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Buchbesprechungen Schröder, Brigitta „Martha du nervst“. Von einem anderen Umgang mit Demenz 2018, Wörterseh, Gockhausen. 201 S., ISBN 978-3-03763 -099-0, CHF 29,90. Schmidt-Römhild, Lübeck. 112 S., ISBN 978-3-03763-099-0, € 24,80 Die Biografie „Martha du nervst“, geschrieben von der Journalistin Franziska Müller, richtet sich an (pflegende) Angehörige von Menschen mit Demenz. Durch die verschiedenen Sichtweisen auf das Thema Demenz entsteht ein neuer Blickwinkel, der sich auf das Individuum und nicht die Krankheit fokussiert. In den einzelnen Kapiteln erhält der Leser einerseits Informationen über die Biografie von Brigitta Schröder und andererseits Einblicke in das Leben mit Demenz aus Sicht von Angehörigen und Fachexperten. Brigitta Schröder, eine Diakonissin, pflegte ihre langjährige Freundin Martha, die an Demenz leidet, und zeigt dabei eine neue Sicht auf den Umgang von Menschen mit Demenz. Für sie ist es wichtig, dass in der Zukunft nicht mehr von Demenzkranken, sondern von Menschen mit Demenz geredet wird. Als Experten wurden der deutsche Hirnforscher und Neurobiologe Professor Gerald Hüther interviewt, für den es wichtig ist, rechtzeitig die Selbstheilungskräfte des Gehirns zu aktivieren und Michael Schmieder, der das Demenzheim Sonnweid in Wetzikon (Schweiz) zu einem europaweit besten Kompetenzzentrum entwickelt hat. Weiterhin kommen auch Daniel Wagner (Organisator des Demenz Meets und Initiant der größten digitalen Demenz-Community), Nicole Haas-Clerici (Musiktherapeutin und Gerontologin) und Birte Weinheimer (Leiterin einer Memory Clinic) zu Wort. Für sie werden psycho- und verhaltenstherapeutische Maßnahmen zunehmend wichtig. Aus Sicht der pflegenden Angehörigen schildern Jeannine Zimmermann und Elisabeth Dolderer Thalman, die selbst eine Alzheimerdiagnose erhielten, ihre Erlebnisse. In dem Blog „Lotti Beitz – der tägliche Wahnsinn mit Demenz & Co“ und dem Buch „Ich möchte eine Pampelsine“ werden unter dem Pseudonym Lotti Beitz Erfahrungen im Alltag gesammelt und mit der Öffentlichkeit geteilt. Im Anhang sind dienliche Adressen in Deutschland, Österreich und der Schweiz aufgelistet, ebenso hilfreiche Literatur zu diesem Thema. Der interessierte Leser erhält eine Lektüre, in der (pflegende) Angehörige im Fokus stehen. Es werden auch Aspekte über die Thematik der Demenz hinaus dargelegt. Die Lebenswelt der erkrankten Menschen mit Demenz wird anschaulich dargestellt, weiterführend fließen (sensible und emotionale) Aspekte wie Toleranz, Authentizität, Glück, Wohlbefinden etc. in die Abhandlung mit ein, die das Buch sehr emotional werden lassen. Generell plädiert die Autorin für einen vermehrt humanistischen und liebevollen Umgang mit und bei Menschen, die an Demenz e rkrankt sind. Die Informationen, die der Leser erPflege (2020), 33 (1), 58–59 https://doi.org/10.1024/1012-5302/a000714
hält, sind sehr spannend und aufschlussreich, jedoch ist der Preis etwas hoch ausgefallen. Es zeigt auch, wie viel Entwicklungspotenzial bezüglich dieser Thematik noch zugrunde liegt. Alisa Hemberger Studentin Dr. Christian Heidl Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Wilhelm Löhe Hochschule Fürth, christian.heidl@wlh-fuerth.de
Schölkopf, Martin; Pressel, Holger Das Gesundheitswesen im internationalen Vergleich – Gesundheitssystemvergleich, Länderberichte und europäische Gesundheitspolitik 2017, Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Berlin. 309 S., ISBN 978-3-95466-304-0, € 69,95 Die Publikation „Das Gesundheitswesen im internationalen Vergleich“ erscheint in der von Prof. Dr. Heinz Naegler herausgegebenen Schriftenreihe „Health Care Management: Gestalten, Entscheiden und Führen im Gesundheitswesen“ und ist als Einführungs- und Nachschlagewerk sowohl für Studierende als auch für Lehrende und Praktiker aus dem Gesundheitswesen angelegt. In insgesamt neun Kapiteln wird dem Leser ein umfassender Überblick über Strukturen der Gesundheitssysteme von über 30 Mitgliedstaaten der Europäischen Union und der OECD sowie eine Einordnung des deutschen Gesundheitssystems in einen internationalen Kontext vermittelt. Nach einer Skizzierung der Typologie und Entstehungsprozesse von Gesundheitssystemen im ersten Kapitel wird die Gesundheitsversorgung der in diesem Buch analysierten Industrieländer in ihren Grundzügen auf jeweils ca. drei Seiten im zweiten und längsten Kapitel dargestellt. In diesen Länderberichten erfolgt eine kurze und kompakte Betrachtung von Grundstruktur, Finanzierung, Leistungen und Organisation der Versorgung, welche stets durch Links zuständiger Behörden im Internet und vertiefende Literaturangaben ergänzt wird. Die Kapitel drei bis sieben konzentrieren sich auf Querschnittsvergleiche dieser Gesundheitssysteme bezüglich der Aspekte Gesundheitsausgaben und Finanzierung, Struk turen der ambulanten und stationären Versorgung, Arzneimittelversorgung und Daten zur Qualität, Effizienz und Nutzerorientierung als Ausdruck der Leistungsfähigkeit der Gesundheitsversorgung. Bei diesen Gegenüberstellungen erfolgt durchgängig eine übersichtliche und aussagekräftige Visualisierung der Inhalte: So werden Grundcharakteristika der Gesundheitssysteme, wie z. B. die Ausgestaltung der hausärztlichen und fachärztlichen Versorgung in Tabellen sowie aktuelle Zahlen zu den Industrieländern – überwiegend aus der Datenbank „Health Data“ der OECD – in Balkendiagrammen veranschaulicht. © 2020 Hogrefe