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NEU IM ZAP

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IM INTERVIEW Prof. Dr. med. Felix Herth

„Einrichtungen wie Ihr ZAP können eine Hilfe sein, um bei Atemwegserkrankten die Atemnot zu reduzieren und die Leistungsfähigkeit zu steigern, das gesundheitliche Befinden und damit die Teilhabe am Leben zu verbessern“.

Prof. Dr. med. Felix Herth, Chefarzt der Pneumologie und Beatmungsmedizin, Medizinischer Geschäftsführer der Thoraxklinik Heidelberg im persönlichen Gespräch mit Matthias Zimmermann

Als Lungenfacharzt und ärztlicher Direktor der Thoraxklinik des Universitätsklinikums Heidelberg ist Felix Herth in der Corona-Pandemie besonders gefragt. Da diese Virusinfektion ganz primär Atemwegserkrankungen auslöst, steht er als Chefarzt der Pneumologie und Beatmungsmedizin bei der Covid Therapie seit Anbeginn an vorderster Front. Dabei sind er und sein Team in der Forschung, der Therapie und auch in der Prävention zur Erhaltung und Wiedergewinnung der Funktions- fähigkeit der Atemwegssysteme wahrlich gut beschäftigt – auch ohne Corona. Gut Luft zu bekommen ist für das menschliche Empfinden von unvergleichlich existentieller Bedeutung, das weiß jeder, der schon mal Atemnot erleben musste. Die Lunge ist das Organ, das Felix Herth fasziniert und dem er seine medizinische Karriere gewidmet hat. Wir unterhalten uns an einem heißen Tag im August auf der Gartenterrasse des Racket Centers, das er – wie alles im Umkreis von 20 km um Heidelberg – mit dem Fahrrad angesteuert hat. Ohne E-Motor, wohlgemerkt ...!

Lieber Herr Prof. Herth, Sie sind nach einem bestimmt herausfordernden Arbeitstag mit dem Fahrrad angereist. Ist das ihre persönliche Lungenpflege? HERTH (lacht): Ja – und nicht nur Lungen-, sondern auch Seelenpflege! Tagtäglich mit dem Rad unterwegs zu sein ist Teil meines Lebensgefühls. Frühmorgens von Handschuhsheim nach Rohrbach in die Thoraxklinik sind schon mal rund sieben Kilometer, für die ich so etwa zwanzig Minuten brauche, in denen ich meinen Tag vorausdenken kann. Abends auf dem Weg zurück kriege ich wunderbar den Kopf frei und ein bisschen Abstand zum Alltag in der Klinik. Der Weg zu Ihnen durch die Natur und die Dreiviertelstunde zurück, die mir noch bevorsteht, hat dann schon richtigen Trainingscharakter. Auch solche Touren mache ich dann und wann ganz gerne. Die Präventions-Empfehlung zur Pflege der Atemwegssysteme liegt ja bei zirka drei Stunden moderatem Ausdauertraining pro Woche. Dieser Empfehlung komme ich mit meinem Rad locker nach. Ich erlebe Sie bei sehr guter Gesundheit. Was empfehlen Sie denn Menschen, die mit Atemwegserkrankungen belastet sind? HERTH: Tatsächlich fühle ich mich ganz fit. Gleichzeitig weiß ich, dass eine gute körperliche Konstitution ein Geschenk ist, für das ich dankbar bin. Aber ich tue eben auch was für meine Gesundheit. Menschen mit chronischen Lungenkrankheiten wie Asthma oder COPD profitieren ebenfalls sehr von Bewegung und körperlichem Training. Für Atemwegspatienten gilt wie für Krebspatienten das, was für orthopädische Patienten längst Selbstverständlichkeit ist: allgemeine und vor allem spezifische Trainingsprogramme haben den gleichen Stellenwert wie die medikamentöse Therapie! Insofern können Einrichtungen wie Ihre eine großartige Hilfe sein, um bei Atemwegserkrankten die Atemnot zu reduzieren und die Leistungsfähigkeit zu steigern, das gesundheitliche Befinden und damit die Teilhabe am Leben zu verbessern. Ich sage deshalb „sein können“, weil Sie hervorragende räumliche Voraussetzungen haben. Wir wissen aber, wie sehr der positive Effekt von spezifischen Trainingsprogrammen primär von der Expertise der Trainer und Therapeuten abhängt. Für allgemeine körperliche Aktivitäten wie Walking oder behutsames Laufen, Schwimmen oder eben Radfahren, gibt es schon ein paar Regeln. Wäre ich also Atemwegspatient, würde ich bei diesen Temperaturen nicht in der Mittagshitze radeln, wenn die Ozonwerte besonders hoch sind. So schön die Natur ist, würde ich als Allergiker auf dem Weg zu Ihnen nicht durch blühende Felder radeln. Auch würde ich viel befahrene Straßen, auf denen die Autofahrer im Schritttempo den Fußgängern und Radfahrern ihre Autoabgase ins Gesicht blasen, möglichst meiden.

Wie und warum sind Sie eigentlich ausgerechnet Lungenarzt geworden? HERTH: Also, der erste Teil Ihrer Frage ist einfach zu beantworten. Zuerst absolviert man ein Medizinstudium über

zwölf Semester und dann sechs Jahre Facharztausbildung für innere Medizin. Schon dabei erfolgt die Spezialisierung auf Pneumologie, also zu Deutsch Lungenheilkunde, in der auch noch mal eine Prüfung abgelegt wird. Schlussendlich kommt die Entscheidung, sich mit einer Praxis selbstständig zu machen oder in den klinischen Dienst einzutreten, wofür ich mich entschlossen habe, um die dortigen Möglichkeiten zu nutzen: Sie sind nahe an der Forschung dran, in ein wissenschaftliches Netzwerk integriert, in die Lehre involviert und haben einen Apparat zur Verfügung, der es Ihnen möglich macht, Spitzenmedizin auf höchstem wissenschaftlichem, technologischem und kooperativem Niveau zu betreiben. Und warum ich Lungenarzt geworden bin? Die Heilkunde für Atemwegserkrankungen ist ein spannendes Feld – was allerdings wohl jeder Kollege von seinem Fachgebiet behaupten würde. Also – ehrlich gesagt: einerseits fasziniert mich die Lunge als menschliches Organ, andererseits bestand eine ganz pragmatische Überlegung für diese Entscheidung auch darin, dass einem Facharzt für Pneumologie die Arbeit wohl niemals ausgehen wird …

… was wohl unter anderem mit der Unvernunft der Menschen zu tun hat?! HERTH: Das haben Sie gesagt – und damit den Nagel auf den Kopf getroffen. Die menschliche Unvernunft erweist sich als sehr beständig und verlässlich, wenn Sie mir die ironische Anmerkung gestatten. So erleben wir in Deutschland jährlich fast 60.000 neue Lungenkrebspatienten. Damit rangiert diese Krebsart auf Platz 2 der onkologischen Erkrankungen bei Männern nach dem Prostatakrebs, und bei Frauen an dritter Stelle nach Brust- und Darmkrebs. Während die Neuerkrankungsrate bei Männern seit Ende der 1980er Jahre nur noch langsam steigt, nimmt sie bei Frauen weiterhin kontinuierlich und stark zu. Ironisch gesagt: die nach Gleichberechtigung strebenden Frauen schließen zu den Männern auf. Und wenn eine Frau leben will, wie ein Mann, muss sie eben auch sterben wie ein Mann. Stellen Sie sich vor, dass dem RKI zufolge in Deutschland etwa fünfmal so viele Frauen an Lungenkrebs erkranken und sterben wie noch vor 50 Jahren. Dabei sind 90 Prozent der Lungenkrebsfälle vermeidbar. Übrigens, um das noch zu ergänzen: neben dem Lungenkrebs gibt es noch eine ganze Reihe an Krebsarten, die durch Rauchen ausgelöst werden, etwa Mundkrebs, Kehlkopf- und Speiseröhrenkrebs, Magenkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Blasen- und Nierenkrebs. Also kurzum: Vernünftig wäre es, sofort mit dem Rauchen aufzuhören.

Weder zu rauchen noch sich dem Passivrauchen auszusetzen, ist nach unserem Verständnis ein elementarer Aspekt für ein „gelingendes Leben“. Zu einem gelingenden Leben einen Beitrag zu leisten, sehen wir als Zentrum Aktiver Prävention als unsere Aufgabe an. Allerdings verfügen wir ehrlich gesagt über keine Expertise in Sachen Raucherentwöhnung. HERTH: Wir schon, weil das in der Tat anspruchsvoll ist. Außer der Hilfe für Menschen, vom Glimmstängel wegzukommen, tun wir einiges, sie in frühen Jahren davon fern zu halten. Das Programm ohnekippe an der Thoraxklinik – übrigens auch unterstützt von der Manfred Lautenschläger-Stiftung – bietet seit genau zwanzig Jahren neben Raucherentwöhnungskursen auch eine ganze Reihe von Präventionskursen an. Über 400.000 Schülerinnen und Schüler der 6. und 7. Klasse sind sowohl in den Klassenzimmern als auch – zumindest vor Corona – in unserem Klinikum selbst mit Lungenkrebspatienten oder auch mit Angehörigen von Rauchertoten konfrontiert worden. Seit jüngerer Zeit tun wir das auch mit einem Programm ohnekiffen, da die derzeitige Legalisierungsdiskussion ein Problem verharmlost, das rasant zunimmt. Hoffen wir dabei auf die gleiche Wirkung wie bei ohnekippe, denn: Dass die Metropolregion signifikant weniger Raucher aufweist als in Vergleichsregionen, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit auch mit unseren Präventionsprogrammen zu tun.

Umso erstaunlicher, dass Zigaretten, Joints und auch Shisha Pfeifen so viele Nachfrager finden. Als Facharzt für Atemwegserkrankungen tut es doch weh zu sehen, was Menschen ihrer Lunge antun. Was ist es denn, das Sie an diesem Organ so sehr fasziniert? HERTH: Stellen Sie sich vor, wir rollen die Lunge aus und legen Lungenbläschen für Lungenbläschen nebeneinander. Dann hätten wir damit eine Fläche von 140 qm, also einmal ihren großen Kursraum, ausgelegt. Um die Leistungsfähigkeit der

Lunge zu vergegenwärtigen, stellen Sie sich vor, dass wir Menschen ganz nebenbei Tag für Tag einen Heißluftballon aufblasen. Das ist das Luftvolumen, das wir täglich allein durch unsere selbstverständliche und automatisierte Atmung bewegen. Dabei ist kein anderes Organ permanent der Umwelt ausgesetzt. Alles, was in unserer Umgebungsluft unterwegs ist, gerät in unsere Atemwege. Deren Filterleistung ist faszinierend – da kommt kein Luftreinigungsgerät auch nur annähernd mit. Und dann schauen Sie sich die Leistung der Apnoetaucher an. Der Rekord, die Luft anzuhalten, liegt bei beinahe 12 Minuten. Das gelingt nicht dadurch, weil Training die Lunge vergrößert – das ist nicht möglich. Durch meditative Atemtechniken und langjähriges, sehr spezifisches Training der Atemmuskulatur arbeitet ihre Lunge hocheffizient und der Organismus auf Sparflamme. Das ist übrigens für die Lunge durchaus gesund. Ungesund hingegen ist das Auftauchen aus der Tiefe, weil die Sportler Gefahr laufen, einen Schlaganfall zu erleiden. Auch fasziniert mich die Ästhetik der Lunge, die ich erlebe, wenn mir Untersuchungen des Bronchialsystems mit dem Bronchoskop einen Blick in die Strukturen der Lunge erlaubt. Wenn ich dann zum Beispiel bei Operationen sehe, was ein Raucher im Laufe der Zeit diesem wunderschönen Organ und den gesamten Atemwegssystemen angetan hat, macht mich das immer wieder traurig …

…und Sie tun ja auch alles dafür, die Heilungschancen bei Atemwegserkrankungen zu erhöhen. HERTH: Wir haben in den letzten Jahren die Heilungschancen oder auch die Möglichkeiten der Verlängerung eines Lebens in annehmbarer Qualität enorm verbessern können. Bei onkologischen Erkrankungen gehören zu den Säulen einer Therapie neben Operation, Chemo- und Strahlentherapie nun auch immunonkologische und zielgerichtete Therapien, die auf einer genauen Analyse des Tumors beruhen. Mir ist bekannt, dass Sie ein Programm Aktiv leben nach Krebs anbieten und im Netzwerk OnkoAktiv e. V. engagiert sind. Also wissen Sie um den gezielten und damit wirkungsvollen Einsatz von Trainingsmaßnahmen in der Nachsorge. Es ist weitreichend anerkannt, dass für die Lebensqualität der Menschen aktive Bewegungsprogramme sehr wichtig sind. Dies gilt gerade für die Therapie der so genannten Fatigue, also des Erschöpfungssyndroms, das wir auch bisweilen im Nachgang einer Corona-Erkrankung sehen und als Long-Covid Symptom kennen. Und bitte nehmen Sie für ihre Patienten- und auch Mitgliedergespräche die Bedeutung der Vorsorge mit. Dazu gehört neben einer Leistungsdiagnostik für das Herz-Kreislauf-System, einer Darmspiegelung und anderer seriöser Vorsorgeuntersuchungen eben auch die Lungenfunktionsmessung. Um hierbei zu belastbaren Ergebnissen zu kommen, müssen Atemmanöver sehr präzise ausgeführt werden, was die Expertise eines darin geübten Pneumologen unabdingbar macht. Vor allem können Sie argumentieren, dass die Befundwahrscheinlichkeit zehnmal höher ist als bei einer Herzdiagnostik. Da die Folgen einer Lungenerkrankung sehr viel später spürbar werden – beim Raucher kann das Jahrzehnte dauern – kann die Vorsorgeuntersuchung der Lunge Leben retten! Es gibt also gute Möglichkeiten der Prävention, um Lungenerkrankungen zu vermeiden oder früh zu erkennen und demnach wirkungsvoll zu behandeln.

Bei kaum einem Organ ist die existenzielle Wichtigkeit spürbarer als bei der Lunge. Wem einmal der Atem versagt, der weiß, wovon ich spreche. Dennoch hat man manchmal das Gefühl, je mehr man versucht, aufzuklären, desto größer ist der Widerstand und das Trotzverhalten. Ist es nicht zum Verzweifeln, wenn Vermeidbares derartigen Aufwand nachsichzieht? HERTH: Eigentlich müsste man wirklich meinen, irgendwann hat´s jeder kapiert und lässt die Finger von Zigaretten und Zigarren, Haschisch- und Shisha Pfeifen. Gerade junge Leute erliegen Mythen, die zur Falle werden. Manche meinen zum Beispiel, dass sie zwar rauchen, aber wegen Sporttreibens ihrer Lunge nichts passiert. Oder ein Mythos lautet auch: ich rauche nicht auf Lunge. Aber der Sog muss ja irgendwo herkommen. Oft hören wir: Wenn ich möchte, kann ich morgen aufhören. Und Wasserpfeifen oder E-Zigaretten sind ja völlig harmlos. Fakt ist: Tabakrauch ist ein gefährliches Giftgemisch, egal ob aus der Zigarette oder der Shisha. Letztlich sind das alles

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Substanzen, die auf teils unterschiedliche chemische und physikalische Weise toxisch wirken. Ich denke mir bei den Aussagen solcher Menschen dann – Sie sehen mir den Galgenhumor nach: alles Kundschaft …!

Manche verstehen ihr Verhalten wohl als Ausdruck von Freiheit – eine falsch verstandene Form der Autonomie im Sinne der selbstlegitimierten Unvernunft. Aber davon erleben wir in der Corona-Pandemie ja massive Auswüchse, zum Beispiel bei der Frage: impfen – ja oder nein? HERTH: Wenn Sie diese Frage an mich richten, ist meine Meinung schlicht und einfach. Impfen? Ja klar! Bitte kommen Sie den Empfehlungen der Stiko nach – nicht nur gegen SARS-CoV-2, sondern auch gegen eine Infektion mit InfluenzaViren. Wir haben in der Coronazeit viele Menschen sterben sehen, aber auch vielen helfen können. Dabei hat das Patientenaufkommen unsere Kräfte enorm gefordert. Ich könnte darüber so viel berichten, dass ein ganzes RC Premium dafür bei weitem nicht ausreichen würde. Aber kurzum: Impfen hat uns allen geholfen und wird es auch weiter tun. Es ist eben noch nicht vorbei! Mein medizinisches Wissen und mein bisweilen sehr hilfreicher Optimismus sagen mir aber, dass sich die Pandemie in absehbarer Zeit ausschleichen wird, also zur Endemie wird. Was jedoch in der Welt bleiben wird, ist SARS-CoV-2 und folglich die Covid-Erkrankung – so, wie es eben eine Influenzagrippe gibt, an der auch viele Menschen leider Jahr für Jahr sterben. Bleiben wird auch die Maske. Vernünftig ist es, in Innenräumen mit vielen Menschen ohne Abstandsmöglichkeit, gerade z. B. in öffentlichen Transportmitteln oder Einkaufszentren, einen MundNasenschutz zu tragen, wie das in asiatischen Ländern zum Straßenbild gehört und wir das tagtäglich im Klinikalltag tun. Insofern – glauben Sie mir: Maske tragen ist zumutbar und ein Zeichen der Vernunft!

Um unserem Gespräch ein „gelingendes Fazit“ zu geben: Wenn es aus den Erfahrungen der letzten beiden Jahre irgendetwas Positives gibt, was fällt Ihnen dazu ein? HERTH: Außer, dass wir in dieser Zeit unglaublich viel gelernt haben – und ich lerne gerne dazu – ist das Positive meiProf. Dr. med. Felix JF Herth begann seinen akademischen Werdegang 1984 an der Universität in Freiburg mit dem Medizinstudium, welches er 1990 beendete. Anschließend folgte ein Studium in der Gesundheitsökonomie am Betriebswirtschaftlichen Institut Prof. Braunschweig und Oeconomia Medica AG, Chur von 1998 bis 2000. In den Jahren von 2007 bis 2009 erlangte er den Titel als Europäischer Gesundheitsführer über die Wirtschaftshochschule Insead in Fontainebleau, Frankreich. Sein beruflicher Werdegang startete 1994 mit einem Weiterbildungsprogramm in der Inneren Medizin am Klinikum Karlsruhe. Darauf folgte 1996 ein weiteres Weiterbildungsprogramm im Bereich Pneumologie in der Thoraxklinik, Heidelberg. Im Jahr 1997 arbeitete er als Facharzt in der Abteilung für Innere Medizin, Onkologie und interdisziplinäre Endoskopie. 2003 wurde Prof. Dr. med. Herth medizinischer Leiter in Boston, USA für experimentelle Pneumologie im Beth Israel Deaconess Krankenhaus, Harvard. Seit 2004 bis heute ist er Vorsitzender und Leiter der Thoraxklinik des Universitätsklinikums Heidelberg, in der Abteilung Pneumologie und Intensivmedizin. Von 2009 bis 2011 war er medizinischer Leiter des internationalen Forschungsbüros für Brusterkrankungen, BIMDC, Harvard an der Medizinschule Boston, USA. Von 2015 an bis heute arbeitet Prof. Dr. med. Felix JF Herth als Chefarzt in der Thoraxklinik des Universitätsklinikum Heidelberg.

ne Hoffnung auf echte Veränderungen. Sie als Betreiber einer Physiotherapie haben ja bereits bessere Abrechnungssätze für Ihre Therapieleistungen verzeichnen dürfen. Wir rasen in einen medizinischen Versorgungsmangel hinein, der nur durch mehr Personal überwunden werden kann. Die Menschen in den medizinischen und sozialen Diensten müssen bessere Arbeitsbedingungen und mehr Respekt, vor allem aber auch mehr Vergütung für ihre Arbeit erhalten. Der Beruf des Pflegers, des Therapeuten oder der medizinischen Fachangestellten muss auch finanziell attraktiver werden. Darüber hinaus hoffe ich sehr, dass die Digitalisierung – also die eHealth Infrastruktur mit ihren DiGAs (Digitale Gesundheitsanwendungen) – endlich massiv vorangetrieben wird, eine bessere Vernetzung zwischen den Akteuren des Gesundheitswesens stattfindet und dadurch erhebliche Kenntnis- und Effizienzgewinne realisiert werden. Der Patient muss Herr seiner Daten werden. Dazu ist auch die Patientenqualifizierung wichtig. Möglicherweise müssen Einrichtungen wie Ihre dabei eine Rolle spielen, um Menschen den Umgang mit ihrer Patientenakte oder einer Gesundheits-App näher zu bringen. Mit Trainings-Apps haben Sie ja Erfahrungen. Weiterqualifizierungsangebote für Mitarbeiter ihrer Branche werden neue Karriere-Perspektiven auch für Fitness- und Gesundheitstrainer und Physiotherapeuten eröffnen. Auch sind starre Versorgungsstrukturen und manch lieb gewonnene Besitzstände endlich zu überwinden. Wieviel in den letzten Jahren deutschlandweit versäumt worden ist und wie sehr wir bei alldem in Rückstand geraten sind, hat die Corona-Pandemie schmerzlich offenbart. Jetzt hoffen wir alle auf die richtigen Maßnahmen der Entscheidungsträger im Gesundheitssystem und auf positive Entwicklungen – zuallererst für die Patienten in unserem Land ...!

Ihr Wort in Gottes (oder des Politikers) Ohr, lieber Herr Prof. Dr. Herth. Offenbart hat die Krise eben auch, wieviel Arbeit vor uns liegt. Ich nehme aus unserem Gespräch mit, dass auch unsere Branche eine verstärkte Rolle dabei spielen kann. Dazu muss es uns gelingen, unser Dienstleistungsangebot weiterhin konsequent auf Gesundheit und Prävention, Therapie und Rehabilitation auszurichten. Ich danke Ihnen sehr für das Gespräch, die ungemein wichtigen Anregungen, und – ganz schlicht und einfach: für Ihre tagtägliche Arbeit …!

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