ART OF MAGAZIN 2023/24

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ROSEL HEIM D I E H AU T U N D DAS I M M U N SYST E M

Das gilt aber doch sicher nicht für die oberste Hornschicht, das Objekt der Kosmetik. Es handelt sich doch hier um abgestorbene Zellen. Die äußere Grenzschicht unserer Haut, die Hornzellen sind so tot, wie Frauen nach der Menopause. Ich würde Frauen jenseits der Menopause nicht als "abgestorben" oder totes Gewebe bezeichnen. Die Hornzellen haben zwar keinen Zellkern mehr und können sich deshalb über Teilung nicht mehr reproduzieren, aber es ist nachgewiesen, dass sie nach Fremdzellenkontakt das Komplement auslösen können und einen wichtigen Beitrag zu unserer Verteidigung gegen Krankheitskeime leisten.

In unserem dritten Teil über das außergewöhnliche Kosmetikunternehmen Rosel Heim aus dem Schwarzwald unterhalten wir uns mit Frau Dr. Nana Heim, die Chemikerin der Familie. Liebe Frau Dr. Heim, Sie haben Ihre Doktorarbeit über die Strukturaufklärung und anschließenden enatiomerenreine Totalsynthese des Flechtenmakrolid Aspicilin im renommierten auf Naturstoffsynthese und Photochemie spezialisierten Arbeitskreis von Prof. Dr. Gerhard Qumkert geschrieben.War da ein Werdegang in der Arzneimittelforschung nicht vorprogrammiert? Ja eigentlich schon, aber gegen Ende meiner Doktorarbeit ist eine bis dahin völlig neue Krankheit aufgetreten: AIDS. Die Menschen starben nicht am Virus, sondern ihr Immunsystem war plötzlich nicht mehr in der Lage, sich gegen banale Infekte zur Wehr zu setzen. Und wir Wissenschaftler erkannten, dass wir über unser Immunsystem so gut wie nichts wussten. Das Immunsystem und sein Zusammenspiel mit dem Hormon- und Nervensystem hat mich seither nicht mehr losgelassen. Nun das erklärt aber nicht, warum wir Sie jetzt ausgerechnet in einer Kosmetikfirma finden. Bis heute ist den meisten Menschen nicht bewusst, dass unsere Haut Teil des stationären Immunsystems ist. So können alle Zellen der Oberhaut, auch Epidermis genannt, den Dienstausweis des Immunsystems vorweisen und sind damit fester Bestandteil dessen. Außerdem befinden sich in der Epidermis durchschnittlich doppelt so viele T-Zellen als im Blut.

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Aber die gesamte Epidermis ist doch gar nicht durchblutet und hat somit mit dem restlichen Körper auch so gut wie keinen Kontakt. Bei Funktionieren unseres Immunsystems ist das Vorhandensein von Blut nicht alles. Die Epidermis enthält mehr Immunzellen als unser Blut und ist keineswegs so statisch wie man sich das allgemein vorstellt. Im Gegenteil: über unsere Haut bekomme ich einen wesentlich schnelleren Zugang zu unserem Immunsystem als über Blut. Wie funktioniert dieser schnellere Zugang? Alle Zellen in der Epidermis sind immunkompetent, sind also eigentlich schon unser Immunsystem. Darüber hinaus gibt es spezielle bewegliche Zelltypen wie z.B. die Langerhanszelle, die in den äußeren Regionen der Epidermis platziert, nur darauf wartet, fremde Stoffe zu erkennen und sie so schnell wie möglich im nächstgelegenen Lymphknoten zu präsentieren, damit eine Abwehrreaktion eingeleitet werden kann. Schnell bedeutet hier unter 4 Minuten, so schnell wie Blut dieselben Stoffe gar nicht transportieren kann. Das bedeutet, dass alle Stoffe, mit denen wir Kontakt auf und in der Haut haben, fast unmittelbar Kontakt mit unserem Immunsystem haben? Das ist richtig. Unsere Immunsystem beurteilt unseren Kon­takt nach außen fast in "Echtzeit". Manchmal erfolgt die Reaktion unmittelbar und sofort, manchmal an anderer Stelle verzögert. Dafür muss man wissen, dass unser Immunsystem im ständigen Austausch mit dem Hormon- und Nervensystem steht. Wenn zum Beispiel aus rein „kosmetischen“ Gründen die


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