner des Seins. Sie portionieren den privaten Erfahrungsstrom in handhabbare – und reproduzierbare – Episoden. Denn nichts ist dem Tratschtier Mensch wichtiger als das Geschehene zu verhandeln, zu deuten und zu teilen.


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quergeschaut

Der schöne Schein des Schwunds text Till Schröder

Die Revolution frisst ihre Kinder – das gilt gerade auch für die industrielle. Alte Technik wurde schon immer unerbittlich ersetzt. Das nervt den Anwender, der immer wieder von vorn anfängt.

Begegnet doch der Mensch der existentiellen Verunsicherung durch Veränderung entweder mit Kommunikation oder Konfrontation. Die erstere Variante mündet in Literatur, Dokuserien, Stammtischen und Therapiesitzungen. Die letztere in stiller Sabotage, Maschinenstürmerei und Protestparteien. Beide Male artikulieren wir Unbehagen mit dem, was da draußen vor sich geht und von dem wir noch nicht wissen, wohin es führen wird. Schließlich ist ein Umbruch der Verlust bisheriger Gewissheit. Ob das Nachfolgende ein Gewinn ist, hängt vom Standpunkt des Erlebers ab. War die Deutsche Einheit das Auf-den-Kopfstellen sämtlicher Verhältnisse im Osten, verlief sie im Westen spurlos. Das Leben ging ohne Veränderung weiter seinen Gang. Hier liefen eben ein paar mehr Leute als sonst in unmodischen Stonewashed-Jeans durch die bundesrepublikanischen Einkaufsstraßen. Die gefühlte Stagnation von 16 Jahren Helmut Kohl hat auch die Wiedervereinigung nicht in ihren Grundfesten erschüttert. Ein wirklicher Umbruch aber bedeutet eine oft unumkehrbare Änderung der Lebensverhältnisse. Daher sind die wahren Umbrüche privater Natur, seien sie nun extern angestoßen oder selbst verursacht. Denn nur die Veränderung, die uns direkt, heftig und nachhaltig betrifft, legen wir in unserer Erinnerung ab. Echte Zäsuren wie schwere, eigene Krankheit oder plötzlicher Tod uns wichtiger Menschen, Kriegsteilnahme, Arbeitslosigkeit und Umschulung, die Umstellung auf vegetarische Ernährungsweise oder der Karriereausstieg, um in einer Leprastation in Mumbai zu wirken. Was wir auf Mikroebene erleben, bestimmt, wie wir die Makroebene wahrnehmen. Der Umbruch ist immer nur ein Umbruch, wenn wir ihn zulassen. Windige Motivationstrainer verdienen sich an dieser Einsicht eine goldene Nase. Wird Zeit, dass auch ein wenig Goldstaub für uns abfällt.

Was schimpft man nicht über diese Technik. Wirklich dauernd geht was kaputt, stürzt ab oder funktioniert nicht so, wie es angepriesen wird. Die Tücken des Objekts treiben uns mindestens einmal täglich an den Rand der Verzweiflung. Auch weil sich Technik ständig erneuert und uns mit ihrer Geschwindigkeit des Updates überfordert. Bewährte Technik schwindet permanent. Umbrüche bleiben ohne Umbruchauslöser einsam zurück. Eigentlich befindet sich der moderne Mensch im konstanten Ablösungsprozess von liebgewonnenen Erfindungen. Hier seien einige prominente Opfer andächtig angeführt: Federkiel, Papyros, Holzbrücke, Armbrust, Hellebarde, Cembalo, Pferdekutsche, Dampfmaschine, Gaslaterne, Korsett, Petroleumlampe, Rohrpost und Dia-Abend. Im digitalen Zeitalter scheint dieser Schwund besonders schnell von statten zu gehen. Das Ende des Bleisatzes, weil alle in Desktop Publishing machen. Das Ende des Briefs, weil die ganze Welt nur noch E-Mails tippt. Das Ende der Schreibmaschine, weil alle nur noch an der Computer-Tastatur hängen. Das Ende des Telegramms, weil wirklich jeder simsen kann. Das Ende der Telefon-Wählscheibe, weil die Post auf digital umstellte. Deren Drucktaste ist auch schon auf der Liste der gefährdeten Arten dank eines Fingerwischs auf den Touchscreens der Smartphones. Doch egal wie sehr wir über die verbesserungswütigen Ingenieure schimpfen – die Alltagsveränderung bleibt bestehen. Kutsche, Draisine, SUV: Das Mobilitätsversprechen baumelt weiterhin vor unserer Nase wie eine Mohrrübe vorm Pferd. Denn der Wandel wird nur immer wieder neu verpackt. Es ist die Technik, die unser Leben viel nachhaltiger aus der Bahn wirft als jeder politische Umsturz. Ein paar Klassiker: Erfindung des Rades, der Schrift, des Geldes, der Metallurgie, der Elektrizität. Und dann die großen Implementierungen all dieser: Faustkeil, Pflug, Schwert, Seefahrt, Schießpulver, Buchdruck, Eisenbahn, Telefon, Automobil, Flugzeug, Rundfunk, Raumfahrt, Rechenzentren, Video. Zusätzlich gibt es die übersehenen Segnungen der Zivilisation: Online-Shopping, Reißverschluss, Instant-Kaffee, Tintenkiller, Frischhaltebeutel, Sofortkleber, Kreditkarte, Sprüh-Pflaster, SprühSahne und Sprüh-Reiniger. Wer könnte da ohne ? Technik funkelt – und wir strahlen. Und das möglichst immer wieder. Irgendwie wollen wir es gar nicht anders.


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Umbrüche LEIDENSCHAFT

umbrüche

Technik Tremens fotos subjektiv / photocase.com ( S. 8), suze / photocase.com ( S. 9), peter087 / photocase.com ( S. 10), owik2 / photocase.com ( S. 11)

Die Zeiten ändern sich – und mit ihr ihre Hilfsmittel. Ein Blick ins Technologie-Archiv


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Krieg und Frieden LEIDENSCHAFT

»Man  muss von  ganzem Herzen   an die Möglichkeit  des Glücks glauben.« Andrej, »Krieg und Frieden«


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Krieg und Frieden LEIDENSCHAFT

Musikalische Leitung Michael Sanderling premiere 16. Sep. 2011 › Opernhaus Vorstellungen 18., 21., 23., 28. Sep., 1., 3., 8. Okt. 2011 (zum letzten Mal)

Krieg und Frieden

Inszenierung Nicolas Brieger

Bühne Raimund Bauer

Kostüme Andrea Schmidt-Futterer

Licht Alexander Koppelmann Choreographische Mitarbeit Otto Pichler

› Oper von Sergej Prokofjew › Libretto vom Komponisten und Mira Mendelson nach dem gleichnamigen Roman von Lew Tolstoi › in russischer und französischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Chor Andrew Ollivant

Dramaturgie Regine Palmai Fürst Andrej Bolkonski

Nicolas Briegers Inszenierung zeigt Zustände von Glück und Hoffnungslosigkeit wie auch Idyll und Zerstörung.

Johannes Martin Kränzle

Natascha Rostowa Olesya Golovneva Sonja Adriana Bastidas Gamboa

Gastgeber / Iwanow Schon zu Lebzeiten galt Lew Tolstoi (1828 – 1910) als der größte lebende Russe, der zweite Zar. Welch ein Wagnis, gleichermaßen aber auch welche Folgerichtigkeit offenbart der Entschluss Sergej Prokofjews, als Opernstoff mit »Krieg und Frieden« das grundlegendste moderne Epos seines Volkes auszuwählen. Drei Menschen auf der Suche nach ihren persönlichen Wunschbildern von Lebensglück sah der Komponist im Zentrum seiner Oper: Zwei Männer, der intelligente, etwas weltfremde Sinnsucher Graf Pierre Besuchow und der gutaussehende, gebildete, aber dem Leben abgewandte Offizier Fürst Andrej Bolkonski kreisen um die junge, erwartungsvolle Neugier auf das Leben ausstrahlende Komtess Natascha Rostowa. Aus Tolstois umfangreichem Figurenkosmos und dem Panorama der geschichtlichen Ereignisse um 1812 wählte der Komponist sein weiteres Opernpersonal aus: Den Verführer Anatole Kuragin, seine schöne Schwester Hélène, den einfachen Bauern Platon Karatajew als Symbol der unentfremdeten Volksweisheit, den in Konventionen erstarrten alten Fürsten Bolkonski, seine scheue Tochter Prinzessin Marja, den großen Feldherrn Napoleon als entheroisierte Karikatur, den tatkräftigen Partisanenführer Denissow, die Petersburger Gesellschaft, napoleonische Soldaten und russische Patrioten. In anschaulicher Detailschilderung ziehen Ballsäle und Vorzimmer des russischen Hochadels ebenso vorüber wie lautes Kriegsgetümmel, die Armseligkeit einer Bauernhütte, der Brand von Moskau oder der trostlose Rückzug der Grande Armée.

Alexander Fedin

Achrossimowa Dalia Schaechter Peronskaja Kathleen Parker Graf Ilja Rostow / Marschall Davout Wilfried Staber Graf Pierre Besuchow Matthias Klink

Gräfin Hélène Besuchowa Katrin Wundsam Anatole Kuragin Mirko Roschkowski Dolochow / Jacqueau Daniel Golossov Kammerdiener Werner Sindemann Prinzessin Marja Bolkonskaja Regina Richter

Fürst Nikolaj Bolkonski / General Belliard Magnus Baldvinsson Matrjoscha Sandra Janke

OPERNBAROMETER ======== LIEBE 80% ======== TOD 80% == TEUFEL 20%


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Gawrila Anthony Sandle Doktor Métivier / Marschall Berthier Johann-Werner Prein Dennissow Matias Tosi Ordonnanzoffizier des Fürsten Andrej Philipp Hoferichter Napoleon Miljenko Turk Adjutant des Generals Compans Jeongki Cho

Krieg und Frieden LEIDENSCHAFT

MENSCHENSCHICKSALE IN EWIG SCHWANKENDEN ZEITLÄUFTEN › Text Regine Palmai

Adjutant des Generals Murat Gustavo Quaresma Ramos Adjutant des Fürsten Eugène / Gérard Ralf Rachbauer De Beausset Martin Koch Capitaine Ramballe Dennis Wilgenhof Leutnant Bonnet John Heuzenroeder Ein französischer Offizier Sévag Serge Tachdjian Platon Karatajew Manfred Fink Zwei französische Schauspielerinnen Kathleen Parker Adriana Bastidas Gamboa Mawra Kusminitschna Barbara Ochs Matwejew Avram Sturz Chor und Herren des Extrachors der Oper Köln Gürzenich-Orchester Köln mit Kurzeinführung

Von der Szene aus, in der der tödlich verwundete Andrej in Nataschas Armen stirbt, plante Prokofjew seine Oper. Nach Wanderungen durch die Abgründe des Lebens findet Andrej im letzten Atemzug den Moment tiefsten irdischen Glücks, begleitet von einem lyrischmelancholischen h-Moll-Walzer, dem musikalischen Zentrum der Oper, der zur Metapher für Liebe und Tod wird. Aufgabe der Kunst sei es, schreibt der junge Tolstoi 1857 in sein Tagebuch, Brennpunkte für jedermann sichtbar zu machen, »die menschlichen Charaktere, aber es können auch Charaktere der Bühne, der Völker, der Natur sein«. 1865, mitten in der Arbeit an »Krieg und Frieden«, konkretisiert er seine Erzählperspektiven: »… das Suchen nach menschlicher Größe – nach Seelengröße, Verwirrung im Äußeren, im Innern aber Klarheit. … Äußere Verwirrung, Läuterung im Inneren. Der Tod.« Selbstbewusst kündigt der Dichter sein kulturphilosophisches Monumentalwerk als »russische Ilias« an. Nicht psychologisch analysierend, sondern dokumentarisch beschreibt er persönliche Erfahrungen, Familien, seine Umgebung, Gefühle. Das Chaos des Russlandfeldzugs Napoleons reißt die Pläne der Politik ebenso mit wie die Schicksale der teils historischen, teils erfundenen Protagonisten. Lebenswege kreuzen sich, lassen den Einzelnen jedoch letztlich auf sich selbst gestellt zurück. Krieg und Frieden, die Überschreitung von menschlichen und geografischen Grenzen, Siege und Niederlagen, Verletzung und Tod symbolisieren die Schlachtfelder individueller Biografien und erweitern sich zum Blick auf die Geschichte der Menschheit. Sergej Prokofjew (1891  –  1953) begann schon im Kindesalter Opern zu schreiben und war bereits in jungen Jahren als Komponist und Pianist eine Berühmtheit. In der Revolutionszeit 1918 verließ der junge, ehrgeizige Komponist Russland und lebte in Amerika, Deutschland und jahrelang in Paris. 1936 entschloss er sich, in die Sowjetunion zurückzukehren. Hier wartete ein Leben zwischen Stalin-Preisen und Aufführungsverboten auf den Heimkehrer. Seine Biografie war zerrissen: Im Westen blieb er für lange Zeit als bolschewistischer Komponist suspekt, in der Sowjetunion galt er als dekadenter Westler. Prokofjew, der sich nie als politischer Mensch verstand, war als Künstler in seiner Heimat bedrängt, durch Formalismusvorwürfe diffamiert und mit Aufführungsverboten belegt, doch weltberühmt. Er starb am 5. März 1953, am selben Tag wie Stalin. Die Musikgeschichte sieht ihn nicht als Neuerer, jedoch als den russischen Klassiker der Moderne.


Krieg und Frieden LEIDENSCHAFT

› Bühnenbildentwurf von Raimund Bauer

In die Entstehung der Oper brach die Geschichte mit einer militärischen Katastrophe ein. Kurz nach Beginn der Arbeit überraschte der Überfall Hitlers 1941 die Sowjetunion wie 1812 Napoleons Überschreitung der russischen Grenze. Wie damals einte Patriotismus das ganze russische Volk im Großen Vaterländischen Krieg im Widerstand gegen die Okkupation. Diese Parallelität konnte nicht ohne die Folgen ideologischer Instrumentalisierung bleiben. Prokofjews »Krieg und Frieden « bekam aktuellen Bezug. Abweichend von seinen ursprünglichen Intentionen bedeutete dies für den Komponisten die Betonung der patriotischen Anteile des Opernplans mit großen Chören und heroischen Massenszenen. Bis zu seinem Lebensende rang Prokofjew mit der diktatorischen Kulturbürokratie, Werk und Komponist wurden zerrieben in den Formalismusdebatten der Stalinzeit. Vielfache Änderungen, die sich der verzweifelte Komponist auferlegen ließ und unermüdlich selbst auferlegte, verhalfen der Oper nicht auf die Bühne, sondern führten durch eine ideologisch intendierte Aufblähung von Musik und Personnage zum Gegenteil. Nach seinem Tod brachten wenige Aufführungen Prokofjews größtem Werk nicht die Wahrnehmung ein, die seinem Potenzial gebührt. Nicolas Brieger, einer der renommiertesten deutschen Regisseure, nimmt sich mit seinem Team Raimund Bauer (Bühne) und Andrea Schmidt-Futterer (Kostüme) des Experiments an, ein in seiner Monumentalität nahezu unerzählbares literarisches Werk und eine durch zahllose Einfügungen in ihrer Substanz überdeckte Oper zum Musiktheater werden zu lassen. In seiner Kölner Inszenierung versucht Brieger, die Grundintentionen Prokofjews wieder freizulegen. Vaterländische Aspekte werden zugunsten privater Konstellationen zurückgenommen. In abstrakt-poetischen Bühnenräumen in stetiger Bewegung, die Sehnsuchts- und Katastrophenszenarien filmschnittartig wechselnd ins Blickfeld rücken, finden die menschliche Zustände von Glück und Hoffnungslosigkeit, von Konvention und Ausbruch, von Idyll und Zerstörung ihre Bilder.

Die Dimensionen der 40 Meter tiefen, leeren Kölner Bühne geben am Ende den Blick frei auf die Größe des riesigen russischen Reiches und sein Sinnbild, die russische Erde. Dem Dirigenten Michael Sanderling, der schon mehrfach Werke Prokofjews aufgeführt hat, wurde die Liebe zu russischen Komponisten in die Wiege gelegt. Seine Erfahrungen väterlicherseits wurzeln an den originalen Schauplätzen und in Begegnungen mit Komponisten der Sowjetunion. An der Opernpartitur fasziniert Sanderling die Fülle an musikalischen Einfällen und deren glänzende Instrumentierung. Auch die klanglich ausdrucksstark charakterisierende Ausarbeitung der einzelnen Protagonisten stellt für ihn Prokofjew mit den ganz großen Opern-Komponisten auf eine Stufe. »Krieg und Frieden« ist ein Werk, zerrissen wie die Zeiten, die es entstehen ließen. Es trägt die Schönheit und Weisheit, aber auch die Wunden und Narben der Katastrophen verschiedener Epochen in sich und erzählt mit der schönsten vorstellbaren Musik von der ewigen hoffnungsvollen wie enttäuschungsreichen Suche des Menschen nach individuellem Glück. Ein Dichter, der, einst glühend begeisterter Soldat, die Sinnlosigkeit des Krieges predigt. Ein Komponist, der selbstverleugnende Kompromisse eingeht, um sich durch Musik äußern zu können und den seine Lebensumstände gerade dadurch zum Schweigen bringen. »Krieg und Frieden« – ein russisches Nationalepos als Angebot einer russischen Nationaloper. Und heute – die Chance zur Entdeckung der Oper als modernes, nicht zeitgebundenes Musiktheaterwerk über das Schicksal des einzelnen Menschen in ewig schwankenden Zeitläuften.

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La clemenza di Tito LEIDENSCHAFT

»Und  wie viele, wie   viele eigentlich seid  ihr, mich   zu verraten?« Tit0, 2. Akt


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La clemenza di Tito LEIDENSCHAFT

premiere 09. okt. 2011 › Oberlandesgericht Vorstellung 12., 15., 19., 21., 23. Okt., 4., 6., 10., 12., 18., 20. Nov. 2011 (zum letzten mal)

La clemenza di Tito Die Milde des Titus

Musikalische Leitung Konrad Junghänel

Inszenierung Uwe Eric Laufenberg Bühne Tobias Hoheisel Kostüme Antje Sternberg

Licht Nicol Hungsberg Chor Andrew Ollivant

› Opera seria in zwei Akten › Libretto von Caterino Tommaso Mazzolà nach Pietro Metastasio › Musik von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)

Mozarts letzte Oper, ein Epos um Schuld und Vergebung, an besonderem Ort: dem Oberlandesgericht Köln

»la clemenza di Tito« war Mozarts letzte Oper. Im Juli 1791 erhielt er den Auftrag anlässlich der Krönung Leopolds II. zum König von Böhmen eine Festoper zu schreiben. Das Libretto verfasste Pietro Metastasio, seinerzeit kaiserlicher Hofpoet in Wien. Es heißt, Mozart kam dem Auftrag in nur 50 Tagen nach. Parallel dazu arbeitete er an der »Zauberflöte«. Mitte August machte sich der Meister auf den Weg nach Prag, wo er die Partitur vollendete und das Werk schließlich selber einstudierte. Die Uraufführung von »La Clemenza di Tito« erfolgte am 6. September 1791 unter der Leitung Mozarts in Prag. Nur 24 Tage später, am 30. September 1791, erlebte die »Zauberflöte« ihre erste Aufführung in Wien. Dieses künstlerisch so reiche Jahr, sollte auch das letzte Lebensjahr Wolfgang Amadeus Mozarts sein. Der Komponist starb am 5. Dezember 1791 mit nur 35 Jahren in Wien.

Tito Vespasiano Rainer Trost › 9., 12., 15., 19., 21., 23. Okt. Lothar Odinius › 4., 6., 10., 12., 18., 20. Nov.

Vitellia Adina Aaron › 9., 12., 15., 19., 21., 23. Okt. Tatiana Larina › 4., 6., 10., 12., 18., 20. Nov. Servilia Anna Palimina › 9., 12., 15., 19., 21., 23. Okt. Maike Raschke › 4., 6., 10., 12., 18., 20. Nov. Sesto Franziska Gottwald › 9., 12., 15., 19., 21., 23. Okt. Regina Richter › 4., 6., 10., 12. Nov. Katrin Wundsam › 18., 20. Nov. Annio Adriana Bastidas Gamboa Publio Matias Tosi › 9., 12., 15., 19., 21., 23. Okt. Yong Doo Park › 4., 6., 10., 12., 18., 20. Nov. Chor der Oper Köln Gürzenich-Orchester Köln

die Handlung Rom um 79 nach Christus. Die Oper beginnt mit einem Streit zwischen Vitellia, der Tochter des früheren Kaisers Vitellius, und Sesto, dem Günstling des regierenden Kaisers Tito. Vitellia fordert von ihrem jungen Verehrer die Ermordung Titos, hatte sie doch gehofft, dass dieser sie zu seiner Gemahlin und damit zur Kaiserin von Rom machen würde. Nun erhebt sie Anspruch auf den Thron, dafür muss Tito sterben! Kurz bevor Sesto schließlich in Vitellias Auftrag das Capitol in Brand steckt, erfährt diese, dass Tito doch beabsichtigt, sie zu heiraten. Aber es ist zu spät, die Flammen lodern … Sesto verrät seine Auftraggeberin nicht und wird zum Tode verurteilt. Von Sestos großer Liebe überwältigt, gesteht Vitellia, dass sie die »Auftraggeberin« des Verbrechens war. Tito lässt Milde walten: er hebt das Urteil gegen Sesto auf und verzichtet auf eine Strafe für Vitellia:

OPERNBAROMETER ========= LIEBE 40% ========= TOD 40% ===== TEUFEL 10%


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La clemenza di Tito LEIDENSCHAFT

»Was ist das für ein Tag? Ich spreche einen Schuldigen frei und stelle dabei einen anderen? Und wann, gerechte Götter, werde ich eine getreue Seele finden? Ich glaube, die Gestirne haben sich gegen mich verschworen, um mich zu zwingen, gegen meinen Willen grausam zu sein. Nein, diesen Triumph werden sie nicht haben. Um diesen Wettstreit auszutragen, habe ich meine Tugend eingesetzt. Wir wollen sehen ob die Bosheit der anderen ausdauernder ist als meine Güte. Heda: Man soll Sesto freilassen. (…) Macht meinem Leben ein Ende, ewige Götter, an dem meine Sorge nicht mehr dem Wohle Roms dient!« »Tito«, 2. Akt, Ende der Oper

Die historische Figur Der römische Kaiser Titus Flavius Vespasianus lebte von 39 bis 81 nach Christus und regierte das römische Reich von 79 bis 81 n. Chr. Während seiner Regierungszeit ereigneten sich einige schwere Katastrophen: der Vesuvausbruch in Kampanien, ein Brand in Rom, der drei Tage und drei Nächte wütete und eine Pest, wie sie in dieser Heftigkeit noch nie aufgetreten war. Bei all diesen zahlreichen schweren Heimsuchungen bewies er nicht nur die Fürsorge eines Herrschers, sondern auch das einzigartige Mitgefühl eines Vaters, indem er durch Edikte Trost zusprach und auch, soweit es in seinen Kräften stand, Hilfe brachte. Als er sich einmal bei Tisch erinnerte, dass er während des ganzen Tages niemandem einen Wunsch erfüllt hatte, sprach er das denkwürdige, mit Recht gepriesene Wort: »Freunde, ich habe einen Tag verloren.« Als sich die Nachricht über seinen Tod in der Öffentlichkeit verbreitete, war die Trauer nicht geringer als wenn ein Todesfall in der eigenen Familie eingetreten wäre.

der Spielort Dass die Oper Köln, im Rahmen von »Oper unterwegs«, als Spielort das Oberlandesgericht ausgesucht hat, legt der Kern der Oper nahe. Im Mittelpunkt des Geschehens steht, wie oben geschildert, ein Verbrechen. Als der Schuldige (Sesto) am Ende geständig ist, wäre es nach gültigem Recht für den Kaiser Tito nur folgerichtig, ihn mit dem Tod zu bestrafen. Das Gleiche gilt für Vitellia, die Drahtzieherin des Ganzen. Aber Tito verzichtet nicht nur auf persönliche Rache und Vergeltung, sondern setzt sich zugunsten von Tugenden wie Verzeihen können und Vergebung üben über die Rechtssprechung hinweg. Die Inszenierung von Uwe Eric Laufenberg reflektiert, in wie weit in einer Welt, die bis heute durch Gewalt beherrscht ist, Milde, Gnade und Verzeihung »Instrumente« sind, die Konflikte entschärfen und friedliche Prozesse einleiten können. Die Musik Mozarts eröffnet diesen Überlegungen geradezu himmlische Sphären, weiß aber auch Rache, Ehrgeiz, Verrat und Terror triftig zum Ausdruck zu bringen. Am 7. Oktober 2011 feiert das Justizgebäude Reichenspergerplatz seinen 100. Geburtstag. Das nach den Plänen

des geheimen Oberbaurats Paul Thoemer von 1907 bis 1911 errichtete Justizgebäude wurde am 7. Oktober 1911 eingeweiht und der Justiz im Rahmen einer Feierstunde übergeben. Am 8. Oktober 2011 findet anlässlich des Gebäudejubiläums ein Stadtteilfest rund um den Reichenspergerplatz statt. An dem Straßenfest beteiligen sich das Oberlandesgericht, das Amtsgericht Köln und die Generalstaatsanwaltschaft Köln ebenso wie die anderen Behörden, die rund um den Reichenspergerplatz ansässig sind: Landesarbeitsgericht, Bundesfinanzdirektion West, Oberfinanzdirektion und Rechtsanwaltskammer Köln. Im Rahmen des Stadtteilfests gibt es ein musikalisches Bühnenprogramm mit kölschen Tönen, dem Zollorchester Aachen und weiteren Überraschungen, interessante Marktstände sowie Info-Stände der Behörden im Viertel. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt. Eine Ausstellung zu dem Thema »100 Jahre Gericht im Veedel« ist im Oberlandesgericht zu besichtigen. Rainer Trost und Lothar Odinius, ein gefeierter Tamino in der letztjährigen »Zauberflöten«-Inszenierung alternieren in der Titelpartie. Adina Aaron, zuletzt als Aida auf der Bühne der Kölner Oper zu erleben, gibt die Vitellia . Den Verräter Sesto singen alternierend Franziska Gottwald, Regina Richter und Katrin Wundsam. (bm)


La clemenza di Tito   LEIDENSCHAFT

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biographisches Franziska Gottwald – Sesto Nach Engagements in Hannover und Weimar, wo sie in Partien wie Hänsel, Cherubino und Frau Reich auf sich aufmerksam machte, führten weitere Verpflichtungen sie u. a. an die Komische Oper Berlin und an die Bühnen von Stuttgart, Braunschweig und Bielefeld sowie zu den HändelFestspielen Göttingen. In jüngerer Zeit debütierte sie außerdem unter der Leitung von Andrea Marcon als Licida in Galuppis »L’olimpiade« am Teatro La Fenice Venedig. An der Oper Köln singt sie demnächst außerdem den Ruggiero in einer Neuproduktion von Händels »Alcina«. Adina Aaron – Vitellia Die in Florida und Boston ausgebildete Sopranistin verfügt über ein breites Repertoire, bei dem Mozart-Partien (»Figaro«-Gräfin, Donna Anna) neben den Rollen des italienischen Fachs stehen. Als »Trovatore«-Leonora war sie in Montréal zu hören, als Mimì in Tel Aviv sowie als Alice Ford (»Falstaff«) in Bilbao. Auch am Théâtre de Châtelet in Paris und an der Mailänder Scala debütierte sie erfolgreich. Als Aida wurde sie nicht nur beim Savonlinna Festival und in Marseille gefeiert, sondern in der vergangenen Saison auch an der Oper Köln.

› Franziska Gottwald

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› Adina Aaron

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› Rainer Trost

› FOTO Agentur

rainer Trost – Tito Der gebürtige Stuttgarter war nach seinem Studium an der Musikhochschule in München zunächst Ensemblemitglied der Staatsoper Hannover. Mit Auftritten an der Hamburgischen Staatsoper, in Amsterdam und Paris startete er Mitte der 90er-Jahre seine internationale Karriere als lyrischer Tenor, häufig in den Opern Mozarts. Dabei führte ihn sein Weg bislang zu den Salzburger Festspielen, dem Royal Opera House Covent Garden, der Pariser Opéra Bastille, der Dresdner Semperoper, der Wiener Staatsoper, der Bayerischen Staatsoper München und der Metropolitan Opera New York.


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Messa da Requiem LEIDENSCHAFT

»Oh jener Tag: Tag des Zornes, des Unheils, des Elends!« Libera me, Messa da Requiem


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Messa da Requiem  LEIDENSCHAFT

premiere 30. okt. 2011 › palladium Vorstellungen 3., 5., 11., 13., 16., 19. Nov. (zum letzten Mal)

Messa da Requiem › Musik von Giuseppe Verdi (1813 – 1901)

Musikalische Leitung Fabrice Bollon Inszenierung Clemens Bechtel Bühne Matthias Schaller

Kostüme Sabina Moncys

Licht Andreas Grüter Chor Andrew Ollivant

Verdis Totenmesse, die keine sein will, in neuem Gewand

Geistliches Konzertstück oder effektvolles Musikdrama? Immer wieder ist auf die Sonderstellung der »Messa da Requiem« innerhalb des Gesamtwerks Giuseppe Verdis hingewiesen worden. Nicht umsonst bezeichnete George Bernard Shaw die »Messa« anspielungsreich als Verdis »größte Oper«. Im Jahr 1874 uraufgeführt, fällt ihre Entstehung in die lange Phase von Verdis Opern-Abstinenz zwischen »Aida« (1871) und »Otello« (1887). Giuseppe Verdi komponierte die »Messa da Requiem« zum ersten Todestag des von ihm verehrten Dichters und italienischen Patrioten Alessandro Manzoni (178 5 – 1873). Als Textvorlage diente ihm der lateinische Wortlaut, wie er durch das Tridentiner Konzil (1543 – 1563) innerhalb der liturgischen Textsammlung für Totenmessen festgehalten worden war. Bei der Uraufführung, am 22. Mai 1874 in der Kirche San Marco in Mailand, dirigierte der damals 60-jährige Komponist selbst, ebenso wie bei der Wiederholung dieses Konzerts wenige Tage später in der Mailänder Scala, als das Publikum das neue Musikwerk bejubelte, als handele es sich nicht um eine musikalische Totenmesse, sondern um die neueste sensationelle Opern-Entdeckung. Innerhalb des darauffolgenden Jahres schlossen sich erfolgreiche Aufführungen unter anderem in Paris, London und Wien an, stets unter der musikalischen Leitung des berühmten Komponisten. Am 21. Mai 1877 kam es, ebenfalls mit Giuseppe Verdi am Pult, auch zu einer Aufführung dieses Werkes im Rahmen des »Rheinischen Musikfestes« in Köln. Bei der szenischen Aufführung der »Messa da Requiem« im Palladium Köln-Mülheim begibt sich die Oper Köln auf einen musiktheatralischen Grenzgang, an dem nicht nur die vier Gesangssolisten, der Chor und das Orchester unter der Leitung des derzeitigen Freiburger Generalmusikdirektors Fabrice Bollon beteiligt sind, sondern auch vier weitere Darsteller. Durch die Einbeziehung realer biographischer Erlebnisse, die von den Betroffenen selbst vorgetragen werden, wird im Rahmen dieser Inszenierung der Versuch unternommen, die in der »Messa« behandelten ewigen Themen am Beispiel der gelebten Wirklichkeit heutiger Menschen zu konkretisieren.

Dramaturgie Georg Kehren Sopran Takesha Meshé Kizart › 30. Okt., 3., 5., 11. Nov. Tatiana Larina › 13., 16., 19. Nov. Alt Jovita Vaskeviciute

Tenor Michael Fabiano › 30. Okt., 3., 5., 11. Nov. Joseph Calleja › 13., 16., 19. Nov.

Bass Dimitry Ivashchenko

und Dogan Akhanli, Martina Franck, Sonja Grolig, Caroline Klütsch Chor der Oper Köln Gürzenich-Orchester Köln

OPERNBAROMETER LIEBE 0% ========== TOD 100% TEUFEL 0%


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Messa da Requiem LEIDENSCHAFT

Kann man die Angst vor der Hölle musikalisch schildern?

› interview Georg Kehren

Im Gespräch mit Regisseur Clemens Bechtel Herr Bechtel, in Ihrer szenischen Version werden nicht nur Text und Musik der »Messa da Requiem« zu hören sein, sondern auch rein textliche Passagen. Dabei schildern (Amateur)Darsteller, sozusagen »Menschen wie du und ich«, jeweils eine besondere Situation aus ihrem Leben. Um welche Art von Erlebnissen handelt es sich dabei und wie darf man sich das vorstellen? Das »Requiem« setzt sich anhand des Todes mit sehr gewichtigen Fragen auseinander: Mit Schuld, Gerechtigkeit, Verheißung, Erlösung usw. Um diese Fragen geht es auch in den Schilderungen der Erzählenden. Jeder der vier Mitwirkenden wurde mit einem Ereignis konfrontiert, das – in welcher Weise auch immer – mit dem Tod zu tun hatte. Alle vier sahen sich angesichts ihrer Erlebnisse vor existenzielle Fragen gestellt, wie sie auch im »Requiem« behandelt werden. Die Antworten fielen unterschiedlich aus. Auf gewisse Weise überprüfen wir, welche Bedeutung das in der Messe dargestellte Denk- und Glaubensgebäude heute noch hat. Im Vordergrund steht aber weiter die Musik. Im liturgischen Text der Totenmesse wird wie selbstverständlich von »Verdammnis« und »ewigem Höllenfeuer« gesprochen. Was verbinden Sie mit diesen Begriffen bzw. mit welchen theatralischen Mitteln lässt sich so etwas dem heutigen Zuschauer veranschaulichen? Kann man sich für die Bühne überhaupt Bilder vorstellen, die das ausfüllen? Vor allem geht es im »Requiem« um das Jüngste Gericht. In der Tat ist es für uns heute schwierig, sich einen Gott primär als strafend vorzustellen. Ich glaube auch nicht, dass man das bebildern kann. Ich glaube nicht so sehr an Blitz und Donner, Kreuzigungsszenen etc. Stattdessen suche ich nach Bezügen im Diesseits. Eine der Mitwirkenden war zur Zeit des Erdbebens in Japan. Ihre Schilderungen erinnern mich zum Beispiel an das, was im Text als die »Dies Irae«, also die Tage des Zorns beschrieben werden. Man kann sich die Frage stellen: Sind solche Katastrophen eine Strafe? Und wenn ja, wofür und für wen? Eine Antwort fällt da schwer. Was Gut und Böse tatsächlich ist, lässt sich in manchen Situationen gar nicht mehr mit Sicherheit sagen. Dogan Akhanli beispielsweise beschreibt, wie er im türkischen Gefängnis vor der Entscheidung stand, entweder seine Freunde zu verraten oder zu riskieren, dass Familienangehörige gefoltert werden. Was bedeutet in diesem Kontext Schuld? Womit wird er schuldig, womit nicht? Das sind Fragen, die mich mehr interessieren als das Jüngste Gericht. Immer wieder ist davon gesprochen worden, dass Verdi weniger einen verinnerlichten Ausdruck für die musikalische Schilderung des Jenseitigen entwickelt habe, sondern den Weg des auf Effekt ausgerichteten Dramatischen gegangen sei. Wie empfinden Sie das beim Hören im Verlaufe Ihrer Beschäftigung mit dem Werk? Kann man das Jenseits musikalisch schildern? Muss daran nicht jeder Komponist, jede Inszenierung scheitern? Handelt nicht jede Musik,

jede Literatur vom Diesseits, von uns? Ich empfinde Verdis »Requiem« als sehr vielschichtig. Lobhymnen wie das »Sanctus« stehen neben fast verzweifelten, opernähnlichen Arien wie dem »Libera Me«, diese wiederum neben dem äußerst zarten, fast demütigen »Agnus Dei«. Über weite Strecken berührt mich diese Musik, sie zeigt mir die Geworfenheit, die auch ich oft empfinde, wenn ich über meine Rolle nachdenke. Da bin ich Individuum, geworfen in eine Welt, ausgeliefert einem System, das ich nicht begreifen kann. Davon erzählt für mich Verdi, und das finde ich sehr spannend. Giuseppe Verdi gilt nach den heutigen Erkenntnissen als eher antiklerikal bzw. als glaubensskeptisch eingestellter Mensch. Ist das – wenn man sein »Requiem« hört, gerade auch, wenn man sich den liturgischen Text verdeutlicht – nicht ein merkwürdiger Widerspruch, der sich da bereits aus der Entstehung dieses Werkes ergibt? Vielleicht macht das die Modernität der Musik aus. Vielleicht machte ihn gerade das unbefangener, seine kompositorischen Fähigkeiten einzusetzen und nicht in Demut zu erstarren. Natürlich setzt Verdi auf musikalische Effekte. Manchmal donnert er gewaltig und manchmal »kitscht« er – man möge mir diese Äußerung nachsehen – auch ganz schön rum. Aber ehrlich gesagt, ich mag das. Es ist ein Stück weit Theater, wie aber oft auch Kirche und Gottesdienst Theater sind. Weihrauch und Engel, blutige Kreuzigungsszenen und die Orgel, gescheitelte Ministranten und die weihevolle Stimme des Priesters – auch das ist Theater. Theater, das dazu dient, uns – die Gemeinde oder das Publikum – in bestimmte Zustände zu versetzen. Vielleicht erzählt all das mehr über unsere Kultur als über Gott oder das Jenseits. Das, was nach dem Tod ist, bleibt glücklicherweise eine unbekannte Größe. Gilt die von uns bei Verdi vermutete Haltung »Glaubens-Skepsis contra Ewige Verdammnis« auch für Sie? Wenn ja, wie lässt sich damit im Rahmen einer Inszenierung produktiv umgehen? Manche Vorstellungen haben sich in den letzten 100 Jahren verändert. Viele der damals prägenden christlichen Vorstellungen sind heute nicht mehr so präsent. Der Gott, wie er im »Requiem« beschrieben wird, ist mir zumeist fremd. Und trotzdem prägt uns dieser Diskurs bis heute. Er lebt auch in einer scheinbar säkularen Welt weiter. Der christliche Diskurs ist der Ausgangspunkt unserer musiktheatralischen Untersuchung. Wir wollen überprüfen, was uns die damaligen Vorstellungen von Moral und Spiritualität noch zu sagen haben, welche Fragen sich neu ergeben – all das interessiert mich. Natürlich fühle ich als scheinbar selbstbestimmtes Individuum und auch als Regisseur eine Sehnsucht nach einer Welt, in der die Dinge klarer und einfacher sind. Aber sie sind es nun mal nicht, also versuche ich mit der Komplexität und Widersprüchlichkeit umzugehen. Summa summarum: Als Regisseur interessiert mich zunächst einmal die Ehrlichkeit. Eigentlich würde ich mir von diesem Abend wünschen, dass er nicht in erster Linie durch die Kraft seiner Bilder, sondern vielleicht durch diese Ehrlichkeit überzeugt.


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Messa da Requiem LEIDENSCHAFT

biographisches Takesha Meshé Kizart Die US-amerikanische Sopranistin, geboren in Chicago, ist Preisträgerin zahlreicher Wettbewerbe und erobert derzeit die Bühnen der Welt. Ihr Debüt an der Metropolitan Opera in New York gab sie in der Partie der Musetta in »La Bohème«, doch zählen insbesondere dramatische Partien wie Leonora in »Il trovatore«, Elisabetta in »Don Carlo«, Amelia in »Un ballo in maschera« oder die Titelpartie in »Madama Butterfly« neben mehreren Mozart-Rollen (Gräfin, Donna Anna, Fiordiligi) zu ihrem umfangreichen Repertoire. An der Oper Köln verzeichnete sie 2010 in der Neuproduktion von Béla Bartóks »Herzog Blaubarts Burg« mit ihrer intensiven Verkörperung der in Blaubarts Seele vordringenden Frau (Regie: Bernd Mottl) einen großen Erfolg.

› Takesha Meshé Kizart

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› Jovita Vaskeviciute

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› Michael Fabiano

› FOTO Agentur

› Dimitry Ivashchenko

› FOTO Agentur

Tatiana Larina Ausgebildet an der Universität von Stawropol und in ihrer neuen Heimat Berlin, sichert sich die georgische Sopranistin seit jüngerer Zeit mit ihren Auftritten, etwa als Violetta (»La Traviata«), Gilda (»Rigoletto«), Semiramide oder als Königin der Nacht in Stuttgart, München und in der Tonhalle Düsseldorf, eine große Aufmerksamkeit. An der Oper Köln stellt sie sich erstmals vor, neben dem Verdi-Requiem außerdem als Vitellia in Uwe Eric Laufenbergs Neuinszenierung von Mozarts »La clemenza di Tito«. Jovita Vaskeviciute Auch die litauische Mezzosopranistin Jovita Vaskeviciute, deren Weg nach frühen Erfolgen an der Oper ihrer Heimatstadt Vilnius nun zu den großen Bühnen der internationalen Opernszene führt, ist dem Publikum der Oper Köln durch ihre Auftritte als Amneris in Giuseppe Verdis »Aida« und als Dominga de Adviento in »Love and other Demons« von Peter Eötvös in nachhaltiger Erinnerung. Michael Fabiano Der US-amerikanische, aus New Jersey gebürtige Tenor gab sein Bühnendebüt im Jahr 2007 am Theater Klagenfurt als Alfredo in Verdis »La traviata«. Mittlerweile kennt man den viel beachteten Tenor-Newcomer u. a. an den Bühnen von Paris, Neapel und Vancouver, an der Dresdner Semper-Oper (Herzog in »Rigoletto«) und der Deutschen Oper Berlin (Rodolfo in »La Bohème«). Häufig verkörpert er die jugendlichen Helden in den Opern Giacomo Puccinis und Gaetano Donizettis. Die Tenor-Partie des Verdi-Requiems sang er bereits erfolgreich im Zusammenwirken mit dem Columbus Symphony Orchestra in Ohio. Joseph Calleja Der aus Malta stammende Tenor gilt seit Mitte des zurückliegenden Jahrzehnts, als er mit Erfolgen an der Oper Frankfurt auf sich aufmerksam machte, als einer der herausragenden Vertreter seines Fachs. Regelmäßig gastiert er an den großen Bühnen der Welt, wie z. B. in London, San Francisco, Tokyo, Berlin und Wien. Dimitry Ivashchenko Der russische Bass wurde am Glinka-Konservatorium in Nowosibirsk sowie in Karlsruhe ausgebildet. Nach einem ersten Engagement am Theater Augsburg folgten Auftritte u. a. an der Deutschen Oper Berlin (Sarastro in »Die Zauberflöte«), in Glasgow und Enschede. Derzeit ist er Ensemblemitglied der Komischen Oper Berlin, wo er in Partien wie Veit Pogner in Richard Wagners »Die Meistersinger von Nürnberg« oder als Wassermann in »Rusalka« immer wieder eigene Maßstäbe setzt.


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Ariadne auf Naxos LEIDENSCHAFT

»Es gibt ein Reich, wo alles rein ist: Es hat auch einen Namen: Totenreich.« Ariadne, »Ariadne auf Naxos«


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Ariadne auf Naxos   LEIDENSCHAFT

Musikalische Leitung Markus Stenz premiere 26. Nov. 2011 › Opernhaus Vorstellungen 30. Nov., 2., 4., 8., 11., 14., 16., 18., 23., 26. Dez. 2011

Ariadne auf Naxos › Oper in einem Aufzuge nebst einem Vorspiel › Libretto von Hugo von Hofmannsthal › Musik von Richard Strauss (1864 – 1949)

Inszenierung Uwe Eric Laufenberg Bühne Tobias Hoheisel Kostüme Jessica Karge Licht Wolfgang Göbbel Dramaturgie Hans Nadolny Der Haushofmeister Harald Kuhlmann Ein Musiklehrer Johannes Martin Kränzle

Im Schatten des Ersten Weltkriegs: Hofmannsthals Kammeroper beschreibt den letzten großen Rausch angesichts des Todes.

»In jeder großen Trennung liegt ein Keim von Wahnsinn, man muss sich hüten, ihn nachdenklich auszubrüten und zu pflegen.« (von Hofmannsthal mehrfach verwendetes Goethezitat) Nach dem großen »Rosenkavalier«-Erfolg 1911 soll Max Reinhardt, dem das Gelingen der Uraufführung zu verdanken war, als Gegenleistung eine kleine »30-Minuten-Oper für kleines Kammerorchester, gemischt aus heroisch-mythologischen Figuren und aus Figuren der commedia dell’arte, welche ein mit dem heroischen Element fortwährend verwebtes Buffo-Element tragen«, erhalten – »ARIADNE AUF NAXOS« als Nachspiel zur »kleinen Molièresache« »Der Bürger als Edelmann«. Für Hofmannsthal steht fest, anders als für Strauss, dass es hier um mehr als eine »kleine spielerische Sache«, »ein Öperchen« geht. Er schreibt Strauss 1911: »Es handelt sich um ein simples und ungeheures Lebensproblem: das der Treue. An dem Verlorenen festhalten, ewig beharren, bis an den Tod – oder aber leben, weiterleben, hinwegkommen, sich verwandeln, die Einheit der Seele preisgeben, und dennoch in der Verwandlung sich bewahren, ein Mensch bleiben, nicht zum gedächtnislosen Tier herabsinken.« Der Erfolg des Doppelabends (Molière und Strauss) 1912 in Stuttgart ist aber so zwiespältig, dass an eine Weiterentwicklung gedacht wird. Deshalb benennt der Begriff »Verwandlung« nicht nur das Thema der Oper, sondern auch den schöpferischen, fünf Jahre währenden Vorgang, in dem »ARIADNE AUF NAXOS« 1916 ihre endgültige Gestalt als »Oper in einem Aufzuge nebst einem Vorspiel«, ohne das molière’sche Lustspiel, annehmen wird.

OPERNBAROMETER ====== LIEBE 60% ==== TOD 40% TEUFEL 0%

Der Komponist Regina Richter Der Tenor / Bacchus Marco Jentzsch › 26., 30. Nov., 2., 4., 8., 11., 14., 16., 18. Dez. Lance Ryan › 23., 26. Dez. Ein Offizier Stefan Kohnke Ein Tanzmeister Martin Koch Ein Perückenmacher Sévag Serge Tachdjian Ein Lakai Yong Doo Park Zerbinetta Daniela Fally › 26. Nov., 4., 8., 11., 18. Dez. Anna Palimina › 30. Nov., 2., 14., 16.,, 23. Dez. Primadonna / Ariadne Barbara Haveman › 26., 30. Nov., 2., 4., 8., 11., 16., 26. Dez. Anne Schwanewilms › 14., 18., 23. Dez. Harlekin Miljenko Turk Scaramuccio Gustavo Quaresma Ramos Truffaldin Matias Tosi Brighella Jeongki Cho Najade Gloria Rehm Dryade Adriana Bastidas Gamboa Echo Ji-Hyun An Gürzenich-Orchester Köln mit Kurzeinführung


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Ariadne auf Naxos LEIDENSCHAFT

Die Handlung der Endfassung Der reichste Mann von Wien will seinen Gästen nach aufgehobener Tafel »Kunst« bieten – die eigens für diesen Abend komponierte opera seria »Ariadne auf Naxos« und im Anschluss die Tanzmaskerade »Die ungetreue Zerbinetta und ihre vier Liebhaber«. Die Operntruppe und der junge Komponist der Oper sind entsetzt, dass ihrem Werk eine «Affenkomödie« folgen soll! Doch es kommt noch viel schlimmer. Der gnädige Herr ändert seinen Plan und verfügt, dass die »Tanzmaskerade weder als Nachspiel noch als Vorspiel, sondern mit dem Trauerstück »Ariadne« gleichzeitig!« aufgeführt wird. Der Komponist will sein Werk eher zurückziehen, als dass er es zulässt, seine »›Ariadne auf Naxos‹, das Sinnbild der menschlichen Einsamkeit« durch diese Mixtur mit der Komödie verunstalten zu lassen. Zerbinetta, der Chefin der Gauklertruppe, aber gelingt es, den Komponisten zu einer Kombinierung der beiden Handlungen, der ernsten und der komischen, zu bewegen. Nun kann die Oper beginnen. Dafür weitet sich das Haus des Mäzens vor unseren Augen zur einsamen Insel. Drei Nymphen beschreiben mit der «lächelnden Gleichgültigkeit der Natur gegenüber menschlichem Leiden« das Leid der von Theseus betrogenen und verlassenen Ariadne, die die Erinnerungen an den Entflohenen nicht verdrängen kann. Sie hofft auf Hermes, der ihr den Tod gewähren wird. Die Komödiantentruppe, die die Trauernde aufmuntern soll, kann nicht helfen: »Sie hebt nicht einmal den Kopf. Es ist alles vergebens. Wie wir tanzen, wie wir singen, was wir auch bringen, wir haben kein Glück« Auch Zerbinetta kann die todesbereite Ariadne nicht erreichen, als sie ihr vor Augen führt, dass Treue und Liebe doch sehr relative Begriffe sind. Da naht Bacchus (Dionysos). Glücklich, weil er Circe, die ihn verführen und zum Tier machen wollte, entrinnen konnte. Ariadne sieht in ihm den Todesboten, der sie über den Acheron führen wird. Bacchus hingegen erkennt in ihr die Frau, die ihn in einen Gott verwandeln wird. Mit seiner Hilfe kann sie in das Leben zurückkehren. »Wer leben will, der muss über sich selber hinwegkommen, muss sich verwandeln: er muss vergessen«, so Hofmannsthal 1912 an Strauss. »Und dennoch ist ans Beharren, ans Nichtvergessen, an die Treue alle menschliche Würde geknüpft. Dies ist einer von den abgrundtiefen Widersprüchen, über denen das Dasein aufgebaut ist, wie der delphische Tempel über seinem bodenlosen Erdspalt. Man hat mir nachgewiesen, dass ich mein ganzes Leben lang über das ewige Geheimnis dieses Widerspruchs mich zu erstaunen nicht aufhöre. So steht hier aufs neue Ariadne gegen Zerbinetta, wie schon einmal Elektra gegen Chrysothemis stand. Chrysothemis wollte leben, weiter nichts; und sie wusste, dass, wer leben will, vergessen muss. Elektra vergisst nicht. Für Elektra blieb nichts als der Tod; hier aber ist das Thema weitergeführt. Auch Ariadne wähnt, sich an den Tod dahinzugeben; da »sinkt ihr Kahn und sinkt zu neuen Meeren«. Dies ist Verwandlung, das Wunder aller Wunder, das eigentliche Geheimnis der Liebe. Wenn Ariadne von ihrem verwandelten Selbst auch die Höhle ihrer Schmerzen zum Freudentempel verwandelt sieht, – was bekennt sie damit anderes, als dass sie liebt und lebt«. »Im Auftritt des Bacchus-Dionysos, der das letzte Drittel der eigentlichen Oper ›Ariadne auf Naxos‹ beherrscht, findet die Idee der ›Verwandlung‹ ihren stärksten Ausdruck. Es ist merkwürdig, wenn auch

begreiflich, dass diese Szene keinen Augenblick in die späteren Änderungspläne einbezogen wurde und, von Kürzungen des Buffoparts abgesehen, unangetastet blieb. Dionysos und Ariadne tragen die Antinomien des Kosmos und Gegensätze von Seinsmöglichkeiten in sich und an sich aus. Es gehört zum Wesen des Dionysischen, dass sich bei denen, die dem Gott nahe stehen, Leben und Tod, Sterblichkeit und Ewigkeit auf wunderbare Weise miteinander vermischen. Ähnlich zeugen alle Versionen des Ariadne-Mythos von dem Wechsel höchster Wonne und herzzerreißenden Wehs. Was macht nun Strauss aus dieser Szene, nachdem er sich erst mit den Worten ›zu dünn‹, ›zu unverständlich‹ gegen sie gewehrt hat? Er komponiert in Erinnerung an ›Tristan und Isolde‹ (Tag / Nacht – Tod / Leben) eine Szene, die das alles intuitiv erfasst, vergrößert, vielleicht für manche Ohren vergröbert, es aber auf alle Fälle nicht im Zweideutigen belässt. Bacchus’ letzter großer Auftritt wird ein großer (letzter?) Rausch. Es werden 32 Kammermusiker zu einer spätromantischen Exstase gebündelt.« (Uwe Eric Laufenberg). Wenn man den Prozess der »Verwandlung«, den das Werk von 1911 bis 1916 durchschritten hat, verfolgt, sollte man bedenken, dass die Herstellung der Endfassung und ihre Uraufführung im düsteren Schatten eines Weltkrieges stattfinden. Für Hofmannsthal hat sich in diesem Krieg die grillparzerische Vorausahnung erfüllt, dass die Menschheit einen Weg »von der Humanität – durch Nationalität – zur Bestialität« beschreitet. Aber er ist sich 1915 auch gewiss, »dass in der gegenwärtigen Katastrophe gewisse Tendenzen der materiellen Zivilisation, welche das neunzehnte Jahrhundert uns hinterlassen hat, sich, einer brandenden Welle gleich, überschlagen und dadurch auflösen werden; diese materielle Zivilisation selber wird sich ohne Zweifel weiterentwickeln, aber – dürfen wir hoffen – gleichsam unter einem andern Stern und unter der Möglichkeit, sich selber zu überwinden.« Und ein Jahr später schreibt er – in Erinnerung an Shakespeare – : »Die heutige Zeit kennt keinen tiefren Drang, als über sich selber hinauszukommen. Der Lebende fühlt sich überwältigt durch die Gewalt der Umstände; das schweifende Genießen, das fühlt er, ist kein Ausweg, der Genuss zieht ihn nur noch tiefer in die Sklaverei hinein, und der Besitz unterjocht. Nach oben hin ist die Idee der Freiheit in den Äther entschwunden, nach innen zu die Idee der Tugend leer und wesenlos geworden. Begriffe, Namen verdüstern die Pfade des Lebens mehr, als sie sie erleuchten; die Handlung hat sich zur Begebenheit erniedrigt. Wo ist eine Offenbarung des Höchsten? Ebendort, wo Wirklichkeit ist, antwortet die innere Stimme, die untrüglich ist.« Shakespeare und übrigens auch das Wiener Volkstheater Raimunds und Nestroys gaben Hofmannsthal und Strauss das ästhetische Werkzeug in die Hand, dieses große Thema auch theatralisch zu bewältigen, die Dialektik des Lebens widerzugeben in der Verquickung des Hohen mit dem Niederen, des Tragischen mit dem Komischen. Die Dramaturgie des Doppelabends ist vom Spiel im Spiel bestimmt und die Figuren sind häufig Zitat früherer bekannter Operngestalten. Das gilt auch für die Musik: Sie hat Zitatcharakter. »Die Konzeption der Ariadne«, so Hofmannsthal an Strauss‚« legte Ihnen auf, auch Ihre Musik teilweise zu kostümieren, als Zitat zu behandeln, und Sie haben dies mit wundervollem Takt gelöst.«  Hans Nadolny


Ariadne auf Naxos   LEIDENSCHAFT

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biographisches barbara Haveman – primadonna / ARIADNE Die niederländische Sopranistin, ausgebildet am Konservatorium in Maastricht, erweist sich bei ihren Auftritten unter anderem in Italien, Frankreich, Belgien, Deutschland und Österreich sowohl im italienischen als auch im deutschen Gesangsfach als Belcantistin von hohem Rang. So war sie u. a. an der Hamburgischen Staatsoper als »Tannhäuser«-Elisabeth zu hören, an der Deutschen Oper am Rhein als Amelia in Verdis »Ein Maskenball« und an der Oper Frankfurt als Tosca sowie als Amelia in Verdis »Simon Boccanegra«. An der Oper Köln wird sie in dieser Saison auch als »Meistersinger«-Eva zu hören sein – eine Partie, mit der sie in hier in der vorletzten Spielzeit bereits als Einspringerin große Meriten gesammelt hat. Daniela Fally – ZERBINETTA Die österreichische Koloratursopranistin wurde nach einem ersten Festengagement an der Volksoper Wien (2005 – 2009) Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper, wo sie seitdem u. a. als Sophie, Adele, Oscar, Zerbinetta, Italienische Sängerin und Rosina reüssierte. Gastengagements führten sie u. a. zu den Bregenzer Festspielen, an die Bayerische Staatsoper München, die Hamburgische Staatsoper, die Dresdner Semperoper sowie an das Opernhaus Zürich.

› Barbara Haveman

› FOTO Tobias Jansen

Johannes Martin Kränzle – ein Musiklehrer Nicht nur mit seiner facettenreichen Interpretation des Sixtus Beckmesser in »Die Meistersinger von Nürnberg« hat er sich fest in das Stammbuch der Oper Köln eingeschrieben, auch in der Titelrolle von Béla Bartóks »Herzog Blaubarts Burg« und mit seinem Liederabend »Romantische Balladen« festigte er seine besondere Bindung an dieses Haus. Als lang jähriges Ensemblemitglied der Oper Frankfurt startete er seine internationale Karriere, die ihn mittlerweile u. a. zu den Festspielen von Glyndebourne und Salzburg, an die Mailänder Scala und an die Staatsoper Unter den Linden (Alberich in »Der Ring des Nibelungen« unter D. Barenboim) führte. Zu Beginn dieser Saison singt er an der Oper Köln außerdem den Fürsten Andrej in »Krieg und Frieden«. › Daniela Fally

› Johannes Martin Kränzle

› FOTO Marcel Gonzalez-Ortiz

› FOTO Monika Rittershaus


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Norma LEIDENSCHAFT

»Doch nicht durch Gallier, Rom fällt durch eigne Schwäche  …« Norma, »Norma«, i. Akt, 4. Auftritt


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Norma   LEIDENSCHAFT

premiere 18. Jan. 2012 › Opernhaus Vorstellung 23. Jan. 2012 Oper konzertant

Norma › Tragische Oper in zwei Aufzügen › Libretto von Felice Romani nach der Tragödie von Alexandre Soumet › Musik von Vincenzo Bellini (1801 – 1835) › in italienischer Sprache

Das Meisterwerk des Belcanto wieder in Köln

Musikalische Leitung Andriy Yurkevich Chor Andrew Ollivant Pollione Zoran Todorovich Oroveso Nikolai Didenko Norma Edita Gruberova Adalgisa Regina Richter Clotilde Machiko Obata Flavio Jeongki Cho

Die gallische Oberpriesterin Norma liebt heimlich den Römer Pollione und hat zwei Kinder von ihm. Aus diesem Grund versucht sie, kraft ihres Amtes den Aufstand gegen die römischen Besatzer hinauszuzögern, und hofft auf eine friedliche Lösung. Sie ahnt zunächst nicht, dass Pollione längst eine andere Frau, die junge Priesterin Adalgisa, liebt. Im Gegenteil: Als Adalgisa ihr – allerdings ohne Polliones Namen zu nennen – ihre verbotene Liebe gesteht, empfindet Norma aufgrund der Parallelität ihrer Situation Mitgefühl und entbindet die junge Frau von ihrem Priesterinnen-Gelübde. Als Norma die Zusammenhänge schließlich durchschaut, sind ihrer Eifersucht keine Grenzen gesetzt und bald geht es um Leben und Tod. Zu den Bewunderern des jung verstorbenen Komponisten Vincenzo Bellini (1801 – 1835) zählten unter anderem Giuseppe Verdi und Richard Wagner. Neben seiner berühmtesten Oper, »Norma«, zählen unter anderem »I Puritani «, » La Sonnambula «, » I Capuleti e i Montecchi« sowie »Beatrice di Tenda« zu den von ihm hinterlassenen musikalischen Meisterwerken. Mit seiner Fähigkeit, der komplexen Seelenlage seiner Figuren eine unverwechselbare musikalische Form zu geben, gelang dem Sizilianer etwas, das zuvor noch niemand erreicht hatte. »Bei ihm gibt es lange, lange Melodien, wie sie niemand zuvor geschrieben hat«, äußerte Verdi über den verstorbenen Kollegen. Die berühmte Arie der Norma, »Casta diva« (»Keusche Göttin«), ist mit ihren weitgesponnenen Kantilenen für geübte Belcantistinnen bis heute Paradestück und Herausforderung zugleich. Doch auch darüber hinaus gilt die 1831 an der Mailänder Scala uraufgeführte »Norma« als zentrales Werk der romantischen italienischen Oper. Für kaum eine Sängerin scheint die äußerst anspruchsvolle Partie der Druidenpriesterin Norma geeigneter als für Edita Gruberova, die große Primadonna unserer Tage. Die Karriere der durch Koloratur- und BelcantoPartien weltberühmt gewordenen Sopranistin ist beispiellos, und immer wieder begeistert sie gerade auch in den Werken Vincenzo Bellinis.

Chor der Oper Köln Gürzenich-Orchester Köln

OPERNBAROMETER ======== LIEBE 80% ======= TOD 70% = TEUFEL 10%


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Norma LEIDENSCHAFT

Immer wieder an der Oper Köln zu Gast, präsentiert sie sich nun endlich auch hier in der Paraderolle der Priesterin Norma. An ihrer Seite ist Zoran Todorovich als Pollione zu hören, der weltweit zu den gefragtesten Tenören seines Fachs zählt. Regelmäßig ist der Künstler mit der unverwechselbaren Ausstrahlung und besonderem Temperament an den Opernhäusern in Wien, München, Berlin, Dresden, Zürich, Madrid, Brüssel, San Francisco und Tokyo zu erleben, um nur einige zu nennen. Zu seinem Repertoire zählen die Tenor-Helden Verdis und Puccinis ebenso wie die Belcanto-Partien von Bellini und Donizetti oder etwa der Don José in »Carmen«. Bereits vor sieben Jahren trat er gemeinsam mit Edita Gruberova an der Bayerischen Staatsoper München in Donizettis »Roberto Devereux« auf. Die Partie des Pollione in »Norma« hat er inzwischen an der Seite vieler bedeutender Sopranistinnen gesungen, allen voran Edita Gruberova. Seine Stimme ist auf zahlreichen CDAufnahmen dokumentiert, unter anderem in einer Gesamtaufnahme von Halévys »La Juive«. (gk) › Edita Gruberova

› Zoran Todorovich

FOTO Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

FOTO Agentur


Norma LEIDENSCHAFT

© CATHERINE ASHMORE

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« » OPER 2011

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La Traviata LEIDENSCHAFT

wiederaufnahme 16. okt. 2011 › Opernhaus Weitere Vorstellungen 20., 22., 29. Okt., 2., 9. Nov. 2011

Musikalische Leitung Markus Poschner › 16., 29., Okt., 9. Nov. Daniel Klajner › 20., 22. Okt., 2. Nov.

La Traviata

Inszenierung Dietrich W. Hilsdorf

› Melodramma in drei Akten › Text von Francesco Maria Piave nach dem Drama »La dame aux camélias« von Alexandre Dumas d. J. › Musik von Giuseppe Verdi (1813 – 1901) › in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Kostüme Renate Schmitzer

Im Rausch der Drehbühne

Bühne Dieter Richter

Licht Wolfgang Göbbel Choreographie Athol Farmer Chor Andrew Ollivant

Dramaturgie Birgit Meyer

Nicht wenigen Kölner Opernbesuchern ist noch jene »La Traviata«-Vorstellung am 12. 12. 2009 in Erinnerung,

Violetta Valéry Olesya Golovneva

als die junge, in Sankt Petersburg ausgebildete Sopranistin Olesya Golovneva kurzfristig für die erkrankte Kollegin einsprang, damit die Vorstellung rettete und einen überwältigenden Erfolg in der Titelpartie verzeichnen konnte. In der vergangenen Spielzeit sang Olesya Golovneva an der Oper Köln außerdem die Konstanze in der Neuproduktion von Mozarts »Die Entführung aus dem Serail«, in der aktuellen Neuproduktion von Prokofjews »Krieg und Frieden« verkörpert sie die weibliche Hauptpartie der Natascha. Im Rahmen der Wiederaufnahme von Dietrich W. Hilsdorfs Inszenierung der »La Traviata« besteht nun »ganz regulär« die Gelegenheit, sich einen Eindruck von Olesya Golovnevas bewegender Interpretation der schwindsüchtigen Kurtisane Violetta Valéry zu bilden. »Hilsdorf liebt die große Show, reizt die Theatermaschinerie gern aus, selbst in einem eher intimen Drama wie der ›Traviata‹. Hier lässt er die von Dieter Richter üppig ausgestattete Drehbühne ordentlich rotieren, so dass man nicht selten den Eindruck einer filmischen Szenenfolge erhält. Schauplatz des Dramas um die schwindsüchtige Kurtisane Violetta ist in Hilsdorfs Inszenierung der Saal eines großen Restaurants, das irgendwann im 20. Jahrhundert seine besten Zeiten zwar schon hinter sich haben mag, aber immerhin noch die prachtvolle Kulisse für rauschende Ballnächte bietet (für die Renate Schmitzer wieder einmal ganz wunderbare Kostüme entworfen hat). Intimster Rückzugsort ist hier die Toilette, wo Violetta sinnigerweise schließlich auch ihr Leben aushauchen wird. Hilsdorf hat ein gutes Gespür für solche Effekte, weiß opulentes Theater mit psychologischem Einfühlungsvermögen zu verbinden.« bonner generalanzeiger

Alfredo Germont Matthias Klink Giorgio Germont Markus Brück › 16., 20., 22. Okt., 2. Nov. Lado Ataneli › 29. Okt., 9. Nov. Flora Sandra Janke Annina Andrea Andonian Gastone Jeongki Cho Barone Douphol Sévag Serge Tachdjian Marchese Yong Doo Park Dottore Grenvil Dennis Wilgenhof Giuseppe Alexander Fedin Diener Floras Hans-Ulrich Schüler

Bote Guido Sterzl Chor der Oper Köln Gürzenich-Orchester Köln mit Kurzeinführung OPERNBAROMETER ===== LIEBE 50% ========== TOD 100% ===== TEUFEL 50%


La Traviata   LEIDENSCHAFT

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› FOTO Klaus Lefebvre


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› Christoph Marti, Carsten Süss

Die Csárdásfürstin LEIDENSCHAFT


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Die Csárdásfürstin   LEIDENSCHAFT

Wiederaufnahme 30. dez 2011 › palladium Vorstellungen 31. Dez. 2011, 4., 6., 8., 12., 15., 19., 22., 26., 27., 28., 29. Jan. 2012

Die Csárdásfürstin

Musikalische Leitung Gerrit Prießnitz

Inszenierung Bernd Mottl

Bühne & Kostüme Friedrich Eggert

Licht Andreas Grüter

Choreographie Otto Pichler Chor Jens Olaf Buhrow

› Operette in drei Akten Libretto von Leo Stein und Béla Jenbach › Musik von Emmerich Kálmán (1882 – 1953) › Musikalische Einrichtung von Gerrit Prießnitz und Béla Fischer

Emmerich Kálmáns Operette als Spiel um Geschlechterrollen: Christoph Marti ist die »Csárdásfürstin« Sylva Varescu.

Dramaturgie Georg Kehren

Leopold Maria, Fürst von und zu Lippert Weylersheim Uwe Kramer › 30. Dez., 4., 6., 8., 12., 19., 22., 27., 29. Jan. Reinold Louis › 31. Dez., 15., 26., 28. Jan. Anhilte, seine Frau Andreja Schneider

Glitzer, Glamour und Gefühl: Prinz Edwin liebt die Varietékünstlerin Sylva Varescu. Für seine fürstlichen Eltern kommt jedoch nur eine standesgemäße Verbindung in Frage. Als Sylva davon ausgehen muss, von Edwin aus diesem Grunde zugunsten einer jungen Komtesse verlassen zu werden und somit als verlassene »Csárdásfürstin« zurückzubleiben, verliert sie den Glauben an ihn – und fast auch den Glauben an die Liebe. Die Aufführung der Oper Köln (Premiere war am 30.12.10) ist die erste überhaupt, in der der Versuch gewagt wurde, die Rolle der Varietékünstlerin Sylva Varescu mit einem männlichen Darsteller zu besetzen. Hier liebt Prinz Edwin einen Mann in Frauenkleidern – eben die »Travestiekünstlerin« Sylva, gespielt von Christoph Marti, auch bekannt unter dem Namen Ursli Pfister als Teil der Kabarett-Formation »Geschwister Pfister«. Der Glaubwürdigkeit der gezeigten Gefühle tut dies keinen Abbruch. Man erlebt die Geschichte neu und kommt ihr beim Hinterfragen der außergewöhnlichen Besetzungskonstellation vielleicht umso mehr auf die Spur. Die atmosphärisch stimmungsvolle Varieté-Raumbühne trägt ein Übriges zur Einzigartigkeit dieser Aufführung bei, die erfolgreich den Bogen von der Operette zur Revue zieht. (gk) »Die Liebesgeschichte zwischen Sylva und Edwin wird so ernsthaft und anrührend erzählt, dass es wirklich zu Herzen geht. Natürlich muss man dabei von bisherigen Hörgewohnheiten abrücken, denn der Sopran Sylvas wird durch eine Männerstimme ersetzt. Aber wie Christoph Marti diese Rolle interpretiert, das ist schlichtweg großartig. Dafür verzichte ich gerne auf jeden Star-Sopran. (…) hier wie dort geht es um die Liebe zwischen zwei Menschen – und da ist es gleichgültig, ob es die zwischen Mann und Frau oder zwischen zwei Männern ist. Das kommt in dieser Inszenierung wunderbar herüber.« Yvonne Kálmán, Tochter des Komponisten, im Gespräch mit dem Kölner Stadt-Anzeiger, Ausgabe vom 6.1.2011

Edwin Ronald, beider Sohn Carsten Süss › 30., 31. Dez., 4., 6., 8., 12., 19., 22., 27., 29. Jan. Miljenko Turk › 15., 26., 28. Jan.

Komtesse Stasi, Nichte des Fürsten Gloria Rehm Graf Boni Káncsiánu Martin Koch Sylva Varescu Christoph Marti

Eugen von Rohnsdorff Burghard Braun

Feri von Kerekes Alexander Fedin Tanzensemble Chor der Oper Köln Gürzenich-Orchester Köln

OPERNBAROMETER ========== LIEBE 100% TOD 0% ======== TEUFEL 80%

› FOTO Paul Leclaire


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Sasha Waltz »Körper« LEIDENSCHAFT

Vorstellungen 6., 7. Okt. 2011 › 19:30 Uhr › Opernhaus

Sasha Waltz »Körper« Mit ihm begann eine neue Tanzära: »Körper« ist Sasha Waltz’ meistgespieltes Stück weltweit. Jetzt gastiert es endlich in Köln.

»Ein Meisterwerk zwischen Blitz und Donner … In ›Körper‹ kündigen sich all die Themen an, die Waltz bis heute beschäftigen: Der Konflikt zwischen Individuum und Masse, die Auflösung von Geschlechterdifferenzen – und vor allem der Widerhall zwischen Tänzerkörper und Raum.« Frank Weigand, Die Welt 26. 08.  2010 Nach dem großartigen Gastspiel von Sasha Waltz & Guest Anfang des Jahres im Palladium kehrt sie mit »Körper« zurück ins Opernhaus. Mit »Körper« eröffnete Sasha Waltz im Jahr 2000 die Schaubühne am Lehniner Platz Berlin unter neuer künstlerischer Leitung – ihre Choreografie schrieb Tanzgeschichte und ist bis heute das meistgespielte und weitestgereiste Stück aus dem Repertoire von Sasha Waltz & Guests. Sasha Waltz visualisiert mit ihren dreizehn Tänzerinnen und Tänzern die Hülle und das Innere des menschlichen Körpers, seine Schönheit und Hässlichkeit, seine Sterblichkeit und den Traum vom perfekten Körper. Was ist der Körper? Wie setzt er sich zusammen? Der menschliche Organismus wird sowohl als einheitliches System abgebildet, als auch in seine Fragmente zerlegt. Die untersuchte Anatomie findet eine Übertragung in die Geometrie des Raumes. (hk) Eine Produktion der Schaubühne am Lehniner Platz Berlin präsentiert von Sasha Waltz & Guests. Eine Koproduktion mit dem Théâtre de la Ville Paris. Sasha Waltz & Guests wird gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds.

Regie / Choreografie Sasha Waltz Musik Hans Peter Kuhn Bühne Thomas Schenk Heike Schuppelius Sasha Waltz Kostüme Bernd Skodzig Licht Valentin Gallé, Martin Hauk Dramaturgie Jochen Sandig Tanz und Choreografie Davide Camplani Lisa Densem Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola Luc Dunberry Annette Klar Nicola Mascia Grayson Millwood Michal Mualem Virgis Puodziunas Claudia de Serpa Soares Xuan Shi Takako Suzuki Laurie Young


Sasha Waltz »Körper«   LEIDENSCHAFT

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› FOTO Bernd Uhlig


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› FOTO Gert Weigelt

Ballett am Rhein LEIDENSCHAFT


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Ballett am Rhein   LEIDENSCHAFT

Vorstellung 20. dez. 2011 › 19:30 Uhr › opernhaus

MArtin SchlÄpfer »Forellenquintett« und mehr Das Ballett am Rhein Düsseldorf Duisburg zu Gast in Köln

Trotz der unmittelbaren Nachbarschaft zu Düsseldorf möchten wir Ihnen den preisgekrönten Choreografen Martin Schläpfer mit seiner Kompanie nicht vorenthalten. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte er das seit 2009 / 10 von ihm geleitete Ballett am Rhein Düsseldorf Duisburg zu einer der profilitiertesten Ensembles der internationalen TanzSzene. Auf der Suche nach einer Ballettkunst für das 21. Jahrhundert knüpft Schläpfer an einer abstrakten Neoklassik an, um diese für die Gegenwart weiterzudenken. Die Musik steht dabei für ihn meist am Anfang einer neuen Arbeit. Aus ihren Tönen, Klängen, Rhythmen und Farben schöpft er die Energien für seine zutiefst musikalische Tanzkunst. In Köln haben Sie die Möglichkeit, drei seiner Ballette zu sehen. Als wäre es ein Traum, reibt sich eine Tänzerin die Augen, als sie plötzlich mitten in einer anderen Welt steht: Ein Wald in einer Sommernacht vielleicht, ein glänzender See vielleicht, in dem sich das Mondlicht bricht – ein labyrinthischer Ort, der zu einem Treffpunkt unterschiedlichster Gestalten wird. Liebespaare begegnen sich und wechseln gerade noch zärtlich umschlungen in rasendem Tempo die Partner als wär’s ein Shakespearescher Sommernachtstraum, ein einsamer Poet landet nie bei einer Frau und verwandelt sich urplötzlich mit wilden Sprüngen in einen kauzigen Kobold, eine Elfe tanzt ihren Tanz, der Duft des Wiener Waldes liegt im Raum. Und: Es wird getanzt und getanzt und getanzt – auf Spitze, auf flacher Sohle und in Gummistiefeln. In einem atemberaubenden Reigen entfaltet Martin Schläpfer in seinem »Forellenquintett« das ganze Kompendium seiner Tanzkunst. Das »Wien-Ballett« Marsch, Walzer, Polka ist ein liebevoll-ironischer Blick auf die ganz eigene Musik-, Tanz- und Befindlichkeitskultur der österreichischen Metropole Wien und lädt immer wieder zum Schmunzeln ein. Über die Auseinandersetzung mit Lachenmanns »Tanzsuite mit Deutschlandlied« schrieb Angela Reinhardt: »Schläpfers Ballette geben ihr Geheimnis immer schwerer preis, aber ihre Faszination strahlt immer heller.« – Ein Stück von einer »ästhetischen Qualität, die auf dem Gebiet des klassischen Tanzes keine Konkurrenz zu fürchten hat.« (Jochen Schmidt) (hk)

Marsch, Walzer, Polka Musik Märsche, Walzer und Polkas von Johann Strauß Vater und Sohn sowie Josef Strauß Choreogafie Martin Schläpfer Tanzsuite Musik Tanzsuite mit Deutschlandlied von Helmut Lachenmann Choreografie Martin Schläpfer Forellenquintett Musik »Don’t be shy« von The Libertines sowie Quintett A-Dur D 667 (»Forellenquintett«) von Franz Schubert Choreografie Martin Schläpfer


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Gastspiel aus China LEIDENSCHAFT

Vorstellung 5., 6., 7., 8. Nov. 2011 › Opernhaus

Kun-oper »palast ewiger jugend« gastspiel

Chinesische Kun-Oper

»Palast ewiger Jugend« (Changsheng Dian)

Die Kun-Oper, eine der ältesten Bühnenkunstformen der Welt, steht für ein kunstvolles Zusammenspiel von exquisiter klassisch-chinesischer Sprache, fließenden Tönen, graziöser Körpersprache und meisterhafter Kampfkunst. Der Fluss von Dichtung und Malerei, vereint mit Gesang, Tanz und Schauspielkunst, ergibt eine einzigartige literarische, dramaturgische und musikalische Verschmelzung – zum Leben erweckt und in Szene gesetzt durch die Begabung und Interpretationskraft der einzelnen Akteure. Die Kun-Oper hatte großen Einfluss auf verschiedene chinesische Theaterformen wie die berühmte Pekingoper. Zum Ende der Qing-Dynastie (1644 – 1911) geschwächt, verschwand die Kunstform um 1930 beinahe ganz, wurde in den folgenden Jahren jedoch von einigen Intellektuellen wiederbelebt. Die Kun-Oper wurde im Mai 2001 in die UNESCO-Liste der Meisterwerke traditioneller Weltkultur des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen.

Zu Beginn der Qing-Dynastie schrieb der Autor und Dramaturg Hong Sheng (1645 – 1704) die berühmte Liebesgeschichte über den Tang-Kaiser Xuanzong und seine Konkubine Yang Guifei nieder. Diese spielt vor dem Hintergrund der An Lushan Rebellion von 756 – 763, welche den Untergang der Tang-Dynastie einleitete. Inmitten des Aufstandes finden sich Liebe, Tod, Intrigen und eine für immer veränderte Nation – Politik wird gegen Leidenschaft ausgespielt. Mit lebhafter Fantasie führt der Autor sein Publikum durch Himmel, Erde und Hölle, in denen sich Menschen, Geister und Fabelwesen ein rasantes Wechselspiel liefern. Leben und Tod existieren dabei nebeneinander, denn die wahre Liebe der beiden Hauptfiguren vermag es, alle Grenzen zu überwinden.

Das »Shanghai KunOpernhaus« mit dem legendären Cai Zhengren Das »Shanghai Kun-Opernhaus« ist das bedeutendste Kun-Opernhaus in Gesamtchina. Erstmals im Mai 2007 spielte das Shanghaier Opernhaus unter der Regie von Cao Qijing den »Palast ewiger Jugend«, eines der drei berühmtesten Meisterwerke der Kun-Oper, in voller Länge und Komplexität. Das Stück wurde von der ersten Aufführung an durch eine enorme Besucherzahl bestätigt. Besonders auch wegen der beachtenswerten Bühnenpräsenz des legendären Cai Zhengren, der die Zuschauer durch seine virtuose Beherrschung der Rolle des Kaisers Xuanzong in Atem hält, gewinnt die Aufführung eine besondere Lebhaftigkeit.

5. Nov › Das Versprechen 6. Nov. › Kleid aus Regenbogen und Federn 7. Nov. › Die Meuterei in Mawei 8. Nov. › Wiedersehen des Liebespaares


Gastspiel aus China   LEIDENSCHAFT

› Kun-Oper

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› Kun-Oper

Gastspiel aus China LEIDENSCHAFT


Gastspiel aus China LEIDENSCHAFT

› Kun-Oper

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Fundstücke ANTRIEB

fundstücke

hick-Hack um   Schnick-Schnack text Till Schröder foto Matthias Baus

Das Detail erzählt die eigentliche Geschichte, sagt nicht nur der Kriminalist. Auf Streifzug durch die Ecken und Nischen der Oper Köln

am rande › Triest ist der UmbruchHot-Spot der Weltgeschichte. Eine Herrschafts-Chronologie: Kelten Illyrer Römer Ostgoten Byzantiner Langobarden Venezianer Karolinger Vatikaner Habsburger Venezianer Österreicher Franzosen Österreicher Italiener Deutsche Jugoslawen Vereinte Nationen Slowenen Kroaten Italiener

Unter Therapeuten gilt ein Mantra: Konflikte visualisieren. Nichts löst Blockaden oder ermöglicht Erkenntnis so sehr, wie die bildliche Darstellung von Beziehungsgeflechten – sei es in Organigrammen, per Stühlearbeit oder mit Spielfiguren auf einer Stellfläche. Nun ist die hehre Opernwelt von Konflikten weiß Gott nicht frei. Der Konflikt ist sozusagen die DNS jeder Oper – und auch die Beteiligten hinter der Bühne arbeiten nicht immer emotional völlig reibungsfrei. Wie in jedem Unternehmen knallen da so manch unvereinbare Charaktere auf einander. Die Oper versteht sich nun aber nicht umsonst als das kreative Kraftwerk der Kabalen, wenn sie sich nicht der Konfliktdarstellung besonders aussagekräftig annehmen könnte. So auch in diesem Fall: dem Hick-Hack um Schnick-Schnack. In den Katakomben der ehemaligen Schreinerei, die jetzt als Zwischenlager für Bühnenbildelemente dient, herrschten einst zwei Ausstattungsleiter, die beruflich auf der Kippe standen. Der ewigen Kompetenzrangeleien der beiden und der damit verbundenen Hängepartie, wer denn nun das Sagen hätte, überdrüssig, schritten die Mitarbeiter zur symbolischen Tat. Ein Frustableiter musste her: Flugs fertigte man sich zwei Puppen, die eine Schnick getauft, die andere Schnack, und hing sie im Vorfeld der endgültigen Personalentscheidung als Kompetenz-Menetekel an den Beton. Die täglich stumme Mahnung an das »Puppentheater« kann einen Konflikt wohl kaum treffender visualisieren. Ums kurz zu machen: Wie das Foto zeigt, hat Schnick verloren. Sein puppiges Alterego fristet nun ein Dasein in einer Kiste und Schnack darf gütig von der Wand auf seine Schäfchen schauen – bis zur nächsten, vertrackten Personalentscheidung.


Fundstücke   ANTRIEB

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Oper für Kinder & Jugendliche ANTRIEB

oper /  für Kinder & Jugendliche \ Köln

Spielplatz       opernhaus

Eine Einführung in die Liebe: Diesmal rätseln sich die Kids durch La Traviata und Ariadne auf Naxos.

kinderrätsel

Auch in der Spielzeit 2011 / 2012 wird es bei ausgewählten Vorstellungen Kinderrätsel geben. Wenn Du gut beobachten und genau hinhören kannst, wird es sicher kein Problem für Dich, die Fragen zum Geschehen auf der Bühne zu lösen! Vor Vorstellungsbeginn erhältst Du eine für Dich gestaltete Handlung des Werkes sowie einen Fragebogen. Kreuze die jeweils richtige Antwort an, trage Deine Anschrift ein und wirf den Fragebogen in die goldene Box im Foyer! Hast Du alle Rätsel richtig gelöst, nimmst Du an einer Verlosung teil! Viel Vergnügen und viel Glück!

› Kinderrätsel »La Traviata«, Sa. 22. Okt. 2011 › Kinderrätsel »Ariadne auf Naxos«, So. 11. Dez. 2011


Oper für Kinder & Jugendliche   ANTRIEB

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Theater & Schule

Die Abteilung Theater und Schule, Ansprechpartner der Oper Köln für Schulen, wird im Verlauf der Spielzeit eine Reihe von eigenen Veranstaltungen zu den Produktionen des laufenden Spielplans anbieten. Im Mittelpunkt stehen szenische Workshops für Schulklassen, in denen als Vorbereitung auf einen Vorstellungsbesuch das Stück praktisch erarbeitet wird. Ausgangspunkt ist die Methode der »Szenischen Interpretation«: Die Schüler lernen die Protagonisten des Stücks und ihre Relation zueinander kennen und fühlen sich mit den Mitteln des Theaters in Rollen ein. Gearbeitet wird sehr praktisch, sinnliches Erleben der Kunstform Oper und nicht abfragbares Wissen ist angestrebt. Diese Workshops finden in dieser Spielzeit noch im Opernhaus statt, dauern etwa drei bis vier Stunden und sind nach den Premieren der jeweiligen Stücke zu »Tosca«, »La Traviata«, »Der fliegende Holländer« und »Rigoletto« möglich. Die Workshops können nach Absprache auch als Fortbildungen für Lehrer oder Lehramtsanwärter durchgeführt werden. In der zweiten Hälfte der Spielzeit finden zwei große Projekte mit Schulklassen statt, in denen sich Schüler auf unterschiedliche Weise sehr intensiv mit dem Thema Oper auseinandersetzen. Schüler begleiten die Produktion »Der fliegende Holländer« in den acht Wochen vor der Premiere, besuchen Proben und Werkstätten, interviewen Beteiligte der Produktion und erarbeiten das Stück inhaltlich. Die Schüler dokumentieren ihre Beobachtungen und Arbeitsergebnisse dann in Wort und Bild, eine Homepage und ein Folder zum Stück werden entstehen.

Zu »Alcina«, einer der letzten Produktionen der Spielzeit, entsteht – nach »die Entführung aus dem Serail« – wieder eine Schattentheater-Version. Einige Themen der Oper werden von Schülern auf Orffschen Instrumenten gespielt, Schattenpuppen werden nach den Kostümentwürfen für die Kölner Inszenierung gebaut, die Handlung wird als Schattentheater gespielt, Schauspielerkinder verbinden die Szenen mit eigenen Texten. Schüler der Elly-HeussKnapp-Realschule in Mülheim werden ihre Kurzversion der Oper vor einigen Vorstellungen im Palladium als Einführung zum Stück aufführen.

Abteilung Theater und Schule: Postfach 101061 50450 Köln theaterpaedagogik@buehnenkoeln.de


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Oper für Kinder & Jugendliche ANTRIEB

Pinocchio oder »Es war einmal EIn Stück Holz  ...« text Elena Tzavara foto Agentur

Von Holzfiguren, Klarinetten und Löwenzahn-Fans

› Auftragswerk des Gürzenich-

Orchesters Köln › Kooperationsprojekt des Kinder-

und Jugendprogramms »ohren auf!« und der Kinderoper Köln › Musiktheater für Kinder › Musik von Simone Fontanelli mit Robert Oberaigner › Guido

Hammesfahr alias »Fritz Fuchs« (aus der Kult-Kinderserie »Löwenzahn«) › Szenische Einrichtung

Thalia Schuster

› Ausstattung

Elisabeth Vogetseder empfohlen für kinder ab 6 Jahren

Kammerkonzert in der Philharmonie 19. Nov. 2011 Premiere in der Kinderoper am 06. Dez. 2011 weitere Vorstellungen Dez. 2011

Die erste Kooperation des Kinder- und Jugendprogramms »ohren auf!« des Gürzenich-Orchesters und der Kinderoper Köln hat sich einem seit vielen Jahren umfangreich gedeutetem Roman verschrieben. Darin geht es nicht nur um das Schicksal einer Holzfigur, die unbedingt lebendig werden möchte, sondern auch um die Sichtweise der Erwachsenen auf das »Kind-Sein«, das sich manch Einer wohl sehnsüchtig zurückwünscht ... Der Abenteuerroman »Pinocchio« von Carlo Collodi war literarische Vorlage und Inspiration für den Komponisten Simone Fontanelli. Er komponierte eine musikalische Erzählung für Kinder, die Pinocchios Abenteuer liebevoll in Musik und Szene setzt. Durch die Besetzung der Klarinette als einziges Instrument des Stücks und Verkörperung des Pinocchio, können Kinder schnell die Zusammenhänge zwischen der Geschichte und den Gefühlen Pinocchios erschließen. Der Komponist und Dirigent Simone Fontanelli gewann 1995 den vi. Internationalen Mozart-Kompositionswettbewerb und gilt als einer der wichtigen Persönlichkeiten zeitgenössischer Musik. Außerdem lehrt er Komposition am Mozarteum in Salzburg und gibt internationale Meisterkurse. Robert Oberaigner ist Solo-Klarinettist des Gürzenich-Orchesters Köln und gefragter Gast bei Orchestern wie den Münchner Philharmonikern, dem Bayerischen Staatsorchester und der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Der deutsche Schauspieler Guido Hammesfahr erhielt 2002 den Deutschen Comedy-Preis und 2003 den Deutschen Fernsehpreis. Als »Fritz Fuchs« aus der Kult-Kinderserie »Löwenzahn« ist er vielen Kindern bekannt. Die Uraufführung findet am 19. November 2011 als Kammerkonzert in der Philharmonie statt. Ab dem 06. Dezember 2011 wird »Pinocchio« in einer szenischen Einrichtung in der Kinderoper gespielt.


Oper für Kinder & Jugendliche   ANTRIEB

› Löwenzahn-Star »Fritz Fuchs« alias Guido Hammesfahr ist unser Erzähler in »Pinocchio«.

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Oper für Kinder & Jugendliche ANTRIEB

IM AKTUELLEN SPIELPLAN der kinderoper im alten Pfandhaus am Kartäuserwall 20, Nähe Chlodwigplatz

› Regina Richter in »Die feuerrote Friederike«

› FOTO Matthias Baus

Wiederaufnahme

NOVEMBER 2011 Do. 10.11. Fr. 11.11. Sa. 12.11. Di. 15.11. Do. 17.11. Fr. 18.11. Mi. 23.11. Do. 24.11. Fr. 25.11. So. 27.11.

15:00 11:30 15:00 15:00 15:00 15:00 15:00 11:30 15:00 15:00

Die feuerrote Friederike Die feuerrote Friederike Die feuerrote Friederike Die feuerrote Friederike Die feuerrote Friederike Die feuerrote Friederike Die feuerrote Friederike Die feuerrote Friederike Die feuerrote Friederike Die feuerrote Friederike

DEZEMBER 2011 Di. 06.12. Mi. 07.12. Fr. 09.12. Sa. 10.12. Mo.12.12. Do. 15.12. Fr. 16.12. Mi. 21.12. Do. 22.12.

11:30 11:30 15:00 15:00 15:00 15:00 15:00 15:00 15:00

Pinocchio Pinocchio Pinocchio Pinocchio Pinocchio Pinocchio Pinocchio Pinocchio Pinocchio

JANUAR 2012 Sa. 14.01. So. 15.01. Mo.16.01. Sa. 21.01. So. 22.01.

15:00 11:30 11:30 15:00 11:30

Schneewittchen Schneewittchen Schneewittchen Schneewittchen Schneewittchen

Karten ab dem 10. des Vormonats unter (0221)-221 28 400 Weitere Informationen unter www.operkoeln.com

Die feuerrote Friederike

› von Elisabeth Naske › Libretto von Theresita Colloredo › Oper für Kinder in einem Akt nach der gleichnamigen Erzählung von Christine Nöstlinger   Eigentlich könnte bei Friederike alles normal sein, hätte sie nur keine feuerroten Haare! Friederike ist ein molliges Mädchen, wohnt bei ihrer Tante Annatante und wird von den anderen Kindern in der Schule und besonders auf dem Heimweg wegen ihrer feuerroten Haare ständig gehänselt und geärgert. Eines Tages fragt sie ihre Tante, ob diese als Kind dieselben Schwierigkeiten hatte, schließlich hatte sie in jungen Jahren dasselbe rote Haar. Da erfährt sie von der Tante, dass sich das niemand getraut hat, da ihre Haare etwas ganz Besonderes waren … . Elisabeth Naske (*1963) ist österreichische Komponistin und Cellistin. Sie studierte am Mozarteum Salzburg Violoncello und setzte ihre Ausbildung am Konservatorium Basel fort. Von 1998 bis 2003 studierte Elisabeth Naske Komposition bei dem Cellisten Tristan Schulze. Mittelpunkt ihres Schaffens bildet das Musiktheater, vor allem für Kinder und Jugendliche. Seit 2001 arbeitet sie erfolgreich mit der Autorin Theresita Colloredo als Librettistin zusammen. › Musikalische Leitung Siro Battaglin › Regie Elena Tzavara › bühne Conrad Moritz Reinhardt› kostüme Elisabeth Vogetseder › dramaturgie

Tanja Fasching

empfohlen für kinder ab 6 Jahren aufführungsdauer ca. 75 Minuten

wiederaufnahme: 10. nov. 2011 Weitere Vorstellungen: nov. 2011


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Oper für Kinder & Jugendliche   ANTRIEB

wiederaufnahme

Schneewittchen

› Auftragswerk der Kinderoper Köln › nach dem Märchen der Gebrüder Grimm › Musik & Libretto von Marius Felix Lange › Konzeption von Ralph Caspers und Elena Tzavara Schneewittchens Stiefmutter ist schön, sehr schön sogar. Die allgemeine Begeisterung für ihr Aussehen ist aber der Königin offensichtlich so sehr zu Kopf gestiegen, dass sie starke Anzeichen eines krankhaften Schönheitswahnes ausbildet: Niemand darf schöner sein als sie, koste es, was es wolle! Eines Tages antwortet sogar ihr eigener Zauberspiegel auf die immergleiche Frage der Königin nach der Schönsten im Land: »Ja, die Königin ist gewiss sehr schön, aber Schneewittchen ist noch tausendmal schöner als Sie ...« Vor Wut kann sie sich nicht mehr halten und brütet einen teuflischen Plan aus. Die Geschichte nimmt ihren Lauf – auch hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen … Mit »Das Opernschiff« hatte der junge Komponist Marius Felix Lange nach einem Libretto von Elke Heidenreich schon vor 6 Jahren

› Ji-Hyun An als Schneewittchen mit den sieben Zwergen

eine sehr erfolgreiche Kinderoper für die Kinderoper Köln geschrieben. Diesen Erfolg konnte er durch sein Auftragswerk »Schneewittchen« weiter ausbauen. Damit und mit seiner Komposition »Das Orchester zieht sich an«, musikalische Lesung nach dem Buch von Karla Kuskin, die als Aufnahme mit unseren Musikern des Gürzenich-Orchesters entstanden ist, hat sich Lange nun als »Komponist für Kinderohren« europaweit einen Namen gemacht! (et) › Regie Elena Tzavara › Bühne Conrad Moritz Reinhardt › Kostüme Elisabeth Vogetseder › Mit Musikern des Gürzenich-Orchesters empfohlen für kinder ab 5 Jahren aufführungsdauer ca. 75 Minuten

wiederaufnahme: 14. jan. 2012 Weitere Vorstellungen: Januar, Februar, März 2012

› FOTO Matthias Baus


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Gürzenich-Orchester Köln ANTRIEB

gürzenich-orchester köln

Sinfonie der Tausend text Johannes Wunderlich foto Klaus Barisch

Das Gürzenich-Orchester führt zum 25. Jubiläum der Kölner Philharmonie Gustav Mahlers monumentale 8. Sinfonie auf.

Am Anfang der Philharmonie stand die Kunst, genauer gesagt, geschenkte Kunst: 350 Gemälde, die das Sammlerehepaar Irene und Peter Ludwig der Stadt Köln schenkten. Daran geknüpft war die Bedingung, den Bildern ein geeignetes Museum zu bauen. Man überlegte und plante, es sollte zwischen Dom und Rhein entstehen, man wünschte sich einen Mehrzwecksaal dazu, und am Ende bekam man oben das Museum Ludwig und darunter einen der schönsten Konzertsäle der Welt, die Kölner Philharmonie. Die Ehre der Einweihung blieb dem Gürzenich-Orchester vorbehalten. Am Morgen des 14. September 1986 dirigierte Gürzenich-Kapellmeister Marek Janowski die »Rheinische Sinfonie« von Robert Schumann und »Photoptosis« des Kölner Komponisten Bernd Alois Zimmermann. Am Abend folgte Gustav Mahlers überwältigende 8. Sinfonie mit einem Großaufgebot an Kölner Chören. Nun gibt es eine Neuauflage. »Die beiden Festkonzerte zum 25. Jubiläum der Philharmonie markieren den Höhepunkt unserer zyklischen Auseinandersetzung mit dem sinfonischen Schaffen Gustav Mahlers«, erklärt Gürzenich-Kapellmeister Markus Stenz: »Wir haben im August 2008 mit Mahlers 5. begonnen und nun mehr als die Hälfte seiner Sinfonien aufgeführt und auf CD aufgenommen. Das Gürzenich-Orchester ist eines der Uraufführungsorchester der Sinfonien Gustav Mahlers und hat seine 5. in Köln unter seiner musikalischen Leitung aus der Taufe gehoben sowie bei der Premiere der 3. in Krefeld mitgewirkt. Diese Mahler-Wurzeln und der gepflegte romantische Klang des Orchesters sind wichtige künstlerische Eckpfeiler und das Besondere unseres Mahler-Zyklus’.

Das teilt sich auch international mit. So wurden wir 2008 mit der 5. nach London zu den BBC Proms eingeladen und im Jahr darauf mit der 4. ins Concertgebouw nach Amsterdam. Wenn am 24. und 25. September in der Kölner Philharmonie die 8. Sinfonie Mahlers erklingt, dann schließt sich ein Kreis in diesem wunderbaren Konzerthaus.« Gustav Mahler › Sinfonie Nr. 8 Es-Dur für Soli, Knabenchor, zwei gemischte Chöre und Orchester Barbara Haveman Sopran › Orla Boylan Sopran › Christiane Oelze Sopran › Petra Lang Mezzosopran › Anna Palimina Sopran › Maria Radner Alt › Brandon Jovanovich Tenor › Hanno Müller-Brachmann Bariton › Günther Groissböck Bass › Markus Stenz Dirigent › Mädchen und Knaben der Chöre am Kölner Dom › Chor des Bach-Vereins Köln › Domkantorei Köln › Kartäuserkantorei Köln › Philharmonischer Chor der Stadt Bonn › Vokalensemble Kölner Dom › Gürzenich-Orchester Köln › 24., 25. Sep. 2011 › 20:oo Uhr › Kölner Philharmonie


Gürzenich-Orchester Köln   ANTRIEB

› Das Gürzenich-Orchester unter Marek Janowski beim Eröffnungskonzert 1986

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Gürzenich-Orchester Köln ANTRIEB

gürzenich-orchester köln

Das Gürzenich Orchester in der Kölner Philharmonie

› Elisabeth Leonskaja

› Thomas Zehetmair

Sinfoniekonzert 01

Sinfoniekonzert 02

Elisabeth Leonskaja, die große Dame der sowjetischen Pianisten-Schule, kehrt im ersten Sinfoniekonzert der Saison mit Robert Schumanns Klavierkonzert zum Gürzenich-Orchester zurück. Am Dirigentenpult steht Markus Poschner, einer der interessantesten Dirigenten der jüngeren Generation, der an der hiesigen Oper schon mit einer großartigen »La Traviata« zu erleben war. Er dirigiert Bedrˇich Smetanas »Die Moldau« und Bohuslav Martinu°s’ Sinfonie Nr. 6.

»Aus seiner Musik spricht eine kostbare Gelassenheit, die man nicht mit Vorsatz erklären kann«, schreibt ein Kritiker der Zeit über den Geiger Thomas Zehetmair, und nennt ihn einen »Anwalt des Spröden und Beschützenswerten.« Der Richtige also für Béla Bártoks 2. Violinkonzert, das sich zwischen großem rhapsodischen Gestus und strenger kompositorischer Ordnung aufspannt. Gürzenich-Kapellmeister Markus Stenz ergänzt das Programm mit »Three Places in New England« von Charles Ives, dem Wegbereiter der amerikanischen Klassiker, und Joseph Haydns Sinfonie Nr. 90. Offen bleibt wie immer bis zum Konzert der 3. Akt.

› 16. Okt., 11:00 Uhr › 17. Okt., 20:00 Uhr › 18. Okt., 20:00 Uhr › Kölner Philharmonie

› 6. Nov., 11:00 Uhr › 7. Nov., 20:00 Uhr › 8. Nov., 20:00 Uhr › Kölner Philharmonie


Gürzenich-Orchester Köln   ANTRIEB

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› Bruno Feldkircher

› Jan Lisiecki

Sinfoniekonzert 03

Sinfoniekonzert 04

Seine ersten musikalischen Schritte unternahm er in der Blaskapelle seines Tiroler Heimatdorfes. Heute glänzt er als Solotrompeter des Gürzenich-Orchesters: Bruno Feldkircher ist in diesem Jahr mit Johann Baptist Georg Nerudas galantem Trompetenkonzert zu hören, der schönen Tradition folgend, dass in jeder Spielzeit einer der Solisten der Sinfoniekonzerte aus dem Orchester selbst kommt. Glanzlichter wird auch Laterna Magica der finnischen Komponistin Kaija Saariaho setzen. Sie macht das Licht selbst zum Thema: die phantastischen Bilderwelten der Laterna Magica, die vor der Erfindung des Kinos ihr Publikum verzauberte. Über die 3. Sinfonie von Johannes Brahms, danach zu hören, schrieb Clara Schumann: »Man ist von Anfang bis zu Ende umfangen von dem geheimnisvollen Zauber des Waldlebens«. Lassen Sie sich überraschen, welches Stück Gürzenich-Kapellmeister Markus Stenz als 3. Akt zu diesen Werken in Beziehung setzen wird.

Gerade zwanzig Jahre alt war Frédéric Chopin, als er 1830 in Warschau die Uraufführung seines 1. Klavierkonzertes spielte. Stolz berichtete er, für sein Wunderwerk aus perlender Virtuosität und kunstvoll verarbeiteten Volksliedern »lebhafte Bravorufe« geerntet zu haben. Noch nicht einmal so alt wie Chopin damals ist der kanadische Pianist Jan Lisiecki, der mit dem Konzert sein Debüt beim Gürzenich-Orchester geben wird. Mit Paul Daniel ist einer der führenden Dirigenten Englands beim Gürzenich-Orchester zu Gast. Er wird die 2. Sinfonie von Jean Sibelius dirigieren und als Deutsche Erstaufführung »Der Vogel der Nacht« der jungen Schwedin Britta Byström: »Ein einziger schwebender Klang, der immer wieder von plötzlich auftauchenden Tonleitern beseelt wird, die an aufsteigende Blasen in einem lichtdurchfluteten Gewässer erinnern,« berichtete der Deutschlandfunk 2010 über die Uraufführung in Stockholm.

› 4. Dez., 11:00 Uhr › 5. Dez., 20:00 Uhr › 6. Dez., 20:00 Uhr › Kölner Philharmonie

› 18. Dez., 11:00 Uhr › 19. Dez., 20:00 Uhr › 20. Dez., 20:00 Uhr › Kölner Philharmonie


Wiener Philharmoniker Foto: Laura Lustarinen

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andreas staier | daniel sepec roel dieltiens

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ars choralis coeln maria jonas – leitung poul høxbro

05.02.12 |3|

carolyn sampson wiebke lehmkuhl wolf matthias friedrich collegium cartusianum peter neumann – leitung

11.03.12 |2|

amphion bläseroktett

22.04.12 |3|

johanna seitz | elisabeth seitz stephan rath | stefan maass

03.06.12 |1|

harmonie universelle florian deuter – leitung Einheitspreis je Konzert 15 EUR (ermäßigt 10 Euro) 8 Konzerte im Abonnement 95 EUR (ermäßigt 60 Euro) mspering@hotmail.com Info und Tickets: 02 21- 55 25 58 www.forum-alte-musik-koeln.de

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WDR-FUNKHAUS | 1| FORUM VOLKSHOCHSCHULE IM RAUTENSTRAUCH-JOEST-MUSEUM | 2| TRINITATISKIRCHE | 3|


Gastspiel   ANTRIEB

› Hagen Rether

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FOTO Klaus Reinelt

gastspiel

Hagen Rether »Liebe« text Silvia Merk

Hagen Rether, mit Preisen hochdekorierter Kabarettist am Klavier, tarnt sich als Charmeur. Im Plauderton bringt er böse Wahrheiten unters Volk – genau beobachtet und ohne Rücksicht auf Glaubenssätze oder politische Korrektheit. Die Welt wird immer komplizierter, das Geflecht aus politischen und wirtschaftlichen Abhängigkeiten zunehmend undurchsichtig: Vor diesem Hintergrund lässt Rether Strippenzieher und Marionetten, Strohmänner und Sündenböcke aufziehen, versucht den oft absichtsvoll verborgenen Nutzen von Klischees und Drohkulissen aufzudecken und so genannte Sensationen als mediale Ablenkungsmanöver zu enttarnen. Während er die Fäden entwirrt und sich wieder darin verstrickt, unermüdlich ordnet und vermeintlich Wohlsortiertes umwirft, erscheint dahinter die Eitelkeit der (Ohn-)Mächtigen und hinter eitlen Politikergefechten der Lobbyismus – Verkäufer und Verkaufte erkennen sich für einen kurzen Moment im Spiegel. Es wäre zum Verzweifeln, wenn die Protagonisten nicht so lächerlich wären ... und Hagen Rether weint und lacht. Und singt.

Sein bis zu dreistündiges, ständig mutierendes Programm infiziert das Publikum mit gleich zwei gefährlichen Viren: der Unzufriedenheit mit einfachen Erklärungen und der Erkenntnis, dass nicht nur »die da oben«, sondern wir alle die Protagonisten dieses Spiels sind. LIEBE, so der seit Jahren konstante Titel des Programms, kommt darin nicht vor, zumindest nicht in Form von Herzen, die zueinander finden – und romantisch kommt allenfalls einmal die Musik des vielseitigen Pianisten daher. Sichtbar wird jedoch die Menschenliebe eines Kabarettisten, der an Aufklärung und an die Möglichkeit zur Umkehr noch am Abgrund glaubt. Am 8. Januar 2011 wurde ihm in Nürnberg der »Deutsche Kabarettpreis 2010« verliehen. 15. Okt. 2011 › 19:30 uhr › Opernhaus


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Opernfreunde Köln ANTRIEB

opernfreunde

Kölner Opernfreunde verleihen Offenbachpreis an Csilla Csövári text Silvia Merk

Am 6. Juni 2011 haben die Freunde der Kölner Oper den Offenbachpreis an die junge Sopranistin Csilla Csövári verliehen. Die junge Koloratursopranistin stammt aus Kiskörös/Ungarn. Von 2001 bis 2006 studierte sie in Budapest an der Franz Liszt-Musikakademie. Ab der Spielzeit 2008/2009 war sie Mitglied des Internationalen Opernstudios der Oper Köln und wechselte zur Spielzeit 2010/2011 in das Ensemble der Oper Köln. 2010 gab die lyrische Sopranistin am Staatstheater Cottbus mit großem Erfolg ihr Rollendebut als Adele in Strauß’ »Die Fledermaus«. Für die Freunde der Kölner Oper ist dies immer wieder eine unbeschreibliche Freude zu erleben, wenn die geförderten jungen Sängerinnen und Sänger solche Erfolge feiern. Oft konnten schon große Karrieren von ehemaligen Mitglieder des Kölner Opernstudios miterlebt werde. Darum ist der Einsatz von Menschen wichtig, die sich als Opernfreunde erkennen lassen, die mit ihrem Engagement Hilfe von privater Hand bieten. Das sind wir, die Freunde der Kölner Oper, und das nun schon seit fast 50 Jahren, denn ohne unsere erhebliche Beteiligung an den Gagen der jungen Menschen gäbe es kein Opernstudio in Köln. Auch die Unterstützung der Kölner Oper bei Engpässen aller Art bedeutet den Opernfreunden viel, denn die Kölner Oper ist wieder da.

„Karneval einmal klassisch“ op der Äd un em Himmel

Burkard Sondermeier und seine Camarata Carnaval Samstag, 18. Februar 2012 Beginn 19.30 Uhr Offenbachplatz

› v.l.: Ulrich Rochels, Csilla Csövári, Dr. Heinrich Kemper

Nach zwei Spielzeiten spielt sie wieder in der ersten Liga. Intendant Uwe Eric Laufenberg ist das Kunststück gelungen, ein darniederliegendes Haus wieder an die Spitze deutscher Opernhäuser zu bringen. Das wird allerorten mit Begeisterung und Dankbarkeit vermerkt. Wenn wir auch inhaltlich auf dem besten Wege sind – die äußeren Schwierigkeiten um die Sanierung des Gebäudes inklusive der erforderlichen zahlreichen Spielstätten sind in vollem Gange und werden uns noch länger beschäftigen. Aber die Freunde der Kölner Oper bleiben ihrer Oper treu und freuen sich auf die nächsten Spielzeiten in der Oper am Dom (blaues Zelt) und vielen anderen attraktiven Spielorten. Alle Informationen über unseren Freundeskreis finden Sie auf unsere Homepage www.opernfreunde-koeln.de Dr. Heinrich Kemper / Vorsitzender www.opernfreunde-koeln.de

Karneval einmal klassisch, im zehnten Jahr, ein Jubiläum? Dafür scheint dieses Programm zu närrisch. Die elfte oder dreizehnte Version fände ich dafür geeigneter. Dennoch, in einem Jubiläumsjahr geben sich Ensemble und Macher besondere Mühe, versprochen, so gesehen hat diese zehnte Fassung mit ihrem opus-Titel „op der Äd un em Himmel“ schon etwas Jubilierendes. Dem Fest der Feste auf der Spur wurde ich fündig: auf der Erde sprich Äd / im Himmel im Limbus / in Arkadien / in Elysium / in der Hölle / ja sogar im Paradies. In der Literatur entdeckte ich Passendes bei: Heinrich Heine / Comte Horace de Viel Castel / Ferruccio Busoni / Victor Hugo / Christian Morgenstern / Johann Nestroy Padre Don Joseph Ferdinando Maria Koller / Ferdinand Raimund. Musikalisch Passendes stöberte ich auf in den Kompositionen von: Jacques Offenbach Richard Wagner / Johann Strauss Sohn / Camille und Franz Schubert / Gaetano Donizetti / Johannes Brahms / Felix Mendelssohn-Bartholdy / Robert Schumann / W.A. Mozart / Antonin Dvorák / Adrien François Servais / Emile Waldteufel / Karl Berbuer Jupp Schmitz und Willi Ostermann. Couplets, Chansons, Amourellchen und Coupleedche fehlen ebenso wenig wie Verzällche und Anekdötche. Zum Mitsingen gibt es dann auch noch die Möglichkeit und ich verspreche zum Mitschunkeln auch. Burkard Sondermeier

Die Camarata Carnaval 2012 Mitsunori Kawashima, Violine Sonja Asselhofen, Violoncello Markus Gantenberg, Kontrabass Johann Peter Taferner, Klarinette Laia Bobi Frutos, Flöte, Piccolo, Klavier Junko Shioda, Klavier, Batteria Burkard Sondermeier, Baas, Sprecher, Sänger, Autor. „Und zu allen Zeiten war es reizvoll, musikalischen Werken, die die Krawatte zu eng gebunden hatten, auch noch einen zweiten Schlips nach hinten anzuhängen und, damit es nicht zu lang wird, beide abzuschneiden.“ Bernhard Wallerius WDR3 Programmgruppe Musik


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Cäcilia Wolkenburg   ANTRIEB

divertissementchen

CÄCILIA WOLKENBURG text Mike Koch »Kölner Jungfrau, dringend gesucht« Im Sommer des Jahres 1922 wird Ursula von den Sinnen unter dubiosen Umständen zum ersten weiblichen Oberbürgermeister der Stadt Köln gewählt. Ihre erste Amtshandlung ist die Einführung einer Quotenfrau im Dreigestirn des Kölner Karnevals. Wo Jungfrau draufsteht, soll auch Jungfrau drin sein. Aber so einfach ist das nicht. Die wenigen, die vor der Jury erscheinen, sind hässlich und untalentiert. Einzig das Model eines Malers fällt durch Schönheit und Anmut auf. Aber Leonore kommt aus Sachsen und spricht kein Kölsch. Für Jan Op den Hippt, Mitglied der Jury und Professor an der »Akademie för uns kölsche Sproch«, kein Problem. Er wettet, dass er es bis 070111_hp_210x99_4c_Layout 04.07.11werde, 12:47 aus Seite zur nächsten Session1 schaffen der1 »sächsischen Kraat« ein

echt kölsches Mädchen zu machen. In intelligent witzigen Dialogen, turbulenten Szenen, bei mitreißender Musik und ständig wechselnden Kölner Örtlichkeiten, steuert die Geschichte auf einen glanzvollen Höhepunkt zu. Dass jedoch auf dem großen »Benefizball für Frauen in Not« die soeben durch perfektes Kölsch als Mitglied der kölschen Hautevolee gefeierte Leonore aus der Rolle fällt, stellt alle Erwartungen auf den Kopf.

Regie Kalle Kubik › Libretto Kalle Kubik › Musikalische Arrangements Thomas Guthoff › Musikalische Leitung › Bernhard Steiner › Kölsche Liedtexte Helmut Löffel › Choreografie Michaela Niederhagen › Lichtgestaltung Hans Toelstede › Bühnenbild Bettina Neuhaus › Kostüme Judith Peter / Ulrike Zimmermann-Mattar › Gesamtleitung Zillche-Baas Mike Koch Vorpremiere › 15. jan. 2012 › 15:00 Uhr (50 % Rabatt) Premiere › 15. jan. 2012 › 19:00 Uhr vorstellungen › 17., 19., 20., 22., 24., 25., 26., 27., 29. jan., 1., 2., 3., 4., 5., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 19., 21. feb. 2012 (zum letzten Mal)

NIGEL KENNEDY with the ORCHESTRA OF LIFE

performs his retation unique interp of

VIVALDI S FOUR SEdASON an Y ED NIGEL KENN THE FOUR ELEMENTS

Do., 24.11.2011 - 20 Uhr, Kölner Philharmonie

MIT DEM ORCHESTER DER

PRAGER PHILHARMONIE Di., 15.05.2012 - 20 Uhr, Kölner Philharmonie

Sa., 02.06.2012 - 20 Uhr, Schlossplatz Münster

Karten an allen bek. VVK-Stellen. Infos unter www.handwerker-promotion.de. Ticket-Hotline: 01 80 - 5 22 88 20* (*14 Ct./ Min. aus dem dt. Festnetz | max 42 Ct./ Min. aus dem dt. Mobilfunk)


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Liederabende ANTRIEB

liederabend mit matthias klink

»ich bin der welt abhanden gekommen«

Werke von Mozart, Liszt, Rachmaninow Am Klavier: Frederic Sommer Mitte der 90er Jahre begann seine Karriere im Internationalen Opernstudio der Oper Köln, mittlerweile ist der Tenor sowohl im lyrischen Fach als auch zunehmend in dramatischeren Partien an den großen Bühnen der Welt zuhause, ob nun an der Wiener Staatsoper, der Metropolitan Opera New York (Debüt als Tamino in »Die Zauberflöte«), ob in Dresden, Berlin, Barcelona oder bei den Salzburger Festspielen, um nur einige zu nennen. Regelmäßig kehrt er an die Oper Köln zurück. So wurde sein Debüt als Hoffmann in Offenbachs »Hoffmanns Erzählungen« in der Saison 2009 /2010 an diesem Hause zum umjubelten Idealfall einer facettenreichen Rollengestaltung. In der aktuellen Neuproduktion von Prokofjews »Krieg und Frieden« singt er die Hauptpartie des Grafen Pierre Besuchow, gefolgt von Alfredo in »La Traviata«. Im Rahmen seines Liederabends trägt er Mozart-Konzertarien, die fünf Rückert-Lieder Gustav Mahlers sowie Lieder von Franz Liszt und Sergej Rachmaninow vor. Am Klavier wird er von Frederic Sommer begleitet. 25. Nov. 2011 › 20:00 Uhr › Opernhaus

› Matthias Klink

› FOTO Martin Sigmund

liederabend mit anne schwanewilms

debussy, strauss, wolf

Am Klavier: Manuel Lange Ein internationaler Star mit Kölner Wurzeln: Ihre Gesangsausbildung erhielt die Gelsenkirchnerin an der Musikhochschule Köln; eine Mitgliedschaft im Internationalen Opernstudio der Oper Köln sowie die Aufnahme in das Ensemble dieses Hauses schlossen sich an. Mittlerweile ist die inzwischen freischaffend arbeitende Künstlerin, deren stimmlicher Weg sie von Mezzo-Partien hinein in das Sopran-Fach führte, an allen großen Bühnen der Welt ein gefragter Gast – zum Beispiel an der Mailänder Scala, am Royal Opera House Covent Garden, an der Opéra National Paris, in Dresden, Berlin und bei den Festspielen in Salzburg, Glyndebourne und Bayreuth. Im Rahmen ihres Liederabends präsentiert sie sich mit Werken von Claude Debussy, Richard Strauss und Hugo Wolf. Am Klavier wird sie von Prof. Manuel Lange begleitet. 14. jan. 2012 › 20:00 Uhr › Opernhaus

› Anne Schwanewilms

› FOTO Agentur


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Gastspiel   ANTRIEB

gastspiel

»Als ich ein kleiner Junge war« › Walter Sittler spielt Erich Kästner

Es ist Weihnachten. Der letzte König von Sachsen spaziert allein durch die abendlich funkelnde Prager Straße und bleibt nachdenklich vor den schimmernden Schaufenstern stehen. Für Kinderkleider und Spielwaren interessiert er sich am meisten. Es schneit. In den Läden glitzern die Christbäume. Und die Passanten stoßen sich an und flüstern: »Der König!«. Er ist einsam. Walter Sittler spielt Erich Kästner in einer grandiosen inszenierten Erzählung. Die Situation: ein Raum, Ende der vierziger Jahre in einer irgendeiner deutschen Stadt. Sieben Menschen, ein Schriftsteller und sechs Musiker, die hier gestrandet sind. Draußen auf dem Boulevard der Morgen, der sich bläulich getönt ankündigt. Und während der große deutsche Autor mit den Augen eines Erwachsenen und mit dem Herzen eines Kindes aus dem Füllhorn seiner Erinnerungen zu erzählen beginnt, setzen sich die Musiker nach und nach an ihre Instrumente, begleiten die Geschichten, kommentieren sie, treiben sie voran. Ein leises Meisterwerk über die Kraft des Erinnerns. Es sind humorvolle, aber auch nachdenkliche Erinnerungen an das Leben eines kleinen Jungen, der den Launen eines verrückten Jahr-

› Walter Sittler

hunderts mit kindlicher Gradlinigkeit und voller Lebensfreude entgegengetreten ist. Und man ist verwirrt: So vieles hat sich geändert im Verlauf der letzten hundert Jahre – und fast alles ist gleich geblieben! In Zeiten des großen demographischen Wandels und endloser Bildungsdiskussionen, gilt es einen der spannendsten Texte zum Thema »Kindsein« neu zu entdecken: Erich Kästners autobiographische Erzählung »Als ich ein kleiner Junge war«. Jetzt erstmals in einer Bühnenfassung – mit dem großen Komödianten Walter Sittler in der Titelrolle. Ein Theatererlebnis. Die Presse jubelt: »Den besonderen Abend sollte sich niemand entgehen lassen!« (Hamburger Abendblatt), »Hingehen!« (Stuttgarter Zeitung), »Ein furioser Bühnenmonolog. Sittler in unwiderstehlicher Hochform!« (Tagesspiegel, Berlin). › Ausstattung Gudrun Schretzmeier › Komposition Libor Sima › Textbearbeitung und Regie Martin Mühleis › mit Walter Sittler › Libor Sima › Gesa Jenne › Uwe Zaiser › Veit Hübner › Lars Jönsson › Obi Jenne 31. jan. 2012 › 19:30 Uhr › Opernhaus

› FOTO Agentur


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Service ANTRIEB

kurt-weill-abend

»Der rauschende Gesang der Sterne«

Inspiriert von dem einzigartigen Bogen, den der Komponist Kurt Weill mit seiner Musik schlug, kreiert Anne Simmering einen besonderen Abend. Als »special guest« ist kein Geringerer als Matthias Klink beteiligt, der dem Kölner Opernpublikum u. a. als Titelheld in »Hoffmanns Erzählungen« hinlänglich bekannt und derzeit in »Krieg und Frieden« als Pierre Besuchow zu hören ist. Erleben Sie ein Programm, das Geschichten erzählt, das Publikum einbezieht und nicht zuletzt die Darstellungsvielfalt der »singenden Schauspielerin« Anne Simmering unter Beweis stellt. › mit Anne Simmering und Matthias Klink › Dame Gwyneth Jones

› FOTO privat

22. SEP. 2011 › 19:30 Uhr › Opernfoyer

sonderveranstaltung

sonderveranstaltung

SÄNGERPORTRAIT – Dame Gwyneth Jones

Weihnachtskonzert

Moderation: Uwe Eric Laufenberg & Georg Kehren Im Gespräch mit dem Weltstar Dame Gwyneth Jones, ergänzt durch historische Bild- und Tondokumente, wird im Rahmen der Reihe »Sängerportrait« die einzigartige Laufbahn der walisischen Sopranistin nachgezeichnet, die im November 2011 zugleich ihren 75. Geburtstag feiert. Als Brünnhilde im Bayreuther Jahrhundert-»Ring« der 1970er Jahre, unter der musikalischen Leitung von Pierre Boulez, in der Regie von Patrice Chéreau, schrieb sie Musiktheatergeschichte – und nicht nur dort. Mit der Oper Köln ist sie durch viele Auftritte verbunden, unter anderem durch ihre Rollendebüts in der Titelpartie von Richard Strauss’ »Elektra« (Premiere 1983, Mus. Ltg.: Gerd Albrecht, Regie: August Everding) und als Färberin in »Die Frau ohne Schatten« (Premiere 1979, Mus. Ltg.: Sir John Pritchard, Regie: Jean-Pierre Ponnelle), auch durch ihre bezwingende Interpretation der Salome (Premiere 1976, Mus. Ltg.: Leif Segerstam, Regie: Jean-Pierre Ponnelle) sowie vieler weiterer Rollen. Nach Jahren kehrt Dame Gwyneth Jones nun an die Oper Köln zurück, um im Gespräch mit Intendant Uwe Eric Laufenberg und Dramaturg Georg Kehren die vergangenen Jahrzehnte ihrer Laufbahn und ihres Lebens ebenso wie die Gegenwart zu beleuchten. Das nächste SÄNGERPORTRAIT, mit der Sopranistin Anna Tomowa-Sintow, ist für Anfang Februar 2012 in Aussicht genommen. Der genaue Termin wird noch bekannt gegeben. 14. Nov. 2011 › 20:00 Uhr › Opernhaus › Eintritt 10 €

Das erste Weihnachtskonzert der Oper Köln steht unter dem Motto »Ensemblemitglieder und Mitglieder des Chores singen weihnachtliche Lieder aus ihrer Heimat«. Erleben Sie u. a. Adriana Bastidas Gamboa (Kolumbien), Anna Palimina (Moldavien), Claudia Rohrbach (Deutschland), Dalia Schaechter (Israel), John Heuzenroeder (Australien), Martin Koch (Deutschland), Yong Doo Park (Süd­ korea), Christoph Marti alias Ursli Pfister (Schweiz) und Dennis Wilgenhof (Niederlande). Das Kölsche Liedgut vertritt Ludwig Sebus. Durch den Abend begleiten Sie der Intendant des Hauses, Uwe Eric Laufenberg, und Operndirektorin Birgit Meyer. › Am Klavier u. a. Theresia Renelt, Siro Battaglin 17. dez. 2011 › 19:30 Uhr › Opernhaus


Service   ANTRIEB

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IM AKTUELLEN SPIELPLAN

oper / Spielplan \ köln Krieg und Frieden

La Traviata

› Libretto von Sergej Prokofjew und Mira Mendelson

› Melodramma in drei Akten

nach dem gleichnamigen Roman von Lew Tolstoi

› Text von Francesco Maria Piave

› Musik von Sergej Prokofjew (1891 – 1953)

nach dem Drama »La dame aux camélias« von Alexandre Dumas d. J.

› in russischer und französischer Sprache mit deutschen Übertiteln

› Musik von Giuseppe Verdi (1813 – 1901) › in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

› Musikalische Leitung › Michael Sanderling › Inszenierung Nicolas Brieger › Bühne Raimund Bauer › Kostüme Andrea Schmidt-Futterer › Licht Alexander Koppelmann › Choreographische mitarbeit Otto Pichler › Chor Andrew Ollivant › Dramaturgie Regine Palmai

Mit Johannes Martin Kränzle › Olesya Golovneva › Wilfried Staber › Matthias Klink › Katrin Wundsam › Mirko Roschkowski › Regina Richter › Miljenko Turk › Magnus Baldvinsson › Manfred Fink › Werner Sindemann › Matias Tosi › Adriana Bastidas Gamboa › Martin Koch › Dalia Schaechter › Daniel Golossov › Dennis Wilgenhof › John Heuzenroeder › Alexander Fedin › Sandra Janke › Kathleen Parker › Jeongki Cho › Sévag Serge Tachdjian › Ralf Rachbauer › Johann-Werner Prein › Gustavo Quaresma Ramos › Philipp Hoferichter › Anthony Sandle › Chor und Extra-Herrenchor der Oper Köln › Gürzenich-Orchester Köln

› Musikalische Leitung Markus Poschner (16., 29., Okt., 9. Nov.) / Daniel Klajner (20., 22. Okt., 2. Nov.) › Inszenierung Dietrich W. Hilsdorf › Bühne Dieter Richter › Kostüme Renate Schmitzer › Licht Wolfgang Göbbel › Choreographie Athol Farmer › Chor Andrew Ollivant › Dramaturgie Birgit Meyer

MIT Olesya Golovneva › Matthias Klink › Markus Brück › (16., 20., 22. Okt., 2. Nov.) / Lado Ataneli (29. Okt., 9. Nov.) › Sandra Janke › Andrea Andonian › Jeongki Cho › Sévag Serge Tachdjian › Yong Doo Park › Dennis Wilgenhof › Alexander Fedin › Hans-Ulrich Schüler › Guido Sterzl › Chor der Oper Köln › Gürzenich-Orchester Köln Wiederaufnahme: 16. Okt. 2011 › Opernhaus Vorstellungen: 20., 22., 29. Okt., 2., 9. Nov. 2011 (zum letzten Mal) mit Kinderrätsel am Sa., 22. Okt. 2011

Premiere: 16. Sep. 2011 › Opernhaus Vorstellungen: 18., 21., 23., 28. Sep., 1., 3., 8. Okt. 2011 (zum letzten Mal)

La clemenza di Tito

Messa da Requiem

Die Milde des Titus › Musik von Giuseppe Verdi (1813 – 1901) › Opera seria in zwei Akten › Libretto von Caterino Tommaso Mazzolà nach Pietro Metastasio › Musik von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)

› Musikalische Leitung Konrad Junghänel › Inszenierung Uwe Eric Laufenberg › Bühne Tobias Hoheisel › Kostüme Antje Sternberg › Licht Nicol Hungsberg › Chor Andrew Ollivant

mit Rainer Trost (9., 12., 15., 19., 21., 23. Okt.) / Lothar Odinius (4., 6., 10., 12., 18., 20. Nov.) › Adina Aaron (9., 12., 15., 19., 21., 23. Okt.) / Tatiana Larina ( 4., 6., 10., 12., 18., 20. Nov.) › Anna Palimina (9., 12., 15., 19., 21., 23. Okt.) / Maike Raschke (4., 6., 10., 12., 18., 20. Nov.) › Franziska Gottwald (9., 12., 15., 19., 21., 23. Okt.) /Regina Richter ( 4., 6., 10., 12. Nov.) / Katrin Wundsam (18., 20. Nov.) › Adriana Bastidas Gamboa › Matias Tosi (9., 12., 15., 19., 21., 23. Okt.) / Yong Doo Park (4., 6., 10., 12., 18., 20. Nov.) › Chor der Oper Köln › Gürzenich-Orchester Köln Premiere: 09. Okt. 2011 › Oberlandesgericht (Reichensperger platz 1) Vorstellungen: 12., 15., 19., 21., 23. Okt., 4., 6., 10., 12., 18., 20. Nov. 2011 (zum letzten Mal)

› Musikalische Leitung Fabrice Bollon › Inszenierung Clemens Bechtel › Bühne Matthias Schaller › Kostüme Sabina Moncys › Licht Andreas Grüter › Chor Andrew Ollivant › Dramaturgie Georg Kehren

mit Takesha Meshé Kizart ( 30. Okt., 3., 5., 11. Nov.) / Tatiana Larina (13., 16., 19. November) › Jovita Vaskeviciute › Michael Fabiano (30. Okt., 3., 5., 11. Nov.) / Joseph Calleja (13., 16., 19. November) › Dimitry Ivashchenko › Chor und Extrachor der Oper Köln › Gürzenich-Orchester Köln Premiere: 30. Okt. 2011 › Palladium (schanzenstraSSe 40) Vorstellungen: 3., 5., 11., 13., 16., 19. Nov. 2011 (zum letzten Mal)


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Service ANTRIEB

Ariadne auf Naxos

Die Csárdásfürstin

› Oper in einem Aufzuge nebst einem Vorspiel

› Operette in drei Akten

› Libretto von Hugo von Hofmannsthal

› Libretto von Leo Stein und Béla Jenbach

› Musik von Richard Strauss (1864 – 1949)

› Musik von Emmerich Kálmán (1882 – 1953) › Musikalische Einrichtung von Gerrit Prießnitz und Béla Fischer

Musikalische Leitung Markus Stenz › Inszenierung Uwe Eric Laufenberg › Bühne Tobias Hoheisel › Kostüme Jessica Karge › Licht Wolfgang Göbbel › Dramaturgie Hans Nadolny MIT Harald Kuhlmann › Johannes Martin Kränzle › Regina Richter › Marco Jentzsch (26., 30. Nov., 2., 4., 8., 11., 14., 16., 18. Dez.) / Lance Ryan ( 23., 26. Dez.) › Stefan Kohnke › Martin Koch › Sévag Serge Tachdjian › Yong Doo Park › Daniela Fally (26. Nov., 4., 8., 11., 18. Dez.) / Anna Palimina (30. Nov., 2., 14., 16., 23., 26. Dez.) › Barbara Haveman (26., 30. Nov., 2., 4., 8., 11., 16., 26. Dez.) / Anne Schwanewilms (14., 18., 23. Dez) › Miljenko Turk › Gustavo Quaresma Ramos › Matias Tosi › Jeongki Cho › Gloria Rehm › Adriana Bastidas Gamboa › Ji-Hyun An › Gürzenich-Orchester Köln Premiere: 26. Nov. 2011 › Opernhaus Vorstellungen: 30. Nov., 2., 4., 8., 11., 14., 16., 18., 23., 26. Dez. 2011 (zum letzten Mal) mit Kinderrätsel am So., 11. Dez. 2011

› Musikalische Leitung Gerrit Prießnitz › Inszenierung Bernd Mottl › Bühne & Kostüme Friedrich Eggert › Choreographie Otto Pichler › Licht Andreas Grüter › Chor Jens Olaf Buhrow › Dramaturgie Georg Kehren › Christoph Marti (alias Ursli Pfister) › Carsten Süss (30., 31. Dez., 4., 6., 8., 12., 19., 22., 27., 29. Jan.) / Miljenko Turk (15., 26., 28. Jan.)› Uwe Kramer (30. Dez., 4., 6., 8., 12., 19., 22., 27., 29. Jan.) / Reinold Louis (31. Dez., 15., 26., 28. Jan.) › Andreja Schneider › Gloria Rehm › Martin Koch › Burghard Braun › Alexander Fedin › Tanzensemble › Chor der Oper Köln › Gürzenich-Orchester Köln Wiederaufnahme: 30. Dez. 2011 › Palladium (schanzenstraSSe 40) Vorstellungen: 31. Dez. 2011, 4., 6., 8., 12., 15., 19., 22., 26., 27., 28., 29. Jan. 2012 (zum letzten Mal)

Wir sind überall da, wo was läuft.


Fr. 18. 11. 19:30 La clemenza di Tito Messa da Requiem So. 20. 11. 19:30 La clemenza di Tito Fr. 25. 11. 20:00 Matthias Klink › LIEDERABEND Sa. 26. 11. 19:30 Ariadne auf Naxos › PREM. So. 27. 11. 11:00 drK -Gala Mi. 30. 11. 19:30 Ariadne auf Naxos

3 2 3 1 1 1 1

VI IV VI SP III SP II

Ariadne auf Naxos Ariadne auf Naxos Ariadne auf Naxos Jugendchor St. Stephan Jugendchor St. Stephan Ariadne auf Naxos Ariadne auf Naxos Ariadne auf Naxos Weihnachtskonzert der Oper Köln Ariadne auf Naxos Ballett a. R. Düsseldorf Duisburg › TANZ Ariadne auf Naxos Ariadne auf Naxos Die Csárdásfürstin › WA Die Csárdásfürstin

ORT 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 2

PG II II II SP SP II II II SP II I II II V SP

ABO A4 S7 S3

Die Csárdásfürstin Die Csárdásfürstin Die Csárdásfürstin Die Csárdásfürstin Anne Schwanewilms › LIEDERABEND Cäcilia Wolkenburg › vorauFFührung Cäcilia Wolkenburg › PREM. Die Csárdásfürstin Cäcilia Wolkenburg Norma › OPER KONZERTANT › PREM. Cäcilia Wolkenburg Die Csárdásfürstin Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg Die Csárdásfürstin Norma › oper KonzerTanT Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg Die Csárdásfürstin Cäcilia Wolkenburg Die Csárdásfürstin Die Csárdásfürstin Cäcilia Wolkenburg Die Csárdásfürstin Cäcilia Wolkenburg Walter Sittler › gasTspieL

ORT 2 2 2 2 1 1 1 2 1 1 1 2 1 1 2 1 1 1 1 2 1 2 2 1 2 1 1

PG V V V V SP SP SP V SP II SP V SP SP V II SP SP SP V SP V V SP V SP SP

ABO S6

Service ANTRIEB Sa. 19. 11. 19:30

NorMA oPEr KoNZErtANt

DEZEMBER 2011 › tragische oper in zwei Aufzügen › libretto von Felice romani nach der tragödie von Alexandre Soumet › Musik von Vincenzo Bellini (1801 – 1835) › in italienischer Sprache

oper / spielzeit 2011. 2012 \ KöLN

musikalische leitung Andriy Yurkevich › chor Andrew ollivant

mit Edita Gruberova › Zoran todorovich › regina richter › Nikolai didenko › Machiko obata › Jeongki Cho › Chor der oper Köln › Gürzenich-orchester Köln premiere: 18. Jan. 2012 › OpernhauS Vorstellung: 23. Jan. 2012

SEPTEMBER 2011 Fr. 16. 09. So. 18. 09. Mi. 21. 09. Do. 22. 09. Fr. 23. 09. Mi. 28. 09.

19:00 19:00 19:00 19:30 19:00 19:00

Krieg und Frieden › PREM. Krieg und Frieden Krieg und Frieden A. Simmering › KURT-WEILL-ABEND Krieg und Frieden Krieg und Frieden

ORT 1 1 1 1 1 1

PG III II II SP II II

ABO P0 S+ S6

Krieg und Frieden Krieg und Frieden Sasha Waltz › TANZ Sasha Waltz › Tanz Krieg und Frieden La clemenza di Tito › PREM. La clemenza di Tito Hagen Rether: Liebe › GASTSPIEL La clemenza di Tito La Traviata › WA La clemenza di Tito La Traviata La clemenza di Tito La Traviata La clemenza di Tito La Traviata Messa da Requiem › PREM.

ORT 1 1 1 1 1 3 3 1 3 1 3 1 3 1 3 1 2

PG II II I I II VI VI SP VI II VI II VI II VI II IV

ABO S5 N1

La Traviata Messa da Requiem La clemenza di Tito Messa da Requiem Kun-Oper: Teil I › GASTSPIEL La clemenza di Tito Kun-Oper: Teil II › GASTSPIEL Kun-Oper: Teil III › GASTSPIEL Kun-Oper: Teil IV › GASTSPIEL La Traviata La clemenza di Tito Messa da Requiem La clemenza di Tito Messa da Requiem Sängerportrait › GWYNETH JONES Messa da Requiem La clemenza di Tito Messa da Requiem La clemenza di Tito Matthias Klink › LIEDERABEND Ariadne auf Naxos › PREM.

ORT 1 2 3 2 1 3 1 1 1 1 3 2 3 2 1 2 3 2 3 1 1

PG II IV VI IV SP VI SP SP SP II VI IV VI IV SP IV VI IV VI SP III

ABO E4 S3 S2 / A4 S7

OKTOBER 2011 Sa. 01. 10. Mo. 03.10. Do.06. 10. Fr. 07. 10. Sa. 08. 10. So. 09. 10. Mi. 12. 10. Sa. 15. 10. Sa. 15. 10. So. 16. 10. Mi. 19. 10. Do. 20. 10. Fr. 21. 10. Sa. 22. 10. So. 23. 10. Sa. 29. 10. So. 30. 10.

19:00 18:00 19:30 19:30 19:00 19:30 19:30 19:30 19:30 18:00 19:30 19:30 19:30 19:30 19:30 19:30 19:30

NOVEMBER 2011 Mi. 02. 11. Do. 03. 11. Fr. 04. 11. Sa. 05. 11. Sa. 05. 11. So. 06. 11. So. 06. 11. Mo. 07.11. Di. 08. 11. Mi. 09. 11. Do. 10. 11. Fr. 11. 11. Sa. 12. 11. So. 13. 11. Mo.14.11. Mi. 16. 11. Fr. 18. 11. Sa. 19. 11. So. 20. 11. Fr. 25. 11. Sa. 26. 11.

19:30 19:30 19:30 19:30 19:30 18:00 19:30 19:30 19:30 19:30 19:30 19:30 19:30 18:00 20:00 19:30 19:30 19:30 19:30 20:00 19:30

S1 S3

S4 S+

N2 S6 S1

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Fr. 02. 12. So. 04. 12. Do. 08. 12. Sa. 10. 12. So. 11. 12. So. 11. 12. Mi. 14. 12. Fr. 16. 12. Sa. 17. 12. So. 18. 12. Di. 20. 12. Fr. 23. 12. Mo.26.12. Fr. 30. 12. Sa. 31. 12.

19:30 19:30 19:30 19:30 11:00 16:00 19:30 19:30 19.30 18:00 19:30 19:30 19:30 19:30 18:00

JANUAR 2012 Mi. 04. 01. Fr. 06. 01. So. 08. 01. Do. 12. 01. Sa. 14. 01. So. 15. 01. So. 15. 01. So. 15. 01. Di. 17. 01. Mi. 18. 01. Do. 19. 01. Do. 19. 01. Fr. 20. 01. So. 22. 01. So. 22. 01. Mo.23. 01. Di. 24. 01. Mi. 25. 01. Do. 26. 01. Do. 26. 01. Fr. 27. 01. Fr. 27. 01. Sa. 28. 01. So. 29. 01. So. 29. 01. So. 29. 01. Di. 31. 01.

19:30 19:30 18:00 19:30 20:00 15:00 19:00 19:30 19:30 20:00 19:30 19:30 19:30 15:00 19:30 20:00 19:30 19:30 19:30 19:30 19:30 19:30 19:30 15:00 18:00 19:30 19:30

KARTENSERVICE FEBRUAR 2012

S5 65 S4 P0 S+

N2 B4 S1 N1 S2

N2

E4

S2 S4

ORT PG ABO Theaterkasse › Offenbachplatz › 50667 Köln Cäcilia Wolkenburg Mi. 01. 02. 19:30im Opernhaus 1 SP Do. 02. 02. 19:30 Cäcilia 1 SP Die Abendkasse öffnet Wolkenburg jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn Cäcilia Wolkenburg Fr. 03. 02. 19:30 1 SP und widmet sich ausschließlich der betreffenden Vorstellung. Sa. 04. 02. 19:30 Cäcilia Wolkenburg 1 SP öFFNUNgSZEITEN ABENDKASSE SPIELPLANANSAgE So. 05. 02. 15:00 Cäcilia Wolkenburg 1 SP Mo. – Fr. tel 0221.221 28248 tel 0221.221 28460 Cäcilia Wolkenburg So. 05. 02. 10:00 19:30– 18:30 1 SP Sa. 11:00 Fr. 10. 02.– 18:30 19:30 Cäcilia Wolkenburg 1 SP Sa. 11. 02. 19:30 Cäcilia Wolkenburg 1 SP TELEFONISCHE KARTENBESTELLUNG 1 – So. 12. 02. 11:00 VOR DER PREMIERE: Il ritorno d’Ulisse Bühnen › Postfach 10 10 61 › 50450 Köln Cäcilia Wolkenburg So. 12. 02.Köln 15:00/ Kartenservice 1 SP Mo.13. 02. 19:30 Cäcilia Wolkenburg öFFNUNgSZEITEN TICKETS ONLINE 1 SP Di. 14. 02. 19:30 Cäcilia Wolkenburg 1 SP Mo. – Fr. 10:00 – 19:30 tickets@buehnenkoeln.de tel 0221.221 28400 Mi. 15. 02. 19:30 Cäcilia Wolkenburg 1 SP Sa. 11:00 – 19:30 fax 0221.221 28249 Do. 16. 02. 19:30 Cäcilia Wolkenburg 1 SP Sa. 18. 02. 19:30 Karneval einmal klassisch › GASTSPIEL 1 SP SPIELORTE So. 19. 02. 15:00 Cäcilia Wolkenburg 01 OPERNHAUS 02 PALLADIUm 03 OBERLANDESgERICHT 1 SP So. 19. 02. 19:30 Cäcilia Wolkenburg 1 SP Di. 21. 02. 19:30 Cäcilia Wolkenburg 1 SP Sa. 25. 02. 19:30 Il ritorno d’Ulisse in patria › PREM. 2 IV P0


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Service ANTRIEB

feine Uhren & JUwelen

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„Musik ist die Sprache der Leidenschaft*.“ Gold ist die Farbe der Ewigkeit. *Richard Wagner (1813-1883), dt. Komponist u. Dichter

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Service ANTRIEB

empfehlungen des hauses

dEr iNtENdANt hört … text Uwe Eric laufenberg foto Wilfried Böing

Uwe Eric Laufenberg gibt CD- und DVDTipps zu den aktuellen Produktionen.

› Uwe Eric Laufenberg

KriEG UNd FriEdEN

VErdi-rEQUiEM

Zwei authentische Aufnahmen aus dem Bolshoi Theater: › die frühe mit der sehr jungen Wischnewskaja von 1961 unter Melik-Pashayev ist die unmittelbarste und mein persönlicher Favorit. › Aber auch die spätere unter Ermler ist hörenswert und natürlich in besserer Aufnahmetechnik. Wischnewskaja hat es spät (1987) mit Rostropowitsch nochmal in Paris aufgenommen. Aufnahmetechnisch noch besser, künstlerisch erfahren und bemüht. › Auf dvd gibt es auch richtig russisch aus Sankt Petersburg unter Gergiev oder französisch unter Bertini.

› Die unübertreffliche Version aus den vielen, vielen ist Toscanine sowohl von 1938 als auch von 1948 … Aber wer will die Versionen mit brilliantem Stereosound von Solti, Karajan, Giulini, Abbado, Muti und in neuerer Zeit Pappano mit Harteros, Villazon, Pape und Ganassi missen …

lA ClEMENZA di tito › Meine Lieblingsaufnahme ist die unter Sir Colin Davis mit Janet Baker, Yvonne Minton, Lucia Popp, Frederica van Stade sowie Stuart Burrows in der Titelrolle. › Auch René Jacobs’ Version ist wie immer hörenswert. › Auf dvd aus alter Treue Ponnelle, der auch die letzte, legendäre Kölner Inszenierung verantwortete, die danach in München, Salzburg und New York zu sehen war, und die Version des Regie-Duos Karl-Ernst und Ursula Herrmann, aufgezeichnet in Paris, davor in Brüssel und Salzburg zu sehen.

AriAdNE AUF NAxoS › Karajan und Böhm waren nach den Krieg die Koryphäen mit den Diven Elisabeth Schwarzkopf und Lisa della Casa, beide mit Rudolf Schock als Bacchus, › aus Salzburg gibt es unter Sawallisch eine schöne Live-Aufnahme mit Anna Tomowa-Sintow und Edita Gruberova. › Auch Sir Georg Soltis Version mit Edita Gruberova und Leontyne Price, René Kollo, Tatiana Troyanos ist hörenswert.

NorMA › Natürlich mit Edita Gruberova auf cd (mit Elina Garanca) oder dvd, Maria Callas unter Tullio Serafin oder – › mit »Drive« und großem Sound – unter Levine mit der eindrucksvollen Renata Scotto und Tatiana Troyanos.


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› Ein Blick in die Zukunft (oben: Offenbachplatz, unten: Krebsgasse)

Stand der Dinge APPLAUS


Stand der Dinge   APPLAUS

stand der dinge

BLICK IN DIE      NAHE ZUKUNFT text   Projektbüro »Bühnen Köln-Sanierung« architektur visualisierung  HPP

Sanierung und Neugestaltung Bühnen Köln – Zwischenstand hinsichtlich der architektonischen und städtebaulichen Gesamtkonzeption Im Unterausschuss Opernquartier des Rates der Stadt Köln wurden am 19. Juli 2011 von den Bühnen Köln als Bauherr sowie der Arbeitsgemeinschaft HPP Architekten / Theapro als Objektplaner und WES als Außenanlagenplaner die Zwischenergebnisse der Entwurfsplanungen für die Sanierung des Kölner Opernquartiers vorgestellt. Der vorgestellte Planungsstand umfasst im wesentlichen das künftige äußere Erscheinungsbild des Opernquartiers und ist sowohl mit der Denkmalschutzbehörde wie den Intendanten von Oper und Schauspiel abgestimmt. Er beruht auf der am 07. Aoril 2011 im Rat der Stadt Köln beschlossenen Planungsvariante V 6.0, die eine Sanierung und Funktionsertüchtigung von Opernhaus und Schauspielhaus sowie die Schaffung einer Kinderoper und einer »Kleinen Bühne Schauspiel« im Bereich der früheren Opernterrassen umfasst. Auffällige Merkmale der Sanierung sind die Überbauung des Betriebshofes der Bühnen an der Krebsgasse, die Schaffung von Probebühnen im Bereich zwischen den Werkstatttürmen des Opernhauses sowie die Umgestaltung der Opernterrassen, die allerdings ihren pavillonartigen Charakter durch großflächige Glasfassaden bewahren und eine gastronomische Nutzung mit Außenbewirtschaftung zum kleinen und großen Offenbachplatz hin gestatten.

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In der Garderobe mit APPLAUS

in der garderobe mit …

Regina Richter interview Georg Kehren foto Klaus Lefebvre

Kein Ort am Theater ist intimer als die Künstlergarderobe. Opernstars eilen, glänzen und entschwinden: stets beschäftigt, stets kreativ, stets im Rampenlicht. Nur in der Garderobe, ihrem Refugium auf Zeit, können sie ein wenig Atem holen – bis zum nächsten Auftritt. Für Oper pur öffnen sie einen Moment lang die Tür. Einen Spalt breit nur, aber genug, um die Welt hinter den Kulissen kurz erahnen zu dürfen. Diesmal: Mezzosopranistin Regina Richter

Ob als Octavian in »Der Rosenkavalier«, als Hänsel in »Hänsel und Gretel« oder als Donna Elvira in »Don Giovanni«: Die Mezzosopranistin Regina Richter, ausgebildet an der Hochschule für Musik und Theater München und seit der Spielzeit 2002 / 2003 Ensemblemitglied der Oper Köln, verkörpert einen Typus der modernen Opernsängerin, bei dem sich Fülle des Wohlklangs und die unbedingte Authentizität in der Darstellung der Rollencharaktere miteinander verbinden. Bereits in der ersten Spielzeithälfte 2011 / 2012 bietet sich dem Publikum der Oper Köln die luxuriöse Situation, die viel gerühmte Künstlerin in vier so interessanten wie unterschiedlichen Partien erleben zu können: als Fürstin Marija Bolkonskaja in »Krieg und Frieden«, als Sesto in Mozarts »La clemenza di Tito«, als Komponist in »Ariadne auf Naxos« sowie als Adalgisa in Bellinis »Norma«. Wir befragten Regina Richter in ihrer Garderobe zu den Umbrüchen in ihrem Leben und Beruf.

Gab es eine Situation in Ihrem Leben oder in Ihrer Laufbahn, die sie als »Umbruchsituation« erlebt haben? Ja, sicherlich, es gab einige Situationen, wie bei den meisten Menschen. Aber was das Thema »Umbruch« betrifft, ist doch gerade unsere jetzige Zeit faszinierend, wo Regierungen vom Volk gestürzt werden – so viele Umbrüche und Einbrüche, und alles steckt voller Chancen. Sind Sie ein Mensch, der eher plant oder der die Ereignisse eher auf sich zukommen lässt? Mal ganz trocken gesprochen: Welcher Mensch kann schon alles verhindern, was auf ihn zukommen mag? Das wäre ja lebensfremd. Aber vorbereitet zu sein, ist nie schlecht. Ab wann zeichnete es sich in Ihrem Leben ab, dass Sie Opernsängerin werden? Ich wollte schon immer aus der eigenen Schöpferkraft heraus leben und mich nicht mit toter Materie beschäftigen, so steht es zumindest in meinem uralten Tagebuch. Aber die Wahrheit ist, dass wir fünf Geschwister waren und dass wir zuhause das Einander-Anschreien bzw. -Überschreien geübt haben. Meine Stimme hielt am meisten aus … und vom Schreien zum Singen ist es oft nicht weit. Welcher Beruf, außer dem der Sängerin, käme Ihrer Ansicht nach für Sie gut in Frage? Ich liebe Tiere und würde gerne an ihnen herumdoktern, selbstverständlich lebensverlängernd. Glauben Sie an Vorbestimmung? Nein, nur an glückliche Fügung.


In der Garderobe mit   APPLAUS

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› Regina Richter

Haben die Vergangenheit und die Erinnerung daran in Ihrem Leben eine große Bedeutung oder sind Sie eher der »zukunftsorientierte Typ«? Ich bin – wieder ganz trocken – Realist, und was die Zukunft anbelangt, so zitiere ich: Man soll den Moment für die Zukunft verantwortlich machen und nicht umgekehrt. Wo sehen Sie sich eher: als »Bewahrerin« oder als »Revolutionärin«? Die Bewahrerin lässt mich erschauern, und vor der Revolutionärin kapituliere ich. Ich denke, als Sängerin bin ich selbst »Randgruppe«. Und für was steht diese »Randgruppe«? Doch wohl nicht dafür, Gesellschaftlich-Nicht-Relevantes zu tun? Natürlich sind Oper und Theater gesellschaftlich relevant. Der Sänger ist von der Gesellschaft auch gewollt, sonst würde sie ihn für das, was er tut, nicht bezahlen. Ich meinte das mit der »Randgruppe« eher so, dass die Spezies Sänger für sich genommen eine Minorität darstellt. Wenn Sie für eine Woche lang in eine Zeitmaschine steigen dürften: In welche geschichtliche Epoche, an welchen Ort würden Sie reisen? Einmal Goethes Füße massieren oder mit Mozart Einen trinken gehen oder mit Schopenhauer über die Menschen lästern? … Nein, ich würde gerne neben einem Gigantosaurier stehen, der sich gerade um 1,5 Tonnen Dung erleichtert. Das muss absolut atemberaubend sein! In welchem Land würden Sie gerne leben, wenn sich die Gelegenheit dazu ergäbe? Montana, Neuseeland, Chile … überall da, wo man von Naturgewalten überwältigt wird und wo Menschen nicht ständig reglementiert werden.

Was ist – auch bei Veränderungen im Leben – Ihre größte Kraftquelle? Die Natur. Hatten Sie schon einmal das Gefühl, dass die Beschäftigung mit einer Gesangspartie etwas in Ihnen verändert hat? Ich sag mal so, es gibt für mich authentische Musik und nichtauthentische. Sich mit letzterer zu beschäftigen kostet manchmal enorm viel Energie. Jeweils ein Beispiel für »authentische« Musik und »nichtauthen­ tische« Musik... Also, nur als Beispiel: Wenn ich ein Eis esse und es mir besonders gut schmeckt, dann verfalle ich nicht in akustisch hörbar depressives Stöhnen im Staccato, das möglichst intellektuell komplex gebildet aus einer gerade noch von allen Sinnen froh gestreichelten Kehle entströmt. Ich würde also zum Beispiel nicht gerne Claus-Steffen Mahnkopfs Musik umsetzen, dagegen jubele ich lieber die espritvolle Musik eines Gioacchino Rossini. Was würden Sie in der Oper gerne abschaffen? Juhuuu! Endlich werde ich gefragt, was mich und fast alle meine Kollegen nervt. Da sind zunächst einmal die fiesen Probezeiten! Wir würden alle lieber an einem Stück proben. Stattdessen haben wir eine Vormittagsprobe und eine Abendprobe, zwischendrin kann man kaum etwas anstellen und sich ebenso nicht wirklich erholen. Dann hat so ein Tag vom Einsingen bis zum letzten Ton oft blanke zwölf Stunden Arbeit ohne Arbeitsweg. Also, das müsste für die Sänger revolutioniert werden. Ich selbst hatte noch nicht die Ehre, mit Herrn Laufenberg zu probieren, aber soweit ich informiert bin, handhabt er das Proben an einem Stück. Und das ist genial.


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Hinterbühne APPLAUS

hinterbühne

Der Begleiter text Tanja Fasching foto Klaus Lefebvre

»Bretter, die die Welt bedeuten« – doch wer zimmert, putzt und bewegt sie eigentlich? Ein Besuch hinter den Kulissen

› Michael Avery, Korrepetitor

Seit 1988 studiert Michael Avery mit Sängerinnen und Sängern die Partien der Produktionen an der Oper Köln ein. Dabei werden ihm immer wieder Einfühlungsvermögen, großes musikalisches Können, Geduld, Feingefühl und vor allem Humor attestiert. Seine Aufgabe ist es, die Sänger am Klavier zu begleiten, Vorschläge einer Interpretation anzubieten und den Sänger musikalisch so vorzubereiten, dass dieser mit jedem Dirigenten arbeiten kann. Dazu ist es wichtig, dem Sänger die Struktur eines Werkes aufzuzeigen: Worauf muss er (musikalisch) achten, wenn er auf der Bühne steht? Schließlich ist ein Mozart gänzlich anders zu singen als »Wozzeck« … Der Einstudierung einer Partie folgen die szenischen Proben, die Michael Avery am Klavier begleitet, unter Umständen auch dirigiert. Voraussetzung dafür ist die enge Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Dirigenten, um dessen musikalische Interpretation an die Künstler weitergeben zu können. Während der Vorstellungen gibt er Einsätze, z. B. der Tonabteilung, Sängern oder Musikern, die off stage stehen. Im Orchester spielt er Orgel, Celesta oder Klavier, wenn dies die Partitur vorsieht.

Mit sechs Jahren begann Avery, Klavier zu spielen. Nach einem Studium der Musikwissenschaft in Edinburgh und einem postgraduate-Studium für Liedbegleitung und Korrepetition an einer Londoner Musikhochschule war er als Korrepetitor an den Häusern von Koblenz und Mannheim tätig, bevor er nach Köln kam. Gemeinsam mit seinen fünf KollegInnen betreut Michael Avery alle Produktionen des Hauses. Auf die Frage, wie lange Avery für das »eigene« Studium eines Werkes benötige, lächelt er: Er sei im Laufe der Jahre schneller geworden, doch auch das sei werk-abhängig: »Celan« sei eine besondere Herausforderung gewesen, für »Elektra« z. B. habe er vier Monate lang je eine halbe Stunde am Klavier gesessen, um sich für die Proben mit den Sängern vorzubereiten. Michael Avery wirkt dank seines Erfahrungsreichtums gelassen. Kann ihn etwas aus der Ruhe bringen? Ja, meint er, zuletzt sei er beim Dirigat der Militärkapelle in »Wozzeck« nervös geworden: Viele Musiker auf engem Raum, Auftritt im Halbdunkel während einer höchst konzentrierten, atmosphärisch dichten Szene – das sei nicht so einfach gewesen … Avery lächelt.


Die schönsten Revolutionsnamen Glorious Revolution in England (1688) Orientale Revolution in Uruguay (1813  – 1828) Die Asternrevolution in Ungarn (1918) Nelkenrevolution in Portugal (1974) Die Samtene Revolution in der Tschechoslowakei (1989) Die Singende Revolution im Baltikum (1987  – 1991) Die Rosenrevolution in Georgien (2003) Die Orange Revolution in der Ukraine (2004) Die Tulpenrevolution in Kirgisistan (2005) Die Zedernrevolution im Libanon (2005) Die Jasminrevolution in Tunesien (2010/2011) Die Twitter-Revolution in Ägypten (2011)



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