Oktober 2011

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Lass krachen Im Band-Porträt: GILF aus Schüttorf

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MOBBING

Grafschafter Crew beim „Haldern Pop“ Seite 6

Karate: Du bist dein größter Gegner Seite 8

Bloß nicht unterkriegen lassen Seite 11


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So sehen Sieger aus Von Steffen Burkert

Um ein Sieger zu sein, darf man sich vor allem nicht unterkriegen lassen. Wie man sich durchsetzt, darum geht es in unserer Geschichte über Mobbing ebenso wie im Porträt einer Karate-Abteilung. Wichtig ist wohl nicht zuletzt die eigene Einstellung: Wer ein Sieger sein will, der kann es auch schaffen. So wie die Band GILF, die ganz selbstbewusst sagt: Wir wollen das Leben von Rockstars führen. Na dann: Viel Erfolg!

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Das Jugendmagazin der Grafschafter Nachrichten Erscheint jeweils am letzten Donnerstag im Monat in der Gesamtauflage der Grafschafter Nachrichten und zusätzlich im Grafschafter Marktplatz

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Stehaufmännchen im Schlachthof

HALLO!

Geplant war das nicht, aber beim Durchblättern fällt auf: In diesem Heft geht es vor allem um Siegertypen. Das gilt natürlich für die junge Theatergruppe „Young Boulevard“, die zurzeit ihr zweites Stück einstudiert. Titel: „Siegertypen“. Aber Sieger können auch ganz anders aussehen. Wie Nora Thys aus Neuenhaus zum Beispiel, die mit einer Stammzellenspende einer schwer kranken Frau helfen konnte. Oder wie Wilhelm und Marcel, die seit mehr als 20 Jahren zum Gelingen des „Haldern Pop“ beitragen.

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Vor dem Konzert in Lingen: „Samiam“ im Bandporträt schreiben und proben konnten. Doch die Platte „Whatever’s Got You Down“ von 2006 gab ihnen die Perspektive, weiterzumachen und sich trotzdem nicht an kommerzialisierte Hörgewohnheiten und Zeitgeisttrends anzupassen. Die Songs klingen rund und zupackend, werden jedoch von Jason Beebouts Stimme wirkungsvoll konterkariert.

Von André de Vos

„Samiam“ ist die Band, die bald seit Dekaden existiert und von der man manchmal gar nicht weiß, ob es sie noch gibt oder nicht. Nach fünf Jahren Abstand hat sie jetzt im September mit „Trips“ ein neues Album veröffentlicht und kommt wieder auf eine ausgedehnte Deutschlandtournee, die sie am Sonnabend, 8. Oktober, nach Lingen in den „Alten Schlachthof“ führen wird. Schon 1988 in Berkeley, Kalifornien, gegründet, kommt die Gruppe aus einem Punkrock/Emocore-Hintergrund, den sie über die Jahre aber immer mehr verfeinert hat. Mitte der 90er Jahre hatte das Quintett die Chance, noch größere Aufmerksamkeit zu erreichen, indem sie nach drei Independent-Alben bei einem Major unterschrieb, nachdem Bands wie „Green Day“ infolge der Punkrockexplosion in der „Bay Area“ internationalen Erfolg verbuchen konnten. Zwar gab es für „Samiam“ in der damaligen Zeit noch eine gewisse Menge an Radio- und auch „MTV“-Einsätzen, doch der große Sprung nach vorne blieb aus. Allein ein radiotauglicher Song reicht nicht aus, wenn der ganz große Hit nicht dabei ist. So hatte die Band nur einen guten Namen, aber keinen Erfolg, was zur Folge hatte, dass es im Jahre 2000 quasi zu einer Auflösung von „Samiam“ kam, als mehrere Mitglieder zuvor ausgestie-

gen waren oder sich anderen musikalischen Projekten zuwandten. Doch trotz des vorherigen Mitgliederkarussells lief die Gruppe auf „Sparflamme“ weiter, weil Auftrittsangebote immer noch reichlich hereinkamen. Wie ein Stehaufmännchen rappelten sich „Samiam“ immer wieder auf und packten mit neuen Bandmitgliedern ihren Van voll, um auf Tour zu gehen. Immerhin gab es in dieser Zeit Auftritte von Europa bis Südamerika. Das ließ innerhalb der Band 2005 den Entschluss reifen, es doch einmal wieder mit einem Album zu versuchen, und das, obwohl die fünf Mitglieder in den verschiedensten Teilen der USA wohnen und eigentlich nicht zusammen

Auch auf dem neuen Album „Trips“ geht „Samiam“ seinen musikalischen Weg konsequent weiter: Die Produktion klingt voller, Lieder wie „80 West“ und „September Holiday“ sind schnell und treibend, die Songs auf den Punkt gespielt, haben aber trotzdem noch ihre Ecken und Kanten. Der Gesang ist auf Songs wie „Demon“ und „El Dorado“ hymnischer denn je, die Stimme mehr zurückgenommen, bei Tracks wie zum Beispiel „Magellan“ weicher und nicht mehr so aufgekratzt wie früher. Ein Konzert hat jetzt nicht nur kompromisslose Härte, sondern ist obendrein in der Dynamik stimmig, sehr emotional und zeigt eine Masse an musikalische Qualität. Supportet werden „Samiam“ in Lingen von „Off With Their Heads“ aus Minneapolis. Im Gepäck hat die Punkrockband ihr mittlerweile zehntes Album „In Desolation“, welches via Epitaph erschien. Auf diesem treffen harte Gitarrenriffs auf Mitsingrefrains – echter Punkrock eben.

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Für die Richtigkeit aller Angaben übernimmt der Verlag keine Gewähr. Die nächste Ausgabe von GN-Szene erscheint am 27. Oktober 2011. GN-Szene.de auch in diesen Netzwerken:

Samiam. FOTO: PRIVAT

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GILF beim Stonerock 2010 in Bad Bentheim. FOTO: DENNEMANN

Von Luis Pena

Mit „GILF“ hat die regionale Rockund Metalszene eine weitere Newcomer-Band dazugewonnen. Beim Bandcontest der Persistence-Tour wollen sie auf sich aufmerksam machen. Nein, „GILF“ ist nicht die Bezeichnung für ein amerikanisches Atomprojekt, sondern der Name eines Schüttorfer Metal-Quartetts. Niklas Wanning, Jonas Schwerdtfeger, Steffen Heetjans und Marcel Grosser bilden zusammen eine der beliebtesten Newcomer-Bands in der Grafschaft. Luis Pena hat für GNSzene nachgefragt, wer sich hinter GILF verbirgt und was die Band abseits der Bühne und den häufigen Proben sonst so treibt. Der 19-jährige Bassist Niklas ist Abiturient. Nach dem Abitur am Wirtschaftsgymnasium Rheine möchte er Fremdsprachenkorrespondent in den Sprachen Englisch und Spanisch werden. Drummer Steffen ist ebenfalls noch Schüler am Berufskolleg Rheine. Nach seinem Abitur hat der 19-jährige Marcel eine Ausbildung zum Tischler angefangen. Jonas, 18 Jahre alt, arbeitet im Rahmen seines Bundesfreiwilligendienstes in Zwilbrock in einer Bildungsstation im Naturschutzgebiet.

„Wir wollen das aufregende Leben eines Rockstars“ Bandporträt: GILF aus Schüttorf nimmt an deutschlandweitem Bandcontest teil tarren“ heraus. Doch in Wirklichkeit verbirgt sich hinter „tiefen Bässen und lautem Geschreie“ eine mittlerweile mehr als 20 Jahre alte Rock-Stilrichtung: „Stoner Rock“. Was ist das? Stoner Rock entstand Anfang der 1990-er Jahre. Er beinhaltet wesentliche Elemente des 70er-JahreRocks. Im direkten Vergleich ist Stoner Rock jedoch grooviger, psychedelischer. (Daher auch der Name „Stoner“, engl. „Kiffer“.) Stoner wird mit vielen anderen Musikstilen wie Rock ‘n Roll, Hard Rock, Blues oder Metal verschmolzen.

„Violent Cum“ produziert. „Jeder von uns kann sich mit unserer Musik identifizieren. Mal haben wir tiefe, basslastige Songs, dann wiederum laute oder groovige. Unsere Musik passt zu jedem von uns“, erklärt Niklas.

GILF nimmt an dem Bandcontest der Persistence Tour 2011 teil, einer Reihe von deutschlandweiten Metal-Konzerten. Über Facebook haben sich die vier für den Wettbewerb angemeldet. „Um an der Persistence-Tour teilzunehmen, musste man ein Bandfoto auf der Facebook-Seite hochladen“, erklärt Steffen. „Die Bands, die unter den Bildern die meisten ,Likes' (Gefällt mir) haben, dürInspiriert von ihren Vorbildern und fen an der Persistance Tour als „OpenIdolen Black Sabbath, Led Zeppelin Slot“, also als Vorband des Konzerts und Kyuss kreiert das Quartett eigene teilnehmen.“ Zur Musik: Der Laie hört aus den Lie- Songs. Im Mai 2011 hat man nach taEnde September werden die besten dern der Band nur „lautes Geschreie, gelanger Arbeit im Studio die neusten wildes Schlagzeug und basslastige Gi- Lieder „Lets get down to business“ und Bands für Konzerte in ganz Deutsch-

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land aufgeteilt. „Für uns würde es viel bedeuten, an der Tour teilzunehmen, da wir die Möglichkeit hätten, für einige unserer Lieblingsbands als Vorgruppe zu spielen“, erklärt Marcel. Um jedoch an der Tour teilzunehmen, braucht GILF noch jede Menge Unterstützung via Facebook. „Mit bisher 200 Votes liegen wir zwar ganz gut da, die Konkurrenz schläft jedoch nicht“, glaubt der Gitarrist. Die Teilnahme am Voting ist über die Facebook-Seite der Band möglich. Unter dem Tournamen „Hanged, drawn and quartered 2“ wird es eine Reihe von Metal-Konzerten in der Region geben, an denen auch GILF teilnehmen wird. „Zusammen mit drei anderen Bands gestalten wir die Tour. Jede Band organisiert dabei in ihrer Heimatstadt ein Konzert“, erzählt Sänger Jonas. Das erste Konzert ist im „Tholi“ in Rheine am Freitag, 30. September. Weitere Konzerte sind für Freitag und Samstag, 7. und 8. Oktober, sowie für Freitag, 14. Oktober, vorgesehen. Alle Tourdaten und Bandinformationen sind ebenfalls auf dem Facebook-Profil der Band GILF zu finden. Die vier Jungen haben bereits Pläne, was die Zukunft betrifft: „Wir werden weiterhin Musik machen, bis es eines Tages dafür reicht, unseren Lebensunterhalt mit der Musik zu verdienen. Irgendwann wollen wir das wilde, aufregende Leben eines Rockstars führen“, gibt Marcel zu.

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Thees Uhlmann: „Thees Uhlmann“ Von Benjamin Fuhrmann

erklären, warum das alles jetzt unter dem Label Uhlmann geführt werden muss. Doch die Qualität der Songs an sich mindert das keineswegs. Als Beispiel wäre da das atmosphärisch dichte „Sommer in der Stadt“ zu nennen, „Das Mädchen von Kasse 2“, welches von der Sehnsucht nach der Ferne handelt, die auch nicht durch den grauen Alltag besiegt werden kann, oder das rockige „Vom Delta bis zur Quelle“.

dings nicht von den merkwürdigen Thesen über die intellektuellen Fähigkeiten einzelner Menschenrassen inspiriert, sondern konstruiert augenzwinkernd eine weibliche Verschwörung: „Denk mal ein bisschen nach/ langsam sollte es dämmern/ warum sind die Gefängnisse der Welt wohl voll mit Männern?“ Dabei hat der Song mehrere Ebenen – der eingängige Refrain („Schießt sie zurück ins All“) ließe sich vortrefflich an durchzechten samstäglichen Nächten mitgröhlen, Gerade deswegen ist es auch ein während man am Montagmorgen eine wenig unfair, Thees Uhlmann seine Deutschklausur über den Rest des ganz eigene Art zu texten und zu sin- Textes schreiben könnte. gen vorzuhalten, die so charakteristisch ist, dass sie wahrscheinlich auch Diese verschiedenen Ebenen sind einen Slayer-Song zu einem typischen typisch für K.I.Z. und finden sich auf Tomte-Song machen würde. Denn dem aktuellen Longplayer mehrfach. wenn man sich mal von der Tomte- Bei Stücken wie „Abteilungsleiter der Problematik freimacht und das Album Liebe“, „Fleisch“ und dem Bonustrack einfach als deutsches Rockalbum ver- „Biergarten Eden“ werden die Hipsteht, hat man auf jeden Fall seinen Hopper, von denen zwei im Berliner Spaß damit. Fast möchte man sagen: Wahlkampf für die Satire-Partei „Die Mit seinem ersten eigenen Album ist P.A.R.T.E.I.“ antraten, dabei sogar etTomte Uhlmann ein tolles Debüt ge- was sozialkritisch. Andere Stücke wie lungen. „Heiraten“ oder die zweite Singleauskopplung „Fremdgehen“ werden hingegen vom jeweiligen Refrain dominiert, der fast mehr Raum einzunehmen scheint als der eigentliche Text.

Es war schon ein bemerkenswertes Konzert auf dem diesjährigen Area4-Festival in der Nähe von Lüdinghausen. Die Deftones hatten gerade auf der großen Bühne alles in Schutt und Asche gespielt, doch im Nebenzelt, das nur ein paar wenige Tausend Leute fasst, dreht sich alles nur um Thees Uhlmann und sein neues Album. Die Menge ist gespannt auf die neuen Songs und nach nur kurzer Zeit stellt sich heraus: Sie liebt die neuen Songs. Ein sichtlich überraschter Thees Uhlmann sieht sich daraufhin auch immer wieder genötigt, ein „Ihr kennt die Songs doch noch gar nicht“ in die Runde zu werfen. Entweder hat hier wer die Songs schon vorab gehört (Stichwort Internet) oder sie sind so gut, dass sie auch beim ersten Hören sofort zünden. Oder sie kommen einem merkwürdig bekannt vor. Denn Thees Uhlmann ist nun mal Kopf und Stimme von Tomte, und wenn dieser Von Philip Aubreville Thees Uhlmann nun ein Soloalbum herausbringt, kann dabei wirklich etMit ihrer Mixtur was anderes herauskommen als ein aus eingängigen Tomte-Album unter falscher Flagge? wie gewagten Beats und Texten, Schon die ersten beiden Songs er- die zwischen (popinnern einen unweigerlich an die )kulturellen ZitatHauptband von Uhlmann. Allein der sammlungen und Titel der Vorab-Single „Zum Laichen primitiver Provokationen oszillieren, und Sterben ziehen die Lachse den hat sich die Berliner Hip-Hop-Gruppe Fluss hinauf“ schreit förmlich Tomte. K.I.Z. in den letzten Jahren eine große Und dafür, dass Thees Uhlmann es Fanschar erarbeitet und ist auf die angeschafft hat, einen solchen Titel zwi- fängliche Unterstützung von Popgröschen das sonstige Radiogemurkse à ßen wie der Bloodhound Gang oder la „I wanna make you sweat“ und Ärzte-Sänger Bela B. nicht mehr an„Sexy Bitch“ zu platzieren, hat der gewiesen. Mit ihrem neuen Album Mann einen Jacob-Grimm-Preis ver- dürfte dieser Zustand konserviert werdient. Und musikalisch funktioniert der den, denn auch auf „Urlaub fürs GeSong, trotz seines komplizierten Re- hirn“ präsentiert das Quartett sein übfrains, ganz hervorragend. Ähnlich wie liches Programm. „Die Nacht war kurz (ich stehe früh Dass strukturell alles beim Alten auf)“. Aber beide Songs könnten so auch von einem Tomte-Album stam- bleibt, stört dabei nicht weiter, da men. Erst „& Jay-Z singt uns ein Lied“ K.I.Z. zwar nicht sich selbst, aber ihre bietet mit dem Gastauftritt von Hip- Inhalte ständig neu erfinden. So wird Hop-Hoffnung Casper etwas, was bei schon im poppig produzierten Titeleinem Tomte-Album wahrscheinlich song auf alles angespielt, was zwiundenkbar wäre (Ob der Part Caspers schen Boulevard-Zeitungsschlagzeidabei einen tollen Song zu einem len und F.A.Z-Feuilleton gerade wichganz besonderen macht oder ihn ver- tig erscheint: Von Kindesverwahrlosaut, muss wohl jeder selbst entschei- sung und Jugendgewalt bis zu KobeRindern und Thilo Sarrazin. Dem Titel den.) dessen Buches ist dann ein weiterer nachempfunden. Die anderen Songs des Albums Songname machen es nicht gerade einfacher zu „Doitschland schafft sich ab“ ist aller-

K.I.Z.: „Urlaub fürs Gehirn“

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Angelegenheit eher ein Fall für Kopfhörer plus Couch. Angeblich gehen die drei Herren von The von Duesz sogar ohne SetList auf die Bühne. Zugegeben, so frei fühlen sich die wenigsten Bands. Doch auch wenn sie sich bei der Struktur ihrer Songs nicht gerne festlegen wollen, so mussten The von Duesz für das Album „Dynamo“ schließlich doch eine Momentaufnahme ihrer Songs festhalten. Und das ist weitestgehend gelungen. Die Beats sind unglaublich griffig und liefern die Basis für alles Weitere, was die Band auf Dynamo verarbeitet. Da wäre das atmosphärische Saxofon, das einlullt, die verspielten Synthie-Klänge, diverse Percussions und ein knarziger, hüpfender Bass. Alles verpackt in ein anschmiegsames Sound-Gewand. Ambiente-Musik könnte man das nennen oder gar elektronische Easy Listening Musik. Da Letzteres aber evoziert, dass es sich hier um eher hintergründige Musik handelt, würden The von Duesz vermutlich aber protestieren. Sie selber schielen mit ihrer Musik nämlich auf die Tanzflächen der Clubs. Und wenn man sie dort schon einmal erlebt hat, muss man sagen, dass sie dies zu Recht tun.

K.I.Z., das zeigt sich wieder einmal, sind die Anarchisten unter Deutschlands Rappern. Das zeigt auch die Auswahl der Gäste, die auf dem Album mitwirken: Bei „Koksen ist Scheiße“ sind etwa Rapper wie Tony D. (Aggro Berlin) oder King Orgasmus One dabei, während Kassierer-Sänger Wolfgang Wendland und der ehemalige Terrorgruppe-Frontmann Archie Alert bei „Raus aus dem Amt“ die Punkrock-Fahne hochhalten.

Auf „Dynamo“ kommt vor allem die atmosphärische Dichte zur Geltung, die ab und an derart spannungsgeladen gerät, dass sicher nicht mehr viel Zeit ins Land geht, bis The von Duesz ihre Tracks einem Filmsoundtrack beisteuern dürfen. Der Song „Von Güte“ ist dafür schon jetzt das beste Beispiel. Und letztendlich macht das zurückhaltende Wesen von Dynamo die Band ungemein sympathisch, setzt sie eben nicht auf die sicheren Insgesamt ist „Urlaub fürs Gehirn“ Pferde, sondern geht ihren eigenen also ein typisches K.I.Z.-Album und Weg. insofern für alte Fans ebenso empfehlenswert wie für jene, die die Gruppe So erscheint The von Duesz Album näher kennen lernen wollen. „Dynamo“ in einem etwas zwiespältigen Licht, das aber keinen Affront gegen die musikalischen Qualitäten der Band darstellen kann. Dennoch müssen sich die drei Duesz die Anmerkung gefallen lassen, ein gekonntes, Von Sascha Otto aber manchmal etwas zu zurückhaltendes Album entworfen zu haben, The von Duesz das, kennt man die Band auch von sind ein dreiköpfiLive-Gigs, etwas hinter seinen Mögges Phänomen lichkeiten zurück-, man könnte auch aus Bielefeld, welsagen zahm bleibt. Dafür ist „Dynaches keinen Wert mo“ ein guter Begleiter in den Abendauf feste Songstunden, wenn man sich nach einem strukturen legt, langen Tag und mit geschwollenem sondern sein Heil lieber in der Improvi- Kopf anspruchsvoll auf der Couch besation sucht. Live kommt ihre experi- rieseln lassen möchte. Wer einen Satz mentell-elektronische Tanzmusik rich- guter Kopfhörer besitzt, ist hier klar im tig in Fahrt. Auf Platte ist die ganze Vorteil.

The von Duesz: „Dynamo"

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Von Luis Pena

Ihre Wirkungsstätte ist die Theaterbühne, und dorthin wollen „Young Boulevard“, nach dem letzten Programm im Jahr 2010, so schnell wie möglich wieder zurückkehren. Voller Tatendrang sitzt das Trio um Regisseur Klemens Hegemöller an der Inszenierung des neuen Stücks: „Siegertypen“ von Dennis McIntire. Claus Becker und Florian M. Pletz sind die beiden Gründungsmitglieder von „Young Boulevard“. Sie waren von Anfang an dafür zuständig, Sponsorengelder aufzutreiben, das Theater zu vermarkten und einen Regisseur zu finden. 2010, in ihrem Gründungsjahr, konnten „Young Boulevard“ noch als Quartett - mit dem Stück „Ein „himmlischer“ Helfer“ die Zuschauer in mehreren Auftritten begeistern. Ein Blick auf die Besetzung erklärt den Erfolg.

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Siegertypen „Young Boulevard“ vor Premiere Unterhaltsam: Claus Becker und Danica D. Pletz machen Theater zusammen mit Florian M. Pletz. (Bild unten). FOTOS: PAUL SCHREINER

Mit einer kleinen Komparsenrolle begann Claus Becker seine Schauspielkarriere an der Freilichtbühne in Bad Bentheim. Doch schon im darauf folgenden Jahr übernahm er weitaus bedeutendere Rollen und ist seitdem als fester Part großer Inszenierungen wiederzufinden. Der Student Florian M. Pletz kann auf langjährige Erfahrung zurückgreifen. Bereits zu Kindergarten- und Schulzeiten war er in kleineren Aufführungen bis hin zu Musicals der Musikschule fest eingebunden. Auch er kam im Laufe der Jahre an die Freilichtbühne Bad Bentheim. Zunächst spielte sich sein Aufgabenbereich hinter den Kulissen als Techniker ab. Doch schon nach einem rungen messen können“, erklärt Florian. Nachbar auf: Ben Cook. Schwer beJahr zog es auch ihn auf die Theater- Ihr neustes Stück ist die Dramödie „Sie- geistert von dem ganzen Prunk und der einmaligen Aussicht auf das nächtliche gertypen“ von Dennis McIntire. bühne. Treiben in Detroit, lässt er sich in den Nicht nur das einzige Mädchen, sonIn dem Stück geht es um die wesent- Sofas der Reeds nieder. Höflich und dern auch das „Küken“ im Nest ist seine liche Frage: „Wer ist ein Siegertyp?“ Ei- freundlich geben die Reeds preis, was Schwester Danica D. Pletz. Die 16-jähri- gentlich erübrigt sich die Frage, denn sie alles besitzen. Doch der Abend verge Gymnasiastin begann bereits mit elf nach McIntires gleichnamigem Stück liert zunehmend an Höflichkeit und Jahren an der Freilichtbühne mitzuwir- liegt das glasklar auf der Hand: Ein Sie- freundlichen Unterhaltungen. ken. Kleinere Rollen wie die Maggie in gertyp ist einer wie der Hugo-Boss- AnDem Feuerwehrmann Ben (Claus Be„Hilfe die Herdmanns kommen“ oder zugträger Arthur Reed (Florian M. Pletz). Trude in „Die wilden Hühner“ folgten. Als erfolgreicher Anwalt verdient dieser cker) fehlen sowohl die finanziellen genug Geld, um sich teure italienische Möglichkeiten als auch das soziale AnVervollständigt wird „Young Boule- Designermöbel in seiner Penthouse- sehen, um mit Arthur Reed mitzuhalten. Lediglich im Football sind sie auf einer vard“ durch Regisseur und Mentor Kle- wohnung in Detroit (USA) zu leisten. Wellenlänge. Beide haben auf dem Colmens Hegemöller. In den 1980-er Jahren begann er seine Schauspielkarriere. Als er und seine Frau Leslie (Danica lege gespielt. Bei dem Spiel werden Es folgten mehrere erfolgreiche Eigen- D. Pletz) eines Abends die Gäste ihrer nicht nur Ben und Arthur aktiv – auch produktionen, in denen der ausgebilde- Party verabschiedet haben, taucht auf Leslie Reed begibt sich zunehmend auf te Spielleiter selbst Regie führte. Seit einmal ein ihnen bisher unbekannter die Seite des Siegertyps. So langsam beginnen die Fassaden zu bröckeln und 2007 inszeniert Hegemöller an der nach und nach entschleiert sich so Münsterländischen Freilichtbühne Gremanches Geheimnis. ven-Reckenfeld und übernahm dort auch mehrere Theaterworkshops. Bei der Probe staunt man nicht schlecht. Sofort nach dem Signal von Im kommenden Herbstprogramm Regisseur Hegemöller ist das Trio voll in 2011 will die Theatergruppe erneut geseinem Element. Aus den ruhigen, behobenes Boulevard bieten: „Wir möchscheidenen und aufrichtigen jungen ten den ,Jugend-Bonus' ablegen und Schauspielern werden provokante, arden Zuschauern beweisen, dass wir rogante, hysterische und herausforuns mit semiprofessionellen Inszenie-

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dernde Charaktere. Dabei ist die jahrelange Erfahrung in der sicheren Sprachbetonung und -deutlichkeit sowie Gestik und Mimik sichtlich zu erkennen. Der Zuschauer darf sich auf ein hoch anspruchsvolles Amateurtheater freuen. Dabei überzeugt nicht nur die schauspielerische Leistung von Claus Becker, Florian und Danica Pletz, sondern auch ein besonders durchdachtes und künstlerisch hochwertig ausgeführtes Bühnenbild. Die Skyline von Detroit ist vom Regisseur selbst entworfen und kreiert worden. Ein weiteres Geheimnis lüftet der Regisseur im Vorfeld der Premiere: „Bei den Möbeln in dem Bühnenbild handelt es sich gewollt um aufblasbare Sessel und nicht um italienische Designerteile.“ „Theater hat bei jungen Menschen in der heutigen Zeit einen etwas geringeren Stellenwert erhalten“, erklären die drei Schauspieler. Für „Young Boulevard“ ist es deshalb wichtig, dass die Zuschauer, besonders auch die jungen, erkennen, dass es sich bei dem gehobenen Boulevard nicht um ein theaterpädagogisches Projekt handelt, um junge Leute für das Theater zu werben. „Wir wollen dem Publikum einfaches Theater bieten, das auch beim Zuschauen Spaß macht. Deswegen spielen wir auch so leichte Stücke“, erklärt Claus. „Erst wenn man den Zuschauern das Theater näher gebracht hat, kann man sich an anspruchsvollere Stücke herantasten.“ Kritik verarbeiten ist in dem Schauspielgeschäft sehr wichtig, erklärt Danica: „Die Kritik richtet sich nicht an mich persönlich, sondern an die Figur, die ich spiele. Kritik gibt uns immer die Motivation, noch mal alles aus uns herauszuholen.“ Zielgerichtet gehe sie in die Zukunft: Das komplette Team vom Regisseur bis zum Bühnentechniker bleibt der Region treu, so sind regelmäßige Besprechungen und Proben möglich. Die harte Arbeit und das viele Proben soll sich eines Tages lohnen: „Wir arbeiten sehr hart und gut zusammen. Unser Ziel ist es, den Zuschauern hoch anspruchsvolles Amateur-Boulevard zu bieten. Wir wollen ein Alleinstellungsmerkmal in der Region erreichen“, berichten die ambitionierten Schauspieltalente. Die ersten Aufführungen von „Siegertypen“ sind am Freitag, 14. Oktober, sowie am Sonnabend, 15. Oktober, um 20 Uhr in der Kornmühle in Nordhorn. Weitere Termine sind Sonntag, 16. Oktober, um 16 Uhr ebenfalls in der Kornmühle, sowie am Sonnabend, 29. Oktober, um 20 Uhr im Forum in Bad Bentheim. Informationen zum Team und den Aufführungen sind im Netz unter www.young-boulevard.de zu finden. Video unter www.gn-szene.de

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Eine Woche Festivalleben pur Schüttorfer Crew ist seit vielen Jahren fester Bestandteil des „Haldern Pop“ Von Hinnerk Schröer

Wilhelm und Marcel beim „Haldern Pop“. Unten die ganze Schüttorfer Crew.

Ein Sommer ohne Festivals ist heutzutage quasi undenkbar. Vor allem in den vergangenen Jahren schossen die Freiluftveranstaltungen wie Pilze aus dem Boden. Ob großes MainstreamFestival, Szene-Event oder kleines Open-Air – der Musiksommer hat für jeden etwas zu bieten. Über Geschmack lässt sich dabei bekanntermaßen genüsslich streiten. Beim „Haldern Pop“ in Rees sind sich Musikfans und -kritiker aber ausnahmsweise einig: Das Festival am Niederrhein gehört seit Jahren zu den Liebhaber-Objekten der Musikszene und landet bei Abstimmungen regelmäßig auf den Spitzenplätzen. Warum das so ist, weiß kaum jemand besser als die Schüttorfer Wilhelm Bischoff und Marcel Völker. Bei beiden hat das Festival seit Jahren einen festen Platz im Terminkalender. Schließlich sind sie eng mit dem „Haldern Pop“ verwoben. Wilhelm fällt es vermutlich schon schwer, sich überhaupt daran zu erinnern, was er früher in der Woche Anfang August gemacht hat. Zu der Zeit, als er noch kein fester Bestandteil des Festivals am Niederrhein war. Denn der Schüttorfer ist seit mehr als 20 Jahren als freiwilliger Helfer in Sachen Technik auf dem Festival am Start. So erlebte der Schüttorfer hautnah mit, wie sich das Open-Air von einer kleinen Nischenveranstaltung zu einem der angesagtesten Festivals in Deutschland entwickelte. Eines der Erfolgsgeheimnisse: Ihrer Linie sind die Macher des „Haldern Pop“ im Laufe der Jahre immer treu geblieben. Den Weg des immer größer, höher und weiter gehen die Anteilseigner, zu denen auch Wilhelm und Marcel gehören, aber bewusst nicht mit. Nach 8000 verkauften Karten ist Schluss. Das führte in den vergangenen Jahren dazu, dass die Organisatoren bereits Monate, bevor

FOTOS: SCHRÖER

Wenn die Delegation aus der Grafschaft am Anfang der Woche mit ihrer Arbeit beginnt, liegt die Gemeinde Rees noch in ihrem Dornröschenschlaf. Mit jedem Tag, an dem das Festivalwochenende näher rückt, nehmen Trubel und Hektik Stück für Stück zu. Wenn dann ab donnerstags der Ansturm von Musikliebhabern aus halb Europa aufs Gelände einsetzt, ist die Hauptarbeit bereits verrichtet. Dann gilt es, bei stromtechnischen Problemen in Alarmbereitschaft zu sein.

die erste Band die Bühne betrat, ein „Ausverkauft“-Schild auf die Webseite packen konnten. In diesem Jahr waren sogar alle Karten weg, bevor überhaupt der Name der ersten Band veröffentlicht war. Ein Traum für jeden Veranstalter. Für dieses Vertrauen der Fans sorgt zum einen die gemütliche, fast schon familiäre Atmosphäre auf dem Gelände, zum anderen aber auch die Fähigkeit, dass es die Verantwortlichen immer wieder schaffen, echte Perlen aus dem großen Musik-Ozean zu fischen. So standen in Rees schon Bands wie „Kings of Leon“, „Mando Diao“ oder zuletzt „Mumford and Suns“ auf der Bühne, bevor sie ihren ganz großen Durchbruch im Pop-Business hatten.

sich nur noch grob schätzen. Früh mit dem Haldern-Virus infiziert, sorgte der Schüttorfer dafür, dass rund um das Festivalgelände der Strom floss. Mit der Zeit wurden diese Aufgaben mit steigender Festivalgröße immer umfangreicher und so wuchs auch die Schüttorfer Crew mit Freunden und Bekannten als Helfer kontinuierlich an. Mit Arno Hesse hatte Wilhelm früh einen ebenso festivalverrückten Mitstreiter. Dessen Familie symbolisiert auch perfekt den Charakter des Festivals. Denn mit den Jahren wurde die ganze sechsköpfige Familie in den einwöchigen Festivalbetrieb eingespannt. Inzwischen sind die Eltern zwar nicht mehr mit dabei, dafür ist ihr Nachwuchs umso aktiver: Janine, Larissa und Marcel können inzwischen zum Die Zahl der Künstler, die Wilhelm in Teil ebenfalls auf zehn- bis fünfzehnjähden letzten 25 Jahren gehört hat, lässt rige Haldern-Erfahrung zurückblicken. Und auch ihre jüngste Schwester Celia ist bereits mehrfach mit an Bord gewesen. „Für mich gehört Haldern einfach zum Sommer dazu“, betont auch die 16-Jährige schon ihre Verbundenheit. Zusammen mit Wilhelm hat Marcel jetzt die Leitung und die Zusammenstellung der Schüttorfer Crew übernommen. Neben seinen drei Schwestern waren in diesem Jahr mit Michael Eilers, Lutz Wiehemeyer, Jonas Dichmann, Stephan Busmann und dem Exil-Schüttorfer Hinni Toben, der früher mit seiner Band „Herold couldn´t swim“ als Lokalmatador selbst mal auf der großen Bühne des le-

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gendären Schüttorfer Open-Air stand, weitere Helfer. Und die hatten von Beginn an alle Hände voll zu tun. „Nach der Katastrophe bei der Loveparade in Duisburg im letzten Jahr sind die Auflagen für die Beleuchtung des Geländes und der Zeltplätze extrem erhöht worden“, erzählt Wilhelm. So galt es für die Schüttorfer, erheblich mehr Kabel, Steckdosen und Verteiler auf dem Gelände unterzubringen als in den vergangenen Jahren.

In diesem Jahr wurde der Aufgabenbereich der Schüttorfer Helfer allerdings zum ersten Mal erweitert. So halfen die Expeditionsteilnehmer auch mit, den Thekenbetrieb am Laufen zu halten oder die Merchandising-Artikel des Festivals und der Bands an die Besucher zu bringen. Zwischen den Arbeitsschichten blieb aber natürlich auch noch Zeit, sich angesagte Acts wie „Fleet Foxes“, „The Wombats“ und „James Blake“ anzuschauen oder bei Musikern wie „Miss Li“, „Dan Mangan“ oder „The Warpaints“ auf musikalische Entdeckungsreise zu gehen. Schließlich opfern die Helfer für ihren Einsatz auf dem Festival insgesamt eine Woche ehrenamtlich Zeit. Umso schöner ist dann ein unerwarteter Lohn. Denn in diesem Jahr entdeckten die Schüttorfer noch ein zusätzliches Betätigungsfeld für sich. Im Backstage-Bereich sorgte die Abordnung aus der Grafschaft mit ihrer Musik für AfterShow-Partys, die ihren Namen wirklich verdienten und am Wochenende auch zahlreiche Bands und Künstler zum Feiern aus ihren Wohnwagen lockte. Trotz des strapaziösen Abbaus im Anschluss an das Open Air stand so nach den vielen positiven Erlebnissen und Erfahrungen sofort fest, dass die Crew um Wilhelm und Marcel auch im kommenden Jahr wieder eine Woche in dem ansonsten beschaulichen Ort am Niederrhein verbringen wird: Dann, wenn der erneut mit zahlreichen Veranstaltungen gespickte Festival-Sommer 2012 im August seinen unvergesslichen Abstecher nach Haldern macht.

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HITPARADE Fabio Pastuschek ...ist 17 Jahre alt und wohnt in Nordhorn. Seine Lieblingmusik: Hardstyle Hardcore, House & Electro, Trance und Dance, aber auch Charts, HipHop und R'n'B. Für GN-Szene.de hat er seine Top 10 aufgeschrieben:

1. Technoboy Vanilla Sky & S-Te-Fan 2. D-Block Alone (2011 Re-fixx) Zimmer 3. Hans Time (Inception Theme Song) 4. Headhunterz Doomed Mars 5. Bruno Killa on The Run feat. Kanye West_ Lil 6. Drake Wayne & Eminem - Monster Watercolour 7. Pendulum Crush 8. Pitbull Rain Over Me Feat. Craig David 9. Remady Do it on My Own 10. B-Twinz Pandora

Donutvan. FOTO: PRIVAT

Kraftvolle Stimme, eigener Stil „Donutvan“ aus Nordhorn spielt eigene Blues-Rock-Songs Von Nils Kottmann

Als Johannes und Lukas Kramer 2006 in der Musikschule das erste Mal auf Arne Brügge-Feldhake trafen, haben sie noch nicht geahnt, dass sie später einmal gemeinsam in einer Blues-Rock Band spielen würden. Doch „Donutvan“ besteht jetzt schon seit drei Jahren und hat es in dieser Zeit zu regionaler Bekanntheit gebracht. Auf der Musikschule bemerkten die drei Nordhorner schnell, dass sie ein großes Interesse an der Musik der 60er Jahre teilten. Und als sie dann später auch noch in dieselbe Klasse gingen, wuchs aus dem gemeinsamen Interesse schnell eine enge Freundschaft. Zusammen plünderten Lukas, Arne und Johannes die Plattensammlungen ihrer Eltern und lernten The Doors, die Beatles und die Rolling Stones zu schätzen. In dieser Zeit dachten die Nordhorner das erste Mal daran, eine Band zu gründen. Anfang 2008 war es dann soweit: „Donutvan“ wurde ins Leben gerufen. Für Lukas und Johannes Kramer, die vorher schon Erfahrungen

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in der alternativen Band „Southern Road“ sammelten, war lediglich die Musikrichtung neu. Inspiriert von Größen wie Rory und Noel Gallagher, Led Zeppelin und Jimi Hendrix entschlossen die Jungs sich, Blues-Rock zu spielen. Lukas gibt in der Band mit seinem Schlagzeug den Takt vor, zu dem Johannes seiner E-Gitarre melancholische und ernste Töne entlockt, während Arne mit der Bass-Gitarre dem Ganzen den richtigen Groove gibt. Doch die drei Jugendlichen merkten, dass etwas fehlte - und zwar eine reife, erwachsene Stimme, die ihrer Musik eine stärkere Intensität verleihen sollte. 2010 wurde aus dem Trio ein Quartett und Yvonne Peters verlieh der Band die lang ersehnte Stimme. Die erfahrene Jazz-Sängerin war schon mal Mitglied einer Blues-Band und weiß daher mit ihrer kraftvollen Stimme den Songs der Band einen eigenen Stil zu geben. Konsequenterweise sind auch die Songs der Band alle selbst geschrieben. Diese Authentizität und das besondere Genre sind ausschlaggebend für den Wiedererkennungswert, den die Band in der Grafschaft Bentheim genießt.

Gerade weil Authentizität und Herzblut der Band so wichtig sind, macht sie Blues-Rock. „Donutvan“ ist der festen Überzeugung, dass in der Blütezeit des Blues, den 1960er Jahren, Musik noch mit dem Rhythmus des Herzens gemacht wurde und nicht mit „synthetischen Plastikbeats“. Dementsprechend entstehen auch die Songs der Band: Sie treffen sich gemeinsam zum Jammen, kommen allmählich auf dieselbe Wellenlänge, finden eine Melodie und spinnen diese dann fort, bis ein Song entsteht. Auf den rund zwei Dutzend Konzerten, auf denen „Donutvan“ ihre Songs schon zum Besten gegeben haben, bestätigt sich aber, dass die Songs das Publikum mitnehmen können. Das für sie schönste Konzert gab die Band in diesem Juni auf dem Sommerfest in Schüttorf. Und sogar im niederländischen Goor konnten sie erste Fans gewinnen. Erstaunlicherweise sind die Bandmitglieder sehr resistent gegenüber Lampenfieber: Kurz bevor der erste Ton erklingt, ist alle Aufgeregtheit verflogen und die Band ist „voll im Saft“ wie Arne Brügge-Feldhake es ausdrückt.

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Du bist dein größter Gegner Karate: Kampfsportler aus Bad Bentheim stellen ihren Sport vor ses faszinierenden Sportes gerecht wird. Das sind zum Beispiel die Bruchtests, bei denen die Kämpfer harte Gegenstände, wie Holz oder Beton, mit bloßer Körperkraft zerschlagen. Auch Kämpfe werden zu sehen sein und für reichlich Aufregung sorgen. Sicherlich nützt es auch, sich beim Selbstverteidigungsprogramm den einen oder anderen Hangriff abzuschauen!

Von Josephine van Delden

„Was? Du machst Karate? Mach’ mal was vor!“ Das ist immer das Erste, was unsere Vereinsmitglieder hören, nachdem sie nach ihrem Hobby gefragt wurden. Was dann kommt, ist immer das Gleiche: Die Klassenkameraden, Verwandten, Bekannten stellen sich mit einem großen Satz möglichst sportlich vor einem auf, strecken die Hände, als wollten sie damit Gurken zerschlagen, und machen einen merkwürdigen, chinesisch-klingenden Schrei.

Während der Vorführung findet auch eine Tombola statt, deren Einnahmen dem Verein zugute kommen und helfen, die Veranstaltungskosten zudecken (der Eintritt ist schließlich frei!). Bei der Vielzahl von Preisen wird für jeden etwas dabei sein und auch für Trostpreise ist natürlich gesorgt. Für den kleinen (nein, großen!) Hunger zwischendurch wird es eine Kantine geben, in der es Salate, Brötchen und vieles mehr gibt.

Das ist natürlich alles immer sehr amüsant. Aber wenn man sich wirklich mit diesem alten, traditionsreichen Kampfsport auseinander setzt, findet man noch viel mehr Dinge, die mindestens genau so faszinierend sind, wie die Szenen aus „Karate Kid“!

Weitere Informationen zum Sport, seiner Geschichte, zum Verein und zu den Trainingsabläufen (Fotostrecken) finden sich auch auf www.karatevereinnordhorn.de. Doch natürlich stehen auch unsere Trainer und Vereinsmitglieder bereit, um bei Fragen zu helfen.

Lange Zeit war Kempo (= Kampfsport) das blutige Mittel der Auseinandersetzungen. Bis ins 18. Jahrhundert wehrten sich auch die Mönche aus dem Shaolinkloster so gegen ihre Widersacher. Diese Ära aber war 1722 mit dem tödlichen Blutbad für 128 Mönche zu Ende. Heute sind die Ziele des Karate natürlich anders, denn der Sport mit chinesischen und japanischen Wurzeln wird nur noch zur Verteidigung angewandt. Wie auch schon früher sind Disziplin und unermüdliches Training die Mittel, um die alten Ziele, nämlich die Perfektionierung des Geistes, Charakters und der inneren Einstellung, zu erreichen. Doch bis diese Ziele wirklich in nächster Nähe sind, vergeht ein langer Weg. Der Schüler fängt mit dem Weißgurt an und arbeitet sich über Jahre in Richtung Schwarzgurt vor. Natürlich erreichen nur wenige diesen hohen Grad, aber

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2011 um 15.30 Uhr in der Schürkamphalle gibt es die Möglichkeit, die Kämpfer einmal bei voller Konzentration zu erleben. Zum 30. Jubiläum der Bad Bentheimer Sparte veranstaltet der Karateverein Nordhorn eine Vorführung. Hier bekommt ihr aus nächster Nähe zu sehen, was die Kleinsten zu Beginn lernen und was die routinierten TrainingsAber was bringen einem schon diese abläufe sind. Natürlich gibt es auch jede ganzen Erzählungen? Am 15. Oktober Menge Spannung, die dem Image diedarum geht es beim Karate auch nicht. In unserem Verein sind Mitglieder, die trotz jahrzehntelanger Mitgliedschaft noch einen der ersten Gürtel tragen. Trotzdem haben sie die gleiche Stellung wie die ganzen anderen Schüler im Verein und nicht selten kommt es vor, dass ein niedrigerer Gurt einem höheren etwas erklärt.

Denen, die an diesem Termin nicht können oder wollen, bleibt immer noch die Möglichkeit, zu einem Training zu kommen (die Zeiten für alle Grafschafter Sparten sind auf unserer Homepage zu finden), denn Karate ist ein Sport, der einen so in den Bann zieht, wie kein anderer. Einmal sollte man es wirklich gesehen oder sogar gemacht haben. Wer möchte denn schließlich nicht andere zum Staunen bringen, indem man ihnen vormacht, wie’s richtig geht, nachdem sie mal wieder versucht haben, Karate zu machen?!

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Von Philip Aubreville

Knapp alle 47 Minuten erkrankt in Deutschland ein Mensch an Leukämie, also an Blutkrebs. Geheilt werden können die betroffenen Patienten oftmals nur durch eine Stammzellentransplantation. Doch einen geeigneten Spender zu finden, ist häufig nicht leicht. Durch Typisierungen, also die Aufnahme von potenziellen Spendern in eine entsprechende Datenbank, versuchen Organisationen wie die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) diesem Missstand entgegenzuwirken: Mehr als zwei Millionen Menschen sind allein bei der DKMS registriert; bisher kamen gut 27 000 von ihnen als Spender in Frage und halfen mit ihren Stammzellen einem an Leukämie erkrankten Menschen. Einer dieser Spender ist Nora Thys. Eher spontan ließ sich die Neuenhauserin vergangenes Jahr typisieren, nachdem sie im Rahmen einer Blutspendeaktion danach gefragt worden war. Bereits ein halbes Jahr später erhielt die Schülerin der HBS Nordhorn Post, dass sie als Spenderin für eine Leukämie-Patientin in Frage komme. Damit hätte Nora so schnell nicht gerechnet – in anderen Fällen vergingen Jahrzehnte, bis die Stammzellen eines Spenders zu einem Erkrankten passten. „Ich dachte mir: 'Oh, das ging jetzt doch wohl schnell.' Ich habe aber nicht überlegt, denn wenn ich infrage komme, dann helfe ich“, erklärt die 20-Jährige. Dank neuer Entwicklungen der Medizintechnik ist diese Hilfe mittlerweile sogar etwas einfacher zu leisten. Neben der üblichen Variante, Stammzellen aus dem Beckenkamm zu entnehmen, gibt es nun auch die Möglichkeit, seine Spende über Kanülen in den Armbeugen abzugeben. Auch Nora wurde bei ihrer Spende in der Uni-Klinik Münster an eine Maschine angeschlossen, die Stammzellen aus dem Blut filtert und es dann zurück in den Körper pumpt. „Mein Blut ging vier Mal durch die Maschine“, erinnert sich Nora. Insgesamt habe die Spende fünf Stunden gedauert. Zwar habe man sich mit DVDs oder Musik die Zeit vertreiben können, doch das lange bewegungslose Liegen sei auf Dauer anstrengend gewesen: „Ich hätte außerdem vorher nichts trinken sollen, denn kurz vor Schluss musste ich plötzlich dringend aufs Klo.“ Doch während sich ihr mitgereister Vater „in Münster vergnügte“ – so Nora grinsend – und ihr ebenfalls Stammzellen spendender Nachbar bereits nach zwei Stunden fertig war, biss die angehende Erzieherin die Zähne zusammen: „Immer wenn ich dachte, dass ich nicht mehr kann, habe ich mir klar gemacht, dass ein Mensch auf meine Stammzellen angewiesen ist.“

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Ausgezeichnet mit einer Urkunde: Nora Thys aus Neuenhaus spendete Stammzellen für eine Leukämie-PatienFOTO: AUBREVILLE tin.

„Wenn ich infrage komme, dann helfe ich“ Nora Thys aus Neuenhaus spendete Stammzellen für Leukämie-Patientin

Ob ihre Spende der Empfängerin geholfen hat, weiß Nora Thys allerdings noch nicht – kennen lernen dürfen sich Spender und Empfänger erst nach zwei Jahren. Auf den Tag freut sie sich schon jetzt: „Wenn ich wüsste, dass die Empfängerin mich jetzt treffen will, würde ich sofort alles stehen und liegen lassen.“ Treffen konnte Nora zumindest andere Spender, als sie in diesem Jahr auf einer Gala in Braunschweig mit einer Urkunde ausgezeichnet wurde: „Dort fand ein interessanter Austausch statt und es waren sogar noch zwei Leute aus der Grafschaft Bentheim anwesend.“ Allerdings sei sie als junger Mensch in der Minderheit gewesen – lediglich vier der geehrten Spender waren unter 25 Jahre alt.

Schon deshalb hofft Nora, dass sich in Zukunft mehr junge Menschen typisieren lassen. „Als kürzlich jemand aus meinem Bekanntenkreis an Leukämie erkrankte, wurde mir noch einmal deutlich, wie wichtig das ist. Es sterben so viele Menschen an Leukämie. Wenn sich mehr Leute typisieren lassen würden, könnten viele von ihnen gerettet werden.“ Tatsächlich ist auch die Typisierung mittlerweile denkbar unkompliziert. Neben größeren Aktionen, die auch immer wieder in der Grafschaft Bentheim stattfinden und bei denen Blutproben abgenommen werden, kann man auf der Website der DKMS mittlerweile auch kleine Sets bestellen, mit denen sich ein

Abstrich von den inneren Wangen machen lässt. Die so entnommene Probe kann an die DKMS zurückgeschickt werden und wird dann in die Datenbank aufgenommen. „Wegen der hohen Laborkosten sind wir auf Spenden angewiesen und bitten die Typisierten, 'ihre' Laborkosten von 50 Euro zu übernehmen“, erklärt Barbara Döbber von der DKMS. Im Zweifel sei diese Kostenübernahme aber freiwillig. Für Nora Thys sind jedenfalls keine größeren Kosten entstanden. Ihr wurden nicht nur ein Hotelzimmer und die Anfahrt erstattet. Nach ihrer Spende durfte sie mit ihrem Vater auch auf Kosten der DKMS in einem Münsteraner Restaurant essen gehen.

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Als Lena nach Kuhfladen stinkt Theatergruppe thematisiert Mobbing im Bad Bentheimer Burg-Gymnasium Von Philip Aubreville

Als Lena nach den Sommerferien wieder in die Schule kommt, traut sie ihren Ohren nicht: Der Brief, den sie ihrer besten Freundin Maria aus dem Urlaub geschickt hat, wird von ihrer Mitschülerin Julia auf dem Pausenhof laut vorgelesen: Dass sie in dem Brief beschreibt, barfuß in Kuhfladen getreten zu sein, sorgt für allgemeines Gelächter und ein dauerhaftes Image Lenas als Stinkerin: Der kleine Streit, den Lena und Maria vor den Ferien hatten, ist eskaliert – Lena ist plötzlich ein Mobbingopfer. Es ist ein sensibles Thema, das in dem Theaterstück „Die Geschichte von Lena“ (Buch: Michael Ramløse) behandelt wird und das die Schauspieler Michaela Sauerwald und Thomas Sellin vom Bielefelder „Trotz-Alledem-Theater“ im Forum des Bad Bentheimer Burggymnasiums aufführen. Als Lena ihren Bruder fragt, ob dieser seine Freundin „schon einmal geküsst habe“, wird in den Zuschauerrängen noch gekichert. Doch wenig später herrscht Totenstille unter den knapp 120 Schülerinnen und Schüler, die aus Schulen in Bentheim und Gildehaus zum Zuschauen gekommen sind: Das Mobbingopfer Lena hat sich mit einem Seidenschal bis zur Bewusstlosigkeit die Luft abgeschnürt und fällt mitten im Mathe-Unterricht vom Stuhl. Über hundert Mal habe das „Trotz-Alledem-Theater“ das Stück schon aufgeführt, erklärt Michaela Sauerwald. Doch die Anfrage sei weiterhin groß. „Ich denke, das ist ein gutes Thema für Schulen“, meint die 44-jährige Schauspielerin und Theaterpädagogin. „Ein einziges Patentrezept gegen Mobbing gibt es aber nicht“, merkt Sauerwalds Kollege Thomas Sellin an. „Grundsätzlich können wir den Schülern nur sagen: 'Seid mutig und setzt euch für andere ein!'“ Prinzipiell müssten Strategien gegen Mobbing stets längerfristig angelegt sein: „Dort, wo Mobbing regelmäßig thematisiert wird und verschiedene Seiten daran mitarbeiten, kann man auch Erfolge beobachten.“ Dass Mobbing ein verbreitetes Problem ist, zeigt sich auch am Burggymnasium. Kurz nach dem Theaterstück herrscht Trubel in einer sechsten Klasse. Doch als es um das Thema Mobbing geht, herrscht Ruhe: Fast jeder in der Klasse kann dazu etwas sagen. „Ich habe das selber schon erlebt. Ein Junge, der in der Grundschule noch mein

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Es ist ein sensibles Thema, das Michaela Sauerwald und Thomas Sellin im BurgGymnasium aufführen. FOTO: AUBREVILLE

Freund war, verbreitet jetzt Gerüchte über mich und versucht mich schlecht zu machen“, berichtet etwa der zwölfjährige Nils, und seine Klassenkameradin Sophie* erzählt, wie Mitspielerinnen in ihrer Handballmannschaft nach dem Duschen ihre nassen Haare über ihrer Sporttasche auswrungen und „Sophie ist doof“ skandierten. Ein Gespräch mit der Handballtrainerin habe das Problem aber gelöst – die Mädchen entschuldigten sich. Für manch anderen Schüler zählen aber auch schon Schulhofrangeleien zum Mobbing. „Die Schüler können da nicht immer genau differenzieren“, erklärt die Klassenlehrerin Maria Böcker-Hartmann, die allerdings auch in ihrer Klasse schon „Ansätze von Mobbing“ beobachtet hat. „Die Wahrnehmungsmöglichkeiten am Gymnasium sind diesbezüglich aber sehr eingeschränkt; man kann nicht so viel beobachten.“ Allerdings werde sie gelegentlich nach einer Schulstunde von betroffenen Schülern angesprochen.

denfalls in dem alternativen Ende, das einige Sechstklässler im Workshop des „Trotz-Alledem-Theaters“ entwickelt haben: Als ihr Mitschüler Tobias Maria zur Rede stellt, entschuldigt sie sich bei Lena und umarmt sie sogar. Ein Happy End, das man sich auch im wahren LeFür Lena, das Mobbingopfer aus dem ben häufiger wünschen würde. Theaterstück, geht hingegen alles auch ohne Polizeieinsatz glimpflich aus – je*NAME GEÄNDERT helfen auch bewährte Mittel wie Gespräche mit den Eltern nicht mehr. „Da mussten wir die Betreiber anzeigen, die für die entsprechende Internet-Seite verantwortlich sind“, erklärt Streitschlichterin Esther Jakobi.

Am Burggymnasium Bad Bentheim hat man zudem ein weiteres Instrument entwickelt, um Mobbing vorzubeugen. Als „Streitschlichter“ versuchen ältere Schüler mögliche Konflikte zu entschärfen. In schulübergreifenden Veranstaltungen werden die Schlichter etwa in Mediation ausgebildet und versuchen bei Mobbing-Fällen zu vermitteln – oft mit Erfolg. „Der Fall gestern ist gut gelaufen“, berichtet etwa Pia Focke. Die 15-Jährige musste sich um einen Fünftklässler kümmern, der von seinen Klassenkameraden ausgelacht und gehänselt wurde. Andere Fälle sind schwieriger. So findet Mobbing auch in Bad Bentheim immer wieder auf einer digitalen Ebene statt und plötzlich sind im Internet beispielsweise Gerüchte im Umlauf, es gebe peinliche WebcamVideos einer Schülerin. In solchen Fällen

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Volkes stotternde Stimme GN-Szene-Sehtest: „The King’s Speech“ Von Fridtjof Meyer-Glauner

England in den 1930ern: Albert (Colin Firth) bringt keinen Satz heraus, ohne zu stottern. Wenn er spricht, ist sein Gesicht angespannt, seine Hände sind zu Fäusten geballt, und je mehr er sich konzentriert, desto mehr verkrampft er. Doch Alberts Problem ist viel gravierender als nur das Stottern. Albert ist der Sohn des englischen Königs, George V., und daher muss er, Albert, der Stotterer, regelmäßig Reden vor großem Publikum halten. Sämtliche Therapieversuche schlagen erbarmungslos fehl, der Vater hat für Alberts Problem kein Verständnis und von seinen königlichen Geschwistern wurde und wird er zeitlebens gehänselt. Seine Frau Elisabeth (Helena Bonham Carter) engagiert schließlich, zunächst noch inkognito, den unkonventionellen Sprachtherapeuten Lionel Logue (Geoffrey Rush). Der Sohn eines australischen Bierbrauers wendet nicht nur auf ungewöhnliche Methoden an, er duzt den Prinzen unumwunden, nennt ihn „Bertie“ und bricht auch mit jeder weiteren Konvention und königlichen Etikette.

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Albert ist von Logue und dessen Methoden zunächst zwar nicht besonders angetan, tritt die Therapie aber notgedrungen an, weil schon die erste Sitzung bemerkenswerte Erfolge erzielt. Dann stirbt Alberts Vater, Alberts größerer Bruder verzichtet zugunsten einer Liebesbeziehung zu einer bürgerlichen, geschiedenen und den Nazis zugetanen Frau auf den Thron. Der pflichtbewusste Albert tritt das schwere Erbe als König an und er, der Stotterer, gilt nun in der Rolle des Königs ausgerechnet als die Stimme des Volkes. George VI., wie Albert jetzt heißt, sieht sich damit Adolf Hitler gegenüber, der, wie Albert lakonisch bemerkt, ein ganz außerordentlich guter Redner ist. Albert soll in einer weltweit übertragenen Rundfunkansprache sein Volk auf den 2. Weltkrieg einschwören, in der Titel gebenden Rede des Königs. „The King’s Speech“ ist weniger Historienfilm, sondern porträtiert vielmehr sehr sensibel und feinfühlig das Leiden stotternder Menschen generell und die Pein von Albert im speziellen. Albert, der als Teil der königlichen Familie niemals frei ist, sondern immer fremdbe-

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Regisseur Tom Hopper hat diesen Film ganz wunderbar inszeniert, meistens düster, stellenweise mit leisem und herrlichem Humor, bewegend, eindringlich und nie aufdringlich. Auch die herausragenden Schauspieler, vor allem Hauptdarsteller Colin Firth und Geoffrey Rush, aber auch Helena Bonham Carter, liefern eine Meisterleistung ab, die Colin Firth und Hopper jeweils einen Oscar eingebracht haben. Und auch wenn man des Englischen nicht so mächtig ist, sollte man den Film wenigstens einmal in der Originalspur angesehen haben, denn trotz einer guten Synchronisation kommt Firths Darstellung nur im Original wirklich zur Geltung.

detailreich, die Farbpalette des durchgehend düsteren Settings ist zwar begrenzt, punktet aber mit makellosen Schwarzwerten. Die Tonspur des dialoglastigen Films überzeugt durch präzise Abmischung und glänzt in den wenigen lauteren Passagen mit exzellenter Räumlichkeit.

Der Bonusteil ist intelligent zusammengestellt und glänzt nicht nur mit dem tollen Audiokommentar von Regisseur Hopper, sondern auch mit überaus interessanten Features, wie einem Interview Therapiemethoden für Stotterer und Originalaufnahmen der Reden vom echten König George VI. Fazit: Film und Nahezu perfekt ist auch die Blu-ray Darsteller sind herausragend und die Disc. Das Bild ist gestochen scharf und Blu-ray Disc ist es auch.

SEITENSPRÜNGE

Internet-Radio-Star Von Sascha Vennemann

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stimmt, gefangen im Protokoll, beäugt von der Gesellschaft und Interessengruppen. Und „The King’s Speech“ handelt von den wenigen liebevollen und wertvollen Beziehungen, die Albert in seinem Leben hat: die Liebe zu seiner Frau und die respektvolle, aufrichtige und vorsichtige Freundschaft zwischen Albert und Logue.

Immer mehr Leute sind genervt davon, dass die modernen Massenmedien einfach nicht mehr Inhalte transportieren, die sie für interessant und unterhaltend erachten – meiner Meinung nach völlig zu Recht. Wenn einer unserer heimischen Privatradiosender gefühlte zwölf Milliarden Mal am Tag „Jupiter Jones“ und „Shakira“ dudelt und im Fernsehen der grenzdebile Bohlen wieder versucht, mit Kunstbanausen Skandale zu provozieren, wird es Zeit, sein eigener Programmdirektor zu werden. Selbst produzierte Radio- oder Videosendungen sind als Dateien im Netz erhältlich, können heruntergeladen oder gestreamt werden. Mit dem Smartphone oder mobilem Mediaplayer hat man so sein selbst zusammengestelltes Programm immer dabei. Anbei ein paar Tipps für lohnenswerte Formate:

Technik, Politik, Internet und ihr Leben als Medienmenschen. Das ist zum einen informativ und zum anderen amüsant, denn die beiden kennen weder thematische noch zeitliche Begrenzungen. Aus dem Dunstkreis des berühmt-berüchtigten Chaos-ComputerClubs entstammend, gibt es die Sendung seit Sommer 2009 und umfasst derzeit ca. 35 Folgen von zum Teil bis zu 5 Stunden (!) Länge. Wie die Beiden es schaffen, bei ihrem Rumlabern über iPhones, Internetseiten und Geek-Kultur im Allgemeinen die Zeit wie im Fluge vergehen zu lassen, ist mir ein Rätsel – aber es ist so! Macht süchtig.

„Schöne Ecken“

Cornelis und Helge, zwei junge Herren mit der Basis Hannover, schlurfen mal urban, mal ländlich durch die Gegend und nehmen alles auf, was sie sehen. Dabei haben sie immer im Blick, das, was sie erfassen und sehen, zu kommentieren, im Hinblick auf Ästhetik und Sinn zu bewerten und zum Teil auch assoziativ aufzuarbeiten. Die Sendung (derzeit „Not Safe For Work” neun Folgen) ist in zwei Formaten erDie Moderatoren Tim Pritlove und hältlich: Einmal als reine MP3-Datei, Holger Klein plaudern im Schnitt alle und einmal in einem erweiterten Forzwei Wochen über aktuelle Themen, mat, das auch Fotos von den jeweili-

gen Orten der Aufnahmen umfasst. Orte, die ihr so noch nie gehört habt, erwarten euch. Immer sehr spannend und mit jeweils knapp 45 Minuten äußerst kurzweilig!

„Die fantastische Woche“ David Mailänder und Thomas Dräger, ihres Zeichens Veteranen beim Projekt sf-radio.de, das schon seit Jahren mit Podcasts zu diversen Themen der phantastischen Szene aufwartet, diskutieren wöchentlich über Kinofilme, DVDs und andere Neuerscheinungen und News aus ihrem Fachgebiet. Zunächst nur als MP3Podcast von etwa einstündigem Format erhältlich, versuchen sich die beiden seit Kurzem in 15-minütigen Video-Podcasts, die man sich auch bei Youtube ansehen kann. Wer ein Faible für Comics, phantastisches Kino und Literatur hat, kommt hier auf seine Kosten und findet spannende Anregungen. Auch Event-Berichte von Veranstaltungen wie Conventions gibt es immer mal wieder. Das sympathische, sich manchmal kabbelnde Moderatoren-Duo sorgt dabei dafür, dass keine Langeweile aufkommt. Alle Links unter www.gn-szene.de

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Fünf Wochen lang war Lisa Kolde aus Uelsen in Indien, drei davon in einem Workcamp in Parassini. Anschließend ist die 21-Jährige in Südindien umhergereist. Nun fängt sie ihre Ausbildung an der Kölner Journalistenschule an. Erfahrung hat sie schon gesammelt: Sie war ein Jahr lang Praktikantin in der GN-Redaktion. Für GN-Szene.de hat sie während ihrer Indien-Reise Tagebuch geführt. 1. August – Nach rund zwei Tagen Anreise endlich Parassini erreicht. Für die nächsten drei Wochen lebe ich mit vielen verschiedenen Nationen unter einem Dach: Zwei Südkoreaner, eine Kanadierin, eine Jamaikanerin und mehrere Europäer nehmen am Workcamp teil. Vor Ort sind wir alle zusammen in ein Gasthaus gezogen. Parassini selbst besteht aus einer Ansiedlung von Häusern, viel zu wenig, um es „Dorf“ zu nennen. Ich bin ganz froh, dass unser Workcamp so abgeschieden liegt. Auf meinem Weg dorthin bin ich auch durch die größte Stadt der Gegend gekommen, Kannur. Aufdringliche Rikschafahrer, schreiende Obstverkäufer, bunt gekleidete Menschen und fremdartige Gerüche an jeder Ecke. Ganz schön spannend, aber auch sehr anstrengend – zumindest am ersten richtigen Tag in Indien. 2. August – An den Monsun und seine plötzlichen Regenschauer muss ich mich definitiv noch gewöhnen. Wir sollen in den nächsten drei Wochen die Wände streichen in einer Schule für geistig behinderte Kinder, aber ich hoffe, vorher hört es auf zu regnen. Schon nach dem kurzen Marsch von der Bushaltestelle zur „Special School“ sah unsere Gruppe aus wie nach einem Vollbad. Zum Glück hatte Pradeep, unser Teamleiter, Mitleid mit uns triefendem Haufen. Statt zu streichen wärmten wir uns am ersten Arbeitstag in der Schule auf und lernten die Kinder kennen. Die Jungen und Mädchen lernen, essen und schlafen in einem Gebäude, das auf mich sehr beklemmend wirkt. In die Schule fällt kaum ein Sonnenstrahl, stattdessen verbreitet ein gefärbtes Wellblechdach bläuliches Licht.

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Finger Food Lisa Kolde aus Uelsen entdeckt Indien

Lisa Kolde am Cape Comorin in Indien. FOTO: PRIVAT

uns der Monsun geärgert hat. Und auch für Spiele mit den Kindern war genügend Zeit. Nicht nur mit dem Regen freunde ich mich langsam an. In Indien ist es ungewöhnlich, Besteck zu benutzen. Also essen auch wir alle Gerichte – meistens bestehen sie aus Reis und Soße – mit den bloßen Händen. Nachdem Pradeep uns einmal die indische Taktik gezeigt hat, macht es fast Spaß: Mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger forme ich eine kleine Kugel, balanciere sie auf der Innenseite der beiden langen Finger zum Mund und stupse die Portion dann mit dem Daumen hinein. Auch wenn ich das mittlerweile ganz gut beherrsche, ist es noch immer ein komisches Gefühl, vor anderen Leuten so im Essen herumzuwühlen. Io, eine spanische Teilnehmerin, hat es gestern in passende Worte gepackt: „Ich fühle mich, als ob ich nicht mehr weit davon entfernt bin, gar keine Hände zu benutzen und der Essen direkt vom Teller zu schlabbern.“

Die meisten Schüler legten ihre Schüchternheit schnell ab. Nach wenigen Minuten nahmen sie uns schon an die Hände, spielten Tickfangen mit den Franzosen, staunten über die Blondschöpfe in unserer Gruppe – und lachten viel. Trotzdem fragte ich mich, was später aus all diesen Kindern wird, wenn 14. August – Fürs Wochenende bin sogar viele nichtbehinderte Menschen in ich mit meinen Zimmergenossen nach Indien ein sehr hartes Leben führen. Kochi gefahren, einer Stadt rund fünf Zugstunden südlich von Parassini. Ge10. August – Gerade auf dem rade sitze ich mit Tara, der Kanadierin, Sprung zur Schule und es regnet zum in einem Café und schaue auf einem ersten Mal seit einer Woche nicht. Das großen Fernsehschirm Bollywood-MuStreichen haben wir in den letzten Ta- sikvideos. Wieder einmal staunen wir gen durchgezogen, ganz egal, wie sehr darüber, wie freizügig Inder in den Me-

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dien sind, während man auf den Straßen nur ganz selten eine bloße Schulter oder gar einen kurzen Rock entdeckt. Einige Clips später tänzelt eine Frau im bunten Sari über dem Schirm, singt in einer viel zu hohen Tonlage über Liebe und tätschelt dabei eine weiße Taube, die auf ihrem Kopf sitzt. Tara und ich sind uns einig: Wir haben die indische Kultur noch nicht ganz verstanden.

23. August – Heute nach einer weiteren Zugreise am Cape Comorin angekommen: dem Kap am Ende von Indien. Windig war’s am südlichsten Punkt des Subkontinents, und unerwartet farbenfroh. Die steife Brise nutzten viele Inderinnen, um ihre Kleidung zu trocknen. Das sah besonders schön aus, weil kein Sari dem anderen gleicht. Die Frauen hielten gelbe, grüne und rot-goldene Stoffe in den Wind und unterhielten sich dabei fröhlich. Dass wenige Meter weiter drei Meere zusammentrafen – der Indische Ozean, das Arabische Meer und der Golf von Bengalen -, interessierte sie kaum. Vielleicht sehen sie das Kap jeden Tag? Mich zumindest beschlich ein unwirkliches Gefühl, als ich an der Brandung stand. Ich fragte mich, was wohl alles gerade geschieht in diesem gigantischen Land, das nun hinter mir liegt. Schade, dass ich nur noch ein paar Tage habe, um es herauszufinden. 30. August – Laut meinem Reiseführer hatte ich gerade ein „once in a lifetime“-Erlebnis. Um ehrlich zu sein, reicht mir dieser eine Blick auf das Taj Mahal auch vollkommen. Beeindruckender finde ich, dass ich mich heute morgen um 5 Uhr aus dem Bett geschält habe, nachdem ich gestern erst gegen Mitternacht in Delhi gelandet bin. Okay, zugegeben, der allererste Blick auf das Mausoleum war nicht schlecht. Es war, als ob ich eine Fotografie betrat. Alles sah genau so aus, wie ich es mir vorgestellt habe – sogar der Himmel (blau mit ein paar fluffigen Wolken). Vielleicht habe ich in diesen ersten Minuten einfach zu viel auf das Taj Mahal geschaut, ich weiß es nicht. Jedenfalls wirkte es nach einiger Zeit lange nicht mehr so imposant. Gelohnt hat sich der Ausflug trotzdem – und wenn auch nur für das „once in a lifetime“-Foto von mir vorm Taj Mahal.

21.August – Schnell waren sie vorbei, die letzten drei Wochen. Nach einem zum Teil tränenreichen Abschied haben sich die Teilnehmer des Workcamps in alle Winde zerstreut. Viele fliegen direkt nach Hause, während für einige andere, so wie mich, das Abenteuer weitergeht. Gestern habe ich den Nachtzug zum zwölf Stunden entfernten Trivandrum genommen. Indische Züge sind definitiv nicht so schlimm wie ihr Ruf. Wenn man schnell ist, bekommt man sogar einen Sitzplatz, und auf längeren Reisen ist ein Bett reserviert.

1. September – Es ist so weit. Meine Tasche ist gepackt, alle Tickets liegen bereit und welche Metrolinie ich gleich zum Flughafen nehmen muss, weiß ich auch schon. Komisch, dass ich morgen um diese Zeit schon wieder deutschen Boden unter den Füßen haben werde. Nicht nur die indische Art zu essen gefällt mir mittlerweile ganz gut. Auch habe ich mich daran gewöhnt, dass ich an jeder Straßenecke frisches, exotisches Obst bekomme, dass ich nur zwei Schritte aus dem Hotel treten muss, um einen Rikschafahrer zu finden, und dass Meine Nacht im Zug war also ganz es in Indien keine Busfahrten ohne nette erholsam. Erst am nächsten Morgen, Gespräche mit Fremden gibt. kurz vor Trivandrum, bemerkte ich zwei Die paar Rupien, die ich noch in mein Kakerlaken, die auf dem Nachbarbett Portmonee habe, werde ich deshalb nach Essensresten suchten. „Na ja, auch nicht umtauschen, sondern aufman kann nicht alles haben“, dachte ich bewahren. Für meine nächste Reise mir. Während sich eine von ihnen langnach Indien. sam in meine Richtung bewegte, war ich froh, die kleinen Tierchen nicht Mehr Bilder und Videos unter www.gn-szene.de schon am Abend entdeckt zu haben.

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Der Spekulant deines Vertrauens Fridtjofs Halbwissen: Wie wette ich eigentlich auf die Staatspleite Griechenlands? Von Fridtjof Meyer-Glauner

Ich verstehe das alles nicht. Ich lese viel Zeitung, ich bin täglich mehrmals online auf diversen Informationsportalen, ich gucke berufsbedingt sehr viele Nachrichtensendungen. Und wenn ich dann lese, dass ein Kurssturz Billionen Euro Privatvermögen vernichtet hat, weil die Stimmung an den Märkten mies ist, dann habe ich trotzdem nicht den Hauch einer Ahnung, nicht den blassesten Schimmer, was und wie das gerade passiert ist und wie das funktioniert hat bzw. was da nicht funktioniert hat. Und dann redet Rösler plötzlich von der kontrollierten Staatspleite Griechenlands, Seehofer stimmt mit ein und Merkel mahnt zur Ruhe, weil die Aktienmärkte ja schon nervös genug seien. Die Aktienmärkte sind nervös. Wer, frage ich mich, ist denn dann genau nervös und wie wertet das die Arbeitsleistung und das Vermögen von Menschen ab? Und was ist gemeint, wenn gesagt wird: Spekulanten wetten auf die Staatspleite Griechenlands. Wer wettet denn da und wo wird gewettet? Kann

ich da mitwetten? Wer wäre denn mein Ansprechpartner, wenn ich, sagen wir, nur so aus Scheiß gegen Kanada wetten wollte oder gegen Nepal? Muss ich mich da den Spekulanten meines Vertrauens wenden? Wo finde ich den? Haben die eine Homepage, eine Facebookseite, einen Telefonbucheintrag? Was hat ein Spekulant eigentlich davon, wenn Griechenland Bankrott geht und die Eurozone zerbricht? Worin genau besteht der Vorteil für den Spekulanten, wenn Volkswirtschaften zugrunde gehen und junge Menschen voller Verzweiflung auf der Straße protestieren und keine Kinder mehr bekommen, weil sie die nicht ernähren können? Verdient der sein Geld damit? Und wie hängt das überhaupt zusammen: Wenn ein Spekulant darauf wettet, dass Griechenland Pleite geht und das passiert dann – woher bezieht der Spekulant dann seinen Gewinn? Und was stellt er dann damit an? Führt der seine Frau schick zum Essen aus oder baut er einen Pool oder finanziert der seinen zwei Kindern ein Architekturstudium, womit das Kind dann halt nicht viel anfangen können wird, +DEH LFK JHQXJ

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weil die Auftragslage so schlecht ist, weil oder Schulden umgeschichtet werden ja die Wirtschaft am Boden liegt. und wie viel davon der deutsche Steuerzahler übernimmt – nur wer das geraWie, frage ich mich, muss man sich de macht, das erfährt man nicht. so jemanden vorstellen, der gegen einen Staat, gegen das Wohl mehrerer MillioIm Grunde liegt der Schluss ja nahe, nen Menschen wettet? Welchen Beruf dass einer dieser Spekulanten, der seiübt dieser Mensch eigentlich aus? Hat nen eigenen Vorteil daraus zieht, eine er diesen Beruf gelernt oder kann man Nation in den Ruin zu treiben, vermutlich das studieren, ist das BWL oder VWL, kein allzu guter Mensch ist. Womöglich, braucht man dafür Abitur und das große das denkt man sich, vernachlässigt so Latinum? Und was hat dieser Mensch einer auch seine Kinder, betrügt auch für Hobbys? Treibt der gerne Sport, liest seine Frau und schlägt womöglich auch der gerne mal ein gutes Buch, guckt der den Hund. In genau solchen Momenten Fußball, liebt der einen Verein, was hört hofft man sich dann auch Armin Maider für Musik, trennt der Müll, spart der wald von der „Sendung mit der Maus“ Strom, hat der ein Haustier? Und wo ist herbei, der mit tiefer, ruhiger Stimme der Arbeitsplatz des Spekulanten, spe- und knappen Sätzen Licht ins Dunkel kuliert der von zu Hause aus oder hat bringen würde. „Das“, würde Maiwald der ein Büro? Was hat der Spekulant für sagen „ist ein Spekulant“. Und nachdem Arbeitszeiten? Ist der irgendwo ange- er den Kindern erklärt hat, warum der stellt oder macht man das freiberuflich? Spekulant gegen Griechenland, Spanien und Portugal gewettet hat und aus EiAntworten auf solche Fragen findet gennutz riskiert, dass Gesellschaftsgeman irgendwie nirgendwo, denn auch füge in die Anarchie abzugleiten drohen, an und für sich tolle Nachrichtensen- würde Maiwald vermutlich auf den viel dungen wie die Tagesschau begnügen zitierten Maus-Satz verzichten: „Klingt sich damit, mithilfe simpler, bunter Gra- vielleicht komisch, ist aber so“. Obwohl fiken zu vermitteln, wo und wie Geld dieser Satz selten so zutreffend wäre.

ALTERNATIVEN Von Michael Kohsiek

Opeth galten bislang als eine der anspruchsvollsten Combos der Metalszene, bei denen kein Album wie das andere klang. Das Grundgerüst bestand zwar jeher aus Death Metal-Zutaten, dennoch wurden selbige je nach Scheibe gemischt mit den unterschiedlichsten anderen Einflüssen. Mit „Heritage“ wagt man nun einen gänzlich neuen Weg und erfindet sich quasi neu. Das neueste Album, warm und erdig produziert von Porcupine TreeMastermind Steven Wilson, ist eine einzige Verbeugung vor den 70ern. Fans, die Opeth bisher von Meisterwerken wie „Still Life“ oder „Blackwater Park“ kannten, werden zwar zunächst staunend vor der Anlage sitzen, und es wird mit Sicherheit etliche geben, die „Heritage“ nicht begreifen, Songs wie den gigantischen „Häxprocess“ oder dem absoluten Höhepunkt „Folklore“ wird sich aber von denen, die durchhalten, kaum jemand entziehen können. Redemption ist das Baby von Nick VanDyk, der seit Album Nummer zwei mit dem etatmäßigen Fates WarningSänger Ray Alder seine perfekte Stimme gefunden zu haben scheint. „This

Mortal Coil“ lebt erneut von den wundervollen Gesangsmelodien, die zu jeder Zeit eine Schwermut und Melancholie ausstrahlen, dass man die Gefühle, die beim Schreiben der Tracks eine Rolle gespielt haben mussten, förmlich greifen kann. Bitte, lieber Leser, solltest du auch nur ansatzweise auf ereignisreichen Progressive Metal mit großartigen Gitarrenarbeit und fantastischen Melodien stehen, so surfe flugs zu youtube, gebe „Redemption“ und „Let It Rain“ ein. Selbiger ist nämlich einer der zehn besten Tracks des Jahres und eigentlich alleine Kaufgrund genug. SubSignal haben sich nach ihrem Erstling „Beautiful & Monstrous“ Zeit für den Nachfolger gelassen. Die beiden ehemaligen Sieges Even-Recken Markus Steffen (Gitarre) und Sänger Arno Menses haben ihrem Zweitwerk „Touchstones“ etwas mehr Härte spendiert, ihr Prog tendiert des Öfteren doch deutlich in Richtung Metal á la Dream Theater. Macht nichts, oder anders gesagt: Die packende Wohlfühl-Atmosphäre, für die die Band bisher stand, wird dadurch nicht angetastet und es gibt noch immer reichlich höchsteingängige Melodien, die einen kaum mehr loslassen.

Oktober 2011


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Casper 03.12.2011, 20:00 Uhr Lingen, Alter Schlachthof (Zusatzkonzert) Alle Termin immer aktuell unter www.gn-szene.de

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le Internet, eine SMS Allnet Flat, der netzinternen MMS Flat und der netzinternen Telefonieflat kann der Nutzer eine zusätzliche Flat für das Mobilfunknetz seiner Wahl nutzen – ganz gleich ob Telekom, o2 oder E-Plus. So integrieren wir ein Stück Freiheit bei der alltäglichen Mobilfunknutzung unserer Kunden und perfektionieren so das Tarifangebot für jeden Smartphonenutzer“ freut sich Alfons Holt. „Denn bei der Flat 4 You bieten wir jedem Neukunden die Gelegenheit, das für ihn individuell am besten passende Mobilfunknetz als zusätzliche Flat frei zu wählen.“ Der Tarif „Flat 4 You“ im Überblick: • Handy Internet Flat • SMS Allnet Flat • MMS Netzintern Flat • Netzintern Flat • Eine Fremdnetzflat nach Wahl (Telekom, o2, E-Plus)

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* Gilt bei Abschluss eines mobilcom-debitel Kartenvertrags im Tarif Flat 4 You mit Online-Rechnung im Vodafone Netz, 24 Monate Mindestlaufzeit, Anschlusspreis € 25,95. Der monatliche Paketpreis beträgt € 25,-, Mit der enthaltenen Vodafone-Netz-Flat entfällt die Berechnung für Inlandsgespräche zu Vodafone Deutschland (ausgenommen Sonder- und Servicerufnummern, Videotelefonate und Rufumleitungen). Mit Zubuchung der Fremdnetz-Flat-Option sind alle nationalen Standardgespräche (außer Sonderrufnummern, Rufumleitung, Maiboxweiterverbindungen bzw. Callreturn, Videotelefonie, Datenanrufe und Faxdienste) ins ausgewählte Netz inkludiert. Die 3 Fremdnetz-Flat-Optionen Telekom- oder Eplus- oder o2-Netz-Flat schließen sich gegenseitig aus. Nach Verbrauch der Inkl.-Leistung werden 0,29 €/Min. in alle anderen dt. Netze berechnet. Taktung 60/1-Sek. In der erhaltenen SMS-Allnet-Flat sind 3000 Standard-SMS in alle deutsche Netze und 1500 Standard-MMS ins deutsche Vodafone-Netz enthalten. Nicht genutzte Inklusiv-SMS/MMS verfallen am Ende des Abrechnungszeitraums. SMS/MMS außer der Inklusiv-Leistung kosten SMS ab € 0,19/SMS und MMS ab € 0,39/MMS. Die inkl. Mobile-Internet-Flat gilt für nationalen Datenverkehr im Vodafone Netz über den WEB- und WAP APN. Nach Erreichen von 300 MB Datenvolumen in einem Abrechnungszeitraum wird die Datenübertragung auf GPRS-Geschwindigkeit reduziert. WLAN, VPN, VoIP, IM, Business-Software-Zugriff usw. sind ausgeschlossen. Sie unterstützt nur das Surfen mit einem geeigneten Smartphone ohne angeschlossenem Computer. Eine Nutzung mit Data Cards, Data-USB-Sticks, Surf-Boxen oder Embedded Notebooks ist nicht Gegenstand des Vertrages.


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