SWS
Sieber Ziitig
Sozialwerke Pfarrer Sieber
auffangen – betreuen – weiterhelfen
Nr. 1/2016
Hoffnung für Jugendliche und für Tiere Auch das gibt es: Jugendliche, die obdachlos sind. Und Menschen, denen Tiere näher sind als andere Menschen. In beiden Fällen sind wir für diese Enttäuschten da, um ihnen konkret zu helfen, aber ihnen auch Lebensmut zu geben.
Editorial «Ich musste sie einfach aufnehmen.» Es ist Heiligabend, lange nach Büroschluss, mein Mitarbeiter todmüde, denn niemand wollte diese obdachlose, junge Frau beherbergen. Alle hatten schon geschlossen, kannten sie (zu) gut und ahnten, dass das anspruchsvoll werden würde. Und dann ist da noch ihr Hund … Kein Platz in der Herberge. Hatten wir das nicht schon vor 2000 Jahren? Mein Mitarbeiter hat getan, was richtig war und ist. Dass wir die letzte Adresse waren, die noch eine Chance bot, ist das eine. Dass die junge Frau ein wahres Kalb von Hund bei sich hatte, das andere. Viele der Menschen, die bei uns ein Dach über dem Kopf finden, haben andernorts keinen Kredit mehr. Zu viel ist vorgefallen, zu viel hat nicht gepasst. Drogen. Lügen. Diebstähle. Randale. Nicht zu entschuldigen – aber unentschuldbar? Wohl kaum an Heiligabend. Und der Hund: Gerade dieses schöne Tier weist auf eine ganz grosse Stärke dieser jungen Frau hin: Er ist gepflegt, hat ein gekämmtes, sauberes Fell. Die Krallen sind geschnitten, die Zähne sauber, er gehorcht ihr aufs Wort. Auf seine Weise macht er sichtbar, was die Strafzettel, Verwarnungen und Hausverbote schnell verdecken: dass hier jemand achtsam und liebevoll mit dem ihm anvertrauten Leben umgeht und sehr wohl Verantwortung zu übernehmen vermag. Ich habe kürzlich einen alten Hochseekapitän getroffen, der eine schwere Jugend hatte. Als Verdingbub ging er oft zu Kühen, um sich auszuweinen. Sie hätten ihn verstanden. Ohne sie hätte er nicht überlebt. Auf seine Weise spricht er den uns anbefohlenen Menschen aus dem Herzen: Wer von Mitmenschen enttäuscht und versetzt ist, findet oft neuen Mut in der Verantwortung für ein Tier. Auch die junge Frau. Wir mussten sie einfach aufnehmen.
• Christoph Zingg, Gesamtleiter
ambivalente Phase durchmachen. Auf der Suche nach sich selbst entsteht eine Verunsicherung im höchsten Masse. Begleit erscheinungen dieser Entdeckungsreise sind oft Einsamkeit, Angst, Orientierungs losigkeit und eine Kritikwelle der Erwachsenenwelt gegenüber. Und es kann geschehen, dass diese Vereinsamung schon in jungen Jahren in die Obdachlosigkeit führt.
Eine Insel des Vertrauens
Die Augen des Strassenkindes auf dem Bild reden vom Nemo und der Sunestube. (Bild: Ernst Sieber)
Verunsicherte Pubertierende «Unsere Jugend liebt den Luxus, sie hat schlechte Manieren, missachtet die Autorität und hat keinen Respekt vor dem Alter. Die heutigen Kinder sind Tyrannen, sie stehen nicht auf, wenn ein älterer Herr das Zimmer betritt. Sie widersprechen ihren Eltern, sie schwatzen in Gesellschaft anderer, sie schlürfen beim Essen und tyrannisieren ihre Eltern.» Hätten Sie‘s gewusst? Die Sätze stammen vom griechischen Philosophen Sokrates (5. Jh.v.Chr.). Dieser macht es mir leicht, von unseren heutigen Jugendlichen zu reden. Es muss uns bewusst sein, dass junge Menschen aufgrund der körperlichen und seelischen Veränderungen eine sehr
pfuusb
us
Gemeinsam spielen und gestalten
Das Nemo, unsere Noteinrichtung für jugendliche Obdachlose, hat sich zur Auf gabe gemacht, entlaufene, verirrte aber auch kranke junge Menschen aufzunehmen. Seit Jahrzehnten begegne ich Minderjährigen auf der Gasse und versuche zu verhindern, dass sie der Prostitution, dem Dealen und der allgemeinen Kriminalität ausgesetzt sind. Niemand soll auf der Strasse übernachten müssen. Das Nemo muss und will ein Daheim sein, wo an erster Stelle Vertrauen und Heimatgefühl stehen. Die zivilisatorische Entwicklung unserer Gesellschaft besitzt nicht die Kraft, die Katastrophen kaputter Ehen und Familien aufzuheben. Es ist Christus, der die Zerbrochenen liebt. Hier setzen wir an. Nemo möchte diese Liebe Christi zu den Zerbrochenen atmen.
Hilfe für Mensch und Tier Diese Liebe atmet auch das Projekt Gassen tierarzt. Ein ganzer Teil der Arche Noah versammelt sich jeweils bei unserer Tierärztin: Hunde, Katzen, Frettchen, Ratten, Nager und Vögel. Da erscheinen Menschen von den Rändern unserer Gesellschaft und diskutieren, weinen und leeren ihren Kropf und ihr Herz bei den engagierten Mitarbeiterinnen Mirjam und Igna. Für die Besitzer der Tiere ist es eine vornehme Pflicht, den Tieren, den Geschöpfen Gottes, auf der Erde eine gerechte Heimat zu bieten. Erstaunlich ist, dass die Tierhalter oft ihren Tieren die grössere Sorge entgegenbringen als sich selbst. Wir danken unserer Gassentierärztin Igna Wojtyna und Mirjam Spring für ihre Pionierarbeit unter den Tieren. Wir danken Gott, dass überall Vertrauen, Freundschaft und Hoffnung geschenkt werden.
• Ihr Ernst Sieber, Pfarrer
Spielsonntage im Pfuusbus helfen Obdachlosen, ihre Sorgen zu vergessen. Sie können sich auch austauschen und erleben so Gemeinschaft.
zu dürfen», strahlt ein Anwesender. «So kann ich meine Sorgen für einige Stunden vergessen.» Ähnlich tönt es bei den anderen.
Ein grauer und kalter Sonntagvormittag. Gäste und Betreuende des Pfuusbusses sitzen an Festbänken im Vorzelt und plaudern, lachen und spielen. Während die einen einen Jass klopfen, frönen andere dem Uno-Spiel. Und wieder andere widmen sich konzentriert und mit viel Geschick dem Gestalten mit Töpfer-Ton. Im Laufe des Nachmittages kommen weitere hinzu. «Es tut so gut, mit anderen zusammen zu sein und einfach spielen
Auch Betreuerin Verena Strausak ist vom Angebot überzeugt. «Die Spieltage haben sich als wichtige Ergänzung zur Notunterkunft herausgestellt. Wir haben hier viel mehr Zeit, um mit den Gästen ins Gespräch zu kommen als jeweils an den Abenden, wenn die Leute müde und abgekämpft in den Pfuusbus kommen.» Vor allem beim gestalterischen Arbeiten fänden Gäste zu sich und würden sich im Gespräch öffnen. (arb)
Armutsbetroffene Tierhalter können über unser Projekt Gassentierarzt vergünstigt Hunde- und Katzenfutter beziehen. Mit der Tiertafel sorgen wir für eine finanzielle Entlastung der Halter und eine gesunde Ernährung ihrer Tiere.
ga nz neu! Wir haben eine Zusage für das Ladenlokal «Gassentierarzt und Gassenarbeit» erhalten, direkt neben der Sunestube. Wir benötigen nun dringend Finanzen für Renovation und Einrichtung.
Tierhaltern und ihren Begleitern mit Rat und Tat zur Verfügung. Neben der medizinischen Grundversorgung werden auch anstehende veterinärmedizinische Operationen durchgeführt und Fragen über Haltung und Fütterung beantwortet.
Mit dem Angebot Gassentierarzt versuchen wir, Mensch und Tier gleichermassen zu erreichen. Über Fragen rund um die medizinische Behandlung ihrer Schützlinge erreichen wir die Halter und können so mit ihnen ihre Lebenssituation erörtern und ihnen beratend zur Seite stehen. Wichtig ist, dass die Tierhaltung auf der Strasse nicht gefördert, sondern die bestehende Situation verbessert wird.
aber noch einwandfreie Lebensmittel ein und stellt sie sozialen Einrichtungen wie den Sozialwerken Pfarrer Sieber (SWS) zur Verteilung an Bedürftige zur Verfügung. Die Tiertafel nimmt dieses Prinzip auf und will damit das ohnehin knappe Budget armutsbetroffener Tierhalter entlasten. Wir bieten die Leistungen nicht kostenDen immer wieder gehörten Einwand, los an. Die Kostenbeteiligung der Halter Armutsbetroffene sollten keine Tiere halist wichtig, um deren Verantwortungsbeten, wenn sie ja kaum genug Geld für sich wusstsein zu stärken. Ein Tier zu halten, fördert selbst hätten, lässt MirImpfungen, Parasitenjam Spring nicht gelten. die Sozialkompetenz behandlung, Wund«In unserem Alltag stelund das Verantwortungsbehandlung, Markielen wir fest, dass Menbewusstsein der Halter. rungen mit ISO-Chip, schen, die die VerantworRegistrierung bei der ANIS-Datenbank tung für ein Tier tragen, auch sich selbst sowie operative Eingriffe wie Kastrationen besser schauen.» Deshalb seien Haustiebieten wir zu reduzierten Tarifen an. re für Armutsbetroffene wichtige stabilisierende Faktoren. Tiere sind für solche Armutsbetroffene Tierhalter können jeMenschen oft die einzigen Gegenüber. weils am Montagnachmittag im Anschluss • Walter von Arburg, Leiter Kommunikation an die Gassentierarzt-Sprechstunde verbis Dezember 2015 günstigtes Hunde- oder Katzenfutter für ihre Schützlinge beziehen. Für die Leiterin des Projekts, Mirjam Spring, geht damit ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung. «Es dauerte mehr als drei Jahre, bis wir einen geeigneten Lagerraum fanden. Ich bin glücklich, dass wir armutsbetroffenen Tierhaltern diesen Dienst nun anbieten können.» Zustande kam die Tiertafel dank der Unterstützung durch Futtergrossisten, den Schweizer Tierschutz und die SusyUtzinger-Stiftung. Das uns zur Verfügung gestellte Futter ist qualitativ hochwertig. Der Bezug kostet Armutsbetroffene auch beim Gassentierarzt eine Wenigkeit.
Im Rahmen der regelmässigen Sprechstunden stehen Tierärztin Igna Wojtyna und Sozialarbeiterin Mirjam Spring den
Vorbild des neuen Angebots ist die Schweizer Tafel. Diese sammelt bei Grossisten und Detailhändlern abgelaufene
Das Tier führt zum Menschen Das Angebot Gassentierarzt ist für uns ein wichtiger Türöffner zu Menschen, zu denen wir sonst kaum Zugang haben.
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iele Obdachlose haben als einziges verlässliches Gegenüber ein Tier an ihrer Seite. Der Kontakt und ihre Nähe ist für viele Menschen ein zentrales Bedürfnis. Insbesondere bei von Armut Betroffenen sind sie oft die einzige Konstante im Alltag. Tiere geben ihnen Halt und Herzenswärme. Ein Tier zu halten und es zu versorgen, fördert die Sozialkompetenz, die Zuverlässigkeit und das Verantwortungsbewusstsein der Halter. Allerdings übersteigt die artgerechte Versorgung ihrer Schützlinge die finanziellen Möglichkeiten der Halterinnen und Halter oft.
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Konsultationen wurden im Jahr 2015 bei der Gassentierärztin verzeichnet.
G asse n tierarzt
Einzelnen Tieren helfen, heisst vielen Tieren helfen Igna Wojtyna arbeitet seit 2010 als Tierärztin für die Sozial werke Pfarrer Sieber. Die erfahrene Veterinärin weiss mit Tieren ebenso umzugehen wie mit deren Haltern. Jeweils am Montagnachmittag arbeitet Tierärztin Igna Wojtyna nicht in ihrer heimischen Praxis, sondern als Gassentierärztin für die Sozialwerke Pfarrer Sieber. Zusammen mit SWS-Mitarbeiterin und Initiantin Mirjam Spring bildet sie das Gassentierarzt-Team, das sich um Tiere und ihre Besitzer – zumeist armutsbetroffene Menschen – kümmert. Während sich Mirjam Spring in erster Linie der Sorgen und Nöte der Tierhalter annimmt, ist das Wohl der Tiere Sache von Igna Wojtyna. Sie kennt viele ihrer Klientinnen und Klienten. «Es gibt Augenblicke, in denen mir die Lebensgeschichten sehr nahe gehen», sagt Wojtyna. Und solche Situationen gibt es häufiger, als ihr lieb ist.
Dennoch oder gerade darum ist sie von ihrem Einsatz als Gassen tierärztin überzeugt. «Durch dieses Angebot kann die tierärztliche Grundversorgung gewährleistet werden – und so können Tiere medizinisch betreut werden, deren Besitzer sonst aus finanziellen Gründen gar nicht zum Tierarzt gehen würden.» Ausserdem würden Hunde aus dem öffentlichen Raum so regelmässig entfloht, entwurmt und geimpft, wovon letztlich auch die übrigen Hundehalter profitierten. Was sie damit meint, erklärt Igna Wojtyna überzeugend. «Wer für ein ein Tier sorgen muss, lernt Verantwortung zu tragen, und bekommt dadurch eine gewisse Struktur in seinem Alltag.» Das wirke stabilisierend. Oft sei das Tier der einzige treue Freund, der ihnen geblieben ist. (arb)
Celmira hat sich im Nemo nicht nur mit der Planung ihrer Zukunft beschäftigt, sondern auch im Haushalt tatkräftig mitgearbeitet.
Hier habe ich zu mir selbst gefunden
nemo
Nach einem Streit mit ihrem Vater verliess Celmira ihr Zuhause fluchtartig. Schliesslich landete sie bei Nemo. Hier fand sie Ruhe – ein ganz neues Gefühl.
Unsere Familie litt schon länger unter den Spannungen zwischen Vater und Mutter. Ich konnte es gar nicht mit meiner Mutter, so dass ich bei meinem Vater blieb, als es zur Trennung kam. Es ging jedoch nicht lange gut. Mein Vater ist jähzornig, was ich bald zu spüren bekam. Mehr auf Druck meiner Mutter als aus eigener Motivation hatte ich eine Ausbildung zur Textildesignerin begonnen. Das war ein Fehler. Ich brach sie ab und wusste zunächst nicht, was tun, und sass oft ratlos zu Hause. Das erzürnte meinen Vater. Er wollte, dass ich halt irgendwas lerne. Wir stritten oft. Bis er mich nach einem gehörigen Krach rauswarf. Plötzlich stand ich vor dem Nichts Zunächst kam ich bei Kollegen unter. Doch das ging nicht lange gut. Auch dort musste ich raus. Ich stand vor dem Nichts. Da kam mir mein Bruder zu Hilfe. Er hatte vom Nemo gehört, machte mich darauf aufmerksam und fädelte den Kontakt ein.
So kam ich an einem Sommerabend ins Nemo, wo ich ein halbes Jahr blieb. Hier habe ich Unterstützung gefunden Ich fand hier endlich Ruhe, um mich mit mir und meinem Leben zu beschäftigen. Das Team war sehr fürsorglich. Ich spürte, dass ich okay bin so, wie ich bin. Das tat meinem Selbstwertgefühl gut. Ich fühlte mich nicht mehr als Versagerin und begann, konkrete Berufspläne zu entwickeln. Dabei unterstützten mich auch die Betreuer der Streetchurch. Dort nahm und nehme ich tagsüber am Programm «top4job» teil. Ich frische mein Schulwissen auf, sammle praktische Berufserfahrung in Reinigung und Haushalt und suche eine Stelle. Dank der Unterstützung im Nemo fand ich nach fünf Monaten eine Wohnung, die ich zusammen mit jemand anderem teile. Bei «top4job» bin ich nach wie vor. Ich kämpfe um eine Lehrstelle Die Suche nach einer Lehrstelle als Hotelfachfrau ist zäh. Ich habe etliche Schnup-
perlehren gemacht, doch bislang nur Absagen auf meine Bewerbungsschreiben erhalten. Das gibt mir jedes Mal einen Dämpfer. Aber ich hoffe, dass ich es doch noch schaffe und im Sommer mit einer Lehre anfangen kann. Das ist mein Traum.
Nemo schützt und unterstützt Kaum zu glauben, aber wahr: Auf Zürichs Strassen gibt es nicht nur Erwachsene, die obdachlos sind, sondern auch Jugendliche. Oft sind Gewalt und Missbrauch Hintergrund für ihre Flucht von Zuhause. Auf der Strasse hoffen sie, in Ruhe gelassen zu werden. Ein fataler Irrtum, denn dort werden die jungen Menschen ohne Geld leicht Opfer von Dealern und Zuhältern. Weil sie Zuhause statt Geborgenheit Ablehnung und Entwürdigung erlebten, fehlt ihnen oft jegliches Selbstwertgefühl. Für diese Jugendlichen steht Nemo offen:
Jugendlichen engagiert beistehen und sie dann wieder ziehen lassen Im Nemo setzt sich Matthias Stadler für junge Menschen ein, deren Zukunft ohne Unterstützung düster aussieht. «Die Hoffnungslosigkeit der Jugendlichen macht mich immer wieder zutiefst traurig», sagt Matthias Stadler. Als Betreuer im Nemo weiss er, wovon er spricht. Täglich ist der dynamische Solothurner mit tragischen Lebensgeschichten konfrontiert. Geschichten von Lieblosigkeit, Gewalt, sexuellem Missbrauch und Einsamkeit. Zusammen mit seinen vier Nemo-Kolleginnen versucht Matthias, den Hilfesuchenden neue Perspektiven zu vermitteln und sie bei
Dem Nemo verdanke ich viel. Ich habe hier zu mir selbst gefunden und neuen Lebensmut erhalten. Das ist die Basis, auf der ich mein Leben nun aufbaue und hoffnungsvoll in die Zukunft blicke.
der Suche nach einer Anschlusslösung konkret zu unterstützen. «Das Schwierigste an meiner Arbeit ist für mich, dass wir Beziehungen zu den Jungen aufbauen und diese dann wieder ziehen lassen müssen, ohne uns weiter um sie kümmern zu können.» Umso mehr freue er sich, wenn er von ehemaligen NemoBewohnern Postkartengrüsse oder Briefe erhalte, in denen sie sich für das Engagement des Teams und die Unterstützung bedankten. «In solchen Momenten fühlen wir uns bestärkt, dass unsere Arbeit Menschen wirklich weiterhilft.» (arb)
Die Noteinrichtung beherbergte im vergangenen Jahr 50 jugendliche Schutz suchende für kürzere oder längere Zeit. Ziel des Angebots ist es, junge Menschen in Bedrängnis unbürokratisch zu helfen. Im Nemo erhalten sie Unterkunft, Verpflegung sowie ein niederschwelliges Betreuungs- und Vermittlungsangebot. Das familiäre Umfeld und die persönliche Betreuung sind für viele ein wichtiger Neuanfang. Die Mitarbeitenden führen mit den Schutzsuchenden, aber auch mit Ämtern, Stellenvermittlern und Eltern Gespräche, um Anschlusslösungen zu finden.
Drei Konfirmanden vor dem Dorfladen, wo sie Passanten bitten, haltbare Lebens mittel zu spenden.
Jugendliche leben Solidarität Die heutige Jugend sei selbstbezogen, heisst es oft. Stimmt nicht. Immer wieder unterstützen Schul- und Konfirmandenklassen Menschen in Not. Reale Weihnachten Eine Hilfsaktion, die dafür exemplarisch steht, unternahmen zwölf Konfirmandinnen und Konfirmanden aus Trüllikon und Truttikon im Advent. Sie wollten Weihnachten real werden lassen und entschlossen sich kurzerhand, Lebensmittel für Obdachlose zu sammeln. Zusammen mit der Ortspfarrerin und ihrem Ehemann nahmen sie zunächst Kontakt mit den Filialleiterinnen der Läden in den beiden Dörfern auf und sorgten mit Flugblättern dafür, dass die Bevölkerung rechtzeitig auf die Aktion aufmerksam wurde.
Grosse Ausdauer Am Samstag vor Weihnachten standen die Burschen und Mädchen während 13 Stunden vor den beiden Volg-Läden und baten die Kundinnen und Kunden, zusätzlich zu ihren Einkäufen doch das eine oder andere Pack Teigwaren, Reis oder Mehl,
Speiseöl, Fischkonserven einzukaufen und in die vor dem Laden bereitstehenden Schachteln zu legen. Die Aktion fand gros sen Anklang. Am Ende des Tages lagen gut 500 kg gut haltbarer Lebensmittel mit einem Warenwert von gegen 3000 Franken in 26 Bananenschachteln. Die Lebensmittel werden wir in unseren Einrichtungen nach und nach für die Zubereitung ausgewogener Mahlzeiten einsetzen.
Gelebte Solidarität Die Aktion zeigt, dass die Solidarität mit Bedürftigen lebt. Sie zeigt auch, dass die Kirche auf dem Land nach wie vor sehr lebendig ist und die dortige Bevölkerung die Menschen am Rand der Gesellschaft, welche meistens in den Städten leben, wahrnimmt und an sie denkt. Für uns von den Sozialwerken Pfarrer Sieber sind solche Aktionen schöne Zeichen der Ver bundenheit und ermutigen uns. (arb)
Im Gespräch mit Michel Müller* In welchem Zusammenhang hörten Sie erstmals von Pfarrer Sieber? Als jugendlicher Leiter im Cevi Basel half ich alljährlich an der sogenannten «Kundenweihnacht» mit, zu der Leute von der Gasse eingeladen waren. Irgendwann in den Achtzigern war Ernst Sieber als Gastpfarrer eingeladen, der Beispiele aus seiner Arbeit erzählte. Ich begleitete dazu die Weihnachtslieder am Klavier. Wo verorten Sie Pfarrer Siebers Theologie? Sein Geheimnis ist ja gerade, dass man ihn nicht «verorten» kann. Er ist sozial, fromm, politisch und künstlerisch und überrascht immer mal wieder, damit wir es uns (auch theologisch) nicht zu bequem einrichten. Welchen Stellenwert hat die Arbeit der SWS für unsere Gesellschaft? Heute stehen wir in Zürich in der Gefahr, dass wir Menschen, die nicht dem Image der Bahnhofstrasse entsprechen, aus den Augen verbannen. Wir sind gut
Impressum Sieber Ziitig Nr. 49 Februar 2016 Erscheint 4 x jährlich Jahresabo Fr. 5.– Redaktion Walter von Arburg, Christoph Zingg, Elena Philipp Gestaltung Claudia Wehrli, Winterthur Druck Spühler Druck, Rüti Herausgeberin Stiftung Sozialwerke Pfarrer Ernst Sieber Revisionsstelle BDO AG, Zürich
Geschäftsstelle Hohlstrasse 192, 8004 Zürich 043 336 50 80 info@swsieber.ch kommunikation@swsieber.ch www.swsieber.ch Gesamtleitung Christoph Zingg Stiftungsrat Marlies Petrig, Co-Präsidentin Prof. Dr. theol. Thomas Schlag, Co-Präsident Stefan Elsener Regina Gabriel Cantieni Patrick Hohmann Jolanda Huber lic. iur. Vanessa Ölz Ehrenpräsident Dr. h. c. Pfarrer Ernst Sieber IBAN-Nummer CH98 0900 0000 8004 0115 7 PC-Konto 80-40115-7
Betriebe Anlauf- und Beratungsstelle Sunestube und Noteinrichtung für obdachlose Jugendliche Nemo Militärstrasse 118, 8004 Zürich Auffangeinrichtung Brot-Egge Seebacherstrasse 60, 8052 Zürich Suchthilfeeinrichtung Ur-Dörfli Bahnhofstrasse 18, 8330 Pfäffikon Fachspital für Sozialmedizin und Abhängigkeitserkrankungen Sune-Egge, Konradstrasse 62, 8005 Zürich
Notwohnsiedlung Brothuuse Mühlackerstrasse 4, 8046 Zürich
Welche Bedeutung hat unsere Arbeit für die Kirche? Je länger, je mehr wird sich die Kirche nicht einfach um alle kümmern können, sondern zum Werk werden, das «prophetische» Schwerpunkte setzen muss. Darin gehen die Sieberwerke der Kirche voraus, gerade indem sie sich nicht einfach sozial verzwecken lassen, sondern zur Hilfe an Menschen aus dem Evangelium von Jesus Christus heraus motivieren. *Michel Müller (*1964) ist Kirchenratspräsident der Reformierten Landeskirche des Kantons Zürich
Wollen Sie über Ihren Tod hinaus Gutes tun? Bestellen Sie unseren Testamentsratgeber über info@swsieber.ch, Telefon 043 336 50 80 oder www.swsieber.ch/testamentsratgeber
Pflegestation Egg Ober Halden 5, 8132 Egg Rehabilitationszentrum Sunedörfli Postfach 36, 8816 Hirzel
geworden im Verwalten und Organisieren des Sozialstaats. Die Sieberwerke weisen noch immer darauf hin, dass es um Menschen geht, die helfen und denen geholfen wird.
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