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Alexander Grebennikov Yury Kolesnichenko Anna Schnekker Dietmar Stanka, Edgar Meyer Cornelia Kaluschke Friedrich Reip Barbara Lück Henriette Damsa, Ricardo Quintas Monica Freise Bosch-Druck GmbH Besonderer Dank an Edgar Meyer, Frauke Meyer, Thomas Adam, Wolfgang Trautz, Dr. Barbara Gilsdorf, Gabi Lorenz Mit freundlichen Unterstützung von Benz Memorial Route e.V. (www.bertha-benz.de) Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Einzige Ausnahme bilden die unter einer Creative-Commons-Lizenz veröffentlichten Abbildungen. ist eine eingetragene Marke des Grebennikov Verlags.
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ISBN 978-3-941784-37-6 1. Auflage Berlin 2013 &YQMPSJTF 'FSJFOTUSB FO t #BOE
Bertha Benz Memorial Route Geschichte und Kultur entlang der ersten automobilen Fernfahrt Anna Schnekker
Berlin . Moskau
Inhaltsverzeichnis Die Bertha Benz Memorial Route
006
Mannheim
010
Ein Tag in Mannheim
024
Feudenheim
026
Ilvesheim
030
Ladenburg
034
Schriesheim
044
Dossenheim
050
Heidelberg
056
Leimen
070
Nuร loch
078
Wiesloch
082
Bad Schรถnborn
090
Ubstadt-Weiher
096
Bruchsal
102
Ein Tag in Bruchsal
114
Weingarten
116
Karlsruhe / Grรถtzingen
122
Pfinztal
134
Remchingen
140
Königsbach-Stein
144
Eisingen
150
Goldstadt Pforzheim
154
Ein Tag in Pforzheim
166
Neulingen
168
Bretten
174
Gondelsheim
184
Forst
190
Hambrücken
194
Waghäusel
198
Reilingen
202
Hockenheim
206
Museen in Sinsheim und Speyer
212 Ketsch
214
Schwetzingen
218
Mannheim
228
Lautlos über die älteste Automobilstraße der Welt
234
Die Bertha Benz Memorial Route „Es war in den ersten Augusttagen des Jahres 1888. Im Badischen Land hatten die Schulferien gerade begonnen. Da öffnet sich im Morgengrauen in Mannheim auf der Waldhofstraße fast lautlos ein großes Holztor. Zwei Jungen schieben ein dreirädriges Gefährt auf die Straße. Ihre Mutter sitzt auf einer lederüberzogenen Holzbank an einer Kurbel und versucht, das Vehikel um die erste Kurve zu lenken. Immer wieder sehen die drei nach hinten, um auch ja sicher zu sein, dass sie von niemandem bemerkt werden. Als sie sicher sind, dass sie noch immer nicht entdeckt worden sind, stellt sich Eugen, der ältere der beiden Knaben, hinter den Karren. Mit einem kräftigen Ruck dreht er an dem großen eisernen Schwungrad, das hinten quer im Wagen verankert ist – doch nichts geschieht! Unterdessen hat Richard, der jüngere, an einem Messingrad unter der Sitzbank gedreht. Das Schwungrad federt noch einmal zurück und Eugen greift wieder in eine der armdicken Speichen, um das schwere gusseiserne Rad erneut in Schwung zu bringen. ‚Töff ... töff ... töff‘, antwortet der große Zylinder, der in Längsrichtung über dem Schwungrad liegt. ‚Töff ... töff ... töff ...‘, und der Kolben des Motors verrichtet seinen Dienst, so wie es seine Aufgabe ist. Die Jungen springen zu ihrer Mutter auf den Wagen. Endlich setzt sich der Motorwagen in Bewegung, und startet in ein Abenteuer, das in die Automobilgeschichte eingehen wird“. So beschreibt Winfried A. Seidel, Inhaber des Automuseums Dr. Carl Benz in Ladenburg, in seinem Buch „Eine Badische Geschichte: Die Vision vom Pferdelosen Wagen verändert die Welt“ den Beginn einer individuellen Mobilität, wie sie die Welt bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht kannte.
007
Von Anfang an hatte Bertha Benz (1849-1944) daran geglaubt, dass ihr Verlobter Carl Benz den Motorwagen verwirklichen würde. Dank dieser tiefen Zuversicht hatte sie sich ihre Mitgift bereits vor ihrer Hochzeit (1872) auszahlen lassen, um Carl bei seinem großen Traum zu unterstützen. Es dauerte viele schwierige Jahre, in denen sie jedoch ihrem Mann allen Rückschlägen zum Trotz immer mit großem unternehmerischen, technischen und finanziellen Einsatz zur Seite stand. Als wäre das noch nicht genug, zog sie in dieser Zeit wie selbstverständlich auch noch die gemeinsamen fünf Kinder groß. Als Bertha Benz dann 1888 zu ihrer heimlichen Fahrt nach Pforzheim aufbrach, hatte Carl Benz bereits seit zwei Jahren ein Patent auf das von ihm erfundene Automobil, doch potenzielle Kunden blieben äußerst zurückhaltend: Bis zu diesem Zeitpunkt hatte das Automobil nämlich nur kurze Strecken bewältigt. In der Mannheimer Presse war zwar schon über die pferdelose Kutsche berichtet worden, aber nicht gerade in positiver Manier. Die Benz‘schen Automobile waren zu jenem Zeitpunkt also schlicht und einfach noch Ladenhüter. Nach der erfolgreichen Fahrt von Bertha Benz änderte sich diese Situation allerdings schlagartig. Die Presse berichtete jetzt ausführlich und positiv. Allerorts wurde
Bertha Benz war eine wagemutige, moderne und innovative Frau.
008
Durch die Jungfernfahrt wurde aus dem Ladenhüter eine begehrte Erfindung.
jetzt von dieser großen Erfindung gesprochen, deren Schöpfer Dr. Carl Benz plötzlich Einladungen aus aller Welt erhielt, um sein Automobil dem staunenden Publikum vorzuführen. Doch aus welchem Grund nahm Bertha Benz 1888 die beschwerlichen 106 Kilometer von Mannheim nach Pforzheim mit einem noch nicht erprobten Motorwagen auf sich? Erst erklärte sie, dass sie ihre Mutter besuchen wollte. Doch dass sie dieses Mal nicht mit der Eisenbahn fuhr, spiegelt den starken Willen einer modernen Frau eindrücklich wider: „So habe ich als erste gezeigt, dass dem ‚Papa‘ sein Automobil auch für weite Strecken gut ist“, wie sie nach der legendären Fahrt selbst erzählte. Ihr Mann gestand später: „Sie war wagemutiger als ich und hat eine für die Weiterentwicklung des Motorwagens entscheidende Fahrt unternommen.“
009
Auf dieser ersten Fernfahrt hatten die drei Automobilisten mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen: In Wiesloch, einige Kilometer südlich von Heidelberg, ging Bertha Benz und ihren beiden Söhnen der Treibstoff aus. Also besorgten sie sich kurzerhand in der Stadtapotheke von Wiesloch Ligroin, ein Reinigungsmittel, das damals als Kraftstoff diente. So wurde die Apotheke in Wiesloch, die auch heute noch existiert, zur ersten Tankstelle der Welt. Zwei größere Pannen ereilten die drei mutigen Automobilisten auf offener Strecke, so dass Bertha Benz‘ Improvisationstalent gefragt war. Diese beiden Problemfälle beschrieb Bertha Benz später lakonisch: „Das eine Mal war die Benzinleitung verstopft – da hat meine Hutnadel geholfen. Das andere Mal war die Zündung entzwei. Das habe ich mit meinem Strumpfband repariert.“ Wenn Sie den Spuren der Bertha Benz folgen, werden Sie die gewaltigen Paläste und märchenhaften Schlösser von Mannheim, Heidelberg, Bruchsal und Schwetzingen kennenlernen und darüber hinaus die Goldstadt Pforzheim, das Zentrum der deutschen Schmuck- und Uhrenindustrie entdecken. Kommen Sie nach Baden, wo die heutige Mobilität geboren wurde, und gehen Sie mit dem Studentenlied auf den Lippen: „Ich hab‘ mein Herz in Heidelberg verloren!“ Die Route von Mannheim nach Pforzheim und zurück ist 194 Kilometer lang und kann in sechs bis sieben Stunden befahren werden. Da die wunderschönen historischen Stadtkerne heute meist für den Verkehr gesperrt sind, empfehlen wir Ihnen: Nehmen Sie sich Zeit, fahren Sie die Strecke wie Bertha Benz lieber in zwei Tagen, legen Sie gelegentliche Zwischenstopps ein, und erkunden Sie die Innenstädte zu Fuß!
Edgar Meyer (Initiator der Bertha Benz Memorial Route)
Mannheim Leben im Quadrat
Carl Benz und seine Frau Bertha 1894 in Mannheim
Attraktiver Wirtschaftsstandort, facettenreiche Kulturlandschaft und richtungsweisende Architektur – so präsentiert sich die Metropole zwischen Rhein und Neckar, deren Kernstadt beim Betrachten aus der Vogelperspektive einem Schachbrett gleicht. Schon bei der Planung der „Quadratestadt“, wie Mannheim gern genannt wird, durch den pfälzischen Kurfürsten Friedrich IV wurde mit dem gitterförmigen Straßennetz, wie man es auch aus Manhattan kennt, der Grundstein für eine Stadt gelegt, die weltweit für ihre Denker und klugen Köpfe bekannt ist. Zahlreiche Erfindungen in Mannheim oder von Mannheimern prägen bis heute das Bild einer Stadt, die sich seit jeher an modernsten Maßstäben orientiert. Neben dem ersten Zweirad, der Draisine (Karl Drais, 1817), dem ersten elektrischen Fahrstuhl (Werner von Siemens, 1880), dem Traktor
011 Mannheim
Lanz Bulldog (Heinrich Lanz AG, 1921) und dem ersten Raketenflugzeug (Julius Hatry, 1929) rollte auch das erste Automobil von Carl Benz in einer Sommernacht 1885 erstmals durch die Straßen Mannheims. Im Januar 1886 schließlich wurde es als Benz Patent-Motorwagen Nr. 1 angemeldet. Dank seiner kulturellen Vielfalt gilt Mannheim zudem als überregional bedeutende Theater- und Museenstadt. Darüber hinaus hat sich die Metropole als Heimatstadt und Wirkungsstätte zahlreicher Künstler zu einem wichtigen Knotenpunkt der deutschen Musikszene entwickelt.
Rund um Bertha Benz 1871 gründet Carl Benz, finanziert mit der Mitgift seiner Frau Bertha, die „Eisengießerei und mechanische Werkstätte“ in Mannheim. 1883 verlässt er sein eigenes Unternehmen und gründet ebenfalls in Mannheim die „Benz & Cie. Rheinische Gasmotorenfabrik Mannheim“. Im Quadrat T6, 11 baut er 1885 den Benz Patent-Motorwagen Nr. 1. Am 3. Juli des gleichen Jahres fährt Carl Benz auf der Ringstraße in Mannheim zum ersten Mal mit seinem „pferdelosen Wagen“ außerhalb des Fabrikgeländes. Er entwickelt seine Erfindung weiter, doch keiner will das neue Gefährt kaufen. Im Morgengrauen eines frühen Augusttages 1888 bricht Bertha Benz zusammen mit ihren Söhnen Eugen (15) und Richard (13) und ohne Wissen ihres Mannes Carl in Richtung Pforzheim auf, um ihre Mutter zu besuchen. Die Fahrt mit der Kutsche erscheint ihr als zu mühselig, also leiht sie sich kurzerhand das neueste Modell der Erfindung ihres Mannes – den Benz Patent-Motorwagen Nr. 3. Sie startet damit die weltweit erste Fernfahrt in einem Automobil – dem Gefährt, das nicht zuletzt durch diese aufsehenerregende Fahrt schon bald Weltruhm erlangen sollte.
1883 gründete Carl Benz das Unternehmen „Benz & Cie. Rheinische Gasmotorenfabrik Mannheim“.
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Sehenswertes
Porträt des Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz
Barockschloss Mannheim Mit einer Länge von nahezu 450 Metern und einer ausgebauten Fläche von sechs Hektar ist die ehemalige Residenz der Kurfürsten der Pfalz nach dem französischen Schloss Versailles die zweitgrößte barocke Schlossanlage Europas. Das absolutistische Prunkschloss entstand ab 1720 unter Kurfürst Carl Philipp und wurde unter dem Nachfolger Carl Theodor fertiggestellt. Das gleichmäßige Bauprinzip der Quadratestadt wurde am gesamten Schloss architektonisch umgesetzt. Die Mannheimer Quadrate sind dabei komplett auf das Schloss ausgerichtet. Um die bedeutende Stellung der rheinischen Kurfürsten zu untermauern, wurde beim Bau des Gebäudes genau ein Fenster mehr angelegt als in Versailles. Zudem war besonders die historische Innenausstattung ein Gesamtkunstwerk von europäischem Rang. Im Lauf der fast 40-jährigen Bauzeit waren bedeutende Künstler wie Balthasar Neumann, Nicolas de Pigage und Cosmas Damian Asam maßgeblich an der Planung und Errichtung des Schlosses beteiligt. Die sechs Flügel, eine Schlosskirche sowie eine Schlossbibliothek verteilen sich auf
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langgestreckte, meist dreistöckige Fassaden, die durch integrierte vierstöckige Pavillons aufgelockert werden. Mit der Verlegung des Hofes nach München 1778 beendete Carl Theodor die ruhmreiche Zeit des Mannheimer Residenzschlosses. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts bis 1860 brachte die großherzogliche Witwe Stephanie von Baden neuen Glanz in das Schloss. Danach diente es als Sitz von Gerichten, Schulen und Behördenwohnungen. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Schlossanlage fast völlig zerstört. Ab 1947 wurden der Rittersaal und die angrenzenden zwei Räume wieder hergestellt, aber erst die gesamte Wiederherstellung im April 2007 der Beletage mit EnPrächtige filade, dem Herzstück des Residenzschlosses, gewann Außenansicht es seine einstige Faszination zurück. des Mannheimer Schosses In den Prunkräumen lassen über 800 originale Objekte wie Möbel, Gemälde, Genuss-Tipp Tapisserien, Porzellane und Uhren die höfische Atmosphäre verganCasa della Pasta gener Tage wieder aufleben. Die Ein kleines, einfaches und gutes ehemalige Kabinettsbibliothek italienisches Restaurant der Kurfürstin Elisabeth Augusta R 7, 29 ist dabei der einzige noch nahe68161 Mannheim zu vollständig original erhaltene Tel. +49 (0)621 1566691 Raum und befindet sich im Erdgeschoss des Schlosses.
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In den wiederhergestellten Prunkräumen kann die höfische Atmosphäre nachempfunden werden.
In der Dauerausstellung „Kunst und Kultur am Mannheimer Hof“, die ebenfalls im Erdgeschoss des Gebäudes untergebracht ist, können Besucher ausgewählte Stücke aus den historischen Sammlungen des Kurfürsten Carl Theodor besichtigen, etwa aus dem Naturalienkabinett, der Gemäldegalerie, der Hofbibliothek oder der Porzellanmanufaktur Frankenthal. Barockschloss Mannheim, Bismarckstraße 1, 68161 Mannheim, Tel. +49 (0)621 2922891, Öffnungszeiten: Di-So, Feiertage: 10-17 Uhr, www.schloss-mannheim.de Jesuitenkirche Neben dem beeindruckenden Schloss zählt die Jesuitenkirche an dessen nordwestlicher Ecke zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Mannheims. Der Barockbau aus dem 18. Jahrhundert ist mit seiner Größe und seiner inneren Ausschmückung eines der wichtigsten Bauwerke deutscher Baukunst. Die zweitürmige Schaufassade aus rotem Sandstein und die 75 Meter hohe Vierungskuppel bilden markante Blickfänge am Außenbau, der sich an dem Erscheinungsbild von Il Gesù in Rom orientiert, der Mutterkirche des Jesuitenordens. Nach umfassenden Rekonstruktions- und Restaurationsarbeiten im Inneren der Kirche konnte unter dem seit 1984 amtierenden Dekan und Pfarrer der Jesui-
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Der erste Gottesdienst in der Jesuitenkirche fand 1756 statt.
tenkirche, Monsignore Horst Schroff, im Jahr 2003 die Pracht der Vorkriegsjahre wiederhergestellt werden. In der Kirche befinden sich heute für die Stadt Mannheim und die katholische Kirche wichtige Kulturgüter wie der rekonstruierte Hochaltar und die wiederhergestellten alten kurfürstlichen Hoflogen des berühmten barocken Bildhauers Paul Egell (1691-1752) sowie überaus wertvolle Sakral-, Kunst- und Gebrauchsgegenstände aus den vergangenen 250 Jahren. Jesuitenkirche Mannheim, A 4, 2, 68159 Mannheim Tel. +49 (0)621 12709-0, Öffnungszeiten: Mo-So 9-19 Uhr www.jesuitenkirchemannheim.de Technoseum Im TECHNOSEUM, einem der drei größten Technikmuseen Deutschlands, machen sich die Besucherinnen und Besucher auf eine Zeitreise durch 200 Jahre Technik- und Sozialgeschichte. Mit ihren Experimentierstationen bringt die Ausstellung ihren Besuchern die Industrialisierungsgeschichte auf experimentelle Art mit Spaß und Staunen näher. Die Themen der Dauerausstellung sind die Entwicklungen von Naturwissenschaft und Technik sowie der soziale, wirtschaftliche und politische Wandel ausgehend vom 18. Jahrhundert bis in die heutige
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Im TECHNOSEUM werden Maschinen in Ensembles inszeniert.
Zeit. Wichtige Vorführstationen sind dabei Papierherstellung, Weberei, Satz und Druck sowie die Eisenbahn oder der Automobilbau. Die Themen Energie undMobilität werden ebenso mit Hilfe von Experimenten in die historischen Zusammenhänge eingebettet und zeigen so, welchen alltäglichen Nutzen wir alle heute aus diesen Erfindungen und Entdeckungen ziehen. Besonderes Highlight der Ausstellung sind die drei Zukunftswerkstätten der Elementa, die mit spannenden Experimenten zum Tüfteln einlädt. Hier werden die Besucher selbst aktiv und erfahren neben naturwissenschaftlichen Grundlagen auch, zu welchen technischen Erfindungen naturwissenschaftliche Experimente führten und führen. Die Elementa 3 rückt beispielsweise Wissenschaften in den Mittelpunkt, die heute aktuell sind und das 21. Jahrhundert prägen werden, wie etwa Materialforschung, Energie- und Umwelttechnik sowie Fertigung und Robotik. So kann man etwa die Intensität der eigenen Hirnströme untersuchen oder selbst Roboter fernsteuern.
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TECHNOSEUM Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim, Museumsstraße 1, 68165 Mannheim Tel. +49 (0)621 42989, Öffnungszeiten: Mo-So: 9-17 Uhr www.technoseum.de TECHNOSEUM Mitmachen, experimentieren und das inmitten von Exponaten: Im TECHNOSEUM gehen die Besucherinnen und Besucher auf eine Zeitreise durch 200 Jahre Technik- und Sozialgeschichte. www.technoseum.de
Genuss-Tipp John Deere Forum Eine Werkstatt, ein ausrangiertes Restaurant Skyline Sägeblatt und eine Idee – diese Dreh-Restaurant im drei Dinge waren alles, was der Fernmeldeturm, Dinieren Hufschmied und Erfinder John auf 125 Metern Höhe Deere 1837 brauchte, um das Bild Hans-Reschke-Ufer 2 der Landwirtschaft für alle Zeiten 68165 Mannheim zu revolutionieren. Die MaschinenTel. +49 (0)621 419290 ausstellung des John Deere Forum lädt dazu ein, die Welt der Landtechnik zu entdecken, Traktoren, Mähdrescher und Häcksler aus unmittelbarer Nähe zu betrachten und in einer interessanten Oldtimerausstellung in die 175-jährige Firmengeschichte einzutauchen. Vom ersten Lanz Bulldog bis zu den ersten John Deere-Traktoren gewähren die historischen Maschinen einen Blick in die Vergangenheit. Auf einem ModellBauernhof kommen Kinder und Jugendliche mit den Themen Landwirtschaft, Nahrungsmittelproduktion und Ernährung spielerisch in Kontakt. John Deere Forum, John-Deere-Straße 70, 68163 Mannheim, Tel. +49 (0) 0621 829-1236, Öffnungszeiten: Mo-Fr: 9-19 Uhr; So: 11-17 Uhr, www.deere.de
Mannheim 018
Friedrichsplatz mit Wasserturm und Rosengarten Auftakt bzw. Abschluss der Planken ist der römischmonumentale Wasserturm, das Wahrzeichen Mannheims. Er steht in einer der schönsten und größten Jugendstilanlagen Europas: am Friedrichsplatz. Der gelbe, 60 Meter hohe, barocke Sandsteinbau beeindruckt mit seiner aufwändig gestalteten Freitreppe und vielen Bildhauerarbeiten wie der Meeresgöttin Amphitrite. Einst diente der Turm als Trinkwasserreservoir, um die Wasserversorgung auch nach der Stadterweiterung in den 1870er Jahren zu gewährleisten. Zum Ensemble gehört auch der Rosengarten, ein Jugendstilbau mit großer musikaGenuss-Tipp lischer Vergangenheit. So traten schon Gustav Mahler, Richard Café Flo Strauß und Wilhelm Furtwängler im Ein Stückchen Frankreich unter Rosengarten auf, der heute als den Arkaden und atmosphäTagungs- und Kongresszentrum rischer Anziehungspunkt am genutzt wird und in dieser Wasserturm Funktion zu den wichtigsten in Friedrichsplatz 15 Deutschland zählt. 68165 Mannheim Wasserturm am Friedrichsplatz Tel. +49 (0)621 4182083 Friedrichsplatz 68161 Mannheim
Für den Bau des Wasserturms wurde 1885 ein Architektenwettbewerb veranstaltet.
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Kunsthalle Seit über hundert Jahren prägt die Kunsthalle das kulturelle Profil Mannheims und zählt deutschlandweit zu den renommiertesten Sammlungen im Bereich der Moderne und Gegenwart. Schon seit dem Gründungsjahr 1907 werden hier systematisch Meisterwerke der modernen Malerei und Bildhauerei gesammelt. In der Malerei bilden der deutsche und französische Impressionismus, die Neue Sachlichkeit, der Expressionismus und die abstrakte Kunst des deutschen und französischen Informel Schwerpunkte. Mit Spitzenwerken der Bildhauerkunst des 19. Jahrhunderts – unter anderem von Auguste Rodin, Edgar Degas, Honoré Daumier und Medardo Rosso – locken weltberühmte Künstler in das Museum am Friedrichsplatz und entführen die Besucher auf eine kunstgeschichtliche Reise von der Romantik über die klassische Moderne bis zur Gegenwart. Darüber hinaus stärken eine bedeutende grafische Sammlung und Ausstellungen zu Neuen Medien und aktuellsten Strömungen in der Skulptur nicht nur das internationale Renommee der Kunsthalle, sondern auch den Slogan des Gründungsdirektors Fritz Wichert: „Kunst für alle“. Kunsthalle Mannheim, Friedrichsplatz 4 68165 Mannheim, Tel. +49 (0)621 2936452 Öffnungszeiten: Di-So, Feiertage: 11-18 Uhr; Mi: 11-20 Uhr www.kunsthalle-mannheim.eu Mannheimer Planken Der Begriff Planken bezeichnete im 17. Jahrhundert die Palisaden vor dem Graben zwischen Zitadelle und Stadt. Ursprünglich führten die Planken vom heutigen Paradeplatz bis zum Wall der ehemaligen Zitadelle Friedrichsburg. Nach dem Wiederaufbau der Stadt und dem
Über Nacht ★★★★ Maritim Parkhotel Friedrichsplatz 2 68165 Mannheim Tel. +49 (0)621 15880 www.maritim.de
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Der Glaskubus der Mannheimer Planken ist ein Mahnmal für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus.
Verzicht auf die Zitadelle befinden sich die Mannheimer Planken heute im Zentrum der Mannheimer Quadrate und zählen zu den meistbesuchten Einkaufsmeilen Deutschlands. Seit 2003 erinnert ein schräger Glaskubus an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus, deren Namen in Spiegelschrift angebracht wurden. Über diverse Passagen mit exklusiven Fachgeschäften sind die Planken mit den Parallelstraßen Fressgass’ und Kunststraße verbunden. www.die-planken.de Mit dem Lied „Mannemer Dreck“ setzte die Sängerin Joy Fleming dem Gebäck ein musikalisches Denkmal.
Für Genießer Mannemer Dreck Der Mannemer Dreck ist ein Gebäck aus Nüssen, Zucker, Orangeat, Zitronat und Gewürzen und wird auf Oblaten gebacken und schließlich mit Schokolade überzogen. Seine Erfindung geht auf einen polizeilichen Erlass vom 15. Mai 1822 zurück, in dem
Genuss-Tipp Café & Konditorei Herrdegen E 2, 8 68159 Mannheim Tel. +49 (0)621 20185 www.cafe-herrdegen.de
021 Mannheim
Stadtamtsvorstand Herr von Jagemann eine Vorschrift verkündete, die „Jedermann mit zwei Reichstalern Strafe belegte, der den im Hause gesammelten Kot mit Kehricht auf die Straße brachte“. Ein Bäcker nahm dies zum Anlass, als humorvolle Antwort „Dreck“ herzustellen und ihn als Mannemer Dreck ins Schaufenster zu stellen. Das köstliche Gebäck gilt heute als typische Spezialität und wird in jeder Mannheimer Traditionskonditorei nach eigenem überliefertem Rezept hergestellt.
Jährliche Veranstaltungen Bertha Benz-Fahrt für Oldtimer 75 Jahre nach Bertha Benz’ legendärer Fahrt von Mannheim nach Pforzheim fand 1963 unter dem Titel „Bertha Benz-Fahrt“ erstmals eine Gedenkfahrt zu Ehren dieses historischen Ereignisses statt. Seit 1988 organisieren der „Allgemeine Schnauferlclub e.V.“ (ASC) und der „Mercedes Benz Veteranen Club von Deutschland e.V.“ (MVC), seit 2008 auch das Automuseum Dr. Carl Benz Ladenburg, alle zwei Jahre eine Gedächtnisfahrt in Form einer zweitägigen Oldtimer-Ausfahrt auf der Original-Route. Mit rund hundert historischen Fahrzeugen aus verschiedenen Nationen lässt die Bertha Benz-Fahrt so viele Oldtimer auf die Straßen zurückkehren wie sonst kaum eine andere vergleichbare Veranstaltung. Dabei handelt es sich bei der Fahrt nicht um ein Rennen, sondern um eine so genannte „historisch-touristische Zuverlässigkeitsfahrt“: exaktes Einhalten und komplettes Abfahren Über Nacht der Strecke werden streng kontrolliert. Zweck der Fahrt ist es, die City Hotel Mannheim überregionale Bekanntheit Tattersallstraße 20-24 Pforzheims zu stärken und in Bertha 68165 Mannheim Benz eine berühmte Pforzheimer Tel. +49 (0)621 408008 Persönlichkeit zu ehren. www.city-hotel-mannheim.de Bertha Benz-Fahrt www.bertha-benz-fahrt.de
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12
7
2
Adressen 1. 2. 3. 4. 5. 6.
Barockschloss Mannheim Jesuitenkirche TECHNOSEUM John Deere Forum Friedrichsplatz mit Wasserturm und Rosengarten Kunsthalle
023 Mannheim
9
5 10 11
3 8 4
7 . Mannheimer Planken 8 . City Hotel Mannheim 9 . Casa della Pasta 10 . CafĂŠ Flo 11 . Maritim Parkhotel 12 . CafĂŠ & Konditorei Herrdegen
Touristeninformation Willy-Brandt-Platz 3 (am Bahnhofsvorplatz) Tel. +49 (0)621 2938700 www.tourist-mannheim.de
Ein Tag in Mannheim 9.00 Uhr:
Frühstück im Café Flo
10.30 Uhr:
Kunsthalle
12.30 Uhr:
Mannheimer Planken
15.30 Uhr:
Technoseum
Beginnen Sie den Tag im Café Flo mit einem Kaffee und einem Croissant. Der Ort mit Patina präsentiert sich hübsch im französischen Stil und kann durchaus als Mannheimer Institution bezeichnet werden. Friedrichsplatz 15, 68165 Am monumentalen Friedrichsplatz befindet sich die Kunsthalle, die auf eine bedeutende Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunst verweisen kann. Francis Bacons schreiender Papst etwa ist zu sehen, wie auch Skulpturen von Auguste Rodin und Richard Long. Die Mannheimer Planken verlaufen durchs Zentrum der Quadratstadt und stellen eine der beliebtesten Einkaufsmeilen Deutschlands dar. Das Angebot von Adidas bis Zimmerli lässt Fashionistas jubilieren. Nach ausgiebigem Shopping empfehlen wir dann eine Rast im Traditionscafé Zeilfelder.
Auf einer großzügigen Ausstellungsfläche bietet dieses Landesmuseum für Technik und Arbeit einen umfassenden Einblick in die Geschichte der Industrialisierung
025 Mannheim
und in die von neuen Technologien geprägte Gegenwart. Die lebendige Zukunftswerkstatt Elementa lädt Besucher zur Interaktion ein. Museumsstraße 1, 68165
Eine exquisite Küche in modern-sachlichem Ambiente bietet das Restaurant Alchimia. Die frischen, mediterranen Gerichte von Küchenchefin Wilfriede SchneiderHahn haben zugegebenermaßen ihren Preis, der jedoch mit großartigen Geschmackserlebnissen adäquat entlohnt wird. G7 7, 68159
20.00 Uhr:
Ein gutes Essen verlangt nach einem ebensolchen Digestif. Lassen Sie den Abend in einer stilvollen Cocktailbar ausklingen. Gaumenfreuden bescheren die von eleganten Barkeepern sorgfältig zubereiteten Cocktailklassiker und Eigenkreationen in der Hagestolz Bar. Jungbuschstraße 26, 68159
22.30 Uhr:
Restaurant Alchimia
Hagestolz Bar
Feudenheim Fachwerkidylle am Neckar Als einstmals eigenständige Gemeinde ist Feudenheim heute ein beliebter Stadtteil Mannheims. Viele Grünflächen, eine nachbarschaftliche Atmosphäre und ein vielfältiges Einkaufs- und Dienstleistungsangebot locken vor allem junge Familien in den Stadtteil am Neckar. Zahlreiche FachwerkhäuÜber Nacht ser prägen das idyllische Erscheinungsbild des alten Ortskerns. ★★★ Gasthof Zum Ochsen Das 1632 erbaute Gasthaus „Zum Mannheims ältestes Gasthaus Ochsen“, das älteste Mannheims, seit 1632 und der 1593 erbaute Ziehbrunnen Hauptstraße 70 im Garten des Bonhoeffer-Hauses 68259 Mannheim-Feudenheim zeugen noch heute von einer Tel. +49 (0) 621 799550 wohlhabenden Vergangenheit. www.ochsen-mannheim.de Heute ist Feudenheim vor allem für seine vielfältigen Sport- und Das älteste Gasthaus Mannheims „Zum Ochsen“ steht unter Denkmalschutz.
027 Freudenheim
Kulturangebote bekannt, die unter anderen von diversen Turn- und Sportvereinen, einem Harmonikaverein oder einem Gospelchor getragen und gefördert werden. Der Verein Kulturtreff Altes Rathaus bündelt dabei mit französischen Chansonabenden, Ausstellungen, Konzerten und Theateraufführungen die kulturelle Unterhaltung der Feudenheimer. Neben zahlreichen Veranstaltungen und Aktivitäten organisiert die Feudenheimer Bürgergemeinschaft, die die meisten Vereine als Mitglieder unter einen Hut bringt, auch den Feudenheimer Kerwe und damit eines der besucherstärksten Straßenfeste der Region.
Sehenswertes Wasserturm Im nüchtern-sachlichen Stil der 1920er Jahre erbaut, gilt der Wasserturm als inoffizielles Wahrzeichen Feudenheims. 1905 sollte im Auftrag des Feudenheimer Gemeinderats eine zentrale Wasserversorgung für Feudenheim und seinen Nachbarort Wallstadt geschaffen werden. Die Pläne für das Bauwerk stammen vom bekannten Feudenheimer Architekten Julius Benzinger. Auch in den Nachbarorten Wallstadt und Straßenheim prägen ähnliche Türme aus der gleichen Zeit das Stadtbild. Wasserturm Ecke Talstraße/Andreas-Hofer-Straße 68259 Mannheim (Feudenheim) Jüdischer Friedhof Feudenheim Mit dem jüdischen Friedhof Feudenheim liegt im Bereich des Neckars neben dem Wasserturm
Der Wasserturm ist Feudenheims inoffizielles Wahrzeichen.
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ein Mahnmal der jüngeren Geschichte. Der Friedhof wurde 1858 an der Scheffelstraße direkt auf dem Ratsbuckel angelegt und bis ins Jahr 1900 genutzt. Auch heute befinden sich noch 53 Grabsteine auf dem Friedhof, der mittlerweile als geschütztes Kulturdenkmal eingetragen ist. Jüdischer Friedhof Feudenheim Scheffelstraße 29-37, 68259 Mannheim (Feudenheim)
Auf einer 40 Hektar großen Fläche erstreckt sich der Bürgerpark Feudenheim.
Bürgerpark Feudenheim Im Nordwesten des Stadtteils präsentiert sich der Bürgerpark Feudenheim, der auch Bürgerpark am Wingertsbuckel genannt wird, als besonderes landschaftliches Highlight Mannheims. Die baumbestandene Parklandschaft bietet neben Streuobstwiesen, zahlreichen Spiel- und Sportanlagen und vor allem dem naturgeschützten Trockenbiotop Bell so ziemlich alles, was es in keiner anderen Mannheimer Parkanlage gibt. Das Biotop liegt auf einer 2000 Quadratmeter großen Sanddüne. Hier hat sich eine Sandrasenvegetation entwickelt, die seltenen Pflanzen- und Tierarten als Rückzugsgebiet dient. Weitgehend naturbelassen, wurde das Biotop, dem vor allem als Frischluftschneise und Kaltluftentstehungsgebiet große Bedeutung zukommt, als Naturdenkmal unter Schutz gestellt. Bürgerpark Feudenheim, Björn-Kommer-Weg, 68259 Mannheim (Feudenheim)
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Adressen 1. 2. 3. 4.
Wasserturm Jüdischer Friedhof Feudenheim Bürgerpark Feudenheim Gasthof Zum Ochsen