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PUBLISHER & ABO-SERVICE: MilionArt a brand of Froner & Partner Consulting GmbH, Grabenweg 3, A-6020 Innsbruck www.milionart.com Tel.: +43 (0) 512 908468
EDITION: 2.16 EDITOR & ART DIRECTOR: Hugo V. Astner Magdalena Froner editor@milionart.com
04 Ai Weiwei
34 Gotthard Bonell 38 Liu Bolin
2_INTERVIEWS
40 Paul Renner
08 Gottfried Helnwein
44 Annabelle Headlam
46 Eva Lind
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16 Peter Turrini
Wolf D. Prix
18 Oswald Oberhuber
Contributing AUTHORS: Beatrice Benedetti Annette Doms Ludwig Geiger Margareth Lun Hoffer Isabelle Mereb Lea Schweinegger
Revolution und Kultur Revolution and culture
Liebeserklärungen an die
Das universale Partnerprinzip II
The universal partner principle II
6_COLLECTORS & MUSEUMS
art of the past
54 Karikaturmuseum Krems
26 Annette Doms:
56 Brunnenburg bei Meran
Das Internet – die Leinwand
58 Sammlung Parkhotel Laurin
des 21. Jahrhunderts
62 Espace culturel Louis Vuitton
CE
The internet – the canvas 7_DISCOVERED
of the 21st century
64 Fotografie:
30 Christoph Freyer:
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art history
Kunst der Vergangenheit
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52 Walter Russell:
A love declaration to the
PRINT: Tiroler Repro Druck GmbH
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kein Kampf gegen Kunstgeschichte
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Science is not a fight against
ARTWORK: Dada Weiss Graphicdesign Tel: +43 (0)699 10810574 dada.weiss@mac.com
24 Christoph Stözl:
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48 Maurizio Seracini: Wissenschaft ist
20 Ludwig Geiger:
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5_SCIENCE
3_ART EXPERTS
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32 Jonathan Meese
MARKETING & SALES: advertising@milionart.com
COVERBILD: Collage aus 2 Bildern: Portrait Ai Weiwei, 2016 © Belvedere, Wien Ai Weiwei, Lu , 2015 © Belvedere, Wien
4_ARTISTS
Translocation - Transformation
MAGAZINE: MilionArt Kaleidoscope www.stayinart.com
TRANSLATION: Studio BONETTI & PERONI +39 0471300066 info@bonetti-peroni.it
1_COVER STORY
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Experimentelle Architektur
Versteckte Perlen der Perfektion
und Avantgarde
Hidden elements of perfection
Experimental architecture and
66 Kunsthandwerk:
an avant-garde spirit
Stolz & Zier: ein Stich mit Tradition
Pride & Decoration:
a stitch with a long tradition
SPECIAL NOTE: Most of the pictures are cuttings Bei den meisten Bildern handelt es sich um Ausschnitte
68 Wolfgang Ratzek
Hugo V. Astner und Magdalena Froner
DIESE AUSGABE TRÄGT AUS AKTUELLEM ANLASS DEN TITEL
THIS EDITION FOCUSES ON THE TOPIC OF ‘REVOLUTIONS’ BECAUSE OF
REVOLUTION.
RECENT TOPICAL EVENTS.
Politische, kulturelle, gesellschaftliche, technische, wissenschaftliche In the past, political, cultural, societal, technical, scientific revolutions Revolutionen gab es in der Vergangenheit zahlreiche, aber wo und wie abounded, but where and how do we find them today? What does konfrontiert uns Revolution heute? Wofür steht diese Begrifflichkeit ‘revolution’ mean in our day and age where topics such as terror, Brexit, in einer Zeit, die von Themen wie Terror, Brexit, Industrie 4.0, Menindustry 4.0, people fleeing from their home country, Twitter, bank crises, schen auf der Flucht, Twitter, Bankenkrisen, Selfies, sharing economy selfies, the sharing economy and debates on TTIP and others are being und Diskussionen über TTIP geprägt ist? Gibt es die Revolution im urbandied about? Does the original meaning of revolution stand the test of sprünglichen Sinn heute noch? Bildet sie die Ergänzung zur oder eher die time? Do we still need it to act as a stepping-stone to evolution, or has notwendige Vorstufe für eine bedeutungsvolle Evolution? Welche Rolle evolution become self-sufficient? What role does art play in all this? Have spielt eigentlich die Kunst in diesem Diskurs? Sind wir an einem Punkt we reached a point where revolution needs to be uploaded with new angelangt, an dem die Revolution mit neuem Inhalt aufgeladen werden content to exist? Have the revolutions of the past centuries prepared the muss, um weiter zu existieren? Haben die Revolutionen der vergangenen ground for us today, allowing us to question its meaning? Has humanity lost Jahrhunderte uns überhaupt erst so weit gebracht, dass wir heute diese those roots at the heart of its development? Have we simply forgotten how Begrifflichkeit hinterfragen? Verliert die Menschheit jene Wurzeln, die easily we wound? Or are we stronger than ever before today? für ihr positives Gedeihen ausschlaggebend sind? Haben wir schlichtWe look for these answers in art. We exist, live, and experiment in weg vergessen, wie verwundbar wir sind? Oder sind wir heute stärker the largest, most sacred known work of art in the universe – our world. als je zuvor? Artists are visionaries who constantly move outside the scope of political Antworten auf diese Fragen suchen wir in der Kunst. Wir existieren, systems and ideologies and by such develop a free, unbiased image of leben und experimentieren auf dem größten, heiligsten, uns bekannten the world. Kunstwerk im Universum – unsere Erde. Die Künstlerinnen und KünstThe following contributions were made by, with and on people who have ler sind Visionäre, die sich weitestgehend außerhalb gesellschaftspolitisparked, developed, rejected, experienced, interpreted or questioned scher Systeme bewegen, die sich Ideologien entziehen und dadurch ein revolutions. freies Weltbild entwickeln können. Es folgen Beiträge von, mit und über Persönlichkeiten, die selbst Revolutionen initiiert, vorangetrieben, abgelehnt, erlebt, interpretiert oder in Frage gestellt haben.
PREMIUM PARTNER
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TRANSLOCA TION – TRAN
AI WEIWEI SFORMATION AI WEIWEIS SCHAFFEN IST AUSDRUCK SEINER KRITISCHEN AUSEINANDERSETZUNG MIT GESCHICHTE, KULTUR UND POLITIK SEINER HEIMAT UND REFLEKTIERT AUF MEHR ODER WENIGER SUBTILE WEISE SEINE EIGENE BIOGRAFIE.
Die vielschichtigen Verknüpfungen von Geschichte und Gegenwart erhöhen die Faszination, die von der monumentalen Installation Circle of Animals/Zodiac Heads ausgeht, die der Künstler am großen Wasserreservoir an der Südseite des Belvedere aufgestellt hat. Mit den zwölf die Tierkreiszeichen des chinesischen Horoskops darstellenden bronzenen Köpfen reagiert der Künstler auf die 1860 durch französische und britische Truppen erfolgte Zerstörung einer ca. 1749 vor dem Sommerpalast Yuanming Yuan in Beijing errichteten Brunnenanlage. Der Akt mutwilliger Zerstörung und Plünderung bedeutete eine schwere Demütigung des chinesischen Volks und markierte das Ende des Zweiten Opiumkriegs. Das Ziel dieses Kriegs war vornehmlich die Aufrechterhaltung des Opiumexports nach China zur trickreichen Durchsetzung der kolonialen Wirtschaftsinteressen. Zwischen 2000 und 2007 konnte China fünf der geraubten Tierköpfe (ursprünglich waren auch die Körper ausgebildet) erwerben. 2009 wurden zwei weitere (Hase und Ratte) aus der Sammlung von Yves Saint Laurent in einer Auktion angeboten. Alle Bemühungen der chinesischen Regierung, die beiden Bronzen nach China rückzuführen, scheiterten. Schließlich schenkte der französische Sammler und Mäzen François-Henri Pinault 2013 China diese beiden Bronzeköpfe. Die verbleibenden fünf Tierköpfe werden bis heute vermisst. Ai Weiwei reagierte auf die kulturpolitischen Ereignisse mit einer Neuerschaffung des Zyklus. Die Bronzen sind keine vollkommenen Kopien, sondern eigene künstlerische Interpretationen und damit nicht nur physisch, sondern auch konzeptuell ein Produkt des 21. Jahrhunderts.
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So wie der vor 160 Jahren ausgelöste Zweite Opiumkrieg das Ende des Kaiserreichs China vorbereitete, bedeuteten einerseits die 1950 eingeleitete Landreform und noch mehr die von Mao Zedong 1966 initiierte und mit seinem Tod 1976 endende Chinesische Kulturrevolution einen weiteren folgenschweren kulturellen Wandel. Um sich dem idealen Sozialismus entschieden anzunähern, sollten die gesamte Gesellschaft und die Partei proletarisch erneuert werden. Die u. a. auf den Lehren von Laozi, Buddha und Konfuzius beruhende jahrtausendealte chinesische Kultur wurde durch politischen Zwang nahezu ausgelöscht. Die drakonischen Maßnahmen waren gegen grundlegende traditionelle Werte gerichtet und führten zu Entwurzelung, Vertreibung, Zerstörung der Familientraditionen, Auflösung von Eigentum und im schlimmsten Fall Vernichtung.
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Vertreibung, Migration und gewollter Ortswechsel als Auslöser transformativer Prozesse in Menschen und an Objekten ist ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch Leben und Werk von Ai Weiwei zieht. Das betrifft seine Jugend genauso wie seine Zeit als Künstler in den USA,
AUTHOR
ALFRED WEIDINGER Dr. Alfred Weidinger ist ein österreichischer Kunsthistoriker, Museumsmanager und Fotograf. Weidinger studierte von 1985 bis 1998 Kunstgeschichte und Klassische Archäologie an der Universität Salzburg. 2000 wurde er Vizedirektor und Prokurist der Albertina. Mit der Übernahme der Leitung des Belvedere in Wien 2007 durch Agnes Husslein wurde Weidinger Vizedirektor und Prokurist des Museums Österreichische Galerie Belvedere. In der Funktion des Kurators für die Kunst der Moderne ist er zudem für die Organisation von bedeutenden Ausstellungen im In- und Ausland verantwortlich. Seine Forschungsschwerpunkte sind bildende und angewandte Kunst sowie Fotografie des 20. und 21. Jahrhunderts. Seit 1980 bereist er als freier Dokumentarfotograf Afrika und nimmt Porträtserien auf. Er fotografiert sowohl digital als auch mit Film, bevorzugt dabei Schwarz/Weiß. 1
die Phase nach seiner Rückkehr nach China sowie seine Migration nach Berlin. Auf jede Translozierung folgt ein Prozess der Neuverortung. Dieser geht einher mit innerer Migration und Veränderung von Identität. Trotz oder gerade wegen seines Nomadendaseins ist Ai Weiwei ein Gesellschaftswesen, ein Zoon politikon, und als solches nicht abstrahiert von seiner Umgebung, seinen Mitmenschen, von Gesellschaft, Tradition und Kultur denkbar.
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Vor dem Hintergrund seiner permanenten Auseinandersetzung mit transformativen Prozessen ist Ai Weiweis Interesse an der Geschichte des 21er Haus zu verstehen. Das als ephemerer Länderpavillon für die Weltausstellung 1958 in Brüssel konstruierte Bauwerk sollte zunächst verschrottet werden, wurde dann jedoch nach Wien verlegt und als Museum für zeitgenössische Kunst adaptiert. Die Parallele zur Geschichte einer Ahnenhalle aus der Ming-Dynastie war ausschlaggebend für Ai Weiweis Auswahl des Hauptwerks der Ausstellung im 21er Haus. Während der Ming-Dynastie hatte der Tempel eine bedeutende Funktion innerhalb der Familie zu erfüllen. Im gegebenen Fall handelt es sich um das Ahnenhaus der ersten Siedler eines Dorfs in der südlichen Provinz Jiangxi. Die Wang-Familie zählte zu den bedeutendsten Teehändlern in der Region und unterhielt ihr Ahnenhaus bis zur Chinesischen Landreform. Die Familie wurde vertrieben, und die Ahnenhalle verlor damit ihre Funktion. Über die Jahrzehnte wurde das einst so mächtige und bedeutende Gebäude zu einer einsturzgefährdeten Ruine. Ai Weiwei erwarb den inzwischen fortgebrachten Tempel, dislozierte ihn erneut und übertrug ihm durch seine Zurschaustellung eine neue kulturelle Aufgabe. Es kann kaum ein besseres Beispiel geben, um auf die Folgen der Jahrzehnte nach Maos Tod immer noch allgegenwärtigen Chinesischen Kulturrevolution hinzuweisen.
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So war es für Ai Weiwei eine Selbstverständlichkeit, in Wien mit einem vollkommen neuen Werk auf die Flüchtlingskrise zu reagieren. Dazu ließ der Künstler 201 Ringe aus jeweils fünf Rettungswesten zu Lotus-Blüten fertigen und installierte sie im Teich an der Südseite des Belvedere in der Form eines kalligrafischen F. Die Rettungswesten von Flüchtlingen verweisen auf das ungewisse Schicksal von Menschen in Not; die Lotusblüte steht in China für Reinheit und langes Leben; und das F ist ein wiederkehrendes und als Provokation zu verstehendes Motiv in Ai Weiweis Werk.
AI WEIWEI’S WORK IS AN EXPRESSION OF HIS CRITICAL DEALINGS WITH THE HISTORY, CULTURE AND POLITICS OF HIS HOME COUNTRY, AND IS REFLECTED IN HIS OWN BIOGRAPHY IN A MORE OR LESS SUBTLE WAY.
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The multi-layered combination of history and the present increase the fascination that emanates from the monumental installation Circle of Animals / Zodiac Heads, which the artist has set up at the large water reservoir on the southern side of the Belvedere. With the twelve bronze heads that represent the zodiac signs of the Chinese horoscope, the artist reacts to the destruction of a water-clock fountain built around 1749 in front of the Palace of the Calm Sea in Yuanmingyuan, the imperial summer retreat in Beijing, by French and British troops in 1860. The act of wanton destruction and looting signified a deep humiliation for the Chinese people, and marked the end of the Second Opium War, the import of opium forced by military might in order to assert colonial 6 economic interests. Between 2000 and 2007 China was able to acquire five of the stolen animal heads (originally the bodies were also formed). In 2009 two more animals (the rabbit and rat) from the Yves Saint Laurent collection were offered by auction. All efforts by the Chinese government to bring both bronze figures back to China failed. Eventually the French art patron François-Henri Pinault donated both these bronze heads to China in 2013. The five remaining heads are still missing to this day. Ai Weiwei reacted to culturalpolitical events with a new creation of the series. The bronze figures are not perfect copies, rather an artistic interpretation and thus not only physically, but also conceptually a product of the 21st century. Just as the Second Opium War that was provoked 160 years ago prepared the end of the Chinese empire, so the Chinese Land Reform and the Chinese Cultural Revolution, initiated by Mao Zedong in 1966 and ended in 1976 following his death, signified another momentous cultural shift. In order to decisively move towards ideal socialism, the whole of society and the Party were to be renewed in proletarian terms. The millennia-old Chinese culture based on the teachings of Laozi, Buddha and Confucius and others was virtually wiped out by political force. The draconian measures were aimed at basic traditional values and led to deracination, expulsion, the destruction of family traditions, the elimination of property, and in the worst case to annihilation.
Expulsion, migration and a chosen change in one’s location as triggers of transformative processes in people and objects is a recurrent theme running through Ai Weiwei’s life and work. This is true for his youth as much as for his time as an artist in the USA, for the phase after his return to China, and for his migration to Berlin. For every translocation carried out, a process of relocation follows. This goes hand-inhand with inner migration and the change of identity. Despite or precisely because of his nomadic existence, Ai Weiwei is a social being, a zoon politikon, and as such cannot be thought of abstractly separated from his fellow-beings, from society, tradition and culture.
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Thus it came naturally to Ai Weiwei to react to the refugee crisis with a completely new work. For this, the artist had 201 rings made, each from five life-jackets, into lotus blossoms, and installed them in the pond on the southern side of the Belvedere in the form of a calligraphic F. The refugees’ life-jackets point to the uncertain fate of people in need; the lotus blossom symbolizes purity and longevity in China; and the F is a recurrent motif in Ai Weiwei’s work, to be understood as provocative.
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4-5 Ai Weiwei, Spouts, 2015, © Ai Weiwei Studio, Foto: © Belvedere, Wien 6-7 Ai Weiwei, Teahouse, 2009, © Ai Weiwei Studio, Foto: © Belvedere, Wien 8
Ai Weiwei, F Lotus, 2016, © Ai Weiwei Studio, Foto: © Belvedere, Wien
9-10 Ai Weiwei, Lu
, 2015, © Belvedere, Wien
11 Ai Weiwei, Circle of Animals/Zodiac Heads, 2010, Private Sammlung, Foto: © Belvedere, Wien 12-13 Der Künstler Ai Weiwei und der Kurator Alfred Weidinger, Foto: © Belvedere, Wien Our heartfelt thanks go to Barbara Steffen for having established such a valuable contact.
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Alfred Weidinger, Foto: © Hubertus von Hohenlohe, 2016
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2-3 Ai Weiwei, Wang Family Ancestral Hall, 2015, © Ai Weiwei Studio, Foto: © Belvedere, Wien
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21er Haus – Museum für zeitgenössische Kunst Quartier Belvedere / Arsenalstraße 1 / 1030 Wien Öffnungszeiten Di: 11 – 18 Uhr / Mi: 11 – 21 Uhr / Do – So: 11 – 18 Uhr / An Feiertagen geöffnet Kontakt: +43 1 795 57 770 / public@21erhaus.at / www.21erhaus.at ................................................................................................
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Ai Weiwei’s interest in the history of the 21er Haus should be seen in the context of his permanent engagement with transformative processes. Originally built as an impermanent national pavilion for the Brussels World Fair of 1958, it was initially to be scrapped; however, it was then relocated to Vienna and adapted as a museum for contemporary art. The parallels to the history of an ancestral hall from the Ming Dynasty were decisive in Ai Weiwei’s selection of the main work for the exhibition in the 21er Haus. During the Ming Dynasty, the hall had an important function to fulfil within the family. In the present case it concerns the ancestral spirits’ house of the first settlers of a village in the southern province of Jiangxi. The Wang family was among the most important tea merchants in the region and maintained their ancestors’ house until the Chinese Land Reform. The family was banished, and so the ancestral hall lost its function. Over the decades the once so powerful and important building turned into a ruin threatened by collapse. Ai Weiwei acquired the hall, which in the meanwhile had been removed, dislocated it once again, and by putting it on display, conferred upon
it a new cultural task. There can hardly be a better example to underline the consequences of the ever-present Chinese Cultural Revolution, decades after Mao’s death.
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„DIE NEUEN NAZIS SEHEN A NDERS AUS“ ‘THE NEW N AZIS WILL LO OK D IFFERENT’
Wer hat Sie inspiriert? Donald Duck. Als ich im Alter von vier Jahren Entenhausener Boden betrat, habe ich zum ersten Mal Farben wahrgenommen. Es war, als wäre ich aus einem schlechten schwarz-weiß Film gestiegen, in eine Welt, in der die Naturgesetze aufgehoben und den Möglichkeiten keine Grenzen gesetzt sind. Ich war dort angekommen, wo nur die Gesetze der Phantasie galten. In diesem Moment hat das Leben einen Sinn für mich bekommen. Ist das nicht eine Scheinwelt? Die Welt, in der wir leben, ist eine Scheinwelt. Entenhausen ist die Wirklichkeit.
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„Ich will alles wissen. Selbst wenn ich nichts machen kann, wenn die Welt untergeht, dann will ich mit offenen Augen zusehen.“ Gottfried Helnwein
DIESES URSPRÜNGLICH KLASSISCH ANGEDACHTE KÜNSTLER-INTERVIEW MIT GOTTFRIED HELNWEIN, GEFÜHRT AN EINEM SONNTAGMORGEN IN EINEM TRADITIONELLEN WIENER KAFFEEHAUS, ENTPUPPT SICH RASCH ALS EIN TIEFGRÜNDIGES GESPRÄCH, IN DEM KRITISCHE GEDANKEN OFFEN AUSGESPROCHEN WERDEN UND HELNWEIN DAS BILD EINER WELT ZEICHNET, DIE FÖRMLICH NACH INTELLIGENTER REVOLUTION SCHREIT. ES FOLGEN AUSSCHNITTE EINES DIALOGS, DER DAS THEMA
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DIESER AUSGABE IM HERZEN TRIFFT
Sind Sie ein Revoluzzer? Von Anfang an habe ich die Gesellschaft, in der ich lebte, als repressiv und manipulativ empfunden. Ich habe immer gespürt, dass ich angelogen wurde: von den Eltern und in der Schule. Der Holocaust wurde beispielsweise nie erwähnt. Das Einzige, das ich hörte, war, dass Österreich das erste Opfer Adolf Hitlers war. In meinen Tagträumen im Unterricht habe ich mir immer vorgestellt, wie ich die Schule in Brand setze, eine Revolution auslöse und das ganze System der Erwachsenen zum Einsturz bringe. Irgendwann habe ich dann gemerkt, dass Kunst tatsächlich die einzige Möglichkeit ist, Widerstand zu leisten und das System zu verändern oder zumindest darauf einzuwirken.
Zum Beispiel? Die meisten Menschen erleben die Welt nicht durch eigene Wahrnehmung, sondern als die von den Medien zusammengeschusterte Schmierenkomödie, die ihnen täglich präsentiert wird. George Orwell meint: „Der Journalismus ist ein Katalog der Schwindlereien und der Perversionen. Die Prosa besteht immer weniger aus Worten, die wegen ihrer Bedeutung gewählt wurden, und immer mehr aus Phrasen, die zusammengezimmert werden wie die Einzelteile eines vorfabrizierten Hühnerstalls.“ Die wenigsten Menschen machen sich die Mühe, den eigenen Kopf zu verwenden, sie haben es viel lieber, wenn ihnen jemand sagt, was sie denken und fühlen und was sie als richtig und was als falsch empfinden sollen. Nehmen wir zum Beispiel das Märchen vom guten Amerika, das nichts anderes im Sinn hat, als der Welt die Demokratie zu bringen. Während Putin ein Bösewicht ist, der bestraft und boykottiert werden muss. Saudi Arabien hingegen ist gut, weil es Amerikas engster Verbündeter im Kampf um die Demokratie ist. Zwar ist Saudi Arabien eine der brutalsten Diktaturen des Planeten und ziemlich genau das Gegenteil von Demokratie, zwar haben Frauen in diesem Land keinerlei Rechte und müssen als schwarze Müllsäcke durchs Leben gehen, dürfen ohne männliche Begleitung nicht die Straße betreten und kein Auto lenken, zwar wird Schwulen der Kopf abgehackt, was ebenso für jeden gilt, der zum Christentum übertritt, wobei dieser aber noch zusätzlich gekreuzigt wird - trotzdem ist Saudi Arabien gut, weil es der Freund Amerikas ist, weswegen alle westlichen Regierungschefs vor den Saudis kriechen und wie z.B. Frau Merkel Kriegswaffen für hunderte Milliarden an dieses Regime schicken. Zwar werden ebendiese Waffen dafür verwendet, um Jemen, eines der ärmsten Länder der Welt, durch einen gnadenlosen Bombenterror zu vernichten, aber Saudi Arabien ist gut. Da die Saudis wissen, dass die meisten westlichen Politiker Huren sind, die man für ein bisschen Geld kaufen kann, haben sie sich auf diese Weise schließlich sogar den Vorsitz im UN Menschenrechtsrat gekauft. Das ist so, wie wenn sich der Pate der Sizilianische Mafia in Italien zum Justizminister machen lässt, um die Mafia zu bekämpfen. Dagegen ist Entenhausen der Olymp der reinen Vernunft. Bereits an der Akademie der bildenden Künste waren Sie Anführer einer persönlichen Revolte. Warum? Ich glaube, vielen Künstlern der Nachkriegsgeneration schienen Rundumschlag und Anarchie die einzig mögliche Reaktion auf die Zumutungen der Spießergesellschaft zu sein. Dieser Kleingeist hat sich auch auf die Akademie und den Kunstbetrieb erstreckt und das war für mich unerträglich. Menschliche Verletzungen sind die Hauptdarsteller in Ihrer Kunst. Bringen Sie damit Ihre Sicht der Dinge zum Ausdruck oder wie darf man das verstehen? Schon als Kind habe ich wahrgenommen, dass Angst und Schmerz in den Menschen um mich herum immer präsent waren. Sie sind ein Teil der menschlichen Existenz. Es war vor allem diese Verletzlichkeit, die mich in meiner Arbeit interessiert hat. Sie haben Österreich den Rücken gekehrt und leben mit Ihrer Familie in Irland und teilweise auch in den USA. Warum? Österreich kann ich gar nicht den Rücken kehren, weil meine Kunst tief und untrennbar in der österreichischen Kulturtradition verwurzelt ist. Ich werde überall in der Welt als österreichischer Künstler betrachtet. Man könnte sagen, wo immer ich bin, ist Österreich. Mein Heimatbegriff verteilt sich aber auf verschiedene Orte auf der Welt. Irland gehört genauso
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Haben Sie als Gottfried Helnwein eine Botschaft an die Gesellschaft? Ich sehe mich nicht als moralische Instanz, die irgendwelche Botschaften zu verbreiten hat. Aber ich halte es für ein gutes Prinzip, den eigenen Verstand zu benützen, selbst zu schauen, eigene Schlüsse zu ziehen und eigene Entscheidungen zu treffen. Und jeder Form von Autorität grundsätzlich zu misstrauen. Geschichte hat zwar die Tendenz sich zu wiederholen, aber niemals im gleichen Gewand. Die neuen Nazis kommen nicht in braunen Uniformen und Stiefeln daher, sie haben schicke, maßgeschneiderte Anzüge, sie lächeln freundlich und arbeiten für Goldman Sachs und Monsanto.
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Was macht die Kunst von Gottfried Helnwein so besonders, dass die Ausstellung in der Albertina den Besucherrekord bricht, Menschen vor Ihren Werken stehen und zu Tränen gerührt sind? Darüber denke ich nicht nach. Entscheidend ist, dass die Arbeit eines Künstlers aus einer inneren Notwendigkeit kommt, wie Kandinsky es formuliert. Solange ich mich verhalte wie ein autistisches Kind und genau das mache, was mir gerade wichtig erscheint, ganz egal ob es in das Regelgeflecht oder die jeweiligen Agreements der Gesellschaft passt oder nicht, bin ich auf dem richtigen Weg. Und ich komme dort an, wo ich hin will: bei den Menschen. Wenn ich sehe, dass die Betrachter meiner Arbeiten emotional berührt sind, erschüttert, betroffen, bewegt, entsetzt, verstört oder belustigt, und dass sich die Bilder in ihren Köpfen einnisten, dann habe ich den Eindruck ich bin angekommen. Und das ist für mich der Sinn meiner Arbeit.
Bevorzugte Motive in Ihrer Kunst sind Kinder, denen Schmerz zugefügt wird. Sie haben selbst Kinder und Enkelkinder, wie geht es Ihnen damit? Es gibt nichts Einfacheres als die sogenannte Erziehung von Kindern. Ich habe meinen Kindern völlige Freiheit gelassen, ich habe ihnen freigestellt, ob sie zur Schule gehen wollen oder nicht. Das einzige was Kinder brauchen sind Freiheit und Respekt. Alles andere bringen sie selbst mit: Spontanität, Intuition, Kreativität, Imagination und Vision. Sie haben noch diese letzte Verbindung zu einer magischen Welt, die für uns Erwachsene in der Regel für immer verloren ist. Picasso sagte einmal: „Jedes Kind ist ein Künstler, das Problem ist Künstler zu bleiben wenn man erwachsen wird.” Man sollte Kinder nicht in ihren Träumen stören und sie mit unserer Besserwisserei belästigen und wir sollten sie ihre eigenen Entscheidungen treffen lassen, denn sie sind ohnehin näher an der Wahrheit als wir. Ich denke, wir können von Kindern viel mehr lernen als die Kinder von uns. Ich verstehe Captain Beefheart wenn er sagt: „Ich bin als Kind leider nicht genug vernachlässigt worden.”
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dazu wie Los Angeles. Los Angeles ist für mich die faszinierendste Stadt der Welt, weil man das Chaos, die Dekadenz und den Zerfall der westlichen Welt von da aus besser beobachten kann, als von jedem anderen Ort. Ich sitze dort in der ersten Reihe und ich sehe all die Dinge, die in einigen Jahren auch hier in Europa auf uns zukommen werden. In Amerika werden alle wichtigen Entscheidungen nur mehr von den großen Konzernen und Banken getroffen. Politiker haben praktisch keinen Einfluss mehr. Es ist genau das passiert, vor dem Präsident Eisenhower in seiner Abschiedsrede gewarnt hat: die Dominanz des ‘militaryindustrial complex’. Nach TTIP wird sich zum Beispiel der Markt von Monsanto um ein paar Hundert Millionen Kunden erweitert haben, weil Länder wie Österreich dann nicht mehr das Recht haben, den Anbau genmanipulierter Pflanzen zu verhindern.
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WHAT WAS ORIGINALLY CONCEIVED AS A REGULAR ARTIST‘S INTERVIEW WITH GOTTFRIED HELNWEIN - ON A SUNDAY MORNING IN A TRADITIONAL VIENNA COFFEE HOUSE - SOON REVEALED ITSELF TO BE A PROFOUND
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As a child, I saw that pain and fear were living in the people surrounding me. They are part of human existence. It was this vulnerability which made me so interested in my work.
TALK OPENLY EXPRESSING CRITICAL THOUGHTS; HELNWEIN DESCRIBES A WORLD WHICH HAS ALL THE HALLMARKS OF AN INTELLECTUAL FORMAL REVOLUTION. THE FOLLOWING ARE EXCERPTS OF A DIALOGUE WHICH TRULY EMBODIES THE TOPIC OF THIS EDITION.
Are you a revolutionary? I’ve always perceived the society in which I lived to be repressive and manipulative. I’ve always understood I was being fed lies from my parents and at school. The Holocaust, for example, was never mentioned. The only thing we got to hear was that Austria had been Adolf Hitler’s first victim. I daydreamed about setting fire to my school, kicking off a revolution, and spearheading the collapse of the adult world. At one point I noticed that art is actually the only way to oppose and to change the system, or at least influence it. Who inspired you? Donald Duck. I experienced colours the first time I set foot in Duckburg at the age of 4. I’d just stepped out of a bad black and white film into a world where the rules of nature held no sway and possibilities knew no bounds. I had arrived in a place where only creativity ruled. In that precise moment, life meant something to me.
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Isn’t that a make-believe world? The world in which we live right now is make-believe. Duckburg is reality.
You turned your back on Austria and live with your family in Ireland and, at times, also in America. Why? I can’t turn my back on Austria because my art is deeply rooted and inseparable from the Austrian culture. I am considered an Austrian artist all over the word. We could say that Austria is wherever I am. My concept of home, however, is spread across different parts of the world, including Ireland and L.A. The latter is the most fascinating city in the world because it’s here, more than in any other place in the world, that you can better observe the chaos, decadence, and the fall of the western universe. Mine is a front row seat to everything that will happen to us in Europe a couple of years down the line. Nowadays, all important decisions are taken by big companies and banks. Politicians have basically no say in anything anymore. President Eisenhower warned us about what was to come in his last speech as president: the hegemony of a military-industrial complex. For example, after the TTIP kicks off, the Monsanto market will grow by a couple of hundred clients because countries such as Austria won’t have the right to stop the production of genetically modified plants.
What makes the art of Gottfried Helnwein so special, so much so that the exhibition in Albertina broke its visitor record, and people are so moved they cry upon seeing your work? I don’t think too much about the reasons, to be honest. What’s decisive is that the work of an artist stems from an internal necessity, as Kandinsky said. As long as I behave like an autistic child and do exactly what I believe to be important in that precise moment, regardless if it conforms to the rules or society agrees with it, then I know I’m on the right track. And it gets me exactly where I want to: people. When I see that viewers are touched, shaken, moved, shocked, disturbed, amused by my work, and it leaves a lasting impression in their mind, that’s when I believe I’ve got where I wanted to go to all along. And that’s the meaning of my work.
How so? Most people don’t experience the world independently and prefer to rely on the badly-cobbled, everyday sham pieced together by the media. George Orwell believed that, ‘journalism is a catalogue of swindles and perversions. Prose consists less and less of words chosen for the sake of their meaning, and more and more of phrases tacked together like the sections of a prefabricated henhouse.’ Few people make the effort to think on their own; they’d much rather have someone tell them what to believe and feel, what’s wrong and right. Take the tall story of America and its Some of your favourite topics in art are children, and their suffering. purported goodness, whose aim is none other than that of bringing demoYou have children and grandchildren. How does that work? cracy to the world, while Putin was relegated to the ‘naughty corner’ and There’s nothing easier than raising children. I gave my children absolute has to be punished and boycotted. Yet Saudi Arabia is good because freedom, I let them decide if they wanted to go to school or not. The only it’s America’s closest ally in war and democracy. Saudi Arabia may very thing children need is freedom and respect. They learn everything else on well be one of the most brutal dictatorships in the world and the exact their own: spontaneity, intuition, creativity, imagination, and vision. They opposite of democracy; and women have no rights to their name, can’t have this last link to a magical world which is forbidden to us adults. Picasdrive a car, and need a male guardian if they want to leave the house; so once said, ‘every child is an artist. The problem is how to remain an arand homosexuals get their heads chopped off, as do people who decide tist once he grows up.’ We shouldn’t wake children from their dreams and to follow Christianity - with the added blessing of being crucified, too. And annoy them with our know-all attitude, and we should let them make their yet, Saudi Arabia is the ‘good guy’ because it’s America’s friend, ensuring own choices, as they’re closer to the universal truth than we are. I believe all western heads of state treat it with due deference – and also accounts we can learn a lot more from children than they from us. I empathise with for Chancellor Merkel sending war weapons worth millions of Euros to the Captain Beafheart when he says, ‘I wasn’t neglected enough as a child.’ regime. Those very same weapons are used to destroy Yemen, one of the poorest countries in the world, with merciless bombings. Yet Saudi Arabia Finally, do you have a message for society? is good. And, as the Saudis know that most western politicians are whores I don’t see myself as a moral authority whose goal is to spread messages. you can buy off with a bit of money, they succeeded in purchasing a seat But I do think it’s a good principle to use reason to analyse something with at the UN Human Rights Council. That’s the same as saying a Don of a Siyour own eyes and to make your own decisions. And you should mistrust cilian mafia clan could be easily appointed as Secretary of Justice to fight every form of authority. History has a tendency to repeat itself, but never the mafia. That’s why Duckburg is a flaming torch of pure reason. in the same way. New Nazis don’t appear in brown uniforms and boots: they have well-cut, tailored suits, they smile, and work for Goldman Sachs You spearheaded a personal revolution back at the Academy of Visual and Monsanto. Arts. Why? 1 Gottfried Helnwein I believe that many artists belonging to the post-war generation believed that a 2 Epiphany I ( Adoration of the Magi), 1996, 210 x 333 cm, collection: Denver Art Museum devastating blow of any kind and anarchy were the only possible ways of re3 The Man who Laughs, 2014, 139 x 195 cm private collection Vienna acting to the unreasonable demands of the middle-class. This narrow-minded 4 The Disasters of War 5, 2007, 195 x 242.5 cm, private collection Singapore attitude had seeped into academia and the art scene, and I couldn’t bear it. 5 The Disasters of War 13, 2007, 180 x 128.5 cm, private collection Austria
Human suffering and pain are the main protagonists in your art. Is this your way of expressing how you see things, or how can one interpret your art?
6 Studio Helnwein, Downtown Los Angeles 7 The Disasters of War 22, 2008, 160 x 171 cm private collection Switzerland
All: © RAFAEL Y HERMAN, mixed media (oil & acrylic on canvas)
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„ARCHITEKT UR IST DIE K UNST DES 21. JAHR HUNDERTS“ ‘ARCHITECTU RE IS THE AR T OF THE 21 ST C E N T U RY ’
COOP HIMMELB(L)AU SETZT ZWEIFELSOHNE MASSSTÄBE IN DER ARCHITEKTUR. INTERNATIONALER DURCHBRUCH WAR DER DACHAUSBAU IN DER FALKESTRASSE IN WIEN (1987), DAS ERSTE REALISIERTE DEKONSTRUKTIVISTISCHE PROJEKT WELTWEIT. WIR TREFFEN WOLF D. PRIX IN SEINEM ATELIER IN WIEN. ALS PRIX GEMEINSAM MIT HELMUT SWICZINSKY UND MICHAEL HOLZER COOP HIMMELB(L)AU GRÜNDETE, WOLLTE ER ARCHITEKTUR MIT PHANTASIE LEICHT UND VERÄNDERBAR WIE WOLKEN MACHEN. FAST 50 JAHRE SPÄTER IST MAN DEM ZIEL SEHR NAHE GEKOMMEN.
Hat sich die ursprüngliche Vision von Coop Himmelb(l)au weiterentwickelt? Die Wolken, die wir damals bauen wollten, diese Idee verfolgen wir nach wie vor. Denn die perfekte Wolke, so wie wir sie damals angedacht haben, haben wir noch nicht gebaut und ich betone NOCH NICHT. Ich glaube nach wie vor, dass wir davon ausgehen können, dass es irgendwann eine stützenlose Architektur gibt, also eine, die wirklich fliegt wie eine Wolke und das wird vielleicht der nächste Schritt bei uns sein. Die Veränderbarkeit der Architektur ist bis jetzt aus vielerlei technischen Gründen noch nicht gelungen. Denke ich jedoch daran, dass der nächste Schritt im Bauen jener ist, Gebäude mit Robotern zu bauen, dass wir 3Dprinten und 3D-fräsen, kann ich mir vorstellen, dass wir dem Ziel einer veränderbaren Architektur schon sehr nahe kommen. Die Gründung von Coop Himmelb(l)au erfolgte am 08. Mai 1968, ein Tag, der symbolisch ist für den Umbruch. Wie haben Sie das damals in Wien erlebt? In Wien hat man von der Studentenrevolution gar nichts erlebt. Wir haben nur voller Sympathie bewundert, mit welcher Schlagkraft Ideen präsentiert wurden. Das wollten wir auf dem Gebiet der Architektur auch – nämlich die Architektur sofort radikal verändern. Gab es Vorbilder? Die Vorbilder fanden wir in der Musik, im Film, in der Literatur und Philosophie und auch in der Erziehung, die damals im Umbruch war, von der autoritären zur antiautoritären. Wir wollten nicht nur Gebäude bauen, sondern einen Beitrag zur Gesellschaft und deren Entwicklung leisten. Wir haben uns auch einen Gruppennamen gegeben, weil wir genau so berühmt und reich wie die Stones werden wollten. Im Nachhinein war das eine Fehleinschätzung. Als Architekt wirst du den Wirkungskreis der Musik nie erreichen.
Sie bauen auf der ganzen Welt und finden unterschiedliche gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen vor. Bleibt Ihre Architektur unbeeinflusst davon?
Sie sprechen von Musik. Heißt das, Musik spielt in Ihrer Architektur eine Rolle? Sehr assoziativ. Ich glaube nicht, dass man Bach in Architektur überset-
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Warum sind Ihre Gebäude so stimmig, harmonisch und für den Besucher pure Wohlfühl-Atmosphäre? Das ist rational nur schwer erklärbar. Unsere Bauten werden am Anfang immer abgelehnt, aber wenn das Gebäude dann steht und die Leute spüren, dass es funktioniert, dann überwiegt das Gefühl der Vertrautheit. Die Synthese zwischen Form und Inhalt funktioniert. Ich wollte immer andere Architektur machen, eine, die Emotionen weckt, ähnlich wie Musik, die natürlich wesentlich emotionaler ist als Architektur es jemals sein kann. Vielleicht ist das der Grund, warum sich die Leute in den Gebäuden wohlfühlen.
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Architektur ist leider sehr willkürlich geworden und Ästhetik scheint nicht mehr das Maß aller Dinge zu sein. Ist das tatsächlich so? Ja. Wenn Ästhetik aus den Bedürfnissen einer Gesellschaft wächst, dann ist sie ein politisches Instrument. Wenn man sich nur mit Oberflächenverschönerung begnügt und diese dann mit sozialen Inhalten füllen will, dann ist es keine Architektur, sondern Sozialbauwesen.
Nein, sie wird durch die Rahmenbedingungen leicht verändert, ohne dass die Grundsätze, die wir vertreten, über Bord geworfen werden. Wir bauen öffentliche Gebäude in China ohne geschmacklich chinesisch zu bauen. Eines gilt aber überall: Im anonymen Netzwerk einer Stadt sind identifizierbare Gebäude notwendig, damit sie sich in die mentale Landkarte der Bewohner und Nutzer einprägen. Es ist ganz wichtig, dass Leute beschreiben können, wo sie wohnen und welchen Bezug dieses unter Anführungszeichen „Goldene Dachl“ für die Stadt hat.
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Welcher ist der ausschlaggebendste Parameter für die Realisierung einer anspruchsvollen Architektur fern vom Mittelmaß? Die Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber und Architekt. Nur wenn beide auf der gleichen Wellenlänge liegen, bzw. wenn der Auftraggeber sich den richtigen Architekten, der mehr als nur das Gebäude im Kopf hat, sucht, dann kann unter Umständen gegen alle Widrigkeiten Architektur entstehen, die Maßstäbe setzt.
Wolf D. Prix beschreibt seine Gebäude als Transistoren, Verstärker eines urbanen Lebensgefühls: „Unsere Arbeit ist die Gleichzeitigkeit von Systemen, ein Sowohlals-auch. Komplexe Gesellschaften erfordern komplexe Systeme. Das ist auch der Punkt, der mich an der diesjährigen Biennale stört: Sie fokussiert den sozialen Aspekt und vergisst, dass Architektur nicht nur Sozialarbeit ist, sondern Räume für eine größere Gesellschaft bilden muss.“
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Der Turmbau zu Babel zieht sich gleichermaßen durch Ihre Biographie, wie der Wunsch nach selbstbestimmter offener Architektur. Sind Sie hier bereits kurz vor dem Ziel? Wir werden durch den derzeitigen Trend, der zu totalitärem Gedankengut sowohl in der Politik als auch in der Architektur führt, wieder zurückgeworfen. Sowohl der Turmbau zu Babel als auch die Geschichte vom Ikarus sind Symbol einer Bestrafung für die Selbstbestimmung des Menschen. Den Turmbau zu Babel durfte man nicht fertigstellen, weil die Autorität Gott sich dagegen gewendet hat, und Ikarus ist abgestürzt, weil er höher geflogen ist als vom Vater befohlen. Ich möchte dazu aber sagen: Hätte Ikarus statt Wachs Silikon verwendet, dann würde er heute noch fliegen. Also der Fortschritt der Erfindungen gibt uns die Möglichkeit, uns gegen diese totalitären Ansprüche zu wehren.
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zen kann. Ich denke, dass gewisse Methoden übertragen werden können. Es gibt die offen gestimmte Gitarre bei Keith Richards, der lässt eine Seite weg und stimmt sie anders. Das ist ähnlich wie auch beim Fußball, wenn Guardiola Spielzüge eines Basketball-Match in den Fußball übersetzt. Was mich im Übrigen sehr fasziniert. Man sieht in unseren Konstruktionen Spannungsbögen, die mich an Keith Richards Riffs erinnern. Es gibt Töne, die mich an Material denken lassen, aber das ist sehr persönlich. Sehen Sie sich eher als Künstler oder als Architekt? Die Architektur ist die Kunst des 21.Jahrhunderts. Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Projekte aus? Uns interessiert die Aufgabe. Der Standort ist nicht relevant, auch nicht die Größe oder das Budget, aber das Thema und der Auftraggeber. Eine standortbezogene Sache gibt es: Ich würde gerne in Rio bauen, aber sicher kein Militärcamp. Wenn ich ein Strandhotel in Rio bauen könnte, wäre das sehr interessant für mich. Das Thema dieser Ausgabe ist Revolution. Was verbinden Sie damit? Das Umstürzen bestehender Paradigmen, das ist Revolution und das schrittweise Umdenken der bestehenden Zwänge ist Evolution. Also ich frage mich immer wieder: Wie kommt dieser schwarze Punkt auf die Flügel des Schmetterlings? Durch Zufall entsteht der schwarze Punkt, der bewährt sich und der wird dann immer größer. Bei der Revolution würde man den Schmetterling einfangen und ihm den schwarzen Punkt draufmalen. Wir pendeln mit unserer Arbeit in der Architektur zwischen beiden Dingen. Hat Coop Himmelb(l)au eine Art der Revolution initiiert? Da müssen Sie einen Kunsthistoriker fragen. Das, was wir damals erträumt haben, haben wir zum Teil bauen können. Wieso? Weil ich darauf bestanden habe, dass ich das „Kartenspiel“ zu Ende spiele. Wettbewerbe sind in der Architektur sehr gängig. Wie erlebt ein Architekt solche Auswahlverfahren, beispielsweise jenes des neuen „Haus der Musik“ in Innsbruck, an dem Sie teilgenommen haben? Also prinzipiell halte ich Wettbewerbe dieser Art für eine Beleidigung der Architekten, für Energieverwüstung und Geldvernichtung. Warum? Bei diesem Wettbewerb haben 120 Büros mitgemacht. Einem Büro kostet das rund 50.000 Euro. Multipliziert man das, sind es 6 Millionen. Das war, glaube ich, ein Drittel vom Baubudget. Zwei Tage à 10 Stunden hatte die Jury Zeit, also wurden pro Stunde 300.000 Euro vernichtet, nur um die anderen Büros rauszuwählen. Können Sie sich vorstellen, dass 120 Chirurgen an Gummipuppen ihr Können zeigen, und der Patient geht durch und sagt: „Ach ja, der ist der beste.“ Nie im Leben. Da sieht man, dass die Architekten Sardinen im Haifischbecken der Investoren sind, aber leider keine Schwarmintelligenz besitzen. Und was halten Sie vom Siegerprojekt? Das Siegerprojekt passt zu Innsbruck. (längere Pause) Innsbruck hätte sich etwas Besseres verdient.
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Gibt es Anregungen, Gedanken oder Empfehlungen, die Sie jungen ambitionierten Architekten mit auf den Weg geben möchten? Ja (lacht), stay cool and carry on! Es ist heute keine einfache Zeit: Wie man auch an der diesjährigen trostlosen Biennale sieht, haben sich die Architekten bereits ihr eigenes Grab gegraben, sich hineingelegt und die Medien schaufeln es gerade zu. Es gibt keine Baukultur mehr. Das ist keine Polemik, das ist Tatsache.
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1 Prof. Wolf D. Prix © Zwefo 2 Konzeptskizze, Wolf D. Prix, © COOP HIMMELB(L)AU 3 Alban Berg Sculpture, Vienna, Austria, 2016, © COOP HIMMELB(L)AU 4 Museum of Contemporary Art & Planning Exhibition, Shenzen, China, 2016,
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© COOP HIMMELB(L)AU 5 BMW Welt, Munich, Germany © Markus Buck 6 Rooftop Remodelling Falkestraße, Vienna, Austria (1983/87-88), © Duccio Malagamba
Our heartfelt thanks go to Barbara Steffen for having established such a valuable contact.
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THERE’S NO DOUBT ABOUT IT: COOP HIMMELB(L)AU IS A TRAILBLAZER WHEN IT COMES TO ARCHITECTURE. ITS INTERNATIONAL CLAIM TO FAME CAME WITH THE COMPLETION OF THE ROOF EXTENSION IN THE FALKESTRASSE IN VIENNA (1987), THE FIRST-EVER WORLDWIDE DECONSTRUCTED PROJECT. WE MEET WOLF D. PRIX IN HIS ATELIER IN VIENNA. WHEN PRIX FOUNDED COOP HIMMELB(L)AU WITH HELMUT SWICZINSKY AND MICHAEL HOLZER, HE WANTED TO MAKE ARCHITECTURE AS LIGHT AND CHANGEABLE AS CLOUDS BY TAPPING INTO CREATIVITY. 50 YEARS LATER AND WE’RE NEARLY THERE.
Has the original vision of Coop Himmelb(l)au developed since its start? At the time, we wanted to build clouds, and are still following that dream. The perfect cloud – insofar as we’ve conceived the perfect cloud, that is – we haven’t built that yet. ‘Yet’ being the key word here. I still firmly believe we can posit that, one day, there will be such a thing as suspended architecture, one that actually flies like a cloud, and that may very well be our next step. Architecture still hasn’t become flexible and pliable for many different technical reasons. I think the next step will be to build buildings using robots, 3D printers and 3D mortising machines; I believe we’re getting ever closer to the aim of achieving a changeable and flexible form of architecture. Coop Himmelb(l)au was founded on 8 May 1968: a symbolical day for its significance in the student revolution. How was Vienna back then? We didn’t experience anything of the student revolution in Vienna. We only watched, full of longing, how ideas were forcefully presented. We wanted the same for architecture, i.e. radically change architecture right away. Did you have any role models? Our role models were music, film, literature, and philosophy, but also
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and users. It’s extremely important for people to describe where they live and what relation this ‘golden roof’ has for the city.
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Why are your buildings so harmonious and ‘right’, and have such a relaxing and positive effect on their visitors? Providing you with a rational answer won’t make much sense, I’m afraid. Our projects are always rejected at the beginning, but as soon as the building is in place and people feel how it works, that‘s when unconditional trust blossoms. The synthesis between form and content actually works. I always wanted to make architecture which was different, one which would awaken emotions, similarly to music - which is naturally more emotional than architecture can ever aspire to be. Maybe that’s the reason people feel well in my buildings. You speak a lot about music. Does that mean that music plays a role in your architecture? It’s very associative. I don’t believe that you can translate Bach into architecture. However, I believe that certain methods can be transposed. Take Keith Richards, for example, and his open G tuning. The same happens in football, too, when Guardiola adapted basketball tactics to football. Incidentally, that aspect really fascinates me. You’ll see bridges and arches in our buildings which remind me of Keith Richard’s riffs. There are tones which remind me of many other building materials, but these are personal associations I‘d rather not disclose. Do you consider yourself more of an artist or an architect? Architecture is the art of the 21st century.
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our education which at the time was being radically changed from an authoritarian model to an anti-establishment model. We didn’t only want to build buildings, but also contribute to society and its development. We also gave a name to our movement because we wanted to become just as rich and as famous as the Stones. Well, in hindsight, I admit that was an error in judgement. You’ll never reach the same scope of music with architecture.
You build all over the world, finding different societal and political frameworks. Is architecture free from their influence? No, it’s easily influenced by these conditions without throwing out the essential elements that we represent. We build public buildings in China without following Chinese taste. One thing always holds true: in the anonymous network of a city, landmarks and buildings you can recognise are essential; they’re there to be etched onto the mental map of its inhabitants
And what do you believe of the winning project? The winning project is ideal for Innsbruck. (Longer pause). But Innsbruck should have deserved something better. Would you like to give young, ambitious architects a parting thought or idea, or even recommendation? Sure (laughs), stay cool and carry on! We live in troubling times: as we saw in this year’s wretched Biennale edition, architects have just dug their own grave, walked right inside it, and the press is shovelling the soil back on top of them. There’s no building culture anymore. This isn’t me trying to be polemical, it’s the truth.
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Tenders and competitions are quite a common feature in architecture. How does an architect experience such a selection process, for example the one of the new ‘Haus der Musik’ in Innsbruck, which you participated in? I generally think that these tenders are somewhat offensive for an architect, a waste of energy and money. Why? 120 firms participated in this tender. It costs a firm around €50,000 to do so. If you multiply that per firm, that’s 6 million Euro. That was 1/3, I believe, of the overall building budget. The jury had two 10-hour days, so €300,000 were wasted per hour, to select and discard the other firms. Can you imagine 120 surgeons lining up, like inflatable dolls, showing what they can do, and the patient walks by them and then just says ‘Ah yes, you’re the best’. Nope, not a chance in hell. That’s when you notice that architects are just a school of sardines swimming in a shark tank of investors, lacking any sort of swarm intelligence.
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Unfortunately, architecture has become very arbitrary, and aesthetics don’t seem to be the benchmark of everything as in the past. Is that so? Yes. If aesthetics are moulded by the needs of a society, they become a political tool. If you’re content with superficial beautification and want to fill architecture with social contents, then it ceases being architecture and becomes social building.
Did Coop Himmelb(l)au spark a sort of revolution? You better ask that to an art historian. What we first dreamt of back in the day could be successively built. Partially. Why? Because I insisted on playing this game of cards to the very end.
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Which is the most decisive parameter for creating a demanding architecture which doesn’t pander to mediocrity? The collaboration between the client and the architect. Trailblazing architecture comes to life, against all odds, as it were, only on certain occasions if these two figures are in synch: the client has to choose the right architect, one who doesn’t only think about buildings.
The topic of this edition is ‘revolution’. What do you think about when you hear this word? The fall of incumbent paradigms, that’s what a revolution is to me; the gradual rethinking of existing compulsions is evolution. I always ask myself: how does a butterfly develop that black spot on its wings? Evolution creates the black spot, it sticks and becomes bigger and bigger. A revolution would capture the butterfly and paint the black spot on it. Our work sways between the two in architecture.
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The Tower of Babel is a recurring element in your biography, just as the wish for a self-determining, open architecture. Are you close to your goal right now? Politics and architecture contain a totalitarian thought which reels us back into the fold. It’s just how it is, a trend of the time. The Tower of Babel and the myth of Icarus are a symbol of a punishment for man’s self-determination. The Tower of Babel should never have been completed, because God’s authority was dead set against it, and Icarus plunged to the sea because he flew higher than his father had told him to. However, let me clarify something: had Icarus used silicone rather than wax, he would still be flying around to this very day. The development of inventions gives us the opportunity to rebel against these totalitarian motions.
Which criteria do you use to select your projects? What we care about are client specifications. The location isn’t relevant, neither the size nor the budget, but the theme of the client is of the utmost importance. There is one location-specific dream of mine: I would like to build in Rio, but certainly not military barracks. If I can build a beach hotel in Rio, that would be very interesting for me.
INFO & CONTACT Lizzie Rust is a handbag developed for the same-named brand by stylist Markus Oehler, who borrowed elements from the swinging London era which are featured on the handbag. Nobody else embodies the soul of this period as much as model Twiggy Lawson, which is why her face was painted by Alessandro Matta, a Florentine artist, on the front of the bag.
ERINNERN,
SCHREIBEN
, VERGESSE
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VON ELIZAB ETH „LIZZIE“ RUST REMEMBER, WRITE, FORG ET
WAS MACHT UNS ALS MENSCHEN AUS? WAS UNTERSCHEIDET UNS
WHAT MAKES US WHO WE ARE? WHAT MAKES US STAND OUT? OUR
VON ANDEREN? ES SIND DIE ERINNERUNGEN, DIE WIR SPEICHERN, ES
TREASURED MEMORIES, THE STORIES WHICH MAKE UP THE TASSELS OF OUR
SIND DIE GESCHICHTEN, AUS DENEN SICH UNSER LEBEN ZUSAMMEN-
LIFE, DAY IN, DAY OUT. OUR STORIES MAKE US WHO WE ARE: THEY ALL
SETZT – TAG FÜR TAG. AUS IHNEN LEITEN WIR UNS AB, SIE ALLE ZUSAM-
CONTRIBUTE TO WRITING OUR LIFE.
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MEN BILDEN UNSERE LEBENSGESCHICHTE.
Im Grunde besteht unser Leben darin, Geschichten anzuhäufen. GeschichThe raison d’etre of our life is to collect, no, hoard stories. Stories of all ten in Gestalt von Erfahrungen, von Anekdoten, von Erinnerungen machen shapes and sizes, true, anecdotal, even memories. They make us who we aus, was wir sind, und schreiben unsere Lebensgeschichte. Und trotzdem: are, they are the ink with which we write our very own personal novel. Entlang des Weges unseres Lebens verlieren wir so manch eine dieser However… as we live our life, we seem to lose track of most of these Geschichten aus den Augen, schieben sie im Gedächtnis weit, weit nach stories; we push them far back, into the nether regions of our memory. hinten. Wir vergessen Menschen, die wir getroffen, und Leidenschaften, Memories of people we met fray at the seams, and the passions which die wir gespürt haben. Auch wenn sie aber nicht präsent sind, auch wenn moved us fizzle into nothingness. So, yes, although they have now become wir sie nicht ständig vor Augen haben, sind sie doch da. Sie haben uns zu past memories, and they do not constantly flutter in our conscience, they dem geformt, was wir sind. Die Erinnerung ist demnach die Quintessenz still exist. After all, they have made us who we are. Memories are therefore eines Romans, den wir Leben nennen. Wie die besten Romane sind es the quintessence of this novel we call life. Bestsellers rely on small details auch im Leben die kleinen Dinge, die den Unterschied machen: eine unerto make a difference, and so do we in our existence: an unexpected wartete Begegnung, eine großzügige Geste, die wir nicht kommen sahen, encounter, a generous gesture out of the blue, a love declaration – not any eine Liebeserklärung und ich meine: eine echte Liebeserklärung. Solche of those trifle assurances, no, I mean a heartfelt love declaration. All these Dinge stehen an den Kreuzungen unseres Lebens, geben ihm oft genug moments represent a crossroads in our life and often push it down a new, eine neue, ungekannte Richtung. Ich weiß das, denn ich habe lange gelebt. uncharted path. How do I know all this, you ask? I have a lived a long life. Ich habe lange gelebt und die Menschen rund um mich dabei beobachtet, I have lived a long life and observed people surrounding me, and how wie sie sich verändert haben. Dabei habe ich mich auch selbst verändert. they have changed. Come to think of it, I have changed, too. Fallen Leidenschaftlich geliebt. Und vergessen. Nur eines habe ich nie vergessen: madly in love; and yes, even forgotten. There is one thing, though, I will zu erzählen. Mein ganzes Leben lang habe ich Gefühle, Leidenschaften, never forget how to do: and that is how to tell a story. I have poured my Erinnerungen zu Papier gebracht, indem ich Worte aneinandergereiht und emotions, passions, and memories onto paper all my life, placing words mit ihnen Leben erschaffen habe: gelebte Leben, erfundene Leben, perone after another and breathing life into them: real stories, fictitious lives, fekt in ihrer Balance aus Freude und Schmerz. Mit Worten habe ich verperfectly balanced between moments of happiness and pain. I tried to use sucht, die Welt zu erklären, wahrscheinlich haben sie aber mehr über mich words to explain the world and probably ended up explaining more about erklärt. Und mit Worten habe ich versucht, mich Menschen zu erklären: me. I used words to tell people who I am: to explain who I really am, and zu erklären, wer ich wirklich bin, und nicht, was sie zu kennen glauben. not what they believe me to be. Words were therefore my profession; they Worte waren demnach mein Beruf, sie waren mein Leben und letztendlich were my life; and now, as we near the end, there is only one story left to gibt es nur eine Geschichte, die ich noch nie erzählt habe. Es ist meine Getell. My own. My name is Lizzie Rust and this, this is my story… schichte. Mein Name ist Lizzie Rust und dies ist sie – meine Geschichte… Read Lizzie’s story on www.lizzierust.com Lesen Sie die Geschichte von Lizzie Rust auf www.lizzierust.com
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„DAS THEAT ER WAR IMM ER EIN ORT MEINER S E HNSUCHT“ ‘I ALWAYS YE ARNED TO B E AT HOME IN THEATRE’
ES IST NICHT GANZ SO EINFACH ALS EINFACHES REDAKTIONSMITGLIED, ALS DAS ICH MICH SEHE, ÜBER DEN BERÜHMTEN, GROSSARTIGEN SPRACH- UND REDEKÜNSTLER, DRAMATIKER, DICHTER UND SCHRIFTSTELLER, PETER TURRINI, EINE EINLEITENDE „HOMMAGE“ ZU EINEM INTERVIEW ZU VERFASSEN. SO HALTE ICH ES KURZ UND LASSE IHN, DEN OFTMALS AUSGEZEICHNETEN UND PREISGEKRÖNTEN, GEBÜRTIG IN ST. MARGARETHEN IM LAVANTTAL, ZU WORT KOMMEN.
Turrinis Werke wurden in viele Sprachen übersetzt, seine Theaterstücke wurden weltweit gespielt. Auf diesen Seiten geht es vor allem auch um seine zum Titel passende Meinung zum Thema „Revolution“. Revolutionär waren auch die sozialkritischen Erstlingswerke von Peter Turrini wie „Rozznjogd“ (1971), Sauschlachten (1972), die fantastische „Alpensaga“, eine legendäre Fernsehserie der 70erJahre, um nur einige wenige zu nennen. Sie alle lösten eine „Revolution“ aus; sowohl in der österreichischen Literaturgeschichte als auch in den Köpfen und Herzen der Leser und Zuseher. Heftige Reaktionen folgten Jahre später auch auf das Turrini-Stück „Alpenglühen“ (Inszenierung: Claus Peymann, Aufführung im Burgtheater 1993). Große Erfolge erntete Turrini unter anderem mit dem Theaterstück „Josef und Maria“. Für die Oper „Der Riese vom Steinfeld“, Uraufführung in der Wiener Staatsoper 2002, verfasste Turrini das Libretto. Lieber Peter Turrini, wann hatte alles begonnen? Sehr früh. Als ich mich in diesem Kärntner Dorf der 50er-Jahre mehr und mehr ausgeschlossen fühlte, habe ich mich in die Sprache, in Ausdenkungen geflüchtet. Das war noch kein eigentliches Schreiben, sondern ein Versuch, mir eine Welt in Gedanken zu errichten, in der ich mich beheimatet fühlen könnte. Sehr bald, mit 15 Jahren, entstanden die ersten Szenen und Gedichte. Als 1971 dein erster großer Theatererfolg „Rozznjogd“ über die Bühne des Volkstheaters lief, nein, donnerte, was empfandest du dabei? Eine große Seligkeit, denn das Theater war immer der Ort meiner Sehnsucht. Bei dieser Uraufführung, die du ansprichst, war das Publikum außer sich, das Theater glich einem explodierenden Hexenkessel. Überall Schreie und durchdrehende Menschen. Ich stand auf der Bühne mit verschränkten Armen und dachte mir: „Jetzt bist du endlich am Ort deiner Sehnsucht angekommen und von dort holt dich niemand mehr weg.“ Der Regisseur rief aus der Gasse ständig, ich solle doch endlich wieder abtreten, aber ich blieb da stehen und war glücklich.
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Und was empfindest du heute, nach 45 Jahren, nach all deinen großartigen, preisgekrönten Erfolgen? Sind die Emotionen noch dieselben? Mein Schriftstellerleben bestand nicht nur aus großartigen und preisgekrönten Erfolgen, sondern auch aus Verzweiflung und Niederlagen. Aber das Glück, ein Theaterdichter zu sein, dessen Werke immer wieder und weltweit gespielt wurden und werden, das hat nicht aufgehört. Peter, du arbeitest an einem neuen Werk. Dürfen wir darüber etwas erfahren? Es ist ein Stück über Hedy Lamarr. Sie galt in den 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts als schönste Frau der Welt, war Hollywoodschauspielerin und die erste, die mit entblößtem Busen über die Leinwand lief. Zu Unrecht ist nur das von ihr geblieben, in Wahrheit war sie eine große Erfinderin und hat mit ihrer Erfindung („Frequency Hopping“) wesentlich zur Entwicklung der Telekommunikation und der heutigen Handys beigetragen. Es hat mich diese Kombination von Geist und Schönheit fasziniert und ich wollte dieser außergewöhnlichen Frau ein Denkmal setzen. Im Augenblick bin ich mitten in der Endfassung des Stückes. Was bedeutet für dich das Wort „Revolution“? Das Wort Revolution bedeutet heute überhaupt nichts mehr. Wenn jeder Autokonzern sein neuestes Modell als Revolution hinstellt, wenn selbst irgendwelche Plastiktaschen als Revolution im Verpackungsbereich ausgegeben werden, dann ist dieser Begriff beliebig gewor-
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„Im Augenblick agiert die Europäische Union gegenüber den Flüchtlingen kleinlich, hartherzig, verschanzt sich in ihrer Wohlstandsburg und zieht Grenzen auf, wo es nur geht.“ Peter Turrini
den und hat seine ursprüngliche Bedeutung, eine Bezeichnung für radikalen Widerstand, verloren. Die Denkmodelle der 68er sind bis heute in vielen Köpfen präsent. Wenn du dich an diese Zeit erinnerst, was konntest du mitnehmen? Wie viele meiner Generation bin auch ich in einer reaktionären und postfaschistischen Nachkriegszeit aufgewachsen. Es sollte die soeben in Trümmer gelegte Welt wieder aufgebaut werden, es sollte Ruhe herrschen und vor allem, es sollten keine Fragen zum Faschismus gestellt werden. Wir aber suchten Antworten, wir wollten wissen, warum unsere Vätergeneration die Welt in Schutt und Asche gelegt hatte und spätestens in den Endsechzigerjahren wurden diese Fragen so laut und wild gestellt, dass sie nicht mehr zu überhören waren. Wir wollten alle Modelle der Vergangenheit, von der Ehe bis zur Kirchengläubigkeit, auflösen – und vieles von dem Furor der damaligen Zeit ist auch heute noch in mir.
Wenn du die heutige Zeit, die aktuellen Flüchtlingsdramen, die immense Radikalisierung, die „eventuelle“ Verhärtung der Politik gegen den Flüchtlingsstrom, Stichwort geschlossene Grenzen, mitverfolgst, was bewegt dich dabei? Die Europäische Union erhielt 2012 den Friedensnobelpreis. Diesen Friedensnobelpreis hat die Europäische Union zu Unrecht bekommen. Im Augenblick agiert sie gegenüber den Flüchtlingen kleinlich, hartherzig, verschanzt sich in ihrer Wohlstandsburg und zieht Grenzen auf, wo es nur geht. Und auch in den Herzen vieler Europäer entstehen diese Grenzziehungen. Das angeblich Fremde soll draußen bleiben. Diese Menschen, die da zu uns wollen, sind gar nicht so fremd. Sie haben mehr mit uns zu tun, als wir glauben. Der Großteil der Kriegsmaterialien, mit denen getötet wird, zum Beispiel in Syrien, stammt aus europäischen Waffenschmieden. Wir sind zum Helfen aufgerufen und nicht zum Abwehren. 1 Lea Schweinegger 2+5 Peter Turrini, Foto: © Kanizaj Marija-M., www.kanizaj-marija.com 3 Peter Turrinis Schätze, Foto: © Kanizaj Marija-M., www.kanizaj-marija.com 4+6 Peter Turrinis Arbeitszimmer, Foto: © Kanizaj Marija-M., www.kanizaj-marija.com
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LEA SCHWEINEGGER Lea Schweinegger arbeitet seit über zwei Jahrzehnten als freie Journalistin. Sie profilierte sich mit Beiträgen in verschiedenen österreichischen Zeitungen und renommierten Magazinen wie zum Beispiel das Wirtschaftsmagazin der „Top-Gewinn“ (Gewinn Verlag). In der österreichischen Finanz- und Wirtschaftszeitung „Börsen-Kurier“ (www.boersenKurier.at), für die die Journalistin seit 15 Jahren aktiv schreibt, informiert sie, neben Berichten aus der Finanz- und Wirtschaftswelt, auf der Seite „Kunst und Kultur“ über aktuelle Kunstthemen. 1
AS A ‘MERE’ MEMBER OF THE EDITING TEAM OF THIS JOURNAL, IT’S NOT AN EASY TASK TO WRITE AN INTRODUCTORY ‘HOMAGE’ ABOUT THE FAMOUS, GREAT LANGUAGE AND SPEECH ARTIST, DRAMATIST, POET, AND NOVELIST PETER TURRINI FOR THIS INTERVIEW. I’LL KEEP IT SHORT AND LET OUR AWARDWINNING GUEST, BORN IN ST. MARGARETHEN IN THE LAVANT VALLEY, TAKE THE STAGE.
Turrini’s works were translated into countless languages and his theatre pieces were performed all over the world. However, the following pages deal with his opinion on ‘revolutions’. His first pieces were also revolutionary, and included works the likes of ‘Rozznjogd’ (1971), ‘Sauschlachten’ (1972), the fantastical ‘Alpensaga’, and a 70s legendary TV series just to name a few. They all sparked a revolution in both the history of Austrian literature as well as in the hearts and minds of readers and viewers. Years later, ‘Alpenglühen’ (director: Claus Peymann, performance in the Burgtheater 1993) caused an uproar. He reached critical acclaim with his ‘Josef und Maria’ theatre piece, among others. Turrini wrote the libretto for the opera ‘Der Riese vom Steinfeld’ which premiered at the Vienna State Opera in 2002. Peter, when did it all start? Very early. I took refuge in language, in thoughts, when I felt more and more excluded in this village from the 50s in the Austrian Carinthia region. It wasn’t writing per se, rather an attempt at creating a world using my thoughts where I could feel at home. Shortly after, at the age of 15, I wrote the first scenes and poems of my fledgling career.
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In 1971, your first major theatrical success ‘Rozznjogd’ debuted and brought down the house in the Volkstheater: how did you feel? Pure bliss, because I always yearned to be at home in theatre. During the premiere you mentioned, the audience was beside itself, the theatre resembled a bubbling and frothing witch’s cauldron. Echoing screams and a heaving mass of people. I stood on the stage, arms crossed, and thought, ‘You’ve finally reached the place you’ve always yearned for, and nobody can ever keep you from it.’ The director, standing backstage, kept on calling me back, but I simply stood there. And I was happy.
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And, after 45 years, what do you experience now after such a great and recognised career? Are the feelings still the same? My career as an author isn’t only made up of my successes and moments of joy but also of doubts and failures But the joy of being a playwright whose works are performed time and again all over the world? That’s never stopped.
Fast-forward to today and the current migration issues, the unfettered rise of radicalisation, the ‘possible’ shoring up of policies against migratory flows, closed borders: what motivates and moves you now? For instance, the EU obtained the Nobel Peace Prize in 2012. What do you think about that? The Nobel Peace Prize was undeserved. Right now, the EU is treating refugees in a mean way, giving them the cold shoulder, takes refuge in its fortress of wellbeing and creates borders wherever. And the borders rise even in the hearts of a lot of Europeans. ‘Foreigners’ should stay out. These people wanting to come to us aren’t that foreign or strange, after all. They have more in common with you or me than you’d believe. The lion’s share of the weapons used to kill them in Syria, for example, comes from European weapon manufacturers. We’re here to help and not to turn away people.
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that nobody could pretend they hadn’t heard us. We wanted to dissolve all past models, from marriage to religious faith – and I’m still harbouring plenty of rage.
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The school of thoughts present in 1968 are still alive and kicking in many ideas of our modern society. When you think of this time, what memories stay with you? As many others from my generation, I grew up in a reactionary and post-fascist, post-war. The ruins of the world had to be rebuilt, peace had to reign once again and, more than anything else, nobody could ask questions about fascism. Yet we looked for answers, we wanted to know why our parents’ generation had blown the world to smithereens, and by the end of the 60s we’d ask these questions so wildly and loudly
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What does the word ‘revolution’ mean to you? Today? The word ‘revolution’ means nothing at all. If every car company dubs its new model as revolutionary, if even certain plastic bags are described as revolutionary, what’s left? The concept has become passé and lost its original meaning, i.e. describing a radical opposition.
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Peter, you’re currently working on a new piece. Can you let us in on it? It talks about Hedy Lamarr. She was the most beautiful woman in the world back in the 30s, performing as a Hollywood actress and the first who ran across the screen with an unbuttoned blouse. It’s unfair she’s only remembered because of that moment, because truth is she was a great inventor; her invention (‘Frequency Hopping’) largely contributed to the development of telecommunications and today’s mobile phones. This dichotomy, intelligence and beauty, fascinated me and I wanted to immortalise this extraordinary woman. At the moment I’m penning the final draft of the piece.
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DIE BEFREIU NG VOM DIKTAT D ER „ISMEN“ FREEDOM FR OM THE RUL EO F ‘ISMS’
onismus hat überhaupt nichts verändert. Die informelle Malerei war eh schon vorher da und im Grunde haben die nichts anderes getan als diese Zerstörung des Bildes nachzuvollziehen, indem sie es radikaler gemacht haben als andere Maler. Ich sehe das ganz nüchtern und eher als Nachfolge, als etwas, das schon war und nochmals zum Ausdruck kommt. Wie finden Sie zu den Themen Ihrer Kunstwerke? Es gibt alle möglichen Vorgänge wie man zu Themen kommt und man darf das nicht so tiefgreifend sehen. Das ist meiner Meinung nach der Fehler überhaupt. Es hat auch keine größere Bedeutung für mich. Es entstehen Serien, aber eher als Experiment. Wenn die Serie zu Ende ist, dann ist es aus. Ich reise auch viel. Von diesen Eindrücken rufe ich oft Bilder ab. Gab es in Ihrer Kindheit prägende Ereignisse für Ihre künstlerische Laufbahn? Ich glaube nicht, dass man als Kind viele Erlebnisse hat die vorzeichnend auf die Kunst hinweisen. Mit 12 Jahren wurde ich als Ministrant von den Kapuzinern gefördert und durfte auf die Kunstschule gehen. Ob das prägend war, weiß ich nicht, aber zumindest hat es einen gewissen Weg vorgezeichnet. Ich habe auch jeden Tag in einer Buchhandlung ein Buch von Picasso angesehen. Ein Buch kann einem oft mehr sagen als irgendein Lehrer. Die Anregung ist wichtig. Lehrer wollten mich nur behindern. Man wehrt sich gegen ein Diktat, dem man nicht entspricht. Ich habe mich gegen das Diktat der „Ismen“ aufgelehnt. Ich hatte Recht, denn mittlerweile wollen alle Künstler anders sein.
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„Jede Lösung, jede fertige Auffassung ist nach Fertigstellung auf jeden Fall falsch und sofort wieder in anderer Weise zu lösen.“ Oswald Oberhuber
OSWALD OBERHUBER UND DIE „PERMANENTE VERÄNDERUNG“, ANGELEHNT AN LEO TROTZKIS BEGRIFF DER „PERMANENTEN REVOLUTION“, GEHÖREN ZUSAMMEN. ANLÄSSLICH DER RETROSPEKTIVE IM 21ER HAUS IN WIEN TREFFEN WIR DEN ERSTEN INFORMELLEN KÜNSTLER ÖSTERREICHS UND SPRECHEN MIT IHM ÜBER DEN RADIKALEN BRUCH MIT EINER IDEE, WIE KUNST GELEHRT WERDEN KANN UND WARUM AUS SEINER SICHT DER WIENER AKTIONISMUS NICHTS VERÄNDERT HAT.
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Welche Kernaussage steckt in der permanenten Veränderung? Da spielen viele Momente herein. Ich möchte keine Wiederholungen und ich glaube auch nicht an Wiederholungen. Das ist die Ausgangsbasis meiner Kunst, dass ich verlange, dass jedes Bild neu erstellt werden soll, aber neu auch in der Formulierung. Es muss immer eine eigene Aussage haben und getrennt sein vom Vorhergehenden. Die Kunsthistoriker suchen nach Zuordnungen, um den Künstler sichtbar zu machen und daran glaube ich nicht. Ich glaube nicht an den gleichbleibenden Vorgang, einer Idee nachzuhängen. Es gibt dann keine neue Möglichkeit sich zu äußern, sondern man bleibt in dieser gleichen Aussage. Das ist der Grund mich gegen Wiederholungen zu wehren. Ich bin einer Idee gegenüber untreu. Ihr Kunstschaffen vollzog sich stets fern jeder Stilrichtung. Wie erlebt man das als Künstler? Es gibt keinen Stil. Diese Begriffe, die im 18. und 19. Jhd. eingeführt und auch vorherverwendet wurden, das ist im Grunde eine Festlegung, damit man einen Faden hat, um die Künstler einzuordnen. Aber eigentlich sind die Künstler nicht einzuordnen. Picasso hat sich dagegen gewehrt, indem er einfach immer etwas anderes gemacht hat. Das ist ein innerer Vorgang. Hat der Wiener Aktionismus in Ihren Augen etwas verändert? Überhaupt nicht. Ich habe die Situation miterlebt. Der Wiener Akti-
Sie haben auch an der Universität gelehrt. Wie haben Sie den Unterricht gestaltet? Tatsache ist, dass ich mich nie eingemischt habe in die Tätigkeit der Studenten, weil ich der Meinung bin, jeder soll sich selbst finden. Ich habe immer Abstand genommen von der Einbringung meiner selbst. Meine Haupttätigkeit war es, den Studenten Kunst zu zeigen. Jeder Schüler von mir ist eine eigene Persönlichkeit geblieben, beispielsweise Ernst Caramelle, Franz West, Franz Graff, Eva Schlegel u. a. Viele sind durch meine Hände gelaufen, ohne dass sie Oberhubers geworden sind. Was mir auch ein Anliegen war. Sie haben sich mit Kunst auch als Sammler, Galerist und Kurator auseinandergesetzt. 1968-1970 gründeten Sie sogar die Oberhuber-Zeitung. Wie kam es dazu? Ja, ich habe damals viele Ausstellungen gemacht und wollte eine Art Katalog dazu. Ich habe diese Zeitung immer selbst geklebt und dann drucken lassen. In der Zeitung ging es um alle möglichen Ausstellungen, wie z.B. „Kunst ohne Künstler“, eine Ausstellung, die mir persönlich sehr wichtig war. Rückblickend auf Ihre Meilensteine, was würden Sie als das bedeutendste Ereignis in Ihrem bisherigen Leben bezeichnen? Ganz einfach, dass ich meine Frau kennengelernt habe. Das ist das Spannendste und das Schönste für mich. Was die Kunst betrifft, so erlebt man ständig Höhenflug und Depression. Das geht gar nicht anders.
Ihre Retrospektive im 21er Haus war ein sehr großer Erfolg, welche Emotionen weckt so eine Ausstellung in Ihnen? Man hat eine Freude, man ist froh, dass es erkannt wird. Es hilft nichts, wenn man nur selbst an sich glaubt, man braucht jemanden, der das sieht. Es ist so, dass man nichts mehr spürt, aber im positiven Sinne. Es wäre ja negativ, wenn ich jetzt in Kritik ausarten würde. Ich kritisiere nicht, weil ich völlig zufrieden bin. Es ist eine ganz große Leistung, die hier vollbracht wurde.
YOU COULDN’T THINK OF OSWALD OBERHUBER AND NOT THINK OF THE CONCEPT OF ‘PERMANENT CHANGE’, WHICH IS BASED ON LEO TROTZKI’S IDEA OF ‘PERMANENT REVOLUTION’. WE WENT AND MET THE FIRST INFORMAL ARTIST OF AUSTRIA IN OCCASION OF HIS RETROSPECTIVE AT THE 21ER HAUS AND TALKED WITH HIM ABOUT HIS RADICAL BREAK ON HOW TO TEACH ART AND WHY, ACCORDING TO HIM, VIENNA ACTIONISM HASN’T CHANGED A THING.
What main idea is at the heart of permanent change? There are numerous moments that flow into this concept. I wouldn’t want to repeat myself, you see, and I don’t believe in repetitions. This is the starting point of my art. I demand that every painting be made from scratch, and this applies to its formulation, too. It should always make its own statement, and take a step back, distance itself, if you will, from its past. Art historians look for classifications to provide art with visibility, yet I don‘t believe in this process. Such an approach eliminates the possibility of expressing oneself anew: you’re stuck with your same, old statement. Hence, my rebellion against repetitions. I’m always unfaithful to one single idea.
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Your artistic process never fits one style. How did you experience this as an artist? There’s no such thing as style. This concept was introduced – and is still used today – in the 18th and 19th century to pigeonhole artists. But artists shouldn’t be categorised. Picasso rebelled against this by simply doing something else at all times. It’s more of an internal process. Do you think the Vienna Actionism changed something about that? Nothing at all. I experienced the situation myself. Vienna Actionism hasn’t changed anything at all. Informal painting had been around for a while as it was anyway, and all they did was destroy the painting by just being more radical about it than any other painter. The movement, in my opinion, is quite sober and is a successor of something which was already there. It’s just finding another way of expressing itself. How do you find the themes contained in your work? There’s a wealth of possible ways to discover your themes, but you shouldn’t think too much about it. That’s the whole problem to start with. I don’t find it that important, to be honest. There may be series of themes, but those are more experimental than anything else. When a series comes to end, then that’s it. I also travel a lot. I then create my paintings from these impressions.
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Where there any decisive moments in your childhood which influenced your artistic career? I don’t believe children have that many experiences which then pave the way to art. When I was 12, I was a server at the Capuchin Order and was allowed to attend art school. Was that decisive? I don’t know, but at least it opened a possible path for me. I looked at a Picasso book every day in a bookshop. A book often teaches more than a teacher. The idea is important. Teachers only wanted to hinder me. You rebel against a dictate which you don’t reflect. I rebelled against the dictate of ‘isms’. Looks like I was right, because they’ve all changed now. But you also taught at university. How did you organise classes? The truth is I never got involved with the work of the students because I firmly believe that everyone should be allowed to find themselves. I always removed myself from the process. My main task was to show students art. Every student of mine developed and retained their own personality, for example Ernst Caramelle, Franz West, Franz Graff, and Eva Schlegel among others. I had many students, yet not one became another ‘Oberhuber’. That was my aim. You also approached art as a collector, gallery owner, and curator. Between 1968 and 1970, you even went so far as to create the Oberhuber Magazine. How did that happen? Yes, in those days I organised plenty of exhibitions and wanted some sort of catalogue to chronicle the whole event. I always collated the magazine myself and then sent it off to print. The magazine contained all kind of exhibitions, including ‘Kunst ohne Künstler’ (Art with no Artist), an exhibition close to my heart. Looking back at your milestones, what would you consider the most important moment in your life up to now? That’s easy: meeting my wife. That was the most exciting and beautiful moment. As far as art is concerned, you continue to experience highs and lows. That’s just how it is.
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Your retrospective in the 21er Haus was a resounding success. How do you feel about it? You experience joy, happiness, for your work has been acknowledged. It doesn’t matter if you’re the only one to believe in yourself: you need someone to see it. You end up not feeling any positive emotion. It would be negative, if I were to degenerate into criticism. I don’t criticise, because I’m content. I believe we achieved a great result with this retrospective.
1 Oswald Oberhuber, 2016, Foto: Alfred Weidinger, 20 x 24 inch Polaroid 2 Ohne Titel, 1969, Massivholzsockel, Dispersion, 149 x 61 x 47 cm, Privatbesitz, 3 Stadtmodell, 2003, Furnierte Spanplatte, Kartonschachteln, Papier 38,5 x 60,3 x 43,5 cm, Privatbesitz 4 Ich und Totenkopf, 2006 Öl auf Leinwand, 80 x 80,5 cm Belvedere, Wien 5 Auf blauem Grund, um 1952 Öl und Lack auf Holz-faserplatte, 64 x 84 cm Privatbesitz Foto: © Belvedere, Wien 6 Ausstellungsansicht Oswald Oberhuber im 21er Haus, 2016,
Alle Fotos: © Belvedere, Wien
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REVOLUTION
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Marat schuf er ein Denkmal für einen Revolutionshelden. Die russische Revolution 100 Jahre später ermordete die Zarenfamilie. Der Revolutionär Lenin kehrte aus der Schweiz nach Moskau zurück. Die kommunistische Partei gelangte an die Macht. Das übliche Vorgehen: Mord und Totschlag Andersdenkender und alles wurde nach Lenins Tod noch grausamer, als Stalin der Diktator wurde.Vor nun 50 Jahren, im Mai 1966, wurde in China die sogenannte Kulturrevolution ausgerufen, sie hielt 10 Jahre an. Es war eine politische Kampagne von Mao Zedong, die ihm zur Beseitigung der alten Kader der Kommunistischen Partei (KP) diente und seine unumschränkte Macht sichern sollte. Die Kulturrevolution wurde schon einige Jahre vor ihrem radikalen Ausbruch vorbereitet. Auf Weisung von Mao Zedong und seiner Frau Jian Qing sollte zunächst die traditionelle Peking-Oper erneuert werden. Die Bühne wurde von den klassischen Protagonisten gesäubert. Kaiser, Herrscher, Gelehrte wurden durch Arbeiter, Bauern, Soldaten ersetzt. Es sollten proletarische Helden durch 2 die proletarische Masse gefeiert werden. Das politische Geschehen sollte im Sinn der KP dargestellt werden, auf der Bühne sollte Klassenkampf herrschen. Zum effektiven Ausbruch der Kulturrevolution wurde eine Vielzahl unterschiedlicher Massenkampagnen ausgelöst. Am 16. Mai 1966 wurde in Peking die vom Maoismus indoktrinierte Jugend mobilisiert, die Gesellschaft von „bourgeoisen und reaktionären Elementen“ zu befreien, in deren Folge nach verlässlichen Quellen wohl gegen zwei Millionen Menschen ermordet wurden, rund 30 Millionen politisch verfolgt und 100 Millionen Familienangehörige in Sippenhaft genommen wurden. Unglaubliche Grausamkeiten wurden begangen. Studenten erschlugen ihre Professoren, die Universitäten wurden für 10 Jahre geschlossen, westliche Güter zerstört und ein Violinlehrer, der sein Instrument versteckt hatte, wurde gefoltert, bis er aus Rücksicht auf die Familie das Versteck verriet, worauf das Instrument zerstört und er erschlagen wurde. Die KP gab nicht nur Anweisungen zur Erneuerung der Peking-Oper, sondern auch für die Komposition von Sinfonien und Klavierstücken. Als ein Hauptwerk gilt das 1968/69 von einem Kollektiv von vier Komponisten verfasste Klavierkonzert Der Gelbe Fluss, mit grossem Pathos, sehr laut, mit Melodiefetzen, die an Rachmaninoff und Tschaikowsky erinnern und bei dem man nur Bedauern mit dem misshandelten Klavier haben EINE REVOLUTION, DAS AUFBEGEHREN GEGEN DIE BESTEHENDE GEkann, ein Machwerk, das glücklicherweise wohl nie in einem europäiSELLSCHAFTSORDNUNG, WIRD ZUMEIST AUS POLITISCHEN GRÜNDEN UND UNTER NUTZUNG SOZIALER MÄNGEL AUSGELÖST. RADIKALES, schen Konzertsaal zu hören sein wird. Und heute? Was ist aus der KulGEWALTSAMES VORGEHEN IST DIE REGEL, UM DIE MACHTÜBERNAHME turrevolution geworden? Der einst verhasste Kapitalismus mit seinem UND DEREN AUSÜBUNG ZU SICHERN. DAS SCHICKSAL DES EINZELNEN treuen Begleiter Korruption ist allgegenwärtig. Ständig vergrössert sich ZÄHLT NICHTS, DIE GEISTIGE AUFFASSUNG, DASS DAS MENSCHLICHE die Zahl der Millionäre und Milliardäre. Das Politbüro der KP hat nichts HANDELN VON VERNUNFT GETRAGEN SEIN SOLLTE, HAT IM POLITIgelernt. Das schlimmste Kapitel der chinesischen Geschichte wurde nicht aufgearbeitet, nostalgische Nationalisten stimmen die alten LobesSCHEN MACHTDENKEN KEINEN PLATZ. hymnen auf den heutigen Präsidenten Xi Jinping an. Anlässlich einer Gala zum 50. Jahrestag der Kulturrevolution konnte man auf Plakaten Die Französische Revolution von 1789 ersetzte den König durch eine lesen: „Völker der Erde, vereinigt euch, um die amerikanischen Invarepublikanische Regierung, bis der Führer der Armee, Napoleon Bonaparte, die Macht an sich riss und Alleinherrscher wurde, der sich schließsoren und ihre Lakaien zu besiegen.“ Die Gala fand im Mai 2016 statt. Fanatismus und Menschenverachtung prägen auch eine Revolution, die lich selbst zum Kaiser erhob. Die Verdienste Napoleons für die Entwickderzeit im Namen eines Gottes begangen wird. Das ist zwar nicht neu lung Europas sind nicht zu unterschätzen. Der Ruf nach Liberté, Egalité, und war bei manchen Religionsvertretern üblich, aber dass ein sich so Fraternité drang in die umliegenden Länder und führte zum Ruf nach nennender Islamischer Staat und die Gruppierung der Taliban in unserer Veränderungen. Die militärischen Siege Napoleons endeten schließlich Zeit Menschen und Kulturen vernichten, zeigt, dass die Menschheit nur mit seinem Russland-Feldzug und er wurde von den vereinigten Heesehr begrenzt lernfähig ist. Es gab aber auch einmal eine Revolution, die ren Englands, Deutschlands und Russlands geschlagen. Im Gedenken an kein Menschenleben auslöschte: 1989, beim Fall der Berliner MauNapoleons Niederlage in Russland komponierte Peter Tschaikowsky die Ouverture 1812, eine Schlachtenszenerie, in der das russische Heer mit er, der zur Wiedervereinigung des seit 1945 geteilten Deutschland führder Melodie des Liedes Gott sei des Kaisers Schutz gegen die Melodie te. Den Dirigenten Leonhard Bernstein veranlasste das zur Textänderung der Marseillaise kämpft, bis unter Kanonendonner und Glockengeläut in Friedrich Schillers Ode an die Freude anlässlich der Aufführung von Napoleon geschlagen ist. Ludwig van Beethoven komponierte 1805 Beethovens 9. Sinfonie: Anstatt Freude, schöner Götterfunken mussten seine 3. Sinfonie, Eroica, die er Napoleon widmete, dann aber, als der die Sänger Freiheit, schöner Götterfunken singen. Mit diesem Beitrag bin sich selbst zum Kaiser erhob, die Widmung zerriss. In der französischen ich Gedanken nachgegangen, die mir beim Wort Revolution gekommen Malerei wurde Jacques Louis David der bedeutendste Vertreter, der auch sind. Erinnerungen an einst Gelerntes, an Gelesenes, an Erlebtes. Der Leselbst an der Revolution beteiligt war. Mit seinem Gemälde Tod von ser möge angeregt sein, das Thema mit eigenen Gedanken fortzuführen.
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LUDWIG GEIGER Ludwig Geiger, Jahrgang 1939, Erstausbildung kaufmännische Lehre, anschließend private Gesangsausbildung und kunstgeschichtliche Studien in Leipzig. 1961 erstes Engagement (Bass-Bariton) als Solist am Theater in Eisenach. Nach 12 Jahren an verschiedenen Theatern, 1973 Eröffnung einer Kunstgalerie in Basel. Seitdem im Kunsthandel, als Experte für Versicherungen und Berater privater Sammler tätig. Gleichzeitig und bis heute als Sänger in Oratorium, Kirchenmusik und besonders im Liedgesang aktiv. 1
THE PRETEXT OF SOCIAL INEQUALITIES. TRADITIONAL MEANS TO SECURE AND THEN EXERCISE POWER RELY ON RADICAL AND VIOLENT BEHAVIOUR. THE FATE OF INDIVIDUAL PEOPLE DOESN’T COUNT; THE SPIRITUAL NOTION THAT HUMAN RELATIONS SHOULD BE GOVERNED BY REASON HAS NO PLACE IN POLITICAL GAMES AND POWER STRUGGLES.
The 1789 French Revolution replaced the King with a Republican government until the commander of the army, Napoleon Bonaparte, seized power for himself and turned into an absolute ruler. As if that weren’t enough, he then went on to proclaim himself Emperor. However, we’ve got to give credit where credit is due as, after all, he did contribute to Europe’s development. In fact, the call to arms of ‘liberté, egalité, fraternité’ seeped across the borders and spread like wildfire, leading to an appeal for change. Napoleon’s military victories ended with his Russian expedition, where he was defeated by the united forces of England, Germany, and Russia. In memory of Napoleon’s defeat in Russia, Peter Tschaikowsky composed Ouverture 1812: a battle scene featuring the clash between the Russian and Frenchman against the backdrop of the song Gott sei des Kaisers Schutz (God Save the Emperor) raging against the melody of the Marseillaise, until Napoleon is beaten to the sound of cannon thunder and bells. Ludwig van Beethoven composed the symphony Eroica in 1805, and dedicated it to Napoleon and then proceeded to tear it into the pieces when the commander proclaimed himself Emperor. When it comes to French paintings, Jacques Louis David was the most important representative who also somehow contributed to the revolution. With his
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A REVOLUTION, I.E. A REBELLION AGAINST THE PREVAILING SOCIAL SYSTEM, MORE OFTEN THAN NOT BREAKS OUT FOR POLITICAL REASONS, EXPLOITING
1 Ludwig Geiger 2 Death of Marat by David 3 Red_Guards Von Villa Giulia - Scan of cover of non-copyright elementary school textbook from Guangxi 1971, Gemeinfrei, https commons.wikimedia 4 Mao, Soong and Deng at International Meetings of Communist and Workers 5 Berliner Mauer, Foto: © Hans Peter Stiebing 6 Geflügelte Bullen wurden zerstört, © AP 7 Die Verwüstung in Mossul, © AP, jahrtausendealte Kulturdenkmäler werden vernichtet 8 Syriens zerstörtes Welterbe, © AP, Die große Moschee in Aleppo
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painting, The Death of Marat, he created a homage to the revolutions’ heroes. Fast-forward 100 years and the Russian revolution murdered the Czars. Lenin, moved by his revolutionary spirit, came back to Moscow from Switzerland. The Communist Party then seized power. Same old, same old: they murdered and killed off dissenters, and the situation only worsened, becoming more gruesome after Lenin’s death, when Stalin became the dictator. A measly 50 years ago, May 1966, the ‘cultural revolution’ took place in China and lasted for a good 10 years. The political campaign was devised by Mao Zedong and served the purpose of removing the old cadre of the Communist Party and secure him infinite power. The cultural revolution had been in the making for years before it was actually implemented. The traditional Beijing Opera was renewed following the advice and guidelines of Mao Zedong and his wife, Jian Qing. The stage was cleaned of classic characters such as the Emperor, ruler, sage and they were replaced by the workman, farmer, and soldier: proletarian people were to be celebrated by the proletarian mass. After the downfall of the Communist Party, Mao’s policies were implemented, and the class struggle took centre stage. For the actual start of the cultural revolution, a number of different mass campaigns were carried out. On 16 May 1966, the younger generation under the sway of Mao’s doctrine were mobilised in Beijing to free society from 6 the bourgeois and revolutionary elements – according to reliable sources, the consequences of that day resulted in more than 2 million people dying, 30 million being politically persecuted and 100 million members were imprisoned because of their relatives’ political allegiance. Students beat their professors to death, universities were closed for 10 years, western goods were destroyed; a violin teacher, who had hidden his instrument away, was tortured until he revealed its hiding place trying to protect his family. The violin was destroyed and he was beaten to death. The Communist Party not only gave instructions to renew the Beijing Opera House: it also commissioned the composition of symphonies and scores for piano music. One such work is the piano concert composed by a collective of four composers between 1968 and 1969, The Yellow River: it’s rowdy, bursting with pathos, loud, a melodic patchwork reminiscent of Rachmaninoff und Tschaikowsky. Should you be so unlucky to hear it, you too would grieve for the mishandled piano, a pathetic attempt which, luckily, we’ll never have to hear in a European concert hall. And today? What has become of the cultural revolution? Capitalism and its trusty companion corruption, once hated, have now made a comeback. The number of millionaires and billionaires keeps on growing. The Politburo of the Communist Party has learnt nothing. The worst chapter in Chinese history wasn’t used to teach a lesson: nostalgic nationalists still hum the old hymns for today’s President, Xi Jinping. In occasion of a gala evening for the 50th anniversary of the cultural revolution you could still read the following on some posters: ‘People of the Earth, unite to defeat the American invaders and their minions.’ The gala evening took place in May 2016. Fanaticism and contempt for other people are the hallmarks of a revolution carried out in the name of a god. Nothing new under the sun, and it‘s actually quite a repetitive element in some religious interpretations. What isn’t right is that, in our day and age, an ‘Islamic State’ and the Taliban go around destroying men and cultures – proving how little we’ve learnt from our past. Once upon a time, there was also a revolution which didn’t kill: not one human life was snuffed out. The Fall of the Berlin Wall in 1989, which reunited a Germany divided since 1945. Conductor Leonhard Bernstein arranged for the text of Friedrich Schiller’s Ode to Joy to be changed in occasion of the performance of Beethoven’s 9th symphony: instead of Freude, schöner Götterfunken the singers had to sing Freiheit, schöner Götterfunken. With this contribution, I followed some thoughts which rose to my consciousness upon hearing the word ‘revolution’. Memories of what was read, remembered, experienced. I hope this moves the reader, too, to continue this flow of consciousness.
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THE FIRST STEPS ON THE ART
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Aus den Bestimmungen zur Einkommensermittlung ist abzuleiten, SCENE AND STOP THEM FROM dass als steuerlich relevante Einkunftsquelle nur jene Tätigkeiten in MAKING ART THEIR MAIN PROBetracht kommen, die auf Dauer gesehen ein positives GesamterFESSION WHICH, ULTIMATELY, gebnis erwarten lassen. Nur diese Tätigkeiten sind im Rahmen der IS THE SINE QUA NON FOR A Einkommenssteuerbemessung zu berücksichtigen. Wirft dagegen eine SUCCESSFUL ARTISTIC ACTIVITY. Tätigkeit auf Dauer Verluste ab, ist zu prüfen, ob der Steuerpflichtige die Verluste aus privaten Motiven in Kauf nimmt. In diesem Fall wird Tax return regulations imply die Tätigkeit nicht als Einkunftsquelle anerkannt; die entstehenden that only activities yielding a Verluste dürfen steuerlich nicht verwertet werden. Es liegt eine sogelong-term, overall, positive innannte Liebhabereitätigkeit vor. come should be considered Die gesetzlichen Bestimmungen zum Einkommensbegriff werden as taxable sources of income. durch die Liebhaberei-Verordnung ergänzt, in welcher bestimmte ArIndeed, only these activities ten von Tätigkeiten mit einer Liebhabereivermutung belegt werden can be declared and will be und von vornherein aus dem Begriff der Einkünfte bzw. des steuerlich considered in one’s tax return. relevanten Einkommens herausgenommen werden. Diese klassischen Should, in the long run, an acLiebhabereitätigkeiten sind reduziert auf den werdenden Künstler all tivity yield a loss, what has to jene Tätigkeiten, die typischerweise auf eine besondere, in der Lebe assessed is if the taxpayer bensführung begründete Neigung zurückzuführen sind. Genau dieser wants to accept these losses Tatbestand wird durch den Sachverhalt der künstlerischen Betätigung as ‘personal’. In this case, the vollständig erfüllt; jede künstlerische Tätigkeit ist auf eine in der activity cannot be recognised Person des Künstlers liegende Fähigkeit und Neigung zurückzufühas a source of income and the ren. Andernfalls wäre es nicht möglich, im Ergebnis ernstzunehmenresulting losses aren’t tax-dede Kunstwerke zu schaffen. Liebhaberei ist weiters bei Verlusten zu ductible. Art thus becomes a vermuten, die sich aus der Bewirtschaftung von Wirtschaftsgütern labour of love, a ‘hobby’. Leergeben, die sich nach der Verkehrsauffassung in einem besonderen gislation regulating the definitiMaß für die Nutzung im Rahmen der Lebensführung eignen und tyon of income is complemented pischerweise einer besonderen in der Lebensführung begründeten by the ‘Hobby Order’ wherein Neigung entsprechen. Dieser zweite Tatbestand zielt weniger auf den specific activities are recogschaffenden Künstler, sondern vielmehr auf den kunstinteressierten nised by a legal presumption Erwerber ab und schränkt die steuerliche Verwertbarkeit der Investiand are excluded right from the start from the scope of income and taxation eklatant ein. ble income. These ‘traditional’ hobbies can be traced back to tendencies In Summe sind diese Bestimmungen alles andere als förderlich für which originate from every artists‘ lifestyle. This hinges on the very artistic den Kunstmarkt. Versetzen wir uns in die Situation des werdenden endeavour at the heart of one’s supposed income, for every artistic actiKünstlers. Die Ausbildung ist abgeschlossen; für die weitere Entvity can be traced back to a skill and tendency of the artist. wicklung ist großer Arbeits- und Zeiteinsatz unerlässlich. Die öffentOtherwise it wouldn’t be possible to create works of art that can be taken lichen Förderungen sind bescheiden; der Lebensunterhalt kann meist seriously. Hobbies may be the cause of economic losses which result nur bestritten werden, indem die künstlerische Tätigkeit durch eine from the management of economic assets in line with standard market andere Erwerbstätigkeit ergänzt und von dieser gestützt wird. Aus practice, ideal to be used on an everyday basis and which typically künstlerischer Sicht schränkt dies die Entwicklungsmöglichkeiten zureflect a specific tendency originating in their lifestyle. This second fact meist erheblich ein. Dieser Umstand wird durch einen unliebsamen doesn’t target artists, rather art-conscious purveyors and massively limits steuerlichen Effekt noch weiter ins Negative gekehrt. Die Einkünfthe taxable value of the investment. To cut a long story short, these conte aus der Erwerbstätigkeit werden voll der Einkommensbesteuerung ditions are anything but useful for the art market. Let’s try walking a mile unterworfen, während die negativen Einkünfte aus der künstlerischen in the shoes of the soon-to-be artist. They’ve just finished their training, Betätigung aufgrund der oben dargestellten Bestimmungen steuerlich and hard work and time-consuming efforts are required for further deveunberücksichtigt bleiben. Somit kommt es nicht zur Besteuerung des lopment. Open funds are limited; most times their income is generated effektiven Einkommens des Künstlers; besteuert wird nur das Einby complementing and supporting their artistic activity with another job. kommen aus der Erwerbstätigkeit. From an artistic point of view, this greatly reduces the scope of an artist’s Die von der Finanzbehörde angestellte Liebhabereivermutung kann development. This is worsened by an unpleasant tax situation. seitens des Steuerpflichtigen widerlegt werden. Der Steuerpflichtige The income from the second job falls completely under the scope of hat zu diesem Zweck eine fundierte Prognoserechnung zu erstellen the tax return while the financial losses from an artistic activity can’t be und offenzulegen, in welcher er zeigt, dass die Verluste lediglich den assessed when declaring their personal income for the above mentioned Charakter von Anlaufverlusten haben. Gerade zu Beginn der Tätigkeit regulations. Therefore the artist’s effective income isn’t taxed: what is entstehen zumeist hohe Anlaufkosten. Demgegenüber sind Umsätze taxed is their income deriving from the ‘regular’ job. The relevant finance aus Verkäufen noch nicht im zufriedenstellenden Umfang vorhanden. authority issued this hobby order to meet taxpayers halfway. Artists have In diesem Szenario wird es keinem Steuerpflichtigen gelingen, über to produce a well-reasoned estimate where they prove that their losses eine Prognoserechnung die Einkunftsquelle zu erwirken und die Liebrepresent start-up costs. These high running costs occur especially at the haberei- bzw. Hobbytätigkeit zu widerlegen. start of their activity as sales generating sufficient money are but a vague Irgendwann ist die Durststrecke hoffentlich vorbei. Der Künstler erhope. However, no taxpayer will succeed in producing an estimate of wirtschaftet über Verkäufe ein positives Ergebnis. Ab diesem Zeittheir source of income and ‘hobby’ activity at this moment in time. punkt liegt jedenfalls eine Einkunftsquelle vor und die Gewinne müsAt some point - we hope - the period of drought will end. The artist will sen folglich besteuert werden. Nun ist es absolut unerheblich, dass die yield a positive income from his sales. From this moment on there will be Gewinne auf eine Tätigkeit zurückzuführen sind, die einer persönlia traceable source of income and these have to be taxed. Now it becochen Fähigkeit oder Neigung des Steuerpflichtigen entspringen. Der mes indispensable to declare where these incomes come from, as they Umstand „persönliche Neigung“ schränkt lediglich die Verlustverwercan be traced back from a personal skill or passion of the taxpayer. The tungsmöglichkeit ein. ‘personal tendency’ only restricts the possibility of value depreciation. Jeder Schritt in die Selbständigkeit ist schwer. Künstler bewegen sich Every step taken in the freelance world is one met by obstacles. Artists auf einem sehr sensiblen Markt, der für den werdenden Unternehmer move on a very sensible market, which represents an extra risk for the zusätzliches Risiko bedeutet. Die steuerlichen Begleitmaßnahmen zur young entrepreneur. The tax accompanying measures for the developFörderung von jungen Künstlern sind doch eher fragwürdig. ment of young artists still are very questionable.
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LIEBESERKL Ä R U D N I E G EN AN K U N S T A LOVE DEC D E R LARATION TO VERGANGEN T H E A RT O F THE PAST – T HEIT HE POSIN SIB LINGS IN BERLIN
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Werke, und mit Kunstexperten, die gleichfalls in ungläubiges Staunen angesichts des Augentrugs gerieten. EXPRESSIONISTISCHEN GROSSMEISTERS ERNST LUDWIG KIRCHNER. Wie sind die Posins zu ihrer Meisterschaft gekommen? Alle drei erkämpfPFLICHTSCHULDIGST GAB ES IM BERLINER BRÜCKE-MUSEUM ten sich den Weg an das Repin-Institut der Kunstakademie Leningrad, wo DRUCKGRAPHIK DES KÜNSTLERS ZU SEHEN. ABER IN EINER sie von 1973 bis 1979 studierten. An der Akademie wurde streng nach BERLINER BOULEVARDZEITUNG FAND ICH AUCH DIE NOTIZ: traditioneller Manier ausgebildet. Nach 1984 wanderten die Posins nach„KIRCHNER-GEMÄLDE-GEDÄCHTNISAUSSTELLUNG IN NEUKÖLLN“. einander in die Bundesrepublik aus. Erst hier fanden sie zu ihrer „MisDAS WAR NUN WIRKLICH EINE ÜBERRASCHUNG, DIE NEUGIERIG sion“: Nachschöpfung als Kunst. Was die Posins wollen ist ähnlich der MACHTE. Realisierung einer musikalischen Partitur in einem Orchester-Konzert. Nicht Quadratzentimeter für Quadratzentimeter soll das Bild entstehen, Die klassische Moderne ausgerechnet im multikulturellen Großstadtsondern als Wurf, als Gesamteindruck. Es geht um Ausstrahlung, es geht Dschungel? Und nicht in einem Museum, klimatisiert, bewacht, kunst(sehr russisch!) um die „Seele des Künstlers“: „Man muss denken wie historisch kuratiert? Sondern in einem „KUNSTSALON Posin“, von der Maler“. Dazu gehört auch ganz praktisch, im historisch verbürgten dem ich vorher noch nie gehört hatte? Das musste erkundet werden! Wie Tempo zu malen. Renaissance-Bilder müssen viele Tage auf der Staffelei konnten sich Kirchner–Gemälde, inzwischen schon unerreichbar für bleiben, ein expressionistisches Bild mit seinen spontanen Pinselhieben deutsche Museen, an einen solchen Ort verirrt haben? In der Tat deutete muss in Stunden fertig sein. „Ein Bild zum zweiten Mal malen ist ein in der kleinen Straße nichts auf eine Sensation. Das Schild „KUNSTSAAkt der Liebe. Er gelingt, wenn man dem Künstler so nahe kommt, dass LON Posin“ wartete deutlich auf eine Erneuerung. Hinter der Tür tat sich alle Furcht erlischt.“ Der Rundgang im Neuköllner Salon mit seinen El Dämmerung auf. Umwallt von Zigarettenqualm begrüßten mich die drei Grecos, Kirchners, van Goghs und Klimts ist aufregend genug. Brüder Posin. Lächelnd standen sie da und hätten einem Gruppenporträt Vollends bizarr aber wird es, wenn man einen Ausflug nach Großräschen der russischen „Intelligenzia“ um 1900 entstiegen sein können mit ihren in Brandenburg ins „Fälscher Museum der Gebrüder Posin“ macht. Über wallenden grauen Haaren und ihren Prophetenbärten. Um sie herum ein 100 Bilder hängen dort, eine Grand Tour durch die europäische KunstAtelier wie aus der Oper „Bohème“ von Puccini. Aber all diese Eindrügeschichte. Auftraggeber war der Unternehmer Gerold Schellstede. Der cke verblassten in dem Schock, an den Wänden entlang die legendären SPIEGEL erteilte den Posins unlängst das große Lob, dass ihre „FälStraßenbilder Ernst Ludwig Kirchners aus der Zeit vor 1914 aufgereiht schungen zu den besten der Welt gehören“. Mir gefällt der Begriff „Fälzu sehen. Ich traute meinen Augen nicht: Da schien wirklich der „Potsschungen“ nicht, auch wenn die Posins selbst lange Zeit damit gespielt damer Platz“ von 1914 aus der Berliner Nationalgalerie zu stehen. Und haben. Wer einmal als Auftraggeber mit den Posins an einer Nachschöpda war auch die „Straßen-Szene“, die 2007 aus dem Brücke-Museum als fung gearbeitet hat, der lernt, dass es nicht um ein Geschäft und nicht NS-Raubgut restituiert worden war und danach über Christie‘s in Ronald einmal nur um grandioses „Handwerk“ geht. Was die Posins tun, ist eine Lauders New Museum an der New Yorker Upper East Side gewandert große, lebenslange Liebeserklärung an die Kunst der Vergangenheit. Wer war. Ich kannte die Kirchnerschen Orginale. Es schien unfassbar, dass ein Posinsches Werk erwirbt, der bekommt die Wärme dieser Liebe ins jemand imstande gewesen sein sollte, den heftigen, spontanen MaldukHaus. Es ist nicht der Blitz der Erkenntnis, der von den authentischen tus des Expressionismus nachschöpfen zu können. Kopisten hatte man Legendenbildern der Kunstgeschichte ausgeht. Aber es ist das Maximum immer wieder in den Gemäldegalerien mit alter Kunst am Werk gesehen, an Energie-Strahlung, das ohne Original möglich ist. Dafür sollten wir aber Expressionismus, die spontane Kunst par excellence? den drei beseelten Russen dankbar sein. Es war so etwas wie ein Wunder. Seit jener ersten Begegnung mit den Posins bin ich oft in Neukölln gewesen, allein um zu staunen über neue KENNEN GELERNT HABE I CH DI E KU N S T D E R G E B R Ü D E R P O -
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SIN IM J AHR 2 0 0 8 . DA J ÄHRTE SI CH Z U M 70. MAL DER TOD DES
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CHRISTOPH STÖLZL Author and Professor Dr Christoph Stölzl was born in 1944 and is a cultural historian. Between 1980 and 1987, he was the Director of the München Stadtmuseums (Munich City Museum); in 1987, he was appointed as the founding director of the Deutschen Historischen Museums (the German Museum of History) in Berlin. He was Berlin’s Senator for Culture and Science between 2000 and 2001, and Vice-President of the Berlin Parliament between 2002 and 2006. He was also a long-standing scientific collaborator for the Villa Grisebach auction house in Berlin. He’s been the Head of the FRANZ LIST Music High School in Weimar since 1 July 2010. 1
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1 Christoph Stölzl 2 „Vorzeichnung der „Sixtinischen Madonna“ nach Raphael in ca. Originalgröße“, © Foto: Marco Urban 3 „Moulin de la galette nach Renoir im Fälscher Museum“, © Foto: Marion Schulthes 4 „Michail, Evgeni, Semjon Posin von links bei der Besprechung einer Vorzeichnung“, © Foto: Marco Urban 5 „E. Posin vor der der „Nachtwache“ nach Rembrandt im Fälscher Museum“, © Foto: Marion Schulthes
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6 „Geburt der Venus nach Botticelli in ca. Originalgröße“, © Foto: Marco Urban 7 „E. Posin, Gerold Schellstede, M. Posin im Fälscher Museum“, © Foto: Max Schwarzmann
akin to a miracle. Since that first encounter with the Posin siblings, I’ve often returned to Neukölln just to marvel at new works of art, and with art pundits KIRCHNER’S DEATH, THE EXPRESSIONIST MASTER. IT WAS FAIRLY OBVIOUS who slipped into unbelievable wonder in the face of the vision which was THAT A SERIES OF PRINTS DEDICATED TO THE ARTIST WOULD BE ON EXHIBITIoccurring in front of their eyes. ON AT THE BERLIN BRÜCKE MUSEUM. HOWEVER, I ALSO STUMBLED ACROSS How did the Posins obtain this degree of mastery? All three fought hard THE FOLLOWING IN A BERLIN TABLOID: ‘KIRCHNER PAINTINGS: EXHIBITION to be admitted to the Repin Institute of Arts in Leningrad, and studied there IN MEMORY OF THE ARTIST IN NEUKÖLLN.’ NOW THAT’S WHAT I CALL A between 1973 and 1979. The academy firmly believed in teaching stuSURPRISE IF THERE EVER WAS ONE. I WAS INSTANTLY CURIOUS. dents the traditional way. After 1984, the Posins all moved to the German Federal Republic. This is where they first found their ‘calling’: emulation A classic, contemporary artist in a multicultural metropolitan jungle, of all as a form of art. The Posins’ aim is similar to creating a musical score places? Not in a museum, no, with air conditioning and such, supervised for an orchestral concert. The score should not be replicated one square and curated following cultural and historical guidelines? No. It was to centimetre after the other but should be conceived as a rough copy, an be held at the ‘Kunstsalon Posin’, which I’d never heard of. I simply had overall impression. It’s all about charisma, it’s all about (you can’t get more to explore it! How had Kirchner’s paintings, which in the time being had Russian than this) the ‘soul of the artist.’ ‘You have to think like the painter.’ become unobtainable for German museums, been ‘misplaced’ in such a This also means that you should paint in line with the historical tempo of the place? Now, fair’s fair, and I have to say nothing out of the ordinary time you’re living in. Renaissance paintings have to stay for days on end seemed to be going on when I arrived at the location on a small road. on a canvas, while expressionist paintings, what with their spontaneous Quite normal, actually. The sign hanging over the ‘Kunstsalon Posin’ was brushes, have to be completed in a matter of hours. To paint a painting a in urgent need of some TLC. And then, I opened the door to the gallery, second time is an act of love. Fear of making a mistake dissipates by being shedding light on the whole mystery. The three Posin siblings welcomed as close as possible to the artist. The round of El Grecos, Kirchners, van me amid a pall of smoke. They stood there, with a smile plastered on their Goghs and Klimts in the Neukölln gallery is proof enough. Now, things get faces, and for all I know they could have just stepped out of a group porreally weird when you go to Großräschen in Brandenburg to the ‘Fälscher trait depicting the Russian intelligentsia of the 20th century, what with their Museum der Gebrüder Posin’ (The Forgery Museum of the Posin siblings). wavy grey hair, and long, coarse prophet-like beards, and landed right in More than 100 paintings hang here, a grand tour across of European histhe middle of an atelier from Puccini’s La Bohème. But all these impressions tory of art. It was commissioned by entrepreneur Gerold Schellstede. The paled in comparison with the shock I experienced when I saw the legendaSPIEGEL newspaper recently lauded the Posins’ art for the fact that their ry street paintings from 1914 by Ernst Ludwig Kirchner lining up the wall. I ‘forgeries are some of the best in the world.’ I don’t like the term ‘forgery’, couldn’t believe my eyes: was that really the ‘Potsdamer Platz’ from 1914? even if the Posins themselves have played about with it for quite some time. Wasn’t it hanging at the Berlin National Gallery? And look there, isn’t that If someone has commissioned a work from the Posins, then they know it’s the ‘Street Scene’ painting which was given back in 2007 from the Brücke not a simple business transaction, nor does it boil down to creating an Museum – as it had been object of Nazi pillaging – which had then been extraordinary ‘object’. What the Posins do is a monumental, lifelong love sold via Christie’s to Ronald Lauder’s New Museum in the New Yorker Updeclaration to the art of the past. If you purchase a work by the Posins, your per East Side? And I thought I knew my Kirchner‘s: and so I did. I’d seen home will be enriched by the warmth such a painting brings with it. It does the originals. It seemed impossible that anyone could replicate the intense, not deliver the same punch an original would upon being recognised as an spontaneous strokes which characterised expressionism. Sure, forgers had authentic legendary painting. But it does radiate as much energy possible been tinkering about with old painters and art time and again in galleries, for a non-original painting. And we should be ever so grateful to the three but expressionism? The spontaneous art by definition? This was something inspired Russians for this. I FIRST CAME ACROSS THE ART OF THE POSIN SIBLINGS IN 2008, WHICH
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HAPPENED TO COINCIDE WITH THE 70TH ANNIVERSARY OF ERNST LUDWIG
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DAS INTERN ET - DIE LEIN W A N D D E S RAFAËL ROZ 2 1 . J AHRHUNDER ENDAAL, TH E INTERNET: TS THE CANVAS OF THE 21ST C E N T U RY
DAS WERK DES KÜNSTLERS RAFAËL ROZENDAAL BESTEHT AUS EINER RIESIGEN MENGE AN DOMAIN- NAMEN. 1 JEDE WEBSITE IST EIN EINZELNES KUNSTWERK UND ZUGLEICH TITEL DER ARBEIT. JEDE ARBEIT ZEIGT EINE VERDICHTETE VERSION EINER VIRTUELLEN IDEE. DIE THEMEN REICHEN VON LAVASPUCKENDEN VULKANEN, KLINGENDEN PLANETEN, VON KÜSSEN, ÜBER GELD, BLUT UND POPCORN BIS HIN ZU ABSTRAKTEN ZEITREISEN. ER SELBST NENNT SICH „URL-FETISCHIST“. AUF SEI-
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NEN LIPPEN STEHT DAS WORT „INTERNET“ TÄTOWIERT.
Rafaël Rozendaal ist ein holländisch-brasilianischer Künstler, geboren 1980 in Amsterdam. Als er die Welt des Internets entdeckt, spürt er sofort eine starke Anziehungskraft. 2001 entsteht sein erstes Werk http://whitetrash.nl/: ein Selbstporträt vor gelbem Hintergrund, das durch Anklicken den Schnurrbart, die Sonnenbrille und die Frisur verändert. Dem folgt eine Ausstellungseinladung nach Los Angeles in die Galerie des griechischen Künstlers 3 Miltos Manetas, Begründer der Neen-Bewegung. 2 Der Slogan „Neen“ ist phonetisch an das Wort „Screen“ angelehnt und bedeutet im Altgriechischen „genau jetzt“. Neen Art ereignet sich gegenwärtig, global im Internet und experimentiert mit Neuen Technologien. Rozendaal erkennt sofort das Potenzial des Internets als größte Ausstellungsplattform, als Studio, als Treffpunkt und zugleich Lager für seine Arbeiten und nutzt es fortan als Leinwand für seine Kunst. „Menschen geben sehr viel Geld für Häuser mit einer guten Aussicht aus, aber sie verbringen mehr Zeit damit auf den Bildschirm zu schauen“, stellt Rozendaal fest und kreiert ein Werk nach dem anderen. Seine Webseiten ziehen heute jährlich über 40 Millionen Besucher an. Die Anfangsphase des net.art Künstlers Rozendaal ist geprägt von einem experimentierfreudigen, spielerischen und zugleich humorvollen Umgang mit dem Medium Internet. net.art ist ein Bereich der Digitalen Kunst. Sie existiert seit der Entstehung des World Wide Web (1994). Rafaël Rozendaal gibt sie das Gefühl der Vollendung, der Selbstkontrolle und der totalen Unabhängigkeit von den sonst üblichen Hierarchien. Eine weitere frühe Arbeit aus dem Jahr 2002 ist www.iamveryverysorry.com Wie in allen seiner Arbeiten geht es dem Künstler hier um die Erforschung des Bildschirms als Bildraum oder Landschaft, die weiter schauen lässt als der 4 Blick durch ein reales Fenster. Formal sieht er seine Arbeiten mit der Malerei verwandt, nur dass sich seine Bilder bewegen und ein endloses Eigenleben in der öffentlichen Domain beginnen können. Mit scharfem Blick und viel Humor bewegt er sich durch die Welt des binären Codes. Die Website http://www.papertoilet.com/ (2006) vereint Ästhetik mit Nonsens. Sie zeigt eine interaktiv entrollbare Klopapierrolle. Die Idee erscheint einfach. Aber der Weg dahin, dass sich die Rolle wirklich fühlbar verkleinert bis sie sich schließlich ins Nichts verliert, ist ein lang durchdachter Prozess, den der Künstler zusammen mit seinem Programmierer Reinier Feijen entwickelt hat. Die größte Schwierigkeit für den Künstler bedeutet die perfekte Form für eine Idee zu finden. Der erste Schritt sind Zeichnungen, die der Künstler von der Rolle erstellt. Danach folgen komplizierte und zeitintensive Codierungen. Das Ergebnis ist ein interkatives Meisterwerk, das den gewohnten Nutzerumgang mit der Maus (click, drag & drop) als etwas ganz Natürliches erklärt. Ab 2009 zeichnet sich bei Rafaël Rozendaal ein verstärktes Interesse an Raumwahrnehmung – sowohl in Form von Installation im realen Ausstellungsraum als auch mit den Gestaltungsmöglichkeiten des Raumes im Browser-Fenster. Mit www.fromthedarkpast.com (2009) schafft er eine rein auf Geometrie basierende Seite einer bergigen Landschaft 5 aus schwarzen, weißen und grauen Dreieckskörpern über die der Betrachter endlos gleiten kann. Die URL ist immer Titel und zugleich Ort der jeweiligen Arbeit. Domainnamen sind einzigartig und können wediesen ist er überzeugt: „Ich glaube, wenn Leonardo da Vinci gewusst hätte, dass es einmal eine magische Box gibt, die mit einem reden kann, der gefälscht noch kopiert werden. Sie sind das Echtheit-Zertifikat des dass sich diese Box mit Farbe, Sound und Bewegung bearbeiten lässt Kunstwerkes. Im Quellcode der jeweiligen Arbeit stehen Künstlername, und dass sich jeder kostenlos, zu jeder Zeit interaktiv Bilder darin anTitel, Entstehungsjahr sowie Angaben zum Programmierer - also all das, was ein Kunstsammler von einem Original erwartet. Kauft dieser ein schauen kann, wäre er begeistert gewesen“, sagt er. 4 Netzkunstwerk, so erwirbt er die Domain und wird ebenso im Quellcode 1 aufgeführt. Rafaël Rozendaals Domains zeigen, dass selbst mit minima zum Inventar siehe http://www.newrafael.com/ 2 http://afterneen.com/ len Programmierkenntnissen net.art von Weltruhm entstehen kann. Dem 3 Hype um seine Kunst begegnet er mit dem bescheidenen Argument, dass Zitat: Node Festival, Frankfurt, 2013. 4 er auch nichts anderes täte als Künstler, die vor ihm Bilder mit Farben Turning The Internet Into An Art Gallery, in: The Creators Project und Formen geschaffen haben. Mit dem Unterschied, dass er mit den „Meet Rafael Rozendaal“, http://www.youtube.com/ watch?v=q2PlTVihm zur Verfügung stehenden neuen Technologien arbeitet. 3 Und von RvnE, veröffentlicht am 21.05.2012
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ANNETTE DOMS The development of the digital leads to permanent changes in society! Like my 11 years old nephew asked my father in 2012: „Grandpa, back in times you had no computer. How did you went to the internet?” Dr. Annette Doms is an independent Digital Media Evangelist, Keynote-Speaker and Expert in the field of digital arts. She is Co-Founder and Artistic Director at UNPAINTED art fair, Owner of the agency ICAA Strategists GmbH and Founder of the ARTWARD Prize for talented young artist. Contact: doms@icaa.ac 1
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set against a yellow background, whose moustache, sun glasses, and hairstyle can be changed by clicking on them. It wins him an invitation to Los Angeles to exhibit at the gallery of Greek artist, Miltos Manetas, founder of the Neen movement. 2 Their slogan, neen, is a phonetic nod to the word ‘screen’ and actually means ‘right now’ in ancient Greek. Neen art occurs instantaneously, it’s a fleeting moment in the present, resounds globally via the internet, and experiments with new technologies. Rozendaal immediately recognises the potential of the internet as a vast exhibition platform, studio, meeting point and at the same time a storage site for his work and uses it henceforth as canvas for his art. ‘People spend a lot of money for houses with a great view, but they spend a lot of time in front of their screens’, declared Rozendaal, creating one work after the other. His websites attract more than 40 million visitors a year. The incipient stage of net.art artist Rozendaal is characterised by an experimental, playful and at the same time humorous approach with Internet as a medium. net.art is an area of digital art. It’s been around since the creation of the World Wide Web (1994). Rafaël Rozendaal enriches it with a feeling of completion, self-control and complete independence from the usual hierarchies. Another early project is www.iamveryverysorry.com 6 from 2002. Similarly to all his other work, the artist’s aim is to explore the screen as a visual space or landscape, offering a farther reach than that of one’s actual gaze through a real window. He believes his world to be connected formally with paintings, only that his pictures move and can start an infinite independent life in public domains. He moves in the world of binary code with an eye for detail and plenty of humour. The http:// www.papertoilet.com/ (2006) website unites aesthetic and nonsense. It showcases an interactive rolling toilet paper roll. The idea may appear simple but to actually achieve the feat, i.e. making the roll convincingly smaller until it fades away into nothingness, is a long and well-thought process which the artist developed with his programmer. Reinier Feijen. The biggest challenge for the artist is to find the perfect form for an idea. The first step is represented by the drawings he makes of the roll. After that come complex and time-consuming codes. The result is an interactive work of art, which transforms the humdrum user and mouse interaction (click, drag & drop) into a natural experience. As of 2009, Rafaël Rozendaal has shown a stronger interest in the perception of space, both in terms of installations in the real exhibition room as well as the increasing possibilities within a browser window. With www.fromthedarkpast. com (2009) he creates a mountainous landscape based on a purely geometric page made of black, white, and grey triangles which the viewer can gaze at in eternity. The URL is always title and at the same time the location of each individual project. Domain names are unique and cannot be forged. They’re the seal of genuineness of the work of art. The source code of each project contains the name of the artist, title, year of creation as well as the data of the programme, i.e. everything a collector would expect and demand of an original. When a collector buys a ‘digital work of art’, then he also purchases the domain name and source code. Rafaël Rozendaals’s domains show that even with minimal programming knowledge, net.art can create worldwide fame and recognition. He counters the hype around his art with the humble argument that he does nothing differently from other artists, who painted using colours and shapes. He does the same using the new technologies at his disposal. 3 He’s convinced that, ‘had Leonardo da Vinci known that in the future we’d possess a magic box to modify colours, sounds, and movement, and that everyone could look at an interactive image for free whenever they wanted to, he would have been ecstatic.’ 4
1 Annette Doms, courtesy studio Miguel Chevalier
KISSES, MONEY, BLOOD, AND POPCORN TO ABSTRACT TIME TRAVEL. HE’S A SELF-PROCLAIMED ‘URL FETISHIST’ AND HE’S HAD THE WORD ‘INTERNET’ TATTOOED ON HIS LIPS.
infinite, courtesy the artist 5 big long now .com, by Rafaël Rozendaal, 2006, dimensions variable, duration infinite, collection Sébastien de Ganay 6 violent power .com, by Rafaël Rozendaal, 2012, dimensions variable, duration infinite, courtesy the artist 7 popcorn painting .com, by Rafaël Rozendaal, 2005, dimensions variable, duration,
Rafaël Rozendaal is a Dutch-Brazilian artist born in 1980 in Amsterdam. As soon as he discovered the Internet, he knew it was love at first sight. His first work is unveiled in 2001, http://whitetrash.nl/: a self-portrait,
infinite, courtesy the artist 8 paper toilet .com, by Rafaël Rozendaal, 2006, dimensions variable, duration infinite, collection Sébastien de Ganay
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PROJECT EMBODIES A CONDENSED VERSION OF A VIRTUAL IDEA, AND THE THEMES RANGE FROM LAVA-SPEWING VOLCANOES, CHIMING PLANETS,
infinite, courtesy the artist 4 i am very very sorry .com, by Rafaël Rozendaal, 2002, dimensions variable, duration
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AND, AT THE SAME TIME, REPRESENTS THE TITLE OF SAID WORK. EACH
3 from the dark past .com, by Rafaël Rozendaal, 2009 dimensions variable, duration
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THE WORK OF ARTIST RAFAËL ROZENDAAL REPRESENTS AN IMMENSE LIST OF DOMAIN NAMES. 1 EVERY WEBSITE IS A STANDALONE WORK OF ART
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2 self portrait with tattoo, 2006 in Los Angeles
10 JAHRE FO.KU.S Im Herbst 2006 wurde die Galerie FO.KU.S im neuen, architektonisch vielfach ausgezeichneten Stadtforum der Bank für Tirol und Vorarlberg im Zentrum von Innsbruck eröffnet. FO.KU.S ist ein Kunstraum für Positionen zeitgenössischer internationaler Foto-Kunst. Zu den zeitgenössischen renommierten Positionen kommen Präsentation angewandter Fotografie aus den Bereichen Industrie, Architektur und Mode sowie kontrapunktisch Fotografie der klassischen Moderne des 20. Jahrhunderts. INFO & CONTACT Dr. Barbara Psenner, gebürtige Südtirolerin ist, seit 2006 Kuratorin der Galerie wie für das gesamte Kulturprogramm der BTV. Öffnungszeiten: Mo-Fr 11.00-18.00 Uhr, Sa 11.00-15.00 Uhr. Eintritt frei. FO.KU.S Foto Kunst Stadtforum; Bank für Tirol und Vorarlberg; BTV Stadtforum 1 / 6020 Innsbruck . Tel.: +43/(0) 5 05 3331417 / info@btv-fokus.at / www.btv-fokus.at 2
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THE PAINTER WITH THE LE NS
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DIE AUSSTELLUNG ANLÄSSLICH 150 JAHRE HEINRICH KÜHN. 17. NOVEMBER 2016 – 28. JÄNNER 2017
THE EXHIBITION TO MARK 150 YEARS HEINRICH KÜHN. NOVEMBER 17, 2016 - JANUARY 28, 2017
Heinrich Kühn zählt zu den wichtigsten Vertretern der europäischen Heinrich Kühn is one of the most important representatives of European art Kunstfotografie um 1900. Anlässlich seines 150. Geburtstages zeigt das photography around 1900. On the occasion of his 150th birthday the FO.KU.S eine exquisite Auswahl von Arbeiten des Künstlers, der in FO.KU.S is showing an exquisite selection of works by the artist, who was Dresden geboren wurde, aber sein Künstlerleben in Tirol verbracht hat. born in Dresden, but spent his artist life in Tirol. Heinrich Kühn suchte nach neuen Formen des fotografischen Bildes, die Heinrich Kühn searched for new forms of the photographic image, which es dem technischen Medium erlaubten, ganz in den Kunstströmungen allowed the technical medium to rise, totally in all the art movements of the der damaligen Zeit, dem Impressionismus, Jugendstil und Symbolismus, time, the Impressionism, Art Nouveau and Symbolism - on par with painting aufzugehen – auf Augenhöhe mit der Malerei und der Grafik. Dabei hat and graphics. He has created a unique photographic work. er ein einzigartiges fotografisches Werk geschaffen hat. The selection of works gives insight into the substencial, material and sensual Die Auswahl der Werke gibt Einblick in die stoffliche, materielle und quality of the various techniques and also leads through the perspectives sinnliche Qualität der unterschiedlichen Techniken und führt darüber and genres of photography from Heinrich Kühn: from the early landscapes hinaus auch durch die Sichtweisen und Genres der Fotografie Heinrich on private portraits, to scenes from the circle of family and portraits of colleKühns: von den frühen Landschaften über private Bildnisse und Szenen agues, to still lifes, which already refer to the language of forms and image aus dem Kreis der Familie, über Porträts von Kollegen und Künstlern, details of the modernity. Today this extravagant chapter of the photographic bis hin zu Stillleben, die bereits auf die Formensprache und Bildaushistory is highly appreciated again, because of the design quality and moschnitte der Moderne verweisen. dern entertainment, who see the photographic image as a starting material Heute wird dieses extravagante Kapitel der Fotografie-Geschichte wiefor an autonomous image - You do not take a photograph. You make it – as der äußerst geschätzt, aufgrund der großen gestalterischen Qualität und was pointed out by the great photographer and colleague of Heinrich Kühn der modernen Haltung, die fotografische Aufnahme als AusgangsmateriAlfred Stieglitz.The exhibition is being organized in cooperation with the al für ein autonomes Bild zu verstehen – You do not take a photograph. Photoinstitute Bonartes, Vienna and the Museum Folkwang Essen. You make it – wie es der große Fotograf und Kollege Heinrich Kühns 1 Barbara Psenner Alfred Stieglitz auf den Punkt brachte. 2 Das FO.KU.S Foto Kunst Stadtforum; Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit dem Photoinstitut Bonartes, 3 Die Wiese, 1898, Gummidruck, dreifarbig; Wien und dem Museum Folkwang Essen. 4 5 6
Dame vor Spiegel, um 1904, Gummidruck; o.T. (Stillleben mit Orangen) um 1909, doppelter Bromölumdruck; o.T. (Kinder Kühn) 1907, Bromölumdruck. Alle © Museum Folkwang, Essen. (Ausschnitte)
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bild: © Luca Campigotto. New York 2011
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Foto Kunst Stadtforum
LUCA CAmpIGOTTO WILDLANDS AND CITYSCApeS 8. SepTember – 5. NOvember 2016 Öffnungszeiten: mo bis Fr 11.00 – 18.00 Uhr, Sa 11.00 – 15.00 Uhr. eintritt frei. FO.KU.S BTV Stadtforum 1 6020 Innsbruck T +43/(0)5 05 333-1417 info@btv-fokus.at www.btv-fokus.at
Öffentliche Führungen durch die Ausstellung: Samstag, 10. September und Samstag, 15. Oktober jeweils um 11.00 Uhr. Schüler- und Gruppenführungen gerne auf Anfrage.
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ELLE ARCHI TEKTUR RAIMUND A UND AVANTG BRAHAM. EX PERIMENTAL ARCHITECTU A R DE RE AND AN AVANT-GA RDE SPIRIT
DER IN LIENZ GEBÜRTIGE ARCHITEKT RAIMUND ABRAHAM (1933–2010) WURDE DER BREITEREN ÖFFENTLICHKEIT VOR ALLEM DURCH SEINEN 2002 VOLLENDETEN, ÄUSSERST SPEKTAKULÄREN WOLKENKRATZER, DAS ÖSTERREICHISCHE KULTURFORUM NEW YORK, BEKANNT.
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Dieses nur etwa 7,5 m breite und 84 m hohe Gebäude ist für amerikanische Verhältnisse extrem klein und besticht durch seine skulpturale Front sowie sein ausgeklügeltes Nottreppensystem, das die Rückfassade des Baus bestimmt. Abraham kreuzte die beiden voneinander unabhängigen Stiegenhäuser zu einer sogenannten Scherenstiege. Auf diese Weise konnte er auf minimalem Raum die örtliche Bauordnung erfüllen und genügend Platz zur Raumentwicklung erhalten. Aber eigentlich sollte man früher beginnen. Raimund Abraham ist vor allem auch durch seine Abkehr vom Gebauten berühmt geworden. Nachdem er als einer der ersten Architekten das Wesen, die Struktur der anonymen bäuerlichen Architektur untersuchte, veröffentlichte er gemeinsam mit dem Fotografen Josef Dapra, für den er auch sein erstes Haus errichtete, 1963 das Buch „Elementare Architektur“. In diesem Werk beleuchtete er die alpine rurale Gebrauchsarchitektur, die keinen Moden unterlag. Die herangezogenen Beispiele reichen von Heutrockengestellen über Holzverbindungen bis zu Scheunentreppen. In Österreich gab es bis dahin in diese Richtung nur die zwei Jahre zuvor erschienene, ebenfalls richtungsweisende Publikation „Anonymes Bauen Nordburgenland“ von Roland Rainer. Während dieser als Reaktion auf die damals beginnende Zerstörung alter dörflicher Strukturen auf das positive Wesen traditioneller Wohnbauten und -formen aufmerksam machte, ging Abraham – wie sein Buchtitel bereits verrät – den elementaren Strukturen in der Architektur nach. Raimund Abraham, der Mitte der 1960er-Jahre nach Amerika ging, erhielt nach einem Gastvortrag im Alter von nur 31 Jahren seine erste Professur an der renommierten Rhode Island School of Design. Zu dieser Zeit zählte der Architekt gemeinsam mit Hans Hollein und Walter Pichler zu den Mitbegründern des Austrian Phenomenon, einer losen experimentellen Architekturrichtung. 1967 stellten sie im MoMA in New York aus und erregten mit ihren futuristischen Architekturen und Stadtstrukturen großes Aufsehen. In diesen Jahren intensivierte Abraham seine zeichnerische Tätigkeit, die zu seinem Markenzeichen wurde und ihm große Reputation einbrachte. Sein wesentlicher Ansatz war, dass Architektur nicht gebaut werden müsse – die Schöpfung am Papier wurde von ihm als gleichwertig angesehen. In einem Gespräch mit Christian Reder und Dietmar Steiner erläuterte er dies näher: „Die Zeichnung ist autonom, nicht eine Vorstufe. Das Blatt Papier ist für mich der Ort und Architektur ist für mich Eingriff in den Ort.“ Raimund Abraham gehörte zu jenen Architekten, die der Architekturzeichnung zu ihrem hohen Ansehen verhalfen. So begleitete das 3 zeichnerische Werk sein gesamtes Schaffen. Unter anderem entwarf der Architekt eine Serie idealtypischer Häuser, die in ihrer Eigenart an das Werk des berühmten französischen Revolutionsklassizisten Claude Nicolas Ledoux (1736–1806) erinnern. Die für sich allein stehenden Häuser werden über unterirdische Eingänge erschlossen und tragen Namen, die auf ihre Eigenart oder Erscheinung rückschließen lassen. Die sprechenden Titel lauten beispielsweise „House with Curtains“, „House with Path“, “House with permanent Shadow” oder etwa “House with two Horizons”. Zusätzlich zu den in den 1970er-Jahren angefertigten Zeichnungen entstanden auch Modelle dieser Häuser. Raimund Abraham entwickelte eine frei kombinierbare Landschaft aus meist quadratischen Einheiten mit je einem Gebäude. Diese ordnete er unterschiedlich an und fotografierte sie in dramatischem Licht. Im Gegensatz zu seiner üblichen Vor-
gehensweise, bei der ein Modell immer am Beginn eines zu errichtenden Hauses stand, galten diese Modelle für ihn als fertige Gebäude. Doch egal ob Zeichnung, Modell oder realisierter Bau, stets bildeten Stiegen ein zentrales Element seiner Architektur. Auffallend auch die tiefe Verwurzelung seiner Häuser im Boden, manche wurden gar in der Erde versenkt. Dieser Verletzung der Natur stand nach Raimund Abrahams Philosophie die Verantwortung des Architekten gegenüber, dass „diese aufgeladene Schuld nur durch eine kulturelle und künstlerische Verbesserung versöhnt werden kann“. „Raimund Abraham: Rund um den Nullpunkt“, ein Gespräch von Christian Reder und Dietmar Steiner in: Falter, Wien. Nr. 13/1986 1
AUTHOR
CHRISTOPH FREYER Christoph Freyer studied History of Art at the University of Vienna. He is a freelance art historian and web designer. Between 2013 and 2015, he collaborated on the inventory of the estate of Raimund Abraham for the Architekturzentrum Wien. He is the curator of the exhibition ‘Architekt Raimund Abraham. Back Home‘, which runs from 16 July to 26 October 2016 at the Museum Schloss Bruck/ Lienz. The exhibition is a joint project of the museum and the Architekturzentrum Wien. Contact details: www.christoph-freyer.at 1
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He was one of the first architects who analysed the essence and structure of anonymous rural architecture and in 1963 published ‘Elementare Architektur’ (Elementary architecture) together with photographer Josef Dapra (who also had him build his first house). The publication highlighted the functional, alpine rural architecture which wasn’t subject to any passing fads. The featured examples range from hay racks and woodworking joints to barn stairways. Up until then, Austria had only published another seminal publication two years before called ‘Anonymes Bauen Nordburgenland’ (Anonymous building in the Nordburgenland) by Roland Rainer. While the latter was conceived as a reaction to the incipient destruction of old buildings in mountain villages, highlighting the positive traits of traditional buildings and forms, Abraham, as suggested by his title, researched elementary structures in architecture. Raimund Abraham moved to America during the mid-60s and became professor after giving just one guest speech at the age of 31 at the renowned Rhode Island School of Design. At the time, the architect, together with Hans Hollein and Walter Pichler, counted as one of the co-founders of the Austrian Phenomenon, a loosely experimental architectural movement. In 1967, they exhibited at the MoMA in New York and made a splash with their futuristic architecture and city structures. In those years, Abraham dedicated more and more time to drawing, a skill which went on to become his signature piece and secured him world fame. His main belief was that architecture didn’t have to be built – the drawing of the sketch was just as important as the actual building process. He explained this belief during a conversation with Christian Reder and Dietmar Steiner, saying that, ‘the drawing is independent and shouldn’t be seen as a preliminary stage. The piece of paper represents a place, while architecture represents the physical intervention to that place.’ Raimund Abraham belonged to that group of architects who contributed to the elevation of architectural drawings, so much so that his drawings became an integral part of his creative endeavour.
Among other things, the architect developed a series of idealised houses which are reminiscent of the work of Neoclassical French architect, Claude Nicolas Ledoux (1736–1806). The standalone houses are developed via underground entrances, and their names refer in some way to their specific traits or natural phenomena. These ‘talking names’ include ‘House with Curtains’, ‘House with Path’, ‘House with permanent Shadow’ or ‘House with two Horizons’. Furthermore, he also developed models for these houses on top of the finished drawings completed in the 70s. Raimund Abraham developed a landscape specific to one building, made up mostly of square units which could be freely combined. He then placed these in different ways and took pictures using dramatic lighting. Normally he would use such models as a point of reference to then build a house, but in this case the models were already a completed building. Stairs were always a central element of his architecture in his drawings, models, or finished buildings. Another element which stood out were how his houses were deeply anchored into the ground, some going as far as being deeply sunk into the soil. This wound inflicted upon nature was the responsibility of the architecture according to Raimund Abraham’s philosophy, as ‘this guilt could only be alleviated by a reconciliation of sorts, provided by cultural and artistic improvement.’ ................................................................................................
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Derzeit läuft bis 26.10.2016 die Ausstellung ARCHITEKT RAIMUND ABRAHAM. BACK HOME im Museum Schloss Bruck in Lienz. ................................................................................................
Groihofer 3 Austrian Cultural Forum New York; Photo: © ACF Photo by David Plakke, davidplakke.com, Courtesy of Austrian Cultural Forum New York 4 Picture from ‘Elementare Architektur’; Photo: © Josef Dapra 5 10 Houses, Model; Photo: © Architekturzentrum Wien, Collection 6 House with Curtains, Photo of the drawing; Photo: © Architekturzentrum Wien, Collection 7 Mega Bridge II, 1965, Photo of the drawing; Photo: © Architekturzentrum Wien, Collection
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When compared to American ones, this 7.5 m wide and 84 m high building comes across as minute, although it will still win you over for its sculpted front as well as its ingenious rear emergency fire stair system which makes the back façade of the building quite unique. Abraham crossed the independent stairways with another, making them into a double fire stairwell. This allowed him to comply with building restrictions exploiting a minimal space while at the same time creating enough of it for the development of other rooms. But to truly understand Abraham we have to take a step back in time. Raimund Abraham’s claim to fame stems from his rejection of building.
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1 Christoph Freyer 2 Portrait of Raimund Abraham; © Architekturzentrum Wien, Collection, Photo: Brigitte
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BECAME A HOUSEHOLD NAME THANKS TO HIS SUPERB SKY-SCRAPER COMPLETED IN 2002: THE AUSTRIAN CULTURE FORUM IN NEW YORK.
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ARCHITECT RAIMUND ABRAHAM (1933–2010) WAS BORN IN LIENZ AND
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JONATHAN M DER RITTER
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DER KUNST
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JONATHAN MEESE WAR BEREITS VOR EINIGEN JAHREN ZU GAST BEI DEM INTERNATIONALEN NIETZSCHE-KONGRESS „NIETZSCHE – MACHT – GRÖSSE“ IN NAUMBURG AN DER SAALE. ER HATTE IM NAUMBURGHAUS AUF DEM PODIUM MIT DEN PHILOSOPHEN VOLKER CAYSA, KONSTANZE SCHWARZWALD, UDO TIETZ UND DEM DICHTER DURS
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GRÜNBEIN ÜBER DIE KUNST „DISKUTIERT“. 1
dem Leben Neues zu gebären, indem er seine Kinder, seine Bilder, rauschhaft ekstatisch in die Welt wirft. Das macht ihn zum Expraktiker. Dementsprechend gebiert Jonathan Meese im präzis-ekstatischen Geschwindigkeitsrausch seine Werke. Indem Meese sich expraktisch der Kunst weiht, ist auch Meeses Forderung nach Demut gegenüber der Kunst zu verstehen. Er steht vor der Kunst „stramm“, er dient ihr, weil sie ihn ergreift. Die Kunst ist für ihn etwas Erhebendes, etwas Erhabenes, das größer ist als der Einzelne, der sich in seiner metabolischen Determiniertheit verliert. Im künstlerischen Zwischenreich, in der Metatropie das Über-sich-Hinaus zu ergründen, sucht Meese den Grund und das Ziel seiner großen Sehnsucht: DIE DIKTATUR DER KUNST – den Gral des Ritters der Kunst Jonathan Meese. Aber diese sehnende Suche erfüllt sich nicht im Formlosen, sondern in präzisem Formwillen, in der Disziplinierung, im „Stramm stehen“! Kunst ist erst da, wo sie dem Metabolismus eine präzise Form gibt. Sie entleert sich nicht in die Welt. Sie erfüllt die Welt. Die Kunst ist das über die Demokratie Erhabene, sie erhebt uns über unser demokratisiertes Glück. Sie zieht uns hinaus aus dem Sumpf der Durchschnittlichkeit. Sie kehrt die Werte um. Sie ist revolutionär. Ein großer radikaler Philosoph verkündete einst: „Ich hab‘ Mein‘ Sach‘ auf Nichts gestellt“; Jonathan Meese stellt seine Sache auf die Kunst. Die Herrschaft der Kunst ist durch den Metatropisten, den echten Künstlerphilosophen für Meese bereits an der Macht. Der echte Künstlerphilosoph erlebt die Sache der Kunst im expraktischen Ausbruch, im Ereignis. In Gestalt des Mediums Meese regiert die Kunst bereits und zwar im metatropischen Reich des metabolischen Künstlerphilosophen.
Er stellte seine Thesen vor und ließ sich kaum unterbrechen. Manchem erschien er wie ein kulturkritischer Prediger, der er aber nicht sein will. Aber er will wohl eine Revolution, eine Umkehr: Die Kunst soll an die Macht! Der Gral von Parzifal-Meese ist die Diktatur der Kunst. Der Auftritt war sehr beeindruckend, was allerdings einige Gäste und auch einige Mitglieder des Vorstands der Nietzsche-Gesellschaft nicht so sehr erfreute. Sie empörte, dass ihr Nietzsche-Interpretationswerk, das für viele von ihnen ein Lebenswerk ist, durch Meeses Thesen grundlegend in Frage gestellt wurde. Der Mann war nicht nur Künstler, Narr, nein, er hatte auch noch eine eigene Philosophie – die des Metabolismus. Meeses Philosophie ist der Metabolismus als sou1 veräner Metatropismus – metaphysischer Siehe: Youtube: Jonathan Meese, Durs Grünbein, Volker Caysa, Metabolismus. Meese verkündete seinen Konstanze Schwarzwald und Udo Tietz sowie unter: www.empraxis.net. Über-Nietzscheanismus im Mekka des Nietzscheanismus. Das war der Skandal. Nicht nur Gott, sondern Nietzsche schien tot zu sein. Das Heiligste wurde am heiligen Ort entheiligt. Nun war also auch der andere Gott für die Nietzsche-Forscher gestorben. Wieder standen sie in der Wüste. Sollte nun Meese ihr Prophet sein? Diese Rolle steht Meese fern. Trotz Hitler-Gruß will er keine neue militante Priesterkaste begründen. Nietzsches Diktum: „Ich will kein Heiliger sein, lieber noch ein Hanswurst … Denn es gibt nichts Verlogeneres bisher als Heiliges“ nimmt Meese ernst. Meese, der die Diktatur der Kunst verkündet, spielt mit Metaphern, die überhaupt nicht politisch korrekt sind, weil sie in der Tradition des nationalsozialistischen Arbeitersoldaten stehen. Es geht aber nicht darum, vor dem Führer „stramm“ zu stehen, sondern vor der Kunst, ihr zu dienen. Nicht „Diktatur des Arbeiters“ ist seine Parole, sondern „Diktatur der Kunst“. Er betrachtet sich selbst als „Ameise der Kunst“, als Diener der Kunst. Er will nichts von der Kunst, sondern er fragt sich: Was will die Kunst von uns? Er will der Kunst als Künstler dienen. Er sieht die Kunst als eine Art höhere Macht, als Souverän, die der Mensch selbst als Künstler so nicht haben kann, sondern der er dienen muss. Die Kunst ist das Umgreifende. Die Sache ist das Entscheidende, nicht der Mensch. Der Künstler ist als Mensch ein metabolisches Wesen, er ist dem Metabolismus unterlegen. Die Kunst dagegen ist über den Metabolismus des Einzelnen erhaben, sie ist der Souverän des metabolischen Wesens Mensch. Die Frage ist nun aber, ob es so etwas wie ein höheres Wesen der Kunst gibt, das den Metabolismus des Menschen, den Stoffwechsel, übersteigt? Gibt es eine Wesenheit, die es rechtfertigt, dass der Künstler Jonathan Meese ihr „nur“ als metabolisches Wesen dienen will? Ich meine: Ja! Das Wesen der Kunst ist ihre metatropische Souveränität. Die Kunst ist ein dämonisches Medium, ein Zwischen-Reich, das vermittelt zwischen der Göttlichkeit des einzelnen Künstlers als Expraktiker, der aus sich selbst heraus Neues zu erschaffen im Stande ist und dem Künstler als stoffwechselabhängiges Wesen Mensch. Letzterer ist aber durch seinen gekonnten Umgang mit seiner alltäglich leiblichen empraktischen Abhängigkeit wiederum in der Lage – anders als die Masse – über sich hinauszuwachsen. Durch die Möglichkeit des expraktischen Über-sich-hinaus-wachsens ist er im Stande
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AUTHOR
KONSTANZE CAYSA Dr Konstanze Caysa is a philosopher of art. She completed her PhD on the topic ‘Yearning bodies – a metatropy’ at the University of Leipzig. Between 2002 and 2010, she served as member of the BoD of the Nietzsche-Gesellschaft e.V. She’s taught at the Institute for Philosophy of the University of Leipzig, at the HGB Leipzig and at the Kulturwissenschaftlichen Institut of the University of Leipzig. Between 2012 and 2013, she was the temporary replacement of a junior professor at the University of Leipzig. She’s been writing as a columnist for the ‘Leipziger Zeitung’ newspaper since March 2015. Publications: ‘Askese als Verhaltensrevolte‘ (2015) / ‘Denken des Empraktischen‘ (2016). www.empraxis.net 1
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JONATHAN MEESE WAS INVITED TO ATTEND THE INTERNATIONAL NIETZ-
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The nature of art: metatropic sovereignty.
SCHE CONFERENCE IN AUGUST 2009 - ‘NIETZSCHE – MACHT – GRÖSSE’ -
Art is a demonic medium, a limbo, which mediates between the divinity of individual artists as outward-facing beings, who have the capacity of WALD, UDO TIETZ AND POET DURS GRÜNBEIN TO ‘DEBATE’ ART. creating new ideas plucked from their innermost thoughts, and the artist as a man depending on metabolism. However, it’s also thanks to his inwardHe advanced his theses and barely took a moment to breathe. To some looking dependence from his daily bodily functions that he can overcome in the audience he may have come across as a preacher for cultural this obstacle and develop an outward-facing growth, contrary to what the criticism, although that isn’t his aim. What he does want, however, is ‘masses’ can do. Thanks to the opportunity provided by this outward-facing a revolution, an about-turn: to give power to art! Meese’s Holy Grail growth, man can create new realities by thrusting his paintings, his childis to achieve an Art dictatorship. While his stage presence was quite ren as it were, out into the world in a moment of Dionysian ecstasy. He’s impressive, some guests and members of the Board of Directors of the now become an outward-facing individual. Accordingly, Jonathan Meese Nietzsche Society were less than pleased. He was met by an enraged creates his works of art with precise and ecstatic displays of swift, dizzying audience whose interpretation of Nietzsche, for some a life-long endeeuphoria. As Meese serves art as an outward-facing being, we have to avour, had been shaken to the core by Meese’s theses. Not only was interpret his request as a form of humility in the service of art. He serves art the man an artist, a loony, no, he also had his very own philosophy: slavishly, he serves it because he’s seized by art. Art to him is an uplifting metabolism. Meese’s philosophy conceives metabolism as a sovereign experience, a solemn encounter which is superior to the individual who metatropy, i.e. a metaphysical metabolism. Scandalous. Not only was loses himself in his inescapable metabolic being. In this artistic limbo, a God dead, but apparently Nietzsche was, too. All that was sacred had realm where metatropy creates these outward-facing beings, Meese looks been robbed of its hollowed nature in the holiest of places. Thus their for the reason and goal of his yearning: THE DICTATORSHIP OF ART. The other God, Nietzsche himself, had become dead to the researchers. Holy Grail of the Knight of Art, Jonathan Meese. But this yearning research They stood alone in the dessert, yet again. doesn’t crystalise in a shapeless, vague idea, but in a precise intention, deShould Meese be their next prophet, then? No, he couldn’t be. Desmanding discipline and complete obedience! Art occurs in the place whepite the Nazi salute proffered at the start of the discussion, he doesn’t re it gives metabolism a precise shape. It doesn’t simply dissipate into the want to establish any new, militant priest caste. Nietzsche’s slogan, ‘I world: it fills the world. Art transcends democracy; it elevates us above our don’t want to be a saint, and would rather be a buffoon; for till now democratised position. It plucks us from our mediocre life. It turns values on there has never been anyone more hypocritical than saints’ is something their heads. It’s revolutionary. Once, a big radical philosopher announced, Meese takes very seriously. Meese announces the dictatorship of Art, ‘All things are nothing to me’; Jonathan Meese applies the same thought to plays with metaphors which don’t even pretend to be politically correct art. The hegemony of art has been established thanks to metatropists who, because based on traditions and rituals used by nationalist workersaccording to Meese, are the true philosophers of art. The true philosopher cum-soldiers of the past. However, he stresses that one shouldn’t adhere of art experiences the essence of art as an outward-facing force as it hapslavishly to the precepts of the Führer, rather one should endeavour to pens. Meese acts as a medium and art reacts accordingly, namely in the serve art. His slogan, after all, isn’t that akin to a ‘worker dictatorship’ metatropic realm of the metabolic philosopher of art. but to an ‘art dictatorship’. He is but an ‘ant’ serving art. He doesn’t 1 Konstanze Caysa demand anything from art: his question reflects on what art demands 2 Jonathan Meese, „KUNST TOLERIERT NUR KUNST“, 2012, Öl, Acryl, Acrylof us. He wants to be art’s servant as an artist. He conceives art as a Spachtel und Mixed Media auf Leinwand, 100,6 x 80,7 x 3,3 cm higher sovereign power which man, even as an artist, can’t fully grasp; 3 Jonathan Meese so all that’s left for him to do is to serve it. Art is encompassing. The 4 Jonathan Meese, „DR. NILL‘S: PUSH MEIN SLICE, OVER, SPRACH PUSH-UPobject itself is decisive, not man. BLASSIUS, GEGEN ALLES.“, 2012, Öl und Acryl auf Leinwand, 210 x 140 x 3,3 cm Artists, being men, are metabolic beings, and thus underlie the whims 5 Jonathan Meese, „IN MEINER SCHNÜSS BACKEN NUR GEILSTE of metabolism. Art, however, transcends individual metabolism, and is ANTIIDEOLOGISCHE ZUKUNFTSPLÄTZCHEN (KUNST ≠ DESIGN)“, 2012, Öl, sovereign over the metabolic nature of man. The question is if there’s Acryl-Spachtel und Mixed Media auf Leinwand, 100,6 x 80,7 x 3,3 cm actually such a thing as a higher power represented by art, which tran6 Jonathan Meese, „PAROLE DER ERZKUNST: NIMM‘S MIT ABER NUR IM scends the metabolism of men? Is there a quiddity which justifies that SCHRITT, SONST BIETET DIRN „A“ PAROLI, ABER SATT.“, 2012, Öl und Acryl artist Jonathan Meese wants to serve it ‘only’ as a metabolic being? I auf Leinwand, 210,6 x 140,5 x 3,3 cm believe there is. IN NAUMBURG AN DER SAALE. HE SHARED THE PODIUM OF THE NAUM-
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BURGHAUS WITH PHILOSOPHERS VOLKER CAYSA, KONSTANZE SCHWARZ-
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GOTTHARD
BONELL SPÄTES LICH
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DIE SCHAFFENSLUST, DAS FEUER, DIE HINGABE - GOTTHARD BONELL ERWEIST SICH ALS EIN LEIDENSCHAFTLICH VON SEINER KUNST BESESSENER. AUTHENTISCH IN DER HERANGEHENSWEISE, MEISTERHAFT IN DER TECHNIK UND AUSFÜHRUNG, INDIVIDUELL IN DEN RÄTSELHAFTEN, VIELSCHICHTIGEN BILDWELTEN.
Es geht ihm um nicht weniger als die großen Themen des Lebens: Sinnlichkeit und Lust, Schönheit und Schrecken unserer Existenz, Vergänglichkeit und Tod. Bonell ist ein Suchender, ein sich ständig hinterfragender Künstler und Mensch, der mit großer Inbrunst zeichnet und malt, um sich seiner selbst und des Lebens immer wieder aufs Neue bewusst zu werden. Das umfangreiche Schaffen Bonells ist in seiner Vielfalt nur schwer zu fassen, und es wäre falsch, von einer linearen Entwicklung in seinem Werk zu sprechen. Vieles passiert gleichzeitig, immer wieder gibt es Rückgriffe auf frühere Werkserien, werden Motive und Stile aus vergangenen Jahren aufgegriffen und neu interpretiert. Parallel zu sich auflösenden Landschaften entstehen weiterhin romantische Gebirgsketten, neben Gesichtern mit geschlossenen Augen malt Bonell auch noch altmeisterliche Portraits von bekannten Persönlichkeiten. Das Füllhorn, aus dem er schöpft, wird mit den Jahren immer voller. Die bildende Kunst nimmt für sich in Anspruch, der Vergänglichkeit zu trotzen, über den Moment hinausbestehen und wirken zu können. Das ist wohl auch die Absicht, die Bonell in seiner malerischen Arbeit hegt. Seine Malerei erzählt von der uns immer wieder antreibenden Sehnsucht, einen Gedanken, eine Idee visuell einfrieren zu können, ein (Menschen-) Bild zu erschaffen und so der Endlichkeit zu entkommen. Darin liegt die grundsätzliche Kraft der Malerei- ein Potenzial, das Bonell mitreißend auszuschöpfen vermag. aus „Spätes Licht“ von Günther Oberhollenzer DIE ZEICHNUNG, AUSSERORDENTLICH RAFFINIERT UND KOMPLEX IN DEN LETZTEN JAHREN, ENTSPRICHT BONELLS PERSÖNLICHKEIT, SEINEM OBSESSIVEN BLICK, DER DIE REALITÄT VERINNERLICHT, SIE OFT INS SURREALE, DOPPEL- UND MEHRDEUTIGE TRANSFORMIERT. SIE IST DIE KÜNSTLERISCHE TECHNIK, DIE IHM AM NÄCHSTEN STEHT. ER WIRD NICHT MÜDE JEWEILS UNTERSCHIEDLICHE ÄSTHETISCHE STRATEGIEN
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ZU ENTWICKELN, MIT DENEN ER SEINE INHALTE MODIFIZIERT.
Form und Inhalt gehen eine Einheit ein. Seine zeichnerische Sprache reicht von der strengen Linearität, auf die bloße Linie vertrauenden Arbeit bis hin zu Mischtechniken mit raffiniertem Einsatz von Buntstiften und Seidenpapier. In den jüngst entstandenen Blättern, in denen er Körper und Landschaften überblendet, erinnert das dichte Netz oft dünner Linien an den Radierer Bonell. Mit ihnen, diesem Gewebe schafft er Körperlandschaften, einen wie Edith Schlocker es nannte „Garten der Lüste“, Dokumente einer polymorphen Sexualität, die unsere Sinne erregen, unsere Vorstellungskraft reizen. Bonell ist mit der Vergangenheit der Kunst, der Tradition in zweifacher Weise verbunden; durch ein fortwährendes Studium, welches jedoch nie in Nachahmung ausartet und auf Grund der großen Themen, Portrait und Akt, Stillleben und Landschaft, die für ihn nach wie vor gelten, welche er jedoch umdeutet. Für sein Werk gilt die Dialektik von Intelligenz und Gefühl, ein sensualistischer, melancholischer Blick auf die Realität. Die Landschaft wird bei ihm zum Körper. Die Körper (der Dinge) sind fruchtbar, lebendig, aber auch Dokumente der Verwesung und des Todes. Als Portraitist ist er heute einer der wenigen, dem es gelingt die Spannung zwischen dem Portraitierenden und Portraitierten zum Kapital der Deutung umzumünzen. Die Stillleben sprechen - Robert Mapplethorpe hat von Blüten und Früchten als Ausdruck der Sexualität der Pflanze gesprochen - Bonell teilt mit ihm seinen obsessiven Blick, seine erotischen Obsessionen. So wie die Spannung zwischen Intelligenz, (auch Kenntnis dessen, was in der Kunst bereits geleistet wurde) und das überströmende Gefühl, eine emotionale Hochstimmung gerade bei den Portraits seiner Freunde, den Malern, Schriftstellern und Musikern zu finden ist, ist die humane Anteilnahme aber auch der kühl distanzierte Blick wichtiger Motor der Unruhe, der Spannung, die man vor allem zuerst in den Zeichnungen, dieser direktesten, seismographischen Kunstübung spürt. aus „Intelligenz und Gefühl“ von Peter Weiermair
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1 Gotthard Bonell 2 Die Spalte-2012-Öl auf Leinwand-150 x 150 cm 3 Spätes Licht-2008-Öl auf Leinwand-100 x 120 cm 4 In der Landschaft-2009-Öl auf Leinwand82 x 144 cm
5 Körperlandschaft-2012-Mischtechnik auf Papier auf MDF aufgeleimt-57,5 x 70 cm 6 Hautgrenze-2001-Mischtechnik auf Papier auf MDF aufgeleimt-23 x 31 cm 7 Ohne Titel-2009-Öl auf Leinwand-100 x 100 cm 8 Abhanden-2014-Mischtechnik auf Papier auf MDF
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aufgeleimt-30 x 28 cm
THE JOY OF CREATION, THE FIRE, THE DEVOTION – GOTTHARD BONELL TURNS OUT TO BE PASSIONATELY OBSESSED WITH HIS ART. AUTHENTIC IN HIS APPROACH, A MASTER OF TECHNIQUE AND EXECUTION, INDIVIDUAL AND UNIVERSAL IN HIS PERPLEXING, MANY-LAYERED PICTORIAL WORLDS.
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His concern is nothing less than the great themes of life: sensuality and lust, the beauty and dread of our existence, transience and death. Bonell is a seeker, a man and artist who constantly questions himself and his work; someone who draws and paints with tremendous fervour to constantly rekindle his consciousness of life and his own self. In its great diversity, the comprehensive oeuvre of Bonell defies any brief summing up, and it would be a mistake to speak of a linear development of his art. Many things happen at the same time, the artist keeps harking back to earlier series, keeps taking up motifs and styles from past years to give them a new interpretation. Next to dissolving landscapes, he still creates romantic mountain ranges, and apart from faces with closed eyes, Bonell still paints old-masterly portraits of famous people. His well-spring of inspiration flows more and more copiously as the years go by. The visual arts seek to defy transience, to endure and have an effect beyond the present moment. This is probably also the intention behind Bonell’s paintings. His paintings speak of the yearning that keeps spurring artists on, the thought of being able to capture an idea in a picture, to create an image of human existence and thus escape its finite limitations. It is in this aspiration that the fundamental power of painting resides – a potential, which Bonell manages to tap a wonderfully captivating way. „Late Light“ written by Günther Oberhollenzer THE ARTIST’S DRAWINGS, WHICH HAVE BECOME INCREDIBLY REFINED AND COMPLEX IN THE LAST YEARS, CHIME WITH BONELL’S PERSONALITY, HIS OBSESSIVE GAZE WHICH INTERNALIZES REALITY AND OFTEN TRANSFORMS IT INTO A SURREAL AND AMBIGUOUS DESIGN. DRAWING IS THUS THE ARTISTIC MEDIUM CLOSEST TO HIS MOTIONS. HE NEVER TIRED OF DEVELOPING DIFFERENT AESTHETIC STRATEGIES WITH WHICH HE CHANGES HIS CONTENT.
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His drawing style ranges from rigid linearity to the vaguely sketched lines, mixed techniques which use colourful markers and silk paper. In the recently drawn papers, he overlaps bodies and landscapes, and this dense network of thin, drawn out line is often reminiscent of Bonell’s Radierer. These lines create a web of landscaped bodies or, as Edith Schlocker says, a ‘lustful garden’ documenting a polymorph sexuality which awaken our senses and stimulate our creativity and imagination. Bonell approaches the combination of past and the tradition of art in two ways: he constantly studies it without ever falling into emulation, basing his research on the traditional great themes: portraits and nudes, still lifes and landscapes, which still are quite relevant to him, although he does give them his own interpretation. The dialectic of intelligence and emotion lives on in his work, reflecting a sensual, quasi nostalgic expression of reality. Here, the landscape becomes a body. These bodies (of things) are fertile, lively, but also document a process of death and decay. Today, he is one of the few portraitists who manages to pluck the tension ensuing between subject and artist and transform it into the source of his interpretation. The still lifes do, indeed, talk. In fact, Robert Mapplethorpe mused about how blossoms and fruit were to be seen as an expression of the plant’s sexuality and Bonell shares his obsessive gaze, his erotic obsessions. We experience a tension of sorts between calculating strokes (or a conscious acknowledgement of what art has just delivered) and an explosion of feelings, an emotional high spirits of sorts, in the portraits of his friends, painters, writers, and musicians; however, that human element is also represented by a cool, distanced gaze, an engine of unrest, which we experience first and foremost in his drawings, the most direct and seismic expression of art. „Intelligence and Emotion“ written by Peter Weiermair
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FORM AND CONTENT UNITE AND BECOME WHOLE.
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GOTTHARD BONELL lebt und arbeitet in Südtirol (Italien). Er ist Maler, Zeichner, Radierer und Sänger. Bonell studierte an der Kunstlehranstalt St. Ulrich, sowie an den Kunstakademien von Venedig und Mailand, außerdem besuchte er die Sommerkurse an der internationalen Sommerakademie Salzburg, wo er auch als Assistent tätig war. 1983 absolvierte er ein Auslandsstipendium in Wien. Er begann 1985 das Gesangsstudium am Konservatorium Bozen. Seine Werke befinden sich in verschiedenen Privat- und Museumssammlungen. www.gotthardbonell.com
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INFO & CONTACT Peter Tiefenthaler (im Bild) ist Direktor im Private Banking der Tiroler Sparkasse. Er ist bereits seit über 20 Jahren in der Tiroler Sparkasse beschäftigt und konnte so in den unterschiedlichsten Positionen die entsprechende und notwendige Praxiserfahrung sammeln.
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Ein persönliches Interesse an Kunst ist auch familiär verankert – er ist Großneffe des bekannten Tiroler Malers Anton Tiefenthaler. Telefon: 05 0100 - 70808 E-Mail: peter.tiefenthaler@tirolersparkasse.at Web: www.tirolersparkasse.at/pb
KUNST IST K APITALANLA UND KAPITA GE LANLAGE IS T KUNST ART IS A CA PITAL INV ESTMENT T H E A RT O F CAPITAL INV ESTMENTS.
BILDENDE KUNST IST UNSER ALLER
VISUAL ARTS ARE OUR GOOD AND HERITAGE. ART TRANSMITS VALUES AND
GUT UND ERBE. KUNST ÜBERMITTELT
EMOTIONS, AND IS A MEDIUM USED TO EXPRESS WHAT LANGUAGE ALONE
WERTE UND GEFÜHLE UND DIENT
CANNOT DESCRIBE.
ALS MEDIUM, UM AUSZUDRÜCKEN, WAS SPRACHE NICHT BESCHREIBEN KANN.
There’s always been a ‘market’ for visual arts; however, since the beginning of the 20th century, it’s developed into its own unique and independent market abiding by no other rules than its own. Art, in the time being, has become a replacement currency: just like gold and property, it serves capital employed and protects you from inflation. Art can be a great investment and may represent a sensible diversification strategy for your income portfolio. However, similarly to all other investments, it comes with its risks and restrictions. Pricing won’t only adhere to criteria such as the artist’s recognition, the beauty, rarity, or age of the work of art; it will also bow to contemporary taste, economic developments and, yes, even speculation. It’s essential one understands both the art market and the international stock exchange if wishing to comprehend the rules governing these markets, and being able to recognise indicators to obtain and increase capital.
Einen „Markt“ für bildende Kunst gab es wohl immer schon, doch seit dem Anfang des 20. Jhdts. findet eine Entwicklung statt, die eigenen Gesetzen folgt. Kunst ist mittlerweile zur Ersatzwährung geworden. Sie dient, wie Gold und Immobilien, der Kapitalbindung und als Schutz vor Inflation. Kunst kann eine sehr gute Anlage sein und ein Vermögens-Portfolio sinnvoll diversifizieren. Aber wie alle anderen Wertanlagen auch, birgt sie Einschränkungen und Risiken. Die Preisgestaltung The high art of capital investment folgt nicht nur Kriterien wie Bekanntheit The times for making an investment in the stock market have also chandes Künstlers / der Künstlerin, Schönged. For higher amounts, you have to carefully consider the sustained heit oder Rarität und Alter, sondern auch policy of the ECB to cut the interest rate to zero, plan for more and longer Zeitgeschmack, Wirtschaftsentwicklunclearance hours. gen und - auch - Spekulation. Sowohl am Kunstmarkt als auch an den Weltbörsen Due to the unwieldy number of capital market products, investors face the ist es unerlässlich, die Mechanismen des added challenge of finding the optimal profile for their portfolio depenMarktes zu verstehen und Indikatoren zu ding on the market phase. The aim of every assessment is to achieve the erkennen, um Kapital zu erhalten und zu vermehren. highest possible revenue by weighing up chances and risks. If you cannot
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Die hohe Kunst der Geldanlage Auch die Zeiten für Veranlagungen an Börsen haben sich geändert. Für größere Erträge müssen vor allem wegen der anhaltenden Nullzinspolitik der EZB mehr Risikotoleranz und längere Veranlagungszeiten in Kauf genommen werden. Aufgrund der unüberschaubaren Anzahl an Kapitalmarktprodukten stehen Anleger vor der Herausforderung, je nach Marktphase die optimale Zusammensetzung ihrer Portfoliowerte zu finden. Ziel jeder Veranlagung ist es, höchstmögliche Erträge unter Abwägung von Chancen und Risiken zu erzielen. Wer dem nicht die dafür erforderliche Zeit widmen möchte, kann auf eine treuhändige Vermögensverwaltung - welche aktiv auf Marktveränderungen reagiert - zurückgreifen. Der Grundstein ist eine langfristige, wertorientierte Anlagepolitik. Dabei bestimmen Risikoneigung, Ertragserwartungen und Anlagehorizont maßgeblich das Anlageziel. Der Vermögensverwaltung können je nach Wunsch Einzeltitel oder Investmentfonds zugrunde gelegt werden. Peter Tiefenthaler, Leiter Private Banking der Tiroler Sparkasse, ist überzeugt: „Mit der richtigen Anlagestrategie und vor allem der richtigen Anlageberatung lassen sich auch heute schöne Ergebnisse erzielen.“
dedicate the necessary amount of time to this, you should fall back to a trustworthy investment management which can actively react to market changes. The key message is that you have to focus on a long-term investment policy which creates value. Risk aversion, earning expectations, and investment horizons will strongly shape your investment aim. Should you wish to do so, you can add individual titles or investment funds to your investment management at a later stage. Peter Tiefenthaler, Head of Private Banking at Tiroler Sparkasse, firmly believes that ‘with the right investment strategy and the right investment consultancy, great results can be achieved even in today’s market.’
Telefon: 05 0100 – 70808 – E-Mail: privatebanking@tirolersparkasse.at – Web: www.tirolersparkasse.at/pb
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Für das vierte der sechs Bilder aus der Reihe Migrants mussten die neuen Europäer eine Pose annehmen, die stark von der italienischen KunstgeANKUNFT DREIER KREUZschichte, vor allem der Renaissance, inspiriert ist. Nachdem er sie mit FAHRTSCHIFFE, DIE ETWAS dem Blau der EU-Flagge bemalt hatte, so Bolin, „bat ich jeden einzelLEBEN IN DIE LOKALE WIRTnen um eine spirituelle Geste. Religion, ethnische Zugehörigkeit oder SCHAFT HAUCHEN SOLLTEN. Herkunftsland waren unwichtig, denn allesamt waren mit derselben einDAS SCHICKSAL WOLLTE ES heitlichen Farbe bemalt: Europa-Blau. Ich wollte damit zeigen, dass VerANDERS: NOCH VOR DEN änderung möglich ist, dass diese Generation von Afrikanern von einem TOURISTEN ERREICHTEN IM Kontinent zum nächsten ziehen und glücklich sein kann.“ Die unmittelMORGENGRAUEN HUNDERTE bare Assoziation für den Betrachter ist eine zeitgenössische, weltliche VERZWEIFELTER AFRIKANIVersion der Pietà. SCHER MIGRANTEN DIE SIDas vorletzte Bild der Reihe macht die Körper der Afrikaner nicht unsichtZILIANISCHE KÜSTE. IM SELbar, sondern zelebriert vielmehr ihre Wurzeln durch den wie StammesbeBEN SCHLEPPERBOOT SASSEN malung anmutenden Schriftzug Future auf ihren entblößten Oberkörpern. AUCH SECHS ÄGYPTISCHE Das letzte Bild der Reihe Migrants gehört zur neuen Serie von Hiding TEENAGER, DIE WENIGE MEin the City, in der Liu Bolin sich in der umgebenden Landschaft abTER VOR DEM ZIEL IHR LEBEN lichten lässt. Wieder stammt das Bild aus Catania, diesmal mit einem VERLOREN. anderen Fischkutter, der Giammarco AU 1168, vor dem sich der Künstler regungslos aufstellt. Der italienische Name des Bootes ist auch der Titel Das Boot wurde später auf den des Bilds. Es scheint, als wolle uns Liu Bolin sagen, dass die Gewissheit Südpier des Hafens von Catania gehievt und steht seitdem dort als Denkder Hoffnung auf eine bessere Zukunft für jeden Menschen durch die mal für die erste, tragische Landung von Migranten an der Küste von CaUnbekannte des Schicksals aufgehoben wird. tania. Der für seine Camouflage Performances weltweit bekannte chinesische Künstler Liu Bolin (geb. 1973) gehört zu jenen Menschen, die den historischen und symbolischen Wert des Wracks verstanden haben. Im vergangenen September bemalte er sich in den Farben des Bootes und 1 Beatrice Benedetti, Foto: ©Photocredit: Valentina Zamboni machte sich damit unsichtbar. Im Zuge seines Schaffens „verschwand“ 2 Liu Bolin at work in Catania (Sicily) ©Photocredit: Luigi Renzi Bolin bereits vor Denkmälern, Wäldern und Supermarktregalen. Hier, 3 Hiding in the City – GIAMMARCO AU 1168, ink-jet print, 2015. ©Liu Bolin 2015. inmitten Hunderter Gegenstände und Hintergründe scheint es die HoffCourtesy Boxart, Verona nung zu sein, die partout nicht verschwinden will – tatsächlich hat Bolin 4 Hiding in the City – The Hope, ink-jet print, 2015. ©Liu Bolin 2015. Courtesy Boxart, das Boot am Pier von Catania Hope, Hoffnung, getauft: Denn Träume Verona bewegen Menschen dazu, ihr Leben zu riskieren. 5 Target – Blue Europe, ink-jet print, 2015. ©Liu Bolin 2015. Courtesy Boxart, Verona Die Hope wurde damit der erste von sechs Hintergründen, die Liu Bolin 6 Target – Future, ink-jet print, 2015. ©Liu Bolin 2015. Courtesy Boxart, Verona für sein von Juli bis September 2015 ausgearbeitetes Projekt Migrants 7 Target - Memory Day, ink-jet print, 2015. ©Liu Bolin 2015. Courtesy Boxart, Verona gewählt hat. Das Boot, gewissermaßen ein modernes Floß der Medusa, 8 Target - Migrants, ink-jet print, 2015. ©Liu Bolin 2015. Courtesy Boxart, Verona segelte in die entgegengesetzte Richtung der Schiffbrüchigen der französischen Fregatte Méduse, die Géricault in seinem Gemälde vor die Küste des heutigen Mauretaniens gesetzt hat. Die Menschen aus Nordafrika auf dem Weg nach Sizilien folgen ihrer Hoffnung, Europäer zu werden. „Es schien, als hätten sie es eilig, nach ihrer Landung gleich weiterzukommen,“ erinnert sich Dario Monteforte, Besitzer des Lido Verde und einer der ersten Einheimischen, die den Migranten auf „ihrer“ Küste zu Hilfe eilten. Gerade diese Küstenlinie hat Bolin für sein zweites Shooting in Catania gewählt: Als Hommage an diesen Mittsommertraum, der auch in seinem Titel Memory Day klar wird. „Manche Menschen glauben, die am Strand liegenden Migranten sehen aus wie Leichen,“ sagt Liu Bolin, „aber ich wollte mit meinem Bild ihre Ankunft und den Beginn ihrer Zukunft darstellen.“ Während der einzelne Körper Bolins, der mit dem Wrack der Hope verschmilzt, konzeptuell zu einer der bekanntesten und langlebigsten Serien des chinesischen Künstlers, Hiding in the City (sie begann 2005) gehört, sind die Fotos von am Strand liegenden Migranten Teil des darauffolgenden Zyklus namens Target, einer Weiterführung von Hiding in the City. 3 Hier verschmelzen mehrere Menschen mit der Umgebung, wobei es sich häufig um Ansässige oder Menschen handelt, die auf irgendeine Weise mit dem betreffenden Ort verbunden sind. Die Technik ist dieselbe wie im vorherigen Zyklus: Detailgenaues Body Painting mit Hilfe mehrerer Assistenten, die ihrerseits zum Teil ebenfalls junge Künstler sind. Das Projekt Migrants erforderte eine Vorbereitungszeit von rund zwei Jahren, während derer der Künstler dank der Unterstützung der italienischen Galerie Boxart (www.boxartgallery.com) die Insel Lampedusa erforschte. Die idealen Bedingungen für Migrants fand er allerdings in Catania vor, wo die Flüchtlinge informiert und durch die Hilfsorganisation Sant’Egidio in das Projekt eingebunden wurden. „Für ein weiteres Werk der Reihe Target hier in Sizilien ließ ich einige Migranten mit den überlebenden Booten im Hafen von Catania verschmelzen,“ erzählt Bolin. „Man kann sich nur schwer vorstellen, was diese Frauen und Männer auf ihrer Reise für psychologische und körperliche Belastungen durchleben.“ Das Bild ist einerseits eine Warnung, strahlt aber andererseits auch Selbstsicherheit aus. „In meiner Arbeit,“ so der Künstler, „verschwinden die Migranten vor der Hölle, die sie nach Italien gebracht hat. Ihr Verschwinden symbolisiert klarerweise die verschwimmende Grenze zwischen Leben und Tod. Ich will das Augenmerk 4 aber auf das Leben, nicht den Tod lenken.“ AM 10. AUGUST 2013 ERWAR-
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BEATRICE BENEDETTI Beatrice Benedetti is a curator and journalist. Her recent publications include the volume Emilio Isgrò. Come difendersi dall’arte e dalla pioggia (Maretti, 2013) and the catalogue Emilio Isgrò, Model Italy, 2013-1964 (Electa, 2013) for the exhibition at the Galleria Nazionale d’Arte Moderna in Rome. In 2015 she and Paola Marini curated The Wonders of the Year 2000 at the Museo di Castelvecchio in Verona. Since 2006 she has been the artistic director of Boxart, which was founded in Verona in 1995 by Giorgio Gaburro. 1
ON 10 AUGUST 2013 CATANIA WAS AWAITING THE ARRIVAL OF THREE CRUISE SHIPS, WHICH WOULD BREATHE LIFE INTO THE LOCAL ECONOMY. FATE DECREED, HOWEVER, THAT ON THE NIGHT OF SAN LORENZO, HUNDREDS OF AFRICAN MIGRANTS WOULD REACH THE PLAYA SHORE AT DAWN BEFORE THE TOURISTS DISEMBARKED. THEIR TRAWLER ALSO BROUGHT SIX EGYPTIAN TEENAGERS WHOSE DESTINY WAS EVEN MORE TRAGIC: THEY DIED JUST A FEW YARDS FROM THE SHORE.
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Since then, the tramp ship has been docked on the southern pier in the port of Catania, a silent monument to the first, tragic landing of migrants on the Catania coastline. One person who has understood the historical and symbolic value of the wreck is Chinese artist Liu Bolin (b. 1973), who is famous around the world for his camouflage performances, and who last September chose to paint himself in blue against the blue of the boat, rendering himself invisible. In his work, monuments, forests and supermarket shelves have merged with the artist’s body. But here, next to the hundreds of other objects and settings, what appears to refuse to disappear is Hope. And indeed The Hope is the name the artist has used to re-baptise the vessel on the pier in Catania: as he sees it, dreams push all human beings to risk their lives in order to improve them. The Hope thus became the first of six backgrounds chosen by Liu Bolin for his Migrants project, which ran from July to September 2015. That boat, a present-day Raft of the Medusa, sailed in the opposite direction from that of the survivors of the shipwrecked French frigate Méduse, which is shown in Géricault’s painting as off the coast of what is now Mauritania. The North Africans arriving in Sicily trust in their Hope of becoming Europeans. ‘It seemed they were in a hurry to get away, once they’d landed,’ recalls Dario Monteforte, the owner of the Lido Verde and the first person to rescue the refugees on ‘his’ beach. And it is this coastline that became the setting for the Chinese artist’s second performance in Catania, Memory Day, a tribute to that midsummer dream. ‘Some people might think the migrants lying on the beach look like corpses,’ says Liu Bolin, ‘but what I wanted was to describe their arrival and the start of their future.’ While the solitary body of the artist, blended with the wreck of The Hope, belongs conceptually to the most famous and oldest of his series, Hiding in the City (2005), the photos depicting migrants lying on the beach are part of Target, which is a development of Hiding in the City. Here, a number of people merge into the landscape, and they are often residents of the place or somehow connected to it. The technique, however, is always the same: meticulously accurate body painting patiently done by several assistants, some of whom are themselves young artists. The Migrants project took Liu Bolin about two years to prepare. During this time he explored the island of Lampedusa with the help of Boxart, an Italian gallery (www.boxartgallery.com), ultimately discovering the ideal conditions for his performance in Catania. The Community of Sant‘Egidio then proceeded to inform the migrants about the project. ‘For another work in the Target series here in Sicily’, says the artist, ‘I chose to camouflage some refugees with the surviving boats moored in the port of Catania. It’s hard even to imagine the physical and psychological suffering of these men and women during the trip.’ The performance has the power of a warning, mitigated by an air of confidence. ‘In my work’, says Liu Bolin, ‘the migrants disappear in front of the hell that ferried them to Italy. It’s clear that their disappearance refers to the evanescent line between life 7 and death. Even so, my aim is to focus attention on life.’ The fourth of the six photos in the project had the new Europeans in a pose that recalls the history of Italian art, and particularly that of the Renaissance. After painting them with the blue of the European Union flag, the artist recalls, ‘I asked them to make a gesture that had to do with spirituality. Their religion, ethnicity, or country of origin wasn‘t important, for they were all camouflaged in the same monochrome colour: Europe Blue. I wanted to show how change is possible, to illustrate how this generation of Africans can go from one continent to another and live happily.’ The immediate association for the viewer here is a contemporary, secular Pietà. The penultimate photo doesn‘t make the bodies of the African migrants invisible, but rather elevates their roots, with an almost tribal form of body-painting, which makes the white of the word Future stand out on their bare torsos. The last of the six photos in Migrants is part of the new Hiding in the City series, in which the artist has his photo taken against the backdrops of the landscape. Once again, the location is the port of Catania, this time with another fishing boat, the Giammarco AU 1168, against which Liu Bolin’s body impassively stands. The boat happens to have an Italian name, which also happens to be the title of the photograph. It‘s as though he‘s trying to tell us we should firmly believe in a better future which will save everyone from 8 the uncertainty of their destiny.
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DITEN AUF SAUERAMPFER….
…so spannend anders liest sich mitunter die Idee des Gesamtkunstwerks des Künstlers Paul Renner, der durch sein „Theatrum Anatomicum“ und das „Verbotene Wirtshaus“ international Aufsehen erregte. Der Vorarlberger ist im Bregenzerwald, in der Nähe von Neapel und in der Welt zuhause und sieht das Reisen an sich als einen wesentlichen Beitrag zu seiner Kunst: „Es geht nicht nur um kochen, malen, Musik schreiben, Skulpturen bauen, sondern es geht auch ums Reisen, denn du musst Eindrücke sammeln, um deine Vorstellungskraft auszuschöpfen.“ Mit seinem „The Hell Fire Touring Club“ hat er 20 mystische Orte Europas bereist und Erlebnisse genossen, die ihn erschrocken, ergriffen und seine eigenen Grenzen überschreiten ließen, aber genau das ist für Paul Renner die eigentliche Aufgabe der Kunst. „Unsere Abläufe sind so automatisiert gesteuert, dass wir sie nur durch Erschütterung über die Kunst wieder regulieren können.“ Renners Interesse wird dann erst richtig groß, wenn er etwas nicht versteht. Den Weg des Künstlers zu beschreiten löste ein starker Protest gegen seine Eltern aus, die beide extreme Wurzeln hatten: „Meine Mutter war Nazi, Obergauführerin und mein Vater war im Widerstand. Diese irre Geschichte habe ich gespürt. Beide sind bis zum Tode ihrer Gesinnung treu geblieben. Dennoch haben sie sich nie getrennt, gestritten sehr wohl, wenn es um politische Themen ging, aber sonst haben sie sich geliebt.“ Seine drei Inspiratoren waren Hermann Nitsch, Tadeusz Kantor und Sun Ra. Drei, die ihn in den 70ern um eine neue Welt der Vorstellung bereicherten, die er verstehen und von der er mehr erfahren wollte. Bei einem den Paul Renner selbst als Urvater des Punk bezeichnet, Hermann Nitsch, wollte er schließlich alles über den Exzess, den Rausch und die Kunst lernen, weshalb er über 10 Jahre lang als Assistent bei Nitsch tätig war. Schon damals in den Aktionen vertraute Nitsch, was die Kochkunst anging, nur dem Paul. „Da meine Großmutter ein Wirtshaus hatte, wurde bei mir zuhause immer viel gekocht. Die Kulinarik spielte beim Theater vom Nitsch auch eine Rolle und da ich kochen eben konnte, habe ich für den Nitsch gekocht. Ich habe gemerkt, dass diese Speisen, die Gerüche, der Geschmack Teil der Aktion sind, Teil seiner Partitur. Das hat mich stolz gemacht.“ Als Renner die beiden Oxford-Professoren Medlar Lucan und Durian Grey und ihr „The Decadent Cookbook“ in den 90er Jahren kennenlernte, wurde das für ihn zur Bibel. Die beiden waren reine Theoretiker. Damit fand sich Paul Renner tief in der Kunst, „denn das, was man nicht wirklich machen kann, das sampelt man, das ist eben die Vorstellungswelt. Die treibt dich voran für Ideen.“ Sein aktuelles kulinarisches Projekt nennt sich The FAKE, deshalb, weil es darum geht auszuprobieren, wie man Geschmack simuliert, den man nicht kennt. Als Beispiel nennt er die falsche Schildkrötensuppe vom Kochbuch seiner Großmutter. Gemeinsam mit einem Wiener Koch kreiert er Speisen, von denen die beiden denken, wie sie schmecken könnten. Hier geht es auch um eine gesellschaftspolitische Message: „Der Konter auf diese verblödende Lebensmittelindustrie und die Gourmetmagazine, die voll von Blödsinn sind, wo man den Leuten versucht aufzudrücken was gut ist und was nicht und wie bestimmte Weine und Gerichte schmecken sollen. Mir geht es hingegen um den Genuss und nicht um 4 diese lächerliche Erklärung. Jetzt nehmen wir das, was die anderen faken.“ Paul Renner verwendet in seiner Kunst unterschiedlichste Materialien und Techniken. So überzieht er z. B. bestehende Betonwände mit Bienenwaben. „Wenn ich von der Bienenwabe spreche, dann spreche ich vom Sozialstaat. Das ist das Wort, das man am meisten mit den Füßen tritt, was die Politik für sich vereinnahmt und in den Dreck zieht.“ Paul Renners Idealvorstellung ist es, durch sein anarchisches, subversives und experimentelles Handeln alle Sinne gleichzeitig zu bombardieren, einen Schock auszulösen. Er lehnt sich hier stark an die Philosophie des Schriftstellers Oswald Wiener an. Der Mensch entscheidet nicht, was er will, sondern durch innere Mechanismen wird entschieden. Diese Mechanismen und deren Ablauf interessieren Paul Renner und führen zu einem Spiel mit der Metaphysik: „Ich bewege mich noch auf dem Terrain die vierte Dimension zu realisieren, aber tief in mir interessiert mich das Metaphysische wo es vielleicht spirituell wird.“ Angesprochen auf die heutige Kunstvermittlung vermisst Renner das mögliche Empfinden, dass Kunst die Stärke hat uns so zu verändern, dass wir nicht mehr kongruent mit der Gesellschaft sind: „Wir meinen, dass Empfinden etwas ist, das man als Konzept nachlesen kann. Je verschütteter Empfinden ist, desto schwieriger ist es, die Gesellschaft als solche anzunehmen. Das Ziel meiner Kunst ist 5 die Transformation von Destruktion in positive Energie.
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PAUL RENNER Paul Renner, born in 1957 in Bludenz. He lives in the Bregenzerwald and in Massa Lubrense, Naples. Paul Renner’s art aims to achieve an overall work of art and he’s especially interested in synesthetic perception. His exhibition projects culminate in theatrical soirees, where plastic and figurative art are interwoven with cookery, and he also develops the installations of these (Theatrum Anatomicum), stages festivals (Vakanz) or creates travelling clubs (The Hell Fire Touring & Dining Club). www.paulrenner.net 1
CALF’S HEAD, FROG THIGH STEW, HERMAPHRODITE SORREL…
5 Saturnalien II 2015, Galerie Konzett Wien 6 La Cuccagna 2013, Accademia di Brera Milano
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7 Wallalloo Ölgemälde 2012, 283 x 173 cm 8 The Hell Fire Touring Club 2002 mit Medlar Lucan & Durian Gray
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3 The Consecration Of The Bar 2013, Galerie Leo Koenig New York 4 Theatrum Anatomicum 2007, Kunsthaus Bregenz
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1 Paul Renner 2 La Cuccina Sadica 2013, Accademia di Brera Milano
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…the idea of the overall work of art of artist Paul Renner can be interpreted as excitingly different now and again; his ‘Theatrum Anatomicum’ and ‘Verbotene Wirtshaus’ made an international splash. The artist from the Vorarlberg region is at home in Bregenzerwald and near Naples as well as in the whole world, and interprets travelling as a seminal contribution to his art. ‘Cooking, painting, writing musical scores, creating sculptures isn’t all it boils down to; travelling is just as important, for it allows you to gather impressions to develop your creativity.’ He’s travelled around 20 mystical locations in Europe with his ‘The Hell Fire Touring Club’ and enjoyed experiences which scared him, possessed him, and allowed him to overcome his limitations, but that’s exactly what art should do according to Paul Renner. ‘Our paths are guided in such an automated way, that we can only regulate 6 them by being shocked via art‘. Renner is particularly keen when he doesn’t understand something. His decision to walk the path of an artist caused quite an uproar back at home, as his parents were somewhat extremist in their views. ‘My mother was a Nazi, Obergauführerin, and my father was part of the resistance. I experienced this surreal story personally. They both remained true to their ideals until their very last breath. However, they never separated, even though they fought quite a lot when it came to political issues; but other than that, they always loved each other.’ His three role models were Hermann Nitsch, Tadeusz Kantor and Sun Ra. Three people who enriched his life in the 70s with a whole new world view, one he could understand and wanted to know more about. Paul Renner himself considered Hermann Nitsch the godfather of Punk, and wanted to learn all about excess, intoxication and art, which is why he was Nitsch’s assistant for 10 years. Already back then, Nitsch didn’t trust anyone other than Paul when it came to ‘cooking art’. ‘My grandmother had a guesthouse, there was always a lot of cooking going on back at my place. Cookery played a role in Nitsch’s theatre and, as I could actually cook, I cooked for him. I noticed that the spices, scents, and tastes are part of the action, part of 7 the scene. I was incredibly proud.’ When Renner got acquainted with two Oxford professors, Medlar Lucan and Durian Grey and their ‘The Decadent Cookbook’ in the 90s, it became his bible. The two were pure theoreticians. And so Paul Renner was plunged deep into art, ‘because if you can’t really do something, you sample it; that’s how creativity works. It then becomes the engine for ideas.’ His current culinary project is called The FAKE, because it focuses on how to simulate tastes we don’t know. As an example, he brings up faux turtle soup from his grandmother’s recipe book. Together with a cook from Vienna he creates dishes they think they know the taste of. It also contains ingredients of a social nature. ‘The counterattack on a food industry and gourmet magazine which are making its consumers dumber and dumber, which are full of idiocy, where they try to force their beliefs down on people, telling them what’s good and what isn’t, and how specific wines and dishes should taste. Whereas I care about taste and not about these ridiculous explanations. We’re taking over what others are faking.’ Paul Renner uses different materials and techniques. So he pulls i.e. existing walls with honeycomb. ‘When I speak of the honeycomb, I also speak of the social state. This is a word which is mostly trodden on and disregarded the most; a behaviour embodied by politics whose aim is to vilify it even more.’ Paul Renner’s ideal scenario is to bombard all senses at the same time with his anarchic, subversive, and experimental approach in order to shock. He heavily relies on the philosophy of author Oswald Wiener. Man doesn‘t decide what he wants, rather inner mechanisms do it for him. These mechanisms and their development are what interest Paul Renner so much, and take him on a metaphysical journey. ‘I’m moving in the direction of still working on the fourth dimension, yet deep down I’m interested in achieving that place where metaphysics become spiritual.’ When asked about today’s delivery of art, Renner misses the fact that art has the power to change us to such a point where we’re no longer one with society. ‘We believe that ‘feeling’ is a concept you can research. The more shaken the feeling is, the harder it is to accept society as it is. The objective of my art is to transform destruction into positive energy.
INFO & CONTACT ART Kunstmesse GmbH., Gutenbergstraße 3, 6020 Innsbruck, Tyrol, AUSTRIA, Fon: +43 (0)512 567101, Fax: +43 (0)512 567233, office@art-innsbruck.com, www.art-innsbruck.com
21 st ART Innsbruck 1 – 4 December 2016 – Messe Innsbruck, Haupthalle A / Main Hall A, Claudiastraße 1 Öffnungszeiten / Opening times: Do/Thu: 11 – 20 Fr/Fri: 11 – 23 – NEU! Langer Abend der Kunst / New! Special ART Night Sa/Sat: 11 – 21 So/Sun: 11 – 19 1
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ACHHALTIGE
S GESCHENK“
‘WHERE ART BECOMES A SUSTAINABL
E PRESENT’
ART INNSBRUCK 1. – 4. DEZEMBER 2016
ART INNSBRUCK FROM 1 TO 4 DECEMBER 2016
MIT DER VORVERLEGUNG DER 21. ART INNSBRUCK AUF ANFANG
BY BRINGING THE 21ST ART INNSBRUCK FORWARD TO THE BEGINNING OF
DEZEMBER 2016 WILL MESSEGRÜNDERIN JOHANNA PENZ ERSTMALS
DECEMBER 2016, THE FAIR FOUNDRESS JOHANNA PENZ WANTS TO BENEFIT
AN DAS WEIHNACHTSGESCHÄFT ANDOCKEN.
FROM THE CHRISTMAS BUSINESS FOR THE FIRST TIME.
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel: noch nie hatte dieser Spruch für After the match is before the match: this slogan has never been more topical die ART Innsbruck mehr Gültigkeit als ausgerechnet im heurigen EUfor the ART Innsbruck than in this year of the EURO Championship. For it RO-Jahr. Denn just zum 20. Jubiläum der Internationalen Kunstmeswas just at the 20th Anniversary of the International Art Fair Innsbruck at se ART Innsbruck zu Beginn dieses Jahres kündigte Messegründerin the beginning of this year that the fair foundress Johanna Penz announced Johanna Penz nicht nur die Vorverlegung des angestammten Messeher plans not only to bring forward the regular fair date to the beginning of termins auf Anfang Dezember an, ergänzend dazu wird sie künftig December, but also to organize an additional ART Innsbruck in springtime in ab Mai 2017 auch eine ART Innsbruck Frühjahrsmesse ausrichten. the future. This project marks without a doubt another important milestone in Dies markiert zweifelsohne einen weiteren wichtigen Meilenstein in the unique success story of this art fair, which right from the beginning was der einzigartigen Erfolgsgeschichte dieser Kunstmesse, die sich von dedicated to providing access to international contemporary art for all art Anbeginn zum Ziel gesetzt hat, allen Interessierten und Begeisterten enthusiasts. The ART Innsbruck has always presented the big names of the einen Zugang zur zeitgenössischen internationalen Kunst zu eröffnen. international art market as well as the Who’s Who of Austrian artists, be Denn die ART Innsbruck präsentiert seit jeher die ‚Big Names‘ am inthat Nitsch, Hrdlicka, Staudacher, Rainer or Damisch, to name but a few. In ternationalen Kunstmarkt ebenso wie das Who is Who der heimischen addition, Penz and her team know perfectly well how to captivate the ARTKünstlerriege, seien es nun Nitsch, Hrdlicka, Staudacher, Rainer oder audience year after year with spectacular Special Shows, such as recently Damisch, um nur einige wenige zu nennen. Zudem verstehen es Penz with the internationally acclaimed show of drawings by Francis Bacon or the und ihr Team perfekt, das ART-Publikum jedes Jahr aufs Neue mit famous pinup girls of the last living Pop Art grandmaster Mel Ramos. spektakulären Sonderschauen in den Bann zu ziehen, wie zuletzt mit By bringing the regular event forward, the ART Innsbruck is able to der international vielbeachteten Schau von Francis Bacon Drawings participate in the Christmas business for the first time. “Everybody is talking oder den famosen Pin-up Girls des letzten noch lebenden Pop-ARTabout sustainability,” states Penz. “The new event date at the beginning of Großmeisters Mel Ramos. the Advent season offers totally new options to our regular visitors as well as Durch die Vorverlegung der Stamm-Messe auf Dezember kann die to those who come here for the first time. For what is more sustainable than ART Innsbruck nun erstmals auch am Weihnachtsgeschäft mitpartizipresenting yourself and your beloved ones with a work of art.” pieren. Alle Welt rede ja heutzutage von Nachhaltigkeit, erklärt Penz. „Mit dem neuen Messetermin zu Beginn der Adventzeit eröffnen wir International contemporary art and antiques from the 19th/20th/21st unserem Sammlerkreis ganz neue Optionen. Denn was ist schon nachcenturies are presented at ART Innsbruck. More than 90 exhibitors including haltiger, als sich und seine Liebsten mit Kunst zu beschenken.“ gallery owners and art dealers from 10 nations exhibit paintings, original Die ART Innsbruck zeigt internationale zeitgenössische Kunst und Antiquitäten des 19./20./21. Jahrhunderts. Mehr als 90 Aussteller – Galeristen und Kunsthändler aus 10 Nationen - präsentieren Gemälde, Originalgraphik, Skulpturen, Fotografie, Neue Medien und weitere Kostbarkeiten.
graphics, sculptures, photography, new media and other treasures. 1 Johanna Penz, Gründerin und Direktorin der ART Innsbruck 2 ARTInnsbruck, @Die_Fotografen 3 Jos Pirkner, Raum+Form, 1991, Bronze-Torso, 75 cm h, Copyr.MartinLugger, Milionart, Innsbruck-A 4 Roman Träxler, Ausschnitt, Mono gold #2, 2016, Acryl auf Leinwand, 100 x 100 cm, Galerie Augustin, Innsbruck/Wien-A
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internationale messe für zeitgenössische kunst & antiquitäten fiera internazionale di arte contemporanea e antiquariato
1 – 4 dezember dicembre 2016 mel ramos, jeff koons, markus prachensky, hermann nitsch, valentin oman, anton christian, roman träxler, james rizzi, james francis gill, kiki kogelnik, man ray, max beckmann, otto dix, joan miro, gunter damisch, joohee chun, horacio renteria rocha, otto piene, franz von defregger, oskar mulley, günther uecker, jos pirkner … messehalle padiglione A · innsbruck | austria do / gio 11 – 20 | fr / ve 11 – 23 | sa 11 – 21 | so / dom 11 – 19 Langer Abend der Kunst | Lunga serata dell’arte
www.art-innsbruck.com
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ANNABELLE
DAS RITUAL
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HEADLAM DER TÄTOW
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RITE OF PASS AGE
“IN MEINEN ARBEITEN GEHT ES UM SCHÖNHEIT – ABER NICHT IM SINNE EINER ORNAMENTALEN ÄSTHETIK, SONDERN VIELMEHR ALS INNEREN PROZESS, ALS EIN SICH-ZUWENDEN DEM HÖHEREN. WENN DIESE GEISTESHALTUNG EINGENOMMEN WIRD, KANN MAN S CH Ö N H EI T I N D EN EI N FA CH S TEN D I N G EN D ES ALLTAGS WIEDERFINDEN.”
Annabelle Headlams Denken orientiert sich an den Prinzipien der fernöstlichen Philosophie. Ob Tattoo Art oder Malerei, dieser Ansatz spiegelt sich auch in ihren Arbeiten wider. Nicht von ungefähr erinnern viele ihrer Tätowierungen – sowohl formell als auch theoretisch – an japanische Tuschezeichnungen. Sowohl Tattoo als auch Sumi-e sind kaum im Nachhinein veränderbar, viele visuelle Entscheidungen prägen den Arbeitsprozess. Beim Tattoo ist jede dieser Entscheidungen zwar scheinbar mit dem Punktieren der Epidermis fixiert, aber das augenscheinlich Endgültige zerfließt bei genauerer Betrachtung. Die in Schichten gelagerte Haut nagt an der Tätowierung, der alternde Körper bäumt sich auf gegen diese Illusion des Absoluten. Oder, wie Annabelle Headlam es ausdrückt: “Skin is a fickle medium.” Obwohl viele ihrer Kunden ihr Motiv selbst aussuchen, hat der Akt der Tätowierung für Annabelle Headlam etwas Rituelles, wie bei vielen Naturvölkern, die damit einen “Rite of Passage” verbanden, den Übergang in einen neuen Lebensabschnitt. Sie selbst versteht sich als Medium, das die individuelle Bedeutung des Tattoos für seinen Träger visualisiert.
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Die Suche nach Ausdrucksmöglichkeiten ihres Ichs, ein Aspekt, der beim Tätowieren in den Hintergrund tritt, führte Annabelle Headlam schließlich zur Malerei. „Hier geht es darum, was ich zu sagen habe. Painting is about me. Tattooing is not.” Was ihr anfangs Freiraum neben der Tattoo Art gab, hat mit der Zeit eine starke Eigendynamik entwickelt. Nach einer kurzen Phase abstrakter Malerei entdeckt die Künstlerin das Portrait für sich. Es entstehen Kohlezeichnungen, balancierte Arbeiten mit sanften Übergängen zwischen Licht und Schatten, unter anderem von Hollywood Stars der Zwischenkriegszeit. In ihren neuesten Arbeiten dient das Instagram-Selfie als Inspirationsquelle. „Selfies faszinieren mich, weil sie ausdrücken, wie Menschen sich selbst sehen, beziehungsweise wie sie empfunden werden möchten, und weil sich in ihnen manchmal etwas zeigt, das über das Gewollte hinausgeht.” Dieser Funke, der dem Subjekt innewohnt und quasi auf den Betrachter überspringt, nennt Annabelle Headlam Resonanz. „Resonanz bedeutet, dass die Bedeutung dieser Bilder in einer Art Gleichklang steht mit meinen eigenen Empfindungen. Es ist, als ob man mit einer völlig fremden Person einen gemeinsamen Nenner entdeckt. Das macht die Welt kleiner und zeigt, dass wir letztendlich Eins sind.” Um diese Andeutung des Transzendenten zu fokussieren, sind die Gesichter auf den Selfie-Portraits in einem Kreis im Zentrum des Bildes platziert. Dadurch entsteht eine starke visuelle Abgrenzung zu Kontext und Betrachter. Einzelne Gesichtspartien – oftmals Augen und Nase – werden fast fotorealistisch ausgeführt, das meiste ist bewusst reduziert und verwischt gehalten. Ein Hintergrund ist, wenn überhaupt, nur minimal zu erkennen, Referenzen auf die Außenwelt fehlen. Auffallend ist der Blick der Darsteller, ihre jugendliche Sinnlichkeit, die sich ihrer Wirkung auf andere nur teilweise oder gar nicht bewusst sind. Diese bewusste Selbst-Verlorenheit will Annabelle Headlam darstellen, ein Ich, das sich im Bild zeigt, indem es sich darin verliert. Es ist eine Selbstdarstellung, die eine innere Ruhe ausstrahlt, und genau darum geht es der Künstlerin letztendlich: „I need art to transpire calmness. I am not interested in painting a state of the world. Because, after all, art is not a substitute for the news.” Kunst, die kein Ersatz sein will für die Tagesschau: Was für ein schönes Motto in einer reizüberfluteten Zeit!
AUTHOR
JOHANNES SCHWANINGER Johannes Schwaninger was born in 1973 in Zell am See. He studied philosophy and psychology in Rome and New York respectively. Living in his hometown since 2004, he runs the Boutique Hotel Steinerwirt with his wife Gunda, which functions additionally as a Contemporary Art Gallery and as a venue for readings and concerts. Steinerwirt 1493 - wirtshaus kultur hotel Dreifaltigkeitsgasse 2, 5700 Zell am See, Österreich www.steinerwirt.com 1
‘MY WORKS FOCUS ON BEAUTY, BUT NOT LIMITED TO THE TRADITIONAL SENSE OF DECORATIVE AESTHETIC, WHICH SOMETIMES IGNORES THE INTERNAL PROCESS OF OBSERVING FORMS AND SHAPES. I´D LIKE TO BE ABLE TO CONVEY THE BEAUTY IN EVERYDAY OCCURRENCES.’
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Annabelle Headlam has always been interested in the philosophical principles of the Far East and the interest is reflected in her work, both as a painter and Tattooer. Since tattoos and sumi-e cannot be modified once completed, both formal and informal approaches in her creations rely heavily on the visual foundations of Asia. In tattooing, every decision is left in the seemingly permanent mark when the epidermis is punctured. But with time, layers of skin can nibble away at the pigment and the aging body rebels against the image of what once seemed absolute. Or as Annabelle puts it, ‘Skin is a fickle medium.’ Even though many of her clients come to her with a design in mind, tattooing does retain a ritual element for her, similar to that found in rites of passage undergone in tribes as they enter a new phase in their lives. The artist can serve as a medium, visualising the true meaning behind the 7 tattoos worn by her clients. Her search for self-expression, which must often be put aside when tattooing, led Annabelle to painting. ‘Painting allows me to express myself as I see the world without outside input. Tattooing does not always allow for that.’ At first, it was small amounts of time which offered respite from the stresses of her profession, but soon evolved a dynamic and rhythm of its own. After a short phase of abstract painting, she found her vocation in portraiture. She is drawn to the concept of the idealised self and subjects of study have included enduring Hollywood stars from the period of the Great Wars who still shimmer in silver and shadow in ways people still attempt to recreate. The phenomenon of Instagram selfies has proved inspiring. ‘Selfies fascinate me because they express how people see themselves, or rather how they´d like to be seen; and sometimes you catch an unexpected glimpse of who they really are without them knowing.’ This spark, which flutters inside the subject and nearly jumps out from her portraits onto her viewers, is what Annabelle calls resonance. ´Resonance implies that the meaning of these pictures resonates, as it were, with my own impressions. It´s as though you´ve found common ground with a complete stranger. It makes the world smaller and proves how, ultimately, we´re all part of a whole.´ To sharpen the focus on the transcendental aspect of this phenomenon, the faces of the selfie portraits reside in a circle at the centre of the picture. This creates a visually clear border which narrows down the context and attention of the viewers. Individual physical traits are developed using a style akin to photographic depiction, while the rest is consciously sketched and smudged. A background is barely recognisable and references from the outside world are absent. The gaze of the subjects is striking and youthful. The simultaneous loss and realisation of self in an attempt to capture how they would like to be seen is what Annabelle hopes to depict. ‘I need art to transpire calmness. I am not interested in painting the literal state of the world. I don´t see art as a substitute for the news.’ What a beautiful closing statement for a time which is oversaturated with stimuli! ................................................................................................
7 Marisa. Oil on canvas. 8 Drone. Oil, Gold- and Silverleaf on board.
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9 Anouk II. Charcoal on board. 10 Kitsune‘s Dream. Tätowierung.
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5 Annabelle Headlam 6 Astrid. Charcoal on board.
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3 Kuan Yin. Tätowierung. 4 Contemporary Geisha. Tätowierung.
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1 Johannes Schwaninger 2 East meets West. Tätowierung.
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Poetry on skin Zell am See, Austria, Fon +43 (0) 664 1569372, poetryonskin@gmail.com ................................................................................................
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TIROLS OPERNDIVA EVA LIND MACHT MIT DER EVA LIND MUSIKAKADEMIE TIROL „IHR“ TIROL ZUR MUSIKALISCHEN KADERSCHMIEDE IN DEN ALPEN.
2015 wurde mit einer Meisterklasse gestartet, 2016 sind es bereits vier Kurse und 2017 9 Meisterkurse. Dozenten, Studenten und Gäste treffen sich in führenden Hotels - so verbindet sich auf innovative Weise intensives Lernen, hautnahes Erleben internationaler Weltstars mit dem Naturerlebnis und dem perfekten Urlaubsangebot Tirols. Wie entstand das Konzept für die Akademie und an wen wendet sich das Angebot? Ich bin Tirolerin mit Leib und Seele und meine Heimat ist die unglaublich vielfältige Welt der Musik - so war es naheliegend diese beiden Welten zu verbinden. In der Akademie treffen sich Musiker aus der ganzen Welt – vom Studenten bis zu fertigen Sängern! Können auch kulturinteressierte Gäste an ihren Meisterklassen teilnehmen? Ja, ich freue mich sehr, dass immer mehr Gäste als passive Teilnehmer dabei sind. Als Gast unserer Meisterklassen sind Sie Teil dieser einzigartigen musikalischen Welt, erleben hautnah Künstler wie Francisco Araiza, Brigitte Fassbaender, Thomas Hampson, Angelika Kirchschläger und junge, außergewöhnliche Nachwuchstalente! Sind Sie mit der Auslastung zufrieden und wie finanziert sich so ein Projekt? Mit der Nachfrage sind wir sehr zufrieden! Heuer waren 2 Kurse ausgebucht und die 2 anderen sehr gut gebucht. Die Teilnahmegebühren decken nur einen Teil der Kosten, neben den Eigenleistungen unterstützen uns das Land Tirol, unsere touristischen Partner, private Gönner aber auch BMW ist jetzt mit im Boot! Aber es ist ja erst unser erstes Jahr und daher sind wir, denke ich, zu Recht sehr optimistisch!
TIROL’S OPERA DIVA EVA LIND TURNS “HER” TIROL INTO AN ALPINE MUSICAL-TRAINING GROUND: THE EVA LIND MUSIKAKADEMIE TIROL
What began with a master class in 2015 has already developed into 4 courses in 2016 and 9 master courses in 2017. Instructors, students, and guests gather in leading hotels, innovatively combining intense learning, up-close encounters with the world’s international stars, and the perfect holiday atmosphere amidst the spectacular natural environment of Tirol. How did the concept for the academy come to life and for whom are the courses designed? I’m a Tyrolean with heart and soul and my home is an unbelievably diverse world of music. So it seemed natural to combine both of these worlds. Musicians gather at the academy from around the world, from students to professional singers.
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Are you satisfied with number of participants and how is such a project financed? We are very satisfied with the demand. This year, two of our courses are fully booked and two others are very well attended. The participants cover just a portion of the costs. So in addition to fees paid, the Federal state of Tyrol, our tourism partners, as well as private benefactors also contribute. BMW is now on board! But this is just our first year, and as a result I think optimism is more than justified!
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Can guests interested in culture also participate in your master classes? Yes, I am always quite happy to welcome an increasing number of passive participants as well. As a guest at one of our master classes, such participants have the opportunity to be a part of a unique musical world and to get to know artists like Francisco Araiza, Brigitte Fassbaender, Thomas Hampson, Angelika Kirchschläger as well as young and exceptional up-and-coming talent.
1 Drei große Sopranistinnnen wie Michèle Crider, Eva Lind und Michelle Breedt unterrichten zusammen mit international anerkannten Dozenten
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2 Impression aus einer Unterrichtsstunde mit Eva Lind
MASTER CLASS 1/2017 20. FEBRUARY 2017 – 25. FEBRUARY 2017 Achenkirch, Hotel DAS KRONTHALER ★★★★S, www.daskronthaler.com VOICE, STRING INSTRUMENTS, & DRAMA Violin - Christian Altenburger, Voice - Julyane Banse, Helge Dorsch and Vesselina Kasarova, Drama - Daniele Florence Perrin
MASTER CLASS 2/2017 8. APRIL 2017 – 13. APRIL 2017 Achenkirch, Hotel DAS KRONTHALER ★★★★S, www.daskronthaler.com VOICE, PIANO, STRING INSTRUMENTS, & DRAMA Violin - Lidia Baich, Voice - Eva Lind and Josef Protschka Drama - Karoline Gruber, Piano - Stefan Vladar
MASTER CLASS 3/2017 3. MAY 2017 – 7. MAY 2017 (TERMIN VORLÄUFIG) Achenkirch, Hotel DAS KRONTHALER ★★★★S, www.daskronthaler.com PRIVATISSIMUM EVA LIND & THOMAS HAMPSON Voice Eva Lind and Thomas Hampson
MASTER CLASS 4/2017 10. JULY 2017 – 15. JULY 2017 St. Christoph a. Arlberg, ★★★★★Arlberg 1800 Resort, www.arlberg1800resort.at BRASS ACADEMY OTTO SAUTER & FRIENDS Trumpet - Otto Sauter, Trombone - Alain Trude, Flugelhorn - Sergei Nakariakov, Horn - Stefan de Leval Jezierski
MASTER CLASS 5/2017 24. JULY 2017 – SAMSTAG, 29. JULY 2017 St. Christoph a. Arlberg, ★★★★★Arlberg 1800 Resort, www.arlberg1800resort.at BEST OF WOODWINDS - WENZEL FUCHS & FRIENDS Clarinet - Wenzel Fuchs, Flute - Mathieu Dufour, Oboe - Celine Moinet, Horn - Martin Owen, Bassoon - Mor Biron, Saxophone - Jean-Yves Fourmeau
MASTER CLASS 6/2017 21. AUGUST 2017 – 26. AUGUST 2017 Achenkirch, Hotel DAS KRONTHALER ★★★★S, www.daskronthaler.com THE MAGIC OF VOICE Voice - Angelika Kirchschlager and Eva Lind, Drama - Daniele Florence Perrin, Voice/Piano - Bo Skovhus and Stefan Vladar
MASTER CLASS 7/2017 11. SEPTEMBER 2017 – 18. SEPTEMBER 2017 St. Christoph a. Arlberg, ★★★★★Arlberg 1800 Resort, www.arlberg1800resort.at CHOIR – CONDUCTOR WORKSHOP Prof. Wolfgang SEELIGER
HIGHLIGHTS 2016 MASTER CLA SSES 2017
Baritone - Bo Skovhus & Eva Lind Sopran, Violin - Christian Altenburg
Best of EVA LIND MUSIKAKADEMIE TIROL Winner of the “Prima la Musica” Austria Music Competition Winner of the Tyrolean Classic Singing Prize Tyrolean Youth Orchestra
SAVE THE DATE
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EVA LIND MUSIKAKADEMIE TIROL presented by MOUNTAIN.ART – a product of WEC – Wolfgang Eder Consulting GmbH & Co. KG Brochweg 9, A – 6100 Mösern Mobil: +43 (0)664 3002620 Fon & Fax: +43 (0)5212 20720 office@wec.at, www.wec.at
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EVA LIND MUSIKAKADEMIE TIROL GRANDE FINALE 2017 24. NOVEMBER 2017 – 26. NOVEMBER 2017 SCHWAZ/TIROL
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GRANDE FINALE 2016 18. NOVEMBER 2016 & 19. NOVEMBER 2016 Biohotel Grafenast & SZENTRUM SCHWAZ/Tirol, www.grafenast.at CLASSIC STARS OF TODAY AND TOMORROW Schwaz- Silberregion Karwendel - Tirol
MASTER CLASS 9/2017 6. NOVEMBER 2017 – 8. NOVEMBER 2017 St. Christoph a. Arlberg, ★★★★★Arlberg 1800 Resort, www.arlberg1800resort.at MASTER COURSE BENJAMIN SCHMID - CLASSIC & JAZZ Violin Classic/Jazz - Benjamin Schmid, Piano & Voice - Sabina Hank
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THANK YOU MAESTRO MEHTA 12. NOVEMBER – 14. NOVEMBER 2016 St. Christoph a. Arlberg, ★★★★★Arlberg 1800 Resort, www.arlberg1800resort.at THE MEHTA & FRIENDS CHAMBER ORCHESTRA with members of the Vienna Philharmonic Orchestra & the Maggio Musicale Luca Benucci, Horn Eva Lind, Sopran Sergei Nakariakov, Fügelhorn Otto Sauter,Trompete
MASTER CLASS 8/2017 28. OCTOBER 2017 – 31. OCTOBER 2017 St. Christoph a. Arlberg, ★★★★★Arlberg 1800 Resort, www.arlberg1800resort.at JAZZ & MORE - KEN NORRIS & FRIENDS Jazz Voice - Ken Norris, Piano and Voice - Joe Dorff, Percussion - Robert Walla, Double bass - Bodo Klingelhöffer
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WISSENSCHA FT IST KEIN KAMPF GEGEN KUN S T GESCHICHTE SCIENCE IS NOT A FIGH T AGAINST H ISTOR Y O F A RT
Das ist nichts neues, Fälschungen gibt es schließlich seit Jahrhunderten. Neu ist heute allerdings, dass das Geschäft mit Fälschungen noch nie so profitabel war. Der Wert von Kunstwerken, vor allem zeitgenössischen und modernen Werken, schießt derzeit so schnell in die Höhe, dass er an und für sich schon großes Interesse an der Produktion von Fälschungen auslöst. In China ist die Herstellung von Fälschungen nicht nur im Bereich der Kunst bereits eine regelrechte Industrie. Investoren müssen sich bewusst sein, dass dies eine Gefahr für ihre potentiellen Anlagen darstellt. Die 100% sichere Auswertung besteht im Grunde im Vergleich der ermittelten Daten mit einer Datenbank bestehend aus als absolut echt erachteten Werken desselben Künstlers. Das Problem ist häufig der Zugriff auf eine besagte Datenbank, denn den gibt es nur mit der Zustimmung des Kunstmarktes. Museen sollten als erste ihre eigenen Datenbanken erstellen und diese öffentlich zugänglich machen.
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‘Attribution is only an opinion, but science provides objective data and should come before the attribution. Unfortunately investors are not well informed about what science can do for them.’ Maurizio Seracini
PROF. MAURIZIO SERACINI BEDIENT SICH WISSENSCHAFTLICHER TECHNIKEN ZUR ANALYSE VON GESCHICHTE UND HERKUNFT VON GEMÄLDEN SOWIE ZU DEREN DATIERUNG. DAMIT REVOLUTIONIERT ER UNSER VERSTÄNDNIS GROSSER KUNSTWERKE. SERACINI HAT MEHR ALS 4.000 WERKE UND HISTORISCHE GEBÄUDE STUDIERT. SEIN FORSCHUNGSINSTITUT EDITECH HAT FÄLSCHUNGEN AUFGEDECKT UND IN EINEM KUNSTMARKT, DER DAS AUFDECKUNGSPOTENTIAL MODERNER TECHNOLOGIE HINSICHTLICH DES KULTURELLEN ERBES UND DES WERTS PRIVATER KUNSTSAMMLUNGEN WEITGEHEND UNBEACHTET LÄSST, VERBORGENE SCHÄTZE AUSGEGRABEN. WIR HABEN PROF. SERACINI IN SEINEM DIAGNOSEZENTRUM FÜR KULTURGÜTER IM PALAZZO CANEGIANI, EINEM ELEGANTEN FLORENTINER ANSITZ AUS DEM 14. JAHRHUNDERT, BESUCHT.
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Welche Grundbedingungen müssen für die Analyse eines Kunstwerks und dessen professionelle Evaluierung im Auftrag eines Kunden oder einer Einrichtung gegeben sein? Zu allererst muss geplant werden, welche Schritte erforderlich sind und welche Technologie für welchen Typ professioneller Expertise anzuwenden ist. Der Ansatz der Wissenschaft unterscheidet sich von jenem der Kunstgeschichte nicht nur, was den Zeitaufwand betrifft, sondern auch, was die Kosten anbelangt. Zuschreibung ist lediglich eine Meinung, Wissenschaft aber gibt uns objektive Daten und sollte über der Zuschreibung stehen. Es bestehen Wissenslücken, die eigentlich eine ausreichende Rechtfertigung für die Durchführung und Inanspruchnahme wissenschaftlicher Analysen sein sollten. Leider ist das allgemeine Bewusstsein diesbezüglich noch zu gering. Würden Sie sagen, dass Ihr wissenschaftlicher Ansatz revolutionär ist? Es ist zu früh, um den Ansatz revolutionär zu nennen, denn dazu müsste er direkte Auswirkungen auf die Konservierung und den Kunstmarkt im Allgemeinen haben. Dem ist leider noch nicht so. Was denkt der Kunstmarkt von Wissenschaftlern und Kunstprüfern? Der Kunstmarkt beruht im Grunde auf Meinungen oder Zuschreibungen. Wie wir alle wissen, ist eine Zuschreibung rechtlich nicht bindend. Kunsthistoriker sind auch nur Menschen und damit dem Druck des Kunstmarktes ausgesetzt. Da alles auf Meinungen beruht, gibt es mehr Raum für Spekulation und dunkle Machenschaften – und gerade deshalb will kaum jemand die Wissenschaft in diesem Bereich unterstützen. Es waren noch nie so viele Fälschungen am Markt: Wie können sich Investoren schützen? Gibt es eine 100% sichere Auswertung?
Welche Geheimnisse, Erfahrungen und welches Wissen decken Sie bei der Analyse von Werken großer Meister auf? Wenn ich vor einem Meisterwerk stehe, freue ich mich vor allem darüber, einen so wunderbaren Beruf zu haben. Die große Herausforderung ist es, alle Geheimnisse des Werks aufzudecken – das ist der schönste Teil meiner Arbeit. Mir wird bewusst, dass die Wissenschaft nicht nur dazu dient, den Bösewicht ausfindig zu machen oder gegen die Regeln des Kunstmarktes anzukämpfen, sondern dazu, der Welt zu zeigen, wie großartig ein Werk wirklich ist. Wissenschaft kann Schritt für Schritt aufzeigen, wie es entstand und wie der Künstler seinen Stil und die Perfektion der Darstellung erreichen konnte. Betrachten wir zum Beispiel Raffaels Dame mit Einhorn in der Galleria Borghese in Rom: Wir konnten beweisen, dass in der ursprünglichen Version des Gemäldes kein Einhorn vorkam, wohl aber ein Hund. Ein zweiter Künstler muss neue Elemente hinzugefügt haben. Das Einhorn wurde zu einem späteren Zeitpunkt über den Hund gemalt, und später erneut übermalt, als das Gemälde im 17. Jahrhundert in eine Darstellung der Hl. Katharina verwandelt wurde. Erst 1935, als das Bild restauriert wurde, tauchte das Einhorn wieder auf. Sie sehen also, es ist kein Kampf gegen die Kunstgeschichte – dies ist ein Beispiel dafür, was Wissenschaft tun kann, um Kultur weiter aufzuwerten. Hat eines Ihrer Projekte für besonderes Aufsehen in der Kunstwelt gesorgt? Im Laufe einer sechsmonatigen Untersuchung von Leonard da Vincis Anbetung der Könige aus dem Morgenland in den Uffizien in Florenz haben wir unter dem Gemälde zahlreiche Skizzen entdeckt, unter anderem von Gebäuden, einem Elefanten, erbitterten Kämpfen und Leichen. Vieles davon wurde übertüncht und von einem anderen Künstler übermalt. Die Skizzen waren über 500 Jahre lang verborgen. Nun, 15 Jahre später, wird das Gemälde restauriert, und Tag für Tag wird mehr von der ersten Schicht freigelegt. Heute haben wir den endgültigen Beweis dafür, dass ich richtig lag.
Welchen Stellenwert hat die Entdeckung des angeblich verlorenen Meisterwerks „Die Schlacht von Anghiari“ von Leonardo da Vinci? Ich habe niemals behauptet, ich hätte die Schlacht von Anghiari entdeckt. Wir haben winzige Materialfragmente gefunden, deren Vorhandensein hinter dieser Mauer unerklärlich ist. Es könnte sein, dass sie nur Teil der Dekoration sind, aber ich frage mich, warum ich meine Untersuchung nicht weiterführen durfte. Warum musste ich alles abbauen und meine Arbeit einstellen? Warum solche Feindseligkeit, wo doch die gesamte Finanzierung von Privaten kam, allen voran von einem Britischen Sponsor namens Lord Guinness? Wäre der Hauptantrieb der Wissenschaft nicht die Neugierde, würden wir noch heute in der Steinzeit leben. Die Mona Lisa ist die Hauptattraktion im Louvre und war doch so gut wie bedeutungslos, als Leonardo da Vinci die Schlacht von Anghiari malte. Zudem gibt es nirgends Hinweise auf seine Arbeit an der Mona Lisa, denn es handelte sich dabei um ein simples Porträt, mit dem er sein täglich Brot verdiente. Stellen Sie sich also vor, was die Entdeckung der Schlacht von Anghiari bedeuten würde!
Sie haben mit Ihrer Arbeit neue Maßstäbe gesetzt. Wie sehen Ihre Vision und Ihre Ziele für die kommenden Jahre aus? Ich wäre sehr glücklich, wenn das Berufsbild des wissenschaftlichen Kunstkonservators in Museen anerkannt würde. Das wäre ein Riesenerfolg. Mein Wunsch für den Kunstmarkt ist es, dass in Zukunft eine wissenschaftliche Untersuchung die Voraussetzung für jeden Kunstkauf bildet. Ich persönlich würde liebend gerne weitere Werke von Leonardo studieren, da wir aus wissenschaftlicher Sicht so gut wie nichts von dem Künstler wissen.
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Studying a work of art of an old master is a wonderful and very challenging experience. You are trying to unveil the genesis of a masterpiece, to understand how the artist with just a piece of canvas or wood and some colours was able to express his creativity, his genius.Science can show a step-by-step guide of how this masterpiece was generated and how the artist was able to achieve such peaks of style and beauty. Let’s take the example of Raphael’s ‘Lady with a Unicorn’ in Rome’s Galleria Borghese: we revealed that there was no unicorn in the original version of the painting, though a dog and other features were added by a second artist. The unicorn was painted on top of the dog in a later phase, and then concealed in the 17th century when the painting was transformed into a portrait of St Catherine. It was only in 1935 that the unicorn reappeared when the painting was restored. This is just one example of what science can do in order to make us rediscover the value of our culture. Science is not competing with art historians. Instead, it provides new knowledge about the iconography, iconology, style, painting technique of a work of art not otherwise obtainable.
PROF. MAURIZIO SERACINI USES SCIENTIFIC TECHNIQUES TO AUTHENTICATE PAINTINGS, REVOLUTIONISING OUR UNDERSTANDING OF GREAT WORKS OF ART. SINCE 1977, WHEN HE FOUNDED EDITECH, THE FIRST PRIVATE COMPANY IN ITALY TO OFFER SCIENTIFIC SERVICES TO MUSEUMS AND TO THE
What does the art market think of scientists and art diagnosticians? As I said, the art market runs basically on attributions. We all know that an attribution is a subjective opinion and is not legally binding. As everything revolves around opinions, in the art market there is plenty of room for speculation and all sort of illicit deals. That’s why the art market is not welcoming scientists to be engaged in this field. Counterfeits have skyrocketed in the industry: how can investors safeguard their interests? Does a 100% fool proof evaluation exist? It’s nothing new under the sun, as forgeries have been around for centuries, but today, given the skyrocketing value of works of art, making forgeries is becoming a very attractive and lucrative business compared to the past. In China, for example, producing fakes has become a real industry. A 100% fool proof evaluation would require the comparison of scientific data from a painting with a database from works of art that are considered absolutely authentic. The problem is creating many database, especially for modern and contemporary artists. Unfortunately, the art market, for the reasons mentioned before, has no real interest in making significantly big scientific database. Museums of old masters and of contemporary art alike, should be the first to generate their own database and make it public.
You’ve raised the bar with your work. What is your vision and the main goal you want to reach in the next years? I would be very glad if the professional figure of the conservation scientist would be part of the staff in every museum and he would be allowed to be in charge of all the conservation issues, in addition to be part of the decision making process to restore a work of art. I would also like to see the art market to introduce as mandatory scientific exams to prove authenticity before a work of art is put for sale. Personally, I would like to have the honour to study other works of Leonardo, since so few have been examined scientifically. But above all, my vision which I hope more and more people would like to embrace, would be to give a “future to our past”. Science could be instrumental to reach this goal worldwide.
1-3 Prof. Maurizo Seracini - Anghiari‘s project
Which secrets, experience, and profound knowledge can you unveil when analysing important works of the old masters?
4 Caravaggio‘s paintings scientific analysis 5 Hall of the 500
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Do you agree that your scientific approach has been revolutionary? It’s too soon to call it revolutionary. To do so, it should have an impact on how the conservation world and the art market is being run, but sadly, that still hasn’t occurred.
How important is the revelation of Leonardo da Vinci’s allegedly lost masterpiece ‘The Battle of Anghiari‘? I never announced that I found ‘The Battle of Anghiari’. Very small fragments of coloured materials on a plastered wall behind the Vasari wall were found. Granted that it was not enough to associate those fragments to ‘The Battle of Anghiari’, but why was I not allowed to continue the investigation? Why was I forced to shut down the whole operation? All the financing came from an English sponsor by the name of Lord Guinness. It was proved beyond any doubt that no damage was done to Vasari’s mural. So, once again, why such animosity, such antagonism against the search? Trying to unveil the mystery on the most acclaimed masterpiece of Leonardo, called the school of the world by his contemporaries, was considered an outrage to Leonardo’s scholars and not only? Luckily, science main drive has always been the curiosity and the thirst for new knowledge, otherwise we would still be in the Stone Age. Unveiling ‘The Battle of Anghiari’ to the world would be not just the greatest discovery in art history but it would reveal to all of us the highest form of art ever achieved by an artist at the peak of the Renaissance. We should remember that when Leonardo was working on ‘The Battle of Anghiari’, was also painting the Mona Lisa, today the world icon and the main attraction at the Louvre. No document has ever been found praising this painting, most likely because the Mona Lisa was just a portrait like any other in Leonardo’s workshop to make ends meet. So, imagine what impact the discovery of ‘The Battle of Anghiari’ would have worldwide.
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What conditions need to be in place to scientifically examine a work of art and deliver a professional evaluation to the client or institution? The first step is to define a proper methodology, then to use state of the art technology together with a specific professional expertise for art authentication. Science should provide objective data prior to any attribution or evaluation. What sense does it make to base a significantly financial art investment on an attribution which, it should be remembered is, in the best scenario, an educated opinion, if the authenticity of the artefact has not been proved first by science? The buyers should be made aware of the risks they are running if they do not rely on objective data that only science can provide. Unfortunately, that awareness isn’t here yet and the art market doesn’t seem to encourage art investors to turn to science as a mandatory step prior an art purchase.
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HERITAGE IN THE ELEGANT 17TH CENTURY PALAZZO TEMPI IN FLORENCE.
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ART MARKET, HE HAS STUDIED MORE THAN 4,000 WORKS OF ART. WE MET PROFESSOR MAURIZIO SERACINI IN HIS DIAGNOSTIC CENTRE FOR CULTURAL
Can you give us an example of one of your projects which shook the art world? In a six-month study of Leonardo’s ‘Adoration of the Magi’ in the Uffizi Gallery we uncovered an incredible underdrawing never seen for more than five centuries, which showed over 70 figures, a fierce battle scene and even an elephant. Leonardo left his masterpiece unfinished and it was later covered with a brownish colour by another artist. When 15 years ago I showed that the monochrome painting was not the work of Leonardo, but rather a later and ugly repaint, the community of art historians raised in arms and I was heavily criticized. Now, the Adoration is going through an extensive cleaning which is removing most of the monochrome paint layer that was so fiercely believed to be authentic. Science proved to be right, after all!
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The first step is to individually assess the need for insurance in the first place. Based on this analysis, a tailored solution will be developed to perfectly reflect the client’s profile. The sum insured will be constantly appraised to reflect the current appreciation on the art market: this will ensure clients aren’t underinsured, which in the worst case scenario could result in serious financial losses for the insured client. A continuous evaluation to avoid damage offers a valuable tool for the suitable handling of valuable pieces of art. Should, however, the piece be damaged, an extensive service guarantees the client a smooth processing of the insurance claim and support for its recovery or replacement. The services of qualified restorers and recognised experts round off the service package of an engaged insurance broker and deliver a decisive added value for the premium paid out by art collectors.
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In einem ersten Schritt wird der tatsächliche Versicherungsbedarf für das Kunstwerk individuell ermittelt. Aufbauend auf dieser Analyse werden maßgeschneiderte Konzepte erarbeitet, die dem Anforderungsprofil des Kunden perfekt entsprechen. Eine regelmäßige Anpassung der Versicherungssumme an die derzeit beachtlichen Wertzuwächse auf dem Kunstmarkt verhindert eine Unterversicherung, die im Ernstfall mitunter zu erheblichen finanziellen Einbußen für den Versicherten führt. Eine eingehende Beratung zur Verhinderung von Schadenfällen leistet eine wertvolle Hilfestellung für die angemessene Handhabung kostbarer Kunstgegenstände. Falls doch ein Schaden passiert, gewährleistet ein umfassender Service dem Kunden eine reibungslose Abwicklung mit der Versicherung und Unterstützung bei der Wiederbeschaffung. Die Vermittlung von qualifizierten Restauratoren und anerkannten Gutachtern rundet das Leistungspaket eines engagierten Versicherungsmaklers ab und liefert dem Kunstsammler einen entscheidenden Mehrwert für seine Prämie.
It goes without saying that you’ll take out an art insurance policy if you want to sleep sweet dreams knowing your works of art are well protected. Only art insurance can normally offer the necessary sum insured, as its value isn’t covered by traditional policies. Moreover, every good art insurance is also an all risks insurance policy, for it covers everything which isn’t explicitly excluded. After all, compensation for vandalism or accidental damage by the cleaning service should also be covered. You should consider the following points, as well as others, when choosing and, ultimately, taking out an art insurance policy for your paintings, sculptures, musical instruments and similar objects. Collectors should absolutely have a valid proof of value (for example, value appraisals from an auction house or gallery) and all relevant documents, including an inventory. You can also request the services of competent experts to carry out an independent evaluation and inventory for you. Professional protection measures such as alarm systems or safes don’t only diminish the risk of thefts or break ins, they also play a role in lowering insurance contributions. Should extra risks need to be factored including, but not limited to, a change of storage or exhibition venue, you can opt in for special transport insurance claims. These will cover any damage occurring during packaging, loading and unloading, transport and the assembly of the piece of art in the new location. These aren’t normally covered by regular art insurances.
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Wer seine Kunstgegenstände gut geschützt wissen will, entscheidet sich für eine Kunstversicherung. Zum einen bieten meist nur Kunstversicherungen die benötigte Versicherungssumme und Deckung für eine ausreichende Absicherung, da der Wert der Kunstobjekte häufig die Deckungssumme von herkömmlichen Versicherungen übersteigt. Zum anderen ist jede gute Kunstversicherung eine Allgefahrenversicherung. Sie umfasst alles, was nicht explizit ausgeklammert ist. Schließlich soll ja auch Ersatz etwa bei Vandalismus oder unabsichtlicher Beschädigung durch die Reinigungsfachkraft gewährleistet sein. Bei der Wahl und dem Abschluss einer Kunstversicherung für Gemälde, Skulpturen, Musikinstrumente, historische Fahrzeuge und Ähnliches gilt es einiges zu beachten. Sammler von Kunstwerken sollten unbedingt über einen gültigen Wertnachweis (z. B. Wertgutachten einer Auktion oder Galerie) und eine ganzheitliche Dokumentation einschließlich Inventarliste verfügen. Im Bedarfsfall übernehmen kompetente Fachleute die unabhängige Bewertung und Inventarisierung. Professionelle Schutzmaßnahmen wie Alarmanlagen oder Tresore mindern nicht nur das Risiko für Einbrüche oder Diebstähle, sondern verringern auch die Versicherungsbeiträge. Bestehen zusätzliche Risiken – beispielsweise durch einen Wechsel des Ausstellungs- oder Lagerortes – bieten spezielle Transportversicherungen eine Absicherung gegen Schäden, die beim Verpacken, Be- und Entladen, dem Transport selbst und dem Aufbau von Kunstobjekten entstehen können und sonst nicht gedeckt sind.
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DAS UNIVER S A L E P A R T N E R P RINZIP – TEIL WALTER RUS SELL, THE UN IVERSAL PAR 2 TNER PRINCIP L E - PART II
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Unsere Welt ist sexuell – und das ist auch gut so! Unser Universum ist von Grund auf geschlechtlich - und die Spannung zwischen männlich und weiblich, die sich nur im Austausch entladen kann, im Geben und Wiedergeben, ist das, was unsere Welt im Innersten zusammenhält. Unsere Welt heißt hier das für unsere Ausbildung geschaffene „materielle“ Universum (alles Licht!), denn das, was eigentlich Realität hat, das All-eine Licht, muss nicht zusammengehalten werden, es ist eins und bleibt eins. Aber diese geschlechtliche Polarität bietet der Schöpfung die Chance, aus der Einheit herauszufallen, und im Spiel des ständigen Strebens zurück zur Einheit entfaltet sich alles, was wir Welt nennen.
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Einzig denkbare nachhaltige Revolution Ein entscheidender Aspekt dabei ist folgender: Da die Aufspaltung in die Zweiheit und die daraus folgend geschaffene Vielfalt unserer Welt letztlich imaginäre Projektion ist, wirkt das Gesetz der Einheit unerbittlich. Das Weltganze stellt beständig den Ausgleich wieder her. Wo genommen wird, muss gegeben werden, überall, wo Ungleichgewicht entsteht, entstehen automatisch Kräfte, die wieder ins Gleichgewicht ziehen. Daraus gibt es kein Entrinnen. Das Wissen um diesen Zusammenhang ermöglicht die einzig denkbare nachhaltige Revolution, nämlich eine Evolution im Einklang mit den universalen Naturgesetzen. Wie Frieden möglich ist Diese Gesetzmäßigkeit gilt natürlich nicht nur für Elemente, Kristalle und Galaxien, sondern auch für uns Menschen und unsere Beziehungen untereinander. Am 19. Mai 1952, seinem 80. Geburtstag, hielt Walter Russell zum US-amerikanischen „Tag der Streitkräfte“ eine Rede zum Thema Krieg und Frieden, in der er das kosmische Grundgesetz von Ausgleich und Balance auf die amerikanische Weltpolitik anwandte. Russells Schlussfolgerung: Solange wir uns Feinde machen, indem wir andere Individuen, Völker oder Rassen feindlich behandeln, haben wir eben auch Feinde. Je grausiger die Unterdrückung und der Imperialismus, umso sicherer das baldige Ende des jeweiligen Imperiums – zahllose Beispiele aus der jüngeren und älteren Geschichte belegen dies. Russells Analyse klingt über weite Strecken, als sei sie nicht vor über sechzig Jahren, sondern gestern an die Streitkräfte der USA gerichtet worden. „Bisher haben Hass und Angst die menschlichen Beziehungen beherrscht. Brüderliche Liebe und die Einheit der Menschheit müssen diese primitiven Praktiken ersetzen. Die Menschheit hat eine große neue
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Lektion zu lernen – die Natur nimmt niemals etwas. Die Natur gibt, damit zurückgegeben werde. Das ist das Geheimnis der Beständigkeit in der Natur. Wenn der Mensch das Prinzip der Liebe lernt, auf dem Gott sein Universum aufgebaut hat, werden Wohlstand, Frieden und Glück der Menschheit ebenso beständig zunehmen, wie die Sonnensysteme beständig sind. Die Erde gibt alles, was sie an Wäldern, Früchten und Feuchtigkeit hat, dem Himmel, und der Himmel gibt es alles zurück an die Erde, damit es erneut gegeben werde im ewigen Kreislauf. Der Mensch hat versucht, Beständigkeit zu erlangen, indem er nahm, anstatt zu geben, und hat so seit Äonen seine Zivilisationen immer und immer wieder zerstört – nun steht er kurz davor, seine Welt erneut zu zerstören. Sie können nicht jemanden seines Glückes berauben, um dieses Glück dann selbst zu haben. Sie können nur Glück geben, um es für sich selbst zu finden. Genauso können Sie Liebe nicht nehmen – Sie können Liebe nur GEBEN.“ (Aus: Walter Russell, Kraft und Frieden, Genius Verlag)
Das kosmische Pendel Alles, was geschieht, hängt jedoch immer in diesem Netz des kosmischen Gleichgewichtes. Dieses wird nach einer Phase der Spannung früher oder später immer wieder hergestellt, koste es, was es wolle. Denn da alles auf der Welt in die Einheit zurückstrebt, die seine eigentlich reale Grundlage ist, und da alles eigentlich ein universales Eines ist, kann diese Gesetzmäßigkeit zwar von uns Menschen vorübergehend ignoriert und mit viel Mühe scheinbar außer Kraft gesetzt werden (wir nennen das dann zum Beispiel „die Natur bezwingen“). Der notwendige Ausgleich kommt dann aber mit umso größerer Gewalt (wir nennen das dann zum Beispiel „Naturkatastrophe“), weil er kommen muss, wie ein Pendel notwendig irgendwann wieder zurückschwingt, und zwar genau so weit, wie es vorher in die Gegenrichtung gelenkt wurde. Für Russell ist das Pendel ein oft gewähltes Beispiel. Denn das Pendel ist das Auffällige, was wir sehen, und dessen Bewegung unsere Aufmerksamkeit fesselt. Die Bewegung des Pendels wäre aber nicht denkbar ohne den Angelpunkt, in dem es verankert ist und ruht. Dieser Angelpunkt bleibt unbewegt, bildet aber die Grundlage für alle spannende Bewegung des Pendels.
AUTHOR
DAGMAR NEUBRONNER Dipl.Biol. Dagmar Neubronner übersetzt und verlegt seit 1997 das umfangreiche Werk Walter Russells und seiner kongenialen Frau Lao (www. genius-verlag.de). Sie gilt als eine der besten Russell-Kennerinnen und steht in engem Kontakt mit der „University of Science and Philosophy“. Dagmar Neubronner wurde außerdem bekannt durch ihre publizistische Arbeit für bewusst.tv und andere freie Medien, die erfolgreiche Schulverweigerung ihrer Söhne und die Leitung der deutschsprachigen Neufeld-Ausbildung, die kindliche Entfaltung auf entwicklungspsychologischer Grundlage von innen heraus verständlich macht (www.neufeldinstitute.de). Sie bietet auf ihrem youtube-Kanal Videos und Live-Veranstaltungen auch zum Thema Walter Russell an. www.walter-russell.org 1
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1 Dagmar Neubronner 2 Walter Russell and his diagramms 3 Lao Russell 4 Walter Russell in front of his sculture model 5 Russells Artistic Paintings 6 Cathode Waves - the wave cycle 7 Russell: Wave Geometry 8 Russell: God is Light - God ist Mind 9 Russell: Analysis of the Harp String
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Achieving peace This law doesn’t only apply to elements, crystals, and galaxies, but also to people and our relations. On 19 May 1952, Walter Russel held a speech on his 80th birthday in occasion of the American Armed Forces Day on war and peace. His speech featured elements from the cosmic rules governing balance applied to international American policies. Russell’s key take-home message was that as long as we have enemies, or rather treating other individuals, people, or races in such a way, we will never get rid of this concept. The more gruesome the oppressive state and imperialism, the quicker the empire will fall, as proven by countless examples in past and recent history. Russel’s analysis hits the nail right on the head and could have been uttered just yesterday to the American Armed Forces rather than more than 60 years ago. ‘Up to now, hate and fear have dominated human relations. Brotherly love and the unity of humanity have to replace these primitive practices. Humanity needs to learn one great new
The cosmic pendulum A cosmic balance regulated every action on our planet. Following a period of imbalance we sooner or later return to an equilibrium, cost what it may. Everything on this planet yearns to return to a whole, which is the quintessence of everything, and everything actually is a universal whole, yet this lawfulness and order is ignored by man most of the times and with some difficulty (we would call this ‘coercing nature’). What happens next is that the required balance strikes back with a vengeance (what we call a ‘natural catastrophe’), because it simply has to, like a pendulum at some point will swing back to the other side, its motion and force dependant from how far back it swung in the opposite direction. Russell often uses the pendulum as an example because of its visibility, and because its movement attracts our attention. The movement of the pendulum wouldn’t even be possible without an anchoring point, a place where it rests when not moving. This point may never move, and yet it is a vital spot which regulates the oscillating movement of the pendulum.
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The only possible sustainable revolution A founding pillar of this theory is that our riven ego, this duplicity of ours and, consequently, the diversity in our world is an imaginary projection and therefore the overarching law of unity has to be relentlessly exercised. Our world is on a constant mission to restore equilibrium, for what is taken has to be returned: when imbalance strikes, forces leap into action, reeling us back into balance. There’s no escaping it. Acknowledging this reality engenders the only possible sustainable revolution, i.e. an evolution in line with the universal laws of nature.
lesson – Nature never takes. Nature gives, so that we can give back. This is the secret of Nature’s steadfastness. If man learns the principle of love, that same principle God based our world on, then wealth, peace, and happiness will grow from strength to strength and be as constant as our solar system. The earth gives its forests, fruit, and humidity to the sky, and the sky returns it all to the earth, in a constant and eternal cycle of giving and taking. Mankind has tried to reach consistency by taking instead of giving and thus contributed to destroying his civilisations time and again for eons. Now, he’s yet again on the brink of destroying his world. You cannot rob someone of their happiness and keep it for yourself. You can only find happiness by giving happiness. In the same way, you cannot take love – you can only GIVE love.’ From: Walter Russell, Strength and Peace,
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Ours is a sexual world – and for a very good reason! This trinity and, more specifically, its validity as a universal certainty, is the reason a holy trinity is the cornerstone of all major religions. When it comes to it, our universe is wholly sexual and the tension thrumming between man and woman – which can only be released by intercourse –, a dichotomy made of giving and receiving is what keeps our innermost world together. In this instance, our world is what we perceive to be the ‘material’ universe (let there be light!), because, after all, the ‘real’ world, pervaded by a whole, pervasive light, doesn’t need to be kept together: it is whole, and shall remain so. However, this sexual polarisation offers the powers of creation an opportunity to fall outside this unity: this playful game of constant yearning our other half and become, once again, ‘whole’, is what creates the universe and reality we call home.
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15 JAHRE SA TIRE, HUMO R & KUNSTE RLEBNIS
DAS KARIKATURMUSEUM KREMS NIMMT ALS EINZIGES MUSEUM FÜR KARIKATUR, BILDSATIRE, CARTOON, COMIC UND GRAPHIC NOVEL IN DER ÖSTERREICHISCHEN MUSEUMSLANDSCHAFT EINE SONDERPOSITION EIN. SOMIT EINZIGARTIG IN DER HEIMISCHEN AUSSTELLUNGSLANDSCHAFT ZÄHLT ES ZU DEN WICHTIGSTEN EUROPÄISCHEN MUSEEN SEINER ART. IM SEPTEMBER 2016 FEIERT DER BESUCHERMAGNET IN DER
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WACHAU, AUF DER KUNSTMEILE KREMS SEINEN 15. GEBURTSTAG!
Die Zielsetzung des Museums ist es, das Themenfeld der Karikatur umfassend zu bearbeiten und damit die Humorzeichnung und verwandte Spielarten gesellschaftlich als einen wesentlichen Teil der bildenden Kunst zu stärken. Die Ausstellungstätigkeit, die Mitarbeit am Aufbau einer Karikaturensammlung des Landes Niederösterreich und die wissenschaftliche Arbeit sind in diesem Zusammenhang die wichtigsten Aufgabengebiete. Neben der Dauerpräsentation des Werkes des kürzlich verstorbenen Manfred Deix und dem IRONIMUSKabinett, das Themen der politischen Karikatur gewidmet ist, werden jährlich Wechselausstellungen präsentiert, welche die Aufarbeitung von historischen Themen und Fragestellungen, sowie zeitgenössische Karikatur, Comic und kritische Grafik zum Inhalt haben. Die Beschäftigung mit unterschiedlichen Tendenzen in der Karikatur, unter Berücksichtigung kunstvermittelnder Konzepte, das Vorstellen von einzelnen Positionen, sowie die Präsentation von internationalen und österreichischen Zeichnerinnen und Zeichnern machen das Karikaturmuseum Krems zu einem lebendigen Ort der Auseinandersetzung mit aktuellen gesamtgesellschaftlichen Fragestellungen und damit zu einem wichtigen Ort des kulturellen Diskurses. Im Jubiläumsjahr spiegeln sich all diese Aspekte, Aufgaben und Ziele wieder. Die Schau rund um das Kultobjekt Auto anlässlich seines 130. Geburtstags, sowie die zwei umfangreichen Ausstellungen zu Gerhard Haderer und Rudi Klein - zwei Fixgrößen der österreichischen Zeichenszene - präsentieren neben der Dauerpräsentation des Großmeisters des Cartoons, Manfred Deix, die große Bandbreite des Themas Karikatur. Zwei aufstrebenden Zeichnerinnen aus dem Artist - in - Residence Programmes des Landes Niederösterreich, Tina Brenneisen und Inga Steinmetz bietet das Karikaturmuseum Krems ebenso eine Plattform wie den arrivierten Stars. Das Neue, Kritische, unseren Alltag Dominierende ist Thema im Karikaturmuseum Krems. „Think Big!“ Gerhard Haderers bislang umfangreichste Ausstellung (bis 20/11/2016) ist Programm und beweist, dass Satire weit über Zeichnung und Kabarett hinausgeht. Neben seinen pointierten und treffsicheren Cartoons zu gesellschaftspolitischen, kulturellen und zwischenmenschlichen Themen sowie Kritik am kirchlichen „Bodenpersonal“ werden in dieser Ausstellung erstmals seine großformatigen Ölgemälde der Öffentlichkeit präsentiert – Satire in malerischer Anmutung und Opulenz, ganz in der Manier 3 der Alten Meister. Seit über 30 Jahren stochert Gerhard Haderer in den Innereien unserer Welt, reißt Tabus nieder und bringt das zeichnerisch auf den Punkt, was er genau beobachtet, sich viele von uns denken, aber nicht auszusprechen wagen: Den alltäglichen Wahnsinn! Kein unähnlicher Ansatz motivierte auch Manfred Deix, enfant terrible der Zeichnerszene (1949 – Juni 2016), für seine schonungslosen Zeitreisen in die Untiefen der österreichischen Seele. Deix’ Erkundung und Beobachtung begann Anfang der 1970er. In seinen Gedichten und mit dem Zeichenstift übte er unermüdlich Kritik an gesellschaftlichen Zwängen, Fremdenhass und Scheinheiligkeit. In seinen Werken werden Politiker schonungslos unter die Lupe genommen, die Bussi-Bussi-Gesellschaft der Prominenten mit ihren Eitelkeiten wird bloßgestellt und auch die Kirche erntet Spott. Deix provozierte, schockierte und rührte an gesellschaftlichen Tabus wie selten zuvor ein österreichischer Künstler. Losgelöst von ihrer politischen Aktualität sind seine Arbeiten längst Kunstwerke geworden, Klassiker der österreichischen Karikatur und mittlerweile stilbildend. Diese erlauben einen besonderen Blick auf Denkprozesse und Lieblingsthemen des Künstlers, der konsequent und unbeirrt seinen Weg ging. In der neuen Dauerpräsentation kommen sowohl Fans der ersten Stunde als 4 auch Neueinsteiger in das Deix-Universum voll auf ihre Kosten.
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FÜR DIE GAN ZE FAMILIE
INFO & CONTACT
Karikaturmuseum Krems www.karikaturmuseum.at www.facebook.com/Karikaturmuseum.Krems Täglich geöffnet, 10 – 18 Uhr, ab 21/11/2016 10 – 17 Uhr
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AN IMPORTANT INSTITUTE ON AN INTERNATIONAL SCALE.
Positioning visual satire within the context of art is one of the most important goals of the Museum. In addition to producing exhibitions, building up and displaying the collection, it also places special emphasis on research and stimulating the production of new work. It is a place for dynamic discussions and exchange both for artists and for it´s visitors.
3 Gerhard Haderer, Herr Waldheim und die sieben Kanzler, 2012, Öl auf Leinwand, © Gerhard Haderer, 2016 4 Gerhard Haderer, Messias im Vatikan, 2014, Öl auf Leinwand, © Gerhard Haderer, 2016 5 Manfred Deix, Beach Baby, 2000, Landessammlungen Niederösterreich, Foto: Christoph Fuchs, © Manfred Deix, 2016 6 Manfred Deix, Grazer Bürgerwehr, 2002, Landessammlungen Niederösterreich, Foto: Christoph Fuchs, © Manfred Deix, 2016 7 Manfred Deix, Mehr Frauen in Männerberufe! Eine Forderung von Man(Frau)fred Deix , 1980er-Jahre, Landessammlungen Niederösterreich, © Manfred Deix, 2016 8 Fasade Karikaturmuseum Krems, Foto: © Christian Redtenbacher
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THE MUSEUM HAS NOT ONLY ESTABLISHED ITSELF AS THE CENTRE OF COMPETENCE FOR CRITICAL GRAPHIC ARTS BUT HAS ALSO POSITIONED ITSELF AS
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1 Gottfried Gusenbauer, Kunstmeile Krems, Foto: © Lukas Beck 2 Gerhard Haderer, Das Attentat, 2012, Öl auf Leinwand, © Gerhard Haderer, 2016
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15 JEARS AGO THE KARIKATURMUSEUM KREMS WAS CELEBRATED AS A UNIQUE ADDITION TO THE AUSTRIAN MUSEUM LANDSCAPE. SINCE THEN,
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PAIDEUMA B RUNNENBUR „MENSCHEN G: SEIN, NICHT VERHEERER “ ‘TO BE MEN NOT DES TROYERS’
EINE BURG IST EINE ZU STEIN GEWORDENE VERPFLICHTUNG, EINE STETS SICH ERNEUERNDE HERAUSFORDERUNG. AUF EINER BURG, GENAUER GESAGT, AUF EINER HALB-RUINE AUFZUWACHSEN, FÖRDERT DIE ANGEBORENE NEUGIER EINES JEDEN KINDES, MACHT WISSBEGIERIG, ERFINDERISCH UND VOR ALLEM AUFGESCHLOSSEN FÜR INNOVATIVE UND ALTERNATIVE LEBENSWEGE.
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Verborgene schauspielerische Talente kommen dabei ans Licht: Man kann an ein und demselben Tag Torhüter, Handwerker, Küchengehilfe, Privatgelehrter und Schlossherr sein. Immer geht es dabei darum, die Rolle so gut wie möglich zu spielen, einen häufigen Kleiderwechsel muss man in Kauf nehmen. Dafür lernt man im Laufe der Zeit jeden Stein und jeden Ziegel der Burganlage kennen. Und so wie ein Bergbauer, der seinen Acker mehrmals im Leben wortwörtlich auf seinem „Buggl“ hatte, da er die stets herabrutschende, gute Erde alle paar Jahre den Steilhang wieder hinauftragen musste, eine besonders innige Beziehung zu seinem Fleckchen Erde entwickelt, so kann auch 2 das Erhalten und Pflegen historischer Stätten in manchen Menschen eine besondere Heimatverbundenheit entfachen. So jedenfalls erging es mir in meiner Jugend: Forschung und Studium führten mich auch für längere Zeit auf mehrere Kontinente, doch am Ende zog es mich immer wieder zurück zu jenem Ort, wo ich meine Kindheit verbracht hatte. Auf diese Weise entstand das, was ich als „Brunnenburg Paideuma“ bezeichne. Das griechische Wort bedeutet „Erziehung, Bildung, auch Selbsterziehung“. Der Anthropologe Leo Frobenius benützte es, um die „Seele einer Kultur“ zu beschreiben, für mich ist es ein Bildungskonzept, welches auf einem respektvollen Umgang mit der Natur und auf der Wertschätzung jener Handfertigkeit und Geschicklichkeit fußt, die es zum Beispiel den Tiroler Bergbauern ermöglichte, unter äußerst kargen Bedingungen am Steilhang zu überleben. Was hat die Brunnenburg damit zu tun? Hier bündelten sich verschiedene Inspirationsquellen: Da war einmal der Großvater, der Dichter, der hier dazu aufgerufen hat, „Menschen zu sein, nicht Verheerer“ (Ezra Pound, Letzte Texte). Eine Burg ist ein Denkmal, aber 3 auch ein Bauernhof, eine Trockensteinmauer oder eine gewachsene Landschaft können Denkmäler sein. Die verheerende Macht des in der Nachkriegszeit auch hierzulande einsetzenden Profitdenkens hat einen Großteil dieser Denkmäler für immer hinweggerafft. Der bäuerlichen Sachkultur und vor allem dem damit verbundenen Wissen und den Überlieferungen wurde die Burg mit ihrem Landwirtschaftsmuseum zur rettenden Arche. Da wirkte der Einfluss der Eltern: Vom Vater, dem Archäologen, erbte ich wohl die Sammellust, von der Mutter, die auf einem kleinen Bauernhof im Pustertal aufwuchs, das einfühlsame Auge des Ethnologen und die Liebe zur Mundart. Weil angeborene Neugierde und Forschungsdrang nicht von Subventionen und öffentlichen Akklamationen abhängen, konnte ich gleichgesinnte Freunde für ein nach vorne offenes Museumsprojekt begeistern, das nunmehr seit vierzig Jahren wächst und gedeiht. Hinzu kam, mit tatkräftiger Hilfe meiner Familie, ein internationales Studienzentrum mit Seminaren und Symposien, ein Bauernhof mit pestizidfreien Weinbergen, Kastanienhainen und bedrohten Haustierrassen, literarische und musikalische Begegnungen und seit drei Jahren auch ein Cello-Festival, kurzum das „Brunnenburg Paideuma“. Was ich mir aus alledem erwarte? Als Heimatpfleger erwarte ich mir beispielsweise von der Politik mehr Mut zur eigenen Geschichte und ein unzweideutiges Bekenntnis zu identitätsstiftenden Symbolen und Orten, allen voran Schloss Tirol, der Wiege des Landes. Als Kulturtreibender erwarte ich das Ende der bequemen, gegenseitigen Bauchbepinselung, die nach wie vor die Kulturszene beherrscht und ein gemeinsames Aufbäumen aller kritisch denkenden Menschen gegen die bornierte Bürokratie, egal ob aus Brüssel, Rom oder Bozen, die uns den Weg zu unserem Glück vorschreiben und vorkauen möchte. Aber machen Sie sich selbst ein Bild: besuchen Sie unser Museum auf der Brunnenburg in Dorf Tirol!
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SIEGFRIED DE RACHEWILTZ ist ein Ethnologe, Kulturhistoriker und Schriftsteller aus Südtirol. Der Sohn von Boris und Mary de Rachewiltz wuchs auf der Brunnenburg auf. An den Universitäten Rutgers, Urbino und Harvard absolvierte er ein Studium der Komparatistik und Ethnologie. 1974 gründete er mit Peter Lloyd und Franz Haller das Landwirtschaftsmuseum Brunnenburg. Von 1991 bis 2014 war er Direktor des Südtiroler Landesmuseums für Kultur- und Landesgeschichte auf Schloss Tirol. De Rachewiltz ist Autor zahlreicher Publikationen zu Volkskunde und Kulturgeschichte und veröffentlichte eigene Lyrik. www.brunnenburg.net 1
A CASTLE IS NOTHING MORE THAN A COMMITMENT YOU HAVE, ALBEIT ONE MADE OF STONES, AND A CONSTANTLY RENEWING ONE, COME TO THINK OF IT. WHEN YOU GROW UP IN A CASTLE, OR RATHER, IN A HALF-RUIN OF A CASTLE, YOUR INNATE CURIOSITY IS PIQUED AT EVERY TURN, MAKING YOU THIRST FOR KNOWLEDGE, STOKING THE FIRE OF YOUR CREATIVITY BUT, MORE THAN ANYTHING ELSE, IT SETS THE PATH FOR A VERY INNOVATIVE AND ALTERNATIVE LIFE STYLE. THAT’S TRUE FOR EVERY CHILD WHO GREW UP LIKE ME.
1 Siegfried de Rachewiltz auf Schloss Tirol / Dorf Tirol Südtirol, Foto: © Frank Wing 2 Ansicht Brunnenburg Dorf Tirol, Foto: © Kurt Fasolt Foto: © Frank Wing 4 Siegfried de Rachewiltz in der Bibliothek der Brunnenburg, Foto: © SMG 5 Familienbild mit Ezra Pound, Foto: © Archiv Brunnenburg 6 Siegfried de Rachewiltz mit seiner Mutter im Pustertal, Foto: © Archiv Brunnenburg 7 Cellokonzert mit den „Hermanas Caronni“, Foto: © Elisabeth Hölzl
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3 Landwirtschaftsmuseum Brunnenburg Dorf Tirol, Sonderausstellung Papaver/Mohn,
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Hidden, thespian talents come to life: you could be gatekeeper, craftsman, kitchen help, scholar, and lord of the castle all in one day! Of course, one essential element of the whole game is that you have to play the role as convincingly as you can; also, don’t forget about the numerous wardrobe changes. In time, you’ll discover every nook and cranny in the castle, know the secrets to all of its rocks and bricks. Mountain farmers develop a unique link to their patch of land because every few years they have to collect the earth that slid downhill and carry it back to the top on a steep climb on their shoulders. In the same way, whoever preserves and cares for a historical location will develop a special link to their home. That’s what happened to me, anyway, during my youth. My research and studies led me on a merry chase across numerous continents; however, it always took me back to the one place where I spent my childhood. This is how the ‘Brunnenburg Paideuma’ came to be. The Greek word means ‘education, formation, self-education‘. Anthropologist Leo Frobenius relied on this word to describe the ‘soul of a culture’; to me it’s more of a pedagogic concept, based on a respectful interaction with nature, which allows us to appreciate the ingenuity and skills of all those Tyrolean mountain farmers who survived under such harsh and extreme conditions on the steep mountain slopes. What has Brunnenburg castle got to do with all this, I hear you asking? The castle is a repository for sources of inspiration. My grandfather, the poet, once proclaimed that we have ‘to be men not destroyers’ (Ezra Pound, Cantos). A castle is a monument, a memorial, but a farm, wall or a landscape shaped by human labour can also be monuments in their own right, too. The destroying power of profit came to light in the post-war period and swept away the majority of these memorials forever. However, the culture, knowledge, and traditions of farm life lived on in this safe haven, a castle with its own farming museum. My parents surely influenced me: I inherited the joy of collecting trinkets and more from my father, an archaeologist, while my mother, who grew up on a small farm in Pustertal, gave me the sensitive eyes of an ethnologist and a love for oral traditions. Curiosity and passion for research don’t depend on subventions or public acclamations, so I readily convinced some of my friends with similar ideas to collaborate on an open museum project. That was 40 years ago. Since then, with the active help of my family, it has grown, reaping the fruits of our hard work. An international study centre soon followed, hosting seminars and symposia, a farm with pesticide-free vineyards, chestnut groves and a small zoo for endangered pets, literary and musical encounters, and a cello festival has also taken place here for the last three years. To cut a long story short: ‘Brunnenburg Paideuma’. 7 What do I expect from all this? As a historian, I expect courage and appreciation from the political powers for their own history and the recognition of local symbols and locations which make up our identity, specifically Castle Tirol, the cultural and historical birthplace of the province. As a promoter of culture I expect the end of the easy, mutual pandering to one’s interests which has spread across the whole cultural scene, now as well as in the past; I expect a joint outcry of all critical people against our bigoted bureaucracy, be it from Brussels, Rome, or Bozen/Bolzano, which demands to determine what should make us happy. But come see for yourself: visit our museum at Brunnenburg in Dorf Tirol!
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DAS PARKHO TEL LAURIN SEINE BAR – U N E D I N G E S A M TKUNSTWER THE PARKHO TEL LAURIN A ND ITS BAR – K A TRUE WO R K O F A RT
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DAS PARKHOTEL LAURIN IN BOZEN, EIN JUWEL VOM ÖSTERREI-
vom Baumbestand des Laurin Parks vermittelt die in Rom lebende Künstlerin mit Südtiroler Wurzeln durch den Farbschleier ihrer dreizehn Gemälde Tiefe, Leichtigkeit und Körperlosigkeit. Die Einfarbigkeit schafft Klarheit und gibt Platz zur freien Interpretation, wobei der Grundsatz lautet: erleichtern um zu bereichern, vereinfachen um hervorzuheben.
CHISCH-UNGARISCHEN ARCHITEKTEN GUSTAV JOSEF LUDWIG, IM AUFTRAG DER BOZNER FAMILIE STAFFLER 1909 ERBAUT UND 1910 EINGEWEIHT. MIT DER NAMENSGEBUNG FÜR DAS EDLE UND ERSTE HAUS AM PLATZ LEHNTE SICH DIE FAMILIE STAFFLER AN DIE SAGE DES ZWERGEN-KÖNIGS LAURIN AUS DEM ROSENGARTEN, AUCH DESHALB, WEIL SICH BOZEN UM DIE JAHRHUNDERTWENDE MIT DEM
Die Bar bildet nicht nur das Herzstück des Parkhotel Laurin, sondern sie gehört mittlerweile zum Kulturgut der Bozner Gesellschaft. Abends wird der Besucher gleichermaßen in eine Welt der TraditiDurch die einschneidenden Kriegswirren des 1. Weltkriegs wurden on und Moderne verführt, die sich unter der Leitung von Barchef ehrgeizige Pläne in Bozen und Südtirol nachhaltig zunichtegemacht HANNES NIEDERMAIR zum Treffpunkt für Nachtschwärmer und und trotz allem gesellte sich seit der Eröffnung 1910 der Bereich Musikgenießer etabliert hat. Der ehemalige Herrensalon, die heutiKunst als eines der Hauptmerkmale zum außergewöhnlichen Flair ge vollklimatisierte Smokers’ Lounge erinnert unweigerlich an den des Parkhotel Laurin. Aus der Leidenschaft des Hausherrn für charismatischen Gentlemensclub „The Travellers Club“ in London. Bildende Kunst entstand die spektakuläre Sammlung für Zimmer, Einzigartig ist das Design der Bar - die vom bekannten Künstler Salons und Garten, die rund 200 Originalwerke des 20. JahrhunBruno Goldschmitt 1911 geschaffenen Fresken geben der Laurin Bar, die früher als Eingangshalle des Hotels diente, ihren außergederts von Holzschnitt bis Leinwand, von Impressionismus bis Neue Sachlichkeit umschließt. Werke von Kokoschka, Kubin, Weiler, wöhnlichen und unverwechselbaren Charakter. Bruno Goldschmitt, Plattner, Flora, Oberhuber, Manzù, Bonell u.v.m. krönen die Dyeiner der bedeutendsten Jugendstilmaler Südtirols, erzählt im Fresko die berühmte Sage des Zwergen-Königs Laurin, welche dem schrofnastiesammlung der Familie Staffler und bereichern das Innenleben dieses majestätischen Hotels in einer einzigartigen Weise. fen Dolomitenmassiv südöstlich von Bozen seinen Namen verdankt. Aus Kooperationen, wie beispielsweise mit der Freien Universität König Laurin der berühmte Zwergen-König im Rosengartengebiet, Bozen gingen erwähnenswerte und einzigartige Kunstprojekte in so die Geschichte, verwandelte aus Zorn auf seinen Widersacher den letzten Jahren hervor. So entstand vor dem Hotel eine InstalDietrich von Bern, seinen Gold-, Diamanten- und Edelsteinschatz in eine Landschaft aus Stein und Fels, sodass niemand mehr, weder lation am Gehsteig zum Thema Reisegefühle – Gefühlsreise. 100 Tags noch Nachts, die Schätze des Rosengartens bewundern kann. Messingtaler mit 100 Begriffen zum Thema Reisen sind im Boden Lediglich im Antlitz des Morgenrotes und in der Abenddämmerung vor dem Hoteleingang eingelassen. erstrahlt noch als minimalistische Vorstellung dieser Schatz für kurDie Künstlerin Marilù Eustaccio mit ihrem Werk „Alberi in sequenza“ gestaltete die Wände des Restaurants Laurin neu. Inspiriert ze Zeit im Massiv des Rosengartens. AUFSTREBENDEN TOURISMUS ALS „LAURIN-STADT“ POSITIONIEREN
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WOLLTE.
INFO & CONTACT
Parkhotel Laurin und Laurin Bar,
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Parkhotel Laurin, Bozen
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Barchef Hannes Niedermair
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Laurin Bar und das Jugendstil-Fresko von Bruno Goldschmitt
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Enjoy the Laurin Bar Life!
Laurin Straße 4, 39100 Bozen, Südtirol / Italy Fon +39 0471311570 info@laurin.it
5-7 Bruno Goldschmitts Mythos „König Laurin und Dietrich von Bern“ 8
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Das einmalige Flair der Laurin Bar
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THE PARKHOTEL LAURIN IN BOLZANO IS A VERITABLE JEWEL DESIGNED BY AUSTRO-HUNGARIAN ARCHITECT GUSTAV JOSEF LUDWIG, COMMISSIONED BY THE STAFFLER FAMILY OF BOLZANO, BUILT IN 1909 AND INAUGURATED IN 1910. WHEN IT CAME TO BAPTISING THE ELEGANT AND FIRST BUILDING ON THE SQUARE, THE STAFFLER FAMILY RESORTED TO
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and created a feeling of depth and lightness thanks to the layers of colours in her thirteen paintings. The monochrome theme ensures for clarity and allows the viewer to freely interpret the paintings in line with the main idea of the artist: lighten to enrich, simplify to enhance.
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Due to the devastating turmoil left by the Great War, the ambitious plans in Bolzano and South Tyrol came to a standstill; yet, in spite of this, art became one of the hallmarks of the extraordinary flair of the Parkhotel Laurin since its inauguration in 1910. So much so that the passion for visual arts shared by the hosts of the hotel gave life to a spectacular collection in the rooms, halls, and gardens of the venue which included around 200 original works of art from the 20th century, ranging from wood-carved objects to canvases, from Impressionism to Neo-Realism. Works from Kokoschka, Kubin, Weiler, Plattner, Flora, Oberhuber, Manzù, Bonell and many more represent the crowning jewel of the heritage collection of the Staffler family and enrich the inner rooms of this majestic hotel in a unique way. Some unique art projects which have to be mentioned sprang to life thanks to joint projects such as the one with the Free University of Bolzano. That’s how an exhibition on the topic of emotions awoken during travelling – and the emotion of travelling came to life on the pavement in front of the hotel. 100 plaques with words on the topic of travelling were left on the pavement in front of the hotel entrance. Artist Marilù Eustaccio has livened the walls of the Laurin with her work, ‘Alberi in sequenza’ (Sequence of trees). The South Tyrolean Artist, who lives in Rome, was inspired by the trees of the Laurin park
The bar not only represents the pride and joy of the Parkhotel Laurin, but has also become part of Bolzano‘s cultural heritage. In the evening, visitors are taken into a world bridging old and new, a meeting point for night owls and music lovers under the capable management of HANNES NIEDERMAIR behind the bar. The former Herrensalon, today’s air conditioned Smokers’ Lounge, is clearly reminiscent of the charismatic ‘The Traveller’s Club’ in London. The design of the bar is unique – the frescoes were painted in 1911 by renowned artist Bruno Goldschmitt and give the Laurin Bar, which previously had been the entrance of the hotel, its extraordinary and unmistakeable character. Bruno Goldschmitt, one of the most important Art Nouveau representatives of South Tyrol, recounts the famous legend of the Dwarf King Laurin in his frescoes, named after the craggy Dolomite massif rising to the southwest of Bolzano. According to legend, King Laurin, the famous Dwarf King of the Catinaccio, transformed his golden, diamond, and bejewelled kingdom into rocks and mountains to spite his adversary, Dietrich von Bern, thus concealing the treasures of the Catinaccio. Only by the glow of dawn or dusk can one catch a glimpse of their former glory, the treasure that was – and still is – the Catinaccio.
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BECAUSE BOLZANO WANTED TO POSITION ITSELF AS ‘LAURIN’S CITY’ THANKS TO THE UP-AND-COMING TOURISM INDUSTRY.
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THE LEGEND OF LAURIN, THE DWARF KING OF THE CATINACCIO ALSO
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INFO & CONTACT Porsche Inter Auto GmbH & Co KG, Porsche Innsbruck-Mitterweg Mitterweg 26-27, A - 6020 Innsbruck, Tel: +43 512/22755-2411, www.porscheinnsbruck.at, www.porscheinterauto.at Ansprechpartner: Martin Mairhofer Tel: +43 0512/22755-2400, martin.mairhofer@porsche.co.at Rouven Springer Tel: +43 0512/22755-2401 rouven.springer@porsche.co.at
EXZELLENT ER SERVICE FÜR ANSPRU CHSVOLLE K U N DEN PORSCHE ZE NT RUM TIROL
SEIT DER FIRMENGRÜNDUNG ARBEITEN DIE VERANTWORTLICHEN VOM PORSCHE ZENTRUM TIROL AN EINER AUSSERGEWÖHNLICHEN ERFOLGSGESCHICHTE: DEN MYTHOS PORSCHE IN TIROL SPÜRBAR UND ERLEBBAR ZU MACHEN UND DIE TRÄUME DER PORSCHEFAHRER WAHRWERDEN ZU LASSEN.
Geschäftsführer Gerhard Mairhofer lebt diese Leidenschaft und begeistert damit nicht nur seine Kunden, sondern gleichermaßen sein eigenes Porsche-Service-Team. Dem Mutterhaus in Stuttgart gleich, stehen die Freude am außergewöhnlichen Produkt Porsche, die Liebe zum Detail, die Leidenschaft zu Leistung und Tradition und vor allem der Anspruch dem Porschefahrer einen exzellenten Service zu bieten, stets an erster Stelle. „Porsche ist pure Emotion. Damit begeistern wir unsere Stammkunden immer wieder aufs Neue“, freut sich Gerhard Mairhofer. DER PORSCHE CAYENNE PLATINUM EDITION
Die Idee Wer seinen Spitzenrang als Sportwagen unter den SUVs so unangefochten behauptet, verdient etwas Besonderes. Die Porsche Cayenne PlatinumEdition steht für Leistung, Qualität und höchste Ansprüche. Das wegweisende Design hinterlässt nicht nur einen bleibenden Eindruck, sondern besticht durch den exklusiven Charakter und der sportlich-eleganten Linienführung als Spitzenmodell unter den SUVs der Luxusklasse. Exterieur Es ist eine Frage des Stils: manche wollen auffallen, andere lieber bleibenden Eindruck hinterlassen. Die exklusiven 20-Zoll RS Spyder Design Räder in Platinum (Seidenglanz) werden eindrucksvoll durch die Radhausverbreiterungen betont, in Exterieurfarbe. Faszination Sportwagen für Fahrer mit Anspruch. Interieur Das Cockpit als Gesamtkunstwerk von reiner Sportemotion über Komfort bis hin zu digitaler Hightech. Das Multifunktions-Sportlenkrad ermöglicht schnelles, ergonomisches Schalten. Die 8-Wege-Sportsitze mit hohen, stark konturierten Seitenwangen bieten optimalen Halt. Das Bose@Surround Sound-System mit 665 Watt Gesamtleistung liefert das entsprechende Klangerlebnis. Individualität Der sportlich-luxuriöse Charakter der Porsche Cayenne Platinum-Edition Modelle zeigt sich nicht nur in Fahrleistungen, Spitzengeschwindigkeiten und Performance, sondern spiegelt sich auch in optischen Differenzierungsmerkmalen wider. Mit der Rennsport erprobten Keramikbremse, durch gelbe Bremssättel erkennbar, verfügen die Porsche Cayenne Platinum-Edition Modelle über eine Hochleistungs-Bremsanlage, die fadingstabil und besonders verschleißfest ist.
Rouven Springer (Porsche Verkauf), Martin Mairhofer (Porsche Markenleitung) und Melanie Grüll (Porsche Assistenz)
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FEMINISTISC H KULTURELL ER DISKURS FEMINIST CU LTURAL DIS CHAN TAL AKERMA COURSE N AND ANN ETTE MESSA GER
DER ESPACE CULTUREL LOUIS VUITTON MÜNCHEN PRÄSENTIERT MIT LES APPROCHES DIE POSITIONEN DER BELGISCHEN EXPERIMENTELLEN FILMEMACHERIN CHANTAL AKERMAN UND DER FRANZÖSISCHEN BILDENDEN KÜNSTLERIN ANNETTE MESSAGER.
Unter der künstlerischen Leitung der Fondation Louis Vuitton wurde die Ausstellung im Rahmen der kuratorischen „Hors-les-murs“-Projekte der Fondation konzipiert, die bislang kaum bekannte Sammlungsbestände in den Espace culturels Louis Vuitton in München, Venedig, Peking und Tokio zeigen. Damit unterstreicht die Fondation ihre Zielsetzung, internationale Initiativen zu realisieren und diese einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Les Approches setzt sich mit den existenziellen und autobiographischen Elementen, die dem Werk beider Künstlerinnen gemeinsam sind, auseinander – im Besonderen mit ihrer Suche nach einer verbesserten Repräsentation der Frau sowie dem Stellenwert weiblicher künstlerischer Positionen im erweiterten kritischen Kontext der bildenden Künste seit den 1970er Jahren. Die Ausstellung zeigt Akermans Videoarbeit mit zwei Projektionen Femmes d’Anvers en Novembre (2008), eine visuelle Hommage an eine rauchende Frau: eine banale, alltägliche Handlung, die zu einem Leitmotiv in Akermans über 40-jähriger künstlerischer Praxis wurde. Indem sie die heikle Frage stellt, inwiefern Frauen über den eigenen Körper frei verfügen können, wird die Arbeit zu einer ausdrucksstarken Meditation über Grenzen und Begrenzungen, Fiktion und Narration sowie die Schnittstelle zwischen persönlicher Geschichte und kollektivem Gedächtnis. Malerischer Duktus sowie atmosphärische Tiefe der Arbeit erinnern an den französischen und amerikanischen film noir, in dem das Kinematografische mitunter Vorrang vor dem Handlungs- und Erzählstrang besitzt. Das Werk steht paradigmatisch für Akermans Pionierarbeit, im Medium der Videoinstallation Kino und visuelle Kunst verschmelzen zu lassen.
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Massagers Ma collection de proverbes (2012) umfasst dreizehn klischeehafte, negativ auf Frauen bezogene Sprichwörter, ausgestellt als Stickereien in entomologischen Schaukästen. Die Verbindung des weiblichen Mediums der Handarbeit mit einem der Zoologie entlehnten Präsentationsmodus verleiht der Arbeit einen gleichermaßen provozierenden als auch humorvollen Charakter, und hinterfragt Fakt oder Fiktion der Aussagen. Das titelgebende Werk Les Approches (1973) ist ein aus archivarischen Studien hervorgegangenes Künstlerbuch, bestehend aus einer Sammlung von kategorisierten Schwarz-Weiß-Fotografien expliziter, männlicher Posituren. In Mémoire-Robots (2015) werden die beiden Wörter des Titels einander gegenübergestellt. Der schwarze Schleier, der das erste Wort umhüllt, evoziert intime, eng mit dem Gewebe unseres Lebens verflochtene Erinnerungen. Der zweite Begriff hingegen wird in intensiven, farbigen Buchstaben aus Plüschtieren präsentiert und scheint die Vorstellung einer vergangenheitslosen Maschine, die imstande wäre, den Menschen zu ersetzen, in ein trügerisch harmloses Licht zu tauchen. Ergänzt werden diese Arbeiten von drei für Messager charakteristischen Skulpturen, die aus Marionetten, Puppen, Masken, Tutus, Stoffen und weiteren objets trouvés bestehen: beunruhigende, verstörende Sinnbilder einer Umkehrung und eines Umbruchs von Identitäten und Existenzen, denen ein makabrer Humor anhaftet. Mit Les Approches präsentiert der Espace culturel Louis Vuitton München die erste von zwei für das Jahr 2016 geplanten Ausstellungen, die außergewöhnlichen weiblichen künstlerischen Positionen und deren Beitrag zum zeitgenössischen Diskurs gewidmet sind. 1 Fassade Espace culturel Louis Vuitton München
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2 Ma collection de proverbes, 2012, Environment, Installation / Environment, installation,
Edition 18/24, Jeweils / each 35 x 28 cm, 15-teilige Arbeit aus bestickter Baumwolle /
15 pieces of embroidered cotton, Courtesy Fondation Louis Vuitton, Copyright:
Photo Fondation Louis Vuitton/Marc Domage, © Adagp, Paris 2016
3 Les femmes dʼAnvers en Novembre, 2008, Video installation with two projections:
“The Landscape” and “The square black and white portrait”
Courtesy Fondation Louis Vuitton © Chantal Akerman
4 Mémoires-Robots, 2015, Metallfaden, Netze, Stoff, Stofftiere / Iron thread, nets, fabric,
plush animals, 220 x 240 cm, Courtesy the artist and Marian Goodman Gallery, Copyright: Photo Annette Messager, © Adagp, Paris 2016
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INFO & CONTACT Espace Louis Vuitton München, Maximilianstrasse 2a, 80539 München, T +49 89 55 89 38 100, info_espace@de.vuitton.com,
Hours: Monday – Friday, noon – 7 pm; Saturday, 10 am – 6 pm, Free admission 1
THE ESPACE CULTUREL LOUIS VUITTON MÜNCHEN PRESENTS LES APPROCHES, SHOWCASING THE ARTISTIC POSITIONS OF THE BELGIAN-BORN EXPERIMENTAL FILMMAKER CHANTAL AKERMAN AND THE FRENCH VISUAL ARTIST ANNETTE MESSAGER.
Programmed and produced under the artistic direction of the Fondation Louis Vuitton, the exhibition is part of the Fondation’s „Hors-les-murs“ project, introducing previously unseen holdings of its collection at the Espaces culturels Louis Vuitton in Munich, Venice, Beijing, and Tokyo, thus carrying out its intent to realize international projects and make them accessible to a broad public. Les Approches examines existential and autobiographical elements that form a common thread in artists’ oeuvres, including their mutual quest to improve both representations of women and the position of female artists in the broader critical context of the visual arts since the 1970s. The exhibition shows Akerman’s double-screen video projection Femmes d’Anvers en Novembre (Women from Antwerp in November, 2008). It is a visual homage to a woman smoking: a banal quotidian activity and a leitmotif of Akerman’s forty-year artistic practice. Posing the thorny question of women’s ultimate freedom over their bodies, the work is an evocative meditation on borders and boundaries, fiction and narrative, and the intersection of personal history and collective memory. Its rich, painterly atmosphere references French and American film noir, in which cinematography is sometimes prioritized over plot and narrative. The piece exemplifies Akerman’s pioneering work in merging the worlds of cinema and the visual arts through video installation. Messagers Ma collection de proverbes (2012) showcases thirteen cliché and demeaning statements about women, conceived as embroideries contained in entomological display cases. The work is both provocative and humorous, combining the quintessentially feminine medium of needlework with a zoological display system, thereby questioning the status of the sewn proclamations as fact or fiction. The exhibition’s namesake work, Les Approches (1973), is an artist’s book emerging from archival explorations. It contains a collection of black-and-white photographs of male attitudes, organized into categories. Mémoire-Robots (2015) juxtaposes the two words of its title. The black veil covering the first term suggests intimate, remembered moments, deeply interwoven in the nets of our lives. The second term is presented in colourful, plush, toylike letters, making the idea of machines without a past, with the power to replace humans, seem deceptively innocuous. These are complemented by three of Messager’s signature sculptures made from marionette puppets, masks, tutus, and other fabrics and found objects, which generate an atmosphere of disquiet, macabre humour, reversed identities, and existential upheaval. Les Approches is the first of two monographic exhibitions scheduled to take place at the Espace culturel Louis Vuitton München in 2016 to celebrate female artistic ingenuity.
Louis Vuitton, Copyright: Photo Fondation Louis Vuitton/Marc Domage,
© Adagp, Paris 2016
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ventriloquist dummies, trolley on wheels, blanket, wood, metal, Courtesy Fondation
6 Les Approches, 1973, Buch / Book, Exemplar / Copy 30/30, Dimensionen / Dimensions: 30,4 x 12,5 x 2,4 cm, Courtesy Fondation Louis Vuitton, Copyright: Photo Fondation
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Louis Vuitton/Marc Domage, © Adagp, Paris 2016 7 La petite ballerine, 2011, Skulptur / Sculpture, Unikat / Unique
Dimensionen variabel / Variable dimensions: 50 x 100 x 100 cm
Mixed media, Courtesy Fondation Louis Vuitton, Copyright: Photo Fondation Louis Vuitton/Marc Domage, © Adagp, Paris 2016
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Mixed media, Zwei Bauchredner-Puppen, Transportkarren, Decke, Holz, Metall / Two
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5 Mes transports, 2012 - 2013 Skulptur / Sculpture Unikat / Unique, 72 x 64 x 51 cm,
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Was hat Sie inspiriert, Fotograf zu werden? Geschichtenerzählen und Bilder haben mich immer schon interessiert – sowohl einzeln als auch in ihrer Kombination, von klassischer Literatur über Malerei bis hin zu Graphic Novels und natürlich Fotografie. Fotografie war für mich die perfekte Verschmelzung all dieser Dinge, und ein Medium mit schier unendlichen Möglichkeiten. Haben Sie eine Ausbildung in Fotografie abgeschlossen? Ich habe die New England School of Photography in Boston besucht. Welchen Aspekt Ihrer Arbeit würden Sie als so etwas wie Ihre persönliche Mission definieren? Ob ich eine persönliche Mission habe, kann ich so nicht beantworten. Wie auch die Fotografie selbst, entwickeln sich mein Stil und meine Mission laufend weiter. Im Mittelpunkt steht für mich stets eine Vorstellung von Erinnerung und persönlicher Geschichte. Wenn wir das als Konstante betrachten wollen, hat meine Arbeit bisher viele Ausprägungen gefunden: als bildende Kunst, Dokumentar- und Reisefotografie, sogar als kommerzielle Fotografie. Dabei versuche ich aber immer, innerhalb meines Rahmens der Erinnerung und der persönlichen Geschichte zu bleiben.
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Wie hat sich Ihre fotografische Arbeit im Laufe Ihrer Karriere entwickelt? Ich finde mich heute mit meiner Arbeit viel besser zurecht als früher und habe wesentlich mehr Selbstvertrauen. Ich denke, das beruht auf Erfahrung. Meine Arbeit ist mit Sicherheit internationaler geworden – ich reise durch die ganze Welt, da ist das gewissermaßen unvermeidlich. Das gesamte Spektrum ist breiter geworden und weniger begrenzt, wobei vermutlich auch das auf Erfahrung und Alter zurückzuführen ist. Als Student versuchte ich meine Professoren zu imitieren, da sie damals mein unmittelbarer Einfluss waren. Als ich diese Stufe überwunden hatte, konnte ich meine Persönlichkeit als Fotograf entdecken und musste mich nicht mehr ausschließlich auf das verlassen, was ich als für Kunst-, Dokumentar- oder redaktionelle Fotografie angemessen hielt. All das sind Disziplinen, die im schlechtesten Fall durch selbst auferlegte Einschränkungen und etwas Herdenmentalität an Qualität einbüßen. Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben? Etwas dreckig mit kleinen Perlen der Perfektion unter all dem Schmutz. 3
Was war Ihrer Meinung nach die größte Revolution in der Welt der Fotografie? Die Digitalfotografie war und ist bahnbrechend und wird es auch weiterhin bleiben. Meine Lernkurve wurde damit halbiert, und mein Werdegang als Fotograf verlief wesentlich schneller, als ich es mir jemals erwartet hatte. Sie fotografieren interessante Persönlichkeiten. Nach welchen Kriterien wählen Sie sie aus? Ich unterscheide nicht zwischen den Menschen, die ich fotografiere. Jeder Mensch sieht einzigartig aus, hat eine einzigartige Sicht der Welt und eine einzigartige Art, auf die Welt zu reagieren – all das versuche ich in meinen Porträts festzuhalten.
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Werden Ihre Werke ausgestellt, und wenn ja, wo? Meine Arbeiten wurden über die Jahre in vielen Sammelausstellungen gezeigt, und ich verhandle derzeit mit zwei Galerien in Boston über eine Soloausstellung später im Jahr. Welches Foto eines anderen Fotografen finden Sie besonders interessant? Ich bin ein großer Fan von Sally Mann, und einige ihrer Bilder von ihrer Familie und ihren Töchtern sind so übernatürlich schön, dass ich meine Arbeit einfach an den Nagel hängen möchte. Welche persönlichen Ziele haben Sie sich für die Zukunft gesetzt, und wie werden Ihre nächsten Schritte in Punkto Fotografie aussehen? Ich würde liebend gerne mit meinen bestehenden Kunden weiterarbeiten und selbstverständlich neue dazu gewinnen. Was mich persön-
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lich betrifft, so würde ich meine Arbeit gerne weiter entwickeln. Ich möchte mehr mit Film und Polaroids arbeiten und alte Verfahren und Techniken ausprobieren. Außerdem wünsche ich mir die Zeit, etwas esoterischere und tiefgreifendere Ideen auszuarbeiten. Und natürlich wäre es wunderbar, wenn ich ein noch breiteres Publikum erreichen könnte.
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AARON JOEL SANTOS Aaron Joel Santos is an independent editorial and documentary photographer, currently living in Bangkok. He grew up in New Orleans and studied in San Francisco and Boston before moving to Southeast Asia in 2007. He has also lived in Vietnam and Singapore, as well as Thailand. Most of his magazine work is for international publications like The New York Times, Time, Travel+Leisure Southeast Asia, INK Publishing, and a variety of others. Aaron Joel Santos, 842/432 Aspire Rama 9, Thanon Praram 9, Soi 2, Huai Kwang, Bangkok, 10310. Web: http://aaronjoelsantos.com/ Mail: a@aaronjoelsantos.com 1
What inspired you to become a photographer? I’ve always been interested in storytelling and imagery, both together and separately. From classic literature, to painting, to graphic novels, and, obviously, photography. I studied literature as an undergrad, and minored in graphic design. Photography for me was the perfect synthesis of all these things, and a medium where the possibilities for exploration felt really quite limitless. Did you study and train as a photographer abroad? I went to the New England School of Photography in Boston. What kind of aspect in your photography can you define as something like a personal mission? I don’t know about having a personal mission. As with photography itself, I feel like my style and mission are constantly evolving. Though always centered around this idea of memory and personal history. But if that’s the sort of constant, my actual work has gone through many filters: fine art, documentary, travel, and even commercial work. But within all of these, I try to stay within my framework, this idea of memory and personal history.
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How has your photographic work developed since the early days of your career? I’m a lot more comfortable with my work these days, more confident. But I think that just comes with experience. It’s more international, for sure, but that’s because I travel around the world for my work, so it’s kind of an inevitability. It’s become broader as well, less narrowly focused, but I think that, too, comes from experience and getting older. When I was a student, I mimicked my professors, because they were my most immediate sources of influence. Once I moved past that, I was able to figure out who I was as a photographer and not just rely on what I thought was appropriate for editorial, documentary, or fine art photography. All disciplines that can, at the worst of times, suffer from self-imposed restrictions and something of a herd mentality. How would you describe your own style? A little grungy with elements of perfection hidden somewhere under all that grit and grime. What has been the greatest revolution in the history of photography? The advent of digital photography was, is, and will continue to be groundbreaking. It cut my learning curve in half, and has helped me grow as a photographer much more quickly than I ever thought possible.
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Your subjects are also celebrities. What makes you pick them? I don’t make any distinctions between the people I photograph. Everyone has a unique look and a unique way of seeing the world and reacting to it, all of which I’m aiming to capture in a portrait. Can we see your work anywhere else? I’ve had work in numerous group shows throughout the years, and I’m currently in talks with two galleries in the greater Boston area about putting on a solo show later in 2016.
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1 Aaron Joel Santos 2 The Bayon 3 Cambodia Waterfall 4 Burmese Monk 5 In the Mountains of Northern Vietnam 6 Mai Chau Sunset 7 Masai Warrior All of the works are copyrighted ©Aaron Joel Santos 2016.w
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What are your personal goals for the future and your next steps when it comes to photography? I’d love to keep working with the great clients I’m currently working with, as well as gain new ones, of course. On a more personal level, I’d like to see my work reach new levels. I’d like to shoot more film and Polaroids and experiment more with some historical processes and techniques. I’d like to find time in my schedule to explore some more esoteric and far-reaching ideas. And of course I’d like to see my work reach a larger audience. I’d like to work on a few collaborative projects, both with other photographers and with organizations that are doing work I respect around the world.
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Which photo from another photographer impresses you the most? I’m a huge fan of Sally Mann, and some of her images of her family and her daughters are so beautiful and otherworldly they make me want to give up on photography entirely.
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zurückgegriffen. „Im Gegensatz zu früher bleiben die Kiele heute fast durchwegs naturweiß; nur für kleine Kontraste werden einzelne Federkielfäden vor der Verarbeitung mit Lebensmittelfarben HANDWERK WIE DAS DES FEDERKIELSTICKENS ZU BEHERRSCHEN. rot, gelb oder grün eingefärbt“, erklärt Thaler. Mit spitzer Feder und weißer Tusche werden die traditionsreichen Motive auf das Ulrich Thaler, Jg. 1978, braucht nicht viele Handwerksgeräte, um gefirnisste braune oder schwarze Leder aufgetragen, bevor die aus Rinds- oder Kalbsleder und den Kielen von Pfauenfedern wahre Schlitze für die Stickerei schräg eingestochen werden. Dann werden Kleinodien zu zaubern: eine Ahle mit flach zugeschliffener Spitze, die zugespitzten Federkielsteifen ohne Nadel so durchgeführt, dass Punziereisen, ein eigenes scharfes Messer zum Spalten der Federjeweils die glänzende Seite nach oben und die matte nach unten kiele und eine kleine Werkbank aus Holz. Auch das alles selbst gezeigt. „Ein möglichst breiter, reich bestickter Gurt galt seit jeher macht. Die perfekt aufgeräumte, saubere kleine Werkstatt, in der als Statussymbol“, erklärt Ulrich Thaler, der zu bedenken gibt, dass Ulrich zusammen mit seinem Vater Johann, seinen Geschwistern der Wert eines solchen Einzelstückes bereits vor 200 Jahren bei 2−3 Andrea und Georg und ihren Mitarbeiter/innen diese Kleinkunstguten Milchkühen oder 2 Pferden lag. Bis zu 2 Jahren dauert die werke in 100-prozentiger Handarbeit fertigt, liegt in Sarnthein im Wartezeit für einen reich bestickten Trachtengurt, in den bis zur Sarntal, das sich nördlich der Südtiroler Hauptstadt Bozen Richtung Fertigstellung an die 100−200 Arbeitsstunden investiert werden. Die Sterzing zieht. Seit ca. 150 Jahren wird hier dieses Kunsthandwerk Herstellung des Trachtengurts für Männer − Fatschen, Blattlranzen, gepflegt. Auch wenn federkielgestickte Gebrauchsgegenstände und Riemen und Doppelzwickel, wie sie je nach Gegend, Form und Trachtenteile außer in Tirol auch in Oberbayern, in Oberösterreich, Machart genannt werden − ist nach wie vor die Königsdisziplin der in Salzburg und im Kärntner Gailtal eine lange Tradition haben, so Federkielstickerei. Allen gemeinsam ist eine von Hand gravierte findet sich das Zentrum der Produktion heute eindeutig im Sarntal. Messing- oder Silberschließe. Aber auch federkielgestickte TrachtenDie Federkielstickerei erfordert Kunsthandfertigkeit, Kreativität, schuhe, Geldtaschen, Glocken- und Schellenriemen, Gürtel und ein scharfes Auge und nicht zuletzt jahrelange Übung und Erfahrung. Gürtelschnallen, die so genannten „Metzgertaschen“, HochzeitsDer in Südtirol anerkannte Lehrberuf des Federkielstickers beruht alben, Speisekarten und Schlüsselanhänger entstehen unter den auf einer 4−5-jährigen Lehrzeit. Aber für Ulrich Thaler ist auch geübten Fingern der Meister ihres Fachs. „Meinem Großvater, der die Auswahl der traditionsreichen Motive und deren Symbolik das Kunsthandwerk des Federkielstickens nach dem 2. Weltkrieg wichtig. „Auf den historischen Stücken finden sich oft Symbole erlernt hat und der es als erstes hier im Tal hauptberuflich ausgeübt für die Bauernschaft und Zunftzeichen, wie die der Zimmerleute, hat, steht das Verdienst zu, diese Technik verfeinert zu haben“, Schreiner, Metzger, Fuhrleute oder der Innflößer“, erklärt er, erzählt Ulrich Thaler. Weiter perfektioniert hat sie dann sein Vater „aber auch Sinnsprüche, religiöse und Jagdmotive, Löwen, Johann, der dieses Kunsthandwerk ebenso wie dessen Bruder Luis Adler, Salomonssiegel und Lebensbäume.“ Nicht selten haben die von Ulrichs Großvater Johann Thaler sen. erlernt hat. Rankwerke und Bordüren sogar klingende Namen wie „Laufender Hund“. Die Schwanzfedern von 60 Pfauen verarbeitet die Familie Thaler im Jahr. Wenn diese majestätischen Vögel zur Zeit der Mauser im Juli/August die Schwanzfedern verlieren, übergeben sie Bauern aus dem ganzen Land den Federkielstickern für ihre edlen Produkte. Nur bei Engpässen wird auch auf Pfauenfedern aus Tierparks MAN SIEHT IHM SEINE LEIDENSCHAFT, ABER AUCH DEN STOLZ DA-
RAUF AN, EIN SO SELTENES UND AUSSERGEWÖHNLICHES KUNST-
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MARGARETH LUN HOFFER Dr. Margareth Lun Hoffer − Jahrgang 1970, ist promovierte Historikerin. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt in der Zeitgeschichte, aber sie setzt sich auch mit der Tiroler Volkskultur sowie mit der deutschen Sprache intensiv auseinander. Lun ist Kulturreferentin des Südtiroler Schützenbundes, sie unterrichtet an einer Südtiroler Mittelschule Literarische Fächer und arbeitet als Lektorin für Fachliteratur. Ihre Publikationen und Referate haben den Schwerpunkt Geschichte Tirols, die NS-Zeit sowie die sechziger Jahre in Südtirol. Margareth Lun lebt in Eppan. Sie ist verheiratet und Mutter von drei Kindern. lun.margareth@gmail.com 1
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colouring, if we want to create small contrasts on single quills. The preferred colours are red, yellow, and green’, explains Thaler. A sharp HAVING MASTERED SUCH A RARE AND EXTRAORDINARY SKILL THE LIKES OF quill and white Indian ink are used to etch the traditional patterns on QUILLWORK EMBROIDERY. the varnished brown or black leather before the slit for the embroidery is inserted sideways. The sharpened quills are then passed through He was born in 1978 and doesn’t need that many tools to conjure the needle in such a way that the shiny part remains on top, while the beautiful jewels made from cow and calf leather or the quills of peaopaque one on the bottom. A possibly wider, richly decorated belt has cocks. All he requires are a bodkin with a flat, sharp end, Punziereisen, been a status symbol since time immemorial according to Ulrich Thaler; a sharp splitting knife for the quill and a small wooden working station. just think that such an individual piece would have cost you a good All handmade, of course. The perfectly tidy, clean, small workshop is 2 - 3 milk cows or 2 horses 200 years ago. There’s a 2-year waiting located in Sarntal, just north of South Tyrol’s capital, Bozen, towards list for such a richly decorated traditional belt, which can take as much Sterzing. Here, Ulrich works together with his father, Johann, and his as 100 - 200 working hours. The manufacturing of traditional belts for siblings, Andrea and Georg as well as their other colleagues, practimen – Fatschen, Blattlranzen, Riemen and Doppelzwickel, as they’re sing this 100% handmade craft. Quillwork embroidery is a 150-yearcalled based on the area of origin, shape, and design – is still the king old preserved tradition so, although quillwork embroidered tools and discipline of quill embroidery. All of the belts feature a hand engraved clothes have a long-standing tradition outside of Tyrol in the upper regisilver or brass clasp. The experienced fingers of these master craftsmen ons of Bavaria, Austria, and in Salzburg, the Gail Valley in Carinthia, also produce quill embroidered traditional shoes, laces for bells, belts the heart of the production is indubitably in Sarntal. and belt clasps, so called ‘Metzgertaschen’ (butcher’s bag), wedding albums, menus, and keyrings. ‘My grandfather was taught the craft of Quill embroidery requires craftsmanship, creativity, a sharp eye and, quill embroidery after WWII; he was the first in the valley to make this last but not least, years of practice and experience. The profession of an actual job, so he has to be applauded for refining the technique,’ quill embroiderer is a recognised one in South Tyrol and requires a recounts Ulrich Thaler. His father Johann then fine-tuned it even more 4-to-5 year apprenticeship. Ulrich Thaler also believes that the choice and, just like his brother Luis, learnt the trade from Ulrich’s grandfather. of traditional patterns and their symbology is also quite important. ‘The historical pieces often carry symbols representing farming activities, and guilds such as carpenters, joiners, butchers, carters or innkeepers; but they also featured aphorisms, religious and hunting patterns, lions, eagles, Solomon’s seal and trees of life’, he explains. It’s not that rare 1 Margareth Lun Hoffer to stumble upon stitches and patterns with funny sounding names such 2 Schwanzfeder eines männlichen Pfaus as ‘running dog‘. The Thaler family processes the tail feathers of 60 3 Auch die Werkzeuge sind handgemacht peacocks a year. When these majestic birds lose their tail feathers 4 Jedes Werk ist ein Einzelstück during the moult in July/August, farmers from all over the province hand 5 Thalers Kunstwerke: Brieftaschen, Gürtel, Schuhe them over to the quill embroiderers to make their refined products. It’s 6 Ein Meister seines Fachs: Ulrich Thaler only during bottleneck periods that the family also uses peacock fea7 Reich bestickter „Ranzen“ (Gurt) und Sarner „Krax“ (Hosenheber) thers from the zoo. ‘Contrary to the past, today the quills are nearly all 8 Handarbeit bis ins kleinste Detail white as nature commands; we only add a coloured hue, using food WHEN MEETING ULRICH THALER, TWO THINGS STRIKE YOU RIGHT FROM
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pastos, der Pinselduktus variabel, da er abhängig ist vom Motiv, vom Licht und von den Gemütszuständen des Künstlers. Charakteristisch für Ratzek ist sein untrügliches Gespür für bunte, BACH AM BODENSEE. leuchtende Symphonien aus hellen und auch grellen Farben, die im Betrachter positive Gefühle wecken, gute Laune und WohlbefinSein künstlerisches Credo ist der Farbismus. Ein Terminus, der sich den erzeugen. Die unangefochtene Lieblingsfarbe ist Gelb, nicht aus dem Wort Farbe und der Eponur weil es eine königliche Farbe ist, die sich der thailändische König Bhumibol zu eigen machte, sondern weil Ratzek überzeugt che des Kubismus (1907 - 1915) ist, dass kein anderer Farbton eine vergleichbare Leucht- und zusammensetzt. Kunst, Design, Strahlkraft besitzt. Kreativität, Fortschritt, innovative Im Zusammenhang mit dieser außergewöhnlichen Begabung für Technologie, Modernität, NachhalFarbkompositionen muss Ratzeks Kompositionstalent für moderne, tigkeit und Umweltbewusstsein dogeometrische, vom Kubismus beeinflusste Formen hervorgehoben minieren Ratzeks Alltag. Sein Gewerden. Nicht von ungefähr ist sein künstlerisches Credo: der Farsamtwerk wird von revolutionären Ideen und Konzepten geprägt und bismus, ein Portmanteauwort, das sich aus dem Wort Farbe und dem getragen. Wolfgang Ratzeks Bilder Wort Kubismus (Kunstepoche 1907-1915) zusammensetzt. spiegeln gleichfalls seine starke AfRatzeks künstlerisches Schaffen ist ein permanent aktiver Prozess, der sich keinen Diktaten unterwirft. Für ihn gibt es keine etikettierfinität zur Moderne und zu geometrischen Formen wider. te Kunstschublade. Seine Darstellungsweise ist präzise – aufgelöst, dominant – zurückhaltend, extrovertiert – introvertiert. Die Bewahrung der eigenen Identität ist dem Künstler nicht nur Die Anfänge von Ratzeks Entscheiwichtig, sondern hat Priorität. Gelegentlich jedoch lässt er autodung für die Kunst und seine individuelle Entwicklung zum Künstler biographische Elemente in seine Werke einfließen, um durch die liegen in der Mitte der neunziger Offenlegung gewisser persönlicher Details eine beabsichtigte Nähe Jahre des vergangenen Jahrhunderts. zum Betrachter zu erreichen. Der Künstler Wolfgang Ratzek, ein Dank einer zufälligen Begegnung, feinfühliger, liebenswerter, interessierter, suchender und im posiführte ihn eine Künstlerin aus seitiven Sinne stets neugieriger Mensch, zieht seine Kraft und seine Inspirationen aus dem Alltagsleben, aus vorherrschenden Trends, ner Heimatregion in die Welt der Farben und Formen ein und es aus der klassischen Musik – er ist ein begeisterter Geiger – aus entstanden erste Bleistiftzeichnungen von Eiskristallen und von dem Wassersport und aus der Schönheit und der Tradition seiner Uferlandschaften des Bodensees. Langsam tastete sich Ratzek an Heimat. Sozial- und umweltkritische Fragen sind Bestandteil seiner unterschiedliche Materialien und Stilrichtungen heran. Paul Klee, Lebens- und Kunstbetrachtung und seines künstlerischen Schaffens, Jackson Pollock, Gerhard Richter, Willem de Kooning und Ferdidenn was die Sprache nicht auszuleuchten vermag, kann die Kunst nand Léger setzten auf dem Weg seiner künstlerischen Selbstfin„expressis verbis“ zur Darstellung bringen. Als passionierter Segler dung die entscheidenden Akzente. Die imaginative Kraft, die die und Angler ist er Zeitzeuge einer brutalen und radikalen Zerstörung Meisterwerke seiner Vorbilder verströmten, verstärkten Ratzeks des ökologischen Gleichgewichts. Diese fortschreitende Ausrottung Entschluss, Künstler zu werden. Zunächst experimentierte er mit von Fauna und Flora will Ratzek mit seiner Kunst ungeschminkt Buntstiften, Ölkreiden und Acrylfarben. Unterschiedlichste Strukdarstellen und den Menschen den Spiegel der Umweltzerstörung turen und faszinierende außergewöhnliche Effekte wurden durch die vorhalten. An den Ufern des Bodensees sammelt er für seine KonAnwendung von Teigschaber, Schwamm und Spachtel erzielt.Langsam kristallisierte sich die Vorliebe des Künstlers für die Ölfarbe zeptkunst den für Natur, Mensch und Tier todbringenden Müll. Die heraus, die seine Werke zu dominieren begann. Für ihn bedeuten Öl daraus entstehenden Collagen und Plastiken befriedigen weder äsund Leinwand die perfekte Symbiose, eine „Traumehe“ schlechthin. thetisch-künstlerische Erwartungen noch bieten sie sinnliche EntDas Keilrahmenmaß seiner Ölbilder beträgt im Durchschnitt 100 x spannung wie - die bereits erwähnten - leuchtenden Farbharmonien, 120 Zentimeter. Ein weiterer wichtiger Teil seiner Kunstkonzeptisie zeigen vielmehr den dualistischen Charakter in Ratzeks Schafon sind neben den Ölbildern Plastiken, Gouachen, Aquarelle und fen, der die Menschen wachrütteln und zum Umdenken „zwingen“ Zeichnungen auf Hochglanzfotopapier. Der Farbauftrag ist meist will – nach dem Motto „Kunst ist stille Revolution“. WOLFGANG RATZEK (*28. JUNI 1963
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KONSTANZ) - EIN TALENT AUS ALLENS-
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ISABELLE MEREB Die Autorin Isabelle Mereb erwarb nach dem Studium der Kunstgeschichte, Romanistik und Ägyptologie den Auktionator. Seit über einer Dekade arbeitet sie selbstständig für diverse Galerien, Auktionshäuser, Stiftungen und ist als Kuratorin für MilionArt tätig. 1
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to King Bhumibol of Thailand but because Ratzek is convinced that no other shade of colour possesses a comparable vibrating brilliance and HIMSELF WHICH STILLS HIS YEARbrightness. In connection with this special gift for colour compositions NING FOR CREATIVITY AND Ratzek’s further talent for modern geometrical form compositions influQUENCHES HIS TALENT AS WELL enced by cubisme must be emphasized as well. It is not for nothing that AS HIS INFINITE INSPIRATION. Ratzek’s credo is: Farbismus, a German portmanteauword composed HIS WORK INCLUDES THEMES of the word Farbe (colour) and the word Kubismus (cubisme, period of WHICH PLAY A KEY ROLE IN HIS art 1907-1915). LIFE AND ART SUCH AS CREAThe artist’s creative work is an unceasing permanent active process TIVITY, SUSTAINABILITY, AND without submitting to rules that means you cannot put him into an art ENVIONMENTAL CONSCIOUSdrawer with a special tag. His artistic way of presentation is precise – NESS. disintegrated, dominant – reserved, extrovert – introvert. The protection of his own identity is not only important for him but has The beginning of Ratzek’s deutmost priority. Occasionally, however, autobiographical elements can cision for art dates back to be found in his works by means of which he wants to achieve an intenthe middle of the nineties of ded closeness to people. The artist, Wolfgang Ratzek, a sensitive, lothe last century. Thanks to an vable, interested, searching und always positively curious man, gathers accidental meeting, a lady his strength and his inspirations from every day life, from prevailing artist of his native region intdominant trends, from classical music – he is an enthusiastic violinist - , roduced him to the world of from water sports and from the beauty and tradition of his home country. colours and forms and he starSocio-critical questions and the environmental pollution are an essential ted with the first pencil drapart of his life and his art. Being a passionate yachtsman und angler he wings of ice crystals and with has become a contemporary witness of the brutal und radical destrucviews of the banks of Lake tion of the ecological equilibrium. This progressive extinction of fauna Constance. Step by step Ratand flora is illustrated in an unvarnished way and he holds the mirror zek approached different styof destruction up to the people. On the beaches of Lake Constance les and materials. The artists he gathers for his works all the rubbish fatal for nature and creatures. Paul Klee, Jackson Pollock, The collages and sculptures made of this deadly litter neither satisfy the Gerhard Richter, Willem Kooning and Ferdinand Léger left their mark aesthetic expectations nor do they offer a sensuous relaxation like the on his self-improvement and their imaginative and magical powers of brilliant colour harmonies. They show the dualistic character in Ratzek’s attraction reinforced his decision to become an artist. Initially he expecreative work who does not only want to enjoy people but who wants rimented with coloured pencils, oil chalk and acryllic colours. Most difto wake them up and oblige them to start rethinking according to the ferent structures and fascinating extraordinary effects were achieved by motto: “art is a silent revolution”. applying dough scraper, sponge and spatula. Gradually the artist gave preference to the oil colours which began to dominate in his works. Oil and canvas – for him – mean the perfect symbiosis, just a perfect 1 Isabelle Mereb marriage. The measure of the stretcher frames is 100x120 centimetres 2 Pfingstochse, 100 x 140 cm, Ölfarben auf Leinwand, Mai 2013 on average. Another essential part of his art concept are besides his oil 3 Asien, 100 x 140 cm, Ölfarben auf Leinwand, Aug. 2012 paintings sculptures, gouaches, water colour paintings and drawings 4 Lollypop, 100 x 120 cm, Ölfarben auf Leinwand, Dez. 2015 on high gloss photo paper. The paint application is mostly pastose, the 5 Wolfgang Ratzek brushwork variable depending on the motive, the light and the mood 6 Farbismus, 100 x 140 cm, Ölfarben auf Leinwand, Mai 2014 of the artist. 7 Fischsterben, 50 x 64 cm, Steinfliese, Aluminiumblech, Angelhaken, Metall, Characteristic of Ratzek is his unerring feeling for colourful glowing Plastik, Netz, Kabel, Juli 2013 symphonies of bright and glaring colours which create positive emo8 Arbeiten auf glänzendem Fotopapier, 33 x 48 cm, Acrylfarben + Lebensmittelfarben tions, good mood and well-being in the people. The unchallenged faauf Hochglanz-Fotopapier, Nov. 2014 vourite colour is yellow not only because it is a royal colour according WOLFGANG
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IN ART A WAY OF EXPRESSING
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INFO & CONTACT Dr. Georg Huber, LL.M. ist Partner der Innsbrucker Rechtsanwaltskanzlei Greiter Pegger Kofler & Partner. Er hat in Innsbruck und Chicago studiert und ist sowohl in Österreich als auch New York als Rechtsanwalt zugelassen. Zu seinen bevorzugten Tätigkeitsgebieten zählen unter anderem IT- und IP-Recht, wobei er sich auch immer wieder mit urheberrechtlichen Fragen befasst. MMag. Barbara Rainer ist juristische Mitarbeiterin bei Greiter Pegger Kofler & Partner. Email: georg.huber@lawfirm.at, www.lawfirm.at
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„DAS KÜNSTLERISCHE SCHAFFEN, DIE
“THE CREATION OF ART, THE DISSEMINATION OF THE ARTS
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AND THEIR TEACHING IS FREE” (ART 17A STGG)
REN LEHRE SIND FREI.“ (ART 17A STGG)
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In Austria, freedom of the arts is a basic right guaranteed by the constituti-
Die Freiheit der Kunst ist in Österreich ein on. This means that in principle the state may not restrict neither methods, verfassungsrechtlich garantiertes Grundthe content nor trends in artistic activities. recht. Das heißt, der Staat darf grundThe difficulty is that art is a “dynamic term subject to change over sätzlich keine Einengung von Methoden, time”, which means that a definition of “art” is not possible (and also Inhalten und Tendenzen künstlerischer isn’t desirable). So what or who divides “art” from “non-art”? Qualifying Tätigkeiten vornehmen. something as “non-art” would mean the loss of the constitutional protection. Die Problematik liegt darin, dass Kunst An example is the “degenerate art” prohibited in the Third Reich. ein „dynamischer, zeitlichen VerändeTo avoid these difficulties and thus any judgment regarding art by the rungen unterworfener Begriff“ ist, und state, the definition of “art” is open. Basically, it includes every form of art, deshalb eine Definition von Kunst nicht regardless of whether it is generally considered as being art or not. Apart möglich (und auch nicht wünschenswert) from the traditional art genres such as visual arts, literature, music etc., ist. Wie und wer grenzt also „Kunst“ unconventional art forms (e.g. happenings, land-art or graffiti) are also von „Nichtkunst“ ab? Eine Qualifizieincluded. Consequently the happening at Vienna University in 1968 titled rung als „Nichtkunst“ würde den Verlust “Art and Revolution” went down in art history, although the average man des grundrechtlichen Schutzes bedeuten. probably didn’t see it as being art at the time. Als Beispiel mag die „entartete Kunst“ im It is just this open definition of art that allows “revolutions” in art and leaves Dritten Reich dienen. room for new developments, since art genres that are not socially recogUm dieser Problematik zu entgehen und nized are also entitled to constitutional protection. Art forms that may be damit ein „Kunstrichtertum“ des Staates contradictory to the spirit of the times must not be prohibited or prevented. zu vermeiden, ist der Kunstbegriff offen. Therefore, the scope of this constitutional right cannot be defined by the Er schließt grundsätzlich jede objektive term “art”, but essentially only by its limitations. Even artistic freedom has Kunstform ein, unabhängig davon, ob sie its bounds. Wherever art encroaches on the rights of others or on other allgemein als Kunst angesehen wird oder nicht. Neben den traditiconstitutional rights, there are limits. Of course, interests always have to be onellen Kunstgattungen wie bildende Kunst, Literatur, Musik etc. weighed when these limits are set and a (general) suppression of specific fallen auch unkonventionelle Kunstformen (z.B. Happening, land-art artistic movements must not be the result. oder Graffiti) darunter. So ist etwa auch das 1968 an der Universität Art is also subject to general law. This means that a pianist could be fined Wien unter dem Titel „Kunst und Revolution“ abgehaltene Happefor “excessive noise” for incessant practicing, provided that the right of a ning („Uni-Ferkelei“) in die Kunstgeschichte eingegangen, obwohl neighbor to quiet outweighs the right of the pianist to artistic freedom. This es damals von der „breiten Masse“ wohl nicht als Kunst betrachtet can only be decided on a case to case basis. wurde. In the cases of satire and caricature the right to dignity stands against the Gerade dieser offene Kunstbegriff ermöglicht „Revolutionen“ in der right to artistic freedom. Satire and caricatures are forms of art that highKunst und lässt Raum für Neues, weil auch gesellschaftlich nicht anlight injustices by distorting and exaggerating reality. However, they must erkannte Kunstformen den Schutz des Grundrechts genießen. Dem not go so far as to violate the essence of human dignity or the entire public Zeitgeist widersprechende Kunstformen sollen nicht verboten oder image and reputation of an individual. The “Böhmermann” case, which verhindert werden. Die inhaltliche Reichweite des Grundrechts kann also involves the right to freedom of opinion, is a good example. daher nicht über den Begriff der „Kunst“, sondern im Wesentlichen nur über seine „Schranken“ bestimmt werden, denn auch die künstlerische Freiheit ist nicht grenzenlos. Dort, wo Kunst in die Rechte Dritter und in andere Grundrechte eingreift, gibt es Grenzen. Freilich sind diese Grenzen immer im Wege einer Interessenabwägung abzustecken, ohne dass dabei eine (generelle) Unterdrückung spezifischer künstlerischer Richtungen erfolgen darf. Auch Kunst ist an die allgemeinen Gesetze gebunden. So kann die Verhängung einer Verwaltungsstrafe über eine Pianistin wegen „ungebührlicher Lärmbelästigung“ infolge unablässigen Übens gerechtfertigt sein, vorausgesetzt, das Recht der Nachbarn auf Ruhe wiegt schwerer als das Recht der Pianistin auf künstlerische Freiheit. Das kann nur im Einzelfall beurteilt werden. Bei Satire und Karikatur stehen einander das Recht auf Ehre und die Freiheit der Kunst gegenüber. Satire und Karikatur sind Kunstformen, „die durch Verzerrung und Übertreibung der Wirklichkeit Missstände“ anprangern. Das darf aber nicht so weit gehen, dass der Kern der menschlichen Ehre und Menschenwürde oder des gesamten öffentlichen Ansehens einer Person verletzt wird. Der Fall „Böhmermann, bei dem es allerdings auch um das Recht auf freie Meinungsäußerung geht, illustriert dies sehr schön. 1 Wiener Secessionsgebäude, Quelle: wikimedia.org
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