Oper Pur 06

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Das  Magazin  der  O per  Köln 2011 › januar, februar, märz, april

06 kulturen Über Kultur & Zivilisation › Premieren: »Aida«, »The Turn of the Screw«, »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny«, »Sonntag« aus »Licht«, »Il Trovatore«, »Parsifal« › Portrait: Christian Lacroix › 15 Jahre Kinderoper › Mit Seiten des Gürzenich-Orchesters Köln


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Auftakt   EDITORIAL

auftakt

Editorial text Uwe Eric Laufenberg

Meine Damen und Herren, am rande › die top 5 der kulturversteher Kulturbeutel = Necessaire Kulturgalgen = Fernsehantenne Kultursilo = Universität Kulturarbeiter = Künstler Kulturrevolution = Bürgerkrieg

aufgrund der ursprünglich geplanten Sanierung der Bühnen der Stadt Köln musste die Oper auf verschiedene Spielorte in der Stadt ausweichen. Einige Werke haben wir ins Haus zurückgeholt, andere belassen – und damit sehr spontan auf die neue Situation reagiert. Der Planungsstand im Moment ist, dass die Oper bis Mai 2012 weiter in dem sehr sanierungsbedürftigen Haus am Offenbachplatz spielen kann, welches dann für etwas mehr als drei Jahre nicht mehr zur Verfügung stehen wird und im September 2015 grundsaniert wiedereröffnen soll. Unser ursprünglich beabsichtigtes Konzept »Oper unterwegs« lässt sich auf einen so langen Zeitraum leider nicht fortschreiben. Wir hoffen deswegen sehr, Ihnen schon bald eine zentral gelegene Opernersatzspielstätte präsentieren zu können. Ein Werk, das jedoch eine andere Spielstätte verlangt, ist der »Sonntag« aus »Licht« von Karlheinz Stockhausen. 29 Jahre hat der Komponist an dem »Licht« -Zyklus gearbeitet und für jeden Wochentag eine Oper geschrieben: »Montag«, »Dienstag«, »Mittwoch«, »Donnerstag«, »Freitag«, »Samstag«, »Sonntag«. Jeder Tag hat ein spezielles Thema, das im Leben, im Zusammenleben der Menschen eine bedeutende Rolle spielt. Sonntag ist der Tag Gottes. Die Oper verlangt zwei parallele Spielstätten. Die haben wir auf ideale Weise im Staatenhaus gefunden. Mit der spanischen Truppe »La Fura dels Baus« ist es uns gelungen, ein Team zu verpflichten, das einerseits über eine fundierte und exakte Kenntnis der Partitur verfügt, gleichzeitig aber auf geradezu spielerische und innovative Art und Weise die zum Teil strengen Vorlagen Stockhausens umsetzen wird. Wir glauben, dass durch diesen unbefangenen Zugang, verbunden mit einer großen Leidenschaft für die Musik Stockhausens, ein neuer bahnbrechender Zugang

zu dessen Werk möglich sein kann. Die Uraufführung wird international bereits mit größter Aufmerksamkeit verfolgt. Es ist übrigens die erste Aufführung einer Oper Stockhausens an der Oper Köln. Die beiden anderen Großprojekte sind »Aida«, das Meisterwerk Giuseppe Verdis – in einer Neuinszenierung von Johannes Erath, mit einer internationalen Besetzung: in der Titelrolle alternieren Hui He und Adina Aaron – sowie Kurt Weills »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny«, für das Katharina Thalbach (inszenierend) nach Köln zurückkommt, und das mit Matthias Klink, Regina Richter und Dalia Schaechter stark besetzt ist. Benjamin Schad und Raimund Laufen werden ihre erste Arbeit für die Oper Köln mit Benjamin Brittens »The Turn of the Screw« in der Trinitatiskirche vorstellen. Helen Donath, die als Anfängerin Anfang der sechziger Jahre nach Köln engagiert wurde, kehrt als Mrs. Grose nach Köln zurück. Claudia Rohrbach, eine leuchtende Perle in unserem Ensemble, wird die Gouvernante singen. Zwei hochkarätig besetzte konzertante Opern unter unserem Generalmusikdirektor Markus Stenz ergänzen das Programm: Verdis »Il trovatore«, mit dem Rollendebüt von Anja Harteros als Leonora und Wagners Bühnenweihfestspiel »Parsifal« zu Ostern, beides in der Philharmonie. In der Hoffnung, bei all den baulichen Querelen die Lust und den Genuss an Oper weiter zu garantieren, Ihr


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Kulturen LEIDENSCHAFT

inhalt › Ausgabe 06.  2 011 AUFTAKT 1

Editorial › Uwe Eric Laufenberg

LEIDENSCHAFT › Kulturen 4

Das Dressing-Defizit: Der Salat mit den Kulturen › Wie man Kulturen liebt und ihnen doch misstraut

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Agentenhaschee mit dem Kulturattaché . . . . . . . . . › Die Kultur im Fadenkreuz der Geheimdienste

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Kulturfreunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Auf den Hund gekommen

Premieren

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aida . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Sklaven in Roben von Lacroix

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› Aida probehalber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Bilder aus den Vorbereitungen zur »Aida«-Premiere

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› Couturier der Partituren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Im Portrait: Modestar Christian Lacroix

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the turn of the screw

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aufstieg und fall der stadt mahagonny . › Katharina Thalbach inszeniert Brecht

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› Mad Max zwischen Schiffsleichen . . . . . . . . . . . › Das Bühnenbild Momme Röhrbeins

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sonntag aus licht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Stockhausen im Staatenhaus

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

› Henry James’ Geistergeschichte in der Trinitatiskirche

ANTRIEB 36

› Fundstücke › Dehydrierte Zeichenwelt

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Oper für Kinder & Jugendliche › Kinderoper

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› Spielplatz Opernhaus / › Oper im Veedel

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› 15 Jahre Kinderoper / »Kinderoper für alle!«

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› Die Uraufführung Schneewittchen

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Gürzenich-Orchester Köln

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Service

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› Cäcilia Wolkenburg

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› Fest der schönen Stimmen / Offenbachpreis

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› Liederabend mit Anna Caterina Antonacci

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› Opern konzertant: Il Trovatore & Parsifal

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› Im aktuellen Spielplan

APPLAUS

Bookprize  2011

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Stand der Dinge › Planungsphase 2.0

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In der Garderobe mit Samuel Youn

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Hinterbühne › Deus ex logistika

Das Magazin Oper Pur wurde ausgezeichnet mit dem Bookprize 2011 des Type Directors Club Tokyo.

Impressum

IMO-COC-029380

»Oper pur« 06. 2011 herausgeber Oper der Stadt Köln, Offenbachplatz, 50667 Köln intendant Uwe Eric Laufenberg (V. i. S. d. P.) geschäftsführender direktor Patrick Wasserbauer redaktionsleitung Tanja Fasching (tf) autoren Hanna Hilger (hi), Georg Kehren (gk), Dr. Birgit Meyer ( bm), Till Schröder (ts), Elena Tzavara (et), Johannes Wunderlich, Gastautoren siehe jeweilige Beiträge anzeigen & druck Köllen Druck und Verlag GmbH, Bonn gestaltung & konzept formdusche, Berlin › In einigen Fällen konnten Bildrechte nicht ausfindig gemacht werden. Wir bitten, sich bei bestehenden Ansprüchen an uns zu wenden. Stand: 4. Januar 2011, Änderungen vorbehalten


Kulturen   LEIDENSCHAFT

Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge einen Schatten. Karl Kraus

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Kulturen LEIDENSCHAFT

kulturen

Das Dressing-Defizit: Der Salat mit den Kulturen text Till Schröder fotos magda25 / photocase.com (S. 5) › mister QM / photocase.com (S. 6)

Kultur quillt uns aus jeder Pore. Eigentlich haben wir schon genug mit der eigenen zu tun. Dennoch interessiert uns brennend, wie die des Gegenübers so tickt. Ohne das Fremde existiert auch nicht das Eigene. Ein Paradox, das Nationalisten einfach nicht auf die Reihe kriegen.

Am menschlichen Wesen soll die Welt genesen: Der Mensch gestaltet, macht die Umwelt urbar, macht also Kultur (»cultura« heißt nunmal nichts anderes als den Boden bearbeiten). Kultur sei die Krönung der Evolution. Die Natur dagegen wusele nur zufallsgesteuert vor sich hin. So die landläufige Abgrenzung des aufrechten Zweibeiners vom Rest seiner Umwelt. Doch eigentlich sind Kulturen nichts weiter als aus Moral und Hierarchie gezimmerte Stützräder für den individuellen Überlebenskampf im Sechs-Tage-Rennen des Universums. Einem Wettlauf, an dem alle Teil haben – vom Einzeller bis zum Nobelpreis-Komitee. Und, seien wir mal ehrlich, wirkliche Überlebenschancen besitzen doch eh nur Schaben und Asseln. Ein gesicherter Befund, seitdem das Damoklesschwert der atomaren Apokalypse über der Menschheit hängt. Wenn es ein Wort gibt, das gleichermaßen aufgeladen wie unscharf ist, dann ist es Kultur. Kultur ist die sozio-philo-ethno-bio-ökonomische Thermoskanne der Subjektivität. In ihr schwappen wohltemperiert ethnozentrische Wertvorstellungen, zivilisatorischer Impetus und Umwelt-verändernde Hybris in unterschiedlichen Graden der Zusammensetzung. Gerührt, aber bitte nicht geschüttelt. Schließlich sollte man die verschiedenen Ingredienzien noch in Schlieren sehen können. Die Amerikaner sprachen gern vom Schmelztiegel als Grundmetapher ihrer Gesellschaft. Mittlerweile hat man sich auf die Salatschüssel verständigt. So darf dann jeder seine Eigenheiten behalten, statt sie einschmelzen zu müssen. Um im Bilde zu bleiben, stellt sich nur die Frage nach dem Dressing, der dem ganzen Salat seine Note verleiht.

Staatstänze und Radioquote Kulturen sind entweder Störenfriede oder Sehnsuchtsorte. Die einen wollen die eigene Kultur bewahren, indem sie die fremde Kultur ausschließen. Assimilationsforderungen, Einwanderungsregeln, Radioquote: Wie die Sprachpuristen einst die Fremdwörter bekämpften, bemerken diese Nationalisten gar nicht, wie die Traditionen, die sie bewahren wollen, im sterilen Einerlei des Kulturschutzgebiets


Kulturen   LEIDENSCHAFT

Nicht jede Kulturlandschaft macht ihre Bewohner automatisch zur Kulturnation. Im Kleinklein der Abgrenzung entsteht leicht wieder ein unübersichtliches Mosaik.

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Kulturen LEIDENSCHAFT

Kulturen hinterlassen Spuren. Es kommt immer darauf an, gerade kultiviert genug zu sein, um ihnen misstrauisch zu begegnen – vor allem den eigenen.

till schröder ist Jahrgang 1974, er lebt und arbeitet in Berlin als freier Journalist. Mitten im gesamtdeutschen Nationenlabor Neukölln schwappen um ihn herum 160 Kulturen – die mannigfachen AyranJoghurtkulturen einmal nicht mitgerechnet.

veröden. Oder sie kreieren Abwehrmechanismen, die als Rohrkrepierer enden. Der »Gesichtserker« für »Nase« konnte sich zu Zeiten Goethes genauso wenig etablieren wie der von der DDR in den 1950ern mit viel Trara erfundene (und international patentierte) »Lipsi« als Gegentanz zum Rock’n’Roll. Kultur lebt nun einmal vom beständigen Austausch. Nur wer das Fremde kennt, kann das Eigene pflegen. Nicht umsonst reist der Mensch so gern. Die anderen drängen in die fremde Kultur, wollen sie aufsaugen. Aussteiger wie Auswanderer blühen auf in der Diskrepanz zwischen erlernten und erlebten Sitten.Vermeintliche Authentizität und der Reiz einer »anderen« Mentalität versprechen ein Mehr an Freiheit und Individualität. Nicht selten enden solche Ambitionen gleichfalls in einem Kulturschutzgebiet – dem Einwandererghetto, sei es Chinatown oder die Hippiekolonie in Goa. Oder man wird Ethnologe. Oder Karl May. Erstere versumpfen in der Feldforschung und heiraten Stammesangehörige. Letzterer war nie an den Orten seiner Romane und lebte Blutsbrüderschaft stets nur als Fernbeziehung. Zweifellos aber brachte May den Deutschen fremde Kulturen um ein Vielfaches näher als Claude Levi-Strauss. Romantisch verbrämt zwar, aber das ist schon besser als gar kein Wissen um andere Länder.

Kultur als ArbeitsbeschaffungsmaSSnahme Mich beschleicht die Vermutung, Kulturen sind nur dazu da, es erbsenzählenden Philosophen und Ethnologen einfacher zu machen. Sie versuchen, sich mit ihrer Taxonomie der Ethnien die Welt handlicher zu machen. Immerhin gibt es derzeit grob 2000 Kulturen, verteilt auf 200 Staaten. Da hat man schon einiges zu klassifizieren im Setzkasten der Globalisierung. Indem sie die Menschheit in übersichtliche Häufchen sortierte, erfand die geisteswissenschaftliche Grundlagenforschung als Nebenprodukt einen verkaufsfördernden Werbespruch. »Ich bin

(hier bitte Nationalität der Wahl eingeben)«. Ein solches Etikett schmeichelt. Ich bin Teil von etwas Besonderem, das sich von all den anderen Kulturen grundlegend unterscheidet – mit der Betonung auf grundlegend. Distinktion ist das Zauberwort für den Löwenanteil kultureller Praktiken. Ob nun Schmuck zur Schau stellen oder das Erb-Abonnement in Bayreuth, Abgrenzung bedeutet Erhöhung des eigenen Ichs. Das funktioniert wunderbar auf sozialer Ebene, aber genauso gut auf kultureller. Und führt fast immer zu Konflikten. Diese Dynamik der kulturellen Distinktion, die mit Huntingtons »Kampf der Kulturen« vor einigen Jahren publizistische Konjunktur erlebte, hat in den 1930er Jahren beˇ reits Karel Capek unnachahmlich aufs Korn genommen. Sein Klassiker »Der Krieg mit den Molchen« erkundet genüsslich die Fallen zivilisatorischer Fortschrittsgläubigkeit und chauvinistischer Kulturhierarchie. Auf den indonesischen Inseln entdeckt man eine seltsame Molchart, die sich zu allerlei Arbeiten abrichten lässt. Manager wittern ein Riesengeschäft, ein gigantisches »Salamandersyndikat« entsteht. Das Molchzeitalter scheint angebrochen. Doch bald drehen die cleveren Tiere den Spieß um und bedrohen ihre einstigen Herren. Nicht ohne deren Habitus anzunehmen. »Die Jungmolche waren offenbar für Fortschritt ohne Vorbehalt und Einschränkungen und verkündeten, auch unter Wasser müsse die Bildung des Festlands voll und ganz nachgeholt werden, Fußball, Flirt, Faschismus und sexuelle Inversion nicht ausgenommen. Die Altmolche hingegen wollten konservativ am natürlichen Molchtum festhalten und nicht von den alten, guten, tierischen Gewohnheiten und Instinkten abgehen. Ihre Losung lautete: Zurück zum Miozän! Fort mit allem, was uns vermenschlichen will!« Der Kulturkampf wütete auch unter den Menschen: Die einen gründeten die internationale Liga zum Schutz der Molche, die anderen forderten: »Ihr Toren! Hört endlich auf die Molche zu füttern!« Letztendlich drängten die Molche die Menschen in die Berge, indem sie stetig die Küsten der Kontinente für eigenen


Kulturen   LEIDENSCHAFT

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quergeschaut

Agentenhaschee mit dem Kulturattaché text Till Schröder

Der Kultur auf der Spur: Die geheimnisvolle Kaste der Kulturattachés

Lebensraum abfrästen (»Wir wollen Euch nichts Böses. Aber wir brauchen Euer Land.«), bis sie sich in einem Anfall zivilisatorischer Verteilungskriege mit künstlich gezüchteter Kiemenpest selbst ausrotteten. Ob dies nun als kulturpessimistischer oder kulturoptimistischer Schluss zu werten ist, hängt vom Grad des Zynismus des Lesers ab. Und seinem Kulturverständnis. Will er Homogenität oder Heterogenität? Irritiert von der eigenen Vielfältigkeit pendelt die Menschheit bisher unschlüssig zwischen beiden Polen. Eine kulturelle Identitätsstörung globalen Ausmaßes. Da hilft nur Eines: Schüleraustausch, Schüleraustausch, Schüleraustausch.

PS: Um endlich noch etwas Kultur in diesen Text zu bekommen, hat Bertolt Brechts »herr keuner« dazu auch noch eine Meinung, die ich nicht vorenthalten möchte: vaterlandsliebe, der hass gegen vaterländer Herr K. hielt es nicht für nötig, in einem bestimmten Lande zu leben. Er sagte: »Ich kann überall hungern.« Eines Tages aber ging er durch eine Stadt, die vom Feind des Landes besetzt war, in dem er lebte. Da kam ihm entgegen ein Offizier dieses Feindes und zwang ihn, vom Bürgersteig herunterzugehen. Herr K. ging herunter und nahm an sich wahr, dass er gegen diesen Mann empört war, und zwar nicht nur gegen diesen Mann, sondern besonders gegen das Land, dem der Mann angehörte, also dass er wünschte, es möchte vom Erdboden vertilgt werden. »Wodurch«, fragte Herr K., »bin ich für diese Minute ein Nationalist geworden? Dadurch, dass ich einem Nationalisten begegnete. Aber darum muss man die Dummheit ja ausrotten, weil sie dumm macht, die ihr begegnen.«

Kultur ist eine geheimnisvolle Angelegenheit. Fast alle bewegen sich in ihr, aber kaum einer kann sie sich erklären. Nur wenige Künstler und Sozialwissenschaftler scheinen sie begriffen zu haben (und vermögen es, dies den anderen zu vermitteln). Da die Kultur aber nun einmal jeden beeinflusst, ist es nur löblich, wenn der Staat auch auf diesem Feld ausgebildete Experten einsetzt. Da ist erst einmal der brave Kulturreferent. Geschult in Verwaltung und Budgetobergrenzen verteilt er Quersubventionierungen und kommunalpolitische Zuwendungen. Er ist der Kreativität fiskalisch auf der Spur. Gefolgt vom Kulturstaatsminister, der »Themen auf die Agenda setzt« und »für die Kultur in die Bresche springt«. Also viel redet und jede Menge Empfänge eröffnet. Er ist der Kultur konversationell auf der Spur. Die Königsklasse der Kulturforscher aber lebt versteckt in den diplomatischen Vertretungen. Es ist der Kulturattaché, vulgo Geheimagent. Es ist nämlich mehr als nur ein Mythos des Kalten Krieges, dass der Kulturattaché in 99 % der Fälle eigentlich nur der Tarnposten für die fünfte Kolonne ist. Er ist mit dem Klandestinen derart vertraut, dass er mit Sicherheit die beste Besetzung ist, dem Enigma Kultur auf den Grund zu gehen. Betrachtet man die Gelder, die ein Staat in die auswärtige Kulturpolitik steckt und stellt sie in Beziehung zur Anzahl der angestellten Kulturattachés, ergibt sich ein Personalüberhang, der einem Controller in der Wirtschaft den Angstschweiß auf die Stirn treibt. Und betrachtet man dazu noch die Spontan-Abberufung von Botschaftspersonal in den Kurzmeldungen der Zeitungen, dann springen einem erstaunlich oft die Kulturattachés ins Auge. So oft kann man sich doch gar nicht in der Etikette vergreifen, dass die Gastgeberländer ausgerechnet immer wieder dem Kulturattaché, dem Chef-Kulturaustäuschler sozusagen, die baldige Abreise ans Herz legen. Gut ausgebildet wie sie sind, waren sie wahrscheinlich dem Geheimnis der fremdem Kultur einfach eine Spur zu nah gekommen.


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Kulturen LEIDENSCHAFT

kulturen

Kulturfreunde fotos time. / photocase.com ( S. 8), Kristin Loschert ( S. 9), madochab / photocase.com ( S. 10), eurytos/ photocase.com ( S. 11)

Feuer, Schrift, Musik – pah, alles pillepalle im Vergleich zu des Menschen großartigster Kulturleistung: dem Hund. Mal ehrlich, wer sonst hätte einen Wolf dazu gebracht, ihm die Pantoffeln zu bringen …


Kulturen   LEIDENSCHAFT

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Kulturen LEIDENSCHAFT


Kulturen   LEIDENSCHAFT

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Aida LEIDENSCHAFT

»Dein künftig Schicksal hab ich in Händen, nur Hass und Rache beherrschen mein Herz.« Amneris, »Aida«


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Aida   LEIDENSCHAFT

premiere 15. Jan. 2011 › Opernhaus Vorstellungen 16., 18., 19., 21., 22., 23., 25., 26., 28., 29., 30. Jan. 2011 (zum letzten Mal)

Aida

musikalische leitung Will Humburg regie Johannes Erath bühne Kaspar Glarner

kostüme Christian Lacroix › Opera in vier Akten › Text von Antonio Ghislanzoni  nach einem Szenarium von Auguste Mariette › Musik von Giuseppe Verdi › in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

licht Johannes Erath & Nicol Hungsberg Chor Andrew Ollivant

dramaturgie Francis Hüsers & Birgit Meyer

Aida 2011: Sklaven in Roben von Lacroix Aida Hui He › 15., 18., 21., 23., 26., 29. Jan. Adina Aaron › 16., 19., 22., 25., 28., 30. Jan.

»Aida« ist der ultimative Triumph der Oper über die Wirklichkeit. Gewalt, Krieg, Religion, Tod unterliegen der Kraft der Musik. Das ewige Thema Verdis, der Konflikt zwischen den intimsten Gefühlen des Einzelnen und den Normen der Gesellschaft, ist hier auf die Spitze getrieben. Denn wie in einer katholischen Messe reiht Verdis ägyptomanische »Aida« Ritual an Ritual und erzählt doch mittendrin von leidenschaftlicher Liebe: Die äthiopische Prinzessin Aida, im feindlichen Ägypten zur Sklavin gemacht, liebt den ägyptischen Heerführer Radames – eine durch den Krieg beider Völker unmögliche Liebe, die im gemeinsamen Liebestod ihre operngerechte Erlösung findet. Nur die Gegenspielerin Aidas, die ägyptische Prinzessin Amneris, hofft wohl als einzige noch auf die reale Erfüllung ihrer Sehnsüchte. Doch auch sie muss am Ende verbittert vor der Macht von Staat und Religion kapitulieren. Verdi schrieb »Aida« mitten im deutsch-französischen Krieg von 1870/71 für die Oper in Kairo. Dort fand am 24. Dezember 1871 die Uraufführung statt. Die Inszenierung von Johannes Erath, der mit Glucks »Orfeo ed Euridice« im September 2009 an der Kölner Oper einen von Publikum und Kritik gleichermaßen gefeierten Erfolg erzielte, wird den Antagonismus in Verdis »Aida« – die im feierlichen Ritual zelebrierte Macht im Widerspruch zur emphatisch ausgedrückten Leidenschaft – nutzen, um die Geschichte aus dem Alten Ägypten stoffgetreu in heutiger Lesart zu erzählen. Das wird durch das Bühnenbild von Kaspar Glarner ebenso unterstützt wie durch die expressiv ausdeutende Kostümgestaltung des nicht nur als Modedesigner berühmten Christian Lacroix. Die Schlussworte der Amneris, nachdem sie die Priester verflucht hat und Aida und Radames sich den gemeinsamen Tod zur Vision einer Himmelfahrt gemacht haben, formulieren so die Utopie einer den Menschen wohl gesinnten Gottesmacht: »Pace t’ imploro, salma adorata / Isis placata ti schiuda il ciel!« – »Frieden erflehe ich für dich, geliebter Toter / Die versöhnte Isis öffne dir den Himmel!« Francis Hüsers

Amneris Jovita Vaskeviciute › 15., 18., 21., 23., 26., 29. Jan. Dalia Schaechter › 16., 19., 22., 25., 28., 30. Jan. Sacerdotessa Kathleen Parker

Radames Scott MacAllister › 15., 18., 21., 23., 26., 29. Jan. Vsevolod Grivnov › 16., 19., 22., 25., 28., 30. Jan. Amonasro Samuel Youn › 15., 18., 21., 23., 26., 29. Jan. Jorge Lagunes › 16., 19., 22., 25., 28., 30. Jan. Ramfis Mikhail Kazakov › 15., 18., 21., 23., 26., 29. Jan. Roman Polisadov › 16., 19., 22., 25., 28., 30. Jan. Il Re Wilfried Staber Un Messaggero Jeongki Cho Chor der Oper Köln Extrachor der Oper Köln Gürzenich-Orchester Köln Mit freundlicher Unterstützung des Rheinischen Kuratoriums der Oper Köln e.V. OPERNBAROMETER ======== LIEBE 80% ======= TOD 70% ===== TEUFEL 50%


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Aida LEIDENSCHAFT

biographisches Will Humburg › Musikalische Leitung Der gebürtige Hamburger war von 1988 bis 1991 künstlerischer Leiter des Laboratorio Lirico-Festivals für zeitgenössisches Musiktheater in Alessandria/Piemont, von 1992 bis 2004 Generalmusikdirektor der Städtischen Bühnen Münster und des Symphonieorchesters der Stadt. Gastspiele führten Humburg u. a. an das Teatro dell’Opera Rom, an die Mailänder Scala, an die Dresdner Semperoper, das Staatstheater Stuttgart, die Deutsche Oper Berlin, die Staatsoper Budapest, das Teatro Sao Carlos in Lissabon, die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf, das Teatro Massimo di Palermo, das Athener Megaron, zum Verdi-Festival in Busseto und zum Sydney Symphony Orchestra. An der Oper Köln dirigierte er im Herbst 2009 mit großem Erfolg Rossinis »L’italiana in Algeri«. Johannes Erath › Regie Nach einem Violinstudium in Wien und Freiburg war er zunächst als Musiker tätig. Am Beginn seines Wechsels ins Regiefach standen Assistenzen u. a. bei Willy Decker, Nicolas Brieger, Guy Joosten und Peter Konwitschny. Im Jahr 2002 wurde er Spielleiter an der Hamburgischen Staatsoper. Von 2005 bis 2007 war er Stipendiat der »Akademie Musiktheater heute« der Deutsche Bank Stiftung. Zu seinen Inszenierungen der vergangenen Jahre gehören die Uraufführung »Drei Helden« in Rheinsberg, »Un ballo in maschera« in Bremerhaven, »Triptychon« (G. Schedl) an der Neuen Oper Wien sowie »Les contes d’Hoffmann« und »Cendrillon« am Stadttheater Bern, wofür er den Götz-Friedrich-Regiepreis erhielt. Weitere Inszenierungen von ihm waren in Wien, Frankfurt (»Angels in America«) und Graz (»Lulu«, »Don Giovanni«) zu sehen. In der Saison 2009 / 2010 zeichnete Erath für die Regie von Glucks »Orfeo ed Euridice« an der Oper Köln verantwortlich. Kaspar Glarner › Bühne Seit mehreren Jahren ist Kaspar Glarner als Bühnen- und Kostümbildner an zahlreichen Bühnen der internationalen Opernszene zuhause. Seine Ausbildung erhielt der in Zürich geborene Ausstatter in Paris sowie als Assistent von Rolf Glittenberg am Thalia Theater Hamburg und bei Erich Wonder. Zu seinen Ausstattungen zählen u. a. »Die Frau ohne Schatten« und »Jodelet« (Hamburg), »Tosca« (Brüssel, Genf), Schauspielproduktionen in München, Berlin und Potsdam, »Roméo et Juliette« (Frankfurt, mit Uwe Eric Laufenberg), »Volo di notte«/ »Il prigioniero«, »Death in Venice« und »Katja Kabanowa« (Theater an der Wien), zuletzt »Der junge Lord« (Henze) und »Lear« (Reimann) in Frankfurt. Christian Lacroix › kostüme siehe Portrait Seite 18 Hui He › Aida Die in Xi’an/China gebürtige junge Sopranistin kann bereits auf eine außergewöhnlich erfolgreiche Karriere blicken: Gastengagements führten sie an die großen Bühnen und Festivals Europas, so z. B. Rom, Bordeaux, Arena di Verona, Wiener Staatsoper, Volksoper Wien, Toulon, Opéra Bastille Paris, Teatro alla Scala Mailand, Teatro Massimo Palermo, Hong

Kong, Bayerische Staatsoper München, Teatro la Fenice Venedig, Staatsoper Stuttgart, New Israeli Opera Tel Aviv, Hamburgische Staatsoper, Deutsche Oper Berlin, Griechische Nationaloper Athen sowie Metropolitan Opera New York. Zu ihren Partien zählen Santuzza (»Cavalleria rusticana«), Tosca, Amelia (»Un ballo in maschera«), Cio-Cio-San (»Madama Butterfly«), Liù (»Turandot«), Lina (»Stiffelio«), Manon Lescaut, Odabella (»Attila«), Maddalena (»Andrea Chénier«), Ariadne (»Ariadne auf Naxos«) u. a. Adina Aaron › Aida Die Sopranistin studierte an der Florida International University sowie am Boston Conservatory. Zu ihren jüngsten Engagements gehören Mimì (»La Bohème«) in Tel Aviv, Leonora (»Il trovatore«) in Montréal sowie Alice Ford (»Falstaff«) in Bilbao und Aida beim Savonlinna Festival und in Marseille. Zu ihren Partien zählen u. a. Donna Anna (»Don Giovanni«), Rosalinde (»Die Fledermaus«), Gräfin (»Le nozze di Figaro«), Dido (»Dido und Aeneas«), Sister Rose (»Dead man walking«), Musetta (»La Bohème«) und Liù (»Turandot«). Jovita Vaskeviciute › Amneris Die Mezzosopranistin studierte an der Litauischen Akademie für Musik und Theater. Zu ihren Partien gehören carmen, Suzuki (»Madama Butterfly«), Mirta (»Pilenai« von Vyautas Klova) und Amme (»Eugen Onegin«). Im Theater Vanemuine in Tartu, Estland, sang sie Rossweisse in Wagners »Die Walküre« sowie Maddalena in Verdis »Rigoletto«. An der Oper Köln nahm sie in der Saison 2009/2010 durch ihre beeindruckende Gestaltung der Dominga de Adviento in »Love and Other Demons« für sich ein. Dalia Schaechter › Amneris siehe Seite 26 (»Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny«) Scott MacAllister › Radames studierte an der University of Idaho und am New England Conservatory of Music. Nach einem mehrjährigen Engagement an der Western Opera San Francisco ging er nach Europa und war seither u. a. am Gärtnerplatztheater München sowie den Opernhäusern von Leipzig, Frankfurt, Düsseldorf, Hamburg, Dresden, am Teatro La Fenice und an der Volksoper Wien zu sehen. Zu seinen Partien gehören u. a. Hoffmann (»Hoffmanns Erzählungen«), Riccardo (»Un ballo in maschera«), Max (»Der Freischütz«), Parsifal, Cavaradossi (»Tosca«), Don José (»Carmen«), Duca (»Rigoletto«) und Bacchus (»Ariadne auf Naxos«). Vsevolod Grivnov › Radames Zu den jüngsten Engagements des russischen Tenors gehören Lensky (»Eugen Onegin«) am Teatro alla Scala Mailand, Grigori / Dmitri (»Boris Godunov«) am Théâtre Monnaie Brüssel sowie Engagements an den großen Häusern von Bologna, Madrid, San Francisco und beim Glyndebourne Festival. Daneben stehen Auftritte als Zinovi (»Lady Macbeth von Mzensk«) am Teatro del Maggio Musicale Fiorentino, in »Mazeppa« an der Oper Irland, als Macduff (»Macbeth«) beim Edinburgh Festival und in »Rusalka« an der Oper von Nizza.


Aida   LEIDENSCHAFT

Samuel Youn › Amonasro siehe »In der Garderobe mit …«, Seite 70 Jorge Lagunes › Amonasro Der mexikanische Bariton war an der Washington National Opera als Giorgio (»I puritani«), Figaro (»Le nozze di Figaro«), Posa (»Don Carlo«), Enrico (»Lucia di Lammermoor«) sowie Andrea Chénier zu sehen. Zu den Opernhäusern, an denen er gastierte, zählen: Royal Opera House Covent Garden, Teatro Real Madrid, Tel Aviv, Teatro de Bellas Artes in Mexico, Opéra de Montréal, Oper von Santiago de Chile sowie Nationaloper Helsinki. Mikhail Kazakov › Ramfis Der gebürtige Russe ist seit 2001 Ensemblemitglied des Bolshoi Theaters. Zu seinen Partien gehören u. a. Boris Godunov, Zaccharia (»Nabucco«), Gremin (»Eugen Onegin«), Banquo (»Macbeth«), Don Basilio (»Il barbiere di Siviglia«), Grossinquisitor & Philipp (»Don Carlo«), Colline (»La Bohème«), Sparafucile (»Rigoletto«) und Mefistofele (Arrigo Boito). Gastengagements führten den Künstler u. a. nach Amsterdam, Athen, Paris, Wien und Washington. Roman Polisadov › Ramfis Der diplomierte Architekt ist seit 1994 Solist der Nationaloper Lettland. Er gastierte u. a. als Der Bauer (»Die Kluge«) in Weimar, als Zuniga (»Carmen«) bei den Opernfestspielen in Meran/Italien, im Rahmen eines Gastspiels der Nationaloper Riga in Hong Kong als Rotnij (»Eugen Onegin«) sowie als Der alte Diener (»Dämon«, A. Rubinstein) und Tom (»Ein Maskenball«) beim Opernfestival in Savonlinna und als Commendatore in »Don Giovanni« an der Mailänder Scala.

› Johannes Erath (Regie)

Wilfried Staber › Il Re Der in Österreich geborene Bass studierte an der Hochschule für Musik in München. Während seines Studiums war er an der Grazer Oper und am Prinzregententheater München engagiert. Weitere Engagements führten ihn an das Pfalztheater Kaiserslautern, das Nationaltheater Mannheim und zu den Herrenchiemsee-Festspielen. Von 2007 bis 2009 war er Ensemblemitglied der Oper Köln und wechselte dann an das Theater Heidelberg, wo er u. a. als Rocco (»Fidelio«) und sarastro (»die zauberflöte«) zu hören war. Jeongki Cho › Un Messaggero Der junge koreanische Tenor war Mitglied im Opernstudio der Oper Köln, seit der Spielzeit 2010/2011 ist er Solist der Oper Köln, wo er u. a. als 1. Geharnischter/1. Priester (»Die Zauberflöte«) auf der Bühne stand.

› Hui He (Aida)

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Aida LEIDENSCHAFT

vorschau

Aida probehalber fotos Forster

› Probenfoto »Aida«: Jovita Vaskeviciute (Amneris)


Aida   LEIDENSCHAFT

› Probenfoto »Aida«: Mikhail Kazakov (Ramfis)

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Aida LEIDENSCHAFT

Portrait

Couturier der Partituren text  Dr. Birgit Meyer fotos  Karl Forster

Modeschöpfer Christian Lacroix entwarf die Kostüme für die Kölner »Aida«-Inszenierung. Im Portrait erzählt er von Mode in Extremsituationen und den Dampfmaschinen des Großvaters. Als Kind, erinnert sich Christian Lacroix, langweilte ihn das tägliche Leben. Zwar hatte er eine »wunderbare Familie«, fühlte sich geliebt, hatte Freunde, lebte in wunderbaren Städten – eigentlich alles perfekt. Doch das »richtige Leben« spielte sich für den jungen Lacroix im Theater, bei Opern und Ballettfestivals ab. Geboren in Arles hatte er das Glück, zwischen den Festivals in Aix-en-Provence, Orange und Avignon aufzuwachsen. Schauspiel und Gesang faszinierten ihn, und obwohl er sich als ein schüchternes Kind bezeichnet, gab er bereits in frühen Jahren jeden Samstagabend vor der Familie Gesangsvorstellungen. Angeregt durch die Erlebnisse im Theater, aber auch durch den Großvater mütterlicherseits, der mit ihm in Bibliotheken ging, alte Bücher und Bilder anschaute und ihm wundervolle Bilder aus Magazinen zukommen ließ, begann Lacroix zu zeichnen: Kostümentwürfe und Skizzen aller Art. Das war seine Art, auf der Bühne zu stehen, aus dem Alltag auszubrechen und das Leben aufregender zu gestalten. Alles, was er in seiner Umgebung sah, regte ihn an. Manchmal war es auch die eigene Hose, die mit Mustern versehen wurde. Später begann Lacroix ein Kunststudium an der Sorbonne und verfolgte das Zeichnen von Skizzen und Kostümentwürfen als Autodidakt. Durch eine private Begegnung kam er in Kontakt mit Pierre Bergé vom Modehaus Hérmes, der, von den Zeichnungen Lacroix’ begeistert, diesem eine Stelle anbot. Lacroix lernte schnell alles, was für einen Designer von Bedeutung war. Seine Entwürfe waren stets von Farbigkeit geprägt, was mit seiner Einstellung zu tun hatte, dass »sich in Schwarz zu kleiden keine Lösung für eine Krise darstellt.« Einige Zeit nach einer SarajevoReise erhielt er Briefe von jungen Mädchen, die sich nach einem Bombenangriff in einer Höhle wiederfanden. Sie schrieben ihm, dass sie gerade ein französisches Magazin mit seinen Kleidern gefunden hatten und nun versuchten, in der Höhle mit allem, was sie dort vorfanden, eine Modenschau zu organisieren. Diese Mädchen litten genauso wie seine Mutter, die als Teenager während der deutschen Besetzung in Südfrankreich versucht hatte, jeden Tag ein bisschen Rot, ein bisschen Blau, ein bisschen Weiß (die Farben der französischen Flagge) zu tragen. Die Koketterie, sich in Extremsituationen elegant kleiden, schien ihm geeignet, dem Unglück zu trotzen: »Manchen Menschen mag das verrückt erscheinen, aber das entspricht meiner Kultur und ist mein Job.« Bald folgte das erste Engagement als Kostümbildner in Paris. Besonders im Ballett war Lacroix gefragt und seine Engagements führten ihn weiter nach Florida, an die MET in New York, nach Wien, wo er

die Kostüme der Balletttänzer für das weltweit übertragene Neujahrskonzert entwarf und in der Folge auch Kostüme für die Wiener Staatsoper. Sehr intensiv war die Zusammenarbeit mit George Balanchine. Zuletzt arbeitete Lacroix mit Vincent Boussard an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin. Seine Karriere als Kostümbildner erlebt gerade einen Höhepunkt. Für Lacroix kein Zufall, dass das gerade mit der Aufgabe seines Geschäfts zusammenfällt. Er ist nicht unglücklich über das Ende seiner Laufbahn als Modedesigner, weil der Erfolg weit mehr verlangt als Originalität und Qualität: »Man muss die Spielregeln des Modebusinesses befolgen, die viel mit persönlicher Vermarktung zu tun haben. Dazu gehören auch Besuche von Nachtclubs, und das ist nicht meine Zeit«. »Am Ende einer Modenschau«, so Lacroix, »bleiben wunderbare Fotos, zufriedene Kunden.« Er selbst war natürlich auch fasziniert von den Models und der ganzen schillernden Atmosphäre, »aber danach, allein zu Haus, bleibt kaum etwas Greifbares zurück. Man fühlt sich auf eine gewisse Weise leer.« Nach einer schwierigen Probe hingegen ist er noch lange mit der Materie beschäftigt. Das Jahr, nachdem seine Firma in die Insolvenz ging, bot ihm Zeit nachzudenken. Und hier schließt sich der Kreis: Wie schon in Kindertagen designt Lacroix das ganze Leben. Zuletzt gestaltete er eine Straßenbahn in Montpellier, ein Hotel in Paris, ein weiteres folgt demnächst in Bangkok. Aber auch einen ganzen Zug wird er gestalten. Das heißt sowohl die äußere Form wie auch die innere Ausgestaltung. Die Straßenbahn zierte ein Bild seines Großvaters mütterlicherseits und während der fünf Sekunden, wo die Bahn zur Präsentation in den Bahnhof einfuhr, schien die Sonne und legte ein Lächeln auf das Portrait des Großvaters. Kein Zufall in den Augen Lacroix’, sondern ein deutliches Zeichen, wie sehr dieser Großvater ihn und seinen ganzen Werdegang geprägt hat. Dessen große Leidenschaft waren Frauen, die Oper und Züge: »Er hatte ein kleines Kabinett, das nicht etwa von PinUp-Girls geschmückt war, sondern von Dampfmaschinen.« Und so findet es Lacroix nicht erstaunlich, dass seine ersten Ausflüge als Designer außerhalb des Modebusinesses und Theaters gerade zu den Schienenfahrzeugen geführt haben. Ein Satz, den er seinen Studenten immer mit auf den Weg gibt, lautet: »Seid vorsichtig mit dem, was ihr träumt – es wird sich erfüllen!«. Der Text resultiert aus einem Gespräch zwischen Birgit Meyer und Christian Lacroix am 4. Januar 2011.


Aida   LEIDENSCHAFT

› Christian Lacroix

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The Turn of the Screw LEIDENSCHAFT

»It is a curious story. I have it written in faded ink – a woman’s hand.« »The Turn of the Screw«, Prolog »Es ist eine eigene Geschichte. Ich habe sie hier – in verblichener Tinte – die Handschrift einer Frau.«


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The Turn of the Screw   LEIDENSCHAFT

premiere 11. Feb. 2011 › Trinitatiskirche Vorstellungen 19., 25., 27. Feb. 2011, 19., 24., 26. Mär. 2011, 2. Apr. 2011 (zum letzten Mal)

The Turn of the Screw › Oper mit einem Prolog in zwei Akten › Libretto von Myfanwy Piper nach einer Novelle von Henry James › Musik von Benjamin Britten (1913 – 1976) › in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Henry James’ Geistergeschichte in der Trinitatiskirche

musikalische leitung Raimund Laufen

regie Benjamin Schad bühne Tobias Flemming

kostüme Annett Lausberg

licht Andreas Grüter dramaturgie Georg Kehren Gouvernante Claudia Rohrbach Mrs. Grose Helen Donath Prolog / Quint John Heuzenroeder

Miss Jessel Adriana Bastidas Gamboa

Eine junge Gouvernante, auf dem einsamen Landsitz Bly mit der Verantwortung für die Waisenkinder Miles und Flora betraut, wird Zeugin mysteriöser Vorkommnisse. Nach und nach gewinnt sie die Überzeugung, dass die beiden ihr anvertrauten Kinder unter dem verderblichen Einfluss zweier Toter stehen: des ehemaligen Dieners Quint und ihrer Vorgängerin Miss Jessel, die miteinander eine sexuelle Verbindung unterhielten, bis sie beide unter mysteriösen Umständen ums Leben kamen. Die junge Frau – von der Vorstellung gepeinigt, dass sich ihre Schützlinge in großer Gefahr befinden – stellt sich dem Kampf mit den fremden Mächten. Diese ihre Rettungsaktion nimmt – vergleichbar einer Schraube, die sich immer weiter zudreht – wie zwangsläufig den schlimmsten aller möglichen Verläufe. Benjamin Brittens 1954 in Venedig uraufgeführte Kammeroper, basierend auf der 1898 erschienenen literarischen Vorlage des amerikanischen Romanciers Henry James, erhebt die Zweideutigkeit der literarischen Vorlage zum kompositorischen Prinzip. (gk)

Flora Ji-Hyun An

Miles Knabe der Chorakademie Dortmund Gürzenich-Orchester Köln

Sängerportrait › Helen Donath › S. 64

adresse Trinitatiskirche Filzengraben 4 50676 Köln   Anreise Bahn 1/7/9 › Heumarkt Bahn 3/4 › Severinstraße Bus 978 › Mühlenbach Parkmöglichkeiten nächstgelegene Parkhäuser: Heumarkt-Parkgarage, Parkgarage »Maritim Tiefgarage«

OPERNBAROMETER === LIEBE 30% ======= TOD 70% =======TEUFEL 70%


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The Turn of the Screw LEIDENSCHAFT

Benjamin Brittens Oper liegt die Erzählung »Die Sündigen Engel« (The Turn of the Screw) zugrunde. Wer die Geschichte einmal gelesen hat, wird die unbeschreiblich grauenhafte Atmosphäre nie wieder vergessen, auch wenn ihm ihre Einzelheiten entfallen sein sollten. Eine junge Gouvernante entdeckt, daß zwei Waisenkinder von den Geistern einer ehemaligen Gouvernante und eines ehemaligen Kammerdieners – die beide tot sind – heimgesucht werden. Wie sie mehr und mehr der zwei Welten, in denen die Kinder leben, gewahr wird (der hellen, freundlichen Schulzimmers und jener anderen, die sie nicht nur nicht zurückweisen, sondern sogar heimlich suchen), wird der Entschluß, daß sie gerettet werden müssen, immer fester in ihr. Gerettet werden, aber wovon? Wo alles vage, fließend und nur andeutungsweise vorhanden ist. Niemals erfahren wir etwas Genaues über die Art der Beziehungen zwischen den Kindern und ihren Vertrauten, aber wir fühlen, wie sie an Intensität zunehmen, und wie das Verhältnis der Gespenster zu der Gouvernante zu einer Feindseligkeit anwächst, die in dem Kampf zwischen ihr und Quint (dem Diener) um den Besitz des Jungen gipfelt. Der Kampf endet mit dem Tod des Jungen. Henry James erzählt die Geschichte auf eine spannende, nur in Andeutungen gehaltene Art. Die Ereignisse werden in einem leicht gespreizten, geradezu trockenen Dialog mitgeteilt. Beschreibungen von anderen Vorfällen stellen die Verbindung her. Erinnerungen erhalten einen Doppelsinn im Verlauf der Weiterentwicklung der Handlung. In der alptraumähnlichen, gespannten Atmosphäre jenes langen Sommers und Herbstes in Bly, wo die Handlung spielt, kann es geschehen, daß eine Geste, ein in der Erinnerung haften gebliebener Schritt von größerer Bedeutung wird als ein deutlich zutage tretender dramatischer Vorgang. So werden die Ereignisse in gewissem Sinne zu Bindegliedern, zwischen den Stunden des Wartens, während derer sich nichts Greifbares ereignet, das Drama sich jedoch auf grauenhafte Weise weiterentwickelt. Diese Verschiebung der Akzente schien sich in besonderem Maße zu einer musikalischen Ausdeutung zu eignen; hier ist der Schlüssel zu der Form zu suchen, derer sich die Oper bedient: Wir entschieden uns für eine größere Anzahl kürzerer Szenen, durch musikalische Zwischensätze verbunden, die in demselben Maße ein Bestandteil der Handlung und ebenso unentbehrlich für ihre Weiterentwicklung zu sein hatten wie die reflexiven Kapitel des Buches. Die Oper hat zwei Akte und einen Prolog, jeder Akt acht Szenen, jede Szene eine kleine Episode, die nicht nur die Handlung um einen Schritt weiterträgt, sondern auch typisch dafür ist, wie sich das Leben der vier Menschen in Bly abspielt, typisch auch für die Art und Weise, wie ihre verschiedenen Beziehungen zu den Gespenstern Quint und Miss Jessel beeinflußt werden. Die offensichtlich dramaturgischen Probleme, die sich aus einer Aneinanderreihung zahlreicher Szenen ergeben, sind erstens Kontinuität und zweitens Klarheit. Diese suchten wir dadurch zu wahren, daß jede Szene nur ein wichtiges Ereignis enthielt oder nur einen Aspekt des Problems umriß. Jene, die Kontinuität, hat Britten dadurch gesichert,

»Only this much I know: things have been done here … that are not good, and have left a taste behind them.« The Governess, »The Turn of the Screw« »Nur soviel weiß ich: Hier sind Dinge passiert, die nicht gut waren, und haben hier die Luft vergiftet.«

daß er jedes einzelne musikalische Zwischenspiel als Variation auf das zu Beginn des ersten Aktes aufgestellte Thema komponierte; je nach Stimmung des Zwischenspiels (das immer die der folgenden Szene vorwegnimmt), sei es in hellen Farben, sei es in tragischem Dunkel gehalten, bleiben die düsteren Töne des Themas immer gegenwärtig. Eine besonders schwierige Entscheidung war zu treffen: was sollte mit den Geistern geschehen? In James’ Roman sind sie stumm, und im Schweigen liegt ein Teil ihrer Schrecken einflößenden Kräfte; immer erscheinen sie drohend, zwar ganz offensichtlich passiv, und doch, wie ist man sich ihres Bestrebens bewußt, das Edle und Gute in steigender Bedrängnis zum Erliegen zu bringen. Die Gouvernante ist fest überzeugt, daß sie lange Unterhaltungen mit den Kindern führen. Wir entschlossen uns also, Worte für sie zu finden (Worte, für die es bei James keine Anhaltspunkte, keine Hinweise zu finden gab). Nachdem das Libretto in Prosa abgefaßt war (einige teils althergebrachte Kinderreime noch ausgenommen), schien es angemessen, sie – die Erscheinungen der Abgeschiedenen – noch mehr von der diesseitigen Welt zu trennen: wir ließen sie in Versen sprechen. In der Oper selbst hatten wir nicht die geringste Absicht, eine Klärung oder Erklärung für James zu geben, es kam uns nur darauf an, sein Werk in einem anderen Medium neu entstehen zu lassen. Wo wir von James abwichen, geschah es, den Anforderungen der neuen Form gerecht zu werden; an den Stellen, wo James’ Worte unbenützt blieben, deshalb, weil es nicht möglich war, seine Wort singen zu lassen, ohne Sinn und Rhythmus zu zerstören, oder aber, weil sich bei ihm für Situation und Atmosphäre die Worte nicht fanden. Myfanwy Piper (1911 – 1997), die Librettistin von »The Turn of the Screw«, zur Frage der Umarbeitung des Romans von Henry James in einen Operntext


The Turn of the Screw   LEIDENSCHAFT

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biographisches Raimund Laufen › Dirigent Der gebürtige Düsseldorfer studierte Klavier an den Hochschulen von Düsseldorf und Stuttgart sowie Dirigieren an der Musikhochschule »Franz Liszt« in Weimar (Diplom 2006). Als Korrepetitor mit Dirigierverpflichtung war er von 2006 bis 2008 am Staatstheater Hannover engagiert, bevor er 2008 in den gleichen Funktionen an die Oper Köln wechselte. An der Oper Köln leitete er Vorstellungen von »Samson und Dalila« und die Produktionen der Kinderoper »Das geheime Königreich«, »Ali Baba und die 40 Räuber« sowie Wolf-Ferraris »Aschenputtel«. Benjamin Schad › Regie Der junge Regisseur studierte ab 2002 Theaterregie an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main. Eigene Inszenierungen führten ihn seit 2004 an Häuser wie die Oper Frankfurt (»Mozart und Salieri« sowie eine szenische Version von Mozarts »Requiem«), das Teatro Poliziano in Montepulciano (»Dido und Aeneas«), Staatstheater Wiesbaden. Seit 2008 ist er an der Oper Köln als Regieassistenz und Spielleiter engagiert.

Covent Garden, die Staatsoper Berlin, die Semperoper Dresden, die Hamburgische Staatsoper sowie nach Paris, Tokyo und in die USA, wo sie 1991 als Marzelline (»Fidelio«) an der Metropolitan Opera New York debütierte und in der Folge als Susanna und Gräfin (»Die Hochzeit des Figaro«) sowie als Sophie (»Der Rosenkavalier«) auf der Bühne stand.

John Heuzenroeder (Quint) und Adriana Bastidas Gamboa (Miss Jessel) gehören dem Ensemble der Oper Köln an. Ji-Hyun An (Flora) ist Mitglied des Internationalen Opernstudios der Oper Köln.

Tobias Flemming › Bühne Der gebürtige Berliner studierte Bühnenbild in Maastricht und betreute seither mehrere freie Theaterproduktionen und Veranstaltungen in Berlin. Am Theater Osnabrück schuf er das Bühnenbild zu »Fahrradfahren in Malawi« und »Fragile«, wofür er eine Nennung als Nachwuchsbühnenbildner bei der Jahresumfrage der Zeitschrift »Theater heute« erhielt. Annett Lausberg › Kostüme Die gebürtige Leipzigerin studierte Bühnen- und Kostümbild am Mozarteum Salzburg und an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Von 2007 bis 2010 war sie als Kostümassistentin bei den Bühnen der Stadt Köln tätig. In der Spielzeit 2010/11 zeichnete sie für die Kostüme bei »Agrippina – Kaiserin aus Köln« am Schauspiel Köln verantwortlich. Claudia Rohrbach › Gouvernante Nach ihrem Engagement am Luzerner Theater wechselte die Sopranistin in das Ensemble der Oper Köln. Als Gast war sie u. a. in Hannover und bei den Bregenzer Festspielen zu erleben. An der Oper Köln begeisterte sie jüngst als Zerlina (»Don Giovanni«), in der Titelpartie des »Schlauen Füchsleins« und als Drusilla in Monteverdis »L’incoronazione di Poppea«. Sie ist auch regelmäßig an der Bayerischen Staatsoper München zu hören, u. a. als Gretel in Humperdincks »Hänsel und Gretel« und als Ännchen in »Der Freischütz«. Helen Donath › Mrs. Grose Die Sopranistin von Weltrang studierte in ihrer Heimat Texas sowie in New York und hatte ihr Europadebüt an der Oper Köln, wo sie Mitglied des Internationalen Opernstudios war und 1962 u. a. wellgunde in Wagners »Das Rheingold« unter Wolfgang Sawallisch, in der Regie von Wieland Wagner, verkörperte. Nach ihren Anfängen am Staatstheater Hannover startete sie bald eine internationale Karriere, die sie bis heute an alle großen Opernhäuser führt, z. B. an die Bayerische Staatsoper München, Wiener Staatsoper, Mailänder Scala, das Royal Opera House

› John Heuzenroeder, Quint in » The Turn of the Screw «, wird auch die Partie Jack O’Brien / Jakob Schmidt in » Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny « singen.


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Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny LEIDENSCHAFT

» Überall gibt es Mühe und Arbeit, aber hier gibt es SpaSS.« Leokadja Begbick, »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny«


Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny   LEIDENSCHAFT

premiere 23. Mär. 2011 › Opernhaus Vorstellungen 25., 27., 29., 31. Mär. 2011, 1., 3., 6., 8. Apr. 2011 (zum letzten Mal)

Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny › Oper in drei Akten › Text von Bertolt Brecht › Musik von Kurt Weill

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musikalische leitung Lothar Koenigs

regie Katharina Thalbach bühne Momme Röhrbein

kostüme Angelika Rieck

licht Nicol Hungsberg chor Andrew Ollivant

dramaturgie Wenka von Mikulicz Leokadja Begbick Dalia Schaechter Fatty, der »Prokurist«

Katharina Thalbach setzt Brecht-Klassiker in Szene

Martin Koch

Dreieinigkeitsmoses Dennis Wilgenhof

Jenny Regina Richter

Zwei Männer und eine Frau, auf der Flucht vor Konstablern, bleiben in einer öden Gegend stecken. Sie beschließen, eine Stadt zu gründen, in der den Männern, die von der Goldküste her vorüberkommen, ihre Bedürfnisse erfüllt werden sollen. In dieser »Paradiesstadt«, die hier entsteht, führt man ein beschauliches, idyllisches Leben. Das kann aber die Männer von der Goldküste auf die Dauer nicht befriedigen. Es herrscht Unzufriedenheit. Die Preise sinken. In der Nacht des Taifuns, der gegen die Stadt heranzieht, erfindet Jim Mahoney das neue Gesetz der Stadt. Dieses Gesetz lautet: »Du darfst alles.« Der Taifun biegt ab. Man lebt weiter nach den neuen Gesetzen. Die Stadt blüht auf. Die Bedürfnisse steigen – und mit ihnen die Preise. Denn: Man darf zwar alles – aber nur, wenn man bezahlen kann. Jim Mahoney selbst wird, als ihm das Geld ausgeht, zum Tode verurteilt. Seine Hinrichtung wird zum Anlass einer riesigen Demonstration, die das Ende der Stadt ankündigt.

Jim Mahoney / Johann Ackermann Matthias Klink Jack O'Brien / Jakob Schmidt John Heuzenroeder Bill Miljenko Turk

Joe Wolf Matthias Friedrich Tobby Higgins Alexander Fedin Chor der Oper Köln Gürzenich-Orchester Köln

Kurt Weill

OPERNBAROMETER = LIEBE 10% ===== TOD 50% =========TEUFEL 90%


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Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny LEIDENSCHAFT

biographisches Lothar Koenigs › Dirigent ist seit 2009 Musikdirektor der Welsh National Opera in Cardiff. Geboren in Aachen, studierte er Klavier und Dirigieren an der Hochschule für Musik in Köln. Er war Kapellmeister an verschiedenen deutschen Opernhäusern, bis 2003 war er als Generalmusikdirektor in Osnabrück tätig. Zu seinen Engagements gehören u. a. »La Bohème«, »Carmen«, »Eugen Onegin« an der Hamburger Staatsoper, »Katja Kabanowa« am Teatro La Fenice, »Wozzeck« an der Opéra Lyon, »Der Freischütz« an der Semperoper Dresden, »Jen˚ufa« an der Mailänder Scala, »Don Giovanni« an der Wiener Staatsoper und an der Metropolitan Opera, »Khovanshchina« an der Bayerischen Staatsoper, »Tosca« am Teatro Sao Carlos Lissabon, »Elektra« am Théâtre La Monnaie Brüssel. Katharina Thalbach › Regie ist als Schauspielerin und Regisseurin eine feste Größe der deutschen Theater-, Opern- und Filmlandschaft. Zu ihren Karrierestationen zählen erste Auftritte am Berliner Ensemble ab ihrem 15. Lebensjahr, die Mitwirkung in zahlreichen Filmen sowie in der Folge Engagements an vielen Theatern des deutschsprachigen Raums sowie als Mutter Courage am Théâtre Chaillot in Paris. In bleibender Erinnerung ist ihre Verkörperung der Titelrolle von Kleists »Käthchen von Heilbronn« (Regie Jürgen Flimm) 1979 am Schauspiel Köln. Anfang der 90er Jahre war sie Mitglied des Schauspielensembles am Schiller-Theater, wo sie mit »Macbeth« als Regisseurin in der Werkstatt debütierte. Es folgten Inszenierungen am Schiller-Theater, am Maxim Gorki Theater Berlin und am Berliner Ensemble. Im Bereich Oper legte sie Inszenierungen u. a. am Theater Basel (»Orpheus in der Unterwelt«), der Semperoper Dresden (»Hänsel und Gretel«) und der Deutschen Oper Berlin (»Das schlaue Füchslein«, »Il barbiere di Siviglia«) vor. An der Oper Köln verbindet man sie mit Inszenierungen von »Salome«, »Rotter« und »Jen˚ ufa«. Momme Röhrbein › Bühne Der Bühnenbildner ist seit vielen Jahren einer der gefragtesten Ausstatter in der deutschen Theaterlandschaft. Ausstattungsarbeiten von ihm waren u. a. an den Theatern von Hamburg, Wien, München, Berlin usw. zu sehen. Angelika Rieck › Kostüme Die Kostümbildnerin studierte von 1978 bis 1985 in Köln. Von 1985 bis 1987 war sie Assistentin von Axel Manthey, u. a. für die Ausstattung zu »Der Ring des Nibelungen« in der Inszenierung von Ruth Berghaus an der Oper Frankfurt. Seit 1990 arbeitet Angelika Rieck freiberuflich. Arbeiten von ihr waren u. a. in Hannover, München, Berlin, Dresden zu sehen, in Zusammenarbeit mit Regisseuren wie Matthias Hartmann, Claus Peymann und Konstanze Lauterbach. An der Oper Köln entwarf sie u. a. die Kostüme für »Salome« und »Jen˚ Ufa«. Dalia Schaechter › Leokadja Begbick Die in Israel geborene Sängerin ist seit 1995 Ensemblemitglied der Oper Köln. Nach ihrem Gesangsstudium in München und einem zweijährigen Engagement im Studio der Wiener Staatsoper, arbeitete sie schon bald mit namhaften Dirigenten wie Lorin Maazel, Daniel Barenboim, Georg Solti und James Levine. Zu ihren wichtigsten Stationen gehören

u. a.: Wiener Staatsoper, Staatsoper Berlin, Deutsche Oper Berlin, Théâtre de Châtelet Paris, Teatro Comunale di Bologna sowie Salzburger und Bayreuther Festspiele. An der Kölner Oper war sie in vielen Rollen des dramatischen Fachs, so z. B. als Lady Macbeth (»Macbeth«), Josefa Miranda (»Love and Other Demons«) sowie Fricka und Waltraute im »Ring des Nibelungen« zu erleben, zuletzt als Klytämnestra in Richard Strauss’ »Elektra«. Sowohl in Bologna als auch an der Bayerischen Staatsoper München stand sie 2010 als Herodias in »Salome« auf der Bühne. Martin Koch › Fatty, der Prokurist Nach Engagements in Pforzheim, Oldenburg, am Staatstheater Kassel und an der Deutschen Oper am Rhein (2006 – 2009) ist der Tenor seit der vergangenen Spielzeit Ensemblemitglied der Oper Köln. Gastengagements im Bereich Oper führten ihn u. a. nach Bremen, Hamburg, Dessau, an die Bayerische Staatsoper München sowie – in der Titelrolle der Operette »Der Vogelhändler« – nach Münster und Luzern. An der Oper Köln stand er u. a. als Dancairo in »Carmen«, Goro in »Madama Butterfly«, den vier Dienerrollen in »Hoffmanns Erzählungen«, als Monostatos in »Die Zauberflöte« sowie als Graf Boni in »die csÁrdÁsfürstin« auf der Bühne. Beim ChinaGastspiel der Oper Köln bei der expo in Shanghai war er außerdem der Mime in »Das Rheingold« und »Siegfried«. Dennis Wilgenhof › Dreieinigkeitsmoses Der niederländische Bass studierte am Konservatorium in Maastricht. Er wirkte als Mephistopheles an der Uraufführung von Julius Röntgens Oper »Aus Goethes Faust« und als Qin Shi I Huangd in der Uraufführung von »Hotel de Pékin« mit und sang die Partie des 2. Geharnischten (»Die Zauberflöte«) unter der Leitung von Sebastian Weigle an der National Reisopera Enschede. Seit 2009 Ensemblemitglied der Oper Köln, sang er hier u. a. den Nachtwächter (»Die Meistersinger von Nürnberg«), Crespel (»Hoffmanns Erzählungen«), Mörder (»Macbeth«), Zuniga (»Carmen«), Don Toribio (»Love and Other Demons«) und Mönch (»Don Carlo«). Im Rahmen des China-Gastspiels der Oper Köln war er als Commendatore in »Don Giovanni« in Beijing zu hören. Regina Richter › Jenny Die Mezzosopranistin absolvierte ihre Ausbildung an der Hochschule für Musik und Theater München. Seit der Spielzeit 2002/03 ist sie Ensemblemitglied der Oper Köln. Mit ihrem Namen verbinden sich Partien wie Ruggiero in Händels »Alcina«, Dorabella in »Così fan tutte« sowie Sesto in Händels »Julius Caesar in Ägypten« unter René Jacobs. Dem Kölner Opernpublikum hat sie sich bisher unter u. a. als Octavian in »Der Rosenkavalier«, Fragoletto in Offenbachs »Die Banditen«, in der Titelrolle von »La Cenerentola«, als Rosina im »Barbier von Sevilla«, als Prinz Orlofsky in »Die Fledermaus«, in der Titelrolle von Händels »Xerxes«, als Arminda in »La finta giardiniera«, Hänsel in »Hänsel und Gretel«, MercÉdÈs in »Carmen« sowie im »Ring des Nibelungen« vorgestellt. Im Rahmen des China-Gastspiels der Oper Köln trat sie 2010 als Wellgunde (»Das Rheingold«, »Götterdämmerung«) sowie als Waltraute (»Die Walküre«) im Shanghai Grand Theatre auf.


Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny   LEIDENSCHAFT

Matthias Klink › Jim Mahoney / Johann Ackermann Der Tenor studierte an der Musikhochschule seiner Heimatstadt Stuttgart sowie in den USA. Von 1996 – 1998 war er Ensemblemitglied der Oper Köln, seit 1998 ist Klink freischaffend tätig und gastierte u. a. an den Staatsopern in Berlin, Wien und München, der Semperoper Dresden, der Komischen Oper Berlin, dem Teatro Real Madrid, der Mailänder Scala, der Staatsoper Stuttgart, in Barcelona und bei den wichtigsten Festspielen Europas. Bei den Salzburger Festspielen debütierte er 1999 in Luciano Berios »Cronaca del Luogo« und in der Folge stand er als Tamino, Arbace (»Idomeneo«), Alfred (»die Fledermaus«) und Don Polidoro (»La finta semplice«) sowie als Ein Gast/ Apollon in Wolfgang Rihms »Dionysos« auf der Bühne. In der Spielzeit 2007/08 präsentierte er sich mit Matteo (»Arabella«) an der Hamburgischen Staatsoper, Idomeneo in Stuttgart und Erik (»Der fliegende Holländer«) an der Deutschen Oper Berlin. 2009 debütierte er als Tamino an der Metropolitan Opera New York. An der Wiener Staatsoper gab er 2010 den Kavalier in Hindemiths »Cardillac«. An der Oper Köln gastierte er 2009/10 als Hoffmann (»Hoffmanns Erzählungen«) und Don JosÉ (»carmen«).

› Katharina Thalbach (Regie) › Foto: Wilfried Böing

John Heuzenroeder › Jack O’Brien / Jakob Schmidt siehe »The Turn of the Screw«, Seite 23 Miljenko Turk › Bill studierte in Graz und an der Hochschule für Musik Köln. Von 2001 bis Sommer 2010 gehörte er fest dem Ensemble der Oper Köln an, wo er u. a. als Wolfram von Eschenbach (»Tannhäuser«), Marcello (»La Bohème«), Sharpless (»Madama Butterfly«), Graf von Eberbach (»Der Wildschütz«), Billy Budd, als Father Caetano De Laura (»Love and Other Demons«) sowie in »Jonny spielt auf«, »Capriccio«, »L’italiana in Algeri« und »Die Gärtnerin aus Liebe« Erfolge feierte. 2006 sang er im Mozart-Zyklus bei den Salzburger Festspielen, mehrfach gastierte er auch bei den Bayreuther Festspielen. Zuletzt war er an der Oper Köln als Papageno in »Die Zauberflöte« zu sehen und übernimmt außerdem die Rolle Edwin in »die csÁrdÁsfürstin«.

› Regina Richter (Jenny) › Foto: Christoph Seelbach

Wolf Matthias Friedrich › Joe Der Bassist war Mitglied des Opernstudios der Staatsoper Dresden. Er gastierte bei den Schwetzinger Festspielen, den Festwochen der Alten Musik Innsbruck, in Leipzig, am Nationaltheater Prag, bei den Göttinger Händelfestspielen und der Potsdamer Winteroper. Dem Publikum der Oper Köln ist er u. a. als Masetto (»Don Giovanni«), Taddeo (»L’italiana in Algeri«), Seneca (»L’incoronazione di Poppea«) und Osmin (»Die Entführung aus dem Serail«) bekannt.

› Matthias Klink (Jim Mahoney / Johann Ackermann) › Foto: Axel Weiss

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Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny LEIDENSCHAFT

Mad Max zwischen Schiffsleichen › Text Wenka von Mikulicz › Foto suze / photocase.com

Keine Ödnis ist bedrückender als die von Menschen gemachte. Momme Röhrbeins Bühnenbild verlegt Mahagonny an den ausgetrockneten Aralsee.

Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny. Genau diese Geschichte wird erzählt. Es sind wenige Personen, die exemplarisch aus dem Nichts und im Nichts eine Stadt aufbauen, ihren Aufstieg und die Ankunft neuer Mitbewohner erleben, die Bedrohung durch eine Naturkatastrophe, die kurz vor der Stadt halt macht, überleben und dann nach ihren eigenen Gesetzen zwischen Leben und Tod entscheiden. »Der Aufstieg wird gezeigt. Die Stadt wird gegründet und sie lebt dann, sie hat ihre Krisen, sie hat einen enormen Boom nach oben, aber wo bitte ist ihr Fall? Im Text kommt er kaum vor, die Szenenüberschriften setzen ihn voraus, offenbar überlässt ihn der Dichter dem Bild und der Musik.« Dieser Gedanke findet sich in einem Aufsatz von Joachim Herz zu seiner Inszenierung 1977 an der Komischen Oper in Berlin. Die Idee zum Bühnenbild der Inszenierung von Katharina Thalbach stellt in gewisser Weise den Fall schon vor den Anfang des Stückes. Denn es ist nicht einfach »eine öde Gegend«, eine Wüste, ein Nichts, die von den Menschen in Besitz genommen und aufgewertet wird, indem sie Zivilisation, Fortschritt und Wachstum dorthin bringen. Es ist eine Wüste, die einst ein Meer war. Davon zeugt der zurückgebliebene, verrostete Schiffsrumpf. Er liegt auf dem Trockenen, sieht inzwischen aus wie ein urtümliches Gerippe. Er erinnert an Skelette von Dinosauriern in einem Naturkundemuseum. Dabei ist er noch sehr jung… Ausgangspunkt für das Bühnenbild von Momme Röhrbein sind Fotos des Aralsees, ein abflussloser, mittlerweile wegen Austrocknung in mehrere Teile zerfallener Salzsee in Zentralasien. Wegen seiner Größe sprach man auch von Meer. Er gehört teils zu Kasachstan, teils zu Usbekistan. Auf Grund des kontinentalen Klimas herrschen dort Halbwüsten- und Wüstenklimate vor. Die seit ca. 1960

zunehmende Austrocknung des Sees, verursacht durch die Entnahme riesiger Wassermengen für die künstliche Bewässerung enormer Anbauflächen für Baumwolle in Usbekistan und Kasachstan, damals noch Sowjetrepubliken, stellt weltweit eine der größten von Menschen verursachten Naturkatastrophen dar. Durch den geringen Zufluss sank der Wasserspiegel des Sees kontinuierlich ab. Das Wasservolumen hat sich um 90 % reduziert, gleichzeitig hat sich der Salzgehalt vervierfacht. Ehemalige Hafenstädte, Bade- und Uferorte liegen heute mitten in der Wüste, mehr als 100 km von der aktuellen Wasserlinie entfernt. Nach dem Rückzug der Wasserlinie bleibt eine Salz- und Staubwüste, die durch jahrzehntelange hohe Einträge an künstlichen Düngemitteln, Herbiziden, Pestiziden und anderen Schadstoffen zudem hoch gesundheitsgefährdend ist. Es gibt Schätzungen, dass der See, das einst viertgrößte Binnenmeer der Welt, im Jahr 2010 fast komplett ausgetrocknet sein wird. Damit ist das Bild eigentlich moralischer als das Stück. Indem es sich auf ganz aktuelle Entwicklungen bezieht, die durch den Menschen drohende vollständige Vernichtung der Erde, die sich wehrt und den Menschen mit den Auswirkungen seiner Machenschaften konfrontiert, indem sie mit ihren Naturgewalten zurückschlägt. Der Taifun rückt ins Zentrum der Inszenierung. Vor Mahagonny macht er noch halt. Auf der anderen Seite steht die unglaubliche Kraft des Menschen, unermüdlich dem Aufbau und dem Fortschritt zu huldigen. Alles außer Stillstand. Ein eigenartiger Optimismus, der auch im Angesicht der Vernichtung wirksam bleibt und den menschlichen Grundbedürfnissen huldigt und Räume schafft, sie zu verwirklichen. Der Wille zu überleben, und zwar am liebsten gut, ist irgendwie nicht unterzukriegen. Und wenn es irgendwo eine Verheißung


Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny   LEIDENSCHAFT

auf gutes, neues Leben gibt, fehlt es nicht an Menschen, die sich dorthin aufmachen. So bewegt sich das Bild in dem Spannungsfeld von Kritik an den aufgezeigten Zuständen und der Faszination, die gleichzeitig von den dargestellten Vorgängen ausgeht, die auch die Oper auszeichnet und ein Teil des Vergnügens ausmacht, das die Werke von Brecht so lebendig erhält. Spielerisch und leicht wird ein Vorgang in allen seinen Konsequenzen betrachtet. Brecht selber sagt, »der Name Mahagonny bezeichnet lediglich den Begriff einer Stadt. Er ist aus klanglichen (phonetischen) Gründen gewählt worden, die geographische Lage der Stadt spielt keine Rolle.«

der name mahagonny Die Versuche, die Herkunft des Namens Mahagonny dennoch zu deuten, zeugen ebenfalls von diesem Spannungsfeld. H. Wisskirchen hat einige Vorschläge zusammengetragen: »Nach Gunter G. Sehm geht er auf das Land »Magog« aus der Apokalypse zurück, neben Babylon die zweite Stadt der Sündhaftigkeit in der Bibel. In Anlehnung an das dreisilbige Babylon bildete Brecht sein Mahagon, wie die Stadt im Stück mehrfach genannt wird. Zu Beginn der 20 er Jahre bezeichnete Brecht mit Mahagonny den Antisemitismus. Dazu passt, dass die Völker, die Israel vernichten, nach der Prophezeiung Hesekiels aus Magog kommen werden. Wie Babylon in der Apokalypse eine Chiffre für Rom ist, ist Mahagonny für Brecht das Schlüsselwort für das Berlin der »Golden Twenties«, das sich dem aus Augsburg Zugereisten als neues SündenBabel darstellte. Nach Frederic Ewen steht der Name Mahagonny dem deutschen Wort Mahagoni so nahe, dass es davon abgeleitet

zu sein scheint. 1923 in München sprach Brecht von Mahagonny, um so die »Massen braunbehemdeter Kleinbürger« zu bezeichnen. Eine andere Theorie setzt nach Ewen den Ursprung des Namens noch früher an und deutet ihn als phantasievolles Trugbild einer Überseelandschaft mit tropischen Wäldern und Wolkenkratzern. Danach ist Mahagonny das Symbol für Amerika.« Aus der biblischen Vorzeit Babylons in die Goldenen Zwanziger Jahre Berlins, die Brecht in ein visionäres Amerika verlegt; wie bei so vielen seiner Stücke wird heute die Stadt Mahagonny in den postsozialistischen Überresten der Gegenwart wieder aufgebaut und in eine Landschaft versetzt, die anmutet, als ob Mad Max jederzeit erscheinen könnte. Statt Mad Max sind unsere zwei flüchtige Ganoven, die von einer Reifenpanne auf ihrem Weg in die neuen Goldgräbersiedlungen ausgebremst werden. Sie treffen auf die Witwe Leokadja Begbick, deren Einsicht in die menschlichen Verhältnisse und geschäftlichen Visionen sie überzeugt, in dieser öden Gegend zu bleiben: »Gut, dann bleiben wir hier: es ist mir eingefallen: wir bleiben hier. Wenn wir nicht hinaufkommen sollen, werden wir hier unten bleiben. Seht: alle Leute, die von dort herunter kamen und die Goldflüsse gesehen haben, sagten, dass die Flüsse das Gold sehr ungern hergeben. Es ist eine schlimme Arbeit und wir können nicht arbeiten. Aber ich habe diese Leute gesehen und ich sage euch, sie geben das Gold her. Ihr bekommt leichter das Gold von Männern als von Flüssen. Also lasst uns hier eine Stadt gründen und sie heißen: Mahagonny. Das heißt: Netzestadt.« Und so gründen sie die Netzestadt, in deren Netzen alle möglichen Leute festgehalten werden, hier auf dem Boden eines ausgetrockneten Meeres, wo nie mehr ein Fischer seine Netze auswerfen wird.

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Zitiert nach: H. Wisskirchen, Brecht / Weill: Alabama Song (aus Mahagonny 1930) 1990, aktualisiert 25.10.2007, darin: Gunter G. Sehm: Moses, Christus und Paul Ackermann. Brechts »Aufstieg und Fall der Stadt« Mahagonny, in: Brecht-Jahrbuch, 76; Frederic Ewen: Bertolt Brecht, Hamburg 1976


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Sonntag aus Licht LEIDENSCHAFT

»Heilig ist die Erde, auf der Du die Menschen lehrst…«

Michael, Sonntags-Gruss, »SonntaG« aus »Licht«


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Sonntag aus licht LEIDENSCHAFT

teil 1 uraufführung 9. apr. 2011 › staatenhaus Vorstellungen 20., 26., 28. apr. 2011 teil 2 uraufführung 10. apr. 2011 › staatenhaus Vorstellungen 21., 27., 29. apr. 2011 gesamtaufführungen (teil 1 & teil 2) 24. apr. 2011, 1. mai 2011 (zum letzten mal)

SoNNtaG aUS liCht

musikalische leitung Kathinka Pasveer Peter rundel szenisches konzept Carlus Padrissa & Franc aleu & roland olbeter

inszenierung Carlus Padrissa (la Fura dels Baus) bühne roland olbeter video Franc aleu kostüme Chu Uroz dramaturgie dr. thomas Ulrich

mit freundlicher Unterstützung

› oper von Karlheinz Stockhausen › in fünf Szenen und einem abschied

licht andreas Grüter

Stockhausen im Staatenhaus

klangregie Kathinka Pasveer Paul Jeukendrup ton igor Kavulek choreographie athol Farmer

adresse Staatenhaus am rheinpark Auenweg 17 50679 Köln anreise Bahn 1 / 9 › Bhf Deutz / Messe Bahn 3 / 4 › Bhf Deutz / Lanxess Arena Bahn s6 / s13/ s11/ s12 / re / rB › Bhf Köln Messe / Deutz Bus 250/260 › Bhf Deutz / Messeplatz Bus 150 › Im Rheinpark parkmöglichkeiten Parkplätze vorhanden

Wohl die größte Herausforderung für die Oper Köln in dieser an Abenteuern reichen Spielzeit dürfte die Uraufführung der letzten Oper von Karlheinz Stockhausen sein. Sie paßt perfekt zum Motto dieser Saison: »Oper in Bewegung«, denn man kann sie ohnehin nicht in einem herkömmlichen Opernhaus aufführen, in dem Bühne und Zuschauerraum getrennt sind: In zwei Szenen stehen oder bewegen die Musiker sich inmitten des Publikums. Und die letzte Szene benötigt zwei Säle, in denen simultan musiziert wird und das Publikum im Saal A durch Tonübertragung von Zeit zu Zeit mit dem Geschehen im Saal B verbunden wird – und umgekehrt. Deshalb wechselt die Oper Köln hinüber an das andere Rheinufer in das »Staatenhaus« am Rheinpark; in diesen riesigen denkmalgeschützten Bau aus den 20er Jahren werden zwei Säle eingebaut, in denen Stockhausens Werk zu sehen und zu hören sein wird. Das allein zeigt schon: »Sonntag« aus »Licht« sprengt den Rahmen des normalen Repertoires – diese Oper ist außergewöhnlich und verlangt das Außerordentliche. Wer es bringen will, muß etwas wagen und alle Kräfte dabei anspannen! Deshalb ist es kein Wunder, daß das Werk nach seiner Vollendung 2003 acht Jahre auf seine szenische Uraufführung warten mußte; Stockhausen selbst starb 2007 und hat sie somit nicht mehr erlebt, hat aber die konzertanten Uraufführungen der einzelnen Szenen der Oper noch selber betreut und geleitet. Worum geht es? Der »Sonntag« ist Teil des monumentalen Opernzyklus »Licht«, an dem der Komponist seit 1977 gearbeitet hat. Dieser Zyklus behandelt nacheinander die sieben Tage der Woche. Jeder Wochentag ist, nach den religiösen Traditionen der Menschheit, spezifisch geprägt –

chor James Wood andrew ollivant mit anna Palimina, Csilla Csövári, Noa Frenkel, maike raschke, hubert mayer, alexander mayr, michael leibundgut, Jonathan de la Paz Zaens, Knabe der Chorakademie dortmund sowie Chloé l’abbé, marco Blaauw, Benjamin Kobler, Ulrich löffler, Fie Schouten Cappella amsterdam Chor der oper Köln orchester › musikFabrik in Zusammenarbeit mit der musikFabrik

oPErNBaromEtEr ========== liEBE 100% tod 0% ===== tEUFEl 50%


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Sonntag aus Licht LEIDENSCHAFT

› Foto: glückimwinkl / photocase.com

das deuten schon die Namen der Tage an, die auf die Bezeichnungen von Himmelskörpern oder auf Götternamen zurückgehen. Dem entsprechend ist jeder Tag mit einem Grundthema des menschlichen Lebens verknüpft: der Montag mit der Frau, der Geburt, dem Leben; der Dienstag mit Konflikt und Krieg, der Mittwoch als Merkur-Tag mit Kommunikation und Verständigung, der Donnerstag mit Lernen und Höherentwicklung, der Freitag mit Versuchung und Fall, der Samstag mit dem Tod. Das bestimmt den Inhalt der einzelnen Opern des Zyklus; in seiner Gesamtheit erhebt er den Anspruch, die prägenden Kräfte des menschlichen Lebens und die thematischen Felder, in denen wir alle uns zu bewähren haben, vorzustellen. Dabei ist Stockhausen davon überzeugt: Man kann unser Leben und unsere Geschichte nur verstehen, wenn man sieht, daß wir in Beziehungen stehen, die unsere eigene Individualität und unsere Gesellschaft, auch die Welt-Gesellschaft, übersteigen. Wir sind kosmische Wesen, und wenn man das ausdrücken, sprachlich fassen und in eine Vorstellung bringen will, wird man in die Welt der Religion geführt. Deshalb gibt es im »LICHT« - Zyklus drei Hauptgestalten, die in unterschiedlichen Konstellationen immer wiederkehren, die Themen der Tage teils verkörpern, teils darin agieren, sich bewähren oder verfehlen: Michael, eine himmlische Gestalt, die wie Christus sich inkarniert, Mensch wird, um die Menschen zu Gott zu führen; Eva, die Frau, als Urmutter des Lebens; und Luzifer, der von Gott abgefallene Verwirrer, der die göttliche Ordnung nicht akzeptieren will, kritisch alles zersetzt, aber dadurch selber ungewollt ein wichtiger Motor von Fortschritt und Entwicklung wird. Damit ist schon angedeutet, wovon die Oper »SONNTAG« aus »LICHT« handelt: Der Sonntag ist der eigentliche Tag des Lichtes, der Tag des Herrn (z. B. im Spanischen: domingo), nach christlicher Überlieferung der Tag der Auferstehung, des Sieges Christi. Thema des »SONNTAG« ist also die Anbetung, die Verehrung Gottes; wenn man das auf die Hauptpersonen des Zyklus bezieht, geht es um die mystische Vereinigung von Michael und Eva. So ist diese Oper im Rahmen des Gesamtzyklus das Werk, in dem Religion direkt zum Hauptthema wird.

Sicher, in allen Tagen schwingt das Religiöse mit, schon durch das mythologische Personal, das hier auftritt; jeder Tag ist »aus Licht«, ist also durchdrungen von Gottes Gegenwart. Aber worum es da zunächst geht, sind die Themen des menschlichen Lebens, die man auch ganz profan verstehen kann – hier, im »SONNTAG« aber tritt das Religiöse selbst als zentrales Thema hervor. Deshalb hat Stockhausen jede einzelne Szene in der Partitur ganz ausdrücklich Gott gewidmet. Damit ist, jedenfalls in der Perspektive Stockhausens, der höchste Anspruch gestellt, der überhaupt denkbar ist; wenn von Gott die Rede ist, geht der Blick, das Denken, das künstlerische Gestalten ins Große, ins Universale. Und das eben nicht nur metaphorisch, sondern ganz konkret: Dann braucht man andere Räume, dann hat man umfassendere Ansprüche an die Musiker, dann sind noch andere Sinne beteiligt als nur das Sehen und Hören, dann braucht man als Musiker und Tänzer eine geistige Einstellung, die über das rein Professionelle hinausgeht und als Publikum eine ganz große Erwartung und Aufgeschlossenheit – kurz: man braucht von allem mehr, als man billigerweise erwarten kann. Denn die Präsenz Gottes sprengt alle Grenzen. Deshalb läßt sie sich ja auch nicht herstellen, denn alles, was wir tun, auch das Außerordentliche, bleibt begrenzt. Aber wenn wir an die Grenzen unserer Möglichkeiten gehen, die Grenzsteine gar ein wenig nach außen zu rücken suchen, dann weisen wir auf das Unbegrenzte hin, um das es eigentlich geht. Dieser Impetus durchzieht den »SONNTAG« aus »LICHT« von Anfang bis Ende und macht ihn zu einem außerordentlichen Werk. »Anbetung Gottes«, »mystische Vereinigung«, das scheint allerdings für eine Opern-Handlung wenig geeignet. Und tatsächlich erzählt der »SONNTAG« aus »LICHT« keine fortlaufende Geschichte. Eher kann man sagen: In den einzelnen Szenen öffnen sich unterschiedliche Räume und Situationen für das Gotteslob. Dabei kommt, dem umfassenden Anspruch des Werkes getreu, die Welt in all ihren Dimensionen ins Spiel. In der 1. Szene beginnt es mit dem ganz Großen, dem Blick in den Weltraum. »Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre« –


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› Foto: Maria Vaorin / photocase.com

dieses altehrwürdige Motiv wird hier ganz neu und ganz unmittelbar zu Musik, wenn die Bewegungen der Planeten und Monde in die Tonbewegungen der Musik im Raum übersetzt werden. Dann erscheinen die Engels-Scharen, die vor Gott sich bewegen und ihm zu Ehren singen. Eher müßte man allerdings sagen: Sie singen ihm und uns zur Freude, denn es erklingt nichts Erhabenes oder gar steif Abgemessenes, sondern diese Gottesboten erweisen sich auch (nicht ausschließlich!) als munteres Völkchen, das mit Giggeln und Küssen sich seines Lebens freut und so auch ungewohnte Wege zur Liturgiereform beschreitet. Es geht weiter mit einem Blick auf das irdische Leben in seinen verschiedenen Dimensionen, vom Stein bis zu sublimen geistigen Manifestationen, die alle auf jeweils eigene Weise Gottes Schöpferkraft widerspiegeln. Dann, in einem Rückblick auf die einzelnen Tage des »LICHT«-Zyklus, erscheinen die Bewährungsfelder des menschlichen Lebens – hier kommen dann auch Michael und Eva leibhaftig auf die Bühne in überraschender und anrührender Form. Und schließlich in der letzten Szene, in »HOCH-ZEITEN«, die menschliche Beziehung von Ich und Du, das erotische Spiel der Geschlechter als Erfahrungsweise der mystischen Vereinigung von Michael und Eva, von Gott und Mensch, als Hinweis auf den Gott, aus dessen schöpferischer Liebe alles entsprungen ist und zu dem hin wir uns entwickeln können und sollen. Damit öffnet sich ein universales Feld von Phänomenen, die in der Opernaufführung sinnlich erfahrbar werden. Ganz im Vordergrund aber steht die Musik. Wir sind es von der Tradition her gewohnt, daß einer Oper eine bestimmte Geschichte zugrunde liegt, die der Komponist dann vertont – das ist bei Stockhausen anders. Hier ist die Musik der eigentliche Protagonist. Deshalb kommen in den großen Rollen auch Instrumentalisten auf die Bühne. Denn die Hauptpersonen, in »SONNTAG« aus »LICHT« Michael und Eva, sind zunächst musikalische Gestalten, Melodien, »Formeln« wie Stockhausen sie nennt – erst in zweiter Linie werden sie dann mit einem Akteur auf der Bühne verbunden. Um das Schicksal, die Geschichte dieser musikalischen Gestalten geht es, wie

sie erscheinen, sich verändern, aufeinander reagieren, sich vereinen. Die Geschichte, die erzählt wird, ist also ganz unmittelbar eine musikalische Geschichte. Das wird besonders deutlich in der 1. Szene, in der es um die Bewegungen der Gestirne geht: Die Instrumentalisten des Orchesters sind hier in dem Raum verteilt, in dem auch das Publikum sitzt, und die musikalischen Gestalten, die Motive und Melodien gehen von einem Instrument zum nächsten und wandern so durch den Raum, wie die Himmelskörper durch den Raum des Sonnensystems fliegen – eine so noch nie gehörte Raum-Musik, die der Musik eine neue Dimension erschließt: die Bewegung im Raum, die ebenso komponiert ist wie Tonhöhe, Rhythmus, Lautstärke und Klangfarbe. Eine besondere Herausforderung für die Musiker, aber auch für die Hörer. Stockhausen liebte solche Herausforderungen – erst dann war für ihn ein neues Stück gerechtfertigt, wenn es etwas Neues ausprobiert, bislang verschlossene Türen öffnet. So ist auch der »SONNTAG« aus »LICHT« voll von Überraschungen – subtilen, die sich nicht so leicht erschließen (wie die Beziehung der musikalischen Stimmen in der 3. Szene), und offensichtlichen wie in der 4. Szene, in der auch noch Düfte komponiert werden, oder in »HOCH-ZEITEN«, wo es darum geht, das zeitversetzt identische musikalische Geschehen in zwei Sälen, die akustisch voneinander isoliert sind, aufeinander zu beziehen. Einfach spannend! Ich persönlich denke, wir können uns glücklich schätzen, daß es der Oper Köln gelungen ist, für die Inszenierung dieses Werkes das spanische Regieteam um Carlus Padrissa (den Mitbegründer der Theatergruppe »La Fura dels Baus«) zu gewinnen. Denn Padrissa, der Videokünstler Franc Aleu und der Bühnenbildner Roland Olbeter sind in einer wichtigen Hinsicht Stockhausen geistesverwandt: Auf der einen Seite gehen sie ganz unmittelbar, auf naive Weise (und damit meine ich: frisch und direkt) mit ihren Themen um, auf der anderen Seite sind sie begeistert von den modernen technischen Hilfsmitteln künstlerischer Gestaltung und setzen sie ein, um spektakuläre Wirkungen zu erzielen. Deshalb können wir etwas Besonderes erwarten! Dr. Thomas Ulrich, Theologe und Gastdramaturg


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Karlheinz Stockhausen › Komponist geboren am Mittwoch, den 22. August 1928 in Mödrath bei Köln, gestorben am Mittwoch, den 5. Dezember 2007 in Kürten. Stockhausen komponierte 372 einzeln aufführbare Werke, veröffentlichte Texte zur Musik (Bände 1 – 10 Stockhausen-Verlag) sowie eine Serie Hefte mit Skizzen und Erläuterungen eigener Werke. Die ersten 36 Partituren wurden bei der Universal Edition Wien verlegt, alle anderen im 1975 gegründeten Stockhausen-Verlag, der auch seit 1991 in einer StockhausenGesamtausgabe 139 CDs veröffentlichte. Seit 1998 finden jährlich die Stockhausen-Kurse Kürten für Komponisten, Interpreten, Musikwissenschaftler und Gasthörer statt. Stockhausen komponierte seit 1977 das musikszenische Werk »licht«, »Die sieben Tage der Woche«. »LICHT« mit den »Sieben Tagen der Woche« umfasst ca. 29 Stunden Musik: »DONNERSTAG« aus »LICHT« 240 Minuten; »SAMSTAG« aus »LICHT« 185 Minuten; »MONTAG« aus »LICHT« 278 Minuten; »DIENSTAG« aus »LICHT« 156 Minuten; »FREITAG« aus »LICHT« 290 Minuten; »MITTWOCH« aus »LICHT« 267 Minuten; »SONNTAG« aus »LICHT« 298 Minuten. Nach der Uraufführung von »LICHT-BILDER« am 16. Oktober 2004, der zuletzt komponierten Szene von Stockhausens Werk »LICHT«, begann Stockhausen das Werk »KLANG«, »Die 24 Stunden des Tages«. Bis 2007 komponierte er die 1. Stunde »HIMMELFAHRT« bis zur 21. Stunde »PARADIES«. Bereits die ersten Kompositionen der »Punktuellen Musik« wie »KREUZSPIEL« (1951), »SPIEL für Orchester« (1952) und »KONTRA-PUNKTE« (1952/53) brachten Stockhausen internationale Berühmtheit. Seitdem werden seine Werke von den einen auf das Äußerste bekämpft und von den anderen verehrt. Wesentliche Errungenschaften der Musik seit 1950 sind durch seine Kompositionen modellhaft geprägt worden: Die »Serielle Musik«, die »Punktuelle Musik«, die »Elektronische Musik«, die »Neue Schlagzeugmusik«, die »Variable Musik«, die »Neue Klaviermusik«, die »Raum-Musik«, »Statistische Musik«, »Aleatorische Musik«, »Live-elektronische Musik«; neue Synthesen von »Musik und Sprache«, eines »Musikalischen Theaters«, einer »Rituellen Musik«, »Szenischen Musik«; die »Gruppen-Komposition«, polyphone »Prozess-Komposition«, »Moment-Komposition«, »Formel-Komposition«

bis zur gegenwärtigen »Multiformalen Komposition«; die Integration ›gefundener Objekte‹ (Nationalhymnen, Folklore aller Länder, Kurzwellenereignisse, »Tonszenen« usw.) in einer »Weltmusik« und einer »Universalen Musik«; die Synthese europäischer, afrikanischer, lateinamerikanischer und asiatischer Musik in einer »Telemusik«; die vertikale »Oktophone Musik«. Von Anfang bis Ende ist seinem Werk eine Bestimmung als »geistliche Musik« zu eigen, die nicht nur in Kompositionen mit geistlichen Texten, sondern auch in den anderen Werken über »Oberton-Musik«, »Intuitive Musik«, »Mantrische Musik« bis zur »Kosmischen Musik« in »STIMMUNG«,

»AUS DEN SIEBEN TAGEN«, »MANTRA«, »STERNKLANG«, »INORI«, »ATMEN GIBT DAS LEBEN«, »SIRIUS«, »LICHT«, »KLANG« immer deutlicher wird. In einem von Stockhausen entworfenen Kugelauditorium wurden während der Weltausstellung Expo ’70 in Osaka, Japan, mit 20 Instrumentalisten und Sängern an 183 Tagen 5 Stunden täglich die meisten bis 1970 komponierten Werke Stockhausens für über eine Million Zuhörer aufgeführt. Stockhausen ist das Beispiel par excellence des Komponisten, der nahezu alle Uraufführungen seiner Werke selbst dirigiert oder mitgespielt oder als Klangregisseur geleitet und in unzähligen modellhaften Aufführungen und Tonbandaufnahmen in allen Ländern realisiert hat. Außer mehreren Gastprofessuren in der Schweiz, in USA, Finnland, Holland, Dänemark wurde er 1971 zum Professor für Komposition an der Staatlichen Hochschule für Musik Köln, 1996 zum Ehrendoktor der Freien Universität Berlin, 2004 zum Ehrendoktor der Queen’s University Belfast ernannt. Er war Mitglied von zwölf internationalen Akademien der Künste und Wissenschaften, ab 1988 Ehrenbürger der Gemeinde Kürten, wurde Commandeur dans l’Ordre des Arts et des Lettres, erhielt viele Schallplattenpreise und Auszeichnungen, u. a. das Bundesverdienstkreuz I. Klasse, den Siemens-Musikpreis, die Picasso-Medaille der UNESCO, den VerdienstOrden des Landes Nordrhein-Westfalen, acht Musikeditionspreise des Deutschen Musikverlegerverbandes, den BACH-Preis Hamburg, den Kulturpreis Köln, und 2001 den POLAR MUSIC PRIZE mit der Laudatio: »Karlheinz Stockhausen erhält den Polar Music Prize des Jahres 2001 für die Karriere eines Komponisten, die durch makellose Integrität und nie endende Kreativität gekennzeichnet ist, und dafür, dass er seit 50 Jahren an der vordersten Front der musikalischen Entwicklung gestanden hat.«


Sonntag aus Licht LEIDENSCHAFT

› Karlheinz Stockhausen (Mai 2003 im Teatro Comunale di Modena) › Foto: Rolando Paolo Guerzoni

Stockhausen in eigenen Worten »Das Wort LICHT war ziemlich bald da, denn es ist durch unsere großen Lehrer immer wieder klar geworden: ob im religiösen oder profanen Bereich oder im abstrakt philosophischen, ob Christus oder Aurobindo es verwendet. Der eine sagt: »Ich bin das Licht« – oder »Gott ist das Licht«, der andere sagt: »Das Universum ist das Licht«, »das Sein ist das Licht« oder »Der Gedanke ist das Licht«. Licht ist offenbar Geist überhaupt, Manifestation des vollkommenen, alles durchdringenden, alles erhellenden Geistes. Dafür haben wir dieses Universalwort, und es kann kein anderes Wort an seine Stelle treten als Name meines Werkes.« »Alles, was mit der WOCHE zu tun hat, ist mit den Lichtgöttern verbunden, die den sieben Tagen ihre Bedeutung geben. Die WOCHE ist nichts anderes als ein Lichtbogen.« »Jeder weiß, daß ich weder in das Lager der Katholiken noch der Protestanten noch der jüdischen Gläubigen noch der Mohammedaner noch der Buddhisten gehöre. Was mich interessiert, ist die ganze Struktur, die geistige Struktur und Hierarchie des Universums, in der jeder einzelne Mensch ein geistiges Wesen und nur temporär ein körperliches Wesen ist, ein »Mensch«, eine zeitlose Individualität, ein ewiger Geist.« »Das ist keine Religion. Das ist eine Einstellung zum Leben, eine Haltung, ein Lebenswissen. Ich mag in diesem Zusammenhang das Wort »Religion« nicht, dann kommt einem gleich wieder die ganze Hierarchie, die Organisation in den Sinn.« »In dem, was ich mache, ist zwar von allen Religionen etwas enthalten, aber auch viel Erfahrung meines eigenen Lebens.«

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Fundstücke ANTRIEB

fundstücke

Dehydrierte Zeichenwelt text Till Schröder foto Matthias Baus

Das Detail erzählt die eigentliche Geschichte, sagt nicht nur der Kriminalist. Auf Streifzug durch die Ecken und Nischen der Oper Köln

am rande › bodenkultur Ein Kubikmeter Erde enthält mehr Lebewesen als es Menschen gibt. Im Humus ist Multikulti bereits eine Selbstverständlichkeit: Das Edaphon, die Gesamtheit aller Fauna und Flora im Boden, besteht zu 40% aus Bakterien, zu 40% aus Algen und Pilzen, zu 12% aus Regenwürmern, zu 5% aus übriger Makrofauna (Polychaeten, Gastropoda, Arachnida) und zu 3% aus restlicher Mikrofauna (Nematoden, Milben, Collembolen).

Piktogramme sind was Feines. Sie ordnen den Alltag für uns, reduzieren Komplexität und sind auch noch possierlich. Man denke nur an die vielen netten Männchen und Weibchen, die spurtend Notausgänge und wc-Türen markieren. Es gibt aber auch die Kategorie »Häh?«. So auch das Vorliegende aus dem Staatenhaus am Rheinpark, Aufführungsort von »sonntag« aus »licht«. Becher nur hier umkippen? Eimer nur hier entleeren? Gigantische Heftklammer hier benetzen? Fragt man das umherstreunende Personal, blitzt die Weisheit auf: Hinter dem Rollladen befinden sich eine Spüle und Anschlüsse für Feuerwehrschläuche. Ah. Doch, warum ist der Rollladen runter? Aus Schutz vor Putznomaden? So viel fahrendes Putzvolk kann es gar nicht geben, das mit schwappenden Eimern umherzieht, immer auf der Suche nach unbeaufsichtigten Auffangbecken für ihr brackiges Putzwasser. Oder bettelt die Spüle zu oft bei vorbeilaufendem Publikum: »Haste mal nen Tropfen?« Das würde erklären, warum aus »Bitte hier ausschütten« dank multivalenter Piktographie »Vorsicht! Spüle bitte nicht füttern!« wird. Schon schlau, so ein Piktogramm.


Fundstücke   ANTRIEB

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Oper für Kinder & Jugendliche ANTRIEB

oper /  für Kinder & Jugendliche \ Köln

Spielplatz       opernhaus text Tanja Fasching Fotos Paul Leclaire

Gibt es die Stadt Mahagonny wirklich? Was machen Leokadja Begbick, Jenny und Jim dort? Und wie wird die Geschichte enden?

kinderrätsel

Wenn Du gut beobachten und genau hinhören kannst, wird es sicher kein Problem für Dich, das Kinderrätsel zu lösen! Bei der Vorstellung von Kurt Weills »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« am 3. April 2011 ( Vorstellungsbeginn 18.00 Uhr) im Opernhaus bekommst Du vor Vorstellungsbeginn eine für Dich gestaltete Handlung des Werkes sowie einen Fragebogen zum Geschehen auf der Bühne. Kreuze die jeweils richtige Antwort an, trage Deine Anschrift ein und wirf den Fragebogen in die goldene Box im Foyer. Hast Du alle Rätsel richtig gelöst, nimmst Du an einer Verlosung teil! Viel Vergnügen und viel Glück!

Kinderrätsel »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« › 3. Apr. 2011 › 18:00 Uhr › Opernhaus


Oper für Kinder & Jugendliche   ANTRIEB

› Meta-Ebenen: Das Schattenspiel in Hintergrund, das Kinderspiel im Vordergrund – zusammen eine Entführung in neue Wirklichkeiten

Rückblick

Oper im Veedel

Ein musikalisches Schattentheater zur »Entführung aus dem Serail« Drei Mal präsentierten die Schülerinnen und Schüler der Elly-HeussKnapp-Realschule aus Köln-Mülheim vor einer normalen Abendvorstellung ihre Fassung von Mozarts »Entführung aus dem Serail«. Mit Musik, Gesang, Schauspiel und Schattentheater erstellten sie, gemeinsam mit ihrer Pädagogin Monika Willems und Frank Rohde, Theaterpädagoge der Bühnen Köln, eine knapp 15-minütige Version des Singspiels. Über Monate haben die Kinder Noten lesen, ein Instrument spielen und die selbstgemachten Puppen bewegen gelernt. Die Dialoge entstanden in vielen Proben und Gesprächen. Monika Willem’s Anliegen: »Hier lernen sie, dass es sich lohnt, längere Zeit bei einer Arbeit zu bleiben, durchzuhalten. Das bestätigt ihnen der Beifall.« – Die Oper Köln gratuliert ganz herzlich zu diesem kreativen, humorvollen und kurzweiligen Werk!

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Kinderoper –   der Fliegenpilz auf Erfolgskurs! illustration formdusche

Unser Jubiläumsjahr 2011 Die Kinderoper wird 15 Wir möchten mit Ihnen gemeinsam den 15. Geburtstag der Kinderoper Köln feiern! Bestaunen Sie mit uns ab dem 1. Januar 2011 die täglichen VideoGlückwünsche auf dem Blog: www.liebedeinekinderoper.de Kölner Bürger und Prominente gratulieren in kleinen Filmen der Kinderoper Köln zum 15-jährigen Jubiläum und wünschen ihr den Wiedereinzug an den Offenbachplatz! Auf diesem Blog können auch Sie Ihre Glückwünsche und Kommentare zum Jubiläum der Kinderoper Köln verewigen – wir freuen uns über einen regen Austausch mit Ihnen! Feiern Sie mit! Ihre Elena Tzavara Leiterin der Kinderoper Köln

Gründungssponsor:

Die Kinderoper feiert ihren 15. Geburtstag.   Seit ihrer Gründung im Jahr 1996 erfreut sich die Kinderoper Köln – die erste ihrer Art in Europa – größter Beliebtheit. Den Förderverein der Kinderoper zu Köln und den Gründungssponsor, der Lebensmittelhersteller Yakult, trieb eine Idee: Jungem Publikum mit anspruchsvollem, aber die junge Hörerschaft nicht überforderndem Musiktheater Geschmack auf die Welt der Oper zu machen. Ein Konzept, das auch im nunmehr 15. Jahr seinen Vorbildcharakter nicht eingebüßt hat und vielerorts nachgeahmt wird. Mitglieder des Gürzenich-Orchesters sowie die Sänger der Oper und des Opernstudios bestreiten die Aufführungen auf höchstem musikalischem Niveau. »Unzählige Kinder, die das Programm mögen, haben Lust bekommen, sich auch regelmäßig in das große Haus zu wagen« schwärmt die Autorin und opernbesessene Elke Heidenreich. Seit der Anfangsstunde dabei, hat sie als Librettistin der Kinderoper wertvolle Dienste geleistet. In der Tat: Die junge Sparte hat die Kinder mit dem Opernvirus über Jahre infiziert und somit einen enormen Beitrag zur Schaffung des künftigen Publikums geleistet. Nach Christian Schuller und Eike Ecker setzt seit 2009 die junge Regisseurin Elena Tzavara im Dekor des neuen Logos, dem Fliegenpilz, die Erfolgsgeschichte der etablierten und von so vielen Besuchern geliebten Institution fort. Am jetzigen Interimsspielort im »Alten Pfandhaus« am Kartäuserwall 20 ziehen weiterhin die liebevollen Inszenierungen das junge Publikum in ihren Bann. Das Ergebnis: Zustände wie in Bayreuth zur Festspielzeit, alle Vorstellungen sind lange im Voraus ausverkauft! Ins neue Quartier in der Kölner Südstadt ist neben dem Ensemble auch ein prominenter Schirmherr mit eingezogen. Kinderliebling und Moderator Ralph Caspers (»Wissen macht Ah!«, »Die Sendung mit der Maus«) unterstützt das Haus und mischt kreativ mit. Summa summarum: die Kölner Kinderoper – der Fliegenpilz auf Erfolgskurs



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unsere soziale reihe

Kinderoper Köln gründet die Reihe »Kinderoper für alle!« Fotos Matthias Baus

Soziale Projekte mit der Kinderoper Köln Mit der Reihe »Kinderoper für alle!« hat sich die Kinderoper Köln gemeinsam mit ihrem Gründungssponsor YAKULT einem neuen, sozialen Projekt verschrieben. Ziel ist es, vor allem körperlich und geistig behinderten Kindern aus integrativen Institutionen den Zugang zur Kinderoper zu ermöglichen. Den Auftakt von »Kinderoper für alle!« am 29. September 2010 machte die Kinderoper Köln mit ihrem Auftragswerk »Vom Fischer und seiner Frau« in der Komposition von Ingfried Hoffmann. Mehr als 120 Kinder und Betreuer aus der Integrativen Kindertagesstätte am Dellbrücker Mauspfad und der Rheinischen Körperbehindertenschule Leichlingen verfolgten gebannt die Geschichte vom gutmütigen Fischer, seiner immer habgieriger werdenden Frau Ilsebill und dem Butt, dem verwunschenen Prinzen. Der Erfolg von »Kinderoper für alle!« soll weiter ausgebaut werden: Interessierte Institutionen können sich direkt mit der Kinderoper in Verbindung setzen und sich für eine eigene Vorstellung bewerben. Wir freuen uns auf zahlreiche Bewerbungen! Ihre Elena Tzavara Bewerbungen bitte an elena.tzavara@stadt-koeln.de


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IM AKTUELLEN SPIELPLAN der kinderoper im alten Pfandhaus am Kartäuserwall 20, Nähe Chlodwigplatz

unsere nächste premiere

Das Kind und der Zauberspuk

L’ enfant et les sortilèges › Von Maurice Ravel › Lyrische Fantasie in zwei Teilen › Uraufführung 1925 › Monte Carlo › Libretto von der Dichterin Colette › Textfassung nach Elke Heidenreich › Orchesterbearbeitung von Didier Puntos So hat sich das Kind das nicht vorgestellt: Sicher, es hatte keine Lust auf Hausarbeiten, die ewige Nörgelei der Mutter hat auch genervt und im Eifer des Gefechts kann auch mal etwas kaputt gehen, aber wieso beginnen auf einmal alle Gegenstände im Zimmer lebendig zu werden? Teetasse und Kanne tanzen einen flotten Ragtime, die Standuhr läuft im Kreis, Stuhl und Sessel verspotten das Kind. Selbst die Prinzessin aus dem Märchenbuch taucht auf und macht Vorwürfe. Die ganze Welt des Kindes steht auf dem Kopf, und auch im Garten findet es keine Ruhe: Die Tiere und Bäume wollen sich ebenso für die ewigen Streiche des ungezogenen Kindes rächen. Doch die Verletzung eines kleinen Eichhörnchens ändert die ganze Situation, und die Welt wird wieder ins rechte Licht gerückt … Maurice Ravels Spukgeschichte kommt in einer lebendigen Neuinszenierung zurück an die Kölner Kinderoper. (et)

› regie Tomo Sugao › bühne Ulrike Plehn › Kostüm Marie Gerstenberger › dramaturgie Lars Gebhardt empfohlen für kinder ab 6 Jahren aufführungsdauer ca. 50 Minuten

premiere: 22. Feb. 2011 Weitere Vorstellungen: im Februar und März 2011


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MEISTERKONZERTE KÖLN

Westdeutsche Konzertdirektion Köln

musikalische Höhepunkte seit 1913

Sa, 08.01.11

Kölner Konzert Kontor Heinersdorff

ACADEMY OF ST. MARTIN IN THE FIELDS SIR NEVILLE MARRINER Dirigent MARTIN HELMCHEN Klavier Berlioz · Mozart · Dvoˇrák

Di, 18.01.11

KAMMERAKADEMIE POTSDAM NILS MÖNKEMEYER Viola

Bach · Revueltas · Telemann · Mozart So, 30.01.11

TSCHECHISCHE PHILHARMONIE ELIAHU INBAL Dirigent NIKOLAJ ZNAIDER Violine

Sibelius · Mahler Mo, 14.02.11

PHILHARMONISCHES ORCHESTER ODESSA HOBART EARLE Dirigent GÜLSIN ONAY Klavier

Chopin · Tschaikowsky · Tschaikowsky unsere uraufführung

Do, 17.02.11

Schneewittchen

UNGARISCHE NATIONALPHILHARMONIE ZOLTÁN KOCSIS Dirigent JULIA FISCHER Violine DANIEL MÜLLER-SCHOTT Violoncello Liszt · Brahms · Brahms

Mi, 02.03.11

Eine phantastische Oper für Kinder ab 5 Jahren und für den Rest der Welt

Schneewittchens Stiefmutter ist schön, sehr schön sogar. Die allgemeine Begeisterung für ihr Aussehen ist aber der Königin offensichtlich so sehr zu Kopf gestiegen, dass sie starke Anzeichen eines krankhaften Schönheitswahnes ausbildet: Niemand darf schöner sein als sie, koste es, was es wolle! Eines Tages antwortet sogar ihr eigener Zauberspiegel auf die immergleiche Frage der Königin nach der Schönsten im Land: »Ja, die Königin sei gewiss sehr schön, aber Schneewittchen sei noch tausendmal schöner als sie ...« Vor Wut kann sie sich nicht mehr halten und brütet einen teuflischen Plan aus. Die Geschichte nimmt ihren Lauf – auch hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen … Mit »Das Opernschiff« hatte der junge Komponist Marius Felix Lange nach einem Libretto von Elke Heidenreich schon vor 5 Jahren eine sehr erfolgreiche Kinderoper für die Kinderoper Köln geschrieben. Mittlerweile hat sich Lange als Komponist (insbesondere auch für Kinderohren) europaweit einen Namen gemacht; nicht zuletzt mit seiner Komposition »Das Orchester zieht sich an«, musikalische Lesung nach dem Buch von Karla Kuskin, die als Aufnahme mit Musikern des Gürzenich-Orchesters entstanden ist. So war es uns ein dringender Wunsch, ihn abermals für eine Komposition für die Kinderoper Köln zu begeistern. (et) › Musikalische Leitung Samuel Hogarth › Regie Elena Tzavara › Co-Regie Ralph Caspers › Bühne Conrad Moritz Reinhardt › Kostüme Elisabeth Vogetseder › Mit Sängern des Opernstudios Kölns › Mit Musikern des Gürzenich-Orchesters empfohlen für kinder ab 5 Jahren aufführungsdauer ca. 60 Minuten

Uraufführung: am 21. Apr. 2011 Weitere Vorstellungen: im April, Mai, Juni, Juli 2011

Schnelzer · Beethoven · Brahms Fr, 11.03.11

MUTTERS VIRTUOSI

Stipendiaten des Freundeskreises A.-S.-Mutter-Stiftung

ANNE-SOPHIE MUTTER Leitung und Solo-Violine

u. a. Vivaldis 4 Jahreszeiten Sa, 12.03.11

WIENER SYMPHONIKER ADAM FISCHER Dirigent ALICE SARA OTT Klavier

Liszt · Brahms Mo, 28.03.11

BERGEN PHILHARMONIC ORCHESTRA ANDREW LITTON Dirigent MARTIN GRUBINGER Schlagzeug

Grieg · Wallin · Tschaikowsky Mi, 06.04.11

LONDON PHILHARMONIC ORCHESTRA YANNICK NÉZÉT-SÉGUIN Dirigent LARS VOGT Klavier

Beethoven · Berlioz Di, 14.04.11

I MUSICA DI ROMA ALISON BALSOM Trompete

Albinoni · Händel · Telemann · Vivaldi Mi, 25.05.11

AMSTERDAM SINFONIETTA DAVID FRAY Klavier

Berg · Verbey · Mozart · Mahler

Alle Infos und Einzelpreise unter www.wdk-koeln.de Alle Konzerte in der Kölner Philharmonie, 20 Uhr.

Änderungen vorbehalten!

› Auftragswerk der Kinderoper Köln › nach dem Märchen der Gebrüder Grimm › Musik & Libretto von Marius Felix Lange › Konzeption von Ralph Caspers und Elena Tzavara

SWEDISH CHAMBER ORECHSTRA THOMAS DAUSGAARD Dirigent KIT ARMSTRONG Klavier

Westdeutsche Konzertdirektion Obenmarspforten 7-11 · 50667 Köln Tel. 02 21/ 2 58 10 17 · Fax 2 57 89 49 wdkk@netcologne.de · www.wdk-koeln.de


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Gürzenich-Orchester Köln ANTRIEB

gürzenich-orchester

»Das Gürzenich-Orchester in der Kölner Philharmonie«

› Markus Stenz, Gürzenich-Kapellmeister und Generalmusikdirektor der Stadt Köln

› Sabine Meyer

Sinfoniekonzert 05

Sinfoniekonzert 06

Hans Werner Henze komponierte 2008 sein »Elogium Musicum«, einen musikalischen Nachruf auf seinen Lebenspartner Fausto Moroni. Der lateinische Text, durchsprenkelt mit deutschsprachigen Einschüben, imaginiert zwei Falken, von denen der eine »durchschossen und zerfetzt« vom Himmel fällt. Dem anderen bleibt nichts »als wegzufliegen in die Nacht«. Wegfliegen, weiterfliegen, weiterleben, weiterkomponieren. Hans Werner Henze erreicht mit seinem Klagegesang ein großes Leuchten und eine kristalline Klarheit seiner Musik. In seinem großen Chorwerk ist gemeinsam mit dem Gürzenich-Orchester zum ersten Mal der MDR Rundfunkchor zu erleben. Der zweite Teil des Konzertes unter der Leitung von Gürzenich-Kapellmeister Markus Stenz ist der 3. Sinfonie von Beethoven gewidmet, der »Eroica«.

Zwei Stars vereint das 6. Sinfoniekonzert: Die Klarinettistin Sabine Meyer, eine der weltweit bedeutendsten Solistinnen überhaupt, spielt Aaron Coplands »Konzert für Klarinette, Streicher, Harfe und Klavier«. Und am Dirigentenpult gibt sein Debüt beim GürzenichOrchester Robin Ticciati, der mit 22 Jahren bereits an der Mailänder Scala dirigierte. Er hat im Reisegepäck die 4. Sinfonie von Johannes Brahms und die Ballettmusik »Orpheus« von Igor Strawinsky.

› 30. Jan., 11:00 Uhr › 31. Jan., 20:00 Uhr › 01. Feb. 2011, 20:00 Uhr › Kölner Philharmonie

› 27. Feb., 11:00 Uhr › 28. Feb., 20:00 Uhr › 01. Mär 2011, 20:00 Uhr › Kölner Philharmonie


Gürzenich-Orchester Köln   ANTRIEB

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› Dmitrij Kitajenko

› Akiko Suwanei

Sinfoniekonzert 07

Sinfoniekonzert 08

Seit vielen Jahren pflegt das Gürzenich-Orchester mit seinem Ehrendirigenten Dmitrij Kitajenko eine fruchtbare Zusammenarbeit. Der Schwerpunkt liegt auf der russischen Musik, die Kitajenko, der noch mit Schostakowitsch zusammengearbeitet hat, wie kein anderer zu vermitteln weiß. In seinem diesjährigen Konzert mit dem Gürzenich-Orchester ist er aber auch als feinfühliger Interpret des deutschen Repertoires kennen zu lernen: Neben Tschaikowskys Sinfonie Nr. 5 in e-Moll wird er Mozarts »Linzer Sinfonie« in C-Dur KV 425 und die Ouvertüre zu »Oberon« von Carl Maria von Weber dirigieren.

Märchenhaftes steht auf dem Programm des 8. Sinfoniekonzertes: Emmanuel Krivine dirigiert die Suite »Ma mère l’oye«, eine Ballettmusik von Maurice Ravel nach einem berühmten französischen Märchen und von Nikolai Rimski-Korsakow die Sinfonische Suite »Scheherazade« op. 35. Solistin in Sergej Prokofjews 1. Violinkonzert ist Akiko Suwanei, die weltweit mit Größen wie Lorin Maazel, Zubin Mehta und Seiji Ozawa auftritt.

› 20. Mär., 11:00 Uhr › 21. Mär., 20:00 Uhr › 22. Mär. 2011, 20:00 Uhr › Kölner Philharmonie

› 3. Apr., 11:00 Uhr › 4. Apr., 20:00 Uhr › 5. Apr. 2011, 20:00 Uhr › Kölner Philharmonie


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Gürzenich-Orchester Köln ANTRIEB

gürzenich-orchester

»FuSSball oder Blaskapelle« text Annette Schroeder foto Matthias Baus

Fußball oder Blaskapelle – das war für Bruno Feldkircher, Solotrompeter des Gürzenich-Orchesters, mit sechs Jahren die Frage. Wenn er inzwischen auch Mahler, Wagner und Strauss lieben gelernt hat – in der Blaskapelle spielt er noch immer gern.

»Ich komme vom Land, und etwas anderes gab es dort nicht.« Ein Glück, denn sonst wäre der Tirolerbub wohl nicht Solo-Trompeter des Gürzenich-Orchesters geworden. Denn schon für den Sechsjährigen, der auf dem Dorfplatz die heimische Blaskapelle Angerberg-Mariastein hörte, stand fest: »Ich wollte Trompete spielen, das war mein Trauminstrument.« Und zwar lange, bevor ihm überhaupt klar wurde, welches Spektrum die Königin der Blasinstrumente bietet: »Sie hat eine große Farbpalette, die Möglichkeiten, den Klang zu variieren, sind vielfältig, das Repertoire ist groß, und schließlich kann ihr Ton das gesamte Orchester überstrahlen«, sagt der heute 40-Jährige. Bis sein Traum in Erfüllung ging, musste der kleine Bruno erst einmal zwei Jahre lang Blockflöte lernen – die Mutter wollte es so. Der erste Trompetenlehrer war ein Klarinettist, der zweite ein Tenorhornspieler – alles Musiker aus der geliebten Blaskapelle, in der Bruno Feldkircher noch heute spielt, wenn er in der Heimat ist. »Es besteht da eine große Tradition, und das spielerische Niveau ist sehr hoch, aber damals gab es einfach keine Ausbildungsmöglichkeiten für mich«, erinnert sich Bruno Feldkircher. Den ersten Fachunterricht erhielt er erst als 16-Jähriger an der Musikschule. »Mein Lehrer hat mir eine Aufnahme von Mahlers Fünfter, dirigiert von Leonard Bernstein, in die Hand gedrückt«; und fortan war Bruno Feldkircher der sinfonischen Musik verfallen. Nach dem Studium an der Musikhochschule München ging es stetig aufwärts: Engagements in der bayerischen Landeshauptstadt, in Essen und Duisburg schlossen sich an; und seit 2006 versieht Bruno Feldkircher seinen Dienst beim Gürzenich-Orchester in der Kölner Philharmonie und im Orchestergraben der Oper am Offenbachplatz. Mit der rheinischen Mentalität hat er sich inzwischen angefreundet: »Am Anfang war’s schwierig, weil keiner meinen Dialekt verstand«, räumt Feldkircher ein. Gut, dass Musik eine Universalsprache ist, mit der der Instrumentalist die Ohren und Herzen seines Publikums erreicht.

In der Domstadt hat der Trompeter einiges musikalisches Neuland betreten: »In Essen habe ich z. B. unter Stefan Soltesz viel Strauss gespielt, aber erst durch das Gürzenich-Orchester bin ich an Wagner herangeführt worden«, so Feldkircher, der vom satten, traditionsreichen Sound des Ensembles schwärmt. »Das kommt Bayreuth schon sehr nahe.« Leichtere Kost bieten die Engagements in Kammermusik-Ensembles, und ganz deftig geht es beim alljährlichen Gäubodenfest in Straubing zu, wo Feldkircher Studienkollegen für eine einwöchige Egerländer-Blasmusik-Session trifft. Natürlich zieht es den passionierten Skiläufer und Bergsteiger, der sich außerdem mit Joggen und Inlineskaten fit hält, auch immer wieder ins heimische Tirol, wo er im Sommer beim Angerberger Platzkonzert für die Touristen mitmischt. Und sich ab und zu auch Inspiration vom Lehrer Hans Gansch holt, dem Feldkircher nacheifert, ohne selbst unterrichten zu wollen: »Ich bin nicht der Geduldigste«, räumt er selbstkritisch ein. Nach all den Abstechern »freut man sich darauf, wieder im eigenen Laden zu spielen.« Vor allem, wenn dort auch die Liebste musiziert. Seit einem Jahr bilden der Solo-Trompeter und eine Bratschen-Kollegin ein Paar. Wie sie sich kennen gelernt haben? Proben, Konzerte in der Philharmonie, Repertoirevorstellungen in der Oper: »Man sieht sich ja fast jeden Abend, und nach der Arbeit trinkt man auch das eine oder andere Kölsch mit den Kollegen.« Ein Flirt zu den Klängen von Mendelssohn oder Mozart ist freilich ausgeschlossen. »Ein schöner Rücken kann auch entzücken«, erläutert Bruno Feldkircher das Motto, denn »ich kann sie von meiner Blechbläserposition aus sehen, sie mich aber nicht«, lacht er. Fachgespräche daheim bilden eher die Ausnahme – man weiß, was man kann und wie man sein Handwerk pflegt. Dazu gehört ein Übungspensum von zwei, drei Stunden, und zwar auch sonn- und feiertags. Vom Lampenfieber aber wird auch der Profi nicht verschont. Den Wahlkölner erwischt es regelmäßig »wie jeck. Da kann es schon mal passieren, dass der Ton ein bisschen wackelt«. Und was lässt sich dagegen tun? »Gut vorbereitet und ausgeruht sein. Und sich selbst nicht allzu ernst nehmen, es ist ja schließlich nur Musik.«


Gürzenich-Orchester Köln   ANTRIEB

› Bruno Feldkircher, Solotrompeter des Gürzenich-Orchesters Köln

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Cäcilia Wolkenburg ANTRIEB

premiere 6. Feb. 2011 › Opernhaus Vorstellungen 8., 9., 10., 11., 13., 15., 16., 17., 18., 19., 20. (15:00 und 19:30 Uhr), 22., 23., 24., 25., 26., 27. Feb. 2011 (15:00 Uhr), 1., 2., 3., 4., 6. (15:00 und 19:30 Uhr), 8. Mär. 2011

Die Kölsche Witwe › sehr frei nach der »Lustigen Witwe« von Franz Lehár

Regie und Libretto Kalle Kubik Musikalische Arrangements Thomas Guthoff Musikalische Leitung Bernhard Steiner Liedtexte Helmut Löffel

Choreographie Michaela Niederhagen

Gesamtleitung Zillchen-Baas Mike Koch

Die »Cäcilia Wolkenburg«, Bühnenspielgemeinschaft im Kölner Männer-Gesang-Verein (KMGV), spielt jedes Jahr im Kölner Opernhaus zur Karnevalszeit ein »Divertissementchen«. Alle Rollen, auch die Frauenrollen und das Ballett, werden von Männern dargestellt. Die 26 Vorstellungen, die in vier bis fünf Wochen vor Aschermittwoch gespielt werden, sind fast immer ausverkauft. Das »Divertissementchen« ist ein heiteres parodistisch angelegtes Theater- oder Singspiel, das mit viel Satire lokale Verhältnisse aufs Korn nimmt, aber auch Opern und Operetten werden persifliert. Musikalisch eingebettet ist das »Divertissementchen« in Arrangements aus bekannten Melodien aller Musikrichtungen. So spielt die »Cäcilia Wolkenburg«, auch »Zillche« genannt, in der Zeit vom 6. Februar bis 8. März 2011 ihr nächstes »Divertissementchen« wieder in der Oper Köln:

»Die Kölsche Witwe« (sehr frei nach der »Lustigen Witwe« von Franz Lehár) Wir schreiben das Jahr 1873. Ganz Deutschland und auch Köln werden vom ersten Börsencrash heimgesucht. Nach einer turbulenten Ratssitzung jammern zehn Ratsherren und der Oberbürgermeister in einem Kölner Brauhaus über die katastrophale Haushaltslage der Stadt. Da erinnert man sich, an »Dat Fussisch Mariechen« aus dem Severinsviertel, die vor ein paar Jahren wegen einer unglücklichen Liebe nach Düsseldorf gezogen ist und dort einen steinreichen Senffabrikanten geheiratet hat, der noch in der Hochzeitsnacht starb. In der Hoffnung, die Witwe möge sich an ihre »Kölner Wurzeln« erinnern und vielleicht ihrer Geburtsstadt finanziell unter die Arme greifen, beschließt man, die »Senf-Baronin« einzuladen. Die kommt und sorgt für Turbulenzen, mit denen die Gastgeber nicht gerechnet haben. Eine Überraschung jagt die andere, aber am Ende wird alles gut.


Cäcilia Wolkenburg   ANTRIEB

Cäcilia Wolkenburg

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»Die Kölsche Witwe«

gespielt, getanzt und gesungen vom

6. Februar - 8. März 2011 im Kölner Opernhaus Kartenverkauf an allen Vorverkaufsstellen sowie im Kölner Opernhaus » 0221 2212 8400 oder bei KölnTicket » 0221 2801

KÖLNER MÄNNER-GESANG VEREIN www.kmgv.de


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Fest der schönen Stimmen ANTRIEB

Fest der schönen stimmen › Text Lotte Becker-Voss

Der Offenbachpreis

Die Preisträger

Der Offenbachpreis, benannt nach dem in Köln geborenen Komponisten Jacques Offenbach, wurde 2005 von den Freunden der Kölner Oper gestiftet und wird seither alljährlich an eine junge Sängerin oder einen jungen Sänger verliehen, die oder der im Ensemble der Kölner Oper herausragende Leistungen gezeigt hat. Die Anstecknadel besteht aus massivem 18 karätigem Gold und trägt das Portrait von Offenbach, wahrscheinlich nach einer Zeichnung von Carjat. Hergestellt wird die Nadel im Atelier der Kölner Goldschmiede R. & C. Müller. Die plastische Wirkung entsteht dadurch, dass Schrift und Umrandung poliert werden und der Untergrund mattiert ist. Der Preis wird jedes Jahr im Rahmen des »Festes der schönen Stimmen« überreicht, im Jahr 2011 am Samstag, den 26. Februar. An wen, darf noch nicht verraten werden!

2005 › samuel youn › bassbariton stammt aus Korea. Er studierte Gesang in Seoul, Mailand und an der Kölner Musikhochschule. Er war Stipendiat im Kölner Opernstudio und ist seit der Spielzeit 1999 /2000 Ensemblemitglied der Oper Köln. Hier wird er in vielen Rollen seines Fachs gefeiert. Gastengagements führten Youn in zahlreiche führende Opernhäuser Europas. 2006 › Miljenko Turk › Bariton studierte an der Kölner Musikhochschule, nachdem er ein Musikstudium in Graz begonnen hatte. Auch er war Stipendiat im Kölner Opernstudio und von 2001 bis 2010 Ensemblemitglied. Seither ist der gebürtige Kroate der Oper Köln als fester Gast aufs Engste verbunden. Seine von der Kritik immer wieder gelobte schöne Stimme und seine herausragende Bühnenpräsenz machen ihm zum Liebling des Publikums. 2007 › Ausrine Stundyte › Sopran stammt aus Vilnius und studierte Gesang an der Litauischen Musikakademie und der Musikhochschule Leipzig. 2003  /2004 wurde sie an die Oper Köln verpflichtet. Hier gefiel sie zuletzt als Cho-Cho-San in Puccinis »Madama Butterfly«. Zurzeit ist sie Ensemblemitglied in Lübeck. 2008 › Regina Richter › Mezzosopran stammt aus Oberfranken, studierte in München und war Mitglied im Kölner Opernstudio. Seit 2002 /2003 ist sie fest an der Oper Köln engagiert. Sie erhielt bravouröse Kritiken als Rosina im »Barbier von Sevilla«, als Prinz Orlofsky in der »Fledermaus«, als Hänsel in »Hänsel und Gretel«, als Octavian im »Rosenkavalier« sowie als Dorabella in »Così fan tutte«. Ebenso stand sie in Händels »Julius Cäsar in Ägypten«, »Xerxes« und »Alcina« auf der Bühne. Und stets ist ihr der Beifall des Publikums sicher.

› Offenbachpreis / Anstecknadel › Foto: Paul Leclaire

Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit, indem Sie Mitglied in unserem Freundeskreis werden. Wir freuen uns auf Sie! Freunde der Kölner Oper e.V. Geschäftsstelle Ursula Anke Auf der Kicken 34 51069 Köln opernfreunde.koeln@t-online.de www.opernfreunde-koeln.de

2009 › Andrés Felipe Orozco › Tenor Der junge lyrische Tenor stammt aus Cali/Kolumbien. Dort studierte er an der Universität von Valle zunächst Journalismus und Musikpädagogik. Sein Gesangsstudium absolvierte er in Cali, das er an der Musikhochschule Köln mit Auszeichnung abschloss. Er war festes Ensemblemitglied der Oper Köln. Seit 2009 /2010 ist er am Landestheater Neustrelitz engagiert. 2010 › Claudia Rohrbach › Sopran sang am Luzerner Theater, bevor sie ins Ensemble der Oper Köln engagiert wurde. Sie begeistert Kritik und die vielen Fans immer wieder in den Rollen ihres Fachs, jüngst als Zerlina in Mozarts »Don Giovanni« und in der Titelpartie von Janáˇceks »Das schlaue Füchslein«.


Liederabend   ANTRIEB

»ECHI DELLA ›BELLE ÉPOQuE‹« Liederabend mit Anna Caterina Antonacci

Sie ist eine der gefragtesten Belcantistinnen der Welt, und im Rahmen des Liederabends besteht nun erstmals an der Oper Köln die Möglichkeit zur Begegnung mit dieser großen Künstlerin. Was das außergewöhnliche Programm betrifft, verknüpft sich mit der »Belle Époque« die Erinnerung an eine Zeit, die der großen Ausstrahlung dieser Primadonna auf besondere Weise entspricht. Das außergewöhnliche Timbre Anna Caterina Antonaccis ermöglicht es ihr, sowohl in Sopran- als auch in Mezzopartien viele Kompositionen des 17. und 18. Jahrhunderts zu singen: So gehören Werke von Monteverdi, Purcell, Händel, Gluck, Paisiello und Mozart ebenso zu ihrem Repertoire wie Rossini, Bellini, Donizetti, Verdi, Bizet, Massenet und Strawinsky. Seit den 1990er Jahren ist sie auf den großen Bühnen zuhause und konnte Aufsehen erregende Erfolge unter anderem als Cassandre (»Les Troyens«) unter Sir John Eliot Gardiner am Théâtre du Châtelet sowie als Elettra (»Idomeneo«) an der Netherlands Opera und am Maggio Musicale in Florenz feiern. Weitere Engagements führten sie in »L’incoronazione di Poppea« unter René Jacobs an das Théâtre des Champs-Élysées in Paris. Auch als Alceste bei den Salzburger Festspielen, als Medea in Toulouse sowie als Vitellia (»La clemenza di Tito«) am Grand Théâtre Geneva hinterließ sie großen Eindruck. Kürzlich gab die Künstlerin ihr Debüt als Carmen am Royal Opera House Covent Garden in London mit Antonio Pappano, gefolgt von weiteren Auftritten in dieser Partie an der Opéra Comique unter der musikalischen Leitung von Sir John Eliot Gardiner. An der Mailänder Scala begeisterte sie als Cleopatra sowie in Berlioz’ »Les nuits d’ÉtÉ« in Parma. An der Opéra de Paris verbuchte sie einen besonderen Erfolg als Rachel in »La juive«. Prominente Engagements führten sie außerdem als Elisabetta (»Maria Stuarda«) an die Mailänder Scala, als Alice Ford (»Falstaff«) an das Théâtre des Champs-Élysées, als Medea nach Epidaurus sowie als Cassandre (»Les Troyens«) mit dem Boston Symphony Orchestra unter James Levine nach Tanglewood. Als besondere Würdigung ihrer großen, künstlerischen Verdienste wurde Anna Caterina Antonacci der »Chevalier de l’Ordre National de la Légion d’honneur« – die höchste Auszeichnung, die Frankreich zu vergeben hat – verliehen. Großen Beifall erhielt ihre Einspielung von »Era la notte« für das Label »Naïve«. Mit »Echi della ›belle époQUe‹« stellt sie sich an der Oper Köln nun erstmals mit ihrem persönlich ausgewählten Liederprogramm vor, das dem Hörer große Entdeckungen vermittelt.

Mit Anna Caterina Antonacci (Sopran) › Donald Sulzen (Klavier)

› Anna Caterina Antonacci › FOTO Derossi/Naïve

aus dem programm Gabriel Fauré – »Cinq Mélodies de Venise« Reynaldo Hahn – »Mélodies Françaises« Alfred Bachelet Paolo Tosti Pieradolfo Tirindelli Pietro Cimara Arturo Toscanini Ottorino Respighi – »3 canti all’antica«, »Pioggia«, »Nebbie« Riccardo Zandonai – »Paolo, datemi pace!« – Änderungen vorbehalten 26. Mär. 2011 › 20:00 Uhr › Opernhaus

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Service ANTRIEB

Eine Oper in bewegung › Text Hanna Hilger

Bahn und Bus der KVB rollen für die Oper durch Köln. Am Freitag, 26. November 2010, rollte ein ganz besonderes Mobilitätsgespann aus der KVB-Hauptwerkstatt in Weidenpesch aus: eine Bahn für Oper und Schauspielhaus – je eine Seite mit Motiven für ein Haus – sowie für jede der zwei Sparten ein eigener Bus. In einer Pressekonferenz mit Jürgen Fenske, dem Vorstandssprecher der Kölner Verkehrs-Betriebe, wurden die drei Fahrzeuge der Öffentlichkeit vorgestellt. Karin Beier, Intendantin des Schauspielhauses, und Uwe Eric Laufenberg, Intendant der Oper, stellten sich auch den Fragen der Presse. Die Oper Köln dankt den Kölner Verkehrs-Betrieben sehr herzlich für diese Unterstützung. Wir freuen uns, dass Bus und Bahn seitdem durch Köln fahren und für die Oper und ihre Spielstätten werben. Oper Koeln Dez:Layout 1

23.12.2010

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Service  ANTRIEB

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Service ANTRIEB

So 13. März 2011 20:00

Measha Brueggergosman in »Recital I (for Cathy)«

Bruno Mantovani Les Danses interrompues György Ligeti Kammerkonzert für dreizehn Instrumentalisten Peter Eötvös Snatches of a Conversation Luciano Berio Recital I (for Cathy)

koelner-philharmonie.de

Roncalliplatz 50667 Köln Philharmonie Hotline 0221.280 280

Foto: Paul Elledge

in der Mayerschen Buchhandlung Neumarkt-Galerie 50667 Köln

Measha Brueggergosman Sopran Antoine Curé Trompete Ensemble intercontemporain Peter Eötvös Dirigent € 25,- zzgl. VVK-Gebühr


Service   ANTRIEB

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»Karneval einmal klassisch« opus e.l.f. Burkard Sondermeier und die Camarata Carnaval text Burkard Sondermeier

Wenn die Kultur den Karneval küsst   Ach! Nichts fällt mir so schwer, wie die Beschreibung dessen, was wir da so auf der Bühne treiben. Was mich umtreibt, jedes Jahr aufs Neue neu meinen »Karneval einmal klassisch« zu gestalten? Nun zunächst einmal ist es die Freude des Publikums, die mich motiviert, dann sind es meine musikalischen Freunde, die Camarata Carnaval, die mich inspirieren, und dann ist es der Spaß an der eigenen Freude, der mich nicht loslässt. Das Besondere? Nun es sei familiär, sagt man, und das ist mir das liebste Kompliment.

Eine Kostprobe Uns Kölle is die Hölle, Couplet im alten Stil Gingst du früher auf Reisen / und du wurdest gefragt, wo du her bist gebürtig / dann hast stolz du gesagt, dass du kommest aus Cöllen / from cologne cologne und das läge am Rhein / und es wär dort so schön. Ja da hat man noch Renommé : / Und sie kannten den Dom / sei die Zierde der Stadt, die unzählige Kirchen / zu bieten hat, un Tünnes un Schäl / un dat Sibbenunveezigelf und der Karneval der sei / der Schönste der Welt. Ja da hat man noch Renommé : / Gehst du heute auf Reisen / und du wirst gefragt, wo du her bist gebürtig / hast die Antwort gewagt, ich komme vom Rheine / aus dem schönen Köln, na dann kannst du die / Leut aber gröhlen hörn. Ja das Renommé, das ist passé : / Und man fragt dich ob’s wahr wär / was man so liest: Kirchturm schief, Stadtarchiv / U-Bahn Bau, Beton-Klau, die Oper zum Laufen gehen / heut Abriss dann bleibt’s stehn und hat ein Haus keinen Riss / dann stimmt was nicht. Ja das Renommé, das ist passé : / Doch wenn ich mir hä su / dat Spillche besinn, ihr hat jo räch et es ärg / speziell et es schlimm, äver stört üch dat uns jo nitt / do et dat iwig gitt et vererb sich dat hätt hä / sing good Tradition. Jo uns Kölle is die Hölle / äver hä in der Höll do fühlt mer sich wohl. Jo uns Kölle is die Hölle / äver hä in der Höll NÄÄ watt es et do schööööön!

› Karneval einmal klassisch 2010 in der Oper Köln › FOTO Yves Sondermeier

› Violine Naomi Binder › singende Säge, Violoncello Sonja Asselhofen › Kontrabass Markus Gantenberg › Flöte, Piccolo, Klavier Christiane Karcz › Klarinette Johann Peter Taferner › Klavier Junko Shioda › Sprecher, Sänger, Autor, Baas Burkard Sondermeier

aus dem programm Ouverture – »Carnaval de Nice« Jacques Offenbach – »Elfentanz« Jean-Baptiste Lully – »Carnaval« Jacques Offenbach – »Höllengallop« Ambroise Thomas – »Carnaval de Venice« Léopold Dancla – »Petit Carnaval« Karl Leberecht Immermann – »Karneval in Köln« Victor Hugo – »Le Rhin« Carlz Schurz – »Maskenball 1851« Franz Peter Kürten – »Fastnachtsneige« »Elferrat im Rundfunk«, »Rheinische Verzällchen«, »Willi un Rös« Willi Ostermann – »Heimweh nach Köln« Couplet – »Elf kleine Närrelein« W. A. Mozart – »Der Fliegenfänger« Jakob Dreesen – »Ich knottere nit« Jacques Offenbach – »Der Miesepeter« Couplet – »Uns Kölle is die Hölle« Richard Wagner – Jakob Dreesen »Da kölsche Lohengrin« 5. Mär. 2011 › 19:30 Uhr › Opernhaus


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Il Trovatore ANTRIEB

premiere 21. Feb. 2011 › Philharmonie Vorstellungen 24., 26. Feb. 2011

Il trovatore

› in italienischer Sprache

musikalische leitung Markus Stenz

Chor Andrew Ollivant

Der Troubadour Leonora Anja Harteros › Konzertante Aufführung › Drama in vier Teilen › Text von Salvatore Cammarano nach dem Drama »El Trovador« von Antonio García Gutiérrez › Musik von Giuseppe Verdi

Inez, deren Vertraute Adriana Bastidas Gamboa Graf von Luna Thomas J. Mayer

Ferrando Mirco Palazzi

Azucena

Verdis Troubadour in Reinform

Andrea Ulbrich

Manrico Yonghoon Lee Ruiz, Manricos Vertrauter Alexander Fedin

»Lieber Cammarano, der Stoff, den ich mir nun wünsche und den ich Ihnen vorschlage, ist »El Trovador«, ein spanisches Drama von Gutiérrez. Dieses scheint mir sehr schön, reich an Einfällen und starken Situationen. Ich möchte zwei Frauenrollen haben: erstens einmal eine Zigeunerin, ein Weib von besonderem Charakter; nach ihr will ich die Oper benennen. Die andere Partie ist für die zweite Sängerin. Auf also, kleiner Mann, beeilen Sie sich! Es wird wohl nicht schwierig sein, das spanische Drama zu finden! …« Giuseppe Verdi an den Librettisten Salvatore Cammarano am 2. Januar 1850 Bereits ein Jahr vor der erfolgreichen Uraufführung von »Rigoletto« am 11. März 1851 im Teatro Fenice beschäftigte sich Verdi mit weiteren Themen. Der für effektvolle Stoffe empfindliche Komponist liebte es, sich in der Literatur umzusehen, neben Shakespeare und Schiller galt sein besonderes Interesse der spanischen Schauerromantik. Giuseppe Verdi wurde für die Wahl dieses Sujets heftig kritisiert, doch er blieb dabei, bot es doch eine Fülle von menschlichen Leidenschaften, die ihn besonders interessierten. Verdi reizte die Figur der Azucena, einer Zigeunerin, eine weitere Ausnahme- und Außenseitergestalt am Rande der Gesellschaft – gezwungen, einen ungleichen Kampf einzugehen, in dem sie zugrunde gehen muss: Azucenas Liebe zu ihrem (geraubten) Kind ist groß, ebenso groß jedoch ist der Hass gegen die Mörder ihrer Mutter. Die Uraufführung von »Il trovatore« am 19. Januar 1853 – zur Karnevalsspielzeit – am Apollo-Theater in Rom wurde ein absoluter Erfolg, das Publikum brach in nicht enden wollende Ovationen aus. Sechs Wochen später musste Verdi einen schmerzhaften Misserfolg einstecken: »La Traviata« fiel in Venedig durch. Dennoch: Mit »Rigoletto«, »Il trovatore« und »La Traviata« ließ Verdi die Zeit des Schreibens unter Druck und Zwang zurück – nun begann der Weltruhm. In der »anderen Partie für die zweite Sängerin«, – Leonora – von der Giuseppe Verdi in seinem Brief an Cammarano spricht, debütiert Anja Harteros. Markus Stenz dirigiert seine erste Verdi-Oper. (tf )

Ein alter Zigeuner Yong Doo Park

Ein Bote Jeongki Cho Chor der Oper Köln Gürzenich-Orchester Köln Die Veranstaltung am 26. Februar ist das »Fest der schönen Stimmen«, das die Freunde der Kölner Oper e.V. (siehe Seite 52) einmal im Jahr ausrichten. Mitglieder erhalten einen Preisnachlass.

OPERNBAROMETER ======== LIEBE 80% ========== TOD 100% ======= TEUFEL 70%


Il Trovatore   ANTRIEB

› Anja Harteros

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Parsifal ANTRIEB

premiere 17. Apr. 2011 › Philharmonie Vorstellungen 22., 25. Apr. 2011

Parsifal › Konzertante Aufführung › Ein Bühnenweihfestspiel in drei Aufzügen › Text und Musik von Richard Wagner

Musikalische Leitung Markus Stenz Chor Andrew Ollivant Amfortas Franz Grundheber Titurel Franz Mazura Gurnemanz Robert Holl Parsifal Marco Jentzsch

Wagners Weihfestspiel als Konzerterlebnis

Klingsor Samuel Youn Kundry Evelyn Herlitzius

Richard Wagners Bühnenweihfestspiel »Parsifal« , sein letztes Werk, wurde am 26. Juli 1882 bei den (zweiten) Bayreuther Festspielen uraufgeführt. Mit diesem Werk stellte Wagner seine Botschaft – Erlösung und Regeneration der Menschheit durch Mitleid – durch den suchenden Titelhelden Parisfal und den leidenden Amfortas dar. Seine Kunstform solle, so der Komponist, eine »entrückende Wirkung auf das Gemüt« ausüben.

Bayreuth, Sonntag, 8. 8. 1909, ½ 11 Uhr nachts Nun komme ich direkt vom »Parsifal«. Wärst Du wenigstens jetzt hier, wenn es uns schon nicht vergönnt war, zusammen das für einen allzu überwältigende Wunder zu erleben. Du könntest an den Tränen, die mir allaugenblicklich in die Augen schießen, am ganz Weltverträumten meiner Gedanken erkennen, wie hoch und tief ich bewegt bin. So sagen Dir Worte nicht halb das, was ich fühle, nicht annähernd, welch ungeheuren belebenden und zerschmetternden Eindruck das Werk auf mich gemacht hat. Welch eitles Beginnen wäre es auch, Musik zu beschreiben, solche Musik beschreiben zu wollen. Ich kann immer nur sagen, so nötig, wie ich Dich jetzt brauchte, das größte – größte Gefühl mir tragen zu helfen, bedurfte ich Deiner noch nie (…) So kriech’ ich halt jetzt in mein Zimmer hinauf, nehme die »Parsifal«Partitur mit ins Bett und werde eine kleine Nachfeier haben. Morgen geht’s dann, nachdem ich mir hier einiges angeschaut habe – … nach Nürnberg … Ich mach’ unwillkürlich so viel Wesens daraus, weil ich körperlich schon wieder ganz herunter bin und mich vor der Reise geradezu fürchte. Ach was! Solange nur die Seele intakt ist und gedeiht! Ich bin sicher: Wenn auch vielleicht von den Zuschauern heute in »Parsifal« nicht einer so krank ist wie ich, an die Gesundheit meiner Seele reicht kein einziger heran – kein einziger!

1. Gralsritter John Heuzenroeder 2. Gralsritter Yong Doo Park sowie Adriana Bastidas Gamboa, Sandra Janke, Anna Palimina, Kathleen Parker, Maike Raschke, Regina Richter, Claudia Rohrbach, Katrin Wundsam, Jeongki Cho, Gustavo Quaresma Ramos Chor der Oper Köln Extrachor der Oper Köln Gürzenich-Orchester Köln

Gute Nacht, Teure, Alban Alban Berg an seine Braut Helene Nakowski

OPERNBAROMETER ===== LIEBE 50% TOD 0% =====TEUFEL 50%


Parsifal   ANTRIEB

› Evelyn Herlitzius

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Service ANTRIEB

IM AKTUELLEN SPIELPLAN

oper / Spielplan \ köln Aida

Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny

› Opera in vier Akten › Text von Antonio Ghislanzoni  nach einem Szenarium von Auguste Mariette › Musik von Giuseppe Verdi

› Oper in drei Akten › Text von Bertolt Brecht

› in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

› Musik von Kurt Weill

› musikalische leitung Will Humburg › regie Johannes Erath › Bühne Kaspar Glarner › Kostüme Christian Lacroix › Licht Johannes Erath & Nicol Hungsberg › Chor Andrew Ollivant › Dramaturgie Francis Hüsers & Birgit Meyer

› musikalische leitung Lothar Koenigs › Regie Katharina Thalbach › Bühne Momme Röhrbein › Kostüme Angelika Rieck › Licht Nicol Hungsberg › Chor Andrew Ollivant › Dramaturgie Wenka von Mikulicz

› mit Hui He (15., 18., 21., 23., 26., 29. Jan.) / Adina Aaron (16., 19., 22., 25., 28., 30. Jan.) › Jovita Vaskeviciute (15., 18., 21., 23., 26., 29. Jan.) / Dalia Schaechter (16., 19., 22., 25., 28., 30. Jan.) › Kathleen Parker › Scott MacAllister (15., 18., 21., 23., 26., 29. Jan.) / Vsevolod Grivnov (16., 19., 22., 25., 28., 30. Jan.) › Samuel Youn (15., 18., 21., 23., 26., 29. Jan.) / Jorge Lagunes (16., 19., 22., 25., 28., 30. Jan.) › Mikhail Kazakov (15., 18., 21., 23., 26., 29. Jan.) / Roman Polisadov (16., 19., 22., 25., 28., 30. Jan.) › Wilfried Staber › Jeongki Cho

› mit Dalia Schaechter › Martin Koch › Dennis Wilgenhof › Regina Richter › Matthias Klink › John Heuzenroeder › Miljenko Turk › Wolf Matthias Friedrich › Alexander Fedin › Chor der Oper Köln › Gürzenich-Orchester Köln premiere: 23. Mär. 2011 Vorstellungen: 25., 27., 29., 31. Mär. 2011 › 1., 3., 6., 8. Apr. 2011 (zum letzten mal) Spielort: Opernhaus (Offenbachplatz) › Anreise: Bahn 1 / 3 / 4 / 7 / 9 / 16 / 18 › Haltestelle: Neumarkt › Bus 136 / 146 › Parkmöglichkeiten: Theaterparkhaus, Parkhaus Krebsgasse (Sondertarif für Opernbesucher)

premiere: 15. Jan. 2011 Vorstellungen: 16., 18., 19., 21., 22., 23., 25., 26., 28., 29., 30. Jan. 2011 (zum letzten mal) Spielort: Opernhaus (Offenbachplatz) › Anreise: Bahn 1 / 3 / 4 / 7 / 9 / 16 / 18 › Haltestelle: Neumarkt › Bus 136 / 146 › Parkmöglichkeiten: Theaterparkhaus, Parkhaus Krebsgasse (Sondertarif für Opernbesucher)

»Sonntag« aus »Licht«

The Turn of the Screw

› Oper von Karlheinz Stockhausen in fünf Szenen und einem Abschied

› Oper mit einem Prolog in zwei Akten › Libretto von Myfanwy Piper nach einer Novelle von Henry James › Musik von Benjamin Britten › in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln

› musikalische leitung Kathinka Pasveer und Peter Rundel › Szenisches Konzept Carlus Padrissa / Franc Aleu / Roland Olbeter › inszenierung Carlus Padrissa (La Fura dels Baus) › Bühne Roland Olbeter › Video Franc Aleu › Kostüme Chu Uroz › Dramaturgie Dr. Thomas Ulrich › Licht Andreas Grüter › Klangregie Kathinka Pasveer, Paul Jeukendrup › ton Igor Kavulek › Choreographie Athol Farmer › Chor James Wood, Andrew Ollivant

› musikalische leitung Raimund Laufen › Regie Benjamin Schad › Bühne Tobias Flemming › Kostüme Annett Lausberg › Licht Andreas Grüter › Dramaturgie Georg Kehren

Mayer › Alexander Mayr › Michael Leibundgut › Jonathan de la Paz Zaens

› mit Claudia Rohrbach › Helen Donath › John Heuzenroeder › Adriana Bastidas

› Benjamin Kobler › Ulrich Löffler › Fie Schouten › musikFabrik › Cappella

Gamboa › Ji-Hyun An › Knabe der Chorakademie Dortmund › Gürzenich-Orchester Köln premiere: 11. Feb. 2011 Vorstellungen: 19., 25., 27. Feb. 2011, 19., 24., 26. Mär. 2011 › 2. Apr. 2011 (zum letzten Mal) Spielort: Trinitatiskirche (Filzengraben 4, 50676 Köln) Anreise: Bahn 1/7/9 › Haltestelle: Heumarkt Bahn 3/4 › Haltestelle: SeverinstraSSe Bus 978 › Haltestelle: Mühlenbach Parkmöglichkeiten: nächstgelegene Parkhäuser › Heumarkt-Parkgarage › Parkgarage Maritim Tiefgarage

› mit Anna Palimina › Csilla Csövári › Noa Frenkel › Maike Raschke › Hubert › Knabe der Chorakademie Dortmund › sowie Chloé L’Abbé › Marco Blaauw Amsterdam › Chor der Oper Köln Teil 1 Uraufführung: 9. Apr. 2011 Vorstellungen: 20., 26., 28. Apr. 2011 Teil 2 Uraufführung: 10. Apr. 2011 Vorstellungen: 21., 27., 29. Apr. 2011 Gesamtaufführungen (Teil 1 & Teil 2) 24. Apr. 2011, 1. Mai 2011 (zum letzten mal) Spielort: Staatenhaus am Rheinpark (Auenweg 17, 50679 Köln) Anreise: Bahn 1 / 9 › Haltestelle: BHF Deutz / Messe › Bahn 3 / 4 › Haltestelle: Bhf Deutz / Lanxess arena › Bahn S6 / S12 / S13 / S11 / RE / RB › Haltestelle: Bhf Köln Messe / Deutz › Bus 150 › Haltestelle: im Rheinpark › Bus 250/260 › Haltestelle: Bhf Deutz / Messeplatz › Parkplätze vorhanden


Januar 2011 Sa. 15.01. so. 16.01. di. 18.01. mi. 19.01. do. 20.01. fr. 21.01. sa. 22.01. so. 23.01. di. 25.01. mi. 26.01. do. 27.01. fr. 28.01. sa. 29.01. so. 30.01.

19:30 19:30 19:30 19:30 20:00 19:30 19:30 16:00 19:30 19:30 20:00 19:30 19:30 18:00

Aida Aida Aida Aida Die Csárdásfürstin Aida Aida Aida Aida Aida Die Csárdásfürstin Aida Aida Aida

ORT 01 01 01 01 02 01 01 01 01 01 02 01 01 01

pg / aBo A III / P1, P2, P3 a ii / s+ a ii / s7 a ii / s6 B / s3 a ii / s2 a ii / s5 a ii / n1 a ii / Beginner a ii / e4 B a ii / s1 a ii / s4 a ii / n2

Die Csárdásfürstin Die Csárdásfürstin Cäcilia Wolkenburg (Voraufführung) Die Csárdásfürstin Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg Die Csárdásfürstin Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg * Die Csárdásfürstin The Turn of the Screw Cäcilia Wolkenburg * Die Csárdásfürstin Cäcilia Wolkenburg * Cäcilia Wolkenburg Die Csárdásfürstin Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg * The Turn of the Screw Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg Die Csárdásfürstin Il Trovatore – konzertant Cäcilia Wolkenburg * Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg Il Trovatore – konzertant The Turn of the Screw Cäcilia Wolkenburg Die Csárdásfürstin Cäcilia Wolkenburg Il Trovatore – konzertant The Turn of the Screw Cäcilia Wolkenburg *

ORT 02 02 01 02 01 01 02 01 01 02 05 01 02 01 01 02 01 01 01 01 05 01 01 02 06 01 01 01 06 05 01 02 01 06 05 01

pg / aBo B B – B / n1 – – B / d4 – – B / B4 B / P3 – B / s5 – – B – – – – c / s2 – – B / c4 D / P1, P2, P3 – – – d / s+, s3 c – B / a4, s1 – d / s7 c / n2 –

ORT 01 01 01 01 01 01 01 01 05 01 01 01 05 01

pg / aBo – – – – – – – – c / s1 – – A III / P1, P3 c –

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feBruar 2011 mi. 02.02. fr. 04.02. sa. 05.02. so. 06.02. So. 06.02. di. 08.02. di. 08.02. mi. 09.02. do. 10.02. do. 10.02. Fr. 11.02. mi. 11.02. sa. 12.02. so. 13.02. di. 15.02. di. 15.02. mi. 16.02. do. 17.02. fr. 18.02. sa. 19.02. sa. 19.02. so. 20.02. so. 20.02. so. 20.02. Mo.21.02. di. 22.02. mi. 23.02. do. 24.02. do. 24.02. fr. 25.02. fr. 25.02. fr. 25.02. sa. 26.02. sa. 26.02. so. 27.02. so. 27.02.

20:00 20:00 19:30 16:00 19:00 19:30 20:00 19:30 19:30 20:00 19:30 19:30 20:00 15:00 19:30 20:00 19:30 19:30 19:30 19:30 19:30 15:00 19:30 18:00 20:00 19:30 19:30 19:30 20:00 19:30 19:30 20:00 19:30 20:00 18:00 15:00

mÄrZ 2011 di. 01.03. mi. 02.03. do. 03.03. fr. 04.03. sa. 05.03. so. 06.03. so. 06.03. di. 08.03. sa. 19.03. so. 20.03. mo.21.03. Mi. 23.03. do. 24.03.

19:30 19:30 19:30 19:30 19:30 15:00 19:30 19:30 19:30 11:00 20:00 19:30 19:30

Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg »Karneval einmal klassisch« Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg The Turn of the Screw Vor der Premiere: Sonntag aus Licht Sängerportrait: Helen Donath Aufstieg & Fall der Stadt Mahagonny The Turn of the Screw

do. 24.03. 19:30

lit.cologne Elke Heidenreich & Gäste: Träume von der Musik

fr. 25.03. sa. 26.03. sa. 26.03. so. 27.03. di. 29.03. do. 31.03.

Aufstieg & Fall der Stadt Mahagonny The Turn of the Screw Liederabend Anna Caterina Antonacci Aufstieg & Fall der Stadt Mahagonny Aufstieg & Fall der Stadt Mahagonny Aufstieg & Fall der Stadt Mahagonny

19:30 19:30 20:00 19:30 19:30 19:30

– a ii / s4 a ii / e4 a ii / s3

fr. 25.03. 19:30 sa. 26.03. 19:30 Service   ANTRIEB sa. 26.03. 20:00 so. 27.03. 19:30 di. 29.03. 19:30 do. 31.03. 19:30

Aufstieg & Fall der Stadt Mahagonny The Turn of the Screw Liederabend Anna Caterina Antonacci Aufstieg & Fall der Stadt Mahagonny Aufstieg & Fall der Stadt Mahagonny Aufstieg & Fall der Stadt Mahagonny

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a ii / s+ c

Aufstieg & Fall der Stadt Mahagonny The Turn of the Screw Aufstieg & Fall der Stadt Mahagonny Aufstieg & Fall der Stadt Mahagonny Aufstieg & Fall der Stadt Mahagonny Sonntag aus Licht, i Sonntag aus Licht, ii Kooperationstagung Sonntag aus Licht Parsifal – konzertant Sonntag aus Licht, i Sonntag aus Licht, ii Parsifal – konzertant Sonntag aus Licht, i + ii Parsifal – konzertant Sonntag aus Licht, i Sonntag aus Licht, ii Sonntag aus Licht, i Sonntag aus Licht, ii Rinaldo

ORT 01 05 01 01 01 07 07 01 06 07 07 06 07 06 07 07 07 07 01

pg / aBo a ii / a4 c a ii / n2 a ii / s6 a ii / s2 C / P2, P3 C / P3 – C / P1, P3 c c d / s1 c / d4 d / s4 c c c c A III / P2, P3

april 2011 fr. 01.04. sa. 02.04. so. 03.04. mi. 06.04. fr. 08.04. Sa. 09.04. So. 10.04. mi. 13.04. So. 17.04. mi. 20.04. do. 21.04. fr. 22.04. so. 24.04. mi. 25.04. di. 26.04. mi. 27.04. do. 28.04. fr. 29.04. Sa. 30.04.

19:30 19:30 18:00 19:30 19:30 19:30 19:30 19:00 16:00 19:30 19:30 17:00 12:00 16:00 19:30 19:30 19:30 19:30 19:30

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* Geschlossene Vorstellung

kartenservice Theaterkasse im Opernhaus › Offenbachplatz › 50667 Köln Die Abendkasse öffnet jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. Bitte beachten Sie, dass die Abendkasse ausschließlich der betreffenden Vorstellung gewidmet ist. An der Abendkasse gibt es keinen Vorverkauf und keine Abholmöglichkeit von Karten für andere Termine, keine Umtauschmöglichkeit und keine gesonderte Abonnentenbetreuung.

ÖFFNUNGSZEITEN

ABENDKASSE

SPIELPLANANSAGE

Mo. – Fr. 10:00 – 18:30 Sa. 11:00 – 18:30

tel 0221.221 28248

tel 0221.221 28460

Telefonische kartenBESTELLUNG Bühnen Köln / Kartenservice › Postfach 10 10 61 › 50450 Köln

ÖFFNUNGSZEITEN

TICKETS

ONLINE

Mo. – Fr. 10:00 – 19:30 Sa. 11:00 – 19:30

tel 0221.221 28400 fax 0221.221 28249

tickets @ buehnenkoeln.de

Spielorte 01 Opernhaus 05 Trinitatiskirche 02 Palladium 06 Kölner Philharmonie 03 Gerling-Quartier 07 Staatenhaus am rheinpark 04 Uni-Aula


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Service ANTRIEB

Kooperationstagung

veranstaltungsserie

Was hat Religion in der Kölner Oper zu suchen?

Vor der Premiere

› Diskussion zur Uraufführung von »Sonntag« aus »Licht« Der Opernzyklus »Licht« von Karlheinz Stockhausen ist nach den sieben Wochentagen gegliedert. Der »Sonntag«, der im April 2011 in Köln seine Uraufführung erleben wird, lässt religiöse Gehalte, die den ganzen Zyklus bestimmen, in besonderer Weise zum Ausdruck kommen: Die gesamte Oper ist »Gott gewidmet«. Es geht hier um die universale Vereinigung, symbolisiert durch die mystische Vereinigung der (Engels-)Figuren Eva und Michael. Ohne Zweifel greift Stockhausen bewusst auf Elemente der christlich-jüdischen Traditionen zurück, ebenso offenkundig ist aber auch, dass er zugleich die traditionellen Gehalte bewusst übersteigt und neu interpretiert. Welche Rolle spielen die religiösen Elemente in seinem Werk? Kann man die Kunst als autonome Ausdrucksform von ihrem religiösen Anspruch trennen? Religion sucht in der modernen Gesellschaft neue Ausdrucksformen und neue Inszenierungsorte. Welche Aufgabe übernimmt durch die Inszenierung die öffentliche Institution »städtische Oper«? Zu diesen Fragen soll in der Veranstaltung diskutiert werden.

Mitwirkende › Dr. Birgit Meyer, Operndirektorin der Oper Köln › Dr. Thomas Ulrich, Dramaturg › Prof. Dr. Christoph von Blumröder, Universität Köln › Claus Spahn, die Zeit (angefragt) › Dr. Georg Henkel, Theologe Universität Münster › Suzanne Stephens, Vorsitzende der Stockhausen Stiftung › Moderation › Dr. Frank Vogelsang, Evangelische Akademie im Rheinland 13. Apr. 2011 › 19:00 Uhr › Oper Köln / Foyer › Eintritt frei

Einführungsveranstaltung zu Uraufführung von Karlheinz Stockhausens »Sonntag« aus »Licht«

Mitwirkende › Dr. Thomas Ulrich, Carlus Padrissa ( La Fura dels Baus), Kathinka Pasveers, Suzanne Stephens u. a. Moderation › Dr. Birgit Meyer

20. Mär. 2011 › 11:00 Uhr › Oper Köln / Foyer › Eintritt frei

veranstaltungsserie

sängerportraits

HELEN DONATH Ein Abend in Anwesenheit der Sängerin – mit erzählten Erinnerungen und Tonbeispielen

Moderation: Uwe Eric Laufenberg, Georg Kehren

21. Mär. 2011 › 20:00 Uhr › Oper Köln / Foyer › Eintritt frei

Anzeige_Operpur_Anzeige_Operpur 22.12.10 16:43 Seite 1 ANZEIGE

K O LU M B A

Noli me tangere! Berühre mich nicht / Halte mich nicht fest 4. Jahresausstellung bis 31. Juli 2011


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Service   ANTRIEB

empfehlungen des hauses

der Intendant     hört  … text Uwe Eric Laufenberg foto Wilfried Böing

Uwe Eric Laufenberg gibt CD- und DVDTipps zu den aktuellen Produktionen. hingegen das Kammerspiel aus Busseto, dem kleinsten Verdi-Theater der Welt

› Uwe Eric Laufenberg

Aida › Lieblingsaufnahme: Sir Georg Solti; Leontyne Price, Jon Vickers, Rita Gorr, Robert Merrill › noch heißblütiger, aber historisch: Arturo Toscanini; Herva Nelli, Richard Tucker, Eva Gustavson, Giuseppe Valdengo › etwas abwegig, aber interessant: Nikolaus Harnoncourt; Christina Gallardo-Domâs, Matti Salminen, Olga Borodina, Thomas Hampson, Vincenzo La Scola › Die Live-Aufnahme aus der Deutschen Oper Berlin mit Julia Varády, Luciano Pavarotti und Daniel Barenboim mag ich sehr, weil ich damals in der Premiere war. › ebenso die Live-Aufnahme aus München: Riccardo Muti; Anna Tomowa-Sintow, Placido Domingo, Brigitte Fassbaender, Siegmund Nimsgern › oder dito jene aus New York: James Levine; Leontyne Price, Marilyn Horne, Placido Domingo Die scheußlichsten und besten DVD-Aufnahmen sind von Franco Zeffirelli: scheußlich alles Großformatige (aus der Scala, Met oder Verona), hochinteressant

Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny › Es gibt das Original mit Lotte Lenya, das keines ist, weil die Gattin des Komponisten die Originalpartitur nicht singen konnte. › Hingegen ist die Aufnahme mit Anja Silja und Anny Schlemm »original«, aber auch sehr »opernhaft« (war das wirklich so gemeint?). Die DVD mit dem ehemaligen GMD von Köln – James Conlon – ist auf Englisch. Interessant auch das Buch Lenya / Weill, »Zwei auf einer Insel«, alles verstörende Wirklichkeit, Oper so direkt und wirklichkeitsnah, wie sie sein muss … The Turn of the Screw › Auf CD vielleicht das Aktuellste: Daniel Harding; Ian Bostridge, Jane Henschel, Joan Rodgers … › Und natürlich jene Aufnahme, die der Komponist Benjamin Britten selbst dirigiert, mit Peter Pears. › Hörenswert ist natürlich auch die Aufnahme unter Sir Colin Davis mit Helen Donath, »unserer« Mrs. Grose, hier als berührende Governess. Auf DVD sei Luc Bondys Produktion empfohlen (aus Aix-en-Provence) – wenn man nicht aus Lokalanhänglichkeit zur alten HampeProduktion greifen will ... Il trovatore Lieblingsaufnahmen: 1. Herbert von Karajan; Maria Callas, Giuseppe di Stefano, Rolando Panerai, Fedora Barbieri 2. Zubin Metha; Leontyne Price, Placido Domingo, Sherrill Milnes 3. Antonio Pappano; Angela Gheorghiu, Larissa Diadkova, Roberto Alagna, Thomas Hampson

Parsifal Die Gegensätze: beide Aufnahmen aus Bayreuth, wirklich alt (sehr breit, sehr ausladend) oder wirklich neu (sehr schnell, sehr gespannt) ... 1. Hans Knappertsbusch 1956: Martha Mödl, Ramon Vinay, Josef Greindl 2. Pierre Boulez 1970; Gwyneth Jones, James King, Thomas Stewart, Franz Crass Studioaufnahmen: 1. ekstatisch: Sir Georg Solti; Christa Ludwig, René Kollo, Dietrich FischerDieskau, Gottlob Frick 2. schwelgerisch: Herbert von Karajan; Dunja Vejzovic, Peter Hofmann, José van Dam, Kurt Moll 3. auf der Suche nach dem Mythos: Christian Thielemann; Waltraud Meier, Placido Domingo, Falk Struckmann, Franz-Josef Selig

Sonntag aus Licht Außer Konkurrenz, aber »originaler« geht es nicht: Alle Szenen vom »Sonntag« aus »Licht« können direkt beim Stockhausen-Verlag (www.stockhausen.org › stockhausen-Verlag@stockhausen.org) bestellt werden: »Sonntag« aus »Licht« besteht aus CD 58 (Lichter – Wasser), CD 67 (Engel-Prozessionen), CD 68 (Licht-Bilder), CD 69 (Düfte – Zeichen), CD 73 (Hoch-Zeiten) und CD 74 (Sonntags-Abschied).


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Arien-Abend EDITORIAL

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abos die bewegen ➽ jetzt abonnements für das opernhaus und andere spielorte sichern

oper / spielzeit 2010. 2011 \ Köln


Arien-Abend   EDITORIAL

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Stand der Dinge APPLAUS

› Langsam sprießt Hoffnung: Bis Frühjahr 2011 soll eine feste Interimsspielstätte für die Oper gefunden sein. 2015 soll das grundsanierte Opernhaus am Offenbachplatz wiedereröffnet werden.


Stand der Dinge   APPLAUS

stand der dinge

Planungsphase 2.0 text   Andreas Fischer foto  Matthias Baus

Stand der Dinge zum Thema Sanierung

Wie vom Rat am 7. Oktober 2010 beschlossen: Die Planung hat begonnen. Grundlagenermittlung und Vorplanung sind beauftragt. Die Architekten sind eine Arbeitsgemeinschaft (ARGE), bestehend aus HPP Architekten und THEAPRO Daberto und Kollegen, unterstützt durch GÖTZ-LINDLAR-BREU Büro für Restaurierungsberatung. Die ebenfalls vom Rat beauftragten Variantenuntersuchungen zur Kinderoper, Studiobühne und Nutzung der Opernterrassen laufen parallel. Eine endgültige Entscheidung zu diesen Punkten sollte spätestens im Frühjahr 2011 erfolgen, damit die weitere Planung ohne Verzögerung laufen kann. Das Opernhaus ist bis zur Beendigung der Planung und zum Baubeginn für einzelne Produktionen nutzbar. Sollte der Rat im Frühjahr 2011 zu einer Entscheidung kommen, kann ab Juni 2012 gebaut werden. Ab dann ist für die Oper Köln überlebenswichtig, dass eine Interimsspielstätte mit Orchestergraben und Bühnenmaßen unserer Hauptbühne entsprechend gefunden wird. Die Leitung der Oper Köln ist zuversichtlich, im Frühjahr 2011 eine Lösung präsentieren zu können.

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In der Garderobe mit APPLAUS

in der garderobe mit …

samuel Youn interview Georg Kehren foto Forster

Kein Ort am Theater ist intimer als die Künstlergarderobe. Opernstars eilen, glänzen und entschwinden: stets beschäftigt, stets kreativ, stets im Rampenlicht. Nur in der Garderobe, ihrem Refugium auf Zeit, können sie ein wenig Atem holen – bis zum nächsten Auftritt. Für Oper pur öffnen sie einen Moment lang die Tür. Einen Spalt breit nur, aber genug, um die Welt hinter den Kulissen kurz erahnen zu dürfen. Diesmal: Bariton Samuel Youn

Er ist der gefeierte Heldenbariton der Oper Köln. Seit 1999 ist Samuel Youn, trotz aller auswärtigen sängerischen Verpflichtungen, seinem Kölner Stammhaus treu geblieben. Zuletzt faszinierte er hier als Muttermörder Orest in »Elektra« von Richard Strauss. Die emotionale Kraft seines Singens korrespondiert mit einem sicheren Gespür für seelische Feinabstimmungen und für die verschiedenen psychologischen Ebenen einer Figur. Als er Anfang der 90er-Jahre von Korea nach Europa kam, betrat er kulturelles Neuland. Mittlerweile singt er regelmäßig bei den Bayreuther Festspielen, in Paris, Mailand, Madrid und den übrigen Zentren des internationalen Operngeschehens. Hinsichtlich der Frage, was »kulturelle Identität« bedeutet, darf man ihn als Spezialisten bezeichnen. Am 15. Januar 2011 wird er erstmals eine Verdi-Partie gestalten: den äthiopischen König Amonasro, den Vater der Titelheldin in der Oper »Aida«.

Welchen Stellenwert hat Oper in Korea, und welche besonderen musikalischen Traditionen gibt es dort? In Korea gibt es nicht viele Opernhäuser. Etwas Besonderes in der traditionellen Koreanischen Nationaloper sind die sogenannten »Pansoris«. Das sind Ein-Mann-Opern, bei denen ein Gesangsdarsteller, nur von einem Trommler begleitet, über mehrere Stunden die gesamte Handlung vorträgt, in verschiedenen Stimmlagen. Die Geschichten sind wie Märchen, in denen es auch um Liebe, Krieg usw. geht.

Was waren für Sie, als Sie nach Europa kamen, die stärksten kulturellen Eindrücke der neuen Umgebung? Die gesamte Opernliteratur war damals neu für mich – da hatte ich einiges nachzuholen, auch was die Entstehungsgeschichte angeht. Die Oper ist nun mal in Europa geboren, in Italien. Italienisch habe ich in Mailand gelernt, wo ich vier Jahre gelebt habe und wo auch unser Sohn geboren ist. 1999 kam ich nach Deutschland, oder besser gesagt nach Köln.

Hätten Sie sich vorstellen können, selbst ein Pansori-Sänger zu werden? Mich hat das immer fasziniert. Ich denke bis heute darüber nach, dass es auch anders hätte kommen können – dann wäre ich jetzt ein Pansori-Sänger und kein »europäischer« Opernsänger. Trotzdem habe ich auch jetzt noch das Gefühl, dass ich meine Herkunft in meine Rollen mit einbringe. Das ist ein ganz wichtiger Teil meines Bewusstseins, meine emotionale Basis sozusagen; etwas, das vielleicht nur ich spüre, das aber sehr wichtig für mich ist. So bin ich auf der Bühne immer auch Koreaner.

Lernt man in Korea im Schulunterricht etwas zur europäischen – oder deutschen – Geschichte? Ja, das ist Pflichtstoff. In den höheren Klassen kann man dann wählen. Ich hatte deutsche Sprache und Kultur als Wahlfach.

In mehreren Stimmlagen? Wie kann das stimmtechnisch gehen? Dafür gibt es eine spezielle Gesangsausbildung, bei der die Stimmbänder systematisch ausgetrocknet werden – manchmal sogar, bis sie bluten. Es geht darum, fast nur noch »auf dem Atem« zu singen. Es gibt nur sehr wenige Pansori-Sänger. In Europa würde jeder Stimmendoktor von solch einer Ausbildung abraten, aber bei uns ist das Bestandteil der Kultur.

Wann fand Ihr erstes »europäisches« Opernerlebnis statt? Mit 18 Jahren, in Seoul, beim Hören einer CD – aber nicht Oper, sondern Lied. Ein Freund, der in einem Musikgeschäft arbeitete, hatte


In der Garderobe mit   APPLAUS

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› Probenfoto »Aida«: Samuel Youn (Amonasro)

mir die CD geliehen. Es war eine Aufnahme mit Hermann Prey: das Lied »Morgen« von Richard Strauss. Das hat mich richtig gepackt – schon allein die lange Instrumentalpassage am Anfang, und wie die Gesangsstimme erst nach über einer Minute mit »Und morgen wird die Sonne wieder scheinen« einsetzt. Schon beim ersten Hören habe ich mir gewünscht, das auch einmal zu singen. Hatten Sie bis dahin schon Gesangserfahrung? Mehrere Jahre lang im evangelischen Kirchenchor, später dann eher mit Pop-Musik – so kam mir die Idee, meine Stimme ausbilden zu lassen, und auf der klassischen Musikhochschule in Seoul haben sie mich sofort genommen. Wo sind Sie derzeit zuhause? Ich lebe mit meiner Frau und unseren beiden Kindern in Köln und hier fühlen wir uns auch sehr wohl. Köln ist mein Schicksal, kann man sagen. (lacht) Meine Kinder sind zweisprachig aufgewachsen und zu richtigen »Kölnern« geworden. Aber wenn sie in Korea sind, hält man sie für einheimisch. Gibt es Traumpartien für die Zukunft? Ja, der Wotan im »Ring des Nibelungen«. Den Wotan-Wanderer aus »Siegfried« habe ich schon in Lissabon gesungen. Aber ich bereite die gesamte Partie vor, nehme mir viel Zeit dafür und würde mich freuen, damit in Köln irgendwann zu debütieren. Das ist für mich im Moment die größte Herausforderung, weil diese Partie so breit angelegt ist, dass viele Sänger meistens nur einen Teil davon abdecken. Ganz besonders bewundere ich da Thomas Stewart.

Jetzt singen Sie – erstmals – Verdi. amonasro in »aida« , den kriegsgefangenen äthiopischen König, der so voller Hass ist … … Ja, aber Hass kommt von Schmerz. Und auch in seinen Wutgesängen scheint immer der Schmerz durch. Damit setzt er seiner Tochter aida aber sehr zu. Immerhin ist er ein König, der sein Land verloren hat. Und bei seiner Auseinandersetzung mit Aida finde ich den Vergleich mit der anderen Vater-Tochter-Geschichte spannend: mit Wotan und Brünnhilde in »Die Walküre«. Wenn Sie besuchsweise nach Korea kommen und dort Freunde von früher treffen: Haben die 17 Jahre Europa Sie kulturell beeinflusst? Natürlich. In Korea sind die Menschen im Auftreten zurückhaltender, bescheidener. Man bringt seine Meinung nicht so deutlich zum Ausdruck wie hier. (lacht) Mindestens in dieser Hinsicht bin ich inzwischen Europäer geworden.


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Hinterbühne APPLAUS

hinterbühne

Deus Ex Logistika text Dr. Birgit Meyer foto Paul Leclaire

»Bretter, die die Welt bedeuten« – doch wer zimmert, putzt und bewegt sie eigentlich? Ein Besuch hinter den Kulissen

› Jürgen Lode, Bühneninspektor

Seit 32 Jahren ist Jürgen Lode den Bühnen der Stadt Köln verbunden – und findet es immer noch spannend: »Ich habe als Schreiner angefangen, dann meinen Meister gemacht und bin jetzt Inspektor.« Als Bühneninspektor ist er verantwortlich für das technische Personal: für Dienstpläne, Urlaubspläne, Beurteilungen, aber auch für das ganze Transportwesen. Jürgen Lode bezeichnet sich selbst als »Zubringer«: »Ich muss organisieren, dass das ganze Personal und Material pünktlich vor Ort sind.« Der Job verlangt viele administrative Aufgaben, die Bühnen sieht er kaum noch. Gerade jetzt, wo die Oper unterwegs ist. Es ist eine logistische Meisterleistung, die der Bühneninspektor vollführt: Mit derselben Anzahl an Personal und Geld wie im letzten Jahr gleich drei Spielorte gleichzeitig mit Technik und Material zu versorgen. Diese Organisation nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Aber Lodes

besonderes Organisationstalent hat sich gerade erst auf dem großen China-Gastspiel der Oper Köln bewährt. Was bleibt ihm da besonders in Erinnerung? »Im Vorfeld dachten wir: Nee, um Gottes Willen. Das ist nicht zu schaffen: 30 Container bewegen, die gesamte Planung, dass die dann auch rechtzeitig vor Ort sind … Dass wir das geschafft haben! Da waren wir wirklich alle gut, haben alle an einem Strang gezogen. Das stärkt den Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft, auch wenn es mal nicht so gut läuft.« Stolz ist Lode auch, dass die Chinesen vor Ort von der Arbeitsweise der Kölner Technik sehr beeindruckt waren. Man hat Pionierarbeit geleistet, das steht fest! Und hat einen historischen Moment im chinesischen Opernleben mitgestaltet und miterlebt: der erste »ring« in Shanghai vor einem emotional hingerissenen Publikum. Herausforderungen jeder Art machen Lode großen Spaß. Einheitsbühnenbilder sind seine Sache nicht.


Fünf mal Kulturoptimismus Ruth Benedict

»Urformen der Kultur« (1934) Kulturrelativismus at its best: Erstmals betrachtet man jede Kultur als einzelne Ganzheit, mit eigenen Werten, die nur aus sich selbst heraus begriffen werden können.

René Goscinny/Albert Uderzo »Asterix« (seit 1959)

Ein großer Reigen der Völkerfreundschaft: Auch wenn Obelix bei jedem besuchten Volk seinen Spruch »Die spinnen, die Römer« variiert (... die Goten, die Briten, die Ägypter), so verlassen die Gallier jede Kultur immer als Freunde.

Frank Herbert

»Dune-Zyklus« (1965 – 1985) Was formt Kulturen? Umwelt oder Mensch? Das tiefgründige Epos über die Kraft von Individuen und Zivilisationen auf dem geheimnisvollen Wüstenplanet.

Bazon Brock

»Der Barbar als Kulturheld« (1991 – 2002) Brocks Überlebensstrategie: Die Zivilisation muss sich musealisieren. Ihre Kulturen fachmännisch einlagern und erschließen. Nur so hat der Universalismus ein Chance.

Guy Delisle

»Shenzen« (2000) & »Pjöngjang« (2003) & »Aufzeichnungen aus Birma« (2007) Ein kanadischer Trickfilmer in den Zeichenstudios Asiens: Dreimal erzählt er von seinen Erlebnissen inmitten buddhistischer Kommunisten und paranoider Militärjunta – und von den einfachen Menschen in den Nischen der Systeme.

fünf mal kulturpessimismus hans jakob christoffel von grimmelshausen

»Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch« (1668) Der längste Krieg auf deutschem Boden als Schelmenroman. Die menschliche Natur ist ein einziger Abgrund.

Oswald Spengler

»Der Untergang des Abendlandes« (1918 & 1922) Muss man bei dem Titel noch mehr sagen?

Charlie Chaplin

»Moderne Zeiten« (1936) Charlie am Fließband: Wie der Mensch durch Industrialisierung und Zivilisation abstumpft.

Theodor Adorno/Max Horkheimer

»Dialektik der Aufklärung« (1947) Hinter jeder Konsumentscheidung lauert die Manipulation: Die Erfinder der Kulturindustrie wähnten selten Gutes auf dem Unterhaltungssektor.

George Orwell

»1984« (1948) Überwachung, Überwachung, Überwachung – und eine starke Prise Propaganda. Der Klassiker über die Kulturleistungen totalitärer Systeme.



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