Leopoldina Klinikmagazin 15 November 2020

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Foto: vm.photodesign

„No Risk, no fun!“? Klinisches Risikomanagement bei Operationen. „No Risk, no fun!“ Ein Spruch, der vielleicht im Extremsport gilt, bei den deutschlandweit etwa 16 Millionen Operationen jährlich jedoch sicher nichts zu suchen hat – im Gegenteil! Im Jahr 2008 startete deshalb die WHO-Kampagne „Sichere Chirurgie rettet Leben“. Teil der Kampagne ist unter anderem eine standardisierte OP-Checkliste, wie sie auch im Leopoldina-Krankenhaus zum Einsatz kommt.

antwortlich für das Risikomanagement. Von Vorteil sei zudem, dass durch die Standardisierung der Arbeitsabläufe und die genaue Dokumentation die Klinik jederzeit einen korrekten Ablauf der Behandlung im OP belegen kann – auch für externe Anspruchsgruppen wie beispielsweise Versicherungen oder Patientenanwälte. Ein gutes Risikomanagement ist also für alle ein Gewinn. Sicher ist besser

Weniger Komplikationen, mehr Sicherheit Die Zahlen sprechen für sich: Studien haben ergeben, dass durch die Anwendung einer Checkliste ca. 1/3 der Komplikationen einer OP vermieden werden kann. Die Patientensicherheit konnte so signifikant gesteigert werden. „Aber auch für die OP-Mitarbeiter hat sich durch ein standardisiertes Vorgehen einiges vereinfacht“, berichtet Alexander Ertl, seit 18 Monaten OP-Manager am Leopoldina-Krankenhaus und damit ver-

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Risikomanagement – das klingt zunächst abstrakt und nach jeder Menge Papierkram. „Klar“, lacht Ertl, „ohne Papier oder ein digital geführtes Äquivalent geht es nicht. Viele Mitarbeiter waren deshalb bei der Einführung zunächst skeptisch, ob das Ganze nicht einfach nur Mehrarbeit für sie bedeutet. Aber mittlerweile haben sich die Prozesse gut etabliert und die Abarbeitung der Checklisten ist allen zur Routine geworden.“ Neben der Risikoidentifikation,

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der Analyse und Risikosteuerung sind der Wille zur ständigen Verbesserung und die Bereitschaft zur übergreifenden, konstruktiven Kommunikation existenziell für ein funktionierendes Risikomanagement. Ziel ist stets, potentielle Gefahren und Sicherheitsrisiken im OP zu minimieren, Risiken schnell zu erkennen und gezielt gegenzusteuern. Das Leopoldina arbeitet hier nach dem CIRS-System, also dem Critical Incident Reporting System. Es ist ein Beinahefehlerberichts- und Lernsystem nach dem Motto: „Aus (Fast-) Fehlern wird man klug!“. Dort können entsprechende Vorkommnisse anonym gemeldet werden, was die Hemmschwelle senkt und sicher stellt, dass ein potentielles Risiko gemeldet wird. Und was bekommt der Patient vom Risikomanagement mit? Vor allem das Abarbeiten der Sicherheitschecklisten, die ihn von der Station bis


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