James Turrell HÄUSLER CONTEMPORARY
EDITION
ART OF 1
INHALTE HÄUSLER CONTEMPORARY ZÜRICH JAMES TURRELL
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INTERVIEW WITH WOLFGANG HÄUSLER
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«MY SKY» CHILDREN′S HOSPITAL ZÜRICH
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«A CHAPEL FOR LUKE AND HIS SCRIBE LUCIUS THE CYRENE» FREISING
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«UMBRA, 2022» SWAROVSKI CRYSTAL WORLDS «SKYSPACE LECH» LECH AM ARLBERG
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«TA KHUT» SKYSPACE JOSE IGNACIO URUGUAY
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JAMES TURRELL «WORKS 1984-2023» TALL GLASS SERIES ZURICH
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SUITE FROM «ATEN REIGN»
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«DEEP SKY» AQUATINTA SERIES RODEN CRATER MODELS
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«ESPÍRITU DE LUZ» SKYSPACE MONTERREY MEXIKO IMPRINT | BILDNACHWEIS
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HÄUSLER CONTEMPORARY ZÜRICH Die Galerie Häusler Contemporary, 1988 von Wolfgang Häusler und Dr. Christa Häusler in Bregenz, Österreich, gegründet, hat eine beeindruckende Entwicklung durchlebt. Im Jahr 1992 erfolgte der Umzug nach München, mit dem anfänglichen Schwerpunkt auf Kunst- und Wirtschaftsprojekten, parallel dazu wuchs die Galerietätigkeit stetig. 2007 wurde die Galerie in Zürich mit einer Ausstellung von James Turrell eröffnet und aufgrund der Wichtigkeit des Standorts später im Jahr 2020 auch der Hauptstandort dorthin verlegt. Der Sitz in München fungiert weiterhin als Büro für Kunsthandel und Projektbetreuung. Im Bereich Kunst und Architektur ist die Galerie bekannt für die Initiierung und Begleitung hochklassiger Auftragswerke. So hat die Galerie über die Jahre in enger Zusammenarbeit Projekte mit Künstlern wie James Turrell, Brigitte Kowanz, Hamish Fulton und Keith Sonnier realisiert. Besonders bedeutsam ist die über 30-jährige vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen James Turrell und Wolfgang Häusler. Diese Beziehung führte dazu, dass Häusler Contemporary ab September 2023 seine Arbeit ganz auf James Turrell ausrichtet. Neben aktuell in Realisierung befindlichen Auftragswerken verfügt Häusler Contemporary über ein breites Repertoire an installativen, skulpturalen und grafischen Arbeiten des Künstlers, sowie über zwei Sammlungen, welche die gesamte Bandbreite von James Turrells künstlerischer Entwicklung abbilden, vom Frühwerk bis hin zu den jüngsten Glass Series. Die Neuausrichtung auf die Vermittlung von James Turrell zeigt sich als logische Konsequenz von Häusler Contemporary, die Expertise in der Beratung und Vermittlung von Turrells Werken und Installationen zu forcieren. Gleichzeitig bleiben ausgewählte Werke von Künstlern wie David Reed, Gary Kuehn, Keith Sonnier und anderen im Portfolio der Galerie erhalten, um die Vielfalt und Qualität ihres Angebots in der zeitgenössischen Kunstszene zu bewahren.
Häusler Contemporary Zürich Stampfenbachstrasse 59 CH – 8006 Zürich Tel +41 43 810 04 26 zuerich@haeusler-contemporary.com www.haeusler-contemporary.com
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JAMES TURRELL SCULPTOR OF LIGHT
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James Turrell (*1943), Los Angeles) zählt heute zu den bedeutendsten Künstlern unserer Zeit. Zur Installa-
ker sein – einer Religion, die ihre Mitglieder als "Kinder des Lichts" bezeichnet.
tion «Aten Reign» im New Yorker Guggenheim Museum
Am Roden Crater, seinem Lebenswerk, arbeitet er
im Jahr 2013 titelte die New York Times «How James
seit über 40 Jahren. Die Umwandlung eines erlosche-
Turrell Knocked the Art World Off Its Feet».
nen Vulkans in ein Licht- und Himmelsobservatorium ist vielleicht eines der ehrgeizigsten Projekte, das je von
Die Anfänge reichen in die 1960er Jahre zurück. Die
einem einzelnen Künstler in Angriff genommen wurde.
Erforschung von Licht und Wahrnehmung am LACMA
Die Einflüsse von Turrell reichen heute über die Kunst
(Los Angeles County Museum of Art) sowie der Kontakt
hinaus in die Architektur, Lichtgestaltung bis hin zur De-
zur NASA und den Auswirkungen der Raumfahrt auf die
sign- und Popkultur.
Wahrnehmung inspirierte Turrell zu seiner ganz eigenen Mission, zur lebenslangen Forschung- und Experimentierarbeit mit Licht und Wahrnehmung. Die historische Bedeutung von Turrells Werk liegt in seiner Fähigkeit, sich mit der Art und Weise auseinanderzusetzen, wie Licht erlebt wird. James Turrell stützt sich dabei sowohl auf akademische Aspekte der Wahrnehmungspsychologie als auch auf die Traditionen der impressionistischen Erkundung des Lichts. Und verändert unsere Sehgewohnheiten. Sein umfassendes Wissen über unser visuelles System ermöglicht es ihm, Werke zu schaffen, die sowohl mit unseren Augen als auch mit unserer Wahrnehmung spielen, wie es kein anderer Künstler tut. Der ausgebildete Pilot und Rancher nennt sich selber Bildhauer des Lichts. Durch die Verwendung von Licht als Material führte er eine Kunst ein, die sich nicht auf die Schaffung eines Objekts stützt, sondern eine sinnliche Erfahrung ermöglicht. Damit hat Turrell die Grenzen des Kunstschaffens im 21. Jahrhundert neu definiert oder, nach den Worten der New York Times, aus den Angeln gehoben. Der Künstler selber spricht von «Perceptual Art», der «Kunst der Wahrnehmung». Die Ganzfeld-Arbeiten, neben den Skyspaces wohl der bekannteste Werkstyp, füllen das gesamte Sichtfeld
James Turrell «Sunset at Roden Crater», 2009 | Ed. 30 | Color Carbon Print | Image 61 x 76.2 cm, Frame 91.5 x 105 x 4.5 cm | Recto signed and numbered
des Betrachters mit einer Farbe aus, was zum Verlust der räumlichen Wahrnehmung führt. Seine Werke besitzen oft ein hypnotisch fesselndes Element. Betrachter sind überwältigt ob ihrer tiefgreifenden, bewusstseinserweiternden Wirkung. Diese göttlich anmutende spirituelle Dimension in Turrells Werk mag die Folge seiner tief religiösen Erziehung in der Gemeinschaft der Quä-
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IN CONVERSATION WITH WOLFGANG HÄUSLER
Daniel Chardon (DC) Herr Häusler, in Ihrer Galerie Häusler Contemporary
DC
Die Anfänge Eurer Zusammenarbeit liegen nun schon
vertreten Sie seit langem den amerikanischen Künstler
mehr als 30 Jahre zurück. Wo liegen die Ursprünge von
James Turrell. Sie haben soeben die elfte Ausstellung
James Turrell?
mit Werken des Künstlers eröffnet und begleiten aktuell mehrere Projekte für private und institutionelle Kunden.
WH Er war einer der Initianten des Light & Space Movement. Da waren Künstler wie Doug Wheeler, Robert Irwin mit
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit James Turrell?
dabei. Sie hatten damals auch Forschungsgelder von Wolfgang Häusler (WH)
Flugzeugherstellern bekommen, um das sog. Ganzfeld-
Die erste Begegnung mit James Turrell hatte ich Anfang
phänomen zu untersuchen. Das erlebt jeder Pilot, wenn
der 1990er Jahre anlässlich einer Operninszenierung
er in eine Nebelbank hineinfliegt. Wir kennen das als
in Paris. Er schuf das Bühnenbild für die Oper „To be
White out vom Skifahren, wenn wir in den Nebel oder
Sung“, in dem die Sänger in schattenlosem Licht agier-
ins Schneegestöber geraten. Zu diesem Zweck haben
ten, ein Erlebnis das in mir einen unglaublich starken
sie ein Hotel in eine Dunkelkammer umgebaut, um das
Eindruck hinterliess. Zur ersten Zusammenarbeit kam
Phänomen realistisch umzusetzen.
es dann 1997 in Vorbereitung seiner Ausstellung anläss-
James Turrell ist nicht nur Künstler, er ist auch Wissen-
lich der Eröffnung des von Peter Zumthor gestalteten
schaftler, seine Werke sind akribisch berechnet und do-
Kunsthaus Bregenz. Damals bekam ich einen tieferen
kumentiert, mit detaillierten Zeichnungen und Plänen. Er
Einblick in Turrells Arbeitsweise, es war für mich eine
bezieht Erkenntnisse aus der Physik, Mathematik oder
faszinierende Erfahrung.
Astronomie mit ein. Immer wieder erstaunt es mich, wie
James Turrell ist eine Künstlerpersönlichkeit, die ihres-
er die Details mit Handwerkern, Ingenieuren und Lichtin-
gleichen sucht. Er verfügt über eine immense Vorstel-
stallateuren in einem hohen Grad an Perfektion realisiert
lungskraft und arbeitet mit einer hohen Präzision. Mein
und dabei immer seiner Vision treu bleibt.
erstes „eigenes“ James Turrell-Projekt konnte ich mit der Munich Re in München 2003 umsetzen. Mit der In-
DC
Das Werk Turrells ist facettenreich und schliesst monu-
stallation The Inner Way erfuhr ich Schritt für Schritt,
mentale Rauminstallationen ebenso mit ein wie Licht-
welche Möglichkeiten das Medium Licht bietet und wie
arbeiten in kleineren bis intimen Formaten. Werke, die
James Turrell es einsetzt. Seine Konzepte sich plas-
auch für den privaten Bereich geeignet sind?
tisch vorzustellen, in diesem Fall die Gestaltung eines 200 Meter langen unterirdischen Ganges, ist manchmal
WH In den letzten Jahren sind zahlreiche Einzelwerke ent-
schwierig. Architekten konstruierten deshalb ein mass-
standen, die Nachfrage privater Sammler ist groß, Wer-
stäbliches Modell, um die Wirkung zu demonstrieren.
ke, wie wir sie aktuell in unserer Ausstellung haben,
Das imposante Raum- und Farberlebnis war auch in der
können auch im privaten Umfeld installiert werden. Es
minimalen Version mehr als überzeugend. Heute brau-
braucht allerdings eine genaue Einschätzung der räum-
chen wir keine Modelle mehr, es gibt weltweit Anschau-
lichen Situationen.
ungsbeispiele (lacht).
Seit unserer ersten Ausstellung in Zürich 2007 haben
Mit jedem Turrell-Werk oder einer seiner Installationen,
wir viel Expertise aufgebaut, unter anderem in der Ent-
entsteht eine sinnliche Erfahrung, eine räumliche Illusion
wicklung von Materialien. Mit Know How von Zumtobel
wie in einem Theater, die erst im Erleben ihre volle Wir-
und anderen Lichtdesignern konnten wir Werke besser
kung entfaltet.
auf europäische Verhältnisse und Dimensionen abstim-
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men.
mit dem Verleger Peter Blum fand er im Zürcher Kup-
Auch unsere Sammler und Sammlerinnen, die Licht-
ferdrucker Peter Kneubühler den kongenialen Partner
arbeiten von James Turrell besitzen, haben dazu beige-
und kam über viele Jahre alljährlich nach Zürich. Peter
tragen. Mit jedem dieser Projekte, die in ihrer Art immer
Kneubühlers Qualität als eines der letzten Genies des
einmalig sind, haben wir dazugelernt und unsere Exper-
Kupferdrucks blieb nach seinem Tod leider unerreicht.
tise erweitert. DC DC
Wann immer die Rede auf James Turrell kommt, wird
Turrells Werk lässt sich nicht auf die Räume einer Galerie reduzieren?
sein Projekt Roden Crater in Arizona diskutiert. Ein Opus Magnum, an welchem der Künstler seit den 1970er Jah-
WH Ja, und wenn, braucht es auch hier die erwähnte Perfek-
ren mit großem Einsatz arbeitet und dessen Vollendung
tion, welche Turrells Werke immer einfordern. Sie sind
von Kunstfreunden rund um den Globus erwartet wird.
nicht nur mehrdimensional in ihrer Wirkung, in ihrer Ent-
In der Ausstellung vermitteln die skulpturalen Bronze-
stehung sind sie auch interdiszplinär. Wo immer Hand-
Modelle von einzelnen Räumen im Inneren des Vulkans
werker, Ingenieure oder Designer zum Einsatz kommen,
einen Eindruck von der Komplexität des Projektes?
wählt Turrell nur die Besten, um dem Zustand der Perfektion möglichst nahe zu kommen.
WH Die Bronze-Skulpturen sind das Ergebnis einer exklu-
Ich habe ein Team von Spezialisten hier in Europa auf-
siven Zusammenarbeit von James Turrell mit unserer
gebaut, die sich dem Werk intensiv widmen und die
Galerie. Das Architektur-Institut der Universität Vene-
Möglichkeiten, welche das „Material“ zulässt, optimal
dig liess Studenten die Räume des Roden Crater drei-
ausschöpfen. So gesehen geht unsere Zusammenarbeit
dimensional erfassen. Diese Zeichnungen waren die
mit James Turrell weit über die einer klassischen Galerie
Basis. Wir beauftragten in Abstimmung mit Turrell einen
hinaus. Das macht es aber umso spannender. Sie um-
Bronzegiesser und einen Stukkateur in Deutschland,
fasst Projektmanagement, Beratung, Architektur, Licht-
welche mit unglaublicher Präzision bisher acht Bron-
design und bauliche Umsetzung.
ze-Gips Skulpturen realisierten. James Turrell hat den Entstehungsprozess mit Begeisterung begleitet und in
DC
DC
Die Zusammenarbeit mit James Turrell wird mit dessen
all seinen Ausstellungen sind sie seitdem ein wichtiger
grösseren Werken wie Skyspaces oder Ganzfeld-Instal-
Bestandteil.
lationen noch komplexer?
Das in Zürich präsentierte Tall-Glass mit seinen faszinie-
WH Ja. Jedes dieser Projekte braucht intensive Zuwendung.
renden Lichtmodulationen ist ein Beispiel für verschie-
Man kann solche Projekte in drei Phasen gliedern: Pha-
dene Serien?
se 1 ist die Entscheidfindung, in welcher wir beratend zur Seite stehen und Erfahrungen sowie Besichtigun-
WH Es ist EIN Werktyp. Es gibt unterschiedliche Formen:
gen von bestehenden Projekten mit eingebunden wer-
Rechtecke, Ellipsen, Kreise oder Diamantform. Es gibt
den. In Phase 2 sitzen Architekten, Lichtdesigner und
auch unterschiedliche Grössen, die der räumlichen Si-
Handwerker an einen Tisch und stimmen die Schnitt-
tuation angepasst werden können. Wichtig ist: Jedes
stellen ab. Phase 3 ist die finale künstlerische Abstim-
Werk ist und bleibt ein Unikat. Mit eigenem Titel und
mung, Programmierung und die Eröffnung respektive
Zertifikat, welches im Werksverzeichnis hinterlegt wird.
Inbetriebnahme.
DC
Die Exponate der Ausstellung umfassen auch feine
DC
Und die Projektdauer gestaltet sich sehr unterschiedlich?
Aquatinta Radierungen, Fotografien und Drucke. WH Ein Projekt wie das Diözesanmuseum erstreckte sich
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WH Auch hier ist Turrell ein Perfektionist. Die Drucktechnik
über mehr als ein Jahrzehnt! Der Shallow Space im
entspricht der Heliogravur, einem fotografischen Edel-
Swarovski-Museum in Wattens wurde innert sechs Mo-
druckverfahren, mit dem sich echte Halbtöne darstellen
naten realisiert.
lassen. 1984, im gleichen Jahr, in welchem Turrell die
Solche Spaces können auch privat installiert werden.
Arbeiten am Roden Crater startete, schuf er mit dem
Vor allem in den USA gibt es einige tolle Beispiele wie
siebenteiligen Mappenwerk «Deep Sky» zum ersten Mal
den Baker Pool in Greenwich, Connecticut. Turrell liebt
überhaupt Druckgraphik. Nach ersten Kooperationen
solche Individualitäten.
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DC
Viele seiner Werke bedingen eine Anreise und eine Hin-
Turrell setzt alles daran, ihn fertigzustellen. Er ist fast
gabe?
täglich vor Ort. Eines meiner Lieblingsprojekte ist das Kinderspital Zü-
WH Turrell fordert vom Betrachter eine Leistung und Zuwen-
rich, das in seinem Neubau einen Skyspace erhält. Das
dung. Typisch sind die Skyspaces wie zum Beispiel in
wird nicht nur ein Meilenstein in der Spitalarchitektur
Lech am Arlberg. Man muss sich zuerst physisch hin-
darstellen, es ist auch das Resultat des Zusammen-
begeben, dann kann man sich der Installation hingeben.
spiels vieler exzellenter Menschen. Finanziert ist das
Nicht konsumieren, sondern Zeit mitbringen. Turrell ist
Projekt mit Spenden, auch Turrell hat dem Spital ein
es nie um den schnellen Erfolg gegangen. Das zeigt sein
Werk geschenkt. Dieser Skyspace ist als Ort der Ruhe
Lebenswerk Roden Crater eindrücklich. Ihn zeichnet
für Eltern und Kinder in schwierigen Lebenssituationen
eine tiefgehende Spiritualität aus.
gedacht. Ich bin von den positiven Aspekten überzeugt und denke, dass die Wirkungs- und Wahrnehmungsfor-
DC
Welche Projekte haben Wolfgang Häusler besonders
schung uns sicher noch interessante Ergebnisse liefern
beeindruckt?
wird. 2024 wird auch ein Turrell-Symposium an der ETH
WH Das Projekt mit der Munich Re lieferte die Grundbau-
Zürich abgehalten, welches sich des Themas wissen-
steine und war schlicht ein Abenteuer! Extrem beeindru-
schaftlich annimmt. Über die weiteren Projekte spre-
ckend war die Umsetzung des Skyspace für die Familie
chen wir ein andermal, wenn die Planung und Umset-
Kofler im Hotel Posada Ayana in Uruguay. Robert Kofler,
zung näher rücken. Tatsache ist, dass James Turrell
ein begeisterter Skifahrer, erlebte den Skyspace in Lech
weiterhin eine spannende Herausforderung bleibt.
und wollte das Projekt bei sich realisieren. Dann kam Corona dazwischen. Bis zur Eröffnung im Dezember
DC
2021 wurde das gesamte Projekt mit Videokonferenzen
Welche Werke kann Häusler Contemporary Interessierten vermitteln?
geplant und abgewickelt. Inzwischen ist der Skyspace öffentlich zugänglich und fast immer ausgebucht. Turrells Werke berühren viele Menschen tief emotional.
WH
Zum einen die Arbeiten, welche wir selbst zur Verfügung haben. Aber letztlich können wir dank unseres direkten Kontaktes zu James Turrell fast jedes Werk beschaffen.
DC
Werfen wir einen Blick in die Zukunft?
WH Für den Roden Crater wage ich keine Prognose. Aber
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«MY SKY» KINDERSPITAL ZÜRICH IN CONVERSATION WITH PROF. DR. MICHAEL GROTZER Daniel Chardon (DC) Wo liegen die Ursprünge der Beziehung von Prof. Dr. Mi-
MG
chael Gotzer, dem Kinderspital und James Turrell?
Auf jeden Fall. Der Skyspace bietet Platz für rund 30 Personen, man kann ein Spitalbett hineinschieben. Die Dimensionen von 10 x 8 Metern Durchmesser und 8
Prof. Dr. Michael Grotzer (MG)
Metern Höhe beeindrucken. Auch Turrell persönlich hat
Einerseits aus der ersten Turrell Ausstellung 2007 bei
mich beeindruckt, ein warmherziger, grosszügiger und
Wolfgang Häusler. Anderseits aus einem Bedürfnis. Vor
scharfsinniger Visionär.
vielen Jahren konfrontierte mich eine Mutter mit der Aussage: «Wenn mir alles zuviel wird, die Geräte, das
DC
Die Finanzierung des Projekts?
MG
Verlief komplett unabhängig von der Finanzierung für
Piepsen, die Hektik, dann gehe ich in die Tiefgarage, da ist es so schön still». Das machte mich betroffen. Wir hatten keinen Raum der Stille! Und das Kinderspital hat
den Neubau. Uns war klar: wir dürfen keinen Franken an
ja Patienten aus allen Gesellschaftsschichten, Kulturen,
der Medizin sparen. Es war dann doch nicht so einfach,
Religionen und Nationalitäten. Die Symbolkraft muss
mit Spenden die gesamte Kunst zu finanzieren. Deshalb
also neutral sein.
brachten wir auch eine eigene Edition heraus, Kunst finanziert also Kunst.
DC
Der Zufall wollte, dass James Turrell an der Biennale Ve-
DC
nedig 2011 ausstellte. Wolfgang Häsuler vermittelte ein Treffen und James Turrell reagierte begeistert. Könnte integrierte Kunst Schule machen?
Der Zugang zur Kunst? MG Wir sind ein Spital aber wir werden einen Weg finden, um auch den Menschen ausserhalb den Zugang zur
MG
(lacht). Ich bin überzeugt, dass die Architektur- und Kunstwelt diesen Impuls aufnehmen wird.
DC
Worin liegt die Begeisterung für James Turrell?
MG
Dadurch, dass der Skyspace unsere Wahrnehmung verändert, wir gedanklich auf eine Reise ins Universum der Farben eintauchen, vergisst man für einen Moment, dass man sich in einem Spital befindet. Zudem haben die Architekten Herzog & de Meuron mit viel Holz und 16 Lichthöfen dafür gesorgt, dass unser Spital nicht wie ein typisches Spital aussieht, und auch nicht so riecht. Davon erwarten wir einen positiven Einfluss auf den Gesundungsprozess. Das gesamte Kinderspital wird wohl weltweit Vorbildcharakter für die Spitalarchitektur bekommen.
DC
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Die Erwartungen an die Umsetzung sind erfüllt?
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Kunst zu ermöglichen.
EDITION «SKYSPACE KINDERSPITAL ZÜRICH» In Zusammenarbeit von James Turrell, Häusler Contemporary und dem Kinder spital Zürich entstand eine hochwertige Edition, die uns mittels der Skizzen des Skyspace Einblick in die Struktur des Kunstwerkes gewährt. Von der auf insgesamt 80 Stück limitierten Edition sind die Nummern 1 – 50 in der Galerie Häusler Contemporary erhältlich. Der Erlös kommt vollumfänglich dem Projekt «My Sky» zugute.
ZUMTOBEL Zumtobel unterstützt bereits seit rund 20 Jahren die Realisierung von Projekten und Installationen mit James Turrell. 2014/15 wurde auch der Geschäftsbericht mit dem Künstler gestaltet. Im Lichtforum in Dornbirn finden sich zudem zwei Werke von James Turrell. Gemäss Herbert Resch, der das Lichtforum über Jahre aufgebaut hat, war und ist es eine besondere Herausforderung, die technischen Aspekte und künstlerischen Ansprüche symbiotisch zu vereinen. Impulse aus dieser intensiven Zusammenarbeit haben zur Entwicklung von Zumtobel wesentlich beigetragen. Ein eigenständiges Interview mit Jürgen Häcker, dem Projektleiter von Zumtobel für die Integration des Skyspace im Kinderspital, findet sich online (QR Code unten).
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A CHAPEL FOR LUKE and his scribe Lucius the Cyrene DIÖZESANMUSEUM FREISING
Licht, Spiritualität und Religion sind hier eine wunderbare Symbiose eingegangen. Zum einen fand die Renovation des Dombergmuseum in Freising, kurz DIMU (Diözesanmuseum), sehr guten Anklang. Die Haupthalle des spätklassizistischen Baus bietet Turrell mit ihren grossvolumigem, streng geometrischen Bögen eine atemberaubende Plattform. Für Viele ist es aktuell das schönste Museum des Freistaats Bayern. In diese Bögen fügt sich ein Lichtbogen ein, der die Besucher von weitem begrüsst. Die ehemalige Hauskapelle wurde von James Turrell in eine raumübergreifende Lichtinstallation in Form eines sogenannten «Ganzfeldes» umgewandelt. Häusler Contemporary war massgeblich daran beteiligt, dass es zu dieser Zusammenarbeit kam. In Anspielung auf das Freisinger Lukasbild, die bedeutendste byzantinische Ikone in der Sammlung des Diözesanmuseums, nannte Turrell sein Werk «A CHAPEL FOR LUKE and his scribe Lucius the Cyrene». Architektonisch liegen das Lukasbild und die Lichtin stallation in einer Blickachse. Beim Betreten des Lichtraumes erleben die Besucher:innen das Phänomen des vollkommenen Verlusts der Tiefenwahrnehmung. Der Raum, dem bewusst Kanten und Ecken genommen wurden, wird zum lebendig sich wandelnden Farbraum. Als Besucher:in wird man förmlich Teil der Lichtinstallation. So löst Turrell den Widerspruch zwischen Betrachter und Kunst auf. Die Grenzen von Raum und Zeit verwischen und führen zu neuen inneren Perspektiven und meditativen Situationen. Das ist die spirituelle Dimension des Werks, mit der Turrell in all seinen Werken spielt.
W W W. D I M U - F R E I S I N G . D E / M U S E U M /J A M E S TURRELL
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«UMBRA, 2022» SWAROVSKI KRISTALLWELTEN 14
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1995 erschuf der Multimediakünstler André Heller zum
körperlich und emotional erfahren.»
hundertjährigen Jubiläum von Swarovski eine Welt der
Turrells Spektralfarben zeichnen sanfte geometri-
Wunder: die Swarovski Kristallwelten, heute eine der
sche Formen und wechseln in meditativem Tempo die
meisbesuchten Sehenswürdigkeiten Österreichs.
Farbtonalität. Die architektonische Hülle scheint sich im Lichtermeer aufzulösen. Turrells Lichtraum erfasst Be-
Im Zentrum dieser glitzernden Kristallwelt stehen die von international renommierten Künstlern, Designern
sucher:innen körperlich und verführt die Wahrnehmung und Sinne auf zauberhafte Art und Weise.
und Architekten gestalteten Wunderkammern. Nach Salvador Dali, Andy Warhol, Keith Haring oder Yayoi Kusama fügt sich James Turrell in die illustre Reihe der Wunderkammer-Gestalter ein. Sein Shallow Space «Umbra, 2022» stellt eine der 18 Wunderkammern dar. Kuratorin Carla Rumler: «Licht haucht dem Kristall Leben ein und entzündet eine einzigartige Magie. Turrells Verständnis für das Licht und die Verwendung in seiner essenziellsten Form verwandeln es für den Betrachter zu einem immersiven Erlebnis. Wer es wagt, der Kraft des Lichts gegenüber offen zu sein, wird Umbra
W W W. K R I S TA L LW E LT E N .C O M / U M B R A
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«SKYSPACE LECH» LECH AM ARLBERG Mit den Skyspaces schuf Turrell eine der eigenstän-
Anspruch, Menschen zu befreien. Die runden Skyspa-
digsten und ikonischsten Kunstformen weltweit. Neben
ces tun genau dies, sie schützen – und sprengen gleich-
den Ganzfeld-Installationen erlangte er mit ihnen den
zeitig die Grenzen unserer Wahrnehmung.
Nimbus des «Master of Light». Mehr als 75 Skyspaces
Der Raum ist nicht im herkömmlichen Sinne be-
bieten weltweit himmlische Ausblicke. Nur wenige der
leuchtet, sondern von Licht und Farben erfüllt. Die Far-
begehbaren Kunstinstallationen stehen im deutschspra-
ben ändern sich derart langsam, dass wir uns nicht mehr
chigen Raum: in Zuoz, Salzburg und seit 2018 in Lech.
ob unserer eigenen Wahrnehmung sicher sind. Das ein-
Der äusserliche Anblick erscheint archaisch. Im In-
zig wirklich Fixe im Raum scheint der vorüberziehende
nern präsentiert sich uns ein meditativer Tempel. Indem
Nachthimmel. Und auch dieser wechselt anscheinden
Turrell ellipsenförmige Räume ohne Konturen mit einer
fortlaufend die Farbe. Schwebende Sinneswahrneh-
Öffnung zum Himmel versieht, macht er die Sterne und
mungen, eher Träumen gleich, transzendieren innen und
den Himmel erlebbar. Er hebt auch die Trennung zwi-
aussen.
schen Mensch, Natur und Kosmos auf. Kunst hat ja den
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«TA KHUT» URUGUAY Vor der Pandemie entdeckte der begeisterte Skifahrer, Kunstliebhaber und Hotelier Robert Kofler den Skyspace in Lech. Die Faszination liess ihn und seine Frau Edda nicht mehr los. Wolfgang Häusler verfügte über die richtigen Kontakte. Nach einer fast rein digitalen Planungsphase mit vielen Videokonferenzen konnte der erste freistehende Skyspace Südamerikas 2021 im malerischen Örtchen José Ignacio in Uruguay eröffnet werden. Ta Khut bedeutet im Altägyptischen schlicht «das Licht». Und dieses unterscheidet sich hier in mehrfacher Hinsicht: José Ignacio liegt direkt am Atlantik, die magnetische Ladung ist sehr gering. Dadurch ist das Licht differenziert – nicht exakt wie das Polarlicht, aber es kommt ihm nahe. Die Luftfeuchtigkeit ist höher als andernorts, was das Licht weniger klar, dafür weicher macht. Die aus 42 Tonnen Laaser Marmor (Südtirol) gestaltete Kuppel ähnelt einer Stupa - einer antiken, halbkugelförmigen Struktur, die in der buddhistischen Kultur zu finden ist. Sie steht in einer Art rechteckigem Tempel, der mit Erde und Gras bedeckt ist und einen Korridor im Freien zwischen den beiden Strukturen aufweist – eine Verschmelzung zweier großer Traditionen. Der Skyspace gehört zwar zum Kofler’schen Boutique Hotel Posada Ayana, ist aber öffentlich zugänglich und wurde inzwischen vom uruguayischen Ministerium für Bildung und Kultur zu einer nationalen Sehenswürdigkeit erklärt.
W W W. P O S A DA - AYA N A .C O M /S K YS PAC E
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JAMES TURRELL «WORKS 1984-2023» «TALL GLASS SERIES» «Works 1984-2023» ist die nunmehr 11. Einzelausstellung, die Häusler Contemporary dem Künstler ausrichtet, und stellt nicht nur einen Überblick über Turrells wegweisende künstlerische Forschung dar, sondern dokumentiert auch die langjährige und wertschätzende Partnerschaft zwischen dem Lichtkünstler und der Galerie. Die Ausstellung in den Galerieräumen in der Stampfenbachstrasse präsentiert seit Oktober 2023 unterschiedlichste Objekte aus Turrells langjähriger künstlerischer Auseinandersetzung mit dem Material Licht. Wie bereits zur Eröffnung der Zürcher Galerieräume im Jahre 2007, bei der als europäische Premiere der «Tall Glass»-Typus vorgestellt wurde, ist auch heuer ein Exemplar dieser grossformatigen, mit gesteuerten Leuchtdioden hinterlegten Arbeiten bei Häusler Contemporary zu besichtigen. Die Arbeit, welche auch in kleineren Räumlichkeiten installiert werden kann, zieht die Menschen in ihren Bann. Die leuchtenden Farben verändern sich in langsamen Zyklen und lassen eine subtile Dynamik mit enormem Sog entstehen. Die Menschen setzen sich hin und fühlen sich vom Licht umarmt. Auch das Tall Glass vermittelt die spirituelle Dimension von Licht, spricht unser Unterbewusstsein an und löst deshalb Emotionen aus, welche schwer in Worte zu fassen sind. Die zweidimensionale Fläche verleiht die Illusion von undefinierbarer Tiefe, in welcher sich der ruhende Blick verliert. Licht und Raum verschmelzen, unser Akt des Sehens, unsere Wahrnehmung werden hinterfragt. Ein Tall Glass ist ein atmosphärisch fliessendes Gemälde, das in der Perfektion der Turrell’schen Farbspektren einzigartig ist. James Turrell Tall Glass Series «DEEP WATERS», 2023 | Membrane, computer-controlled LED, Aluminium, Corian | Aperture 210.4 x 122.2 cm, Frame 300 x 223.5 x 49 cm
W W W. H A E U S L E R - C O N T E M P O R A R Y. C O M / VIEWING-ROOM
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SUITE FROM «ATEN REIGN» «Aten Reign» war eine der spektakulärsten Installa-
Die Suite from «Aten Reign» sind Inkjet-Prints,
tionen aller Zeiten. Im Jahr 2013 verwandelte Turrell die
welche an diese aufsehenerregende Ausstellung erin-
ikonische Rotunde von Frank Lloyd Wright im Guggen-
nern. Kunstwerke auf Papier, die unsere Wahrnehmung
heim-Museum in New York mittels einer aufwändigen
von Farbe herausfordern. «Es gibt große Unterschiede
Konstruktion in einen seiner bisher grössten «Wahrneh-
zwischen der Farbe im Licht und der Farbe auf einem
mungsräume».
Blatt. Die triumphale Aufgabe eines guten Druckers ist
Der Blick nach oben, wo eine Glaskuppel üblicher-
es, das Gefühl von Licht und Farbe, das aus dem Papier
weise freien Himmel erkennen lässt, offenbarte dank
kommt, so wiederzugeben, wie es im Licht der Fall ist.»
der Intervention von James Turrell ein atemberauben-
Es scheint, dass diese Drucke die Herausforderung ge-
des Orchester von sich verändernden Licht- und Farb-
meistert haben.
stimmungen, das zum Staunen, zur Kontemplation, zum Verweilen einlud. Konzeptuell betrachtet war «Aten Reign» eine Kombination von Turrells «Ganzfeld Pieces», bei denen sich die Raumstruktur in scheinbar unendliche Weiten auflöst und einem «Skyspace».
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Bild rechts: James Turrell Suite from «Aten Reign», 2014 | Woodcut with relief printing on Kizuk-shi-paper | Ed. 15 | Sheet 67.3 x 47.6 cm | Frame 83.5 x 65 x 4 cm | Verso signed and numbered
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Mit «Deep Sky» schuf James Turrell 1984 sein erstes Druckwerk überhaupt. Zur siebenteiligen Aquatinta-Serie wurde er durch den Verleger Peter Blum angeregt und fand in dem Zürcher Kupferdrucker Peter Kneubühler den kongenialen Partner. Turrells siebenteiliger «Deep Sky» übersetzt die Erfahrung des Lichts in die Zweidimensionalität und verleiht seinem Werk die Di-
JAMES TURRELL «DEEP SKY» 1984
mension der Greifbarkeit.
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Mit der Aquatinta wählte Turrell eine Form der Radierung, bei der er auf die Linie als Stilmittel verzichten kann, was seinem künstlerischen Ansatz entgegenkommt. Einige seiner Drucke sind im Zusammenhang mit seinen dreidimensionalen Arbeiten entstanden, wie zum Beispiel das gigantische Landschaftsprojekt Roden Crater. Sie haben jedoch nicht den Zweck eines Planungsinstruments, sondern sind eigenständige künstlerische Formulierungen von abstrahierten Korridoren, Lichtschächten und Räumen zur Himmelsbeobachtung. Die Übertragung in das zweidimensionale Medium der Druckgrafik und die dadurch mögliche Akzentuierung bestimmter Elemente und Phänomene im Werk lassen Turrells Umgang mit so wichtigen Themen wie architektonische Struktur und Leere, Einschluss und Ausblick, Erde und Kosmos nachvollziehen. Diese Unbestimmtheit ist es, die Turrells «Deep Sky» Prints so faszinierend und fesselnd macht.
James Turrell «Deep Sky», 1984 | Aquatint etching on Rives BFK paper Ed. 45 | seven-part, each Sheet 53.3 x 68.6 cm, each Frame 57 x 72 x 4 cm | Recto signed and numbered
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RODEN CRATER BRONZE MODELLE Das Opus Magnum des Künstlers, James Turrell größ-
hat den Kraterrand eingeebnet, liess Stollen errichten.
tes Projekt und zugleich sein Vermächtnis ist der Ro-
Kammern, Schächte und Öffnungen weisen zum Him-
den Crater. Es handelt sich um die Umwandlung eines
mel, führen das Licht.
erloschenen Vulkans in der Wüste von Arizona in ein Observatorium für die Wahrnehmung von Himmel, Licht
Die exklusiven Editionen (Auflage 12 Stück ) aus Bronze
und Dunkelheit. Sein Lebenswerk befindet sich seit 40
und Gips sind in einer langen Entwicklungsphase ent-
Jahren in Entstehung.
standen. Häusler Contemporary realisierte diese basie-
Im Ansatz an die mystischen Plätze der Mayas oder
rend auf Entwürfen des Künstlers und architektonischer
Ägyptens erinnernd, umfasst es ähnliche Dimensio-
Zeichnungen und Studien der Universität in Venedig
nen: So gross wie Manhatten und halb so hoch wie das
unter Leitung von Prof. Agostino de Rosa.
Chrysler Building hat Turrell hier schon 1 Mio. m Erdreich 3
bewegt. Einerseits ragt der Vulkan in den Himmel, aber
Die Modelle im Maßstab 1:50 geben den Ist-Zustand des
auch tief in die Erde, ermöglicht das Spiel mit verschie-
Projektes (2007) in Arizona wieder und lassen durch die
denen Aspekten. Turrell bezieht sich auf den kulturellen
haptische Qualität der Materialien Bronze und Gips die
Kontext des Himmels und eine spirituelle Dimension,
Wirkung der realen Räume im Krater erahnen.
welche auch Machu Pichu oder den Tempeln Yucatans eigen ist. Roden Crater ist das wohl grösste Himmelsobservatorium, das die Welt gesehen hat. James Turrell
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A r t o f E d i t i o n J a m e s Tu r r e l l
Bild oben: James Turrell «South Space», 2008 | Bronze, plaster, wooden plinth | Ed. 12 | Two-part, each 12 x 21 x 44.5 cm | Recto signed and numbered
Bild unten: James Turrell «East Portal», 2008 | Bronze, plaster, wooden plinth | Ed. 12 | Two-part, each 70 x 26 x 38 cm | Recto signed and numbered
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«SKYSPACE ESPÍRITU DE LUZ» MONTERREY, MEXIKO 30
A r t o f E d i t i o n J a m e s Tu r r e l l
Für einmal steht ein Skyspace, dessen Entstehung notabene von Häusler Contemporary begleitet wurde, nicht im ländlichen Raum, sondern mitten in einer Stadt, im Norden Mexikos, auf dem Universitätscampus der Tec de Monterrey. Die architektonische Installation, in der das Licht zum Gegenstand der Erfahrung wird, ist ein Bindeglied zwischen der Universität und dem öffentlichen Raum. Treffend meinte James Turrell: «This is a piece that belongs to Tec de Monterrey. Ultimately, I’ll leave it here and people here will know more about it than I do. I imagined it, installed it, began it, but it will become yours.» Die mit Gras bewachsene Struktur verschmilzt mit der Umgebung, zeigt sich von oben als Auge, dessen Pupille zum Himmel blickt. Zwei 10 Meter lange, farblich beleuchtete Zugangskorridore verleihen dem Gebäude einen schwebenden Effekt, der seinen Höhepunkt im Innern des konisch gestalteten Lichtobservatoriums erfährt. Alle 12 Stunden können bis zu 70 Besucher:innen in das Licht eintauchen und mit ihm eins werden.
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BILDNACHWEIS Cover: James Turrell «Skyspace Lech» | Permanent
Glass University Children‘s Hospital, Zurich, 2018 | ©
tallation view Häusler Contemporary Zürich, 2023 |
Installation Lech am Arlberg (AT), 2018 | © James
James Turrell | Photo: Florian Holzherr
© James Turrell | Photo: Peter Baracchi
Turrell | Photo: Florian Holzherr
Seite 12-13: James Turrell «A CHAPEL FOR LUKE
Seite 27: James Turrell «Deep Sky», 1984 | Aquatint
Seite U2-1: James Turrell Tall Glass Series «DEEP
and his scribe Lucius the Cyrene» | Permanent
etching on Rives BFK paper | Ed. 45 | Seven-part,
WATERS», 2023 | Installation view Häusler Con-
Installation Diözesanmuseum Freising, (DE) 2022 |
image each 32.4 x 49.5 cm, frame each 57 x 72 x 4
temporary Zürich, 2023 | © James Turrell | Photo:
© James Turrell | Photo: Florian Holzherr
cm | © James Turrell | Photo: Peter Baracchi
Peter Baracchi
Seite 14-15: James Turrell «Umbra, 2022» | Shallow
Seite 28: James Turrell «Works 1984 – 2023» | Ins-
Seite 3: James Turrell «The Elliptical Glass», Instal-
Space Permanent Installation Swarovski Crystal
tallation view Häusler Contemporary Zürich, 2023 |
lation view Häusler Contemporary Zürich, 2018 | ©
Worlds, Wattens (AT), 2022 | © James Turrell |
© James Turrell | Photo: Peter Baracchi
James Turrell | Photo: Florian Holzherr
Photo: Florian Holzherr
Seite 29 (oberes Bild): James Turrell «South
Seite 4: Portrait James Turrell in front of the Roden
Seite 16-17: James Turrell «Skyspace Lech» |
Space», 2008 | Bronze, plaster, wooden plinth | Ed.
Crater | © James Turrell | Photo: Florian Holzherr
Permanent Installation Lech am Arlberg (AT), 2018 |
12 | Two-part, each 12 x 21 x 44.5 cm | © James
Seite 5: James Turrell «Sunset at Roden Crater»,
© James Turrell | Photo: Florian Holzherr
Turrell | Photo: Peter Baracchi
2009 | Ed. 30 | Color Carbon Print | Image 61 x 76.2
Seite 18-19: James Turrell «Ta Khut» | Skyspace
Seite 29 (unteres Bild): James Turrell «East Portal»,
cm, Frame 91.5 x 105 x 4.5 cm | © James Turrell |
Permanent Installation José Ignacio, Uruguay (UY),
2008 | Bronze, plaster, wooden plinth | Ed. 12 |
Photo: Peter Baracchi
2021 | © James Turrell | Photo: Tali Kimelman
Two-part, each 70 x 26 x 38 cm | © James Turrell |
Seite 9: James Turrell and Wolfgang Häusler in
Seite20-23: James Turrell Tall Glass Series «DEEP
Photo: Florian Holzherr
the Museo Jumex, Mexico City (MX), 2019 | Photo:
WATERS», 2023 | Installation views Häusler Con-
Seite 30: «Espíritu de Luz» | Skyspace Instituto
Florian Holzherr
temporary Zürich, 2023 | © James Turrell | Photo:
Tecnológico, Monterrey, Mexico (MX), 2022 | ©
Seite 10: Prof. Dr. Michael Grotzer, James Turrell
Peter Baracchi
James Turrell | Photo: Adrián Llaguno
and Wolfgang Häusler at University Children‘s Hos-
Seite 24: James Turrell «Works 1984 - 2023» | Ins-
Seite 31: «Espíritu de Luz» | Skyspace Instituto Tec-
pital, Zurich, 2011 | Photo: Universitäts-Kinderspital
tallation view Häusler Contemporary Zürich, 2023 |
nológico, Monterrey, Mexico (MX), 2022 | © James
Zürich-Eleonorenstiftung
© James Turrell | Photo: Peter Baracchi
Turrell | Photo: Andrea Alonso
Seite 11: James Turrell «Skyspace Kinderspital
Seite 25: James Turrell Suite from «Aten Reign»,
Seite 32: Häusler Contemporary Zürich, 2020 |
Zürich», 2020 | Ed. of 80 | Inkjet printed with Epson
2014 | Woodcut with relief printing on Kizuk-shi-pa-
Photo: Peter Baracchi
Ultrachrome inks on Hahnemühle Photo Rag paper
per | Ed. 15 | sheet 67.3 x 47.6 cm | frame 83.5 x
Back Cover: James Turrell «A CHAPEL FOR LUKE
| Sheet 60 x 40 cm, Frame 67.5 x 47.6 x 3 cm | ©
65 x 4 cm | Verso signed and numbered | © James
and his scribe Lucius the Cyrene» | Permanent
James Turrell | Photo: Peter Baracchi
Turrell | Photo: Peter Baracchi
Installation Diözesanmuseum Freising (DE), 2022 |
James Turrell «Healing Light» | Curved Elliptical
Seite 26: James Turrell «Works 1984 – 2023» | Ins-
© James Turrell | Photo: Florian Holzherr
IMPRINT
Häusler Contemporary Zürich Stampfenbachstrasse 59 CH – 8006 Zürich Tel +41 43 810 04 26 zuerich@haeusler-contemporary.com www.haeusler-contemporary.com
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A r t o f E d i t i o n J a m e s Tu r r e l l
Publisher Art of Edition, artofmagazine.com Editor Daniel Chardon, Wienacht/Zürich www.chardoncom.com Translation Dr. Ellen Andrea Seehusen, IAM International Arts Management, München Graphic/Design Chardon Communications, Wienacht Print Printmedia Solutions, Mannheim
A B O U T A N AV I D P I L O T W I T H A L I F E L O N G FA S C I N AT I O N I N M E R G I N G E A R T H A N D S K Y, TURRELL CONSIDERS HIS S T U D I O A N D C A N VA S T H E S K Y, HIS MEDIUM PURE L I G H T.
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