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2015 CHF 23.– | E 21.50

Fassadenintegrierte Energiegewinnung Building Information Modeling (BIM) Energieausblick und Finanzierungsmöglichkeiten

Intelligente Gebäude ET Elektrotechnik www.elektrotechnik.ch | HK-Gebäudetechnik www.hk-gebaeudetechnik.ch



Editorial

Intelligenz wird immer wirtschaftlicher Die vorliegende gemeinsame Extra-Ausgabe von ET und HK ist dem Thema «Intelligente Gebäude» gewidmet. Intelligent oder smart werden viele Konzepte, Projekte und Produkte genannt. Intelligent heisst für mich vor allem optimiert für den konkreten Anwendungsfall. Im Gebäudebereich wird die Intelligenz meistens der Gewerke-verbindenden Gebäudeautomation zugeordnet. Das Spektrum reicht von der einfachen Raumautomation bis zur alles einschliessenden Gebäudeautomation mit SmartGrid-Einbindung. Zur Vorstellung «Intelligente Gebäude» gehört heute aber auch eine ausgeklügelte, umfassend optimierte Architektur. Also auch unter Einbezug der passiven Solararchitektur inklusive gut geplantem sommerlichem Wärmeschutz. Für den intelligenten Gebäude-Neubau kennen wir heute neben der Gebäudeautomation geeignete Gebäudetechnik-Lösungen und Systeme, die für das konkrete Projekt optimal kombiniert werden können. Als mögliche Komponenten seien hier unvollständig aufgezählt: sinnvoll gedämmte Gebäudehülle mit integrierter Energiegewinnung (Wärme/Strom), effiziente Wärmeerzeugung (maximal 20 % fossile Spitzenenergie), Niedertemperatur-Wärmeverteilung, automatische Lufterneuerung mit Wärmerückgewinnung, Konzept für Speicher und Lastmanagement (Wärme/Strom, Spitzenbezüge vermeiden im Winter), sinnvoll dimensionierte Tages- oder sogar Saison-Speicher, sowie eine passende Lösung für die Mobilität. Die Komponenten-verbindende Gebäudeautomation inklusive Energiemonitoring ist Grundlage für regelmässige Betriebsoptimierungen und hilft so beim Verbessern der Gesamt-Wirtschaftlichkeit. Bei der Modernisierung von bestehenden Gebäuden ist das Potenzial der Gebäudeautomation speziell interessant, weil mit moderaten baulichen Eingriffen bzw. Investitionen beträchtliche Einsparungen beim Betrieb erzielt werden können. Vor allem mit Raumautomation können «Verbräuche ohne Nutzen» stark reduziert werden (Anwesenheits- und Tageslicht-abhängige Beleuchtung, Raumtemperatur etc.). Im konkreten Fall muss abgeklärt werden, was sinnvoll und verhältnismässig ist. Grundsätzlich schlechte Bauten oder schlechte Gebäudetechnik-Systeme lassen sich auch durch raffinierte Automation nicht korrigieren. Übergeordnetes Ziel soll immer sein: gewünschter Nutzen und Komfort zu minimalen effektiven Jahreskosten. Investoren erkennen immer mehr, dass die echte Lebenszykluskosten-Betrachtung der richtige Ansatz ist, um Bauvorhaben intelligent umzusetzen. Bei bestehenden Bauten wird damit auch die Variante Ersatzneubau korrekt beurteilt. Bei den Betriebskosten eines intelligenten Gebäudes erwartet man vor allem tiefe Energiekosten. Sei es durch bescheidene Verbräuche oder dank eigener Energiegewinnung. Bei der Elektrizität zusätzlich durch Optimierung des Eigenverbrauchsanteils. Die Wirtschaftlichkeitsüberlegungen sind immer abhängig von den aktuellen und von den künftig erwarteten Energiepreisen. Im hinteren Drittel dieses Hefts sind Beiträge zur weltweiten Energieversorgung, zu wahren Energiekosten und zu Finanzierungsmodellen für Energieanlagen. Building Information Modeling (BIM) ist dieses Jahr ein fast allgegenwärtiges Thema in unseren Branchen. Auftraggeber, Planende und Betreiber wollen BIM-Methoden und -Werkzeuge nun rasch einführen. Die erfassten Daten werden nicht nur für die geometrische 3D-Fachkoordination der verschiedenen Gewerke, Visualisierungen und Ausschreibungen verwendet, sondern immer häufiger auch für Betriebs-Simulationen. BIM ist ein Hilfsmittel und eine Methode für effizientes Vorgehen in allen Gebäudeprojekt-Phasen: Planen, Realisieren und Betreiben. Und nicht zuletzt auch für die konsequente und umfassende ProjektDokumentation. Zu all den hier angesprochenen Themenkreisen finden Sie Fachbeiträge in diesem Extra. Die Seitenbereiche der Themenblöcke sind im Inhaltsverzeichnis auf den Seiten 2/3 angegeben. Peter Warthmann, Chefredaktor

Elektrotechnik ET/HK-Gebäudetechnik Extra 7/2015

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Energie | Automation | Gebäudetechnik

4 – 53

Intelligente Gebäude

Im intelligenten Gebäude oder Smart Home kann eine Vielzahl von vernetzten Geräten und Funktionen einfach gesteuert und automatisiert werden. Intelligent ausgeführt erhöht dies Komfort, Sicherheit und die Energieeffizienz.

82 – 105

Building Information Modeling

Der Begriff Building Information Modeling (BIM) steht für optimierte Zusammenarbeit im Bereich Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden. Dabei werden alle relevanten Gebäudedaten digital erfasst, kombiniert und vernetzt.

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Extra 7/2015 Elektrotechnik ET/HK-Gebäudetechnik


Energie | Automation | Gebäudetechnik

Intelligente Gebäude 4

Moderne Gebäude sind energieeffizient, komfortabel und betriebsoptimiert

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Interview Jürg Grossen, Nationalrat und Unternehmer

16 Integration von Solaranlagen auf und an Gebäuden 24 Minergiemodul Raumkomfort 32 Erfahrungsbericht Hausautomation 38 Intelligente Automationslösungen verschiedener Anbieter

54 – 81

Gebäudetechnik

Mit der entsprechenden technischen Gebäudeausrüstung und -automation können Energie gespart und Kosten gesenkt werden. Im Markt bieten viele Anbieter massgeschneiderte Systeme und Lösungen.

Gebäudetechnik 54 Energieeffizienz in Gebäuden 57 Intelligente Automationslösungen verschiedener Anbieter 64 Altersheim für Solarmodule 66 Pilzbefall auf PV-Anlagen 68 Intelligente Automationslösungen verschiedener Anbieter 75 Luftverteilsysteme, Lufterneuerung, Entrauchung

Building Information Modeling (BIM) 82 Grundlagen und Begriffe 88 Tagung: BIM-Einführung in der Schweiz 92 BIM-Lagebericht aus Deutschland 98 BIM bringt Ordnung in den Planungsprozess 102 Modulares Planen beim Roche-Turm

Energieausblick und Finanzierungsmöglichkeiten 106 Prognosen der internationalen Energieagentur IEA 112 Finanzierungsmöglichkeiten zur Energiewende 116 Was kostet uns die Energie? 118 Schlüsselenergie der Zukunft 121 Thermografie richtig einsetzen 128 Energieanalysen und Zielvereinbarung 134 Energie-Contracting Projekt Hardau 138 Netzwerk steuert Strom im Sekundentakt 142 Produkthinweise verschiedener Anbieter

106 – 141

Energieausblick und Finanzierungsmöglichkeiten

Wieviel und wie zahlen wir zukünftig für Strom, für Treibstoff, für Wärme, unseren Energiebedarf insgesamt? Experten blicken voraus, rechnen und geben Antworten.

152 Transparente Regeln bei der öffentlichen Beschaffung 155 Stellenanzeigen 160 Impressum, Anzeigenverzeichnis

Titelbild: Roche-Turm «Bau 1» in Basel Der neue Roche-Turm, noch in der Bauphase. Zum Energiedesign und zur Modulbauweise für die Gebäudetechnik siehe Bericht auf den Seiten 102–105. (Foto: Gerd Gründl) Elektrotechnik ET/HK-Gebäudetechnik Extra 7/2015

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Energie | Automation | Gebäudetechnik

Moderne Gebäude bieten Energieeffizienz, Komfort und Unterstützung für den optimalen Betrieb

Intelligente Gebäude Ein Gebäude muss nach dem heutigen Stand der Technik über Intelligenz verfügen, um seinen Zweck zu erfüllen und möglichst wenig Energie zu verbrauchen. Dazu ist eine Gewerke-übergreifende Planung und Bewirtschaftung notwendig, die durch Building Information Modeling wesentlich vereinfacht wird. Ein Gewinn und eine Herausforderung sind der sichere Datenaustausch in und zwischen intelligenten Gebäuden, der zunehmend über die Cloud erfolgt, sowie die Aus- und Weiterbildung von Fachleuten.

D

och fangen wir ganz vorne an. Intelligente Gebäude müssen einfach zu planen und im Unterhalt nachhaltig sein. Wie der Mensch wird ein Gebäude aber

...wenn du X machst, könnte ich Y

nicht erst intelligent, wenn es bereits einige Jahre auf dem Buckel hat, sondern schon vor der Geburt, bzw. vor dem Bau. Wir können hier sogar von Retorten-Gebäuden spre-

Büro ist leer, Heizung und Lüftung runterfahren

Die Sonne scheint, lass doch jetzt die Waschmaschine laufen!

Jalousien öffnen, wir brauchen Wärme von der Sonne, sonst müssen wir heizen.

chen, die in der Planungsphase aus den besten Bestandteilen und Technologien geklont, justiert und abgestimmt werden. In der Fachwelt heisst dieses Vorgehen jedoch nicht

CO2-Gehalt wird kritisch, ich schalte Lüftung auf Stufe 2.

Deine Agenda sagt, du hast Urlaub. Soll ich heute die Storen runter lassen?

Die Türe ist nicht geschlossen.

Das KüchenFenster ist noch offen.

Ich habe gelernt, dass...

Die Heizung meldet einen Fehler. Soll ich einen Fachmann rufen?

Hey, mach doch... Fenster schliessen spart Energie.

Willst du nicht die Temperatur um 1°C absenken, dann sparst du 6% Energie.

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Brauchst du noch Energie, Auto?

Möchte jemand Musik? Ich hätte einen neuen Hit!

Extra 7/2015 Elektrotechnik ET/HK-Gebäudetechnik

Das intelligente Gebäude kommuniziert mit den Nutzern, erkennt Optimierungsbedarf und macht Vorschläge.


Energie | Automation | Gebäudetechnik

klonen, sondern BIM, Building Information Modeling.

BIM, Grundstein intelligenter Häuser Das Ziel von BIM ist die optimierte Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden mit Hilfe von Software. Alle Gebäudedaten werden digital erfasst, kombiniert und vernetzt. Es entsteht ein komplettes, virtuelles Modell des Gebäudes bereits vor dessen physischem Bau. BIM-Modelle sind hoch komplex und mehrdimensional. Sie beinhalten verschiedenste Informationen zu Grössen, Massen, Materialien, Koordinaten und vielem mehr. Alle Beteiligten sind mit dem BIM-Modell vernetzt und arbeiten damit: Sämtliche Änderungen und der Fortschritt der Planung sind jederzeit für alle sichtbar und müssen nicht mühsam in womöglich eigene, Gewerke-abhängige Pläne übertragen werden. BIM-Anwendungen werden in Zukunft sowohl im Bauwesen zur Bauplanung und -Ausführung (Architektur, Ingenieurwesen, Haustechnik) als auch im Facility Management eingesetzt werden. In der Schweiz formiert sich aktuell die Organisation «Bauen digital Schweiz», welche als Verein die Koordination der relevanten Organisationen und Partner zum Thema BIM entlang der

Gebäude werden mit Vorteil und immer öfter digital konzipiert, bevor sie tatsächlich gebaut werden. Im Bild: Wohn- und Bürogebäude «Aarhof» in Aarau mit 1000 m2 Bürofläche im Erdgeschoss und elf Wohnungen in den zwei Obergeschossen. (HKG Engineering / HKG Consulting / Herzog Kull Group Holding, www.hkg.ch)

gesamten Bau-Wertschöpfungskette übernehmen will (vgl. BIM-Fachbeiträge ab Seite 82).

Automation als Bestandteil intelligenter Gebäude Teil dieses digitalen Modells wird in Zukunft auch die Raum- und Gebäudeautomation sein, denn sie ist es, die das Gebäude während des Be-

Die Fassade sagt typischerweise noch nichts aus über die Intelligenz des Gebäudes. Die Architektur hat jedoch dank der Gebäudeautomation mehr Gestaltungsfreiheit.

triebs intelligent macht. Intelligenz entsteht durch die Fähigkeit, auf Einflüsse und Bedürfnisse von aussen zu reagieren. Beim Menschen geschieht das dank Nervenzellen und Muskeln, im Gebäude über Sensoren und Aktoren. Kommuniziert wird über die Nervenbahnen, beziehungsweise über die Bussysteme. Sie alleine machen aber ein Gebäude noch nicht intelligent, sie ermöglichen lediglich eine Reaktion. Es regnet, das Fenster geht zu. Es windet, die Jalousie fährt hoch. Es brennt, der Brandmelder piepst. Nicht wahnsinnig intelligent, oder? Intelligenz muss zwangsläufig etwas Raffinierteres sein, etwas, das mehr als nur die Summe aller Einzelteile ist. Intelligenz entsteht durch Verknüpfung und idealerweise dank einer gewissen Lernfähigkeit, so lernen intelligente Systeme die Raumtemperatur in Abhängigkeit der Wetterprognose bzw. der Aussentemperatur korrekt zu regeln.

Erst der Mensch, dann das Gebäude Es gilt dabei aber stets folgendes Prinzip zu beachten: Erst wenn sich die Menschen aus unterschiedlichen Fachrichtungen selber vernet-

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Energie | Automation | Gebäudetechnik

Solarstrom

Solarwärme

Wetter/ Prognose

Netzwerk Telefon

Netzwerk TV

Netzwerk PC

Mobile Bedienstellen

Licht

Jalousien

Fensterüberwachung

BodenHeizung

ElektroFahrzeug

Zugang zum Haus; Sicherheit

Zentral «Aus»

Sanitär

Lüftung

HaushaltGeräte

MultiMedia

SmartMeter

HauptVerteiler

Erzeugung Wärme/ Strom

Warmwasser

Speicher Wärme

Speicher Strom

EVU, Versorgungsnetz

FTTx, Kommunikation

Mobiler Zugriff von extern

Gartenbewässerung

Intelligente Gebäude nutzen die moderne Gebäudeautomation in all den Bereichen, die im konkreten Fall Sinn machen. Grundvoraussetzung ist eine umfassend optimierte Architektur, wenn immer möglich mit Energiegewinnung (Strom/Wärme) auf Fassaden und Dächern. Das zukunftsfähige Gebäude ist so konstruiert, dass der Anteil der nutzbaren Solarwärme möglichst gross und der sommerliche Wärmeschutz trotzdem gewährleistet ist. Ein Beispiel dafür sind unverschattete Südfenster, durch die besonders im Winter die Strahlung der tiefstehenden Sonne in das Gebäude eindringen kann. Im Sommer wird die übermässige Erwärmung durch einen aussenliegenden Sonnenschutz verhindert.

zen, sind sie auch in der Lage, vernetzte und damit intelligente Gebäude zu bauen, denn diese erfordern eine Gewerke-übergreifende Planung. BIM geht genau in diese Richtung. Wenn alle beteiligten Personen wirklich im gleichen Boot sitzen, wird es keiner mehr wagen, den Griff der Lenzpumpe bei der Planung einfach wegzulassen. Zuerst planen, dann bauen, heisst die Devise. Leider wird sie in der Praxis zu wenig beachtet, obwohl erwiesen ist, dass dadurch niemandem etwas entgeht, sondern eine neue Qualität entsteht. Wenn eine Zu-

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sammenarbeit auf traditionellem Weg nicht machbar ist, wird BIM diesen Weg öffnen und die Projektschritte und deren Reihenfolge definieren.

Vieles soll zusammenspielen Die Intelligenz des Gebäudes basiert wie gesagt auf der Gebäudebzw. der Raumautomation. Hier laufen alle Daten und Aktionen zusammen, die im Gebäude gemessen, bedient, ausgelöst, gemeldet und übertragen werden. Die Raumautomation als Bestandteil der Gebäudeautomation konzentriert sich

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auf die Steuerung der einzelnen Räume. Dabei spielen die Bussysteme mit ihren filigranen Netzwerkstrukturen und den vielen kleinen Sensoren und Aktoren eine gewichtige Rolle. Sie erfassen, messen und setzen das um, was die Bewohner tun und sie direkt betrifft. Sensoren und Aktoren regeln das Licht energieeffizient auf die am Arbeitsplatz geforderte Intensität, löschen es automatisch, wenn es nicht mehr benötigt wird, und schliessen bei Bedarf die Jalousien. Funktionieren diese relativ einfachen Anwendungen, werden sie in der Regel gar


Touchscreens und mobile Bedienpanels ermöglichen den Zugriff auf sämtliche Funktionen.

nicht wahrgenommen. Funktionieren sie jedoch einmal nicht, werden sie schnell zum grössten Ärgernis innerhalb eines intelligenten Gebäudes.

Braucht ein intelligentes Gebäude ein Hirn? Dezentrale Bussysteme in der Raumautomation machen sich die Eigenschaft zu Nutze, dass sie nicht zwingend zentrale, grosse Rechner brauchen, welche alle Entscheidungen an einer Stelle treffen. Die Intelligenz ist verteilt und zum Teil bereits in die Aktoren und Sensoren integriert. Das reduziert den Bedarf an interner Kommunikation auf ein Minimum und macht die Systeme weniger anfällig, als wenn sie zentral verwaltet sind. Einfache Entscheide werden direkt auf der untersten Ebene getroffen. Eine übergeordnete Instanz wirkt nur ergänzend, dennoch hat sie das Potenzial, die Intelligenz eines Gebäudes massgeblich zu beeinflussen. Wo früher noch grosse Server nötig waren, übernehmen heute zunehmend kleine, energie-

Gewerke-übergreifende Bedienung ist heute sehr einfach realisierbar.

effiziente Rechner die Kontrolle und somit auch Funktionen, die das Gebäude wirklich intelligent machen, wie zum Beispiel die Optimierung des Energieverbrauchs oder die adaptive Steuerung der Heizung in Abhängigkeit von Wetterprognosen. Informationen werden umfassend aufbereitet, Trends erkannt und Vorausberechnungen gemacht. Das Gebäude sollte dann in der Lage sein zu lernen, um Entscheidungen zunehmend selbst treffen zu können. Bis dato stehen solche zentralen Server oft direkt im Gebäude. Das wird sich aber in Zukunft ändern. Solche Dienste werden mit grosser Wahrscheinlichkeit zunehmend im Netz, in der so genannten Cloud angeboten. Rechnerkapazitäten werden kein Thema mehr sein. Auch einmal entwickelte Algorithmen können immer wieder verwendet werden. Zudem stehen dank der Vernetzung sehr vieler Gebäude Unmengen von Daten und somit neue Möglichkeiten zur Verfügung. Betreiber können zahlreiche Informationen aus dieser Datensamm-

lung nutzen, um ihre Gebäude noch intelligenter zu machen. In den Fokus rücken dann natürlich die Kommunikation, bzw. die Bandbreite und die Übertragungssicherheit sowie generell die Sicherheit und der Schutz all dieser Informationen im Netz.

IP-Netzwerke etablieren sich Während sich in der Raumautomation für die Übertragung der Informationen Bussysteme etabliert haben, sind es in der Gebäudeautomation zunehmend IPund Ethernet-basierte Netze. Angelegt als Datenautobahnen, können sie dank schnelleren Übertragungsraten deutlich grössere Datenmengen transportieren. Sie versorgen den zentralen Gebäudeautomations-Server mit möglichst allen Informationen und Daten aller Sensoren und Aktoren, und dies auch gebäudeübergreifend. Solche Informationen sind die Basis für intelligente Gebäude, denn nur ein Gebäude, das weiss, wie es sich fühlt, kann entsprechend reagieren. Ô

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Energie | Automation | Gebäudetechnik

weit sich die neuen intelligenten Technologien den Anforderungen der doch recht chaotisch agierenden Menschen anpassen werden, ist noch offen. Auch wer bei der Hundertschaft kleiner, einzelner Systeme der Chef bleibt und die korrekte Ausführung garantiert, ist zumindest heute noch ungewiss.

Nutzer und Effizienz stehen im Fokus

Ausbildung ist ein wichtiger Baustein für die erfolgreiche Realisierung intelligenter Häuser.

Aktoren wirken im Hintergrund und steuern die Technik möglichst energieeffizient.

Aufgrund des technischen Fortschritts werden im intelligenten Gebäude jedoch in naher Zukunft auch Raumsensoren und Aktoren direkt mit Netzwerkschnittstellen ausgestattet sein. Sie haben das Ziel, alle Daten direkt und ohne Umwege ins Netzwerk zu stellen. Dazu beitragen wird auch die dritte Generation des Internet, das «Internet der Dinge». Dessen primäres Ziel ist es, alle Geräte im Gebäude mit dem Netz zu verbinden. Erst das Internet of Things (IoT) wird die eher einfache, vernetzte Technik wirklich «smart» machen. Inwie-

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Es bleibt beim intelligenten Gebäude stets zu hoffen, dass soweit wie nur möglich der Mensch und nicht die Technik bestimmt. Denn der Mensch lässt sich bekanntlich nur ungern von der Technik etwas vorschreiben. Eine Hauptaufgabe der intelligenten Gebäudetechnik ist es, fein abzuwägen zwischen Energieeffizienz und Nutzerbedürfnissen. Das Potenzial liegt hier vor allem im Erkennen der «Nichtnutzung» eines Gebäudes. Die SIA 386.110 (EN15232) ist ein Instrument, das jeder Planer zu den Themen Energieeffizienz und Automation zu Rate ziehen sollte. Die Norm klassiert die Funktionen der Gebäudeautomation nach deren Energieeffizienz und macht das Energiesparpotenzial durch Gebäudeautomation, bzw. durch Intelligenz im Gebäude sichtbar. Sie zeigt eindrücklich, wie dank vernetzter Automation und entsprechend konfigurierten Anlageparametern auf einfache Art und Weise Energie gespart werden kann (vgl. Artikel Seite 54).

Wo liegt die Verantwortung für intelligente Gebäude? Mit in der Verantwortung ist die Politik. Sie schafft die nötigen Rahmenbedingungen dafür, dass intelligente Gebäude auch gebaut werden sollen oder müssen. Erste Ansätze dazu sind in den neuen MuKEn 2014 sichtbar, in denen Gebäudeautomation bei grossen Gebäuden, sofern vertretbar, gefordert wird. Weitere Schritte sind jedoch nötig. Aber auch die Bauherrschaft ist gefordert. Sie muss vom Planungs- und Bauteam ein intelligentes Gebäude fordern, das bei der Erstellung zwar etwas mehr kostet,

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das die Investition in die intelligente Gebäudetechnik aber im Laufe des Betriebs amortisiert. Dies gilt nicht nur in Bezug auf die Ressourcen, sondern auch ganzheitlich, denn ein gutes Raumklima steigert die Effizienz der Mitarbeitenden oder den Wohlfühlfaktor für die Bewohner. Dies ist ein Grund dafür, dass sich immer mehr Immobilienentwickler für intelligente Gebäude interessieren. Sie wollen oder müssen ihren Kunden Wohnungen oder eine Infrastruktur zur Verfügung stellen, die dem Stand der Technik entsprechen.

Weiterbildung im Fokus In erster Linie ist aber die Branche für die Realisierung von intelligenten Gebäuden verantwortlich. Sie muss sich zwingend Gewerke-übergreifend (HLKSE) und integral um die Intelligenz eines Gebäudes kümmern. Das gelingt jedoch nur, wenn sich Fachleute intensiv weiterbilden und die Grundbildung des Nachwuchses verbessert wird. Dass sich auch hier etwas bewegt, zeigt die Berufsprüfung zum Gebäudeautomatiker, die die Fachverbände Gebäude Netzwerk Initiative GNI, suissetec und VSEI demnächst gemeinsam lancieren. Bereits in Ausarbeitung ist zudem das Konzept, diese Ausbildung mit einer Höheren Berufsprüfung zu erweitern. Fachleute, die diese Ausbildungen absolvieren, haben in Zukunft ein gutes Rüstzeug für die Aufgaben in der Praxis und werden gesuchte Leute sein in der Branche. Solche vorbildlichen und verbandsübergreifenden Initiativen sind zudem eine Chance, junge Berufsleute in ihren angestammten Berufen zu halten und ihnen interessante Perspektiven zu bieten. Denn der Markt der intelligenten Gebäude wird zweifellos wachsen. ■

Infos Autor: René Senn


Energie | Automation | Geb채udetechnik

Elektrotechnik ET/HK-Geb채udetechnik Extra 7/2015

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Energie | Automation | Geb채udetechnik

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Extra 7/2015 Elektrotechnik ET/HK-Geb채udetechnik


Energie | Automation | Gebäudetechnik

Intelligente Gebäudeautomation

«Die Energiewende stoppen ist unmöglich» Jürg Grossen, Elektroplaner und Nationalrat aus Frutigen, sieht in der Energiestrategie eine grosse Chance für das Elektrogewerbe. Dank seiner Fachkompetenz gelingt es ihm, die Ratskollegen für die Gebäudeautomation zu sensibilisieren. Bei Grossen arbeitet unter anderem der amtierende Weltmeister der Elektroinstallateure, was ihn ordentlich fordert.

H

err Grossen, die Energiestrategie ist für das Elektrogewerbe eine grosse Chance. Teilen Sie diese Ansicht? Jürg Grossen: Vorsichtshalber muss ich anfügen, dass die Energiestrategie 2050 des Bundesrates noch nicht unter Dach und Fach ist. Doch ungeachtet, wie die Politik entscheiden wird, bin ich der Ansicht, dass vielmehr die Wirtschaft und grundsätzlich der Trend der Zeit die Treiber sind, die schlussendlich diese Wende veranlassen. Die Politik kann begleiten, bremsen oder beschleunigen. Aber die Energiewende stoppen, das halte ich für unmöglich.

«Ein Elektroboiler

ist übrigens ein hervorragender Speicher elektrischer Energie

»

und auch die braucht es. Wir müssen aber auf die positiv eingestellten Kräfte setzen, diese sind in der Überzahl, davon bin ich überzeugt. In Ihren Geschäftsräumen setzen Sie konsequent auf Energieeffizienz und verbrauchen gegenüber einem

konventionellen Bürogebäude 80 Prozent weniger Strom und 70 Prozent weniger Wärmeenergie. Hilft Ihnen das bei der Akquisition? Bedingt. Die Sicht der Kunden ist von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Die meisten Leute begreifen die Thematik, einige wenden dann aber ein, es koste zu viel. Natürlich ist die Anfangsinvestition etwas höher als bei einer konventionellen Lösung. Doch berücksichtigt man, dass ein Gebäude während der Nutzungsdauer ein Vielfaches seiner Baukosten verschlingt, zahlt sich das Investieren in energieeffiziente Massnahmen bei wei-

Dann nochmals die Frage: Hat das Elektrogewerbe diese Chance erkannt? Ich bin überzeugt, dass viele jüngere Kräfte, aber auch viele innovative ältere, daran glauben, dass die Energiestrategie eine gute Sache für unser Gewerbe ist. Bei der konkreten Umsetzung geht es schlussendlich um Energieeffizienz und Gebäudeautomation, zwei Kernkompetenzen der Elektrobranche. Das ist unsere Chance, und es muss uns gelingen, diese Botschaft ins Bewusstsein der Leute zu bringen. Der Zug ist angestossen, die Politik setzt die Rahmenbedingungen. Schaffen es die Unternehmen, die Kunden von den neuen Lösungsmöglichkeiten zu überzeugen? Das ist die grosse Herausforderung. Wie überall gibt es Skeptiker,

Jürg Grossen (rechts) und Peter Buchs vor dem energieeffizienten Firmengebäude. (Bild: S. Marthaler)

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Energie | Automation | Gebäudetechnik

tem aus. Noch sind nicht alle bereit, auf so lange Sicht zu investieren. Doch wir stellen fest, dass immer mehr Entscheidungsverantwortliche zumindest mittelfristig und nicht nur kurzfristig denken und handeln. Das stimmt mich zuversichtlich. Werden Wohnbauten gegenüber Zweckbauten bezüglich Energieeffizienz unterschiedlich betrachtet? Ja, sinnvollerweise schon. Beim Wohnungsbau ist es etwas schwieriger, die Mehrinvestitionen zu refinanzieren. Dort muss man die Verbesserungen, welche die Energieeffizienzmassnahmen mit sich bringen, umso mehr dem Lifestyle, dem Komfort und Prestige, also den weichen Faktoren, zurechnen. Beim Zweckbau wiederum hängt es stark davon ab, ob ein Unternehmen selber investiert oder ob ein Investor baut. Baut ein Unternehmer selber, wird heute in der Regel in Energieeffizienz investiert, da es sich rechnet. Verlangen die Leute schon bewusst nach energieeffizientem Wohnraum? Absolut, auch wenn es noch die Minderheit ist. Es ist den Leuten nicht egal, wie sie wohnen. Doch vermutlich sind die Sachen, die wir Elektrofachleute ihnen anbieten,

Dienstleistungen für energieeffizienten Betrieb Jürg Grossen (45) ist Mitinhaber der Elektroplan Buchs & Grossen AG in Frutigen. Der gelernte Elektroplaner ist seit 2011 Nationalrat der Grünliberalen Partei. Daneben ist er in verschiedenen nationalen und regionalen Gremien vertreten. Zusammen mit Peter Buchs gründete Jürg Grossen 1994 die Elektroplan Buchs & Grossen AG. Das Unternehmen mit 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fokussiert auf Dienstleistungen im Bereich Elektroplanung, Energieeffizienz und Photovoltaikanlagen. Das Geschäftshaus ist ein Plusenergiegebäude mit lediglich 20 Prozent Stromverbrauch gegenüber dem vergleichbaren Schweizer Durchschnitt. Zentral für den energieeffizienten Betrieb ist eine intelligente Automationslösung, die Storensteuerung mit Sonnennachlauf und tageslicht- sowie präsenzabhängiger Beleuchtung kombiniert. 2009 gründeten die beiden Unternehmer gemeinsam mit der Elektro Tschanz GmbH die Tochtergesellschaft ElektroLink AG, welche auf die Gebäudeautomation, die Programmierung und die Visualisierung elektrotechnischer Geräte und Apparate spezialisiert ist.

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Energiepolitiker Jürg Grossen: «Ein smartes Gebäude soll auch wirklich smart sein.» (Bild: Erich Schwaninger)

noch nicht zuoberst auf der Prioritätenliste. Da müssen wir und die ganze Branche noch besser werden. Die momentane Situation mit den tiefen Energiepreisen kommt uns da natürlich nicht gerade entgegen. Wir müssen die Energiestrategie dringend in die zweite Phase bringen, weg von der Förderung, hin zur Lenkung. Tönt spannend. Welches sind die Unterschiede? Die Förderung ist eigentlich eine subventionsorientierte Idee. Man nimmt Geld von allen und gibt es ein paar wenigen. Ein Beispiel dafür ist die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV). Hier nimmt man das Geld von jeder verbrauchten Kilowattstunde und verteilt es an diejenigen, die eine Photovoltaikanlage realisieren können. Auch die CO2-Abgabe funktioniert nach diesem Muster. Ein grosser Teil des Geldes fliesst über das Gebäudeprogramm an diejenigen, die beispielsweise ihr Gebäude isolieren. Die Förderung ist also eine Art Subvention, die weder sozial noch langfristig zielführend ist. Zu gross

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sind die sogenannten Mitnahmeeffekte, also die Tatsache, dass Leute, die ohnehin eine Photovoltaikanlage bauen und ihr Haus gut isolieren würden, auch noch Geld bekommen. Das ist leider die Grundproblematik des Fördersystems.

«Noch wichtiger

als die Speicherung erachte ich das intelligente Verschieben der Lasten

»

Und wie funktioniert die Lenkung? Die Lenkung belastet ebenfalls den Energieträger, doch das Geld wird gleichmässig an alle zurückverteilt. Sogenannte Lenkungsabgaben erachte ich zielführender als die Förderung. Aber diese Lenkungssysteme sind leider in der Politik heute nicht mehrheitsfähig. Das Volk will nicht einen Franken mehr bezahlen für den Liter Heizöl oder Benzin, das ist eine ganz einfache Rechnung, ungeachtet was


man zurückerhalten würde. Doch man vergisst dabei, dass so die umweltpolitischen Zielsetzungen nicht erreicht werden. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt noch zu wenig energiebewusst, zu klein ist der Leidensdruck. Zurück zur Technik. Mit Ihrer Photovoltaikanlage und der passiven Wärmenutzung sind Sie bei günstigen Wetterbedingen energetisch autark. Was würde es brauchen für die komplette Autonomie? Ja, wir sind noch auf das Versorgungsnetz angewiesen. Insgesamt produzieren wir pro Jahr mehr Energie, als wir beziehen. Mit einem kleinen Speicher wären wir neun Monate autark. Während dreier Wintermonate käme es auf die Schlechtwetterperioden an, ob die gewonnene Energie reichen würde.

«Energieeffizienz und Gebäudeautomation sind Kernkompetenzen der Elektrobranche» Welche Speicherfunktion kann das Verteilnetz übernehmen? Die Schweiz hat gute Voraussetzungen für die Stromproduktion aus Sonne und Wind. Die Stauseen sind eine hervorragende Möglichkeit, den volatil anfallenden Strom dieser Anlagen zu speichern. Die Regionen können einander Energie liefern, wenn sie dafür Bedarf haben. Da sehe ich die grosse Chance des Stromnetzes. Es macht keinen Sinn, in jedem Haus Energie zu speichern. Auch die vollständige Unabhängigkeit vom Stromnetz muss nicht angestrebt werden. Wenn durch die lokale Speicherung die Stromnetzbelastung reduziert werden kann, ist das absolut begrüssenswert und hilft dem System. Der Trend geht in Richtung Batteriespeicherung. Eine gute Entwicklung? Für kleine Anlagen ist das eine gute Sache. Ich sehe aber nicht, dass man 300-Kilowattstunden-Speicher einbaut, das ist wahnsinnig teuer und bringt nicht immer den gewünschten Erfolg. Aber im kleineren Umfang einen Speicher zu haben, ermöglicht gerade im Sommer mehr oder weniger die Autarkie, und im Winter kann man die Stromnetzbelastung durch Lastverschiebungen massiv reduzieren. Ich denke, es braucht eine Kombination aus verschiedenen Massnahmen. Die Speicher sehe ich als einen Teil der Lösung. Und den anderen Teil? Noch wichtiger als die Speicherung erachte ich das intelligente Verschieben der Lasten, insbesondere im Gebäude, auf dem Areal und im Quartier. Es gibt viele Geräte, die nicht dann am Netz sein müssen, wenn der Strom gerade knapp ist. Ein Elektroboiler ist übrigens ein hervorragender Speicher elektrischer Energie, auch wenn einige Leute der Ansicht sind, man müsse Elektroboiler verbieten. Natürlich würde ich in einem Neubau keinen Elektroboiler installieren, ohne dass dieser eine Heizungsunterstützung hat. Aber wenn der Elektroboiler vorhanden ist, soll man diesen ruhig als verschiebbare Last brauchen.


Energie | Automation | Gebäudetechnik

Gilt dieser pragmatische Ansatz auch für Elektroheizungen? Diejenigen Elektroheizungen, die über kein hausübergreifendes Heizsystem verfügen, sollen in Kombination mit erneuerbarer Energie durchaus noch weiterbetrieben werden können. Bei einer Totalsanierung des Hauses ist dann aber der Zeitpunkt gekommen, die Elektroheizung durch ein anderes System zu ersetzen. Ihre Politikerkollegen beurteilen das zum Teil anders. Ich sehe natürlich auch, dass es im Grundsatz nicht sehr intelligent ist, mit hochwertiger elektrischer Energie zu heizen. Hingegen bin ich dort pragmatisch, wo es noch solche Anlagen gibt. Nicht zu vergessen ist dabei auch, dass Elektroheizungen von den Stromversorgern jahrelang massiv gefördert wurden, damit der zur Unzeit anfallende Atomstrom nachts sinnvoll verbraucht werden kann.

«Die Schweiz hat gute

Voraussetzungen für die Stromproduktion aus Sonne und Wind

»

Sie fahren mit Elektroautos, die Sie aus Ihrer Photovoltaikanlage betanken. Ist die Elektromobilität eine gute Sache? Davon bin ich fest überzeugt. Es wird in den nächsten Jahren noch mehr Elektroautos geben, von allen möglichen Herstellern. Die Reichweiten werden grösser und die Batteriespeicherung besser. Elektroautos eignen sich hervorragend, um die Energie zwischenzuspeichern und diese direkt für die Mobilität oder das Gebäude zu gebrauchen. Und der Elektromotor ist dreimal effizienter als der Verbrennungsmotor. Wo liegt das grössere Verbesserungspotenzial, in der Entwicklung neuer Technologien oder der konse-

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quenten Anwendung der vorhandenen Technik? Ich bin etwas skeptisch, ob die Schweiz bei den Erneuerbaren noch viel Innovation machen kann. Mehr Möglichkeiten sehe ich bei der Effizienz. So gibt es in der Gebäudetechnik und im Haushalt viele Geräte, die ohne Nutzen in Betrieb sind. Da muss man automatisieren, damit «ein Betrieb ohne Nutzen» gar nicht vorkommen kann. Davon sind wir noch weit entfernt. Das Ganze geht in Richtung selbstlernende Intelligenz. In unseren Büros wird konsequent und automatisch alles weggeschaltet, was nicht gebraucht wird. Ein smartes Gebäude soll auch wirklich smart sein. Es soll merken, was der Benutzer braucht, und sich je nach Anwesenheit oder Abwesenheit richtig verhalten. Das muss automatisch passieren und soll den Nutzer keinesfalls behindern. In Ihrem Unternehmen arbeitet der aktuelle Weltmeister der Elektroinstallateure. Eine spezielle Herausforderung? Den weltbesten Elektriker im Betrieb zu haben, ist natürlich eine super Sache. Dadurch wird uns noch mehr Kompetenz zugeschrieben. Wir sind also ganz ordentlich gefordert (lacht). Wir sind nun zwanzig Jahre am Markt und wollen weiterhin eine innovative Firma sein, die jungen Leuten Zukunftsperspektiven bietet und sich an einem langfristigen Weltbild orientiert. Dazu kombinieren wir Lifestyle mit all den Geräten, die man heute hat, kümmern uns um die Sicherheit und leben eine coole Mobilität. Auch der Weltmeister fährt mit dem Elektroauto mit Sonnenstrom aus Frutigen zum Kunden. Als Nationalrat machen Sie sich für die Energiestrategie und deren Umsetzung durch das Gewerbe stark. Was können Sie bewirken? In Bern arbeite ich intensiv an dieser Thematik und führe viele Gespräche mit Ratskolleginnen und Ratskollegen. Als Elektrofachmann und Unternehmer geniesse ich Vertrauen, und es freut mich, dass mir Glaubwürdigkeit attestiert wird.

Extra 7/2015 Elektrotechnik ET/HK-Gebäudetechnik

Viele Kolleginnen und Kollegen hören mir zu, wenn ich ihnen zu erklären versuche, dass es die Gebäudetechnik ist, die bei der Energiewende eine massgebende Rolle spielt. Ich bin positiv überrascht, was ich diesbezüglich schon alles erreichen konnte. Energiepolitik wird vorwiegend national betrieben. Braucht es nicht eine europäische Energiepolitik, um die anstehenden Herausforderungen zu meistern? Eine europäische Energiepolitik ist unabdingbar, die gegenseitige Abhängigkeit ist gross. Die Anstrengungen, welche die EU in Bezug auf die Erneuerbaren und die Energieeffizienz unternimmt, sind beträchtlich. Es ist auch erstaunlich, wie hoch die Zubaurate an erneuerbaren Energien in einzelnen EULändern ist, da sind wir in der Schweiz weit zurückgeblieben. Zudem muss der Preis für CO2-Zertifikate zwingend erhöht werden. Dieser Handel läuft noch nicht richtig. Sind Sie, was die Energiewende anbetrifft, eher positiv oder negativ gestimmt? Ganz klar positiv. Es ist wie ein Virus, der sich verbreitet. Irgendwann sind alle davon infiziert, davon bin ich überzeugt. Es geht nur nicht so schnell, wie ich das manchmal gerne hätte. ■

Infos www.elektro-plan.ch www.elektro-link.ch Interview: Erich Schwaninger



Energie | Automation | Gebäudetechnik

Gute Integration von Solaranlagen auf und an Gebäuden:

Schweiz hat die Nase vorn Beim Umbau der Energieversorgung auf neue erneuerbare Energien hinkt die Schweiz weit hinterher. Eine Erhebung der Schweizerischen Energiestiftung SES zeigt, dass sie im EU-Vergleich auf Platz 26 liegt. Nur gerade die Slowakei, Ungarn und Lettland sind grössere Erneuerbare-Muffel. Bei der Integration von Solaranlagen hat die Schweiz indes die Nase vorn, wie unsere Beispiele belegen.

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ie Briefmarken seien die Solaranlagen auf die Dächer geklebt, monierten manche Schweizer über die Solaranlagen in Deutschland, als die Photovoltaik ab 2000 mit dem Erneuerbaren-EnergienGesetz dort so richtig in Schwung kam. Das soll hierzulande nicht passieren! Wenn wir genau hinschauen, gibt es auch bei uns da und dort Anlagen, die wir lieber gleich wie-

der vergessen. Doch wie unsere Recherchen zeigen: Die Schweiz hat bei den gelungenen und ästhetisch schönen Anlagen die Nase vorn. Sie setzen ein Zeichen für eine nachhaltige Energieversorgung, die sich wunderbar in unsere Kulturlandschaft und Architektur einpasst. Oft werden die Gebäude durch schön integrierte Anlagen sogar noch ästhetisch aufgewertet.

Mehrwert für Gebäude und Firmen

Neben der nachhaltigen Stromproduktion schaffen Solaranlagen auch Mehrwert für das Gebäude, auf dem sie sich befinden und bei den Firmen, die die Anlagen bauen. Auffällig viele Beispiele in unserer Sammlung stammen von BE Netz, die sich bei der Integration von besonderen Anlagen einen Namen

An den beiden Minergie-P-Wohn- und Geschäftsbauten in Zürich wurden an der Südwestfassade sowie auf dem Dach 115 m2 Sonnenkollektoren und 41 kW Photovoltaikmodule integriert. (©Bild: kämpfen für architektur)


gemacht hat. Aber auch viele andere Unternehmen haben sich in diesem Bereich spezialisiert, wie Solvatec, an der Fenaco seit Frühling 2015 eine Mehrheitsbeteiligung hält, oder Helion Solar, die dieses Jahr von Alpiq Intec aufgekauft wurde. Die Beispiele zeigen: Das SolarKnow-how macht die Firmen interessant. Zudem sind auch viele kleinere, regionalere Unternehmen im Bereich Integration von Solaranlagen tätig, wie zum Beispiel die Baur&Co aus Säriswil (siehe Interview am Schluss dieses Artikels), ein Dachdecker- und Spenglerunternehmen, das sich mit der Photovoltaik einen Ruf erworben und ein neues Standbein aufgebaut hat: «Auch weil wir auf besonders schön integrierte Anlagen gesetzt haben», erklärt Michael Baur.

Umwelt Arena widerlegt Glaubensgrundsatz Die Umwelt Arena Spreitenbach, die von der BE Netz aus Ebikon geplant und gebaut wurde, hat mit ihrer futuristischen Solar-Architektur von Anfang an für Aufsehen gesorgt. Nach den ersten Betriebsjahren ist nun klar: Das Gebäude verblüfft nicht nur durch seine Ästhetik, es stellt auch so manchen Glaubensgrundsatz der Photovoltaik auf den Kopf: Bei der riesigen, gebäudeintegrierten Photovoltaikanlage liefern selbst die nach Norden ausgerichteten Module noch 80 % der Energie der nach Süden orientierten Module.

Flächenertrag von 82 Prozent In einer ersten Einschätzung erschienen die nach Norden gerichteten Photovoltaikmodule der Umwelt Arena wegen eines zu geringen Wirkungsgrads als nicht empfehlenswert. Die Simulation zeigte jedoch ein ganz anderes Bild: Für die nach Süden ausgerichteten Flächen wurde ein Ertrag von 90 % im Vergleich zu einer «klassischen», «aufgeständerten» Anlage prognostiziert. Für die nach Norden ausgerichteten Flächen ergab sich immer noch ein berechneter Ertrag von 72 %. Das gesamte Dach der Umwelt Arena erreicht damit einen

Flächenertrag von 82 %. Die nachträglichen Messungen bestätigten die Simulation: So wurde für den nicht sehr sonnigen Monat März eine Stromproduktion von 35 570 kWh prognostiziert, gemessen wurden mit 37 652 kWh schliesslich rund 3 % mehr. Diese erstaunlich hohen Werte sind durch die flachen Winkel im oberen Dachbereich und auf eine gute Ausbeute bei Diffuslicht zurückzuführen, die bei der Umwelt Arena gut 50 % des Ertrags ausmacht.

Die 55-kW-Solarstromanlage auf diesem Mehrfamilienhaus in Basel zeigt, dass die Architektur durch die Photovoltaik aufgewertet werden kann. (©Bild: Solvatec)

220 Prozent mehr Solarstrom Im Vergleich zu den bisher auf Flachdächern aufgeständerten Solaranlagen erbringt die Umwelt Arena den Beweis, dass diese PVAnlage 220 % mehr Solarstrom liefert – dank optimaler Nutzung der Nordfläche. Die nach Norden ausgerichteten Module machen den tieferen Ertrag durch mehr Fläche wirtschaftlich wieder wett. Statt nur Wirkungsgrade zu betrachten, sollten deshalb Flächeneffizienz und Gesamtstromerzeugung stärker in den Fokus der Planer und Bauherren rücken.

Auf den Dächern der Wohngenossenschaft im Langen Loh in Basel wurde eine 76-kW-Anlage gebaut. Photovoltaikanlagen auf weiteren Gebäuden sind in Planung. (©Bild: Solvatec)

Farbige Module erobern die Fassaden Orange, grün, blau, grau: Die Fassadenelemente am Kohleturm im Gundeldingerfeld leuchten schon von Weitem. «Dank den farbigen Spezial-Modulen haben wir den Architekten endlich was zu bieten», erklärt Dominik Müller, Geschäftsführer der Solvatec in Basel, «und das Potenzial an den Fassaden ist riesig!» Die Liebe geht über die Farbe! Dank den neuen Gläsern werden Photovoltaikmodule farbig und erobern die Architektur. Im Gundeldingerfeld in Basel ging im März eine 11-kW-Fassadenanlage mit farbigen Modulen ans Netz. Auf der Nordseite leuchten die orangefarbenen Module je nach Lichteinfall golden, auf der Südfassade orange, grau, blau und grün. Die kristallinen Module, die mit farbigen Gläsern bestückt sind, wurden auch auf dem Flachdach in einem Winkel von 10 Grad verbaut, die Leistung dieser Anlage beträgt 12,8 kW. «Wir

BE Netz baute für die ADEV Energiegenossenschaft die erste Anlage auf einem denkmalgeschützten Gebäude (Kantonsschule Hottingen) mit 97 kW. (Bild: BE Netz)

Eine 95-kW-Photovoltaikanlage versorgt das Schloss Meggenhorn seit 1993 mit Strom von der Sonne. (Bild: BE Netz)

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Die Besonderheit der neu gebauten Scheune in Mauensee ist die nach Süden und Norden ausgerichtete 228-kW-Photovoltaikanlage. (Bild: BE Netz)

Die Kollektoranlage der Ernst Schweizer AG auf den Gebäuden der Dr. Stephan à Porta-Stiftung an der Eichenbühlstrasse in Zürich unterstützt die Heizung mit Solarenergie. (Bild: Ernst Schweizer AG)

haben die Module mit unseren Gläsern – eine Entwicklung eines Spin-off der EPFL – in Deutschland von der Firma Antec fertigen lassen, genau nach Mass für diese Fassadenanlage, damit sie perfekt passen», erklärt der Solarfachmann. «Und das Echo ist grossartig. Wir sind bereits an weiteren Fassadenprojekten, eines mit farbigen Modulen, ein anderes mit schwarzen.» Nicht nur die neuen Gestaltungsmöglichkeiten aufgrund der Farben kurbeln den Markt an, sondern auch die Fertigung nach Mass. Für ein neues Projekt an einem 80 Meter hohen Büroturm im Zentrum von Basel sind schwarze Module mit teilweise über 3 m Länge vorgesehen. Die farbigen CIS-Module ermöglichen je nach Ausrichtung einen Stromertrag von 20 bis 70 kWh/m2, schwarze Module sogar 50 % mehr. An der PV-Tagung Mitte März wurden nun auch weisse PV-Module vorgestellt (siehe www.solaxess.ch).

Schweizer Pionierarbeit

Die PV-Anlage der Umwelt Arena liefert dank optimaler Nutzung der gesamten Dachfläche beträchtlich mehr Solarstrom als eine Flachdach-Anlage auf einem vergleichbar grossen Gebäude. (©Bild: Umwelt Arena)

33 mit Solrif gerahmte Photovoltaikmodule mit einer Leistung von 7,6 kW und 14,6 m2 unverglaste Kollektoren der Walliser Firma Energie Solaire liegen auf dem nach Süd-West ausgerichteten Satteldach. Ein Kachelofen bildet das Herzstück der Heizung des Minergie-A Hauses. (©Bild: Ernst Schweizer AG)

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Dominik Müller glaubt, dass gerade in der Schweiz viel Potenzial besteht, neue Produkte für die Fassade zu entwickeln: «Hier können wir Pionierarbeit leisten!» Denn in kaum einem Land sei die Dichte an Firmen, die in diesem Bereich forschten, so gross. Zudem haben die Schweizer hohe Anforderungen an die Ästhetik, also können besonders ästhetische Lösungen entwickelt werden. Die ästhetische Integration von Photovoltaik war übrigens in der Schweiz schon seit den 1980er-Jahren ein Thema, während diese zum Beispiel in Deutschland nie so viel Gewicht hatte. Eins ist sicher, wie die Auswahl unserer Solaranlagen zeigt: Mit den richtigen Photovoltaikmodulen oder Solarwärme-Kollektoren und einer schönen Integration wird fast jede Anlage für das Gebäude nicht nur energetisch, sondern auch architektonisch zum Mehrwert. Mit den neuen Möglichkeiten ergeben sich auch ganz neue Situationen, Erkenntnisse und Erfahrungen:

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Um den Charakter einer neu gebauten Scheune in Mauensee beizubehalten, also aus ästhetischen Gründen, wurde die ganze Dachfläche mit rund 1500 m2 Solarmodulen eingedeckt. Die 228-kW-Photovoltaik-Anlage ist also je zur Hälfte nach Süden und Norden ausgerichtet. Wegen der unterschiedlich ausgerichteten Teilflächen ist die effektive maximale Momentanleistung (max. 150 kVA) tiefer als die theoretische Nennleistung. Das Beispiel zeigt, dass man im konkreten Fall mit unterschiedlich ausgerichteten Teilflächen differenzieren muss zwischen installierter Nennleistung (Summe der Peak-Modulleistungen) und der effektiv tieferen maximal möglichen Einspeiseleistung, die massgebend ist für eine allfällig notwendige Verstärkung der Anschlussleitung.

Sahnehäubchen Photovoltaikanlage «Photovoltaikanlagen sind heute chic geworden», erklärt Michael Baur, Geschäftsleiter der Baur&Co in Säriswil. Das Dachdecker- und Spenglerunternehmen hat mit seinen Photovoltaikanlagen auch schon einen Norman Foster Award gewonnen. «Die schöne Integration ist uns immer am Herzen gelegen», erklärt er im Gespräch: Seit wann gibt es die Baur&Co? Michael Baur: Mein Urgrossvater hat das Unternehmen 1913 in Säriswil bei Bern gegründet. Er hat Dächer noch mit Schindeln gedeckt, wir bauen immer häufiger Photovoltaikdächer. Wir machen immer weniger Dächer ohne Photovoltaik, sie ist sozusagen das Sahnehäubchen unserer Arbeit. Und oft gibt der Bau einer Photovoltaikanlage auch den Ausschlag, dass ein Hausbesitzer das Dach als Ganzes neu betrachtet. Manche Sanierungen werden so früher ausgelöst. Neben der schönen Integration sind wir darauf bedacht, das ganze Dach so zu sanieren, dass es auch 30 Jahre hält. Denn die Solaranlage wird ja auch so lange funktionieren. Ô


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Energie | Automation | Geb채udetechnik

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Energie | Automation | Gebäudetechnik

Michael Baur lehrt bereits die nächste Generation im Familienbetrieb an. (©Bild: Baur AG)

Ist es denn immer möglich, die Dachsanierung auch mitanzupreisen, denn Sie möchten ja Ziegel und Photovoltaikmodule verkaufen? Michael Baur: Wer sein Dach saniert und auch in die Dämmung investiert, der hat daraus ja auch einen Mehrwert. Manchmal braucht es ganz einfach Zeit: So gibt es Kunden, die kommen erst ein, zwei Jahre nach dem Beratungsgespräch zu uns zurück und sagen: So, jetzt machen wir das Dach! Inwiefern hat sich die Photovoltaik auf Ihr Unternehmen ausgewirkt? Sie hat sich vor allem auf unsere Personalstruktur ausgewirkt. Da wir uns mit schön integrierten Pho-

tovoltaikanlagen einen Namen gemacht haben, sind gute Mitarbeiter zu uns gekommen, die wir sonst nicht hätten. Wir brauchen jedoch nicht den absoluten Spezialisten, sondern Mitarbeiter, die den Blick fürs ganze Dach haben. Zudem haben wir einen Projektleiter Solarmontage ausbilden lassen. Er war in der Pilotklasse der Ausbildung, solche Sachen machen Freude! Wir haben auch einen Elektroingenieur angestellt, der seit 20 Jahren Erfahrung mit Photovoltaik hat, sowie einen Elektroniker. Warum haben Sie sich als Unternehmen auf die Photovoltaik eingelassen?

Das ist schwer zu sagen. Wir haben uns für das Thema interessiert, wussten aber nicht, wie wir es angehen sollten. Vor siebeneinhalb Jahren wollte es dann der Zufall, dass ein Kunde und Freund von uns eine Photovoltaikanlage realisieren wollte. So haben wir unsere erste Anlage gebaut. Dass wir heute da stehen, wo wir sind, hat sicher auch mit einer gewissen Hartnäckigkeit zu tun: Ich habe mit der Denkmalpflege und dem Kanton einige Meinungsunterschiede bereinigt. Sodass der kantonale Denkmalpfleger auch schon bei mir angerufen und nach Fotos von schön integrierten Anlagen gefragt hat, die er den Politikern als Vorzeigeanlagen präsentieren wollte. Es war auch unser Glück, dass wir von Anfang an auf besondere Anlagen gesetzt haben. Wie sieht es mit Kollektoren aus? Kollektoranlagen für direkte Solarwärme-Nutzung realisieren wir nur sehr wenige und auch dann nur in Zusammenarbeit mit einem Heizfachmann. Bei der Photovoltaik können wir alles aus einer Hand liefern. Wie gross ist der Anteil der Photovoltaik in Ihrem Unternehmen? Das werden zwischen 20 und 30 % sein. Wir haben auch ein Partnernetz, das wir mit Know-how und Komponenten beliefern. Ô


Auf der Süd- und Südostseite des Justinushauses in Zürich sind 70 m2 unverglaste Kollektoren des Walliser Produzenten Energie Solaire installiert. Sie liefern Wärme für die Wärmepumpe und laden die Erdsonden im Sommer wieder auf. Dank Wärmedämmung und kontrollierter Lüftung erreicht das Haus den Minergie-Standard. (©Bild: kämpfen für architektur)

Seit der Dachsanierung im Herbst 2012 ziert eine vorbildlich integrierte ganzflächige monokristalline 65-kW-Photovoltaikanlage das Dach der 50-jährigen katholischen Kirche Heiden. (©Bild: Solaragentur)

Mit der Sanierung des 30-jährigen Hauptsitzes in Flums in ein Plusenergiehaus setzt Flumroc ein Zeichen für Nachhaltigkeit, auch mit der fassadenintegrierten Photovoltaikanlage. (Bild: Flumroc)

7,7 m2 Solarkollektoren, ein Specksteinofen und 3,45 kW Photovoltaikmodule, das sind die drei Schlüssel zur erneuerbaren Energieversorgung des Berghauses Auerhahn auf 1450 m ü.M. in Braunwald. (©Bild: Ernst Schweizer AG)

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Inwiefern haben sich die Arbeitsabläufe dadurch verändert? Michael Baur: Die haben sich durch die Photovoltaik nur wenig geändert, wir haben einfach ein weiteres Material. Den Elektroingenieur und den Elektroniker, die neben der Planung Gesuche bearbeiten, haben wir aber eigens für die Photovoltaik angestellt. Führen Sie nur bereits geplante Anlagen aus oder kann man bei Ihnen auch eine Anlage in Auftrag geben? Wir entwickeln die Projekte von A–Z mit unseren Kunden. Er erklärt uns seine Bedürfnisse und wir entwickeln gemeinsam mit ihm die Lösung. Welches sind Ihre Lieblingsprojekte? Da gibt es sicher mehrere, aber das Einfamilienhaus im Innerberg, das mit dem Norman Foster Award ausgezeichnet wurde, auf das sind wir schon besonders stolz (siehe Foto Seite 23). Wir haben insgesamt rund 250 Anlagen gebaut, manchmal ist auch die Grösse ein Merkmal. Unsere grösste ist eine 400kW-Anlage in Noréaz auf einem Bauernhof. Wird sich der Boom abflachen, sprich, werden Sie wieder mehr Ziegel verlegen? Wir merken, dass sich der Markt verlagert, die grösseren Projekte über 200 Quadratmeter werden weniger, insbesondere bei den Landwirtschaftsanlagen. Bei einer Sanierung gehört aber mittlerweile ganz selbstverständlich eine Photovoltaikanlage dazu, das ist deutlich zu spüren. Dass die Aufträge dadurch an Umfang zunehmen, hält uns auf Trab. Auch wenn die installierte Leistung pro Anlage sicher etwas zurückgeht, steigt die Anzahl der Anlagen. Die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie UREK des Ständerats, kurz UREK-S, will die KEV-Abgabe kaum erhöhen, was ist Ihr persönlicher Wunsch an die Politik? Was für uns wünschenswert wäre, ist vor allem Konstanz. Dass

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die Einmalvergütung dieses Jahr gleich zweimal um je 20 % gekürzt wird, das ist sehr schade für den Markt, da wurde meiner Meinung nach zu stark eingegriffen. Ein Aussetzen aufgrund der fehlenden Finanzierung der KEV, das uns vielleicht ein Loch von zwei Jahren beschert, wäre auch für den Markt bedauernswert, den wir aufgebaut haben. Wie wird wie Baur&Co aussehen, wenn die nächste Generation am Ruder ist? Das ist schwer zu sagen, welche Ideen unsere Nachfolger haben werden! Konstanz und Innovation werden das Familienunternehmen weiterbringen. Im Moment sieht es nicht danach aus, dass die Ziegel als alleinige Dachbedeckung zurückkommen. Da man heute die Sonne besser nutzen möchte, sind auch die Flachdächer etwas zurückgegangen. Und die drastisch gesunkenen Preise der Module haben dazu geführt, dass immer mehr von Ost bis West gebaut wird, was es auch braucht, wenn wir den Solarstromanteil erhöhen wollen. Wenn ich mit Kunden rede, höre ich doch ab und zu das Argument, dass eine Photovoltaikanlage wohl dazu gehöre: Vor zehn Jahren haben nur Grüne sie bauen lassen, heute sind sie chic und eine Art Statussymbol. Mit unserer Pionierarbeit haben wir sicher auch einen Teil dazu beigetragen. ■

Infos Autorin: Anita Niederhäusern www.baurdach.ch www.benetz.ch www.helion-solar.ch www.schweizer-metallbau.ch www.solaragentur.ch www.solaxess.ch www.solvatec.ch www.umweltarena.ch


Energie | Automation | Gebäudetechnik

Die Firma Baur & Co. hat für eine ästhetische Integration gesorgt (siehe auch Interview). Die Kollektoranlage wurde teilweise unter den Naturschieferplatten montiert. (©Bild: Solaragentur)

Dieses Berner Haus ist im kantonalen Bauinventar mit der höchsten Schutzstufe aufgeführt. Trotzdem konnten auf dem Dach eine 3-kW-Photovoltaikanlage sowie eine Kollektoranlage gebaut werden. (©Bild: Solaragentur)

Auf dem verwinkelten Dach des Steghofs installierte BE Netz eine dachintegrierte 96-kWPhotovoltaikanlage. Der Dachzugang befindet sich mitten in der Anlage. (Bild: BE Netz)

Die ADEV Energiegenossenschaft baute auf dem Dach der Xaver Meyer AG in Villmergen eine 1-MW-Anlage, in Sichtweite zur 2.9-MW-ADEVAnlage Ferrowohlen, der grössten integrierten Photovoltaikanlage der Schweiz. (Bild: ADEV)

Sanierung eines Einfamilienhauses in Innerberg BE bis zum Minergie-P-Standard: 15 kW Solarzellen im unteren Teil des Dachs und oben 10,8 m2 Kollektoren. (©Bild: Solarpreis)

Auf einem bestehenden Mehrfamilienhaus in der Luzerner Neustadt wird das Potenzial des Holzbaus in Kombination mit Photovoltaik für die urbane Verdichtung demonstriert. (Bild: BE Netz)

Kohleturm Basel: Die farbigen CIS-Module ermöglichen je nach Ausrichtung einen Stromertrag von 20–70 kWh/m2a, schwarze Module sogar 50 % mehr. (©Bild: Solvatec)

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Energie | Automation | Gebäudetechnik

Zusätzlich zum funkbasierten Synco-living-System ist in der Wohnung ein drahtgebundenes KNX Bussystem installiert. Mit KNX lassen sich jederzeit weitere Geräte anschliessen, sodass die Anlage mit den Bedürfnissen der Bewohner wächst.

Erster Wohnbau mit Minergiemodul Raumkomfort (Raumtemperatur)

Aufwachen mit Wunschtemperatur In Savognin steht das erste Wohnhaus der Schweiz, das mit einem Minergiezertifikat für das Modul Raumkomfort (Raumtemperatur) ausgezeichnet wurde. Das Gebäude umfasst zehn Wohnungen, in denen die mit dem Minergielabel zertifizierte Einzelraumregelung Synco living installiert ist.

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ie Ära der Smart Homes hat endlich richtig begonnen. Noch nie waren sie so begehrt wie im Moment, noch nie so selbstverständlich. Smart Homes beginnen im Kleinen. Das zeigt das Wohnhaus in Savognin, weit weg von der nächsten Metropole, eindrücklich. Es erhöht mit einfacher Gebäudeautomation den Wohnkomfort und spart Energie und Kosten.

Infos Autor: René Senn www.minergie.ch www.g-n-i.ch www.iHomeLab.ch www.siemens.ch

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Nach diesem Grundsatz arbeitet auch Alex Wettstein, Inhaber der Electro-Wettstein SA und zuständig für die Elektroinstallation in diesem Projekt. «Eine vernetzte Installation ist in der Regel günstiger als eine konventionelle. Sie lohnt sich finanziell und energetisch schon ab fünf bis sechs Räumen.» Eine sehr genaue Regelung der Raumtemperatur spart bis zu 6 Prozent Energie im Vergleich zu einer konventionellen Raumregelung mit klassischen, einfachen Bimetall-Raumreglern, welche heute angesichts der technischen Möglichkeiten überhaupt nicht mehr zeitgemäss sind. Eine vernetzte Installation bietet darüber hinaus mehr Nutzen und Funktionen als eine konventionelle. Für Alex Wettstein

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war und ist der Verkauf intelligenter Systeme deshalb kein schwieriges Unterfangen.

Kommunikation über Funk Das Projekt in Savognin umfasst zehn minerigezertifizierte KNX Anlagen vom Typ Synco living von Siemens Schweiz AG. Die Systeme bestehen pro Wohnung aus einer Zentrale, die die Intelligenz und die Logik beinhaltet, aus Raumfühlern, die in jedem Raum die Temperatur messen, sowie aus Schaltgeräten für die Ventile der Bodenheizung, sogenannten Heizungs-Aktoren. Alle diese Elemente kommunizieren über Funk miteinander. Elektrosmog ist dennoch kein Thema, denn die Sendeleistungen sind rund tausendmal kleiner als die


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Funkleistung eines handelsüblichen Mobiltelefons. Zudem senden die Elemente nur dann, wenn das System Informationen zu übermitteln hat, und das ist technologisch bedingt wenig der Fall.

Einzelraumregelung auf hohem Niveau Das Kernstück der intelligenten Raumregelung in den zehn Wohnungen ist die Logik mit umfassender Energiesparfunktionalität, die in die Wohnungszentrale integriert ist. Sie übernimmt das Energiemanagement und steuert die Ventile nach den Wünschen der Bewohner. Eine sehr intelligente Funktion ist die Ein- und Ausschaltoptimierung. Sie lernt anhand der Aussen- und Innentemperaturen das Gebäude so zu regeln, dass es die Wünsche der Bewohner an den Komfort jederzeit erfüllt. Wird via Schaltuhr im Bad morgens um sechs Uhr eine Temperatur von 21,5 °C gewünscht, optimiert das System die Aufwärmzeit des Raumes so, dass er um sechs Uhr auch tatsächlich exakt 21,5 °C warm ist. Unterschiedliche Betriebszustände wie Abwesenheit, kurze Abwesenheit oder Nachtbetrieb können die Bewohner sehr einfach direkt in der Synco-living-Zentrale konfigurieren.

Mehr Komfort dank KNX Bussystem In ihrer Wohnung haben Fabienne und Michael Devonas zusätzlich zum funkbasierten Synco-livingSystem ein drahtgebundenes KNX Bussystem installiert. Dies erweitert die installierte Raumtemperatursteuerung um spannende und komfortsteigernde Funktionen. Dank dem herstellerunabhängigen Standard KNX war dies ein Kinderspiel. Das Bussystem übernimmt von der Zentrale beispielsweise den Abwesenheitsstatus und regelt die Heizung bei längeren Abwesenheiten auf eine vorgängig definierte Standby-Temperatur. In der Wohnung Devonas sind neben der Heizungssteuerung auch das Licht inklusive LED-Farbsteuerungen, die Jalousien sowie die netzwerkbasierte Musikanlage in die Haus-

Systeme, die mit dem Minergiemodul Raumkomfort zur präzisen Raumregelung zertifiziert sind, arbeiten effizient und sollten deshalb vermehrt als Standardlösung eingesetzt werden.

Zertifizierung des Minergiemoduls Raumkomfort – gemäss Pflichtenheft Seit Anfang März 2012 sind auch Systeme zur Haussteuerung ins Minergiekonzept eingebunden: In Zusammenarbeit mit dem Schweizer Fachverband für Gebäudeautomation und Intelligentes Wohnen (GNI) wurde das Minergiemodul Raumkomfort (RaumDas neue Logo Minergietemperatur) lanciert. modul «Raumkomfort». Das Modul besteht bisher für Wohnbauten und fokussiert zur Zeit auf die energieeffiziente Regelung der Raumtemperatur. Diese beinhaltet die Sensorik in Form von Raumfühlern, die Logik, in der Regel eine Zentrale sowie die Aktorik bzw. die Ventilantriebe. Miteinander kompatible Produkte oder Systeme für eine hochwertige Raumregelung können von den Herstellern zertifiziert werden, wenn sie die Anforderungen des Reglements «Minergiemodul Raumkomfort (Raumtemperatur)» erfüllen. Die Zertifizierung der Systeme erfolgt gemäss einem Pflichtenheft, unabhängig von der Anwendung auf ein Objekt. Als Zertifizierungsstelle arbeitet die GNI dazu mit dem iHomeLab der Fachhochschule Luzern zusammen. Hersteller, die zertifizierte Gebäudeautomationssysteme anbieten, dürfen ihr System mit dem Minergielogo zum Raumkomfort versehen. Voraussetzung dafür ist, dass ihre Installationspartner an einer Weiterbildung zu Modul und Systemen teilgenommen haben und die Systeme fachgerecht installieren. Dadurch werden die Qualität und die korrekte Installation sichergestellt. Eine Überprüfung der Umsetzung in der Praxis erfolgt durch Stichproben in realisierten Minergieobjekten. Das Minergiemodul Raumkomfort (Raumtemperatur) stellt somit auch eine Chance für den «energieeffizienten Installateur» dar. www.minergie.ch www.g-n-i.ch www.iHomeLab.ch

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steuerung integriert. Ein smartes Touchpanel im Wohnzimmer steuert all diese Funktionen sowie die Steckdosen im Aussenbereich sehr übersichtlich. Hinterlegte Szenarien verbinden die Bedienung mehrerer Leuchten und Jalousien zu Einstellungen, die mit nur einem Tastendruck abrufbar sind.

Der Mehrwert liegt in der Einfachheit Die zehn Wohnungen in diesem Gebäude sind gemäss Minergiemodul Raumkomfort (Raumtemperatur) zertifiziert. Alex Wettstein (links) erhält das Minergiezertifikat für das Modul Raumkomfort (Raumtemperatur) von René Dahinden von Siemens Schweiz AG für das erfolgreich abgeschlossene Projekt Devonas.

Heizungsverteiler mit Ventilantrieben.

Familie Devonas mit Alex Wettstein (links) in ihrer neuen Wohnung.

Für Fabienne Devonas muss das System einfach sein: «Das hat oberste Priorität für mich. Ich habe keine Zeit und auch keine Lust, die Bedienung meiner Wohnung zu lernen. Ab dem ersten Tag nach dem Einzug war für mich alles klar und logisch. Heute nutze ich vor allem die Zentralfunktionen wie den Zentral-Aus-Taster bei der Wohnungstüre. Er löscht das Licht, schaltet die Musik aus und bringt damit das Haus sozusagen auf Stand-by.» Eine Visualisierung über Tablets oder das Smartphone für die Steuerung von extern ist angedacht und vorbereitet und lässt sich gemäss Alex Wettstein sehr einfach integrieren. Aber erst einmal hat das Wohnen in den neuen, eigenen vier Wänden für das Ehepaar Devonas und ihren zweieinhalbjährigen Sohn Leano Vorrang. ■


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KNX bietet eine grosse Produkte-Auswahl von über 380 Herstellern.

KNX: Standard für Gebäudeund Raumautomation sorgt für weltweite Kompatibilität

Musik, Lüftung, alles klar ? Kaum ein anderes System bietet in der Gebäude- und Raumautomation eine solche Vielfalt wie KNX. Heute verkaufen über 380 Hersteller weltweit Produkte und Lösungen, die auf diesem internationalen Standard basieren. Die Anwendungsmöglichkeiten reichen von HLKSE über Audio bis Sicherheit. Das Schöne daran ist, dass KNX weltweit Kompatibilität garantiert. Alles kann einfach miteinander verbunden und mit der ETS-Software oder mit Hilfe von Easy-Konfiguration parametriert werden, und fertig.

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NX-Systeme sind in Wohnhäusern, Gewerbebauten und öffentlichen Gebäuden eine attraktive Lösung für höchste Ansprüche in der Raum- und Gebäudeautomation. KNX wurde 2007 als Weltstandard in der Norm ISO/IEC 14543 verankert. Dies war ein entscheidender Schritt für die weltweite Verbreitung und ist nach wie vor etwas Einmaliges. In den letzten Jahren hat sich die KNX-Technologie, basierend auf 25 Jahren Erfahrung, nachhaltig und stetig weiterentwickelt.

sämtliche Bedürfnisse der Gebäude- und Raumautomation ab, das heisst Heizung, Lüftung, Klimatisierung, Beschattung, Beleuchtung, Audio und Sicherheit. Es stehen verschiedenste Sensoren, Aktoren und Einrichtungen zur Visualisierung und Bedienung der gesamten Haustechnik zur Verfügung. Bei der Visualisierung spielen heute vor allem die mobilen Geräte eine sehr grosse Rolle. Unzählige Apps und VisualisierungsGateways findet der KNX-Interessierte auf dem Markt.

Mehr als nur Licht- und Jalousie-Steuerung Während in den Anfängen und unter dem Namen EIB noch hauptsächlich Anwendungen im Bereich Licht und Jalousien als Applikationen zur Verfügung standen, sind die Möglichkeiten mit KNX heute nahezu unerschöpflich. Die Hersteller sorgen für eine enorme, weltweit einzigartige Produktevielfalt. Unzählige Entwicklungsteams forschen an KNX-Produkten und -Services, was natürlich zur rasanten Weiterentwicklung von KNX beiträgt. In Wohn- und in kleineren Zweckbauten deckt KNX heute

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KNX erobert die Raumautomation

Vor allem im grösseren Zweckbau basiert die übergeordnete Gebäudeautomation zunehmend auf IP oder auf dem Standard BACnet. Die Verbindung von KNX zu BACnet erfolgt in solchen Fällen über ein Gateway. Siemens bietet dafür zum Beispiel das kompakte IP-Gateway KNX/BACnet N 143 an. KNX trat aber in den letzten Jahren auf Raumautomationsebene im Zweckbau, das heisst in den Bereichen Heizung, Lüftung und Klima, einen eigentlichen Siegeszug

Das Zusammenspiel von KNX und BACnet in Abhängigkeit der Bauvorhaben-Grösse.

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Abkürzungen • HLKSE: Heizung/Lüftung/Klima/Sanitär/Elektro • ETS-Software: Programmiersoftware zur Parametrierung der KNX Anlage • Easy-Konfiguration: Programmierung mit einfachem Programmiergerät, oder direkt auf den Geräten einlernen. • KNX: Weltweites standardisiertes Bussystem • BACnet: Netzwerkprotokoll für die Gebäudeautomation • VAV: variable air vlume, Volumenstromregler. • VOC / VOCs: volatile organic compound(s), Sammelbezeichnung für kohlenstoffhaltige Stoffe (Luftqualität). • DALI: Digital adressierbares Lichtinterface, Steuerbus für Leuchten. • DMX: Digitales Steuerprotokoll, wird in der Bühnen- und Veranstaltungstechnik und zunehmend in der Gebäudeautomation für Dimmer und «intelligente» Leuchten eingesetzt.

an. So sind zum Beispiel KNX-Enthalpieregler verfügbar, die einen sehr effizienten und somit energiesparenden und umweltfreundlichen Betrieb der HLK-Anlagen ermöglichen. In die Enthalpieregler integriert sind bereits zahlreiche Regel-, Steuerungs-, Melde-, Alarmund Statistikfunktionen, mit denen viele haustechnische Prozesse ohne zusätzliche Rechner oder Kontroller ablaufen. Weitere Beispiele sind der RXB-Raumregler oder der Universalregler Synco 700 RMU von Siemens. Während der RXB die Einzelraumregelegung mit VentilatorKonvektoren, Heizkörpern, Kühldecken und variablen Volumenstromsystemen übernimmt, steuert und regelt Synco 700 die Heizung, Lüftung und weitere Anlagen der Wärme- und Kälte-Verteilung und -Aufbereitung. Diese Regler sind bereits seit 2011 auf dem Markt. Die Applikation ist vorprogrammiert und getestet, in den meisten Fällen sind nur minimale Anpassungen notwendig. Auch das Minergiemodul Raumkomfort (vgl. Seite 24) beweist, dass KNX in Sachen Energieeffizienz Einiges zu bieten hat. Als Minergiemodule zertifiziert sind neben anderen Bustechnologien auch drei KNX-basierende Systeme der Hersteller ABB, Theben HTS und Siemens. Ziel des Minergiemoduls ist es, die Raumtemperatur von der Hardware über die Konfiguration bis zur Planung und Umsetzung mit einem durchgängigen Konzept zu regeln.

HLK-Steuerungen sind mit KNX-Komponenten ohne Probleme realisierbar. (Foto: Siemens)

KNX für die Klimatisierung

Siemens bietet bereits seit 2011 zwei VAV-Kompaktregler (Volumenstromregler), die über den KNXStandard kommunizieren. Dies ermöglicht die freie Programmierung der Geräte sowie die Integration in die restliche KNX-Anlage innerhalb des Gebäudes, egal, von welchem Hersteller die Geräte stammen. Das KNX-Logo garantiert die Interoperabilität, das heisst die korrekte Kommunikation aller Geräte im System. Im Zusammenspiel mit den oben erwähnten KNX-fähigen Raumthermostaten und Reglern der Desigound der Synco-700-Familie sind zeitgemässe Energieeffizienzfunktionen wie beispielsweise die bedarfsgerechte Drehzahlsteuerung


rF +VOC

Informationen für das Intelligente Gebäude

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°C

Mehrwert in der Raumautomation dank KNX: ein Sensor, mehrere Funktionen.

für die zentrale Luftaufbereitungsanlage realisierbar. KNX deckt mit solchen Systemlösungen von der Luft-, Wärmeund Kälteaufbereitung bis hin zur Verteilung nahtlos alle Anforderungen an die Klimatisierung von Gebäuden ab. Solche Anwendungen sind gefordert, um unter anderem moderne Energieeffizienzfunktionen einzuhalten, wie sie zum Beispiel in der SIA386.110 (EN15232) vorgesehen sind, vgl. Seite 54.

Melder für die Steuerung von HLK und Licht Die Serie PD-ATMO von Esylux zeigt ebenfalls, was KNX-Geräte heute gewerkeübergreifend leisten können. Diese KNX-Deckeneinbau-Präsenzmelder verfügen über einen 360°Erfassungsbereich bei einer Reichweite von bis zu acht Metern im Durchmesser. Ein integrierter Akustiksensor garantiert einen optimalen Einsatz auch in unübersichtli-

chen und verwinkelten Räumen. Zusätzlich erfasst der Melder die Umgebungstemperatur, die relative Luftfeuchtigkeit und die VOCs (Luftqualität). So liefert er nicht nur wichtige Informationen für HLK-Anlagen, sondern steuert auch die Beleuchtung energieeffizient, die vor allem mit Hilfe von DALI-Gateways an KNX angebunden wird.

Effiziente Lichtsteuerung mit KNX und DALI Vor allem im Zweckbau haben sich Dali-Anwendungen etabliert. Verschiedene KNX-Hersteller bieten KNX-Dali-Gateways, welche je nach Anwendungsgebiet über sehr unterschiedliche Möglichkeiten verfügen, wie Einzel-, Gruppen-, Szenen-, Farbverlauf- oder Broadcast-Steuerung, integrierte Logik oder die Möglichkeit, Fehlermeldungen der Dali-Vorschaltgeräte an übergeordnete Systeme weiterzuleiten. Mit solchen Gateways lassen sich neben

KNX Swiss City Day am 20. Oktober 2015: 25 Jahre KNX Dieses Jahr wird die KNX-Technologie 25 Jahre alt. Ein Grund zum Feiern und einen Ausblick auf die nächsten 25 Jahre zu wagen. KNX Swiss organisiert deshalb einen Schweizer Event, der mit anderen Ländern vernetzt ist. Denn der Geburtstag des weltweiten Standards für Haus- und Gebäudesystemtechnik wird weltweit gefeiert. KNX Swiss lädt Systemintegratoren, Elektroinstallateure, HLK- und Elektro-Planer sowie interessierte Architekten und Generalunternehmen herzlich ein, an diesem Fest teilzunehmen. Für die Agenda: Dienstag, 20.10.2015, 10 – 20 Uhr, KKL Luzern: KNX Swiss City Day, www.knx.ch


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den «normalen» Langfeldleuchten auch LED, insbesondere LED-RGBLeuchten, sehr gut ansteuern. Natürlich existieren auch KNX-Dimmer, welche LED-Module direkt ansteuern, oder auch KNX-DMX-Gateways für den Zugriff auf DMX-basierende Leuchten.

Komfort dank MultimediaAnwendungen Auch im Multimediabereich haben einige Hersteller Anbindungen ihrer Systeme an KNX zu bieten. Unter ihnen sind High-End-Hersteller wie Revox oder Bang & Olufsen. Mit Hilfe ihrer Gateways lässt sich die komplette Audio- und Video/TV-Anlage auch über KNX Befehle regeln, oder man steuert mit der Fernbedienung des Audiosystems das Licht oder Szenen. Der Zentral-aus-Schalter beeinflusst so nicht mehr nur das Licht, sondern schaltet auch die Audioanlage aus. Eine Szenenfunktion wie beispielsweise «Gäste im Esszimmer» steuert mit einem Tastendruck das Licht, die Musik, die Vorhänge und auch die Jalousien. Auch AV-Anbieter wie AMX- und Crestron-Systeme bieten Schnittstellen auf KNXAnlagen. Wer seine Lieblingstitel lieber über webbasierte Audiosysteme wie Sonos hört, findet ebenfalls entsprechende Gateways. Zudem existieren KNX-basierende Audiosysteme zum Beispiel von WHD oder von Trivum.

Gute Karten, auch wenn es um Sicherheit geht Neben Komfort und Energieeffizienz hat KNX auch im Bereich der Si-

VDS-zertifizierte Gefahrenmelde-Anlage basierend auf KNX.

Infos Autor: René Senn www.knx.ch, www.knx.org www.bacnetinternational.org www.g-n-i.ch www.abb.ch/knx www.esylux.ch www.revox.ch www.siemens.ch/knx www.theben-hts.ch

cherheit Einiges zu bieten. Führend ist hier sicher die VDS-zertifizierte KNX-Alarmanlage von ABB, deren offizieller Name Gefahrenmeldezentrale GM/A 8.1 lautet. Die Kombination dieser Gefahrenmeldezentrale mit der KNX-Installation ermöglicht eine optimale Objektüberwachung und die Kontrolle von Gebäuden auf unbefugten Zutritt. Überfallmelder bieten die Möglichkeit, Notsignale zu senden. Auch technische Alarme (Wasser, Rauch, Gas) können integriert werden. Fensterkontakte, die ins Alarmsystem integriert sind, können dank KNX auch ganz einfach für die Heizungssteuerung und -regelung genutzt und zudem auf jeder Visualisierung dargestellt werden. Auch KNX-Bussysteme bieten für die Sicherheit einige interessante Geräte, die den unerlaubten Zugriff von aussen auf den Bus verhindern. Die grösste Sicherheit garantiert KNX aber dank seiner Vielzahl an Möglichkeiten und den innovativen Produkten. ■


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Heimautomationsserver im Einsatz: Ein Erfahrungsbericht

Alles zentral unter Kontrolle Smarthome ist in aller Munde – die Bedeutung und Komplexität für den Bauherrn zeigt sich aber erst in der Umsetzung. Gut wenn ein Lieferant mit viel Know-how und Erfahrung zur Seite steht und auf alle wichtigen Fragen gute Antworten parat hat. Im Gespräch mit einem Villenbesitzer ging ET den Herausforderungen auf den Grund und fand eine überraschend einfach zu bedienende Lösung vor. Die Firma iBricks Solutions lieferte das Gehirn des intelligenten Hauses, die Augen, Ohren und Hände kommen von ganz unterschiedlichen Anbietern. Warum ist es wichtig, Hard- und Software klar zu trennen?

E

s ist ein idyllisch gelegener Ort am Fuss des Weissensteins mit Aussicht über Solothurn, wo die Villa von Renato Stalder steht. Auf den ersten Blick scheint es ein Anwesen wie die anderen zu sein, die hier in den letzten paar Jahren entstanden sind: Kubisch, hellgraue Fassade mit viel Glas. Erst auf den zweiten Blick erkennt das Auge des Fachmanns, dass hier technisch einiges anders ist: Am Hauseingang und an den Garagentoren gibt es keine mechanischen Schlösser und der Fingerprint-Scanner verrät, dass der Hausherr wohl ein technischer Enthusiast ist. Wie begeistert Renato Stal-

Infos Die Firma iBricks Solutions AG ist im fribourgischen Bösingen beheimatet und entwickelt ihre Produkte vor Ort. Rund 15 Personen sorgen dafür, dass die Firma vorwärts kommt. iBricks-Server gibt es ab 2000 Franken. www.ibricks.ch Tel. 031 511 01 10 Text und Fotos: Jürg Altwegg

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der von der Hausautomation in seiner Villa ist, erfahren wir aber erst im Verlaufe eines Gesprächs.

Welches ist das Richtige? Eigentlich hatte sich Stalder nach langen Internetrecherchen bereits für Loxone entschieden. Als Betriebsökonom in der IT-Branche meinte er ausreichend Kenntnisse zu haben, um den für ihn passenden Weg zum intelligenten Heim zu finden. Mehr zufällig als geplant stolperte er an einer Messe über den Anbieter iBricks. Dessen Mitarbeiter ihm zwar einen kompetenten Eindruck machten, er liess sich aber nur aus Goodwill eine Offerte ausstellen – schliesslich war er überzeugt von der von ihm gewählten Lösung. Das Kursangebot von iBricks, welches eigentlich für Systemintegratoren gedacht ist, hat Stalder genutzt, um sich während drei Tagen in die Programmierung einführen zu lassen. Ganz nach dem Motto «Nützt’s nichts – so schadet’s nicht» besuchte er diese Schulung, um eine bessere Entscheidungsgrundlage zu haben, denn Hochglanzprospekte und Verkäufer versprechen bei allen Anbietern das Blaue vom

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Im zentralen Schaltschrank sind Dimmer und Schaltaktoren platziert. In schwarz zu sehen die Se-varintens-Dimmer.

Himmel. Ob sie diese Versprechen auch halten können, erfährt man meist erst nach dem Kauf. Bereits nach dem ersten Kurstag zweifelte Stalder an seinem Entscheid für Loxone. Endgültig über den Haufen geworfen hat er ihn nach dem Eingang der Offerte mit Kurzkonzept: Alle seine Fragen und Unsicherheiten konnten die Fachleute bei iBricks aus dem Weg räumen. Als IT-Fachmann wusste er auch die klare Trennung zwischen Software und Hardware zu schätzen. Auch wenn seine Firma im Bereich intelligente Geschäftsprozesse angesiedelt ist – also definitiv keine hardwarenahe Software produziert – weiss er aus eigener Erfahrung, dass die Lebenszyklen der Geräte und deren Programmierung sehr unterschiedlich ist. Eine unabhängige Erneuerung der Steuerkomponenten und der Steuersoftware ist damit ein zentraler Grundsatz. Bei den meisten Systemen sind Hard- und Software eng verwoben und können nur gemeinsam ausgetauscht werden; ein Unterfangen, das sehr teuer werden kann. Erlaubt das Gesamtsystem aber den Austausch von zentralen Elementen, wie zum Beispiel


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In Stalders Villa werden umfassende Steueraufgaben an den iBricks-Server delegiert: Licht schalten und dimmen, Vorhänge und Fenster öffnen und schliessen, Beamer und Leinwand fürs Homecinema ausfahren, Lüftung CO2-gesteuert regeln, Heizung steuern, Alarmund Brandmelder überwachen, Netflix-Serien auf die Bildschirme streamen oder Spotify-Musik erklingen lassen.

Einfach zu konfigurieren

den Steuerrechner, ohne dass die anderen Komponenten angepasst werden müssen, garantiert dies eine nachhaltige Sicherung der Investition.

Flexible Zentrale Das Herzstück der Hausautomation, der Steuerserver, muss in der Lage sein, unterschiedlichste Bussysteme und Steuerprotokolle anzusprechen. Nur so kann er bzw. seine Steuersoftware unabhängig vom

Rest der Anlage betrieben werden. Die meisten Anbieter liefern eine Lösung, die primär die eigenen Komponenten verbinden kann. Der Aufwand, fremde Geräte anzusteuern, ist oft hoch. Weil iBricks nur den zentralen Server liefert, besteht ihr Kerngeschäft in der einfachen Bedienung und der Ankopplung unterschiedlichster Systeme: Neben den Klassikern KNX oder Enocean gehören auch Schnittstellen für die Verteilung von Audio- und Videosignalen dazu.

Was sich jetzt liest, als wäre dafür ein Programmierer monatelang zur Konfiguration an der Konsole gesessen, ist in Wirklichkeit simpel zu bedienen: Stalder wollte von Anfang an ein System, dass er selbst anpassen kann. Für die Auswahl des Systems war darum auch die optische Anmutung wichtig: «Es muss einfach cool aussehen», findet er. Er sei zwar IT-affin, aber ganz klar ein Betriebsökonom ohne Ingenieursausbildung. Trotzdem hat er bewusst auf den Support eines Systemintegrators verzichtet und zusammen mit dem Elektriker sein Smarthome selbst in Betrieb genommen. Die gesamte Programmierung hat er an fünf Wochenenden vollständig in Eigenregie erledigt und die wenigen Fragen mit dem iBricks-Support speditiv klären können. Bei einem Augenschein vor Ort zeigt er auch kurz, wie einfach ein

Diese Hausautomation im Überblick Der iBricks-Server steuert und überwacht fast alles: – Beleuchtung innen und aussen – Heizung – Lüftung – Sonnerie und Zutrittssystem – Überwachungskameras mit Bewegungserkennung – Fenster, Vorhänge, Türen, Tore – Rollläden und Jalousien – Homecinema – TV-Bildschirme – Audioverteilung – Klimadaten von Aussenluft, Räumen und Wasser der Pools – Bewegungssensoren – Rauchmelder

Der Villa ist ihre Intelligenz nicht auf den ersten Blick anzusehen.

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Das Wohnzimmer wird zum Heimkino: Die Leinwand rollt aus, die Vorhänge verdunkeln den Raum und der Beamer startet.

Die Ansteuerung passiert entweder über die Szenenwahl des iBricks-Servers oder über die Sensortaster an der Wand, die ebenfalls über KNX angebunden sind. Die Taster «Sentido» von Basalte sind übrigens ein echter Hingucker: Einfaches Berühren reicht – 10 Funktionen sind mit den vier Kontaktflächen möglich: Jede einzeln (4) oder zwei gleichzeitig (+ 1) kurz oder lang (x 2). Das farbige LEDFeedback im Spalt zeigt, ob die gewünschte Funktion angenommen wurde. Wie selbstverständlich gehören auch Bewegungssensoren im ganzen Haus zur Grundausrüstung: Dort wo sich Menschen aufhalten wird das Licht eingeschaltet, wo es nicht mehr benötigt wird, löscht es der Server wieder. Die Lichtstimmung in Sauna, Dampf- und Hallenbad soll sich dem Befinden der Besucher anpassen – selbstredend können die LED in der Farbe gesteuert werden. Die App auf dem Pad stellt dabei hilfreich einen Regenbogenregler dar, auf dem sich die gewünschte Farbe einstellen lässt. Die LED sind über eine 24-V-Leitung an einem PWMDimmer angeschlossen, der durch DMX angesteuert wird. Auch mit diesem Veranstaltungs-Bus-System wird der iBricks-Server locker fertig. Es sind sogar mehrere DMX-Universen möglich, auch wenn in einer Villa kaum mehr als 512 Kanäle anfallen.

Videostreaming Schalter einem Aktor zugewiesen oder eigene Szenen programmiert werden können. Es ist tatsächlich auch für Laien spielend zu bewerkstelligen. Ein paar Mausklicks und schon hat eine Taste in der Küche eine andere Funktion. Auch Grundrisse können als Bilder hinterlegt und so die Verständlichkeit für alle Benutzer erhöht werden.

Konkrete Umsetzung Betrachten wir nun einige ganz konkrete Lösungen in der Stalderschen Villa: Das Dimmen und Farbwechseln der LED-Leuchten, das

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Medienstreaming und das Zutrittssystem. Wie immer stecken die Überraschungen im Detail. Eine LED dimmen – ist doch kein Problem! Der Auftraggeber möchte das Grundlicht mit 230-V-Spots auf 5 % Leistung dimmen können? Oha, jetzt wird’s knifflig; zum Glück gibt es die Varintens-Dimmerpacks von Se-Lightmanagement. Ein Schweizerprodukt, das sich Kompromisslosigkeit auf die Fahne geschrieben hat. Die per KNX angesteuerten Dimmer können Halogen-, LED- oder FL-Lampen linear von 0 bis 100 % regeln.

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Um die Videosignale vom DigitalTV-Empfänger (Set-Top-Box) oder der Apple-TV-Box auf die verschiedenen Bildschirme und ins Homecinema zu bringen, werden die HDMI-Signale in IP-Pakete verpackt und über das LAN im Haus als Broadcast verteilt. Die Wandlerboxen von Spatz-Tech leisten hier sowohl beim Server (Quelle) wie bei den Abspielgeräten (Ziel) gute Dienste. Der grosse Vorteil ist, dass keine spezielle Verkabelung für die Videosignale bereitgestellt werden muss, sondern einfach die Cat7-Leitungen mitbenutzt werden.


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Die Wahl der Videoquelle passiert über die Benutzeroberfläche des iBricks-Servers, inklusive einer Infrarot-Fernbedienungssimulation für Geräte, die noch kein TCP/IP sprechen. Die Verteilung der Video-IP-Pakete übernimmt ein zu managender LANSwitch, der durch den iBricks-Server dafür sorgt, dass die Broadcast-Daten von der gewünschten Quelle zum richtigen Gerät geroutet werden. Die vorprogrammierten Szenen helfen, die Heimkino-Stimmung im Wohnzimmer gleich vom Filmstart weg richtig vorzunehmen: Das Licht wird gedimmt, die Leinwand ausgerollt und der Beamer aus der Versenkung in der Decke ausgefahren. Nach dem Filmende räumt sich das Kino selbst wieder auf und das Wohnzimmer fühlt sich wieder nach Wohnen an.

Musikverteilung Lineares Radiohören ist nicht mehr zeitgemäss: Der geneigte Musikge-

niesser lässt sich seine Ohrwürmer via Spotify ins Haus liefern. Die Steuerung via Smartphone geht leicht von der Hand und das Abspielen über die Musikanlage ist nur einen Wisch entfernt. Die eigene Plattensammlung ist natürlich auch längst digitalisiert und kann über das NAS abgerufen werden. Die Leistungsverstärker für die dezent im ganzen Haus verbauten Lautsprecher stehen wie die IT-Geräte im Installationsraum. Von dort führen Lautsprecherleitungen zu jedem Schallwandler. Die verschiedenen Audioquellen werden durch den iBricks-Server an die Endstufen verteilt. So kann wiederum über die gewohnte Benutzeroberfläche bestimmt werden, wo welche Musik erklingen soll. Das geht so weit, dass beim Betätigen der Sonnerie, die spielende Musik leiser gestellt und der Türgong über die Musikanlage erklingt. Womit wir bereits beim Zutrittssystem wären.

Sesam öffne dich!

Besucher von Stalders Villa drücken zwar einen scheinbar gewöhnlichen Klingelknopf. Wie wir aber gerade gesehen haben, passiert dann so einiges anders, als wir uns gewohnt sind. Neben der automatisch leiser gedrehten Musik und dem Abspielen eines beliebigen Tons, wird auch automatisch ein Foto der Besucherin oder des Besuchers vor der Tür geschossen und auf dem Handy des Hausherrn angezeigt – selbst wenn er nicht zu Hause ist. So weiss er immer, wer ihn besuchen will bzw. wen er verpasst hat. Es wäre auch denkbar, dass anstelle eines Gong-Geräusches beispielsweise die Lampen blinken würden – ein Vorteil, wenn ein Nutzer gehörlos ist. Dank der einfachen Programmierung des iBrick-Servers sind hier viele weitere Möglichkeiten denkbar, wie auf das Drücken des Klingelknopfs reagiert werden soll. Ô


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Die Farben für die Unterwasser-LED und die Raumbeleuchtung können individuell variiert werden.

Wer klingelt wird fotografiert: Auch die Sonnerie ist an die Hausautomation angeschlossen.

Hingucker: Berührungstaster Sentido von Basalte

ist dieser Punkt für ihn nicht so einschneidend. Die Lichtsteuerung passiert meist über die Sensortaster und viele Funktionen steuert er über die im Haus verteilten Einbaumonitore mit Touchbedienung.

bei Wind automatisch zurückgefahren oder Fenster bei Regen geschlossen. Die Lüftung zügelt ihren Stromverbrauch, wenn der CO2-Gehalt in der Luft ausreichend tief ist. Beim Verlassen des Hauses genügt ein Tippen auf die Schaltfläche «Alles aus» und stellt damit sicher, dass alle elektrischen Verbraucher ausgeschaltet sind. Weil der Server weiss, ob die Bewohnerschaft in den Ferien weilt oder nur kurz abwesend ist, kann die Heizung und die Komfortlüftung entsprechend geregelt oder eine Anwesenheitssimulation gefahren werden. Auf diese Weise hilft das System den Energieverbrauch zu senken und Schaden zu mindern.

Kosten und Nutzen Um die verschlossene Haustür von aussen zu öffnen, muss kein Schlüssel mehr hervorgekramt werden: Der Fingerprint-Scanner erkennt berechtigte Personen an ihrer Biometrie – auch die Raumpflegerin. Diese darf aber nur an bestimmten Tagen und Uhrzeiten eintreten. Als kleine Spielerei können mit unterschiedlichen Fingern verschiedene Funktionen aufgerufen werden: Zum Beispiel mit dem Zeigefinger das Türschloss entriegeln, mit dem Daumen das Garagentor öffnen oder mit dem kleinen Finger den Rasenmäherroboter losschicken.

Verbesserungspotenzial Auch wenn Renato Stalder sehr glücklich mit der gewählten Lösung ist, gibt es auch bei iBricks noch Verbesserungspotenzial. So beurteilt er die Smartphone-App als unübersichtlich und wenig anwenderfreundlich. Da er selbst meistens das Pad mit der viel übersichtlicheren Benutzeroberfläche bei sich hat,

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Die gesamte elektrische Installation für die Hausautomation hat rund 300 000 Franken verschlungen. Der iBricks-Server schlägt mit rund 5000 Franken zu Buche – ein doch eher kleiner Anteil am Gesamtsystem. Doch wo ist der tatsächliche Nutzen bei diesem Preis, einmal abgesehen von den faszinierenden Spielereien? Die Sicherheitssysteme bilden in ihrer Gesamtheit mehr als die Summe der Einzelteile: Der Rauchmelder weckt nicht nur die schlafenden Gäste mit lauter Sirene und bewahrt die Menschen vor einer Rauchvergiftung, sondern ruft automatisch die Feuerwehr, öffnet Fenster und Türen in den Fluchtwegen und schaltet das Licht ein, damit man im Dunkeln einfach den Weg nach draussen findet. Die Wetterstation zeigt nicht nur die Aussentemperatur auf dem Handy an, zusammen mit den internen Fühlern regelt iBricks die Heizung in jeden Raum auf das Wetter abgestimmt. Storen werden

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Fazit Die Entscheidung für den iBricksServer ist für Renato Stalder auch nach einem Jahr Betrieb immer noch goldrichtig. Fast alle Erwartungen wurden erfüllt und sogar neue Aspekte und Möglichkeiten eingebracht und umgesetzt. Entgegen den ursprünglichen Plänen sind heute zusätzlich Audio- und Videoströme über das gleiche Interface steuerbar, wie für das Licht, die Heizung, die Lüftung, die Rollladen und die Alarmierung. Die Flexibilität und der Support seien unschlagbar, meint Stalder. ■


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Mehrwert dank intelligenter Raumautomation

Operation gelungen, Kunde sehr zufrieden Intelligente Gebäude- und Raumautomation vereinfacht die Steuerung eines Gebäudes und macht es smart. Dass es dazu manchmal gar nicht viel Hardware braucht, zeigt das Beispiel der ATMS in Muttenz, in der der Premiumpräsenzmelder thePrema P360 KNX von Theben HTS AG zum Einsatz kommt.

Bei der ATMS in Muttenz wird eine Gebäude- und Raumautomation nur über Präsenzmelder erzielt.

A

us der ganzen Welt kommen Chirurgen in die Akademie für Medizinisches Training und Simulation ATMS nach Muttenz bei Basel, um neuste Operationsmethoden und medizinische Geräte kennenzulernen. Auf drei Etagen stehen ihnen modernste Ausbildungs-, Tagungs- und Aufenthaltsräume zur Verfügung. Die gesamte Elektroinstallation in der ATMS sowie die KNX Licht- und Jalousiesteuerung stammen von der Firma Elektro Illi AG. Für die Planung zeichnet die Herzog Kull Group aus Aarau verantwortlich.

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Technik mit optimalem Nutzen

Das Projekt umfasst in der KNXBustopologie 180 Geräte, verteilt auf zwei Bereiche und fünf Linien. Dies ist möglich, weil die Beleuchtung mehrheitlich über DALI angesteuert wird. Dabei war auch der Umstand wichtig, dass die Premiumpräsenzmelder thePrema von Theben HTS AG bereits über eingebaute Logikfunktionen verfügen und einen sehr grossen quadratischen Erfassungsbereich aufweisen. Dies reduziert die Anzahl nötiger Präsenzmelder in einem Projekt und spart damit Kosten. Das

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Design der transparent gestalteten Melder ist ein Hingucker, geradezu ein Stilelement an der Decke. Aussen schön, inwendig steckt viel Hightech.

Energiespar-Intelligenz Eine spannende Wortschöpfung, welche die Funktionalität der thePrema-Präsenzmelder treffend beschreibt. Es ist verblüffend, was die Techniker und Softwareingenieure von thebenHTS in diese Melder gesteckt haben. Einzigartig ist die selbstlernende Nachlaufzeit. Je nach Aufenthaltszeit der Personen


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Kaum sichtbar und doch ein echtes Stilelement: Der tropfenförmige thePrema P360 KNX an der Decke erfasst sowohl stehende als auch ruhende Personen.

In den Aufenthaltsräumen steuern die Präsenzmelder LED-Leuchten über KNX-DALISchnittstellen an. Mehrere Melder arbeiten dabei parallel in einer sogenannten MasterSlave-Schaltung.

Integrierte Logik dimmt während Betriebszeit Licht auf definierten Wert, sonst hingegen werden Leuchten ausgeschaltet.

passt sich diese selbstständig an. Dies ist eine sehr sinnvolle Funktion vor allem in Korridoren, in denen Personen auch mal länger stehen bleiben um zu diskutieren oder aber nur durchhuschen. In die gleiche Richtung geht die Kurzzeitpräsenz, die erkennt, wie lange sich jemand im Erfassungsbereich aufhält und davon abhängig die Nachlaufzeit adaptiv justiert. Wer noch mehr auf Energieeffizienz setzt, betreibt den Melder im Ecoplus-Modus, in dem diverse Parameter nochmals hinsichtlich Energiesparen optimiert werden, wie beispielsweise kürzere Nachlaufzeiten. Vor allem ist aber auch der Stromverbrauch der Melder selbst sehr gering, bei den Premiumgeräten unter 0,2 W.

Sparen mit Komfortgewinn

Eine spezielle Anforderung der Bauherrschaft konnte dank der einzigartigen Standby-Funktion des thePrema sehr einfach und ohne zusätzliche Logikbausteine realisiert werden: Während der Betriebszeit schalten die Leuchten in den Korridoren nie ganz aus, sondern halten eine Resthelligkeit von zirka 10 % (Bild 3). Ausserhalb der Betriebszeit schalten die Leuchten ganz aus. Wird eine Person erfasst, dimmt das Licht sanft auf 100 % Helligkeit. In den Aussenbereichen mit genügend Tageslichtanteil schaltet sich das Licht natürlich entsprechend dem tatsächlichen Helligkeitsbedarf ein. Dies ist dank der integrierten kalibrierbaren Helligkeitsmessung von thePrema möglich.

Mehrwert mit KNX

Das Projekt AMTS zeigt, dass auch kleinere KNX-Anlagen komplexe Gebäude sehr energieeffizient und intelligent steuern können. Damit die Anlage mit der übergeordneten Gebäudeleittechnik kommunizieren kann, ist sie via KNX-IP-Schnittstelle mit der Visualisierung verbunden. ■

Infos Theben HTS AG 8307 Effretikon Tel. 052 355 17 00 sales@theben-hts.ch www.theben-hts.ch

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Komplette Gebäudeautomation mit NOXnet

Gebäudeautomation: sinnvoll und sicher In Bennau, Schwyz, wurde Anfang Jahr ein beeindruckendes Einfamilienhaus fertiggestellt. Was man von aussen nicht sieht, ist die Elektroinstallation, und die hat es in sich. Mit dem Bussystem von Innoxel werden nicht nur Licht, Storen und Heizung gesteuert, sondern auch Kameras und ein Multiroom-System. Genau so, wie es die Bauherrschaft haben wollte: komfortabel und sicher, mit Fernzugriff und der Möglichkeit, Anpassungen selbst vorzunehmen.

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er Bauherr hat beruflich jeden Tag mit Immobilien zu tun. Er wusste deshalb genau, was er wollte. Die klaren Formen und edlen Materialien im 3-stöckigen Haus sind exakt aufeinander abgestimmt. Anspruchsvoll, aber zeitgemäss, waren auch seine Anforderungen an die Elektroinstallation: Für die Bedienung aller Leuchten, Storen und anderer elektrischer Verbraucher wurde auf jedem Stockwerk ein 7-ZollTouchpanel geplant. Übers iPhone

wollte er jederzeit auch von auswärts zugreifen können. Das Multiroom-System SONOS mit klangvollen Deckenlautsprechern war ein Muss und sollte auch über das Raumautomationssystem bedient werden können. Neben diesen sinnvollen Komfortansprüchen war der Bauherrschaft aber auch die Sicherheit wichtig. Überwachungskameras und ein Hüllenschutz mit Zugriff auf Alarmanlage waren von Anfang an vorgesehen.

Küche mit Wohnzimmerbereich, viel LEDBeleuchtungstechnik. Für Sicherheit und Komfort sorgt das Gebäudeautomationssystem NOXnet von Innoxel.

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Gebäudeautomation zwingend

Ein zukunftsorientierter und nachhaltiger Neubau kommt heute nicht ohne Gebäudeautomationssystem aus. Viele Wünsche künftiger Bewohner lassen sich überhaupt nur mit einer solchen Vernetzung erfüllen. So auch in diesem Fall. Heute will man nicht mehr jeden Abend beim Nachtessen Leuchten manuell dimmen, Anwesenheit mit unterschiedlichen Schaltuhren vortäuschen, bei Abwesenheit die


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Raumtemperatur absenken oder bei einbrechender Dämmerung Storen bedienen müssen. Bei grossen Fensterflächen ist die Vernetzung der Heizungssteuerung mit einer an Wetterwerte gekoppelte Automatisierung der Storen fast zwingend. Nur so kann Sonnenwärme genutzt werden, ohne dass die Räume überhitzen. Auch eine sichere Bedienung übers iPhone sowie die Integration von Multimedia und Kameras werden immer häufiger vorausgesetzt.

NOXnet von Innoxel Mit solchen Wünschen ist die Installationsfirma Elektro Ueli AG in Schindellegi und Einsiedeln bestens vertraut. Diese innovative Firma beschäftigt 10 Personen und empfiehlt ihren Kunden das Gebäudeautomationssystem NOXnet von Innoxel. Aus gutem Grund: Innoxel hat ihr System speziell für den Wohnungsmarkt entwickelt und liefert alles aus einer Hand. So hat der Elektroinstallateur nur einen Ansprechpartner. Der wohl wichtigste Vorteil dürfte aber sein, dass für die Konfigurationssoftware weder Schulungs- noch Lizenzkosten anfallen. Bei NOXnet ist die PC-Software kostenlos und einfach und intuitiv bedienbar. Das beweisen auch die vielen Endkunden, die Änderungen oder Feineinstellungen nach dem Einzug selber vornehmen. Genau das plant der Bauherr auch in diesem Fall. Sobald sein Terminkalender es zulässt, will er sich vom Elektroinstallateur instruieren lassen.

Sicherheit

Vier Überwachungskameras zeichnen alle Bewegungen rund ums Haus auf. Die aktuellen Bilder werden auf den Touchpanels abgebildet und können über eine sichere Verbindung auch übers iPhone oder über einen PC von überall her eingesehen werden. In diesem Haus wurde auch ein sogenannter Hüllenschutz verwirklicht. Offene Fenster und Schiebetüren lassen sich auf einen Blick anzeigen. Nach dem Verlassen des Hauses und entsprechender Aktivierung der Alarmanlage löst das Öffnen eines Fensters oder einer Türe Alarm aus.

Fazit des Bauherrn Die Bauherrschaft würde das System sofort wieder einbauen. Neben den sicherheitstechnischen Aspekten geniessen die Bewohner vor allem die komfortable Bedienung über alle möglichen Bedienteile. Das Natel hat man ja praktisch immer dabei, und es sei äusserst praktisch, vom Sofa oder Bett aus die Storen nochmals hochfahren zu lassen. Ebenso geschätzt wird die Einbindung von SONOS. Mit einem «Touch» ertönt einer der Lieblingssender sofort im ganzen Haus. – Auch der Elektriker hat hier volle Arbeit geleistet. Die vielen unterschiedlichen Leuchten, deren Dimmbarkeit und die anderen Wünsche der Bauherrschaft führten zu einem relativ grossen Elek-trotableau, das bei Besuchern immer wieder Staunen auslöst.

Fragen an Reto Kümin, Elektro Ueli AG in Schindellegi und Einsiedeln Sie arbeiten mit dem Gebäudeautomationssystem NOXnet der Firma Innoxel, wie kam es dazu? Wir haben nach einem System gesucht, bei dem wir nicht nur die Installation, sondern auch die Konfiguration selbst ausführen können. Bei einigen früheren Objekten hatten wir bereits das System von Spline AG eingesetzt und wussten also, dass Spline Aktorik und Sensorik von Innoxel verwendet. Wir lies-

sen uns dann von Innoxel die Funktionalität ihres Systems zeigen und haben jetzt bereits mehrere Objekte mit NOXnet ausgerüstet. Gibt es Gründe, NOXnet gegenüber einem anderen System vorzuziehen? Ja, einerseits können wir hier wie gewünscht die gesamte Automatisierung selbst konfigurieren. Bei diesem Haus habe ich die Un-


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selbst eingreifen. Bei einer KNX-Installation führen wir nur die Elektroinstallation aus, müssen also bei einem defekten Sensor oder Aktor zusätzlich den Integrator aufbieten. Das ist für uns und unseren Kunden äusserst umständlich und oft auch teuer.

Eine Augenweide für jeden Fachmann. Im Elektrotableau widerspiegeln sich Berufsstolz und das Motto des Elektro-installateurs: «Wir arbeiten mit Freude für Sie!»

terstützung von Innoxel nur für die Integration der Kameras und des SONOS-Systems in Anspruch genommen, weil das für uns neu war. Ein anderer wichtiger Grund ist, dass wir nicht auf einen Integrator angewiesen sind. Bei einer Störung irgendwelcher Art, können wir

Wenn Sie den Auftrag für die Elektroinstallation eines Einfamilienhauses erhalten, versuchen Sie, die angehenden Hausbesitzer von einem Raumautomationssystem zu überzeugen? Natürlich! Das ist allerdings schwierig, wenn eine Bauherrschaft das Budget schon ausgeschöpft hat. Oft kommt hinzu, dass Mehrkosten lieber in Küche und Bad investiert werden. Schade, wenn man bedenkt, dass deren Ersatz nach einigen Jahren so oder so ansteht. Eine Elektroinstallation hingegen, lässt sich nur bedingt ausbauen und modernisieren. Und wie versuchen Sie ganz praktisch, einen Kunden zu überzeugen? Mir ist wichtig, dass der Kunde weiss, worauf er bei einer konventi-

onellen Elektroinstallation verzichtet. Schlagworte wie: Energieeinsparung, Komfort bei Storen und Markisen, zusätzliche Sicherheit durch Anwesenheitsvortäuschung bei verlassenem Haus sind echte Argumente und keine Verkaufstricks. Wie hoch ist der Anteil von Einfamilienhäusern mit Gebäudeautomationssystem, in denen Sie die Elektroinstallation ausführen? Knapp 20 %, also fast jedes fünfte Haus. Das ist leider recht wenig, wenn ich mir überlege, dass jede Bauherrschaft (mindestens) ein Auto fährt, das ungemein mehr Komfort- und Sicherheitsfunktionen beinhaltet als ihre Wohnung, in der sie deutlich mehr Zeit verbringt.

Fazit Ein Elektroinstallateur, der die Zeichen der Zeit erkannt hat, und ein Bauherr, der die Annehmlichkeiten eines Gebäudeautomationssystems kennt und nutzen will, – diese Kombination führte bei diesem Einfamilienhaus zur Zufriedenheit aller. Leider kommt es heute immer noch vor, dass eine Bauherrschaft erst im Nachhinein erfährt, wie einfach mehr Sicherheit und Komfort bei ihrem Neu- oder Umbau möglich gewesen wären. Kein Wunder, wenn sie dann die Kompetenz des Elektrikers oder des Architekten in Frage stellt. Wer die effektiven Mehrkosten eines Gebäudeautomationssystems in Relation zur Bausumme setzt, entscheidet sich fast zwangsläufig für die Automatisierung. Nur so kann die Elektroinstallation auf Jahre hinaus den sich ändernden Bedürfnissen angepasst werden, ohne Wände aufspitzen zu müssen. ■

Infos

LED-Leuchtstreifen mit 24 V erlauben ausgefallene Beleuchtungskonzepte. Die Streifen können auch auf Holz montiert werden und sie lassen sich zudem einfach dimmen.

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INNOXEL System AG 3661 Uetendorf Tel. 033 345 28 00 info@innoxel.ch www.innoxel.ch



Mit ABB-free@home lässt sich jede gewünschte Funktion individuell oder in Szenen einfach steurern.

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F

amilie Kunert erwarb im Frühling 2014 ein Einfamilienhaus im nördlichen Kanton Zürich. Das Gebäude aus den 1950er-Jahren bedurfte einer umfassenden Renovation – und für die Platzbedürfnisse der fünfköpfigen Familie auch einer Erweiterung, bot es ursprünglich doch nur bescheidene 86 m2 Wohnfläche. «Wir haben das Obergeschoss mit Satteldach abgebrochen und über dem bestehenden Erdgeschoss eine auskragende Stahlbetondecke eingezogen», erklärt Peter Schütt vom Architekturbüro Hauptvogel & Schütt. Damit konnte die Wohnfläche mehr als verdoppelt werden. Im Innern des Gebäudes wurde die komplette Haustechnik ersetzt. «Wo früher ein Öl- und ein Holzkessel bollerten, stehen jetzt eine effiziente Luft-/Wasser-Wärmepumpe und eine Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung», führt Schütt

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weiter aus. «Mit dem System ABBfree@home ist das ganze Haus zudem vernetzt, womit die Effizienz der haustechnischen Anlagen nochmals gesteigert wird – durch die Abstimmung untereinander, auf die Wettereinflüsse und auf die Bedürfnisse der Bewohner.»

Gebäudeautomation gehört dazu «Für mich waren zwei Dinge klar», betont Dieter Kunert: «Unser neues Zuhause musste nach dem Umbau dem Minergie-Standard entsprechen. Und es sollte sinnvoll automatisiert werden – wenn schon erneuern, dann richtig. In unserer digitalisierten Zeit zählt für mich die Gebäudeautomation fraglos zur Ausstattung einer modernen Wohnung.» Weshalb fiel die Wahl auf das erst kürzlich lancierte ABBfree@home? «Es ist in Anschaffung und Installation doch einiges kos-

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tengünstiger als KNX und bietet das, was ich im privaten Bereich erwarte.» Die Mehrkosten im Vergleich zu einer Standard-Elektroinstallation ohne Automation sind natürlich abhängig vom Umfang der gewünschten Lösung. Aber mit einer Investition in der Grössenordnung von zwei Monatsmieten für eine 4-Zimmer-Wohnung lässt sich schon eine überzeugende Haussteuerung mit drei Dutzend Sensoren und Aktoren realisieren.

In der Praxis schon bewährt Wie bewährt sich ABB-free@home in der Praxis? Familie Kunert zog im November 2014 ein. Für die Elektroinstallationen während der umfassenden Renovationsarbeiten zeichnete Roger Acklin verantwortlich, Geschäftsleiter der Burkhalter Elektrotechnik AG in Schaffhausen: «Wir steuern hier 61 Teilnehmer an, bis hin zur Steckdose der Kaffeema-


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schine.» Die für die Signalübertragung nötige Busleitung von ABBfree@home kann in fast beliebiger Art und Weise verlegt werden, sei es in Linien-, Baum- oder Sterntopologie. Sie wird in demselben Kanal wie das Stromkabel geführt. Im Haus der Kunerts hat der Elektroinstallateur die Flexibilität des Systems ausgereizt: «Manche Funktionen, etwa das Dimmen der Leuchtkörper oder die Temperaturregelung, haben wir zentral installiert. Die Aktoren dafür befinden sich also im Schaltschrank im Keller», erklärt Acklin. Bei den Storen hingegen wurde die dezentrale Variante gewählt, in welcher Sensor und Aktor zusammen in einem Unterputz- oder auch Aufputzgehäuse eine Einheit bilden. Ins Automationssystem eingebunden ist auch ein Türkommunikationssys-

als bei vielen anderen Systemen auf dem Markt», erklärt Acklin. «Das ist aus meiner Sicht ein grosser Vorteil dieser neuen Lösung: Je nach Lust und Interesse kann sich der Endkunde die Automationslösung fixfertig konfigurieren lassen. Er kann aber auch selbst Szenen anlegen und verändern. Oder er kann gar die einzelnen Sensoren und Aktoren anders verknüpfen, beispielsweise mit einem Schalter drei statt einer Leuchte ein- und ausschalten, wenn er das möchte.»

Praktischer «Alles-aus»-Schalter «Die Konfiguration mit der intuitiv bedienbaren App war wirklich einfach», blickt Dieter Kunert auf seine ersten Erfahrungen mit ABBfree@home zurück. «Wer wie ich etwas technikinteressiert ist, dem macht das auch richtig Spass.» Zu-

Funktionalitäten von ABB-free@home • Komfortable Vernetzung von Licht, Storen und Raumtemperatur • Perfekte Einbindung von ABB-Welcome (Türkommunikation) möglich • Einfache Installation per 2-Draht-Leitung • Zeitsparende Projektierung und Inbetriebnahme über System Access Point • Basisprogrammierung auch über Ad-hoc-Verbindung per WLAN möglich (wenn zum Beispiel im Haus noch keine Netzwerk-Infrastruktur vorhanden ist) • Zeitsparende Konfiguration per App auf Tablet oder Laptop • Leicht verständliche App für iOS und Android • Keine Softwarelizenzen und Schulungen nötig • Vorkonfigurierte Sensor-Aktor-Einheiten für die Unterputzdose ermöglichen eine Vorortbedienung vor der Inbetriebnahme • Funktionen und Komfortfeatures jederzeit änderbar und erweiterbar

Elektroinstallateur Roger Acklin erklärt Hausbesitzer Dieter Kunert (links) die einfache Bedienung.

tem vom Typ «ABB Welcome», das den Haupteingang mit einer Kamera überwacht.

Einfach zu konfigurieren Wenn die gewünschten Aktoren und Sensoren sowie die Busleitung und der System Access Point einmal physisch installiert sind, lässt sich die ABB-free@home – dem Namen entsprechend – frei konfigurieren. «Dafür brauchte es kein gesondertes Softwarepaket und kein absolutes Expertenwissen – im Unterschied etwa zu KNX. Zudem ist die Konfiguration bedeutend einfacher

dem wolle er nicht für jede Umprogrammierung eines Schalters den Installateur anrufen, sondern das rasch selbst erledigen. «Welche Belegung wirklich den eigenen Bedürfnissen entspricht, merkt man erst, wenn man eingezogen ist und Erfahrungen gesammelt hat.» Dieter Kunert ist die Freude an der gelungenen Hausautomation anzumerken. Doch was hält seine Frau von diesem vernetzten System? «Überaus praktisch ist der «Alles aus»-Schalter, mit dem sich beim Rausgehen alle unnötigen elektrischen Verbraucher auf ein-

mal ausknipsen lassen», so Petra Kunert. Zudem gefalle ihr das Design der Schalter sehr gut. Mit dem vereinfachten zentralen Ausschalten aller Leuchten und StandbyGeräte werde im Wohnalltag wohl etwas mehr Strom gespart, als das mit 24 Volt Gleichspannung betriebene System selbst brauche, schätzt Acklin. «Der Gewinn an Komfort und Sicherheit steht für mich im Zentrum», hält Dieter Kunert abschliessend fest. «Jede gewünschte Funktion individuell oder in Szenen zusammengefasst steuern zu können – sei es per programmierten Schalter, über das eingebaute Panel oder die App für Mobilgeräte –, bereitet auch Spass. Damit hat man das traute Heim im Griff.» Als Nächstes werde er einen Windsensor installieren und das System so einrichten, dass die Storen bei Starkwind automatisch eingezogen werden. ■

Infos ABB Schweiz AG Niederspannungsprodukte 5400 Baden Tel. 058 586 00 00 gebaeudeautomation @ch.abb.com www.abb.ch/freeathome

Elektrotechnik ET/HK-Gebäudetechnik Extra 7/2015

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Energie | Automation | Gebäudetechnik

Sonnenschutzsteuerung mit KNX-Bus

Geschüttelt – nicht gerührt Der Erweiterungsbau der Nationalbibliothek Leipzig spiegelt mit seiner Form den Inhalt wider: Bücher und Musik. Weniger offensichtlich sind die technischen Besonderheiten des Gebäudekomplexes, zum Beispiel die in das KNX-Bussystem integrierte Sonnenschutzsteuerung mit Slat-Shake-Funktion.

Parallele Ausstellfenster an der Fassade sorgen für optimale Luftzirkulation im Innern.

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ie Sonnenschutztechnik in der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig ist Bestandteil eines komplexen Steuerungssystems, das die einzelnen Elemente der Gebäudetechnik mithilfe eines KNX-Bus verknüpft. Heizung, Kühlung, Licht, Lüftung und Sonnenschutz werden so miteinander verbunden, dass ein Höchstmass an Energieeinsparung und Nutzerkomfort erzielt wird. Ausserdem sollte die Aktivierung der Gebäudetechnik in den Ausstellungsräumen des Erdgeschosses über ein manuell bedienbares Tableau realisierbar sein. Auch deshalb fiel die Wahl auf KNX als Basis der Gebäudetechnik.

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Die Fassadenbehänge werden über die Parameter Licht, Regen und Wind gesteuert. Bei zu hoher Windlast und Regen fahren sie automatisch nach oben, aber nur an den vom Windalarm betroffenen Fassadenteilen. Alle anderen Gebäudeteile bleiben verschattet und können so weiter ihre Funktionen erfüllen. Sonnensensorik erfasst die Lichtstärke und fährt die Beschattungselemente automatisch in eine Sonnenschutzposition, um Blendschutz und optimale Sichtverhältnisse in den Räumen zu gewährleisten. Ausserdem sind die Behänge über die KNX-Steuerung mit der lokalen Beleuchtung abgestimmt. Auf diese Weise werden Kosten für das künstliche Licht gespart. Insgesamt wurden drei Behangarten eingesetzt: Aussenraffstoren an den Fassadenteilen, die mit Balkonen ausgestattet sind, Innenrollos in den Austellungsräumen im Erdgeschoss sowie in die Fassadenelemente integrierte Jalousien. Letztere befinden sich in parallelen Ausstellfenstern. Diese Verglasungsart wird dann eingesetzt, wenn die homogene Ansicht einer Glasfassade auch bei unterschiedlich geöffneten Fenstern erhalten bleiben soll. Das Element wird im Gegensatz zu herkömmlichen Verglasungen nicht verschwenkt, sondern parallel zur Fassade ausgestellt. Dadurch erreicht diese Fensterart eine höhere Luftwechselrate und die gleichmässig verteilte Zuluft sorgt für eine angenehmere Raumbelüftung. Die im Gebäude verbauten Parallel-Ausstellfenster werden ebenso wie die genannten Behänge über eine animeo KNX-Steuerung aktiviert.

Extra 7/2015 Elektrotechnik ET/HK-Gebäudetechnik

Schüttelnder Sonnenschutz

Eine Besonderheit der Sonnenschutztechnik ist die sogenannte Slat-Shake-Funktion. Sie lässt sich in der Nationalbibliothek für die Jalousien in den Ausstellfenstern zentral aktivieren. Dabei werden die Lamellen noch einmal hin und her gedreht, nachdem die Behänge nach unten gefahren wurden. So wird verhindert, dass ineinander verhakte Lamellen die Verschattungseffizienz verringern und den Betriebsablauf stören. Auch optisch sorgt diese Technik für ein dauerhaft einheitliches und harmonisches Erscheinungsbild der Fassade ohne verdrehte Behänge. Die Programmierung der Sonnenschutzsteuerung und ihre Einbindung in das KNX-Bussystem war problemlos umzusetzen. Hersteller Somfy stellt eine sogenannte animeo KNX Operating Software zur Verfügung. Mit ihr verläuft die Integration selbsterklärend und der vor Ort zuständige Facility Manager wird Schritt für Schritt durch das System geführt. Eine für KNX sonst übliche ETS-Software ist nicht notwendig. Ausserdem sind in der Operating Software Musterprojekte hinterlegt, welche die Programmierung noch einmal beschleunigen. ■

Infos Somfy AG 8303 Bassersdorf Tel.044 838 40 30 www.somfy.ch


Energie | Automation | Gebäudetechnik

Automationskomponenten von eHome

Zusammenbringen was zusammengehört Die eHome AG ist Hersteller von intelligenten Controllern für die verschiedensten Automationskomponenten wie zum Beispiel KNX/EIB, xComfort, Wahli Twiline, Domino Swiss, Peha PHC. eHome kennt die verschiedenen Technologien und bietet sich als Ansprechpartner für die reibungslose Integration an.

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er eHome Controller übernimmt die komplette Verwaltung der gesamten Gebäudetechnik. Mittels der verschiedenen Apps oder aber auch über einen Webzugang kann der Endkunde die gesamte Anlage steuern. Es bleiben keine Wünsche offen, so kann der Endkunde beispielsweise die Szeneneinstellungen selbstständig auf dem Smartphone/Tablet ändern oder aber auch Zeitschaltuhren anlegen und ändern. Der eHome Partner nimmt den Controller selbstständig in Betrieb und braucht dazu das sehr einfache xSetup, die preisgekrönte Software von eHome. Mit der xSetup-Software ist eigentlich jeder in der Lage, eine komplette Visualisierung für ein Einfamilienhaus innert eines halbe Tages zu erstellen, inklusive Zeitschaltuhren, Szenen, Beschattungsfunktionen, Heizungsteuerung etc. Mittels der eBox werden auch traditionelle, allenfalls auch ältere Geräte in die Gebäudeautomation

eingebunden. Die eBox sendet und empfängt IR-Befehle, welche aus einer Datenbank geladen werden können oder aber auch direkt von der existierenden Fernbedienung angelernt werden können. So lässt sich ein Fernseher oder Beamer mühelos in die Szenen einbinden, oder das Licht dimmt selbstständig wenn der TV mit der originalen TVFernbedienung eingeschaltet wird. Die neuste Entwicklung aus dem Hause eHome ist eBlind, ein xComfort kompatibler Funk-Jalousieaktor im Hirschmann-Zwischensteckergehäuse. So lässt sich eine bestehende, elektrische Jalousie/Markise mühelos automatisieren. Der eSound ist ein NetzwerkAudio-Player welcher in einem Verbund eine flexible und kostengünstige Multi-Room-Lösung sein kann. Er spielt Webradios, externe Quellen über Line-In ab. Weiter unterstützt er Apple AirPlay. Der eingebaute Verstärker hat genügend Leistung, um auch grössere Räume zu beschallen. Durch das offene

Protokoll lässt er sich mühelos in die unterschiedlichsten Automationsumgebungen einbinden. Es sind unlimitiert viele Zonen realisierbar. Über die eHome App lässt sich das ganze Gebäude mühelos von einem Smartphone/Tablet (iOS oder Android), einem PC oder Mac steuern. Einstellungen für Szenen können sehr leicht abgeändert werden. Auch Zeitschaltuhren lassen sich einfach erstellen. Scannen Sie nachstehenden QR-Code und entdecken Sie die Möglichkeiten der eHome-Lösung, indem Sie unsere Live Demo mit Ihrem iOS Gerät steuern. ■

Infos eHome AG 5400 Baden Tel. 056 221 50 60 www.ehome.ch

Elektrotechnik ET/HK-Gebäudetechnik Extra 7/2015

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Intelligentes Zusammenspiel zahlreicher Gewerke im Hotel

Luxus ist vorprogrammiert Während rund 10 Jahren entstand für 300 Millionen Franken in Gstaad das neue Fünfsternehotel The Alpina Gstaad. Seinen Gästen bietet das Grand Hotel jeden nur erdenklichen Luxus. Hinter den Kulissen sorgt ein umfangreiches Gebäudeleitsystem für einen reibungslosen Ablauf.

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m The Alpina Gstaad trifft Schweizer Tradition auf Luxus. Das Hotel des Jahres 2013 bietet mit 56 Gästezimmern und Suiten sowie einem umfangreichen Spa mit Innen- und Aussenpools alles was das Herz begehrt. Zum gleichen Komplex zählen 11 Residence-Eigentumswohnungen, die teils vom Hotel bewirtschaftet werden. Zur Bewirtschaftung gehören Reinigung, technischer Unterhalt und Roomservice. In einem Gebäude dieser Klasse steckt viel Technik: «Die gesamte Gebäudeautomation umfasst rund 28 000 Datenpunkte und 68 eigenständige Wago-Knoten», sagt Roger Pieren, Projektleiter bei der Firma Aeschimann Automationssysteme AG, der für die Programmierung des Gebäudeleitsystems verantwortlich war. In jeder ResidenceWohnung gibt es einen HLK- und einen Allgemein-Controller. Jedes

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Stockwerk des Hotels wird ebenfalls von zwei Controllern gesteuert, respektive geregelt.

Zentral gesteuert Das Gebäudeleitsystem läuft auf einem zentralen Server. Über das Leitsystem werden fast alle Lampen angesteuert, nur eine Handvoll werden direkt geschaltet. Zudem umfasst das System die Steuerung der Lüftung und es können alle gemessenen Temperaturen abgelesen und Sollwerte (z. B. Raumtemperaturen) vorgegeben werden. Pieren führt aus: «Wir haben alle Gewerke in Allgemein und HLK getrennt. Allgemein beinhaltet Messungen, Licht, elektrische Bodenheizungen und Temperaturerfassungen. Im HLK-Teil ist die Luftaufbereitung, die Regelung der Kälteproduktion (gewerbliche Kälte und Klimakälte), die Bereitstellung des Warmwassers und ein Teil

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Wago-Controller Im The Alpina Gstaad wurden Wago-Controller des Typs 750-881 eingesetzt. Die Kommunikation läuft auf diversen Bussen: Für die Erfassung der Messdaten fiel die Wahl auf M-Bus und MP-Bus, dient der Ansteuerung von Klappen, Volumenstromreglern und Ventilen. Die Unterwasserbeleuchtung im Hallenbad wird über DMX angesteuert und TwiLine von Wahli kommt für die Schalter und einen Teil der Temperaturerfassungen zum Einsatz.

der Hallenbadsteuerung enthalten.» So kann beispielsweise die Badewasser- und Lufttemperatur im Hallenbad vorgegeben werden. Über das gesamte Gebäude gibt es verschiedene Massnahmen zur Wärmerückgewinnung, die ebenfalls über das Leitsystem verwaltet werden. «Die Rückgewinnung der Wärme ist nicht ganz einfach. Denn die an einem bestimmten Ort erzeugte Wärme muss zur Rückgewinnung oft an einen anderen Ort transportiert werden», sagt Pieren. Oben im Gebäude wird Luft angesaugt, in den Keller transportiert, wo die Wärmerückgewinnung abläuft, und über die Lüftung wieder nach oben in die Räume gebracht. Die ganze Bewirtschaftung findet im Untergeschoss statt. Pieren: «Die Herausforderung liegt vor allem in den Abhängigkeiten der verschiedenen Gewerke wie Heizung, Gruppenpumpen, Lufterhitzer, Luftkühler, Kältezentrale oder Notstromgenerator.»


Energie | Automation | Gebäudetechnik

Reibungslose Abläufe im Luxushotel The Alpina Gstaad.

Hohe Ausfallsicherheit

Eine wichtige Anforderung war die hohe Verfügbarkeit. «Sollte der Server mit der Leitebene einmal abstürzen, funktioniert das Gebäudesystem weiter», erklärt Pieren und fügt an: «Die Leitebene übernimmt keine Steuerungsfunktionen und dient alleine der Darstellung von Datenpunkten aus den Steuerungen. Alle Zentralbefehle werden von einem eigens dafür vorgesehenen WagoKnoten gesteuert und an die anderen Steuerungen weiter geleitet.» Bei einem Stromausfall kommt der Notstromgenerator zum Zug. Dieser ist eins zu eins ausgelegt. Pieren erklärt: «Bei Stromausfall kann das gesamte Hotel inklusive Wasseraufbereitung in vollem Betrieb gehalten werden.» Für den Projektleiter war die Grösse des Projekts eine neue Herausforderung: «Technisch gesehen sind das für uns im Allgemeinen Teil alles Standardanwendungen, im HLK-Bereich war die Komplexität um einiges höher, aber gerade mit Lichtsteuerungen und Lüftungen haben wir viel Erfahrung. Schwierig beim Programmieren war, die gewaltige Menge an Informationen zu sammeln und auf den einzelnen Ebenen wieder zu verteilen.»

Umweltverträglicher Energiehaushalt Bei der Programmierung der HLKAnlagen mussten verschiedenste Aspekte berücksichtigt werden. Es gibt strenge umwelttechnische Vorgaben. So darf beispielsweise keine

Klimaanlage laufen, wenn ein Fenster geöffnet ist. Auch das Temperaturmanagement bot einige Herausforderungen. So müssen bei 22 °C Aussentemperatur auch 22 °C Innentemperatur herrschen. Liegt die Aussentemperatur im Sommer über 32 °C, darf die Innenraumtemperatur 26 °C nicht unterschreiten. «Das muss so programmiert sein, dass alle Bedürfnisse erfüllt und gleichzeitig die Vorschriften eingehalten werden», erklärt Pieren. Damit all diese Anforderungen erfüllt werden können, müssen die Daten schnell ausgetauscht werden können. Für Komponenten von Wago kein Problem: «Die Anlage läuft auf einem Modbus TCP-Netz. Wir arbeiten fast ausschliesslich damit, weil es schnell und zuverlässig ist», erklärt der Projektleiter. Geschwindigkeit war auch ein Argument für den Einsatz von Wago-Steuerungen. Pieren: «Bei einer Anlage dieser Grösse mit so vielen Controllern ist eine schnelle Kommunikation zwingend. Wago-Controller besitzen sehr tiefe Zykluszeiten von 12 bis maximal 20 ms. Das reicht problemlos.» ■

Infos WAGO Contact SA 1564 Domdidier Tel. 084 020 07 50 info.switzerland@wago.com www.wago.ch


Energie | Automation | Gebäudetechnik

Endlich ohne leidiges Programmierungsthema:

Neuer Projektpartner im Smart Home-Bereich Noch ein weiteres System auf dem Schweizer Markt? Jein! Einige der Produkte gibt es seit Jahren, nicht aber das Konzept der Integration verschiedenster Geräte in einer Software und die Art der Zusammenarbeit mit Servicepartnern. Hier geht die ProSanus mit ihrem System ProLiving ganz neue Wege.

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as wünscht sich ein Bauherr? Ganz einfach, er möchte im Wohnbereich Komfort und Sicherheit und damit eine möglichst hohe Lebensqualität erzielen. Tönt gut, denkt wohl jeder Leser und – weiter – ist schon lange möglich, doch bezahlen können das nur wenige und der Kunde muss auch noch Technik-affin sein. Beides schlechte Voraussetzungen um der Gebäudeautomation Flügel zu verleihen. Mit dem System ProLiving möchte das die Firma ProSanus aus der Ostschweiz ändern. Sie bietet dazu ein All-In-One-Paket und ein ganz neues Konzept der Zusammenarbeit mit Servicepartnern. ProLiving ist ein System der neuen Dimension im SmartHome-Markt. Das System von ProSanus ist ausbaufähig und vor allem erstaunlich preisgünstig für die Funktionalität, die es bietet. Die Technik steht, jetzt sind nur noch starke Servicepartner vor Ort gefragt.

Darf es was Neues sein? Im Gebäudeautomationsbereich ist KNX das weitverbreitetste System. Unzählige Firmen bieten hier Geräte an, die alle mit der gleichen Parametriersoftware programmiert werden. Doch viele Elektroinstallateure stehen KNX skeptisch gegenüber. Solange es nur um etwas mehr Komfort bei Licht und Storen geht, bevorzugen sie beispielsweise das System zeptrion von Feller, weil keine Software notwendig ist, die Intelligenz steckt da in der Verdrahtung.

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ProLiving: Smart Home-System das neue Standards setzt.

Wenn heute jemand mehr Geld für ein komfortableres und sicheres Haus oder die Wohnung ausgibt, dann ist meistens auch ein Mehr in den Bereichen Überwachung (Alarm), Energieoptimierung, Komfort und altersgerechtem Wohnen erwünscht. In allen diesen Bereichen kann ProLiving dank überzeugendem Konzept zu verblüffend günstigen Preisen punkten. Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Mindestens so wichtig ist, dass beispielsweise der Elektroinstallateur nur in seiner Kernkompetenz, der Installation der Geräte nach vorgegebenem Konzept, gefordert ist. Die Programmierung

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der Software übernimmt vollständig ProSanus, ja noch mehr, sie zeichnet gegenüber dem Kunden verantwortlich.

Vollständiges Konzept ProLiving ermöglicht individuelle Sicherheitskonzepte. Dazu gehören: Einbruchserkennung durch Sensoren an Fenstern, Türen etc. Es gibt verschiedene Betriebsmodi für Tag, Nacht, Ausgehmodus. Es gibt Innen- und Aussenalarmgeber, auch Paniktaster. Rauchmelder und Wassermelder mit sofortiger SMS-Benachrichtigung. Permanente Videoüberwachung für Innen- und Aussenbereiche mit Bewegungserken-


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nung und Aufzeichnung von Ereignissen. Abwesenheitssimulation durch programmierte Lichtsteuerung und Jalousie-Bewegungen. Zudem bietet das System ProLiving Komfort in den Bereichen Licht- und Storensteuerung, wie das alle Raumautomationssysteme können. Hier kommen Funksysteme zum Einsatz, die deutlich günstiger zu installieren sind als Systeme über Netzwerkkabel. Darüber hinaus werden natürlich die Bereiche energiesparende Heizungssteuerung, Alarmsysteme, Notfallruf (z. B. für ältere Menschen), Videotürkommunikation, Videoüberwachung innen und aussen integriert. Alles läuft über die eine zentrale Steuerung, die mit dem Internet verbunden ist. Technische Software-Updates werden automatisch geladen. Auch eine Fernwartung ist möglich und selbstverständlich können jederzeit Änderungen an der Software beim Kunden vorgenommen werden.

Installateur als Servicepartner Nach einem Kurs wird der Elektroinstallateur zertifizierter ProLivingServicepartner. • Kompetenz: Teilnahme an einer eintägigen Intensivschulung mit abschliessender Zertifizierung. Nebst der Konzession für Elektroinstallationen sind auch Erfahrungen und Know-how in Netzwerktechnik gefragt.

• Wirtschaftlichkeit: Der Installateur rechnet mit marktüblichen Stundensätzen ab. • Auftreten: ServicePartner sollten das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Marke besitzen und verlässlich mit ProLiving als Co-Branding auftreten. • ProSanus unterstützt mit Prospekten und Beschreibungen des Systems und hilft z. B. Werbekampagnen beim angestammten Kundenkreis eines Installateurs zu starten. Als ServicePartner tritt also der Elektroinstallateur als Berater gegenüber den Kunden auf. Er installiert und wartet Anlagen. Dank der lokalen zertifizierten ServicePartner und der vorkonfigurierten Anlagen, wird ein gleichbleibend hoher Qualitätsstandard gewährleistet. Zufriedene Kunden ermöglichen allen Partnern ein lohnendes Geschäftsmodell zu betreiben.

Ablauf Installationsauftrag • Avisieren des Auftrages und zeitliche Abstimmung durch ProLiving • Per E-Mail werden alle Infos zugesandt, der ServicePartnerer hält Einbauplan inklusive Merkblätter sowie Rapportblatt für die Abrechnung • Der Installateur erhält ein Paket mit allen vorkonfigurierten und beschrifteten Einbauelementen • Vor und während des Einbaus sind Support durch Projektma-

Ein Elektroinstallateur kann Servicepartner für ProLiving werden. nagement und IT-Spezialisten von ProSanus garantiert.

Individuell und zukunftssicher Das System ist je nach Kundenbedürfnissen ausbau- und erweiterbar. Dies und die laufende Weiterentwicklung machen es sehr zukunftssicher. In den monatlichen Kosten ab CHF 12.95 sind das Clouding, wie auch die permanenten Updates enthalten. Aber auch eine Notruffunktion, mit der man im Ernstfall SMS-Nachrichten mit Standort-Hinweis an vordefinierte Adressen senden kann.

Fazit ServicePartner besetzen ein neues Geschäftsfeld im Zukunftsmarkt Smart Home. Sie steigern Ihr Image und Ihre Zukunftschancen. Das Risiko ist übersichtlich, denn Lagerhaltung, Kunden-Inkasso oder Garantieleistungen liegen bei ProSanus. Wäre doch ein Versuch wert für innovative Elektroinstallateure, Aufträge nicht wie seit eh und je über den Preis hereinzuholen, sondern über ein neues Geschäftsfeld. ■

Infos

Das System ProLiving umfasst alle denkbaren Systeme im Gebäudeautomationsbereich unter einer Softwareoberfläche.

ProSanus AG 9323 Steinach, Tel. 071 846 60 00 info@proliving.ch www.proliving.ch

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Geräte einfach vernetzen und Steuern

Intelligente Vernetzung schafft neues Wohngefühl Um die Ansprüche an das moderne Wohnen auch in der Realität abzubilden, hat das FvF-Team im vergangenen Jahr in einem schmucken Altbau ein Apartment eröffnet, das nun mit der innovativen Vernetzungstechnologie des deutsch-schweizerischen Unternehmens Digitalstrom ausgestattet wurde.

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ur wenige Minuten vom Alexanderplatz, Berlin, entfernt liegt das Apartment von FvF, das nicht passender für die Mulackstrasse sein könnte. Gemeinsam mit dem schweizerischen Möbelhersteller Vitra, bekannt für seine Designklassiker, wurde die EventLocation im vergangenen Jahr stilsicher eingerichtet. Grüne Rankpflanzen ersetzen den Vorhang am Fenster, eine alte Holzleiter dient als Handtuchhalter. In jeder Ecke finden sich einzigartige Designerstücke und liebevolle Details. Ein neuer zentraler Baustein fügt sich seit Kurzem nahtlos in das Konzept des Apartments ein. Das FvF-Team hat sich Anfang des Jahres dafür entschieden, die Wohnung mit der Vernetzungstechnologie des Smart Home-Anbieters Digitalstrom auszustatten. Damals hätten sie nach einem zuverlässigen System gesucht, das jedoch nicht in das Design der Räume eingreift. Aufwendige Bauarbeiten seien deshalb von vornherein ausgeschlossen gewesen. Viele Ansätze seien ihnen zu kompliziert vorgekommen. Jemand, der die Räume mietet, sollte nicht erst eine aufwendige Einführung in die Technik bekommen müssen. Die intuitive Bedienung, Designfreiheit sowie die Möglichkeit, das System jederzeit um neue Funktionen zu erweitern, sei entscheidend gewesen. «Die Funktionsweise ist so einfach, dass wir uns mit Digitalstrom gut aufgehoben fühlen», sagt FvF-Mitbegründer Frederik Frede.

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Die Lösung von Digitalstrom vernetzt Geräte im Haushalt über die bestehenden Stromleitungen durch kleine, intelligente Lüsterklemmen und integriert Breitbandgeräte über IP.

Digitalstrom bietet ein Smart Home-System an, das die elektrischen Geräte im Haus oder der Wohnung mit einer eigenen Intelligenz ausstattet, miteinander vernetzt und ein reibungsloses Zusammenspiel sicherstellt. Herzstück der Technologie sind intelligente Lüsterklemmen. Die Kommunikation läuft über die bestehende Stromleitung, daher sind aufwendige bauli-

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che Arbeiten für die Installation nicht nötig. Wie Geräte zusammenspielen wird auf Softwareebene festgelegt. Auf diese Weise kann sich jeder Bewohner Szenarien kreieren, die zu seinem Lebensstil passen. Der eine braucht morgens zum Aufstehen sanftes Licht, entspannte Musik und einen Kaffee. Ein anderer springt aus dem Bett, möchte die


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Immer erreichbar: FvF-Mitgründer Frederik Frede hat auch von unterwegs Zugriff auf das Smart Home-System. Rollläden öffnen, um die Morgensonne hereinzulassen, und ausgiebig duschen. Das Digitalstrom-System verknüpft viele einzelne Schritte zu einem individuellen Gesamtkonzept. Im FvF-Apartment gibt es dank der Smart Home-Technologie nun verschiedene Beleuchtungs-Szenarien – zum Beispiel für eine entspannte Lese-Atmosphäre oder einen Kochabend mit Freunden – und weitere können den persönlichen Vorlieben entsprechend jederzeit angelegt werden. Wer die Wohnung verlässt und nicht erst einen Kontrollrundgang durch alle Räume machen möchte, schaltet mit einem einzigen langen Tastendruck alle Lampen aus. Das Team bietet kreativen Köpfen mit unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen eine Plattform. Vernetzung lautet das Stichwort. Die Idee ist erfolgreich. Mittlerweile führt FvF Interviews auf der ganzen Welt, in Leitmedien wie Zeit Online und Spiegel Online hat das Team eigene Kolumnen. Individualität, Vernetzung, Design: Das ist der Geist einer Generation, die sich kreativ ausleben möchte, mobil und digital ist. Und wer digital ist, ist gleichzeitig flexibel. Ein Punkt, den die Smart Home-Technologie von Digitalstrom ebenfalls unterstützt. Nutzer haben ihr Heim von unterwegs stets im Blick. Mal vergessen das Licht in der Wohnung zu löschen? Kein Problem. Ein Klick reicht und die Beleuchtung geht aus. Neben dem Komfort-Aspekt bietet dieser Ansatz auch mehr Sicherheit: Schlägt zu Hause der ver-

netzte Rauchmelder aus, wird der Bewohner per Pushnachricht auf seinem Handy informiert. Bei einem aufkommenden Unwetter fährt das Smart Home automatisch Jalousien und Rollläden zum Schutz ein. Wie sieht das Leben in den Städten zukünftig aus? Martin Vesper, CEO der Digitalstrom AG, hat eine klare Vorstellung, in welche Richtung der Trend des städtischen Wohnens geht: «Immer mehr Menschen erleben die Vorzüge eines digitalen Lebensstils und vernetzter Angebote im tagtäglichen Umgang. Dazu zählen beispielsweise die Nutzung von Streaming-Plattformen, Social Media und auch Smartphones oder Wearables». Die Vernetzung des Wohnraums werde zudem dadurch beschleunigt, dass immer mehr Geräte wie beispielsweise Leuchten oder Multimedialösungen, vernetzungsfähig sind. Zudem kämen verstärkt Geräte mit

IP-Schnittstellen auf den Markt, beispielsweise Audioanlagen oder Weisse Ware, um so dem immer häufiger auftretenden Kundenwunsch zu entsprechen, die Geräte über ein Smartphone steuern zu können. Mit der Verfügbarkeit der Cloud bestehe darüber hinaus für jedes Zuhause die Möglichkeit, auf intelligente Algorithmen und zusätzliche Rechenleistung mit einem sehr geringen Kostenaufwand zuzugreifen. «Alle diese Faktoren machen deutlich, dass die Technologien für ein echtes Smart Home heute schon verfügbar sind und dabei verlässliche Anwendungen für den Bewohner bieten», so Vesper. Dabei stehe die Entwicklung erst am Anfang. «In Zukunft werden Kunden die Möglichkeit haben, die besten Services und Dienstleistungen aus vielen Themenfeldern auszuwählen und für ihr smartes Zuhause direkt zu nutzen.» ■

Infos Digitalstrom AG 8952Schlieren info@digitalstrom.ch www.digitalstrom.ch Freunde von Freunden ist ein unabhängiges und internationales Online-Magazin aus Berlin, das Kreative aus unterschiedlichsten Sparten porträtiert. www.freundevonfreunden.com/journal/smartliving/

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Einfluss der Gebäudeautomation auf die Energieeffizienz – SIA 386.110

Energieeffizienz in Gebäuden Die Norm SIA 386.110 ermöglicht, den Einfluss der Gebäudeautomation auf die Energieeffizienz von Gebäuden zu ermitteln. Obschon das Thema aktueller kaum sein könnte und die Norm schon etliche Jahre am Markt verfügbar ist, wird sie von den Akteuren noch immer nicht auf breiter Front wahrgenommen. Mit der auf Anfang 2015 erfolgten Lancierung des Programms Gebäudeautomation durch die Stiftung KliK wird sich dies vielleicht ändern.

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nergieetiketten gibt es inzwischen für eine breite Palette von Gütern. So beispielsweise für Haushaltgeräte, für Fenster, für ganze Gebäude, aber auch für Autos oder für Reifen und mit SIA 386.110 inzwischen auch für Gebäudeautomation (GA). Die Norm, die den Titel «Energieeffizienz von Gebäuden – Einfluss von Gebäudeautomation und Gebäudemanagement» trägt und auch als Schweizer Norm SN EN 15232 bekannt ist, ist 2007 erstmals erschienen und wurde 2012 überarbeitet. Zwei Verfahren, mit denen der Einfluss von Gebäudeautomation und Gebäudemanagement auf die Energieeffizienz von Gebäuden ermittelt werden kann, werden darin aufgezeigt: ein einfaches, faktorbasiertes Verfahren und ein ausführliches Berechnungsverfahren.

Mit dem faktorbasierten Verfahren kann der Einfluss zwar nur grob, dafür aber mit geringerem Aufwand abgeschätzt werden. Zudem wird das ganze Verfahren in der Norm abgehandelt. Das ausführliche Berechnungsverfahren hingegen liefert zuverlässigere Ergebnisse. Allerdings muss dazu der Endenergiebedarf des Gebäudes zwingend und detailliert berechnet werden. Aufwendige Simulationsberechnungen auf Basis einer ganzen Reihe weiterer europäischer Normen sind nötig, um Gebäude und Gebäudetechnik samt Einfluss der Funktionalität der Gebäudeautomation im Detail abzubilden. Das weniger aufwendige faktorbasierte Verfahren, das im Folgenden kurz vorgestellt wird, wird in der Praxis daher deutlich häufiger Anwendung finden.

1) GA-Effizienzklassen nach SIA 386.110:2012.

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Faktorbasiertes Verfahren nach SIA 386.110

Im Zentrum bei diesem Verfahren steht die Funktionalität des GASystems für die Gebäudetechnik auf Automationsebene, das heisst Steuerung und Regelung von Heizung, Lüftung, Kühlung, Wassererwär- mung, Beleuchtung und Sonnenschutzeinrichtung. Punktuell wird zudem auch das technische Gebäudemanagement (TGM) miteinbezogen. Vier GA-Effizienzklassen werden unterschieden: die Klassen A, B, C und D (siehe Bild 1). Klasse A ist die höchste, Klasse D die tiefste. Klasse C sollte nicht unterschritten werden, stellt also eine Mindestanforderung dar und ist zudem Referenzklasse, an der sich die drei anderen Klassen messen. An die Funktionalität des GASystems werden Anforderungen gestellt, getrennt für Wohngebäude und Nicht-Wohngebäude und abhängig von der GA-Effizienzklasse. Hohe Anforderungen für Klasse A, geringe für Klasse D. Tendenziell höhere Anforderungen für NichtWohngebäude und geringere für Wohngebäude. So führt zeitabhängiges Schalten einer Lüftungsanlage auf Raumebene bei einem Wohngebäude zu Klasse B, bei einem Nicht-Wohngebäude dagegen nur zu Klasse C (siehe Bild 2). Bei Letzterem ist für Effizienzklasse B anwesenheitsabhängige Steuerung und für Klasse A gar bedarfsabhän-


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2) Auszug Funktionsliste SIA 386.110:2012.

gige Regelung erforderlich. Analog dem Muster von Bild 2 ist für die gesamte Gebäudetechnik und Teile des TGM ein umfassender Anforderungskatalog, die sogenannte Funktionsliste, in der Norm festgeschrieben. Die resultierende Effizienzklasse für das GA-System selbst ergibt sich aus der schwächsten Klassierung aller Funktionen über alle Gewerke. Bereits eine Funktion bei nur einem Gewerk der Klasse D bei-

spielsweise reicht also, dass das GA-System als Ganzes Klasse D zuzuordnen ist, selbst wenn alle anderen Funktionen über alle Gewerke einer höheren Klasse entsprechen sollten. Darin zeigen sich Schwäche und Stärke des faktorbasierten Verfahrens gleichermassen. Um den Einfluss des GA-Systems auf die Energieeffizienz eines Gebäudes ermitteln zu können, wird zunächst der Endenergiebedarf des Gebäudes berechnet und

danach auf diesen die GA-Effizienzfaktoren zur Anwendung gebracht (siehe Bild 3). Dabei ist es sinnvoll, bei der Berechnung der Eingangsgrössen auf die zugrunde liegende Effizienzklasse abzustützen. Unwägbarkeiten kann dadurch bereits in dieser Phase entgegengewirkt werden. Die GA-Effizienzfaktoren stellen den eigentlichen Kern des faktorbasierten Verfahrens dar und sind ein echtes Asset der Norm. Lässt sich bei Bedarf doch nur schon mit zweien davon, den Gesamtfaktoren für thermische und elektrische Energie, der Einfluss eines GA-Systems auf die Energieeffizienz eines Gebäudes qualitativ beurteilen und relativ und im richtigen Licht betrachtet auch grob abschätzen. Die Norm legt die Faktoren fest, dies in Abhängigkeit der Gebäudekategorie beziehungsweise -nutzung einerseits und der GA-Effizienzklasse anderseits (siehe Bild 4). An Stelle

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eines Gesamtfaktors für thermische Energie können bei Bedarf auch Einzelfaktoren für Heizung, Kühlung und Wassererwärmung (WE) der Norm entnommen werden und statt des Gesamtfaktors für elektrische Energie, die Einzelfaktoren für Beleuchtung und Hilfsenergie. Letztere deckt den elektrischen Endenergiebedarf für Heizung, Lüftung und Kühlung ab. Für die Bestimmung der GA-Effizienzfaktoren wurden umfangreiche Simulationsberechnungen an einem Referenzraum durchgeführt. Dabei wurde für jede Gebäudekategorie, ausgehend von der Referenzklasse C, ein typisches Nutzerprofil und alle nötigen Randbedingungen festgelegt und diese für jede GAEffizienzklasse den Anforderungen an das GA-System entsprechend modelliert. Die Faktoren für Klasse C haben allesamt den Wert 1. Die für Klasse D sind grösser als 1, die für die Klassen A und B kleiner. Dadurch wird ein einfacher Bezug zur Referenzklasse geschaffen, was die Beurteilung beziehungsweise Interpretation der einzelnen Faktoren zusätzlich erleichtert

Programm Gebäudeautomation KliK Abbbildung 4 macht deutlich, dass die Energieeffizienz eines Gebäudes durch die Gebäudeautomation stark beeinflusst wird, was rasch zu beachtlichen oder sogar zu wesentlichen Auswirkungen beim Energieverbrauch führen kann. So ist beispielsweise zu erwarten, dass der Endenergieverbrauch bei einem Bü-

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rogebäude der Klasse B auf der thermischen Seite bloss etwa 80% gegenüber Klasse C beträgt. Bei einem Klassenwechsel von C nach A ist in dieser Gebäudekategorie gar mit einer Einsparung von bis zu 30% zu rechnen. Die Stiftung Klimaschutz und CO2-Kompensation KliK hat die hohen Einsparpotenziale erkannt und auf Anfang 2015 schweizweit das «Programm Gebäudeautomation»1 ins Leben gerufen. Unter bestimmten Voraussetzungen werden Teilnehmer des Programms bei der Modernisierung ihrer Gebäudeautomation mit Beiträgen von KliK finanziell unterstützt

3) Berechnungsschema faktorbasiertes Verfahren nach SIA 386.110:2012.

Infos

Fazit Der Einfluss der Gebäudeautomation auf die Energieeffizienz eines Gebäudes ist gross. Mit dem faktorbasierten Ansatz nach Norm SIA

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386.110 steht ein nützliches und praxisnahes Instrument zur Verfügung, mit dem GA-Systeme hinsichtlich ihrer Funktionalität für die Gebäudetechnik beurteilt und so der Einfluss mit vertretbarem Aufwand grob abgeschätzt werden kann. So kann bei Neubauten beispielsweise bereits in frühen Projektphasen, wenn Einzelheiten zu den GA-Funktionen noch längst nicht bekannt sind, die angestrebte GA-Effizienzklasse eines Gebäudes bestimmt und damit eine kohärente Strategie festgelegt werden. Oder bei Modernisierungen können die Schwachstellen der bestehenden Gebäudeautomation anhand des Ansatzes identifiziert und der Massnahmenplan gezielt auf Optimierungen ausgerichtet werden. Ob sich der faktorbasierte Ansatz oder die Norm SIA 386.110 schlechthin bei Bauherren und Planern durchsetzen werden, wird sich zeigen müssen. Mit dem Programm Gebäudeautomation hat KliK auf jeden Fall aber einen Anstoss dazu gegeben. ■

4) GA-EffizienzGesamtfaktoren SIA 386.110:2012.

Autor Harry Bleiker, Dipl. HLKIng. FH SIA, ist Inhaber und Geschäftsführer von Bleiker & Partner Ingenieure AG, Zürich, und akkreditierter Projektbegleiter im Programm Gebäudeautomation der Stiftung KliK www. bleikerpartner.ch info@bleikerpartner.ch 1 www.gebaeudeautomation. klik.ch


Energie | Automation | Gebäudetechnik

LED-Lampen über Strom oder Spannung dimmen

LED dimmen in allen Varianten Die LED-Technik hat den privaten wie kommerziellen Bereich vollständig erreicht. LED-Leuchten aller Art werden über einen konstanten Strom oder auch eine konstante Gleichspannung von typisch 24 V angesteuert. Beispielsweise lassen sich LED-Streifen auch auf Holz kleben. Diese Technik erlaubt so ganz neue Möglichkeiten der Akzent-, Effekt- und Grundbeleuchtung.

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ei LED-Lampen sind grundsätzlich zwei verschiedene Verfahren üblich. Es gibt Typen, die enthalten nur die nackten LEDs, welche in Serie geschaltet sind. Das Vorschaltgerät hat nun die Aufgabe, durch diese LEDs einen konstanten Strom zu schicken. Wenn die LEDs mit konstanter Spannung, typischerweise 24 V angesteuert werden, lässt sich die Lichtabgabe durch eine PWMTechnik dimmen. Dabei werden die LEDs mit Spannungspulsen variabler Breite angesteuert. Mit den unterschiedlichsten Steuersignalen kann man diese Geräte betreiben und so den gesamten Bereich der LED-Ansteuerung abdecken. Die Lagerhaltung beim Installateur oder Leuchtenhersteller wird optimiert, da nicht für jedes Steuerungsinterface unterschiedliche Dimmer eingesetzt werden müssen.

Geräte noch schlanker Die Firma Unidim hat nach der erfolgreichen Einführung des UK2 eine weitere Überarbeitung in Angriff genommen. Die Varianten UK2 (Konstantspannung) und IK2 (Konstantstrom) sind im schlanken Design L x B x H 150 x 25 x 25 mm erhältlich und können mittels Zubehör auch auf DIN-Schienen montiert werden. Die Ansteuerung erfolgt über DALI, PushDIM, 1-10 V, 0-10 VDC oder mit Potentiometer. Diese Funktionen sind mittels DIP-Switch jederzeit neu einstellbar. Geschützt ist der Dimmer gegen Verpolung, Übertemperatur und Überstrom / Kurzschluss. Eine Status-LED zeigt stets den Funktionszustand an. Sämtliche Unidim-Produkte sind Swiss Made und CE-konform.

Schlanke universelle LED-Dimmer für konstante Spannungsansteuerung und konstante Stromansteuerung.

Technische Daten:

• Mehrfarbige Status-LED • Lineare oder logarithmische Übertragungskennlinie • Reversible Überlastabschaltung • Übertemperaturabschaltung mit automatischem Neustart • Verpolungsschutz • Masse(L x B x H): 150 x 25 x 25 mm UK2: • Eingangsspannung: 12…24 VDC • Ausgangsspannung gleich wie Eingangsspannung • Ausgangsstrom: max. 6,3 A • Leistung: max. 150 W bei 24 VDC, 75 W bei 12 VDC • Dimmbereich: 0,1…100 %

• • • •

IK2-350 / IK2-700: Eingangsspannung: 12…36 VDC Ausgangsstrom: 350/700 mA Leistung max. 12,5/25 W Dimmbereich 5…100 %

Gute Nachfrage

Dieses hervorragende Qualitätsprodukt ist in der Schweiz entwickelt und gefertigt. Aufgrund der guten Nachfrage und Zuverlässigkeit gibt es grössere Produktionslose. Vom Materialeinkauf bis zur Endmontage konnte jeder Arbeitsschritt optimiert werden. Deshalb ist die neuste Version dieser Dimmer deutlich günstiger geworden. ■

Infos Unidim GmbH 8620 Wetzikon Tel. 044 576 61 61 info@unidim.ch www.unidim.ch

Elektrotechnik ET/HK-Gebäudetechnik Extra 7/2015

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Energie | Automation | Gebäudetechnik

Gebäudeautomation, einfach bis komplex, mit Hard- und Software seit 24 Jahren mit einem Schweizer Produkt.

Erfolgreiches Gebäudeautomationssystem: All Swiss Made!

Twiline: 24 Jahre Gebäudeautomation Das Gebäudeautomationssystem Twiline der W.Wahli AG aus Bern gibt es seit 1991. Es kam damit zeitgleich mit den ersten EIB-Produkten auf den Markt. Twiline wurde natürlich in den letzten 24 Jahren weiterentwickelt und stark ausgebaut. Bei der W.Wahli AG erhalten Kunden noch Ersatzteile für eine 24 Jahre alte Anlage ab Lager – kaum zu glauben, aber wahr!

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n der Schweiz werden wahrscheinlich mehr als 20 verschiedene Gebäude- bzw. Raumautomationssysteme angeboten. Davon sind ein paar wenige Schweizer Produkte, und zwar bezüglich Softund Hardware. Eines davon ist Twiline von der W.Wahli AG. Diskutiert man mit Planern oder Elektroinstallateuren, was sie dazu bewegt, beispielsweise Twiline und nicht KNX zu verwenden oder eben umgekehrt, gibt es dazu ganz verschiedene Argumente. Für KNX spricht, dass es unzählige Firmen gibt, die Produkte mit dem KNXStandard anbieten und alle Pro-

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dukte sind mit derselben Software parametrierbar. Sollte eine Firma vom Markt verschwinden, ist das kein Problem, es gibt ja noch viele weitere mit ähnlichen Produkten. Warum also ein proprietäres System wie Twiline einsetzen, wo man einer einzelnen Firma «ausgeliefert» ist? Nebenbei, das ist immer das Killerargument derjenigen, die auf einen allgemeinen Standard wie KNX setzen. Ist also eine Installationsfirma geradezu leichtsinnig, wenn sie auf Twiline setzt? Dass dem keineswegs so ist, zeigt dieser Beitrag.

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24 Jahre erfolgreich

Twiline gibt es genauso lange auf dem Markt wie EIB bzw. KNX. In den letzten 24 Jahren gab es im Bausektor mehr als eine Krise, W.Wahli hat sie alle überstanden. Aus kleinen Anfängen ist ein Produktangebot herangewachsen, das kaum Wünsche offen lässt. Es sind nicht nur einfache Licht-, Storen- und Raumtemperatur-Steuerungen möglich. Multiroom-Audioanlagen und vieles mehr sind im System integriert. Internetfähigkeit, Steuerung ab iPad, iPhone und vielen anderen Geräten sind selbstverständlich. Bei Tausenden von Kunden arbeiten


Twiline-Gebäudeautomationssysteme seit Jahrzehnten zur vollsten Zufriedenheit. Und sollte doch ein Gerät einmal defekt gehen, ist Ersatz selbst für einen Bus-Koppler oder Aktor der ersten Generation möglich. In den letzten Jahren haben viele Anbieter von Bewegungsmeldern, Treppenhausautomaten, Koppelrelais und anderen Schaltgeräten damit angefangen, die mechanischen Relais so anzusteuern, dass diese im Spannungsnulldurchgang schalten. Das ist vor allem für kapazitive Lasten (LED- oder Sparlampen) und Storenmotoren ideal. Twiline nutzt diese Technik seit 14 Jahren und hat deshalb kaum je Ausfälle von Relais in Aktoren zu beklagen – vermutlich ist die W.Wahli AG der Erfinder dieser Technik. Es soll einen Planer geben, der vorschreibt, dass fürs Schalten von Storen nur Module von Twiline verwendet werden dürfen, weil diese «ewig» funktionieren. Ein Relaisausfall ist die häufigste Störungsquelle bei Aktoren oder SPS-Modulen der Konkurrenz. Twiline wird im Einfamilienhaus normalerweise so installiert, dass alle Aktoren im Verteiler aufgebaut werden. Natürlich können auch mehrere Verteiler vorhanden sein. Twiline hat aber auch Aktoren, die sich in Hohldecken, Brüstungskanälen, Hohlböden und anderen Stellen direkt vor Ort installieren lassen. Sie werden über einen Zweidrahtbus von der Zentrale aus angesteuert. Damit sind Installationen für den einfachen Wohnungsbau bis zum komplexen Zweckbau möglich.

stallateur in der Ostschweiz einen Ansprechpartner hat, der in seiner Nähe wohnt. Dieser kennt die gesamte Hardware und Parametriersoftware von Twiline perfekt. Bei anspruchsvollen Parametrierungen hilft er selbstverständlich und bei aussergewöhnlichen Schwierigkeiten kommt er beim Installateur oder Kunden vorbei. Der Installateur ist nie sich selbst überlassen. Wenn eine Steuerzentrale mit Internetfähigkeit zum Einsatz gelangt, kann der Support der W.Wahli AG direkt auf die Anlage zugreifen. Er kann auch über TeamViewer dem Installateur auf seinem PC helfen. Alle Geräte sind bei der W.Wahli AG auf Lager. Auch die 5 Regionalvertreter verfügen über ein Notlager. Eine Kleinigkeit ist noch speziell zu erwähnen. Im Twiline-Programm gibt es einen 4-fachSchaltaktor mit 10 A Schaltfähigkeit in einem DIN-Modul von 22,5 mm Breite. Dabei wird, wie schon erwähnt, im Spannungsnulldurchgang geschaltet. Ausfälle dieser Module durch defekte Relais sind praktisch unbekannt.

Kompetenter Service

Kleinere Installationsfirmen, die Wohnhäuser nicht nur wie vor 40 Jahren installieren möchten, denken daran, Kunden ein «smart home» anzubieten. Doch beim zweiten Gedanken ist jedem Geschäftsleiter klar, dass er sich bei ganz wenigen Anlagen pro Jahr keine Parametriersoftware von 2000 Franken, verbunden mit teuren Kursen, leisten kann. Ein notwendiges Ersatzteillager von vielen Geräten ist da noch nicht mitgerechnet. Und hier kommt das Hauptargument für Twiline zum Tragen. Alles aus einer Hand Die Parametriersoftware ist Ein Argument auf Twiline praktisch gratis und sehr zu setzen, ist die Tatsache, einfach zu handhaben, kein dass beispielsweise ein In- Vergleich zur Komplexität ei-

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Energie | Automation | Gebäudetechnik

ner KNX-Parametriersoftware. Und mit ein paar wenigen Geräten am Lager kann der Installateur dem Kunden einen «24h-Service» bieten, notfalls kann ein Dimmer ja durch einen Schaltaktor ersetzt werden. Bei Software-Problemen ist unkomplizierte Hilfe immer gewährleistet. W.Wahli AG hat 5 technische Regionalvertreter, unter anderem auch einen fürs Tessin und für die Westschweiz – ein Genfer möchte mit dem Support auf Französisch sprechen. Es gibt aber noch ein ganz anderes Argument, das für Twiline spricht. Jeder Bus-Koppler und jeder Aktor kann ohne Kenntnis und Einsatz der Parametriersoftware ausgewechselt werden. Dazu wird das defekte Gerät ausgebaut, die Adresse beim neuen Gerät über zwei Drehschalter wie beim defekten eingestellt, Drähte am gleichen Ort angeschlossen, und die Anlage läuft wieder. Dies ist möglich, weil die Software bei Twiline im Zentralsteuergerät konzentriert und nicht über alle Aktoren und Sensoren verteilt ist, wie dies bei KNX der Fall ist.

Von Tausenden Anlagen sind über die Hälfte Wohnungen, der Rest teilt sich auf Zweckbauten und anderes auf. Aber dies bedeutet ja, dass beim Ausfall des Zentralsteuergeräts alles tot ist! Das ist ein typisches weiteres unehrliches Killerargument von KNX-Vertretern gegenüber allen Systemen mit zentral konzentrierter Intelligenz. Tatsache ist, der «single point of failure1» ist bei allen Gebäudeautomatisationsanlagen die Stromversorgung, sie verursacht immer einen Komplettausfall. Dies gilt auch für eine KNXAnlage im Einfamilienhaus, weil es

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Das System von Twiline erlaubt einfache Raumautomatisierung im Einfamilienhaus bis zum komplexen Zweckbau. Die Bedienung erfolgt über Taster, das Internet, iPad, iPhone und vieles mehr. da nur eine Stromversorgung gibt. Jede Stromversorgung enthält Bauteile mit begrenzter Lebensdauer, dies sind Elektrolytkondensatoren. Den Komplettausfall durch die Stromversorgung zu verhindern heisst praktisch, nur qualitativ hochwertigste Geräte einzusetzen. Es gibt aber zum guten Glück nicht nur den Komplettausfall, sondern die häufigste Ursache für begrenzte Ausfälle sind defekte Relais. Je mehr kapazitive Lasten zum Einsatz gelangen, desto ausgeprägter sind Relaisdefekte. Bei einem Relaisdefekt bleibt beispielsweise die Markise ausgefahren oder die Beleuchtung schaltet nicht mehr aus. Beim System von Twiline sind Relaisausfälle praktisch unbekannt, weil die Relais seit 14 Jahren im Spannungsnulldurchgang schalten.

Fazit W.Wahli AG entwickelt und produziert sowohl Soft- als auch Hardware für das Twiline-Gebäudeautomationssystem in Bern. Bei ganz «exotischen» Problemen ist ein Draht direkt in die Entwicklungsabteilung

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möglich. Diese nehmen Ideen oder Probleme der Installateure gerne auf. Bei einem ganz grossen Kundenauftrag lässt sich die Produktion sofort umstellen. Die Firma W.Wahli AG mit ihrem Raumautomationssystem Twiline gibt es seit 24 Jahren mit Tausenden von realisierten Anlagen auf dem Markt. Auch in Österreich laufen Hunderte von TwilineAnlagen zur vollsten Zufriedenheit der Kunden. Wenn es in einer Anlage ein Gerät gibt, bei dessen Ausfall die gesamte Anlage steht, ist die englische Bezeichnung dafür: single point of failure. ■ 1

Infos W.Wahli AG 3018 Bern 031 996 13 33 info@wahli.ch www.twiline.ch


Energie | Automation | Geb채udetechnik

Elektrotechnik ET/HK-Geb채udetechnik Extra 7/2015

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DALI-Lichtsystem im Flughafen Manchester.

Innovatives DALI-Lichtsystem für den Flughafen Manchester

Energiesparende Lichtlösung Das Terminal 2 des Flughafens Manchester benötigte aufgrund von Modernisierungsmassnahmen eine energiesparende Lösung für das Lichtsystem des Gebäudes. Der Loytec-Systemintegrator Calon wurde im Zuge dessen mit der Umsetzung beauftragt.

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alon installierte in Zusammenarbeit mit dem Systemintegrator Building Environment Controls im gesamten Terminal 2 des Flughafens Manchester ein modernes DALI-Lichtsystem mit Konstantlichtregelung und Anwesenheitsdetektion. Die Lichtsysteme sind via BACnet in das Gebäudemanagement- und Flugkontrollsystem des Flughafens integriert. Dies erlaubt eine automatische Konfiguration jedes Gates entsprechend der Abflug- und Ankunftszeiten, Tageszeit sowie der Intensität des Umgebungslichtes. Die integrale Lösung für den Terminal 2 umfasst die folgenden Funktionen: • Tageslichtabhängige und anwesenheitsbasierende Regelung der Beleuchtung • Verbindung zum Flight Information System: Die Information

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über belegte Gates wird an das DALI-Lichtsystem gesendet. Für belegte Gates wird der Sollwert angehoben, für zurzeit unbenutzte Gates wird der Sollwert abgesenkt. • «Wartungsfrei» aufgrund der Verwendung von LED-Technologie Insgesamt wurden 26 Loytec L-DALI-Controller, LDALI-ME204 im Terminal installiert. Die L-DALIController sind Multifunktionsgeräte die Konstantlichtregelung und Gateway-Funktion zwischen DALISystemen (Digital Addressable Lighting Interface) und BACnetNetzwerken vereinen. Die Controller unterstützen AST-Funktionen wie Alarming (Alarmmanagement), Scheduling (Zeitschalten) und Trending (Datenaufzeichnung) und lassen sich nahtlos in

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BACnet-Netzwerke integrieren. Zudem verfügen sie über vier DALIKanäle und stellen daher eine kostengünstige Lösung für DALI-Lichtsteuerungen dar. Die integrierte Konstantlichtregelung erlaubt die Steuerung lokaler DALI-Geräte und -Leuchten über das BACnet-Netzwerk. Sie unterstützt unterschiedliche Lichtregelungsstrategien basierend auf Anwesenheit oder Lux-Level. Verschiedene Parameter können verwendet werden, um die Konstantlichtrege-

Infos Omni Ray AG 8600 Dübendorf Tel. 044 802 28 80 info@omniray.ch www.omniray.ch


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Die Lichtsysteme sind via BACnet in das Gebäudemanagement- und Flugkontrollsystem des Flughafens integriert.

lung für beinahe alle Anwendungsfälle zu konfigurieren. Wird DALI für Notbeleuchtungssysteme eingesetzt, so kann der L-DALI-Controller zum Prüfen

und Überwachen der Anlage eingesetzt werden. Die Ergebnisse werden in einem Log mitgeschrieben. Für höchste Transparenz im Lichtsystem kann L-DALI für jede

Lampe die Betriebsstunden und den hochgerechneten Energieverbrauch aufzeichnen. Die gesamte Konfiguration, Kommissionierung und Parametrierung kann via eingebautem Web-Interface erfolgen. Defekte DALI-Vorschaltgeräte können ebenfalls über das Web-Interface ausgetauscht werden. Es sind keine weiteren Software-Tools erforderlich. Die neuen, effizienteren Leuchten die im Lichtsystem zum Einsatz kommen ermöglichen jährliche Einsparungen von 2000 MWh. Ebenfalls können aufgrund des eingebauten Systems mit seinen automatisierten Regelungsfunktionen zusätzliche 1000 MWh eingespart werden. Projekte hinsichtlich eines Lichtsystems für die öffentlichen Bereiche der Terminals 1 und 3 sind bereits in der Planungsphase. ■


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Solarmodul-Recycling mal anders:

Altersheim für Solarmodule Während fleissig Photovoltaikanlagen gebaut werden, denkt BE Netz bereits einen Schritt weiter in die Zukunft. Was passiert mit ausgedienten Solarmodulen? Wie können noch funktionstüchtige und ältere Module verwendet werden? So entstand die Idee eines Solar-Altersheims.

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urch das Recycling alter Photovoltaikmodule verringert sich nicht nur der Anteil grauer Energie an der Stromproduktion, die Module bieten durch ihre Weiterverwendung auch ein ideales Forschungsfeld. Im kleineren Rahmen wurde bereits auf dem KKLB in Beromünster ein erstes Solar-Altersheim installiert (SolarAltersheim I). Auf dem Kulturgebäude Südpol in Kriens entsteht nun das grösste Solar-Altersheim der Schweiz.

Partnerschaftliches Betriebskonzept Das Betriebskonzept wurde von BE Netz mit Unterstützung der Gebäudeeigentümer Stadt Luzern und Luzerner Theater entwickelt. Es sieht vor, dass ein Teil des Solarstroms direkt im «Südpol» bezogen wird und der Rest ins Netz fliesst. Im Endausbau wird das Solar-Altersheim eine

Leistung von mindestens 120 Kilowatt Peak erreichen und jährlich rund 100 000 Kilowattstunden sauberen Strom produzieren. Dies entspricht dem durchschnittlichen Verbrauch von 25 Haushalten.

Neues Forschungsgebiet In Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern Technik & Architektur dient das Solar-Altersheim auch der Forschung. Einerseits werden die Bedingungen für einen wirtschaftlichen Betrieb empirisch untersucht. Andererseits dienen die in die Jahre gekommenen Module der Erforschung der Alterungsprozesse. Die grosse Vielfalt an Modulen und Wechselrichtern stellt ein ideales Übungsfeld für die Messpraxis dar. Genutzt wird es von der KKLB Energie Akademie im Landessender Beromünster, unter anderem im Rahmen von Swissolar-Kursen.

Lebenszyklus Photovoltaikmodule.

Betriebliche Herausforderungen

Neu ist die Verschaltung von Modulen mit unterschiedlichen Spannungen, Strömen und Temperaturkoeffizienten. Dies führt dazu, dass


Das bestehende «SolarAltersheim I» im KKLB (Kunst und Kultur im Landessender Beromünster).

BE Netz neue Wechselrichterkonzepte entwickelt und ferner auch eine neue Unterkonstruktion, welche für Module mit stark voneinander abweichenden Dimensionen geeignet ist. Als Letztes stellt sich die Frage eines wirtschaftlichen Betriebs- und Unterhaltskonzepts, welches für BE Netz mit ihrer langjährigen Erfahrung eine Herausforderung ist, welche sie gerne annimmt.

Erläuterungen zur Grafik In der Fertigung von Photovoltaikmodulen und deren erforderlichen Materialaufbereitung wird in verschiedenen Prozessketten Energie aufgewendet. Die Energierücklaufzeit dieser Prozesse liegt zwischen

0,6 und 1,9 Jahren (auch unter energetischer Amortisationszeit bekannt). Über die Verkaufskanäle gelangen die Module zum Installationsstandort, wo die eigentliche Photovoltaikanlage realisiert wird. Nach Inbetriebnahme beginnt die Betriebsdauer der Anlage. Die Hersteller von Solarmodulen gewähren in der Regel 25 Jahre Leistungsgarantie auf 80 Prozent der Nennleistung. Aus technischen Gründen hat sich in der Schweiz eine Amortisationszeit von 25 Jahren standardisiert. Die Betriebsdauer von Modulen kann aber deutlich über 30 Jahren liegen. Oft werden Anlagen aufgrund von Nahverschattungen oder archi-

tektonischen/baulichen Massnahmen rückgebaut. Sind die Module noch funktionsfähig, werden diese auf verschiedene Kriterien wie zum Beispiel Ertrag, Delamination, mechanische Beschaffenheit etc. für eine zweckmässige Wiederverwendung analysiert. Solche Module können in Solar- Altersheimen weiterhin Strom produzieren. ■

Infos BE Netz AG 6030 Ebikon LU Tel. 041 319 00 00 www.benetz.ch

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Verschmutzung von Solarstromanlagen durch Pilze – Biofilm kann entfernt werden

Pilzbefall auf PV-Anlagen Der Bau von Solarstromanlagen liegt im Trend. Gerne wird vergessen, dass diese mehr oder weniger regelmässig gereinigt werden müssen, denn Blätter, Pollen, Vogelkot, Staub oder Russ verschmutzen die Oberflächen. Mit einer relativ unbekannten Verschmutzungsart hat sich jüngst die Abteilung für Umwelt im Departement Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons Aargau befasst: mit Pilzen. Solarzellen spielt eine wichtige Rolle. Je stärker diese geneigt sind, desto besser können Verschmutzungen durch den Regen abgewaschen werden. Wie oft eine Wartungsreinigung erforderlich ist, muss im Einzelfall entschieden werden. Damit bei einer Reinigung die Oberfläche des Solarzellenglases nicht beschädigt wird, und auch niemand vom Dach abstürzt, sollte diese regelmässig geschultem Fachpersonal überlassen werden.

Seltsamer schwarzer Belag

aber auch direkt auf der Glasoberfläche wachsen. Die Intensität der Verschmutzung ist abhängig vom Standort und der Ausrichtung der Solaranlage. Aber auch die Neigung der

Ist die Verschmutzung auf der Glasoberfläche der Solarzellen schwarz und fest anhaftend, so denken viele zunächst einmal an Russ. Dies war auch der erste Gedanke eines Betreibers, dessen Anlage auf dem Dach einer Lagerhalle im Aargau so stark verschmutzt war, dass deren Leistung nur noch 40 Prozent betrug. Auch die Acrylgläser der Lichtkuppeln der Lagerhalle waren so schmutzig geworden, dass es drin-

Solche Pilzhyphen mit Sporen verursachen den schwarzen Belag auf den Solarzellen. (Bild: Particle Vision GmbH)

Der Pilzbelag, hier auf einer Lichtkuppel, lässt sich mit Wasser entfernen. (Bild: Jutta Ansorg, BVU)

Intensives Pilzwachstum auf der Oberfläche einer Solarstromanlage: Bei solchen Verschmutzungen ist die Leistung der Anlage deutlich verringert. Im Vordergrund zum Vergleich ein gereinigtes Modul. (Bild: Peter Schürch, Sempach)

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nlagen zur Stromerzeugung durch Solarenergie wie Solarstrom- resp. Photovoltaikanlagen befinden sich im Freien. Damit sie die volle Leistung bringen, müssen ihre Oberflächen von Zeit zu Zeit von den unterschiedlichsten Schmutzstoffen gereinigt werden: • Blätter, Pollen sowie Samen von Bäumen und Wiesen; • Vogelkot; • Staub durch Strassen- und Bahnverkehr sowie Industriebetriebe; • Futtermittelstäube von landwirtschaftlichen Betrieben; • Russ von Motoren und Heizungen. Auch Pionierpflanzen wie Flechten, Algen und Moose können sich ansiedeln. Diese treten verstärkt an den Dichtungen und Rahmen der Solarzellen auf, können

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nen bereits merklich dunkler geworden war. Erstaunlicherweise blieben die Lichtkuppeln auf einem benachbarten Dach vom geheimnisvollen Schmutz verschont. Dieser ist zwar gut wasserlöslich, mechanisch lässt er sich jedoch nur sehr schwer abschaben. Er ist tiefschwarz und lässt sich wie Graphit zwischen den Fingern verschmieren. Die Luftverschmutzung ist im Aargau glücklicherweise nicht so gross, dass sich dicke, klebrige Russschichten absetzen könnten. Ein aussergewöhnliches Ereignis wie ein Grossbrand als Ursache war ebenso auszuschliessen. Zudem konnte Russ durch eine Analyse der Verunreinigung mittels Rasterelektronenmikroskopie nicht nachgewiesen werden. Das durchaus häufig auftretende Phänomen, dass sich zunächst Staub oder Russ auf einer Oberfläche ablagert und darauf dann ein Biofilm bestehend aus Moosen, Flechten und Algen entsteht, traf in diesem Fall folglich nicht zu.

Verwechslung von Pilzen mit Russ Eine Elementaranalyse der untersuchten Probe wies dennoch darauf hin, dass die Verschmutzung biogenen Ursprungs ist, denn sie besteht zu rund 67 Gewichtsprozent aus Kohlenstoff und zirka 30 Gewichtsprozent aus Sauerstoff. Die Aufnahmen im Rasterelektronenmikroskop zeigten deutlich, dass es sich bei der Verschmutzung fast ausschliesslich um Pilze handelte. Es konnten sogar verschiedene Arten unterschieden werden. Auf eine genaue Bestimmung wurde bisher verzichtet, aber eingehende mykologische Untersuchungen sind geplant. In der Vergangenheit wurden bereits solche Biofilme, die aus Pilzen, aber auch aus sogenannten Cyanobakterien bestehen, in der Literatur beschrieben. Cyanobakterien wurden früher irreführend als Blaualgen bezeichnet. Sie müssen jedoch gar nicht blau aussehen, wie man an den häufig auftretenden schwarzen Streifen an Felswänden sehen kann. Die schwarzen Pilze brauchen kein spezielles Substrat, auf dem sie sich ansiedeln können. Sie ernähren sich von Nährstoffen aus der Luft und daher reicht ihnen die Glasoberfläche für eine Besiedelung aus.

Es ist noch nicht genau bekannt, unter welchen Bedingungen das Wachstum der schwarzen Pilze auftritt. Aber man kann wohl davon ausgehen, dass im 2014 das relativ trockene, sonnige Frühjahr und der nasse, einigermassen warme Sommer das Pilzwachstum auch auf den Solaranlagen unterstützt hat. Dass auch andere Pilze fälschlicherweise für Russ gehalten werden können, war besonders auffällig im Herbst 2014. Bei der Abteilung für Umwelt des Kantons Aargau gingen Meldungen über extrem verschmutzte Äpfel an den Bäumen ein. Auch hierbei handelte es sich keineswegs um Russ, sondern um eine Pilzerkrankung der Äpfel, die sogenannte Russfleckenkrankheit.

Reinigung mit Mundschutz Der schwarze Pilz kann nicht nur die Leistung einer Solaranlage erheblich beeinträchtigen, sondern er scheint sogar das Glas angreifen zu können. Deshalb sollte er unbedingt durch Putzen entfernt werden. Welches Reinigungsmittel verwendet werden kann, muss mit dem jeweiligen Hersteller der Solarzellen abgesprochen werden. Der Pilzfilm selbst ist sehr gut wasserlöslich, deshalb ist zu seiner Entfernung kein spezielles Reinigungsmittel erforderlich. In der Literatur wird berichtet, dass die schwarzen Pilze auf Solaranlagen nicht pathogen, also für den Menschen ungefährlich sind. Da sich aber auf der Oberfläche einer Solaranlage sehr grosse Mengen befinden können, ist die Gefahr einer Lungenentzündung durch das Einatmen grösserer Mengen dieser Pilze und ihrer Sporen nicht auszuschliessen. Die Abteilung für Umwelt des Departements Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons Aargau empfiehlt daher, bei der Reinigung einen Mundschutz zu tragen. ■

Infos Dr. Jutta Ansorg, Kanton Aargau, Departement Bau, Verkehr und Umwelt, Abteilung für Umwelt www.ag.ch/de/bvu/bvu.jsp


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Nachhaltige Modernisierung der Käserei Heitenried der AOP-Zone

Effizienz in Produktion und Automation Die Käsereigenossenschaft Heitenried verarbeitet pro Jahr rund 4,5 Mio. Liter Milch zu Käse. Zur Herstellung der ca. 274 Tonnen Gruyère AOP, 128 Tonnen Vacherin Fribourgeois AOP und weiteren 30 Tonnen zusätzliche Käsespezialitäten braucht es eine ausgefeilte Logistik und im Hintergrund eine perfekt abgestimmte Automation. Beides wurde durch gute Planung und eine hohe Ausführungsqualität erreicht.

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ie Käserei verfügt über zwei Käsefertiger à 6600 und einem mit 5600 Liter. Darüber hinaus eine Wendepresse für 36 Laib Gruyère AOP (Appellation d’Origine Protégée), sowie eine Einschwemmpresse für maximal 72 Laib Halbhartkäse. Ausserdem wurde zur Herstellung der wertvollen Milchprodukte nur hochwertiges, selbstreinigendes Material verwendet, das beste Produkt-Qualität garantiert. Ein wichtiges Ziel war neben den Prozessausbauten auch die Haustechnik. Sie soll energetisch, effizient den Nutzungsanforderungen der Betriebe gerecht werden. Sowohl jener der Käserei als auch des Käselagers, das als eigenes Unternehmen im Kellergeschoss betrieben wird. Die Firma Lustenberger & Dürst SA, ein international tätiges Unternehmen, sorgt im gleichen Gebäude für die fachgerechte Lagerung und Reifung der Schweizer Käsespezialitäten. Für das perfektes Klima der insgesamt 24 500 Gruyère AOP und 50 000 zusätzlicher Halbhartkäse, sorgt eine neue Lüftungsanlage mit hoher Regelgüte. Ein konstanter Luftwechsel regelt das

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Perfektes Klima mit Luftaufbereitungsanlagen der Firma Airwatech AG.

perfekte Klima in Produktion und Lagerräumen, das die wertvollen Käselaibe vor der Austrocknung schützt. Mit der gemeinsamen Nutzung der haustechnischen Infrastruktur ergaben sich nicht nur Investitionsvorteile. Aus langfristiger Sicht sind auch Einsparungen der Betriebskosten in Energie und Revision zu erwarten.

Anlagen mit Effizienz und Umweltseriosität Den hohen Bedarf an Kühlenergie in Prozess und Klimaanlagen übernehmen zwei 2-stufige Kältemaschinen. Zur Abdeckung kurzfristiger Spitzenlasten im Käserei Verarbeitungsprozess, kommt ausserdem ein Eisspeicher zum Einsatz. Damit kann im optimalen Fall Kühlenergie mit günstigerem Nachtstrom gewonnen und tagsüber für

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die Entfeuchtung und Prozesskühlung genutzt werden. Die Abwärme der Kältemaschinen wird in zwei grossen Wärmespeichern gepuffert und steht für die Hautechnik zur Verfügung. Die zusätzliche Holzschnitzelheizung übernimmt die Grundlastabdeckung der Gebäudeinfrastruktur und sorgt im Notfall für zusätzliche Versorgungssicherheit. Für das möglichst energieeffiziente Zusammenspiel, aller Versorgungs- und Wärmerückgewinnungsanlagen, sorgen Steuerungen der Saia Burgess Controls AG. In verschiedenen Zentralen regeln und steuern Saia PCD3-Systeme die Geschicke der Energie. Sie steuern die Angebot-/Nachfrageregelung der WRG, Umluft-, und Klimaanlagen und versorgen die Betreiber mit Informationen zum energetischen Anlagenzustand.


Verantwortlich für die Ausführung der Lüftungsanlagen inkl. Luftfilterung war die Airwatech AG in Bern. Die Luftaufbereitung aus eigener Produktion, sowie die Systeme der Wärmerückgewinnung wurden regelungstechnisch aufeinander abgestimmt. Diese regeln Temperatur, Feuchte und Luftumwälzung, die wichtigsten Raumbedingungen der Käserei und Käselager in hoher Präzision. Zur grösstmöglichen Transparenz werden aktuelle Betriebsdaten visualisiert und wo nötig durch manuelle Hand-/Noteingriffe ergänzt. Anlagenteile wie Pumpen, Ventilatoren und Kompressoren mit hohem betrieblichem Sicherheitswert lassen sich damit jederzeit manuell übersteuern. Die komfortable vollgrafische Touchscreen-Bedienung im 10,4"-Format dient dem Bauherrn zur Darstellung aktueller Prozesse und ist mit übersichtlichen Grafiken ebenso nützlich für die Diagnose im Service- und Wartungsfall.

chen/Monate/Jahre). Gemessen wird die Energie der beiden 2-stufigen Kältemaschinen, die pro Woche im Durchschnitt je 4830 kWh Energie benötigen. Durch das Energiemonitoring werden Einsparpotenziale erkennbar und bilden die Voraussetzung um Anlagen mit geeigneten Massnahmen effizienter zu betreiben. Ein Lean-Energiemonitoring wie jenes von Saia Burgess Controls ist vielfältig ausbaubar. Es bildet mit einem Elektrozähler und dem Energiemonitor selbst, eine kostengünstige Einstiegslösung und ist für grössere Produktionsbetriebe bis zu 250 Zähler ausbaubar. Für die Käserei eine kleine Investition mit grosser Wirkung. Denn die Auswertung der aufgezeichneten Energie bildet die Basis für eine verursachergerechte Kostenverteilung auf Produktion und Käselagerung. Gleichzeitig bedeutet das LeanEnergiemonitoring den ersten Schritt in der Umsetzung der Energiestrategie 2050 des Bundes. ■

IS0 50001 – Energiemonitoring Die Käserei zeigt dessen weitsichtige Einstellung zur Energie auch mit Massnahmen zur Energie-Optimierung. Für die EnergieverbrauchDarstellung wurde ein «Lean»Energiemonitoring installiert. Es erlaubt der Käserei Nutzdatenvergleiche über längere Zeiträume (Wo-

Energiemonitoring der Firma Saia Burgess Controls.

Infos Saia-Burgess Controls AG 3280 Murten Tel. 026 580 30 00 www.s-monitoring.com www.saia-pcd.com


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Stärkung der Antriebskompetenzen mit den Marken «Control Techniques» und «Leroy-Somer»

Mit Antrieb in die Zukunft Die Antriebsspezialisten Control Techniques und Leroy-Somer haben sich unter Emerson Industrial Automation gemeinsam für die Zukunft aufgestellt. Das noch breitere Portfolio für Motor & Drives und jeweils ein Ansprechpartner in den branchenfokussierten Vertriebsdivisionen ermöglichen für die Schweizer Kunden mehr Auswahl und mehr Lösungskompetenz.

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m Kurzinterview erklärt Andreas Graf, Sales Manager Industries Drives & Motors Technology, die Hintergründe der neuen, starken Marktpositionierung.

Andreas Graf, Sales Manager Industries Drives & Motors Technology: «Mit dem von Leroy-Somer ergänzten Produktportfolio können wir auch viel mehr Dienstleistungen für Endkunden erbringen.» (Foto: Markus Frutig)

Herr Graf, zwei Brands, ein neuer Marktauftritt. Was steckt dahinter? Andreas Graf: Die zwei Brands – Leroy-Somer, stark in den neusten Motorentechnologien, sowie Con-trol Techniques, stark im Automationsbereich sowie in der neusten Frequenzumrichter-/Servo-Technologie – haben nun einen gemeinsamen Marktauftritt auf die Beine gestellt, um ihre Kunden noch besser unterstützen zu können. Welche konkreten Vorteile ergeben sich für Ihre Kunden in Bezug auf Service oder Dienstleistungen?

Der Service- und Dienstleistungsbereich ist ein besonderer Part, den wir in der Schweiz und auch in anderen Landesniederlassungen stark ausgebaut haben. Dadurch, dass wir so ein grosses Produktportfolio haben, können wir auch viel mehr Dienstleistungen für Endkunden erbringen und mehr anspruchsvolle Inbetriebnahmen begleiten. Dazu ist ja konkret Energieeffizienz ein grosses Thema. Dort sind wir somit auch breiter aufgestellt, um unsere Endkunden zu beraten und konkrete Energieeinsparungen umzusetzen. Sie haben drei branchenspezifische Vertriebsteams gebildet. Wie werden die Synergien effektiv genutzt? Für die breite Produktpalette haben wir drei Vertriebsteams gebildet. Nr. 1 ist das Manufacturing

Beispiele aus dem Sortiment von Emerson Industrial Automation: im Hintergrund Powerdrive MD2, im Vordergrund Powerdrive F300. In Bordeaux: Dyneo Permanentmagnetmotoren (PM-Motoren). In Grün: IMfinity Asynchronmotor IE4.

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Automation Sales Team (MA), welches klar spezifiziert ist für Maschinenbau, Automatisierungstechnik und Servolösungen. Also für einen technisch orientierten OEM-Verkauf (OEM = Original Equipment Manufacturer = Original-Hersteller). Das Team Nr. 2 ist für den Prozessbereich, das Process Conversion Team (PC). Das ist vor allem im Bereich der herstellenden Industrie (wie beispielsweise Food), aber auch für das Endkundengeschäft wie Kältetechnik, Pumpen, Lüftungstechnik aktiv. Hier ist das Vorgehen ganz anders, da es meist ein produktspezifischer Verkauf für den Anlagenbau oder auch eine ganze Verkaufsorganisation sein kann. Das 3. Team ist für die Aufzugstechnik tätig, wo wir in der Schweiz bereits

mit dem Umrichtergeschäft fest verankert sind: das Aufzugstechnik-Team (ELE). Dank dem Brand Leroy-Somer können wir hier noch viel mehr Komplettlösungen für unsere Aufzugs-Kunden anbieten, wie zum Beispiel Aufzugswinden- oder Frequenzumrichter-Lösungen. Was wird somit für den Schweizer Markt neu? Früher waren die Kunden im elektromechanischen oder FU-Bereich jeweils durch einen Vertriebsmann organisiert bzw. betreut. Durch diese neue Vertriebsstruktur gibt es in jeder Zielbranche eine Ansprechperson für unseren Kunden, wo er Lösungen vom Getriebe über den Motor und Umrichter bis zur kompletten Lösung erhält. ■

Infos Interview: Markus Frutig Emerson Industrial Automation 5413 Birmenstorf, Tel. 056 201 42 42 info.ch@emersonindustrial.com www.emersonindustrial.com/automation


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Lifteinbau ohne Dachdurchstoss vermeidet Wärmeverluste und Baumängel

Aufzug ohne Dachaufbau Der neue Schindler 3300 benötigt nur 2,40 Meter Schachtkopfhöhe. Damit passt der Aufzug in jedes Gebäude und vermindert zudem Energieverluste im Schacht – ein klares Plus für Planung und Gebäudeunterhalt.

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sthetik und Funktionalität eines Gebäudes kommen sich nicht selten in die Quere. So stören Dachaufbauten die klare Formensprache der modernen Architektur und sorgen für visuelle Unruhe auf den Dächern. Hinzu kommen gesetzliche Auflagen. Erreicht ein Gebäude die maximal zulässige Höhe, bleibt für Dachaufbauten oft kein Platz mehr. Das Dilemma lautet dann: Entweder ein Stockwerk weniger bauen oder das oberste nicht mit dem Aufzug erschliessen. Beides schmälert den Wert einer Immobilie deutlich.

Noch komplizierter ist die Situation bei Altbauten. An einem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude darf üblicherweise das Dach nicht verändert werden. Gleiches gilt punkto Höhe: Ist das Maximum bereits ausgeschöpft, so kann kein Dachaufbau erfolgen. Und selbst wenn die Behörden den Aufbau bewilligen: Oft leidet die bestehende Architektur. Ein Beispiel sind Dachtraufen. Sie bilden ein wichti-

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ges Gestaltungselement und sollten nicht durchbrochen werden. Aussenliegende Liftschächte zerschneiden die Dachtraufen jedoch oft – oder verdecken sie, betrachtet man das Gebäude von unten. Das verändert die Optik eines Gebäudes stark.

Standardaufzug mit geringer Schachtkopfhöhe Der Einbau von Aufzügen ohne Dachdurchstoss macht den Dachaufbau einfacher, weniger materialintensiv und ästhetisch.

Den Aufzug in die bestehende Gebäudestruktur zu integrieren, ist deshalb gestalterisch die beste Lösung, gerade bei denkmalgeschützten Gebäuden. Dazu darf der Schachtkopf die 2,40-Meter-Marke allerdings nicht überschreiten. Deswegen ist der bewährte Standardaufzug Schindler 3300 jetzt neuerdings auch mit kleinem Schachtkopf zu haben. So klein, dass er Dachaufbauten überflüssig macht. Das schafft klare Vorteile: Die Planung und der Bau eines Gebäudes sind ohne Dachaufbau einfacher und weniger materialintensiv. Das Dach lässt sich in einem Stück durchbetonieren, was die Baukosten reduziert.

Der Schindler 3300 verspricht hohen Fahrkomfort, geringe Schallwerte und eine Top-Anhaltegenauigkeit.

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Weniger Wärmeverluste

Kein Dachaufbau bedeutet auch in energetischer Hinsicht weniger Schwachstellen: Aufbauten erhöhen die Oberfläche eines Gebäudes, weshalb die Wärmeverluste steigen. Ein weiterer Knackpunkt sind die Dachdurchstösse: Sie können Wärmebrücken bilden, auch erhöhen sie das Risiko von Baumängeln und machen den Gebäudeunterhalt aufwendiger. Denn Abdichtungen am Dach müssen nach einer gewissen Zeit ersetzt werden. Dachaufbauten erfordern deshalb planerisches Fachwissen und eine sorgfältige Ausführung – das macht sie entsprechend teuer.

Der neue 3300 – breit einsetzbar Der breit einsetzbare Standardaufzug Schindler 3300 ist der weltweit meistverkaufte Lift von Schindler. Zum Einsatz gelangt er vor allem in mittelgrossen Gebäuden wie Mehrfamilienhäusern oder Spitälern. Dort transportiert er bis zu 15 Fahrgäste auf eine Förderhöhe von maximal 20 Stockwerken. Dank frequenzgeregeltem, getriebelosem Riemenantrieb bietet der Schindler 3300 hohen Fahrkomfort und besten Schallwert sowie eine Top-Anhaltegenauigkeit. Ein weiterer Pluspunkt des Antriebs ist seine gute Energieeffizienz – mit Rekuperation erreicht er sogar die Energieeffizienzklasse A nach Vorgaben des VDI (Verein Deutscher Ingenieure). Der Schindler 3300 mit dem reduzierten Schachtkopf bietet einen temporären Sicherheitsraum, um das sichere Arbeiten am Aufzug zu gewährleisten. Der Aufzug ist baumustergeprüft. Somit ist keine Spezialbewilligung erforderlich. ■ www.schindler.com


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airConfig – Kabellose EnOcean-Konfiguration

EnOcean einfach konfigurieren Thermokon Sensortechnik hat neu ein Tool airConfig entwickelt, mit dem sich EnOcean-Funkprojekte (bei Thermokon heissen die Geräte EasySens) wesentlich komfortabler konfigurieren lassen. EnOcean-Teilnehmer sind häufig unzugänglich verbaut. Kein Problem für airConfig, dieses findet alle airConfic-kompatiblen im Netz und kann Empfänger direkt und Sender durch Drücken der Parametriertaste parametrieren.

U

nter Remote Commissioning versteht man die Parametrierung von Geräten im Netzwerk ohne direkte Interaktion mit dem Gerät. Dies unterstützen bis heute nur Geräte von Thermokon. airConfig

in Projekten mit mehreren Hundert Geräten. Einstellungen können ausgelesen, editiert oder neu parametriert werden. Ein Beispiel dazu. Beim neuen smarten Repeater lässt sich definieren, welche Signale wie-

reiner Lichtfühler, als Bewegungsmelder oder als Kombination von beidem arbeiten soll. Sogar die Funktion der integrierten LED kann definiert werden. airConfig speichert die Einstellung aller Geräte und sichert diese in einer Projektdatei. airConfig erlaubt auch die Konfiguration eines Klons.

Support Der Transceiver USB300 oder airScan zusammen mit der Software airConfig erlaubt Projekte mit EnOcean-Geräten wesentlich einfacher zu konfigurieren. nutzt dabei die Funktechnologie von EnOcean, um die Geräte mittels spezieller Remote CommissioningBefehle zu parametrieren. Dazu wird entweder ein EnOcean-Transceiver USB300 oder der airScan USB Transceiver benötigt. airConfig kann auf jeden PC oder Laptop installiert werden.

Einfache Funktionsweise Der Anwender wählt in airConfig zunächst den gewünschten Produkttyp aus. Damit melden sich nicht gleichzeitig alle Geräte im Netz; die Antwortzeit ist deutlich kürzer. Der von Thermokon realisierte Mechanismus funktioniert auch

derholt werden sollen, falls z. B. die Signale schwächer als –75 dbm sind. airConfig unterstützt auch die Bulk-Konfiguration, bei der die gleiche Einstellung an mehrere Teilnehmer übertragen wird. Auf vergleichbare Weise werden die UnterputzAktoren, Heizkörper-Stellantriebe oder das neue bidirektionale BACnet-IPGateway konfiguriert.

Neue Möglichkeiten für Sensoren airConfig ist jedoch nicht nur für Empfänger interessant, sondern auch für Sensoren. Beim Nachfolger des Lichtsensors und Bewegungsmelders SR-MDS Solar lässt sich beispielsweise festlegen, ob dieser als

airScan-Vorteile: • • • • •

Auch Wartungs- und Support-Aufgaben lassen sich im EnOceanNetzwerk bequem über airConfig realisieren. Man muss dazu nicht einmal vor Ort sein, man kann es auch übers Internet mittels Fernzugriff tun. Sämtliche Informationen des Systems sind übersichtlich und zentralisiert verfügbar, ohne alle Geräte im Netzwerk buchstäblich ablaufen zu müssen. airConfig erlaubt die Funk-Technologie von EnOcean auf ganz neue Weise zu verwalten und konfigurieren. airConfig steht im Download Center unter www.thermokon.de zu Testzwecken gratis zur Verfügung. ■

Hilft zur idealen Positionierung von EnOcean-Produkten Zeigt Funktelegramme im Klartext Kompatibel mit allen EnOcean-Produkten Logging-Funktion E-Mail- oder FTP-Upload-Funktion

Vertrieb: HLK-Branche: Thermokon Sensortechnik Schweiz AG 8303 Bassersdorf Tel. 044 752 50 00 www.thermokon.ch Elektro-Branche: Asera AG 8303 Bassersdorf Tel. 044 755 50 60 www.asera.ch

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Innovatives und neues «HWSforte» Gesamtsortiment aus einer Hand

Installer’s best friend Die Nachfrage nach Bandbreite im Internet verdoppelt sich alle 20 Monate. IPTV, Video on Demand, Onlinespiele, Internetspeicher für private Daten und Cloud-Anwendungen wie «Software as a Service» werden nicht nur im Büro und Betrieb genutzt, sondern immer häufiger auch privat.

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chnelle Netzwerkverbindungen gehören in der Schweiz zu den Grundbedürfnissen der Bevölkerung. Damit eine Weiterentwicklung der Internetdienste und Anwendungen möglich ist, müssen sich Geschwindigkeit und Leistung des Netzes ständig erhöhen. Koaxialkabeltechnologie reicht langfristig nicht mehr aus, deshalb schreitet die Erschliessung von Wohnund Geschäftshäusern über Glasfaser in riesigen Schritten voran. Mit «Fiber to the Home» (FTTH) sind Bandbreiten möglich, die für Jahrzehnte keinen Engpass aufkommen lassen.

Installation im Haus Es genügt natürlich nicht, wenn nur bis an die Wohnung ein leistungsfähiger Netzwerkanschluss besteht. Auch die Installation im Haus muss mithalten können. Den Bedarf nach leistungsfähigen Inhouse-Installationen hat R & M frühzeitig erkannt und mit der Technik von RJ45-Modu-

len Pionierarbeit geleistet. Die neue Generation Multimediadosen erfüllt sämtliche momentanen und zukünftigen Anforderungen. Damit Wohnhäuser für künftige, breitbandige FTTH- und Koaxialerschliessungen gerüstet sind, bietet HWSforte eine uneingeschränkte Flexibilität und Modularität von Cat.5e bis Cat.6A zusammen mit Koaxialkabeltechnik.

Heute Koaxial, morgen Glas Die R & M Multimedia-Palette HWSforte orientiert sich an heutigen und zukünftigen Kommunikationsanforderungen. Das am besten geeignete System wird selektiert und R & M liefert optimal aufeinander abgestimmte Einzelkomponenten. Das Zusammenspiel der idealen Kommunikations-Channel führt zum gewünschten Leistungsspektrum. Der Systemgedanke ist wichtig in Bezug auf eine möglichst optimale und einfache abgestimmte Installati-

onstechnik. Je nach Kundenbedürfnis kann aus verschiedenen Systemen und Kategorien ausgewählt werden. Koaxialkabelanschlüsse funktionieren für Bandbreiten bis 1750 MHz und erfüllen damit schon heute den neuen Standard von «DOCSIS 3.1» (upc cablecom). Montage und Anschluss des modularen Installationskits erfolgt rationell und einfach. ■

Infos

Heute TV über Koax, morgen all over iP… Die HWSforte Multimedia-Dose ist bereit für Veränderungen in jede Richtung. Module lassen sich einfach anschliessen und jederzeit tauschen.

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Reichle & De-Massari AG Verkauf Schweiz Tel. 044 931 97 77 che@rdm.com www.rdm.com


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Intelligente Luftverteilsysteme Das erste, völlig aus Kunststoff gefertigte Luftverteilsystem hat sich ausserordentlich gut bewährt. In mehreren tausend Wohneinheiten wurde es bereits eingesetzt, und das mit grossem Erfolg. RoomAir ist ein Luftverteilsystem für die Komfortlüftung, dessen Komponenten durch die Standardisierung eine hohe Flexibilität aufweist. Als Basismaterial dient nicht etwa Metall, sondern verstärktes Polypropylen. Der grosse Vorteil liegt darin, dass die Komponenten so wesentlich günstiger sind als herkömmliche Systeme. Zudem ist die Montage sehr einfach und effizient. Dies bringt zusätzliche Ersparnisse. Der verwendete hochwertige und strapazierfähige Kunststoff bietet weitere Vorteile. So kann grundsätzlich keine Korrosion entstehen. Das gewählte Material wirkt zudem schalldämmend.

Flexibel einsetzbares System Dass Standardisierung und Flexibilität sich nicht widersprechen müssen, zeigt Room Air eindrücklich. Eine Vielzahl der möglichen Öffnungen sowohl bei den Luftdurchlässen sowie den Luftsammel- und Verteilkästen sind mit Soll-

bruchstellen versehen und lassen sich somit bei Bedarf einfach und unkompliziert öffnen. Die nicht gebrauchten Öffnungen werden durch Blinddeckel einfach wieder verschlossen.

MSV mit Filigranrahmen und seitlichen Stutzen. Durch all diese Massnahmen ist es gelungen, ein modulares Konzept zu realisieren, das einerseits einen Standard schafft, andererseits äusserst flexibel einsetzbar ist. So wird die gesamte Lagerhaltung mit den wenigen Komponenten wesentlich einfacher, weil nicht für jede Anwendung ein anderer Luftdurchlass und so weiter verwendet werden muss. Das System ist gleichermassen für Lüftungsrohre von 75 und 90 mm konzipiert.

Viele Kombinationen möglich Nebst dem Klassiker, dem hexagonalen Sammel- und Ver-

teilkasten, welcher durch seine sternförmige Verrohrung vor allem im Bereich Einfamilienhaus hervorragende Dienste leistet, hat sich «der Neue» sehr schnell etabliert. Die Ansprüche an einen modularen Sammel- und Verteilkasten (MSV) sind heutzutage sehr vielfältig. Er muss in unterschiedlichster Art und Weise eingesetzt werden können. Der MSV ist ein wahrer Verwandlungskünstler! Mit diesem Typus von Sammelund Verteilkasten ergeben sich schier unendlich viele Möglichkeiten, weil er aus verschiedenen, beliebig miteinander kombinierbaren Komponenten zusammengesetzt – und trotzdem sehr robust ist. Vom einfachen, rechteckigen Kasten bis hin zum komplexen Kasten mit unterschiedlichen Zu- und Abgängen ist (fast) alles möglich. Der Kreativität bezüglich Luftführung sind kaum mehr Grenzen gesetzt. Sogar auf der Baustelle können noch Änderungen vorgenommen werden – und das mit wenig Aufwand: Schrauben lösen, MSV mit neuen Komponenten versehen, Schrauben anziehen – fertig!

Schallgeprüft Die Prüfberichte zum Produkt überzeugen ebenfalls. So zeigen die Schallmessungen der Prüfstelle HLK der Hochschule für Technik und Architektur (HS Luzern) deutlich, dass die Komponenten von RoomAir, bedingt durch den Einsatz von Kunststoff, schalldämmend wirken. Auch bezüglich der Druckverteilung weist RoomAir hervorragende Werte aus. ■ www.roomair.ch

MSV-Doppelkasten mit Zu- und Abluft.

0848 000 458 www.tiventa.ch Wir suchen noch Partnerfirmen im Lüftungsbereich.


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Neue Teleskop-Mauerkästen verhindern Leistungsabfall

Weniger Druckverlust bei Abluftanlagen In Neubauten, Einfamilienhäusern sowie Eigentums- und -Mietwohnungen, sind heute Wohnküchen der Normalfall. Ausbaustandard und grössere Grundflächen führen dabei zu immer grösseren Luftmengen bei den Dunstabzugshauben. Auch bei ausgezeichneten Leistungseigenschaften des Dunstabzugs ist dabei die effektive Abzugsleistung meist unbefriedigend.

B

ei der Analyse der Schwachstellen von Abluftanlagen in Haushaltküchen kam zum Beispiel das Ressortteam Technik & Betriebswirtschaft des Küchen-Verband Schweiz KVS zum Schluss, dass die marktgängigen Aussengitter häufig den Luftaustritt stark hemmen, denn obwohl die Dunstabzugshauben immer höhere Leistungen aufweisen, wurde der Rohrdurchmesser bei den Mauerkästen praktisch nicht verändert. Bei den heute immer dichteren und stärkeren Gebäudehüllen ist auch die Menge der benötigten Zuluft beim Rohrdurchmesser zu berücksichtigen, damit kein Druckverlust entsteht sowie die grösseren Mauerstärken. Häuser mit integrierter (Dauer-)Lüftung stellen zudem weitere Ansprüche an Lüftungssystem und Rohrdurchmesser.

Die Hastrag Teleskop-Mauerkästen HTM 180 weisen optimale Widerstandswerte auf. Die Teleskoprohre können entsprechend der Gebäudehülle verstellt werden und eine Tropfnase an der Aussenseite schützt die Fassade vor Verschmutzung. (Fotos: Hastrag)

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Innovative Lösungen erarbeitet In der Arbeitsgruppe des KVS mit den wichtigsten Anbietern von Lüftungstechnik in der Schweiz wurden mögliche Verbesserungen diskutiert. Die beteiligten Firmen haben neue Produkte vorgestellt, die deutlich weniger Druckverlust aufweisen. Sie entwickelten neue innovative Mauerkästen, welche den Anforderungen weitgehend entsprechen.

Ein Beispiel: Hastrag Teleskop-Mauerkästen HTM 180 Die Hastrag Original Teleskop-Mauerkästen mit dem Rohrdurchmesser von 180 mm zeigen in Messungen optimale Widerstandswerte. Die Mauerrohre sind teleskopisch verstellbar (300 – 500 mm Mauerstärke) und können so den entsprechenden Mauerstärken angepasst werden. Auf Anfrage sind auch Sonderwandstärken möglich. Die Luftzuführung erfolgt ab Abzugshaube mit der Rohrdimension 150 mm und wird beim Teleskoprohr HTM 180 erweitert. Die umgekehrt aufgesetzte Reduktion 180/150 erlaubt den problemlosen Anschluss mit

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Die aufgesetzte Reduktion 150/180 erlaubt den problemlosen Anschluss mit dem angestammten Abluftdurchmesser 150 mm der Abzugshaube.

dem angestammten Abluftdurchmesser 150 mm der Abzugshaube. Der Teleskop-Mauerkasten weist bei einem Volumenstrom von 400 m3/h einen Druckverlust von 30 Pa, bei 600 m3/h Volumenstrom von 45 Pa aus. Grosse Lüftungsschlitze ermöglichen einen optimalen Austritt der Luft. Am Wetterschutzgitter befindet sich zudem eine Tropfnase, welche die Fassade vor Verschmutzung schützt. ■

Infos HASTRAG AG 8854 Siebnen Tel. 055 450 24 40 info@hastrag.ch www.hastrag.ch


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Intelligente Lufterneuerung Im intelligenten Gebäude der Gegenwart und der Zukunft gibt es eine Lüftung für die automatische Lufterneuerung. Eine Komfortlüftung, auch «kontrollierte Lüftung» genannt, umfasst heute die Komponente Wärmerückgewinnung (WRG), so dass im Winter trotz ausreichender Lufterneuerung die Wärmeverluste gering bleiben. Bei einer Gebäudemodernisierung gibt es sogar einige spezielle Argumente für eine automatische Lufterneuerung. Das meist diskutierte: wegen zusätzlicher Dämmung und Abdichtung der Gebäudehülle muss mehr gelüftet werden, um Feuchte abzuführen und Schimmelbildung zu verhindern. Daneben gibt es aber weitere Argumente: die automatisch-me-

Schematische Darstellung der Luftführung in einer Wohnung und im zugehörigen Komfortlüftungsgerät: Die Wärme der rückströmenden Luft (gelb) wird zum Vorwärmen der von aussen einströmenden kalten Luft (grün) genutzt. (Grafik: Heinrich Huber) chanische Lufterneuerung verhindert zu hohe CO2-Konzentrationen auch bei starker Personenbelegung. Die allgemeine Komfortsteigerung bestätigen die aller-

meisten Nutzer nach Inbetriebnahme einer Komfortlüftung: keine abgestandene Luft mehr, willkommene Filterung der Aussenluft (Staub, Pollen, Insekten), Lärmschutz etc.

Weitere Argumente kennen die Leser der HK-Gebäudetechnik. Und vor allem, nicht vergessen: «Doch man darf die Fenster öffnen!», siehe dazu Link unten. Meistens wird die frische Zuluft in Büro- / Wohnräume / Schlafzimmer geleitet und die Abluft aus Küche / Bad / WC zum Lüftungsgerät zurückgeführt. Zwischen den Räumen bewegt sich die Raumluft durch Korridore, Türöffnungen oder spezielle Überströmer. ■

Infos Autor: Peter Warthmann www.hk-gt.ch > Dossiers > Moderne Lüftungen & Minergie www.svlw.ch www.minergie.ch

Zehnder Lüftungsgerät ComfoAir SL 330 Das leise Kraftpaket im Schrank. ■ Passt bequem in Standard-Einbauschränke oder Wandnischen ■ Steckerfertige Lieferung, einfache Montage und Wartung ■ Mit 350 m3/h ideal für eine Wohneinheit ■ Integrierter Enthalpietauscher für hohe Feuchte- und Wärmerückgewinnung ■ Energiesparende EC-Ventilatoren ■ Nahezu geräuschloser Betrieb www.zehnder-systems.ch

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Neue Entrauchungsklappe für CE-konforme Sicherheit Bereits die Klassifizierung nach EN 13501-4 unterstreicht die Leistungsfähigkeit der Entrauchungsklappe EK-EU nach Produktnorm EN 12101-8: EI 90 (vedw -hodw, iÖo) S1.500 Cmod MA multi beschreibt eindrucksvoll die Besonderheiten: Die Entrauchungsklappe EK-EU, bestehend aus Calciumsilikat, gewährleistet einen Raumabschluss von über 90 Minuten. Sie wurde unter der höchsten Druckstufe 3 (– 1500 Pa / + 500 Pa) in unterschiedlichen Einbausituationen in vertikaler und horizontaler Achslage, jeweils mit dem Antrieb auf der Heiss- und Kaltseite angeordnet, geprüft. Somit kann sie auch in kleineren Kanälen bzw. in Luftleitungen mit höheren Volumenströmen eingesetzt

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werden. Die Auslösung der EKEU kann sowohl manuell als auch automatisch erfolgen. Auch die Ansteuerung über die TROX-Steuermodule AS-EM und AS-EM/SIL ist nachgewiesen. Hat sich eine Klappe im Brandfall geschlossen, so ist die EK-EU auch nach 25 Minuten noch zu öffnen. Für Langlebigkeit sorgt bei der EK-EU die Lagerung aus Messing und die Edelstahlachsen. Mit den 20 000 gewichtsbelasteten Auf/Zu-Zyklen übersteht die Klappe problemlos das geforderte Maximum an die mechanische Belastbarkeit laut Prüfbescheinigung.

Prüfnorm EN 1366-10 erfüllt Die Prüfanforderungen nach der europäischen Prüfnorm EN 1366-10 sind strenger als bisher.

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Die EK-EU erfüllt Zyklentests, Leckageprüfungen und Brandversuche; dank Abschlussgitter, Steuermodule AS-EM und ASEM/SIL, Druckstufe 3, Cmod, Einbau in Decke und Wand, in und an der Leitung, waagerechte und senkrechte Die neue Trox-Entrachungsklappe EK-EU Achslage und der erfüllt die Anforderungen der Prüfnorm EN dünnsten Entrau1366-10. chungsleitung mit 35 mm Wandstärke. Die Leistungserklärung ist TROX HESCO Schweiz AG ein Zeugnis für Sicherheit in 8630 Rüti ZH ganz Europa. ■ Tel. 055 250 71 11 www.troxhesco.ch



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Gegen Wasserstagnation und Verkeimung im Trinkwasser

Hygienespülung elektronisch gesteuert Stagniert Wasser in Trinkwassersystemen, kann es zu unerwünschten Verkeimungen und Vermehrung von Legionellen kommen. Die Geberit-Hygienespülung gewährleistet bereits heute einen hygienegerechten Wasseraustausch in den Leitungen. Neu kann die Hygienespülung mit der Geberit-SetApp bequem über Handy konfiguriert und via Bluetooth an die Steuerung übertragen werden. Bei Bedarf ist auch die Einbindung in das Gebäudeleitsystem möglich.

S

ind Trinkwasserleitungen von Keimen oder Erregern wie Legionellen befallen, stellt dies eine gesundheitliche Bedrohung dar. Denn Menschen können beispielsweise unter der Dusche die Erreger mit dem feinversprühten Duschwasser einatmen und sich so infizieren. Um Stagnationen wirksam zu begegnen, sorgt bereits heute die Geberit-Hygienespülung für einen sicheren Wasseraustausch in stagnationsgefährdeten Bereichen der Trinkwasserinstallation.

Programmierbare Spüllogik Nun hat Geberit die Hygienespülung verbessert durch die Möglich-

Mit der zur Hygienespülung gehörenden SetApp können die Installateure die Steuerungseinheit über ihr Smartphone konfigurieren.

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keit, die Spüllogik zu programmieren. Installateure können die Vorgänge so anpassen, dass sie zeit-, volumen-, temperatur- oder nutzungsgesteuert sind und den anlagespezifischen Bedürfnissen entsprechen. Dies stellen Sensoren für Temperatur und Volumenstrom sicher, sodass nur die tatsächlich erforderliche Menge Wasser abläuft. Typische Einsatzbereiche sind beispielsweise Hotels, Krankenhäuser und Altersheime, Schulen oder Ferienhäuser, wo zum Teil ganze Leitungsabschnitte monatelang nicht benutzt werden. Aber auch in Mehrfamilienhäusern besteht je länger je mehr ein Bedürfnis, da bei der Anzahl Bewohner und somit der Gleichzeitigkeit des Wasserverbrauchs ein Rückgang zu verzeichnen ist. Die neue Hygienespülung versorgt die Wasserleitungen vollautomatisch mit frischem Wasser und beugt so verstärkten Verkeimungen vor. «Damit Legionellen und andere Keime keine Zeit haben, sich in Trinkwassersystemen zu vermehren, müssen die Leitungen regelmässig mit frischem Wasser durchgespült werden. Dies kann sowohl über die normale Anwendung geschehen, als auch durch eine regelmässige Spülung mit der Hygienespülung», sagt Beat Aebi, Leiter Produktmanagement und Marketing bei der Geberit Vertriebs AG. «Denn wenn immer wieder frisches Wasser in das System gelangt, können

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Sensor für Temperatur und Volumenstrom. Eine Steuereinheit ist in der Lage, die Signale von bis zu vier verschiedenen internen und externen Sensoren zu verarbeiten.

sich Bakterien wie Legionellen nicht über das normale Mass hinaus vermehren.»

Bedienung über Smartphone Geberit hat die Steuerungselektronik der Hygienespülung vollständig überarbeitet, um den unterschiedlichsten sanitärtechnischen Gegebenheiten gerecht zu werden. Neu können sowohl sämtliche Grundeinstellungen als auch die anlagespezifischen Parameter mit einem Smartphone programmiert werden. Das entsprechende GeberitSetApp steht kostenlos zur Verfügung und ist im App Store oder auf Google Play kostenlos downloadbar. Die Steuereinheit selbst ist nun auch in der Lage, die Signale von verschiedenen internen und externen Sensoren zu verarbeiten. Insgesamt können Installateure je nach Einbausituation bis zu vier Senso-


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se einem Ferienhaus – wird die Hygienespülung hingegen völlig autonom betrieben. Das Modul lässt sich perfekt in die Geberit-Installationssysteme GIS und Duofix integrieren. Es kann aber auch ohne Geberit-Systemtechnik in jede Nass- oder Trockenbausituation eingebaut werden. ■

Betriebsarten der Hygienespülung. (Bilder: Geberit)

ren anschliessen. Dies ermöglicht eine zeit-, volumen-, temperatur- oder nutzungsgesteuerte Auslegung der programmierbaren Spüllogik.

Einbindung in die Gebäudeleittechnik Die neue Geberit-Hygienespülung kann über standardisierte Schnitt-

stellen (RS485 oder digital I/O) in ein Gebäudeleitsystem eingebunden und so zentral gesteuert werden. Dies kann vor allem in sehr grossen Gebäuden sinnvoll sein, in denen die verschiedenen Leitungsabschnitte von mehreren Hygienespülungen überwacht werden. In kleineren Gebäuden – beispielswei-

Infos Autor: Franz Lenz Geberit Vertriebs AG 8645 Jona Tel. 055 221 61 11 sara.tanner@geberit.com www.geberit.ch


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Building Information Modeling: Grundlagen und Begriffe

Intelligente Vernetzung und Zusammenarbeit Der Begriff Building Information Modeling (BIM) ist in der Bedeutung mit der Gebäudedatenmodellierung gleichzusetzen. Damit beschreibt man eine Methode der optimierten Zusammenarbeit im Bereich der Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden mithilfe von Software. Dabei werden alle relevanten Gebäudedaten digital erfasst, kombiniert und vernetzt. Nun kann neben dem realen Objekt auch das Datenmodell als Projekt betrachtet und optimiert werden. Das digitale Planen, Bauen und Bewirtschaften steht am Anfang und stellt die Bauwirtschaft vor grosse Herausforderungen. Es bestehen jedoch keine Zweifel, dass sich die Gebäudedatenmodellierung in der Schweiz zunehmend verbreiten wird.

N Die Vernetzung der bis anhin isolierten Teilbereiche bietet mehr Transparenz, Effizienz und eine ganzheitliche Projektkontrolle.

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eue Technologien haben die Arbeits- und Wirkungsweisen seit Menschengedenken verändert. Wenn neue digitale Werkzeuge integriert werden, müssen die bestehenden Prozesse, Methoden und der Austausch von Informationen unter den Planungspartnern überdacht werden. Eine systematische Struktur im Prozess (Planung, Bau-

en und Bewirtschaften) wird unabdingbar. Um die neuen Werkzeuge und deren Mehrwert zu nutzen, muss der Informationsaustausch angepasst werden. Das Einführen von neuen Methoden bedeutet damit nicht primär, ein BIM-fähiges CAD-System zu installieren, dreidimensional (3D) zu modellieren und eine gute Informatiklösung zu ad-

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aptieren. Die neu geschaffenen Strukturen und Methoden ergeben den Mehrwert, ein optimiertes Projekt aufgrund der formulierten Ziele des Auftraggebers zu realisieren und zu betreiben. Die so erhaltenen Synergien müssen über die interdisziplinäre Zusammenarbeit unter allen Projektbeteiligten genutzt werden. Dabei steht in erster


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Linie der Austausch von Informationen in der richtigen Qualität zum richtigen Zeitpunkt im Fokus. Das Arbeiten an einer Vielzahl von grossen, kleinen und komplexen Projekten in den unterschiedlichsten Konstellationen gestaltet diese Aufgabe nicht ganz einfach.

Das Umfeld In der Europäischen Union wird BIM durch eine Taskforce angetrieben, während in Grossbritannien, den Niederlanden oder in Skandinavien dies bereits staatlich und damit per Gesetz verordnet ist. In der Schweiz rückt damit die Thematik BIM zunehmend in den Fokus der Bauund Immobilienbranche. Bevor eine Immobilie gebaut oder saniert wird, soll diese virtuell konstruiert und optimiert werden. Dabei kann die Optimierung in Bezug auf den gesamten Lebenszyklus erfolgen – angefangen beim Primär-, Grauund Mobilitäts-Energiebedarf, über die Baulogistik bis hin zu Nutzung, Betrieb, Unterhalt und Rückbau. Durch den zunehmenden Einsatz von dynamischen Simulationen lassen sich Entscheidungen viel schneller, effizienter und basierend auf den relevanten Informationen treffen. Die Wertschöpfung ist nach Bauvollendung nicht abgeschlossen, die digitalen Elemente und deren Informationen können im Betrieb weiterverwendet und die «realen» Erfahrungen im nächsten «virtuellen» Projekt berücksichtigt werden. Die Adaption der BIM-Methode auf den Schweizer Bau- und Planungssektor ist in den letzten Jahren nur schleppend vorangekommen. Neben steigenden Anforderungen an Energieeffizienz, CO2-Reduktion und Nachhaltigkeit wird die Zusammenarbeit von allen Beteiligten durch immer grössere Planungsteams und mehr Spezialisten zunehmend komplexer. Konventionelle Methoden stossen an ihre Grenzen: Ineffizienzen in der Zusammenarbeit, lange Planungsund Bauzeiten sowie Qualitätsmängel sind die Konsequenzen. BIM ist eine Methode, die Komplexität in den Planungs-, Bau- und

Bewirtschaftungsprozessen zu reduzieren und damit in den Griff zu bekommen. Dies allein löst die Probleme nicht abschliessend – es geht um mehr. Oft ist eine Vielzahl an Informationen verfügbar und nur ein Teil davon wird wirklich benötigt. Die Reduktion der Informationsflut bildet die Grundlage für Optimierungen; Standardisierung ist die Grundlage für die integrative Zusammenarbeit und Modularisierung die Grundlage der industriellen Fertigung. Neben der Vorfabrikation stehen neue Technologien

und Baukultur einnehmen und das Wesen der Branche wesentlich verändern. Geschäftsmodelle, die auf Intransparenz aufbauen und damit der Optimierung des Workflows im Wege stehen, werden im positiven Sinne in eine bessere Kultur überführt. Der Schweizerische Ingenieurund Architektenverein (SIA) hat eine Kommission mit der Erarbeitung eines Merkblattes beauftragt. Diese arbeitet seit Januar 2014 an der klärenden Grundlage für den Umgang und die Begriffe rund um BIM für

Grundregel der digitalen Zusammenarbeit. wie 3D-Druck von Elementen und Laserscanning oder Laserprojektion in den Startlöchern. Diese werden bereits heute adaptiert und steigern die Wertschöpfung im Planungs- und Bauprozess. Dies schafft eine solide Basis für die Übernahme der Daten in den Betrieb. Durch die föderalistische Kultur der Schweiz werden Veränderungen generell kritisch geprüft, bevor diese angewendet werden. Im Vergleich zu zentralistisch geführten Ländern führt dies in der Schweiz zu einer zeitlichen Verzögerung einer flächendeckenden Anwendung. Punktuell und immer mehr werden bereits heute BIM-Methoden eingesetzt, um das Potenzial der Optimierung zu erschliessen. Die gewonnenen Erfahrungen sind wertvoll und bringen den Akteuren einen Mehrwert. In den kommenden Jahren wird diese Methode einen festen Stellenwert in unserer Planungs-

die Schweizer Baukultur. Das Merkblatt 2051 wird nach einer intensiven Bearbeitung von rund zwei Jahren voraussichtlich Ende Jahr in die Vernehmlassung gehen und damit den Weg für weitere wichtige Definitionen freimachen.

Was will man mit BIM erreichen? Das übergeordnete Ziel muss immer sein, die beste Lösung für das Projekt zu finden. Alle Projekte haben Alleinstellungsmerkmale und starten meist mit einer einmaligen Umgebung – ein einmaliges Team arbeitet an der Planung. Der Aufbau der Projektorganisation spielt dabei eine zentrale Rolle. Im Idealfall werden die entsprechenden Projektziele und damit die gemeinsamen Motivationen bereits in den Verträgen berücksichtigt und entsprechend abgebildet. Interessensgegensätze sind insbesondere bei der Vertragsbildung zu vermeiden und die Anzahl Projektpartner (Sta-

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BIM WORKFLOW Auftraggeber l Mieter

Planung und

Vorgaben Auftraggeber l Mieter

Planungsteam

HLK Grundlagen

Grundausbau • Raumprogramm (Flächen, Volumen) • Anforderungen, Bestellungen • Mobiliar- und Betriebseinrichtungen (FF&E)

datenbankbasiertes Raumbuch z.B. dRofus

Elektro natives

MEP (HLKSE) Modell

Spezialisten

S | SP

Architekt

Akustik & Bauphysik natives

Architektur Modell

Spezialisten

Mieterausbau • Raumprogramm (Flächen, Volumen) • Anforderungen, Bestellungen • Mobiliar- und Betriebseinrichtungen (FF&E)

Tragwerk natives

Tragwerk Modell

Spezialisiten

Werkleitung

MEP

Architektur

ICE Session Engineering

Sepzialisten

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Model Checking Quality Loop

Erdbeben

Integrated Concurrent

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#1 Quality Gate

Fassade

Termine, Kosten etc.

Grundlagen

Quality Loop

Tragwerk

Quality Loop


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Ausführung

Auftraggeber l Mieter l Betreiber

BIM Koordination

Kontrolling- und Bauprozess

native Export over xlsx, csv, gbXML, pdf etc.

Betrieb

• Mengenermittlung nach Qualität und Disziplin • Ausführungsunterlagen (Grundrisse, Details, Schnitte etc.) • Modell vorbereitet für die Fertigung • Konzept- und Prinzipschemas • Berechnungen (Auslegungen), Simulationen • Bauwerksdokumentation • Visualisierungen, Renderings • Model Audits (ModelChecking) • Kollisionskontrolle (Clash Detection) • Nachweis der Arbeitsleistung (performance metrics) • modellbasierte Terminplanung (4D Simulation) • Qualitätskontrolle (Soll-/Ist-Vergleich der Anforderungen) mit Raumbuch

#2 Quality Gate

aggregiertes Master Modell Zusammenarbeit

native Export over xlsx, csv, gbXML, pdf etc.

• Mengenermittlung nach Qualität und Disziplin • Ausführungsunterlagen (Grundrisse, Details, Schnitte etc.) • Modell vorbereitet für die Fertigung • Konzept- und Prinzipschemas • Berechnungen (Auslegungen), Simulationen • Bauwerksdokumentation • Visualisierungen, Renderings • Model auf der Baustelle (BIM to Field) • Mängelmanagement • Aufbereitung der Daten für den Betrieb (as build)

native Export over xlsx, csv, gbXML, pdf etc.

IFC-/ COBie-Export #3 Quality Gate

• Übernahme der Daten für den Betrieb

• Mengenermittlung nach Qualität und Disziplin • Ausführungsunterlagen (Grundrisse, Details, Schnitte etc.) • Modell vorbereitet für die Fertigung • Konzept- und Prinzipschemas • Berechnungen (Auslegungen), Simulationen • Bauwerksdokumentation • Visualisierungen, Renderings

Elektrotechnik ET/HK-Gebäudetechnik Extra 7/2015

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Energie | Automation | Gebäudetechnik

keholder) auf ein Minimum zu reduzieren. Damit können die Schnittstellen minimiert und die Prozesse optimiert werden. Komplexe Projektorganisationen verwässern die Informations- und Entscheidungswege und generieren Aufwand ohne wesentlichen Nutzen. Die unterschiedlichen Vertragsmodelle sind auch mit BIM möglich (General- oder Totalunternehmervertrag, Einzelverträge oder das Generalplanermodell). Vor dem Projektstart muss die Zusammenarbeit und damit die Schnittstellen spezi-

lich ohne Unterbruch. Dies bedingt, dass man die heutigen, konventionellen Arbeitsweisen und die Art der Dokumentation überdenkt und neue Wege geht.

Arten und Formen von BIM Im Grundsatz gibt es unterschiedliche Begriffe und Definitionen von BIM. Es ist zentral, diese zu verstehen und im Rahmen der Projektziele richtig einordnen zu können. Es gibt zwei verschiedene Hauptarten, welche unterschiedliche Ausprägungen beschreiben. Es wird zwi-

ausgetauscht, dass diese beim Empfänger ohne wesentlichen Aufwand weiterverarbeitet werden können. Dabei können native oder offene Datenformate eingesetzt werden. Die Begriffe «closed BIM» oder «open BIM» beschreiben dagegen die Art der Softwarelösung: «closed» charakterisiert eine isolierte Lösung mit der Software von einem Hersteller; «open» die Verwendung von verschiedenen Softwarepaketen, die untereinander mit offenen Datenformaten verbunden werden können.

Werkzeuge und Zusammenarbeitsformen

Diese vier Begriffe stehen stellvertretend für viele Definitionen, die im Zusammenhang mit der BIM-Methode verwendet werden.

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fisch geregelt werden. Der entsprechende BIM-Projektabwicklungsplan stellt sicher, dass alle Projektbeteiligten ihr Wissen und Knowhow gewinnbringend und zielgerichtet dem Projekt zur Verfügung stellen. Das effiziente Weitergeben von Informationen unterschiedlichster Art (geometrische oder parametrische Informationen) im Sinne der Projektziele steht damit im Vordergrund. Die Datenmodelle sind dabei so aufzubauen, dass die Ziele über die gesamte Wertschöpfungskette – von der Anforderung des Bauherrn über die Planung und Ausführung bis in den Betrieb resp. Rückbau – effizient verarbeitet werden können. Um möglichst effizient zu arbeiten und einen Mehrwert zu generieren, benötigt man daher einen optimalen, digitalen Workflow wenn immer mög-

schen einer «little bim» und einer «BIG BIM»-Lösung differenziert. Die Bezeichnungen «little» oder «BIG» geben dabei eine Aussage zur Art des Datenflusses (Workflow): Bei «little bim» werden die Informationen konventionell über 2D-Pläne und entsprechende Dokumente untereinander ausgetauscht. Der Informationsempfänger erstellt ein entsprechendes Modell für die interne Weiterbearbeitung und übergibt seine Informationen wieder konventionell an seine Partner. Diese Art hat einen Unterbruch des Informationsflusses zur Folge und ist meist nicht die gewünschte, optimale Zusammenarbeit. Sie ist als Zwischenschritt auf dem Weg zur digitalen Zusammenarbeit zu verstehen, sie fördert und optimiert den internen Workflow. Bei «BIG BIM» werden die Informationen so

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Für die Umsetzung der Methode wird BIM-fähige Software benötigt, die objektbasiertes Modellieren zulässt und/oder den Import relevanter Gebäudedaten (geometrische und Meta-Informationen) für den Weitergebrauch ermöglicht (Analyse- oder Kostenermittlung usw.). Der Austausch geschieht je nach Anwendungstiefe in unterschiedlicher Form: Vom Austausch (Import/Export) der einzelnen Gebäudemodelle ohne Interoperabilität der einzelnen Informationen/Datensätze bis zum Zusammenführen der verschiedenen Modelle aller Disziplinen zu einem integrierten, zentral verwalteten Gebäudemodell auf einem Lokal- oder Webserver. Der Austausch muss aufgrund unterschiedlicher Import- und Exportdefinitionen von verschiedenen Softwaren «open BIM» zu Beginn geklärt und abgestimmt werden, damit durch Import und Export keine relevanten Informationen verloren gehen. Diesem Umstand kann durch die Nutzung der gleichen Software(-familie) abgeholfen werden «closed BIM», was aber dazu führt, dass nicht unbedingt die beste Software für einen bestimmten Zweck eingesetzt wird.

Welche Chancen und Risiken birgt die BIM-Methode? Die BIM-Methode und damit das digitale Gebäudemodell, bestehend aus mehreren Fachmodellen, weist


enormes Potenzial auf. Die integrale Zusammenarbeit verbessert sich durch diese Methode im Sinne der Projektziele massiv. Dies bezieht sich nicht nur auf die technische Ebene, die sozialen und kommunikativen Ebenen sind ebenso betroffen – Verständigungs- und Kommunikationsprobleme werden auf eine neue Ebene gehoben. Die Zusammenarbeit und damit auch die heutigen Vertragsformen müssen überdacht werden. Durch ein strukturiertes Projekthandbuch mit genauen Zielsetzungen des BIM-Einsatzes profitiert jede Disziplin. Es führt zu Klarheit, Verständnis und Transparenz im gesamten Planungsprozess. Mit dieser Technologie sinkt das räumliche Koordinationsrisiko um ein Vielfaches. Die Effizienz in der Kommunikation der Projektbeteiligten steigt erheblich. Es werden mögliche Probleme früher erkannt und können zeitnah gelöst werden, ohne bauliche Massnahmen treffen zu müssen. Die BIM-Methode muss immer spezifisch auf ein Projekt adaptiert werden. Die Gefahr, den Planungsprozess ineffizienter zu gestalten, steigt, wenn der Prozess nicht organisiert und geführt wird. Die Abstraktion in frühen Planungsphasen und damit eine zu starke Detaillierung nicht gesicherter Informationen ist zu vermeiden. Dies führt zu unnötigen Leistungs- und Honorardiskussionen. Was sich heute im Rahmen der Praxis eingeschlichen hat, muss in absehbarer Zeit revidiert und neu organisiert werden.

Schlussfolgerungen • Building Information Modeling ist eine Methode und keine Software. Die Einführung, Umsetzung und Förderung vom BIM ist daher in erster Linie keine ICT Aufgabe, sondern eine Managementaufgabe und unterstützt den Planungsprozess positiv. • Die BIM-Methode lässt sich auf Projekte unabhängig ihres Projektvolumens anwenden. Sie ist in absehbarer Zeit für alle Projektbeteiligten relevant. • Die Anwendung der BIM-Methode bei der Umsetzung der Planungsleistung der Architekten und Ingenieure ist keine Zusatzleistung, sondern ein Grundsatzentscheid für eine bestimmte Planungsmethode; mit weitreichenden Folgen. • Die BIM-Methode kann umso effizienter eingesetztwerden, je stärker gemeinsame Chancen und Risiken definiert sind und je umfassender BIM in der Wertschöpfungskette genutzt wird. • Wer Nutzen aus den neuen Technologien ziehen will, muss dies aus der Sicht der Unternehmensführung tun. Es braucht Prozessinnovationen und eine entsprechende Unternehmensstruktur. ■

Infos Autor Peter Scherer ist Bereichsleiter und Mitglied der Geschäftsleitung von Amstein Walthert AG. Zudem ist er seit Mai 2014 Präsident des Branchenverbandes Gebäude Netzwerk Initiative GNI.


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Tagung an der ETH Zürich: BIM-Einführung in der Schweiz

Revolution für die Schweiz? An der ETH Zürich diskutierten an zwei Tagen über 500 Vertreter der Bauwirtschaft mit Experten aus dem In- und Ausland über die Digitalisierung der Branche. Eingeladen haben der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein (SIA) und buildingSmart. Die Schweiz hinkt zwar dem EU-Umland etwas hinterher – kann dafür von den gemachten Erfahrungen profitieren. Alle Referenten waren sich jedoch einig: Wer nicht mit der (BIM-)Zeit geht, geht mit der Zeit.

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as sich wie ein roter Faden durch alle Referate gezogen hat, ist die Erkenntnis, dass Building Information Modeling (BIM) kein Werkzeug und keine Software, sondern eine klare Unternehmenskultur und definierte Prozesse darstellt. Die «Veränderungspyramide für Unternehmen», wie sie im nebenstehenden Bild zu sehen ist, zeigt dies glasklar auf: Das Funda-

schickt und einfach zu verwalten. Jetzt wäre es an den Anwendern, diese Fähigkeiten auch zu nutzen. Ein Blick in die Teilnehmerliste verrät aber, dass ausgerechnet die Architekten nur einen knappen Sechstel der Besucher ausmachen. Wesentlich präsenter sind Fachplaner und Bauherren, die naturgemäss näher an den neuen digitalen Technologien dran sind. Dabei ste-

Veränderungspyramide für Unternehmen. ment ist die Unternehmenskultur. Ist dieses brüchig oder nicht passend vorhanden, funktioniert das beste Werkzeug nicht – die kleine orange Spitze ganz oben. Dass das Werkzeug eine untergeordnete Rolle spielt, bringt JeanLuc Perrin vom Felix-Platter-Spital auf den Punkt: «Sie fragen den Bäcker auch nicht nach dem Knetmaschinenfabrikat für den Brotteig». Generell durfte festgestellt werden, dass praktisch alle Informatikwerkzeuge gut gerüstet sind für BIM. Egal ob CAD oder Kostenprognose-Tools, alle geben an, dass sie die entsprechenden Voraussetzungen erfüllen, um die Bauelemente mit den zusätzlichen Attributen ge-

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hen gerade die Architekten den BIM-Prozessen kritisch gegenüber: Sie befürchten eine Einengung bei der gestalterischen Freiheit. Wie zwei Referenten aber ausführen, ist das Gegenteil der Fall: Dank der klaren Definitionen und dem vereinfachten Datenaustausch kann mehr Kapazität in Variantenstudien und kreatives Denken investiert werden, anstatt viel Zeit mit gegenseitigem Abschreiben zu vergeuden.

Transformation aus anderen Branchen Dr. Volkmar Hovestadt beschäftigt sich schon seit Jahrzehnten mit der Modularisierung unter Verwendung digitaler Hilfsmittel. Mit sei-

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ner Unterstützung konnten schon etliche Planer ihre Prozesse vereinfachen und für die Bauherren bares Geld sparen. Wird ein Bauvorhaben geschickt in sich wiederholende Module aufgeteilt, sind Varianten leichter aufzuzeigen, der Planungsprozess zusammen mit den Fachplanern effizienter und die Ausführung dank umfassender Vorfertigung deutlich preiswerter. Hovestadt spricht von Faktor 5 bei der Vereinfachung mittels modularisierten Modellen. Dabei hat Hovestadt nichts Neues erfunden: Ein Blick über den Tellerrand in die Informatik brachte ihm die objektorientierte Programmierung näher. Dort gibt es für alle Objekte Klassen, Methoden und Attribute. Alles Begriffe, die auch in den BIM-Prozessen eine grosse Rolle spielen. In den anderen Artikeln in diesem Heft finden Sie eingehende Informationen zu diesen technischen Details. Den gleichen Schluss hat auch Christoph H. Wecht vom Institut für Technologiemanagement der Universität St. Gallen gezogen: Erfolgreiche Unternehmen spicken nicht bei der direkten Konkurrenz, sondern studieren Geschäftsmodelle anderer Branchen. So setzt beispielsweise Hilti bei ihrem «Fleet management» auf ein in der Auto-

«Modellieren macht Spass!» Marco Flury, Emch+Berger WSB AG


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branche etabliertes System. Hilti verkauft ihre Geräte nicht mehr an seine Kunden, sondern schliesst eine Art Mietvertrag ab. Ein Bauunternehmen muss sich nicht mehr darum kümmern, ob genügend Bohrhämmer auf der Baustelle sind oder die Bohrer stumpf sind. Hilti sorgt dafür, dass diesbezüglich immer alles rund läuft. Die Kunden sind bereit, dafür ordentlich Geld zu zahlen. Das Modell lässt sich erst noch nicht so einfach kopieren. Denn Hilti muss im Gegensatz zu den Marktbegleitern nicht auf die Detailhändler Rücksicht nehmen, weil die roten Baustellenwerkzeuge seit jeher im Direktvertrieb vermarktet werden. Ein weiteres Beispiel ist Nespresso: Das Kapselsystem hat sein Geschäftsmodell bei Gillette abgeschaut, dass sich «Razor & Blade» nennt und schon Anfang des letzten Jahrhunderts erfunden wurde. Der Rasierer wird zu einem sehr günstigen Preis angeboten, das grosse Geschäft wird mit den Klingen gemacht. Wie wir alle wissen, funktioniert das System auch gut bei Tintenstrahl- und Laserdruckern. Der Vergleich aus anderen Branchen soll daher Architekten, Fachplaner und Bauherren motivieren, mutig vorwärts zu gehen.

Mut zur Lücke Mut ist sowieso auch ein viel benutztes Wort in den Referaten an der BIM-Tagung. Die Erfahrungsberichte von grösseren und kleineren Projekten zeigen klar: Wer ins BIM einsteigen will, soll dies zuerst mit einem kleinen Projekt tun. Auch wenn sich dabei die BIM-Prozesse nicht aufdrängen, können die Mitarbeitenden den Umgang mit den Werkzeugen üben, die Abläufe verinnerlichen und mit Freude neues kennenlernen. Fehler wirken sich nicht so gravierend aus, weil die «Fallhöhe» deutlich geringer ist. Wie Daniel Riekert von Roche betont, sollte in unseren Breitengraden das Fehlermachen positiver gewertet werden. Nur wer mutig etwas Neues probiert und das Risiko eingeht, auch Fehler zu machen, lernt etwas und schreitet voran. In-

«Sie fragen den Bäcker auch nicht nach dem Knetmaschinenfabrikat für den Brotteig.» Jean-Luc Perrin, Felix-Platter-Spital novationen passieren nicht im luftleeren Raum oder durch Formulieren von Theorie. Erst wer für die praktischen Probleme auf der Baustelle neue Lösungen anbieten kann, wird im harten Konkurrenzkampf bestehen können. BIM ist so eine Neuerung, die eine gute Planung der immer komplexeren Bauten erst ermöglicht. Für eine hohe Energieeffizienz sind die Anforderungen an die Gebäudetechnik massiv gestiegen. Aus diesem Grund gehen sowohl grössere private Bauherren, als auch die öffentliche Hand dazu über, schon bei der Ausschreibung eines Vorhabens auf die Umsetzung mit BIM zu bestehen.

IPB und KBOB definieren BIM Zurzeit herrscht aber noch viel Verwirrung, was unter BIM zu verstehen ist. Daher arbeiten sowohl die Interessengemeinschaft privater professioneller Bauherren (IPB) und die Koordinationskonferenz der Bau- und Liegenschaftsorgane der öffentlichen Bauherren (KBOB) an einem Grundlagenpapier, welches Klarheit für Bauherren und Planer bringen soll. Dieses befindet sich zurzeit in der Vernehmlassung und soll in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen abgeschlossen werden. Die BIM-Leitfäden für Bauherren sollen demnächst erscheinen.

Industry Foundation Classes (IFC), welche bereits in der Version 4 verfügbar sind. Gemäss Peter Kompolschek, österreichischer Architekt und BIM-Konsulent, sind die IFC zwar eine Krücke, aber eine gute. Dank ihr sprechen alle vom gleichen Element und der gleichen Art dieses zu beschreiben – unabhängig vom Branchenvokabular. Eine grosse Angst bei den Architekten ist, dass durch BIM mit IFC viel zu viele Daten erfasst und danach weiterbearbeitet, also regelrecht mitgeschleppt werden müssen. Auch da kann Entwarnung gegeben werden: Einerseits unterstützen die Werkzeuge die Planer in der Handhabung auch grosser Datenmengen, andererseits können phasengerecht nur die jeweils benötigten Daten erfasst werden, ohne alle Attribute eines Objekts kennen zu müssen. Die spätere Nacherfassung ist reibungslos möglich und erwünscht.

Schweizer Qualität Ebenfalls mehrfach in den Referaten konstatiert wurde der Status von BIM in der Schweiz: Wir fallen im internationalen Vergleich deutlich zurück. USA, Schweden, Finnland oder Grossbritannien sind deutlich weiter. Dort hat der Gesetzgeber bereits erste Regeln erlassen. Warum sind wir bei uns so

«Die Vereinfachung mittels modularisiertem Modell beträgt rund Faktor 5.» Volkmar Hovestadt, Digitales Bauen GmbH

Gemeinsame Sprache Die Prozesse und Strategien für BIM sind zwar eine wichtige Grundlage, für eine reibungslose Kommunikation zwischen allen Planenden – insbesondere im internationalen Umfeld – ist eine gemeinsame Sprache unabdingbar. Im Sinne eines «Esperanto» für BIM, gibt es die

deutlich im Hintertreffen? So paradox es tönt: Wegen der guten Qualität unserer Bauarbeiter vor Ort können Planungsfehler ausgebügelt werden – wir sind quasi Weltmeister im Improvisieren. Das ist einerseits erfreulich, denn die Ausbildung der Arbeitskräfte ist in der Schweiz vorbildlich. So passieren deutlich weniger Unfälle und die

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Installationen werden fachgerecht vorgenommen. Andererseits führt das auf der Planungsseite dazu, etwas legerer mit den Schnittstellen umzugehen: «Wir können das ja dann auf dem Bau korrigieren». Das wäre in den USA undenkbar, in der Schweiz aber immer noch ein oft gehörter Satz. Darum ist der Fokus bei uns auch nicht auf einen durchgängigen Prozess gerichtet, wie ihn BIM fordert.

Lebenszykluskosten Betrachten wir die Kosten über die gesamte Lebensdauer eines Gebäudes, so fallen die Planungskosten eigentlich kaum ins Gewicht. Selbst wenn hier der Aufwand deutlich ansteigen würde, hätte dies auf die Lebenszykluskosten kaum einen Einfluss. Im Gegenteil: Hätten die Facility Manager stimmige Pläne und Dokumentationen ihrer Haustechnik, würde die Instandhaltung und Erneuerung deutlich günstiger. Ärgerliche Pannen, wie das Anbohren einer Heizleitung, könnten mit Installationsplänen, die der Realität entsprechen, verhindert werden. Wir wissen aber alle, dass es Improvisationen auf der Baustelle nur selten zurück in die Planer-

sierungen als Diskussionsgrundlage zur Verfügung stehen. Entgegen den Befürchtungen vieler Architekten nimmt die Gesprächskultur nicht ab, sondern wird sogar deutlich verbessert, indem alle Planer gut sehen können, wo es klemmt.

Fazit In Anbetracht der Entwicklungen in der EU, wo BIM in öffentlichen Bauten bereits beschlossen wurde, ist die Schweizer Bauwirtschaft zum Handeln gezwungen. Die Schweizer Bau- und Planungswirtschaft ist gefordert, sich intensiv mit der digitalen Vernetzung der ganzen Wertschöpfungskette auseinanderzusetzen, um auch weiterhin im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. BIM erfordert sowohl ein Umdenken, als auch eine Adaption der gewohnten Projekt- und Arbeitsabläufe an die neuen Möglichkeiten. Die Tendenz führt dabei weg vom

linearen, hin zum dynamischen Planungsprozess. Die Vernetzung der bis anhin isolierten Teilbereiche bietet viele Vorteile. Eine hohe Transparenz und ganzheitliche Projektkontrolle führen zu mehr Effizienz und weniger Planungsfehlern. Ausserdem können äussere Einflussfaktoren mit Einfluss auf die Kosten, die Termine und die Qualität bereits vorgängig ermittelt werden. Damit wird die gute Zusammenarbeit der am Projekt Beteiligten sichergestellt. ■

Info Die Tagung «BIM-Einführung in der Schweiz» hat am 11. und 12. Juni 2015 an der ETH in Zürich stattgefunden. Sie stiess mit rund 500 Besuchern auf grosses Interesse bei Planern, Dienstleistern und Bauherren. Interview online: Markus Weber, stv. Geschäftsleiter Amstein + Walthert AG und Paul Curschellas, Präsident buildingSmart Schweiz, stehen Red und Antwort www.hk-gt.ch Text und Bilder: Jürg Altwegg

«Wir sollten von Erfahrungen anderer lernen. So zum Beispiel von Planern aus Finnland.» Marco Waldhauser, Waldhauser + Hermann AG büros schaffen. So ist der spontan angepasste Wasserleitungsverlauf, weil beispielsweise ein Lüftungkanal im Weg ist, eben genau dort, wo in 10 Jahren ein Schwerlastanker platziert werden soll. Hätten die Koordinationspläne von Anfang an Konflikte aufgezeigt und alle Fachplaner diese erkannt, wären ad-hoc-Lösungen nicht nötig. Optimistische Prognostiker behaupten sogar, dass mit BIM bereits in der Planungsphase Zeit und damit Geld gespart werden kann, weil für die Koordinationssitzungen gute Visuali-

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BIM-Lagebericht aus Deutschland

Mit mehr Planung zu tieferen Bau- und Betriebskosten Die bei internationalen Bauprojekten bereits übliche Planungsmethode Building Information Modeling (BIM, Gebäudedatenmodellierung) scheint jetzt auch in Deutschland stärker Fuss zu fassen. Veranstaltungen auf der Messe «Bau» 2015 in München signalisieren seitens der Planer ein wachsendes Interesse an der Digitalisierung des Bauens. Rund 150 Teilnehmer besuchten den 12. BIM-Anwendertag, der von der internationalen Organisation buildingSmart veranstaltet wurde.

Wer jetzt nicht in die BIM-orientierte Gebäudetechnik-Planung einsteigt, verliert womöglich den Anschluss. 3D-Gesamtansicht eines Gebäudes mit technischer Gebäudeausrüstung. (Grafik: Plancal)

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ie Ankündigung von Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, vom Mai 2014, BIM werde bundesweit eingeführt und standardisiert, zeigt Wirkung. Das Interesse an BIM wächst nun auch in Deutschland rasant – die praktische Umsetzung erfolgt jedoch noch eher langsam. Von Mainstream kann noch keine Rede sein, aber die eher BIM-scheuen Fachplaner bewegen sich, so der Tenor auf den verschiedenen BIMForen und Messepräsentationen. Was bei den grossen Baukonzernen und Planungsgesellschaften bereits fachübergreifend «gelebt» wird, stösst bei den Unternehmen der

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Technischen Gebäudeausrüstung jedoch noch auf Skepsis, so der Eindruck des Chronisten. Die Botschaft der deutschen BIM-Pioniere an die Gebäudetechnik-Planer war deshalb deutlich: Traut euch, wagt den Einstieg, BIM lohnt sich in jedem Fall, auch für kleinere Projekte. Und weiter: Spätestens in fünf Jahren wird die BIM-Methode Standard sein. Wer jetzt die Weichen nicht in Richtung BIM stellt, gerät ins fachliche Abseits.

BIM-Schlusslicht Deutschland Die Zurückhaltung bei BIM ist nicht ohne Grund. Bestehende Normen, Vorschriften und andere Regelwer-

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ke sind in Deutschland noch nicht auf allen Ebenen BIM-konform. Deshalb sei es wichtig, die VDIBIM-Richtlinien voranzutreiben, betont Andreas Kohlhaas, GSP Network GmbH, Erkrath (www.gsp-network.com). Auch die deutsche HOAI (Honorarordnung für Architekten und Ingenieure) müsse BIM-Leistungen klarer definieren, selbst wenn dort die 3D- bzw. 4D-Bearbeitung nach der BIM-Methode als besondere Leistungen in Leistungsphase 2 im Leistungsbild Gebäude und Innenräume bereits enthalten sei. Auch könnten besondere Leistungen und etwaige Mehraufwendungen infolge des BIM-Einsatzes gesondert vergütet werden. Leider rangiere Deutschland im Vergleich mit Skandinavien, den USA, England und Singapur eher als Schlusslicht auf der Skala BIM-affiner Länder, bemängelt Kohlhaas. Herausheben würde sich dagegen die britische Bau- und Ausbauindustrie, die ein enormes Tempo bei der Umsetzung von BIM vorlege. In den Niederlanden reiche die BIM-Planung oftmals schon bis zur Erfassung von Lichtschaltern und Steckdosen, weiss Kohlhaas. Fachplaner in Nordrhein-Westfalen bekämen den Druck engagierter holländischer Planungsbüros bereits zu spüren. Positiv sei, dass sich überall in Deutschland sogenannte BIM-Cluster formieren, um das BIM-Planungsmodell gemeinsam schneller


Energie | Automation | Gebäudetechnik

Aufwandsverlagerung und Einfluss auf Kostenentwicklung. Kosten-NutzenKurven nach BIM-Pionier Patrick MacLeamy. Gerade auch für kleine Planungsbüros lohnt sich der Einstieg in die BIM-Methode, da bereits generierte Informationen mehrfach genutzt werden können. (Grafik: BIM-Leitfaden 2014, www.bbsr.bund.de)

in den Markt zu bringen. Wichtig seien Fortbildungsprogramme, wie sie bereits verschiedene Firmen und Verbände anbieten.

BIM auch für kleine Büros geeignet Auch Thomas Liebich, AEC3 Deutschland GmbH, München, (www.aec3.com) bemängelt den Rückstand Deutschlands bei der Umsetzung der BIM-Methode. «Die Engländer preschen vor! Deutschland muss seine BIM-Aktivitäten künftig womöglich an britischen Normen und Richtlinien ausrichten. Bereits jetzt werden wichtige BIMStandards auf internationaler Ebene definiert.» Ein in Gründung befindliches CEN TC «BIM» will die ISO-Normen TC59/SC13 «ISO home of open BIM» für Europa überneh-

men und eigene entwickeln, die dann in das nationale Regelwerk einfliessen (www.nabau.din.de). Liebich ist überzeugt, dass die BIM-Methode gerade für die in Deutschland typischen kleinen Architektur- und Planungsbüros besonders geeignet ist. Diesen empfiehlt er den Einstieg über eine geschlossene BIM-Lösung (closed BIM, little BIM). Für grössere Büros käme eher eine offene BIM-Lösung infrage (open BIM, big BIM). Den Vorteil von BIM für kleinere Büros sieht Liebich darin, dass die vorhandenen Informationen innerhalb eines begrenzten Bereiches vielfältig genutzt und ausgewertet werden können. Ausserdem sei die bereits vorhandene Software in der Regel für die BIM-Methode geeignet. Liebich dazu: «BIM-Software

Kollisionen der Gewerke werden oft erst in der Bauphase entdeckt. Die Kosten für nachträgliche Änderungen können bis zu 10 Prozent der Bausumme betragen. 3D-Ansicht eines Gebäudes mit Belüftung, Beleuchtung und Elektrotrassen. (Grafik: Plancal)

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BIM: Building Information Modeling

Das BIM-Modell ist als zentrale Datenbank Dreh- und Angelpunkt einer BIM-konformen Projektabwicklung. Sie steht allen Beteiligten jederzeit als Informationsplattform zur Verfügung. (Grafiken: Nemetschek Allplan)

Haustechnik-Komponenten eines BIM-Modells, hier dargestellt auf dem Datenserver «bim+».

Bei der BIM-orientierten Projektabwicklung wird der Lebenszyklus eines Gebäudes über die gesamte Projektlaufzeit im zugehörigen Modell abgebildet – von der Planung über die Ausführung bis zur Bewirtschaftung.

Bei der traditionellen oder zeichnungsorientierten Projektabwicklung werden alle Komponenten und Kennwerte eines Gebäudes indirekt in Dokumenten, Plänen und Zeichnungen hinterlegt.

Ausgehend vom Entwurfsmodell des Architekten fliessen bei BIM Objekte und Informationen in das BIM-Modell und vereinigen sich zu einem beständig wachsenden Gesamtkomplex.

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Das BIM-Modell in seiner Gesamtheit enthält Objekte, Parameter und Kennwerte aus den verschiedensten Fachdisziplinen – von der Architektur über die Haustechnik bis hin zur Tragwerksplanung.


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kann man nicht kaufen, man muss sie erarbeiten», und weiter, «der Planer muss bereit sein, mit wenig BIM anzufangen und sich nach und nach in das Thema einarbeiten.» Nützlich für Einsteiger sei der «BIM-Leitfaden für Deutschland – Information und Ratgeber» (www.bbsr.bund.de > Suche: BIMLeitfaden).

Kollisionen der Gewerke frühzeitig erkennen Grösstes Hemmnis für ein effizienteres und wirtschaftlicheres Bauen ist der Unikat-Charakter der meisten Gebäude. Für die Baubeteiligten bedeutet das die Formierung immer neuer Konsortien, die ihre Geschäftsprozesse bei jedem Bauvorhaben zeitnah aufeinander abstimmen müssen. Peter Noisten, Fraunhofer-Institut für Bauphysik, Valley, erklärt die aktuelle Situation der Bauplanung so: «Die Verschiedenartigkeit der Gewerke und die zunehmende Komplexität der Bauvorhaben erfordern eine immer engere Abstimmung, die mit klassischen Planungsmethoden kaum mehr zu beherrschen sind.» Um den Rückstand Deutschlands auf dem Gebiet der IT-gestützten Planung aufzuholen, hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Berlin, das Projekt BIMiD – BIM-Referenzobjekt in Deutschland – etabliert (www.bimid.de). Das Projekt richtet sich an Architekten, Bauingenieure und Fachplaner, aber ausdrücklich auch an Handwerksbetriebe sowie an öffentliche und private Bauherren. Reales BIM-Referenzprojekt ist der Neubau des Bürogebäudes Haus H der Volkswagen Financial Services AG, Braunschweig.

UK: Schulen durch BIM rund 26 Prozent billiger Wer mehr Zeit und Geld in die Planung investiert, kann kostengünstiger bauen und spart über die Lebenszeit des Gebäudes erheblich an Betriebskosten ein. Marc Heinz, Vrame GmbH, Berlin, (www.vramegmbh.com) sieht in der digitalen Bauplanung erhebliche Kosteneinsparpotenziale für Bauherren und

Gebäudebetreiber, aber auch für Fachplaner. Allein durch die Kollisionsvermeidung zwischen den Gewerken in der Planungsphase könnten rund 10 Prozent an Baukosten eingespart werden, so Heinz. Eine Auswertung von BIM-Projekten in Grossbritannien habe ergeben, dass durch die Standardisierung von Bauprozessen nach der BIM-Methode Schulgebäude rund 26 Prozent kostengünstiger gebaut werden können. Hinzu käme ein höherer Werterhalt der Immobilie aufgrund der BIM-Dokumentation des Gebäudes. Wichtig bei der Vorgehensweise sei eine hohe Modellgenauigkeit, um beispielsweise den Platzbedarf für die Haustechnik genauer abschätzen zu können. Dabei gelte es, auch Freiräume für Wartungsarbeiten an HLK-Anlagen zu definieren und zu simulieren. BIM erlaube jedoch auch, bislang eher unterschätzte Optimierungen vorzunehmen. So gehe eine effiziente Wegeführung in einem Gebäude viel stärker in die Lebenszykluskostenbilanz ein als der Energieverbrauch eines Gebäudes. BIM-Berater Heinz geht davon aus, dass Bauherren und Investoren künftig Fachplaner vermehrt nach ihrer BIM-Kompetenz und des damit verbundenen innovativen Planungsprozesses auswählen. So erlaube es BIM bereits in der Wettbewerbsphase, auch Quasi-Ausführungspläne für die Gewerke der Technischen Gebäudeausrüstung zu generieren. Heinz: «Für den Bauherrn ist es wichtig zu wissen, wie sein Gebäude funktionieren könnte. Deshalb ist eine hohe Modellqualität gefragt.» Es gebe also genügend Gründe, jetzt in BIM einzusteigen. Auch Heinz ermuntert die Fachplaner, BIM mit ihrer bereits vorhandenen Planungssoftware einzuführen: «BIM zwingt nicht zur Verwendung einer bestimmten Software. Wichtig ist die Einigung auf das Endformat der Daten zur Abstimmung mit den anderen BIM-Planungen.»

3D-Repräsentation anstatt Linien-Symbol Trotz aller Beteuerungen, BIM-Neueinsteiger könnten mit ihrer beste-

henden Planungssoftware künftig nach der BIM-Methode planen, scheint die Durchgängigkeit der Systeme doch nicht ganz so einfach zu sein. Für Stefan Schrenk, N+P Informationssysteme GmbH, Meerane (www.nupis.de), ist die nahtlose Datenübergabe zwischen Planung und Ausführung eng mit dem Übertragungsstandard an den BIM-Schnittstellen verbunden.

BIM ist mehr als nur ein dreidimensionales Modell. Für die Simulation sind auch die Metadaten der Produkte, der Systeme oder von Anlagen notwendig. 3D-Ansicht einer Lüftungszentrale auf einem Dach. (Grafik: Plancal) Wichtig sei die von «MEP-Ingenieuren» (MEP = Mechanical, Electrical, Plumbing, d.h. HLK, Elektround Rohrinstallationen) und Herstellern geforderte Vereinheitlichung und Klassifizierung der Inhalte, beispielsweise auf der Basis der aus den Niederlanden kommenden Produktbibliothek «mepcontent.eu» (www.mepcontent.eu). Nur so sei in der Ausführung eine Genauigkeit im Millimeterbereich erreichbar. Die Nutzung von Komponenten in 3D-Modellen (anstatt Symbolen in 2D-Plänen) führe zu einer erheblichen Zeiteinsparung bei Planung und Ausführung.

3D-Modell für Simulationen Schrenk warnt davor, in BIM nur ein dreidimensionales Modell ohne zusätzlichen «Content» zu sehen. Vielmehr gehe es um einen prozessorientierten Planungsansatz mit BIM im Verständnis von Building Information Modeling. «Content» bedeute in diesem Fall, dass Hersteller die Metadaten ihrer Komponenten und Systeme in einem einheitlichen Standard zur Verfügung stellen. Nur so könne ein 3D-Modell simuliert und nicht nur abgebildet

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werden. Dabei müsse auch der Einfügepunkt eines Objekts in das 3DModell, beispielsweise der eines Motorventils, exakt definiert sein. Auch Montage- und Wartungsfreiräume für die 3D-Objekte müssten hinterlegt sein. Wegen der Komplexität von Anlagen der Technischen Gebäudeausrüstung seien hier die Ansprüche an Genauigkeit und Inhalt ungleich höher als bei anderen Gewerken. Umso wichtiger sei ein europäischer Standard für die Datenübergabe zur Vermeidung von Schnittstellenverlusten.

BIM beeindruckt Bauherren «BIM bietet eine zusätzliche Chance für Gebäudetechnik-Planer, auch die Ausführungsplanung mit zu übernehmen.» Alexander Binder, Geschäftsführer IntiPlan GmbH, Freyung, sieht trotz der aktuellen Hemmnisse rund um das Thema BIM die neue Planungsmethode für TGA und ELT durchweg positiv. «Bauherren sind von der 3D-Visualisierung immer wieder begeistert. Das gilt besonders für die Beleuchtungsvisualisierung, beispielsweise für ein Hotel.» Die Vorteile von BIM sieht Binder, dessen Büro sich auf die Gewerke Elektrotechnik und Technische Gebäudeausrüstung spezialisiert hat, in der höheren Planungssicherheit für den Bauherrn, in der Verbesserung der Planungsqualität, in der seriösen Baukostenermittlung und in der schnellen Dimensionierung von Rohrnetzwerken. Aktuelle Hemmnisse zur breiten Umsetzung von BIM sieht Binder in den fehlenden Kenntnissen des Austauschformates IFC (Industry Foundation Classes = offenes Dateiformat, mit dem die Bauwirtschaft und das Facility Management wesentliche Informationen softwareneutral beschreiben und austauschen können), der fehlenden Bereitschaft von Architekten, an einem 3D-Modell mitzuwirken, sowie dem fehlenden Druck der Baubehörden, eine Planung nach BIM-Standard einzufordern. Aber auch die Softwarefirmen haben ihre BIM-Hausaufgaben noch nicht gemacht. So mangele es bei vielen Softwareprogrammen an IFC-

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Schnittstellen bzw. die vorhandenen Schnittstellen seien fehlerhaft implementiert. Auch die Produkthersteller seien noch unsicher, welche Stammdaten sie den BIM-Planern zuliefern müssten. Auch hier fehle es noch an der entsprechenden Normierung dieser Daten. Die Planung von Gebäudetechnik-Gewerken aus einer Hand mithilfe der BIM-Methode habe den grossen Vorteil, dass Gewerkekollisionen bereits in der Planungsphase erkannt und behoben werden können. Dies gelte insbesondere für Wanddurchbrüche und Leitungswege, aber auch für Rohrleitungen, Lüftungskanäle und Kabeltrassen. Ein weiterer Vorteil von BIM sei die automatische Massenermittlung mit Übergabe an die Angebotserstellung. Dadurch sei die Kostenschätzung viel genauer mit nur noch geringen Abweichungen zur Ausführungsplanung. Binder resümiert: «Je genauer die Planung, desto grösser die Zeitersparnis.»

Aufgrund der wachsenden Bedeutung von BIM hat Hilti (www.hilti.de) seine CAD-Bibliothek mit BIMObjekten ergänzt, ebenso sind Plug-ins für AutoCAD und Revit verfügbar. Oliver Geibig, Hilti Deutschland AG, sieht drei BIM-Bereiche, für die Hilti Assistenz anbietet: • BIM in der Planung: Produkte von Herstellern im Gebäudeinformationsmodell • BIM auf der Baustelle: Lagebestimmung und Absteckung mittels Bautachymetern und Dokumentation der Daten «wie gebaut» • BIM von der Baustelle zurück ins Büro: Vervollständigung des digitalen Modells für den Facility Manager, zum Beispiel Dokumentation von Brandschutzabschottungen mit QR-Code an der Installation sowie automatische Berichterstattung. In Fachkreisen wird die BIM-Datenbank von Hilti als mustergültig bewertet.

Jetzt Produktdatenbank mit BIM-Content aufbauen Wer als Produkthersteller BIM-Content leisten will oder muss, der sollte dazu eine langfristig angelegte Strategie entwickeln. Kai ObersteUfer, Bereich e-Business Management bei Dorma Deutschland GmbH, Ennepetal, weltweit agierender Spezialist für Zugangslösungen, sieht es als eine grosse Herausforderung, die rund 100 000 Teile von Dorma als BIM-Objekte für Planer, ausführende Firmen und Facility Manager zur Verfügung zu stellen. Wichtig sei es, dass Hersteller eigene BIM-Kompetenz aufbauen und sich frühzeitig mit dem Thema Datenformate auseinandersetzen. Auch stelle sich die Frage, ob es Sinn macht, eine eigene BIM-Webseite einzurichten oder die Daten über ein BIM-Portal wie beispielsweise «bimobject» anzubieten (https://bimobject.com). Dass man dafür Geld in die Hand nehmen müsse, sei keine Frage, zumal es mit dem blossen Angebot von 3D-Objekten nicht getan sei. Wichtig sei der zusätzliche «Content», der permanent gepflegt werden müsse.

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Fazit An BIM geht offensichtlich kein Weg mehr vorbei. Den Wechsel von der 2D-Symbolzeichnung zum 3DModeling sehen viele Protagonisten der BIM-Methode ähnlich revolutionär wie den Wechsel von Reissbrett und Tuschefüller zu CAD. Wie so häufig bei Innovationen im Bauund Ausbaugewerbe fehlt es noch an einschlägigen Normen und Richtlinien, welche die BIM-Methode abbilden bzw. unterstützen. Auch die meisten Hersteller von Produkten, Systemen und Anlagen können offensichtlich keine bzw. noch keine BIM-gerechten Daten liefern. Die Empfehlung der BIMProfis an BIM-Einsteiger lautet: BIM wagen, auch wenn der Einstieg aufwendig ist, möglichst mit der vorhandenen Software arbeiten und sich das notwendige Know-how über BIM-Cluster und Fortbildung aneignen. ■

Infos Autor: Wolfgang Schmid, freier Fachjournalist für Technische Gebäudeausrüstung, München



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Auf Kurs mit der integralen digitalen Bauplanung

«BIM bringt wieder Ordnung in den Planungsprozess …» Building Information Modeling (BIM) ist weit mehr als nur ein Softwaretool, sondern vielmehr eine Methode der schrittweisen Annäherung an eine objektbasierte dreidimensionale Bauplanung, welche den Planungsprozess tiefgreifend neu strukturiert. HK-Gebäudetechnik sprach mit Marco Waldhauser und Claus Brunner vom HaustechnikIngenieurbüro Waldhauser + Hermann AG zu ihren Erfahrungen und den Chancen der digitalen Vernetzung von Gebäudedaten.

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elche Ziele verfolgt das Unternehmen Waldhauser-Hermann AG mit der Einführung von BIM? Marco Waldhauser: Mit der objektbasierten Modellplanung bietet sich uns die Chance, unsere internen Planungsprozesse zu erneuern und grundlegend neu zu strukturieren. Wir verfolgen das seit rund zwei Jahren, seit einem Jahr sehr aktiv. Mittlerweile haben wir einige Projekte aufgegleist, um diese nach angepassten Prozessen zu gestalten. Doch sind wir immer noch in einer Lernphase. Unser Ziel ist es, dass wir alle Projektaufträge nach denselben Prozessen bearbeiten, unabhängig davon, ob dies von aussen eine BIM-Forderung ist oder nicht. Die Initiative bei Bauplanungsaufträgen kommt teilweise auch von uns. Es geht um eine schrittweise Annäherung an eine konsistente objektbasierte dreidimensionale Bauplanung aller Beteiligten, auch wenn unter dem Schlagwort BIM noch nicht alle Prozesse und Interaktionen bis ins Detail definiert worden sind.

Energie-, Nachhaltigkeitsberatungen sowie Betriebsoptimierung bestehender Anlagen an. Zudem ist die Fachkoordination aller Gewerke am Bau eine unserer Stärken. Mit der Fachkoordination für grössere Objekte sind unsere Partner (Sanitär-, Elektroplanung) gefordert, uns 3D-Informationen ihrer Gewerke zu liefern. Mit diesen Grundlagen können wir effiziente Kollisionsprüfungen durchführen. Dazu ist nicht ein zentralisiertes, gemeinsames Datenmodell zwingend, der Datenaustausch kann über Datendateien, z. B. ifc, erfolgen. Die frühzeitige Koordination der Gewerke ist für uns ein ganz zentrales Anliegen und ein wichtiger Schritt in Richtung BIM. Claus Brunner: Der Datenaustausch ist der erste Schritt zu BIM, die Basis. Da in der Regel jeder Planer mit unterschiedlicher Software arbeitet, ist es ratsam vor Projektstart, die Möglichkeiten zum Datenaustausch per Testlauf auzuloten. Wir im Hause arbeiten mit dem Programm Revit-MEP.

Sind denn alle GebäudetechnikFachplanungen und Kompetenzen unter dem Dach ihres Unternehmens vereint, sodass nur noch mit wenigen externen Partnern (Architektur, Baustatik) Gebäudedaten ausgetauscht werden müssen? Marco Waldhauser: Nein, wir sind ein klar ausgerichtetes HLKKIngenieurbüro. Daneben bieten wir

Eine ifc-Datei hat den Vorteil, dass sie zu den geometrischen Daten zusätzliche Informationen über Objekteigenschaften übermitteln kann. Ist das zwingend notwendig? Marco Waldhauser: Eine ifc-Datei beinhaltet neben geometrischen Informationen auch Eigenschaften der Bauteile. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass diese Eigenschaf-

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ten, auch Parameter oder Attribute genannt, zur Erstellung eines Modells nicht zwingend umfangreich auszufüllen sind. Das 3D-Modell eines Bauprojekts soll zu einem bestimmten Zeitpunkt im Projekt mit nur so viel Informationen ausgestattet sein wie für die aktuelle Phase notwendig Häufig hören wir Vorbehalte seitens Teammitgliedern (Architekten, Fachplanern) sie müssten in einem Vorprojekt z. B. schon Fenster und das Material bis ins Detail definiert liefern. Dies ist nicht der Fall. BIM als Methode heisst: Bauteilspezifische Informationen sollen stufengerecht und in Abhängigkeit der Datennutzung ins Modell eingepflegt werden. Das ist eine wichtige Voraussetzung, damit die Zusammenarbeit in der objektbasierten Bauplanung gelingt. Hilft ein BIM-Ablaufplan allen Baubeteiligten, sich über die notwendigen Arbeitsschritte Klarheit zu verschaffen? Marco Waldhauser: Es gibt bereits solche allgemein gehaltenen BIM-Leitfäden, die man aber nicht eins zu eins in die Praxis übernehmen kann. Wir gestalten einen solchen Leitfaden projektspezifisch immer wieder neu. Am Anfang eines Bauprojekts müssen sich die Partner austauschen, wer in welcher Phase welchen Informationsgehalt liefern soll und wer davon welchen Nutzen hat. Erst dann re-


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Claus Brunner, Fachkoordinator und Dipl. Ingenieur FH Architektur und Marco Waldhauser, Dipl. HLK-Ingenieur HTL, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Waldhauser + Hermann AG. den wir über die Umsetzung und definieren die Meilensteine im Projektablauf. In den sogenannten LODs oder «Level of Details» wird der jeweils notwendige Detailierungsgrad festgehalten. Als Beispiel sei das Neubauprojekt Amt für Umwelt & Energie in Basel genannt. BIM war im Wettbewerb eine Anforderung gewesen. Für alle Beteiligten, inkl. der Bauherrschaft, war diese Anforderung neu und eine Herausforderung, welche wir gemeinsam in Angriff nahmen. Claus Brunner: An zwei ganztägigen Workshops wurden die Projektziele und der BIM-Prozessablauf definiert. Am Workshop beteiligten sich das ganze Planerteam, die Bauherrschaft und die Betreiber des künftigen Gebäudes. Zum zweiten ging es um die Entwicklung eines BIM-Modellplans und -Koordinationsplans: Wer braucht welche Informationen von wem bis wann? Die Definition der LODs soll verhindern, dass ein Modell nicht mit zu vielen Daten angereichert wird und auf die Datennutzung abgestimmt ist. Eine unnötige Datenflut verursacht eigentlich nur Probleme. Die Verpflichtungen aller Beteiligten wurden in einem projektspezifischen BIM-Handbuch niedergeschrieben. Das Handbuch ist insofern wertvoll, da es allen Beteiligten eine klare

Orientierung im «Neuen» Planungsprozess vermittelt. (Einige Planungsleistungen erfolgen in teilweise früheren Projektphasen). Wer hat denn den grössten Nutzen mit BIM? Marco Waldhauser: Wir sehen mit BIM eine Riesenchance, wieder Ordnung in den Planungsprozess zu bringen. Die ganze Baubranche ist getrieben von einer rollenden Planung, die immer mehr aus dem Ruder läuft. Entscheidungen werden erstens zu spät gefällt und zweitens immer wieder geändert oder hinterfragt. Mit den heutigen technischen Möglichkeiten wie den CAD-Tools besteht bei vielen die Versuchung, bis im letzten Moment noch eine Planänderung anzukündigen. Dieses Verhalten hat sich in den letzten Jahren zugespitzt. Mehr Struktur im Planungsprozess ist unser strategisches Hauptziel, BIM ist eine geeignete Methode dieses Ziel zu erreichen.

bindlichkeiten im Detaillierungsgrad und bei den Terminen eingehalten werden. Etwas, was in der herkömmlichen CAD-Planung leider komplett verloren gegangen ist. Claus Brunner: Mit den neuen Tools können wir zum Beispiel Kollisionspunkte viel einfacher am Modell besprechen. Die Qualität und Effizienz an den Koordinationssitzungen steigt. Die Probleme werden am Modell früher erkannt und können auch schneller gelöst werden. Es ändert sich auch die Form der Zusammenarbeit zwischen Planerteam und der Bauherrschaft. Der Bauherr sieht schon früh, wie das digitale Bauwerk Gestalt annimmt. Dem Bauherrn und dem Planerteam stehen nun zum früheren Zeitpunkt mehr Informationen zu Verfügung, die eine verbindliche Entscheidungsfindung ermöglichen. Durch diese erhöhte Transparenz in der Planung und Ausführung wird eine Qualitätssteigerung für das Bauwerk wie auch in dessen Nutzungsphase erreicht.

BIM ist also ein Instrument, das alle Baubeteiligten zu mehr Disziplin verpflichtet? Marco Waldhauser: Verbindlichkeit ist ein ganz wichtiges Wort. Austausch von digitalen Daten funktioniert nur dann, wenn Ver-

Es ist aber nicht zwingend erforderlich, die CAD-Software zu wechseln, um den Anforderungen des BIMPlanungsprozesses zu genügen? Marco Waldhauser: Viele bereits stark verbreitete CAD-Software ist BIM-fähig, d. h. kann parametri-

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chen 2D-dwg-Plänen des Architekten unser eigenes parametrisiertes 3D-Gebäudemodell. Wir nennen dies «Energiemodell» und nutzen dieses für verschiedenste Zwecke und Darstellungen. So gelingt es uns, in einer frühen Phase des Planungsprozesses zutreffend die Heizlast der Gebäude zu ermitteln, Wärmeschutzmassnahmen vorzuschlagen oder uns Klarheit über die technischen Auslegungen von Luftkanälen oder der Wärmeübertragung zu verschaffen. Auch Simulationen sind möglich, um frühzeitig Erkenntnisse zu gewinnen. Die frühzeitige Koordination der Gewerke ist für das Haustechnik-Ingenieurbüro Waldhauser + Hermann AG ein ganz zentrales Anliegen und ein wichtiger Schritt in Richtung BIM.

sierte Daten verarbeiten und mittels ifc austauschen. Wir haben jedoch von AutoCAD auf Revit umgestellt und wenden diese seit einem Jahr an. Die parametrisierte Modellplanung eröffnet ganz neue Möglichkeiten und darin sehen wir auch den eigentlichen Mehrwert der Software. So besteht ein Element, etwa ein Luftfilter oder ein Luftkanal nicht mehr nur aus seiner Grösse und seiner Position. Zum Element gehören noch viele weitere Attribute, etwa zur Materialisierung oder zu technischen Aspekten des Bauteils. Kann ein Architekturbüro in einer frühen Planungsphase (Vorprojekt) kein Modell liefern, so erarbeiten wir auf Basis der herkömmli-

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Wie sieht es aus mit dem Ausbildungsbedarf zu BIM im Betrieb und den Ressourcen für die Implementierung neuer Geschäftsprozesse? Marco Waldhauser: Zu Beginn braucht es das klare Bekenntnis der Geschäftsleitung, den Weg zur integralen digitalen Planung zu beschreiten. Das kann man nicht einfach so nach unten delegieren. Mit Claus Brunner haben wir einen Mitarbeiter, der über eine CAS-Weiterbildung «Digitales Bauen» verfügt und dabei erste Erfahrungen mit den neuen Prozessen und deren Potenziale sammeln konnte. Anspruchsvoll für alle ist der Übergang vom Plan- ins ModellDenken. Man dachte früher, analog den zugrundeliegenden Plänen, eher in Geschossen. Aber ein Plan kann nur als Output des 3D-Modells verstanden werden. Wir von der Geschäftsleitung sind zudem gefordert, ein Pflichtenheft zu erstellen,

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das beschreibt, welche Aufgaben bei welchen Arbeitsschritten anstehen und wie dann die Objekte mit welchem Informationsgehalt darzustellen sind. Die Berufsbilder in der Branche könnten sich mit der Durchsetzung von BIM wandeln? Claus Brunner: Durchaus. Ein HLK-Projektleiter muss sich in Zukunft intensiver um das Modell kümmern. Früher hatte dieser keine CAD-Ausbildung nötig und musste auch keine Pläne zeichnen können. Da ein objektbasiertes 3DGebäudetechnikmodell sehr umfangreiche Datensätze enthalten kann, sollte er in der Lage sein, die für ihn relevanten Informationen und Daten für Berechnungen, beispielsweise einer Heizlast-Berechnung, aus dem Modell zu ermitteln. Auch muss für jedes Projekt ein BIM-Koordinator bestimmt werden. Dieser organisiert und kontrolliert den Prozess zum Datenaustausch über die Modelle nach den projektspezifischen Vorgaben aus dem Planerteam und der Bauherrschaft. Des Weiteren ist er für die Aktualisierung des BIM-Handbuches verantwortlich, das eine Vertragsgrundlage darstellen kann. ■

Infos Interview: Manuel Fischer www.waldhauser-hermann.ch


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Modulares Planen und Green Building-Konzepte garantieren Flexibilität und Effizienz

Hoch hinaus – der Roche-Turm «Bau 1» Das mit 178 Metern höchste Bürogebäude der Schweiz setzt auch Zeichen in der Gebäudetechnik. Dank modularer Planung der Geschosse wurden ganze Bauteile mit der entsprechenden Heizungs-, Lüftungs-, Klima-, Kälte- und Sanitärtechnik vorgefertigt, was zu einer Kostenreduktion, einer Verkürzung der Montagezeit und zu einer signifikanten Qualitätssteigerung führte. Die Gebäudeheizung verwendet die Abwärme des nahen Industrieareals, die Gebäudekühlung nutzt das Grundwasser. Der berechnete Primärenergiebedarf des «Bau 1» mit 80,2 kWh/m2a für Heizen, Kühlen und Licht nimmt im Hochhausbau eine weltweite Spitzenstellung ein und erfüllt die Kriterien eines «Green Buildings».

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nübersehbar ragt der «Bau 1» von Roche in den Basler Himmel. Das weltweit grösste BiotechUnternehmen errichtet an seinem Hauptsitz ein neues Bürogebäude für rund 2000 Mitarbeiter, der Einzug steht kurz bevor. Als markantes Wahrzeichen für die Stadt und das Unternehmen erfüllt das Gebäude hohe architektonische Anforderungen und ist ein Musterbeispiel für nachhaltigen und ressourcenschonenden Betrieb. Drees & Sommer ist mit der Generalplanung des bisher höchsten Gebäudes in der Schweiz beauftragt. Das von den Architekten Herzog & de Meuron entworfene Gebäude verjüngt sich nach oben hin und erstreckt sich 178 Meter in die Höhe. Charakteristisch ist die treppenartige Form des «Bau 1». Auf den 41 oberirdischen Stockwerken mit einer BGF von rund 76 000 m2 ist genug Platz für Büros, ein Auditorium, Cafeterien, zentrale Sitzungszimmer, Kommunikationszonen, begehbare Terrassen und ein Mitarbeiterrestaurant.

Module aufspüren Kaum ein Wirtschaftszweig entwickelt sich derartig dynamisch wie die Life-Science-Branche. Damit ihre

Gebäude anpassungsfähig bleiben, gilt es, eine optimale Planungsfreiheit für unterschiedliche Bürokonzepte zu ermöglichen. Beim «Bau 1» sind diese so flexibel, dass autarke Arbeitseinheiten genauso wie geschlossene Zellen- oder Gruppenbüros bis hin zu offenen Bürolandschaften in allen unterschiedlichen Grössen kombinierbar sind. Der Ausbau und die technischen Voraussetzungen wurden so geplant, dass solche Umbauten in kurzer Zeit mit minimaler Störung für den Betriebsablauf stattfinden können. Möglich ist dies durch Modularisierung: Dem Grundriss liegt ein Raster zugrunde, das die kleinstmögliche Unterteilung der Büroflächen abbildet. In diesem Raster werden statische und flexible Bürobereiche definiert. Übergeordnete Bürofunktionen, die in der technischen Umsetzung aufwendig sind und keinem Nutzungswandel unterliegen, sind statischen Bereichen zugeordnet. Hierzu gehören die Kerne, die geschossübergreifenden Kommunikationszonen, die grossen Sitzungszimmer, die Getränkestationen oder die zentralen Service-Zonen. Die Büromodule sind in den flexiblen Bereichen angeordnet. Durch die hohe Wiederholbarkeit der Module


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lässt sich auch die technische Erschliessung modular aufbauen. Das Ergebnis sind verbesserte Planungs-, Bau- und Betriebsprozesse. Die technische Grundmontage zur Erschliessung der Büromodule wurde nach dem gleichen Muster erstellt: Gebäuderaster für die Gewerke Heizung, Kälte, Lüftung und Elektro-Baugruppen ermöglichten einen hohen Modularisierungsgrad. Die Darstellung und räumliche Koordination ist in Technikmodulplänen für die Decken und Böden visualisiert, sie dienen als Vorlage für die 3D-Planung der Architekten und Fachplaner. Datenblätter beschreiben diese Büromodule im Detail. Diese Unterlagen sind die Bauanweisung für die Büromodule und umfassen sowohl Elektro-, Mess-, Steuer und Regelungstechnik (Hard- und Software) als auch Heizungs-, Lüftungs-, Klima-, Kälte- und Sanitärtechnik. Damit dienen die Datenblätter gleichzeitig als Ausführungsdetail und als Modulstückliste. Die Datenblätter sind das Werkzeug, um die Konstruktionen, die Logistik-, Montage- und Qualitätsprüfprozesse der Büromodule sowie ihren Betrieb und ihre mögliche Umnutzung zu standardisieren. Das Ergebnis dieser konsequenten Durchführung der modularen Planung: Alle Geschosse wurden mit einigen wenigen Baugruppen erschlossen. Darüber hinaus ermöglichte diese Vorgehensweise einen hohen Vorfertigungsgrad. Alles in allem führt das modulare Planen so zu einer signifikanten Qualitätssteigerung und Kostenreduktion sowie zu einer Verkürzung der Montagezeit auf der Baustelle.

wassernutzung basiert. Dabei wird der bestehende Gebäudebestand sukzessive energetisch saniert. Der «Bau 1» soll hierfür als Leitbild dienen. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, hat Drees & Sommer bereits zu Beginn des Projekts ein Nachhaltigkeitskonzept entwickelt, das sich in die drei Themenblöcke Minimierung des Energiebedarfs, ökologische Energieversorgung und energieeffizienter Betrieb untergliedert. Um ein perfekt aufeinander abgestimmtes Gebäude zu schaffen, konzipieren und planen die Ingenieure immer entlang der Bedarfsentwicklung. Das Fassaden- und Raumklimakonzept und die Energieerzeugung bauen demzufolge ganzheitlich konsequent aufeinander auf. Für den «Bau 1» bedeutete

dies in den Büroflächen eine sehr gut wärmegedämmte Fassade und ein Flächenheiz- und -kühlsystem in Kombination mit einer Quelllüftung. Neben der energetischen Optimierung wurde ein hoher Stellenwert auf die thermische Behaglichkeit in den unterschiedlichsten Nutzungsbereichen gelegt. Hierfür wurden anhand der Ergebnisse von thermischen sowie von Strömungssimulationen (CFD) die hohen Anforderungen des Bauherrn verifiziert bzw. die Raumkonditionierungssysteme in Verbindung mit der Fassadengestaltung optimiert.

Closed Cavity Fassade – energieeffizient, wirtschaftlich Schon in der frühen Planungsphase zeigten Simulationen, dass ein hoher thermischer Komfort in den

Das Ergebnis der konsequenten Durchführung der modularen Planung: Alle Geschosse werden mit einigen wenigen Baugruppen mit vorgefertigter Gebäudetechnik erschlossen.

Raumklima- und Energiekonzeption Der Schutz der Umwelt und der schonende Umgang mit natürlichen Ressourcen sind für Roche von zentraler Bedeutung. Dies zeigt auch das Firmenareal in Basel, wo derzeit ein neues Energieversorgungskonzept umgesetzt wird, das auf Kraft-Wärme-Kältekopplung, Einsatz von Wärmepumpen und Grund-

Raummodule als Basiseinheit der Planung: Autarke Arbeitseinheiten sind genauso möglich wie geschlossene Zellen- oder Gruppenbüros bis hin zu offenen Bürolandschaften. (Plangrafiken: Drees & Sommer, Basel)

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Generalplanung – Komplexität managen Zum Umfang der Generalplanung gehörte neben klassischen Managementleistungen wie Projektorganisation, Termin- und Kostencontrolling, Risiko- und Qualitätsmanagement, Anforderungsmanagement, Dokumentation und Reporting auch die Koordination und fachliche Führung von allen Projektbeteiligten. Darüber hinaus hat Drees & Sommer die Planung der Fassadentechnik, die Energieberatung sowie die TGA- und Tragwerksplanung übernommen. Roche plant in unmittelbarer Nachbarschaft von Bau 1 einen weiteren Turm. Der «Bau 2» wird mit 205 Metern und 50 Stockwerken noch höher sein als «Bau 1». Dieser soll bis 2022 fertig gestellt werden.

Büroräumen nur möglich ist, wenn die Fassade teilweise geschlossen und der Sonnenschutz aussenliegend angeordnet ist. Zusätzlich musste der Sonnenschutz aufgrund der grossen Gebäudehöhe windunabhängig betrieben werden können. Diese Anforderungen erfüllen nur Systeme mit windstabilem Sonnenschutz oder Systeme, bei denen der Sonnenschutz durch eine Prallscheibe geschützt wird. Dies bedeutet jedoch, dass die Scheiben des Zwischenraums regelmässig gereinigt und die Fassadenzwischenräume mit öffenbaren Flügeln zugänglich gemacht werden müssen, was erhöhte Kosten sowohl beim Bau als auch im Betrieb zur Folge hat. Dieser erhöhte Wartungs- und Unterhaltsaufwand war ausschlag-

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gebend für die Weiterentwicklung der doppelschaligen Fassade zur Closed Cavity Fassade (CCF). Bei dieser Fassade wird der Zwischenraum dicht ausgeführt und nicht mehr natürlich belüftet. Dadurch kann auf die Reinigung des Zwischenraumes verzichtet werden. Da sich trotz eines Sonnenschutzes die Temperatur im Fassadenzwischenraum weit über die einer gut belüfteten, doppelschaligen Fassade erhöht, ist die innere Fassade mit einer wärmegedämmten Dreifachverglasung ausgestattet. Die CCFassade wird zudem minimal mit trockener Luft durchgespült, um den Taupunkt im Fassadenzwischenraum so weit abzusenken, dass es zu keiner Kondensatbildung kommt. So wird der üblicherweise

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damit einhergehenden Verschmutzung vorgebeugt.

Ökologische Energieversorgung Um für die Gebäudeheizung die Abwärme des Areals und für die Gebäudekühlung das Grundwasser (aus Entnahmebrunnen) nutzen zu können, fiel die Entscheidung auf niedere Heizkreis- und hohe Kühlkreistemperaturen der Heiz-/Kühldecke. Auch alle anderen Verbraucher – wie Lüftungs- und Klimaanlagen und EDV-Räume – sind auf dieses Temperaturniveau ausgelegt. Eine Wärmepumpe mit dem Kältemittel CO2 erwärmt das Trinkwasser im «Bau 1». Um Energieverluste zu vermeiden, wurden die Klima- und Lüftungsanlagen mit hocheffizienten Doppelplattenwär-


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Der thermischen Behaglichkeit wird in der Raumklimaplanung in unterschiedlichen Nutzungen ein hoher Stellenwert beigemessen. Anhand von Strömungssimulationen wurde die Raumkonditionierung in Verbindung mit der Fassadengestaltung optimiert. (Schnitthöhe Saal: 1,2 Meter)

metauschern und adiabater Abluftbefeuchtung ausgerüstet. Die hocheffiziente LED-Beleuchtung minimiert den Energiebedarf weiter. Zusätzlich optimieren eine Konstantlichtregelung und ein Sonnenschutz mit nachgeführten Lamellenwinkeln die Tageslichtnutzung. In Abwesenheitszeiten werden die Beleuchtung und die Lüftung an jedem zweiten Arbeitsplatz im Grossraum und an jedem Arbeitsplatz in Einzelräumen sowie in Besprechungsbereichen über Präsenzmelder abgeschaltet.

Energieeffizienter Betrieb Ein Gebäude kann nur dann energieeffizient sein, wenn der Betrieb überwacht wird. Dazu haben die Experten ein massgeschneidertes

Mess- und Monitoringkonzept aufgestellt, mit dem sich die Energieströme bilanzieren lassen. In Verbindung mit einem Energiemanagementsystem werden so fehlerhafte Betriebsweisen schnell transparent. Das Monitoring erleichtert zudem die Inbetriebnahme der Anlagen und den Nachweis der geforderten Leistungskennwerte. Anhand einer integrierten Gebäudeund Anlagensimulation wurde der Energiebedarf des gesamten Gebäudes ermittelt. Im Vergleich zu anderen Hochhäusern nimmt der berechnete Primärenergiebedarf mit 80,2 kWh/m2a für Heizen, Kühlen, Lüftung und Licht eine weltweite Spitzenstellung ein und erfüllt die Kriterien eines Green Buildings. Zudem werden alle Parameter des

Minergie-2009-Standards eingehalten und unterschritten. Erklärtes Ziel ist es, dass sich dieser berechnete Wert auch nach Fertigstellung des Gebäudes im Betrieb nachweisen lässt. Hierzu beabsichtigt Roche, eine zweijährige Phase für die Überwachung und Optimierung des Gebäude- und Anlagenbetriebs durchzuführen. ■

Infos Veit Thurm, Associate Partner bei Drees & Sommer Dr. Michael Schwarz, Senior Projekt Partner bei Drees & Sommer www.dreso.com


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Energieausblick 2014 der internationalen Energieagentur IEA

Ungewisse Zukunft der globalen Energieversorgung Die Krisen im Nahen Osten und der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine wecken Besorgnis um die Sicherheit der globalen Energieversorgung. Hinzu kommt die ungewisse Zukunft der CO2-emissionsfreien Kernenergie sowie die steigenden Treibhausgasemissionen und Luftverschmutzungen in vielen Städten der Welt.

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ie Anzeichen von Stress wären sogar noch viel deutlicher, gäbe es keine Effizienzverbesserungen sowie die ständigen Bemühungen um Innovationen und die intensive Suche nach einer Kostenreduktion der aufstrebenden Energietechnologien, wie zum Beispiel der Photovoltaik (PV). Doch die globalen Energietrends lassen sich nicht einfach ändern, und die Sorgen um die Sicherheit und Nachhaltigkeit der Energieversorgung lösen sich nicht von selbst. Hier ist das Handeln von gut informierten politischen Entscheidungsträgern, der Industrie und anderen Protagonisten gefragt. Der jährliche Energy Outlook der IEA analysiert und wagt erstmals einen Ausblick bis zum Jahr 2040. In zentralen Szenario der IEA nimmt das Wachstum der weltweiten Energienachfrage deutlich ab – von über 2% pro Jahr während der letzten beiden Jahrzehnte auf 1% pro Jahr nach 2025; dies ist das Resultat sowohl preislicher als auch politischer Wirkungen sowie einer strukturellen Verschiebung der globalen Wirtschaft hin zu Dienstleistungen und Leichtindustrie. Die globale Verteilung der Energie-

Infos www.worldenergyoutlook.org www.iea.org Autor: Hansjörg Wigger

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nachfrage ändert sich noch dramatischer, mit stagnierendem Energieverbrauch im Grossteil Europas, in Japan, Korea und Nordamerika, sowie einer steigenden Nachfrage im übrigen Teil Asiens (60% des weltweiten Nachfrageanstiegs), Afrika, dem Nahen Osten und Lateinamerika. Ein Meilenstein wird Anfang der 2030er-Jahre erreicht, wenn China zum grössten Ölverbraucher der Welt wird und sogar die Vereinigten Staaten überholt, wo der Ölverbrauch auf Werte zurückfällt, die wir seit Jahrzehnten nicht gesehen haben. Doch zu diesem Zeitpunkt übernehmen bereits Indien, Südostasien, der Nahe Osten und Subsahara-Afrika Region die Rolle des Wachstumsmotors der globalen Energienachfrage.

Drei Viertel des Energiebedarfs sind fossil 2040 wird die Energieversorgung der Welt aus vier etwa gleich grossen Teilen bestehen: Öl, Gas, Kohle und kohlenstoffarme Quellen. Auch wenn die Ressourcenverfügbarkeit bis dahin kein Problem darstellt, wird jede dieser vier Säulen mit verschiedenen Herausforderungen zu kämpfen haben. Politikentscheidungen und Marktentwicklungen, die bis 2040 den Anteil fossiler Brennstoffe am Primärenergieverbrauch auf lediglich unter drei Viertel drücken, reichen nicht aus, um den Anstieg der energiebedingten CO2-Emissionen einzudämmen, die bis dahin um ein Fünftel steigen.

Extra 7/2015 Elektrotechnik ET/HK-Gebäudetechnik

Dies bringt uns auf einen Entwicklungspfad, der konsistent ist mit einem globalen durchschnittlichen Temperaturanstieg von 3,6 °C. Der Weltklimarat schätzt, dass wir, um diesen Temperaturanstieg auf 2 °C zu begrenzen – das international vereinbarte Ziel, um die gröbsten und weitläufigsten Auswirkungen des Klimawandels abzuwenden –, weltweit ab 2014 nicht mehr als etwa 1000 Gigatonnen CO2 ausstossen dürfen. Im zentralen Szenario wird diese Gesamtreserve bis 2040 aufgebraucht sein. Da die Emissionen natürlich nicht plötzlich auf null absinken werden, wenn dieser Punkt erreicht ist, leuchtet es ein, dass dieses 2 °C-Ziel dringende Massnahmen erfordert. Die regionalen Ölnachfragetrends zeigen teils deutliche Unterschiede: Jedem Fass Öl, das in den OECD-Ländern nicht mehr gebraucht wird, stehen zwei Fässer an Mehrbedarf in den Nicht-OECD-Ländern gegenüber. Der zunehmende Einsatz von Öl im Transportsektor und in der petrochemischen Industrie treibt die Nachfrage in die Höhe, von 90 Millionen Barrel/Tag im Jahr 2013 auf 104 Millionen Barrel/Tag bis 2040, obwohl die hohen Preise und neue politische Massnahmen die Wachstumsgeschwindigkeit langsam bremsen und stagnieren lassen. Bis Beginn der 2030er-Jahre werden Investitionen in der Grössenordnung von 900 Milliarden USD pro Jahr in die Öl- und Gasförderung notwendig sein, um die projizierte Nachfrage decken zu


Kommandoraum des Kernkraftwerks Beznau 1 – das dienstälteste KKW der Welt wurde 1969 in Betrieb gesetzt. (Bild: Luca Zanier. Powerbook)

können. Es besteht allerdings Unsicherheit, ob diese Investitionen rechtzeitig verfügbar sein werden, insbesondere wenn die Förderung von Light-Tight-Oil in den USA Anfang der 2020er-Jahre stagniert und die Gesamtproduktion zurückgeht. Die Komplexität und Kapitalintensität der Entwicklung der brasilianischen Tiefseevorkommen, die Schwierigkeit, die US-amerikanische Light-Tight-Oil Förderentwicklung ausserhalb Nordamerikas nachzubilden, Fragen bezüglich des Wachstumsausblicks der kanadischen Ölsandproduktion, die Sanktionen, die den Zugang Russlands zu Technologie und den Kapitalmärkten einschränken sowie die politischen und sicherheitstechnischen Herausforderungen im Irak könnten alle zu einem Defizit an Investitionen unterhalb der erforderlichen Niveaus beitragen. Die Situation im Nahen Osten bereitet die grösste Sorge, da die Welt zunehmend von der Ölproduktion in dieser Region abhängig wird, insbesondere die asiatischen Länder, die in 2040 zwei von drei international gehandelten Barrels importieren. Jene Regionen, die die globale Gasnachfrage in die Höhe treiben, sind China und der Nahe Osten, jedoch wird Erdgas bis 2030 auch zum führenden Brennstoff im Energiemix der OECD-Staaten, unterstützt durch neue Verordnungen in den Vereinigten Staaten zur Begrenzung der Emissionen in der Stromerzeugung. Im Gegensatz zu

Öl nimmt die Gasproduktion fast überall zu (Europa ist hier die grosse Ausnahme) und unkonventionelles Erdgas ist für fast 60% des globalen Versorgungswachstums verantwortlich. Die grösste Unsicherheit – ausserhalb Nordamerikas – ist, ob Erdgas den Konsumenten zu einem attraktiven Preis zugänglich gemacht und gleichzeitig Anreize für die notwendigen kapitalintensiven Investitionen in die Gasversorgung geschaffen werden können. Dies liegt in der Hand der örtlichen Behörden vieler der aufstrebenden Nicht-OECD-Märkte, beispielsweise in Indien und dem gesamten Nahen Osten. Der Importbedarf steigt im Grossteil Asiens sowie in Europa. Bedenken über die Sicherheit der zukünftigen Gasversorgung werden zumindest teilweise verringert durch die wachsende Anzahl internationaler Gasversorger, die beinahe Verdreifachung der Gasverflüssigungsanlagen und den steigenden Anteil von Flüssigerdgas, das zur Deckung der kurzfristigen Bedürfnisse der immer stärker vernetzten regionalen Märkte umgeleitet werden kann.

Kohleverbrauch steigt weiter Die globale Nachfrage nach Kohle steigt bis 2040 um 15% an, allerdings finden fast zwei Drittel der Zunahme während der nächsten zehn Jahre statt. Der chinesische Kohlebedarf findet seinen Höhepunkt bei etwas über 50% des globalen Verbrauchs, um dann nach

Energiezukunft Schweiz Energieexperte Rolf Wüstenhagen, Professor für das Management Erneuerbarer Energien an der Universität St. Gallen, verfolgt die energiepolitischen Debatten in der Schweiz und schreibt, warum die Energiestrategie mehr ist als «Illusion», «Subvention» und «Chaos»: Erstens sei die Schweiz im Energiebereich stark vom Ausland abhängig. Nicht-erneuerbare Energieträger wie Öl und Uran, die rund drei Viertel des schweizerischen Energieverbrauchs decken, müssten importiert werden aus Weltregionen, die sich 2014 als politische Pulverfässer erwiesen haben. In der Energie-Aussenhandelsbilanz klaffe ein Loch von über 10 Milliarden Franken pro Jahr und die fossilen Importe neutralisierten rund die Hälfte der Exporte der international erfolgreichen Uhrenindustrie. Zweitens schreite der Klimawandel ungebremst voran – 2014 sei das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Ein dritter Faktor seien die nuklearen Risiken: Die drei Schweizer Reaktoren Beznau 1 + 2 und Mühleberg belegen in der Hitliste der ältesten auf der Welt noch in Betrieb befindlichen AKW die Plätze 1, 4 und 6 – ein Anachronismus in einem Land, welches in vielen Bereichen Technologieführerschaft für sich beanspruche. Der Neubau von AKW sei im Volk nicht mehrheitsfähig und da wo er – wie in Grossbritannien – angepeilt werde, auf staatlichen Garantien beruhe, die die deutsche Solarstrom-Förderung in den Schatten stelle. Die Stossrichtung der Energiestrategie, nämlich schrittweise von nicht-erneuerbaren auf erneuerbare Energien umzusteigen und dabei grossen Wert auf Energieeffizienz zu legen, sei vor diesem Hintergrund die logische Konsequenz und geniesse grossen Rückhalt in weiten Teilen der Bevölkerung. Tausende Projekte für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und wegweisende Initiativen von Gemeinden und Regionen würden zeigen, dass die Schweizerinnen und Schweizer den Worten auch Taten folgen lassen. Wir hätten heute die einmalige Chance, eines der wichtigsten Fundamente für die wirtschaftliche Entwicklung der Schweiz im 21. Jahrhundert zu legen. Die technologische Dynamik der letzten Jahre habe dazu geführt, dass der Umstieg auf Sonnen- und Windenergie so günstig sei wie für keine Generation zuvor und intelligente Netze sowie emissionsarme Mobilität vor dem Durchbruch stehen würden.

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Laut IEA wird die Kernkraftwerkskapazität von 374 GW (2013) auf über 620 GW im Jahr 2040 zunehmen. (Bild: Jan Skvaril, Tschechien, Energy Photo of the year 2010)

2030 wieder zurückzugehen. In den OECD-Ländern geht die Nachfrage zurück, einschliesslich der Vereinigten Staaten, in denen der Einsatz von Kohle zur Stromerzeugung um mehr als ein Drittel einbricht. Noch vor 2020 wird Indien die Vereinigten Staaten als weltweit zweitgrössten Kohleverbraucher überholen und kurz darauf China als grössten Importeur ablösen. Die aktuell niedrigen Kohlepreise haben die Hersteller weltweit unter Druck gesetzt, ihre Kosten zu reduzieren, aber die Stilllegung kostspieliger Produktionskapazitäten und Nachfragewachstum lassen erwarten, dass die Preise genug steigen werden, um neue Investoren anzulocken. China,

Indien, Indonesien und Australien sind in 2040 für mehr als 70% der globalen Kohleförderung verantwortlich, was Asiens Bedeutung auf dem Kohlemarkt unterstreicht. Technologien wie hocheffiziente Kohlekraftwerke oder die langfristige Abtrennung und Speicherung von Kohlenstoffdioxid (CCS) können ein umsichtiger Ansatz für einen Übergang zu einer kohlenstoffarmen Stromerzeugung sein.

Effizienz entscheidend Energieeffizienz ist in vielen Ländern wieder in den Blickpunkt gerückt, und der Transportsektor steht in vorderster Reihe. Da nun mehr als drei Viertel der weltweit

Kernkraftwerkspark wächst weltweit 2014 ist der weltweite Kernkraftwerkspark weiter gewachsen. In China nahmen die KKWs Ningde-2, Fuqing-1 und Fangjiashan-1 den Betrieb auf, in Argentinien das KKW Atucha-2 und in Russland Rostow-3. In Vermont/USA wurde das KKW Yankee nach 42 Betriebsjahren aus wirtschaftlichen Gründen, vor allem wegen der starken Konkurrenz durch billiges Erdgas aus Fracking, stillgelegt. In Japan hatten die Betreiber des KKW Fukushima-Daiichi beschlossen, die nicht zerstörten Einheiten 5 und 6 nicht mehr weiter zu betreiben. Ende 2014 umfasste somit der zivile Kernkraftwerkspark der Welt, einschliesslich der Kernkraftwerke in Japan, die wieder in Betrieb gehen sollen, insgesamt 439 Reaktoren mit einer Gesamt-Nettoleistung von rund 376 GW in Betrieb. Der Anteil der Kernenergie an der globalen Stromproduktion lag praktisch unverändert bei rund 12 %. Darüber hinaus sind fast 70 Reaktoren im Bau und über 170 in Planung. www.nuklearforum.ch.

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verkauften Autos Effizienznormen einhalten müssen, wird erwartet, dass die Nachfrage nach Öl im Transport nur um ein Viertel steigt – obwohl sich die Anzahl der Pkws und Lkws auf den Strassen der Welt bis 2040 mehr als verdoppelt. Neue Bemühungen zur Effizienzverbesserung begrenzen den Anstieg des Ölbedarfs bis 2040 um etwa 23 Millionen Barrel pro Tag. Neben der Verringerung der Einfuhrkosten und der Umwelteinflüsse können Energieeffizienzverbesserungen auch Sorgen in jenen importabhängigen Regionen zerstreuen, die befürchten, dass relativ hohe Preise für Erdgas und Elektrizität ihre energieintensiven Industrien wettbewerbsmässig ins Abseits drängen. Jedoch werden weiterhin regionale Energiepreisunterschiede bestehen, und insbesondere Nordamerika wird bis 2040 eine relativ preisgünstige Region bleiben: Es wird erwartet, dass in den 2020er-Jahren die durchschnittlichen Kosten für eine Energieeinheit in den Vereinigten Staaten sogar noch unter jene Chinas fallen werden.

Stromsektor im Fokus Elektrizität ist die am schnellsten wachsende Endenergieform. Der Stromsektor trägt mehr als alle anderen zur Verringerung des Anteils fossiler Brennstoffe im globalen Energiemix bei. Um mit dem steigenden Strombedarf Schritt zu halten, müssen insgesamt bis 2040 etwa 7200 Gigawatt (GW) Erzeugungskapazität gebaut werden, was auch durch Ersetzen ausgedienter bestehender Kraftwerke (ca. 40% des aktuellen Bestands) erfolgen wird. Durch das starke Wachstum der erneuerbaren Energien in vielen Ländern wird ihr Anteil an der weltweiten Stromerzeugung in 2040 ein Drittel ausmachen. Um rechtzeitige Investitionen in neue thermische Erzeugungskapazitäten, die neben Investitionen in erneuerbare Energien notwendig sind, sicherzustellen und die Zuverlässigkeit der Elektrizitätsversorgung aufrechtzuerhalten, sind entsprechende Preissignale erforderlich. Dies wird in einigen Fällen Re-



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formen der Markt- oder Preisgestaltung erforderlich machen. Die Verschiebung hin zu kapitalintensiveren Technologien und hohe Preise für fossile Brennstoffe führen in den meisten Ländern der Welt zu einem Anstieg der durchschnittlichen Stromversorgungskosten und Endverbraucherpreisen. Jedoch werden Effizienzsteigerungen im Endverbrauch mithelfen, den für Elektrizität aufgewandten Anteil des Haushaltseinkommens zu reduzieren.

Das Wachstum der Stromerzeugung durch erneuerbare Energien ist jedoch doppelt so hoch in den Nicht-OECD-Ländern, allen voran China, Indien, Lateinamerika und Afrika. Weltweit verbucht die Windkraft den grössten Anteil des Wachstums der Energieerzeugung durch erneuerbare Energien für sich (34%), gefolgt von Wasserkraft (30%) und Solarenergie (18%). Da sich der Anteil von Wind und Photovoltaik im weltweiten Energiemix vervier-

gulierten Preisen angeboten wird, die Energieversorger auf staatliche Unterstützung zählen können oder die Regierungen private Investitionen erleichtern. Von der Zunahme der Kernenergie bis 2040 entfallen 45% auf China, weitere 30% auf Indien, Korea und Russland. In den USA nimmt sie um 16% zu und in der EU um 10% ab. Kernkraftwerke können zur Zuverlässigkeit der Stromversorgung beitragen, wenn sie die Vielfalt der

Auf erneuerbare Energien (grün) entfällt mehr als die Hälfte der Zunahme der gesamten Stromerzeugung bis 2040.

Erneuerbare Energien, ein wichtiges Element der kohlenstoffarmen Säule der globalen Energieversorgung, machen rasch Boden gut – nicht zuletzt durch Subventionen, die 2013 weltweit 120 Milliarden USD ausmachten. Durch rasche Kosteneinsparungen und kontinuierliche Förderung sind die erneuerbaren Energien für fast die Hälfte der Zunahme der gesamten Stromerzeugung bis 2040 verantwortlich, wobei sich der Einsatz von Biokraftstoffen auf 4,6 Millionen Barrel pro Tag mehr als verdreifacht und die Verwendung erneuerbarer Energien für die Wärmeerzeugung mehr als verdoppelt. Der Anteil erneuerbarer Energien bei der Stromerzeugung nimmt mit 37% am meisten in den OECD-Ländern zu.

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facht, ist deren Integration technisch als auch marktwirtschaftlich eine grosse Herausforderung.

Option Kernkraft Die Kernkraftwerkskapazität steigt in zentralen Szenario der IEA weltweit um fast 60%, von 374 GW im Jahre 2013 auf über 620 GW im Jahre 2040. Jedoch steigt ihr Anteil der globalen Stromerzeugung lediglich einen Prozentpunkt auf 12%. Dieses Wachstumsmuster spiegelt die wirtschaftlichen, politischen und technischen Herausforderungen, denen sich alle Arten neuer thermischer Erzeugungskapazität in konkurrierenden Strommärkten gegenübersehen. Das Wachstum konzentriert sich vorwiegend auf Märkte, in denen Elektrizität zu re-

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Energieerzeugungstechnologien im System erhöhen. Länder, die Energie importieren müssen, können so ihre Abhängigkeit von ausländischen Lieferungen sowie von Preisschwankungen der Brennstoffe auf den internationalen Märkten reduzieren. Die Kernkraft ist eine der wenigen in grossem Massstab verfügbaren Möglichkeiten, die die Kohlenstoffdioxid-Emissionen reduzieren und gleichzeitig für die Deckung der Grundlast sorgen und dabei andere Formen der Erzeugung verdrängen könnte. Sie hat seit 1971 die Freisetzung geschätzter 56 Gigatonnen CO2 verhindert, mit anderen Worten, fast die gesamten weltweiten Emissionen zweier Jahre (zum gegenwärtigen Emissionsniveau).


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Bis 2040 werden fast 200 Reaktoren (von den 439, die sich Ende 2014 in Betrieb befanden) vom Netz genommen, die grosse Mehrzahl davon in Europa, den Vereinigten Staaten, Russland und Japan; die Herausforderung, den Wegfall der Stromerzeugung zu ersetzen, ist besonders akut in Europa. Jahre bevor die Kernkraftwerke das Ende der laufenden Lizenzzeiträume erreicht haben, müssen die Energieversorger entweder beginnen, alternative Erzeugungskapazität zu entwickeln oder bestehende Kraftwerke länger zu betreiben. Um diesen Prozess zu erleichtern, müssen die Regierungen ihre Haltung zu Lizenzverlängerungen klarstellen und rechtzeitig vor möglichen Kraftwerksschliessungen detailliert ausführen, welche rechtlichen Schritte hierzu notwendig sind. Die IEA schätzt die Kosten für die Stillle-

gung der Kernkraftwerke, die bis 2040 vom Netz gehen, auf mehr als 100 Milliarden US-Dollar. Diese Kostenschätzungen sind jedoch mit beträchtlichen Unsicherheiten behaftet, da wir zum heutigen Tage relativ wenig Erfahrung mit Rückbau und Dekontaminierung von Reaktoren sowie der Wiederaufbereitung der Standorte für andere Zwecke haben. Regulierungsbehörden und Versorgungsunternehmen müssen genügend finanziellen Rückhalt sicherstellen, um diese zukünftigen Kosten decken zu können. Jüngste Erfahrungen haben gezeigt, wie schnell die öffentliche Meinung über die Kernenergie sich ändern und somit eine entscheidende Rolle in einigen Märkten spielen kann. Die grössten Bedenken betreffen die Sicherheit, insbesondere in Bezug auf bestehende

Reaktoren, sowie die Entsorgung der radioaktiven Abfälle und die Verhinderung der Verbreitung nuklearer Waffen. Vertrauen in die Kompetenz und Unabhängigkeit der Aufsicht der Regulierungsbehörden ist ein wesentlicher Faktor, insbesondere da sich die Nutzung der Kernkraft vergrössert: Im zentralen Szenario steigt die Anzahl der Länder, die Reaktoren betreiben, von 31 auf 36, da es mehr Neuzugänge gibt, als solche, die die Kernkraft auslaufen lassen. Die Gesamtmenge der verbrauchten nuklearen Brennstoffe verdoppelt sich über den Beobachtungszeitraum auf mehr als 700 000 Tonnen, jedoch hat bis heute noch kein einziges Land ein Atommüllendlager eingerichtet, um den langlebigen und hochradioaktiven Abfall, der von kommerziellen Reaktoren verursacht wird, zu isolieren. ■


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Energieausblick: Finanzierung

Finanzierungsmöglichkeiten zur Energiewende Im Rahmen der Energiewende und der neuen Energiestrategie des Bundes gibt es neben zahlreichen Herausforderungen und Risiken auch Chancen. Um sich in Zukunft im Markt etablieren zu können, wird es wichtig sein, diese zu erkennen und entsprechende Produkte auf den Markt zu bringen, die dann auch finanziert werden müssen. Antoinette Hunziker-Ebneter, CEO Forma Futura Invest AG, gibt Antworten, wie zusätzliche Mittel für die Finanzierung der Energiewende erschlossen werden könnten.

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ine bedeutende Möglichkeit ist die Änderung der Anlagerichtlinien der hiesigen Pensionskassen. Mit der Inkraftsetzung der Anpassung der zulässigen Anlagen für das Vermögen einer Vorsorgeeinrichtung per 1. Juli 2014 anerkennt der Bund mit diesem wichtigen Schritt die Anlageform Infrastruktur als Anlagekategorie. Die Änderung ermöglicht die Förderung der Engagements von institutionellen Anlegern. Für diese Anlagekatego-

Infos Autorin Antoinette Hunziker-Ebneter ist CEO und Gründungspartnerin von Forma Futura Invest AG. Sie verfügt über 25 Jahre Erfahrung im Finanz und Risikomanagement sowie über ein Lizentiat in Betriebswirtschaft (lic.oec. HSG) und ein Diplom der Swiss Banking School. Bis 2005 leitete sie bei der Bank Julius Bär als Mitglied der Konzernleitung den Handel und Verkauf. Davor war sie Vorsitzende der Schweizer Börse. Mitte der 1990er-Jahre zeichnete sie für den Aufbau und die Inbetriebnahme der Elektronischen Börse Schweiz (EBS) verantwortlich. Forma Futura fokussiert auf langfristig orientierte Werte und investiert in Unternehmen, die einen Beitrag zu einer nachhaltigen Lebensqualität leisten.

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rie gilt, bezogen auf das Gesamtvermögen, eine Begrenzung von 15 Prozent. Immerhin verfügen die Pensionskassen über ein Kapital von rund 700 Milliarden Franken (mehr als das BIP der Schweiz). Nur 3 Prozent davon wären bereits rund 20 Milliarden – ein bedeutender Investitionsbeitrag zur Wende. Notwendig ist auch ein anderer Ansatz bei der Deckungspflicht im Hinblick auf die Eigenkapitalvorschriften: Anlagen in Energieinfrastruktur können bei intelligenter Strukturierung gleichmässige Erträge, ähnlich wie bei Obligationen, ergeben und sollten im Rahmen der Anlagevorschriften als solche behandelt werden können. Infrastruktur bietet Investoren die Perspektive langfristiger und stabiler Renditen und damit eine Möglichkeit, die meist ebenfalls langfristigen Verbindlichkeiten zu decken. In der Schweiz rechnet der Bund für den Betrieb und die Erneuerung der bestehenden Energieinfrastruktur bis 2050 mit einem Investitionsvolumen von rund 126 Milliarden Franken. Generell weist Infrastruktur auch eine geringe Korrelation zu anderen Anlageklassen auf und bietet somit echtes Diversifizierungspotenzial im Portfolio. Die Anlageklasse Infrastruktur ist jedoch noch relativ jung. Aus Sicht der Schweizer Pensionskassen sind aufgrund von Währungs- und Länderrisiken und auch wegen vergleichs-

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weise risikoarmen und stabilen Erträgen vor allem inländische Anlagen im Infrastrukturbereich interessant. Deutsche Investoren greifen im Moment zunehmend das Thema «Infrastruktur» auf und sehen Allokationsquoten für Infrastruktur von bis zu 3 Prozent im Durchschnitt vor. In der Schweiz ist diese Praxis noch wenig ausgeprägt, aber erste Investoren haben auch hier Infrastrukturinvestitionen getätigt. Bei internationalen institutionellen Anlegern ist Infrastruktur bereits ein fester Bestandteil der Asset Allocation, insbesondere in Australien und Kanada. So beläuft sich die Infrastruktur Allokation der Pensionskassen dieser Länder auf durchschnittlich 10 Prozent und in Einzelfällen sogar auf über 20 Prozent.

Einsparungen finanzieren Investitionen Ein weiterer Ansatz ist das sogenannte Performance Contracting. Diese Art der Finanzierung ist im Grunde nicht neu: Der Käufer bezieht von seinem Lieferanten keine Anlagen, sondern eine garantierte Dienstleistung. Das funktioniert so: Der Betreiber einer Industrieanlage, eines Gebäudes, eines Verkehrsbetriebs oder einer anderen energieverbrauchenden Einrichtung analysiert mit einem technischen Anbieter, welche Energieeinsparungen mit welchen Investitionen zu errei-


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Antoinette Hunziker-Ebneter ist CEO und Gründungspartnerin von Forma Futura Invest AG.

chen sind. Dafür braucht es einen kompetenten Technikpartner, der die projektierte Energieeinsparung garantieren kann, und einen Fonds, der die erforderlichen Massnahmen finanziert. Daraus lässt sich eine klar definierte Rendite errechnen, die sich das Unternehmen und die Fondsgesellschaft aufteilen. Der Fonds übernimmt die Finanzierung und stellt dem Unternehmen diese über eine Vertragsperiode von sechs bis zehn Jahren in Rechnung. Die Rechnung bezahlt das Unternehmen über einen festen Anteil der durch das Energieeinsparprojekt erzielten Einsparungen, der an den finanzierenden Fonds über die Vertragsperiode weitergeleitet wird. Ein erster, bereits operativer Fonds in diesem Bereich wurde vom Schweizer Finanzhaus SUSI Partners AG lanciert.

Weshalb wird dieses praktikable Modell noch nicht im grossen Stil umgesetzt? Erstens fehlt es in vielen Unternehmen und Institutionen an finanziellen Ressourcen, Budgets und Know-how, dieses Thema anzugehen. Zweitens zeigen die Erfahrungswerte, dass Energieeffizienzrenditen meistens unter 10 Prozent liegen und viele Unternehmen eine Kapitalrentabilität von mehr anstreben, was im aktuellen Tief- bzw. Null- oder gar Negativzinsumfeld allerdings zu überdenken ist. Und drittens muss meistens für Energie-Contracting mit erneuerbaren Energien eine Vertragslaufzeit von mindestens 10 bis 15 Jahren ausgehandelt werden, um die Investitionen zu amortisieren. Darauf lassen sich Industrieunternehmen selten ein. Interessant und lukrativ zur Finanzierung der Energiewende wird Performance Contracting, wenn als Bezugsgrösse nicht die verbrauchte, sondern die eingesparte Energie herangezogen wird. Auf diese Weise lässt sich mit Energieeffizienz ein neues, serviceorientiertes Geschäftsmodell entwickeln.

Bürger einbinden und beteiligen Bürgerbeteiligungen sind sowohl eine Finanzierungsquelle als auch ein interessantes Instrument, um die Akzeptanz eines Energieprojekts zu fördern. Für die Akzeptanz spielt die Fairness eine wichtige Rolle und wird vor allem durch Transparenz, Vertrauen und Partizipation gefördert. Die Beteiligung der Bürger am wirtschaftlichen Erfolg erhöht die gefühlte Fairness und verringert die gefühlte Asymmetrie von Vorteilen aufseiten des Energieversorgers und Nachteilen wie zum Beispiel Lärmbelästigungen oder die Störung des Landschaftsbilds aufseiten des Bürgers.

Die Entwicklung in Deutschland zeigt, dass Bürgerbeteiligungen grosse Summen an Kapital mobilisieren. Privatleute und Bauern besitzen fast die Hälfte der in Deutschland installierten Anlagen für erneuerbare Energie. Aus Sicht eines Energieversorgers droht der Bürger also, Marktanteile zu übernehmen. Andererseits bietet die Investitionsbereitschaft der Bürger den Energieversorgern unabhängig vom Beteiligungsmodell eine attraktive Finanzierungsquelle. Besonders kostengünstig sind Fremdkapitalmodelle bei grösseren Volumina, dann nämlich, wenn die relativ hohen und fixen Strukturierungskosten durch tiefe Zinsen überkompensiert werden. Deshalb sind Anleihen von Energieversorgern und Energie-Infrastrukturunternehmen seit jeher beliebt und werden auch stark genutzt. Zum Beispiel sind Obligationen von Swissgrid, Grande Dixence und Nant de Drance kotierte Wertpapiere, in die wir auch in unserer nachhaltigen Vermögensverwaltung Forma Futura Invest AG für unsere Kundinnen und Kunden investieren können, da sie erneuerbare Energien anbieten bzw. das wichtige Stromnetz zur Verfügung stellen und mit dessen Weiterentwicklung zur Energiewende beitragen. Das Interesse an diesen Anleihen lässt sich bei verantwortungsbewussten Investoren und Investorinnen zusätzlich erhöhen, wenn in den Vordergrund gestellt wird, dass die Gelder der Umsetzung der Energiewende dienen. Natürlich investieren wir bei Forma Futura Invest AG auch in Aktien von Unternehmen, die die Energie-


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Wandel braucht Leadership und aktive Mitwirkung

wende unterstützen. Dies sind Aktien zum Beispiel von ABB, Schneider Electric, Novozymes, Philips, Rockwool, Umicore, IBM, LEM und 3M. Die Performancevergleiche zeigen, dass Anlagen in Aktien und Obligationen von finanziell soliden und nachhaltigen Unternehmen gleich gut rentieren wie jene von konventionellen Unternehmen.

Über 500 Milliarden US-Dollar in Klimaanleihen Klimaanleihen sind den Eisenbahnanleihen des 19. Jahrhunderts oder den Autobahnanleihen der 1960erJahre ähnlich. Eine glaubwürdige Etikettierung von Klimaanleihen oder Green Bonds ist notwendig. Hierzu braucht es einen Konsens betreffend Kriterien, was einen Green Bond ausmacht. Ein erstes gutes Beispiel ist das «Climate Bonds Standards and Certification Scheme», ein von Investoren akzeptiertes Etikettierungsschema, das darauf hinzielt, Investoren Sicherheit in Bezug auf die Umweltglaubwürdigkeit einer Anleihe zu bieten.

Pfandbriefe und grüne Hypotheken Pfandbriefe sind Produkte, bei denen der Investor zwei Rückgriffmöglichkeiten hat: eine auf die Bilanz des Emittenten (meistens eine Bank), die andere auf eine Gruppe von Anlagen von hoher Qualität (meistens Hypotheken). Die «Climate Bond Initiative» hat vorge-

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schlagen, die bestehende Gesetzgebung der Pfandbriefe auf Investitionen in erneuerbare Energien zu erweitern, damit diese in die Pfandbriefanlageklassen der Banken integriert werden können. Eine alternative Strategie wäre, die Auswahlkriterien für Hypothekardarlehen, die von der bestehenden Pfandbriefgesetzgebung reguliert werden, so anzupassen, dass grüne Hypotheken von einer anderen Risikogewichtung profitieren als normale Hypotheken. Grüne Hypotheken müssten gewisse Kriterien in Bezug auf Energieeffizienz erfüllen. Mit nur geringen Veränderungen würde dies dazu beitragen, den grünen Pfandbriefmarkt wachsen zu lassen. Es gibt bereits Schweizer Banken, die unterschiedliche Zinssätze für grüne und konventionelle Hypotheken anbieten, was jedoch im aktuellen Tiefzinsumfeld schwieriger geworden ist.

Staats- oder Kantonsanleihen Der Staat könnte Anleihen für energiepolitische Ziele einsetzen. Zum Beispiel könnte die Schweiz eine Staatsklimaanleihe auflegen und so ihren Beitrag zum «UN Green Climate Fonds» leisten oder ihre Expansion in erneuerbare Energien finanzieren. Die Kantone könnten Klimaanleihen anbieten, deren Kapital für Investitionen in erneuerbare Energien bestimmt wäre. Diese Klimaanleihen würden es den Bürgern ermöglichen, in die lokale Energiegewinnung zu investieren und so die Akzeptanz für lokale Projekte zu erhöhen.

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Die Wende braucht neue Ideen, Impulse und Ansätze. Die Energiewende beschreibt keine geringfügige Anpassung einer Entwicklung, die ohnehin schon läuft und/oder ein Selbstläufer wird. Der Umstieg auf die erneuerbaren Energien wird ja oft auch «4. Revolution» genannt. Die Energiewende braucht insbesondere auch die aktive Mitwirkung aller Beteiligten. Dem Staat und der Finanzwirtschaft fallen Schlüsselfunktionen zu. Der Staat muss unter der Prämisse eines systemischen Ansatzes langfristig verlässliche Rahmenbedingungen schaffen, die Investitionen auslösen und dabei Innovationen belohnen. Die Finanzwirtschaft hat die Option und auch die Verpflichtung, über neue Finanzierungsmodelle das Kapital für die Energiewende bereitzustellen. Die Schweiz als politisch stabiles, finanzstarkes, technologisch führendes und bereits dezentral organisiertes Land bietet beste Voraussetzungen, die Energiewende voranzutreiben, um so die sich bietenden Chancen optimal zum Wohle des Landes zu nutzen. Die aktive Mitwirkung der Industrie ist für diesen Wandel unverzichtbar. In der Schweiz sind bereits viele Akteure in Führung gegangen wie Universitäten, Hochschulen, die EMPA, Kantone und Städte und nicht zuletzt der Bundesrat. Auf dass auch immer mehr Schweizer Unternehmer und die Banken ihren Teil der LeadershipVerantwortung wahrnehmen und die Bürger und Bürgerinnen ebenfalls zu verantwortungsbewussten Energieverbrauchern und -produzenten werden. ■


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Energieausblick: Finanzierung

Was kostet uns die Energie? In seinem Buch «Kraftwerk Schweiz – Plädoyer für eine Energiewende mit Zukunft» beschreibt ETH-Professor und Unternehmer Anton Gunzinger, wie das Energiesystem der Schweiz funktioniert und wie er es für die Zukunft umbauen würde. Der promovierte Elektroingenieur und Entwickler von Supercomputern beschreibt anschaulich die verschiedenen Szenarien – und berechnet die entsprechenden Kosten.

Das Buch «Kraftwerk Schweiz» von Anton Gunzinger ist kürzlich im Zytglogge Verlag erschienen (ISBN 978-3-72960888-7, 312 Seiten, CHF 36.00, www.zytglogge.ch).

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it der Zustimmung zur Energiestrategie 2050 im Nationalrat im vergangenen Dezember, stehen die Debatten im Ständerat noch bevor. Die Frage nach den Kosten wird – wie im Nationalrat – im Zentrum der Beratungen stehen und damit, wer für was bezahlen soll. Die Meinungen über das zu wählende Energieszenario für die Schweiz gingen weit auseinander, schreibt Anton Gunzinger. Einige seien der Ansicht, Atomenergie sei auch künftig die beste und billigste Energieform. Andere seien überzeugt, dass die Schweiz komplett mit erneuerbaren Energien versorgt werden könne. Da sich die Ansichten teilweise stark widersprechen würden, wollte er selbst herausfinden, was Sache sei. Gunzin-

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ger hat mit den Mitarbeitenden seiner Firma Supercomputing Systems AG ein Energiemodell entwickelt, mit dem er unterschiedlichste Szenarien abbilden und simulieren konnte. Die Berechnungen zeigen, ob zu jedem Zeitpunkt genügend Energie verfügbar ist, wie hoch die Systembelastungen und –verluste sind und wie viel das jeweilige Szenario volkswirtschaftlich kostet. Er rechnete auch sein persönliches Wunschszenario mit 100 Prozent erneuerbarem Strom. «Dass sich die Schweiz tatsächlich vollumfänglich und bei Bedarf eigenständig mit erneuerbarem Strom versorgen kann, war für mich dann doch ein höchst überraschendes Resultat.» Den Grundstein dafür hätten unsere Vorfahren mit dem Bau der zahlreichen Stauseen in unserem Land gelegt. Und auch Anton Gunzinger staunte: «Alle simulierten Szenarien liegen bezüglich der

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volkswirtschaftlichen Kosten in einem sehr vergleichbaren Rahmen.» Als Nächstes simulierte er das gesamte schweizerische Energiesystem unter Einbezug der mächtigen Energiefresser Wärme und Mobilität. Wiederum kam dabei Erstaunliches heraus: «Mit dem Umstieg auf erneuerbaren Strom in den Bereichen Wärme und Mobilität kommen wir auch in Zukunft mit der heute benötigten Strommenge aus, wenn wir unsere Hausaufgaben machen.» Dies seien: 1. Gebäude gut isolieren, 2. Wärmepumpen einsetzen, 3. Elektrofahrzeuge benützen, 4. auf unnötige Fahrten verzichten und 5. Strom sparen, wo es auf einfache Weise möglich sei. Und was kostet das alles? «Das Resultat war auch für mich überraschend.» Wenn wir davon ausgehen, dass sich die Öl- und Gaspreise in den nächsten 20 Jahren – ungeachtet temporärer Tiefs – ähnlich

Konsumenten zahlen Die Ansichten zu den Kosten der Energiewende sind konträr, wie die Podiumsdiskussion am Lifefair Forum «Energiewende: wie finanzieren» vom vergangenen März in Zürich zeigte. Der Bundesrat spricht von Investitionen von rund 200 Milliarden Franken, die zur Umsetzung der Energiewende bis zum Jahr 2050 nötig sind. Die SVP spricht nicht von Investitionen, sondern von Kosten, und der Wirtschaftsverband Economiesuisse von zusätzlichen Belastungen. Für Jasmin Staiblin, CEO Alpiq, ist klar: «Die Energiewende kostet uns nicht zusätzliche 200 Milliarden.» Das Energiesystem koste so oder so etwas, lautete ihre Begründung. «Die Kraftwerke sind alt, die Netze sind alt. Hier muss kräftig investiert werden, nicht nur wegen der Energiewende.» Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz, rechnete anders: «Jahr für Jahr geben wir zwölf Milliarden Franken für den Import von Energieträgern wie Öl, Gas und Uran aus», sagte sie. Ohne Energiewende summiere sich das bis zum Jahr 2040 auf über 250 Milliarden Franken. Sicher scheint heute einzig, so das Fazit der Podiumsdiskussion, dass die Kosten von den Konsumenten bezahlt werden.


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entwickeln werden wie in den vergangenen 50 Jahren, fahren wir mit erneuerbaren Energien künftig Hunderte von Milliarden Franken günstiger als mit dem Status quo der fossilen Brennstoffe.

Risiken und verdeckte Kosten Die fünf Kernkraftwerke in der Schweiz, die nach dem Willen des Bundesrats ab 2019 gestaffelt vom Netz gehen, müssten abgebaut und die radioaktiven Abfälle sicher deponiert werden. Rechnet man die effektiven Kosten für Stilllegung und Entsorgung, müssten wir für Atomstrom fast dreimal so viel zahlen wie heute. Derzeit erfülle nur das KKW Gösgen sämtliche Sicherheitsstandards der International Atomic Energy Agency (IAEA), die für Neuanlagen gelten. Bei den anderen Schweizer KKW bestehe, gemessen an den aktuell strengsten Standards, nach wie vor ein Sicherheitsrisiko. Laut Gunzinger dürften die

Risiken der «fast schon maroden Reaktoren» nicht unterschätzt werden. Ein schwerer Reaktorunfall im dicht besiedelten Schweizer Mittelland wäre gravierend, die Kosten dafür immens und die Betreiber auf der Stelle bankrott. «Es ist fahrlässig, dass unsere KKW so schlecht versichert sind», schreibt Gunzinger. Auch der Verkehr zahle nicht für die wahren Kosten. Steuerzahler subventionierten die individuelle Mobilität mit über neun Milliarden Franken pro Jahr. Der Steuerzahler oder die Steuerzahlerin zahlt für jeden Franken Benzin rund zwei Franken zusätzlich für Strassenbau und -unterhalt sowie Unfall- und Polizeikosten der Automobilisten bei. «Rechnen wir eine Abgeltung für die Gemeingüter Raum, Ruhe und Luft hinzu, wäre der Benzinpreis bei über 10 Franken pro Liter. Anton Gunzinger fasst seine Berechnungen so zusammen: «Der Umstieg auf erneuerbare Energien

ist volkswirtschaftlich, betriebswirtschaftlich, ökologisch und sicherheitspolitisch sinnvoll.» Für eine erfolgreiche Energiewende brauche es vor allem eine transparente Kostenrechung und langfristiges Denken. ■

Infos Anton Gunzinger ist ETH-Professor und gründete 1993 die Firma Supercomputing Systems AG, Zürich, die die Entwicklung und Vermarktung von Supercomputern zum Ziel hatte. Heute entwickelt das Unternehmen mit seinen rund 100 Mitarbeitenden kundenspezifische Produkte in unterschiedlichsten Kompetenzbereichen für internationale Auftraggeber. Autor: Hansjörg Wigger

IM NOTFALL n BEI HEIZUNGSSANIERUNGEN n ZUR BAUAUSTROCKNUNG n VON 22 kW BIS 1'400 kW n DIE ERFAHRUNG DER ERFINDER MIT DEM ENGAGEMENT EINES FAMILIENBETRIEBS – SEIT 1990

VERMIETUNG MOBILER HEIZ- UND WARMWASSERZENTRALEN GROSSÄCHERSTRASSE 23 | CH-8104 WEININGEN ZH T 044 750 66 50 | F 044 750 17 10 | INFO@WAERMEMOBIL.CH


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Energieausblick: Sauberer Treibstoff aus überschüssigem Wind- oder Solarstrom

Schlüsselenergie der Zukunft Unsere Energieversorgung steht vor grundlegenden Veränderungen. In erster Linie geht es darum, den CO2-Ausstoss zu minimieren und von fossilen und nuklearen Energieträgern zu erneuerbaren zu wechseln. Dabei ist auch die Automobilindustrie gefragt. Neben der Einführung von Fahrzeugen mit neuen Antriebssystemen ist auch die Bereitstellung entsprechender Treibstoffe zentral. Am Technology Briefing der Empa zeigten im März Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Industrie und Forschung, wie dies gehen könnte.

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nergiepolitiker, Vertreter der Automobil-, Energie- und Finanzbranche und Forschende sprachen am Technology Briefing «Power to Gas» über die Potenziale und Herausforderungen «synthetischer» Treibstoffe. Das sind Energieträger wie Wasserstoff oder Methan, die aus temporär überschüssigem Strom erzeugt werden, etwa im Sommerhalbjahr oder aus zeitweise im Strommarkt nicht mehr rentabler Wasserkraft. Im Power-to-Gas-Konzept wird der Strom im ersten Schritt via Elektrolyse von Wasser in Wasserstoff (H2) umgewandelt, der dann entweder direkt genutzt oder aber in einem zweiten Schritt katalytisch mit Kohlendioxid (CO2) in Methan (CH4) umgewandelt wird. Der Vorteil von Methan ist, dass Überschussstrom aus dem Sommerhalbjahr im vorhandenen Gasnetz über Monate gespeichert und so auch im Winter zum CO2-neutralen Betrieb von Gasfahrzeugen genutzt werden kann. Eine grosse Herausforderung im Bereich erneuerbarer Energie ist dabei die Wirtschaftlichkeit. Erneuerbare Energie ist «per se» bereits teurer als fossile. Wird sie gespeichert, steigen die Kosten weiter – erst recht, wenn es sich dabei um eine langfristige, z. B. saisonale Speicherung handelt. Daher sind gut durchdachte Strategien gefragt, um «Power-to-Gas» wirtschaftlich zu machen. Oder wie es der Empa-Forscher Andreas Borgschulte ausdrückt: «Die Umwandlungen in synthetische Energieträger sind nicht nur ein Energie-, sondern vor allem auch ein Geldproblem». Das

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So funktioniert Power to Gas.(E. Wanner, www.ezs.ch)

Schweizer CO2-Gesetz bietet die Basis für einen solchen Business Case, denn sie zwingt die Automobilbranche zu weitreichenden CO2Reduktionsmassnahmen. Christian Bach von der Empa-Abteilung «Fahrzeugantriebssysteme» liefert

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Zahlen: «Das Nichteinhalten der Grenzwerte führt zu hohen Sanktionen für die Automobilhersteller, die alleine für das laufende Jahr auf 50 bis 80 Millionen Franken geschätzt werden.» Und das mit steigender Tendenz. Die Automobilin-

Das Projektfahrzeug hy.muve vom Hersteller Bucher Schörling.


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Wasserstoffbetriebenes Kehrfahrzeug Die Kombination von erneuerbar – also kohlenstofffrei und ohne Verbrauch endlicher Ressourcen – erzeugtem Wasserstoff und einem elektrischen Brennstoffzellen-Fahrzeugantrieb mit hohem Wirkungsgrad ist verlockend, technisch jedoch anspruchsvoll und vom Betrieb her mit einigen Umstellungen (z. B. Sicherheitsvorkehrungen, Betankung) verbunden. Daher spielen bei der Markteinführung von Wasserstoffantrieben geeignete Nischenanwendungen als Toröffner eine wichtige Rolle. Im Projekt hy.muve (hydrogen-driven municipal vehicle) wurde ein Kompaktkehrfahrzeug mit Wasserstoffantrieb entwickelt, das anschliessend während 18 Monaten in verschiedenen Schweizer Städten und Gemeinden erpobt wurde. Neben dem Technologieverhalten unter realen Bedingungen werden auch sozio-ökonomische Studien durchgeführt, um eine Markteinführungsstrategie für Wasserstoffantriebe in der Schweiz zu entwickeln. www.empa.ch.hy.muve

Tellerrand schauen», so Reiner Mangold von der Audi AG. Als Pionier im Bereich synthetischer Treibstoffe hat Audi ein Gesamtkonzept für eine CO2-freie Mobilität entwickelt. Dieses beinhaltet verschiedene Antriebe und Treibstoffe. Als erstes Antriebskonzept in diesem Bereich setzt Audi auf den Gasantrieb und hat in Zusammenarbeit mit Etogas eine grosse Power-to-Gas-Pilotanlage in Norddeutschland realisiert. Lebenszyklusanalysen zeigen, dass Gasfahrzeuge, die mit aus Windstrom erzeugtem Methan betrieben werden, vergleichbare CO2Emissionen aufweisen wie mit Windstrom betriebene Elek-trofahrzeuge. Pilotanlagen, die aus erneuerbarem Strom diesel- oder benzinähnliche Flüssigtreibstoffe herstellen, sind ebenfalls Teil der Strategie von Audi.

Grosses Potenzial – aber nicht ausgeschöpft dustrie hat nun die Wahl: Bezahlt sie jährlich hohe Bussen oder investiert sie in erneuer-bare Energie? Was der Umwelt schlussendlich mehr nützt, ist dabei schnell klar. Klar ist aber auch, dass Investitionen in erneuerbare Energien nur dann erfolgen, wenn die Automobilhersteller die nachgewiesene CO2-Minderung im Rahmen der Flottenemissionsregelung anrechnen können – ein Bereich, in dem Politik und Verwaltung zurzeit arbeiten. «Wenn uns die CO2-Senkung wichtig ist, müssen wir über den

Alle Technologien, um synthetische Treibstoffe herzustellen, basieren zunächst auf Wasserstoff. Deshalb sind Wasserstoff-Fahrzeuge von wachsendem Interesse. Insbesondere für Busse, Kommunalfahrzeuge, Nutzfahrzeuge im Verteilverkehr und grössere Personenwagen könnte Wasserstoff ein interessanter Treibstoff werden. Das Potenzial, bei Elektrolyse, Methanisierung und bei den Brennstoffzellen einerseits die Effizienz zu steigern und dabei gleichzeitig die Kosten zu senken, ist noch längst nicht ausgeschöpft. Das Paul Scherrer Institut (PSI) forscht in diesen Bereichen. In

gemeinsamen Pilotanlagen entwickeln und untersuchen Empa- und PSI-Forschende die Technologien der Zukunft. Abschätzungen der Empa zeigen: Würde nur die Hälfte des prognostizierten überschüssigen Stroms als Treibstoff genutzt, liessen sich damit mehrere 100 000 Fahrzeuge CO2-neutral betreiben. Könnte diese CO2-Reduktion im Rahmen der Flottenemissionsregelungen angerechnet werden, wäre dies sogar ohne Subventionierung oder sonstige Fördermassnahmen möglich. ■

Gas-Fahrzeuge holen auf Erdgas-/Biogas-Fahrzeuge haben in den letzten zehn Jahren einen Wechsel von umgerüsteten Benzinfahrzeugen auf moderne, turboaufgeladene Verbrennungsmotoren erlebt. Aufgrund der hohen Klopffestigkeit von Methan weisen sie im Gasbetrieb teilweise gar höhere Leistungen auf als im Benzinbetrieb. Sie erreichen heute im Gasbetrieb Reichweiten von 400 bis 500 Kilometer und verfügen auch über einen Benzintank, der die Reichweite etwa für Ferienreisen nochmals deutlich erhöht. Die weltweit rund 18 Millionen Gasfahrzeuge und die 22 000 Gastankstellen zeigen zudem, dass gegenüber Benzin- und Dieselfahrzeugen kein erhöhtes Sicherheitsrisiko besteht, obwohl die Fahrzeuge ausserhalb Europas zu einem grossen Teil auf relativ alten Umrüsttechnologien und die Tankstellen auf deutlich geringeren Sicherheitsstandards beruhen. Im Rahmen eines breit angelegten Stakeholder-Dialogs diskutierten und analysierten Vertreter aus Verbänden, Importeuren, Behörden und Forschungsinstituten an der Empa die Potenziale von Erdgas-/BiogasFahrzeugen im Zusammenhang mit der Schweizer Energiestrategie und der hiesigen CO2-Gesetzgebung. Die Ergebnisse sind in einem Bericht zusammenfasst auf www.elektrotechnik.ch.


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Wärmebildkamera als Schnäppchen gekauft

Wärmebilder: jeder kann’s – wirklich? Noch vor wenigen Jahren gab es kaum Wärmebildkameras (auch Thermografie- oder Infrarot-Kameras genannt) unter 3000 Franken zu kaufen – jetzt werden solche deutlich unter 1000 beworben und es heisst, jedermann kann die einfach nutzen. Aus der Erfahrung wissen wir instinktiv: Wunder geschehen selten. Selbst mit einer normalen Fotokamera will das Schiessen von aussagekräftigen Fotos gelernt sein. Dies gilt noch ausgeprägter bei Wärmebildern, da spielt nämlich viel Physik hinein!

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s ist offensichtlich, die Preise von Wärmebildkameras sind in den letzten Jahren signifikant gesunken und dies trotz immer besserer Leistung derselben. Doch wer jetzt glaubt, mit einem Schnäppchen selbst ins Gebiet der Wärmebilder vordringen zu können, wird mit grosser Wahrscheinlichkeit Enttäuschungen erleben. In speziellen Situationen lassen sich Problemstellen finden – aber auch nicht mehr. Der Einsatz von Wärmebildkameras hat sich in den letzten Jah-

ren stark ausgeweitet. Gründe dafür sind einfach zu finden. Die Thermografie ist die einzige Methode, die es erlaubt, im normalen Anlagenbetrieb berührungslos Leitungen, Komponenten aber auch Unregelmässigkeiten aller Art ohne die geringste Einflussnahme zu untersuchen: • In der Elektrotechnik werden überhitzte Stellen in der Energieerzeugung, Energieübertragung und Energieverteilung bereits in unkritischem Stadium entdeckt

• Bei der Gebäudeheizung lassen sich Konstruktions- und Isolationsmängel finden • Im Sanitär- und Heizungsbereich können Rohre in Wänden und Böden und anderes sichtbar gemacht werden • Ursachen von Schimmel und Lecks lassen sich teilweise nur über Wärmebilder lokalisieren

Meilensteine der Thermografie Es gilt grundsätzlich: Konkurrenz belebt das Geschäft und drängt Firmen dazu, ihre Produkte stets wei-

1: Thermografie bei einem Schaltschrank: Die Daten der Extech-Stromzange werden per Bluetooth in das Wärmebild integriert. Die Flir T-Serie-Kamera überträgt die WärmebildAufahmen per WLAN an ein Tablet-PC. (Quelle: Flir)

Infos www.thech.ch www.electrosuisse.ch Autor: Raymond Kleger

Elektrotechnik ET/HK-Gebäudetechnik Extra 7/2015

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2: Problemstellen werden bei Überblendung mit Sichtbildern viel klarer lokalisiert. Links: Reines Wärmebild, rechts 50% Wärmebild überlagert mit 50% Sichtbild. (Quelle: Fluke)

3: Durch natürliche Bewegung der handgehaltenen Kamera gewinnt UltraMax mehr «Pixeldaten des Zielobjekts «, die Pixelauflösung erhöht sich stark. Wahrer Messwert links ist 48,9 °C, einmalige Messung Mitte ergibt 37,6 °C, mit UltraMax 47,8 °C (Auswertung von 16 Bildern in 1 Sekunde). (Quelle Flir)

terzuentwickeln, sonst verschwinden sie vom Markt. Wärmebildkameras haben sich in der Technik und Handhabung markant verbessert. Ein paar wichtige Meilensteine seien hier erwähnt: • Das Überlagern eines normalen Fotos im Sichtbereich mit dem Wärmebild erlaubt kritische Bereiche mit Hotspots problemlos exakt zu orten. Beispielsweise ist damit der Heizrohrverlauf im Boden viel sicherer mit der Überlagerung eines normalen Sichtbildes zu finden, damit der Bohrer auch ja kein Wasserrohr verletzt. • Bei gleichem Preis der Kameras haben sich die Auflösungen verbessert, auch dies hilft wesentlich zur genauen Ortung und Messung eines Hotspots oder kleineren Objekts • Die Software in den Kameras ist verbessert worden. So wird die Darstellung des Bildes mit Falschfarben automatisch schon sinnvoll, lässt sich aber ganz einfach nach Bedarf anpassen, damit der kritische Bereich wunschgemäss erscheint. • Ein Laserpointer zeigt den Fokus

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Darf’s ganz billig sein?

Ist doch ein Gedanke wert, die Elektro- oder Sanitärinstallation durch ein paar Leute aus der Ukraine vornehmen zu lassen, die arbeiten noch so gerne für weniger als 1000 Franken im Monat. Ihre Fähigkeiten bewegen sich allerdings auf einem ganz anderen Niveau als bei uns, denn in ihrem Land gibt es keine Berufslehre. In der Schweiz, Deutschland und Österreich ist das handwerkliche Niveau deshalb so gut, weil es Berufslehren gibt, diese sind einzigartig auf der Welt. Doch in der Thermografie, so man gewissen «Seelenverkäufern» glaubt, soll dies nun ganz anders sein. Mit einfachsten Werkzeugen, beispielsweise mit einer Seek Thermal Camera als Aufsatz fürs iPhone, gelingen aussagekräftige Bilder im Handumdrehen. Sicher?

Warum ist Thermografie heikel? Bei der normalen Fotografie sind wir es gewohnt, dass selbst einfachste Kameras viele Automatismen bieten. Bei der Thermografie ist das anders. Da kann keine Software einfach in der Stellung «automatisch» schon vieles lösen. Wer-

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den gewisse Störfaktoren nicht beachtet, sind Bilder wertlos, ja sie gaukeln völlig falsche Messergebnisse vor. Warum das so ist? • Spiegelbild: Glänzende Oberflächen können das Spiegelbild des Thermografen oder Objekten reflektieren und dies führt zu Fehlmessungen. • Überhitzte Klemme: Die Höhe des Stroms ist entscheidend, bei 150% Nennstrom darf eine Klemme warm sein, nicht aber bei 50%. • Wind: Bei Aussenaufnahmen darf kein Wind über 1 m/s blasen, sonst sind die Messergebnisse stark verfälscht. • Schnee, Regen: Es sind keine sinnvollen Wärmebilder bei Regen und Schnee möglich, weil beide je nach Stärke einen gewaltig kühlenden Effekt auf das Messobjekt haben. • Abstand zum Objekt: Je grösser der Abstand, desto höher muss die Auflösung der Kamera sein – hochauflösende Wärmebildkameras sind aber teuer. • Kameratemperatur: Die Kamera sollte aufgewärmt und an die Umgebungstemperatur angepasst sein, Kondenswasser auf der Linse führt zu Fehlmessungen. • Glänzende Objekte: Ein blankes Kupferteil verfügt über 150 °C, die Kamera kann aber problemlos nur 40 °C anzeigen. Solche Probleme zu umgehen lernt man beispielsweise schon in einem Tageskurs. • Einfluss der Sonne: Aussenaufnahmen an Gebäuden gelingen grundsätzlich erst einige Stunden nach Sonnenuntergang, weil die solare Strahlung erheblichen Einfluss hat. Diese wenigen Punkte sollten Leser überzeugen, dass ohne physikalisches Thermografie-Grundwissen vernünftige Messergebnisse eher die Ausnahme sind.

Thermographie in Elektrotechnik Ob Maschine oder Anlage, bei korrekter Funktion stellen sich charakteristische Temperaturen ein. Ein erhöhter Strom erwärmt eine Leitung oder Wicklung stärker, das weiss jeder Elektroinstallateur.


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Schlechte Übergangswiderstände bei Klemmen in der Verteilung, bei Schützen, Leitungsschutzschaltern und vielem mehr, führen ebenfalls zu erhöhten Temperaturen. Was ist noch normal? Diese Frage kann nur beantworten, wer über elektrotechnisches Fachwissen und auch Anlagekenntnis verfügt! Wenn beispielsweise ein Anschluss beim Leitungsschutzschalter bei 50% des Nennstroms heiss ist, liegt ein gravierender Fehler vor. Damit wird jedem Leser klar, auch die Höhe des Stromes zu kennen ist wichtig. Nebenbei, Flir und Fluke erlauben mittels einer Strommesszange über eine Drahtlosverbindung den gemessenen Strom zur Wärmebildkamera zu übertragen. Dies vereinfacht die Interpretation des Bildes und vor allem das Erstellen des Berichts.

Einsatz im Sanitär/ Heizungsbereich Die Technik der Thermografie hilft beim Lokalisieren von Leitungen

und Rohren auch wenn diese Unterputz oder im Boden verlegt sind. Ein Wärmebild hilft auch festzustellen, ob eine Undichtigkeit vorliegt. Dies funktioniert bei Kalt- und Warmwasserleitungen, Fussbodenheizungen und bei Abwasserleitungen (Bild 4). Ein Wärmebild kann auch Fehlzirkulationen bei Heizungsrohren aufzeigen. Diese lassen sich durch einen hydraulischen Abgleich dann beheben oder mindestens verkleinern. Über Wärmebilder können auch Ventile auf ihre Funktion überprüft werden. Und was bereits erwähnt wurde, eine Thermografie-Inspektion hilft Schimmelbefall vorzubeugen, indem eine zu hohe Feuchtigkeit im Mauerwerk, in Fussböden als auch an Decken erfasst wird. Über Wärmebilder lassen sich Problemstellen lokalisieren und Oberflächentemperaturen messen (Bild 5). Die Temperaturunterschiede innerhalb einer fotografierten Oberfläche können winzig sein, lassen aber klar Problemstellen erkennen.

Nur das Beste gut genug?

Sicher nicht, sondern je nach Einsatz einer Wärmebildkamera muss diese über bestimmte Eigenschaften verfügen. Wenn der Anschaffungspreis keine Rolle spielt, lässt sich natürlich fast jeder Aspekt abdecken. Im Normalfall diktiert aber der Temperaturbereich, die Bildauflösung, die Handhabungskomplexität und natürlich der Anschaffungspreis die Kamerawahl. Eines ist aber immer zu beachten, die Kamera muss den Temperaturbereich der Untersuchungsobjekte abdecken. Obwohl die Zahl verkaufter Wärmebildkameras stark gestiegen ist, liegen die Stückzahlen nach wie vor im Promillebereich von Normalkameras. Bei Normalkameras kommt bei der Linse Kunststoff oder Glas zum Einsatz, bei einer Wärmebildkamera sind solche aus dem extrem teuren Germanium notwendig. Der Sensor in einer Wärmebildkamera, der die Wärmestrahlen in elektrische Signale ver-


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4: Fussbodenheizung, aufgenommen mit Wärmebildkamera. (Quelle Flir)

5: Luftzirkulation bei Fenster. (Quelle Transmetra)

wandelt, ist ebenfalls deutlich kostspieliger als ein CMOS-Sensor für eine Fotokamera, er muss, nebenbei, für die gleiche Auflösung auch etwa zehnmal so gross sein. Preisgünstige Wärmebildkameras haben Auflösungen von rund 20 000 Pixeln, selbst billige Fotokameras erreichen 10 Millionen.

Lokalisierung Fehlerstelle Manchmal ist es gar nicht so einfach in einem Wärmebild die fehlerhafte Stelle korrekt zu lokalisieren, denn ein Wärmebild ist von der Auflösung her beschränkt. Die Problemstelle exakt zu finden funktioniert viel besser, wenn das Wärmebild mit einem normalen Sichtbild kombiniert wird. Gewisse Kameras erlauben das Wärmebild und Sichtbild beliebig zu überblenden (Bild 2). Fluke nennt diese Technik IR-Fusion-Technologie. Flir wendet eine andere Technik an, sie heisst MSX (Multi Spectral Dynamic Imaging); dies funktioniert mit einer neuen

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zum Patent angemeldeten Technologie. MSX integriert in Echtzeit Wärmebild-Videodaten, die mit Bilddaten aus dem sichtbaren Bereich optimiert werden. Die Wärmebilder erreichen eine hervorragende Klarheit. Problemstellen sind gut sichtbar ohne Einbusse bei den radiometrischen Daten. Bild 3 zeigt die Wirkungsweise der UltraMax-Funktion von Flir. Links in Bild 3 ist ein Wärmebild mit exakt eingeblendetem Messwert. In der Mitte erfolgte eine einmalige Messung aus zu grosser Distanz für die Auflösung der Kamera, der berechnete Messwert des Hotspots ist falsch. Rechts machte die Kamera innerhalb einer Sekunde 16 Aufnahmen, durch die natürliche Handbewegung ist jedes Bild leicht verschoben. Die 16 Bilder fügt der Prozessor in der Kamera zu einem Bild zusammen. Weil die Auflösung damit stark steigt, ist der berechnete Messwert jetzt fast perfekt.

Hoch isolierte Häuser Erhöhte Anforderungen an die Isolation von Gebäuden haben einen Boom für den Einsatz von Wärmebildkameras ausgelöst. In der Schweiz ist jedes neu gebaute Haus ein Niedrigenergiehaus. Noch weiter gehen die Anforderungen bei Passivenergiehäusern, diese sind extrem gut isoliert und dürfen keine Wärmebrücken in den Aussenwänden aufweisen; bei der Lüftung kommen Wärmetauscher zum Einsatz. Passivenergiehäuser benötigen bis zu 90% weniger Heizenergie als konventionelle Wohngebäude. Um die versprochene Isolationsfähigkeit zu garantieren, dienen Wärmebildkameras. Ein Wärmebild offenbart beispielsweise Wärmebrücken in der Aussenhülle gnadenlos. Allerdings muss der Thermograf richtig messen, nämlich in der Nacht bei bedeckten Himmel und möglichst ohne Wind.

Thermografie-Drohne Neu sind auch thermografische Untersuchungen aus der Luft möglich. Eine Wärmebildkamera ist dazu an

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einer Drohne montiert und hilft beispielsweise bei einer Photovoltaik-Anlage das defekte Panel zu finden. Auch bei Freileitungen lassen sich heisse Stellen leicht lokalisieren und die Feuerwehr findet eine noch mottende Stelle im Nu. Beni Riedi von der Schweizer emitec Messtechnik AG hat zusammen mit Marc Baumann von der Helipro GmbH, die Technik mit der Drohne entwickelt. Wegen der recht grossen Messdistanz kommt nur eine teure High-End-Kamera mit hoher Auflösung infrage. Dies wiederum setzt eine sehr zuverlässige Technik bei der Drohne voraus, denn bei einem Absturz sind schnell 10 000 Franken vernichtet. Die Drohne arbeitet mit Elektromotoren bis in Höhen von 150 m.

Fazit Die Temperaturmessung von Oberflächen hat die Analysemöglichkeiten in vielen Bereichen revolutioniert. Heisse Kabel oder Kontakte, Lage von Wasserleitungen in Wänden und Böden, Ursachen für Schimmel oder Wasserlecks, Konstruktionspfusche bei der Isolation, Lagerschäden bei Motoren und vieles mehr, sind über die Thermografie viel leichter zu finden. Im Elektro-, Sanitär- und Heizungsbereich gibt es viele Möglichkeiten, Wärmebildkameras mit Erfolg einzusetzen. Anders als bei der Fotokamera ist es bei der Wärmebildkamera aber nicht möglich, einfach den «grünen Knopf für vollautomatische Bildaufnahme» zu drücken. Man muss die Grundlagen der Strahlungsphysik und die Physik hinter der Anlage verstehen, Grenztemperaturen der Anlage und spezielles Verhalten bestimmter Materialien kennen. Deshalb bieten fast alle Anbieter von Wärmebild kameras Kurse an. Weiterführend geht der Thermographie-Verband Schweiz (www. thech.ch), er fördert mit seinen Standards die Qualität von Wärmebildberichten bzw. Aufnahmen für die Sektoren Bau und Elektro und definiert darüber hinaus Anforderungen an die Kamera und den Thermografen. Hier sind umfassende Ausbildungen möglich. ■



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Die Transmetra GmbH beschäftigt zertifizierten Elektrothermografen nach EN473 Stufe 2

Elektrothermografie – wenn schon richtig! Elektrische Versorgungsysteme sind kritische Betriebsmittel und werden oft in ihrer Wichtigkeit für die Wertschöpfung im Unternehmen unterschätzt, egal ob in der Produktion oder Dienstleistung. Fehler treten meistens bei Anschlüssen und Verbindungsstellen auf – die Thermografie hilft diese zu finden!

L

aut Brandursachenstatistik des VKF (www.vkf.ch) liegt die «Elektrizität» mit rund 25 % der Schadensbilanz auf Platz eins. Versicherer reagieren darauf teilweise mit höheren Prämien, wenn der Versicherte keine regelmässigen thermografischen Inspektionen seiner elektrischen Anlagen durchführt.

Lohnenswerte Inspektionen Die Elektrothermografie hat sich in den letzten Jahren zu einer zuverlässigen und trotzdem bezahlbaren Messtechniksparte entwickelt. Allerdings muss der Elektrothermograf über entsprechendes Fachwissen in der Elektrotechnik als auch Strahlungsphysik verfügen. Es genügt eben nicht nur ein «Bildli» zu schiessen, sondern der Elektrothermograf muss die Wärmebilder richtig einordnen können. Die Bewertung thermischer Auffälligkeiten macht einen erheblichen Teil der

Lastschalter mit thermischer Auffälligkeit am oberen Anschluss.

Arbeit einer Inspektion aus. Eine falsche Beurteilung der Wärmebilder kann weitreichende finanzielle Folgen haben! Die richtige Kamera und die inspizierende Person tragen viel zum Erfolg der Inspektion bei. Aus Erfahrung wissen die Spezialisten von Transmetra, dass nicht selten falsche Wärmebildkameras angeschafft werden. Für die Elektroinspektion ist beispielsweise eine Kamera mit Fixfokussystem ungeeignet.

Weiterbildung Glaubt man gewissen Internetforen, bestellt man eine Thermografiekamera für ein Schnäppchen im Internet, packt diese aus und legt mit Erfolg los. Doch die Praxis zeigt: In der Elektrothermografie ist es definitiv nicht so. Eine Weiterbildung ist unumgänglich. Im Elektrobereich ist der korrekte Einsatz der Kamera zusammen mit der richtigen Interpretation der Bilder das A und O um vernünftige Aussagen zum Stand der Anlage machen zu können. Transmetra GmbH ist FlukeFachpartner und Mitglied im Thermografie Verband Schweiz. Die Kunden von Transmetra profitieren von ausgewiesenem Fachwissen für die Beratung, Schulung und Support aus einer Hand, egal ob eine Wärmebildkamera gekauft oder gemietet wird. Die Transmetra Kameraspezialkits sind exakt auf die Bedürfnisse der Elektrothermografie abgestimmt. Tagesseminare «Grundlagen der Elektrothermografie» bieten einen fundierten

Markus Treichler

Einstieg in die korrekte Beurteilung von Wärmebildern an elektrischen Systemen. Kurse werden auf Wunsch auch vor Ort im Betrieb durchgeführt. ■

Infos Transmetra GmbH 8247 Flurlingen Tel. 052 624 86 26 www.transmetra.ch info@transmetra.ch

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Bei einer Betriebsbegehung werden die wichtigsten Energiedaten erfasst. (Fotos: act/Bernard van Dierendonck)

Energieanalysen und Zielvereinbarungen – Beispiele aus der Praxis mit KMU

Energieeffizienz ist bares Geld Energie, ob elektrisch oder fossil, wird teurer. Das bekommen die Schweizer KMU und insbesondere die Grossverbraucher immer mehr zu spüren. Erfreulich aber ist, dass sich heute Sparbemühungen doppelt lohnen: Denn neben tieferen Energiekosten können sich Unternehmen von Gebühren befreien lassen, wenn sie mit dem Bund eine Zielvereinbarung abschliessen. Inzwischen sind es zwei Energieagenturen, die den Unternehmen dabei unter die Arme greifen.

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ndustrie, Gewerbe und der Dienstleistungssektor brauchen zusammen ungefähr ein Drittel der in der Schweiz verbrauchten Energie, und zwar nur bei der Produktion und den Gebäuden. Gewerbebetriebe wenden mehr als die Hälfte der Energie für Prozesswärme auf, ein weiteres Viertel für Antriebe und ungefähr 12 Prozent für die Raumwärme. Wo genau die Energie umgesetzt wird, hängt natürlich von der Branche ab: Eine Metzgerei braucht mehr Energie bei der Kühlung, ein Büro eher bei der Beleuchtung, eine Sägerei bei den Lüftungsanlagen. Gemeinsam ist den meisten Unternehmen jedoch, dass sie dem

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Energiesparen keine allzu hohe Bedeutung beimessen – sie widmen sich lieber dem Kerngeschäft. Das ist zwar verständlich, aber kurzsichtig. Denn für die meisten Betriebe zahlen sich Effizienzmassnahmen ökonomisch aus, die sie beispielsweise bei der Wärmeerzeugung, bei Prozessen, Antrieben, Lüftung, der Klimatisierung oder der Beleuchtung ergreifen. Fachleute schätzen, dass Schweizer Firmen bis zu 30 Prozent ihrer Energiekosten sparen könnten. Dieses Geld, das oft buchstäblich als warme Luft verpufft, könnten viele Gewerbeunternehmen gut gebrauchen – gerade jetzt, wo sie mit dem schwachen Eurokurs kämpfen.

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Grossverbraucher in der Pflicht

Zwar ist derzeit der Ölpreis im Keller, doch werden die Energiekosten langfristig anziehen, weil fossile Brennstoffe endlich sind und nicht bis in alle Ewigkeit aus den Pipelines strömen. Auch erhöht der Bund zunehmend die staatlichen Energieabgaben. Der Netzzuschlag, den alle Stromkonsumentinnen und -konsumenten zur Förderung erneuerbarer Energien bezahlen, wurde Anfang dieses Jahres fast verdoppelt, auf 1,1 Rappen pro Kilowattstunde. Auch die CO2-Abgabe auf fossile Brennstoffe wird steigen – derzeit beträgt sie 60 Franken pro Tonne CO2. Sollte die Schweiz ihre Reduktionsziele verfehlen, kann der


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Bundesrat die Abgabe bis auf 120 Franken verdoppeln. Der Bund erhöht die Lenkungsabgaben, um sicherzustellen, dass die Schweiz das Kyoto-Protokoll erfüllt und ihre Treibhausgasemissionen bis ins Jahr 2020 im Vergleich zu 1990 um rund 16 Prozent vermindert. Energie zu sparen lohnt sich je länger je mehr. In jüngster Zeit bekommen dies besonders die Grossverbraucher zu spüren, denn sie werden von immer mehr Kantonen in die Pflicht genommen, ihre Energieeffizienz zu verbessern. Der sogenannte Grossverbraucherartikel zwingt grosse Bezüger von Gesetzes wegen dazu, Energie sparsamer zu verwenden. Dieser Artikel ist bereits in 20 Kantonen verankert und wird

Michael Hess präsentiert den Betriebsverantwortlichen einen detaillierten Bericht als Basis für eine erfolgreiche Zielvereinbarung.

Der Energiespezialist berät nicht nur, er hilft auch konkret, die Massnahmen vor Ort umzusetzen.

wohl demnächst gesamtschweizerischer Standard. Als Grossverbraucher gilt, wer pro Jahr mehr als etwa 400 000 Franken für Brennstoffe oder 60 000 Franken für Strom ausgibt. Im Kanton Aargau zum Beispiel betrifft dies rund 600 Betriebe, im Kanton Bern sogar 800.

Neue Agentur auf dem Effizienzmarkt Nicht wenigen Unternehmerinnen und Unternehmern dämmert schon lang, dass in ihrem Betrieb Sparpotenziale schlummern. Trotzdem schieben sie die nötigen Massnahmen hinaus – sei es, weil Kosten und Ertrag nicht klar absehbar sind, sei es aus technischen Gründen, oder weil ihnen schlicht und einfach die Zeit fehlt, sich mit Optimierungen und den gesetzlichen Formalitäten auseinanderzusetzen. Um diese Hindernisse auszuräumen, sind die Energieagenturen da. Im Auftrag des Bundes sollen sie den Firmen das Energiesparen so einfach wie möglich machen. Allgemein bekannt ist die Energieagentur der Wirtschaft, kurz EnAW, die in den vergangenen Jahren insgesamt über 2000 Unternehmen betreute. Seit etwa einem Jahr kann nun aber der Kunde zwischen zwei Anbietern wählen: Neu hilft auch die Cleantech Agentur Schweiz act Unternehmen beim Vollzug der CO2und Energiegesetzgebung. act stützt sich dabei auf ein Netz von rund 40 akkreditierten Energiespezialisten, auf neu entwickelte Software-Tools sowie auf eine breite Trägerschaft. Darunter gehören Energie Zukunft Schweiz, myclimate, die Schweizerische Agentur für Energieeffizienz (S.A.F.E.), swisscleantech und der WWF Schweiz. «Unsere grössten Stärken sind die Kompetenz unserer Profis sowie die umfassende Betreuung: Von der Erstberatung bis zum Abschluss der Umsetzung – bei uns bekommen die Unternehmen eine komplette Energieoptimierung aus einer Hand», erklärt act-Geschäftsführerin Marloes Caduff. act ist erfolgreich gestartet und betreut inzwischen über 150 Firmenstandorte,

darunter namhafte wie die Schweizerische Post oder die Bündner Bergbahnen.

Schwächen aufdecken Vielen Firmen fehlen Kenntnisse über Vollzugsinstrumente im Energieund Klimabereich. Oder sie benötigten zusätzliche personelle und fachliche Ressourcen, um die Massnahmen wirkungsvoll umzusetzen. Die Energieagenturen verfügen über klar definierte Prozesse, die gemeinsam mit dem jeweiligen Unternehmen Schritt für Schritt abgewickelt werden (siehe Textbox). Dabei ist für den Unternehmer zu jedem Zeitpunkt klar, welche Investitionen und Sparpotenziale auf ihn warten. Der erste Schritt bildet jeweils eine umfassende energetische Analyse des Betriebs. Manche Kantone tragen die Kosten dafür ganz oder teilweise. Und die Klimastiftung Schweiz übernimmt die Hälfte des jährlichen act- oder EnAW-Beitrags. Für die Analyse überprüft der Energiespezialist das Unternehmen energetisch auf Herz und Nieren. Die Spezialisten ermitteln den Energieverbrauch im Detail, aber auch die Wärmeströme innerhalb eines Gebäudes oder einer Produktionsanlage. Oft kommen dabei Energielecks zum Vorschein, durch die beispielsweise Wärme entweicht, oder heimliche Stromfresser. Als Resultat der Analyse erhält der Auftraggeber einen detaillierten Bericht mit den Verbrauchszahlen von Strom und fossiler Energie sowie mit konkreten Ergebnissen, wo Energie verloren geht. Nicht zuletzt steht im Bericht auch eine Liste möglicher Massnahmen, wie die Verluste wirkungsvoll eingedämmt werden könnten. Darüber hinaus erfährt der Auftraggeber, wie lange es dauert, bis die Massnahme amortisiert ist (Payback-Dauer). Gemeinsam wählen der Energiespezialist und das Unternehmen nun die Ziele aus, die den grössten Effizienzgewinn versprechen.

Grosses Potenzial bei Motoren und Öfen «Ich habe schon mit zahlreichen Unternehmern gesprochen», er-

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Raumheizung oder in anderen Prozessen gebraucht wird. «Im Durchschnitt liegt rund ein Fünftel Ersparnis drin.»

Garantierte Einsparungen

Energieprofi Michael Hess verfügt über langjährige technische Berufserfahrung. klärt Michael Hess, der für den Energieversorger AEK Energie AG als Energiespezialist arbeitet. «Viele haben Angst vor teuren Totalsanierungen und sind überrascht, mit wie wenig Aufwand sich oft beträchtliche Einsparungen erzielen lassen.» Besonders häufig sind es Pumpen, Ventilatoren oder thermische Anlagen, die unnötig viel Energie verbrauchen. Oft können sie mit vergleichsweise geringem Aufwand auf sparsam getrimmt werden. Pumpen und Ventilatoren sind meist veraltet, da sie normalerweise sehr lange und zuverlässig arbeiten. In der Industrie allgegenwärtig sind sie zum Beispiel als Umwälzpumpen im Heiz- und Kühlkreislauf oder in Lüftungsanlagen. «Ältere Pumpen verbrauchen konstant eine Maximalmenge Strom», sagt Hess. «Als Energieberater untersuche ich, ob sich die Betriebsdauer dem Bedarf anpassen lässt, ob unnötige Drosselorgane eingebaut sind, ob die Pumpe richtig dimensioniert ist, und nicht zuletzt, ob es sie überhaupt braucht.» Nicht immer ist ein Ersatz der Pumpen durch eine neue Generation mit variablem Volumenstrom zwingend. Oft lässt sich bereits viel Strom sparen, wenn die Laufzeit verkürzt und ein paar stromfressende Einzelteile, wie zum Beispiel verschlissene Keilriemen, ersetzt werden. Manchmal aber lohnt sich auch eine Neuanschaffung: Das Spital Ilanz beispielsweise spart dank neuer Umwälzpumpen im Heizkreislauf 40 Megawatt-

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stunden Strom, und damit rund 6000 Franken pro Jahr. Betriebe, in denen Öfen oder Brenner im Einsatz stehen, haben seit jeher hohe Energiekosten. Das müsste nicht sein, denn durch manchen Kamin entweicht kubikmeterweise heisse Luft ungenutzt in die Umgebung. «Ein Spritzbetrieb, der Metallteile in Öfen mit Lack beschichtet, kann zum Beispiel die bis zu 150 Grad Celsius heissen Abluftströme für einen nachfolgenden Prozess nutzen», empfiehlt Michael Hess. Weiter kann Zuluft vorgewärmt oder Wasser aufgeheizt werden, das für die

In fünf Schritten zur messbaren Energieeffizienz 1. Betrieb analysieren Bei einer Betriebsbegehung werden die wichtigsten Energiedaten des Unternehmens erfasst. 2. Massnahmen ausarbeiten Auf Basis einer umfassenden Analyse erarbeitet der act-Energiespezialist detaillierte Vorschläge für Effizienzmassnahmen. 3. Zielvereinbarung eingehen Das Unternehmen legt zusammen mit dem act-Energiespezialisten fest, wie viel Energie und CO2 der Betrieb einsparen kann. 4. Wirtschaftliche Massnahmen umsetzen Massnahmen kann das Unternehmen selbst umsetzen, oder es beauftragt Dritte damit. Bei Bedarf begleitet der act-Energiespezialist die Massnahmen. 5. Erfolg messen und Kosten sparen act dokumentiert den Erfolg laufend und das Unternehmen profitiert von tieferen Energiekosten.

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Bund und Kantone schreiben das Energiesparen nicht nur vor und unterstützen die Betriebe beim Vollzug, sie versüssen es den Unternehmen teilweise auch mit finanziellen Anreizen. Das Zauberwort heisst «Zielvereinbarung». In einer Zielvereinbarung verpflichtet sich das Unternehmen, innerhalb eines gegebenen Zeitraums Massnahmen zu ergreifen, um individuell festgelegte Energieeffizienzwerte zu erreichen. Im Gegenzug können sich vor allem die Grossverbraucher von staatlichen Abgaben befreien lassen. Es gibt verschiedene Formen der Zielvereinbarung – was aber die Energieagenturen in aller Regel empfehlen ist eine Universalzielvereinbarung mit dem Bund. Nur diese wird vom Bund und allen Kantonen anerkannt und dient als Grundlage für die Befreiung sowohl von kantonalen Detailvorschriften als auch von der CO2-Abgabe und des Netzzuschlags (KEVAbgabe). Das durchschnittlich anzustrebende Ziel einer Universalzielvereinbarung liegt bei zwei Prozent Energieeinsparung pro Jahr. Für eine Rückerstattung des Stromnetzzuschlags von derzeit 1,1 Rappen pro Kilowattstunde kommen alle Unternehmen in Betracht, deren Elektrizitätskosten 5 Prozent ihrer Bruttowertschöpfung übersteigen. Die CO2-Abgabe beträgt zurzeit 60 Franken pro Tonne CO2 und schlägt damit etwa mit 15 Prozent der Brennstoffkosten zu Buche. Die Befreiung davon freut den Finanzchef also erheblich, ist jedoch nur für Unternehmen möglich, die pro Jahr mehr als 100 Tonnen CO2 ausstossen und eine von rund zwanzig Tätigkeiten ausüben, die der Bund im Anhang seiner CO2-Verordnung aufgelistet hat, darunter etwa Baustoff- und Papierhersteller. Das Eingehen einer Zielvereinbarung lohnt sich mitunter also gleich doppelt: Die Ausgaben für



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Strom und Brennstoff sinken, und das Unternehmen muss erst noch weniger Abgaben entrichten. Dabei bleibt die Selbstverpflichtung durchaus bescheiden. Um die Zielvereinbarung zu erfüllen, müssen die Firmen lediglich jene Massnahmen umsetzen, die ohnehin wirtschaftlich sind. Wirtschaftlich heisst, dass die Massnahmen eine berechnete Pay-Back-Dauer von maximal vier Jahren haben. Danach sind die Investitionen amortisiert und das Unternehmen beginnt, effektiv Energiekosten zu sparen.

Ein Drittel weniger Heizöl

Wie stark die Einsparungen auch bei einem KMU einschenken können, zeigt das Beispiel des Hotels Delfino in Lugano. «Unglaublich, mit wie wenig Aufwand es gelungen ist, jedes Jahr 19 000 Liter Heizöl zu sparen», sagt Federico Haas, Besitzer und Betreiber des Dreisternehauses. Das Tessiner Hotel stammt aus den 1970er-Jahren. Die Ölheizung ist mit ihren 45 Betriebsjahren schon fast eine Antiquität aus einer Zeit, in der noch niemand vom Treibhauseffekt redete.

Zielvereinbarungen Zielvereinbarungen sind ein Instrument des Bundes im Vollzug der Energieund CO2-Gesetzgebung. Auch Kantone stützen sich auf dieses Instrument ab, um den Grossverbraucherartikel umzusetzen. Das Unternehmen profitiert von Kosteneinsparungen durch die erzielten Effizienzgewinne. Zudem dürfen sich Unternehmen, die einen sehr grossen CO2-Ausstoss haben, von gesetzlichen Abgaben befreien oder diese rückerstatten lassen.

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Gemeinsam mit einem actEnergiespezialisten hat der Hotelier eine umfassende Energieanalyse vorgenommen. Dabei kam heraus, dass es vor allem bei der angejahrten Heizung ein grosses Sparpotenzial gibt. Der Spezialist schlug verschiedene Massnahmen vor, um den Energieverbrauch zu senken. Kernstück war der Einbau einer neuen, mikroprozessorgesteuerten Regulierung. Diese bezieht ihre InEnergiespezialist Michael formationen von vier neuen RaumHess dokumentiert den temperaturfühlern im ganzen HoErfolg laufend, um die tel und dosiert die Heizleistung viel Erreichung der Ziele bedarfsgerechter. Mit neuen Regauszuweisen. lern an der Rezeption können die Mitarbeitenden zudem in Ruhezeiten die Temperatur im Hotel absenken. Zusätzlich wurden vier Ventile ersetzt und die Leistung der Umwälzpumpen reduziert. Alles in allem kosteten die Massnahmen rund 30 000 Franken. Die clevere Steuerung reduzierte den Heizölverbrauch schon im ersten Winter um 37 Prozent, ohne dass sich beim Komfort der Gäste etwas geändert hätte. «Nach eineinhalb Jahren waren die InvestitioIn fast jedem Betrieb nen bereits amortisiert», freut sich gibt es kleine Anpassunder Hotelier. Bis zum Ablauf der gen, die viel Energie Zielvereinbarung im Jahr 2020 einsparen. spart das Hotel Delfino unter dem Strich voraussichtlich rund 250 000 Franken. Angesichts der schwierigen Zeiten im Tourismus ist das eine höchst willkommene Entlastung des Budgets. Eine Entlastung, die auch viele Unternehmen in anderen Branchen gut gebrauchen könnten. ■

Infos Autor: Jean-Luc Perret, cleantech Agentur Schweiz act www.act-schweiz.ch www.enaw.ch www.klimastiftung.ch



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Energie-Contracting: ewz-Projekt Hardau, Zürich

Performance und Umweltschutz exklusiv vereint Ende 2009 beschloss der Zürcher Stadtrat, die Energiezentrale Hardau für das gleichnamige Wohnquartier mit rund 1000 Wohnungen und diversen öffentlichen Bauten zu erneuern. Ziel war es, die bestehende Heizungsanlage für fossile Brennstoffe bei laufendem Betrieb durch eine neue, umweltfreundliche Energieerzeugungsanlage zu ersetzen. Kernstück der neuen Anlage ist eine Wärmepumpe, die Grundwasser als Energiequelle nutzt und mit dem natürlichen Kältemittel Ammoniak (NH3) betrieben wird.

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ie öffentlich ausgeschriebene Energie-Contracting-Lösung gewann ewz Energiedienstleistungen. Leroy-Somer/Emerson Industrial Automation lieferte die Antriebstechnologie für die Wärmepumpenanlage. Weil der bestehende, mit fossilen Brennstoffen betriebene Nahwärmeverbund mit eigenem Blockheizkraftwerk zunehmend unrentabler wurde und immer höhere Unterhaltskosten verschlang, entschloss sich die Stadt Zürich anstelle von grösseren Bestandsrevisionen eine komplett neue Heizungsanlage mit erneuerbaren Energien

Blick in die Wärmepumpenzentrale an der Bullingerstrasse. Vorne in rot die neuen Permanentmagnet-Motorenantriebe für die Verdichterstufe 2. Insgesamt sind vier Antriebe installiert für eine Gesamtwärmeleistung von 3,4 MW mit erneuerbaren Energien. (Bild: ewz)

öffentlich auszuschreiben und zu evaluieren. Ziel war es unter anderem, einen umfassend nachhaltigen und ökologischen Einsatz von Ressourcen, Technologien und auch Kältemitteln zu erreichen. Man wollte weg vom bestehenden, synthetischen Kältemittel hin zu einem natürlichen Rohstoff wie Ammoniak. Die gesamte Energieerzeugung der neuen Anlage sollte so effizient wie möglich gestaltet werden. Bei einem umfangreichen Altbestand teils denkmalgeschützter und sanierungsbedürftiger Objekte, aber auch neu integrierter Minergiebauten, wie einer Sport-

halle oder dem Schulhaus, war dies jedoch eine äusserst komplexe Aufgabenstellung. Die vorhandene Gebäudestruktur in der Hardau I und II (hier stehen die vier markanten Hochhäuser) liess auch keinen grossen Spielraum für platzintensive dezentrale Neuanlagen zu.

Zuschlag für Neubauprojekt mit umfangreichem Pflichtenheft Die gesamthaft geforderte Heizleistung für den Neubau der Anlage betrug 9 MW und dazu kamen die 90 °C Vorlauftemperatur für das bestehende Heizungsnetz. Diese Auflagen des Neubauprojekts – da-


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Blick auf die Steuerungsschränke. (Bild: Slongo)

zu während des laufenden Betriebs den Ab- und Aufbau umzusetzen – waren weitere anspruchsvolle Bedingungen für das gesamte Grossprojekt. ewz gewann schliesslich mit seiner nachhaltigen Konzeptidee Anfang 2011 die Ausschreibung. Das Unternehmen wurde hierbei nicht nur für die Planung und bauliche Umsetzung der Energiezentrale beauftragt, sondern ist auch für den Betrieb und Unterhalt der gesamten Anlage während 30 Jahren verantwortlich. Für Rainer Schellenberg und sein ewz-Projektteam für Energie-Contracting war das eine Herausforderung: «Wir sind permanent auf der Suche nach effizienten Systemen. Es braucht eben Pioniere und Vorreiter, die sich dieser Themen kompetent annehmen.»

Neuland mit neuer MotorenGeneration betreten

Beim aktuellen Projekt dient das Grundwasser mit rund 7500 l/min als Wärmequelle für die Wärmepumpe, die mit zwei Maschinen à 1,7 MW Leistung rund 80 % des jährlichen Wärmebedarfs der Hardau mit erneuerbaren Energien deckt. Durchschnittlich wird damit ein Anteil von 14,5 GWh/a der Gesamtwärme in den Nahwärmeverbund geliefert. Die Spitzenlasten können bei Bedarf mit fossiler Energie (Erdgas) abgedeckt werden. Als Antriebseinheit für die neuen wartungsarmen und effi-zienten Verdichter in «Mono Screw»-Technologie aus den USA wurden zwischen ewz und dem Vertragspartner Walter Wettstein AG die neuen Emerson-Permanentmagnet-Motoren über Leroy-Somer evaluiert.

ewz Energiedienstleistungen gibt es seit rund 15 Jahren und seit 2002 hat ewz den Leistungsauftrag der Stadt Zürich, Energiedienstleistungen zu erbringen, die Energie-Contracting und Facility-Management umfassen. Ein Ziel des Leistungsauftrags ist, dass mindestens 50 % der Wärmepumpenanlagen mit natürlichen Kältemitteln wie Ammoniak NH3 und CO2 betrieben werden. Aktuell werden mit rund 50 Mitarbeitenden 206 Anlagen betrieben – 34 weitere Projekte sind in der Realisierungsphase.

Für Rainer Schellenberg und sein Team wurde in dieser Leistungsklasse mit dieser neuen Motorgeneration Neuland betreten, obwohl man zunächst mit bekannten Asynchron-Motoren plante, die preislich tiefer lagen. Aber man wollte seitens ewz diesen neuen Weg mit den PermanentmagnetMotoren (PM-Motoren) bewusst gehen, um in der Effizienz der neuen Wärmepumpenanlage für die Zukunft gut gerüstet und ganz vorne zu sein. Schellenberg erklärt dazu: «Unsere Philosophie ist es, keine Wärmepumpe unter einer Leistungszahl von 3 zu realisieren. So musste natürlich gerade bei den geforderten hohen Vorlauftemperaturen von 90 °C die gesamte Anlage darauf konzipiert sein, die maximale Performance herauszuholen. Die Firma Walter Wettstein AG lieferte uns die theoretischen Vollastspiegel-Wert-Berechnungen mit allen Lastverhalten und übernahm dabei die Garantie – auch über die Verfügbarkeit und die Zuverlässigkeit der neuen Antriebe. Auch wenn es noch nicht viele Praxisbeispiele bei dieser neuen, hocheffizienten Motorengeneration gibt, haben wir uns dazu entschlossen, diese Technik einzusetzen, nachdem wir verschiedene Risikoberechnungen genau analysiert hatten.»

Zweistufige Verdichtung mit hocheffizienten PM-Motoren Mit den eingesetzten «Mono Screw»-Verdichtern werden die Heiztemperaturen durch das verdichtete Ammoniak in einer ersten Stufe auf rund 46 °C gebracht. Hier kommen Permanentmagnet-Motoren (PM-Motoren) mit 315 kW Leistung zum Zug. Für die zweite Verdichterstufe, die das Ammoniak bis auf +90 °C verdichtet, werden Permanentmagnet-Motoren mit 450 kW eingesetzt. Zum Ausschlag, dass Schellenberg und sein Team dem Permanentmagnet-Eigenantrieb den Vorzug gab, erzählt er: «Die Effizienz dieser Antriebe ist für unsere Zielerreichung der Wirkungsgraderhöhung wesentlich. Dazu ist für uns sichergestellt, dass

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rund. Für die Zukunft ist ewz dabei, den Energieverbund zu erweitern und weiter zu verdichten. Die Zeichen für ewz Energiedienstleistungen stehen klar auf Wachstum: «Die Antriebskomponenten mit den neuen Permanentmagnet-Motoren waren die richtige Wahl. Unsere Erwartungen sind erfüllt und wir haben die zum heutigen Zeitpunkt effizienteste Antriebstechnologie beschafft und eingesetzt. Das ist so in der Schweiz sicher in der Grössenordnung eine Exklusivität.» ■ Lukas Rehmann (Manager Internal Sales & Marketing bei Emerson Industrial Automation) mit Esther Orell (Kommunikation ewz Energiedienstleistungen) und Rainer Schellenberg (Projektierungsabteilung für Energie-Contracting beim ewz). Rainer Schellenberg: «Die Umsetzung in der Hardau ist ein sensationeller Projekterfolg für uns.» (Bild: Markus Frutig)

innerhalb von ein bis zwei Tagen eine Antriebs-Komponente ab Lager verfügbar ist und wir haben auch kritische Ersatzteile abgesichert.» Das Risiko ist so für uns abschätzbar und wir hatten bis heute noch nie ein Problem mit diesen Motoren.»

Positive Zwischenbilanz mit effizientester Antriebstechnologie bestätigt Die neue Anlage hat nun zwei Jahre hinter sich. Rainer Schellenberg: «Das erste Jahr diente sozusagen

der Justierung der gesamten Anlage und der Optimierung der einzelnen Komponenten. Nach insgesamt zwei Jahren reibungslosem Betrieb der optimal eingestellten Anlage fühlen wir uns bestätigt, dass unsere Auswahl und Kalkulation des Systems richtig war und dass die erneuerbare Energie im Ist-Bestand eindeutig dokumentierbar ist.» Die aktuelle Phase nennt Schellenberg und sein ewz-Team «EKBO-Phase» (Erfolgskontrolle/Betriebsoptimierung) und auch unter den Augen der Auftraggeber läuft hier in der Hardau alles

Infos Autor: Markus Frutig ewz Energiedienstleistungen www.ewz.ch/energiecontracting Walter Wettstein AG Kältetechnik, www.wwag.ch Emerson Industrial Automation www.emersonindustrial.com/ automation www.ControlTechniques.com

Damit alle voll auf ihre Kosten kommen.

Die Ansprüche an Komfort und Lebensqualität sind individuell – Energiekosten wollen deshalb gerecht verteilt sein. Mit neusten Technologien können Verbrauchsdaten effizient erfasst, abgelesen und verrechnet werden. Wir bieten hochwertige Wärme-, Kälteund Wassermesssysteme mit Daten-Bus oder Funk. Die Produkte sind einfach installierbar und messgenau. Nutzen Sie unsere Kompetenz und Erfahrung – wir sind gerne für Sie da. Rapp Enserv AG | Basel | Münsingen | Affoltern a. Albis | Lugano | T +41 58 595 77 44 | enserv@rapp.ch | www.rapp.ch

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Laufenburg (AG) ist ein bedeutender Netzknotenpunkt von Swissgrid. Hier befindet sich auch die Leitstelle von Swissgrid, wo die Netzfrequenz von 50 Hertz überwacht wird.

BFE-Leuchtturm-Projekt «tiko»

Netzwerk steuert Strom im Sekundentakt Der Schweizer Strommarkt ist im Umbruch. Die etablierten Unternehmen müssen sich neu erfinden, innovative Anbieter mischen den Markt auf. Einer der jungen Akteure ist die Swisscom Energy Solutions AG. Die SwisscomTochter nutzt das Kommunikations-Know-how ihrer Muttergesellschaft, um sogenannte Regelenergie bereitzustellen. Im Winterhalbjahr 2014/15 ist ihr der Einstieg in den Regelenergiemarkt gelungen: mit «tiko», einem Netzwerk aus mehreren Tausend Schweizer Privathaushalten.

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m Schweizer Stromnetz gibt es andauernd geringe Abweichungen zwischen Produktion und Verbrauch, von denen praktisch niemand etwas merkt. Die Abweichungen treten auf, weil Haushalte und Firmen manchmal etwas mehr, manchmal etwas weniger Strom verbrauchen oder weil beispielsweise die Produktion aus erneuerbaren Energien schwankt. Die

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Schweizer Netzgesellschaft Swissgrid hat die Aufgabe, diese Abweichungen im gesamtschweizerischen Elektrizitätssystem auszugleichen und damit dessen Stabilität zu gewährleisten. Nutzen die Endverbraucher mehr Strom als gerade produziert wird, kauft Swissgrid von speziellen Anbietern Strom zu (positive Regelenergie). Nutzen die Kunden hinge-

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gen weniger Strom als die Kraftwerke gerade produzieren, reduziert Swissgrid die Strommenge im Netz, indem sie die überschüssige Menge kurzfristig an geeignete Abnehmer verkauft (negative Regelenergie). Diese Feinsteuerung des Stromnetzes geschieht im Sekundentakt. Mit dem Regelenergie-Management leistet Swissgrid einen wichtigen Beitrag dazu, dass wir an


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der heimischen Steckdose immer genau so viel Strom zapfen können, wie wir wollen. Bis 2009 waren es die grossen Schweizer Stromkonzerne wie Alpiq, Axpo oder BKW, die die erforderliche Regelenergie mit ihren Wasserkraftwerken bereitstellten, indem sie deren Produktion in kurzen Abständen anhoben oder drosselten. Seither besteht ein Markt, auf dem jedermann die Vorhaltung von Regelleistung anbieten kann. Wer als Anbieter zum Zug kommt, entscheidet Swissgrid. Die Netzgesellschaft versteigert die Regelleistungskontingente jeweils für eine Woche. Wer als Anbieter den Zuschlag bekommt, muss eine Woche lang die versprochene Leistung vorhalten, und Swissgrid kann davon während der sieben Tage genau soviel Regelenergie abrufen, wie sie gerade braucht. Für die Vorhaltung von Regelleistung und die Lieferung von Regelenergie werden die Anbieter von Swissgrid entschädigt. Im Jahr 2013 summierten sich die Vergütungen für die Leistungsvorhaltung auf 230 Mio. Franken Hinzu kamen die Zahlungen für die gelieferte Regelenergie.

Mehrere Tausend Haushalte bilden einen Pool Dieser Kuchen ist gross genug, sodass sich manch einer ein Stück abschneiden möchte. Wer gegenüber Swissgrid als Regelenergieanbieter auftreten will, muss in der Lage sein, auf Abruf – also zu einem be-

Die SES-Zentrale steuert die elektrischen Verbraucher (Heizungen, Boiler) in den Haushalten per Mobilfunk über die M-Box (Kommunikation) und die K-Box (Steuerung). (Bild: SES)

liebigen Zeitpunkt und innert weniger Sekunden – eine grössere Strommenge (Leistung von mindestens fünf Megawatt/MW) zur Verfügung zu stellen. Doch wie schafft man das, wenn man nicht über eigene Kraftwerke verfügt? Die Swisscom Energy Solutions AG (SES) hat dafür unter dem Namen «tiko» (früher: BeSmart) eine originelle Lösung gefunden: Die 2012 gegründete Swisscom-Tochter schaltet die elektrischen Heizsysteme mehrerer Tausend Privathaushalte in einem Pool zusammen. Hat Swissgrid nun Bedarf an zusätzlichem Strom, reduziert SES über Fernsteuerung die Leistung von Tausenden von Geräten – und liefert den «frei» werdenden Strom an Swissgrid. Hat Swissgrid dagegen zu viel Strom im Netz, nimmt SES diese Energie entgegen – und speist damit die angeschlossenen elektrischen Heizsysteme. Nun kann SES in den Haushalten natürlich nicht beliebig Elektrogeräte ein- und ausschalten. Die Bewohner möchten ja nicht, dass der Fernseher mitten in der Tagesschau ausgeht. Daher fokussiert sich SES auf Heizungen und Boiler. Bei einem Boiler spielt es keine Rolle, ob er einige Minuten früher oder später aufgeheizt wird, solange genug Warmwasser vorhanden ist. Der Hausbewohner bemerkt davon nichts und hat keine Komforteinbusse. Spielraum besteht auch bei Wärmepumpen, Elektroheizungen und Nachtspeicherheizungen. Mit einem Haushalt – so die Faustregel

Drei Arten von Regelenergie Um die Abweichungen zwischen Produktion und Verbrauch im Stromnetz auszugleichen, nutzt die nationale Netzgesellschaft Swissgrid verschiedene Arten von Regelenergie: Kurzfristig (also innert weniger Sekunden und Minuten) verfügbare Regelenergie heisst «primäre» bzw. «sekundäre» Regelenergie. Ist die Regelenergie erst nach 15 Minuten verfügbar, spricht man von «tertiärer» Regelenergie. Wie aber unterscheidet sich primäre von sekundärer Regelenergie? Primäre Regelenergie dient zum sekundenschnellen Ausgleich von minimalen Abweichungen im europäischen Stromnetz; sie wird von Anbietern (meist grossen Wasserkraftwerken) europaweit automatisch zur Verfügung gestellt und stellt sicher, dass die Frequenz des Stromnetzes möglichst exakt bei 50 Hertz liegt. Da die Frequenz überall im europaweiten Netz stets die Gleiche ist, handelt es sich bei der Frequenzhaltung um eine europäische Aufgabe. Sekundäre Regelenergie kommt über mehrere Minuten zum Einsatz, wenn beispielsweise ein Kraftwerk ausfällt oder ein Industriebetrieb unerwartet viel Strom bezieht. Der Ausgleich solcher Abweichungen geschieht hauptsächlich auf nationaler Ebene. Die dafür nötige sekundäre Regelenergie bezieht Swissgrid bei Schweizer Anbietern auf Abruf. Swisscom Energy Solutions AG will sich am Markt mit sekundärer Regelenergie etablieren, der zur Zeit ein finanzielles Jahresvolumen von rund 100 Mio. CHF aufweist. Die Öffnung des Regelenergiemarkts seit 2009 hat noch andere Anbieter auf den Plan gerufen. Diese haben vorwiegend die tertiäre Regelenergie im Auge. Der Energiekonzern Alpiq betreibt einen Pool mit sechs Kehrichtverbrennungsanlagen, die einen Teil ihrer elektrischen Gesamtleistung von über 50 MW als (tertiäre) Regelleistung zur Verfügung stellen. Der Stromkonzern will das Angebot auf Industrie- und Gewerbebetriebe ausweiten. Auch die BKW baut zur Zeit einen Pool aus Industrieunternehmen und KMU auf, die (tertiäre) Regelenergie anbieten. Mit dazu gehört ein Migros-Kühlhaus in Neuendorf, das bereits im Rahmen eines vom BFE geförderten Pilotversuchs Regelenergie zur Verfügung gestellt hat. Seit Mitte 2014 liefert ein Batteriespeicher der Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (primäre) Regelenergie.

– lässt sich durchschnittlich rund ein Kilowatt (kW) Regelleistung gewinnen; wie viel genau, das ist abhängig vom Wetter, vom Verbrauchsverhalten und weiteren Faktoren. Schliesst Swisscom Energy Solutions 5000 Haushalte zusammen, ist das Unternehmen in der Lage, gegenüber Swissgrid 5000 kW (fünf MW) Regelleistung – positiv oder negativ – innerhalb von maximal 30 Sekunden zur Verfügung zu stellen. Um diese 5 MW zuverlässig zu jedem Zeitpunkt anbieten zu können, braucht SES unter Berücksichtigung einer Sicherheitsreserve 8000 Haushalte. Im Winterhalbjahr 2014/15 ist dem Unternehmen ein wichtiger

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So wird Regelenergie entschädigt Ein Regelenergieanbieter, der Strom an Swissgrid liefert bzw. Strom von Swissgrid abnimmt, wird dafür zweimal entschädigt: Zum einen bekommt er Geld für die Bereitschaft, jederzeit und sekundenschnell eine bestimmte Leistung zu liefern bzw. abzunehmen. Wer im Jahr 2014 zehn MW Leistung während einer Woche vorhielt, wurde dafür in der Grössenordnung von 30 000 bis 70 000 CHF entschädigt. Die Vorhaltung von 40 MW Regelleistung brachte einem Anbieter im vergangenen Jahr also einen Ertrag von 120 000 bis 280 000 CHF pro Woche. Dieses Geld bekommt der Anbieter allerdings nur, wenn er von Swissgrid im Bieterverfahren den Zuschlag für die Vorhaltung bekommen hat. Swissgrid vergibt den Zuschlag jeweils für eine Woche. Ruft Swissgrid dann im Verlauf der Woche bei den ausgewählten Anbietern Regelenergie ab, werden diese nochmals nach gelieferter Menge entschädigt. Wer Swissgrid Strom liefert, erhält dafür von Swissgrid nicht nur den aktuellen Marktpreis (Strompreis an der Schweizer Strombörse SwissIX), sondern noch einen Aufschlag von 20 Prozent. Wer Swissgrid Strom abnimmt, muss dafür nicht den aktuellen Marktpreis bezahlen, sondern profitiert von einem Abschlag von 20 Prozent. Aufschlag bzw. Abschlag bilden die zweite Einnahmequelle für Teilnehmer am Regelenergiemarkt. Eine zusätzliche Regelung sorgt dafür, dass Anbieter von Regelenergie von extremen Ausschlägen am Strommarkt (zum Beispiel sehr tiefe Strompreise am Wochenende) nicht ungünstig betroffen werden. Das dargestellte Preismodell bezieht sich auf sekundäre Regelenergie. Für primäre und tertiäre Regelenergie gelten andere Entschädigungsregelungen. Das Geschäft mit Regelenergie ist mit Chancen und Risiken behaftet. So gab es im Frühjahr 2013 Tage, an denen die Preise für die Vorhaltung von Regelleistung rund das Zwanzigfache des Normalwerts betrugen, weil die Stauseen fast leer und damit ihr Regelleistungsangebot praktisch ausgeschöpft war. Umgekehrt müssen Anbieter von Regelleistung damit leben, dass sie im Bieterverfahren von Swissgrid nicht immer zum Zug kommen. Auch ist schwierig vorauszusagen, wie sich Bedarf und Preise von Regelenergie in Zukunft entwickelt werden.

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Zwischenschritt gelungen: «Wir haben Swissgrid von Mitte Dezember bis Anfang April fünf MW Regelleistung angeboten», sagt Frédéric Gastaldo, CEO Swisscom Energy Solutions AG, und ergänzt: «In der meisten Zeit konnten wir diese fünf MW dank der mehreren Tausend Haushalte erbringen, die heute schon bei tiko mitmachen.» In der übrigen Zeit – das sind insbesondere die Mittags- und Abendstunden, wenn SES wegen der Rundsteuerungsanlagen der lokalen Energieversorger in der Regel keinen Zugriff auf die Heizanlagen hat – bezieht SES die fehlende Regelleistung aus Wasserkraftwerken des Bündner Energieversorgers Repower. «Wir arbeiten mit Heizungen, daher ist unser Geschäft saisonal», sagt Gastaldo, «in den Sommermonaten stellen wir somit keine Regelenergie bereit. Ab Oktober 2015 sind wir dann aber wieder am Markt.» Mitte 2015 waren 5500 Privathaushalte und Kleingewerbler bei tiko angemeldet; sie werden – soweit sie es nicht schon sind – in den nächsten Wochen und Monaten an den Pool angeschlossen. SES will in den nächsten Jahren mit tiko noch kräftig wachsen. «Wir streben ein Speichernetzwerk von 70000 Haushalten an. Damit können wir eine Regelleistung von 70 MW bereitstellen und rentabel arbeiten», sagt der Firmenchef.

Hauseigentümer profitieren von Information Die 22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der SES haben ihre Büros in der Altstadt von Olten. Sandra Trittin, in der SES-Geschäftsleitung zuständig für Geschäftsentwicklung, Marketing und Kommunikation, zieht eine Kunststoffbox aus einem Regal und zeigt sie dem Besucher. «Das ist das Gerät, das wir in den Haushalten installieren. Es dient dazu, die angeschlossenen Elektrogeräte ferngesteuert ein- und auszuschalten. Zur Steuerung brauchen wir zudem eine ausgeklügelte Software. Hardware und Software haben wir mit Swisscom-Know-how selbst entwickelt.» Wenn Swissgrid künftig von SES Regelenergie beziehen will, sendet die SES-Zentrale in Olten über ein spezielles Swisscomnetz ein Signal an die M-Box (Mutter-Box), die in jedem der tiko-Haushalte installiert ist. Die M-Box gibt das Signal dann weiter an die K-Box (Kind-Box), die jedem einzelnen elektrischen Verbraucher (Boiler usw.) im Haus-

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Wer tiko nutzt, kann die angeschlossenen Verbrauchsgeräte über das Mobiltelefon kontrollieren. (Bild: SES)

halt zugeordnet ist. Die K-Box schaltet den Verbraucher dann über einen potenzialfreien Kontakt ein oder aus. Dank M- und K-Box können tiko-Kunden den Verbrauch der angeschlossenen Elektrogeräte im Internet oder über eine App verfolgen und auf Wunsch auch steuern. Auf diesem Weg lässt sich beispielsweise die Heiztemperatur während der Ferienabwesenheit senken. tiko macht die Eigentümer auch auf Störungen an den Elektrogeräten aufmerksam. «Es braucht in der Regel etwas Zeit, um zu verstehen, was wir tun; aber die Teilnehmer sind begeistert», schildert Sandra Trittin ihre bisherigen Erfahrungen bei der Kundenansprache. Zum Schutz der privaten Daten hat SES Vorkehrungen getroffen. So können die Eigentümer ihre Verbrauchsdaten nur mit einer Stunde Verzögerung abrufen, damit zum Beispiel Diebe bei missbräuchlicher Einsicht der Daten keine Rückschlüsse darauf ziehen können, ob aktuell Personen in der Wohnung sind.

Mittel zur Kundenbindung Swisscom Energy Solutions spricht die Kunden in der Regel nicht selber an. Das besorgen lokale Energieversorger oder Heizungshersteller wie z.B. Tobler und Hoval. Sie installieren tiko in eigenem Namen und können ihren Kunden mit dem Tool auch zusätzliche Dienstleistungen anbieten, zum Beispiel nach Geräten differenzierte Verbrauchsinformation oder Fernwartung der Heizanlagen. «tiko ist für unsere Partner ein interessantes Mit-


BFE unterstützt energetische Leuchttürme Das Regelenergieprojekt tiko der Swisscom Energy Solutions AG ist eines von zehn bisher anerkannten Leuchtturmprojekten, mit denen das Bundesamt für Energie (BFE) seit 2013 die sparsame und rationelle Energieverwendung fördert und die Nutzung erneuerbarer Energien vorantreibt. Parallel dazu unterstützt das BFE Pilot- und Demonstrationsprojekte, die sich ebenfalls an den Zielsetzungen der Energiestrategie 2050 orientieren, mit bis zu 40 Prozent der anrechenbaren Kosten. www.bfe.admin.ch/leuchtturmprogramm.

tel zur Kundenbindung», sagt Trittin. Sie verweist dabei auf die Energieversorger. «2019 wird der Strommarkt vielleicht für Privathaushalte geöffnet. Mit tiko helfen wir den Stromunternehmen, ihre Kunden frühzeitig an sich zu binden.» Der grosse Bündner Energieversorger Repower ist mit 35 Prozent an SES beteiligt. Mit im Boot bei tiko sind auch das Elektrizitätswerk des Kantons Schaffhausen und kleinere Energieversorger wie die Elektrizitätswerke von Lumbrein (GR), Rothrist (AG) und Seeberg (BE). Ein Teil der angestammten Energieversorger beobachtet das quirlige Treiben der Swisscom-Tochter kritisch. Sie sind in einem ohnehin schwierigen Marktumfeld nicht erpicht auf einen neuen Konkurrenten, der ihnen Anteile im Regelenergiemarkt abjagt. Sie beklagen auch, mit Anbietern wie SES würden Dritte in ihren Stromnetzen herumschalten, was die Versorgungssicherheit beeinträchtigen würde. Für SES-Geschäftsführer Gastaldo ist das Angstmacherei: «Der tiko-Pool wird bestenfalls zwei, drei Prozent der Schweizer Haushalte umfassen – viel zu wenig, um die Netzstabilität zu beeinflussen.»

Schweizweites Potenzial ausschöpfen Das Bundesamt für Energie hat tiko als Leuchtturm-Projekt ausgezeichnet. «Wir begrüssen den zunehmenden Wettbewerb im Regelenergiemarkt. Projekte wie tiko helfen aufzuzeigen, ob damit die Kosten, die Swissgrid für den Betrieb des Schweizer Stromnetzes aufwenden muss, tatsächlich gesenkt und damit die Stromkunden entlastet werden können», sagt Michael Moser, Netzexperte im Bundesamt für Energie. «Je nach der weiteren Entwicklung des Regelenergiemarkts dürften mittelfristig auch neue Regulierungen nötig werden, um die Stabilität des Netzes zu gewährleisten», sagt Moser. Zunächst aber müssen die neuen Anbieter dauerhaft Fuss fassen im Energiemarkt, der bisher von regional gut verankerten Akteuren dominiert wird. Die Swisscom Energy Solutions AG hat sich zum Ziel gesetzt, ihr Potenzial an Regelenergie schweizweit auszuschöpfen. ■

Infos Autor Benedikt Vogel arbeitet im Auftrag des Bundesamts für Energie (BFE). Weitere Auskünfte zu dem Projekt erteilt Dr. Michael Moser, Leiter des BFE-Forschungsprogramms Netze (michael.moser@bfe.admin.ch).


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Intersolar Award 2015 für Photovoltaik-Hochleistungsmodul LG NeON 2

Hochleistungsmodul LG NeON 2 mit 320 Wp Nennleistung an der Intersolar 2015.

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Der Solarspezialist LG Electronics ist auf der diesjährigen Messe Intersolar Europe, die Mitte Juni in München stattfand, mit dem begehrten Branchenpreis Intersolar Award 2015 ausgezeichnet worden. Prämiert wurde das neue Hochleistungsmodul LG NeON 2. Der Intersolar Award 2015 wird in vier Kategorien verliehen – neben dem Bereich Photovoltaik wetteifern Lösungen in den Kategorien Solarprojekte in Europa, Solarprojekte in Nordamerika und Electrical Energy Storage um die Gunst der Jury. Der Nachfolger des beliebten LG MonoX NeONs, das LG NeON 2, basiert auf der leistungsstarken Cello-Technologie. Es bietet Nutzern bei einer Grösse von 1640 x 1000 Millimetern und 60 monokristallinen Zellen


bis zu 320 Wp Leistung. Die innovative Cello-Technologie basiert unter anderem auf Zellverbindern mit zwölf Runddrähten statt wie zuvor drei flachen Bändern. Dies macht die Module besonders zuverlässig. Damit nicht genug: Das LG NeON 2 ist zudem noch einmal deutlich belastbarer als Vorgängermodelle. Die Modulvorderseite verträgt 6000 Pascal (Pa) mechanische Belastbarkeit. Das sind etwa elf Prozent mehr als zuvor. Die Belastbarkeit der Rückseite hat sich durch einen stabileren Rahmen mit 5400 Pa mehr als verdoppelt. Für Anwender bedeutet dies ein Plus an Sicherheit: Selbst wenn ein

Sturm über das Haus fegt, muss man sich über die Solaranlage keinerlei Gedanken machen. Ein weiterer Vorteil der LG-Module NeON 2 ist, dass LG den Nutzern dank des überarbeiteten Moduldesigns eine verlängerte Produktgarantie gewährt. Statt zehn erhalten Hausbesitzer nun zwölf Jahre Produktgarantie. Damit nicht genug: Auch die Leistungsgarantie wird erhöht. Die Degradation der Module beträgt maximal 2 Prozent im ersten Jahr und nicht mehr als 0.6 Prozent in den 24 folgenden Jahren. Damit erhalten Anwender mindestens 83,6 statt bisher 81,2 Prozent der ursprünglichen Leistung nach 25

Jahren. Das Modul NeON 2 gibt es zudem auch in Schwarz: Das Modell NeON 2 Black bietet 300 Wp und vereint edles Design mit besonderer Leistung.

LG Electronics www.lg-solar.com Vertrieb Schweiz: Solarmarkt GmbH, www.solarmarkt.ch Tritec AG, www.tritecenergy.com


Gebäudemodernisierung mit JK-System: Einfach behagliche Wärme

Einlegen der Rohre für die Fussbodenheizung.

Die Naef Group bietet mit dem JK-System eine revolutionäre Methode zur nachträglichen Installation einer Fussbodenheizung (FBH) an, die technische und energetische Standards setzt. Immer mehr Wohneigentümer verbinden den Ersatz ihrer alten Bodenbeläge mit dem Einbau einer Fussbodenheizung. Denn die an den Wänden montierten Heizkörper nehmen im Raum viel Platz weg und die Wärmeverteilung ist ungenügend. Gute Gründe für den gleichzeitigen Einbau einer Fussbodenheizung. Doch vor dem Wechsel und den damit verbundenen baulichen Massnahmen schrecken manche Wohneigentümer und Vermieter zurück. Mit dem JK-System ist dies kein Problem. Lässt sich doch in jeden Unterlagsboden einfach nachträglich eine Fussbodenheizung einfräsen – ohne zusätzliche Aufbauschicht oder Entfernen des Unterlagsbodens. Das JK-System macht aus jedem Boden eine Heizung: In den Unterlagsboden wird mit einer patentierten Fräsmaschine – völlig staubfrei – ein Rillenmuster eingefräst. In diese Vertiefungen legen die Spezialisten der Naef Group die Heizungsrohre ein. Die Methode lässt sich bei den allermeisten Unterlagsböden anwenden. Dank der innovativen Frästechnik ist eine zusätzliche Aufbauschicht oder das Entfernen des Unterlagsbodens nicht notwendig und die Raumhöhe bleibt unverändert. Bei der Installation einer Bodenheizung mit dem JK-System ist die Zeitersparnis gegenüber einer konventionellen Bodenheizungs-Installation gross, da die

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Trocknungszeit von mehreren Wochen wegfällt. Die Installationskosten belaufen sich je nach Objekt auf ca. 100 bis 150 Franken pro Quadratmeter. Alles inbegriffen. Das JK-System überzeugt also nicht nur mit allen Vorteilen und dem Komfort einer Fussbodenheizung, sondern auch mit einem überschaubaren Installationsaufwand, Zeitersparnis und attraktiven Betriebskosten. Die Neuinstallation der Fussbodenheizung erfolgt effizient, sauber und termingerecht. ■

Mit der Fräsmaschine wird die Rille für die FBH-Rohre in den Unterlagsboden eingefräst.

Naef GROUP 8807 Freienbach Tel. 0800 48 00 48 www.naef-group.com


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Grosse Auswahl an modernen Steuerungen Am besten kommen die Vorteile von Sicht- und Sonnenschutzsystemen zum Tragen, wenn sie intelligent bewegt werden und die Nachfrage ist gross. Händler und Fachbetriebe profitieren von den entsprechenden Lösungen und Kenntnissen in Beratung, Montage, Installation, Inbetriebnahme und Wartung. Elero bietet zu diesem Zweck die ganze Bandbreite an modernen Steuerungen und vermittelt das nötige Fachwissen. Neu im Programm ist der Mehrkanal-Funkwandsender MultiTec Touch-868, mit dem sich die Haustechnik über ein hochwertiges Touchscreen ganz einfach bedienen lässt. Die Steuerung wird vom Handwerker an die Stromversorgung angeschlossen und an die Wand montiert. Schon leuchtet das Display auf und die Funkempfänger können in die 20 Kanäle wie gewohnt eingelernt werden. Die Funkti-

onseinstellungen erfolgen menügeführt mit Klartextanzeige und vielen weiteren Vorteilen zur Vereinfachung. Durch ihren Touchscreen mit übersichtlicher Oberfläche ist die Steuerung intuitiv bedienbar. Ein Berühren des Displays genügt und schon reagieren Sicht- und Sonnenschutzelemente, Lampen und Heizstrahler. Die eingelernten Geräte können auch in individuell eingeteilten Gruppen oder alle zeitgleich angesprochen werden. Die integrierte Zeitschaltuhr ermöglicht viele weitere Funktionen wie etwa die Steuerung nach astronomischen Sonnenauf- und -untergangszeiten oder per Zufallsprogramm. Die Rückmeldung über das mittels bidirektionalem Funk ausgeführte Signal erfolgt durch Display-Symbole. Die Produktpalette umfasst zahlreiche Wand- und Handsender, die Signale per Funk oder

drahtgebunden über ein Kabel an den Antrieb weiterleiten. Sie können durch integrierte Zeitschaltuhren mit Astrofunktion oder Sensoren automatisiert und zugleich per Tastendruck bedient werden. Auf dem neuesten Stand der Technik ist auch die Smart-Home-Lösung Centero, mit der sich Smartphone und Tablet als Steuerung nutzen lassen. Die Datenkommunikation aller Funksender erfolgt auf der Frequenz von 868 MHz und

Weltweit erstes Mini-Hybridkabel von Dätwyler

Mit dem FO Outdoor wbKT Micro Combi bietet Dätwyler Cabling Solutions das weltweit erste Mini-Hybridkabel für NGN- und NGA-Netze an (Next Generation Networks, Next Generation Access). Es kombiniert vier zwölffaserige verseilte Bündeladern, die wahlweise mit Single- oder Multimodefasern lieferbar sind, mit zwei Kupferlitzen. Dank seines geringen Aussendurchmessers von nur 6,5 mm kann das Kabel nachträglich in vorhandene Leerrohrsysteme installiert sowie über weite Strecken in MikroRohrsysteme eingeblasen werden.

Das Mini-Hybridkabel ist mit seinen zusätzlichen Kupferlitzen (0,50 mm2) vor allem in sicherheitssensitiven Bereichen einsetzbar. In FTTx-Netzen stellt es eine kostengünstige Alternative zur Verlegung von zwei verschieden Kabelarten und kann als Variante zum Hausanschluss dienen, etwa zur Notversorgung von Feuerwehr-Telefonen bei Stromausfällen. Es ermöglicht die Fernspeisung aktiver abgesetzter Technik, zum Beispiel in Strassenverteilern, Notrufsäulen, intelligenten Stromnetzen (Smart Grid) oder Rechenzentren. Es ermöglicht die Fernüberwachung von Anschlusstechnik wie Kabelmuffen, Verteilern und Zutrittskontrollsystemen. Einmal verlegt, kann es zudem von der Erdoberfläche aus leicht geortet werden. Zwei farbige, gut identifizierbare Aufreisszwirne ermöglichen ein sicheres Öffnen des

standardmässig über das bidirektionale Funksystem ProLine 2 mit Routingfunktion. Das Signal wird so lange weitergeleitet, bis es den richtigen Empfänger erreicht. Dieser sendet eine Rückmeldung über die Ausführung des Befehls an den Funksender.■ Meimo AG 8954 Geroldswil Tel. 043 455 30 40 info@meimo.ch www.meimo.ch

Kabelmantels. Der leicht absetzbare, montagefreundliche Aufbau mit trockenen Verseilhohlräumen erleichtert die Installation. Das FO Outdoor wbKT Micro Combi erfüllt alle Anforderungen der IEC 60794-1-2 hinsichtlich Querdruck, Schlag, wiederholter Biegung und Torsion. Das neue Kabel ist in grossen Mengen ab September lieferbar. ■

Dätwyler Cabling Solutions AG 6460 Altdorf Tel. 041 875 12 68 info.cabling.ch@datwyler.com www.cabling.datwyler.com

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Neue bidirektionale Baureihe 14 für den Gebäudefunk

Mit den Funk-Reiheneinbaugeräten der Baureihe 14 schlägt Eltako ein neues Kapitel bei der zentralen Montage von FunkAktoren auf.

Das klassische Einfamilienhaus mit UG, EG und DG lässt viele Installationsweisen der Aktoren als Reiheneinbaugeräte zu. Die neue Baureihe 14 ist so flexibel,

dass jeder Elektroinstallateur seine gewohnte und bewährte Installationsweise beibehalten kann. Wichtig ist die Anordnung der Antennen und/oder Repeater. Das Funk-Antennenmodul FAM14 wird zweckmässigerweise zentral im Gebäude installiert. Der bidirektionale Eltako-RS485-Bus verbindet dieses Antennenmodul mit allen Aktoren. Hierbei spielt es keine Rolle, wo sich diese befinden. Entweder alle zusammen in einer Verteilung oder über mehrere Unterverteiler verteilt. Zum Beispiel MID-Drehstromzähler mit Eltako-RS485-Bus im UG. Die Aktoren untereinander werden bezüglich Bus und Stromversorgung ganz einfach mit

Systemzuwachs bei Gesis Flex Mit neuen Funktionen unter der direkten Verwaltung der bestehenden KNX-Basismodule von Gesis Flex baut Wieland Electric das Produktportfolio für die Raumautomatisierung weiter aus. Insgesamt 12 neue Produkte aus den Bereichen Erweiterungsmodule, Stand-alone-Module und Add-on-Module erlauben neue Anwendungs-gebiete mit dem bewährten System. Jalousienausgänge für Gleichstromantriebe, C-Last- Schaltausgänge und DALI-Funktionen sind jetzt mit dem System kompatibel. Das DALI-Modul hat vier Ausgänge für je 16 DALI Vorschaltgeräte. Da diese Kanäle im BroadcastBetrieb arbeiten, entfällt die zeitraubende DALI-Programmierung. Der Jalousieausgang für Gleichstromantriebe arbeitet mit direkter Polwendung im Zweileiteranschluss und berücksichtigt die bei DC-Antrieben häufig auftretenden Fahrzeitabweichungen der verschiedenen Drehrichtungen. Der C-Last-Schaltausgang wird

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eingesetzt, wenn z. B. die angeschlossenen Leuchten extrem hohe Einschaltspitzen verursachen. Zusätzlich ist ab sofort ein eigenständiges bidirektionales EnOcean-KNX-Gateway im kompakten Gesis-Flex-Gehäuse erhältlich. In das Systemgehäuse für Reiheneinbaugeräte wurden weitere Raumautomationsfunktionen integriert.

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Das bidirektionale EnOceanKNX-Gateway arbeitet als eigenständiges Gerät und unterstützt die aktuellen Enocean Equipement Profiles, von einfachen Tastertelegrammen bis hin zur Einbindung von Raumtemperaturreglern. Das 32-kanalige System kann empfangen, senden, aber auch für Regelungsfunktionen genutzt werden.

Steckbrücken querverdrahtet. Als Busleitung zur Verbindung mehrerer Verteiler genügt eine handelsübliche geschirmte 4-adrige Telefonleitung. Über einen RS485-Sub-Bus lassen sich bis zu drei weitere Antennen in dem Gebäude so anordnen, dass überall der Empfang der Sensor-Funktelegramme gewährleistet ist. Zusätzlich, oder auch alternativ, können Repeater eingesetzt werden, welche keine Busverbindung benötigen. ■ Demelectric AG 8954 Geroldswil Tel. 043 455 44 00 www.demelectric.ch info@demelectric.ch

Vorhandene KNX-Geräte für spezielle Aufgaben wurden in das Gesis-Flex-Gehäuse für Reiheneinbaugeräte integriert und damit zur dezentralen steckbaren Elektroinstallation qualifiziert. Die integrierten Funktionen sind vielseitig, vom einfachen Halbleiterschalter über Fan Coil Aktoren, Analogeingänge, 1–10-VSchalt-Dimmausgänge bis hin zu DALI- und SMI-Gateways. Eine an die Wieland 10 mm2 Flachleitung anschliessbare FI/LSKombination und das Netzteil für 24 VDC runden das Produktprogramm ab. Mit den neuen Produkten rund um das Gesis-Flex-System beweist Wieland Electric Innovationsstärke und etabliert das System mehr und mehr als ganzheitliche Lösung. ■

Wieland Electric AG 8404 Winterthur Tel. 052 235 21 00 info.swiss@wielandelectric.com


Energie | Automation | Gebäudetechnik

Red CAD-App – neu mit digitalStrom-Symbolbibliotheken

Red CAD Solutions AG bietet Ihren Kunden ab sofort für das Programm Red CAD-App einen Gratis-Download der aktuellen Version mit allen digitalStromSymbolbibliotheken an. Das Programm wurde kürzlich von den Lesern der Zeitschrift Elektrobörse Smarthouse zum Produkt

des Jahres in der Kategorie Elektroinstallation gewählt. Unter dem Motto «intelligent geplant» und in Zusammenarbeit mit der digitalStrom AG sind ab sofort digitalStromSymbole im Programm Red CADApp verfügbar. Somit kommt die Baselbieter Firma Red CAD

Solutions AG ihrem Ziel, «Planen, was verbaut wird», wieder einen Schritt näher. Die neuen Symbolbibliotheken wurden praxisnah in die Kategorien digitalStrom-Bauteile, -Disposition, -Installation sowie -Schema unterteilt. Dies beschleunigt die Arbeit bei der Auswahl der passenden Symbole. Wird ein Projekt nachträglich mit digitalStrom-Komponenten ausgerüstet und besteht bereits ein Elektroinstallationsplan, so kann dieser Plan als DWG, DXF oder als PDF eingelesen werden und mit den passenden Bauteilen von digitalStrom auf einfache Art und Weise ergänzt werden.

Planungssoftware mit Auszeichnung

Bruttopreis sowie der korrekten Artikelbezeichnung hinterlegt. Direkt nach der Planung erhält der Anwender eine Stückliste mit dem kompletten Materialpreis von digitalStrom. Eine Neulizenz für Red CAD-App ist ab 2200 Franken erhältlich. Eine kostenlose Demoversion kann über www.redcad.ch heruntergeladen werden. Für die zum Produkt des Jahres ausgezeichnete Planungssoftware stehen verschiedene Apps wie Elektro, Sanitär/Heizung und Blitzschutz zur Verfügung. ■ RED CAD Solutions AG 4147 Aesch Tel. 061 508 35 30 www.redcad.ch

Für Neubauprojekte stehen somit über 50 neue Installationssymbole zur Verfügung. Jedes Symbol ist mit Artikelnummer,

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Energie | Automation | Gebäudetechnik

Lichtsteuerung per App für Büros, Einzelhandel und Gastronomie Mit «Lightify Pro» bringt Osram ab sofort Lichtsteuerung über App auch für professionelle Anwendungen. Das System wird vom Installateur per mobilem Endgerät eingerichtet und vom Nutzer über Smartphone oder Tablet und wahlweise über Schalter oder Taster gesteuert. Dank drahtloser Übertragungsprotokolle ist die Installation einfach, schnell und kostensparend. Das System kommt mit bereits umfangreichem Komponenten-Programm auf den Markt, darunter auch sechs Leuchten. Durch die Schnittstelle zum DALI-Standard kann zudem eine Vielzahl von Bestandsinstallationen und am Markt verfügbarer Leuchten eingebunden werden. Gerade in Büros und öffentlichen Gebäuden ist flexible und bedarfsgerechte Lichtsteuerung besonders sinnvoll, da zeitund anwesenheitsgesteuerte Be-

leuchtung maximale Energieeffizienz und damit Stromkosten-Einsparung bedeutet. Die Umstellung auf herkömmliche, kabelgebundene Lichtmanagementsysteme brachte in der Vergangenheit jedoch häufig intensive Baumassnahmen und hohe Installationskosten mit sich. Dank Lightify Pro ist das nun anders, da die gesamte Steuerung der Beleuchtung und

Mehr als bloss Nachfolger Beim Austausch der bestens bewährten und zuverlässigen LI 10 gegen ein neues Gerät soll jedoch nicht einfach Ersatz gefun-

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Lampen, Leuchten, Taster oder Schalter) wird über ein spezielles Gateway hergestellt, das WLAN-Signale in ein ZigBeeLightlink-Protokoll übersetzt und bis zu 100 sogenannte ZigBeeKnoten steuern kann. Die Lightify Pro App bietet dabei die intuitive Bedienoberfläche zur einfachen Inbetriebnahme, Parametrisierung und Steuerung der Lichtpunkte. Voreingestellte Funktionsprofile für Einzel- und Gruppenbüros, Treppenhaus, Korridor und Besprechungsräume geben eine erste Orientierung, die Profile können aber auch individuell angepasst und jederzeit problemlos modifiziert werden. ■ OSRAM AG 8401 Winterthur www.osram.ch/lightify-pro info@osram.ch

Lightify Pro – Lichtsteuerung ganz einfach per Smartphone oder Tablet.

Perfekter Ersatz für einen Trendsetter In den Neunzigerjahren hat sich die Technologie der Wärmpumpe in der Schweiz in der Breite durchzusetzen begonnen. Als eigentlicher Trendsetter galt damals die Luft-/Wasser-Wärmepumpe mit der Typenbezeichnung LI 10: Sie wurde rund 5000 mal installiert. Gemäss Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz FWS liegt die durchschnittliche Lebensdauer einer Wärmepumpe bei normaler Nutzung zwischen 15 und 20 Jahren. Der Lebenszyklus der zuverlässigen und effizienten LI 10 neigt sich heute also dem Ende zu, perfekter Ersatz ist gefragt.

auch der Sensorik kabellos erfolgt. Das System nutzt die drahtlosen Funktechniken WLAN und ZigBee. Die Profi-Variante eignet sich daher besonders für Modernisierungen – auch und gerade in denkmalgeschützten Bauten – sowie für schwer zugängliche Bereiche. Die Verbindung zwischen mobilem Endgerät und den Komponenten (z. B.

den, sondern gleichzeitig auch die aufgrund der technologischen Weiterentwicklung mögliche Effizienzsteigerung erreichbar werden. Dass dies mit möglichst geringem Aufwand realisiert werden soll, rundet das klare Anforderungsprofil an den Nachfolger ab.

tergenau denjenigen der bewährten LI 10. Dies ermöglicht einen besonders einfachen und damit auch günstigen Aus-

Plus an Komfort Zusätzlich zur Leistungssteigerung bietet die neue Oertli LINH 10 TE auch weitere Merkmale, welche sie als Vertreterin der modernen, komfortablen Wärmepumpengeneration ausweisen. So wird sie beispielsweise ohne Aufpreis mit einer Fernbedienung geliefert, die nach Wunsch und Bedarf platziert und über eine einfache Bus-Leitung mit der Anlage verbunden wird. ■

Leistungsstarker Ersatz Mit der kürzlich EHPA-zertifizierten Luft-/Wasser-Wärmepumpe Oertli LINH 10 TE bietet Walter Meier einen klar effizienteren Ersatz für die LI 10, der die entstehende Lücke im wahrsten Sinne des Wortes füllt: Die Aussenmasse genauso wie Positionierung und Dimensionierung der Ansaug- und ausblasseitigen Luftkanäle sowie der hydraulischen Anschlüsse für den Heizungsvor- und -rücklauf der LINH 10 TE entsprechen millime-

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tausch dank problemloser Installation ohne zusätzliche Montagearbeiten oder gar bauseitiger Massnahmen.

Nachfolger für die LI 10: EHPA-zertifizierte Luft-/WasserWärmepumpe Modell Oertli LINH 10TE.

Walter Meier (Klima Schweiz) AG 8603 Schwerzenbach Tel. 044 806 41 41 www.waltermeier.com


Energie | Automation | Gebäudetechnik

Energieeffiziente, flexible und vernetzbare Raumautomation von Saia-Burgess Controls AG Aktuelle Raumautomation muss heutzutage flexibel und vernetzbar sein sowie hohe, anspruchsvolle Energieeffizienzziele nach DIN EN 15232 erfüllen. Die neue Modellreihe Saia PCD1 E-Line von Saia-Burgess Controls AG (SBC) unterstützt gewerkübergreifende Raumautomation mit Anwendungen und Funktionsmodulen in den Bereichen Heizung/Lüftung/Klima (HLK) sowie Licht und Beschattung. Die freie Modulzusammenstellung sowie die Programmierung mit Vorlagenobjekten fördern einen energieeffizienten Betrieb und unterstützen eine einfache und sichere Inbetriebnahme. Die E-Line-Reihe wurde speziell für den Einbau in der Elektroverteilung entwickelt, das heisst, sie entspricht den geforderten Standard-Abmessungen gemäss DIN 43880. Damit kann sie nicht nur in den Automationsschrank, sondern auch in die Elektrounterverteilung integriert werden, was den Montageaufwand erheblich senkt. Die kompakte Bauform ermöglicht eine Automation auch auf geringstem Raum. Moderne Push-In-Klemmen sorgen für eine hohe Installationsfreundlichkeit: Die Verdrahtung der Module kann schnell, effizient und ohne den Einsatz von Werkzeug vorge-

nommen werden. Sämtliche Klemmen sind steckbar, was Verdrahtungsfehler beim Service vermeidet. Jeder Ein- und Ausgang verfügt über eine Statusanzeige für eine einfache Diagnose bei Inbetriebnahme und Service. E-Line ist auf die verschiedenen Anforderungen im Raum optimal abgestimmt. Die Module für HLK, Licht und Beschattung können beliebig zentral oder dezentral kombiniert werden und eignen sich für Anwendungen im Bereich der Raumautomation, der Zonenregelung oder der dezentralen Automation. Sie sind frei programmierbar und

als Stand-Alone-Lösungen einsetzbar. Der Vorteil: Diese Stand-Alone-Lösungen, zum Beispiel einzelne mit einem DALIModul ausgestattete Räume, können später ohne Probleme über eine Kopfstation zusammengefasst werden. Die Kopfstation, beispielsweise ein Etagencontroller, sorgt für den Datenaustausch der einzelnen Module untereinander. Als Steuerung für die E-Line-Module eignen sich alle Saia-PCD-Steuerungen, die Programmierung erfolgt mit der Saia PG5 Suite. Die integrierten Funktionsbibliotheken EnOcean, DALI, HLK usw. bieten vorgefertigte Lösun-

gen für typische Aufgaben im Raum. In der Praxis helfen diese Programmvorlagen bei einem einfachen Engineering für beispielsweise Hotel- und Büroräume. Die neue Bibliothek E-Suite erweitert den Funktionsumfang mit vorgefertigten Lösungen zur Automation von Elektro und Klima im Raum. Saia PCD steht seit über 30 Jahren für freie Programmierbarkeit sowie generationsübergreifende Kompatibilität. Das hat den Vorteil, dass Applikationen jederzeit angepasst und im laufenden Betrieb geladen werden können. Das «Lean-Prinzip» von SBC gilt auch für die E-Line: Einmal installiert, verfügen die robusten Produkte samt der Hardware über einen langen Lebenszyklus von über 15 Jahren. Alle Module sind aufwärtskompatibel, was einen Investitionsschutz für den Kunden bedeutet. ■

Saia-Burgess Controls AG 3280 Murten Tel. 026 672 72 72 info@saia-pcd.com www.saia-pcd.com

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Energie | Automation | Gebäudetechnik

Nachhaltigkeit im Bauwesen als Konzept

Gefragt sind Fachleute mit multidisziplinärem Verständnis.

Der Betrieb und die Erstellung von Gebäuden benötigen heute rund 50 % des Bruttoenergieverbrauchs in der Schweiz. Daher weisen Neu- und Sanierungsbauten ein grosses Energiesparpotenzial auf. Zudem ist davon auszugehen, dass auch im Gebäudesektor die Energie-

vorschriften weiterhin verschärft werden, was die Nachfrage nach energieeffizienten und nachhaltigen Gebäuden steigert. Gefragt sind daher Fachleute mit multidisziplinärem Verständnis, die mit den Anforderungen an nachhaltige Bauten vertraut sind und diese umsetzen können. Die Hochschule Luzern – Technik & Architektur ist eine von fünf Hochschulen, die mit der vielfältigen Auswahl an Weiterbildungsmodulen im «EN Bau» Baufachleuten den Zugang zu den nötigen Kompetenzen vermittelt. EN steht dabei für «Energie und Nachhaltigkeit». ■ Weitere Informationen findet man unter www.hslu.ch/wb-enbau

SMI-Masterklemme integriert Lichtund Verschattungslösungen

Mit den beiden SMI-Masterklemmen KL6831 und KL6841, die das Busklemmensystem mit dem SMI-Bus (Standard Motor Interface) verbinden, erweitert Beckhoff sein Spektrum an Subbussystemen für die Gebäudeautomatisierung. Jede Klemme kann bis zu 16 SMI-konforme Rollladen- und Sonnenschutzantriebe ansteuern. Der von den Busklemmen komplett unterstützte SMI-Befehlsumfang lässt SMI-Antriebe nicht nur Auf- und Ab-Bewegungen durchführen, sondern ermöglicht auch das Anfahren definierter Rollladenpositionen und exakter Lamellenwinkel. Genau hierin ist der grosse Vorteil zu sehen: In Verbindung mit einem intelligenten Energie-

und Beleuchtungsmanagement werden die Lamellen entsprechend dem Sonnenstand positioniert bzw. nachgeführt, wodurch zum einen die Heiz- bzw. Kühlleistung reduziert und zum anderen die Lichtregelung für blendfreie Wohn- und Arbeitsbereiche optimiert wird. Die von den SMI-Antrieben gegebenen Rückmeldungen zur aktuellen Position des Motors/der Jalousie können an die überlagerte Gebäudeautomation und an die Managementund Bedienebenen weitergegeben werden. ■ Beckhoff Automation AG 8200 Schaffhausen Tel. 052 633 40 40 www.beckhoff.ch

www.m-scherrerag.ch Tel. 071 944 42 42 Fax 071 944 42 62

Pneumat. Abwasserstopfen

in Abwasserleitung einsetzen Luft einfüllen – Dicht! ø von 19 – 1500 mm lieferbar mit oder ohne Durchgang

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Energie | Automation | Gebäudetechnik

Weishaupt-Ölbrennwertkessel jetzt ab 12 kW Die Öl-Brennwerttechnik erlaubt den besonders sparsamen und umweltschonenden Umgang mit dem Brennstoff Öl. Im ÖlBrennwertkessel Thermo Condens WTC-OB von Weishaupt wandelt ein zweistufiger purflam®-Blaubrenner das Heizöl in Wärme um. Dabei werden alle relevanten Emissionsvorschriften nicht nur eingehalten sondern weit unterschritten. Aufgrund kompakter Abmessungen ist das Gerät besonders platzsparend. Durch das spezielle Abgas-Luft-System ist es nicht zwingend an einen Heizungskeller gebunden. Zudem ist der Montageaufwand gering, da wesentliche Funktionskomponenten der Hydraulik bereits integriert sind und alles werksseitig auf Funktion und Dichtheit geprüft wurde. Hoher Komfort: dank der integrierten Geräuschdämpferkombination für Abgas und Ansaugluft ist der Betrieb sehr leise.

Weishaupt hat nun den Leistungsbereich der bodenstehenden Öl-Brennwertsysteme nach unten erweitert: Der neue Öl-Brennwertkessel WTC-OB18 ist mit einer Grundleistung von 12 kW besonders für Gebäude mit kleinerem Wärmebedarf geeignet. Der Brenner arbeitet zweistufig. Eine neu entwickelte Mischeinrichtung ermöglicht die Absenkung der Brennerleistung bei voller Betriebssicherheit. Der Wärmetauscher ist speziell für die kleinere Brennerleistung konzipiert worden. Durch die geringere Bauhöhe kann der neue Kessel mit einem untenliegenden Speicher ausgestattet werden – bei vollem Bedienungskomfort. ■ Weishaupt AG 8954 Geroldswil Tel. 044 749 29 29 www.weishaupt-ag.ch

All-in-One-Solarsystem «smartflower» Neu schmücken zwei riesige «Sonnenblumen» die Umwelt Arena Spreitenbach: Das All-inOne-Solarsystem «smartflower» streckt wie eine Sonnenblume ihre Blätter Richtung Sonne,

fängt die Energie ein und wandelt sie in Elektrizität um. Pünktlich zum Sonnenaufgang beginnt die smartflower mit der Stromerzeugung. Automatisch oder per Knopfdruck entfaltet

Smartflower vor dem Haupteingang der Umwelt Arena. Durchmesser 4.8 m, Nennleistung 2.3 kWp.

Schnittgrafik des neuen Öl-Brennwertkessels WTC-OB (12 / 18 kW).

sich die rund 18 m2 grosse Solarfläche. Dann folgt die Sonnenblume vollautomatisch und zweiachsig dem Sonnenverlauf und garantiert so immer den optimalen 90-Grad-Winkel zur Sonne. Sobald die Sonne bei starker Bewölkung wieder auftaucht, ist die smartflower bereits in der optimalen Position zur Stromproduktion. Bei stärkerem Wind legen sich die Module der smartflower wie ein Helikopter-Hauptrotor waagrecht in die Luft, bei einem Sturm klappen sie sich automatisch zusammen. Dank Hinterlüftung wird die Temperatur der einzelnen Module um 10 bis 20 °C abgekühlt, was die Effizienz der Stromproduktion um 5 bis 10 % verbessert. Im Vergleich zu einer konventionellen Aufdachanlage kann die

Produktion mit der zweiachsigen Nachführung um bis zu 40 % gesteigert werden. Dank «Plug & Play» kann die smartflower praktisch überall als Kraftwerk eingesetzt werden. Auch im eigenen Garten. Aufstellen, anschliessen und sofort fliesst saubere Energie für den ganzen Haushalt. Je nach Region liegt der Jahresertrag zwischen 3400 und 6200 kWh und deckt damit den durchschnittlichen Strombedarf eines Haushalts im mitteleuropäischen Raum ab. Der Vertrieb in der deutschen und italienischen Schweiz erfolgt durch die IBAarau AG. Richtpreis: ab Fr. 17 000.–. ■ www.umweltarena.ch www.ibaarau.ch www.smartflower.com

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Energie | Automation | Gebäudetechnik

Beschaffungswesen sorgt immer wieder für Diskussionen

Transparente Regeln bei der öffentlichen Beschaffung Allen Dienstleistern sind die Diskussionen rund um das öffentliche Beschaffungswesen hinlänglich bekannt: Nicht alle Details sind optimal gelöst. Viele Werkzeuge erlauben aber eine klare und faire Vergabe von Aufträgen. Es ist deshalb erstaunlich, dass nach wie vor viele Falschinformationen über das öffentliche Beschaffungswesen herumgeistern.

D

ieser Beitrag vermittelt keine rechtliche Abhandlung, sondern fasst Erfahrungen aus der Praxis zusammen. Im Falle eines Rechtsstreits sollte der Unternehmer Rechtsbeistand einholen. Eine öffentliche Auftragsvergabe liegt vor, wenn das Gemeinwesen auf dem freien Markt Güter, Dienstleistungen und Baudienstleistungen erwirbt. Bauaufträge umfassen Vorbereitungen des Baugeländes und der Baustellen, Bauarbeiten für Hochund Tiefbauten, Montage und Bau von Fertigbauten, Ausbauarbeiten und Endfertigung von Bauten usw. Zu den Dienstleistungsaufträgen gehören beispielsweise Instandhaltung, Informatik, Buchführung, Studienaufträge, technische Beratung und Planung usw. Keinem Anbieter dürfen Nachteile auferlegt werden, die für andere Anbieter nicht gelten, bzw. Vorteile eingeräumt werden, die andere nicht haben. Eine Diskriminierung liegt vor, wenn beispielsweise bestimmte Produkte gefordert werden oder Lieferfristen so kurz bemessen sind, dass sie zur Bevorzugung eines bestimmten Anbieters führen. Um zu klären, ob sich Anbieter eignen, dürfen Eignungskriterien nach objektiven, sachlichen und überprüfbaren Werten festgelegt werden. Die Eignungskriterien beziehen sich grundsätzlich auf finanzielle, technische und wirtschaftliche Leistungsfähigkeiten der Anbieter.

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Das Nichterfüllen eines Eignungskriteriums kann zum Ausschluss führen, wogegen die Schlechterfüllung lediglich eine tiefe Bewertung beim Zuschlag zur Folge hat. Die Eignungskriterien werden auf die gesamte Geschäftstätigkeit als auch hinsichtlich des konkreten Auftrags geprüft. Bei einfacheren Aufträgen sind es beispielsweise Referenzobjekte, eingesetztes Personal und Bonität. Eignungskriterien sind nicht zu verwechseln mit Teilnahmebedingungen. Eignungskriterien sind lediglich ein Teil der Teilnahmebedingungen. Zu den Teilnahmebedingungen gehören weiter Vorschriften über die Einhaltung von Arbeitsbedingungen oder das Bezahlen von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen usw. Anbieter, die nicht alle Eignungskriterien erfüllen, werden vom Verfahren ausgeschlossen.

Verfahrensarten Der Auftraggeber vergibt einen Auftrag im • offenen Verfahren • selektiven Verfahren • Einladungsverfahren • freihändigen Verfahren Im offenen Verfahren kann jeder Anbieter ein Angebot einreichen. Im selektiven Verfahren reichen die Anbieter zuerst einen Antrag auf Teilnahme ein. Ausgewählte Anbieter können dann ein Angebot einreichen. Beim Einladungsverfahren und bei der freihändigen Vergabe fordert der Auftraggeber Anbieter

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direkt zur Eingabe eines Angebots auf. Hauptunterschied zwischen offenem und selektivem Verfahren einerseits sowie Einladungsverfahren und freihändigem Verfahren anderseits ist damit die öffentliche Ausschreibung des Auftrags. Die Wahl des Verfahrens hängt grundsätzlich vom Wert des Auftrags ab – es gibt aber Ausnahmen, auf die wir hier nicht weiter eingehen. Es darf immer das höhere Verfahren, also beispielsweise das offene Verfahren, gewählt werden, wenn der Beitrag auch nicht 50 000 Franken umfasst, hingegen nicht umgekehrt. Unabhängig vom Wert des Auftrags kann der Auftrag im freihändigen Verfahren vergeben werden, wenn beispielsweise: • die eingereichten Angebote unter den Anbietern abgesprochen wurden • kein Anbieter die Teilnahmebedingungen erfüllt • aufgrund der technischen Besonderheiten nur ein Anbieter infrage kommt • der Auftraggeber einen neuen gleichartigen Auftrag vergibt, der sich auf einen Grundauftrag bezieht Grundsätzlich ist jeder Auftrag, der im offenen oder im selektiven Verfahren vergeben wird, einzeln auszuschreiben, und zwar wenigstens im kantonalen Amtsblatt und im Internet (www.simap.ch). Dem Auftraggeber steht es allerdings frei, den Auftrag zusätzlich auf andere Weise auszuschreiben.


Energie | Automation | Gebäudetechnik

Im offenen und im selektiven Verfahren enthält die Ausschreibung wenigstens die Bezeichnung und Adresse des Auftraggebers, Gegenstand und Umfang des Auftrags, Verfahrensart, Ausführungsoder Liefertermin, Eignungskriterien, Zuschlagskriterien, Adresse und Frist für die Einreichung des Angebots, Frist für den Bezug der Ausschreibungsunterlagen, wenn solche abgegeben werden, Höhe der zu entrichtenden Gebühren für den Bezug der Ausschreibungsunterlagen, soweit Verhandlungen zulässig sind, ob solche vorgesehen werden. Für Aufträge bis 100 000 Franken beschliesst beispielsweise der Gemeinderat, welche Firmen ein Angebot einreichen können. Im freihändigen Verfahren kann die Einladung formlos erfolgen. Der beauftragte Planer schickt den betreffenden Firmen die Unterlagen. Den Ausschreibungsunterlagen wird häufig ein Leistungsverzeichnis oder Pflichtenheft beigelegt. Die Leistungsbeschreibung ist für den Auftraggeber verbindlich und er hat sich beim Zuschlag daran zu halten. Bei der funktionalen Ausschreibung beschränkt sich das Leistungsverzeichnis auf die Festlegung des Beschaffungsziels bzw. eines Leistungsprogramms, ohne den Gegenstand und den Umfang abschliessend zu umschreiben. Der Auftraggeber strebt die Mithilfe der Anbieter bei der Leistungsermittlung unter Ausnützung ihres Know-how an. Die funktionale Umschreibung erschwert die Vergleichbarkeit der Angebote und erhöht Gefahren für die Verletzung des Gleichbehandlungsgrundsatzes. Das Einladungsverfahren bereits etwas aufwendiger. Nebst dem Ausführungs- oder Liefertermin werden hier auch Eignungskriterien und zu erbringende Nachweise geliefert, Zuschlagskriterien, Adresse und Frist zur Einreichung des Angebots sowie Zeitpunkt der Öffnung der Angebote. Es wird die Höhe der zu entrichtenden Beiträge für den Bezug der Ausschreibungsunterlagen und Zahlungsbedin-

gungen mitgeteilt und soweit Verhandlungen zulässig sind, ob solche vorgesehen werden.

Auskünfte und Fristen Der Auftraggeber beantwortet dem Anbieter Anfragen zu den Ausschreibungsunterlagen, sofern diese keine Bevorzugung bedeuten. Wichtige Auskünfte sind allen Anbietern mitzuteilen. Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn die Auskunft einen Einfluss auf die Kalkulation hat und damit für die Offertstellung von Bedeutung ist. Um Streitigkeiten vorzubeugen, sollte bei Auskünften deshalb generell eine Mitteilung an alle Anbieter erfolgen. Der Auftraggeber setzt die Fristen für das Einreichen des Antrags auf Teilnahme und des Angebots so fest, dass allen Anbietern genügend Zeit zur Prüfung der Unterlagen sowie zur Ausarbeitung des Antrags auf Teilnahme und des Angebots bleibt. Ohne besonderen Grund dürfen die Fristen nicht kürzer als 14 Tage sein. Ein besonderer Grund liegt z. B. bei einer Naturkatastrophe vor.

Varianten Es ist grundsätzlich zulässig, dass sich Anbieter zu Arbeitsgemeinschaften zusammenschliessen. Will der Auftraggeber Arbeitsgemeinschaften ausschliessen oder umgekehrt bestimmte Formen von Arbeitsgemeinschaften vorschreiben, muss er dies in den Ausschreibungsunterlagen bekannt geben. Der Anbieter kann zusätzlich zum verlangten Angebot Varianten und Teilangebote einreichen, sofern dies in den Ausschreibungsunterlagen vorgesehen ist, sonst ist der Auftraggeber nicht verpflichtet, Varianten zu berücksichtigen. Wichtig ist, dass nebst dem Variantenangebot auch ein der Ausschreibung entsprechendes Hauptangebot abgegeben wird. Die Ausarbeitung des Angebots wird grundsätzlich nicht vergütet. Will hingegen der Auftraggeber möglichst viele Angebote und wenn die Ausarbeitung des Angebots erheblichen Aufwand verur-

sacht, aber auch zur optimalen Lösungsfindung beiträgt, kann die Ausarbeitung des Angebots vergütet werden. Der Auftraggeber kann einen Anbieter vom Vergabeverfahren ausschliessen und aus dem Verzeichnis über geeignete Anbieter streichen sowie den Zuschlag widerrufen, wenn der Anbieter beispielsweise die Eignungskriterien nicht erfüllt, falsche Auskünfte erteilt, Steuern und Sozialversicherungsbeiträge nicht bezahlt, in einem Konkursverfahren steht, wesentliche Formvorschriften verletzt, berufliches Fehlverhalten zeigt oder in einem gerichtlichen Verfahren steckt. Ein Ausschluss ist eine drastische Massnahme des Auftraggebers, dieser muss deshalb wohl begründet sein. Die Angebote bleiben bis zum Zeitpunkt der Öffnung verschlossen. Der Auftraggeber lässt die Angebote durch wenigstens zwei Beauftragte öffnen. Über die Öffnung wird ein Protokoll erstellt. Kantonale Auftraggeber veröffentlichen nach der Öffnung der Angebote die Nettopreise im offenen und selektiven Verfahren im Internet. Die anderen Auftraggeber geben den Anbietern die Nettopreise in deren Publikationsorganen oder direkt bekannt. Der Auftraggeber gewährt

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Schwellenwerte für die Bestimmung des Verfahrens Verfahrensarten

Freihändiges Verfahren Einladungsverfahren Offenes/selektives Verfahren

Lieferaufträge

100 000

250 000

250 000

500 000

250 000

250 000

250 000

500 000

Ungewöhnlich niedrige Angebote Werden ungewöhnlich niedrige Angebote eingereicht, kann der Auftraggeber zusätzliche Unterlagen und Auskünfte verlangen, um die Einhaltung der Teilnahmebedingungen zu prüfen. Ein ungewöhnlich niedriges Angebot wird zum Unterangebot, wenn die Leistungen zu einem Preis angeboten werden, der unter den Gestehungskosten liegt. In einem liberalisierten Markt ist es allerdings grundsätzlich Sache der Anbieter, wie sie ihre Preise kalkulieren und welche Risiken sie dabei in Kauf nehmen. Unzulässig sind nur sogenannte unlautere Unterangebote im Sinn des Bundesgesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb.

Verhandlungen Sie werden unter Wahrung der Grundsätze der Gleichbehandlung und Nichtdiskriminierung nach klaren Regeln geführt. Das Ergebnis wird schriftlich festgehalten. Abgebote sind nicht zulässig, ausgenommen im freihändigen Verfahren. Themen von Verhandlungen können Preis, Leistungsumfang und Leistungsqualität, aber auch Termine, Serviceleistungen usw. sein. Aufgrund der entsprechenden Einschränkung in der Interkantonalen Vereinbarung über das öffentliche Beschaffungswesen sind im offenen und selektiven Verfahren sowie im Einladungsverfahren Preisverhandlungen ausgeschlossen.

Zuschlagskriterien Die Festlegung der Zuschlagskriterien ist eine der wichtigsten Tätigkeiten bei der Vorbereitung einer Arbeitsvergabe, hängt doch davon ab, welches Angebot schliesslich den Zuschlag erhält. Wie bei vielen anderen Tätigkeiten sollte auch hier der Grundsatz gelten, dass «weniger oft mehr ist». Dies ist im Zusammenhang mit den Zuschlagskriterien so zu verstehen, dass wenige, dafür griffige Zuschlagskriterien mit einer klaren Abstufung ein deutlich klareres Ergebnis hervorbringen als viele Kriterien, die kaum unterschiedlich gewichtet sind.

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Bauhauptgewerbe 300 000

250 000

den Anbietern nach dem Zuschlag auf Gesuch Einsicht in das Protokoll.

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Dienstleistungs- Bauaufträge aufträge Baunebengewerbe 150 000 150 000

Von entscheidender Bedeutung ist schliesslich die Begründung des Zuschlags. Nach der Rechtsprechung des Verwaltungsgerichts hat der Auftraggeber in der Verfügung darzulegen, weshalb das berücksichtigte Angebot das wirtschaftlich günstigste ist. Zu beachten ist dabei, dass der Preis des berücksichtigten Angebots oder die tiefsten und höchsten Preise der in das Verfahren einbezogenen Angebote in jedem Fall zur Begründung gehören.

Beschwerderecht und -frist Beschwerden sind schriftlich und begründet innerhalb von 10 Tagen seit Eröffnung der Verfügungen einzureichen. Es gelten keine Gerichtsferien. Die Verankerung einer kurzen Rechtsmittelfrist und die ausdrückliche Anordnung einer begründeten Beschwerde bedeuten, dass innerhalb der gesetzlichen Frist von 10 Tagen eine vollständige Beschwerdeschrift mit Antrag, Darstellung des Sachverhalts und Begründung einzureichen und eine nachträgliche Ergänzung des Rechts- begehrens nicht zulässig ist. Die Beschwerde hat keine aufschiebende Wirkung.

Fazit Die Ausführungen in diesem Beitrag sind ohne Hilfe eines Rechtsanwalts entstanden. Sie sind als Wegweiser und allgemeine Infos gedacht. Im Bedarfsfall ist es sicher sinnvoll, einen Anwalt beizuziehen. Es ist wichtig, dass der Unternehmer weiss, wie sich die Rechtslage darstellt, denn nicht alles, was in der täglichen Anwendung des «Beschaffungswesen» geboten wird, ist richtig. ■

Infos Im Internet finden sich vertiefende Informationen und auch alle öffentlichen Ausschreibungen auf: www.simap.ch Autor: Marcel Schöb



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Inserenten in dieser Ausgabe ABB Schweiz AG 27 ABB Technikerschule Baden 150 ACO Passavant AG 97 Adhesive AG 78 AEH Oekotherm AG 65 AFG Arbonia-Forster-Holding AG 9 Akad Business AG 155 Alsoft Informatik AG 67 Arnold Engineering und Beratung 93 Asera AG 73 Belimo Automation AG 142 BMS-Energietechnik AG 125 Bosch Sicherheitssysteme GmbH 35 Breitenmoser + Keller AG 131 Brelag Systems GmbH 20 Brugg Rohrsystem AG 137 Brunner AG 100 Brunner Haustechnik AG 101 Camille Bauer Metrawatt AG 115 Canoo Engineering AG 30 Colasit AG 69 Contech TopSystems AG 71 Danfoss AG 21 Dätwyler Cabling Solutions AG 120, 145 Demelectric AG 133, 146 digitalSTROM AG 37 Domotec AG 104 Drees & Sommer Advanced Building Technologies 105 eHome GmbH 7, 47 Elcotherm AG 109 Elektro-Material AG 87 Elko-Systeme AG 53 Elvatec AG 117 EMU Electronic AG 43 Esylux Swiss AG 13 Finder (Schweiz) AG 31 Fischer Otto AG US 3 Flextron AG 26 Flir Systems GmbH Germany 123 Fronius Schweiz AG 19 Geberit Vertriebs AG US 2 Hastrag AG 91 Hochschule Luzern 149 Höhere Fachschule für Technik Mittelland 155 Hoval AG 141 HS Technics AG 63 IMI Hydronic Engineering Switzerland AG 111 Indupro AG 143 Info-Show Buchhaltung 74

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Impressum Innoxel System AG IWS GmbH Koch René AG Kundisch GmbH & Co. KG LG Electronics Austria GmbH LG Electronics Deutschland GmbH Liebi LNC AG M. Scherrer AG MCH Messe Schweiz (Basel) AG Meimo AG Mobil in Time AG Näf Tech AG Omni Ray AG Osram AG ProSanus AG R. Nussbaum AG Rapp Enserv AG Reichle & De-Massari AG S + G Mobile Heizzentrale AG Saia-Burgess Controls AG Schmid AG, energy solutions Schweiz. Höhere Berufsbildung BMP SM Handels AG Somfy AG Spälti Elektro AG STF Schweizerische Techn. Fachschule Theben HTS AG Thermocontrol GmbH Ticom GmbH tiventa AG Transmetra GmbH Trilux AG Unidim GmbH Wago Contact SA Waldhauser + Hermann AG Wärmebau Vertriebs AG Weishaupt AG Wieland Electric AG WISI Wilhelm Sihn AG Ygnis AG Zehnder Group Schweiz AG Ziehl-Abegg SE Zumtobel Lighting GmbH Stellenmarkt

41 15 59 145 147 19 125 150 133 43, 145 143 81 144 148 50 90 136 71 125 29, 149 154 155 151 55 120 160 10 73 131 75 127 43 57 61 119 117 126 49, 146 115 137 77 79 US 4 155 – 159

Beilagen Hochschule Luzern, Technik & Architektur

Extra 7/2015 Elektrotechnik ET/HK-Gebäudetechnik

«Extra» ist die Gemeinschaftsausgabe von Elektrotechnik ET und HK-Gebäudetechnik ISSN 1015-3926 (ET) | ISSN 1016-5878 (HK-GT) 12. Jg. 2015 | Druckauflage: 16 000 Exemplare

Herausgeberin AZ Fachverlage AG | Neumattstrasse 1 5001 Aarau | Tel. 058 200 56 50 Geschäftsführer | Roland Kühne Leiterin Zeitschriften | Ratna Irzan Redaktion peter.warthmann@azmedien.ch hansjoerg.wigger@azmedien.ch juerg.altwegg@azmedien.ch manuel.fischer@azmedien.ch raymond.kleger@azmedien.ch Leitung Werbemarkt | Jürg Rykart Anzeigen rolf.niederberger@azmedien.ch Tel. 058 200 56 18 andre.fluri@azmedien.ch Tel. 058 200 56 27 Layout / Produktion / Administration Pia Zimmermann, Stefanie Lipp, Renate Gadola, Corinne Dätwyler COPYRIGHT Mit der Annahme von Manuskripten durch die Redaktion und der Autor-Honorierung durch den Verlag erwirbt der Verlag das Copyright und insbesondere alle Rechte zur Übersetzung und Veröffentlichung der entsprechenden Beiträge in anderen verlagseigenen Zeitschriften sowie zur Herausgabe von Sonderdrucken. Für unverlangt eingesandte Text- und Bildunterlagen übernimmt die Redaktion keine Gewähr. Produkte und Highlights sind kostenpflichtig. Nachdruck, auch auszugsweise, nicht gestattet. Ein Produkt der Verleger: Peter Wanner CEO: Axel Wüstmann www.azmedien.ch Namhafte Beteiligungen nach Art. 322 Abs. 2 StGB AZ Anzeiger AG, AZ Verlagsservice AG, AZ Fachverlage AG, Atmosphären Verlag GmbH, AZ Management Services AG, AZ Regionalfernsehen AG, AZ TV Productions AG, AZ Zeitungen AG, FixxPunkt AG, Belcom AG, Media Factory AG, Mittelland Zeitungsdruck AG, Vogt-Schild Druck AG, VS Vertriebs AG, Weiss Medien AG, Dietschi AG, TrisCom-Media AG, Radio 32 AG, AZ Vertriebs AG, Zofinger Tagblatt AG




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