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Kurzmeldungen

Industrie: Verstärkter Aufwärtstrend

Rekordwerte. Der Aufschwung in der österreichischen Industrie beschleunigte sich zur Jahresmitte 2021 erneut. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex stieg im Juni auf 67 Punkte. Damit erreichte der Indikator bereits den dritten Monat in Folge einen neuen Rekordwert seit der erstmaligen Erhebung vor über 20 Jahren“, so UniCredit Bank Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer. Der internationale Rückenwind ist dabei weiterhin stark. Insbesondere die hohe Dynamik der deutschen Industrie, die sich in einem erneuten Rekordwert des vorläufigen Einkaufsmanagerindex von 64,9 Punkten zeigt, unterstützt kräftig. Außerdem erfreulich: Der Aufschwung in der heimischen Industrie schlägt sich mittlerweile sehr positiv auf dem Arbeitsmarkt nieder. „Seit einem halben Jahr erhöhen die befragten Unternehmen mehrheitlich den Personalstand. Im Juni stieg der Beschäftigtenindex auf 63,7 Punkte, den zweithöchsten jemals gemessenen Wert.

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UniCredit Bank Austria Einkaufs-Manager-Index

Quelle: IHS Markit, UniCredit Research

DIE ZAHL DES MONATS

67 %

Beliebtes Teleworking. Von Home Office über Zoom-Calls bis zu hybriden Events – die Corona-Krise hat die gewohnte Art zu arbeiten auf den Kopf gestellt. Die Möglichkeit, flexibel von Zuhause aus tätig zu sein, wird vor allem von jüngeren Arbeitnehmern geschätzt und ist einigen sogar wichtiger als ein möglichst hohes Grundgehalt. Doch wie sehen heimische Unternehmer das Thema? Eine Volksbank-Umfrage zeigt: Auch Arbeitgeber sehen Teleworking als Bereicherung. 57 Prozent der Teilnehmer ließen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fünf Tage die Woche von Zuhause aus arbeiten, weitere 25 Prozent ermöglichten dies zumindest an drei bis vier Tagen. Angesprochen auf die Infrastruktur in der Heimarbeit gaben 41 Prozent an, bereits vor Corona über die notwendige Ausstattung verfügt zu haben. 38 Prozent konnten für ihre Mitarbeiter kurzfristig Laptops, Handys und Co. anschaffen, während 19 Prozent angaben, dass ihre Beschäftigten auf eigene Geräte zurückgegriffen haben. Für 67 Prozent ist es dauerhaft vorstellbar ist, ihr Team von zu Hause aus arbeiten zu lassen.

TOURISMUS Der Motor läuft an

Optimismus. „Der Wirtschaftsmotor Tourismus ist am Weg zurück in Richtung Normalität. Das ist eine gute Nachricht“, kommentiert Markus Gratzer, Generalsekretär der Österreichischen Hoteliervereinigung, die jüngste WIFOKonjunkturprognose. Für 2022 rechnen die Experten damit, dass die Branche überproportional zum Wirtschaftswachstum in Österreich beitragen wird. Allerdings sieht heuer die Lage noch mau aus: Eine vollständige Erholung der österreichischen Tourismuswirtschaft und damit ein Anknüpfen an das Nächtigungsniveau 2019 wird kaum vor dem Jahr 2022 gelingen. Für den Weg zurück zu altbekannter Stärke sind laut Gratzer drei große Bereiche entscheidend: die Deckung des Mitarbeiterbedarfs, die Absicherung der noch immer stark angeschlagenen Stadthotellerie und die Steigerung der Nachfrage.

Stark: Familienunternehmen

Gut gehalten. Familienunternehmen haben in der Covid19-Pandemie einmal mehr ihre Widerstandskraft unter Beweis gestellt: Die meisten Unternehmen im DACH-Raum bewältigen die Pandemie aus eigener Kraft, obwohl rund die Hälfte von ihnen Umsatz- Rudolf Krickl, Leiter des einbußen in Kauf nehmen Bereichs Familienunternehmen und Entrepreneurship bei PwC muss. Nicht einmal jedes fünf- Österreich te Familienunternehmen greift auf externes Kapital zurück. Drei Viertel halten an Belegschaft, Boni und Ausschüttungen fest, nur 19 Prozent mussten Gehälter kürzen. Gleichzeitig deckt die Pandemie Schwächen auf, so PwC-Experte Rudolf Krickl: „Beim Thema Digitalisierung müssen die Familienunternehmen den Worten nun schleunigst Taten folgen lassen, um sich für den wirtschaftlichen Aufschwung sowie weitere Krisen zu wappnen, insbesondere in Österreich.“

ESG in der Krise?

Der Markt für Anlageprodukte, die Umwelt-, Sozialkriterien und eine nachhaltige Unternehmensführung (ESG) bei der Auswahl der Titel, in die sie investieren, berücksichtigen, boomt derzeit überall auf der Welt.

Gleichzeitig sind sich Anbieter und Investoren nicht darüber einig, was diese Kriterien genau ausmacht und in welchem Umfang sie berücksichtigt werden sollten. Viele Anleger und Produktanbieter hatten gehofft, dass die EU-Taxonomie ihnen eine klare Definition für nachhaltige Anlagen liefern wird. Dies ist aber nicht der Fall und so haben Fondsanbieter immer noch die Möglichkeit, die Anleger mit geschickten Formulierungen in ihren Fondsunterlagen, dem sogenannten „Greenwashing“, hinsichtlich der nachhaltigen Ausrichtung der Fonds zu täuschen.

Greenwashing

Auch die Einordnung der Fonds nach Artikel 6, 8 und 9 der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) schafft hier nur bedingt Abhilfe, da auch die hier verwendeten Beschreibungen eher vage sind. Dies zeigt sich auch darin, dass noch längst nicht alle Anbieter ihre Fonds den entsprechenden Artikeln zugeordnet haben. Um möglichen Sanktionen durch die Marktaufseher zu entgehen, haben viele Anbieter aufgrund der fehlenden Definitionen und Vorgaben ihre Fonds in einem ersten Schritt pauschal dem Artikel 6 zugeordnet, obwohl sie bei der Titelauswahl ESG-Kriterien berücksichtigen. Ebenso haben einige Anbieter die Einordnung ihrer Fonds in den letzten Monaten verändert, obwohl sich die Zuordnungskriterien nicht verändert haben. Auch wenn die SFDR ein guter Ansatz ist, um Greenwashing zu reduzieren, wird es sich durch die derzeitigen Vorschriften nicht ganz vermeiden lassen.

Dies wurde auch von lokalen Regulatoren, wie zum Beispiel der deutschen BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) entdeckt. Als Folge arbeiten diese Regulatoren an lokalen Verschärfungen der Offenlegungspflichten, was aber die Verunsicherung der Anbieter und Anleger in Bezug auf die Einordnung der Produkte noch vergrößert. Zudem könnten lokale Alleingänge zu einem Standortnachteil führen, denn diese Regulierungen betreffen nur Produkte, die in dem jeweiligen Land aufgelegt wurden und nicht alle Fonds, die in dem entsprechenden Land zum Vertrieb zugelassen sind.

Eindeutige Definitionen fehlen

Somit steckt zwar nicht die Fondsindustrie in einer Krise, aber die Begrifflichkeiten rund um das nachhaltige Investieren, was zu einer Verunsicherung der Investoren und Produktanbieter führt. Hier sind der Gesetzgeber und die europäische Marktaufsicht gefordert, um endlich eindeutige Definitionen und Vorschriften für nachhaltige Investmentprodukte in Europa zu schaffen. Dies würde nicht nur der Verunsicherung aufseiten der Investoren entgegenwirken, sondern gleichzeitig auch eine verlässliche Grundlage für die Produktanbieter schaffen. Da solche Prozesse in der EU aber in der Regel sehr lange dauern und von Lobbygruppen verwässert werden, wird eine umfassende Verbesserung der Regulierung wohl noch länger auf sich warten lassen.

www.lipperleaders.com

Detlef Glow, Head of Lipper Research EMEA

Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Refinitv.

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