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Alexander Grebennikov Natalia Mavricheva Yury Kolesnichenko Dr. Carola Siedhoff Susanne Gierds, Cornelia Kaluschke Friedrich Reip Henriette Damsa Henriette Damsa Henriette Damsa, Ricardo Quintas Bosch-Druck GmbH
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ISBN 978-3-941784-35-2 1. Auflage Berlin 2013 Explorise Wege t Band 4
Erlebnisziele Schifffahrt Eine Reise zu Geschichte und Gegenwart Dr. Carola Siedhoff
Berlin t Moskau
Inhaltsverzeichnis
Erlebnisziele Schifffahrt
008
Aus der Geschichte der Schifffahrt
010
Nordsee
031
Sylt Husum B체sum Cuxhaven Bremerhaven Wilhelmshaven Nordseebad Carolinensiel Nordseeheilbad Neuharlingersiel Nordseeinsel Borkum Helgoland
038 040 044 046 050 058 061 062 064 068
Ostsee
070
Flensburg Kappeln Kiel Laboe Rendsburg Fehmarn L체beck Rostock Stralsund D채nholm Sassnitz Greifswald
073 077 079 082 082 084 084 088 090 094 095 096
Elbe
098
Dresden Dessau-Roßlau Magdeburg Scharnebeck Lauenburg Hamburg Wedel Wischhafen
103 105 106 108 109 111 122 123
Weser
124
Hann. Münden Gieselwerder Minden Brake Elsfleth Bremen
128 129 130 134 137 138
Ems
144
Schloß Holte-Stukenbrock Münster Nordhorn Haren (Ems) Papenburg Emden Leer (Ostfriesland) Meppen
148 149 150 152 154 160 162 166
Rhein
168
Kreuzlingen Kressborn Basel Rheinau-Freistett Neuburg am Rhein Mainz Mannheim Koblenz Kamp Bornhofen St. Goar KĂśln DĂźsseldorf Duisburg Waltrop Rotterdam
171 173 174 176 176 178 179 180 182 182 184 186 188 190 192
Donau
194
Regensburg Windorf Ulm Kelheim Burgthann Neubeuern Aschach Linz Grein Spitz Wien Orth an der Donau
201 204 206 207 208 210 210 211 212 214 215 218
Quellen Register Abbildungsverzeichnis
220 222 226
Erlebnisziele Schifffahrt Wie heißt es so schön im deutschen Volkslied? Eine Seefahrt, die ist lustig, Eine Seefahrt, die ist schön Denn da kann man fremde Länder Und noch manches andre sehn. Man muss sich gar nicht mit dem Schiff in ferne Länder begeben, echte Schifffahrtsfans bleiben einfach in Deutschland und machen sich entlang der Nordsee, Ostsee, Elbe, Weser, Ems, Rhein und Donau auf zu den „Erlebniszielen Schifffahrt.“ Hier gibt es so manches zu sehen und entdecken, was das maritime Herz höher schlagen lässt. Lassen Sie sich entführen in klassische Schifffahrtsmuseen, an Deck alter Feuerschiffe oder zu Kuriositäten wie einem Buddelschiffmuseum! In diesem Reiseführer finden Meer-, Fluss- und Schiffsbegeisterte Erlebnisziele für einen Ausflug oder auch als Reiseziele. Der Reiseführer führt Sie aber nicht nur zu den verschiedenen Erlebnisplätzen, sondern liefert Ihnen auch vielfältige Informationen und Hintergrundwissen zur Schifffahrt, zu verschiedenen Boots- und Schiffstypen, wichtigen Personen aus der Geschichte sowie kleine unterhaltsame Geschichten, Gedichte und Sagen rund ums Thema Schifffahrt. Es werden sowohl große Museen als auch kleine private Sammlungen besucht und Genuss- und Übernachtungstipps gegeben, und es wird auf festliche Veranstaltungen hingewiesen. Im ersten Kapitel erfahren Sie interessante Dinge über die Geschichte der Seefahrt von den Römern bis zur Gegenwart. Lernen Sie zum Beispiel die Wikinger als erste Entdecker Amerikas kennen und die Niederländer als führende Schifffahrtsnation im 17. Jahrhundert sowie die geheimnisvolle Sage um den Fliegenden Holländer! Die bedeutendsten Seefahrer mit spannenden Literaturtipps zum Weiterlesen werden ebenso vorgestellt wie die schwersten Schiffskatastrophen und die bekanntesten Schiffe. Mit den technischen Neuerung des 19. Jahrhunderts steigen wir um aufs Dampfschiff und wandern mit den Passagierschiffen der HAPAG nach Amerika aus.
009
In der Binnenschifffahrtsgeschichte lernen Sie das früher übliche Treideln auf Flüssen kennen und erfahren, warum Schiffe von Tieren oder sogar auch mal von der Gattin des Schiffers stromaufwärts gezogen werden mussten. Ein bisschen Seemannsgarn gibt es schließlich natürlich auch noch zu Lesen. Dann machen wir uns auf an die Küsten von Nord-und Ostsee. Hier lernen Sie Klaus Störebeker und den Walfang in der Nordsee, sowie den Blanken Hans kennen. Von Sylt bis Helgoland kann man interessante Museen zu Sturmfluten, Piraten und Buddelschiffen erkunden. Auch kräftig gefeiert wird an der Nordseeküste: Mitsingen kann man etwa beim Shanty-Festival am Büsumer Museumshafen. Natürlich gibt es auch Genusstipps für alle Feinschmecker und vor allem Fischliebhaber. An der Ostseeküste kommen wir zu den Hansestädten mit den heute noch gefeierten Hansetagen. Erfahren Sie, wie Sie mit einem Kapitän die Altstadt von Flensburg erkunden können und besuchen Sie die Gorch Fock in Stralsund! Nach der Küste geht es schließlich wieder ans Flussufer. An der Elbe in Hamburg stoßen wir wieder auf Störtebecker, dem hier sogar ein Denkmal gesetzt wurde. Hamburg ist das Eldorado für alle Schifffahrtfans. Die Elbe hat wirklich viel zu bieten: So können Sie etwa in Wedel Schiffe begrüßen und in Glückstadt in Matjes schwelgen. An der Weser treffen wir auf das Wasserstraßenkreuz Minden und den Mittellandkanal. In Bremen laden das „Schulschiff Deutschland“ und die Maritime Meile zur ausgiebigen Entdeckungstour ein. An der Emsquelle gibt es die Emserlebniswelt zu sehen. Der Höhepunkt dieses Flusses ist aber natürlich die Meyer-Werft, wo große Kreuzfahrtschiffe gebaut werden. Am Rhein mit seinen Burgen wird es ganz romantisch und sagenhaft. Hier treffen wir zum Beispiel die Lorely und begeben uns auf die Veranstaltungen „Rhein in Flammen“ und „Kölner Lichter“. Die Reise geht von Basel in der Schweiz bis zum größten Seehafen Europas in Rotterdam. An der schönen blauen Donau schließlich, dem europäischen Fluss schlechthin, beginnen wir in Regensburg. Die Reise führt über Wien bis nach Orth in Österreich. Feiern Sie zum Beispiel den „Danube Day“ mit allen zehn Donauanrainerstaaten und lernen Sie die Donauschwaben kennen! Ich wünsche Ihnen viel Spaß auf dieser Schiffsreise zu Land! Dr. Carola Siedhoff
Aus der Geschichte der Schifffahrt Die Schifffahrt übt eine besondere Faszination auf den Menschen aus, denn sie „erzählt“ von Abenteuern, fremden Ländern und Kulturen, Entdeckungen und der Unendlichkeit des Meeres. So boomt die Kreuzfahrt heutzutage wie nie. Man kann fast alle Gegenden der Welt auf Schiffen bereisen und den Komfort an Bord genießen. Aber auch an Land lassen sich echte Schifffahrtsfans gerne mal eine frische Brise Seeluft um die Nase wehen. Hierfür gibt es eine Vielfalt an Möglichkeiten, wovon dieses und die folgenden Kapitel erzählen werden.
Drents Museum Brink 1 NL-9401 HS Assen Tel. +31 (0)592 377773 www.drentsmuseum.nl Schiff der Phönizier, die das erste große Seefahrervolk waren
Geschichte der Seeschifffahrt in Europa Die Geschichte der Seefahrt ist uralt. Die Verwendung von Wasserfahrzeugen begann höchst wahrscheinlich schon während der mittleren Altsteinzeit (120.000 - 60.000 v.Chr.) Dabei waren Einbäume, aus dem ausgehöhlten Stamm gefertigte Boote, die Urform des Bootes. Der älteste erhaltene Einbaum Mitteleuropas wurde 1955 in dem kleinen Moor Blikkenveen südlich von Groningen in den Niederlanden beim Bau einer Autobahn gefunden. Der Einbaum soll aus der Zeit um 6.300 v.Chr. stammen. Zu sehen ist er im niederländischen Drents Museum in Assen.
011
Die leichtere Variante des Einbaums war das Fellboot. Es wurde von Jägernomaden bevorzugt und konnte auch auf dem Landweg transportiert werden. Dabei wurde das Gestell aus Walknochen hergestellt und häufig mit Rindsleder bespannt. Fellboote wurden in vielen Gebieten der Erde gefunden, man kennt sie heute noch in der weiterentwickelten Form als Kanadier oder Kajaks. Zu den ältesten Wasserfahrzeugen zählt auch das Seeschlacht der punischen Floß. Auf ihm konnten Menschen ein Gewässer hinuntertreiben Kriege in der Antike oder sich durch Staken mit langen Stangen fortbewegen. Die ersten Segelschiffe kamen vermutlich aus Ägypten. Auf einer Urne aus Luxor, die auf 5000 v. Chr. datiert wird, befindet sich die älteste bekannte Darstellung eines Schiffes mit Segel. Die Schiffe der Ägypter verkehrten auf dem Nil und an der Mittelmeerküste bis zum Libanon. In der Antike (um 1200 v. Chr. bis ca.600 n. Chr.) eroberten die Phönizier (Phönizien lag im Bereich des heutigen Libanons und Syriens) als erfolgreiche Bootsbauer und Seefahrer das Meer. Sie waren ein in der gesamten Antike des vorchristlichen Jahrhunderts bekanntes Händler- und Seefahrervolk und umrundeten mit ihren bis zu 30 Meter langen Handelsschiffen bereits um 600 v. Chr. erstmals den afrikanischen Kontinent, befuhren die Straße von Gibraltar und reisten auf Was ist eine Galeere? dem Atlantik bis nach Britannien. Die Griechen übernahmen die Technik des Bootsbaus und schufen Galeeren nach phönizischem Vorbild, und als die Römer um die Vorherrschaft im Mittelmeerraum kämpfte, wurden auch sie zu einem seefahrenden Volk. Sie kopierten vor dem ersten Punischen Krieg (264-241 v. Chr.) die Galeeren nach griechischem Vorbild.1 Das Museo Storico Navale (SchiffEine Galeere ist ein gerudertes Kriegsschiff mit fahrtsmuseum in Venedig) dokuschlankem und flachem Rumpf. Es wurde vor allem mentiert die Geschichte der Seefahrt in der frühen Neuzeit genutzt. Die Galeere war und der Seestreitkräfte der Republik ein wendiges, schnelles Schiff. Ab dem 13. JahrVenedig und Italiens. Hier findet man hundert war sie im Mittelmeerraum der einzige Kriegsschifftyp. eine große Sammlung, zu der etwa das Modell einer Galeere (nach einem
Aus der Geschichte 012 der Schifffahrt
Museo Storico Navale di Venezia Riva S. Biasio Castello 2148 I-30122 Venedig Tel. +39 (0)41 2441399
Das „Neumagener Weinschiff“: ungewöhnliches Grabmal eines römischen Weinhändlers
archäologischen Fund aus der Lagune gestaltet) und originale Gondeln und Frachtfahrzeuge gehören. Venedig war seit dem Spätmittelalter eine bedeutende Handelsstadt, und auch während der frühen Neuzeit blieben Venedig und Genua die wichtigsten Seemächte, die den Handel mit der arabischen Welt dominierten. Bis 1797 war Venedig die Hauptstadt der Republik Venedig und unterhielt die meisten Kriegsund Handelsschiffe Europas. Seit der Ausdehnung des Römischen Reiches fuhren Galeeren auch auf germanischen Gewässern. Besonders auf dem Rhein wuchs die Bedeutung von Schiffbau und Schifffahrt. Durch das Auftauchen der römischen Kriegsschiffe kamen neue Technologien nach Mitteleuropa und wurden von einheimischen Bootsbauern übernommen. Die Galeeren wurden auch als Frachtschiffe genutzt. Das berühmte „Neumagener Weinschiff “ gilt als Beleg für diese Entwicklung: Hierbei handelt es sich um das Grabmal eines römischen Weinhändlers aus der Zeit um 220 n. Chr. Ursprünglich bestand dieses Grabmal aus zwei Weinschiffen. Es wurde 1878 in Neumagen-Dhron als Teil des Fundaments einer Burganlage gefunden.
013 Aus der Geschichte der Schifffahrt
Das Original steht im Rheinischen Landesmuseum in Trier. Wer auf einer echten Galeere fahren möchte, sollte unbedingt Neumagen-Dhron an der Mosel besuchen. Hier liegt das im Jahr 2007 original nachgebaute Römerschiff „Stella Noviomagi“. Das Schiff kann für bis zu vierzig Personen gechartert und auf Wunsch auch selbst gerudert werden. Bereits die Griechen begannen, Häfen anzulegen, die den Schiffen bei schlechtem Wetter Schutz boten und das Be- und Entladen erleichterten. Über den größten Mittelmeerhafen der Antike verfügte Ägypten mit Alexandria. Die Römer bauten bereits durch Ton abgedichtete Kästen, die leer gepumpt werden konnten, damit ein Fundament im Trockenen gebaut werden konnte. Römische Flottenhäfen im Mittelmeer waren u.a. Forum Julii, Ravenna, Portus Romae oder auch Heraclea. Zwischen 800 und 1100 befuhren Wikingerschiffe die Nord- und Ostsee und den Atlantik. Das Wort „Wikinger“ stammt aus dem altnordischen Substantiv „vikinger“, was „Seekrieger, der sich auf langer Fahrt von der Heimat entfernt“ bedeutete. „Wikinger“ ist also eher eine Zustandsbestimmung, „denn ein Wikinger ist ein Skandinavier, der sich auf Beutefahrt
Rheinisches Landesmuseum Weimarer Allee 1 D-54290 Trier www.landesmuseumtrier.de Infopavillon Weinschiff Pelzersgasse 5–7 D-54347 Neumagen-Dhron Tel. +49 (0)6507 702061 www.roemerweinschiff.de
Das Ölgemälde von Nikolas Roerig, „Gäste aus Übersee - Ein Bild zur Tradition“ von 1901, zeigt ein Wikingerschiff.
Aus der Geschichte 014 der Schifffahrt
befindet.“2 Die Wikinger stammten aus dem Nord- und Ostseeraum Dänemarks, Schwedens und Norwegens. Sie waren kein einheitliches Volk, sondern ein Konglomerat verschiedener Völker aus dem Norden, die ab dem 9. Jahrhundert auf dem europäischen Kontinent einfielen. Was ist ein Langschiff? Die Skandinavier lebten als ärmliche Bauern, die hart ums Überleben kämpften. Ihre beschwerlichen und gefährlichen Reisen unternahmen sie, um sich bessere Lebensverhältnisse zu schaffen. Sie überfielen Mitteleuropa aber nicht nur, sondern waren auch als Händler unterwegs und tauschten Güter wie Honig, Wachs, Bernstein, Felle, Tierhäute und Waffen gegen Edelmetalle, Silber, Das Langschiff war eine Art Vorgänger der Seide, Gewürze und Rüstungen. Schlachtschiffe. Es war so gebaut, dass die gegneSie waren es auch, die als erste Europäer rischen Schiffe von oben herab bekämpft werden Amerika entdeckten. Bjarne Herjolfsson konnten, gleichzeitig aber nicht leicht zu entern gilt als einer der ersten möglichen Entwaren. Langschiffe waren besonders schwer und decker Amerikas. Er landete im Jahr 985 lagen tiefer im Wasser, waren so aber auch in ihrer Seetüchtigkeit eingeschränkt. anders als geplant nicht an der Küste von Grönland, sondern in Folge eines
Der Seefahrer Leif Eriksson entdeckte von Grönland aus die Küsten von Labrador und Neufundland.
015 Aus der Geschichte der Schifffahrt
Sturmes an der Küste von Kanada. Was ist ein Lastschiff? Leif Eriksson war ein isländischer Entdecker. Er gelangte im Jahr 992 an Das Lastschiff war auf Tragfähigkeit und nicht die Küste Neufundlands. Eine skandiauf Schnelligkeit ausgerichtet. Einer der größeren navische Siedlung auf Neufundland bei Typen dieser Art wurde Knorr genannt. Mit ihm wurden die Transatlantikfahrten der Wikinger L’Anse aux Meadows, die zum UNESCO unternommen. Weltkulturerbe gehört, belegt, dass die Wikinger als erste Europäer auf den nordamerikanischen Kontinent stießen. Die Wikinger bauten zwei unterschiedliche Haupttypen von Schiffen: Das Langschiff (ein Kriegsschiff ) und das Lastschiff (Knorr). Beide waren mit Segeln ausgestattet und das Schiff hatte ein Deck zum Rudern und einen Stauraum unter Deck. Für echte Wikingerfans gibt es nur ein Ziel: Haithabu. Hierbei handelt es sich um den besterforschten frühmittelalterlichen Hafen Deutschlands. Die Wikinger lebten hier vom 8. bis zum 11. Jahrhundert.³ Am Rande des historischen Halbkreiswalls von Haithabu wurde 1985 das Wikinger-Museum Haithabu vom Archäologischen Landesmuseum Schloss Gottorf erbaut. Hier lernt der Besucher die Lebensverhältnisse der frühen Stadt Haithabu kennen und kann sich sowohl Originalfunde als auch rekonstruierte Modelle ansehen. Das spektakulärste Ausstellungsstück ist ein wiederaufgebautes LangWikinger-Museum Haithabu schiff, das im Hafen von Haithabu gefunden wurde. Am Haddebyer Noor 5 Die Wikingerzeit endete im 11. Jahrhundert, als Dänemark, SchweD-24866 Busdorf den und Norwegen große Königreiche wurden und die Bevölkerung Tel. +49 (0)4621 813222 begann, sesshaft zu werden. www.schloss-gottorf.de/ Der nächste größere Einschnitt in der Geschichte der Seefahrt ist haithabu/das-museum die Hansezeit. Vom 12. bis ins 15. Jahrhundert waren tausende von Hansekoggen auf der Nord- und Ostsee unterwegs. Sie waren In Haithabu kann man auch ideale Frachter und ausgestattet mit Mast und Segel und einer Wikingerhäuser sehen. (oben) Vorrichtung zum Rudern.
Aus der Geschichte 016 der Schifffahrt
Das Gemälde von Abraham Storck zeigt die Seeschlacht von Texel am 11. August 1673.
Als Innovation dabei galt die Einführung des Heckruders zur Schiffssteuerung. Die Hanse-Kaufleute setzten auch den Bau von Kaianlagen, Häfen und Hafenkränen fort und führten Kompass und Leuchtfeuer ein. Zum Ende des Mittelalters im 15. Jahrhundert rückten die Entdeckung fremder Länder und der Handel Was sind Fleuten? mit ihnen in den Vordergrund der Seefahrt. Fleuten sind aus rein wirtschaftlichen Gründen Im 17. Jahrhundert waren die Niederkonstruierte, lange Handelsschiffe mit rundem länder die führende SchifffahrtsnaAchterschiff. Sie zeichnen sich durch ihre lange, tion Europas. Sie bauten besonders bauchige Form mit flachem Boden aus. Diese profitbringende kleine Schiffe, die Schiffsform wurde ab Ende des 16. Jahrhunderts wirtschaftlicher als große Frachtsegler gebaut und nahm bis zum Ende des 18. Jahrhunwaren und hohe Geschwindigkeiten derts eine führende Stellung in der europäischen Handelsschifffahrt ein. erreichten. Diese Schiffstypen, zu denen Fleuten und Bojer gehörten, wurden „Fliegende Holländer“ Was sind Bojer? genannt, da sie schneller, billiger und erfolgreicher als andere Schiffe waren. Bojer sind rundgebaute und flache Watt- und Dies lag vor allem darin begründet, Küsten-Segelschiffe. Sie besitzen einen flachen dass sich ihre Segel dank höherer Boden und breite Seitenschwerter und wurden Masten leichter handhaben ließen und zum Transport von Frachten eingesetzt. Ausgesie obendrein einen geringen Tiefgang stattet als Anderthalbmaster wurde der Bojer zum hatten, der den niederländischen flabekanntesten Küstensegler im Nordeuropa des chen Häfen angepasst war. Insgesamt 16. Jahrhunderts. waren diese Schiffe besonders schmal.
017 Aus der Geschichte der Schifffahrt
Die bedeutendsten Seefahrer Heinrich der Seefahrer (* 4. März 1394 in Porto, Portugal; † 13. November 1460 in Sagres, Portugal) war Prinz von Portugal aus dem Hause Avis und portugiesischer Seefahrer. Seine Entdeckungsfahrten entlang der westafrikanischen Küste waren der Beginn der portugiesischen See- und Kolonialmacht und Auftakt der europäischen Expansion. Bartolomeu Diaz (* um 1450 in der Algarve; † 29. Mai 1500 südlich des Kaps der Guten Hoffnung) war ein portugiesischer Seefahrer und Entdecker. Er umsegelte 1487/88 als erster Europäer die Südspitze Afrikas. Das Kap nannte Diaz „Cabo tormentoso“ (Kap der Stürme). König Juan II. taufte es schließlich in „Cabo de boa esperanca“ (Kap der Guten Hoffnung) um.
Der Fliegende Holländer
Die Sage vom Fliegenden Holländer handelt von einem verdammten Kapitän im 18. Jahrhundert, der beim Versuch das Kap der Guten Hoffnung zu umschiffen, schwört, dies bis zum Jüngsten Tag zu versuchen, wenn es sein muss, was auch geschieht. So muss der Kapitän bis zum Ende aller Tage auf einem Gespensterschiff auf dem Meer umherfahren. Die Gegend galt auch für die Schifffahrt als besonders gefährlich.
Christoph Kolumbus (* im Jahr 1451; † 20. Mai 1506 in Valladolid, Spanien) war ein italienischer Seefahrer in spanischen Diensten. Er gilt als der Entdecker Amerikas, weil seine Reisen zur Kolonisation in Amerika führten. Entdeckt wurde der Kontinent aber schon rund 500 Jahre früher von isländischen Seefahrern. Zhèng Hé (* 1371 Kunming in der Provinz Yunnan, China; † 1433 oder 1435) war der berühmteste chinesische Admiral und bedeutendsten Seefahrer. Er unternahm zwischen 1405 und 1433 sieben große Expeditionen in den Pazifik und den Indischen Ozean. Ferdinand Magellan (* 1480 in Sabrona, Portugal; † 27. April 1521 auf Mactan, Philippinen) war ein portugiesischer Seefahrer, der für die spanische Krone segelte. Magellan begann die erste Weltumseglung, bei der er aber auf der Insel Mactan (im philippinischen Archipel der Visayas) von Einheimischen getötet wurde.
Der portugiesische Seefahrer Magellan startete eine erste Weltumseglung.
Aus der Geschichte 018 der Schifffahrt
Sir Francis Drake (* um 1540 in Tavistock, England; † 28. Januar 1596 bei Portobelo, Panama) war ein britischer Freibeuter, Entdecker und Admiral und der erste britische Weltumsegler. James Cook (* 27.Oktober 1728 in Marton bei Middlesbrough, England; † 14. Februar 1779 auf Hawaii) war ein britischer Seefahrer und Entdecker. Er unternahm drei Fahrten in den Pazifischen Ozean, auf denen er zahlreiche Inseln entdeckte und weitere vermaß und kartographierte. Er wurde 1779 auf Hawaii erschlagen. Der erste Weltumsegler: Sir Francis Drake
Seefahrer und Entdecker: James Cook
Die „Teutonic“ als erstes Dampfschiff ohne Segel
Dampfschifffahrt Das erste Dampfschiff baute 1783 der französische Ingenieur Claude de Jouffroy d’Abbans. Trotzdem dauerte es noch über hundert Jahre, bis 1889 mit dem White Star Liner „Teutonic“ der erste Dampfer ohne jegliches Segel in Dienst gestellt wurde. Die „RMS Teutonic“ war ein britisches Passagierschiff. Es beförderte 1.490 Passagiere zwischen Liverpool und New York. In der Dampfschifffahrt von Europa über den Atlantik nach New York begann auch der Kampf um das „Blaue Band“, einer Ehrung für das schnellste Passagierschiff auf der Transatlantikroute. Der große Vorteil der Dampfschiffe war ihre Unabhängigkeit vom Wind. Waren und Personen konnten jetzt in einer berechenbaren Zeit transportiert werden. Befeuert wurden die Dampfer mit Holz, Briketts und Kohle. Ihren Höhepunkt fand die Dampfschifffahrt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Abgelöst wurden die Dampfschiffe durch Schiffe mit Dieselantrieb und beim Passagiertransport vor allem durch Flugzeuge. Passagierschifffahrt In Zeiten der Massenauswanderungen im 19. Jahrhundert bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts fuhren fast täglich Auswandererschiffe von Europa nach Nordamerika. Besonders beteiligt an der Auswanderung war die Hapag (Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft), gegründet 1847 in Hamburg. Ziel war es, einen schnellen, zuverlässigen Liniendienst zwischen Hamburg und Nordamerika aufzubauen. Dabei wurden die Passagiere nicht mehr nur als „Menschenfracht“, sondern als Kunden verstanden.4
019 Aus der Geschichte der Schifffahrt
1891 schickte der damalige Direktor der Passageabteilung, Albert Ballin, das Flaggschiff „Augusta Victoria“ 1891 auf eine zweimonatige Vergnügungsreise ins Mittelmeer. Von seinen Kollegen wurde er für verrückt erklärt, doch die Urlaubsreise mit Landausflügen in 13 Häfen wurde ein Riesenerfolg und somit zur Premiere der modernen Kreuzfahrt. Von Cuxhaven ging es via Southampton, Gibraltar und Genua nach Kairo, Jerusalem, Damaskus, Konstantinopel (Istanbul) und Athen und dann via Malta, Neapel und Lissabon zurück nach Hamburg. Unter den 241 Passagieren befand sich auch Albert Ballin selbst.
Die deutsche Reederei Hapag hat als Wahlspruch: „Mein Feld ist die Welt“. Mit der „Augusta Victoria” konnte man 1891 die erste Vergnügungsreise der Welt unternehmen (unten l.). Adolph Godeffroy war Mitbegründer und erster Direktor der Hapag.
Aus der Geschichte 020 der Schifffahrt
Auswanderermuseum Ballinstadt Veddeler Bogen 2 D-20539 Hamburg Tel.: +49 (0) 40 31979160 Öffnungszeiten: April – Okt.: tägl. 10–18 Uhr; Nov. – März: tägl. 10–16.30 Uhr Letzter Einlass eine Stunde vor Schließung
Vor rund hundert Jahren waren die Auswandererhallen in Hamburg für viele Auswanderer der letzte Stützpunkt in der alten Heimat vor dem Abschied in Richtung Neue Welt. Das Auswanderermuseum Ballinstadt, benannt nach Albert Ballin, zeigt die Geschichte der Auswanderung von 1850 bis 1938 über Hamburg nach Amerika in den drei wiedererrichteten Gebäuden der ehemaligen Auswanderer auf der Hamburger Veddel.5 Auch das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven steht an einem historischen Standort. Es liegt am 1852 eröffneten Neuen Hafen, von dem bis 1890 rund 1,2 Millionen Menschen nach Amerika auswanderten. Es handelt sich um ein europaweit einzigartiges Erlebnismuseum, das einen Besuch wert ist. Deutsches Auswandererhaus Columbusstraße 65 D-27568 Bremerhaven Öffnungszeiten: März – Okt.: tägl. 10–18 Uhr; Nov.–Feb.: tägl. 10–17 Uhr www.dah-bremerhaven.de
021 Aus der Geschichte der Schifffahrt
Hansaschiffe im 14. und 15. Jahrhundert Die „Ictineo II“ ist 1864 das erste maschinengetriebene U-Boot (ganz unten).
Militärschifffahrt und U-Boote Unter seefahrenden Völkern gab es bereits sehr früh für die Kriegsführung ausgerichtete Schiffe. Vor allem die Römer besaßen schon eine Marine und Kriegsflotte. Sie setzte sich aus Hauptflotten, Provinzflotten und Flottillen zusammen. Die Hauptflotten überwachten das Mittelmeer und v.a. die italienische Küste, um sie vor Angreifern zu schützen. Die Provinzflotten versorgten und transportierten die als Kämpfer eingesetzten Personen und belieferten in Friedenszeiten die Provinzen mit Getreide. Flottillen waren kleine Schiffsverbände, die auf größeren Binnengewässern eingesetzt wurden. Die Koggen der Hanse waren alle für den Kampf von Schiff gegen Schiff auf dem Meer ausgelegt. Zum Ende des 19. Jahrhunderts entstanden U-Boote und Flugzeugträger für den Seekrieg. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde ein neuer Typ von Kriegsschiff gebaut: die Dreadnought-Klasse. Die „HMS Dreadnought“ war von 1906 bis 1920 ein Schlachtschiff der britischen Royal Navy. Das Schiff wurde mit Dampfturbinen angetrieben und mit schwerer Artillerie ausgestattet. Der Bau führte zum weltweiten Flottenwettrüsten vor dem Ersten Weltkrieg. Bei den U-Booten war es bereits Leonardo da Vinci, der im Jahr 1515 auf dem Reißbrett ein Ein-MannTauchboot konstruierte. Der niederländische Erfinder Cornelis Jacobszoon Drebbel schließlich baute im Jahre 1620 das erste manövrierbare Unterwasserfahrzeug,
Erstes funktionstüchtiges Unterseeboot von 1620 (mitte) Die HMS Dreadnought: ein britisches Schlachtschiff
Aus der Geschichte 022 der Schifffahrt
Deutsches Marinemuseum Südstrand 125 D-26382 Wilhelmshaven Tel. +49 (0)4421 400840 www.marinemuseum.de
Per Handkurbel wurde die „CSS Hunley“ betrieben. Sie schaffte es, als erstes U-Boot ein Schiff zu versenken.
Durch Containerschiffe wie die „Ideal X” konnte viel Zeit und Geld gespart werden.
ein mit Leder überzogenes Holzruderboot. Erst 1864 wird mit der „Ictineo II“ das erste U-Boot mit maschinellem Antrieb zu Wasser gelassen. Gebaut wurde es von Narcís Monturiol. Das Boot besteht aus Holz, verstärkt durch Kupferzargen, und ist mit ca. 2 Millimeter dicken Kupferplatten beschlagen. Während des amerikanischen Bürgerkriegs (1861-1865) kamen mehrere handgetriebene U-Boote zum Einsatz, und die „CSS Hunley“ versenkte am 17. Februar 1864 das gegnerische Schiff „USS Housatonic“. Damit war sie das erste U-Boot, das ein Schiff abschoss. Alles zur Militärschifffahrt und zu U-Booten erfährt man Sie im Deutschen Marinemuseum in Wilhelmshaven (siehe S. 58). Containerschiffe Containerschiffe entstanden in den 1950er Jahren in den USA. 1955 wurde die „Clifford J.Rogers“ in den Dienst gestellt, 1956 folgte der umgebaute Tanker „Ideal X“. 1960 wurde die „Sea-Land Corporation von der McLean Reederei gegründet: Sie gehört zu den Pionieren der Containerschifffahrt. 1966 lief in Bremen mit der „Fairland“ das erste Containerschiff der Reederei Sea-Land in Deutschland ein. Ab 1968 wurde der Linienverkehr im Nordatlantik auf den Containerverkehr umgestellt, und im selben Jahr wurden auch die ersten deutschen Containerschiffe gebaut: der „Weser Express“ für den Norddeutschen Lloyd in Bremen (gebaut vom Bremer Vulkan) sowie
023 Aus der Geschichte der Schifffahrt
der „Elbe-Express“ für die Hapag (gebaut von Blohm & Voss). Das weltgrößte Museums-Frachtschiff ist die „Cap San Diego“. Sie ist in Hamburg zu besichtigen (siehe S. 119).
Museumsschiff Cap San Diego Überseebrücke D-20459 Hamburg Tel. +49 (0)40 364209 www.capsandiego.de
Aus der Geschichte 024 der Schifffahrt
Stahlstich von Treidelschiffen auf dem LudwigDonau-Mai-Kanal
Der Nordostseekanal wird gebaut.
Binnenschifffahrt Doch Schifffahrt beschränkt sich natürlich nicht nur auf die Weltmeere, auch auf Flüssen, Kanälen und Seen gibt es Güter- und Personentransport. In der Binnenschifffahrtsgeschichte gibt es eine Entwicklung von der Flößerei über Treidelschifffahrt und Dampfschifffahrt hin zum Motorschiff. Bereits um 50 v. Chr. wurden vor allem Flöße und Einbäume zum Transport von Menschen und Gütern auf dem Rhein eingesetzt. Flussaufwärts wurden die Schiffe traditionell durchs Treideln gezogen. Das Treideln, auch Schiffsziehen, Bomätschen oder Recken genannt, ist das Ziehen von Schiffen auf Wasserwegen stromaufwärts durch Menschen oder Zugtiere wie Pferde. Man geht davon aus, dass bereits die Jäger und Sammler der Altsteinzeit Wasserfahrzeuge zum Transport ihrer Beute nutzten. Während der Römerzeit, ca. 1. Jahrhundert v. Chr. bis 400 n. Chr., befuhren Kriegsflotte und Handelsflotte den Rhein, den Neckar und die Mosel. Die römischen Siedlungen wurden durch den Bau von Kanälen, Kai- und ersten Hafenanlagen versorgt. In der nachrömischen Zeit kam es zum Rückgang der Binnenschifffahrt, denn eine vom Adel geprägte, bäuerliche Wirtschaftsordnung benötigte keine Schiffe und Häfen mehr. Einen neuen Aufschwung der Binnenschifffahrt gab es erst wieder
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unter Karl dem Großen um 800 n. Chr. Es wurden wieder Waren transportiert und auch Reisen unternommen. Im 14. Jahrhundert schlossen sich Schiffer in Zünften zusammen und begannen den Warenverkehr auf den Flüssen zu organisieren.6 Blütezeit der Flößerei auf den Flüssen war das 17. Jahrhundert. Zu dieser Zeit wurden große Holzmengen nach Holland transportiert. Am 12. Juni 1816 fuhr als erstes Dampfschiff die englische „The Defiance“ auf dem Rhein bis nach Köln und eröffnete so das Zeitalter der Dampfschifffahrt. Damit änderte sich auch das Berufsbild der Binnenschiffer: Es wurden plötzlich Mechaniker und Heizer gebraucht, und auch auf den Werften arbeiteten nun Kesselund Maschinenbauer. Durch die Entstehung des deutschen Kaiserreichs 1871 und die wirtschaftliche Einigung im Zollverein wurde die Binnenschifffahrt einfacher. Es wurden neue Kanäle wie der Nord-Ostsee-Kanal und der Dortmund-Ems-Kanal mit dem Schiffshebewerk bei Henrichenburg gebaut. Das Schiffshebewerk kann man besichtigen (siehe S. 191). Die Binnenschifffahrt ist heute vor allem ein Verkehrsträger für Massengüter. Dabei eignen sich die Wasserstraßen besonders gut zum Transport von Schwerlasten und überdimensionierten Großkonstruktionen wie Windkraftanlagen. Schütt- und Massengüter wie Erze, Kohle und Stahl dominieren mit einem Anteil von rund 70 Prozent der Gesamtmenge das Geschäft der Binnenschifffahrt.
Schiffshebewerk Henrichenburg Am Hebewerk 2 D-45731 Waltrop Tel. +49 (0)2363 97070 www.lwl.org
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Museum der Deutschen Binnenschifffahrt Apostelstraße 84 D-47119 Duisburg Tel. +49 (0)203 8088940 www.binnenschifahrtsmuseum.de hamburgmuseum Stiftung Historische Museen Hamburg Holstenwall 24 D-20355 Hamburg Deutschland Tel. +49 (0)40 428132100 www.hamburgmuseum.de
Auf dem Columbian Half Dollar ist die Santa Maria, Kolumbus’ Flaggschiff, zu sehen. An der zweiten Expedition der HMS Beagle nahm Charles Darwin teil (r. oben). Die Wilhelm Gustloff sank, nachdem sie von drei Torpedos getroffen worden war (r. mitte). 1912 war die Titanic das größte Schiff der Welt (r.).
Aber auch Container werden auf Binnenwasserstraßen befördert. Derzeit erfolgt der größte Teil der Containertransporte auf dem Rhein.7 Die Vorteile des Transports auf Flüssen sind niedrige Transportkosten, große Ladekapazitäten und Umweltverträglichkeit. Alles zur Binnenschifffahrt erfahren Sie im Museum der Deutschen Binnenschifffahrt in Duisburg (siehe S. 188). Auch für den Tourismus werden die Binnenwasserstraßen genutzt. Das Geschäft mit Fahrgastschiffen für Tagesausflugsfahrten beträgt derzeit rund 25 Prozent. Ebenfalls großer Beliebtheit erfreuen sich Flusskreuzfahrten auf Kabinenschiffen. Die bekanntesten Schiffe Die „Bunte Kuh“ war eins der Führungsschiffe der hansischen Flotte und führte im Jahre 1401 den Angriff auf den Seeräuber Klaus Störtebeker. Ein Modell der „Bunten Kuh“ befindet sich im hamburgmuseum. Mit dem Schiff „Santa Maria“ suchte Christoph Kolumbus auf seiner
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ersten Expedition von 1492 bis 1493 den Seeweg nach Indien. James Cook war mit dem Segelschiff „Endeavour“ von 1768 bis 1771 auf seiner ersten Entdeckungsreise. Charles Darwin reiste auf der „HMS Beagle“ von 1831 bis 1836 nach Südamerika und zu den Galapagos-Inseln. Die „RMS Titanic“ ist wohl das bekannteste Schiff überhaupt. Sie gehörte der britischen Oceanic Steam Navigation Company und wurde 1912 fertiggestellt. Die „Bismarck“, benannt nach dem früheren deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck, war eines der größten und kampfstärksten Schlachtschiffe. Die „Wilhelm Gustloff“ war ein deutsches Passagierschiff der nationalsozialistischen Organisation „Kraft durch Freude“. Es wurde am 30. Januar 1945 von einem sowjetischen U-Boot versenkt.
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Der Untergang der Titanic machte weltweit Schlagzeilen.
Riesenkalmare waren nur vermeintliches Seemannsgarn.
Schwere Katastrophen der Schifffahrt 14. April 1912: Die „RMS Titanic“ kollidiert auf ihrer Jungfernfahrt mit einem Eisberg. Das Schiff sinkt innerhalb von zwei Stunden und 40 Minuten. Es ertrinken rund 1.500 Menschen. 6. Dezember 1917: Der norwegische Frachter „Imo“ kollidiert mit dem französischen Munitionstransporter „Mont Blanc“. Die Explosion verursacht große Schäden in der Stadt und tötet rund 1630 Menschen. 13. April 1944: Im Hafen von Bombay, damals Britisch-Indien, fängt die Baumwollladung auf dem Schiff „Fort Stikine“ Feuer. Der Brand greift auf das ganze Schiff, den Hafen und die Stadt über. Es sterben rund 1.500 Menschen. 30. Januar 1945: Die „Wilhelm Gustloff“ wird vom sowjetischen U-Boot „S-13“ in der Ostsee versenkt. Es sterben ca. 9.000 Menschen. Damit gilt der Untergang als der verlustreichste Schiffsuntergang der Welt (bezogen auf ein einzelnes Schiff ). 16. April 1945: Der Frachter „Goya“ wird vom sowjetischen U-Boot L-3 beschossen. Es ertrinken rund 7.000 Menschen, überwiegend Flüchtlinge aus West- und Ostpreußen. Dezember 1948: Eine Explosion an Bord der „Kiang Ya“ führt zum Untergang des chinesischen Passagierschiffs in der Mündung des Flusses Huangpu Jiang. Es sterben rund 3.500 Menschen. Aufgrund des Bürgerkriegs befanden sich dreimal so viele Menschen wie zugelassen an Bord. 20. Dezember 1987: Die philippinische Fähre „Dona Paz“ kollidiert auf dem Weg nach Manila mit dem Tanker „Vector“. Durch eine Explosion an Bord sterben rund 4.400 Menschen. 26.Sepember 2002: Die senegalesische Fähre „Le Joola“ kentert während eines Sturmes vor der Küste Gambias. Das Schiff war überladen, rund 1.860 Menschen sterben. Seemannsgarn Seemannsgarn sind Erzählungen der Seeleute über ihre (angeblichen) Erlebnisse. Das Wort stammt ab von „Schiemannsgarn“. Dieses Schiemannsgarn wurde aus alten Tauen gewonnen und benutzt, um Leinen und Trossen zu umwickeln. Die Arbeit war eintönig und eine untergeordnete Tätigkeit, daher erzählten die Seeleute währenddessen von ihren angeblichen Erlebnissen und schmückten diese kreativ
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Buntes Treiben von Seeungeheuern auf der Carta Marina (früheste Landkarte Nordeuropas)
aus. Dazu gehörten Geschichten über Seeungeheuer, Wassermänner und Nixen. Der Sage nach brachten Nixen den Menschen Gefahr, Schaden und Tod und lockten Männer auf den Grund von Flüssen oder Seen. Auch bei der berühmten Loreley am Rhein, die durch ihren Gesang die Schiffe in die Tiefe zieht, soll es sich um eine Nixe gehandelt haben. Lange Zeit gehörten auch Monsterwellen und Riesenkalmare in die Kategorie Seemannsgarn, bis sie sich denn doch bewahrheiteten. Satellitenaufnahmen und Messungen bewiesen die Existenz von Wellen, die über 25 Meter hoch werden können und damit doppelt so hoch sind wie normale Wellen. Eine Portion Seemannsgarn können Sie auf der Fahrt mit der Elbfähre von Wischhafen nach Glückstadt hören. Auf Wunsch wird die Fähre begleitet von Edgar Blank, Kapitän, a.D.: Er unterhält die Reisenden mit Geschichten von Elbe und Nordsee und lässt sich über das Kehdinger Küstenschiffahrts-Museum buchen. Seemannskultur Zur Seemannskultur gehören Bräuche, die fern von der Heimat und auf den Schiffen gepflegt wurden und oft historisch gewachsen sind. Dazu gehören z. B. der Stapellauf von Schiffen, Schiffsnamen, der Seemannsgruß und Galionsfiguren.
Kehdinger Küstenschiffahrts-Museum Unterm Deich 7 D-21737 Wischhafen Tel. +49 (0)4770 831140 www.kuestenschiffahrtsmuseum.de Taufe des Schiffdampfers „Berlin” 1949 in Bremen
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Galionsfigur des Segelschiffes Alexander von Humboldt II (l.) und des Segelschiffes Rickmer (r.) Deutsches Schiffahrtsmuseum Hans-Scharoun-Platz 1 D-27568 Bremerhaven Tel. +49 (0)471 482070 www.dsm.museum Altonaer Museum für Kunst und Kulturgeschichte Museumstraße 23 22765 Hamburg Tel. +49 (0)40 4281353582 www.altonaermuseum.de
Der Matrosenanzug besteht aus Hemd, Hose und Mütze.
Der Stapellauf ist das feierliche Zu-Wasser-Lassen eines neuen Schiffes in einer Werft. Dabei wurde stets auch eine Flasche Sekt am Schiffsrumpf zerschlagen und der Name des neuen Schiffes bekannt gegeben. Heutzutage werden große Schiffe jedoch oft in Trockendocks gebaut, die nach der Fertigstellung geflutet werden, bis das Schiff im Wasser schwimmt. Da die Seefahrt früher eine ausschließlich männliche Domäne war, waren die Schiffsnamen natürlich weiblich; dabei waren es vielleicht die Schiffsrümpfe, die ein bisschen an weibliche Formen erinnerten. Frauen an Bord wurden übrigens nicht gerne gesehen, da sie angeblich Unglück brachten. Galionsfiguren Galionsfiguren sind aus Holz geschnitzte Figuren, die hauptsächlich an Segelschiffen in der Zeit zwischen dem 17. Jahrhundert und Anfang des 20. Jahrhunderts unter dem Bugspriet (eine über den Vorsteven hinausragende starke Spiere) angebracht waren. Sie dienten als Schutzpatron des Schiffes. Eine umfangreiche Sammlung von Galionsfiguren gibt es im Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven und im Altonaer Museum in Hamburg zu sehen. Maritime Kleidung Wer kennt ihn nicht, den Matrosenanzug? Etwa um 1830 wurde ein dunkelblauer Anzug zum Dresscode für die Besatzung von Schiffen: eine lange weite Hose und ein Kittel mit breitem eckigem Rückenkragen (Exerzierkragen), der einen Besatz aus Leder hatte, um die Kleidung beim Ziehen der Taue zu schützen; ein knopfloses Hemd; und eine Bordmütze, auch Bändermütze genannt.
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In England galt der Matrosenanzug Seemannsgruß bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts als beliebtes Kleidungsstück für Kinder, Gibt es einen typischen Seemannsgruß? wobei er für Mädchen in Matrosenbluse Ja, den gibt es! Es ist das „Dippen“. und Faltenrock umgestaltet wurde. Im Er besteht im Niederholen und Wiedervorheißen der Nationalflagge. Dabei haben alle Handelsschifdeutschen Kaiserreich wurde er gegen fe gegenüber den Kriegsschiffen aller Staaten die Ende des 19. Jahrhunderts ebenfalls Verpflichtung zum ersten Gruß. populär. Durch den Aufbau der kaiserlichen Flotte herrschte in Deutschland eine große Begeisterung für die Marine. Kiel wurde zum Symbol für Deutschlands Macht auf dem Wasser. Hier entstand auch eine Textilfabrik für Matrosenkleidung, und von hier kam auch der „echte Kieler Matrosenanzug“. Auch als Kinderbekleidung Matrosenanzüge und weitere Uniformen und Mützen können Sie im war der Matrosenanzug sehr gefragt. Internationalen Maritimen Museum in Hamburg sehen. Auch heute ist maritime Kleidung Klassische maritime Literatur - drei Tipps immer noch angesagt:. Vom Segelsport geprägte Kleidung in frischem BlauAuch vom heimischen Sofa aus, lässt sich hervorWeiß oder Rot sorgen für maritimes ragend auf Entdeckungsreise gehen. Dazu eignen sich Flair und einen Hauch von Jet Set, wunderbar Bücher, die von der Seefahrt erzählen: Fernweh und Sehnsucht. Jules Verne: 20.000 Meilen unter dem Meer. Der Roman handelt von Kapitän Nemo, einem Wissenschaftler und Ingenieur, der auf einer abenteuerliche Reise in einem Riesen-U-Boot, der Nautilus, die Weltmeere durchkreuzt. Das Spannende an dem Buch: Es wurde bereits im Jahr 1874 geschrieben. Gorch Fock: Seefahrt is not! Hier geht es um das Leben von Klaus Mewes, der sich nichts mehr wünscht, als mit seinem Vater auf Fischfang zu gehen. Man erhält tiefe Einblicke in das Leben auf See, wenn man sich nicht von der plattdeutschen Sprache abschrecken lässt. Joseph Conrad: Taifun. Dieses Buch wird angesichts der Tsunamis wieder modern. In einer der drei Erzählungen geht es um das Schiff „Nan-Shan“ von Kapitän MacWhirr, der im Indonesischen Meer in einen gewaltigen Sturm gerät und versucht, Mannschaft und Schiff zu retten. Die Geschichte spielt Ende des 19. jahrhunderts.