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WHO´S WHO

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GESUND & LECKER

GESUND & LECKER

Von der Freude, Menschen helfen zu dürfen! Wir stellen Ihnen vor: Prof. Dr. med. Gerhard Schmidmaier

Über die Anzahl der Stunden, die Gerhard Schmidmaier im Laufe seines Berufslebens als Arzt zu jeder Tages- und Nachtzeit in einem Operationsaal zugebracht hat, führt er längst kein Buch mehr. Medizinisches Wissen, technisches Können und das fortwährende Sammeln von Erfahrungen kennzeichnen den Weg zum Facharzt für Chirurgie, orthopädische Chirurgie und Unfallchirurgie. Letztlich geht es bei den unzähligen Operationen unter ganz verschiedenartigen Vorzeichen nur um eines: das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Für den renommierten Arzt einer der bedeutsamsten orthopädisch-traumatologischen Kliniken europaweit steht über allem anderen die Frage: Wie geht es dem Patienten? Kommt er durch? Mit welchen bleibenden Schäden ist zu rechnen? Wie sieht er aus, der Weg zurück in eine annehmbare Lebensqualität?

Gäste in unserer Rubrik “Who´s Who” sind dem Racket Center in besonderer Weise verbunden. Dafür reichen bisweilen nur wenige Begegnungen – und dabei das Empfinden, dass Interessen, Haltungen und letztlich Werte nahe beieinander liegen, zum Beispiel die Einsatzbereitschaft zum Wohle anderer – bei Ärzten ganz besonders zum Wohle von Patienten, bei denen es oft um Leben oder Tod geht. Damit der ärztliche Einsatz zu guten Ergebnissen führt, braucht es enormes Wissen und Können, viel Disziplin und Ausdauer – kurzum: überdurchschnittliche medizinische und auch menschliche Leistungen, die besonderen Respekt verdienen. So sind die folgenden Zeilen immer auch ein Ausdruck des Respekts, der Begegnungen so wertvoll macht und für ein gelingendes menschliches Miteinander unabdingbar ist.

Kritische Situationen zu überwinden und den Patienten nach der akuten Behandlung in einem sehr guten Zustand die Klinik verlassen zu sehen, verschaffen ihm große Zufriedenheit. Gleiches gilt für eine gelingende Teamarbeit, der in einem OP ein hoher Stellenwert zukommt. Die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen, das Treffen schneller Entscheidungen und genauso schnell wie mutig und zielfokussiert zu agieren, machen seinen Beruf so außergewöhnlich. Warum er das ist, was er ist, hat einen Grund, der aus seinem Munde beinahe trivial klingt: Es ist „die große Freude daran, Menschen helfen zu dürfen“. Das ist seine unprätentiöse Antwort auf die Frage, weshalb er Arzt geworden ist.

Hinzu kommt die Chance, auch Wissenschaftler zu sein. In einem universitären Umfeld zu forschen bedeutet, nicht nur

in der Anwendungspraxis von enormen technischen Veränderungen zu profitieren, sondern selbst an hochinnovativen Entwicklungen mitwirken zu können. Schmidmaier zählt zu den Pionieren bei der Erfindung und Entwicklung biologisch aktiver Implantate, die eine Reduzierung des Infektionsrisikos und Beschleunigung der Frakturheilung mit sich bringen. Die Wiederherstellung von Knochen- und Weichteildefekten mit der Hilfe von Stammzellen und Wachstumsfaktoren bringen einen unschätzbaren Nutzen für den Patienten. Die Heilungschancen gerade bei polytraumatisierten Patienten konnten in den vergangenen Jahren signifikant verbessert werden. Bei einer älter werdenden Bevölkerung kommt diesen Innovationen eine große Bedeutung zu, schließlich ist es das Ziel, Patienten durch eine hochprofessionelle Behandlung ein Leben in Würde, ohne Schmerzen und idealerweise in der häuslichen Umgebung zu ermöglichen. Dabei gilt es zu bedenken, dass Begleiterkrankungen einer immer älter werdenden Bevölkerung das Ärzteteam vor große Herausforderungen stellen.

Umso wichtiger ist ein guter Trainingszustand des Patienten. Allerdings mutet es paradox an, wenn jemand – verursacht durch den Sport – bei ihm auf dem OP-Tisch landet, und danach – eben auch dank Sport – ungeahnt schnell wieder ins gewünschte Leben zurückfindet. Das Paradebeispiel dafür, wie Gerhard Schmidmaier ihn nennt, ist Manfred Lautenschläger.

Es war Sonntag, der 21. Juli 2019, die 22. Auflage des Radtreff Rhein-Neckar, in der ausgerechnet der Protagonist dieser herausragenden Benefizradtour mit über 300 Radsportbegeisterten schwer stürzte. Während in der Erstversorgung zunächst schmerzhafte Prellungen vermutet wurden, stellten sich diese nach eingehender Diagnostik in der Chirurgie Heidelberg als schwerste Verletzungen heraus. Eine schnelle Verlegung nach Schlierbach war erforderlich. Ein 80-jähriger Diabetiker mit doppelter Beckenfraktur, vollständig abgeknicktem Oberschenkelhals und Trümmerbruch im Ellenbogen hat im Normalfall eine denkbar schlechte Prognose. Eine über sechs Stunden dauernde Operation ist nicht nur für das OP-Team eine Marathonleistung. Schon allein aufgrund der langen Narkose ist die physische und auch psychische Belastung des Patienten enorm. Mit einem einzigen Operationsgang ein Ergebnis zu erzielen, das – wie wir heute wissen – eine vollständige Genesung des Patienten gewährleistet, spricht insofern für den Operateur, aber auch für den Patienten. Die Konstitution eines Leistungssportlers, die mentale Stabilität eines erfolgreichen Unternehmers, das soziale Umfeld einer wunderbaren Familie und unvergleichliche Disziplin bringen Manfred Lautenschläger wieder auf die Beine. Auch wenn die Intensität dem Alter angepasst ist – womit der Vernunft Rechnung getragen wird – steht sein tägliches Trainingsprogramm den zeitlichen Umfängen eines Top- Athleten um wenig nach. Wie Prof. Gerhard Schmidmaier darüber denkt, fasst er in einen vielsagenden Satz zusammen: „Manfred Lautenschläger ist mein Vorzeige-Patient“.

Warum das so ist und was genau einen „Vorzeige-Patienten“ ausmacht, darüber sprechen Dr. h. c. Manfred Lautenschläger und Prof. Dr. med. Gerhard Schmidmaier beim großen ZAP Gesundheitstag am Sonntag, den 9. Oktober 2022 um 11.30 Uhr und laden dazu jede(n) Interessierte(n) herzlich ein. Das Gespräch wird im Nachgang auf der Mediathek des RNF zu sehen sein können.

Prof. Dr. med. Gerhard Schmidmaier ist Ärztlicher Direktor der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum Heidelberg. Daneben leitet er die Heidelberg Trauma Research Group (HTRG), ist Mitglied im Vorstand des Zentrums für Orthopädie, Unfallchirurgie und Paraplegiologie und deren Stellvertretender Sprecher. Nach dem Studium der Humanmedizin an der Technischen Universität München (1990 – 1997) war Prof. Gerhard Schmidmaier bis 2003 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie und an der Klinik für Allgemein-, Visceral-, und Transplantationschirurgie an der Charité, Campus Virchow Klinikum, Berlin Charité. Nach seiner Tätigkeit als Oberarzt (2003 – 2006) und als Leitender Arzt der Unfallchirurgie an der Charité, Campus Mitte wechselte er am 1.2.2010 als Leiter der Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Department für Orthopädie, Unfallchirurgie und Paraplegiologie ans Universitätsklinikum Heidelberg

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