Fritz+Fränzi Spezialausgabe: Berufswahl 17

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Mai 2017

Berufswahl

Was will ich werden? Alles Wissenswerte zur Stellensuche – auf 68 Seiten!

Die Roboter kommen

Cool bleiben!

Welcher Job passt zu mir?

Welche Berufe verschwinden werden

Wie Eltern ihre Kinder am besten unterstĂźtzen

Wie Jugendliche den richtigen Beruf finden


crbasel

LERNE DRUCKTECHNOLOGIN, WERDE KUNSTTHERAPEUTIN. PROFIS KOMMEN WEITER.

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Eine Initiative von Bund, Kantonen und Organisationen der Arbeitswelt.

Mai 2017  Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl-Spezial


Bild: Vera Hartmann / 13 Photo

Macht, was euch am meisten Spass macht!

Sie hätten es fast aufs Cover geschafft:

Zum dritten Mal nach 2015 und 2016 möchten wir Sie, liebe Eltern, liebe Jugendliche, mit diesem Sonderheft fit machen für die Berufswahl. Mein Kollege Stefan Michel hat erneut zahlreiche Fakten und Informationen zusammengetragen, eingeordnet und gut verständlich aufbereitet. Wir gehen in diesem Heft der Frage nach, welche Berufe aufgrund der digitalen Revolution überflüssig werden, fragen, welcher Job zu welcher Person passt, und zeigen auf, dass gerade weniger beliebte Berufe die besten Perspektiven bieten.

Sonderbeilage Mai 2017

Berufswahl

Was will ich werden? Alles Wissenswerte zur Berufswahl – auf 68 Seiten!

Geigenbauerin Corina Baumann

Liebe Schulabgänger und Lehrstellensuchende, lasst euch Zeit mit eurer Entscheidung. Wählt den Weg, der euch am meisten Spass macht. Und beherzigt den Rat des Informatikwissenschaftlers Oliver Bendel: «Be­obachtet die Beruf sollte zum Welt und fragt: Was könnte ich noch tun? Wofür gibt es eine Nachfrage?» passen und

Nik Niethammer Chefredaktor

«Der Kind nicht den Ehrgeiz der Eltern befriedigen.» Bildungsforscher Markus Neuenschwander

Ihnen, liebe Eltern, wünsche ich vor allem eins: Geduld und Gelassenheit mit ihren Sprösslingen. Die packen das schon! Herzlichst, Ihr Nik Niethammer

Stefan Michel staunt immer wieder über 15-Jährige, die wissen, welchen Beruf sie ausüben wollen. Selber hat der 44-Jährige viel länger gebraucht, um über ein Studium der Geschichte und Politikwissenschaft zum Journalismus zu finden. Heute arbeitet er freiberuflich und oft ausserhalb seines Büros. Damit bewegt er sich in der Arbeitswelt der Zukunft. Als Printjournalist verdient er sein Geld hingegen in einem Bereich, der seit Jahren als dem Untergang geweiht gilt.

Bild: R. Adhietty/ 13Photo

Bild: Privat

Die Autoren:

Sonderbeilage Mai 2017

Berufswahl

Was will ich werden? Alles Wissenswerte zur Berufswahl – auf 68 Seiten!

Automatiker Sandro Allenbach

Roshan Adhihetty hat sich auf Porträts und Reportagen spezialisiert. Der Solothurner Fotograf hat nach 2016 zum zweiten Mal das Berufswahl-Heft fotografiert. Bekannt wurde der 26-Jährige mit seiner Arbeit «Nacktwanderer». Zwischen 2014 und 2016 begleitete er Nudisten in der Schweiz, Deutschland und Österreich. Die Bilder wurden mehrfach ausgezeichnet und in verschiedenen Ausstel­lungen gezeigt.

Sonderbeilage Mai 2017

Berufswahl

Was will ich werden? Alles Wissenswerte zur Berufswahl – auf 68 Seiten!

Koch-Lernender Lukas Heller

Hier findest du deine Lehrstelle: www.yousty.ch Alle Lehrstellen täglich aktualisiert Schnupperlehrstellen aus allen Branchen Praktische & übersichtliche Online-Bewerbung


Inhalt Berufswahl / Mai 2017

Sandro Allenbach, 18, aus Steinhausen arbeitet im 3. Lehrjahr als Automatiker.

03 Editorial 06 Ein Beruf – früher und heute 08 Berufe mit Zukunft 18 So werden wir arbeiten Viele Tätigkeiten werden bald von Robotern ausgeführt, sagt der Wissenschaftler Oliver Bendel. 20 Angebot und (keine) Nachfrage Jedes Jahr bleiben Tausende Lehrstellen unbesetzt. 26 Seltene Berufe Wer Küfer, Pelznäherin oder Orgelbauer lernt, wird nicht viele Kollegen haben. 30 Eltern, haltet euch zurück! Mütter und Väter sollten bei der Berufswahl ihrer Kinder den eigenen Ehrgeiz hintanstellen, sagt Markus Neuenschwander. 32 Das war noch nicht alles  ... Manche Berufe lassen sich nicht direkt nach der Schule erlernen. 4

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Lou Diethelm will Grafiker werden. Die vielen Mitbewerber schrecken ihn nicht ab.

Fetije Elshani: «Die Pflege ist nur etwas für starke, kluge und mitfühlende Menschen.»

36 Lehre, Gymi oder was? Die Angst vor einer beruflichen Einbahnstrasse ist unbegründet. Solange man sich weiterbildet, stehen (fast) alle Wege offen.

60 Kann ich, was ich will? Ob man ein Berufsprofil erfüllt, entscheiden nicht nur die Noten. 62 Service Adressen, Tipps und Tricks.

42 Lehrstellenplattform zum Online-Schnuppern

64 Impressum

44 Betreuungsberufe In der Pflege zeichnet sich ein Mangel an Fachkräften ab.

66 «Rock Your Life!» Studierende unterstützen Jugendliche bei der Berufswahl.

50 Besondere Bedürfnisse Welche Unterstützung erfahren lernschwache Schüler bei der Berufswahl? 52 Abbruch und Neustart 54 Ich mache Karriere Ohne Studium in die Chefetage. 56 Harziger Start ins Berufsleben Was tun, wenn es mit der Lehrstelle einfach nicht klappen will?

Mai 2017

Berufswahl

Was will ich werden? Alles Wissenswerte zur Stellensuche – auf 68 Seiten!

Die Roboter kommen

Cool bleiben!

Welcher Job passt zu mir?

Welche Berufe verschwinden werden

Wie Eltern ihre Kinder am besten unterstützen

Wie Jugendliche den richtigen Beruf finden

Cover Desirée Schweizer, 23, arbeitet im 4. Lehrjahr als AutomobilMechatronikerin.

Mai 2017  Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl

Bild: Roshan Adhihetty

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Berufsporträt

Die Zukunft lernen –

60 Jahre Berufsbildung

mit einer Ausbildung bei Roche

Eine Lehre bei Roche, in einem der weltweit führenden Unternehmen im forschungsorientierten Gesundheitswesen, legt den Grundstein für einen vielversprechenden Berufsweg. Denn die Berufsbildung Roche bietet erstklassige Ausbildungsgänge in 14 verschiedenen zukunftsorientierten Berufen an. Bei Roche entwickeln sich rund 300 Lernende zu Fachleuten, die jetzt und in Zukunft gefragt sind. Wer bei Roche lernt, kann seit 60 Jahren auf eine erstklassige Ausbildung zählen. Seit sechs Jahrzehnten ist eine Lehre bei Roche für viele jungen Menschen somit ein idealer Startpunkt in das Berufsleben mit vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten.

hineinwachsen. So werden sie im Laufe der Ausbildung zu Experten auf dem jeweils gewünschten Gebiet. Das Schullabor EXPERIO Roche – begeistert, weckt und fördert Interessen Roche bietet mit dem Schullabor Schülerinnen und Schülern ab der 4. Primarschulklasse bis hin zum Gymnasium Workshops in den MINT-Bereichen Naturwissenschaft, Technik und Informatik an. Roche setzt somit Massstäbe beim Generieren von wichtigen Schlüsselerlebnissen und damit bei der Förderung der MINT-Berufe. Das Schullabor EXPERIO Roche ist sowohl in der Qualität der Ausstattung wie auch in der fachlichen und pädagogischen Betreuung einzigartig in der Schweiz.

Modernste Infrastruktur im Roche Ausbildungszentrum in Kaiseraugst Im Ausbildungszentrum in Kaiseraugst befindet sich Weitere Infos eine moderne Labor- und Werkstattinfrastruktur, Informationen zur Berufslehre bei Roche und die optimal auf die Bedürfnisse der Lernenden und zum Schullabor EXPERIO Roche inklusive der Fachbereiche bei Roche zugeschnitten ist. aller Kontaktdaten finden Sie im Internet unter: Die Jugendlichen können unter besten Bedingungen www.berufslehre.roche.ch komplexe Aufgabenstellungen selbstständig lösen, und unter www.experio-roche.ch wichtige Erfahrungen sammeln und in den Beruf Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl  Mai 2017 5


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Bild: akg images/Keystone

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1895 Ein Meister mit zwei Gesellen und einem Lehrling in einer Berliner Backstube.

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Bild: Gaetan Bally/Keystone

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2014 Produktion von Vorspeise-Snacks aus Blätterteig bei der Roland Murten AG.

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Wann übernehmen

die Roboter?

Die Frage, welchen Beruf sie ein Leben lang ausüben wollen, stellt sich den heutigen Schulabgängern nicht mehr. Eher müssen sie sich fragen, welche Berufe in zwanzig Jahren noch existieren. Und welche neuen Chancen sich auftun. Text: Stefan Michel Bilder: Roshan Adhihetty / 13 Photo

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Mai 2017  Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl


Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl  Mai 2017 9


Nach diesen Lehrstellen suchen die Jugendlichen am häufigsten

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elbstfahrende Autos, Roboter, die Kranke pflegen, Drohnen, die Pakete ausliefern – der technische Fortschritt wartet zurzeit mit spektakulären neuen Maschinen auf. Sie werden uns das Leben erleichtern, und sie werden einen immer grösseren Teil der Arbeit übernehmen, mit dem bisher Menschen ihr Geld verdient haben. Die viel zitierte Studie der beiden Oxford-Wissenschaftler Carl Frey und Michael Osborne prognostiziert, dass bis in zwanzig Jahren 47 Prozent der Berufe der Digitalisierung zum Opfer fallen. Das Erstaunlichste an der 702 Tätigkeiten umfassenden Liste: In den obersten dreissig Rängen dominieren Bürojobs: Einkäufer, Telefonverkäufer, Versicherungssachbearbeiter. In Fabriken haben Roboter eine lange Entwicklung hinter sich und werden immer genauer und geschickter. Im Gesundheitswesen sind es eher Prototypen, die zum Beispiel schweren Patienten >>>

Viele der heutigen Bürojobs wird es in zwanzig Jahren nicht mehr geben. 10

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.

Kaufmann/-frau EFZ Profil E, Profil B Detailhandelsfachmann/-frau EFZ Informatiker/-in EFZ Fachmann/-frau Gesundheit EFZ Medizinische/-r Praxisassistent/in EFZ Logistiker/-in EFZ Fachmann/-frau Betreuung EFZ Dentalassistent/-in EFZ Büroassistent/-in EBA Zeichner/-in EFZ

Suche nach offenen Lehrstellen auf yousty.ch vom Lehrbeginn 2015 bis zum Lehrbeginn 2016 (August). Total der Abfragen: 560 058.

Ich erzähle

«Manchmal schauen mich die Leute komisch an» Desirée Schweizer, 23, aus Bonaduz GR, arbeitet im 4. Lehrjahr als AutomobilMechatronikerin. Sie will einmal alles können, was mit Autos zu tun hat. «Am liebsten mag ich ja alte Autos. Mein Traum, einmal einen 67er Chevrolet Impala zu restaurieren, brachte mich dazu, die Lehre als Automobil-Mechatronikerin zu machen. Ich habe mich auch für Informatik und Hochbauzeichnerin interessiert. Schliesslich überwog aber das Interesse an Autos. Perfekt für mich ist, dass wir in

meinem Lehrbetrieb nicht nur neue Autos warten und reparieren, sondern auch Oldtimer restaurieren. Diese Arbeit mag ich am liebsten. Aber ich will alles können, was man an einem Auto machen kann, und da gehört die Elektronik einfach dazu. Zum Beispiel erstelle ich mit den verschiedenen Testgeräten die Diagnose und behebe dann das Problem. Als junge Frau musste ich mich in der Garage natürlich besonders beweisen, und noch heute schauen mich einige komisch an, besonders, wenn ich mal eben an einem Auto eine de­­ fekte Glühlampe auswechsle. Nach der Lehre möchte ich die Weiterbildung zur Fahrzeug-Restauratorin machen – und mir irgendwann meinen Chevy Impala kaufen und restaurieren.»


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Mai 2017  Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl


Ich erzähle

«Das ist genau mein Ding» Jeremy Grlj, 20, aus Biel BE, arbeitet im 2. Lehrjahr als Interactive Media Designer. Später möchte er ein Studium als Interaction Designer beginnen. «Weil ich keine Lehrstelle als Informatiker oder Mediamatiker fand, machte ich eine KV-Lehre bei Viscom, dem Arbeitgeberverband der grafischen Industrie. Während meiner Lehrzeit wurde dort das Berufsbild des Interactive Media Designer entwickelt. Das war genau mein Ding, denn Websites und andere kreative Arbeiten am Computer interessieren mich schon

lange. Gleich nach dem KV-Lehrabschluss suchte ich eine neue Lehrstelle und erhielt nach einigen Absagen einen Vertrag bei meinem jetzigen Lehrbetrieb. Dass ich privat schon Websites gestaltet hatte, half mir sicher. Das ist nun auch meine Hauptbeschäftigung: We­b­ inhalte erstellen. Mal ist es ein Teil eines E-Shops, mal ein animiertes Werbebanner. Momentan gestalte ich Powerpoint-Vorlagen für einen Kunden. Wir lernen aber nicht primär zu programmieren, sondern wie Webinhalte gestaltet werden müssen, damit sie sich gut nutzen lassen und dem User ein positives Erlebnis ermöglichen. Nach der Lehre möchte ich mich in der Programmierung weiterbilden und vielleicht ein Studium als Inter­ action Designer machen.»

Die am häufigsten gewählten Berufslehren Beruf

Total

Männer

Frauen

14 250

5 977

8 273

2. Detailhandelsfachmann/-frau EFZ

5 077

2 049

3 028

3. Fachmann/-frau Gesundheit EFZ

4 147

534

3 613

4. Fachmann/-frau Betreuung EFZ

3 170

584

2 586

5. Elektroinstallateur/-in EFZ

2 159

2 113

46

6. Informatiker/-in EFZ

1 976

1 831

145

7. Koch/Köchin EFZ

1 750

1 111

639

8. Zeichner/-in EFZ

1 630

1 115

515

9. Logistiker/-in EFZ

1 618

1 446

172

10. Polymechaniker/-in EFZ

1 568

1 511

57

1. Kaufmann/-frau EFZ B + E

Neu abgeschlossene Lehrverträge 2015. Quelle: Bundesamt für Statistik, aufbereitet durch Schweizerisches Dienstleistungszentrum Berufsbildung

Mensch und Maschine als Tandem: Wir helfen ihnen, immer mehr von unserer Arbeit zu machen. >>> aufhelfen. «An vielen Orten werden Roboter im Tandem mit Menschen arbeiten», sagt Oliver Bendel. Der Professor sieht sich regelmässig die neusten Roboter an und entwickelt zusammen mit seinen Studierenden autonome, digital gesteuerte Maschinen. Bereits im Einsatz sind laut dem deutschen Experten Transport- und Lieferroboter als Testgeräte sowie Sicherheits- und Überwachungsroboter in Einkaufszentren und auf Betriebsgeländen. Die selbständig arbeitenden Maschinen sind das Gesicht der vierten industriellen Revolution, wie die jüngste Phase der Digitalisierung genannt wird. Im Büro sind es nicht Roboter, sondern autonome Computer­ programme, die Geschäftsberichte schreiben, Lohnbuch­ha­ltung führen, Bestellungen entgegennehmen und vieles mehr. An personalisierte Werbung im Internet haben wir uns längst gewöhnt. Software beobachtet unser Verhalten und zeichnet daraus ein immer genaueres Profil unserer Bedürfnisse und Vorlieben. In ähnlicher Weise lernen Programme, Arbeiten wie die oben genannten auszuführen. Menschliches Feedback hilft ihnen dabei, immer mehr zu verstehen und immer weniger Fehler zu machen. Übernehmen also bald die Maschinen? Was bleibt für uns Menschen? In der Vergangenheit entstanden stets mehr neue Arbeitsstellen, als alte ver- >>>

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Viele Berufe werden nicht einfach verschwinden. Aber sie werden sich grundlegend verändern.

>>> loren gingen, wenn sich der technische Fortschritt beschleunigte. Der Übergang von der Landwirtschafts- zur Industrieund schliesslich zur Dienstleistungsgesellschaft hat Einkommen und Wohlstand in den Ländern des Nordens vervielfacht. Ob auch die Digitalisierung mehr Jobs schafft, als sie zerstört, ist umstritten. Die enorm gestiegene und weiterhin steigende Leistungsfähigkeit der Computer hat bis jetzt jedenfalls nicht für weniger Arbeit gesorgt. Alt-SPNationalrat und Ökonom Rudolf Strahm hält die Angst vor der Digitalisierung für unbegründet. Er diagnostiziert ein «RoboterSyndrom bei profilierungssüchtigen amerikanischen Professoren und Buchschreibern». Die digitale Revolution werde massenhaft Fachkräfte brauchen, um voranzukommen, ist Strahm überzeugt. Einer der von Strahm angesprochenen Autoren ist Martin Ford. Er ist IT-Unternehmer und schrieb das preisgekrönte Buch «Aufstieg der Roboter», in wel-

chem er Massenarbeitslosigkeit voraussagt. Gegenüber der «Neuen Zürcher Zeitung» anerkennt er, dass weiterhin neue Geschäftsfelder entstehen. Diese seien aber nicht sehr arbeitsintensiv. Ein Beispiel dafür ist Google, das 2015 einen vergleichbaren Umsatz er­­ wirtschaftete wie der Industriekonzern Siemens (74,98 Milliarden Dollar bei Google, 75,69 Milliarden Euro bei Siemens), dies jedoch mit weniger als einem Fünftel Angestellten (rund 61 000 Mitarbeiter bei Google, 348 000 Mitarbeiter bei Siemens). Bedrohte Berufe

In welchem Beruf ist man denn für die Zukunft gewappnet? Wenn Roboter immer wichtiger werden, sind Leute gefragt, die Roboter konstruieren, bauen und programmieren können, also Kon­ strukteure, Automatiker, Informatiker und Ingenieure. Doch auch in Design und Entwicklung macht die Software rasch Fortschritte. Wo persönlicher Kontakt gefragt ist, können Maschinen die Men-

Experten raten, sich nicht zu stark zu spezialisieren, sondern sich breites Wissen anzueignen. 14

schen nicht ersetzen, ist eine gängige Vorstellung. Doch wie wir unserem Smartphone mündlich erklären, was es für uns tun soll, so geschieht das bereits an einzelnen Hotelrezeptionen und in bestimmten Einkaufszentren, wo Roboter die Kunden informieren. Er sei in San Francisco dem Roboter Pepper begegnet, der auch bald im Glattzentrum bei Zürich eingesetzt werde, erzählt Oliver Bendel. Doch die Vorstellung, dass Berufsleute von der Digitalisierung einfach beiseitegeschoben und entsorgt würden, ist sicherlich zu einfach. Aus dem Auto­ mechaniker ist der AutomobilMechatroniker geworden, der von Apps und Updates ebenso viel versteht wie von Zylindern und Vergasern. Technische Zeichnerinnen üben heute einen anderen Beruf aus als die Generation vor ihnen. Trotzdem gibt es sie weiterhin. Bendel wie Ford empfehlen jungen Leuten, sich nicht zu sehr zu spezialisieren, sondern sich vielfältiges Wissen anzueignen und flexibel zu bleiben. Der Hochschulprofessor sieht in einem breit angelegten Studium am meisten Potenzial. Ein Hochschulabschluss kann auch in Zukunft nicht von der Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer erwartet werden. Doch es gibt mittlerweile in jeder Branche Weiterbildungsmöglichkeiten, die Mai 2017  Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl


Digitalisierung Wie stark ist ein Beruf durch Robotertechnik und künstliche Intelligenz bedroht? Je höher der Prozentsatz, desto gefährdeter ist der Beruf. Beruf

Fachleute technisch voranbringen und die auch berufsübergreifendes Wissen vermitteln. So fällt ein Branchenwechsel leichter. Für Rudolf Strahm ist dies der Schlüssel, wie er im «Tages-Anzeiger» schrieb: «Die adäquate Antwort auf die digitale Revolution heisst berufliche Weiterbildung, sie heisst, Neues hinzulernen, lernen und nochmals lernen. Da­­ durch verdrängt die vierte industrielle Revolution die Menschen nicht aus der Arbeit, sondern gibt ihnen neue Rollen und Funktionen in der Arbeit.» Digitalisierung schafft Freiheit

Schaffen Digitalisierung und Robotisierung denn auch weitere neue Jobs, so wie in den Neunzigerjahren den Webdesigner oder jüngst den Social-Media-Manager? Oliver Bendel mutmasst, dass ein neuer Job darin bestehen könnte, Roboter an ihren Arbeitsort zu bringen und selbstfahrende Lastwagen bis zur Autobahn zu fahren, weil der Verkehr in den Siedlungsgebieten noch zu komplex für das autonome Navigieren ist. Auch müssten Kollaborationsroboter in der Produktion zunächst von Menschen trainiert werden. Andere neue Jobs hat das Internet bereits hervorgebracht: Die moderne, flexible Arbeitskraft kann ein Zimmer auf Airbnb vermieten, Uber-Fahrdienste verrichten oder das eigene Auto über Sharoo verleihen. Daneben >>>

Gefährdung

Bediener von Anlagen für fotografische Erzeugnisse

100 %

Datenerfasser

100 %

Telefonverkäufer

100 %

Nichtakademische Fachkräfte im Rechnungswesen

99 %

Fachkräfte für Abrechnungs- und Speditionsdienstleistungen

99 %

Sekretariatsfachkräfte im juristischen Bereich

99 %

Produkttester und -klassierer (ohne Nahrungsmittel und Getränke)

99 %

Mannequins/Dressmen und sonstige Modelle

99 %

Bediener von Verpackungs-, Abfüll- und Etikettiermaschinen

99 %

Bürokräfte in der Lohnbuchhaltung

98 %

Quelle: www.job-trends.ch, eine Dienstleistung von Angestellte Schweiz, politan und x28

Routineintensität Je wichtiger in einem Beruf Routinetätigkeiten sind, desto höher ist die Gefahr, dass Maschinen oder Computerprogramme diese übernehmen und die Berufsleute überflüssig machen. Je mehr ein Beruf situationsbezogenes Handeln oder abstraktes Denken erfordert, desto weniger ist er von der Digitalisierung gefährdet. Auch viele handwerkliche Berufe erfordern situationsbezogenes Handeln. Beruf Kodierer, Korrekturleser und verwandte Bürokräfte Schreibkräfte und Bediener von Textverarbeitungsanlagen Kassierer und Kartenverkäufer Sekretariatsfachkräfte im juristischen Bereich Sekretariatskräfte (allgemein) Bürokräfte in der Lohnbuchhaltung Bank- und andere Schalterbedienstete Nichtakademische Fachkräfte im Rechnungswesen Telefonisten Bürokräfte im Rechnungswesen und in der Buchhaltung

Routineintensität 100 % 93 % 93 % 92 % 92 % 91 % 88 % 85 % 85 % 83 %

Quelle: www.job-trends.ch, eine Dienstleistung von Angestellte Schweiz, politan und x28

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>>> kann sie für Amazon Me­­ chanical Turk kleine Auftragsar­ beiten am Computer verrichten. Eine Familie lässt sich so allerdings kaum ernähren. Arbeit auf Abruf werde in der Schweiz zunehmen, sagt eine Studie der Consulting-Firma Deloitte voraus. «Die Menschen arbeiten, wann sie wollen und so viel sie wollen», stellt es die Studie positiv dar. «Auf der anderen Sei­ te fallen sie nicht mehr unter den geltenden Arbeitnehmerschutz» (z. B. Kündigungsschutz oder Sozialversicherungsbeiträge des Arbeitgebers), räumen die De­­ loitte-Experten ein. Mehr Freiheit bedeutet hier auch weniger Sicher­ heit. Im Gegensatz zu Rudolf Strahm erwarten Oliver Bendel und Martin Ford, dass es in Zukunft weniger Arbeit für die Menschen geben wird und diese mehr Zeit zur freien Verfügung haben werden. Roboter und Software nehmen ihnen aber nicht nur Arbeit ab, sondern kosten sie auch Einkommen. Darum befürworten Bendel und Ford ein Grundein­ kommen, wie es in der Schweiz kürzlich an der Urne abgelehnt worden ist. Noch ist alles Prognose und einiges Spekulation. Doch es zeichnet sich ab, dass der techni­ sche Fortschritt nicht nur die Arbeit an sich verändert, sondern die Art, wie wir leben. Es gibt viel dazuzulernen, nicht nur für die Berufseinsteiger.

Ich erzähle

«Ich muss hundertprozentig bei der Sache sein» Sandro Allenbach, 18, aus Steinhausen ZG, arbeitet im 3. Lehrjahr als Automatiker. Er hat sich schon immer dafür interessiert, was in einer Maschine passiert. «Es faszinierte mich schon immer, wie sich eine Maschine bewegt und wie sie funktioniert. Ich habe auch als Polyme­ chaniker und Elektroniker geschnuppert. Als Automatiker habe ich ein wenig von allem. Ich löte Schaltungen, baue aber auch ganze Maschinen zusammen, was körperlich anstrengend ist. Und ich muss mit dem Kopf hundertprozentig

bei der Sache sein, mitdenken und Lösungsvorschläge machen. In meinem Lehrbetrieb bauen wir nur Sonder­ maschinen, die in einer Fabrik irgend­ einen speziellen Arbeitsschritt ausfüh­ ren müssen. Manche könnte man auch Roboter nennen. Der Kunde sagt uns zum Beispiel, welche Teile die Maschine herstellen soll und in welcher Zeit. Dann entwickeln wir sie, bauen sie mecha­ nisch auf und verdrahten sie. Program­ miert wird die Anlage dann von einem Informatiker. Unsere Maschinen stehen in der ganzen Welt, und ein Ausgelernter oder mehrere gehen jeweils mit zum Kunden, um die Inbetriebnahme zu begleiten. Geschäftlich nach Mexiko oder Shanghai zu reisen, würde mir natürlich auch gefallen.»

Neue Berufe Beruf Hotel-Kommunikationsfachfrau/-mann EFZ*

2017

Hörsystemakustiker/-in EFZ

2016

Fachfrau/-mann öffentlicher Verkehr EFZ

2015

Entwässerungstechnologe/-in EFZ

2014

Interactive Media Designer EFZ

2014

Systemgastronomiefachfrau/-mann EFZ

2013

Fachfrau/-mann Bewegungs- und Gesund­ heitsförderung EFZ

2012

Fachfrau/-mann Kundendialog EFZ

2011

Veranstaltungsfachfrau/-mann EFZ

2011

>>>

Bühnentänzer/-in EFZ

Arbeiten, wo und so viel man will – aber auch ohne Schutz und mit wenig Einkommen. 16

Inkraftsetzung

* EFZ: Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis Quelle: Staatsekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI

2009


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« Langfristige Verträge und feste Arbeitsplätze werden verschwinden» Oliver Bendel ist Spezialist für Mensch-Maschinen. Ein Gespräch mit dem Informatik­wissenschaftler über aussterbende Berufe, die Frage, wie Roboter unseren Alltag verändern, und die Zukunft des Baugewerbes. Interview: Stefan Michel Herr Bendel, wie gross ist das Risiko, dass ein Verkäufer im Supermarkt in zwanzig Jahren von Robotern oder Computerprogrammen abgelöst wird?

Sehr gross. Bediente Kassen gibt es bald nicht mehr. Wo fachliche Beratung gefragt ist, wird es weiter Menschen brauchen – auch wenn eine Maschine eher als ein Mensch 3000 Produkte vergleichen und eine Empfehlung abgeben kann. Wie sieht es im kaufmännischen Bereich aus?

Bei Banken und Versicherungen werden massiv Stellen wegbrechen. Das liegt auch am Verhalten der Kunden, die sich immer seltener persönlich beraten lassen wollen. Sie wollen ihre Versicherung spontan mit drei Klicks über das Smartphone abschliessen.

«Bei Versicherungen und Banken brechen massiv Stellen weg. Bediente Kassen gibts schon bald nicht mehr.» 18

Wie sicher sind die Jobs im Gesundheits- und Betreuungswesen?

Ich glaube, dass das noch lange eine menschliche Domäne bleiben wird. Obwohl schon viele Prototypen von Pflegerobotern vorhanden sind. Ich halte diese für sinnvoll, wenn sie beispielsweise der Pflegefachkraft helfen, einen schweren Menschen umzubetten. Ich greife mal einen handwerklichen Beruf heraus: den Koch.

Ich glaube nicht, dass es je einen Roboter geben wird, der sehr gut kochen kann. Diese Arbeit geht ins Kreative, ins Künstlerische hinein. Nur der Mensch kann schmecken. Vielleicht kann irgendwann ein Roboter feststellen, ob der Wein Zapfen hat. Sind kreative Tätigkeiten vor Maschinen sicher?

Nein, das sind sie nicht. Wenn Programme mit Daten gefüttert werden, können sie beispielsweise prima Autos konstruieren oder auch simple Texte schreiben. Welche Zukunft sehen Sie für das Baugewerbe?

Da ist die Robotisierung schon ein Stück weit gediehen. Fertigbauteile werden in Fabriken hergestellt. Es gibt 3-D-Drucker, die Häuser

ausdrucken. Doch gerade der 3-D-Druck im Bau wird nur in visionären Projekten eingesetzt. Um Gebäude von Robotern oder 3-D-Druckern hochziehen zu lassen, sind riesige und komplexe Maschinen nötig, die enorm teuer sind. Ich bin überzeugt, dass es auch in dreissig Jahren noch Bauarbeiter geben wird. Wo werden wir sonst noch Roboter in unserer Arbeitswelt oder im Alltag antreffen?

In vielen Bereichen werden Ko­­ operations- und Kollaborationsroboter immer wichtiger. Früher waren die Roboter in der Produktion hinter Gittern, damit sie Menschen nicht gefährden. Heute arbeiten sie im Abstand von Zentimetern mit uns zusammen. In einem BMW-Werk in den USA beispielsweise gibt es einen Roboter, der zusammen mit einem Menschen Türen montiert und dabei Türdichtungen eindrückt. Transportroboter bringen in Fabriken oder auf Firmengeländen selbständig Material von einem Ort zum anderen. Die Schweizerische Post hat einen Paketroboter getestet. Nun sind die Lieferdrohnen dran.

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Eigentlich sind Roboter nichts Neues. Was hat sich geändert, dass sie so im Gespräch sind?

Früher waren die Roboter hoch spezialisiert. Jetzt können sie ver­ schiedene Tätigkeiten überneh­ men. Man kann ihre Arme be­­­­­­­ wegen und sie so trainieren. Einige können durch Beobachten dazulernen. Die künstliche Intel­ ligenz macht das möglich. Sehen Sie im Zusammenhang mit Robotern neue Berufe für Menschen entstehen?

Ich könnte mir vorstellen, dass es Menschen braucht, die Roboter an ihren Einsatzort bringen. Oder Chauffeure, die Lastwagen zur Autobahn fahren, wo sich diese dann autonom fortbewegen. Welche Veränderungen in der Arbeitswelt sehen Sie sonst noch kommen?

Das langfristige Arbeitsverhältnis und der feste Arbeitsplatz werden wohl verschwinden. Wir arbeiten immer mehr auf Nachfrage, und zwar dort, wo es uns gerade braucht. Und wir werden wohl unsere Tätigkeit immer wieder wechseln. Welche Ausbildung empfehlen Sie jungen Leuten, damit sie in zwanzig Jahren nicht von einer Maschine überflüssig gemacht werden?

Die besten Chancen sehe ich für Menschen, die ein generalistisches Studium absolvieren und sich ein breites Wissen aneignen. Vor allem aber rate ich zu der Ausbildung, die einem am meisten Spass macht. Man darf sich jedoch nicht auf einen Beruf und eine Tätigkeit versteifen. Wer eine Schreinerleh­ re macht, sollte auch fähig sein, strategische Entscheide im Zusam­ menhang mit Holz zu fällen. Ich empfehle, die Welt zu beobachten und zu überlegen: Was könnte ich noch tun? Wofür gibt es eine Nachfrage?

«Die besten Zukunftschancen haben Jugendliche mit einem generalistischen Studium und breitem Wissen.»

Zur Person Oliver Bendel ist Germanist, Philosoph, Informationswissenschaftler und Doktor der Wirtschaftsinformatik. Als Professor der Fachhochschule Nordwestschweiz beschäftigt er sich besonders mit autonom funktionierenden Maschinen und Computerprogrammen sowie den ethischen Fragen, die sich daraus ergeben. Ein weiteres Spezialgebiet sind Mensch-Maschinen und künstliche Kreaturen in Texten von der Antike bis heute. Oliver Bendel hat mehrere Romane veröffentlicht.

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Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl  Mai 2017 19


Lehrlinge gesucht Jedes Jahr bleiben Tausende Lehrstellen unbesetzt. Gleichzeitig erhalten Tausende Jugendliche keinen Lehrvertrag. Dabei bieten gerade einige weniger beliebte Berufe gute Perspektiven. Text: Stefan Michel Bilder: Roshan Adhihetty / 13 Photo

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Ich erzähle

«Jeder Schaden ist anders» Lars Werner, 19, aus Alten ZH, arbeitet im 4. Lehrjahr als Carrosserie-Spengler. An Weiterbildung denkt er noch nicht. «Seit der ersten Klasse wollte ich Schreiner werden. Doch in der Schnupperlehre merkte ich, dass das nicht das Richtige ist für mich. Meinen Lehrbetrieb lernte ich eher zufällig kennen: an einem Tag der offenen Tür. Ich ging dann schnuppern und erhielt auf meine Bewerbung hin eine Lehrstelle. Automobil-Mechatroniker hätte mich auch interessiert. Aber mir

scheint, dass die vor allem Teile auswechseln. Ich mag es, dass wir reparieren, was kaputt ist. Jeder Schaden ist anders, das ist die Abwechslung in meinem Beruf. Der Vorher-Nachher-Effekt ist gross, und es ist eine Freude, wenn der Kunde am Schluss glücklich ist. Manche bedanken sich sogar mit einer Karte oder bringen ein Znüni vorbei. In der Berufsschule höre ich manchmal, wo überall CarrosserieSpengler gesucht werden. Ich habe den Beruf aber nicht gewählt, weil viele Stellen offen sind, sondern weil mir die Arbeit mit Autos Spass macht. An Weiterbildungen denke ich noch nicht. Ich freue mich darauf, einfach mal arbeiten zu können.»

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I

rgendwo am Übergang von der Primarschule in die Oberstufe geht das Interes­ se am Handwerk verloren. Waren vorher Automecha­ niker oder Coiffeuse noch Wunschberufe, sind gegen Ende der Schulzeit Bürojobs und Be­­ treuungsarbeit gefragt. Betriebe, die Kaufleute oder Informatiker ausbilden, werden mit Bewerbun­ gen überhäuft. Lehrstellen für Elektroinstallateure, Köchinnen oder Maurer bleiben zu Tausen­ den unbesetzt. Das Lehrstellenbarometer des Bundes nennt bei Lehrbeginn im August 2016 rund 10 000 offene Lehrstellen – mehr als jede zehnte Lehrstelle in der Schweiz konnte nicht besetzt werden. Besonders betroffen sind das verarbeitende Gewerbe (Bäcker, Metzger, Schrei­ ner usw.), die Dienstleistungen (Coiffeuse, Koch, Restaurantange­ stellte usw.) und technische Beru­ fe (Elektroinstallateur, Polyme­ chaniker, Sanitärinstallateur usw.). Gleichzeitig fanden 11 000 Ju­­ gendliche 2016 keine Lehrstelle. Gute Perspektiven im Handwerk

Noch immer lassen sich Tausende junge Menschen zu Mechanikern oder Köchinnen ausbilden. Schmutzige Hände schrecken nur eine Minderheit ab. Aber auch wenn nur zwei von zehn >>>

Bäcker, Coiffeur oder Polymechanikerin? Hier gibt es noch Lehrstellen. 22

Ich erzähle

«Französisch zu sprechen, ist heute kein Problem mehr» Alexandra Zollet, 18, aus Wünnewil FR, arbeitet im 3. Lehrjahr als Coiffeuse. Später will sie im Beruf bleiben und sich vielleicht zur Stylistin weiterbilden. «Ich wuchs auf einem Bauernhof auf. Doch ich wollte einen Beruf, bei dem ich mit den Händen kreativ arbeiten kann. Ich schnupperte auch als Schneiderin, aber Coiffeu­ se gefiel mir besser. Ich konnte dann gleich im Schnupperbetrieb die Lehre machen, ohne eine zwei­

te Bewerbung zu schreiben. Die grösste Herausforderung am Anfang war, dass ich mit vielen Kundinnen und Kunden franzö­ sisch sprechen muss, Freiburg ist ja zweisprachig. Nach fast drei Jah­ ren Lehre ist das kein Problem mehr. Ganz besonders gefällt es mir, Menschen zu beraten, was zu ihnen passen könnte. Wenn sie danach glücklich hinausgehen, einige sogar mit neuem Selbst­ bewusstsein, ist das ein super Gefühl für mich. Meine Freunde kommen gerne zu mir in den Salon, um sich von mir ihre Haare schnei­ den oder stylen zu lassen. Nach der Lehre möchte ich im Beruf bleiben und Erfahrungen sammeln. Viel­ leicht bilde ich mich irgendwann noch zur Stylistin oder in Make-up weiter.»


Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl  Mai 2017 23


Ich erzähle

«In der Küche gefällt es mir besser als auf der Baustelle» Lukas Heller, 18, aus Grindelwald BE, ist KochLernender im 2. Lehrjahr. Später möchte er im Ausland arbeiten – oder er übernimmt das Hotel seiner Eltern. «Meine Eltern führen ein VierSterne-Hotel in Grindelwald. Trotzdem konnte ich frei entscheiden, welchen Beruf ich lernen will. Ich habe auch als Elektroinstallateur geschnuppert, weil mich die Technik fasziniert. Aber in der Küche gefällt es mir doch besser als auf der Baustelle. Nun lerne ich in einem eher kleinen Betrieb mit Gourmetküche. Ich mag die Vielseitigkeit der Arbeit. Ich mache jeden Tag etwas anderes. Im ersten Jahr lernte ich die kalte Küche, vor allem Salate und Desserts, im zweiten Gemüse und Beilagen. Jetzt freue ich mich auf Fleisch und Saucen. Die Stimmung in unserer Küche ist gut. Dass ich regelmässig am Abend arbeite, stört mich nicht. In meiner Berufsschulklasse haben ein paar die Lehre abgebrochen. Mir scheint, das sind Leute, die nicht wirklich etwas aus ihrem Leben machen wollen. Nach der Lehre möchte ich an verschiedenen Orten Erfahrungen sammeln, gerne auch im Ausland. Gut möglich, dass ich irgendwann das Hotel meiner Eltern übernehme. Es kann aber auch ganz anders kommen. Ich bin frei in meiner Entscheidung.»


schen und handwerklichen Berufen besonders gross. Die Gefahr der Digitalisierung ist in vielen handwerklichen Berufen wesentlich kleiner als in vielen Bürojobs. Spannend ist das Arbeiten mit Kopf und Händen sowieso. >>>

>>> Lehrstellen pro Jahr unbesetzt bleiben, summiert sich das über die Jahre zu Tausenden fehlenden Fachleuten. Die betroffenen Branchen reagieren mit Imagekampagnen und der Aufwertung ihrer Berufslehren, manche auch, indem sie neben anspruchsvollen drei- und vierjährigen EFZ-Lehren zwei- oder dreijährige EBA-Lehren anbieten. Im Bau­gewerbe übernehmen junge Erwachsene Anfang zwanzig Führungspositionen, weil die Berufsleute fehlen. Hier liegt ein Paradoxon der Be­­rufsbildung in der Schweiz: Die Aufstiegschancen sind in techni-

Die betroffenen Branchen reagieren mit Imagekampagnen.

Berufsporträt

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In einigen Berufen braucht es jährlichTausende Lehrabsolventen, in anderen nur eine Handvoll. Küfer, Pelznäherin und Orgelpfeifenbauer gehören zu den seltensten Berufen hierzulande. Text: Stefan Michel

D

ass ein Beruf selten ist, macht ihn noch nicht zwingend interessant. Doch es sind viele spezielle handwerkliche oder technische Tätigkeiten unter den seltensten Berufen der Schweiz. So wird nur alle paar Jahre ein Küfer ausgebildet, also ein Holzhandwerker, der Weinfässer herstellt. Das Bundesamt für Statistik listet für 2015 insgesamt 31 Berufe* auf, in denen sich jeweils nur eine einzige Person in der Lehre befand, darunter eine Pelznäherin, ein Orgelpfeifenbauer und eine Papiertechnologin. Dabei ist nicht nur altes Handwerk unter den seltenen Berufen. Neben der Papiertechnolo- >>>

Nur alle paar Jahre wird ein Küfer ausgebildet. 26

Bild: Roshan Adhihetty / 13 Photo

Die seltensten Berufe der Schweiz

Ich erzähle

«Pro Jahr gibt es zwei Lehrstellen. Ich bekam eine davon» Corina Baumann, 21, aus Brienz BE, ist Geigenbauerin im 1. Lehrjahr. Sie hat ihren Traumberuf gefunden. «Nach der Matura wusste ich immer noch nicht, was ich machen wollte. Schon lange spielte ich Geige, ich liebte das Fach Bildne­ risches Gestalten – warum nicht Geigenbauerin werden? Ich mach­ te die zweitägige Eignungsprü­ fung an der Geigenbauschule Brienz, dem einzigen Ort in der Schweiz, wo regelmässig Geigen­ bauer ausgebildet werden. Tat­ sächlich erhielt ich einen der zwei Ausbildungsplätze, die es pro Jahr

gibt. Nun arbeite ich an meiner zweiten Geige. Vorgesehen ist, dass man während der vierjähri­ gen Lehre acht Instrumente baut, darunter ein Cello und eine Brat­ sche. Man muss nicht unbedingt perfektionistisch sein, aber Ge­­ duld und Genauigkeit gehören dazu. Bis Geigendecke und Gei­ genboden die richtige Wölbung haben, hobelt und schleift man mehrere Monate. Und immer wie­ der gibt es Arbeitsschritte, die ganz genau sein müssen, weil nicht jeder Fehler korrigiert wer­ den kann. Im Berufsalltag ist der Neubau von Instrumenten die Ausnahme. Meistens reparieren oder restaurieren Geigenbauer bestehende Streichinstrumente. Auch auf diese Arbeit freue ich mich. Ja, ich lerne meinen Traum­ beruf.»


Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl  Mai 2017 27


37 Personen machten 2015 die Ausbildung zur Theatermalerin.

>>> gin lernt auch der einzige Mikrozeichner in der Spezialisie­ rung Stanzwerkzeuge und Giess­ formen seinen Beruf in einem modernen Industriebetrieb. Bei gewissen Tätigkeiten würde man weniger Lernende vermuten: Wer hätte gedacht, dass 2015 immerhin 37 Personen die Lehre zur Theatermalerin machten oder sich 40 Matrosen der Binnen­ schifffahrt in Ausbildung befan­ den? Auf der anderen Seite gibt es Berufe, die immer seltener wer­ den, bis sie schliesslich aussterben. So wurde der Beruf des Fotolabo­ ranten aus der offiziellen Liste gestrichen, weil es im Zeitalter der Digitalfotografie kaum noch jemanden braucht, der Fotos ab Negativ entwickelt. Andere traditionsreiche Ge­­ werbe haben beste Chancen, noch lange zu bestehen, zum Beispiel der Geigenbau: Solange Streich­ instrumente gespielt werden, braucht es Fachleute, die sie her­ stellen und reparieren können. Die zwei bis drei Lernenden, die jedes Jahr die Lehre abschliessen, werden keine Mühe haben, eine Stelle zu finden. >>>

* Zahlen des Bundesamtes für Statistik. Die meisten dieser 31 Berufe (sowie der 64 Berufe ohne L ­ ernende 2015) sind als EFZ- oder EBA-Lehren neu strukturiert worden und haben unter der n ­ euen Bezeichnung viel mehr ­Lernende. 28

Berufe, die es seit 2007 nicht mehr gibt • • • • • • • • • • • • • • • • • •

Bahnbetriebsdisponent/-in Bahnbetriebssekretär/-in Bahnbüroangestellte/-r Berufssportler/-in Cheminist/-in Etuismacher/-in Fotolaborant/-in Glasmacher/-in (NW) Hohlglasschleifer/-in (NW) Kuvertmaschinenführer/-in Laborist/-in Luftverkehrsangestellte/r Metalldrücker/-in Spengler-Sanitärinstallateur/-in Tiefdruckgraveur/-in Zementmaschinist/-in Zinngiesser/-in (ZH) Zugbegleiter/-in

Die meisten Berufe sind in einen anderen Beruf übergegangen. Quelle: Staatsekreatriat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI

Die seltensten Berufe der Schweiz Beruf

Total

Männer Frauen

Gusstechnologe/-in EFZ

4

2

2

Holzhandwerker/-in EFZ

3

2

1

Geigenbauer/-in

3

0

3

Marmorist/-in EFZ

3

3

0

Korb- und Flechtwerkgestalter/-in EFZ

3

0

3

Glasapparatebauer/-in

3

2

1

Vergolder/-in / Einrahmer/-in EFZ

2

1

1

Etuismacher/-in

2

1

1

Glasmaler/-in EFZ

2

0

2

Industriekeramiker/-in EFZ

1

1

0

Anzahl 2015 abgeschlossene Lehrverträge. Berufe, in denen 2015 keine Lehrverträge abgeschlossen wurden, erscheinen nicht. Nicht berücksichtigt wurden Berufslehren unter der alten Bezeichnung, wenn bereits eine EFZ-Lehre besteht. Quelle: Bundesamt für Statistik, aufbereitet durch Schweizerisches Dienstleistungszentrum Berufsbildung

Mai 2017  Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl


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Die textile Berufswelt ist ein Arbeitsfeld für neugierige junge Menschen, die Freude an textilen Materialien und technisches Verständnis mitbringen.

Ausbildung in einer der innovativsten Branchen der Schweiz Die verschiedenen textilen Grundbildungen mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) und eidgenössischem Berufsattest (EBA) vermitteln fundiertes Fachwissen, sind attraktiv, spannend, vielfältig und bieten hervorragende Weiterbildungs- und Karrieremöglichkeiten – www.textilberufe.ch. MICHAEL BERGER Die Welt der Textilien ist vielseitig: Von den Kleidern, die wir gerade tragen, über das Handtuch, das wir am Morgen benutzen bis hin zum Teppich unter unseren Füssen oder dem Stoff unseres Sofas, auf dem wir sitzen. Doch wer denkt schon an den Akustik-Filter im Smartphone, an Implantate für die Medizinaltechnik, an Flugzeugsitze oder an Sicherheitsgurten? Viele Unternehmen der Schweizer Textil- und Bekleidungsindustrie schauen auf eine jahrhundertealte Geschichte zurück und sind heute auf Spezialitäten fokussiert. Immer wieder ist es ihnen gelungen, sich neuen Entwicklungen und Märkten anzupassen und eine Vorreiterrolle zu übernehmen, indem sie bewährte Techniken für neue Anwendungen einsetzen.

Textil oder als Kauffrau/-mann EFZ. In der Grundbildung zum Textiltechnologe/-in EFZ stehen fünf Fachrichtungen zur Auswahl: Verarbeitung, Veredlung, Seil- und Hebetechnik, Mechatronik und Design. Je nach Betrieb sind die Berufsleute mit Tätigkeiten in der industriellen Verarbeitung, der Veredlung sowie mit der Prüfung von Fasern und textilen Flächen betraut. Sie führen oder bedienen Anlagen, überwachen und regeln Prozesse, prüfen und analysieren Qualitätsstandards und beteiligen sich an Design- und Innovationsentwicklungen. Nach Abschluss der Grundbildung kann das Fachwissen «on the job» im internationalen Umfeld oder mit einer gezielten Weiterbildung erweitert werden. Zur Auswahl stehen Berufsprüfungen, Höhere Fachprüfungen Höhere Fachschulen sowie Bachelor- und Masterlehrgänge mit Abschlüssen in den Bereichen Technik, Design, Mode oder Wirtschaft. Viele der Aus- und Weiterbildungen finden an der Schweizerischen Textilfachschule (STF) statt. INNOVATIVE BRANCHE MIT ZUKUNFT Von Stoffen und Stickereien für die Haute Couture bis zu technischen Textilien im Gesundheitswesen oder der Fahrzeugindustrie entwickeln, produzieren und vermarktet die Schweizer Textil- und Bekleidungsindustrie ihre Erzeugnisse in der ganzen Welt. weiterführende Informationen: www.textilberufe.ch

AUS- UND WEITERBILDUNGEN So abwechslungsreich und spannend wie die Anwendungsfelder der Textilien sind, so vielfältig ist auch das Angebot an zukunftsorientierten Aus- und Weiterbildungen. Jugendliche Swiss Textiles, Textilverband Schweiz, Beethovenstrasse 20 haben die Wahl zwischen der zweijährigen Grundbildung CH-8022 Zürich, Tel. 044 289 79 11 Textilpraktiker/-in EBA und den dreijährigen Ausbildungen www.swisstextiles.ch Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl  Mai 2017 29 als Textiltechnologe/-in EFZ, Laborant/-in EFZ Fachrichtung


« Der Beruf soll zum Kind passen und nicht den Ehrgeiz der Eltern befriedigen» Wer den Beruf wählt, der zu den eigenen Interessen und Fähigkeiten passt, hat grössere Chancen auf ein erfolgreiches Berufsleben, sagt Bildungsforscher Markus Neuenschwander. Ein Gespräch über zu hohe Erwartungen der Eltern, die Vorzüge einer Berufslehre und die Frage, was Jugendlichen bei der Berufswahl am meisten hilft. Interview: Stefan Michel Herr Neuenschwander, welche Rolle spielen die Eltern bei der Berufswahl ihrer Kinder?

Nach unseren Daten eine grosse. Die Jugendlichen nennen ihre Eltern als wichtigste Ansprechpersonen bei der Berufswahl. Für viele sind sie ein Vorbild dafür, was man mit Engagement erreichen kann. Die meisten Eltern motivieren ihre Kinder, sich mit der Berufswahl ernsthaft auseinanderzusetzen, und geben Ratschläge. Zudem helfen die Eltern ihren Kindern, Rückschläge wegzustecken, und ermutigen sie, dranzubleiben. Man muss sich bewusst sein, dass 14-Jährige mit der Berufswahl überfordert sind. Ohne jegliche Erfahrung sollen sie aus über 200 Ausbildungen wählen. Da sind die Eltern wichtige Ratgeber. Manche Eltern geben ihren Kindern aber eher vor, was sie zu tun haben, als dass sie sie in ihrer Erkundung unterstützen.

Die meisten Eltern möchten das Beste für ihr Kind. Das Beste heisst für einige Eltern ein hoher beruflicher Status, sichere Anstellung, ein gutes Einkommen. Manchen geht es dabei auch um ihr eigenes Ansehen: Sie meinen, dass sie gute Eltern sind, wenn sie ihre Kinder ans Gymnasium bringen. Und die Jugendlichen tun, was die Eltern von ihnen verlangen?

Ich habe tatsächlich in unseren umfangreichen Befragungen noch keinen Jugendlichen getroffen, der gegen den ausdrücklichen Willen seiner Eltern eine bestimmte Lehre gemacht hat. Die Eltern steuern in der Regel aber eher fein, als dass sie sagen, in welche Richtung es geht. Viele Eltern passen ihre Beratung den Fähigkeiten und Interessen ihres Kindes an. Vielen ist nur das Gymnasium gut genug und sie treiben ihre Kinder entsprechend an.

Früher war das Gymnasium das Nadelöhr, um an einer Universität studieren zu können. Heute ist das Bildungssystem durchlässiger. Nur scheint mir, dass der Weg über eine Berufslehre zur Berufsmaturität 30

und über Passerelle oder Fachhochschule an die Uni noch zu wenig bekannt ist. Eine Untersuchung zeigte übrigens, dass jene, die nach einer Berufslehre an einer Fachhochschule studierten, ein höheres Lebenseinkommen erzielen als jene, die Gymnasium und Universitätsstudium abschlossen. Was wären aus Ihrer Sicht sinnvolle Anreize anstelle von Status und Einkommen?

Ich empfehle, dass man eine Ausbildung wählt, die zu den eigenen Fähigkeiten und Interessen passt. Tut sie das, führt das zu Entspannung. Jugendliche, die eine passende Lehre gefunden haben, sind zufriedener und leistungsstärker, sie wechseln seltener den Beruf und haben ein geringeres Arbeitslosigkeits­ risiko. Diese Passung muss man aber immer wieder von Neuem herstellen, das ganze Berufsleben lang. Berufe ändern sich, Betriebe ändern sich und auch die eigene Persönlichkeit entwickelt sich weiter. Man könnte meinen, die Mehrheit der Jugendlichen lande auf Druck der Eltern in einer Lehre oder einer Schule, die sie gar nicht wollen. Stimmt dieser Eindruck?

Nein, so ist es nicht. Unsere Berufswahlstudie von 2003 zeigte, dass rund 65 Prozent der Jugendlichen im ersten Lehrjahr angeben, ihren Traumberuf gewählt zu haben. Am meisten Druck üben Eltern wohl tatsächlich in Bezug auf das Gymnasium aus, was für die Kinder manchmal zu Überforderung, Gesundheitsproblemen und geringer Passung führt. Was spricht für die Berufslehre?

Einige Jugendliche sind nach neun Schuljahren schulmüde und möchten etwas Praktisches machen. Sie werden als junge Erwachsene in der Lehre respektiert und tragen zur Arbeit in einem Betrieb bei. Die Berufslehre ist eine Ausbildung, die zu den altersspezifischen Bedürfnissen von Jugendlichen gut passt. Wer in der Lehre unterfordert ist, kann die Berufsmaturitätsschule machen und sich so weiter qualifizieren. Leider realisieren das einige Eltern nicht. Die Mai 2017  Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl


Gymi-Hysterie in gewissen Kreisen kommt von Leuten, die unser Bildungssystem zu wenig gut verstehen.

die Gespräche unter Gleichaltrigen führen nicht direkt zur Entscheidung.

Das kommt besonders in tieferen sozialen Schichten und bei Migrationshintergrund vor. Dann sind die Lehrkräfte gefordert. Die Erziehungsdirektorenkonferenz schlug vor, dass die Schule mehr Verantwortung dafür trägt, für alle Jugendlichen eine Lösung im Anschluss an die obligatorische Schulzeit zu finden. Bereits heute übernehmen Lehrer die Rolle des Motivierers und Ratgebers. Wir untersuchen aktuell Bildungsaufsteiger, also Unistudierende und Uniabsolventen, deren Eltern keine oder nur eine einfache Ausbildung haben.

Der Beruf soll zum Kind passen und nicht den Ehrgeiz der Eltern befriedigen! Zufrieden ist, wer den Beruf ausübt, der zu ihm passt. Das sind auch gute Voraussetzungen dafür, um nach der Lehre beruflich weiterzukommen. Unser System bietet dazu viele Wege und Möglichkeiten.

Andererseits gibt es Eltern, die ihre Kinder nicht wirk­ lich unterstützen können. Wie wirkt sich das aus?

Welchen Rat geben Sie Eltern, deren Kinder in der Berufswahl sind?

Zur Person

Was haben Sie herausgefunden?

Erfolgreiche Bildungsaufsteiger sagten in unseren Interviews, am meisten habe ihnen die Einstellung ihrer Lehrer und Eltern geholfen. Wenn ein Kind in seinem Glauben bestärkt wird, etwas zu schaffen, kann der Aufstieg gelingen. Wenn aber die Belastung zu hoch ist, etwa weil Konflikte oder Krankheit das Familienleben beeinträchtigen, schaffen sie den Bildungsaufstieg trotz hoher Intelligenz und Motivation nicht. Eine wichtige Massnahme für die Chancengleichheit ist, dass Lehrpersonen Kinder mit Potenzial trotz geringer familiärer Unterstützung erkennen und an sie glauben. Sie untersuchen die Berufswahl als Entscheidungspro­ zess der Jugendlichen. Was hilft den Jugendlichen?

Wie schon gesagt, sind die Hilfe und das Vorbild der Eltern zentral. Wichtig sind auch weitere Personen im Umfeld – das können Verwandte oder Nachbarn sein –, die als berufliche Vorbilder fungieren. Sie in­­ spirieren mit ihrem beruflichen Engagement den jungen Menschen in seiner Berufswahl und zeigen sehr anschaulich, wie in diesem Beruf gearbeitet wird. Weniger hilfreich sind nach unseren Untersuchungen schriftliche Berufsinformationen. Jugendliche brauchen konkrete Erfahrungen. Sie wollen von Bekannten anschaulich hören, wie es ist, in einem bestimmten Beruf zu arbeiten, und wie diese das bewerten. Entscheidend sind schliesslich Schnupperlehren. So kann ein Jugendlicher überprüfen, ob der Eindruck stimmt, den er von einem Beruf hatte. Manchmal führt eine positiv verlaufene Schnupperlehre dazu, dass ein Jugendlicher einen Beruf lernt, der ursprünglich nicht sein Wunschberuf war.

Markus P. Neuenschwander, Prof. Dr. habil., leitet das Zentrum Lernen und Sozialisation der Pädagogischen Hochschule Nordwestschweiz FHNW in Solothurn. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören Berufsbildungsentscheidungen und der Übergang von der Schule in den Beruf. Seine Erkenntnisse basieren unter anderem auf Befragungen von Tausenden Schülern, Lernenden und jungen Berufsleuten, aber auch von Eltern, Lehrpersonen und Berufsbildnern.

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Welche Rolle spielen gleichaltrige Freunde und Schul­ kameraden?

Gemäss unseren Untersuchungen sind sie nicht massgebend. Zwar geben sie sich gegenseitig Tipps, aber www.bellfoodgroup.com

Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl  Mai 2017


Wie werde ich Feuerwehrmann oder Pilotin?

F

euerwehrmann, Polizistin, Pilot – für viele sind das Traumberufe. Und sie haben noch eine Gemeinsamkeit: Sie sind Weiterbildungsberufe. Zwar gibt es eine formale Ausbildung, diese kann aber nicht direkt nach der Sekundarschule begonnen werden. Entweder baut sie auf einem anderen Bildungsgang auf, oder es ist eine Berufslehre und entsprechende Berufserfahrung erforderlich, um aufgenommen zu werden. Für gewisse Berufe ist eine Matura vorgeschrieben. Die Enttäuschung, dass es im Wunschberuf keine Lehre gibt, ist verständlich. Doch nun gilt es, herauszufinden, was einen >>> 32

Bild: Roshan Adhihetty / 13 Photo

Nicht jeder Beruf kann direkt nach der Sekundarschule erlernt werden. Einige der Weiterbildungsberufe erfordern Berufs- und Lebenserfahrung. Text: Stefan Michel

Ich erzähle

«Ich helfe gerne Menschen, die in Not sind» Lukas Stadelmann, 33, aus Frick AG, hat eine Lehre als Elektroinstallateur absolviert. Seit sechs Jahren ist er Berufsfeuerwehrmann – sein Traumberuf. «Ich wollte schon als Bub Feuerwehrmann werden. Mein Vater war bei der freiwilligen Feuerwehr. Als

ich alt genug war, trat ich ebenfalls den Miliz-Brandbekämpfern bei. Auch während meiner Lehre als Elektroinstallateur trug ich den Berufswunsch meiner Kindheit stets in mir. Trotzdem hatte ich fünf schöne Jahre auf meinem ersten Beruf, bis ich mich bei der Berufsfeuerwehr Zürich bewarb. Ich bestand den Eignungstest und begann die anderthalb Jahre dauernde Ausbildung. Nun bin ich schon sechs Jahre Feuerwehrmann bei Schutz & Rettung. Was mir daran gefällt: erstens, Men-


schen in Not zu helfen, und zweitens die Kameradschaft in unserer Gruppe. Nur hundertprozentige Teamplayer werden Feuerwehrleute. Ich verbringe immer 24 Stunden auf der Wache und habe dann 48 Stunden frei. So habe ich viele Freitage unter der Woche, arbeite aber auch oft an Feiertagen. Die Einsätze machen den kleineren Teil der Arbeit aus, meistens pflegen wir unser Material und trainieren unser Rettungshandwerk. Nur so sind wir bereit und effizient, wenn’s brennt.»

Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl  Mai 2017 33


>>> sonst noch interessiert und welche Berufsbildung für den Traumjob besonders gern gesehen wird. Bei der Berufsfeuerwehr zum Beispiel stehen technische Berufe hoch im Kurs. Einige Weiterbildungsberufe sind sehr gefragt. Wer die entsprechende Ausbildung machen möchte, muss anspruchsvolle Eignungstests bestehen und sich gegen Hunderte Mitbewerber durchsetzen. Trotzdem sollte man nicht vorschnell aufgeben. Denn Feuer müssen auch in Zukunft gelöscht und Flugzeuge gesteuert werden.

Der Weg zum Weiterbildungs

beruf

Feuerwehrmann/-frau • Ausbildung/Schule: Höhere Fachschule für Rettungsberufe Zürich; Berufsfeuerwehr des Kantons Basel-Stadt; Berufsfeuerwehr der Stadt Bern • Voraussetzungen: mindestens dreijährige Berufslehre Rettungssanitäter/-in • Ausbildung/Schule: Emergency Schulungszentrum AG, Rotkreuz und Zofingen; HF für Rettungsberufe Zürich; Medi, Zentrum für medizinische Bildung, Bern; Sirmed – Schweizer Institut für Rettungsmedizin, Nottwil • Voraussetzungen: mindestens dreijährige Berufslehre oder Matura

>>>

Berufsporträt

DIE KV-LEHRE FUNDIERT PRAXISNAH VIELSEITIG

DIE AUSBILDUNG

DIE STATIONEN

DAS ANGEBOT

Bei uns sind folgende Ausbildungstypen möglich: 3 Jahre Kauffrau/ Kaufmann

Während deiner Ausbildungszeit bei der kantonalen Verwaltung durchläufst du verschiedene Organisationseinheiten wie z.B.:

Wir bieten dir während der Ausbildung zusätzlich:

Profil B (Basis) Profil E (Erweitert) Profil M (Berufsmatura) Für die Profile E und M erwarten wir Sekundarschule A. Das Profil B erfordert gute Leistungen in der Sekundarschule B.

Kontaktadresse: Personalamt Kanton Zürich Kaufmännische Berufsbildung Walcheplatz 1, Postfach 8090 Zürich Telefon 043 259 33 58 kvlernende@pa.zh.ch www.zh.ch/lernende

34

Gerichte Berufsschulen Universität und Fachhochschulen Sozialstellen Staatsanwaltschaften Strassenverkehrsamt Finanzabteilungen

Einführungskurs Lehrlings-Events lndividuelle Standortbestimmungen Sprachaufenthalt lnterne und überbetriebliche Kurse Projekttage Lehrabschluss-Vorbereitung

Wenn dich eine breite, individuelle und vielseitige Ausbildung interessiert, freuen wir uns auf deine Bewerbung. www.zh.ch/lernende

Erfahre mehr im Video: Lernende geben einen Einblick in die Ausbildung.

Mai 2017  Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl


Polizist/-in • Ausbildung/Schule: kantonale und regionale Polizeischulen • Voraussetzungen: mindestens dreijährige Be­rufslehre oder Matura mit einem Jahr Erwerbstätigkeit Modedesigner/-in • Ausbildung/Schule: Modedesign-Studium an einer Hochschule für Gestaltung und Kunst • Voraussetzungen: Anforderungen der jeweiligen Hochschule, u. a. (Berufs-)Matura • oder: Berufslehre Bekleidungsgestalter/-in, danach Realisieren und Vermarkten der eigenen Kleidungsstücke und/oder Praktikum/Assistenz bei erfolgreichem Modedesigner/Modelabel

Pilot/-in • Ausbildung/Schule: Swiss AviationTraining (SAT) oder Horizon Swiss Flight Academy (HSFA) • Voraussetzungen: SAT: Matura; HSFA: Einstieg mit Berufslehre möglich Kameramann/-frau • Ausbildung/Schule: z. B. tpc (Tochtergesellschaft SRF), diverse private Schulen und Kursanbieter • Voraussetzungen: Berufsmatura und Lehre in verwandtem Gebiet oder gymnasiale Matura und praktische Erfahrung auf dem Gebiet oder Fachhochschulabschluss in verwandtem Beruf (z. B. Fotografie, Grafikdesign, Journalismus) s gibt keine eidgenössisch reglementierte E Ausbildung für Kameraleute. Viele lernen den Beruf «on the job».

Berufsporträt Berufsporträt

Die Zukunft gestalten Eine Lehre in der faszinierenden Welt der Technik Wie nutzen wir neue Energiequellen? Wie bauen wir sparsamere Autos? Was braucht eine moderne Stadt? Technische Berufsleute suchen ständig nach kreativen Wegen, um Antworten auf aktuelle Fragen zu finden. Eine Lehre in der Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) bietet Jugendlichen ein sehr gutes Rüstzeug, um die Zukunft mitzugestalten. Lernende in technischen Berufen sind ständig mit anderen Berufsleuten in Kontakt. Denn neue Lösungen müssen nicht nur in der Theorie entworfen werden, es gilt auch, sie auf den Kunden abzustimmen und im Team umzusetzen. Welches sind die geeigneten Materialien, welche Form wählen wir? Das Wissen der MEM-Berufe ist gefragt. Und bildet die Grundlage für vielfältige Karrieremöglichkeiten.

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Berufe in der MEM-Industrie – Ausbildungen mit Perspektiven • • • • • • • • • •

Anlagen- und Apparatebauer/in EFZ Automatiker/in EFZ Automatikmonteur/in EFZ Elektroniker/in EFZ Informatiker/in EFZ Kauffrau/Kaufmann EFZ Konstrukteurin / Konstrukteur EFZ Polymechanikerin / Polymechaniker EFZ Produktionsmechanikerin / Produktionsmechaniker EFZ Mechanikpraktikerin / Mechanikpraktiker EBA

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Was ist

dein Weg? Lehre oder Gymi, Büro oder Baustelle, Coiffeuse oder Krankenpflege? Welche Richtung Jugendliche nach dem neunten Schuljahr ­einschlagen, ist für die persönliche Zukunft nicht entscheidend. Viel wichtiger ist es, die Ausbildung zu wählen, die zu einem passt. Text: Stefan Michel Bilder: Roshan Adhihetty / 13 Photo

Ich erzähle

Z

ur Auswahl stehen 2620 verschiedene Berufslehren und ein Dutzend Matura­ typen. Zusammenge­ fasst werden sie in die berufliche Grundbildung und allgemeinbil­ dende Schulen. Die Lehre ist der direkte Weg ins Berufsleben, wobei auch hier die Berufsschule ein wichtiger Pfeiler bleibt. Dank der guten Schulbildung während der Lehre bleibt der Weg zu höhe­ rer Qualifikation und zum Stu­ dium offen. Dafür ist aber ein zu­­ sätzlicher Effort nötig, sei es für die Berufsmatura (während oder nach der Lehre) oder danach für die Passerelle, die den Zugang an die Universität öffnet. >>> 36

«Es ist schön, wenn ein Kleidungsstück zur Kundin passt» Klarissa Tschupp, 18, aus Brugg AG, absolviert eine Lehre als Bekleidungsgestalterin. Später möchte sie Schnitttechnikerin werden. «Ich nähe schon lange gern, und das textile Werken in der Schule mochte ich auch. Trotzdem interessierte ich mich auch für andere Berufe. Es gefiel mir aber in keiner Schnupperlehre so gut wie in jener im Schneideratelier. Ich mache die Lehre in einem Haute-CoutureAtelier. Das ist die Ausnahme. Die meisten lernen Bekleidungsgestal-

terin in einem Lehratelier. Mir gefällt es, am Abend zu sehen, was ich gemacht habe. Am schönsten ist es, zu erleben, dass das Kleidungsstück zur Kundin passt und sich diese darüber freut. Es sind nicht viele, die es sich leisten, Kleider in einem Atelier anfertigen zu lassen. Wenn ich das Geld hätte, würde ich es tun. Im Atelier arbeite ich nach Schnittmuster. In der Berufsschule lernen wir das Modezeichnen und können kreativ sein. Bis jetzt habe ich einen Jupe ganz nach meiner eigenen Idee genäht. Nach der Lehre bilde ich mich vielleicht zur Schnitttechnikerin weiter, denn Schnittmuster zu zeichnen liebe ich. Wie jede Schneiderin träume ich davon, meine eigenen Kreationen umzusetzen und davon zu leben.»


Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl  Mai 2017 37


Ich erzähle

«Ich will Grafiker werden» Lou Diethelm, 16, aus Zürich, besucht den gestalterischen Vorkurs an der Berufsschule für Gestaltung und ist intensiv auf Lehrstellensuche. Die vielen Mitbewerber schrecken ihn nicht ab. «Ich besuche den gestalterischen Vorkurs an der Berufsschule für Gestaltung Zürich. Ich will unbe-

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Mai 2017  Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl


dingt Grafiker werden! Mir gefällt es sehr. Ich lerne neue Zeichentechniken, Typografie, Fotografie, den Umgang mit grafischen Computerprogrammen und Sprachgestaltung. Jeden Tag kommt etwas dazu. In der Klasse haben wir es super. Wir alle haben Freude am Gestalten, das verbindet. Ich bin noch nie so gerne zur Schule gegangen wie jetzt. Der Vorkurs hat meinen Horizont erweitert. Nun bin ich intensiv auf Lehrstellensuche. Eigene Arbeiten und eine kreative Bewerbung sind heute

sehr wichtig. Ich habe extra einen Gegenstand hergestellt, der auffallen soll und auf meine OnlineBewerbung verweist. Darauf habe ich gute Feedbacks erhalten. Ich konnte mich schon bei verschiedenen Agenturen vorstellen und Probe arbeiten. Viele kreative Leute haben sich Zeit für mich genommen, dafür bin ich dankbar. Dass ich extrem viele Mitbewerber habe, belastet mich nicht. Ich will eine Lehre als Grafiker machen, und das werde ich auch schaffen.»

>>> Das Gymnasium ist der Weg für jene, die gerne und gut lernen, die sich mit Büchern wohlfühlen. Klar ist auch nichts dagegen einzuwenden, in die Mittelschule einzutreten, weil man sich für keine Lehre entscheiden konnte. Falsch ist hingegen die Ansicht, nur mit der gymnasialen Matura habe man die Chance auf Karriere und gutes Einkommen. >>>

Das Gymnasium ist der Weg für jene, die gerne und gut lernen.

Was tun im Zwischenjahr?

Die duale Berufslehre • ist eine bezahlte praktische und theoretische Ausbildung im Betrieb und in der Berufsschule, • dauert 2 bis 3 Jahre (Eidgenössisches Berufsattest, EBA) oder 3 bis 4 Jahre (Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis EFZ), • vermittelt den Jugendlichen die aktuellen fachlichen Kenntnisse, die in ihrer jeweiligen Branche gefragt sind, • ist erst der Anfang, denn sie ermöglicht diverse Weiterbildungen: – berufsspezifische (Diplom-) Lehrgänge – Berufsmatura und danach Studium an einer Fachhochschule – Berufsmatura, Passerelle und danach Studium an einer Universität oder der ETH, • ist einer der Gründe für die tiefe Jugendarbeitslosigkeit in der Schweiz.

10. Schuljahr/Brückenangebote • Berufswahl vertiefen, herausfinden, wohin man will, eventuell Defizite aufarbeiten • Beratung und Unterstützung in der Lehrstellensuche • Fachliche Vorbereitung auf eine Lehre in Branchen wie: – Informatik – Handel, Verwaltung und Verkehr – Soziales, Pädagogik und ­Medizin – Technik • Vorbereitung auf die Mittelschule • Diverse Angebote in allen Kantonen und vielen Gemeinden Sprachaufenthalt • Als Au-pair in einer Familie mithelfen • 10. Schuljahr in einer anderen Sprachregion der Schweiz • Auslandaufenthalt mit Besuch einer Sprachschule und/oder Praktikum

Praktikum • Erfahrung sammeln und herausfinden, ob der Wunschberuf wirklich der richtige ist. • Verbreitet und etabliert sind Praktika im Gesundheits- und Betreuungswesen. • Banken, Versicherungen und Industrieunternehmen bieten oft Trainee-Programme für junge Berufseinsteiger und Interessierte. • Dauer: Sinnvoll sind 2 bis 6 Monate. Bei ganzjährigen Praktika ist zu beachten, dass Zeit für die Lehrstellensuche bleiben sollte. • Auch in der Freiwilligenarbeit sind wertvolle Erfahrungen zu gewinnen. • Wichtig: Immer ein Praktikumszeugnis oder wenigstens eine Bestätigung für den Arbeitseinsatz verlangen. Gestalterischer Vorkurs • Einjähriges Vollzeitstudium zur Vorbereitung auf eine Lehre im kreativen Bereich (Grafiker, Fotograf, Interactive Media Designer usw.)

Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl  Mai 2017 39


«Psychologie ist mein Lieblingsfach» Sira Gilg, 18, aus Mollis GL, möchte Primarlehrerin werden. Die Fachmittelschülerin Pädagogik durfte bereits Probelektionen halten und ist überzeugt: Das ist mein Traumberuf.

Das zehnte Schuljahr, Praktika, Sprachaufenthalte, Au-pair- oder Sozialeinsätze können für gewisse Jugendliche der richtige Zwischenschritt sein, bevor sie sich für eine Berufslehre oder eine Maturitätsschule entscheiden. Kein Abschluss ohne Anschluss, das ist die Losung des schweizerischen Bildungswesens. Solange man sich weiterbildet, stehen einem (fast) alle Möglichkeiten offen. >>>

Ich erzähle

>>> Eine interessante Alternative sind Fachmittelschulen. Sie führen die Schüler an die höhere Berufsbildung oder ein bestimmtes Studium heran: Gesundheit, Soziale Arbeit, Pädagogik, Kommunikation und Information, Gestaltung und Kunst, Musik und Theater, Angewandte Psychologie. Die Fachmittelschulen dauern drei Jahre und damit ein Jahr weniger lang als die Mittelschule in den meisten Kantonen.

«Ich weiss schon lange, was ich werden will: Primarlehrerin. Die Fachmittelschule ist mein Weg dorthin. Neben den üblichen Gymi­ fächern haben wir solche, die uns auf die Pädagogische Hochschule und den Lehrerberuf vorbereiten, etwa Psychologie. Das ist mein Lieblingsfach, ich finde es mega­ spannend. Ich absolvierte schon ein dreiwöchiges Praktikum an einer Schule, wo ich viel machen durfte: Ich hielt Englischlektionen, eine Turnstunde, die ich selber vor­ bereitet hatte, und half Aufgaben zu korrigieren. Ich bin mir deshalb umso sicherer, dass Primarlehrerin mein Traumberuf ist. Natürlich lerne ich in der Schule auch Dinge, die ich als Primarlehrerin sicher nicht vermitteln werde, Trigonome­ trie zum Beispiel. Aber es wird halt erwartet, dass wir ein breites Allge­ meinwissen haben. Schon bald ist die Schulzeit vorbei, im Sommer haben wir die Maturaprüfungen. Ich freue mich auf den nächsten Schritt, das Studium an der Päd­ agogischen Hochschule. Aber ich werde die Schule, meine Klasse und die coolen Lehrer vermissen.»

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Mai 2017  Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl


Welcher Beruf passt zu mir? Partygänger

• Veranstaltungsfachmann/-frau EFZ

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• Informatiker/-in EFZ, Informatikpraktiker/-in EBA • Interactive Media Designer EFZ • Polygraf/-in EFZ

Modefreak

• Bekleidungsgestalter/-in EFZ, ­Bekleidungsnäher/-in EBA • Detailhandelsfachmann/-frau EFZ/EBA Textil • Textiltechnologe/-in EFZ

Musiker

• Detailhandelsfachmann/-frau Musikinstrumente EFZ • Musikinstrumentenbauer/-in EFZ (Geige, Gitarre, Orgel, Blasinstrument, Klavier)

Sportler

• Fachmann/-frau Bewegungs-/ Gesundheitsförderung EFZ • Detailhandelsfachmann/-frau EFZ, -assistent/-in EBA Sportartikel

Kreative

• Grafiker/-in EFZ • Interactive Media Designer EFZ • Polydesigner/-in 3D EFZ • Polygraf/-in EFZ • Gestalter/-in Werbetechnik EFZ • Theatermaler/-in EFZ • Holzbildhauer/-in EFZ • Goldschmied/-in EFZ • Glasmaler/-in EFZ • Graveur/-in EFZ • Keramiker/-in EFZ

Tierfreund

• Detailhändler/-in Zoofachhandel EFZ/EBA • Pferdefachmann/-frau EFZ, Pferdewart/-in EBA • Tiermedizinische/-r Praxisassistent/-in EFZ • Tierpfleger/-in EFZ • Zoologischer Präparator/-in

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«Der Online-Eindruck zählt» 3 Fragen an Urs Casty, Gründer und Inhaber der Lehrstellen-Plattform yousty.ch. Lehrstellensuchende nutzen Online-Medien intensiv. Das ist sinnvoll, sie sollten aber auf gewisse Dinge achten. Interview: Stefan Michel

«Mit yousty haben Lehrstellensuchende ihre Bewerbungen stets im Überblick.» Urs Casty ist Gründer und Inhaber der Lehrstellen-Plattform yousty.ch. Spezialität von yousty.ch sind kurze Videoclips, in denen Lernende ihren Beruf und ihren Lehrbetrieb vorstellen. Die Lehrstellensuchenden können auf der Online-Plattform ein Profil von sich anlegen und ihre Bewerbungen verwalten.

Berufsporträt

Herr Casty, wie gut lässt sich ein Lehrbetrieb aufgrund seiner WebPräsenz einschätzen?

Der Online-Auftritt einer Firma ist ein erster Einblick für Lehrstellensuchende. Es ist also extrem wichtig, wie sich die Firma hier präsentiert. Meiner Meinung nach sollten alle Lehrbetriebe einen Effort machen, die Web-Präsenz zu perfektionieren, da es eine gros­

Berufsporträt

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marche-restaurants.ch/lehrstellen Mai 2017  Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl


se Chance ist, die Jugend optimal anzusprechen und zu informieren. Worauf sollen Jugendliche achten, wenn sie sich online Lehrbetrieben vorstellen? Was sollte unbedingt vermieden werden?

Die Online-Bewerbung läuft Gefahr, als zu wenig persönlich und individuell gewertet zu werden. Dennoch bevorzugt unterdessen die Mehrheit der Unternehmen die digitale Bewerbung. Deshalb ist es umso wichtiger, dass sie kreativ und auf das Unternehmen personalisiert geschrieben wird. Unbedingt vermeiden sollte man Massenbewerbungen, die mit Formalitäten und Floskeln gefüllt werden.

Können private, für Freunde bestimmte Posts auf Facebook, Instagram und Co. Lehrstellensuchende um ihre Chance bringen?

Wir geben den Jugendlichen stets mit, dass das Internet nie vergisst. Sie sollen also unbedingt darauf achten, in welchen Bildern und Posts sie markiert werden und was sie selbst von sich preisgeben. Man hört immer mehr, dass sich ausbildende Firmen über die Kandidaten informieren und dabei auch private Posts anschauen. Sicherlich wird ein Bild, auf dem man mit Freunden feiert, einen nicht die Lehrstelle kosten. Trotzdem ist hier Vorsicht geboten.

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Berufsporträt

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MACHE KARRIERE AUF DEM BAU! Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl  Mai 2017 43


Pflege und Betreuung: mit Menschen arbeiten Kranke pflegen und Menschen betreuen ist beliebt, und die Lehrstellen Fachfrau/-mann Gesundheit und Fachfrau/-mann Betreuung sind sehr gesucht. Trotzdem zeichnet sich ein Mangel an Fachkräften ab. Text: Stefan Michel Bilder: Roshan Adhihetty / 13 Photo

Ich erzähle

«Alte Menschen faszinieren mich» Ronja Schmid, 19, aus Herisau AR, lässt sich zur Fachfrau Betreuung Betagte ausbilden. Sie ist im 2. Lehrjahr und kann jetzt auch mit belastenden Situationen gut umgehen. «Ich habe ein Herz für alte Leute. Ich finde es interessant, wenn sie von früher erzählen, und ich will sie unterstützen in der Lebenszeit, die sie noch haben. Ich machte das zehnte Schuljahr und ein Praktikum in einer Institution für Behinderte. Ich habe es mir gut überlegt, ob ich das schaffe. Mit 16 war ich noch nicht so weit, mit 18 fühlte ich mich bereit für die Lehre. Es gibt

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viele belastende Situationen, zum Beispiel, wenn eine Bewohnerin stirbt oder mit Exit sterben will. Am Anfang hatte ich Mühe damit, aber ich habe gelernt, mich abzugrenzen. Meine Berufsbildnerin und meine Eltern halfen mir, die Eindrücke zu verarbeiten. Die positiven Seiten überwiegen ganz klar: Menschen Gutes tun zu können, die Zusammenarbeit im Team, das Vertrauen, das mir als Lernender entgegengebracht wird. Später würde ich gerne Sozialpädagogik studieren. Die Arbeit mit Jugendlichen interessiert mich auch. Aber vorerst bin ich glücklich hier. Als ich einmal einen Monat lang nicht in der Pflege arbeitete, freute ich mich richtig auf unsere Bewohner.»

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Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl  Mai 2017 45


«Wenn ich sehe, dass jemand wieder lachen, laufen oder selber essen kann, dann bin ich glücklich.»

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chaut man sich unter Jugendlichen um, könn­ te leicht der Eindruck entstehen, sie interes­ sierten sich ausschliess­ lich für digitale Endgeräte. Doch weit gefehlt: Platz drei auf der Beliebtheitsrangliste der Lehrbe­ rufe ist die Ausbildung zur Fach­ person Gesundheit (FaGe), gefolgt von der Fachperson Betreuung (FaBe). FaGe ist die berufliche Grund­ bildung, die nach der Sekundar­ schule begonnen werden kann. Ihre direkten Vorgesetzten sind diplomierte Pflegefachkräfte, die an einer Höheren Fachschule aus­ gebildet wurden. Ähnlich ist das Verhältnis zwischen den FaBe und den Menschen mit einer sozialpäd­ agogischen Ausbildung. Doch bei­ de Lehrberufe erfordern viel Ein­ fühlungsvermögen und einen festen Charakter. Ihr Gegenüber bei der Arbeit sind stets Menschen, die auf sie angewiesen sind. >>> 46

Ich erzähle

«Ich habe schon immer gerne geholfen» Fetije Elshani, 20, aus Hornussen AG, absolviert das 3. Lehrjahr als Fachfrau Gesundheit. Sie findet: Die Pflege ist nur etwas für starke, kluge und mitfühlende Menschen. «Fachfrau Gesundheit, abgekürzt FaGe, war meine erste Wahl. Ich war eine gute Realschülerin und habe mich in der Schnupperlehre so gut angestellt, dass ich die Lehrstelle erhalten habe. Allerdings zuerst die EBA-Lehre zur Assistentin Gesundheit und Soziales. Mit 15 unterschätzt man den Beruf, aber

mir wurde in den zwei Jahren noch klarer, dass das mein Weg ist. Ich habe immer gerne geholfen, zum Beispiel meiner pflegebedürftigen Grossmutter. Die Pflege ist etwas für starke, kluge und mitfühlende Menschen. Wenn ich sehe, dass jemand wieder lachen, laufen oder auch nur selber essen kann, dann bin ich glücklich. Jetzt bin ich im dritten Lehrjahr zur FaGe. Danach werde ich erst mal arbeiten. Aber ich will auch weiterkommen. Ich bin eine ehrgeizige Person, und man hat hier immer Leute um sich, die besser ausgebildet sind. Die Höhere Fachschule möchte ich machen, um diplomierte Pflegefachfrau zu werden. Und dann? Vielleicht Anästhesie? Mit meinem Beruf bin ich jetzt schon glücklich, und es passiert noch viel im Leben.»

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Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl  Mai 2017 47


Ich erzähle

«Die Freude der Kinder ist das Schönste an meinem Beruf» Quirin Schnyder, 18, aus Horriwil SO, ist im 2. Lehrjahr als Fachmann Betreuung Kinder. Er übernimmt gerne Verantwortung und liebt es, täglich draussen zu sein. «Ich verspürte schon lange den Wunsch, mit Kindern zu arbeiten.

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Ich habe drei jüngere Geschwister, die ich oft hütete. Und ich besuchte eine Schule, in der alle Klassen, von der ersten bis zur neunten, gemischt waren. Auch da machte ich viel mit den Kleinsten. Nachdem ich in meinem jetzigen Lehrbetrieb geschnuppert hatte, wusste ich: Hier will ich die Lehre machen. Mir gefielen das Betreuen der Kinder, die Atmosphäre im Team und auch, dass es eine naturpädagogische Kindertagesstätte ist. Wir sind täglich draussen, bei jedem Wetter, wir kochen vegetarisch, all das entspricht mir sehr.

Zuerst war ich ein Jahr lang Praktikant. Schon da konnte ich eigene Ideen mit den Kindern umsetzen. Jetzt, im zweiten Lehrjahr, kann ich mehr Verantwortung übernehmen und Projekte fachgerecht durchführen. Zum Beispiel habe ich im Garten ein Zwergenhaus gebaut, in das die Kinder hineinkönnen. Sie sagen zwar nicht immer Danke, aber man sieht ihnen an, wenn sie Freude haben, und das ist das Schönste an meinem Beruf.»

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>>> Sowohl FaBe als auch FaGe sind ge­­fragte Arbeitskräfte, und es zeichnet sich ein grosser Mangel ab: Die Gesundheitsdirektorenkonferenz rechnet damit, dass bis 2025 rund 40 000 zusätzliche Pflegefachkräfte gebraucht werden, also 20 Prozent mehr als heute. Die Dachorganisation Savoirsocial geht sogar von 50 000 zusätzlich benötigten Arbeitskräften in der Betreuung aus, einem Zuwachs von 50 Prozent. Die Lehrstellen sind nicht leicht zu erhalten. Doch wer den Abschluss in der Tasche hat, dürfte keine Mühe haben, eine Stelle zu finden.

Praktikum statt Lehrstelle Alle anerkannten Berufslehren in der Schweiz sind so aufgebaut, dass man sie nach dem 9. Schuljahr beginnen kann. Doch viele Betreuungseinrichtungen, vor allem jene für Kinder, verlangen von den Lehrstellensuchenden, dass sie vorgängig ein Praktikum von einem halben bis zu mehreren Jahren absolvieren. Diese wehren sich nicht, in der Hoffnung, die Lehrstelle zu erhalten. Die Jugendlichen rechtfertigen das Praktikum als Möglichkeit, Erfahrung zu sammeln und herauszufinden, ob der Beruf der richtige für sie sei. So verrichten sie Arbeit, ohne dass sie ausgebildet werden, sie gehen nicht zur Schule und können sich kaum um andere Lehrstellen bemühen, weil sie Vollzeit arbeiten – und das zum Bruchteil des Lohns, den selbst ungelernte Festangestellte für die gleiche Arbeit erhalten würden. Savoirsocial, der Verband der Betreuungsberufe, ruft die Betriebe auf, Lehrstellensuchende direkt nach der Schule einzustellen. Damit würden aber die Betreuungskosten weiter steigen. Aktuell tragen die jungen Praktikanten die Kosten, indem sie praktisch umsonst arbeiten.

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Die Berufswahl bei Jugendlichen mit besonderen Bedürfnissen Für Jugendliche mit Lernschwierigkeiten, Verhaltensauffälligkeiten oder anderen Beeinträchtigungen ist der Übergang von der Schule ins Berufsleben eine ganz besondere Herausforderung. Glücklicherweise stehen heute eine Reihe von Angeboten und Massnahmen zur Verfügung. Text: Claudia Schellenberg und Annette Krauss

B

ei Jugendlichen mit besonderen Bedürfnissen spielen Eltern bei der Berufswahl eine zentrale Rolle. Sie und die Jugendlichen werden von einem Netzwerk von Fachpersonen unterstützt, welches sich insbesondere an Sonderschulen im Rahmen der Förderplanung gut eingespielt hat. An der Berufswahl der Jugendlichen beteiligen sich Lehrpersonen, die Berufs- und Laufbahnberatung und oft auch die Invalidenversicherung (IV). Immer öfter sind zudem schulische Heilpädagoginnen/-päd­ agogen bei Aufgaben rund um die Berufswahl eingebunden. Ziel ist es, die Jugendlichen zu einer realistischen Einschätzung der eigenen beruflichen Möglichkeiten zu führen. Das Schnuppern spielt in diesem Zusammenhang eine gros­ se Rolle, da die eigenen Stärken und Schwächen beim direkten Erleben des Berufes erfahren werden können. Verschiedene Wege von der Schule in den Beruf

Fast ein Drittel der Jugendlichen absolviert nach Schulabschluss eine sogenannte «Zwischenlö50

sung»: Zur Wahl stehen Brückenangebote wie Motivationssemester oder Berufsvorbereitungsjahre, in welchen persönliche Stärken ge­ festigt werden. Für Kinder und Jugendliche aus der Sonderschulung, welche noch nicht für eine Ausbildung auf Sekundarstufe II oder eine Arbeitsstelle bereit sind, gibt es das Angebot Sonderschulung 15plus, in welchem intensiv an der Berufswahl weitergearbeitet wird. Das Schweizer Bildungssystem bietet nach der obligatorischen Schulzeit abgestufte Ausbildungsmöglichkeiten auf Sekundarstufe II: Neben der anforderungs­reichen drei- bis vierjährigen beruflichen Grundbildung mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) richtet sich die zweijährige berufliche Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest (EBA) an vorwiegend praktisch veranlagte Jugendliche. Weiter gibt es die praktische Ausbildung nach INSOS (PrA): Diese ist eine Weiterentwicklung der IV-Anlehre und soll nach Abschluss eine bessere Anschlussfähigkeit an eine EBA-Ausbildung gewährleisten. Voraussetzung für den Beginn einer PrA ist meist

eine Verfügung der Invalidenversicherung für eine berufliche Massnahme. Alle Ausbildungsgänge können grundsätzlich im ersten Arbeitsmarkt als auch an einem geschützten Arbeitsplatz absolviert werden. Geschützt bedeutet, dass in diesen Ausbildungsinstitutionen ausschliesslich Jugendliche mit einer Beeinträchtigung ausgebildet werden. Vielfältige Unterstützungsangebote

Je nach Beeinträchtigung der Jugendlichen sind angepasste Ausbildungs- und Finanzierungsformen, Begleitung und Coaching nötig, um einen Ausbildungsplatz zu erhalten. In der zweijährigen beruflichen Grundbildung mit Berufsattest (EBA) haben die Lernenden Anrecht auf eine fachkundige individuelle Begleitung (FiB). Dort erhalten die Lernenden meist durch den speziell dafür geschulten Berufsfachschullehrer Unterstützung und Lernbegleitung. Erhält der Jugendliche eine Verfügung durch die Invalidenversicherung, kann bei einer Ausbildung im ersten Arbeitsmarkt eine spezielle Begleitung durch Mai 2017  Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl


einen Job-Coach angefordert werden. Dieser berät Arbeitgebende bei Arbeitsplatzanpassungen, begleitet den Jugendlichen in der Berufsfachschule oder vermittelt bei Konflikten. Dieses Modell heisst Supported Education und ist gemäss Studienergebnissen erfolgreich (Hofmann, Schaub & Häfeli, 2013). Bei besonders herausfordernden Situationen, in denen Jugendliche mit Problemen in mehreren Lebensbereichen konfrontiert sind und der Abschluss einer beruflichen Grundbildung da­­ durch gefährdet ist, kann das kantonale Unterstützungsangebot Case Management Berufsbildung helfen. Jugendliche mit besonderem Förderbedarf können auch EFZ-

Berufslehren oder weiterführende schulische Ausbildungen (Gymnasium, Studium) absolvieren. Auch hier gibt es unterstützende Angebote wie den Nachteilsausgleich. Dieser wird auf allen Bildungsstufen eingesetzt und soll Jugendlichen mit Teilleistungsschwächen faire Chancen für einen erfolgreichen Ausbildungsabschluss eröffnen. Eine aktuelle Studie (Schellenberg et al., 2017) zeigt, dass der häufigste Grund für einen Nachteilsausgleich Lese-RechtschreibSchwäche ist. Fast die Hälfte der gesprochenen Massnahmen be­­ treffen zeitliche Modifikationen (z. B. Zeitzuschlag bei Prüfungen).

Zur Person Claudia Schellenberg (links), Dr. phil., Psychologin und Berufs- und Laufbahnberaterin, und Annette Krauss, M. Sc., Psychologin, arbeiten an der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik HfH im Forschungsschwerpunkt «Erschwerter Übergang Schule – Erwerbsleben».

Die Ausbildung ist für mich abwechslungsreich, ich spiele und spaziere mit den Senioren und erfahre dabei Spannendes aus ihrem Leben.

Olivia, 2. Lehrjahr, Praktische Ausbildung Seniorenbetreuung

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Abbruch und Neustart

Am Computer tun wir es immer wieder: abbrechen und neu starten. Wenn es gar nicht mehr passt, kann auch in der Ausbildung ein Neuanfang die beste Option sein – eine Krisensituation ist der Lehr- oder Mittelschulabbruch für die meisten trotzdem. Text: Stefan Michel

M

arco freute sich auf seine Lehre als Detailhandelsfachmann Consumer Electronics. «Ich bin gerne in Kontakt mit Menschen, berate sie gerne, und Elektronik finde ich spannend.» Die unschönen Seiten der Lehre lernte er bald kennen. «Mein Chef sprach nicht mit mir und nach einem Monat listete er im Probezeitgespräch einen Negativ-

punkt nach dem anderen auf. Jeden Tag hiess es: Ihr müsst zu jedem zehnten Handy eine Versicherung verkaufen.» Vier Monate nach Lehrbeginn legte der Lehrmeister seinem Lernenden die Kündigung auf den Tisch. Marco konnte sich noch von seinen Kollegen verabschieden, mit denen er sich gut verstanden hatte. Dann war er arbeitslos. Aufgrund kantonaler Studien muss man davon ausgehen, dass 10

bis 20 Prozent der Lehrverträge im ersten Lehrjahr aufgelöst werden. Knapp die Hälfte der Abbrecher findet innert Wochen oder Monaten eine neue Lehrstelle. Ist es der Beruf oder der Betrieb?

«Ein Lehrabbruch ist ein kritisches Ereignis und ein Misserfolg für die betroffene Person», sagt Silvan Arnold, der Marco bei dessen zweiter Lehrstellensuche berät. Die Berufsberatung ist darauf vorbe-

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reitet, aus dieser Krise eine Chance zu machen. Meist ist die zweite Lehrstelle die richtige. Eine Einschränkung macht Arnold: Je länger die Lehre dauert, desto eher sollte man versuchen, sie zu beenden. Als Erstes gilt es nach dem Abbruch, herauszufinden, ob der Beruf grundsätzlich der richtige ist, die Probleme vom Lehrbetrieb oder von den Vorgesetzten herrühren. In diesem Fall sucht man nach einem neuen Betrieb, um die Lehre schnellstmöglich fortzusetzen. Die Berufsschule dürfen auch gekündigte Lernende besuchen. Drei Monate haben sie Zeit, einen neuen Lehrbetrieb zu finden. Marco wollte nicht zurück ins Detailhandelsgeschäft und ging deshalb auch nicht mehr zur Schule. Er machte die Berufswahl

zu seiner Hauptbeschäftigung. «Ich schaute mir sämtliche Berufsfilme an, die ich fand, informierte mich tagelang.» Beschäftigt zu bleiben und eine Tagesstruktur zu erhalten, ist für Lehrabbrecher ebenso wichtig wie die Suche nach einem neuen Ausbildungsplatz. Marco fand schliesslich eine Lehrstelle als Drucktechnologe in einem Reprografieunternehmen. Um die Zeit bis zum Lehrbeginn zu nutzen, machte er einen Sprachaufenthalt in England. Gefragte Gymi-Abbrecher

Auch Mittelschüler können plötzlich ohne Ausbildungsplatz dastehen. Ein paar schlechte Zeugnisse genügen, und man ist raus. Viele wechseln an eine private Maturitätsschule. Andere suchen sich eine Lehrstelle. Berufsberater Bruno

Ruoss hat solche Jugendliche begleitet. «Grundsätzlich sind Gymi-Abbrecher als Lernende gefragt, gerade in den Lehren mit den höchsten Anforderungen – vorausgesetzt, der oder die Jugendliche steckt nicht in einer weitergehenden Krise, sondern ist motiviert, eine Lehre anzutreten.» Weder Lehr- noch Mittelschulabbruch sind für sich allein ein grosses Unglück. Sie kommen öfter vor, als viele denken, und deshalb sind solche Brüche auch im Lebenslauf kein Killerkrite­ rium. Entscheidend ist, was man daraus macht und wie man die plötzliche Leere füllt. So einfach wie am Computer ist dieser Neustart nicht.

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Ich mache Karriere

Viele Wege führen in die Führungsetage. Es lohnt sich, auch Berufe ins Auge zu fassen, die auf den ersten Blick weniger attraktiv erscheinen. Gerade dort winken viele Chancen. Text: Stefan Michel

nehmen für mehrere Baustellen Verantwortung übernehmen und schliesslich als diplomierter Bau­ meister eine Baufirma führen. Der Lohn steigt mit, von durchschnittlich 5700 Franken pro Monat für einen gelernten Maurer zu 7600 für den Polier und 8500 Franken für den Bauführer. «Die Hälfte der Lehrabsolventen steigt schon nach kurzer Zeit in die erste Weiterbildung ein», freut sich Büchi. Denn im Baugewerbe gibt es trotz des gut ausgebauten Weiterbildungswesens auf den höheren Hierarchiestufen zu wenige, die das Hand­ werk aus eigener Erfahrung kennen. «Jedes Jahr kommen über 200 Bauingenieure von den Fach­ hochschulen. Das sind für uns Quereinsteiger. Die meisten von ihnen haben noch nie auf einer Bau­ stelle gearbeitet. Die Bauunternehmen tun deshalb viel dafür, dass sich ihre gelernten Fachleute weiter­ bilden.»

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Bild: Gaetan Bally / Keystone

Es geht auch ohne Gymnasium oder KV

er Satz hat es in sich: «Wer bei uns eine Lehre macht, ist ein künftiger Kadermitarbeiter.» Das sagt nicht der Vertreter einer Bank, sondern Ueli Büchi vom Schweizer Baumeisterver­ band. Die Laufbahn, die Büchi meint, sieht so aus: Der ausgelernte Maurer kann nach ersten Arbeits­ erfahrungen Vorarbeiter werden und ein kleines Team führen. Nach der Polierschule kann er Baustel­ len organisieren, später als Bauführer in einem Unter­

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Als Anfang einer beruflichen Karriere sehen die meisten noch immer die Matura oder die kaufmän­ nische Lehre bei einer Bank oder Versicherung. Entsprechend gross ist der Andrang auf diese Lehr­ stellen. Die Lehrbetriebe können es sich leisten, nur die Sekundarschüler mit den besten Noten aufzu­ nehmen. Dabei bieten gerade weniger gesuchte Berufslehren in grossen, hierarchisch strukturierten Unternehmen gute Aufstiegschancen. So etwa die Lehre im Detailhandel: Wer Einsatz und Talent zeigt, sich weiterbildet und Verantwor­ tung übernehmen will, nimmt schon Anfang zwan­ zig die ersten Stufen auf der Karriereleiter: zu­­erst als Leiter eines kleinen Teams, später mit der eidgenös­ sischen Berufsprüfung zum Detailhandelsspezialis­ ten als Leiter einer Abteilung oder einer mittelgros­ sen Filiale. Ein Jahresgehalt von 80 000 Franken ist auf dieser Stufe üblich. Wer sich in der Praxis gut schlägt, kann die höhe­ re Fachprüfung zum Detailhandelsmanager in Angriff nehmen. Wie der Name sagt, stehen nun Mai 2017  Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl


Managementfunktionen im Zentrum der Ar­beit, etwa als Leiter einer grossen Verkaufsstelle oder als Geschäftsführer eines kleinen oder mittleren Unter­ nehmens. Die Verdienstaussichten liegen nun bei über 100 000 Franken, je nach individueller Position im Unternehmen sogar deutlich darüber. Der berufliche Aufstieg kann auch ein Zufallspro­ dukt sein, zum Beispiel, wenn ein talentierter moti­ vierter Mensch zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. An Karriere hat Dario Allenbach nicht gedacht, als er seine Lehre als Gärtner begann. Doch schon vor Abschluss der Lehre stellte ihm sein Chef in Aussicht, dass er in zwei bis drei Jahren den Betrieb überneh­ men könne. «Der Beruf gefiel mir, doch dann merkte ich, dass ich das nicht mein Leben lang machen will», erklärt der ehemalige Gärtner ein paar Jahre später. Er entschied sich, die Berufsmatura nachzuholen, und studiert in­­­zwischen an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Facility Management. Karriereberuf Facility Manager

Facility Manager auf Hochschulstufe sind verant­ wortlich für grosse Gebäude wie etwa eine Wohn­ überbauung, ein Spital, ein Fussballstadion oder ein Flughafen. Facility Manager organisieren Reinigung, Wartung, Materialnachschub, Entsorgung, je nach Spezialisierung auch die Betreuung von Gästen, und sie führen das dafür zuständige Personal. Gut ausge­ bildete Facility Manager sind gefragte Fachleute und gehören zum mittleren oder höheren Kader einer Unternehmung. Lohnklasse: 150 000 Franken auf­ wärts. Spitäler haben es Andrea Stuber angetan. Ihre Eltern, beide in der Gastronomie tätig, rieten ihr von der Lehre als Fachfrau Hauswirtschaft ab. «Sie wünschten mir, dass ich nicht wie sie an Wochen­ enden und bis spätabends arbeiten muss», erinnert sich die Bernerin. Doch sie liess sich nicht abhalten und lernte ihren Beruf bei der privaten Hirslanden Klinik. Sie schätzte die Vielseitigkeit ihrer Tätigkei­ ten und dass sie dazu beitrug, in einem Krankenhaus ein Fünf-Sterne-Ambiente zu entfalten. «Ich rüstete auch mal in der Küche Gemüse oder putzte Böden. Doch für mich war das nicht unangenehm.» Als Bereicherung empfindet sie den Kontakt mit Men­ schen aus aller Welt. Inzwischen studiert auch Andrea Stuber Facility Management und wechselt damit schrittweise von der Rolle der Befehlsempfängerin in die Position derjenigen, die Direktiven erteilt. Ihr Ziel ist, weiter in Spitälern zu arbeiten, dafür zu sorgen, dass das Gebäude perfekt unterhalten ist, der Nachschub an Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl  Mai 2017

Gerade weniger gefragte Berufslehren in grossen Unternehmen bieten gute Aufstiegschancen. technischem Material, Essen oder Medikamenten rechtzeitig an den richtigen Ort gelangt, Pannen umgehend behoben werden. Und sie will Projekte vorantreiben, um die Bewirtschaftung des Gebäudes noch besser zu organisieren. «Klar ermöglicht mir das Studium einen Karrieresprung. Entscheidend ist für mich aber, dass ich einen Beruf habe, der mir gefällt.» Vielleicht denkt Andrea Stuber als viel beschäftig­ te Managerin einmal mit Wehmut an den Anfang ihrer Karriere zurück, als sie in der Spitalküche Ge­­ müse rüstete.

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Harziger Start ins Berufsleben Nach dem Schulabschluss weder eine Lehrstelle noch sonst einen Ausbildungsplatz zu haben, ist für Jugendliche eine Niederlage. Für die Gesellschaft ist es eine kritische Situation. Verschiedene Institutionen unterstützen die betroffenen jungen Männer und Frauen intensiv, damit es mit der Berufsbildung doch noch klappt. Text: Stefan Michel

Bild: Christian Beutler / Keystone

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er Übertritt von der Schule in die Berufswelt ist ein entscheidender Schritt, und er kommt früh. Nicht allen gelingt er. Gegen zwanzig Prozent der Jugendlichen in der Stadt Zürich legen nach der dritten Sekundar­ klasse ein Zwischenjahr ein, bevor sie eine Lehre oder eine weiterfüh­ rende Schule beginnen. Für einige kommt die Berufswahl schlicht zu früh. «Es gibt Fünfzehnjährige, die sind noch Kinder. Die nehmen das Leben noch nicht ernst», weiss Markus Riesen. Er ist Prorektor der Fachschule Viventa, einer Ein­ richtung der Stadt Zürich. Hier kommen viele Jugendliche unter, die keine Lehrstelle und keinen schulischen Anschluss gefunden haben. Er führe keine Statistik über die Gründe, weshalb Jugendliche ein Berufsvorbereitungsjahr in der Viventa absolvierten. Aber die Bandbreite an Gründen kennt er. Sie reicht von der nicht bestande­ nen Gymiprüfung bis zu jenen, die sich allem verweigern, was

von Erwachsenen kommt. Dazwi­ schen sind die Schulmüden, die den Anschluss verloren, viel ge­­ schwänzt und deshalb auch die Berufswahl verpasst haben. Zum Problem können auch fixe Vor­ stellungen über den richtigen Beruf werden, kommen sie nun vom jungen Menschen selber oder von dessen Eltern. Wenn nur eine KV-Lehrstelle infrage kommt, aber die Schulleistungen dafür bei Weitem nicht ausrei­ chen, dann kann man so viele Bewerbungen schreiben, wie man will, ein Lehrvertrag wird nicht resultieren. Intensivkurs Lehrstellensuche

«Das Zehnte», wie die Jugendli­ chen das zusätzliche Schuljahr nennen, ist nicht beliebt. >>>

Für viele Jugendliche kommt die Berufswahl zu früh.

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>>> Doch es dient vielen dazu, ihre Defizite gezielt aufzuarbeiten, ihre Bewerbung zu verbessern und ihre Ziele neu zu definieren. Oft mit Erfolg: 70 Prozent der Jugendlichen, die 2015 ihr Berufsvorbereitungsjahr an der Viventa beendeten, begannen danach eine Berufslehre. Ungefähr ein Viertel wählte eine andere Anschlusslösung: eine Vorlehre, ein Praktikum oder das ebenfalls städtische Motivations-

«Ich muss drei Bewerbungen pro Woche schreiben. Der Druck tut mir gut.»

semester. Markus Riesen weist darauf hin, dass die Fachschule Viventa alle Jugendlichen aufnehme, auch jene mit den grössten Schwierigkeiten. Andere Berufswahlschulen im Kanton Zürich selektieren vorher, dafür finden praktisch alle Absolventen des 10. Schuljahres eine Lehrstelle. Syart Saliu war Sek-A-Schüler, Notenschnitt 4,25 und eine 4 in Mathematik. Das reichte nicht für die angestrebte InformatikerLehrstelle. Kurz vor Lehrbeginn 2015 war er nahe dran an einer KV-Lehrstelle, zog aber gegen die Mitbwerber doch den Kürzeren. Das KV ist seine Wunschlehre, er bewarb sich aber auch als Automatiker und Detailhandelsfachmann. «Mit meinem Begleiter in der Viventa habe ich vereinbart,

dass ich drei Bewerbungen pro Woche abschicke. Dieser Druck hat mir in der Sekundarschule gefehlt.» Zweite Chance für Jugendstraftäter

In eine noch schwierigere Lage hat sich Andrej gebracht, der seinen richtigen Namen nicht abgedruckt haben will. Mit Kollegen klaute er Scooter, wurde gefasst und verbrachte mit 15 Jahren 25 Tage in Untersuchungshaft. In den letzten zwei Schuljahren fehlte er oft. An eine gezielte Lehrstellensuche war nicht zu denken. Die Sek C schloss er mit einem tiefen Notenschnitt ab. «Ich hatte Glück, dass sie mich nicht von der Schule geschmissen haben», streicht er das Positive hervor.

12. – 21. Mai 2017 Messe Basel

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tunBasel Heute entdecken. Morgen forschen und entwickeln.

Messe Basel, Halle 2.0

Spannende Experimente zum Staunen, Forschen und Entdecken für Kinder ab der 1. Klasse.

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 Weitere Informationen:

www.tunbasel.ch Mai 2017  Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl


Andrej wohnt bei seinem Vater. Der unterstütze ihn weiter, wie auch seine Mutter. Ihnen will er es recht machen. Auch die Betreuer im Vert.igo scheinen den richtigen Ton zu treffen. «Sie geben mir das Gefühl, dass ich mich für mich selber anstrenge. Wenn ich am Morgen nicht auftauche, dann ist das mein Problem. Irgendwann würde ich hier rausfliegen und dann wäre ich wieder in Schwierigkeiten.» Seine Vorgesetzten sehen ihn auf einem guten Weg. Aufgrund seiner Arbeitsleistungen seien seine Chancen gut, im ersten Arbeitsmarkt Fuss zu fassen. Syart Saliu bewarb sich für über 100 Lehrstellen und liess sich von Absagen nicht entmutigen – auch dank der Unterstützung durch seinen Betreuer und

Wer nimmt einen vorbestraften Jugendlichen mit schlechtem Schulabschluss als Lehrling? durch seine Familie. Kurz vor Ende des Schuljahres erhielt er die ersehnte Lehrstelle bei einem privaten Unternehmen, das Kaufleute ausbildet. Er hat einen Tipp an andere, deren Lehrstellensuche harzt: «Regt euch nicht über Absagen auf, aber fragt immer nach dem Grund und arbeitet daran. Seid immer im Wandel!»

Fachfrau/-mann Betriebsunterhalt EFZ und Unterhaltspraktiker/-in EBA

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Wer nimmt einen vorbestraften jungen Mann mit schlechtem Schulabschluss als Lehrling? Im Fall von Andrej ist es die Stiftung Vert.igo. Die Jugendanwaltschaft sorgte dafür, dass er hier eine zweite Chance erhielt. Inzwischen ist er im dritten Lehrjahr der dreijährigen Lehre zum Fachmann Betriebsunterhalt. Vert.igo arbeitet eng mit dem Sportamt der Stadt Zürich zusammen. Andrej schleift Sitzbänke, damit sie wieder frisch aussehen, ersetzt Tornetze oder auch mal ein ganzes Goal oder einen Basketballkorb. «Bei schönem Wetter draussen macht es natürlich mehr Spass als bei Regen. Aber darum geht es nicht. Ich muss diese Lehre durchziehen, das ist meine letzte Chance», erklärt er seinen Einsatz.

Berufsporträt

zwei vielseitige und anspruchsvolle Berufe Fachleute Betriebsunterhalt EFZ sorgen für: • einen reibungslosen Betrieb in Werkhöfen, Schulen und Sportanlagen von Gemeinden und Städten aber auch in privaten Institutionen • den regelmässigen Unterhalt von Immobilien, Strassen und Grünflächen • die regelmässige Kontrolle, Wartung und Instandsetzung von Elektro- und Sanitäranlagen, Heizungen und Lüftungen Das ist die Ausbildung zur/m Fachfrau/-mann Betriebsunterhalt mit EFZ: • 3-jährige Berufslehre mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis EFZ • Ausbildungsschwerpunkte Hausdienst oder Werkdienst • 4 Tage pro Woche berufliche Praxis • 1080 Lektionen berufskundliche und allgemeinbildende Theorie • 16 Tage überbetriebliche Kurse

Unterhaltspraktiker/-in EBA sorgen für: • die Reinigung und Wartung von Gebäuden und umliegenden Plätzen, Grünanlagen und Wegen von Gemeindeverwaltungen aber auch in privaten Institutionen • einfache Unterhaltsarbeiten und Kleinreparaturen an nicht-elektrischen Installationen sowie Grünpflegearbeiten im Innenund Aussenbereich Das ist die Ausbildung zur/m Unterhaltspraktiker/-in mit EBA: • 2-jährige Berufslehre mit eidgenössischem Berufsattest • 4 Tage pro Woche berufliche Praxis • 720 Lektionen berufskundliche und allgemeinbildende Theorie • 14 Tage überbetriebliche Kurse

Weitere Informationen zur Ausbildung finden Sie hier: www.betriebsunterhalt.ch/Sektionen/Zuerich/Bildung

Voraussetzungen für beide Ausbildungen: Zusätzliche Voraussetzungen • Freude an handwerklicher und für Fachleute Betriebsunterhalt EFZ: praktischer Arbeit • Interesse an organisatorischen und planerischen • Flexibilität, Zuverlässigkeit und körperliche Aufgaben Belastbarkeit Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl  Mai 2017 59


Kann ich, was ich will?

H

erauszufinden, was man will, ist schwierig genug. Und schon kommt die nächste Herausforderung: Genüge ich den Anforderungen? Bin ich gut genug für meinen Traumberuf? Eine Studie mit 514 Jugendlichen* kommt zu einem erfreulichen Resultat: Der Aussage «Ich habe die Ausbildung gewählt, die mich am meisten interessiert hat» stimmen 58 Prozent voll und ganz zu, weitere 33 Prozent geben an, sie treffe für sie eher zu. Nur gerade 9 Prozent sehen ihre Interessen in ihrer aktuellen Berufsausbildung eher nicht oder gar nicht repräsentiert. Die grosse Mehrheit der Jugendlichen hat eine Lehrstelle gefunden, die sie interessiert und deren Anforderungen sie erfüllen – sonst hätten sie die Stelle ja nicht erhalten. Für die Jugendlichen, die ihre Berufsbildung erst noch finden müssen, macht das die Suche natürlich nicht einfacher. In Berufsbeschrieben, wie sie beispielsweise auf www.berufsberatung.ch angeboten werden, ist zwar angegeben, welche Fertigkeiten und Fähigkeiten gefragt sind: von geschickten Händen bis zum freundlichen Umgang für die Lehre zum Hauswirtschaftspraktiker; oder gute Feinmotorik, räumliches Vorstellungsvermögen für die Architekturmodellbaulehre. Angaben, nach welchen Kriterien 60

Bild: Caro / Oberhaeuser / Keystone

Zur Berufswahl gehört, dass man seine Fähigkeiten mit den Anforderungen des Arbeitslebens abgleicht. Die Schulnoten spielen dabei eine wichtige Rolle, entscheiden aber nicht allein. Text: Stefan Michel

selektiert wird und welche Rolle die Schulnoten spielen, sucht man aber meist vergebens. Dahinter steckt wohl Absicht, denn man will ja niemandem die Motivation nehmen. Per Notenschnitt zur Lehrstelle?

Die nächste Frage ist dann, wie man die eigenen Fähigkeiten beweist und gut darstellt. Hier bietet sich die Schnupperlehre im Wunschberuf an. Ein positiver Schnupperlehrbericht ist für die Bewerbung fast schon Pflicht. Wer eine Lehre im Bereich Betreuung sucht und auf seine Erfahrung als Pfadileiter oder Babysitter verweisen kann, steht ebenfalls besser da als jemand, der nur seinen Wunsch, zu betreuen, anführen kann. Schulnoten können ergänzt werden mit Resultaten von Eignungstests wie «Multicheck», «Basic-Check» oder «Kompass». Sie sind genauer auf die Anforderungen in den verschiedenen Berufsgruppen zugeschnitten und bringen teilweise auch Qualitäten zum Vorschein, die im Schulzeugnis kaum abgebildet werden. Eine Liste, die darstellt, welche Sekundarschulstufe welche Berufslehre ermöglicht, existiert nicht. Doch jeder Berufsberater mit Erfahrung kann realistisch einschätzen, was die Minimalanforderungen der Lehrbetriebe sind, auch wenn viele immer wieder Mai 2017  Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl


beteuern, Schulnoten seien nicht entscheidend. Und auch Jugendliche, die sich mit der Lehrstellensuche auseinandergesetzt haben, entwickeln ein Gespür für die Anforderungen, auch wenn man diese nicht so gerne wahrhaben mag. Ein Besuch in einer Schule im Zürcher Stadtteil Oerlikon zeigt: Während sich in der Sek-A-Klasse viele nach einer KV-, Zeichneroder Informatiker-Lehrstelle umsehen, sind in der Sek-B-Klasse auch handwerkliche Berufe und Detailhandel gefragt. Es spricht nichts dagegen, sich für Lehrstellen zu bewerben, deren Voraussetzungen man beispielsweise bezüglich Schulleistungen nicht ganz erfüllt. Auch verbaut man sich nichts, wenn man eine Berufslehre macht, selbst wenn man in ein Gymnasium aufgenommen wäre. Wichtig ist, dass man rechtzeitig der Realität ins Auge blickt, das heisst, nach sehr vielen Absagen auch anderen Berufen als nur dem Wunschberuf eine Chance gibt. * Juvenir-Studie 2.0. Die erste grosse Entscheidung. Wie Schweizer Jugendliche eine (Berufs-)Ausbildung wählen. 2013. Studie durchgeführt von Prognos AG im Auftrag der Jacobs Foundation. Download der Studie auf www.juvenir.ch.

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LERNINSTITUT FTAN SCUOL TALENT- UND SPORTSCHULE

WIR MACHEN IHR KIND FIT FÜR DIE BERUFSKARRIERE. Braucht Ihr Kind mehr Zeit für die Berufswahl? Mit dem 10. Schuljahr im Institut Ftan Scuol klären sich die Berufswünsche und schulisch individuell gefördert gelingt der Start in den Lehrberuf. Oder sind die Berufswünsche weiter gesteckt? Sekundarschule, Gymnasium und Fachmittelschule mit Internat schaffen beste Grundlagen für ein Studium oder die höhere Berufsbildung. Im Sport eine Klasse für sich: in unserer erfolgreichen Sportschule stimmen Talente Unterricht und Training optimal aufeinander ab, ohne Schulzeitverlängerung. Lernen und Leben im Institut: in der atemberaubenden Natur des Engadins, weitab von Nebel und Hektik. hif.ch • beratung@hif.ch • 7551 Ftan Scuol

Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl  Mai 2017 61


Service Maturitätsschulen Grundsätzlich gilt: Jeder Kanton hat seine eigenen Regeln. Es ist unabdingbar, sich in seinem Wohnkanton zu informieren. Unter gewissen Umständen ist es möglich, eine Maturitätsschule in einem anderen Kanton zu besuchen. Auch das ist von Kanton zu Kanton verschieden. Gymnasium (auch Mittelschule, Kantonsschule genannt) Vier- oder sechsjährige Schule für lernstarke Schüler. Vorbereitung auf ein Universitätsstudium. Fachmittelschule Maturitätsschule, meist dreijährig, die auf bestimmte Studienrichtungen an einer Fachhochschule vorbereitet: Gesundheit, Soziale Arbeit, Pädagogik, Kommunikation und Information, Gestaltung und Kunst, Musik und Theater. Berufsmaturitätsschule Die Berufsmaturitätstypen sind den Berufen zugeordnet: – Technik, Architektur und Life Sciences (technische und handwerkliche Berufe) – Natur, Landschaft und Lebensmittel (Berufe im Bereich Natur und Landschaft) – Wirtschaft und Dienstleistungen (KV und weitere Dienstleistungsberufe) – Gestaltung und Kunst (künstlerische, technisch-handwerkliche Berufe) – Gesundheit und Soziales (Berufe im Bereich Gesundheit, Körperpflege und Soziales) Meist sind ein zusätzlicher halber Tag Unterricht sowie zusätzliche Lernzeit nötig. Der Lehrbetrieb muss sein Einverständnis geben, denn die Berufsmaturanden arbeiten einen halben Tag weniger im Betrieb. Nach der Lehre Die Berufsmatura kann auch nach Lehrabschluss absolviert werden – als Vollzeitschule (zwei Semester) oder berufsbegleitend (drei bis fünf Semester). Passerelle zu Uni/ETH Wer nach der Berufsmatura an einer Universität oder der ETH studieren will, muss die Eignungsprüfung namens «Passerelle» ablegen. Verschiedene Schulen bieten einjährige Vorbereitungskurse an.

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Berufswahl in 7 Schritten (nach www.myberufswahl.ch) 1. Ich lerne meine Interessen und Stärken kennen. 2. Ich lerne die Berufs- und Ausbildungswelt kennen. 3. Ich vergleiche meine Stärken mit den Anforderungen der Berufe und Ausbildungen, die mich interessieren. 4. Ich schaue mir die interessanten Berufe in einer Schnupperlehre genauer an. 5. Ich überprüfe die möglichen Berufe oder Schulen und entscheide mich. 6. Ich setze meine Entscheidung um, suche eine Lehrstelle oder melde mich bei einer Schule an. 7. Ich bereite mich auf die Lehre oder die Mittelschule vor oder ich kläre ein Brückenangebot ab. Wer sich auf www.berufswahl.ch ein Konto anlegt, hat Zugang zu den Zusatzinformationen und interaktiven Arbeitsblättern zu allen sieben Schritten der Berufswahl.

Lehre oder Gymi? Diese Fragen helfen bei der Entscheidung: – Brauche ich für mein Berufsziel eine bestimmte Vorbildung? – Wie sind meine schulischen Leistungen? – Interessiere ich mich für (fast) alle Fächer? – Mit welchen Fächern möchte ich mich vertieft auseinandersetzen? – Wie bald möchte ich in die Erwachsenenwelt eintreten? – Wie gerne bin ich Schülerin oder Schüler? – Wie sehr schätze ich es, meine berufliche Zukunft noch offen zu lassen? Quelle: ask! Beratungsdienste für Ausbildung und Beruf Aargau

Mai 2017  Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl


Projekt LIFT: Arbeitserfahrungen sammeln

Berufswahl und Lehrstellensuche online

Das Projekt LIFT unterstützt Jugendliche im Übergang von der Oberstufe in die Berufsbildung. «Zielgruppe sind Jugendliche ab der 7. Klasse mit erschwerter Ausgangslage bezüglich späterer Integration in die Arbeitswelt», heisst es auf der Website. Jugendliche, die ihre Chancen auf eine Lehrstelle verbessern wollen, können mit regelmässigen Kurzeinsätzen in Gewerbebetrieben in ihrer Region wertvolle Erfahrungen sammeln. Dabei wächst bei vielen auch das Selbstvertrauen, diesen wichtigen Schritt zu schaffen. LIFT arbeitet mit Schulen in der ganzen Schweiz zusammen. www.jugendprojekt-lift.ch

www.gateway-junior.org

www.berufsberatung.ch www.yousty.ch www.berufskunde.com www.lehrstellenboerse.ch www.die-lehrstelle.ch www.berufsnavigator.ch www.deinberuf.ch (Berufsfilme von Lernenden) www.toplehrstellen.ch (nur Gebäudetechnik) www.berufslehrverbund.ch (mit Lehrstellenbörse für Stadtzürcher Jugendliche)

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Berufsporträt

So sehen heute Abschlussprüfungen aus. Werde Zimmermann/Zimmerin! Eine Lehre als Zimmermann / Zimmerin bringt dich weiter. Und öffnet dir nach der Grundausbildung die Türe zu vielfältigen Weiterbildungsmöglichkeiten und interessanten Spezialgebieten. Langweilig wird es dir nie: Technik, Kreativität, traditionelles Handwerk und ein natürlicher Baustoff sorgen für viel Abwechslung im Berufsalltag. Du arbeitest gerne im Freien, Teamwork macht dir Spass und du hast ein gutes Vorstellungsvermögen? Gute Aussichten, in dir steckt ein Zimmermann / eine Zimmerin!  www.lehre-holzbau.ch


Probleme in der Lehre?

Angebot für Eltern

www.feel-ok.ch www.jobcaddie.ch Pro Juventute Beratung + Hilfe 147 – das Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche. Auch über SMS, E-Mail oder Chat. www.lehrlinge.ch (Beratungsangebot der katholischen und reformierten Kirche, auch für Eltern) Berufsinspektorat: Für jeden Lehrberuf gibt es ein zuständiges Berufsinspektorat. Dieses wacht darüber, dass in der Berufsbildung alles korrekt abläuft, und kann bei Konflikten vermitteln. Die kantonalen Berufsbildungsbehörden können den Kontakt zum zuständigen Berufsinspektorat herstellen. Berufslehre rechtlich: Muss ich Überstunden machen, wenn mein Chef es verlangt? Kann ich während der Lehre einem Nebenjob nachgehen? Diese und viele weitere rechtliche Fragen rund um die Lehre beantwortet der Ratgeber «Ich kenne meine Rechte – Lehrlings- und Jugendrecht von A bis Z», welchen der Schweizerische Gewerkschaftsbund heraus gibt. Er kann für Fr. 5.– bestellt oder gratis heruntergeladen werden.

Weiterkommen nach der Lehre Aktuell existieren in der Schweiz 319 Berufslehren. Nach einer drei- oder vierjährigen EFZ-Lehre hat man Zugang zur höheren Berufsbildung. Wer die Berufs­matura hat, kann an einer Fachhochschule studieren. So wächst die Auswahl an Berufen auf über 2000 an.Informationen zu Weiterbildungen, Weiterbildungs­ berufen und Studium nach der Lehre: www.berufsbildungplus.ch (Bund) www.berufsberatung.ch

Das Angebot des Vereins S.E.S.J. (Starke Eltern – Starke Jugend) richtet sich an Eltern von Jugendlichen zwischen Schule und Beruf. Der Verein unterstützt Eltern, deren Tochter oder Sohn nach der Schule keine Lehre oder eine andere Anschlusslösung gefunden hat, und informiert, wo sie sich bei Schwierigkeiten während der Lehre Hilfe holen können. Eltern erfahren ausserdem, welche Angebote es für Jugendliche ohne Anschlusslösung gibt und wie sie ihre Jugendlichen bei diesem Übergang unterstützen können. Der Verein S.E.S.J. arbeitet mit verschiedenen Beratungsstellen zusammen. Das Angebot findet in verschiedenen Sprachen statt und ist kostenlos. www.sesj.ch.

Eine Lehre, zwei Sprachen In den zweisprachigen Kantonen Wallis und Freiburg gibt es spezielle Abschlüsse für jene, die mit deutscher Muttersprache ihre Lehre und die Berufsschule in Französisch abschliessen und umgekehrt. In den Kantonen Zug und Schaffhausen bieten verschiedene Betriebe KV- und Informatik-Lehren in Englisch an. Im Betrieb wird mehrheitlich, in der Berufsschule ausschliesslich englisch gesprochen. So sollen die Absolventen attraktiver für internationale Unternehmen werden, deren Verantwortliche oft gar nicht wissen, was eine Berufslehre ist.

Impressum Herausgeber Stiftung Elternsein, Seehofstrasse 6, 8008 Zürich www.elternsein.ch Redaktion Chefredaktor: Nik Niethammer, n.niethammer@fritzundfraenzi.ch Verantwortlich für diese Ausgabe: Nik Niethammer, Stefan Michel, wortbuero@weblotion.com

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Verlag Fritz+Fränzi, Dufourstrasse 97, 8008 Zürich, Tel. 044 277 72 62, info@fritzundfraenzi.ch, verlag@fritzundfraenzi.ch, www.fritzundfraenzi.ch Business Development & Marketing Leiter: Tobias Winterberg, t.winterberg@fritzundfraenzi.ch

Anzeigen Administration: Dominique Binder, d.binder@fritzundfraenzi.ch, Tel. 044 277 72 62

Korrektorat Brunner Medien AG, Kriens, www.bag.ch Auflage: 101 725

Art Direction / Produktion Partner & Partner, Winterthur, www.partner-partner.ch Bildredaktion 13 Photo AG, Zürich, www.13photo.ch

Mai 2017  Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl


Berufsporträt

Eine Lehre im Detailhandel Breite Grundausbildung und beste Aufstiegsmöglichkeiten. Freude am Kontakt mit Menschen sowie an der Arbeit im Team – das sollten Berufseinsteiger im Detailhandel idealerweise mitbringen. Die Arbeit mit den unterschiedlichsten

Michelle Nägeli

und stets trendigsten Angeboten macht

«Mein Beruf kommt nie aus der Mode»

den Detailhandel besonders spannend

Branche: Textil

und abwechslungsreich. Der Schwer-

Ausbildung: Detailhandelsfachfrau EFZ (3. Lehrjahr)

punkt der Ausbildung liegt einerseits auf

«Ich habe mich für eine Lehre im Detailhandel entschieden, weil mich

der Förderung der kommunikativen

Kleidung und die aktuellsten Fashion-Trends seit jeher fasziniert

Fähigkeiten, um an der «Verkaufsfront»

haben. Zudem liebe ich es, die Kunden in einer attraktiven Umgebung

bestmöglich auf die Wünsche der

zu beraten und ihnen Freude bereiten zu können.»

Kundinnen und Kunden eingehen zu können. Andererseits werden sehr

Brandon Wildhaber

anspruchsvolle Fach- und Branchen-

«Immer am Puls der neusten Technik»

kenntnisse vermittelt. Attraktive

Branche: Consumer-Electronics

Weiterbildungen mit eidgenössischer

Ausbildung: Detailhandelsfachmann EFZ (3. Lehrjahr)

Anerkennung sichern überdies

«Ich habe mich für eine Lehre im Detailhandel entschieden, weil mich

den Zugang zu Führungspositionen in

der technische Fortschritt und die immer grösser werdende Vielfalt an

kleineren und mittleren Betrieben

Consumer-Electronics-Produkten täglich aufs Neue begeistern. Im Team

wie auch in Grossunternehmen.

können wir uns fortlaufend fachlich austauschen und das Neuste 1:1 den Kunden weitergeben.»

facts & figures •

320 000 Mitarbeitende im Detailhandel

17 000 Lernende und damit grösser privater Anbieter von Lehrstellen

3 Berufe

Simon Schär

«Meine Branche bietet viele Entwicklungsmöglichkeiten» Detailhandelsspezialist / Geschäftsführer Verantwortlich für 70 Mitarbeitende

Detailhandelsfachfrau/-fachmann EFZ

«Die vielen wertvollen Erfahrungen, die man im Detailhandel macht, können

(3 Jahre) Beratung oder Bewirtschaftung

wirklich breit eingesetzt werden. Die Entwicklungsmöglichkeiten beschrän-

Detailhandelsfachfrau/-fachmann mit

ken sich nicht nur auf den Verkauf. Die Branche bietet zum Beispiel auch

Berufsmatura (3 Jahre)

Jobs im Einkauf, in der Qualitätssicherung oder in Zulieferbetrieben. In meiner

Detailhandelsassistent/in EBA (2 Jahre)

aktuellen Weiterbildung zum Detailhandelsmanager entwickle ich mich als

28 verschiedene Branchen

Führungskraft weiter.»

2 Weiterbildungen •

Detailhandelsspezialist/in (eidg. Fachausweis)

Detailhandelsmanager/in (eidg. Diplom)

1 nationaler, branchenübergreifender Verantwortungsträger

Isabella Keller-Bamert

«Vom Lehrling zum Chefposten – im Detailhandel ist Vieles möglich.» Detailhandelsmanagerin / Einkäuferin Sport Active, Lifestyle und Diverse 15 Jahre Berufserfahrung im Detailhandel

Bildung Detailhandel Schweiz (BDS)

«Beim höchsten eidgenössisch anerkannten Abschluss im Detailhandel

Weitergehende Informationen:

ist v.a. unternehmerisches Denken und Handeln gefragt. Ich konnte zudem

www.bds-fcs.ch

ein wertvolles Netzwerk mit Persönlichkeiten aus der Branche aufbauen. Als Detailhandelsmanagerin bin ich nun bestens gerüstet für weitere anspruchsvolle berufliche Herausforderungen.»

Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl  Mai 2017 65


Organisation Rock Your Life!

Mit dem Personal Trainer zur Lehrstelle Manche Jugendliche brauchen mehr als Berufswahlunterricht und die klassische Berufsberatung. Wenn die Eltern nicht helfen können, bieten Mentoring-Programme persönliche Begleitung auf dem Weg zur Lehrstelle. Text: Stefan Michel

Ein gutes Team: die Schülerin Melanie (r.) und ihre Mentorin.

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ange wusste Melanie nicht, welcher Beruf der richtige für sie ist. Ihre alleinerziehende Mutter arbeitet oft abends und kann ihr nur wenig helfen. Ihren Vater sieht sie selten. In mehreren Gesprächen mit ihrer Mentorin fand sie heraus, dass sie Fachangestellte Gesundheit werden will. «Alleine hätte ich das nicht geschafft», ist sie überzeugt. Vermittelt wurde die Mentorin durch die Organisation «Rock Your Life!», welche in sechs Städten der Schweiz solche Einzelbetreuungen ermöglicht. Das Spezielle bei «Rock Your Life!»: Die 66

Mentorin ist selber noch in Ausbildung. In diesem Fall heisst sie Janine und besucht die Pädagogische Hochschule mit dem Ziel Sekundarlehrerin. «Dank der Altersnähe geschieht das Mentoring auf Augenhöhe», betont Andreina Ravani, Kommunikationsverantwortliche von «Rock Your Life!». Andere Organisationen bieten professionelle Mentoren oder auch Pensionierte, die Jugendliche von ihrer Berufserfahrung profitieren lassen. Stets geht es darum, jenen individuelle Beratung zu bieten, denen der Berufswahlunterricht und die klassische Berufsberatung nicht

genügen – oft, weil die Eltern nicht helfen können. Die Einzelgespräche dienen auch dazu, das Selbstvertrauen zu stärken – ein entscheidender Faktor, um den künftigen Lehrbetrieb von den eigenen Qualitäten zu überzeugen. Mentoring-Programme bieten u. a. folgende Organisationen: Ithaka (Kanton Zürich), ask! (Kanton Aargau), lehre4you (ganze Schweiz, kostenpflichtig), Rock Your Life! (sechs Städte von St. Gallen bis Freiburg), incluso (für Migranten, Caritas Zürich). www.schweiz.rockyourlife.org Mai 2017  Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl


Berufsporträt

«Das Büro ist nicht meine Welt, ich muss etwas machen»

Zur Person Tanja Kratzer, 19 Jahre Wohnt in Zollikerberg (ZH) Fleischfachfrau in Aubildung, 3. Lehrjahr Dorfmetzg Jaun, Neuenegg (BE)

«Es ist nicht so, dass wir gross, stark und dumm sind. Wir sind gross, stark und gescheit». Diejenige, die das sagt und damit auf die in weiten Bevölkerungskreisen herrschenden Vorurteile bezüglich des Metzgerberufs Bezug nimmt, ist nicht körperlich gross, wohl aber stark in ihrem Willen, etwas zu erreichen, sowie wach und intelligent dazu. Man würde ihr locker attestieren, dass sie auf dem Weg zu einer akademischen Karriere zurzeit das Gymnasium besucht oder ihren Berufsalltag im gestylten Office einer Bank verbringt. Weit gefehlt. Die junge Frau lernt im dritten Lehrjahr den herausfordernden Beruf einer Fleischfachfrau. In der von ihr gewählten Fachrichtung «Veredelung» ist die Schlachtung von Tieren kein Teil der Ausbildung. Dabei wollte Tanja zunächst alles werden, nur nicht Fleischfachfrau. Ihr Klassenlehrer der Sekundarschule A empfahl

das Gymnasium als nächste Ausbildungsstufe. Für Tanja stand jedoch von Anfang an fest: «Das Büro ist nicht meine Welt.» Um sich ein Bild zu machen, schnupperte sie in einer Vielzahl von Berufen: u. a. Pharmaassistentin, (tier)-medizinische Praxisassistentin und auch Fleischfachfrau. Das Fleischfach war diejenige Branche, wo sie am meisten Möglichkeiten sah, sich beruflich weiterzuentwickeln und ihre Kreativität und Ideen frei einzubringen. Sie hat diesen Entscheid nie bereut. Einer der bei ihrer Berufswahl ausschlaggebenden Faktoren waren die vielfältigen Weiterbildungs- und Karrieremöglichkeiten: «Der Beruf ist weit anspruchsvoller, als ich mir das vorgestellt hatte, aber auch viel abwechslungsreicher. Fleischfachleute arbeiten selbstständig und entwickeln immer neue Ideen für Produkte und Arbeitsabläufe. Wir haben einen der spannendsten, kreativsten und anspruchsvollsten Berufe. Darauf bin ich sehr stolz, auch wenn das viele Leute heute leider nicht mehr oder noch nicht wahrhaben wollen.»

ISS SW

www.swissmeatpeople.ch

ISS SW

Die Fleischbranche ist längst nicht mehr das, wofür sie in vielen Köpfen noch immer steht. Die blutige Metzgerschürze, mit der sie oft auch heute noch identifiziert wird, ist längst Vergangeneit. Fleischfachberufe bieten jungen, initiativen Menschen hervorragende Entfaltungs- und Karrieremöglichkeiten.


Die Qualität muss stimmen – auch bei der Grundbildung. Dario G., Lernender Detailhandelsfachmann

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