Editorial
EDITORIAL
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07.10.2013 17:55 S
das Babytragetuch.
Die natürlichste Verbindung Liebe Leserin, lieber Leser «Auto» war ihr erstes Wort. Das ist, ich gebs zu, nicht besonders originell. Doch damals war meine Welt noch in Ordnung. Meine Tochter spielte mit ihrer Garage, zerrte die Puppe an den Haaren durch die Wohnung und rannte auch mal ihren älteren Cousin über den Haufen. Sie war der lebendige Beweis dafür, dass mein geschlechtsneutrales Erziehungskonzept funktionierte. Dann kam ihr zweiter Geburtstag. Und auf dem Gabentisch stand ein rosa Beautycase. Das wäre ja nicht weiter schlimm gewesen. Schliesslich gehöre ich nicht zu den Müttern, die ihren Nachwuchs nur an didaktisch wertvolles Holzspielzeug ranlassen. Aber ohne die anderen Geschenke auch nur eines Blickes zu würdigen, stürzte sich meine Tochter auf dieses Ding, als hätte sie nie ein anderes Ziel gehabt, als Miss Baby zu werden. Sie lehrte mich in drei Minuten, was mir Männer in den 30 Jahren davor vergebens predigten: Das Barbie-Gen existiert! Seither weiss ich, dass das Erbgut mehr zu sagen hat als die Eltern. Kinder sind kein unbeschriebenes Blatt Papier, das man beliebig formen kann. Ihr Bauplan ist festgelegt, aber nicht fixiert. Die einen Teile sind dominant, die anderen ruhiggestellt. Und nach dem Lesen unserer Titelgeschichte über Gene und Vererbung ist mir auch klar, warum meine Tochter heute mit 14 Physik so cool findet, wie damals mit zwei das Beautycase: Das Umfeld bestimmt, wie sich das Barbie-Gen entwickelt.
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Nicole Althaus, Chefredaktorin wireltern 7-8/2014
Bild: Anne Gabriel-Jürgens
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FAMILIE | Vererbung
Das hat sie von dir! Kaum ist das Baby auf der Welt, wird eifrig danach gesucht, was es wohl von wem geerbt hat: Die Augen von Mama? Die frühe Glatze vom Papa? Omas Liebe zum Likör? Und welche Rolle spielen Umwelt und Erziehung? Die Antwort ist ein Puzzle mit vielen, vielen Teilen. Text Caren Battaglia
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Fotos Ulric Collette (Collette + Associés)
wireltern 7-8/2014
Zusatz | RUBRIK Grossmutter/ Enkelin
Ginette (61) und IsmaĂŤlle (12)
wireltern 7-8/2014
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FAMILIE | Vererbung
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in Gesicht reicht für drei. Zumindest wer meine Schwester, Mutter und Grossmutter sieht, denkt unwillkürlich an Matroschkas, diese russischen HolzPüppchen zum Ineinanderstecken. Alte Fotos von meiner Mutter könnten genausogut meine Schwester im 50er-Jahre-Outfit zeigen. Wahlweise im 30er, aber dann ist es Oma. Die Gene, klar. Warum schlägt bei mir dagegen die väterliche Linie durch? Und weshalb ist mein Töchterchen so beunruhigend ruhig, wo doch spektakuläre Gefühlsausbrüche aller Art in der Familie eine rege gepflegte Tradition sind? Abschreckendes Vorbild? Trotzreaktion? Tiefenentspannte Ur-Ahnen? Ohne die Suche nach Familienähnlichkeiten und Sätzen wie «Ganz der Papa!» oder «Na, von mir hast du die Matheschwäche nicht», wächst kein Kind auf. Und ebenso gibt es keine Eltern, die nicht manchmal darüber nachdenken, wer der wahre CEO im Leben ist: Erbe oder Erziehung, Gen oder Gesellschaft? Die Wissenschaft tüftelt seit Jahrzehnten an der «Anlage-Umwelt»-Frage herum. Eine endgültige Antwort hat sie bis heute nicht. Nur Näherungswerte. Das hat Gründe. Zum einen liegt es daran, dass kaum ein Forschungsgebiet ein so schwindelerregendes Tempo vorlegt wie die Genetik. Fast täglich wird Neues entdeckt. Was gestern galt, ist heute alt. Rund 150 Jahre ist es her, dass der Augustinermönch Gregor Johann Mendel durch liebevolles Herumzüchten an den Erbsen des Klostergartens die ersten Vererbungsregeln entdeckte. 1905 werden die Geschlechtschromosomen X und Y entdeckt, die bei der Kombination XX festlegen: Mädchen. Und bei XY: Junge. 1953 wird die DNA, der Bauplan des Lebens, erstmals umfänglich beschrieben, 1997 das Schaf Dolly geklont, sechs Jahre später gilt das menschliche Genom als entschlüsselt …
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Mag für andere Wissenschaften gelten: «Der Fortschritt ist eine Schnecke», gilt für die Genetik: «Der Fortschritt ist ein SpeedBoot».Vorsichtig drücken sich deshalb Wissenschaftler wie Manfred Kayser von der Erasmus Universität Rotterdam aus, wenn sie schildern, was heute erforscht und möglich ist. Zu oft waren in der Vergangenheit Plattheiten darüber zu lesen, was die Genetik angeblich dingfest gemacht habe: das Pessimisten-Gen, das Schwulen-Gen, das Untreue-Gen … «So simpel ist es dann doch nicht», sagt Manfred Kayser, der als Forensischer Molekularbiologe genetische Kenntnisse dafür einsetzt, Licht in dunkle Verbrechen zu tragen. Etwa anhand von gefundenen Hautschüppchen, Haarfarben oder mit der Rekonstruktion von Gesichtsformen. «Die Färbung von Augen und Haaren können wir tatsächlich bereits relativ genau aus der DNA vorhersagen. Aber bei anderem stehen wir erst am Anfang, die meisten Merkmale sind sehr komplex.» Viele der besonders steilen Thesen, was ein einzelnes Gen angeblich festlegt, könne man getrost vergessen. Schliesslich hingen
Die Genetik legt ein schwindelerregendes Tempo vor die meisten Eigenschaften von vielen Einflüssen ab. Auch von vielen verschiedenen Genen. Allein die Nasenform regeln mehr als ein Dutzend Gen-Varianten. 20 000 Gene, also Abschnitte auf der DNA, dem Träger der Erbinformation, hat der Mensch. Zusammengesetzt sind sie aus vier Basen: Adenin, Cytosin, Guanin und Thymin, kurz A,C,G,T. 3 Milliarden dieser DNA-Bausteine weist das komplette Erbgut auf. Vergleicht man zwei Personen miteinander, ergeben sich etwa bei 0,1 Prozent dieser Bausteine Abweichungen. Klingt wenig, ergibt aber schon 3 Millionen Unterschiede. Das macht jeden Menschen zum Unikat. «Das Ausmass der Variabilität hat man bis vor Kurzem total unterschätzt», sagt Sven Cichon, Humangenetiker der Universität Basel. «Die Wissenschaft arbeitet mit Hochdruck daran, die variablen Stellen im Erbgut zu identifizieren, die Einfluss auf Krankheiten und Merkmale haben. Doch
es ist komplex. Meist müssen viele Varianten zusammenspielen, bevor sie einen sichtbaren Effekt zeigen. Und zur genetischen Veranlagung kommt dann noch der Umwelteinfluss.» Oder wie Markus Hengstenschläger in seinem Buch «Die Macht der Gene» schreibt: «Gene sind nur Papier und Bleistift, die Geschichte schreiben wir selbst.» Doch fest steht: Verschmelzen bei der Zeugung Ei- und Samenzelle, bilden sich aus den 23 Chromosomen der Mutter und den 23 Chromosomen des Vaters die 46 des Kindes. Die DNA des Menschen, sein Bauplan, sitzt in jeder Körperzelle. Wie jedoch der Bauplan abgelesen wird, welche Teile sich verändern, spontan mutieren, durch äussere Einflüsse lahmgelegt werden oder besonders dominant sind, das ergibt ein Puzzle mit unendlich vielen Teilen, bei dem die Wissenschaftler nach und nach ein Teilchen dazulegen und manchmal auch wieder eines herauspulen müssen. Der zweite wichtige Grund, warum die Diskussion um Anlage oder Umwelt ordentlich in Schwung bleibt, ist der Zeitgeist. Als Reaktion auf den Nationalsozialismus mit seinen inhumanen Rassengesetzen, Eugenik und angeblichen Herrenmenschen war in den 70er-Jahren alles rund ums Thema Vererbung tabu. Stattdessen galt die Devise: Nur die Umwelt zählt. Der Mensch, ein weisses Blatt Papier, das durch Eltern, Lehrer, Politik, kurz: die Gesellschaft beschrieben – oder manchmal auch zusammengeknüllt – wird. Eine Blütezeit der Psychologie – und elterlicher Schuldgefühle. Anfang der 80er-Jahre schlägt das Pendel in die andere Richtung. Auslöser: die Zwillingsforschung. Vor allem die Studien des Wissenschaftlers Thomas Bouchard aus Minnesota an eineiigen Zwillingen, von denen manche sogar in getrennten Familien aufwuchsen, ergaben, dass die These «Das Erbe ist nichts, die Umwelt ist alles» nicht aufrechtzuerhalten war. Stellten die Forscher bei den Zwillingen doch verblüffende Gemeinsamkeiten in Verhalten und Neigungen fest, die sich beim besten Willen nicht auf Zufall oder Elternhaus zurückführen liessen. Bekannt geworden ist das Yufe-Stöhr-Beispiel. Jack Yufe und Oskar Stöhr, eineiige Zwillinge, werden als Babys getrennt. Einer wächst in einer jüdischen Familie in Trinidad auf, einer in einer katholischen deutschen wireltern 7-8/2014
Tochter/Vater
Bruder/Bruder
IsmaĂŤlle (10) und Ulric (32)
Lloyd (30) und Jean-Philippe (27)
Zusatz | RUBRIK
Tochter/Mutter
Marie-Pier (18) und N'sira (49)
Schwester/
Vater/Sohn
Claude (54) und Benoit (23)
Schwester/
Bruder IsmaĂŤlle
Schwester
(12) und Nathan (11)
Laurence (25) und Christine (25)
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