alma 3/2022 – Gesundheit

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Square-Intendant: Kuratieren, moderieren und intelligent vernetzen Philippe Narval ist der Intendant des Square, das vor bald vier Monaten eröffnet wurde. In einer Mittagspause in der vollen HSG-Mensa zieht er im Gespräch mit «alma» eine erste Bilanz dieser intensiven Zeit und erzählt von seiner Aufgabe: Statt wie ein Intendant im Kulturbereich auf sein eigenes, fixes Programm zu setzen, will er mit seinem Team kuratieren, moderieren und intelligent vernetzen. Interview Roger Tinner

Und warum bist du trotz deiner kritischen Überlegungen dann doch Intendant geworden? Am Europäischen Forum Alpbach, dessen Generalsekretär ich 9 Jahre war, habe ich jedes Jahr mit über 700 Stipendiat:innen aus 100 Nationen zu tun gehabt, und ich wollte weiter mit jungen Leuten arbeiten. Dem entspricht die Grundkonzeption des Square: die Potenziale der Uni entwickeln, die Studierenden und studentischen Vereine samt ihrem Wissen und ihren Ideen integrieren. Das ist eine tolle Aufgabe. Und mich interessiert auch das Community Building: Ein Gemeinschaftsgefühl in Zeiten wie diesen zu schaffen, das ist enorm wichtig. Und wir haben dafür mit dem Square ein Gebäude wie einen Massanzug.

Bild Salome Bänziger

Knapp drei Monate sind seit der Eröffnung des Square vergangen. Wie sieht dein Kurzfazit in drei Sätzen aus? Die gute Nachricht ist: Das Gefährt ist gestartet und bewegt sich. Oder anders gesagt: Die Segel sind gehisst, das volle Potenzial ist jedoch sicher noch nicht ausgeschöpft. Der Aufbau der sozialen Architektur eines solchen Vorhabens dauert mindestens so lange wie die Bauzeit. Du bist in einer Phase als Intendant dazugekommen, als strategisch und konzeptionell wohl die meisten Entscheide schon getroffen waren. Wie hast du das erlebt? Mit dem Titel Intendant habe ich mich zu Beginn nicht wohlgefühlt, weil ich die Bezeichnung übertrieben fand. Das habe ich bei den Anstellungsgesprächen auch betont. Inzwischen kann ich den Ansatz verstehen. Bei uns geht es wie in der Kultur letztlich um Kulturtechniken: Die Kulturtechnik des intelligenten Vernetzens, des Kooperierens und des Ressourcen-Verbindens. Es kommt also nicht ein Intendant mit einem fixen Programm. Er hat in unserem Verständnis eine kuratorische, moderierende und intelligent vernetzende Aufgabe. Und mein Auftrag ist es letztlich, meine Position als Intendant überflüssig zu machen.

Die Eröffnung war fulminant, die Resonanz in Medien und Öffentlichkeit sehr gross, sozusagen ein «Traumstart» – hast du das persönlich auch so erlebt? Ja, das habe ich auch so erlebt! Allerdings ist es ähnlich wie bei persönlichen Beziehungen: Die Phase der Verliebtheit geht vorbei, die Realität ist harte Arbeit. Es braucht Zeit, so ein Haus partizipativ und kollaborativ zum Erfolg zu bringen. Ich vergleiche das mit einem Garten, der zu Beginn noch brachliegt. Hier können wir Blumen säen und dann mit Geduld deren Wachsen begleiten und uns hoffentlich später an den Blüten freuen. Jeden Tag begreifen mehr Leute, was die HSG hier Einmaliges geschaffen bzw. dank der Spender:innen erhalten hat. Das Square ist ein offenes Haus – was ist die Idee dahinter? Wir wollen, dass Stadt und Uni, aktuelle Studierende und Alumni, Studieninhalte und Praxis hier zusammenwachsen und sichtbar gemacht werden können. So planen wir, mit dem Marketinginstitut und studentischen Vereinen hier ein Experimentierfeld für den Detailhandel der Zukunft einzurichten. Etwas ausprobieren, auch in ungewohnten Kombinationen, z.B. mit dem Quartierverein, Unternehmen aus der Region oder mit gemeinnützigen Institutionen, ist für uns Programm, und ich sehe das auch als klaren Auftrag.


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