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Ben Moore
DIE
IM HEIMISCHEN
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AUSSERIRDISCHEN
GARTEN
Ich hatte in früheren Kolumnen über mögliches ausserirdisches Leben geschrieben. Aber wir müssen eigentlich gar nicht weit reisen, um bemerkenswerte und aussergewöhnliche Lebensformen zu entdecken – die finden Sie vielleicht sogar in Ihrem eigenen Garten. Da wären zum Beispiel die unglaublichen Wasserbären, die trotz ihres Namens keine echten Bären sind, sondern winzige Tierchen, nicht grösser als ein Millimeter. Durch ihre tapsige Fortbewegung und ihren pummeligen Körper sehen sie unterm Mikroskop ein wenig aus wie Bären, was ihnen den Namen gegeben hat. Wasserbären – ihr wissenschaftlicher Name ist übrigens Tardigrada – gibt es überall auf der Erde, wo es feucht oder nass ist, und sie gehören zu den zähesten Kreaturen auf unserem Planeten. Wenn Sie ein Mikroskop oder eine gute Lupe haben, sollten Sie versuchen, einen aufzuspüren! Wasserbären haben einige Anpassungen entwickelt, die es ihnen ermöglichen, dort zu überleben, wo es das meiste Leben nicht kann. Wenn ihr Lebensraum austrocknet, können sie sich zu einem winzigen Ball zusammenrollen und buchstäblich auf der faulen Haut liegen, bis sich die Bedingungen verbessern. Sie begeben sich in einen Winterschlafzustand, der Jahrzehnte dauern kann. Wenn dann das Wasser zurückkehrt, erwecken sie sich in nur wenigen Stunden wieder zum Leben. Vor dreissig Jahren wurden ein paar Wasserbären in einen Gefrierschrank gestellt. Als sie einige Zeit später wieder aufgetaut wurden, wurden sie wieder quicklebendig, als wäre nichts passiert. Sie haben ein spezielles Frostschutzmittel in ihrem Körper, das verhindert, dass ihre Zellen beim Einfrieren platzen. Wasserbären wurden sogar in den Weltraum geschossen und dem kalten Vakuum und den rauen Strahlungsbedingungen ausserhalb des Raumschiffs ausgesetzt. Einmal auf die Erde zurückgebracht, waren sie wahrscheinlich ein wenig reisemüde, aber sie hatten überlebt. Ein deutlich bekannteres Wasserwesen ist der Goldfisch. Er kann den Winter problemlos unter dem Eis Ihres Gartenteichs überleben. Aber wie macht er das, wo es doch den ganzen Winter über unter dem Eis fast keinen Sauerstoff gibt? Die meisten Tiere beziehen ihre Energie aus gespeicherten Glukosemolekülen, die durch den Sauerstoff, den sie atmen, abgebaut werden und Energie, Wasser und Kohlendioxid freisetzen. Wenn wir Sport treiben und unser Sauerstoffgehalt sinkt, können wir noch eine Weile weitermachen, indem wir unsere gespeicherten Zucker und Kohlenhydrate direkt in Milchsäure umwandeln, um Energie zu produzieren. Aber nur so lange, bis sich die Milchsäure aufbaut und wir einen bösen Schmerz in unseren Muskeln spüren. Anstatt schädliche Milchsäure zu produzieren, haben Goldfische einen einzigartigen Stoffwechsel, der es ihnen ermöglicht, Alkohol als Abfallprodukt zu produzieren. Der Alkohol kann aus ihren Kiemen in das umgebende Wasser diffundieren. Die Folge davon ist allerdings, dass die Goldfische am Ende des Winters einen ziemlichen Schwips haben! Ist die Natur nicht bemerkenswert?
BEN MOORE ist Professor für Astrophysik, Autor, Musiker und Direktor des Zentrums für Theoretische Astrophysik und Kosmologie an der Universität Zürich. Er mag es, die grossen Fragen so zu beantworten, dass es auch Kinder und Menschen ohne Universitätsabschluss verstehen.
~ Digitales Leben ~
FILME GEMEINSAM STREAMEN
Auch mit Kontaktbeschränkungen können Grosseltern und Enkelkinder weiterhin gemeinsam Filme ansehen. Streamingportale verfügen über Angebote wie «GROUP WATCH» oder «WATCH PARTY». Voraussetzung ist, dass beide den jeweiligen Streamingdienst abonniert haben. Einer der beiden lädt den anderen per E-Mail zum Film ein. Bei Disney+ heisst die Funktion «GroupWatch» und funktioniert auf allen Geräten. Dort wie gewohnt einloggen, Film aussuchen und das GroupWatch-Symbol anklicken. Anschliessend über «Einladen» den Einladungs-Link zum Verschicken erstellen. Sind alle da, startet ein Klick auf «Stream starten» das gemeinsame Filmvergnügen. Ähnlich funktioniert «WatchParty» bei Amazon Prime Video. Diese läuft allerdings nur mit den Browsern Chrome und Firefox auf Mac und PC. Für Netflix braucht es die kostenlose Browser-Erweiterung «TELEPARTY» und den Chrome- oder Edge-Browser auf Mac und PC (Download über chrome.google.com/extensions bzw. microsoftedge.microsoft.com). Alle teilnehmenden Filmfreunde müssen Teleparty bei sich installieren. ~AG
~ Fotografien ~
TIERGESCHICHTEN
DER BÄRENNACHWUCHS LEBT GEFÄHRLICH
) Text und Bild Von RUDOLF HUG (
Es ist Mittsommer und die Braunbären suchen in den Wäldern entlang der finnischrussischen Grenze nach Beeren. Der Sommer ist kurz und sie haben nicht viel Zeit, um sich genügend Reserven für den Winterschlaf anzufressen. Aus einem Versteck fotografiere ich eine Bärenmutter mit ihren drei Jungen. Plötzlich schaut sie vorsichtig auf. Sie scheint Witterung aufgenommen zu haben und auch ihr Nachwuchs stellt sich auf die Hinterbeine, um mehr zu sehen. Woher droht diesen grossen Tieren Gefahr, stehen sie doch an der Spitze der Nahrungskette? Es sind die Männchen ihrer eigenen Art, die diese Familie fürchtet. Bären sind Einzelgänger und die erwachsenen Tiere treffen sich nur zur Paarung. Solange die Weibchen ihre Jungen aufziehen, werden die Männchen abgewiesen. Wie jedes Tier wollen Bären aber möglichst viel von ihrem Erbgut weitergeben. Deshalb töten sie oft die Jungtiere – manchmal sogar ihre eigenen –, damit die Mutter wieder brünstig wird. Dieses Mal zieht der Bär aber weiter und die Sorge war zum Glück umsonst. •