HK-GT_01_2019

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www.hk-gebaeudetechnik.ch Fachzeitschrift für Energie, Wärme, Strom, Heizung, Lüftung, Klima, Kälte, Gebäudeautomation, Facility Management, Gebäudehülle, Spenglerei, Sicherheit, Sanitärtechnik, Wohnen

1 | 2019 | Januar

HK-Gebäudetechnik wird empfohlen von

ProKlima: Kadertag Gebäudetechnik

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Interview: Richard Osterwalder

suissetec: Herbst-DV mit ZV-Wahlen

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Schwerpunktthema: Dusch-WCs

PowerLoop: Fusion WKK-Verbände

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Der aktuelle Stellenmarkt

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Editorial |

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Auto, TV, Computer, Handy, Kaffeemaschine, Dusch-WC ■ Etliche heute alltägliche Systeme sorgen für unseren Komfort: automatische Heizungen wärmen uns die Wohnung, den Arbeitsplatz und das Trinkwarmwasser. Dieses oder auf Wunsch auch angenehm kühles Wasser fliesst aus der praktischen Mischarmatur ins Lavabo, aus der Duschbrause oder in die Badewanne. Lüftungsanlagen sorgen für frische Luft. Unser Leben als Mitteleuropäer ist angenehm geprägt von vielen weiteren Geräten und Maschinen, die unsern Komfort steigern. Ein Leben ohne Auto, Fernseher, Computer, Handy, Kaffeemaschine und viele weitere strombetriebene Geräte können wir uns nicht mehr vorstellen. Das Dusch-WC ist ein weiteres Gerät, das schon lange Standard sein könnte in einem mittleren Schweizer Haushalt. Beim Dusch-WC geht’s aber offenbar etwas länger. Darm, WC und Umgebung sind halt immer noch ein bisschen Tabu-Zonen. Eingeübte Gewohnheiten zur Po-Reinigung, die Kontrollverlustangst durch moderne Technik (was geschieht da unten?) und der Verdruss durch unnötig empfundene Innovation bremsen die breite Einführung des Dusch-WCs. Die (prüden?) Japaner waren schneller: Bereits heute gibt es in rund 80 % der japanischen Privathaushalte ein WC mit integrierter Duschfunktion. Verschiedene Kampagnen der grossen Sanitärhersteller versuchen seit fast zehn Jahren dem Dusch-WC auch hierzulande zum Durchbruch zu verhelfen. Die Dusch-WC-Technik ist heute ausgereift. Beratungsgespräche zu Dusch-WCs mit interessierten Kunden müssen aber psychologisch geschickt geführt und vor allem begonnen werden. Um die letzten Hemmungen zum Thema «DuschWC» zu beseitigen, ist immer wieder das 5-Minuten-Video gut mit dem Sketch des Komikers Heinrich Del Core (2017, QR-Code siehe rechts).

peter.warthmann@chmedia.ch

Am einfachsten werden potenzielle Dusch-WCKunden durch die heute vielerorts angebotenen Testmöglichkeiten überzeugt. Beat Aebi von Geberit sagt es im Interview Seite 54 so: «Man probiert es aus … und kauft es». «Dusch-WCs» ist das Schwerpunktthema in diesem Heft auf den Seiten 46–55.

Peter Warthmann, Chefredaktor

www.hk-gt.ch › Suche «Del Core» oder «Dusch-WC».

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Inhaltsverzeichnis |

Performance Gap

Gebäudebesitzer fragen zu Recht: Leistet mein Gebäude tatsächlich, was im Vorfeld versprochen wurde? Häufig werden Berechnungswerte aus der Planung mit gemessenen Verbrauchsdaten verglichen. Und damit beginnt die Ursachenforschung.

Diverse Rubriken

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Holzenergie hat Zukunft

Das 15. Holzenergie-Symposium an der ETH Zürich hatte die Integration von Holz in thermische Netze und die Rolle von Biomasse für die künftige Energieversorgung zum Fokus. Neuerungen u. a. zur Luftreinhalte-Verordnung und zur Ascheentsorgung waren ebenfalls Thema.

Info

1 Editorial

4 Führung, Kommunikation und Sicherheit

4 Info

8 «Performance Gap» – ein mehrdimensionaler Begriff steht zur Diskussion

61 Agenda 62 Stellenmarkt

Smartes Wohnen

Energie / Wärme / Strom 22 Biomasse in thermischen Netzen und Innovationen zur Holzenergie 28 Wohnen in der Energiezukunft 34 Grosses Interesse an effizienten Motoren 35 Produkte

64 Inserentenverzeichnis US 3 Impressum

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Komfort, Sicherheit und Energieeffizienz sind gewünschte Eigenschaften der Überbauung Mättivor in Schwyz. Die Wohneinheiten wurden mit einer Smart-Home-Steuerung ausgestattet, die Beleuchtung, Sicherheitstechnik und Energiemanagement in einem kombiniert.

Verbände 14 ZV-Wahlen, Bildung, Nachwuchs 16 PowerLoop: neuer Verband für pragmatische und effiziente Energiewende

Lüftung / Klima / Kälte 37 Konsequente Umstellung auf natürliche Kältemittel 39 Produkte

Interview 18 30 Jahre aktiv für Firma und Branche

Gebäudeautomation 40 Intelligent und nachhaltig wohnen


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Spenglertag 2019

Der Spenglertag richtet sich an Spenglerunternehmen, Architekten und Planer sowie an alle, die sich für die vielfältigen Anwendungen im Bereich der metallenen Gebäudehülle interessieren. Es werden für den Mittwoch, 6. März 2019, rund 600 Teilnehmer erwartet.

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Schwerpunktthema: Dusch-WCs

Dusch-WCs sind genauso bewundernswerte Hightech-Apparate wie eine moderne Kaffeemaschine oder ein Auto. Dennoch breitet sich diese multifunktionale Toilette nur im Zeitlupentempo aus — im Vergleich zu anderen Geräten des modernen Lebensstils wie beispielsweise Smartphones. Trotz Vorteilen hinsichtlich Selbstpflege gelingt der Verkauf eines Dusch-WCs nur mit geschicktem Marketing. Der beharrende Charakter unserer Hygienekultur ist ein Grund dafür.

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Gebäudehülle / Spenglerei 42 Kirche Santa Maria glänzt wieder 45 Spenglertag vom März 2019 naht ProKlima: Kadertag Gebäudetechnik HK-Gebäudetechnik wird empfohlen von

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Interview: Richard Osterwalder

suissetec: Herbst-DV mit ZV-Wahlen

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Schwerpunktthema: Dusch-WCs

PowerLoop: Fusion WKK-Verbände

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Zum Titelbild:

Sanitärtechnik / Wohnen Schwerpunkt: Dusch-WC 46 Hightech am Po 49 «Gefragt sind Design, Hygiene und Funktionalität in Swissness-Qualität ...» 51 Ohne raffinierte Logistik und 30 Arbeitsschritte kein perfektes Dusch-WC 54 «Dusch-WC: Man probiert es aus … ... und kauft es» 55 Highend-Dusch-WC – einfach und schön 56 Produkte

Hygiene, Pflege, Geniessen Grohe Sensia Arena steht für intelligente Pflege. Modernste verfügbare Technologie und Sensitivität soll in raffinierter Weise zusammen wirken. Innovative Funktionen, die auf persönliche Hygienebedürfnisse zugeschnitten sind, sollen die Benutzer geniessen dürfen. Angenehmer, hygienischer und pflegender als der Gebrauch von Papier. GROHE Switzerland SA Bauarena Volketswil 8604 Volketswil Tel. 044 877 73 00 info@grohe.ch www.grohe.ch

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Info |

Kadertag Gebäudetechnik 2018: die gegen 200 Teilnehmer in der Trafohalle Baden. (Fotos: Hans-Peter Läng, u.a.)

Rückblick 13. Kadertag Gebäudetechnik (KTGT)

Führung, Kommunikation und Sicherheit Am 13. Kadertag der Gebäudetechnik vom vergangenen 6. November in Baden wurden von einem Top-Manager, einer Kommunikationsspezialistin und einer Orchesterdirigentin diverse Management- und Führungskonzepte erörtert. Im zweiten Teil der Veranstaltung ging es um Themen wie Online-Marketing, Datenschutz und Cyberkriminalität. Abgerundet wurde der Anlass mit einem informativen Exposé des renommierten Nahostexperten Erich Gysling. Antonio Suárez

■ Der jährlich vom Verein energiecluster.ch organisierte Branchenanlass von ProKlima stand heuer im Zeichen des Mottos «Leadership und Kommunikation». Durch die Veranstaltung führte Ivan Oberti, Präsident von ProKlima. Er begrüsste die Teilnehmenden mit einem Zitat des Nobelpreisträgers Albert Schweitzer: «Mit gutem Beispiel voranzugehen, ist nicht die wichtigste Art, wie man andere beeinflusst. Es ist die einzige.» Treffender hätte er den vormittäglichen Themenblock kaum einleiten können, schliesslich wurden in dessen Verlauf diverse Führungsstile vorgestellt.

Zeitmanagement ist reine Zeitverschwendung Eröffnet wurde der Vortragsreigen von Mauro Cosetti. Der Experte für Effektivität und Produktivität arbeitete über zwanzig Jahre als General Manager bei einem US-amerikanischen Technologieunternehmen. Der Autor des Buches «Der 4-Stunden-Mann» vertritt die These, dass man in 50 Prozent der Arbeitszeit 100 Prozent der Ziele erreichen kann. Es komme nur darauf an, die richtigen Dinge zu tun (Effektivität), die

Dinge richtig zu tun (Effizienz) und das Ganze richtig gut zu planen. Während seiner Intervention mahnte Cosetti, dass Zeitmanagement reine Zeitverschwendung sei. Auch Multitasking würde nicht immer funktionieren. Als Gegenrezept empfahl er «mindfulness», zu Deutsch: Achtsamkeit. Sie verhindere, dass man sich in der Vergangenheit oder der Zukunft verliere und stattdessen lebe man in der einzigen Zeit, die einem wirklich gehöre – der Gegenwart. Hart ins Gericht ging Cosetti auch mit der sogenannten Eisenhower-Matrix, die Aufgaben nach deren Wichtigkeit und Dringlichkeit kategorisiert. Als Gegenprinzip schlug er sein eigenes «Cosetti-Modell» vor. Im letzten Teil des Vortrags kam der Manager auf die drei wichtigsten Bereiche zu sprechen, die jede Führungskraft beherzigen müsse: erstens, das Fokussieren auf die wichtigsten Aufgaben; zweitens, ein Führungsstil, der Untergebene zur Verantwortung befähigt; und drittens, eine ergebnisorientierte Planung.

Falsches und echtes Lächeln Beim zweiten Referat des Tages ging es um die Kraft der Körpersprache. Refe-

rentin war Antoinette Anderegg, Inhaberin der Firma Apriori Image & Communication. Die Kernaussage der Spezialistin für nonverbale Kommunikation lautet, dass man mit der richtigen Körpersprache Zeit sparen und Ziele besser erreichen kann. Anderegg beleuchtete anhand eines Experiments die sozialen und kulturellen Unterschiede zwischen Lachen und Lächeln, die grundverschieden seien. Ersteres habe etwas Befreiendes und bewirke Entspannung. Letzteres wiederum könne ganz unterschiedlich gedeutet werden. So könne Lächeln als Unterwerfungssignal eingesetzt werden, unangenehme Nähe erzeugen oder Ausdruck von Falschheit sein. Diese manifestiere sich grundsätzlich durch das Zeigen der unteren Zahnreihen und die Ausrichtung der Mundwinkel nach unten. Doch könne man ein falsches nicht immer von einem echten Lächeln unterscheiden, weil Menschen gute Lügner seien, warnte Anderegg. Mithilfe von Bildern und Filmen ging die Kommunikationsexpertin ferner auf die Unterschiede zwischen dem «offenbarten» und dem «sozialen Gesicht» ein: Ersteres entspreche dem Gesicht,


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Transaktionaler und transformationaler Führungsstil

welches von der Person im jeweiligen Umfeld erwartet werde. Letzteres dagegen zeige das Gesicht, welches der inneren Emotion entspreche.

Wohnungsmarkt: vom Mangel zum Überangebot Patrick Schnorf, Immobilienexperte bei Wüest Partner, analysierte als dritter Conférencier die Schweizer Baubranche und den Immobilienmarkt. Beim Ausblick auf das nächste Jahr blendete er eine Grafik mit den Kernindikatoren ein, die sich mit Ausnahme des schwachen Bevölkerungswachstums von 0,7 Prozent fast alle positiv auf den Immobilienmarkt auswirkten. Bei der Entwicklung der Mietpreise stellte er fest, dass sie seit 2015 sinken, eine Tendenz, die auch im nächsten Jahr anhalten dürfte. Bei den baubewilligten Wohneinheiten prognostizierte er eine neuerliche Ausdehnung bei den Mietwohnungen, und zwar in den kleineren und mittleren Zentren sowie in den Agglomerationen, also genau in jenen Bereichen, wo bereits ein Überangebot bestehe. Beim Blick auf die Marktversorgungssituation betonte Schnorf die in den Jahren 2016 und 2017 einge-

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ProKlima-Präsident Ivan Oberti führte durch die Tagung.

tretene Zäsur: von einer Situation des Wohnungsmangels hin zu einem Wohnungsüberschuss. Schliesslich ging der Immobilienfachmann auf die Klimabilanz des Gebäudeparks ein und blickte auf die Marktentwicklung bei den Heizsystemen, wo er einen substanziellen Rückgang beim Bau neuer Gas- und Ölheizungen ausmachte. Der Trend des Zubaus von Wärmepumpen werde mit einem Marktanteil von 70 Prozent weiter anhalten, sagte er.

Kernindikatoren im Umfeld. (Referat Patrick Schnorf)

Im Abschlussreferat vor dem Stehlunch ging die international tätige Dirigentin Lena-Lisa Wüstendörfer auf die zahlreichen Parallelen zwischen dem Dirigieren eines Musikorchesters und dem Führen eines Unternehmens ein. Die unterschiedlichen Führungsstile veranschaulichte Wüstendörfer anhand von Filmeinspielungen berühmter Dirigenten. Auf die Leinwand des Tagungssaals projiziert wurden unter anderem Ausschnitte aus Konzerten und Proben von Orchesterleitern wie Riccardo Muti, Herbert von Karajan, Carlos Kleiber oder Antonio Pappano. Dabei ging die Schweizer Dirigentin auf zwei komplementäre, von den Sozialwissenschaften herausgearbeitete Führungsstile ein: einerseits auf das eher sachliche transaktionale Modell, bei dem Mitarbeitende durch Klärung von Zielen und Aufgaben sowie durch Kontrolle und Belohnung von Leistung angespornt werden. Und andererseits auf das mehr auf Eigenverantwortlichkeit bauende transformationale Modell, bei dem die Führungskraft durch exemplarisches Handeln, das Aufzeigen von Perspektiven und die Vermittlung von Visionen motiviert. Am Ende ihres Vortrags befasste sich Wüstendörfer mit den wesentlichen Grundeigenschaften eines guten Dirigenten. So müsse ein guter Orchesterleiter authentisch und glaubwürdig sein. Er müsse mit Herzblut bei der Sache sein, damit die Performance das Publikum in den Bann ziehe. Ein Dirigent müsse mehr als nur Gehorsam verlangen, sondern die Musiker in die Entscheidungsprozesse involvieren, aktives Mitdenken und Eigenverantwortung einfordern.

Mit Google seine eigene Bahnhofstrasse bauen

Schweizer Wohnungsmarkt: zwischen Wohnungsmangel und Wohnungsüberfluss. (Referat Patrick Schnorf)

Wie man mit wenigen, dafür gezielten Massnahmen einen wirkungsvollen Internetauftritt erreicht, in Suchmaschinen wie Google erscheint und so quasi seine eigene «digitale Bahnhofstrasse» einrichtet, zeigte nach der Mittagspause der Google-Experte Norman Irion von der Netpulse AG. Der gelernte Maschinenmechaniker arbeitete unter anderem bei Grossfirmen wie HP und Microsoft als Telefonakquisiteur, bevor er sich selbstständig machte. Durch die intensive Beschäftigung mit Google lernte er die Marketinginstrumente des Techno-

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logiegiganten schätzen. Seither nennt sich Irion «Der Schweiz weltgrösster Googlefan!» Als einziger Vortragender hielt Irion sein Referat auf Mundart und duzte die Veranstaltungsteilnehmer. So sei es üblich in der IT-Branche, witzelte er. Mit Schalk und Nonchalance fuhr Irion fort und ging auf die vielen Vorzüge des Online-Marketings von Google ein, insbesondere auf Google AdWords (adwords.google.com). Mit dem Marketinginstrument könne eine Firma zielgerichtet und standortunabhängig Werbung schalten. Darüber hinaus befasste sich Irion mit der Resonanzfähigkeit von Werbung und der Bedeutung von Re-Marketing. Dem Publikum empfahl er, sich bei der Internetpräsenz auf das Wesentliche zu beschränken. Diese Vorgehensweise erziele eine höhere Wirkung und eine bessere Positionierung im Suchergebnisranking. Schliesslich verwies er auf die Wichtigkeit einer aussagekräftigen Verschlagwortung.

gen im IT-Bereich vor. Schliesslich empfahl er als dritten Schritt die Überarbeitung des Newsletters.

Cyberkriminelle handeln äusserst profitorientiert Im nächsten Referat kamen die Veranstaltungsteilnehmer in den Genuss einer Live-Demo des Security-Analysten Damian Pfammatter von der Compass Security Schweiz AG. Zu Beginn seiner Intervention richtete Pfammatter die Aufmerksamkeit des Publikums auf landesweit bekannte Fälle von Hackerangriffen, wie zum Beispiel auf den Rüstungskonzern Ruag. Das Geschäft mit der Cyberkriminalität sei extrem profitorientiert, betonte er. Allein 2016 hätten Cyberkriminelle weltweit über

Datenschutz: Handlungsempfehlungen für KMU Im nächsten Referat ging es um die rechtliche Dimension des Datenschutzes. Referent war Michael Widmer, Dozent für Datenschutzrecht an der School of Management and Law der ZHAW und Rechtsanwalt in der Kanzlei Probst Partner AG. Widmers erster Hinweis galt der neuen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union (EU), deren Umsetzungsfrist am 25. Mai 2018 abgelaufen ist. Die DSGVO definiere den Datenschutz als Persönlichkeitsschutz, so Widmer. Es gehe folglich darum, jene Daten zu schützen, die Rückschlüsse auf die Identität von Personen zuliessen. Widmer verwies auf die Bedeutung der Begriffe «Bearbeiten» und «Verarbeiten», die sich auch auf das Speichern und Löschen von Daten bezögen. In Bezug auf die Geltungskraft der DSGVO für Schweizer Unternehmen sagte Widmer, dass über 80 Prozent betroffen seien. Inländische Firmen würden unter die Regelung fallen, sobald sie Waren oder Dienstleistungen in der EU anböten oder das Verhalten von Personen mit Wohnsitz in der EU beobachteten. Um die eigene Firma regelkonform zu machen, schlug Widmer einen stufenweisen Ansatz vor: So sollte als Erstes eine Datenschutzerklärung auf der Website veröffentlicht werden. Als Zweites schlug er eine Klärung der Bestimmungen zu Outsourcing-Verträ-

Nahostexperte Erich Gysling.

Google-Fan Norman Irion.

450 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet und damit sogar das Geschäftsvolumen des internationalen Drogenhandels überflügelt. Anschliessend ging Pfammatter auf die Thematik der Ransomware ein. Über Trojaner verschafften sich Kriminelle Zugang zu Serverdaten des Opfers, um anschliessend mittels Lösegeldforderungen über Kryptowährungen wie Bitcoins an Bares zu gelangen. Es handle sich um einen Angriffsmodus, der in den letzten Jahren unter Hackern sehr populär geworden sei, so Pfammatter. Der IT-Experte ging ebenfalls auf SM Spoofing-Attacken und die Systemarchitektur des «distributed denial-ofservice» (DDoS) ein. Doch er erklärte auch das grundsätzliche Vorgehen der Kriminellen und die verästelte Betrugsstruktur, die dazu notwendig ist. Zum Schluss richtete Pfammatter einige grundsätzliche Empfehlungen ans Publikum: So müssten eingehende E-Mails und SMS stets kritisch hinterfragt werden. Ausserdem müssten Firmen Richtlinien für den Umgang mit sozialen Medien etablieren. Weiterhin gehöre dazu, dass die Schutzsysteme für die Hardund Software aktuell gehalten werden sollten. Auch gelte es, regelmässige Backups durchzuführen und sichere Passwortrichtlinien aufzustellen.

Konfliktherd Naher Osten Den Abschluss des Kadertages bestritt Erich Gysling. Der Journalist, Publizist und Reiseleiter berichtete über die Situation im Nahen und Mittleren Osten. «Der Bürgerkrieg in Syrien ist aus den Schlagzeilen verdrängt worden. Der Westen ist Syrien-müde geworden. Die internationale Gemeinschaft hat sich damit abgefunden, dass Assad an der Macht bleibt», sagte Gysling. Der Nahostexperte kritisierte, dass die politische Situation in Syrien von den Medien meist verzerrt dargestellt werde. Wie französische und US-Medien aufgedeckt hätten, seien rund 70 Prozent der im Krieg involvierten Gruppen Extremisten, 20 Prozent stellten die kurdischen Kämpfer und nur ungefähr zehn Prozent entfielen auf Oppositionskräfte, die nach westlichem Massstab als «demokratisch» bezeichnet werden könnten. Gysling befasste sich auch mit der Situation der muslimischen Gemeinschaften im Westen und mit der Parallelität von säkularer Zivilrechtsordnung und religiöser Scharia-Gesetzgebung in islamischen Ländern. Der Journalist ging


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auch auf die religiösen Texte des Islams ein, die durchsetzt seien von traditionalen Wertvorstellungen und einer klaren Diskriminierung der Frau. Gysling verwies dabei auch auf den Koran, wo es unbestreitbar Suren gebe, die zu Gewalt aufriefen. Diese Texte müssten zeitbezogen interpretiert werden, forderte er. Ausführlich ging der Nahostexperte auf die zwei antagonistischen Mächte Saudi-Arabien und Iran ein, eine Feindschaft, die nur wenig mit Religion, dafür umso mehr mit Wirtschaftsinteressen und Machtpolitik zu tun habe. Gysling kritisierte, dass bei der Berichterstattung nur selten über die Realität hinter der glitzernden Fassade berichtet werde. «Noch bis vor einigen Wochen galt Saudi-Arabien als ehrenwerter Staat, als reicher Ölstaat», sagte Gysling. «In Kronprinz Bin Salman hatte man einen Modernisierer gesehen, bis Regimekritiker Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul umgebracht wurde.» Im Gegensatz zu Saudi-Arabien, dessen Wirtschaft zu 85 Prozent von der Förderung von Erdöl und Erdgas abhängig sei, verfüge Iran über eine sehr diversifizierte Wirtschaft, betonte Gysling. An das Atomabkommen hätten sich die Iraner gehalten. Die USA hätten den historischen Vertrag deshalb gekündigt und Sanktionen eingeführt, weil sie einen «regime change» erzwingen wollten. Doch Gysling bezweifelt den Erfolg dieser Strategie, denn das Regime sei zwar unbeliebt, aber wohl nicht so sehr, dass ein Umbruch in nächster Zeit stattfinden werde. Das Exposé des ehemaligen Leiters der Rundschau und der Tagesschau des Schweizer Fernsehens stiess beim Publikum auf grosses Interesse. In der anschliessenden Fragerunde wurden dem Journalisten zahlreiche Fragen etwa zu den US-Sanktionen, den Imamen in der Schweiz und der Koranauslegung gestellt. Im Anschluss daran erklärte ProKlima-Präsident Ivan Oberti die Klausur des offiziellen Teils der Veranstaltung für beendet, bedankte sich bei den Teilnehmenden und Sponsoren und lud zum Networking ein, ehe er mit einem Zitat des antiken Geschichtsschreibers Herodot schloss: «Was du auch tust, tu es klug und bedenke das Ende!» ■ Tagungsprogramm als Übersicht und Referate: www.proklima.ch › Kadertage Gebäudetechnik Der KTGT 2019 findet am Dienstag, 5. November 2019 statt, wieder in der Trafohalle Baden. www.proklima.ch


Bild: iStock.com

Erkenntnisse der «ParkGap»-Studie des Bundesamtes für Energie (BFE)

«Performance Gap» – ein mehrdimensionaler Begriff steht zur Diskussion Gebäudebesitzer fragen zu Recht: Leistet mein Gebäude tatsächlich, was im Vorfeld versprochen wurde? Um diese Frage zu beantworten, wird die «Performance» oft anhand des Energieverbrauchs festgemacht. Häufig werden Berechnungswerte aus der Planung mit gemessenen Verbrauchsdaten verglichen. Und damit beginnt die Ursachenforschung. Daniela Hochradl

■ Die Frage nach der Ursache eines auftretenden «Performance Gap» kann auch in einen grösseren Zusammenhang gestellt werden, wenn beispielsweise der gesamte Gebäudepark der Schweiz betrachtet wird. Dies ist besonders für die strategische Lenkung gewisser Zielgrössen entscheidend. In der umfassenden Studie «ParkGap», die vom Bundesamt für Energie (BFE) in Auftrag gegeben wurde, wird unter anderem untersucht, inwieweit schweizweit von einem «Performance Gap» gesprochen werden kann.

Wie lässt sich der Performance Gap fassen? Vorweg sei gesagt: Den «Performance Gap» gibt es nicht. Es gibt verschiedene Arten von Performance Gaps und es ist wichtig, diese voneinander zu unterscheiden. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten,

die Performance eines Gebäudes zu messen und zu vergleichen. Meist wird der Energiebedarf oder -verbrauch als Bewertungsgrösse herangezogen. Häufig untersucht wird zum Beispiel der Gap, der beim Vergleich von gemessenen Betriebsdaten mit Planungswerten auf der Basis von Standardwerten auftritt. Es gibt jedoch auch noch andere Möglichkeiten, die Performance eines Gebäudes zu bewerten: Die Betriebsdaten können beispielsweise auch mit projektspezifischen Vorgaben, mit Benchmark-Zahlen oder extern gesetzten Zielen (z. B. Energiestrategie 2050) verglichen werden, wobei ebenfalls Lücken zwischen geplanten und gemessenen Kennwerten auftreten können. Man konsultiere die beigefügte Tabelle, die einen Überblick über die verschiedenen Dimensionen bietet, die bei der Definition von Performance Gaps zu berücksichtigen sind.

Keine einheitliche Methodik

Um eine Leistungslücke erfassen zu können, muss zuvor ein Ziel definiert worden sein. Dieses Ziel ist jedoch individuell festlegbar und auch die Methodik der Bewertung ist grundsätzlich nicht einheitlich geregelt. Aus diesem Grund ist eine Begriffsdefinition zu Beginn einer Diskussion über den Performance Gap entscheidend. Aufgrund der Vielschichtigkeit und des Fehlens einer einheitlichen Definition gab das Bundesamt für Energie das Forschungsprojekt «ParkGap» (Schlussbericht 28. Mai 2018) in Auftrag. In dieser umfassenden Studie wurde eine Bestandsaufnahme durchgeführt sowie zwölf Handlungsempfehlungen für den Gebäudepark Schweiz entwickelt, um das Phänomen des Performance Gap besser verstehen und lenken zu können. Dabei geht es vor allem darum, ein


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Wo liegen die Ursachen der Gaps?

Performance Gap – Definition eines Begriffs Gebäude werden aufgrund von gewissen Erwartungen geplant, gebaut und betrieben. Sobald eine Differenz zwischen den geplanten und den tatsächlichen Kennwerten eines Gebäudes auftritt, wird von einem «Performance Gap» gesprochen. Salopp gesprochen steht der Performance Gap für eine unerwünschte Abweichung von einem vorgegebenen Leistungsziel.

gemeinsames Verständnis und die Grundlagen für die Bewertung zu schaffen sowie die Datenanalyse zu vereinfachen und zu vereinheitlichen.

Gemeinsames Verständnis schaffen Es gibt eine Vielzahl von Fragestellungen, die in der aktuellen Performance Gap Diskussion behandelt werden. In diesem Zusammenhang konnte durch eine systematische Analyse aufgezeigt werden, dass oft Äpfel mit Birnen verglichen werden und dass je nach Blickwinkel die Bewertung anders ausfällt. Wegen der vielen Freiheitsgrade bei der Definition eines Performance Gap ist es ausserdem wichtig, die verwendete Datenbasis und die Analysemethoden transparent und nachvollziehbar zu dokumentieren. Aus diesem Grund wurde im BFE-Bericht beispielhaft eine umfassende Auswertung der Datenbasis

der «Erfolgskontrolle Gebäudestandards 2014–2015» (Abb. 1) erarbeitet.

Besser messen und analysieren In der Studie «ParkGap» wurden die Grundlagen für die Bewertung von Performance Gaps zusammengeführt. Daraus resultiert unter anderem die Empfehlung, ein repräsentatives Monitoring-Messnetz für den Gebäudepark Schweiz aufzubauen. Einerseits gilt es, Daten zu beschaffen, und zwar nach dem Motto «so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig», um repräsentative Aussagen zu ermöglichen. Anderseits müssen diese Daten im Anschluss analysiert und ausgewertet werden. Für die Analyse der Daten schlägt das Autorenteam der BFE-Studie vor, eine kleine Auswahl von frei zugänglichen Open Source Softwarebausteinen aufzubauen und aktiv zu bewirtschaften. Offen bleibt hier noch die Frage nach dem «wie?». Das wäre ein möglicher Anstoss für mögliche weitere Projekte aufgezeigt, welche die Umsetzbarkeit prüfen und im Detail ausgestalten sollen.

Wie mit Unsicherheiten umgehen? Wenn Planungswerte mit Messwerten verglichen werden, gilt es zu bedenken:

Abb. 1: Mit statistischen Methoden die Datenbasis «Erfolgskontrolle Gebäudestandards 2014–2015» auswerten.

Performance Gaps haben meist mehrere Gründe, wie zum Beispiel: – Hohe Sicherheitszuschläge – Verwendung von Standardwerten – Unvermeidbare Vereinfachungen im Planungsprozess – Informationsverlust im Lebenszyklus eines Gebäudes – Verzicht auf Betriebsüberwachung – Mangelnder Einbezug der Nutzer – Ungenügende Messkonzepte und Auswertemethoden Die Wichtigkeit dieser Ursachen kann bestenfalls nur für einzelne Gebäude bestimmt werden. Ob im gesamten Gebäudepark ein energetischer Performance Gap vorliegt oder nicht, kann derzeit nicht beantwortet werden. Gründe dafür sind unter anderem die zu kleine Datenbasis und die Unstimmigkeiten in Bezug auf Definition, Datenanalyse und Methodik.

1.) Bei der Planung werden Standardwerte verwendet. Diese beruhen auf Annahmen und enthalten teilweise auch gewisse Reserven. 2.) Messungen unterliegen immer einer gewissen Schwankungsbreite; dies wird als Messunsicherheit bezeichnet. Die Genauigkeit von Berechnungen oder Messungen wird als Produkt von Richtigkeit und Präzision definiert (vgl. Zielscheibenmodell, Abb. 2). Im Umgang mit Messdaten ist es bereits üblicher, dass Ergebnisse – anstatt eines

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Info | Performance zuverlässig nachverfolgen und deren Entwicklung gezielt beeinflussen zu können. Abb. 2: Das Zielscheibenmodell zeigt: Die Genauigkeit bezeichnet das Ausmass der Annäherung der Einzelwerte an den «wahren Wert» (hier: Mitte der Zielscheibe). Ein Ergebnis ist dann genau, wenn es sowohl richtig als auch präzise ist: je kürzer der rote Pfeil, desto höher die Richtigkeit, je kürzer der blaue Pfeil, desto höher die Präzision.

Zahlenwertes – als Bereich angegeben werden (Beispiel: Q = 10 ± 5 kWh). Auch bei berechneten Werten könnten bekannte Unsicherheiten berücksichtigt und das Ergebnis als Bereich ausgewiesen werden. Werden dann die beiden Bereiche miteinander verglichen, kann festgestellt werden, ob relevante Gaps vorliegen, die über die Unsicherheitsbereiche hinausgehen (Abb. 3 und 4). Beim Umgang mit Unsicherheiten ist es ebenfalls wichtig, zwischen der Betrachtung von Einzelgebäuden und der vom

gesamten Gebäudepark zu unterscheiden. Die Autoren der BFE-Studie zogen das Fazit, dass sich Betrachtungen zu Performance Gaps von statischen Zielund Grenzwerten lösen und sich der Methoden der Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung bedienen müssen. Dies sei generell angebracht, um Gebäuden, als sich über die Zeit verändernden Systemen, gerecht zu werden. Eine statistisch fundierte Vorgehensweise ist besonders bei der Betrachtung des Gebäudeparks unabdingbar, um die

Dimension

Arten von Performance Gaps

Fokus

• Innenraumqualität (Indoor Environment Gap) • Betriebskosten (Operating Expenses Gap) • Energie (Energy Performance Gap)

Betrachtungslevel

• Einzelgebäude • Gebäudepark

Bezugsgrösse

• Standardisierter Grenzwert (z. B. Minergie) • Individueller Planwert • Empirisch ermittelter Wert

Kontext

• Planung vs. Betrieb • Vor / nach Betriebsoptimierung • Vor / nach Sanierung

Art des Vergleichs

• Einzelgebäude vs. Referenzwert einer Nutzungskategorie • Einzelgebäude vs. projektspezifischer Referenzwert • Durchschnittliche Performancewerte des Gebäudeparks vs. Referenzwerte einer Nutzungskategorie • Durchschnittliche relative Performance des Gebäudeparks vs. projektspezifische Referenzwerte

Status quo und Ausblick In der «ParkGap»-Studie konnte gezeigt werden, dass derzeit in der Schweiz der Fokus häufig auf Fallstudien gelegt wird. Schweizweit existieren keine einheitlichen Definitionen für Performance Gaps und es kommen unterschiedliche Messkonzepte und Auswertemethoden zur Anwendung. Zudem decken die aktuell verfügbaren Untersuchungen nur einen kleinen, nichtrepräsentativen Teil des schweizerischen Gebäudeparks ab. Die Wahrnehmung von Leistungslücken bei der Innenraumqualität oder den Betriebskosten ist noch wenig ausgeprägt. Bei der aktuellen Performance Gap-Diskussion fokussiert man eindeutig auf das Thema Energie. Für zukünftige Betrachtungen sollte ein breiterer Meinungsaustausch angestrebt werden. Die erheblichen Lücken, die bei Daten und Methoden ausfindig gemacht wurden, gilt es nun gezielt zu füllen. Somit bietet die Auseinandersetzung um den Performance Gap für die Schweiz die Chance, innovative Lösungen für das Gebäude-Monitoring und die Verwendung der erhobenen Daten zu entwickeln. Die Debatte um die Gebäudeperformance wird in Zukunft die Auseinandersetzung mit dem Umgang mit grossen Datenmengen in der Gebäudetechnik-Branche vorantreiben. ■

Projektteam der BFE-Studie: Beat Frei (Aicher, De Martin, Zweng AG), Carina Sagerschnig und Dimitrios Gyalistras (beide Synergy BTC AG) PDF-Download «ParkGap»-Schlussbericht 28.5.2018, unter: bit.ly/2Cmvafi

Tabelle 1: Verschiedene Arten von Performance Gaps (Quelle: ParkGap, Schlussbericht 2018)

Abb. 3: Vergleich von Mess- und Planungswert. Stellt diese Abweichung einen Performance Gap dar?

Abb. 4: Wenn die Unsicherheitsintervalle (hier: rote Balken) für Mess- sowie Planungswert zum Beispiel mit ± 15 % festgelegt werden, ergibt sich keine Abweichung, die über die angenommenen Unsicherheiten hinausgeht.


Info |

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Spatenstich bei Urfer-Müpro Beim nördlichen Dorfeingang in Beinwil am See entsteht der neue Firmensitz der Urfer-Müpro AG Befestigungs- und Schallschutzsysteme. Prozessfreundlich mit genügend Freiraum für die Zukunft sowie das Zusammenführen der bisherigen Betriebseinheiten an einen Standort – so lauten die Vorgaben: Über 70 Meter lang und 25 Meter breit wird die neue Halle, in der über 6500 Produkte umgeschlagen werden. ■ Bereits im Sommer 2019 soll der Umzug ins Industriequartier stattfinden. Bis dahin gibt es noch einiges zu tun! Am 19. November 2018 erfolgte bei eisiger Kälte der Spatenstich. Die Urfer-Müpro ist seit bald 50 Jahren in Beinwil am See domiziliert. Das 1987 bezogene Gebäude platzt aus allen Nähten, mittlerweile musste ausserhalb Lagerraum zugemietet werden, was das Handling und die Auslieferung erschwerte. Zudem ist der bisherige Standort mitten im Wohnquartier nicht eben ideal für einen Industriebetrieb. Nun ist es endlich so weit: Mit dem Spatenstich beginnt die Zukunft. Schlag auf Schlag folgen die einzelnen Bauabschnitte. Wenn es die Witterung erlaubt, wird der Hallenboden noch in diesem Jahr betoniert und bereits im Februar beginnt der Aufbau des Bürotrakts. Die Logistik wird von grosszügigen Raumverhältnissen und einer

modernen Infrastruktur profitieren: eine effiziente Lagerbewirtschaftung, eine gesteigerte Kapazität

zum Rüsten der Bestellungen und überdeckte Rampen für die Anund Auslieferung.

Beim Spatenstich, auf der Schaufel: Adis Basic, Patrick Gutjahr, Marcel Urfer (Geschäftsführer), Gabriella Urfer, Kurt Urfer (Firmengründer). Bei der Baggerkabine: René Hager (Baudienstleistungen), Felix Müller (Architekt, Archimetra) und Katrin Müller (OL-Läuferin).

Marco Odermatt, neuer Markenbotschafter von NeoVac ■ Die NeoVac-Gruppe geht mit dem 21 Jahre jungen Swiss Ski-Fahrer Marco Odermatt eine langfristige Partnerschaft ein. Zum Auftakt der neuen Saison ist dies ein gutes Omen für den jungen Nidwaldner, der anfangs 2018 fünffacher Juniorenweltmeister und zweifacher Schweizer Meister wurde und nun einen weiteren Entwicklungsschritt in Richtung Weltelite unternimmt. Die bald 50-jährige NeoVac mit Sitz in Oberriet im St. Galler Rheintal ist in der Gebäude- und Umwelttechnik tätig und beschäftigt insgesamt rund 400 Mitarbeitende. In verschiedenen Nischenbereichen, beispielsweise in der Wärmemessung sowie im Tank- und Behälterschutz, ist die NeoVac Marktleaderin in der Schweiz. Marco Odermatt, in Buochs aufgewachsen, absolvierte das Sportgymnasium Engelberg und kann sich seit Sommer 2017 ganz auf das Skifahren konzentrieren. In seiner noch jungen Karriere erzielte er bereits verschiedene bemerkenswerte Erfolge: 2016 gewann der Zentralschweizer in Sotchi den Juniorenweltmeistertitel im Riesenslalom sowie die Bronzemedaille im Super G. 2017 wurde er zum Nachwuchssportler des Jahres gewählt. ■ www.neovac.ch

Marco Odermatt, Nachwuchssportler des Jahres und junges Skitalent, fährt nun auch für Neovac.

Im angrenzenden Bürotrakt entsteht ein attraktives Arbeitsumfeld. Nebst den Arbeitsplätzen für Verkauf und Administration sind Ausstellungs- und Schulungsräume vorgesehen, die neue Möglichkeiten für Kundeninformationen und Produkte-Seminare zulassen. Insgesamt sind beste Voraussetzungen gegeben, um auch ein weiteres Wachstum zu erlauben. Beim Spatenstich im Schneegestöber waren die Aktionäre in corpore vertreten. Aber auch die am Bau beteiligten Planer und Handwerker liessen sich den Startmoment nicht entgehen. Die OL-Läuferin Katrin Müller, Mitglied im Schweizer OLNationalteam (sie wird von UrferMüpro unterstützt), hatte denn auch eine gewichtige Fracht auf der Baggerschaufel. ■ URFER-MÜPRO Befestigungstechnik AG Tel. 062 771 85 45 www.urfer-muepro.ch

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suissetec: Rückblick Herbst-Delegiertenversammlung 2018

ZV-Wahlen, Bildung, Nachwuchs Bei suissetec standen Ende November in Zürich-Oerlikon Wahlen an. Die Delegierten erledigten sie mit absoluter Zustimmung. Zentralpräsident Daniel Huser wurde ebenso wie sämtliche Mitglieder des Zentralvorstands (ZV) und die weiteren Verbandsorgane für die Amtsperiode 2019–2022 wiedergewählt. Marcel Baud, Peter Warthmann

■ Die 125 Sektionsvertreter, die sich zur Herbst-Delegiertenversammlung in Zürich-Oerlikon trafen, hiessen unter anderem die Anträge der Sektionen Nordwestschweiz, Bern, Aargau und Solothurn zur Reorganisation der überbetrieblichen Kurse gut. Für den Zentralvorstand gilt es jetzt, die Frage nach überbetrieblichen Kursen im Bildungszentrum Lostorf zu behandeln.

Reform der Bildungsverordnungen Mit der Reform der Bildungsverordnungen erfolgt die Umstellung auf die vierjährige Lehre. Alois Gartmann, Leiter Bildung bei suissetec, informierte über den Stand der Revisionen bei den Grundbildungen. Im Sommer 2019 starten die EFZ-Lehren Lüftungsanlagenbauer und Gebäudetechnikplaner (nur Qualifikationsverfahren). Im 2020 folgen die Sanitärinstallateure, die Heizungsinstallateure und die Spengler mit der Grundbildung nach neuer Bildungsverordnung. Nachdem die Sektionsverantwortlichen geschult

Für die Amtsperiode 2019–2022 wiedergewählter Zentralvorstand: Daniel Huser (Zentralpräsident), Anne-Laure Hählen (Vizepräsidentin, Bildung Romandie), Viktor Scharegg (Vizepräsident, Ressort Finanzen), Benno Lees (Präsident Fachbereich Spengler/Gebäudehülle), Oliver Reinmann (Ressort Bildung), Dennis Reichardt (Präsident Fachbereich Heizung), Manuel Rigozzi (Präsident Fachbereich Lüftung/Klima/ Kälte), Beat Waeber (Präsident Fachbereich Sanitär/Wasser/Gas). (Bilder: suissetec)

worden sind, werden ab Sommer 2019 in Absprache mit den Kantonen die Betriebe instruiert.

Neue Berufsfilme und VR-Games Vor der Lehre steht die Werbung für die Berufe. Was der Verband hier alles unternimmt, präsentierte Christian Brogli, Leiter Kommunikation. Angesprochen sind die 14- bis 17-Jährigen, auf der Suche nach einer Lehrstelle. Diese Generation Z, auch Digital Natives genannt, «funktioniert» nahezu ausschliesslich mit dem Smartphone. Auf sie sind auch die neuen Berufsfilme zugeschnitten. Zwei der peppigen Produktionen führte Christian Brogli vor (vgl. QR-Codes und Link rechts unten). Zudem demonstrierte er live das neue VR-Game «Test Your Skills» (VR = virtual reality; virtuelle Realität). Mit ihm werden den Jugendlichen im virtuellen Raum spielerisch die suissetec-Berufe nähergebracht. Schmunzeln im Plenum und viel Applaus sprachen dafür, dass sich der Verband mit diesen neuen Würfen auf dem richtigen Weg befindet.

Ein Hoch auf den Nachwuchs

Talente soweit das Auge reicht: In Oerlikon wurde nicht nur gewählt und gestimmt, sondern auch geehrt. 16 Medaillengewinner der SwissSkills bekamen die Verbands- und Sponsorenpreise überreicht. Ebenfalls vor Ort waren die beiden Teilnehmer der WorldSkills Kazan 2019. Erstmals wird ein Kandidat aus dem Fürstentum Liechtenstein an die WM fliegen – und dafür sorgen, dass die suissetec-Gebäudetechniker mit Patrick Grepper und Nicola Baltiner doppelt vertreten sind. Einen riesigen Applaus gab es für Europameister Pascal Gerber. Die Gold-Leistung, die der junge Spengler in Budapest abrief, wurde von Lobredner Stephan Klapproth in gewohnt humorvoller und geistreicher Art und Weise gewürdigt. ■ www.suissetec.ch www.toplehrstellen.ch


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Hans-Peter Kaufmann, suissetec-Direktor bis Mitte 2019. Sein Nachfolger wird Christoph Schaer.

Alois Gartmann, Leiter Bildung bei suissetec.

Christian Brogli, Leiter Kommunikation bei suissetec.

suissetec-Berufsfilme: zwei Beispiele, weitere unter www.toplehrstellen.ch


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PowerLoop Schweizerischer Fachverband: am 29. November 2018 entstanden durch die Fusion von V3E und WKK-Fachverband

PowerLoop: neuer Verband für pragmatische und effiziente Energiewende An einer ausserordentlichen Generalversammlung in Buchs AG schlossen sich am 29.11.2018 der V3E Verband Effiziente Energie Erzeugung und der WKK-Fachverband zu PowerLoop Schweizerischer Fachverband zusammen. Ziel dieser neuen Plattform ist die sichere und intelligente Energieversorgung der Schweiz entsprechend der Energiestrategie 2050. Gas, Strom und Wärme können für eine eigenständige und nachhaltige Versorgung der Schweiz sorgen, wenn sie in effizienten Kreisläufen verbunden werden — in einem «Loop». Deshalb der Verbandsname PowerLoop. Martin Stadelmann

■ Im April 1992 klingelte auf einer Skipiste in Zermatt mein Handy. Hans Pauli (damals Dr. Eicher + Pauli, Ingenieurbüro in Liestal) informierte über die Gründung des WKK-Fachverbands, und: «Du bist in den Vorstand gewählt worden, ich gratuliere!» Was ich dann in der nächsten Beiz mit einem Glas Fendant begoss. Ziel des WKK-Fachverbands war die Verbesserung des Knowhow über die damals neue Wärmekraftkopplung (WKK), in der Folge mit vielen Tagungen, aber auch Bereitstellung von Planungsunterlagen, Musterverträgen zur Einbindung von WKK usw. – also im Grunde ein technischer Ansatz. Verhandlungen mit Ämtern zur Besserstellung der WKK kamen hinzu. 2008 fand Daniel Dillier von IWK, es brauche einen politischen Approach, um diese fortschrittliche Energie-Technik besser zu fördern, und gründete mit dem damaligen Nationalrat (und heutigen Zür-

cher Stadtrat) Filippo Leutenegger als Präsident den V3E.

Kräfte bündeln An der GV im aargauischen Buchs begründete nun Daniel Dillier den Zusammenschluss der beiden Verbände mit dem Ziel, die Kräfte für WKK zu bündeln und mit «frischem Blut im neuen Vorstand» die WKK effizienter voranzubringen. «WKK und Power-to-Gas sind wichtig und zunehmend dringend, um den Wegfall von Kernenergie in den nächsten Jahrzehnten klimaverträglich, wirtschaftlich und versorgungstechnisch zu kompensieren», betonte HansKaspar Scherrer, Vorstandsmitglied von PowerLoop und als CEO der Eniwa AG Gastgeber der Versammlung. «Im Sommer fallen zunehmend Stromüberschüsse an», konstatierte Heini Glauser, Präsident des bisherigen WKKFachverbands. Die Stromlücke im Win-

ter hingegen, die wir schon heute mit Importen mit teilweise unbekannter Herkunft decken müssen, kann damit nicht direkt geschlossen werden. Mit dem Wegfall des AKW Mühleberg wird die Winterlücke grösser. Deshalb warnte die Eidgenössische Elektrizitätskommission ElCom in ihrem Bericht über die Stromversorgungssicherheit der Schweiz vom Mai 2018: «[…] Sollte sich die Importabhängigkeit der Schweiz in den Winterhalbjahren durch Stilllegungen von Kernkraftwerken merklich verändern (erhöhen), ist zur Gewährleistung der Systemstabilität dafür zu sorgen, dass ein substanzieller Teil der wegfallenden Winterproduktion der Kernkraftwerke weiterhin im Inland produziert wird.» Saisonunabhängige Wärme-Kraft-Koppelungsanlagen, die aus Erdgas, Biogas, Wasserstoff, Abfall oder auch Holz gleichzeitig Strom und Wärme erzeu-

Der neu fusionierte Fachverband hat zum Ziel, die wichtigen Energieformen Wärme, Strom und Gas optimal zu kombinieren. Die vorhandenen Versorgungsstrukturen und Speichereigenschaften dieser drei Sektoren sollen bestmöglich gekoppelt werden. (Bilder: Eniwa)


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WKK liefert flexibel Winterstrom, parallel zum Heizen, erläuterte Heini Glauser, Präsident des bisherigen WKK-Fachverbands.

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für Energie mit dem «Watt d’Or», dem Gütesiegel für Energieexzellenz, ausgezeichnet. Eine kommerzielle PtG-Anlage wurde in Grenzach-Wyhlen bei Basel am 15. November 2018 eingeweiht. Die Verbindung von WKK und PtG erlaubt, die bestehenden Gasversorgungsnetze effizient zu betreiben und deren grosse Speicherkapazität weiter zu nutzen. PtG und Biogas bilden die Basis für den Wandel vom fossilen Erdgas zu erneuerbarem und CO2-neutralem Gas. Gebäudeinterne Wärmenutzung bei Kleinanlagen und bestehende und neue Wärmeversorgungsnetze bei grösseren Anlagen gewährleisten die Abwärmenutzung. WKK-Anlagen, Gas-to-Heatand-Power und Power-to-Gas-and-Heat sind die elementaren Bausteine für die Kopplung der Sektoren Gas, Strom und Wärme. Nationalrat Peter Schilliger, Vorstandsmitglied von PowerLoop, ist überzeugt, dass es höchste Zeit ist, die dezentrale, nachhaltige und sichere Energieversorgung der Schweiz mit WKK-Anlagen aufzubauen und zu stabilisieren: «Nur so stehen die notwendigen inländischen Kapazitäten für die schweizerische Energiewende rechtzeitig zur Verfügung.» ■ www.powerloop.ch

Nach Unterzeichnung der Gründungsurkunde, die Gründer des PowerLoop-Fachverbands: Hans-Kaspar Scherrer (Vorstandsmitglied), Heini Glauser (Präsident des bisherigen WKK-Fachverbands), Daniel Dillier (Präsident) und Jörg Jermann (Vorstandsmitglied).

gen, bieten für diese Schwächen der Erneuerbaren – respektive für das von der ElCom angesprochene Problem – eine pragmatische Lösung, so Glauser weiter. Im Gegensatz zur Überbrückung mit Importen, welche der Bundesrat aktuell ins Auge fasst, belasten WKK-Anlagen das Klima deutlich weniger mit CO2 als der importierte Energiemix aus der EU. Dies dank der hohen Energieumwandlungseffizienz dezentraler WKK. In Verbindung mit Power-to-Gas (oder Power-to-Liquid), bei dem Überschussstrom zur Erzeugung von Gas genutzt werden soll, schliesst sich der Kreis – deshalb: PowerLoop.

Wärme-Kraft-Kopplung und Power-to-Gas Unter WKK, Wärmekraftkopplung (oft auch als BHKW, Blockheizkraftwerke

bezeichnet), versteht man eine Heizung, die gleichzeitig Strom produziert. Mit Power-to-Gas (PtG) wird aus Wasser und Strom mittels Elektrolyse Wasserstoff produziert. Die dabei entstehende Abwärme kann auch zum Ersatz von konventionellen Heizungen genutzt werden. Interessant ist PtG vor allem mit sommerlichem Überschussstrom aus Wasserkraft und aus Photovoltaikanlagen. Das Gas kann ins bestehende Gasnetz eingespeist oder in Kavernen zwischengespeichert werden. In der Schweiz laufen schon mehrere PtGPilot-, Demonstrations- oder Forschungsanlagen: Aarmatt in Solothurn, Zürcher ARA Werdhölzli und Paul Scherrer Institut (PSI) in Villigen. Die WerdhölzliAnlage wurde zusammen mit Energie 360° gebaut und 2018 vom Bundesamt

PowerLoop-Vorstand In den Vorstand des neuen Verbands wurden gewählt: – Daniel Dillier, (Präsident), Dipl. Masch.Ing. FH und Unternehmer (Dillier Holding AG), Sarnen – Susanne Michel, (Vizepräsidentin), Beratung Recht und Regulierung bei Groupe E, Granges-Paccot – Konstantinos Boulouchos, Prof. ETH Zürich (Aerothermochemie + Verbrennungssysteme) – Daniela Decurtins, Direktorin des Verbands der Schweizerischen Gasindustrie (VSG) – Sibylle Grosjean, Inhaberin grsbox GmbH, Zürich – Jörg Jermann, Leiter Technik Avesco Energiesysteme, Bubendorf – Hans-Kaspar Scherrer, Dr. sc. techn. ETHZ, CEO Eniwa AG, Buchs AG – Peter Schilliger, Nationalrat FDP Luzern und Unternehmer in der Gebäudetechnik – Rita Werle, Mitgründerin und Geschäftsführerin Firma Impact Energy, Zürich

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Im Gespräch: Richard Osterwalder, Geschäftsführer Weishaupt AG

30 Jahre aktiv für Firma und Branche 1989 begann Richard Osterwalders Engagement als Geschäftsführer der Weishaupt AG. Er entwickelte die Schweizer Tochtergesellschaft der deutschen Max Weishaupt GmbH zu einem der Grossen im Schweizer Markt der Brenner- und Wärmeerzeuger-Anbieter. Nun wird er die Leitung der Weishaupt AG einem Nachfolger übergeben. Nachfolgend erinnert sich Richard Osterwalder an aktive 30 Jahre. Interview: Franz Lenz

neuen Werk Sennwald und deren europaweitem Vertrieb. Als Erstes mit unserem Weishaupt Thermo Unit – der erste Heizkessel aus einem Guss mit vertikalem Verbrennungssystem.

Richard Osterwalder: «Die vergangenen 30 Jahre sind bis heute geprägt vom Auf- und Ausbau unserer Marktposition. Diese konstante Marktbearbeitung im Dienste unserer Kunden schuf Vertrauen und trug viel zum Erfolg bei.» (Foto: Jürg Wellstein)

Herr Osterwalder, Weishaupt bekannte sich zur Schweiz. Die Max Weishaupt GmbH aus dem süddeutschen Schwendi gründete 1977 in der Schweiz ihre Tochtergesellschaft und 1987 im sankt-gallischen Sennwald die Pyropac AG, die Produktionsstätte für ihre Heizsysteme. Damit bekannte sich Weishaupt klar zum Standort Schweiz. Als ich Anfang 1989 als Geschäftsführer zur Weishaupt AG kam, sah ich meine Entscheidung für Weishaupt als Investition in die Zukunft, für das Unternehmen, das bis dahin noch keinen Marktplatz in der Schweiz hatte, und für mich. Diese 30 Jahre sind bis heute geprägt vom Auf- und Ausbau unserer Marktposition. Diese konstante Marktbearbeitung im Dienste unserer Kunden schuf Vertrauen und trug viel zum Erfolg bei. Gleichzeitig, ab Anfang 1989, startete Weishaupt mit der Schweizer Heizkessel-Produktion im

War Weishaupt schon immer das Ziel? Davor war ich beim Heizungs-Grosshändler Tobler in Urdorf als Filialleiter tätig und wollte mich nach einigen Weiterbildungen weiterentwickeln und Gelerntes anwenden. Weishaupt steht für Qualität und Zuverlässigkeit, das entsprach mir sehr, damit wechselte ich zu Weishaupt, damals an der Wallisellenstrasse in Zürich, einem kleinen Unternehmen mit drei Mitarbeitern. Mit der rasanten Entwicklung wurde der Standort schnell zu klein, bereits nach einem Jahr habe ich das Unternehmen in das Gewerbegebiet Urdorf verlegt. Das war aber noch ein kleines Team, der Erfolg nicht garantiert. In Urdorf waren wir bereits rund zehn Mitarbeiter, inzwischen sind schweizweit rund 250 Personen für Weishaupt

Richard Osterwalder ist seit 1989 Geschäftsführer der Weishaupt AG in der Schweiz. Der gelernte Heizungsmonteur mit Zusatzausbildungen zum Heizungstechniker, Betriebswirt und Verkaufsleiter ist verheiratet und Vater von zwei Töchtern.

tätig, davon rund 80 Mitarbeitende im Weishaupt Kompetenz- und Schulungscenter in Geroldswil, nebst unserem Werk in Sennwald SG und unserer Werksvertretung HSB, die vor meiner Zeit für Weishaupt bereits erfolgreich in der Westschweiz tätig war. Aber nicht nur die Mitarbeiterzahl ist gewachsen,

Richard Osterwalder: «Vorerst stehe ich dem Unternehmen als Verwaltungsrat zur Verfügung, um mit meinen Erfahrungen die weitere erfolgreiche Entwicklung von Weishaupt zu gewährleisten und natürlich meinen Nachfolger zu unterstützen.» (Foto: Jürg Wellstein)

heute sind wir Systemanbieter von Heizsystemen, Wärmepumpen, Solaranlagen und Brennern. Stolz bin ich, dass wir mit Einführung unserer Verbrennungstechnik «multiflam» für Grossbrenner vor 20 Jahren Marktführer in diesem Bereich sind. Selbstsprechend: Bei meinem Start am 1. Februar 1989 umfasste unsere Preisliste mit Brennern zehn Seiten, heute hat unsere Preisliste einen Umfang von rund 800 Seiten. Begann in Urdorf der rasante Aufstieg? Das kann man so sagen, in Urdorf entwickelten sich der Verkauf und der Kundendienst rasant. Der Produktionsstandort Schweiz in Sennwald SG und


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Weishaupt an der Wallisellenstrasse 333 in Zürich war damals ein kleines Unternehmen mit drei Mitarbeitern. (Fotos: Weishaupt)

1999 wurde in Geroldswil im Zürcher Limmattal das neue Kompetenz- und Schulungscenter eröffnet.

die sprichwörtliche Weishaupt-Qualität stiessen auf grosse Anerkennung im Markt. Natürlich auch mit viel Überzeugungsarbeit. Auch damals herrschte ein Verdrängungswettbewerb und Weishaupt war wenig bekannt, speziell bei den Endkunden noch unbekannt. 1999 wurde in Geroldswil im Zürcher Limmattal das neue Kompetenzund Schulungscenter eröffnet. Eine neue Ära begann. Nach nur zehn Jahren intensiver Marktbearbeitung war dies ein wesentlicher Schritt in die weitere Entwicklung des Unternehmens. Mit dem Standort an der Autobahn Zürich–Bern mit über 100 000 Fahrzeugen, die täglich an unserem markanten Glasgebäude vom bekannten Architekten Theo Hotz vor-

beifahren, konnten wir unseren Bekanntheitsgrad schlagartig erhöhen. Das unterstützte unseren Geschäftserfolg und damit auch die Entwicklung unserer Mitarbeiterzahl. Heute sind in Geroldswil rund 80 Personen beschäftigt, davon rund 40 Kundendiensttechniker und zehn Verkäufer. In Sennwald sind es rund 100 Angestellte, bei der Werksvertretung HSB in der Westschweiz sind es ebenfalls rund 80 Mitarbeiter mit einer ähnlichen Aufteilung wie bei uns. Eine gute Entwicklung, der Personalbestand wuchs mit wachsendem Marktanteil. Herr Osterwalder, seit 30 Jahren sind Sie Geschäftsführer von Weishaupt Schweiz. In diesen 30 Jahren fand in der Branche ein rasanter Wandel statt.

In der Wärmeerzeugung, generell in der Haustechnik, fand ein grosser technischer Wandel statt wie noch nie in den Jahrzehnten zuvor. Die Feuerungstechnik von heute ist nicht mehr vergleichbar mit der Technik der 1980er- und 1990er-Jahre. Ich denke an die Brennwerttechnik für Gas und Öl, geprägt durch die 1992 eingeführte Luftreinhalte-Verordnung (LRV) mit deutlich verschärften Emissionsvorschriften (Halbierung der Werte am Ende der 80er-Jahre mit der Züri-Norm), aber auch an die abgestimmte System- und Regeltechnik, die zu einem beachtlichen EffizienzSparpotenzial beitragen hilft. Und natürlich auch an die alternativen Wärmeerzeuger wie Wärmepumpen oder die Solarthermie. Wie schon erwähnt,

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umfasst die Liste unserer Produkte rund 800 Seiten. Als Beispiele: 1989 erfolgte der Einstieg in den Heizkesselbau mit der Weishaupt Thermo Unit WTU, 1998 wurde die bahnbrechende Entwicklung der Verbrennungstechnik «multiflam» auf den Markt gebracht und 2001 wurde das erste Gas-Brennwertgerät (WTC-GW) lanciert, bis hin zum heutigen Vollsortiment. Alles Entwicklungen aus unserem eigenen, 1962 gegründeten Forschungs- und Entwicklungsinstitut mit heute über 100 Ingenieuren. Mit dem Weishaupt IngenieurFachzirkel (WIF) trafen Sie auf ein grosses Bedürfnis. 2001 startete ich den ersten Weishaupt Ingenieur-Fachzirkel (WIF), damals in unserem Gebäude in Geroldswil mit rund 30 Teilnehmenden. Diese Wissens- und Netzwerkplattform hat sich zu einem wichtigen und beliebten Anlass der HLK-Branche entwickelt. Diskutiert wurden jeweils aktuelle Themen, oft waren wir der Entwicklung ein wenig voraus. Seit ein paar Jahren begrüssen wir über 400 Teilnehmer in der Umweltarena Spreitenbach. Das spannende Thema des diesjährigen WIF vom 10. April lautet: Energiestrategie 2050 – Stand heute.

Sie waren aber nicht nur Geschäftsführer der Weishaupt AG, Sie haben sich auch in der Branche stark engagiert. Ich war Mitglied im Verband Schweizerischer Ölbrennerhersteller (VSO), aus diesem entwickelte sich Procal, der Lieferantenverband für Heizungsmaterialien, aufgrund der schnellen technischen Entwicklungen ein wichtiges Gremium. Die meisten Mitglieder wurden zu Gesamtanbietern von allen Wärmeerzeugern in der Gebäudetechnik, was zur Gründung von Gebäudeklima Schweiz (GKS), dem Hersteller- und Lieferanten-Verband der Heizungs-, Lüftungsund Klimatechnik, im Mai 2010 führte. Als Vorstandsmitglied bereits im Procal war ich an der Gründung massgebend beteiligt. Parallel dazu leite ich die Fachgruppe Brennwerttechnik. Es war mir immer ein Anliegen, zu agieren, statt zu reagieren. Deshalb gründete ich auch den «Roundtable», den runden Tisch der Gebäudetechnikbranche, an dem bis heute nahezu 100 Branchenvertreter themenübergreifende wichtige Vorschriften und Normen diskutieren. Am «Tisch» diskutieren namhafte Teilnehmer aller Verbände der HLK-Branche der Schweiz. Wichtig natürlich, dass auch die massgebenden Verfasser von Vorschriften wie zum Beispiel das Bundesamt für Energie (BFE) teilnehmen. So kön-

1998 wurde die bahnbrechende Entwicklung der Verbrennungstechnik «multiflam» auf den Markt gebracht.

nen wir uns als Verband GKS im Vorfeld direkt einbringen. Parallel dazu befasste ich mich mit den Normen. Aus der EU strömen täglich unzählige Normen in die Schweiz. Die Schweizerische Normenvereinigung (SNV) kanalisiert die für uns bedeutenden. Es ist mir wichtig, frühzeitig darauf hinzuweisen, welchen Stellenwert einzelne Vorschriften für unsere Entwicklungen und Zukunft haben. Das waren demnach auch häufige Themen am Roundtable. Auch an einigen WIF waren diese Themen im Mittelpunkt. Ausserhalb der Branche betätigte ich mich zehn Jahre als OK-Präsident vom Wirtschaftspodium Limmattal mit jeweils rund 800 Teilnehmern, darunter auch immer rund 80 bis 100 Kunden von Weishaupt. Meine Tätigkeit seit 15 Jahren als Mitglied des Beirats der Fachzeitschrift HK-Gebäudetechnik vom AZ Fachverlag zusammen mit anderen Branchenvertretern gibt mir zusätzliche Einsichten in die Marktsituationen und Herausforderungen, auch in der Kommunikation. Das waren 30 sehr aktive und fordernde Jahre. Was folgt nun? Vorerst stehe ich dem Unternehmen als Verwaltungsrat zur Verfügung, um mit meinen Erfahrungen die weitere erfolgreiche Entwicklung von Weishaupt zu gewährleisten und natürlich meinen Nachfolger zu unterstützen. Die verbleibende Zeit soll primär ein Leben ohne Terminkalender sein. Ich will mehr Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden geniessen können. Dabei freue ich mich besonders, meine Enkel zu erleben, mit mehr Zeit als früher für meine beiden Töchter. Damals war mein Leben von vielen Ideen für alle oben erwähnten Unternehmungen geprägt. ■

Öl-Brennwertsystem Weishaupt Thermo Unit (WTU, rechts) mit Trinkwasserspeicher WAS und Solarwärme-Einbindung.

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Rückblick: 15. Holzenergie-Symposium 2018 an der ETH Zürich

Biomasse in thermischen Netzen und Innovationen zur Holzenergie Am 14. September 2018 trafen sich 170 Fachleute zum 15. Holzenergie-Symposium an der ETH Zürich. Die vom Bundesamt für Energie unterstützte Tagung stand unter dem Fokus der Integration von Holz in thermische Netze und der Rolle von Biomasse für die künftige Energieversorgung. Daneben wurden Neuerungen zur Luftreinhalte-Verordnung, der Ascheentsorgung sowie zur Wärme- und Stromerzeugung vorgestellt. Mit dem in der Schweiz nachhaltig verfügbaren Potenzial an Holz kann die heutige Energieholznutzung noch um rund 50 Prozent gesteigert werden. Die Erkenntnisse des Holzenergie-Symposium sollen dazu beitragen, dieses Potenzial mit maximalem Nutzen zu erschliessen. Thomas Nussbaumer *

■ Dank der Lage im Alpenraum und der gut nutzbaren Wasserkraft weist die Schweiz einen historisch hohen Anteil an erneuerbarem Strom auf. Für den Ersatz des Atomstroms ist jedoch ein Ausbau von Photovoltaik und Windenergie notwendig, wobei für Wind auch Beteiligungen im Norden infrage kommen. Der Zubau von fluktuierender Solar- und Windenergie führt zu einem Bedarf an Energiespeicherung und an termingerecht abrufbarer Energie. Holz kann zur Versorgung mit «Heat-on-Demand» und «Poweron-Demand» beitragen, was zur Erreichung der Energiestrategie zunehmend wichtiger wird. Gleichzeitig bietet Holz auch die Möglichkeit, Prozesswärme bei hohen Temperaturen zu erzeugen. Es ist noch unklar, mit welchen Anwendungen Energieholz den grössten Beitrag zur Versorgung leisten kann. Diese Frage bildete die Basis zum ersten Teil der Tagung, in dem Christoph Plattner die Energiestrategie des Bundes erläuterte und Prof. Hanspeter Eicher Empfehlungen aus Sicht eines Energieplaners vorstellte [1].

setzt werden, also nicht nur für Wärme, sondern auch für Elektrizität, in der Industrie und im Verkehr. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der direkten Substitution durch Stromproduktion, Elektromobilität und Wärmepumpen. Wo nötig kann der Ersatz aber auch indirekt über synthetische Energieträger erfolgen, etwa durch Powerto-Gas oder Power-to-Liquids. Der Einsatz von Power-to-Gas-to-Power wird dagegen als zu ineffizient und zu teuer bewertet, um zur Energiestrategie beitragen zu können.

haltung und zur Wahl geeigneter Nutzungswege erforderlich. Weitere Grundsätze sind, dass Energieholz mit maximaler Substitutionswirkung für nicht erneuerbare Energien genutzt wird und zur Bereitstellung hochwertiger Energie dient. Für die nächsten Jahrzehnte sieht der Bund dazu eine Chance in thermischen Netzen, die nebst Energieholz auch Abwärme nutzen und zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen können. Obwohl für den Raumwärmebedarf bis 2050 eine Reduktion auf rund die Hälfte erwartet wird, sollen in dicht besiedelten Gebieten noch bis 2030 fossile Heizungen durch Fernwärme ersetzt werden und die Fernwärme damit insgesamt noch deutlich zunehmen (Bild 1). Im Sinne der Sektorkopplung sollen fossile Energien allerdings in allen Bereichen durch erneuerbare er-

Aus der Forderung nach einer maximalen Substitutionswirkung für Holz leitete Prof. Hanspeter Eicher, Verwaltungsratspräsident der eicher+pauli AG, konkrete Konsequenzen für die Holz-

Prof. Thomas Nussbaumer leitete das 15. Holzenergie-Symposium und stellte Untersuchungen zur Auslegung von Fernwärmenetzen vor.

Christoph Plattner vom Bundesamt für Energie zeigte die Rolle von Biomasse in der Energiestrategie 2050 auf.

2 Prozesswärme aus Holz

1 Holz in der Energiestrategie Christoph Plattner vom Bundesamt für Energie zeigte auf, dass Holz in der Schweiz mit einem Beitrag von 10 TWh Endenergie pro Jahr rund 10 % des Wärmebedarfs oder 4.5 % des Energieverbrauchs deckt und damit der zweitwichtigste erneuerbare Energieträger ist. Die Energiestrategie 2050 des Bundesrats sieht künftig die Nutzung des gesamten inländischen Potenzials vor [2]. Für den Ausbau der Energieholznutzung wird jedoch verlangt, dass die Immissionsbelastung nicht zunimmt. Dazu sind Anstrengungen zur Luftrein-


Bild 2: Nutzung von Energieholz zur Dampfproduktion für die Milchverarbeitung bei ELSA (Migros) in Estavayer-le-Lac. (Eicher 2018 in [1])

energie ab. Eicher geht ebenfalls von einer Reduktion des Raumwärmebedarfs aus und schätzt den künftigen Bedarf für Raumwärme, Warmwasser und Prozesswärme bis 1000 °C auf 60 bis 70 TWh pro Jahr, wovon 26 TWh auf Prozesswärme entfallen. Eicher plädiert dafür, Energieholz und andere Biomasse aus Effizienzgründen nur dort für Raumwärme zu nutzen, wo keine lokalen Energiequellen wie Umgebungswärme aus Gewässern und Abwärme aus Kehrichtverbrennungs- oder Abwasserreinigungsanlagen (ARA) verfügbar sind. Da lokale Umweltwärme und Abwärme weder für Strom noch für Pro-

zesswärme nutzbar sind, sind sie weniger hochwertig und deshalb anstelle von Holz für Raumwärme zu nutzen. Biomasse einschliesslich Holz ist dagegen der einzige erneuerbare Energieträger, mit dem direkt und ganzjährig Prozesswärme bereitgestellt werden kann. Eicher illustrierte die Prozesswärmeerzeugung aus Biomasse an Beispielen, die von ELSA (Migros), Coop und der Oberland Energie AG in den vergangenen Jahren realisiert wurden. Mit dem in Bild 2 beschriebenen Beispiel einer Anlage von ELSA werden die CO2Emissionen zur Milchverarbeitung am Standort um 60 % oder 12 000 Tonnen

pro Jahr reduziert. Coop setzt Biomasse dagegen für den Betrieb der Backstrassen der grössten Bäckerei der Schweiz ein und substituiert damit rund 80 % der Energie für den Backprozess. Eicher leitete mit diesen Beispielen die Forderung ab, dass die Hälfte des heute für Fernwärme genutzten Holzes künftig wie in Bild 3 gezeigt für Prozesswärme bis 300 °C oder zur Stromerzeugung mit Wärme-Kraft-Kopplung (WKK) eingesetzt werden soll und damit rund 80 % des Prozesswärmebedarfs decken kann. Im Gegenzug führte Eicher aus, dass die Produktion von Biomethan aus Biogas aus einer ARA ein Rückschritt im

Prof. Hanspeter Eicher plädierte für eine Nutzung von Holz für hochwertige Anwendungen wie Prozesswärme und Wärme-Kraft-Kopplung.

Beat Müller vom Bundesamt für Umwelt stellte die Revision der LRV vor.

Andreas Keel von Holzenergie Schweiz beschrieb die neuen Rahmenbedingungen zur Entsorgung von Holzaschen.


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Energie | Wärme | Strom |

Bild 1: Prognose zur Entwicklung der Fernwärme nach den Energieperspektiven des Bundes. (Plattner 2018 in [1])

Vergleich zur heutigen Nutzung in einer WKK-Anlage ist. Wenn Biomethan zur Mobilität genutzt wird und dafür der Energiebedarf der ARA durch externen Strom für Antriebe und Wärmepumpen gedeckt wird, ermöglicht das Biomethan aus einer ARA mit jährlich 10 000 MWh Biogas beim Antrieb von gasbetriebenen Personenwagen eine Fahrleistung von 22 Mio. Kilometer (Bild 4). Der für die ARA dabei benötigte Strom von 5500 MWh pro Jahr ermöglicht jedoch mit 44 Mio. Kilometer eine doppelt so hohe Fahrleistung beim Betrieb von gleichwertigen Elektrofahrzeugen. Die Nutzung von Biogas zur Wärme-Kraft-Kopplung ist also doppelt so effizient wie die Produktion von Biomethan und somit der Biomethan-Produktion klar vorzuziehen.

3 Auslegung von Fernwärmenetzen

Bild 3: Effiziente Arten zur Nutzung von Energieholz. (Eicher 2018 in [1])

Bild 4: Effiziente Nutzung von Biomethan und Biomethanol. (Eicher 2018 in [1])

Bild 5: Versuchsanlage zur Bestimmung des Energieinhalts von Holzschnitzeln. (Ropp et al. 2018 in [1])

Waldhackschnitzel und Restholz sind eine beliebte Energieform zur Versorgung von Fernwärmenetzen. Um solche Anwendungen zu fördern, wurde im Auftrag des Bundesamts für Energie im Jahr 2017 das «Planungshandbuch Fernwärme» herausgegeben, das als Basis für Ausbildungskurse dient und auf Deutsch und Französisch verfügbar ist [3]. Thomas Nussbaumer stellte als Leiter dieser Aktivitäten das Excel-Tool «Thermal Network Analysis» (THENA) vor. THENA dient zur Evaluation von Netzen mit bis zu 400 Teilsträngen und liefert unter anderem eine Kontrolle der Dimensionierung der Rohrdurchmesser, welche die Kosten wesentlich beeinflussen. Aus einer ökonomischen Analyse gilt dabei die Regel, dass zur Minimierung der Gesamtkosten der kleinste technisch zulässige Durchmesser einzusetzen ist. Daneben stellte Nussbaumer Ansätze zur Kostenoptimierung durch Einsatz thermischer Energiespeicher vor. Für eine monovalente Fernwärmeversorgung mit Holz wurde gezeigt, dass die Gesamtkosten reduziert werden können, wenn die Anlage mit einem Wärmespeicher von 2 bis 3 Stunden Kapazität erweitert und der Holzkessel im Gegenzug auf eine kleinere Leistung ausgelegt wird, sodass eine statistisch alle 40 Jahre auftretende Kälteperiode mit Heizkessel und Speicher überbrückt wird. In einer weiteren Studie wurde für ein 18-MW-Fernwärmenetz gezeigt, dass eine thermische Aktivierung durch zeitliche Staffelung der Verbraucher mit Fussbodenheizungen im Netz eine Reduktion der Spitzenlast um rund 10 % ermöglicht. Für einen


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Neubau ermöglicht dies entsprechende Kosteneinsparungen, während für ein bestehendes Netz die Anschlussleistung erhöht werden kann.

4 Luftreinhalte-Verordnung Beat Müller vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) stellte die Neuerungen vor, welche die Revision der Luftreinhalte-Verordnung (LRV) vom 11. April 2018 für die Holzenergie bringt [4]. Die Anpassungen betreffen vor allem kleinere Feuerungen bis 70 kW und umfassen tiefere Grenzwerte, Sichtkontrollen und periodische Messungen. Hauptziel ist eine Reduktion der Feinstaubemissionen. Da die Kantone bzw. Gemeinden verantwortlich sind für den Vollzug der LRV und die Umsetzung der Massnahmen Ressourcen und Know-how verlangt, unterstützen das BAFU und der Cercl’Air die Vollzugbehörden bei der Aufbauarbeit. Dazu werden die Messempfehlungen und Ausbildungsunterlagen für Feuerungskontrolleure überarbeitet und eine Verordnung für Online-Staubmessgeräte vorbereitet. Die Revision ist eine Herausforderung für die Branche, es werden aber trotzdem noch weitere Schritte folgen, die sich dem stetig verbesserten Stand der Technik anpassen und eine weitere Reduktion der Immissionsbelastung durch Holzheizungen erzielen werden.

5 Entsorgung von Holzaschen Die Anlagen zur Nutzung von Energieholz verursachen jährlich rund 75 000 Tonnen Holzasche, wie Andreas Keel, Geschäftsführer von Holzenergie Schweiz, ausführte. Der Umgang mit Holzaschen hat sich nach den Vorgaben des Bundes zu richten. Diese waren bis 2015 in der Technischen Verordnung über Abfälle (TVA) geregelt, die ab 2016 von der Verordnung über die Vermeidung und Entsorgung von Abfällen (VVEA) abgelöst wurde [5]. Nach Einführung der VVEA zeigte sich, dass einzelne Kriterien für Holzaschen nicht praktikabel umsetzbar waren. Aus diesem Grund haben Akteure von BAFU, Holzenergie, Kantonen und Deponien eine Revision erarbeitet, die den Anliegen des Umweltschutzes Rechnung trägt, ohne die Nutzung von Energieholz zu verunmöglichen. Der Lösungsansatz sieht vor, sämtliche Aschen von Wald- und Restholz, also Bett- und Rostaschen sowie Filteraschen und -stäube, unbefristet auf Deponien des Typs D und E abzulagern. Bett- und Rostaschen von Altholz dürfen eben-

Bild 6: Prinzip der Schneckenrostfeuerung. (Barroso et al. 2018 in [1])

1 Brennkammer (Feuerfest-Elemente) 2 Segment-Drehrost (360º) 3 Strahlungszug 4 Ascherechen (pat.) 5 Rohrwärmetauscher 6 Wendekammer mit Schubboden 7 Elektrostatischer Partikelabscheider 8 EC-Saugzug · Rücklaufanhebung integriert · AGR (geregelt) integriert

Bild 7: Holzkessel für Hackschnitzel «eHack» mit integriertem Elektroabscheider. AGR = Abgasrezirkulation. (Strassl et al. 2018 in [1])

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falls abgelagert werden, allerdings nur bei Einhaltung von Grenzwerten für den Gehalt an organischen Verbindungen. Filteraschen und -stäube von Altholz dürfen während einer fünfjährigen Übergangsfrist deponiert werden. Danach sind sie so zu behandeln, dass die Grenzwerte eingehalten und die Schwermetalle einer Verwertung zugeführt werden. Um dies zu erreichen, wurde 2018 das Projekt «HARVE: Holzaschen in der Schweiz – Aufkommen, Verwertung und Entsorgung» gestartet, mit dem bis 2020 regionale Entsorgungslösungen und neue Wege der Verwertung von Holzaschen erarbeitet werden.

6 Wärmespeicherung mit Phasenwechsel Da Holzfeuerungen ungeeignet sind für rasche Laständerungen, werden sie in der Regel mit Wärmespeichern ausgerüstet. Bis anhin kommen dazu Wasserspeicher zum Einsatz, wobei fühlbare Wärme durch Temperaturerhöhung gespeichert wird. David van Meggelen von Boonstoppel Engineering aus den Niederlanden stellte Latentwärmespeicher vor, bei denen die Energieaufnahme durch den Phasenwechsel fest-flüssig bei konstanter Temperatur in einem Phasenwechselmaterial (Phase Change Material, PCM) erfolgt. Das PCM kann als Granulat, Makroverkapselung (Akkus, Platten, Kugeln) oder als pumpfähiges Fluid (Slurry) in den Speicherbehälter eingebracht werden. Die Schmelztemperatur kann durch Wahl des Materials an die Anwendung angepasst werden. Während für die Speicherkapazität die Speichermasse entscheidend ist, wird die Leistung des Speichers durch die Wärmeübertragungsfläche bestimmt. Durch Ausnutzung des Phasenwechsels kann die Speicherkapazität pro Kubikmeter für Anwendungen mit automatischen Holzheizungen um rund einen Faktor 3 vergrössert werden. Im Neubau kann dadurch der Platzbedarf reduziert werden. Daneben besteht auch die Möglichkeit, bestehende Speicher mit PCM nachzurüsten, um die Speicherkapazität zu erhöhen.

7 Abrechnung von Holzschnitzeln mit XyloChips

Bild 8: Holzofen mit Einbauten zur Verbrennungsoptimierung. (Aleysa 2018 in [1])

Zur Verrechnung von Waldhackschnitzeln wird heute oft die produzierte Nutzwärme mit Wärmezählern gemessen und daraus unter Berücksichtigung des Anlagenwirkungsgrads die gelieferte Energie bestimmt. Julien Ropp von

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der Haute Ecole d’Ingénierie et de Gestion du Canton de Vaud (HEIG-VD) stellte als Alternative dazu den im Projekt XyloChips entwickelten Ansatz vor, bei dem der Energieinhalt bei der Anlieferung bestimmt wird. Dazu wurde eine Förderbandwaage mit einer kontinuierlichen Feuchtigkeitsmessung kombiniert (Bild 5). Bei Kenntnis von Wassergehalt und Holzmenge sowie einer Annahme zum Heizwert des trockenen Holzes wird damit die gelieferte Energie bestimmt. Zur Feuchtemessung wurden ein Mikrowellen- und ein Infra-

monstriert. Messungen bei Volllast und Teillast zeigen, dass niedrige Emissionen an Kohlenmonoxid (CO‹ 50 mg/mn3 bei 13 Vol.-% O2), Staub (‹ 30 mg/mn3) und Stickoxiden (NOX ‹ 150 mg/mn3) erreicht werden können. Zudem können landwirtschaftliche Brennstoffe mit Aschegehalten bis zu 7 Gew.-% verbrannt werden, wobei dabei Staub und NOX entsprechend der höheren Gehalte an Asche und Stickstoff ansteigen. Mit einer Modellierung der Brennstoffkonversion auf dem Rost und der Gasreaktionen im Brennraum führte Barroso Si-

Emissionswerte eingehalten werden. Der Abscheider wurde auf niedrige Strömungsgeschwindigkeiten ausgelegt und mit einer automatischen Reinigung von Elektrode und Abscheideflächen ausgerüstet. Die Feuerraumgeometrie wurde anhand von Strömungssimulationen mit CFD (Computational Fluid Dynamics) optimiert. Die in Bild 7 gezeigte Kesselbaureihe wurde 2016 als Serienprodukt eingeführt. Die Integration von Kessel und Abscheider ermöglicht eine kompakte Einheit, sodass die Stellfläche deutlich kleiner wird als bei Anlagen mit externem Abscheider. Der Aufpreis für den Elektroabscheider beträgt je nach Leistungsgrösse 5 bis 10 Prozent des Anlagenpreises. Mit dem Elektroabscheider liegt der Staubgehalt im Abgas auch bei schwierigen Brennstoff- und Betriebsbedingungen zuverlässig unter den gültigen Grenzwerten.

10 Einbauten für Holzfeuerungen

Bild 9: Funktionsprinzip Neviro Abgas-Filter-Trockner. (Kaindl 2018 in [1])

rotsensor getestet, wobei die Infrarotmessung präzisere Resultate lieferte. In Feldmessungen wurde demonstriert, dass der Energieinhalt von 40 Kubikmeter Holzschnitzel mit XyloChips mit einem Fehler von weniger als 3 % in 10 Minuten bestimmt werden kann.

8 Schneckenrostfeuerung für aschereiche Brennstoffe Die Hochschule Luzern – Technik und Architektur entwickelte in Zusammenarbeit mit der Firma Schmid AG energy solutions und dem Forschungsinstitut Bioenergy 2020+ aus Österreich eine neuartige Schneckenrostfeuerung, die von Gabriel Barroso vorgestellt wurde. Durch den Brennstofftransport in einer Schnecke und dessen Umwandlung mit Zufuhr von Primärluft wird die zurückbleibende Asche kontinuierlich aus der Verbrennungszone entfernt (Bild 6). Das Feuerungsprinzip wurde vorab an einem Prototyp mit 35 kW getestet und dabei die leistungsfähige Entaschung auch im kleinen Leistungsbereich de-

mulationsrechnungen zur Optimierung der Geometrie und Luftzufuhr durch. Im Weiteren wurde ein Skalierungskonzept erarbeitet und ein Scale-up auf 150 kW ausgeführt. Dabei wurde berücksichtigt, dass in den verschiedenen Zonen unterschiedliche Effekte entscheidend sind: Für die Brennstoffkonversion wurde die thermische Rostflächenbelastung konstant belassen, für die Brennkammer die Verweilzeit und für die Sekundärluftdüsen das Impulsstromdichteverhältnis.

9 Feuerung mit integriertem Elektroabscheider Michael Strassl von der Firma ETA Heiztechnik aus Österreich stellte die neue Baureihe eHack von Hackgut-Kesseln vor, die von 20 kW bis 80 kW angeboten und optional mit einem integrierten Elektroabscheider ausgeführt wird. Ziel ist, dass damit nicht nur mit idealen Brennstoffen unter Laborbedingungen, sondern auch im Praxisbetrieb mit lokal verfügbarem Hackgut niedrige

Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik in Stuttgart hat in Zusammenarbeit mit Industriepartnern verschiedene Einbauten entwickelt, die von Mohammad Aleysa vorgestellt wurden. Mit den Einbauten können die Verbrennungseffizienz erhöht und die Emissionen reduziert werden. In Holzöfen wurde für CO eine Reduktion von über 70 %, für flüchtige organische Verbindungen (VOC) von über 80 % und für oxidierbare Feinstäube von bis zu 86 % erzielt. In Heizkesseln wurden CO und VOC gar bis unter die Nachweisgrenze abgesenkt. Nebst Verbesserung der Oxidation führen die Einbauten zu Agglomeration von Partikeln, was zur Minderung anorganischer Feinstäube beiträgt. Hohe Reduktionsgrade wurden mit keramischen Materialien erreicht, während metallische Einbauten deutlich weniger leistungsfähig sind. Für eine optimale Funktion ist eine maximale Flächenbelastung von 0,2 bis 0,8 m3/(m2 · s) erforderlich und eine thermische Volumenbelastung von mindestens 0,5 MW/m3 ist einzuhalten. Für die Einbauten wird eine Lebensdauer von mindestens fünf Jahren angegeben und für die Wartung ein Intervall von zwei Jahren empfohlen. Vorteil des Systems sind die niedrigen Kosten von weniger als 1,50 Euro pro Kilowatt.

11 Abgas-Filter-Trockner Neviro Abgase von automatischen Holzfeuerungen müssen von Feinstaub befreit werden und weisen meistens Temperaturen von über 160 °C auf. Damit enthalten sie noch Wasserdampf und nebst


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fühlbarer Wärme auch noch durch Kondensation gewinnbare latente Wärme. Rupert Kaindl von der Firma Kaindl Feuerungstechnik stellte das als AbgasFilter-Trockner bezeichnete System Neviro vor, in dem die Abgaskondensation mit einem Elektroabscheider kombiniert und zur Trocknung des Brennstoffs vor Eintritt in die Feuerung genutzt wird (Bild 9). Das System wurde in einer Sägerei als 2-MW-Versuchsanlage realisiert und ist seit zweieinhalb Jahren in Betrieb. Für Holz mit 50 % Wassergehalt beträgt die theoretische

Gleichstromvergasern auch die Nutzung von nassem Holz ermöglicht (Bild 10). Das Holzgas wird in einem Gasmotor zur Produktion von maximal 770 kW Strom genutzt. Die heissen Motorenabgase dienen zum Antrieb eines Organic Rankine Cycle (ORC), das weitere 120 kW Strom liefert. In diesem Betriebsmodus können 2.8 MW Fernwärme ausgekoppelt werden und die Anlage erzielt mit rund 32 % einen hohen elektrischen Wirkungsgrad. Zur Flexibilisierung von Wärme- und Stromproduktion verfügt die Anlage zu-

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Wärmeversorgung zur Spitzenlastdeckung im Sinne von «Heat-on-Demand» beitragen. Bei Nutzung in wärmegeführten WKK-Anlagen trägt Biomasse zur Stromversorgung insbesondere im Winter bei und erfüllt damit auch die Funktion eines saisonalen Energiespeichers. Bei allen Nutzungsarten gilt es, die Nebenwirkungen auf die Umwelt in Form von Schadstoffemissionen zu minimieren. Dazu sind automatische Anlagen, deren Techniken laufend weiter verbessert werden, vorteilhaft. Daneben tragen aber auch handbeschickte Feuerungen zur Substitution fossiler Energie in Gebäuden bei. Wichtig ist dabei nebst dem Einsatz guter Feuerungen sicherzustellen, dass die Feuerungen auch korrekt betrieben werden. Dies setzt gut informierte und verantwortungsvolle Betreiber voraus, erfordert aber auch Kontrollen und Massnahmen, um schlecht betriebene Feuerungen zu verhindern. ■ Das Holzenergie-Symposium findet alle zwei Jahre statt. Das nächste Mal am Freitag, 11. September 2020, ETH Zürich.

Bild 10: Holz-Heizkraftwerk in Puidoux mit Gegenstromvergaser, BHKW und ORC-Turbine. (Caimi 2018 in [1])

Brennstoffeinsparung bei 180 °C Abgastemperatur über 15 %. Im realen Betrieb können bis zu über 10 % Brennstoff eingespart werden. Zudem wird der Heizwert des Brennstoffs erhöht und damit die Verbrennung verbessert sowie ein grösserer Teillastbereich der Feuerung ermöglicht. Daneben wirkt die Brennstoffschüttung im Trockner als Vorfilter, das die Grobasche fast vollständig abscheidet. Für die Abscheidung der restlichen Feststoffe kommt ein Nass-Elektroabscheider zum Einsatz, womit Staubgehalte von weniger als 20 mg/ mn3 oder tiefer erreicht werden. Die Eintrittstemperaturen der Kesselabgase in das System können beliebig tief sein, was den Einsatz der Abgasreinigung ab Feuerungsstart und bei Teillast ermöglicht und somit eine hohe Verfügbarkeit gewährleistet.

12 Holz-Heizkraftwerk mit Vergasung und ORC Die Romande Energie Services SA hat in Puidoux eine Anlage zur WärmeKraft-Kopplung mit Holz realisiert, die von Giulio Caimi vorgestellt wurde. Das System basiert auf einem Gegenstromvergaser, der im Gegensatz zu

sätzlich über einen Heizkessel, der mit Holzgas betrieben werden kann. Da die Gasleistung diejenige des Motors übersteigt, kann die Wärmeerzeugung mit dem Heizkessel bis auf 4.5 MW erhöht werden. Gleichzeitig ist eine reine Wärmeproduktion ab 500 kW möglich, womit die Anlage eine hohe Flexibilität erreicht und in einem breiten Lastbereich wärmegeführt betrieben werden kann.

13 Fazit Die Nutzung von Energieholz kann noch erhöht werden, was als Teil der Energiestrategie 2050 angestrebt wird. Das nachhaltige Potenzial erlaubt aber nur noch einen Zuwachs um rund 50 %. Es gilt deshalb, das verfügbare Holz nicht nur mit hoher Effizienz, sondern auch mit hoher Effektivität zu nutzen, also so einzusetzen, dass das Holz den grössten Beitrag zur Energieversorgung leistet. Weil Solar- und Windenergie fluktuierend anfallen und Umweltwärme sowie Niedertemperatur-Abwärme ungeeignet sind für Prozesswärme oder Stromerzeugung, ist das noch erschliessbare Holzpotenzial prioritär für Prozesswärme und zur Stromproduktion einzusetzen. Daneben kann es in der

* Zum Autor: Prof. Dr. Thomas Nussbaumer ist Professor für Erneuerbare Energien an der Hochschule Luzern – Technik & Architektur in Horw (www.hslu.ch) und Inhaber der Firma Verenum in Zürich (www.verenum.ch). Literatur [1] Nussbaumer, T. (Hrsg.): 15. Holzenergie-Symposium: Netzintegration, Vorschriften und Feuerungstechnik. ETH Zürich, 14. September 2018, 177 Seiten, http://www.holzenergie-symposium.ch [2] Bundesamt für Energie: Strategie des Bundes zur Holzenergie im Rahmen der Energiestrategie 2050, Bern 2014 [3] Nussbaumer, T.; Thalmann, S.; Jenni, A.; Ködel, J.: Planungshandbuch Fernwärme. Bundesamt für Energie, Bern 2017 und Bern 2018 (Version 1.2), 223 Seiten, www.qmfernwaerme.ch [4] Der Bundesrat: Revision der Luftreinhalte-Verordnung 2018, Medienmitteilung vom 11. April 2018 [5] Verordnung über die Vermeidung und die Entsorgung von Abfällen (VVEA) vom 4. Dezember 2015, SR 814.600, Stand am 1. Januar 2018 www.holzenergie-symposium.ch www.cerclair.ch

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Fachbeitrag im Vorfeld zur PV-Tagung 2019, Dienstag/Mittwoch, 26./27. März 2019 in Bern

Wohnen in der Energiezukunft Um von fossilen Brennstoffen wegzukommen, braucht es zukunftsweisende Baukonzepte. Ein solches ist der SonnenparkPLUS: Unterstützt von einem Batteriespeicher wird der Eigenverbrauch der Hausgemeinschaft automatisch maximiert. Gefördert wurde die PV-Anlage mit der kleinen Einmalvergütung. Eigenverbrauch, E-Mobilität und aktuelle Fördermodelle stehen auch an der 17. Nationalen Photovoltaik-Tagung vom 26. und 27. März 2019 in Bern im Zentrum. Christine Arnold, im Auftrag von Swissolar

wie Holz und Lehm verwendet, welche die Feuchtigkeit regulieren und für ein angenehmes Raumklima sorgen. Regenwasser wird gesammelt und für die WC-Spülungen und die Bewässerung des Gartens genutzt. In den 40 cm dicken Wänden steckt recyceltes Zeitungspapier, damit erreicht das Mehrfamilienhaus hervorragende Dämmwerte. Auf dem Dach und an Fassaden und Balkonbrüstungen produzieren 495 m2 monokristalline PV-Zellen Strom. Sie erreichen eine Leistung von insgesamt 81,6 kWp – damit war das Haus von Ende Mai bis September des ersten Betriebsjahrs fast autark. «Wir brauchten ein wenig Strom vom Elektrizitätswerk, um unser Netz stabil bei 50 Hertz zu halten», erklärt Schnider. «Wir erwarten, dass der SonnenparkPLUS pro Jahr 68 000 kWh produziert und nur etwa 65 000 kWh verbraucht – inklusive Strom für die Elektromobilität.» Nebst der «Kleinen Einmalvergütung» von etwa 30 000 Franken, die Anlagen von bis zu 100 kWp zusteht, will die Stadt Wetzikon den SonnenparkPLUS mit weiteren 20 000 Franken unterstützen.

So viel Eigenverbrauch wie möglich

Auf dem Dach, an der Fassade und an den Balkonbrüstungen des SonnenparkPLUS produzieren insgesamt 495 m2 monokristalline PV-Zellen etwa 68 000 kWh Strom pro Jahr. Das MFH wurde mit dem PlusEnergieBau-Solarpreis 2018 ausgezeichnet. (Bilder: Arento AG)

■ Ein schönes Haus, das die Umwelt so wenig wie möglich belastet und den Bewohnerinnen und Bewohnern ein gesundes Zuhause bietet – so das Ziel der Arento AG für den SonnenparkPLUS in Wetzikon. Auch die Grundstückeigentümerin, eine Erbengemeinschaft, liess sich vom zukunftsträchtigen, innovativen Projekt überzeugen und schlug lukrativere Angebote aus. Franz Schnider,

Inhaber und Geschäftsführer der Arento AG, freute sich über den Zuschlag: «Schön, wenn sich jemand für umweltgerechtes Bauen anstatt für maximalen Gewinn entscheidet.»

Hohe Produktion, tiefer Verbrauch Die Bauherrschaft setzte in allen Belangen auf Nachhaltigkeit. Für den Bau wurden vor allem natürliche Rohstoffe

Die zehn Wohnungen haben sich zu einer Eigenverbrauchsgemeinschaft zusammengeschlossen. Produziert die PV-Anlage mehr, als der SonnenparkPLUS gerade verbraucht, lädt sich zuerst die Batterie mit 63,4 kWh Speicherkapazität auf. Damit erreicht das Gebäude einen Eigenverbrauchsanteil von etwa 60 %. Weiterer Überschuss wird ins Netz eingespeist. Ein Eigenverbrauchsmanager im Elektroraum erfasst, wie viel Strom gerade produziert, gespeichert, verbraucht, ins Netz eingespeist oder von dort bezogen wird. Das Haus hat nur einen einzigen bidirektionalen Stromzähler, der Einspeisung und Bezug gegenüber dem Elektrizitätswerk aufzeichnet. Innerhalb des Hauses rechnet die Eigenverbrauchsgemeinschaft selbst ab. Der von


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Nationale Photovoltaik-Tagung 2019 Am Dienstag/Mittwoch, 26./27. März 2019 findet im Kursaal Bern die 17. Nationale Photovoltaik-Tagung von Swissolar, VSE und dem Bundesamt für Energie statt. Der Treffpunkt der Schweizer Solarbranche bietet die Gelegenheit, erste Erfahrungen mit der Energiestrategie 2050 auszutauschen. Aktuelle Gesetzes- und Verordnungsänderungen werden aufgezeigt sowie das Zusammenspiel von Photovoltaik und Elektromobilität. Referenten aus dem In- und Ausland präsentieren den Stand der Technik. Eine wissenschaftliche Posterausstellung schafft einen Überblick über neuste Forschungsergebnisse. Mehr Informationen und Anmeldung: www.swissolar.ch/pv2019

der Firma Smart Energy Control entwickelte Eigenverbrauchsmanager zeichnet die dafür nötigen Verbrauchsdaten der einzelnen Wohnungen auf. In jeder Wohnung ist ein Tablet installiert, über das die Daten eingesehen werden können. Ruth Brandenberger, die im Juni in ihre neue Wohnung eingezogen ist, schätzt diese Transparenz: «Es ist sehr spannend zu sehen, wann welcher Strom zu welchem Tarif verfügbar ist.» Am günstigsten ist der Solarstrom vom eigenen Dach: Diesen beziehen die Bewohnerinnen und Bewohner zu 10 Rappen pro kWh. Für eine Kilowattstunde Strom aus der Batterie bezahlen sie 12 Rappen. Diese Erträge gehen direkt in einen gemeinsamen Unterhaltsfonds. Externer Strom vom Netz kostet zum Niedertarif rund 13 Rappen, zum Hochtarif 25 Rappen. «So haben die Bewohnerinnen und Bewohner auch einen finanziellen Anreiz, möglichst viel Strom vom eigenen Dach zu nutzen»,

Die zehn Eigentumswohnungen teilen sich ein Elektroauto, das mit Solarstrom unterwegs ist.

bestätigt Schnider. Die wichtigsten Haushaltsgeräte wie Waschmaschine, Tumbler und Geschirrspüler können «solaroptimiert» betrieben werden. Damit schalten sie sich erst ein, wenn es für einen möglichst hohen Eigenverbrauch optimal ist. Die Batterie soll bald auf 93 kWh erweitert werden, was eine Steigerung des Eigenverbrauchsanteils auf rund 70 % ermöglichen wird.

Elektroauto für alle Teil des Gesamtkonzepts im SonnenparkPLUS bildet auch die Mobilität. Vieles wird per Velo oder E-Bike erledigt, im Veloraum stehen Ladeplätze zur Verfügung. Für Transporte oder andere Fahrten, für die das Zweirad nicht infrage kommt, teilt sich die Hausgemeinschaft ein Elektroauto. Bis zu viermal täglich ist jemand damit unterwegs, obwohl die meisten noch ein eigenes, fossil betriebenes Auto besitzen. Reserviert werden kann das Elektroauto über eine App, die gleichzeitig als eine Art

«Gruppenchat» für die Hausgemeinschaft dient. «Ein wichtiges Tool», sagt Brandenberger: «So sind alle immer über Neuerungen oder Veranstaltungen informiert und wissen zum Beispiel, wenn am Elektroauto die Winterpneus montiert sind.»

Mit der Heizung kühlen Für ein angenehmes Raumklima richten sich die Storen bei starker Sonneneinstrahlung so aus, dass sie die Fassade optimal beschatten. Zudem wird die Erdsonden-Wärmepumpe im Sommer zu einer «Kältepumpe», die ohne grossen Energieaufwand kaltes Wasser durch die Wände pumpt. Richtig gelesen: Die Rohre für Heizung und Kühlung sind statt im Boden in den Wänden verlegt. Wie gut die Haustechnik zusammenspielt, überprüft die Arento AG mit Messungen in einer Wohnung, die sie als «Labor» für ein Jahr gemietet hat. Im Sommer lag die Temperatur in der Mitte des Raumes konstant bei 23 °C. Und das, obwohl die Fassade über 70 °C heiss wurde. Auch bei tiefen Temperaturen bietet der Wärmetauscher in der Wand Vorteile, erzählt Ruth Brandenberger: «Die Wärme aus der Wand ist sehr angenehm.» Nach einem halben Betriebsjahr zieht Arento ein durchwegs positives Fazit. Auch Ruth Brandenberger ist rundum zufrieden: «Wir mussten zwar etwas mehr investieren als bei einer normalen Wohnung. Dafür leben wir energieeffizient und sind Teil dieses zukunftsweisenden Projekts.» ■ www.swissolar.ch www.arento.ch www.smart-energy-control.ch www.solaragentur.ch/node/891

Der Batteriepark des SonnenparkPLUS hat eine Kapazität von gut 60 kWh und trägt zum hohen Eigenverbrauchsanteil von etwa 60 % bei.

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Rückblick SPF-Symposium 14. November 2018: Solarenergie und Wärmepumpen, Fokus: Energiespeicher für PV & Wärmepumpe

Wirtschaftlich: eigener Strom in Verbindung mit Wärmepumpe und Energiespeicher An der Hochschule für Technik Rapperswil (HSR), Institut für Solartechnik (SPF), fand am 14. November 2018 das alljährliche Symposium «Solarenergie und Wärmepumpen» statt. Im Zentrum standen wissenschaftliche Erkenntnisse und praktische Erfahrungen mit Technologien, welche es ermöglichen, basierend auf der Nutzung der Sonnenenergie ein vernetztes Gesamtsystem mit Wärmepumpen (WP) und Speichern wirtschaftlich sinnvoll zu betreiben. Max Meyer

■ Dabei spielt der Anteil der Eigennutzung an der gesamten Stromproduktion eine wichtige Rolle.

Steuerungen für PV und Wärmepumpe: Was können sie wirklich? Markus Markstaler (NTB) nahm eine wichtige Erkenntnis voraus: Eigener Strom ist wirtschaftlich. Damit möglichst viel Strom zeitgleich selbst verbraucht werden kann, muss eine Reihe von Parametern regelmässig gemessen werden: • Stromproduktion der PV-Anlage • Stromverbrauch der WP • Verbrauch übrige Verbraucher im Haus Die Daten der Ganglinien im Zeitablauf der verschiedenen Grössen, unter Einbezug der Kosten des Gesamtsystems, bilden die Grundlage für Entscheidungen. Darunter fällt u. a. die Festlegung der Grösse eines Speichers. Die blosse Betrachtung des jeweiligen PV-Ertrags genügt nicht, sondern gleichzeitig ist der eigene Stromverbrauch (inkl. Wärmepumpe) zu berücksichtigen. Dank der zusätzlichen Messwerte werden auch weitere Systemgesichtspunkte sichtbar, die früher nicht erkannt wurden. Je nach Gesamtsystem stellt man unter Umständen fest, dass die Wärmepumpe mehr taktet als zuvor angenommen. Auch bisher nicht beachtete, aber wichtige Stromverbraucher im Haushalt können so entdeckt werden. Wenn jemand als Beurteilungsmassstab der Gesamtanlage nur den Eigenverbrauchs-Anteil nimmt, kann dies zu einer Fehlbeurteilung führen, weil Speicherverluste und Ineffizienzen im System «belohnt» werden. Es ist ratsam, den StromAnteil, welchen man (weiterhin) aus dem Netz beziehen muss, möglichst klein zu halten. Durch den zeitlich abgestimmten WP-Einsatz inkl. Speichermöglichkeiten gelingt es, den Eigenverbrauch einer PVAnlage sinnvoll zu erhöhen.

Vergleich von thermischen und elektrochemischen Speichern für PV-WP-Systeme

Evelyn Bamberger (SPF) zeigte anhand von vier verschieden zusammengesetzten Systemen auf, wie die Ermittlung der Leistungsfähigkeit von PV-Wärmepumpen-Systemen vorgenommen werden kann. Innert sechs Tagen kann die Effizienz dieser strombasierten Energieversorgungskonzepte und gleichzeitig der Eigenverbrauch und der Autarkiegrad ermittelt werden. Als Optimierungsgrösse wurde die dimensionslose Kerngrösse «Netzaufwandszahl» (Bezug aus dem Netz zu gesamtem Nutzenergiebedarf) gewählt. Dabei ergab sich ein interessantes Resultat. In einem solchen System muss rund ein Fünftel des gesamten Nutzenergiebedarfs in Form von Strom über das Netz zugeführt werden und ein Fünftel des PV-Ertrages wird in das Netz eingespeist. Die vier Systeme erreichen

mit der PV-Anlage, dass fast gleich viel Strom produziert wie verbraucht wird. Beim Test ergaben sich grosse Unterschiede bei der Gesamteffizienz der Systeme und der dabei gemessenen Zykluseffizienz von Batteriespeichersystemen unter Praxisbedingungen.

Leistungsgeregelte Wärmepumpen im Zusammenspiel mit PV, Batterie und Wärmebedarf Ausgehend von einem Systemaufbau (PV, WP, Speicher), verschiedenen Lastanalysen und Energiebilanzen über unterschiedliche Zeiträume, Über- und Unterproduktionen von Strom pro Tag unter Beachtung von Klimadaten präsentierte Ralf Dott (FHNW) verschiedene Simulationen unter Einschluss der Wirkung von Angebotsreglern auf den jährlichen Netzbezug und die Netzeinspeisung. Nützlich sind vorab «intelligente» Regler mit dynamischer Anpassung.

Markus Markstaler (NTB Buchs) berichtete den 200 Teilnehmenden über Systeme, die den Eigenverbrauch von PV-Strom durch den zeitlich abgestimmten Einsatz von Wärmepumpen in Kombination mit Speichermöglichkeiten erhöhen.


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Einige Erkenntnisse: Die Möglichkeiten zur Eigenverbrauchssteigerung über einen Warmwasserspeicher mit Wärmepumpe werden begrenzt durch das Verhältnis zwischen der grössten Warmwasserzapfung und der Speicherkapazität. Bei einem knapp dimensionierten Speicher besteht relativ wenig Spielraum zur Eigenverbrauchssteigerung mit einer Wärmepumpe. Grössere Speicherkapazitäten als Tagesspeicher lohnen sich gemäss Ralf Dott zurzeit nicht, weil der Gewinn für den Eigenverbrauch bis zu einer Speicherdauer von ungefähr einem Tag stark ansteigt und danach abflacht.

Thermische Schichtung in Wasserspeichern, Erfahrungen bei Kombi- bis Grossspeichern

Warum Energiespeicher? Die Wind- und Photovoltaik-Stromproduktion schwankt über den Tag, die Woche und das Jahr. Wenn mögliche Last-Verschiebungen realisiert sind, ist Energie-Speicherung gefragt. Um eine stabile Versorgung zu gewährleisten, ist eine gewisse Menge an Energiespeichern notwendig. (Referat Noah Pflugradt, BFH)

Systemaufbau PV + WP: Schema elektrisch, mit Batteriespeicher.

Bei thermischen Speichern ergeben sich verschiedene Effizienzverluste, wie Robert Haberl (SPF) berichtete. Nämlich: Wärmeverluste durch Speicherwand, Anschlussverluste. Von besonderer Bedeutung für die Effizienz von Wärmepumpensystemen ist die Speicherschichtung. Die Vorgänge thermodynamischer Art bei der Wasserzirkulation in einem Speicher folgen komplexen physikalischen Gesetzen. Wichtig ist, dass bei Eintritt des Mediums «Wasser» in einen Speicher die Strömung «beruhigt» ist. Dadurch kann eine gute Schichtung erreicht werden. Bei Kombispeichern resultiert bei guter Schichtung eine Reduktion des Stromverbrauchs um rund 25 Prozent, bei Pufferspeichern (in grösseren Anlagen) kann man eine Steigerung des COP (Coefficient of Performance/Leistungszahl) von 8 bis 28 % erreichen. Wesentlich für eine gute Schichtung ist die Konstruktion der Rohre, welche den Speicher mit den anderen Systemen verbinden. Dadurch wird wesentlich die Fliessgeschwindigkeit innerhalb des Speichers und beim Abfluss bestimmt (vgl. HK-GT 11/15, S. 30–33).

Batteriespeicher heute und morgen

System-Komponente WP mit Wasser-Wärmespeicher. (Referat Ralf Dott, FHNW)

Noah Pflugradt (Berner Fachhochschule BFH) zeigte in seinem Referat: Je nach Bedarf kommen verschiedene Speicherarten infrage. Dies beginnt mit unseren Stauseen und den wenigen Pumpspeicherkraftwerken. Allerdings muss die kinetische Energie zunächst in Strom umgewandelt werden. Theoretisch könnten die Speicherkraftwerke bei Bedarf den Stromverbrauch der Schweiz für 67,5 Tage decken. Alle anderen Systeme sind zwar dezentral durchaus von einer gewissen Bedeutung, können aber nur für kurze Zeit Strom liefern (Pumspeicherwerke ca. 2,5 Tage, Wasserstoff, Power-to-Gas, ca. 5


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Tage, Warmwasserspeicher für Haushalte werden auf ungefähr 1 Tag ausgelegt, PVBatteriespeicher sind noch wenig verbreitet.) Erfreulich sind die Perspektiven für den Einsatz von Speichern nicht zuletzt, weil grosse Forschungsanstrengungen unternommen werden. Um den Preis von Batterien zu senken und gleichzeitig deren Kapazität zu erhöhen, werden neue Stoffkombinationen getestet (vorab anstelle von Lithium). Der Einsatz von Kurzzeitspeichern für den PV-Eigenverbrauch in der Schweiz dürfte sich bereits in naher Zukunft rechnen. Zusammenfassung der Erkenntnisse: • Batteriespeicher alleine werden das Energiespeicherproblem der Schweiz nicht lösen können. • Aufgrund von Lerneffekten und massiven Forschungsinvestitionen aus der Automobilindustrie erscheinen dramatische Preissenkungen in den nächsten Jahren wahrscheinlich. • Dann werden Batteriespeicher auch in der Schweiz wirtschaftlich. • Aber es wird immer ein Mix von Energiespeichern benötigt werden. • Die saisonale Speicherung steht noch ziemlich am Anfang mit ersten Demonstrationsprojekten. • Wie viel saisonale Speicherung notwendig sein wird, hängt sehr davon ab, wie unabhängig die Schweiz von Europa sein möchte. • Je unabhängiger, desto mehr Speicherung ist notwendig.

Erfahrungsbericht aus dem deutschen Markt für Photovoltaik-Batteriespeicher Die Installationen in «Solarsysteme» sind auch in Deutschland stark abhängig von der jeweiligen staatlichen Förderung. Georg Angenendt (ISEA, RWTH Aachen) berichtete: Gegenwärtig wird jede zweite PV-Anlage mit Speicher installiert. Die Zahl der Installationen nimmt leicht zu, liegt aber noch tiefer als in den Jahren 2009 bis 2013. Bei den geförderten Batteriespeichern überwiegen die Lithiumbatterien. Deren Preise nehmen ab. Eine Besonderheit ist die limitiert zugelassene PV-Einspeiseleistung (ohne Batterie 70 % der Nennleistung, mit Batterie 50 %). Dadurch besteht ein Anreiz, Selbstverbrauch und Batteriemanagement nicht einfach auf maximalen Eigenverbrauch auszurichten, sondern auf maximale Verwertung derjenigen PV-Leistung, welche die genannten Grenzwerte überschreitet. Garantie: in der Regel 10 Jahre auf die Batterien. Nach 10 Jahren kann noch 80 % der Nennkapazität zur Verfügung stehen. (www.speichermonitoring.de)

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Vergleich: thermische Speicher und Batteriespeicher. (Referat Evelyn Bamberger, SPF)

PV+WP, bei wärmebedarfsorientiertem WP-Betrieb: Lastanalyse und Energiebilanz. (Referat Ralf Dott, FHNW)

Thermische Schichtung in Wasser-Wärmespeichern: verschiedene Verlust-Arten, die man minimieren will. (Referat Robert Haberl, SPF)

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Batterie-Heimspeicher in der Praxis

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Helion, eine Firma der Bouygues Energies & Services In Tec Schweiz AG gehört auf dem Gebiet PV und Batteriespeicher zu den Führenden betreffend Beratung, Installation und Wartung. Gemäss Andreas Jungo (Helion) zeigt sich der Heimspeicherboom bei Helion u. a. in der Entwicklung der installierten Speicher, nämlich 2018 rund 200 Stück (2016: noch rund 65). Die Firma stützt sich bei ihrem Leistungsangebot auf ausgeklügelte Systeme und auf ein breites Know-how in allen entscheidenden Bereichen ab. Der gesamte Zyklus eines Speichers von der Ladung, über den Verbrauch, die PV-Leistung und die Entladung können im Zeitablauf dargestellt, kontrolliert und beeinflusst werden. Beim Stromverbrauch wird neben demjenigen der Haushaltgeräte auch der Strom der im Haus integrierten Wärmepumpe erfasst und PV-optimiert angesteuert. Ein erhöhter Eigenverbrauch des selbst produzierten Stroms ist möglich. Dadurch kann insgesamt die Unabhängigkeit vom Stromnetz, der Autarkiegrad, verbessert werden. Die Lebensdauer eines Speichers kann 15 bis 20 Jahre erreichen, wobei die Anzahl der Zyklen (laden, entladen) einen Einfluss haben kann. Bei der Planung einer Anlage unter Berücksichtigung des Eigenverbrauchs sind zu berücksichtigen:

• Verbrauch der angeschlossenen Systeme (Warmwasser, Heizung, Elektrogeräte) • installierte PV-Leistung unter realistischen Annahmen des physischen Ertrags aufgrund der Klimadaten und aller relevanten Daten wie Lage, Beschaffenheit eines Gebäudes usw. • das technisch Mögliche muss mit den Anforderungen, Gegebenheiten und Mitteln des Kunden in Einklang gebracht werden. Bedingungen vor Ort: vorhandener trockener Raum, Statik beachten, Temperatur muss innerhalb eines Grenzbereichs liegen, Rücksicht auf Geräuschbelastung, Nähe zur Stromverteilung, Brandschutz. Zudem müssen alle Vorgaben der Hersteller beachtet werden. Ein Internetanschluss ist bei den meisten Systemen notwendig. Gemäss den zu beachtenden Vorschriften ADR 2019 gilt u. a., dass Lithium-Batterien als Gefahrengut eingestuft werden und entsprechend, je nach Grösse, transportiert werden müssen. Der Import solcher Batterien ist dem zuständigen Amt (Inobat) zu melden. Die Wahl eines Speichers innerhalb einer Anlage (PV, WP, Verbrauchseinrichtungen) hat Einfluss auf die Zyklenfestigkeit, auf die Garantieleistungen, so etwa bezüglich der Restkapazität (80 %). Wobei bei der Garantie darauf geachtet werden sollte, inwiefern

Potenzial von Energiespeichern. Die meisten heute verfügbaren Energiespeichertechnologien haben das Potenzial für das Energieäquivalent von 1–3 Tagen des Schweizer Energiebedarfs (blau). (Referat Noah Pflugradt, BFH)

sich diese auch auf die Elektronik bezieht. Da die Zyklenzahl von verschiedenen Faktoren vor Ort abhängt, ist eine Aussage über die Lebensdauer und dadurch auf die Durchschnittskosten nicht einfach. Wichtige Faktoren: genutzte Kapazität der Batterie, Nutzerverhalten im Alltag, technische Gegebenheiten der PV-Anlage und der WP. Eine Auswertung von Helion installierten Stromspeichern hat durchschnittlich 220 Zyklen pro Jahr ergeben. Aktuelle Trends: PV-Wechselrichterhersteller bieten Systeme mit grossen Batterieherstellern an, lithiumfreie Systeme werden vermehrt eingesetzt und sind vollständig rezyklierbar, Netzdienstleistungen werden von Herstellern ebenfalls angeboten. Je stärker die Anwendung der dezentralen Versorgungsmöglichkeiten im Markt Verbreitung findet, desto besser kann man regional und später noch ausgedehnter zu vernetzten Systemen kommen.

Zusammenfassung und Schlussbetrachtung Die Schweiz verfügt über ein ausgebautes elektrisches Versorgungssystem. Die physische Produktion am Ort des Verbrauchs bildet immer noch die Ausnahme. Die Energiestrategie 2050 hat unter anderem zum Ziel, die (neuen) erneuerbaren Energien zu fördern. Dazu gehört schwergewichtig die Solarenergie. Aufgrund des gegenwärtig gültigen Fördersystems steht der Eigenverbrauch im Vordergrund. Dies bedingt komplexe Systeme, sodass über die Lebensdauer einer Gesamtanlage die wirtschaftlichen Aspekte und diejenigen der Technik aufeinander abgestimmt werden müssen. Aufgrund des schwankenden physischen Ertrags von Solaranlagen ist es geboten, eine PV-Anlage mit einer Wärmepumpe und mit einer Speicherlösung (Wärmespeicher oder/und Batterie) zu kombinieren. Dadurch kann am besten sichergestellt werden, dass über die Zeit ein möglichst grosser «Solarertrag» einem Investor zufliesst. Der Hochschule für Technik Rapperswil ist es zu verdanken, dass auf eindrückliche und überzeugende Art am Symposium vom 14. November 2018 aufgezeigt werden konnte, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit ein optimales Gesamtsystem realisiert werden kann. Die dezentrale Solaranwendung erfordert ein umfassendes Wissen, ausgeklügelte Software, intelligente Regler und Sensoren sowie selbstverständlich Produkte, welche für den konkreten Anwendungsfall geeignet sind. ■ Nächstes SPF-Symposium «Solarenergie und Wärmepumpen»: Mittwoch, 30. Oktober 2019.

Preisindex-Entwicklung Batteriespeicher 2013–2018, Blei- und Lithium-Speicher. (Referat Andreas Jungo, Helion, Quelle: BSW-Solar)

www.spf.ch


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GasCompactUnit II – die kompakte Lösung für das Eigenheim ■ Die moderne Heizzentrale GasCompactUnit II von Domotec mit ihrem integrierten Warmwasserspeicher setzt punkto Platzgewinn und Energieausnutzung neue Massstäbe im Eigenheim. Sie benötigt wenig Stellfläche und passt vormontiert durch jede Tür. Die kompakte Anlage zeichnet sich durch eine maximale Leistung bis zu 28 kW aus. Auch bei der Warmwasserhygiene erfüllt die GCU II höchste Ansprüche, denn das Wasser wird in einem Chromstahl-Rohrsystem erwärmt, kontinuierlich erneuert und ausgetauscht. Optionale Solarkollektoren, die sich auch zu einem späteren Zeitpunkt einsetzen lassen, bieten eine zusätzliche Möglichkeit zur Wassererwärmung. Minimale Wärmeverluste Da der eigentliche Heizkessel der GCU II im Warmwasserspeicher integriert ist, entstehen kaum Oberflächen- und Auskühlverluste. Die sehr gute Wärmedämmung des Kunststoffspeicherbehälters sorgt für minimale Wärmeverluste. Der Verlust der gesamten GasCompactUnit II beträgt bei 60 °C Speicherwassertempe-

ratur und 20 °C Raumtemperatur gerade mal 2,9 °C in 24 Stunden. Die Heizleistung der GasCompactUnit wird von der elektronischen Regelung im Bereich von 3 bis 28 kW stufenlos geregelt. Eine integrierte Computerelektronik sorgt dafür, dass die Gas-Brennwertunit ihre Leistung automatisch den sich ändernden Anforderungen anpasst. Durch ihre kompakte Bauweise sind der Platzbedarf und der Installationsaufwand minimal. Auf gerade mal 79 × 79 cm (0,6 m2) sind der komplette Gas-Brennwertkessel und der Warmwasserspeicher untergebracht. Da die gesamte Unit vollflächig auf dem Boden steht, geht die Montage rasch und einfach von der Hand. Ausserdem werden Geräuschübertragungen von der Unit zum Gebäude wirkungsvoll unterbunden. ■ Domotec AG Tel. 062 787 87 87 www.domotec.ch

Durch die kompakte Bauweise sind der Platzbedarf und der Installationsaufwand minimal. (Foto: Domotec)


Beeindruckende Kreativität: Die Sieger haben sehr überzeugend dargestellt, wie vielseitig sich das Wärmekomfortgerät Zehnder Zenia in moderne Badwelten integrieren lässt.

Der Gewinnerentwurf für Zehnder Schweiz stammt von der Otto Walti AG in Seon. Der Schweizer Entwurf beeindruckte die Jury durch eine perfekte Symbiose des Zehnder Zenia mit der Materialauswahl sowie der Stimmung im Badezimmer.

Gestaltungswettbewerb zu Design-Heizkörper im Bad ■ Mit einer feierlichen Gala-Veranstaltung vor den Toren Breslaus fand am 12. Oktober 2018 der internationale Bad-Design Wettbewerb rund um Zehnder Zenia einen würdigen Abschluss. Über 500 registrierte Teilnehmer aus ganz Europa reichten mehr als 100 Projektentwürfe ein. Integration in Badewelt Badplaner und Innenarchitekten waren aufgerufen, ihre Visionen von ästhetisch und funktional überzeugenden Badwelten zu entwickeln, in denen sich das Wärmekomfortgerät Zehnder Zenia – ein Innovationshighlight von Zehnder – perfekt integrieren lässt. Mit dem Zehnder Zenia hat der Heizkörperspezialist eine neue Geräteklasse entwickelt, die diverse Funktionen in sich vereint: Handtuchwärmer und -trockner, Infrarotheizung und Heizlüfter in einem, stellt der Zenia eine bisher einzigartige Leistungskombination auf dem internationalen Heizungsmarkt dar. Siegerehrung in Polen Bewertet wurden die kreativen Bad-Designs in jedem Teilnehmerland durch eine hochkarätige Fach-

jury. Die Fachjurys bestanden zum Teil aus Chefredakteuren renommierter Architekturtitel, Architekten, Produkt- und Marketing Manager sowie Giovanni Suma, Head Produkt Management Heizkörper bei der Zehnder International AG und dem Design-Entwickler des Zehnder Zenia, Michael Lammel, Diplom-Designer und Gründer des NOA Design Büros. NOA Intelligent Design ist ein weltweit agierendes Designstudio, mit Sitz in Aachen und Barcelona, das seit vielen Jahren erfolgreiche Produkte für namhafte Unternehmen der Sanitärund Baubranche entwickelt. Die Prämierungsveranstaltung führte die Gewinner der nationalen Wettbewerbe in die Heimat des Design-Heizkörpers, nach Boleslawiec im niederschlesischen Polen. Dort wurde die Produktionsstätte des Zehnder Zenia besucht, bevor dann abends im Hotel Zamek Topacz die Siegerehrung stattfand. ■ Zehnder Group Schweiz AG Tel. 061 855 11 11 www.zehnder-systems.ch


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Migros-Genossenschafts-Bund: nachhaltige Kältekonzepte

Konsequente Umstellung auf natürliche Kältemittel Die Welt der Gebäudetechnik ist komplex geworden und die Anforderungen an die einzelnen Technologien sind enorm gestiegen. Eine Anlage muss zudem einfach bedienbar, energieeffizient, langlebig und kostengünstig sein. Bei Kälteanlagen steht ein über Jahre weniger beachtetes Element wieder im Zentrum: das Kältemittel. Quelle: Migros, Bearbeitung Andreas Widmer

■ Die Entwicklung der Kältemittel im Detailhandel ist grundsätzlich seit Jahren im Wandel. Waren Ende der Achtzigerjahre noch FCKW-Kältemittel wie R502 oder R12 Standard, wurden diese 1994 aufgrund der ozonschädigenden Wirkung verboten. In der Folge wurden die meisten Anlagen mit HFCKW (R22) betrieben. Aber wie sich herausstellte bestenfalls als Übergangslösung. Ab dem Jahr 2002 wurden auch H-FCKW Kältemittel für Neuanlagen verboten. Die seither eingesetzten Fluide H-FKW (R404a oder R134a) sind zwar nicht mehr ozon-, leider aber klimaschädigend (GWP: Global Warming Potential). Einsatzbeschränkungen und Verbote sind bereits in Kraft, oder in Vorbereitung. Diese Entwicklung war seit längerer Zeit absehbar und deshalb hat sich die Migros bereits im Jahr 2010 für das natürliche Kältemittel CO2 für Supermarkt-Anwendungen entschieden.

Nicht nur Supermärkte: Auch grosse Anlagen in Industrie und Logistik sowie Anlagen für Transport, Klimatisierung und Spezialanwendungen wie Laborkühlungen gehören zum Inventar der Migros.

Pionierrolle eingenommen Als Betreiberin eines der breitesten Anlagenportfolios der Schweiz hat sich die Migros entsprechend früh mit der Thematik befasst und dadurch eine Pionierrolle eingenommen. Dabei konnte man sich nie nur auf die gewerbliche Kälteproduktion im Bereich Supermarkt beschränken. Grosse Anlagen in der Industrie und in der Logistik, sowie Anlagen für Transport, Klimatisierung und Spezialanwendungen wie Laborkühlungen gehören auch zum Inventar. Bereits 1992 setzte der Grossverteiler als erster das damals neuartige R134a in einem Supermarkt ein. 1994 folgten Versuche mit Ammoniak. NH3 ist ein klassisches klimaneutrales Kältemittel, das vorwiegend in Grossanlagen wie Tiefkühlhäusern, Schlachthäusern, Brauereien, zentraler Kälteerzeugung in der Chemie und in Kunsteisbahnen zum Einsatz kommt.

«Als wir die ersten Kälteanlagen mit CO2 installierten, wurde dem in der Kältebranche wenig Verständnis entgegengebracht.» Urs Berger Erste Tiefkühlanlage mit CO2 (R744)

Die erste Tiefkühlanlage wurde im Jahr 2002 im Dreispitz in Basel installiert und acht Jahre später hat sich die Migros, aufgrund der langjährigen positiven Erfahrungen, für CO2 als Standardkältemittel für Supermärkte entschieden.

«Als wir die ersten mit CO2 betriebenen Kälteanlagen installierten, wurde dem in der Kältebranche wenig Verständnis entgegengebracht» erinnert sich Urs Berger, Leiter der Abteilung Energieund Gebäudetechnik beim Migros-Genossenschafts-Bund. Dieses Kältemittel ist bei hohen Aussentemperaturen nicht sehr effizient, zudem stellten die hohen Betriebsdrücke Herausforderungen bei der Materialwahl und Installation der Leitungen dar. Diese erschwerenden Umstände sind mittlerweile verflogen. Die Kältefachfirmen sind heute ausgerüstet, das Personal geschult im Umgang mit CO2 als Kältemittel und die Beschaffung geeigneter Anlagekomponenten stellt keine Herausforderung mehr dar. Der hohe Druck von Anlagen mit CO2 bringt jedoch viele Vorteile mit sich. Verdichter und Rohrleitungen fallen im Vergleich relativ klein aus. Das gasförmige CO2 hat eine sehr hohe Dichte und sorgt des-

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halb für eine gute Wärmeübertragung. Die Effizienz der Anlage bleibt von Druckabfällen nahezu unberührt, da das Sättigungstemperaturprofil flach ist. Der hohe Betriebsdruck von CO2 erlaubt es, wesentlich effizientere Kälteanlagen zu bauen, als dies mit anderen Kältemitteln der Fall ist.

Zahlen sprechen für sich Bezüglich Energieeffizienz sprechen die Zahlen für sich. Um diese zu beurteilen, wird die sogenannte Kältevergleichszahl ermittelt, also der Stromverbrauch pro Laufmeter Kühlmöbel und Jahr. Diese Kältevergleichszahl wurde von der Migros entwickelt und findet heute in der Branche gesamthaft Anwendung, so zum Beispiel in der Minergienorm. Wurden anfangs der 1990er-Jahre mit synthetischen Kältemitteln noch bestenfalls Werte um 4000 kWh/m*a erreicht, kommen heute die besten CO2-Anlagen mit weniger als 1500 kWh/m*a aus. Im Vergleich zu früher wird in den Anlagen der Migros heute konsequente Abwärmenutzung betrieben. Im Winter wird der Anlagedruck hochgehalten, um nutzbare Wärme für die Heizung und Warmwassererwärmung zu generieren. Für die Migros zahlt es sich jetzt aus, schon früh auf CO2 gesetzt zu haben. Sowohl die Preise wie auch die Verfügbarkeit von synthetischen Kältemitteln haben sich als Folge der europäischen F-Gase-Verordnung wesentlich verschlechtert. Heute sind 61 % der Supermarkt- Kälteanlagen mit CO2 aus-

gerüstet. Bis 2030 werden bis auf ein paar wenige Ausnahmen alle Anlagen mit natürlichen Kältemitteln betrieben.

Der Druck auf synthetische Kältemittel steigt Der Druck für einen Ausstieg aus der Nutzung der synthetischen Kältemittel FKW und H-FKW steigt seit einigen Jahren. Die Politik hat wissenschaftliche Beweise über das Klimaerwärmungspotenzial dieser Kältemittel als Basis für Ausstiegspläne und zusätzliche Beschränkungen deren Nutzung angewandt. So sieht der 2016 verabschiedete Kigali-Beschluss (die letzte Änderung des «Montreal-Protokolls») eine internationale phasenweise Reduktion der H-FKW bis 2036 von 85 % in Industrieländern vor. Im europäischen Raum ist die im Jahre 2014 revidierte EU-F-GaseVerordnung massgebend, welche eine phasenweise Reduktion bis 2031 von 79 % des Treibhausgaspotenzials vorsieht. Diese politischen Beschlüsse haben einen direkten Einfluss auf die Preise und auf die Verfügbarkeit von allen H-FKW, aber besonders diejenigen mit hohem GWP (beispielsweise R404A und R410).

Individueller Ausstiegsplan der Migros Innerhalb der Migros Gruppe haben nun alle Genossenschaften, Industrieund Logistikbetriebe ihren individuellen Ausstiegsplan aus den synthetischen Kältemitteln (FKW und H-FKW) erarbeitet. Dabei wurden Anlagenbe-

Innerhalb der Migros Gruppe haben nun alle Genossenschaften, Industrie- und Logistikbetriebe ihren individuellen Ausstiegsplan aus den synthetischen Kältemitteln (FKW und H-FKW) erarbeitet.

Kältemittel-Entwicklung in den Filialen in den Jahren 1984–2017.

Seit 2002 werden in den Migros-Filialen immer mehr CO2-Kälteanlagen eingesetzt.

stand, Revisionsplan und Beschaffungsstrategien erarbeitet. Dies bringt den Unternehmen eine Investitionssicherheit für solche langfristig wirkenden Investitionen. In der Migros werden also nur noch natürliche Kältemittel eingesetzt? Leider nein, denn immer noch gibt es «weisse Flecken», bei welchen der Markt keine passablen Lösungen mit natürlichen Kältemitteln anbieten kann. So zum Beispiel im Bereich Transportkühlung, bei Klimaanlagen im unteren Leistungsbereich oder für Wärmepumpen. Heute besteht eine praktisch unüberschaubare Vielfalt an neuen synthetischen Kältemitteln, mit meistens beträchtlichen GWPs. Die oft ins Feld geführten HFOs sind entweder noch nicht verfügbar oder werden zu unverhältnismässig hohen Preisen gehandelt. Die Migros setzt weiterhin alles daran, möglichst rasch zu guten und nachhaltigen Lösungen zu kommen. Übergangslösungen können schnell mit unvorhergesehenen Problemen aufwarten. Deshalb setzt die Migros konsequent auf natürliche Kältemittel, wo Lösungen am Markt erhältlich sind. ■ www.migros.ch


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BITZER und Wurm gestalten die Zukunft gemeinsam

Auslieferungsbereiter Steuerschrank im Prüffeld.

■ Der Kälte- und Klimatechnikspezialist Bitzer, in der Schweiz vor allem als Hersteller von hochwertigen Verdichtern bekannt, und der Automatisierungsexperte Wurm haben die Weichen für eine erfolgreiche gemeinsame Zukunft gestellt. Beide Firmen unterzeichneten am 8. November einen JointVenture-Vertrag, in dem Bitzer per 1. Januar 2019 Mehrheitsgesellschafter der neu gegründeten Wurm Holding GmbH wird. Alle nationalen und internationalen Gesellschaften von Wurm als führendem Hersteller von elektronischen Systemlösungen für Kälte-, Klima- und Lüftungsanwendungen werden in die neue Holding integriert. Mit der Zusammenarbeit gewinnen beide Unternehmen einen starken strategischen Partner, um auch künftig die technologische Entwick-

lung in der Kälte- und Klimabranche erfolgreich mitzugestalten. Gemeinsam können Bitzer und Wurm ihren Kunden neue intelligente Lösungen anbieten und langfristig die Unabhängigkeit zweier innovativer Familienunternehmen sichern. Die Wurm (Schweiz) AG als innovativer Systemlieferant und ihre Tochterunternehmung Sevaplan AG als Anbieterin von elektrotechnischen Dienstleistungen für die Kälte- und Gebäudetechnik beschäftigen in der Schweiz 20 Mitarbeiter und sind schweizweit tätig. Die Sevaplan AG plant und realisiert regeltechnisch anspruchsvolle Steuerungen vornehmlich für die Lebensmittelkühlkette. Zu ihren Kunden gehören mittelständische Kältefirmen, die vor allem Lebensmittelproduzenten, Handelsketten, Grossküchen und Hotels bedienen. Eine besondere

Statischer Flüssigkeitsejektor.

Hocheffizienter regelbarer Ejektor.

Stärke der Wurm-Systeme ist die mühelose Integration der MSRTechnik des Gebäudes und jener der Kältetechnik. Planervorgaben zur Nutzung der Wärme und Kälte im Gebäude werden durch die Sevaplan zu Gesamtsystemen zusammengefasst, die durch den Betreiber auf einer einheitlichen, einfachen Plattform bedient, dokumentiert und überwacht werden können. Die gemeinsame Verwendung hochwertiger und langlebiger Systemkomponenten für die Rege-

lung der Kälte und des Gebäudes erlauben die effiziente Bewirtschaftung des Gebäudes. Sie vereinfacht auch nach Jahren die Suche nach energetischen Einsparpotenzialen und Störungsursachen. Zusammen mit Planern und Kunden entstehen laufend innovative Lösungen: Zum Beispiel ermöglicht die Entwicklung von Ejektoren den Kunden den Betrieb von gefluteten Verdampfern, die eine ganzjährige Energieeinsparung von mehr als 10 % erlauben. Selber entwickelte regelbare Ejektoren ermöglichen den Bau von hocheffizienten Wärmepumpen mit natürlichen Kältemitteln, welche in ihrer Jahresenergiebilanz deutlich über jenen der synthetischen Kältemittel liegen. Im gleichen Zug seien die präzisen Schrittmotor-Ventile zur Regelung hoher Drücke und die mechanischen Ventile zur redundanten Absicherung von Kälteanlagen erwähnt. Die Wurm (Schweiz) AG wird im Zuge der internen Nachfolgeregelung ihr Domizil zum Jahresanfang nach Inwil LU an den Sitz der Sevaplan AG verlegen. Die im Markt gut positionierten, expandierenden Firmen bieten in Inwil, in den neuen, modern eingerichteten Räumen attraktive Arbeitsplätze. Nico Hediger wird ab Januar 2019 vorab die Geschicke der Sevaplan leiten. Der langjährige Geschäftsführer Andres Hegglin wird über die nächsten Jahre als Verwaltungsratspräsident die beiden Firmen begleiten. ■ Wurm (Schweiz) AG Industriestrasse 5, 6034 Inwil LU Tel. 052 246 07 70 www.wurm.ch


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Gebäudeautomation |

Überbauung Mättivor mit Smart-Home-Lösung

Intelligent und nachhaltig wohnen Komfort, Sicherheit und Energieeffizienz stehen bei der Realisierung der Überbauung Mättivor in Schwyz an oberster Stelle. Die Wohneinheiten wurden standardmässig mit einer Smart-Home-Steuerung ausgestattet, welche die Beleuchtung, Sicherheitstechnik und Energiemanagement in einem kombiniert. Quelle: Ecocoach AG

■ Automatisierte Geräte wie Jalousie-Anlagen, die Beleuchtung, die Lüftung und die Heizung sowie die Sicherheitstechnik gibt es schon lange. Erst die Vernetzung dieser intelligenten Geräte durch die Ecocoach-Lösung macht aus diesen Insellösungen ein komfortabel und zentral steuerbares Gesamtsystem. Das Energiemanagementsystem steuert mit seiner leistungsfähigen Rechenein-

Dank der standardisierten Installation der Smart-Home-Lösung von Ecocoach ermöglicht die Überbauung Mättivor intelligentes und energieoptimiertes Wohnen von morgen.

heit die Stromflüsse sowie die Gebäudeausstattung und erreicht damit höchste Energieeffizienz und manuelle Kontrolle. Damit ist die zukunftsweisende Überbauung von Mättivor in Schwyz nicht nur in Sachen Energieversorgung Vorreiter, auch in der Gebäudeautomation denkt sie bereits an die Bedürfnisse der kommenden Generation.

Fernkontrolle durch App

In der Überbauung Mättivor in Schwyz werden in der Erstellungsphase bereits sämtliche Wohneinheiten standardmässig mit der Basisvariante der SmartHome-Steuerung des Anbieters Ecocoach AG ausgerüstet, einer Firma, die in Schwyz domiziliert ist. Je nach Bedürfnis der Bewohner können die Bewohner ihre Steckdosen, das Licht, die


Gebäudeautomation |

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Die Siedlung Mättivor liegt nur 5 Gehminuten vom historischen Hauptplatz in Schwyz entfernt. Bis Sommer 2019 sollen 37 Eigentumswohnungen bezugsbereit sein. Zusätzlich entsteht ein zusätzlicher Villengürtel mit Gartenterrassen (hier nicht im Bild).

Rollladen und das Raumklima gezielt steuern sowie damit den Energieeinsatz optimieren. Über die App kann aber auch die Kontrolle der Schliessmechanismen von Fenstern und Türen, die Bedienung der Gegensprechanlage, die Raumlüftung und die private Elektrotankstelle in der Tiefgarage gesteuert werden. Zudem kann die vom System optimierte Energiesituation der Überbauung inklusive eigener Verbrauchsanzeige jederzeit geprüft werden. In der Smart-Home-Lösung werden alle Geräte über einen zentralen Server gesteuert. Ihr Zustand lässt sich jederzeit in der App, ob daheim oder unterwegs, überprüfen. Dank der Smart-Home-Technik lassen sich je nach Einsatz der Steuerung bis zu 30 % Energie einsparen.

Zuverlässigkeit, Sicherheit Sowohl Hardware wie Software bewähren sich bereits an zahlreichen Orten und zeichnen sich durch ihre leichte Bedienbarkeit und Beständigkeit aus. Die Software wurde vom Unternehmen

Ecocoach selbst entwickelt. Dort wird auch die Programmierung laufend den neusten Sicherheitsstandards angepasst. Die Hardware wird von der renommierten Firma Beckhoff-Automation aus Veil (Deutschland) bezogen. Die Anlagen bestechen durch ihre Robustheit, lange Lebensdauer und eine beeindruckende Geschwindigkeit. Die Steuergeräte entsprechen modernsten Industriestandards mit höchster Zuverlässigkeit. Damit kann das zukunftsweisende System jederzeit durch zusätzliche Anlagen und Geräte ergänzt sowie Jahre später wieder den neuen Bedürfnissen angepasst werden.

Werterhaltendes Gebäudeund Energiekonzept Die vier Cluster von Mättivor werden im Minergie-Standard erstellt. Die Gebäude präsentieren sich einheitlich mit einer stimmigen Materialisierung aus Sichtbeton, Holzelementen und grossen Fensterflächen. Im Innenbereich werden hochwertige, beständige und möglichst

ökologische Materialien eingesetzt. Die Energie stammt aus nachhaltigen Ressourcen: Strom aus den eigenen Photovoltaik-Anlagen mit Batteriespeicherung und Brennstoffzellen-Unterstützung; Wärme aus dem Fernwärmenetz der Agro Energie Schwyz AG. Diese stellt mittels nachhaltiger Biomasse CO2-neutral und damit klimaschonend Wärme bereit. ■ www.ecocoach.com www-beckhoff.ch www.maettivor.ch

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Gebäudehülle | Spenglerei |

Drei Spengler-Fachbetriebe kooperieren für die umfangreiche Erneuerung des Dachs einer Kirche

Kirche Santa Maria glänzt wieder Seit April des Jahres 2017 erstrahlt die Kirche Santa Maria in Sankt Gallen im neuen Glanz. Eine Arbeitsgemeinschaft aus drei Spengler-Fachbetrieben aus der Ostschweiz haben sich dieses herausfordernden Projekts angenommen. Die fachlich perfekte Ausführung galt der Jury als herausragendes Beispiel einer mustergültigen Sanierung eines denkmalgeschützten Baus. Bernard Trächsel

■ Alles begann im Februar 2016, als ein Baugesuch für die Renovierung der Aussenfassaden und Dächer bei der Stadt einging. Die Fachbetriebe Waga Spenglertechnik AG (Sirnach), Renato Egli (St. Gallen) und Zeuch AG (Gossau) haben sich als Arbeitsgemeinschaft (ARGE) um den Auftrag beworben und den Zuschlag erhalten. Die Bauphase begann im Juni 2016 und zog sich zehn lange Monate hin, bis die Sanierung ihre Vollendung fand. Dabei hatte die Erneuerung des Dachs höchste Priorität. Hier mussten das bestehende Unterdach aus Holzschindeln restauriert und das 100 Jahre alte Ziegeldach erneuert werden.

Dachentwässerung Zu Beginn wurde die 220 m lange Dachentwässerungsanlage an Hauptdach und Seitenschiffen angebracht. Die in Form einer Kastenrinne montierte Anlage hatte einerseits die Funktion als Traufpunkt-Auflage für die Biberdeckung zu dienen, anderseits als flugschneesichere Belüftungsöffnung der hinterlüfteten Ziegeleindeckung zu wirken. Damit eventuell aufgestautes Wasser problemlos überlaufen kann, wurden die Abtropfkanten der Rinnen etwas tiefer angeordnet. Im Weiteren wurden die Gefälleabschnitte der Dachrinnen an den jeweiligen Hochpunkten mit aufgekanteten Böden und entsprechenden Dehndeckeln versetzt. Hierdurch wird die Längenausdehnung des Kupfers berücksichtigt. Nebst den konischen und linear verlaufenden Rinnenprofilen stellten die Gesimsabdeckungen mit ihren geneigten und geschwungenen Formen eine handwerkli-

Die Kirche Santa Maria im Quartier Neudorf in Sankt Gallen. Die Sanierungsarbeiten am Hauptdach und am Kirchturm wurden im Sinne des Denkmalschutzes schonend durchgeführt.


Gebäudehülle | Spenglerei |

che Herausforderung dar. Durch Erstellung zahlreicher Schablonen wurden die vorgegebenen Formen gewährleistet. Zudem wurde stets darauf geachtet, dass die strengen Vorgaben der verzierten Steinornamente eingehalten werden.

Denkmalschutz Der Denkmalschutz war bei der Sanierung der Kirche Santa Maria in St. Gallen ein zentraler Punkt. Obwohl die vor 100 Jahren montierten Kupferelemente teilweise hauchdünn geworden und mit Haarrissen gezeichnet waren, wurde die Sanierung gewisser Metallteile im Sinne verantwortungsvollen Denkmalschutzes unterlassen. Die Arbeitsgemeinschaft war stets bemüht, die funktionstauglichen Teile zu erhalten und neue Bauteile schonend anzuschliessen. In einer zweiten Phase wurden die am Kirchendach ansässigen Ortbleche, Kehlbleche, SIMA-Profile und Ablaufrohre ausgewechselt. Dies stellte der ARGE organisatorische Ansprüche, weil es stets eine funktionierende Zusammenarbeit mit den Dachdeckern be-

ARGE Spengler Kirche Neudorf mit den drei dipl. Spenglermeistern Renato Egli (St. Gallen), Thomas Rütsche, Waga AG (Sirnach) und Christian Zeuch (Gossau).

nötigte. Parallel zu den Bekleidungen am Kirchendach erfolgten die Kupfereindeckungen der Empore und der Sakristei. Dabei wurden die Elemente mit konkav und konvex geschwungenen Dachbahnen bekleidet. Nebst den Spengler- und Bedachungsarbeiten in dieser Bauphase wurde die gesamte Blitzschutzanlage an die neuen Verlegeregeln angepasst. Die letzte Phase der Kirchensanierung legte den Fokus auf den Kirchturm als

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Gebäudehülle | Spenglerei |

Kastenrinnen mit schön eingebauten Ablaufstellen. Nahansicht auf die perfekten Falzausführungen.

Herzstück des historischen Gebäudes. Zuerst wurde die Laterne erneuert. Insgesamt wurden 330 m2 Kupferdeckungen verbaut, inklusive Trennlage und Unterkonstruktion. Nach Fertigstellung dieser Arbeiten gab es ein erstes grosses Highlight zu verzeichnen: die Kreuzmontage. Diese Zeremonie fand an einem Sonntag statt, wobei zuerst ein Gottesdienst gehalten wurde, bei dem der Kirchenpfarrer das Kreuz und die Dokumentenkiste segnete. Anschliessend erfolgte durch die ARGE Spengler die Montage am Turm. Im Folgenden wurde der Arbeitsplatz einige Meter nach unten verlegt, wo die Arbeiten an der sogenannten Turmzwiebel ihren Lauf nahmen.

Eisstopp-Heizung Noch vor der Bauphase wurde ein gravierender Schwachpunkt der alten Turmeindeckung erkannt. Die Rede ist von Eisschanzenbildung, die jeweils im Winter eine wesentliche Gefahr für Fussgänger und das Dach darstellte. Die ARGE nahm sich dieses Problems an und erfand kurzerhand ein einzigartiges Eisstopp-Heizungssystem. Dieses besteht aus einer insgesamt 500 m langen Ringleitung aus DN-18-mm-Kupferrohr. Verbaut wurde diese Leitung in der Holzschalung. Sie stellt in ihrer Funktion ein Äquivalent zu einer (Dach-) Bodenheizung dar. Dabei gibt die Heizung ihre Wärme an die Rückseite der Kupferbedachung ab und unterbindet so die Eisbildung an der Aussenseite. Bei der Entwicklung des Heizungssystems sowie während der gesamten Bauphase war eine enge Zusammenarbeit der ARGE unabdingbar. Dabei benötigte es ein grosses Mass an Vertrauen, Grosszügigkeit und Teamfähigkeit, um ein reibungsloses Vorankommen der Arbeiten gewährleisten zu können. Nicht nur organisatorisch, sondern auch operativ gelang der ARGE eine Meisterleistung. Die vielen fleissigen Arbeiter – im Schnitt waren es vier bis sechs Mann – haben den neuen Glanz der Kirche überhaupt erst möglich gemacht. Sowohl Bauherrschaft wie Bauleitung dankten den professionell agierenden Spenglern für die fachgerechten und termingerechten Ausführungen am historischen Objekt. Auch der grossen Nachfrage nach Turmführungen von Privatpersonen, Fachleuten, Architekten, Spengler-Schulen, Freunden und Familien konnte man gerecht werden – insgesamt waren es

Blick auf die sanierte Deckung der Empore und die Kastenrinne entlang des Kirchenschiffes. Details Übergang zum Ortgang und Anschluss Blitzschutzanlage. Die speziell gegen Gefrierwasser erfundene und eingebaute Dachheizung.

über 30 Führungen – was die Patrons berechtigterweise mit nicht geringem Stolz erfüllte.

Kommentar Jury Hoch zu den Wolken, und perfekt ausgeführt, obwohl man es von unten nicht sieht! So muss es an sich bei anspruchsvollen, geschichtsträchtigen und stark exponierten Gebäude sein und so wurde es durch die drei Spenglermeister mit Herzblut auch getan. Sie beherrschen das herkömmliche Spenglerhandwerk und wissen es mit den modernen Maschinen und dem Werkzeugpark der Neuzeit zu verbinden und vereinbaren. Das Resultat ist die richtige Konstruktion, die perfekten Details, mit Respekt gegenüber der Vergangenheit bestimmt, optisch passend, handwerklich sauber realisiert. Das Resultat ist eine Augenweide. Die Kirche hat nun die Sicherheit, dass sie wieder für die nächsten hundert Jahre nicht nur von Gottes Hand geschützt ist. Möge diese Aussage auch bezüglich Naturkatastrophen gelten. Gäbe es einen Prix Sanierung, dieses Objekt wäre der beste Kandidat, um ihn zu erhalten. Bravo den drei Lokalfirmen für die wunderbare Top-Arbeit. ■ www.renatoegli.ch www.waga.ch www.zeuch.ch

Bautafel Objekt: Kirche Neudorf Santa Maria, St. Gallen Konstruktion Dach/Fassade: Belüftete Turmbekleidung Werkstoff Spenglerarbeiten: Kupfer Rollenblech Abmessungen 0,6 mm x 500 mm Baubeteiligte Bauherr: Katholische Kirchgemeinde St. Gallen, 9001 St. Gallen Spengler: ARGE Spengler Kirche Neudorf, Renato Egli Spenglerei, Thomas Rütsche/ Waga Spenglertechnik AG, Sirnach, und Christian Zeuch, Zeuch AG, Gossau, alle drei dipl. Spenglermeister Bauleitung: Andreas Spari, Bollhalder + Eberle AG, 9013 St. Gallen


Gebäudehülle | Spenglerei |

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Am Spenglertag vom 6. März 2019 in Bern wird u. a. die komplett neue Fachrichtlinie Spenglerarbeiten vorgestellt

Spenglertag vom März 2019 naht Der Spenglertag richtet sich an Spenglerunternehmen, Architekten und Planer sowie an alle, die sich für aktuelle Beiträge im Bereich der metallenen Gebäudehülle interessieren. Es werden für den Mittwoch, den 6. März 2019, rund 600 Teilnehmer erwartet. Quelle: suissetec

■ Das individuelle Bekleiden von Dächern und Fassaden mit Dünnblech gehört zu den Kernkompetenzen der Spengler. Indem sie die Gebäudehülle in Glanz erstrahlen lassen, sorgen sie für viel mehr als bloss ein Dach über dem Kopf. Für dieses Handwerk sind Fachwissen und Erfahrung unabdingbar. Und nur wer laufend «up to date» bleibt, kann am Markt bestehen. Es gilt deshalb, seinen Vorsprung durch Fachwissen regelmässig zu sichern: Auch am Spenglertag 2019 werden Fachreferenten die aktuellsten Erkenntnisse präsentieren, die für die Berufspraxis von hohem Wert sind. Ausserdem ist der Kongress auch eine gute Gelegenheit, sich mit Berufskollegen auszutauschen.

Vorabend, Ausstellung, Kreativwettbewerb Nach der erfolgreichen Premiere am Spenglertag 2017 wird auch am Dienstag, 5. März 2019, wiederum ein Vorabendprogramm durchgeführt, um sich in lockerer Atmosphäre auszutauschen: Der Fachbereichsvorstand Spengler-Gebäudehülle empfängt die Berufskollegen zum Apéro mit anschliessendem «Western-Nachtessen» bei Country-Musik. Eine einmalige Gelegenheit auch fürs berufliche Networking.

Zum Spenglertag gehört traditionell die begleitende Fachausstellung, bei der die wichtigsten Hersteller und Lieferanten der Branche ihre Produkte und Systeme präsentieren. Es steht genügend Zeit zur Verfügung, damit die Teilnehmer die Ausstellung besuchen und den Kontakt mit den Vertretern aus Handel und Industrie pflegen können. Während des kommenden Spenglertages wird Moderatorin Stéphanie Berger durch die Siegerehrung des KreativWettbewerbs führen. Nebst der Erörterung von Fachthemen wird das Publikum auch Neues zur Berufsbildung erfahren.

Aktualisiertes Spengler-Fachwissen Am diesjährigen Spenglertag vom 6. März 2019 im Kursaal in Bern wird die komplett neue Fachrichtlinie Spenglerarbeiten vorgestellt, die nun nach drei Jahren intensiver Arbeit fertig gestellt worden ist. Das knapp 500-seitige Werk wird neue Massstäbe setzen – nicht nur hinsichtlich Umfang, sondern vor allem auch in Bezug auf Qualität und Design. Das neue Fachbuch für Spenglerarbeiten soll die in die Jahre gekommenen Spengler-Fachrichtlinien von suissetec sowie die Publikation «Spengler- und

Der 15. Spenglertag in Folge: Ein vielfältiges Programm erwartet die rund 600 Besucher.

Flachdacharbeiten» von Harry Morath ablösen. Die neue Publikation aus dem Hause suissetec wird die neue «Spenglerbibel» in der Branche sein, welche die Regeln der Baukunde in der Spenglertechnik neu definieren wird. Zielgruppe dieses Werks sind neben Spenglern auch Architekten und Planer. Die Publikation soll zusätzlich auch im benachbarten Ausland verkauft werden, denn es existiert kein vergleichbar hochstehendes Werk auf dem Markt. ■ www.suissetec.ch Auskünfte suissetec Robin Gut, Leiter Fachbereich Spengler-Gebäudehülle Tel. 043 244 73 32 E-Mail: robin.gut@suissetec.ch Jetzt online anmelden unter suissetec.ch/spenglertag

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Sanitärtechnik | Schwerpunkt: Dusch-WC |

Trotz klarer Vorteile hinsichtlich Selbstpflege und Intimhygiene überzeugt das Dusch-WC nur langsam seine Nutzniesser

Hightech am Po Elektronisch gesteuerte, bequeme Supertoiletten mit Warmwasserstrahl treffen auf hartnäckig verankerte Rituale einer von Kindesbeinen an erlernten Hygienekultur. Protokoll einer zaghaften, aber kontinuierlichen Annäherung. Manuel Fischer

■ In Japan, Korea und teilweise in islamisch geprägten Ländern wie der Türkei oder den Golfstaaten sind Dusch-WCs schon heute verbreitet und Teil des hygienischen Alltags. In Japan sollen bereits rund 80 % der Privathaushalte mit Toiletten mit integrierter Duschfunktion ausgestattet sein. Auch in der Schweiz nehmen die Anhänger des «Rundum-Sauber-Erlebnis» auf dem Toilettengang zu, auch wenn man hierzulande von einer wirklichen Marktdurchdringung noch immer entfernt ist. Denn immerhin ist das moderne Dusch-WC eine schweizerische Erfindung. Das Dusch-WC wurde ursprünglich vom Schweizer Hans Maurer (1918–2013) entwickelt und ab 1957 unter dem Namen «Closomat» vermarktet. Bis zum Konkurs im Jahr 2007 als Folge einer missglückten Produktneuentwicklung verkaufte das Unternehmen rund 100 000 Einheiten. Inzwischen agiert die Firma Closemo AG nach dem Neustart mit neuen Geschäftspartnern wieder erfolgreich am Markt. Alle namhaften Sanitärkeramik-Hersteller in Europa führen heute Dusch-WCModelle im Programm. Sie scheinen die Einschätzungen von Einrichtungs- und Lifestyle-Experten zu teilen: Das Bad wird als Ort der gelebten Sinnlichkeit entdeckt, als Ort bewusster und gründlicher Hygiene in allen Lebensaltern häufig besucht und als modernes Statussymbol gerne Besuchern gezeigt.

Dementsprechendrichten sich die Anbieter an junge Familien als Zielgruppe, da bereits die Kinder den Gebrauch des Dusch-WC als Hygienemethode des Analbereichs von früh auf erlernen. Zweitens: Moderne Technik hilft Probleme lösen, macht uns schneller, macht vieles bequemer. Andererseits kann komplexe Technik auch ärgern oder verunsichern. Der automatische Scheibenwischer mit Regensensor, der sich nicht mehr stoppen lässt. Die elektronisch gesteuerte Waschmaschine, die vor lauter Optionen an Waschgängen und Temperaturen die gewünschte Übersichtlichkeit vermissen lässt. Beim Dusch-WC mag ein Zuviel an elektronischer Steuerung der Funktionen Duschen, Föhnen und Spülen und zusätzlicher, aber nicht notwendiger Annehmlichkeiten wie der Sitzheizung («Welchen Knopf muss ich drücken?») Unsicherheit auslösen. Und schliesslich drittens der Kontroll-

Bild: iStock.com

verlust, der Sorge bereitet: «Da unten am Gesäss passiert alles automatisch. Ich sehe es nicht. Wenn das nur gut kommt.» «Weniger ist mehr», scheint da eine Devise einiger Anbieter zu sein, um dem Verdruss vor zu komplexer Technik vorzubeugen.

Ohne Marketing bewegt sich nichts Man stellt die Vermutung auf: Eine bereits hoch entwickelte Badkultur und das kulturell tradierte Verständnis von Wasser als Hygienemittel auch für den Intimbereich bieten ein womöglich ein-

Das Unbekannte Andererseits darf man beharrliche Kräfte nicht unterschätzen. Erstens: Menschen sind Gewohnheitstiere. Wir haben bestimmte Handgriffe erlernt und diese als Muster gespeichert. Dies gilt gerade für den Toilettengang, dessen Details von Kindsbeinen an geprägt werden. «Gegen alte Gewohnheiten helfen nur neue Gewohnheiten», heisst es in einer von Geberit in Auftrag gegebenen Studie der Zukunftsinstitut GmbH.

Das Bad wird als Ort der gelebten Sinnlichkeit entdeckt und als modernes Statussymbol Besuchern gerne gezeigt. Ein Dusch-WC passt da perfekt dazu. (Bild: Grohe Deutschland Vertriebs GmbH)


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facheres Terrain für die Ausbreitung der Hightechtoilette. In Spanien, Frankreich oder Italien sind jedenfalls Bidets in vielen Privathaushalten in Gebrauch. Verspielte Technikaffinität kann der breiten Akzeptanz des Dusch-WCs zusätzlich den Weg ebnen, wie gerade Japan veranschaulicht. Aber auch in Japan waren die Verkäufe zunächst schleppend: Erst 1990, also 26 Jahre nach der Einführung, hatten 10 % der Japaner zu Hause ein Dusch-WC. Danach ging es rasch aufwärts; 2002 waren es dann mehr als die Hälfte. Auch dort gelang der Durchbruch erst nach einem Die seit Jahren laufenden Kampagnen vom Sanitärhersteller Geberit setzen auf das unmittelbare Dusch-WC-Erlebnis. Im Bild eine Geberit-AquaClean-WC-Oase während des Zürcher Filmfestivals. (Bild: Geberit Vertriebs AG)

zubauen und schliesslich Produktinteresse zu generieren. Es benötigt einen nicht geringen Schulungsbedarfs bei den Vertriebspartnern. Denn zur Körper- und Intimpflege sollten sich die Akteure an der Front ein spezifisches Wissen aneignen, das über simple Produktkenntnisse hinausgeht. Geberit setzt überdies stark auf die Erlebbarkeit des Themas. In einer Geberit-AquaClean-Testzone können Besucher von Fachmessen im intimen Rahmen die reinigende und angenehme Wirkung der Dusch-WC-Modelle in aller Ruhe ausprobieren.

Warmer Wasserstrahl – Teil des Luxus Schliesslich haben wir uns noch zwei Wirtschaftszweigen zuzuwenden, wo

professionelle Bevollmächtigte im Hinblick auf vermutete Pflegebedürfnisse ihrer Gäste stellvertretend und antizipierend entscheiden. Da ist erstens die gehobene Hotellerie, die in moderne, barrierefreie und bequeme Nasszellen investiert. Sie ist sich bewusst, dass ihre Klientel digital vernetzt ist, international unterwegs ist und über mehr Auswahlmöglichkeiten als je verfügt. Es wird mehr erwartet, auch im Bad. Die deutsche Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung (AHGZ) nennt in einem im Januar 2017 erschienenen Beitrag gleich zwei Beispiele aus der Schweiz: Im Luxushotel Les Trois Rois in Basel sind bereits vor zehn Jahren die ersten Dusch-WC installiert worden. Auch im Hotel Mandarin Oriental in

Blick in eine Dusch-WC-Kabine der AquaCleanWC-Oase von Geberit. (Bild: Geberit Vertriebs AG)

langatmigen und einfallsreichen Marketingfeldzug. In vielen Kernländern Europas blieb die Reinigung des Intimbereichs mit Wasser weiterhin unbekannt. Aus diesem Grund startete der Sanitärhersteller Geberit im Jahre 2009 die internationale «I love water»-Kampagne mit dem Ziel, das WC mit integrierter Duschfunktion neu unter der Marke «Geberit AquaClean» zu lancieren und einen Wandel der Toilettenkultur einzuläuten. Damit waren drei Ziele verbunden, nämlich das Tabu des Themas behutsam zu brechen, die Bekanntheit der WC-Kategorie und auch der Marke auf-

Pflegeprofis anerkennen den Nutzen, welchen ein Dusch-WC in der Pflege körperlich beeinträchtigter Menschen stiftet. Zum Sortiment gehören u.a. Armstützen oder ein Lift. (Bild: Closemo AG)

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Genf sind sieben Suiten mit Dusch-WC ausgestattet. Das mache den Reinigungsservice der Sanitärräume generell aufwendiger. Der Service gilt aber dort als unverzichtbar, zumal die Intimhygiene mit Wasser zur alltäglichen Hygienekultur vermögender Besucher aus dem Mittleren Osten gehöre. Auch deutsche Vier- oder Fünfsternehotels setzen auf die moderne Art der Toilettenhygiene, so etwa das WellnessSchloss Elmau in Südbayern. Man schätzt das moderne Design und den Komfort der von einem japanischen Hersteller eingebauten Washlets, lässt sich der Hotelmanager in der AGHZ zitieren.

nigung des Intimbereichs nach der Toilettennutzung selbst vorzunehmen. Ausserdem erleichtert es die Haltearbeit der Pflegenden beim Hinsetzen und Aufstehen ihrer Klienten, die in ihrer Mobilität stark eingeschränkt sind. Gleichwohl der Nutzen solcher Geräte für die Pflege anerkannt ist, ist man in der Schweiz weit von einer flächendeckenden Installation bei Spitälern und Heimen entfernt. Teure Anschaffungskosten und ungünstig verbaute gebäudetechnische Schächte in älteren Immobilien sind Argumente, welche gegen zusätzliche Investitionen sprechen.

nen feinen Strahl, europäische Hersteller weisen einen hohen Wasserdurchsatz auf. Geräte mit hohem Wasservolumenstrom erzielten im Test die bessere Reinigungsleistung (ungeachtet anderer Kriterien wie «Energieeffizienz» oder «Wasserverbrauch»). Die Düsen müssen sich automatisch selber reinigen können. Ergebnis: Verbleibende Markierungen gaben Anhaltspunkte für eine nicht vollständige Reinigung. Bei den Ausstattungsdetails offenbaren sich unterschiedliche Prioritäten. Komfortmerkmale wie Sitzheizung und Föhn werden in Japan höher bewertet als in Europa. Die Versuche aus Esslingen werden in internationalen Ringversuchen wiederholt. Internationale Sanitärtechnik-Experten arbeiten auf eine internationale Norm hin. Aufgrund der oben erwähnten unterschiedlichen Bauweisen steht eine Einigung auf einen Normenentwurf auf der Ebene der internationalen elektrotechnischen Kommission (IEC) noch aus. Messerschmid von der FH Esslingen vermutet, dass der IEC-Ausschuss nicht vor Frühling 2021 eine Dusch-WC-Norm unterbreiten wird. ■ * Download des SBZ-Praxistests unter www.baulinks.de › Stichwort: Dusch-WC › Bericht vom 24.3.2017 «Hochschule Esslingen hat zehn Dusch-WCs getestet» www.hs-esslingen.de Das (nicht immer) stille Örtchen

Vertreter der Industrie besichtigen den an der Hochschule Esslingen eingerichteten Prüfstand für Dusch-WC. (Bild: SBZ / Alfons W. Gentner)

Automatisierte Selbstpflege

Vom Prüfstand zur Norm

Sanitärkeramik-Hersteller argumentieren bei der Vermarktung ihrer DuschWC-Modelle zunehmend auch mit medizinischen Argumenten. Die Reinigung des Pos mit dem warmen Wasserstrahl vermeide Hautreizungen und Entzündungen. Zudem rege der sanfte Wasserdruck des leicht schwingenden Duschkopfs die Durchblutung an und lindere Beschwerden wie Verstopfung. Somit kommen wir zu einem zweiten Wirtschaftszweig, der unablässig boomt, nämlich der professionellen Pflege und Betreuung von Menschen, die sich eben nicht mehr selbst pflegen können. Pflege-Profis anerkennen den Nutzen, den Dusch-WCs auch generell in der Pflege von alten, kranken und körperlich beeinträchtigten Menschen stiften. Das Gerät ermöglicht es, die Rei-

Technisch haben wohl die meisten Dusch-WC-Modelle ihr Reifestadium erreicht. Es lag an der Zeit, deren Qualität zu prüfen. Die Fachhochschule (FH) Esslingen hat unter der Leitung von Prof. Hans Messerschmid * 2017 einen Prüfstand mit zehn verschiedenen Modellen aufgebaut. Mit dem umfangreichen Praxistest wurden verschiedene Eigenschaften geprüft, so beispielsweise der Verlauf der Warmwasser-Austrittstemperatur, der Einfluss der Sprühintensität auf die Warmwasser-Temperatur, die Reinigungswirkung der Düse oder die Selbstreinigung der Düse. Bemerkenswert ist der Umstand, dass die Hersteller sehr unterschiedliche Herangehensweisen bei der Konstruktion ihrer Dusch-WCs haben. Die Geräte eines japanischen Herstellers erzeugen ei-

Es ist hier nicht der Ort, die Geschichte der Latrine oder der Analhygiene in allen Details zu ergründen. Aber die Sprache gibt Hinweise auf die Vorstellung, die mit der sanitären Einrichtung verbunden war und immer noch besteht. Das Wort «Toilette» weist auf den Gebrauch eines Tuches (frz. toile) hin. Man verwendet(e) also einen Lappen oder später Papier für das Reinigen des Hinterteils. Man schiebe den Regler der Zeitgerade zurück: Die Römer tränkten kleine Schwämme in Salzwasser und befestigten sie an einem Stock. Im Mittelalter wurden Moos, Laub oder alte Lumpen bevorzugt; und wer wohlhabend war, griff zu Schafswolle. Das Wort «closet» verwendete man früher für Schränke, Wandschränke und generell für abschliessbare Möbelstücke. Das «water closet» wurde dann später die sanitäre Vorrichtung zur Aufnahme von Körperausscheidungen beziehungsweise der Raum, der für den Toilettengang vorgesehen ist. Die Sprache bildet die in der Frühen Neuzeit neu gezogenen Schamgrenzen ab, nämlich vom mehrsitzigen Latrinenhaus (in historischen Quellen kommt auch der Begriff «Sprachhaus» vor) zum Rückzugsort «Privet», «Secret» oder «Closet». www.hls-dhs-dss.ch › Stichwort: Toilette


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Dusch-WCs durchlaufen umfangreiche Sicherheits-, Umwelt- und Funktionalitätstests

«Gefragt sind Design, Hygiene und Funktionalität in Swissness-Qualität ...» Dusch-WCs müssen hohen Anforderungen hinsichtlich Sicherheit und Umwelt genügen. Der Absatz der komplexen Geräte bedarf vielfältiger Marketing-Massnahmen. Ebenso wichtig sind durchdachte Konzepte, welche die Montage der High-Tech-Sanitärapparate erleichtert. Interview: Manuel Fischer

Wie beurteilt Keramik Laufen die Marktentwicklung für Dusch-WCs in den nächsten 20 Jahren für Europa und die Schweiz? Klaus Schneider: In der Schweiz wird sich der derzeitige Anteil an DuschWCs langfristig erhöhen. Die Schweiz verfügt aktuell über einen hohen Anteil und wird europäisch gesehen auch künftig führend sein. Welche Erfahrungen/welche Kundenrückmeldungen mit bisherigen Produkten führten zum aktuellen Produktsortiment? Bei uns stehen Kundenwünsche, Innovationen und Technologieentwicklungen im Vordergrund. Im Fall unserer Dusch-WCs erstellten wir umfassende Marktabklärungen und Umfragen. Als Resultat davon konzentrieren wir uns auf die wichtigsten technischen Funktionalitäten. Einen speziellen Fokus legen wir auf Hygiene, Benutzerfreundlichkeit und auf die Schweizer Qualität «Swiss Made». Zudem ist es uns gelungen, ein voll in der Keramik integriertes Dusch-WC zu entwickeln, das nicht wie ein technisches Gerät aussieht und deshalb bereits mehrere Designpreise gewonnen hat. Welche Funktionen eines Dusch-WCs sind für den europäischen Markt obligatorisch, welche optional? Es gibt keine obligatorischen Funktionen, aber sehr hohe Anforderungen an die Sicherheit und Umwelt, wie zum Beispiel die EN1717-Tests, die den Schutz des Frischwassers sicherstellen und die durch den SVGW geprüft werden. Obligatorisch sind auch die vorgeschriebenen Tests nach EN977 + EN33 (Masse und Funktionstests: Rundspülung, Papierausspülung, Überspritzen und Ausspülung von Fäkalien). Bei den Produkten für Grossbritannien und Nordirland wird auch geprüft, wie gut

Klaus Schneider arbeitet seit 1999 in der LaufenGruppe. Er war in Europa, Brasilien und den USA tätig, bevor er 2007 die Aufgabe als Geschäftsführer der Keramik Laufen AG übernahm.

sich der Urin mit der kleinen Wassermenge ausspülen lässt. Der Hersteller kann diese Tests selbst durchführen und deklarieren. Wir von Keramik Laufen lassen unsere Produkte zusätzlich und auf freiwilliger Basis durch externe Prüfinstitute, wie zum Beispiel LGA, prüfen und regelmässig überwachen, was auch die Basis für eine Schweizer Zertifizierung nach Q+ bildet. Freiwillig sind nach wie vor die Tests nach IEC 62947 (Norm-Entwurf), bei denen wir beste Resultate aufweisen. Bei vielen potenziellen Kunden bestehen noch Hemmschwellen zur Verwendung eines Dusch-WCs. Welche MarketingMassnahmen sind angezeigt, damit diese mit der ungewohnten Reinigungsweise vertraut werden? Am überzeugendsten ist es immer, wenn man das Gerät testen kann. Aus diesem Grund haben wir unsere Dusch-WCs sowohl in den Toiletten in unserer Ausstellung in Laufen, in unseren Servicezentren in Wallisellen und

Liebefeld als auch bei verschiedenen Grosshändlern funktionsfähig installiert. Im November 2018 führten wir ausserdem einen Testmonat durch, bei dem wir interessierte Bauherren nach Laufen einluden, damit sie sich persönlich von den Vorzügen und dem Komfort unserer Produkte überzeugen konnten. Auch die Meinung eines Facharztes kann das seinige dazutun. Aus diesem Grund haben wir mit einem Facharzt FMH für MagenDarmkrankheiten gesprochen. Seine Gedanken zum Thema Dusch-WC können auf unserer Webseite www.laufen-similor.ch/wohltuende-sauberkeit gelesen werden. Welche Montagehilfen und Anleitungen stellen Sie Installateuren zur Verfügung? Das konsequent durchdachte Konzept unserer Dusch-WCs fällt bereits vor der Montage auf, denn schon deren Verpackung ist ideal auf den Arbeitsablauf des Installateurs abgestimmt. Da Mon-

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tageplatte, Stromkabel, Klemme, Panzerschlauch und Montageanleitung bei der Installation zuerst verwendet werden, sind diese separat vom restlichen Lieferumfang getrennt und von aussen schnell zugänglich, in einem eigenen Fach des Produktkartons untergebracht. So bleiben Dusch-WC, Sitz und Deckel, Fernbedienung sowie Anschluss- und Montagematerial geschützt, staubfrei und an einem Ort verstaut. Sie können dann zu einem späteren Zeitpunkt im Bauablauf ausgepackt und mithilfe des integrierten Montageschlittens einfach am Installationsort platziert werden. Nebst der klassischen Montageanleitung, die der Verpackung beiliegt, stehen auf YouTube und auf unserer App ein praktisches Montagevideo zur Verfügung. In einem Test der Hochschule Esslingen (D) wurden wichtige Hauptfunktionen eines Dusch-WCs getestet: a) die Reinigungswirkung der Duschdüse und b) die Selbstreinigung der ausfahrenden Duscharme. Die Dauer des Reinigungsprozesses variierte sehr stark. Und nur sechs von zehn Testobjekten bekamen die Duschdüsen optisch sauber. Sehen Sie hinsichtlich dieser Funktionalitäten Verbesserungsbedarf? Abwasser- und Sicherheitstests sind etabliert und sehr anspruchsvoll. Bei uns verlässt kein Dusch-WC die Produktion, ohne diese Tests erfüllt zu haben. Die Funktionstests hingegen sind nicht wissenschaftlich unterlegt.

Ein Dusch-WC soll nicht wie ein technisches Gerät aussehen, sondern sich in eine wohnliche Nasszelle einfügen.

Sie sind heute noch sehr rudimentär, werden aber von der Industrie und den Behörden laufend zum Schutz und Nutzen der Kunden weiterentwickelt. Welche Tests sinnvoll oder repräsentativ für die tatsächliche Anwendung sind, kann noch nicht abschliessend gesagt werden. Hier besteht bestimmt ein Verbesserungsbedarf. Wir nehmen alle Tests und Untersuchungen sehr ernst und entwickeln unsere Produkte permanent weiter, um den neusten Erkenntnissen zu entsprechen oder diese zu übertreffen. Bis 2020 soll eine internationale ICENorm für Dusch-WCs vorliegen. Welche Erwartungen hat Ihr Unternehmen

an dieser neuen Norm? Welche Vorstellungen bringt Ihr Unternehmen in den Normungsprozess ein? So neu ist die Norm gar nicht. Sie wurde 2016 für den Benchmark-Test durch die Hochschule Esslingen hinzugezogen. Vertreten durch unseren Technologiepartner und unseren Mutterkonzern ROCA arbeiten wir in diesen Gremien indirekt mit. ■ Klaus Schneider ist Geschäftsführer Keramik Laufen AG und Similor AG. www.laufen.ch


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Reportage zur Endmontage der Geberit-AquaClean-Dusch-WCs im Hauptwerk Rapperswil-Jona

Ohne raffinierte Logistik und 30 Arbeitsschritte kein perfektes Dusch-WC Am Geberit-Hauptsitz befindet sich nicht nur die Forschung und Entwicklung, Vermarktung und der Kundendienst der AquaClean Dusch-WCs, sondern auch die Endmontage der Geräte – dank eines ausgeklügelten SupplyChain-Konzepts und eines gut ausgebildeten Montageteams. Manuel Fischer

■ Die Fertigungsstätte, wo die Montage der Dusch-WCs der AquaClean-Modelle durchgeführt wird, darf man sich nicht als riesige Produktionshalle vorstellen. Kein Schweiss-Lichtbogen ist zu sehen, keine surrende Spritzgiessmaschine, alles ist blitzblank hier, viel Tageslicht, der Schallpegel hält sich in Grenzen. Dennoch sind hier Menschen konzentriert am Arbeiten. So ruhig, gewissenhaft und detailgenau stellt man sich die Herstellung von Uhren oder den Innenausbau von Flugzeugen vor. Karl Zahner, der Geschäftsführer der Geberit Apparate AG, bittet den Besucher, ein leitfähiges Gummiband an Schuhsohle und an Socken anzuheften: «Eine Vorsichtsmassnahme. Durch das plötzliche Entladen von elektrostatischer Aufladung könnte es zur Beschädigung elektronischer Bauteile kommen.»

Montage der 240 Einzelteile Hier geschieht die letzte Stufe eines komplexen Produktionsprozesses, näm-

lich die Endmontage bestehender Teile und ganzer Baugruppen, die aus anderen Geberit-Werken oder von spezialisierten Lieferanten ins Stammwerk gelangen. So besteht das Modell AquaClean Mera aus nicht weniger als 240 Einzelteilen. Von zentraler Bedeutung ist beispielsweise eine vor Ort gefertigte Funktionseinheit, die über die Warmwasser-Bereitung, die Geruchsabsaugung und das Orientierungslicht verfügt und passgenau ins Gesamtgerät eingebaut werden muss. Das genaue Zusammenfügen der elektrischen Kontakte und der Schläuche ist ein wichtiger Schritt, damit der elektronische Antrieb des Duscharms mit Duschdüse tadellos funktioniert. Zu sehen sind auch die eigentlichen WC-Schüsseln, die darauf warten, verbaut zu werden. Die Fertigung in Jona bezieht diese keramischen Komponenten aus einem Geberit-Werk in Deutschland. Sie sind mit Öffnungen versehen, damit der elektronisch gesteuerte

Duscharm oder der Föhn ausfahren kann. «An die Geometrie des dreidimensionalen Objekts stellen wir hohe Anforderungen. Allein die Herstellung dieses Elements ist äusserst anspruchsvoll. Die keramische Grundmasse (aus Kaolin, Ton, Feldspat und Quarz) unterliegt während des Brandes einem Schwundprozess. Passen danach die Öffnungen nicht haargenau, kann die Keramik nicht verbaut werden», erklärt Zahner. An einem von mehreren Montagearbeitsplätzen wird die Sanitärkeramik an einen Metallrahmen fixiert.

Nachschub auf Japanisch Der Materialversorgungsprozess für die Dusch-WC-Montage wird nach der Kanban-Methode gesteuert. Das heisst: Man orientiert sich am tatsächlichen Verbrauch von Materialien am Verbrauchsort. Das Ziel: Der lokale Bestand von Vorprodukten in und nahe der Produktion soll auf ein ausreichendes Minimum reduziert werden. Deswegen sind

Geberit Apparate AG Zuständig für die Herstellung der AquaClean-Dusch-WC-Baureihen ist die Geberit Apparate AG, eine Tochtergesellschaft der Geberit AG mit über 30 Produktionswerken weltweit und konzernweit 12 000 Beschäftigten. Geberit Apparate AG beschäftigt insgesamt rund 100 Mitarbeitende, davon etwa 75 in einer ZweiSchicht-Organisation. Am Stammsitz in Rapperswil-Jona konzentrieren sich Erfahrung und Knowhow dieser hochkomplexen Sanitärapparate – von der Forschung und Entwicklung über die Produktions- und Beschaffungsprozesse bis hin zur Vermarktung und dem Kundendienst.

Seit 2011 geschieht die Endmontage der Dusch-WCs des weltweit tätigen Sanitärtechnik-Konzerns Geberit am Schweizer Standort in Rapperswil-Jona.

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Sorgfältiges manuelles Arbeiten braucht viel Fingerspitzengefühl.

Jedes fertig montierte Gerät durchläuft eine Reihe von Sicherheits- und Funktionstests, bevor es das Werk verlässt.

in der Vorzone zur eigentlichen Montage Regale wie in einem Supermarkt eingerichtet worden. Schrauben, Briden, Schläuche und vieles mehr liegen in blauen Kunststoffbehältern bereit. Der Nachschub an Material wird durch das Scannen leerer Materialbehälter ausgelöst. Die ständige Verfügbarkeit der benötigten Teile basiert auf langfristigen Kooperationen mit ausgewählten und verlässlichen Lieferanten, die auch ins Qualitäts- und Logistikmanagement von Geberit eingebunden sind. «Nichts darf zum Unterbruch der Produktion führen, auch keine fehlende Etikette», illustriert Zahner seine Anforderungen an stabile Prozesse. Drei Mal täglich wird vom Aussenlager Material für die Fertigung der Dusch-WCs zum nahe an der Montage gelegenen Supermarkt geliefert. Die unterbruchsfreie Materialversorgung findet ihre Fortsetzung in einem zweiten Kanban-Regelkreis. Damit die Mitarbeitenden an den einzelnen Montage-Arbeitsplätzen sich nicht um ausgehendes Material sorgen müssen, kümmert sich ein interner Logistik-Mitarbeiter um den ständigen Nachschub zu den Arbeitsplätzen.

«Der gut ausgebildete Mensch ist hinsichtlich Flexibilität gegenüber einem Roboter immer noch um Längen im Vorteil» Ein Logistikmitarbeiter besorgt den Nachschub der einzelnen Bestandteile im Abteilungs-Supermarkt.

Mensch-Roboter 1:0 Wer ins Montage-Team aufgenommen werden will, durchläuft eine betriebsinterne Ausbildung, die in der Regel

Die Montage im Hauptwerk Jona bezieht die WC-Schüsseln aus einer auf Keramikprodukte spezialisierten Produktionsstätte (Wesel, Nordrhein-Westfalen) des Konzerns.


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Die Kanban-Methode steuert die Materialzufuhr.

Kommunikation

Transportbehälters erhält Geberit von einem spezialisierten Hersteller zwölf zu beladende Vollkarton-Verpackungen. Diese gewährleisten den optimalen Schutz der Produkte auf ihrer Reise zum Kunden. Auch beim Design dieser Kartonelemente vertraut Geberit auf einen spezialisierten Lieferanten, der sich – ohne administrativen Aufwand – ideal in den Produktionsprozess eingliedert. Die Massnahme ist ebenfalls durch die Lean-Management-Logik begründet. Der spezielle Transporter ermöglicht den Wegfall klassischer Hubstapler und Handhubwagen, sodass pro Jahr kilometerlange Bring- und Holwege entfallen. Die Kommunikation spielt eine nicht unerhebliche Rolle, um die Lean-Prinzipien in den Produktionsteams zu verinnerlichen. An den regelmässig stattfindenden Shopfloor-Meetings werden anstehende Herausforderungen besprochen und ohne Zeitverzug Lösungen überlegt und umgesetzt. Bei so viel ausgereizter Effizienz mag es erstaunen: Die Mitarbeitenden sind aufgefordert, sich partizipativ am kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP) zu beteiligen und sie tun es auch tatsächlich. «Wir erhalten jährlich mehrere Hundert gute Ideen, sodass wir drei von vier Ideen umsetzen können», sagt Zahner. Die Vorschläge betreffen unter anderem Themen wie Arbeitssicherheit, Leistungsverbesserungen oder auch Ideen zum Arbeitsumfeld im Allgemeinen. ■

Dank eines eigens für die Versorgung des Werks konstruierten und fahrbaren

www.geberit.ch

Hier fügt eine Mitarbeiterin die zahlreichen Kabel und Schläuche zusammen, um ein zentrales Bauteil des Dusch-WCs funktionsfähig zu machen. (Bilder: Geberit Vertriebs AG)

zwei bis drei Monate dauert und auf einem standardisierten Trainingskonzept basiert. Dieses greift auf Tätigkeitsanalysen zurück, die alle relevanten Einzelschritte für eine qualitativ einwandfreie Arbeitsausführung enthalten. Mehrere Wiederholungen unter Aufsicht eines Trainers bringen die erforderliche Sicherheit und Routine. «Es gibt hier sehr viele Arbeitsverrichtungen, die sich nur schwer automatisieren lassen. Da ist der Mensch gegenüber einem Roboter immer noch um Längen im Vorteil», sagt Zahner. Manuelle Geschicklichkeit und Team-Denken sind gefragt. Rund zwei Stunden dauert die Durchlaufzeit für die Montage. Je nach Modell sind bis zu 30 Einzelschritte notwendig, bis ein AquaClean Dusch-WC komplett ist. Die Mitarbeitenden müssen in der Lage sein, alle Fertigungsschritte an den rund 14 Montagestationen zu beherrschen. Dies gewährleistet eine JobRotation.

Durchgehender Datenfluss Das umfassende Qualitätsmanagement beginnt bei sämtlichen Lieferanten in der Wertschöpfungskette. In der Montage werden alle Funktionseinheiten mit

einem QR-Code gekennzeichnet, was die Rückverfolgbarkeit jedes einzeln hergestellten Geräts ermöglicht. Auch die Mitarbeitenden sind in die lückenlose Qualitätskontrolle eingebunden, indem sie sich vor einem Funktionstest, etwa einer Dichtigkeitsprüfung eines Bauteils, mit einem Scanner identifizieren. Mittels einer First-Pass-Rate wird aufgezeichnet, welcher Anteil im ersten Prüfdurchgang nach dem Montagevorgang problemlos – also ohne Reparaturschritte – funktioniert. Sobald die ganze Technik wie geplant verbaut worden ist, muss jedes fertige Gerät in den Endprüfstand, einen gläsernen Schrank, wo alle Sicherheitstests automatisch ablaufen und alle Funktionen des DuschWCs durchgeprüft werden. Nach bestandener Schlussprüfung wird jedes Gerät mit einer Seriennummer gekennzeichnet. Man staunt über die «Rückverfolgbarkeit»: Das Dusch-WC ist so «intelligent», dass es die während der Produktion erhobenen Produktionsund Prüfdaten auf seinen Steuereinheiten abspeichert.

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Interview mit Beat Aebi, Leiter Marketing und Produktmanagement, Mitglied der Geschäftsleitung bei Geberit Vertriebs AG

«Dusch-WC: Man probiert es aus … ... und kauft es» Innovation im Sanitär-Bereich kann nicht mit Worten erläutert werden, sondern benötigt haptisch-sensitive Erfahrung. Deshalb gehört das Testen und das zeitlich limitierte Installieren von Geräte-Aufsätzen zum Marketingkonzept. Ein Gespräch mit Beat Aebi, Leiter Marketing und Produktmanagement bei Geberit Vertriebs AG. Interview: Manuel Fischer

Jede zehnte neu verbaute Toilette in der Schweiz ist ein Dusch-WC. Das Geschäft mit diesen Geräten läuft offenbar erfreulich. Doch wer beeinflusst eigentlich wen bei der Kaufentscheidung? Beat Aebi: Wir sowie unsere Partner im Markt sind von der Qualität unserer Produkte sehr überzeugt und können das auch mühelos übermitteln. Die Ausgangslage ist je nach Wohnsituation unterschiedlich. Beim Neubau eines Eigenheims gibt es sicherlich eine gewisse Beeinflussung durch die Architektin und den Installateur, aber auch durch den Grosshandel. Nicht zu unterschätzen ist die «Mund zu Mund»-Weiterempfehlung durch Freunde und Bekannte. Geberit fördert dies mit einem «Kunde wirbt Kunde»-Konzept. Auch mit der jungen Generation, die heute schon zu Hause ein Dusch-WC nutzt, wachsen neue Kunden heran. Denn sie möchten es höchstwahrscheinlich auch als Erwachsene nicht mehr missen. Gerade in der Schweiz gibt es viele, die kaum über den Einbau von Sanitärinstallationen in der Wohnung entscheiden können. Die Durchdringung ist in der Tat noch relativ klein, das Potenzial entsprechend gross. Dank den neuen Produkten wie dem AquaClean Tuma wurden vermehrt auch in diesem Segment Wohnungen ausgerüstet, teils auf Wunsch der Mieter, teils gar als Basisausstattung. Das positive Feedback freut uns. Das AquaClean Tuma-Aufsatzgerät eignet sich perfekt für Mietwohnungen. Es ist schnell installiert und kann bei einem Umzug problemlos auch wieder deinstalliert und in die neue Wohnung mitgenommen werden. Eine von Geberit 2013 in Auftrag gegebene Studie nannte kulturelle Hindernisgründe, weswegen ein grosser Teil der Bevölkerung Hemmungen hat, die eingeübten Gewohnheiten beim

Beat Aebi hat das Sanitärhandwerk von der Pike auf gelernt und absolvierte zusätzlich ein betriebswirtschaftliches Zusatzstudium. Seit 2012 ist er Leiter Marketing und Produktmanagement bei Geberit Vertriebs AG.

WC-Gang zu verändern. Man sprach vom Gefühl des Kontrollverlusts. Wie kann ein Anbieter eines Dusch-WCs da entgegenwirken? Das Testen eines solchen Geräts ist das A und O. Wir bieten seit Jahren unterschiedliche Testmöglichkeiten an. Bereits sind in vielen Hotels Geberit AquaClean DuschWCs installiert. Hotels sind ein optimaler Ort, sich auf ein neues WC-Erlebnis einzulassen. Der WC-Gang braucht ja Musse und Zeit. Weiter bieten auch viele Händler und Installateure Testmöglichkeiten. Sie haben Geberit AquaClean in ihren Besuchertoiletten installiert. Zudem ist Geberit an zahlreichen Grossevents, wie beispielsweise dem Eidgenössischen Schwingfest, mit der «Geberit AquaClean WC-Oase» vor Ort. Diese mobile Gäste-WC-Anlage ist mit AquaClean Meras ausgestattet. Als weitere Testmöglichkeit bieten wir an, einen AquaClean Tuma-Aufsatz für 99 Franken während 30 Tagen zu Hause zu testen. So kann man sich vom unvergleichlichen Frische- und Sauberkeitsgefühl in aller Ruhe überzeugen. Sämtliche Testmöglichkeiten haben wir unter www.geberit-aquaclean.ch/testen zusammengefasst. Christoph Behling, Designer von Geberit AquaClean-Produkten, ist überzeugt: In 20 Jahren wird man das Dusch-WC

als Standardeinrichtung in Deutschland und ganz Europa vorfinden. Eine mutige Aussage. Präzise Voraussagen sind natürlich schwierig. Wir glauben fest daran, dass es sich stark ausbreiten wird. Blicken wir beispielsweise nach Ostasien, etwa nach Japan, wo in knapp 80 % der privaten Haushalte bereits ein solches Gerät installiert ist. So eine Marktdurchdringung kann auch bei uns nachvollzogen werden. Wir erleben zurzeit sehr viel Dynamik in diesem Wachstumsmarkt: Ich denke an die zahlreichen Mitbewerber, die auf diesen Zug aufspringen möchten. Auch diese Perspektive veranlasste Geberit, die Endmontage der Dusch-WCs an einem Ort, nämlich hier in Rapperswil-Jona, zu konzentrieren. Der traditionelle WC-Gang hält die umweltschädliche Toilettenpapier-Produktion in Gang. Andererseits braucht es elektrischen Strom für die Aufbereitung von Warmwasser für das DuschWC. Wie umweltfreundlich ist ein solches Produkt? Um die Umweltwirkung eines Produkts seriös abzuklären, genügt es allerdings nicht, die beiden genannten Teilprozesse in ihrer Umweltbelastung gegenseitig abzuwägen. Bereits bei der Entwicklung schauen wir auf das Öko-Design. Viele Punkte sind relevant: Wie sieht es aus mit den verwendeten Rohmaterialien, deren Beschaffung, wie energieeffizient werden die Komponenten produziert bis hin zu den verwendeten Verpackungen und der Wahl der Transportmittel. Dank der neu entwickelten und patentierten WhirlSpray-Technologie wird der Wasserverbrauch weiter reduziert. Neben dem erhöhten Reinigungskomfort hat die Luftbeimischung den Nebeneffekt, weniger Warmwasser zu benötigen. ■ www.geberit.ch


Sanitärtechnik | Schwerpunkt: Dusch-WC |

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Highend-Dusch-WC – einfach und schön telpunkt. Die Formensprache des Geräts ist ausbalanciert, extrem klar und reduziert – nur das Essenzielle wird sichtbar. Das Becken ist spülrandlos und verfügt über eine schmutzabweisende Oberfläche. Der Deckel gewährt trotz aussergewöhnlich reduzierter Höhe der ganzen Technik Platz und erlaubt ein sanftes Schliessen.

Das Axent.One – einfach zu bedienen wie eine Schweizer Armbanduhr.

■ Gemeinsam mit den Stardesignern Matteo Thun und Antonio Rodriguez und ihrer Erfahrung aus Architektur, Interieur und Produktdesign präsentiert der Sanitäranbieter Axent International AG neu ein stilvolles Dusch-WC, das durch Innovation und Einfachheit geprägt

ist. Das Modell «Axent.One» kombiniert reduziertes, pures Design und leichte Linienführung mit Funktionalität und technologischer Innovation. Axent.One besticht durch Einfachheit und stellt eine intuitive Bedienung des Dusch-WCs in den Mit-

Ein Bedienknopf für alle Wünsche Die innovative, invisible Bedientechnik konzentriert sich in einem einzigen Regler – die One-Solution: ein einfacher, ästhetischer Multifunktionsknopf. Alle für den Dusch-Prozess relevanten Einstellungen, wie das Starten und Beenden des Waschens, das Auswählen von Wassertemperatur oder Wassermenge, sind durch die One-Solution-Steuerung präzise justierbar, und lassen sich völlig mühelos durch ein einfaches Drehen regulieren. Ausserdem wird die Einstellung durch ein akustisches Signal – einen einfachen Klick-Ton

– unterstützt. Neben der Standard-Funktion aktiviert die QuickFunktion die individuelle Einstellung der vorherigen Anwendung. Die einfache Bedienung und das ästhetische und aufs Wesentliche reduzierte Design von Axent.One vereinen haptische Sensibilität und ergonomischen Komfort. Das edle Dusch-WC passt mit seiner leichten Linienführung somit in jedes Bad. Das innovative Gerät eignet sich auch für Sanitärkonzepte in der Hotellerie. Das Modell Axent.One Plus verfügt über zusätzliche Eigenschaften wie Warmluftföhn, integrierte Sitzheizung (mit je regulierbarer Temperatur). Zudem sind Benutzerprofile programmierbar. ■ Vgl. HK-Gebäudetechnik Nr. 3/2018, S. 71–73. AXENT International AG Tel. 055 533 05 71 www.axentbath.ch

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Sanitärtechnik | Wohnen | Produkte

Inspire yourself – der arwa-Film ■ Was bewegt die Menschen? Wo finden sie Inspiration für ihr Leben und für ihre Arbeit? arwa machte sich während sieben Drehtagen zusammen mit einer Filmcrew auf, um diesen Fragen nachzugehen. Entstanden ist ein Image-Film, der die Wechselwirkung zwischen der Suche nach neuen Impulsen und emotionalem Produktdesign visualisiert. arwa ist auf das Umweltgeschehen sensibilisiert. arwa fragt, was die Menschen bewegt, wie sie leben oder leben wollen, was sie treibt, wo sie Erholung und Inspiration suchen und auch finden. Nicht selten führen die Gespräche mit nationalen und internationalen Designern weit

über die reine Formfindung hinaus. Daraus resultiert ein Armaturendesign, das Verständnis für das Stilempfinden der heutigen Zeit verkörpert. Es ist ein Statement für den authentischen Lifestyle in Bad und Küche. Diese Wechselwirkung zwischen der Suche nach neuen Impulsen und emotionalem Produktdesign wurde im neuen arwa-Imagefilm visualisiert.

Die Story Auf der Suche nach neuen Inputs beschliesst eine junge Frau, ihre Komfortzone zu verlassen. Sie begibt sich auf Streifzüge durch eine lebhafte Stadt, taucht in die stille Schönheit der Natur ein und hält mit ihrer Kamera eine fühlbare Wirk-

lichkeit fest. Es sind intensive, aber auch flüchtige Momente, die im Film mit artistisch anmutenden Szenen aus der Armaturenproduktion vermischt werden. Letztere zeigen, wie dank dem traditionellen Wissen und dem handwerklichen Geschick der Produktionsmitarbeiter präzise und hochwertige Armaturen entstehen. Armaturen, die sich vom Designempfinden, aber auch von ihrer Funktionalität her, nahtlos in den herausfordernden Alltag der modernen Gesellschaft integrieren.

Das Unternehmen und seine Marken Die Similor AG ist der erste Schweizer Armaturenhersteller, dessen Ursprung auf die Gründung der Firma Kugler Robinetterie SA im Jahr 1854 zurückgeht. Heute produziert Similor für den Schweizer Markt die Armaturenmarken arwa, Similor Kugler und Sanimatic sowie für den internationalen Markt die Armaturenmarke Laufen. Das Sortiment umfasst Armaturen für das Bad, die Küche und den öffentlichen Bereich. ■ Similor AG Tel. 061 765 73 33 www.arwa.ch

Der arwa-Imagefilm dauert etwas mehr als zwei Minuten. (youtu.be/VZgAIuVAAcw)



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Sanitärtechnik | Wohnen |

PUBLIREPORTAGE

Fachbeitrag der Scartazzini Sanitär Systeme AG, Spezialfirma für Vorbausysteme und Fertignasszellen

Übertragung von Luft- und Körperschall bei Vorwandsystemen SIA 181:2006 ist in aller Munde. Damit diese Norm eingehalten werden kann, müssen alle Beteiligten die geforderten Bedingungen erfüllen. Die Scartazzini Sanitär Systeme AG aus Chur zeigt Ihnen auf, um was es geht und was Sie als Planer, Installateur oder Architekt beachten sollten. ■ Mit ihrer Marke SANISTAR® fokussiert sich die Scartazzini Sanitär Systeme AG auf die Planung, Entwicklung und Fertigung moderner Vorwandsysteme, Raumtrennelemente und Fertignasszellen. Die Einhaltung der SIA 181:2006 bezüglich Luft- und Körperschall spielt bei diesen Produkten eine zentrale Rolle. Die Norm bildet aber auch die Achillesferse, die immer wieder Probleme in der Umsetzung für alle Beteiligten bereithält. Wenn die Norm nicht eingehalten werden kann, so ist dies vielfach darauf zurückzuführen, dass wichtige Punkte bei der Planung oder Installation nicht beachtet wurden. Die neuesten Messungen von Scartazzini bestätigen, dass die Anforderungen erfüllt werden, sofern alle Beteiligten die geforderten Bedingungen einhalten. Denn für die Einhaltung der Normen sind alle Beteiligten am Gewerk wie Architekten, Bauphysiker, Gebäudetechnikplaner, Haustechnikinstallateure, Elektriker, Gipser oder Plattenleger gleichermassen entscheidend und tragen zur Erfüllung bei.

Massgeschneiderte Lösung: SanitärVorwandsystem.

Aktuelle Messresultate Die von Scartazzini Sanitär Systeme AG in Auftrag gegebenen und unabhängigen Tests wurden im Schallprüfzentrum durch Kuster + Partner AG durchgeführt. Die Tests wurden im Prüfstand nach EN-ISO 10140-2 für den Luftschall und nach SIA 181:2006 für den Körperschall mit dem EMPA-Pendelfallhammer durchgeführt. Sämtliche Messungen wurden mit einem Lavabo und einem WC an den jeweiligen Wandsystemen geprüft. Die Wandaufbauten wurden der Realität entsprechend an die Bausituation angepasst und die Elemente gemäss den Bedingungen für die Einhaltung der Luftund Körperschall-Messwerte installiert. Vergleichbare Labormessungen können nicht auf vergleichbare Bauten angewendet werden.

Zur Interpretation

Körperschall: Je tiefer der Wert, desto besser. Luftschall: Je höher der Wert, desto besser.

Bedingungen für die Einhaltung der Luftund Körperschall-Messwerte Zusammengefasst die wichtigsten Merkpunkte, die zu beachten sind, damit die SIA-Anforderungen bezüglich Luft- und Körperschall eingehalten werden können. Diese Punkte legen wir Architekten, Bauphysikern, Gebäudetechnikplanern, Haustechnikinstallateuren, Elektrikern, Gipsern und Plattenlegern sehr ans Herz: SANISTAR® Sanitärrahmen als Vorwandelement • Die Mindesttiefe eines Vorwandsystems darf 240 mm nicht unterschreiten.

Die Vorwandsysteme und Fertignasszellen werden fixfertig beplankt und ausgeflockt.

• Nebenwege verändern die Schalldämmwerte immens. Daher ist es wichtig, die Nebenwege anhand der individuellen Situation zu prüfen. • Als Schachtabsorptionsdämmung wurde Steinwollfeingranulat BKZ 6q.3, Temperaturbeständigkeit > 1000 °C; Dichte 85kg/m3 eingesetzt.


Sanitärtechnik | Wohnen |

• Werden zusätzliche Leitungen geplant und eingebaut, so hat dies Einfluss auf die Schalldämmung. Dies muss berücksichtigt werden. • Etagen in den Fallleitungen sind zu vermeiden (Aufprallgeräusche). • Kontakt mit dem Baukörper ist zu meiden (Schallbrücke). • Rohrdurchführungen sind mit dauerelastischer Dichtungsmasse abzudichten. SANISTAR® Sanitärrahmen als Raumtrennelement • Die Mindesttiefe eines Vorwandsystems darf 330 mm nicht unterschreiten.

• Nebenwege verändern die Schalldämmwerte immens. Daher ist es wichtig, die Nebenwege anhand der individuellen Situation zu prüfen. • Als Schachtabsorptionsdämmung wurde Steinwollfeingranulat BKZ 6q.3, Temperaturbeständigkeit > 1000 °C, Dichte 85kg/m3 eingesetzt. • Werden zusätzliche Leitungen geplant und eingebaut, so hat dies Einfluss auf die Schalldämmung. • Etagen in den Fallleitungen sind zu vermeiden (Aufprallgeräusche). • Kontakt mit dem Baukörper ist zu meiden (Schallbrücke).

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• Rohrdurchführungen sind mit dauerelastischer Dichtungsmasse abzudichten.

Jetzt Schallschutzbroschüre bestellen ! Erhalten Sie einen detaillierten Einblick in die aktuellen Messresultate und holen Sie sich wertvolle Tipps in der neuen 16-seitigen Schallschutzbroschüre der Scartazzini Sanitär Systeme AG. Bestellen Sie unter www.sanistar.net (› SANISTAR® › SANISTAR® kann leise), per Telefon oder E-Mail ganz einfach Ihre gewünschte Anzahl Exemplare. Haben Sie weitere Fragen? Die Scartazzini Sanitär Systeme AG unterstützt Sie gerne bei der schalltechnisch korrekten Auslegung und Planung, auch bei generellen Fragen zu den Themen Vorwandsysteme, Fertignasszellen, Beplankung, Ausflockung oder individuelle PE-Vorfabrikation. ■ Scartazzini Sanitär Systeme AG 7000 Chur Tel. 081 300 66 66 info@scartazzini-ag.ch www.sanistar.net

Zum Merken: die Anforderungen nach SIA 181.2006, Schallschutz im Hochbau Laut SIA-Norm gelten folgende Grenzwerte. Lärmempfindlichkeit: Beschreibung der immissionsseitigen Raumart und Raumnutzung (Empfangsraum). Gering: Lärmbelastung klein 42 dB, mässig 47 dB, stark 52 dB, sehr stark 57 dB. Räume für vorwiegend manuelle Tätigkeit, Räume, welche von vielen Personen oder nur kurzzeitig benützt werden. Beispiele: Werkstatt, Handarbeits-, Empfangs-, Warteraum, Grossraumbüro (bei Ausschluss späterer Unterteilung in mehrere Nutzungseinheiten oder Einzelbüros), Kantine, Restaurant, Küche ohne planmässige Wohnnutzung, Bad, WC, Verkaufsraum, Labor, Korridor. Mittel: Lärmbelastung klein 47 dB, mässig 52 dB, stark 57 dB, sehr stark 62 dB. Räume für Wohnen, Schlafen und für geistige Arbeiten. Beispiele: Wohn-/ Schlafzimmer, Studio, Schulzimmer, Musik-Proberaum, Wohnküche, Büroraum, Hotelzimmer, Spitalzimmer ohne spezielle Ruheraumfunktion.

Gesamtübersicht in der Schallschutz-Broschüre «SANISTAR® kann leise!»

Hoch: Lärmbelastung klein 52 dB, mässig 57 dB, stark 62 dB, sehr stark 67 dB. Räume für Benutzer mit besonders hohem Ruhebedürfnis. Beispiele: spezielle Ruheräume in Spitälern und Sanatorien, spezielle Therapieräume mit hohem Ruhebedarf, Lese- und Studierzimmer.

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Agenda | Berufsbildung

Permanente Agenda Anmeldung

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(Bitte informieren Sie sich auch unter www.hk-gebaeudetechnik.ch/agenda. Änderungen vorbehalten.)

Thema/Ort

Datum

PV-Labor BFH Burgdorf, www.pvtest.ch › News/Events

3. PV-Industrietag 2019: PV-Gebäudehüllen, neue Entwicklungen und Projekte, Mittwoch, 23. Januar 2019, Burgdorf

23. Januar 2019

BIM Software Lief., www.openbim.ch › Forum

open BIM Forum 2019, Mi/Do 23./ 24. Januar 2019 in der Messe Luzern

23. / 24. Januar 2019

Tagungen

Verb. Fernwärme, www.fernwaerme-schweiz.ch 18. Fernwärme-Forum 2019, Fernwärme / Fernkälte, Do., 8.30 – 16.30 Uhr, Kongresshaus Biel

24. Januar 2019

SWKI, Gebäudetechnik-Ingenieure, www.swki.ch 5. Schweizer Hygienetagung, Freitag, 25. Januar 2019, Ort: Luzern

25. Januar 2019

www.schweizerplanertag.ch

14. Schweizer Planertag, Campussaal Brugg-Windisch, Dienstag 26. Februar 2019

26. Februar 2019

suissetec, Schweizerisch-Liechtensteinischer Gebäudetechnikverband, www.suissetec.ch

15. suissetec-Spenglertag 2019, Fachtagung für Spengler, Planer, Architekten mit Fachreferaten 6. März 2019 und Ausstellung. Mittwoch, 6. März 2019, 9 – 16 Uhr, Kursaal Bern (alle 2 Jahre)

www.swissolar.ch › Agenda

17. Nationale Photovoltaik-Tagung, Kursaal Bern, Dienstag + Mittwoch

26.–27. März 2019

Konferenz der GT-Verbände KGTV, www.kgtv.ch

KGTV: GV mit Workshop, Donnerstag, 8.30-14 Uhr, Bern, Welle 7

4. April 2019

Weishaupt AG, www.weishaupt-ag.ch

16. WIF, Weishaupt-Ing.-Fachzirkel 2019, Mi.,10. April 2019, 12–17 Uhr Umwelt Arena Spreitenbach 10. April 2019

HSLU Horw, Prüfstelle Gebäudetechnik www.hslu.ch/ige › Prüfstelle Gebäudetechnik

Feierabend-Workshop@IGE für Planer, Installateure und Liegenschafts-Bewirtschafter, Themen: Akustik, Luftqualität in Gebäuden, Sanitärtechnik, Therm. Behaglichkeit. Do, 11.4.19, 17-19 Uhr

11. April 2019

www.tagedersonne.ch

Tage der Sonne 2019

24. Mai – 2. Juni 2019

Monitoring & Optimierung in Gebäuden, ec-Tageskurs, Mittwoch, 08.45 –16.45 Uhr in Bern

30. Januar 2019

Kurse

www.energie-cluster.ch › Veranstaltungen

Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz FWS, Grundlagen der WP-Technologie Infos + Anmeldung online: Praxiskurs Wärmepumpen-System-Modul (WPSM) www.fws.ch › Aus- und Weiterbildung Wärmepumpentechnik Akustik bei Wärmepumpen Planen und Dimensionieren von Erdwärmesonden Praxiskurs Wärmepumpen-System-Modul (WPSM) Planung und Berechnung von Sanierungen von Heizanlagen mit Wärmepumpen Grundlagen der WP-Technologie Grundlagen der WP-Technologie Praxiskurs Wärmepumpen-System-Modul (WPSM) Wärmepumpentechnik Projektablauf, Elektrik, Regeltechnik, Inbetriebnahme, Unterhalt bei Wärmepumpen Planen und Dimensionieren von Erdwärmesonden Wärmepumpentechnik Planung und Berechnung von Sanierungen von Heizanlagen mit Wärmepumpen Praxiskurs Wärmepumpen-System-Modul (WPSM)

Messen

23.1.2019/St. Gallen (FH) 30.1.2019/Frauenfeld 20.2.2019/St. Gallen (FH) 6.3.2019/Region Bern 13.3.2019/Windisch (FHNW) 27.3.2019/Region Bern 3.4.2019/St. Gallen (FH) 10.4.2019/Windisch (FHNW) 8.5.2019/Region Bern 15.5.2019/Windisch (FHNW) 22.5.2019/Windisch (FHNW) 29.5.2019/St. Gallen (FH) 5.6.2019/Sargans 12.6.2019/Region Bern 3.7.2019/Windisch (FHNW) 14.8.2019/Sargans

www.ish.messefrankfurt.com

ISH 2019 Frankfurt, neu: Montag-Freitag

11. – 15. März 2019

ZT Fachmessen AG, www.fachmessen.ch

20. Bauen & Modernisieren 2019, Messe Zürich

5. – 8. September 2019

ZT Fachmessen AG, www.fachmessen.ch,

18. Bau+Energie Messe, BernExpo, www.bau-energie.ch

28.11.2019 – 1.12.2019

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Inserentenverzeichnis Abacus Research AG AROTEC AG AXENT International AG Biral AG Brunner-Anliker AG Coolworld Rentals AG Fahrer AG Geberit Vertriebs AG Georg Fischer Rohrleitungssysteme (Schweiz) AG Helios Ventilatoren AG ifm electronic ag Messe Frankfurt Ohnsorg Söhne AG Peugeot (Suisse) SA R. Nussbaum AG S + G Mobile Heizzentrale AG STF Schweizerische Techn. Fachschule Winterthur Thalmann Maschinenbau AG Wärmebau Vertriebs AG Wilo Schweiz AG XfleX Software AG

Stellenmarkt: Titelseite: Beilagen:

36 21 55 50 56 39 35 12, 13 57 15 US 2 7 43, 45 US 4 60 21 61 43 11 31 35

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Bezugsquellen | Impressum

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IMPRESSUM HK-Gebäudetechnik 17. Jahrgang, Nr. 1, Januar 2019 (46. Jahrgang HeizungKlima), erscheint monatlich. www.hk-gebaeudetechnik.ch, ISSN 1016-5878

Geroldswil, Mitglied GebäudeKlima Schweiz. Viktor Scharegg, Mitglied Zentralvorstand suissetec. Beat Scherrer, VR-Präsident Scherrer Metec AG, Zürich.

Auflage + Verbreitung (WEMF 2018) Verbreitete Auflage 6553 Ex. Verkaufte Auflage 2050 Ex. Druckauflage 7800 Ex.

Copyright Mit der Annahme von Manuskripten durch die Redaktion und der Autor-Honorierung durch den Verlag erwirbt der Verlag das Copyright und insbesondere alle Rechte zur Übersetzung und Veröffentlichung der entsprechenden Beiträge in anderen verlagseigenen Zeitschriften sowie zur Herausgabe von Sonderdrucken. Für unverlangt eingesandte Text- und Bildunterlagen übernimmt die Redaktion keine Gewähr. Nachdruck, auch auszugsweise, nicht gestattet.

Herausgeberin AZ Fachverlage AG, Neumattstrasse 1, 5001 Aarau Tel. 058 200 56 50, Fax 058 200 56 61 Geschäftsführer: Jürg Weber Leitung Zeitschriften: Michael Sprecher Redaktion AZ Fachverlage AG, HK-Gebäudetechnik Neumattstrasse 1, Postfach, CH-5001 Aarau. Peter Warthmann, Chefredaktor, Tel. 058 200 56 15, peter.warthmann@chmedia.ch Manuel Fischer, Redaktor, Tel. 058 200 56 11, manuel.fischer@chmedia.ch Ständige externe Fachredaktoren: David Eppenberger, Bernd Genath, Alan Hawkins, Franz Lenz, Wolfgang Schmid, René Senn, Martin Stadelmann, Martin Stöckli, Andreas Walker, Jürg Wellstein, Andreas Widmer, Daniela Hochradl-Wohlgemuth Redaktioneller Beirat Marco Andreoli, VR-Präsident, CTA AG, Münsingen. Domenico Autuori, Manager of Trainingcentre & Laufen Forum, Keramik Laufen AG und Similor AG, Laufen. Daniel Bader, Leiter Kommunikation, R. Nussbaum AG, Olten. Stephan Muntwyler, Geschäftsführer Gabs AG, Tägerwilen. Richard Osterwalder, Geschäftsleiter Weishaupt AG,

Redaktionelle Beiträge Produkte-Hinweise werden kostenlos abgedruckt, Auswahl erfolgt durch die Redaktion. Bezahlte Beiträge werden mit «Publireportage» oder «Anzeige» gekennzeichnet. Leitung Werbemarkt: Stefan Wyser, Tel. 058 200 56 18 Anzeigenleitung/Kundenberatung Stefan Wyser, Tel. 058 200 56 18, stefan.wyser@chmedia.ch Corinne Dätwiler, Tel. 058 200 56 16, Fax 058 200 56 61, corinne.daetwiler@chmedia.ch Anzeigentarif unter www.hk-gebaeudetechnik.ch Weitere Informationen unter azwerbung.ch/print/fachzeitschriften/hk-gebaudetechnik/ Leitung Marketing: Michael Sprecher Aboverwaltung, Abonnemente Tel. 058 200 56 50, abo@hk-gebaeudetechnik.ch Preis Jahres-Abonnement: Fr. 138.– (inkl. MwSt.) Abo-Bestellung: www.fachtitel.ch Layout/Produktion: Pia Zimmermann

Druck: Vogt-Schild Druck AG, 4552 Derendingen Kooperation mit folgenden Verbänden: Schweizerisch-Liechtensteinischer Gebäudetechnikverband (suissetec), 8021 Zürich, Tel. 043 244 73 00, www.suissetec.ch GebäudeKlima Schweiz, Verband für Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik, 4603 Olten, Tel. 062 205 10 66, www.gebaeudeklima-schweiz.ch energie-cluster.ch, www.energie-cluster.ch FWS, Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz, Bern, www.fws.ch Schweizerischer Verband für Wärmekraftkopplung (WKK-Fachverband), www.waermekraftkopplung.ch Schweizerischer Stahl- und Haustechnikhandelsverband SSHV, 4010 Basel, www.sshv.ch Swissolar, www.swissolar.ch GNI Gebäude Netzwerk Initiative, Zürich, www.g-n-i.ch MeGA, Fachverband der Gebäudeautomationsplaner der Schweiz, c/o ADZ, Luzern, www.mega-planer.ch KGTV, Konferenz der Gebäudetechnik-Verbände, www.kgtv.ch KNX Swiss, www.knx.ch VDSS, Verein dipl. Spenglermeister Schweiz, www.vdss.ch

Ein Produkt der CEO: Axel Wüstmann www.chmedia.ch Namhafte Beteiligungen nach Art. 322 Abs. 2 StGB, AZ Anzeiger AG, AZ Verlagsservice AG, AZ Fachverlage AG, Atmosphären Verlag GmbH, AZ Management Services AG, AZ Regionalfernsehen AG, AZ TV Productions AG, AZ Zeitungen AG, FixxPunkt AG, Belcom AG, Media Factory AG, Mittelland Zeitungsdruck AG, Vogt-Schild Druck AG, VS Vertriebs GmbH, Weiss Medien AG, Dietschi AG, TrisComMedia AG, Radio 32 AG, AZ Vertriebs AG, Zofinger Tagblatt AG



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