Laufen für Menschen in Not
SWS
swsieber.ch/sponsorenlauf
Sieber Ziitig
Sozialwerke Pfarrer Sieber
auffangen – betreuen – weiterhelfen
Nr. 3/2014
Viele Wege führen zum Ziel Editorial Simon malt voralpine Landschaften in kräftigen Farben. Ein Traum von einer heilen Welt. Adrian singt Lieder von Eric Clapton und Rod Stewart. Aus ihnen klingt die Sehnsucht nach einem gerechteren Leben. Alina kocht thailändisch, mit buntem Gemüse, Chili, Kokosmilch, Basilikum und Koriander. So, wie sie es von ihrer Grossmutter gelernt hat. Es ist die Erinnerung an ein Stück glückliche Kindheit.
In unserer täglichen Arbeit müssen wir Notleidenden auf unterschiedliche Weise, aber offen begegnen. Nur so gelingt die Rückkehr in die einzige tragende Lebensform: die Gemeinschaft.
A
ls Christen leben wir in der Gemeinde Jesu Christi. Die Gemeinschaft unter Menschen ist die Voraussetzung, um Einzelne zu erreichen. Wir sind jedoch zu sehr von einem verderblichen Subjektivismus befallen, der vom Theologen Karl Gustav Harnack zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Glaubensbasis deklariert wurde und seither vor allem in liberalen Kreisen unausrottbar ist. Er rückt den Individualismus zu stark in den Vordergrund. Demgegenüber zeugt die Pfingstgeschichte von der Realität einer Gruppe, die berührt wird von der Christuswahrheit. Pfingsten ist kein individuelles Erlebnis des Einzelnen, sondern das ganzer Gruppen.
Vielen Menschen, denen wir täglich begegnen, hat es im Sinn des Wortes die Sprache verschlagen. Sie können kaum mehr reden, am allerwenigsten über sich. Sie teilen sich uns auf anderen Wegen mit: Durch Farben, durch Musik, durch Gerüche und in Liebe, die durch den Magen geht. Oft lohnt es sich, Notizblock und Bleistift beiseite zu legen und genau hinzusehen, hinzuhören. In solchen Momenten kommt es nicht so sehr darauf an, was uns die Menschen erzählen, sondern wie sie es tun. Und wo es gelingen darf, dieses «Wie» zu entschlüsseln, werden Geschichten sichtbar, hörbar und fühlbar, die entdeckt, aufgearbeitet, geschützt und gewürdigt werden möchten. Geschichten, die selbst starke und gesunde Menschen nicht einfach so erzählen können. Wir möchten es zulassen, dass Menschen die Geschichten, die sie uns anvertrauen, auf ihre Weise nahebringen dürfen. Und wir möchten die Kapitel, die wir gemeinsam schreiben, so gestalten, dass sie zum Menschen und seiner Geschichte passen. Mit Farben, mit Klängen, mit Gewürzen und Gerüchen. Und so, dass wir die Menschen, die Gott mit Simon, Adrian, Alina und anderen gemeint hat, immer wieder erreichen. Und sie sich.
• Christoph Zingg, Gesamtleiter
Am Bild des Hirten lässt sich aufzeigen, wie wir mit jenen umgehen sollen, die nicht mehr in der Gemeinschaft der Herde leben. Jeder richtige Hirtenstab hat eine
Schippe aus Metall. Sie ist wie eine kleine Schaufel geformt. Ich nehme einen Krümel Erde, knete daraus eine kleine Kugel und lege sie in diese Schippe. Und dann heisst es, gut zu zielen. Wenn das Schaf «getüpft» wird («tüpfen» bedeutet auch, das Innerste, das Herz zu treffen), kehrt es zur Herde zurück. Also holen wir unsere Brüder und Schwestern ab, indem wir sie «tüpfen». Das ist der erste Akt. Zum zweiten Akt: Innerhalb eines gemeinschaftlichen Lebens, das nicht von Zwängen, sondern von der ursprünglichen Liebe bewegt wird, besteht die Sehnsucht einzelner, sich bei einem Mitbruder oder einer -schwester zu öffnen. Wer nach den Zugängen fragt, muss wissen, dass diese Öffnung aus jeder menschenwürdigen, echten Begegnung entstehen kann. Und dass diese Begegnungen die Grundlage der Gemeinde sind.
Zum dritten Akt: Wer Menschen für eine dauerhafte Kontaktnahme gewinnen will, der muss ihnen Arbeit vermitteln, ihnen sinnstiftende Aufgaben geben. Mein Leben lang habe ich – auch durch die Voraussetzungen meines Hirtenlebens in der Jugend – die Taktik des «Tüpfens» gelernt, jahrzehntelang geübt und möchte sie weitergeben. Ich wünsche den SWS in dieser «Tüpfarbeit» Gottes Segen, das heisst einen Zuwachs in der Gemeinschaft von Ärmsten. Es kann wohl auch mal sein, dass wir als Hirten selber «getüpft» werden.
• Ihr Ernst Sieber, Pfarrer
Musik öffnet Herzen Klavier- und Gitarrenunterricht, Frauen- und Männertage, Bastel nachmittage: damit schafft die Sunestube Zugänge zu Menschen, die sich sonst verschliessen.
Sune s t u be
Immer wieder ruft das innovative Team neue Angebote für Randständige ins Leben wie wöchentliche Konzerte oder Back- und Bastelnachmittage. Jüngste Beispiele sind ein Frauenund ein Männertag.
pektiven mit Notleidenden. Ohne Selbstwertgefühl fehlt der Antrieb, seine Situa tion verändern zu wollen.
Die Anlaufstelle Sunestube ist weit mehr als eine Gassenküche.
Das Ziel all dieser Ideen: Vertrauen schaffen, Be ziehung aufbauen und Gemeinschaft erleben. Damit lässt sich das Selbstwertgefühl Betroffener stärken, was wiederum unabdingbar ist für Beratungsgespräche und das Entwickeln zukunftsgerichteter Pers-
«Mit dem konventionellen Angebot kommen wir an gewisse Besucher nicht heran», erklärt SunestubeLeiterin Darja Baranova. «Mit spezifischen Angeboten aber erleben wir immer wieder Wunder. Verschlossene öffnen sich und beginnen zu erzählen, Ängstliche kommen auf uns zu und wollen ihre Probleme angehen.» (arb)