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Kilian von Weissenfluh
Ein Lied von
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Grossvater
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1 Anton, Grossvater mütterlicherseits, und Grossvater Peter (rechts). 2 Schwester Jenny, Kilian und Grossvater Peter. 3 Klein Kilian mit grossen Schwingträumen. 4 Die ganze Schwingerdynastie von Weissenfluh: Onkel Christian v. W., Kilian, Grossvater Peter sen., Bruder Kevin und Vater Peter jun. (v.l.). 5 Kilian, Vater Peter, Bruder Kevin und Grosi Elisabeth.
«Eidgenosse» Kilian von Weissenfluh stammt aus einer Berner SchwingerDynastie. Grossvater Peter ist gar dreifacher Eidgenosse und gibt seinem Enkel heute noch Tipps.
Von MICHAEL SPILLMANN (Aufgezeichnet)
«Das Schwingen war und ist bei uns in der Familie natürlich ein grosses Thema. Wir reden viel darüber. Meine Grosseltern mütterlicherseits sind aus der Innerschweiz, aus Muotathal. Die Innerschweizer sind wie die Berner schwingbegeistert. Da gab es früher in der Familie Diskussionen, das ist klar. Aber auf eine gute Art und Weise. Mit Grosi Marie (1941) telefoniere ich regelmässig. Mein Grossvater Anton lebt nicht mehr. Ich war in der 2. Klasse, als er gestorben ist. Ich habe nicht viele Erinnerungen an ihn, aber was ich noch weiss: Er besuchte regelmässig Schwingfeste. Wenn es bei mir im Sport gut läuft, denke ich oft, es wäre schön, wenn er das auch miterleben könnte, er wäre sicher stolz auf mich. Mein Grosi Marie und ich sagen uns dann immer: Irgendwie sieht er es schon. Mit meinem Bruder und den zwei Schwestern waren wir als Kinder oft bei den Grosseltern in Muotathal. Es war schön, die ganze Verwandtschaft war dort und wir hatten viel Spass mit allen Cousinen und Cousins. Wir durften auch mal etwas haben, was es daheim weniger gab. Da war beispielsweise dieses Schäftli in der Küche, in dem Grosi immer eine Dose mit Caramels aufbewahrte. Das hat uns magisch angezogen. Meine Grosseltern väterlicherseits sind Elisabeth, Jahrgang 1943, und Peter sen., 1943, aus Hasliberg. Mein Grossvater ist dreifacher Eidgenosse und er hat neunmal den Brünig-Bergkranz geholt. Dass er so erfolgreich war, ist eigentlich kaum zu glauben, denn er hat erst sehr spät mit dem Schwingen angefangen. Als Zwanzigjähriger hat jemand zu ihm gesagt: Komm mal mit in den Schwingkeller. Das war der Startschuss. Durch meinen Grossvater fanden nämlich auch mein Vater Peter jun. und mein Onkel Christian zum Schwingen. Und schliesslich auch ich. Die ersten paar Jahre wohnten wir bei den Grosseltern im Haus in Hasliberg. Wir oben, die Grosseltern unten. Ich war viel bei Ihnen. Als Kinder durften wir das Eidgenössische Schwingfest im Fernsehen schauen. Meine Eltern und der Grossvater Peter sen. waren dann am Fest, wir alleine mit Grosi. Ich erinnere mich noch, wie sie am Abend die Stühle neben das Bett stellte, damit wir nicht rausfielen. In der Wohnung der Grosseltern hingen die
KILIAN VON WEISSENFLUH (24) Der Berner gehört seit 2019 zu den ganz «Bösen». Am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Zug holte er sich den Eidgenössischen Kranz. Der Kranzschwinger aus Hasliberg ist gelernter Zimmermann, wie alle Schwinger arbeitet er neben dem Sport. Wegen der Corona-Pandemie gibt es seit mehr als einem Jahr keine Schwingfeste mehr. Seit Mitte März dürfen die 120 besten Schwinger der Schweiz endlich wieder richtig trainieren. esv.ch
Glocken und Treicheln, die der Grossvater an den Festen gewonnen hatte. Wir haben sie bewundert und wollten immer alles darüber wissen. Woher kommt die? Wo hast du die gewonnen? Mein Bruder und ich übten oft in der Stube Schwünge – ab und zu sind wir in den Glocken gelandet. Auch heute noch sehe das ich Grosi Elisabeth am meisten. Zwei- oder dreimal pro Woche gehe ich zu ihr zum Mittagessen. Sie macht öfters Speck mit selbst gemachtem Sauerkraut – ihre Spezialität – oder Tomatenschnitten, ein altes Rezept von meiner Urgrossmutter. Sie verfolgt meine sportliche Karriere genau. So schneidet sie etwa alle Artikel vom Schwingen aus der Zeitung und klebt sie in ein Heft. Grossvater Peter sen. lebt seit ein paar Jahren in Graubünden, getrennt von meiner Grossmutter. Er ist nicht nur sportlich, sondern auch musikalisch. Zum Gewinn des Eidgenössischen Kranzes hat er mir sogar ein Lied komponiert, der Titel heisst; ‹Erinnerung an Zug›. Obwohl er es nicht direkt sagt, weiss ich, dass er schon sehr stolz auf mich ist. Nach den Schwingfesten telefoniere ich immer mit meinem Grossvater und wir diskutieren über meine Notenblätter. Er ist vor allem eine mentale Stütze. Aber vor zwei Jahren ist er nochmals mit mir in den Schwingkeller, um mir noch ein paar Schwünge am Boden zu zeigen. Ich muss sagen: Er ist also noch recht zwäg.» •
~ Aktuell ~ DIE HÜTTENWARTIN
«Ich hatte alles, was ich wollte», sagt die achtzigjährige Irma Clavadetscher. Als eine der ersten Hüttenwartinnen der Schweiz verbrachte sie fast ihr halbes Leben auf 2610 Metern über Meer, zuhinterst im Engadiner Val Roseg. Von 1963 bis 2001 bewirtschaftete sie dort zusammen mit ihrem Mann die Coaz-Hütte. Die Autorin Irene Wirthlin zeichnet diese besondere Lebensgeschichte nach: Irmas behütete Jugend am Zürichsee, die Heirat mit ihrer grossen Liebe, dem Bergführer Christian Clavadetscher, die vielen Jahre, in denen das Ehepaar mit den zwei Kindern im Sommer auf der Hütte, im Winter in Samedan lebte. Harte Arbeit, grossartige Naturerlebnisse und Begegnungen mit Menschen aus aller Welt haben Irma Clavadetschers Leben geprägt. Das Buch über das aussergewöhnliche Leben einer pragmatischen, naturverbundenen und klugen Frau. ~AT
Irma Clavadetscher Ein Leben auf der Coaz-Hütte
2610 2610
m ü. M.
Irene Wirthlin
HIER UND JETZT 2610 m. ü. M. Irma Clavadetscher. Ein Leben auf der Coaz-Hütte. Irene Wirthlin, Verlag Hier und Jetzt, 228 Seiten, 36 Franken. hierundjetzt.ch
Irma Clavadetscher Ein Leben auf der Coaz-Hütte