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Sommergespräch: HYPO NOE

Fokus auf die eigenen Stärken

Wie kann man trotz Pandemie seine Kennzahlen verbessern? Wie dieses Kunststück gelang, erklärt Wolfgang Viehauser. Nicht zuletzt trägt die Immobilienfinanzierung zum Geschäftserfolg bei.

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Das Coronajahr 2020 war für die meisten Unternehmen sehr herausfordernd – auch für Banken. Die HYPO NOE konnte jedoch in dieser Zeit praktisch alle Kennzahlen – Bilanzsumme, Kreditvolumen, Ertrag, usw. – steigern. Wie ist Ihnen das gelungen?

Das liegt in erster Linie an unserer klaren Strategie, die wir 2019 neu aufgesetzt haben. Wir fokussieren uns noch stärker als bisher auf unsere Stärken: die Finanzierung der öffentlichen Hand sowie Immobilienfinanzierung. Verbunden mit unserem traditionell risikoarmen Geschäftsmodell haben wir damit auch sehr gut durch das Coronavirusjahr gesteuert. Gerade die Lockdowns haben den Wunsch nach den eigenen vier Wänden oder auch nur einer Wohnungsrenovierung spürbar erhöht. 2020 haben wir deshalb rund 800 Millionen Euro an Wohnbaufinanzierun

DI Wolfgang Viehauser, Vorstand der HYPO NOE

gen vergeben. Außerdem haben wir bewusst Puffer für wirtschaftlich schwierige Zeiten aufgebaut. Mit unserer harten Kernkapitalquote von 17,92 Prozent per Ende 2020 liegen wir deutlich über dem Branchendurchschnitt – sowohl im nationalen als auch im EUVergleich.

Die österreichische Wirtschaft hat während der Pandemie deutlich gelitten. Wie hat die HYPO NOE in dieser Zeit ihren Kunden unter die Arme gegriffen?

Für uns als niederösterreichische Landesbank war von Anfang an klar, dass unsere Filialen weiterhin für unsere Kundinnen und Kunden geöffnet bleiben. Trotz der Herausforderungen speziell in den ersten Tagen der Pandemie war unser oberstes Ziel, weiterhin für unsere Kundinnen und Kunden da zu sein. Unsere Expertinnen und Experten haben Betriebe zu staatlichen Hilfsprogrammen und Förderungen beraten und als ExtraService die Anträge gleich bei den zuständigen Stellen eingereicht. Auch Stundungen konnten bei uns ganz unkompliziert mittels WebFormular vorgenommen werden.

Während der Pandemie wurden überall verstärkt Online-Services nachgefragt. Was war das für eine Erfahrung bzw. Herausforderung an die IT?

Die Herausforderung war, bestehende ITLösungen in sehr kurzer Zeit zu skalieren. Die Zugriffe sind sprunghaft angestiegen. Da ist es wichtig, dass die grundlegende Infrastruktur verlässlich funktioniert. Diese Ausnahmesituation hat unsere technische Entwicklung spürbar befeuert und ganz sicher beschleunigt. Die Zeit der Kontaktbeschränkung hat außerdem gezeigt, wie wichtig RemoteServices und Lösungen zur digitalen Dokumentenzeichnung sind. Beispielsweise hilft beim CoBrowsing unser Kunden Service Center bei Fragen rund ums 24/7 Internetbanking weiter. Die Kolleginnen und Kollegen verbinden sich nach Zustimmung durch die Kundin oder den Kunden auf deren Bildschirm und können so einfach und schnell Fragen klären und Lösungen vorzeigen. Zusätzlich implementieren wir beispielsweise die qualifizierte elektronische Signatur für die digitale Dokumentenzeichnung. Dadurch wird bei uns die voll digitale Zeichnung von Verträgen oder Aufträgen möglich.

Hat die größere Nachfrage nach Online-Diensten nicht zu einem Umdenken im Filialbereich geführt, etwa diesen eventuell sogar zu reduzieren?

Bereits vor Auftreten des Coronavirus haben wir eine Veränderung im Verhalten unserer Kundinnen und Kunden bemerkt: Sie haben alltägliche Bankgeschäfte, etwa Überweisungen, verstärkt online selbst durchgeführt. In den Filialen wurden vor allem Beratungen zu Lebensentscheidungen, wie Wohnkredit oder Altersvorsorge, nachgefragt. Darauf haben wir mit unserem neuen Konzept der Wohlfühlfilialen reagiert und dieses erstmals 2018 umgesetzt. Wir setzen schon länger auf einen Mix aus unseren Filialen und modernen digitalen Services. Das sieht man auch bei wohnrechner.at und unserem Wohnkredit: Kundinnen und Kunden können online unter wohnrechner.at umfassende Informationen einholen und schon konkrete Daten zum gewünschten Vorhaben erfassen. Im Anschluss stehen unsere zahlreichen Wohnbauexpertinnen und experten für eine ausführliche Beratung bereit. Diese Verschmelzung von digital und analog führt zu einer einfacheren Abwicklung für Kundinnen und Kunden, da bereits erfasste Daten weiterverarbeitet werden.

Ein großes Thema ist heutzutage Nachhaltigkeit. Neben den vielen Aktivitäten, die die HYPO NOE bereits umgesetzt hat: Was sind die aktuellen Vorhaben in diesem Bereich?

Als niederösterreichische Landesbank sehen wir es als unsere Pflicht an, uns aktiv für den Umweltschutz einzusetzen, um unseren Kindern und Enkelkindern eine intakte Umwelt hinterlassen zu können. Einen Teil davon bilden wir bereits jetzt über unser Kerngeschäft ab, wir haben etwa strenge Ausschlusskriterien für von uns finanzierte Projekte. Kohlekraftwerke sind für uns ein NoGo – nur um ein Beispiel zu nennen. Weil uns Klima und Umweltschutz ein echtes Anliegen ist, haben wir uns aktuell auch aktiv für den klimaaktiv Pakt 2030 beworben. Und wir haben als eine der ersten Banken in Österreich neue Modelle fürs Sparen und Konto eingerichtet, die mit dem Umweltzeichenzertifikat ausgezeichnet sind.

Die HYPO NOE ist stark im Bereich Immobilien- und Infrastrukturfinanzierung tätig. Wie schätzen Sie die Entwicklung des Zinsumfelds ein bzw. wie reagieren Sie in der Kreditberatung darauf?

Der Fortschritt beim Impfprogramm und der Bekämpfung der Pandemie lassen uns positiv in die Zukunft blicken. Die staatlich erlassenen Schutzmaßnahmen werden derzeit wieder zurückgefahren und der konjunkturelle Aufholprozess in Europa startet. Die Weltwirtschaft läuft seit einigen Monaten auf Hochtouren, bisher aber ohne größere Beiträge aus Europa. Das ändert sich nun, die Wirtschaftsdaten werden immer besser, aber es ergeben sich auch gewisse Wirtschaftsengpässe. Diese verstärken den verursachten Preisdruck. Die Inflationsraten befinden sich, bezogen auf die historischen Daten der vergangenen 20 Jahre, bereits auf hohen Niveaus. Wie viel von diesem Preisdruck nachhaltig sein wird, ist schwer einzuschätzen. Auch die Notenbanken werden im Zuge der Normalisierung der Wirtschaft ihre Unterstützungsmaßnahmen für die Kapitalmärkte und für die Realwirtschaft wieder reduzieren müssen. Deshalb vermuten wir einen moderaten Aufwärtstrend bei den Kapitalmarktzinsen, auch, wenn die EZB voraussichtlich die nächsten zwei bis drei Jahre die Geldmarktzinsen nicht erhöhen wird. In der Beratung selbst liegt unser Fokus weiterhin auf den Wünschen unserer Kundinnen und Kunden. Im Privatkundenbereich berücksichtigen wir dabei vor allem die zukünftige Lebensplanung und es ist bemerkbar, dass tendenziell tiefere Raten und längere Laufzeiten bevorzugt werden, um finanziell flexibel bleiben zu können und durch Sondertilgungen selbst entscheiden zu können, wann das Kreditobligo gesenkt werden soll.

www.hyponoe.at

Zur Person

Wolfgang Viehauser absolvierte seine Ausbildung an der Harvard Business School in Boston (USA), an der Virginia Tech in Blacksburg (USA) und an der Montanuniversität Leoben in der Steiermark. 1992 startete er seine Laufbahn im Bankwesen bei der Österreichischen Kontrollbank und wechselte später zur Kommunalkredit Central & Eastern European Bank und der Kommunalkredit Austria AG, u.a. als Geschäftsführer zweier Tochtergesellschaften. 2008 begann er bei der HYPO NOE Gruppe Bank AG als Executive Director und Leiter Public Finance & Corporate International, 2011 stieg er zum Stv. Vorstand auf, 2016 in den Dreier-Vorstand der HYPO NOE Gruppe Bank AG. Er zeichnete sich für die Fusion der HYPO NOE Gruppe Bank AG und der HYPO NOE Landesbank AG verantwortlich. Im Juni 2018 wurde Wolfgang Viehauser neben seiner Funktion als Marktvorstand zum Sprecher des ZweierVorstandes bestellt.

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