Kunstmuseum Basel Rembrandts Orient
Installationsansicht in der Ausstellung «Impasse Ronsin» Rekonstruktion Atelier Del Debbio
Museum Tinguely
Impasse Ronsin. Mord, Liebe und Kunst im Herzen von Paris bis 29.08.2021
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as also ist die Impasse Ronsin? Hundert Jahre lang war diese Sackgasse im Pariser MontparnasseQuartier die Heimat zahlreicher Künstler*innen, deren berühmtester Vertreter, Constantin Brâncuşi, von 1916 bis zu seinem Tod im Jahre 1957 hier lebte und arbeitete. Doch fanden sich auch viele weitere, zum Teil nicht minder bekannte Kunstschaffende hier ein: Max Ernst, Isamu Noguchi, Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely, der dort mit Yves Klein Skulpturen kreierte, Julio Gonzalez, Les Lalanne, Larry Rivers, William Copley und alle von Marcel Duchamp bis Jasper Johns, die diesen Ort besuchten und hier Werke schufen. Heute existiert die Impasse Ronsin nur noch als Pariser Strassenschild im charakteristischen Weissblau. 1971 wurden die letzten Reste der Künstler*innen-Kolonie schliesslich abgerissen und durch das Hôpital Necker ersetzt. Artinside |
Die Impasse war auch Schauplatz eines der berüchtigtsten Verbrechen des 20. Jahrhunderts. Denn unter den 1908 hier lebenden Künstler*innen befand sich auch der mässig erfolgreiche Maler Alfred Steinheil, dessen aparte Frau nicht nur eine bekannte Gastgeberin der Pariser Gesellschaft, sondern auch die verrufene Liebhaberin des französischen Präsidenten Félix Faure war, der angeblich infolge exzessiven erotischen Vergnügens in ihren Armen verstarb. Nachdem sie möglicherweise den Präsidenten getötet hatte, beteiligte sich Madame Steinheil womöglich an der Ermordung ihres leidgeprüften Ehemanns und ihrer eigenen Mutter, die man stranguliert in der Familienvilla auffand. Eine Impasse kann auch eine Sackgasse im übertragenen Sinn sein, ein ‹totes Ende› sozusagen. In dieser versteckten Gasse schossen bereits in den 1870ern notdürftig gezimmerte,
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| Frühjahr 2021