Special BIM_9_2018

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Special BIM Eine Produktion der Zeitschriften

HAUSTECH Magazin für vernetztes Bauen

in Zusammenarbeit mit

Bauen nach neuen Massstäben BIM-Pionierprojekt in Winterthur S. 24

¿ SIA-Merkblatt als Leitfaden S. 4 ¿ Interview: Alar Jost, Autor Stufenplan Schweiz S. 20 ¿ «BIM-to-field» am Beispiel Rohrleitungsbau S. 29

1 | Oktober | 2018


INHALT

SIA-Merkblatt 4 Es besteht viel Klärungsbedarf.

KNX-Ratgeber 8 Ein Einstieg in die digitale Bauplanung.

Aus- und Weiterbildung 10 Interdisziplinäres Denken ist gefordert.

Interview: Matthias Liechti

13

Kompetenzfeldleiter BIM, Hefti. Hess. Martignoni.

Virtual und Augmented Reality 16 Eintauchen in die Gebäudelandschaft.

Interview: Alar Jost

20

Autor Stufenplan Schweiz BIM.

20

24

Pionierprojekt 24 Das «Krokodil» in der Lokstadt Winterthur.

Sanierungen 26 Hohes Potenzial durch BIM.

Studie 28

29

BIM im Alltag für Immobilien-Fachleute.

Praxisbeispiel 29 «BIM-to-field» am Beispiel Rohrleitungsbau.

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Foto Cover zVg

Special BIM | 1-2018


EDITORIAL

Yves Ballinari Projektleiter Inoveris y.ballinari@inoveris.ch Simon Eberhard Chefredaktor Haustech simon.eberhard@azmedien.ch Foto Nicolas Zonvi

Keine Angst vor Krokodilen Sind Sie schon mal einem Krokodil in freier Wild-

lagen dazu bieten das SIA-Merkblatt 2051 (S. 4) und

bahn begegnet? Wohl besser nicht, denn sie gehören

Ausbildungsprogramme wie das der Fachhochschule

zu den zehn für den Menschen gefährlichsten Raub-

Nordwestschweiz (S. 10). Klar scheint auf jeden

tieren der Welt. Weitaus weniger gefährlich ist das

Fall, dass uns diese drei Buchstaben in den nächsten

Krokodil, das derzeit in Winterthur entsteht.

Jahren noch beschäftigen werden. Welche Themen

Das Gebäude ist ein BIM-Pionierprojekt, das alle

die Immobilienwirtschaft dabei besonders stark

Beteiligten vor neue Heraus­forderungen stellt (S. 24).

gewichten könnte, zeigt die aktuelle Umfrage unter

Dass BIM in der Praxis funktioniert, zeigt auch das

Fachleuten (S. 28). Um nochmals kurz auf Krokodile

gemeinsame BIM-to-field-Projekt dreier Unterneh-

und andere Raubtiere zurückzukommen: Wussten

men am Beispiel eines Rohrleitungssystems (S. 29).

Sie, welches Tier die Top Ten der gefährlichen Tiere

Und schliesslich kann BIM auch einen Beitrag

anführt? Es ist weder der Löwe noch der Hai oder der

bei Sanierungen von Gebäuden leisten, wie der

Elefant. Sondern die ordinäre Stechmücke. Was lehrt

Bericht auf S. 26 zeigt. All dies beweist, dass Building

uns dies im Hinblick auf digitales Bauen? Vielleicht,

Information Modeling mehr ist als nur ein trendiger

dass es sich immer lohnt, die eigenen Denkmuster zu

Anglizismus. Es ist auch mehr als nur eine neue Soft-

hinterfragen. Und dass es sich lohnt, (BIM-) Kroko­

ware. Es setzt interdisziplinäres Denken, das Aus-

dilen zwar mit gebührendem Respekt, aber nicht

brechen aus bestehenden Denkstrukturen und eine

mit Angst zu begegnen. Auch wenn sie in der eigenen

gut funktionierende Teamarbeit voraus. Die Grund-

Umgebung noch ungewohnt erscheinen mögen.

Impressum Special BIM Das Special BIM erscheint als Beilage in den Oktober-Ausgaben 2018 der Magazine «Haustech», «HK Gebäudetechnik» und «ET Elektrotechnik». Herausgeberin AZ Fachverlage AG, Neumattstrasse 1, CH-5001 Aarau,Telefon +41 (0)58 200 56 50. Leitung Zeitschriften Michael Sprecher. Chefredaktion Simon Eberhard, Yves Ballinari. Gestaltung Alois Camenzind, Yvette Bolliger. Anzeigenverkauf André Fluri, andre.fluri@azmedien.ch, Judith Bizozzero, judith.bizozzero@azmedien.ch, Stefan Wyser, stefan.wyser@azmedien.ch. Ein Produkt der CH Media CEO: Axel Wüstmann. www.chmedia.ch


GRUNDLAGEN

BIM – viele Fragen zu drei Buchstaben Das Entstehen eines digitales Bauwerksmodells setzt Teamarbeit und eine gut strukturierte, regelkonforme Methode voraus. Neue umfangreiche Dokumente wie das «Merkblatt» SIA 2051 dienen als Leitfaden. Dennoch gibt es grossen Klärungsbedarf, wie die Fachtagung der Berufsgruppe Technik des SIA im vergangenen Sommer zeigte. Text Manuel Fischer

4

Aller Anfang ist schwer.

Bei der Einführung einer neuen Technologie, neuer Arbeitsmethoden und Ablaufprozesse kommt niemand um diese Erkenntnis herum. Das gilt auch für die BIM-Methode, die in der Schweizer Bauwirtschaft in den vergangenen Jahren nur zögerlich Fahrt aufgenommen hat. An der BIM-Tagung der SIA-Berufsgruppe Technik im Juni 2018 war nicht selten die Rede von frustrierenden Durststrecken, zeitintensiven Annäherungsversuchen mit ernüchternden Erlebnissen und von Schnittstellen, die nicht funktionieren. Sämtliche Akteure in der Bauplanungsphase sind hinsichtlich BIM in der Lernphase. Gemäss der Vereinigung usic (Schweiz. Vereinigung beratender Ingenieurunternehmungen) werden deutlich unter 10 Prozent aller in Planung befindlichen Bauprojekte mit der BIM-Methode verwirklicht. Alleine die Tatsache, dass der Haller-Pavillon auf dem Campus BruggWindisch der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) mit über 300 Besuchern rappelvoll war, zeugt vom grossen Informationsbedarf und vom Lernwillen der Branche in Sachen BIM. Man kann es gegenüber angehenden Fachleuten, aber auch der Öffentlichkeit nicht genug betonen: BIM ist kein simpler Werkzeugkasten, sondern eine im Kollektiv anzuwendende Methode. Das digitale und für alle transparente Bauwerksmodell nimmt schrittweise Gestalt an. Der Fortschritt erfolgt in ständiger Rückkoppelung, weswegen der Detaillierungsgrad des «di-

gitalen Zwillings» gering gehalten und erst im Verlauf der Ausführungsplanung angereichert werden sollte. Man spricht in diesem Zusammenhang von phasengerechter Information: Zu grosse Detailtiefe in frühen Projektphasen lenkt den Blick vom Wesentlichen ab. Exponenten grösserer Ingenieurbüros bezeugen zudem aus eigener Erfahrung, dass die Anwendung der BIMMethode die Beteiligten dazu anhält, im Planungsprozess gut strukturiert, koordiniert und regelkonform vorzugehen. Aufgrund des vorgestellten Neubauprojekts des Inselspitals Bern konnten die Zuhörer der BIM-Tagung im Juni erahnen, dass technische Hilfsmittel bei der Umsetzung nicht allein entscheidend sind. Tatsächlich hängt vieles von der richtigen Arbeitsorganisation abseits der virtuellen Welt ab. In den Geschäftsräumen des Generalplaners arbeiten für ein BIM-Projekt bis zu zwei Dutzend unterschiedliche Fachplaner unter einem Dach zusammen. Glücklicherweise stehen für Einsteiger inzwischen wichtige Dokumente zur Verfügung, die für das Erlernen der Vorgehensweisen zentral sind.

SIA-Merkblatt 2051 Um die Prozesse und Begriffe der BIM-Welt verstehen zu können, ist das 2017 erschienene rund 50 Seiten starke SIA-Merkblatt 2051 eine wichtige und taugliche Grundlage. Peter Scherer vom Institut Digitales Bauen an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) sprach von einem «stabilen Dokument für die kommenden drei Jahre»: Special BIM | 1-2018


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SIA 2051:2017 Bauwesen

Anwendung der BIM -Methode

Modellbasierte

Mengenermittlung

nach eBKP-H

schwe izeri scher

ingen ieur- und archi tekte nvere in socié té suiss e des ingén ieurs et des archi tecte s socie tà svizz era degli ingeg neri e degli archi tetti swiss socie ty of engin eers and archi tects

592051

Building Information Modelling (BIM) – Bases pour l’application de la méthode BIM Building Information Modelling (BIM) – Basi per l’applicazione del metodo BIM Building Information Modelling (BIM) – Basis for the application of the BIM method

2051

Building Information Modelling (BIM) – Grundlagen zur Anwendung der BIM-Methode

Referenznummer SNR 592051:2017 de

■ In

Gültig ab: 2017-12-01

Herausgeber Schweizerischer Ingenieurund Architektenverein Postfach, CH-8027 Zürich

Anzahl Seiten: 52

Copyright © 2017 by SIA Zurich

Kapitel 1 werden Ziele der Methode formuliert, häufig vorkommende Begriffe erklärt. Ebenso werden die BIM-bezogenen Modellbegriffe erläutert. ■  Ausserdem spricht das Dokument im Kapitel 2 die Notwendigkeit an, Projektziele so zu formulieren, dass die Zielerreichung gemessen werden kann. Es empfiehlt sich auch, Umfang und Gehalt hinsichtlich der geforderten Qualität des digitalen Bauwerkmodells frühzeitig zu klären und zu beschreiben. Eine zentrale Rolle spielt der BIM-Projektabwicklungsplan. Nicht nur die ständige Koordination der Modellinhalte muss geplant werden, sondern auch die beständige Nutzung des Modells für so verschiedene Vorgänge wie beispielsweise die Mengenermittlung, die Kostenplanung, die Nachweise gesetzlicher und funktionaler Anforderungen, die Fachkoordination

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Mit der Veröffentlichung des SIA-Merkblatts 2051 zuzüglich den Zusatzdokumenten SIA-D 0270 und SIA-D 0271 sowie dem 8-teiligen BIMPraxisreport (von Bauen Digital Schweiz) hat die Baubranche ein umfangreiches Instrumentenset in der Hand für den Eintritt in die BIM-Welt.

oder die Zustands- und Verhaltenssimulationen, um nur einige Anwendungen zu nennen. ■ Der Kerngedanke der BIM-Methode ist das Zusammenführen von Fachdaten in einem kohärenten digitalen Bauwerksmodell, welches das Bauwerk so präzise wie möglich beschreibt. Wir haben es also mit einer strukturierten Sammlung von Daten zu einem bestimmten Objekt zu tun. Der klar definierte Datenaustausch, die Informationslieferung unter den Partnern und das Datenmanagement sind zentrale Elemente der Zusammenarbeit im BIM-Projekt und wird in Kapitel 3 beschrieben. ■ Kapitel 4 des umfangreichen SIA-Merkblatts bespricht die Organisation und die Koordination der Beteiligten in der BIMMethode an. Es wird festgehalten: Die Vorbereitung und die Realisierung BIM-ge-

stützter Planungen erfordern Anpassungen der üblichen Projektorganisation. Das konsequente Anwenden der BIM-Methode verlangt dementsprechend nach einer Organisationentwicklung auf Ebene Unternehmen, Auftraggeber wie Bewirtschafter. Dabei gilt: Je komplexer die Aufgabe, die mit der BIM-Methode gelöst werden soll, desto komplexer die erforderliche Organisation. Die Ausgangslagen können zur Folge haben, dass sich eingespielte Rollen und Berufsbilder anzupassen haben. ■  Im Kapitel 5 heben die Merkblatt-Autoren die grundsätzliche Methodenfreiheit bei der Abwicklung von Planungsaufgaben hervor. Andererseits weicht die BIM-Methode in gewissen Bereichen von der klassischen Projektabwicklung usw. ab. Die BIMMethode lässt keinen der Beteiligten an der Bauplanung und Bauwerkserstellung ganz

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GRUNDLAGEN

unberührt. Allerdings bleiben die bereits bekannten Vereinbarungen für Leistungen und Honorare (SIA 102, 103, 105, 108 und 113) auch bei der Anwendung der BIM-Methode als Leitfaden nützlich. Die Vertragsparteien erwägen einen zusätzlichen Regelungsbedarf, die sich aus dem konkreten BIM-Projekt ergeben. Ein zusätzliches Dokument (D 270) mit dem Titel «Anwendung der BIM-Methode» soll vertieftes Verständnis für die Anwendung der BIM-Methode schaffen u.a. anhand von schematischen Darstellungen und Tabellen und gilt als Leitfaden zur Verbesserung der Zusammenarbeit. Ein weiteres Dokument (D 271) erläutert die modellbasierte Mengenermittlung.

Planungsaufwand bleibt Herausforderung Eine Herausforderung bei der Umsetzung von BIM-Projekten ist die vergleichsweise geringe Erfahrung in der Planung. Der zeitliche Aufwand für die Arbeiten ist daher schlecht bezifferbar. An der Tagung kamen Unsicherheiten zur Sprache bezüglich vertragsrechtlicher Fragen sowie der Honorierung spezifischer Leistungen, die sich aus der Anwendung der BIM-Methode ergeben. Die zuletzt 2014 revidierten Leistungsund Honorarordnungen (LHO) des SIA enthielten noch keine Aussagen zur BIMPlanung, lautete die Kritik. Man könne allerdings keinen BIM-Faktor aus dem Hut zaubern, entgegnete Urs von Arx, Mitglied der SIA-Kommission LHO 108. Dafür sei die BIM-Methode zu anspruchsvoll und die BIM-Ziele zu vielfältig. Grundsätzlich gilt: Die LHO basieren auf dem Grundsatz der Methoden-Freiheit. Um etwas Orien-

Bauen digital Schweiz, buildingSMART Switzerland Markus Weber, Präsident Thomas Glättli und Andrea Leu, Co-Geschäftsführung www.bauen-digital.ch SIA-Berufsgruppe Technik BGT Marco Waldhauser, Präsident Luca Pirovino, SIA-Geschäftsstelle www.sia.ch/bgt Netzwerk Digital Eine Initiative von: SIA, CRB, KBOB, IPB und Bauen digital Schweiz Michel Bohren, Präsident Peter Scherer, Geschäftsführer www.netzwerk-digital.ch Fachhochschule Nordwestschweiz, FHNW Muttenz, Institut Digitales Bauen CAS/MAS Digitales Bauen Manfred Huber, Leiter Institut Peter Scherer, Leiter Weiterbildung und Dienstleistungen www.fhnw.ch ETH Zürich, Institut für Technologie in der Architektur CAS ETH ARC in Digitalisierung, Grundlagen und Methoden des digitalisierten Bauwesens Sacha Menz, Professur für Architektur

und Bauprozess Odilo Schoch, kompetenz@arch.ethz.ch www.kompetenz.ethz.ch ETH Zürich, NFS Digitale Fabrikation Philippe Block, Direktor NFS www.dfab.ch openBIM Verband Schweizer BIM-Software-Lieferanten Claude Chassot, Präsident www.openbim.ch IGH, Interessengemeinschaft Datenverbund Produkt-Bibliothek für BIM-Planung, Anfragen, Offerten, Bestellungen usw. Patrick Schmid, Präsident Hannes Berther, Geschäftsführer www.igh.ch buildup AG Informationsquelle für Bauprodukte, SwissBIMLibrary Geschäftsleitung: Patrick Schmid, Paul Curschellas, Karsten Droste www.buildup.ch swissBIM Blog-Forum für alle BIM-Interessierten Autoren: Claus Maier, Odilo Schoch www.swissbim.ch

Anlaufstellen für BIM-Einsteiger und Praktiker. Übersicht Schweizer Verbände und Institutionen im Bereich BIM.

tierung zu bieten, entwickelte die Arbeitsgruppe «Koordination Digitalisierung» mit der SIA 1001/11 eine «Zusatzvereinbarung BIM» sowie den Kommentar zu ihrer Anwendung. Ziele, Leistungen und Vergütungen bei der Anwendung der BIM-Methode sind projektspezifisch zu klären. Die Vertragsparteien haben mit Hilfe dieses Dokuments auch Nutzungsrechte sowie Rechte und Pflichten zum Austausch, zur Sicherung und zur langfristigen Aufbewahrungspflicht der Daten festzulegen.

Gemäss Mario Monti, ein weiterer Jurist, sind allfällige rechtliche Probleme mit der Anwendung von BIM überschaubar. Sofern man mit dem Standard «Open BIM» arbeite, sei die Methode vergaberechtlich unproblematisch. Nach seiner Einschätzung steht das öffentliche Beschaffungswesen dem Einsatz von BIM grundsätzlich nicht entgegen. Die öffentliche Hand könne aber Grenzen setzen, wenn der Grundsatz der Produkteneutralität bei der Submission verletzt werde. n

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Special BIM | 1-2018


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KNX-Ratgeber bildet Fundament für BIM KNX Swiss erleichtert seinen Mitgliedern und anderen Interessierten den Einstieg in die digitale Bauplanung (BIM). Der Verein hat einen Ratgeber erarbeitet, der eng an das Merkblatt 2051 des SIA anlehnt. Seit Anfang Jahr steht die Publikation kostenlos zur Verfügung. Text René Senn*

BIM bietet neue Möglichkeiten und Chancen,

Dinge im Bau von Beginn an richtig zu machen, Planungen früher anzugehen und Fehler im Bauprozess zu vermeiden oder frühzeitig zu erkennen. Denn je früher ein möglicher Fehler erkannt wird, desto günstiger wird die Suche nach einer Alternative und desto weniger Auswirkungen hat er auf den gesamten Bauprozess.   KNX als weltweiter Standard nach ISO/IEC 145433-x und EN 50090 ist ein etabliertes System, das neben dem Wohnbau bzw. dem Smart Home vor allem in der Raumautomation seine Anwendung findet. Sämtliche KNX-Projektbeteiligten – vom Hersteller über den Planer und Integrator bis hin zum Bewirtschafter – kommen früher oder später mit BIM in Berührung. Es lag für KNX also nahe, eine gemeinsame Basis für alle in Form des BIM-Rat­gebers zu schaffen.   Der Ratgeber ist ein Nachschlagewerk, das die Gebäudeautomationsbranche bei ihrer Entwicklung hin zur Anwendung der BIM-Methode unterstützt. Er erleichtert Einsteigern das Verständnis für die Methode und macht darüber hinaus einen Vorschlag für klare Zuständigkeiten innerhalb eines Projekts. Im Fokus stehen die Planer, die Systemintegratoren und natür-

Ich begrüsse und unterstütze die Initiative von KNX Swiss, sich frühzeitig aus Sicht der Gebäudetechnik mit der BIM-Methodik auseinanderzusetzen. Manfred Huber, Präsident Kommission SIA 2051

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lich die Hersteller, die KNX-Produkte fertigen und liefern. Vor allem Letztere müssen ihre Produkt­daten für die möglicherweise unterschied­lichen digi­t alen Plattformen aufbereiten, damit die Gebäude anschliessend damit geplant und designt werden können.

Enge Zusammenarbeit mit SIA Wie schon eingangs erwähnt, muss sich früher oder später jeder aus der Baubranche mit dem Thema BIM auseinandersetzen. KNX Swiss hat sich dieses Thema s desha lb f r üh zeit ig a ngenommen und mit Hilfe von Fachleuten aus der BIM-Branche die Fragen aufgegriffen, die am Anfang jeder Auseinandersetzung mit BIM stehen: Was ist als Erstes wichtig, was gibt es schon und mit welchen Prozessen werden sich Unternehmen in der Schweiz beschäftigen müssen?   Bei der Erarbeitung des Ratgebers besonders wichtig war die enge Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der SIA, die fast gleichzeitig die SIA 2051 «Building Information Modelling (BIM) – Grundlagen zur Anwendung der BIM-Methode» lanciert hatten. Nur mit solchen Kooperationen kann im Schweizer Markt eine einheitliche Stossrichtung entstehen, welche die Anwendung der BIM-Methodik in der Schweiz nachhaltig fördert.   Je nach Bearbeitungstiefe kann sich BIM zu einem umfassenden und durchaus komplexen Thema entwickeln. Der BIM-Ratgeber von KNX Swiss vollzieht die Gratwanderung zwischen allgemeiner Einführung sowie grosser Komplexität und behandelt die wichtigsten Grundlagen in leicht verständlicher Form. Die Erklärungen zu den wichtigsten Begriffen ermöglichen es dem Fachpublikum, rasch in die BIM-Thematik eizusteigen und sich ein Grundwissen zur Methodik anzueignen. Die Begriffsdefinitionen sind wie der ganze Inhalt auf die SIA-Norm 2051 abgestimmt. Wer also wissen möchte, was hinter Begriffen wie LOG und LOIN steckt oder was es mit IFC auf sich hat, wird im «KNX Swiss BIM»-Ratgeber auf einen Blick fündig. * Geschäftsleiter KNX Swiss Special BIM | 1-2018


GRUNDLAGEN

Besonderes Augenmerk auf die ersten Projekte Verfasst wurde der Ratgeber von der internen BIMUsergruppe, die mit Fachleuten aus der Praxis zu einem interdisziplinären Team ergänzt wurde. Sie wird den Ratgeber in den nächsten Jahren weiterentwickeln und aktuell halten, denn BIM steht für viele und vieles erst am Anfang. Das gilt nicht zuletzt etwa für die Gebäudeautomation. Diese Branche hinkt der Anwendung von BIM im Markt noch etwas hinterher. Aktuell ist es noch schwierig, Projekte zu finden, bei denen auch die HLKSE-Gewerke mit der BIM-Methodik geplant und umgesetzt werden. Dies dürfte sich aber rasch ändern. Wichtig wird sein, dass die Firmen die Schritte Richtung BIM in kleinen, realistischen Etappen gehen. Denn besonders auf die ersten Projekte wird ein grosses Augenmerk gelegt. Werden sie erfolgreich umgesetzt, ist das für die Entwicklung um einiges förderlicher als wenn sie scheitern, weil sich ein Unternehmer mit einem zu ambitiösen Schritt übernommen hat.   Die Erarbeitung des Ratgebers und die dabei gewonnenen Erfahrungen und geführten Gespräche haben gezeigt, dass sich die Firmen der Branche sehr gewissenhaft mit der BIM-Methodik auseinandersetzen. Sie

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Verfasst und künftig gepflegt wird der Ratgeber von der «KNX Swiss BIM»-Usergruppe, die mit Fachleuten aus der Praxis zu einem interdisziplinären Team ergänzt wurde. Mitgewirkt haben: Ralph Bachofen ahochn AG Manfred Huber Institut Digitales Bauen FHNW Dominique Kunz Institut Energie am Bau FHNW Didier Perret Alpiq InTec Schweiz AG Peter Scherer Institut Digitales Bauen FHNW Felix von Rotz Siemens Schweiz AG René Senn Geschäftsstelle KNX Swiss Daniel Wollenmann Hefti. Hess. Martignoni. Weitere Infos sind direkt bei der Geschäftsstelle von KNX Swiss und unter www.knx.ch/bim erhältlich.

müssen ihre Prozesse anpassen und von der konventionellen Methodik wegkommen. Gleichzeitig ist die Umstellung auf BIM mit hohen Investitionen verbunden. Wer sich frühzeitig auf diese Herausforderungen einstellt, hat länger Zeit, BIM in seinem Unternehmen einzuführen. Der «KNX Swiss BIM»-Ratgeber ist dafür ein wichtiges Hilfsmittel. n

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GRUNDLAGEN

Methoden, Technologien, Wertschöpfung und Innovation Digitales Bauen beinhaltet mehr als nur technische Aspekte. Ausserdem sind interdisziplinäres Denken und das Ausbrechen aus bisherigen Strukturen gefordert, um ein Projekt zum Erfolg zu bringen. Die Aus- und Weiterbildung hat diesem Aspekt Rechnung zu tragen. Text Peter Scherer * Fotos/Grafik FHNW, Peter Scherer

Die Nachfrage an fundierter

Weiterbildung im Digitalen Planen, Bauen und Bewirtschaften ist hoch. Die Erwartungen, was diese leisten muss, ebenso. Die Fachhochschule Nordwestschweiz bietet seit 2013 ein Master of Advanced Studies (MAS) sowie einzelne Certificate of Advanced Studies (CAS) an. Neben diesen Weiterbildungen wird am Institut Digitales Bauen Forschung und Entwicklung betrieben sowie Ausbildung für künftige Fach- und Führungskräfte in den Bereichen Architektur, Bauingenieurwesen, Energie und Umwelttechnik sowie Geomatik geleistet. Was die Grund- und Ausbildung derzeit im digitalen Umfeld nicht abzudecken vermag, wird in der Weiterbildung vermittelt. Durch stringente Anwendung von neuen Technologien, welche die Effektivität der Zielerreichung unterstützen, wird der methodische Ansatz ins Zentrum gerückt. Die Zielsetzungen des Auftraggebers sowie die daraus abgeleiteten Projektziele sind es, welche die Zusammenarbeitsform und -art definieren. Dieser Ansatz wird im SIA-Merkblatt 2051 als BIM-Methodik beschrieben und damit dem Virtual Design and Construction (VDC) gleichgesetzt. Ent-

* Peter Scherer, Leiter Dienstleistungen und Weiterbildung, Institut Digitales Bauen, FHNW

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wickelt und erforscht wurde dieser Ansatz am Center for Integrated Facility Engineering (CIFE) der Stanford University, welche die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit für die Generierung von Kundennutzen ins Zentrum stellt.

Horizont erweitern Die Teilnehmenden am MAS Digitales Bauen besuchen die Stanford University in zwei Zertifikatslehrgängen. Was die Studierenden im Silicon Valley erfahren, ist in erster Linie eine andere Kultur und Denkweise. Vom Bauen bis zur Fehlerkultur ticken die Uhren im Westen der USA anders als in der Schweiz. «Try fast, fail fast» ist einer der Grundsätze, die nicht direkt in die Schweiz übertragen werden können. Dennoch lohnt es sich, das eine oder andere an unseren heutigen Zusammenarbeitsformen zu überdenken, anzupassen oder gar neu zu schaffen. «We can not solve our problems with the same thinking we used when we created them» - das Zitat von Albert Einstein bringt es auf den Punkt. Damit die Teilnehmenden befähigt werden, eine andere Denkrichtung einzuschlagen, ist ein Perspektiven- und Ortswechsel unumgänglich. Während die Aufenthalte in den USA rund eine Woche dauern und in den ersten beiden CAS stattfinden, dauert die Innovationsreise in den Norden drei Tage und bietet den Teilnehmenden einen

guten Einblick ins lokale Bau- und Immobilienwesen. 2018 waren die Studierenden in diversen Unternehmungen und auf Baustellen rund um Oslo, Norwegen, unterwegs. Eine Erfahrung, die wohl keiner der Teilnehmenden missen möchte und wiederum zahlreiche Impulse für die persönliche und berufliche Weiterentwicklung gebracht hat.

(Zu) hohe Erwartungen an Technologien Die Erwartungshaltung liegt nicht selten darin, dass sich oft alles beim digitalen Planen, Bauen und Bewirtschaften um technische Aspekte dreht. Diese Haltung kann bereits nach wenigen Stunden in der Weiterbildung entkräftet werden. Bald ist allen Studierenden klar: Es geht um mehr. Die Organisation der Wertschöpfungskette selbst steht zur Diskussion, wenn ein echter Mehrwert generiert werden will. Technische Hilfsmittel und die entsprechenden Normen und Standards dazu werden in den nächsten Jahren folgen und bei sachgemässer Anwendung für eine generelle Steigerung der Effektivität und Qualität sorgen. Dabei wird die heutige Form der Zusammenarbeit und Kommunikation, welche im Wesentlichen auf abstrahierten Darstellungen auf unstrukturierten Dokumenten basiert, in einen strukturierten Informationsaustausch umgebaut. Die Schwierigkeit dabei liegt in der Erfassung der Daten Special BIM | 1-2018


Workshop mit innovativen Unternehmungen.

Einblick in Erfahrungen auf Baustellen in Oslo.

für die Verarbeitung für Maschinen und die Darstellung der Informationen daraus für den Menschen. Maschinenlesbare Daten sind für den Menschen nicht oder nur schwierig lesbar und können nur bedingt in der alten Form abgebildet werden. Es müssen neue Wege der Kommunikation gesucht und gefunden werden. Ein Prozess, der durch den Einsatz von

neuen Technologien wie Mixed, Virtual und Augmented Reality unterstützt wird. Automatismen und künstliche Intelligenz werden zukünftig in der Planung, Ausführung und Bewirtschaftung unterstützen, die Informationen zu einer geniessbaren Menge zu destillieren. Dies hat primär zum Ziel: Schneller bessere Entscheidungen zu treffen, um damit Risiken zu minimieren

und das Projekt erfolgreich mit den definierten Zielen abzuschliessen.

Interdisziplinarität Was schon lange sein sollte, findet leider nur sehr selten statt: die enge, interdisziplinäre Zusammenarbeit. Das Denken in Silos hält sich nicht nur im Bau- und Immobilienwesen hartnäckig. Das Ausbrechen aus beste-

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Sachebene

Managementebene

Abgabe

Entscheid

Vorbereitung Bearbeitung

Input Vorgaben

Bearbeitung

Bearbeitung

digitales Bauwerksmodell

EntscheidungsGrundlage

Entscheidungen basierend auf Informationen aus digitalen Bauwerksmodellen.

henden Strukturen ist mit dem Verlassen der Komfortzone verbunden. Solche Veränderungen beruhen im Idealfall auf intrinsischer Motivation. Der Grund, warum die interdisziplinäre Zusammenarbeit nur selten stattfindet, liegt nicht in der guten, technischen Ausbildung der Fach- und Führungskräfte. Vielmehr sind die Beteiligten gefordert, das Suchen von Lösungen zu moderieren und

Kompromisse einzugehen. Dabei gilt es die Zielvorgaben zu erreichen und damit Lösungen, basierend auf Fakten zu erarbeiten. Auch hier werden Automatismen und künstliche Intelligenz helfen, aus unterschiedlichen Datenquellen, objektivere Lösungsansätze auszuarbeiten. Durch geeignete Visualisierung der Ergebnisse werden Entscheidungen frühzeitig ermöglich. n

Informationen zum MAS und zu den CAS Die Studierenden im MAS FHNW Digitales Bauen lernen in dieser Weiterbildung, wie man sich langfristig und wertschöpfend mit der Digitalisierung im Bau- und Immobilienwesen auseinandersetzt. Das Studienprogramm wird laufend weiterentwickelt. Termine 2019: CAS Potenziale und Strategien    7. Juni 2019 CAS Methoden und Technologien    11. Januar 2019 CAS Wertschöpfung und Innovation    18. Januar 2019 Der Masterlehrgang startet mit dem CAS Potenziale und Strategien. Die nachfolgenden Zertifikatslehrgänge – Methoden und Technologien sowie Wertschöpfung und Innovation – starten jeweils anschliessend. Weitere Informationen unter: https://www.fhnw.ch/de/weiterbildung/ architektur-bau-geomatik/digitalesbauen.

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GRUNDLAGEN

«BIM wird selbstverständlich» Matthias Liechti, Kompetenzfeldleiter BIM in der HHM Gruppe, spricht im Interview von den zentralen Erfolgsfaktoren beim BIM-Kompetenzaufbau. Die KMU-Struktur der Schweiz biete im internationalen Vergleich trotz Einschränkungen eine grosse Chance für hiesige Anbieter. Interview Christoph Wey*

Matthias Liechti, Sie sind in der Schweiz und im Ausland immer wieder an Tagungen. Welche BIM-Trends sehen Sie? Global agierende Konzerne wie AECOM oder VINCI, aber auch Betreiber von nationalen Netzinfrastrukturen wie beispielsweise die Deutsche Bahn sind aktuell prominente Treiber der BIM-Methodik. Es fällt aber auf, dass sich nebst den Energiedienstleistern nun auch die Immobilienbewirtschafter stark für das Thema interessieren. Ein besonderes Augenmerk richten wir dabei auf die Start-ups der PropTech-Szene. Ich gehe davon aus, dass sich neue Player mit Dienstleistungen für Smart Buildings im Schweizer Markt positionieren werden. Generell spürt man, dass der Lebenszyklusgedanke immer stärker in den Vordergrund rückt. Es wird erkannt, dass BIM nicht nur eine Methodik für mehr Planungssicherheit ist, sondern auch zur Digitalisierung der Prozesse in den Phasen Bau, Fertigung und Betrieb beiträgt. Wie ordnen Sie die Schweizer Planungsbranche im internationalen Vergleich ein? Die kleinräumig strukturierte, mittelstandsgeprägte Schweizer Planungsbranche hat sicher nicht die gleichen Möglichkeiten, in die Erneuerung von Technologien und Prozessen zu investieren, wie dies bei international tätigen Konzernen der Fall ist. Der grosse Nachteil dieser Unternehmen ist jedoch, dass Veränderungsprozesse in der Regel oft langwierig und träge verlaufen und sie daher Mühe haben, mit den rasanten Entwicklungen im Markt mithalten zu können. Auf der anderen Seite sind wir in der Schweiz Innovationsweltmeister. Da kommt uns die kleinräumige Gliederung des Marktes wieder zugute, die insbesondere zu mehr Agilität verhilft. Die Dualität aus hohem Qualitätsbewusstsein und schnellem Prototyping ist zwar anspruchsvoll, kann aber unsere grosse Chance sein. Welche Zielsetzungen oder Vorteile machen Sie selber beim Einsatz der BIM-Methode aus? Primäres Ziel ist es, den HHM-BIM-Standard 1.0 in der täglichen Projektarbeit zu etablieren. Dieser vereinheit-

licht die Anwendung der BIM-Methode, indem Prozesse, Rollen und Werkzeuge klar definiert sind, was erheblich zur Effizienzsteigerung im Planungsablauf beiträgt. Letztere ist unabdingbare Voraussetzung für eine erfolgreiche Einführung der Methode im Unternehmen. BIM darf nicht kompliziert sein und darf auch nicht mehr Kosten ohne Mehrwert. Daher stecken wir viel Energie in die Automatisierung von Planungs­ abläufen und die Entwicklung von End-to-End-Prozessen, also die medienbruchfreie Verknüpfung mehrerer Elemente in der Wertschöpfungskette des Planungsund Bauprozesses. Damit erzielen wir Mehrwerte, fördern die Effizienz und steigern die Akzeptanz der Methode unter den Mitarbeitern. Der Aufbau der BIM-Kompetenz fordert viel von den Beteiligten, das ist unbestritten. Ebenso unbestritten sind die Vorteile bei der BIM- und VR-Anwendung in digitalen Mockups, beispielsweise von Operationsräumen. Michael E. Porter, einer der Begründer des strategischen Managements und einflussreicher Denker der Harvard Business School, hat unlängst auf das disruptive Potenzial von Virtual Reality – und insbesondere von Augmented-Reality-Technologien – bei der Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen hingewiesen. Während wir die Vorteile von VR-Anwendungen primär in der Planungsphase im Zusammenhang mit der virtuellen Bemusterung von Raumkonzepten sehen, liegt das grosse Potenzial von AR-Anwendungen im Betrieb und Unterhalt von Gebäuden, womöglich schon in der Bau- und Realisierungsphase. Die BIM-Methodik bietet durch die Bereitstellung von intelligenten Bauwerksinformationsmodellen wichtige Voraussetzungen für nachgelagerte digitale Verarbeitungsschritte. Wo sehen Sie zusätzliches Potenzial? Weil das Volumen an Neubauten in der Schweiz tendenziell abnimmt, wird der Bedarf nach Sanierungen, Renovationen und Erweiterungen zunehmen. Zudem besteht wie eingangs erwähnt vonseiten der Immobi

* Leiter Marketing und Kommunikation, Hefti. Hess. Martignoni. Special BIM | 1-2018

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GRUNDLAGEN

Matthias Liechti ist überzeugt, dass die Nutzung von Daten im Betrieb und Unterhalt stark an Bedeutung zunehmen werden.

lienbewirtschafter ein wachsendes Interesse an 3DLiegenschaftsmodellen. Die Digitalisierung des Bestandes und die nachgelagerte Nutzung der gewonnenen Informationen im Betrieb und Unterhalt der Gebäude wird daher stark an Bedeutung zunehmen. In diesem Zusammenhang ist auch die Integration von internetfähigen Aktoren und Sensoren von grossem Interesse.

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Fotos Philippe Hubler, Zug Aufgenommen in der HHM Academy in Schönenwerd

Haben Sie ein Beispiel aus der Praxis? Wir entwickeln in Pilotprojekten erste Prototypen, die das statische Bauwerksmodell zu einem interaktiven, kommunizierenden Smart Building ausbauen. Gemeinsam mit Kunden und Partnern arbeiten wir an technischen Realisierungskonzepten sowie sinnvollen Anwendungsfällen für den Betrieb und Unterhalt von Gebäudeparks.

BIM darf nicht kompliziert sein und nicht mehr kosten ohne Mehrwert.

Kommt nach dem BIM-Hype die Konsolidierung und wie könnte diese aussehen? In unserem Unternehmen verstehen wir BIM als Teil der digitalen Transformation im Planungs- und Bauwesen. Damit bettet sich die Methodik in den Megatrend Digitalisierung ein, der die gesamte Gesellschaft erfasst und nicht mehr aufzuhalten ist. Es stellt sich aber die Frage, wie schnell dieser Wandel vorangeht und mit welchen Auswirkungen auf Berufsbilder, Kompetenzen, Organisations- oder Arbeitsformen. Daher ist es wichtig, dass die Unternehmen heute die notwendigen Weichen stellen und notwendige Fähigkeiten entwickeln, indem sie sich aktiv mit der Digitalisierung auseinandersetzen, Innovationen fördern, Strukturen anpassen und die Mitarbeiter gezielt für die kommenden Veränderungen befähigen. Wie wird sich die öffentliche Auffassung des Begriffs BIM verändern? Mit der Zukunft von BIM halte ich es persönlich wie Bill Allen, CEO von EvolveLAB, der in einem Vortrag die These aufgestellt hat, dass die Zukunft von BIM nicht BIM ist – und diese schneller kommt, als man denkt. Schon in einigen Jahren werden wir nach meiner Einschätzung nur noch am Rande über den Begriff sprechen, weil BIM selbstverständlich geworden ist. Wir werden uns dann vielmehr über Dinge unterhalten, welche die Technologie erst möglich gemacht hat und noch machen wird. n Special BIM | 1-2018


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Eine AR-Applikation auf Tablets für den Innovationspark Zürich erweckt einen speziell entwickelten Tisch zum «Leben».

Eintauchen in die Gebäudelandschaft Virtual Reality und Augmented Reality drängen in die Bauplanung. Für den Einsatz innerhalb des BIM-Prozesses entstehen gegenwärtig die technischen Rahmenbedingungen. Text Morris Breunig Fotos Bandara, Swissbau, FHNW

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Special BIM | 1-2018


ASPEKTE

Die VR-Brille im Test an der Swissbau 2018.

Die Gebäudebranche

expandiert noch stärker in den digitalen Raum. Zukunftsweisende Technologien versprechen fortschrittlichere Bauplanungen und Gebäudeerlebnisse: Virtual Reality (VR) schafft einen virtuellen Raum und blendet die reale Umgebung vollständig aus. Augmented Reality (AR) bereichert die Umwelt hingegen um virtuelle Elemente und hat seit Pokémon Go gehörig an Reputation gewonnen. Mixed Reality ordnet sich dazwischen ein und ist ein Begriff für Brillen, die Positions-Tracking unterstützen und reale Umgebungen in die virtuelle Realität transportieren. Die von Mixed-Reality-Geräten erfasste räumliche Geometrie erlaubt die Darstellung von virtuellen hinter realen Objekten. AR ergänzt die Wirklichkeit hingegen um virtuelle, vordergründig auftretende Layer.

Immersive Erlebnisse für Anwender «Virtual Reality hat ganz klar das Interesse beim Publikum geweckt», sagt Daniel Gremli vom Zürcher Unternehmen Bandara. Mittlerweile könnten Smartphones mit relativ geringem Kostenaufwand um VR-Zubehör wie Gear VR von Samsung erweitert werden. Seit Kurzem gibt es mit der Oculus Go von Face-

book auch eine günstige Standalone-Brille, die für den Massenmarkt entwickelt wurde. Bandara seinerseits produziert immersive Inhalte wie 360°-Videos, AR- und VR-Anwendungen und entwickelte etwa für den Innovationspark Zürich eine AR-Applikation, welche einen eigens dafür konzipierten Tisch zum Leben erweckt. Besuchende der neuen Plattform für Forschung, Entwicklung und Innovation auf dem Flugplatzareal Dübendorf können sich mit der App verschiedene Bauphasen des Generationsprojektes vor Augen führen – von den Anfängen der schweizerischen Luftfahrt über den Bau des Innovationsparks bis zur Vision für das Jahr 2035. Hotspots ermöglichen Zusatzinformationen zu einzelnen Bereichen der Anlage.

Verknüpfung mit BIM Die Grösse der bei AR erzeugten Datenmengen ist abhängig von den dargestellten Objekten. «Wird nur ein Layer mit Statistiken vorgelegt, sind es relativ geringe Datenmengen. Ungleich höher sind die Datenmengen bei 3D-Objekten», sagt Gremli. Für AR-Brillen ist die Zeit laut Gremli hingegen noch nicht reif: «Hier dürften vermutlich noch rund 2 Jahre vergehen, bis massenfähige Produkte auf den Markt gelangen. Durch den Effort von Apple hat die Technologie jedoch einen grossen Sprung gemacht.» Denn mit dem AR-Kit hat Apple schlagartig rund 100 Mio. Smartphones AR-fähig gemacht und plant Gerüchten zufolge den Release einer AR-Brille in 2020.

Künftig soll der Schulterschluss mit BIMAnwendungen gesucht werden, verrät Gremli: «In Gesprächen mit Bau- oder Immobilienkunden haben wir bereits nach sinnvollen Schnittstellen gesucht. Dass beispielsweise AR- oder VR-Brillen die Leitungsführung im Gebäude aufzeigen, soll nur eine von vielen möglichen Anwendungen mit BIM-Daten sein.»

Forschung im digitalen Raum Forscher am Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart arbeiten derweil an der technischen Umsetzung. Im «Immersive Engineering Lab» werden mithilfe von Echtzeitvisualisierungen virtuelle Erlebnisräume für Architektur und Stadtplanung sowie Produktentwicklung erzeugt. Auch die Entwicklung virtueller Bauleitplanung, Bauprozesse und Gebäudebegehungen sind auf dem hochauflösenden 3D-Projektionssystem mit einer rund 19 m2 grossen Projektionsfläche umsetzbar. Multitouch-Displays, Gestensteuerung und 3D-Echtzeitpositionssysteme dienen der Interaktion.

Neue Technologien für die Immobilienbranche «Erst die Übertragung von BIM-Daten in ein immersives Visualisierungssystem und die Rückführung der dort vorgenommenen Änderungen ermöglicht eine effi­ z iente Arbeitsweise mit BIM», betont Gremli. An einer dafür notwendigen Schnittstelle ar-

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ASPEKTE

Reise durch die Digitalisierung:

Swissbau Innovation Lab Eine virtuelle Reise durch die digitale Transformation in der Bauwirtschaft bieten die Swissbau zusammen mit den beiden Main Partnern Bauen digital Schweiz und Innosuisse sowie weiteren Partnern an der Leitmesse der Bauwirtschaft. Die 2018 lancierte Sonderschau Swissbau Innovation Lab macht die Entwicklungen der digitalen Transformation für Besucher greifbar und bietet einen Überblick der aktuellen Technologien und Prozesse. Das Innovation Lab besteht aus den beiden zentralen Elementen Innovation Village und iRoom. Im Innovation Village präsentieren Hersteller, Planer und Forscher ihre neuesten Produkte und Lösungen. Im iRoom werden die Messebesucher durch ein virtuelles Anwendungsbeispiel geführt. Sie erleben dabei, wie Gebäude künftig digital geplant, erstellt oder umgebaut und betrieben werden. Ziel der Swissbau ist es auch, mit dem Swissbau Innovation Lab die Vernetzung aller Marktteilnehmer zu fördern und so den Austausch sowie die Wettbewerbsfähigkeit von KMU in der Schweiz zu stärken. Das nächste Mal findet das Swissbau Innovation Lab vom 14. bis 18. Januar 2020 im Rahmen der Swissbau statt. www.swissbau.ch/de-CH/innovation-lab

Der von der FHNW entwickelte «BIMAGE Backpack» ist ein Hightech-Rucksack zur Erzeugung virtueller 3D-Kopien von Gebäuden. beitet zurzeit das Fraunhofer IAO zusammen mit verschiedenen Branchen­ unternehmen. Eine zusätzliche Daten­ aufbereitung im Vorfeld der Begehung digitaler Gebäudemodelle würde sich dank ihrer Lösung erübrigen und die Planungsabläufe der verschiedenen Beteiligten optimieren. Im digitalen Raum erstellte Bauten bereichern auch die Immobilienbranche: Besichtigungen durch Kaufinteressenten oder Handwerker vor Reparaturmassnahmen wären ohne physische Präsenz deutlich zeitsparender. Bis Spätsommer des laufenden Jahres schaffen Forscher der FHNW in einem Innosuisse-Projekt zusammen mit der Industriepartnerin iNovitas AG die notwen-

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digen technischen Grundlagen. In Verbindung mit einer cloudbasierten Anwendung werden bereits heute europaweit Städte wie Berlin oder Wien mit Kamerafahrzeugen als 3D-Bild-Messdienste aufbereitet. Der entwickelte BIMAGE Backpack ist ein Hightech-Rucksack zur Erzeugung virtueller 3-D-Kopien von Gebäuden. Dieser hat sich bereits in Pilotprojekten bewährt. Ziel ist die Erweiterung einer bestehenden 3D-Plattform für den Aussenraum um Innenraumanwendungen für die Bau- und Immobilienbranche. Derzeit entsteht die Prozessierungspipeline für eine automatisierte Datenaufbereitung und simple intuitive Nutzung im Web-Browser. «Die verwendeten und auf Augmented Reality basie-

renden Technologien bieten eine sehr präzise Überlagerung existierender Infrastrukturdaten (z.B. GIS-, CAD- und zukünftig auch BIM-Daten) in die Realwelt respektive in die 3D-Bilddaten des Systems, was eine ideale Vollständigkeits- und Genauigkeitskontrolle erlaubt», erklärt Stephan Nebiker, Leiter Institut Geomatik von der FHNW. Smartphone-basierte AR-Clients für Inventarisierungs- und Messaufgaben sind ebenfalls Resultate des BIMAGE-Projekts, um zukünftig Facility-Managern oder Immobilienverwaltern eine exakte Schadenserkennung und -lokalisierung zu ermöglichen. Den Forschern und Entwicklern steht wie allen Akteuren im BIM-Umfeld eine arbeitsaber auch lehrreiche Zeit bevor. l Special BIM | 1-2018


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«Der Markt nimmt diejenigen mit, die den Wandel mittragen» In der Etablierung von BIM in der Schweiz spielt Alar Jost eine Hauptrolle. Er ist Autor des Stufenplans Schweiz und baut als Head of BIM die Digitalisierung bei Implenia voran. Dass sein Team heute auch aus Fachkräften aus der Schweiz besteht, sieht er als Wendepunkt in der Entwicklung – und als klares Zeichen an die Branche. Interview Yves Ballinari Fotos zVg

Alar Jost, weshalb braucht die Schweizer Bauwirtschaft einen BIM-Stufenplan? Aus Sicht von Unternehmen ist der Stufenplan der Kompass auf dem Weg in die Digitalisierung. Er hilft ihnen, die Etappen der Reise zusammenzustellen, unabhängig von der Rolle in der Wertschöpfungskette oder der Firmengrösse. Unternehmer können die Stufen der Digitalisierung in klar abgegrenzte Teilbereiche auftrennen. Sie können eine Auslegeordnung machen, Marktteilnehmer einordnen und sich danach ausrichten. Der Stufenplan beinhaltet vier Etappen. Wo stehen wir gerade? Uns hat in den letzten Jahren vor allem die Stufe 1 beschäftigt. Dabei geht es einfach mal darum, zu klären, wozu der Einzelne die Technologie überhaupt nutzen kann. Dieser Schritt wurde vollzogen, es gibt gerade in der Software-Industrie zahlreiche Adaptionen. In der Stufe 2 haben wir in der Schweiz gerade in den letzten zwei Jahren stark vorwärts gemacht. Diese Stufe umfasst die Kollaboration. Bei Bauen digital Schweiz haben wir zu diesem Thema Best-Practice veröffentlicht, wie diese Zusammenarbeit genau funktionieren kann und ein Workbook herausgegeben. Ausserdem bestehen die Empfehlungen für Ver-

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tragswerke der KBOB. Das zurzeit zentrale Dokument in der Schweiz ist das SIA-Merkblatt 2051. Der nächste Schritt im Stufenplan ist die Automatisierung. Welche Fortschritte beobachten Sie dort? Vor sechs Monaten hätte ich Ihnen noch gesagt, dass es fast niemanden gibt, mit dem ich die Aspekte der Stufe 3 ernsthaft diskutieren kann. Das hat sich geändert. Das Thema Automatisierung wird präsenter. Die grundlegende Frage, was ich dazu überhaupt brauche, ist geklärt: Ich benötige ein durchgängiges Daten-Basisnetz, also ein CommonData-Environment. Es gibt zwar noch keine Produkte auf dem Markt, aber die Hersteller arbeiten daran. In der Schweiz gehören zum Beispiel auch die SBB dazu. Stufe 3 ist also in der Konzeptionsphase, die Akteure bringen sich in Stellung.

Zur Person Interview mit Alar Jost, Head of BIM bei Implenia, stellvertretender Vorsitzender von buildingSmart Switzerland und Vorstandsmitglied von Bauen digital Schweiz.

Im letzten Schritt des Stufenplans ist die Digitalisierung vollzogen. Stufe 4 ist ganz unterschiedlich ausgeprägt. Sie adressiert zum Beispiel die Aspekte rund um Gebäudeautomation und IoT, die den Betrieb eines Objekts unterstützen. Andererseits geht es um den Einsatz von Maschinensteuerung oder Logistik-Tracking in ProdukSpecial BIM | 1-2018


ASPEKTE

alisiert. Dabei kommt eine massgeschneiderte IT-Lösung zur Anwendung, die jede Lastwagenfahrt elektronisch aufzeichnet und steuert. Im Vergleich zur herkömmlichen logistischen Lösung können wir so rund ein Drittel mehr an Kapazitäten bewegen. Wir erkennen ausserdem jeden Störfall sofort, sehen in Echtzeit, ob die Abläufe ineinandergreifen. Beim Bestellungsprozess wiederum muss ich richtigerweise definieren, was genau in welcher Form zu einem gewissen Modell gehört, damit ich in der Wertschöpfungskette auch einen Mehrwert erhalte. Für einen Architektenwettbewerb muss ich die Nutzfläche eines Projekts von den verschiedenen Räumen und Strukturen ableiten können. Bis das alles endlich digitalisiert und umgesetzt ist, verursacht es ziemlich viel Arbeit.

Alar Jost baut seit 2015 das BIM-Team bei Implenia auf.

tion und Ausführung. Durchgängigkeit, wie wir sie aus der Fertigung kennen, ist hier aber noch nicht in Sicht. Wie weit sind wir hier rein auf die Schweiz bezogen? Nehmen wir das Beispiel einer Holzfassade, die in der Schweiz produziert wurde: Sie durchläuft zahlreiche digitalisierte Prozesse, bis sie am Schluss auf die Baustelle geliefert wird. Um genau sagen zu können, in welchem Stadium der Abfolge sie sich befindet, brauchen wir das erwähnte durchgängige Logistik-Tracking. Die Technik ist vorhanden, aber in der Regel handelt es sich bei diesen Lösungen um Prototypen. Bei Implenia arbeitet zum Beispiel eine Unternehmenseinheit, die sich auf Gleisaustausch spezi-

Ein weiterer wichtiger Teil der Arbeit von buildingSMART International und Bauen digital Schweiz sind Ausbildungsstandards. Es ist entscheidend, im Markt nachvollziehbare Kompetenzen aufzubauen. Damit ist Qualität bei der Zusammenarbeit von Unternehmen sichergestellt. Implenia ist ein grosser Teil der Wertschöpfungskette, zum Beispiel als Einkäufer. Genauso, wie ich bei einem Lieferantenmanagement gewisse Vorqualifizierungen zur Liquidität vornehme, muss ich bei Planern und Herstellern abklären, inwiefern sie BIM-Kompetenzen aufweisen. Diese Eigenschaft kann ich messen, indem ich prüfe, ob seine Leute qualifiziert sind – idealerweise anhand eines nachvollziehbaren konsistenten Standards. Wer erarbeitet diese Standards? buildingSMART Switzerland hat die weltweite Zertifizierungsinitiative angestossen. Inzwischen setzen etwa zehn Länder sie lokal um. Wir in der Schweiz sind intensiv mit dabei. Das Ergebnis ist, dass wir die Ausbildungsinstitutionen qualifizieren. Anbieter können ihre Kurse bei building­ SMART akkreditieren lassen. Absolventen dieser Kurse können einen Onlinetest absolvieren und erhalten ein rollenspezifisches Zertifikat, je nach Kurs oder absolviertem Test. Dieses Modell wird stetig ausgebaut. Von einer lokalen Zertifizierung reden wir deshalb, weil es marktspezifisch in den Ländern unterschiedliche Standards gibt. Es gibt eine internationale Schnittmenge an übergeordneten Themen wie etwa Datenformate, aber es gibt auch spezifisch schweizerische Themen, an denen wir arbeiten. >

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Der Stufenplan hilft Unternehmen bei der Orientierung in Bezug auf BIM. Können Sie denn alle Firmen mitnehmen oder wird es durch die Umsetzung von BIM zu Umwälzungen in der Branche kommen? Dazu muss ich etwas ausholen. Wir von Implenia haben bekanntlich einen grossen Teil des NEAT-Basistunnels mitgebaut. Und doch ist es noch nicht allzu lange her, als man mit Postkutschen über den Gotthard fuhr. Das Transportsystem umfasste zahlreiche Relaisstationen mit Hunderten von Pferden – eine gigantische logistische Infrastruktur. Dann legte man Schienen durch den Gotthard, und innerhalb von kürzester Zeit verschwanden die Pferde. Später baute man einen Strassentunnel, der dann die Schiene relativierte. Man kann sich jedesmal fragen: Wieviele haben diese Veränderung mitgemacht? Wieviele der Postkutscher haben später eine Anstellung bei der Bahn gefunden? Es waren wohl nicht so viele. Es gibt dennoch ein gewisses Mass an Skepsis, ob und vor allem wann BIM sich tatsächlich etablieren wird. Wenn man die Schweiz als Wissensnation betrachtet und sich vor Augen führt, dass wir hierzulande das Rennen der manuellen Tätigkeit gegen die Industrialisierung schon vor 50 Jahren verloren haben, dann muss man

sich fragen, ob man in dieser Wissensgesellschaft weiter führend bleiben will. Falls die Antwort Ja lautet, muss man sich innovativ aufstellen und den Wissensprozess proaktiv mitsteuern. Dafür ist der Stufenplan wie schon erwähnt ein Kompass. Er gibt mir die Möglichkeit, phasengerecht und wenn nötig in kleinen Schritten vorwärts zu kommen. Die eigentliche Veränderung auf dem Markt an sich wird disruptiv und massiv sein. Aber der Weg dorthin ist eigentlich eher kreativ, ein Entwicklungsprozess. Ich kann als Fachmann mit dem, was heute möglich ist, einen Lernprozess einleiten und mich ständig mit den neuen Themen auseinandersetzen. So treibe ich meine eigene Entwicklung voran. Am Schluss ist die Umsetzung einer solchen Technologie aber auch unternehmerisches Geschick. Ich muss zur richtigen Zeit mit dem richtigen Thema am richtigen Ort sein. Sie sprechen die nötigen internen Schritte der einzelnen Unternehmen an. Eine Eigenschaft von BIM ist gleichzeitig die Schaffung von Transparenz für alle Beteiligten. Gerade deshalb bezieht sich Stufe 2 auf die Kollaboration. Dabei geht es darum, gemeinsam mit anderen die eigene Arbeitsweise umzustellen. Die Herausforderung ist dabei ganz klar die Kultur des strukturierten Arbeitens. Denn man kann nicht zusammenarbei-

ten, wenn man sich nicht auf Strukturen und Prozesse wie zum Beispiel ein gemeinsames Datenformat geeinigt hat. Mit der Kollaboration sind wir intern wie extern sehr stark beschäftigt. In dieser Zusammenarbeit geht es zuerst ja auch mal darum, die Beteiligten richtig einzubinden, ihnen den Mehrwert aufzuzeigen und sie dafür zu sensibilisieren, dass BIM kein weiches Thema ist, das nach einem Tag wieder beiseitegelegt werden kann. Ansonsten komme ich niemals ans Ziel. Das ist natürlich eine Kulturfrage. Für Unternehmen, die heute mal so arbeiten und morgen anders, ist Kollaboration eine grosse Herausforderung. Gibt es ein Beispiel aus der Praxis für Stufe 2? Implenia ist in Winterthur am Holzbau-Projekt «Krokodil» beteiligt und hat dort erstmals bereits beim Architekturwettbewerb vollständig auf BIM gesetzt. Wenn ich im Architekturmodell zum Beispiel nicht wirklich alle Wanddurchbrüche der Haustechnik korrekt abgebildet habe und die Pläne nachher trotzdem für die Fertigung auf den Maschinen verwende, dann werde ich vor allem Ausschuss produzieren. Die Unternehmen müssen also unter Einhaltung der Prozesse zusammenarbeiten. Auf dem Bau wird heute noch oft nach dem Prinzip gearbeitet, dass das dann schon passt. Genau von dieser Kultur muss man

Zielsetzung des Stufenplans

Status Quo

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Modellbasierte Planung Konventionelle Kollaboration

Manuelle modellbasierte Kollaboration

Integrierte, automatisierte modellbasierte Kollaboration

Kommunizierende Systeme

Special BIM | 1-2018


ASPEKTE

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Man kann nicht zusammenarbeiten, wenn man sich nicht auf Strukturen und Prozesse geeinigt hat.

wegkommen. Und da kommen wir wieder zu Ihrer Frage, wen wir alles mitnehmen: Der Markt nimmt diejenigen mit, die den Wandel mittragen. Wer die Veränderung nicht mitträgt, kommt nicht mit. Das ist dann typisch digital – es gibt keine Grauzone. In der industriellen Fertigung haben sich die Berufsbilder durch die Automatisierung stark verändert. Gibt es in der digitalen Bauwirtschaft noch Platz für Bauarbeiter? Ich habe meine berufliche Karriere als Automechaniker gestartet. Heute heisst dieser Job Kfz- oder Automobil-Mechatroniker, und man benötigt IT-Fachwissen, um ein Auto reparieren zu können. Es muss jedem klar sein, dass rein repetitive Arbeit angesichts von Entwicklungen wie Machine Learning, Künstlicher Intelligenz und Automatisierung ein hartes Auslaufthema ist. Wir haben gleichzeitig einen massiven Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. An Potenzial mangelt es nicht, aber ich habe als Arbeitgeber das Problem, dass ich nicht an die Leute herankomme, die ich für das Berufsbild von morgen heute schon brauche. Kommt in dieser Hinsicht für Sie genug Gegensteuer von der Wirtschaft? Die Beiträge gehen in die richtige Richtung. Hervorheben möchte ich den Schweizerischen Baumeisterverband. Er hat eigens die Stelle eines Verantwortlichen für die Digitalisierung geschaffen und die Ausbildungen komplett angepasst. Der SBV ist ein grosser Akteur mit zahlreichen Inhalten, hat aber sämtliche seiner Lehrgänge digitalisiert. Solche positiven Beispiele zeigen, dass in dieser Hinsicht viel passiert.

Wir haben ausschliesslich über BIM in der Schweiz geredet. Wie steht es denn um den internationalen Markt, gerade was die Umsetzung der Stufen 3 und 4 angeht? Zwei schöne, aber auch international gesehen aussergewöhnliche Beispiele sind die Firma Katerra und Revolution Precrafted. Sie kombinieren die Thematik Level 3 und Level 4. Die Firmen haben eine Plattform aufgesetzt, um die Fertigung gemäss den Vorgaben von Industrie 4.0 zu gestalten. Es gibt nicht viele Initiativen auf Stufe 3 und 4, aber sie existieren, gerade für die produzierende Bauindustrie. Wenn die Lösungen einmal alle zusammenlaufen, dann passiert vieles ganz schnell. Denn sobald die Hersteller konkret auf einer automatisierten Plattform präsent sind, erreichen sie auf einen Schlag sehr viele Teilnehmer. Ich vergleiche das gern mit der Hotelbranche und Booking.com oder mit Uber im Personentransport. Wo steht Implenia als einzelner Akteur in dieser Hinsicht? Bei Implenia kann man den Stand der Entwicklung sehr gut an meinem Team ablesen. Ich habe 2015 angefangen, das Team aufzubauen. Bis 2018 bestand es mit einer Ausnahme ausschliesslich aus Fachkräften, die im Ausland ausgebildet wurden. In diesem Herbst treten die ersten beiden Mitarbeiter, die in der Schweiz ausgebildet wurden, ihre Stelle an. Einer davon wurde an der ETH im Rahmen der Professur ausgebildet, die Implenia mitfinanziert. Seine Masterarbeit hat er in Zusammenarbeit mit unserem Unternehmen erstellt. In Kürze entsteht auf diese Weise bereits die 10. Masterarbeit.

Wie sehen Sie den Ausbildungsstand dieser Absolventen? In der Zwischenzeit sind sie auf einem Level, das es Unternehmen erlaubt, ihre Fähigkeiten umgehend zu nutzen. Zuvor stammten diese Fachkräfte aus internationalen Bildungsstätten, die interdisziplinär arbeiten. Ein Beispiel ist die TU München mit ihrer Architektur- und Bau-Informatik-Ausbildung. Dieses integrative Denken ist nötig, um Themen wie Automatisierung, Prozesse und IoT umsetzen zu können. Ein kollaboratives Mindsetting in dieser Form war bisher in der Schweiz nicht ausgeprägt. Ausser der ETH gibt es heute aber weitere Beispiele, die zeigen, dass sich dies geändert hat. Das Thema muss aber noch mehr Fahrt aufnehmen. Doch dadurch, dass BIM in der Industrie angekommen ist, merkt man auch eine Entwicklung in den Ausbildungsstätten. Mich freut es sehr, heutzutage auch Fachkräfte aus der Schweiz einzustellen – es ist ein Wendepunkt in der Etablierung von BIM. Welche konkreten BIM-Projekte setzt Implenia derzeit um? Implenia hat zuletzt den Zuschlag für ein 200 Millionen Franken schweres Projekt im Strassenbau erhalten. Einer der Faktoren für den Zuschlag war die Punktezahl in der technischen Bewertung unserer Offerte. Dass wir seitens Implenia beim Projekt von Anfang an auf BIM gesetzt haben und damit eine entsprechende Verständnistiefe geschaffen haben, war für die Bewertung entscheidend. Solche Erfolge erreicht man nur, wenn man proaktiv unterwegs ist. Welches sind die grössten Herausforderungen bei der Umsetzung von BIM? Hätten Sie mich vor drei Jahren, als ich diese Abteilung aufzubauen begann, nach den drei grössten Herausforderungen gefragt, hätte ich geantwortet: «Menschen, Menschen, Menschen. Wie bringe ich Leute in unser Unternehmen, die bereit sind, in einer nicht unbedingt sehr zukunftsgerichteten Branche einen mühsamen Wechsel mit zu begleiten?» Heute bin ich stolz darauf, dass ich mit Topleuten arbeiten und in dieser Hinsicht beruhigt in die Zukunft blicken kann. Ich glaube, beide Seiten ziehen sich auch an. Wir werden heute von Experten aus der ganzen Welt angefragt, ob sie bei uns arbeiten können. Das ist natürlich ein ausgesprochener Glücksfall angesichts des Mangels an Fachkräften. l

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Die Erkenntnisse aus dem Projekt Krokodil sollen in künftige Bauvorhaben einfliessen.

Seit diesem Jahr laufen in

Winterthur die Arbeiten auf der Baustelle, damit das Haus Krokodil wie geplant im Herbst 2020 bezugsbereit ist. Das Gebäude erinnert an die gleichnamige Lokomotive, die in Teilen in Winterthur gefertigt wurde. Das moderne Krokodil umfasst insgesamt 254 Wohnungen, besteht zum grössten Teil aus Holz und ist ein Beispiel für die Digitalisierung in der Bauwirtschaft. Für die Erstellerin Implenia ist es das erste Projekt, in dem die Planung in einem zentralen, dreidimensionalen Datenmodell erfolgt. Die entsprechenden Vorgaben für den Architekturwettbewerb waren der erste Schritt in einem Prozess, der nach und nach alle weiteren Phasen und Partner des Grossprojekts erfasst.

Sichtbare Hindernisse Bereits früh am Projekt von Implenia beteiligt war die Bausoft Informatik AG. Ihre Mitarbeiter sind Fachleute in den Bereichen Haustechnik und IT. Sie entwickelten eine massgeschneiderte CAD-Lösung, mit der sich koordinierte 3D-Modelle der Haustechnik darstellen lassen. «Ein solches Modell ist ein äusserst hilfreiches Werkzeug, um die Installationen im Holzkern des Ge-

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bäudes zu planen und für alle Beteiligten zu veranschaulichen», sagt Geschäftsleiter und Inhaber Reto Meier. «Wichtig ist dabei, dass die Mitarbeiter vom ersten Tag an damit produktiv arbeiten konnten, ohne Zeit für die Konfiguration zu verlieren.» Der Projektleiter Fachplanung Gebäudetechnik bei Implenia für das Projekt in Winterthur, Werner Schaller, pflichtet ihm bei. Er sieht einen grossen Vorteil darin, die 3D-Modellierung bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt eines Projekts einzusetzen: «Mögliche Hindernisse werden von Vornerein sichtbar, während sie sonst erst dann festzustellen sind, wenn gebaut wurde», sagt er. Die Haustechnik-Software ermöglicht das Zusammenspiel mit der firmeninternen Standard-Software von Implenia. Die Lösung von Bausoft basiert auf einer Eigenentwicklung und entspricht dem offenen, neutralen Datenformat IFC, das von buildingSMART im Sinne von open BIM entwickelt wurde. Die Gebäudetechnik-Pläne des Krokodils lassen sich im 3D-Modell millimetergenau verdeutlichen. «Man kann mit BIM heute generell die Ausführbarkeit sichtbar ma-

chen», sagt Meier. «Das schafft einen riesigen Mehrwert. Alleine die Sitzungen dauern weniger lang, wenn alle mit eigenen Augen sehen, wovon die Rede ist.» Schaller und sein Projekt-Team identifizierten auf diese Weise etwa eine schräge Decke, die es schliesslich nötig machte, die Installationen anders als gewollt zu planen. Zunächst verursachte die Umstellung auf BIM allerdings mehr Aufwand. Die Kosten seien gegenüber der herkömmlichen Planungsphase höher gewesen. «Das liegt zum einen, dass der Detailierungsgrad gegenüber der 2D-Planung viel höher ist und die Fachplanung noch nicht die gewohnte Routine im 3D mitgebracht hat.», sagt Schaller. «Und im Verlauf des Projekts erbringt die 3D-Modellierung tatsächlich einen grossen Mehrwert. Es gibt viele Aspekte beim Bauen, die man damit erst richtig einschätzen kann.»

Das fehlende I Der zuständige Teamleiter Sanitär, Roman Wicki und der Abteilungs- und Teamleiter HLKE, David Balmer sind bei Implenia für die Fachplanung der Gebäudetechnik verantwortlich. Sie stellen dem Mehraufwand bei der Planung den zusätzlichen Nutzen Special BIM | 1-2018


ANWENDUNG

Krokodil im 3D-Modell Das Krokodil ist das erste Wohnhaus in Winterthurs künftiger Lokstadt. Als BIM-Pionierprojekt setzt es auch für die beteiligten Unternehmen neue Massstäbe. Das digitale Fundament liefert unter anderem die Software für die 3D-Modellierung der Gebäudetechnik. Text Yves Ballinari Fotos zVg

gegenüber. Mit der spezifischen SoftwareLösung von Bausoft habe man eine klare Effizienzsteigerung in der 3D-Modellierung erzielen können. Das Projekt lasse sich über die ganze Dauer transparent darstellen und die Daten nutzen. «Wir haben versucht, gemeinsam mit den Abteilungen Engineering und Verantwortlichen BIM Implenia den Gebäudetechnikprozess während der Projektierungsphase für zukünftige Projekte zu definieren und zu verbessern.» Das Verständnis für die Digitalisierung entwickle sich immer weiter, die Dinge genau auszuformulieren sei dagegen noch schwierig. «Die Erkenntnisse aus dem Projekt Krokodil können für zukünftige BIM-Projekte verwendet werden», so Wicki.

gige Verfügbarkeit von Daten ist noch nicht ausgeprägt», sagt er. «Aber die Anbieter arbeiten an Lösungen.» Letztendlich sei es das Ziel von BIM, dass die GebäudetechnikAnlage nach Fertigstellung an den Bauherren übergehe und dieser sie aufgrund von gesammelten Daten bewirtschaften könne. Bei Bausoft entwickelt man derzeit die nötigen Tools. «Damit wird es beispielsweise möglich sein, an einer Armatur Informationen über das verwendete Produkt abzufragen.» Mit den neu zugänglichen Daten sollen Potenziale bei der Bewirtschaftung eröffnet werden, beispielsweise wenn ein Blick auf die App den Anruf bei einem Servicemonteur ersparen kann.

Derzeit arbeitet ein Team bei Implenia daran, für jedes Bauteil, das beim Projekt zum Einsatz kommt, die nötigen Informationen festzulegen. Der Vorbehalt, dass in der Realität mit dem I in BIM die Information noch zu kurz komme, lässt sich beim Pilotversuch in Winterthur noch nicht entkräften. Der Bezug zu BIM konzentriere sich im Alltag vor allem auf die Begriffe Building und Modelling, bestätigt Meier. «Die durchgän-

Die Befürchtung, dass Fachleute durch die Digitalisierung bald nicht mehr gebraucht werden, lässt Roman Hegglin aber nicht gelten. «Der Fachmann wird bleiben, den ersetzt auch kein 3D-Modell», sagt der Leiter des Kompetenzzentrums von Bausoft. Hegglin berät Projektpartner und unterrichtet sie auch im Umgang mit der Software. Davon profitierte auch Lukas Berger, der für Implenia die gesamte Gebäude-

Chance liegt im Detail

technik-Landschaft des Krokodils im 3DModell mitgestaltet und koordiniert hat. Mittlerweile gibt er sein Wissen an andere Mitarbeiter weiter. Berger ist überzeugt, dass das Erlernte zukunftsweisend ist. «Als gelernter Monteur kann ich im 3D-Modell heute komplexe Details in der Haustechnik zeichnen, die Hand und Fuss haben», sagt er. «Die Arbeit mit der Software ist auch Übungssache. Inzwischen modelliere ich eine Nasszelle in 30 Minuten, früher sass ich Stunden daran.» Bausoft-Geschäftsführer Meier sagt, dass die digitale Komponente die bestehenden Berufsbilder in der Gebäudetechnik bereichere. «Ich stelle bei unseren Projekten fest, dass die Fachleute in den Unternehmen von unseren Themen begeistert sind.» Ein Baustein für die erfolgreiche Vermittlung der Themen rund um BIM sei die persönliche Betreuung. Der Hauptsitz von Bausoft liegt in Mettmenstetten, nicht weit von der Niederlassung von Implenia in Gisikon entfernt, die sich mit der Gebäudetechnik des Winterthurer Projekts befasst. Schaller sagt, die kurze Distanz zwischen den Standorten sei für das Projekt ein klarer Vorteil. «Eine massgeschneiderte Software ist ohne funktionierenden Support unbrauchbar. Und der Ablauf des Projekts wäre ohne sie nicht möglich gewesen.» Bausoft zählt in seinem Kundenkreis auch viele kleinere Unternehmen. Es gebe zahlreiche klassische Ingenieurbüros, die den Schritt zu BIM gewagt hätten, sagt Meier. Sie erstellten koordinierte 3D-Modelle für sämtliche Objekte und griffen auf die Dienste von spezialisierten Software-Anbietern zurück. Aus Unternehmersicht blickt Meier zuversichtlich in die Zukunft. «Möglicherweise sind auf längere Sicht 80 Prozent der Projekte durch StandardSoftwarelösungen von grossen Anbietern machbar», sagt er. «Wir gehen sehr in die Tiefe und decken die letzten 20 Prozent ab. Wer konsequent auf BIM setzt, kümmert sich zwangsläufig auch um die Details.» Darin bestehe gerade auch die Möglichkeit für KMU, angesichts der Digitalisierung erfolgreich zu sein. u

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ANWENDUNG

Hohes Potenzial durch BIM bei Sanierung und Neubau Mit der fortschreitenden, weltweiten Verbreitung von BIM begreifen die Beteiligten der Baubranche den Wert dieser Methode immer besser. Es ist ein interaktiver Arbeitsprozess, der die Art und Weise verändert, wie Bauwerke geplant, gebaut und verwaltet werden. In der Schweiz kann BIM insbesondere einen entscheidenden Beitrag beim riesigen Sanierungsbedarf von Gebäuden leisten. Text Karolina Rogoza, Trimble International (Switzerland) Fotos Stücheli Architekten AG, Zürich

Obwohl die Schweiz als

Spätanwender von BIM bekannt ist, findet die Technologie in der Theorie wie auch in der Praxis ihren Anklang. Diese Tatsache belegen die beiden Praxisbeispiele aus dem Portfolio von Trimble. Sie verdeutlichen darüber hinaus, wie BIM eingesetzt werden und zu einer Produktivitätssteigerung sowie zu Zeitersparnissen führen kann. Von diesen und weiteren Vorteilen lassen sich immer mehr Akteure in der Baubranche überzeugen. BIM übt immer stärkeren Einfluss auf das Aussehen von Gebäuden aus. Neben deren Struktur und Funktion verändert sich auch die Art und Weise der Planung und Ausführung. Anhand der zwei Praxisbeispiele zeigt sich, wie BIM eingesetzt wird und wie sich der Arbeitsprozess aus BIM-to-Field sowie Field-to-BIM zusammensetzt.

Hundertprozenting verlässliche Grundlagen Das knapp 30-jährige Objekt Ambassador House in Opfikon bei Zürich wurde von einem ehemaligen Hotel- und Dienstleistungsgebäude zu einem modernen Bürogebäude umgewandelt. Dabei war nicht nur die Kreativität des Architekturbüros Stücheli Archi-

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tekten, sondern auch die Kompetenz und Erfahrung der beteiligten Bauunternehmen gefordert. Dieser Herausforderung begegnete die Pfiffner AG als verantwortlicher HLKSFachbetrieb mit dem Ansatz Field-to-BIM von Trimble sowie deren moderner 3D- Scantechnologien. Dass angesichts der Herausforderungen im Bereich der Haustechnik konventionelle Planungsmethoden an ihre Grenzen stossen, musste auch Sven Jung, Projektleiter der Pfiffner AG, feststellen. Aufgrund fehlender Detailinformationen und Defiziten bei der Koordination stimmten die Baupläne nicht in allen Teilen mit der Realität überein. «Wir haben uns deshalb entschlossen, auf Basis der bestehenden papierbasierten Planungsunterlagen mittels CAD eine eigene, komplett digitale Werkplanung in 3D zu erstellen», so Jung. Ziel dieser Datenerfassung war es nach seinen Worten, hundertprozentig verlässliche Grundlagen bezüglich der Architektur und der bereits montierten Gewerke zu erhalten. Konventionelles Aus- und Nachmessen vor Ort kam aufgrund der Komplexität und des Zeitdrucks nicht infrage. Die Pfiffner AG entschloss sich daher erstmalig auf die von Trimble angebotenen 3D-Scanning- und Model-

lierungsdienstleistungen zurückzugreifen. Die digitale Erfassung und anschliessende Modellierung der Bauwerksdaten von Gebäudeelementen, Räumen, Fassaden oder auch dem Verlauf von Versorgungskanälen mittels moderner 3D-Laserscanner ist ein weiteres zentrales Element von BIM. Die Technik wird heute nicht nur für die Bestandsaufnahme, sondern auch für die Baufortschrittsdokumentation oder die Revisionsplanung eingesetzt. Hochleistungssysteme wie der 3D-Laserscanner TX8 von Trimble kombinieren dabei maximale Schnelligkeit und Reichweite. Mit einer Messgenauigkeit von einer Million Messpunkten pro Sekunde können Räumlichkeiten in höchster Präzision digitalisiert und in Form einer Punktwolke erfasst werden. Über die Modellierungssoftware werden die Positionen und Umrisse von vorhandenen Bauelementen extrahiert und können anschliessend mittels geeigneter CAD/ CAEProgramme präzise dreidimensional dargestellt werden. Da die Pfiffner AG seit Jahren erfolgreich mit der CAD/CAE-Software Trimble Plancal nova für die Gebäudetechnik arbeitet, war die Anfrage an Trimble nach den Worten von Sven Jung naheliegend. Binnen Special BIM | 1-2018


BIM to Field - Vom CAD-Plan auf die Baustelle einmessen und abstecken BIM to Field (auch: BIM2Field) beschreibt den Prozess der Übernahme von digitalen Daten in ein Informationsmodell, um die genaue Konstruktion, den Betrieb oder die Wartung vor Ort zu dokumentieren.

zwei Tagen wurde ein Termin vereinbart und innerhalb von nur vier Stunden das für die Installation der Haustechnik wichtige Erdgeschoss vollständig gescannt. Eine Woche später erfolgte bereits die Lieferung der modellierten Aufnahmen in Form von 3D-CADDateien. «Die Genauigkeit, mit der die bestehende Gewerke erfasst wurden, hat meine Erwartungen deutlich übertroffen», sagt Sven Jung. Über die CAD-Software konnten am Bildschirm Kollisionen und Abweichungen von den Planungsunterlagen schnell und sicher lokalisiert und aufgelöst werden. «Vor allem im Bereich der Lüftungsrohre konnten wir auf Basis dieser verlässlichen Grundlagen alle benötigten neuen Teile direkt über Plancal nova beim Spengler bestellen. Die sonst üblichen Ausmessungen fielen komplett weg. Auf diese Weise haben wir sicherlich drei Wochen Zeit eingespart».

Kurt Lüscher AG: Absteck- und Messprozess deutlich beschleunigt

Field to BIM – Bestandsaufnahme mit dem 3D-Laserscanning Field to BIM (Field2BIM) beschreibt den Prozess der Aufnahme von digitalen Daten, die dann zur Weiterverarbeitung in eine CAD-Software übernommen werden. Mit dem Einsatz von moderner Scanningtechnologie konnte das Prinzip des Field to BIM nun auch in der Praxis eingesetzt werden.

Der Ansatz aus BIM-to-field wiederum wurde mithilfe des Vermessungsgerätes, dem Rapid Positioning System (RPS) erfolgreich bei den Schalungsarbeiten an einem Betonbauwerk in Veltheim bei Winterthur eingesetzt. Dabei konnte die Kurt Lüscher AG, ein Elektroinstallations-Unternehmen aus Aarau, den Absteck- und Messprozess im direkten Vergleich gegenüber dem Massband deutlich beschleunigen. Während der Schalungsarbeiten konnten die Verantwortlichen mit dem Rapid Positioning System Pläne bzw. Absteckpunkten direkt aus dem CADProgramm auf der Baustelle exportieren. Die digitalen Daten des CAD-Programmes werden dank IFC-Schnittstelle zunächst auf ein tragbares Tablet-Gerät übertragen. Dieses Gerät ist mit dem Vermessungsgerät verbunden, welches jene digitalen Daten in sekundenschnelle auf den Roboter überträgt, der mit seinem Lasermesssystem eine genaue Absteckung des Informationsmodells ermöglicht. Severin Meier, Systemintegrator bei der Kurt Lüscher AG, konnte sich diese Technologie erfolgreich zunutze machen: «Wir sind schneller, es ist einfach zum Einlegen und vor allem genau». Da nicht nur die Schnelligkeit, sondern ebenso die Genauigkeit und einfache Handhabung der Vermessungsgeräte überzeugt, wird diese Methode gänzlich gegenüber dem traditionellen Massband bevorzugt. u

Weitere Informationen unter mep.trimble.ch/BIM

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BIM-Studie misst der Immobilienbranche den Puls Die jüngste Analyse der Unternehmensberatung pom+ zeichnet nach, was BIM im Alltag für Fachleute in der Immobilienwirtschaft bedeutet. Text Yves Ballinari Foto zVg

Die rund 350 Teilnehmer der Situationsanalyse 2018 zu BIM in der Schweizer Immobilienwirtschaft glauben an den Nutzen der Digitalisierung und wollen sie mitgestalten, zeigen aber auch ihre derzeitigen Grenzen auf. Das geht aus der Auswertung der eingegangenen Antworten auf den 42 Seiten umfassenden Fragekatalog hervor, der online rund 1600-mal aufgerufen wurde. Die Zürcher Unternehmensberatung pom+ wandte sich mit den Fragen im Auftrag der Kammer unabhängiger Bauherrenberater (KUB) an Fachleute in der Schweiz. Jeder vierte Teilnehmer der Studie ist hauptsächlich als Architekt, Bauingenieur oder Fachplaner in Bauprozesse involviert. Jeder fünfte zählt zur Gruppe der Bauherren respektive deren Berater und Vertreter. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer hat Erfahrungen mit BIM gesammelt. Neun von zehn Befragten geben an, der Einsatz im Rahmen ihrer Projekte erfolge hauptsächlich bei Neubauten. Das sei angesichts des Potenzials von Sanierungen erstaunlich, sagt Adrian Wildenauer, der die Analyse bei pom+ betreut. «Es zeigt aber klar auf, wo nahezu alle Beteiligten den Mehrwert von BIM sehen.»

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Daten verlieren sich Die Kostenfrage stehe in der Analyse der beiden vergangenen Jahre im Vordergrund, sagt Wildenauer. Laut der aktuellen Auswertung geben nahezu zwei Dritttel der Befragten an, dass ihr Unternehmen in naher Zukunft am meisten durch Effizienzsteigerung von BIM profitiere. Auf die eigenen Projekte bezogen, antworten 75 Prozent, dass die Kosten durch den Einsatz von BIM stabil geblieben oder gesunken sind. Gleich viele vertreten die Meinung, dass die Projekte dadurch schneller oder gleich schnell vorankamen. Die Anwendung der Technologie erstreckt sich dabei auf sämtliche Phasen der Projekte. In der Studie sind sie gemäss den SIA-Vorgaben aufgeschlüsselt. Auf die Phase Bauprojekt entfallen über 80 Prozent der Antworten, wobei mehrfache möglich waren. Dem gegenüber stehen die Projektphasen Betrieb und Erhaltung, in der nur jeder fünfte bzw. sechste Befragte BIM verwendet. Zwei Drittel nutzen aufbereitete Daten, um «kosten- oder terminrelevante Entscheidungen im Projekt herbeizuführen». Eine knappe Mehrheit verneint zugleich die Frage, ob sie mittels BIM generierte Da-

ten für phasenübergreifende Leistungen verwenden konnten. Dafür machten die Teilnehmer unterschiedliche Gründe geltend. «Wie letztes Jahr zeigt sich in den Aussagen erneut, dass sich die Daten tendenziell verlieren, sobald Dritte im Spiel sind», so Wildenauer.

Bildung gefragt und hinterfragt Im Vergleich mit der Umfrage aus dem vergangenen Jahr fallen vor allem die Antworten auf die Frage nach Pilotprojekten auf. Sechs von zehn Teilnehmern berichteten, innerhalb des nächsten Jahres solche Projekte mit BIM umzusetzen. «Dieser Wert ist deutlich höher als zuletzt», sagt Wilden­auer. Unter den Befragten, welche die Einführung von BIM in ihrer Organisation planen, gaben zwei Drittel an, das unter Beihilfe von externen Experten zu tun. Die grosse Mehrheit schliesst sich zusätzlich mit Projektpartnern zusammen und nimmt an firmeninterner Ausbildung teil. Kritisch zeigten sich die Teilnehmer, wenn sie vorgegebene Aussagen um BIM und das Thema Mitarbeiter einordnen. Neun von zehn Teilnehmern bestätigen, dass es schwierig ist, geeignete und ausreichend geschulte Fachleute zu rekrutieren. Nicht einmal ein Viertel hält die eigenen Bildungsangebote in dieser Hinsicht für ausreichend. Und fast drei Viertel geben der Aussage Recht, wonach ein Wildwuchs an Schulungsangeboten besteht. Viel Luft nach oben sehen die Teilnehmer der Umfrage darüber hinaus bei den Verbänden bzw. Vereinen und der Politik. Keine der 15 vorgeschlagenen Organisationen erhielt mehr als 27 Prozent an Zustimmung, wenn es um die Aussage geht, sie sei Vorreiterin beim Thema BIM. Eine grosse Mehrheit stimmt dagegen zu, dass die Politik in der Schweiz eine aktive Rolle einnehmen soll. Die zur Wahl stehenden gesetzlichen Rahmenbestimmungen erhielten von den Befragten allerdings durchwegs schlechte Noten. Was die beteiligten Akteure in der Wirtschaft betrifft, ruhen die Erwartungen der grossen Mehrheit auf den Bauherrschaften. Sechs von zehn nannten diese Rolle als grössten Treiber zum Thema BIM in der Schweiz. l Special BIM | 1-2018


ANWENDUNG

Effizienz – das Mass aller Dinge Es gibt schon etliche positive BIM-Erfahrungsberichte, die zeigen: Es funktioniert, jeder einzelne Projektbeteiligte kann profitieren! Davon sind heute Alpiq InTec, Trimble und Nussbaum überzeugt. Sie haben zusammen ein BIM-Pilotprojekt abgewickelt: «BIM to Field» am Beispiel eines Rohrleitungssystems. Text Anastasia Ruckelshausen, Fotos zVg

Das z-Mass bei einem Pressfitting-Rohrbogen 90°: Mitte Rohrachse bis Ende der Einstecklänge.

Das z-Mass

und ein einheitliches Messverfahren sind der Kern der Montagemethode, die von Georg Fischer 1945 erstmals erwähnt wurde. Das z-Mass beschreibt etwa bei einem Rohrbogen-Fitting das Mass von Mitte Rohrachse bis Ende der Einschraub- bzw. Einstecklänge (vgl. Bild). Zwingende Voraussetzung für die erfolgreiche Anwendung der z-Mass-Methode ist die genaue Kenntnis der Leitungsführung, der Baumasse von Formstücken, Armaturen, Apparaten und deren Standorte. Dies bedingt eine enge Abstimmung mit dem Architekten, Planer, der Bauführung sowie allen anderen am Bau beteiligten Unternehmen, deren Arbeiten die Leitungsführung beeinflussen können. Ein hoher Stellenwert kommt deshalb der Arbeitsvorbereitung (AVOR) zu. Klassische Grundrisszeichnungen genügen nicht. Der Verlauf der Rohrleitungen muss zweckmässig und übersichtlich dargestellt werden.

Präzisionsarbeit auf der Baustelle Die Praxis sieht anders aus, denn das präzise Ausmessen und Zeichnen des gesamten Rohrleitungssystems ist nicht unbedingt die Stärke des Installateurs. Deshalb wird in den

allermeisten Fällen ein Rohrleitungssystem nicht im Voraus isometrisch aufgezeichnet, sondern vor Ort auf der Baustelle skizziert. Der Installateur kommt mit seinen Rohren auf die Baustelle und baut diese Stück für Stück ein. Der Aufwand ist enorm, die Effizienz minimal. Jedes Rohrstück muss einzeln gemessen, abgelängt und montiert werden. Die Montagearbeit wird dadurch immer wieder unterbrochen. Dass eine Baustelle nicht gerade der ideale Ort für Präzision­ sarbeit ist, versteht sich von selbst.

chitekt liefert digitale Gebäudemodelle und der Lieferant echte geometrische Daten seiner Produkte für die Designsoftware. In diesem Beispiel erlaubt dieses Zusammenspiel die Produktion und Anlieferung der fertig geschnittenen Sanitär- und Heizungsleitungen. Denn nur so ist gewährleistet, dass der Installateur vor Ort nicht wieder sein mühsames Hin und Her anwenden muss, mit Anpassen, Zuschneiden und Verkürzen.

Digitales Modell erleichtert die Arbeit des Installateurs

Mit Kenntnis der digitalen Möglichkeiten im Bereich der Sanitär- und Heizungsinstallation hat Alpiq InTec die Machbarkeit anhand eines konkreten Pilotprojekts im Raum Luzern getestet und erfolgreich angewandt. Die Zielsetzungen mit dem Projekt waren: ■  Messen der Effizienzsteigerung bei Anwendung der digitalen z-Mass-Methode. ■  Erfahrung im Umgang mit geometrischen Daten sammeln. ■  Ermitteln der Anzahl Rohrleitungen, die auf der Baustelle geändert werden müssen. ■  Als innovative Gebäudetechnikfirma der Branche aufzeigen, dass echte geometrische Daten der Lieferanten ein wichtiger Bestandteil für effiziente Montageprozesse sind. Umgesetzt wurde das Pilotprojekt mit einem Fachplaner, Trimble und dem Installationssystem-Hersteller R. Nussbaum AG. Alpiq InTec war zuständig für die Werkplanung und die Montage auf der Baustelle. Die Grafik «Projekt-Set-up» zeigt den Workflow im Zusammenspiel der involvierten Spezialisten.

Die Spezialisten von Alpiq InTec Schweiz AG, einem der Marktführer in der modernen Gebäudetechnik, haben zusammen mit dem Installationssystem-Hersteller R. Nussbaum AG sowie dem spezialisierten Softwareentwickler Trimble die z-Mass-Methode digitalisiert. Die Digitalisierung der Modelle, auf die alle am Bau beteiligten Personen zugreifen können, bringt eine markante Effizienzsteigerung im Montageprozess und erleichtert die Arbeit des Installateurs auf der Baustelle. Der Mehraufwand beim Modellieren der Rohrleitungen wird durch den deutlichen Minderaufwand bei der Montage mehr als kompensiert.

Digitales Zusammenspiel der Kräfte Der Digitalisierung gehört die Welt – mit BIM hat sie auch im Bauwesen Einzug gehalten. BIM erhält immer mehr Einfluss darauf, wie Gebäude aussehen, funktionieren und wie die verschiedenen Beteiligten an ihrer Planung und Ausführung mitwirken. Digitale Prozesse sind aber nur dann erfolgreich, wenn sie durchgängig sind. Im Falle der Installationslösung von Alpiq InTec bedingt das, dass alle Protagonisten ihre Pläne und Unterlagen digitalisieren: der Planer und Ar-

Pilotprojekt von Alpiq InTec in der Region Luzern

Planung und Arbeitsvorbereitung: die Plattform für den Erfolg Die digitale Arbeitsvorbereitung ist der Katalysator für den Erfolg des gesamten Projekts. Die Zeit, die in diese Phase investiert

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ANWENDUNG

Projektsetup 1 Engineering / Modelling

2 AVOR Werkplanung

Fachplaner Trimble Nova

Trimble Nova

Trimble Connect

VDI 3805

4 Montage auf Baustelle

3 Vorfabrikationsprozess

Projekt-Set-up: Workflow im Zusammenspiel der involvierten Spezialisten.

Montage von Kalt- und Warmwasserleitungen im Untergeschoss.

Produktion bei der R. Nussbaum AG. Hier im Bild: abgelängte Edelstahlrohre mit bereits angezeichneten Einstecktiefen.

Modellbild der Sanitärinstallationen im Luzerner Pilotprojekt. Auf dem Bild sind die Kalt- und Warmwasserleitungen des Pilotprojekts zu sehen (grün/rot). wird, kompensiert sich später bei der Montage und den Materialkosten. Die erste Massnahme war deshalb ein Planungsworkshop zwischen dem zuständigen Fachplaner, Alpiq InTec und Trimble für das Modellieren der Rohrleitungen sowie die Installation der Schablone der Produkte der R. Nussbaum AG und die Übernahme der geometrischen Daten in die Planung. Die AVOR von Alpiq InTec umfasste anschliessend: ■  Prüfen der Formstückkombinationen auf ihre Machbarkeit. ■  Anpassen der Rohrleitungslagen aufgrund von Formstückkombinationen. ■  Setzen von «Fieldpoints» für das Bohren von Aufhängungen mithilfe des RobotikTachymeters. ■  Definition einer Logik für die Nummerie-

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rung von Rohren und Formstücken im Gebäudemodell. ■  Exportieren der Bauteillisten für die Produktion bei der R. Nussbaum AG. Auf Basis dieser definierten Logik konnten die Rohre und Formstücke bei der R. Nussbaum AG mit Logik-Nr., ArtikelNr., Rohrqualität und Rohrlänge bestellt werden. Die R. Nussbaum AG übernahm das Schneiden, Entgraten und Anzeichnen der Einstecktiefen der Rohre nach den Stücklisten von Alpiq InTec. Die Rohre und Formstücke wurden anschliessend nach genauer Logik von Alpiq InTec mit entsprechender Nummerierung verpackt.

Montage auf der Baustelle Dank der guten AVOR konnte der Installateur Rohr für Rohr in zügiger Abwicklung mon-

tieren. In Luzern wurden für die Kalt- und Warmwasserleitungen im Untergeschoss 144 Formstücke von den Rohrweiten Ø 18 mm–Ø 35 mm sowie 138 Rohrstücke von den Rohrweiten Ø 18 mm–Ø 35 mm montiert. Der grösste Teil der Rohrschellen wurde mit den Deckenabständen gemäss Modell vorproduziert und am Vortag montiert. Beeindruckend war die Genauigkeit des digitalen z-Masses schon bei seiner allerersten Anwendung: ■  Von 138 Rohrleitungen waren 133 korrekt (96 %) und konnten wie geplant verbaut werden. ■  Von 144 Formstücken waren 142 korrekt (98.5 %) und konnten wie geplant verbaut werden. Special BIM | 1-2018


Interview: Digitalisierung, BIM und Robotik

Installationskosten: Mehr- und Minderaufwände.

Markante Effizienzsteigerung

Stefan Wüst, Leiter Fachführung HLKS und Leiter Fachgruppe BIM/VDC (Virtual Design and Construction) bei der Alpiq InTec Schweiz AG. Seit wann beschäftigen Sie sich mit dem Thema BIM und was ist daran so faszinierend? Anfang 2016 begann ich ein Studium an der FHNW, das sich mit der BIMMethode auseinandersetzt. Der Gedanke an Industrialisierung im Bauwesen lässt mich seither nicht mehr los. Denn das beste BIM-Modell nützt den Unternehmern auf der Baustelle nichts, wenn sie das Potenzial nicht erkennen. Wo liegt denn das Potenzial bei BIM-Projekten für ein Gebäudetechnik-Unternehmen? Da das Gebäude vorab komplett digital durchgeplant wurde, kann der Vorfertigungsgrad auf ein Maximum erhöht werden. Denn die Baustelle ist der ungeschickteste Ort, um etwas zu produzieren. Des weiteren bin ich fest davon überzeugt, dass Lean Management, also die serielle Auftragsbearbeitung in geeigneten Arbeitspaketen, einen sehr grossen Einfluss auf die Effizienzsteigerung hat. Sehen Sie weitere Chancen, um den Vorfertigungsgrad in der Gebäudetechnik zu erhöhen? Ja, BIM, die Digitalisierung und auch die Robotik eröffnen uns in Zukunft neue Chancen. Als Beispiel kann hier die Befestigungstechnik genannt werden. Die Alpiq InTec hat diesbezüglich viele spannende Ideen und Projekte, die wir aktuell auf Baustellen testen.

Die Effizienz der digitalen Prozesse, die Alpiq InTec mit ihren Partnern entwickelt hat, ist markant. Die Darstellung «Mehr- und Minderaufwände» zeigt, dass bei der technischen Bearbeitung zwar ein Mehraufwand entsteht, bei der Montage auf der Baustelle aber viel speditiver gearbeitet werden kann. Die hohe Genauigkeit der Materialien ist zudem direkt kostenwirksam, denn es fällt kein Rohrverschnitt auf der Baustelle an. Ein Vergleich der bisherigen und der neuen Methode zeigt, dass auf dem Pilotprojekt in der Region Luzern die Ins­ tallationskosten für das Arbeitspaket signifikant gesenkt werden konnten.

Beteiligte Firmen

Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt

Trimble MEP Europa Als bekannter Softwarehersteller der CAD/CAE-Software Plancal nova für die Gebäudetechnik unterstützt Trimble MEP Europa Unternehmen bei der Integration von 3D-kompatiblen Lösungen im gesamten BIM-Workflow Field2BIM sowie BIM2Field. Seit der Gründung 1980 entwickelt das Unternehmen speziell zugeschnittene Software- und Hardware-Produkte für die Gebäudetechnik und das Bauneben­ gewerbe und betreut Kunden mithilfe seiner Gebäudetechnik-Fachspezialisten. Als Teil der Trimble Buildings Gruppe gehört Trimble MEP Europa zu Trimble Inc., einem internationalen amerikanischen Konzern mit über 9000 Mitarbeitern. Dieser ist heute weltweit in über 150 Ländern in den Bereichen Landwirtschaft, Kataster/ Vermessung, Transport & Logistik sowie Hoch- & Tiefbau tätig. (www.mep.trimble.ch)

Die Digitalisierung der gesamten Prozesse im Projekt Luzern hat sich bewährt. Prozess­ abläufe wurden optimiert, Fehlstunden abgebaut, Material gespart, Kosten gesenkt. Ebenso wichtig war es jedoch, aus dieser Erfahrung Erkenntnisse und Learnings zu erhalten: ■  Die Vorbereitungsarbeiten und die Genauigkeit der Befestigungstechnik ist entscheidend für eine effiziente Montage. ■  Einlegeschienen für die Befestigungstechnik würden weiter massiv Montagezeit einsparen. ■  Es besteht die Möglichkeit, jeweils ein Formstück auf ein Rohrende vorgängig aufzupressen. ■  Voraussetzung für die Einsparung ist die Übernahme des nativen Datenformats des Fachplaners. ■  Das Gebäudemodell muss auf dem Handy, Tablet oder PC offline zur Verfügung stehen. ■  Das Anliefern der Rohrleitungen erfolgte nach Strängen (abgepackt). Innerhalb der Abpackung wäre eine Vorsortierung hilfreich. Ist dies nicht der Fall, empfiehlt es sich, vor dem Montagestart die Rohre nach der Nummerierung zu sortieren. ■  Bei der Installation konnte auf konventionelle Installationspläne in Papierform verzichtet werden. ■  Bautoleranzen des Baumeisters bis zu 1 cm sind für die Vorfertigung nicht relevant. u

Alpiq InTec Schweiz AG Alpiq InTec ist schweizweit tätig in der Gebäudetechnik und bietet die gesamte Dienstleistungspalette von Elektro über HLKKS, ICT Services, Security & Automation bis hin zu Technical Services an. Insgesamt 4900 Mitarbeitende an über 90 Standorten in der ganzen Schweiz kreieren für ihre Kunden massgeschneiderte Lösungen. Alpiq InTec gehört jetzt zur Bouygues Gruppe und wird ab dem 22. Oktober unter neuem Namen auftreten. (www.alpiq-intec.ch)

R. Nussbaum AG Die Firma mit Hauptsitz in Olten wurde 1903 gegründet und zählt heute 400 Mitarbeitende plus 35 Lernende. Sie ist einer der führenden Hersteller und Vertreiber von Armaturen, Installationssystemen und Dienstleistungen für die Haustechnik (Sanitär, Heizung). (www.nussbaum.ch)

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© Copyright: Andreas Diglas / ITA/Arch-Tec-Lab AG

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HRS Real Estate AG

hrs.ch


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