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FÜNF FRAGEN AN GEORG SCHMIEDLEITNER
FÜNF FRAGEN AN GEORG SCHMIEDLEITNER Der Regisseur Georg Schmiedleitner sorgte 2017 für eine spektakuläre Inszenierung des Fliegenden Holländers bei den OH – in diesem Jahr inszeniert er „Don Carlo“. Opernfestspiele Heidenheim
1. WAS IST IM JAHR 2020 SPANNEND AM „DON CARLO“-STOFF ? Die Oper „Don Carlo“ ist nicht nur ein musikalisch-packendes Meisterwerk, sondern auch szenisch spannend wie ein PolitThriller. House of Cards für Opernfreunde, sozusagen. Das Opernwerk zeigt eine Machtzentrale, die durch Protestbewegungen und Freiheitsgedanken hinterfragt wird und sich mit drastischen Mitteln schließlich doch behauptet. Auch die heutige Gesellschaft und Politik sind im Umbruch, Demokratisierungstendenzen und Globalisierung auf der einen Seite und autoritäre Regierungsansätze und -formen auf der anderen Seite prägen die politische Weltlandschaft. Die Geschichte des „Don Carlo“ könnte durchaus in der heutigen Zeit verankert sein. Besonders spannend ist, dass wir hier quasi hinter die Kulissen der Machthaber blicken, die Zuschauer erleben das politische Geschehen hinter den sonst geschlossenen Türen der Entscheider.
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2. WAS INTERESSIERT SIE AN DIESEM STÜCK BESONDERS? Die Oper hat alles was ein spannender Plot haben muss: Liebe, Leidenschaft , Intrige, Verschwörung, und einen Cliffhanger am Schluss! Im Ernst: Die Handlung von „Don Carlo“ ist ungewöhnlich actionreich und komplex. Auch Schillers Drama (sein Don Karlos ist die Vorlage für Verdis Oper) ist ein Meisterwerk des vielschichtigen Handlungsverlaufs. „Don Carlo“ kann auch als Stück über die gläserne Struktur in einer Machtzentrale gelesen werden. Alle werden immer beobachtet und bespitzelt, niemand ist vor der Intrige gefeit und steht immer mit einem Bein über dem Abgrund. Diese Grundsituation interessiert mich sehr, sie ist sehr heutig. Dabei ist die eigentliche Macht schwer zu greifen, immer gibt es auch noch eine übergeordnete Instanz. Der Zuschauer wird immer wieder überrascht, weil sich die Situationen anders entwickeln als man vielleicht erwarten würde. Die Geschichte von „Don Carlo“ wäre ein spannendes Drehbuch für eine Netflix-Serie.
3. WERDEN DIE GÄSTE DER OPERNFESTSPIELE WIEDER SO EINE SPEKTAKULÄRE BÜHNE ZU SEHEN BEKOMMEN WIE BEIM FLIEGENDEN HOLLÄNDER 2017 UNTER IHRER REGIE? Die Schauplätze, die im Libretto stehen, sind immer sehr staatstragend und repräsentativ. Das ist nicht unbedingt spannend fürs Auge, da mussten wir uns schon was sehr Spezielles ausdenken, um auch die visuelle Komponente aufregend zu gestalten. Meinem Bühnenbildner Stefan Brandtmayr ist da ein sehr einprägsames und spektakuläres Objekt eingefallen, das den Bühnenraum beherrschen wird und über das Heidenheim staunen wird. Wir verraten noch nix… Auf alle Fälle wird das Geschehen nicht nur auf der Bühne stattfinden, sondern den gesamten Raum des Rittersaales einnehmen. Die Macht von König Philipp II. ist allgegenwärtig und das wird auch im Zuschauerraum spürbar sein. in der Oper der Vernunft der Macht weichen, sie ist aber unzerstörbar und überstrahlt das Kalkül der Weltenherrscher. Carlo und Elisabeth sind somit Sieger der Herzen!
5. WAS IST FÜR SIE DER UNTERSCHIED ZWISCHEN DEM RITTERSAAL UND DEM FESTSPIELHAUS? Wir planen natürlich fürs Erste immer für den Rittersaal und verdrängen ein wenig das Festspielhaus. Aber der „Holländer“ wurde nur ein einziges Mal im Freien gespielt!! Die geschlossene Saalatmosphäre war aber für die Oper hervorragend und wir waren positiv überrascht. Ich bin gespannt wie das heuer wird. Wir sind auf alles gefasst und es wird auf alle Fälle spektakulär, so oder so. „Don Carlo“ wird ein spannender und mitreißender Opernevent, musikalisch und szenisch, das wagen wir schon jetzt anzukündigen.
4. GEWINNT AM ENDE DIE MACHT ODER DIE LIEBE? In der Oper gewinnt die Macht, der Großinquisitor macht ja am Schluss tabula rasa. Der Infant Carlo wird aber in einer überrealen Situation vom toten König Karl V in sein Totenreich gezogen und so aus dem Politspiel genommen. Er entgeht damit der grausigen und realen Rache der Macht. Beim Zuschauer gewinnt natürlich die Liebe, sie ist immer stärker als die Macht. Die Liebe zwischen Elisabeth und Carlo muss