UNI FRIZZ Frankfurt Sommersemester 2021

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›› UNI FRIZZ INTERVIEW

DIE GOETHE-UNI IST EINE TOMATE Enrico Schleiff ist ihr neuer Präsident

Herr Schleiff, wie lautet ihr Zwischenfazit nach etwas mehr als fünf Monaten als Präsident? Zugegeben, ich hätte mir den Start etwas lockerer gewünscht. Die letzten Monate waren nicht einfach, vor allem wegen Corona. Dabei stand immer im Vordergrund, dass wir diese Krise vor allem für die Studierenden gut meistern müssen. Darüber hinaus sollte auch die Forschung nicht zum Stillstand kommen. Da haben sich alle Uni-Angehörigen unglaublich flexibel und handlungsbereit gezeigt und alle Maßnahmen mitgetragen. Wir haben in dieser Zeit trotzdem einiges umgesetzt: nämlich viele unserer Strukturen auf den Prüfstand gestellt und – Stichwort Service – neue Ressortzuschnitte und Prozesse in der Verwaltung verwirklicht, unser Forschungsprofil weiterentwickelt und über 20 Millionen Euro an Landesförderung für den erfolgreichen Start in die Bewerbungsphase der neuen Exzellenzprojekte eingeworben.

brauchen wir die richtigen Konzepte. Um attraktiv zu sein für Studierende, müssen wir uns fragen: Wie vermittele ich Wissen, und welches Wissen vermittele ich? Das ist nicht nur eine Frage der Lehre, sondern auch der Forschung. Um interessant zu sein, brauchen wir auch Spitzenforschung. Und dafür brauchen wir die richtigen Köpfe, auch internationale. Das bereichert Lehre und Forschung. Wir wollen auch gerade junge Lehrende gewinnen, denn das sind die „Wilden“ mit dem kreativen Potenzial, die Bestehendes hinterfragen. Außerdem brauchen wir mehr Serviceorientierung und mehr Internationalität. Und last but not least: Partnerschaften. Wir wollen noch enger mit Partnern wie den Max-PlanckInstituten oder Senckenberg arbeiten und mit den Universitäten in Darmstadt und Mainz mit dem Ziel, die Rhein-Main-Region noch mehr zum Wissens- und Innovationsmotor in Deutschland zu machen.

Wie stellen Sie sich Ihr Verhältnis zu den Studierenden vor? Es braucht ein wechselseitiges Fürund Miteinander, wenn man eine zukunftsorientierte Lernatmosphäre schaffen möchte. Das gelingt, wenn Studierende sie aktiv mitgestalten. Ich hoffe also auf ein produktives Wechselspiel zwischen Studierenden, Lehrenden und Uni-Präsidium. Damit meine ich natürlich auch den AStA. Es ist normal, dass Präsidium und AStA zum Teil unterschiedliche Sichtweisen haben. Trotzdem tauschen wir uns beim AStA-Jour fixe kollegial aus und bringen – Stichworte: nachhaltige Campusentwicklung, studentisches Wohnen – auch gemeinsam Projekte voran, um die Uni weiterzuentwickeln. Sie haben an Unis in Prag, Basel, Montreal, München, Kiel und Mainz studiert, promoviert und habilitiert. Wo haben Sie sich am wohlsten gefühlt?

Ich kann mich da gar nicht entscheiden. Prag war der Anfang meines Studiums. Es ist eine traumhafte Stadt voll von Kultur, da habe ich mich sehr wohl gefühlt. In Mainz auch. Da habe ich als jemand, der in Ostdeutschland vor der Wiedervereinigung geboren ist, die Bundesrepublik so richtig kennengelernt und tolle Freunde gefunden, die ich heute noch habe. In Basel habe ich zum ersten Mal in meiner Diplomarbeit richtig an der Wissenschaft geschnuppert. Das hat geknistert. Montreal hat mich mit seiner multikulturellen Vielfalt beeindruckt. Mit Kiel verbinde ich privates Glück, denn da bin ich mit meiner Frau zusammengezogen und unsere Tochter kam zur Welt. München war herauszufordernd, die Zeit der ersten wissenschaftlichen Unabhängigkeit, und auch da habe ich viele Freunde gefunden. Und dann kam ich nach Frankfurt – eine wunderbare Stadt, in der so viel Potenzial steckt.

Bilder: © Uwe Dettmar, Goethe-Universität Frankfurt

Wie sieht Ihre Agenda für die kommenden sechs Jahre aus? Ganz oben steht: Wir müssen innovativ, kreativ und attraktiv in der Lehre sein. Denn wir bilden die Verantwortungsträger der Zukunft aus. Dafür

Biologe Enrico Schleiff ist seit Januar neuer Präsident der Goethe-Universität. Für sechs Jahre leitet er nun Hessens größte Hochschule Hochschule. UniFRIZZ hat ihn gefragt, welche Pläne er hat, wie er mit den Studierenden zusammenarbeiten will und wann endlich wieder Campusleben möglich sein wird. ›› Text: Daniela Halder-Ballasch

© Peter Kiefer, Goethe-Universität Frankfurt

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