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HGV-Zeitung Mai 2020
Standpunkt
Von Manfred Pinzger HGV-Präsident
Geschätzte Mitglieder,
die vergangenen Tage und Wochen waren für uns alle sehr hektisch. Jeder von uns wollte wissen, wann wir unsere Betriebe wieder aufsperren können. Welche Aufl agen sind dabei zu erfüllen? Wann können die Gäste wieder nach Südtirol kommen? Was geschieht, wenn im Betrieb ein Corona-Verdachtsfall auftritt? Fragen über Fragen, die wir im HGV versuchen, so korrekt und seriös wie möglich zu beantworten. Wenn wir keine gesicherten Informationen hatten, dann sind wir damit nicht in die Öffentlichkeit gegangen. Dafür ersuche ich um Verständnis.
Sehr gefreut hat mich die große Teilnahme unserer Mitglieder an insgesamt vier Videokonferenzen mit unseren Fachexperten. Auch dabei stand eine Frage an vorderster Stelle: Wann darf ich meinen Betrieb öffnen?
Dies ist nun für Südtirol geklärt, auch dank der Entscheidung des Landeshauptmannes, in dieser Sache nicht die zentralistischen Vorgaben aus Rom zu übernehmen. Unsere Bars und Restaurants können seit 11. Mai wieder Gäste bewirten, die Beherbergungsbetriebe können ab 25. Mai die Tore öffnen. Unter Einhaltung der notwendigen Hygiene- und Schutzmaßnamen.
Mit der Öffnung unserer Betriebe hat jeder von uns aber auch eine große Verantwortung über
nommen. Ich darf Sie ersuchen, dieser Verantwortung für die Gesundheit Ihrer Familie, Ihrer Mitarbeiter, Ihrer Kunden und Gäste zu hundert Prozent gerecht zu werden. Das Coronavirus ist nämlich noch unter uns. Wir dürfen ein Auffl ammen eines
neuen Infektionsherdes nicht zulassen. Wir haben uns alle, unter großen Opfern, bisher vorbildlich an die Aufl agen der staatlichen und Landesbehörden gehalten und wollen das auch in Zukunft so tun.
Und eines darf ich versprechen: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des HGV werden Sie weiterhin in dieser für uns alle sehr schwierigen Situation in gewohnter seriöser Form informieren, begleiten und beraten. Manfred Pinzger
Verlustbeiträge für Kleinunternehmen ........................... 4 Die Landesregierung hat die Kriterien für die Gewährung eines Zuschusses für Kleinunternehmen mit bis zu fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern infolge des Covid-19-Notstandes genehmigt.
Chancen dynamischer Preisgestaltung ................. 5 „Smarte Preise – Hotel umsatz steigern durch dynamische Preisgestaltung“ lautet eine Online-Fachtagung, welche von der HGV-Unternehmensberatung mit dem Unternehmen RateBoard organisiert wird.
Das Drehen an der Preisschraube .........6 In Krisenzeiten wird schnell die Frage gestellt, wie die zukünftige Preisstrategie aussehen soll. Soll der Preis gesenkt oder gestärkt werden? Zwei Expertinnen der HGV-Unternehmensberatung antworten.
Optimierung der Onlinepräsenz ...........9 Die HGV-Abteilung IT / Online Marketing hat die letzten Wochen dazu genutzt, bestehende Tools und Systeme zu optimieren, sie um nützliche Funktionen zu erweitern und neue hilfreiche Tools zu entwickeln.
Für die Gastwirtin ............................... 11 Die Arbeitsgruppe Südtiroler Gastwirtinnen ist auch in Coronazeiten weiterhin aktiv und plant bereits die Aktionen für den Herbst.
Betriebsführung
Immer nah am Gast sein ..................... 16 Die HGV-Abteilungen Unternehmensberatung und IT / Online Marketing zeigen Strategien auf, wie Gastwirte und Hoteliers während und nach der Krise mit ihren Gästen erfolgreich in Kontakt bleiben können.
HGV hat umfassende Branchenkenntnisse ............................ 18 Die Ermittlung des Immobilienwertes zählt zu den verantwortungsvollsten und oft auch zu den schwierigsten Aufgaben im Baubereich.
Liquiditätsplan .................................... 19 In diesen außergewöhnlichen CoronaZeiten macht sich eine Fähigkeit ganz besonders bezahlt: kaufmännische und buchhalterische Kenntnisse und die richtige Interpretation der Zahlen.
Weiterbildung
Webinare gut besucht ........................ 21 Die Abteilung Weiterbildung im HGV bietet auch im Mai und Juni Webinare an. Die Nachfrage unter den Mitgliedern ist sehr groß.
HGJ
Den Neustart mit Leidenschaft angehen ........................ 22 Die Corona-Krise hat auch den Tourismus in Südtirol vor eine noch nie gekannte Situation gestellt. Das öffentliche Leben und somit auch die Wirtschaft wurde fast auf null gefahren. Nun steht der Neustart an.
Panorama
Gastbetriebe nicht allein lassen .......... 24 Die Mitte April getroffenen Entscheidungen zu den Corona-Hilfsmaßnahmen in Deutschland beweisen erneut, dass das Gastgewerbe die hauptbetroffene Branche der Krise ist.
Vorsorge und Gesundheit .................. 26 Seit mehreren Wochen musste auch die Martinsbrunn ParkClinic coronabedingt pausieren. In Martinsbrunn durften nur mehr dringende ärztliche Visiten durchgeführt werden. Patienten können nun wieder unter den höchsten Sicherheitsvorkehrungen Vorsorgeuntersuchungen und Gesundheits-Check-ups vornehmen lassen.
Backwettbewerb stattgefunden ....... 27 Das Gustelier – Atelier für Geschmackserfahrung und das Backatelier 100 Grad von Sieglinde Pircher haben einen Backwettbewerb organisiert.
Marktblick
Produktneuheiten ...................... 28, 30 Neuheiten der Lieferanten der Hotels und Gastbetriebe.
Kleinanzeiger
Der Tourismus braucht offene Grenzen Corona-Krise: Interview mit Tourismuslandesrat Arnold Schuler
Südtirol muss Standards garantieren, um als sichere Urlaubsregion eingestuft werden zu können. Ein Gespräch mit Landesrat Arnold Schuler.
Herr Landesrat, das Coronavirus hat den Tourismus und das Transportwesen weltweit in die Knie gezwungen. Wie beurteilen Sie die Folgen? Arnold Schuler: Das Coronavirus hat das Wirtschaftsleben zum Stillstand gebracht. Wir durchleben zurzeit eine Ausnahmesituation, deren Folgen wir sicher noch längere Zeit spüren werden. Es wird Sektoren geben, die sich schneller, und andere, die sich langsamer erholen werden. Es wird aber auch einzelne Betriebe geben, die sich nicht erholen werden. Das dürfen wir nicht leugnen. Um Letzteres in Südtirol zu verhindern, hat die Landesregierung erste Maßnahmen erlassen, weitere werden folgen. Es braucht aber unbedingt wieder eine Perspektive und ein koordiniertes Vorgehen auf staatlicher und europäischer Ebene. Der Tourismus ist kein lokaler Wirtschaftsbereich. Wir sind nämlich auf offene Grenzen angewiesen, auf Gäste anderer Regionen und Länder. Bisher hat es diesbezüglich kein starkes Auftreten der EU ge
Tourismuslandesrat Arnold Schuler.
geben. Die Aussagen des Ministerpräsidenten Giuseppe Conte waren eher enttäuschend. Deshalb haben wir entschieden, autonom Maßnahmen für die Phase 2 zu erlassen.
Was sind für Sie die Voraussetzungen, damit das Hotel- und Gastgewerbe in Südtirol wieder aktiv werden kann? Wir – die Südtiroler Touristiker – waren die Ersten, die Verantwortung gezeigt haben. Wir haben als Erste in Europa freiwillig die Betriebe geschlossen, und mit demselben Verantwortungsbewusstsein wollen wir diese nun wieder öffnen. Wir, die Südtiroler Landesregierung, hat nun ein eigenes Gesetz auf den Weg gebracht, nicht nur um verbindliche Termine festzulegen, sondern auch um die Voraussetzung für das Öffnen der Gastronomie und der Beherbergung festzulegen. Es geht dabei um die Sicherheit unserer Gäste und Mitarbeiter. Es geht auch darum, ein weiteres Ausbreiten dieser Pandemie zu verhindern, und wir müssen auch Standards garantieren, um als „sichere“ Urlaubsregion eingestuft werden zu können.
Die Landesregierung hat ein Hilfsprogramm für geschädigte Betriebe aufgelegt. Welche Maßnahmen sind für das Gastgewerbe am wichtigsten? Es geht dabei zuallererst darum, Liquidität zu garantieren. Wir haben intensiv mit den Banken über den Aufschub der Ratenzahlungen verhandelt, mit den Gemeinden über den Aufschub der Gemeindesteuern und -gebühren und auch über den Aufschub der Rückzahlungen an den Rotationsfonds. Gleichzeitig werden Kredite bereitgestellt, die unmittelbar zur Verfügung stehen und für die der Staat bzw. das Land die Garantieleistungen übernimmt. Weiters wurden Kapitalbeiträge für die Kleinbetriebe vorgesehen. Wir haben entschieden, den Tourismusorganisationen die für die Monate März, April und Mai entgangenen Einnahmen durch die Ortstaxe auszugleichen und die Auszahlung der Schlüsselbeiträge vorzuziehen.
Wie schätzen Sie die europaweite Öffnung der Grenzen für den touristischen Reiseverkehr ein? Dies wird wohl hoffentlich auf der Ebene der EU entschieden oder zumindest über bilaterale Abkommen. Die Grundlage dabei muss aber immer eine wissenschaftliche sein, eine Risikoabschätzung. Zurzeit ist das Infektionsrisiko am Starnberger See sicher ähnlich wie am Kalterer See. Deshalb macht es sicher wenig Sinn, Reisefreiheiten an politischen Grenzen festzumachen.
Trotz aller Dramatik müssen wir an die Zeit nach Corona denken. Wie stellt sich der Landesrat für Tourismus den Neustart vor? Der Neustart wird sicher schrittweise erfolgen. Zum einen werden aufgrund der unterschiedlichen Situationen die Bestimmungen zur Reisefreiheit und zur Quarantäne nicht alle gleichzeitig gelockert werden und zum anderen werden unsere Gäste sich kurzfristig auf eine etwas andere Art von Urlaub einstellen müssen. Auch im Urlaub werden bestimmte Regeln einzuhalten sein und es wird bestimmte Angebote heuer nicht geben. Wichtig ist auch nach dieser Zeit des Stillstandes, die Marke Südtirol wieder zu stärken. Um diesen Neustart vorzubereiten, haben wir der IDM die entsprechenden Finanzmittel bereitgestellt.
Vielfach hört man jetzt, dass das Tourismusland Südtirol für die Zeit nach Corona viele Vorteile hat … Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass Urlaub in Südtirol bald wieder voll im Trend sein wird und wir die besten Voraussetzungen dafür haben, gestärkt aus dieser Krise herauszugehen. Darauf müssen wir uns jetzt schon vorbereiten, um wieder durchstarten zu können.