140 Fäden ohne Namen
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140 F채den ohne Namen
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Fäden ohne Namen ist eine Rauminstallation von Johannes Henseler. Sie entstand im Kurs künstlerische Grundlagen bei Natalia Göllner im Wintersemester 2008�2009 an der FH Düsseldorf. Dies ist die Dokumentation. Sie wird in fünf Teilen dargelegt: eins zwei drei vier fünf .
Fenster & Licht —Überlegungen zum Thema an sich Inspiration —Künstler & Momente Vorüberlegungen & Skizzen Die Installation Überlegungen zur Arbeit —Schlussrede
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Fenster & Licht —Überlegungen zum Thema an sich Ein Fenster, das Tür zur Außenwelt. Oder zur Innenwelt. Das kommt ganz auf die Perspektive an. Die Fenster haben in unserem Leben eine ganz besondere Stellung, architektonisch und philosophisch. Sie gewähren in einer Welt, in der wir uns einschließen lassen für Sicherheit, Wärme und Hausung den Blick nach draußen. In der Kunst der Poesie und der Malerei gewährt uns das Fenster Einblick und Ausblick (in räumlicher und zeitlicher Dimension), markiert den Durchgang und den Weg, ist Öffnung und Ziel. In der Architektur ist das Fenster der Übergang von Innen nach Außen, auf beiden Seiten sichtbar. Für die Außenfasade gar gestaltendes Element. So bestehen Glasfassaden heutiger Bauten doch scheinbar aus einem einzigen großen Fenster. Für den Innenbereich ist das Fenster Licht- und Luftgeber. Für das Raumerlebnis ist es von entscheidender Bedeutung. Und
doch so selbstverständlich, dass erst das Fehlen der verglasten Öffnung ein hochgradig unangenehmes Gefühl auslösen kann. Ja, sogar beim Verlegen von allerlei Bodenbelägen und der Möbelausrichtung wird auf die Position des Fensters Rücksicht genommen. Mit dem Thema Fenster verbunden ist das Thema Licht. Vor allem Sonnenlicht ist ein starkes, lebensgebendes Element, das durch das Fenster die undurchdringliche Fassade überwindet und im Raum aufschlägt, sich verteilt, den Raum zum Leben erweckt. Ja, einfallendes Sonnenlicht kann gar die ganze Gefühlslage eines Menschen verändern. Wir erleben es immer wieder wenn das Vorwort des Frühlings geschrieben wird und wir die ersten Sonnenstrahlen als wahre Gefühlserhebung wahrnehmen. Und das auch in Innenräumen, während der Arbeit, am Frühstückstisch. Das Sonnenlicht erhellt unser Gemüt, und ein Fenster macht es möglich. eins
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Inspiration —Künstler & Momente Für mich ist die Verbindung von Fenster und Licht faszinierend. Der Abdruck, den einfallendes Sonnenlicht im Raum, auf Möbeln und Gegenständen abgibt, und ganz gemächlich, fast meditativ mit der Sonnenbewegung durch den Raum schleicht und nur im Zeitraffer sichtbar wird. Lichtstrahlen, die wir glauben wahrnehmen zu können, die geradewegs durch das Fenster eintreten und sich im Raum abbilden wie eine liegende Form, geformt durch die Rahmung des Fensters. Partikel von Staub und Rauch, die schwerelos durch den Raum gleiten, im Kegel des Lichts sichtbar werden und dann wieder in der Unsichtbarkeit verschwinden. Dieser Kegel, schnurgerade geformt, bildet eine geradlinige Abbildung des Fensterrahmens auf dem Boden und an den Wänden; betont Form und Farbe des Raumes durch Beleuchtung. All das sind schöne Bilder, die mich zu dieser Arbeit inspiriert haben. Licht ist ein natürliches Element, Bestandteil der Lehre über die vier Elemente. Sonnenlicht existiert, ohne dass wir es
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selbst produzieren. Man kann es auch nicht einfach verändern. Diese unberührte und unberührbare Natürlichkeit ist ebenso spannend. Inspirierende Werke & Momente In der Kunst ist Licht ein Mächtiges Thema. Es bestimmt Teile von Malerei und eigentlich jede Fotografie. An dieser Stelle zeige ich ein paar inspirierende Werke. Zum einen, und es liegt auf der Hand, sind es die Werke von Edward Hopper, die sich immer auf schöne, manchmal fast einfache, aber immer beeindruckende Weise mit Licht und Raum beschäftigen. Aus einer großen Menge von Werken sei Sun in an Empty Room und ein Zitat erwähnt.
All I wanted to do was paint sunlight on the side of a house Edward Hopper
Edward Hopper, Sun in an Empty Room, 1963
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Inspiration —Künstler & Momente
Zum anderen wird der Effekt von Grafikdesignern aufgegriffen. Stellvertrend dafür, dieses Ausstellungsposter:
LSD Spain, Installation of doors and floors, Poster
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Eine anderer, inspirierender Moment ist die alltägliche Situation, einfallendes Sonnenlicht im Zimmer, wie hier an einem Beispiel demonstriert:
Arbeitszimmer, Fotografie
DRei
Vor端berlegungen & Skizzen
Skizzen auf Papier
Drei
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vorüberlegungen & sKizzen
Skizze auf Papier
Dreidimensionale Skizze aus Google SketchUp
Die Arbeit soll jedoch nicht auf dem Papier bleiben. Eine Installation im Raum könnte den Effekt viel besser verdeutlichen, ja sogar all die Vorzüge eines räumlichen Werkes sind für die Darstellung von Vorteil: Räumlichkeit, Begehbarkeit, Plastizität. Als Material kam gelbes Garn in Frage. Künstler wie David Zwirner haben schon beeindruckende Arbeiten mit Fäden hergestellt. Drei
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Die Installation
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Überlegungen zur Arbeit —Schlussrede Orangefarbene Fäden, straff gespannt zwischen einem Fenster und dem Boden, zeigen einfallendes Sonnenlicht durch das Fenster. Ort Meine Arbeit ist im Unterrichtsraum des Kurses entstanden. Dieser Raum bot sich nicht nur an weil er unser Unterrichtsraum ist, sondern auch durch die Besonderheit des Innenfensters an einem Raum im Raum. Der Raum besitzt also nicht nur Fenster nach außen, sondern auch nach innen, an einem weiteren Raum. Diese Besonderheit spielt für die Arbeit eine Rolle, da die Arbeit scheinbar frei im Raum entstehen kann, ohne durch Sonnenlicht an einem echten Fenster beeinflusst zu werden. So konnte die Sonnenlicht-Situation mitten in einem freien, weißen Raum simuliert werden. Die Installation existierte nur in diesem Raum, an diesem Ort, über die Dauer der Präsentation. Danach wurde sie fünf
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abgebaut. Diese Immobilität wurde mir besonders bewusst, als ich im in einem Theaterstück den Satz hörte: I want to keep the view out of the window. In diesem Satz wird ein weiterer Aspekt des Fensters klar: der Ausblick aus einem Fenster ist fest an den Ort des Fensters gebunden. Es ist nicht möglich, bei einem Umzug den Blick aus dem Fenster mitzunehmen. Ein bisschen gilt dieses Prinzip auch für meine Arbeit: die Installation existierte nur in diesem Raum, für diese Zeit und blind questions: i see you me neither kann im Nachhinein nur dokumentiert werden. Das gleiche gilt auch für die Situation von einfallendem Sonnenlicht durch ein Fenster: es ist einmalig. Im nächsten Augenblick hat sich die Sonne schon ein kleines Stückchen bewegt und ein anderes Bild im Raum gezeichnet.
I want to keep the view out of the window
Überlegungen zur Arbeit
Material Die Installation besteht aus 140 Fäden von sehr leichter Strickwolle. 100 Meter von diesem Garn wiegen lediglich 80 Gramm. Die Fäden sind orange/gelb, wie gemeinhin als »Lichtfarbe« deklariert. Eine weitere Eigenschaft des farbigen Garns wurde sichtbar, wenn man sich um die Installation herum bewegte. Die Farbe des Fadens begann bei längsseitiger Betrachtung richtig zu leuchten. Fixiert werden sollten die Fäden mit Heißkleber an Fenster und Boden. Der Kleber ermöglicht das Straffen der Fäden, um einen schnurgeraden Lichteinfall zu simulieren, ist farblos und soll möglichst unsichtbare Klebepunkte hinterlassen. Aufbau Die Installation wurde in einer Nacht über eine Dauer von 10 Stunden aufgebaut. Der Auf bau gestaltete sich schwieriger und langwieriger als angenommen, da sich der vorgesehene transparente Modellbaukleber als zu schwach erwies. Also
musste alles mit Heißkleber befestigt werden, was größere Klebestellen hinterlassen hat als gewollt. Um den Eindruck von einfallendem Licht zu erwecken mussten die Fäden straff und gerade gespannt werden. Das beduetete, dass der Heißkleber immer erst antrocknen musste, bevor das andere Ende des Fadens befestigt werden konnte. Ein Video der Auf bauarbeiten gibt es unter www.youtube.com/watch?v=2z494RWQAFU Die Schwierigkeit beim Auf bau bestand darin, die Fäden in alle Richtungen parallel auszurichten und möglichst gleichmäßig auf der Fensterscheibe und dem Boden zu verteilen. Titel Der Titel der Arbeit ist nur eine Provokation, ein Spaß, ohne etwas zu bedeuten, er ersetzt »Ohne Titel« nur durch etwas mehr Auf klärung.
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Entstanden im Jahre Zwotausendneun.