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VON ZEIT ZU ZEIT
JE MEHR DU DICH AUF DIE ZEIT KONZENTRIERST, AUF DIE VERGANGENHEIT UND ZUKUNFT, DESTO MEHR VERPASST DU DAS JETZT – DAS KOSTBARSTE, DAS ES GIBT.
Eckart Tolle
Mit der Zeit ist es so eine Sache. Mal vergeht sie wie im Flug, mal werden Sekunden zu Stunden – doch faszinierend finden wir sie immer. Kommen Sie mit uns auf eine Reise durch die Zeit.
Eines der größten Phänomene der Welt ist gleichzeitig etwas, was uns jeden Tag begleitet – mehr noch, was unseren Alltag bestimmt: Zeit. Dabei ist unser Verhältnis zur Zeit sehr ambivalent. Sie zu besitzen ist nicht möglich und als etwas nicht Greifbares können wir uns ihr Ausmaß meist nicht vorstellen – insbesondere bei Fragen wie: Was ist überhaupt Zeit? Wo liegt der Ursprung der Zeit und was war davor?
Obwohl uns bewusst ist, wie wichtig und wertvoll Zeit ist, sind unser Empfinden und unser Verhältnis zu ihr nicht nur von Mensch zu Mensch unterschiedlich, sondern manchmal auch von Sekunde zu Sekunde. Meist sehen wir sie als etwas, was uns fehlt. Wir schinden Zeit, in der Hoffnung, dass wir uns so Vorteile verschaffen. Manchmal schlagen wir Zeit tot, um Langeweile auszusitzen. Und der eine oder andere verschenkt auch mal Zeit, indem er sie schlecht oder sinnlos nutzt. Das eine Mal haben wir das Gefühl, die Zeit würde wie eine tickende Uhr über uns schweben und uns zeigen wollen, wie langsam sie vergeht. Und manchmal hängt sie dort, um uns ins Bewusstsein zu rufen, wie rasend schnell sie uns davonlaufen kann. All diese Empfindungen sind eher negativ. Doch im Grunde sind es wir selbst, die über unsere Zeit bestimmen können. Unser Empfinden von Zeit hängt ganz davon ab, wie wir eingestellt sind. Wenn wir beispielsweise eine Wartezeit mit einer schönen oder nützlichen Tätigkeit füllen, vergeht sie zum einen schneller, zum anderen haben wir nicht das Gefühl, wir hätten nur Zeit vergeudet.
Auch Lebenszeit ist eher negativ behaftet, wenn wir Sätze hören wie: Das Leben ist viel zu kurz! Dabei sollte doch die wichtigste Frage nicht lauten, wie lange man gelebt hat, sondern was man in dieser Zeit erlebt hat. Fragt man Menschen in Alten- oder Pflegeheimen, erzählen sie von all den Geschichten, die sie erlebt haben – besonders von den schönen. Und von den Dingen, die sie bereuen, nie getan zu haben; den Zeiten, die sie nicht richtig genutzt haben oder mit den falschen Menschen verbracht haben. So eine Reise durch die Zeit sollten wir alle ab und an mal wagen: So können wir feststellen, ob wir unsere Lebenszeit so verbringen, wie wir es wirklich wollen, und uns gegebenenfalls neu orientieren. Noch viel wichtiger als Vergangenheit und Zukunft ist nämlich die Gegenwart – und die wollen wir nutzen, um auf den nächsten Seiten etwas mehr über das Phänomen der Zeit zu erfahren. ›
Pausen statt Perfektionismus
Ein gutes Zeitmanagement bedeutet nicht nur, im Alltag seine Aufgaben zu bewältigen – es beinhaltet auch, dass wir uns bewusst mit unserer Lebenszeit auseinandersetzen. Nicht nur Tätigkeiten und Leistungen sind wichtig, sondern auch Pausen und Regeneration.
Ein produktiver Tag besteht aus Sprints und Pausen – und er beginnt am besten mit einer bewussten morgendlichen Auszeit, um sich auf sich selbst und das Wesentliche zu besinnen. Danach geht es innerlich gestärkt an die Aufgaben, bevor wieder eine kleine Erholungszeit ansteht.
Tipps
für ein besseres Zeitmanagement
Drei-Minuten-Regel: Alles, was sich in drei Minuten erledigen lässt, wird sofort erledigt statt aufgeschoben – eine Mail beantworten, eine Info raussuchen, einen schnellen Anruf machen.
Deep Work: Sich ohne Ablenkung auf eine fordernde Aufgabe zu konzentrieren, fällt vielen schwer. Doch in solchen Deep-WorkPhasen sind wir besonders produktiv, leistungsfähig und erzielen bessere Ergebnisse. Also: für störungsfreie Zeiten sorgen und den Fokus ausschließlich auf die Aufgabe richten.
Aufgaben mit festen Zeiten im Kalender einplanen. To-do-Listen sind einerseits schön zum Abhaken oder Durchstreichen, andererseits bleibt vieles davon ewig unerledigt. Besser: alles aufschreiben, was einem im Kopf herumgeht, und die To-dos in den Kalender eintragen.
Tipp für alle, die weniger Zeit am Handy verbringen wollen: In den Einstellungen unter Digital Wellbeing (Android) oder Bildschirmzeit (Apple) per App-Timer eigene Zeitlimits für Social Media und Co. festlegen.
Leben ist jetzt
Wir sollten uns viel weniger mit Vergangenheit und Zukunft beschäftigen, meinen Experten unterschiedlichster Disziplinen. Achtsam und präsent sein ist der Schlüssel: „Der gegenwärtige Augenblick, das Jetzt, ist der einzige Augenblick, in dem wir wirklich leben. Vergangenes ist vorüber, Zukünftiges noch nicht geschehen. Nur die Gegenwart steht uns zur Verfügung. Das Jetzt ist die einzige Möglichkeit, die wir haben, um wirklich zu sehen, wirklich zu handeln. Deshalb ist jeder Moment so unendlich kostbar“, sagt der Verhaltensmediziner und spirituelle Lehrmeister Jon Kabat-Zinn. Er erfand Ende der 1970er-Jahre das bekannte Trainingsprogramm MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction) und gilt damit als Vorreiter der modernen Achtsamkeitspraxis.
Buchtipp
„4000 Wochen: Das Leben ist zu kurz für Zeitmanagement“ von Oliver Burkeman
Die Zeit reicht nicht aus – niemals. Gerade einmal 4000 Wochen haben wir auf der Erde, und das auch nur, wenn wir um die 80 werden. Kein Wunder, dass wir unaufhörlich versuchen, möglichst viel in diese kurze Zeit hineinzupressen. Dabei verlieren wir genau die Dinge aus dem Blick, die uns wirklich wichtig sind und uns vor allem glücklich machen. Oliver Burkeman führt geistreich und kurzweilig vor, wie wir dem Zeit- und Effizienzdruck widerstehen – und damit der unerhörten Kürze und den schillernden Möglichkeiten unseres Lebens gerecht werden können.
Piper, 22,00 € ISBN: 978-3-49205-816-2
Bei GLOBUS und unter globus-buchshop.de erhältlich. Einfach in der Markthalle abholen oder bequem nach Hause liefern lassen.
Blick in die Zukunft
So vielfältig und frei wir unser Leben teilweise gestalten können, so schwierig können die Entscheidungen sein. Manchmal treffen wir sie (vor-) schnell, manchmal schieben wir sie vor uns her, manche feiern wir, andere bedauern wir. Besonders rückblickend wirkt vieles plötzlich kleiner, als es sich einmal für uns angefühlt hat. Gleichzeitig kann es sein, dass wir – je älter wir werden – bereuen, gewisse Dinge nicht getan zu haben. In Gesprächen mit Sterbenden ist das immer wieder Thema, ebenso wie die Fragen: Welche Spuren werde ich hinterlassen? Wie wird man sich an mich erinnern? Wenn Sie möchten, nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit, um schon jetzt darüber nachzudenken – und zu entscheiden, wie Sie Ihr Leben wirklich gestalten wollen.
… und plötzlich ist Silvester
Zum Jahresende veranstalten Stress und Besinnlichkeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Wo feiern wir Weihnachten? Was mache ich an Silvester? Gute Planung ist jetzt alles – sofern sie auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmt ist. Nehmen Sie sich fünf Minuten Zeit, um über Weihnachten und den Jahreswechsel nachzudenken. Was ist Ihnen wichtig? Wie wollen Sie diese Zeit gern verbringen? Wessen Wünsche und welche Umstände gilt es zu berücksichtigen? Mit mehr Klarheit lässt es sich leichter planen – und anschließend genießen.
Woher kommt die Zeit?
Um die Fragen nach dem Ursprung der Zeit beantworten zu können, müssen sich Wissenschaftler zuerst über eine andere, damit einhergehende Frage einig werden: Was war vor der Zeit? Insbesondere Physiker und Philosophen haben hierfür ganz unterschiedliche Antworten: Physiker sind der Meinung, dass die Zeit (und der Raum) mit dem Urknall vor 13,8 Milliarden Jahren begann. Diesen Zeitpunkt können sie fast bis auf null zurückrechnen. Ein Vorher gab es nicht. „Der Raum war genauso nicht da, wie die Zeit nicht da war“, sagt Kernphysiker Kai Zuber von der TU Dresden. Die Wissenschaftler der Philosophie sehen das anders: „Die Zeit kann keinen Anfang haben. Denn der Anfang der Zeit, das müsste ein Zeitpunkt sein. Und jeder Zeitpunkt zeichnet sich dadurch aus, dass er in Früher- und Später-Relationen zu anderen steht“, so Johannes Hübner, Professor für Philosophie an der Uni Halle. Beide Antworten klingen recht logisch, was die Sache natürlich um einiges erschwert. Hinzu kommt, und daher rührt wohl auch die Faszination um das Thema Zeit, dass wir uns den Anfang der Zeit gar nicht vorstellen können.
Mein Jahresrückblick
Wie habe ich meine Zeit dieses Jahr genutzt?
Womit und mit wem habe ich am liebsten meine Zeit verbracht?
Wofür habe ich mir zu wenig Zeit genommen?
Wann schien die Zeit wie im Flug zu vergehen?
Wobei habe ich Zeit vergeudet?
Wofür will ich mir mehr Zeit nehmen?
Was kann ich ändern, um mehr Zeit dafür zu haben?
Wenn nicht jetzt, wann dann?
Nicht jede Kultur bewertet Zeit gleich und geht gleich mit ihr um. In Italien beispielsweise hat man ein anderes Verständnis für Zeit als im schweizerischen Nachbarland. Dabei spielen die Wertvorstellungen einer Kultur eine tragende Rolle. In den profitorientierten USA ist Zeit Geld. In dieser linearen Zeit rauscht die Zeit nur so an uns vorbei. Hier gilt es den Tag so durchzutakten, dass man für die Zukunft schon vorarbeitet. Dieses geradlinige Verständnis teilen die USA sich mit den meisten nord- und mitteleuropäischen Ländern, wie Großbritannien, Deutschland, Österreich oder den Niederlanden, deren Mentalität ebenso profit- und leistungsorientiert ist. Im Süden sieht es etwas anders aus. Dort ist das Zeitverständnis multiaktiv: Hier orientieren sich die Menschen weniger an festen Zeitplänen und Pünktlichkeit, sondern an der Gegenwart. Das ist auch ein Grund, warum sich beispielsweise Spanier und Italiener oft weniger Stress im Alltag machen und Dinge gemütlicher angehen. Ein weiteres Zeitverständnis ist das zyklische, nach dem man in Asien lebt. Hierbei spielt sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft eine Rolle für die Gegenwart. Asiaten denken sehr langfristig und nehmen sich Zeit für Entscheidungen. Für sie rennt die Zeit nicht davon, sondern ist wiederkehrend.
Deutschland liegt in der mitteleuropäischen Zeitzone; die Differenz zur Weltzeit (GMT, Greenwich Mean Time) beträgt plus eine Stunde, im Sommer plus zwei.
Heute hier, morgen dort?
Zone für Zone
Die systematischen Zeitzonen wurden 1883 von den nordamerikanischen Eisenbahngesellschaften eingeführt. Wenn zuvor ein Zug an der Ostküste seine Reise Richtung Westküste startete, dann galt die gesamte Fahrt über bis zum Ziel die Zeit der Ostküste. Das funktionierte natürlich nicht, weder für die Reisenden noch für die Planung der Eisenbahngesellschaft. Schon ein Jahr später sollte das Zeitzonensystem international eingeführt werden.
Keine Lust auf Zeitzonen
Die Zeitzonen der Ost- und Westküste der USA liegen drei Stunden auseinander. Weiß ich doch, denken Sie sich jetzt vielleicht. Doch wussten Sie auch, dass das in China nicht der Fall ist? Obwohl sich das Land in vier Zeitzonen unterteilen würde, gibt es von Osten nach Westen nur eine Uhrzeit in China.
Im Halbstunden-Takt
Wenn wir von Zeitzonen sprechen, meinen wir meist eine Stunde Zeitunterschied. Indien dagegen ist in halbstündige Zeitzonen aufgeteilt.
Jeder, wie er wollte
Bis 1893 konnte es in Sachen Zeit im damaligen Deutschen Reich jeder machen, wie er wollte. In Bayern beispielsweise zählte die Münchner Zeit. Die ging ganze sieben Minuten hinter der Berliner Zeit nach, die in Preußen galt. Auch in Deutschland sorgte die Eisenbahn für eine Einführung einer einheitlichen Zeit.
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