Ständig in Bereitschaft. Brand- und Katastrophenschutzbeauftragter Thomas Wehner im Porträt. (Text + Bild: Stefan Pfister)
Eigentlich bestimmt der Funkmeldeempfänger den Takt im Leben von Thomas Wehner. Nur diesmal nicht, „das ist wirklich eine Ausnahme“, betont er, als das Gerät einen Alarm auslöst und eine Stimme, im krächzenden Ton, zum Rettungseinsatz ruft. Sein Ehrenamt beim Bayerischen Roten Kreuz ist ihm wichtig, ja zu einer Lebensaufgabe geworden. Der Notfallsanitäter meldet sich ab und nimmt sich Zeit für ein Gespräch mit Medizin&Menschen. „Ja, das alles ist zeitintensiv“, gesteht er. Schon früh habe er ein „Helfersyndrom“ entwickelt. Zunächst bei der Wasserwacht, ab zwölf Jahren beim Sanitätsdienst. Mit 16 Jahren durfte er erstmals auf einem Rettungswagen ausrücken. Ständig bildete er sich weiter, erst zum Rettungssanitäter, dann Rettungsassistent und zuletzt Notfallsanitäter. Man kann nur erahnen, wie intensiv ihn das alles gefordert hat und immer noch fordert. Doch er blickt mit Freude auf das Erreichte zurück. „Das Ehrenamt hat mir so viel gegeben“, sagt er mit strahlenden Augen. Natürlich, räumt er ein, bedarf es dazu einer verständnisvollen Familie. Wobei der Sanitätsdienst nur ein Teil seines Lebens ist. Der andere betrifft einen nicht minder verantwortungsvollen Beruf. Seit 8 Jahren ist Wehner der zuständige Beauftragte für den Brandschutz am Leopoldina-Krankenhaus, für den Katastrophenschutz sind es sogar schon 15 Jahre. Als ihm die Stelle anvertraut wurde, war er beim BRK bereits organisatorischer Leiter Katastrophenschutz für Stadt und Landkreis.
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Seine Hauptaufgaben im Krankenhaus sind eher präventiver Art. Etwa beim Brandschutz: Wo hängen die Feuerlöscher, sind Fluchtwege zugestellt oder schließt eine Brandtüre nicht richtig – solche Fragen stellt er sich jeden Tag. „Ich gehe mit offenen Augen durch das Haus“, sagt der eigentlich gelernte Krankenpfleger, der das „Leo“ besser kennt als kaum ein anderer; auch wegen der vielen Tätigkeiten im Laufe seiner 34-jährigen Dienstzeit: von der Stations- und Abteilungs-Pflegedienstleitung über den Einkauf bis zur Weiterbildung – für vieles war er schon zuständig. Nun erstellt er Alarmpläne für den Tag X, gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Notfallvorsorge. Egal, ob es brennt, Strom oder Wasser ausfallen oder es eine Bombendrohung gibt, immer sind passgenaue Einsatzund Evakuierungspläne hinterlegt. Dabei arbeitet er mit vielen Stellen zusammen: mit der Technik, dem Projektmanagement oder anderen Fachbereichen im Krankenhaus. Außerdem ist er Ansprechpartner für Feuerwehr, Rettungsdienste, Polizei, Versorgungsunternehmen und Versicherungen. Bei ihm laufen die Fäden zusammen. Von Vorteil ist, dass er aus einer Hilfsorganisation kommt, deren Sprache kennt. Manchmal, das fügt er mit einem Lächeln an, fungiere er sogar als „Dolmetscher zwischen Rettungsdiensten und Verwaltung“. Täglich halten sich etwa 2.000 Menschen im Krankenhaus auf: Patienten, Ärzte, Pfleger, Besucher und Handwerker. Wie schnell könnte es im Notfall evakuiert werden? Für ein Stockwerk sind rund 90 Minuten
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vorgesehen. Bei Probeübungen auf einzelnen Stationen wurden die Abläufe getestet. „Daraus haben wir einiges für den Ernstfall gelernt“, betont der Brand- und Katastrophenschutzbeauftragte. Glücklicherweise blieb das Leopoldina bislang von großen Unglücksfällen verschont. Im Ernstfall sind die Verantwortlichkeiten klar geregelt. Es gibt, je nach Notfall, verschiedene Einsatzleitungen sowie einen Krisenstab, der alle Entscheidungen trifft, die weitreichender sind. Eine völlig neue Situation erlebte der erfahrene „Krisenmanager“ im Frühjahr – mit der Corona-Pandemie. „Das war unbekanntes Terrain für uns.“ Besonders die Vehemenz, mit der sie kam, sei für ihn neu gewesen. In der hauseigenen Pandemie-Task-Force ist er Mitglied, zeitgleich gehörte er dem Corona-Krisenstab von Stadt und Landkreis an. „Das ist alles sehr zeitaufwändig und anstrengend “, meint Wehner und verweist auf tägliche Sitzungen, ständig neue Verordnungen und sich ändernde Abläufe. Im Krankenhaus mussten vor allem Beatmungsgeräte organisiert, zudem Personal und Patienten geschützt werden. Für eine zweite Welle sei man aber besser gewappnet, „alles ist nun greifbarer und planbarer“, so Thomas Wehner. Erfahrungen hat der mittlerweile 61-Jährige in seinem Berufsleben und beim BRK reichlich gesammelt. Davon sollen auch andere profitieren. Schon länger ist er parallel als „Instructor“ an der Leo-Academie tätig. „Mein Wissen weiterzugeben, das liegt mir ebenfalls sehr am Herzen.“